starten. - VEREINIGTE HAGEL

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starten. - VEREINIGTE HAGEL
HAGEL
AKTUELL
Trockenheit –
die Herausforderung
im Risikomanagement?
Kommentar
Wie gehen wir mit zunehmender
Trockenheit um?
Vorläufiger Geschäftsbericht 2015
Es hätte schlimmer kommen können
MODIS Schadenregulierungs-APP
Reif für die breite Praxis
Thünen-Report 2015
Es wird deutlich trockener
Foto: H. Dietrich Habbe
November 2015
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Wie gehen wir mit
zunehmender Trockenheit um?
Kommentar zum Jahr 2015
Spätestens seit Frühsommer, als das BMEL den Thünen-Report 2015
öffentlich vorgelegt hat, wissen wir definitiv, dass Hitzeperioden häufiger
vorkommen und länger andauern. Und dass Trockenheit sowie Dürre
zunehmen. Der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
mit über 600 Sonnenstunden und Hochsttemperaturen von mehr als
40°C hat uns einen Vorgeschmack gegeben, was uns wettertechnisch
erwartet. Doch nicht überall in Deutschland war das Wetter einheitlich: Es
wird kleinräumiger. Im Norden hat ausreichender Regen zu guten Ernten
geführt, im Süden gab es von April bis Juni extreme Niederschläge –
mit bedrohlichen Folgen für die Landwirtschaft.
Das Wetter bestimmt zu 90 % den Ertrag. Wieviel davon ist dieses
Jahr der Trockenheit zum Opfer gefallen? Im Einzelfall hohe Summen,
mit persönlichen Schicksalen dahinter und Fragen, was wir tun können.
Reicht es, Forderungen nach staatlicher Kompensationsleistung zu stel„Wer einen landwirtschaft-
len? Oder bedarf es zusätzlicher bilateraler Versicherungen, die Haftung
lichen Betrieb führt, der weiß,
und Entschädigung regeln, und wissen, wie Schäden zu bewerten und
welch großes Stück Freiheit es
auszugleichen sind? Während der Ruf nach dem Staat die Landwirte in
bedeutet, eigenverantwortlich
die Opferrolle zwingt, bedeutet eine Versicherung, in die Eigenverantwor-
zu handeln. Selbst darüber zu
tung zu gehen und frei wie unabhängig nach Lösungen zu suchen. Die
befinden, was wie zu entscheiden
zu finden, ist ureigene Aufgabe von Versicherungen, besonders einer auf
und wie den Herausforderungen
Gegenseitigkeit wie unsere, die sich seit 190 Jahren auf das genossen-
zu begegnen ist.
schaftliche Prinzip beruft. Ein Grundsatz, der auf Schadensgemeinschaft,
Angesichts der witterungsbedingten Schadensituation, in der
Schulterschluss und Hilfe zur Selbsthilfe basiert, in der „einer für alle und
alle für einen“ gelebt wird.
sich betroffene Landwirte heute
befinden, gilt es abzuwägen: Gibt
Wie gehen wir nun mit zunehmenden Trockenheitsschäden um?
es ausreichende Versicherungslö-
Sich der Situation schnell und nachhaltig zu stellen und die Chance zu
sungen mit definierter Leistung
ergreifen, andere Wege zu gehen als bisher – das wünsche ich mir von
und Haftung, oder springt der
allen Beteiligten. Eine Versicherung allein kann die Mammutaufgabe,
Staat verlässlich und berechenbar
Trockenheitsschäden in der dargestellten Größenordnung abzufangen,
in die Bresche? Oder gibt es einen
nicht leisten. Eine Gemeinschaft, die eine öffentlich-private-Partnerschaft
gemeinsamen dritten Weg? Dies
darstellt und willens ist, die Folgen dieser Wettergefahr zu mildern, wie es
mag jeder für sich nach seiner
unsere Nachbarn in Österreich, Frankreich und den Niederlanden vorle-
Erfahrungslage entscheiden!“
ben, kann es leisten. Was es braucht, ist der politische Wille, es rechtzeitig
und gemeinsam umzusetzen.
Dr. Rainer Langner
Foto: H. Dietrich Habbe
Es hätte schlimmer kommen können
Vorläufiger Geschäftsbericht 2015
(bb) Die starken Hagelunwetter im Süden Deutschlands haben
Mit rund 110.000 ha stieg die Versicherungsfläche um 2,4 %.
sich nach dem Ausnahmejahr 2014 in voller Stärke zurückgemeldet.
Hierzu hat neben dem Neugeschäft auch die Kölnischen Hagel
Auch der Trend zu sehr frühen Schadensfällen im April und Anfang
beigetragen, denn das 1853 gegründete Traditionsunternehmen
Mai setzte sich fort. Im Juli führten nahezu tägliche Hagelschauer,
hat seine Geschäftstätigkeit eingestellt und seine Bestände zu
teils von Platzregen und Sturmböen begleitet, zu Schäden im Agrar-
Jahresbeginn an die Vereinigte Hagel übertragen. Das Minus der
bereich. Hitzegewitter am 5., 7., 18. sowie 22.Juli brachten Totalaus-
Versicherungssumme um 0,5 % auf 8,3 Mrd. EUR liegt darin be-
fälle, die Ersatzansprüche in Millionenhöhe auslösten. Insgesamt
gründet, dass der Zuwachs an Versicherungsfläche die rückläufigen
hielten sich die diesjährigen Schadenereignisse in moderaten
Hektarwerte nicht ausgleichen konnte. Hier zeigt sich der Greening-
Grenzen: Bei einem Inlandprämienaufkommen von 114 Mio. EUR und
Effekt, Ackerflächen nicht in Produktion zu nehmen.
einer Entschädigungsleistung von (vorläufigen) 73,7 Mio. EUR liegt
die Schadenquote mit rund 65 % unter dem Schnitt der letzten zehn
Als sehr erfreulich hat sich die Mehrgefahrenversicherung ent-
Jahre. Damit ist die Saison 2015 wiederum als Unterschadenjahr zu
wickelt. Mit über 2.000 Neuverträgen an Secufarm®3-Produkten
deklarieren. Der erreichte Überschuss fließt erneut in die Rücklagen
gegen Sturm- und Starkregenereignisse stieg die versicherte Fläche
und kommt künftigen Schadenereignissen zugute. Dies lässt die
um 5,1 % zum Vorjahr auf 396.000 ha.
Vereinigte Hagel gestärkt und optimistisch in die Zukunft blicken.
Das Auslandsgeschäft hat einen wertvollen Beitrag geleistet, die
Die Hektarwerte als Ausdruck der Deckungshöhe pro Flächenein-
leicht rückläufigen Tendenzen in Deutschland mehr als zu kompen-
heit, fielen mit 2,8 % um durchschnittlich 51 EUR. Die Anbaufläche
sieren. Die Versicherungsfläche erhöhte sich um 3,2 % auf 503.000
von Winterraps, dessen Anbaufläche aufgrund schwieriger Aussaat-
ha. Dieser Erfolg gründet sich in erster Linie auf Zuwächse und
bedingungen im Herbst 2014 gesunken war, ließ den Hektarwert für
Geschäftserweiterungen in Italien, Lettland und den Niederlanden.
Ölsaaten, die zweitwichtigste Kulturgruppe der Vereinigten Hagel,
Im Gegensatz zum Vorjahresergebnis hat sich die Versicherungs-
um 3,5 % sinken. Auch bei Getreide (minus 2,4 %) und Zuckerrüben
summe mit 8,1 % auf 1,17 Mrd. EUR erhöht. Das Prämienaufkommen
(minus 2,7 %) minderte sich die Kennzahl, die die Erwartung auf
im Auslandsgeschäft erreichte mit 49,0 Mio. EUR einen erneuten
sinkende Produktpreise widerspiegelt.
Höchststand und ergab ein Plus von 10,5 %.
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Trocken,
verhagelt,
nass und
stürmisch
– das volle
Programm!
Wetter und Schadenereignisse 2015
Das Wetter
(dr) Der eher mild-feuchte Winter 2014/15 sorgte erst nach Weihnachten für geschlossene Schneedecken, die meist nur von kurzer
Dauer waren. Regional wurden im Januar bereits Frühjahrsblüher
gesichtet und an den Winterkulturen erste Wachstumsregungen
beobachtet. Anfang Februar geriet Deutschland unter grauen Hochdruckeinfluss, der das Wetter bis zum Ende des zweiten Monatsdrittels
bestimmte. Verbreitet gab es leichten bis mäßigen Frost, bodennah
sogar mit Tiefstwerten unter -10°C.
Beregnungen erforderlich
Wie schon im Vorjahr war der Frühling 2015 insgesamt warm,
sonnenscheinreich und trocken. Nach einem frühlingshaften März, der
die landwirtschaftlichen Arbeiten in Schwung brachte, erforderte ein
trockener April erste Beregnungen. Im Mai spitzte sich die Trockenheit
in der Mitte Deutschlands zu, wohingegen es im Norden und Süden
überdurchschnittlich viel regnete.
Der Sommer 2015 wird in weiten Teilen Deutschlands mit seinem
sonnigen Badewetter, verbunden mit rekordverdächtiger sengender
Hitze und außergewöhnlicher Trockenheit, in Erinnerung bleiben. Im
Norden und in Alpennähe war das Wetter eher mäßig mit reichlich
Regen oder Gewitter, örtlich kam es zu Überflutungen durch Dauerregen. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,5 Grad °C und einer
Abweichung von 2,2 Grad über dem Mittel könnte der Sommer als
drittwärmster in die meteorologische Geschichte eingehen. Weite
Teile Deutschlands erlebten im Juli und August die heißesten Tage
seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit Schweiß treibenden 35°C.
Kitzingen meldete am 5. Juli mit 40,3°C einen neuen nationalen Temperaturrekord. Heftige Gewitter führten lokal zu Starkregenschäden
und Überschwemmungen. Das seit Februar vor allem in der Mitte und
im Osten Deutschlands herrschende Niederschlagsdefizit konnte der
Sommer nicht ausgleichen.
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Die Schäden
Die ersten großen Hagelschäden sind erneut wieder früh Ende
Wittenberg kam es zu Totalausfällen in Kernobst, Wein und Hopfen.
April eingetreten. Waren im letzten Jahr das Lipper Land sowie der
Der Hagelschlag war wie bei vielen Unwettern häufig von schwe-
Niederrhein betroffen, hat am 27. April ein Unwetter die Landkreise
ren Sturmböen begleitet. Die Regulierung hat ergeben, dass Betriebe,
Zollernalb, Tübingen und Freudenstadt heimgesucht. Noch am Tag
die ihre Bestände zusätzlich gegen Sturm (Secufarm®3) versichert
danach glichen einige Hänge einer Winterlandschaft – flächende-
haben, eine um 25 % höhere Entschädigungsleistung erhielten als
ckend weiß von Hagelkörnern. In Dotternhausen waren Schneepflüge
ausschließlich gegen Hagel versicherte.
unterwegs, um die bis zu 10 cm dicke Hagelschicht von den Straßen
zu räumen.
Bayern wieder schwer getroffen
Nach dem ungewöhnlich schadenarmen Jahr 2014 wurde der Sü-
Totalschäden durch Maiunwetter
den wieder stark gefordert. Die schwerste Gewitterfront bildete sich
Im Mai traf es die Mitte und den Norden Deutschlands mit rund
in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli und zog von Baden-Württemberg
10.000 ha schweren Schäden im Kreis Göttingen, auf einer Linie
bis nach Tschechien. Von Südwesten her kommend verwüsteten die
zwischen Hildesheim und Magdeburg sowie in Mecklenburg-Vorpom-
Unwetter Ackerkulturen in einem 80 km breiten und 200 km langen
mern. Über Teilen Süddeutschlands wütete kurz vorm Himmelfahrts-
Streifen. In Oberbayern wurden insbesondere Eichstätt, Schroben-
tag das nächste heftige Unwetter. Am Abend des 13. Mai gingen am
hausen und Pfaffenhofen getroffen, so dass auch in Deutschlands
Kaiserstuhl tischtennisballgroße Hagelkörner nieder und zerstörten
größten Hopfenanbaugebiet wieder heftige Schäden entstanden
rund 300 ha Rebfläche sowie Erdbeeren und Kernobst.
sind. Es bestätigte sich erneut, dass es praktisch keine hagelfreien
Gebiete gibt, nicht nur in Bayern.
Kein Juli-Tag ohne Schadenmeldung
Platzregen, Hagelschlossen und Orkanböen haben Anfang Juli der
Ein großer Dank gilt allen Sachverständigen, denen es gelungen
Landwirtschaft Millionenschäden zugefügt. Wie so oft erwiesen sich
ist, die Schäden, besonders die während der Erntezeit, schnell und
die Mittelgebirge als Quellgebiet besonders intensiver Gewitterzellen,
sorgfältig zu regulieren. Auch der intensive Einsatz der mobilen, di-
die sich im Südwesten zu mehreren Gewitterlinien gruppierten und
gitalen Schadenregulierung, kurz MODIS, hat seinen Beitrag hierzu
nach Nordost zogen.
geleistet.
Mitte Juli verursachten Unwetter extreme Schäden im Dreiländereck Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Innerhalb weniger
Stunden wurden hier über 1.700 Feldstücke mit druschreifen Weizenund Rapsbeständen auf einer Gesamtfläche von etwa 32.000 Hektar
als geschädigt gemeldet. Dabei traf es erneut Betriebe, die bereits am
7. Juli mit leichteren Hagelschäden davon gekommen waren. In den
am stärksten betroffenen Gebieten Mansfelder Land, Saalekreis und
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MODIS – reif für die breite Praxis
Erfolgreiche Schadenregulierungs-APP überzeugte auch im zweiten Einsatzjahr
Nach den überwältigenden Erfolgen im Pilotprojekt 2014 hat
Was ist in 2015 passiert? Alle Bezirksdirektionen haben Schulungen
sich die Softwareanwendung MODIS, die papierlose, digitale Scha-
durchgeführt, wie die Tablets zu bedienen sind und was die neueste
denregulierungs-APP, weiterentwickelt und wird immer häufiger in
Version der APP zu leisten vermag. Die neu eingerichtete Hotline
der Schadenermittlung eingesetzt. MODIS steht für mobile digitale
bietet den Sachverständigen sofort Hilfe bei Fragen, die während
Schadenregulierung und ist die technologische Innovation in der Scha-
der Regulierung auftreten. Rund 100 Sachverständige sind derzeit
denregulierung der Vereingten Hagel schlechthin. Sachverständige
bundesweit mit ihren Tablets in der Schadenregulierung aktiv. Sie
können mit MODIS so schnell, einfach, mobil und standortunabhängig
haben 1.600 Akten bearbeitet und 12.000 Feldstücke mit Hilfe von
wie nie zuvor Schäden regulieren, was eine wesentliche Arbeitser-
MODIS reguliert. Dies entspricht etwa einem Fünftel der insgesamt
leichterung bedeutet.
geschädigten Feldstücke. Anders als im Vorjahr lassen sich jetzt auch
Schäden bei Ölfrüchten digital erheben.
Der Sachverständige wird logisch durch die Schadenregulierung
geführt: Abhängig von der betroffenen Kultur, ihrem Entwicklungsstadium am Schadentag und dem eingetretenen Wetterrisiko zeigt
MODIS die relevanten Schadfaktoren an, die auszuzählen sind. Dabei
lässt sich die APP intuitiv bedienen. Auszählhilfen sowie die automatische Quotenberechnung erleichtern den Regulierungsprozess.
Die damit gewonnene Zeit lässt sich nutzen, um dem Landwirt die
Quotenermittlung zu erläutern, denn die ist in der APP eindrucksvoll
visualisiert und leicht nachvollziehbar dargestellt. Am Ende der Regulierung geben Versicherungsnehmer und Sachverständiger ihre
digitale Unterschrift. Weitere Geschäftsprozesse wie Rückziehungen,
Verzichtserkärungen, Schadennachmeldungen oder Feldstückteilungen lassen sich gleichfalls über MODIS abbilden. Bei Bedarf veranlasst
der Sachverständige, dass dem Versicherungsnehmer eine Kopie des
Schadenfeststellungsprotokolls als PDF-Datei zugeht.
MODIS erhebt auch Fotos und GPS-Koordinaten zu Positionen
und Zählstellen. Bei einer späteren Nachbesichtigung kann sich der
Sachverständige zu einer bestimmten Zählstelle navigieren lassen.
Diese Zusatzfunktionen verbessern die Schadensdokumentation.
Da der Postweg entfällt, können Zeit und Portokosten eingespart
werden – dies kommt auch den Mitgliedern zugute. Das zeigte sich
beim diesjährigen Poststreik deutlich: Während die Papierakten nur
per Bote zu den Sachverständigen gelangten, erreichten die digitalen
Akten die Sachverständigen umgehend. Diese konnten ungehindert
vom Streik sofort mit der Schadenregulierung beginnen. Das ist
besonders bei Ernteschäden wichtig, damit die Landwirte zügig mit
den Erntearbeiten fortfahren können. Ein weiterer Effekt: Die Akten
sind schneller geprüft und die Landwirte erhalten eher ihre Entschädigungsleistung.
Begeisterte MODIS-Anwender bei der Schadenaufnahme im Mais –
Hans-Georg Bundschuh und Dr. Heinzbert Hurtmanns
Silke Hartmann
7
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is-Positio
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Abb: Bere
Auf einen Blick
Schnelle Info
Vollständige Daten
Die Sachverständigen bekommen sofort nach der
Alle Unterlagen wie Anbauverzeichnisse, Regu-
Schadenmeldung via WEB AV alle erforderlichen
lierungsberichte, Fotos und Grafiken liegen elek-
Unterlagen auf ihr Tablet geladen. So können sie
tronisch vollständig vor, lassen sich schnell und
extrem schnell auf dem Betrieb sein – ein großer
übersichtlich in die Regulierungsarbeit integrieren
Vorteil bei Ernteschäden.
und erleichtern die Verständigung untereinander.
Größte Sicherheit
Zügige Auszahlung
Alle Rechengänge, wie z.B. das Addieren von Zahlen-
Nach der Regulierung erhält der Versicherungsneh-
kolonnen, tätigt das System. Die Sachverständigen
mer das Schätzergebnis per Email. Die Schadenquo-
konzentrieren sich auf die Schadensermittlung und
ten werden umgehend ins Bestandführungssystem
veranschaulichen dem Versicherungsnehmer den
überführt, wodurch die Entschädigung deutlich
errechneten Quotenaufbau.
schneller zur Auszahlung kommt.
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Gegen welche Risiken
haben Sie sich abgesichert?
Zweite Studie der agrarzeitung zum Thema Risikomanagement
88%
87%
86%
84%
Absatzrisiken
Anlagerisiken
Haftungsrisiken
Beschaffungsrisiken
76%
75%
71%
Produktionsrisiken
Personal- und Organ.-Risiken
Rechtsrisiken
47%
47%
Liquiditätsrisiken
Finanzrisiken
33%
Fin. Risiken aus Gesch.-Bezieh.
(dr) Für Landwirte gehört der Umgang mit Risiken unterschiedlicher Art zum Berufs-
Politik, Preis- und Bodenmarktentwicklung
bild. Die landwirtschaftliche Produktion unterliegt nicht nur dem Krankheitsrisiko von
auf dem vierten Platz. Auch wenn sich die
Mensch, Tier und Pflanze, sondern ist mehr als alle anderen Wirtschaftsbereiche vom
Bedrohung für den einzelnen Landwirt in den
Wetter abhängig, das zunehmend zu Extremen neigt. So hat sich in Deutschland die Zahl
letzten drei Jahren subjektiv nicht signifikant
der schadenrelevanten wetterbedingten Naturereignisse seit 1970 nahezu verdreifacht.
verstärkt hat, ist objektiv eine Zunahme von
Naturkatastrophen oder extremen Wetterer-
Wissenschaftliche Studien prognostizieren für den Standort Deutschland, dass verstärkt
eignissen zu bestätigen.
mit Hitzewellen, Starkregen-, Sturm- und Hagelereignissen zu rechnen ist. Mit ihrer Studie
Risikomanagement in der Landwirtschaft setzte die agrarzeitung in diesem Jahr ihre erste
Seit mittlerweile über 200 Jahren besteht
Befragung aus dem Jahr 2012 fort. Mittels Telefoninterviews wurden 400 landwirtschaftli-
die Möglichkeit, sich gegen die finanziellen
che Entscheider von Betrieben unterschiedlicher Region, Größe, Produktionsschwerpunkte
Folgen von Unwetterschäden zu versichern.
und Rechtsformen befragt. Die Studie hat ergeben, dass Produktionsrisiken in Summe für
Das Jahr 2013 war für die deutsche Versiche-
die befragten Landwirte die größte Bedeutung direkt nach den – nur schwer abzusichernden
rungswirtschaft das bisher schwerste Scha-
– Politikrisiken haben. Knapp ein Drittel der Befragten stufen Produktionsrisiken als existenz-
denjahr. Vor diesem Hintergrund verwundert
bedrohend für ihren Betrieb ein. Das Bedrohungspotenzial durch die Witterung rangiert nach
es nicht, dass über zwei Drittel der Betriebe
in Deutschland über eine Absicherung gegen
Wetterrisiken verfügen. Gegen alle Produk-
Warum betreiben Sie Risikomanagement?
47%
Verlustvermeidung
29%
Betriebliche Absicherung
27%
Betriebsüberblick
26%
Betriebserhaltung
14%
Erkenntnis über Risiken
Sicherheit/Verantwortung
Sonstige
4%
8%
tionsrisiken inklusive Tierkrankheiten sind in
der genannten Befragung 76 % der Betriebe
abgesichert. Als wichtiges Argument, aktives
Risikomanagement zu betreiben, galt die nachhaltige Sicherung des Betriebes für spätere
Generationen.
Die gesamte Studie erhalten Sie kostenlos
unter Tel. 0641/7968-300 oder
[email protected].
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Kölnische Hagel
übernommen
Verträge werden von der Vereinigten Hagel weitergeführt
(bb) Zum 31. Dezember 2014 stellte die Kölnische Hagelversicherungs-AG
ihren Versicherungsbetrieb ein und übertrug ihre Bestände auf die Vereinigte
Hagel. Damit ging die aktive Ära eines traditionellen Versicherungsunternehmens nach mehr als 160 Jahren zu Ende. Bereits seit 1996 war die Kölnische
Hagel Teil der AgroRisk Gruppe und gehörte damit als 100-prozentige Tochter
dem Unternehmensverbund der Vereinigten Hagel an.
Die kleine und feine Kölnische Hagel verfügte in den 1990er Jahren über ein
Prämienvolumen von rund 8 Mio. DM. Derzeit war der Hagelversicherungsmarkt
als Folge der EU-Agrarreform starken Schrumpfungsprozessen ausgesetzt. Zeitgleich hatte die Kölnische Hagel drei extreme Schadenjahre zu verkraften, die
derart negative Geschäftsergebnisse mit sich brachten, dass sich ihr damaliger
Mutterkonzern, der Kompositversicherer Colonia AG, veranlasst sah, sie an die
Vereinigte Hagel zu verkaufen. Die wiederum versprach sich von diesem Zugekauf eine verbesserte Marktposition. Innerhalb der AgroRisk Gruppe sollte die
Kölnische Hagel das Portefolio der Vereinigten Hagel als Festprämienanbieter
ergänzen und vornehmlich kleine und mittlere Betriebe über die Hagel-SpezialVersicherung (HSV) in Deckung nehmen.
Zum 150. Jubiläum der Gesellschaft im Jahr 2003 war das Prämienvolumen
Fragen und Antworten
– wie geht es weiter?
Was wird aus meinen Versicherungsverträgen?
der Kölnischen Hagel auf 3,5 Mio. EUR gesunken, weil sich immer mehr Landwirte
Ihre bestehenden Verträge führt die Vereinigte Ha-
mit wachsenden Betriebsgrößen zu einem Wechsel zur Vereinigten Hagel ent-
gel weiter. Damit haben Sie als Versicherungsnehmer
schieden. Dieser Trend dauerte an. Im Rahmen von Solvency II kam hinzu, dass die
innerhalb der AgroRisk-Gruppe den stärksten Partner
Aufsichtsbehörden seit einigen Jahren die Versicherungen verpflichteten, ihre
im Pflanzenversicherungsmarkt an Ihrer Seite, der Ihnen
Geschäftstätigkeiten durch quantitative Regelungen, Governancevorschriften
das Risiko des wetterbedingten Ernteverlustes abnimmt.
oder Berichts- und Offenlegungspflichten ausführlich zu dokumentieren. Was
von der Zielsetzung her auch im Sinne des Verbraucherschutzes zu begrüßen
Was ändert sich für mich?
war, entpuppte sich für kleine Versicherungsunternehmen wie die Kölnische
Für Sie als Versicherungsnehmer hat sich nichts ge-
Hagel zu einer wachsenden Belastung. Denn diese Anforderungen erhöhten
ändert. Einzig und allein Ihr Versicherungsunternehmen
den Aufwand für das Versicherungsgeschäft, dem kein entsprechendes Prämi-
hat gewechselt. Ihre Versicherungsbedingungen und die
enwachstumspotenzial mehr gegenüberstand, um ein Vielfaches.
Regelungen zur Versicherungsprämie gelten weiterhin.
Auch Ihre bisherigen Ansprechpartner bleiben dieselben.
Nicht zuletzt aus diesem Grund haben sich alle Verantwortlichen dazu entschieden, die Geschäftstätigkeit der Kölnische Hagelversicherung einzustellen
Was bleibt für mich zu tun?
und deren Versicherungsbestände zum 1. Januar 2015 mit allen Rechten und
Hinsichtlich der Bestandsübertragung ist alles Not-
Pflichten auf die Vereinigte Hagel zu übertragen. Den Versicherungsnehmern
wendige geschehen. Das Bundesamt für Finanzdienst-
verbleiben alle bisherigen Rechte und Pflichten, wie sie sie von der Kölnischen
leistungsaufsicht (BAFin) hat die Genehmigung zu diesem
Hagel gewohnt sind. Sie partizipieren jetzt in vollem Umfang an allen Vorteilen
Übergang erteilt. Damit sind Sie automatisch Versiche-
des europäischen Marktführers mit seiner internationalen Schadensgemein-
rungsnehmer der Vereinigten Hagel. Ihr Versicherungs-
schaft, die ein Höchstmaß an Sicherheit bietet.
schutz besteht in vollem Umfang weiter.
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BETRIEBSREPORTAGE
Spezialisierte Vielfalt als Strategie
Der Rosenhof von Familie Beckmann in Padenstedt
kühl-feuchten Sommers im Norden könnten auch den Rosenhof heimsuchen und erntereife Grassaat reagiert auf Wind, Regen und Hagel
überaus empfindlich. Während des Betriebsrundgangs, der uns u.a.
durch die Viehställe und Maschinenhallen führt, gibt uns Beckmann
einen Überblick über sein Unternehmen, seine Philosophie und die
Geschichte des Rosenhofs. Er hat den Betrieb 1987 als 24-Jähriger
von seinem Vater Hans, einem leidenschaftlichen „Viehmenschen“,
übernommen, der das Anwesen 1959 gepachtet und 1976 mit rund
100 Hektar gekauft hatte. Gemäß dem Motto: „Jeder macht das, was
er am besten kann!“ kümmerte sich fortan der Vater um Milchviehhaltung und Futterbau, während Bullenmast und Pflanzenproduktion
in den Zuständigkeitsbereich des Sohnes fielen. Dessen Herz schlägt
bis heute für den Ackerbau und die dazugehörige Produktionstechnik. Nachdem sich sein Vater auf das Altenteil zurückgezogen hatte,
behielt Beckmann die Leitung der Betriebsschwerpunkte, ausgerichtet nach den persönlichen Stärken, bei. Zwischenzeitlich hat er die
Produktionszweige in fünf eigenständige Firmen überführt, die er,
seine Frau Gabriele oder beide gemeinsam, zum Teil unter Teilhabe
Dritter, leiten: Die gewerblichen Sparten Photovoltaik und die 500
KW-Biogasanlage auf Maisbasis (die zweite – mit Güllevergärung –
steht kurz vor der Realisierung) sowie den Bereich Nachwachsende
Rohstoffe, der Bullenmastbetrieb (den seine Frau Gabriele alleine
führt) und der eigentliche Landwirtschaftsbetrieb. Damit ist die
Jens Beckmann im Gespräch mit Bezirksdirektor Dr. Derk Westphal (rechts)
Grundlage gelegt, die Betriebseinheiten zukunftsfähig zu gestalten,
über das Erntewetter. Sein Lieblingsschlepper, ein Schlüter-Oldtimer, leistet
zumal drei der vier Söhne bereits in den Startlöchern stehen, um nach
ihm immer noch gute Dienste.
ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung die Nachfolge anzutreten.
Die klassische Holsteiner Fruchtfolge Raps-Weizen-Gerste kommt
Ende Juli im Schleswig-Holsteinischen Padenstedt: Es regnet, als
für Beckmann hier auf dem Geestrücken mit durchschnittlich 35
wir in die breite Einfahrt zum Rosenhof einbiegen. Sie gibt den Blick
Bodenpunkten nicht in Frage. Dazu fehlt es ihm verlässlich an ausrei-
auf das 2010 neugebaute, geräumige Landhaus von Gabriele und Jens
chender Feuchtigkeit, vor allem im Frühjahr. Ihm sind die Arbeitsspit-
Beckmann frei. Hier ist die Schalt- und Kommunikationszentrale des
zen, die eine enge Fruchtfolge mit sich brächte, zu hoch. Beckmann
Hofes und seiner zehn Mitarbeiter inklusive der drei Auszubildenden,
setzt auf Vielseitigkeit und verteilt die Anbaurisiken auf berechen-
die hier täglich beköstigt werden. Zahlreiche Gebäude links und
bare Einheiten: Mais, ein Drittel als Viehfutter und zwei Drittel als
rechts, teils umgebaut, erneuert oder erweitert, zeugen davon, dass
Biogassubstrat, nimmt mit 260 ha gut 40 % der Gesamtackerfläche
der Betrieb in den letzten 30 Jahren erheblich gewachsen ist: 700
in Anspruch; 50 ha halb Stärke- und halb Speisekartoffeln sowie 50
ha bewirtschaftet das Ehepaar heute, davon rund 100 ha Grünland,
ha Zuckerrüben bilden den Hackfruchtanteil; 60 ha Grassaat und
das 220 Milchkühen plus Nachzucht sowie 450 Mastbullen als Fut-
Winterraps dienen als Saatvermehrungsflächen; Winterroggen und
tergrundlage dient.
Triticale ( insgesamt 140 ha) sowie Braugerste (40 ha) runden den
Anbauplan ab, der aus Beckmanns Sicht eine optimale Auslastung
Jens Beckmann eilt uns relativ entspannt entgegen: Der Regen
der vorhandenen Maschinen- und Arbeitskapazitäten bedeutet.
verschafft ihm eine kurze Verschnaufpause während der Ernte. Gerade
Dass er bei allem die Ökonomie stets gut im Auge behält, daran lässt
die Grasvermehrungsflächen, eine Rarität in Holstein, dulden keinen
Beckmann keinen Zweifel. „Das Umlaufkapital muss die Schulden
langen Aufschub mehr. Der Hagelzug vom Vortag hat den Betrieb
bezahlen!“, ist er überzeugt. Das gelte auch, wenn „richtig große
zwar verschont, doch die Wettereskapaden dieses ungewöhnlich
Investitionen“ zu stemmen seien, bei denen er stets auf einen aus-
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reichenden Eigenkapitalanteil achte. „Es müssen nicht immer neue
Maschinen und Gebäudeteile her, wenn sich gebrauchte Einheiten
gut wiederverwerten lassen!“ Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich
bieten, ein Grunsdsatz, den er nur einmal missachtet hat und das bis
heute bereut: Als sein Vater ihn drängte, nach dem Mauerfall einen
adäquaten Betrieb im Osten zu kaufen. „Das Wachstum hier war bestimmt beschwerlicher!“, resümiert er mit einem Zwinkern im Auge.
Konsequent Kosten sparen, Risiken minimieren und Gewinne in
Wachstum investieren, das ist bis heute Beckmanns Credo geblieben.
50 % der Ernte deckt er über Verträge ab, um die Anbaugefahren
berechenbar abzufedern. Dazu zählt auch die Hagelversicherung,
die er für ein „Muss“ hält, auch wenn der letzte schwere Schaden 15
Jens Beckmann setzt konsequent auf die Synergieeffekte zwischen
Jahre zurückliegt. Zudem so viel an Rücklagen vorhalten, dass auch
Rinderhaltung, Energieerzeugung und Pflanzenproduktion.
einmal eine Durststrecke überwunden werden kann. „Wir Bauern
müssen lernen, dass es immer mal hoch und wieder runter geht und
man in einem Jahr mal nichts verdient!“, ist er sich sicher und rät
seinen Berufskollegen, positiv in die Zukunft zu blicken und nicht
„alles Negative totzureden“. Offensichtlich ist Beckmann mit dieser
Einstellung bisher bestens gefahren.
Dr. Bärbel Bischoff
Automatisieren als Herausforderung
Gurkenhof Frehn im Spreewald
Spreewälder Gurken – sauer eingelegt – sind Feinschmeckern
auf 65 ha Aronia (Apfelbeeren) und auf 80 ha Sanddorn an. Beide
ein Begriff. Heinz-Peter Frehn ist einer der Hauptrohstofflieferanten
Kulturen haben auch auf dem Gurkenhof mit 14 bzw. 45 ha ihren Platz
dieser Brandenburger Spezialität, die als eine geschützte geogra-
gefunden. So entstand im Spreewald in kürzester Zeit Westeuropas
phische Angabe (ggA) Markenschutz genießt. In Schöneiche, gut 80
größte Bio-Aroniaplantage.
km südlich von Berlin, bewirtschaftet Frehn eine Fläche von 490 ha.
Stets für Neuerungen aufgeschlossen, gründete er mit seinem Sohn
Auf die Frage, warum er erst vor wenigen Jahren in den Bee-
Christoph Anfang 2004 zusätzlich einen Biobetrieb mit einer weiteren
renanbau eingestiegen sei, antwortet Frehn: „Der stetig steigende
Kulturfläche von 290 ha.
Kostendruck gerade beim Einsatz der fast 600 Erntehelfer aus Polen
und Rumänien lässt uns stets nach Alternativen und Verbesserungs-
Neben der Gurke als Hauptkultur beider Betriebe werden Dill, Kür-
potenzial suchen!“ Schon seit Jahren wird die Fläche für Einlege-
bis, Rotkohl, Porree, Sellerie, Kartoffeln und Getreide erzeugt. Um die
gurken reduziert, weil diese Kultur enorm viel Handarbeit erfordert.
Anbaurisiken zu streuen, erweitern Vater und Sohn die Kulturvielfalt
„Vieles ist hier durch Kooperationen entstanden, einer alleine hätte
in beiden Betrieben nach den Absatztrends. So baut der Biobetrieb
das nicht geschafft“, betont Frehn. „Neuerungen sind immer mit
12
BETRIEBSREPORTAGE
einem gewissen Risiko behaftet. Wir haben gute Partner. Und in Vertrauen darauf, dass diese Partnerschaften stabil bleiben, haben wir
die enormen Investitionen getätigt.“ Den Anbau zu diversifizieren
und in arbeitssparende Technik zu investieren, sind für Vater und
Sohn Frehn die Voraussetzungen, um beide Betriebe zukunftssicher
weiterzuentwickeln. „Wenn es noch keine Maschine zum Vollernten
unserer Produkte gibt, dann bauen wir sie eben selber oder suchen
uns Partner, die uns bei der Entwicklung helfen“, unterstreicht er die
Bedeutung des Technischen Fortschritts.
Noch könnten selbst die modernsten Maschinen den Menschen
beim Anbau nicht ersetzen, aber das zu ändern, darin sähe er die Zukunft. „Mittelfristig werden wir die Arbeitskräfte nicht mehr bezahlen
können“, schätzt Christoph Frehn und betont, dass – in direkter Folge
Hans Peter Frehn mit seinem Sohn Christoph vor der Aronia-Pflanzung,
der Mindestlohneinführung – nun viel Verantwortung auf Konsumen-
der größten Bio-Plantage dieser Art weltweit.
tenseite läge, die die regionale Qualität neu schätzen lernen und auch
bezahlen müsse. Um sich von der ungewissen Nachfrageentwicklung
auf Verbraucherseite zu lösen, setzen die Frehns hoch motiviert auf
Mechanisierung ist die Hagelversicherung fester Bestandteil des Risi-
Automatisierung.
komanagements. Der Strukturwandel beschäftigt den politisch sehr
engagierten Landwirt. „Kooperationen mit den Abnehmern haben un-
Frehn, ursprünglich beruflich ganz Anderes im Sinn, hat seine
sere Investitionen in Technik und Fläche erst wirklich ermöglicht. Die
sichere Karriere als Lehrer für den Gartenbau aufgegeben: „Dieses
Betriebsgröße spielt eine wesentliche Rolle, denn Konservenindustrie
wohlkalkulierte Risiko bin ich eingegangen, weil ich trotz schwieriger
und Einzelhandel binden sich vertraglich nur an größere Einheiten.
Rahmenbedingungen immer noch gute Zukunftsaussichten sehe.“
Kleinere Betriebe werden künftig verstärkt Nischen suchen und im
Auf die Frage, welche Eigenschaften ein Betriebsleiter mitbringen
Direktgeschäft ihren Erfolg finden.“ Für Christoph Frehn steht die
müsse, um die Zukunft zu bewältigen, antwortet Frehns mit einem
Betriebsübernahme fest, denn Mut und Neugier im Anbau als auch
Augenzwinkern in Richtung Sohn: „Flexibilität, eine gesunde Portion
die Bereitschaft, unternehmerisches Risiko zu übernehmen, sind ihm
Risikobereitschaftund nicht an alten Zöpfen hängen, sondern sie
wohl in die Wiege gelegt worden.
Jörg Disselborg
sofort abschneiden!“ Neben Vielfalt, auch bei den Abnehmern, und
Mehrwert auch für Mensch und Natur
Niederlande: Landgoed Scholtenszathe mit öffentlichkeitswirksamer Weiterentwicklung
Mit zwölf Mitarbeitenden bewirtschaftet Frans Nevels das
Rund ein Drittel der 1.050 ha Ackerfläche entfallen auf Kartoffeln,
Landgoed Scholtenszathe in Klazienaveen-Noord nah der deutsch-
die nun nicht mehr zu Stärke verarbeitet werden, sondern als Rohstoff
niederländischen Grenze. Seit 1870, als Willem Albert Scholten den
für Pommes frites dienen. Die Kartoffeln werden auf dem Betrieb gewa-
Betrieb gründete, gilt dort die Maxime, Mehrwert zu schaffen. Die-
schen, gescannt und verlesen, um sie in der jeweiligen Größenklasse und
ser erkannte, dass sich der Kartoffelanbau deutlich besser rechnet,
ohne Abzüge direkt an die Fabrik zu liefern. Weiterhin werden Möhren
wenn Produktion und Weiterverarbeitung in einer Hand liegen,
(80 ha), Zwiebeln und Zuckerrüben ( je 180 ha) sowie je 10 ha Getreide
und errichtete Fabriken, um Industriestärke herzustellen. Torf aus
und Raps als Saatgutvermehrung angebaut.
der Umgebung lieferte die Energie. Abgetorft und urban gemacht,
erweiterten die ehemaligen Moorflächen den Anbau für Kartoffeln,
die bis heute wichtigste Kultur des Landgutes geblieben sind.
Rund 300 Hektar fielen 1998 im Zuge einer Rechtsformänderung
des Betriebes aus der Produktion und wurden aufgeforstet, inzwischen
13
mit Wegenetz und Biotopen versehen. Aus der „nieuwe natuur“ ist
in knapp 20 Jahren ein stattlicher Naturpark entstanden, der nun der
Öffentlichkeit zugänglich ist.
Wie kann der Betrieb aus dieser produktionsbeschränkenden
Maßnahme heraus einen Mehrwert generieren? Im Jahr 2009 beschloss Frans Nevels, dieses Gebiet durch eine Herde von HerefordMutterkühen und Jungtieren beweiden zu lassen. Das „ehrliche und
herrliche Rindfleisch“ gelangt online und ab Hof an die Verbraucher.
Fünf verschiedene Rindfleischpakete, alle sehr gut nachgefragt, sind
im Angebot. Darüber hinaus werden jährlich rund 50 ha Wald zur
Holzgewinnung ausgedünnt. Neben dem monetären Mehrwert nutzt
Nevels den Naturpark aber auch im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit und bietet regelmäßig geführte Wanderungen an. Weitere
touristische Impulse liefert der „Noaberpad“, ein Fernwanderweg,
der das Gebiet passiert. Als deklarierter Schulbauernhof vermittelt
Nevels den Kindern der Region das Verständnis für die moderne
Landwirtschaft. Kälbchen zum Streicheln gibt es nur bedingt, dafür
aber einen Einblick in einen hochtechnisierten und schlagkräftigen
Ackerbaubetrieb. Durch diese Aktionen ist Nevels als attraktiver
Arbeitgeber in der Region bekannt. Dadurch fällt es leicht, gute Mitarbeiter zu finden – ebenfalls ein betriebssichernder Aspekt.
Frans Nevels ist ein Unternehmer, der nach vorne schaut. „Ist
eine Situationen nicht zu ändern, halte ich mich nicht lange damit
auf, sondern versuche zügig, das Beste daraus zu machen. Ich kümmere mich lieber um die Dinge, die ich selbst gestalten kann!“ Wie
z.B. das Risikomanagement, die aus seiner Sicht wichtigste Aufgabe
Geschäftsführer Frans Nevels (rechts) und Betriebsleiter Gerd Jan Heide-
eines Betriebsleiters. Eine Pflanzenversicherung ist für ihn selbstver-
manns managen den Betrieb und sorgen weiterhin auf vielfältige Weise
ständlich: „Ich brauche einen starken Partner, der da ist, wenn ich ihn
dafür, Mehrwert zu schaffen – ganz im Sinne des Betriebsgründers.
brauche, auch wenn es erst nach ein paar Jahren der Fall sein sollte.
Wenn starke Regenmengen innerhalb kurzer Zeit fallen, können die
sehr schnell zu einem Problem werden.“ Auch präventives Risikomanagement im Absatzbereich ist für ihn Chefsache. Neben GMP +, der
gesicherten Qualität bei Futtermitteln, ist der Betrieb auch mit dem
Label GLOBALG.A.P für Pflanzenerzeugung als Eintrittskarte für den
Weltmarkt zertifiziert, eine unabdingbare Voraussetzung, um den Lebensmitteleinzelhandel direkt zu beliefern. Ob dieser Schritt in naher
Zukunft gegangen werden soll, ist noch offen. Aber wenn, ist der Betrieb gut dafür gut gerüstet. Ein Flächenzukauf steht derzeit nicht an,
was bei Hektarpreisen von 60.000 bis 80.000 EUR gut nachvollziehbar
ist. Nevels untersucht derzeit, wie sich die Produktivität durch Tröpfchenbewässerung, die die Pflanzen optimal mit Wasser und Dünger
versorgt, steigern lässt. Umfangreiche Meliorationsmaßnahmen von
rund einem Hektar pro Tag sorgen außerdem dafür, die Ertragskraft
des schweren Bodens zu erhöhen, und schaffen einen Mehrwert –
ganz in der Tradition des Ahnherrns Willem Albert Scholten.
Daniel Rittershaus
Es wird
deutlich
trockener
Neues aus der Forschung – der Thünen-Report 2015
Welche Auswirkungen der Klimawandel auf die heimische Landwirtschaft hat, ist derzeit schwer vorhersehbar. Unter Wissenschaftlern ist unstrittig, dass die globale Erderwärmung auch in Deutschland
die mittleren Jahrestemperaturen spürbar steigen lässt. Häufen sich
Extremwetterlagen, wie Dürre, Hagel, Stark- oder Dauerregen, die
binnen Stunden, Tagen oder Wochen extreme Schäden in der Landwirtschaft verursachen? Ist mit mehr Stürmen oder Kahlfrösten zu
rechnen? Und welche Anpassungsstrategien sind geeignet, um die
Auswirkungen von Klimawandel und Extremwetterlagen für die
deutsche Landwirtschaft zu mindern? Dieser Frage hat sich eine Studie
des renommierten Thünen-Institutes im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gewidmet, deren
Ergebnisse die Wissenschaftler am 24. Juni 2015 in Berlin der Politik
und Öffentlichkeit präsentierten.
In diesem interdisziplinären Forschungsvorhaben wurden erstmalig in Deutschland „Agrarrelevante Extremwetterlagen und Möglichkeiten von Risikomanagementsystemen“ (Thünen Report 30, 2015)
wissenschaftlich untersucht. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem
betrieblichen und öffentlichen Risikomanagement, auch unter dem
Aspekt, welches Potenzial Versicherungslösungen bieten, um Risiken
von Extremwetterlagen zu minimieren. Obwohl sich der Klimawandel
in den einzelnen Anbauregionen sehr unterschiedlich stark auswirkt
und die Klimamodelle teils widersprüchliche Ergebnisse liefern, sagen
die Klimaforscher folgende Szenarien voraus.
+/- Winterfrost und Auswinterung: Die Häufigkeit von extremen
Winter- und Wechselfrösten nimmt erwartungsgemäß ab. Temperaturen bis -15°C sind deutlich seltener zu erwarten. Die Wahrscheinlichkeit für Extremfröste unter -20°C bleibt dagegen nach
Analyse der Klimamodelle unverändert. Aussagen zur Schneebedeckung bei gleichzeitig auftretenden Winterfrösten liefert die Studie
nicht. Damit lassen sich Auswirkungen der Winterfröste auf die
Ernteerträge nicht abschießend bewerten.
Foto: H. Dietrich Habbe
15
+ Spätfröste: Die Klimamodelle prognostizieren, dass Frosttage im
Frühjahr deutlich abnehmen. Da sich jedoch gleichzeitig der Vege-
Lebhafte Diskussion der Ergebnisse
Bei Vertretern aus der Praxis, dem Bauernverband, der Versiche-
tationsbeginn durchschnittlich um ein bis zwei Wochen nach vorne
rungswirtschaft und der Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass
verschiebt, kann sich das Spätfrostrisiko im Pflanzenbau erhöhen.
dem Risikomanagement in den deutschen Betrieben zukünftig ein
deutlich höherer Stellenwert zukommen müsse. Geeignete Versiche-
+ Starkregen im Winter: Generell kommt es vermehrt zu Starkrege-
rungslösungen seien ein wesentlicher und notwendiger Bestandteil
nereignissen, besonders in den Wintermonaten. Auch für die Sommer-
des Maßnahmen-Mix an Anpassungsstrategien. Inwieweit jedoch
monate wird ein leichter Anstieg prognostiziert, jedoch mit deutlichen
staatlich subventionierte Elementarschadenversicherung in Deutsch-
regionalen Unterschieden. Die verschiedenen Klimamodelle des
land einzuführen seien, wie sie bereits im europäischen Ausland
Deutschen Wetterdienstes DWD mit ihren teils konträren Ergebnissen
überwiegend gängige Praxis darstellen, bewerteten die Teilnehmer
erschweren den Klimaforschern eine sichere Aussage darüber, wie
sehr unterschiedlich.
sich die Starkregenereignisse in den Sommermonaten entwickeln.
Anschubfinanzierung von Versicherungslösungen bevorzugt
+ Trockenheit und Dürre: Dürre ist in Ostdeutschland und am Ober-
Die Wissenschaftler – traditionell eher zurückhaltend bei staatli-
rheingraben bereits heute ein großes Produktionsrisiko für die Land-
chen Eingriffen – unterstützen eine zeitlich befristete Anschubfinan-
wirtschaft. Dies wird sich in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit
zierung von Versicherungslösungen und möchten diese auf sogenann-
noch verschärfen: Die Klimaforscher gehen davon aus, dass sich die
te systemische Risiken wie Dürre und Überschwemmung beschränkt
Sommerniederschläge von plus 10% bis minus 30% verändern. Tempe-
wissen. Dabei sind steuerlicher Erleichterungen, staatliche Rückversi-
ratur und Verdunstung der Pflanzen steigen und die Zahl der Hitzetage
cherungsprogramme aber auch direkte Prämiensubventionen denk-
über 30°C von Juni bis August vervierfacht sich bis zum kommenden
bar. Der berufsständische Vertreter des Deutschen Bauernverbandes
Jahrhundert. Auch wenn die Auswirkungen auf die Ernteerträge je
DBV sieht für seine Klientel derzeit keine Wettbewerbsverzerrungen
nach Kulturart und Region unterschiedlich stark ausfallen, so wird mit
dadurch, dass Ernteversicherungen im europäischen Ausland staatlich
hoher Wahrscheinlichkeit die Dürregefahr deutschlandweit zuneh-
gestützt würden, und verweist auf die zahlreichen anderweitigen
men. Im Südwesten ist das stärkste Änderungsrisiko zu verzeichnen.
Förderprogramme, die der deutschen Landwirtschaft zugute kämen.
Existenzbedrohung steigt
Finanzielle Anreize stärken Versicherungsneigung
Die Klimaforschung befasst sich mit langfristigen, großräumigen
Für viele Praktiker stellten Versicherungen bereits heute ein wich-
Klimaänderungen. Komplexe meteorologische Situationen, die zu
tiges betriebliches Instrument zum Risikomanagement dar. Allerdings
kurzfristigen, oftmals nur lokalen Extremwetterlagen führen, lassen
belasteten die Prämien die Betriebe besonders in risikoexponierten
sich sehr schwer vorhersagen. Selbst kurzfristige Wettervorhersagen
Anbauregionen oder in sensiblen Produktionszweigen wie dem Obst-
sind oft hoch unsicher – umso größer ist die Herausforderung, ein
bau stark, so Dr. Rainer Langner. Die Versicherungswirtschaft biete in-
Aussage darüber zu treffen, welche Veränderungen bis zur kom-
zwischen eine umfangreiche Produktpalette, um Elementarrisiken wie
menden Jahrhundertwende zu erwarten sind. Auch wenn kurzfristig
Hagel, Sturm- und Starkregen in Deckung zu nehmen. Hierbei zeige
Extremwetterlagen nicht dramatisch steigen – ausgenommen Dür-
sich sehr deutlich, wie politische Entscheidungen das betriebliche Risi-
re – so gelten witterungsbedingte Ertragsverluste bereits heute als
komanagement fördern: Als die Versicherungssteuer an die bewährte
existenzbedrohend für die Landwirtschaft. Die Forschungsergebnisse
Regelung der Hagelversicherung angepasst wurde, nahm die Zahl
reichen nicht aus, um daraus konkrete Handlungsempfehlungen ab-
der Versicherungen gegen weitere Elementarrisiken zu. Allerdings
zuleiten. Dennoch stellten die Forscher einen Maßnahmenkatalog vor:
ließen sich systemische Risiken wie Dürre und Überschwemmung
aufgrund der extremen Schadenvolumina auf privatwirtschaftlicher
• Informationsunterstützung der Markteilnehmer
Ebene nicht etablieren. Ein Blick ins europäische und internationale
• Förderung agronomischer und technischer Lösungen (Forschung und betriebliche Umsetzung)
Ausland sie ein Beleg dafür.
• Steuerliche Maßnahmen
• Förderung von Versicherungen
• Staatliche Ad-hoc-Katastrophenhilfen
Das BMEL als Auftraggeber dieser Studie wird sich intensiv mit der
Frage beschäftigen, wie die deutsche Agrarpolitik die Anpassungen
der Landwirtschaft an die Folgen den Klimawandels gestalten kann.
• Überbetriebliche und öffentliche präventive Maßnahmen (z. B. Hochwasserschutz)
Dr. Ingrid Nöhles
Quelle: Thünen Report 30 (2015): Agrarrelevante Extremwetterlagen und Möglichkeiten von Risikomanagementsystemen, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL),
http://www.agrarrelevante-extremwetterlagen.de/
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Unser Außendienst –
ehrlich und authentisch
Mitarbeiterportraits aus den Bezirksdirektionen Stuttgart, Gießen und Münster
(dr) Karl Alois Berner, Jahrgang 1951, seit 33 Jahren im Außendienst
im Umgang mit ihren Versicherungsnehmern.
der Bezirksdirektion Stuttgar beschäftigt, Cornelia Richardt, Jahrgang
Diese Eigenschaften schätzt auch Rosel Brede, die als Vermittlerin
1955, seit 14 Jahren in der Bezirksdirektion Gießen tätig und Dirk Loh-
im nordhessischen Gudensberg eng mit Cornelia Richard zusammen-
mann, Jahrgang 1968, der seit 2001 das Team in der Bezirksdirektion
arbeitet. Auch sie setzt auf einen engen Kontakt zur Praxis und ist seit
Münster verstärkt: Drei Persönlichkeiten aus drei verschiedenen Re-
vielen Jahren ehrenamtliche Geschäftsführerin des Landfrauenvereins
gionen mit drei unterschiedlichen Lebensläufen. Gemeinsam jedoch
Fritzlar-Homberg. Ihre Familie bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb
ist allen eines: Als Außendienstmitarbeiter beraten sie die Mitglieder
mit Sauenhaltung. Als „Einzelkämpferin im Außendienst“ habe Ver-
rund um die Pflanzenversicherung. Wichtig dabei ist allen Dreien:
trauen für sie erste Priorität. So sei auch ihr Verhältnis zur Bezirksdi-
„Wir sind stets ehrlich und authentisch.“ Was motiviert sie und was
rektion geprägt, wo ein ausgesprochen gutes Betriebsklima herrsche.
lässt sie erfolgreich sein?
Von dort holt sie sich gerne den einen oder anderen guten Rat ein.
Karl Alois Berner, ein „alter Hase“ nicht nur unter den Stuttgarter
Für Dirk Lohmann, dem jüngsten der vorgestellten Mitarbeiter,
Außendienstlern, zeichnet verantwortlich für das Gebiet zwischen
war eine reine Bürotätigkeit nie eine Option: „Ich muss raus, mit
Bodensee und Schwäbischer Alb. Er sieht seinen Traumberuf verwirk-
Menschen sprechen, mich auf neue Situationen einstellen“, begrün-
licht und schätzt die Freiheit, die ihm seine Tätigkeit lässt. Und das
det er seine Berufswahl im Außendienst. Vor seiner Tätigkeit war er
färbe, so Berner, auf das Geschäft und auf die Mitglieder ab. Jungen
in einer Unternehmensberatung beschäftigt. Zudem bewirtschaftet
Kollegen rät er, sich immer voll für die berufliche Aufgabe einzusetzen.
er einen eigenen Ackerbaubetrieb, unterstützt in den täglichen
Erst dann bekomme man viel Achtung und Anerkennung zurück. Dies
Arbeiten von einem Nachbarn. Aber die Herbstbestellung macht
bestätigt auch Herbert Stier, der gemeinsam mit seiner Frau einen
Lohmann gerne selbst. All diese Erfahrungen kommen ihm für seine
Ackerbau- und Milchviehbetrieb in Leibertingen führt. Er schätzt an
Außendiensttätigkeit zugute. Sein typischer Tagesablauf gestaltet
Berner dessen service- und lösungsorientierten Umgang mit den
sich so: Zwischen halb acht und halb neun morgens ist Bürozeit.
Kunden. Genauso wichtig sei ihm, dass Berner stets deutlich mache,
Dann sind die Mitglieder gut erreichbar, um Termine abzustimmen.
was geht und was nicht, und dabei nicht lange um den heißen Brei
Danach besucht Lohmann Interessenten oder Vermittler und arbeitet
herumrede: „Ich weiß, dass alles korrekt abläuft. Auf jede Frage be-
am Abend die Ergebnisse des Tages nach. Ihm ist wichtig, dass die
komme ich eine anständige Antwort“, ist Herbert Stier überzeugt.
Vermittler dieselbe Sprache sprechen wie er. So wie Karl Gassmann,
Kundenberater der LVM-Agentur in Warburg. Bereits seit 35 Jahren hat
Cornelia Richard verfügte bereits zu Beginn ihrer 14-jährigen
er sich auf den landwirtschaftlichen Bereich spezialisiert. „Man kann
Tätigkeit über tiefgreifendes Wissen und praktische Erfahrung in der
nicht alle 15 Sparten unserer Versicherung im Detail kennen. Der Preis
Landwirtschaft. Denn nach dem Studium der Agrarwissenschaften in
allein ist ist auch nicht alles. Deshalb ist es gerade im Agrarbereich
Witzenhausen führte sie als Betriebsleiterin bis 2001 eine Ackerbauge-
wichtig, tiefergehende Fachkenntnisse zu haben und regelmäßig
sellschaft (GBR). Diese Praxiserfahrung komme ihr bis heute zugute:
beim Landwirt zu sein“, weiß Gassmann. Der Quereinsteiger ist eher
„Der Stallgeruch ist ein riesiger Vorteil! So weiß ich die tägliche Arbeit
der hemdsärmelige und emotionale Typ. Dirk Lohmann findet das
unserer Mitglieder zu würdigen und kann das notwendige Vertrauen
gut, denn Dienstleister, die sich verstellen und ein anderes Gesicht
aufbauen“, bringt es die Oberinspektorin auf den Punkt. Ihr liegt an
aufsetzen, wenn sie Landwirte aufsuchen, kämen nicht gut an. Das
einer nachhaltigen Beziehung zu ihrer Klientel, denn genau wie sie
beherzige er auch selber, wie er betont.
selbst denken auch Landwirte in Generationen: „Es geht nicht vorrangig um mich, sondern um unsere Mitglieder und die Versicherung.“
Einig sind sich alle der hier vorgestellten Mitarbeiter: Sie wollen
Sich immer wieder selbst zu organisieren, das kenne sie schon aus
den Landwirten Partner bzw. Partnerin auf Augenhöhe sein und sie
ihrer aktiven Betriebsleiterzeit.
optimal beraten. Dass sie als Verkaufende Versicherungen an den
Mann oder die Frau bringen wollen, versteht sich von selbst. Doch um
Auch aus der Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Sachver-
erfolgreich zu sein, kommt es auf ihre aufrichtige Haltung an, und die
ständigen in der Schadenregulierung zöge sie die notwendige Erfah-
ist eindeutig: Sie stehen sowohl zu ihren Produkten als auch zu ihrer
rung und Glaubwürdigkeit für ihre Arbeit – zwei wichtige Kriterien
Versicherung – ehrlich und authentisch eben.
17
Karl Alois Berner (rechts) ist seit 33 Jahren immer
voll und ganz für seine Landwirte da und „rund
um die Uhr“ erreichbar. Er setzt auf eine vertrauensvolle Beziehung zu den Versicherungsnehmern,
die auf gegenseitigen Respekt baut. Landwirt
Herbert Stier schätzt Berners Verlässlichkeit und
„klare Ansage“ in kritischen Fragen.
Ein gutes Team, das sich einig ist: Cornelia
Richard (links) und Vermittlerin Rosel Brede,
beide erfahrene Praktikerinnen. Richard war
eine der ersten weiblichen Mitarbeiterinnen im
Außendienst der Vereinigten Hagel. Sie erhielt
als Agraringenieurin mit Praxiserfahrung von
Beginn an die Anerkennung der Landwirte,
die ihr Fachwissen und ihre Glaubwürdigkeit
schätzen. Inzwischen sind ihr etliche Damen auf
diesem Weg im Außendienst gefolgt.
Dirk Lohmann (rechts), Landwirt und früherer
Unternehmensberater, setzt auf Strategie und
klare Kommunikation, ohne sich zu verstellen.
Er ist wie sein Vermittler Karl Gassmann davon
überzeugt, dass nicht der Preis der Versicherung
erfolgsversprechend ist, sondern in erster Linie die
Erfahrung und wahre Persönlichkeit des Beraters.
18
D
ie Rentabilität des Unternehmens ist das wichtigste Ziel
der Weizen nicht der geforderten Qualität oder Menge entspricht. Auch
der betriebswirtschaftlichen Unternehmensführung.
wird nur ein sehr eingeschränkter Kreis von Marktpartnern bereit sein,
Jede Stellschraube ist hierfür wichtig, zum Beispiel in die
für einen längeren Zeitraum im Voraus solch einen Aufkaufsvertrag
richtigen Betriebszweige zu investieren, eine passende Maschinen-
anzubieten, was die Vermarktungsflexibilität deutlich einschränkt.
und Betriebsmittelausstattung zu wählen oder die Produktion im
Ackerbau oder Tierhaltungsbereich zu optimieren.
Prämienkontrakt
Die zweite Vermarktungsmöglichkeit besteht in einem Prämien-
Eine Stellschraube mit großem Optimierungspotenzial zeigt
kontrakt, der auf der Warenterminbörse (Matif oder auch Euronext)
sich darin, wie Ackerfrüchte vermarktet werden. Hier bieten Wa-
basiert. Vorteil: Der Landwirt kann mit seinem Händler einen flexiblen
renterminbörsen die Flexibilität, von hohen Preisen zu profitieren.
Vertragsanbau festlegen. Die Preisfindung ist an einen Future der
Doch bei welchem Vermarktungspreis sind die Vollkosten gedeckt,
Warenterminbörse gekoppelt. Zunächst legen die Marktpartner das
wann wirtschaftet man rentabel? Da die Vollkostenrechnung be-
Prämienniveau in Relation zur Matif fest. So kann z.B. eine Prämie für
triebsindividuell ist, sind sie hier beispielhaft für die
den Brotweizen über Matif, Handelsmonat Dezember,
Brotweizenproduktion pro Hektar bzw. Tonne
gerechnet minus 15,00 EUR ab Station des Land-
und deren Vermarktungsstrategie darge-
wirts für Abnahme September nach der Ernte
stellt (siehe Tabelle). Dies ergibt variable
Gesamtkosten von 1152,00 EUR oder
umgerechnet auf den Ertrag von
8 t/ha bzw. 144,00 EUR je t. Es
ist also netto ein Weizenpreis
am Markt zu erzielen, der die
variablen Kosten der Produktion
deckt. Die Flächenprämie von
280 EUR/ha, die sich aus dem
Basiswert und der Greeningprämie zusammensetzt, bleibt hier
außen vor. Würde diese komplett
vereinbart werden. Vom Zeitpunkt des
Welcher
Preis ist der
Richtige?
in den Markt gegeben, reichte ein
Nettoweizenpreis von 109,00 EUR/t
aus, um die variablen Kosten zu decken.
Stefanie Strebel, KS agrar, analysiert
alternative Vermarktungswege
Prämienkontraktes bis zum Abnahmetermin kann der Landwirt an
der Warenterminbörse verfolgen,
wie sich der Kurs des maßgeblichen Futures entwickelt. Passt
das Niveau, kann er den Futurepreis der Warenterminbörse
mit seinem Händler fixieren.
In unserem Beispiel müsste der
Future bei 195,00 EUR/t stehen,
damit der Landwirt seinen Zielpreis von 180,00 EUR/t für seine
Ware erreicht. Ein an die Terminbörse
gekoppelter Prämienkontrakt erhöht die
Transparenz des Vermarktungspreises und
Welcher Preis ist langfristig rentabel?
Hierfür sind die anteiligen Festkosten einzubeziehen, wie Abschreibung, Zinsanspruch und sonstige Kosten. Als
erweitert den Kreis der potenziellen Abnehmer.
Außerdem kann der Landwirt an der Warenterminbörse
handeln, ohne selbst ein Depot zu haben, was aber auf einen be-
Summe errechnen sich Vollkosten von 1442,00 EUR/ha oder umge-
stimmten Zeitraum im Voraus beschränkt ist. Zudem wird der Händler
rechnet auf den Ertrag von 180,00 EUR/ha netto. Verrechnet mit der
einen Risikopuffer einkalkulieren, denn die Prämie schwankt in Relation
Flächenprämie ergibt sich ein Betrag von 145,00 EUR/t netto. Da es
zur Matif. Es ist auch möglich, dass der Matif-Preis in der betrachteten
nicht sinnvoll ist, die komplette Flächenprämie in den Markt zu geben,
Zeitspanne kein kostendeckendes Niveau erreicht.
sollte sie ganz oder in Teilen in den Unternehmergewinn einfließen.
Deshalb wird ein Weizenpreis von 180,00 EUR/t unterstellt, also der
Futures an der Warenterminbörse
betriebsindividuelle „gute“ Preis, der alle Kosten deckt und einen Unter-
Als Drittes lassen sich Verkäufe über Futures an der Warentermin-
nehmergewinn erzielt. Die Beispielrechnung zeigt, dass mit jeden 100
börse direkt absichern. Hierzu braucht der Landwirt ein eigenes Depot
EUR, die mehr auf die Pacht entfallen, der Weizen 12,50 EU pro Tonne
bei einem Broker. Damit lässt sich die Vermarktung sehr flexibel ge-
mehr am Markt erbringen muss.
stalten, denn Futures bilden den Markt bis zu zweieinhalb Jahre in der
Zukunft ab, d.h. schon jetzt ließe sich Weizen der Ernte 2017 vermarkten.
Vertragsanbau zum Festpreis
Mit diesem Instrument sind an der Börse Hochpreisphasen unabhängig
Es gibt fünf alternative Vermarktungsmöglichkeiten: Die erste ist
von örtlichen Handelspartnern nutzbar. Denn die Ware wird an der
der Warenverkauf über einen Vertragsanbau zum Festpreis. Dies hat
Börse nur auf dem Papier, eben als Future, verkauft. Angenommen der
den Vorteil, dass der erzielbare Marktpreis eindeutig und der Abnehmer
Future steht beim Warenverkauf an der Börse bei 210 EUR/t. Nach der
bekannt ist. Nachteil ist, dass die Ware auch dann abzuliefern ist, wenn
Ernte vermarktet der Landwirt den Weizen üblicherweise über den
19
lokalen Landhandel. Zu diesem Zeitpunkt stellt er sein Börsengeschäft
ren. Zudem entfällt die Margin, was die Liquiditätsbindung verringert.
glatt und handelt den verkauften Future an der Börse zurück. Liegt der
Future-Preis beim Verkauf an den Handel z.B. bei 170,00 EUR/t, ergibt
Mindestpreisvertrag
sich durch die Absicherung über die Börse ein Gewinn von 40,00 EUR/t,
Die fünfte Möglichkeit ist, einen Mindestpreisvertrag über den
mit dem der Landwirt den niedrigeren Weizenpreis vom Landhandel
Handel abzuschließen. Dieses Modell kombiniert das Optionsgeschäft
ausgleichen kann. Zahlt der Landhandel z.B. wieder Matif minus 15,00
mit dem Prämienkontrakt. Der Handel übernimmt die Absicherung über
EUR/t, ergibt sich durch die Absicherung ein Endpreis für den Landwirt
die Option und den Aufkauf der physischen Ware per Prämienkontrakt.
von 170,00 minus 15,00 plus 40,00=195,00 EUR/t. Die Absicherung
Vorteil dieser komfortablen Komplettlösung ist, dass der Landwirt sich
über Futures an der Börse ermöglicht dem Landwirt, seinen Vermark-
einen Mindestpreis sichern kann und von Preissteigerungen an der
tungspreis zeitlich unabhängig von den örtlichen Handelspartnern
Börse profitiert, ohne selbst dort handeln zu müssen. Der Nachteil liegt
festzulegen. Allerdings ist hierbei, um die Liquidität der Handelspartner
darin, dass er sich fest an einen Handelspartner bindet, das angebotene
zu garantieren, eine Sicherheitsleistung, die sogenannte Margin, zu
Modells intransparent ist oder Zusatzkosten entstehen.
hinterlegen. Dieses Geld wird beim Rückhandel der Ware wieder frei,
bindet aber Liquidität.
Es stehen mehrere Möglichkeiten offen, die Vermarktung zu optimieren. Welches Instrument richtig ist, hängt von der persönlichen
Mindestpreisoptionen
Die vierte Möglichkeit stellt die Vermarktung über Optionen an der
Matif dar. Hier wird ein Mindestpreis festgelegt, unter dem die Ware
Präferenz und Börsenaffinität ab. Grundvoraussetzung jeder guten
Vermarktungsentscheidung ist jedoch, die betriebsindividuellen Vollkosten der Produktion zu kennen.
nicht fallen darf. Steigt der Marktpreis, partizipiert der Landwirt anteilig
daran, ist somit nach unten abgesichert und nach oben flexibel. Eine
Option verbrieft das Recht, nicht aber die Pflicht, eine bestimmte Menge
eines Basiswertes, in diesem Fall des Futures, zu einem bestimmten Preis
(strike Preis) zu kaufen (call Option) oder zu verkaufen (put Option). Da
hier nur das Recht gehandelt wird und nicht die Pflicht, kann die Option
Nettokosten bei 80 dt/ha Brotweizen
EUR/ha
EUR/t
ausgeübt werden, muss aber nicht.
Dies ist der entscheidende Vorteil gegenüber Futures. Der Optionskäufer zahlt die Optionsprämie, d.h. den Kaufpreis der Option, der sich
nach dem inneren Wert und dem Zeitwert richtet. Der innere Wert ist
die Differenz zwischen dem Ausübungspreis (strike Preis) der Option,
also dem Futurekurs, der mit dem Kauf der Option festgelegt wurde,
und dem aktuellen Marktpreis des entsprechenden Futures. Der Zeitwert ist ein Ausdruck für die Chance und das Risiko, dass der Wert des
zugrundeliegenden Futures bis zum Auslaufen der Option noch steigen
oder fallen kann. Kauft der Landwirt z.B. eine Put-Option, also das Recht,
den Weizen mit einem Börsenpreis von 200,00 EUR/t an der Matif zu
Saatgut
(Mischung aus Z-Saatgut und eigenem Nachbau)
Düngung, Pflanzenschutz
(mittlere Intensität)
400
Variable Maschinenkosten
(inkl. Lohnunternehmer und Maschinenring)
200
Sonstige Kosten
(Aufbereitung, Reinigung, Trocknung, Hagelversicherung)
20
Lohnanspruch
(Fremdarbeitskraft/eigene Arbeitsleistung 6 Std. à 10 EUR)
60
Zinsanspruch für Umlaufvermögen
(50% von 685 EUR * 2% Verzinsung)
Flächenpacht
Variable Kosten gesamt
verkaufen, und steigt der Marktpreis der Matif an, verliert die Option
abzgl. 280 EUR Prämie
an Wert. Denn das Recht, mit 200,00 EUR/t zu verkaufen, ist bei einem
Abschreibung
(Technik, Gebäude)
Preis von 250,00 EUR/t wertlos. Die Option verfällt, jedoch kann der
Landwirt die Ware zum höheren Marktpreis verkaufen. Fällt jedoch der
Börsenpreis, gewinnt die Option an Wert. Denn es macht ja Sinn, bei
einem Börsenpreis von 150,00 EUR/t von seinem Recht Gebrauch zu
machen, die Ware mit 200,00 EUR/t zu verkaufen, um den niedrigeren
65
7
400
1152
872
50
Sonstige Kosten
(Steuer, Buchführung, Beiträge, Versicherungen, etc.)
90
abzgl. 280 EUR Prämie
109
150
Zinsanspruch Anlagevermögen, Lohnanspruch allg. Arbeit
Vollkosten
144
1442
1162
180
145
Marktpreis auszugleichen.
Eine Option, der ein Future zugrunde liegt, kostet beim aktuellen
Marktpreis und mittlerer Laufzeit ca. 11,00 EUR/t. Die Optionsprämie ist
in jedem Fall fällig, weswegen sie oft mit einer Versicherung verglichen
wird. Diese Absicherung ist teurer als über Futures, beinhaltet aber anders als bei Futures die Möglichkeit, von Preissteigerungen zu profitie-
KS agrar GmbH, Mannheim, Tel. 0621/309789-0, www.ks-agrar.de
20
Alles drehte sich um den Salat
AIAG- Expertenseminar in Murcia, Spanien
120 Sachverständige aus 15 Ländern trafen sich vom 10. bis 12. Juni
Zu Beginn des Seminars stellte sich für alle teilnehmenden Sach-
2015 zu einem AIAG-Expertenseminar in Murcia, Spanien. Thema war
verständigen die Frage, mit welcher Methode die spanischen Kollegen
die Regulierung von Hagelschäden in Salatkulturen. Murcia ist eine
die unterschiedlichen Hagelschäden in Salatkulturen simulieren.
Exportregion: 96% der Gesamtproduktion gehen ins Ausland, davon
Mitarbeiter der Agrarfakultät der Universität Madrid lieferten eine
zwei Drittel nach Deutschland, England und Frankreich.So lag es nahe,
schnelle Antwort: Ein Kärcher-Hochdruckreiniger setzt der Salatkultur
das diesjährige Expertenseminar zum Thema Hagelschäden in diese
aus unterschiedlichen Entfernungen in eindrucksvoller Weise so lange
Anbauregion zu legen.
zu, bis die Beschädigungen natürlichen Hagelverletzungen täuschend
ähneln. Das Seminar konzentrierte sich auf die Schadenregulierung
Die Hauptanbaugebiete spanischer Gemüsekulturen befinden
von Eisberg- und Romanasalat gemäß den Besonderheiten des
sich in Almería, Valencia und Murcia. Murcia liegt im Südosten des
spanischen Regulierungssystems: Die Wachstumszyklen, z.B. beim
Landes, rund 200 km von Almería entfernt, im Landesinneren. Dort-
Eisbergsalat, richten sich nach den klimatischen Verhältnissen in
werden rund 550.000 ha landwirtschaftlicher Fläche bewirtschaftet.
Spanien. Eisbergsalat wird in rund 60 bis 65 Tagen im Sommer und
Davon entfallen 200.000 ha auf die Produktion von Zitrusfrüchten
in 56 bis 105 Tagen im Winter, jeweils von der Pflanzung bis zur Ernte
und Steinobst, besonders von Pfirsichen und Nektarinen. Dies macht
betrachtet, produziert.
Murcia zu einem der bedeutendsten spanischen Anbaugebiete für
Zitrusfrüchte. Auf rund 100.000 ha wird Gemüse erzeugt, das in
Die Qualitätskriterien sowohl des europäischen Marktes als auch
der Regel aufgrund der sehr niederschlagsarmen Region bewässert
des verwöhnten Konsumenten lassen keinerlei Toleranzen zu. Der
werden muss.
mengenmäßige Ertragsverlust bei Salaten spielt bei der Schadenregulierung keine Rolle. Selbst leichte Hagelschäden können aufgrund
der Blattverletzungen auf dem Weg vom Feld zum Verbraucher
Verbräunungen oder auch Fäulnis verursachen. Insbesondere die
folierte Ware ist dafür sehr anfällig. Aus diesem Grund werden in der
Regulierung von Hagelschäden Blattverletzungen nur in sehr engen
Grenzen akzeptiert. Die Schadenbeurteilung bewertet und reguliert
den mengenmäßigen Ertragsverlust sowie die Qualitätsschäden anhand einer verbindlichen Tabelle. Der Salatkopf wird soweit geputzt,
bis kein hagelgeschädigtes Blatt mehr verbleibt. Die Schadenquote
lässt sich dann nach vorgegebenen Koeffizienten bestimmen.
Bedeutsames Fazit: Nicht die Verlustmengen sind bei Salatkulturen relevant, sondern die hagelbedingten Qualitätsverluste, die selbst
bei leichten Schäden Totalverluste auslösen können.
Michael Lösche
Gemüseexperten unter sich: Carsten Reinhardt, Britta Kampmann,
Andreas Sehlen und Michael Lösche
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AIAG-Kongress in Kansas City
Internationales Treffen landwirtschaftlicher Versicherer und Erfahrungsaustausch vom 28.9. bis 29.9.2015
Alle zwei Jahre, zuletzt in Wien, findet der AIAG-Kongress statt, zu
dem sich die Versicherer der landwirtschaftlichen Produktion weltweit
zu Erfahrungsaustausch und Diskussionen treffen. Zum 33. Kongress
folgten rund 250 Teilnehmer aus 31 Staaten der Einladung nach KansasCity, Missouri, USA. Unter dem Motto „Public-private partnerships and
new technologies to secure food supply” ging es um die zunehmende
Bedeutung auch der Pflanzenversicherer mit Blick auf die Ernährungssicherheit und um das staatlich geförderte Mehrgefahrenversicherungsmodell der USA.
Gesprächsthema Nummer 1 war eindeutig das Mehr an Verantwortung, das auf die Spezialversicherungen weltweit zukommt. Der
Gedanke dahinter: Sowohl in entwickelten Gesellschaften als auch in
Dr. Kurt Weinberger (li.), bis dato Präsident der AIAG, im Gespräch mit
den Schwellen- und Entwicklungsländern muss gewährleistet sein, dass
Tom Vilsack, dem US-Landwirtschaftsminister.
die Landwirtschaft rentabel und dabei auch nachhaltig ist und Gewinne abwirft. Letzteres ist gerade für die Entwicklungsländer immens
wichtig, um junge Landwirte in der Produktion zu halten. Hier ist die
dazu beigetragen, dass 90 % der Ackerbauflächen der USA versichert
Versicherungswirtschaft global gefragt, den Landwirten Ertragssicher-
sind. „Vielleicht können wir von den Besten lernen“ sagte Weinberger
heit zu gewähren. Neue Herausforderungen durch den Klimawandel
mit Blick auf das gute Funktionieren dieses im Jahr 2014 reformierten
spielen hierbei ebenfalls eine bedeutsame Rolle. So betonte Dr. Kurt
Versicherungssystems. Welchen Stellenwert der AIAG-Kongress für
Weinberger, bis dato Präsident der AIAG, man sei nach Kansas-City, dem
die Politik einnimmt, unterstrich die Teilnahme von Tom Vilsack, dem
Ursprungsort der amerikanischen Pflanzenversicherung, gekommen,
US-Landwirtschaftsminister. Dieser hob in seiner Ansprache hervor,
um das US-Mehrgefahren-Versicherungssystem besser kennen zu
dass mit zunehmender Effektivität in der Landwirtschaft auch deren
lernen. Als umfangreichstes Pflanzenversicherungsmodell weltweit
Produktion anfälliger werde und somit Absicherungen erfordere, gerade
mit rund 9 Mrd. EUR Prämienaufkommen und 1,2 Mio. Policen hat es
im Hinblick auf den Klimawandel. 61 staatlich geförderte Versicherungs-
Der Einladung zum 33. AIAG-Kongress nach Kansas-City, Missouri
USA, waren rund 250 Teilnehmer
aus 31 Ländern gefolgt.
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Dr. Rainer Langner (li.) moderierte die Podiumsdiskussion zum Thema Mehrgefahrenversicherungen
produkte, die sämtliche Kulturen abdeckten, sollen dazu beitragen. Das
2. Dem wirkt zwar der Züchtungsfortschritt und der weiterhin
amerikanische Modell habe komplett die Direktzahlungen ersetzt und
stattfindende technologische Fortschritt entgegen, doch auf Dauer
dabei die Produktionssicherheit erheblich erhöht, so sein Fazit.
muss nachhaltig und zuverlässig produziert werden.
3. Dazu tragen die Versicherungsmodelle weltweit bei, sei es das
In der anschließenden Diskussion um die Frage, warum „Public
amerikanische System oder solche in Kombination mit Direktbeihilfen.
private partnership“ (PPP), also das Zusammenspiel von privaten Versi-
4. Die Bedeutung wird zunehmen. Dabei ist das deutsche Modell
cherern und dem Staat, in den USA von solch großer Wichtigkeit sei, gab
mit rein privater Absicherungsmöglichkeit in einem System direkter
Minister Vilsack ein eindeutiges Statement ab: Zum einen sei durch PPP
Beihilfen ebenfalls sehr effektiv.
die Produktionssicherheit auf eine sehr kostengünstige Art und Weise
gewährleistet, was bei den Direktzahlungen nicht immer der Fall sei.
Zum Abschluss des sehr spannenden und ergebnisreichen Kon-
Zum anderen stehe die öffentliche Meinung einer Versicherungslösung
gresses wurde der bisherige AIAG Präsident Kurt Weinberger nach
deutlich positiver gegenüber als direkten Subventionen.
erfolgreicher vierjähriger Tätigkeit turnusgemäß verabschiedet. Sein
Nachfolger ist Arnaud de Beaucaron, Vorstandsvorsitzender von
Wie das US-Modell konkret funktioniert, erklärte Tom Worth vom
„L’étoile“ in Frankreich.
Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten USDA: Eine unabhängige staatliche Agentur, die RMA (Risk Managment Agency) errech-
Dr. Heinzbert Hurtmanns
net die Prämien, legt Schadenregulierungs-Richtlinien fest, ermittelt die
Staatszuschüsse je nach Absicherungsvariante und sorgt für staatliche
Rückversicherung. So werden Landwirte, Staat und Versicherungsgesellschaften gemeinsam in eine allseits zufriedenstellende effektive
Lösungsfindung einbezogen. Das hat uns schon sehr beeindruckt!
Die finale Podiumsdiskussion wurde von Dr. Rainer Langner, unserem Vorstandsvorsitzenden und Mitglied im Vorstand der AIAG geleitet.
Die Hauptstatements:
1. Die Welternährung ist zwar zur Zeit noch gewährleistet, aber
Der scheidende AIAG-Präsident
Dr. Kurt Weinberger und der
gerade in Gebieten mit wenig landwirtschaftlicher Produktion und
amtierende Arnaud de Beau-
starkem Bevölkerungswachstum, wie zum Beispiel in Afrika, tauchen
caron zwischen Tom Zacharias,
logistische Probleme auf. Hinzu kommen die Auswirkungen des Kli-
National Crop Insurance Services
mawandels.
USA (li.)und Dr. Rainer Langner
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AgroRisk Gruppe
20 Jahre erfolgreich
unter einem Dach
(dr) Die AgroRisk Gruppe, in der die Gartenbauversicherung in Wiesbaden mit der Vereinigten Hagel in Gießen kooperiert, blickt in diesem
Jahr auf ihr 20-jähriges Bestehen zurück. Die beiden berufsständischen
Versicherungsvereine haben sich Anfang 1995 zusammengeschlossen, sind aber wirtschaftlich unabhängig voneinander geblieben. Die
Gartenbau-Versicherung VVaG ist ausschließlich Partner für Sach- und
Ertragsversicherungen im europäischen Gartenbau. Die Vereinigte
Hagelversicherung VVaG nimmt die Bereiche Landwirtschaft sowie
Freilandkulturen im Obst-, Gemüse- und Weinbau in Deckung.
Zu Beginn der Kooperation übertrug die Vereinigte Hagel ihre Gartenbau- und Baumschulversicherungen an die damalige „Gärtnerhagel“, um im Gegenzug deren versicherten Bestände im Wein-, Obst- und
Freilandgemüsebau zu übernehmen.Damit haben sich die Aufgaben
auf die jeweiligen Kernkompetenzen konzentriert. Dies ermöglichte
auch eine qualifiziertere Produktentwicklung und Schadenregulierung,
die bis heute Alleinstellungsmerkmale der beiden Versicherungsvereine geblieben sind. Zusätzlich ließ sich die Risikoübernahme über eine
(v.l.n.r.) Klaus Mugele, Dr. Jan Keller, Lothar Dahs, Gastgeber Dr. Luigi
gemeinsame Quotenrückversicherung bündeln. Auch die ohnehin
Gazzola, Georg-W. Bruns, Dr. Rainer Langner, Jens Stechmann; Michael
günstigen Kostenquoten verringerten sich.
Baumeister und Manfred Klunke in Verona
Der Kooperationsrat der AgroRisk Gruppe, der sich aus den Aufsichtsratsvorsitzenden, deren Stellvertreter und Vorständen beider
Unternehmen zusammensetzt, zog in der diesjährigen Sitzung eine
ausgesprochen positive Bilanz. Die konstruktive Zusammenarbeit
wird weiterhin im Sinne und zugunsten der versicherten Mitglieder
fortgesetzt.
DLG-Feldtage 2016
14. bis 16. Juni
Wie wirken sich Hagel, Sturm und Starkregen auf
Ihre Bestände aus? Auf den DLG-Feldtagen 2016
demonstrieren wir Ihnen auf über 1000 m² Versuchsfeld
die Schadensflächen verschiedener Feldfrüchte.
Vereinigte Hagel als Mitveranstalter der DLG-Feldtage auf
Gut Mariaburghausen im unterfränkischen Haßfurt
facebook.de/dlgfeldtage
www.dlg-feldtage.de
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Vereinigte Hagelversicherung VVaG,
Wilhelmstraße 25, 35392 Gießen,
Telefon 0641 7968 0, Fax: 0641 7968 222
E-Mail: [email protected]
Konzept:
Dr. Bischoff PR, Kiel-Molfsee
Redaktion:
Dr. Bärbel Bischoff bb (Leitung)
Daniel Rittershaus dr (Koordination),
Vereinigte Hagel
Layout:
Dr. Bischoff PR
Fotos:
H. Dietrich Habbe, Bovenau (Titel; S. 3 und 14);
Archiv Vereinigte Hagel; Dr. Bärbel Bischoff;
Österreichische Hagelversicherung
Druck:
Schott Druck, Kiel
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Dann lassen Sie uns das gerne wissen!
Unsere E-Mail-Adresse: [email protected]
www.vereinigte-hagel.de