Sanierung mit Konzept Hotel Daniel in Graz - Busch

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Sanierung mit Konzept Hotel Daniel in Graz - Busch
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Bauen im Bestand
puls 03 | 2008
Bekennen Sie Farbe.
Für Ihre Kunden.
Sanierung mit Konzept
Hotel Daniel in Graz
Die Schalterserie Busch-a x c e n t
von A2 HOTELCONCEPT
und STUDIO AISSLINGER
bringt Farbe ins Leben.
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Busch-a x c e n t
Gelb, Grün oder edlem Weiß.
Präsentieren Sie das kom-
Fusion Architecture – über den
Umgang mit dem Bestand
Elektroinstallation in der
Altbausanierung
promisslos geradlinige Design
Konzertsaal in Köthen
von Busmann + Haberer
und setzen Sie neue Akzente.
Alt und Neu im Dialog – zu Besuch
bei Anderhalten Architekten
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Die Zukunft ist da.
03 | 2008
Stefan Forster Architekten
» Editorial
Stefan Forster hat sich der Aufgabe Wohnungsbau verschrieben. Zahlreiche Preise erhielt er
für den Umbau von Plattenbausiedlungen.
Zur Sache: Bauen im Bestand
puls im Gespräch mit Stefan Forster von Stefan Forster Architekten
War der Umbau früher doch eher ein Stief-
Ihr Büro ist seit über zehn Jahren auf Woh-
Worauf legen Sie bei Ihren Projekten besonde-
kind der Architektur, so hat sich die aktuelle
nungsbau spezialisiert – was reizt Sie an
ren Wert?
Wahrnehmung verändert. Woran liegt das?
Sanierungsprojekten besonders?
Das Ergebnis der Sanierung muss immer eine
Der Grund hierfür liegt darin, dass es mittler-
Zunächst ist der Umbau in puntco Entwurfsge-
Wohnung sein, die auf dem freien Markt kon-
weile einen gewaltigen Sanierungsstau bei
staltung einfacher. Während man beim Neu-
kurrenzfähig ist. Sie muss so neutral sein, dass
gleichzeitigem Nachlassen der Neubauakti-
bau das kreative Problem des weißen Papiers
sie möglichst viele potenzielle Mieter anspricht
vitäten gibt. Durch die gewaltige Anstrengung
hat, findet man beim Umbau schon etwas vor,
und den Anforderungen an das Wohnen in der
des Umbaus Ost, der nun fast abgeschlossen ist,
mit dem man sich auseinandersetzen muss.
heutigen Zeit gerecht wird. Hier formuliert sich
wurden in den letzten 15 Jahren in Westdeutsch-
Welche Spezialkenntnisse benötigt man für
ein gewisser „Ewigkeitsanspruch": Die von uns
land kaum mehr Investitionen in die Instand-
die Sanierung von Wohnungsprojekten?
geschaffene Architektur sollte mehrere Jahr-
setzung getätigt. Dies gilt es nun aufzuholen.
Ich glaube nicht, dass man für Sanierungen
zehnte überdauern und auch dann weiterhin
In welcher Gebäudekategorie sehen Sie das
über besondere Spezialkenntnisse verfügen
transformierbar sein. Vorbild ist für uns der Alt-
größte zukünftige Potenzial für Sanierungen?
muss. Es geht eher darum, die Logik des Vorge-
bau der Gründerzeit, der – über 100 Jahre alt –
Das wohl wichtigste Gebiet ist mit Sicherheit
funden zu begreifen und die architektonische
immer wieder umgebaut und saniert wird. Der
der Wohnungsbau. Hier geht es vor allem bei
Intervention mit dem System des Bestandes in
Altbau ist, im Gegensatz zu vielem, was uns
weiter ansteigenden Energiekosten um die
Einklang zu bringen. Das heißt, nicht gegen
heute dafür verkauft wird, wirklich „nachhal-
energetische Sanierung und Aufrüstung der
das Gebäude, sondern mit dem Gebäude zu
tig“. (Früher hieß dies dauerhaft oder beständig).
Gebäude. Falls dies nicht mittelfristig geschieht,
arbeiten. Am Ende steht immer die Frage der
Welches prominente Gebäude würden Sie
sind viele Gebäude wegen zu hoher Nebenkos-
Kosten-Nutzen-Relation als abschließendes
gerne einmal sanieren?
ten perspektivisch nicht mehr vermietbar.
Kriterium über die Realisierung des Projektes.
Die Heimatsiedlung von Ernst Mey in Frankfurt.
02
puls 03 | 2008
„In der Transformation des Seriellen liegt etwas
bizarr Eigenwilliges“ > S. 04 Bach-Konzert im
Reitsaal > S. 14 Çiragan Palace – glanzvoller
Sultanspalast zwischen Orient und Okzident
> S. 20 Hotel mit Lifestyle-Faktor > S. 24 Alte
Gebäude – neue Konzepte > S. 28 „Ich bin im
Laufe der Jahre respektlos geworden“ > S. 32
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Titelbild: Peter Riedler
Bildbearbeitung: Raphael
Pohland / stilradar
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Macro
Fusion Architecture – über den Umgang mit
dem Bestand. Von Johann Jessen und
Jochem Schneider
Micro
Elektroinstallation in der Altbausanierung
Von Dietmar Half
Praxis I
Konzertsaal in Köthen – eine ehemalige Reithalle wandelt sich zur Kulturstätte
Praxis II
Ciragan Palace Istanbul – das Märchenschloss
am Bosporus vereint Gegenwart und Zukunft
Praxis III
Hotel Daniel in Graz – ein 50er-Jahre-Bau
wird zum Trend-Hotel saniert
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Visionen
Alte Gebäude – neue Konzepte
Zu Besuch
Interview mit Anderhalten Architekten –
spannungsvoller Dialog zwischen Alt und Neu
Workshop
„Haus-Technik-Zukunft“: Die Wandlung des
Lichtschalters zum Steuerelement der Zukunft
Material
Eike Becker über das Material Glas
Einblicke
News und Produktneuheiten aus dem Hause
Busch-Jaeger
Denkanstoß
Die Preisfrage zum aktuellen Thema
Impressum
03
Rob 't Hart
» Macro
Fusion Architecture – über den
Umgang mit dem Bestand
Der Trend ist seit knapp zehn Jahren eindeutig: Der Schwerpunkt der
Bauinvestitionen liegt im Bestand. Es geht dabei nicht mehr nur um
alte, gar bauhistorisch bedeutende Bausubstanz. Vielmehr steht in
Deutschland und Europa ein Gebäudebestand auf dem Prüfstand, der
zwischen 1950 und 1980 gebaut wurde. Die Belange des Denkmalschutzes rücken dabei weitgehend in den Hintergrund.
Von Johann Jessen und Jochem Schneider
Der Aufsatz stützt sich auf
eine Studie, die die Autoren
im Auftrag der Wüstenrot
Stiftung Ludwigsburg durchgeführt haben. Vgl. J. Jessen/
J. Schneider: Umbau und
Umnutzungen im Bestand –
Neuere Tendenzen in Deutschland und Europa. In: Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Umbau
im Bestand, Stuttgart/
Zürich, 2008, S. 38-81
Spektakuläre Dachaufstockung
in Rotterdam – Didden Village
von MVRDV. Das Serielle wird
„unikatisiert“; der Entwurf ist
ein Beispiel für die Strategie
der Überformung.
Die architektonische Auseinandersetzung mit dem
solchen Bauaufgabe wohl kaum eine Alternative zu einer
Bestand bezog sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-
respektvollen Distanz zum Alten und einer kontrastie-
derts in erster Linie auf das bauliche Erbe aus der Zeit vor
renden Inszenierung gesehen. Nicht wenige sehen in die-
dem Ersten Weltkrieg. Dabei haben sich bewährte Routi-
sem Bau daher deutliche Anzeichen eines Paradigmen-
nen der Nutzungsfindung und der Gestaltung herausge-
wechsels im Umgang zeitgenössischer Architektur mit
bildet, deren Grundlage die Knappheit und die Werthaltig-
historischer Bausubstanz.
keit des Alten war. Es wurde angestrebt, möglichst nur solche neue Nutzungen in dem alten Gebäude zuzulassen,
Aktuelle Gestaltungsstrategien
die mit dem Erhalt des Bestands vereinbar waren. Stilbil-
Die konturlose Vereinnahmung des Bestandes erscheint
dend für einen zeitgemäßen Umgang mit alter Bausubs-
bei historischen Gebäuden bisher noch als ungewohnte
tanz war vor allem Carlo Scarpa. Sein Museumsumbau des
Option. Anders stellt es sich beim Umgang mit der viel-
Castel Vecchio in Verona aus dem Jahre 1964 kann als die
fach profanen und funktionalistisch ausgerichteten
Inkunabel einer modernen Umnutzungsarchitektur in
Gebäudesubstanz aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-
Europa betrachtet werden. Grundlegend ist dabei die Vor-
derts dar, die jetzt zum Umbau ansteht. Dort ist der Diffe-
stellung, dass Alt und Neu im umgebauten Objekt in
renzstrategie „Alt gegenüber Neu“ die entscheidende Basis
einem Collage-Prinzip von Schichtung und Fuge ihren
entzogen: das Besondere und Hervorhebenswerte des
Ausdruck finden. Dass der Umgang mit historischem
Bestandes. Entsprechend zeigt sich in jüngst realisierten
Bestand auch ganz anders aussehen kann, wird bei dem
Projekten eine veränderte ästhetisch-gestalterische
im Herbst 2007 eröffneten Diözesanmuseum in Köln
Grundhaltung: Der Bestand wird zum frei verfügbaren
(Architekt: Peter Zumthor) deutlich: Das Alte wird in sei-
Material für die Erzeugung eines „Neuen Ganzen“. Der
nen unterschiedlichen Bestandteilen buchstäblich verein-
Denkmalschutz spielt meist eine untergeordnete oder gar
nahmt und mit dem Neuen zu einem neuen großen Gan-
keine Rolle. In einer ersten Annäherung lassen sich vier
zen verwoben. Vor 10 bis 15 Jahren hätte man bei einer
verschiedene konzeptionelle Zugänge zum Gebäudebe-
05
Roos Aldershoff / www.merkx-girod.com
stand als „Material“ identifizieren. Sie bieten sich nur sel-
Gebäude nach kompletter Erneuerung als Apartment-
ten in reiner Form dar, häufig verschränken sich mindes-
turm wiedereröffnet und bildet weiterhin die „Stadtkro-
tens zwei dieser Strategien.
ne“ der zweitgrößten Stadt in England. Der Umbau alter
Bürobauten zu Wohnungen scheint generell ein neuer
Die Strategie des Ertüchtigens
Trend, der in England und in den Niederlanden bereits
Diese Strategie ist gekennzeichnet von einer durchgrei-
Fahrt aufgenommen hat.
fenden Modernisierung des Bestands, der vom Altbau
meist nur den nackten Rohbau erhält und eine neue
Strategie der Überformung
Raumdisposition, Haustechnik und Fassade aufbaut. Im
Bei Strategien der Überformung bleibt der Altbestand im
Erscheinungsbild des Gebäudes sowohl in der Innen- wie
neuen Gesamtbild erkennbar, obwohl er weitgehend ver-
der Außenansicht ist nicht mehr ablesbar, ob es sich um
ändert wurde. Oft liegt dann vor allem in der Transforma-
einen Neubau, eine Modernisierung, einen Umbau oder
tion des Seriellen etwas bizarr Eigenwilliges – eine Art
eine Umnutzung handelt – und darauf wird auch kein
Ausbruch aus dem Unscheinbaren. Umbauten lesen sich
Wert gelegt. Stellvertretend für diese Tendenz steht das
dann nicht selten wie ein ironischer Kommentar auf die
Gebäude der Münchner Rück in München aus dem Jahre
jüngere Bau- und Kulturgeschichte. Aus der Belanglosig-
2002. „Das Haus hat einen Umbau hinter sich, sieht aber
keit des Massenprodukts werden neue ästhetische Codes
aus wie neu.“ Trefflicher als der Eigentümer selbst könnte
entwickelt; das vormals Serielle wird „unikatisiert“. Proto-
man die Wandlung des Hauptsitzes der internationalen
typisch für dieses Vorgehen steht die Transformation der
Versicherungsgesellschaft nicht beschreiben – aus einem
Sint Lucas Kunstakademie in Boxtel (NL) durch das Londo-
Waschbeton-Komplex ist ein Glashaus geworden. Ähnli-
ner Büro FAT (Fashion Architecture Taste). Wenn die Fassa-
che Vorgehensweisen zeigen sich auch im Umgang mit
de der bislang weitgehend gesichtslosen Schule mit betont
einer Vielzahl von Eigenheimen aus den 1950er- und
dekorativen Versatzstücken überformt wird, ist dies nicht
1960er-Jahren. Hier kann man durchaus von einem inzwi-
nur eine Baumaßnahme, sondern Teil einer Neupositionie-
schen breiten Trend des lustvollen gestalterischen „Eigen-
rung der Schule insgesamt, die ihr Identität und Eigensinn
heimtunings“ sprechen. Während es sich in diesen Fällen
verleihen soll. Die französischen Architekten Anne Lacaton
trotz aller Veränderung „nur“ um eine Instandsetzung
und Jean-Philippe Vassal plädieren immer für mehr Raum
handelt, geht die Ertüchtigung oft auch mit einer Nut-
statt höherwertiger Ausstattung. „Niemals abreißen, nichts
zungsänderung einher – so etwa im Falle des „Rotunda“-
wegnehmen oder ersetzen, sondern immer addieren, Teile
Bürohauses in Birmingham, einer denkmalgeschützte Iko-
transformieren und umnutzen.“ Viele ihrer Projekte lassen
ne der 1960er-Jahre-Architektur. Im Mai 2008 wurde das
sich als programmatische Umsetzung dieses Leitspruchs
06
Strategien des Adaptierens:
Merkx + Girod funktionierten
eine alte dominikanische Kirche
in Maastricht in einen Buchladen um (oben); für das Projekt
„Alvéole 14“ wurde ein ehemaliger U-Boot-Bunker in ein Zentrum für neue Kunstformen verwandelt (rechts). Architekten:
LIN Finn Geipel + Giulia Andi.
puls 03 | 2008
betrachten – egal ob es um den Umbau von Kulturbauten
wie dem Palais de Tokyo in Paris geht oder um Wohnhochhäuser in der Banlieue. Zur Kategorie der Überformung
zählt auch der Umbau der Dornbuschkirche aus den 1960erJahren in Frankfurt, der mit dem Wüstenrot-Gestaltungspreis 2006 ausgezeichnet wurde.
Strategie des Adaptierens
Die konzeptionellen und gestalterischen Lösungen bei der
Strategie des Adaptierens beziehen ihre Rechtfertigung
aus der Sperrigkeit der Substanz, auf der sie im gelungenen Fall gerade ihren besonderen Reiz des Einzigartigen
einer Umnutzung einher, dem die technischen Großbauten mit schierer Größe, spezialisiertem Raumprogramm
und spröder Materialität gewöhnlich starken Widerstand
entgegensetzen. Da ein Abriss zu teuer war, hat sich die
Jan-Oliver Kunze, LIN
aufbauen. Diese Vorgehensweise geht in aller Regel mit
Stadt Nazaire entschlossen, Teile eines U-Boot-Bunkers
mit seinen 14 Hallen und insgesamt 20 Liegeplätzen für
kulturelle Nutzungen herzurichten. Zunächst wurde in
einem Teil das Transatlantik-Museum eingerichtet, bevor
2007 die Kammer „Alvéole 14“ zu einem Zentrum für neue
Kunstformen umgebaut wurde – mit einer U-Boot-Kammer als riesigem Veranstaltungsraum und einem kleineren Bühnensaal, beide für experimentelle Theater-, Tanzund Musikaufführungen. Die Architekten haben sich auf
karge bauliche Eingriffe beschränkt, die dem bizarren und
einschüchternden Raumeindruck der Kammern nichts
von seiner Wucht nehmen. Das Galerienhaus ads1a in
Köln befindet sich lesbar in einer alten „Maschinenhülle“.
Das vormalige Umspannwerk hat sich durch wenige bauliche Anpassungen zu einem Ausstellungsgebäude für
zeitgenössische Kunst gewandelt. Die Betonfertigteile in
der Fassade wurden mit transparenten Plexiglaskuppeln
ergänzt, und im Nebeneinander der beiden Industrieprodukte ergibt sich eine eigene, neue Lesart.
Strategie des Einnistens
Der Übergang von der Strategie des Adaptierens zu der
Strategie des Einnistens ist fließend. Hier machen sich die
neuen Nutzer ein überschüssiges Raumangebot für eigene
Zwecke zunutze. Eine Gemeinsamkeit der Projekte liegt im
ausgeprägten Erkennen und Ergreifen von Gelegenheiten,
die der verfügbare Raum bietet. Die Projekte sind teils auf
Dauer mit bleibenden baulichen Eingriffen angelegt, teils
von vornherein befristet mit revidierbaren Arrangements.
Dietmar Tollerian
schaften so dominant, dass die Veränderungen durch die
baulichen Eingriffe deutlich in den Hintergrund rücken.
Das Einnisten ist keine grundsätzliche Frage des Maßstabs.
In der größten freitragenden Halle der Welt in Krausnick,
Christian Richters
Der Altbau bleibt vielfach in seinen physischen Eigen-
AFF Architekten
60 km südlich von Berlin, sollten ursprünglich Cargo-Lifter gebaut werden. Heute sind in der Montagehalle die
„Tropical Islands“ untergebracht, die größte überdachte
Freizeitlandschaft Europas. Statt vom Luftschiff ist der Ort
jetzt geprägt von Regenwald, Tropendorf, Bali-Lagune und
der längsten Wasserrutsche Deutschlands. In unmittelba-
www.headlineWerbeagentur.de
Schloss Freudenstein in
Freiberg – AFF Architekten
arbeiteten nach dem Hausim-Haus-Prinzip, um das
Sächsische Bergarchiv und
die Mineralogische Sammlung
im Schloss zu installieren.
rer Übernahme subkultureller Gestaltungscodes praktiziert die exklusive Modefirma Comme des Garçons das
Einnisten im viel kleineren Maßstab: Sie verkauft seit
2004 ihre hochwertigen Textilien auch in sogenannten
„Guerilla-Stores“-Läden, die für die Dauer eines Jahres an
ungewöhnlichen Orten mit geringstem Aufwand eingerichtet werden. Dem Vertriebskonzept liegt die Philosophie zugrunde, dass Orte nicht mit Ideen oder Atmosphären besetzt werden dürfen, sondern aus sich selbst heraus
ein Statement des Authentischen formulieren müssen.
Der erste temporäre Laden wurde in Berlin in einer alten
Buchhandlung eröffnet, inzwischen folgten weitere weltweit, in Kopenhagen in einem Eiscafé, in Helsinki in einer
ehemaligen Apotheke, in Hongkong und Singapore.
Ausblick
Der kursorische Überblick zur Praxis des Umbaus in
Helden werden
nicht geboren.
Deutschland und Europa zeigt als entscheidende Veränderung der letzten Jahre die Hinwendung zum Gebäudebestand aus den 1950er- bis 1970er-Jahren. Wenn nicht schon
geschehen, wird in den nächsten Jahren nahezu alles, was
in dieser Zeit im Zeichen wirtschaftlichen Aufschwungs
und eines großzügigen Wohlfahrtsstaats an Bauten errichtet wurde, modernisiert, umgebaut oder abgerissen
und neu errichtet werden: Sozialwohnungen und Eigenheime, die Gewerbe- und Bürogebäude, die Kindergärten
und die Altenheime, die Schwimmbäder und Sporthallen,
die Grundschulen und die Universitäten, die Hospitäler
und die Kirchen, die Brücken und die Tunnel. Für fast alles
lassen sich europaweit bemerkenswerte Projekte des
Umbauens und Umnutzens finden. Hier liegt jetzt schon
ein großes Arbeits- und Geschäftsfeld von Architekten
Als Gebäude-System-Designer (m/w) schaffen
Sie sich einen spürbaren Vorteil gegenüber Ihrem
Wettbewerb. Denn Sie können ab sofort gewerkeübergreifend beraten, Gesamtkonzepte erstellen und
umsetzen – zum Nutzen Ihrer Kunden. Ganz gleich
ob Sie Elektro- oder SHK-Meister, Mitarbeiter von
Herstellern oder Architekt sind. Es liegt in Ihrer
Hand. Nutzen Sie jetzt die Chance. Werden Sie
zum Helden. Auch für Ihre Kunden.
Gebäude-System-Designer* ist eine Weiterbildung
von DIAL, die berufsbegleitend entweder als Fernlehrgang, Vollzeit oder in Modulen absolviert werden kann. Kompetente Fachleute aus Theorie und
Praxis begleiten und unterstützen Sie auf Ihrem
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und Bauwirtschaft – und es wird sich voraussichtlich dramatisch ausweiten. Die Verlagerung der Umbaupraxis auf
eine weitgehend alltägliche Bausubstanz bringt eine neue
*Das Seminar „Gebäude-System-Designer“ ist SIHK anerkannt
und von den Architektenkammern gemäß Fortbildungsordnung
zertifiziert.
konzeptionelle und gestalterische Freiheit mit sich, die es
gestattet, das Vorgefundene weitgehend zu transformieren und es so zu verwenden und zu verwandeln, wie es
gebraucht und gewünscht wird.
Prof. Dr. Johann Jessen lehrt an der Universität Stuttgart am Institut für
Stadtplanung und Entwerfen, Fachgebiet Regionalplanung.
Jochem Schneider ist Gesellschafter von bueroschneidermeyer | Planung.
Forschung.Kommunikation in Stuttgart und seit 2005 Vorstandsmitglied
der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung.
www.dial.de
09
Zooey Braun
» Micro
Inspirierte Beleuchtung, die für
Atmosphäre sorgt. Agentur
Joussen Karliczek in Schorndorf: Umnutzung einer ehemaligen Lederfabrik, ippolito fleitz
group – bei Altbausanierungen
ist eine sorgfältige Planung der
Elektroinstallation unerlässlich.
Elektroinstallation in der
Altbausanierung
Vorbildlich sanierte Gebäude zeigen nicht nur eine erneuerte Bausubsstanz
sondern integrieren auch modernste Gebäudetechnik. Die Wünsche der
Nutzer sollten vorab analysiert werden, um die Chancen innovativer Technik
optimal nutzen zu können. Unser Autor gibt einen Einblick, welchen
Gestaltungsspielraum moderne Elektrosysteme eröffnen und was bei der
Installation im Bestand zu berücksichtigen ist.
Von Dietmar Half
Fragt man Bewohner, welchen Nutzen elektrische Anlagen
zustande. Die Information „Licht einschalten“ ist mit dem
in Gebäuden besitzen, so werden viele ohne zu zögern
Stromfluss, der die Leuchte zum Leuchten bringt, gekop-
sagen: „Sie liefern Strom …“ – zum Beispiel für die zahlrei-
pelt. Bei einem automatisierten System wird die Informa-
chen Elektrogeräte oder für elektrisches Licht. Man kann
tionsübertragung von der Energieversorgung getrennt. Bei
diesen Funktionsbereich elektrischer Anlagen nicht nur als
Betätigung eines Schalters wird einer zusätzlichen Kompo-
klassisch, sondern als eine unverzichtbare Grundlage unse-
nente, genannt Aktor, diese Information übermittelt. Erst
res heutigen Zivilisationsstandards bezeichnen. Wir wer-
der Aktor schließt den Stromkreis – die Leuchte leuchtet.
den diesen klassischen Funktionsbereich der Elektroinstal-
Informationen werden von Sensoren ausgesendet, etwa
lation im Artikel als „Energienetz“ bezeichnen (Nieder-
von einem Schalter. Dadurch ist es zum Beispiel möglich,
spannung 230V|400V), dessen Installation und Betrieb in
mit einem einzigen Tastendruck die gesamte Beleuchtung
Zukunft mit der immer dringenderen Energiefrage ver-
in einem Gebäude ein- und auszuschalten. Dieses einfache
knüpft sein wird. Bei genauer Beobachtung hat sich neben
Prinzip kann auf die gesamte Gebäudetechnik übertragen
diesem klassischen „Energienetz“ eine Art zweites, sehr
werden. Sämtliche Funktionsbereiche der Gebäudetechnik
dynamisches Netz entwickelt, welches wir „Informations-
werden dabei nicht mehr isoliert voneinander betrachtet,
netz“ nennen und welches innerhalb der Elektroinstalla-
sondern mit Hilfe sogenannter Bussysteme (zum Beispiel
tion eine zunehmende Bedeutung erfahren wird. Der
KNX) untereinander vernetzt. Bussysteme dienen in erster
Begriff „Informationsnetz“ erscheint sehr passend, da seine
Linie der Informationsübertragung und erzeugen ähnlich
wesentliche Eigenschaft die Informationsübertragung von
wie das menschliche Nervensystem für sich selbst gesehen
digitalen Daten beinhaltet.
zunächst keinen wahrnehmbaren Nutzen. Erst im automa-
In der konventionellen Elektroinstallation werden Infor-
tischen Zusammenspiel der unterschiedlichen technischen
mationen gleichzeitig mit der Energieversorgung übertra-
Gewerke wird das Ziel eines jeden einzelnen technischen
gen. Das bedeutet, dass bei Betätigung eines Lichtschalters
Systems optimiert: Das Licht in einem Raum wird nicht
der Stromkreis geschlossen wird – ein Stromfluss kommt
mehr nur mit Hilfe eines einfachen Schalters ein – oder
11
Fotografie Ziora (l.), Rolf Fuhrmann (o.r.) Bottega und Ehrhardt Architekten (u.r.)
Tonnengewölbe und Tonnendach – um den Altbau zu bewahren, wurde die Elektroinstallation
jeweils im Boden verlegt. Links: Umwandlung
der ehemaligen Bundesfestung Körnermagazin
Rastatt in Wohnungen, Architektur: Rolf Fuhrmann. Rechts: Zollinger Halle in Ludwigsburg,
Bottega und Ehrhardt Architekten, Umnutzung
eines Industriebaus in Bürostrukturen.
ausgeschaltet, sondern es besteht beispielsweise die Mög-
Internet, welches seinerseits eine ständig wachsende
lichkeit, mit Hilfe eines Bussystems unterschiedliche
Bedeutung im Bereich der Elektroinstallation erfährt und
Lichtszenen abzurufen und in Kombination mit Verschat-
zunehmend die Basis des gesamten „Informationsnetzes“
tungs- und Mediensystemen zu automatisieren. Möchte
bildet. Das Internet basiert auf einem einheitlichen Netz-
man die Summe aller möglichen automatischen Vorgänge
werkprotokoll, welches den weltweiten Datenaustausch
in ihrem sinnvollen Nutzen für den Menschen innerhalb
zwischen verschiedenen Computern und Netzwerken
eines Gebäudes funktional klassifizieren, bietet sich eine
reglementiert.
Unterteilung in drei Gruppen an, in physiologische, präventive und soziale Funktionen. Zu den physiologischen
Installationsstrategien
Funktionen sind zum Beispiel die Konditionierung eines
Möchte man den Gestaltungsspielraum moderner Elektro-
angenehmen Raumklimas auf der Basis von Raumtempe-
systeme auch für das Bauen im Bestand in vollem Umfang
raturen, Luftqualitäten, Lichtverhältnissen zu zählen. Die
erschließen, ergeben sich daraus differenzierte Anforde-
zweite Gruppe, die präventiven Funktionen, beinhaltet
rungen für die Elektroinstallation insbesondere dann, wenn
unter anderem die Überwachung des Gebäudes im Hin-
im Rahmen einer Baumaßnahme die gesamte Elektro-
blick auf einen energetisch effizienten Betrieb oder die
installation erneuert werden soll (Kernsanierung). Wäh-
Überwachung auf drohende Gefahren wie Blitzeinschlag,
rend die Installation des „Energienetzes“ konventionell
Feuer und Diebstahl. Als dritte Unterteilung sind die sozia-
erfolgen kann, sollte die Installation des „Informations-
len Funktionen aufzuzählen, wie beispielsweise die tech-
netzes“ strategisch angelegt sein: Es ist unmittelbar ein-
nisch gestützte audio-visuelle Kommunikation von Men-
leuchtend, dass der erhöhte Nutzen durch das „Informa-
schen untereinander, die audio-visuelle Übertragung von
tionsnetz“ in vielen Fällen mit einem erhöhten Installa-
Informationen oder der automatische Komfort (Bedie-
tionsaufwand einhergeht. Der heute übliche Raumbedarf
nung). Vielfältige Schnittstellen ermöglichen einen Infor-
für die Elektroinstallation wird sich deshalb in Zukunft
mationsaustausch der einzelnen technischen Systeme
weiter vergrößern. Aufgrund der dynamischen techni-
untereinander beziehungsweise eine Verbindung mit dem
schen Entwicklung des „Informationsnetzes“ ist es darüber
12
puls 03 | 2008
David Franck
hinaus notwendig, die Flexibilität der Installationen da-
Störungsunanfälligkeit und Gesundheitsverträglichkeit
durch zu erhöhen, dass man sie besser zugänglich gestaltet
im konkreten Einzelfall zu überprüfen ist, sind Powerline
und so Nachrüstungen jederzeit möglich sind. Soweit es die
und Funk. Die Datenübertragung funktioniert bei Power-
vorhandene Bausubstanz ermöglicht, sollte der notwendi-
line über das bestehende „Energienetz“. Sollen ein Gebäu-
ge Installationsraum für die Geschossinstallation in min-
de oder Teilbereiche eines Gebäudes mit neuen Funktio-
destens einer der folgenden Installationsebenen von vorn-
nen versehen werden, ohne neue Leitungsnetze installie-
herein eingeplant werden: in der Installationsebene im
ren zu müssen, bietet sich eine Informationsübertragung
Boden (Hohlraumboden), der Installationsebene in den
über Frequenzen an, die auf eine bestehende Infrastruktur
Wänden (Vorsatzschalen) oder der Installationsebene in
aufmoduliert wird. Man nutzt dabei zum Beispiel das
der Decke (abgehängte Decke). Gute Installationskonzepte
„Energienetz“ (Niederspannung 230 V) zusätzlich, um In-
zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit einem Minimum
formationen zu übertragen – ohne dieses Netz zu beein-
an Materialaufwand technisch insoweit umgerüstet wer-
flussen. Bei der Informationsübertragung via Funk werden
den können, wie dies dem tatsächlichen, momentanen
die Informationen nicht per Kabel, sondern über Funk-
Bedarf entspricht. Im Rahmen einer Kernsanierung stellt
wellen weitergeleitet.
die Neuinstallation sämtlicher Leitungsnetze in den meis-
Die Möglichkeiten moderner Elektrosysteme eröffnen auch
ten Fällen die mit Sicherheit beste Lösung dar.
beim Bauen im Bestand Gestaltungsspielräume, die nahezu
unbegrenzt erscheinen. Es erscheint aber dringend notwen-
Powerline und Funk
dig, diese Technologien intelligent in die vorhandene Sub-
Nicht immer ist allerdings eine Neuinstallation sämtlicher
stanz zu integrieren, um letztlich erweiterte Freiheiten und
Leitungsnetze möglich. Gerade in denkmalgeschützten
das Vorstoßen in neue Bereiche des Bauens zu ermöglichen.
Gebäuden müssen vielfach andere Wege eingeschlagen
werden. Zwei weitere Installationsstrategien, die für die
Installation des „Informationsnetzes“zu nennen sind und
deren Einsatz im Hinblick auf Reichweite, Datensicherheit,
Dietmar Half studierte Architektur an der Bergischen Universität in
Wuppertal. Er arbeitet seit 1998 als Architekt und ist seit 2005 bei der
DIAL GmbH in Lüdenscheid als Projektleiter für den Lehrgang zum
Gebäude-System-Designer tätig (www.gebaeude-system-designer.de).
13
» Praxis
Bach im Reitsaal
Im September 2008 fanden in Köthen die
22. Bach-Festtage statt. Für das Festival, aber
auch für andere Konzerte haben die Köthener
in den vergangenen Jahren eine neue Spielstätte errichtet: Nach Entwürfen der Architekten
Busmann + Haberer wurde die ehemalige Reithalle zum Konzertsaal umgebaut und dabei um
einen eternitverkleideten Kubus aufgestockt.
Von Jakob Schoof Fotos Werner Huthmacher
Johann Sebastian Bach hat das Bauwerk nie selbst gesehen, in dem seit diesem Jahr ihm zu Ehren seine Kompositionen aufgeführt werden. Bach wurde 1717 durch den
damals erst 23-jährigen Fürsten Leopold zum Hofkapellmeister von Anhalt-Köthen ernannt. In den Folgejahren
komponierte er in der anhaltinischen Residenz einige seiner Schlüsselwerke wie zum Beispiel die sechs Brandenburgischen Konzerte. Sechs Jahre später zog es ihn indessen weiter: Er wechselte als Thomaskantor ins nahe Leipzig, wo er für den Rest seines Lebens blieb.
Die Reithalle des Köthener Schlosses hingegen ist ein klassizistisches Werk des frühen 19. Jahrhunderts; das erste,
das der herzogliche „Baukondukteur“ Gottfried Bandhauer
am Köthener Hof errichtete. 1941 fiel das Gebäude einem
Brand zum Opfer – jedoch nicht infolge des Zweiten Weltkriegs, sondern aufgrund eines Kurzschlusses. Die DDRZeit überlebte es mehr schlecht als recht als zum Himmel
offene Ruine. Erst 2003 fand ein Architektenwettbewerb
zu seiner Sanierung statt. Der Grund: Für die Bachfesttage
wurde ein Ausweichquartier erforderlich, nachdem die
14
16
angestammte Spielstätte im Spiegelsaal des Köthener
wurde. Außen erhielt sie eine recht kleinformatige Eter-
Schlosses saniert werden musste.
nitverkleidung, die im gleichen Farbton wie der Außenputz des Altbaus gehalten ist und eben dadurch einen
Die Geschichte bleibt sichtbar
spannungsvollen Dialog mit diesem eingeht. Der Wechsel
Der Entwurf der Architekten Busmann + Haberer über-
aus horizontal und vertikal angebrachten Faserzementta-
zeugte die Jury durch seinen selbstverständlichen Dialog
feln in unterschiedlichen Ebenen macht aus dem Baukör-
zwischen Altem und Neuem: Der neue, zweigeschossige
per beinahe eine kubistische Großskulptur, die indes in
Konzertsaal wurde als hölzerner „Klangkörper“ in die Rui-
ihrer Binnengliederung streng auf das Achsmaß der Alt-
ne hineingestellt und überragt diese zwar deutlich, belässt
baufenster darunter bezogen ist. Diese wurden aus Schall-
sie jedoch außen und innen sichtbar. Kein „Ausblenden“
schutzgründen als Kastenfenster ausgeführt, wobei die
der Geschichte also, noch nicht einmal im Inneren des
innere Festverglasung im Bühnenbereich um 5 Grad in der
Saals: Hier ist der mittlere Wandbereich in horizontale
Vertikalen gedreht wurde, um eine gleichmäßigere Schall-
Lamellen aufgelöst, hinter denen das Mauerwerk der alten
verteilung zu erreichen.
Reithalle sichtbar wird und durch die hindurch – unge-
Der neue, rund 400 Personen fassende Bachsaal ist Teil
wöhnlich für einen Konzertsaal – Tageslicht ins Innere
eines Gesamtensembles, das auch die sanierten, angren-
fällt. Der Saalboden liegt 1,30 Meter unter Außenniveau,
zenden ehemaligen Remisen umfasst. Die Besucher gelan-
und bis auf diese Höhe sind seine Wände mit einer Zick-
gen zunächst in ein zweigeschossiges Foyer im nördlichen
zackformation aus Zedern-Furnierplatten verkleidet. Der
Zwischenbau, das neben dem großen Saal auch (im Ober-
über die Altbaumauern hinausragende Oberbau ist als
geschoss) dessen 36 Personen fassende Empore und einen
umgedrehte „Schachtel“ aus Stahlbeton konstruiert, die
im Nordflügel gelegenen Mehrzwecksaal fasst. Im Südflü-
auf schlanken Stahlstützen ruht und der innen aus akusti-
gel, jenseits der Saalbühne, schließen sich Künstlerum-
schen Gründen eine gewellte Holzschale vorgeblendet
kleiden, Lagerräume und ein Probensaal an.
Wimberly Allison Tong and Goo
Kein Ausblenden der
Geschichte: Die nur zurückhaltend „geflickten“ Außenwände der Reitsaalruine bleiben durch die Holzlamellen
hindurch sichtbar. Der obere
Wandteil und die Decke des
Saals bestehen aus sechs
Millimeter starken, gewellten
Holztafeln (links).
Grundrisse 1. Obergeschoss
und Erdgeschoss (rechts)
puls 03 | 2008
Was anmutet wie eine zweigeschossige Komposition, ist
in Wirklichkeit ein einziger,
hoher Raum: Im unteren Teil
wurden die Altbauwände hell
verputzt, die obere Hälfte des
Konzertsaals erhielt dagegen
eine Faserzementverkleidung.
17
» Praxis
Ein zweigeschossiges Foyer
erschließt den Konzertsaal
und die Räume im Nordflügel
(links). Der Zugang zum großen Saal (hinten im Bild) ist
als akustische Schleuse ausgeführt.
Längsschnitt, Lageplan und
Querschnitt (rechts)
Ein frei in den Raum gestellter Einbau im Erdgeschoss
des Nordflügels beherbergt
Bar, Toiletten und Garderobe
für die Gäste.
Gebäudetechnik für vielfältige Nutzungen
Der Köthener Bachsaal besitzt mit 25,30 Metern Länge,
13,70 Metern Breite und rund 11,50 Metern Höhe eine „klas-
Projektbeteiligte
sische“ (und als akustisch günstig geltende) Quaderform.
Bauherr
Der Saal ist lose bestuhlt, wobei die hinteren 10 der 20
Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt,
Ränge sukzessive bis auf Außenniveau ansteigen. Für
Leitzkau, D
Solistenkonzerte erlauben Hubpodien eine andere Raumkonfiguration: Dann entsteht in der Saalmitte eine eigene,
Architekten
kleine Bühne, die ringsum von den Zuschauerrängen
BUSMANN+HABERER, Gesellschaft von Architekten
umgeben ist. Oberhalb des Saales befindet sich eine
mbH Berlin, Busmann, Haberer, Bohl, Vennes, Tebroke
begehbare Zwischendecke für die Bühnentechnik und die
Wartung der Beleuchtungsanlage. Zur Saalausstattung
Haustechnik
gehören eine Lichtstellanlage mit entsprechender Lichtre-
skm Haustechnik GmbH, München, D
gie, eine Tonregie für elektroakustische Verstärkung, eine
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger: Schalterserien
Schwerhörigen-Infrarotanlage sowie eine Grundausstat-
future® und Busch-Duro 2000® AP, Notrufsystem
tung medientechnischer Verkabelung. Die Belüftungs-
Busch-Infoline® sowie Busch-Wächter® Präsenz tech
technik für Saal und Probensaal ist im Kellergeschoss
unterhalb des Saales untergebracht. Eine zweite Technik-
Lichtplanung
zentrale im ansonsten ungenutzten Dachraum der Remise
Studio Dinnebier, Berlin, D
versorgt das Foyer und den Mehrzwecksaal.
19
» Praxis
Märchenschloss am Bosporus
Stolz erhebt sich das Çiragan Palace am Ufer des Bosporus in
Istanbul. Das Gebäude erlebte im Laufe der Zeit Höhen und
Tiefen, Abriss und Wiederaufbau, Feuerzerstörung und Sanierung.
Heute – restauriert und in ein luxuriöses Gästehaus verwandelt –
wirkt der ehemalige Sultanspalast wie ein Märchenschloss, das
Vergangenheit und Gegenwart miteinander vereint.
Von Hale Yaylali
Der Çiragan-Palast blickt auf eine ereignisreiche Geschichte
zeigte deutliche Bezüge zu nordafrikanischer Architektur
zurück, die bis ins 17. Jahrhundert in die Regierungszeit von
und zum in der spätosmanischen Architektur vorherrschen-
Sultan Murat IV. zurückgeht. Direkt am Wasser, an der Meer-
den eklektischen Stil. Neben klassizistischen Elementen war
enge des Bosporus, stand dort eine für die Sultanstochter
die Fassade mit neugotischen Motiven gestaltet, die Innen-
Kaya Sultan erbaute Villa. Das Gebiet war damals als Kazan-
räume beinhalteten Hufeisenbögen, Türen mit Perlmuttin-
cioglu-Garten bekannt. Die eigentliche Glanzzeit des Baus
tarsien und Möbel, in denen sich östliche und westliche Stil-
begann jedoch erst in der sogenannten Tulpenzeit des Osma-
einflüsse trafen. Der Çiragan-Palast war ein beeindrucken-
nischen Reichs zwischen 1718 und 1730. Der Palastname leitet
des Beispiel osmanischer Architektur – mit großem Einfluss
sich aus dieser Zeit Sultan Ahmeds III. ab: In den weit-
westlicher Kunst und unter Verwendung orientalischer
läufigen Gartenanlagen wurden extravagante Feste abgehal-
Motive. Der Sultan Abdülaziz nachfolgende Sultan Murat V.
ten, Öllampen erhellten dabei die Nacht – „Çiragan“ oder
wurde durch einen Militärputsch gestürzt und bis zu sei-
„Çeragan“ bedeutet im Persischen Licht oder Lampe. In der
nem Tode im Jahre 1904 im Palast festgehalten. Danach
Folgezeit bis 1859 wurde der Palast immer wieder erweitert
wurde der Palast zum neuen Parlamentssitz ernannt und
und verändert. Unter Mahmud II. wurden die Gebäude 1835
am 14. November 1909 wiedereröffnet. Unglücklicherweise
zerstört und ein neuer Holzpalast von Garabet Balyan errich-
brach nur zwei Monate später, am 19. Januar 1910, im Dach-
tet. 1857 ließ Sultan Abdülmecid den gesamten Komplex
geschoss ein Feuer aus, das rasch auf das gesamte Gebäude
abreißen und gab einen Palast im westlichen Stil in Auftrag.
übergriff und es binnen fünf Stunden zerstörte. Vom Palast
Das Atrium zeigt die Pracht
des orientalischen Baustils.
Architektin Hande Tözün
zeichnete für die Leitung der
Renovierungsarbeiten verantwortlich, die Kunsthistorikerin
Nurhan Atasoy stand ihr
beratend zur Seite.
blieb nur eine Ruine aus verkohlten Mauern übrig – die
Zwischen Orient und Okzident
später der Istanbuler Fußballklub Besiktas JK als Fußball-
Der neue Palast wurde 1871 erst unter Sultan Abdülaziz zu
stadion nutzt. Erst 1986 veränderte sich dieser trostlose
einem Preis von zweieinhalb Millionen Goldmünzen fertig
Zustand: Die internationale Hotelkette Kempinski erhielt
gestellt – er war ein Musterbeispiel des Orientalismus. Er
einen Pachtvertrag über 49 Jahre, um das Gebäude instand
20
puls 03 | 2008
oben: Kempinski
Heute erstrahlt der ÇiraganPalast als Fünfsterne-Luxushotel in vollem Glanz. Die
Fassade wurde 1992 originalgetreu wiederhergestellt
(oben), die Innenräume wurden im Jahr 2007 aufwendig
renoviert (unten).
zu setzen und als Hotel zu betreiben. Die Renovierungsarbeiten erwiesen sich als sehr aufwendig: Das verbrannte
Mauerwerk wurde mit Stahlträgern verstärkt, neue Pfähle
wurden in das Plattenfundament getrieben und ein völlig
eigenständiges Gebäude aus Stahl und Beton errichtet. In
das erste und zweite Stockwerk wurden jeweils Zwischengeschosse eingezogen, um so die nutzbare Fläche auf fünf
Stockwerke zu erweitern. Die Innenräume wurden ihrem
neuen Verwendungszweck entsprechend umgestaltet, die
Fassade in genauer Anlehnung an ihren ursprünglichen
Zustand restauriert. Direkt vor Ort wurde eine Marmorwerkstatt eingerichtet, um Nachbildungen der originalen
Fassadensäulen herzustellen. Das türkische Bad, einer der
am wenigsten zerstörten Palastbereiche, wurde originalgetreu wiederhergestellt. Im Stahldach und anderen Bereichen wurde aufgrund der brandhemmenden Eigenschaften
zur Wärmedämmung Steinwolle eingesetzt. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten wurden 1992 abgeschlossen
und das Palasthotel eröffnet. Beheizt wird die 60.000 Quadratmeter große Anlage heute mit Erdgas. Dank einer Trigenerationsanlage kann das Çiragan Palace Kempinski selbst
Strom erzeugen.
Renovierung der herrlichen Palasträume
2006 wurden die Innenräume des Palasts nach dreijähriger
Vorbereitungszeit erneut umgestaltet. Die Leitung des Renovierungsteams hatte Hande Tözün inne, Nurhan Atasoy, Pro-
Am 19. Januar 1910 zerstörte ein Feuer den Çiragan-Palast fast vollständig.
Lange Zeit blieb die Ruine sich selbst überlassen bis im Jahr 1987 mit den
Renovierungsarbeiten begonnen wurde.
fessorin der Kunstgeschichte, stand ihr als Beraterin zur Seite. Das neue Design des Palasts vermischt die ursprüngliche
orientalische Gestaltung mit einem eklektischen Stil des 19.
Jahrhunderts. Man renovierte die Suiten, die öffentlichen
Bereiche, die Tagungsräume und den Ballsaal, bis 2007
Projektbeteiligte
schließlich der gesamte Palast generalüberholt war. Weiß ist
die vorherrschenden Farbe – sie soll ein Gefühl von Offenheit
und Glanz vermitteln. Von Stoffen und Teppichen prangen
Bauherr
osmanische Muster. Jeder Raum ist mit eigens entworfenen
Çiragan Palace Kempinski
Polstermöbeln und Vorhängen ausgestattet. Als Vorbild für
die Gestaltung in typisch orientalischen Farben dienten die
Orienträume des Beylerbeyi-Palasts. Die Porphyrverzierun-
Architektur
gen und Wandgemälde wurden von einem 50-köpfigen
Turgut Alton, Birlesmis Mimarlar Co.
Team türkischer und bulgarischer Künstler angefertigt. Der
geschichtsträchtige Palast dient heute, einem Fünfsterne-
Innenarchitektur
Hotel angeschlossen, auch als Gästehaus der türkischen
Zimmer: Ezra Atya, EAA
Regierung. Mit modernster Technik ausgestattet, lässt das
Palast: Hande Tözün, Çiragan Palace Kempinski
Haus der Kempinski Gruppe in Sachen Komfort keine Wünsche offen. Die Gebäudetechnik wurde mit Produkten von
Haustechnik
ABB auf den neuesten Stand gebracht, die technische Infra-
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger:
struktur des Gebäudes – großformatige LCD-Bildschirme,
KNX-System, Controlpanel sowie Bedienelemente
Projektionswände, Jalousien, Fernbedienung für Licht und
der Schalterserie carat® Gold
Klimaanlage – fügen dem Glanz der Palastanlage die Innovationen modernen Hightechs hinzu.
23
» Praxis
Hotel mit Lifestyle-Faktor
Das Hotel Daniel in Graz – erbaut in den 50er-Jahren – benötigte eine
Verjüngungskur, um weiterhin am Markt bestehen zu können. a2 hotelconcept
realisierten einen Entwurf, der das in die Jahre gekommene Haus modernisierte und in ein Budget-Design-Hotel umfunktionierte. Zielgruppe ist ein junges
Publikum, das viel Wert auf urbanen Chic und klares, stilvolles Design legt.
Von Jürgen Eicher
Das Hotel Daniel in Graz kann auf eine wahrlich lange Tra-
gesetzt. Im Inneren war von der Originalausstattung der
dition zurückblicken. Auch wenn das heute bestehende
50er-Jahre nicht viel erhalten; sie fiel in den 80er-Jahren der
Gebäude erst in den Jahren 1955/56 entstand, so wurde
Modernisierung zum Opfer. Lediglich im Foyer sind noch
schon 1887 ein Hotel im Gründerzeitstil an gleicher Stelle
Relikte zu finden. Diese wurden behutsam restauriert und in
errichtet. Der Gründer und Erbauer hieß Alois Daniel, daher
die Umgestaltung miteinbezogen. Allerdings nicht als
auch der heute noch gültige Hotelname. Nach der Zerstö-
„Museumsstücke“, sondern als Teil und Inspiration für das
rung im Zweiten Weltkrieg plante der Wiener Architekt
Ganze. Auf den Zimmeretagen blieben nur die Erschließung
Georg Lippert einen Neubau im eleganten Stil der 50er-Jah-
und die Zimmereinteilung erhalten. Haus- und Elektrotech-
re. Dieser hat bis heute nichts von seiner architektonischen
nik wurden komplett erneuert. Mit der Planung beauftragt
Qualität verloren. Städtebaulich an exponierter Stelle gele-
wurde das Wiener Büro „a2 hotelconcept“. Für die Gestal-
gen, markiert das Hotel Daniel von der Grazer Altstadt kom-
tung der Zimmer zeichnete das Berliner Designbüro studio
mend das Ende der Annenstraße. Da es sich mit seiner
aisslinger verantwortlich. Heute zeigt sich das Haus als
schmalen Loggienfront zur Stadt hin zeigt, wirkt es auf wei-
Design-Hotel im Low-Budget-Bereich. Bereits im Foyer fühlt
te Entfernung fast wie ein Hochhaus. Die breite Seite zum
man sich ein wenig wie auf einer Zeitreise. Vespas und ein
Grazer Hauptbahnhof hin versteckt sich hinter mächtigen
Mini stehen am Eingang bereit: zum Mieten für die Hotel-
Bäumen und einem starken Fassadenbewuchs, sodass das
gäste. Terrazzoböden, geschwungene Treppen und originale
107-Zimmer-Haus in seiner ganzen Größe gar nicht wahrzu-
Holztüren versprühen den Charme vergangener Tage. Die
nehmen ist. Nach außen hat sich das Hotel glücklicherweise
Neugestaltung nimmt Bezug auf die Entstehungszeit und
nicht verändert. Lediglich die Loggienrückseiten wurden in
erweist dieser ihre Reverenz, ohne sie zu imitieren. Die Bis-
den Hotelfarben, die sich als Teil des gesamten Gestaltungs-
trostühle und -tische, die Kaminwand aus schmalen,
konzepts durch das ganze Gebäude ziehen, gestrichen.
geschichteten Natursteinplatten und Lilienporzellan in den
Nachts werden sie durch Scheinwerfer großartig in Szene
pastelligen Hotelfarben (grün, türkis, orange, rosa) fügen
24
Markant leuchtet die Fassade
des Hotels Daniel in der Nacht.
Die zentrale Lage bietet sich
als idealer Ausgangspunkt für
Stadterkundungen an.
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www.hoteldaniel.com
Veronika Stabinger, Peter Riedler
sich zu einem harmonischen Gesamtbild. Sie geben dem
Zimmer mit Blick auf die Stadt, das „daniel.smart“ ein kom-
Hotel genau das, was es von den vielen anderen Design-
pakteres und günstigeres Zimmer. Beide Typen verfügen
Hotels unterscheidet. Da es sich um ein Budget-Hotel han-
über offene Bäder. Die Waschbecken sind vor einer schwar-
delt, sind Foyer und Zimmer entsprechend reduziert und
zen Natursteinwand installiert, dahinter verbirgt sich je eine
klar gestaltet. Wobei sich die Reduktion nicht auf die Qua-
Zelle für Dusche und WC. Beide sind mit ein und derselben
lität, vielmehr auf die Quantität bezieht. „Wichtigstes Möbel:
Schiebetür verschließbar, sodass jeweils eine Zelle offen
Luft“, so lautet das Motto im Daniel. Statt einer repräsentati-
steht. Auch die Gestaltung der Dusche unterliegt dem Prin-
ven Rezeption findet man eine stylische Bar, von der aus der
zip der Offenheit: Zum Schlafbereich ist sie mittels einer
Hotelbetrieb gemanagt wird. Statt einer Lobby mit Couch-
Glasscheibe abgetrennt, die Ein- und Ausblicke zulässt.
Werner Aisslinger setzte
bei der Zimmergestaltung
auf warme Farben und
behagliche Stoffe wie Filz
(links). Das Foyer zeigt
offene Sitzbereiche in reduziertem Design (rechts).
und Sessellandschaft prägt ein loftartiger Bereich mit
Kamin und Wasserbecken das Ambiente. Unterschiedliche
Ein kluges Konzept
Materialien und Bodenbeläge markieren Bereiche zum Plau-
Insgesamt gesehen hat es die Weitzer Hotels Betriebsges.
dern, Kaffeetrinken, Entspannen oder zum Surfen im Inter-
mbH geschafft, kostengünstig ein Hotel höchster Design-
net. Auch in den Zimmern lautet das Motto: Weniger ist
qualität zu errichten. Das rundum und bis ins Detail stim-
mehr. Es gibt keinen Kleiderschrank, stattdessen eine Abla-
mige Konzept scheint die Gäste zu überzeugen. Die Auslas-
ge und eine Kleiderstange. Statt Tisch gehört ein Trolley
tung liegt bei über 80 Prozent, sechs weitere Zimmer wur-
zum Inventar der Zimmer, der in Verbindung mit der filz-
den daher im Vorjahr noch durch den Umbau ehemaliger
überzogenen Bank als Arbeitstisch dienen kann. Der insge-
Dienstbotenkammern dazugewonnen. Aber auch in Bran-
samt hohe Anteil an Holz, Filz und anderen natürlichen
chenkreisen erregte das zukunftsweisende Hotelkonzept
Materialien erzeugt statt einer cool-designorientierten eine
Aufsehen. Das Hotel Daniel wurde im Jahr 2006 als „Hotel-
primär behagliche Atmosphäre. Zwei Zimmertypen stehen
immobilie des Jahres“ ausgezeichnet und erhielt somit den
zur Auswahl: Das „daniel.loggia“ ist ein etwas geräumigeres
„Oscar“ der Hotelbranche in Europa.
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Projektbeteiligte
Bauherr
Weitzer Hotels Betriebsges. mbH
Architekt
a2 hotelconcept, Wien
www.a2hotelconcept.com
Innenarchitektur
a2 hotelconcept, Wien
Gestaltung der Zimmer: studio aisslinger, Berlin
www.aisslinger.de
Haustechnik
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger:
KNX-System, Controlpanel sowie Bedienelemente
Die Etagengrundrisse blieben trotz Sanierung unverändert – die kleinen
Zimmergrößen legten die Umwandlung in ein Budget-Hotel nahe. Mit viel
Geschick wurde die Raumaufteilung der Zimmer neu konzipiert.
der Schalterserie future®
27
» Visionen
Alte Gebäude –
neue Konzepte
Eine Stierkampfarena wird zum Shopping-Center und ein Trockendock zum Museum: Umbauprojekte halten für Architekten mitunter die
ausgefallensten Herausforderungen bereit.
Doch auch wenn es darum geht, öffentliche
Gebäude bei gleichbleibender Nutzung zu
modernisieren, ist Fingerspitzengefühl gefragt,
wie die folgenden Beispiele zeigen.
Rogers Stirk Harbour + Partners: Las Arenas in Barcelona
Shoppen statt töten – so sieht künftig das Nutzungsprogramm der ehemaligen Stierkampfarena in Barcelona aus. Das majestätische Ziegelrund an
der Plaça Espanya stammt aus dem Jahr 1898 und stand bereits seit 1990
leer, da der Stierkampf in Katalonien zunehmend unpopulär geworden
war. Für den Umbau wurde das Gebäude komplett entkernt und mit vier
unterirdischen Geschossen unterkellert. Lediglich die prachtvolle MudéjarFassade blieb erhalten. Allerdings verliert sie ihre tragende Funktion und
wird nun von einem Ring aus stählernen Gabelstützen unterfangen, zwischen denen die Besucher das Gebäude betreten.
Nach der Wiedereröffnung in wenigen Monaten sollen in der Arena
45.000 Quadratmeter Nutzfläche und eine Tiefgarage für 1.200 Autos zur
dazwischen sind die einzelnen Nutzungen wie Tortenstücke eingefügt. In
der Mitte der Arena entsteht eine zentrale Eventfläche und ringsum eine
Mischung aus Läden und Freizeitangeboten. In das dritte und vierte Obergeschoss wird ein Multiplex-Kino einziehen. Ein sechsgeschossiger Neubauriegel an der Ostseite der Arena beinhaltet weitere Laden- und Restaurantflächen sowie vier Geschosse mit Büros.
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Rogers Stirk Harbour + Partners
Verfügung stehen. Vier große Baumstützen tragen das stählerne Dach;
Bjarke Ingels Group: Dänisches Seefahrtsmuseum in Helsingør
„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.“ Die dänische Bjarke Ingels Group (BIG) hat sich als Antwort auf das
berühmte Shakespeare-Zitat für Nichtsein entschieden: Sie versenkte ihren Entwurf für das neue dänische Seefahrtsmuseum komplett in ein stillgelegtes Trockendock in Helsingør. Das Relikt aus dem Industriezeitalter liegt an der
Zufahrt zu Schloss Kronborg, seines Zeichens UNESCO-Welterbe und Schauplatz der Hamlet-Saga. Ein nach außen
hin auffälliger Neubau verbot sich somit von selbst. Doch die Architekten versagten sich selbst die vom Bauherren
gewählte Strategie, das Dock einfach mit Museumssälen zu „füllen“. Stattdessen ordneten BIG die Ausstellungsflächen um das Dock herum an und durchkreuzten den so entstandenen, schiffsrumpfförmigen Innenhof lediglich mit
drei verglasten Fußgängerbrücken. Die Ausstellungsflächen sind in Form einer kontinuierlichen Endlossschleife
organisiert, deren Steigung 1:50 beträgt und somit von den Museumsbesuchern kaum wahrgenommen wird. Auch
hierfür halten die Architekten eine Analogie bereit: Auch die Erde sei ja eine Kugel, werde von den Menschen jedoch
Bjarke Ingels Group
so lange als ebene Fläche wahrgenommen, bis sie sich mit dem Schiff auf die offene See hinauswagten.
Höweler + Yoom
Höweler + Yoon: Rathaus in Boston
Der brutalistische, 1963 bis 1968 nach Entwürfen der Architekten Kallman, McKinnell and Knowles gebaute Betonbau des Bostoner Rathauses ist vielen Bürgern der Stadt ein Dorn im Auge. Die Bostoner Architektenkammer rief
daher im vergangenen Jahr einen Ideenworkshop zur Umgestaltung des Gebäudes aus. Der Vorschlag von J. Meejin
Yoon und Eric Höweler basiert auf einer klaren Anamnese: Das Gebäude sei zu isoliert, zu dominant und zugleich
IaN+: Belebung historischer Stadtzentren
zu unzugänglich für die Bevölkerung. Die beiden Architekten konzipierten eine mehrfach gefaltete, transluzente
In einem Beitrag zur diesjährigen Biennale
Hülle, die sich über das Gebäude legt und zugleich auf dessen Rückseite eine Zugangsrampe zum Dach bildet.
in Venedig verdeutlicht das römische Architekturbüro IaN+ seine Vision zur Wiederbelebung historischer Stadtkerne. Mit dem
Konzept des „City Recycle” soll ein urbaner
Erneuerungsprozess in Kraft treten. Die Idee
von IaN+ versteht sich als Dialog zwischen
Vergangenheit und Zukunft: Leerstehende
Gebäude werden im Innern ausgehöhlt und
mit neu gestalteten Wohneinheiten
bestückt – die historischen Fassaden bleiben
erhalten. Der hierfür entwickelte Prototyp
ist autark und nachhaltig konzipiert. Um ein
hohes Maß an Flexibilität und Individualität zu ermöglichen, basieren die einzelnen
Einheiten auf einem modularen System.
Durch eine offene Struktur in den unteren
Geschossen, in denen sich öffentliche Nutzungen wie Park- und Einkaufsmöglichkeiten, Arbeitsplätze sowie öffentliche Freiräume befinden, tritt das Gebäude in Interak-
IaN+
tion mit seiner Umgebung.
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Diller Scofidio + Renfro mit FXFowle:
Alice Tully Hall in New York
Die Alice Tully Hall war 1969 das letzte Gebäude des ursprünglichen Lincoln Center in New
York, das fertiggestellt wurde. Sie beherbergt
ein zweiteiliges Nutzungsprogramm: unten
den von der gleichnamigen Mäzenin gestifteten Konzertsaal mit 1100 Plätzen, oben die Räume der Juilliard School, einer der bedeutendsten Tanz- und Musikschulen der Stadt. Der
Umbauplan sieht vor, den bislang undurchsichtigen Sockel des Gebäudes von Pietro Belluschi
zu öffnen und durch eine mehrgeschossige
Glasfassade mit Seilnetzkonstruktion zu erset-
Form des Konzertsaals für die Passanten an der
West 65th Street sichtbar. Neben einem wesentlich größeren Foyer, neuen Proberäumen, erweiterten Umkleiden und einem neuen Lastenaufzug erhielt der Konzertsaal vor allem eine
akustische Runderneuerung, um ihn speziell
für Kammermusikkonzerte „fit“ zu machen.
Hierzu erhält der Saal samt allen Einbauten
(wie etwa der Logen) eine neue, akustisch wirksame Innenverkleidung aus afrikanischem
Moabiholz. Ein Teil der Verkleidungspaneele
besteht aus transluzentem Kunstharz mit Oberfläche aus Moabi-Furnier. Diese werden hinterleuchtet und versorgen den Saal mit der notwendigen Grundhelligkeit, sodass auf sichtbare
Beleuchtungskörper verzichtet werden kann.
FXFowle, Diller Scofidio + Renfro
zen. Auf diese Weise wird die geschwungene
» Zu Besuch
„Ich bin im Laufe der Jahre
respektlos geworden“
Anderhalten Architekten haben in den letzten Jahren mit umsichtig
durchgeführten Sanierungen viel Aufmerksamkeit erregt. Ihren Projekten
gelingt ein spannungsvoller Dialog zwischen Alt und Neu. Mit Bedacht
und gleichzeitig notwendiger Respektlosigkeit entsteht ein neues Ganzes,
das die Vorzüge des Altbaus herausarbeitet und ins richtige Licht stellt.
Von Britta Rohlfing
Zwischen Köpenicker Straße und südlichem Spreeufer in
In Cottbus haben Sie im letzten Jahr das Museum Diesel-
Berlin-Mitte liegt das Büro von Anderhalten Architekten –
kraftwerk fertiggestellt. Wo lagen die Herausforderungen?
umgeben von Industriebrachen und Gewerbehöfen im
Ausgangspunkt war ein Altbau, der fast nur aus einer
Gebäudekomplex des Deutschen Architekturzentrums. Das
Show-Fassade bestand. Um die gesamte Abwärme des Die-
ehemalige Fabrikgelände einer Werkzeugfirma entfaltet
selkraftwerks abweichen lassen zu können, wurden da-
durch Hofcharakter und weiß-grüne Ziegelornamentik
mals an die Außenwände keinerlei energetische Anforde-
ganz eigenen Charme – und es war eines der ersten Projek-
rungen gestellt. Außerdem besaß das Gebäude sehr große
te, das Anderhalten Architekten umsetzte. Mit dem 1995
Fensterflächen, da man bewusst die moderne technische
vollendeten Umbau profilierte sich das Büro; eine ganze
Kraftwerksausstattung zeigen wollte. Bei der Umnutzung
Reihe anspruchsvoller Sanierungen folgte, von denen jedes
zu einem Museum benötigt man zwar Tageslicht, jedoch in
einzelne Projekt die sensible Herangehensweise der Archi-
definiertem Umfang. Und natürlich brauchten wir eine
tekten verdeutlicht. „puls“ traf den jüngst an die Hochschu-
Fassade, mit der sich das Klima kontrollieren lässt – und
le Kassel berufenen Claus Anderhalten zu einem Gespräch.
keine, die mit dem Außenklima gekoppelt ist.
Herr Anderhalten, wie beginnen Sie die Arbeit an einem
Was überzeugte die Jury an Ihrem Konzept?
Sanierungsprojekt, wie sehen Ihre ersten Entwürfe aus?
Ich denke, es sind zwei Dinge, mit denen unserer Konzept
Zu Beginn analysieren wir den Altbau ganz detailliert. Ein-
beeindrucken konnte: als Erstes die Eingangssituation. Da
mal mehr hinschauen heißt unsere Devise, damit wir eine
haben wir uns ganz klar über die Vorgaben der Denkmal-
umfassende Kenntnis von dem erlangen, mit dem wir arbei-
pflege hinweggesetzt. Das, was Sie heute verwirklicht
ten. Dann stellt sich die Frage, gehen Alt und Neu zusam-
sehen, ist der kleinste gemeinsame Nenner. Der Eingang
men? – oder geht beides auseinander und steht im Gegen-
liegt an prominenter Stelle. Eigentlich durfte die Wand –
satz zueinander? In dem Ansatz, den ich meist verfolge, gehen
eine feingliedrige Ziegelwand aus Gittermauerwerk – laut
alte und neue Elemente eine Art Symbiose ein, sodass beide
Denkmalpflege nicht verändert werden. Doch für mich war
einander leben lassen und sich für beide ein Gewinn ergibt.
diese Wand die einzig richtige Stelle im Baukörper. Wir
32
Alte Hülle – neuer Kern. Die
ehemalige Produktionshalle
wird durch das Haus-im-HausPrinzip zur Heimat der Fachhochschule Wildau. Ein transparenter Glaskörper – in der
Hallenmitte eingestellt – fasst
Hörsaal und Seminarräume.
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Ursula Böhmer (o.), Werner Huthmacher
Werner Huthmacher
Einprägsame Wandlung: Ein denkmalgeschützter 1950er-Jahre-Bau wird fulminant erweitert und aufgestockt. Die goldene, reliefartige
Fassade schenkt der Hochschule für Kunst und Design Halle ein Markenzeichen und liefert eine Anspielung auf das Industriedesign.
Claus Anderhalten, Hubertus Schwabe, Wolfgang Schöning und Petra VondenhofAnderhalten haben sich mit Projekten im Bereich Sanierung und Umnutzung einen
Namen gemacht: das Deutsche Architekturzentrum, die Hochschule für Musik
„Hanns Eisler“, die Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt in Berlin
oder der Umbau für die Technische Fachhochschule Wildau sprechen für einen
sensiblen und doch entschiedenen Umgang mit historischer Substanz.
haben vier Öffnungen für Türen hineingeschnitten, um so
eine Eingangssituation zu schaffen. Zum anderen haben wir
ein Haus-im-Haus-Konzept entwickelt, das die Ausstellungskörper konsequent von der Innenseite des Altgebäudes
abrückt. So konnten wir Räume entwickeln, die die nötigen
Parameter besitzen, um auch empfindliche Exponate wie
Grafiken, Fotografien oder Ölgemälde zeigen zu können.
Auch bei der Fachhochschule Wildau setzen Sie auf ein
Haus-im-Haus-Konzept. Was gab hier den Ausschlag ?
Die Gründe für die Entscheidung waren bei diesem Projekt funktionaler Art. Die ehemalige Produktionshalle, in
der Schwermaschinen gefertigt wurden, besitzt eine
Grundfläche von 4.000 Quadratmetern. Bei solch großen
Hallen steht man vor dem Problem, dass die großräumige
Nutzung in kleine Segmente aufgeteilt werden muss.
Unser Ansatz war, einen fast durchweg transparenten
Andreas Meichsner
Körper einzustellen, in dem ein Hörsaal, Seminarräume
und Labore untergebracht sind, und die Produktionshalle
nach oben dem Tageslicht zu öffnen. So entsteht zum
einen ein Kontrast zwischen der spröden Ästhetik der
Außenhülle, die wir nicht restauriert, sondern so belassen
puls 03 | 2008
» Zu Besuch
haben und an der man spürbar ablesen kann, wie die Leu-
zu respektieren auf der einen Seite, aber gleichzeitig eine
te dort malocht haben. Und zum anderen bekamen wir
gewisse Respektlosigkeit dem Altbau gegenüber an den
eine glatte Stahl-Glas-Architektur, die sehr funktional das
Tag zu legen, die ihn dann noch stärker macht. Sodass der
Raumprogramm auf zwei Etagen stapelt. Man sitzt heute
Kontrast zwischen Alt und Neu noch größer wird – gleich-
in diesem inneren Glashaus, schaut durch die Glasfassade
zeitig geht es mir darum, dass das Neue, das geschaffen
auf die alte Fassade und durch diese hindurch nach drau-
wird, das Ganze in eine homogene und harmonische Ein-
ßen. Wir wollten ganz klar das erhalten, was Charakter
heit verwandelt. Das mag schizophren klingen, aber mei-
hat und die Aura des Industriebaus ausmacht.
ne Erfahrung zeigt mir, dass es funktioniert.
Sie haben mittlerweile vielfältige Erfahrungen mit Sanie-
Als Beispiel für Ihre „neue Schamlosigkeit“ könnte man
rungsprojekten gesammelt. Wo liegen Ihrer Ansicht nach
die Hochschule für Kunst und Design in Halle bezeichnen ...
oftmals die Probleme?
Ja, der Kontrast zum Altbau ist dort sehr stark. Die Schwie-
Schwierig ist immer, die Kosten des Projekts unter Kontrolle
rigkeit lag darin, dass man auf zwei Gebäude Rücksicht
zu halten. Letzten Endes sind es alles Unikate, die wir bear-
nehmen musste. Denn das Hauptgebäude, eine Jugendstil-
beiten. In unserer täglichen Arbeit sind wir gefordert, Son-
villa, war in den 1950er-Jahren bereits durch einen Anbau
der- und Einzellösungen zu entwickeln. Außerdem gilt es,
erweitert worden, den wir wiederum nun noch einmal
mit der Erwartungshaltung der Bauherren umzugehen, die
erweitern sollten. Die Strukturfassade der neuen Gebäude-
oft erwarten, dass ein Gebäude alles können muss. Meiner
teile, eine sehr präsente Goldfassade, die die Geschosse
Meinung nach muss man die Unzulänglichkeiten eines Alt-
überspielt, nimmt den Bau aus den fünfziger Jahren in die
baus akzeptieren und damit leben wollen. Ich bin nicht in
Zange und nähert sich so der Jugendstilvilla an. Die neue
der Lage, einen Altbau auf Neubaustandard zu bringen.
Fassade sucht bewusst die Kommunikation zur Villa. Da
prallen zwei Welten aufeinander.
Hat sich Ihre Herangehensweise mit der Zeit verändert?
Ursula Böhmer
Gelungene Transformation in
Cottbus: Ein zentral gelegenes
altes Dieselkraftwerk verwandelte sich in ein attraktives
Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst.
Nach 15 Jahren Arbeit habe ich mir eine gewisse Respekt-
Welche interessanten Umbauprojekte warten in der nahen
losigkeit angeeignet, die ich vor 10 Jahren noch nicht
Zukunft auf Sie?
besaß. Früher gab es immer eine Abstandsfuge, so eine Art
Ein aktuelles Thema, das mich sehr reizt, ist der Umbau von
Schamfuge zwischen Alt und Neu. Ich war froh, wenn
Kirchen. Das sind besondere Orte, die sehr erhaben sind, an
irgendwo noch ein transparentes Treppenhaus dazwi-
denen Transzendentales mitschwingt. Das ist schon etwas
schenpasste. Das ist heute kein Thema mehr. Ich versuche
ganz Besonderes, wenn man so einen Ort umbauen darf.
» Workshop
AIT WORKSHOP
HAUS-TECHNIK-ZUKUNFT
Workshop
„Haus-Technik-Zukunft“
Wir sehen vor unseren Augen,
wie die Technik und die vielseitigen Programmierungsmöglichkeiten sich mit rasender Geschwindigkeit entwickeln. Kein Mensch
kann diese technische Entwicklung voll begreifen, muss sie
Welches Potenzial in moderner Gebäudeinstallationstechnik steckt, haben mehr als
vierzig Architekten, Innenarchitekten und
Fachplaner gemeinsam mit Busch-Jaeger
während der Workshopreihe „Haus-TechnikZukunft“ erforscht. puls stellt in jeder
Ausgabe ein Projekt vor.
aber bedienen können. Der
Schlüssel zum Erfolg der Technik
liegt beim Interface zwischen
Mensch und Technik … der
Schaltung.
Hier dargestellt ist ein Vorschlag, wie die Schalter der
Zukunft sich in den nächsten Jahren entwickeln könnten. Eine
Glasscheibe, die sich mit der
Entwurf Heidi Fletcher Bothe Richter Teherani
Zeit in einen Minibildschirm entwickelt und die Schalt- und Programmierungsmöglichkeiten mit
Eine sich rasant entwickelnde Technik ist der Ausgangs-
Voice-Control bedienen lässt.
punkt aller Überlegungen von Heidi Fletcher. Hinter ihrer
Dieser eine Schalter würde meh-
Entwurfsidee steht der Gedanke, auch technikunerfahrenen
rere Schaltfunktionen überneh-
und älteren Menschen den Zugang zu intelligenter Technik
men. Von Licht, Lüftung und
zu verschaffen. Eine Möglichkeit hierfür sieht die Hambur-
Wärme über Musik und Sicher-
ger Architektin in der stufenweisen Einführung eines sich
heit bis zu allen elektrisch kon-
immer weiter entwickelnden Schalters. Zu Beginn von
trollierten Geräten.
Fletchers Schalterreihe steht ein Wippschalter, der sich an
Bekanntes anlehnt und lediglich im Material – kein Rah-
Am Ende lässt sich auch die
men, vollständige Fertigung aus Glas – eine Neuerung auf-
Bedienungsscheibe mitnehmen,
weist. Über die Jahre entwickelt sich das Produkt: Neue
sodass man dann aus der Entfer-
Funktionen werden eingeführt, und der Schalter kann indi-
nung ein Gebäude bedienen kann.
viduell an die jeweiligen Räumlichkeiten angepasst werden. In einem weiteren Schritt wandelt er sich zum Bildschirm, den man mit Touchscreen oder per Handy bedienen
kann. Endziel in Fletchers Entwicklungsvorstellung ist ein
Steuerungselement, mit dem man per Voice-Control
Elemente wie Heizung, Wärme, Jalousien allein durch die
Stimme regeln kann. Wie nah sie sich mit ihrer Idee schon
in der Realität bewegt, zeigt das aktuelle Busch-ComfortPanel. Als zentrales Steuerungselement besitzt es bereits die
Verknüpfung aller gewünschten Eigenschaften, lediglich an
der Sprachsteuerung müsste noch gearbeitet werden ...
36
GLASWIPPSCHALTER OHNE
RAHMEN.
GLASWIPPSCHALTER – VON HINTEN
BELEUCHTET.
WIPPSCHALTER – GROSSFORMAT ALS MINI-BILDSCHIRM MIT
GRUPPIERTER FUNKTIONSSCHALTUNG UND INDIVIDUELLLER
GESTALTUNG.
GLASWIPPSCHALTER – MIT DIMMERFUNKTION
UND VARIABLER GESTALTUNG.
WIPPSCHALTER – GROSSFORMAT ALS MINI-BILDSCHIRM MIT
GRUPPIERTER FUNKTIONSSCHALTUNG, INDIVIDUELLER
GESTALTUNG UND INTEGRIERTER FUNKTECHNIK.
„HALLO, ICH BIN HERA. ICH BIN DEIN VOICE-CONTROL-SCHALTER FÜR ALLE
ELEKTRISCH GESTEUERTEN GERÄTE IM GANZEN GEBÄUDE“.
GLASWIPPSCHALTER – DOPPELT MIT
GRUPPIERTER FUNKTIONSSCHALTUNG.
WIPPSCHALTER – ALS MINI-BILDSCHIRM
MIT TOUCH-CONTROL UND
INDIVIDUELLER GESTALTUNG.
» Material
Glas
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch
was denken Architekten über „Material-Klassiker“
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.
Antworten von Eike Becker
Welchen Reiz übt Glas auf Sie aus, welche Rolle weisen Sie dem
Material in Ihrer Architektur zu?
Gläserne Gebäude stehen wie keine anderen für unsere Zeit und
sind Ausdruck meines Lebensgefühls. Gerade dieses Baumaterial
bietet uns heute durch die Entwicklungsschritte der letzten Jahrzehnte architektonische Möglichkeiten, die keine Generation von
Baumeistern und Architekten vor uns gehabt hat.
Glas ist ein transparentes Material, das mit seinen Eigenschaften
aus der Architektur nicht mehr wegzudenken ist. Wird sich sein
Einsatzgebiet noch weiter vergrößern?
Glas ist die Materialisierung des Immateriellen und die Immaterialisierung des Materiellen zugleich. Ich gehe davon aus, dass sich
Glas als Baustoff deutlich weiterentwickeln wird, seine thermischen, akustischen und veränderbaren Qualitäten weiter verbessern wird.
Welche Eigenschaften wünschen Sie sich für das Material Glas,
die es momentan noch nicht besitzt?
Wir warten immer noch auf das Glas, das auch im großflächigen
Bereich eingesetzt werden kann und seine bauphysikalischen Eigenschaften an die Witterungsbedingungen von außen sowie an die Bedürfnisse von innen anpassen kann. Wir warten auf die photochromatischen Baugläser und die Gläser, die sich zu Bildschirmen verändern können. Warum kann Glas heute noch nicht in großem Maßstab leuchten, die Farbe verändern, wärmen, kühlen, informieren,
Transparente Fassadengestaltung:
Hauptverwaltung der Stadtwerke Neuss
von Eike Becker_Architekten
Jens Willebrand (l.),raumprobe
Medium sein für Filme, Bilder und Texte, biegsam und leicht sein?
Gebäudesystemtechnik – durchdacht bis ins Detail
Intelligente Gebäudesteuerung schafft für die Bewohner
zu Stör- und Alarmmeldungen komfortabel regeln. Doch
Freiräume und steigert Komfort, Energieeffizienz und
darüber hinaus zeigt das Busch-ComfortPanel einen erheb-
Sicherheit. Busch-Jaeger bietet mit dem Busch-ComfortPa-
lich erweiterten Funktionsumfang: Busch-Jaeger vernetzt
nel ein neues Tool, das die Funktionen des Controlpanels
konsequent die Bereiche Infotainment, Entertainment und
noch erweitert. Basierend auf der KNX-Gebäudesystem-
intelligente Haussteuerung und integriert sie in einer zen-
technik fungiert das Busch-ComfortPanel als zentrales
tralen Steuerungseinheit. Ganz neue Perspektiven eröff-
Steuerungselement – wie gewohnt lassen sich alle Berei-
nen sich dadurch den Nutzern – das private Umfeld kann
che des „intelligenten Wohnens“ von der Heizung und Kli-
durch diese technische Innovation nicht mehr nur funktio-
matisierung über Lichtregelung und Sonnenschutz bis hin
nal, sondern auch erlebnisorientiert gestaltet werden.
40
puls 03 | 2008
» Einblicke
Intelligente Steuer- und Kommunikationszentrale
Zu den innovativen Neuheiten, die das Busch-ComfortPa-
Farbkonzept, das einer Funktion – zum Beispiel Beleuch-
nel bietet, gehört die Möglichkeit, sich IP- und LAN- bzw.
tung, Jalousie, Heizung oder auch einer Lichtszene – eine
WLAN-basierte Anwendungen aus den Bereichen Home-
Farbe zuordnet. Die Beschriftung der Bedienflächen kann
Entertainment und IP-basierte Kommunikation anzeigen
aufgrund der Farborientierung entfallen – denn Farbe ist
und steuern zu lassen. Das Busch-ComfortPanel kann
eine Kennzeichnung, die international verstanden wird.
somit als eine intelligente Ergänzung zum privaten Inter-
Gestalterisch orientiert sich das Busch-ComfortPanel an
net-PC verstanden werden – und es kann diesen sogar
dem mehrfach designpreisgekrönten Controlpanel. Der
teilweise ersetzen. Die Bewohner verfügen nicht nur über
vergrößerte hochauflösende 9-Zoll-LCD-Bildschirm im
eine Steuerungseinheit für die gesamte Gebäudesystem-
16:9-Format zeigt alle Darstellungen wie die Struktur des
technik, sondern gleichzeitig über eine leicht zu bedie-
Hauses im Grundriss oder als Raumbild deutlich erkenn-
nende Kommunikationszentrale. Den aktuellen Wetterbe-
bar. Eine weitere Besonderheit des Busch-ComfortPanel ist
richt oder den Börsenticker im Internet abrufen, E-Mails
das Energiemonitoring. Das Panel kann Verbrauchsdaten
empfangen, die Lieblingsmusik vom integrierten MP3-
wie den aktuellen Stromverbrauch in Form von Diagram-
Player über die angeschlossenen Aktivlautsprecher
men visualisieren und leistet damit einen wesentlichen
abspielen, Videoclips ansehen – all das ist mit dem neuen
Beitrag zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäu-
Busch-ComfortPanel möglich. Das Bedienkonzept des
den. Es ist in den Ausführungen Glas weiß und Glas
Panel ist dabei so einfach, dass es sogar Kindern gelingt,
schwarz in Kombination mit Chrom bzw. Aluminium
es sicher zu bedienen. Als Basis dient ein innovatives
gebürstet lieferbar.
Anwendungen aus den Bereichen Home-Entertainment, Internet oder Videoüberwachung könnnen mit dem Busch-ComfortPanel zentral gesteuert werden. Der
hochauflösende 9-Zoll-LCD Bildschirm lässt sich einfach und intuitiv bedienen.
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» Denkanstoß
Welche Fußballmannschaft
spielte in den Ruinen des
Çiragan Palace Fußball?
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage. Die
Gewinner erhalten ein Set „Stadtplätzchen“ – gebackene
Architekturen, inklusive eines Architekturführers der
enthaltenen Gebäude – als Belohnung.
Ausfüllen, kopieren und faxen an:
+49 (0)1805-66 99 09
E-Mail an: [email protected]
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig
regelmäßig frei Haus zu.
Vorschau puls 01-2009:
Wohnen
Antwort
Großzügig im städtischen Loft, minimalistisch
Der Name der Fußballmannschaft, die in den Ruinen des Çiragan Palace
Industriedenkmal – puls 01-2009 zeigt Trends
Fußball spielte, lautet
und neueste Projekte zum Thema Wohnen.
auf kleinstem Raum oder stilvoll im sanierten
Name
Christa Lachenmaier
Büro
Straße
Wohnen im Industriedenkmal – Grube Carl, Astoc Architects & Planners
PLZ/Ort
Impressum
Telefon
Fax
puls
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur
E-Mail
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
Zu gewinnen:
Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger
zweimal je fünf Dosen Stadt
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.gkt-publishing.de
Plätzchen – „gebackene Archi-
ein Architekturführer bei. Der/
Redaktion:
Dieter Lautz, Thomas K. Müller,
Britta Rohlfing, Jakob Schoof,
Christiane Schulte, Mirko Simon
die Gewinner/in wird in der
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
tekturen“ aus Deutschlands
www.stadtplaetzchen.de, Kempinski (l.)
Metropolen. Jeder Dose liegt
nächsten Ausgabe von „puls“
veröffentlicht. Gewinner des
letzten Preisrätsels sind Michael
Naß, Gelsenkirchen, sowie A.
und M. Buchen, Remscheid.
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
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puls 03 | 2008
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Die Zukunft ist da.
03 | 2008