ROTWEISSROT Ausgabe II/2015 - Auslandsösterreicher

Transcription

ROTWEISSROT Ausgabe II/2015 - Auslandsösterreicher
ROTWEISSROT
Auslandsösterreicher
Journal 2/2015 € 3,–
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P (Vorteilstarif),
Retouren an: AÖWB, Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien.
KÄRNTEN
DIE GASTGEBER DER
WELTBUND-TAGUNG
AÖWB INTERN
DIE PRÄSIDENTENKONFERENZ
SCHMANKERLECKE
LAMMKOTELETTS
Wort & Klang
Literatur, Musik und Kunst
auf ganz großen und
sehr kleinen Bühnen
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2014/15
Das Factbook zur österreichischen
Wirtschaft für internationale Investoren
erscheint Mitte Juni 2015.
KONTAKTDATEN:
MARKUS WAGNER (CPG)
TEL.: +43/1/405 46 40-768
MOBIL: +43/664/14 15 878
E-MAIL: [email protected]
Inhalt/Editorial
Vorwort
Günter Düriegl
Chefredakteur
Teilnehmer der Präsidentenkonferenz vor einem Porträt des jugendlichen
Franz Joseph.
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© Cover: Willfried Gredler-Oxenbauer/picturedesk.com, Roland Pirker
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AÖWB intern
Präsidentenkonferenz 2015
Weltbund-Tagung
Das Programm
Auslandsösterreicher im Nationalrat
Rede von Präsident Chlestil im Parlament
AÖWB intern
Hohe Auszeichnung für Vizepräsident Götz
Klagenfurt
Die Hauptstadt im Süden
Kärnten
Die Gastgeber der Weltbund-Tagung
BM für Europa, Integration und Äußeres
Das Europäische Jahr für Entwicklung 2015
Ein Staat findet sich
Das erste Jahrzehnt der Zweiten Republik
AÖWB aktuell
Zwei Chöre der Spitzenklasse
Schwerpunkt-Thema
Wort & Klang
Aus den Bundesländern
Worüber man in Österreichs Regionen spricht
Österreich-News
Neues aus Wissenschaft und Kunst
Nachruf
auf Dipl.-Ing. Alban Vigelius
Österreicher in aller Welt
Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland
Schmankerlecke
Lammkoteletts mit grünem Frühlingsgemüse
Buchtipps
Interessante Neuerscheinungen
Impressum
Immer wenn die Frühlingsausgabe des ROTWEISSROT erscheint,
liegt die jedes Jahr stattfindende Präsidentenkonferenz keine zwei
Wochen zurück und sind die Vorbereitungen für die Anfang September
geplante Weltbund-Tagung 2015 in Klagenfurt nahezu abgeschlossen.
Das detaillierte Programm dieser Tagung liegt vor. Den Bericht über
die Präsidentenkonferenz zu lesen, empfiehlt sich: Was Präsident Dkfm.
Ing. Gustav Chlestil darstellte, sollte man zur Kenntnis nehmen und
durchaus beherzigen, was Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer
ausführte, ist bemerkenswert.
Bemerkenswert ist auch das Angebot des AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUNDES, gemeinsam mit der Stadt Klagenfurt erstmalig die
Gelegenheit wahrzunehmen, sich im Rahmen der Weltbund-Tagung
innerhalb eines Tages einen neuen Reisepass ausstellen zu lassen.
Machen Sie Gebrauch davon, es steht dafür.
Lohnenswert ist auch nachzulesen, was Präsident Chlestil bei der
„Enquete-Kommission zur Stärkung der Demokratie in Österreich“ im
Parlament ausführte. Der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND
hat Ansehen. Auch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Vizepräsident
Werner Götz bestätigt diese Wertschätzung.
Über all dies Erfreuliche zu berichten geht leicht von der Hand. Schwer
aber wird es, vom Tod eines Freundes, eines vornehmen Mannes, zu
schreiben: Am 5. April 2015 starb Dipl.-Ing. Alban Vigelius, wir gedenken seiner.
Auch dem Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges tragen wir
Rechnung: Österreichs Weg von der Unabhängigkeitserklärung am
27. April 1945 bis zum Beitritt Österreichs zu den Vereinten Nationen
am 14. Dezember 1955 wird nachgezeichnet.
Wie eine Schatzsuche liest sich dieses Mal das Schwerpunkt-Thema
„Wort und Klang“. Von Theaterautoren der Gegenwart, von kleinen,
sehr alten und vielen skurrilen Theatern, von Literaturfestivals, von
Glocken und Orgeln, von Musikfestivals schreiben unsere Autorinnen
und unser Autor. Sie heben Schätze österreichischer Wort- und Klangkultur, die staunen machen und verzaubern. Wir wollen Sie anregen,
das eine oder andere hier dargestellte Phänomen selbst zu erleben
und dem Zauber zu erliegen.
Auch in den Österreich News findet sich Staunenswertes: Der Wassertransport in unseren Körperzellen ist entschlüsselt, die TU Wien hat
mit dem Spin-off-Unternehmen Lithoz einen 3-D-Drucker mit bisher
unerreichter Genauigkeit hergestellt. Auch anderes erstaunt.
AÖWB-Termin 2015
» 3. bis 6. September: Weltbund-Tagung in Klagenfurt am Wörthersee
ROTWEISSROT
Günter Düriegl, Chefredakteur
www.weltbund.at
3
AÖWB intern
Präsidentenkonferenz 2015
Am 2. Mai 2015 fand das diesjährige Präsidententreffen des AÖWB statt. Günter Düriegl
Die Teilnehmer folgen dem Vortrag mit Interesse.
W
ie jedes Jahr hatte der AUSLANDS­
ÖSTERREICHER-WELTBUN D
(AÖWB) zur Teilnahme an der jährlich stattfindenden internationalen Präsidentenkonferenz nach Wien eingeladen. Auch diesmal war das am Schottenring gelegene
„Hotel de France“ der Tagungsort. Präsidentinnen und Präsidenten aus Europa,
aus Asien und aus den beiden Amerikas
waren gekommen. Aus Albanien, Belgien,
Chile, Dänemark, Deutschland, Frankreich,
Großbritannien, Hongkong, Italien, Kanada, Russland, aus der Schweiz, aus Ungarn und aus den USA waren sie angereist.
Auch an diesem 2. Mai bot der AÖWB den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein her­
ausforderndes Programm. Eine Arbeits­
tagung im Dienste der Auslandsöster­
reicherinnen und Auslandsösterreicher
stand bevor, zu der Dkfm. Ing. Gustav
Chlestil, der Präsident des AÖWB, die
Präsidentinnen und Präsidenten herzlich
willkommen hieß. Besonders begrüßte er
Gesandten Mag. Wolfgang Strohmayer,
den Leiter der AuslandsösterreicherInnen-Abteilung im Bundesministerium für
Europa, Integration und Äußeres (Außen-
4
ministerium) und Dr. Simon Ortner von der
Geschäftsstelle Auslandsniederösterreicher beim Amt der Niederöster­reichischen
Landesregierung.
Nachdem des am vergangenen Ostersonntag verstorbnen Dipl.-Ing. Alban
­Vigelius (siehe S. 43: „Alban Vigelius ist
tot“) in würdiger Form gedacht worden
war, begann die Tagung.
Fokus auf Service
Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer
legte nach einer knappen, aber aussagekräftigen Skizzierung seiner persönlichen
Laufbahn den Bericht des Außenministeriums vor. Eingangs überbrachte er die
Grüße von Bundesminister Sebastian
Kurz, in dessen Arbeit die Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher
eine wichtige Position einnehmen. So
zählt es zu seinen vorrangigen Zielen, den
Servicecharakter des Ministeriums besonders im Konsularbereich sichtbar zu
machen. Erkennbar wird dies auch am
Projekt „Handy-Signatur für Österreicherinnen und Österreicher im Ausland“. Das
Bundesministerium für Europa, Integra­
www.weltbund.at
tion und Äußeres bietet seit April 2014 im
Rahmen eines Pilotprojekts die Aktivierung der Handy-Signatur in den Vertretungsbehörden in London und Madrid an.
Im Verlauf des Jahres 2015 wird das Projekt auf die österreichischen Vertretungsbehörden in Berlin, München, Bern, Mailand, Stockholm und Brüssel ausgedehnt.
Personen, die eine Handy-­Signatur aktivieren lassen möchten, müssen österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sein und den österreichischen
­Reisepass oder den österreichischen Personalausweis vorlegen.
Mit der Registrierung wird das Mobiltelefon zum virtuellen Ausweis, mit dem Bürgerinnen und Bürger sich im Internet eindeutig identifizieren können. Damit stehen
ihnen zahlreiche elektronische Dienste
von österreichischen Behörden, öffentlich-rechtlichen Körperschaften und privaten Anbietern zur Verfügung. Behördenwege (die Ausstellung von Urkunden,
Steuererklärung, Pensionsantrag etc.)
können bequem erledigt werden. Die
Signaturfunk­
t ion ermöglicht jedenfalls
EU-weit, Dokumente rechtsgültig elektro-
ROTWEISSROT
© Roland Pirker
AÖWB intern
nisch zu unterschreiben, ist sie doch
rechtlich in die „Verordnung für elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt“ eingebettet. Die Verordnung
(Nr. 910/2014) gilt ab 17. September 2014
und muss ab 1. Juli 2016 schrittweise umgesetzt werden.
Über die Homepage des Außenministe­
riums www.bmeia.gv.at ist eine umfassende Information über die Handy-Signatur
abrufbar. Bei der Weltbund-Tagung in
­Klagenfurt wird ein Service-Desk für die
Erlangung der Handy-Signatur eingerichtet sein und den ­Teilnehmerinnen und
­Teilnehmern des Auslandsösterreicher­
treffens die Registrierung ermöglichen
(Handy und Personalausweis oder Pass
mit­bringen).
Nun ergriff Präsident Gustav Chlestil das
Wort. Abweichend vom sonst Üblichen
nahm er eine Ehrung vor, die sonst nur bei
Weltbund-Tagungen stattfindet. Da aber
der zu Ehrende am Auslandsösterreichertreffen 2014 in Baden nicht hatte teilnehmen können, überreichte Präsident Chlestil
Ing. Werner Schmid, Österreichische Gesellschaft Kurpfalz, das Goldene Ehrenzeichen. Seinen Bericht leitete Gustav
Chestil mit dem Appell an die Präsidentinnen und Präsidenten ein, die Mitglieder ihrer Vereinigungen mit Nachdruck auf die
Wichtigkeit der Eintragung in die Wähler­
evidenz und der Teilnahme an Wahlen in
Österreich hinzuweisen. Er rief die Aktion
des AÖWB „100.000 bis Ende 2015“ in Erinnerung und betonte einmal mehr, dass
mit entsprechend hohen Zahlen an Eingetragenen und Wählerstimmen die Forderungen und Anliegen der Auslandsösterreicherinnen und Auslands­österreicher
Politikern gegenüber entscheidend mehr
Gewicht hätten.
Vor diesem Hintergrund sprach Präsident
Gustav Chlestil auch bei der „EnqueteKommission zur Stärkung der Demokratie
in Österreich“ am 11. März 2015 im Parlament (siehe Seite 8). Auch das schriftliche
Ersuchen des Präsidenten an die Vorsitzenden der im Parlament vertretenen politischen Parteien, in einem persönlichen
Gespräch den Standpunkt des AÖWB zu
den Forderungen und Anliegen der Auslandsösterreicherinnen und Auslands­
ROTWEISSROT
V. l.: Mag. Ing. Wilhelm Brauner, Mag. Dr. Claudia Wenzel, Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer.
Dr. Michael Umfahrer und Präsident
Dkfm. Ing. Gustav Chlestil.
Heiterer Ausklang beim Heurigen.
österreicher darzulegen, hat diesen Hintergrund. Ein erstes diesbezügliches Gespräch führte das Präsidium – Präsident
Dkfm. Ing. Gustav Chlestil, Vizepräsident
Dr. Jürgen Em, Vizepräsident Werner
Götz – mit Dr. Eva Glawischnig-Piesczek,
der Bundessprecherin der Grünen, am
30. April 2015.
Da die angepasste Satzung des AÖWB
ab 5. September 2014 die Möglichkeit der
Einzelmitgliedschaft vorsieht, müssen nun
Strate­gien und Angebote erarbeitet werden, Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher als Mitglieder zu gewinnen, die bisher nicht Teil einer Vereinigung
sind. In Zusammenarbeit mit der öster­
reichischen Werbeagentur Demner, Mer­
licek & Bergmann wollen wir solche Strategien und Angebote entwickeln.
Die Akzeptanz unserer Plattform www.
austrians.org ist erfreulich. Die Budgetla-
ge des AÖWB ist ausgewogen und soll es
auch weiterhin bleiben, obgleich die öffentlichen Fördermittel seit dem Jahr 2003
in absoluter Höhe gleich geblieben sind.
Ein Höhepunkt der Präsidentenkonferenz
war der Vortrag des Präsidenten der
­Österreichischen Notariatsakademie, Dr.
Michael Umfahrer. Er sprach über „Grenzüberschreitendes Erbrecht in Europa –
was ändert sich ab 17. August 2015?“. In
der Ausgabe 3/2015 unseres Auslands­
österreicher-Journals ROTWEISSROT
wird dieser Vortrag veröffentlicht.
Bei einem gemütlichen Abendessen mit
Begleitpersonen beim Heurigen „10er Marie“ in Ottakring und einer anschließenden
Straßenbahnsonderfahrt um die nächtliche Ringstraße mit Erklärungen eines
Reiseführers zum Thema „150 Jahre Wiener Ringstraße“ klang die Präsidentenkonferenz 2015 aus.
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www.weltbund.at
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AÖWB intern
Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer
Weltbund-Tagung 2015
Heuer finden die Konferenz und die Generalversammlung des Auslandsösterreichertreffens
vom 3. bis 6. September in Klagenfurt am Wörthersee statt.
Donnerstag, 3. September 2015
09.00–18.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europahaus, Reitschulgasse 4, 9020 Klagenfurt
Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter
Teilnehmerzahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veranstaltung des
Rahmenprogramms für Donnerstag, 3. September 2015, ankreuzen.
14.00–18.00 Uhr Stadtrundgänge mit Wappensaal und Fuchskapelle auf Einladung der Tourist-Information,
Treffpunkt: Klagenfurt Tourismus, Neuer Platz 1, 9020 Klagenfurt.
Maximale Teilnehmeranzahl pro Stadtführung: 50 Personen
14.00–17.00 Uhr Besichtigung Stadtweingarten auf Einladung der Stadt Klagenfurt,
Treffpunkt: Neuer Platz bei Tourismus Info, 9020 Klagenfurt.
Maximale Teilnehmeranzahl pro Besichtigung: 30 Personen
14.00–18.00 UhrBetriebsbesichtigung im Lakeside Park auf Einladung des Lakeside Science & Technology
Parks, Treffpunkt: 14.00 Uhr, Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegenden Seite.
Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen
15.00 Uhr Museum Moderner Kunst Kärnten
Besichtigung inklusive Führung durch das Museum auf Einladung des Landes Kärnten,
Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt
Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, www.minimundus.at
Ist selbst und auf eigene Kosten zu organisieren.
Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/211 55, www.wörtherseeschifffahrt.at
Ist selbst und auf eigene Kosten zu organisieren.
19.30–22.00 Uhr Einladung der Bürgermeisterin der Landeshauptstadt
Klagenfurt am Wörthersee, Frau Dr. Maria-Luise Mathiaschitz
Ort: VIP-Bereich des Wörtherseestadions, Südring 207, 9020 Klagenfurt
09.00–17.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europahaus, Reitschulgasse 4, 9020 Klagenfurt
Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter
Teilnehmerzahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veranstaltung des
Rahmenprogramms für Freitag, 4. September 2015, ankreuzen.
09.00–12.00 Uhr Stadtrundgänge mit Wappensaal und Fuchskapelle auf Einladung der Tourist-Information,
Treffpunkt: Klagenfurt Tourismus, Neuer Platz 1, 9020 Klagenfurt.
Maximale Teilnehmeranzahl pro Stadtführung: 50 Personen
09.00–12.00 UhrBetriebsbesichtigung im Lakeside Park auf Einladung des Lakeside Science & Technology
Parks, Treffpunkt: 9.00 Uhr, Reitschul­gasse 4, auf der gegenüberliegenden Seite.
Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen
09.00 UhrMuseum Moderner Kunst Kärnten
Besichtigung inklusive Führung durch das Museum auf Einladung des Landes Kärnten,
Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt
Minimundus siehe Donnerstag
Wörtherseeschifffahrt siehe Donnerstag
14.00–18.00 Uhr Generalversammlung 1. Teil
Ort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt
19.30–22.30 Uhr Empfang des Landeshauptmanns von Kärnten, Herr Dr. Peter Kaiser
Ort: Burgruine Taggenbrunn
Samstag, 5. September 2015
10.00–12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des Auslandsösterreichers des Jahres 2015
Ort: Konzerthaus, Mießtaler Straße 8, 9020 Klagenfurt
12.15 UhrFestessen auf Einladung des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres
(BMEIA), Herr Sebastian Kurz
Ort: Foyer im EG des Messe Centrums, St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt
14.30–17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil
Ort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt
20.30 Uhr
Ball des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES
Ort: Konzerthaus, Mießtaler Straße 8, 9020 Klagenfurt
Evangelischer Gottesdienst
Ort: Johanneskirche am Lendkanal, Martin-Luther-Platz 1, 9020 Klagenfurt
Katholischer Gottesdienst
Ort: Dom zu Klagenfurt, Domplatz 1, 9020 Klagenfurt
Abschlussmittagessen
Ort: Restaurant Dermuth, Kohldorfer Straße 52, 9020 Klagenfurt
Treffpunkt: 11.30 Uhr am Domplatz
Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung des AÖWB.
Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich!
Änderungen vorbehalten
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Erster Teil:
1.Begrüßung und Eröffnung der
Generalversammlung
2.Aktuelle Themen des Bundesministeriums für
Europa, Integration und Äußeres
3.Aktuelle Themen der Burgenländischen
Gemeinschaft
4.Genehmigung des Protokolls der Generalversammlung 2014 in Baden bei Wien
5.Aktuelle Themen des Weltbundes, Finanzbericht
2014 und Information über die Arbeit des
Vorstandes
Kaffeepause
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11.
12.
Vortrag über ein aktuelles Thema
Bericht der Generalsekretärin
Bericht der Rechnungsprüfer
Entlastung des Vorstandes
Ehrungen
Verlesung und Behandlung von Anträgen
Anregungen der Delegierten für den Weltbund
Samstag, 5. September 2015, Beginn 14.30 Uhr
Zweiter Teil:
1.Begrüßung und Eröffnung der
Generalversammlung
2. Vortrag des Auslandsösterreichers des Jahres
www.weltbund.at
3. Anregungen der Delegierten für den Weltbund
4. Allfälliges
Änderungen vorbehalten
AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND
POSTGASSE 6, 1010 WIEN, ÖSTERREICH
Tel.: +43/1/533 52 86
Fax: +43/1/533 52 86-4
E-Mail: [email protected]
ROTWEISSROT
© StadtPresse Klagenfurt
12.00 Uhr
Konferenzort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock,
St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt
Kaffeepause
Sonntag, 6. September 2015
10.00 Uhr
Einladung zur Generalversammlung des
AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES
Freitag, 4. September 2015, Beginn 14.00 Uhr
Freitag, 4. September 2015
09.30 Uhr
Schloss Maria Loretto.
BENÖTIGEN SIE EINEN NEUEN ÖSTERREICHISCHEN REISEPASS ODER
MÖCHTEN SIE ZEITGERECHT EINEN NEUEN BEANTRAGEN?
SOLLTE DER REISEPASS ERST SPÄTER ABLAUFEN, KANN TROTZDEM JEDERZEIT
AUCH EIN NEUER PASSANTRAG GESTELLT WERDEN.
Der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND bietet
gemeinsam mit der Stadt Klagenfurt erstmalig die
Gelegenheit an, sich im Rahmen der Weltbund-Tagung in Klagenfurt rasch und unbürokratisch innerhalb eines Tages einen neuen Reisepass ausstellen
zu lassen.
Aufgrund der Tatsache, dass bei neuen Pässen die
heute notwendige Abnahme der biometrischen Daten für manche aufgrund der teilweise erheblichen
Entfernung zur Botschaft oder der zur Passausstellung berechtigten Verwaltungsstelle eine besondere
Schwierigkeit bedeutet, stellen wir für Sie erstmals
diesen Service zur Verfügung.
WAS MÜSSEN SIE TUN?
Schicken Sie mit Ihrer Anmeldung
zur Weltbund-Tagung auch Ihre bereits vorweg notwendigen Unterlagen für die Ausstellung eines neuen
Reisepasses:
• Vorname
• Nachname
• Geburtsdatum
• Meldebestätigung oder Nachweis des Wohnsitzes
Diese Unterlagen
müssen SPÄTESTENS
BIS 3. AUGUST 2015
im Generalsekretariat des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES
eingelangt sein.
Dies ist notwendig, da der Magistrat Klagenfurt auf
Grund des Gesetzes bei den jeweiligen Vertretungsbehörden vorab eine Auskunft über den jeweiligen
Passantragsteller einholen muss. Da dies einige Zeit
in Anspruch nehmen kann, ist es notwendig, die
oben genannten Unterlagen den Passämtern rechtzeitig zukommen zu lassen.
Generalsekretariat
Postgasse 6, 1010 Wien, Österreich
Telefon: +43 - 1 - 533 52 86
Telefax: +43 - 1 - 533 52 86 - 4
FÜR DIE PASSAUSSTELLUNG VOR ORT IST
FOLGENDES NOTWENDIG:
Passantragstellung beim Passamt der Stadt Klagenfurt, Kumpfgasse 20, 9010 Klagenfurt in der Zeit
von 9.00 - 12.00 Uhr.
Für all jene Personen, die sich bereits in den Tagen
vor dem 3. 9. 2015 in Klagenfurt befinden, gilt
beim Passamt der Stadt die Öffnungszeit 9.00 –
12.00 Uhr.
Am Donnerstag, dem 3. 9. 2015 ist ausnahmsweise durchgehend von 9.00 - 18.00 Uhr geöffnet.
Spätestens an diesem Tag um 18.00 Uhr muss der
Passantrag beim Passamt abgegeben sein.
WELCHE DOKUMENTE SIND FÜR DEN
PASSANTRAG NOTWENDIG:
• Alter Reisepass
• Geburtsurkunde im Original
• Staatsbürgerschaftsnachweis im Original
• 1 Passbild, nicht älter als ein halbes Jahr und
nach den österreichischen Passbildkriterien.
Diese können Sie bei Interesse unter folgendem
Link abrufen: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_
Service/reisepass/files/Passbild_Kriterien.pdf
Lassen Sie das Passbild am besten direkt in Klagenfurt anfertigen (Fotogeschäfte befinden sich in der
Nähe, beispielsweise am Alten Platz).
Kinder müssen bei der Passantragstellung anwesend sein.
KOSTEN: EURO 220,– Gebühr für den Ein-TagesExpresspass gemäß österreichischer Tarifordnung.
Den neuen Reisepass erhalten Sie am Samstag, dem
5. 9. 2015 in der Zeit von 8.30 – 9.30 Uhr vor
Beginn des Festaktes im Konzerthaus.
Sollte ein Visaantrag in Ihrem alten Pass für diese
Reise eingeklebt sein, wird der alte Pass so entwertet, dass das Visum für die Rückreise noch gültig ist.
E-Mail: [email protected]
Internet: www.weltbund.at
www.austrians.org
AÖWB intern
Enquete-Kommission zur Stärkung
der Demokratie in Österreich
Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil.
Der Plenarsaal des Nationalrats.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die große Zahl der im Ausland lebenden
Staatsbürgerinnen und Staatsbürger stellt
ein außerordentliches Kapital an Wissen,
Können, Erfahrung, Geschick, Einsatzfreude und Standhaftigkeit dar, dass es
nur recht und billig ist, das Bewusstsein
darüber in unserer Heimat und in diesem
Hohen Haus zu stärken.
Vor allem aber ist das damit Hand in Hand
gehende politische Potenzial zu betonen.
Etwa 500.000 auf der ganzen Welt lebende Passösterreicher bilden das „10. Bundesland“, ein Bundesland, das mit der Ein­
woh­nerzahl Kärntens oder Salzburgs vergleichbar ist. Das sind nahezu 300.000
Wahlberechtigte, die Bundes­länder Burgenland und Vorarlberg haben weniger.
Dass von diesen 300.000 Österreicherinnen und Österreichern derzeit leider
­weniger als 50.000 in der Wählerevidenz
eingetragen sind, haben sich die in der
Vergangenheit in Österreich dafür Verantwortlichen aufgrund damals prohibitiver
Durchführungsbestimmungen selbst zuzuschreiben. Eines unserer wichtigsten
Ziele ist es nun, die Eintragungen in die
­Wählerevidenz spürbar zu erhöhen.
Der 1952 gegründete AUSLANDSÖSTER­
REICHER-WELTBUND (AÖWB), die einzige Vertretung der weltweit lebenden
­österreichischen Staatsbürgerinnen und
Staatsbürger, hat von Anfang an dafür gekämpft, die Teilnahme der Auslandsösterreicher am demokratischen politischen
Geschehen in der Heimat sicherzustellen.
Es war ein langer und steiniger Weg von
dem 1989 vor dem Verfassungsgerichtshof erstrittenen Urteil für das Wahlrecht
der Auslandsbürger bis zur heute endlich
erreichten Briefwahl.
Der AÖWB ist an der Teilhabe der von ihm
vertretenen Auslandsösterreicher an allen
demokratischen Prozessen, also auch an
­Elementen der „direkten Demokratie“, außerordentlich stark interessiert. Wir sind
darüber erfreut, dass das sogenannte
„De­mokratiepaket“ aus der 24. Gesetzgebungsperiode in das Übereinkommen der
Bundesregierung „Erfolgreich. Österreich.“
für die laufende Gesetzgebungsperiode
übernommen wurde. Eine rasche Verabschiedung des seinerzeitigen Entwurfs
2177/A würde beispielsweise bedeuten,
dass Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher endlich berechtigt wären, auch Volksbegehren zu unterstützen.
In dem in Rede stehenden Entwurf wird
auch die Schaffung eines zentralen Wäh­
lerregisters genannt, das, nachdem es
viel mehr Möglichkeiten böte, so rasch wie
möglich realisiert werden sollte.
Für viele außerhalb Europas lebende
Öster­­reicher ist das in den einzelnen Wahl-
8
www.weltbund.at
gesetzen verankerte Fristengefüge viel zu
kurz bemessen: Wahlkarten erreichen die
Wähler zu spät, abgegebene Stimmen langen nicht zeitgerecht in Österreich ein. Es
wäre also hoch an der Zeit, die Möglichkeit
der Stimmabgabe mittels E-Voting in der
Bundesverfassung zu verankern.
Unser Hauptziel jedoch ist die Vision einer
Vertretung der im Ausland lebenden
­Ö sterreicherinnen und Österreicher in
diesem „Hohen Haus“.
Weltweit gibt es bereits elf Staaten, die die
Wahl von eigenen Abgeordneten für Auslandsbürger vorsehen, in Europa sind es
vier Länder, Frankreich, Italien, Kroatien
und Portugal. In anderen Staaten wird diese Frage konkret diskutiert. Ich bin der
festen Überzeugung, dass sich eine solche parlamentarische Vertretung auch in
Österreich verankern ließe, wenn sich
eine breite Mehrheit der Abgeordneten
dafür einsetzt.
Eine echte parlamentarische Vertretung
wird auch für österreichische Bürgerinnen
und Bürger im Ausland durch die Globalisierung und die zunehmende Mobilität ein
immer akuter werdendes Bedürfnis und ist
damit eine mehr als legitime Forderung.
Meine Damen und Herren: Schließen Sie
sich unserer Vision an, denn: Eine Vision
ist die Zukunft im Kopf!
❍
ROTWEISSROT
© Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Mike Ranz
Präsident Gustav Chlestil sprach am 11. März 2015 im Parlament.
AÖWB intern
Angekommen in Deutschland,
aber die Heimat im Herzen!
Hohe deutsche Auszeichnung für Werner Götz, den Vizepräsidenten des AÖWB. Angèle Ksinski
© Privat (2)
A
m 20. März 2015 erhielt der Vizepräsident des AÖWB Werner Götz in
seiner Funktion als Präsident der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin
Brandenburg in einer Feierstunde in der
Bibliothek des geschichtsträchtigen Berliner Schöneberger Rathauses aus der
Hand der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler das von Bundespräsident
Joachim Gauck verliehene Verdienstkreuz
am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Zahlreiche Gäste, Vorstand und Mitglieder
des Vereins, Freunde und Wegbegleiter
waren zu dieser Ehrung erschienen. Auch
der österreichische Botschafter Dr. Nikolaus Marschik, der Gesandte Dr. Klaus
­Famira, der Generalkonsul Gerhard Lutz,
der Landtagspräsident der Steiermark
Franz Majcen, der Vizepräsident des
AÖWB Dr. Jürgen Em, der ehemalige Berliner Parlamentspräsident Reinhard Führer, der Ehrenpräsident der Preußischen
Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V.
Dipl.-Ing. Volker Tschapke sowie die ehemaligen Bezirksbürgermeister Dieter Hapel und Ekkehard Band hatten sich ebenfalls eingefunden.
Frau Angelika Schöttler, die Bezirksbürgermeisterin, würdigte die Arbeit des Geehrten: Werner Götz hat sich durch 42-jährige ehrenamtliche Tätigkeit als unermüdlicher Brückenbauer zwischen Österreich
und Deutschland verdient gemacht. Diese
große Leistung verdient Anerkennung.
Hier, an dieser Stelle, im Schöneberger
Rathaus ist die enge Verbundenheit mit
der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin Brandenburg durch die
gemeinsamen Veranstaltungen besonders zu spüren: seien es nun die Konzerte zum Nationalfeiertag auf den Stufen
des Rathauses und im Goldenen Saal
oder in der Vorweihnachtszeit das Chorsingen im Foyer.
ROTWEISSROT
Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und
Präsident Werner Götz.
Elfriede Lenk trägt österreichische Weisen auf
der Zither vor.
Über vier Jahrzehnte galt sein Engagement der Darstellung seines Heimatlandes
in Deutschland. Werner Götz wurde so
zum hoch geachteten Ansprechpartner für
Menschen, die an Österreich interessiert
sind. Angelika Schöttler umriss seinen Lebensweg seit seiner Ankunft in Berlin 1970
und seine Tätigkeit bis heute. Mit unglaublichem persönlichem Einsatz vertritt er die
politische und kulturelle Sache Österreichs, pflegt Kontakte und bildet Netzwerke. Damit hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, am Haus Europa mitzubauen und
Menschen zusammenzu­führen.
Nach all diesen so herzlichen Gratulationen dankte Werner Götz den Anwesenden, der mit sichtlich bewegter Freude die
Auszeichnung entgegengenommen hatte.
Er wandte sich insbesondere an den
­Vorstand der Österreichisch-Deutschen
Gesellschaft e.V. Berlin Brandenburg und
stellte fest, dass er ohne dessen Unterstützung und ohne die Mitarbeit der Mitglieder der Gesellschaft seine Arbeit nur
schwer hätte erfüllen können. Es berührte, als er feststellte: „Diese hohe Auszeichnung, die ich heute erhalten habe,
möchte ich mit allen teilen. Allen, die mich
in den vielen Jahrzehnten gefördert und
begleitet haben, gilt mein Dank; insbesondere aber meinen Töchtern, die den Vater
leider oft vermissen mussten.“
Sehr bewegt umriss er in kurzen Worten
seinen Werdegang, die politische Situa­
tion Österreichs, seine Aufgabe, die beiden Länder Deutschland und Österreich
zu verbinden, Freundschaften zu knüpfen
und zu pflegen, soziale und kulturelle Verbindungen zur Heimat zu halten, für die
Mitglieder der Österreichisch-Deutschen
Gesellschaft da zu sein.
Kurz und überzeugend benannte Werner
Götz sein Leben und Wirken: „Angekommen in Deutschland, aber die Heimat im
Herzen!“
❍
Hohe Auszeichnung
In Anerkennung der um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen
Verdienste hat Werner Götz die hohe Auszeichnung erhalten. Der österreichische
Botschafter beglückwünschte den Geehrten und betonte mit Respekt, wie sehr
dessen Arbeit für die Beziehungen zwischen den Menschen unserer Heimat und
jenen des Gastlandes von großer Wichtigkeit ist. Mit seinen Glückwünschen überbrachte er auch die Gratulation des Teams
der österreichischen Botschaft. Diesen
sehr persönlich gehaltenen Wünschen
schlossen sich Franz Majcen und Dr. Em
mit herzlichen Worten an.
www.weltbund.at
9
AÖWB intern
Klagenfurt – Renaissance-Juwel
und Hauptstadt im Süden
Die Weltbundtagung der Auslandsösterreicherinnen und Auslands­österreicher findet dieses
Jahr in der südlichsten Landeshauptstadt Österreichs, in Klagenfurt, statt.
ie Stadt am Ostufer des berühmten
Wörthersees hat einen besonderen
Charme: Die prachtvolle Altstadt wird oft
und gern als „Renaissance Juwel“ bezeichnet. Italienische Baumeister haben
die 800 Jahre alte Stadt mit ihren stilvoll
restaurierten Palais, Innenhöfen und Plätzen geprägt. Ergänzt wird der historische
Stadtkern durch moderne Gebäude weltbekannter Architekten. Die Landeshauptstadt Klagenfurt ist das historische, wirtschaftliche und kulturelle Herz des Bundeslandes Kärnten und hat sich als Universitätsstadt, Schulstadt, Sportstadt, Kulturstadt, Wirtschaftsstandort und Verwaltungssitz als wichtiges Zentrum im AlpenAdria-Raum positioniert.
In Klagenfurt wohnen rund 96.000 Menschen, dazu kommen täglich tausende
Pendler, die hier arbeiten, studieren oder
eine Schule besuchen.
Klagenfurt genießt aber auch einen hervorragenden Ruf als Stadt mit hoher
Lebens­qualität und großem Freizeitwert.
Umgeben von Bergen, Wäldern, Wiesen,
10
Parks und Seen ist in Klagenfurt beinahe
jede Sportart möglich, natürlich findet
man mit modernen Sportstätten, einem
gut ausgebauten Radwegenetz etc. auch
eine optimale Infrastruktur vor.
Kulturelle Vielfalt
Als Geburtsstadt von Persönlichkeiten
wie Robert Musil, Ingeborg Bachmann
oder Gustav Mahler hat Klagenfurt auch
einen hohen kulturellen Stellenwert. Das
Angebot reicht von Folklore und Volks­
kultur über zeitgenössischen Tanz und
Theater bis hin zur internationalen Moderne, die in der Stadtgalerie präsentiert
wird. Im gesamten deutschsprachigen
Raum bekannt ist auch der renommierte
Ingeborg-Bachmann-Literatur-Preis, der
alljährlich in Klagenfurt vergeben wird.
Klagenfurt war auch Austragungsort der
Fußball-Europameisterschaft 2008 – das
eigens für die Europameisterschaft errichtete Wörthersee-Stadion mit seiner besonderen Architektur zählt zu den modernsten „Sehenswürdigkeiten“ der Stadt.
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Ebenso werden internationale Sportveranstaltungen wie der Ironman Austria
oder das Beachvolleyball-Grand-SlamTurniere hier ausgetragen.
Als Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Klagenfurt heiße ich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weltbundtagung 2015 herzlich willkommen und freue
mich auf anregende Begegnungen!
❍
Dr. Maria-Luise Mathiaschitz, Bürgermeisterin
der Landeshauptstadt Klagenfurt.
ROTWEISSROT
© Stadtpresse Fritz
D
AÖWB intern
Kärnten – Comeback statt Heimweh
Wenn sich vom 3. bis 6. September die AuslandsösterreicherInnen zu ihrer Weltbundtagung
in ­Klagenfurt treffen, wirkt das für Kärnten gleichermaßen erfreulich wie bedauerlich.
D
© Gernot Gleiss
enn es ist ein Kommen und Gehen.
Österreichs südlichstes Bundesland
aber braucht mehr als alle anderen vor
allem ein Bleiben. Denn ausgerechnet am
Schnittpunkt von Europas germanischen,
romanischen und slawischen Wurzeln ist
der geistige und menschliche Export
schon so stark, dass die Weggeher zum
Aderlass für die Dableiber werden. Keine
andere Region Österreichs hat mehr
Künstler ziehen lassen. Kein anderes
Land verfügt über eine höhere Quote an
Exil-Erfolgreichen. Aber auch keine andere Herkunft sorgt für mehr Heimweh. Von
den traditionellen Landsmannschaften bis
zum zeitgeistigen Kultursprung reicht die
Skala der offenen bis heimlichen Sehnsucht nach den ureigenen Wurzeln.
Work-Life-Balance am
Schnittpunkt Europas
Deshalb ist es für Kärnten so wichtig, für
das Meeting im September nicht nur Gastgeber zu sein und als Heimat zu punkten,
sondern als Zuhause zu locken. Gerade
Auslandsösterreicher, diese globalen Mul­
ti­­plikatoren, können die Botschafter des
neuen Kärnten sein. Ein Kärnten, das vom
südöstlichen Rand des freien Europa ins
Herz der Union rückt. Ein Kärnten, das als
Mittler zwischen West und Ost, von Nord
nach Süd fungiert. Ein Kärnten, das seine
infrastrukturelle Benachteiligung u. a. mit
der zweiten Röhre des Karawankentunnels
sowie dem Bau der Kor­alm­bahn von allen
Seiten auflöst. Ein Kärnten, das schon jetzt
die höchste jugendliche Bildungsbeteiligung aller Bundesländer aufweist – mit der
besten MaturantInnen- und StudienanfängerInnenquote Österreichs.
Wären alle Kärntner in Kärnten, hätte
Kärnten kein Problem. Doch die hohe Zahl
an Exilkärntnern – im In- wie im Ausland –
fehlt Kärnten. Deshalb wirbt die Region
­offensiv um Rückkehrer. Darum macht
das Land transparent, was und wen es
ROTWEISSROT
Kärntner Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser.
braucht: kluge Köpfe, die heimkommen,
Globetrotter, die Lebensqualität suchen,
Innovative und Entrepreneurs, Unternehmer und Freischaffende, ausufernd Kreative und bodenständig Zupackende. Altund Neukärntner, denen das eine gemeinsam und das andere gewiss ist: Wer die
Work-Life-Balance sucht, der findet sie
hier oder nirgendwo.
Gute Gründe für ein
neues altes Zuhause
Das Land schafft die Voraussetzungen
dafür, dass niemand mehr es verlassen
muss, weil hierzulande nicht geht, was andernorts läuft. Die hausgemachte Landflucht ist noch eine Folge mangelnder
analoger Mobilität. Die Breitbandinitiative
macht dies durch den digitalen Highway
wett. Die landläufige Urbanität hat den
überschaubaren Charme des Klein- bis
Mittelstädtischen. Wem das nicht reicht,
dem sind hier italienisches Flair von Vene-
www.weltbund.at
dig bis Triest und slawische Metropolen
von Ljubljana bis Zagreb noch näher als
der Katzensprung nach Wien, dessen
k. u. k. Vergangenheit bis heute Kärntens
südliche Nachbarn fast noch mehr prägt
als das Grenzland selbst.
Wenn sich vom 3. bis 6. September die
AuslandsösterreicherInnen zu ihrer Weltbundtagung in Klagenfurt treffen, wirkt das
für Kärnten gleichermaßen erfreulich wie
bedauerlich. Erfreulich, weil sie zurückkommen. Bedauerlich, weil sie wieder weggehen. Das Gastgeberland wird deshalb alles tun, damit seine Gäste sich verwundert
fragen, wie sie diese Heimat je verlassen
konnten. Ein Kärnten, das sich bei den Themen Lebensqualität, Bildung und Gesundheit an die Spitze der österreichischen
Bundesländer setzen will. Ein Kärnten, das
allen Auslandsösterreichern signalisiert:
Für ein neues altes Zuhause ist es nie zu
spät. Ein Kärnten, das sein Landesmotto
beharrlich pflegt: Lust am Leben.
❍
11
BG
Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres
CS
Das Europäische Jahr für
Entwicklung 2015
DE
(European Year for Development, EYD 2015)
S
eit 1983 ruft die Europäische Union
(EU) „Europäische Jahre“ mit dem
Ziel aus, die europäische Öffentlichkeit
über bestimmte Politikfelder der EU zu
­informieren. Im Jahr 2015 soll unter dem
Motto „Unsere Welt, unsere Würde, un­
sere Zukunft“ auf den Themenkomplex
Entwicklungszusammenarbeit aufmerksam gemacht werden.
EL
FR
2015 Europäisches Jahr für Entwicklung
europa.eu/eyd2015/de/austria
IT
LT
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SL
1
ekämpfung von extremer Armut und Hunger; Primärschulbildung für alle; Gleichstellung der Geschlechter / Stärkung der Rolle der Frauen; Senkung der Kindersterblichkeit; Verbesserung der
B
Gesundheitsversorgung der Mütter; Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten; Ökologische Nachhaltigkeit; Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung.
12
www.weltbund.at
SV
ROTWEISSROT
© (BMEIA)
Ein weltweit entscheidendes Jahr
Im Jahr 2015 endet die 15-jährige Zeitspanne, die sich die internationale Gemeinschaft für die Verwirklichung der acht
Millenniums-Entwicklungsziele 1 (MDG),
gesetzt hat. Dabei wurde die internatio­
nale Staatengemeinschaft zur Umsetzung
konkreter Maßnahmen zur Armutsbekämpfung verpflichtet. Ab 2015 sollen
­diese Ziele nun durch die Sustainable
Devel­opment Goals (SDG, nachhaltige
Entwicklungsziele) ergänzt werden.
Aber welche dieser Ziele wurden tatsächlich erreicht? Und wie können die bestehenden globalen Herausforderungen
­gelöst werden? Ein guter Zeitpunkt, um zu
reflektieren und zu evaluieren, was in den
letzten 15 Jahren erreicht oder auch nicht
erreicht wurde und wie es ab 2015 weitergehen soll.
In vielen Bereichen wurden tatsächlich beachtliche Fortschritte erzielt: 700 Millionen
Menschen wurden aus extremer Armut gehoben. Mehr als 2,3 Milliarden Menschen
haben Zugang zu sauberem Trinkwasser
erhalten. Innerhalb eines Jahrzehnts konnten mehr als drei Millionen Menschen davor bewahrt werden, an Malaria zu sterben.
Weitere 22 Millionen Leben wurden im
Kampf gegen Tuberkulose gerettet. Praktisch genauso viele Mädchen wie Buben
erhalten eine Grundschulbildung.
2015
Europäisches Jahr
für Entwicklung
Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres
Entwicklungszusammenarbeit
geht uns alle an
Doch zur Erreichung der Zielvorgaben
muss noch viel mehr getan werden. Hier
setzt das EYD 2015 an: Es soll dazu dienen, die europäische Bevölkerung über
Entwicklungszusammenarbeit (EZA) der
EU und ihrer Mitgliedsstaaten zu informieren und das Engagement der Menschen
in Europa für dieses wichtige Thema zu
fördern. Klimaschutz, sorgsamer Umgang
mit der Natur und mit Ressourcen, Friede
und Sicherheit oder der Umgang mit
Flüchtlingen sind globale Herausforde­
rungen, die uns alle betreffen. Nur durch
gemeinsame Verantwortung und Zusammenarbeit lässt sich unsere Zukunft nachhaltig gestalten. EZA kommt nicht nur den
Empfängerländern, sondern langfristig
auch den EU-Bürgerinnen und Bürgern
zugute. Auch dafür soll das Europäische
Jahr für Entwicklung ein Bewusstsein
schaffen.
Wie eine Ende des vorigen Jahres durchgeführte Eurobarometer-Umfrage zeigt,
halten es 87 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher für wichtig,
Menschen in Entwicklungsländern zu helfen. Viele wissen jedoch nicht, wohin nationale Hilfsmittel fließen und welche
Maßnahmen eigentlich durchgeführt werden. Information und Transparenz schaffen Vertrauen, und Vertrauen schafft
­Engagement. Das Jahr bietet eine einzigartige Chance, Entwicklungspolitik als
globale gesamtgesellschaftliche Aufgabe
für die Politik, die Zivilgesellschaft, die
Wirtschaft und nicht zuletzt für die Bürger
verständlich und sichtbar zu machen.
Das EYD 2015 in Österreich
Der offizielle Startschuss für das EYD fiel
am 9. Jänner 2015 in Riga, der Hauptstadt
des aktuellen EU-Vorsitzlandes Lettland.
In Österreich wurde das EYD am 26. Jänner in Wien im Katastrophenhilfezentrum
des Österreichischen Roten Kreuzes von
Außenminister Sebastian Kurz gemeinsam mit dem EU-Kommissar für Interna­
tionale Zusammenarbeit und Entwicklung,
Neven Mimica, eröffnet. Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium für
Europa, Integration und Äußeres (BMEIA)
und der Austrian Development Agency
ROTWEISSROT
(ADA) organisiert und richtete sich gezielt
an Schülerinnen und Schüler im Alter von
15 bis 17 Jahren. In verschiedenen Erlebnisstationen wurden von EZA-Akteuren –
u. a. ADA, Österreichisches Rotes Kreuz,
Caritas, WWF, Rote Nasen International,
SOS-Kinderdorf, Licht für die Welt und
Brot für die Welt – Themen, Maßnahmen
und Hintergründe rund um humanitäre
­Hilfe und langfristige EZA auf lebendige
und interaktive Weise für junge Menschen
greifbar dargestellt.
Neben der Jugend ist es auch wichtig,
Menschen zu erreichen, die sich bisher
nicht mit Entwicklungspolitik beschäftigt
haben. Aus diesem Grund bieten Bundesministerien, Parlament, Sozialpartner,
Bundesländer, Städte und Gemeinden,
Wirtschaft und Wissenschaft sowie die
verschiedenen Organisationen der Zivilgesellschaft das ganze Jahr über ein breit
gefächertes Programm an Veranstaltungen und Bildungsangeboten (Informa­­
tions­kampagnen, Konferenzen, Umfragen, Filmfestivals, Diskussions- und
Informa­tionsveranstaltungen etc.). Ins­
gesamt wird es im Lauf des Jahres 2015
österreichweit zirka 200 solcher EYD-Veranstaltungen geben. Dem BMEIA kommt
dabei die Rolle des nationalen Koordinators zu.
Informationen zum EYD 2015 sowie weiterführende Informationen zum Themenbereich Entwicklungszusammenarbeit finden sich auf der Website der Österrei­
chischen Entwicklungszusammenarbeit
www.entwicklung.at. Die Europäische
Union hat ebenfalls eine Website zum
­Europäischen Jahr für Entwicklung eingerichtet; die österreichische Unterseite lautet www.europa.eu/eyd2015/de/austria.
Und natürlich gibt es offizielle EYD-Zugänge für Facebook (https://www.facebook.com/EuropeanYearForDevelopment2015) und Twitter (@EYD2015), wo
man sehr genau verfolgen kann, was zum
Thema Entwicklungszusammenarbeit
­geschieht.
❍
Aktuelles aus Österreich
Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer,
Leiter der Auslands­österreicherInnenAbteilung im BMEIA.
Pilotprojekt Handy-Signatur
Die Handy-Signatur ist als rechtsgültige
elektronische Unterschrift im Internet der
eigenhändigen Unterschrift EU-weit grundsätzlich gleichgestellt. Das Mobiltelefon
wird zum virtuellen Ausweis. Dies ermöglicht eine zeit- und ortsunabhängige Abwicklung elektronischer Amtswege und die
sichere Identifikation für den Zugang zu
persönlichen Daten. Gleichzeitig sind Ihre
Dokumente vor unbemerkten Änderungen
geschützt. Dieser Service ist kostenlos.
Seit Frühjahr 2014 an den Botschaften in
London und Madrid verfügbar, wird das
­Angebot zur Registrierung der Handy-Signatur bis Jahresende 2015 auf folgende
Dienststellen ausgeweitet: Berlin, Bern,
Brüssel, Mailand, München, Stockholm.
Sollte an Ihrer nächstgelegenen Vertretungsbehörde keine Registrierungsstelle
eingerichtet sein, melden Sie bitte dieser
Ihr Interesse. Das Außenministerium wird
sich bei entsprechender Nachfrage bemühen, diesem Bedarf möglichst zeitnah entsprechen zu können.
Über weitere Details informiert die Homepage des Außenministeriums unter http://
www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/lebenim-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/handy-signatur/.
www.weltbund.at
13
Österreich II
Ein Staat findet sich
Österreichs Weg vom 27. April 1945 bis zum 14. Dezember 1955. Günter Düriegl
A
us dem Erlebnis der nationalsozialistischen Herrschaft, der „Gottesfinsternis“, wie Martin Buber sie nannte, entstand bei vielen die Sehnsucht nach und
das Bewusstsein für ein anderes, für ein
neues Österreich, für ein Österreich, das
dort anschließen sollte, wo seine Existenz
1938 so brutal beendet worden war. Man
wollte dabei aber auch aus der leidvollen
Vergangenheit gelernt haben.
1945, in den letzten Wochen des Zweiten
Weltkriegs, wurde Österreich von der Roten Armee und in weiterer Folge von amerikanischen, britischen und französischen
Truppen befreit, wozu sich ja die Alliierten
in der „Moskauer Deklaration“ vom 1. November 1943 verpflichtet hatten. Dabei
­erlitt die Bevölkerung nicht nur das Kampfgeschehen der Front, sondern auch die
Schrecken von Raub, Vergewaltigung und
Mord. Doch war Österreich nicht nur
­befreit, sondern auch besetzt und in vier
Besatzungszonen geteilt worden.
Österreich erklärt seine Unabhängigkeit
Noch Anfang April 1945 wurde Karl Renner, der erste Staatskanzler der „Ersten
Republik“, von Josef Stalin mit der Bildung
einer provisorischen Staatsregierung betraut. Zusammengesetzt aus den drei anerkannten Parteien, der Österreichischen
Volkspartei, der Sozialisten und der Kommunisten, nahm sie am 23. April ihre
­Arbeit auf, und bereits am 27. April 1945 –
zu einem Zeitpunkt, da auf österreichischem Staatsgebiet noch gegen die Deutsche Wehrmacht gekämpft wurde – erfolgte die Ausrufung der Unabhängigkeit
Österreichs. Auf gesicherter Grundlage
geschah das nicht: Den westlichen Alliierten ging es zu schnell, und es entsprach
auch ihren Vorstellungen von einem österreichischen Wiederbeginn nicht. Und dennoch war es der richtige Schritt, obgleich
es bis zum September 1945 dauerte, ehe
der „Fall Österreich“ auf einigermaßen
g esicherter Basis anerkannt war. Am
­
11. September 1945 trat die Alliierte Kom-
14
mission in Wien zu ihrer ersten Sitzung
zusammen und ebnete so den Weg für
­jenen innerösterreichischen Interessenausgleich, auf dessen Grundlage sich
schließlich auch die wieder eingerichteten
Bundesländer bereit fanden, sich in einen
gemeinsamen Staat einzufügen. Die
Westmächte anerkannten die Provisorische Staatsregierung Renner erst im November, aber bereits am 25. November
1945 fanden die ersten freien Wahlen
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
statt, die Kommunistische Partei Österreichs erhielt im Nationalrat nur vier Mandate und war von da an, trotz sowjetischer
Besatzungsmacht, marginalisiert.
Aus Trümmern zum Neubeginn
Aber angesichts des Zustands, in dem
sich Österreich befand, bildeten die drei
im Parlament vertretenen Parteien eine
Konzentrationsregierung. Diese endete
1947 mit dem Ausscheiden des einzigen
kommunistischen Ministers Karl Altmann
und wurde in der Folge bis 1966 von der
„Großen Koalition“ abgelöst.
Und Österreichs Zustand war 1945 erbärmlich: Die Produktion der Landwirtschaft war auf die Hälfte des Vorkriegsstandes abgesunken, im Juni 1945 betrug
die Lebensmittelzuteilung in Wien 891
­Kalorien. Auch die Industrie war schwer
getroffen, es fehlten Gebäude, Maschinen, Rohstoffe und Energie. Das österreichische Nationalprodukt lag bei einem
Drittel des Krisenjahres 1937. Allein in
Wien zählte man 150.000 Arbeitslose, wie
viele es im ganzen Land waren, wusste
niemand, denn es bestanden zunächst
kaum Kontakte zwischen den vier Besatzungszonen. Ruhr, Flecktyphus und Tuberkulose wüteten in den Städten, auf
dem Land wanderten die Heere der „Displaced Persons“ – befreite Häftlinge aus
den Lagern, befreite Zwangsarbeiter,
Fremdarbeiter, Vertriebene und entlassene Kriegsgefangene. Hinzu kamen die
­alliierten Soldaten. Mehr als zwei Millio-
www.weltbund.at
nen Menschen hielten sich zusätzlich zur
Bevölkerung auf österreichischem Staatsgebiet auf.
Am 22. Dezember 1945 bekannte Leopold
Figl, der österreichische Bundeskanzler:
„Wir sind Bettler geworden und müssen
von Grund auf neu beginnen.“ Und man
begann! In geradezu beispielhafter Weise
nützten die in vielem extrem divergierenden politischen, ökonomischen, sozialen
und kulturellen Kräfte das kommende Jahrzehnt zum Aufbau des „neuen“ Österreich.
Die Entnazifizierung fand statt, Währungsreformen wurden durchgeführt,
diplo­matische Beziehungen wieder aufgenommen und schließlich, sobald man
durfte, auch Staatsvertragsverhandlungen geführt. Österreich konnte am amerikanischen ERP teilnehmen und dessen
Mittel für einen raschen Wiederaufbau
einsetzen, aber auch die von den Kommunisten instrumentalisierte, alles andere als
ungefährliche Streikbewegung von 1950
(25. September bis 6. Oktober) im Konsens lösen. Die „Sozialpartnerschaft“ wurde zum bewunderten Instrument des
friedlichen Interessenausgleichs zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Versäumt wurde, die von den Nationalsozialisten Vertriebenen zur Rückkehr in ihre
alte Heimat einzuladen, versäumt wurde
die gerechte Restitution geraubten Besitzes welcher Art auch immer. Diese auch
heute noch nicht zur Gänze abgetragene
Schuld wird noch dadurch verdunkelt,
dass diese Versäumnisse vielfach bewusst begangen wurden. Trotz eindeutiger Gesetzes- und Verbotslage wurde das
eine oder andere Mal auch versäumt, ehemaligen hochrangigen Funktionsträgern
der NSDAP den Beitritt zu politischen
­Organisationen zu verwehren.
Der Weg zur vollen Souveränität
Diese Versäumnisse sind das Erbe eines
Jahrzehnts, dessen alles dominierende
politische Herausforderung der Abzug der
Besatzungstruppen und der Abschluss
ROTWEISSROT
Österreich II
© Kern / First Look / picturedesk.com
Am 15. Mai 1955 unterzeichneten die Außenminister der vier Alliiertenmächte Wjatscheslaw Molotow, Harold Macmillan, John Foster Dulles und Antoine
Pinay jenen Vertrag, der die Zweite Republik und die Unabhängigkeit Österreichs besiegelte. Nach stundenlangen Verhandlungen erschienen die Außenminister auf dem Balkon des Schlosses Belvedere, um der wartenden Menschenmenge die Unabhängigkeit Österreichs mitzuteilen.
des österreichischen Staatsvertrags waren. Zwar begannen die ersten Verhandlungen bereits 1947, doch erst nach mehr
als 200 Verhandlungsrunden mit vielen
Unterbrechungen war es so weit.
Diese unerwartet lange Periode eines
ganzen Jahrzehnts erklärt sich aus der
immer ernster werdenden Konfrontation
zwischen der Sowjetunion und dem Westen. Nachdem auch die beiden Nachbarländer Ungarn und Tschechoslowakei
1947 beziehungsweise 1948 kommunistisch geworden waren, erfüllte Österreich
die alles andere als willkommene Rolle
­eines Frontstaates im Kalten Krieg zwischen den Machtblöcken. Der Westen,
insbesondere die USA, waren zudem in
Sorge, ob Österreich nach Abzug der Besatzung stabil genug wäre, eine mögliche
kommunistische Machtübernahme ab­
zuwehren. Dem begegnete Österreich mit
einer Remilitarisierung durch den Aufbau
der B-Gendarmerie im westlichen Bundesgebiet. Den Sorgen des Westens entsprach das sowjetische Trauma eines
„Anschlusses“ an Deutschland, zumal aus
dieser Sicht die österreichische mit der
deutschen Frage zunächst untrennbar
verknüpft erschien. Der Tod Josef Stalins
ROTWEISSROT
am 5. März 1953 leitete die Wende ein, die
Sowjetunion war an einer Entspannung
­interessiert.
Die Entscheidung fiel schließlich im April
1955, als Moskau mit Wien direkte Verhandlungen aufnahm, um die noch strittigen Punkte eines Staatsvertrags zu klären. Einerseits waren die Sowjets nun
­bereit, die österreichische von der deutschen Frage zu trennen, andererseits signalisierten sie Zustimmung zu einer öster-
„Es ist immer sehr schwer, sich
gegen eine Generation zu vertei­
digen, die nicht mit uns gelebt hat.“
(Marcus Porcius Cato)
reichischen „Neutralität nach dem Muster
der Schweiz“. Damit waren auch die USA
einverstanden.
Am 15. Mai 1955 um 11.30 Uhr wurde der
österreichische Staatsvertrag im Marmorsaal des Oberen Belvedere unterzeichnet.
In einer Präambel, 38 Artikeln und zwei
Anhängen regelt der Staatsvertrag die
Wiederherstellung Österreichs als freier
und unabhängiger Staat. Zu den wichtigs-
www.weltbund.at
ten Punkten des Vertragswerks zählen die
territorialen Bestimmungen des Staatsgebiets in den Grenzen von 1937, der Abzug
der alliierten Soldaten, das Verbot des
­A nschlusses an Deutschland, die Anerkennung der Rechte der slowenischen
und kroatischen Minderheiten sowie die
Anerkennung der Menschenrechte.
Der österreichische Staatsvertrag, ein
nach wie vor gültiges Vertragswerk, erfüllt
eine zweifache Funktion: Einerseits
schließt er Österreichs Schicksalsjahre
zwischen März 1938 und Mai 1955 ab: Er
beendet die Verstrickung mit dem
Nationalso­zialismus, die Teilnahme am
Zweiten Weltkrieg und die Besatzungszeit. Andererseits ist der Staatsvertrag ein
Auftrag für die Zukunft, der nicht nur den
Menschen damals erteilt wurde, sondern
auch allen, die folgten, also derzeit auch
uns.
Erst nach dem Abzug der Besatzungstruppen, also in uneingeschränkter Souveränität, beschloss der Nationalrat am
26. Oktober 1955 „aus freien Stücken“
das Bundesverfassungsgesetz über die
„immerwährende Neutralität“ Österreichs.
Am 14. Dezember 1955 trat Österreich
den Vereinten Nationen bei. ❍
15
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Verbindungen
AÖWB aktuell
Alaska, Argentinien und Austria
Ein kulturelles „Triple-A“. Kultur verbindet. Bringt Menschen zusammen. Zwei Chöre der
„A“-Klasse bieten demnächst in Wien ein einmaliges Erlebnis. Georg Amschl
„Alles Tango“ in der Residenz Mirabell in Salzburg
D
© Wildbild, SRgB
er „Anchorage Concert Chorus“ und
„Cantemus Wien“ geben am 8. Juni
2015 im Theater in der Senioren Residenz
Am Kurpark Wien-Oberlaa ein gemeinsames Chorkonzert.
1947 wurde der 160-köpfige Anchorage
Concert Chorus von Lorene Harrison gegründet und ist fester Bestandteil der
Künstlerszene in Anchorage. Das Repertoire reicht von klassischer Chorliteratur bis
zu zeitgenössischen populären Stücken.
Der Anchorage Concert Chorus hat zahlreiche internationale Preise erhalten. Tourneen führten den Chor bereits nach Russland, Australien, Neuseeland, England,
­Kanada, Brasilien und Argentinien. Cantemus Wien wurde 1998 von Erich Klug gegründet. Zum Standardprogramm zählen
Gospels, Spirituals und Arrangements aus
der gehobenen U-Musik.
Theater Am Kurpark
Seit etwa 20 Jahren besteht das einzige
Theater im zehnten Wiener Gemeinde­
bezirk. Mitten in der Senioren Residenz
Am Kurpark in Wien Oberlaa findet sich
dieser einzigartige Theatersaal, der 210
Besuchern einen barrierefreien Kultur­
genuss bietet. Auf der 100 Quadratmeter
großen Bühne waren schon Publikumslieblinge wie Gusti Wolf, Elfriede Ott oder
ROTWEISSROT
Barrierefrei: das Theater Am Kurpark in Wien-Oberlaa.
Otto Schenk zu Gast. Aber auch lokale
Musikschaffende und junge KünstlerInnen
nützen gern die Gelegenheit, hier ihr Können unter Beweis zu stellen.
Dieser Tage präsentierte das Schauspielerehepaar Christa und Agilo Dangl – besser bekannt als „Karawane Salzburg“ – im
Theater Am Kurpark ihr neuestes Stück
„Britta und Ernst, eine Wirtshausgeschichte“. In sechs Szenen skizzieren sie
das Leben der Kellnerin Britta und des
Obers Ernst, die einander in den kurzen
Arbeitspausen über Freud und Leid erzählen. Heiteres und Tragisches gaben
sich hier die Hand.
Tango im Wintergarten
„Alles Tango“ hieß es hingegen in Salzburg. Mit Maestro Carlos „El Tordo“ konnte ein Meister des argentinischen Tangos
gefunden werden. „El Tordo“ ist sein
Künstlername und bedeutet „Doktor“. Seit
2012 ist Carlos Enrique Maturano Präsident der nationalen Tangoakademie in
Österreich mit Sitz in Salzburg und Direktor der „European Tango School“, die als
einzige Schule den „Tango Argentino“ unterrichten darf. Der in Salzburg lebende
Argentinier führte mit seiner Tanzpartnerin die Besucher durch die Geschichte
und Entwicklung des Tangos mit all den
www.weltbund.at
unterschiedlichen Stilrichtungen und Ausdrucksformen. Exklusive Abendveranstaltungen wie diese – für eine beschränkte
Teilnehmerzahl – finden immer wieder im
Wintergarten der Residenz Mirabell in
Salzburg statt.
„Die Bürgschaft“ oder „Der Erlkönig“ –
Balladen, wie man sie aus der Schulzeit
kennt – vorgetragen mit musikalischen
Brücken, bis hin zu hochdramatischen
Balladen von Karl Friedrich von Ebert und
Humorvollem von Heinz Erhardt. Weit
reicht das exquisite Spektrum der Veranstaltungen in Salzburg.
Vernissagen im Foyer
Die schwungvollen Pinselstriche im Foyer
der Residenz Veldidenapark in Innsbruck
sind mittlerweile zu einem Fixpunkt in der
Innsbrucker Kunstlandschaft geworden.
Bis Mitte Juni sind hier die farbenfrohen
und ausdrucksstarken Bilder der Künstlerin Margit Verant zu sehen.
Exklusives Kulturprogramm
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unter SeniorenResidenzen.gmbH. Wir
freuen uns auf Ihren Besuch.
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Schwerpunkt-Thema
Woran dichten Sie,
verehrte Frau Jelinek?
Klaus Missbach, Chefdramaturg Burgtheater, Hilde Haider, Uni Wien, und Andreas Beck,
Schauspielhaus Wien, sprechen über Österreichs Theaterautoren der Gegenwart. Veronika Krenn
S
ie flüchten übers Meer. Wer überlebt,
erlebt weitere Hürden – bürokratischer Natur. Schmerzhaft sind auch diese.
Auf der Bühne des Wiener Burgtheaters
waten sieben Frauen und neun Männer
durch kniehohes Wasser. Mit bunte Plastiksäcken auf ihren Köpfen verkörpern sie
Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“.
Sie werden zum Sprachrohr für Menschlichkeit. „Am Theater sucht man geradezu
nach zeitgenössischen Texten, die wirklich den Fokus auf unsere Gesellschaft
und unser Leben finden“, sagt Burgtheater-Chefdramaturg Klaus Missbach im
­Gespräch einige Tage nach der Premiere:
„Das Stück gehört nicht nur nach Wien,
aber nach Wien gehört es besonders.“
Moderne Dramatik
„Jelineks Texte sind multifunktional, keinem Genre zugeordnet, und sie überantwortet sie der Regie nach dem Motto:
,Macht damit was ihr wollt‘“, beschreibt die
Theaterwissenschaftlerin Hilde Haider die
Arbeiten der Nobelpreisträgerin: „Sie stellt
mit ihren jüngeren Texten den Autorenbegriff in Frage.“ In „Die Schutzbefohlenen“
erinnert nichts mehr an einen dramatischen Text im herkömmlichen Sinn, keine
Figurenrede und keine Dialoge. Wie sehr
sich Theatertexte und der Autorenbegriff
heute verändert haben, könne man auch
am Beispiel des 1989 verstorbenen Dramatikers Thomas Bernhard ermessen. „Er
hätte sich“, so Hilde Haider, „vermutlich
nicht damit einverstanden erklärt, wenn
sein in einer Döblinger Villa angesiedeltes
Stück ,Ritter, Dene, Voss‘ auf ­einer nach
einem Atombombenabwurf zerstörten
­Insel inszeniert worden wäre.“
„Die Themen sind heute etwas globaler
geworden“, meint Klaus Missbach, „Jelineks Text geht zwar von einem konkreten
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Ereignis in Wien aus (Anm.: der „Votivkirchenbesetzung“ durch Asylwerber 2012),
aber er verhandelt ein europäisches Thema und wird in Europa gezeigt.“ Der junge
Oberösterreicher Ewald Palmetshofer
greift in seinem im Akademietheater uraufgeführten Stück „die unverheiratete“
ein historisches Ereignis aus der österreichischen Nachkriegszeit auf. Die Arbeit,
in der „die Frage von Schuld und wie man
mit Schuld umgeht, verhandelt wird“, so
Missbach, ist nun als eine von zehn bemerkenswerten Aufführungen zum 52.
Berliner Theatertreffen geladen. Im Juni
soll die Inszenierung in Bratislava gezeigt
werden, auch eine englische Übersetzung
ist gerade in Arbeit. Palmetshofer hat „einen völlig durchkomponierten Text geschrieben“, sagt Missbach, „und fordert
das ein, was ihm zusteht, dass er einmal
– zumindest zur Uraufführung – so gespielt wird, wie er geschrieben ist. Da er
auch sehr viel vom Theater versteht, gehört es sich schon, wenn man Striche
oder Veränderungen vornehmen möchte,
das direkt mit ihm zu besprechen.“
Hilde Haider beobachtete in den letzten
Jahren, dass viele Nachwuchsautoren
und -autorinnen nicht über eine Uraufführung ihres Theatertextes hinauskommen.
Palmetshofer sei einer der wenigen, die
sich nachhaltiger etablieren konnten:
„Schreibwerkstätten zielen oft nur darauf
ab, noch nicht uraufgeführte Texte zur
Aufführung bringen zu können. Wiederaufführungen von Stücken junger Autoren
sind weniger attraktiv. Trotz Förderprogrammen konnten sich nur einige wenige
jüngere österreichische Theaterautoren
nachhaltig durchsetzen. Gespielt werden
nach wie vor hauptsächlich die langjährig
etablierten Autoren wie Handke, Jelinek
und Bernhard.“
www.weltbund.at
„Als Dramaturg interessiert man sich
­immer für moderne Dramatik“, beschreibt
Missbach seine Arbeit am Burgtheater,
„Man möchte Autoren finden, die ein Thema öffentlich verhandeln, das uns wirklich
etwas angeht. Einer der österreichischen
Jungautoren, die bei uns vorkommen, ist
Ferdinand Schmalz.“ Seine Theatertexte
haben gesellschaftskritischen Humor,
„zwischen Totlachen und Totschlagen
­seien die Grenzen fließend“, beschreibt
das Burgtheater seine Arbeiten. Auf der
kleinsten Burgtheaterbühne, im Vestibül,
wird „am beispiel der butter“ gespielt. Der
1985 in Graz geborene Autor wurde vom
Magazin „Theater heute“ dafür zum „Nachwuchsautor des Jahres 2014“ gekürt. In
der kommenden Spielzeit wird sein Stück
„Dosenfleisch“ im größeren Kasino am
Schwarzenbergplatz uraufgeführt. Bei
den Autorentheatertagen in Berlin wird es
schon im Juni vorab zu sehen sein – als
Burgtheater-Produktion.
Talenteschmiede Theater
Eine wichtige Talenteschmiede für junge
Autoren waren die Werkstatttage, die
­unter Burgtheaterdirektor Klaus Bachler
2003 initiiert wurden. Dazu holte Bachler
Andreas Beck, einen Experten für zeitgenössische Dramatik und Autorenarbeit.
Als dieser 2007 die Leitung des Schauspielhauses Wien übernahm, hat er es als
Autorentheater erfolgreich neu positioniert. Sein erster Hausautor wurde Ewald
Palmetshofer, den er kurz zuvor noch bei
den letzten von ihm betreuten Werkstatttagen entdeckt hatte. Unter Karin Bergmanns Direktion werden die Werkstatt­
tage in diesem Sinne nun nicht mehr weitergeführt, sagt Chefdramaturg Missbach.
Dafür soll es eine viel engere Zusammenarbeit mit dem österreichischen „Retzho-
ROTWEISSROT
Schwerpunkt-Thema
© Burgtheater/Reinhard Werner
Szene aus der österreichischen Erstaufführung „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek am
28. März 2015 im Burgtheater.
fer Dramapreis“ geben. Auch mit den
Auto­rentheatertagen in Berlin soll weiter
kooperiert werden.
Schauspielhaus-Leiter Andreas Beck erzählt von seinen Anfängen an dem Haus,
in dem er Österreichs Autorennachwuchs
entscheidend fördern konnte: „Für mich
war ein logischer erster Schritt, sich erst
einmal weniger auf die Welt als darauf zu
konzentrieren, was lokal künstlerisch
­auffällig ist. Ich habe viele Maßnahmen
gesetzt, die nicht gerade kontinuierlich florierende Autorenszene zu fördern.“ Das
Projekt sollte „kein Treppenwitz der lokalen Szene bleiben“, meint Beck. Acht Jahre sind es nun geworden, in denen junge
österreichische Autoren und Autorinnen
wie etwa Ewald Palmetshofer, Ferdinand
Schmalz, Thomas Arzt, Gerhild Steinbuch
und Philipp Weiss einen Ort fanden, an
dem sie arbeiten konnten. „Es gibt ja re­
lativ viele Erfolgsgeschichten, die hier
­begonnen und sich dann auch anderswo
ROTWEISSROT
fortgesetzt haben, etwa Palmetshofer und
Arzt“, so Beck.
Inspiriert, mit zeitgenössischen Autoren
näher in Kontakt zu treten, wurde Beck
durch Burgtheaterdirektor Claus Peymann,
als er Anfang der 1990er-Jahre als Assistent am Burgtheater tätig war: „Peymann
hat damals kurze, stichwortartige Telegramme an Autorinnen verschickt, beispielsweise an Elfriede Jelinek: ,Woran
dichten Sie, verehrte Frau Jelinek?‘“ Peter
Turrini sei damals zwar häufig am Theater
„herumgelungert“, aber zu anderen Autoren blieb der Kontakt meist marginal,
­erzählt Beck: „Peter Handkes Manuskript
,Die Stunde da wir nichts voneinander
wussten‘ (Anm.: uraufgeführt 1992 bei den
Wiener Festwochen) wurde in den Briefschlitz geworfen, der Autor erschien auch
nicht zur Leseprobe. Bei der Premiere
konnte man vielleicht ein Nicken – oder ein
Kopfschütteln – des Autors in seiner Loge
beobachten.“ Für Beck sollte ein reger Aus-
www.weltbund.at
tausch mit den zeitgenössischen Autoren
eine wesentliche Basis seiner Arbeit werden. Er erzählt: „So um das Jahr 2000
konnte man feststellen, dass es Autoren
gab, die einfach anders schrieben, und
dass es Kollegen gab, die das nicht mehr
lesen wollten. Ich dachte, eigentlich muss
man sich gemeinsam mit den Autoren an
einen Tisch setzen und darüber reden.
­Dabei stellten wir fest, dass eine Aus­
probierzeit auf der Bühne nötig wäre.“ Die
Ergebnisse wurden danach vor Publikum
aufgeführt, aber das sollte nicht der Mit­
telpunkt sein. Vielmehr sollte es um das
Überprüfen von Textsituationen und um
Fragen an den Text gehen.
Am Schauspielhaus hat Beck auf unterschiedlichsten Ebenen gearbeitet: Es gab
Schreibklassen, ein Programm, bei dem
Autoren ein Jahr lang in ihrem Schreib­
prozess begleitet wurden, und Dramatisierungsaufträge. „Thomas Arzt beispielsweise hat alle Fördermaßnahmen unseres
Hauses durchlaufen und war auch Hausautor“, so Beck. Das Ergebnis: Der 1983
geborene Oberösterreicher begann 2007
mit „Grillenparz“ das stück/für/stück Autorenprogramm am Schauspielhaus. Heute
ist er mit fünf Stücken beim Rowohlt Thea­
terverlag vertreten. Aufgeführt wurden
diese bisher in Wien, Linz, Heidelberg und
Mannheim. Auch das Burgtheater habe
bereits ein Auge auf ihn geworfen, verriet
Chefdramaturg Missbach.
Gefragt nach etwaigen besonderen Merkmalen von Theatertexten zeitgenössischer österreichischer Autoren meint
Beck: „In Österreich ist – fast wie in Frankreich – Sprache an sich schon ein Thema
für das Theater. Österreichischen Autoren
scheint es regelrecht inkarniert, sich aus
der Herkunft wegschreiben und woanders
hinschreiben zu wollen. Es geht ihnen
mehr um den Ausdruck als Stilmittel als
um das Erzählen einer Geschichte.“ Für
Klaus Missbach ist möglicherweise deshalb der Anteil österreichischer Autoren
an der deutschsprachigen Dramatik überproportional hoch, „weil es in Österreich
immer wieder – aus der Geschichte heraus – eine kleine Distanz zur deutschen
Sprache oder eine sehr bewahrte Eigenheit gibt, und die kommt dem Theater und
überhaupt der Literatur sehr zugute.“ ❍
19
Schwerpunkt-Thema
Theater einmal anders
Österreichs Theaterlandschaft ist viel mehr als die großen Bühnen. Es gibt sehr kleine,
sehr alte und viele skurrile Theater, die anzuschauen sich lohnt. Hanna Ronzheimer
,34 Millionen Menschen besuchten im
Jahr 2012/13 die österreichischen
Bundestheater. Damit nehmen Österreichs Vorzeigebühnen wie Staatsoper
und Volksoper, Burg- und Akademietheater etwa ein Viertel aller Theaterbesuche
einer Spielsaison in Österreich ein.
Es gibt aber auch noch eine ganz andere
Seite der österreichischen Theaterlandschaft. In Österreich steht nicht nur das
pompöse Burgtheater, sondern beispielsweise auch das kleinste Theater der Welt
– 2011 wurde das im „Guinness Buch der
Rekorde“ offiziell festgehalten. Es handelt
sich dabei um das Kremlhoftheater in
­Villach, das sich im Hof des Begegnungszentrums „Im Kreml“, das alte Arbeiterheim von Margarete Schütte-Lihotzky, be-
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findet und 2009 vom „Verein zur Anregung
des dramatischen Appetits“ (VADA) und
der Künstlergruppe „kärnöl“ eröffnet wurde. Bei Theatervorstellungen haben in
dem kleinen Holzpavillon acht Menschen
Platz, bei Opernaufführungen nur sechs.
Stadttheater Grein (im Bild oben)
Ein besonders sehenswertes Exemplar
­eines Theaters ist im kleinen oberösterreichischen Städtchen Grein zu besichtigen
– ein beliebtes Besichtigungsziel bei Donaukreuzfahrttouristen oder Nutzern des
Donauradwegs. In diesem Mittelalterstädtchen gründeten theaterbegeisterte
Bürger bereits im Jahr 1791 in einem ehemaligen Getreidespeicher des Greiner
Rathauses ein Theater, das seitdem regel-
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mäßig bespielt wird und nach eigenen
­A ngaben das älteste Bürgertheater im
­europäischen Raum ist.
Der historische Hintergrund
Als Kaiser Joseph II. 1776 die Schauspielund Spektakelfreiheit proklamiert, wird das
Theater beim einfachen Volk beliebt. Was
vorher nur dem Hof vorbehalten war, dürfen nun auch die Bürger: eigene Theater
gründen. Ein Teil der Eintrittsgelder, so der
Plan J­ osephs, der 1783 das Armeninstitut
geschaffen hatte und nach neuen Geldquellen suchte, ging an die Bedürftigen.
„Auf vielen Plakaten aus der frühen Zeit
heißt es noch „Zu Behufe der Armen“ oder
„gewidmet der örtlichen Suppenanstalt“,
erzählt die Theaterführerin Christine
ROTWEISSROT
© Stadttheater Grein
1
Schwerpunkt-Thema
© Guenter Jagoutz Foto.Video
Mandlmayr-Beitel und erkennt darin einen
Vorläufer der heutigen Lustbarkeitssteuer.
„Die Schauspiel- und Spektakelfreiheit
war zur damaligen Zeit so bedeutend wie
später die Einführung des Kinos“, so
Mandlmayr-Beitel. „Überall schossen
Thea­
t er und Laiengruppen wie die
Schwammerln aus dem Boden.“
Das gesamte Greiner Theater ist im Originalzustand erhalten: Eine alte Toilette gibt
es, nur durch einen Vorhang vom Vorstellungsraum getrennt, außerdem sogenannte „Sperrsitze“, die sich hochklappen und
abschließen ließen. Den Schlüssel konnte man mieten. „Das war die frühe Form
eines Theaterabonnements“, erklärt die
Theaterführerin Mandlmayr-Beitel.
Das Greiner Gefängnis war früher nur
durch eine Mauer vom Theater getrennt –
durch ein Guckfenster konnten die Gefangenen den Theatervorstellungen beiwohnen. Die übrigen Theaterbesucher sollen
die Gefangenen übrigens mit Essen, Trinken und Tabak versorgt haben. Nicht
etwa, weil sie so sozial waren – nein, damit sie die Vorstellung in Ruhe genießen
konnten.
Spielsaison ist am Greiner Theater von
März bis November, die Greiner Sommerspiele im Juli und August zeigen in diesem
Jahr „Wie zerronnen, so gewonnen“ – eine
Komödie von Stefanie Stroebele.
Schlosstheater Porcia
Gerade bei Sommerspielen ist die Atmosphäre des Ortes ebenso wichtig wie das
Theater selbst. Ein Schloss als Bühne ist
da gerade richtig. Das dachte sich auch
der Schriftsteller Thomas Bernhard, der
gemeinsam mit der Grafikdesignerin und
Bühnenbildnerin Annemarie Siller und
Herbert Wochinz, dem Avantgarde-Regisseur und Gründer des Theaters am
Fleischmarkt, im Jahr 1960 den Arkadenhof des Renaissanceschlosses Porcia in
Spittal an der Drau in Kärnten als Rahmen
für das Ensemble:Porcia aussuchte.
Der Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert im italienischen Stil wurde im Auftrag des spanischen Grafen von Salamanca-Ortenburg (1489–1539), einem Vertrauten von Kaiser Ferdinand I. gebaut.
Der Innenhof mit dreistöckigen Arkaden
gleicht einem italienischen Palazzo. Das
ROTWEISSROT
Das Schlosstheater Porcia punktet mit selten gespielten Komödien auch international.
Ambiente von Porcia habe er von Beginn
an mit der Komödie assoziiert, erzählte
2010 Herbert Wochinz über die Gründungszeit anlässlich des 50. Jubiläums
von Porcia. Gemeinsam mit H.C. Artmann, der teils längst in Vergessenheit geratene europäische Komödien übersetzte,
fand Wochinz einen europaweit beachteten Inszenierungsstil.
Seit vorigem Jahr haben zwei Frauen hier
die Führung übernommen: Präsidentin
Andrea Samonigg-Mahrer löste den Industriellen Hans Peter Haselsteiner ab
und befördert das Theater gemeinsam mit
der neuen Intendantin Angelica ­Ladurner
unter dem neuen Namen Ensemble:Porcia
in eine neue Zeit, in der das Europäische
wieder im Vordergrund stehen soll – jedes
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Jahr möchte das Theater „im Humor einer
bestimmten europäischen Sprache baden“. Die Spielzeit 2015 beginnt mit
­französischer Komödie, bekannt für feine
Ironie, beißenden Spott, augenzwinkernder Poesie! Am 15. Juli eröffnet Porcia mit
dem Stück „Cyrano de Bergerac“ von
­Edmond Rostand.
Reichenau
So schick ein Schloss als Bühne auch ist:
Gerade das Ruinenhafte war es, das die
Anziehung für Bernhard, Wochinz und Siller im damals noch unrenovierten Renaissancehof ausgemacht hat.
Spuren der Vergangenheit muss man im
Theatergebäude der Festspiele Reichenau schon sehr genau suchen. Dabei hat
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Reichenau: Das Theater wurde 1988 mit höchst erfolgreichen Festspielen wiederbelebt.
das heute sehr schicke Sommertheater mit
zwei bespielbaren Sälen, insgesamt fast
700 Sitzplätzen und seit Kurzem frisch
­renovierten Balkonlogen eine Industrie­
geschichte hinter sich. 1922 erwarb die
Gemeinde das bereits stark verfallene
­Industriegebäude und gestaltete es als
Theater und Konzerthaus um, das 1926
mit „Die Fledermaus“ von Johann Strauß
eröffnete. Schon bald allerdings kam das
Kino in den Ort. Niemand wollte mehr ins
Theater, man sattelte auf Tonfilm um. Nach
Jahrzehnten des Kurhausdaseins mit Lesesaal, Hausmeisterwohnung und Bergbaumuseum schließlich gründete das Wiener Ehepaar Peter und Renate Loidolt
1988 die heute höchst erfolgreichen Festspiele Reichenau. 40.000 Besucher zählt
die fünfwöchige Spielperiode im Durchschnitt, gespielt werden traditionelle österreichische Stücke wie „Der Weibsteufel“
von Karl Schönherr, mit dem Reichenau
2015 eröffnet, oder „Der Alpenkönig“ von
Ferdinand Raimund und „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler. Bekannt sind
die Festspiele Reichenau auch für die
zahlreichen Stars aus Film und Wiener
Theater, die hier auf der Bühne stehen.
Genau das schreibt sich Reichenau auch
auf seine Fahnen: legere Eleganz; Gesellschaftstreffpunkt für Theaterliebhaber und
Prominenz.
Im Kabelwerk
Ein ganz anderes Publikum hat das 2014
eröffnete „Werk X“ im ehemaligen Meidlin-
Rabenhof: die Bühne in einem Wiener Gemeindebau aus der Zwischenkriegszeit.
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www.weltbund.at
ger Kabelwerk. Einst gründete hier der
­Fabrikant Otto Bondy 1882 eine Fabrik zur
Erzeugung von isolierten Drähten und
­Kabeln aller Art. Seine Firma, die Kabelund Drahtwerke AG (KDAG), war bis zur
Schließung 1997 einer der bedeutendsten
Betriebe Meidlings und wichtigster Arbeitgeber des Bezirks. Seit einiger Zeit schon
wird hier ein komplett neuer Stadtteil errichtet. Mitsamt einem eigenen Theater:
dem Werk X im Kulturzentrum „Palais Kabelwerk“. Zwei Säle fassen rund 600 Zuschauer, gespielt werden vor allem Eigenproduktionen und Stücke von jüngeren
Autoren wie etwa dem Schweizer Milo
Rau, der bereits 2013 in der Dependance,
des schon länger bestehenden Werk X in
der Garage am Petersplatz mit einer
­Bühnenfassung von „Breiviks Erklärung“
für Furore sorgte.
Zur Eröffnung des neuen Standortes in
Meidling spielte im Oktober 2014 der deutsche Autor und Dramaturg Marius von
Mayenburg das Lebenskrisenstück „Eldorado“. Ein großer Erfolg war auch die „Proletenpassion 2015“, ein Geschichtslie­
derzyklus des Wiener Literaten Heinz R.
­U nger und der österreichischen Band
„Schmetterlinge“ aus dem Jahr 1976, der
während der Besetzung der heutigen
­A rena in Wien uraufgeführt wurde. Die
musikalische Begleitung kommt in der
­gegenwärtigen Bühnenfassung von der
österreichischen Musikerin Gustav.
Auch das Rabenhoftheater im Wiener
­Bezirk Landstraße hat eine Arbeitergeschichte. 1925-1928 erbaut, wurde es in
den damals errichteten Gemeindebau integriert – ursprünglich als Arbeiter-Festsaal. Zwischen 1934 und 1971 war es ein
Kino, dann stand es einige Jahre leer, bis
man 1990 die Bühne als zweiten Standort
für das Theater in der Josefstadt auserkor
– eine Beziehung, die bis ins Jahr 2000
hielt. Thomas Gratzer, Leiter seit 2008,
verfolgt eine junge, kritisch-kabarettistische Linie. Vor allem aber hat er die
­Geschichte des Theaters wieder hervorgeholt: handgefertigte Kacheln, die lange
Zeit hinter Holzverkleidungen versteckt
waren, ließ er freilegen. Heute machen sie
das Theater mit 290 Sitzplätzen zu einem
der schönsten original erhaltenen Räume
aus der Zwischenkriegszeit.
ROTWEISSROT
© Festspiele Reichenau, Rabenhoftheater
Schwerpunkt-Thema
Schwerpunkt-Thema
© Theater im Bunker, Markus Gradwohl
Theater im Bunker
Von der Goldenen 20ern ist es leider nicht
sehr weit bis zu den Bunkern des Zweiten
Weltkriegs. Hier, in einem Luftschutzstollen in Mödling aus dem Jahr 1941,befindet
sich das Theater im Bunker. Wo früher bis
zu 9.000 Menschen während der Bombenangriffe Schutz fanden, in einem Stollensystem aus zwei Hauptröhren und einigen Nebenstollen, fand der aus Salzburg
stammende Regisseur Bruno Max einen
geeigneten Ort für sein Sommertheater
„Im Bunker“. Ab 15. August geht es wieder
los mit dem Stück „Inferno. Nachrichten
aus der Hölle.“.
Bereits zum 17. Mal werden die rund einen
Kilometer langen Tunnel des ehemaligen
Luftschutzstollens für das wohl ungewöhnlichste Stationentheater Österreichs
genutzt. Das Publikum durchwandert in
kleinen Gruppen die mehr als 20 Szenen
und Schauplätze.
Wohnzimmerbühne
Ein ganz anderes Konzept des Theatermachens verfolgen die Macher mit dem in
Wien beheimateten „Theater im Wohn­
zimmer“. Hier geht nicht das Publikum ins
Theater, sondern die Schauspieler kommen zum Publikum. Das 12-köpfige Ensemble aus professionellen Schauspielern benötigt weder einen Raum noch ein
Bühnenbild – es kommt zu seinem Auftraggeber und spielt entweder eines der
beiden Stücke aus dem Repertoire oder
ein maßgeschneidertes Programm für
Hochzeit, Geburtstag oder Firmenfeier.
Seit zehn Jahren gibt es das Theater im
Wohnzimmer bereits. „Wir wollten damit
zeigen, dass man Theater überall spielen
kann – ohne Bühnenbild, Requisiten und
Bühnenlicht“, so der Schauspieler Markus
Tavakoli vom Ensemble. Zum Jubiläum in
diesem Frühjahr hat man ein neues Stück
mit ins Repertoire aufgenommen: Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ ist ab
April mit im Angebot. Gespielt wird im
­gesamten deutschsprachigen Raum. „Der
skurrilste Ort, an dem wir aufgetreten sind,
war wahrscheinlich ein Rohbau einer ­Villa
in Hamburg. Die wurde gerade für ein
­Vorstandsmitglied eines großen interna­
tionalen Konzerns gebaut. Dort spielten
wir im Winter zwischen der Mischmaschi-
ROTWEISSROT
Theater im Bunker: Das Publikum durchwandert Szenen und Schauplätze.
ne und dem Heizstrahler“, erzählt T
­ avakoli.
Das Konzept der freien Bühne ist natürlich
nicht neu. Ein Theater, das sich der Idee
des Herumziehens von Beginn an verschrieben hat und damit höchst erfolgreich
wurde, ist das Theater im Bahnhof aus
Graz. Einige der bekanntesten österreichischen Schauspieler der jüngeren Gene­
ration, etwa Michael Ostrowski oder Pia
Hierzegger, haben an diesen (wechselnden) Bühnen ihre Karriere begonnen.
1996 eröffnete das freie Ensemble seine
Zentrale in einer ehemaligen Grazer Tapezierwerkstatt am Grazer Lendplatz, mittlerweile erfolgte ein Umzug in die Elisa­
bethinergasse. Zentral für das Theater im
Bahnhof ist die Auseinandersetzung mit
der österreichischen Identität zwischen
Tradition und Pop, wobei Konventionen
gern gebrochen werden. Meist werden
selbst entwickelte Stücke mit und ohne
­literarische Vorlage gespielt, inszeniert
wird selten im eigenen Haus, sondern
gern und immer wieder an höchst unüblichen Orten wie im Wirtshaus oder am
Grazer Jakominiplatz, einem Verkehrsknotenpunkt. Auch die Oper und das Forum Stadtpark werden gern genutzt. Das
Theater am Bahnhof reflektiert auch die
Show des Theaters an und für sich: „Es
herrscht ein Streben nach Peinlichkeit in
Würde. Es geht um die Lächerlichkeit des
Menschen und die Lächerlichkeit des
spielenden Schauspielers. Und keine
Angst vor scheinbarer Dilettanterie“, so
lautet eine Selbstbeschreibung.
❍
Wohnzimmerbühne: Das Theater im Wohnzimmer kommt zum Publikum nach Hause.
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Schwerpunkt-Thema
Geschichten mit Geschichte
Literaturfestivals gibt es in Österreich mittlerweile zu jeder Jahreszeit und in jedem
­Bundesland. An erster Stelle stehen immer noch die Tage der deutschsprachigen
Literatur in Klagenfurt. Hanna Ronzheimer
eit 1977 verleiht die Stadt Klagenfurt
am Ende eines mehrtägigen Vorlesewettbewerbs und nach ausführlicher Diskussion der Jury im Frühsommer den mit
25.000 Euro dotierten Bachmann-Preis,
benannt nach der Schriftstellerin Ingeborg
Bachmann, die 1926 in dieser Stadt geboren wurde. Zurück gehen die „Tage der
deutschsprachigen Literatur“ auf die Initia­
tive zweier Journalisten: Der Kärntner
Buchautor und Journalist Humbert Fink
und der einstige Landesintendant des
ORF Kärnten, Ernst Willner, planten in
Klagenfurt einen Literaturwettbewerb
nach dem Vorbild der Diskussionen der
„Gruppe 47“ ins Leben zu rufen.
2013 drohte dem Bachmann-Preis allerdings bereits das finanzielle Aus, und als
im vergangenen Jahr der in Wien lebende
deutsche Autor, Musiker und Cartoonist
Tex Rubinowitz den Bachmann-Preis gewann, runzelten einige klassische Literaturkritiker die Stirn – droht die ehrwürdige
Veranstaltung zu einem Sprachrohr für
belanglose Literatur zu verkommen? Aber
auch der Autor selbst wunderte sich, dass
seine lässig vorgetragene Popliteratur zur
Krönung des Literaturwettbewerbs gemacht wurde. Damit habe er nie im Leben
gerechnet, so Tex Rubinowitz. Wohin sich
der Bachmann-Preis 2015 entwickeln
wird, werden wir am 5. Juli erleben: Dann
nämlich wird er das nächste Mal verliehen.
Junge Wortspiele
Jünger, bunter und lustiger geht es zu bei
den „Wortspielen“, einem dreitägigen Literaturfestival, das jährlich in München und
Die Gewinner des Bachmann-Preises 2014 (v. l.): Michael Fehr, Gertraud Klemm, Tex Rubinowitz,
Santhuran Varatharajah, Katharina Gericke.
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www.weltbund.at
Wien ausgetragen wird. Hier können junge Autoren ihre Neuerscheinungen an drei
Abenden zu je 20 Minuten vortragen. In
Wien ist der Jazzclub Porgy & Bess die
Bühne für die jungen Autoren, zugleich
aber auch Ort für den lockeren Austausch
zwischen Teilnehmern und Publikum, Lektoren und Journalisten. Vom Publikum
­gewählte Sieger in Wien wurden im vergangenen März der gebürtige Schweizer
Giuliano Musio mit seinem ersten Roman
„Scheinwerfen“, in dem eine Familie Geschäfte mit verschütteten Erinnerungen
betreibt, und der 1994 in Wien geborene
Musiker und Autor Elias Hirschl mit seinem Buch „Der einzige Dorfbewohner mit
Telefonanschluss“.
Sucht sich der Städter Hirschl das Dorf als
Schauplatz seiner Geschichte aus, so entdecken andere urbane literaturbegeis­terte
Menschen einsame Dörfer als ideale Orte
für die Abhaltung eines ganzen Literaturfestivals. Höchst erfolgreich geschieht das
etwa in Heidenreichstein im Waldviertel,
wo „Literatur im Nebel“ in diesem Jahr
­bereits das zehnjährige Jubiläum feiert.
2006 vom Wiener Schriftsteller Robert
Schindel sowie dem ehemaligen Minister
für Unterricht und Kunst, Rudolf Scholten,
und dem damaligen Bürgermeister von
Heidenreichstein, Johann Pichler, gegründet, war Salman Rushdie der erste Ehrengast, um den sich das dreitägige Festival
in Form von Gesprächen, Lesungen und
Vorträgen drehte. Wer in diesem Herbst
zu Gast sein wird, bleibt vorerst noch ein
Geheimnis.
Urlaubslektüre
Im salzburgischen Rauris, wo man bereits
seit den 1970er-Jahren literarische Begegnungswochen für moderne Literatur
aus dem deutschsprachigen Raum abhält,
hieß das Thema der Literaturtage 2015
ROTWEISSROT
© Puch Johannes
S
Schwerpunkt-Thema
© LCM Richard Schuster, Christoph Welkovits
Ö1-Kulturredakteur Wolfgang Popp und Chris Lohner bei der BUCH Wien
im November 2014 auf der ORF-Bühne im Dialog.
„O-Töne“-Lesung von Daniel Glattauer: Das Festival im Wiener MuseumsQuartier zog im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Besucher an.
„Mehr.Sprachen“. Zu Gast im vergangenen März waren dementsprechend Autoren, die in zwei oder mehreren Sprachen
leben und schreiben: der ungarische
Schriftsteller György Dálos etwa, ebenso
die in Berlin lebende Autorin, Dichterin
und Übersetzerin Esther Kinsky oder die
türkisch-deutsche Autorin Seher Çakır
aus Wien. Den Rauriser Literaturpreis
­erhielt in diesem Jahr die Hamburgerin
Karen Köhler für ihren Erzählband „Wir
haben Raketen geangelt“.
diesem Sommer wird der Wiener Schriftsteller Peter Rosei zu Gast sein.
Während es beim Krimiliteraturfestival
„Mörderischer Attersee“ ab 11. Juni einen
Monat lang um Mord und Totschlag geht,
lässt sich im Stift Göttweig in Niederösterreich die Literatur bei einem guten Glas
Wein und in musikalischer Begleitung erst
so richtig genießen. Denn: Der Wein, die
Literatur, die Musik gelten als Grundlage
des Kulturverständnisses der Ver­anstalter
von „Literatur und Wein“.
Literarische Sommerfrische
Literaturfestivals sind zum festen Bestandteil vieler Erholungsgebiete geworden: In
Gmunden etwa gehört der Literaturschwerpunkt seit Jahren zum Festwochenprogramm während der Sommerfrischezeit.
Unter dem Titel „Ein Fest für ...“ ist jedes
Jahr ein anderer Schriftsteller für mehrere
Tage zu Gast in Gmunden und stellt sich
seinem Publikum in persönlicher Atmosphäre. Die Idee stammt vom Wiener
Schriftsteller und Philosophen Franz Schuh
und der Intendantin Jutta Skokan. Peter
Handke war schon hier, Friederike May­
röcker, Ernst Jandl und einige andere. In
Das Haller Sprachsalz
In Tirol geht die Liebe zur Literatur eher
durch den Magen: Unter dem Motto „Kulinarisches und Literarisches“ organisiert
das Festival „Sprachsalz“ in Hall in Tirol
­einen Festabend mit mehreren Autoren
bei einem gemeinsamen Menü im Park­
hotel. Aber das ist nur ein kleines Detail
dieser schönen drei Tage, die abgesehen
vom Festabend gratis stattfinden. Es gibt
Lesungen, Schreibwerkstätten und einen
„Überraschungsgast“. Im letzten Jahr war
das der amerikanische Schriftsteller Alan
Kaufmann. Für einen ehemaligen Gast endete der Besuch bei Sprachsalz übrigens
ROTWEISSROT
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höchst unangenehm: Martin Walser verlor
auf der Rückreise im Zug sein Tagebuch.
Trotz hohen Finderlohns ist von einer
Rückgabe bisher nichts bekannt.
Zum Schluss noch ein Abstecher in die
Hauptstadt: „O-Töne“ heißt das Literaturfestival im Wiener MuseumsQuartier, bei
dem über die Sommermonate jeden Donnerstag Lesungen von wechselnden Autoren in den Höfen des MuseumsQuartiers
stattfinden. Über 10.000 Menschen fanden
sich im letzten Jahr an warmen Sommerabenden ein, um den Autoren zu lauschen.
Nicht weit entfernt, im Lesezelt der Wiener
Städtischen vor dem Burgtheater, geht es
ebenfalls um österreichische Gegenwartsliteratur. Manchmal allerdings auch in einer
vom Radiosender Ö1 gemieteten Straßenbahn: Einen Abend lang fährt sie den Wiener Ring entlang und präsentiert dabei
Live-Lyrik in Form von poetischen Performances und wohlgeformten Versen.
Literarischer Höhepunkt ist die Interna­
tionale Buchmesse BUCH WIEN vom 12.
bis 15. November. Erwartet werden rund
38.000 Besucher und 300 Aussteller aus
den verschiedensten Ländern. Zeit für das
literarische Vorweihnachtsgeschäft! ❍
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Schwerpunkt-Thema
Vom Läuten, Klingeln und Musizieren
Der Ursprung der Glocken liegt im 2. Jahrtausend v. Chr. in Asien und Afrika, von wo sie vor
etwa 1.000 Jahren über Irland ihre Verbreitung auch in Österreich fanden. Michael Mössmer
A
Geläute im Alltag
Durch den eindeutig zuordenbaren Klang
im Alltag findet sich die Glocke auch etwa
in älteren Straßenbahnen, wo sie durch
energische Fußtritte auf den Mechanismus mehrfach hintereinander ausgelöst
wird. Etwas zarter ist da schon das Läuten
der Kuhglocken, die dem Hirten möglichst
rasch den Weg zu einem verirrten Tier
weisen sollen. Neben dem Einsatz von
Glocken unterschiedlichster Größen und
26
Eine Grassmayr-Glocke für das griechisch-orthodoxe Kloster am Berg Tabor in Israel.
Klangfarben in der Musik gibt es auch Ungewöhnliches zu berichten: Auf dem Ortsfriedhof Wien-Währing hing um 1828 in
der Wohnung des Totengräbers ein „Rettungswecker“, der mittels einer Schnur mit
dem Handgelenk eines in der Leichenkammer Aufgebahrten verbunden war.
Scheintote konnten sich dadurch bemerkbar machen …
Die älteste Glocke Österreichs datiert
aus dem 11. Jahrhundert
Wir wollen uns nun aber der klassischen
Kirchenglocke zuwenden, von denen unser Land viele faszinierende Exemplare
zu bieten hat. Die älteste davon tat bis
vor einigen Jahren ihren Dienst in der Kirche von Maria Schmerzen am Freuden-
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berg (Kärnten) und datiert aus dem 11.
Jahrhundert. Nun ist sie im Diözesanmuseum Schatzkammer Gurk zu besichtigen. Die größte ist die Pummerin, sie
wiegt 21.383 Kilogramm und läutet seit
1957 im Nordturm des Wiener Stephansdoms zu bestimmten Anlässen, etwa zu
Silvester oder am Ostersonntag. Die alte
aus dem Jahr 1711 stammende Pummerin war bei einem Brand 1945 in die Tiefe gestürzt und dabei zerstört worden.
Wie vor hunderten von Jahren
Faszinierend ist es, dass in der Kunst des
Glockengießens sämtliche technische
Segnungen der Jahrhunderte keine Spuren hinterlassen haben – wenn man von
Hilfsmitteln rund um den Vorgang selbst
ROTWEISSROT
© Grassmayr Glockengießerei GmbH, beigestellt (3)
uch wenn sie in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten haben, sind sie doch engstens verbunden
mit dem Ruf zu Gottesdiensten der Kirche
und als Zeitgeber im Alltag – was aber
­zunehmend an Bedeutung verliert, ja zuletzt sogar gerichtlich bekämpft wurde,
wie jüngst in Linz geschehen: Ein Anrainer
hatte sich durch das regelmäßige Schlagen der Domglocken während der Nachtstunden massiv gestört gefühlt und gedroht, vor Gericht zu ziehen. Ein außer­
gerichtlicher Vergleich beendete schließlich die Auseinandersetzung, die Turmuhr
muss nun zwischen 23 und fünf Uhr
schweigen. Nachahmer sind bis dato nicht
bekannt geworden.
Früher hatten sie aber auch die Aufgabe,
die rund um ein Kloster oder eine Burg angesiedelte Bevölkerung vor Angreifern zu
warnen, damit sie hinter sicheren Mauern
Schutz suchen konnte. Über Jahrhunderte hindurch riefen sie Freiwillige auf, um
zum Beispiel gemeinsam Feuer zu bekämpfen. Ebenso war und ist das sogenannte „Wetterläuten“ in ländlichen Gebieten Brauch, das einerseits die Bauern
vor Gewittern warnen soll, andererseits
glaubte man früher, durch das Läuten der
geweihten Glocken Unwetter abhalten zu
können. Nicht zu vergessen die Glocken
in Rathäusern und Schulen, wobei Letz­
tere heute elektrischen oder digitalen
­Geräuschen Platz gemacht haben.
Schwerpunkt-Thema
absieht. Das Prozedere jedenfalls hat sich
nicht verändert, wie etwa die Glocken­
gießerei Grassmayr in Innsbruck beweist,
die – 1599 gegründet – als ältestes Familienunternehmen Österreichs ins haus­
eigene Museum einlädt und dort Inter­
essierte in so manches Geheimnis einweiht. Grassmayr gilt übrigens als eine
der besten Glockengießereien weltweit,
und ihre Glocken läuten in 100 Ländern.
Ebenfalls in Tirol gießt die Familie Foidl
seit Generationen Glocken, vor allem für
heimische Auftraggeber und solche aus
Deutschland und Italien.
Das Glockenspiel
Das sogenannte Carillon bildet den Abschluss dieses kurzen Ausflugs in die Welt
der Glocken, über die es noch so viel zu
erzählen gäbe. Es handelt sich dabei um
ein Glockenspiel, das meist in Kirchen und
Rathäusern zu finden ist und mit dem über
unterschiedliche mechanische Einrichtungen beliebige Melodien gespielt werden
können. Zu den bekanntesten zählt hier
das Glockenspiel im Turm der Neuen
­Residenz in Salzburg vom Anfang des 18.
Jahrhunderts. Die Tonreihe der 35 aus
Antwerpen stammenden Glocken umfasst
drei Oktaven mit allen Halbtönen. Während hier die Stifte einer Metallwalze die
Glocken ansteuern, werden das Glockenspiel im Nordturm des Doms zu Innsbruck
– das erste vieroktavige in Österreich –
und jenes im Stift Heiligenkreuz – das
zweitgrößte mit 43 Glocken und ebenfalls
drei Oktaven – über eine sogenannte
Stockklaviatur gespielt. Diese erlaubt konzertantes und nuancenreiches Spiel und
ist für konzertante Aufführungen hervor­
ragend geeignet.
❍
ROTWEISSROT
Glockenspiel Gurk.
Glockenspiel Salzburg.
Glockenspiel Innsbruck.
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27
Schwerpunkt-Thema
Die Königin der Instrumente
Die größte Renaissanceorgel Österreichs wurde in der Hofkirche Innsbruck im 16. Jahrhundert errichtet und ist hervorragend erhalten: die Ebert-Orgel.
D
Renaissance-Tragorgel aus Hohenems.
28
er Weg auf der Suche nach der Herkunft der Orgel führt weit zurück,
nämlich in die ägyptische Hafenstadt Alexandria, wo der Techniker, Erfinder und
Mathematiker Ktesibios seinen staunenden Zeitgenossen um 246 v. Chr. eine
„Wasserorgel“ präsentierte, in der Metallröhren Töne erzeugten. Die gezielte Luftzufuhr ermöglichte schon damals das
Spielen einfacher Melodien. Später haben
die Römer dieses Instrument zur Untermalung ihrer berühmt-berüchtigten Spiele
eingesetzt. Rund 500 Jahre nach der Erfindung der Orgel im weiteren Sinne belegt
der Fund von Bestandteilen im Raum des
heutigen Budapest deren frühen Einsatz
in der Unterhaltungsmusik.
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Anfangs hatte Orgelmusik noch nicht die
heute so selbstverständliche Relation zur
Kirchenmusik, verbanden doch die von
den Römern so verfolgten Christen deren
Klänge mit den vielfach tödlichen Erfahrungen mit den eben erwähnten Spielen
der Römer.
Verbreitung ab dem 11. Jahrhundert
Während man im Byzantinischen Reich
um die Mitte des 8. Jahrhunderts bereits
von kaiserlichen Zeremonien mit Orgelmusik berichtete, wird die Orgel erst 100
Jahre später in der Kirchenmusik eingesetzt. Sozusagen hierarchisch, denn die
ersten Instru­mente werden an Bischofssitzen in­stalliert, um das 11. Jahrhundert
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© Tiroler Landesmuseen / Alexander Haiden, vorarlberg museum / Schenkung anonym um 1859 / VLM Inv.-Nr. T1
Über die Orgel – ein Meisterwerk, das seit Jahrhunderten mit der selben aufwändigen Technik funktioniert und deren Klang wohl kaum jemanden unberührt lässt. Michael Mössmer
Schwerpunkt-Thema
© Festung Kufstein / Top-City-Kufstein GmbH, kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
folgen dann die Klosterkirchen. Hier die
technische Entwicklung nachzuzeichnen
würde den Rahmen dieses Beitrags bei
Weitem sprengen, weshalb wir jetzt einen
Sprung in die Neuzeit wagen, der uns zur
ältesten Orgel Österreichs führt: Es ist die
Ebert-Orgel in der Innsbrucker Hofkirche.
Sie thront über dem weltberühmten Grabmal für Kaiser Maximilian I. und wurde
1561 geweiht und in Betrieb genommen.
Apropos Betrieb: Sie zählt zu den ältesten
spielbaren und wertvollsten Orgeln der
Welt!
Nur 170 Kilometer westlich, im Vorarlberger Hohenems, pflegten die dortigen Grafen die Hausmusik, wofür – ebenfalls im
16. Jahrhundert – in Südtirol eine pedal­
lose „Tragorgel“ in Auftrag gegeben wurde. Sie besteht aus dem Windkasten mit
Klaviatur und dem eigentlichen Gehäuse
darüber, die Klaviatur beginnt mit E und
hat 41 Tasten. Das „Portativ“, wie dieses
Instrument auch genannt wird, ist heute im
Vorarlberger Landesmuseum beheimatet.
Von der ältesten Orgel Österreichs in
Innsbruck führt uns der Inn zur nächsten
Sensation, zur „Heldenorgel“ nach Kufstein. Sie ist mit 4.948 Pfeifen die größte
Freiorgel der Welt und bei den „Helden­
orgelkonzerten“ weit über die Stadt hinaus
zu hören.
Vier Meisterwerke in Wien und Kärnten
Die Wöckherl-Orgel in der Franziskanerkirche in Wien stammt aus dem Jahr 1642
und ist damit die älteste in der Bundeshauptstadt. Einem im 18. Jahrhundert vor
der Orgel errichteten Hochaltar ist es wohl
zu danken, dass sie im liturgischen Dienst
von der damals „neuen“ Orgel ersetzt und
kaum bespielt wurde – so ist sie im Großen und Ganzen in ihrer Ursprünglichkeit
erhalten geblieben.
Nicht weit entfernt in der Michae­lerkirche
finden wir ein Meisterwerk der barocken
Orgelbaukunst: die „Sieber-Orgel“ aus
dem Jahr 1714. 30 der insgesamt 32 erhaltenen alten Register stammen wahrscheinlich aus der Werkstatt des berühmten Orgelbauers Johann David Sieber. Während des Ersten Weltkriegs
wurden alle Prospektpfeifen requiriert
und für die Herstellung von Waffen eingeschmolzen. Es sollte bis 1986 dauern,
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Seit 1931 ertönt die Heldenorgel aus dem Bürgerturm der Festung Kufstein.
bis die Orgel wieder in ihren wunderschönen, ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde.
Aus dem Jahr 1735 stammt die Hauptorgel im Dom Maria Saal in Kärnten, die aus
der Werkstatt des Klagenfurter Orgel­
baumeisters Martin Jäger stammt und –
neben dem prächtigen barocken Prospekt
– eine Besonderheit aufweist: Sie stellt
wegen des vom Orgelgehäuse getrennten
und auf die Brüstung der Orgelempore gebauten Spieltischs ein einzigartiges
Kunstwerk dar.
Schließlich kehren wir wieder zurück nach
Wien, um uns dem Stephansdom zuzuwenden. Eigentlich hätten wir damit beginnen sollen, denn bereits 1334 taucht erst-
mals eine Orgel in der Domchronik auf. In
den folgenden Jahrhunderten entstanden
einige Orgeln, wobei die berühmteste davon wohl die vom Bozener Meister Burchhard Tischlinger auf dem Füchselbaldachin
neben der großen Sakristei erbaute „Große Orgel“ ist. 1945 wurde der Stephansdom katastrophal in Mitleidenschaft gezogen, und die berühmte „Riesenorgel“ des
Württemberger Meisters Friedrich Waicker
wurde durch den Brand völlig zerstört.
Doch nur drei Jahre später begann der
Wiener Johann Marzellinus Kauffmann mit
dem Bau einer elektronischen Chororgel
sowie 1956 mit einer großen Orgel auf der
Westempore mit 125 Registern – die somit
die größte Orgel des Landes ist.
❍
Die aus dem Jahr 1642 stammende Wöckherl-Orgel in der Franziskanerkirche ist die älteste in Wien.
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Schwerpunkt-Thema
Zusammengestellt von Michael Mössmer
Musik – landauf, landab
Dies ist ein kleiner und bei Weitem nicht repräsentativer Überblick über Musikfestivals,
die in den kommenden Monaten auf dem Kalender angekreuzt werden sollten.
Im Zentrum der Haydn-Tage: das Schloss Rohrau.
Schubertiade Schwarzenberg
20. bis 28. Juni und 22. bis 30. August
Dem deutschen Bariton Hermann Prey und Gerd Nachbauer, dem Erfinder
der „Mozartgemeinde Vorarlberg“, haben Schubert-Freundinnen und
-Freunde die „Schubertiade“ zu verdanken. Der Grundgedanke war, Schuberts Werke chronologisch nach deren Kompositionsdatum aufzuführen.
Als sich die beiden wegen unterschiedlicher Auffassungen trennten, rief
Prey seine eigene „Schubertiade“ im Wiener Musikverein ins Leben.
Die Konzertreihen der Schubertiade in Vorarlberg fanden vorerst an verschiedenen Orten statt, bis man sie ab 2001 auf den Schwarzenberger
Angelika-Kauffmann-Saal und den kleineren Dorfsaal konzentrierte. Zum
wohl bedeutendsten Schubertfestival der Welt wurden für heuer wieder her­
ausragende Künstlerinnen und Künstler angekündigt – Piotr Beczala, Robert Holl, András Schiff, Elisabeth Leonskaja, Luca Pisaroni, Arcadi Volodos, Elisabeth Kulman, Till Fellner, Ian Bostridge, Belcea Quartett, Minetti
Quartett, Hagen Quartett u. a. Meisterkurse von Peter Schreier vervollständigen das Programm in Schwarzenberg. Seit 2005 gibt es auch wieder
Konzerte im Rahmen der „Schubertiade Hohenems“ am Entstehungsort,
die über das ganze Jahr hin im Markus-Sittikus-Saal stattfinden.
www.schubertiade.at
Der Dorfplatz der Gemeinde Schwarzenberg.
Drei Millionen Menschen besuchen jährlich das Donauinselfest in Wien.
30
32. Wiener Donauinselfest
26. bis 28. Juni
Das Wiener Donauinselfest ist das größte regelmäßig stattfindende FreiluftMusikfestival der Welt bei freiem Eintritt und lockte bereits im Gründungsjahr 1984 zehntausende Besucherinnen und Besucher auf die künstlich
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© Rainer Mirau / picturedesk.com, Vorarlberg Tourismus / Franz Oberhauser, Donauinselfest / Andreas Jakwerth
Haydn-Tage Schloss Rohrau
26. bis 28. Juni
Im niederösterreichischen Rohrau steht das Geburtshaus der Brüder
Joseph und Johann Michael Haydn. Ihre Musik hat die beiden Komponisten
unsterblich gemacht. Die „12. Haydn-Tage Schloss Rohrau“ bieten ein
abwechslungsreiches Programm und umfassen themenbezogene Kon­
zerte, Einblicke in das Haydn-Geburtshaus, Führungen durch das Schloss
­Rohrau und seine berühmte Gemäldesammlung, einen Spaziergang durch
den romantischen Schlosspark sowie mehrere kulinarische Freuden.
Alljährlich gibt es im Haydn-Haus im Hof oder im Saal Kammerkonzerte, die
natürlich in erster Linie dem Werk der Brüder Haydn verpflichtet sind. Jedes
Jahr findet eine Haydn-Serenade der Abteilung Kunst und Kultur des Amtes
der NÖ Landesregierung statt, in der Lieder und Kammermusik dargeboten
werden. Im Zuge der jährlichen „Haydn-Tage“ erklingt das historische Hammerklavier als besonderer Höhepunkt. Das heurige Eröffnungskonzert
­bietet Werke von Johann Sebastian Bach und der Brüder Joseph und
­Johann Michael Haydn mit Barbara Maria Willi (Cembalo), Robert Pinkl
(Traversflöte) und dem Concilium musicum Wien.
www.schloss-rohrau.at
Schwerpunkt-Thema
geschaffene Insel in der Donau. Auf einer Länge von 4,5 Kilometern begeis­
tern an einem einzigen Wochenende zahlreiche Stars auf elf großen Bühnen ihre Fans. Unter ihnen finden sich heuer beispielsweise der österreichische Rapper Nazar und der deutsche Musiker Thees Uhlmann,
Rockröhre Anastacia und die heimischen Evergreens Opus, die DanceStars AronChupa und Rene Rodrigezz, die schottische Popband Middle of
the Road und das Kärntner Nockalm Quintett, die Folk-Pop-Band DAWA,
die Wiener Soulband 5/8erl in Ehr’n und die Kabarettistin Andrea Händler.
Das Donauinselfest ist aber auch Chance für den heimischen Nachwuchs,
denn junge Bands und Acts haben wieder die Möglichkeit, im Vorfeld von
Anastacia und Co. auf der Bühne zu stehen – dank des spark7 Rock The
Island Contest 2015 presented by W24. Rund drei Millionen Besucher zählte der Veranstalter, die Stadt Wien, im vergangenen Jahr.
2015.donauinselfest.at
© Michael Mössmer, Jazz Fest Wien Archive, Ferdinand Neumüller
36. Österreichisches Blasmusikfest in Wien
4. bis 6. Juni
Der Kulturstadtrat und spätere Bürgermeister der Stadt Wien, Helmut Zilk,
rief das jährliche Treffen 1980 ins Leben, das die Verbindung der Bun­
desländer mit der Bundeshauptstadt Wien zum Ausdruck bringen soll. Die
vielen Musikerinnen und Musiker „tragen zum Ruf und Ruhm unserer
­Donaumetropole als internationales Zentrum der Musik bei und sind bei
zahlreichen Auftritten im In- und Ausland als BotschafterInnen ihrer Heimtatstadt unterwegs“, sagte Wiens Dritte Landtagspräsidentin Marianne
­Klicka bei einem Empfang von Musikkapellen im Rathaus.
Es nehmen Jahr für Jahr je zwei bis drei Blasmusikkapellen aus den neun
Bundesländern und aus Südtirol teil, es werden aber auch immer wieder
Gastmusikkapellen aus dem Ausland nach Wien eingeladen.
Als Auftakt finden bereits am 4. und 5. Juni Konzerte im Arkadenhof des
Rathauses statt. Am 6. Juni folgen dann Platzkonzerte in allen 23 Bezirken.
Als Höhepunkt führt der Festzug alle Musikkapellen über die Ringstraße
zum Rathausplatz. Mit dem gemeinsamen Abschlusskonzert der 1.200
­Musikerinnen und Musiker findet das Blasmusikfest ein würdiges Ende.
www.blasmusik.at
Jazz Fest Wien
1. bis 11. Juli
Das 1991 von Heinz Krassnitzer und Fritz Thom gegründete und von Letzterem seither geleitete Jazz Fest Wien hat sich zu einem Fixpunkt der internationalen Festivalszene und zu einem der drei wichtigsten Festivals weltweit entwickelt. Nicht nur die Liste der teilnehmenden Musikerinnen und
Musiker liest sich wie das Who’s who der Jazz-Szene – auch die Veranstaltungsorte lassen sich sehen: die Staatsoper, das MuseumsQuartier, das
Rathaus und die von Friedensreich Hundertwasser künstlerisch gestaltete
Fernwärmeanlage am Donaukanal. Nun steht 2015 das 25-jährige Jubi­
läum ins Haus, und es werden sich wieder jede Menge großartiger Künstlerinnen und Künstler die Ehre geben, etwa der deutsche Ausnahmesänger
Roger Cicero, die große Hoffnung der australischen Jazz-Szene Sarah
McKenzie, der begnadete Pianist Chilly Gonzales, eines der größten Jazztalente des Landes, die Pianistin Viola Hammer mit ihrem Trio, die cha­
raktervolle Sängerin Melody Gardot oder Thomas Quasthoff, Angelika
Kirchschlager, Allan Harris und Louie Austen mit dem Orchester der
Vereinig­ten Bühnen Wien u. v. a.
www.viennajazz.org
ROTWEISSROT
1.200 Musikerinnen und Musiker sind beim Blasmusikfest in Wien.
Eines der größten Jazztalente
des Landes: die Pianistin
Viola Hammer.
Einer der beeindruckenden
­Veranstaltungsorte ist die
­Stiftskirche in Ossiach.
Carinthischer Sommer
9. Juli bis 26. August
Das aus dem 11. Jahrhundert stammende und in der Barockzeit prächtig
ausgestaltete Stift Ossiach bildet eine hervorragende Kulisse für den 1969
gegründeten Carinthischen Sommer. Drei Jahre später wurde das bedeutende Musikfestival auf die Stadt Villach ausgeweitet. Unzählige Größen
der Musikwelt wie Gottfried von Einem, Ernst Krenek, Claudio Abbado, Leonard Bernstein, Sir John Eliot Gardiner, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Riccardo Muti u. v. a. begeisterten mit den bedeutendsten internationalen Ensembles und Orchestern.
Das Festival Carinthischer Sommer 2015 umfasst 40 Veranstaltungen.
Dem eigentlichen Festivalbeginn geht eine spektakuläre Jazzgala mit Chick
Corea am 9. Juni im Congress Center Villach voraus. Zum Eröffnungs­
konzert (9. 7.) spielen die Bamberger Symphoniker unter Adám Fischer
Gustav Mahlers eng mit Kärnten verbundene siebente Symphonie. Weitere
Orchesterkonzerte stehen ebenso auf dem reichhaltigen Programm wie
Alte Musik, Projekte in Verbindung von Wort und Musik, die MusikTheaterTage sowie niveauvolle Volksmusik.
www.carinthischersommer.at
www.weltbund.at
31
Schwerpunkt-Thema
Tiroler Festspiele Erl
9. Juli bis 2. August
Im 17. Jahrhundert legten die Bewohner des kleinen Tiroler Dorfs Erl einen
Eid ab, sie würden alle sechs Jahre eine Passion Christi aufführen, würden
sie nur von Kriegen verschont bleiben – und dieses Versprechen haben sie
auch über 400 Jahre eingehalten.
Man hat also Routine darin, Gastgeber für regelmäßige Aufführungen zu
sein. Ein in 1960er-Jahren neu gebautes Passionsspielhaus sollte künftig
auch anderen kulturellen Veranstaltungen offen stehen – bis 1996 der Salzburger Dirigent mit Weltrang, Gustav Kuhn, einen Neubeginn der Tiroler
Festspiele Erl wagte. Er präsentiert seither ­herausragende Projekte, etwa
2005 Wagners „Ring in 24 Sunden“ – und das Publikum dankt es ihm mit
alljährlich ausgebuchten Aufführungen im Sommer und an 12 Tagen im
Winter im neu errichteten und im Dezember 2012 eröffneten Festspielhaus.
Dieses wurde zum größten Teil durch die Haselsteiner Familien-Stiftung
­finanziert.
Auch in diesem Sommer werden Wagner-Freunde verwöhnt: mit „Tristan
und Isolde“, den „Meistersingern von Nürnberg“, „Siegfried“, „Walküre“,
„Rheingold“, „Götterdämmerung“– aber auch mit Kammermusik und
­Liederabenden.
www.tiroler-festspiele.at
Das neu errichtete und Ende 2012 eröffnete Festspielhaus Erl.
Opernfestspiele St. Margarethen
8. Juli bis 15. August
Marcel Prawy, der „Opernführer der Nation“, hatte den Anstoß für die
Opernfestspiele in St. Margarethen mit der Aufforderung gegeben, „werktreue“ Aufführungen zu bieten. 1996 wurde dann mit Giuseppe Verdis
­„Nabucco“ die erste Oper auf der riesigen Freilichtnaturbühne aufgeführt.
Nach einer Insolvenz des Veranstalters im vergangenen Jahr übernahm die
Esterhazy-Gesellschaft Arenaria die Geschäfte und führte die Vorstellungen lückenlos weiter.
Am 8. Juli steht nun die Premiere von Giacomo Puccinis Opernkrimi ­„Tosca“
auf dem Programm. Regisseur Robert Dornhelm setzt damit seine Reihe
der Inszenierungen im Steinbruch fort. Mit „La Bohème“ und „Aida“ konnte
er 2013 und 2014 bereits mehr als 200.000 Besucher begeistern. Der
Steinbruch in St. Margarethen bietet mit seinen schroffen Felsen und
­malerischen Einblicken eine atemberaubende Kulisse für eine der größten
italienischen Opern. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein beeindruckendes Natur- und Kulturerlebnis unter freiem Himmel mit allen
­Annehmlichkeiten eines modernen „Opernhauses“.
www.arenaria.at
Atemberaubende Kulisse: der Steinbruch in St. Margarethen.
Das Kongress & TheaterHaus in der Kaiserstadt Bad Ischl.
Alessandro De Marchi, künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen.
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Lehár Festival Bad Ischl
11. Juli bis 30. August
Seit 1961 locken die Operetten Festspiele nach Bad Ischl – in jene Kurstadt, in der Vertreter der Goldenen und Silbernen Operette ihr Sommer­
domizil hatten. Allen voran Franz Lehár, der hier nicht nur seine großen
Welt­erfolge komponierte, sondern auch Ehrenbürger der Stadt war.
Nach fast 40 Jahren erhielt das Festival nach aufwendiger Renovierung
des Kurhauses einen zeitgemäßen Theaterraum, der im nunmehrigen Kongress & TheaterHaus mit Lehárs „Paganini“ eröffnet wurde.
2015 wird das Festival mit der musikalischen Komödie „My Fair Lady“ von
Frederick Loewe eröffnet, die ewig junge Geschichte vom Blumenmädchen
Eliza Doolittle und Prof. Henry Higgins …
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
© Peter Kitzbichler, 2014 arenaria GmbH, Wolfgang Weinhäupl / imageBROKER / picturedesk.com, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik GmbH / Sandra Hastenteufel
Zusammengestellt von Michael Mössmer
Schwerpunkt-Thema
Am 18. Juli folgt mit der „Ungarischen Hochzeit“ von Nico Dostal die zweite
Premiere der Saison. „Heimat, deine Lieder, grüßen froh mich wieder“, singt
das Bauernmädchen Janka, als es aus dem Kloster zu seinen Eltern nach
Popláka zurückkehrt …
Am 16. August lädt Bad Ischl zur Lehár-Gala, einem bunten Melodien­
strauß aus den berühmtesten und beliebtesten Arien und Duetten mit dem
Franz Lehár-Orchester unter Daniel Beyer.
www.leharfestival.at
© Werner Kmetitsch, LIVA / C. A. Roebl
Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
14. Juli bis 28. August
In der Alpenmetropole Innsbruck hat die Pflege der Alten Musik besondere
Tradition – so liegen die Anfänge der Festwochen der Alten Musik im 1963
erstmals aufgeführten „Ambraser Schlosskonzert“. Seither locken Re­
naissance- und Barockmusik in höchster Qualität jährlich tausende Be­
sucher nach Innsbruck. Zwei Opern stehen 2015 im Zentrum der von
­Alessandro De Marchi seit 2010 künstlerisch geleiteten Festwochen:
„Il Germanico“ von Porpora und „Armide“ von Lully. Nicola Porpora war
Georg Friedrich Händels größter Konkurrent in London als Opernkom­
ponist und Impresario, außerdem der berühmteste Gesangslehrer des
18. Jahrhunderts. Seine Arien spiegeln zu hundert Prozent die technischen
und gestalterischen Mittel des Barock­operngesangs wider. „Il Germanico“
erlebt in Innsbruck die erste Wiederaufführung nach fast drei Jahrhunderten.
Als BAROCKOPER:JUNG wird erstmals in Innsbruck mit „Armide“ vom
Franzosen Jean-Baptiste Lully die letzte große Operntragödie aufgeführt.
Als Gegengewicht dazu gibt es zum Ausklang der Festwochen die schönsten Liebesarien aus Opern von Jean-Philippe Rameau.
www.altemusik.at
Grafenegg Festival
14. August bis 6. September
Eingebettet in eine natürliche Senke inmitten des Schlossparks in Grafenegg bietet die Open-Air-Bühne 1.730 Sitz- und 150 Rasenplätze. Neben
diesem 2007 erbauten „Wolkenturm“ machte es der Zuspruch von mitt­
lerweile rund 110.000 Besucherinnen und Besuchern notwendig, ein Jahr
­darauf einen Konzertsaal zu errichten, in dem auch während der kühleren/
kalten Jahreszeit Aufführungen möglich sind. Die künstlerische Leitung
obliegt seit der Gründung 2007 dem weltberühmten Pianisten Rudolf
­
­Buchbinder, dem es Jahr für Jahr immer wieder gelingt, hochkarätige Dirigenten, Orchester, Sängerinnen und Sänger ins niederösterreichische
­Grafenegg zu bringen.
Im Zentrum des von 14. August bis 6. September stattfindenden Festivals
stehen Orchesterkonzerte, u. a. mit den Berliner Philharmonikern unter Sir
Simon Rattle, dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons, dem
Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta und den Wiener Philharmonikern unter Semyon Bychkov, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
www.grafenegg.com/
voestalpine Klangwolke Linz
Samstag 5. September
Die Linzer Klangwolke basiert auf einer Initiative des ORF Oberösterreich.
Seit 1979 findet sie alljährlich im Donaupark vor dem Brucknerhaus statt.
Bereits zum vierten Mal in Folge tritt voestalpine als Hauptsponsor dieses
einzigartigen Kulturereignisses der Landeshauptstadt Linz auf. Heuer kön-
ROTWEISSROT
Der Wolkenturm im Schlosspark von Grafenegg.
Ein Blick auf die Donau während der voestalpine Klangwolke 2014.
nen zigtausende Menschen Adalbert Stifters Erzählung „Hochwald“ als
stadtergreifendes Naturtheater erleben. Die Handlung spielt im 30-jährigen
Krieg, jenem Umbruch in Europa, der die Religion, die Geografie der Herrschaft, die Musik, die Kunst ebenso zerstörte wie neu entstehen ließ. Das
im klingenden Spiel marschierende Heer (jenes der Bauern wie jenes der
Fürsten) lebt heute noch in der Tradition der Blasmusik fort.
„Hochwald“ bringt Marschmusik und die hoch entwickelte Polyphonie der
Spätrenaissance in den Kontext zeitgenössischer Elektronik. Und zwar als
Musikdramatik im Sinne von erzählender, emotionalisierender Filmmusik –
die über Lautsprecher mit einer Gesamtleistung von 250.000 Watt über
ganz Linz erklingen wird.
www.klangwolke.at
www.weltbund.at
33
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Oberösterreich
Wien
Die Welt ist zu Gast in Wien
In der Stadt der Musik findet heuer von 17. bis 23. Mai der 60.
­Euro­vision Song Contest statt. Das weltweit größte TV-Unterhaltungsevent geht im größten Veranstaltungszentrum Österreichs
– der Wiener Stadthalle – über die Bühne und verbindet Millionen
Fans rund um den Globus.
Markus Poschner ab 2017 Linzer
Opern- und Orchesterchef
Der derzeitige Generalmusikdirektor der Freien Hansestadt
­Bremen und Chefdirigent der Bremer Philharmoniker, Markus
­Poschner, wird ab der Spielzeit 2017/2018 Opernchef des Landestheaters und Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz. Er wurde
aus insgesamt 120 Bewerbern ausgewählt. Die Jury hat schneller
als erwartet entschieden und einstimmig für ihn gestimmt. „Die
­Latte ist hoch gelegt – bitte springen!“, forderte ihn Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer abschließend auf. „Denn Dennis Russell
­Davies hat die Latte hoch gelegt.“
Poschner wurde am 1. Februar 1971 in München geboren. Nach
seinem Studium und der Assistenz für Sir Roger Norrington und
Sir Colin Davis war er von 2000 bis 2006 Chefdirigent des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt, danach Erster Kapellmeister
an der Komischen Oper Berlin. Seit 2007 bekleidet er seine aktuellen Funktionen in Bremen. Mit Beginn der Saison 2015/2016 wird
Poschner auch die Position des Chefdirigenten des Orchestra d
­ ella
Svizzera Italiana in Lugano übernehmen.
Vor zwei Jahren sprang er kurzfristig für die beiden Eröffnungs­
konzerte der OÖ Stiftskonzerte ein und hatte dort erstmals Kontakt
mit dem Bruckner Orchester. „Es hat damals schon gefunkt: Ein
hoch motiviertes, leicht entflammbares und hervorragend disponiertes Orchester.“ Auf Linz freut er sich schon: „Eine kunstbesessene und kunstentschiedene Stadt.“
❍
34
www.land-oberoesterreich.gv.at
www.songcontest.wien.at
V. l. n. r.: Florian Meindl (The Makemakes), Dominic Muhrer (The Make­
makes), Marjetka Vovk (Maraaya), Markus Christ (The Makemakes),
Raay Vovk (Maraaya).
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
© LandOÖ/Dedl, Land Tirol/Sidon
Landeshauptmann Pühringer mit dem neuen Opern- und Orchesterchef
Markus Poschner.
Werbung für die Gastgeberstadt
Wien nutzt sein internationales Städtenetzwerk, um gute Stimmung für den Eurovision Song Contest zu machen. Unter dem
Motto „Song Contest Stadt Wien: Lebensqualität #12 Points“ lud
die Stadt Wien – gemeinsam mit dem Veranstalter ORF – zum
tradi­tionellen Wien-Abend im Internationalen Büro der Stadt Wien
in Laibach. Weitere musikalische Zusammentreffen der österreichischen Gruppe The Makemakes mit den ESC-Startern aus
­Ungarn, Russland, Polen, Serbien, Rumänien und Tschechien
sind geplant.
Der Slogan des weltweit größten Unterhaltungsevents „Building
Bridges“ spiegelte sich beim Wien-Abend in Laibach sowohl in den
Gesprächen wider als auch beim Catering, das Speisen aus verschiedenen Teilnehmerländern bot. Für musikalische Höhepunkte
sorgten das Duo Maraaya, die SiegerInnen des slowenischen
ESC-Vorentscheids, sowie die österreichische Gruppe The Makemakes, die ebenfalls die Vorentscheidung gewonnen haben. ❍
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Kärnten
Salzburg
Salzburg im Zeichen der Literatur
Bayerns Ministerin Ulrike Scharf und Kärntens Landesrat Rolf Holub
­wollen im Umweltbereich noch stärker zusammenarbeiten.
© Büro LR Holub/Gert Eggenberger
Nachhaltige Kooperationen mit
Bayern und Slowenien
In Pörtschach findet am 23. September 2016 die große europäische Umweltschutzkonferenz ENCORE mit 118 teilnehmenden
Regionen statt. Kärnten wird den Vorsitz innehaben und diesen
von Bayern übernommen. Wie Kärntens Umweltlandesrat Rolf
Holub und die bayerische Staatsministerin für Umwelt und
­Verbraucherschutz, Ulrike Scharf, betonten, wollen beide Länder
insgesamt ihre Zusammenarbeit bei Umweltschutz und Klimawandel weiter ausbauen. Dabei wollen sie vor allem die Jugend
ansprechen und einbinden. Über ENCORE können sich europäi­
sche Regionen seit mehr als 20 Jahren zu Themen der Umwelt
und Nachhaltigkeit vernetzen.
Ein weiteres konkretes Beispiel für grenzüberschreitende, EU-geförderte Kooperation ist der Geopark Karawanken-Karavanke. Er
liegt zwischen der Petzen und Koschuta, ist durch geologische
Vielfalt gekennzeichnet und wird von mehr als 50.000 Menschen
in 14 Gemeinden bewohnt. Landeshauptmann Peter Kaiser strich
kürzlich als EU-Referent gemeinsam mit Bürgermeistern und Geopark-Verantwortlichen aus Kärnten und Slowenien die vielfältigen
Chancen durch das Projekt hervor. „Der Park schwebt nicht frei,
sondern ist Teil einer Gesamtstrategie. Hier können wir unsere
­Zusammenarbeit forcieren und das Bewusstsein für ein gemein­
sames Gebiet stärken“, betonte er. Tourismus, Wirtschaft, Beschäftigung, Infrastruktur, Kultur, Bildung, Soziales und Zivilschutz ­sollen
davon beflügelt werden.
❍
ROTWEISSROT
www.ktn.gv.at
Die Förderung der Literatur hat in Salzburg einen hohen Stellenwert. So vergibt das Land jährlich den Rauriser Literaturpreis und
in unregelmäßigen Abständen den Georg-Trakl- Preis.
Der vom Land Salzburg seit 1972 für die beste Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache vergebene Rauriser Literaturpreis zählt mittlerweile zu den renommiertesten Preisen für ProsaErstveröffentlichungen im deutschsprachigen Raum. Er ist mit
8.000 Euro dotiert und wird auf Vorschlag einer Jury gemeinsam
mit einem mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis während der
­Rauriser Literaturtage vergeben. Der Rauriser Literaturpreis steht
am Beginn zahlreicher literarischer Karrieren. Preisträger sind unter anderen Thomas Bernhard, Peter Handke oder Uwe Johnson.
Seit 1952 wird in Salzburg auch eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Lyrik im deutschsprachigen Raum vergeben: der mit
8.000 Euro dotierte Georg-Trakl-Preis sowie der mit 3.000 Euro
­dotierte Förderungspreis.
Georg Trakl war ein österreichischer Dichter des Expressionismus
mit starken Einflüssen des Symbolismus. Einige seiner literarischen Werke wurden auch vertont. Er wurde 1887 im SchaffnerHaus am Waagplatz in Salzburg geboren und verbrachte seine
Kindheit und Jugendzeit in Salzburg. Heute ist in Salzburg eine
Fußgängerbrücke nach ihm benannt. Das Trakl-Haus am Waagplatz in Salzburg befindet sich im Besitz des Landes und beherbergt mehrere kulturelle Einrichtungen. ❍
www.rauriser-literaturtage.at
Verleihung des Rauriser Literaturpreises 2015: Kulturreferent Landesrat
Heinrich Schellhorn, Literaturtage-Intendantin Ines Schütz, Preisträgerin
Karen Köhler, Intendant Manfred Mittermayer (v. l. n. r.)
www.weltbund.at
35
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Niederösterreich
Burgenland
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer
auf Burgenland-Besuch
„Preis für Europäische Regionale
Integration“ verliehen
Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll konnte vor Kurzem den bulga­
rischen Staatspräsidenten Mag. Rosen Plevneliev in St. Pölten begrüßen. Im Zentrum des Arbeitsgesprächs standen die Themen
Donauraumstrategie, Verkehr und Bildung. Im Anschluss daran
kam es zur Verleihung des „ERI Prix“, des „Preises für Europäische
Regionale Integration“, an den bulgarischen Präsidenten.
Das persönliche Zusammentreffen sei bereits das siebente, sprach
LH Pröll von „sehr guten persönlichen Kontakten“. Nach der Wahl
Plevnelievs zum Staatspräsidenten war er der erste ausländische
Politiker, der den neu gewählten Präsidenten besuchte.
Auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Niederösterreich
und Bulgarien seien „sehr eng und sehr gut“, so Pröll: „Es gibt rund
50 Beteiligungen oder Direktinvestitionen von niederösterreichischen Firmen in Bulgarien, über 450 niederösterreichische Unternehmen haben mit Bulgarien Handelsbeziehungen.“
In Bezug auf die Donauraumstrategie stellte der Landeshauptmann fest: „In dieser Region wird sich ein guter Teil des europäi­
schen Weges entscheiden.“
Die Auszeichnung mit dem ERI Prix sei für ihn „ein besonderer Moment in meiner Arbeit als bulgarischer Präsident“ und „eine g
­ roße
Ehre“, bedankte sich Plevneliev. Er sei ein „begeisterter E
­ uropäer“,
gemeinsam habe man viel geleistet. Besonders hob der Staats­
präsident das Europa-Forum Wachau hervor. Dort werde „mit
­Ideen für Europa und Debatten für Europa“ dazu beigetragen,
„dass wir unser Europa gestalten“.
Der ERI Prix wird für Verdienste um die Bewahrung der Vielfalt und
der Gleichrangigkeit der Regionen auf dem Weg zu einem geeinten Europa vom Land Niederösterreich und der Donau-Universität
Krems verliehen. Erstmals wurde er im Jahr 2005 an Vaclav Klaus
vergeben, weitere Preisträger sind Mikulas Dzurinda (2007),
­Edmund Stoiber (2009) und Jean-Claude Juncker (2012).
❍
36
www.noe.gv.at
International erfolgreiche Unternehmen im Blickfeld
Die Firma Mareto Kunststoffverarbeitung GmbH, ein international
höchst erfolgreiches Unternehmen, ist eine der herausragendsten
Visitenkarten des Wirtschaftsstandortes Burgenland und zudem
einer der größten Lehrlingsausbildner. Der weltweit renommierte
Hersteller von Kunststoffprodukten für die kosmetische und pharmazeutische Industrie erzeugt Lippen-, Lippenpflegestifte sowie
Kunststofftuben auf modernsten Produktions- und Druckanlagen.
Aber auch die Firma Schärf ist beispielgebend für die positive wirtschaftliche Entwicklung und eines der interna­tio­­nalen Aushängeschilder des Burgenlandes. Das Unternehmen blickt auf eine jahrzehntelange Geschichte im Kaffee- und Gas­tronomie­sek­tor zurück, entwickelt laufend seine Geschäftsfelder weiter und genießt
dadurch in der Espressomaschinentechnologie Pionier­status. ❍
www.burgenland.at
Bundespräsident Dr. Fischer und LH Niessl mit Seniorchef Reinhold und
Juniorchef Marco Schärf.
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
© NLK/Pfeiffer, Bgld. Landesmedienservice
Verleihung des ERI Prix an den bulgarischen Staatspräsidenten Mag.
­Rosen Plevneliev durch Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und den Rektor
der Donau-Universität Krems, Mag. Friedrich Faulhammer.
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer wurde am 6. März 2015 im
­Rahmen seines Burgenland-Besuchs von Landeshauptmann
Hans Niessl in der Polizeiinspektion in Parndorf in Empfang
­genommen, wo das Staatsoberhaupt Beförderungsdekrete an
­Sicherheitsbeamte überreichte. Daran anschließend trafen der
Bundespräsident und der Landeshauptmann mit der Unter­
nehmensleitung sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Firma Mareto in Parndorf und der Schärf Coffee World in Neusiedl
am See zusammen.
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Vorarlberg
Tirol
Tirols Kunstschätze erhalten eine
neue Heimat
Landeshauptmann Markus Wallner, Professor Frederic Fredersdorf und
Zukunftsbüro-Leiter Manfred Hellrigl präsentierten eine neue Studie zum
Thema „Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital“.
© VLK / Gerhard Wirth, Land Tirol
Freiwilliges Engagement in Vor­
arlberg weiter auf hohem Niveau
Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement der Vorarlberge­
rinnen und Vorarlberger sind weiterhin auf einem hohen Niveau.
Allerdings gibt es eine Verschiebung von der Tätigkeit in Vereinen
in Richtung nicht organisiertes, privates Engagement.
Insgesamt gaben 48,3 Prozent der Befragten an, regelmäßig freiwillig engagiert zu sein – etwa 32 Prozent in organisierter Form,
also z. B. in einem Verein, 25 Prozent im privaten Rahmen. Gut
neun Prozent der Befragten sind sowohl privat als auch organisiert
tätig. „Bürgerschaftliches Engagement ist ein wesentlicher Faktor
für die hohe Lebensqualität in unserem Land. Ob im Sozialbereich,
im Hilfs- und Rettungswesen, in Sport und Kultur – vieles wäre
ohne Ehrenamtliche bzw. Freiwillige nicht möglich“, sagte Landeshauptmann Wallner.
Der Anteil institutionellen Engagements ist gegenüber der letzten
Erhebung vor fünf Jahren von 44 auf 32 Prozent gesunken, jener
des privaten Engagements dafür von 21 auf 25 Prozent gestiegen.
Das heißt, die Engagierten binden sich nicht mehr so gern fix an
einen Verein, bevorzugen stattdessen immer öfter informelles
­Engagement, und auch das Mehrfachengagement (also gleich­
zeitig in mehreren Feldern aktiv zu sein) geht zurück, erläuterte
­Studienautor Fredersdorf. Für Zukunftsbüro-Leiter Hellrigl ist klar,
dass sich Vereine und Organisationen künftig intensiver bemühen
müssen, um neue Mitglieder bzw. Nachwuchs für freiwilliges
­Engagement zu rekrutieren. ❍
ROTWEISSROT
www.vorarlberg.at/zukunft
Auf weit mehr als eine Milliarde Euro wird der Wert jener Kunst­
gegenstände geschätzt, die von den Tiroler Landesmuseen, einer
Gesellschaft des Landes Tirol, verwaltet werden. Nur ein Bruchteil
des mehrere Millionen Objekte umfassenden Sammlungsbe­
standes ist öffentlich zugänglich. Ein Großteil lagert derzeit an acht
verschiedenen Orten in elf Einzeldepots. In Hall entsteht nun ein
zentrales Depot samt Forschungs- und Arbeitsräumen.
„Mit dem Sammlungs- und Forschungszentrum hat der Kunstschatz Tirols in Zukunft eine neue Heimat mit optimalen konser­
vatorischen und sicherheitstechnischen Bedingungen. Mit diesem
Bau leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung unseres kulturellen Erbes“, freuen sich LH Günther Platter und Kul­
turlandesrätin Beate Palfrader. Nach dem Tirol Panorama am
Bergisel und dem Festspielhaus in Erl, das mit Landesunter­
stützung ­errichtet wurde, ist das Sammlungs- und Forschungs­
zentrum ein weiterer Baustein zur Verbesserung der kulturellen
­Infrastruktur in Tirol.
LRin Patrizia Zoller-Frischauf: „Rund 24 Millionen Euro wird das
neue Sammlungs- und Forschungszentrum, das auf einem landeseigenen Grundstück in der Haller Kaiser-Max-Straße entstehen
wird, kosten.“ Bezugsfertig wird der Neubau im Jahr 2018 sein. ❍
www.tiroler-landesmuseen.at
Mit dem Neubau in Hall in Tirol werden die bisher auf elf verschiedene
Depots verstreuten Sammlungen der Tiroler Landesmuseen an einem
Ort zusammengeführt, wo eine sichere und sachgerechte Lagerung
möglich ist. „Gleichzeitig entstehen moderne Arbeitsbedingungen für die
Restaurierung und die anderen Werkstätten“, freut sich Kulturlandesrätin
Beate Palfrader.
www.weltbund.at
37
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Steiermark
AÖWB Aktuell
„Europa – ein Plädoyer für die
­Gemeinschaft“
38
Plakatsujet zur
Ausstellung
im Jüdischen
Museum Wien.
„RINGSTRASSE.
Ein jüdischer Boulevard“
Von 25. März bis 4. Oktober 2015
Die Schleifung der Wiener Stadtmauern rund um die Wiener Innenstadt ließ einen Prachtboulevard entstehen, der zur ersten ­Adresse
des Adels und des Großbürgertums wurde. Wien sollte zu einer
Metropole und der Ring ein sichtbares Symbol des Kaiserreichs
werden – auch wenn dieses bereits dem Niedergang geweiht war.
Unter den Bauherren der prächtigen Palais entlang der Ring­­straße
waren zahlreiche jüdische Unternehmer und Bankiers – Todesco,
Schey, Königswarter, Goldschmidt, Ephrussi, Lieben oder Auspitz
–, die zum wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerzeitjahre beitrugen. Die von ihnen errichteten prächtigen Palais tragen noch
heute die Namen jener Familien, die aber nicht mehr an Österreich
gebunden sind. Weder wurden sie nach dem Zweiten Weltkrieg
eingeladen, zurückzukehren, noch erhielten sie jene Werte zurück,
die sie unter Zwang hatten zurücklassen müssen.
Auch das heutige Jüdische Museum ist mit der Ringstraße in mehrfacher Weise verbunden: Das erste Jüdische Museum befand sich
in unmittelbarer Nähe des Rings und unter dessen Gründern, Stiftern und Spendern waren viele Ringstraßen-Familien. 1938 wurde
das Museum geschlossen, die Sammlungen beschlagnahmt und
für eine antisemitische Ausstellung im Naturhistorischen Museum
missbraucht. In den 1970er-Jahren richtete der Geschäftsmann
und Judaika-Sammler Max Berger ein kleines Privatmuseum ein,
dessen Sammlung das Herzstück des Jüdischen Museums Wien
bildete, das 1988 auf Initiative von Bürgermeister Helmut Zilk
­gegründet wurde. Es ist bis heute zentraler Bestandteil der
­Ausstellung im Palais Eskeles.
❍
www.auslandssteirer.at
www.weltbund.at
www.jmw.at
ROTWEISSROT
© D‘Ora-Brenda, Theatermuseum Wien
Am Europatag (9. Mai) – dem Tag der historischen Schumann-Erklärung, die als Grundstein der heutigen Europäischen Union gilt
– werden Frieden und Freiheit in Europa gefeiert. Tausende Menschen nehmen an einer Vielzahl von Veranstaltungen teil, die das
Thema Europa für die Öffentlichkeit erfahr- und erlebbar machen
sollen. Die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Heraus­
forderungen unserer Zeit sowie eine zunehmend kritische Haltung
zur Europäischen Union haben die Grundidee des „Projekts Europa“ etwas in Vergessenheit geraten lassen. Schließlich wurde das
gemeinsame Europa einst als ein den Kontinent umfassendes Friedensprojekt ins Leben gerufen, die wirtschaftliche Verschränkung
und verstärkte Zusammenarbeit sollten zur Basis des friedlichen
Miteinanders der europäischen Nationen werden. In diesem Sinn
wird der Europatag 2015 – im Auftrag des Landes Steiermark in
Kooperation mit dem ORF-Landesstudio Steiermark – unter dem
Titel „EUROPA – EIN PLÄDOYER FÜR DIE GEMEINSCHAFT“
von der Kulturvermittlung Steiermark durchgeführt.
Als Eröffnungsredner konnte mit Professor Paul Lendvai ein
authen­tischer Europäer und gleichwohl anerkannter Europakenner
gewonnen werden. Erstmals nehmen an dieser Veranstaltung auch
Auslandssteirerinnen und Auslandssteirer teil, deren Einbindung
dem Land Steiermark gerade im Jubiläumsjahr, in dem sich der
Beitritt Österreichs zur Europäischen Union zum 20. Mal jährt, ein
besonderes Anliegen ist. Damit soll nicht nur das Engagement
­unserer Landsleute im Ausland, sondern ganz grundsätzlich die
­internationale Vernetzung von High Potentials in einer globalisierten Welt sichtbar werden.
So werden in zwei Gesprächsrunden unsere Auslandssteirerinnen
und Auslandssteirer – die sich erfreulicherweise auch gern für Vorträge an Fachhochschulen und Universitäten zur Verfügung stellen – gebeten, über den Europabezug ihres neuen Heimatlandes
zu berichten. Wir dürfen uns also interessante Eindrücke aus dem
gelebten Alltag unserer im Ausland sesshaft gewordenen Steirerinnen und Steirer erwarten.
Für das Büro für Auslandssteirer
ist es eine besondere Freude,
dass unseren Landsleuten im
Rahmen des Europatages eine
ansprechende Plattform geboten wird, die sie, wie bereits bei
vielen Veranstaltungen zuvor,
aktiv wahrnehmen wollen.
Schließlich kann der Blick von
außen, auch außerhalb Europas, ebenso neue wie interessante Perspektiven eröffnen.❍
Erscheinungstermine 2015
Ausgabe 1: 16. Februar
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Ausgabe 2: 15. Mai
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KUNST & KULTUR
DIE TERMINE DES JAHRES
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IM INTERVIEW
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Ausgabe 3: 17. August
Straße und Bahn
Ausgabe 4: 16. November
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heute gelebt wird
und was sich in
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ÖSTERREICH UND DIE UNESCO
Anzeigenkontakt
Markus Wagner
E [email protected]
M +43 664 14 15 878
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KONFLIKTMANAGEMENT:
LÖSUNGSSTRATEGIEN
KULINARIK:
LAFERS MARILLEN-TARTE
Stadt & Land
Wie sich Städte und Dörfer
für die Zukunft rüsten
Österreich News
Zusammengestellt von Michael Mössmer
„Panta rhei – alles fließt“, wusste schon
der alte griechische Philosoph Heraklit.
Ganz besonders gilt das für Wasser, auch
in unserem Körper. Fraglich war bisher
allerdings, wie dieser Wassertransport in
und aus einer Körperzelle eigentlich bewerkstelligt wird. Eine neue Studie des
Instituts für Biophysik der Johannes
­Kepler Universität (JKU) Linz hat die Arbeitsweise der wasserleitenden Proteine
entschlüsselt. Die Ergebnisse wurden im
­renommierten Fachmagazin „Science Advances“ der Fachwelt vorgestellt.
„Es war bereits bekannt, dass diese wasserleitenden Proteine, sogenannte Aquaporine, eine Schlüsselrolle spielen“, erklärt Prof. Peter Pohl vom Institut für Biophysik, Abteilung Molekulare Biophysik
und Membranphysik. Wie genau das vor
sich ging, war aber unbekannt. Die Aquaporine, die quasi als Wasserkanäle auf
zellulärer Ebene dienen, sind unvorstellbar eng, der Durchmesser oft nicht viel
größer als ein einzelnes Wassermolekül.
„Es war rätselhaft, wie sich die Wassermoleküle quasi aufreihen und durchbewegen, ohne steckenzubleiben.“ Diese
winzigen Dimensionen stellten die ForscherInnen vor erhebliche Probleme.
Methodische Herausforderung
Die Linzer ForscherInnen haben entdeckt, dass der Wasserfluss von der Art
der Aminosäuren abhängt, die die Innenwände der Wasserkanäle auskleiden.
­Einige dieser Aminosäuren binden Wassermoleküle. Sind besonders viele dieser
Aminosäuren vorhanden, bindet sich
auch mehr Wasser, wodurch der Durchfluss sinkt. „Wir verstehen jetzt besser,
wie derart kleine Kanäle funktionieren.
Das könnte helfen, pathologische Zustände zuzuordnen. Außerdem dürfte die Erkenntnis wichtig sein für die synthetische
Biologie – z. B. beim Design künstlicher
Wasserkanäle für Wasserfilter“, freut sich
Prof. Pohl.
www.jku.at
40
3-D-Drucker mit bisher unerreichter Genauigkeit …
Hochleistungskeramik kann durch einen neuen 3-D-Drucker von TU Wien und
Lithoz nun mit bisher unerreichter Genauigkeit hergestellt werden.
E
inzelstücke und Kleinserien zu produzieren ist oft sehr teuer – besonders
wenn es sich um geometrisch komplizierte Formen handelt. Genau für solche Anwendungen ist der 3-D-Druck die ­Methode
der Wahl. Mittlerweile sind 3-D-Drucker
beinahe schon etwas Alltägliches geworden, doch meist lassen sich mit ihnen bloß
Teile aus Kunststoff oder Metall herstellen.
Die TU Wien allerdings hat mit dem aus ihr
hervorgegangenen Spin-off-Unternehmen Lithoz ein Verfahren für den 3-DDruck von Hochleistungskeramik ent­
wickelt, das den hohen Präzisionsan­
sprüchen der Keramikindustrie gerecht
wird: „CeraFab 7500“.
Mit Licht ausgehärtet
„Rapid Prototyping“ oder „Additive Manufacturing Technologies“ nennt man die
Verfahren, mit denen dreidimensionale
Objekte auf Knopfdruck produziert werden können. Anstatt das gewünschte
­Objekt aus einem festen Material herauszuarbeiten, wird eine Flüssigkeit an den
gewünschten Stellen mit Licht ausgehärtet. Schicht für Schicht können so auch
komplizierte Formen hergestellt werden,
die man durch Fräs- oder Schleiftechniken
gar nicht fertigen könnte.
Bei anderen 3-D-Druckern besteht oft das
Problem, dass das Material porös bleibt –
dadurch verschlechtern sich die Material-
eigenschaften. „Mit CeraFab 7500 lassen
sich eine hohe Dichte, extreme Festigkeit
und äußerste Genauigkeit erreichen“, sagt
Dr. Johannes Patzer, der CTO der Lithoz
GmbH.
„Auch die Oberflächenqualität ist hervorragend, eine Nachbearbeitung ist nicht
zwingend nötig.“ Für den Anwender ist der
Herstellungsprozess ähnlich einfach wie
das Drucken von Text auf Papier. Direkt
aus den CAD-Daten am Computer kann
das gewünschte Objekt erstellt werden.
Winzige Details zuverlässig ausdrucken
Die einzelnen Materialschichten, die der
Drucker zu einem 3-D-Objekt zusam­
menfügt, sind mit 25 bis 100 Mikrometern
extrem fein. So lassen sich auch winzige
Details zuverlässig ausdrucken. „3-DDruck bringt für die Keramikindustrie
­große Vorteile“, sagt Dr. Johannes Homa,
CEO von Lithoz. „Man benötigt weder
Gussformen noch teure Spezialwerk­
zeuge. Will man die Geometrie des Objekts ändern, macht man das ganz einfach
per Mausklick am Computer und druckt es
dann ein weiteres Mal aus.“ Durch die
­materialsparende Fertigung im 3-D-Drucker lassen sich außerdem Ressourcen
sparen. Auch auf Energieeffizienz wurde
bei der Entwicklung des Druckers speziell
geachtet.
❍
www.lithoz.com
© TU Wien, Lithoz
JKU: Wassertransport in
Zellen entschlüsselt
Auch komplexeste Geometrien in Spritzguss­
qualität sind mit dem neuen 3-D-Drucker möglich.
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
Österreich News
Südströmung brachte eiszeitlichen Niederschlag
Die Niederschläge, die zur Vereisung der Alpen im letzten glazialen Maximum
geführt haben, strömten von Süden über die Alpen.
Alte Disziplin mit neuen
Mitteln
Im norditalienischen Tal Valcamonica haben Menschen prähistorischer Kulturen
Bilder, sogenannte Pitoti, in den Fels
gemeißelt. Die meist jahrtausendealten
­
Darstellungen von Menschen, Gegenständen und abstrakten Mustern sind jedoch
nur schwer zugänglich – und verletzlich.
Das EU-Projekt 3D-Pitoti erfasst den
Stand der mehr als 50.000 Gravuren und
macht diese mit moderner Medientechnik
für ein breites Publikum zugänglich.
Das Forschungsteam bespricht den Einfluss der niedrigen Temperaturen auf die Bildung von
­Höhlensinter während des Hochglazials (Sieben Hengste, Schweiz).
© R. Shone, Alberto Marretta / Parco Archeologico Comunale di Seradina Bedolina
M
arc Luetscher, Paläoklimatologe an
der Universität Innsbruck und der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften, konnte diese Südverschiebung
erstmals durch die Analyse von Tropf­
steinen aus den Schweizer Westalpen
belegen und präsentierte seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.
Traditionell arbeiten Paläoklimatologen
mit verschiedenen Archiven wie beispielsweise Baumringen, Seesedimenten oder
Eiskernen, um das Klima vergangener
Zeiten zu rekonstruieren. „Für den Zeitraum der letzten Eiszeit, die vor rund
25.000 Jahren stattgefunden hat, wurden
die meisten Archive allerdings durch die
Erosion der Gletscher zerstört“, erläutert
Marc Luetscher. Aus diesem Grund greifen Geologen aus der Arbeitsgruppe um
Univ.-Prof. Dr. Christoph Spötl am Institut
für Geologie der Uni Innsbruck, der auch
Marc Luetscher angehört, auf Tropfsteine
ROTWEISSROT
in Höhlen zurück, um das Klima zu rekonstruieren. „Tropfsteine, die sich in Höhlen
über lange Zeit bilden und dort vor ­Erosion
gut geschützt sind, enthalten klimatische
Signale, die man mithilfe geochemischer
Untersuchungen entschlüsseln kann“, erläutert Marc Luetscher, der Tropfsteine
aus einer Höhle im westschweizerischen
Sieben-Hengste-Massiv gewählt hat. Aus
dem Verhältnis zwischen dem leichteren
und dem schweren Isotop des Sauerstoffs
lassen sich zum Beispiel Rückschlüsse
auf die klimatischen Bedingungen, etwa
Temperaturschwankungen, ziehen. Für
die Altersbestimmung werden in Zusammenarbeit mit einem Labor in Minnesota
die Verhältnisse der Uran- und Thorium­
isotope analysiert. „Diese Messungen
­ermöglichen es uns, beispielsweise eine
25.000 Jahre alte Probe auf etwa 100 Jahre genau zu datieren“, erklärt Luetscher
die Methode.
❍
Dritte Dimension der Felsgravuren
Im Rahmen des Projekts wird erstmals
die Dreidimensionalität der Petroglyphen
untersucht und aufgezeichnet. In diesem
Projekt arbeitet die FH St. Pölten unter
der Leitung der Universität Nottingham
und mit Beteiligung der Universität Cambridge an der Entwicklung intelligenter
Datenverarbeitungstechnologien, um inhärente Strukturen in den 3-D-Daten der
aufgezeichneten Petroglyphen zu erkennen und nutzbar zu machen.
Aus der detaillierten Information zu den
Spuren im Fels wollen die ForscherInnen
nach Auswertung der Ergebnisse Rückschlüsse auf die Produktion der Bilder
schließen – über die Struktur der Schläge
könnten sich bestimmte Stile klassifizieren und eventuell sogar einzelne Künst­
lerInnen identifizieren lassen.
Im Zuge des Projekts wurde eine Datenbank einwickelt, auf deren Basis noch
nicht erfasste Pitoti automatisch eingeordnet werden können. Die ForscherInnen der FH St. Pölten arbeiten auch an
einer Methode zum automatischen Klassifizieren der Pitoti. Die Bilder werden
­dazu in ein Schema
aus Strichen und
Knotenpunkten umgewandelt. Computer erkennen dann
anhand des Schemas neue Bilder
und können sie einordnen.
www.fhstp.ac.at
www.uibk.ac.at
www.weltbund.at
41
Österreich News
Zusammengestellt von Michael Mössmer
Für Allergiker können unterschiedliche
Pollenbelastungen äußerst unangenehm
sein, und speziell zu Beginn des Frühjahrs
kämpfen viele mit Allergieschüben. Um
­Allergiegeplagten einen erholsamen Aufenthalt in der Natur zu ermöglichen, konzipieren drei Bachelorstudierende an der FH
Kärnten am Studiengang Geoinformation
und Umwelttechnologien ein sogenanntes
Pollenwarnsystem in Echtzeit.
Unerwünschte Niesattacken und verschwollene Augen im Zuge einer hohen
Pollenbelastung müssen nicht mehr sein.
Tamara Preduschnig machte sich ihr
­Studium zunutze, um als Allergikerin den
unterschiedlichsten Pollenbelastungen im
Freien selbst zu entkommen. Die Chance
dazu bot sich im Rahmen der Lehrver­
anstaltung „Fernerkundung“, die sich mit
dem Umgang von Satellitendaten beschäftigte. Diese Daten geben unter anderem Aufschluss über die Beschaffenheit der Vegetation und verknüpfen diese
etwa auch mit Daten über Windrichtungen. Damit können in Zukunft genaue
Vorhersagen über eine ortsbezogene
Pollenbelastung und ihre weitere Ausbreitung getroffen werden. Als Projektteamleiterin hat Preduschnig gemeinsam mit
ihren Studienkolleginnen Stephanie Mak
und Viktoria Ringhofer auf Basis von
Satellitendaten und unter Verwendung
­
von hochauflösenden Luftbildern der
­KAGIS, die eine Visualisierung von Pollenaktivitäten inklusive einer genauen
Positionsbestimmung ermöglichen, ein
­
Simulationsmodellkonzept entwickelt.
www.fh-karnten.at
Das Projektteam (v. l.): Viktoria Ringho­fer,
Tamara Preduschnig und Stephanie Mak
42
Vollständiges Skelett eines Kamels ausgegraben
Im Zuge einer Rettungsgrabung im niederösterreichischen Tulln an der Donau
fanden ArchäologInnen ein komplettes Kamelskelett.
Das Kamel­skelett wurde
im niederöster­
reichischen Tulln
an der Donau
ausgegraben.
2
006 starteten die Bauarbeiten für ein
Einkaufszentrum im niederösterreichischen Tulln. Dabei wurden archäologisch
wertvolle Objekte entdeckt und im Rahmen einer Rettungsgrabung geborgen.
Unter den Objekten befand sich auch das
komplette Skelett eines großen Säugetiers – es stammt aus der Zeit der zweiten
Türkenkriege im 17. Jahrhundert, das Tier
dürfte in der Stadt Tulln verstorben sein.
Gene­tische Analysen ergaben, dass es
sich um einen männlichen Hybriden handelte, dessen Mutter ein Dromedar und
dessen Vater ein Trampeltier war. Der
Fund gilt als einmalig in Mitteleuropa.
Vorerst für Pferd oder Rind gehalten
„Das erst teilweise freigelegte Skelett wurde ursprünglich für ein Pferd oder ein großes Rind gehalten“, erinnert sich der Archäozoologe Alfred Galik vom Institut für
Anatomie, Histologie und Embryologie der
Vetmeduni Vienna. „Ein Blick auf die Halswirbelsäule, den Unterkiefer und die Mittelhand- und Mittelfußknochen brachte sofort
Klarheit. Es handelte sich um ein Kamel.“
Kamelknochen sind in Europa bereits ab
der Römerzeit nachweisbar. So sind beispielsweise aus Mauerbach bei Wien, aus
Serbien und Belgien solche Teilfunde be-
www.weltbund.at
kannt. Ein komplettes Kamelskelett ist für
Mitteleuropa bislang einzigartig.
Exotisches Tier verstarb in Tulln
Neben Pferden waren Kamele wichtige
Reit- und Transporttiere im Osmanischen
Heer. Im Bedarfsfall diente das Fleisch der
Wüstenschiffe auch als Nahrung für die
Armee. Das in Tulln gefundene Skelett war
jedoch vollständig. „Das Tier wurde also
nicht geschlachtet und in seine Einzelteile
zerlegt. Es stammte möglicherweise aus
einem Tauschhandel“, so der Erstautor
Galik.
Fund stammt aus dem 17. Jahrhundert
Bei den Ausgrabungen wurden neben
Tierknochen und Keramikgeschirr noch
weitere Stücke gefunden. Ein sogenannter „Rechenpfenning“ aus der Zeit König
Ludwig XIV. grenzt den Fund auf die ­Jahre
1643 bis 1715 ein. Ein mit Theriakum,
­einem mittelalterlichen Allheilmittel, gefülltes Fläschchen aus der „Apotheke zur
Goldenen Krone“ in Wien wurde ebenso
am Ausgrabungsort gefunden. Die Apotheke gab es in Wien in den Jahren 1628
bis 1665. Somit konnte der Fund zeitlich
gut eingeordnet werden.
❍
www.fhstp.ac.at
ROTWEISSROT
© FH Kärnten, Alfred Galik / Vetmeduni Vienna
Projekt Smartphone-App
für Allergiker
Österreich News
Alban Vigelius ist tot
Am 5. April 2015, am Ostersonntag, starb ein unbeugsamer Österreicher. Günter Düriegl
E
© AÖB-Archiv
in vornehmer Herr ist verstorben.
Dipl.-Ing. Alban Vigelius zählte zu jenen Persönlichkeiten, die mit den Wünschen und Vorstellungen, aber auch den
Sorgen und Nöten von Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern vertraut sind. Am 10. Oktober 1924 in Villach
geboren, hatte er das vergangene Jahrhundert zu drei Vierteln und das gegenwärtige zu zweieinhalb Jahrzehnten erlebt, erlitten, aber auch erduldet. Die bis
dahin noch nie da gewesenen Verwerfungen der Welt waren ihm vertraut. Wie wenige andere wusste er daher um die Sehnsüchte, die Hoffnungen und die Wünsche,
die jene umgetrieben haben, die Österreich verlassen haben und immer noch
verlassen, in ihrem inneren Wesen aber
unbeugsame Österreicherinnen und
­Österreicher geblieben sind und bleiben.
Bildungsweg mit Unterbrechung
Die schulische und fachliche Ausbildung
von Alban Vigelius war für seine Generation typisch: Nach bestandener Matura
am Lichtenfelsgymnasium in Graz 1942
wurde er zum Kriegsdienst auf U-Booten
(Ingenieuroffizier Leutnant) der deutschen Kriegsmarine eingezogen. Dort
hatte ihn die Faszination für Schiffe gepackt und nie wieder losgelassen. Heimgekehrt nach Österreich, nahm er an der
Technischen Hochschule Graz das Studium der Starkstromtechnik auf, arbeitete dort von 1951 bis 1953 als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für
­M echanische Technologie und Werkzeugmaschinen und graduierte 1955 zum
Diplomingenieur. Bereits im folgenden
Jahr ging Alban Vigelius aus beruflichen
Gründen (Schiffsbautechnik) nach Hamburg und blieb hier bis 1987. Seine Arbeit
führte ihn in höchste berufliche Positionen, die Geschäftsreisen in die ganze
Welt unabdingbar machten: Frankreich,
die Niederlande, Dänemark, Norwegen,
Schweden, Italien, Spanien, Großbritannien, die UdSSR, Kanada, die USA, Me-
ROTWEISSROT
xiko, Guatemala, Brasilien, Japan, China,
der Irak, der Libanon, Ghana, die Elfenbeinküste, Togo, Benin, Nigeria und der
Sudan waren die Destinationen.
Österreich als Herzensangelegenheit
Aber bei all diesem sich in der Welt umgetan zu haben blieb er durch und durch
Österreicher. Daher wurde er 1964 Mitglied im „Verein der Österreicher in Hamburg“, dem ältesten noch bestehenden
Auslandsösterreicher-Verein, dessen
Präsidentschaft er schließlich von 1969
bis 1987 innehatte. Alban Vigelius war
von 1979 bis 1997 Vorstandsmitglied des
„Weltbundes der Österreicher Ausland“
und ab 1998 Vorstandsmitglied in der
„Burgenländischen Gemeinschaft“. 1997
übernahm er die Funktion des Stellvertretenden Generalsekretärs des AÖWB.
Bereits 1993 war er Leiter des in Graz angesiedelten Dokumentationszentrums
des AÖWB geworden. Ein Dokumenta­
tionszentrum führen heißt Zeugnisse
sammeln und Zeugnis ablegen für jenes
Vorhaben oder für jene Institution, in deren Dienst das Zentrum steht. Mit diesem
www.weltbund.at
Auftrag für den AÖWB zu arbeiten war
für Alban Vigelius erfüllende Tätigkeit,
Berufung mehr als Beruf. So war es auch
nur folgerichtig, dass er ab 2006 mit der
jährlichen Präsentation der Ausstellung
„Das 10. Bundesland – Die Auslands­
österreicher in aller Welt“ betraut wurde
und er diese Aufgabe mit der ihm ­eigenen
stillen, aber leidenschaftlichen Bravour
löste.
Tiefe Verbundenheit
Am 31. Dezember 2012 hat Dipl.-Ing.
­A lban Vigelius seine Tätigkeiten für den
AUSL ANDSÖSTERREICHER-WELTBUND beendet. Es ist ihm nicht leicht gefallen, seine Funktionen als Stellvertretender Generalsekretär und als Leiter des
Dokumentationszentrums des AÖWB zurückzulegen, seine tiefe Verbundenheit
mit dem Weltbund aber erlosch ihm nicht.
Alban Vigelius blieb den Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern
bis zuletzt mit ganzem Herzen verbunden. Am 5. April 2015 ist ein bewundernswert unbeugsamer Österreicher, ein vornehmer Herr, verstorben.
❍
43
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Zusammengestellt von Irmgard Helperstorfer
Österreichisch-Kosovarische Gesellschaft (OeKG)
Erfolgsgeschichte Bärenpark Pristina –
4 Pfoten
Am 26. September 2014, genau ein Jahr
nach der ursprünglichen Eröffnung, wurde
der 4 Pfoten Bärenpark Pristina in die
nächste Phase übergeleitet.
Das Areal wurde auf 5 Hektar ausgedehnt,
sodass sich die 13 Bären dort in einer perfekten, fast natürlichen Bärenumgebung
befinden. Die 13 Bären sowie zwei Jung­
bären können sich frei bewegen, hinter
­Büschen verstecken und, wenn sie wollen,
sogar ihren Winterschlaf halten.
Im Sommer, wenn es heiß ist, haben sie
mehrere Pools zur Abkühlung zur Verfügung, und man freut sich mit ihnen, wenn
man sie so baden sieht, wie Winnie the
Pooh.
„Das alles ist nur möglich geworden, weil
mehrere Schlüsselpersonen (Umweltministerium, Gemeinde Pristina, 4 Pfoten
­Österreich und International), unter ihnen
auch maßgeblich meine Gattin Roswitha,
Präsidentin der Österreichisch Kosovarischen Gesellschaft, eng zusammengear-
Eröffnung des Bärenparks in Pristina.
beitet haben, um ein gemeinsames Ziel zu
erreichen. Die Restaurant-Bären wurden
gerettet und können heute ein bärenwürdiges Dasein leben“, sagte Dr. Johann Brieger, der österreichische Botschafter im
­Kosovo. Es ist schön, dass der Kosovo
auch einmal eine Erfolgsgeschichte zu be-
richten hat – nicht umsonst wurde genau
diese Geschichte vor einem Jahr in über
140 Medien weltweit gebracht. Somit ist
dieser B
­ ärenpark nicht nur für Mitglieder
der Österreichisch-Kosovarischen Gesellschaft, sondern auch für viele andere zu
­einem beliebten Ausflugsort geworden. ❍
Austrian Society of
Montreal
44
Die Eröffnung des Wiener Balls von Montreal.
Tanzwalzern, im festlichen Menü des
Abends, dessen Gänge alle einen Namen
aus Österreichs Kulturerbe trugen, und kulminierte im Tanz der 16 blutjungen Debütantinnen mit ihren Kavalieren als Höhepunkt und Glanzlicht des Balls.
Danach wurde das Parkett mit dem Ruf
„Alles Walzer“ freigegeben fürs Tanzvergnügen aller. Beim Tanzen und Schlemmen behielt man immer im Hinterkopf, dass
www.weltbund.at
der eigentliche Anlass des Balls eine Spendenaktion zugunsten wohltätiger Zwecke
ist und dass der gesamte Erlös internationalen, nationalen und lokalen Hilfsorga­
nisationen für Kinder und Jugendliche
­zugute kommt, hauptsächlich den „SOS
Kinderdörfern“.
Der nächste Wiener Ball findet am 21. November 2015 statt – wie immer organisiert
von ehrenamtlichen Helfern.
❍
ROTWEISSROT
© OeKG, Privat
WIENER BALL VON MONTREAL 2014 –
„200 Jahre Wiener Walzer“
Hat man im Montrealer November Lust, ein
elegantes Fest zu feiern, geht man seit
über 50 Jahren zum Wiener Ball ins ­Mariott
Chateau Champlain.
Zentrales Thema beim Ball 2014 war: 200
Jahre Wiener Walzer, Inbegriff von Eleganz und Anmut auf dem Tanzparkett.
Walzermusik und österreichischer Charme
begeisterten die Gäste, u. a. die Rektorin
und Vizekanzlerin der McGill University, Dr.
S. Fortier, als Ehrengast, der österreichisch Botschafter in Kanada, A. Riedel,
der österreichische Generalkonsul M. Bissell sowie der Präsident der Österreichischen Gesellschaft zu Montreal, P. Hill.
Das Thema setzte sich fort in der Unter­
haltungseinlage mit Melodien aus der „Fledermaus“, in den neben anderen Gesellschaftstänzen vom Orchester gespielten
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Österreichische Vereinigung in Belgien
WIENER BALL in Brüssel, 7. Feb. 2015
Der Wiener Ball war nicht nur gesellschaftlicher Höhepunkt der Österreichischen
Vereinigung in Belgien, sondern auch ein
Ball, wie man ihn in dieser klassischen Tradition außerhalb Wiens nur selten auf der
Welt erleben und genießen kann.
Die Begrüßung der mehr als 850 Gäste erfolgte durch Christian Macek, Präsident der
Österreichischen Vereinigung in Belgien,
und Dipl.-Ing. Rudolf Schicker, Abgeordneter zum Wiener Landtag, als Vertreter der
Stadt Wien. Unter den Ehrengästen befanden sich unter anderem Johannes Hahn,
Mitglied der Europäischen Kommission,
sehr viele Botschafter, Politiker und hochrangige Vertreter der Wirtschaft sowie die
gesamte diplomatische und militärische
Führung Österreichs mit Sitz in Brüssel:
Botschafter Walter Grahammer, Ständiger
Vertreter Österreichs bei der EU, Gesandte
Bernadette Klösch, Geschäftsträgerin der
österreichischen Botschaft im Königreich
Belgien, Botschafter Alexander Marschik,
Ständiger Vertreter Österreichs im Politischen und Sicherheitspolitischen Komi­tee,
sowie Generalleutnant Günter Höfler, österreichischer Militärrepräsentant bei EU und
NATO. Die Stunden zerrannen wie das
Wachs der weißen und roten Kerzen in den
V. l.: Mag. Christian Macek, Präs. der ÖV in
Belgien, Dr. Susanne Brandsteidl, Wr. Stadtschulratspräs., DI Rudolf Schicker, LT-Abg.
und offizieller Vertreter der Stadt Wien.
silbernen Tischleuchtern. Mit dem klassischen „Brüderlein fein“, gespielt auf der
­Sologeige, endete der Ball. Zum Glück gab
es die Gewissheit, dass auch 2016 ein
­Wiener Ball in Brüssel stattfinden wird. ❍
American-Austrian Cultural Society, Washington, DC
Wiener Kaffeehausjause mit Musik
Die American-Austrian Cultural Society
(AACS) veranstaltete am 16. Februar 2015
nachmittags eine ausverkaufte Kaffeehausjause mit Musik in der österreichischen Botschaft in Washington, DC. Wie
schon im Vorjahr wurde dieses beliebte
jährliche „Kaffeehaus“ hervorragend vorbereitet von Ulli Wiesner (Managing Director und vorherige Präsidentin der AACS).
Botschafter Dr. Manz gab wieder humorvolle Einsichten in die Wiener Kaffeehaus­
tradition, und Dr. Stan Engelbretson spielte abermals am Klavier und begleitete dies-
mal Colleen Daly, eine talentierte, uns bis
dahin noch unbekannte junge Sopranistin.
Wilhelm Jonach bereitete u. a. schmackhafte belegte Brötchen, Torten und seinen
beliebten Apfelstrudel „mit Schlag“ vor,
passend zum Wein und, natürlich, zum
Wiener Kaffee.
Dem offiziellen (Musik-)Programm folgte
ein geselliges Beisammensein. Zum Abschluss sangen die Anwesenden „Wien,
Wien, nur du allein“, angeleitet von Colleen
Daly und AACS-Präsident (und ehemaliger
Wiener Sängerknabe) Herbert Traxler –
siehe Foto.
❍
Der AACS-Präsident Herbert Traxler (r.) beim
Singen des Abschlussliedes gemeinsam mit
Colleen Daly.
© Privat (2), K. Röck
Österreichisch-Deutsche Gesellschaft e. V. Berlin-Brandenburg
WIENER BALL in Berlin
Am 14. Februar – Valentinstag – war es so
weit. Die Damen brillierten in wunderschönen Ballkleidern neben den Herren im
Frack oder Smoking. Fröhlich gestimmt
­betraten sie im Lichterglanz den mit Frühlingsblumen geschmückten Saal. Der Präsident der ÖDG, Werner Götz, begrüßte
aufs Herzlichste die Gäste.
Er dankte allen, die zum Zustandekommen
dieses Balls beigetragen haben.
Wir feiern den „Wiener Ball der Stadt Wien“
seit 1949 mit Unterbrechungen, und zum
zwanzigsten Mal ist das Berliner Salon
­Orchester unter der bewährten Leitung von
Christoph Sanft dabei. Kurz danach trat
Landtagspräsident Franz Majcen vom stei-
ROTWEISSROT
rischen Landtag ans Podium und dankte
für die Einladung. Beide Redner wünschten den Gästen eine traumhaft schöne
Ballnacht.
Mit der Fächerpolonaise eröffneten die Damen und Herren der Tanzschule Askania
den Ball. Als es nun hieß, „Alles Walzer“,
wurde die Tanzfläche gestürmt, und es
schwebten alle in Walzerseligkeit. Dr. Ekkehard Mannigel eröffnete, nachdem die Paare ausgiebig das Tanzbein geschwungen
hatten, das köstliche kalt-warme Buffet.
Der Höhepunkt dieses exzellenten Balls
war der Auftritt der Mezzosopranistin
Christina Sidak aus Wien, die die zauberhaften Operettenstücke mit großer Stimme
und Charme zu Gehör brachte und am Flü-
www.weltbund.at
Mezzosopranistin Christina Sidak (l.) und
­Hafez Babashahi (Klavier).
gel von Hafez Babashahi begleitet wurde.
„Früh um fünf – kleine Maus“, um es mit
­einem Berliner Gassenhauer zu sagen,
gingen die letzten Gäste beschwingt und
glücklich nach Hause. Mit dem Gedanken:
Im nächsten Jahr – Samstag, 13. Februar
2016 – sind wir wieder dabei!
❍
45
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Zusammengestellt von Irmgard Helperstorfer
Österreicherverein Basel
Ball des Österreichervereins Basel am
31. Januar 2015
Ein Ball ist in der Schweiz immer etwas
­Besonderes! Das wurde dieses Jahr auch
den über hundert festlich gekleideten Ballgästen bewusst, die sich im prächtigen
Festsaal der Safranzunft in Basel eingefunden hatten. Der Honorargeneralkonsul der
Republik Österreich, Herr Dr. Ralph Th.
Honegger, sowie der Vorstand des Österreicher Vereins Basel hatten zu dem festlichen Ereignis geladen. Die Stadt Wien hat
als Damenspende ein hübsches Armband
zur Verfügung gestellt, das von den Damen
auch sofort getragen wurde!
Die Saaleröffnung war erst um 17.30 Uhr
vorgesehen, doch kamen zahlreiche ­Gäste
bereits vor der Zeit und genossen die elegante Atmosphäre. Ab 18 Uhr erfreute das
Salonorchester „Da Capo“ die Anwesenden mit Wiener Walzer, Marsch, langsamem Walzer etc., und zu den flotten Melodien wurde bereits eifrig getanzt.
Die Safran-Brigade präsentierte ein erlesenes Buffet mit schmackhaften Vorspeisen, denen mit Appetit zugesprochen wurde! Viel Tanzzeit konnte genutzt werden,
bevor der Hauptgang an den Tischen serviert wurde.
Danach spielte das Tanzorchester „Moody
Tunes“ auf, das mit Cha-Cha-Cha, Rumba,
Samba, Tango etc. die Stimmung der Tänzer anheizte. Erfreulicherweise waren
auch junge Leute zum Ball gekommen, die
Links der Basler Honorargeneralkonsul Dr. Ralph
T. Honegger mit Gattin, rechts Ballgäste.
sich ebenso amüsierten und vergnügt das
Tanzbein schwangen. Durch die festliche
und entspannte Atmosphäre war der heu­ri­
ge Ball wieder eine besonders schöne Gelegenheit, einander kennen zu lernen und
neue Bekanntschaften zu schließen.
❍
Österr. Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe e.V.
Österreicher im Staatsarchiv in Detmold
Das erste Treffen der Österreichischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe 2015 fand
im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in
Detmold statt, das das 400-jährige Bestandsjubiläum feiert. Der Hausherr selbst,
Herr Dr. Herrmann Niebur, begrüßte die
Gäste und leitete persönlich eine sehr informative und beeindruckende Führung
durch das Haus. Die Teilnehmer bekamen
kilometerlange Aktenbestände mit wertvollen Urkunden und Schriftstücken zu sehen.
Besonders sehenswert und interessant für
den Besucherkreis war ein Originaldokument aus der Zeit des Wiener Kongresses
von 1819, wonach der damals österreichische Fürst Metternich (Außenminister seit
1809) sich für das selbstständige Fürstentum Lippe einsetzte. Das Dokument wurde
persönlich von Kaiser Franz Joseph und der
Fürstin Pauline unterschrieben. Die Besucher bekamen auch zahlreiche heimische
Dokumente zu sehen, die zum Teil über
hundert Jahre alt waren. Nach zweistündiger Führung zeigten sich die Besucher von
allen Informationen sehr beeindruckt. ❍
Die Teilnehmer beim Studieren der wertvollen
Urkunden.
Österreicher-Verein Zürich
46
wurde vor dem Aufgang zum Ballsaal ein
Willkommens-Aperitif gereicht. Die rund
300 äußerst tanzfreudigen Gäste tanzten
nach der Musik des „Trio Südwind“ und verloren dabei wieder jene Kalorien, die sie
vorher durch die Köstlichkeiten am Buffet
erworben hatten. Frau Steffi Proll begeisterte die Gäste mit Liedern aus bekannten
Musicals sowie mit der gekonnten Interpretation des Gewinnersongs am Eurovision
Song Contest 2014 „Rise Like A Phoenix“
von Conchita Wurst. Alle anwesenden Damen erhielten eine charmante Damenspende, ein in Blau/Silber gehaltenes Armband, zur Verfügung gestellt vom Büro
„Wiener Bälle im Ausland“ in Wien. Der
www.weltbund.at
Steffi Proll.
Ball, eine Tradition die es zu erhalten gilt,
ist nicht nur bei den österreichischen Gästen beliebt.
❍
ROTWEISSROT
© Privat (3)
Österreichischer Ball in Zürich
Der beliebte „Österreichische Ball“ in Zürich ist eine bewährte Mischung aus Tradition, Eleganz und kulinarischen Genüssen
und war heuer besonders gut besucht.
Sechs junge Tanzpaare der Tanzschule
Kaiser in Zürich eröffneten den Ball mit der
Fledermausquadrille von Johann Strauß
(Sohn). Die Präsidentin des ÖsterreicherVereins Zürich, Frau Monika Löscher, begrüßte am 24. Jänner 2015 die zahlreichen
Gäste im Hotel Mövenpick in Zürich-Regensdorf zum Österreichischen Ball. Or­
ganisiert wurde der festliche Anlass vom
Vorstand des Österreicher-Vereins Zürich
­unter Leitung der Präsidentin. Als Auftakt
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Klub der Österreicherinnen und Österreicher in Bulgarien
Schwungvoller Auftritt des neuen
Botschafters in Bulgarien
Der Österreicherklub KOEB konnte bei der
Jahreshauptversammlung einen aufmerksamkeitsstarken Auftritt des neuen Botschafters Mag. Roland Hauser und seiner
Frau in der österreichischen Botschaft verfolgen. Roland Hauser erklärte: „Wir haben
mit KOEB eine tolle Vereinigung der Österreicher für Bulgarien geschaffen.“ Er gratulierte dem Vorstand des KOEB rund um
den Präsidenten Manfred Vallaster.
Herr Hauser ging auf seine vorherigen Vertretungen im Ausland ein und berichtete
über die ersten Erfahrungen in Bulgarien.
Da derzeit die politische Lage sehr labil
und gerade Österreich ein wichtiger Partner für Bulgarien ist, erwartet ihn doch eine
große Aufgabe. Vallaster betonte in seiner
Rede die gute Zusammenarbeit mit der
Botschaft und wünscht der Familie Hauser
viel Erfolg in Bulgarien, gerade mit den öffentlichen Gremien ist die Arbeit oft nicht
einfach. KOEB sorgt seit Jahren für ein
vielfältiges und abwechslungsreiches Programm für die Österreicher in Bulgarien.
Nicht nur mehr als 140 Stammtische wurden im letzten Jahr abgehalten, sondern
auch diverse Sportveranstaltungen, Kulturgeschichte in Bulgarien, Reisen und Exkursionen im Landesinneren. KOEB wurde
eine feste Größe im täglichen Leben der
Manfred Vallaster (l.) und Botschafter Roland
Hauser (r.).
Österreicher in Bulgarien. Beim Buffet
konnten dann so manche Geschichten
zum Besten gegeben werden. Vallaster
­bedankte sich im Namen des Vorstandes
für die Einladung in die Botschaft und das
gegenseitige Kennenlernen. ❍
Austrian-American Council West
Das Austrian-American Council West
fördert wiederentdeckte Kunst in
Skirballs „Café Vienne“
Während der Winterausstellung im Skirball
Cultural Center „Light & Noir: Exiles and
Émigrés in Hollywood, 1933–1950“ hörten
die rund 30 Sponsoren des Austrian-American Council West, viele davon zum ersten
Mal, von Schriftstellerin Gina Kaus (1893–
1985).
Wie vielen Frauen zu jener Zeit hatte das
Wiener Kaffeehaus auch Kaus einen öffentlichen Raum geboten, wo sie denken,
diskutieren und schaffen konnte. Leider
­geriet die zu ihrer Zeit bewundernswert erfolgreiche Gina Kaus in Vergessenheit.
Weil Gina Kaus mit Intellektuellen in solchen Caféhäusern verkehrt hatte, widmete
Rosenberger ihr einen öffentlichen Raum
im Skirball Cultural Center, das „Café Vienne“, wo man erneut von Kaus’ Leben
und Leistung lernen konnte. Hier kosteten
die Sponsoren vom Austrian-American
Council West Apfelstrudel, Sachertorte
und Kaffee, während ihnen das Werk von
Gina Kaus durch Videos und Fotos bekannt gemacht wurde. Rosenbergers „Café
Vienne“ passte genau zur Ausstellung
„Light & Noir“. Darüber hinaus passte auch
„Café Vienne“ genau zum Herzen der Mission vom Austrian-American Council West.
Kein Wunder, dass der dementsprechend
V. l.: Lilliana Popov-Alexander, Vice President,
Veronika Reinelt, President, Dr. Doris Berger,
Dozent.
engagierte AACW-Vorstand gemeinsam
mit dem Bundeskanzleramt Österreich und
dem Österreichischen Generalkonsulat die
Sponsoren für Rosenbergers Idee für ein
„Café ­Vienne“ waren, um Gina Kaus als
Vertreterin vieler vergessenen Künstlerinnen ans Licht zu bringen. ❍
© Privat (3)
Austria Italia Club Milano
WIEN BALL in MAILAND feiert auch
„150 Jahre Wiener Ringstraße“
Unser WIEN BALL wurde dieses Jahr im
Zeichen dieses Jubiläums und der Städtefreundschaft Wien-Mailand gefeiert! Diese
traditionsreiche, seit über 30 Jahren stattfindende, vom Austria Italia Club Mailand
organisierte Ballveranstaltung stand auch
heuer unter dem besonderen Ehrenschutz
des Bundesministers für Integration und
Äußeres, Sebastian Kurz. Mit großer Freude konnte Ball- und Club-Präsidentin Frau
Ingrid de Marinis auch zahlreiche Ehrengäste aus Diplomatie, Politik und Wirtschaft
ROTWEISSROT
begrüßen. Eine rauschende Ballnacht in
der besten Wiener Balltradition im historischen Palazzo Spinola mit dem traditionellen Einmarsch der diesjährigen Debütantinnen und Jungherren, begleitet von der Eingangspolonaise von Carl Michael Ziehrer,
der anschließenden Fledermausquadrille
und den „Wiener Bonbons“ von Johann
Strauß, war der gesellschaftliche Höhepunkt. Beim Intermezzo wurde der Ballsaal
dann in eine nostalgische Wiener Atmosphäre versetzt: Die heimliche Nationalhymne Österreichs, der berühmte „Donauwalzer“ von Johann Strauß, von einem
www.weltbund.at
Der Vorstand des Austria Italia Clubs Mailand
im Foyer des Palazzo Spinola.
­ rofessionellen Tanzpaar wunderschön
p
„gewalzt“, erhöhte bei allen Ballgästen die
gute Stimmung. Beim Verabschieden lange
nach Mitternacht waren sich alle Ballgäste
einig, eine unvergessliche „Wiener Ballnacht im Dreivierteltakt in Jubiläumsstimmung“ verbracht zu haben. ❍
47
Die Schmankerlecke
Der Spezialist
Johann Lafer
ist ein über die
Grenzen hinaus
berühmter österrei­
chischer Fernsehkoch
und lebt mit seiner
­ amilie in Deutschland.
F
Die Zutaten
Buchtipp
Essen ist ein
Erlebnis für die
Sinne – und die
Rezepte von Johann
Lafer ein ganz besonderes dazu. Mit
diesem Buch geht der Sternekoch noch
einen Schritt weiter: Neben Schmecken,
Riechen, Sehen und Fühlen bietet dieses
Buch auch etwas zum Hören. „Lafers vier
Jahreszeiten – der Frühling“ ist das zweite
von vier Kochbüchern, in denen Johann
Lafer saisonale Rezepte mit der passenden Musik aus den Bereichen Jazz, Pop
und Klassik verbindet. 30 köstliche
Rezepte machen das Kochen am eigenen
Herd zur perfekt passenden Musik zu
einem wahren Hochgenuss.
48
Lammkoteletts mit grünem
Frühlingsgemüse
W
enn die Tage länger und endlich
auch wärmer werden, darf Lamm
auf keiner Tafel fehlen. Am besten passt
dazu Gemüse, das jetzt erntefrisch in
­üppiger Vielfalt zur Verfügung steht.
Zubereitung
Gemüse putzen, wenn nötig schälen und
in mundgerechte Stücke schneiden. Dann
in kochendem Salzwasser zirka 5–6 Minuten bissfest garen, anschließend abschütten und kalt abschrecken.
Ofen auf 150 C° vorheizen. Lammkarree
mit Salz, Pfeffer würzen und in heißem
Olivenöl zusammen mit den Kräutern und
dem Knoblauch anbraten. Fleisch aus der
Pfanne nehmen und auf ein Backblech
­legen. Kräuter und Knoblauch auf dem
Fleisch verteilen und für etwa 20 Minuten
in den Ofen schieben. Ingwer in die Pfanne geben, kurz darin anschwitzen, dann
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mit Marsala ablöschen und mit dem
Lammfond aufgießen. Flüssigkeit etwa um
die Hälfte einkochen lassen. Jus mit Salz,
Cayennepfeffer kräftig abschmecken und
mit etwas Stärke leicht binden. Pfanne
vom Herd ziehen, Butter nach und nach
unterschwenken. Jus warm halten.
Gemüse in zerlassener Butter schwenken,
nochmals abschmecken. Lammkaree aus
dem Ofen holen, etwas ruhen lassen, danach mit einem Messer einzelne Koteletts
schneiden und mit Jus und Gemüse auf
Teller verteilen. Dazu passen gebackene
Kartoffeln.
❍
Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr
Johann Lafer
ROTWEISSROT
© Lafer / Guido Karp, Michael Wissing
Zubereitung für 4 Personen
3–4 breite Bohnen
Je 2 Stangen Frühlingslauch, grüner
Spargel und Staudensellerie
Je 100 g Zuckerschoten, Saubohnen,
Erbsen und Kenia-Bohnen
1 Lammkarree, ca. 800 g
Salz, Pfeffer
2 El Olivenöl
Je 2 Thymian- und Rosmarinzweige
2 Knoblauchzehen
25 g Ingwer
100 ml Marsala, italienischer Dessertwein
300 ml Lammfond
Cayennepfeffer
1 TL Speisestärke, mit etwas
kaltem Wasser angerührt
50 g kalte Butter
Buchbesprechung
Stephen Harding
Die letzte Schlacht. Als
Wehrmacht und GIs
gegen die SS kämpften
Paul Zsolnay Verlag, 2015
ISBN 978-3-522-05718-0
© Paul Zsolnay Verlag, Styria premium (2)
A
nfang Mai 1945: Hitler war bereits tot,
Nazi-Deutschland stand vor der Kapitulation. Captain Jack Lee hatte mit seinen
Panzern als Speerspitze der 12. US-Panzerdivision eben Kufstein eingenommen
und erhielt den Befehl zu einer mehr als
heiklen Mission: Er sollte 14 prominente
französische Häftlinge befreien, die auf
Schloss Itter, am Eingang des Brixentals,
in den Kitzbühler Alpen von der SS als Ehrenhäftlinge gefangen gehalten wurden.
Édouard Daladier, der ehemalige französische Premierminister, war der Erste, der
von Dachau nach Tirol verlegt worden war.
Auch Paul Reynaud, sein Nachfolger, und
die Schwester von Charles de Gaulle waren unter den Gefangenen, deren Lage
immer gefährlicher wurde, je näher die endgültige Niederlage des Deutschen Reichs
rückte. Ihr Leben stand auf dem Spiel, die
Wachmannschaft war geflohen, das Unterinntal voller fanatischer SS-Männer. Um
nicht in den letzten Kriegsstunden noch
ums Leben zu kommen, hatten die Häftlinge Kontakt zu den vorrückenden Amerikanern und zum österreichischen Widerstand
in Wörgl aufgenommen und um Schutz
ersucht. 14 Wehrmachtssoldaten und ein
Major, die sich dem Widerstand angeschlossen hatten, besetzten das Schloss
und übernahmen den Schutz. Zeitgerecht,
unmittelbar vor dem Eintreffen einer SSEinheit, die den Befehl hatte, die Gefangenen zu liquidieren, hatte auch Captain Jack
Lee mit zehn Mann und einem Panzer das
Schloss erreicht. Was nun folgte, sollte, wie
Stephen Harding schreibt „die letzte – und
vielleicht seltsamste – Bodenkampfhandlung des Zweiten Weltkriegs“ in Österreich
sein. Unter dem Kommando eines Offiziers
der US Army kämpften GIs und Soldaten
der Wehrmacht erfolgreich gegen die SS
und befreiten so die französischen Gefangenen. gd
❍
ROTWEISSROT
Thomas J. Nagy
König, Kaiser,
­Kardinal. Auf den
Spuren von Kardinal
Franz König
Styria premium, 2015
ISBN 978-3-222-13489-0
W
ie wurde aus einem Bauernbub einer
der einflussreichsten Kardinäle der
Welt und ein Mitgestalter des Zweiten Vatikanischen Konzils? Warum ist Kardinal
König auch elf Jahre nach seinem Tod und
110 Jahre nach seiner Geburt derart präsent? Wie konnte er sich als Kirchendiplomat und Seelsorger bewähren? Und was
zeichnet seine große Menschenkenntnis
aus? Thomas J. Nagy folgt den Spuren
Kardinal Franz Königs. 50 Zeitzeugen und
Wegbegleiter erinnern sich nicht nur, sondern sprechen auch erstmals offen über die
Hintergründe und brisante Themen: Ständestaat, Politik und Kirche, Weltkirche, Fristenregelung, Gewerkschaft, Suspendierung, päpstliche Stärken und Schwächen,
Intrigen. Neben vielen anderen waren Gesprächspartner des Autors Persönlichkeiten wie Hannes Androsch, Erhard Busek,
Paul Chaim Eisenberg, Heinz Fischer,
­Michael Heltau, Helmut Krätzl, Hans Küng,
Helmut Schmidt, Christoph Schönborn,
Karel Schwarzenberg, Josef Taus, Franz
Vranitzky oder Paul M. Zulehner. Die vollständige Liste der Gesprächspartner mit
genauer Angabe, wann die Gespräche geführt wurden, findet sich im Anhang. Aus
diesen Gesprächen entstand ein Zeitdokument, das Zusammenhänge aufzeigt und
Auswirkungen nennt, die bis in die Gegenwart reichen. Kardinal König war seiner Zeit
weit voraus und traf auf Ängste und Widerstände. Seine Haltung und sein Mut erinnern heute an Papst Franziskus. Als leise
Kritik sei angemerkt, dass, sollte das Buch
eine zweite Auflage erhalten, die es zweifellos verdiente, ein präziseres Lektorat
angebracht wäre. Immerhin geht es um
Franz König, über den Heinz Fischer sagt:
„Kardinal Franz König (...) ist ein Teil des
Denkens des 20. Jahrhunderts. Sein Leben
hat auch noch das 21. Jahrhundert erreicht
und weiterwirkende Impulse gesetzt.“ gd❍
www.weltbund.at
Hans-Joachim Löwer
Die Stunde der Kurden.
Wie sie den Nahen
Osten verändern
Styria premium, 2015
ISBN 978-3-222-13493-7
N
achrichten aus dem Nahen Osten
werden üblicherweise beherrscht von
Krieg und Grausamkeiten. Doch im Schatten dieser Hiobsbotschaften reift im Norden des Irak ein Modell für ein Staats­
wesen heran, das ganz anders ist als die
instabilen und repressiven Systeme der
Nachbarländer. Seit mehr als 20 Jahren
gibt es die „Autonome Region Kurdistan“.
Sie entstand aus einer Flugverbotszone,
die 1991 auf Druck der USA eingerichtet
wurde, um die Kurden vor Angriffen der
Streitkräfte des Diktators Saddam Hussein zu schützen.
Nach ein paar Jahren turbulenter interner
Auseinandersetzungen begann in dieser
Region eine erstaunliche, für viele fast
­u nerklärliche Entwicklung. Das „Wilde
Kurdistan“, wie es Karl May einst beschrieb, wird zu einem modernen, an
westlichen Prinzipien orientierten Staat.
Wie ein Leuchtturm steht die „Autonome
Region Kurdistan“ in einem Meer von Gewalt. Das kleine Gebiet erlebt einen Wirtschaftsboom, ist eine Insel der Toleranz
und praktiziert Demokratie wie kein anderes Land im Orient. Aber gerade deswegen hat es als Nachbarn mehr Feinde als
Freunde. Was ist das Geheimnis dieses
sensationellen Prozesses? Aus welchen
Quellen schöpft dieses Volk? „Wir sind
einfach anders“, meinte ein Kurde. „Anders als die Araber – aber auch anders
als ihr im Westen.“
Hans-Joachim Löwer stand mit kurdischen Kämpfern an der Front gegen die
Islamisten, sprach mit Überlebenden der
blutigen Verfolgung und streifte über die
umstrittenen Ölfelder, auf denen die ganze Hoffnung der Kurden ruht. Was er gefunden hat, müsste eigentlich Stoff für
ganz neue Schlagzeilen aus dem Orient
liefern – denn es sind endlich einmal
Nachrichten, die Hoffnung machen. gd❍
49
Buchtipp/Impressum
m April vor 70 Jahren schlug die Geburtsstunde der Zweiten Republik, des
heutigen Österreich (siehe S. 14). Leopold
Figl, der erste Bundeskanzler, zählte zu
den Gründervätern. Eine neue, detailgenaue Biografie zeichnet jetzt den Lebensweg dieses großen Österreichers nach.
Die Autorin Birgit Mosser-Schuöcker bekam dafür Zugang zum privaten Archiv der
Familie Figl, vor allem die erstmals ver­
öffentlichten Gästebücher aus der Villen­
etage in Wien/Döbling erlauben einen
sehr persönlichen Einblick ins Leben des
überzeugten Österreichers. Anhand von
Aufzeichnungen von Leopold Figl selbst
sowie von Einträgen prominenter Politiker
wie Julius Raab, Adolf Schärf oder Karl
Renner wird der Weg zum Staatsvertrag
aus einer ungewöhnlichen Perspektive
nachgezeichnet. Die prägendsten Momen­
te im Leben von Leopold Figl – die oft auch
Schicksalstage für Österreich waren –
werden aus seiner Sicht und auf sehr persönliche Weise geschildert. Oft aber reichen Worte nicht aus, um das Erlebte zu
schildern. „ Zu Hause ist es doch am
schönsten“, schreibt Figl etwa lapidar in
das Gästebuch seiner Wohnung, als er am
8. Mai 1943 nach Prügelstrafen, Dunkelhaft und anderen Folterungen aus dem KZ
heimkehrt. Wie aber hätte er andere Worte für das Entsetzliche finden sollen, das
ihm widerfahren war? Der Grundkonsens
der Zweiten Republik, der Glaube an
­Österreich, wurde von Menschen wie ihm
getragen, die Extremsituationen erlebt
hatten. Trotzdem vermeidet MosserSchuöcker eine Glorifizierung: „Figl war
kein Säulenheiliger, sondern ein Mensch
aus Fleisch und Blut. Ein Mensch mit vielen Stärken und manchen Schwächen“,
stellt die Autorin schon im Vorwort klar. Ein
gut geschriebenes und akribisch recherchiertes Stück Zeitgeschichte. sts
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Birgit MosserSchuöcker
Leopold Figl.
Der Glaube an
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März 2015
ISBN 978-3-85002-917-9
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