Sonderausgabe

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Sonderausgabe
BDI Agenda
Agenda
Sonderausgabe Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage 2012
Neue Strategien für veränderte Märkte
Brasilien ist der wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands in Lateinamerika. Der
große Binnenmarkt mit wachsender Mittelschicht, Rohstoffreichtum und zahlreichen
Infrastrukturprojekten bietet vielfältige Möglichkeiten für einen weiteren Ausbau der bilateralen Beziehungen. In diesem Umfeld fanden die 30. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage vom 1. bis 3. Juli in Frankfurt statt. Ein besonderes Augenmerk lag auf der
Mittelstandskooperation.
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Freier Handel
Innovationen
Infrastruktur
Die Teilnehmer sprachen sich deutlich
gegen Protektionismus aus.
Innovationen sind die Voraussetzung zur
Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit.
1 Bio. Euro werden in die Infrastruktur
investiert.
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Industrie
Energie
Finanzierung
Die brasilianische Industrie soll weiter gestärkt werden.
Brasilien will seinen Energiemix diversifizieren und setzt auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
Hermesgedeckte Kredite und BNDES erleichtern die Finanzierung.
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Städtische Mobilität
Agribusiness
Gesundheit
Die Expansion der brasilianischen Städte
erfordert eine kontinuierliche Anpassung
der Verkehrsinfrastruktur.
Brasilien bemüht sich, Antworten auf das
weltweite Bevölkerungswachstum zu
geben.
Das Potenzial für bilaterale Kooperationen im Gesundheitsbereich ist groß.
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BDI Agenda Sonderausgabe Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage 2012
02
Titelthema
Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage: Neue Strategien für veränderte Märkte
»Wir sind an einer starken Industrie in Brasilien interessiert.
Deutsche Unternehmen werden ihr Engagement in Brasilien in
den kommenden Jahren deutlich ausbauen.« Mit diesen Worten eröffnete BDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel die
Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage 2012 in Frankfurt am
Main, die vom 1. bis 3. Juli bereits zum 30. Mal stattfanden.
Über 700 Vertreter aus Wirtschaft und Politik nahmen an der
Konferenz teil, die vom BDI und seinem brasilianischen Partnerverband CNI organisiert wurde.
Ministerpräsident Volker Bouffier begrüßte die Teilnehmer in
Frankfurt und warb für den Standort Hessen. Der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Dr. Philipp Rösler und die
Staatssekretärin im brasilianischen Ministerium für Entwicklung,
Industrie und Außenhandel Heloísa Menezes sowie CNI-Präsident Robson de Andrade zeigten in ihren Grundsatzreden das
Potenzial für den Ausbau der bilateralen Beziehungen auf. Die
Botschafter der beiden Länder, Everton Vargas und Wilfried
Grolig, verwiesen auf die lange Tradition der bilateralen Beziehungen und gratulierten zum 30. Jubiläum der Konferenz.
Die Wirtschaftstage boten Vertretern aus Wirtschaft und Politik
beider Länder eine Plattform, um Kooperationsmöglichkeiten
zwischen der deutschen und brasilianischen Wirtschaft zu erörtern. Hierzu fanden Panels und Workshops zu Sektoren wie Infrastruktur, Mobilität, Gesundheit, Agribusiness und Energie
statt. Ein besonderer Fokus lag auf der Zusammenarbeit mittelständischer Firmen sowie der Innovationskooperation. Brasilianische Experten stellten konkrete Projekte im Infrastrukturbereich vor. Siehe hierzu: bdi.eu/dbwt2012
Der zweite Tag der Konferenz wurde von Bundesaußenminister
Dr. Guido Westerwelle, dem Vorsitzenden des BDI Brazil
Board, Dr. Stefan Zoller, und dem CNI-Direktor Carlos Mariani
v.l.n.r: Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel, Heloísa Menezes, Dr. Philipp
Rösler, Robson de Andrade, Anne Ruth Herkes, Foto: BDI/Obermeier
Bittencourt, eröffnet. Hierbei wurde auch das Deutschlandjahr
in Brasilien »2013-2014« vorgestellt und ein Projektkatalog
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Die Möglichkeit an einem Match-Making während der Konferenz teilzunehmen, wurde von über 200 Teilnehmern genutzt.
Den Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen vorgeschaltet
war die Sitzung der Deutsch-Brasilianischen Initiative für Agribusiness und Innovation. Die rund 60 Teilnehmer, darunter Regierungsvertreter beider Länder sowie Vertreter von Unternehmen, Verbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen, sprachen sich einstimmig für eine Mandatsverlängerung der Initiative um weitere zwei Jahre aus. Die nächsten Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage werden 2013 in São Paulo stattfinden.
Workshop 6
Zusammenarbeit kleiner und mittelständischer Unternehmen
Erfolgsmodelle für internationale Kooperationen kleiner und mittelständischer Unternehmen standen im Mittelpunkt von Workshop 6. Die Sprecher waren sich einig, dass die Förderung der
Internationalisierung von KMU einen zentralen Stellenwert für
die Wirtschaftspolitik beider Länder einnimmt. Nicht umsonst
nennt die Regierung Rousseff die Entwicklung des brasilianischen Mittelstandes als eines ihrer Hauptziele.
Durch die Diskussion führte Rubens Gama Dias Filho, Leiter
der Abteilung für Handel und Investitionen im Brasilianischen
Außenministerium. Christoph Schmitt, Hauptgeschäftsführer
des Lateinamerika Vereins e.V., Lucas Izoton, Vizepräsident
des CNI, Dr. Reinhold Festge, Vorsitzender der LateinamerikaInitiative der Deutschen Wirtschaft (LAI), Enio Pinto, Abteilungsleiter Zugang zu Innovation und Technologie, SEBRAE, und
Justus Vitinius, Abteilungsleiter Lateinamerika der DEG, waren
die sachkundigen Gesprächsteilnehmer.
Der internationale Markteintritt stellt kleine und mittelständische
Unternehmen vor viele Herausforderungen. Hierzu gehören der
erschwerte Zugang zu Krediten und Informationen sowie die
Notwendigkeit, das Ausbildungsniveau von Management und
Personal zu verbessern. Auch die Unsicherheit durch gegenwärtig stark volatile Rahmenbedingungen ist hoch.
Jedoch können einige Maßnahmen die Internationalisierung
des Mittelstandes erleichtern oder sogar beschleunigen: der Anschluss von KMU an Zulieferketten, die Stärkung von PublicPrivate-Partnerships, Technologie-Transfer, eine innovationsfördernde Wirtschaftspolitik und Partnerschaften zwischen KMU
und Großunternehmen. Es wurde hervorgehoben, dass letztendlich ein wettbewerbsfähiges Produkt über den Erfolg auf
dem Weltmarkt entscheidet.
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03
Panel I
Sicherung offener Märkte - Wie können Protektionismus und „Wechselkurskriege“
verhindert werden?
Protektionismus war das zentrale Thema im Panel I. Weiterhin
wurden die Verhandlungen zum Abschluss eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen beiden Ländern und bilaterale Kooperationen sowohl zwischen den Unternehmen als
auch den Regierungen thematisiert. Hierbei standen mögliche
Beiträge zu den geplanten Infrastrukturprojekten in Höhe von
1 Billion Euro im Mittelpunkt, die in Brasilien in den nächsten
Jahren umgesetzt werden sollen.
Dr. Hildegard Stausberg, Korrespondentin der Zeitung »Die
Welt« und ausgewiesene Lateinamerikakennerin, gab dem Gedankenaustausch durch ihre Moderation den Charakter einer
lebhaften Talk-Show. Es diskutierten Anne Ruth Herkes,
Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, S. E. Everton Vieira Vargas, Botschafter Brasiliens in
Deutschland, Dr. Stefan Zoller, Vorsitzender des BDI Brazil
Boards, und Ingo Plöger, Präsident des Brazilian Business
Council of Latin America – CEAL.
Von unternehmerischer Seite wurde der zunehmende Protektionismus kritisiert: Während die Brasilianer beklagten, dass die
europäischen Landwirtschaftssubventionen die Exporte ihres
Landes in diesem Bereich erschwerten, wurden im Gegenzug
von den deutschen Panellisten die zunehmenden brasilianischen Handelsbarrieren gegenüber europäischen Industrieerzeugnissen zur Sprache gebracht.
Foto: BDI/Obermeier
Konstruktiv lautete dennoch das Fazit: Trotz der aktuellen Maßnahmen als Reaktion auf Krisensituationen wird die bilaterale
Zusammenarbeit langfristig keinen Schaden nehmen, da sie auf
einer breiten und starken Basis beruht. Deutsche und brasilianische Unternehmer müssen gemeinsam gegen auf beiden
Seiten bestehende Barrieren und bürokratische Hindernisse
vorgehen.
Workshop 1
Deutsch-Brasilianische Innovationskooperation - Ziele und Vorgehensweise
Gomes, Geschäftsführer Technologie und Innovation, DENAI,
sowie Dr. Alvaro Toubes Prata, Staatssekretär im brasilianischen Wissenschaftsministerium.
In der Diskussion wurde deutlich, dass bereits viele Ansätze für
eine engere Innovationskooperation bestehen. Unter dem Motto
„nachhaltig: innovativ“ beschritten Deutschland und Brasilien im
Rahmen des Wissenschaftsjahres 2010/2011 auf den naturwissenschaftlich-technischen Zukunftsfeldern neue Wege der wissenschaftlichen Kooperation.
Foto: BDI/Obermeier
Innovationen sind das Fundament für die nachhaltige Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Brasiliens.
Beide Länder verbindet seit mehr als 40 Jahren eine starke
Partnerschaft in Wissenschaft und Forschung.
Unter der Moderation von Dr. Stefan Mair, Mitglied der BDIHauptgeschäftsführung, diskutierten Wilson Bricio, Präsident,
ZF Brasilien, Dr. Kerstin Geiger, Global Head of Industry Solution, SAP, Dr. Raoul Klingner, Direktor International Business
Development, Fraunhofer Gesellschaft, Jefferson de Oliveira
Im Rahmen der Initiative „Wissenschaft ohne Grenzen“ sollen
10.000 brasilianische Studenten mit Hilfe von Auslandsstipendien der brasilianischen Regierung an deutsche Universitäten
und Forschungseinrichtungen eingesetzt werden. Mit der Gründung des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses
(DWIH) in São Paulo hat Deutschland einen gemeinschaftlichen
Auftritt für die in Brasilien präsenten deutschen Wissenschaftsund Innovationseinrichtungen geschaffen.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass zur Verbesserung der Innovationssysteme beider Länder der Praxis- und Anwendungsbezug der Forschung durch eine enge Zusammenarbeit von
Forschung und Industrie intensiviert werden muss.
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04
Workshop 2
Transport, Infrastruktur und Logistik
Am Gespräch, das von José Augusto Coelho Fernandes, Direktor für Grundsatzfragen und Strategie im CNI, moderiert wurde,
nahmen Ralph Lima Terra, Vizepräsident ABDIB, Erich Staake,
Vorstandsvorsitzender, Duisburger Hafen AG, José de Freitas
Mascarenhas, Vizepräsident des CNI, und Deonísio Petry, Präsident, Figwal Transportes Internacionais Ltda, teil.
Der hohe Nachholbedarf Brasiliens in diesen Bereichen, insbesondere im Nordosten des Landes, wurde von den brasilianischen Diskussionsteilnehmern nicht nur als Herausforderung,
sondern auch als besondere Chance für die Sichtbarmachung
von Erfolgen gekennzeichnet. Die brasilianische Regierung
habe in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen,
unter anderem um die Bedingungen für eine Modernisierung
der Infrastruktur zu verbessern. Genannt wurden auch die Öffnung der Häfen für die Privatwirtschaft, der Bürokratieabbau
und die angestoßenen Privatisierungsverfahren für einen Großteil der Flughäfen. Dennoch seien weiterhin komplexe Fragestellungen zu lösen, wie z. B. die Ausbildung qualifizierten
Personals.
Erich Staake, der den Workstream Häfen und Logistik des BDI
Brazil Boards leitet, hob hervor: »Einzeloptimierungen führen
nicht zum Ziel, sondern nur integrierte Gesamtkonzepte. Die
wichtigen Investitionen im Schienenverkehr müssen durch Infrastrukturmaßnahmen für den Straßenverkehr sinnvoll ergänzt
werden. Der Seeverkehr benötigt gerade im Hinblick auf die zunehmenden Containertransporte dringend eine funktionierende
Anschlussvernetzung der Häfen, beispielsweise an Logistik-
Foto: BDI/Obermeier
hubs im Hinterland«. Die Marktöffnung und damit einhergehender privatwirtschaftlicher Wettbewerb seien wichtige Faktoren
zur Effizienzsteigerung. Abschließend bekräftigte Herr Staake
die große Bereitschaft der deutschen Industrie zum kooperativen Ausbau der brasilianischen Infrastruktur und des Transportund Logistiksektors im Falle passender Rahmenbedingungen.
Workshop 3
Industriealisierung- mehr Montage oder Importe?
Brasilien verfügt über eine breit aufgestellte Industrie. Ziel ist
es, diese weiter zu diversifizieren und die Produktivität zu
erhöhen.
Unter der Moderation von Carlos Eduardo Abijaodi, Direktor Industrieentwicklung im CNI, diskutierten Matthias Altendorf, Geschäftsführer, Endress+Hauser, Wolfram Anders, Executive
Vice President, Robert Bosch Latin America, Jorge Arbache,
Sonderbeauftragter, BNDES, und Heloísa Menezes, Staatssekretärin im Ministerium für Entwicklung, Industrie und Außenhandel, die Frage, wie die brasilianische Industrie gestärkt werden kann.
Generell hat Brasilien das Potenzial, zum wichtigsten Industriestandort in Lateinamerika zu werden. Die Aufwertung des Real
hat jedoch den Anstieg von Importen begünstigt und dazu beigetragen, dass sich die Fertigungstiefe der brasilianischen Industrie in einigen Bereichen verringert hat.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass der Schlüssel zur Stärkung der brasilianischen Industrie in mehr Innovationen und
einer verbesserten Produktivität liege. Hierzu müssen eine
Reihe interner Rahmenbedingungen, wie z. B. die Infrastruktur,
Wolfram Anders, Foto: BDI/Obermeier
der Arbeitsmarkt sowie das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften und das Steuersystem verbessert werden. Erforderlich
sei auch eine stärkere Einbindung der brasilianischen Industrie
in den internationalen Handel und in globale Produktionsketten
für Güter mit höherer Wertschöpfung.
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Workshop 4
Herausforderungen im Energiesektor
Unter der Moderation von Dr. Klaus Mittelbach, Vorsitzender
der Geschäftsführung des ZVEI, diskutierten Ursula Borak,
stellvertretende Abteilungsleiterin Energiepolitik, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Rodolfo Fraenkel, Vorstand Finanzen in der ONIP, Johann Kress, Geschäftsführer
der Envalue GmbH, und Geraldine Kutas, Vorsitzende der
Sparte Internationalisierung bei UNICA, über aktuelle
Energiethemen.
Es wurde festgehalten, dass aus der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Brasiliens auch eine größere Verantwortung im
Umgang mit Umwelt- und Energiefragen erwächst. Brasilien bezieht 45 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen, »Green
Building« steht hoch im Kurs, die natürlichen Rahmenbedingungen für die Produktion von Biokraftstoff sind hervorragend.
Brasilien war Gastgeber des Nachhaltigkeitsgipfels Rio+20, der
den Fokus der Weltöffentlichkeit auf den Umgang mit den natürlichen Ressourcen legte.
Deutschland hingegen steht gerade unter Druck, seinen Energiemix in Rekordzeit umzubauen: Die erneuerbare Erzeugungskapazität übertrifft in Volumen und Geschwindigkeit die Netzausbaukapazität. Technische Schwierigkeiten entstehen bei
Offshore-Windenergieerzeugung. Der Kostenfaktor Solarförderung drückt auf die EEG-Umlage und Energieeffizienzmaßnahmen hängen im Vermittlungsausschuss fest.
Dr. Klaus Mittelbach, Foto: BDI/Obermeier
Brasilien bemüht sich, seinen Energiemix zu diversifizieren, und
setzt weiter auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
Zwar ist die Ausgangslage jeweils unterschiedlich, trotzdem stehen beide Länder vor derselben zentralen Herausforderung: Die
Energieversorgung und deren sichere und effiziente Verteilung
müssen mit dem Wirtschaftswachstum mithalten können. Hier
laufen alle Fäden zusammen: Klimaschutz, Energiesicherheit,
Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Panel II
Finanzierung von Handel und Investitionen
Die Diskussion über Möglichkeiten der Finanzierung von Handel und Investitionen wurde moderiert vom Staatssekretär für
Internationale Beziehungen im Finanzministerium Brasilien,
Carlos Márcio Cozendey. An der Diskussion nahmen teil: Stefan Böhlich, Head of Structured Export & Trade Finance, Commerzbank AG, Ronaldo Cezario Correa, Stellvertretender Geschäftsführer, Banco do Brasil, Jens Kruse, Head of Unit Underwriting and Risk Management, Euler Hermes Kreditversicherungs-AG, Dr. Adalbert Rödding, Partner, Freshfields Bruckhaus Deringer, und Jorge Arbache, BNDES.
Die gegenwärtige weltwirtschaftliche Lage beeinträchtigt die Bereitstellung von finanziellen Mitteln für Unternehmen. Die Situation in Deutschland/Europa und in Brasilien stellt sich dabei unterschiedlich dar. Teile des europäischen Bankensystems sind
auf staatliche Unterstützung angewiesen und neue Regulierungen beeinflussen die Kreditvergabe. In Brasilien ist ein sehr
hohes Zinsniveau zu verzeichnen.
Speziell für mittelständische Firmen ist der Zugang zu Krediten
für das Brasiliengeschäft schwierig. Bürokratie und eingeschränkte Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken erhöhen
die Kosten für die Kreditnehmer und machen Geschäfte zum
Teil unrentabel. Das fehlende Doppelbesteuerungsabkommen
zwischen Deutschland und Brasilien stellt zusätzliche Belastun-
Foto: BDI/Obermeier
gen dar, die besondere Strategien erfordern. Günstige Finanzierungsmöglichkeiten ergeben sich durch das Angebot deutscher Banken, hermesgedeckte Kredite für brasilianische Abnehmer deutscher Investitionsgüter zur Verfügung zu stellen.
Auch die brasilianische Entwicklungsbank BNDES bietet in einigen Bereichen vergünstigte Kredite an.
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Workshop 5
Städtische Mobilität
Das erwartete Wirtschaftswachstum in Brasilien und die Expansion seiner Städte erfordert die kontinuierliche Verbesserung
der Verkehrsinfrastruktur. Im Workshop wurden aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich und mögliche Lösungsansätze
für Brasilien diskutiert.
Durch das Gespräch führte Paulo Ricardo Stark, Präsident Siemens Brasilien. An der Diskussion nahmen teil: Ulrich Homburg, Vorstand Personalverkehr, DB Mobility Logistics AG, Jose
de Freitas Mascarenas, Vizepräsident CNI und Direktor Odebrecht, sowie Thomas Schmall, CEO Volkswagen do Brasil.
Deutschland und Brasilien stehen vor der großen Herausforderung, ihre Verkehrssysteme klimafreundlich und nachhaltig ausbzw. aufzubauen. Bislang dominiert in Brasilien noch der individuelle Autoverkehr. Das Potenzial für die Entwicklung des öffentlichen Transportsystems ist bei weitem noch nicht
ausgeschöpft.
In Deutschland sind große Fortschritte bei der Entwicklung
einer nachhaltigen städtischen Mobilität zu beobachten. Im Vordergrund stehen integrierte Konzepte, die öffentlichen und individuellen Verkehr kombinieren. Hierzu gehören Elemente wie
Hybrid-Technologien, car-sharing und bike-sharing sowie generell eine treibstoffeffiziente Mobilität. Um eine hohe Akzeptanz
Foto: BDI/Obermeier
bei den Nutzern zu erreichen ist es wichtig, einen funktionellen
und bezahlbaren Mix aus öffentlichen und individuellen Transportmitteln zu gewährleisten. Die Teilnehmer kamen zu dem
Schluss, dass es für Brasilien lohnend sei, die Erfahrungen aus
Deutschland und die Übertragbarkeit deutscher Konzepte auf
brasilianische Städte zu prüfen.
Workshop 7
Food, Feed, Fiber und Fuel – Neue Perspektiven für die Agribusiness-Industrie
Die Teilnehmer betonten, dass Brasiliens internationaler Wettbewerbsvorteil in der Landwirtschaft in den kommenden Jahren
immer deutlicher werden wird. Während es vielen Ländern zunehmend schwer fällt, ihre wachsenden Bevölkerungen zu
ernähren, verfügt Brasilien über ein großes Angebot von fruchtbaren Böden. Schon heute ist Brasilien bei vielen Nahrungsmitteln der wichtigste Exporteur. Brasilien ist hinter den USA und
der EU der drittgrößte Agrarexporteur und bei einzelnen Produkten wie Zucker, Kaffee, Orangensaft, Rindfleisch und Geflügel bereits die Nummer eins.
Luiz Carlos Corrêa de Carvalho, Dr. Jordi Tormo, Foto: BDI/Obermeier
Die Diskussion zu diesem Thema wurde von Luiz Carlos Correa
de Carvalho, Präsident des brasilianischen Agribusinessverbandes ABAG geleitet. Die Gesprächsteilnehmer waren: Maria
Beatrice Bley Costa, CEO Planeta Organico, Andre Müller Carioba, Präsident AGCO, Dr. Jordi Tormo, Vice Präsident Global
Research Herbicides & Services, Crop Protection BASF SE,
sowie Dr. Christian Grugel, Leiter der Abteilung Verbraucherpolitik im BMELV.
Durch eine konsequente Anwendung neuer Technologien, eine
praxisorientierte Forschung sowie den undogmatischen Einsatz
von Gentechnik und chemischen Düngemitteln hat Brasiliens
Agribusiness seine Produktivität in den letzten Jahren rasant
steigern können.
Brasilien bemüht sich, Antworten auf das weltweite Bevölkerungswachstum zu geben. Biotechnologie wird hier als Teil der
Lösung identifiziert. Es bestehen viele Möglichkeiten für eine
engere bilaterale Zusammenarbeit, die auch in der DeutschBrasilianischen Arbeitsgruppe für Agribusiness und Innovationen erörtert werden.
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Workshop 8
Gesundheitswirtschaft: Neue Chancen für die Zusammenarbeit
Der Workshop wurde von Wolfgang Mähr, Mitglied des Vorstandes, Celesio AG und Sprecher des Workstreams Gesundheitswirtschaft des BDI Brazil Boards, moderiert. Sehr konkret gingen Günther Leopold Matter, Präsident des Hospitals Osvaldo
Cruz in São Paulo, und Theo van der Loo, Präsident Bayer Brasilien, auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen des Sektors in Brasilien ein. Weitere Gesprächsteilnehmer waren Dr. Dieter Schenk, stellvertretender
Vorsitzender des Aufsichtsrates Fresenius Medical Care, und
Max Thiermann, Vorsitzender des Aufsichtsrates, Allianz South
America.
Das Potenzial für bilaterale Kooperationen im Bereich der Gesundheitswirtschaft ist hoch. Die Herausforderungen für Unterhaltung und Wachstum des brasilianischen Gesundheitswesens
erfordern gemeinsame Anstrengungen der beteiligten öffentlichen und privaten Partner, damit integrierte und nachhaltige Lösungen gefunden werden können. Pharmazeutische Produkte
und Medizintechnik nehmen in den bilateralen Handelsbeziehungen einen wichtigen Platz ein. Auch die sportlichen Großereignisse 2014 und 2016 müssen im Hinblick auf die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung geplant werden.
Beide Länder werden langfristig von der Kombination ihrer
Kompetenzen in dieser Branche profitieren. Besonders bieten
sich Forschung und Entwicklung für Kooperationen an, da auch
die brasilianische Regierung diesen Bereich mit Priorität behandelt. Die deutschen Erfahrungen in der Entwicklung neuer Pro-
Foto: BDI/Obermeier
dukte und Anwendungen, z. B. auf dem für Brasilien neuen und
wichtigen Gebiet der Herstellung von Prothesen, könnten der
brasilianischen Seite von großem Nutzen sein. Krankenhausmanagement stellt für Deutschland und Brasilien eine Herausforderung dar. Strategien, die den Zugang zu medizinischer
Versorgung sozial verantwortlich sicherstellen, sind von großer
Bedeutung für beide Länder und deren Unternehmer.
Initiative für Agribusiness und Innovationen
Traditionell tagte am Rande der bilateralen Wirtschaftstage auch die Arbeitsgruppe Agribusiness und Innovationen.
Es handelt sich um eine Untergruppe der
Deutsch-Brasilianischen Gemischten
Wirtschaftskommission, der sie für das
Spezialgebiet zuarbeitet. Sie wird paritätisch zwischen Brasilien und Deutschland von staatlichen Stellen und der Privatwirtschaft geleitet. Der Sektor »Agribusiness« steht für 46 % des brasilianischen BIP und bietet vielfältige Möglichkeiten für bilaterale Kooperationen.
Auf deutscher Seite moderierten Dr. Dietrich Guth, Abteilungsleiter im BMELV,
und Dr. Jordi Tormo, BASF, die Sitzung.
Die brasilianische Seite wurde von Luiz
Calos Correa de Varvalho, Päsident von
ABAG, und dem Staatssekretär im brasilianischen Landwirtschaftsministerium,
Dr. Celio B. Porto, geleitet.
Der Fokus der Agenda richtete sich in
diesem Jahr neben Themen der bilatera-
len Handelsbeziehungen und Kooperation bei R&D vor allem auf den Innovationsaspekt. Hier wurde über Innovationen
auf dem Gebiet der Biotechnologie, über
den Einsatz von innovativen Pflanzenschutzmitteln, über sogenannte »Green
Cracker« (nachwachsende Rohstoffe)
und vieles mehr diskutiert.
Die rund 60 Teilnehmer, darunter Regierungsvertreter beider Länder und zahlreiche Vertreter von Verbänden, Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, sprachen sich einstimmig für eine
Mandatsverlängerung der Deutsch-Brasilianischen Initiative für Kooperation in
Agribusiness und Innovation um weitere
zwei Jahre aus.
BDI Agenda Sonderausgabe Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage 2012
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Möglichkeiten noch konsequenter nutzen – die Sitzung des BDI Brazil Boards
am 1. Juli 2012 in Frankfurt am Main
ten Ausbau der deutsch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen ein.
»Wir haben eine klare Evaluierung der deutsch-brasilianischen
Zusammenarbeit und ihrer veränderten Marktbedingungen vorgenommen, denn wir sind mit der Frage konfrontiert, wie die
deutsche Industrie strategisch darauf reagieren kann«, sagte
Dr. Stefan Zoller, Vorsitzender des BDI Brazil Boards.
Foto: BDI/Obermeier
Im Vorfeld der diesjährigen Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage in Frankfurt am Main fand traditionsgemäß die Sitzung des BDI Brazil Boards statt. Im hochrangigen Kreis der
Mitglieder wurde über die veränderten Bedingungen, denen
sich die deutschen Unternehmen in Brasilien gegenüber sehen,
beraten. Das BDI Brazil Board repräsentiert 23 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts und setzt sich für den konsequen-
Drei Schwerpunkte wurden für die Arbeit des BDI Brazil Boards
festgelegt: »Wir arbeiten daran, das Erfolgsmodell des deutschen Mittelstandes auch für Brasilien zum tragenden Faktor zu
machen«, so Stefan Zoller. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in
einer starken Beteiligung der deutschen Industrie in den Bereichen, in denen sie bislang noch nicht ausreichend präsent ist.
Das BDI Brazil Board soll darüber hinaus Wege finden, die
Handelshindernisse und bürokratischen Hürden für eine verstärkte Ansiedlung der deutschen Industrie zu überwinden.
Nützliche Anregungen für den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen erhielten die BDI-Brazil-Board-Mitglieder auch aus dem Gespräch mit Robson de Andrade, Präsident des brasilianischen
Industrieverbands CNI, und Carlos Mariani Bittencourt, Vorstand CNI.
Das Jahr »Deutschland + Brasilien 2013 - 2014«
Bei der Eröffnung des zweiten Konferenztages überreichten
Dr. Stefan Zoller, Vorsitzender des BDI Brazil Boards und
Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts,
das erste Exemplar des Projektkatalogs zum Deutschlandjahr
an Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle.
Unter dem Motto »Deutschland + Brasilien. Wo Ideen sich verbinden« wird das bevorstehende Deutschlandjahr von Mai 2013
bis Mai 2014 mit einer Vielzahl von Aktivitäten in ganz Brasilien
die bilaterale Partnerschaft in allen Facetten ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Schon seit langer Zeit haben die deutsch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen zahlreiche Erfolgsgeschichten vorzuweisen. Doch stehen Brasilien und Deutschland heute noch mehr
Möglichkeiten für eine enge Zusammenarbeit offen.
»Denn letztlich entscheidend für alles, was wir gemeinsam anstreben, ist es, den Ideen Raum zu geben und Menschen dafür
zu begeistern. Daher war es uns ein wichtiges Anliegen, dass
Unternehmen und institutionelle Partner sich frühzeitig mit ihren
Vorstellungen und Interessen in das Programm dieses Jahres
aktiv einbringen können.«, betonte Dr. Stefan Zoller.
Foto: BDI/Obermeier
den verschiedensten Gestaltungsvarianten und Kombinationsmöglichkeiten vorgestellt. Alle Akteure und Mitstreiter können
daraus für sie geeignete Projekte zur Realisierung und Finanzierung auswählen.
Weiterführende Informationen finden Sie unter:
www.alemanha-e-brasil.org/de/deutschland-brasilien
Mit dieser Publikation werden über 140 Projektvorschläge mit
Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.; Kommunikation und Marketing
Breite Straße 29; 10178 Berlin; Telefon: +49 30 2028-0;
E-Mail: [email protected]; Internet: http://www.bdi.eu
Redaktion: Holger Lösch (V.i.S.d.P.), Sigrid Zirbel, Theresa Hartlieb
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