Skating the Canal - Universität Augsburg

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Skating the Canal - Universität Augsburg
Universität Augsburg
Philologisch-Historische Fakultät
Institut für Kanada-Studien
Verfasser: Georg B. Hauzenberger
[email protected]
Augsburg im September 2006
Stand der Daten: Frühjahr 2006
Skating the Canal
Wie man sich das Leben in Ottawa schön machen kann
Du willst auf der längsten Bahn der Erde Eis laufen? Du willst ein Arboretum mit Hunderten von
Baumarten vor der Haustür haben? Du willst endlich von der Schlafstadt einer Metropole mit Herz
in eine echte Hauptstadt wechseln? Du willst endlich mal eine wirklich gemütliche Millionenstadt
kennen lernen? Und Du willst dabei nur knappe zwei Busstunden von der wohl durchgeknalltesten
Stadt nördlich von Rio entfernt sein? Und Du willst dabei doch alle gängigen Stereotypen – von
Kanu über Schneeschuhe, Mounties, und Ahornsirup bis Indianersommer – geboten bekommen?
Na, dann bist Du in Ottawa, Ontario, Kanada ja genau richtig.
Disclaimer: Der vorliegende Text versteht sich als kleiner Ratgeber mit hoffentlich nützlichen
Tipps, die man vor einem längeren Aufenthalt in Ottawa vielleicht beherzigen mag. Insbesondere
geht es mir hier um Dinge, die man auf jeden Fall vor der Abreise erledigen muss, so man dieses
wünscht. Alles andere erlebt man sowieso besser vor Ort. Dieser Text richtet sich vornehmlich an
Leute, die auf die eine oder andere Weise als Studenten (oder PAD’ler oder gar Dozenten) an der
Carleton University, mit Einschränkungen auch der University of Ottawa, tätig werden wollen. Auf
andere Städte in Kanada, oder etwa gar in den Unlimited Semi Automatics (USA) sind diese Zeilen
allerdings nur sehr bedingt übertragbar. Nicht wenige der hier gebotenen Informationen haben
recht kurze Halbwertszeiten. Ich übernehme keine Verantwortung für ihre fortdauernde Gültigkeit.
Du, lieber Leser oder liebe Leserin, bist also auserkoren worden, die Universität Augsburg, den
Freistaat Bayern, und die Bundesrepublik Deutschland an der Carleton University zu vertreten. Ich
hatte im Winter 2005/06 selbst das Vergnügen, und kann nur sagen: es ist ein Solches – ein
Vergnügen nämlich – und der vorstehende, etwas geschwollen klingen Satz ist beileibe nicht
übertrieben. Man denke nur an die Family Guy Folge, in der Stu und der Hund an einer recht braun
angehauchten Stadtführung in München teilnehmen. Natürlich haben etwa die Holländer mit ihren
Coffee-Shops eine ähnliche Botschafterfunktion, aber tun sich mit ihrem Heroin wesentlich leichter,
als wir mit unseren treudeutschen Heldentümlern.
Was nicht heißen soll, dass der durchschnittliche kanadische Student glaubt, alle Deutschen
seien Nazis. Aber man sollte sich doch vielleicht einmal Gedanken machen, ob man nicht ein
kleines Paket aus nettem Info-Material zur Uni Augsburg, zur Stadt, zu (Bayern) München, oder
was auch immer man herzeigen will, schnürt. Ich hatte – vielleicht typisch – nur eine bayerische
Fahne und einen Pack bayerische Spielkarten dabei. Beides stieß zwar auf gespanntes Interesse,
war aber entschieden nicht genug. Der Schuh des Manitou? Loriot? Ein paar Folgen Königlich
bayerisches Amtsgericht? Der Untergang?
Nebenbei bemerkt: es gibt an CU reihenweise Deutsche, ein paar Österreicher und einen
Haufen Holländer. Es lassen sich also bei Bedarf immer ein paar Muttersprachler zum quatschen
finden, sollte sich wider Erwarten Heimweh oder extremer Kulturschock einstellen. Keine Panik, es
passiert selten. Aber wenn doch, dann kannst Du Dir sicher sein, dass es reihenweise sympathische
Menschen gibt, die immer für ein Gespräch bereit stehen. Unter anderem gibt es an CU
beispielsweise auch zwei PAD-Stellen. Diese Leute haben in der Regel auch einen deutschen
Stammtisch für ihre Schüler, und freuen sich über jede Hilfestellung. Das gleiche gilt für Christine
Marland und ihre exchange-club Leute.
Aber damit bin ich jetzt eigentlich mitten in die Materie eingestiegen, dabei sollte ich doch wohl
eher bei A anfangen, oder? Also, ich setze jetzt mal voraus, dass Du schon die wichtigsten
Grundlagenkenntnisse über Kanada hast. Außerdem hast Du ja schon die Info-Broschüre von
Carleton International gelesen. Wenn Du nur für ein Studienjahr rübergehst, empfiehlt es sich
wirklich, auf dem Campus zu wohnen. Das ist zwar nicht ganz billig, hat aber eine ganze Reihe von
Vorteilen. Zum einen hat Ottawa nicht nur zwei Unis und eine ganze Reihe anderer weiterführender
Schulen, sondern ist auch noch Regierungssitz und damit eine Stadt voller gut verdienender
Beamter (civil servants). Wohnen in Ottawa ist damit definitionsgemäß teuer.
Auch liegt Carleton recht weit von den günstigeren Wohnvierteln entfernt – man rechne mit 4060 Minuten Bustransfer im Schnitt, one-way, wenn man off-Campus wohnen möchte. Und bei
derzeit $3,- für die einfache Fahrt kann auch das ins Geld gehen. Auf dem Campus dagegen wirst
Du von etwa 1.000 supernetten, wenn auch im Schnitt recht jungen Kanadiern und –innen
umgeben sein, bei Vollpension, wenn Du möchtest. Übrigens deckt das Stipendium, das Du von CU
erhältst, die Wohnkosten voll ab, zumindest zusammen mit der Anzahlung, die Du ja eh vorher
schon hinblättern musst.
Nehmen wir jetzt mal an, Du wirst auf dem Campus wohnen. Da stellt sich dann zunächst die
Frage nach der Verpflegung. Letztlich musst Du Dich selbst entscheiden, was und wie viel Du essen
willst, das Folgende also nur als meine Erfahrung. Das Essen in der Mensa (Cafeteria) ist gut, und
gutbürgerlich. Also recht üppig, einmal am Tag reicht also vollauf. Für ein leichtes Mittagessen gibt
es Dutzende Möglichkeiten näher an den akademischen Einrichtungen (sogar in der Bib). Und das
Frühstück sollte man sich als linienbewusster, Müsli und O-Saft frühstückender Europäer sowieso
selber machen. Also: die Option mit 7 oder 10 Mahlzeiten sollte bei weitem reichen.
Wenn Du, wie fast alle Austausch-Studenten, in Leeds House untergebracht bist, hast Du sogar
eine recht ordentliche Küche zur Verfügung – so mancher Kommilitone kam auch ganz ohne meal
plan problemlos über die Runden. Aber gesellig ist so ein Essen in der Cafeteria mit Kanadiern
schon, wenn man sich mal ein Bisschen kennt. Übrigens musst Du das nicht gleich jetzt
entscheiden, aber so in der zweiten, dritten Uniwoche an CU solltest Du es dann schon wissen um
gegebenenfalls den meal plan noch einschränken oder erweitern zu können.
Damit bin ich dann auch schon bei Gelddingen. Um es mal vorweg zu sagen, die von CU
veröffentlichten Lebenshaltungskosten stimmen ziemlich genau – auch der exorbitant erscheinende
Betrag für Bücher. Gerade Lehrbücher sind sauteuer, und bei Literaturwissenschaftlern wie mir
macht es halt dann die Menge der zu lesenden Romane aus. Abzuziehen sind natürlich die $7.000,bis $8.000,- Stipendium (grant).
Ansonsten ist das Preisniveau ähnlich wie in Deutschland – deutlich billiger ist eigentlich nur
Bekleidung, weshalb ich Dir dringend ans Herz legen möchte, mit einem Gepäckstück
rüberzufliegen. Egal wie sehr Du Dich zurückhältst, Du wirst mit dreien zurückkommen. Nächstes
Problem: Kontoführung. Auf dem Campus hat die Scotiabank das Monopol, sogar eine eigene
Niederlassung auf dem Campus. Das hat für Deutsche den entscheidenden Vorteil, dass die
Deutsche Bank mit der Scotiabank ein Kooperationsabkommen hat, das es Inhabern einer EC-Karte
der Deutschen Bank ermöglicht, kostenlos an Scotiabank-Automaten (ATMs) Geld abzuheben –
direkt vom deutschen Konto.
Trotzdem ist es empfehlenswert, bei der Scotiabank ein Konto zu eröffnen. Dieses ist ab einem
Guthaben von $2.000,- auch umsonst und es erleichtert das Einlösen der beiden Schecks für das
Stipendium doch sehr. Außerdem kann man dann die Rechnung von der Wohnheimverwaltung
(Housing) begleichen, und auch sonst in der Stadt mit Karte (debit) bezahlen. Mit der genannten
Ausnahme kann man nämlich die deutsche EC-Karte in Nordamerika vergessen, eine Kreditkarte
(Eurocard/Mastercard oder Visa) ist ein absolutes Muss. Falls die Scheinwerfer (aka Eltern) zu
Weihnachten Geld schicken wollen: der S.W.I.F.T.-Code (aka BIC) der Scotiabank Ottawa ist:
NOSCCATTOTT – die nette junge Dame am deutschen Bankschalter weis, was sie damit machen
soll.
Da ich nun schon bei diversen Karten bin, die man vor Abreise noch besorgen sollte, springe
ich jetzt gleich mal zum Führerschein. Die gute Nachricht: der deutsche Lappen ist gültig. Die
schlechte Nachricht: in Ontario nur für sechs Monate. Wer danach noch fahren möchte, kommt um
einen internationalen Führerschein nicht herum (oder wechselt nach BC). Den wiederum sollte man
rechtzeitig bei der deutschen Führerscheinstelle zu beantragen. Mietwagenpreise sind OK, aber
wenn es eine Verbindung gibt, dann ist der Greyhound billiger. Dieser ist bei weitem nicht so
verrufen wie in den Staaten und das reisen sehr sicher und angenehm. Hier, wie an vielen anderen
Stellen, fühlt sich Kanada eher wie die Schweiz an – so überraschend das jetzt auch klingen mag.
Du wirst es sehen!
Gerüchteweise soll es irgendwo in Kanada auch noch eine Eisenbahnlinie mit Personenverkehr
geben. Ernsthaft: Bahnfahren in Kanada ist wie Fliegen in Bayern. Es gibt nur eine oder zwei
Routen, und man muss so früh wie möglich buchen, um die Kosten unter Kontrolle zu halten.
Boarding ist spätestens (!) 15 Minuten vor der Abfahrt, und ohne gültiges Ticket kommt niemand
auf den Bahnsteig. Ehrlich! Fliegen mit Air Canada oder Westjet ist zwar auch nicht billig, aber man
kommt wesentlich schneller und weiter voran als mit der Bahn. Es gibt, würde ich sagen, in Kanada
drei- bis viermal so viele kommerzielle Flughäfen wie Bahnhöfe.
Übrigens, eine ISIC-Karte lohnt sich nicht wirklich. Das einzige Mal, wo ich sie gebraucht hätte,
wäre bei VIARail Canada, der Eisenbahngesellschaft, gewesen – alle anderen, inklusive Greyhound
Canada, akzeptieren die Campus Card der CU.
In Ottawa selbst kann man sich spielend mit dem Bus bewegen. Die Internetpräsenz von
OCTranspo ist, wie immer in Kanada, ausgesprochen hilfreich. Nur ein paar Hinweise: Was bei uns
Streifenkarten sind, sind in Ottawa Tickets. Diese werden im Zehnerpack verkauft und sind deutlich
billiger als Einzelfahrscheine. Zwei dieser Tickets kann man beim Busfahrer gegen einen einfachen
Fahrschein (transfer) tauschen, der einen dann berechtigt, in den nächsten beiden Stunden das
gesamte (!) Netz von OCTranspo zu bereisen. Vorsicht, diese tickets gibt es nur an ausgewählten
Verkaufsstellen, und die Busfahrer haben kein Wechselgeld. Bei ihnen kostet der einzelne
Fahrschein $3,- (oder auch schon wieder mehr), die man abgezählt in einen Glaskasten neben dem
Fahrer wirft.
Dann gibt es noch den O-Train, der an der CU hält und aussieht, wie ein deutscher
Regionalzug. Was er auch ist; wer beim Aussteigen genau hinsieht, sieht den Beweis. Dieser
lächerliche S-Bahn Verschnitt hat fünf Stationen, wobei nur die Verbindung von CU nach South
Keys interessant ist, da dies direkt in ein ordentliches Einkaufszentrum (mall) führt. Weil das ein
ziemlich nutzloser Zug ist, ist er deutlich billiger als der Bus, nur $2,25 pro Fahrschein. Welcher
übrigens nur bar am Automaten gelöst werden kann (keine tickets) und doch zum Umsteigen in
Busse berechtigt. Und umgekehrt, d.h. auch ein Busfahrschein gilt im O-Train.
Zur weiteren Navigation mit dem Nahverkehr und in Ottawa überhaupt empfehlen sich zwei
Karten: ein guter Stadtplan (ich empfehle den rot-blauen von Rand-McNally) und eine OCTranspo
Routenkarte (gibt es bei Carleton Info im UniCentre). Was den Nahverkehr anbelangt, ist Ottawa
wie Augsburg: ab Mitternacht ist Schicht im Schacht. Dafür sind die Taxis von Blue Line absolut
bezahlbar, vor allem wenn man sich zu dritt oder viert zusammentut. Trinkgeld nicht vergessen!
Wo man sich denn nun am besten an kanadischem und auswärtigem Bier laben kann, das
findest Du am besten selbst raus. Auf dem Campus ist Mike’s Place zu empfehlen; das andere pub,
Oliver’s, ist vor allem Donnerstags von 19-jährigen Erstsemestern überfüllt, die zum ersten Mal
ohne elterliche Aufsicht saufen können/dürfen. Die chicks wollen nur flachgelegt werden, die guys
sind ab zehn nicht mehr ansprechbar. Klingt brutal und altklug, ist aber so. Nahe bei der CU gibt
es, um ein paar Stichwörter fallen zu lassen, das Georgetown und das Paddie’s (beide Bank &
Belmont), am Stadtmarkt (Bytown Market, kurz the market) das Irish Village (Clarence & Parent),
und wenn Du unbedingt mal eine ordentliche Schneider Weisse brauchst das Pub Italia am Corso
Italia (Preston & Norman). Als Abtanz-Location nicht zu vergessen das legendäre Barrymore’s
(Bank & McLaren). Keine Panik, mit diesen Ortsbezeichnungen wirst Du vor Ort ganz schnell
umgehen lernen. Hilfreich auch: Google Maps.
Was man auch wissen sollte: das Mindestalter für den Genuss von Alkohol (drinking age) liegt
in Ontario bei 19 Jahren, im nahen Quebec bei 18 Jahren. Darunter kommt man in keine Kneipe,
da die Türsteher verpflichtet sind, das zu kontrollieren und nicht, wie bei uns, das Schankpersonal.
Also sollte man auf jeden Fall immer einen von einer Behörde ausgestellten Ausweis (governmentissued ID) dabei haben, sonst bleibt man unter Umständen auch mit 30 noch draußen. Also müsste
man eigentlich den Reisepass mitschleppen, da Kanada unseren Perso in dieser Form nicht kennt.
Allerdings kann man mit dieser netten Karte den bouncers eine große Freude machen, denn so was
haben die meisten noch nicht gesehen, und es sieht offiziell und dreisprachig genug aus, um es
gefahrlos akzeptieren zu können. Nicht so übrigens der EU-Führerschein, da auf dem nicht ohne
Anleitung klar ist, welche Zahl das Geburtsdatum ist.
Auch sonst hat Ottawa alles was man braucht. Theater, Konzerthalle, Kinos, Eishockey, was Du
willst. Neben den in allen Reise- und Stadtführern genannten Einkaufsgelegenheiten und
Sehenswürdigkeiten sei nur noch erwähnt, dass es im Pinecrest Shopping Centre im Westen der
Stadt auch eine Ikea-Filiale mit dem gewohnten Ikea-typischen Preis-Leistungs-Verhältnis gibt.
Wer an irgendeiner Form von outdoor-Sport interessiert ist, kommt in Kanada nicht um MEC, die
Moutain Equipment Cooperative, herum. Läden gibt es in allen größeren Städten, so auch in
Ottawa (Richmond & Churchill). Unerreicht für Kanu-, Kletter-, und Campingzubehör, aber auch
besonders zu empfehlen für hervorragende Klamotten, insbesondere Wintersachen. Wie der Name
schon sagt, ist der Laden eine Kooperative an der man einen Anteil erwerben muss, um einkaufen
zu können. Das kostet aber nur $5,- die sich auf jeden Fall lohnen.
Wer Alkohol kaufen will kann das nur in drei Arten von Läden machen. Zu empfehlen sind die
Läden des Liquor Control Board of Ontario, bekannt unter dem Akronym LCBO. Da gibt es einfach
alles, von Carleton aus ist der nächste in South Keys, man muss allerdings zu Fuß noch etwa 500m
nach Norden der Bank Street entlang. Daneben gibt es noch kleine Bier- oder Weinläden, auch die
von der Provinz kontrolliert, die man in den malls findet. Supermärkte oder Tankstellen dürfen in
Ontario keinen Alkohol verkaufen, anders ist es in Quebec. Generell ist Alkohol übrigens alles
andere als billig, da die Provinz ganz ordentlich Steuern einzieht.
Auf einem ganz anderen Gebiet sollte man noch an Folgendes denken: in Nordamerika, und
damit auch in Kanada werden ins Stromnetz 110 Volt eingespeist, bei uns 230 Volt. Damit kann
man nur bestimmte Geräte in beiden Gebieten verwenden. Bei Laptops steht auf dem Boden des
externen Netzteils, welche „input” Spannungen das Gerät verträgt – steht da irgendwas von 110240V ist alles OK. Das gleiche gilt für Handy-Ladegeräte, Digicam-Ladestationen, Rasierer,
Epilierer, elektrische Zahnbürsten und Haarföns. Irgendwo auf dem Teil des Geräts, das mit der
Netzspannung verbunden wird muss diese Information eingraviert sein, bei Rasierern und
Konsorten gerne unter dem Schneideteil versteckt. Manche, vor allem ältere Geräte kann man
sogar umschalten. Sind die 110V nicht im input-Bereich eingeschlossen, kannst Du Das Teil gleich
zuhause lassen. In der Regel trifft das auf viele Föns, alle Bügeleisen, Radios und Radiowecker,
sowie Drucker zu. Im Zweifelsfall lieber drüben was (kompatibles!) Neues kaufen, elektrische
Geräte sind drüben recht billig. Auf jeden Fall brauchst Du aber zwei bis drei Nordamerika-Stecker
und vielleicht eine deutsche Steckerleiste oder Mehrfachsteckdose.
Ähnliche Abgründe tun sich beim Handy auf. Der bei uns übliche GSM-Standard wird in Kanada
nur von Rogers und deren Zweitmarke Fido angeboten und ist nur in den Ballungszentren
verfügbar. Alle deutschen Netzbetreiber haben ein sogenanntes roaming-Abkommen mit Rogers,
aber die Preise pro Minute sind echt heftig. Auch senden die Nordamerikaner auf einer anderen
Frequenz als wir Europäer, Du brauchst also mindestens ein Tri-Band Handy. Dual Band reicht
nicht. Ob Dein Handy das kann sagt Dir Google: einfach den Hersteller und Typ Deines Handy,
sowie „band” eingeben, also zum Beispiel „Nokia 6610 band”. Du wirst noch auf der ersten Seite
von Ergebnissen irgend einen Hinweis sehen. Spannend zu wissen ist vielleicht auch, dass
nordamerikanische Handy-Nummern immer einem Ortsnetz zugeordnet sind und dessen Vorwahl
haben – für Ottawa also die 613. Ach ja, und die Dinger sind zwar handy (praktisch), heißen aber
cell phone – also weder Handy noch mobile (britisch).
Noch ein wichtiger Hinweis für alle Deine Geräte, die einen Flüssigkristall-Bildschirm haben,
also Digicam, Handy, und vor allem Laptop. Auf jeden Fall immer mit in die Kabine des Flugzeugs
nehmen und von niemand anderem handhaben lassen. Innerhalb der Staaten und Kanadas wird
sehr viel mit sogenannten Regionaljets wie der Canadair CRJ oder der Embraer ERJ geflogen. Deren
Kabinen sind zu klein, um Handgepäck aufzunehmen, also muss dieses am Flugzeug aufgegeben
werden, damit es in den Frachtraum kommt. LCD-Geräte unbedingt einzeln mit in die Kabine
nehmen, da diese weder den Unterdruck in 10 Kilometern Höhe noch die rauen Wurfübungen des
Bodenpersonals aushalten. Mir gingen so auf dem Hinflug zwar die Bildschirme meines
Taschenrechners und meines Laptops kaputt, aber mit den genannten Vorsichtsmaßregeln hat
sogar mein brandneuer kanadischer 19-Zoll Flachbildschirm (mit 230V-fähigem Netzteil!) den Flug
überstanden, trotz vier (!) Sicherheitskontrollen, Regionaljet, und zweimal umsteigen.
Zum Schluss noch zwei Dinge, die es in Kanada nicht gibt. Man findet weder klassische TempoTaschentücher, nur die Hollywood-erprobten Kleenex-Boxen, noch findet man Tinte für
Füllfederhalter. Wenn Du auf eines dieser beiden Wert legst, nimm es in ausreichender Menge mit.
Auch findet man kaum deutsche Zeitungen, allenfalls (ironischerweise) die NZZ – die Neue
Züricher Zeitung. Aber es gibt ja Spiegel Online. Dagegen findet man in fast jedem Supermarkt so
sehr deutsche Dinge wie Labello, Ritter Sport, oder Hengstenberg Sauerkraut. Vergeblich sucht
man allerdings Mineralwasser mit Kohlensäure – nur gelegentlich gibt es Perrier oder San
Pellegrino, zu entsprechenden Preisen.
Ach ja, wenn Du für die ersten Tage in Ottawa noch eine billige, doch extrem familiäre und
freundliche Unterkunft suchst, nichts übertrifft das Ottawa Backpacker’s Hostel in der York Street.
Im August/September sollte man sich vorher per Email anmelden.
Zu guter Letzt möchte ich Dir noch von ganzem Herzen einen wunderschönen Aufenthalt in
einer der schönsten und gemütlichsten Städte der Erde wünschen. May your stay in Ottawa be as
full of wonderful experiences and extraorinary people as mine has been.
Grüß’ mir Hartwell’s Locks,
©GBH2006