Erfahrungsbericht Auslandssemester Madrid

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Erfahrungsbericht Auslandssemester Madrid
Erfahrungsbericht: Auslandssemester an
der Universidad Europea de Madrid (UEM), WS 07/08
von Andrea Vas
Vorbereitung:
Vor einem Auslandssemester in Spanien sollte man jede Möglichkeit nutzen, seine
Spanischkenntnisse zu erweitern, sonst wird man es anfangs nicht so leicht haben. Die
Spanier sprechen nämlich wirklich sehr schnell und mit Englisch kommt man dort nicht sehr
weit.
Des Weiteren sollte man natürlich versuchen, sich im Internet vorab so viele Informationen
wie möglich einzuholen, da findet man wirklich vieles. Ob es allgemeine Infos über Madrid
sind, andere Erfahr ungsberichte oder sonstiges, es gibt online schon vieles zu erfahren.
Infos von der Uni selber habe ich sehr spät bekommen, begonnen mit der Kurswahl online,
Zeitpunkt einer Einführungsveranstaltung (kam 1 Woche vorher!) oder andere nützliche Infos,
mit manchen Stundenten lässt sich die UEM sehr viel Zeit. Hierbei kann ich auf das Studivz
verweisen, so komisch es sich jetzt anhört, aber über Gruppen usw. habe ich vorher mit
einigen Studenten Kontakt aufgenommen, die viel früher mit Informationen seitens der Uni
versorgt wurden und diese dann an mich weitergegeben haben. Sehr nützlich.
Irgendwann vor Beginn des Auslandssemesters jedenfalls bekommt man eine Mail, dass man
seine Kurse online wählen kann, hierzu später noch mehr. Außerdem soll man Angaben über
einige persönliche Daten machen, viel mehr gibt es vorher nicht zu regeln.
Ich habe außerdem noch ein Konto bei der Deutschen Bank eröffnet, die in Madrid einige
Geschäftstellen hat, bei denen man dann kostenlos an sein Bargeld kommt.
Ankunft:
Wichtig ist, wenn möglich, eine frühe Anreise. Das Semester begann bei mir am 5. September
und ich bin bereits am 1. August angereist. Zum einen, um mir in Ruhe eine Wohnung suchen
zu können (das Wohnen in Studentenwohnheimen wie bei uns ist in Madrid nicht üblich),
zum anderen um noch einen Sprachkurs zu machen.
Die ersten Tage habe ich in einem Hostel verbracht. Eine Wohnung hatte ich nach ca. 5 Tagen
gefunden, allerdings ist das bei dem Wohnungsangebot in Madrid nicht immer so schnell zu
schaffen. Je früher man anreist, desto größer die Auswahl. Es gibt viele Seiten, bei der täglich
neue Annoncen für WG-Zimmer erscheinen. Einige davon sind: www.pisocompartido.com,
www.easypiso.com, www.segundamano.es. Man sollte sich natürlich schnell eine spanische
Handykarte und noch dazu ein Abono (Monatsticket) besorgen, um sich dann auf die
Wohnungssuche begeben zu können. Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass
der Wohnungsstandard in Madrid nicht ganz dem deutschen entspricht, und dass man
manchmal das Gefühl haben wird, dass manche Leute auch ihre Besenkammer vermieten.
Kleine, dunkle Zimmer sind keine Seltenheit. Mit 320 € Miete muss man in jedem Fall
rechnen, je näher man am Zentrum wohnt, umso teurer. Im unmittelbaren Zentrum zahlt man
dann für ein kleines WG-Zimmer 400 – 450 €.
Der Sprachkurs, den ich an einer der vielen privaten Sprachschulen gemacht habe (ic h habe
mich für die Sprachschule Sampere entschieden) ging über drei Wochen, 4 Stunden täglich.
Für den Anfang war dies genau das Richtige, zum einen um sich an die Sprache zu gewöhnen
und rein zu kommen, zum anderen um Leute kennen zu lernen. Nachteil war der stolze Preis
von über 600 €.
Uni:
Die UEM ist eine Privatuni, die ca. 20 km außerhalb von Madrid, in Villaviciosa de Odón.
Man erreicht sie von Madrid aus, indem man mit der Metro bis zur Haltestelle Princípe Pío
fährt, und dann mit der Buslinie 518 noch mal ca. 40 Minuten weiterfährt. Man benötigt dafür
übrigens das Abono B2, wenn man in Madrid wohnt, dieses kostet 56 € im Monat.
Es gibt auch einige Austauschstudenten, die es daher bevorzugen, in Villaviciosa selber zu
wohnen. Dies ist ein schicker kleiner Vorort von Madrid, die Mieten sind sogar um einiges
günstiger, allerdings muss man sich bewusst sein, dass man dafür für jede kleine
Unternehmung in Madrid den Weg dahin auf sich nehmen muss (gerade im Bezug aufs
Nachtleben nicht sehr vorteilhaft). Für mich stand jedenfalls fest, wenn ich ein
Auslandssemester in Madrid mache, möchte ich auch in Madrid wohnen. Diese Entscheidung
habe ich auch nie bereut. An die Fahrt zur Uni gewöhnt man sich schnell, und man trifft
immer viele Bekannte im Bus oder knüpft sogar neue Bekanntschaften auf dem Weg zur Uni.
Der Campus besteht aus drei Gebäuden und ist sehr luxuriös, von Rechtswissenschaften über
Zahnmedizin bis Sport findet man alle Studiengänge auf dem Campus.
Es gibt zwei große Mensen, großzügige Sportanlagen und ein großes Fitnessstudio
(kostenpflichtig!).
Wie oben bereits angedeutet, läuft an der Uni einiges teilweise sehr chaotisch ab, ganz nach
dem typisch spanischen Motto: wenn nicht heute, dann halt morgen. Darauf sollte man sich
einstellen und sich dann nicht abschrecken lassen, irgendwie funktioniert trotzdem immer
alles. Wenn man als aufgeregte Deutsche regelmäßig ins International Office stürzt, um
irgendwas zu regeln, kriegt man meist nur ein „No te preocupes, no pasa nada“ zu hören.
In meinem Auslandssemester war ich im 5. Semester meines BWL-Studiums, im StudienVerlaufsplan im so genannten Basis-Hauptstudium. Da dieses sehr spezielle Kurse enthä lt und
ich auch noch nicht wusste, welche Schwerpunkte ich danach belegen möchte, konnte ich im
spanischen Vorlesungsverzeichnis keine Kurse mit inhaltlichen Übereinstimmungen finden.
Fazit war, dass ich keine Kurse angerechnet bekam, dies auch vorher wusste, und
dementsprechend auch meine Kurse mehr nach Interesse gewählt habe. Dafür endete das
Semester in Madrid früher als das in Köln, so dass ich Ende Januar pünktlich zur Klausurzeit
zurück nach Köln kam, und hier noch drei Klausuren mitgeschrieben habe. Dieser Weg ist
aber natürlich jedem selber überlassen.
Die Kurse in Spanien, die man bereits in Deutschland online gewählt hat, kann man sich die
ersten zwei Wochen anhören, und dann einmalig (!) seinen Stundenplan noch ändern. Da man
im Nachhinein nur schwer Kurse wählen kann, die man nicht von Anfang an in seinem
Stundenplan hatte, weil sie schon voll sind, empfehle ich vorher online so viele Kurse wie
möglich zu wählen und dann vor Ort auszusortieren.
Die Uni ist sehr verschult, Kurse sind in Klassengröße mit selten mehr als 30 Studenten,
Lehrer und Studenten duzen sich und überhaupt ist die Atmosphäre sehr familiär. Regelmäßig
werden alle paar Wochen Tests geschrieben, bei denen man mit wenig Vorbereitung gute
Noten schreiben kann, außerdem kann man seine Noten regelmäßig noch durch
Präsentationen und Vorträge aufbessern, als Erasmusstudent hat man also optimale
Voraussetzungen.
Da der Schwierigkeitsgrad der Kurse nicht mit unserem zu vergleichen ist und ich deshalb
leider sagen muss, dass man dabei nicht so viel lernen kann, empfehle ich, die Sprachkurse
der UEM zu nutzen. Dies sind für Austauschstudenten auch normale Vorlesungen, für die
man Creditpoints bekommt, allerdings sind sie kostenpflichtig. Ich habe den Kurs „Español
de los Negocios“ besucht, der mir sehr viel gebracht hat, dann gibt es außerdem noch den
„AVE-Kurs“, ein Sprachkurs der ebenfalls sehr zu empfehlen ist.
Ich habe insgesamt folgende Kurse belegt:
1. Español de los Negocios
2. Marketing Turístico
3. Recursos Territoriales Turísticos
4. Sponsorización y Marketing Audiovisual
Es gibt auch viele Kurse, die über zwei Semester gehen, die kann man trotzdem belegen,
bekommt dafür aber natürlich auch nur die Hälfte der Creditpoints. Meine Kurse waren alle
auf Spanisch, die Uni bietet jedoch auch einige englische Kurse an.
Die UEM nimmt jedes Semester sehr viele Austauschstudenten auf, als ich da war, waren es
ca. 600. Ein Drittel davon kam aus Brasilien, ein Drittel aus Mexiko, das andere Drittel aus
Europa. So findet man sehr schnell Anschluss, ich habe dort den Großteil meines
Freundeskreises für die Zeit während des Auslandssemesters kenne n gelernt. Kontakt mit
Spaniern hatte ich leider nicht viel, da muss man sich schon sehr anstrengen um Anschluss zu
finden. Sie sind zwar meist freundlich, wenn man Fragen oder ähnliches hat, von sich selbst
kommen sie aber nicht auf einen zu. Allerdings sollte man deshalb nicht beleidigt sein,
sondern sich fragen, ob man selbst in Deutschland anders ist, und auf Austauschstudenten
zugeht.
Freizeit:
Madrid ist wahnsinnig vielseitig und hat an Freizeitmöglichkeiten sehr viel zu bieten,
langweilig wird es einem dort nie. Es ist schade, nach 6 Monaten abzureisen, wo man doch
gerade sein Lieblingsrestaurant, seine Lieblingsbar und seinen Lieblingsclub entdeckt hat und
noch so viel entdecken wollte. Madrid hat alles zu bieten, von typisch spanisches Bars und
Restaurants, über ausgeflippte und bunte Orte bis hin zu schicken und noblen Locations.
Um hier nicht zu weit auszuholen, verweise ich auf Reiseführer, da findet man schon viele
Tipps.
Die Stadt ist sehr laut und lebendig, zur Ruhe kommt man höchstens an einem schönen
Sonntag beim Sonnen im Retiropark. Der spanische Lebens rhythmus ist ganz anders als
unserer, nachts lebt die Stadt teils noch mehr als tagsüber, was ursprünglich wahrscheinlich
auf das Wetter zurückzuführen ist. Im Sommer ist Madrid wahnsinnig heiß, so dass man
versucht, erst abends, wenn es etwas abkühlt, vor die Tür zu gehen. Aber auch im Winter
scheint quasi immer die Sonne, das macht die Spanier wahrscheinlich so froh und lebendig.
Euer Besuch (und der kommt sicher zahlreich, keiner lässt sich Madrid entgehen) wird sicher
genauso begeistert sein.
Empfehlen kann ich noch den „Guía del Ocio “, ein kleines Heft, das jeden Freitag für 1 € am
Kiosk erscheint, und eine Art Veranstaltungskalender ist, sehr nützlich um nichts zu
verpassen.
Außerdem kann von Madrid aus perfekt reisen, das sollte man auch nutzen. Ob in der nahen
Umgebung wie z.B. Toledo oder Segovia oder auch etwas weiteren Ferne wie Barcelona oder
Sevilla. So vielseitig wie Madrid ist auch der Rest von Spanien. Die günstigste Art zu reisen
ist dabei der Bus, so kommt man z.B. für nur 30 € nach Barcelona.
Fazit:
Madrid ist das optimale Ziel für ein Auslandssemester, da es einem zum einen die
Abwechslung, zum anderen die Herausforderung bietet, die die meisten Austauschstudenten
suchen. Man muss sich durch viele schwierige Situationen durchbeißen, kann aber hinterher
umso stolzer auf das Geschaffte zurückblicken und wird andererseits täglich durch das
aufregende Leben in der Stadt selber entschädigt.
Für Fragen stehe ich unter meiner Emailadresse ([email protected]) gerne zur
Verfügung.