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HAGEL AKTUELL Trockenheit – die Herausforderung im Risikomanagement? Kommentar Wie gehen wir mit zunehmender Trockenheit um? Vorläufiger Geschäftsbericht 2015 Es hätte schlimmer kommen können MODIS Schadenregulierungs-APP Reif für die breite Praxis Thünen-Report 2015 Es wird deutlich trockener Foto: H. Dietrich Habbe November 2015 2 Wie gehen wir mit zunehmender Trockenheit um? Kommentar zum Jahr 2015 Spätestens seit Frühsommer, als das BMEL den Thünen-Report 2015 öffentlich vorgelegt hat, wissen wir definitiv, dass Hitzeperioden häufiger vorkommen und länger andauern. Und dass Trockenheit sowie Dürre zunehmen. Der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit über 600 Sonnenstunden und Hochsttemperaturen von mehr als 40°C hat uns einen Vorgeschmack gegeben, was uns wettertechnisch erwartet. Doch nicht überall in Deutschland war das Wetter einheitlich: Es wird kleinräumiger. Im Norden hat ausreichender Regen zu guten Ernten geführt, im Süden gab es von April bis Juni extreme Niederschläge – mit bedrohlichen Folgen für die Landwirtschaft. Das Wetter bestimmt zu 90 % den Ertrag. Wieviel davon ist dieses Jahr der Trockenheit zum Opfer gefallen? Im Einzelfall hohe Summen, mit persönlichen Schicksalen dahinter und Fragen, was wir tun können. Reicht es, Forderungen nach staatlicher Kompensationsleistung zu stel„Wer einen landwirtschaft- len? Oder bedarf es zusätzlicher bilateraler Versicherungen, die Haftung lichen Betrieb führt, der weiß, und Entschädigung regeln, und wissen, wie Schäden zu bewerten und welch großes Stück Freiheit es auszugleichen sind? Während der Ruf nach dem Staat die Landwirte in bedeutet, eigenverantwortlich die Opferrolle zwingt, bedeutet eine Versicherung, in die Eigenverantwor- zu handeln. Selbst darüber zu tung zu gehen und frei wie unabhängig nach Lösungen zu suchen. Die befinden, was wie zu entscheiden zu finden, ist ureigene Aufgabe von Versicherungen, besonders einer auf und wie den Herausforderungen Gegenseitigkeit wie unsere, die sich seit 190 Jahren auf das genossen- zu begegnen ist. schaftliche Prinzip beruft. Ein Grundsatz, der auf Schadensgemeinschaft, Angesichts der witterungsbedingten Schadensituation, in der Schulterschluss und Hilfe zur Selbsthilfe basiert, in der „einer für alle und alle für einen“ gelebt wird. sich betroffene Landwirte heute befinden, gilt es abzuwägen: Gibt Wie gehen wir nun mit zunehmenden Trockenheitsschäden um? es ausreichende Versicherungslö- Sich der Situation schnell und nachhaltig zu stellen und die Chance zu sungen mit definierter Leistung ergreifen, andere Wege zu gehen als bisher – das wünsche ich mir von und Haftung, oder springt der allen Beteiligten. Eine Versicherung allein kann die Mammutaufgabe, Staat verlässlich und berechenbar Trockenheitsschäden in der dargestellten Größenordnung abzufangen, in die Bresche? Oder gibt es einen nicht leisten. Eine Gemeinschaft, die eine öffentlich-private-Partnerschaft gemeinsamen dritten Weg? Dies darstellt und willens ist, die Folgen dieser Wettergefahr zu mildern, wie es mag jeder für sich nach seiner unsere Nachbarn in Österreich, Frankreich und den Niederlanden vorle- Erfahrungslage entscheiden!“ ben, kann es leisten. Was es braucht, ist der politische Wille, es rechtzeitig und gemeinsam umzusetzen. Dr. Rainer Langner Foto: H. Dietrich Habbe Es hätte schlimmer kommen können Vorläufiger Geschäftsbericht 2015 (bb) Die starken Hagelunwetter im Süden Deutschlands haben Mit rund 110.000 ha stieg die Versicherungsfläche um 2,4 %. sich nach dem Ausnahmejahr 2014 in voller Stärke zurückgemeldet. Hierzu hat neben dem Neugeschäft auch die Kölnischen Hagel Auch der Trend zu sehr frühen Schadensfällen im April und Anfang beigetragen, denn das 1853 gegründete Traditionsunternehmen Mai setzte sich fort. Im Juli führten nahezu tägliche Hagelschauer, hat seine Geschäftstätigkeit eingestellt und seine Bestände zu teils von Platzregen und Sturmböen begleitet, zu Schäden im Agrar- Jahresbeginn an die Vereinigte Hagel übertragen. Das Minus der bereich. Hitzegewitter am 5., 7., 18. sowie 22.Juli brachten Totalaus- Versicherungssumme um 0,5 % auf 8,3 Mrd. EUR liegt darin be- fälle, die Ersatzansprüche in Millionenhöhe auslösten. Insgesamt gründet, dass der Zuwachs an Versicherungsfläche die rückläufigen hielten sich die diesjährigen Schadenereignisse in moderaten Hektarwerte nicht ausgleichen konnte. Hier zeigt sich der Greening- Grenzen: Bei einem Inlandprämienaufkommen von 114 Mio. EUR und Effekt, Ackerflächen nicht in Produktion zu nehmen. einer Entschädigungsleistung von (vorläufigen) 73,7 Mio. EUR liegt die Schadenquote mit rund 65 % unter dem Schnitt der letzten zehn Als sehr erfreulich hat sich die Mehrgefahrenversicherung ent- Jahre. Damit ist die Saison 2015 wiederum als Unterschadenjahr zu wickelt. Mit über 2.000 Neuverträgen an Secufarm®3-Produkten deklarieren. Der erreichte Überschuss fließt erneut in die Rücklagen gegen Sturm- und Starkregenereignisse stieg die versicherte Fläche und kommt künftigen Schadenereignissen zugute. Dies lässt die um 5,1 % zum Vorjahr auf 396.000 ha. Vereinigte Hagel gestärkt und optimistisch in die Zukunft blicken. Das Auslandsgeschäft hat einen wertvollen Beitrag geleistet, die Die Hektarwerte als Ausdruck der Deckungshöhe pro Flächenein- leicht rückläufigen Tendenzen in Deutschland mehr als zu kompen- heit, fielen mit 2,8 % um durchschnittlich 51 EUR. Die Anbaufläche sieren. Die Versicherungsfläche erhöhte sich um 3,2 % auf 503.000 von Winterraps, dessen Anbaufläche aufgrund schwieriger Aussaat- ha. Dieser Erfolg gründet sich in erster Linie auf Zuwächse und bedingungen im Herbst 2014 gesunken war, ließ den Hektarwert für Geschäftserweiterungen in Italien, Lettland und den Niederlanden. Ölsaaten, die zweitwichtigste Kulturgruppe der Vereinigten Hagel, Im Gegensatz zum Vorjahresergebnis hat sich die Versicherungs- um 3,5 % sinken. Auch bei Getreide (minus 2,4 %) und Zuckerrüben summe mit 8,1 % auf 1,17 Mrd. EUR erhöht. Das Prämienaufkommen (minus 2,7 %) minderte sich die Kennzahl, die die Erwartung auf im Auslandsgeschäft erreichte mit 49,0 Mio. EUR einen erneuten sinkende Produktpreise widerspiegelt. Höchststand und ergab ein Plus von 10,5 %. 4 Trocken, verhagelt, nass und stürmisch – das volle Programm! Wetter und Schadenereignisse 2015 Das Wetter (dr) Der eher mild-feuchte Winter 2014/15 sorgte erst nach Weihnachten für geschlossene Schneedecken, die meist nur von kurzer Dauer waren. Regional wurden im Januar bereits Frühjahrsblüher gesichtet und an den Winterkulturen erste Wachstumsregungen beobachtet. Anfang Februar geriet Deutschland unter grauen Hochdruckeinfluss, der das Wetter bis zum Ende des zweiten Monatsdrittels bestimmte. Verbreitet gab es leichten bis mäßigen Frost, bodennah sogar mit Tiefstwerten unter -10°C. Beregnungen erforderlich Wie schon im Vorjahr war der Frühling 2015 insgesamt warm, sonnenscheinreich und trocken. Nach einem frühlingshaften März, der die landwirtschaftlichen Arbeiten in Schwung brachte, erforderte ein trockener April erste Beregnungen. Im Mai spitzte sich die Trockenheit in der Mitte Deutschlands zu, wohingegen es im Norden und Süden überdurchschnittlich viel regnete. Der Sommer 2015 wird in weiten Teilen Deutschlands mit seinem sonnigen Badewetter, verbunden mit rekordverdächtiger sengender Hitze und außergewöhnlicher Trockenheit, in Erinnerung bleiben. Im Norden und in Alpennähe war das Wetter eher mäßig mit reichlich Regen oder Gewitter, örtlich kam es zu Überflutungen durch Dauerregen. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,5 Grad °C und einer Abweichung von 2,2 Grad über dem Mittel könnte der Sommer als drittwärmster in die meteorologische Geschichte eingehen. Weite Teile Deutschlands erlebten im Juli und August die heißesten Tage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit Schweiß treibenden 35°C. Kitzingen meldete am 5. Juli mit 40,3°C einen neuen nationalen Temperaturrekord. Heftige Gewitter führten lokal zu Starkregenschäden und Überschwemmungen. Das seit Februar vor allem in der Mitte und im Osten Deutschlands herrschende Niederschlagsdefizit konnte der Sommer nicht ausgleichen. 5 Die Schäden Die ersten großen Hagelschäden sind erneut wieder früh Ende Wittenberg kam es zu Totalausfällen in Kernobst, Wein und Hopfen. April eingetreten. Waren im letzten Jahr das Lipper Land sowie der Der Hagelschlag war wie bei vielen Unwettern häufig von schwe- Niederrhein betroffen, hat am 27. April ein Unwetter die Landkreise ren Sturmböen begleitet. Die Regulierung hat ergeben, dass Betriebe, Zollernalb, Tübingen und Freudenstadt heimgesucht. Noch am Tag die ihre Bestände zusätzlich gegen Sturm (Secufarm®3) versichert danach glichen einige Hänge einer Winterlandschaft – flächende- haben, eine um 25 % höhere Entschädigungsleistung erhielten als ckend weiß von Hagelkörnern. In Dotternhausen waren Schneepflüge ausschließlich gegen Hagel versicherte. unterwegs, um die bis zu 10 cm dicke Hagelschicht von den Straßen zu räumen. Bayern wieder schwer getroffen Nach dem ungewöhnlich schadenarmen Jahr 2014 wurde der Sü- Totalschäden durch Maiunwetter den wieder stark gefordert. Die schwerste Gewitterfront bildete sich Im Mai traf es die Mitte und den Norden Deutschlands mit rund in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli und zog von Baden-Württemberg 10.000 ha schweren Schäden im Kreis Göttingen, auf einer Linie bis nach Tschechien. Von Südwesten her kommend verwüsteten die zwischen Hildesheim und Magdeburg sowie in Mecklenburg-Vorpom- Unwetter Ackerkulturen in einem 80 km breiten und 200 km langen mern. Über Teilen Süddeutschlands wütete kurz vorm Himmelfahrts- Streifen. In Oberbayern wurden insbesondere Eichstätt, Schroben- tag das nächste heftige Unwetter. Am Abend des 13. Mai gingen am hausen und Pfaffenhofen getroffen, so dass auch in Deutschlands Kaiserstuhl tischtennisballgroße Hagelkörner nieder und zerstörten größten Hopfenanbaugebiet wieder heftige Schäden entstanden rund 300 ha Rebfläche sowie Erdbeeren und Kernobst. sind. Es bestätigte sich erneut, dass es praktisch keine hagelfreien Gebiete gibt, nicht nur in Bayern. Kein Juli-Tag ohne Schadenmeldung Platzregen, Hagelschlossen und Orkanböen haben Anfang Juli der Ein großer Dank gilt allen Sachverständigen, denen es gelungen Landwirtschaft Millionenschäden zugefügt. Wie so oft erwiesen sich ist, die Schäden, besonders die während der Erntezeit, schnell und die Mittelgebirge als Quellgebiet besonders intensiver Gewitterzellen, sorgfältig zu regulieren. Auch der intensive Einsatz der mobilen, di- die sich im Südwesten zu mehreren Gewitterlinien gruppierten und gitalen Schadenregulierung, kurz MODIS, hat seinen Beitrag hierzu nach Nordost zogen. geleistet. Mitte Juli verursachten Unwetter extreme Schäden im Dreiländereck Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Innerhalb weniger Stunden wurden hier über 1.700 Feldstücke mit druschreifen Weizenund Rapsbeständen auf einer Gesamtfläche von etwa 32.000 Hektar als geschädigt gemeldet. Dabei traf es erneut Betriebe, die bereits am 7. Juli mit leichteren Hagelschäden davon gekommen waren. In den am stärksten betroffenen Gebieten Mansfelder Land, Saalekreis und 6 MODIS – reif für die breite Praxis Erfolgreiche Schadenregulierungs-APP überzeugte auch im zweiten Einsatzjahr Nach den überwältigenden Erfolgen im Pilotprojekt 2014 hat Was ist in 2015 passiert? Alle Bezirksdirektionen haben Schulungen sich die Softwareanwendung MODIS, die papierlose, digitale Scha- durchgeführt, wie die Tablets zu bedienen sind und was die neueste denregulierungs-APP, weiterentwickelt und wird immer häufiger in Version der APP zu leisten vermag. Die neu eingerichtete Hotline der Schadenermittlung eingesetzt. MODIS steht für mobile digitale bietet den Sachverständigen sofort Hilfe bei Fragen, die während Schadenregulierung und ist die technologische Innovation in der Scha- der Regulierung auftreten. Rund 100 Sachverständige sind derzeit denregulierung der Vereingten Hagel schlechthin. Sachverständige bundesweit mit ihren Tablets in der Schadenregulierung aktiv. Sie können mit MODIS so schnell, einfach, mobil und standortunabhängig haben 1.600 Akten bearbeitet und 12.000 Feldstücke mit Hilfe von wie nie zuvor Schäden regulieren, was eine wesentliche Arbeitser- MODIS reguliert. Dies entspricht etwa einem Fünftel der insgesamt leichterung bedeutet. geschädigten Feldstücke. Anders als im Vorjahr lassen sich jetzt auch Schäden bei Ölfrüchten digital erheben. Der Sachverständige wird logisch durch die Schadenregulierung geführt: Abhängig von der betroffenen Kultur, ihrem Entwicklungsstadium am Schadentag und dem eingetretenen Wetterrisiko zeigt MODIS die relevanten Schadfaktoren an, die auszuzählen sind. Dabei lässt sich die APP intuitiv bedienen. Auszählhilfen sowie die automatische Quotenberechnung erleichtern den Regulierungsprozess. Die damit gewonnene Zeit lässt sich nutzen, um dem Landwirt die Quotenermittlung zu erläutern, denn die ist in der APP eindrucksvoll visualisiert und leicht nachvollziehbar dargestellt. Am Ende der Regulierung geben Versicherungsnehmer und Sachverständiger ihre digitale Unterschrift. Weitere Geschäftsprozesse wie Rückziehungen, Verzichtserkärungen, Schadennachmeldungen oder Feldstückteilungen lassen sich gleichfalls über MODIS abbilden. Bei Bedarf veranlasst der Sachverständige, dass dem Versicherungsnehmer eine Kopie des Schadenfeststellungsprotokolls als PDF-Datei zugeht. MODIS erhebt auch Fotos und GPS-Koordinaten zu Positionen und Zählstellen. Bei einer späteren Nachbesichtigung kann sich der Sachverständige zu einer bestimmten Zählstelle navigieren lassen. Diese Zusatzfunktionen verbessern die Schadensdokumentation. Da der Postweg entfällt, können Zeit und Portokosten eingespart werden – dies kommt auch den Mitgliedern zugute. Das zeigte sich beim diesjährigen Poststreik deutlich: Während die Papierakten nur per Bote zu den Sachverständigen gelangten, erreichten die digitalen Akten die Sachverständigen umgehend. Diese konnten ungehindert vom Streik sofort mit der Schadenregulierung beginnen. Das ist besonders bei Ernteschäden wichtig, damit die Landwirte zügig mit den Erntearbeiten fortfahren können. Ein weiterer Effekt: Die Akten sind schneller geprüft und die Landwirte erhalten eher ihre Entschädigungsleistung. Begeisterte MODIS-Anwender bei der Schadenaufnahme im Mais – Hans-Georg Bundschuh und Dr. Heinzbert Hurtmanns Silke Hartmann 7 n is-Positio einer Ma te o u q n e er Schad chnung d Abb: Bere Auf einen Blick Schnelle Info Vollständige Daten Die Sachverständigen bekommen sofort nach der Alle Unterlagen wie Anbauverzeichnisse, Regu- Schadenmeldung via WEB AV alle erforderlichen lierungsberichte, Fotos und Grafiken liegen elek- Unterlagen auf ihr Tablet geladen. So können sie tronisch vollständig vor, lassen sich schnell und extrem schnell auf dem Betrieb sein – ein großer übersichtlich in die Regulierungsarbeit integrieren Vorteil bei Ernteschäden. und erleichtern die Verständigung untereinander. Größte Sicherheit Zügige Auszahlung Alle Rechengänge, wie z.B. das Addieren von Zahlen- Nach der Regulierung erhält der Versicherungsneh- kolonnen, tätigt das System. Die Sachverständigen mer das Schätzergebnis per Email. Die Schadenquo- konzentrieren sich auf die Schadensermittlung und ten werden umgehend ins Bestandführungssystem veranschaulichen dem Versicherungsnehmer den überführt, wodurch die Entschädigung deutlich errechneten Quotenaufbau. schneller zur Auszahlung kommt. 8 Gegen welche Risiken haben Sie sich abgesichert? Zweite Studie der agrarzeitung zum Thema Risikomanagement 88% 87% 86% 84% Absatzrisiken Anlagerisiken Haftungsrisiken Beschaffungsrisiken 76% 75% 71% Produktionsrisiken Personal- und Organ.-Risiken Rechtsrisiken 47% 47% Liquiditätsrisiken Finanzrisiken 33% Fin. Risiken aus Gesch.-Bezieh. (dr) Für Landwirte gehört der Umgang mit Risiken unterschiedlicher Art zum Berufs- Politik, Preis- und Bodenmarktentwicklung bild. Die landwirtschaftliche Produktion unterliegt nicht nur dem Krankheitsrisiko von auf dem vierten Platz. Auch wenn sich die Mensch, Tier und Pflanze, sondern ist mehr als alle anderen Wirtschaftsbereiche vom Bedrohung für den einzelnen Landwirt in den Wetter abhängig, das zunehmend zu Extremen neigt. So hat sich in Deutschland die Zahl letzten drei Jahren subjektiv nicht signifikant der schadenrelevanten wetterbedingten Naturereignisse seit 1970 nahezu verdreifacht. verstärkt hat, ist objektiv eine Zunahme von Naturkatastrophen oder extremen Wetterer- Wissenschaftliche Studien prognostizieren für den Standort Deutschland, dass verstärkt eignissen zu bestätigen. mit Hitzewellen, Starkregen-, Sturm- und Hagelereignissen zu rechnen ist. Mit ihrer Studie Risikomanagement in der Landwirtschaft setzte die agrarzeitung in diesem Jahr ihre erste Seit mittlerweile über 200 Jahren besteht Befragung aus dem Jahr 2012 fort. Mittels Telefoninterviews wurden 400 landwirtschaftli- die Möglichkeit, sich gegen die finanziellen che Entscheider von Betrieben unterschiedlicher Region, Größe, Produktionsschwerpunkte Folgen von Unwetterschäden zu versichern. und Rechtsformen befragt. Die Studie hat ergeben, dass Produktionsrisiken in Summe für Das Jahr 2013 war für die deutsche Versiche- die befragten Landwirte die größte Bedeutung direkt nach den – nur schwer abzusichernden rungswirtschaft das bisher schwerste Scha- – Politikrisiken haben. Knapp ein Drittel der Befragten stufen Produktionsrisiken als existenz- denjahr. Vor diesem Hintergrund verwundert bedrohend für ihren Betrieb ein. Das Bedrohungspotenzial durch die Witterung rangiert nach es nicht, dass über zwei Drittel der Betriebe in Deutschland über eine Absicherung gegen Wetterrisiken verfügen. Gegen alle Produk- Warum betreiben Sie Risikomanagement? 47% Verlustvermeidung 29% Betriebliche Absicherung 27% Betriebsüberblick 26% Betriebserhaltung 14% Erkenntnis über Risiken Sicherheit/Verantwortung Sonstige 4% 8% tionsrisiken inklusive Tierkrankheiten sind in der genannten Befragung 76 % der Betriebe abgesichert. Als wichtiges Argument, aktives Risikomanagement zu betreiben, galt die nachhaltige Sicherung des Betriebes für spätere Generationen. Die gesamte Studie erhalten Sie kostenlos unter Tel. 0641/7968-300 oder [email protected]. 9 Kölnische Hagel übernommen Verträge werden von der Vereinigten Hagel weitergeführt (bb) Zum 31. Dezember 2014 stellte die Kölnische Hagelversicherungs-AG ihren Versicherungsbetrieb ein und übertrug ihre Bestände auf die Vereinigte Hagel. Damit ging die aktive Ära eines traditionellen Versicherungsunternehmens nach mehr als 160 Jahren zu Ende. Bereits seit 1996 war die Kölnische Hagel Teil der AgroRisk Gruppe und gehörte damit als 100-prozentige Tochter dem Unternehmensverbund der Vereinigten Hagel an. Die kleine und feine Kölnische Hagel verfügte in den 1990er Jahren über ein Prämienvolumen von rund 8 Mio. DM. Derzeit war der Hagelversicherungsmarkt als Folge der EU-Agrarreform starken Schrumpfungsprozessen ausgesetzt. Zeitgleich hatte die Kölnische Hagel drei extreme Schadenjahre zu verkraften, die derart negative Geschäftsergebnisse mit sich brachten, dass sich ihr damaliger Mutterkonzern, der Kompositversicherer Colonia AG, veranlasst sah, sie an die Vereinigte Hagel zu verkaufen. Die wiederum versprach sich von diesem Zugekauf eine verbesserte Marktposition. Innerhalb der AgroRisk Gruppe sollte die Kölnische Hagel das Portefolio der Vereinigten Hagel als Festprämienanbieter ergänzen und vornehmlich kleine und mittlere Betriebe über die Hagel-SpezialVersicherung (HSV) in Deckung nehmen. Zum 150. Jubiläum der Gesellschaft im Jahr 2003 war das Prämienvolumen Fragen und Antworten – wie geht es weiter? Was wird aus meinen Versicherungsverträgen? der Kölnischen Hagel auf 3,5 Mio. EUR gesunken, weil sich immer mehr Landwirte Ihre bestehenden Verträge führt die Vereinigte Ha- mit wachsenden Betriebsgrößen zu einem Wechsel zur Vereinigten Hagel ent- gel weiter. Damit haben Sie als Versicherungsnehmer schieden. Dieser Trend dauerte an. Im Rahmen von Solvency II kam hinzu, dass die innerhalb der AgroRisk-Gruppe den stärksten Partner Aufsichtsbehörden seit einigen Jahren die Versicherungen verpflichteten, ihre im Pflanzenversicherungsmarkt an Ihrer Seite, der Ihnen Geschäftstätigkeiten durch quantitative Regelungen, Governancevorschriften das Risiko des wetterbedingten Ernteverlustes abnimmt. oder Berichts- und Offenlegungspflichten ausführlich zu dokumentieren. Was von der Zielsetzung her auch im Sinne des Verbraucherschutzes zu begrüßen Was ändert sich für mich? war, entpuppte sich für kleine Versicherungsunternehmen wie die Kölnische Für Sie als Versicherungsnehmer hat sich nichts ge- Hagel zu einer wachsenden Belastung. Denn diese Anforderungen erhöhten ändert. Einzig und allein Ihr Versicherungsunternehmen den Aufwand für das Versicherungsgeschäft, dem kein entsprechendes Prämi- hat gewechselt. Ihre Versicherungsbedingungen und die enwachstumspotenzial mehr gegenüberstand, um ein Vielfaches. Regelungen zur Versicherungsprämie gelten weiterhin. Auch Ihre bisherigen Ansprechpartner bleiben dieselben. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben sich alle Verantwortlichen dazu entschieden, die Geschäftstätigkeit der Kölnische Hagelversicherung einzustellen Was bleibt für mich zu tun? und deren Versicherungsbestände zum 1. Januar 2015 mit allen Rechten und Hinsichtlich der Bestandsübertragung ist alles Not- Pflichten auf die Vereinigte Hagel zu übertragen. Den Versicherungsnehmern wendige geschehen. Das Bundesamt für Finanzdienst- verbleiben alle bisherigen Rechte und Pflichten, wie sie sie von der Kölnischen leistungsaufsicht (BAFin) hat die Genehmigung zu diesem Hagel gewohnt sind. Sie partizipieren jetzt in vollem Umfang an allen Vorteilen Übergang erteilt. Damit sind Sie automatisch Versiche- des europäischen Marktführers mit seiner internationalen Schadensgemein- rungsnehmer der Vereinigten Hagel. Ihr Versicherungs- schaft, die ein Höchstmaß an Sicherheit bietet. schutz besteht in vollem Umfang weiter. 10 BETRIEBSREPORTAGE Spezialisierte Vielfalt als Strategie Der Rosenhof von Familie Beckmann in Padenstedt kühl-feuchten Sommers im Norden könnten auch den Rosenhof heimsuchen und erntereife Grassaat reagiert auf Wind, Regen und Hagel überaus empfindlich. Während des Betriebsrundgangs, der uns u.a. durch die Viehställe und Maschinenhallen führt, gibt uns Beckmann einen Überblick über sein Unternehmen, seine Philosophie und die Geschichte des Rosenhofs. Er hat den Betrieb 1987 als 24-Jähriger von seinem Vater Hans, einem leidenschaftlichen „Viehmenschen“, übernommen, der das Anwesen 1959 gepachtet und 1976 mit rund 100 Hektar gekauft hatte. Gemäß dem Motto: „Jeder macht das, was er am besten kann!“ kümmerte sich fortan der Vater um Milchviehhaltung und Futterbau, während Bullenmast und Pflanzenproduktion in den Zuständigkeitsbereich des Sohnes fielen. Dessen Herz schlägt bis heute für den Ackerbau und die dazugehörige Produktionstechnik. Nachdem sich sein Vater auf das Altenteil zurückgezogen hatte, behielt Beckmann die Leitung der Betriebsschwerpunkte, ausgerichtet nach den persönlichen Stärken, bei. Zwischenzeitlich hat er die Produktionszweige in fünf eigenständige Firmen überführt, die er, seine Frau Gabriele oder beide gemeinsam, zum Teil unter Teilhabe Dritter, leiten: Die gewerblichen Sparten Photovoltaik und die 500 KW-Biogasanlage auf Maisbasis (die zweite – mit Güllevergärung – steht kurz vor der Realisierung) sowie den Bereich Nachwachsende Rohstoffe, der Bullenmastbetrieb (den seine Frau Gabriele alleine führt) und der eigentliche Landwirtschaftsbetrieb. Damit ist die Jens Beckmann im Gespräch mit Bezirksdirektor Dr. Derk Westphal (rechts) Grundlage gelegt, die Betriebseinheiten zukunftsfähig zu gestalten, über das Erntewetter. Sein Lieblingsschlepper, ein Schlüter-Oldtimer, leistet zumal drei der vier Söhne bereits in den Startlöchern stehen, um nach ihm immer noch gute Dienste. ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung die Nachfolge anzutreten. Die klassische Holsteiner Fruchtfolge Raps-Weizen-Gerste kommt Ende Juli im Schleswig-Holsteinischen Padenstedt: Es regnet, als für Beckmann hier auf dem Geestrücken mit durchschnittlich 35 wir in die breite Einfahrt zum Rosenhof einbiegen. Sie gibt den Blick Bodenpunkten nicht in Frage. Dazu fehlt es ihm verlässlich an ausrei- auf das 2010 neugebaute, geräumige Landhaus von Gabriele und Jens chender Feuchtigkeit, vor allem im Frühjahr. Ihm sind die Arbeitsspit- Beckmann frei. Hier ist die Schalt- und Kommunikationszentrale des zen, die eine enge Fruchtfolge mit sich brächte, zu hoch. Beckmann Hofes und seiner zehn Mitarbeiter inklusive der drei Auszubildenden, setzt auf Vielseitigkeit und verteilt die Anbaurisiken auf berechen- die hier täglich beköstigt werden. Zahlreiche Gebäude links und bare Einheiten: Mais, ein Drittel als Viehfutter und zwei Drittel als rechts, teils umgebaut, erneuert oder erweitert, zeugen davon, dass Biogassubstrat, nimmt mit 260 ha gut 40 % der Gesamtackerfläche der Betrieb in den letzten 30 Jahren erheblich gewachsen ist: 700 in Anspruch; 50 ha halb Stärke- und halb Speisekartoffeln sowie 50 ha bewirtschaftet das Ehepaar heute, davon rund 100 ha Grünland, ha Zuckerrüben bilden den Hackfruchtanteil; 60 ha Grassaat und das 220 Milchkühen plus Nachzucht sowie 450 Mastbullen als Fut- Winterraps dienen als Saatvermehrungsflächen; Winterroggen und tergrundlage dient. Triticale ( insgesamt 140 ha) sowie Braugerste (40 ha) runden den Anbauplan ab, der aus Beckmanns Sicht eine optimale Auslastung Jens Beckmann eilt uns relativ entspannt entgegen: Der Regen der vorhandenen Maschinen- und Arbeitskapazitäten bedeutet. verschafft ihm eine kurze Verschnaufpause während der Ernte. Gerade Dass er bei allem die Ökonomie stets gut im Auge behält, daran lässt die Grasvermehrungsflächen, eine Rarität in Holstein, dulden keinen Beckmann keinen Zweifel. „Das Umlaufkapital muss die Schulden langen Aufschub mehr. Der Hagelzug vom Vortag hat den Betrieb bezahlen!“, ist er überzeugt. Das gelte auch, wenn „richtig große zwar verschont, doch die Wettereskapaden dieses ungewöhnlich Investitionen“ zu stemmen seien, bei denen er stets auf einen aus- 11 reichenden Eigenkapitalanteil achte. „Es müssen nicht immer neue Maschinen und Gebäudeteile her, wenn sich gebrauchte Einheiten gut wiederverwerten lassen!“ Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich bieten, ein Grunsdsatz, den er nur einmal missachtet hat und das bis heute bereut: Als sein Vater ihn drängte, nach dem Mauerfall einen adäquaten Betrieb im Osten zu kaufen. „Das Wachstum hier war bestimmt beschwerlicher!“, resümiert er mit einem Zwinkern im Auge. Konsequent Kosten sparen, Risiken minimieren und Gewinne in Wachstum investieren, das ist bis heute Beckmanns Credo geblieben. 50 % der Ernte deckt er über Verträge ab, um die Anbaugefahren berechenbar abzufedern. Dazu zählt auch die Hagelversicherung, die er für ein „Muss“ hält, auch wenn der letzte schwere Schaden 15 Jens Beckmann setzt konsequent auf die Synergieeffekte zwischen Jahre zurückliegt. Zudem so viel an Rücklagen vorhalten, dass auch Rinderhaltung, Energieerzeugung und Pflanzenproduktion. einmal eine Durststrecke überwunden werden kann. „Wir Bauern müssen lernen, dass es immer mal hoch und wieder runter geht und man in einem Jahr mal nichts verdient!“, ist er sich sicher und rät seinen Berufskollegen, positiv in die Zukunft zu blicken und nicht „alles Negative totzureden“. Offensichtlich ist Beckmann mit dieser Einstellung bisher bestens gefahren. Dr. Bärbel Bischoff Automatisieren als Herausforderung Gurkenhof Frehn im Spreewald Spreewälder Gurken – sauer eingelegt – sind Feinschmeckern auf 65 ha Aronia (Apfelbeeren) und auf 80 ha Sanddorn an. Beide ein Begriff. Heinz-Peter Frehn ist einer der Hauptrohstofflieferanten Kulturen haben auch auf dem Gurkenhof mit 14 bzw. 45 ha ihren Platz dieser Brandenburger Spezialität, die als eine geschützte geogra- gefunden. So entstand im Spreewald in kürzester Zeit Westeuropas phische Angabe (ggA) Markenschutz genießt. In Schöneiche, gut 80 größte Bio-Aroniaplantage. km südlich von Berlin, bewirtschaftet Frehn eine Fläche von 490 ha. Stets für Neuerungen aufgeschlossen, gründete er mit seinem Sohn Auf die Frage, warum er erst vor wenigen Jahren in den Bee- Christoph Anfang 2004 zusätzlich einen Biobetrieb mit einer weiteren renanbau eingestiegen sei, antwortet Frehn: „Der stetig steigende Kulturfläche von 290 ha. Kostendruck gerade beim Einsatz der fast 600 Erntehelfer aus Polen und Rumänien lässt uns stets nach Alternativen und Verbesserungs- Neben der Gurke als Hauptkultur beider Betriebe werden Dill, Kür- potenzial suchen!“ Schon seit Jahren wird die Fläche für Einlege- bis, Rotkohl, Porree, Sellerie, Kartoffeln und Getreide erzeugt. Um die gurken reduziert, weil diese Kultur enorm viel Handarbeit erfordert. Anbaurisiken zu streuen, erweitern Vater und Sohn die Kulturvielfalt „Vieles ist hier durch Kooperationen entstanden, einer alleine hätte in beiden Betrieben nach den Absatztrends. So baut der Biobetrieb das nicht geschafft“, betont Frehn. „Neuerungen sind immer mit 12 BETRIEBSREPORTAGE einem gewissen Risiko behaftet. Wir haben gute Partner. Und in Vertrauen darauf, dass diese Partnerschaften stabil bleiben, haben wir die enormen Investitionen getätigt.“ Den Anbau zu diversifizieren und in arbeitssparende Technik zu investieren, sind für Vater und Sohn Frehn die Voraussetzungen, um beide Betriebe zukunftssicher weiterzuentwickeln. „Wenn es noch keine Maschine zum Vollernten unserer Produkte gibt, dann bauen wir sie eben selber oder suchen uns Partner, die uns bei der Entwicklung helfen“, unterstreicht er die Bedeutung des Technischen Fortschritts. Noch könnten selbst die modernsten Maschinen den Menschen beim Anbau nicht ersetzen, aber das zu ändern, darin sähe er die Zukunft. „Mittelfristig werden wir die Arbeitskräfte nicht mehr bezahlen können“, schätzt Christoph Frehn und betont, dass – in direkter Folge Hans Peter Frehn mit seinem Sohn Christoph vor der Aronia-Pflanzung, der Mindestlohneinführung – nun viel Verantwortung auf Konsumen- der größten Bio-Plantage dieser Art weltweit. tenseite läge, die die regionale Qualität neu schätzen lernen und auch bezahlen müsse. Um sich von der ungewissen Nachfrageentwicklung auf Verbraucherseite zu lösen, setzen die Frehns hoch motiviert auf Mechanisierung ist die Hagelversicherung fester Bestandteil des Risi- Automatisierung. komanagements. Der Strukturwandel beschäftigt den politisch sehr engagierten Landwirt. „Kooperationen mit den Abnehmern haben un- Frehn, ursprünglich beruflich ganz Anderes im Sinn, hat seine sere Investitionen in Technik und Fläche erst wirklich ermöglicht. Die sichere Karriere als Lehrer für den Gartenbau aufgegeben: „Dieses Betriebsgröße spielt eine wesentliche Rolle, denn Konservenindustrie wohlkalkulierte Risiko bin ich eingegangen, weil ich trotz schwieriger und Einzelhandel binden sich vertraglich nur an größere Einheiten. Rahmenbedingungen immer noch gute Zukunftsaussichten sehe.“ Kleinere Betriebe werden künftig verstärkt Nischen suchen und im Auf die Frage, welche Eigenschaften ein Betriebsleiter mitbringen Direktgeschäft ihren Erfolg finden.“ Für Christoph Frehn steht die müsse, um die Zukunft zu bewältigen, antwortet Frehns mit einem Betriebsübernahme fest, denn Mut und Neugier im Anbau als auch Augenzwinkern in Richtung Sohn: „Flexibilität, eine gesunde Portion die Bereitschaft, unternehmerisches Risiko zu übernehmen, sind ihm Risikobereitschaftund nicht an alten Zöpfen hängen, sondern sie wohl in die Wiege gelegt worden. Jörg Disselborg sofort abschneiden!“ Neben Vielfalt, auch bei den Abnehmern, und Mehrwert auch für Mensch und Natur Niederlande: Landgoed Scholtenszathe mit öffentlichkeitswirksamer Weiterentwicklung Mit zwölf Mitarbeitenden bewirtschaftet Frans Nevels das Rund ein Drittel der 1.050 ha Ackerfläche entfallen auf Kartoffeln, Landgoed Scholtenszathe in Klazienaveen-Noord nah der deutsch- die nun nicht mehr zu Stärke verarbeitet werden, sondern als Rohstoff niederländischen Grenze. Seit 1870, als Willem Albert Scholten den für Pommes frites dienen. Die Kartoffeln werden auf dem Betrieb gewa- Betrieb gründete, gilt dort die Maxime, Mehrwert zu schaffen. Die- schen, gescannt und verlesen, um sie in der jeweiligen Größenklasse und ser erkannte, dass sich der Kartoffelanbau deutlich besser rechnet, ohne Abzüge direkt an die Fabrik zu liefern. Weiterhin werden Möhren wenn Produktion und Weiterverarbeitung in einer Hand liegen, (80 ha), Zwiebeln und Zuckerrüben ( je 180 ha) sowie je 10 ha Getreide und errichtete Fabriken, um Industriestärke herzustellen. Torf aus und Raps als Saatgutvermehrung angebaut. der Umgebung lieferte die Energie. Abgetorft und urban gemacht, erweiterten die ehemaligen Moorflächen den Anbau für Kartoffeln, die bis heute wichtigste Kultur des Landgutes geblieben sind. Rund 300 Hektar fielen 1998 im Zuge einer Rechtsformänderung des Betriebes aus der Produktion und wurden aufgeforstet, inzwischen 13 mit Wegenetz und Biotopen versehen. Aus der „nieuwe natuur“ ist in knapp 20 Jahren ein stattlicher Naturpark entstanden, der nun der Öffentlichkeit zugänglich ist. Wie kann der Betrieb aus dieser produktionsbeschränkenden Maßnahme heraus einen Mehrwert generieren? Im Jahr 2009 beschloss Frans Nevels, dieses Gebiet durch eine Herde von HerefordMutterkühen und Jungtieren beweiden zu lassen. Das „ehrliche und herrliche Rindfleisch“ gelangt online und ab Hof an die Verbraucher. Fünf verschiedene Rindfleischpakete, alle sehr gut nachgefragt, sind im Angebot. Darüber hinaus werden jährlich rund 50 ha Wald zur Holzgewinnung ausgedünnt. Neben dem monetären Mehrwert nutzt Nevels den Naturpark aber auch im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit und bietet regelmäßig geführte Wanderungen an. Weitere touristische Impulse liefert der „Noaberpad“, ein Fernwanderweg, der das Gebiet passiert. Als deklarierter Schulbauernhof vermittelt Nevels den Kindern der Region das Verständnis für die moderne Landwirtschaft. Kälbchen zum Streicheln gibt es nur bedingt, dafür aber einen Einblick in einen hochtechnisierten und schlagkräftigen Ackerbaubetrieb. Durch diese Aktionen ist Nevels als attraktiver Arbeitgeber in der Region bekannt. Dadurch fällt es leicht, gute Mitarbeiter zu finden – ebenfalls ein betriebssichernder Aspekt. Frans Nevels ist ein Unternehmer, der nach vorne schaut. „Ist eine Situationen nicht zu ändern, halte ich mich nicht lange damit auf, sondern versuche zügig, das Beste daraus zu machen. Ich kümmere mich lieber um die Dinge, die ich selbst gestalten kann!“ Wie z.B. das Risikomanagement, die aus seiner Sicht wichtigste Aufgabe Geschäftsführer Frans Nevels (rechts) und Betriebsleiter Gerd Jan Heide- eines Betriebsleiters. Eine Pflanzenversicherung ist für ihn selbstver- manns managen den Betrieb und sorgen weiterhin auf vielfältige Weise ständlich: „Ich brauche einen starken Partner, der da ist, wenn ich ihn dafür, Mehrwert zu schaffen – ganz im Sinne des Betriebsgründers. brauche, auch wenn es erst nach ein paar Jahren der Fall sein sollte. Wenn starke Regenmengen innerhalb kurzer Zeit fallen, können die sehr schnell zu einem Problem werden.“ Auch präventives Risikomanagement im Absatzbereich ist für ihn Chefsache. Neben GMP +, der gesicherten Qualität bei Futtermitteln, ist der Betrieb auch mit dem Label GLOBALG.A.P für Pflanzenerzeugung als Eintrittskarte für den Weltmarkt zertifiziert, eine unabdingbare Voraussetzung, um den Lebensmitteleinzelhandel direkt zu beliefern. Ob dieser Schritt in naher Zukunft gegangen werden soll, ist noch offen. Aber wenn, ist der Betrieb gut dafür gut gerüstet. Ein Flächenzukauf steht derzeit nicht an, was bei Hektarpreisen von 60.000 bis 80.000 EUR gut nachvollziehbar ist. Nevels untersucht derzeit, wie sich die Produktivität durch Tröpfchenbewässerung, die die Pflanzen optimal mit Wasser und Dünger versorgt, steigern lässt. Umfangreiche Meliorationsmaßnahmen von rund einem Hektar pro Tag sorgen außerdem dafür, die Ertragskraft des schweren Bodens zu erhöhen, und schaffen einen Mehrwert – ganz in der Tradition des Ahnherrns Willem Albert Scholten. Daniel Rittershaus Es wird deutlich trockener Neues aus der Forschung – der Thünen-Report 2015 Welche Auswirkungen der Klimawandel auf die heimische Landwirtschaft hat, ist derzeit schwer vorhersehbar. Unter Wissenschaftlern ist unstrittig, dass die globale Erderwärmung auch in Deutschland die mittleren Jahrestemperaturen spürbar steigen lässt. Häufen sich Extremwetterlagen, wie Dürre, Hagel, Stark- oder Dauerregen, die binnen Stunden, Tagen oder Wochen extreme Schäden in der Landwirtschaft verursachen? Ist mit mehr Stürmen oder Kahlfrösten zu rechnen? Und welche Anpassungsstrategien sind geeignet, um die Auswirkungen von Klimawandel und Extremwetterlagen für die deutsche Landwirtschaft zu mindern? Dieser Frage hat sich eine Studie des renommierten Thünen-Institutes im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gewidmet, deren Ergebnisse die Wissenschaftler am 24. Juni 2015 in Berlin der Politik und Öffentlichkeit präsentierten. In diesem interdisziplinären Forschungsvorhaben wurden erstmalig in Deutschland „Agrarrelevante Extremwetterlagen und Möglichkeiten von Risikomanagementsystemen“ (Thünen Report 30, 2015) wissenschaftlich untersucht. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem betrieblichen und öffentlichen Risikomanagement, auch unter dem Aspekt, welches Potenzial Versicherungslösungen bieten, um Risiken von Extremwetterlagen zu minimieren. Obwohl sich der Klimawandel in den einzelnen Anbauregionen sehr unterschiedlich stark auswirkt und die Klimamodelle teils widersprüchliche Ergebnisse liefern, sagen die Klimaforscher folgende Szenarien voraus. +/- Winterfrost und Auswinterung: Die Häufigkeit von extremen Winter- und Wechselfrösten nimmt erwartungsgemäß ab. Temperaturen bis -15°C sind deutlich seltener zu erwarten. Die Wahrscheinlichkeit für Extremfröste unter -20°C bleibt dagegen nach Analyse der Klimamodelle unverändert. Aussagen zur Schneebedeckung bei gleichzeitig auftretenden Winterfrösten liefert die Studie nicht. Damit lassen sich Auswirkungen der Winterfröste auf die Ernteerträge nicht abschießend bewerten. Foto: H. Dietrich Habbe 15 + Spätfröste: Die Klimamodelle prognostizieren, dass Frosttage im Frühjahr deutlich abnehmen. Da sich jedoch gleichzeitig der Vege- Lebhafte Diskussion der Ergebnisse Bei Vertretern aus der Praxis, dem Bauernverband, der Versiche- tationsbeginn durchschnittlich um ein bis zwei Wochen nach vorne rungswirtschaft und der Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass verschiebt, kann sich das Spätfrostrisiko im Pflanzenbau erhöhen. dem Risikomanagement in den deutschen Betrieben zukünftig ein deutlich höherer Stellenwert zukommen müsse. Geeignete Versiche- + Starkregen im Winter: Generell kommt es vermehrt zu Starkrege- rungslösungen seien ein wesentlicher und notwendiger Bestandteil nereignissen, besonders in den Wintermonaten. Auch für die Sommer- des Maßnahmen-Mix an Anpassungsstrategien. Inwieweit jedoch monate wird ein leichter Anstieg prognostiziert, jedoch mit deutlichen staatlich subventionierte Elementarschadenversicherung in Deutsch- regionalen Unterschieden. Die verschiedenen Klimamodelle des land einzuführen seien, wie sie bereits im europäischen Ausland Deutschen Wetterdienstes DWD mit ihren teils konträren Ergebnissen überwiegend gängige Praxis darstellen, bewerteten die Teilnehmer erschweren den Klimaforschern eine sichere Aussage darüber, wie sehr unterschiedlich. sich die Starkregenereignisse in den Sommermonaten entwickeln. Anschubfinanzierung von Versicherungslösungen bevorzugt + Trockenheit und Dürre: Dürre ist in Ostdeutschland und am Ober- Die Wissenschaftler – traditionell eher zurückhaltend bei staatli- rheingraben bereits heute ein großes Produktionsrisiko für die Land- chen Eingriffen – unterstützen eine zeitlich befristete Anschubfinan- wirtschaft. Dies wird sich in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit zierung von Versicherungslösungen und möchten diese auf sogenann- noch verschärfen: Die Klimaforscher gehen davon aus, dass sich die te systemische Risiken wie Dürre und Überschwemmung beschränkt Sommerniederschläge von plus 10% bis minus 30% verändern. Tempe- wissen. Dabei sind steuerlicher Erleichterungen, staatliche Rückversi- ratur und Verdunstung der Pflanzen steigen und die Zahl der Hitzetage cherungsprogramme aber auch direkte Prämiensubventionen denk- über 30°C von Juni bis August vervierfacht sich bis zum kommenden bar. Der berufsständische Vertreter des Deutschen Bauernverbandes Jahrhundert. Auch wenn die Auswirkungen auf die Ernteerträge je DBV sieht für seine Klientel derzeit keine Wettbewerbsverzerrungen nach Kulturart und Region unterschiedlich stark ausfallen, so wird mit dadurch, dass Ernteversicherungen im europäischen Ausland staatlich hoher Wahrscheinlichkeit die Dürregefahr deutschlandweit zuneh- gestützt würden, und verweist auf die zahlreichen anderweitigen men. Im Südwesten ist das stärkste Änderungsrisiko zu verzeichnen. Förderprogramme, die der deutschen Landwirtschaft zugute kämen. Existenzbedrohung steigt Finanzielle Anreize stärken Versicherungsneigung Die Klimaforschung befasst sich mit langfristigen, großräumigen Für viele Praktiker stellten Versicherungen bereits heute ein wich- Klimaänderungen. Komplexe meteorologische Situationen, die zu tiges betriebliches Instrument zum Risikomanagement dar. Allerdings kurzfristigen, oftmals nur lokalen Extremwetterlagen führen, lassen belasteten die Prämien die Betriebe besonders in risikoexponierten sich sehr schwer vorhersagen. Selbst kurzfristige Wettervorhersagen Anbauregionen oder in sensiblen Produktionszweigen wie dem Obst- sind oft hoch unsicher – umso größer ist die Herausforderung, ein bau stark, so Dr. Rainer Langner. Die Versicherungswirtschaft biete in- Aussage darüber zu treffen, welche Veränderungen bis zur kom- zwischen eine umfangreiche Produktpalette, um Elementarrisiken wie menden Jahrhundertwende zu erwarten sind. Auch wenn kurzfristig Hagel, Sturm- und Starkregen in Deckung zu nehmen. Hierbei zeige Extremwetterlagen nicht dramatisch steigen – ausgenommen Dür- sich sehr deutlich, wie politische Entscheidungen das betriebliche Risi- re – so gelten witterungsbedingte Ertragsverluste bereits heute als komanagement fördern: Als die Versicherungssteuer an die bewährte existenzbedrohend für die Landwirtschaft. Die Forschungsergebnisse Regelung der Hagelversicherung angepasst wurde, nahm die Zahl reichen nicht aus, um daraus konkrete Handlungsempfehlungen ab- der Versicherungen gegen weitere Elementarrisiken zu. Allerdings zuleiten. Dennoch stellten die Forscher einen Maßnahmenkatalog vor: ließen sich systemische Risiken wie Dürre und Überschwemmung aufgrund der extremen Schadenvolumina auf privatwirtschaftlicher • Informationsunterstützung der Markteilnehmer Ebene nicht etablieren. Ein Blick ins europäische und internationale • Förderung agronomischer und technischer Lösungen (Forschung und betriebliche Umsetzung) Ausland sie ein Beleg dafür. • Steuerliche Maßnahmen • Förderung von Versicherungen • Staatliche Ad-hoc-Katastrophenhilfen Das BMEL als Auftraggeber dieser Studie wird sich intensiv mit der Frage beschäftigen, wie die deutsche Agrarpolitik die Anpassungen der Landwirtschaft an die Folgen den Klimawandels gestalten kann. • Überbetriebliche und öffentliche präventive Maßnahmen (z. B. Hochwasserschutz) Dr. Ingrid Nöhles Quelle: Thünen Report 30 (2015): Agrarrelevante Extremwetterlagen und Möglichkeiten von Risikomanagementsystemen, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), http://www.agrarrelevante-extremwetterlagen.de/ 16 Unser Außendienst – ehrlich und authentisch Mitarbeiterportraits aus den Bezirksdirektionen Stuttgart, Gießen und Münster (dr) Karl Alois Berner, Jahrgang 1951, seit 33 Jahren im Außendienst im Umgang mit ihren Versicherungsnehmern. der Bezirksdirektion Stuttgar beschäftigt, Cornelia Richardt, Jahrgang Diese Eigenschaften schätzt auch Rosel Brede, die als Vermittlerin 1955, seit 14 Jahren in der Bezirksdirektion Gießen tätig und Dirk Loh- im nordhessischen Gudensberg eng mit Cornelia Richard zusammen- mann, Jahrgang 1968, der seit 2001 das Team in der Bezirksdirektion arbeitet. Auch sie setzt auf einen engen Kontakt zur Praxis und ist seit Münster verstärkt: Drei Persönlichkeiten aus drei verschiedenen Re- vielen Jahren ehrenamtliche Geschäftsführerin des Landfrauenvereins gionen mit drei unterschiedlichen Lebensläufen. Gemeinsam jedoch Fritzlar-Homberg. Ihre Familie bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb ist allen eines: Als Außendienstmitarbeiter beraten sie die Mitglieder mit Sauenhaltung. Als „Einzelkämpferin im Außendienst“ habe Ver- rund um die Pflanzenversicherung. Wichtig dabei ist allen Dreien: trauen für sie erste Priorität. So sei auch ihr Verhältnis zur Bezirksdi- „Wir sind stets ehrlich und authentisch.“ Was motiviert sie und was rektion geprägt, wo ein ausgesprochen gutes Betriebsklima herrsche. lässt sie erfolgreich sein? Von dort holt sie sich gerne den einen oder anderen guten Rat ein. Karl Alois Berner, ein „alter Hase“ nicht nur unter den Stuttgarter Für Dirk Lohmann, dem jüngsten der vorgestellten Mitarbeiter, Außendienstlern, zeichnet verantwortlich für das Gebiet zwischen war eine reine Bürotätigkeit nie eine Option: „Ich muss raus, mit Bodensee und Schwäbischer Alb. Er sieht seinen Traumberuf verwirk- Menschen sprechen, mich auf neue Situationen einstellen“, begrün- licht und schätzt die Freiheit, die ihm seine Tätigkeit lässt. Und das det er seine Berufswahl im Außendienst. Vor seiner Tätigkeit war er färbe, so Berner, auf das Geschäft und auf die Mitglieder ab. Jungen in einer Unternehmensberatung beschäftigt. Zudem bewirtschaftet Kollegen rät er, sich immer voll für die berufliche Aufgabe einzusetzen. er einen eigenen Ackerbaubetrieb, unterstützt in den täglichen Erst dann bekomme man viel Achtung und Anerkennung zurück. Dies Arbeiten von einem Nachbarn. Aber die Herbstbestellung macht bestätigt auch Herbert Stier, der gemeinsam mit seiner Frau einen Lohmann gerne selbst. All diese Erfahrungen kommen ihm für seine Ackerbau- und Milchviehbetrieb in Leibertingen führt. Er schätzt an Außendiensttätigkeit zugute. Sein typischer Tagesablauf gestaltet Berner dessen service- und lösungsorientierten Umgang mit den sich so: Zwischen halb acht und halb neun morgens ist Bürozeit. Kunden. Genauso wichtig sei ihm, dass Berner stets deutlich mache, Dann sind die Mitglieder gut erreichbar, um Termine abzustimmen. was geht und was nicht, und dabei nicht lange um den heißen Brei Danach besucht Lohmann Interessenten oder Vermittler und arbeitet herumrede: „Ich weiß, dass alles korrekt abläuft. Auf jede Frage be- am Abend die Ergebnisse des Tages nach. Ihm ist wichtig, dass die komme ich eine anständige Antwort“, ist Herbert Stier überzeugt. Vermittler dieselbe Sprache sprechen wie er. So wie Karl Gassmann, Kundenberater der LVM-Agentur in Warburg. Bereits seit 35 Jahren hat Cornelia Richard verfügte bereits zu Beginn ihrer 14-jährigen er sich auf den landwirtschaftlichen Bereich spezialisiert. „Man kann Tätigkeit über tiefgreifendes Wissen und praktische Erfahrung in der nicht alle 15 Sparten unserer Versicherung im Detail kennen. Der Preis Landwirtschaft. Denn nach dem Studium der Agrarwissenschaften in allein ist ist auch nicht alles. Deshalb ist es gerade im Agrarbereich Witzenhausen führte sie als Betriebsleiterin bis 2001 eine Ackerbauge- wichtig, tiefergehende Fachkenntnisse zu haben und regelmäßig sellschaft (GBR). Diese Praxiserfahrung komme ihr bis heute zugute: beim Landwirt zu sein“, weiß Gassmann. Der Quereinsteiger ist eher „Der Stallgeruch ist ein riesiger Vorteil! So weiß ich die tägliche Arbeit der hemdsärmelige und emotionale Typ. Dirk Lohmann findet das unserer Mitglieder zu würdigen und kann das notwendige Vertrauen gut, denn Dienstleister, die sich verstellen und ein anderes Gesicht aufbauen“, bringt es die Oberinspektorin auf den Punkt. Ihr liegt an aufsetzen, wenn sie Landwirte aufsuchen, kämen nicht gut an. Das einer nachhaltigen Beziehung zu ihrer Klientel, denn genau wie sie beherzige er auch selber, wie er betont. selbst denken auch Landwirte in Generationen: „Es geht nicht vorrangig um mich, sondern um unsere Mitglieder und die Versicherung.“ Einig sind sich alle der hier vorgestellten Mitarbeiter: Sie wollen Sich immer wieder selbst zu organisieren, das kenne sie schon aus den Landwirten Partner bzw. Partnerin auf Augenhöhe sein und sie ihrer aktiven Betriebsleiterzeit. optimal beraten. Dass sie als Verkaufende Versicherungen an den Mann oder die Frau bringen wollen, versteht sich von selbst. Doch um Auch aus der Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Sachver- erfolgreich zu sein, kommt es auf ihre aufrichtige Haltung an, und die ständigen in der Schadenregulierung zöge sie die notwendige Erfah- ist eindeutig: Sie stehen sowohl zu ihren Produkten als auch zu ihrer rung und Glaubwürdigkeit für ihre Arbeit – zwei wichtige Kriterien Versicherung – ehrlich und authentisch eben. 17 Karl Alois Berner (rechts) ist seit 33 Jahren immer voll und ganz für seine Landwirte da und „rund um die Uhr“ erreichbar. Er setzt auf eine vertrauensvolle Beziehung zu den Versicherungsnehmern, die auf gegenseitigen Respekt baut. Landwirt Herbert Stier schätzt Berners Verlässlichkeit und „klare Ansage“ in kritischen Fragen. Ein gutes Team, das sich einig ist: Cornelia Richard (links) und Vermittlerin Rosel Brede, beide erfahrene Praktikerinnen. Richard war eine der ersten weiblichen Mitarbeiterinnen im Außendienst der Vereinigten Hagel. Sie erhielt als Agraringenieurin mit Praxiserfahrung von Beginn an die Anerkennung der Landwirte, die ihr Fachwissen und ihre Glaubwürdigkeit schätzen. Inzwischen sind ihr etliche Damen auf diesem Weg im Außendienst gefolgt. Dirk Lohmann (rechts), Landwirt und früherer Unternehmensberater, setzt auf Strategie und klare Kommunikation, ohne sich zu verstellen. Er ist wie sein Vermittler Karl Gassmann davon überzeugt, dass nicht der Preis der Versicherung erfolgsversprechend ist, sondern in erster Linie die Erfahrung und wahre Persönlichkeit des Beraters. 18 D ie Rentabilität des Unternehmens ist das wichtigste Ziel der Weizen nicht der geforderten Qualität oder Menge entspricht. Auch der betriebswirtschaftlichen Unternehmensführung. wird nur ein sehr eingeschränkter Kreis von Marktpartnern bereit sein, Jede Stellschraube ist hierfür wichtig, zum Beispiel in die für einen längeren Zeitraum im Voraus solch einen Aufkaufsvertrag richtigen Betriebszweige zu investieren, eine passende Maschinen- anzubieten, was die Vermarktungsflexibilität deutlich einschränkt. und Betriebsmittelausstattung zu wählen oder die Produktion im Ackerbau oder Tierhaltungsbereich zu optimieren. Prämienkontrakt Die zweite Vermarktungsmöglichkeit besteht in einem Prämien- Eine Stellschraube mit großem Optimierungspotenzial zeigt kontrakt, der auf der Warenterminbörse (Matif oder auch Euronext) sich darin, wie Ackerfrüchte vermarktet werden. Hier bieten Wa- basiert. Vorteil: Der Landwirt kann mit seinem Händler einen flexiblen renterminbörsen die Flexibilität, von hohen Preisen zu profitieren. Vertragsanbau festlegen. Die Preisfindung ist an einen Future der Doch bei welchem Vermarktungspreis sind die Vollkosten gedeckt, Warenterminbörse gekoppelt. Zunächst legen die Marktpartner das wann wirtschaftet man rentabel? Da die Vollkostenrechnung be- Prämienniveau in Relation zur Matif fest. So kann z.B. eine Prämie für triebsindividuell ist, sind sie hier beispielhaft für die den Brotweizen über Matif, Handelsmonat Dezember, Brotweizenproduktion pro Hektar bzw. Tonne gerechnet minus 15,00 EUR ab Station des Land- und deren Vermarktungsstrategie darge- wirts für Abnahme September nach der Ernte stellt (siehe Tabelle). Dies ergibt variable Gesamtkosten von 1152,00 EUR oder umgerechnet auf den Ertrag von 8 t/ha bzw. 144,00 EUR je t. Es ist also netto ein Weizenpreis am Markt zu erzielen, der die variablen Kosten der Produktion deckt. Die Flächenprämie von 280 EUR/ha, die sich aus dem Basiswert und der Greeningprämie zusammensetzt, bleibt hier außen vor. Würde diese komplett vereinbart werden. Vom Zeitpunkt des Welcher Preis ist der Richtige? in den Markt gegeben, reichte ein Nettoweizenpreis von 109,00 EUR/t aus, um die variablen Kosten zu decken. Stefanie Strebel, KS agrar, analysiert alternative Vermarktungswege Prämienkontraktes bis zum Abnahmetermin kann der Landwirt an der Warenterminbörse verfolgen, wie sich der Kurs des maßgeblichen Futures entwickelt. Passt das Niveau, kann er den Futurepreis der Warenterminbörse mit seinem Händler fixieren. In unserem Beispiel müsste der Future bei 195,00 EUR/t stehen, damit der Landwirt seinen Zielpreis von 180,00 EUR/t für seine Ware erreicht. Ein an die Terminbörse gekoppelter Prämienkontrakt erhöht die Transparenz des Vermarktungspreises und Welcher Preis ist langfristig rentabel? Hierfür sind die anteiligen Festkosten einzubeziehen, wie Abschreibung, Zinsanspruch und sonstige Kosten. Als erweitert den Kreis der potenziellen Abnehmer. Außerdem kann der Landwirt an der Warenterminbörse handeln, ohne selbst ein Depot zu haben, was aber auf einen be- Summe errechnen sich Vollkosten von 1442,00 EUR/ha oder umge- stimmten Zeitraum im Voraus beschränkt ist. Zudem wird der Händler rechnet auf den Ertrag von 180,00 EUR/ha netto. Verrechnet mit der einen Risikopuffer einkalkulieren, denn die Prämie schwankt in Relation Flächenprämie ergibt sich ein Betrag von 145,00 EUR/t netto. Da es zur Matif. Es ist auch möglich, dass der Matif-Preis in der betrachteten nicht sinnvoll ist, die komplette Flächenprämie in den Markt zu geben, Zeitspanne kein kostendeckendes Niveau erreicht. sollte sie ganz oder in Teilen in den Unternehmergewinn einfließen. Deshalb wird ein Weizenpreis von 180,00 EUR/t unterstellt, also der Futures an der Warenterminbörse betriebsindividuelle „gute“ Preis, der alle Kosten deckt und einen Unter- Als Drittes lassen sich Verkäufe über Futures an der Warentermin- nehmergewinn erzielt. Die Beispielrechnung zeigt, dass mit jeden 100 börse direkt absichern. Hierzu braucht der Landwirt ein eigenes Depot EUR, die mehr auf die Pacht entfallen, der Weizen 12,50 EU pro Tonne bei einem Broker. Damit lässt sich die Vermarktung sehr flexibel ge- mehr am Markt erbringen muss. stalten, denn Futures bilden den Markt bis zu zweieinhalb Jahre in der Zukunft ab, d.h. schon jetzt ließe sich Weizen der Ernte 2017 vermarkten. Vertragsanbau zum Festpreis Mit diesem Instrument sind an der Börse Hochpreisphasen unabhängig Es gibt fünf alternative Vermarktungsmöglichkeiten: Die erste ist von örtlichen Handelspartnern nutzbar. Denn die Ware wird an der der Warenverkauf über einen Vertragsanbau zum Festpreis. Dies hat Börse nur auf dem Papier, eben als Future, verkauft. Angenommen der den Vorteil, dass der erzielbare Marktpreis eindeutig und der Abnehmer Future steht beim Warenverkauf an der Börse bei 210 EUR/t. Nach der bekannt ist. Nachteil ist, dass die Ware auch dann abzuliefern ist, wenn Ernte vermarktet der Landwirt den Weizen üblicherweise über den 19 lokalen Landhandel. Zu diesem Zeitpunkt stellt er sein Börsengeschäft ren. Zudem entfällt die Margin, was die Liquiditätsbindung verringert. glatt und handelt den verkauften Future an der Börse zurück. Liegt der Future-Preis beim Verkauf an den Handel z.B. bei 170,00 EUR/t, ergibt Mindestpreisvertrag sich durch die Absicherung über die Börse ein Gewinn von 40,00 EUR/t, Die fünfte Möglichkeit ist, einen Mindestpreisvertrag über den mit dem der Landwirt den niedrigeren Weizenpreis vom Landhandel Handel abzuschließen. Dieses Modell kombiniert das Optionsgeschäft ausgleichen kann. Zahlt der Landhandel z.B. wieder Matif minus 15,00 mit dem Prämienkontrakt. Der Handel übernimmt die Absicherung über EUR/t, ergibt sich durch die Absicherung ein Endpreis für den Landwirt die Option und den Aufkauf der physischen Ware per Prämienkontrakt. von 170,00 minus 15,00 plus 40,00=195,00 EUR/t. Die Absicherung Vorteil dieser komfortablen Komplettlösung ist, dass der Landwirt sich über Futures an der Börse ermöglicht dem Landwirt, seinen Vermark- einen Mindestpreis sichern kann und von Preissteigerungen an der tungspreis zeitlich unabhängig von den örtlichen Handelspartnern Börse profitiert, ohne selbst dort handeln zu müssen. Der Nachteil liegt festzulegen. Allerdings ist hierbei, um die Liquidität der Handelspartner darin, dass er sich fest an einen Handelspartner bindet, das angebotene zu garantieren, eine Sicherheitsleistung, die sogenannte Margin, zu Modells intransparent ist oder Zusatzkosten entstehen. hinterlegen. Dieses Geld wird beim Rückhandel der Ware wieder frei, bindet aber Liquidität. Es stehen mehrere Möglichkeiten offen, die Vermarktung zu optimieren. Welches Instrument richtig ist, hängt von der persönlichen Mindestpreisoptionen Die vierte Möglichkeit stellt die Vermarktung über Optionen an der Matif dar. Hier wird ein Mindestpreis festgelegt, unter dem die Ware Präferenz und Börsenaffinität ab. Grundvoraussetzung jeder guten Vermarktungsentscheidung ist jedoch, die betriebsindividuellen Vollkosten der Produktion zu kennen. nicht fallen darf. Steigt der Marktpreis, partizipiert der Landwirt anteilig daran, ist somit nach unten abgesichert und nach oben flexibel. Eine Option verbrieft das Recht, nicht aber die Pflicht, eine bestimmte Menge eines Basiswertes, in diesem Fall des Futures, zu einem bestimmten Preis (strike Preis) zu kaufen (call Option) oder zu verkaufen (put Option). Da hier nur das Recht gehandelt wird und nicht die Pflicht, kann die Option Nettokosten bei 80 dt/ha Brotweizen EUR/ha EUR/t ausgeübt werden, muss aber nicht. Dies ist der entscheidende Vorteil gegenüber Futures. Der Optionskäufer zahlt die Optionsprämie, d.h. den Kaufpreis der Option, der sich nach dem inneren Wert und dem Zeitwert richtet. Der innere Wert ist die Differenz zwischen dem Ausübungspreis (strike Preis) der Option, also dem Futurekurs, der mit dem Kauf der Option festgelegt wurde, und dem aktuellen Marktpreis des entsprechenden Futures. Der Zeitwert ist ein Ausdruck für die Chance und das Risiko, dass der Wert des zugrundeliegenden Futures bis zum Auslaufen der Option noch steigen oder fallen kann. Kauft der Landwirt z.B. eine Put-Option, also das Recht, den Weizen mit einem Börsenpreis von 200,00 EUR/t an der Matif zu Saatgut (Mischung aus Z-Saatgut und eigenem Nachbau) Düngung, Pflanzenschutz (mittlere Intensität) 400 Variable Maschinenkosten (inkl. Lohnunternehmer und Maschinenring) 200 Sonstige Kosten (Aufbereitung, Reinigung, Trocknung, Hagelversicherung) 20 Lohnanspruch (Fremdarbeitskraft/eigene Arbeitsleistung 6 Std. à 10 EUR) 60 Zinsanspruch für Umlaufvermögen (50% von 685 EUR * 2% Verzinsung) Flächenpacht Variable Kosten gesamt verkaufen, und steigt der Marktpreis der Matif an, verliert die Option abzgl. 280 EUR Prämie an Wert. Denn das Recht, mit 200,00 EUR/t zu verkaufen, ist bei einem Abschreibung (Technik, Gebäude) Preis von 250,00 EUR/t wertlos. Die Option verfällt, jedoch kann der Landwirt die Ware zum höheren Marktpreis verkaufen. Fällt jedoch der Börsenpreis, gewinnt die Option an Wert. Denn es macht ja Sinn, bei einem Börsenpreis von 150,00 EUR/t von seinem Recht Gebrauch zu machen, die Ware mit 200,00 EUR/t zu verkaufen, um den niedrigeren 65 7 400 1152 872 50 Sonstige Kosten (Steuer, Buchführung, Beiträge, Versicherungen, etc.) 90 abzgl. 280 EUR Prämie 109 150 Zinsanspruch Anlagevermögen, Lohnanspruch allg. Arbeit Vollkosten 144 1442 1162 180 145 Marktpreis auszugleichen. Eine Option, der ein Future zugrunde liegt, kostet beim aktuellen Marktpreis und mittlerer Laufzeit ca. 11,00 EUR/t. Die Optionsprämie ist in jedem Fall fällig, weswegen sie oft mit einer Versicherung verglichen wird. Diese Absicherung ist teurer als über Futures, beinhaltet aber anders als bei Futures die Möglichkeit, von Preissteigerungen zu profitie- KS agrar GmbH, Mannheim, Tel. 0621/309789-0, www.ks-agrar.de 20 Alles drehte sich um den Salat AIAG- Expertenseminar in Murcia, Spanien 120 Sachverständige aus 15 Ländern trafen sich vom 10. bis 12. Juni Zu Beginn des Seminars stellte sich für alle teilnehmenden Sach- 2015 zu einem AIAG-Expertenseminar in Murcia, Spanien. Thema war verständigen die Frage, mit welcher Methode die spanischen Kollegen die Regulierung von Hagelschäden in Salatkulturen. Murcia ist eine die unterschiedlichen Hagelschäden in Salatkulturen simulieren. Exportregion: 96% der Gesamtproduktion gehen ins Ausland, davon Mitarbeiter der Agrarfakultät der Universität Madrid lieferten eine zwei Drittel nach Deutschland, England und Frankreich.So lag es nahe, schnelle Antwort: Ein Kärcher-Hochdruckreiniger setzt der Salatkultur das diesjährige Expertenseminar zum Thema Hagelschäden in diese aus unterschiedlichen Entfernungen in eindrucksvoller Weise so lange Anbauregion zu legen. zu, bis die Beschädigungen natürlichen Hagelverletzungen täuschend ähneln. Das Seminar konzentrierte sich auf die Schadenregulierung Die Hauptanbaugebiete spanischer Gemüsekulturen befinden von Eisberg- und Romanasalat gemäß den Besonderheiten des sich in Almería, Valencia und Murcia. Murcia liegt im Südosten des spanischen Regulierungssystems: Die Wachstumszyklen, z.B. beim Landes, rund 200 km von Almería entfernt, im Landesinneren. Dort- Eisbergsalat, richten sich nach den klimatischen Verhältnissen in werden rund 550.000 ha landwirtschaftlicher Fläche bewirtschaftet. Spanien. Eisbergsalat wird in rund 60 bis 65 Tagen im Sommer und Davon entfallen 200.000 ha auf die Produktion von Zitrusfrüchten in 56 bis 105 Tagen im Winter, jeweils von der Pflanzung bis zur Ernte und Steinobst, besonders von Pfirsichen und Nektarinen. Dies macht betrachtet, produziert. Murcia zu einem der bedeutendsten spanischen Anbaugebiete für Zitrusfrüchte. Auf rund 100.000 ha wird Gemüse erzeugt, das in Die Qualitätskriterien sowohl des europäischen Marktes als auch der Regel aufgrund der sehr niederschlagsarmen Region bewässert des verwöhnten Konsumenten lassen keinerlei Toleranzen zu. Der werden muss. mengenmäßige Ertragsverlust bei Salaten spielt bei der Schadenregulierung keine Rolle. Selbst leichte Hagelschäden können aufgrund der Blattverletzungen auf dem Weg vom Feld zum Verbraucher Verbräunungen oder auch Fäulnis verursachen. Insbesondere die folierte Ware ist dafür sehr anfällig. Aus diesem Grund werden in der Regulierung von Hagelschäden Blattverletzungen nur in sehr engen Grenzen akzeptiert. Die Schadenbeurteilung bewertet und reguliert den mengenmäßigen Ertragsverlust sowie die Qualitätsschäden anhand einer verbindlichen Tabelle. Der Salatkopf wird soweit geputzt, bis kein hagelgeschädigtes Blatt mehr verbleibt. Die Schadenquote lässt sich dann nach vorgegebenen Koeffizienten bestimmen. Bedeutsames Fazit: Nicht die Verlustmengen sind bei Salatkulturen relevant, sondern die hagelbedingten Qualitätsverluste, die selbst bei leichten Schäden Totalverluste auslösen können. Michael Lösche Gemüseexperten unter sich: Carsten Reinhardt, Britta Kampmann, Andreas Sehlen und Michael Lösche 21 AIAG-Kongress in Kansas City Internationales Treffen landwirtschaftlicher Versicherer und Erfahrungsaustausch vom 28.9. bis 29.9.2015 Alle zwei Jahre, zuletzt in Wien, findet der AIAG-Kongress statt, zu dem sich die Versicherer der landwirtschaftlichen Produktion weltweit zu Erfahrungsaustausch und Diskussionen treffen. Zum 33. Kongress folgten rund 250 Teilnehmer aus 31 Staaten der Einladung nach KansasCity, Missouri, USA. Unter dem Motto „Public-private partnerships and new technologies to secure food supply” ging es um die zunehmende Bedeutung auch der Pflanzenversicherer mit Blick auf die Ernährungssicherheit und um das staatlich geförderte Mehrgefahrenversicherungsmodell der USA. Gesprächsthema Nummer 1 war eindeutig das Mehr an Verantwortung, das auf die Spezialversicherungen weltweit zukommt. Der Gedanke dahinter: Sowohl in entwickelten Gesellschaften als auch in Dr. Kurt Weinberger (li.), bis dato Präsident der AIAG, im Gespräch mit den Schwellen- und Entwicklungsländern muss gewährleistet sein, dass Tom Vilsack, dem US-Landwirtschaftsminister. die Landwirtschaft rentabel und dabei auch nachhaltig ist und Gewinne abwirft. Letzteres ist gerade für die Entwicklungsländer immens wichtig, um junge Landwirte in der Produktion zu halten. Hier ist die dazu beigetragen, dass 90 % der Ackerbauflächen der USA versichert Versicherungswirtschaft global gefragt, den Landwirten Ertragssicher- sind. „Vielleicht können wir von den Besten lernen“ sagte Weinberger heit zu gewähren. Neue Herausforderungen durch den Klimawandel mit Blick auf das gute Funktionieren dieses im Jahr 2014 reformierten spielen hierbei ebenfalls eine bedeutsame Rolle. So betonte Dr. Kurt Versicherungssystems. Welchen Stellenwert der AIAG-Kongress für Weinberger, bis dato Präsident der AIAG, man sei nach Kansas-City, dem die Politik einnimmt, unterstrich die Teilnahme von Tom Vilsack, dem Ursprungsort der amerikanischen Pflanzenversicherung, gekommen, US-Landwirtschaftsminister. Dieser hob in seiner Ansprache hervor, um das US-Mehrgefahren-Versicherungssystem besser kennen zu dass mit zunehmender Effektivität in der Landwirtschaft auch deren lernen. Als umfangreichstes Pflanzenversicherungsmodell weltweit Produktion anfälliger werde und somit Absicherungen erfordere, gerade mit rund 9 Mrd. EUR Prämienaufkommen und 1,2 Mio. Policen hat es im Hinblick auf den Klimawandel. 61 staatlich geförderte Versicherungs- Der Einladung zum 33. AIAG-Kongress nach Kansas-City, Missouri USA, waren rund 250 Teilnehmer aus 31 Ländern gefolgt. 22 Dr. Rainer Langner (li.) moderierte die Podiumsdiskussion zum Thema Mehrgefahrenversicherungen produkte, die sämtliche Kulturen abdeckten, sollen dazu beitragen. Das 2. Dem wirkt zwar der Züchtungsfortschritt und der weiterhin amerikanische Modell habe komplett die Direktzahlungen ersetzt und stattfindende technologische Fortschritt entgegen, doch auf Dauer dabei die Produktionssicherheit erheblich erhöht, so sein Fazit. muss nachhaltig und zuverlässig produziert werden. 3. Dazu tragen die Versicherungsmodelle weltweit bei, sei es das In der anschließenden Diskussion um die Frage, warum „Public amerikanische System oder solche in Kombination mit Direktbeihilfen. private partnership“ (PPP), also das Zusammenspiel von privaten Versi- 4. Die Bedeutung wird zunehmen. Dabei ist das deutsche Modell cherern und dem Staat, in den USA von solch großer Wichtigkeit sei, gab mit rein privater Absicherungsmöglichkeit in einem System direkter Minister Vilsack ein eindeutiges Statement ab: Zum einen sei durch PPP Beihilfen ebenfalls sehr effektiv. die Produktionssicherheit auf eine sehr kostengünstige Art und Weise gewährleistet, was bei den Direktzahlungen nicht immer der Fall sei. Zum Abschluss des sehr spannenden und ergebnisreichen Kon- Zum anderen stehe die öffentliche Meinung einer Versicherungslösung gresses wurde der bisherige AIAG Präsident Kurt Weinberger nach deutlich positiver gegenüber als direkten Subventionen. erfolgreicher vierjähriger Tätigkeit turnusgemäß verabschiedet. Sein Nachfolger ist Arnaud de Beaucaron, Vorstandsvorsitzender von Wie das US-Modell konkret funktioniert, erklärte Tom Worth vom „L’étoile“ in Frankreich. Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten USDA: Eine unabhängige staatliche Agentur, die RMA (Risk Managment Agency) errech- Dr. Heinzbert Hurtmanns net die Prämien, legt Schadenregulierungs-Richtlinien fest, ermittelt die Staatszuschüsse je nach Absicherungsvariante und sorgt für staatliche Rückversicherung. So werden Landwirte, Staat und Versicherungsgesellschaften gemeinsam in eine allseits zufriedenstellende effektive Lösungsfindung einbezogen. Das hat uns schon sehr beeindruckt! Die finale Podiumsdiskussion wurde von Dr. Rainer Langner, unserem Vorstandsvorsitzenden und Mitglied im Vorstand der AIAG geleitet. Die Hauptstatements: 1. Die Welternährung ist zwar zur Zeit noch gewährleistet, aber Der scheidende AIAG-Präsident Dr. Kurt Weinberger und der gerade in Gebieten mit wenig landwirtschaftlicher Produktion und amtierende Arnaud de Beau- starkem Bevölkerungswachstum, wie zum Beispiel in Afrika, tauchen caron zwischen Tom Zacharias, logistische Probleme auf. Hinzu kommen die Auswirkungen des Kli- National Crop Insurance Services mawandels. USA (li.)und Dr. Rainer Langner 23 AgroRisk Gruppe 20 Jahre erfolgreich unter einem Dach (dr) Die AgroRisk Gruppe, in der die Gartenbauversicherung in Wiesbaden mit der Vereinigten Hagel in Gießen kooperiert, blickt in diesem Jahr auf ihr 20-jähriges Bestehen zurück. Die beiden berufsständischen Versicherungsvereine haben sich Anfang 1995 zusammengeschlossen, sind aber wirtschaftlich unabhängig voneinander geblieben. Die Gartenbau-Versicherung VVaG ist ausschließlich Partner für Sach- und Ertragsversicherungen im europäischen Gartenbau. Die Vereinigte Hagelversicherung VVaG nimmt die Bereiche Landwirtschaft sowie Freilandkulturen im Obst-, Gemüse- und Weinbau in Deckung. Zu Beginn der Kooperation übertrug die Vereinigte Hagel ihre Gartenbau- und Baumschulversicherungen an die damalige „Gärtnerhagel“, um im Gegenzug deren versicherten Bestände im Wein-, Obst- und Freilandgemüsebau zu übernehmen.Damit haben sich die Aufgaben auf die jeweiligen Kernkompetenzen konzentriert. Dies ermöglichte auch eine qualifiziertere Produktentwicklung und Schadenregulierung, die bis heute Alleinstellungsmerkmale der beiden Versicherungsvereine geblieben sind. Zusätzlich ließ sich die Risikoübernahme über eine (v.l.n.r.) Klaus Mugele, Dr. Jan Keller, Lothar Dahs, Gastgeber Dr. Luigi gemeinsame Quotenrückversicherung bündeln. Auch die ohnehin Gazzola, Georg-W. Bruns, Dr. Rainer Langner, Jens Stechmann; Michael günstigen Kostenquoten verringerten sich. Baumeister und Manfred Klunke in Verona Der Kooperationsrat der AgroRisk Gruppe, der sich aus den Aufsichtsratsvorsitzenden, deren Stellvertreter und Vorständen beider Unternehmen zusammensetzt, zog in der diesjährigen Sitzung eine ausgesprochen positive Bilanz. Die konstruktive Zusammenarbeit wird weiterhin im Sinne und zugunsten der versicherten Mitglieder fortgesetzt. DLG-Feldtage 2016 14. bis 16. Juni Wie wirken sich Hagel, Sturm und Starkregen auf Ihre Bestände aus? Auf den DLG-Feldtagen 2016 demonstrieren wir Ihnen auf über 1000 m² Versuchsfeld die Schadensflächen verschiedener Feldfrüchte. Vereinigte Hagel als Mitveranstalter der DLG-Feldtage auf Gut Mariaburghausen im unterfränkischen Haßfurt facebook.de/dlgfeldtage www.dlg-feldtage.de Das Hi gh des Ac light k mit üb erbaus er 23 Besuch .000 ern! Vereinigte Hagelversicherung VVaG, Wilhelmstraße 25, 35392 Gießen, Telefon 0641 7968 0, Fax: 0641 7968 222 E-Mail: [email protected] Konzept: Dr. Bischoff PR, Kiel-Molfsee Redaktion: Dr. Bärbel Bischoff bb (Leitung) Daniel Rittershaus dr (Koordination), Vereinigte Hagel Layout: Dr. Bischoff PR Fotos: H. Dietrich Habbe, Bovenau (Titel; S. 3 und 14); Archiv Vereinigte Hagel; Dr. Bärbel Bischoff; Österreichische Hagelversicherung Druck: Schott Druck, Kiel Haben sie Anregungen, Fragen oder Wünsche an uns? Dann lassen Sie uns das gerne wissen! Unsere E-Mail-Adresse: [email protected] www.vereinigte-hagel.de