Mein Auslandssemester an der Bond University Mai – August 2007

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Mein Auslandssemester an der Bond University Mai – August 2007
Hessen-Queensland Programm
Abschlussbericht
Mein Auslandssemester an der Bond University
Mai – August 2007
Die Entscheidung, einige Zeit in Australien zu verbringen, stand für mich schon lange fest. Als ich
von dem Hessen-Queensland-Programm erfahren habe, zögerte ich nicht lange mit der
Bewerbung. Die Freude war riesig, als ich erfahren habe, dass ich von der Komission ausgewählt
wurde, ein Semester an der Bond University zu studieren.
In Hessen studiere ich BWL an der FH Frankfurt und das Auslandssemester ist mein fünftes
Semester.
Das Vorbereitungstreffen
Im Oktober 2006 wurde in Wiesbaden ein Vorbereitungstreffen für alle Teilnehmer des HessenQueensland-Programmes veranstaltet. Dieses hat so eine große Vorfreude ausgelöst, dass ich am
Liebsten sofort losgeflogen wäre. Die hier von Frau Schöfisch und früheren Teilnehmern des
Programmes erteilten Informationen waren interessant und hilfreich. In netter Atmosphäre konnten
wir bei Kaffee und Kuchen bereits erste Kontakte knüpfen.
Bond
University
Vorbereitung
Das Studenten-Visum für Australien konnte ich im Internet beantragen und weniger als 24 Stunden
später hatte ich mein Electronic Visa schon im Email-Posteingang. Um sicher zu gehen, dass mir
meine in Australien belegten Kurse anerkannt werden, sprach ich im Vorfeld mit den zuständigen
Professoren und Koordenatoren und wir erstellten ein Learning Agreement. Ich buchte ich ein
Round-the-World Ticket der One World Allianz für 1800,-€ im statravel Reisebüro. Dort wurde auch
die günstigste Reise-Krankenversicherung für solch eine lange Zeit angeboten.
Bond University
„Bringing ambition to life“
„Don’t tell me the sky’s the limit,
There are footprints on the moon.” (Anon)
Ich habe ein Trimester an der Bond University studiert. Richtig, ein Trimester. Denn die Bond
University ist eine Privat-Universität für besonders ehrgeizige Studenten. Aufgrund von drei
Trimestern in einem Jahr und kurzer Semesterferien-Dauer, kann man seinen Bachelor bereits in
zwei Jahren absolvieren. Der Präsident sagte zur Begrüßung: „Wenn ihr Fragen habt, dann fragt
uns alles! Ihr bezahlt uns viel Geld; wir sind also sehr motiviert euch zu helfen.“
Internationale Studenten aus über 65 Ländern studieren an der Bond und machen 50% der
Studenten aus.
Die Bond University befindet sich außerhalb von Robina im Inland der Gold Coast und hat einen
schönen, gut strukturierten Campus. Aufgrund der Lage muss man mit dem Bus zu jeglicher
Infrastruktur fahren (Supermärkte, Bars, Strand etc).
Die Einrichtungen zeigen, dass diese Privat-Uni über viel Geld verfügt: Tennisplätze,
Schwimmbad, Whirlpool, Fitness-Studio, Beach-Volleyball-Plätze und Co.
Jeden Donnerstag treffen sich die Studenten bei „Thursday at Don’s“, dem Abend im Uni-Pub. Hier
kann man in typisch Australisch lockerer Atmosphäre mit Freunden ein Bierchen trinken oder neue
Kontakte knüpfen.
Die Bibliothek und die IT-labs sind gut mit PCs ausgestattet: zu einigen labs hat man sogar 24
Stunden Zugang. Neben akademischen Büchern gibt es auch Romane und DVDs zum Ausleihen.
Des Weiteren finden sich dort Arbeitsplätze für audiovisuelle Medien, wo man sich unter anderem
aufgezeichnete Vorlesungen anschauen kann, und Gruppenarbeitsräume.
Das Essen an der Uni ist überteuert – hier merkt man, dass man an einer Privatuni studiert mit
vielen Kindern reicher Eltern. Da der Cappuccino aber lecker ist, die Pancakes und Nachos auch,
und man ja ein Auslandssemester macht, sich also in einer besonderen Situation befindet, nimmt
man das in Kauf und gönnt sich regelmäßig diese Leckereien.
Gold Coast
Die Gold Coast ist meiner Meinung nach keine „typisch australische“ Gegend. Hier finden sich vor
allem australische und ausländische Touristen. Das Nachtleben erinnert an ein kleines Las Vegas.
Die Villen an den vielen künstlich angelegten Flüsschen und Kanälen sind ideenreich, vielfältig und
in den verschiedensten Stilen gebaut, fast alle mit Yacht oder Jet-Skis am eigenen Bootssteg vor
dem Anwesen.
Der Küstenstreifen mit Strand, Hochhäusern und künstlichen Kanälen, steht im krassen Gegensatz
zum Hinterland, das bereits einige Kilometer im Landesinneren beginnt. Hier stehen die Häuser
vereinzelt und Weite und Trockenheit sind die besten Begriffe um diese Steppenlandschaft zu
beschreiben.
Die Gold Coast ist Ausgangspunkt zu Ausflügen aller Dimensionen: es gibt riesige Freizeitparks
wie Dreamworld oder Wet’n’Wild Water World, den Tierpark Currumbin, in dem man mit Koalas
knuddeln und Känguruhs füttern kann, das Hippie-Dörfchen Nimbin, die Nationalparks Lamington
und Springfield, den Hintze-Staudamm und natürlich Strand und Wassersport in allen Variationen.
Trotz der Nähe (eine Stunde mit der Bahn) war ich nur einmal gegen Ende meines AustralienAufenthaltes in Brisbane. Assignments & Co haben nicht mehr zugelassen. Aber es war ein ganz
anderes Gefühl mal wieder in einer Stadt zu sein. Dieses kosmopolite Gefühl... auch die Leute sind
ganz anders.
Varsity Shores
Ich kam Anfang Mai an der Gold Coast an und zog in ‚Varsity Shores’ ein, eine Wohnanlage
ungefähr 5 Gehminuten vom Campus entfernt. In der Anlage gibt es zwei Pools, einen Whirlpool,
einen kleinen Fitnessraum, einen Fernsehraum mit Widescreen TV und eine BBQ Area. Das ganze
hat allerdings auch seinen Preis – ich hatte das kleinste Zimmer der WG und habe 155 A$ pro
Woche dafür bezahlt; wobei ich mir das Bad mit einer weiteren Mitbewohnerin geteilt habe. Ich
habe eine Fünfer - WG gewählt, damit ich möglichst schnell Kontakt zu Leuten schließen kann.
Allerdings war ich die erste die einzog und so kannte ich die ersten zwei Tage niemanden. Da die
Orientation Week erst eine Woche später losging, erkundete ich die Gegend auf eigene Faust.
Nach zwei Tagen lernte ich zum Glück zwei Mädels am Varsity Shores Pool kennen – Deutsche.
So sollte es dann auch während des gesamten Semesters weitergehen. Außerhalb der
Vorlesungen habe ich fast nur Deutsch geredet – und dass, obwohl ich immer der Meinung war,
dass ich nicht der Typ bin, der sich im Ausland an Landesgenossen hält. Da die Bond University
jedoch eine private und sehr internationale Universität ist, mit 50% Ausländeranteil, hatte man viel
mehr mit Deutschen als mit Australiern zu tun.
Nach und nach zogen dann eine Deutsche, eine Taiwanesin, ein Australier und ein Student aus
Bangladesh in das Haus ein.
Mein Zimmer ging hinten zum Garten hinaus und da ich fast den kompletten Tag am Schreibtisch
verbrachte, konnte ich immer den verschiedensten Vogelkonzerte lauschen. Es ist zu komisch,
welche Geräusche manche Vögel von sich geben. Regelmäßige Besuche von Kookaburras und
Lorikeets haben mich beim Lernen aufgemuntert.
Der Arbeitsaufwand
Ich habe ehrlich noch nie in meinem Leben so viel für die Uni getan wie in Australien. Das liegt
teilweise daran, dass ich in Deutschland an einer Fachhochschule studiere und sich unsere Kurs-
Note aus einer einzigen Klausur zusammensetzt und andererseits am australischen System und
an der privaten „ambition ambition“ Bond University.
Allerdings war es auch mein Ziel, gute Noten zu erhalten, da diese in meine Diplomnote einfließen
werden. Ich saß also den ganzen Tag, meist auch am Wochenende, zu Hause oder in der library
um assignments oder essays zu verfassen, in verschiedenen Gruppen zu Gruppenarbeiten zu
treffen oder Präsentationen vorzubereiten.
Alle Kurse, die ich belegt habe, sind Teil meines BWL-Studiums und werden mir voraussichtlich
anerkannt:
Market Research and Analysis?
Wie die Studenten, sind die Dozenten ebenfalls international. Mein Professor für Market Research
war ein Exchange Professor aus den USA. Er hat viel von seiner Arbeitserfahrung als
Marktforscher in die Vorlesung eingebracht, die sich nach einiger Zeit jedoch manchmal
wiederholten. Der Unterricht war jedoch interessant und der Dozent nett, zugänglich und fair. In
diesem Fach mussten wir jede Woche ein assignment einreichen.
Introduction to International Business
Dieser Kurs wurde von einem chinesischen Dozenten gehalten, der selbst schon in Australien
studiert hat. Allerdings war es anfangs sehr schwierig, sein Englisch mit dem chinesischen Akzent
zu verstehen. Die Themen des Kurses waren sehr interessant, von Kulturunterschieden über
Entsendung von Expatriates bis hin zu den verschiedenen Währungssystemen. Ganz zu Anfang
wurden wir in Gruppen eingeteilt, mit denen wir im Laufe des Trimesters zwei Präsentationen
ausarbeiten mussten. Zuerst dachte ich, es sei ein Nachteil, eine komplett deutsche Gruppe zu
haben. Aber nach schlechten Erfahrungen mit anderen Gruppen, schätzte ich das zügige und
zielstrebige Arbeiten mit gutem Resultat.
Introduction to International Relations
Dies war ein sehr anspruchsvoller Kurs, der eine Vorlesung und ein Tutorium umfasste. Das
Tutorium wurde jede Woche von einem anderen Studenten unseres Kurses gehalten. Dieser
arbeitete einen gut recherchierten Leitfaden aus, anhand dessen eine Klassendiskussion
entstehen sollte. Die Mitarbeit jedes Studenten wurde benotet. Weiterhin war ein Essay zu
schreiben, bei dem es sehr wichtig war, ein ‚Argument’ zu verfolgen.
Einer meiner vier gewählten Kursen war ein Postgraduate Kurs:
Communication Strategies
Jeder Student hat zwei Präsentationen und assignments ausgearbeitet, sodass der Dozent über
das ganze Semester nicht wirklich eine Vorlesung gehalten hat. Er ist meist am Schluss der
Vorlesung kurz seine Folien durchgegangen, mit den Kommentaren „Das hat xy schon in seiner
Präsentation erwähnt...“, „Das könnt ihr im Buch nachlesen“ etc.
Die Semester-Gruppenarbeit bestand darin, eine komplette Marketing-Strategie für eine
australische Biermarke zu entwerfen.
Die investierte Zeit hat sich gelohnt: ich bin zufrieden mit meinen Noten, bin auf der ‚Dean’s List for
Academic Excellence’ gelandet und in einem Kurs war ich sogar die Beste.
Reisen
Meinen Australien-Aufenthalt begann ich mit einem Besuch bei einer australischen Freundin in
Sydney. Ich kann den Besuch dieser Stadt jedem empfehlen, obwohl man dort mit gehobenen
Preisen rechnen muss.
In der Woche vor der Orientation Week, reiste ich mit einer Deutschen, die ich gerade kennen
gelernt hatte, an die Sunshine Coast und nach Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt.
Gegen Ende des Semesters kamen mich meine Eltern und mein Bruder in Australien besuchen
und wir reisten gemeinsam entlang der Ostküste bis nach Cairns. Ich kann jedem empfehlen, sich
so viel Zeit wie möglich zum Reisen zu nehmen, sei es vor Beginn oder nach Ende des
Auslandssemesters. Es ist beeindruckend von den Subtropen in die Tropen zu reisen, den
Wendekreis des Steinbocks zu passieren, Bananen-, Kaffee- und Teeplantagen zu besichtigen
und vor Ort angebauten Tee zu probieren. Eine Segeltour ist optimal um die Schönheit der 72
Inseln der Whitsundays zu bewundern, und weiter nördlich heißt es abtauchen um die Faszination
der Unterwasserwelt des Great Barrier Reefs kennen zu lernen.
Fazit
Trotz des hohen Arbeitsaufwandes bin ich froh, das Trimester in Australien absolviert zu haben.
Ich liebe Australien und kann mir gut vorstellen, dort zu leben. Außerdem bin ich der Meinung,
dass man mit dem australischen Bildungssystem viel lernt, da man kontinuierlich aufgefordert ist,
mitzulesen, mitzuarbeiten und am Ball zu bleiben.
Wenn man sich längere Zeit im Ausland befindet, merkt man, was einem an Deutschland fehlt, was
sonst selbstverständlich erscheint. Freunde und Familie, einige bekannte Strukturen und Abläufe,
und ganz besonders das Essen! Aber zum Glück gibt es ja Internet und skype und für das Essen
ALDI in Australien :)
Auf solch einer Reise erfährt man, was für ein Bild Deutschland in der Welt hat, wie viele Leute
Deutsch lernen und dass man stolz auf sein Land sein kann.
Allen, die sich für ein Trimester an der Bond University interessieren, kann ich empfehlen, das
Januar- oder September-Trimester zu wählen. Das Wetter ist im Sommer besser und auch an der
Uni ist mehr los, weil mehr Studenten da sind und das Aktivitäten-Angebot größer ist. But
remember: Queensland hat die höchste Hautkrebsrate der Welt! Always „slip, slop, slap“: slip on a
shirt, slop on sunscreen and slap on a hat!
Ulrike Neumann,
Studentin der FH Frankfurt