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«Rezyklate sind aus ihrem Schattendasein getreten und bilden heute die Grundlage für eine neue Generation von ökoeffizienten Produkten.» Dr. T. Rhönisch, Head R+D Material Unlimited No 03 _ 2011 Gratis-Abonnement bestellen unter: www.rehau.com/unlimited Titelbild: Elbphilharmonie Hamburg, 10. August 2011, 9:05 Uhr, HafenCity Hamburg, Höhe Landungsbrücken REHAU _ Editorial Impressum Unlimited NO 03_2011 ein Magazin der REHAU AG + Co Herausgeber REHAU AG + Co Projektleitung Katy Hahn Redaktionsteam Klaus Gollwitzer Wolfgang Narr Nils Wagner Chefredaktion Birgitta Willmann Mitarbeiter dieser Ausgabe René Lüchinger Corinna Arndt Fotografie Christian Grund Andrew Geiger Gestaltungskonzept Art Direction Simone Fennel Inhaltskonzept Lüchinger Publishing GmbH Litho Detail AG Druck Mayr Miesbach GmbH Erscheint halbjährlich Auflage: 35.000 Liebe Leserin, lieber Leser, den steigenden Energiehunger einer explodierenden Weltpopu lation zu stillen, ist eines der ungelösten Probleme unserer Zeit: Während die Menschen immer zahlreicher werden, verknappen sich unsere primären Energieträger wie Öl, Kohle oder Gas. Atomstrom, das ist spätestens seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima offensichtlich, ist auf lange Sicht nicht die Lösung, um den Energiebedarf der Menschheit zu decken. Was aber ist zu tun? Während sich die meisten öffentlichen Diskussionen ausschließlich um die Frage der Energieträger drehen, sollten wir uns vor allem damit auseinandersetzen, wie Energieverluste vermieden werden können. Für uns als Polymerspezialist gehört es zur Unternehmensphilosophie, mit dem Basismaterial Erdöl umsichtig um zugehen. Erdöl ist zu wertvoll, um es zu verbrennen. Vielmehr sollte es uns als Basis dienen, um mithilfe unserer Material- und Systemkompetenz neue Technologien voranzutreiben und den Einsatz des schwarzen Goldes in sinnvolle und nachhaltige Energiesparlösungen münden zu lassen. Seit vielen Jahren entwickelt REHAU konti nuierlich verbesserte energieeffiziente Systeme für die Bereiche Bau, Industrie und Automotive. Dies schlägt sich in innovativen Produkten und Materialien nieder. Gewichtsreduzierte Entwicklungen im Automobil- und Flugzeugbau verringern den Kraftstoffverbrauch, intelligente Flächenheiz- und -kühlsysteme in Böden und Betonmauern erlauben einen effizienteren Einsatz von Energie, ver wendete Materialien werden recycelt und wieder neu verarbeitet. Nachhaltige Produktion ist für uns mehr als ein Schlagwort. Unsere Stoßfängerlackieranlage im südafrikanischen Port Elizabeth etwa gehört im Energieverbrauch zu den effizientesten Produktionsanlagen der Welt. Diese Erfolge machen Mut und stacheln uns an, noch besser zu werden. Sie zeigen aber auch, dass REHAU einen nachhaltigen und effizienten Beitrag leisten kann, um die Energieprobleme unserer Zeit in den Griff zu bekommen. Viel Freude beim Lesen der folgenden Seiten. Rainer Schulz, CEO der Rehau Gruppe 03/11 _ REHAU Unlimited 03 Inhalt > Editorial News Menschen Kompetenz Zahlen Standorte 03 05 21 25 38 39 Energieeffizienz Werkschau Seite 08 Seite 16 Standort Interview Warum Energiesparen ein Wirtschaftsfaktor ist. Commercial Cooling Energieeffiziente Kühlsysteme für den Detailhandel. Seite 22 Kompetenz Thomas Rhönisch über innovative Werkstoffe. Seite 25 Südafrika, Fort Jackson. Seite 32 Die REHAU Lackieranlage in Port Elizabeth. Terry Beaubois über das Ecosmart-Passivhaus. Seite 34 RehaU _ Editorial REHAU _ News 01 Statistik Klimazahlen 2009, kurz vor der UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen, wurden die Forscher unsicher – die Frage, ob die Klimaerwärmung wirklich wissenschaftlich nachweisbar ist, stand plötzlich im Raum. Ein halbes Jahr später kam die Entwarnung: Eine unabhängige Untersuchungs kommission bestätigte, dass die Wissenschaftler der Climatic Research Unit (CRU) an der englischen University of East Anglia korrekt gearbeitet hatten. Weil die Unkenrufe dennoch nicht verstummten, hat das CRU nun alle Klimadaten der weltweit 5113 Wetterstationen der letzten 150 Jahre ins Netz gestellt. Skeptiker, die eine Klimaerwärmung nicht für real halten, werden damit wohl endgültig zum Schweigen gebracht. Denn ein Anstieg der Temperaturen ist weltweit eindeutig auszumachen. www.metoffice.gov.uk 03/11 REHAUUnlimited Unlimited 055 03/11 _ _REHAU REHAU _ News 02 Elektromobilität 03 Innovation Batterie Elektrofahrzeuge innerhalb von zwei Jahren kostengünstig im Modulsystem herstellen zu können, ist erklärtes Ziel der Streetscooter GmbH, einer Forschungs- und Entwicklungsallianz führender deutscher Industriepartner wie Kirchhoff, Dräxlmaier oder Thyssen Krupp. Das modulare Batteriekonzept wurde in zweijähriger Arbeit von REHAU entwickelt. Das polymerbasierte Gehäuse erfüllt höchste Ansprüche an Steifigkeit und hält starke Belastungen aus, ist aber deutlich leich ter als frühere Metallgehäuse. Neu ist auch, dass REHAU die Integration und Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems Batterie in einem E-Fahrzeug obliegt. Dazu Niklas Braun von REHAU Automotive: «Elektromobilität ist für uns keine Vision mehr, sondern wir begleiten einige Projekte, die aus unserer Sicht in diese richtige Richtung gehen.» www.mobilitaet.biz Diamant-Pflüge Rund 50 Prozent der Energie, die beim Pflügen oder Eggen gebraucht wird, geht durch die Reibung zwischen Pflugschar und Erde verloren. Das kostet die Bauern Sprit und Zeit. Um das zu ändern und den Landwirten zu energieeffizienterem Pflügen zu verhelfen, sind nun Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik (IWM) im deutschen Freiburg dabei, den «RemBob»-Pflug zu entwickeln. Die angewandte Technik kommt aus der IT-Welt: Dort schützen extrem harte, diamantartige Kohlenstoffschichten die Festplatte von Computern. Werden die Pflugscharen nun mit diesen harten Kohlenstoffschichten überzogen, wird die Reibung um 30 Prozent reduziert und die landwirtschaftlichen Geräte zu messerscharfen Werkzeugen. www.fraunhofer.de 04 Wissen SMART GRID [engl.] ➞ steht für ein intelligentes Stromnetz, bei dem z.B. Häuser mit Messgeräten für den Stromverbrauch ausgestattet werden, die im Dialog mit dem Stromversorger stehen und so eine Optimierung und Überwachung der Stromversorgung ermöglichen. 06 Rehau Unlimited _ 03/11 REHAU _ News 05 Öko-Strom 08 Studie Wasserenergie REHAU setzt sein Vorhaben, die eigenen CO2-Werte zu senken, sukzessive um. Der neueste Coup: Das im norddeutschen Wittmund ansässige REHAU Werk deckt seit Anfang des Jahres seinen Strombedarf zu 100 Prozent mit Ökostrom ab. Der «grüne» Strom hat bereits einen langen Weg hinter sich, bis er in Wittmund ankommt, denn er wird im südnorwegischen Wasserkraftwerk Jørundland generiert. Dieses befindet sich am Flusssystem Arendalsvassdraget und wird vom Nesvatn gespeist, der in dieser Region das größte einzelne Wasserreservoir darstellt. In Skandinavien wird Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien erzeugt und zertifiziert. Dieser Strom wird an das norddeutsche Energieversorgungsunternehmen EWE verkauft und von dort als NaturWatt-Strom von REHAU bezogen. Umweltbilanz Von Buenos Aires über San Francisco bis hin nach Warschau: 42 Metropolen mit insgesamt 189 Millionen Einwohnern gaben erstmals ihre Umweltbilanzen an das Carbon Disclosure Projekt (CDP). www.rehau.com 06 Recycling In einer Tonne Hauptplatinen aus ausrangierten Computern finden sich 250 g Gold, 100 g Paladium und 1 kg Silber. Deswegen unbedingt alte Computer und Mobiltelefone recyceln lassen. TIPP 07 Energieverbrauch Die daraus resultierende Studie ist gemeinsam mit KPMG erstellt worden. Dabei ordnen 93 Prozent der Städte dem Kampf gegen den Klimawandel höchste Priorität zu, denn jede zweite spürt bereits die Auswirkungen: Hitzewellen, Dürren oder Hochwasser. Etwa zwei Drittel der Städte haben inzwischen konkrete Klimastrategien ergriffen, 57 Prozent haben auch Ziele zur Treibhausgasreduktion vorgelegt. Die Maßnahmen reichen von Energieeinsparungen im Gebäudesektor bis zur Umstellung auf Grünstrom, von Müllvermeidungskonzepten bis zu emissionsfreier Mobilität. Das CDP Reporting, das Metropolen einen Vergleich untereinander erlaubt, wird damit zum wichtigen Instrument der Orientierung und des Austauschs von Daten und Best Practice. www.cdproject.net Ein Haartrockner verbraucht genauso viel Energie wie 200 Energiesparlampen zusammen. 03/11 _ REHAU Unlimited 07 RehaU _ Energieeffizienz Zeitenwende der Energie Text Birgitta Willmann Fotos Christian Grund > Die Ära des Erdöls neigt sich dem Ende zu. Energieeffizienten Systemen in der Gebäudetechnik oder der Mobilität gehört die Zukunft. Die HafenCity zeigt, wie diese aussehen könnte. Ferdinand Magellan, portugiesischer Entgutem Grund. Auf 9,2 Milliarden Menschen, so decker und Weltumsegler um 1500, ist in Hamburgs lauten die Prognosen, wird die Erdbevölkerung neu entstehendem Stadtteil HafenCity stets präsent: bis 2050 angewachsen sein, 70 Prozent der Ein 5000 Quadratmeter großer Platz trägt seinen Menschen werden in urbanen Zentren leben. 9,2 Namen. Die auf unterschiedlichen Ebenen gebauten Milliarden Menschen, die kochen, elektrische ApMagellan-Terrassen sind längst zu einem Lieblings parate bedienen, sich im Automobil und im Zug platz der Hamburger geworden. Der Blick über die fortbewegen, Nahrungsmittel und – je nach Klima Elbe ist grandios, Hafenkräne und Lagerhallen zeich – Kälte- oder Wärmespender benötigen. All das nen sich in der Ferne ab, Öltanker, Container- und frisst im großen Stil und mit steigender Tendenz Kreuzfahrtschiffe ziehen gemächlich vorbei. Der Energie. Was das bedeutet, sehen wir bereits Hauch der großen Welt vor der Haustür, das ist für die heute. Der kollektive Energiehunger der derzeit Bewohner von HafenCity Realität. 12.000 sollen es 7 Milliarden Menschen wird zu 90 Prozent durch sein, wenn die Bauphase im Jahr 2025 abge Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl, schlossen sein wird, weitere 65.000 werden täglich Kohle oder Gas gestillt. Der Löwenanteil davon, Ferdinand Magellan dort ihrer Arbeit nachgehen. Ein gigantisches Pro 40 Prozent der weltweit erzeugten Energie, wird 1480–1521 jekt, dessen Planung einige Jahre in Anspruch nahm. direkt oder indirekt aus Erdöl gewonnen. Doch Und das der Stadt an der Elbe die fast die Verbrennung fossiler Energieträger hat Koneinmalige Chance gibt, von Grund auf in die Zukunft zu bauen. Sei sequenzen: Durch das Entweichen von Kohlendioxid (C02) in die es in architektonischer, in infrastruktureller oder in sozialer Hin- Atmosphäre steigt die Temperatur auf der Erde an, um durchsicht. Auch vom Umweltgedanken her sind die Bauvorgaben auf schnittlich 0,8 Grad allein in den vergangenen hundert Jahren. neuestem Stand – ein hohes Maß an Energieeffizienz bei der Ge- Dadurch ist das ökologische Gleichgewicht aus dem Tritt geraten, bäudetechnik wird vorausgesetzt. In HafenCity stehen besonders der Treibhauseffekt erwärmt die Meere, Nord- und Südpol energiesparsame Gebäude, deren niedriger C02-Ausstoß unter schmelzen, Unwetter, Überschwemmungen und Dürrekatastroanderem dazu verhalf, dass Hamburg 2011 zur European Green phen in noch nie gekanntem Ausmaß sind die Folge. Sicher ist Capital ernannt wurde. Damit liegt die deutsche Metropole auf ei- aber auch, dass die fossilen Energiespender des Planeten langner Linie mit anderen Großstädten wie San Francisco oder Buenos sam zur Neige gehen: Erdöl voraussichtlich in rund 50 Jahren, Aires, die aktuell versuchen, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Aus Steinkohle oder Gas etwa in 150 Jahren. 03/11 _ REHAU Unlimited 09 Marco Polo Tower: als bestes Hochhausprojekt ausgezeichnet. Tor zur Welt: Hamburger Hafen. 03/11 _ REHAU Unlimited 11 REHAU _ Energieeffizienz Globaler CO2-Ausstoß 2008 Sonstiges 10 % Wohnen Die 10 größten Erdölverbraucher Elektrizität & Heizung 41 % 7 % 20 % Industrie 22 % Transport Quelle: International Energy Agency Die Menschheit steht vor einer schwierigen Frage: Was nun? Klar scheint zunächst einmal eines – solange fossile Energieträger wie Erdöl noch den Motor der Weltwirtschaft darstellen, ist es das Gebot der Stunde, das schwarze Gold sparsam und effizient einzusetzen. «Jede Volkswirtschaft weltweit steht vor dem Problem steigender Energiekosten», sagt etwa Claudia Kemfert, Leiterin Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirt schaftsforschung (DIW) in Berlin. «Selbst China mit seinem enormen Energiehunger hat erkannt, dass es sein Wirtschaftswachstum nur aufrechterhalten kann, wenn im Reich der Mitte Energie sparsam verwendet wird.» Dies ist freilich eine junge Erkenntnis. Der Begriff «Energieeffizienz» – die sprachliche Zusammenführung von sparsamem Energieeinsatz und maximaler erzeugter Wirkung – tauchte erstmals im Jahre 2002 im allgemeinen Sprachgebrauch auf als Bestandteil der EU-Richtlinie «Energy Performance of Buildings Directive (EPBD)», in der es um neu definierte Kennwerte für die Energieeffizienz in Gebäuden ging. Damit war das Thema in das öffentliche Bewusstsein g erückt und seither engagieren sich Unternehmer, Forscher und Politiker gleichermaßen, vor allem in Deutschland und Europa, das in dieser Hinsicht eine Pionierrolle einnimmt. Geradezu sinnbildlich für das heutige Nebeneinander eines energieverbrauchenden Umschlagplatzes für eine pulsierende Industrie und einer auf Energieeffizienz gründenden neuen Art des Wirtschaftens ist daher der internationale Hafen in Hamburg. Im zweitgrößten Containerhafen Europas docken die großen Containerschiffe aus aller Welt an, die Waren, Rohöl oder auch Benzin in die Hansestadt transportieren – Schmiermittel für die produzierende Wirtschaft und den Handel. Und HafenCity, das in unmittelbarer Nachbarschaft liegt, wird nach den modernen Erfordernissen von 12 Rehau Unlimited _ 03/11 01 USA 903,0 Mio t 23,1 % 02 China 368,8 Mio t 9,4 % 03 Japan 211,3 Mio t 5,4 % 04 Indien 135,0 Mio t 3,5 % 05 Russland 130,4 Mio t 3,3 % 06 Deutschland 108,6 Mio t 2,8 % 07 Kanada 108,0 Mio t 2,8 % 08 Brasilien 105,3 Mio t 2,7 % 09 Saudi-Arabien 104,2 Mio t 2,7 % 98,5 Mio t 2,5 % 10 Südkorea Nach Ländern in Millionen Tonnen, 2008, und deren Anteil am weltweiten Verbrauch in Prozent. Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erstellt. Dieses Nebeneinander lässt erahnen: Wir leben in einer energietechnischen Zeitenwende. In der Praxis setzt sich Energieeffizienz aus drei Kriterien zusammen: Es gilt fossile Energieträger sparsam zu nutzen, Energie technologisch effizient zu erzeugen und möglichst ohne Verlust einzusetzen. Wo die Energiebilanz eine Rolle spielt, ist Energieeffizienz das Ziel. In der Gebäudetechnik gelangen aus diesem Grund moderne Wärmedämmungen, sogenannte intelligente Fenster, Türen oder Fassaden, zum Einsatz. In der Antriebstechnologie für Autos, Schiffe oder Flugzeuge sorgen miniaturisierte Komponenten und moderne Materialien für Gewichtsreduktion und damit auch für reduzierten Kraftstoffverbrauch. In der produzierenden Industrie erzielen schlankere Produktionsverfahren und langlebigere, wiederverwertbare Materialien für einen ähnlichen Effekt. Der Begriff Energieeffizienz tauchte erstmals im Jahre 2002 im allgemeinen Sprachgebrauch auf. «In der Gebäudetechnik», weiß Energieexpertin Claudia Kemfert, «liegt ein großes Potenzial für Energieeffizienz.» Genau dies macht HafenCity an der Elbe zum eigentlichen Pilotprojekt. Auf 157 Hektar wird der neue Stadtteil gebaut, moderne Stadtplanung vermählt sich hier mit innovativen Technologien bei Areal-Planung und Gebäudebau. Das Projekt HafenCity zeigt aber auch, dass energieeffiziente Technologien für Unternehmen gewaltige Marktchancen eröffnen. Erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität, umweltschonende Antriebstechniken, neue Materialien oder intelligente Infrastruktur-Technologie – überall besteht Bedarf an innovativen Lösungen. «In praktisch keinen anderen Markt werden in den HafenCity: Ein Stadtteil entsteht. Kühne Architektur: Feld für moderne Gebäudetechnik. Spiegel-Gebäude: am Brooktorkai. Fahrradfuhrpark: umweltfreundliche Vehikel. 03/11 _ REHAU Unlimited 13 REHAU _ Energieeffizienz kommenden Jahrzehnten größere Investitionen fließen als in diese Bereiche», ist Umwelt-Expertin Claudia Kemfert überzeugt. Das Volumen dieses auf Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, CO2-Reduktion und Schonung der natürlichen Ressourcen ausgerichteten Marktes beziffert Torsten Henzelmann auf 540 Milliarden Euro weltweit, in Zukunft sei mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund elf Prozent zu rechnen. Der Greentech-Experte bei Roland Berger Strategy Consultants vertritt einen klaren Standpunkt. «Wer mit der Zeit gehen will, kann sich Argumenten für energieeffizientes Produzieren und Bauen nicht verschließen.» Dies durchaus auch aus ökonomischen Gründen: Energieeffiziente Produktion wirkt sich für den Hersteller kostendämpfend aus und Industrie- wie auch Privatkunden fragen stark nach solchen Produkten. Weitere Anreize, energieeffizient und damit ökologisch zu bauen, wurden auch durch die öffentliche Hand geschaffen. So lancierte 2007 die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) ein Zertifizierungssystem. Dieses basiert auf einer ganzheitlichen und performanceorientierten Betrachtung des gesamten Gebäudelebenszyklus «von der Wiege bis zur Bahre». Solche Bewertungen zur Einhaltung bestimmter Anforderungen existieren übrigens auch in anderen Ländern, wie das amerikanische LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) des Green Building Councils oder das englische BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) zeigen. Unternehmen, die bereits seit geraumer Zeit innovative, energieeffiziente Lösungen anbieten können und diese auch immer weiterentwickeln, verfügen nun, da sich dieser Markt weltweit auftut, über eine hohe Akzeptanz. Der Polymerverarbeiter REHAU gehört in diese Kategorie von Unternehmen. «Wir sind führend in der Gebäudetechnik zu den vielfältigen Themenstellungen der Energie«Wir arbeiten an Lösungen, die Ökonomie und Ökologie optimal ins Gleichgewicht bringen.» effizienz und des Energiekomforts», sagt Jörg Neukirchner, Leiter strategisches Geschäftsfeld Bau. «Des Weiteren sind wir beteiligt an wegweisenden Pilotprojekten zum Beispiel zur Energiespeicherung mit Erdsonden.» REHAU baut auf seinen in jahrzehntelanger Forschung gewonnenen Kompetenzen auf und verfügt als Marktführer für Erdsonden daher über eine breite Palette an Produkten für die Geothermie mit einem umfangreichen Systemangebot. Diese für die internationalen Märkte aufzubereiten, ist eine weitere Herausforderung, der sich der Polymerspezialist stellt, denn die Anforderungen an die Technik sind länderspezifisch. Ein Ziel steht dabei in den Bereichen Fenster und Fassaden, Gebäudetechnik, regenerative Lösungen und Tiefbau stets im Vordergrund, wie Neukirchner betont: «Wir arbeiten an Lösungen, die Ökologie und Ökonomie optimal ins Gleichgewicht bringen.» Vor allem jetzt, wo Energieeffizienz zum entscheidenden Verkaufs 14 Rehau Unlimited _ 03/11 Giganten: voll beladenes Containerschiff. Mineralölverbrauch weltweit Elektrizität Heizung 8 % 32 % 10 % 50 % Verkehr Quelle: ExxonMobil und Wintershall Chemie 5 % Kunststoffe REHAU _ Energieeffizienz argument für Investitionen geworden ist, sei «es wichtig, der Konkurrenz stets eine Nasenlänge voraus zu sein». Energieeffizienz hat für ein Unternehmen, das sich mit Innovationen am Markt behaupten muss, aber auch eine weitere, in dieser Hinsicht entscheidende Kehrseite: Der interne Produktionsprozess muss auf allen Stufen auf dieses Ziel hin ausgerichtet werden. REHAU beispielsweise hat im Jahre 2009 über die Geschäftsbereiche Bau, Industrie und Automotive hinweg ein interdisziplinäres Team aufgestellt, dieses mit einem Budget von 2,5 Millionen Euro ausgestattet, um innovative Ideen zur Einsparung von Energie in den Produktionsabläufen zu entwickeln. Verantwortlich für dieses Projekt der betriebsinternen Energieeffizienz ist Frank Fleissner, Hauptabteilungsleiter Technik im Bereich Bau. Der Ingenieur durchkämmt mit seinem Team sämtliche Prozesse und setzt überall dort an, wo er Verbesserungspotenzial entdeckt. Strom, Gas oder Wasser werden durch energieeffiziente Beleuchtungssysteme und Antriebstechniken, durch die Isolierung von Produktionsanlagen, durch intelligente Regelungssysteme zur Drucklufterzeugung oder auch durch Wärmerückgewinnung eingespart. Mitunter wird auch auf ganz einfache Maßnahmen gesetzt, beispielsweise indem Maschinen isoliert werden und dadurch weniger Hitze austreten kann. «Manches rechnet sich schneller, als man glaubt», sagt Fleissner, «aber in der Gesamtbeurteilung muss immer der gesamte Lebenszyklus angeschaut werden. Nur so schafft man Nachhaltigkeit.» Etwa wenn es darum geht, bei der auf Erdöl basierten Produktion von Polymeren den Anteil dieses wertvollen Rohstoffs kontinuierlich zu verringern oder besser noch, durch neue Materialien wie Biopolymere zu ersetzen. Auch hier wurden inzwischen mit Umweltproduktdeklarationen (EPD) sinnvolle Standards geschaffen, die bei der Produktion einzuhalten sind. Diese werden aktuell in dem neuen europäischen Normungsprojekt «Nachhaltigkeit von Bauwerken» festgelegt. Die Deklarationen machen Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Übersäuerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft. Auch hier gilt die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von der Herstellung des Materials über den Einsatz bis zur Wiederverwendung nach der Nutzungszeit. Ein Material, das sich mehrmals wiederverwenden lässt, ist im wahrsten Sinne des Wortes energieeffizient: Über die gesamte Lebensdauer hinweg dreht die Energiebilanz des Produkts schließlich immer stärker in den grünen Bereich. «Wer am Anfang über kreative Lösungen nachdenkt», weiß Experte Henzelmann, «wird am Ende ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickeln, das sich auch ökonomisch rechnet.» < solutions by Das trägt REHAU dazu bei: Seit Jahren investiert REHAU kontinuierlich in die Weiterentwicklung energieeffizienter Programme und Systemlösungen in den Bereichen Bau, Industrie und Automotive. Auf diese Weise sind gesamthafte Lösungen entstanden, die in der Automobilindustrie, beim Hoch- und Tiefbau, in der Gebäudetechnik, aber auch in der Industrie maßgeblich dazu beitragen können, benötigte Energie zu reduzieren. REHAU bietet zu den einzelnen Programmen einen ausgefeilten Service in den Phasen Planung, Ausführung und Betrieb. > In folgenden Gebäuden der neu entstehenden HafenCity in Hamburg kamen REHAU Systemlösungen zum Einsatz: Am Sandtorkai 68 Gebäudefläche: 3900 m2 Bauherr: Deka Immobilien Investment GmbH REHAU: Betonkerntemperierung Am Kaiserkai 1/Großer Grasbrook 12 Gebäudefläche: 11.000 m2 Bauherr: ING Real Estate REHAU: Betonkerntemperierung HafenCity Sandtorpark/Grasbrook REHAU: RAUDRIL Rail Sickerleitungsrohr Hafenliebe Gebäudefläche: 7300 m2 Bauherr: Baugemeinschaft Hafenliebe GbR REHAU: GENEO Fensterprofile Wohn- und Geschäftsgebäude Java Gebäudefläche: 13.200 m2 Bauherr: Überseequartier Beteiligungs GmbH REHAU: Betonkerntemperierung Spiegel-Gebäude Gebäudefläche: 30.000 m2 Bauherr: Robert Vogel GmbH & CO. KG REHAU: Geothermie, Energiekomfort-System 03/11 _ REHAU Unlimited 15 Die neue Lackdimension Text Corinna Arndt Fotos Christian Grund > Stoßfänger: früher chromblitzend, heute aus Polypropylen und unter einer Lackschicht verborgen. Die Herstellung ist Präzisionsarbeit. Im neuen REHAU Werk im südafrikanischen Port Elizabeth werden sie besonders energieeffizient produziert. REHAU _ Werkschau Präzise: Roboter in Aktion. VW Polo: vor der Fertigstellung. In der Werkhalle stapeln sich die Stoßfänger und Längsträgerverkleidungen in allen Farben, von ferrarirot bis quietschgelb, dazwischen sausen Gabelstapler umher, beugen sich Arbeiter über frisch lackierte Teile. Fast nebenan sitzt der größte Kunde, VW, mit seiner südafrikanischen Polo-Produktion. Im REHAU Werk Port Elizabeth werden täglich 1300 Stoßfänger für den Wolfsburger Autobauer hergestellt. Möglich macht das «unser just-in-sequence» Know-how, sagt Werkleiter Thomas Siggenauer, eine Produktions weise, die sich nach den Bedürfnissen der Kunden richtet. «Dabei sind wir so flexibel, dass in Form, Farbe und eingebauter Technik kein Stoßfänger dem anderen gleichen muss.» Hinzu kommen täglich circa 1000 lackierte Bauteile für die Mercedes C-Klasse, die im 240 km entfernten East London gebaut wird. Damit ist das erst vor zwei Jahren eingeweihte Werk voll ausgelastet. «Wir folgen unseren Kunden», sagt Siggenauer. Und wenn die aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen in Südafrika investieren, stellt das auch REHAU vor neue Herausforderungen: Die lokalen Mitarbeiter werden durch interne Schulungen ausgebildet, denn eine Lackieranlage jahrelang durch Expat-Fachkräfte betreuen zu lassen, wollte man vermeiden. «Wir suchten einfache Lösungen für eine Fabrik, die wachsen kann, wenn die Märkte wachsen», sagt Helmut Ansorge, Leiter der Autowerke bei REHAU. Die Anlage in Port Elizabeth wurde daher nach einem völlig neuen Konzept erstellt und ist ein Prototyp, dem bei Bedarf weltweit weitere Werke folgen sollen. Fünf Jahre hat die Entwicklung gedauert und das Ergebnis ist eine Anlage, deren einzelne Produktionselemente modular zusammengebaut werden können. Diese wurden in Deutschland konstruiert und dort erst einmal getestet, bevor sie nach Südafrika transportiert wurden. Besonderen Wert legte REHAU auf die Ausbildung der 200 Mitarbeiter in Port Elizabeth. Sie wurden, teilweise in Deutschland, speziell auf die Qualitätsanforderungen von REHAU geschult. Der Lackierprozess steckt voller Innovationen. «Als wir anfingen, uns über die neue Lackieranlage Gedanken zu machen», sagt Helmut Ansorge, «haben wir erst einmal alles, was wir bisher gemacht haben, in Frage gestellt.» Kann man Kunststoff ohne Grundierung lackieren? Braucht man Wasser? Wie könnte man den Trocknungsprozess revolutionieren? Den Stromverbrauch verrin gern? Folgende Lösungen wurden gefunden: Am Anfang des Prozesses steht ein schwarzes Kunststoffgranulat: Polypropylen. Es «Wir suchen einfache Lösungen für eine Fabrik, die wachsen kann, wenn die Märkte wachsen.» wird geschmolzen und von zwei riesigen, fast 15 Tonnen schweren Spritzgussmaschinen in die benötigte Form gepresst. Meterlange Roboterarme wirbeln den rohen Stoßfänger durch die Luft und setzen ihn sanft auf die Förderanlage. Dann gilt es, den Kunststoff zu lackieren: hauchdünn, gleichmäßig und mit exakt der richtigen Farbe. «Beim Lackieren dreht sich alles um die Lackhaftung», sagt Siggenauer und geht voran in die Lackieranlage, das Herz des Werkes, das «neueste Stück Technologie in der REHAU Welt»: ein 03/11 _ REHAU Unlimited 17 RehaU 18 Rehau Unlimited _ 03/11 Geübte Handgriffe: Mitarbeiter bei der Qualitätskontrolle. 03/11 _ REHAU Unlimited 19 REHAU _ Werkschau Arrangement aus Metallrohren, Treppen und Lüftungsschächten. Vorbereitung ist alles: Um eine optimale Haftung des Lackes zu gewährleisten, muss der Kunststoff bestmöglich gereinigt sein. Statt in einer herkömmlichen Waschanlage mit anschließender Trocknung spritzt in Port Elizabeth ein Roboter flüssiges CO2 auf den Kunststoff. Dieses gefriert zunächst zu Eiskristallen und verdunstet dann beim Aufschlagen. Damit wird das Bauteil nicht nur mechanisch gereinigt, sondern auch durch die thermische Explosion. «Die CO2-Reinigung braucht sehr viel weniger Platz und wir können auf den Gebrauch von kostbarem Wasser verzichten», sagt Siggenauer. In Port Elizabeth ist das von besonderem Vorteil, da die umliegende Region seit Jahren unter Wasserknappheit leidet und 2010 gar zum Wassernotstandsgebiet erklärt wurde. Nach der Reinigung werden die Stoßfänger von Robotern «beflammt», was ihre Oberflächenspannung verändert und so die Lackhaftung weiter erhöht. Nun sind sie bereit für die Lackierung. Auch hier ist das Werk auf dem neuesten Stand der Technik: wasserbasierte Lacke sind Standard, umweltschädliche Lösungsmittel aus der Produktion weitestgehend verbannt. Und anders als bei vielen Konkurrenten tragen die Roboter nur zwei Lackschichten auf: Basislack und Klarlack. Die lange als Standard geltende Grundierung wird eingespart, Die lange als Standard geltende Grundierung wird eingespart – bei gleich gutem Ergebnis. bei gleichbleibend gutem Ergebnis. Doch damit nicht genug. Um das bei Lackieranlagen unvermeidliche «Overspray», also Lackverluste beim Besprühen, zu reduzieren, werden Stoßfänger und Lack gegenteilig elektrostatisch aufgeladen. Dadurch ziehen sich Kunststoff und Farbpartikel gegenseitig an. Zusätzlich drückt ein fallender Luftstrom die letzten Lacknebelreste nach unten. Normalerweise wird zum Auffangen des «Overspray» Wasser verwendet, doch hier wird er mithilfe einer Trockenabscheidung durch Steinmehl gebunden und abgeführt. Sind die Stoßfänger fertig lackiert, müssen sie nur noch getrocknet werden. Früher geschah dies mit Heißluft auf einer Strecke von 50 Metern. In Port Elizabeth sorgen Infrarotstrahler in einem 10-Meter-Modul für das gleiche Ergebnis. Eine weitere Innovation, die die Anlage zu einer der energie effizientesten der Welt macht. Wenn Siggenauer in seinem grauen Arbeitsmantel durch die Werkhalle geht, grüßt er nach links und rechts, aber kaum jemand wendet sich um. Es ist normal, den Chef in der Produktion zu sehen, Teil der Firmenphilosophie: «Als Familienunternehmen wollen wir zufriedene Mitarbeiter, die sich langfristig an uns binden. Das erreicht man, indem man als Manager mit gutem Beispiel vorangeht.» Siggenauers Mitarbeiter sind stolz auf ihre Arbeitskleidung und immer wieder kommt es vor, dass sich Angehörige der Arbeiter für einen Job bewerben. Die Werkleitung freut das, denn, so Siggenauer lachend: «Es gibt keinen besseren Vorgesetzten als den eigenen Vater oder die eigene Mutter!» < 20 Rehau Unlimited _ 03/11 Das trägt REHAU dazu bei: REHAU Kompetenz hilft der Automobilindustrie in ihrem Bestreben, Design, Komfort und Sicherheit rund um das Fahrzeug systematisch zu optimieren. Leichtere, polymere Materialien und Werkstoffe sowie Systemlösungen verringern unter anderem das Gesamtgewicht der Autos und tragen so dazu bei, dass diese energieeffizienter werden. Lackierte Stoßfänger Polymere Stoßfänger im Front- und Heckbereich der Autos werden im Spritzgussverfahren hergestellt, wobei die Automobilhersteller die Möglichkeit haben, komplexe technische Systeme wie Scheinwerferreinigungsanlagen oder Parking-Systeme bereits einbauen zu lassen. Durch ihr geringes Gewicht tragen sie dazu bei, dass das Fahrzeug leichter und damit energieeffizienter wird. Software RAUCOLOR Schneller, gründlicher und leichter abzurufen: RAUCOLOR, eine von REHAU entwickelte Software, vereinfacht die Analyse der Lackqualität. Merkmale wie Farbton, Oberflächenwelligkeit, Glanz und Lackschichtdicke können erfasst und unmittelbar ausgewertet werden. Dadurch wird eine direkte Qualitätsrückkopplung in die Fertigung gewährleistet und die Kontrollzeit gegenüber einer manuellen Überprüfung der Oberfläche um das Zehnfache verringert – bei deutlich höherer Prüffrequenz. Kunden, die an den Datenaustausch angeschlossen sind, können aktuelle Messergebnisse von lackierten Außenanbauteilen mit den Messergebnissen der lackierten Karosserie sofort vergleichen. Das verkürzt die Bemusterungsphase schon während der Betriebsversuche erheblich. Stoßfänger: RAUCOLOR: REHAU _ Menschen Text Corinna Arndt Foto Christian Grund «Ich rede gern direkt und geradeheraus. Vielleicht liegt das daran, dass ich immer für Deutsche gearbeitet habe. Direkt nach der Schule, 1994, habe ich als ungelernter Arbeiter bei REHAU angefangen. Wenn mich heute die anderen Arbeiter in der Werkhalle sehen, sagen sie: ‹Dort kommt Kansas!› Ich habe auf alles ein Auge, und wenn es irgendwo ein Problem gibt, dann will ich es möglichst schnell wissen, damit wir den Fehler beheben können. Als REHAU vor zwei Jahren die Lackieranlage in Port Elizabeth aufgebaut hat, war ich von Anfang an dabei. Ich habe mich um die Mischung des Lacks gekümmert, die Fördertechnik und Roboter überwacht und dafür gesorgt, dass alles reibungslos läuft. Inzwischen bin ich Produktionstechniker. Ich habe einen langen Weg hinter mir. Als ich 1992 im letzten Schuljahr war, befand sich Südafrika komplett im Umbruch. Wie überall im Land sind auch bei uns im Township Mdantsane arme schwarze Schüler und Lehrer für Demokratie und gegen das rassistische Apartheidregime auf die Straße gegangen. Widerstand war wichtiger als Unterricht. Es war schwierig, unter diesen Umständen überhaupt etwas zu lernen. Zum Glück gab es Bildungsfernsehen und so habe ich am Ende meine Prüfung bestanden. Dann war ich wie mein arbeitsloser Vater auf Jobsuche in meiner Heimatstadt East London. Mit dem Fahrrad bin ich herumgefahren! Bei REHAU hat es geklappt und ich habe mich von ganz unten hochgearbeitet. Inzwischen bin ich schon zweimal nach Deutschland zur Weiterbildung gefahren – das war jedes Mal Klasse. Kansas Mrwasbu (37) Produktionstechniker In meiner Freizeit bin ich meistens im Fußballstadion. Ich bin treuer Fan des südafrikanischen Clubs ‹Kaizer Chiefs› – und das wird sich auch nie ändern! Wenn ich im Lotto gewinnen würde, dann würde ich meiner alten Mutter ein eigenes Haus bauen und den Rest des Geldes sparen. Aber auch so habe ich große Pläne: Mein Sohn ist 19 Jahre alt und geht aufs College. Wie ich arbeitet er lieber mit den Händen, als im Büro zu sitzen. Doch nächstes Jahr will ich ihn an der Universität von Port Elizabeth anmelden – immerhin verdiene ich genug, um ihm die Studiengebühren zu zahlen. Und dann finde ich, sollte er sich bei REHAU bewerben!» Wohnort: Uitenhage bei Port Elizabeth Bei REHAU seit: 1994 Funktion: Produktionstechniker in der Lackieranlage REHAU Standort: Uitenhage bei Port Elizabeth Hobbys: Fußball, Kino, am Auto basteln 03/11 _ REHAU Unlimited 21 RehaU 22 Rehau Unlimited _ 03/11 REHAU _ Commercial Cooling Cool! Text Birgitta Willmann Fotos Christian Grund > Kommerzielles Kühlen frisst Strom. Energieeffiziente Gefriertruhen und Kühlschränke tragen viel dazu bei, den C02-Ausstoß von Supermärkten zu reduzieren. Oberglatt in der Nähe von Zürich, sechs Uhr morgens. In der Lidl-Filiale vor Ort geht wie von Geisterhand ein Teil der Beleuchtung an der Decke an und vor 18 Laufmetern Kühlregalen heben sich ratternd die Rollläden. Sie geben den Blick auf Milch, Joghurt, Käse oder Fleischprodukte frei. Neun Stunden waren die Auslagen konstant hinter der für die Kunden am Tag unsichtbaren Kältesperre verborgen. Neun Stunden, in denen die Geräte weniger Strom verbrauchten. Bald werden die ersten Mitarbeiter kommen, draußen liefern die LKWs bereits Ware an. Gleich nebenan surren 30 Gefriertruhen auf 25 Metern Länge leise vor sich hin, je zwei und zwei gegenüber. Pizzen, Tiefkühlgemüse oder Eiscremes stapeln sich darin, allesamt sorgfältig abgedeckt von durchsichtigen Schiebetüren aus Kunststoff. Glockenschlag acht öffnet ein Mitarbeiter die Tür. Kurz darauf schieben bereits die ersten Kunden ihre Einkaufswagen durch die Gänge. Vor den Gefriertruhen bleibt der eine oder andere stehen, lautlos gleitet die Abdeckung zur Seite, wenn sie manuell geöffnet und – sobald Eis oder Pommes im Wagen liegen – wieder geschlossen wird. Auf den ersten Blick, so scheint es, also ein ganz normaler Lidl-Supermarkt auf 1196 Quadratmetern Verkaufsfläche. Doch ganz so normal ist die schweizerische Lidl-Filiale in Oberglatt für den Betreiber der Supermarktkette nicht. Das erst zwei Jahre alte Gebäude ist ein Pilotprojekt, mit dem der Detailhändler testet, wie seine Läden am energieeffizientesten und umweltfreundlichsten betrieben werden können. Eine junge Strategie, die Lidl seit einigen Jahren betreibt und für die sowohl am Hauptsitz des Unternehmens im deutschen Neckarsulm als auch im schweizerischen Weinfelden spezielle Fachgruppen verantwortlich sind. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, zum einen soll die C02Bilanz der Märkte verbessert werden, zum anderen möchte Lidl seine Ausgaben infolge steigender Energiepreise reduzieren. Mit diesen Bemühungen ist Lidl nicht alleine. In Mülheim, bei Düsseldorf, hat auch die deutsche Supermarktkette Tengelmann einen «Energiemarkt» realisiert. Der Prototyp funktioniert C02-neutral und hat den Anspruch, 50 Prozent weniger Energie als Kühl- und Gefriergeräte sind mit rund 65 Prozent des Gesamtverbrauchs echte Energiefresser. ein herkömmlicher Supermarkt zu verbrauchen. Das bereits bestehende Gebäude wurde 2008 renoviert, umgebaut und auf den neuesten gebäudetechnischen Stand gebracht. Unter anderem sorgt eine Photovoltaikanlage für Strom und die Abwärme der Kühlgeräte wird in die Wärmeversorgung eingespeist. Zudem wird über eine Erdsonde Wärme aus dem Boden gepumpt. Das Gebäude hat modellhaften Charakter, und somit zeigt Tengelmann auch der Konkurrenz gerne, was möglich ist. Im Zentrum des Interesses der Supermarktbetreiber auf der Suche nach Sparpotenzial beim Energieverbrauch stehen neben Beleuchtung und Lüftung vor allem die Kühl- und Gefriergeräte. Denn mit rund 65 Prozent des Gesamtstromverbrauchs sind sie echte Energievertilger. Dies birgt großes Sparpotenzial durch verschiedenste Maßnahmen. «Wir haben in Oberglatt eine Integralanlage eingebaut», sagt Sören Hofmann von Lidl, «damit können gewerbliche Kälteanlage 03/11 _ REHAU Unlimited 23 REHAU _ Commercial Cooling Das trägt REHAU dazu bei: 65 Prozent der Energiekosten eines Supermarktes entstehen bei der Kälteerzeugung. Steigende Stromkosten und gewachsenes Umweltbewusstsein haben dazu geführt, dass viele Supermärkte großes Sparpotenzial bei der Kälteversorgung sehen. REHAU Technik in den Kühl- und Gefriertruhen verhilft dabei zur Energieoptimierung im Verbrauch. > Folgende REHAU Entwicklungen sind in Kühlgeräte integriert: Gefriertruhen bei Lidl: auf Energieeffizienz getrimmt. und Klimaanlage miteinander kombiniert werden.» Der Vorteil: Mit der Abwärme der Kühlgeräte wird die Filiale im Winter geheizt und damit können Heizkosten gespart werden. Gleichzeitig muss der Verkaufsraum aber auch im Sommer weniger gekühlt werden. Unterstützt werden die Lebensmittelhändler in ihren Bemühungen von den Kühlgeräteproduzenten. Diese haben in den letzten Jahren in die Weiterentwicklung besonders sparsamer Geräte investiert, in Maßnahmen, die den Stromverbrauch senken. «Sie wirken auf den ersten Blick einfach», sagt Peter Behr, Inhaber des gleichnamigen dänischen Unternehmens, das auf die Entwicklung und Herstellung von Glasabdecksystemen spezialisiert ist, «aber es steckt viel technisches Know-how dahinter.» Türen und Abdeckungen nehmen eine Schlüsselposition ein, denn offene Kühl- und Gefriergeräte verbrauchen sinnlos Energie, die anschließend wieder teuer produziert werden muss. Und: Geschlossene Systeme verbessern die Lebensmittelqualität, weil sie dazu beitragen, die Bakterienbildung merklich zu verringern. Behr hat nun eine spezielle Glasabdeckung für Truhen entwickelt, die sich von beiden Seiten gleichzeitig öffnen lässt und daher besonders kundenfreundlich ist. Nahezu barrierefrei kann der Käufer auf die gut sichtbar gelegene Gefrierproduktpalette zugreifen. Wie alle anderen Hersteller kommerzieller Kühlgeräte achtet auch der dänische Produzent auf qualitativ hochwertige Rahmen- und Dichtsysteme. Aktuell rüsten viele Supermärkte nach und bauen Glasabdeckungen dort ein, wo vorher offene Truhen und Kühlgeräte waren. «Ich bin davon überzeugt», sagt Behr, «dass Glasabdecksysteme für Kühl- und Gefriergeräte schon bald zum Standard-Equipment eines jeden Supermarktes gehören werden.» < 24 Rehau Unlimited _ 03/11 Rahmen- und Dichtsysteme Hocheffiziente Dichtungssysteme aus polymeren Werkstoffen zum Einfassen von Glasabdeckungen verhindern durch eine optimale Abdichtung ein Entweichen der kalten Luft. Sie ermöglichen ein optimales Gleiten der Abdeckungen und sorgen für eine Minimierung von Kondensation und Vereisung. LOW-E-Türsystem Gefrierschranktüren müssen zur Vermeidung von Tauwasser und Eisbildung auf Scheibe und Metallrahmen beheizt werden. Um das zu vermeiden, wurde von REHAU und führenden Glasherstellern die Low-E-Tür entwickelt. Durch ein besonderes Rahmen-Türsystem mit Profiloptimierung und durch die Verwendung eines Spezialglases beschlägt die Tür nach dem Öffnen nicht mehr. Der Einsatz von LOW-E-Türen spart 2000 kWh Strom pro Türe und Jahr. Bei Austausch aller sich am Markt in Europa befindlichen Türen würde die Energieeinsparung dem jährlichen Strombedarf einer mittleren Stadt von 250.000 Einwohnern entsprechen. Rahmen- und Dichtsysteme: LOW-E-Türsystem: REHAU _ Kompetenz 01 «Herr Dr. Rhönisch, wie führt Materialkompetenz zu Energieeffizienz?» Text Katy Hahn FOTO Christian Grund Name: Dr. Thomas Rhönisch Alter: 51 Jahre Wohnort: Hof Ausbildung: Diplom-Chemiker Bei REHAU seit: September 1991 Funktion: Head R+D Material REHAU Gruppe Sie arbeiten seit 20 Jahren als Chemiker bei REHAU. Hat sich der Umgang mit Erdöl als Grundmaterial von Polymeren verändert? Natürlich. Heute hat die Verantwortung gegenüber dieser Ressource Priorität. Man schätzt, dass sie in etwa 50 Jahren zu Ende gehen wird. Der Peak Oil liegt hinter uns. Das heißt, die Fördermenge hat ihr Maximum erreicht, aber der weltweite Bedarf an Erdöl steigt kontinuierlich an. Das führt zu einem Ungleichgewicht. Wie wirkt sich das aus? Der Preisdruck wird steigen, Erdöl immer teurer werden. Dieser Prozess ist nicht aufzuhalten. Polymere sind, wie Sie selbst gesagt haben, in Form gebrachtes Erdöl. Wie begegnet nun ein Polymerspezialist wie REHAU dieser Situation? Wir sind davon überzeugt, dass es sinnvoller ist, das Material klug zu verarbeiten, als es zu verheizen oder als Treibstoff zu benutzen. Es sind nur sechs Prozent des weltweiten Erdölver brauchs, die in die chemische, pharmazeutische und in die Kunststoffindustrie gehen. Der Löwen anteil aber verraucht im Schornstein oder Aus puff. In puncto Nachhaltigkeit muss sich die Kunststoffbranche nicht verstecken. Im Gegenteil. Wir leisten mit unseren Produkten einen wichtigen Werkstofffachmann: Thomas Rhönisch. 03/11 _ REHAU Unlimited 25 REHAU _ Kompetenz 01 Beitrag zur Energieeinsparung, aber auch zur Emissionsreduzierung. Sei es beim Autobau, indem wir dazu beitragen, dass etwa unsere Stoßfänger und weitere Polymerbauteile das Gesamtgewicht des Autos verringern, oder in der Baubranche. erfolgreich bei RELAZZO, unserem Terrassensystem. Hier sind dem Polymer 50 Prozent zertifizierte Holzfasern aus nachhaltiger Forstwirtschaft und mineralische Werkstoffe beigemischt. Erdöl wird eingespart, die Umwelt geschont. Erklären Sie uns das bitte genauer … Wir haben zum Beispiel im eigenen Haus das Fensterprofilsystem GENEO entwickelt, bei dem wir den Stahlkern durch einen Glasfaserverbundwerkstoff ersetzt haben. Das heißt: Wir sparen den Stahl ein, der allein bei der Herstellung viel Energie frisst, ersetzen ihn durch ein hoch innovatives Material und tragen durch die herausragende Qualität des Produktes maßgeblich zur Wärmedämmung eines Gebäudes bei. Das gewinnt zunehmend an Bedeutung. Worin sehen Sie das größte Potenzial? Ein wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung ist das Recycling. Wir waren im Übrigen schon in den 80er-Jahren eines der ersten Unternehmen, das ausgediente Fensterprofile und Beschnittreste dem Produktionsprozess wieder zugeführt hat. Recycling, davon bin ich überzeugt, wird an Bedeutung zunehmen. Für unsere Produktlösungen steckt im Vergleich zu anderen Materialien in diesem Thema großes Potenzial – mittel- und langfristig. Unser freiwilliges Engagement geht bereits heute weit über bestehende Vereinbarungen hinaus. Ein Paradebeispiel für intelligente Werkstofflösungen also … Ja, GENEO ist ein Highlight, weil es zeigt, wozu intelligente Materialentwicklungen heute fähig sind. Wenn man einen herkömmlichen Werkstoff durch einen anderen, etwa einen leichteren, aber stabileren, substituieren kann, dann lässt sich damit auch die Ökobilanz eines Produktes massiv verbessern. Die Werkstoffe von heute sind einem ständigen Wandel unterzogen. In welche Richtung geht die Forschung derzeit? Wir arbeiten intensiv am Thema Biopolymere. Das heißt an Materialien, bei denen Erdöl durch Bioöle ersetzt wird, beispielsweise durch Rizinusöl. Rizinusöl? Das weckt bei den meisten Menschen schlechte Erinnerungen. Wie kommt das in die chemische Industrie? Heute schätzt man das Öl der Rizinuspflanze als Rohstoff. Denn im Gegensatz zu anderen Bioölen, etwa dem aus Soja oder Raps, nimmt die Rizinuspflanze kein wertvolles Kulturland weg. Sie ist sehr genügsam und wächst auf kargen Wüstenböden in Pakistan, China oder Indien. Dort, wo in der Regel nichts gedeiht. Inzwischen ist sie zum regelrechten Wirtschaftsfaktor geworden. Wieso kann man nicht gleich gänzlich auf solche natürlichen Ressourcen umsteigen? Da stecken viele Komponenten dahinter. Biopolymere haben nicht immer dieselbe Qualität wie die aus Erdöl hergestellten Polymere. Es braucht noch Entwicklungsarbeit. Auch beim Einsatz von Biopolymeren muss die Ökoeffizienz über den gesamten Lebenszyklus betrachtet werden. Zudem ist der Kostenfaktor im Moment noch zu hoch. Aber irgendwann, wenn das Erdöl immer teurer wird, wird sich auch der Preisunterschied zwischen Bioöl und Erdöl mehr und mehr verringern. Gibt es Alternativen? Biopolymere eignen sich nicht für jede Anwendung. Aber man kann Biomaterialien beimischen. Das tun wir bereits sehr 26 Rehau Unlimited _ 03/11 Und doch wird der Druck seitens der Politik immer spürbarer … Nicht nur. Auch seitens der Kunden und der Endverbraucher. Umweltschonende, energieeffiziente, nachhaltige Produkte sind gefragter denn je. Das setzt sich im Recycling fort. Früher hieß es Rezyklate seien minderwertig. Das hat sich glücklicherweise geändert. Heute kann man mit recyceltem Material die C02-Bilanz eines Produktes enorm verbessern und damit einen positiven Beitrag zur sogenannten Environmental Product Declaration leisten. Stellen Sie sich das so vor: Thermoplastische Materialien werden erhitzt und dann in Form gebracht. Das ist ein immer wieder durchzuführender Prozess. Das heißt, man kann altes Material erneut verwenden, also recyceln. Neu ist, dass wir ganz gezielt Materialien verwenden und entwickeln, die wieder nutzbar gemacht werden können. Da spricht der Chemiker! Aber lässt sich denn jedes Produkt recyceln? Nein, sicher nicht. Bei Kantenbändern zum Beispiel geht das nur aus den Abfällen, die beim Zuschneiden entstehen. Sind sie einmal auf Holz aufgezogen, wäre es schlicht zu aufwändig, sie wieder von der Platte zu entfernen. Sinnvoll und bewusst recyceln – spornt Sie das als Materialexperte privat umso mehr an? Natürlich bin ich sensibilisiert angesichts der Knappheit fossiler Ressourcen. Ja, ich recycle bewusst. Und ja, ich ertappe mich auch dabei, dass ich mir über den Lebenszyklus manch unsinniger Verpackungen Gedanken mache. Denn es ist doch Wahnsinn, dass heute pro Jahr fünf Millionen Tonnen Plastikabfall aus Europa nach Asien transportiert werden. Dort wird er recycelt und weiterverwendet. Das sind im Endeffekt fünf Millionen Tonnen Erdöl, das muss man sich vor Augen halten! < REHAU _ Kompetenz 02 Profilierte Fensterrahmen GENEO, die neue Generation von Fensterprofilen, revolutioniert die Wärmedämmung beim Gebäudebau. Die Wärmebildkamera entlarvt alles: Auf einer Aufnahme zeigt das leuchtende Rot deutlich, wo die meiste Wärme austritt. Bei alten Gebäuden sind das neben dem Dach vor allem die Fenster- und Fassadenfronten. Um Häuser energieeffizienter zu machen, spezialisiert sich REHAU seit 50 Jahren auf die Entwicklung besonders wärme dämmender Fensterprofilsysteme. Mit GENEO, der jüngsten Genera tion, ist dem Kunststoffexperten eine Punktlandung gelungen. Es verspricht dank einer besonderen Bauweise maximale Energieeinsparungen durch optimale Dämmung, bei der der Energieverlust gegenüber herkömmlichen Fenstern der 80er-Jahre um bis zu 76 Prozent gesenkt werden kann. Weiterer Pluspunkt: Anstatt wie bei herkömmlichen Pro filen den Kern durch Stahl zu fixieren, wird bei Geneo der neue Fa serverbundwerkstoff RAU-FIPRO eingesetzt. Dieser bietet auf allen Ebenen Vorteile: Es lassen sich nicht nur hervorragende Wärme dämmwerte realisieren, das Profilsystem ist durch sein geringeres Gewicht leichter einzubauen, ermöglicht guten Schall- und Ein bruchschutz und ist in allen Varianten witterungsbeständig, re sistent gegen Umwelteinflüsse und hoch lichtecht. Die schlanken Profilansichten sorgen für großzügige Glasflächen, so dass durch das einfallende Sonnenlicht beachtliche solare Energiegewinne erzielt werden können. Wärmebildaufnahme: Schlecht isolierte Fenster- und Fassadenfronten sorgen für hohe Wärme-/Energieverluste GENEO Fenstersysteme: –hervorragende Stabilität –perfektionierte Profilkonstruktion –integriertes Verstärkungssystem (IVS) –optimaler Lichteinfall –verringerter Schließdruck –umweltfreundlich, da recycelbar Projekt: 28b, Hafenliebe Grundstücksgröße: 1900 m2 Größe des Projekts: circa 7300 m2 BGF Standort: Quartier Sandtorpark/Grasbrook Bauherr: Baugemeinschaft Hafenliebe GbR, c/o Architekturbüro Neitmann, StadtLandFluss Entwicklungsgesellschaft GmbH Nutzung: circa 6670 m2 BGF Wohnen, 630 m2 BGF Gastronomie, Einzelhandel, Praxisflächen Nutzer: Wagener Raumausstattung, Feinkost «Die Theke», Betten «Hästens Store», Designteppiche «Carpetti», Damenmoden «Lola», Eiscafé «Antonio Castrovinci» Architekten: Architekturbüro Neitmann; unter Einbezug eines Entwurfs für Haus C von Schenk/Waiblinger, Hamburg 03/11 _ REHAU Unlimited 27 Projekt: Sanierung REHAU Headquarter Südosteuropa Bürofläche: 1800 m² Mitarbeiter: 80 Arbeitsplätze Architekt: Architekturbüro Kampits & Gamerith 06 05 02 01 03 07 04 Vorbildcharakter 15 12 Der REHAU Standort Guntramsdorf südlich von Wien, Sitz des Headquarters für Südosteuropa, des Vertriebs Bau in Österreich und der internationalen Akademie, wurde in nur zehn Monaten nach allen Regeln moderner Architektur und Energieeffizienz saniert. Nach Niedrigenergiehaus-Standard entstand hier ein Gebäude mit Vorbildcharakter. Das Gesamtkonzept, in das REHAU in den vergangenen Monaten mit viel Akribie seine geballte Kompetenz in Sachen Gebäudetechnik, Hochund Tiefbau sowie Büromöblierung einfließen ließ, geht auf: Das Ergebnis ist in vielerlei Hinsicht ein Highlight geworden, nicht nur für die dort wirkenden Mitarbeiter, sondern auch für die Kunden. Erstere genießen nun auf 1800 Quadratmetern eine modern möblierte Bürowelt, in der die REHAU eigenen funktionalen und schall dämmenden Schrankrollladen und Möbelfronten eingebaut wurden. Zusätzlich laden großzügige Aufenthaltsräume sowie ein Teich, ein Volleyballfeld und eine Terrasse zum Verweilen ein. Auch für die REHAU Kunden ist die Sanierung ein Gewinn. Denn der Polymerspezialist hat sein ganzes technisches Know-how verarbeitet und kann nun den Gästen vor Ort anschaulich demonstrieren, wie viel Energieeffizienz in REHAU Systemlösungen steckt. Darauf wird es künftig verstärkt ankommen: Der Sanierungsbedarf von Gebäuden aus der Nachkriegszeit, die für über die Hälfte des CO2-Ausstoßes verantwortlich gemacht werden, ist europaweit enorm. Hier liegt der Schlüssel, um Energieund Klimaprobleme in den Griff zu bekommen. REHAU _ Kompetenz 03 Energiemonitoring Mit Spannung erwartet werden die Ergebnisse des zusammen mit der Technischen Universität Braunschweig entwickelten zweijährigen Langzeitmonitorings, das der detaillierteren Analyse des Energie- und Wasserverbrauchs dient, bei dem aber auch Raumtemperaturen und die relative Feuchtigkeit gemessen und energetisch bewertet werden. Insbesondere Art und Aufbau der Gebäudehülle, Heizung und Lüftung sowie die Nutzung der jeweiligen Räume stehen auf dem Prüfstand. Insgesamt sind etwa 80 Messpunkte im und rund um das Gebäude installiert. Ziel ist es, die Energieeffizienz nachvollziehbar zu bewerten. Dabei spielt selbst das Klima außerhalb des Gebäudes eine Rolle. Neu an dieser Art des Energiemonitorings: Es wird nicht nur ermittelt, in welchem Maß sich die Sanierung auf den Energieverbrauch auswirkt, sondern regelmäßige Befragungen unter den Mitarbeitern lassen auch Rückschlüsse auf den Nutzerkomfort zu. 08 10 09 11 13 17 16 14 Verbaute REHAU Systemlösungen: 01 Freiflächenheizung 02 Solardach 03 RAUSIKKO BOX Versickersystem 04 RELAZZO Terrassensystem 05 RAUVISIO Oberflächenprogramm 06 RAUTITAN Hausinstallationssystem 07 Flächenheizung/-kühlung 08 RAUKANTEX designo Kantenlösung 09 RAUVOLET Schrankrollladensystem 10 Akustikkühldecke 11 AWADUKT Thermo Luft-Erdwärmetauscher 12 RAUVITHERM Nahwärmeversorgung 13 GENEO Fensterprofilsystem 14 GENEO Hebeschiebetür 15 Sole/Wasser-Wärmepumpen 16 RAUGEO PE-Xa Erdwärmesonde 17 RAUGEO Verteilerschacht 03/11 _ REHAU Unlimited 29 REHAU _ Kompetenz 04 38° Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent: In Indiens Bürogebäuden geht es nicht ohne Klimaanlagen. Doch diese sind Energiefresser und das Stromnetz des Landes ist alles andere als zuverlässig. REHAU Gebäudetechniksysteme tragen zur Lösung der Probleme bei. Stromausfall bei einem IT-Unternehmen? Warme, feuchte Luft in den Büros? Das IT-Unternehmen Infosys, ein Pionier dieser Branche mit heute rund 130.000 Mitarbeitern, investiert an den indischen Stand orten Hyderabad, Pune, Bangalore und Mysore in riesige neue Büro komplexe für seine stetig wachsende Anzahl von Mitarbeitern. Das Spezielle dieser Bauten: Gebäudetechnik und Klimasysteme müssen besonders ausfallsicher und energieeffizient sein. Vor allem beeindruckend ist das Büro- und Verwaltungs gebäude von Infosys in Hyderabad, in dem nach Abschluss aller Bau maßnahmen bis zu 30.000 Mitarbeiter untergebracht sein sollen. Im ersten Schritt ist ein Gebäudeteil mit zwei baugleichen Trakten entstanden, in denen verschiedene Kühltechniken zum Einsatz kom men. Der eine Flügel ist mit einer konventionellen Vollklimaanlage ausgestattet, im anderen ist eine Kombination von Flächenküh lungssystemen, die sogenannte Betonkerntemperierung, mit einer kleinen unterstützenden Klimaanlage verbaut. Beide Varianten werden hinsichtlich der Energieeffizienz und des thermischen Kom forts gegenübergestellt und bewertet. Die Verantwortlichen wollen so vor allem den Stromverbrauch beider Systeme im Hinblick auf den Bau weiterer Bürokomplexe ausloten. Die verwendete Betonkerntemperierung von REHAU erweist sich als besonders erfolgversprechend. Dank der Vor lauftemperaturen des Systems von ca. 17° Celsius erzielen die Kältemaschinen einen deutlich höheren Wirkungsgrad. Der Ener gieverbrauch konnte durch den Einsatz der REHAU Betonkern temperierung im Vergleich zum konventionell ausgestatteten Teil des Gebäudes um 35 Prozent gesenkt werden. Das Projekt, in dem beide Systemtechnologien gegeneinander antreten, ist auf ein Jahr ausgelegt. Die Ergebnisse sollen 2012 der Öffentlichkeit auf der weltweit größten IT-Plattform, im Internet, präsentiert werden. Damit will Infosys als umweltbewuss tes, energieeffizientes Unternehmen auch andere Großkonzerne zur Verwendung neuartiger Kühltechnologien motivieren. Indien 38°C 30 Rehau Unlimited _ 03/11 REHAU _ Kompetenz 05 Fliegengewicht Eigengewicht, Innenausbau oder Gepäck: Im Flugzeug zählt jedes Gramm. Die steigenden Kerosinkosten tragen ein Übriges dazu bei, dass in der Luftfahrtindustrie überall dort, wo es möglich ist, Gewicht eingespart wird. Besonders leichte, innovative Materialien, wie der von REHAU speziell entwickelte Werkstoff RAU-FLIGHT, sind gefragter denn je. Sie reduzieren den Energiebedarf, tragen somit zur Wirtschaftlichkeit bei und leisten einen nachhaltigen, ökologischen Beitrag. Fortwährend beschäftigt sich REHAU mit den Möglichkeiten, die neue, gewichtsreduzierte Materialien mit sich bringen. Jüngste Errungenschaft aus der Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Polymerspezialisten ist der Werkstoff RAU-FLIGHT. Rund zwei Jahre hat REHAU an der Entwicklung dieses außergewöhnlichen Stoffes gearbeitet. Neu an diesem Hochtem peratur-Thermoplast sind in das Material eingearbeitete Glas bubbles, mit Luft gefüllte, winzig kleine Glasbläschen, die die RAU-FLIGHT Materialien um wenigstens zehn Prozent leichter machen als konventionelle Thermoplaste. Der Werkstoff ist nicht nur leichter, sondern lässt sich auch unkompliziert bearbeiten, fräsen, lackieren oder kleben. Aufgrund dieser Eigenschaften kann er problemlos für alle möglichen Bauteile in der Innenausstattung der Kabine eingesetzt werden. Durch RAU-FLIGHT lassen sich beeindruckende Kostenreduktionen erzielen. So kann beispielsweise bei einem Airbus A 320, würden nur 100 Kilogramm an bestehenden Kunststoffteilen durch RAU-FLIGHT PPSU-Material ersetzt, eine Gewichtsreduzierung von 12,6 Prozent erreicht werden. Das entspricht pro Jahr 2000 Litern Kerosin, die eingespart werden können. Damit trägt der neue Werkstoff zu energieeffizienterem, günstigerem Fliegen bei. Glasbubbles: RAU-FLIGHT: –Einlagerung von Glasbubbles in die Polymermatrix –300-fache Vergrößerung –10 Prozent leichter als konventio nelles Thermoplast –bessere Wirtschaftlichkeit –höhere Energiebilanz 03/11 _ REHAU Unlimited 31 REHAU _ Standort Fort Jackson Das REHAU Werk Fort Jackson im südafrikanischen East London liegt in der Provinz Ostkap, dort, wo der Buffalo River und der Nahoon River in den Indischen Ozean münden. 250 Kilometer westlich, ebenfalls am Indischen Ozean, wurde vor knapp zwei Jahren in Port Elizabeth ein zweites Werk erstellt. Weiterhin unterhält REHAU in Südafrika vier Verkaufsbüros in Durban, Kapstadt, Johannesburg und East London. Koordinaten: Werkgründung: 1989 Mitarbeiter: 241 Werkfläche: 18.400 m2 Produktion: Kunststoff-Extrusion, Kunststoff-Spritzguss, Industriewaren, Bauelemente, Autoteile, Montagen Koordinaten: 33° 1’ S, 27° 54’ O Zeitzone: UTC+2 = MEZ Einwohner: 456.394 Sprache: Englisch Kontakt: www.rehau.co.za 32 Rehau Unlimited _ 03/11 REHAU _ Standort Johannesburg Durban Fort Jackson East London Kapstadt Port Elizabeth 03/11 _ REHAU Unlimited 33 34 Rehau Unlimited _ 03/11 REHAU _ Interview «Wenn Europäer an die USA denken, sehen sie energiefressende Klimaanlagen.» Text René Lüchinger Fotos Andrew Geiger > Energieeffizientes Bauen ist Neuland in den USA. Planung und Durchführung des Ecosmart-Hauses in Bozeman ist daher für Terry Beaubois, Architekt und Professor an der Montana State University, ein Vorzeigeprojekt. > Terry Beaubois, Sie sind Direktor des Creative Research Lab (CRLab) am College of Arts & Architecture der Montana State University in Bozeman, USA und federführend involviert im Ecosmart-Projekt, bei dem auch REHAU engagiert ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und was ist das Ziel? Am Anfang stand die Idee, zusammen mit dem CRLab der Montata State University ein nachhaltiges, energieeffizientes und behindertengerechtes Hausprojekt auszuarbeiten. In Bozeman, Montana, fanden wir ein geeignetes Stück Land und mit REHAU den perfekten Partner für die Technik. So wurde das Projekt Ecosmart-Haus geboren. Unser zentrales Ziel war dabei die Energieeffizienz auf allen Stufen. > Wozu braucht es dafür die Forschung? Ecosmart ist ein Pilotprojekt, bei dem es darum geht, zu erkennen, wie die verschiedenen Systeme integriert werden können, um eine Balance zwischen Energieverbrauch, Wohnkomfort und Life-Cycle-Kosten zu finden. Dies unter Einhaltung sämtlicher internationaler Baunormen. Dies erfordert zwingend einen interdisziplinären Ansatz. Wir haben dabei von Anbeginn an drei entscheidende Parameter definiert: Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und das, was Architekten «Universal Design» nennen. > Was versteht man unter Letzterem? Dies benennt ein international anerkanntes Design-Konzept, das sich mit «Design für alle» übersetzen ließe. Das Design muss so konfiguriert sein, dass es Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in unterschiedlichen Situationen anwenden können und auch mit Unterstützungstechnologien wie Rollstühlen, Gehhilfen etc. verwendbar ist. Prinzipien, die zu erfüllen sind, sind etwa breite Nutzbarkeit, Flexibilität und Einfachheit in der Benutzung oder auch niedriger körperlicher Einsatz. Terry Beaubois (61) studierte Architektur an der Universität in Michigan und schloss 1973 mit dem Masters Degree ab. Von 1980 bis 1985 war er einer von vier Partnern in einem 40-Mann-Architekturbüro in San Francisco. Nach 30 Jahren als praktizierender Architekt im Silicon Valley, in denen er auch mit Computergrafik und Computeranimation arbeitete, wechselte er als Professor an das Seminar für Kunst und Architektur der Montana State University in Bozeman. Weil er zunächst seine Heimat Kalifornien nicht verlassen wollte, gründete er einen virtuellen Klassenraum für seine Studenten, das Creative Research Lab. Das «CRLab» verbindet angewandte Forschung mit kreativen, multidisziplinären Projekten. 03/11 _ REHAU Unlimited 35 RehaU Ecosmart-Haus: Versuchsobjekt für zwei Jahre. > Was ist an dieser Dreifaltigkeit so revolutionär? Das Revolutionäre liegt in der Kombination von allen dreien. Wir von CRLab haben in diesem Zusammenhang eine internationale Recherche gemacht und dabei festgestellt, dass die meiste Literatur etwa zu Passivhäusern auf Deutsch erscheint, wo dieses Thema offensichtlich schon stärker im öffentlichen Bewusstsein ist. Daher übernahm einer unserer deutschen Forschungsstudenten die Koordination dieser Informationen. In Japan ist «Universial Design» ein großes Thema. So konnten wir durch einen japanischen Studenten etwa diese beiden Informationen vernetzen. > In der Summe dieser Elemente liegt also der wirklich neue Ansatz. Was heißt das für die Menschen, die einst in Häusern wie Ecosmart wohnen werden? Beginnen wir mit der Nachhaltigkeit, einem Begriff, der erstmals 1987 in einem Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung aufgetaucht ist. Zunächst umschreibt dieser ja nichts anderes, als dass etwas «lange halten» soll. Materialien, die verbaut sind, Systeme, die in einem Haus eingebaut sind, sollen also lange halten. Inzwischen hat sich die Bedeutung des Begriffs ausgeweitet. Die Idee der Nachhaltigkeit erstreckt sich heute auch darauf, dass alternative oder regenerierbare Energieträger und nachwachsende oder zumindest recycelbare Baumaterialien verwendet werden sollen. Bei Energieeffizienz geht es um einen technischen Standard von Systemen und Materialien, die einen möglichst effizienten Einsatz von alternativen und auch fossilen Energieträgern ermöglichen. Die Bewohner eines EcosmartHauses wohnen also in einer Umgebung, in der ihre Wohnbedürfnisse wie angenehmes Raumklima, Kalt-/Warmwasser- und Heizsysteme auf umweltschonende, dem modernsten Stand der Technik entsprechende Art und Weise erfüllt sind. 36 Rehau Unlimited _ 03/11 > Einigermaßen erstaunlich, dass dies ausgerechnet in den USA geschieht, einem Land, das in Fragen der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz nicht gerade als Avantgarde gilt. Ich weiß. Obwohl die Vereinigten Staaten in Sachen Energieverbrauch große Fortschritte machen, assoziieren einige umweltbewusste Europäer die USA wahrscheinlich immer noch mit energiefressenden Heizungen und Klimaanlagen. > Sie betreten in den USA also Neuland? Das kann man so sehen. Ein Beispiel: Als eines der ersten Häuser in Montana wird Ecosmart mit einem sogenannten «Smart Meter» ausgestattet, der in Zusammenarbeit mit der lokalen Energiegesellschaft North Western Energy installiert wird. Darunter versteht man einen «intelligenten» Stromzähler, der jederzeit den tatsächlichen Verbrauch wie auch die Nutzungszeit anzeigt und diese Daten automatisch an das Energieunternehmen und den Hauseigentümer übermittelt. Das ist Hightech – und dem Hauseigentümer wird bewusst, wie viel Energie er verbraucht. > In den USA hat Energieplanung aber noch keine Tradition? Doch, eigentlich schon. Programme wie LEED und andere machen bereits große Fortschritte. Aber wir könnten das, was hier in den USA getan wird, durchaus besser kommunizieren. Ich habe beispielsweise schon 1985 an einem Projekt für die NASA gearbeitet, bei dem es um die Frage ging, wie Technologien der Raumfahrt auf die Gebäudetechnik übertragen werden könnten. Denken Sie nur daran, wie die Fenster eines Space Shuttles oder einer Apollo-Raumfähre gestaltet sein müssen, um die enormen Temperaturunterschiede zu bewältigen. Solche Fragen beschäftigen uns ja auch in der Gebäudetechnik. REHAU _ Interview «Das Ecosmart-Haus ist für uns zunächst einmal ein Forschungslabor.» > Gebäudetechnik und Ecosmart: Was ist dort der Stand der Technik, die da eingebaut wird? Ecosmart wird mit der modernsten Technik ausgerüstet, die verfügbar ist. Dazu gehören etwa geothermischer Wärmeaustausch, Solarzellen, Photovoltaik, web-basierte Klimakontrolle oder auch ein Telemedizin-Kommunikationszentrum. Letzteres wird den Bewohnern schließlich erlauben, mit Pflegepersonal oder Ärzten im örtlichen Krankenhaus in Kontakt zu treten, auch wenn sie diese nicht mehr persönlich aufsuchen können. > Und ein so bestücktes Ecosmart wird dann zum Prototyp für einen Rollout dieses neuen Haustyps? So weit sind wir noch lange nicht. Ecosmart ist für uns zunächst einmal ein Forschungslabor. Das Haus wird nach der Fertigstellung im Dezember 2011 noch für etwa zwei Jahre unbewohnt bleiben. In dieser Zeit testen wir sämtliche technischen Systeme. Um optimale Forschungsergebnisse zu erhalten, haben wir auch redundante Systeme eingebaut. Beispielsweise wurde ein Belüftungssystem unter dem Haus installiert, ein zweites außer halb des Gebäudes. So können wir zwischen beiden Systemen hin und her wechseln und ihre Leistung am selben Tag und unter denselben Verhältnissen vergleichen. Wir erhalten dann optimale Vergleichszahlen, die es uns erlauben, Rückschlüsse auf einen optimalen Standort zu ziehen. > Keine Vision also, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten endlose Reihen von Ecosmart-Häusern zu pflanzen? Nein, das Projekt ist vielmehr ein Forschungslabor als ein Haus, das nachgebaut werden kann. Aber die aus dem Projekt gewonnenen Forschungsergebnisse werden wichtige Infor mationen für den Bau verschiedenster weiterer Häuser liefern. Albert Einstein hat einmal sinngemäß gesagt: «Wenn wir wüssten, was wir tun müssen, müssten wir das, was wir tun, nicht Forschung nennen.» Und dieses Projekt ist definitiv ein großartiges Forschungsexperiment. < Das trägt REHAU dazu bei: Unterstützt von REHAU und ausgeführt vom Creative Research Lab (CRLab) der Montana State University in Bozeman (USA) wurde das Ecosmart-Haus geplant und gebaut. REHAU Montana Ecosmart-Haus Das Passivhaus ist in den USA ein Vorzeigeprojekt, an dem sich nicht nur der Architekt Bill Hoy, der zusammen mit seiner Familie in zwei Jahren das Gebäude bewohnen wird, sondern auch angehende Ingenieure und Architekten der Montana State University beteiligt haben. Für Professor Terry Beaubois, der das CRLab leitet, und seine Studenten ist das Ecosmart-Haus in jeder Hinsicht ein Glücksfall. Denn es ist das erste Mal, dass amerikanische Studenten in ein nachhaltiges Bauprojekt, das später auch wirklich bewohnt werden soll, involviert sind. Aufgabe der Studierenden ist es, unter anderem eine Studie zu erstellen, bei der die klimatischen Bedingungen, unter denen das Haus funktionieren muss, ausgetestet werden. Sie wollen beweisen, dass ein Passivhaus auch in einer im Winter extrem kalten Region wie Montana einwandfrei funktioniert. Das Dreijahresprojekt ist in vielerlei Hinsicht außerge wöhnlich. Es ist nicht nur als Passivhaus geplant und hat damit keinen C02-Ausstoß, im Haus verbaut sind auch gebäudetechnische Komponenten und Systeme von REHAU: wärmegedämmte Fenster und Türrahmen zum Beispiel, Geo- und Solarthermie bei Heizung und Kühlung, Wärmepumpen und Flächenheizung. www.montanaecosmart.com 03/11 _ REHAU Unlimited 37 REHAU _ Zahlen Seit 2008 hat REHAU über 10.000.000 Meter GENEO Fensterprofile produziert.* * Bis zu 76 % weniger Energieverlust gegenüber herkömmlichen Fensterprofilen der 80er-Jahre. REHAU _ Weltkarte Stand 1.10.2011 REHAU Standorte: ARGENTINIEN Buenos Aires Rosario AUSTRALIEN Adelaide Brisbane Melbourne Perth Sydney BELGIEN Brüssel BOSNIEN und HERZEGOWINA Sarajevo BRASILIEN Arapongas Belo Horizonte Caxias do Sul Mirassol São Paulo BULGARIEN Sofia CHILE Santiago CHINA Chengdu Guangzhou Peking Quingdao Shanghai Shenyang Taicang Xian DÄNEMARK Kopenhagen DEUTSCHLAND Berlin Bielefeld Bochum Brake Feuchtwangen Frankfurt Hamburg Hannover Leipzig Marlesreuth München Nürnberg Rehau Stuttgart Triptis Velen Viechtach Visbek Wittmund ENGLAND Amlwch Aspen* Blaenau Glasgow London* Manchester Rowy Slough Widnes* ESTLAND Tallinn FINNLAND Helsinki FRANKREICH Agen Bourges Lyon Metz Morhange Paris Poix de Picardie Rennes GEORGIEN Tiflis GRIECHENLAND Athen Thessaloniki HOLLAND Nijkerk HONGKONG Hongkong* KOREA Seoul PERU Lima SERBIEN Belgrad INDIEN Bangladesch* Mumbai Neu Dehli Pune KROATIEN Zagreb SINGAPUR Singapur LETTLAND Riga POLEN Kattowitz Posen Srem Warschau INDONESIEN Jakarta LITAUEN Vilnius PORTUGAL Lissabon IRLAND Dublin MAROKKO Casablanca ITALIEN Mailand Pesaro Rom Treviso MAZEDONIEN Skopje RUMÄNIEN Bacau Bukarest Cluj KANADA Baie d’Urfe Moncton Montreal St. John’s* Toronto Vancouver KASACHSTAN Almaty KOLUMBIEN Bogota Manizales MEXIKO/ ZENTRALAMERIKA Celaya Monterrey Panama NEUSEELAND Auckland NORWEGEN Oslo Österreich Graz Guntramsdorf Linz Neulengbach Wien RUSSLAND Chabarowsk Jekatarinburg Krasnodar* Moskau Nischni Nowgorod* Nowosibirsk Rostow am Don Samara St. Petersburg Woronesch* SCHWEDEN Örebro SCHWEIZ Bern Vevey Zürich UKRAINE Dnepropetrowsk Donezk* Kiew Lviv Odessa Simferopol* SLOWAKEI Bratislava Lozorno* UNGARN Budapest Györ* SPANIEN Barcelona Bilbao Madrid Tortosa USA Boston Cullman Detroit Grand Rapids Leesburg Los Angeles Minneapolis Sturgis SÜDAFRIKA Durban* Fort Jackson Johannesburg Kapstadt* Port Elizabeth TAIWAN Taipeh VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE Dubai THAILAND Bangkok WEISSRUSSLAND Minsk TSCHECHIEN Moravská Třebová Prag * Neue Standorte TÜRKEI Istanbul Osmaneli 03/11 _ REHAU Unlimited 39