Juni 2002

Transcription

Juni 2002
an.schläge06/2002
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni
porträt
GlückWunsch
Die Dichterin Elfriede Gerstl feierte ihren 70.
Geburtstag und blickt auf aktive Jahre zurück
thema
TechnikLust
Mehr Präsenz von Frauen in hochqualifizierten
Technikberufen eröffnet neue Perspektiven
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
auf.takt
an.schläge
an.spruch
Reminiszenzen
Kein Stolz auf Antifaschismus in Österreich
05
aus.schuss
Augen zu und durch
Parlamentarische Untersuchung gegen kritische Stimmen
08
interview.priesterin
„Ich bin nicht Jeanne d’Arc“
Christine Mayr-Lumetzberger über ihre bevorstehende Weihe
10
international.el saadawi
Eloquente Kassandra
Über die ägyptische Schriftstellerin und Widerstandskämpferin
14
fünfundzwanzig.jahre
„ziemlich cool“
forum
thema
politik
Frauencafé und Frauenzimmer feiern Geburtstag
20
an.sage
Königinnen der Nacht?
Wie sinnvoll ist die Abschaffung des Frauennachtarbeit-Verbots?
24
technik.weiblich
Technik – nichts für Frauen?
Eine Reflexion über stereotype Erwartungshaltungen
16
forum.wissenschaft
Anpassung – Auflehnung
Österreichische Journalistinen der Ersten Republik
22
arbeit
geld.kunst
(A)typisch Frau
Neoliberale Interessen treffen auf künstlerische Ansprüche
28
feminismus.cyberspace
Vernetzt
Überlegungen zur feministischen Vernetzungsarbeit im www
32
elfriede.gerstl
Luxus ohne Preis
Ein Porträt zum 70. Geburtstag der großartigen Literatin
34
musik.porträt
Die Pop-Rebellinnen
Tanzbare Musik und politische Texte von „Le Tigre“
36
an.klang
now and then
Weiblicher Rhythm & Blues auf Höhenflug
38
ge.fragt
kultur
Der Mai stürzte uns in einen Gefühlsstrudel.
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss,
zu dem unsere Verena recherchiert hat (Seite 8),
löste in uns eine ungemeine Wut darüber aus,
mit welcher Subtilität FPÖVP jahrelange Arbeit
von und für Frauen zu zerstören sucht. Von den
Medien weitgehend unbeachtet, im stillen Kämmerlein. Aber nicht mit uns! Durch die Solidarität
vieler, auch nicht betroffener Frauen wuchs ein
Gefühl der Zusammengehörigkeit. Dann der Moment der Erleuchtung: Wenn uns Schwarz-Blau
untersucht, dann kann unsere Arbeit nur Gutes
bedeuten! Wetzt die Waffen, Amazonen!
Für die aktuelle Juni-Nummer ergab sich ein
Arbeits-Schwerpunkt: Christine Wächter stellt
Diagnosen, warum Frauen in höheren technischen Berufen immer noch so selten anzutreffen
sind (Seite 16), Birgit Haehnel setzt sich mit der
atypischen Beschäftigung im Kulturbereich auseinander (Seite 28). Ein gaaanz schönes Porträt
von Elfriede Gerstl hat Helga Pankratz geschaffen
(Seite 34). Abseits von 08/15-Fragen, präsentiert
sie eine menschliche Elfriede Gerstl. Helga hat im
übrigen ihre Glossen und Kommentare der letzten 12 Jahre in einem Buch veröffentlicht: „Aus
lesbischer Sicht“. In der nächsten Nummer folgt
eine Rezension!
Da unsere Leserinnen die besten Kritikerinnen sind, haben wir nach sechs Jahren wieder einmal einen Fragebogen zusammengestellt, damit
ihr uns mal gehörig die Meinung sagen könnt
oder uns über den grünen Klee loben (Heftmitte).
Also: Weg mit dem Blatt vorm Mund und spontan
beantworten, liebe Leserinnen. Ist eh anonym.
Nach mehreren Anläufen haben wir’s jetzt
doch geschafft: „zu.schläge“, die neue, themenzentrierte Beilage der an.schläge, erscheint in ihrer Nullnummer. Ohne unsere AkademikerInnentrainee Petra Öllinger wäre wohl nie was daraus geworden. Wie ein Wirbelwind kam sie, sah
und eroberte unsere Herzen. Die anstrengende
Produktionswoche wurde durch ihr unbeschwertes Lachen aufgelockert; oder ob doch das (eine
oder andere) Glaserl Wein dran schuld war? Bis
Ende Juni wird sie unsere Redaktion mit ihrer Energie, ihren inhaltlichen Tipps und persönlichen
Meinungen bereichern. Und danach lassen wir
sie eh nimmer gehen!
Viele interessante Stunden mit den an. schlägen, und
noch ein kleiner Hinweis: über Kritiken, Anregungen, Lob und Tadel freuen wir uns immer (wenn
jetzt keine Leserinnenbriefe kommen...).
Einen sonnigen Juni wünscht Euch das
an. schläge-Team
Zerbrochene Legende
Der Spezial-Oskar für unsere Heldin kam erst posthum
42
an.an.schläge
der Heftmitte kamen nur durch
an.schläge
ihr Organisationtalent zustande.
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
Petra Öllinger bringt Schwung in
die Redaktion. Die zu.schläge in
Betrifft: Ankündigung
Betrifft: Kurzmeldung in an.schläge 5/02
Liebe Frauen,
Anregung
Vielen lieben Dank für die tolle Ankündigung der Königinnen von Salgueiro – wir hatten ein volles Haus –
und ihr habt sicher dazu beigetragen.
Also, alles Liebe & alles Gute für euch
Liebe Redaktionsfrauen! Die Vorstellung von biografiA hat uns sehr gefreut. Wie wäre es mit einer biografischen Artikel-Serie, denn gerne würden wir unser Material einer größeren Öffentlichkeit vorstellen. Bis zum
publizierten Lexikon wird es ja noch
etwas dauern. Hinweisen möchte ich
aber auch darauf, dass in Kürze bei
Böhlau unser WissenschafterinnenLexikon erscheint (Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben
Werk Wirken. Hg. Brigitta Keintzel/Ilse
Korotin) und bei Peter Lang eine Artikelsammlung zum Thema Frauen im
Wien der Zwischenkriegszeit, Hg. Doris Ingrisch/Ilse Korotin/Charlotte
Zwiauer. Abschließend nochmals
herzlichen Dank für den Bericht.
Silvia
Gern geschehen!
Die Red.
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege .at
Betrifft:„Weder stumm noch dumm“ in an.schläge 5/02
http://www.anschlaege.at
Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination), Verena
Missverständnis
Fabris/vab (web), Angela Heissenberger/AH (Termine,
Abos), Gabi Horak/GaH (Koordination), Kerstin
Kellermann/kek, Helga Pankratz/ pan
IInserate, PR: Eva Melnik, e-mail: [email protected]
Ständige Mitarbeiterinnen: Doris Brenner/DoB, Anni Bürkl/abü,
Heike Ehlers/HE, Gabi Obojkovics, Claudia Saller/cs,
Eva Steinheimer/ESt
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Angelika Baier/ajb, Angelika
Czipin, Ewa Dziedzic/ewa, Daniela Fohn/DF, Edith Futscher, Birgit Haehnel, Sushila Mesquita, Petra Öllinger/
PÖ, Charlotte Eckler, Jutta Sommerbauer, Yo Taubert,
Christine Wächter
an.sage: Renate Csörgits & Bärbel Danneberg
neu.land: Jasmina Jankovic’
heim.spiel: Angela Heissenberger
wyber.space: Eva Steinheimer
ge.fragt: Elke Koch
an.klang: Vina Yun
plus.minus: Helga Pankratz
Cartoon: Gabi Szekatsch
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk
Fotos: an.schläge-Archiv, Mary Attia, Nadja Aziz, Magdalena
Liebe Anni! Dir und Deinem Team
herzlichen Dank für die Zusendung
der an. schläge. Hat viel Spaß gemacht,
sie zu lesen. Auch wenn ich erkennen
muss, dass wir uns einige Male missverstanden haben. Aber wenn man
Sozialminister werden will muss man
sich bei Zeiten daran gewöhnen ;-)
Nein, Spaß bei Seite: Danke für den
guten Artikel und wir freuen uns jederzeit wieder auf gute Zusammenarbeit. Grüße an alle
Ilse Korotin
Über Anregungen freuen wir uns immer. Wir werden darüber meditieren!
Die Red.
Betrifft: Lob
Valerie Clarke
Gesellinnen
Betrifft:„Leben im Zwiespalt“ in an.schläge 4/02
Die neuen an. schläge sind übrigens super geworden! Habt ein ganz tolles
Gesellinnenstück geliefert, gratuliere!
Noch ein Lob
Blaszczuk, Michaela Bruckmüller, Angela Heissenberger,
Beate
Pez Hejduk, Helga Hofbauer, Margarete Neundlinger,
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
Liebe Gabi, vielen Dank nochmal für
die Veröffentlichung meines Artikels
im forum.wissenschaft der an. schläge.
Auch das Photo finde ich sehr passend und ansprechend! Ich hoffe,
dass sich mittlerweile euer Stress etwas gelegt hat und wünsche euch
viel Energie. Liebe Grüße,
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
Verena (Hauser)
Sabine Schwaighofer, Klaudia Wanner
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für
Layout: Andrea Gadler
Druck: Reha Druck, Graz
© an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
04 an.schlägejuni 2002
Danke, liebe Beate!
Die Red.
an.schläge werden gefördert von:
FRAUEN
BURO
MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Kerstin Kellermann
Reminiszenzen
kate auf der Straße, keine überdekorierten Schaufenster…, konzentrierten sich die Leute mehr auf ihre Mitmenschen – und
auf Literatur, vor allem Lyrik. Der Journalismus besaß ein hohes
Niveau, viele Essays, historisch fundiert, wunderschön formuliert. Natürlich hatte die slowenische Welt auch ihre Mankos:
In Dachböden versteckten sich Deserteure, die nicht an Grenzübergängen auf Flüchtlinge schießen wollten, man munkelte
von politischen Gefangenen auf „goli otok“ und einem militärischen Sperrgebiet bei Kocsevje/Gottschee, und achtzig Prozent
der Bevölkerung lebten in Armut. Doch da einem die reichen
zwanzig Prozent im Alltag nie unterkamen, lebte man ziemlich
gemütlich wie alle anderen auch. Die Regierung oder einzelne
PolitikerInnen legitimierten sich über den ehemaligen Kampf
gegen den Nationalsozialismus. Das nahm oft lustige Züge an:
Zum Beispiel wenn nach der Partisanen-Ralley, bei der die noch
lebenden Partisanen um die Altstadt liefen, jedes Jahr einige,
die nicht im Rollstuhl geschoben wurden, im Krankenhaus landeten. Die Jugend definierte sich über die Kunst und begann
bei politischen Diskussionen sofort zu gähnen. Alltäglicher Antifaschismus: Eltern und Regierung argumentierten ständig:
„Seid schön brav und macht, was wir sagen, denn wir haben
gegen die Nazis gekämpft!“
In Österreich ist man nicht so stolz auf Antifaschismus.
Neulich, in einer ORF Sendung, als der Historiker Stefan Karner,
der in der HistorikerInnenkommission zum Ortstafelstreit sitzt,
wort- und gestenreich der ehemaligen Botschafterin Katja Both
und der Korrespondentin der slowenischen Tageszeitung Delo,
Mojica Drcar-Murko, seine Einstellung zum „Kärntner Abwehrkampf“ näherbrachte und noch als Zeichen seiner „liberalen“
Einstellung ein slowenisches Gedicht rezitierte, genierte ich
mich für meine Heimat Österreich. Die Überheblichkeit Karners
und sein Gesprächsniveau ließen an wissenschaftlicher Objektivität zu wünschen übrig. Die beiden Organisationen der Kärnter
SlowenInnen und des Verbandes der Kärntner Partisanen hatten nur eine Woche zuvor die Kritik der FPÖ an der Dokumentation „Die Partisanen in Kärnten“ zurückgewiesen. Die FPÖ hatte
den Sendungsverantwortlichen Werner Mück als „untragbar“
für einen Chefredakteursposten bezeichnet. Und die SlowenInnen spitzen noch heute auf Klagenfurt – besonders auf den
großen Merkur-Supermarkt an der Rosentalerstraße!
❚
^
^
Als ich noch ziemlich klein war – kurz vorher zog unsere Familie ins unbekannte Gebirgsland Österreich,„A“
wie „Arschloch“ kommentierte mein Vater, wenn ihn
ein Auto mit österreichischem Kennzeichen nicht
überholen ließ – schickten uns die Eltern in den Sommerferien zu den „Kinderfreunden“ der SPÖ an den Faaker See.
Mein Bruder war todunglücklich.„…im Kinderfreundeheim.
Wo könnte es schöner sein – daheim!“, sangen wir lautstark im
Chor. Ich krachte mit dem Stockbett durch, ein Bub hielt meinen gewagten Liebesbrief für eine Fälschung, ich schleppte
heulende Kleinkinder herum – und kehrte mit einem Leistenbruch nach Hause zurück. Was der Arzt als Beweis dafür nahm,
dass ich kein richtiges Mädchen wäre. Das kommunistische
„Kinderland“ im nächsten Sommer fand ich hingegen urspannend: Abenteuerspaziergänge in der Nacht, Fahnenappell und
Wettputzen (unsere Gruppe „Jane Fonda“ erhielt einen Guglhupf als Preis), gemeinsames Singen, Kochen und Abräumen.
Nach dem Erdbeben in Friaul belebten italienische Kinder das
Lager. Eine ältere Dame, die Maria, erzählte uns von ihrem Widerstandskampf gegen die Nazis. Schon sehr klein eine große
Gerechtigkeitsromantikerin wäre ich am liebsten ins Lager eingezogen. Ein Jahrzehnt später forderte ich meinen Akt von der
Staatspolizei an, um mal zu sehen, was ich so Interessantes gemacht hätte.„Kommunistin ab 12“ stand da als erste Eintragung. Meine Mutter war von den Socken.
Eine Heldin meiner Kindertage war neben der Bäuerin
Leksch, die Tiere heilen konnte, die rothaarige Frau Zirgoi, die
als Mädchen zusehen musste, wie Nazis ihre Mutter, die die
Partisanen unterstützte, ermordeten. Noch später schwärmte
ich für den Staat Jugoslawien. Der gewährte mir sogar ein Stipendium von umgerechnet 500 Schilling , gleich viel wie den
jugoslawischen StudentInnen, die am Wochenende nach Hause stoppten und sich von den mitgebrachten Jausenpackerln
ernährten. Mediziner aus Sierra Leone oder dem Sudan studierten auf Einladung des jugoslawischen Staates Holzprothesenbau, für den die Fakultät in Ljubljana berühmt war. Medizinische Versorgung war gratis. Ich gewöhnte mich daran, überfüllten Autobussen hinterher zu laufen, oder Bananen und
Orangen als extrem exotische Speisen zu betrachten. Dadurch,
dass es wenig Ablenkungsmöglichkeiten gab, keine Werbepla-
juni 2002an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : Ve r e n a Fa b r i s
regenbogen
In Bewegung bleiben
Am 29. Juni ist es wieder so weit: Die Regenbogen-Parade 2002 unter
dem Motto „Miteinander“ startet um 15 Uhr beim Ringturm und führt
dann in gegengesetzter Fahrtrichtung über den Ring bis zur Schlusskundgebung am Heldenplatz. Organisator ist der CSD Wien („Christopher Street Day“), der noch bis 15. Juni Anmeldungen zur aktiven Teilnahme entgegen nimmt. Bereits zum siebenten Mal laden die Grünen
zum Festival „Wien ist andersrum – Das Festival der Verlockungen vom
anderen Ufer“. Von 6. bis 29. Juni stehen verschiedene Veranstaltungsorte ganz im Zeichen lesbischer und schwuler Kunst. Der Titel des heurigen Festivals reagiert auf den „nach über sechzig Jahren immer noch
tobenden Kampf um die eigene Geschichte“: „Großmutter, wir danken
dir!“ soll auf die zu oft verschwiegene Opfer- aber auch TäterInnenrolle
andersliebender Menschen im NS-Regime hinweisen. GaH
baustelleneröffnung
Kröten kaufen!
Mit einem rauschenden Fest wurde am 6. Mai die Baustelle zum rollstuhlgerechten Umbau der Frauenhetz eröffnet. Edith Lettner spielte Saxophon, Ursula Schwarz begleitete Eva Dité am Klavier, die einige Lieder
zum besten gab und überhaupt den Abend moderierte. Den Ehrenschutz
übernommen hatten Renate Brauner als SP-Frauenstadträtin und Maria
Vassilakou, Grüne Stadträtin mit den Schwerpunkten Integration, LesBiSchwule und TransGenderPersonen und behinderte Menschen. Handgemachte Kröten aus Stoff – jede ein Unikat – konnten ersteigert werden, so manche Kröten-Lady ist noch übrig und kann jederzeit bei der
Frauenhetz zu einem Mindestpreis von 15 Euro erstanden werden (Spenden in jeder Höhe willkommen). Frau leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Umbau, der noch nicht ausfinanziert ist. Das Fest fand seinen
Ausklang bei einem tollen Buffet, zur Verfügung gestellt vom Frauencafé.
Die Frauenhetz erwies sich wieder einmal als geselliger Frauenort zum
Feiern, Kennenlernen, Nachdenken und gemeinsam stark sein. GaH
Frauenhetz – Verein für feministische Bildung, Beratung & Kultur, Hetzgasse 42/1, 1030 Wien, T. 715 98 88,
e-mail: [email protected], http://www.t0.or.at/ frauenhetz, Spenden an: Erste Bank Nr. 081-15834, BLZ 20111
„Mädchen denken anders
plus.minus
Anmeldungen zur Regenbogen-Parade am 29. Juni 2002: [email protected], http://www.pride.at
„Wien ist andersrum“, 6.-29. Juni 2002, e-mail: [email protected], http://www.andersrum.at
frauentageszentrum
Wohnungslos
Sieben Sozialarbeiterinnen schlossen sich zu Beginn des Jahres zusammen, um Frauen in unsicheren oder unklaren Wohnverhältnissen im
Rahmen eines Frauentageszentrums im sechsten Wiener Bezirk Unterstützung zu bieten. Die sieben Betreuerinnen kommen aus unterschiedlichen Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe. Das Konzept für
dieses Projekt stammt ursprünglich aus dem Bahnhofssozialdienst der
Caritas, wo sich eine Gruppe von Sozialarbeiterinnen seit zwei Jahren
mit der Situation von Frauen in Wohnungsnot beschäftigt. Das Angebot kann von den Betroffenen auch anonym in Anspruch genommen
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
als Buben“
…meinte Kräuterpfarrer Weidinger in der
„Krone“: Mädchen und Buben seien vom
lieben Gott mit „unterschiedlicher Hirnstruktur“ „als Mann und Frau erschaffen“
worden. Sie sollten deshalb nicht gemeinsam, sondern „in Mädchenschulen und Bubenschulen, ihrer Eigenart entsprechend“
erzogen werden. – Lieber Gott, hast du
wirklich kein Kräutlein gegen den Fundamentalismus wachsen lassen?
06 an.schlägejuni 2002
stark
halbstark
Rounder Girl
Die Hinichen
Vor kurzem erregte Michaela Dorfmeister Aufsehen, als sie ihr Olympia-Gold entgegennahm
und zur Bundeshymne statt „Heimat, bist du
großer Söhne“ „Töchter“ mitsang. Deshalb war
am Fußballmatch gegen Kamerun nicht nur
das Spiel selbst aufregend, sondern schon die
Eröffnung. Die Bundeshymnen beider Länder
wurden von Frauen gesungen. Nach der Sängerin aus Kamerun schmetterte Tini Keinrath von
den Rounder Girls im voll besetzten Ernst-Happel Stadion für Österreich den Text leicht modifiziert ins Mikro: „großer Töchter, großer Söhne“; live übertragen von ORF 1. (+)
Das Linzer Frauenhaus hat Anzeige wegen Aufforderung zu Gewalt gegen Frauen erstattet.
Die Sicherheitsdirektion Linz prüft den Verdacht auf Wiederbetätigung: Gegen „Die Hinichen“. Diese rühmen sich,„die ordinärste Bänd
Österreichs“ und „für Zuzler, Lulus und Minderjährige nicht geeignet“ zu sein. Ihre „Gaudi“ an
allem, was verboten, roh und intolerant ist,
manifestiert sich in Liedern wie „Wir mischen
auf im Frauenhaus“ und Texten à la „Die Fotzn,
ja die g´hörn verdroschn, Zerscht aufs Aug und
dann in d´Goschn“ und verdient als Antwort:
feministische Zero-Tolerance. (-)
an.rissösterreich
werden und umfasst ein Frauencafé mit Beratungs- und Informationsmöglichkeiten durch Sozialarbeiterinnen. Weiters stehen ein Badezimmer, eine Waschküche und eine Kochgelegenheit zur Verfügung. Zur
Aufbewahrung persönlicher Dinge sind Depotfächer bereitgestellt. Eine
gemütliche Atmosphäre zu schaffen, ist ein besonderes Anliegen der
Projektbetreiberinnen. Drei Grundregeln gilt es jedoch einzuhalten: keine Gewalt, keine illegalen Drogen und „women only“. „In Betrieb“ ist das
Frauentageszentrum seit 3. Mai und zwar montags und mittwochs von
9 bis 13 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr. Die Räume müssen zur Zeit
noch adaptiert werden, weshalb Hilfe in Form von Geld- oder Sachspenden dringend benötigt wird. PÖ
an.ruf
Beate Lenzhofer im Gespräch mit Gabi Horak
Wirtschaftlich untragbar
Frauentageszentrum, Dürergasse 17, 1060 Wien, T. 01/971 80 07, e-mail: [email protected]
Das Geburtshaus Nussdorf bangt um seine Existenz.
Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen?
geehrt
Wir bekommen ganz sicher keinen Vertrag vom Hauptverband der
Sozialversicherungsträger. Das haben wir schon Ende März erfahren.
Dann gab es aber noch eine Zwischenhoffnung auf staatliche Subventionen, es gab Gespräche mit PolitikerInnen aller Fraktionen. Aber
daraus ist auch nichts geworden. Der Wiener Gesundheitsstadtrat
Wanek wollte sich das anscheinend nicht mehr anhören – diese 16jährige Odyssee. So lange versuchen wir schon, einen Kassenvertrag
zu bekommen.
Erika Weinzierl
Dass hetzerische Begriffe aus der Zwischenkriegszeit in Österreich
wieder salonfähig zu sein scheinen, macht sie hellhörig und „tut unheimlich weh“, sagte die Zeithistorikerin Erika Weinzierl in einem Radiointerview. Am 29. April wurde die Autorin und Herausgeberin zahlreicher Publikationen und wissenschaftlicher Beiträge mit dem Ehrenring der Stadt Wien ausgezeichnet. Weinzierl, die am 6.6.1925 in Wien
geboren wurde, war während des Krieges zum Arbeitsdienst eingeteilt
und engagierte sich gleichzeitig im Widerstand gegen das NS-Regime.
1945 begann sie ihr Studium der Geschichte, das sie nach nur drei Jahren abschloss.
Bereits 1961 habilitierte sie sich für Österreichische Geschichte an
der Universität Wien und war u.a. von 1979-1990 Vorständin des Instituts für Zeitgeschichte in Wien. Weinzierl versteht ihre Arbeit immer
auch als gesellschaftlichen Auftrag, sich für eine soziale Kultur der Toleranz, des Schutzes von Minderheiten und des partnerschaftlichen Lebensrechtes der Menschen einzusetzen. Bereits 1975 schrieb sie das
Buch „Emanzipation? Österreichische Frauen im 20. Jahrhundert“. Ihr
Hauptwerk gilt den Verfolgungen von JüdInnen und Minderheiten
während der NS-Zeit. DF
frauenhaus
Was ist das besondere am Geburtshaus?
Das Betreuungsmodell ist einzigartig in Österreich. Die Betreuung
durch die Hebamme beginnt schon lange vor der Geburt und hört
auch nachher nicht auf. Wir haben da eine Vorreiterrolle gespielt,
auch mit den ersten Wassergeburten. Doch die Spitäler haben nachgezogen und nachdem die Klientinnen immer weniger werden, gibt
es ein Gerangel um sie.
Der Geburtenrückgang der letzten Jahre ist also deutlich zu spüren.
Wo sehen Sie die Ursachen dafür?
Ja. Man müsste über die Ursachen forschen, aber das tut niemand.
Der Geburtenrückgang hat jedenfalls sicher auch etwas mit konservativer Politik zu tun, mit fehlender Absicherung auf dem Arbeitsmarkt.
Geburt ist das einzig unsichere im Leben, hab ich das Gefühl. Zeit
spielt keine Rolle, du kannst nicht sagen, wie lange der Geburtsvorgang dauern wird. Es ist unberechenbar, ein Mysterium.
Nr. 4
Seit wann sind Sie Hebamme in Nussdorf?
374 Frauen haben letztes Jahr Zuflucht in einem der drei Frauenhäuser
in Wien gesucht. Für weitere 60 Frauen und ihre Kinder wurde mit der
Eröffnung des vierten Frauenhauses Mitte Mai in Simmering Platz geschaffen. Schusssichere Fenster und Videoüberwachung vor den Eingangstüren soll den vor gewalttätigen Männern geflüchteten Frauen
größtmöglichen Schutz bieten. Mit einem „Toberaum“ mit weichem Boden, einem „Jugendzimmer“ und einem „Mutter-Kind-Zimmer“ wurden
im neuen Haus besonders die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt.
Dass die Probleme von Gewalt betroffener Frauen mit einer adäquaten
Zufluchtmöglichkeit noch lange nicht bewältigt sind, zeigt nicht zuletzt
die Erfahrung: Viele Frauen kehren schließlich zu ihren Männern zurück.
Vor allem Migrantinnen, deren Aufenthaltsgenehmigung häufig an die
der Männer gekoppelt ist, haben viel zu selten andere Möglichkeiten,
als die neuerliche Rückkehr „nach Hause“. GaH
Infos: Verein autonome österreichische Frauenhäuser, Bacherplatz 10/4, 1050 Wien,
Ich bin hier seit 4 Jahren. Davor war ich 2 Jahre in der Semmelweißklinik und davor in einer familienorientierten Geburtsklinik in
Deutschland.
Wie geht es nun weiter?
Höchstwahrscheinlich werden wir mit Herbst schließen müssen. Aber
das ist noch nicht sicher, weil sich noch viel tut in der Semmelweisklinik zum Beispiel, deren gynäkologische Abteilung ja auch ausgegliedert wird. Jedoch wirtschaftlich trägt sich das Geburtshaus Nussdorf
nach jetztigem Stand einfach nicht mehr. Es hat keinen Sinn, da noch
weiter zu wurschteln.
Beate Lenzhofer ist Hebamme im Geburtshaus Nussdorf
T. 01/544 08 20, e-mail: [email protected], http://www.aoef.at
juni 2002an.schläge 07
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
politikausschuss
Augen zu und durch
Parlamentarische Untersuchungsausschüsse, ursprünglich gedacht als Instrument
parlamentarischer Kontrolle, werden unter der schwarz-blauen Regierung zu einer Waffe
gegen kritische, linke und feministische Stimmen. Von Verena Fabris
Thema: Die Vergabepraxis des
ehemaligen Sozialministeriums
in den Jahren 1995 bis 1999
oder: Gesinnungsschnüffelei
bei sogenannten linken Vereinen. Schauplatz: Ein Saal im Parlamentsgebäude. Zeit: 30. April 2002. Mitwirkende: Helene Partik-Pablé als Vorsitzende des Untersuchungsausschusses
sowie Abgeordnete aller im Parlament
vertretenen Parteien. „Vorgeladen“ wurden Mitarbeiterinnen des Vereins
„CheckArt“ (Herausgeberin der an.schläge)
und des Vereins „Virginia Woolf“.
Die Abgeordneten stellen der ehemaligen Obfrau des Vereins „Virginia
Woolf“ abwechselnd Fragen: In welchem Zeitraum waren Sie Obfrau? Wer
08 an.schlägejuni 2002
war damals für die Buchhaltung zuständig? Was ist Frauensprache? – Auch
wenn jemand offiziell nur als Auskunftsperson und nicht als Beschuldigte geladen ist, lässt die Art der Befragung eine schnell verdächtig erscheinen. „Zur Förderung weiß sie nichts! Dazu weiß sie auch nichts! Sie weiß weder
zur Förderung was, noch sonst was!“ lästert ein ÖVP-Abgeordneter lautstark.
Vanessa Wieser, die als Finanzreferentin des Vereins vorgeladen ist, beschrieb ihre Eindrücke folgendermaßen:
„Du betrittst den Raum, es hat locker 35
Grad. Drinnen sitzen vier Abgeordnete
der FPÖ, der ÖVP, fünf von der SPÖ und
eineR der Grünen. Hinter der vorgeladenen Person thront erhöht die Abge-
ordnete Partik-Pablé. Sie führt den Vorsitz und spricht der vorgeladenen Person in den Rücken. (...) Die vorgeladene
Person muss zu Beginn ihren Namen,
Adresse und Beruf in das Mikrofon sagen (die Abgeordneten stellen sich
nicht vor, haben auch kein Mikro). (...)
Spätestens beim Aufsagen der persönlichen Daten beginnt der Verhör-Charakter dieser Veranstaltung.“
Treibende Kraft für diesen Untersuchungsausschuss war die ÖVP. Von über
200 Vereinen (bunt gemischt von Gewerkschaften bis zu Krabbelstuben),
darunter an die 40 Frauen-, Mädchenund Lesbeneinrichtungen, wurden Akten von AMS und dem damaligen Sozialministerium angefordert. Über eine
ausschusspolitik
Million Aktenblätter wurden so angesammelt. Welche Kosten alleine dadurch den SteuerzahlerInnen entstanden sind, darüber kann nur spekuliert
werden. Ganz zu schweigen von den Kosten jeder einzelnen Sitzung des Untersuchungsausschusses selbst.
Rufmord. Erstes Opfer der Regierungsparteien war der Verein „Lateinamerikanische Emigrierte Frauen in Österreich“ (LEFÖ). LEFÖ führt seit einigen
Jahren im Rahmen des EU-Gesundheits- und AIDS-Präventionsprojekts
„TAMPEP“ in Österreich ein Projekt
durch, bei dem es um die gesundheitliche Betreuung von Sex-Arbeiterinnen
geht. In diesem Zusammenhang warfen ÖVP und FPÖ den LEFÖ-Mitarbeiterinnen vor, Frauen zu betreuen, die ohne Aufenthaltsgenehmigung im Land
seien und der illegalen Prostitution
nachgingen. Eine LEFÖ-Mitarbeiterin
erklärte dem Untersuchungsausschuss, dass es bei dem Projekt um Gesundheitsvorsorge und AIDS-Prävention gehe und die Frauen nicht gefragt
würden, ob sie eine gültige Aufenthaltsbewilligung besäßen. Abgesehen
davon wäre es absurd, ein notwendiges
Vertrauensverhältnis zu den Frauen
aufbauen zu wollen, indem frau in Polizei-Manier zunächst einmal nach dem
Aufenthaltsstatus der Sexarbeiterin
fragt. Der ÖVP-Abgeordnete Helmut
Kukacka polemisiert: „Gut. Ich halte
fest, dass das keine Rolle gespielt hat,
dass das aber auch für das Ministerium
offensichtlich bei der Vergabe der Subvention und der Förderung keine Rolle
gespielt hat, ob die Frauen, die Sie hier
betreut haben, eine Aufenthaltsbewilligung oder eine Arbeitsbewilligung gehabt haben oder über die notwendigen
Gesundheitsuntersuchungen verfügt
haben.“ In der „Kronen Zeitung“, die ihre
Informationen aller Wahrscheinlichkeit
nach von eben diesem Abgeordneten
bekommen haben dürfte, erschien daraufhin ein Bericht mit dem reißerischen
Titel: „Rotlicht-Subvention“: „Die Frauen
(gemeint sind die Sexarbeiterinnen) arbeiten hier illegal im Rotlichtmilieu –
ohne amtliche Gesundheitskontrolle.
Das hat man im Sozialressort sicher
nicht gewusst.“ Die Sorge um die Gesundheit von Bordellbesuchern mutet
grotesk an, geht es doch bei TAMPEP
gerade um Gesundheitsvorsorge.
Protest. In einem Protestschreiben wehrt
sich LEFÖ gegen die Diffamierungen:„Es
darf nicht sein, dass politische Hetzkampagnen gegen Frauen- bzw. Sozialvereine in Österreich salonfähig werden!
Themen wie Prostitution und Frauenhandel müssen auch in Österreich endlich wahrgenommen und mit Sensibilität und Sorgfalt behandelt und diskutiert werden!“
Gundi Dick von der Vernetzung
„Schlaflose Nächte“ schließt sich dem
Protest an: „Die Art der Befragungen
des Untersuchungsausschusses muss
als massiver Einschüchterungsversuch
und Gesinnungsschnüffelei bezeichnet
werden. ÖVP und FPÖ versuchen, Einrichtungen zu kriminalisieren, obwohl
es absolut keine Anhaltspunkte für eine
missbräuchliche Verwendung von Subventionen gab und gibt.“ Geradezu
lächerlich sei der Vorwurf, da sämtliche
Förderungen ohnehin penibelst abgerechnet werden müssen. „Und jetzt
müssen die geladenen Vereine um
ihren guten Ruf bangen, sehen ihre geleistete Arbeit in Misskredit gebracht
und müssen um Subventionskürzungen
fürchten“, so Gundi Dick. Die ehemalige
Frauenministerin Barbara Prammer
stößt in das selbe Horn: „Wenn es nicht
anders geht, soll sogar ein Untersuchungsausschuss dafür herhalten,
Frauenprojekte zu stoppen.“
Absurde Vorwürfe. Beim nächsten Termin
des Untersuchungsauschusses am 27.
Mai sind Vertreterinnen von „CheckArt“
und „Virginia Woolf“ geladen. Der Vorwurf an CheckArt/an.schläge lautet, dass
Förderungen des AMS in den Jahren
1994-1999 erst durch „politische Einflussnahme“ gewährt wurden, da sie
von der zuständigen Dienststelle zunächst abgelehnt wurden und erst die
übergeordnete AMS-Instanz dafür gesorgt hätte, dass die Förderungen trotzdem gewährt wurden. Außerdem
stoßen sich einige Herren daran, dass in
den Vereinsstatuten die Verfolgung
feministischer und lesbischer Utopien
geschrieben steht. Ein ÖVP-Abgeordneter vermutet gar, dass die „an.schläge“ gegen das Gesetz verstoßen, da bei der
Zeitung keine Männer beschäftigt sind:
„Es stellt sich die Frage, da schon auf
Grund der Vereinsstatuten Männer sozusagen von vornherein ausgeschlossen sind, inwieweit nicht auch der
Gleichbehandlungsgrundsatz beziehungsweise das Gleichbehandlungsgesetz ganz bewusst verletzt wurden.“
Herr Kukacka übrigens ist Mitglied im
Mittelschulkartellverband, wo keine
Frauen zugelassen sind. Der Absurditäten noch nicht genug, wurde auch noch
der Verdacht der illegalen Parteienfinanzierung an die KPÖ in den Raum gestellt. Tatsache ist: Der Verein „CheckArt“
ist in der Hetzgasse 42 Untermieterin
der Frauenhetz, die das Büro wiederum
von der KPÖ angemietet hat.
Mundtot machen. Die Vorwürfe sind
lächerlich, doch sie dienen nur als Vorwand. Tatsächlich muss davon ausgegangen werden, dass ein Endziel der BetreiberInnen des Ausschusses die Änderung der Förderrichtlinien darstellt: Dahingehend nämlich, dass „linke Vereine“
in Zukunft von der Vergabe öffentlicher
Gelder von vornherein ausgeschlossen
sind. – Gegenöffentlichkeiten sollen per
Gesetz verhindert werden. Nebenbei soll
die Vergabepraxis ehemals sozialdemokratischer Ministerien in Misskredit gebracht werden und sozusagen als „positiver Nebeneffekt“ (so ein grüner Abgeordneter) können Vereine, die verdächtigt werden, zu „links“ zu sein, öffentlich
diffamiert werden. Dem widerspricht
Kukacka: Nicht politische Ausrichtungen
seien Untersuchungsgegenstand, sondern „Unregelmäßigkeiten bei den Geldzusagen“ sowie „parteipolitische Einflussnahmen“ durch die SPÖ. Durchaus
aber würden am Ende der Ausschussarbeit „klare Kriterien“ stehen:„Die Förderung der linksalternativen Szene kann
nicht Sinn und Zweck des AMS sein“.
Für Barbara Prammer hingegen „ist
völlig klar: Kritische, oder dem konservativen Weltbild nicht entsprechende Projekte sollen keine Fördermittel mehr erhalten. Aus diesem Grund soll offensichtlich
auch die Vergabe der Fördermittel, die
über das AMS laufen, gestoppt werden“,
schätzt sie die Lage ein. Und auch die
Grünen vermuten in einer Presseaussendung:„Es geht ihnen ganz offensichtlich
um die Verfolgung von (feministischen)
Frauenprojekten und -initiativen. Deren
Förderung bzw. Subventionierung soll
prinzipiell unter Verdacht gestellt und in
Perspektive noch weiter eingeschränkt
bzw. abgeschafft werden. Das Arbeiten
in derartigen Projekten gilt schon als verdächtig!“
❚
juni 2002an.schläge 09
Fo t o s : A n g e l a H e i s s e n b e r g e r
politikkirchepriesterin
„Die Ehefrage, die Frauenfrage
und die Amtsfrage müssen in
einem Paket gelöst werden. Weil
Priester, die heiraten, lassen sich
auch wieder scheiden.“
„Ich bin nicht Jeanne d’Arc“
Für Bischof Kurt Krenn liegt eindeutig eine „schismatische Handlung“ vor: Christine MayrLumetzberger will sich mit einigen anderen Frauen zur Priesterin weihen lassen. Angela
Heissenberger und Verena Fabris trafen die 46-jährige Hauptschullehrerin zu einem
Gespräch über die Amtskirche, das Leben im Kloster und Johanna Dohnal.
Im geschäftigen Treiben der Autobahnraststätte Ansfelden, inmitten von Ankommenden und
Weiterreisenden, wirkt die
selbstbewusste Lehrerin wie
ein Ruhepol. Sie hat ihren Weg gefunden und geht ihn unbeirrt nach vorne.
an.schläge: Am 29. Juni zu Peter und
Paul finden traditionellerweise die Priesterweihen statt. Stimmt es, dass es für
Sie und andere Frauen, die sich seit einigen Jahren darauf vorbereiten, an diesem Tag auch so weit sein soll?
10 an.schlägejuni 2002
Mayr-Lumetzberger: Ja, das kann
ich bestätigen.
In Österreich?
In Mitteleuropa.
Wer wird die Weihe vornehmen?
Römisch-katholische Bischöfe in
der apostolischen Sukzession. (Anm.:
Rückführung der Bischofsreihe auf den
Apostel Petrus)
Wie viele Frauen werden es sein?
Wir haben von fünf bis sieben gesprochen und dann von sieben bis
neun. Aber ich glaube, dass diese Zahl
noch ganz schön überschritten wird.
Drei Frauen sind aus Österreich, drei aus
Deutschland und der Rest sind Amerikanerinnen.
Die katholische Amtskirche droht in
Berufung auf den Kirchenrechts-Codex
mit der Exkommunikation, sollten Sie das
Amt ausüben. Nehmen Sie das in Kauf?
Zum Thema Exkommunikation frage ich immer zurück:Was ist mit der
Nicht-Exkommunikation der pädophilen
Bischöfe und Priester? Wenn wir mit
Christen, die das annehmen können und
priesterinkirchepolitik
wollen, Gottesdienst feiern, dann ist die
Frage der Exkommunikation irrelevant.
Wir machen die seelsorgliche Arbeit weiter, die wir bis jetzt gemacht haben. Und
dann kommen auch von außen Leute
auf uns zu, die uns einladen, Gottesdienste zu feiern oder ein Kind zu taufen.
Würden Sie gerne Pfarrerin werden?
Ich glaube, dass es in der Zukunft
auch Pfarrerinnen geben muss. Das Thema wird sich ganz bald stellen, denn die
männlichen Priester sind ein Auslaufmodell. Die biologische Lösung ist in Sicht:
Das Durchschnittsalter der Priester ist 60,
das kann nicht mehr Jahrhunderte dauern. Die Amtskirche kann sich nicht dagegen wehren, wenn zehn oder hundert
oder tausend Frauen geweiht werden.
Dann hat sie keine Kontrolle mehr. Und
wenn Männer über irgendetwas einmal
die Kontrolle verlieren, werden sie nervös.
Wie verhält sich die Katholische
Frauenbewegung Ihnen gegenüber?
Momentan sehr unterstützend.
Das hat mich auch überrascht. Es haben
sich überhaupt so viele Unterstützerinnen entpuppt, wo ich es nie vermutet
hätte. Auch Männer in sehr interessanten kirchlichen Schichten.
Öffentlich wird die Unterstützung
von Männern in wichtigen Positionen
aber nicht laut kundgetan.
Die haben alle Angst um ihren Sessel. Die ganze Unterstützungsbewegung ist sehr angstbesetzt.
Haben Sie nie überlegt, die Konfession zu wechseln?
Ja. Aber dann hätte die römisch-katholische Kirche eine Hausaufgabe
nicht gemacht. Und: Eine Familie kann
man auch nicht wechseln.
In der evangelischen und altkatholischen Kirche fällt auf, dass in höheren Kirchenämtern nur wenige Frauen zu finden
sind, obwohl 80 % der Basisarbeit von
Frauen geleistet wird – ehrenamtlich.
Auch in der katholischen Kirche findet man Frauen in Führungspositionen,
aber die sind oft noch schlimmer als die
Männer. Sie meinen, sie müssen das Kirchenrecht betreffend noch gesetzeskonformer handeln.
Sollen Frauen nicht in Führungspositionen gehen?
Ich glaube schon, dass Frauen in
der Zukunft auch Bischöfinnen sein sollen. Meine Überlegung war: Durch die
Frauen ändert sich auch das Amt. Wer
es nicht probiert, hat verloren.
Bezeichnen Sie sich als Feministin?
Zunehmend. Ich würde das nicht
als erste meiner Eigenschaften bezeichnen, weil ich eigentlich immer eher das
Miteinander suche. Die partnerschaftliche Ebene ist mir die wichtigere.
Schließt sich das aus?
Nein. Ich sage immer im Spaß zu
meinem Mann: Nur mehr Körndln fressen und Männer hassen – das ist für
mich nicht Feminismus, aber das verstehen manche darunter – dieses Klischee möchte ich nicht bedienen.
Wie sind Sie in Ihrer Kindheit sozialisiert worden? Wir haben gelesen, dass sie
schon als Kind „Heilige Messe“ gespielt
haben, aber Ihr Bruder immer der Priester war und Sie nur die Hilfsdienste verrichten durften.
Das ist vielen anderen Frauen genauso gegangen. In der Spielzeugausstellung
in der Schallaburg gibt’s sogar eine Priesterausrüstung für kleine Buben. Mein
Großvater war Mesner, das war etwas aus
unserer Lebenswirklichkeit.
Sie haben fünf Jahre in einem Benediktinerinnen-Kloster gelebt. Warum?
Es war auch ein Wunsch nach Frauensolidarität. Ich habe gedacht, wenn
viele Frauen auf dasselbe Ziel zugehen,
dann gibt es unheimliche Power.
Was hat Ihnen dann nicht gefallen?
Eigentlich die Unsitten. Zum Beispiel: Wir haben zwar Statuten, aber wir
halten uns nicht daran. Oder dass die
Frauen sich auf die untergeordneten
Positionen zurückgezogen haben – man
darf einem Priester nicht widersprechen und man darf in der Kirche nichts
fordern. Die Gemeinschaft ist zur Priesterhilfe gegründet worden. Und ich
hab mir gedacht, wenn’s keinen mehr
gibt, dann werden über kurz oder lang
diese Schwestern als erste geweiht und
sind Pfarrerinnen. Ist ja logisch, oder?
Das war’s aber nicht. Sondern putzen
und aufräumen und höchstens noch
Priestergewänder nähen, aber eben
nicht führen oder leiten.
Ihre Lehrbefugnis als Religionslehrerin haben sie verloren, weil ihr Mann in
erster Ehe geschieden ist?
Ich bin nicht kirchlich verheiratet,
daher bin ich lehrverboten. Ich sag immer: Die Ehefrage, die Frauenfrage und
die Amtsfrage müssen in einem Paket
gelöst werden. Weil Priester, die heiraten, lassen sich auch wieder scheiden.
Oder Priesterinnen.
Würden Sie ein homosexuelles Paar
trauen?
Selbstverständlich. Wenn man Autos, Panzer, Adventkränze oder Tannenbäume segnet, dann sind Menschen
doch die ersten, die gesegnet werden
müssen.
Als Ihnen damals die Lehrbefugnis
entzogen wurde, haben Sie nicht nur
Ihren Job verloren, auch viele Freunde
aus dem kirchlichen Umfeld haben sich
zurückgezogen. Riskieren Sie das bewusst
noch einmal?
Ich werde schon jetzt von manchen
Leuten geächtet. Das ist keine Position,
wo mich alle sehr lieb haben dafür:Weil
ich Unruhe in die Kirche bringe und ganz
bewusst gegen die Kirchendisziplin verstoße. Das ist halt völlig unweiblich, dass
man gegen die Disziplin verstößt.
Wird Ihnen auch „Publicity-Geilheit“
vorgeworfen?
Viele hätten sich ja gewünscht,
dass wir so ein religiöses Cocooning
machen. Ab in die Kapelle, niemand
weiß was und ihr seid schön zufrieden
und ruhig. Das ist genau das, was wir
nicht wollten. Wir müssen raus, und das
ist jetzt schmerzhaft und anstrengend
und kostet Substanz und Gesundheit.
Aber sonst gibt’s keine gesellschaftliche
Veränderung.
Ist das auch ein Auftrag von Gott?
Na ja, ich bin nicht Jeanne d’Arc. Ich
sehe das pragmatisch. Wenn ich in
meinem Leben die Welt ein kleines bisschen zum Positiven verändern möchte,
muss ich das jetzt machen. Meine Lebensmitte ist überschritten – wenn
nicht jetzt, wann dann?
Sie sind auch Jägerin. Was macht die
Lust am Schießen aus?
Die Jagd ist für mich Begegnung
mit der Natur. Lust am Töten hab ich
sicher nicht, aber vielleicht die notwendige Härte, einzugreifen und einen
Schuss abzugeben, wissend, dass es
den Unterschied zwischen Mensch und
Tier gibt.
Andere prominente Frauen, z.B.
Maria Rauch-Kallat und Monika Lindner,
sind auch Jägerinnen. Haben Sie sonst
noch etwas mit ihnen gemeinsam?
Das ist Zufall. Ich hätte lieber etwas
mit Johanna Dohnal gemeinsam. Wir
haben vor 20 Jahren meine Nichte nach
ihr getauft. Sie hat viel geleistet. Dieses
Format muss man erst einmal kriegen.
Ich bewundere sie sehr.
❚
juni 2002an.schläge 11
internationalan.riss
saudiarabien
Mühsamer Fortschritt
Trotz des Beitritts Saudiarabiens zur UNO-Frauenrechtskonvention ist
laut Jahresbericht von Amnesty International die Diskriminierung von
Frauen immer noch trauriger Alltag. Erst vor einem halben Jahr begann
das Innenministerium, Personalausweise für Frauen auszugeben, was
zahlreiche konservative Stimmen auf den Plan rief, die nichts von unverschleierten Frauengesichtern auf Fotos wissen wollten. Die Beschränkungen von Frauen im öffentlichen Leben rechtfertigen viele Saudiaraber,
mit dem angeblichen Schutz vor westlichen Einflüssen. Frauen ist es
verboten, Auto zu fahren. Um eine Arbeit anzunehmen, brauchen sie
die Erlaubnis eines männlichen Vormunds. Nur 10 % der Frauen gehen
einer Erwerbsarbeit nach. Dennoch bleibt anzumerken, so Prinzessin
Fahda, Vorsitzende einer Wohlfahrtsorganisation für Frauen, dass es
auch positive Entwicklungen zu vermerken gibt, welche die westliche
Welt ignoriert. So sind in Saudiarabien bereits fast die Hälfte der SchülerInnen und StudentInnen weiblich, obwohl es Frauen erst seit 40 Jahren
gestattet ist, die Schulbank zu drücken. Laut Nadia Baeschen, Referentin
der Handelskammer in Dschidda, kann nicht von einer statischen Gesellschaft gesprochen werden: Veränderungen brauchen eben Zeit. ajb
indien
Kinderheirat
Mitte Mai feierte Indien den Akha Teej, einen Festtag, der als äußerst
glücksversprechend für Hochzeiten gilt. Auch Tausende Kinder, sogar Babys, werden an diesem Tag Jahr für Jahr verheiratet. Die Praxis der Kinderheirat ist zwar gesetzlich verboten, gerade in ländlichen Gebieten
wie der Provinz Rajasthan aber immer noch weit verbreitet. Die zentralen Behörden starten zwar regelmäßig Kampagnen gegen die Kinderheirat, lokale Behörden und Polizei schauen aber weg und akzeptieren
die öffentlichen Zeremonien stillschweigend. Die Verheiratung von Kindern ist, so wie die Witwenverbrennung, keineswegs eine uralte hinduistische Tradition, sondern wurde erst im Mittelalter üblich. Parallel zu
den ansteigenden Mitgiftforderungen, wurden die Mädchen immer
früher verheiratet, da so eine niedrigere Mitgift und ein bescheideneres
Hochzeitsfest fällig waren. Auch heute noch gilt Armut als einer der
Hauptgründe für die Fortführung der illegalen Praxis. Ein UNICEF-Report
über Kinderheirat aus dem Jahr 2001 nennt (vermeintliche) Tradition
und die Angst der Familien vor außerehelichen, sexuellen Erfahrungen
ihrer Kinder als weitere Gründe. Die Folgen der frühen Verheiratung vor
allem von Mädchen sind schwere psychische und physische Gesundheitsprobleme. In Indien kämpft deshalb die National Commission for
Women (NCW) gegen die vielfältigen Risiken der Kinderehen. Die Vorsitzende der NCW, Prunima Advani, sieht eine langfristige Chance nur in
einem Gesetz zur verpflichtenden Registrierung aller Ehen. Nur staatlich
anerkannte, unter legalen Bedingungen geschlossene Ehen wären dann
noch gültig. ESt
12 an.schlägejuni 2002
kuba
Zurück an den Herd
Dass die Situation von Frauen eng mit der wirtschaftlichen Situation eines Landes zusammenhängt, verdeutlicht eindrücklich das kubanische
Beispiel. Mit dem Wegfall der Wirtschaftsbeziehungen zur UdSSR sah
sich die Regierung in den 90er Jahren zunehmend dazu gezwungen,
die Wirtschaft zu liberalisieren und InvestorInnen ins Land zu holen,
sodass der teilweise illegale Dollarmarkt auf der Insel blüht, mit oft erschreckenden Auswirkungen. Nach Forschungen des Zentrums für
Psychologische und Soziologische Studien (CEPS) kehren seit den 90er
Jahren viele ältere Frauen – auch über 80-Jährige – in die traditionellen
Berufe ihrer Jugend zurück. Durch den Abbau staatlicher Arbeitsplätze
putzen, bügeln und waschen die meisten von ihnen gegen Bezahlung
in fremden Haushalten, eine Arbeitsform, die es nach der Revolution in
den 50er Jahren kaum mehr gegeben hat. Aber auch für jüngere Frauen
ist die Beschäftigung in Haushalten finanzkräftiger KubanerInnen und
AusländerInnen eine lukrative Option geworden. Die Bezahlung in USDollar – viele Produkte sind nur noch in dieser Währung erhältlich – ist
verlockend. Ein weiterer Grund: Das Monatseinkommen übersteigt bei
weitem jenes einer Technikerin oder Universitätsabsolventin. Dollar
makes the world go around... keck
an.rissinternational
argentinien
„Donde están?“
„Wo sind sie?“ Woche für Woche fordern die Mütter der Plaza de Mayo in
Buenos Aires Auskunft über den Verbleib ihrer Kinder.Während der Militärdiktatur von 1977 bis 1983 verschwanden an die 30.000 Personen spurlos.
Die „madres“ wissen wohl, dass ihre Kinder durch Militärs zu Tode kamen
und nicht „verschwunden“ sind. Nur, ohne das Wissen um die Todesumstände und ohne einen Ort der Trauer, wie ein Grab, kann die nötige Trauerarbeit nicht geleistet werden. Mit ihrem hartnäckigen Widerstand sind die
Mütter zu einem internationalen Symbol geworden. Schon mehrmals wurden sie für den Friedensnobelpreis nominiert, 1998 schließlich erhielten sie
den UNESCO-Preis für Friedenserziehung. Am 30. April 2002 waren es nun
25 Jahre, in denen die Mütter gegen das Vergessen protestierten, Aufklärung und die Verurteilung der Täter forderten. Mit ihren weißen Kopftüchern marschierten sie wie jeden Dienstag vor den Regierungspalast auf
der Plaza de Mayo, begleitet von rund 1.000 Menschen.„Nunca más!“
schallte es unüberhörbar Richtung Regierung:„Nie wieder!“ keck
Infos unter: http://www.madres.org/aleman/index.htm
usa
Demaskiert
Homophobie ist offenbar nicht nur ein „Privileg“ der konservativen PolitikerInnen in den USA, auch einige DemokratInnen zeigen nun ihr wahres Gesicht. Auf die Forderung der „American Civil Liberties Union“,
Schwulen und Lesben das Recht auf Eheschließung nicht weiter zu verwehren, reagierten VertreterInnen beider Parteien mit einer seltsamen
Initiative: Sie wollen die Institution Ehe als Verbindung zwischen Mann
und Frau in der Verfassung festschreiben, um zu verhindern, dass „der
Stand der Ehe von Gerichten neu definiert wird“. Ronnie Shaws von der
demokratischen Partei fürchtet, die Ehe könnte so „herabgewürdigt“
werden. Eine Verfassungsänderung ist allerdings nur mit einer Zweidrittel-Mehrheit im Kongress durchsetzbar. keck
wyber.space
www.schreiben
myanmar
Freiheit
Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet regiert in Myanmar,
dem ehemaligen Burma, Diktator Than Shwe das Land mit eiserner Hand.
Menschenrechtsverletzungen stehen an der Tagesordnung und mittels
Zensur versuchen die Machthaber, oppositionelle Informationen zu unterdrücken. Internet und Satellitenfernsehen sind verboten, auf freie Meinungsäußerung stehen mehrjährige Haftstrafen. Ein Paradies für Multinationale Konzerne, wo Sklaverei-ähnliche Zustände von der Militärdiktatur sehr gefördert werden. Die Ende der 80er Jahre aufkeimende Demokratiebewegung unter Aung San Suu Kyi wurde brutal niedergeschlagen.
1990 schließlich musste das Regime Wahlen zulassen: Suu Kyis Nationale
Liga für Demokratie, NLD, gewann haushoch die Parlamentswahlen, die
Oppositionsführerin selber stand aber bereits unter Hausarrest. Das Regime verweigerte die Anerkennung des Wahlergebnisses, sodass das
neue Parlament bis heute seine Arbeit nicht aufnehmen konnte. Seit 1989
stand Suu Kyi insgesamt acht Jahre ohne jeglichen Kontakt nach Außen
unter Arrest. Ihr Mann starb, ohne dass Suu Kyi ihn wiedersehen konnte.
Dennoch ließ sie sich nicht entmutigen und kämpfte unermüdlich weiter
für Demokratie in ihrem Land. Mit Hilfe internationalen Druckes wurde
die Friedensnobelpreisträgerin schließlich am 6. Mai 2002 freigelassen.
Im Gegensatz zur Entlassung von 1995 diesmal ohne jegliche Auflagen.
Auf Drängen Suu Kyis wurden weitere politische Gefangene in Freiheit
entlassen. Jubel ist allerdings nur bedingt angebracht. Zum einen sitzen
noch etwa 1.600 politische Gefangene in Myanmars Haftanstalten. Zum
anderen sollen die Machthaber durch interne Säuberungen ihre Stellung
weiter gefestigt haben. Alles nur eine kosmetische Aktion? keck
Das Internet ist zwar voll von bunten, teilweise bewegten Bildern, noch
immer sorgen aber Schrift und Text für sinnmachende Informationsvermittlung. Ein sehr geeignetes Medium also, um sich als Schriftstellerin
zu präsentieren – scheint es. Während die Vermarktung literarischer
Werke über Onlineshops schon längst gut läuft, präsentieren sich Autorinnen selbst nur zaghaft. Ein Grund dafür sind möglicherweise die hohen Ansprüche, die sie an sich stellen, denn großteils sind die sehr unterschiedlichen Ergebnisse einen Klick wert. Eine Pionierin, die schon seit
1996 mit eigener Homepage vertreten ist, ist Elfriede Jelinek: http://ourworld.compuserve.com/homepage/elfriede. Besonders bemerkenswert
ist die Aktualität: bei meinem Besuch lag das letzte Update erst vier Tage zurück. Die grafisch eher unspannende Seite bietet eine Unmenge
von Texten und Kommentaren der Autorin zu Themen wie Theater, Kino
oder Österreich. Zusätzlich gibt´s Infos zu ihrer Person und Literaturhinweise. Zum Schmökern lädt auch die Seite von Barbara Neuwirth ein:
http://www.barbara-neuwirth.com. Es gibt Biografisches und Bibliografisches, Textproben und jede Menge Links. Weitere Homepages österreichischer Autorinnen finden sich auf http://www.literaturhaus.at. ESt
juni 2002an.schläge 13
Fo t o s : M a r y At t i a ( g a n z l i u . r e u n t e n ) , N a d j a A z i z ( r e o b e n )
internationalel saadawi
„Der Feminismus des Islam sollte
nicht von anderen Feminismen
getrennt werden.“
Die ägyptische Schriftstellerin
El Saadawi in Wien.
Eloquente Kassandra
Die exilierte ägyptische Schriftstellerin Nawal El Saadawi sprach bei ihrem Besuch in Wien
über weltweiten und feministischen Widerstand und argumentierte gegen Opferrollen.
Von Kerstin Kellermann
„Ich trenne nicht zwischen lokalem und internationalem Widerstand, wir nennen das glocal resistance – es gibt überall Verbindungen“, ging die inzwischen
über 70-jährige Nawal El Saadawi ihr
politisches Statement zum Besuch in
Wien – eingeladen vom Verein für ägyptische Frauen und Familien und dem
Renner-Institut – kämpferisch an. Seit
14 an.schlägejuni 2002
1991 lebt sie im Exil, da sie massiv und
öffentlich gegen den Golfkrieg auftrat.
„Der Golfkrieg war eine Katastrofe und
die folgenden Kriege in Somalia, Afghanistan und Palästina sind ebenfalls katastrofale ökonomische Kriege. Es geht um
den Clash der wirtschaftlichen Interessen, nicht um einen Clash der Zivilisationen oder Kulturen. Religionen und Zivilisationen werden benützt, um ökonomi-
sche Interessen zu verstecken. 500 multinationale Konzerne beherrschen 80 Prozent des Reichtums und sogar hier in
Österreich spüren die Leute die zunehmende Armut.“
Die ägyptische Feministin und
Schriftstellerin ist nicht unbedingt beliebt in ihrem Heimatland. Zumindest
nicht in gewissen Kreisen. Höhepunkt
der Diffamierung war ein Gerichtsver-
el saadawiinternational
fahren, um die Scheidung von ihrem
Ehemann zu erzwingen, mit dem sie
seit 38 Jahren verheiratet ist. Das Ehepaar gewann jedoch den Prozess in
Kairo und darf verheiratet bleiben.
Auch in Wien begrüßt El Saadawi kein
Vertreter der ägyptischen Botschaft,
und der Journalist der größten Tageszeitung „El Ahram“ ist auch nicht gekommen. Trotzdem strahlt sie vom Podium: „Ich bin voller Hoffnungen, denn
die Antiglobalisierungs- und die feministische Bewegung vereinigen momentan ihre Kräfte. Das Treffen in Porto
Alegre hat mich hoffnungsfroh gemacht. Am 18. April letzten Jahres hat
unser Tribunal ein Urteil gegen die
Weltbank und den Internationalen
Währungsfonds gefällt. Wir begründeten, warum die hohen Schulden mancher Staaten an die Weltbank gelöscht
werden sollten. Klassenherrschaft und
Patriarchat arbeiten seit der Kolonisierung Hand in Hand“, ist Saadawi überzeugt. Sieben Milliarden Dollar würden
zum Beispiel durch weltweite Prostitution jährlich geschaffen.
Im Gefängnis. Die Ärztin arbeitete von
1966 bis 1972 als Generaldirektorin des
Gesundheitsministeriums in Kairo.
Doch nach der Veröffentlichung ihrer
Aufklärungsschrift „Frau und Sexualität“ wurde sie ihres Amtes enthoben.
Unter Präsident Sadat saß sie 1981 sogar im Gefängnis. „Ich bin eine Ärztin.
Warum sollte ich über Politik reden?“,
fragt sie sarkastisch in Wien. Dabei trug
die Armut ihrer PatientInnen zu ihrer
Politisierung bei. Denn Armut macht
krank, und warum nicht gleich die Armut bekämpfen? „Ich bin gegen Armeen, gegen die Ausbeutung von Frauen, gegen Neofaschismen. Der Kapitalismus braucht den Krieg: Um sich neue
Märkte zu eröffnen, um Waffen zu produzieren, und um Waffen, Öl, Drogen
und Kosmetika zu verkaufen. Sie testen
ihre Waffen auf unseren Köpfen – wir
müssten uns ebenfalls in internationalen Organisationen zusammenschließen, um das zu verhindern. Wir müssen
antimilitaristischen Widerstand integrieren, alle Gruppen vereinen, denn Bush
erhöht das militärische Budget, benützt
die Religion und verschafft christlichen
Fundamentalisten Gelder.“
Gegen jeden religiösen Staat. In der Diskussion wird Nawal El Saadawi dann sofort
auf die Probleme der kurdischen Minderheit im Irak und die der PalästinenserInnen angesprochen. Ihre Antworten
fallen durchwegs differenziert aus:„Man
muss vorsichtig sein, denn die kolonialen Mächte benutzen die Minderheiten,
um uns zu trennen und zu teilen. Natürlich bin ich gegen die Unterdrückung
der KurdInnen, doch der britische Kolonialismus verwendet die Kurden gegen
unsere Interessen. Es sollten Zusammenhänge beachtet werden. So versuchten z.B. US-Feministinnen die Gewaltfrage unabhängig von sozialen oder
ökonomischen Machtverhältnissen zu
behandeln. Das geht nicht.“ Sie rede
über weibliche Genitalverstümmelung
im Zusammenhang mit George Bush
und über interne patriarchale Machtverschiebungen.„Warum unterstützt die
US-Regierung Diktatoren wie Sadat, den
sie mit koptischen Christen an die
Macht brachte, oder den König von Saudi-Arabien, ist aber gegen Diktatoren
wie Saddam Hussein? Es geht nur um
interne Machtverschiebungen. Der Sohn
tötet den Vater, wie jetzt bei Bin Laden
und den USA. Die KurdInnen werden in
Syrien, dem Iran und der Türkei unterdrückt – kritisiert wird das nur im Irak.“
Auch zu Palästina holt sie weiter
aus: „Einige Leute behaupten, ich bin
gegen den Frieden, aber Camp David
war eine Kriegsvereinbarung. Kurz darauf begann der Krieg im Libanon. Sie
nahmen den PalästinenserInnen Land
und Wasser weg, die besitzen heute nur
elf Prozent des Landes, doch das Land
sollte an die Leute verteilt werden! Ich
bin gegen jeden religiösen Staat, denn
der trennt die religiösen Menschen von
den anderen und schützt allein die
Rechte der Religiösen. Jeder Staat sollte
säkular sein. Die Religion ist etwas sehr
Privates und der Staat ist für alle da, für
uns.“
Gott sieht Saadawi als das Gewissen jedes Einzelnen an. Und ist auch
dementsprechend streng mit den Migranten und Migrantinnen im Publikum. „Du solltest nach Ägypten
zurückkehren und dort protestieren“,
empfiehlt sie einem Mann, „und nicht
hier im Westen sitzen und mich kritisieren. In den USA habe ich Schwierig-
keiten, weil ich die Regierung kritisiere.
Die Medien berichteten liebend gerne
über meine Zwangsscheidung aber
nicht über meine Proteste. Wer wird
gegen die Diktatoren in Saudi-Arabien
kämpfen? Die Leute in Saudi-Arabien
oder die, die in Wien leben? Wir kämpften gegen König Faruh und den britischen Kolonialismus. Wenn du arm
bist, wirst du getötet, oder du kämpfst.
Und wenn ihr hier in Österreich zwei
Millionen Leute auf die Straße bringt,
ist diese Regierung morgen gegangen.“
Feminismen. El Saadawis Gruppe nennt
sich die „Historisch-Sozialistischen
Feministinnen“ – denn „die Gleichheit
der Klassen begann nicht mit Karl
Marx...“ Die Frauen berufen sich auf den
weiblichen Widerstand gegen die Sklaverei im „ancient egypt“. Außerdem
würden viele Leute die Religion gegen
die Menschen verwenden, dabei wäre
doch Gott/Göttin auf der Seite der Armen. „Sicher sind wir Opfer, doch wir
wollen nicht als Opfer betrachtet werden. Die Leute mit Bewusstsein und Gewissen kämpfen mit mir. Je größer die
Herausforderung, desto größer der
Kampf. Das ist der Preis, den du zahlen
musst“, redete Saadawi gegen die deprimierte Frage aus dem Publikum an,
wie man dieser Übermacht der Waffen
und des Geldes trotzen könne. „Sie sind
eine Journalistin und ich weiß nicht, ob
Sie all das schreiben können, was Sie
hier predigen!“ ruft ein Mann von hinten. Saadawi grinst, anders kann man
dieses Lächeln nicht bezeichnen. Den
Vorwurf kennt sie schon. „Die islamischen Gruppen behaupten, der Westen
hätte mich gekauft und ich würde den
Islam in Verruf bringen. Dabei kritisiere
ich nur die Herrschenden. Ich bin auf
der schwarzen Liste von Mubarak. Hussein wollte mich verhaften. In den USA
habe ich auch Schwierigkeiten. Seit
dem 11. September sitzen dort noch immer 2000 junge Männer arabischer
Herkunft ohne Gerichtsverhandlung im
Gefängnis. Wir müssen aufpassen – so
wie wir nicht den Feminismus des Westens von dem des Ostens trennen können, so sollten wir jetzt nicht den Feminismus des Islam von anderen Feminismen trennen!“
❚
juni 2002an.schläge 15
Fo t o s : A r c h i v ( 1 u . 3 ) , Pe z H e j d u k ( 2 u . 4 )
thematechnik
Technik – nichts für Frauen?
„...die geschlechter-strukturierte Wirklichkeit überrascht uns immer, neu wie jede Liebe, neu
wie jede Enttäuschung. Und sie ist, was Liebe und Enttäuschung nicht zu sein scheinen:
immer schon da.“1 Von Christine Wächter
Geschlecht ist kein Merkmal
eines Individuums. Unsere
Kultur der Zweigeschlechtlichkeit fußt auf gesellschaftlichen Zuschreibungen, die kulturell variieren und historisch gewachsen sind. Dem Gender-Kriterium, also
dem sozialen Geschlecht, kommt eine
Platzanweiserfunktion zu. Unser Blick
reduziert sich dabei auf eine bipolare
Opposition von „Mann“ und „Frau“.
Beide Geschlechter werden mit stereotypen Erwartungshaltungen konfrontiert, wie zum Beispiel: „Frauen interessieren sich nicht für Technik; Frauen
sind technikfeindlich.“ oder „Männer
sind technikkompetent; Männer sind
Technik-Freaks.“ Diese enge Koppelung
von „Technik“ und „Männlichkeit“ lässt
sich auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten, wenn wir uns fragen:
Sind Männer, die sich nicht für Technik
16 an.schlägejuni 2002
interessieren, „ganze Männer“? Sind
Frauen mit Technikkompetenz „richtige Frauen“?
ware“ zusammengefasst, die dritte
Ebene bilden.
Diese Gliederung gilt es meiner
Meinung nach um einen breiter gefassten Technikbildungs-Begriff zu erweiTechnik! Technik? Doch was verstehen
tern, der die Reflexion über gesellwir überhaupt unter Technik, unter
schaftlich relevante Fragen miteinbeTechnikkompetenz, unter Technikbilzieht, die bisher im Kontext „Technik“
dung? Technik bzw. Technologie ist
mehr als bloße ingenieurwissenschaft- weitgehend unbeachtet blieben: Wie
liche Anwendung naturwissenschaftli- ist technisches Handeln und ingenieurcher Kenntnisse. Technik und Technolo- wissenschaftliches Tun in gesellschaftliche Belange eingebettet? Welche
gie sind Produkt, Teil und Ergebnis soökologischen und sozialen Folgen ziezialer Prozesse. Technik und Technolohen technische Entwicklungen nach
gie lassen sich nach Judy Wajcman in
drei überlappende Bedeutungsebenen sich? Welche Rolle spielen IngenieurIngliedern: Das „Know-how“ umfasst das nen in unserer Gesellschaft? Ebenfalls
Wissen über Entwurf, Herstellung, Be- mitzudenken in einer Neudefinition von
„Technik“ sind Fähigkeiten wie Rechernutzung und Reparatur. Der Umgang
mit Technik, das „Technische Handeln“ che von Informationen und deren kritiwäre die zweite Ebene, während mate- sche Beurteilung. Als nicht minder wichrielle Objekte, Netzwerke und Systeme, tig sollte die Kompetenz beurteilt werden, an der Gestaltung und Verbreitung
von Wajcman unter „Hard- und Soft-
technikthema
von „Technik“ zu partizipieren sowie
Ansprüche zu formulieren, um selbstbestimmt Forderungen zu stellen, die
sich aus praktischen Notwendigkeiten
ergeben. Zu guter Letzt gilt es auch,
Kompetenzen zum Interessensausgleich und zur Konsensfähigkeit zu
entwickeln, eine Solidarität zwischen
AnwenderInnen und EntwicklerInnen/ProduzentInnen zu erreichen.
Vielfach ist unser Technik-Verständnis noch immer von einem antiquierten Bild des Ingenieur-Erfinders
geprägt. Technik ist demnach groß,
laut, schmutzig, kompliziert und undurchsichtig. Und Technik ist „Männersache“. Es gäbe viel zu sagen zum historischen Ausschluss von Frauen aus
Natur- und Ingenieurwissenschaften.2
An dieser Stelle nur soviel: Der überwiegende Teil technologischer Entwicklungen, naturwissenschaftlicher
Erkenntnisse und deren Anwendungen
wurde bislang von Männern betrieben,
und zwar von weißen Männern. Wie in
anderen Bereichen, die von historisch
gewachsenen Hierarchien und Machtstrukturen geprägt sind, spielen Frauen auch in Technikentwicklung und
Technologiepolitik nur eine marginale
Rolle.
Status Quo. Die Zahl der Studierenden
spiegelt diese Situation wider. Frauen
machen zwar mittlerweile mehr als
die Hälfte aller österreichischen Studierenden aus, in den technischen Studienrichtungen sind es jedoch nicht
einmal 19 %. Liegen in Chemie und Architektur die Hörerinnenzahlen über
30 bzw. 40 %, stagniert der Studentinnenanteil in den klassischen, „harten“
Technikstudien Maschinenbau und
Elektrotechnik bei 5 bis 6 %.
Die langsam steigenden Anfängerinnenzahlen werden durch einen
höheren Drop-out bei den Studentinnen wieder relativiert. An den Höheren Technischen Lehranstalten finden
sich 10 % Mädchen. 7 % der Maturantinnen, aber 40 % der Maturanten
kommen von HTLs. 60 % der HTL-Maturanten beginnen ein Technik-Studium. Bei den Lehrberufen stammen
acht der zehn am häufigsten gewählten Lehrberufe der Burschen aus dem
engeren Technik-Bereich, bei den Mädchen kein einziger.
Expertinnen. Frauen kommen also als
handelnde Personen im technischen
Kontext kaum vor.
Auch die „Wirklichkeit“ von Frauen
findet nur geringen Niederschlag in
Technikentwicklung und Technikgestaltung. Soziale, kulturelle, biologische Erfahrungen von Frauen, ihre Bedürfnisse, Interessen, ihr Wissen, ihre
unterschiedlichsten Werte haben keinen Platz in einer Technik-Welt, die
auf männlich geprägtem, von Männern erzeugtem Hintergrundwissen
basiert.3
Frauen sind aktive Techniknutzerinnen, Technikbeherrschung ist Teil
des weiblichen Arbeitsvermögens im
Berufs- und Privatleben. Die Historikerinnen Barbara Orland und Maria
Osietzki sprechen von „sekundärer
Technikkompetenz“, die sich vor allem
auf die Konsumsphäre bezieht. Die Erziehungswissenschafterin Hannelore
Faulstich-Wieland bezeichnet die traditionellen Rollenzuschreibungen
pointiert als „Entwicklungsmänner“
und „Bedienerfrauen“.
Frauen spielen in der Technikentwicklung und Technikpolitik noch
immer eine marginale Rolle.
Die Erfahrungen von Frauen, ihr
Wissen und ihre Bedürfnisse
finden kaum Platz.
Wissen ist Macht. Technik-Wissen ist
Gestaltungsmacht. In der Technologischen Zivilisation, in der wir heute in
globaler Vernetzung leben, wird Technikkompetenz – im oben dargelegten
erweiterten Verständnis – zu einem unverzichtbaren Bestandteil persönlicher
Bildung. Dies nicht zuletzt, um zu einer
kritischen Reflexion technischer Entwicklungen befähigt zu sein. Sozialund umweltverträgliche, nachhaltige
Technikgestaltung verlangt die Partizipation möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen. Auch hier gilt es, Frauen
als Expertinnen, als Praxis-Expertinnen
ihrer unterschiedlichen Lebenszusammenhänge, als Nutzerinnen und als Betroffene in diese Prozesse einzubinden.
juni 2002an.schläge 17
thematechnik
Technik-Bildung und Geschlecht. Der gegenwärtige Mangel an spezifisch qualifizierten Arbeitskräften ist nicht zuletzt ein treibendes Moment hinter
den Bemühungen, mehr Frauen für
technische Ausbildungen zu interessieren. In meiner Habilitationsschrift
versuche ich, die theoretische Analyse
des Spannungsverhältnisses „FrauSein, Technik und Männlichkeit“ mit
praktischen Handlungsansätzen zu
verbinden. Neben dem abstrakten Erkenntnisgewinn geht es dabei immer
auch um gesellschaftliches, um politisches Handeln, geht es darum, den
Frauen in der dynamischen Wechselwirkung von Technik und Gesellschaft
einen aktiveren, gestaltenderen Part
zu ermöglichen.
Meine Arbeit baut auf den empirischen Daten eines 1999 in Villach
durchgeführten Forschungsprojekts
zur Entwicklung eines „Frauen-Technologie-Programms Villach“ auf.4 Basierend auf den Aussagen und Einschätzungen von vier AkteurInnengruppen den Auszubildenden (HTL-SchülerInnen, Fachhochschul-Studentinnen,
Lehrling) und Ausgebildeten (HTL-, FHund TU-Absolventinnen) einerseits
und den Ausbildenden (HTL-LehrerInnen, FH-ProfessorInnen) und den
18 an.schlägejuni 2002
betrieblichen PersonalmanagerInnen
andererseits – wurden „Diagnosen und
Therapievorschläge“ erstellt.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es nicht an den
Frauen (allein) liegt, wenn sich die
„Männerwelt der Technik“ ihnen gegenüber resistent zeigt. Bildungspolitische Ansätze in der außerschulischen
und schulischen Sozialisation können
zwar bei Mädchen Interesse und Motivation für Naturwissenschaft und
Technik wecken und ihr „Getting in“ erleichtern. Die Erhöhung des Frauenanteils in naturwissenschaftlich-technischen Ausbildungsgängen und Berufen, also eine quantitative Feminisierung, ist jedoch, wenngleich ein
notwendiger, so doch kein hinreichender Schritt auf dem Weg zu einem
stärkeren Mitwirken von Frauen in der
Technikgestaltung. Für eine erfolgreiche, d.h. auch für die jungen Frauen
motivierende, bestätigende und befriedigende Berufsausbildung müssen
vielmehr auch Ausbildungsinhalte und
-methoden reformiert werden. Weiters müssen Berufsbilder, Berufsalltag
und -laufbahnen für Zielgruppen, die
nicht der „männlichen Normbiografie“
entsprechen, attraktiv werden. So
kann ein „Staying on“ für sich in der
Minderheit befindende Frauen unterstützt werden.
Reformen. In diesem Zusammenhang
kommt dem Thema Ausbildungs- bzw.
Studienreform eine wichtige Bedeutung zu. Eine Reform der Lehr- und
Studienpläne an den HTLs, den Fachhochschulen und Technischen Universitäten, die Technik in einem gesellschaftlichen Kontext eingebettet
zeigt, tut dringend Not. Die einseitige
Ausrichtung auf rein technisches und
ökonomisches Wissen muss um soziale, ökologische, historische, bildungsund demokratiepolitische Fragestellungen erweitert werden. Studienreformansätze in Richtung Integration
von sogenannten Schlüsselqualifikationen (soziale Kompetenz, Konfliktmanagement, kommunikative Fähigkeiten...) als explizite Lernziele der
Fachveranstaltungen, ein problemorientierter Ansatz, die frühzeitige
selbständige Praxis im Studium, ganzheitliches, projektspezifisches und
interdisziplinäres Arbeiten kommen
nicht nur den Interessen eines größeren Teils der Studentinnen entgegen,
sie motivieren auch sogenannte „Nontypical Males“ – junge Männer, die
nicht aufgrund eines ausschließlich
technikthema
auf die Technik ausgerichteten Interesses ein Ingenieurstudium beginnen.
Studienreform geht in diesem Sinne
Hand in Hand mit Frauenförderung.
Aber nicht nur die Inhalte, auch
Lehr- und Lern-Methoden und -Klima
müssen sich verändern, sollen mehr
Frauen und auch mehr „Non-typical
Males“ in die Technik gehen. Auch
wenn Frauen und „untypische Männer“ nicht (sofort) eine „andere, bessere Technik“ machen werden, halte ich
diese Entwicklung für einen wichtigen
Schritt auf dem Weg zu einer „Sozialen
Technik“, die von möglichst vielen mitgestaltet wird.
Um hin zu einer qualitativen, vertikalen Feminisierung zu kommen, d.h.
das „Getting on“ von kompetenten
Frauen in größerer Anzahl in allen
Hierarchie-Ebenen zu ermöglichen, ist
die Politik auch außerhalb der Ausbildungseinrichtungen und Universitäten gefordert. Maßnahmen wie die
Koppelung von öffentlichen Fördermitteln an die Erfüllung betrieblicher
Frauenförderprogramme oder die Auflage für Firmen, jährliche Beschäftigungsstatistiken mit geschlechterbezogenen Daten und Zahlen zu erstellen, haben sich, wie Beispiele in den
USA und Großbritannien zeigen, als
wirkungsvoll erwiesen.
dumme Sprüche. Abschließend sollen
beispielhaft zwei Bereiche aus dem
Alltag von Ingenieurinnen herausgegriffen werden – Kommunikation und
das leidige Vereinbarkeitsthema – und
Interviewpartnerinnen selbst zu Wort
kommen.
Die Konfrontation mit „dummen
Sprüchen“ gibt es nicht nur im Schulund Studienalltag, sondern auch im
betrieblichen Umfeld. „Es kommt auch
drauf an, wie man irgendwelche dummen Sprüche oder dummen Kommentare wegsteckt, wie z.B. wenn man irgendwann einmal früher heimgeht:
‚Ach, gehst du zur Schwangerschaftsgymnastik?’“ Die Umgangsweisen mit
derartigen Belästigungen gleichen jenen der interviewten HTL-Schülerinnen und FH-Studentinnen. „Da muss
man einfach oft die Stärke haben, das
wegzustecken oder einen blöden Kom-
mentar zurückzuschieben oder auf
den passenden Zeitpunkt zu warten.
Da muss man einfach damit leben
können.“
barkeit von Beruf und Familie spielt
auch für die interviewten „fertigen“
bzw. angehenden Technikerinnen eine
wichtige Rolle. Die meisten haben den
Wunsch, eine eigene Familie zu gründen und dabei ihren Beruf nicht aufzuSprache gewichtet. Auch Nicht-Technikegeben. Auch diese Ingenieurin hält es
rinnen kennen aus eigener Erfahrung
für eher unwahrscheinlich, dass gut
das Phänomen, dass Aussagen von
Männern mehr Gewicht haben. Die In- ausgebildete Ingenieurinnen ihre Karterviews bestätigen diese kommunika- riere für ein ausschließliches Hausfrauen- und Mutter-Dasein aufgeben
tive Asymmetrie auch im Berufsalltag
würden: „Weil ich glaube nämlich
von Ingenieurinnen. Eine Interviewkaum, dass jede, die sich diesen schwepartnerin beschreibt ihre Eindrücke
von gemischtgeschlechtlichen Diskus- ren Weg ausgesucht hat – weil leicht
ist es nicht – dass die dann auf alles
sionsrunden. „Ich habe nicht immer
verzichtet.“
den Eindruck, dass das, was eine Frau
Flexible Arbeitszeiten erleichtern
sagt, gleich viel zählt wie das, was ein
zweifelsohne den Alltag von Frauen
Mann sagt bzw. dass man ihr über(und Männern!) mit Kindern. Um Beruf
haupt zuhört. Ich merke auch, dass
Männer eine ganz andere Art haben zu und Familie vereinbaren zu können,
kommunizieren. Also, wenn ich mir oft braucht frau neben guten KinderbeDialoge anhöre – das betrifft vielleicht treuungsmöglichkeiten und flexiblen
Arbeitszeiten „wirklich einen Partner,
jetzt nicht nur Techniker im allgemeinen, sondern überhaupt die Männer – der es mitträgt.“ Das bestätigt auch eine Ingenieurin, die bereits zwei Kinder
dann könnte man die Sache viel
hat: „Bei mir funktioniert es auch nur
schneller auf den Punkt bringen.“
deswegen so gut, weil ich einen Mann
Weiters kommt hinzu, dass frau,
um sich durchzusetzen, nicht nur rhe- habe, der zu seiner Vaterschaft steht,
der auch Kinderbetreuungsarbeit
torisch geschult sein muss, sondern
übernimmt und Haushaltsarbeit.“ Hier
auch stimmtechnisch die richtigen
herrscht grundsätzlicher RegelungsbeVoraussetzungen mitbringen muss.
darf in den Unternehmen, um von ein„Irgendeinmal hört die ganze schöne
zelnen Sondervereinbarungen wegzuBesprechungskultur auf und dann
kommen und Wiedereinstiegsmodelle
muss man laut sein“, resümiert eine
zu etablieren und zum Normalfall zu
Ingenieurin ihre Erfahrungen.
machen, denn zu langes Fernbleiben
vom Betrieb verringert die beruflichen
Privatleben und Beruf. Immer wieder formulieren Ingenieurinnen als einen der Möglichkeiten. Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von BeBeweggründe für ihre Berufswahl die
rufs- und Familienleben müssen sich
Abkehr und Ablehnung von traditionellen geschlechtsspezifischen Rollen- allerdings genauso an Männer richerwartungen. Dennoch wird auch von ten. Wie wäre es denn zur Abwechslung einmal mit einem Wettbewerb
Ingenieurinnen in unserer nach gezum „Familienväterfreundlichen Beschlechtsspezifischer, hierarchischer
trieb“?
❚
Arbeitsteilung organisierten Gesellschaft erwartet, Reproduktionsarbeit
und Erwerbsarbeit zu vereinbaren.
Überspitzt formuliert: Auch „technikChristine Wächter studierte Anglistik, Kunstgeschichte und Techniversierte“ Frauen sind vor einer „dopschen Umweltschutz. Ihre Habilitation schrieb sie zum Thema
pelten Vergesellschaftung“, wie sie z.B. „Technik-Bildung und Geschlecht. Ursachen für die Unterrepräsenvon Regina Becker-Schmidt definiert
tanz von Frauen in hochqualifizierten Technikberufen und Ansätze
wird, nicht gefeit (siehe dazu Regina
zur Veränderung.“ Sie ist außerordentliche Universitätsprofessorin
Becker-Schmidt und Gudrun Axeli in
an der Universität Graz.
„Feministische Theorien zur Einführung“). Die Frage nach der VereinKontakt: http://www.ifz.tu-graz.ac.at/staff/waechter.html
1 F. Apeltsberger in „Genderstudies Frauenforschung“. 2001
2 Wächter, Christine (Hg.): Frauen in
der Technologischen Zivilisation,
München, 2000
3 Genauso wenig wie es „die“ Frauen
gibt, gibt es auch „die“ Männer
nicht. In Anlehnung an die Klassifikation von Connell geht es hier um
die jeweilige kulturell dominante
„hegemoniale Männlichkeitskultur“.
Dazu siehe Connell, Robert M.
(2000): Der gemachte Mann.
Konstruktion und Krise von
Männlichkeiten.
4 Zur Veränderung der Situation von
Frauen in naturwissenschaftlichen
und technischen Ausbildungen und
Berufen durch qualitative Verbesserungen (z.B. Studienreform) und
einer damit einher gehenden
quantitativen Erhöhung des Frauenanteils in diesen Bereichen
wurden im Laufe des Projekts eine
Reihe von Vorschlägen erarbeitet.
Der Projektendbericht und das
Manual können beim IFF/IFZ,
E-mail: [email protected]
bestellt werden.
juni 2002an.schläge 19
Fo t o s : A r c h i v
wienfrauenorte25jahre
Eva Prinz (ganz li.) im Frauencafé,
Helga Widtmann (ganz re.):
Zwei Pionierinnen der zweiten
Frauenbewegung.
„Ziemlich cool“
Im Mai vor 25 Jahren wurde die Buchhandlung Frauenzimmer eröffnet und kurz danach
das Frauencafé gegründet. Damals ein kollektives Projekt, wird das Frauencafé heute
von Eva Prinz alleine geführt. Helga Widtmann, die schon bei den Anfängen der
Buchhandlung dabei war, ist heute deren alleinige Besitzerin. Weitere 25 Jahre und
noch viele mehr wünscht Verena Fabris
Am 23. Juni um 13.00 laden an.schläge
und Frauenhetz zu einem Brunch ins
Frauencafé (1080 Wien, Lange Gasse 11).
In lockerer Atmosphäre werden
Aktivistinnen ihre Erinnerungen
austauschen und jenen, die damals
nicht dabei waren, ein Stück
Frauengeschichte weitergeben.
20 an.schlägejuni 2002
Wie lange die Lange Gasse
wirklich ist, merkten meine
Freundin Béatrice und ich, als
wir auf der Suche nach dem
Frauencafé die gesamte Gasse
durchwanderten. Meine Freundin war
aus Paris zu Besuch in Österreich und
den Frauenstadtplan von der AUF in
der Hand haben wir gemeinsam Wien
entdeckt. Das war vor ungefähr zehn
Jahren. Eva Prinz war damals schon da
und ist immer noch da. Unzählige Lebens- und Liebesgeschichten spulten
sich in den letzten 25 Jahren seitdem
vor ihren Augen ab.
Die Buchhandlung Frauenzimmer
kenne ich auch seit damals. Als ich
noch in Salzburg lebte, waren Buchhandlung und Café bei jedem Wienbesuch ein Pflichttermin. Am Café schätze ich, dass es einer der wenigen Orte
ist, wo frau in zwangloser Atmosphäre
mit anderen Frauen plaudern kann.
Und die Buchhandlung habe ich sowieso immer schon geliebt; als sie noch in
der Lange Gasse war auch deshalb,
weil ich dort immer das Gefühl hatte,
etwas vom Charme der 70er Jahre einzuatmen.
Elke Koch findet trotzdem, dass es
„ein absoluter Gewinn ist, dass die
Buchhandlung umgezogen ist“. Sie
geht gerne hin, weil es ein „tolles Sorti-
ment gibt, das allerdings in manchen
Bereichen noch toller sein könnte. Zum
Beispiel, was englischsprachige Belletristik und Theorie betrifft“. Alle Bücher
kauft sie nicht im Frauenzimmer, weil:
„Es ist mir peinlich, ein Buch von einem
Mann zu bestellen“.
Eva Steinheimer findet die Buchhandlung seit sie umgezogen ist einfach „wunderschön“, und sie geht mindestens einmal im Monat hin:„Und ich
gehe nie wieder raus, ohne etwas gekauft zu haben“. Sie lobt die kompetente Beratung, das umfangreiche Sortiment und dass sie dort ohne Kaufzwang in den Büchern schmökern
kann: „Das ist schon ziemlich cool.“
Im Frauencafé war Eva noch nie,
„weil es sich einfach noch nicht ergeben hat“. Sie findet es aber „extrem
wichtig“, dass es Orte wie das Frauencafé gibt, wo Frauen unter sich sein
können, wo sie keine Angst haben müssen, angemacht zu werden. „Und selbst
wenn, dann ist da nicht diese potentielle Gefahr von Gewalt dahinter.“.
Elke war früher sehr oft im Frauencafé, „damals hat es ja nichts anderes
gegeben“. Jetzt geht sie nicht mehr so
oft hin, aber wenn sie dort ist, findet
sie es immer „total nett“. Außerdem ist
das Frauencafé in ihren Augen einer
der wenigen Frauenorte, die sich in den
letzten Jahren positiv weiterentwickelt
haben. „Wenn das Frauencafé noch ein
Kollektiv wäre, dann wäre die Transgenderfrage sicher sehr kontroversiell diskutiert worden. Seitdem die Eva es alleine macht, ist das Café viel offener
geworden.“
Miriam Wischer fällt zum Frauencafé zunächst einmal ein, dass sie es
nicht mehr findet, seitdem die Buchhandlung nicht mehr nebenan ist.
„Wenn man dann aber endlich da ist,
kann man dort die superben Toasts genießen.“ Und das Klavier ist für sie ein
absolutes Highlight.
Das Frauenzimmer mag sie auch
deswegen, weil es „absolut kinderfreundlich ist“. „Das erste mal, als ich in
der Zieglergasse war, da bin ich mit
heulender Paula vorbeigegangen und
wollte mir eigentlich einen Krimi kaufen. Die Paula wollte zunächst gar
nicht rein, da hat sich Helga rührend
um sie gekümmert und ihr Stifte gebracht. Dann hat Paula gekackt, und
ich hab gesagt, jetzt muss ich aber gehen. Und da hat Helga plötzlich Windeln und Zubehör hervorgezaubert.
Und dann, als ich meinen Krimi hatte,
wollte Paula ihren Tisch und ihre Stifte
und die vielen Bücher nicht mehr verlassen. Und da bin ich dann mit einem
heulenden Kind wieder gegangen.“ ❚
an.risswissenschaft
forschungspreis
Feministische Arbeiten gesucht
Bereits zum zweiten Mal wird heuer der Preis für „Frauenspezifische
Forschung an der Universität Innsbruck“ in der Höhe von EURO 2.000.vergeben. Bis 1. Juli 2002 können Gruppen- und Einzelarbeiten (auch Diplomarbeiten und Dissertationen) mit frauenspezifischer feministischer
Thematik in der Interfakultären Koordinationsstelle eingereicht werden.
Die Arbeit muss an der Universität Innsbruck verfasst und in den vergangenen zwei Jahren publiziert worden sein. ewa
Interfakultäre Koordinationsstelle für feministische Forschung und Lehre an der Universität Innsbruck
(Sandra Wechselberger), Innrain 52, 6020 Innsbruck, T. 0512/507-9811, http://fem.uibk.ac.at/preisinnsbruck.html
öh-frauenreferat
Neue Homepage
Das Frauenreferat der Österreichischen HochschülerInnenschaft präsentiert sich seit wenigen Wochen auf einer eigenen Homepage. Neben
Neuigkeiten aus der (Frauen-)Politik, Buchrezensionen und allen relevanten Informationen für Studentinnen, bietet die Homepage einen
„fem-pool“, der Artikel aus anderen feministischen Sites und Zeitschriften veröffentlicht. Die Homepage soll auch Treffpunkt für Frauen sein,
die Erfahrungen im Unialltag austauschen wollen. E-mail-Kontakt zu
den Frauenreferentinnen (Lucy Gergieva, Bärbel Traunsteiner, Christine
Tragler, Doris Arztmann) kann per Klick hergestellt werden. Auf einen
Blick findet frau die Erreichbarkeit der Referentinnen. GaH
unireform
http://www.oeh.ac.at/fem
Lange Rede, kurzer Sinn?
salzburg
Feministische Ethik
Von 30. August bis 1. September 2002 findet im Salzburger Heffterhof
ein internationales Symposion mit dem Titel „Am Ende des Patriarchats. Neu über gutes Leben nachdenken“ statt. Die Veranstalterinnen
sind ESWTR (European Society of Women in Theological Research), das
Österreichische Frauenforum Feministische Theologie sowie die Projektgruppe Weiberwirtschaft. Sie gehen davon aus, dass traditionelle
Strukturen in den letzen 30 Jahren aufgebrochen sind und das Ende
des Patriarchats bevorsteht. Nun soll darüber nachgedacht werden,
welche Gesellschaft im Entstehen ist und was es bedeutet, in ihr „gut“
zu leben. Erklärte Ziele der Tagung sind unter anderem die Benennung
und Sichtbarmachung feministisch-ethischer Denkbewegungen sowie Analyse und Neubestimmung des Verhältnisses von Wissenschaft,
Ethik und Politik. Auf dem Programm stehen Beiträge aus Theorie und
Praxis, zum Beispiel zu folgenden Themen: Arbeitsethik für eine postpatriarchale Gesellschaft, Feministische Bioethik, Öffentlicher Frauenraum Labyrinth oder Feminismus als Religion. Erwartet werden EthikFachfrauen aus unterschiedlichen Theoriedisziplinen und Praxis, JuristInnen, PolitikerInnen, ÄrztInnen, StudentInnen und alle Interessierten. Für die TeilnehmerInnen besteht die Möglichkeit, eigene
Materialen und Publikationen auf Infotischen zu präsentieren.
Anmeldung unbedingt erforderlich. ESt
Detailiertes Programm: http://www.frauenbildung.at/
Info und Anmeldung: Hildegard Schreckeis-Nägele, Lamberggasse 31, 5020 Salzburg,
T. 0662/64 30 58 oder per e-mail: [email protected]
Die Diskussion um das neue Universitätsgesetz reißt nicht ab, zu drastisch nehmen sich die bevorstehenden Veränderungen aus. Von der
Regierung als Autonomie der Universitäten gepriesen, bewirkt die
Umstrukturierung der universitären Organisation vorwiegend eines:
Es gibt nur mehr ein universitäres Gremium mit Mitbestimmungscharakter, in dem die (vorwiegend männlichen) ProfessorInnen die
absolute Mehrheit besitzen, während es zu einem Abbau von Mitbestimmungsrechten der Studierenden und des Mittelbaus kommt.
Da allerdings nur in den von diesen gestellten Organen ein nennenswerter Frauenanteil vorhanden ist, hat deren Abschaffung immanent
geschlechtsspezifische Auswirkungen. Auch das Lehrveranstaltungsangebot wird von solchen Maßnahmen betroffen sein: Budgetkürzungen für externe LektorInnen könnten die Gender Studies an der
Universität Wien ihre Existenz kosten, zumal die veranschlagten
Vorlesungen zu mehr als 50 % von extern Beauftragten gehalten werden. Trotz einer Verankerung von Arbeitskreisen für Gleichbehandlungsfragen und Frauenförderungsplänen verschlechtert sich also durch das
neue Gesetz de facto die Situation für Frauen. An den Universitäten
werden zahlreiche Aktionen gesetzt, die massiven Protest zum Ausdruck bringen. So wurde am 24. April ein Streiktag abgehalten, dem
unter Umständen ein längerer Streik folgen soll. Schwierig bleibt allerdings, alle Lehrenden und Studierenden für solche Maßnahmen zu
mobilisieren. Außerdem ist, um wirklich effektive Veränderungen zu
erzielen, eine Zusammenarbeit des gesamten Bildungssektors notwendig. Die Miteinbeziehung von Schulen, Fachhochschulen und Berufsschulen könnte bewirken, dass durch einen Streik tatsächlich ein Großteil der Bevölkerung sensibilisiert wird. Ob ein solcher Schulterschluss
gelingt bleibt abzuwarten. ajb
juni 2002an.schläge 21
Fo t o : A r c h i v
wissenschaftforum
Anpassung – Auflehnung
„Wer seine Meinung nicht artikulieren darf, dem wird die Kommunikation verweigert, die
zur Anerkennung des ,Menschseins’ notwendig ist“, schreibt Angelika Czipin in der
Einleitung zu ihrer Diplomarbeit. Einen Weg aus diesem Unerhörtsein beschritten Journalistinnen während der Ersten Republik.
Angelika Czipin schrieb ihre
Diplomarbeit zum Thema:
„Das Schreiben der Frauen.
Wiener Tageszeitungsjournalistinnen
in der Ersten Republik und die
Geschichte ihrer Vorgängerinnen.“
22 an.schlägejuni 2002
An die Journalistin Alice Schalek (1874-1956) erinnert man
sich heute vor allem deswegen, weil Karl Kraus sie hasste
und ihre Kriegsbegeisterung
an den Pranger stellte. Dabei hatte Alice Schalek auch eine Vorreiterinnenrolle im österreichischen Journalismus inne. Sie war die erste und einzige Berichterstatterin im Ersten Weltkrieg
und die erste Frau, die in der Urania
Vorträge hielt. Von 1923 bis 1931 arbeitete sie als Journalistin, Fotografin und
als Feuilletonistin der Neuen Freien
Presse. Nach 1933 veröffentlichte sie
nur mehr selten und musste 1938 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft Österreich verlassen. 1939 emigrierte sie und
starb 1956 in New York. Es taucht die
Frage auf: Wie konnte Alice Schalek so
eine steile Karriere machen, ohne auch
nur annähernd die selben gesellschaftlichen Möglichkeiten zu haben, die
Männern offen standen?
Hohe Dunkelziffern. Trotz des eingschränkten Zugangs zu Bildung und des bürgerlichen Idealbildes der Hausfrau und
Mutter, finden wir in der Ersten Republik überraschend viele Frauen, die als
Journalistinnen tätig waren. Einige gelangten als Schriftstellerinnen zur Presse, andere dadurch, dass sie mit Journalisten verheiratet waren, wieder andere
als Töchter von Verlegern oder Journalisten und eine nicht unbeträchtliche
Zahl auch über die Stellung als Redaktionssekretärin.
1920 waren 45 Frauen Mitglied1 in
der gewerkschaftlichen Vereinigung „Organisation Wiener Presse“ und rund 20
dürften bei Tages- und Wochenblättern
fest angestellt gewesen sein. Eine weit
größere Zahl arbeitete aber freiberuflich.
Bei der Durchsicht von 19 Tageszeitungen im Rahmen meiner Diplomarbeit konnte ich für den Oktober 1920
über 100 Artikel von Frauen finden, wobei es sich hier natürlich nur um die namentlich gekennzeichneten handelt.
Durchschnittlich waren das 5,4 Artikel
pro Zeitung, verfasst von über 40 Journalistinnen. Es liegt also die Vermutung nahe, dass weit mehr Frauen journalistisch
forumwissenschaft
powerd by:
möglich sei. Es entstand eine eigene, an
Frauen gerichtete Literatur, und Frauen
wurden auch zur Mitarbeit aufgefordert. Ein Beispiel ist die Moralische Wochenschrift „Die vernünftigen Tandlerinnen“, die von J.C. Gottsched 1724 herSpannungsverhältnisse. Zu welchen Themen äußerten sich die Journalistinnen? ausgeben wurde, und an der auch seine
Das Ergebnis meiner Analyse war wenig Frau Louise maßgeblich beteiligt war.
überraschend: Über zwei Drittel der Ar- Die rasche Entwicklung eines weiblitikel beschäftigten sich mit den „klassi- chen Selbstbewusstseins und eigenständiges Denken der Frauen lag allerschen“ Frauenthemen wie Kunst oder
Mode. Die Journalistinnen konnten sich dings nicht in der Absicht der Aufklärer.
So wird schon am Ende des 18. Jahrhunsehr wohl politisch äußern, aber nur,
derts heftig gegen die Lese- und Bilwenn das Thema in direktem Zusamdungswut der Frauen gewettert. Je
menhang mit Frauen stand. So findet
stärker sich das Ideal „Freiheit, Gleichsich kein einziger Artikel einer Frau zur
heit, Brüderlichkeit (!)“ durchsetzte, desAbstimmung in Kärnten (10.10.1920),
to rigider trennte man die Geschlechter,
aber etliche wurden zur Nationalratsbezeichnete die Frau als die „Andere“
wahl (17.10.1920) veröffentlicht, bei der
und verwies sie streng auf die Rolle der
Frauen zum zweiten Mal wählen durfHausfrau und Mutter.
ten und als neues WählerinnenpotenIn Umbruchsphasen wie z.B. der
tial erobert werden sollten.
Französischen Revolution 1789 wirkten
Gerade bei diesem Thema zeigen
Frauen nicht nur an vorderster Front
sich heftige Kontroversen. Else Tauber
beschwert sich vor der Wahl im „Neuen mit, sondern meldeten sich auch in der
Öffentlichkeit lautstark zu Wort. OlymWiener Journal“ über die geringen
pe de Gouges fasste es in ihren „ErChancen der Frauen auf bürgerlichen
klärungen der Rechte der Frau und BürWahllisten und lobt die politischen
Fortschritte, die Frauen gemacht haben. gerin“ 1791 so zusammen: „Wenn Frauen das Recht aufs Schafott haben, so
Zwei Seiten später finden sich „ausgehaben sie auch das Recht auf die
zeichnete Aphorismen“, in denen das
Rednertribüne.“2 Das Revolutionstribumütterliche Frauenbild beschworen
wird und die Frauenrechtlerinnen als
nal gestand ihr aber nur ersteres zu, sie
„gräßliches Kaliber“ bezeichnet werden. wurde 1793 hingerichtet.
Der Autor bedauert die missgeleiteten
Die Flut der politisch und publizisFrauen in ihrem Streben nach polititisch tätigen Frauen versuchte man mit
schen Rechten und stellt außerdem
neuen Gesetzen einzudämmen. Nach
fest, dass nur unverheiratete Frauen das der Französischen Revolution wurde ihWahlrecht gefordert hätten. Diese Zeinen die Beteiligung an politischen Verlen in einem ausgesprochenen „Frauen- einen verboten und nach der Revolublatt“ zu finden, verdeutlicht, in weltion von 1848 die eigenständige Herchem Spannungsverhältnis die Journa- ausgabe von Zeitungen und Zeitschriflistinnen arbeiten mussten.
ten. Mathilde Anneke brachte in Köln
die erste „Frauen-Zeitung“ heraus, aber
Gegen die Bildungswut. Diese Zwiespältig- schon die dritte Ausgabe wurde beschlagnahmt und verboten. Das bürkeit findet sich schon zu Beginn der
gerliche Idealbild, das sich nun in allen
Entwicklung des journalistischen Berufsstandes im 18. Jahrhundert. Im Zuge Gesellschaftsschichten durchsetzte,
sah Öffentlichkeit als Domäne der
der Aufklärung entstanden zahlreiche
Männer an, in der Frauen nichts zu
Druck- und Zeitschriften, und man
suchen hätten.
nahm sich besonders der Frauen an,
weil man die Ansicht vertrat, dass nur
durch Vernunft und Bildung beider Ge- Wege in die Öffentlichkeit. Die Literatur war
schlechter eine Weiterentwicklung
eines der ersten Gebiete, auf dem sich
tätig waren, als allgemein in der Literatur bekannt ist. Leider gibt es kaum weiterführende Forschungen zu diesem
Thema.
die (bürgerlichen) Frauen wieder in der
Öffentlichkeit präsentierten, auch wenn
sie dem Idealbild der dienenden Frau
verpflichtet blieben. Erst ab 1866 entstand eine von bürgerlichen Frauen getragene Bewegung, die sich vor allem
für bessere Bildungsmöglichkeiten für
Mädchen einsetzte. Viele dieser Frauen
waren schriftstellerisch tätig, veröffentlichten Fortsetzungsromane in Tageszeitungen und daraus ergab sich häufig
eine journalistische Tätigkeit. Schon
1888 wird in einer Schrift des Vereines
der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien Cölestine Truxa als „Redactrice“ bezeichnet. Die Publizistik der
Frauenbewegung stieß auf immer
größeres Interesse, in der Folge berichteten auch Tageszeitungen mit eigenen
Kolumnen von ihren Aktivitäten.
In der Zwischenkriegszeit wurden
Frauenbeilagen in Tageszeitungen
selbstverständlich und waren ein Hauptbetätigungsfeld der Journalistinnen. Zumindest waren sie hier deutlich sichtbar.
Da man meinte, sie würden „frauenzimmerlich“3 schreiben, wurden Artikel oft
mit männlichen Pseudonymen oder Kürzeln versehen. Ihre echten Namen tauchten vor allem da auf, wo man ihre „ureigensten“ Bereiche definiert hatte.
Natürlich blieben auch Anfeindungen und gesellschaftliche Ächtung ein
Problem, mit dem alle berufstätigen
Frauen leben mussten. Eine Journalistin
beschreibt es so: „(...) ich habe großen
Fleiß, unermüdliche Ausdauer und viel
Energie aufwenden müssen, habe mich
den Männern in jeder Weise untergeordnet, sonst hätten sie mir den Weg ganz
versperrt.“4
Mit der Machtübernahme durch
die faschistischen Regime werden die
Frauen einerseits durch das Verbot vieler politischer Zeitungen aus dem Beruf
gedrängt, andererseits die weiterhin
tätigen durch das propagierte Bild der
Frau als Mutter und Ehefrau weiter beschränkt. Die durchaus vorhandenen
emanzipatorischen Ansätze der Ersten
Republik gingen verloren und kamen
erst wieder mit der „zweiten Frauenbewegung“ in den sechziger Jahren des
20. Jahrhunderts zum Vorschein.
❚
1 Da in dieser Vereinigung auch
Redaktionsstenographinnen und
-sekretärinnen vertreten waren,
dürften nicht alle journalistisch
tätig gewesen sein.
2 Olivier Blanc: Olympe de Gouges,
S. 191, Wien 1989
3 Max Osborn: zitiert nach Fritz
Hausjell:„Die Journalistinnen, Urteil
von Zeitgenossen“. In: Medien &
Zeit 1/87, S. 23. Wien 1987
4 Eliza Ichenhaeuser: Die Journalistik
als Frauenberuf, S. 21, Hervorhebung
A.C. In: Heft der Frauen Rundschau:
Reich illustrierte Wochenschrift für
die gesamte Kultur der Frau.
Berlin/Leipzig 1905
juni 2002an.schläge 23
an.sage
Königinnen der Nacht?
Standpunkte und
ÖGB-Frauensekretärin Renate Csörgits und Volksstimme-Redakteurin Bärbel Danneberg
über die Auswirkungen einer Abschaffung des Verbotes von Frauennachtarbeit.
Kommentare müssen nicht
mit der Redaktionsmeinung
übereinstimmen.
Renate Csörgits
Bärbel Danneberg
Das Nachtarbeitsverbot für Frauen wird demnächst fallen. Laut
EU-Recht ist es gleichheitswidrig, weil es nur für Frauen gilt. Österreich wurde deshalb beim EU-Beitritt 1995 eine Frist bis Ende 2001
zugestanden, um die Nachtarbeit für beide Geschlechter neu zu regeln.
Die Regierung hat diesen Termin „verschlafen“. Erst jetzt hat sie einen Gesetzesentwurf vorgelegt – doch der berücksichtigt die Interessen der ArbeitnehmerInnen kaum. Nachtarbeit beeinträchtigt das Leben mit Familie und FreundInnen und ist gesundheitsschädlich – und zwar für Frauen
und für Männer. Schon derzeit arbeiten nicht nur 226.000 Männer, sondern auch an die 96.000 Frauen regelmäßig in der Nacht: Sie sind in
Branchen und Berufen tätig, die vom generellen Frauen-Nachtarbeitsverbot ausgenommen sind. Nachtarbeit erfordert 160 Prozent der Tages-Leistung. Die meisten Nachtarbeitenden haben Schlafprobleme. Auch Erkrankungen des Verdauungsapparates sind häufig – als Folge der unregelmäßigen Ernährung und des Wachhaltens mit Cola, Kaffee und Zigaretten. Bei nachtarbeitenden Frauen kommt dazu, dass sie sich am Tag oft
dem Haushalt und der Betreuung ihrer Kinder widmen – die gesundheitlichen Folgen dieses „Raubbaus“ am eigenen Körper bemerken die Frauen
meist erst nach einigen Jahren. Studien haben zudem ein höheres Brustkrebsrisiko von Nachtarbeiterinnen erkennen lassen. Nach vieljähriger
Nachtarbeit ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern ein deutlich häufigeres Auftreten chronischer Erkrankungen, insbesondere im Herz-Kreislauf-Bereich, festzustellen. Die geschlechtsneutrale Neuregelung der
Nachtarbeit muss dazu genützt werden, die Belastungen für die NachtarbeiterInnen bestmöglich abzufangen. Niemand darf zur Nachtarbeit gezwungen werden – und bei Gesundheitsgefährdung oder wenn es ein
Kind unter 12 Jahren oder einen nahen Angehörigen zu betreuen gilt,
muss ein Anspruch auf einen Tagesarbeitsplatz bestehen. Zusätzlich fordert der ÖGB für jede Stunde Nachtarbeit ein Zeitguthaben von zumindest zehn Prozent: Dieser Zeitausgleich dient der Erholung und darf nicht
in Geld abgelöst werden, denn Gesundheit ist nicht abkaufbar. Die Wirtschaft lehnt den Großteil der Schutzmaßnahmen, insbesondere den Zeitausgleich, als zu teuer ab. Auch im Gesetzesentwurf von Minister Bartenstein kommt kein Zeitguthaben vor. Dafür ist dort zu lesen, dass der Entwurf kaum über die Mindestbestimmungen der EU hinausgeht,„um die
Wirtschaft nicht mit zusätzlichen Kosten zu belasten.“ „Und was ist mit
der Gesundheit der ArbeitnehmerInnen, die ist so ohne weiteres belastbar?“, kann man da nur den zuständigen Wirtschaftsminister, der sich ja
auch „Arbeitsminister“ nennt, fragen.
❚
Immer wenn es um gesetzliche Schlechterstellungen für Frauen
geht, kommen sie uns mit dem Gleichbehandlungsargument.
Das ist so bei der diskutierten Anhebung des weiblichen Pensionsalters, und so ist es bei der EU-geforderten Nachtarbeit für Frauen.
Es wird nicht die bessere Lösung für beide Geschlechter angestrebt, sondern die schlechtere wird „geschlechtsneutral“ zum Nachteil der Betroffen und zum Vorteil der Wirtschaft präsentiert. Wirtschafts- und Arbeitsminister Bartenstein macht da (als Unternehmer) keine Ausnahme. Sein
kürzlich vorgestellter Begutachtungsentwurf für das neue NachtarbeitsGesetz spricht die Sprache der Konzerne. Das kritisiert auch Salzburgs
AK-Vizepräsident Pichler: „Die Nachtarbeitnehmer bekommen nicht jenen Schutz, der notwendig ist, um die enormen gesundheitlichen und
sozialen Belastungen abzufedern.“ Was sind denn nun die Argumente
FÜR das weibliche Nachtarbeiten? Unter Berufung auf das Gleichbehandlungsgebot heißt es, den Frauen würden die lukrativeren Jobs etwa
in der IT-Branche vorenthalten, sie könnten auch nicht Bäckerinnen werden oder Lokführerinnen. Das Nachtarbeitsverbot für Frauen wäre mit
ein Grund für die extrem niedrigen Fraueneinkommen. Doch in dieser
Logik müssten Krankenschwestern eigentlich zu den Spitzenverdienerinnen gehören. Zwar ist es Tatsache, dass die Nachtzulagen im Pflegebereich das ansonsten nicht üppige Erwerbseinkommen aufbessern. Von
einer grundlegend guten Bezahlung im „verweiblichten“ Gesundheitsbereich kann aber keine Rede sein. Natürlich gibt es Arbeitsbereiche, in
denen Nachtarbeit für Frauen erforderlich und oft auch mit Vorteilen
beim Einkommen verbunden ist. Als Regisseurin, Schauspielerin, Managerin, Unternehmerin, Journalistin kann frau – freiberuflich – zur „Königin der Nacht“ werden, wenn das Geschäft gut läuft. Doch die Regel ist
das nicht. Die Regel heißt für Frauen: atypisch, flexibel rund um die Uhr,
schlecht bezahlt und gesundheitsschädlich, dazu doppelt- und dreifachbelastet. Die (Männer-)Wirtschaft dankt. Ich habe selbst jahrelang als
Krankenschwester nachts gearbeitet. Und kleine Kinder versorgt. Ich
weiß, wovon ich rede, wenn ich sage: Lasst euch nicht wie damals vor
dem EU-Beitritt einlullen von den angeblichen Vorteilen. „Durch einen
Beitritt zur EU werden die von den Gewerkschaften durchgesetzten sozialen Standards der Arbeitnehmer nicht gefährdet. Vielmehr eröffnet
ein EU-Beitritt Chancen und Möglichkeiten, die österreichischen Sozialstandards weiter auszubauen“, ließ der ÖGB am 9. Juni 1994 verlauten.
Heute entspricht das österreichische Nachtarbeitsverbot für Frauen
nicht mehr den EU-Richtlinien. Also hoppauf in die schwarze Nacht.
❚
24 an.schlägejuni 2002
an.schläge abo
, bitte!
o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)
o Jahresabo (10 Hefte/32 e )
o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )
o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )
o Auslandsabo (10 Hefte/44 e)
Absenderin
Geschenk-Abo an
Datum, Unterschrift
Abo-Angebote gelten, wenn nicht anders angegeben, nur in Österreich.
Keine Sorge: Ein an.schläge-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du kannst es jederzeit verlängern.
T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: [email protected],www.anschlaege.at
Ein
An die Redaktion
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN
Hetzgasse 42/1
1030 Wien
an.zeigen
filme
Frauenfilme auf DVD gesucht: Bound
(UK-Fassung), Desert Hearts,
When night is falling, Short
Shorts (US-Fassung), Novembermoon, Fried Green Tomatoes,
Aimee & Jaguar etc.
T. 01/522 83 45 od. 0676/643 62 05
suche
Grippeviren gehen zur Zeit keine um –
Computerviren immer wieder.
Wer weiß ein gutes
Virenprogramm für den PC und
kann es mir schenken?
e-mail: [email protected]
Peruanisch-österreichische Tanzgruppe
sucht Interessierte aus aller Frauen
Länder zum Mitmachen!
Gelernt wird von William Fernandez
aus Peru, der schon in seiner
Heimat als Tänzer und Lehrer
gearbeitet hat. Und um welche
Tänze handelt es sich?
Huambarcuna, Pacacito und
Llamerada zum Beispiel, also
keine Kommerzschiene à la Salsa,
Merengue oder Mambo!
Nähere Infos bei Karin:
T. 0699/118 180 96
oder e-mail: [email protected]
Fahrrad Zum-durch-die-Stadt-Sausen
gesucht: 3 – 5 Gänge genügen, muss
nicht neuwertig sein, aber fahrtüchtig. Je preisgünstiger umso lieber!
Gabi T. 0676/506 15 60
Frauenhetz
Hetzgasse 42/1 1030 Wien
fon: 715 98 88,
e-mail: [email protected]
Mo., 3.6.02, 18.30 Uhr
mobilar
Autonome
Sehr günstig abzugeben: Kühlschrank,
zweitüriger Kasten mit Legeböden,
Spiegel, Fleckerlteppiche, Bauholz
(für Regal oder Hochbett), Geschirr.
Selbstabholung! Mia Hilscher
T. 01/925 66 33 od. 0676/59 64 095
a k t i v i t ä te n
FrauenLesben-Vollyballgruppe „Flying
Sox“ sucht Mitspielerinnen,
Dienstag 18-19.30
Renate T. 01/810 92 31
ö s t e r r.
Frauennotrufe
Beratung für Frauen & Mädchen
m i t s ex u e l l e n G ew a l t e r f a h r u n g e n
wöhnliche
Körper
Di., 11.6.02, 18.30 Uhr
Wien
01/523 22 22
Graz
0316/31 80 77
Innsbruck
0512/57 44 16
Linz
0732/60 22 00
Salzburg
0662/88 11 00
FrauenTerezija Stoistits,
LEFÖ u.a.,
Do., 13.6.02 +
Do., 20.6.02
je 17.30–22.00 Uhr
KooperaCarmen
966 28 24,
So., 16.6.02, 18.30 Uhr
Kleinanzeigen gratis für alle Frauen!
Chiffre E 3,50
Versprechen
Gekonzeptionen, Vortrag von
+ 4 Euro
„Unterm Horizont“ Vernissage:
Fotoarbeiten von Christa Zauner und
Michaela Göltl zeigen ungeBlicke auf den weiblichen
Ad Integrationsvertrag Kritische
Reflexionen zur gegenwärtigen
politik. Ein Gespräch mit
Michalea Judy, Orient Express,
UKB + 4 Euro
Mutter und Tochter: über die
Sonnen- und Schattenseiten einer
ganz besonderen Beziehung Poesie
therapeutische Workshhop in
tion mit dem Verein EfEU. Mit
Unterholzer, Anmeldung: EfEU:
UKB + 67 Euro
Fetischistische Strategien: lesbian
genders Fetischismus birgt
der Überschreitung dichotomer
schlechtsMarcella Stecher, UKB
Sa., 22.6.02, 18.30 Uhr
Aspekte jüdischer Denktradition:
Dialogisiernd im Dilamma – hinaus
Vortrag von Lea Czollek, UKB + 4
Euro
So., 23.6.02, 13.00 Uhr
HIGH NOON 25 Jahre Frauencafé
und Buchhandlung Frauenzimmer,
Brunch im Frauencafé, Lange Gasse
11,
1080 Wien
Absenderin
Telefon
Datum, Unterschrift
Mo., 24.6.02, 18.30 Uhr
Vampirinnen on Video Videoscreening Mit Judith Fischer, UKB + 4 Euro
Sa., 29.6.02, 9.30–17.00
Stell dir vor, du stehst auf der
an.rissarbeit
technikprojekt
MUTige Mädchen
Vor der Auseinandersetzung mit technischen Tätigkeitsbereichen
schrecken Mädchen nach wie vor zurück. Mehr als die Hälfte von ihnen
konzentriert sich lediglich auf fünf von 255 Lehrberufen. Auch in den
technischen Fächern der Universitäten und Fachhochschulen sind Frauen unterrepräsentiert. Dem entgegenzuwirken ist das Ziel von MUT –
Mädchen und Technik. Die Idee zu diesem jungen Projekt stammt aus
dem „EU-Runden-Tisch“ der Landesfrauenbeauftragten Österreichs. Die
ersten Monate des Bestehens wurden und werden dazu verwendet, eine Vernetzung aufzubauen und einen Maßnahmenplan gemeinsam
mit den 27 PartnerInnen (u.a. Mädchen- und Frauenberatungsstellen
aus den Bundesländern und Expertinnen von AMS und Gewerkschaft)
zu erarbeiten. Ein Schwerpunkt von MUT liegt darin, den Mädchen etwa
im Rahmen von Workshops bewusst zu machen, dass sich ihre Berufswahl nicht nur auf einige wenige Bereiche beschränken muss. Jedoch
liegt es nicht ausschließlich an den Mädchen, wenn ihnen der Zugang
zu männerdominierten Disziplinen erschwert wird. Notwendig ist auch
eine Sensibilisierung der Betriebe. Maria Ennemoser, Projektleiterin von
MUT:„Durch den Einsatz von Betriebskontakterinnen suchen wir österreichweit Modellbetriebe, in denen wir Mikroprojekte umsetzen wollen.
Wir suchen die Kooperation mit handwerklich-technischen Unternehmen und unterstützen diese, Mädchen auszubilden. Wichtig dabei sind
auch Gender-Seminare für PersonalleiterInnen und Vorgesetzte. Vorläufer der Aktion wird eine Umfrage unter den Betrieben sein, um herauszufinden, wo wirklich die Berührungsängste liegen.“ Bleibt zu wünschen, dass keine Berührungsängste seitens der GeldgeberInnen MUTigen Mädchen den Weg zur Technik abschneiden. PÖ
Kontakt: AKZENTE SALZBURG, Maria Ennemoser, T. 0662/84 92 91-66, e-mail: [email protected]
berufsorientierung
1. Wiener Töchtertag
Gemeinsam mit der Siemens AG Österreich organisierte der Verein
„Sprungbrett für Mädchen“ am 25. April den 1. Wiener Töchtertag. Das
Pilotprojekt sollte Mädchen und ihre Eltern für eine frühzeitige Auseinandersetzung mit Berufsorientierung und für die Erweiterung des
Berufswahlspektrums begeistern und wird 2003 auf ganz Wien ausgeweitet. Töchter von Siemens-MitarbeiterInnen zwischen 11 und 16 Jahren begleiteten einen Elternteil an seinen/ihren Arbeitsplatz. In Workshops wurden die Mädchen mit dem realen Arbeitsalltag vertraut gemacht und konnten auch ihre technische wie planerische Kreativität
unter Beweis stellen. So konnte frau als „Eventplanerin“ ihren eigenen
Geburtstag planen, oder bei der großen Abschlussveranstaltung eine
Verpackung entwickeln, die ein rohes Ei den Sturz von der Siemensballustrade heil überstehen ließ. Einige Mädchen erstellten sogar eine
eigene Homepage: Unter www.toechtertag.wien.at kann frau sich Fotos
und Statements zu den einzelnen Workshops anschauen. DF
arbeitsmarkt
Kaum wahrgenommen
arbeitssuche
Zusatzqualifikationen
Seit über 10 Jahren ist das abzwien im Bereich Qualifizierung und Ausbildung tätig. Im Rahmen eines sozialökonomischen Betriebes am Wiener Schöpfwerk will ein neues Projekt langzeitarbeitslosen Frauen mit
unterschiedlichen Vermittlungshemmnissen die Möglichkeit geben,
Praxis im Bürobereich zu erwerben. Die Ziele sind unter anderem die
Vermittlung der notwendigen fachlichen Kenntnisse und die Erweiterung der sogenannten „Schlüsselkompetenzen“ im Bereich Kommunikation und Selbstorganisation. ewa
abzwien, Wickenburggasse 26, 1080 Wien, e-mail: [email protected], http://www.abzwien.at
Die spezifischen Probleme von Frauen am Arbeitsmarkt werden nach
wie vor vernachlässigt oder ignoriert. ÖGB-Frauenvorsitzende Renate
Csörgits sieht zwei aktuelle Probleme am Arbeitsmarkt: nötige Neuregelungen nach dem Wegfall des Frauennachtarbeitsverbots (siehe
Kommentar auf Seite 24) und dringend nötige Verbesserungen für atypisch Beschäftigte. Hier fordern die ÖGB-Frauen nach wie vor die volle
sozial- und arbeitsrechtliche Absicherung. Hauptsächlich Frauen sind
auf solche Arbeitsverhältnisse angewiesen, die oft nicht existenzsichernd sind. Die Frauen bleiben so trotz Beschäftigung in den alten Abhängigkeitsverhältnissen. In Wien kritisieren die Grünen das mangelhafte Arbeitsmarktprogramm der Stadtregierung. Spezielle Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit von Frauen fehlen völlig. Dabei stieg
gerade die Arbeitslosigkeit von jungen Frauen in Wien im letzten Jahr
überproportional. Monika Vana, Landtagsabgeordnete und stellvertretende Klubobfrau der Grünen Wien, kritisiert, dass die SPÖ in Wien nur
Männer-Beschäftigungspolitik betreibe. Außerdem würden arbeitsmarktpolitische Gelder der Stadt in immer höherem Ausmaß in die
Wirtschaftsförderung fließen. Beratungsstellen und spezielle Initiativen
bräuchten diese Gelder dringender. ESt
juni 2002an.schläge 27
Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r
arbeitatypisch
(A)typisch Frau
Welche Auswirkungen zeigen atypische Beschäftigungsverhältnisse auf Frauen im Kulturbereich? Diese Frage wurde ihm Rahmen einer Tagung in Linz erörtert. Von Birgit Haehnel
Ende Juni erscheint die Dokumentation zur Tagung „(A)typisch Frau“ mit
allen Referaten, ausführlicher
Literaturliste und Beratungs- und
Kontaktstellen.
Bestellungen: FIFTITU%,
T. 0732/770 353,
e-mail: [email protected]
http://www.fiftitu.at
28 an.schlägejuni 2002
Im Zuge neoliberaler Umstrukturierungsprozesse in allen Bereichen der Gesellschaft setzt
sich zunehmend der Trend zu
ungeregelten Arbeitsverträgen,
auch atypische Beschäftigungsverhältnisse genannt, durch. Und wieder einmal lässt sich die traurige Bilanz ziehen:„Atypisch Beschäftigte mit hohem
Einkommen und hoher Qualifikation,
das sind überwiegend Männer, die freiwillig in diesen Formen arbeiten. Atypisch Beschäftigte mit geringem Einkommen und niedriger Qualifikation,
das sind oft Frauen, die unfreiwillig in
diesen Formen arbeiten“, so Elisabeth
Rolzhauser vom ÖGB-Wien. Dies gilt
auch für den Kultursektor, aus dem sich
die öffentliche Hand immer mehr zurückzieht. Neoliberale Kosten-NutzenRechungen, die in der Politik der Europäischen Union schon länger bemerkbar sind, krempeln seit dem Antritt der
ÖVP/FPÖ-Regierung nun auch in Österreich den Kunst- und Kulturbetrieb um.
hen. Aber auch freie DienstnehmerInnen, Neue Selbständige sowie Leih- und
Tele(heim)arbeiterInnen fallen in diese
Kategorie. Frauen profitieren vor allem
von der freien Zeiteinteilung, den flacheren Hierarchien und der Möglichkeit
zum Wiedereinstieg in die Arbeitswelt
nach der Karenzzeit. Nachteile sind die
Vor- und Nachteile. Grund genug dies zum Versteuerungspflicht durch die ArbeitInhalt einer Tagung zu machen, die un- nehmerIn, Kranken- und Arbeitslosenter dem Titel „(A)typisch Frau – Zwischen versicherung nur bei Selbstversicherung, kein Anspruch auf Urlaubs- und
allen Stühlen“ vom Verein FIFTITU% –
Weihnachtsgeld oder Abfertigung. WeVernetzungsstelle für Frauen in Kunst
gen der Schwierigkeiten von betroffeund Kultur“ – organisiert wurde.
nen Frauen, sich im Dschungel der
Atypisch beschäftigt sind diejeniBehördengänge, der Regelungen bzw.
gen, die einer Teilzeitarbeit, befristeten
Dienstverhältnissen oder geringfügigen Nicht-Regelungen zurechtzufinden, luden die Veranstalterinnen der Tagung –
Beschäftigungsverhältnissen nachge-
Fo t o s : Ve r e i n F I F T I T U %
atypischarbeit
auch unter ihnen sind fast alle Frauen
atypisch beschäftigt – renommierte Expertinnen ein.
Künstlerische Unsicherheit. Der Abend war
gesellschaftspolitischen Aspekten gewidmet. Elisabeth Mayerhofer von Mediacult Wien referierte über die Auswirkungen atypischer Beschäftigungsverhältnisse auf Frauen im Kulturbereich.
In Führungspositionen sind sie immer
noch in geringer Anzahl vertreten, obwohl sehr viele von ihnen hochqualifizierte Ausbildungen aufweisen. Eine erfreuliche Ausnahme bilden die Bereiche
Literatur sowie Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit, in denen die Mehrheit der leitenden Stellen inzwischen
von Frauen besetzt ist. Allerdings relativiert sich dieser Erfolg unter Berücksichtigung der schlechten Bezahlung
dieser Posten, wie beispielsweise im
Buchhandel oder Bibliothekswesen.
Spezielle Untersuchungen zu atypischen Arbeitsverhältnissen im österreichischen Kulturbetrieb liegen noch
nicht vor, wodurch bestehende geschlechtsspezifische Missstände weiterhin unsichtbar bleiben. Dem soll mit einer Studie, die zur Zeit von Elisabeth
Mayerhofer durchgeführt wird, begegnet werden. Aus dem noch unveröffentlichten Material berichtete sie über die
ersten Ergebnisse: Mit dem Regierungswechsel im Jahr 2000 wurden alle kulturpolitischen Ansätze durch ein neoliberal ausgerichtetes Kulturkonzept abgelöst, das mit dem verschleiernden
Schlagwort „Kreativwirtschaft“ belegt
ist. Es entstammt dem Begriff „cultural
industry“, der während der Regierungszeit Margaret Thatchers geprägt wurde.
Da damals im Kulturbereich in Großbritannien der Großteil der öffentlichen
Gelder gestrichen wurde, schlossen sich
Kulturschaffende in selbständig aufgebauten Kunstbetrieben zusammen, um
ihren Lebensunterhalt unter gleichzeitiger Wahrung der künstlerischen Freiheit
zu sichern. Vor allem letzteres geht in
der österreichischen Übersetzung verloren. „Kreativwirtschaft“ bezieht sich
weitgehend auf die Industrie und deren
neoliberale Interessen. Hier wird „gute“
Kunst nur noch über positive Bilanzen
definiert. Als Beispiele können tourismusorientierte Events, die eine gute Folie zur
politischen Selbstdarstellung bieten, genannt werden. Und wenn Kultur-Staatssekretär Franz Morak beteuert,„die Kreativwirtschaft boomt international und
ist ein Arbeitsplätze schaffender Wirtschaftsfaktor ersten Ranges“, dann bezieht sich das in erster Linie auf die Medien- und Werbeindustrie, in der eher
Geld zu machen ist. Kunst und Kultur
hingegen werden oftmals ideelle Werte
zugeschrieben, welche in dieser Definition von „Kreativwirtschaft“ nicht berücksichtigt werden.
nehmerInnenbewegungen der letzten
zwei Jahrhunderte vor allem im Bereich
der Sozialleistungen und Bildung, ohne
dass sich groß Widerstand regt.
Alles beim Alten. Fazit: Für Frauen im Kulturbereich hat sich nicht wirklich etwas verändert. Nach wie vor besetzen
vor allem Männer die attraktiven Posten. Da es allerdings nur noch schwer
möglich ist, Frauen gänzlich vom
Markt verschwinden zu lassen, werden sie häufig in atypische Beschäftigungsverhältnisse abgedrängt. Ständige finanzielle Sorgen werden von den
Betroffenen als „permanent wiederkehrendes Erlebnis der existenziellen
Bedrohung“1 wahrgenommen, was
sich wiederum negativ auf die Qualität
Selber schuld? Mit der Fokussierung auf
ihrer Arbeiten auswirken kann. In der
Gewinn, bei gleichzeitiger Rücknahme
Politik werden kaum Maßnahmen disvon Subventionen, steigt ein neuer Typ
kutiert, um diesem Kreislauf zu entvon Kunstschaffenden wie Phönix aus
kommen. Strategien, die speziell auf
der Asche: Der „Cultural entrepreneur“,
von der EU schon seit mehreren Jahren den Kunst- und Kulturbetrieb ausgerichtet sind, reduzieren sich auf Maßpropagiert, ist Single, zwischen 25 und
nahmen für die Gleichstellung der Ge30 Jahre alt, dynamisch, innovativ und
schlechter, etwa über Frauenquoten.
sexy, psychisch stark belastbar und
Doch das reicht nicht. Möglichkeiten
zeichnet sich durch einen hohen Grad
an zeitlicher und räumlicher Flexibilität der Verbesserung wären die Besetzung
von Beiräten und Gremien mit Genderaus. Mit dieser Leitfigur wird jedeR für
ExpertInnen, noch stärkere SichtbarGelingen und Versagen individuell in
machung von Frauen und ihrer Leidie Verantwortung genommen, ohne
Berücksichtigung der Arbeitsstrukturen. stungen im Kunst- und Kulturbereich,
Das wirkt sich besonders für Frauen fa- die Anhebung der Altersgrenze bei Stipendien (häufig ist die Vergabe an ein
tal aus, da ihr Ausschluss aus der ArAlter von höchstens 35 Jahren gebunbeitswelt oft strukturell bedingt ist. So
den) und anderen personenbezogenen
sind es etwa immer noch Frauen, die
Förderungen (z.B. Subventionen für
den Großteil der Erziehungsarbeit leisten und somit länger aus dem Berufs- Stellen in Institutionen) sowie der Ausleben ausscheiden. An die männlich de- bau der Väterkarenz. Noch ist in vielen
finierte Arbeitswelt des Einzelkämpfer- Betrieben die Kombination von qualifizierter Tätigkeit und Teilzeitarbeit untums angepasst, hangeln sie sich nach
denkbar.
ihrer Ausbildung meist von Projekt zu
Effiziente Leistungen, so die MeiProjekt, bis die Familienplanung sie einnung vieler ArbeitgeberInnen, ist nur
holt oder sie mit zunehmendem Alter
im Rahmen einer Vollzeitarbeit möglich.
Schwierigkeiten haben, langfristig unEine diesbezügliche Einstellungsändeterzukommen. Außerdem entzieht die
Individualisierung der ArbeitnehmerIn- rung kann jedoch bewirken, dass auch
Frauen, die ja mehrheitlich auf diese
nen sozialen Zusammenschlüssen wie
Frauenbewegung und Gewerkschaften Jobs angewiesen sind, die Möglichkeit
zunehmend die Basis. Erste Auswirkun- bekommen, in interessantere und vor
allem auch besser bezahlte Positionen
gen zeigen sich bereits in der Beseiti❚
gung von Errungenschaften der Arbeit- aufzusteigen.
Reges Interesse fand die Tagung
„Zwischen allen Stühlen“ des
Vereins FIFTITU%, werden doch
Frauen meist unfreiwillig zu
ungeregelten Arbeitsverträgen
gedrängt.
1 Edith Almhofer/Gabriele Lang/
Gabriele Schmied/Gabriele Tucek:
Die Hälfte des Himmels. Chancen
und Bedürfnisse kunstschaffender
Frauen in Österreich,
Gumpoldskirchen 2000, S. 83.
juni 2002an.schläge 29
kulturan.riss
stichwort
Online-Bibliotheksrecherche
feuerrot
Auch Lotte wird alt
Fo t o : H e l g a H o f b a u e r
Lotte Langtrumpf wird 60 und feiert ein riesiges Fest, das aus ihrer
Villa Bunterhund weltweit live übertragen wird. Prominente aus über
45 Ländern sind geladen, doch erscheinen zunächst nur unerwartete
Gäste wie die Geschwister Thomas und Anni K., Monika Moser (Momo), Frau Rosa Zora – beide sichtlich gealtert –, die Lotte herausfordern. Lilly Axster, Autorin und künstlerische Leiterin des Theater FOXFIRE, denkt in ihrem neuen Stück das Leben der KinderbuchheldInnen
der 60er und 70er Jahre weiter und setzt sich mit den politischen wie
persönlichen Utopien auseinander, die der Generation der heute 3050-Jährigen in ihrer Kindheit über diese Figuren angeboten wurden.
Im kleinen Kreis kommen die Figuren noch einmal zusammen, um
ihre Lebenslust und Anarchie, aber auch ihre Gegensätzlichkeiten –
Monika Moser als ewig zuhörende, Rosa Zora als radikale Antikapitalistin und Namensgeberin der Stadtguerilla „Rote Zora“ in der BRD der
80er Jahre – in Bezug auf die heutige neoliberale Weltordnung, der
Öffentlichkeit zu präsentieren. DF
Eine Fundgrube für alle an Frauenforschung und Frauenliteratur Interessierten stellt die Bibliothek von STICHWORT dar. Die seit 1983 bestehende Dokumentationseinrichtung verfügt über reichhaltige Bestände an
wissenschaftlichen Zeitschriften, Büchern, Hochschulschriften etc.,
beginnend bei den Klassikerinnen der Frauenbewegung aus den 70er
Jahren bis hin zu den aktuellsten Theorieentwicklungen. Seit Ende April
bietet STICHWORT nun die Möglichkeit zur Online-Bibliotheksrecherche
mit über 25.000 Datenbank-Einträgen. Auf der völlig neu überarbeiteten Website gibt‘s darüber hinaus noch viele Informationen über die
Frauendokumentationsstelle sowie spannende Links für Frauenforscherinnen. Außerdem bietet STICHWORT im Herbst wieder spezielle Workshops für Frauen an, die sich im Umgang mit Online-Literaturdatenbanken noch nicht so sattelfest fühlen. Auch unter www.frida.at finden
sich links zu frauenspezifischen Bibliotheken. Und unter www.frauensolidaritaet.org kann frau online zum Thema „Frauen und 3. Welt“
recherchieren. PÖ
STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung, Diefenbachgasse 38/1, 1150 Wien,
T. 01/812 98 86, e-mail: [email protected], http://www.stichwort.or.at
12.6.-6.7.02, Mi-Sa, 20.30 Uhr, Uraufführung 12.6.02, 20.30 Uhr,
kosmos.frauenraum, Siebensterngasse 42, 1070 Wien, T. 01/523 12 26
xx-change
comics
Migrantinnenkultur
Die Präsenz von Frauen in Kunst- und Kulturbereichen hervorzuheben,
haben sich FIFTITU% (Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur)
und MAIZ (Migrantinnenzentrum Linz) während des heurigen Linz
Festes von 1. bis 15. Juni zum Ziel gesetzt. Thematisch bewegen sich die
Inhalte zwischen feministischen Standpunkten, dem Verhältnis zwischen Ost- und Westeuropa und dem (Selbst-) Verständnis von Minderheiten. Die Auseinandersetzung mit diesen Thematiken erfolgt anhand
von Videoinstallationen, die von Marina Grzinic Maulher (Slowenien)
und Johanna Hoffmann (Polen) kuratiert werden. Ein weiterer Teil von
„xx-change“ beschäftigt sich mit der künstlerischen Betätigung von
Frauen, die als Angehörige ethnischer Minderheiten in Österreich leben.
Konzerte, Soundinstallationen und Ausstellungen führen an diese künstlerischen Tätigkeiten heran. Im Rahmen der Lesung von Rosa Martl und
Sofija Jovanovic sollen auch die Erfahrungen und Konfrontation mit
Diskriminierung und Ausgrenzung dem Publikum zu Ohr gebracht
werden. PÖ
Infos über die jeweiligen Veranstaltungen bei: FIFTITU%, Kapuzinerstraße 36/1, 4020 Linz, T. 0732/77 03 53,
e-mail: [email protected], http://www.servus.at/fiftitu; MAIZ, Altstadt 2, 4020 Linz, T. 0732/77 60 70,
e-mail: [email protected], http://www.servus.at/maiz
30 an.schlägejuni 2002
Miss Fury gegen Superman
Cartoons und Comics: kaum ein „seriöses“ Museum in Österreich widmet sich diesem Genre. Ausgenommen davon ist eventuell das Karikaturmuseum in Krems (Werke von Frauen finden sich jedoch auch hier
nicht) und zur Zeit die Secession. Im Rahmen der Ausstellung „She
Draws Comics“ wird ein Einblick in die Comic- und Cartoonproduktion
von Frauen in Amerika gegeben. Zusammengestellt wurde sie von der
amerikanischen Zeichnerin Trina Robbins aus eigenen Beständen, in
denen sich Originalzeichnungen und Comichefte der vergangen 80
Jahre befinden. Zu sehen sind auch Werke, die Robbins extra für Wien
angefertigt hat. Durch Publikationen wie „The Great Women Cartoonists“ oder „From Girls to Grrrlz“ machte sie auf die weiblichen Beiträge
in diesem Genre aufmerksam. In den 30er und 40er Jahren gelang es
Frauen, in diesem Bereich in den USA Fuß zu fassen. Ein Beispiel dafür ist
Tarpe Mills, die 1941 die erste kostümierte Superheldin „Miss Fury“ kreierte. Die Zeit der wagemutigen Comic-Heldinnen war aber nach der Rückkehr der Männer aus dem Krieg vorbei. Trina Robbins produzierte 1970
gemeinsam mit anderen Zeichnerinnen das erste feminstische Comic („It
Ain’t Me, Babe“). Der kurz danach erschienene Titel „Wimmen’s Comix“
an.risskultur
existierte 20 Jahre lang und bewirkte einen Anstieg von Comiczeichnerinnen und Cartonistinnen. Zwar gibt es laut Trina Robbins zur Zeit so
viele Zeichnerinnen wie noch nie, eine Anstellung in Konzernen bekommen sie aber trotzdem nicht. Nach wie vor sind Helden à la Superman
gefragt (und das bleibt scheinbar nicht nur auf Comics beschränkt...).
Der Lust auf „The Werewolf Hunter“, „Miss Fury“ und Konsortinnen kann
frau noch bis 23. Juni in der Wiener Secession frönen. Geöffnet ist die
Ausstellung von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 20 Uhr. PÖ
heim.spiel
Secession, Friedrichstraße 12, 1010 Wien, T. 01/ 587 53 07,
e-mail: office@secession, http://www.secession.at, http://www.trinarobbins.com
Angela Heissenberger
Triumph der Sturschädel
ingeborg-bachmann-preis
Drei Wege zum See...
Vom 26. bis 30. Juni ist Klagenfurt Schauplatz der Tage der deutschsprachigen Literatur. Die Lesungen und Diskussionen um den 26. IngeborgBachmann-Preis beginnen am 27. Juni und enden am 30. Juni mit der
Ermittlung der/s Preisträgers/in durch die Jury. Zusätzlich findet ein
abwechslungreiches Begleitprogramm statt: Neben einem Literaturkurs
können auch weitere Lesungen und Podiumsdiskussionen besucht werden. Für diejenigen, denen es nicht möglich ist, nach Klagenfurt zu fahren: Von 3sat wird der Bewerb live übertragen. ajb
Weitere Informationen: ORF Landesstudio Kärnten, Sponheimer Straße 13, 9010 Klagenfurt,
„Vergiss nicht: In ihrem früheren Leben war Mama eine Frau“, schrieb
mir kürzlich eine Freundin mahnend. Tatsächlich, dunkel glaube ich
mich zu erinnern, dass da noch irgendetwas war. Und für kurze Zeit
schien es auch, als habe sich der Mantel des Vergessens ein wenig
gelüftet. Nils war nach bald zwei Jahren endlich abgestillt und zieht es
seither vor, allein und in seinem Bett im Kinderzimmer zu schlafen. Und
zwar die ganze Nacht.
Doch die Phase der Entspannung währte nur zwei Wochen. Nils –
bislang ein unkompliziertes, fröhlich-freches Wesen – fetzt neuerdings
tobend und schreiend Gegenstände durchs Zimmer, wenn etwas nicht
zu seiner vollsten Zufriedenheit geschieht und gebärdet sich auch
sonst völlig unberechenbar wie ein kleines Rumpelstilzchen. Ich hatte
schon längst verdrängt, wie schön die Trotzphase sein kann.
Aber ich diene noch einem zweiten Herren. Jan steht seinem Bruder punkto Kompromisslosigkeit um nichts nach. Trotzdem habe ich
nun einen gewagten Coup gelandet. Nach vier Jahren Sommerurlaub in
Kroatien en suite fahren wir heuer mit einem Wohnmobil nach Schweden. Nils wurde nicht gefragt, und Jan – anfangs skeptisch, ob es dort
auch ein Meer mit großen Schiffen gäbe – zeigte sich zufrieden, als er
hörte, dass Wickie, Pippi und Michel dort gewohnt hatten. Als Zugeständnis müssen wir mit ihm ein Wikingerschiff besichtigen – „aber ein
echtes!“ Weitere Fixpunkte unserer Reise sind die Vergnügungsparks,
Legoland und Astrid Lindgren’s World, wo laut Bericht einer befreundeten Familie alle Kinder mit blauen Michel-Kappen und Holzgewehren
herumlaufen, die dort sündhaft teuer zum Verkauf stehen und auf
dringlichen Wunsch der Kids wohl auch erworben werden müssen. Völlig verarmt können wir dann den Rest des Urlaubs hoffentlich am Ufer
eines romantischen Sees sitzen, Vögel beobachten, Gelsen erschlagen –
und die Buben am Hineinfallen hindern.
Dass Egoismus letztlich zu nichts führt, beweist die Tatsache, dass
die männliche Fraktion in der Familie wiederum eine Interessenskoalition gebildet hat und schon für August eine zusätzliche Ferienwoche in
Kroation plant. Weil: „Wenn man im Meer nicht baden kann, ist das
kein richtiger Urlaub!“ Die Frau in mir denkt an erschwingliche Scampi
vom Rost und sagt: „Na gut.“
T. 0463/533 029 528, e-mail: [email protected], http://bachmannpreis.at
juni 2002an.schläge 31
feminismuscyberspace
Vernetzt
Der Jubel über die scheinbar unendlichen Möglichkeiten, im cyberspace
Geschlechtergrenzen zu überschreiten, verstummt allmählich. Patriarchale
Hierarchien kommen im virtuellen Raum ebenso zu tragen wie anderswo,
und Frauen beginnen erst langsam, diesen Raum für sich zu erobern. Einige
Überlegungen zur feministischen Vernetzungsarbeit von Yo Taubert
Widerstand hat in Österreich
seit Februar 2000 wieder Konjunktur. Das Widerstandskonzept hat sich offenbar gewandelt, präsentiert sich vielfältiger als in früheren Jahren. Bezeichnend
ist eine schnelle Vernetzung durch die
Nutzung des Internet. Auffällig ist allerdings die geringe Präsenz feministischen Widerstandes im Kontext dieser
neuen Entwicklung, was die Weiterführung strukturellen Ungleichgewichts zumindest vermuten lassen
könnte.
Fo t o : A r c h i v
links-patriarchalisch. Das links-alternative
interaktive Medienprojekt „Malmö“
deckt jene Strukturen auf, derer sich
scheinbar die Beteiligten selbst nicht
bewusst sind: „Der linke Mann kämpft
gegen vieles, so auch gegen das Patriarchat. Glaubt er zumindest. Doch fast
überall, wo wir mit solchen Männern
zusammen arbeiten, stellen wir patriarchale Strukturen fest.“ Ein besonderes Ungleichgewicht ließe sich beobachten, seit linke Gruppen verstärkt
das Internet nutzen. Vielfach übernehmen auch hier nur Männer technische
Aufgaben. Bei Projekten, die nur im
Netz auftreten, seien häufig kaum
oder gar keine Frauen beteiligt. Grund
genug, die entsprechenden gesellschaftlichen Zusammenhänge erneut
zu thematisieren. Welche Ausgrenzungsmechanismen erschweren nun
feministische Teilnahme an der ITÖffentlichkeit?
32 an.schlägejuni 2002
cyberspacefeminismus
Die Internetzeitschrift „e@-media“
stellt in ihrer Ausgabe vom 29. April
2002 fest, dass jede zweite Österreicherin online ist. Der Userinnen-Anteil
betrug im März dieses Jahres 42,6 %.
Im Vergleich zum Jahr 2001 ist er sogar
um 3,4 % gestiegen. Bei den 20-Jährigen soll der Frauenanteil bei 70 % und
bei den 30-bis 49-Jährigen bei 60 % liegen. Obwohl gesamt betrachtet knapp
die Hälfte also Internetuserinnen sind,
stimmt mich die Feststellung der Zeitschrift doch nachdenklich. Denn für die
Präsentation und Vernetzung österreichischen feministischen Widerstandes wird das Internet immer noch minimal genutzt. Sinnvolles politisches
Handeln ist abhängig von Vernetzung,
die sowohl inhaltliche Auseinandersetzungen fördert, als auch schlicht einen
schnellen Austausch von Informationen ermöglicht. Hier würde sich eine
Möglichkeit der Einflussnahme auf politische Bewusstseinsbildung eröffnen,
welche aus der Ausnahme die permanent gedachte feministische Perspektive etablieren könnte.
Cyberfeminismen. Seit den 80er Jahren
entdecken Cyberfeministinnen zunehmend diesen Raum und nutzen ihn
sehr differenziert als Medium für einen
Meinungsaustausch über feministische Themen, zur internationalen Kommunikation und somit zur Verbindung
der unterschiedlichsten Diskurse in
verschiedenen Regionen der Welt.
Durch die unterschiedlichen Erfahrungen von Frauen weltweit erweisen sich
auch die Zugänge zu Themen wie Geschlechterrollen als sehr verschieden,
dadurch aber als bereichernd, horizonterweiternd und zum Reflektieren anregend.
Im Dezember 2001 organisierte
das „Old Boys Network“, ein Zusammenschluss cyberfeministischer Aktivistinnen im Internet, den dritten internationalen cyberfeministischen
Kongress in Hamburg. Das Spektrum
der anwesenden Cyberfrauen ging von
der afghanischen Frauenorganisation
RAWA, über mexikanische Cyberfeministinnen, „Les Pénélopés“ aus Paris,
Aktivistinnen aus Deutschland, Russland und Schweden bis hin zu „Femi-
nist Indymedia Wien“. Die Präsentation
der einzelnen Projekte machte nochmals deutlich, dass Cyberfeminismus
auf unterschiedlichen Feminismen basiert. Allen gemeinsam war die Entwicklung cyberfeministischer Strategien ausgehend von der gesellschaftlichen Marginalisierung von Frauen, in
Verbindung mit der Nutzung Neuer
Kommunikationstechnologien, Infrastruktur und Wissen.
Mythos Freiheit. Der Ursprung der neuen
Technologie war eigentlich ein militärisches und wirtschaftliches Projekt. Subversive Nutzung Neuer Technologien muss daher mit einer radikalen Kritik Neuer Medien und Technologien verbunden sein und eine Entmythologisierung dieser Struktur als
angeblich freier, pluralistischer und
demokratischer Raum stattfinden: Der
Cyberspace ist materiell strukturiert
und in diesem Sinne undemokratisch.
Er ist mit machtvollen Strukturen eng
verwoben und daher nur begrenzt
pluralistisch.
Darüber hinaus geht es nicht ausschließlich um einen virtuellen Raum,
sondern auch um Design, die Herstellung von Hardware und um die Produktion von Wissen, das immer mit
Macht verbunden ist. Das heißt, wir
können Cyberspace nicht denken ohne
die Diskussion über weltweite Lebensund Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig
scheint dieser Raum immer noch ein
männlich dominiertes Arrangement
zu sein. Verena Kuni stellt fest: „The
subject of male technology seems to
work like a self fullfilling prophecy
whereever it has to work as a motor
for fantasies of exclusive professionality – and this is the case whereever
technology gadgets are sold as toys for
boys. But of course, at this point we also could ask: Is it really a problem that
women are ignored by the market?“
Ein weiterer interessanter Gedanke
von Kuni betrifft die statistische Erscheinung männlich dominierter Räume beispielsweise in Newsgruppen,
und Mailing-Listen. Die zahlenmäßige
Verteilung sage allerdings nicht allzuviel aus. Vielmehr seien Fragen der
Hierarchie und die Möglichkeit, für
sich zu sprechen, relevant. Damit relativiert sie zumindest sogenannte „objektive“ Statistiken, die über Inhalte
nicht viel aussagen. Kuni betont weiters, dass der Zugang zu Infrastruktur
und damit zu Wissen für Frauen ungleich mühsamer ist.
Feministisches Potential. In diesem Sinn ist
die Beschäftigung mit Cyberfeminismus eine interessante Option. Glücklicherweise entzieht sich cyberfeministische Theorie und Praxis einer eindeutigen Definition. Bezeichnenderweise
wurden auf dem ersten internationalen Cyberfeministinnentreffen auf die
Frage, was genau denn nun Cyberfeminismus sei, ca. 100 Anti-Thesen formuliert, was Cyberfeminismus also nicht
ist. Eine definitorische Festschreibung
erweist sich demnach nicht nur als
schwierig, sondern auch als unnötig,
sogar als kontraproduktiv. Übereinstimmend stellten die Aktivistinnen
fest, dass es sich nicht um ein simples
Zeitgeistphänomen handelt, sondern
um eine Bewegung, ein Werkzeug. Es
sei in der Lage, das zwingende Korsett
einer statischen Selbstdefinition aufzuheben und keine neue Zuschreibung
vorzunehmen. Für Sadie Plant, eine der
ersten Cyberfeministinnen, existiert
ein mögliches subversives Element
zwischen Frauen und den neuen „intelligenten“ Maschinen; Internet-Technologie arbeite also keineswegs nur für
Männer. Cyberfeminismus definiert
sie in Folge als eine Allianz, die sich
zwischen Frauen, Maschinen und der
neuen Technologie entwickelt hätte.
In diesem Sinne können neue Kommunikationstechnologien für emanzipatorische Bestrebungen eingesetzt
werden.
Paradigmenwechsel. Was unterscheidet
nun feministisches und cyberfeministisches network? „Old Boys Network“
definiert cyberfeministische Praxis als
politische und ästhetische Strategie.
Im Gegensatz zu traditionellen Strategien der Repräsentation arbeitet Cyberfeminismus bewusst mit Replikationen und Simulationen. Cyberfeminismus ist Werkzeug und Ort der
Transformation.
❚
http://germany.indymedia.org
juni 2002an.schläge 33
porträtelfriede gerstl
Luxus ohne Preis
„Vor 20 Jahren hätt’s mich mehr gefreut.“ Die Dichterin Elfriede Gerstl trägt den Jubel-Trubel
anlässlich ihres 70. Geburtstags mit differenzierter Gelassenheit. Mit ihr gesprochen hat
Helga Pankratz, Fotos von Michaela Bruckmüller
Fünf Minuten vor der verabredeten Zeit bin ich bei dem Café,
in dem wir uns treffen wollen.
Im Schanigarten sitzt Paulus
Manker mit einer jungen Frau.
Ich wähle drinnen einen Platz. Am Rand,
um ungestört zu sein. Mit Blick zur Tür,
um Elfriede Gerstl gleich zu sehen,
wenn sie kommt.
Zwei Minuten vor der vereinbarten
Zeit. Ich lege meinen Zettel mit den Fragen und das Aufnahmegerät auf den
Tisch. Ich weiß nicht, wie das Gespräch
wird. Fest steht nur, dass ich meine Gesprächspartnerin nicht mit jener Sorte
Fragen quälen will, die sie ganz bestimmt nicht mag: Am 16. Juni 1932 in
34 an.schlägejuni 2002
Wien als Tochter eine jüdischen Zahnarztes geboren. Mit der Mutter zusammen in Wien als U-Boot den Nationalsozialismus und Krieg überlebt. – Elfriede Gerstl hat sich ein ganzes Autorinnenleben lang standhaft geweigert,
diesen Teil ihrer Biografie zu (Buch-)
Markte zu tragen.
Kein Interview. „Ich glaube nicht, dass
man mit so etwas jemand zur Einsicht
bewegt. Es stärkt nur die, die für die
gute Sache schon gewonnen sind“, sagt
sie denn auch zu dem Thema, das ich
aus Rücksicht gar nicht ansprechen
wollte. Gleich nachdem wir uns geeinigt
haben, dass ich den Recorder weg-
packen soll:„Bitte, ich mag keine Interviews.“ Lieber will sie plaudern. „Machen
Sie doch lieber ein Porträt von mir.“
Auf dem Zettel mit meinen Fragen
steht an erster Stelle etwas, das mich
ganz persönlich zutiefst, fast schmerzhaft brennend, interessiert: Wie ist es
ihr gelungen, gleichzeitig ökonomisch
zu überleben und eine Dichterin zu
sein? „In den 50er und 60er Jahren gab
es wenig Auftrittsmöglichkeiten“, erinnert sie sich. Doch sie war nicht der Typ,
das resignierend hinzunehmen: Sie habe eben eine Lesung im Café Hawelka
gemacht. „Das war damals überhaupt
nicht üblich. Im Hawelka lesen, das habe ich damals eingeführt.“
elfriede gerstlporträt
„Alles, was ich zu sagen habe, ist in meinen
Büchern zu finden.“ – Kraft und Zeit investiert die
spät Geehrte lieber ins Schreiben.
Spielräume. 1964 nutzte die 32-Jährige die
Chance, als Gast des Berliner Kolloquiums ins Ausland zu gehen. Wie viele ihrer Freunde aus der „Wiener Gruppe“
auch, war sie auf der Suche nach mehr
und besseren Publikations- und Auftrittsmöglichkeiten, wozu es eines kulturellen Umfelds bedarf, das es in
Österreich zu dieser Zeit erst zu entwickeln galt. „Berlin hat von hier aus
besser ausgeschaut, als es dort dann
war“, sagt sie heute.
1972, nach einer Phase des Hin und
Her zwischen Berlin und Wien endgültig
wieder nach Wien zurückgekehrt, wirkte
sie an der Entwicklung eines österreichischen Umfelds, in dem KünstlerInnen
existieren können, mit; und an dessen
notwendiger Durchlüftung durch internationalen Austausch. Sie organisierte
Lesungen und Veranstaltungsreihen im
Literarischen Quartier „Alte Schmiede“,
pflegte Zusammenarbeit mit zahlreichen namhaften Kollegen und Kolleginnen wie Dorothea Zeemann, Friederike
Mayröcker, Elfriede Jelinek oder Valie Export. Sie schrieb Essays und Rezensionen unter anderem für „Jüdisches
Echo“, „Neues Forum“, „Emma“, „Arbeiterzeitung“ und „Falter“ sowie Hörspiele
für den ORF.
1977 erschien endlich in der Linzer
„edition neue Texte“ ihr Montageroman
„Spielräume“, der um das Jahr 1968 entstanden war und KritikerInnen zufolge
„einer der wenigen politischen Romane
unserer österreichischen Nachkriegszeit“ ist.
Ja, aber. Ist sie ein politischer Mensch?
„Ja. Aber nicht im Sinn von Partei-Politik.“ Der Motor ihres Politischwerdens
war und ist „Zorn über Unrecht“. – Und
wie der öffentlichen Ausbreitung der eigenen Geschichte zum Zweck der Verbesserung der Menschheit, steht sie
auch dem aktuellen Widerstand mit einer pragmatischen Skepsis gegenüber:
Die Donnerstagsdemos? „Jemand ändern, bessern, klüger machen wird das
nicht“, sagt sie, und setzt heiter nach:
„Ich gehe auch manchmal. Das ist für
die Psychohygiene.“
Noch bevor ich auf den Feminismus zu sprechen komme, erzählt sie
selbst davon. Sie sei immer schon Feministin gewesen. Bereits zu einer Zeit, als
es diese Bezeichnung noch nicht gab.
Als in Deutschland Alice Schwarzer bekannt wurde und sie in Wien den Aufbruch der Frauenbewegung mitbekam,
stellte sie fest: „Aha. Feministin heißt
das. Feministin. Ja, das bin ich.“ Als solche hat sie sich im Lauf der Jahre immer
wieder betätigt. Im „Neuen Forum“ hat
sie „ein Frauen-Feature gemacht; schon
vor 15 Jahren im Frauencafé gelesen …
und jetzt erst kürzlich wieder…“ – Nüchtern bilanziert sie, „dass bis heute nicht
einmal die Minimalforderungen des
Feminismus realisiert worden sind, die
zu Zeiten der Emma-Gründung gestellt
wurden.“
Nicht käuflich. Die mageren Jahre, die sie
überstanden hat, sind nun vorbei. Sie
hat keine Existenzsorgen, seit 1999
gleich alles auf einmal kam: Zwei
große Literaturpreise – Georg Traklund Erich Fried-Preis – und die Anerkennung für ihren bislang vorletzten
Band „alle tage gedichte“. Doch für die
grundlegende Lebensqualität, meint
sie, „macht mehr Geld den Unterschied
nicht aus.“ Sie habe immer bescheiden
gelebt und den „Luxus, der keinen Preis
hat“ am meisten geschätzt. „Was wirklich wertvoll ist, kennt keinen Preis und
Profit.“
Die geballte Publicity, die nun damit zusammentrifft, dass sie 70 wird,
quittiert die jetzt Viel-Geehrte mit der
gebührenden Ambivalenz: Einen Rummel wie diesen hätte sie „vor 20 Jahren
ökonomisch sehr gut brauchen können und auch physisch um vieles
leichter bewältigt.“ – Fast wörtlich wie
in „alle tage gedichte“ nachzulesen,
sagt sie: „Auftritte, Reisen, Interviews.
Differenziert. Von der Wiener Gruppe bis
Das kostet ja alles Kraft.“ Diese Kraft
zur Gründung der Grazer Autorenversammlung (GAV), Elfriede Gerstl war im will sie nach Möglichkeit nicht mit
Medienrummel vergeuden. Die inveKultur- und Geistesleben Österreichs
immer aktiv mit dabei. „Stimmt der Ein- stiert sie lieber ins Schreiben. „Wozu
Interviews?“ meint sie, „alles, was ich
druck“, frage ich vorsichtig, „dass Sie in
zu sagen habe, ist in meinen Büchern
vielen Gruppen und Vereinen stets die
zu finden“, und macht mich auf das
Rolle einer ,Rand-Figur‘ bevorzugt haben?“ – „Stimmt“, sagt sie, „Ich bin in öf- frisch aus der Druckerei gekommene
fentlichen Diskussionen sehr zurückhal- „Dossier 18“ aufmerksam, das ich datend. Das hat nichts mit Schüchternheit raufhin zu ihrer Überraschung aus
meiner Tasche ziehe: Darin haben die
zu tun. Das öffentliche Sprechen liegt
Literaturwissenschafterinnen Konmir nicht.“ – Steht zu vermuten, dass
stanze Fliedl und Christa Gürtler Laudas mit dem subtilen Gerstelschen
dationes, Vor- und Nachworte, Essays
Denken, Sprechen und Schreiben zuund Rezensionen zu Gerstls Werk versammenhängt. Immerhin hat sie, wie
sammelt. Und autobiografische Texte
Andreas Okopenko es im Vorwort in
von Elfriede Gerstl geben sogar Aus„Spielräume“ formuliert, „den ideologischen Holzhammer weit hinter sich ge- kunft auf Fragen, die eine aufdringlichere Interviewerin als ich ihr sicher
worfen“ und nie mehr zurückgeblickt,
gestellt hätte.
um ihn wieder zu suchen. So etwas
Der Ober kommt kassieren. Schichtsteht einer Karriere als Kultur-Funkwechsel. Ich drehe mich zur Kaffeehaustionärin im Wege. Der Entfaltung und
uhr hinter mir um. Seit ich das AufnahErhaltung ihres unbestechlichen Krimegerät weggepackt habe, sind gute
tikvermögens hingegen ist es bestens
zwei Stunden vergangen.
❚
bekommen.
Veranstaltungstip:
25. 6., 19.00
Präsentation des Dossier 18 –
Elfriede Gerstl
Mit Elfriede Gerstl, Christa Gürtler,
Konstanze Fliedl, Daniela Strigl u.v.a.
Literarisches Quartier „Alte Schmiede“,
Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Lesetips:
Elfriede Gerstl: spielräume.
edition neue texte 1977
Elfriede Gerstl: kleiderflug.
texte – texitilien – wohnen
Edition Splitter 1995
Elfriede Gerstl: die fliegende frieda.
sechsundzwanzig geschichten
Edition Splitter 1998
Elfriede Gerstl: alle tage gedichte.
schaustücke. hörstücke.
Deuticke 1999
Elfriede Gerstl: neue wiener mischung.
Literaturverlag Droschl 2001
juni 2002an.schläge 35
kulturle tigre
Die Pop-Rebellinnen
Dass kraftvolle, tanzbare Musik und politische Texte einander nicht ausschließen müssen,
beweist die New Yorker Frauenband „Le Tigre“ mit ihrem „feminist electro punk“. Im Mai
gastierten die aufmüpfigen Frauen in nahezu ausverkauften Sälen in Linz und Wien.
Von Sushila Mesquita, Fotos von Sabine Schwaighofer
Zum Weiterhören:
„Remixes“ (Mr. Lady Records/Chicks
on Speed Records/EFA) 2002
„Feminist Sweepstakes“ (Mr. Lady
Records/Chicks on Speed Records/
EFA) 2001
„Le Tigre: From the Desk of Mr. Lady“
EP (Mr. Lady Records) 2000
„Le Tigre“ (Mr. Lady Records) 1999
36 an.schlägejuni 2002
„Feminists we’re calling you.
Please report to the front
desk…“ – ein Aufruf, der aufgrund seines Seltenheitswertes in den unendlichen Weiten
der Popkultur schon alleine anhaltende
Verzückung hervorzurufen imstande
ist. Doch Le Tigre’s Verdienst erschöpft
sich lange nicht darin, das berüchtigte
F-Wort affirmativ in einen Bereich einzuschleusen, der immer noch von Sexismus und Homophobie beherrscht
wird. Die Umsetzung von feministischen und anti-kapitalistischen Strategien vollzieht sich gleich auf mehreren
Ebenen.
Das fängt damit an, dass das Trio
aus New York seine Platten immer noch
beim kleinen, aber feinen Label „Mr. Lady Records“ veröffentlicht und lieber auf
vertraute Strukturen baut, als sich von
der Plattenindustrie verheizen zu lassen
und seine Definitionsmacht aus der
Hand zu geben. Einschlägige Erfahrungen mit den zerstörerischen Auswirkungen der Medienmaschinerie konnten
schließlich am eigenen Leib gemacht
werden: Nur allzu präsent geblieben
sind deren Auswirkungen auf die Riot
Grrrl Bewegung Anfang der 90er Jahre,
zu deren zentralen Protagonistinnen
die Le Tigre-Frauen Kathleen Hanna, damals noch mit „Bikini Kill“ unterwegs,
und Johanna Fateman als FanzineSchreiberin gezählt haben. Von den
Mainstream-Medien mit Begeisterung
aufgegriffen, wurden die vielfältigen
politischen Inhalte bis zur Unkenntlichkeit verflacht und mutierten in der Rezeption zu einem leichtverdaulichen
Sammelsurium konsumentInnenfreundlicher Slogans.
Five Steps back. Dafür, dass Le Tigre kein
ähnliches Schicksal ereilt, wird so gut
wie möglich gesorgt: Die Band gibt nur
noch sehr wenige Interviews und versucht eher, tanzbare Musik für eine
Community zu schaffen, die von der
hegemonialen Kulturmaschinerie üblicherweise übergangen wird, als eine
breite Öffentlichkeit zu erreichen. Zudem widersetzen sich ihre Songs, obwohl durchaus eingänglich, schon aufgrund der explizit feministischen Inhalte einer allzu schnellen Vereinnahmung.
Der Titel ihres aktuellen Albums
„Feminist Sweepstakes“ gibt einen ganz
guten Vorgeschmack darauf, was eine
inhaltlich erwartet: Er spielt auf den
reichhaltigen Pot an feministischen
Ideen und Strategien an, aus dem wir
heute schöpfen können, wie auch auf
den notwendigen Austausch, die Weitergabe von Wissen und das kontinuierliche Weiterarbeiten daran mit allen zur
Verfügung stehenden Mitteln.
Dabei gelingt es Le Tigre, den oftmals heraufbeschworenen „generation
le tigrekultur
traum.projekt
Charlotte Eckler
Back in USA
gap“ erfolgreich zu überbrücken, indem
sie dafür plädieren, auf vorhandene
Strukturen aufzubauen und diese gegebenenfalls zu modifizieren, anstatt
zu glauben, jedes Mal alles niederreißen zu müssen. So finden sich in den
Texten zahlreiche Referenzen auf frühe
Feministinnen – etwa in dem Song
„F.Y.R.“, dessen Titel auf den von Shulamith Firestone geprägten Begriff „Fifty
Years of Ridicule“ zurückgeht, und der
eine zynische und wütende Analyse
über die Stellung von Frauen, Schwulen,
Lesben, Transgender und AfroamerikanerInnen in der Gesellschaft liefert
(„You know these days no one’s exploited. Sorry dude can’t hear ya with my
head in the toilet. (…) One step forward,
five steps back.“). Auch sonst handeln
die Songs zumeist von alltäglichen Situationen, wie etwa dem Umgang mit
sexueller Belästigung oder nervenden
Chefs, mit Erfahrungen des ComingOut sowie der Notwendigkeit produktiver Kritik unter Frauen.
Energiegeladen. Le Tigre aber allein auf ihre Texte zu reduzieren, hieße ihrer Vielschichtigkeit nicht gerecht zu werden.
Denn ihre Musik, die des öfteren als
„feminist electro punk“ bezeichnet
wird, ist nicht minder durchdacht und
interessant als die Inhalte. Auch die Experimentierfreudigkeit, was das Bandformat angeht, ist bemerkenswert, da
die Rolle der Front-Frau zugunsten einer
multidisziplinären Gruppe, deren Mitfrauen ständig an den Instrumenten
abwechseln und etwa zu gleichen Teilen singen, geopfert wird.
Die Art und Weise des Einsatzes
elektronischer Musik scheint zudem
unter anderem auch strategische Gründe zu haben: das reflektierte Eindringen
in eine Sphäre der „Hysterie männlichen Expertentums“ geht einher mit
der Entmystifizierung der Technik und
des angeblich benötigten Fachwissens.
Dem wird nicht zuletzt mit einer Beschreibung des zumeist billig erstandenen und dann in Eigenregie zu bedienen gelernten Equipments auf der Homepage Vorschub geleistet, die Frauen
die Scheu davor nehmen soll, selbst
tätig zu werden.
Trotz der Orientierung in Richtung
elektronische Musik kommen auch die
Punk-Einflüsse nicht zu kurz. Über die
mitreißenden Samples und Beats legen
sich krachende Gitarrenriffs, die den
Songs erst die nötige Energie geben
und der Wut, die sich mitunter in den
Texten spiegelt, die passende Untermalung liefern. Dazu kommen noch die Videos, die bei den Auftritten auf die Bühne projiziert werden und die Eindringlichkeit der Messages noch zusätzlich
verstärken: Denn was nahezu allen
Songs zugrunde liegt ist der Aufruf, sich
nicht unterkriegen zu lassen, stolz auf
das zu sein, was eine ist – und das tut
schon verdammt gut.
❚
Wenn ich hier in den USA erzähle, dass ich zehn Jahre lang in
Österreich lebte, sind die Reaktionen darauf gemischt: manche missverstehen, dass ich in Australien war, manche sagen,
du musst es sehr vermissen, noch andere sehen mich fragend
an. Viele Leute glauben, dass ich Europäerin bin, aber bisher
hat niemand so reagiert, wie es in Österreich in bezug auf
Fremde üblich ist, mit der Frage: Wie lange wollen Sie hier
bleiben? Es wird gefragt, warum ich weggegangen bin. Für
mich ist das einfach: Mein Vater hat Krebs und meine Eltern
brauchen ein bisschen Hilfe. Dies habe ich aber auch zum Anlass gemacht, einen Schlusstrich unter die vielen Jahre der
Immigration zu ziehen. Ich genieße die alten demokratischen
Rechte: Ich arbeite legal, zahle Steuer, darf wählen (auch
wenn die Auswahl viel zu wünschen übrig lässt; schließlich
könnte ich auch selber kandidieren), ich denke zum ersten
Mal ernsthaft an den Lebensabend und bin getröstet, dass
ich später nicht verhungern werde. Aber wie ein Mensch es
hier ohne Verwandte oder FreundInnen schafft, weiß ich
nicht, denn bei der Reintegration hatte ich viele Probleme:
kein eigenes Auto, keinen Job, auch keine Beziehungen in
meinem Beruf und vor allem: wenige Leute, die meine Erlebnisse verstehen. Meine Laufbahn ist nicht die übliche. Die
Leute, mit denen ich zu tun habe, sind oft Migrantinnen. Sie
besitzen den Kampfgeist und weiten Horizont, den ich selbst
als Migrantin in Österreich kultiviert habe und zum Überleben auch musste.
Ein älterer Veteran, der auf der Seite der Amerikaner im
zweiten Weltkrieg gekämpft hat, erzählte mir, dass ihn die
politische Lage heute sehr an damals erinnere – wenn wir das
Stichwort Faschismus durch Terrorismus ersetzen, sieht es
ähnlich aus wie knapp vor dem zweiten Weltkrieg: Europa an
der Kippe zum Rechtsradikalismus und die Gefahr, dass es
weiter östlich noch stärker ist. Und genau wie damals ist die
USA heuchlerischerweise die rechtsmilitante Macht, die
Kritik zu Hause so effizient unterdrückt, dass die Menschen
gar nicht mehr zu merken scheinen, was los ist.
juni 2002an.schläge 37
an.klang
Now and when
Das R&B-Genre ist weiterhin auf Höhenflug – mit neuen und
alten weiblichen Superstars. Aus dem Vollen schöpfen, um
einige Beispiele zu präsentieren, kann Vina Yun
Michelle Williams: „Heart to yours“
Nivea: „Nivea“
Tweet: „Southern Hummingbird“
Lisa Lopes: „Supernova“
38 an.schlägejuni 2002
Während bis vor einigen Jahren
noch Girl Groups im Rhythm &
Blues-Bereich den Ton angaben,
dominieren derzeit Solokünstlerinnen das Genre – mit der Ausnahme von Destiny´s Child. Jedoch wollen die Gerüchte über eine Trennung des
R&B-Supertrios und Pläne für Solokarrieren nicht enden, besonders seit kürzlich Michelle Williams Solo-Platte, das
Gospel-Pop-Album „Heart to yours“
(Columbia/Sony), erschienen ist. Auch
Dawn Robinson, die nach mehreren
missglückten Anläufen mit „Dawn“ (Q
Records) Anfang dieses Jahres endlich
ihr lang erwartetes Solo-Debüt präsentierte, profitiert vom Ruhm vergangener
Tage: als ehemaliges Mitglied von En Vogue und Lucy Pearl kann sie auf einen
besonderen Startvorteil verweisen.
Wer nicht das Glück hat, den Namen
einer berühmten Gruppe als Rückenwind
nutzen zu können, tritt – strategisch gut
geplant – als Gastsängerin bei charttauglichen RapperInnen auf, wie Nivea (aktuelles Album „Nivea“ auf Jive/Zomba) bei
Mystikal („Danger“) oder Ashanti, die zur
Zeit gleich mit drei Songs ihre Präsenz auf
allen Musikkanälen verdichtet: Gastauftritte bei Rapper Ja Rule („Always On Time“) und Fat Joe („What´s Luv?“) sowie
der klasse Release „Foolish“ aus ihrem eigenen, selbstbetitelten Debütalbum
(Murder Inc./Def Jam/Universal).
In den Medien bereits als der „hottest new R&B-Star 2002“ gehandelt
wird Tweet alias Charlene Keys, deren
Debütalbum „Southern Hummingbird“
(The Goldmind, Inc./Elektra) von niemand geringerem als Missy Elliott &
Timbaland produziert wurde. Die erste
Singleauskoppelung, der hypnotische
Track „Oops (Oh My)“, trägt auch die
deutliche Handschrift von Missy und
Timbaland, ist aber kaum repräsentativ
für das Album. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. der funky Partytrack „Boogie
2nite“) dominiert Balladen-Soul der
Marke Old School und die Vorliebe fürs
Akkustische, wobei Tweet großteils
selbst beim Songwriting Hand anlegte.
Aufgund ihrer kompositorischen Qualitäten und ihrer Performance als „echte
Musikerin“ (sie ist ausgebildete Drummerin und Gitarristin), wird Tweet gerne
in die Nähe von Kolleginnen wie
India.Arie oder Alicia Keys gerückt, die
als die „neue“ Generation afroamerikanischer Singer-Songwriter gelten. Die einen legen sodann ihre Zusammenarbeit
mit Missy/Timbaland als erfrischende
Vielseitigkeit aus, andere vermuten dahinter übelste, auf einen breiten Geschmack und somit auf kommerziellen
Erfolg ausgerichtete Taktik. Zumindest
bricht Tweet mit den immer wieder
bemühten Gegensätzen von „Plastik-Cyber-R&B“ vs. „Nu Soul“ und bewegt sich
lässig zwischen diesen beiden Polen,
was schon mal sehr erfreulich ist. Ungewöhnlich ist auch die Tatsache, dass der
Bonus-Track auf Tweets Album kein ei-
gener ist, sondern ein Song von Missy
Elliott, die Tweet beinahe die Show
stiehlt: eine großartige Neuinterpretation des Broadway-Musical-Klassikers „Big
Spender“ (remember Shirley Bassey?).
Nachdem die R&B-Welt letztes Jahr
den Tod von Aaliyah beklagen musste,
kam mit einer weiteren Todesmeldung
der nächste Schock: Lisa „left eye“ Lopes, Rapperin des US-amerikanischen
R&B-Trios TLC, ist Ende April bei einem
Autounfall in Honduras tödlich verunglückt. Letztes Jahr startete Lisa Lopes
ihre Solokarriere mit dem Album „Supernova“ (Arista), schmiedete aber bereits Pläne, unter dem neuen Künstlerinnennamen N.I.N.A. bei Suge Knights
Label Death Row/Tha Row aufzutreten.
Parallel dazu war Lisa Lopes seit Sommer 2001 im Studio, um mit ihren Kolleginnen von TLC, die zuletzt mit dem
Longplayer „Fanmail“ erfolgreich waren,
am vierten Album zu arbeiten. Tionne
Watkins alias „T-Boz“ und Rozonda
Thomas alias „Chilli“ von TLC gaben indes bekannt, nunmehr als Duo weiterzumachen. Lisa Lopes wurde nur
30 Jahre alt.
❚
Hörproben und Infos:
Michelle Williams: www.michelle-online.net
Dawn Robinson: www.dawnrobinson.net
Nivea: www.getmusic.com/microsites/nivea/
Ashanti: www.murderincrecords.com
Tweet: www.tweetmusic.com
Lisa Lopes: www.eyenetics.com
lese.zeichen
Exemplarisches Scheitern
Gerlinde Mauerer untersucht in „Medeas Erbe“ Idealbilder von
Mütterlichkeit von ihrer Kehrseite: der Mutter, die tötet.
Von Edith Futscher
„Da hauste ein Monster in
mir“, so die Aussage einer
Mutter, Mörderin an ihrem
Kind: Der Struktur und Dynamik, der Kultur- und Sozialgeschichte dieses Monsters, des als
schlechthin monströs Gehandelten,
geht Gerlinde Mauerer in ihrer facettenreichen Studie nach. Einer Gesellschaftsordnung, keinem Dämon, die in
der Idealisierung von Mütterlichkeit,
Mütter verdeckt und versteckt, die den
Ausschluss der Frauen aus den Bereichen der Produktion über Reproduktion zu legitimieren sucht. Die Verwerfung der realen Frau zugunsten der
Mutter versteht Gerlinde Mauerer
über mediale Bilder der Kindsmörderin, vom Mythos bis zur aktuellen Berichterstattung, sichtbar zu machen;
ein Kippbild, das in der (Selbst-)Dämonisierung, Pathologisierung und Individualisierung der Tat einerseits die „mater dolorosa“ erstrahlen lässt und andererseits alltägliche mütterliche Aggressionen abbauen und relativieren
hilft. Die Kindsmörderin, wie sie – und
dies auch als einzelne, reale – als Projektionsfläche für die Bewertung von
Mütterlichkeit dienstbar gemacht
wird, wird als symbolisches Fixativ
analysiert; der Kindsmord als exemplarisches Scheitern an unmöglich zu erfüllenden kollektiven Forderungen, das
potenziell einer jeden Frau und Mutter
angelastet wird/werden kann – Perfi-
die der androzentrischen Logik/Ordnung. Die Mutterfigur, ausstaffiert mit
vielfältigen Liebesdiskursen zwischen
Hingabe und Sorge, stellt „per se die
Ausnahme jener Gesellschaftskonstruktion dar, zu deren Erhaltung sie
aufgerufen wird“. In der Verdammung
der tötenden Mutter – von Akten zwischen Abtreibung und „erweitertem
Selbstmord“ als Antwort auf die
(scheinbare) Untrennbarkeit von Mutter und Kind, zweier Un-Personen, ist
die Rede – spiegelt sich das idealisierte
Opfer, die Un/Verfügbarkeit über Leben; gleichwie Fremdbestimmung –
getarnt als Natürlichkeit –, Besitzlosigkeit und reale Ohn-Macht der Frau/
Mutter blind bleiben/gemacht werden. Hierfür steht Medea, die Fremde,
stehen Medeen, stehen jene, die Engel
machen. Gerlinde Mauerer fragt, ob
die Jurisdiktion den Kindsmord überhaupt erfassen kann, wo Subjekt- und
Frau-Sein, je schon para-dox, im (spontanen) „Überschuß“ an Handlungspotenzial, Negation des Nicht-Vorhandenen, als Un-Menschliches ausgewiesen wird bzw. bleibt. Wo auferlegte
Duldsamkeit nur unvermittelt in die
Tat sich verkehren kann und darin pathologisiert wird. Sie weist (Beurteilungen von) Kindsmord (nüchtern) als
(Privatisierung)/Individualisierung gesellschaftlicher Defizite aus – als
Kreuz-Tragungen –, ohne erneut ein
Martyrerinnentum zu bedienen. Die
Figur der Kindsmörderin wird als Gegenbild zu Maria sichtbar. Sie wird und
wurde sexualisiert. Nicht nur, dass Gerlinde Mauerer den Kindsmord(prozess)
als patriarchale Besitzstörung(sklage)
beschreiben kann: Die Todesdrohung,
„welche von der imaginären Frau als
Sexualwesen ausgeht, erhöht den
Schuldzuspruch an die de facto angeklagte Frau vor Gericht“. Die Verknüpfung von Weiblichkeit und Tod im Imaginären, hier Mord, gleichviel: real oder
phantasmatisch, über (bedrohliche)
Sexualität, speist auch die herrschende
Jurisdiktion.
Und darüber hinaus: Vielfältiges zu
den Verkürzungen des Medea-Mythos,
zum Konflikt über die mögliche Teilhabe
an Öffentlichkeit und zur historischen
Verbannung der Frau als Mutter in den
privaten Bereich. Bemerkungen zu Rache anstelle von Recht, zur Konstruktion
von Schuld, zu Phantasien über die von
der Frau unabhängige Zeugung seit Euripides und zu akuten biotechnologischen Zu/Übergriffen – Realitäten. Ein
wichtiges Buch.
❚
Gerlinde Mauerer: Medeas Erbe
Kindsmord und Mutterideal
Milena Verlag 2002, EURO 18,90 (Ö)
juni 2002an.schläge 39
lese.zeichen
Vom Kinderkriegen
Frida Kahlo-Biografien gibt es Dutzende. Gute und schlechte, faktenbezogene und romaneske, fade und unterhaltsame. Gibt es noch etwas im Leben dieser Frau, über das nicht längst
geschrieben wurde? Auch die Autorin
Annette Seemann, die bereits mit Biografien über Gala Dali und Peggy Guggenheim angenehm auffiel, erzählt
Anekdoten und Ereignisse aus Kahlos
Leben, die schon andere – allen voran
Hayden Herrera, um die keine Biografin herumkommt – so oder ähnlich erzählt haben. Hinzu fügt sie kleine, feine Details, die sie sorgfältig geprüft
aus bisher kaum bekannten Quellen
zusammengetragen hat. Was ihre Biografie aber von früheren deutlich abhebt, ist der Kommentar, mit dem Seemann klug und mit Bedacht auf Ungereimtheiten hinweist, falsche Behauptungen zurechtrückt und überlieferte
Aussagen Kahlos oder ihrer ZeitgenossInnen einer nachträglichen Bewertung unterzieht. Die Meisterin des
Selbstporträts und auch ihr Mann
Diego Rivera nahmen es bekanntlich
mit der Wahrheit nicht immer sehr genau bzw. machten sich einen Spaß
daraus, ihre GesprächspartnerInnen
bewusst in die Irre zu führen. Seemann
argumentiert dabei nie von oben herab und hält sich stets an Fakten – wo
sie selbst aufgrund fehlender Dokumente Vermutungen anstellt, weist sie
darauf hin. Viel Fingerspitzengefühl
zeigt sie in der Interpretation der
Gemälde in bezug auf den jeweiligen
Lebensabschnitt Kahlos. Alles in allem:
Eine Frida Kahlo-Biografie, die es sich
zu lesen lohnt.
Zwölf Frauen schilderten der Autorin
Sibylle Smolka ihre Erfahrungen mit
Schwangerschaft, Geburt und der ersten Zeit danach; ihre eigene Geschichte erzählt sie selbst. Die Frauen
sind zwischen 16 und 42 Jahre alt, sind
Journalistin, Ärztin, Hebamme oder
Rechtsanwältin. Gemeinsam ist ihnen,
dass sie in einer heterosexuellen Beziehung leben und bis auf die sechzehnjährige Schülerin keine materiellen Sorgen haben. Die Geschichten
sind gefühlvoll, aber nie kitschig erzählt in einfachem Stil à la „Wie war’s
bei dir“. Für Nicht-Schwangere und
Nicht-Jungmütter nur bedingt interessant…
Angela Heissenberger
Annette Seemann: „Ich habe mich in eine Heilige
verwandelt“ – Frida Kahlo
Econ Ullstein List 2002, EURO 9,30 (Ö)
Sibylle Smolka: Frauen erzählen vom Kinderkriegen
Deutscher Taschenbuchverlag 2001, EURO 9,30 (Ö)
Supranationale Männlichkeit
Der 1994 erschienene feministisch-politikwissenschaftliche Sammelband
„Das unsichtbare Geschlecht der Europa“ stellte die Frage zur Diskussion, ob
„Europa in seinen Grundstrukturen
frauenfreundlich oder patriarchal“ sei.
Erste Evaluierungen des Demokratiedefizits wurden geleistet, einzelne Policy-Bereiche auf ihre geschlechterpolitischen Implikationen ausgewertet.
Die kürzlich publizierte Anthologie
„EU. Geschlecht. Staat.“ schließt nun
einerseits an den vorherigen Band an –
beispielsweise hinsichtlich bestimmter Themen wie Gleichstellungs- und
Technologiepolitik, Demokratiedefizit
der EU – gleichzeitig bringt die Textsammlung die Weiterentwicklung der
geschlechterkritischen Debatte zum
Ausdruck. Denn die Herausgeberinnen
k
Frauenzimm
Jutta Sommerbauer
EU. Geschlecht. Staat.
Hg. von Eva Kreisky, Sabine Lang, Birgit Sauer
WU-Verlag 2002, EURO 24,- (Ö)
Im Himmel
Heaven, Ohio, ist ein Ort, an dem alles
perfekt zu sein scheint. Freundliche
Nachbarn. Gute Freunde. Keine nennenswerten sozialen Spannungen.
Auch die Natur ringsum ist recht intakt.
Die 14-jährige Marley – nach Bob Marley
so benannt – und ihr knapp jüngerer
Bruder wachsen dort gut behütet aber
nicht allzuviel verhätschelt, bei einer
Mama und einem Papa auf, wie sie sich
k
k
k
k
Verena Fabris
bemerken, dass es heute für das (partielle) Zutreffen beider oben genannter
Antwortmöglichkeiten „Indizien“ gäbe.
Das Augenmerk der Publikation liegt
auf der EU als neue Form von Staatlichkeit bzw. dem Prozess der Institutionenbildung. In den ersten beiden
Kapiteln wird eine staatstheoretische
Fundierung vorgenommen. Ausgehend
von den hierarchischen Geschlechterarrangements – mithin des institutionellen Maskulinismus – des Nationalstaats wird anschließend nach dem
Geschlecht der neuen, supranationalen Institution(en) gefragt. Beiträge, in
denen die Gleichstellungspolitik der
EU untersucht werden, bestätigen die
Vermutung, dass diese v.a. der „Modernisierung der Geschlechterrollen für
den Arbeitsprozess“ dient. Vor allem
die theoretischeren Texte verlangen
eingehende Beschäftigung und sind
für EinsteigerInnen sicher nicht leicht
zu erschließen. In jedem Fall aber sind
die Beiträge eine Auffrischung der Debatte, obgleich seit dem Kongress, dem
sie entstammen, schon wieder vier
Jahre vergangen sind.
k
k
k
Frida und kein Ende
1 0 7 0 W i e n , Z i e g l e r g a s s e 2 8 • Te l . 0 1 / 5 2 2 4 8 9 2 • Fa x 0 1 / 5 2 2 6 3 2 0 • f r a u e n z i m m e r @ a o n . a t • w w w. f r a u e n z i m m e r. a t
40 an.schlägejuni 2002
lese.zeichen
keine besseren wünschen könnten.
Marley hat auch einen regen Briefwechsel mit Papas Zwillingsbruder, Onkel
Jack, den sie aber, soweit sie sich erinnern kann, noch nie gesehen hat. Jack
trampt mit seinem Hund Boy durch die
Staaten; meist ziemlich weit entfernt
von Heaven. Marley zieht es den Boden
unter den Füßen weg, als Mama und
Papa ihr sagen, dass ihre leibliche Mutter bei einem Autounfall gestorben, und
ihr leiblicher Vater Onkel Jack sei. Der
Kern der Geschichte ist Marleys Enttäuschung, Verunsicherung und Trauer gewidmet. Die immer wieder auftauchende Frage: „Was ist echt – und was eine
trügerische Idylle?“ stellt sich Marley
allerdings in einer liebevollen Umgebung. Mama und Papa sind verständnisvoll. Sie geben Marley Zeit, soviel sie
braucht, und lassen sie dabei mit ihrem
Kummer niemals allein. Am Ende ist die
Idylle fast perfekter als zuvor. Onkel Jack
macht endlich seine schon öfters in
Briefen angekündigte Absicht wahr: Er
hat sich eine Fahrkarte nach Heaven
gekauft.
Die in den USA für ihre Jugendbücher
bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Angela Johnson erhielt für
dieses Buch den Coretta Scott King
Award für besondere Leistungen auf
den Gebiet der afroamerikanischen
Literatur.
Helga Pankratz
Angela Johnson: Fahrkarte nach Heaven
Friedrich Oetinger Verlag 2001, EURO 10,20 (Ö)
Chinesische Liebe
Die junge Chinesin Lili ist eine unstete
Seele in ihrer Heimatstadt Peking. Seit
ihrer Entlassung aus dem Gefängnis,
wo sie wegen Banditentums und korrupten Lebensstils drei Monate absitzen musste, schlägt sie sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Auf einer Reise lernt sie den amerikanischen Journalisten Roy kennen – und so etwas
wie Liebe. Für viele ChinesInnen ist eine solche Verbindung noch immer abscheulich. Die kommunistische Partei
kontrolliert das ganze Leben. Mit Roy
entdeckt Lili andere Seiten ihrer Heimat. Die Dinge eskalieren schließlich
1989 auf dem Platz des Himmlischen
Friedens – privat wie gesellschaftlich.
Das Buch zeigt den Einfluss der Politik
auf das Leben der Menschen. Der Roman gibt – trotz einiger Längen – einen spannenden Einblick in das Leben
einer ungewöhnlichen Frau, die sich
jahrelang alleine durchgeschlagen
hat.
neu.land
Anni Bürkl
Annie Wang: Lili
Karl Bleching Verlag 2002, EURO 22,60 (Ö)
Frauenfalle Psychiatrie
Die Psychologin Roswitha Burgard
zeigt, wie weibliche Lebensrealitäten
Auslöser für (vermeintlich) psychische
Erkrankungen sein können. Sie spannt
den Bogen von der elterlichen Erziehung über Schule, Universität, Beruf
bis zu partnerschaftlichen Fallen. Wie
leicht es ist, für „durchgeknallt“ erklärt
zu werden, zeigen Gespräche, die
Roswitha Burgard mit ihren Klientinnen führte: Frauen, die von ihren Männern in die Psychiatrie abgeschoben
wurden, weil sie nicht richtig „funktionierten“, oder weil sie dem gängigen
weiblichen Rollenbild nicht entsprachen. Was dieses Buch von anderen
„Ratgebern“ positiv unterscheidet: Es
werden keine 08/15-Tipps erteilt. Vielmehr handelt es sich um eine liebevolle Annäherung an diese schwierige
Thematik.
Die Autorin zeigt die Hilflosigkeit auf,
die sich auch bei ExpertInnen breit machen kann, wenn es darum geht, Frauen
aus diesem Kreislauf zu befreien. Hilfreich sind die Informationen darüber,
was Betroffene beachten sollen, falls ihnen die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt droht, oder welche Wirkungen die gebräuchlichsten Psychopharmaka zeigen. Ein ausführlicher Literaturteil sowie ein Adressenverzeichnis
von Beratungsstellen in Deutschland,
Österreich und der Schweiz machen
das Buch zu einem interessanten und
spannenden Wegweiser aus der „Frauenfalle Psychiatrie“.
Petra Öllinger
Roswitha Burgard: Frauenfalle Psychiatrie: Wie Frauen
verrückt gemacht werden
J a s m i n a J a n k o v i c’
Für Kaffee mit Alma...
...würde ich ein ganzes Reich geben. Wenn ich eins hätte.
Und wenn ich sie wenigstens erreichen könnte! Diese blöden
Telefonverbindungen! Fast wie damals, 1992, 1993, 1994… Sie
saß im Kriegskessel, abgeschnitten von der Außenwelt.
M. im Gefängnis, weil er nicht in den Krieg wollte. Kein Ausweg, kein Kontakt, das Telefon tot. Nur Granaten. Und Schüsse. Und Angst. Panische Angst. Trotzdem ging sie manchmal
viele Kilometer zu Fuß, zum ersten erreichbaren Dorf, um ihre guten italienischen Schuhe gegen zwei Eier für ihre Zwillinge einzutauschen. Oder für ein Kilo Mehl. Wenn sie Glück
hatte und es gerade Wasser und Strom gab, konnte sie Brot
backen. Mit vollem Magen ist auch die Trauer erträglicher,
pflegte sie zu sagen. Ich wechselte zwischen Hysterie und
Lethargie, weil ich sie weder erreichen noch etwas anderes
tun konnte. Es war schon zu spät und unmöglich, die eingekesselte Stadt zu verlassen. Als es noch möglich war, glaubte
sie nicht, dass es so weit kommen würde… Dann fand ich
doch irgendwie eine Busverbindung und schickte ein Paket,
um der Familie wenigstens einen schöneren Tag zu machen.
Einige Zeit danach kam ein Brief von ihr: Es sei ein richtiges
Fest gewesen und die Zwillinge würden mich ihre gute Fee
nennen. Dieser Austausch via Bustransport funktionierte
noch einige Monate lang, Pakete und Briefe fuhren von einer
Salzstadt in die andere. Viele Jahre davor lebten wir noch unbesorgt in einer dieser Salzstädte und unser gemeinsames
Kaffeetrinken war ein richtiges Ritual. Ja, Kaffee zu genießen, habe ich von Alma gelernt. Jeden Schluck, das
langsame Trinken, auch wenn der Kaffee schon kalt war. Und
es wird immer so bleiben. Nur sind es jetzt zwei Salzstädte,
in denen wir leben, und ca. 800 Kilometer dazwischen. Kaffee trinken wir jeden Tag, jede allein für sich, manchmal zusammen in Gedanken. Der Krieg war inzwischen vorbei, wir
sahen uns nach sieben Jahren wieder. Ein langes Umarmen,
ein Paar Worte, Lachen, Weinen… Und Kaffeetrinken war
wieder etwas Besonderes, etwas Wunderbares, eben Kaffee
mit Alma. So wunderbar wie sie selbst.
Orlanda-Verlag 2002, EURO 16.- (Ö)
juni 2002an.schläge 41
ge.fragt
Wer ist unsere (Anti-) Heldin, die für ihre „Traum“-Karriere
so bitter zahlen musste? Antworten bitte bis 12. Juni an
die Redaktion
1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76, Fax: 01/715 98 88,
e-mail: [email protected]
Zerbrochene Legende
Von Elke Koch
Auflösung aus 5/02
Unsere weitgereiste Heldin aus der
Mai-Nummer war Lola Montez.
Eine weite Reise wird auch unser
Gewinn antreten, nämlich nach
Bludenz zu Martina Lehner.
Herzliche Gratulation!
42 an.schlägejuni 2002
Unsere Heldin arbeitet fast 45 ihrer 47 Lebensjahre. Sie dreht 32
Langfilme und tritt in mindestens einem Dutzend Kurzfilmen
auf. Sie erhält posthum einen
Spezial-Oscar für ihr Lebenswerk und
wird zweimal als beste Schauspielerin
nominiert. Sie erscheint in mehr als 30
TV-Shows – zumeist unter eigener Regie
und Verantwortung. Für ihre Fernsehshows wird sie insgesamt zehn mal für
den renommierten Emmy-Award nominiert. Zwischen 1951 und 1969 absolviert
sie mehr als 1.100 Theater-, Nightclubund Konzerthallenauftritte. Sie nimmt
mehr als 100 Singles und 14 Alben auf.
Ihre Broadway-Shows sind legendär und
laufen zumeist über mehrere Jahre. Auf
ihrer Garderoben-Tür steht schlicht
„The Legend“.
Die Karriere unserer arbeitsamen
Heldin beginnt in der Einöde des amerikanischen Mittelwestens. Sie wird als
Frances Ethel Gumm am 10. Juni 1922 in
Grand Rapids, Minnesota, geboren. Ihre
Eltern sind ehemalige Vaudeville-Darsteller, die ein Theater gekauft und sich in
Minnesota niedergelassen haben. Frances Ethel ist das dritte von drei Mädchen
– und sie lebt mit ihrem Spitznamen „Baby Gumm“ bis 1934, zu welchem Zeitpunkt sie ihren Namen endgültig ändert.
Ihr Show-Debut gibt sie mit zweieinhalb
Jahren anlässlich eines Weihnachtsfestes,
bei dem sie das Publikum mit einigen
Strophen von „Jingle Bells“ erfreut. In Hinkunft tritt sie gemeinsam mit ihren
Schwestern unter dem Namen „The
Gumm Sisters“ auf. 1926 übersiedelt die
Familie nach Kalifornien. Die Mädchen
nehmen Tanz- und Schauspielunterricht,
die Mutter übernimmt die Werbung –
und bald präsentieren sich die „Gumm Sisters“ vor einer ständig wachsenden Fangemeinde in Südkalifornien.
Ihren ersten Filmauftritt hat unsere
Heldin 1929 – sie ist gerade mal sieben
Jahre alt und hat gemeinsam mit ihren
Schwestern einen Kurzauftritt in einem
MGM-Kurzfilm. Frances Ethel macht Karriere als Teenagerstar und wird von
MGM gnadenlos vermarktet. Zum absoluten Superstar wird sie, als sie in einem
wahrlich zauberhaften Filmmusical die
Hauptrolle übernimmt und danach als
„the most popular young actress on
earth“ gilt. Der Preis für diese Traumkarriere ist hoch: MGM schreibt ihr vor, wie
sie sich zu kleiden hat, bei einer Veränderung ihrer Stimme und Figur droht die
fristlose Kündigung. Um den „Babyspeck“ zu bekämpfen, wird sie vom Studio mit Diätpillen vollgestopft, Schlafmittelchen sollen zum guten Schlaf verhelfen, Aufputschmittel sollen sie fit für die
langen Drehtage machen. Dieser heftige
Cocktail fordert seinen Tribut: Unsere
Heldin wird unzuverlässig und launisch,
Depressionen, Migräneanfälle und Wutausbrüche sind an der Tagesordnung.
Schließlich trennt sich MGM von seinem
einstigen Vorzeigestar. Mühsam gelingt
es ihr, eine erfolgreiche zweite Karriere
als Sängerin und Fernsehstar aufzubauen. Beim Sender CBS koproduziert sie eine Show, die ihren eigenen Namen trägt
und zu einem großen Erfolg bei der Kritik
wird. Die ZuseherInnenzahlen allerdings
sind nicht so toll, weil ihre Show gegen
die beliebte Serie „Bonanza“ konkurrieren
muss. Als die Sendung von CBS abgesetzt wird, steht unsere Heldin fast vor
dem Ruin. Sie tritt weiterhin in Konzerthallen und Clubs auf, sagt aber immer
öfter Auftritte ab und liegt in ständigem
Streit mit Produzenten und Nachtclubbesitzern. Innerhalb von drei Jahren
durchlebt sie zwei von insgesamt fünf
Ehen, das dramatische Leben der „Legende“ wird Tag für Tag in den diversen Gesellschaftskolumnen durchgekaut.
Schließlich gerät sie ins Visier der amerikanischen Finanzbehörde, die horrende
Steuernachzahlungen von ihr fordert
und sogar ihr Haus beschlagnahmt.
Auch ihre Tabletten- und Alkoholsucht
bekommt sie trotz zahlreicher Entzugskuren und Therapien nicht in den Griff.
Zwei Wochen nach ihrem 47. Geburtstag
stirbt sie in New York. Offizielle Todesursache: Eine „versehentliche“ Überdosis
an Schlaftabletten.
❚
an.künden
musik.tanz
6. 5., 21.00, Wien
Gabi Sarian: „Red Bird“. Eine Frau und
ein Klavier
AERA, 1., Gonzagagasse 11, T. 533 53 14
6. 6., 20.00, Wien
Eva Female Vocal Quartet
Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,
T. 98 898/111
6. u. 8. 6., 20.00, Wien
x.IDA: „The Wall“, „No Words to say“,
„Let the Mountains lead you to love“.
Ch: Olga Ckobos, Rebecca Murgi,
Charlotte Vincent u.a.
WUK, 9., Währinger Straße 59, T. 40121/44
7. u. 9. 6., 20.00, Wien
x.IDA: „Multipli(cities)“.
Ch: Catherine Guerin
WUK, 9., Währinger Straße 59, T. 40121/44
10. 6., 9.00 u. 11.00, Wien
Umarmung. Ch: Desanka Virant,
R: Nana Sojlev. Mit Tamara Curic und
Larisa Lipovac. Für Kinder ab 6 Jahren
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
11. 6., 9.00 u. 11.00, Wien
Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen. Puppenspiel, Tanz und schwarzes
Theater in serbischer Sprache, ab 6
Jahren. R: Tatjana Stancovic
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
12. u. 13. 6., 20.00, Wien
Zwei Tage. Performance mit Adrea
Bold, Annette Pfefferkorn, Aurelia
Burckhardt, Anita Kaya, Sonja
Schmidlehner, Sylvia Scheidl u.a.
WUK-Im Flieger, 9., Währinger Straße 59,
T. 40121/44
13.-19. 6., 10 od. 15.00, Wien
Zauber im Tralaland. Idee u. R: Lubica
Gracova. Text u. Spiel: Andrea Rückert.
Märcheroper für Kinder ab 4 Jahren
WUK-Museum, 9., Währinger Straße 59,
T. 40 121/44
13. 6., 20.00, Wien
Consortium Margaritari:„Kurzweil –
geistliche und weltliche Musik des Mittelalters“. Leitung: Margaretha Novak
Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,
T. 98 898/111
17. 6., 11.00; 19. 6., 17.00; 20. 6., 9.30 u.
11.30, Wien
Leylas Traum. Märchenoper für Kinder.
R: Irmgard Peyha. Mit Miriam Neururer
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
20. 6., 20.00, Wien
Zorgina: „Shout, sister, shout!“ A capella. Mit Rebecca Bain, Ruth Eiselsberg
und Ellen Santaniello
Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,
T. 98 898/111
22. 6., 15.00, Wien
Der kleine Mozart. Mit Timna Brauer
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
film
Ab 31. 5., Österreich
Engel + Joe. D 2001, R: Vanessa Jopp.
Mit Jana Pallaske
Premierenkinos
t h e a te r . ka b a r e t t
bis 22. 6., 20.00, Wien
Yeter. Von Michaela Ronzoni.
R: Stephanie Mohr
Theater Drachengasse, 1., Drachengasse 2,
T. 512 14 44
bis 7. 7., 20.00, Wien
Dafke!! Ein Stück Show-Biz. Dramaturgie: Susanna Goldberg. Mit Ruth
Brauer, Beatrice Frey, Wiebke Frost,
Tania Golden, Melita Jurisic,
Eva Neubauer, Barbara Spitz u.a.
Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,
T. 317 01 01/18
3. 6., 20.00, Wien
Hilde Fehr: „reduziert“
Theater am Alsergrund, 9., Löblichgasse 5-7,
T. 310 46 33
3.-12. 6., 20.00, Wien
Pesthauch und Liebeslust. Nach
„Dekameron“, bearbeitet von Silvia
Armbruster. Mit Isabelle Brickum,
Sabine Muhar u.a.
Bar & Co., 1., Drachengasse 2, T. 512 14 44
4.-8. 6., 20.00, Wien
Dolores Schmidinger: „Operation
Punschkrapferl“
Orpheum, 22., Steigenteschgasse 94b,
T. 481 17 17
5. 6., 20.00, Wien
Hilde Fehr: „reduziert“
weiter leben
Spektakel, 5., Hamburgerstraße, T. 587 06 53
5.-8. 6., 20.30, Wien
Groß und klein. Szenen von Botho
Strauß. R: Esther Muschol. Mit Judith
Richter, Elisa Seydel, Katja Schmidt und
anderen StudentInnen des ReinhardtSeminars
kosmos.frauenraum, 7., Siebensterngasse 42,
T. 523 12 26
5.-6. 6., 20.00, Wien
Save our souls. Von Merle Karusoo. In
estnischer und russischer Sprache mit
deutscher Übersetzung
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5.
Karten: Festwochen-Service, T. 589 22 22
5.-9. 6., 10.00 u. 20.00, Wien
weiter leben – eine Jugend. Nach dem
Buch von Ruth Klüger. R: Nika
Sommeregger. Mit Maria Hofstätter
und Martina Spitzer
Ruth ist ein jüdisches Mädchen und lebt in Wien. Die antisemitischen Repressionen
bekommt sie hautnah zu spüren. 1938 ist sie sieben Jahre alt. Bekannte und Verwandte verschwinden plötzlich. Sie kommt mit ihrer Mutter nach Theresienstadt, später
nach Auschwitz-Birkenau und Christianstadt – und überlebt durch Zufall das Grauen.
Die gleichnamige Autobiografie der Literaturwissenschafterin Ruth Klüger diente als
Vorlage für die Bühnenfassung, in der Maria Hofstätter und Martina Spitzer zwischen
Erzählung und Handlung wechselnd die berührende Geschichte zum Leben erwecken.
Wegen des großen Erfolges wird das Stück im Juni wieder aufgenommen.
5.-9.6., 20.00, teilw. auch 10.00 u. 12.00 Uhr für Schulklassen; dietheater Konzerthaus,
3., Lothringerstraße 20, T. 587 05 04
dietheater Konzerthaus, 3.,
Lothringerstraße 20, T. 587 05 04
14. 6., 9.00 u. 11.00, Wien
Was willst DU denn hier? Theaterstück
mit Puppen in deutscher Sprache, ab 8
Jahren. R: Cordula Nossek
8.-11. 6., 20.30, Wien
Portia Coughlan. Von Marina Carr. Irisches Familientheater, in niederländischer Sprache mit deutschen Übertiteln
15. u. 17. 6., 20.00, Wien
Auguste Bolte. Mit Sylvia Bra
Museumsquartier, Halle G, 7.,
Museumsplatz 1
9. 6., 20.00, Wien
Der Staat ohne Schwierigkeiten. Musikkabarett ab 14 Jahren. R: Birgit Fritz
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
11.-14. 6., 20.00, Wien
EiferSucht. Von Esther Vilar. R: Christine
Wipplinger. Mit Nicole Fendesack,
Christiane Kain und Birgit Krammer
Theater Die Tribüne, 1., Dr.-Karl-Lueger-Ring 4,
im Café Landtmann, T. 533 84 85
12. 6.-6. 7., 20.00, Wien
Feuerrot. Ein Theaterstück von Lilly
Axster, in memoriam Astrid Lindgren.
R: Corinne Eckenstein. Mit Birgitta Altermann, Julia Köhler, Eva Linder, Patricia Hirschbichler, Anna Morawetz u.a.
kosmos.frauenraum, 7., Siebensterngasse 42,
T. 523 12 26
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
Bar & Co., 1., Drachengasse 2, T. 512 14 44
16. 6., 20.00, Wien
Punch von Nobel. R: Sylvia Bra.
Mit Sylvia und Sandra Bra
3.-5. 6., Mödling
Word 2000-Grundlagen.
Mit Vera Lisa Geringer
8.-9. 6., Wien
Serverseitiges Programmieren mit
Active Server Pages
Anm.: Kassandra, 2340, F. Skribany-Gasse 1,
T. 02236/41 085; eur 21,-
Anm.: Webakademie, 1., Schottengasse 33,
T. 96 90 207; eur 400,-
ab 4. 6., 14-17.00, Zwettl
Internet und e-mail für Frauen ab 60
8.-9. 6. u. 21.-22. 6., Graz
Klettern als Metapher. Kletterkurs für
Frauen. Mit Hilde Scheikl
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstraße 2, T. 02822/522 71/0;
eur 130,81
Bar & Co., 1., Drachengasse 2, T. 512 14 44
ab 4. 6., Graz
Word-Grundlagen.
Mit Annerose Pinter
18.-22. 6., 10.00 , Wien
Iss die Gans Auguste nicht. FigurenTheater ab 6 Jahren.
R. u. Spiel: Cordula Nossek
GewiLab, Uni Graz, Wallzentrum.
Anm.: Frauenservice, 8020,
Idlhofgasse 22/1. Stock,
T. 0316/71 60 22; eur 109,-
dietheater Konzerthaus, 3.,
Lothringerstraße 20, T. 587 05 04
6. u. 8. 6. od. 20. u. 22. 6., Wien
Gestaltung eigener Seiten im Internet.
Mit Sabine Bauer
26. 6., 20.00, Wien
Dilemma. Mit Kris Niklison und
Monika Alla
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
28.-29. 6., 20.00, Wien
Dolores Schmidinger: „Operation
Punschkrapferl“
Vindobona, 20., Wallensteinpl. 6, T. 332 42 31
s e m i n a r . w o rk s h o p
1.-3. 6., 20.00, Wien
Die Schaukel.Von Edna Mazya. Für Jugendliche ab 14 Jahren. Gastspiel von Junges Theater Basel, in Schwyzerdeutsch
13. 6., 9.00 u. 11.00, Wien
Ein Vogel in der Luft, ein Fisch im Wasser. Theaterstück in Gehörlosen-Sprache, ab 6 Jahren. R: Zoja Mikotová. Mit
Petra Vanurová, Anna Jurasová u.a.
3. 6., 18-21.00, Wien
Work in progress: Übungsabend zum
Vertiefen. Mit Sabine Bauer
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5.
Karten: Festwochen-Service, T. 589 22 22
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0; eur 40,-
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0; eur 80,-
7.-8. 6., Wien
Ich und die Gruppe: Moderationstechniken. Mit Gerda Miggitsch
Bio, Markt & Co., 16.,
Ottakringer Straße 186.
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0; eur 72,-
7. 6. 15-20.00, Graz
Halten oder loslassen. Entspannungsübungen, malen und tanzen.
Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48,
T. 0316/83 79 98; eur 12,-
Anm.: Frauenservice, 8020, Idlhofgasse 22/
1. Stock, T. 0316/71 60 22; eur 200,- pro Kurs.
Info: Hilde Scheikl, T. 0664/177 98 81.
Vorbereitungstreffen für Kurs I: 7.6., 18.30,
AV-Jugendheim, 8010, Schörgelgasse 28A
10.-11. 6., Wien
Powerpoint I: Kreatives präsentieren.
Mit Irmgard Klammer
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0; eur 72,-
10.-12. 6., Mödling
Word 2000 – Fortgeschrittene 1.
Mit Vera Lisa Geringer
Anm.: Kassandra, 2340, F. Skribany-Gasse 1,
T. 02236/41 085; eur 21,-
ab 10. 6., 17-20.00, Zwettl
Access 2000
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstraße 2, T. 02822/522 71/0;
eur 207,12
13. u. 20. 6., 17.30-22.00, Wien
Mutter und Tochter: über die Sonnenund Schattenseite einer ganz besonderen Beziehung. Poesietherapeutischer Workshop. Mit Carmen
Unterholzer
Frauenhetz, 3., Hetzgasse 42/1,
Anm.: 966 28 24; eur 67,-
juni 2002an.schläge 43
an.künden
14.-15. 6., Wien
Kreativ-Training: Stimme und Sprache
als Ausdruck.
Mit Lena Rothstein
Bio, Markt & Co., 16., Ottakringer Straße
186. Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0; eur 72,-
14.-15. 6., Wien
Grundkonzepte von Java als objektorientierter Programmiersprache
Anm.: Webakademie – von Frauen für
Frauen, 1., Schottengasse 33, T. 96 90 207;
eur 335,-
14.-15. 6., Wien
Gelassen und sicher. Wege zum persönlichen Stressabbau und zur Entspannung. Mit Doris Gartner
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 109,50
14.-15. 6., Zwettl
Einstieg ins Internet
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstraße 2, T. 02822/522 71/0;
eur 109,-
14.-15. 6., Graz
Bauchtanz – orientalischer Tanz.
Workshop für Anfängerinnen und
Frauen mit leichten Vorkenntnissen.
Mit Gabriele Roll
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
eur 43,-
17. 6., 18-21.30, Wien
Übungsabend Word. Mit Irmgard
Klammer
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589
80/0; eur 40,-
17.-19. 6., Mödling
Word 2000 – Fortgeschrittene 2.
Mit Vera Lisa Geringer
Anm.: Kassandra, 2340, F. Skribany-Gasse 1,
T. 02236/41 085; eur 21,-
21.-22. 6., Wien
Lust und Frust mit dem Essen.
Workshop für Mädchen, die sich
mit dem Essen und ihrer Figur
plagen und daran etwas ändern
möchten.
Mit Martina Nöster
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 59,-
21.-22. 6., Wien
„Anziehungs“-Kraft. Das etwas
andere Selbstbewusstseinstraining.
Mit Doris Gartner
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 109,50
24. 6., 18-21.30, Wien
Übungsabend Excel.
Mit Irmgard Klammer
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0; eur 40,-
24.-28. 6., Wien
Intensiv-Workshop zur WebsiteErstellung
Anm.: Webakademie – von Frauen für
Frauen, 1., Schottengasse 33, T. 96 90 207;
eur 1000,-
24.-26. 6., Mödling
Excel-Grundlagen. Mit Vera Lisa Geringer
Anm.: Kassandra, 2340, F. Skribany-Gasse 1,
T. 02236/41 085; eur 21,-
25. 6., 18-21.00, Wien
Open work-space: Websitegestaltung.
Mit Sabine Bauer
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0; eur 40,-
28.-29. 6., Graz
Schreibwerkstatt: Mutter und Tochter.
Mit Carmen Unterholzer
Anm.: Frauenservice, 8020, Idlhofgasse 22/
1. Stock, T. 0316/71 60 22; eur 105,-
44 an.schlägejuni 2002
28.-29. 6., Graz
Internet-Vertiefung. Mit B. Hinteregger
6. 6., 15.00, Graz
Marianne Stögerer: „Blasenschwäche“
GewiLab, Uni Graz, Wallzentrum. Anm.:
Frauenservice, 8020, Idlhofgasse 22/1. Stock,
T. 0316/71 60 22; eur 66,-
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98; eur 7,50
29. 6., 9.30-17.00, Wien
Stell dir vor, du stehst auf der Bühne
und willst nie mehr wieder runter –
Playbacktheater.
Workshop mit Shurga Schrammel
Anm.: Frauenhetz, 3., Hetzgasse 42/1,
T. 715 98 88; eur 69,-/39,-
30. 6., 10-17.00, Wien
Websites suchmaschinenfreundlich
gestalten
Anm.: Webakademie – von Frauen für
Frauen 1., Schotteng. 33,T. 96 90 207; eur 305,-
1.-5. 7., 10-14.00, Wien
Workshop für Mädchen mit Übergewicht. Mit Martina Nöster
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 174,-
4.-6. 7., Wien
Bits don’t bite. Lernen, experimentieren und gestalten mit Neuen Medien.
Intensiv-Workshop für Eltern, MulitplikatorInnen und andere, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben
Anm. (bis 4.6.) schriftlich: ifp, 1080 Wien,
Albertgasse 35/II
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
2. 6., 13.00, Wien
Katharina Pewny:„Ihre Welt bedeuten.
Feminismus – Theater – Repräsentation“. Buchpräsentation, Brunch und
Podiumsdiskussion mit L. Axster, R.
Hagyo, B. Krondorfer, M. Stecher und
M. Wischer
Frauenhetz, 3., Hetzgasse 42/1
3. 6., 19.30-21.00, Wien
E. Reif: „Das Bild der Frau im Islam“
VHS Landstraße, 3., Hainburgerstraße 29,
T. 715 08 00
3. 6., 19-21.00, Graz
Claudia Scheer: „Körperlich gesund,
aber krank vor Angst? Angst- und
Panikattacken“
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; eur 5,-
10. 6., 17-19.00, Wien
Sonja Karasegh: „Fragestunde zu
Barrieremethoden und natürlicher
Empfängnisregelung“
Hebammenakademie – SemmelweisFrauenklinik, 18., Bastiengasse 36-38,
Haus 1, 2. Stock; eur 15,-
10. 6., 20.30, Wien
Helga Neumayer: „Histörrische
Frauen: Die Schwestern Mirabal“
kosmos.frauenraum, 7., Siebensterngasse 42,
T. 523 12 26
11. 6., 18.30, Wien
Diskussionsforum: „Ad Integrationsvertrag“. Mit Terezija Stoisits,
Michaela Judy und Frauen von Orient
Express, Miteinander Lernen, LEFÖ
und Peregrina
Frauenhetz, 3., Hetzgasse 42/1
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48,T. 0316/83 79 98; eur 5,-
16. 6., 18.30, Wien
Marcella Stecher: „Fetischistische
Strategien: lesbian genders“
Frauenhetz, 3., Hetzgasse 42/1
17. 6., Wien
Diskussion: „Was haben feministische
mit transgender Politiken zu tun?“
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11
19. 6., 19-21.00, Graz
Karin Hochreiter: „Fruchtbarkeitswahrnehmung, Eisprung, Sexualität“
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; eur 5,-
Frauenhetz, 3., Hetzgasse 42/1
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; eur 5,-
5. 6., 20.00, Graz
S. Groth:„Selbstuntersuchung der Brust“
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; eur 5,-
6.-7. 6., Wien
Tagung „Schule – Gewaltprävention –
Geschlecht“. Mit Elisabeth Eckhart,
Ulli Klammer, Carmen Unterholzer,
Gerda Sengstbratl, Michaela Sodl,
Angelika Trabe u.a.
Institut für Freizeitpädagogik, 8.,
Albertgasse 35. Anm.: efeu – Verein zur
Erarbeitung feministischer Erziehungsund Unterrichtsmodelle, 3., Hetzgasse 42/1,
T. 966 28 24; eur 40,-
23. 6., 13.00, Wien
High Noon. 25 Jahre Frauencafé und
Buchhandlung Frauenzimmer. Diskussion über Orte feministischer Öffentlichkeiten, Frauen-Genealogie,
Existenz- und Lebensweisen,
Generationenwandel u.a.
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11
24. 6., 18.30, Wien
Judith Fischer:„Vampirinnen on video“.
Videoscreening inkl. side remarks
Frauenhetz, 3., Hetzgasse 42/1
26. 6., 19-21.00, Graz
Karin Hochreiter: „Vaginale und
klitorale Selbstuntersuchung“
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; eur 5,-
24.-26. 10., Alpbach
Kongress Essstörungen. 10. Int. Wissenschaftl. Tagung
Info: Netzwerk Essstörungen, 6020
Innsbruck, Fritz-Pregl-Str. 5, T. 0512/57 60 26
a u s s te l l u n g
Dauerausstellung, Wien
Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,
Mo-Fr 8.30-19.30 Uhr
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch für lesbische (Co-)Mütter
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 1. Mo, 19.30,
eur 3,6/Abend
Internet-Cafe für Frauen und
Mädchen. Auch Anfängerinnen.
Kinderbetreuung
bis 18. 8., Wien
Adrian Piper:„seit 1965“. Retrospektive
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,
T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr
Generali Foundation, 4., Wiedner
Hauptstraße 15; Di-So/ Fei 11-18.00,
Do bis 20.00
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da noch nicht so
sicher sind
bis 29. 6., Wien
Akida/Irene Schwarz: „femmes“
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29/7,
T. 89 58 440. Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr;
eur 21,-/Abend
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11
6. 10., Wien
Aller Anfang. Eine Kulturgeschichte
der Geburt
Galerie Göttlicher, 3500, Steiner Landstr. 88;
Mi-Fr 15-18.00, Sa 10-12.00 Uhr
12. 6., 19-21.00, Graz
Karin Hochreiter: „Weibliche Orte
und Rhythmen: Organe, Zyklus,
Menstruation“
f i x te r m i n
Montag
Kunsthalle Exnergasse, 9., Währinger
Straße 59; Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00 Uhr
Rathaus Graz. Info:
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; eur 5,-
5. 6., 19.00, Graz
Sylvia Groth: „Mammographie“.
Info und Diskussion für eine informierte Entscheidung
bis 15. 6., Wien
Ilse Haider: „Die tröstende Camera“.
Videoarbeit
Museum für Volkskunde, 8., Laudongasse 15-19; Di-So/Fei 10-17.00 Uhr
22. 6., 18.30, Wien
Leah Czollek: „Aspekte jüdischer
Denktradition: Dialogisierend im
Dilemma – hinaus“
Info u. Anm.: Aids Hilfe Wien, Dr. E. Berger,
6., Mariahilfer Gürtel 4, T. 595 37 11/93
Technisches Museum, 14., Mariahilfer
Straße 212; Mo-Sa 9-18.00, Do bis 20.00,
So/Fei 10-18.00 Uhr
11. 6., 18.30, Graz
Sylvia Groth: „Wechseljahre: Schein,
Sein. Hormone und der Lebensalltag“.
Kritische Infos zur Hormonbehandlung
4. 6., 16.15-17.30, Graz
Christine Saiko-Jogan:„Ess-Störung meines Kindes – Was tue ich als Mutter?“
5. 6., Wien
HIV/AIDS-Update Gynäkologie und
Geburtshilfe. Für Hebammen,
Pflegepersonal, GynäkologInnen und
SozialarbeiterInnen
bis 22. 9., Wien
Margherita Spiluttini: „Nach der
Natur. Konstruktionen der Landschaft“. Fotografien
bis 8. 6., Krems-Stein
Margherita Spiluttini: „In touch“.
Architekturfotografie
bis 22. 6., Salzburg
Inge Morath: „New York“
Galerie Fotohof, 5020, Erhardplatz 3;
Mo-Fr 15-19.00, Sa 10-13.00 Uhr
3. 6., 18.30, Wien
Vernissage: Christa Zauner &
Michaela Göltl: „Unterm Horizont“.
Fotoarbeiten Frauenhetz, 3., Hetzg. 42/1
3.-26. 6., Graz
Künstlerinnen auf ihren Wegen
Café palaver, 8020, Griesgasse 8
lesung
8. 6., 14-18.00, Wien
MultiKids - Multikulturelles Theaterfestival für Kinder. Eröffnung: „Prominente erzählen ihr Lieblingsmärchen“.
Mit Gabriele Schuchter, Elisabeth Augustin, Radha Anjali, Maria Bill u.a.
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5;
Eintritt frei!
10. 6., 20.30, Wien
Visionen 2002. Lesung der Frauenhetz
aus alten und neuen Texten zu feministischer Bildung
TÜWI, 19., Peter Jordan-Straße 76
10. 6., Wien
Helga Pankratz: „Aus lesbischer Sicht“.
Glossen und Kommentare zum
Zeitgeschehen
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11
21. 6., 19.00, Wien
Literarischer Salon. 4 Lesungen zum Thema „Kommunikation auf allen Ebenen“
Stichwort, 15., Diefenbachgasse 38/1
24. 6., 20.30, Wien
Lela Wiche: „Histörrische Frauen:
Waris Dirie“
kosmos.frauenraum, 7., Siebensterngasse
42, T. 523 12 26
s e l b s t v e r te i d i g u n g
7.-8. 6., Wien
SV-Grundkurs für Mädchen
Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 2224/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45; eur 22,-
Frauen-Lokal-Abend der HOSI-Lesben
Linz
Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.
Jeden Mo ab 18.00 Uhr
Politisches Café
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602
200. Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr
Elterngruppe. Für Eltern homosexueller Töchter und Söhne
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36, T. 0732/
60 98 98/1. Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr
Frauencafé
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200. Jeden Mo 18-22.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen zum
Thema: Verlust eines Kindes
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22.
Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr
Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv
begegnen
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.
Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr
Frauencafé
FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.
Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39
Dienstag
Gynäkologische Kummernummer
F.E.M., T. 01/476 15/57 75.
Jeden Di 9-12.00 Uhr
Therapeutische Gruppe für Frauen
mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen. Mit Bettina Reinisch
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;
eur 21,-/Abend
Team for girls: Gruppe für weibliche
Lehrlinge
Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/
Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45.
Jeden Di 18-21.00 Uhr
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen
AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.
T. 0732/60 22 00/60.
Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,
[email protected].
Jeden Di 14-18.00 Uhr
7.-8. 6., 14.30-18.30, Zwettl
SV für Mädchen von 10-14 Jahren, Technik: Drehungen. Mit Rosemarie Ertl
Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe für Mütter von Kindern mit
Essstörungen.
Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstraße 2,
T. 02822/522 71/0; eur 14,53
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98.
Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr
an.künden
Telefonische Verhütungsberatung –
kompetent, anonym, kostenlos
Selbsthilfegruppe für Frauen nach
einer Scheidung/Trennung
Frauengesundheitszentrum Graz,
T. 0664/99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr.
Infos auch unter
http://www.fgz.co.at/links.htm
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer
Str. 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00 Uhr,
jeder letzte Fr speziell für Mädchen!
Frauenselbsthilfe nach Krebs
Resis.danse-Tanzabend
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,
T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr
Brot & Rosen, 12., Ratschkygasse 48.
Jeden Fr 21.00 Uhr
Selbsthilfegruppe: „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr
Mittwoch
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Angststörungen
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30;
eur 3,6/Abend
Come in. Offene Gruppe für Lesben
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 81 50.
Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr
HOSI Lesbengruppe
Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.
Jeden Mi ab 19.00 Uhr
Open House – Für Frauen, die Kontakt
zu anderen Frauen suchen
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,
T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr
Intenet-Café von Frauen für Frauen
Donnerstag
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Comgirls. Kostenlos chatten, mailen
und surfen für Mädchen
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.
Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/Stg. 1/
Top 1, T. 789 45 45/14.
Jeden Do 16-19.00 Uhr
Treffpunkt für junge Lesben bis 25
Selbsthilfegruppe für Frauen mit Essstörungen. Mit Olivia Wollinger
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung
Anm: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,
T. 0732/60 98 98.
Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00 Uhr
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und
Freundinnen
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.
T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr
Frauendisco
Kostenloser Deutschkurs für Migrantinnen. Mit Irmtrud Pohl
Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.
Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr
Samstag
Widerstandslesung. Künstlerische
Beiträge (lesen, spielen, singen,
feuerschlucken etc.) willkommen:
Club Anderwelt
http://www.awadalla.at/el/kalender.at
Botschaft der besorgten BürgerInnen,
1., Ballhausplatz 1a.
Jeden Do 17-19.00 Uhr
Sonntag
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.
Jeden 3. Mi 20-24.00,
Anm f. Massage T. 892 78 64
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Brustkrebs
Feministische Schreibwerkstatt
Anm.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169, T. 988 98 214.
Jeden 3. So 16-20.00 Uhr
Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,
Schwimmbecken und Tepedarium.
Women only ...
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/
Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.
Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen
Anm.: Notruf für vergewaltigte Frauen u.
Mädchen, T. 523 222. Jeden Mi 18.00 Uhr
FrauenART – offenes Atelier für Frauen. Lustvolles Experimentieren steht
im Vordergrund, keine künstl. Vorkenntnisse nötig
Jeden 1. Mi.abend. Info & Anm.:
Anna Rakos, T. 478 63 88
Dein Körper, deine Verbündete. Gruppe für Frauen, „einfach zum Wohlfühlen“. Mit Andrea Scheutz
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,
eur 21,-/Abend
Bücherflohmarkt. Der Erlös kommt
dem Deutschkurs für ausländ. Frauen
zugute
Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Verkauf u. Abgabe von
Büchern jeden Mi 9-12.00 Uhr
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11.
Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr
sistaDance-Toptraining
4., Rienößlgasse 4. Jeden Do
Treffpunkt Internetcafe. surfen –
mailen – chatten und dazwischen
plaudern. Mit Sylvia Körbler
Frauenberatung, 3910 Zwettl,
Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3. Do
16-19.00, T. 02822/522 71-0
Die Tür – Frauencafe
7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,
T. 02682/66 124; 7210 Mattersburg,
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.
Jeden Do 10-12.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Angehörige von
Frauen, die von sexualisierter Gewalt
betroffen sind
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr
Gynäkologische Ordination und „zweite“ Meinung. Mit Marianne Stögerer
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.
Jeden Do
6., Theobaldgasse 10.
Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr
Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln „á la Sonja“ und Spezialistinnen für Hand, Fuß, Düfte und Massage
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., Wielandgasse 2-4. Jeden 1. So
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,
T. 05574/ 45 538. Jeden 1. So ab 11.00 Uhr
nach Vereinbarung
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1,
T. 714 39 39
Adrian Piper
Nur wenige Künstlerinnen können auf ein derart
vielseitiges Werk verweisen wie Adrian Piper. 1948 in
Harlem/New York geboren, feierte sie schon bald
nach Abschluss ihres Kunststudiums beachtliche Erfolge als Malerin und Konzeptkünstlerin. Gleichzeitig
absolvierte sie noch ein Philosophiestudium und ließ
ihre theoretischen Überlegungen in ihr Werk einfließen. Ihre frühen Installationen und Collagen wurden zunehmend von Performances abgelöst. Seit den
80er Jahren konzipiert sie Arbeiten zu den Themen
Rassismus und Xenophobie als Akt politischer Kommunikation, verzichtet dabei aber auf eine elitäre
„Kunstsprache“. Die Ausstellung, die in Folge auch in
anderen europäischen Institutionen zu sehen ist, umfasst neben vielen konzeptionellen Werken auch eine
Reihe von Audio- und Videoarbeiten.
bis 18. 8., Di-So 11-18.00, Do bis 20.00 (Fei bis 18.00); Generali
Foundation, 4., Wiedner Hauptstraße 15
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen. Mit Isabella Ammering
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 72; Erstgespräch kostenlos!
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Help – schnelle Hilfe für junge Leute
bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe und
Sexualität
Einzelberatung und Therapie bei Essstörungen für betroffene Frauen und
Eltern. Mit Renate Gänszle
Video-Workshop „Essstörungen einmal anders“. Mit Renée Frauneder
und Martina Nöster
F.E.M., T. 476 15/57 71
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!
Schreibwerkstatt für Frauen.
Mit Fini Zirkovich
Freitag
Frauendisco. Powered by Las Chicas
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“
Mit Martina Nöster
Literaturhaus Mattersburg.
Jeden Mi 19.00 Uhr. Anm.: T. 02626/677 10
Rosebud, 2., Obere Augartenstraße 5.
Jeden Fr ab 21.00 Uhr
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Einzelberatung und Therapie bei
Essstörungen für Mädchen.
Mit Martina Nöster
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit Bulimie
und Magersucht
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
juni 2002an.schläge 45
an.künden
Arbeitsgruppe für Frauen mit
sexuellen Missbrauchserfahrungen
in der Kindheit
Verein Frauen beraten Frauen, 1.,
Seitenstetteng. 5/7. Info: T. 0676/717 29 67
Engel + Joe
Die 15-jährige Ausreißerin Joe und der 17jährige
Ex-Junkie Engel treffen
einander im strömenden Regen und eines ist
klar: Liebe auf den ersten Blick. Doch die Liebe sucht sich selten den
einfachsten, geraden
Weg, und so treiben die
beiden Jugendlichen
zwischen Hochs und
Tiefs im emotionalen
Strudel. Regisseurin
Vanessa Jopp hat diese
moderne Romeo & Julia-Story im deutschen
Punkmilieu angesiedelt
und durch die sozialpolitische Komponente
einen kraftvollen,
erfreulich unkitschigen
Film geschaffen.
ab 31. 5. in den österreichischen Kinos
Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen. Mit Renate Gänszle
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Schulworkshops zum Thema Essstörungen. Mit Renate Gänszle und
Martina Nöster
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Sexualberatung.
Mit Renate Türk-Lindmaier
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Schwanger – was nun? Beratungshotline
F.E.M., T. 476 15/57 71
Coaching und Supervision für berufstätige Frauen. Mit Susanne Schmölzer
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Coaching für berufstätige Mütter. Hilfestellung zur Orientierung und Selbstpositionierung. Mit Gundi Grunner
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Einzelberatung für Frauen in der Lebensmitte – die „berüchtigten“ Wechseljahre. Mit Helga Kalmar
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Your line. Für Mädchen, die gerade
eine Lehre machen und darüber reden
wollen
Sprungbrett, T. 789 45 45/12.
Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr
46 an.schlägejuni 2002
Women first: Selbstbestimmung für
behinderte Frauen
Fr 19.00-19.15
hot news for the sisters
Radio Orange 94,0 MHz
Jeden 1. u.3. Fr 16.30-17.30
SPACEfemFM. Frauenradio
Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)
Info: Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1,
T. 714 39 39
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge
für Frauen. Auch muttersprachliche
Beratung
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,
Raugasse 16, T. 02622/825 96.
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;
7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2
T. 02682/66 124
tanz.fest
15. 6., 21.00, Wien
Frauenfest, powered by Frauencafé
Franz. Kulturinstitut, 9.,
Währinger Straße 30
21. 6., 20-22.00, Wien
happyOur. Tolle Cocktails, Piano-LiveMusic von Brigitte, Jazz-Standards &
Improvisationen
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11
Frauenberatung
27. 6., Wien
Sommerfest im Mädchengarten. Spielen, grillen, kennenlernen. Für Töchter,
Mütter und andere interessierte Frauen
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Mädchengarten, 11., Hauffgasse 26, Eing. b.
Fuß- und Radweg „Am Kanal“. Info: Verein
Wirbel, 6., Hofmühlg. 20/18, T. 587 36 83/30;
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und
Essstörungen
ISIS, 5020 Salzburg, Willibald
Hauthalerstr. 12, T. 0662/44 22 55
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.
Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr
Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch. Einmalige, kurzfristige Unterstützung in einer schwierigen Lebenssituation. Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98; eur 22,50
r a d i o . f i x te r m i n
Jeder 1. Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Radio Orange 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)
Di 18-19.00
ta mera – an Orten wie diesen.Von Frauen für Frauen.Von Lesben für Lesben
Radio Orange 94,0 MHz
Mi 18-19.00
Abwechselnd: orangina – Fanzine zu
Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po – Die Sendung für
die ganze Frau
Radio Orange 94,0 MHz
Mi 20.05-20.20
Das Frauenzimmer. Die Plattform für
eine frauenspezifische Information
diverses
1. 6., 10.30, Wien
Stadtspaziergang: „Wien und sein
jüdisches Erbe“. Mit Anneliese Otte
Anm.: AERA, 1., Gonzagagasse 11,
T. 533 53 14; eur 13,- inkl. Frühstück
3. 6., 19.00, Linz
Politisches Café. Thema: „Gendermainstreaming“
Autonomes Frauenzentrum, 4020,
Humboldtstraße 43, T. 0732/60 22 00
5. u. 24. 6., 16-19.00, Wien
Fähigkeitencheck. Mädchen entdecken ihre Stärken für ihre berufliche Zukunft. Für Mädchen zwischen
7. u. 9. Schulstufe
Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 2224/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45; kostenlos!
15.-16. 6., Linz
Frauenbildungsreise. Gemeinsam veranstaltet mit Grüner Bildungswerkstatt
Info: Autonomes Frauenzentrum, 4020,
Humboldtstraße 43, T. 0732/60 22 00
21. 6., 19.00, Linz
Frauenfeuer
Info: AFZ, 4020, Humboldtstraße 43,
T. 0732/60 22 00
25. 6., 15-18.00, Wien
Babyclubbing:„Hitzefrei!“. Babygerechte summer-vibes, Kulinarisches und Fingerfood, Barfußzone und Relax-Raum
Technisches Museum, 14., Mariahilfer
Straße 212. Info: Sprungbrett, T. 789 45 45
thema
Frauen und Reisen
Sind die Angebote für die weibliche Reiselust tatsächlich nur auf Beautyfarmen und Wellness-Trips
beschränkt? Eine Fahrt durch die Ferienbranche.
österreich
Kindeswohl
Anlässlich des Ein-Jahres-„Jubiläums“ der neuen
Obsorge-Regelung, werfen wir einen Blick auf die
PartnerInnenschaftlichkeit à la Schwarz-Blau.
international
Palästina vs. Israel
Die Perspektive von Frauen wird dabei oft vernachlässigt. Wie erleben sie die Auseinandersetzungen
und Konflikte zwischen Palästina und Israel?
an.schläge gibt`s in folgenden Buchhandlungen
29. 6., Wien
Regenbogen-Parade
Ringstraße
29. 6., 14-15.30, Graz
FrauenStadtSpaziergang – Diskussionen auf der Straße: „Wissenschafterinnen“. Mit B. Dorfer und I. Wieser
Treffpunkt: Uni-Kreisverkehr/Sonnenfelsplatz, Eingang Mensa
Radio Orange 94,0 MHz
Redaktionsschluss
Jeden 2. Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums
Termine 7-8/02: 10.6. 2002
Radio Orange 94,0 MHz
im juli/august
25. 6., 10-17.00, Wien
Yo! Einstein! Lust auf Mathematik und
Physik! Event für junge Menschen
Mi 18.00-19.00
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/frauenforum
Do 18-19.00
HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/
La manifesta (2. Do)/Görls linkup
(3. Do)/Lourdes (4. Do)
an.schläge
WUK-Museum, 9., Währinger Straße 59
Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz
RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)
aus.blick
[email protected]
Winter
Zentralbuchhandlung
Ebbe & Flut
Jeller
Südwind
Frauenzimmer
Riedl
Löwenherz
Südwind
1010
1010
1030
1040
1070
1070
1080
1090
1090
Landesgerichtsstr. 20
Schulerstr. 1-3
Radetzkystr. 11
Margaretenstr. 35
Mariahilferstr. 8
Zieglergasse 28
Alser Str. 39
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
„Schatten der Zivilisation –
Europa und das neue Gesicht der (Frauen) Migration“
7. Fortbildungsseminar des Vereins LEFÖ
3. - 5. Juli 2002 in Puchberg/Wels
Einerseits versuchen die EU-Staaten sich immer mehr gegen EmigrantInnen abzuschotten. Seit dem 11.
September wird nun vor allem unter dem Schutzmantel der Terrorismusbekämpfung versucht, leise und heimlich verschärfte Gesetze und noch restriktivere Maßnahmen einzuführen. Andererseits kann nicht übersehen
werden, dass das Potential der heimischen Wirtschaft mit billigen, flexiblen und rechtlosen MigrantInnen
gestärkt wird. Die Rechte der MigrantInnen werden dadurch immer noch stärker beschnitten. In unserem heurigen Seminar werden wir einen kritischen Blick auf diese Entwicklungen werfen. Der inhaltliche
Schwerpunkt liegt in der Politik der EU-Staaten und der Migration von Frauen. Was bedeuten die neuesten
Entwicklungen auf österreichischer- und EU-Ebene für unsere Arbeit und in welche Richtung können wir weitergehen? Und wie sehen unsere ersten Einschätzungen diesbezüglich aus. Dieses Seminar sollte uns Raum
geben vertiefend auf dieses Thema einzugehen und ausführliche Diskussionen zu führen. Die Kernfrage dabei ist:
welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf die Migration von Frauen und auf die Lebens- und
Arbeitsbedingungen der Migrantinnen in Österreich und innerhalb der EU. Welche politischen Ziele verfolgen
wir weiter und mit welchen Strategien?
PROGRAMM
Mittwoch, 3. Juli
12.30 Mittagessen und Begrüßung
14.00 Einführung in das Seminar und gegenseitiges Vorstellen der Teilnehmerinnen
15.30 Einstiegsreferat: Migrantinnen – informeller Sektor – Profit der Wirtschaft, Marion Böker, KOK
(Koordinierungskreis
gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess
e.V.) Potsdam
17.00 Wohin tendiert die europäische Migrationspolitik? (Unter besonderer Berücksichtung der Situation von
Frauen),
Karin König, WIF (Wiener Integrations Fonds)
Donnerstag, 4. Juli
9.00 Impulsreferat: Das österreichische Integrationspaket und seine Auswirkungen auf Migrantinnen, Doris
Einwallner,
Juristin/Rechtsanwaltsanwärterin
anschließend Arbeitsgruppen: Neue österreichische Integrationspolitik: Konsequenzen und neue
Problemstellungen in
unserer Beratungs- und Bildungsarbeit AK-Leiterinnen: Doris Einwallner und
Gamze Ongan, Peregrina (angefragt)
14.30 Impulsreferat: Initiativen illegalisierter Frauen/Menschen in Europa, Marianne Schertenleib, FIZ
(Fraueninformationszentrum, Zürich), Ailin Llanquiray, Sol-Latina (Deutschland)
anschließend Arbeitsgruppen: Illegalisierte MigrantInnen in Österreich: Forderungen, Chancen und
zukünftige
Strategien, AK-Leitung: Mitarbeiterin von LEFÖ und N.N.
18.00 Plenum
Freitag, 5. Juli
9.30 Open Space
11.30 Abschlussdiskussion
Moderation: Bernadette Karner, LEFÖ
Seminarbeitrag: EURO 130,- (inkludiert Unterbringung in Ein/Zweibettzimmern, Vollpension,
Teilnahmegebühr, Unterlagen)
Seminarort: Bildungshaus Schloss Puchberg/Wels, A-4600 Wels, Tel.: 07242/47537, Fax.: 07242/4224555
Konzeption und Organisation: Maria Cristina Boidi, Elisabeth Harrasser, Bernadette Karner
Unterstützt und finanziert durch: MA 57/Frauenbüro der Stadt Wien
an.schläge
Nr. 06/02, juni 2002/16. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M
zu.schläge
Nummer 0, Juni 2002
reisen
Fo t o : Pe t ra Ö l l i n g e r
Achtung: Reisefiebergefahr!
Wir haben sie geschafft: unsere neue Beilage
„zu.schläge". Auch hier bleiben wir unserem
Motto treu, mittels niveauvoller Berichterstattung frauenrelevante Aspekte aufzuzeigen.
Jede Ausgabe ist einem Schwerpunkt gewidmet. Im Mittelpunkt steht der Servicecharakter
mit Adressen, Tips und Ratschlägen.
Den Reigen eröffnet, passend zum baldigen
Sommerbeginn: Frauen und Reisen. Wir packten
unsere (virtuellen) Koffer und machten uns auf
die Pirsch nach Antworten auf Fragen wie:
Erschöpft sich das Urlaubsangebot für Frauen in
Beautyfarmen und Wellness-Trips? Ob fernwehgeplagt oder Sehnsucht nach Seele baumeln
lassen, ob auf Frauenspuren in Österreichs
Städten oder Urlaub am Bauernhof, ob
Nordland-Freundin oder on tour with kids, hier
findet die reisefreudige Leserin einen Überlick
über die verschiedenen Aspekte des Unterwegsseins. Die Lektüre der „zu.schläge" soll
Urlaubsgefühle wecken und Lust darauf machen, Neues zu entdecken.
Viel Vorsommer-Lesevergnügen wünscht die
Redaktion!
zu.schläge
Abseits von Sisi-Kitsch
reisen
„Die offizielle Geschichtsschreibung und die öffentliche Erinnerung in Form
von Denkmälern, Gedenktafeln oder Büchern vernachlässigt den Anteil der
Frauen“, lautet die Maxime von Stadtführerin Petra Unger. Petra Öllinger und
Anni Bürkl wandelten mit ihr auf weiblichen Spuren durch Wiens Innenstadt.
Wer suchet, die findet? Johann Strauß? Steht
im Stadtpark. Wolfgang Amadeus Mozart?
Steht im Burggarten. Eugenie Schwarzwald?
Steht nirgendwo. Lina Loos? Steht nirgendwo.
Lediglich zwei von den 100 Denkmälern historisch bedeutender Personen in Wiens Innenstadt sind Frauen gewidmet: Maria Theresia
und Kaiserin Elisabeth. Eine Gedenktafel an
der Michaelerkirche dankt den Frauen Österreichs für „heldenhaftes Wirken im Weltkriege
1914-1918“. Petra Unger, Kulturvermittlerin und
Stadtführerin, möchte diesem Verborgen- und
Vergessensein von Frauen in der Geschichte
entgegenwirken, weshalb sie einmal im Monat
spezielle Frauenstadtführungen veranstaltet,
um weibliches Wirken bei historischen
Ereignissen zu thematisieren.
Kopfgeburten und Allegorien. Parlament, 14.00
Uhr. Den Anfang des Rundganges macht eine
griechische Göttin: Pallas Athene. Die kopfgeborene Tochter von Zeus stellt einen ersten
Anknüpfungspunkt zur Gegenwart dar. Sie
war Kriegerin und durfte keine Mutter sein;
auch heute noch ist die Vereinbarkeit von
Beruf und Mutterschaft schwierig. Eine genauere Betrachtung der steinernen Figuren,
die sich am und um das Parlament tummeln
zeigt: Historische Personen sind Männer,
Frauen reichen nur zu Allegorien von Flüssen
und Monarchievölkern, von Exekutive und
Legislative.
Beim Denkmal der österreichischen
Kaiserin Elisabeth im Volksgarten stellt sich
die bange Frage, ob deren Geschichte noch
Spannendes bieten kann. Sie kann! Für viele
Mädchen und Frauen bietet Elisabeth attraktive
Fo t o : Pe t ra U n g e r
Anknüpfungspunkte: ihr unglückliches Leben,
ihre Magersucht und ihre Widerständigkeit in
vielen Bereichen. So war sie aufgrund ihrer
Magersucht ständig in Bewegung , obwohl
von Frauen körperliche wie geistige Unbeweglichkeit gefordert wurde. Sie bestand darauf,
ihre Kinder bei sich zu behalten – für den kaiserlichen Hof, der auf Traditionen pochte, eine
Ungeheuerlichkeit.
Großes Schlachten. Die ersten Diskussionen in
der Gruppe beginnen auf dem Weg zum Heldenplatz. Es ist der Platz der Helden – nicht
der Heldinnen. Keine Rede von den Frauen,
deren Einsatz es während der Kriegsereignisse
zu verdanken war, dass das Leben weiterging.
Die Trümmerfrauen, die nach dem Krieg maßgeblich am Wiederaufbau beteiligt waren? Sie
haben keinen Platz am Heldenplatz. Auch die
Zivilbevölkerung findet keine Erwähnung. Das
Denkmal des „Unbekannten Soldaten“ hätte
als „Denkmal der Abgeschlachteten“ eindringlichere Wirkung.
In der Hofburg macht Petra Unger einen
kurzen Ausflug in die Geschichte der Zeitrechnung. Was uns heute selbstverständlich erscheint – nämlich immer und überall zu wissen wie spät es ist – war es früher keineswegs. Das Bestehen auf einer Uhr in der
Fabrikhalle war Teil des ArbeiterInnenkampfes.
Nun war es kaum noch möglich, die ArbeiterInnen zu betrügen, indem man ihnen einredete, sie müssten noch weiter arbeiten, obwohl bereits Feierabend war. Tipp: ein Besuch
im Uhrenmuseum, wo auch Stücke von Marie
von Ebner-Eschenbach zu finden sind, die eine
leidenschaftliche Uhrensammlerin war.
„Frauenbude“ Privatzimmervermittlung in Berlin (nur von & für Frauen)
Tel.: 0049/30/62707406, Internet: http://www.frauenbu.de
Fo t o : Pe t ra U n g e r
Kaffeehausliteraten. Sie lesen richtig: ohne
„-Innen". Frauen ohne männliche Begleitung
hatten etwa ins alte Café Griensteidl keinen
Zutritt. Als Gegenöffentlichkeit gründeten sie
Salons. Bei einer Melange im heutigen Café
Griensteidl holt Petra Unger den revolutionären Architekten Adolf Loos („Das Ornament
ist ein Verbrechen“), die Autoren Egon Friedell,
Peter Altenberg & Co. von ihrem Podest. Große
Geister wurden viele aufgrund der Unterstützung von Frauen. Auch wenn sie für Egon
Friedell nur „zufällige Anregungen sind“, wie
er der Schauspielerin und Autorin Lina Loos
schreibt. In der Bösendorferstraße findet sich
eine Gedenktafel an Adolf Loos – der sich von
immer jüngeren Frauen angezogen fühlte,
und letztlich wegen Kindesmissbrauch verurteilt wurde. Seine Frau Lina und deren Eltern,
die das Ehepaar vor allem finanziell unterstützten, werden mit keinem Wort erwähnt.
Marzipan und Korsettverbot. Beim Demel erfahren die Spaziergängerinnen, dass zumindest
die „Ahnfrau“ der Nobelkonditorei nicht völlig
unsichtbar bleibt. Sie sitzt als Marzipanfigur
im hauseigenen Museum im Kellergeschoss.
Unsichtbar ist hingegen das Werk von
Eugenie Schwarzwald in der Wallnergasse.
Nichts erinnert an die von ihr gegründete
„Schwarzwaldschule“, eine Bildungsstätte für
Angela Heissenberger
Mit Kind und Kegel
Wer mit den Kindern auf Urlaub fährt, ist
anschließend erst recht urlaubsreif? Stimmt
nicht. Immer mehr Pensionen und Hotels in
Österreich locken mit baby- und kindgerechter Ausstattung und Tagesbetreuung. Zwar
nicht ganz billig, aber das Vergnügen lohnt
sich: Während sich die Kleinen am AbenteuerSpielplatz oder im Streichelzoo vergnügen,
können Mami und Papi getrost ihre verspannten Schultern massieren lassen, einen Ausflug
Mädchen. Als Zeichenlehrer fungierte Oskar
Kokoschka und Musiklehrer war Arnold
Schönberg. Neben der geistigen Förderung
der Mädchen, war auch deren körperliche
Entwicklung ein Anliegen von Eugenie
Schwarzwald: Es herrschte Korsettverbot, die
Mädchen absolvierten Turn- und Gymnastikübungen auf dem Dach der Schule. Eugenie
Schwarzwald agierte auch als Netzwerkerin.
In ihrem Salon in der Josefstädterstraße trafen sich die Wiener Intellektuellen.
Auch die Teilnehmerinnen am Frauenstadtspaziergang entpuppen sich als Netzwerkerinnen. Visitenkarten werden ausgetauscht, auf dem Weiterweg stellen sie Überlegungen an, wie der Unsichtbarkeit von
Frauen entgegengewirkt werden kann. Eine
Gedenktafel anzubringen, wäre kein großes
Problem, klärt Petra Unger auf. Jede Privatperson, jeder Verein könne eine solche aufhängen. Voraussetzung sei die historische
Korrektheit und das Einverständnis der
HauseigentümerInnen.
Am Graben angekommen, fällt der Blick
auf eine alte Frau, verkrüppelt, zahnlos. Eine
junge Schönheit stößt sie in den Abgrund:
Die Pestsäule. Das Motto der allegorischen
Figuren: Die Tugend besiegt die Pest. Das
Junge besiegt das Alte. Schräg gegenüber ist
eine Palmers-Filiale – wie passend.
❚
machen oder auch einfach nur „Bleichgesicht“
im Indianerdorf spielen, also auf der faulen
Haut liegen. Die Animation übernehmen andere, so macht das heimliche Zuschauen, aber
auch das Mitmachen für die Eltern gleich
noch viel mehr Spaß. Selten sind so viele
strahlende Kinderaugen auf einmal zu sehen.
Sogar die Kleinsten vergessen in diesem
Spielparadies für einige Zeit der Eltern Hosenzipfel. Abends steigt dann die Zirkus-Party, bis
alle Elefanten und Löwen müde in die Betten
fallen. Aber nur kurz: Morgen wird das
Piratenland erobert.
www.kinderhotels.at
Informationen und Anmeldung bei Petra Unger
T. 01/595 29 62, e-mail: [email protected]
www.unbekannteswien.at
Frauenbildungs- und Tagungshaus
Altenbücken, Schürmannsweg 25
D 27333 Bücken
Tel. 0049-4251-7899
Fax 0049-4251-6291
internet: www.altenbuecken.de
[email protected]
Hotel für Frauen
Gertrud-Kolmar-Straße 5
10117 Berlin Mitte
Tel.0049/30/22489096
www.hotelintermezzo.de
FRAUEN UNTERWEGS
FRAUEN REISEN
www.frauenunterwegs.de
[email protected]
Tel. 0049 / 30 / 215 10 22
Fax. 0049 / 30 / 216 98 52
Potsdamer Str. 139, D 10783 Berlin
250 Städte-, Studien-, Aktiv- und
Erholungsreisen
Bitte Katalog anfordern
www.MondesFrauenLANDhaus.com
Fo t o : A r c h i v
zu.schläge
reisen
Petra Öllinger
Grazer Stadtgeschichte
Seit 1991 leiten Brigitte Dorfer und Ilse Wieser
feministische FrauenStadtSpaziergänge zur
lange verdrängten Frauengeschichte für
GrazerInnen und TouristInnen. Meist gibt es
keine sichtbaren Zeichen mehr, die auf Leben
und Arbeit der Frauen in der Stadt hinweisen.
Durch die Erzählung werden Bilder wachgerufen, die eine Grundlage für neues Geschichtsbewusstsein und Erinnerung an die Kraft und
Stärke von Frauen bilden. Seit dem zehnjährigen Jubiläum der „FrauenStadtSpaziergänge“
in Graz im Jahr 2001 präsentieren Brigitte
Dorfer und Ilse Wieser ein erweitertes Konzept:
„Diskussionen auf der Straße“. Ziel dieser neuen Form der Rundgänge zur Geschichte von
Frauen in Graz ist eine aktive Auseinandersetzung mit historischen Entwicklungen und
der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation von Frauen. Im Mittelpunkt stehen
Geschichten, Biographien und Erzählungen
von und über Grazer Frauen, geschichtlichen
Ereignissen und Prozessen. Die thematischen
Schwerpunkte der Rundgänge bilden Politik,
Bildung, Kunst, Sport und Wissenschaft, die
durch Diskussionen mit Fachfrauen aktualisiert werden. So ist der Rundgang am 29. Juni
Wissenschafterinnen gewidmet. Am 12. Oktober bilden Künstlerinnen einen Schwerpunkt.
Am 2. November wird beim Rundgang am
Leonardfriedhof der Frauen vergangener Tage
gedacht. Die Spaziergänge dauern von 14.00
bis 15.30 Uhr.
Treffpunkte: 29. Juni: Uni-KreisverkehrSonnenfelsplatz, Eingang Mensa; 12. Oktober:
Kunstuni, Eingang Leonhardstr.15; 2. November: Haltestelle Straßenbahn 7, Odilieninstitut.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung
ist nicht erforderlich.
Extra-Termine – auch in englischer Sprache –
sind möglich.
Information & Organisation: FRAUENSERVICE. Bildung. T. 0316/71 60 22-0
e-mail: [email protected] oder [email protected]
„EIN ETWAS ANDERER URLAUB“
JUGENDHERBERGEN IN
NIEDERÖSTERREICH
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1,
T. 01/920 16 76, Fax: 715 98 88,
e-mail: [email protected],
http://www.anschlaege.at
Mitarbeiterinnen:
„frauenreisen in alle Welt“, fon: 0049-30-7895-16-0 oder http://www.frauenserver.de
Frauenhotel artemisia Berlin, Brandenburgische Str. 18, D 10707 Berlin, T. 0049/30/8738905,
Fax/8618653, www.frauenhotel-berlin.de, [email protected]
Eva Steinheimer
Skandinavien:
Reiseziel für jederfrau
Was kann frau aber dazu bringen, statt in den
Süden in den Norden zu reisen? Die Tatsache,
dass die skandinavischen Länder als Vorreiterinnen in Sachen Gleichstellung der Geschlechter gelten, was sich etwa in einem beinahe
50%-Anteil von weiblichen Abgeordneten in
den Parlamenten zeigt, könnte zumindest einmal neugierig machen. An touristischen
Möglichkeiten bietet der Norden alles Erdenkliche. Die Distanz von der südlichen Grenze
Dänemarks bis zum Nordkap beträgt etwa
2000 km. Dementsprechend abwechslungs-
reich ist die Landschaft: endlose Sandstrände
und Dünen in Dänemark, Berge und Fjorde in
Norwegen, Wälder, Seen und Schärengarten
in Schweden sind nur ein paar klassische Beispiele. Die SkandinavierInnen sind sehr stolz
auf ihre vom Massentourismus unberührte
Natur und gegenüber allen Outdoor-Aktivitäten aufgeschlossen. Die beliebtesten Unterbringungsformen der Einheimischen sind
Camping oder Ferienhütten bzw. –häuser, die
es überall (vom Meer bis in die Berge) zu mieten gibt, und das im Vergleich zu österreichischen Feriengebieten zu niedrigen Preisen.
Welche keine Lust auf Outdoor und Selbstversorgung hat, sondern eher Großstadtliebhaberin ist, wird ebenfalls ihr Lieblingsplätzchen finden, ob klein und überschaubar in
Petra Öllinger (Koordination), Anni Bürkl,
Angela Heissenberger, Eva Steinheimer
Inserate, PR: Eva Melnik
an.schlaege Schrift: Martha Suttereger
Layout: Birgit Stachelberger
Druck: Reha Druck, Graz
Oslo, auf vielen Inseln erbaut und somit immer irgendwie auch in der Natur in Stockholm oder auf der Jagd nach Bier, Smørrebrød
und Nachtleben in Kopenhagen. Kinder sind
überall herzlich willkommen, und das nicht
nur als Marketingfloskel: Kindersessel im
Restaurant gehören ebenso zur Standardausstattung wie Wickeltische auf den Toiletten
(oft auch auf denen für Männer). Übrigens:
jede, die schon einmal in Skandinavien Urlaub
gemacht hat, wird bestätigen, dass die Gerüchte über das immer schlechte Wetter bei
weitem übertrieben sind. Und: fast alle, die
einmal da waren, kommen immer wieder.
http://www.skandinavien.de/ (zum Einstieg), http://www.arcor-online.de/
04/02/ck51.shtml (Links zu diversen Frauenreisenanbieterinnen), http:// www.
nordventure.de/ (Frauenreisebüro, z.B. Motorradreisen nach Skandinavien)