Abschlussbericht Salamanca 2005/06
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Abschlussbericht Salamanca 2005/06
Abschlussbericht Salamanca 2005/06 Katrin Martin ([email protected]) Linus Völker ([email protected]) Johanna Hummel ([email protected]) „Verlass dich auf nichts und niemanden!“ „Vertrau keinem!“ „Bleib ruhig!“ „Lass dich nicht unterkriegen!“ „Dies ist eine der schönsten Städte, die ich jemals besucht habe“, ist oft das, was wir von unseren bisherigen Besuchern zum Abschied zu hören bekamen. Salamanca beeindruckt als Teil des Unesco Weltkulturerbes mit einer ganz fantastischen historischen Innenstadt, die trotz ihres erwürdigen Alters von viel Leben erfüllt ist. Vom anderen Tormes-Ufer betrachtet, erhebt sich Salamanca auf einer kleinen Anhöhe über die Schilf bewachsenen Buchten des Flusses und die Brücke aus römischer Besatzungszeit. Obenauf und als überragendes Kennzeichen leuchtet nachts die Kathedrale. 200.000 hauptsächlich junge Leute prägen die Kultur- und Kneipenszene. Ob nun eine von Salamantinern, den „Charros“, bevölkerte Tapas-Bar im Barrio Van Dyck oder eine der vielen Erasmusdiskotheken wie der „Irish Rover“ im Stadtzentrum, los ist überall etwas. Wenn’s in Salamanca irgendwann langweilig wird, flüchtet man gerne in die Umgebung. Portugal, Galizien, Toledo, Madrid, die Sierra de Francia und Ciudad Rodrigo sind nicht weit. Wem der gemächliche, stressfreie spanische Lebensstil liegt, ist hier richtig. Vorbereitung - Konto Deutsche Bank + Online Banking - Auslandskrankenversicherung (z.B. Allianz „Pro3“) - Erasmusbestätigung abholen (bevor Frau Goertz in den wohlverdienten Sommerurlaub fährt) und zahlreiche Kopien - Passfotos / Ausweis + zahlreiche Kopien - Laptop (Salamanca ist gut mit Internet ausgestattet) - Bafög mind. 6 Monate vorher beantragen (sofort nach Zulassung zum Programm) - Eventuell Sprachkurs buchen (mehr dazu unten) Post an die Universidad Salamanca Formular (bekommt man von Frau Goertz), das mit einem Passfoto im richtigen Format vor weißem Hintergrund aufgenommen wurde und nicht gedruckt ist (Informationsmaterial über Salamanca lässt sonst auf sich warten). Die geforderte Kursliste ist Makulatur. Man macht sowieso andere Fächer und muss sich auch noch einmal anmelden. Anreise Es gibt folgende Flugverbindungen, die sich als günstig erwiesen haben. Madrid wird von EasyJet (z. B. ab Basel) und Air Berlin angesteuert. Mit Ryan Air kommt man nach Valladolid. Air Berlin ist zwar etwas teurer, bietet aber die Möglichkeit, für 50 € die „Silver Card“ zu erwerben, mit der man die Gepäckgrenze auf 32kg hochschrauben kann ohne zuzuzahlen. Die Karte gilt ein ganzes Jahr. Wenn ihr dann – völlig ausgelaugt wie wir – in Madrid ankommt (einem der chaotischsten Flughäfen, den wir kennen), geht’s erst richtig los. Deshalb hier eine kleine Reisehilfe: 1) den Metro-Schildern folgen 2) am Automaten für 1,- € „Sencillo“ erwerben 3) dann mit Linie 8 Richtung „Nuevos Ministerios“ bei „Nuevos Ministerios“ umsteigen 4) 15 km Fußweg (+/-) zur Linie 6 Circular 5) im Uhrzeigersinn bis Station „Conde Casal“ fahren 6) dort am Platz das „Claridge“ Hotel suchen. Mit Blick auf das Hotel der Straße rechts neben dem Hotel bergab folgen (20m links) 7) ihr habt die Busstation Auto RES erreicht und müsst nur noch für den „Express“-Bus nach Salamanca ein Ticket lösen (16,- €) Ihr kommt nach ca. 3 Stunden in Salamanca an der Estacion de Autobus im Südwesten der Stadt an. In die Innenstadt läuft man ca. 15 Minuten. Ein Taxi kostet ca. 5-6 €. Unbedingt darauf achten, dass der Fahrer das Taxameter anstellt. Es hat sich bewährt, in den ersten Tagen einen Sprachkurs zu machen. Man bekommt einen guten Einstieg ins Spanische und hat auch gleich eine Unterkunft. Wir waren im „Colegio Delibes“ (www.colegiodelibes.com), waren gut zufrieden und konnten uns bequem und stressfrei eine dauerhafte Bleibe suchen, bevor der große Erasmus-Ansturm anfing. Hier einige wichtige Hinweise zur Wohnungssuche: a) Adressen gibt es in der „Oficina de Relaciones Internacionales“ als Liste oder an den zahlreichen Telefonzellen b) Unbedingt vorher ein spanisches Handy besorgen (egal, welcher Anbieter; alle sind schweineteuer) c) Wichtige Merkmale, die die Wohnung haben sollte: - Spanische Mitbewohner - Zentrale Lage (weil man immer zu Fuß unterwegs ist), d.h. nicht nördlich der Avenida Portugal und nicht weiter östlich als die Plaza España. - Zentralheizung, die funktioniert. (dringend!) - Eventuell Internet - Tageslicht kann man nicht erwarten. - Preise für Zimmer liegen zwischen 150-250 € alles über 200 € ist aber Luxus oder überteuert. d) Die Suche dürfte nicht länger als 5 Tage dauern, wenn man nicht erst genau passend zur Erasmus-Einführungsveranstaltung kommt. e) Vermieter nach IBAN/BIC-Nummer seines Kontos fragen, weil man dann online europaweit kostenlos überweisen kann. (Klappt nicht beim OnlineBanking der Sparkasse!) Lobend erwähnen an Salamanca müssen wir, dass es eine sehr offene Stadt ist. Die hier lebenden Spanier sind es gewöhnt, ständig mit Ausländern konfrontiert zu werden und wohnen nicht – im Gegensatz zu spanischen Jugendlichen in anderen Städten bei ihren Eltern, weil viele von außerhalb kommen. Die Stadt lebt von der Universität und den Studenten, ist also mit allem, was man als Student braucht, gut ausgestattet. Sprachkurse Zusätzlich zu einem möglichen privaten Sprachkurs (wie oben geschildert), bietet die Uni einen Erasmus-Sprachkurs an, der entgegen den Behauptungen hilfreich und gut war. Nähere Infos gibt es bei der Einführungsveranstaltung. Außerdem gibt es die „Escuela Oficial de Idiomas de Salamanca“ (gegenüber der Estacion de Autobus). Man kann dort ein Semester lang einen sehr günstigen Sprachkurs machen. Wichtig ist es, sich rechtzeitig dort anzumelden, damit man den Einstufungstest nicht verpasst. Bitte kein „Spanisch für Mediziner kaufen“. Völlig sinnlos! Die Begriffe kennt man nach 5 Minuten sowieso und wirklich Interessantes fehlt! Tipps für den Start an der Uni - Wenn man möchte, kann man sich zu Anfang in der Oficina de Relaciones Internationales melden, um zu kontrollieren, ob man überall korrekt geführt ist und ob alle Unterlagen da sind. Ist aber eigentlich unnötig. - Vor der Einführungsveranstaltung schon zur Medizinischen Fakultät gehen und sich immatrikulieren! Erst zur „Conserjería“ gehen – mit Erasmusbestätigung, Foto und Kopien des Persos - die Einschreibungsunterlagen dort erwerben. Man erhält auch die neuste Kursliste und einen Termin für die Einschreibung. Schreibt euch auf jeden Fall für alles, was ihr in Deutschland noch nicht gemacht habt, ein. Es stört niemanden, wenn ihr einen Kurs dann später nicht macht, wohl aber, wenn ihr versucht, ein Praktikum zumachen, wenn ihr nicht auf der Liste steht. Lasst euch davon auch nicht vom Sekretär abbringen. Von der Matrikulationsbescheinung macht man am besten gleich 100 Kopien und lässt sich einige per Stempel authentifizieren (Kindergeld?) - Vorsicht jedoch! Wenn ihr jetzt glaubt, schon für Praktika angemeldet zu sein, liegt ihr falsch. Hier wird es kompliziert: Die spanischen Studenten machen Praktika aus einem Jahrgang (z.B. 4° Curso). Die Zuteilung zu den Praktika ist zufällig, so dass nicht jeder Student in jedem Fach auch Praktika macht. Dass es für einen deutschen Studenten obligatorisch sein kann, in jedem Fach Praktika (vielleicht sogar aus verschiedenen „Cursos“) vorzuweisen, übersteigt das Vorstellungsvermögen des gesamten Fakultätspersonals. Zu erst sollte man voller Hoffnung zum Inneren-Sekretariat gehen, um dort die Auskunft einzuholen, dass alle Listen voll sind. Unter Murren wird man schließlich doch noch für einen „Curso“ eingeschrieben (für uns ca. 75% sinnlose Praktika). Trotzdem machen, weil man sonst auf gar keiner Liste erscheint. Danach zwei Wochen reservieren, in denen man in den Krankenhäusern („Universitario“ und „Virgen de la Vega“) wahllos Chefärzte, Sekretärinnen und Assistenzärzte um Praktika anfleht. Nicht aufgeben! Wiederholt auftreten! Konkrete Zusagen einholen! Nicht aufgeben! Die Praktika sind sehr unorganisiert und wenig motivierend. Der Fokus liegt in Spanien einfach auf den sehr theoretischen und didaktisch auch wenig motivierenden Vorlesungen. Kurse Unser Vorschlag zum Vorgehen bei der Selbst-Organisation von Praktikas: Am besten immer alleine auf die Station gehen und direkt nach einem bestimmten Arzt fragen (Namen siehe unten in Klammern). In schwierigen Fällen ist es am ehesten möglich ein Praktikum während der Klausurvorbereitungszeit der Spanier oder während der Semana Santa zu machen. - HNO (Dr Juan Luis González) Nicht zu empfehlen ist es, das Praktikum Montag und Donnerstag Nachmittag zu machen, da dort nur die langweiligen Fälle vorgestellt werden und keine OPs stattfinden. Versucht vormittags mit den spanischen Studenten das Praktikum zu machen. Prüfung: Es gibt einen mündlichen und zwei schriftliche Prüfungstermine (einmal MC-Klausur und einmal zum Ausformulieren), wobei die MC-Klausur mit Altklausuren und ein bisschen im Skript stöbern gut zu schaffen ist. - Derma (Dr Bravo, Dr Grande) Klausur im Vergleich zu Freiburg ziemlich anspruchsvoll. Praktikum ganz okay. - Augen (Dr Galileo (Uniklinik), Dr Tabes, Dra Santiago (beide Virgen Vega)) Die Klausur hat keiner von uns mitgeschrieben. Praktikum bei Dr Galileo war super. Im Virgen Vega ganz okay. - Gyn (geht nur über die offizielle Liste, ganz oft bei der zuständigen Person in der Fakultät nachfragen) Versuchen in die Gruppe von Dr Lancharez zu kommen (nur 2 statt 3 Klausuren), eher die mündlichen Prüfung machen, haben alle bestanden, obwohl die Prüfung zum Teil ziemlich unangenehm war. Man sieht im Praktikum wesentlich mehr als in Deutschland, darf aber wenig machen. - Kinder (am besten über die Liste, zur Not in der Prüfungszeit versuchen dann Platz eines Spaniers zu bekommen, der nicht erscheint) Klausur hat keiner von uns gemacht. Praktikum überwiegend super. Auf Nachfrage kann man in der Klausurenzeit alle Bereiche durchlaufen. - Klinische Pharma 2 Wochen schlechtes Praktikum. Am ehesten über die Liste, man kann aber auch einfach so kommen. Um den Schein zu bekommen muss man neben der Klausur (die mit Altfragen gut zu bewältigen ist) noch einen 4-5seitigen Aufsatz zu einem ausgewählten Thema schreiben. - Traumatologie/Orthopädie (Dr. Bravo, Virgen Vega) Empfehlenswertes Praktikum. Sehr unterhaltsames Team. Die Klausur hat keiner von uns geschrieben. - Allgemeinchirurgie (auf keinen Fall bei Dr Omar machen!) Wenig gesehen, wenig gelernt. - Gefäßchirurgie Ganz okay. - Thoraxchirurgie (Dr Varelas, Koordinator für alle chirurgischen Praktikas) Super organisiertes Praktikum. Dr Varelas ist auch was andere Praktika und Fragen anbelangt sehr hilfsbereit. Selbst Oberärzte und Chefarzt nehmen sich Zeit für einen. - Urologie (Dr Alferez, zu Mädels nett, zu Jungs etwas wortkarg) Zum Teil haben wir viel gesehen und durften aktiv an den Operationen teilnehmen. - Geriatrie (der Chef – Nephrologe, ist sehr unfreundlich, der Arzt für die Praktika ist immer der gleiche) Eine Woche in einer Residencia de mayores. Interessant und lehrreich. Der Arzt ist sehr motiviert. Klausur ist sehr schwer und sehr umfangreich im Vergleich zu Deutschland. - Radiologie Klausur machbar, aber unangenehm. Die spanischen Studenten lernen nur aus den sog. Apuntes (Vorlesungsmitschrieben, erhältlich in einem Copy-Shop in Uni-Nähe), die leider ziemlich chaotisch sind. Die spanischen Bücher sind schlecht und die Apuntes die einzige Art sich adäquat auf die Klausuren vorzubereiten. Meistens sind die Professoren so flexibel, einem einen Sondertermin für eine mündliche Prüfung zu geben. Auch hier „nicht aufgeben!“ Nach so viel wirklich schwer Verdaulichem kommen wir zu den angenehmeren Dingen im hiesigen Leben: Katrin hat sich z.B. für einen guten Kletterkurs eingetragen, der es ihr auch ermöglicht, weiterhin die Kletterhalle spottbillig zu nutzen. Zum Bouldern ist das „El Tablon“ sehr gut. Bailes Latinos ist im El Sabor zu empfehlen. Die Kurse sind Angebote des Servicios de Educacíon fisica y deporte. Dort lohnt es sich auf jeden Fall, möglichst früh vorbeizuschauen. Das Angebot ist mit dem Freiburger Uni-Sport vergleichbar, nur billiger. Man hat aber auch die Möglichkeit, Probetraining bei den Uni-Mannschaften zu machen, die am offiziellen Ligabetrieb teilnehmen. Für alle Sportarten außer Fußball ist das ziemlich die einzige Möglichkeit, seinem Sport weiter zu frönen. Linus hat mit seiner Volleyballmannschaft letztendlich den vierten Platz errungen (und will dies an dieser Stelle unbedingt erwähnen). Wer Lust auf Wandern oder Skifahren hat, ist bei der Grupo de Montaña richtig aufgehoben. Die organisiert wöchentlich eine Exkursion, die ebenfalls ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Die Trips eignen sich auch super, um Leute kennen zu lernen. Unsere Empfehlungen für das Jahr „Haltet euch von Erasmus-Party fern, falls ihr interessiert seid, Spanier kennenzulernen. Es gibt einfach zu viele Erasmusstudenten und Sprachschüler hier.“ (na ja, hat auch was, Leute aus aller Welt zu kennen…) „Macht viele Ausflüge mit dem guten Busnetz in Spanien oder – falls vorhanden – mit dem Auto“ „Redet immer Spanisch, auch unter Deutschen!“ „Noch einmal, falls ihr es vergessen haben solltet: Nicht aufgeben!“ Falls euer Wissensdurst durch unsere Tipps immer noch nicht befriedigt ist, wendet euch vertrauensvoll an uns. Wir beantworten eure Fragen gern. Viel Spaß im Bewerbungsstress.