Erfahrungsbericht Bristol 2012/13 Anna Kosubek 1

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Erfahrungsbericht Bristol 2012/13 Anna Kosubek 1
Erfahrungsbericht Bristol 2012/13
Anna Kosubek
Anreise
Obwohl Bristol über einen eigenen Flughafen verfügt, ist die Stadt von (Süd-)Deutschland
nicht direkt zu erreichen. Daher bin ich Mitte September von Frankfurt mit British Airways (+
23kg-Koffer) nach London Heathrow geflogen und dann von da aus direkt vom Terminal 5
mit National Express nach Bristol weitergefahren. Billiger (schon ab £5) ist die Verbindung
von der Victoria Coach Station aus (Megabus oder National Express), allerdings muss man da
erstmal vom Flughafen hinkommen. Die Busse zwischen Bristol und London fahren generell
ziemlich oft und sind bei rechtzeitigem Buchen wirklich billig und schnell (ca. 2,5-3 Stunden). Empfehlenswert ist auch, sich am Anfang eine Railcard bzw. Coach Card zu kaufen, mit
denen man Vergünstigungen bekommt. In den Weihnachtsferien habe ich dann die Busvariante mit Eurolines von London über Brüssel nach Frankfurt bzw. Mannheim ausprobiert, was
wohl die billigste Alternative darstellt und einem erlaubt, mehr Gepäck mitzunehmen, aber
natürlich ziemlich anstrengend ist und lange dauert. Statt eines Busses kann man natürlich
auch den Eurostar-Zug von London aus nehmen.
Wohnen
Vom International Office aus gibt es Anfang September ein House Search Event, allerdings
konnten das die Teilnehmer, mit denen ich gesprochen habe, nicht empfehlen. Mein Plan war
zunächst, Mitte September anzureisen und dann von einem Hostel aus auf Wohnungssuche zu
gehen. In meinem Fall bin ich Ende August jedoch durch www.gumtree.co.uk auf eine nett
klingende Annonce für eine WG gestoßen. Per Skype habe ich dann meine Mitbewohner kennengelernt, mir per Street View die Gegend angeschaut, und dann schließlich etwas nervös
die Miete für den ersten Monat und Kaution unserem Landlord überwiesen, so dass ich schon
vor meiner Ankunft wusste, wo ich wohnen würde. Hierbei ist natürlich zu betonen, dass man
bei sowas extrem vorsichtig sein sollte und das keinesfalls der vernünftigste Weg ist.
Mietpreise sind wirklich sehr hoch und stehen leider meistens in absolut keinem Verhältnis zu
dem, was man dafür bekommt. Mit den Unite-Wohnheimen habe ich keine Erfahrung gemacht, allerdings sind die auch ziemlich teuer. Eine billigere Alternative ist bei einer Gastfamilie einzuziehen.
Heizen kann in WGs durchaus ein Problem darstellen, da viele Engländer gewohnt sind, weniger zu heizen als wir es aus Deutschland kennen. Falls ihr also die Wahl haben solltet, achtet am besten auf double glazed windows und central heating...
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Jeder Teil Bristols hat irgendwo seinen Reiz. Ich selbst war in Clifton Village, was meiner
Ansicht nach definitiv eine der schönsten und lebenswertesten Gegenden der Stadt ist (viele
süße Cafés, Shops, Restaurants, Parks, etc). Den Gegenpol zum ziemlich poshen und schicken
Clifton im Westen bietet die „alternativere“ und „coolere“ Gegend um Stokes Croft, Gloucester Road und Montpelier im Osten. Auch empfehlenswert sind Cotham, Redland, Kingsdown, Hotwells und das Centre, wobei letzeres jetzt nicht mit der Heidelberger Altstadt zu
vergleichen ist und dort teilweise viele Bürogebäude sind. Bei der Wohnungssuche sollte man
auf jeden Fall aufpassen, dass man in Laufnähe zu allem ist. (Von mir waren es z.B. 15 Minuten zur Uni und 20-25 Minuten bis ins Centre, aber Achtung: Bristol hat sehr, sehr viele Hügel, die man meistens nicht vermeiden kann) Der Nahverkehr beschränkt sich leider auf ein
ziemlich chaotisches Bussystem, das auch noch extrem teuer ist und daher meiner Meinung
nach möglichst vermieden werden sollte.
Plant genug Zeit für die Wohnungssuche ein, aber versucht euch am besten keine zu großen
Sorgen deshalb zu machen (klar, leichter gesagt als getan); am Ende findet wirklich jeder etwas!
Uni etc.
Maximal darf man drei Kurse pro Semester belegen, was dazu führt, dass man sehr wenige
SWS, aber für die dann recht viel Arbeitsaufwand hat. Pro Kurs muss man meistens während
der Vorlesungszeit ein oder zwei Essays schreiben und oft wöchentlich recht viel lesen. Das
ist vielleicht etwas ungewohnt, aber auf jeden Fall machbar. Ich war am German Department,
weshalb ich leider nur einen der drei Kurse am English Department wählen durfte. Der Großteil meiner Kurse war daher voller anderer Erasmusstudenten und nicht wirklich anspruchsvoll. Da man die genauen Zeiten der Kurse erst in der ersten Uniwoche erfährt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man seine Kurse noch einmal neu wählen muss, weil sich manches
überschneidet. Bei mir führte das dazu, dass ich z.B. in einen fourth year Kurs in Altfranzösisch mit anderen Briten gewechselt habe, was mir sehr viel gebracht hat.
Mit den zahlreichen Societies, die auf dem Freshers’ Fair in der Students’ Union (sehr hässliches Gebäude!) am Anfang des Jahres vorgestellt werden, gibt es jede Menge an von der Uni
organisiertem Studentenleben. Sehr nett ist auch das BISC (Bristol International Student Centre), das neben verschiedenen Trips und Themenabenden jede Woche mehrmals Mittagessen
oder Cream Tea anbietet (das Essen in der Refectory an der Uni ist ziemlich ungesund und
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nicht wirklich mit dem in unseren Mensen zu vergleichen) und einem gerne hilft, wenn man
Probleme hat. Dort kann man auch sehr gut andere internationale Studenten kennenlernen.
In den ersten Wochen muss man sich erstmal um die ganze Organisation und den Papierkram
kümmern und einleben. Falls man nicht gerade ein Konto bei der Deutschen Bank hat und
somit Geldabheben bei Barclays kostenlos ist, kann man sich ein kostenloses Konto z.B. bei
Lloyds TSB, HBSC oder NatWest eröffnen (allerdings kosten Überweisungen aus Deutschland eine Gebühr). Gleich zu Anfang sollte man sich auch (kostenlos) bei einem General
Practitioner in der Nähe registrieren (ich war beim Students Health Service an der Uni), damit
man im Notfall dort zum Arzt gehen kann. Außerdem braucht man natürlich auch möglichst
schnell eine SIM-Karte; anfangs bekommt man kostenlose Prepaid-Karten von Lebara, orange und co. geschenkt, ich hatte allerdings einen Vertrag bei o2 für £10,50, was am Ende für
mich günstiger war.
Freizeit
Es gibt unglaublich viele Dinge in Bristol zu tun und zu entdecken. Neben sehr vielen guten
Bars, Pubs, und Clubs gibt es Massen an independent shops und cafés, zwei große Shoppingcentres (Broadmead und Cabot Circus), Theater (Bristol Old Vic, Hippodrome, Tobacco Factory,...), wunderschöne Parks (Brandon Hill mit dem Cabot Tower, the Downs, Ashton Court,
Castle Park,...), Streetart an jeder Ecke (Banksy!), die tolle Harbourside und natürlich die
Clifton Suspension Bridge.
Die Stadt stellt außerdem einen sehr guten Ausganspunkt für Reisen und Tagestrips dar (z.B.
Bath, London, Glastonbury, Cardiff, Oxford, Salisbury, Stonehenge,...). Ans Meer kommt
man auch sehr schnell (z.B. Weston-Super-Mare, Clevedon, Portishead).
Bristol ist also eine absolut großartige und vielfältige Stadt, die die besten Voraussetzungen
für ein perfektes Erasmus-Jahr bietet! Viel Spaß und genießt eure Zeit dort!
Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Email schreiben: [email protected]
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