2 - Main-Post

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Lokalseiten
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Zukunft in
zehn Etappen
Würzburgs neuer Stadtteil:
Jahrzehntelang waren die
Leighton Barracks abgeriegelt –
jetzt wird rasant geplant und gebaut.
Von unseren Redaktionsmitgliedern
ANDREAS JUNGBAUER
UND KARL-GEORG RÖTTER
WÜRZBURG Das Areal an der östlichen
Stadtgrenze zu Gerbrunn ist ungefähr so
groß wie die Würzburger Innenstadt innerhalb des Ringparks: Auf 134,5 Hektar
erstrecken sich die ehemaligen Leighton
Barracks. Benannt nach dem 1944 gefallenen US-Hauptmann John A. Leighton
war die Kasernenanlage rund um den
früheren Gerbrunner Flugplatz über
sechs Jahrzehnte lang ein wichtiger
Fleck auf der Landkarte der US-Militärs:
1945 bis 1955 und 1996 bis 2006 war
die 1. US Infanterie Division („Big Red
One“), von 1958 bis 1996 die 3. US Infanterie Division hier stationiert.
In Spitzenzeiten lebten bis zu 10 000
US-Soldaten, Zivilangestellte und Familienangehörige in Würzburg – seit
den Terroranschlägen von 2001 noch
strenger abgeschirmt als in den Jahren zuvor. Da waren viele Würzburger
noch regelmäßig im Amerikaner-Viertel zu Besuch, zum Eisschlecken bei
der traditionellen Freundschaftswoche oder zum Einkauf in dem erst 1998
eröffneten PX Einkaufszentrum, dem
größten in Europa.
Als US-Präsident Bush im Sommer
2004 die Rückholung zigtausender GIs
in die USA ankündigte, bröckelte auch
der Standort Würzburg. Schon damals
wurden im Rathaus Schubladenpläne
für den Tag X des kompletten Abzugs
erarbeitet. Er kam schneller als erwartet. Im April 2007 wurde das nahe Ende
erstmals von den Amerikanern bestätigt. Noch im Dezember trat der eigens
gegründete Konversionsausschuss des
Stadtrates erstmals zusammen.
Im Juni 2008 flossen Tränen – beim
Abschied der letzten Schüler aus der
High School. Die allerletzte Fahne holten die US-Truppen am 14. Januar 2009
in den Leighton Barracks ein und übergaben die Schlüssel an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima).
Wo keine Kaserne, keine „Barracks“
mehr sind, musste auch ein neuer
Name für den Stadtteil her – wobei der
gar nicht so neu ist: Ohne zu experimentieren, verständigte sich der Stadt-
rat auf die geografisch schon eingeführte Bezeichnung „Hubland“. Rund
4500 Menschen sollen in dem neuen
Quartier einmal leben.
Auch alte Straßennamen werden in
Kürze ausgetauscht. US-Verfassungsväter wie Thomas Jefferson oder James
Madison müssen verdienten Würzburger Wissenschaftlern wie Oswald Külpe oder Emil Fischer Platz machen.
Zumindest in dem 39 Hektar großen
Erweiterungsgebiet der Universität.
Ein gutes Viertel der ehemaligen Kaserne hat sich die Uni für ihren neuen
„Campus Nord“ herausgeschnitten.
Nur wenige Monate nach Schlüsselübergabe durch die Amerikaner hat der
Freistaat – unter tatkräftiger Mithilfe
von Würzburgern Landespolitikern –
die Uni-Fläche angekauft.
Das Tempo des Übergangs in diesem
Bereich ist bemerkenswert. „Noch nie
in der Bundesrepublik hat eine Konversion in dieser Geschwindigkeit stattgefunden“, ist Uni-Pressesprecher Georg
Kaiser überzeugt. Grund zur Eile gibt
es: Es drängt im Mai der doppelte Abiturjahrgang auch an die Würzburger
Universität. Mit Beginn der Sommervorlesungen am 2. Mai ist damit ein
großes Stück der ehemaligen Leighton
Barracks wieder für die Öffentlichkeit
zugänglich. Mit ihrem Ausbau zieht
die Uni aktuell als Lokomotive die Entwicklung des neuen Stadtteils. Weitere
Motoren sind die Ausrichtung der Landesgartenschau 2018 auf dem Konversionsgelände sowie die Planung einer
neuen Straßenbahn.
Den neuen Stadtteil systematisch
zu entwickeln – das ist eine Herkulesaufgabe. Der auf diesen Seiten gezeigte
Rahmenplan ist ein Zwischenergebnis.
Daran mitgewirkt haben voran Würzburgs Stadtplaner, aber auch Stadträte
und Bürger über eigene Planwerkstätten und schließlich Architekten aus
ganz Deutschland in einem städtebaulichen Wettbewerb. Den Siegerentwurf
gilt es nun zu verfeinern.
Die Prämisse haben wortgleich der
amtierende Oberbürgermeister und
seine Vorgängerin formuliert: „Die
Umwandlung der Leighton Barracks
ist für Würzburg eine Jahrhundertchance.“
Ende nach über 60 Jahren: Im Juni 2008 schlossen die amerikanischen Schulen in den Leighton Barracks, die Sternenbanner wurden eingeholt.
FOTO: THERESA MÜLLER
1
Quartier 1:
Am Frauenland
In diesem Quartier wird die erste neue Wohnbebauung in dem neuen Stadtteil realisiert werden. Damit soll
gleich zu Beginn der Entwicklung die
Verbindung zum Stadtteil Frauenland hergestellt werden. Dieses Quartier stellt
eine Weiterführung der bestehenden
Bebauungsstrukturen des Frauenlands
dar. Geplant sind unterschiedliche
Bauformen wie Einzel- und Doppelhäuser
nach Westen, Stadt- und Reihenhäuser
im Zentrum sowie viergeschossige
Wohngebäude am Rand zum Park. Das im
Park gelegene Casino soll erhalten bleiben und für gastronomische Zwecke sowie für Veranstaltungen genutzt werden.
Realisierung: 2012 bis 2014.
2
Quartier 2:
Am Leighton-Park
Neben Wohn- sind auch stadtraumbelebende Nutzungen in diesem Quartier
vorgesehen. Im Kino und benachbarten
Gebäuden sollen Einrichtungen für die
Nahversorgung (auch für das in dieser
Hinsicht unterversorgte Frauenland)
untergebracht werden: Vollversorger,
Lebensmittel-Discounter, Getränkemarkt,
Drogeriemarkt. Südlich davon entsteht
als großflächiger Grünbereich der
Leighton-Park. Westlich angrenzend ist ein
Kinderspielbereich vorgesehen. Die Mannschaftshäuser im Norden, die idyllisch
zwischen altem Baumbestand im Grünen
liegen, sollen für Wohnzwecke erhalten
bleiben. Als Bauzeit sind die Jahre 2015
bis 2017 vorgesehen.
3
Quartier 3:
An der Landebahn
Dieses Gebiet soll von West nach Ost
entwickelt werden, wobei die Mannschaftshäuser im Osten erhalten und ins
Wohngebiet integriert werden können.
Auf jeden Fall bestehen bleiben und als
solche weiter genutzt werden soll die
Sporthalle, der ehemalige Tower und die
Verwaltungsgebäude neben der Halle
können für kulturelle und soziale Zwecke
genutzt werden. In nördlicher und östlicher Richtung entsteht ein Wohngebiet
mit unterschiedlich dichter Bebauung. Mit
dem sog. Kartoffeldenkmal befindet sich
das einzige denkmalgeschützte Bauwerk
im gesamten neuen Stadtteil. Die Realisierung dieses Quartiers soll abschnittsweise
von 2015 bis 2020 erfolgen.
4
Quartier 4:
Kürnacher Berg
Im östlichen Bereich des neuen Stadtteils werden sich die Nutzungen nahezu
ausschließlich auf Wohnen beschränken.
Unterschiedliche Wohnformen sollen
unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse berücksichtigen: Etagenwohnen
sowie Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser sind hier vorgesehen. In nördlicher
Richtung sind auch Einzelhäuser auf
größeren Grundstücken denkbar. Zu
einem besonderen Wohnprojekt soll
die „Alte Flugschule“ am nördlichen
Rand umgebaut werden. Zwischen den
bebauten Wohngrundstücken sind immer
wieder Grünbereiche, Begegnungszonen
und Kinderspielplätze vorgesehen. Die
Realisierung ist etwa für 2021 geplant.
5
Quartier 5:
Am Gerbrunner Tor
Mit der Fertigstellung dieses Bereichs soll der neue Stadtteil Hubland
seinen Abschluss finden. Auch hier sind
ausschließlich Wohnflächen vorgesehen.
Unweit dieses künftigen Wohngebiets
befindet sich eine der Zufahrten in den
Stadtteil. Dieses Gebiet liegt direkt an der
Stadtgrenze zur Gemeinde Gerbrunn. Die
beiden Wohngebiete Kürnacher Berg und
Am Gerbrunner Tor werden durch einen
großzügigen Grünbereich miteinander
verbunden. Das markante Gerbrunner Tor,
das als östliche Einfahrt ins ehemalige Militärgelände diente, soll nach Möglichkeit
erhalten werden, heißt es in der Masterplanung. Dieser Bereich soll bis zum Jahr
2024 realisiert werden.
6
Quartier 6:
Am Hubland Nord
Dieses Gebiet in nächster Nähe zum
neuen Uni-Campus soll sowohl für
studentisches Wohnen /Wohnheime und
Geschosswohnungsbau) als auch für
universitätsnahe gewerbliche Nutzungen,
die den Unibetrieb nicht beeinträchtigen,
sowie für Institute und Forschungseinrichtungen dienen. Erstes sichtbares Ergebnis
für diese außeruniversitäre Entwicklung
wird das Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE) sein, das im südlichen
Bereich dieses Gebiets entstehen wird.
Das ZAE soll bis 2014 fertiggestellt sein,
der restliche Bereich bis spätestens 2018.
Auch die Kommission für Stadtbild und
Architektur hat sich mit dem Entwurf für
das ZAE befasst und ihn für gut befunden.
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Quartier 7:
Skyline Hill
Ähnlich wie im westlichen Bereich Hubland Nord soll auch im östlich gelegenen
Gelände Skyline Hill Platz für universitätsnahe Forschungseinrichtungen, Institute
oder Gründerzentren entstehen. In diesem
Bereich befindet sich auch die Wendeschleife der neuen Straßenbahnlinie 6,
die bis 2018 zur Landesgartenschau ihren
Betrieb aufnehmen soll. Hier können
zum einen Neubauten entstehen, es ist
aber auch denkbar, zumindest vorerst
auch bereits bestehende Gebäude zu
nutzen. Die Erschließung dieses Bereichs
soll über die Kitzinger Straße erfolgen,
was einen neuen Knoten voraussetzt. Als
Realisierungszeitraum ist das Jahr 2015
vorgesehen.
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Quartier 8:
Uni-Campus Nord
Die Universität hat mit der Erweiterung
um 39 Hektar ihren Hubland-Campus
nahezu verdoppelt. Seit Januar 2010
wird umgebaut: 60 Firmen sind damit
beschäftigt, sieben Wohngebäude, einen
Anbau der Ex-High School und die frühere
Middle School in Lehreinrichtungen umzuwandeln. Rund 10 000 Quadratmeter
Hauptnutzfläche entstehen dadurch für
die Uni, die bis Mai 2011 Platz schaffen
muss für 3300 zusätzliche Studenten. Andere Gebäude aus der US-Zeit sind so gut
in Schuss, dass sie die Uni ohne großen
Aufwand für eine Zwischennutzung übernehmen kann. An Räumlichkeiten wächst
die Hubland-Uni damit zunächst um ein
knappes Fünftel.
9
Brücke für die
Universität
Sie ist eine viel befahrene Achse
zwischen Gerbrunn und dem östlichen
Landkreis nach Würzburg: die Straße
„Am Galgenberg“. Bis dato führt sie
an der Hubland-Uni vorbei. Nach deren
Erweiterung in den Ex-Leighton-Barracks
durchschneidet die Straße den Campus
und – das so genannte „grüne UniBand“, das Alt- und Neugelände bis zum
Landesgartenschau-Areal verbindet. Für
die Studenten soll möglichst schnell eine
Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die
Straße gebaut werden, „großzügig“, wie
Ralf Drewing vom Staatlichen Bauamt
versichert. 2,7 Millionen Euro soll sie
kosten. Drewing hofft, dass die Mittel im
April vom Freistaat freigegeben werden.
10
Landesgartenschau
2018
Eigentlich wollte Würzburg die Landesgartenschau (LGS) auf den ehemaligen
Leighton Barracks schon 2016 ausrichten. Da bekam Bayreuth den Zuschlag.
Mittlerweile ist man im Rathaus gar nicht
mehr so unglücklich, zwei Jahre mehr
Zeit zur Vorbereitung zu haben. „Auf
Augenhöhe mit der Festung Marienberg“
lautet im Jahr 2018 das Motto. Wie ein
rechter Winkel legt sich das 24,5 Hektar
große LGS-Gelände um den Uni-Campus
herum und nimmt das frühere Flugfeld
auf. Neben der üblichen Blumen- und
Pflanzenschau soll u.a. eine ökologisch
orientierte Bauausstellung stattfinden.
Thematische Schwerpunkte sind Wissens-,
Wohn- und Freizeitlandschaft.
Konversion nicht nur am Hubland
Faulenberg-Kaserne, Hospital, Lincoln-Housing
WÜRZBURG (Rö.) Die Umwandlung
des früheren Leighton-Areals zum
neuen Stadtteil Hubland ist das mit
Abstand größte Konversionsprojekt
in Würzburg, aber der Abzug der USTruppen hat auch an anderen Stellen
große Flächen frei werden lassen. Mit
12,5 Hektar ist das Gelände der Faulenberg-Kaserne an der Nürnberger Straße, die seit Sommer 2007 leer steht, das
zweitgrößte.
In dem dort geplanten „Aumühlpark“ sind überwiegend gewerbliche
Nutzungen vorgesehen.Einige Gebäude sollen erhalten und kulturell genutzt werden. Außerdem sind groß-
zügige Grünflächen bis zur Kürnach
geplant. Auch eine Straßenbahntrasse
ist in den Planungen freigehalten.
Die sechs Wohngebäude der sog.
Lincoln Housing Area (drei Hektar)
an der Rottendorfer Straße wurden an
verschiedene private Investoren veräußert. Hier sollen neue Wohnungen
entstehen.
Das frühere US-Hospital, das Ende
2007 geschlossen wurde, wurde an die
Nürnberger Maiberg Wohnungsbau
GmbH verkauft. Auf der sechs Hektar
großen Fläche entsteht die Wohnanlage „Mönchberg Park“ mit über 150 Eigentumswohnungen.
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Blick zum Fenster, Blick zur Tür: Im SKZ-Wohnheim in der Frankfurter Straße in der
Zellerau sind die Räume genormt. Die Bilder von Fotografie-Student Semen Amanuylov
zeigen, wie vier Studenten ihre Zimmer eingerichtet haben.
FOTOS: SEMEN AMANUYLOV, FH WÜRZBURG
Wohnheime des Studentenwerks (2439 Wohnplätze)
1 Straubmühlweg 11, Grombühl (362)
Universitäts- und
Fachhochschulgebäude
2 Josef-Schneider Str. 9, Grombühl (150)
3 „Internat. Haus“, Friedenstr. 2, (167)
4 „Haus Berlin“, Zürnstr. 1-9 (265)
5 Zürnstr. 2, Frauenland (139)
6 Leo-Weismantel-Str. 1, Frauenland (410)
7 Am Galgenberg 52, Frauenland (342)
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8 Am Hubland 16, Frauenland (372)
Oberdürrbacher Str.
9 Peter-Schneider-Str. 3-9, Frauenland (144)
10 Casteller Platz 3-4, Gerbrunn (88)
GROMBÜHL
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8 Kolping-Studentenw., Rittergasse 12, (69)
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10 Haus St. Lioba (nur Frauen), Berliner Platz 3 u. 4 (50)
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11 Wohnheim des CVJM, Wilhelm-Schwinn-Platz 2 (18)
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9 St. Michael-Wohnheim, Salvatorstr. 7 (18)
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Neubauprojekte
1 Aumühl-Center, Urlaubstr. (260 Plätze)
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7 BLLV Studentenwohnheim, Marianhillstr. 6 (172)
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Wohnheime anderer Träger (1028 Wohnplätze)
1 Thomas-Morus-Burse, Hofstallstr. 4a (56)
2 Edith-Stein-Haus, Martin-Luther-Str. 13 (68)
3 Karls-Burse, Peter-Schneider-Str. 1 (57)
4 Christophorus-Haus, St. Benedikt-Str. 16 (57)
5 Ferdinandeum, Schlörstr. 2 (120)
6 Wohnheim Adam Stegerwald, Gneisenaustr. 24 (343)
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Der Bauherr des Aumühl Centers plant hier
ein Wohnheim für Studierende und Personal
der Unikliniken mit 260 Plätzen. Beim vierten
Anlauf ist das Bauvorhaben mit zwei neungeschossigen Wohntürmen Ende Januar von
der Kommission für Stadtbild und Architektur
genehmigt worden. Diese hatte zuvor die
niedrige Wohnqualität bemängelt. Die Planung kann nun fortgesetzt werden.
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Leighton-Areal
Das Studentenwerk will hinter dem neuen
Zentrum für Angewandte Energieforschung
(ZAE) ein Wohnheim mit 150 Plätzen errichten. Hierfür stünden rund 3,8 Millionen Euro
Fördermittel zur Verfügung. Das Projekt
kommt aufgrund von Uneinigkeiten zwischen
Stadt und Studentenwerk sowie Bima und
Studentenwerk aber nur schleppend voran.
Geplanter Baubeginn: Frühjahr 2012.
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Peter-Schneider-Straße
Hier hat das Studentenwerk für etwa 5,2 Millionen Euro bereits zwei Gebäude saniert und
144 Plätze geschaffen. Die beiden anderen
Häuser mit 95 Plätzen wurden abgerissen. Bis
Oktober 2012 soll ein neues Wohnheim für
146 Studenten entstehen. Die Kosten werden
sich auf etwa neun Millionen Euro belaufen,
rund 3,7 Millionen davon stellt der Freistaat
zur Verfügung.
Mattersto
Schönbornstr.
Neuer Campus Nord
Für voraussichtlich zehn Jahre stellt die Universität dem Studentenwerk ein ehemaliges
Wohngebäude der Amerikaner auf dem neuen
Uni-Campus kostenlos zur Verfügung. Der
Umbau des Gebäudes, in dem 48 Wohnplätze
entstehen, wird planmäßig zu Beginn des
Sommersemesters 2011 fertig. Die Kosten in
Höhe von 700 000 Euro finanziert das Studentenwerk aus Eigenmitteln.
Neubauprojekte (344 neue Wohnplätze)
1 Campus Nord (48)
2 Leighton Areal (150)
3 Peter-Schneider-Str. 9 (146)
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Geplante Projekte
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erwarten Uni und FH Würzburg in diesem Jahr. Neben einem
Studienplatz brauchen die jungen Leute auch eine Bleibe. Wer ist
dafür zuständig – Freistaat, Studentenwerk oder Stadt?
Studentenwohnanlagen in Würzburg
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Doppelter Abiturjahrgang: 3000 zusätzliche Studierende
nämlich, dass viele der letzten G9-Abiturienten das Angebot nutzen, schon im Sommersemester mit dem Studium zu beginnen. Das
ist einfach zu stressig, glaubt er. Für das kommende Semester hätten einige der Wohnheime noch nicht einmal Wartelisten.
„Im Wintersemester wird’s dann kritisch“,
befürchtet Ullrich. Letztlich wird ein Teil der
Studierenden auf den privaten Wohnungsmarkt ausweichen müssen. Dafür biete das
Studentenwerk auch Zimmervermittlung an.
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......................................................................................................
Für ein Bauprojekt auf dem LeightonAreal läuft ein Architektenwettbewerb. Eigentlich hatte Ullrich auf dem Gelände des
neuen Campus Nord bauen wollen – auf dem
Grund des Freistaates also, wo das Studentenwerk normalerweise kostenlos Grundstücke
bekommt. Von Seiten der Uni habe es aber
„kein Platz“ geheißen, so der Studentenwerks-Chef.
Stattdessen hat Ullrich nun vor, hinter
dem neuen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) ein Wohnheim mit 150
Plätzen zu schaffen. Die Planung kommt
aber nicht so recht voran, weil die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), in deren Besitz der Boden noch ist, einen „relativ
hohen“ Preis für das unerschlossene Grundstück verlange, so Ullrich. Zudem habe die
Stadt hohe Ansprüche an die Bebauung dieses „Premium-Standortes“, was die Kosten in
die Höhe treibt.
Daher wäre Michael Ullrich schon zufrieden, wenn die Stadtverwaltung helfen würde, das Bauprojekt des Studentenwerks auf
den Weg zu bringen. Ullrich hat dem OB
einen Brief geschrieben, in dem er ankündigt, das Bauvorhaben abzuschreiben, sollte
bis Mai dieses Jahres keine Einigung erzielt
sein. „Dann sind wir weg. Und der Zuschuss
vom Freistaat auch“, sagt der Studentenwerks-Chef. Rosenthal habe inzwischen seine weitere Unterstützung zugesagt. (Einen
Überblick über die Bauprojekte und bestehenden Wohnheime des Studentenwerks
sowie studentische Unterkünfte anderer Träger zeigt die Grafik rechts.)
Auch die Studierenden, zumindest ihre
Vertretung, sehen die Verantwortung nicht
bei der Stadt. Die habe schließlich „noch nie
viel Einfluss auf die Uni“ gehabt, sagt Maximilian Fries, studentischer Senator der Uni
Würzburg. „Der Appell muss ans Land gehen“, findet der 23-Jährige. Schließlich könne man nicht einfach mehr Studienplätze
schaffen, sich aber nicht um die Unterbringung der zusätzlichen Studierenden kümmern.
„Was das Studentenwerk anzubieten hat,
reicht schon jetzt nicht aus“, meint Fries,
„wir haben täglich Anfragen in unserem Büro, ob nicht noch irgendwo ein Zimmer frei
ist“. Die Wohnsituation sei bereits prekär,
sagt der Biomedizin-Student. „Es kann also
nur schlimmer werden.“ Jedenfalls dürfe
man sich „vom Land nicht abspeisen lassen“.
Die Einschätzung der „prekären Lage“
würde Michael Ullrich vom Studentenwerk
so nicht unterschreiben. „Im Sommersemester sehe ich eigentlich kein Problem“, sagt
der Studentenwerks-Chef. Ullrich bezweifelt
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Von unserem Redaktionsmitglied
JOHANNA FRITZ
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Koellik
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mit den
Studenten?
tenwerk und Universität, erklärte Rosenthal
in einer Stadtratssitzung im Dezember.
Die Frage nach der gesetzlichen Veranttadtrat Aron Schuster von der CSU- wortung beantwortet schließlich das BayeriFraktion ist verärgert. Würzburg ste- sche Ministerium für Wissenschaft, Forhe ein Ansturm von Studenten aus schung und Kunst: Nein, die Verwaltung
dem doppelten Abiturjahrgang be- einer Stadt hat keinerlei gesetzliche Vervor, die Stadt unternehme aber nichts, um pflichtung, Wohnraum für Studenten zu
deren Unterbringung zu sichern, kritisiert schaffen, sagt Pressesprecherin Katja Funken
der junge Politiker. Da stellt sich die Frage: Ist dieser Zeitung. Das Bayerische Innenministeeine Stadt überhaupt dafür verantwortlich, rium hingegen sieht die WohnungsversorWohnraum für Studenten zu schaffen?
gung von Studenten schon als Aufgabe einer
Zunächst ein paar Zahlen: Für das Som- Kommune. Diese könne beispielsweise preismer- und Wintersemester 2011 geht das Stu- günstige Grundstücke zur Verfügung stellen.
dentenwerk Würzburg von einem Zuwachs Fazit: Müssen – nein, Sollen – schon.
von 3000 Studenten aus – damit wären
Aron Schuster denkt auch an Vorteile, wie
31 000 Studierende an Uni und FH einge- etwa die Erstwohnsitzsteuer, die Zugezogene
schrieben. Für sie stehen aktuell 3500 Wohn- der Stadt bringen. Der CSU–Stadtrat sieht die
heimplätze zur Verfügung – etwa zwei Drittel aktuelle Lage unter dem Aspekt des Wettbedavon stellt das Studentenwerk. Diese Plätze werbs: Die Konkurrenz um neue Studierende
waren laut Michael Ullrich, Geschäftsführer wird immer härter, glaubt Schuster, daher
des Studentenwerks, im Wintersemester alle brauche Würzburg ein „Marketingkonzept
belegt.
für attraktives und günstiges studentisches
Sorge darüber, wo die 3000 zusätzlichen Wohnen“. Als Vorbild sieht er einige ostdeutStudenten unterkommen sollen, scheint also sche Städte, die aktiv um Studenten werben.
berechtigt. 15 Prozent aller Studierenden
Dass der nun beauftragte Koordinierungsmüssen in geförderten Wohnheimen Platz ausschuss etwas auf den Weg bringt, bezweifinden – diese Zielgröße hat der Freistaat fest- felt der Stadtrat. Im vergangenen Jahr habe
gelegt. 450 zusätzliche Wohnplätze würden das Gremium kaum getagt, was auch daran
also für die 3000 Studenten benötigt, wenn liegt, dass der Ausschuss umstrukturiert wurdiese Quote erreicht werden soll. In Würz- de, sodass nun alle Hochschulen vertreten
sind. Bei einer ersten
burg lag das Verhältnis zwischen den
Sitzung Ende Januar
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vorhandenen
wurden Schusters
„Man stellt Wohnheime
Wohnheimplätzen
Wissen nach keine
und der Anzahl aller
konkreten Maßnahnicht für fünf oder
Studierenden in den
men getroffen.
sechs Jahre hin.“
vergangenen Jahren
Obgleich
der
Stadtrat durch seine
allerdings bei nur etMichael Ullrich
vom Studentenwerk
Aufforderung an die
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Stadt das Studentendas Soll von 15 Prowerk ein Stück weit
zent in Zukunft zu
erreichen, bekommt das Studentenwerk wei- entlastet, stimmt dessen Geschäftsführer Miterhin Förderung von der Obersten Baube- chael Ullrich ihm nicht zu. „Was will die
Stadt machen?“, fragt er, „man stellt Wohnhörde für studentischen Wohnungsbau.
Stadtrat Schuster findet, dass im Hinblick heime nicht für fünf oder sechs Jahre hin.“
auf den doppelten Abiturjahrgang auch die Ullrich sieht das Problem doppelter AbiturStadt gefragt ist und fordert ein „ganzheitli- jahrgang auch unter wirtschaftlichen Geches und langfristiges Konzept“, das zusam- sichtspunkten.
Die erhöhte Belastung wird höchstens bis
men mit Uni und Studentenwerk sowie der
Unterstützung der Stadtbau GmbH ausge- 2018 dauern, glaubt Ullrich, der Mitglied des
arbeitet werden soll. Zwei Anträge hat der Koordinierungsausschusses ist. „Wir maCSU-Politiker vergangenes Jahr im Stadtrat chen ja einiges“, verteidigt er den Einsatz des
eingebracht – der erste wurde abgelehnt, der Studentenwerks, nur würden zwei der drei
zweite an den Koordinierungsausschuss Bauprojekte leider nicht pünktlich fertig.
Hochschulen/Stadt delegiert, in dem Vertre- Zum Sommersemester wird nur die Sanieter von Stadt, Studentenwerk und Hochschu- rung eines Gebäudes am Campus Nord abgelen sitzen. Diese Entscheidung begründetet schlossen, in dem 48 Wohnplätze entstehen.
OB Georg Rosenthal mit Unzuständigkeit. Die 146 Plätze im neuen Wohnheim in der
Die Unterbringung der zusätzlichen Studie- Peter-Schneider-Straße werden voraussichtrenden sieht er als eine Aufgabe von Studen- lich erst im Oktober 2012 fertig.
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GARTENSTADT- 3
KEESBURG
QUELLE: STUDENTENWERK, MP-GRAFIK: GLÖCKNER
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Samstag, 28. Mai 2011
Ein wenig Zeit für sich: 39 Jahre lang hat Otmar Scheuring seine kranke Frau gepflegt. Jetzt ist sie im Pflegeheim, aber richtig abschalten kann der Rentner selten.
WÜS - Seite 33
FOTOS: JOHANNES SCHNÖS, FELIX HÜTTEL
Hand in Hand
Pflege: 39 Jahre lang kümmerte sich der Würzburger Friseurmeister Otmar Scheuring um seine kranke Frau.
Als er selbst nicht mehr kann, bringt er sie ins Pflegeheim. Eine Geschichte über Treue und Optimismus.
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O
Von unserem Mitarbeiter
JOHANNES SCHNÖS
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tmar Scheuring ist ständig in Bewegung, ständig auf dem Sprung.
Am 6. Juni feiert er seinen 82. Geburtstag, es ist ein Rätsel, woher
der Mann seine Energie nimmt. Doch als er
nun am Esstisch sitzt, in seiner Drei-ZimmerWohnung im Würzburger Stadtteil Sanderau, und von seiner Frau erzählt, schimmert
mit einem Male Resignation durch. 39 Jahre
lang pflegte Scheuring seine blinde und gehbehinderte Frau. Doch als er 2006 beim Arzt
ist, drückt dieser sich deutlich aus: „Wenn Sie
die Pflege ihrer Frau nicht abgeben, werden
sie in kürzester Zeit selbst ein Pflegefall sein.“
Die psychische und körperliche Belastung
war zu groß geworden. „Irgendwann ging es
einfach nicht mehr“, sagt er heute.
Scheuring lernt seine Frau bereits vor dem
zweiten Weltkrieg in jugendlichem Alter
kennen. Er kann sich genau erinnern: Alle
paar Wochen kommt ein Mädchen mit dem
Namen Elisabeth mit ihren kleinen Brüdern
in den Friseursalon seines Vaters zum Haareschneiden. Scheuring beginnt schnell, sich
für das blonde Mädchen zu interessieren.
Eigentlich sollte sie ab Mitte 1945 eine Lehre
im Salon seines Vaters absolvieren, doch mit
dem Krieg und der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 kommt alles anders.
Scheurings Leben wird früh vom Krieg bestimmt. Als er 1944 mit der Hitlerjugend in
einen Kriegseinsatz an den Westwall ins Saargebiet muss, ist die Front nicht mehr weit.
Gerüchte über die herannahenden Franzosen vermischen sich mit fernem Artilleriefeuer. Es herrscht ständige Furcht vor Bombardements. Noch heute hat Scheuring das
Bild von Putz vor Augen, der bei jeder Erschütterung aus den Spalten der Bunkerdecke rieselt. Mit 16 Jahren meldet er sich zur
U-Boot-Flotte, um nicht zur Waffen-SS zu
müssen. Zurück in seiner zerstörten Heimatstadt hilft er, diese wieder aufzubauen. 66
Jahre lang arbeitet er danach als Friseur in
Würzburg. Wenn es so etwas wie einen roten
Faden in seinem Leben gibt, dann ist es ein
tief verankerter Optimismus.
Nach dem Krieg, ab 1949, arbeitet seine
spätere Frau bei den Scheurings im Laden.
Ihre Lehre hatte sie in der Zwischenzeit in
Schweinfurt absolviert. Die tägliche Arbeit
bringt die beiden langsam näher. Oft machen sie Spaziergänge in „Klein-Nizza“, so
nennen die Würzburger den Teil des Stadtparks hinter der Residenz. Meist sitzen sie
dort auf einer Parkbank und unterhalten
sich. 1950 geht alles ganz schnell. Die beiden
werden ein Paar. Ende desselben Jahres folgt
die Heirat. In der allgemeinen Blüte des Wirtschaftswunders erlebt die Familie eine frohe
und glückliche Zeit und bekommt drei Kinder. Nach dem Tod seines Vaters 1961 übernimmt der Friseur den Salon und macht
seine Meisterprüfung.
Mitte der 60er Jahre beginnt eine Entwicklung, die das Leben Scheurings bis heute
prägt. Es beginnt ganz unscheinbar: Elisabeth klagt immer öfter über Kopfschmerzen
und Sehschwierigkeiten. Das Universitätsklinikum erteilt schließlich die schockierende
Diagnose: Zwei Tumore haben Teile ihres Gehirns zerstört. Die Ärzte entscheiden sich
gegen eine Operation, da die Nebenwirkungen voraussichtlich desaströs gewesen wären. Doch auch die folgende Bestrahlungstherapie hat schwerwiegende Folgen. Zwar
hält sie das Wachstum der Tumore auf, verbrennt jedoch Elisabeths Sehnerven. Sie erblindet. Acht Wochen lang liegt sie anschließend im Koma. Die Ärzte sind wenig optimistisch hinsichtlich ihrer Überlebenschancen. Sie empfehlen dem jungen Familienvater sogar, seine Frau in ihren letzten vier Wochen zu begleiten, denn länger werde sie
nicht mehr leben. Scheuring glaubt den Ärzten kein Wort. Er ist sich sicher, dass sie überlebt. Er wird recht behalten.
In der Folgezeit erholt sich Elisabeth langsam. Scheuring versucht, die Auswirkungen
ihrer Blindheit für sie selbst möglichst gering
zu halten. Doch es gibt nicht mehr viel, das
sie alleine machen kann. Scheuring muss alle
Besorgungen erledigen und mit seiner Arbeit
vereinbaren. „Man ist halt 24 Stunden im
Einsatz“, sagt Scheuring. Auch finanziell beginnt eine schwierige Zeit. Die Medikamente
sind sehr teuer und die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht, da sie die Arzneien
nicht anerkennt. Als Selbstständiger stoppt
Der
tägliche
Besuch am
Bett im
Pflegeheim.
Scheuring seine Einzahlungen in die Renten- schwere Hypothek. Vor allem, weil sein Rükasse, um mehr Geld zur Verfügung zu cken berufsbedingt ohnehin schon vorbelashaben. Lediglich 428 Euro Rente bekommt tet ist. Vom Salon aus ruft er mehrmals tägder Friseurmeister und spürt damit die Aus- lich zu Hause an, um zu prüfen ob es ihr gut
wirkungen dieser Zeit bis heute. 1972 wird geht. Einmal als sie den Hörer nicht abhebt,
Elisabeth schließlich doch operiert. Scheu- eilt er vom Laden nach Hause. Er findet sie
ring muss einsehen, dass die Bestrahlung nur regungslos auf dem Boden des Flurs. Regel„Verzögerungstaktik“ war, wie er heute sagt. mäßig hat Elisabeth epileptische Anfälle, oft
Zwei tennisballgroße Tumore entfernen die kleinere Hirnblutungen, dieses Mal ist es
Ärzte. Elisabeth übersteht zwar die Opera- eine größere. Elisabeth erholt sich zwar körtion, doch die blinde Frau wird nun endgül- perlich, doch es fällt ihr in der Folgezeit sehr
schwer, sich zu artitig zum Pflegefall.
kulieren. 2006 ist
Scheuring ist leiden........................
Scheuring körperschaftlicher Sportler
lich am Ende. „Ich
und Wanderer. Jahr„Ich konnte einfach
konnte nicht mehr“,
zehntelang
enganicht mehr.“
sagt Scheuring heute
giert er sich im Wanin einem Tonfall, als
derverein
RhönOtmar Scheuring über seine Entscheidung,
seine Frau ins Pflegeheim zu bringen
müsse er sich dafür
Club und erhält
........................
rechtfertigen. Die
hierfür später die
Entscheidung
für
Ehrennadel des Freistaates Bayern. Auch im Turnverein Jahn ist das Pflegeheim verläuft langwierig und
der Friseurmeister ehrenamtlich tätig und schmerzlich. Noch heute macht er sich
baut dort eine Riege auf. Doch mit der Zeit manchmal Vorwürfe. Scheuring will seine
muss er immer mehr Posten abgeben. Als Eli- Frau nicht im Stich lassen. Seine Kinder und
sabeth noch nicht an den Rollstuhl gebun- sein Arzt überzeugen ihn schließlich.
Nun, als Rentner, sitzt er da, alleine in
den ist, organisiert er Wanderungen für den
Blindenbund und versucht so, seine Frau in einer Wohnung für zwei, und wirkt seltsam
sein Hobby zu integrieren.
rastlos. Einmal pro Woche geht er mit alten
Scheuring hat Sport immer als einen Aus- Sportkollegen in die Sauna, später sitzen sie
gleich vom Alltagsstress begriffen, doch als dann bei einem Bier zusammen. Scheuring
sich Elisabeths Zustand verschlechtert, fin- hat jetzt mehr Zeit für sich selbst, auch sein
det er keine Zeit mehr dafür oder will sie Rücken hat sich etwas erholt. Richtig abnicht so lange alleine lassen. Die Pflege sei- schalten kann er aber nie. Seine Frau ist stänner Frau und die Arbeit in seinem Salon führ- dig in seinem Hinterkopf. Jeden Tag besucht
ten bei ihm zu einer ständigen Doppelbelas- er sie für drei bis fünf Stunden im Marientung. Nach Ladenschluss eilt Scheuring stets heim. Alles andere wird um diesen Termin
nach Hause, um sich um seine Frau zu küm- herumgeplant. Elisabeth zu besuchen hat für
mern. Familie. Einkäufe. Behördengänge. ihn absolute Priorität. Jeden Tag. Auch heute.
Um alles muss er sich selbst kümmern. Seine Später will er seiner Frau noch erzählen, was
Kinder unterstützen ihn zwar soweit es geht, er tagsüber alles erlebt hat. Elisabeth kann
aber sie haben eben auch ihr eigenes Leben mittlerweile nicht mehr sprechen. Niemand
und sind berufstätig. Zumeist versucht kann sagen, wie viel sie noch von ihrer UmScheuring Elisabeth mit in die Stadt zu neh- welt mitbekommt. Doch wenn Scheuring ihr
men, wenn er Einkaufen geht, damit sie sagt, dass er jetzt wieder gehen muss, drückt
nicht den ganzen Tag nur in der Wohnung sie seine Hand fester oder dreht ihren Kopf
verbringen muss. Täglich hebt er sie herum zur Seite. Meist bleibt er dann noch etwas sitoder trägt sie. Für seinen Rücken ist das eine zen – und wirkt dabei ganz entspannt.
Fotografie
Visualisierung
DAS THEMA
M i t t w o c h , 2 5 . M a i 2 0 1 1 – N r. 1 2 0
SWT
WÜS - Seite 4
Würzburger Medienpsychologe Frank Schwab über Männer im Rampenlicht und ihre übersteigerte Selbstliebe
...................................................................................
Das Gespräch führte
CHRISTINE JESKE
...................................................................................
Das Wort „Alphatier“ macht seit
dem tiefen Fall von Dominique
Strauss-Kahn die Runde. Die Bezeichnung steht für Menschen mit
Macht und Ansehen und einem ausgeprägten Naturell zum Führen:
Eigenschaften, die meist von Männern verkörpert werden. Damit einher geht ein verstärkt sexuelles Gebaren, sagen Fachleute wie der Würzburger Professor Frank Schwab, der
die evolutions- und medienpsychologischen Aspekte des Themas „Sex
und Macht“ sowie „Macht und Gewalt“ wissenschaftlich beleuchten
kann. Der Inhaber des Lehrstuhls für
Medienpsychologie des Instituts
Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg erläutert, was Bilder auslösen, warum Frauen Alphatiere anziehend finden und was der
Philosoph Aristoteles mit StraussKahn, Ex-Chef des Internationalen
Währungsfonds und der versuchten
Vergewaltigung eines Zimmermädchens verdächtigt, zu tun hat.
Die Affäre Strauss-Kahn
Der Skandal um Dominique Strauss-Kahn hat eine
große Medien- und Selbstkritik in Frankreich
ausgelöst: Wie geht die Öffentlichkeit eigentlich mit
der Verquickung von Sex und Macht um?
Klopft gerne auf den Busch:
Italiens Premierminister Silvio Berlusconi.
FOTOMONTAGEN: DANIEL BISCAN (DPA/THINKSTOCK)
zumachen. Zum Zweiten wurde binnen weniger Stunden aus dem großen Hoffnungsträger nicht nur der französischen Sozialisls hätte Christine Lagarde es ge- ten, sondern auch vieler Sarkozy-Müden ein
ahnt. Ein „weniger sexueller An- möglicher Sexualverbrecher – und damit unsatz“ in der Politik könne manch- wählbar. Sein großer Vertrauensvorschuss ermal durchaus hilfreich sein, sagte klärt, warum 57 Prozent der Franzosen lieber
die französische Finanzministerin ironisch an ein Komplott glauben als an den schwer
lächelnd in einem Interview mit dem US- lastenden Vorwurf. Ein charismatischer, brilSender ABC. Ohne verallgemeinern zu wol- lanter Rhetoriker, ein charmanter, gewandter
len – aber Frauen brächten weniger Testoste- Weltbürger – DSK erschien als der perfekte
ron und Libido mit ein. Das war im Oktober Kandidat für die Präsidentschaftswahl in
2010, am Rande der Jahresversammlung des einem Jahr. Sein offen praktizierter „DonInternationalen Währungsfonds (IWF). Heu- Juanismus“, wie es nun heißt, kam ihm sogar
te gilt Lagarde als aussichtsreiche Kandidatin zupass. „Politiker müssen verführen könfür den IWF-Chefsessel und damit als Nach- nen“, erklärte seine Frau Anne Sinclair. Ohnehin sind die Franfolgerin des Mannes,
zosen die Vielweibeder im Verdacht
........................
rei ihrer Politiker gesteht, eben über sei„Woher soll ich denn wissen,
wohnt.
ne unkontrollierte
Diese
Tatsache
Libido gestolpert zu
wo mein Mann seine Nächte
aber bringt sie zu
sein.
verbringt?“
einem
dritten
Ob die amerikaniSchock, der sich in
sche Justiz DomiBernadette Chirac, Ehefrau des früheren
französischen Präsidenten Jacques Chirac
diesen Tagen als gronique Strauss-Kahn
........................
ße Medien- und
der versuchten VerSelbstkritik äußert:
gewaltigung eines
New Yorker Zimmermädchens für schuldig Wie geht die französische Öffentlichkeit
erachten oder den Vorwurf als heimtücki- eigentlich mit ihren Mächtigen und deren
sches Komplott, zumindest nicht beweisbar Skandalen um? Warum schwiegen die
einordnen wird – der einstige IWF-Chef ist Journalisten über die Verquickung von
politisch und gesellschaftlich erledigt. Auch Sex und Macht, die sich jetzt angegriffen
weil er eine verhängnisvolle, ungesunde Ver- fühlen von den skrupelloseren angelknüpfung von Sex und Macht verkörpert. sächsischen Kollegen?
Plötzlich will jeder von Strauss-Kahns
Und weil man neuerdings darüber spricht,
und zwar ausführlich. Auch eine gute Woche möglicherweise pathologischen „kleinen
nach der Festnahme des bisher beliebtesten Schwäche“ gewusst haben. Als Eigenart
Politikers steht Frankreich unter einem drei- eines unverbesserlichen Frauenhelden
wurde sie bislang akzeptiert, ja bewundert.
fachen Schock.
Da ist zum einen das Gefühl der Erniedri- Biograf Michel Taubmann sah ihn eher als
gung. Ausgelöst haben es die Fotos, die DSK Opfer seines eigenen Sex-Appeals: „DSK liebt
unrasiert, übernächtig und in Handschellen die Frauen. Aber die Frauen lieben ihn auch.“
zeigten. „Außer dem mutmaßlichen Opfer,
Erst jetzt, wo die klare Grenze
dem Zimmermädchen, gibt es ein nachweiszwischen Galanterie und
liches Opfer, und zwar Frankreich“, sprach
einer Straf- und GewaltUmweltministerin Nathalie Kosciuskotat gezogen werden
Morizet als Erste eine Sorge vieler Franmuss, scheinen auch
zosen aus: Was sollen die anderen von
frühere Affären in
uns denken? Die so stolze, selbstbeeinem anderen Licht.
wusste Nation fürchtet um ihr AnGalt die Liebelei mit
sehen in der Welt; die boshaften
einer ungarischen IWFTitelblätter US-amerikaniMitarbeiterin 2008 als
scher Zeitungen verletzen
gegenseitig,
taucht
sie tief. Christine Lagarde
nun ihr Brief an den
mit ihrem persönlich
IWF auf, in dem sie
einwandfreien Ruf wäre
über seine zuauch gerne gesehen an
dringlichen Avander Spitze des IWF, um
cen klagt. Die
den Image-Schaden
Journalistin Trisdes DSK wieder guttane Banon wird
erst jetzt angehört, die zwar
mehrmals öfWild
fentlich
von
auf Fleisch:
einer Sex-AttaEx-US-Präsident
cke berichtet hat,
Bill Clinton
A
Von unserer Korrespondentin
BIRGIT HOLZER
......................................................................................................
WÜS - Seite 5
Das ewige Drama von Macht und Sex
Die
Alphatiere
der Politik
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DAS THEMA
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aber nicht klagte – ihre Mutter, eine Parteifreundin Strauss-Kahns, riet ihr ab. Die Sozialistin Aurélie Filipetti sagt, er habe sie so aggressiv angebaggert, dass sie es vermied, alleine mit ihm zu sein. Aber warum sagt sie es
erst jetzt?
Bereits 2007, als Strauss-Kahn Chef des
IWF wurde, warnte der Journalist Jean Quatremer in seinem Blog vor dessen berüchtigtem Umgang mit Frauen – Frankreich könne
sich keinen Skandal erlauben. Quatremer erhielt eine Rüge.
Frankreichs Medienrecht sieht einen
strengen Persönlichkeitsschutz vor. Die
Amouren ihrer Politiker rechneten sie stets
dem Privatleben zu, das sie respektvoll
schützten. „Die Information hört auf der
Schwelle zum Schlafzimmer auf“, lautet sogar die Devise des Enthüllungsblattes „Le
Canard Enchaı̂né“. So konnte der einstige
Präsident François Mitterrand jahrelang auf
Staatskosten mit zwei Familien leben, ehe er
sich öffentlich zu seiner Geliebten Anne Pingeot und Tochter Mazarine bekannte – die
Journaille wusste es und schwieg doch in erstaunlicher Einigkeit, auch über Mitterrands
weitere Affären. Es gilt als legendär, dass Valérie Giscard d’Estaing 1974 im Morgengrauen
mit einem Milchlaster zusammenstieß,
nachdem er von einem Schäferstündchen
zurückkam. Und auf die Frage, warum
Jacques Chirac in der Nacht, als Lady Di tödlich in Paris verunglückte, nicht erreichbar
war, antwortete seine Frau Bernadette: „Woher soll ich denn wissen, wo mein Mann
seine Nächte verbringt?“ Schon Präsident
Félix Faure soll 1899 in den Armen seiner Geliebten gestorben sein, weil sein Aphrodisiakum zu hoch dosiert war.
Geschichten, über die in Paris geschmunzelt und dann galant geschwiegen wird. Das
galt auch für die Ehe-Turbulenzen Nicolas
Sarkozys mit seiner zweiten Frau Cécilia, die
Jagdinstinkte?
Frankreichs Politiker
Dominique Strauss-Kahn
er ebenfalls betrogen haben soll. Dass diese
dunkle Episode nun in dem in Cannes gezeigten Film „La Conquête“ („Die Eroberung“) beschrieben wird, ist neu und damit
erklärbar, dass Sarkozy sein Privatleben selbst
großzügig zur Schau stellt und Carla Bruni
wie eine Trophäe präsentiert.
Die Journalisten Christophe Deloire und
Christophe Dubois benennen in ihrem Buch
„Sexus Politicus“ eine französische Tradition, die auf die Monarchie zurückgehe:
„Viele Frauen zu haben, ist ein Macht-Attribut.“ Ausgerechnet in der Republik, die seit
der Revolution die Gleichheit der Bürger
einen ihrer Grundpfeiler nennt, gelten für
die Mächtigen Sonderrechte: Das geht von
zahlreichen Privilegien und Statussymbolen
bis zu einer Sonderbehandlung durch die
Medien und die Justiz. Auch untereinander
hält die Machtelite zusammen. So erhielt
DSK unmittelbar prominente Unterstützung, noch bevor die Fakten bekannt waren,
ob vom ehemaligen Justizminister Robert
Badinter, der die „mediale Hinrichtung“ anprangerte, bis hin zum einstigen Kulturminister Jack Lang, der beschwichtigte, es sei
doch „niemand gestorben“. Dass er eigentlich nur sagen wollte, dass ein Verdächtiger
in den USA meist sofort auf Kaution freikommt, sofern es keine Toten gibt, ging
unter: Frauenrechtlerinnen werfen ihm nun
vor, die schwere Straftat der versuchten Vergewaltigung zu minimalisieren. Sie fordern,
aufzuräumen mit dem tief verwurzelten „Sexismus“ in der französischen Gesellschaft –
und werden mehr gehört als je zuvor. Etwas
scheint in Bewegung gekommen. Ein Schock
kann auch heilsam sein.
Bill Clinton: Die Öffentlichkeit erfuhr in allen
Details, dass Monica Lewinsky viel mehr war, als
nur eine Praktikantin im Weißen Haus. Der Seitensprung des ehemaligen US-Präsidenten mündete in einem Amtsenthebungsverfahren, das
jedoch scheiterte.
Silvio Berlusconi: Die Enthüllungen über wilde
„Bunga Bunga“-Sexpartys von Regierungschef
Berlusconi schaden dem Image Italiens enorm.
Berlusconi wird nicht nur als lüsterner Greis verspottet. Seit April steht er wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit der damals minderjährigen
Prostituierten „Ruby“ vor Gericht.
Mosche Katzav: Im Prozess gegen Israels ExPräsidenten Mosche Katzav ist das Urteil im
März gefallen: Der 65-Jährige muss wegen Ver-
gewaltigung und sexueller Belästigung für sieben Jahre ins Gefängnis. Bei dem Prozess ging
es um Vorwürfe von drei Frauen, die für Katzav
gearbeitet hatten. Er beteuert weiterhin seine
Unschuld und will das Urteil anfechten.
Roman Polanski: Der Starregisseur ist erst seit
knapp einem Jahr wieder ein freier Mann. Zehn
Monate hatte er in der Schweiz wegen eines
lang zurückliegenden Sexualdelikts unter Hausarrest gestanden. Die USA werfen dem 77-Jährigen vor, sich in den 70er-Jahren an einer Minderjährigen vergangen und sich dann der USJustiz entzogen zu haben. Sie verlangten die
Auslieferung, scheiterten damit jedoch.
Julian Assange: Der Wikileaks-Mitbegründer
wehrt sich seit Monaten gegen eine Auslieferung an Schweden, wo er im August 2010 ungeschützten Sex mit zwei Frauen gehabt haben
soll. Einer der Frauen soll er sich genähert
haben, als sie schlief, was in Schweden als Vergewaltigung gewertet werden kann.
Tiger Woods: Golfprofi Tiger Woods bescherte
seine Sexsucht, zu der er sich bekannte, nicht
nur das Ehe-Aus mit Elin Nordegren, sondern
sorgte auch für einen ordentlichen Karriereknick.
Arnold Schwarzenegger: Erst kürzlich gab er
bekannt, ein uneheliches Kind mit einer früheren
Hausangestellten zu haben. Jahrelang hatte er
seine Ehefrau belogen. Die zog nach 25 Ehejahren aus der gemeinsamen Villa aus.
Jörg Kachelmann: Im Kachelmann-Prozess soll
das Urteil am kommenden Dienstag, 31. Mai,
fallen. Der Wettermoderator wird beschuldigt,
TEXT:
seine Exfreundin vergewaltigt zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe. Während die Anklage vier ONLINE-TIPP
Jahre und drei Monate Haft fordert, plädierte die Welche Vorwürfe werden gegen Dominique
Strauss-Kahn erhoben? www.mainpost.de
Verteidigung am Dienstag auf Freispruch.
DPA
Egal, ob Gott, König, Kaiser oder Politiker: Wenn sie stolpern, dann oftmals
wegen Bettgeschichten. Woher kommt
die Verknüpfung von Macht und Erotik?
SCHWAB: Diese Kombination ist in
der Tierwelt weit verbreitet und überrascht Evolutionsbiologen in keinster Weise. Und sie ist auf Menschen
übertragbar. Wer in sozialen Verbänden an der Spitze steht, hat ein hohes Ansehen. Dieses Bild kennen wir
beispielsweise bei Primaten. Sie sitzen exponiert auf einem Stein oder
auf einer Anhöhe, zeigen sich der
Horde – sie werden angesehen. Und
dieses Ansehen macht den Kontakt
zu den Weibchen eher möglich, als
wenn der Affe einen niederen Rang
einnimmt. Menschen mit Ansehen
sitzen zwar heute nicht auf einem
Stein, sondern stehen immer häufiger in den Medien besonders im
Rampenlicht. Mit dem Ansehen
steigt der Selbstwert. Er ist mit dem
Sexualtrieb gekoppelt. Wenn jemand
einen hohen Selbstwert hat, dann
neigt er dazu, sexuell stärker aktiv zu
werden.
Und Frauen finden Männer mit hohem
Selbstwert erotisch?
SCHWAB: Mächtige Männer sind
durchaus für Frauen interessant. Sie
wollen an den Ressourcen teilhaben,
die mächtige Männer angehäuft haben: Macht, Ansehen, Berühmtheit,
Respekt, Reichtum.
Und Männer mit hohem Selbstwert finden sich unwiderstehlich?
SCHWAB: Ein leichter Narzissmus ist
durchaus zuträglich für eine Führungspersönlichkeit. Wenn der
Selbstwert jedoch zur extremen
Selbstliebe übersteigert wird, dann
ist die Wahrnehmung dieser Menschen verzerrt. Sie denken, sie können ’über Wasser gehen’ und alle
Frauen würden nur allzu gerne mit
ihnen sexuell aktiv werden. Das
kann krankhafte Züge annehmen
und so weit gehen, dass die Grenzen
überschritten werden, dass es sexuelle Nötigung wird. Diese Menschen
können sich nicht vorstellen, dass
andere sie nicht so toll finden, wie
sie es selbst tun.
So gesellt sich zur Macht auch gerne die
Gewalt?
SCHWAB: Sicher gibt es Beziehungsgefüge und sexuelle Fantasien, die
mit Gewalt und Erniedrigung einhergehen. Im
Fall StraussKahn würde ich jedoch aufgrund des
Bildes, das
mir die Medien vermitteln,
eher vermuten, dass
er aus einer anderen Stimmung heraus womöglich Frauen
bedrängt hat, im Sinne von: Wer
nicht bei drei auf den Bäumen ist, gehört mir.
gibt gemeinsame Kinder etc. Diese
Überlegungen spielen emotional
eine Rolle. Zudem weiß man aus der
Eifersuchtsforschung, dass Frauen
weniger heftig auf sexuelle Untreue
reagieren, eher auf emotionale Untreue. Weil dies den Entzug der Zuwendung bedeutet. Männer reagieren dagegen heftig auf sexuelle Untreue. Was ich in diesem Zusammenhang interessant finde, ist die Frage:
Wenn Mächtige die Neigung entwickeln, ihre Macht ins Sexuelle auszudehnen: Wie geht die jeweilige Kultur einer Nation damit um?
Gibt es kulturelle Unterschiede?
SCHWAB: Es scheint mir, in Deutschland wird eher versucht, dieses Verhalten einzudämmen. In Frankreich
dagegen wird den Mächtigen das zugestanden. Es steigert sogar ihr Ansehen, wenn sie sexuell sehr aktiv
und als große Verführer gelten. Die
Normen der französischen Gesellschaft scheinen also gänzlich anders
als die Normen in Deutschland.
Wie sehen die Normen in den USA aus?
SCHWAB: Dort ist es wieder anders:
Auf der einen Seite gibt es dort eine
blühende Porno-Industrie, auf der
anderen Seite einen äußerst rigiden
Umgang mit Sexualität und sehr restriktive Normen, weil der Puritanismus dort eine lange Tradition hat.
Die Feministin Alice Schwarzer sagt,
dass mächtige Männer ihre Position mit
Gewalt gegen Frauen missbrauchen.
SCHWAB: Sie trennt, wie viele andere
Feministinnen auch, Sexualität und
Macht. Beides gehört jedoch zusammen. Evolutionspsychologisch gesehen gibt es dafür eine Erklärung: Wer
an der Spitze einer Gruppe steht,
möchte auch etwas davon haben.
Die Ansicht, es gäbe den Ersten unter
Gleichen, ist idealistisch. Einer, der
sagt, ich mache alles völlig uneigennützig für die Gruppe, ist evolutionspsychologisch betrachtet nicht plausibel. Wer als Erster in einer Gruppe
steht, wird auch als Erster von
anderen attackiert und
möchte deshalb, dass sich
das für ihn irgendwie
auszahlt. Sonst wäre man besser
statt einem Alphatier ein
Betatier.
Es gibt prominente Fälle, in denen die
Ehefrauen zu ihren untreuen Ehemännern stehen. Hillary Clinton etwa und
jetzt Anne Sinclair.
SCHWAB: Das ist, nüchtern gesagt,
eine Frage von Kosten und Nutzen.
Ich habe viel in die Beziehung investiert, wir haben über viele Jahre ein
gemeinsames Leben aufgebaut, es
Und die Wahrscheinlichkeit, dass Alphatiere ihre Position zu ihren Gunsten nutzen, ist schon gegeben. Nicht
von ungefähr werden sie argwöhnisch von der Gruppe beobachtet:
Was machen die oberen Zehntausend mit uns? Ziehen sie uns über
den Tisch? Es ist jedoch nicht so,
dass man sagen könnte: Alle Mächtigen missbrauchen ihre Position.
Und nicht jede Frau fühlt sich von
Macht und Gewalt sexuell angezogen?
SCHWAB: Es gibt die Erotik der
Macht, aber auch die Erotik der Gewalt. Es gibt das Phänomen, dass Serientäter im Gefängnis Briefe von
Frauen bekommen, in denen sie
Kontakt aufnehmen. Das ist ein unschönes, aber existentes Motiv.
Was ist der Grund für dieses Verhalten?
SCHWAB: Dafür gibt es eine evolutionsbiologische Begründung, auch
wenn sie in unserer Gesellschaft moralisch verwerflich ist. Wenn sich
manche Frauen von gewalttätigen
Männern angezogen fühlen, dann
hat das mit der Frage zu tun: In welche Richtung investiere ich mein
Genmaterial? Wenn Charaktermerkmale wie Gewalt in einer Zukunft
eine Rolle spielen könnten, dann ist
es durchaus sinnvoll, sich einen Sexualpartner zu suchen, der eine Neigung zu Gewalt hat. Denn nur dann
werden diese Kinder überleben. Dies
wird jedoch nicht bewusst überlegt.
Vielmehr gibt es eine Genfiguration
– so eine Vermutung – die diese zu
Gewalt neigenden Sexualpartner anziehend machen kann – auch wenn
Frauen darunter leiden.
Das heißt, dass manche Frauen gar
nichts dazu können, wenn sie sich gewalttätige Männer suchen – und Männer, dass sie gewalttätig sind?
SCHWAB: Doch, natürlich können
sie etwas dazu. Wir sind ja vernunftbegabte Wesen mit Bewusstsein, die
für Moralvorstellungen und Normen
zugänglich sind. Jeder Mensch kann
sagen: Nein, ich komme dieser Neigung nicht nach.
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Maus von 20 bis 29 Jahre für feste Beziehung. Melde dich Tel. 0157/79229525
Andere Prominente, die über ihre Sexaffären stolperten
Die Verbindung von Macht und Sex ist so alt wie
die Menschheit. Die Liste prominenter Männer,
denen eine Sexaffäre oder Vergewaltigungsvorwürfe zu schaffen machen, ist deshalb lang.
FRAGE: Herr Schwab, der Fall Dominique Strauss-Kahn fasziniert Menschen und Medien. Warum?
FRANK SCHWAB: Ausschlaggebend
sind Inhalt und Form einer Geschichte. Die Spannung steigt, sobald beispielsweise ein großer Verlust
droht. Die Fallhöhe bestimmt dabei,
ob die Geschichte berichtenswert ist;
die gesellschaftliche Stellung der Person, ob die Geschichte besonders
tragisch oder eher komisch ist. Der
Ursprung dieser sogenannten Ständeklausel kommt aus der Antike und
beruht auf den Gesetzen des Dramas,
die dem Philosophen Aristoteles zugeschrieben werden. Im griechischen Theater waren es die Götter,
die sehr tief fallen konnten, später
waren es Könige, Kaiser und große
Krieger, heute sind es Politiker oder
Wirtschaftsbosse. Wenn dagegen der
Mann auf der Straße ein bisschen
was verlor, dann war das meist Stoff
für Komödien.
Was hat es mit der Form einer Geschichte auf sich?
SCHWAB: Die Form entspricht der
Inszenierung, beispielsweise mit bestimmten Aufnahmen und Kamerawinkeln. Man weiß aus der Medienpsychologie, dass diese Inszenierungen Schuldzuweisungen unterstützen können. Je nachdem, wie jemand präsentiert wird, tendieren die
Zuschauer dazu, diese Person als
schuldig oder unschuldig anzusehen. Zum Phänomen Strauss-Kahn
gehört, dass er mit Bildern der Welt
gezeigt wurde, die nicht gerade der
Unschuldsvermutung dienlich sind.
Therme, Solarium, Sauna: Ich 40, 1,89 m,
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hohen Schuhen zum Lieben, Leben und
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LEBEN
Samstag, 20. August 2011
SWT
Sonderseiten
Hand
aufs Herz
Händekalender: Der Würzburger Mike Meyer
fotografierte Prominente für einen guten Zweck.
Die Gesichter sind dabei nur Beiwerk.
Schauspieler Jopi Heesters
Model Marcus Schenkenberg
Promi-Friseur Udo Walz
Schauspielerin Alexandra Kamp
O
Von unserer Mitarbeiterin
Lisa schreiner
hne sie würden Sie jetzt keine Zeitung halten, könnte kein Redakteur
einen Artikel schreiben und selbst
einfachste Griffe wären unmöglich – Hände sind unser wichtigstes Werkzeug. Um diese Körperteile scharen sich unzählige Redewendungen und doch sprechen
sie ihre ganz eigene Sprache, zeigen zum Beispiel deutlich, wie jemand sich fühlt. Ob nervös oder selbstbewusst – unsere Hände verraten uns und auch das, was wir vielleicht gerne
verbergen möchten.
Jetzt gibt es einen Benefizkalender, der vollformatig Hände zeigt. Nicht irgendwelche,
sondern die von Prominenten aus der ersten
Reihe. Für den Würzburger Fotografen Mike
Meyer haben Promis wie Starfriseur Udo Walz
und Fußball-Nationaltorwart Manuel Neuer
ihre Hände gezeigt. Initiiert wurde das Projekt vom Frankfurter Verein „Hand in Hand
for children“, der es sich zur Aufgabe gemacht
hat, krebskranken Kindern und ihren Eltern
zu helfen. Spenden werden dort nämlich mit
teilweise unkonventionellen Mitteln gesammelt: Stars rühren heftig die Werbetrommel
für den guten Zweck, nehmen zum Beispiel
an Gameshows teil oder geben nun ihr Gesicht – pardon, ihre Hände – für einen Kalender her.
Mit den Spenden können beispielsweise medizinische Geräte für Kinderstationen
angeschafft oder Spielzimmer eingerichtet werden. Nach dem Motto „Es gibt nichts
Gutes, außer man tut es“ werden die kleinen
Patienten auch mal von den TV-Moderatoren
Birgit Schrowange (Schirmherrin des Vereins) und Kai Pflaume im Krankenhaus besucht. So sollen die psychischen Belastungen
für Kinder und Eltern gemildert werden.
Der Kalender zeigt zuerst die Hände, dann
die dazugehörigen Porträts. So tritt das prominente Gesicht vor dem zurück, was die
Menschen bewegt und was sie mit ihren Händen bewegen können. Für Meyer ein spannender Ansatz, denn seit Jahren dreht sich
seine Arbeit um die Frage, was die Menschen
im Inneren bewegt. Im privaten Umfeld der
porträtierten Stars ergaben sich kurze, aber
intensive Begegnungen für den Würzburger. Wie in der Privatwohnung von Johannes
Heesters, wo der 27-Jährige dem 107-Jährigen
WUES - Seite 31
begegnete. Von Heesters Charisma war Meyer
beeindruckt und angesichts von 80 Jahren
Altersunterschied „beinahe ehrfürchtig“.
Besonders gerne erinnert sich Meyer an das
Shooting mit dem Musiker Till Brönner, bei
dem für das perfekte Foto gerade mal sieben
Minuten Zeit im Hotelzimmer blieben.
Für den weit gereisten Fotografen war die
Erfahrung eine Bereicherung. Er verzichtete auf sein Honorar, um den Verein „Hand
in Hand for children“ aktiv zu unterstützen.
Für Meyer, dem lediglich die Fahrtkosten erstattet wurden, ist das, was er beim Treffen
mit den Prominenten erlebte, „ein wertvoller
Schatz“. Bleibt die Frage nach seiner eigenen
Motivation: „Ich würde mir wünschen, beim
nächsten Besuch auf einer Kinderstation dabei zu sein.“
Der Verein und der Fotograf
„hand in hand for children“ ist ein gemeinnütziger Verein, der 1995 von Werner
Lindinger gegründet wurde. Der Münchner
war nach der Geburt seines gesunden
Sohnes so dankbar, dass er zusammen mit
Freunden Kindern helfen wollte, „die nicht
auf der Sonnenseite des Lebens stehen“.
Der Verein organisiert Charity-Konzerte oder
Basketballspiele, bei denen Prominente wie
Kai Pflaume, die Backstreet Boys oder DJ Bobo
auf Gagen verzichten. Mit den Erlösen werden unter anderem Krebsstationen umgebaut
und Forschungsarbeiten gefördert. Seit 2003
engagiert sich der Verein auch in Namibia
(www.handinhandforchildren.de).
Mike Meyer ist Berufsfotograf aus Würzburg
und bereiste allein im vergangenen Jahr
zwölf Länder auf der Suche nach Emotionen,
die er mit seiner Kamera festhalten möchte.
In Venedig, seinem „Kraft- und Kreativort“,
hatte er 14-jährig den Entschluss gefasst,
Fotograf zu werden. Der heute 27-Jährige
arbeitet seit seiner Volljährigkeit freiberuflich, unter anderem als Modefotograf.
Ausstellungen wie „inside me“ oder
„Venedig, du Schöne“ zeigen sein künstlerisches Spektrum.
Den „Kalender der hände“ 2012 aus dem
arsiris Verlag (Lauda-Königshofen) gibt es für
19,95 Euro über www.haendekalender.de
Der Erlös geht an den Verein „Hand in Hand
for children“.
FotoS : MIKE MEyEr
Samstag, 26. März 2011
SWT
WÜS - Seite 39
PFIFFIKUS
Redaktion Pfiffikus, Berner Straße 2, 97084 Würzburg
pfiffikus.mainpost.de, Mail: [email protected]
Indianer
lebten nicht
wie im Film
Was tun wenn…
die Kette vom
Fahrrad rostet?
Wie ärgerlich! Du hast dein Fahrrad
eine Weile draußen stehen lassen
und jetzt rostet die Kette. Sie glänzt
nicht mehr schwarz, sondern ist
rötlich-braun verfärbt – und dir fällt
das Treten schwer. Rost entsteht,
wenn Sauerstoff, Wasser und Eisen
zusammentreffen. Mit diesen Tipps
schützt du dein Fahrrad vor Rost:
•Öle die Kette regelmäßig! Das Öl
bildet dann einen Schutzfilm auf
der Kette und die Feuchtigkeit kann
nicht durch. Eine frisch geölte Kette
kann man auch viel leichter treten.
• Mache es wie die Profis! Im
Fahrradladen kann man spezielle
Sprays für Fahrradketten kaufen. Die
reinigen die Kette vom Rost – und
pflegen sie gleichzeitig.
• Tausche die Kette aus! Wenn
gar nichts hilft, musst du die
Fahrradkette ersetzen. Eine neue
Kette bekommst du im Fahrradladen.
• Stell das Fahrrad unter! Am besten
steht dein Fahrrad im Keller oder im
Flur. Da ist es geschützt.
Ureinwohner
Sioux, Cheyenne, Apachen... Um diese und andere
Indianerstämme ranken sich eine Menge Geschichten. Doch wie lebten Indianer in Nordamerika wirklich? Längst nicht alle jagten Bisons in der Prärie.
I
ndianer haben Federn im
Haar, tragen Kriegsbemalung
und schwingen ihren Tomahawk oder eine andere Waffe.
So stellen sich viele Menschen die
Ureinwohner von Nordamerika
vor. In Wirklichkeit sind die vielen
Stämme jedoch sehr unterschiedlich. Sie sprechen verschiedene
Sprachen, kleiden sich verschieden und essen verschiedene Dinge. Eines haben sie aber gemeinsam: Ihre Vorfahren haben schon
vor Tausenden von Jahren in Amerika gelebt, lange bevor Europäer
den Kontinent eroberten.
Wann die ersten Menschen nach
Amerika kamen, wissen Forscher
nicht genau. Es könnte vor 13 000
Jahren oder schon viel früher gewesen sein. Wissenschaftler glauben, dass Jäger aus Asien in den
Norden Amerikas zogen, ins heutige Alaska. Vielleicht folgten sie
einer Herde von Mammuts. Während der letzten großen Eiszeit gab
es zwischen den Kontinenten eine
Landbrücke, über die sie gehen
konnten. Heute hat sich dort das
Meer ausgebreitet. Die Stelle heißt
Bering-Straße.
Einige Einwanderer blieben im
kalten Norden, andere wanderten
weiter nach Süden. Sie ließen sich
an der Küste, an Flüssen oder an
Seen nieder. Manche zogen in die
Berge, in die Wüste oder in den
Wald. Und einigen gefiel es am be-
Was zum Spielen
Der Dschinn
in der Klemme
Bei einem Einkauf kullert Antons Geld unter
ein Regal. Dabei
entdeckt er eine
leere Flasche.
Doch das ist keine gewöhnliche Flasche. Sie leuchtet
blau. Schnell steckt Anton sie ein. Zu
Hause öffnet er sie. Heraus schwebt
ein Flaschengeist – ein Dschinn. Der
heißt Osman. Sofort fällt Anton ein:
Bei einem Flaschengeist hat man drei
Wünsche frei! Doch was soll er sich
wünschen? Und wie soll er seinen
Eltern erklären, dass in der Badewanne ein Flaschengeist liegt. Mit dem
Dschinn reisen Anton und seine
Schwester in die Vergangenheit –
nach Wien in Österreich. Dort wartet
auf sie eine spannende Aufgabe.
Die Hör-Geschichte „Osman – Der
Dschinn in der Klemme“ von Ute
Krause ist witzig und manchmal
etwas chaotisch.
Im traditionellen Outfit: Ein Indianerjunge in South Dakota in den USA.
Was haben Indianer
mit Indien zu tun?
Der Entdecker Christoph Kolumbus wollte 1492 eigentlich von Spanien nach Asien segeln. Und zwar
nicht über die bekannte Route
nach Osten, sondern nach Westen
um die Welt. Kolumbus glaubte,
dass man so auch ans Ziel kommen
müsste. Aber die Reise lief nicht
wie geplant. Die Segelschiffe waren
viel zu lange unterwegs. Dann kam
endlich Land in Sicht! Und Kolumbus und seine Begleiter meinten,
dass sie in Asien gelandet waren.
Die Menschen, denen sie dort begegneten, nannten die Seefahrer
deshalb Indianer – von Indien. Das
war falsch, denn Kolumbus war
auf Amerika gestoßen. Der Irrtum
wurde später aufgeklärt. Doch der
Name „Indianer“ blieb trotzdem.
Im kalten Norden lebten Stämme wie
die Cree. Sie jagten Karibu-Hirsche
und fingen Lachse.
sten auf den endlosen Wiesen der
Prärie. Es entwickelten sich viele
verschiedene Völker: Die Menschen in der Wüste lebten ganz anders als die Indianer in den Bergen
oder am Meer.
Nur wenige Stämme lebten ein
bisschen so, wie wir das aus Büchern oder Filmen kennen – zum
Beispiel Sioux oder Komantschen.
Sie waren Jäger und erlegten Bisons. Die Tiere zogen in riesigen
Herden übers Land und die Indianer folgten ihnen. Viele Familien
wohnten deshalb in Zelten, die sie
schnell auf- und abbauen konnten. Die Sioux errichteten Tipis
aus Holzstangen, um die sie Bisonhäute legten. So waren sie vor
Wind, Kälte und Regen geschützt.
Aus Adlerfedern, bunten Perlen,
Stachelschweinborsten und Tierfellen fertigten Sioux-Indianer
zum Beispiel prächtige Hauben.
Diesen Schmuck trugen sie oft zu
besonderen Anlässen.
Mehrere Tausend Jahre lang
lebten die Indianer fast völlig ungestört. Doch vor etwa 500 Jahren
landeten die ersten Europäer an
der Ostküste Amerikas. Sie waren
begeistert: So viel freies Land! Bald
fingen sie an, den Kontinent zu
erobern und die Ureinwohner zu
verdrängen. Es dauerte nicht lange, bis die Weißen das Leben in
Amerika bestimmten.
FOTOS: DPA, THINKSTOCK; GRAFIK UND TEXTE: DPA
Indianerstämme in Nordamerika
Bekannte Stämme in
der Prärie waren die
Komantschen und die Sioux.
Sie wohnten häufig in Zelten.
Die Haida und die Tlingit
am Pazifischen Ozean erlegten
Robben, Wale oder Lachse.
Die Shoshonen siedelten oft in
kargen Regionen. Aus Gras und
Ästen flochten sie Körbe mit
schönen Mustern.
In den riesigen Wäldern
waren Huronen und
Irokesen zu Hause. Etwa mit
Pfeil und Bogen jagten sie
Hirsche, Hasen oder Bären.
Stämme wie die Pomo oder die
Maidu lebten an der Küste des
heutigen Kaliforniens.
Wüsten und tiefe Schluchten finden sich
in diesem Teil von Nordamerika. Die
Hopi und die Navajos bauten ihre
Häuser zum Beispiel aus Lehmziegeln.
Hier gibt es viele Flüsse, Berge
und Sümpfe. Ein berühmter
Stamm waren die Cherokee.
Kinderseiten
(Konzept)