Erfahrungsbericht Bristol 2012-13_Sandra Reich
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Erfahrungsbericht Bristol 2012-13_Sandra Reich
ERFAHRUNGSBERICHT BRISTOL 2012/13 Sandra Reich Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an diejenigen, die das kommende Jahr in Bristol verbringen dürfen. Ihr könnt euch auf eine tolle Stadt freuen, die wirklich alles zu bieten hat und die euch mit ihrem Charme auch ganz sicher sehr schnell für sich gewinnen wird! Vorbereitung Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich meine Wohnung im Voraus organisieren soll oder nicht. Da es bei Facebook zahlreiche ERASMUS-Gruppen, und sogar eine speziell für die Wohnungssuche gibt (lohnt sich auf jeden Fall denen beizutreten), habe ich mich entschieden das Ganze mal auf mich zukommen zu lassen und zu schauen, ob etwas Passendes dabei ist. Letztendlich habe ich meine Wohnung tatsächlich über meine jetzige Mitbewohnerin und Facebook gefunden. Ein kurzer Anruf bei meinem Landlord und die Sache war geritzt. In diesem Moment war es eine unglaubliche Erleichterung nach Bristol zu kommen und schon einen Anlaufpunkt zu haben. Im Nachhinein ist es allerdings nicht unbedingt nötig, da sich einige Studenten auch vor Ort etwas gesucht haben. Der Vorteil hierbei ist, dass ihr euch selbst ein Bild machen könnt und nicht die Katze im Sack kauft. Dann kann einem auch nicht passieren, dass man nach Bristol kommt und die schon für drei Monate im Voraus bezahlte Wohnung gar nicht existiert (was tatsächlich passiert ist). Wovon ich eher abraten würde ist eine Bewerbung im Studentenwohnheim. Sie sind deutlich teurer als private WGs und von Freunden, die dort wohnen habe ich bisher auch eher nur Negatives gehört. Hilfreich bei der Wohnungssuche sind Internetportale wie Gumtree.com oder spareroom.co.uk und die Accommodation – Seite der Uni. Anreise Die Anreise gestaltete sich als kleine Weltreise, da man Bristol aus Süddeutschland eher schwieriger bzw. oftmals nur für eine ganz schöne Stange Geld erreicht. Ich habe mich daher entschieden mit Ryanair nach London Stansted zu fliegen (Stansted ist von vielen Flughäfen aus Deutschland zu erreichen; Karlsruhe/ Baden-Baden war für mich der nächstgelegene). Das war zwar eine ganze Ecke billiger, allerdings auch etwas anstrengender. Entscheidet man sich für eine solche Billigflugairline sollte man sich im Klaren über jegliche Gepäck- und Reisebestimmungen machen, denn ansonsten wirds teuer! Von Stansted aus habe ich einen Bus zum Heathrow Airport genommen und von dort aus einen Bus nach Bristol, beides im Voraus gebucht bei National Express, dem wohl größten nationalen Busunternehmen. Zu diesem Zeitpunkt war mir allerdings nicht klar, dass ich mit meinen 40 Pfund viel zu viel bezahlt hatte. Am günstigsten ist es einen Bus in Londons Zentrum zur Victoria Coach Station zu nehmen (National Express und Terravision ab 6,50 Pfund oder Easybus ab 3,50 Pfund) und von dort aus in den Bus nach Bristol einzusteigen. Hierbei ist sicherlich das Busunternehmen Megabus interessant, das für durchschnittlich 5 Pfund nach Bristol fährt! In Bristol angekommen war ich zunächst ziemlich erschlagen, da ich an einem Samstagnachmittag mitten im Stadtzentrum ankam und wusste zunächst nicht an welche Bushaltestelle ich gehen und welchen Bus ich nehmen musste, um an meine Wohnung zu kommen. Die Informationen, die ich mir dazu am Vorabend gemacht hatte, konnte ich getrost vergessen, allerdings habe ich durch Fragen und die hilfsbereiten Busfahrer dann doch alles gut gefunden. Anfänge in Bristol Ich bin eine Woche vor der Introduction Week angekommen, da ich mich in Bristol vor Unibeginn einleben wollte. Ich würde jedem empfehlen mindestens eine Woche früher zu kommen, davon abhängig, ob man schon ein Zimmer hat oder nicht. Man braucht seine Zeit um sich einzugewöhnen und ist sicherlich überfordert, wenn man erst am Tag vor Unibeginn anreist. Zudem finden schon Wochen vorher Treffen der ERASUS Studenten statt, da ja schließlich jeder, gerade am Anfang, Leute kennenlernen will! Wohnung Meine Wohnung lag im Stadtteil Henleaze, im Norden der Stadt, direkt an den großen Parkanlagen, den „Downs“. Die Wohngegend ist sehr schön, mit vielen alten englischen Häusern, und auch mit meinem Zimmer war ich vollkommen zufrieden. Ursprünglich wollte ich mir ein Zimmer in einer englischen WG suchen, was dann nicht geklappt hat, weswegen ich aber auch nicht traurig war; schon im Voraus hatte ich schreckliche Geschichten von dreckigen und feierwütigen „Freshern“ gehört, was sich dann auch bei Freunden bestätigt hat. Letztendlich war ich froh um meine WG, die aus einer bunten Mischung von 5 ERASMUS– Leuten besteht. So schön die Wohnlage auch ist, sie hat einen entscheidenden Nachteil: Sie ist wirklich sehr weit weg von der Uni und noch weiter weg vom Zentrum. Laufen war leider nicht möglich, weswegen ich auf die Busse angewiesen war. Das ist natürlich vor allem abends ein riesiges Problem, da der letzte Bus sogar noch vor zwölf fährt – und ein Taxi kann man sich nun auch nicht jedes Mal leisten. Hinzu kommen die unverschämt hohen Buspreise. Ein Tagesticket mit dem Busunternehmen First, welches am bestvernetzten ist, kostet 4 Pfund, ein 10Wocheticket mit Studentenrabat unglaubliche 140 Pfund. Ich empfehle deshalb jedem in einen Stadtteil zu ziehen von dem man problemlos überall hinlaufen kann. Vor allem Clifton, Redland, das Zentrum, aber auch Cotham und Stokes Croft sind optimal. Finanzen Tja, die Fragen aller Fragen: Wie viel Geld brauche ich so in einem Jahr in Bristol? So ganz pauschal kann man das nicht sagen, da es vor allem auf den Lebenstil ankommt. Für die Miete muss man zwischen 320-360 Pfund rechnen, wobei zu beachten ist, dass manche Mieten keine „bills“, sprich Nebenkosten, einschließen. Unbedingt vorher informieren! Generell kann man sagen, dass in England alles etwas teurer ist. Was besonders heraussticht sind Hygieneartikel, wovon man sich ruhig was von zu Hause mitnehmen kann. Vor allem für die Freunde der Nacht gibt es eine schlechte Nachricht; wer oft gerne feiern geht, oder sich auch nur mal einen netten Abend im Pub machen will, der bezahlt für Alkohol Unsummen. Ein Pint Bier oder Cider kostet im Schnitt 3,20 Pfund, also knappe 4 Euro. Wer möchte kann sich für die Zeit in Bristol ein englisches Bankkonto einrichten. Die beliebteste Bank dafür ist wohl Barclays. Da die Eröffnung einige Zeit dauert, sollte man zu Beginn etwas mehr Bargeld von Deutschland mitnehmen. Ich habe kein Konto errichtet, weil ich bei der Comdirect eine kostenlose Kreditkarte habe, mit der ich im Ausland ohne Gebühren abheben kann. Studieren Schon im Voraus mussten wir unsere Kurswahl von Deutschland aus festlegen, was sich als kleine Enttäuschung darstellte, da ich dem German Department zugeteilt war und daher nicht alle Kurse wählen durfte. Da ich aber aus den Erfahrungsberichten schon rausgelesen hatte, dass sich die Kurswahl in den ersten Wochen wieder komplett umschmeißen lässt, bin ich mit Zuversicht in die erste Uniwoche gestartet. Der Erasmuskoordinator Jonas Langner und auch Lindsey Drage, die für die Koordinierung der Kurse an der Uni zuständig ist, waren immer sehr freundlich und halfen mir meine Kurse zu tauschen. Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass es nicht unbedingt einfach ist als Erasmusstudent vom German Department in die Kurse für ausschließlich englische Studierende zu wechseln, da sie meist zu voll sind und englische Studierende natürlich Vortritt haben. Probieren würde ich es trotzdem und, wenn es nicht klappt, auch die Open Units zurückgreifen, die auch wirklich gut sind. Ich konnte am Ende Literatur Kurse machen, in denen ich die Vorlesungen mit englischen Studenten teilte und dem Erasmus-Tutorium zugeteilt war. Das war in beiden Semestern richtig gut und hat einen unglaublichen Einblick in verschiedene Epochen der englischen Literatur gegeben. Was ich auf der anderen Seite eher weniger empfehlen würde sind die „Erasmus-Kurse“. Auch wenn die Themen immer sehr spannend klangen (z. B. American History und Contemporary British Cinema) waren sie meiner Erfahrung nach eher langweilig und bestanden weniger aus diskutieren, sondern aus einem zwei-stündig runtergelesenem Seminar, was vielleicht auch daran lag, dass das Englisch einiger Erasmusstudenten für eine Diskussion einfach nicht ausreicht. In allen Kursen, auch in Kursen vom German Department, wird Englisch gesprochen und die Kurse sind kleiner als in Deutschland, was alles sehr viel angenehmer gestaltet. Worauf man sich einstellen sollte ist der recht hohe Leseaufwand. In meinem Shakespeare-Seminar musste ich ein Stück pro Woche lesen und auch in den Literatur-Seminaren wurde jede Woche ein anderes Thema behandelt. Zudem muss man gerade in diesen Kursen meistens mehrere kleinere Essays schreiben, was den großen Stress am Ende, wie man ihn aus Deutschland kennt, allerdings verringert. Freizeit In Bristol kann einem nie langweilig werden! Bei schönem Wetter locken Spaziergänge in der Innenstadt, zur Suspension Bridge oder ein Kaffee in der Sonne, z.B am Hafen und ein Picknick am College Green oder Brandon Hill. Wenn das Wetter einmal nicht so gut ist, dann verschiebt man das Ganze in eines der unzähligen Cafés, wie z. B ins No. 1 Harbourside, welches mein absolutes Lieblingscafé war. Essen kann man in Bristol auch wirklich gut und sollte man unbedingt gemacht haben, um das ewige Vorurteil, die Briten würden nur gekochtes Rindfleisch mit Mincesauce essen, über den Haufen zu werfen. Hier hat man die Qual der Wahl, denn neben Cafés gibt es in Bristol unzählige Bars und Restaurants. Sehr zu empfehlen ist auch der St. Nicholas Market, in dem es relativ günstiges Essen aus verschiedensten Ländern der Welt, aber auch leckere britische Pies gibt. Die Kulturszene bietet von Museen, die zum größten Teil umsonst sind, einem Konzerthaus, über ein tolles Theater bis hin zu zahlreichen Konzerten alles, was man sich wünscht. Vor allem nachts ist immer viel los und nicht selten hat man die Qual der Wahl zu welchem Konzert oder welcher Party man jetzt geht. Ob man nur was trinken gehen will, z.B in die Canteen, auf Live-Musik steht (sehr empfehlenswert sind die Pubs Old Duke und Seamus O’Donnells) oder in einen der zahlreichen Clubs in Stokes Croft tanzen will, in Bristol findet man immer was! Um auch in England seinen Hobbies nachzukommen oder einmal was völlig Verrücktes auszuprobieren, sollte man in die Societies der Uni beitreten. Diese stellen sich auf der „Fresher’s Fair“ in der Introduction Week vor, ein Ereignis das nicht verpasst werden sollte und den Flair Amerikanischer Unis mit sich bringt. Sport macht man auch am besten über die Societies, da diese nur einen kleinen Jahresbetrag (2-8 Pfund) verlangen, wobei der Sportpass der Uni nur für ein halbes Jahr für Erasmusstudenten zwischen 75-175 Pfund liegt. Sehr empfehlen kann ich die Expedition Society, in der neben wöchentlichem Klettern viele Wochenendausflüge in die Nationalparks zum Wandern oder Klettern stattfinden. Eine tolle Gelegenheit Großbritannien kennenzulernen und Kontakte zu Engländern zu knüpfen! Um die Gegend um Bristol zu erkunden empfehlen sich die von der Uni oder der Organisation BISC organisierte Trips, wie z.B nach Bath, Cardiff, Oxford, die Cotswolds oder Stratford-upon-Avon. Viele Ziele sind auch mit dem Zug oder mit dem Bus zu erreichen, wobei ich hier wieder die Busunternehmen National Express und vor allem Megabus empfehle. Ein Mietauto ist eine weitere Option, wobei es hier teuer werden kann, wenn noch kein Fahrer über 25 ist; dann kommt eine zusätzliche Gebühr oben drauf, die annähernd so teuer ist wie das Mietauto selbst. Dennoch solltet ihr versuchen so viel wie möglich von England und Großbritannien zu sehen – es lohnt sich! Ich wünsche euch viel Spaß und tolle Erfahrungen in dieser grandiosen Stadt! Falls ihr irgendwelche Fragen haben solltet, könnt ihr mir gerne eine Email schreiben: [email protected]