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Annette Diesler
Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s
Church, Chicago
„Yes, we can!“
Zeitraum
08.09. – 19.10.2008
Mentoren
Bob Kolatorowicz und Rev. Tom Hurley
1
„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Gliederung
0. Einleitung
1. Old St. Patrick: Gestern, heute und morgen
1.1
1.2
1.3
1.4
Der König ist tot – es lebe der König?!“
Mission statement (Leitbild)
Membership (Mitgliedschaft)
Vision and Evaluation
2. Leadership: Pastoring is partnering
3. Glaubenspraxis
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
Die Feier der Liturgie am Sonntag
Die Werktagsliturgie
Ministry of Prayer
Outreach (sozial-caritative Angebote)
Season for Social Justice
Women spirituality
Shrine of the Saints
4. Schlussbemerkung
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
0. Einleitung
Vom 8. September bis zum 19. Oktober 2008 war ich in Old St. Patrick Church1 in
Chicago, Illinois zu Gast. Die Gemeinde versteht sich als eine Art
Personalgemeinde und nennt sich daher nicht Pfarrgemeinde „parish“, sondern
Kirche „church“. Ihr Pfarrer, Father Tom Hurley definiert den Unterschied zwischen
„church“ und „parish“ wie folgt:
„As a church we are owning a mission, we have no borders and we have a threetiered membership. A parish however is member-centered with a mission”.
Der Unterschied liegt für Pfarrer Hurley also darin, dass die Mitglieder der „church“
Eigentümer (und damit Mitverantwortliche) einer Mission sind, klassische
Pfarrgemeindemitglieder hingegen eher einer Mission „unterliegen“ (d.h. sie
empfangen sie passiv ohne viel Mitgestaltungsspielraum zu besitzen.) Damit
werden zwei weitere zentrale Themen für das Selbstverständnis amerikanischer
Gemeinden angesprochen: „mission“ und „membership“. Auf beide werde ich
später noch näher eingehen.
Im Gegensatz zur Territiorialgemeinde ist die „church“ grenzenlos. Ihre Mitglieder
kommen aus rund 200 „neighborhoods“ bzw. ca 120 verschiedenen
Postleitzahlen-bezirken (zip codes). Dass sich Menschen aus quasi dem
gesamten Stadtgebiet zu OSP hingezogen fühlen, liegt wohl u.a. an der
Grundeinstellung seines Personals („staff“). Der häufigste Satz lautete nämlich:
„Yes, we can!“2
In der Tat war es das Bestreben aller Angestellten möglichst jeden Wunsch, jedes
Anliegen irgendwie umzusetzen oder zu ermöglichen. Die Toleranz gegenüber
liberalen wie konservativ-traditionellen Gruppierungen innerhalb der katholischen
Kirche war dabei schier grenzenlos. So durfte auch eine Opus Dei Gruppe sich
zeitweise in den Räumen von OSP treffen.
Bob Kolatorowicz, Director of Spirituality und Pastoral associate war für die Dauer
meines Praktikums mein kompetenter Ansprechpartner. Dank seiner zahlreichen
Kontakte und seines unermüdlichen Einsatzes meinen Aufenthalt bestmöglich zu
gestalten, konnte ich mir einen breiten Überblick über die Arbeitsweise von OSP
verschaffen.
1
Im Folgenden werde ich für Old St. Patrick Church die Abkürzung OSP verwenden.
Dass dies zugleich auch der Wahlslogan des Präsidentschaftskandidaten Barack Obama ist, mag
Zufall sein. (Honi soit qui mal y pense.)
2
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
1. Old St. Patrick: Gestern, heute und morgen
Old St. Patrick wurde 1846 durch irische Immigranten gegründet. Es war die erste
englischsprachige Pfarrgemeinde von Chicago und eine der ersten die im
Erzbistum Chicago überhaupt errichtet
wurden.
1853
erfolgte
die
Grundsteinlegung,
1856
die
Einweihung
der
Kirche.
Das
Kirchengebäude
war
eines
der
wenigen Gebäude, das den großen
Brand in der Stadt im Jahr 1871 heil
überstand. Heute ist die Pfarrkirche
das älteste öffentliche Gebäude der
Stadt und eines der niedrigsten
zwischen
den
vielen
neuen
Wolkenkratzern.
Die
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keltisch
inspirierten
Kirchenfenster entstanden zwischen
1912 und 1922 nach einer Vorlage von
Thomas A.
O’Shaughnessy.
Das
Triptychonfenster über dem Altar, in
Jugendstil gearbeitet, symbolisiert die
drei theologischen Tugenden Glaube,
Hoffnung und Liebe.
Zweimal drohte der Pfarre das Aus. Das erste Mal 1950 als der Bau der
Schnellstraße nicht schnell genug voranging und die Nachfrage zur Aufnahme von
Schülern in die Schule sank. Zwei Schulschließungen drohten. Das zweite Mal
1983. In diesem Jahr war die Pfarre auf nur noch vier registrierte Mitglieder
geschrumpft. Dann übernimmt Pfr. Jack Wall die Pfarre. Er entwickelt die Idee
einer offenen Kirche (church for a contemporary marketplace), die besonders für
junge Erwachsene attraktiv ist. Außerdem gründete er ein Zentrum für Arbeit und
Glaube mit dem Ziel junge Erwerbstätige anzusprechen. Bereits zwei Jahre später
fand die weltgrößte Wohnblockparty statt mit 5000 Menschen. 1987 wächst die
Mail-Liste auf 10.000 Personen an.1989 liegt der Messbesuch bei 2000 Gläubigen
(davon 1000 registrierte Haushalte) und Old St. Patrick eröffnet die erste Catholic
grammar School (Frances Xavier Warde School) im Erzbistum.
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Im Jahr 2000 wird eine „A place to stand“ Fundraising-Kampagne gestartet um
langfristig mehr Gelände für weitere Pfarrgebäude erwerben zu können. Bereits
vier Jahre später sind Gebäude renoviert und das Schulgebäude auf dem Campus
erneuert.
Im Oktober 2007 übergibt Pfr. Jack Wall die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger
Pfr. Tom Hurley. Er selbst bleibt seiner „church“ verbunden, hält den Kontakt zu
Sponsoren und wird Präsident der Catholic Extension Society. Die Gesellschaft
bringt amerikanische Kirchen mit ärmeren oder weniger gut situierten Kirchen
zusammen und betreibt Fundraising.
„In the beginning of OSP the challenge was to find people,
the challenge for today is keeping it’s special.“ (Father John Cusick)
Die größten Herausforderungen für die Gemeinde für die nächste Dekade werden
nach Ansicht von Roger Hughes, dem Executive Director, sein:
 dem sinkenden Kirchenbesuch konstruktiv zu begegnen (sic!)
 die Männer als Zielgruppe in der Kirche zu erreichen
 gut ausgebildete Laien in Führungspositionen zu bekommen
 junge „members“ zu bekommen
 ein junges „staff“ aufzustellen
 der Konkurrenz von Willow Creek stand zu halten (50 % der Mitglieder von
Willow Creek sind ehemalige Katholiken; Willow Creek hat erst vor kurzem
eine neue Kirche in Chicago downtown eröffnet)
1.1 „Der König ist tot – es lebe der König?!“
Viele haben den Stabwechsel in OSP mit Skepsis betrachtet, nicht zuletzt war es
Pfr. Jack Wall’s größte Sorge das außergewöhnliche Erfolgsmodell seiner „church“
einem geeigneten Nachfolger zu übergeben. Für die Auswahl eines geeigneten
Kandidaten und den reibungslosen Stabwechsel hat er sieben Jahre investiert.
Zunächst hat er sich im Priesterseminar umgesehen, hat dann seinen
Wunschkandidaten mehrfach als Gastprediger eingeladen, ihn dann für einige
Jahre zum „associate priest“ (priesterlichen Mitarbeiter) gemacht, um ihn dann
schließlich seinen „members“ vorzuschlagen und wählen zu lassen. Seine
momentane Rolle für OSP bezeichnet er selbst als „grandfather“, „cheerleader“
und „spiritual mentor“.
Mit ausschlaggebend für die Fortschreibung der Erfolgsgeschichte von OSP und
den quasi nahtlosen Übergang im Pfarramt ist das hoch motivierte und
hervorragend qualifizierte „staff“. Das „Staff and Volunteer Directory“ im
Pfarrbulletin listet 35 Vollzeit-, 9 Teilzeitbeschäftigte und 20 „Volunteers“ auf.
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Davon kümmern sich permanent fünf Vollzeitbeschäftigte und ein Volunteer um
die Erschließung neuer Geldquellen.
1.2 Mission statement (Leitbild)
Es ist bezeichnend für das Selbstverständnis amerikanischer Kirchengemeinden,
dass sie wie andere Firmen, Organisationen3 oder Gruppen auch ihr eigenes
Leitbild entwickeln und als Markenzeichen pflegen. So versucht OSP sich sowohl
gegenüber anderen katholischen Gemeinden zu profilieren als auch gegenüber
den zahlreichen anderen religiösen Denominationen, die sich auf dem
Sinnanbietermarkt tummeln. Folgerichtig behandelt OSP seine Mitglieder
(members) wie KundInnen. OSP begegnet allen mit äußerster Wertschätzung und
versucht seine Mitglieder wie Gäste stets von der hohen Qualität seiner Angebote
zu überzeugen. Zur Qualitätssicherung und ~verbesserung dienen Werkzeuge
des klassischen Managements wie Strategieplan, Evaluation, Beratung sowie
fortlaufende Qualitätskontrolle.
Das Mission statement von OSP stammt aus der Feder von Father Cusick.
Wichtig war ihm bei der Abfassung "no church langage" and "very commun
english" zu verwenden.
Es lautet:
„Old St. Patrick’s mission is to serve the life and work of the laity in the world.
At the crossroads of an historic past and a promising future, engaged in a
challenging present and in the midst of the rich diversity of Chicago, we are
convinced that the mystery of Jesus Christ’s life, death and resurrection unfolds
within human life.
In response:
* We resolve to probe the meaning of our adult experience of self, work,
relationships, and family, that guided by the Holy Spirit, we might express our faith
in our life activities and responsibilities.
* We choose to celebrate the goodness of life by continually creating an
experience of hospitality, friendship, prayer and service that responds to human
needs.
* We commit ourselves to embody and advocate the values and actions that arise
from our shared reflection. We hope to influence our society in positive ways.
3
6
Das Mission statement der Stadt Chicago lautet beispielsweise: „I will“.
„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Together, we embrace the mission of Jesus Christ, so that others may experience
the rich promise of God’s love for our world”.
1.3 Membership (Mitgliedschaft)
Das es keine Kirchensteuer gibt, ist die Gemeinde auf eingetragene Mitglieder
angewiesen. OSP ist die einzige Gemeinde im Erzbistum Chicago (nach eigener
Aussage), die eine gestaffelte Mitgliedschaft zulässt. Sie bietet drei
unterschiedliche Formen der Zugehörigkeit (registration) an:
Mitglied (Member)
#
Old St. Patrick’s is my/our primary church, which we have chosen to
support with our time, our talent, and our treasure.
#
I am new and would like to receive envelopes.
#
No, I would not like to receive envelopes.
Associate (Partner)
#
I/We do not consider ourselves members, but enjoy a special relationship
with OSP and regularly attend events, programs and/or masses.
Friend (Freund)
#
I/We have no formal affiliation with any church, and sometimes attend Mass
and events at OSP
Der formalisierte Weg ist werbend, jedoch sehr einladend und orientiert sich an
den Bedürfnissen der potenziellen Mitglieder (member), "Partner" (associate) bzw.
Freunde (friend). Motto: "Please check the description which best fits your needs."
Aktuell gehören 3000 Haushalte (ca 4500 Personen) zur Gemeinde als
"members", ca 7500 „associates“ und weitere 4500 „friends“.
Neue Mitglieder werden einmalig zum kostenfreien Dinner ins Pfarrhaus
eingeladen:
„New members are invited to a dinner in a personal setting
to share some thoughts and stories
as we continue our journey together at Old St. Pat’s.“
Das Selbstverständnis von Old St. Pat's (wie die Gemeinde liebevoll genannt wird)
orientiert sich am augustinischen ecclesia semper reformanda oder wie es Father
Tom Hurley formuliert:
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
"As we grow, we continually redefine what it means to be an urban church. We are
committed to remaining open to new visions and possibilities, seeking broader
horizons as we journey into our future."
1.4 Vision and Evaluation
Ende der 90er Jahre hat OSP unter Anleitung einer externen Beratungsfirma die
„Vision 2008“ formuliert. Darin wurde eine Zukunftsvision von Kirche heraus
gearbeitet, die in einem nachhaltigen Prozess über Jahre in Erfüllung gehen sollte.
2007, ein Jahr vor Ablauf der Vision, wurde ein „Year of Discovery“ von
September 2007 bis September 2008 ausgerufen. (s. Anlage) Ziel war es
einerseits kritisch Bilanz zu ziehen inwieweit die Vision 2008 verwirklicht werden
konnte und andererseits Bedürfnisse und Wünsche der „members“ wie der „staffs“
(der haupt- und ehrenamtlich Tätigen) für die Zukunft zu ermitteln. Die Power
Point Präsentation mit dem Titel „Old St. Pat’s Strategic Planning Process. Year of
Discovery. Sept 2007 – Sept 2008“ wurde von Dominic Perri, einem „member“ und
Gemeindeberater erstellt und vorgetragen. Damit hat sich die Gemeinde diesmal
bewusst für einen internen Berater entschieden, der laut Roger Hughes
(Executive Director) zum einen kostengünstiger arbeitet und zum anderen über
mehr Feldwissen verfügt. Vorgestellt wurde die PPP dem „Board of Trustees“. Das
„Board of Trustees“ ist in seiner Zusammensetzung (auch für das Erzbistum
Chicago) einmalig. Pfr. Jack Wall hat dieses Board ins Leben gerufen. Die
Mitglieder sind von ihm berufen und entsprechen in ihrer Zusammensetzung
einem Gremium von Pfarrgemeinderat u n d ! Kirchenvorstand. Father Tom Hurley
hat dieses System übernommen. Die Mitglieder werden für 3 Jahre gewählt, die
Amtszeit kann einmal verlängert werden. Danach Pause, spätere Wiederwahl ist
möglich. Neue Mitglieder werden von einzelnen Mitgliedern des „Board of
Trustees“ vorgeschlagen. Per Mehrheitsentscheid wird über ihre Aufnahme
entschieden. Die Anzahl der Mitglieder beläuft sich auf bis zu 25. Father Tom
Hurley und Roger Hughes (pensionierter ehrenamtlich tätiger Geschäftsmann)
sind geborene Mitglieder des „Board“, haben jedoch nicht den Vorsitz inne. Der
chairman wird aus den Mitgliedern des „Board“ gewählt. Das „Board of Trustees“
sieht sich als Besitzer (owner) der „church“, sodass Father Hurley ihm
Rechenschaft abzulegen hat. Z.Zt gehören dem „Board of Trustees“ 22 Mitglieder
an. Die Konfession spielt dabei keine Rolle! Zwei Mitglieder sind nicht katholisch.
Entscheidend sind vielmehr die Repräsentation unterschiedlicher Ethnien und
gender sowie verschiedener Interessen und gesellschaftlicher Gruppierungen.
Ein neues Pastoralkonzept soll auf der Grundlage des strategischen
Planungsprozesses mit konkreten überprüfbaren Zielen in den nächsten Monaten
gemeinsam mit den „members“ erarbeitet werden. Das Gerüst dazu, die
sogenannten „Seven Strategies“ stellen das Fazit des „Year of discovery“ dar.
Vor allem die Ergebnisse aus den Einzelinterviews der Angestellten von OSP wie
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
aus zwei Kirchenmitgliederver-sammlungen („church member sessions) von
November 2007 und Januar 2008 mit insgesamt 100 Personen, sind hier
eingegangen:
1. Social Justice: Commit to social justice as a signature aspect of OSP’s
ministry, liturgy and through service to those in need in our world.
2. Inter-Religious Understanding: Partner with people of different faith
traditions to create a better world.
3. Lay Leadership: Develop a program that will insure a sustainable,
collaborative and enduring membership led church and that will prepare
members of the OSP community to more deeply implement and live out our
mission.
4. Lay Formation: Develop an integrated program for members of OSP to
deepen their understanding of Catholic faith and tradition, and how to live it
out in the world.
5. Next Generation: Provide the next generation of Catholics at OSP the
opportunities for substantive formation in the Catholic faith and for
leadership.
6. Technology: Utilize technology as the gateway/portal to provide means of
education, outreach and connection for those both internal or external to the
OSP community.
7. OSP Community: Develop a strategy to connect the communities of OSP
so all members have an understanding of and access to our many diverse
communities.
Die Erstellung des Pastoralkonzepts wirkt äußerst professionell. Die Inhalte
orientieren sich am “Mission statement”. Das „Mission statement“ selbst wird dabei
nicht in Frage gestellt, sondern “nur” seine Rezeption seitens der “members”
überprüft.
Die „members“ werden aktiv nicht nur bei der Erstellung des Pastoralkonzepts
beteiligt. So gut wie jede Idee von Gemeindemitgliedern zur Gründung weiterer
Arbeitskreise oder Initiativen wird aufgegriffen und umgesetzt. Sogar eine Opus
Dei Gruppe durfte sich zeitweise in den Räumen von OSP treffen. Die
Begründung dafür lautete: „We don’t judge!“
Einzige Bedingung ist,
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
a) dass der/die Ideengeber/in selber beteiligt bzw. verantwortlich ist und
b) dass noch ein freier Raum zur Verfügung steht.
2. Leadership: Pastoring is partnering
„Pastoring is partnering“. (Father Jack Wall).
Father Tom Hurley versteht sich in seiner Rolle als Priester als „sacramental
minister“. Er möchte kein reiner Manager und Sakramentenverwalter sein, darum
hat er sich bewusst für das Kirchenmodell von OSP entschieden. Sein
Führungsstil soll ein „collaborative modell“ sein. Er orientiert sich dabei am
paulinischen „Ein Leib und viele Glieder“-Modell. Tatsächlich ergreift Father Tom
bei den wöchentlichen „formation staff“- Sitzungen meist als letzter in der Runde
das Wort. Geleitet wird der 12 Personen umfassende Kreis von Dr. Terry NelsonJohnson (Psychologe und zuständig für „Adult Faith Formation“). Father Tom
Hurley strebt nicht nur einen kollegialen Führungsstil an, er praktiziert ihn auch.
Ein anderer Grundsatz seiner Pastoral lautet: „Don’t judge people’s lifestyle. Let
them feel comfortable”. Bob Kolatorowicz (Center for Spirituality) ergänzt: „God is
working in the lives of people. Everybody is welcome”. Auf meine Nachfrage, ob
sich dies auch auf „gay people“ bezieht, antwortet er: „Our obligation is to respond
pastorally first and theologically second.“
„Pastoring is partnering“, gilt ebenfalls für das „Board of Trustees“. Hier ist Father
Tom Hurley zwar geborenes Mitglied, nicht aber Vorsitzender. Er hat wie alle
anderen Mitglieder des Board of Trustees auch, dem Gremium über seine Arbeit
Rechenschaft abzulegen.
Partnerschaftlich ist auch der Umgang mit den zahlreichen „Volunteers“.
Das „Staff and Volunteer Directory“ im Bulletin von OSP listet 35 Vollzeit-, 9
Teilzeitbeschäftigte und 20 „Volunteers“ auf. Darüber hinaus sind punktuell (z.B.
für die World’s Largest Block Party) bis zu 1800 Volunteers tätig. Die 20
Volunteers arbeiten teilweise auf Honorarbasis. (Daher wäre auch eine
Übersetzung mit dem dt. Wort „Ehrenamt“ nicht zutreffend.) Die Akzeptanz und
Verantwortung der volunteers sind sehr hoch. Sie haben teilweise eigene Büros im
Pfarrbüro, werden zu „formation staff“-Sitzungen eingeladen (mit aktiver
Beteiligung) dürfen sich in der Teamküche bedienen (dort stehen regelmäßig über
den Tag verteilt Mahlzeiten und Getränke kostenfrei zur Verfügung).
Das Motto zur Beteiligung von Volunteers lautet: „Come for mission not for
membership. To call them together to faith”.
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
3. Glaubenspraxis
Gastfreundschaft wird groß geschrieben und ist in allen Bereichen spürbar. Alle
Angebote sind niederschwellig und kundenorientiert. „Members“ werden wie
KundInnen behandelt. Selbst die Sonntagsliturgie endet mit den bezeichnenden
Worten: „Danke, dass Sie in unseren Gottesdienst gekommen sind!“ Die
Konkurrenz durch andere Denominationen ist deutlich im Bewusstsein.
„Mitgliederpflege“ und das stetige Bemühen es noch besser machen zu wollen,
prägen den pastoralen Alltag. Eine weitere Kernaussage von Father John Cusick
lautet:
You don’t have to make a case for spirituality
but you have to make a case for faith/religion”.
Gebet und Bekenntnis zum katholischen Glauben werden auch außerhalb des
Gottesdienstes bei jeder Veranstaltung von OSP praktiziert.
Die Sonntagsliturgie wird als d a s Zentrum aller pastoralen Aktivitäten sowie als
Aushängeschild und Messlatte angesehen: „Our priority is on Sunday worships“.
(Father John Cusick).
3.1 Die Feier der Liturgie am Sonntag
Für Father Hurley ist der Gottesdienst am Sonntag von oberster Priorität. Er sieht
es als seine Pflicht an einen „vibrant, relevant and life-giving worship“ zu kreieren.
Noch vor dem liturgischen Gruß lädt der Zelebrant die Gläubigen ein, sich per
Handschlag zu begrüßen. Dieses Ritual soll mit dazu beitragen, dass sich alle
„comfortable“ fühlen.
Außer dem Zelebranten sind zahlreiche Laien mit verschiedenen „ministries“
(KommunionhelferInnen, Gabenprozession, Chor, Hospitality Coordinator,
Hospitality Minister, Lektor) im Gottesdienst beauftragt. Jede Woche wird im
Bulletin dazu eingeladen sich für einen dieser Dienste („ministry“) zu melden. Bei
Interesse kann auf einem vorgefertigten Coupon Zeit, Ort (church or hall) und
gewünschter „ministry“ angekreuzt werden. Auch hier wird OSP’s Mission vom
„Serving the life and work of the laity in the world“ erkennbar.
Musik und Predigt hingegen werden keinem Zufall überlassen. Sie gelten als d a s
Aushängeschild jeder amerikanischen Gemeinde und unterliegen höchsten
Qualitätsanforderungen. OSP leistet sich zwei Vollzeitmusiker, die die Musik
selber komponieren und saisonweise neue Gottesdienstliedhefte herausbringen.
Zusätzlich zum Chorgesang werden professionell ausgebildete Solisten engagiert.
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Die Kompositionen entsprechen im Stil - passend zur Tradition der Gemeinde –
alten irischen Gesängen.
Dem Bedürfnis amerikanischer Gemeindemitglieder nach Unterhaltung wird bis
zum Äußersten entsprochen. Teilweise ist die Liturgie mehr Showbusiness, denn
Andacht. Dieser ständigen Balance ist sich der Zelebrant jedoch durchaus
bewusst. Father Tom Hurley spricht selbst von „entertainment-liturgy“.
3.2 Die Werktagsliturgie
Täglich nehmen ca 30 Gläubige an der Werktagsmesse um 12:10 Uhr teil. Sie
sind zwischen ca 28 und 55 Jahre alt, darunter überwiegend Geschäftsleute.
Der Zelebrant geht bei der Predigt zwischen den Bänken auf und ab und hält
dabei die Hände in den Hosentaschen. Die Predigt ist kurz, prägnant, aktuell und
frei formuliert. Die Fürbitten wie die meisten Gebete werden ebenfalls frei
gehalten.
Die Atmosphäre ist entspannt und dennoch souverän, konzentriert und feierlich.
3.3 Ministry of Prayer
Eine Vernetzung der unterschiedlichen Aktivitäten erfolgt über die Sonntagsliturgie
wie über das „ministry of prayer“. Bernadette Moore (Pastoral Care Ministry)
motiviert, sammelt und koordiniert sämtliche Gebetsanliegen von Kranken, sozial
Benachteiligten, für Verstorbene oder besondere Intentionen. Die Anliegen werden
–sofern gewünscht – auch im Pfarrbulletin veröffentlicht. Bernadette verschickt
monatlich 120 Karten an Kranke, an Eltern von Täuflingen (6 x pro Jahr), an
Trauernde und an Personen, die um ein Gebet angefragt haben. Eine
Gebetsgruppe, die aus 15 Personen besteht, trifft sich regelmäßig um gemeinsam
zu beten. Außerdem hat sich jeder der 15 BeterInnen bereit erklärt für jeweils 10
Personen individuell regelmäßig zu beten.
3.4 Outreach (sozial-caritative Angebote)
Beth Marek hat vor acht Jahren in OSP angefangen. Sie hat einen Abschluss in
Geografie und eine Business-Ausbildung und hat sowohl in der Computerindustrie
wie im Gesundheitswesen gearbeitet. Die Aufgabe in OSP wurde ihr angeboten
und die Stelle nach ihren Wünschen ausgestattet. Sie ist die einzige
Vollzeitangestellte im Bereich „outreach“ im gesamten Erzbistum. Innerhalb von
acht Jahren hat sie die Anzahl der Projekte fast verdoppelt. Heute betreut sie die
folgenden 19 Projekte:
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
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Adult Literacy Program (Anaphalbetenkurs)
Blood Drive (Blutspende)
Cara Program (Hilfe zur Wiedereingliederung Wohnsitzloser)
Children’s Place (für HIV/Aidskranke Kinder und Familien)
Coprodeli USA – Peru (Patenschaft mit Peru für Schulen, medizinische
Hilfe, Waisenkinder etc.)
Friends of Fabretto – Nicaragua (Unterstützung für ein Projekt von Padre
Fabretto für Kinder in Bergdörfern)
Global Alliance for Africa – East Africa (Hilfe zur Selbständigkeit für
HIV/Aidskranke )
Greater Chicago Food Depository (14-tägige Lebensmittelausgabe an
Bedürftige)
Harbor of Hope Project (Patenschaft für eine Pfarrei in Waveland,
Mississippi, die vom Hurrikan Katrina schwer zerstört wurde)
House of Mary & Joseph Shelter (Sandwich- und Suppenausgabe an ca
250 Bedürftige)
Interfaith House (Wohnungslosenheim mit 64 Betten)
LIFT – India (Stipendienprogramm für Kinder und Jugendliche in Tamil
Nadu)
Little Brothers – Friends of the Elderly (Besuchs-, Einkaufs- und
Ausflugsdienste für ältere Leute)
Marah’s House (Unterkunft für Erwachsene mit Behinderung mit niedrigem
oder fehlendem Einkommen)
New Moms, Inc. (Hilfe für Teenager-Schwangerschaften)
Special Olympics (Hilfe bei Sportveranstaltungen für Körperbehinderte)
St. Agatha’s Tutoring Program (Nachhilfe- und Hausaufgabenbetreuung)
Su Casa (Übergangswohnheim für Hispanoamerikaner)
University of Illinois at Chicago Hospital Pediatrics Program (Spiel- und
Besuchsdienst für Kinder im Krankenhaus)
Für jedes dieser Projekte stehen ihr 500 Dollar aus dem Budget von OSP zur
Verfügung. Die Summe muss jedes Jahr mit dem Executive Director neu
ausgehandelt werden. Hinzu kommen regelmäßig Sachspenden von
verschiedenen Firmen.
Es gibt keine Kooperation oder Unterstützung seitens der Stadt Chicago. In zwei
Projekten (children’s place und Coprodeli USA) arbeitet sie mit der Presbyterian
Fourth Church of Chicago zusammen. Die Kooperation hat sich eher zufällig durch
Volunteers aus dieser Gemeinde beim Harbor of Hope Project ergeben.
Außerdem gibt es erste Kontakte mit der Synagoge „Beth Israel“ zur Kooperation
beim University of Illinois at Chicago Hospital Pediatrics Program.
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Viele Gemeinden in Chicago (z.B. Baptisten und andere protestantische Kirchen)
sind auf das umfangreiche Outreachprogramm von OSP aufmerksam geworden
und wollen ähnliche Initiativen starten. Beth Marek erhält unvermindert
Nachfragen dazu aus dem gesamten Stadtgebiet.
Alle sechs Wochen trifft sich Beth für rund zwei Stunden mit den 21 Volunteers,
die verantwortlich für die einzelnen Outreachprogramme sind.
3.5 Seasons for Social Justice
Bob Kolatorowicz (adult spirituality und social justice) hat eine „Season for Social
Justice“ erfunden. Die “Saison” findet immer im September statt, dauert einen
Monat lang und umfasst acht Veranstaltungen. Ein großes Banner mit der
Aufschrift: „Season for Social Justice. Working for the Common Good“ am
Kirchenportal macht auf diese „Saison“ aufmerksam. Diese Aktion soll das
Bewusstsein der „members“ für soziale Gerechtigkeit stärken. Im wöchentlichen
Bulletin „The Crossroads. Old St. Patrick’s Catholic Church Bulletin“ wird das
Programm zur „Season for Social Justice“ im Einzelnen vorgestellt. Zur
diesjährigen Programmauswahl schreibt Bob:
„Our social problems need to be re-imagined
and rebuilt to respond
to our new contexts of global belonging and inter-connectedness”.
Folgende Veranstaltungen werden dazu angeboten:
 Re-imagining Religious Pluralism
Acts of Faith: The Story of an American Muslim, the Struggle for the Soul of
a Generation (Mittwoch, 10. September, 19.00 Uhr)
Der Autor, Dozent und Gründer einer interreligiösen Konferenz für junge
Leute (InterFaith Youth Core) Eboo Patel spricht über die Erziehung zur
echten Wertschätzung eines religiösen Pluralismus wider religiösen
Extremismus und religiöser Konflikte. Im Anschluss an den Vortrag folgt
eine Diskussion.
Interfaith Iftar (Sonntag, 14. September, 17:00 Uhr)
Einladung zum gemeinsamen Fastenbrechen nach Sonnenuntergang im
muslimischen Fastenmonat Ramadan ab 17:00 Uhr. Ort: Islamic
Foundation North 1751 O’Plaine Road, Libertyville, IL
 Supporting Quality Education
Scholarship Sunday (Sonntag, 14. September)
Spendenaufruf zur Unterstützung der „Frances Xavier Warde School“ (kath.
Grundschule) in allen 6 Sonntagsgottesdiensten. Die Spende dient der
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Finanzierung von Schulgeldstipendien (30 % der SchülerInnen sind darauf
angewiesen).
 Peace Building
Living in a Time of War: Catholics Respond
A Roundtable Discussion facilitated by Fr. Tom Hurley (Mittwoch, 17.
September, 19.00 Uhr)
Einladung zur Diskussion: Was heißt es Katholik/in in einer Zeit des Krieges
zu sein? Wozu fordert uns unser Glaube heraus? Was sollte oder könnte
getan werden?
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich um keine politische
Veranstaltung handelt. Es geht um einen Gedankenaustausch und eine
respektvolle Diskussion, die dazu beitragen soll die Situation besser zu
bewältigen.
International Day of Peace
Internationaler Friedensgedenktag (1982 von den Vereinten Nationen
ausgerufen)
Im Bulletin sind dazu Friedensgebete der vier „global outreach partners“
(vier Patenschaftsprogramme: Friends of Fabretto, Nicaragua; Global
Alliance for Africa, Kenya; Coprodeli, Peru; Leading India’s Future Today,
India) von OSP zweiseitig abgedruckt.
Voices and Visions Speaker Series:
An Evening with Elie Wiesel (Donnerstag, 25. September, 19:00 Uhr)
Einladung zur Teilnahme an der Feier zur Verleihung der Ehrendoktorwürde
der St. Xavier University, Chicago
 Exercising the Right and Responsibility to Vote
Voter Registration
In jeweils vier Sonntagsmessen am 21. und 28. September besteht die
Möglichkeit sich offiziell als Wähler/in für die Präsidentschaftswahl am 4.
November registrieren zu lassen.
 Caring for God’s Creation
Screening of documentary film, Renewal (Sonntag, 28. September, 18:15 Uhr)
Filmabend mit Diskussion. Gezeigt wird ein 30 minütiger Kurzfilm über
„America’s religious environmental movement“ (Amerikas religiöse
Umweltbewegung)
Laut Bob ist nun, nach drei “Seasons for Social Justice”, das Bewusstsein für
soziale Gerechtigkeit bei den “members” deutlich geschärft worden. Es gibt
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Nachfragen und Anregungen zur Themenauswahl. Zusammenhänge zu anderen
Aktionen von OSP werden wahrgenommen.
3.6 Women spirituality
„Women's Spirituality Groups“ (Frauengebetskreise) gibt es seit zehn Jahren in
OSP. Die Idee dazu kam von Father Jack Wall. Mary Ann Moriarty ist heute für
diese Gruppen verantwortlich. Sie ist Gemeindemitglied und war früher in der
Erwachsenenkatechese engagiert. Seit 1998 haben 60 Frauen im Alter von 22 bis
69 Jahren in fünf Gruppen von 10 bis 12 Personen teilgenommen. In der Regel
existieren die Gruppen für mehrere Jahre. Regelmäßig werden Referentinnen und
Referenten zu einem Spezialthema in die Gruppen eingeladen. Einmal im Jahr (zu
Beginn eines neuen Turnus’) kommen alle Gruppen zusammen. Dieses Jahr sind
17 jüngere Frauen (Ende 20 bis Anfang 40) und eine ältere Frau (65 Jahre) neu
dazu gekommen. Die Gruppen treffen sich monatlich von September bis Mai von
18:30 bis 20:00 Uhr in den Räumen von OSP. Eine verbindliche kontinuierliche
Teilnahme wird erwartet. Die „Gruppenleiterin“ versteht sich als Moderatorin der
Gruppe: “I am only the facilitator not the leader“. (Mary Ann Moriarty). Diese
Selbstdefinition deckte sich jedoch nicht mit meinem Eindruck, den ich bei einem
Besuch in ihrem Frauengebetskreis erhielt.
Jede Gruppe liest gemeinsam ein Buch und bespricht es Kapitel für Kapitel bei
den monatlichen Gebetstreffen. Z.Zt liest die Gruppe von Mary Ann Moriarty „
Drawing from wisdom’s well. Stories, celebrations, and explorations of courageous
women of faith” von Gloria Ulterino. Jedes Kapitel enthält Gebete, Fragen, Lieder,
Segen und Hintergrundwissen zu biblischen Parabeln oder biblischen Figuren.
Der Abend wurde mit einem Gebet eröffnet und schloss mit einem Segen.
3.7 Shrine of the Saints
Seit kurzem befindet sich in einer Nische im hinteren nördlichen Teil der Kirche –
dank einer Stiftung der Familie Glassberg – ein neuer Heiligenschrein. Dieser
Heiligenschrein ist nicht etwa ein Neuerwerb einer alten Reliquie im klassischen
Stil, sondern versucht etwas völlig Neues zu schaffen: „The shrine is a unique
combination of an icon screen of the
Byzantine Liturgical tradition and a Celtic
design that connects with the patterns
found throughout Old St. Patrick’s Church.“
(Ikonen im byzantinischen Stil mit heiligen
Ölen hinter einer Glaswand verziert mit
keltischem Golddekor passend zu den
keltischen Mustern der Kirchenfenster,
Kirchenbänke, Wände etc.)
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago
Abgebildet ist der Heilige Maximilian Kolbe, die Heilige Klara von Assisi und die
Heilige Monika. Die Gedenktage der drei Heiligen sind alle im Monat August.
Doch dies ist noch nicht alles. Der Schrein ist nicht „statisch“, sondern kann sich
immer wieder verändern: „These glass icons are removable pieces and our hope
is to periodically change the saints as both devotion and „donorship“ permit!“
(Die Glas-Ikonen sind abnehmbar. D.h. vorhandene Glas-Ikonen können gegen
andere neue gestiftete Heiligendarstellungen ausgetauscht werden.)
Die Idee dieses neuartigen Schreins korrespondiert mit einer leeren
Heiligennische in der Kirche. Beides lädt die Gläubigen dazu ein, mit den Heiligen
„auf Tuchfühlung“ zu gehen. Sich mit Ihnen in eine Reihe zu stellen, vielleicht
sogar durch die Stiftung einer bestimmten Glas-Ikone eine persönliche Beziehung
zu einer heiligen Person zu vertiefen oder aufzubauen. Auch die Heiligen Öle
werden nun „sichtbar“ gemacht.
4. Schlussbemerkung
Die Eindrücke, Begegnungen, Erfahrungen und Erlebnisse die ich im Rahmen
meines sechswöchigen Aufenthaltes in Chicago sammeln konnte, waren so
zahlreich, dass hier nur ein kleiner Ausschnitt davon wieder gegeben werden
konnte. Natürlich verdienten auch das Erwachsenenkatecheseprogramm (Rite of
Christian Initiation of Adults) oder „Theologie vom Fass“ (theology on tap), ein
Sommerprogramm für junge Erwachsene zwischen 20 und 39 oder „Beloved
Retreat“ (Erwachsenenexerzitien) gebührende Erwähnung.
Profitiert habe ich auch von den Gesprächen mit Marten Marty über Martin Luther
und den Protestantismus in Amerika sowie von meinem Besuch bei den
KollegInnen in der Krankenhausseelsorge im Loyola Hospital. Interessant waren
für mich darüber hinaus die Teilnahme an zwei afro-amerikanischen
Gottesdiensten (St. Sabina und Trinity Church) sowie einem Besuch im Auditorium
Theater auf dem „downtown campus of Willow Creek Community Church“.
Als Anregung für meine pastorale Arbeit im Bistum Aachen nehme ich auf jeden
Fall die grundsätzliche Haltung des „Yes, we can“ mit. Auch die Idee der „Season
for Social Justice“ gefällt mir. Das „dinner for new members“ und die
verschiedenen Formen der Mitgliedschaft (member, associate, friend) könnten
wegweisend für unsere Überlegungen für neue Wege der Mitgliedschaft in
unserem Frauenverband sein.
Alles in allem bin ich sehr dankbar für diese wunderbare Gelegenheit des Ideenund Erfahrungsaustausches mit amerikanischen KollegInnen im Erzbistum
Chicago!
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„Yes,we can!“ Erfahrungsbericht Old St. Patrick’s, Chicago