„That`s Germany!“ – Überlegungen zum Deutschlandbild
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„That`s Germany!“ – Überlegungen zum Deutschlandbild
Das Weltatlas Magazin • 02 / 2010 • www.diercke.de 360° Tourismus 4 6 10 14 20 24 29 Wohin geht die Reise? Die Zukunft des Tourismus Touristische Ziele an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste (Unterrichtseinheit Sek I) „That´s Germany!“ – Überlegungen zum Deutschlandbild ausländischer Touristen (Unterrichtseinheit Sek I) Boomende Tourismusdestination Ruhrgebiet? (Unterrichtseinheit Sek Il) St. Ulrich – wenn der Tourismus zur Belastung wird (Unterrichtseinheit Sek Il) Klausuren konstruieren mit www.diercke.de Diercke Weltatlas jetzt mit Karten-Code Diercke 360° INTERVIEW Diercke Weltatlas Magazin Ernst Burgbacher, MdB Parlamentarischer Staatssekretär (BMWi) und Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus Im Gespräch mit Ernst Burgbacher Diercke 360°-Redaktion: Welchen Stellenwert nimmt der Tourismus in Deutschland ein? in heimischen Gefilden und bescherten Deutschland einen Zuwachs bei den Urlaubsreisen von 2 %. Ernst Burgbacher: Der Tourismus ist in Deutschland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit rund 2,8 Mio. Beschäftigten und mehr als 105.000 Ausbildungsplätzen. Die überwiegende Zahl der Unternehmen sind kleine und mittelständische Betriebe. Die Tourismuspolitik der Bundesregierung verfolgt das Ziel, die Rahmenbedingungen der Tourismuswirtschaft noch weiter zu verbessern. Dazu gehören angemessene Regelungen, z.B. in den Bereichen Steuern, Verkehr, Umwelt und Verbraucherschutz; außerdem stützen wir wichtige Trends wie Kultur und Gesundheit. Auch kommuniziert die Bundesregierung in die Tourismusbranche verstärkt die enormen Herausforderungen und Chancen angesichts des demografischen Wandels und des Klimawandels, auf die sich die Tourismusanbieter einstellen müssen. Diercke 360°-Redaktion: Welche Bedeutung messen Sie der Orientierung mithilfe von Atlanten bzw. Karten in der heutigen Zeit bei? Diercke 360°-Redaktion: Früher hieß es: „Je weiter weg, desto besser“. Heute dagegen: „Warum in die Ferne schweifen?“ Was steckt hinter dieser Veränderung? Ernst Burgbacher: Im Rahmen meiner politischen Arbeit bin ich viel auf Reisen. Daher sind Karten für mich unverzichtbar. Zugegeben, hier helfen natürlich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber ich schaue grundsätzlich auch selber rein. Karten haben nun einmal eine gewisse Faszination. Ich möchte schon wissen, wo ich gerade bin und wo ich hinfahre. Und das vermittelt einem eine echte Karte einfach besser als die standardisierte Optik von Navigationsgeräten. Ernst Burgbacher: Denn das Gute liegt so nah. Die Deutschen haben ihr eigenes Land wiederentdeckt. Zu Deutschlands Stärken gehören Städte- und Kulturreisen, aber auch Erholungstourismus. Deutschland ist überaus facettenreich und lädt zum Entdecken, Erleben und Genießen ein. Das ist nicht nur den faszinierenden Kultur- und Naturschätzen, wie den 32 Welterbestätten zu verdanken, sondern auch der landschaftlichen Vielfalt: vom Meer bis hin zu den Bergen ist alles im Angebot. Deutschland bietet die Vielseitigkeit Europas in konzentrierter Form. Dazu ein angenehmes Klima. Auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis ist ein starkes Argument für Deutschland – gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Deutschland behauptet sich im weltweiten Tourismus-Wettbewerb immer besser. Diercke 360°-Redaktion: Hat die globale Terrorismusgefahr und die wirtschaftliche Krise das Tourismus- und Reiseverhalten der Deutschen verändert. Ernst Burgbacher: Natürlich wirken sich internationale Krisen und Gefahren auf das Reiseverhalten der Deutschen aus. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat den Tourismus weltweit getroffen. Die deutsche Tourismuswirtschaft hat sich aber stets als äußerst robust und innovativ gezeigt, auch im internationalen Vergleich. So konnte Deutschland sich 2009 gut behaupten: Die Welttourismusorganisation verbuchte weltweit einen Rückgang von 4,3 %, europaweit sogar einen Verlust von 5,6 % bei den internationalen Gästeankünften. In Deutschland ging die Anzahl der Ankünfte aus dem In- und Ausland nur um 2,7 % zurück. Das Reiseland Deutschland hat sich als erfreulich wettbewerbsfähig erwiesen. Dabei haben insbesondere die Deutschen zur Stabilisierung ihrer Tourismuswirtschaft beigetragen. Angesichts der Wirtschaftskrise blieben sie vermehrt 2 Ernst Burgbacher: Wir leben in einer multimedialen Welt. Navigationsgeräte, GPS-Systeme und Internet verbreiten sich mehr und mehr. Aber Hand aufs Herz, wer hat keine Karten im Auto, beim Fahrradfahren, Wandern oder wenn er ins Ausland reist? Ich verzichte jedenfalls nicht darauf und schmökere auch heute noch gerne in meinem Atlas. Diercke 360°-Redaktion: Welche Rolle spielen Karten bei Ihrer politischen Arbeit? Diercke 360°-Redaktion: Mit welchem Atlas sind Sie aufgewachsen und besitzen Sie ihn noch? Ernst Burgbacher: Diercke Weltatlas. Ich besitze und benutze ihn nach wie vor, sein Zustand ist entsprechend. Diercke 360°-Redaktion: Können Sie sich an eine Lieblingskarte aus Ihrer Schulzeit erinnern? Ernst Burgbacher: Die politische Weltkarte (heute nicht mehr aktuell, aber umso interessanter). Diercke 360°-Redaktion: Was war Ihre schönste Klassenfahrt, bzw. Klassenreise? Ernst Burgbacher: Die Fahrt 1968 nach Berlin. Mauer, Ostberlin, Nächte ohne Sperrstunde, Udo Jürgens (schon damals!) in der Philharmonie. Diercke 360°-Redaktion: Wohin fahren Sie als nächstes in den Urlaub? Ernst Burgbacher: Das ist mein privates Geheimnis. Liebe Leserin, lieber Leser, das Diercke 360°-Magazin thematisiert in dieser Ausgabe den Tourismus aus unterschiedlichsten Richtungen. So geht der Einführungsartikel beispielsweise der Frage nach, worin die Zukunft des Tourismus begründet sein könnte. Die Nord- und Ostsee sind beliebte Ziele für Klassenfahrten. Am Beispiel der schleswig-holsteinischen Nordseeküste zeigt der Autor die Naturvielfalt auf, die auf spannende Art in Ihre Klassenreise integriert werden kann. Deutschland = Schwarzwald + Oktoberfest? Die Unterrichtseinheit zu Klischeevorstellung über Deutschland bzw. die Deutschen, verdeutlicht, an was ausländische Touristen denken, wenn sie nach Deutschland reisen. Essen ist „Kulturhauptstadt Europas“ – ein weiterer Beweis für den erfolgreichen Strukturwandel des Ruhrgebiets. Steigende Besucher- und Übernachtungszahlen belegen, dass der „graue, rauchende Ruhrpott“ einen erfolgreichen Imagewandel hin zu einer boomenden Tourismusdestination vollzogen hat. Inhalt 2 4 6 10 14 Interview – Im Gespräch mit Ernst Burgbacher, MdB Prof. Dr. Horst W. Opaschowski: Wohin geht die Reise? Die Zukunft des Tourismus Prof. Dr. Jürgen Newig: Touristische Ziele an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste (Unterrichtseinheit Sek I) Prof. Dr. Christiane Meyer: „That´s Germany!“ – Überlegungen zum Deutschlandbild ausländischer Touristen (Unterrichtseinheit Sek I) Die Probleme und Schwierigkeiten des alpinen Tourismus werden am Beispiel von St. Ulrich (Italien) aufgezeigt. Der Wandel vom beschaulichen Alpenurlaub um 1950 hin zum alpinen Massentourismus in 2010 wird den Schülern im Rahmen eines Mysterys verdeutlicht. In der Sekundarstufe II stehen jedes Jahr neue Klausuren auf der Agenda. Wie Sie eigene Klausuren mithilfe der Hintergrundtexte und zahlreichen Materialien unter www.diercke.de erstellen können, zeigt ein Beitrag aus der Redaktion. Auch in dieser Ausgabe werden wieder neue, spannende und hilfreiche Neuerscheinungen präsentiert, die Sie zu attraktiven Konditionen bestellen können. Wenn Sie eine Klassenfahrt nach NRW oder ins Ruhrgebiet planen, könnte sich eine Teilnahme am Gewinnspiel besonders lohnen, falls nicht, gewinnen Sie doch eine spektakuläre Fahrt mit dem Diercke Heißluftballon. Es gibt also viel Neues zu berichten und auszuprobieren. Entdecken Sie die Welt mit Diercke Weltatlanten! Ihre Diercke 360°-Redaktion 20 24 28 29 30 31 Ina Bartels: St. Ulrich (Italien) – wenn der Tourismus zur Belastung wird (Unterrichtseinheit Sek lI) Klausuren konstruieren mit www.diercke.de Diercke Klausuren Band 2 Diercke Weltatlas jetzt mit Karten-Code Diercke Arbeitsblätter zur Kartenarbeit Diercke 360° Gewinnspiel Ein Gewinnspiel Prof. Dr. Wilfried Hoppe u. a.: Boomende Tourismusdestination Ruhrgebiet? (Unterrichtseinheit Sek ll) 3 Diercke 360° Titelthema Diercke Weltatlas Magazin zum Autor: Prof. Dr. Horst W. Opaschowski Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen (ehemals BAT FreizeitForschungsinstitut), führte von 1989 bis 2009 die Deutsche Tourismusanalyse durch, in der jährlich 4000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ nach ihrem Reiseverhalten befragt wurden Wohin geht die Reise? Die Zukunft des Tourismus Der Tourismus wird in den nächsten dreißig Jahren mit einem vierfachen Wandel leben lernen müssen, wenn er weiterhin eine Art Leitökonomie für andere Branchen bleiben will: 1. Klimawandel, 2. Strukturwandel, 3. Demographischer Wandel und 4. Anspruchswandel. Bewegte Zeiten kommen auf die Tourismuswirtschaft zu und zwingen sie zu Langfristplanungen und -perspektiven, die weit über das Tages- und Saisongeschäft hinausreichen. Veränderung 1: Klimawandel Der Klimawandel kann dramatische Ausmaße für den Tourismus annehmen. Wenn die Erde fiebert, Mallorca wegen chronischen Wassermangels und regelmäßigen Stromausfällen massenhaft Urlaubsgäste verliert, das große Schmelzen im Wintertourismus beginnt und viele klassische Skigebiete sterben, dann brauchen wir neue touristische Konzepte, die auch alternative Entwicklungen und Nutzungen des Meer- und Alpenraumes in Erwägung ziehen. Veränderung 2: Strukturwandel Terror und Krieg, Vogelgrippe und Vulkanausbruch geraten schnell in Vergessenheit. In Wirklichkeit ist die touristische Krise mehr struktureller Art. Das Tourismusmanagement, nicht die Urlaubsreise befindet sich in der Krise. Die Tourismusbranche läuft Gefahr, ihre eigene Philosophie zu zerstören und das Geschäft künstlich herunterzureden. Umsatzrückgänge werden nicht selten mit sinkender Gästenachfrage verwechselt. Sicher: Die Urlauber verreisen kürzer und auch billiger. Aber: Weniger bezahlt heißt nicht weniger gereist. Eher gilt: „Reiselust – aber preisbewusst“. 4 Veränderung 3: Demographischer Wandel Dem Tourismus steht eine Revolution auf leisen Sohlen bevor: Die schrumpfende und alternde Bevölkerung lässt auch die „weiße Industrie“ grauer werden. „Jungsein“ muss neu definiert werden, weil in Zukunft manche Rentner auch Trendsetter sind. Der Zukunftsmarkt der „neuen“ Senioren ist nicht einfach nur eine Spar-Version des Jugendmarktes, sondern etwas völlig anderes, eine eigene Erlebniswelt. Die „neuen“ Senioren wollen im Urlaub keine Inline-Skates mit Stützrädern, sondern Qualität und Serviceangebote rund um die Uhr. Der Wachstumsmarkt Tourismus stirbt auch in der älter werdenden Gesellschaft nicht aus. gelingen muss: Er muss Freiheit von der Stange verkaufen, ohne dass der Urlauber dies merkt – obwohl er um den Seriencharakter des Urlaubsangebots weiß. Die entscheidende Motivation des modernen Reisenden ist nicht mehr der Bedarf, sondern der Wunsch nach Sich-verwöhnen-Wollen. Der Tourismus wird zum Motor einer Wohlfühlgesellschaft. Der Strukturwandel im Tourismus bewirkt, dass die Unterscheidungen „pauschal“ oder „individuell“ immer fragwürdiger werden. Der Gegensatz von Pauschaltourismus und Individualtourismus ist überholt, ebenso die Sprachakrobatik von Reiseveranstaltern, die von „individualistischer Pauschalreise“ sprechen. Tatsächlich entscheiden sich die Urlauber je nach zeitlichen oder finanziellen, familiären oder ganz persönlichen Möglichkeiten mal für mehr Fremd- und mal für mehr Selbstorganisation. Baukastenreisen lösen die Reisen „von der Stange“ zunehmend ab. Veränderung 4: Anspruchswandel Der Tourismus hat sich bisher als der beständigste und dynamischste Wirtschaftsbereich erwiesen, der sich in Zukunft zum größten Wirtschaftszweig entwickeln und den Handel mit Industrie- und Energieprodukten übertreffen kann. So gesehen bleibt der Reisemarkt auch in Zukunft ein Wachstumsmarkt, dem allerdings die Quadratur des Kreises Konsequenzen für den Qualitätsurlaub im 21. Jahrhundert Urlaub, die populärste Form von Glück, muss im 21. Jahrhundert eine DreifachQualität aufweisen. Dazu zählen die natürliche Qualität (z. B. schöne Landschaft, gesundes Klima), die materielle Qualität (z. B. preiswerte Unterkunft) und die immaterielle Qualität (z. B. freundliches Personal). Alle drei Qualitätsbe- reiche haben die Urlauber nach der Deutschen Tourismusanalyse des Jahres 2009 auf ihrer letzten Reise geboten bekommen – wenn auch in unterschiedlichem Maße. Dabei wird für die Urlauber das Atmosphärische, die immaterielle Qualität des Urlaubs, immer wichtiger, seitdem materielle Steigerungen kaum mehr bezahlbar sind. In der Urlaubswelt von morgen setzt der Gast die Maßstäbe und nicht der Anbieter oder Veranstalter. Eine reiseerfahrene Masse fordert Qualitätsstandards, die nachweisbar, aber auch bezahlbar sind. Ein Dilemma für die Reisebranche: Sie soll Klasse versprechen, aber gleichzeitig Massen zufriedenstellen. Das ist nur möglich durch Qualifizierung des Personals. Zwei Urlaubsformen bleiben auch in Zukunft aktuell: der Badeurlaub und der Ausruhurlaub. Relaxen wird groß- und Aktivsein eher kleingeschrieben. Im Urlaub liegen viele Bundesbürger lieber auf der faulen Haut. Sonnen- und Seelenbaden sind für sie attraktiver als sportliches Aktivsein zwischen Wandern und Skifahren. Auf den zweiten Blick ist jedoch erkennbar, dass es zu einer Vielfalt von Urlaubsund Reiseformen kommt, wie sie in früheren Jahrzehnten kaum vorstellbar war. Jeder kann heute „seinen“ Urlaub buchen. Und fast für jeden Wunsch gibt es ein eigenes Angebot: vom Cluburlaub und der Studienreise über den Wellnessurlaub bis zur Städtereise und dem Musicalbesuch. Vorbei sind die Zeiten des „Einheitsurlaubs“, der eigentlich nach der Urlaubsgesetzgebung ausschließlich der Regeneration der Arbeitskraft dienen sollte. Zukunftstrends im Tourismus Auf der Suche nach Neuem Die Angst geht um in der Touristikbranche: Auf dem Weg in die Zukunft könnten den Urlaubsmachern die Ideen ausgehen. Die Reisenden hätten fast alles schon erlebt und im 21. Jahrhundert gebe es keine touristischen Abenteuer mehr. Es sei nicht mehr möglich, nach neuen Ufern aufzubrechen, Reisen sei alltäglich und der Tourismus eine Banalität geworden. Doch was passiert, wenn wir fast schon alles gesehen haben, wenn es keine echten Erlebnisse, keine natürlichen Lebensgefahren und keinen Kampf um das physische Überleben mehr gibt? In Zukunft wird es immer schwieriger, im Massentourismus neue Erlebnisse anzubieten. Der Tourismus, der größte Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen Arbeitgeber der Welt, der mehr Beschäftigte als die Automobilindustrie oder die Medienbranche hat, kann im 21. Jahrhundert fast alles ertragen – Kriege, Krisen und Konflikte – nur eines nicht: Langeweile. Wenn die organisierte Reise durch Rundum-Sorglos-Pakete zu professionell, perfekt und sicher wird, kommt zwangsläufig Langeweile auf. Die Gefahr besteht, dass die Urlaubsangebote der Reiseveranstalter bald nicht mehr mit den Erlebniserwartungen der Urlauber übereinstimmen. Die „weiße Industrie“ muss sich daher erneuern – neue Ideen sind gefragt. Links: www.stiftungfuerzukunftsfragen.de/de/ 5 Diercke 360° Unterrichtseinheit Sekundarstufe I Diercke Weltatlas Magazin zum Autor: Prof. Dr. Jürgen Newig ehem. Direktor am Geographischen Institut der Universität Kiel, Arbeitsschwer punkte: Küstenmorphologie, insbesondere der schleswig-holsteinischen Westküste, Tourismusgeographie, Kartographie, Geographie der Kulturerdteile, Didaktik der Geographie Touristische Ziele an der schleswigholsteinischen Nordseeküste „Das Meer erleben“ ist der wohl am meisten verwendete touristische Slogan an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste – und tatsächlich haben sich die großen Fremdenverkehrsorte direkt am Meer entwickelt – dort, wo die großen Strände zum Baden einladen. Daneben gibt es aber auch weitere Touristenziele. Klassische Ziele Die großen klassischen Fremdenverkehrsorte an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste weisen heute zusammen mehr als eine Million Übernachtungen auf – das sind jeweils mehr als 100 000 Gäste, die in jedem Ort rund 10 000 Fremdenbetten belegen. Es handelt sich um Westerland auf Sylt, Wyk auf Föhr, St. Peter-Ording im Westen von Eiderstedt und Büsum in Dithmarschen (Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82). Spitzenreiter ist Westerland, das im Jahre 2009 das Rekordergebnis von 3,08 Millionen Übernachtungen erzielte. Anders als die Ostseeorte, die sich nicht selten wie Zwillinge ähneln, unterscheiden sich die Nordseebäder deutlich voneinander. Das ist durch ihre Lage in unterschiedlichen Naturlandschaften bedingt. Westerland und St. Peter-Ording liegen an der Außenküste und sind nach Westen exponiert und damit unmittelbar der Brandung der Nordsee ausgesetzt. Die Schorre, der untermeerische Strand, ist hier relativ steil geneigt. Deshalb verschiebt sich die Uferlinie zwischen Ebbe und Flut nur um einige Zehnermeter. Wyk und Büsum hingegen gehören zur Innenküste, liegen also im Bereich des Wattenmeeres, wo sich aufgrund des sanft abfallenden Watts 6 die Gezeiten viel stärker bemerkbar machen. Das Baden richtet sich hier nach dem Tidekalender. Neue Ziele Zunehmend geraten aber auch zuvor abgelegene Küstengebiete in den Blickpunkt der Touristen, wie z. B. Orte mit reizvollem Ortsbild wie Husum (Kreisstadt von Nordfriesland) oder das „Holländer“städtchen Friedrichstadt. Hinzu kommen einzelne Punkte des Hinterlandes, wie z. B. das Nolde-Museum in Seebüll, der Windpark in Kronprinzenkoog oder das Eidersperrwerk, die sich zu touristischen Anziehungspunkten entwickeln. Auch neue bedeutende Küstenschutzbauwerke im Zuge der Deichverkürzung und Küstensicherung ziehen Touristen an. Zu nennen sind die Eiderabdämmung (1973), die Vordeichung des Speicherkoogs Dithmarschen (1978) und die Schaffung des Beltringharder Koogs (1986). Die meisten dieser Stätten liegen am oder Das 1973 fertiggestellte Eidersperrwerk, ein beliebtes Touristenziel, dämmt die von links oben her fließende Eider im breiten Mündungstrichter ab. Es dient vor allem zwei Zwecken: der Entwässerung und dem Sturmflutschutz, denn bei Sturmflut können alle fünf Sieltore (je 40 m breit) geschlossen werden. Zum Aufnahmezeitpunkt herrschte ablaufendes Wasser, erkennbar an den glitzernden Wasserwirbeln unmittelbar seewärts des Sperrwerks. An der linken Seite ist neben einem Leitdamm das schmale Schleusenbauwerk für die Schiffe erkennbar. Oberhalb der Abschlusswand der rechten Sielkammer ist – als kleiner heller Fleck – der mit drei Touristenbussen und zahlreichen Pkws voll besetzte touristische Parkplatz zu erkennen. A Højer Margarethenkoog 1982 Wenningstedt Hin Hörnum rn Hö um tie Nebel No rd era Midlum SchlüttWyk auf Föhr siel 1959 Koog GrödeAppelland Sönke- Bredstedt –1 Köge r ve d Südfall 1967 Mildste Simonsberg Nordstrand Heverstrom lsteinisches ev Husum 1,6 Rungholt – 1,7 1971 er – 0,6 ü e rh Hattstedt Nordstrand h e N Süderoog SüderoogHo sand or r de Arlau 0,8 31 Pellworm Pellworm Drelsdorf Breklum Bohmsted Koog 6 Norderoogsand 54°30’ Nord Bordelum Nissen- Nordstrandischmoor 1986 Norderoog Höru olmer A Langenhorn 44 Hooge N o r d s t r a n d Japsand oh Ockholm Hamburger Hallig Schleswigeraue Halligen Süd Rantru Witzwort Friedric stadt Oldenswort S Eiderstedt N o r d s e e Ei Tetenbüll Garding de r Lunden Tating – 0,6 Tönning 1,3 St. Peter-Ording Erarbeitung d Weddingste Schülp 14 i Ei Eiderdamm 1973 er D 3 Neuenkirchen Wattenmeer t H e l g o l ä n d e r Wöhrden Blauort p a 1,9 m Norderpie Heide Wesselburen h Hemmin stedt Tertius B u c h t Süd erpie r Büsum p Speicherkoog M e l d o r f e r 1978 Barg ste 27 c Dithmarschen Bucht Trischen Meldorf s h Mittelplate Erdölfund 1980 Großer Vogelsand Friedrichskoog Gelbsand 1,8 St.Michaelisdonn 0,5 Marne Eddela Scharhörn (zu Hamburg) Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer Neuwerk 4 (zu Hamburg) Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer Großer Knechtsand A 8°30’ C.Duhnen KaiserWilhelm- Windtestfeld Koog Cuxhaven Gud do n 54° e – Zuordnung von Beschreibungen zu Fotos der vier wichtigsten Fremdenverkehrsorte (Aufgabe 1) – Die Schüler verfolgen die Hauptdeichlinie auf der Karte Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82 von Süden nach Norden unter besonderer Berücksichtigung der modernen Deichlinienverkürzung (Signatur!). Dazu fährt jeder Schüler die Linie mit seinem Finger auf der Atlaskarte ab. – Untersuchung des Deichschutzes der vier Fremdenverkehrsorte (Aufgabe 2, Arbeit mit der Atlaskarte Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82) 46 Reußen- Habel Wittdün Achtrup Stedesand 0,5 Hauke-Haien- Oland Langeneß Ladelund Rantzauhöhe Fahretoft u eNordmarsch- Burka å Karlum Leck RisumLindholm Dagebüll 2 ønå 33 S Einstieg Klixbüll Niebüll Nieblum Amrum Braderup f Föhr Kniepsand Süderlügum Humptrup 0,5 Emmelsbüllr k Horsbüll Oldsum Utersum Gr Sønder FriedrichNeukirchen WilhelmLübkeKoog Klanxbüll 1956 Rantum 32 Koog amm denburgd 21 (Tønder) å Rickelsbüller Sylt-Ost Bylderup Tondern Hostrup Møgeltønder 3 Vi d Westerland Norddorf Die Schüler sammeln ihnen bekannte Touristenziele an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Bei Bedarf kann unterstützend die Atlaskarte Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82 hinzugezogen werden. r Øster Højst nå u Kampen 52 31 Das Thema im Unterricht C 9° D ä n e m a r k Sylt be Hagemeister, J.: Rungholt – Sage und Wirklichkeit. St. Peter Ording 1979. Hassenpflug, W., Kortum, G., Newig, J., Pollex, W., www.boelling.de/rungholt/start.htm www.vmb-webdesign.de/Rungholt/Register/ karte6.htm 400204 Solsted 24 55° 2 © Visby Jordsand Nationalpa Links: B Hjerpsted 8°30’ Ost List El Literatur: A D87 1 m 10 Auf ins Watt ... und in die Vergangenheit! Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich Wattwanderungen mit kulturhistorischem Hintergrund. Es gibt zahlreiche Überreste untergegangener Ortschaften im Wattenmeer. Sie liegen oft weit von der Küste entfernt und können nur mithilfe eines erfahrenen Wattführers aufgesucht werden. Zu gefährlich sind plötzliche Schlicklöcher oder reißende Priele, vor allem aber das Aufkommen von Nebelbänken, die dem Unerfahrenen jegliche Orientierung nehmen. Zwei Sturmfluten, die Tausende von Menschenleben forderten und daher „Mandränken“ genannt wurden, tragen die Hauptschuld am Untergang vieler Kirchspiele. In der ersten Mandränke von 1362 ging u. a. das gesamte Gebiet zwischen Südfall und der roten Linie (= Küstenverlauf um 1634) nördlich der Norderhever unter (Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82). Zuvor gab es eine riesige Insel mit Namen „Strand“ zwischen dem Heverstrom im Süden und dem NorderaueTief im Norden. Im Süden dieser Insel lag der rot eingetragene Ort Rungholt, der 1362 unterging. Er zog sich südlich der Hallig Südfall bis zum Priel hin, den man auch auf der Karte Diercke ◆ S. 28.2, Diercke 2 ◆ S. 24.2 als Nebenarm der Norderhever am unteren Bildrand erkennen kann. Heute bildet er die Fahrrinne für die Fähren zwischen Nordfall und Pellworm und heißt „Fuhle Slot“. Schmidtke, K.-D.: An Nord- und Ostsee. SchleswigHolsteins Küsten. Husum 1985. Henningsen, H.-H.: Rungholt. Der Weg in die Katastrophe. Band 1: Husum 1998. Band 2: Husum 2000. Lengsfeld, K.: Gab es das sagenhafte Rungholt wirklich? In: Newig, J. und Theede, H. (Hrsg.): Sturmflut. Husum 2000. 10m im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, der seit 2009 zum Welterbe der UNESCO gehört. Neufeld Medemsand Brunsbüttel C.-Döse C.- Sahlenburg Balje B Otterndorf 9° C Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82 Vertiefung Sonderfall: Rungholt (Aufgabe 3; Arbeit mit den Atlaskarten Diercke ◆ S. 28.1 und 28.2, Diercke 2 ◆ S. 24.1 und 24.2, Diercke Drei ◆ S. 82) Arbeitsblätter und Lösungen finden Sie online unter: www.diercke.de/360grad 7 Autor: Prof. Dr. Jürgen Newig Diercke 360° 2/2010 M1 M2 M3 M4 M 5 Westerland Westerland liegt an der offenen Nordsee. Der Ortskern verfügt aufgrund der zahlreichen Appartementhochhäuser über ein großstädtisches Aussehen. Die vorherrschenden Westwinde lassen die Wellen direkt auf die Küste prallen. Sylt wird seit Jahrtausenden abgetragen, jährlich um rund einen Meter. Erst die Sandvorspülungen, die seit 1972 regelmäßig durchgeführt werden, haben dem Abbruch Einhalt geboten. Die Gäste erfreuen sich an einer stets erfrischenden Brandung und der gesunden salzhaltigen Luft, die bei Atemwegserkrankungen Linderung bringt. Westerland liegt am südlich des Ortes ausstreichenden Roten Kliffs, einer Moräne der vorletzten Vereisung. Durch die Überbauung durch eine Strandmauer und Uferbefestigungen ist das Kliff heute nicht mehr erkennbar. Die Westerländer Gäste können auch die großen Dünenlandschaften der nördlichen und südlichen Halbinsel besuchen oder die alten Dörfer von Sylt-Ost am Rande eines ausgedehnten Marschgebietes. M 6 Föhr Der Sylter Dreiklang von Geest, Dünenland und Marsch verengt sich auf Föhr zu einem Zweiklang von Geest und Marsch, denn Dünen fehlen dort. Dass Wyk überhaupt einen bearbeitet von: COPY Sandstrand hat, den einzigen größeren im gesamten Wattenmeer, liegt am westlich davon befindlichen Goting-Kliff, dem natürlichen Sandlieferanten nach Sturmfluten. Im Schutze des Wattenmeers macht Wyk einen viel lieblicheren Eindruck als Westerland. Der geringe Wellenschlag im Rhythmus von Ebbe und Flut sowie das grandiose Panorama der Warften der Hallig Langeneß, die wie Schiffe auf dem Meer zu schwimmen scheinen, verstärken noch den übersichtlichen, anheimelnden Eindruck des Ortes. Schon das dänische Königshaus liebte dieses Seebad (1842–1847). Man lustwandelte gern auf dem „Sandwall“, einer eigens angelegten Allee an der Küste. M 7 St. Peter-Ording Ganz anders als Westerland und Föhr präsentiert sich St. Peter-Ording an der Westspitze der Marschenhalbinsel Eiderstedt. Der Ort liegt inmitten der die Halbinsel nach Westen abschließenden Dünenzone und den davor liegenden ausgedehnten Stränden, die man teilweise mit dem Pkw erreichen kann, denn das Meer liegt recht weit vom Ort entfernt. Das im Gegensatz zu Sylt nur sanft abfallende Küstenvorfeld (Schorre) verhindert eine stärkere Brandungsbildung. St. Peter-Ording gilt daher als besonders familienfreundlich. Außerhalb der Saison werden auf den weiten Stränden Strandsegel-Meisterschaften ausgetragen. Autor: Prof. Dr. Jürgen Newig M 8 Büsum COPY Diercke 360° 2/2010 M 10 Querschnitt durch einen der in M9 erkennbaren Entwässerungsgräben aufgefüllte Kleierde, heute abgetragen ich t Torf-Klei-Gemisch c ht To bra ns ge ch ein Büsum kann als reiner Wattenmeerort nicht mit einem natürlichen Sandstrand dienen. Die Außenböschung des Deiches, der sogenannte „grüne Strand“, lädt daher mit seinen vielen Strandkörben zum Aufenthalt ein. Immer wenn es Ebbe wird, vergrößert sich die touristisch nutzbare Fläche enorm und man kann sich dann doch in dem über 100 Meter breiten Wattenmeerstreifen vor der Küste aufhalten. So hat Büsum seine ganz eigene Klientel: Zum einen sind es die alten Menschen, die sich direkt vom Strandkorb zum Spaziergang auf die Deichkrone begeben können. Zum anderen kommen auch gerne Familien mit kleinen Kindern, die bei Ebbe gefahrlos im Wattenmeer spielen können. ehemals sichtbare Pflugspuren e 60 – 80 cm M 11 Rungholt M 9 Ehemalige Entwässerungsgräben im Watt als Zeugen landwirtschaftlicher Nutzung Blick bei tiefer Ebbe über die alte landwirtschaftliche Kulturlandschaft von Rungholt auf den Priel „Fuhle Slot“, einen Nebenarm der Norderhever, mit roter Boje. Die schwarzen Streifen sind Entwässerungsgräben unter dem inzwischen abgetragenen Ackerboden. Die schwarze Farbe beruht auf der Torffüllung. Wir schließen uns dem Wattführer Robert Brauer zu einer mehrstündigen Wattwanderung vom Deich im Westen von Nordstrand zur Stätte des sagenhaften Ortes Rungholt an. Auf der Rungholtstätte finden wir ausgedehnte Grabensysteme mit Torfverfüllung. Das waren die Dränagen der Kulturfläche des alten Ortes Rungholt, angelegt vor rund 700 Jahren und in ihrer schnurgeraden Linienführung heute noch beeindruckend. Das Land liegt hier fast einen Meter unter dem mittleren Meeresspiegel, unter Normalnull. Schon damals lag das Kulturland so niedrig, dass man es durch sehr hohe Deiche vor der Nordsee geschützt hat. Von den Deichen ist heute kaum noch etwas zu sehen. Dafür tauchen in der Erosionszone am Priel Strukturen alter Wege und Ackerflächen auf. Ab und zu findet sich ein Ziegelstein oder ein Haustierknochen. Robert Brauer erzählt von vielen Objekten, die den Weg in das Archäologische Landesmuseum in Schleswig gefunden haben: Schwerter, Bronzetöpfe, Pilgerabzeichen, Krüge mit wundervollen farbigen Mustern. Die schönsten Stücke sind „maurische Krüge“, die nur im spanischen Andalusien hergestellt wurden und einen Hinweis auf einen internationalen Handel geben, der im alten Rungholt betrieben wurde. Es gibt Urkunden, die darauf hindeuten, dass dieser Ort eine Handelssiedlung war. Eine große Stadt, wie der Dichter Liliencron sie in seinem Gedicht „Heut’ sind wir über Rungholt gefahren“ beschrieb, war der Ort jedoch nicht, denn es finden sich keinerlei archäologische Hinweise auf eine solche „Weltgeltung“. Aber nun bricht unser Führer ab und blickt auf die Uhr. Es wird höchste Zeit, dass wir den Rückweg antreten. Bald kommt die Flut, und dann ist das Land verschwunden, so wie damals, 1362, als die große Mandränke [Sturmflut mit vielen Todesopfern] kam. Aufgaben 1.Ordne die Fotos (M1–M4) den großen Fremdenverkehrsorten zu, die in M5–M8 beschrieben werden. Schreibe die Namen der Orte auf die Linie über die Fotos. Versuche, möglichst viele der in der Beschreibung genannten Fakten im Foto wiederzuerkennen und weitere Einzelheiten herauszufinden. bearbeitet von: 2. S ieh dir die Lage der vier großen Fremdenverkehrsorte genau an. Stelle fest, wie es mit dem Deichschutz bestellt ist und begründe, warum einzelne Orte keinen Deichschutz haben. 3. W orauf deuten die Grabensysteme von Rungholt hin? Diercke 360° Unterrichtseinheit Sekundarstufe I Diercke Weltatlas Magazin zur Autorin: Prof. Dr. Christiane Meyer Leibniz Universität Hannover; Arbeitsschwerpunkte: ethische Urteilskompetenz, bilingualer Geographieunterricht, interkulturelles Lernen „That’s Germany!“ – Überlegungen zum Deutschlandbild ausländischer Touristen Wenn ausländische Touristen sich für eine Reise nach Deutschland entscheiden, so haben sie Stereotype über Land und Leute im Kopf. Diese Fremdbilder sind pauschal und werden durch die Erfahrungen vor Ort sicher revidiert. Dennoch kann sich niemand von Klischeevorstellungen oder sogar Vorurteilen wirklich frei machen. Basis: eine wissenschaftliche Untersuchung M. Agreiter hat in ihrer Dissertation 2003 das Deutschlandbild in englisch-, französisch- und italienischsprachigen Reiseführern analysiert. Ihrer daraus resultierenden Kartendarstellung lagen 22 Reiseführer zugrunde, die zum 1. Januar 2000 auf dem internationalen Markt präsent waren. Es handelt sich um einen australischen, sechs französische, fünf britische, vier italienische und sechs US-amerikanische Reiseführer. Die Auswahl der Länder hat Agreiter damit begründet, dass Gäste aus den USA (9,7 %), Großbritannien (8,7 %), Italien (5,8 %) und Frankreich (4,4 %) fast ein Drittel aller Übernachtungen ausländischer Besucher ausmachen (Bezugsjahr 2004). Für 2009 gilt, dass von den 54,8 Mio. Übernachtungen ausländischer Touristen 18 % auf Niederländer, 7,8 % auf US-Amerikaner, 7,1 % auf Schweizer, 6,7 % auf Briten und 5,6 % auf Italiener entfielen. Franzosen machten an achter Stelle einen Anteil von 4,6 % aus (Berechnungen nach DZT 2010, S. 13). Top-Städte an Übernachtungen ausländischer Gäste waren Berlin (7,4 Mio.; 13,6 %), München (8,1 %), Frankfurt (4,3 %), Hamburg (3 %) und Köln (2,4 %) (vgl. ebd., S. 12). Generell 10 kann festgehalten werden, dass Süddeutschland regional überbetont wird (fi weltweit bekanntes Oktoberfest, Schloss Neuschwanstein). In den von Agreiter ausgewählten Reiseführern werden insgesamt 69 Natur- und Kulturräume beschrieben, allen voran die Bayerischen Alpen, der Schwarzwald sowie der Harz. Mit Abstand folgen der Bayerische Wald, das Ruhrgebiet, der Thüringer Wald, der Spreewald und die Lüneburger Heide. Bei den insgesamt 22 beschriebenen deutschen Flüssen und dem Nord-Ostsee-Kanal dominiert der Rhein, gefolgt von Neckar und Mosel. Die britischen Reiseführer zeichnen ein deutlich differenzierteres Bild – die Zahl der behandelten Natur- und Kulturräume ist fast doppelt so hoch. Beispiele Aufschlussreich sind auch von „Exper- ten“ vor allem für Jugendliche bzw. Schüler verfasste Darstellungen über Deutschland. So wird in der britischen Reihe „Nations of the World“ von G. Nickles und N. Walker schon auf der Rückseite des Buchcovers als erstes gefragt „Did you know that Germany’s Green Party was the first environmentalist party to hold seats in a European government?“ (Nickles/Walker 2003) Des Weiteren wird auf über 1200 Brauereien und 5000 Biersorten hingewiesen. Das Bild der Vorderseite stellt einen Mann auf einer Parade des Oktoberfests dar. Die auf der Rückseite des Umschlags angekündigte „detailed country map“ eignet sich hervorragend, um eine Kartenbewertung durchführen zu lassen (s. Aufgabe 1). Abgesehen davon, dass nicht die Grenzen der Bundesländer eingetragen sind, erfolgt keine Ausweisung der Stadtstaaten. Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt werden gar nicht aufgeführt. Interessant ist ferner, welche Gebirge bzw. Landschaften vermerkt sind und welche nicht. So werden beispielsweise in Westdeutschland die „Haardt Mountains“ genannt, hingegen nicht der Pfälzerwald, zu dem diese gehören. Die Eifel, der Hunsrück usw. werden nicht erwähnt, nur der Taunus. Die Landeshauptstadt Stuttgart wird mit lediglich über 100 000 Einwohnern eingeordnet und ist damit vermeintlich weniger bedeutend als die westlich davon gelegene Stadt Karlsruhe. Die Lage des Harzes sowie des Brockens ist fragwürdig, der im Ausland berühmte Schwarzwald wurde in die Schweiz verlegt, ... – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Zu den Klischeevorstellungen über Deutschland bzw. die Deutschen gehören ganz typisch die Wurst und das Bier, die deshalb auf dem Buchcover des „Xenophobe’s guide to the Germans“ (Zeidenitz/Barkow 2002) mit dem Brandenburger Tor präsentiert werden (s. Abb.). Das Buchcover der deutschen Ausgabe (s. Abb.) stellt eine korpulente Frau im Dirndl mit diversen Bierkrügen mit den Alpen im Hintergrund dar, die zudem einen Tirolerhut aufhat. Dieser undeutsche Hinweis rührt vermutlich vom deutschen Schlager „Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“ (von Billy Mo 1962; auch in der englischen Fassung „I‘d Rather Buy Myself a Tyrolian Hat“ berühmt geworden). Die deutsche Übersetzung des Titels dieser Reihe, die für zahlreiche Nationalitäten publiziert wurde, gibt auch einen Hinweis auf kulturelle Unterschiede: „Die Deutschen pauschal“ klingt wesentlich harmloser als „Anleitung zur Xenophobie gegenüber den Deutschen“. Fazit Über die Thematisierung des (möglichen) Blicks von außen wird somit deutlich, wie eingeschränkt die Wahrnehmung von Deutschland sein kann bzw. ist und über den Umkehrschluss hoffentlich auch, dass selbst unsere Wahrnehmungen von Deutschland sowie von anderen Ländern ebenfalls sehr restriktiv bzw. pauschal sind und fehlerhaft sein können. Als Atlaskarten empfehlen sich, abgesehen von physischen Karten Deutschlands, folgende Karten zum Tourismus in Deutschland: Diercke ◆ S. 60.1, Diercke 2 ◆ S. 46.1, Diercke Drei ◆ S. 80.1, eventuell auch Diercke ◆ S. 60.2, Diercke 2 ◆ S. 47.2, Diercke Drei ◆ S. 56.1. Literatur: Agreiter, M.: „Mad King Ludwig“, „Père Rhin“ und „Foresta Nera“. Das Deutschlandbild in englisch-, französisch- und italienischsprachigen Reiseführern. 2003. (Dissertation) (http://opus.ub. uni-bayreuth.de/volltexte/2003/64/pdf/ Dissertation_Mechtild_Agreiter.pdf) Agreiter, M.: Deutschland in Reiseführern – was lenkt ausländische Besucher? In: Leibniz-Institut für Länderkunde (Hrsg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Bd. 12: Leben in Deutschland. Leipzig 2006, S. 118–119. DZT: Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. (Hrsg.): Incoming Tourismus Deutschland. Zahlen, Daten, Fakten 2009. 2010. (http://www.deutschland-extranet.de/pdf/DZT_Incoming_Brosch_10_itb_de_ web.pdf) Nickles, G./Walker, N.: Germany. Oxford 2003. Zeidenitz, S./Barkow, B.: Xenophobe’s guide to the Germans. London 2002. Das Thema im Unterricht Das Vorgehen im Unterricht ergibt sich aus den Aufgabenstellungen. Über die Kartenbewertung in Aufgabe 1 reflektieren die Schüler u. a. über ihr topographisches Raster von Deutschland. Aufgabe 2 fordert die Schüler auf, Entscheidungen aus touristischer Sicht zu treffen. Über das Abwägen, ob eine Region oder Stadt für Touristen empfehlenswert ist, wird die Urteils- und Argumentationskompetenz gefördert. Zugleich wird das topographische Raster über Deutschland gefestigt und über eine Recherche und den Austausch werden die Kenntnisse über Deutschland erweitert. Durch das Erstellen einer „Empfehlungskarte“ wird zur Kartenkompetenz beigetragen. Der Vergleich mit den bevorzugten Natur- und Kulturräumen in ausländischen Reiseführern in Aufgabe 3 ermöglicht einen Perspektivenwechsel zum Deutschlandbild „von außen“ und es findet ggf. eine andere Akzentuierung der Regionen statt oder es kommen neue hinzu, die zuvor noch nicht wahrgenommen wurden. Dies soll in Aufgabe 4 zu einer Erweiterung der Kenntnisse führen, sodass schließlich in Aufgabe 5 auf Basis der neuen Kenntnisse eine endgültige Empfehlung begründet werden kann. Es empfiehlt sich, zum Abschluss der Unterrichteinheit über die ggf. unterschiedlichen Ergebnisse der jeweiligen Gruppen zu reflektieren: Welche Faktoren wurden bei der Entscheidung für die Empfehlung herangezogen? Welche wurden höher, welche geringer gewichtet? Arbeitsblätter und Lösungen finden Sie online unter: www.diercke.de/360grad 11 Autorin: Prof. Dr. Christiane Meyer M 1 Deutschandkarte in „Nations of the World – Germany” (Nickels/Walter 2003) M 3 Natur- und Kulturräume Deutschlands in britischen Reiseführern Diercke 360° 2/2010 COPY M 2 Natur- und Kulturräume Deutschlands in US-amerikanischen Reiseführern Aufgaben 1. Wie nehmen Briten Deutschland wahr? a) Werte die Deutschlandkarte aus dem Buch „Nations of the World – Germany“ von G. Nickles/ N. Walker (2003) (M1) aus. b) Bewerte die Karte im Hinblick auf die sachliche Richtigkeit und die kartographische Darstellung. 2.E ine ausländische Reisegruppe mit Mitgliedern aus unterschiedlichen europäischen und außereuropäischen Ländern (u. a. Italien, Frankreich, Großbritannien, USA, Japan und Singapur) möchte Deutschland für zwei Wochen besuchen. Für ihre Planungen sollt ihr der Gruppe vorab Empfehlungen geben, welche Regionen bzw. Landschaften und Städte aus eurer Sicht sehenswert sind. Überlegt euch, was ihr warum für interessant erachtet. Recherchiert hierzu im Internet oder in Reiseführern und tragt eure Ergebnisse in die stumme Karte (M4) ein. Arbeitet dabei in Gruppen. Präsentiert euren Gruppenvorschlag in der Klasse und vergleicht anschließend eure Gruppenergebnisse. 3. V ergleicht eure Vorschläge mit den Ergebnissen von M. Agreiter (2003), die im Jahr 2000 sechs US-amerikanische und fünf britische Reiseführer ausgewertet hat (M2 und M3). Wie begründet ihr die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der räumlichen Auswahl? bearbeitet von: Autorin: Prof. Dr. Christiane Meyer Diercke 360° 2/2010 COPY M 4 Aufgaben 4. Sucht euch in Gruppen jeweils unterschiedliche Regionen heraus, die in den ausländischen Reiseführern stärker beachtet wurden und über die ihr noch nicht viel wisst. Informiert euch im Internet oder in anderen Medien über das dort Sehenswerte. Präsentiert die Ergebnisse in eurer Klasse. bearbeitet von: 5. Nachdem ihr nun sowohl euren Blick auf das Sehenswerte in Deutschland erarbeitet habt und einen Blick von außen über die ausländischen Reiseführer kennen gelernt habt, diskutiert in eurer Gruppe, welche Auswahl ihr abschließend als Empfehlung für die ausländische Reisegruppe treffen würdet. Diercke 360° Unterrichtseinheit Sekundarstufe II Diercke Weltatlas Magazin zu den Autoren: Prof. Dr. Wilfried Hoppe, Prof. Dr. Andreas Keil, Dr. Katja Makowka, Wolfgang Schneider, Friedrich Schulte-Derne und Burkhard Wetterau gehören zum Autorenteam von Diercke Spezial: Das Ruhrgebiet im Strukturwandel. Braunschweig 2010. Boomende Tourismusdestination Ruhrgebiet? Steinkohlenbergbau sowie Eisen- und Stahlproduktion machten das Ruhrgebiet zwischen 1840 und 1960 zu dem industriellen Ballungsraum Europas. Nach wie vor wird das Image des Ruhrgebiets stark von der ehemals dominierenden und später krisengeschüttelten Montanindustrie geprägt (s. Abbildung). Ist es vielleicht gerade dieses Image, das in Verbindung mit den spektakulären Hinterlassenschaften der industriellen Vergangenheit das Ruhrgebiet auch für die Touristen interessant werden lässt? Diercke ◆ S. 36.1 und 2, Diercke 2 ◆ S. 30.1 und 2, Diercke Drei ◆ S. 75.3-5, Diercke International ◆ S. 53.4-6 Die Präsentation des Ruhrgebiets 2010 als Kulturhauptstadt Europas unter der Bezeichnung „Ruhr.2010“ ist mehr als nur ein Hinweis, dass das Ruhrgebiet ein spezifisches Potenzial besitzt, von der boomenden Wirtschaftsbranche des Städtetourismus zu profitieren und Erwartungen und Bedürfnisse von Städtereisenden in einer spezifischen Komplementarität erfüllen kann. In Internet-Auftritten zum Ruhrgebiet wird diese unter den Schlagwörtern „Mythos, Menschen, Metropole“ angesprochen (M1). 16697E Typische Assoziationen zum Ruhrgebiet Tatsächlich verzeichnete das Ruhrgebiet – im Gegensatz zu den übrigen Landesteilen Nordrhein-Westfalens – einen erheblichen Anstieg in den Gästeübernachtungen in den letzten 20 Jahren (M2). Einzelne Ruhrgebietsstädte (Bochum, Bottrop, Gelsenkirchen) konnten zwischen 1990 und 2009 ihre 14 Übernachtungszahlen nahezu verdoppeln (M3). Die größten Städte des Ruhrgebiets (Dortmund, Essen) verzeichneten in diesem Zeitraum immerhin Anstiege, die denen der offenbar attraktivsten urbanen Tourismusdestinationen Nordrhein-Westfalens (Düsseldorf und Köln) mindestens entsprachen. Oberhausen mit dem 1996 eröffneten Urban Entertainment Center CentrO konnte die Übernachtungszahlen zwischen 1990 und 2009 sogar mehr als verdreifachen. Gleichwohl wurden im Ruhrgebiet 2009 mit 5,78 Mio. Gästeübernachtungen die Übernachtungszahlen Kölns und Düsseldorfs (7,35 Mio.) nicht erreicht (M3). Die unterschiedliche Entwicklung der Übernachtungszahlen einzelner Ruhrgebietsstädte spiegelt zunächst spezifische wirtschaftsstrukturelle Entwicklungen (Essen z. B. als Messestandort und Sitz von Global Playern des Energiesektors, Dortmund etwa als Hauptsitz von Versicherungsunternehmen) und einen damit einhergehenden Geschäftsreise-Tourismus wider. Weiterhin sind punktuell errichtete Freizeiteinrichtungen (Oberhausen: CentrO [M6c]; Bottrop: Indoor-Skianlage und Movie-Park; Gelsenkirchen: Großveranstaltungs- bzw. Sportarena) bzw. der Musical-Standort Bochum (M8) zu Publikumsmagneten und Trägern des Städtetourismus geworden. Im Besonderen verfügt das Ruhrgebiet aber auch über das Alleinstellungsmerkmal der Industriekultur. Die ehemalige Industriebrache des Landschaftsparks Duisburg-Nord (M6a) gilt als die nach dem Kölner Dom von Touristen meist besuchte Einzellokalität in Deutschland. Die Zeche und Kokerei Zollverein in Essen wurde sogar als UNESCO-Welterbe ausgewiesen (M6b). Industriekultur – Kulturhauptstadt In den 1980er-Jahren war die große Anzahl industrieller Brachflächen noch ein weithin sichtbares Dokument für die Krise des Ruhrgebiets. Doch aus der Not wurde eine Tugend gemacht: Man nutzte die vielen altindustriellen Flächen, Gebäude und Anlagen als Ausgangspunkte für einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Umbau. Sie bekamen eine neue Wertigkeit, indem sie zu Orten der Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurden (vgl. M6a, M6b), die heute sowohl als Erholungsund Freizeiträume für die Bewohner des Ruhrgebiets dienen als auch Besucher von außerhalb anziehen. Zu diesem Zweck wurde im polyzentrischen Ruhrgebiet mit der Route der Industriekultur gleichermaßen ein organisatorischer Rahmen wie eine touristische Infrastruktur konzipiert, welche die bedeutendsten Standorte (sogenannte Ankerpunkte) sowie charakteristische Siedlungen und Panoramen der Industrielandschaft miteinander verbinden (M5). Nacht werden insbesondere Industrieanlagen von gestern und heute zu beeindruckenden Kulissen für kulturelle Aufführungen, Konzerte, Führungen etc. Aus städtetouristischer Sicht ist auch der Bau der großen Fußballstadien (vor allem in Dortmund und Gelsenkirchen) zu erwähnen, da diese Mehrzweckarenen auch für zahlreiche Großveranstaltungen zur Verfügung stehen (M5). Was macht das Ruhrgebiet zur Tourismusdestination? Attraktionen und Events im Ruhrgebiet Neben den Musical-Hochburgen Hamburg und Stuttgart hat auch das Ruhrgebiet einen Namen als MusicalStandort. In Bochum ist sogar das erfolgreichste Musical der Welt (Starlight Express) beheimatet (M8). In unmittelbarer Nähe zum Oberhauser CentrO entstand 1999 zudem für das Musical „Tabaluga und Lilly” von Peter Maffay die später in „Metronomtheater“ umbenannte Musicalhalle in Oberhausen. Die bislang hier aufgeführten Stücke (z. B. „Die Schöne und das Biest“) liefen mit großem Erfolg. Weniger Erfolg war dem Essener Colosseum beschieden. Der 1995 aus einer Werkshalle der Firma Krupp hervorgegangene Musical-Standort stellte im Sommer 2010 die Aufführungen ein (M9). Nur von kurzer Dauer war die Spielzeit am eigens erbauten Musical-Theater in Duisburg. Dort wurde zwischen 1996 und 1999 das Musical „Les Miserables“ aufgeführt (M5). Dieser Theaterkomplex steht gegenwärtig zum Verkauf. Zahlreiche Events locken nicht nur Einheimische, sondern auch Gäste von außerhalb ins Ruhrgebiet. Ein Beispiel ist die alljährlich stattfindende Extraschicht, die Nacht der Industriekultur. Für eine Tourismusregion Ruhrgebiet – boomend auch in der Zukunft? Über die Stellung des Ruhrgebiets im Modell der Entwicklung von Tourismusregionen nach Butler (M11) als auch zu den Perspektiven des Ruhrgebiets als Tourismusstandort gehen die Meinungen auseinander. Einerseits werden gerade die im Zuge des Kulturhauptstadtjahres geschaffenen Strukturen als Impuls für einen auch zukünftig boomenden Städtetourismus gesehen. Anderseits wird vor der Schnelllebigkeit gerade von Freizeiteinrichtungen gewarnt, die auf Konsum und Events abgestellt sind. Zu hinterfragen ist auch, ob sich das Ruhrgebiet als Tourismusdestination auf Chancen einzustellen vermag, die mit einer alternden Gesellschaft verbunden sind. Literatur: Hoppe, W., Keil, A., Makowka, K., Schneider, W., Schulte-Derne, F., Wetterau, B.: Das Ruhrgebiet im Strukturwandel. Diercke Spezial. Braunschweig 2010. Juchelka, R.: Der Musical-Markt in Deutschland. In: Geographische Rundschau, H. 2/2000, S. 34–40. Krajewski, C., Reuber, P., Wolkersdorfer, G.: Das Ruhrgebiet als postmoderner Freizeitraum. In: Geographische Rundschau, H. 1/2006, S. 20–27. Popp, M., Freytag, T.: Der Erfolg des europäischen Städtetourismus. In: Geographische Rundschau, H. 2/2009, S. 4–11. Wehling, H.-W.: Entstehung und Wandel der industriellen Kulturlandschaft. In: Prossek, A. u. a. (Hrsg.): Atlas der Metropole Ruhr. Köln 2009, S. 58–65. Links: www.metropoleruhr.de www.ruhr2010.de www.ruhrgebiet-regionalkunde.de www.ruhr-tourismus.de Das Thema im Unterricht Ziel des Unterrichts ist es, dass die Schüler das Ruhrgebiet als Tourimusdestination mit ihren spezifischen Potenzialen und Problemen kennenlernen. Auf der Basis der Kenntnis der Hauptattraktionen sollen die Schüler eine – vielleicht sogar realisierbare – Klassenfahrt ins Ruhrgebiet planen. (Siehe dazu auch Seite 31) Einstieg Sammeln von Attraktionen, die das Ruhrgebiet für Touristen allgemein/für die Schüler speziell interessant machen Erarbeitung – Analyse der Entwicklung der Übernachtungszahlen (Aufgabe 1) – Erörterung der Chancen des Kulturhauptstadtjahres (Aufgabe 2) – Gruppenarbeitsphase I: arbeitsteilige Beschäftigung mit ausgewählten Attraktionen (Aufgabe 3) – Schwerpunkt: Das Ruhrgebiet als Musical-Standort (Aufgabe 4) – Gruppenarbeitsphase II: Entwicklung eines Programms für eine Klassenfahrt ins Ruhrgebiet (Aufgabe 5) Zusammenfassung/Hausaufgabe – Beurteilung der Potenziale und Defizite der Tourismuswirtschaft im Ruhrgebiet (Aufgabe 6) Vertiefung – Das Ruhrgebiet im Kontext des Tourismusmodells von Butler (Aufgabe 7) Arbeitsblätter und Lösungen finden Sie online unter: www.diercke.de/360grad 15 Autorenteam: Prof. Dr. Wilfried Hoppe, Prof. Dr. Andreas Keil, Dr. Katja Makowka, Wolfgang Schneider, Friedrich Schulte-Derne und Burkhard Wetterau Diercke 360° 2/2010 COPY M 1 Auszug aus einem Internet-Auftritt M 4 Bettenauslastung im Ruhrgebiet 2010 – zum Ruhrgebiet Einschätzung eines Dortmunder Hoteliers MYTHOS. MENSCHEN. METROPOLE. Mit dem Motto „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel“ konnte die Region auch auf europäischer Ebene überzeugen: Stellvertretend für das Ruhrgebiet wurde Essen zur Kulturhauptstadt 2010 gewählt. Diese Auszeichnung trifft die Metropole Ruhr nicht unvorbereitet: Mit 200 Museen, 100 Kulturzentren, 120 Theatern, 100 Konzertstätten, 3 Musicalbühnen, 250 Festivals und Festen sowie 1000 Industriedenkmälern verfügt sie über das dichteste Kulturnetzwerk Europas. Das kulturelle Angebot in der Metropole Ruhr ist seit jeher gekennzeichnet durch Vielfalt, Lebendigkeit und einen hohen qualitativen Anspruch. Quelle: www.metropoleruhr.de/metropole-ruhr/daten-fakten/tourismus-kultur.html M 2 Entwicklung der Übernachtungen im Ruhrgebiet im Vergleich zum übrigen NRW 1990–2009 Für die Hotels in der Großstadt Dortmund sind bis Mitte 2010 noch keine nennenswerten Umsatzsteigerungen zu verzeichnen. Die Wirtschaft schwächelt immer noch. Tagungen, Seminare und Schulungen haben noch nicht angezogen, es wird noch gespart. Der Messeumsatz ist auf niedrigem Niveau geblieben. Neue Messen sind nicht dazugekommen. Anders zeichnen sich in den kleineren Städten, die direkt am Tourismus partizipieren, erfreuliche Steigerungen ab. Der Radtourismus hat enorm zugenommen, insbesondere der Ruhrtal-Radweg und der Industrie-Kultur-Radweg durch das gesamte Ruhrgebiet. Die Buchungen kommen sehr kurzfristig rein, ein Zeichen dafür, dass das Wetter entscheidet und weniger dass die Reisetermine langfristig geplant werden. Die Radwege werden von entsprechenden Veranstaltern sehr gut vermarktet. Bezüglich der „Kulturhauptstadt Ruhrgebiet“ haben die Großstädte positivere Ansätze zu verzeichnen. Hier wird den Interessierten die Industriekultur großzügiger und zusammenhängender dargestellt. Man kann auf engerem Gebiet mehr erleben, wobei die Mitte des Ruhrgebietes mehr davon profitiert als die Randgebiete. Der Fußballtourismus in Dortmund – insbesondere durch die Erfolge des BVB – ist steigend. Oft wird ein Stadionbesuch mit anderen Kulturangeboten gekoppelt. Hans-Georg Riepe (Hotelier im Viersterne-Hotel Drees, Dortmund) Quelle: RVR-Datenbank M 3 Übernachtungszahlen ausgewählter Ruhrgebietsstädte 1990–2009 durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2009 (Tage) Anteil ausländischer Gäste 2009 Anzahl 4-SterneHotels Anzahl 5-SterneHotels 1990 2000 2009 Anstieg 1990 – 2009 Bochum 264 700 428 800 512 500 93,6 % 1,6 16,1 % 4 0 Bottrop 337 900 66 000 73 300 93,4 % 1,7 29,4 % 1 0 Dortmund 445 800 597 00 749 300 77,9 % 1,5 20,2 % 9 0 Duisburg 261 400 322 300 361 600 38,3 % 2,0 16,5 % 3 0 Essen 674 100 910 600 1 067 800 58,4 % 2,1 16,9 % 12 1 Gelsenkirchen 136 700 140 400 256 400 87,6 % 2,3 12,5 % 2 0 Hamm 104 300 113 300 123 200 18,1 % 1,7 17,5 % 2 0 Mülheim 149 600 167 900 149 900 1,0 % 1,9 18,4 % 4 0 63 900 186 600 260 100 307,0 % 1,5 19,1 % 3 0 3 598 300 4 677 700 5 777 500 60,6 % 1,9 16,1 % Düsseldorf 2 091 900 2 434 800 3 222 000 53,9 % 1,7 37,6 % 26 2 Köln 2 589 200 3 066 400 4 133 244 59,6 % 1,8 32,3 % 25 3 Oberhausen Ruhrgebiet zum Vergleich: Quelle: RVR-Datenbank und www.hotelsterne.de bearbeitet von: Autorenteam: Prof. Dr. Wilfried Hoppe, Prof. Dr. Andreas Keil, Dr. Katja Makowka, Wolfgang Schneider, Friedrich Schulte-Derne und Burkhard Wetterau M 5 Touristische Attraktionen im Ruhrgebiet bearbeitet von: Diercke 360° 2/2010 COPY Autorenteam: Prof. Dr. Wilfried Hoppe, Prof. Dr. Andreas Keil, Dr. Katja Makowka, Wolfgang Schneider, Friedrich Schulte-Derne und Burkhard Wetterau Diercke 360° 2/2010 COPY M 6a Landschaftspark Duisburg-Nord M 6b UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen M 6c CentrO, Oberhausen M 6d Ruhrtal-Radweg M 7 Eine der spannendsten Kulturlandschaften der M 8 Wo die Dampflok Rusty ihre Runden dreht Welt Das Ruhrgebiet hat sich immer wieder neu erfunden. Hier gibt es viel Neues und Frisches zu entdecken. Eine unkonventionelle Metropole mit einem ganz eigenen Menschenschlag, der direkt, freundlich und mit einem besonderen Humor die Gäste empfängt. Die Qualität der Opernhäuser und Konzerthäuser kann sich an anderen Metropolen in Europa messen und auch im Drumherum eines Stadtbesuchs – Parks, Einkaufen, Restaurants und Szene –, kein Wunsch bleibt offen. Darüber hinaus bietet die Metropole Ruhr Orte, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Vor dem Museum Folkwang und dem Ruhr Museum stehen am Wochenende lange Schlangen. Die Zahl der auswärtigen Besucher, etwa aus Großbritannien und den Beneluxländern, ist schon im zweiten Monat des Kulturhauptstadtjahres um 30 % gestiegen. Quelle: FAZ vom 29.04.2010, Interview mit Prof. Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH Am 12. Juni 1988 schoss die alte Dampflok Rusty in Form eines rollschuhfahrenden Künstlers zum ersten Mal in der dafür eigens erbauten Starlight-Halle in Bochum über die Pisten an den Zuschauern vorbei. Im Musical von Andrew Lloyd Webber, 1984 in London uraufgeführt und 1987 am Broadway in New York gefeiert, konnte am 8. März 2010 der 13-millionste Besucher begrüßt werden. Damit zählt der Starlight-Express zum aktuell erfolgreichsten Musical der Welt an einem Standort. Quelle: nach www.starlight-express-musical.de M 9 Zur Schließung des Musicaltheaters Colosseum Die Entscheidung, den Betrieb im Colosseum Essen einzustellen, wirkt sich negativ auf unsere Anstrengungen aus, die Metropole Ruhr als Reiseziel im Kurzreisesegment zu etablieren. Musicalreisen sind ein wichtiger Bestandteil im Städtereisesegment. Das Essener Opernhaus lockt eher die Kunstreisenden, aber eben nicht die Massen, für die ein Musicalbesuch zum beliebtesten Programmpunkt bei der eigenen Urlaubsgestaltung gehört. Quelle: Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH; in: Der Westen, 10.02.2010 bearbeitet von: Autorenteam: Prof. Dr. Wilfried Hoppe, Prof. Dr. Andreas Keil, Dr. Katja Makowka, Wolfgang Schneider, Friedrich Schulte-Derne und Burkhard Wetterau M 10 Jugendherberge Landschaftspark DU-Nord Diercke 360° 2/2010 COPY Aufgaben 1. Analysieren Sie die Entwicklung der Tourismusdestination Erholung, Erlebnis, Kultur und viel Spaß dort, wo einst Schornsteine rauchten: 2001 hat die Jugendherberge Duisburg-Meiderich das ehemalige Verwaltungsgebäude der Thyssen Hüttenwerke mitten im neu gestalteten Landschaftspark DuisburgNord bezogen, einem Gelände, auf dem früher „stahlharte“ Arbeit verrichtet wurde. Hier können Besucher die Geschichte des Ruhrgebiets hautnah erleben. Quelle: Internet-Werbetext des Jugendherbergswerks Rheinland (www.jugendherberge.de/jh/rheinland/duisburg-meiderich/?m) M 11 Modell zur Entwicklung von Tourismusregionen nach Butler Ruhrgebiet auf der Basis der Übernachtungszahlen. (M2, M3) 2.„ Das Kulturhauptstadtjahr 2010 stellt für den Tourismus im Ruhrgebiet eine große Chance dar.“ Erörtern Sie diese Aussage. (M1, M4, M7). 3. Informieren Sie sich arbeitsteilig in Kleingruppen über folgende touristische Attraktionen und bewerten Sie jeweils ihre Attraktivität. Präsentieren Sie Ihre Arbeitsergebnisse. a) Landschaftspark Duisburg-Nord (M6a) b) UNESCO-Welterbe Zollverein (M6b) c) Ruhrtal-Radweg (M6d) d) Urban Entertainment Center CentrO (M6c) 4.U ntersuchen Sie das Ruhrgebiet als Musicalstandort. (M5, M8, M9) 5.E ntwickeln Sie in Kleingruppen ein Programm für eine viertägige Klassenfahrt ins Ruhrgebiet. Tragen Sie die Route und die einzelnen Stationen in M5 ein. Wählen Sie zudem einen geeigneten Ausgangsstandort. (Siehe dazu auch Seite 31) 6.E rörtern Sie spezifische Potenziale und Defizite der Tourismuswirtschaft im Ruhrgebiet. (M1, M3–M10) 7.D iskutieren Sie die Entwicklung des Ruhrgebiets zu einer Tourismusdestination im Kontext des Modells von Butler. (M11) Quelle: Hopfinger 2007, S. 721; in: Gebhardt u. a.: Geographie: Physische Geographie und Humangeographie. München Wilfried Hoppe, Andreas Keil, Katja Makowka, Wolfgang Schneider, Friedrich Schulte-Derne, Burkhard Wetterau: Das Ruhrgebiet im Strukturwandel 128 Seiten 978-3-14-151054-6 13,50 € Der Band stellt anhand anschaulicher Fallbeispiele den Strukturwandel im Ruhrgebiet dar. Neben aktuellen Dynamiken werden auch übergreifende gesellschaftliche Problemfelder (wie der demographische Wandel) behandelt. Weitere Informationen sowie eine interaktive Leseprobe finden Sie unter: www.westermann.de/diercke-spezial bearbeitet von: Diercke 360° Unterrichtseinheit Sekundarstufe II Diercke Weltatlas Magazin zur Autorin: Ina Bartels Referendarin am Studienseminar Hameln St. Ulrich (Italien) – wenn der Tourismus zur Belastung wird Seit mehr als 100 Jahren besuchen Touristen das weltbekannte Grödnertal in Südtirol. Grundlegend für diese Entwicklung war zum einen die frühe Anbindung an das Fernstraßennetz, zum anderen die Grödner Schmalspurbahn (1915/16). Zu Beginn der touristischen Erschließung gab es nur den einsaisonalen Sommerfremdenverkehr mit ca. 7000 Übernachtungen. Heute dominiert der Wintertourismus mit bis zu 1,4 Millionen Übernachtungen (2008/2009) pro Saison. Diese Entwicklung hat positive wie negative Auswirkungen auf die Region, ihre Natur, Struktur und die Bewohner. Das Grödnertal Das Grödnertal bezeichnet ein ca. 25 km langes Seitental des Eisacktales, das im Nordwesten der Südtiroler Dolomiten liegt (Diercke ◆ S. 103.4, Diercke 2 ◆ S. 79.4). Es erstreckt sich von Waidbruck (471 m) hinauf bis zum Sellastock bzw. den Passübergängen Sella- und Grödnerjoch (über 2200 m). Gemessen an der Einwohnerzahl ist St. Ulrich mit 5500 Einwohnern das größte Dorf der Region. Es folgen Wolkenstein mit 2500 und St. Christina mit 1760 Einwohnern. Tourismus im Grödnertal Zu Beginn der touristischen Erschließung des Grödnertals dominierte der Sommertourismus, in den 1950er-Jahren kam der Wintertourismus hinzu. Der Boom setzte ein mit der Austragung der Alpinen Skiweltmeisterschaft im Jahr 1970. Aufgrund seiner Höhenlage hat das schneesichere Wolkenstein heute das höchste Übernachtungsaufkommen. In der Saison 2008/2009 übernachteten im Grödnertal 1,4 Millionen Gäste in der Wintersaison und 0,9 Millionen Gäste in der Sommersaison. Die durchschnittliche Übernachtungsdauer liegt bei 5,1 20 Nächten. Pro Tag geben die Urlauber 150 Euro für Essen, Unterkunft etc. aus. 1-Stern-Betriebe und Privatzimmer verzeichneten 2009 im Verhältnis zum Vorjahr große Einbußen bei den Übernachtungen. Zuwächse sind deutlich bei den 4- bis 5-Sterne-Betrieben und bei „Urlaub auf dem Bauernhof“-Betrieben zu erkennen. Einen neuen Aufschwung erlebten 2009 auch die Campingplätze, nachdem diese in den vergangenen Jahren rückläufige Übernachtungszahlen zu verzeichnen hatten. Umweltbelastungen durch Tourismus Mit dem Wandel von der traditionellen, bäuerlichen Kulturlandschaft zur „urbanen Erholungslandschaft“ inklusive des Ausbaus im Tourismussektor (Herbergen, Infrastruktur etc.) gehen eine Vielzahl von Umweltbelastungen einher. In den Orten St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein kommt es zu einer starken peripheren Zersiedlung bei gleichzeitiger Verdichtung der Ortskerne. Das traditionell gewachsene Ortsbild wird dadurch stark verändert und überformt. Wolkenstein um 1900 und 2003 Eine Folge ist die zunehmende Oberflächenversiegelung. Verstärkt werden diese Tendenzen durch den Bau flächenintensiver touristischer Anlagen (z. B. Hallenbäder, Golfplätze). Häufig werden die neuen touristischen Freizeitanlagen in ökologisch labile Höhen- und Hangbereiche gebaut. Untersuchungen der Verkehrsbelastung im Grödnertal zeigten außerdem, dass das Verkehrsaufkommen im Vergleich zum benachbarten Villnößtal zehnmal höher ist. Im Oberboden des inneren Grödnertals wurden erhöhte Bleiakkumulationen festgestellt (ca. 275 mg/1000 ppm). Die Tallagen der Urlaubsorte im Grödnertal begünstigen zudem eine erhöhte, verkehrsbedingte Schallimmission. Aufgrund der im Winter häufig vorkommenden Inversionswetterlagen kommt es außerdem zu einer starken Luftbelastung. Die ursprüngliche Erholung der Gäste in den Kurorten ist durch die steigenden Touristenzahlen gefährdet. Problematisch ist im Zusammenhang mit den steigenden Touristenzahlen zudem die Entsorgung von Müll und Abwässern. Zur Erhaltung der Wasserqualität muss daher eine flächendeckende Klärung der Abwässer durchgeführt werden. Fallbeispiel: Seilbahnen Vor allem in Südtirol lassen sich die landschaftszerschneidenden Auswirkungen der Seilbahnen, deren Standorte sich in Hochlagen befinden, feststellen. Ursache ist dabei die Dominanz des Wintertourismus. Die Folge ist eine ganzjährige Nutzung der Liftanlagen (Hauptliftanlagen): im Winter durch den Skitourismus, im Sommer durch Wanderund Klettertourismus. Besonders verheerend sind die Auswirkungen der Liftanlagen-Expansion in den labilen Hochwaldlagen und den sensiblen Standorten oberhalb der Baumgrenze. Zwar nimmt der Bestand an Seilbahnen von 1970 (86 Liftanlagen) bis heute ab (2008: 78 Liftanlagen), dies liegt jedoch daran, dass die Investoren verstärkt auf technologische Neuerungen zur Maximierung der Förderungsleistung setzten – d. h. de facto gibt es weniger Seilbahnen, die jedoch mehr Passagiere pro Stunde transportieren können. Mittlerweile ist die Region Gröden/Seiser Alm dank ihrer Förderkapazitäten von maximal 105 072 Personen pro Stunde das Skigebiet mit der höchsten Förderleistung in Südtirol (2008). Tourismus versus Umweltschutz Im Gegensatz zum weltweiten Tourismusboom stagniert der Alpentourismus seit einigen Jahren. Gleichzeitig steigt aber der Investitionsbedarf (Schneekanonen, leistungsfähige Liftanlagen, Neuerschließungen). Vor diesem Hintergrund planen die Südtiroler Gemeinden eine neue Liftverbindung von der Seiser Alm (Saltria) nach Monte Pana (Gemeindegebiet St. Christina). Der geplante Verbindungslift soll 4 km lang sein und auf 32 Stützen gebaut werden. Protest gegen diese Planung regt sich durch die CIPRA*. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz weist darauf hin, dass das von der Erschließung betroffene Gebiet als Puffer- und Ruhezone zwischen den touristisch stark erschlossenen Gebieten erhalten bleiben muss. * CIPRA (Commission Internationale pour la Protection des Alpes): Eine nichtstaatliche Dachorganisation von über 100 Organisationen aus dem gesamten Alpenraum. Sie setzt sich seit über einem halben Jahrhundert für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen ein. Die CIPRA wurde 1952 gegründet. Literatur: CIPRA: Geplante Skigebietserweiterung in Südtirol. In: CIPRA alpMedia.net. 5/2002, S. 2. (http://www. cipra.org/pdfs/30_de/) Meurer, M.: St. Ulrich (Italien) – Fremdenverkehr und Umweltbelastung. In: Diercke Weltatlas Handbuch. Braunschweig 2008, S. 203–204. (s. auch www.diercke.de –> Erläuterungen zur Atlaskarte Diercke S. 103.4) Prugger, B., Zuegg, A.: Südtirol in Zahlen. Zahlen und Fakten 2009. SMG Bozen. Vankan, L. (Hrsg.), Rohwer, G., Schuler, S.: Diercke Methoden – Denken lernen mit Geographie. Braunschweig 2007. Darin: Kapitel 8, Mystery, S. 106–120. Zegler, J.: Seilbahnen in Südtirol 2008. Hrsg.: Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Amt für Seilbahnen. Bozen 2009. Links: www.valgardena.it/de/ www.groednertal.com Das Thema im Unterricht Mysterys eignen sich besonders gut zum Einstieg in ein Thema. Mithilfe des Mysterys „Muss Maria umziehen?“ (M1) können folgende Themen erarbeitet werden: • Chancen und Risiken des Skitourismus/Massentourismus • Welche Interessengruppen gibt es und in welcher Beziehung stehen diese zueinander? • Welche Maßnahmen müssen für nachhaltigen Tourismus ergriffen werden? Kennen die Schüler noch keine Mysterys, so sollten Sie mit ihnen zuvor ausführlich die Anleitung (M2) besprechen. Im Anschluss an das Mystery bearbeiten die Schüler (evtl. als Hausaufgabe) folgende Aufgabe mithilfe der erarbeiteten Inhalte und der Atlaskarte „St. Ulrich (Italien) – Tourismus und Umweltbelastung“ (Diercke ◆ S. 103.4, Diercke 2 ◆ S. 79.4): Diskutieren Sie schriftlich unter Berücksichtigung Ihrer Ergebnisse aus Aufgabe 1 das Thema „St. Ulrich (Italien) – wenn der Tourismus zur Belastung wird“. Gibt es Lösungsansätze für diese Problematik? Arbeitsblätter und Lösungen finden Sie online unter: www.diercke.de/360grad 21 Autorin: Ina Bartels Diercke 360° 2/2010 COPY M 1 Mystery: Muss Maria umziehen? 1 2 Für den Liftbau müssen Schutzwälder gerodet werden, die Skipisten zerstören die schützende Grasnarbe und der Hotelbau zersiedelt die traditionellen Dörfer. 3 4 5 6 Tims Vater hat für alle den „DolomitiSuper-Skipass“ gekauft. Damit können sie die Kabinenbahn nutzen und müssen nicht so lange am Sessellift warten. Herr Graser betreibt ein Skiliftunternehmen und das 4-Sterne-Hotel „Dolomiti“. 7 Dieter und Peter beschließen, an der Demonstration der CIPRA teilzunehmen, um für den Erhalt der alten Pension „Lichtblick“ zu kämpfen. Damit der Weg zur Skipiste morgens nicht zu weit ist, wohnen Tim und seine Eltern in einem Hotel direkt an der neu eröffneten Kabinenbahn. Heike und Stefan sind Mitglieder der CIPRA. Das ist der Dachverband „Naturund Umweltschutz Südtirol“. 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Sollte die Pension „Lichtblick“ abgerissen werden, würden Dieter und Peter ihren Urlaub nicht mehr in St. Ulrich verbringen. Das 4-Sterne-Hotel „Dolomiti“, in dem Tim und seine Eltern wohnen, hat auch einen Pool, einen Wellness-Bereich und eine kleine Diskothek. Herr Graser besitzt drei Schlepp- und vier Sessellifte am Pitzberg. Sein ganzer Stolz ist die neue Kabinenbahn, in der zwölf Personen gleichzeitig sitzen können. Tim (10) und seine Eltern fahren dieses Jahr mit dem Auto nach St. Ulrich in den Skiurlaub. Mithilfe einer Demonstration an der neuen Kabinenbahn will CIPRA die Touristen darauf aufmerksam machen, dass der Tourismus die Natur im Grödnertal stark belastet und zerstört. Maria will nicht, dass die Pension „Lichtblick“ abgerissen wird, denn das Haus ist ihr Zuhause. Außerdem haben schon ihre Uroma und Oma hier gewohnt und die Pension geführt. Tims Mutter war es besonders wichtig, dass viele Pisten in der Nähe vorhanden sind, damit es nicht so schnell langweilig wird. 70 % der Gäste des Grödnertals schlafen in 3- bis 4-Sterne-Hotels. Die Übernachtungszahlen in den einheimischen Pensionen sind stark zurückgegangen. Herr Graser will ein 4-Sterne-Hotel mit angeschlossener Kabinenbahn ins neu geplante Skigebiet am Außerraschötz bauen lassen. Das Hotel soll „Lift&Loft“ heißen. Marias Mutter kann kein Personal mehr bezahlen. Sie putzt, kocht und bedient die wenigen Stammgäste selbst. Maria hilft ihr dabei. 18 Auf dem Grundstück, auf dem Herr Graser sein Hotel „Lift&Loft“ bauen will, steht noch die alte Pension „Lichtblick“. 19 20 21 22 23 24 Wenn weiter so wenige Gäste kommen, muss Marias Mutter die Pension verkaufen. Die beiden müssten dann in eine Wohnung umziehen. Dieter und Peter benutzen selten den Lift, sondern machen Skiwanderungen. Sie möchten die Natur genießen, abseits von den Menschenmassen. Seit die großen Luxushotels gebaut werden, kommen immer weniger Gäste in die einfache Pension „Lichtblick“. Dieter und Peter fahren schon seit 15 Jahren mit der Bahn nach St. Ulrich und machen in der Pension „Lichtblick“ Urlaub. Für das Projekt braucht Herr Graser ein großes Grundstück, das nah am Berghang liegt. 25 26 27 28 29 30 Von dem eingenommenen Geld kann Marias Mutter nur das Nötigste (z. B. Reparaturen) bezahlen. Geld für einen Urlaub oder ein neues Fahrrad, das Maria braucht, ist nicht übrig. Pro Fahrgast nimmt Herr Graser durchschnittlich 30 € pro Tag ein. An manchen Tagen fahren fast 2000 Personen pro Stunde mit seiner Kabinenbahn. bearbeitet von: Marias Mutter hat ein gutes Angebot von Herrn Graser bekommen. Der möchte das 100 Jahre alte Haus abreißen und seinen neuen Kabinenlift samt Hotel für die Touristen an diese Stelle bauen. Jede Wintersaison übernachten ca. 1,4 Millionen Gäste im Grödnertal. Jeder Tourist bleibt im Durchschnitt 5,1 Nächte und gibt pro Tag ca. 150 € für Essen, Unterkunft und Sportausrüstung aus. Im Skigebiet Grödnertal gibt es insgesamt 79 Lifte (3 Seilbahnen, 7 Kabinenbahnen, 28 Schlepplifte und 41 Sessellifte). Maria (10) wohnt in St. Ulrich. Ihre Mutter betreibt dort die kleine Pension „Lichtblick“. Die Pension ist ein Familienbetrieb und wird seit Generationen vererbt. Mit der Demonstration möchte die CIPRA für nachhaltigen und sanften Tourismus werben und gegen das neue Skigebiet am 2282 m hohen Außerraschötz protestieren. Autorin: Ina Bartels M 2 Anleitung Mystery Die Methode „Mystery“ gilt als Möglichkeit, Prozesse des vernetzten Denkens, der Analyse von gegebenen Materialien und der Wissenskonstruktion zu erlernen und zu üben. Das Mystery folgt dabei der Tradition des problemorientierten Unterrichts und besteht aus zwei Grundelementen: der Leitfrage und den Informationskärtchen zum Fallbeispiel. Aufgabe der Schüler ist es, die Kärtchen sinnvoll in Beziehung zueinander zu setzten und so komplexe Themen diskursiv und visuell in der Gruppe zu erarbeiten. Meist gibt es nicht nur eine richtige Lösung, daher liegt der Schwerpunkt darauf, dass die Schüler ihre individuelle Lösung schlüssig begründen. Vorbereitung (für den Lehrer): • Z ur Bearbeitung des Mysterys wird die Klasse in 3er-Gruppen aufgeteilt. • Jede Gruppe bekommt alle Informationskärtchen, die vorher kopiert, ausgeschnitten und in Umschläge gesteckt werden. Auf den Umschlag wird die Leitfrage „Muss Maria umziehen?“ geschrieben. • Jede Gruppe benötigt zudem ein DIN-A3-Blatt, auf das sie die Kärtchen aufkleben kann sowie einen Atlas zur Verortung des Mysterys. Sehr geehrte 360°-Redaktion, wir waren sehr überrascht, als Sie mich vom Gewinn der Klassenfahrt informiert haben. Super, vielen Dank dafür, vor allem auch im Namen der Schülerinnen und Schüler der 7a. An dem Gewinnspiel haben wir teilgenommen, weil ich ohnehin mit meiner Klasse im 8. Schuljahr ins Klimahaus und möglichst auch ins Auswandererhaus fahren wollte. Da kam das Gewinnspiel zur rechten Zeit. Allerdings haben wir nicht wirklich damit gerechnet zu gewinnen. In der 8. Klasse beginnen wir in Erdkunde mit der Unterrichtseinheit "Klima- und Vegetationszonen und ihre landwirtschaftliche Nutzung". Ein Besuch des Klimahauses passt perfekt zu dieser Einheit und ich hoffe, dass den Schülern dort Teile des Lernstoffes interessant und anschaulich vermittelt werden. Wir freuen uns sehr auf die Fahrt und die Klasse und ich bedanken uns recht herzlich. Mit freundlichen Grüßen Birgitta Bergenthal Klassenlehrerin der 7a, Realschule Wilhelm-von-der-Heyde Delmenhorst bearbeitet von: Diercke 360° 2/2010 COPY Durchführung (Schüler): 1.Jede Gruppe bekommt einen Umschlag, auf dem die Leitfrage steht und der 30 Kärtchen enthält. 2.Lest in den Gruppen zu Beginn die Leitfrage vor und vermutet, wie die Antwort lauten könnte. 3.Öffnet anschließend den Umschlag und legt die Informationskärtchen so aus, dass jeder sie lesen kann. Die Nummern auf den Kärtchen geben keine Reihenfolge vor, sondern helfen Euch bei der Benennung der Kärtchen. 4.Schaut euch die Kärtchen kurz an. Gibt es Wörter, die ihr nicht kennt oder versteht? Klärt sie in der Gruppe oder ggf. in der Klasse. 5.Schlagt die topographischen Namen auf den Kärtchen im Atlas nach (Diercke ◆ S. 103.4, Diercke 2 ◆ S. 79.4). 6.Ordnet die Kärtchen auf einem DIN-A3-Blatt so an, dass ihr die wichtigen Beziehungen darstellt. Ihr könnt die Kärtchen z. B. nach Personen oder Themen ordnen und mit beschrifteten Pfeilen verbinden. (Achtung! Ihr müsst nicht alle Kärtchen verwenden – unwichtige Informationen können weggelassen werden!) 7.Beantwortet zum Schluss die Leitfrage „Muss Maria umziehen?“. Diercke 360° Diercke Weltatlas Magazin Klausurthema: TOURISMUS Ziel der Klausur: Die Schüler sollen die Auswirkungen des Tourismus auf einen Raum/Naturraum und seine Wirtschaft/Bevölkerung erkennen, benennen und erörtern. www.diercke.de Kartensuche: TOURISMUS Auswahl einer Karte Die fertige Klausur stimmen nicht überein Ziele der Klausur mit der ausgewählten Karte abgleichen Zugeordnete Kartenmaterialien mit den Klausurzielen abgleichen nein stimmen überein Material aus dem Angebot auswählen Ziele der Klausur erfüllt Konstruktion der Klausur* Voraussetzungen zur Konstruktion der Klausur ja Konstruktion der Lösungen Überprüfung der Anforderungsbereiche/ Operatoren Abgleich der Materialien mit den unterrichtlichen Inhalten Erstellen der Klausur *siehe Literaturhinweise Klausuren mit www.diercke.de konstruieren Atlaskarten stehen nicht selten im Mittelpunkt einer Klausur, da sich aus ihnen meist zahlreiche Aspekte des Themas erarbeiten lassen. Doch zur Konstruktion einer guten Klausur benötigt man mehr als die reine Karte. www.diercke.de hilft weiter! Gerade im Fach Geographie kann die Konstruktion einer Klausur eine besondere Herausforderung sein: Anforderungsbereiche müssen abgedeckt, aktuelle und vielseitige Materialien schlüssig integriert und die Unterrichtsthematik aufgenommen, aber nicht wiederholt werden. Suchergebnis von Atlaskarten zum Thema „Tourismus“ 24 Doch wo findet man gute Materialien ohne langes Suchen? Für den Geographieunterricht unerlässlich und damit auch häufig Ausgangspunkt einer Klausur ist die Atlaskarte. Auf der Internetseite www.diercke.de kann – ausgehend vom Unterrichtsthema (z. B. Tourismus) – ein erster Überblick über die infrage kommenden Atlaskarten gewonnen werden (s. Abbildung unten). Durch Auswahl einer Karte öffnet sich eine Seite mit fachlichen Erläuterungen sowie weiterführenden Materialien (z. B. Diercke Grafiken), die zur Konstruktion von Klausuren verwendet werden können. Die Abbildung oben zeigt die beispielhafte Konstruktion einer Klausur zum Thema „Tourismus“, in deren Mittelpunkt die Karte „Bali – Tourismus“ steht. Übersicht zur Klausur „Bali – Tourismus” D320 b) Fachbegriffe 115° Ost B a l i s e e Singaraja Kubutambahan Lovina Gilimanuk Seririt 1344 Batursee Bratansee Westbali Nationalpark 1717 Batur Botanischer Garten al is tra Besakih Ayung B 2152 Abang 2276 Batukau Negara ße 8° 30’ Süd Amlapura Bangli Ubud Affenwald Elefanten- Klungkung höhle Tabanan Gianyar Tanah Lot Denpasar Java Agung Amed 3142 (letzte Eruption 1963) Kuta 2002 Candi Dasa Wasserpalast Padangbai A na uto ch fäh bok L o re Lom mb ch na ok t o bo ss re p Sampalan Sanur Ex Lembongan hiff ssc flug Aus - Ferntourismus, Massentourismus, Individualtourismus Nutzungskonflikte - Umweltdegradation - Nutzungsdruck durch Tourismus (M1) - Bewässerungsfeldbau (M1) - Nassreisanbau (M4) - Regenfeldbau (M1, M4) - Korallenriff (M1, M2) - Mangrovenwälder (M2) - Agro- und Öko-Tourismus (M1, M2) - Nachhaltigkeit (M2) Jimbaran Unterrichtliche Voraussetzungen Materialien M1: Atlaskarte „Bali – Tourismus“ (Diercke Weltatlas 2008, S. 177.3) M2: Infotext „Tourismus auf Bali“ M3: Diagramm „Unterhalb der Armutsgrenze lebende Bevölkerung in den Regionen Indonesiens“ M4: Karten „Wandel einer ländlichen Siedlung durch Tourismus“ M5: Foto „Muslimische Souvenirverkäuferin“ M6: Foto „Strandrestaurant in Jimbaran“ a) Inhaltlich Bewertungsvorschlag Kap Bantenan 2005 Ulu Watu I n d i s c h e r © 400616 Nusa Dua Nusa Penida O z e a n 115° Ost Diercke ◆ S. 177.3, Diercke 2 ◆ S. 141.3 Ziel Die Schüler sollen mithilfe der Materialien die Auswirkungen des Tourismus auf die Insel Bali, den Naturraum, die Wirtschaft und die Bevölkerung erkennen, benennen und erörtern. Die Klausur kann in den unterrichtlichen Zusammenhang der Thematik „Individualtourismus/Massentourismus“ und „Ferntourismus“ eingeordnet und in den Klassenstufen 10–13 eingesetzt werden. Zur Bearbeitung der Klausur sollten die folgenden Themen im Unterricht behandelt worden sein: Tourismus in Europa, Vor- und Nachteile von Massentourismus und sanftem Tourismus, Auswirkungen der Tourismusformen auf den Naturraum (Nutzungsdruck/Degradation), Nutzungskonflikte zwischen Tourismus und traditioneller Wirtschaft, wirtschaftliche Entwicklung durch Tourismus und Ansätze von nachhaltigem Tourismus. Bali selbst sollten die Schüler noch nicht behandelt haben. Die naturräumlichen Grundlagen der Insel (Lage im Gradnetz, natürliche Vegetation, Klima, Relief etc.) können überwiegend anhand der Karte im Diercke Weltatlas (Diercke ◆ S. 177.3, Diercke 2 ◆ S. 141.3) erarbeitet werden. Anforderungsbereich Prozentuale Gewichtung I 20 % Aufgabe 2a) II/III 30 % Aufgabe 2b) II 20 % II/III 30 % Aufgabe 1 Aufgabe 3 Literatur: Brameier, U.: Erstellung von Klausuren – was zu beachten ist. In: Praxis Geographie, H. 1/2009, S. 4–5. Bräuer, K. u. a.: Diercke Klausuren. Braunschweig 2008. Vorlaufer, K.: Bali – Tourismus und Terror im „Inselparadies“. In: Geographische Rundschau, H. 3/2003, S. 50–55. Vorlaufer, K.: Bali – Massentourismus und nachhaltige Entwicklung. In: Erdkunde, H. 4/1999, S. 261–278. Die Klausur und den Erwartungshorizont finden Sie online unter: www.diercke.de/360grad 25 Autorin: Ina Bartels Diercke 360° 2/2010 Name: COPY Datum: Klausur: Bali – Tourismus Der Grundstein für den Tourismus auf Bali wurde durch die Eröffnung des internationalen Flughafens von Denpassar 1969 gelegt. Die Erschließung durch den Luftverkehr veränderte den Tourismus auf Bali grundlegend: Gab es früher einen privilegierten Individualtourismus, dominiert heute der Massentourismus. Verstärkt wurde dieser Trend zunehmend durch Pauschal- und All-inclusive-Reiseangebote der Touristikunternehmen. Aufgabe 1 Beschreiben Sie die naturräumlichen, siedlungs- und verkehrsgeographischen Bedingungen der Urlaubsinsel Bali. (M1, M2) Aufgabe 2 a)Stellen Sie die negativen Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt Balis zusammen und überlegen Sie sich realisierbare Lösungsansätze. (M1, M2) b)Erklären Sie beispielhaft mithilfe Ihrer Ergebnisse aus Aufgabe 2a) das Legendensymbol „Umweltdegradation durch hohen Nutzungsdruck“ in der Atlaskarte „Bali – Tourismus“ (Diercke ◆ S. 177.3, Diercke 2 ◆ S. 141.3). Aufgabe 3 Erörtern Sie, welche Veränderungen der Massentourismus für die einheimische Bevölkerung mit sich gebracht hat. (M3–M6, zusätzlich: M1, M2) M 1 Atlaskarte „Bali – Tourismus“ (Diercke ◆ S. 177.3, Diercke 2 ◆ S. 141.3) M 2 Tourismus auf Bali […] Auch wenn der Tourismus im nördlichen Küstensaum um das „Seebad“ Lovina seit einigen Jahren von wachsender Bedeutung ist, konzentrieren sich die Beherbergungskapazitäten und Gästeübernachtungen bis heute zu über 90 Prozent auf die Südküste der Insel. Eine jüngere touristische Wachstumszone gibt es an der Ostküste um das Zentrum Amed. Hier sind die überwiegend noch intakten Korallenriffe die wichtigste Attraktion. An der Südküste wurden die vormals ausgedehnten Mangrovenwälder zu großen Teilen vernichtet. Da auch die Korallenriffe im Süden stark degradiert sind, zum Teil sogar völlig vernichtet wurden, ging auch ihre Schutzfunktion für die Küste verloren. Künstliche Wellenbrecher wie vor Sanur sollen die Abrasion (= Abtragung der Küsten durch die Brandung) mindern und die noch verbliebenen Sandstrände für den Tourismus sichern. Viele Sandstrände wurden hier bereits stark zerstört oder vernichtet – auch infolge des vormaligen Sandabbaus durch die für die Hotellerie arbeitende Bauwirtschaft. […] Seit etwa 1970 wurde die Küstenzone vom Massentourismus bearbeitet von: radikal überformt. Hier entstanden unter anderem die weitgehend ungeplanten Tourismuszentren Kuta und Sanur, die Retortensiedlung Nusa Dua und der internationale Großflughafen. Heute ist diese Zone zusammen mit der stürmisch gewachsenen Hauptstadt Denpasar mit ihren derzeit rund 500 000 Einwohnern der am dichtesten besiedelte und am stärksten verstädterte Raum Balis. […] Der Massentourismus an der Südküste sichert zwar vielen Tausend Menschen Arbeit und Einkommen, zeitigt aber auch enorme Umweltprobleme, etwa im Hinblick auf die Abfall- und Abwasserbeseitigung, die Trinkwasserversorgung, die Verkehrsbelastung und die Zersiedlung. Die meisten Touristen besuchen die Kernräume der balinesischen Kultur im Küstenhinterland nur auf Tagesreisen. […] Vor allem an der Südküste, aber auch um Ubud, wurden viele touristische Einrichtungen auf früheren Reisfeldern errichtet, die dadurch um Kuta fast vollständig beseitigt wurden. Auch deshalb ist die abgeerntete Nassreisanbaufläche besonders seit 1980 deutlich zurückgegangen. Die raumplanerische Definition der südlichen Küstenzone als Destination für den Agro- und Ökotourismus widerspricht der Realität; allenfalls um Ubud mag bei sorgfältiger, am Leitbild der Nachhaltigkeit ausgerichteter Landnutzung die Sicherung einer Koexistenz zwischen der einzigartigen Reisbaulandschaft Balis und dem Tourismus noch erreichbar sein. […] Quelle: K. Vorlaufer (www.diercke.de; Erläuterungen zur Atlaskarte S. 177.3; gekürzt) M 3 Unterhalb der Armutsgrenze lebende Bevölkerung in den Regionen Indonesiens Autorin: Ina Bartels Diercke 360° 2/2010 COPY M 4 Wandel einer ländlichen Siedlung durch Tourismus M 5 Muslimische Souvenirverkäuferin Im Zuge der stürmischen touristischen Entwicklung auf Bali sind viele muslimische Javaner in das hinduistische Bali zugewandert. Oft sind damit Spannungen mit den Einheimischen verbunden. bearbeitet von: M 6 Strandrestaurant in Jimbaran Oft unter Verdrängung der traditionellen Fischerei werden viele Strände touristisch genutzt. Diercke 360° Diercke Weltatlas Magazin Diercke Klausuren Band 2 Klausuren sind nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer eine Herausforderung. Die Konzeption einer guten Klausur erfordert viel Erfahrung und vor allem viel Zeit, da gerade im Fach Geographie die Recherche von aktuellen Materialien sehr aufwändig ist. Diercke Klausuren Band 2 unterstützt Sie dabei! Ebenso wie im Vorgängerband Diercke Klausuren finden Sie hier 30 fertige Klausuren zu den wichtigsten oberstufenrelevanten Themenbereichen: • Physische Geographie/Umwelt • Stadt • Entwicklungsländer • Wirtschaftsräume in Deutschland und Europa • Weltwirtschaftsregionen. Bei allen Klausuren stehen Karten aus dem Diercke Weltatlas im Mittelpunkt: als zentrales Material, im Rahmen eines Kartenvergleichs oder einer Raumanalyse. Damit Sie nicht nur inhaltlich, sondern auch konzeptionell aus einem breiten Spektrum auswählen können, stammen die Klausuren von elf erfahrenen Lehrkräften aus verschiedenen Bundesländern. Zu jeder Klausur finden Sie: • eine Aufstellung der unterrichtlichen Voraussetzungen (inhaltlich und begrifflich) • Hinweise zu Kürzungs- und Erweiterungsmöglichkeiten sowie Alternativen • Literatur- und Internetangaben zum Thema • die eigentliche Klausur mit Aufgaben und Materialien • einen Erwartungshorizont • einen Bewertungsvorschlag • eine Auswahl an Zusatzmaterialien. Aus dem Inhalt: •Das Quartier Vauban – ein Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung •Wettergeschehen in den mittleren Breiten •Hightech-Industrie in Bangalore •Braunkohlentagebau in Deutschland – Fallbeispiel Rheinisches Braunkohlenrevier/Lignite mining in Germany – Rhenish lignite mining area •Maquiladora – Industrie in Mexiko •Veränderungen einer Region: das Saarland 1957–2007 •Die Landwirtschaft Nigerias auf der Basis der physischgeographischen Bedingungen •Bevölkerungsentwicklung in Deutschland •GAP – ein Entwicklungsprojekt in Südostanatolien •Agrarische Veredelungswirtschaft – Beispiel Landkreis Vechta •Halle-Silberhöhe – Umbau zur Waldstadt/Halle-Silberhöhe – Conversion into a „forest town“ t gebo n A ° 360 20,00 € fü r €) (statt Auf der beiliegenden CD-ROM sind noch einmal alle Klausuren sowie die Zusatzmaterialien enthalten. So können Sie die Klausuren bei Bedarf Ihren individuellen Anforderungen anpassen – ganz einfach im gewohnten Word-Format. Ein Novum im Vergleich zum Vorgängerband: Erstmalig sind auch zwei bilinguale Klausuren im Angebot. Diercke Klausuren Band 2 inkl. CD-ROM ISBN: 978-3-14-109723-8 360° Angebot 20,00 € u (statt 25,00 €) 28 25,00 Diercke Weltaltas jetzt mit Karten-Code Die Hintergrundinformationen beziehen sich immer ganz konkret auf die Ihnen vorliegende Karte und bieten auf den neu eingerichteten Navigationsregistern weiterführende Materialien wie z. B. Arbeitsblätter, Animationen, Videos, Artikel aus Fachzeitschriften oder Unterrichtseinheiten aus der 360°-Reihe. Aktualisieren Sie Ihren Diercke und bestellen Sie noch bis zum 31. Oktober 2010 die aktuelle Auflage des Diercke Weltatlas. Benutzen Sie dazu bitte die eingeheftete Antwortkarte. Bereits vor 133 Jahren sagte Carl Diercke: Für die Kinder – also auch für die Schule – ist das Beste eben gut genug. Der Diercke Weltatlas und der neue Diercke International Atlas erhielten bereits fünf der renommiertesten Bildungsauszeichnungen. Unabhängige Jurymitglieder bewerteten „den Klassiker“ als besten Atlas durch die multimediale An- und Verbindung mit der Webseite www.diercke.de und der 3-D-Kartographie des Diercke Globus Online und der Onlinesoftware Diercke Coach. Mit www.diercke.de können Sie noch gezielter Ihren individuellen Unterricht vorbereiten oder die Website direkt im Unterricht einsetzen. ������������� ������ ����� Der Diercke International Atlas wurde 2010 mit dem iF Design Award in der Kategorie „cross media“ ausgezeichnet ���� Bildquellen: alpenfoto.com, Innsbruck: 20 u., 21 u.; Bartels, Ina, Hannover: 20 o.; Bergenthal, Brigitta, Delmenhorst: 23 u.; BMWi, Pressestelle: 2 o.; Brown Reference Group, London: 12 M1 (Nickles/Walker, Nations of the world – Germany, S. 15); CentrO Management GmbH, Oberhausen: 18 M6c; Fischer Verlag, Frankfurt/M.: 10 Cover re. (Zeidenitz/Barkow, Die Deutschen pauschal, Frankfurt/M. 1999); Fotolia. com, New York: Titel (DeVIce), 31 u. (photlook); Landschaftspark Duisburg Nord, Duisburg: 18 M6a (Zielske); Leibniz-Institut für Länderkunde e. V., Leipzig: 12 M2 und 12 M3 (Mechthild Agreiter); Meyer, Christiane, Hannover: 10 o.; Newig, Jürgen, Kiel: 6 o., 6 u., 8 M1, 8 M2, 8 M3, 8 M4, 9 M9; Opaschowski, Horst W., Börnsen: 4 o.; Oval Books, London: 10 Cover li. (Zeidenitz/Barkow, Xenophobe‘s® guide to The Germans, London 2009); pixelio media GmbH, München: 18 M6b (pet- Der Kalender präsentiert in 13 Satellitenfotos die Schönheit und Vielfältigkeit unseres Planeten Die Erde 2011 Satellitenbildkalender 7-sprachiges Kalendarium 2-sprachige Bildunterschriften (Deutsch/Englisch) schwarzer Hintergrund Format 70 x 50 cm Spiralbindung/in Folie eingeschweißt ca. 39,95 €(D)/39,95 €(A)/62,90 sFr ISBN 978-3-07-509320-7 Erscheinungstermin: August 2010 plei); Ruhr Tourismus GmbH, Oberhausen: 18 M6d; RVR, Essen: 15 o. (Swakowsk); Vorlaufer, K., Bad Soden: 27 M5, 27 M6. Impressum: Herausgeber und Verlag: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH Georg-Westermann-Allee 66 38104 Braunschweig www.diercke.de [email protected] Redaktion: Christine Wenzel, Catharina Vater, Sebastian Schlüter Layout: GUD, Braunschweig, Anna K. Lindner, geschwisterfront Herstellung: Anna K. Lindner, geschwisterfront Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Einwilligung des Verlages. Georg Westermann Verlag GmbH Georg-Westermann-Allee 66 · 38104 Braunschweig Telefon 0531/708-8309 · Telefax 0531/708-878309 www.westermann.de 29 9.214 Die 5. Auflage 2010 zeigt jetzt auf jeder Kartenseite eine direkte Seitenverbindung zu den Hintergrundinformationen unter www.diercke.de. Durch die Eingabe des Karten-Codes im Suchfeld der Webseite, erhalten Sie Informationen und weitere Materialien zu jeder Karte der gewählten Doppelseite. D�-��� www.diercke.de Faszinierende Satellitenbilder der Erde NEU Diercke 360° Diercke Weltatlas Magazin Diercke Arbeitsblätter zur Kartenarbeit Sie suchen herausfordernde, kompetenzorientierte Arbeitsblätter für Ihre Schüler, die nicht in fünf Minuten erledigt sind? Dazu bietet Ihnen Diercke Arbeitsblätter zur Kartenarbeit 65 Kopiervorlagen. Das Besondere daran: Alle Arbeitsblätter stellen eine oder mehrere Karten aus dem Diercke Weltatlas in den Mittelpunkt. So verbessern die Schüler ganz nebenbei auch ihre Kartenkompetenz. Die Arbeitsblätter sind für Schüler der Sekundarstufe I konzipiert, jedoch eingeteilt in drei Anforderungsniveaus. Inhaltlich geht es im ersten Themenblock auf zehn Arbeitsblättern um den Umgang mit dem Atlas. Die übrigen elf Themenblöcke (z. B. Sich auf der Erde orientieren, Städte im Wandel, Standorte der Wirtschaft) umfassen jeweils fünf Arbeitsblätter unterschiedlichen Niveaus. In den Aufgaben geht es neben dem Erschließen der Informationen aus den Atlaskarten um das Erstellen von Texten, Tabellen, Skizzen oder Karten. Im zweiten Teil des Buches finden Sie dann zu Ihrer Unterstützung einen ausführlichen Lösungsteil. t gebo n A ° 360 17,00 € ) fü r (statt Diercke Arbeitsblätter zur Kartenarbeit 112 Seiten, heraustrennbar ISBN: 978-3-14-100729-9 360° Angebot 17,00 € u (statt 19,00 €) 30 € 19,00 Diercke 360° Gewinnspiel In Kooperation mit dem Regionalverband Ruhrgebiet verlost Diercke 360° eine Tages-StudienTour durch die . Vom „Kohlenpott“ zur Kulturhauptstadt 2010: Der Wandel der Metropole Ruhr hautnah Wählen Sie zwischen Einzel- und Klassenpreis: Die Metropole Ruhr ist eine der faszinieDAS RUHRGEBIET. rendsten Regionen in Deutschland, nicht zuletzt deshalb, weil sie eine enorme BandRegionalverband Ruhr breite und Vielschichtigkeit mit Kontrasten auf engstem Raum bietet. Seit 1977 macht die RVR-RuhrTour diese Region und ihren tiefgreifenden Wandel erfahrbar und erlebbar. Speziell für Schüler- und Studentengruppen gibt es Studien Touren mit den thematischen Schwerpunkten Strukturwandel, Restrukturierung, Industriegeschichte, Ökologie und Wohnstrukturen. Die Inhalte können auch gemischt werden. Die Touren werden mit dem Bus durchgeführt (der selbst organisiert werden muss). An den genannten Zielen geben geführte Rundgänge konkrete Anschauung vor Ort und vertiefen das jeweilige Thema. Die Inhalte der Touren finden Sie auf der Homepage des Regionalverbandes Ruhr unter dem Stichwort „RuhrTour“ oder direkt unter: http://www.metropoleruhr.de/ entdecken-erleben/ruhrtour/studientouren.html . Klassenpreis: GEWINNSPIELFRAGE: Was kostete ein sogenanntes Tischticket (ohne Gebühren) für das RUHR2010-Event „Still-Leben Ruhrschnellweg A40“? • • • • • E ine thematisch frei wählbare Tagesexkursion aus dem StudienTour-Programm der RVR RuhrTour. Der Termin findet nach Absprache statt. Gruppengröße maximal 35 Teilnehmer. Die RVR-RuhrTour stellt eine versierte Tourenbegleitung. Beteiligung an den Buskosten. Hinweis: Gewinnspielteilnehmer aus entfernten Regionen zum Ruhrgebiet sollten bereits eine ruhrgebietsnahe (z.B. NRW) Klassenfahrt planen oder geplant haben, ansonsten entstehen individuelle Anfahrts- und ggf. Übernachtungskosten. Einzelpreis: Eine neue Chance – heben Sie ab und gewinnen Sie eine der begehrten Fahrten im Diercke Heißluftballon über Ihre Heimatlandschaft. Beantworten Sie die Gewinnspielfrage und schicken Sie Ihre Lösung inklusive Gewinnwunsch bis zum 31. Oktober 2010 an: Bildungshaus Schulbuchverlage GmbH Diercke 360°-Redaktion Georg-Westermann-Allee 66 38104 Braunschweig oder per E-Mail an: [email protected] Teilnahmebedingungen: Der Gewinner wird unter allen richtigen Einsendungen per Los ermittelt. Mit dem Gewinner wird ein Starttermin vereinbart, der von den Witterungsbedingungen abhängig ist. Der Rechtsweg und eine Barauszahlung sind ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt. Der Gewinner kann entweder die Ballonfahrt oder die Klassenfahrt gewinnen, nicht jedoch beides. Weitere Preise: Die Plätze 2-10 erhalten einen Diercke International Atlas. 31 Bildungsmedien Service GmbH Westermann Postfach 49 44, 38023 Braunschweig Sichern Sie sich bis zum 31. Oktober 2010 die 360° Angebote! Diercke Weltatlas D�-��� www.diercke.de 5. Auflage inkl. Online Schlüssel, Karten-Code ISBN: 978-3-14-100700-8 Prüfangebot 10,00 € u (statt 29,95 €) NEU: Diercke Arbeitsblätter zur Kartenarbeit ISBN: 978-3-14-100729-9 360° Angebot 17,00 € u (statt 19,00 €) NEU: Diercke Klausuren Band 2 inkl. CD-ROM ISBN: 978-3-14-109723-8 360° Angebot 20,00€ u (statt 25,00€) 299 Seiten, davon 250 Kartenseiten, integrierte Karteneinführung, regional und thematisch gegliedertes Inhaltsverzeichnis, Generallegende, Sachwortverzeichnis, Register mit ca. 22.000 Namen und Ausspracheregeln, inklusive Online-Schlüssel und Karten-Code zur digitalen Diercke-Welt mit Diercke Globus Online, Diercke Coach, Diercke WebGIS, Hardcover. 112 Seiten, 65 kopierbare Arbeitsblätter, inkl. Lösungen, 12 Themenbereiche: Arbeitstechniken/ Methoden der Kartenarbeit, Sich auf der Erde orientieren, Auf Verkehrswegen unterwegs sein, Naturräume unter dem Einfluss des Menschen, Nutzung der Weltmeere, Klima, Klimawandel, Stadtstrukturen, Städte im Wandel, Nutzungskonflikte, Landwirtschaft, Standorte der Wirtschaft, Bevölkerung. 30 fertige Klausuren zu oberstufenrelevanten Prüfungsthemen: Physische Geographie/Umwelt, Stadt, Entwicklungsländer, Wirtschaftsräume in Deutschland und Europa, Weltwirtschaftsregionen. 938.464 Diercke Weltatlas (passend für die Zulassungsrichtlinien in Bayern) ISBN: 978-3-14-100703-9 Prüfangebot 10,00 € u (statt 29,95 €) Mit ausführlichen Informationen rund um die Klausur sowie Erwartungshorizont. Die beiliegende CD-ROM enthält noch einmal alle Klausuren im Word-Format zur individuellen Anpassung. Alle Materialien aus diesem Magazin können über die eingeheftete Postkarte bestellt werden. Bildungsmedien Service GmbH Westermann Postfach 4944 38023 Braunschweig Telefon: (01805) 213100 Telefax: (0531) 708588 [email protected] www.diercke.de (14 ct/min aus dem dt. Festnetz, abweichende Preise aus dem Mobilfunk) Autor: Prof. Dr. Jürgen Newig Diercke 360° 2/2010 COPY Touristische Ziele an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste Lösungen zur Unterrichtseinheit im Diercke 360° – Magazin 2/2010 zu 1: a) Westerland Der am weitesten im Norden gelegene Ort Sylts ist Westerland. Die richtige Zuordnung ist das Foto M2. Das Bild wurde mit Blickrichtung nach Norden aufgenommen. Links ist das Meer mit der verhältnismäßig starken Brandung zu sehen. Die Zehn-Meter-Tiefenlinie reicht gemäß der Karte Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82 sehr dicht an die Insel. Das bedeutet einen relativ steilen Abfall der Schorre, des untermeerischen Strandes. Dadurch kann die Wellenenergie ungestört bis vor die Küste gelangen. Die Wellen sind daher besonders hoch. Das Winddiagramm der Karte Diercke ◆ S. 28.3, Diercke 2 ◆ S. 24.3 verrät, dass Westwindrichtungen deutlich vorherrschen. So gelangen die Wellen weitgehend ungebremst an die Küste. Auf den durch ständige Sandvorspülungen verbreiterten Naturstrand folgt die Strandmauer mit der Kurpromenade und der halbrunden Musikmuschel, wo die täglichen Kurkonzerte gegeben werden. Auf dem Sockel rechts erkennt man das Hauptgebäude des 15-geschossigen „Neuen Kurzentrums“, das in Wirklichkeit eine riesige AppartementAnlage darstellt. In den drei Gebäuden des „Neuen Kurzentrums“ haben auch drei Hotels Platz gefunden, die vorher auf diesem Grundstück als Einzelobjekte gestanden haben. b) Wyk Die richtige Zuordnung ist das Foto M1. Das Bild ist in Blickrichtung Westen aufgenommen worden. Am Horizont erkennt man einige Warften der Hallig Langeneß, die dem Ort Wyk ein einmaliges Panorama bescheren. Am Strand befinden sich Strandkörbe, ein Zeichen für ein sommerliches Aufnahmedatum. Der natürliche Strandwall, der sich als Haken ostwärts des Gotinger Kliffs gebildet hat, wird „Sandwall“ genannt. Er ist mit einer Promenade (links) versehen. Auf einem Grünstreifen stehen die Alleebäume, rechts davon führt die Straße vor der Häuserfront der meist eineinhalb- bis zweigeschossigen Häuser entlang. c) St. Peter-Ording Die richtige Zuordnung ist das Foto M4. Das Schrägluftbild zeigt, dass auf das Meer erst ein breiter Strand folgt, der in Wirklichkeit eine Sandbank ist. Östlich von ihr liegt eine Niederungszone mit Prielen und Salzwiesenvegetation, in die bei Flut kleine Ströme von der Sandbank her eindringen. Dieses Feuchtgebiet wird vom Hauptort St. Peter (rechts im Bild, mit Hochhäusern) über den auf dem im Bild gut sichtbaren Betonsteg überquert, wenn die Gäste zum Baden wollen. Dieser Ortsteil hat den bezeichnenden Namen „Bad“ erhalten. Er ist umgeben von Nadelwaldanpflanzungen, die sich teilweise auf der Marsch, teilweise im Dünengürtel befinden. Helle Flecken lassen die baumfreien Dünengebiete erkennen. Ganz hinten ist ein Teil der Eiderstedter Marsch zu erkennen. Hier, im Ortsteil Ording liegt die Sandbank direkt am Ort. Deshalb kann man hier auch die Sandbank mit dem Pkw erreichen und lange Wege zum Strand vermeiden. Die Meeresbrandung ist geringer als auf Sylt. Die Zehn-Meter-Tiefenlinie auf der Karte verläuft viele Kilometer westlich der Halbinsel Eiderstedt. d) Büsum Die richtige Zuordnung ist das Foto M3. Büsum liegt in Dithmarschen, im Norden der Meldorfer Bucht, am Rande eines größeren Priels, der „Piep“ genannt wird. Vom Hauptweg auf dem Kamm des Deiches ganz rechts zweigt ein Nebenweg ab, der in sanfter Neigung auf die Deichsohle mit ihrer unteren Promenade führt. Die Sohle ist mit mächtigen Steinen geschützt, denn der Deich liegt „schar“, d. h. das Wasser steht bei Flut direkt am Deich. Am Strandkorb 2574 sitzt ein älterer Herr, der es sich im Schatten seines Strandkorbes auf einem Stuhl bequem gemacht hat. Wie in M3 erläutert, bevorzugen viele alte Menschen den Deichstrand. zu 2: a) Westerland Westerland liegt auf einer natürlichen Moränenhöhe der vorletzten Vereisung. Diese erreicht übrigens ihre größte Höhe von ca. 25 m in Kampen. An einer Stelle ist eine Düne von nochmals gut 25 m aufgelagert, womit sich die Höhenangabe „52“ direkt neben dem Roten Kliff in Kampen (Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82) erklärt. Südlich von Westerland taucht die Geest bis zu einer nicht mehr hochwasserfreien Lage ab. Dort übernehmen die Dünen den Schutz. Vor Westerland ist keine Kliffsignatur eingetragen, weil hier eine Strandmauer, Tetrapoden als Uferbefestigung sowie Dünen das Kliff verdecken. b) Wyk Auch Wyk liegt auf einem hochwasserfreien Geestkern der vorletzten Vereisung und benötigt keinen Deichschutz. Die Kliffsignatur außerhalb des Ortes deutet auf eine größere Landhöhe hin. Im Osten des Ortes beginnt die Marsch, und demzufolge gibt es hier auch Deiche. 1 Autor: Prof. Dr. Jürgen Newig Diercke 360° 2/2010 COPY c) St. Peter-Ording St. Peter-Ording hat in den Dünen einen natürlichen Schutzwall. Er ist allerdings nicht gleichmäßig hoch ausgebildet, sodass man auch hier, wie sonst überall auf Eiderstedt, teilweise einen Deichschutz braucht. d) Büsum Büsum liegt weit entfernt von der Geest, die erst bei Heide beginnt. Daher ist der Ort mitsamt der ganzen Umgebung von Deichen geschützt. zu 3: Die Grabensysteme liegen heute fast einen Meter unter dem mittleren Hochwasser (NN). Schon damals werden sie sehr niedrig gelegen haben, denn das Land konnte nach der Sturmflut von 1362 nicht mehr wiederbedeicht werden. Die Torfgräben ziehen sich parallel zueinander hin und sind ca. einen halben bis dreiviertel Meter breit. Die Gräben wurden nach einer Auskleidung mit Ton mit einem Torf-Klei-Gemisch aufgefüllt und lagen unterhalb des Ackerbodens. So störten sie die Anbaufläche nicht (M10). Im Hintergrund des Fotos M9 erkennt man die rote Fahrrinnentonne des Priels „Fuhle Slot.“ Die Planmäßigkeit der Anlage spricht für intensive Landwirtschaft, die über die Selbstversorgung hinausging. Man betrieb sowohl Ackerbau als auch Viehzucht. Ob der Ortskern im Norden oder im Süden lag, wo der Schriftzug „Rungholt“ in der Atlaskarte Diercke ◆ S. 28.1, Diercke 2 ◆ S. 24.1, Diercke Drei ◆ S. 82 zu finden ist, ist bisher nicht eindeutig geklärt. 2 Autorin: Prof. Dr. Christiane Meyer Diercke 360° 2/2010 COPY „That’s Germany!“ – Überlegungen zum Deutschlandbild ausländischer Touristen Lösungen zur Unterrichtseinheit im Diercke 360° – Magazin 2/2010 zu 1a: Die Karte aus dem Buch „Nations of the World – Germany“ zeigt die Umrisse Deutschlands und im Rahmen derer zahlreiche topographische Informationen zu Deutschland. Dargestellt sind die ungefähre Lage einiger Bundesländer (allerdings ohne Grenzen) und Landschaften, die Lage von Städten und Höhenzügen sowie einige Seen und Flüsse. Aus der Unvollständigkeit der Darstellung ist zu schließen, dass wohl vor allem solche Orte eingezeichnet wurden, die für attraktiv befunden und als Reiseziel empfohlen werden oder die den Briten schlichtweg bekannt sind. So stechen beispielsweise die Bayerischen Alpen, das Alpenvorland und der Bodensee durch eine besondere Dichte der Signaturen aus der Karte hervor. Die Seen im Alpenvorland etwa sind alle mit Namen gekennzeichnet – im Gegensatz zu denen der Mecklenburgischen Seenplatte. Offenbar wird erstgenannten eine höhere touristische Attraktivität zugestanden. Die touristische Ausrichtung der Karte spiegelt sich auch in der Auswahl der Städte mit weniger als bzw. um 100 000 Einwohnern wider. Hiervon sind Meersburg, Speyer, Worms, Wittenberg und Trier eingezeichnet. Die Nennung Meersburgs unterstreicht noch einmal die Bedeutung, die dem Bodensee eingeräumt wird. Dass sich Speyer und Worms in der Karte wiederfinden, mag zum einen an den Sehenswürdigkeiten liegen, die diese Städte zu bieten haben; zum anderen legt dies den Rückschluss auf eine scheinbar besonders positive Wahrnehmung des südlichen, „romantischen“ Rheinlandes nahe. Dies wäre auch eine Erklärung für die Kennzeichnung des Haardt, eines gemeinhin weniger bekannten Höhenzuges im Pfälzerwald, der neben Taunus, Erzgebirge und Harz als einziges Mittelgebirge namentlich genannt ist. Wittenberg hat seine Nennung wohl dem dortigen Wirken Martin Luthers zu verdanken. Trier ist sicherlich wegen der Römischen Baudenkmäler, v. a. der Porta Nigra, aber auch der Konstantinbasilika und Thermenanlagen eingetragen (zudem auch Wallfahrten zum Heiligen Rock, der Reliquie im Trierer Dom). Im norddeutschen Raum nehmen der Harz und die Lüneburger Heide eine herausgehobene Stellung ein. Der Brocken ist neben der Zugspitze der einzige in der Karte verortete Berg, die Lüneburger Heide neben dem Alpenvorland der einzige gesondert hervorgehobene Landschaftsraum. Die Küsten und die vorgelagerten Inseln dagegen spielen für die Briten touristisch offensichtlich eine deutlich geringere Rolle. Hier sind nur wenige Städte namentlich gekennzeichnet, und die Inseln sind jeweils nur in der Gruppe als Nord- bzw. Ostfriesische Inseln benannt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Süddeutschland in der Wahrnehmung der Briten deutlich stärker repräsentiert zu sein scheint als der Norden des Landes. Dies zeigt sich auch allein schon an der Wahl des Kartenausschnittes: Während dieser im Süden großzügig gewählt wurde, sodass die Karte auch Teile Österreichs und der Schweiz mit abbildet, ist im Norden die Nordspitze Sylts abgeschnitten, und Teile der Ostseeküste sind durch den Schriftzug „Germany” verdeckt. Schwerpunkte des Interesses bilden der Karte zufolge Oberbayern, der Bodensee, das Rheinland, die Lüneburger Heide, der Harz und die großen Städte (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt/Main und die Zentren des Ruhrgebiets). zu 1b: Bei der Betrachtung der Karte fallen gewisse Merkwürdigkeiten und falsche Darstellungen ins Auge. Zum einen ist hierbei die etwas fragwürdige Darstellung der Bundesländer zu nennen. Da die Länder ohne Grenzen eingezeichnet sind, ist ihre Lage mitunter recht ungenau wiedergegeben. Dies trifft vor allem auf Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Bayern zu. Die Stadtstaaten sowie Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz sind in der Karte überhaupt nicht verzeichnet. Eindeutig falsch verortet wurden der Brocken und der Schwarzwald: Während erstgenannter ins Leinetal verlegt wurde, findet sich letzterer sogar in der Schweiz wieder. Missverständlich ist die Klassifizierung Stuttgarts als Stadt mit über 100 000 Einwohnern, obwohl es in der Karte eine Kategorie mit Städten über 500 000 Einwohnern gibt, in die Stuttgart eigentlich gehört hätte. Die vorhandene Darstellung erweckt den Eindruck, Karlsruhe sei deutlich größer als Stuttgart. Die sehr selektive Auswahl der in der Karte berücksichtigten Mittelgebirge kann mit einer Einschätzung der touristischen Attraktivität begründet sein. Dennoch verwundert es, dass beispielsweise der Thüringer Wald, die Eifel oder der Bayerische Wald keine Berücksichtigung finden. Hinzu kommt die ungünstige Darstellung des Reliefs, zu dem keine Höhenangaben erschließbar sind. Die Schriftzüge für Harz, Erzgebirge, Haardt und Bayerische Alpen sind relativ groß und entsprechen zudem in der Formatierung denen für die Nachbarländernamen. Die kartographische Darstellung ist somit insgesamt als unzureichend zu bewerten. zu 2: individuelle Schülerlösung 1 Autorin: Prof. Dr. Christiane Meyer Diercke 360° 2/2010 COPY zu 3: Folgender Vorschlag könnte beispielsweise von den Schülern gemacht werden: • Berlin, München, Hamburg • Nord- und Ostseeküste inkl. Inseln • Oberbayern und Allgäu • Bodensee und Mecklenburgische Seenplatte • Lüneburger Heide • Mittelgebirge Allgemein ist festzuhalten, dass sich die Betrachtungen in den britischen Reiseführern als deutlich differenzierter darstellen als die in den amerikanischen. Folglich finden sich auch in den britischen Reiseführern weitaus größere Übereinstimmungen mit obiger Auswahl. Ein wesentlicher Unterschied besteht allerdings im Hinblick auf die Küstenräume. Ein Grund dafür, dass diese sowohl in britischen als auch in amerikanischen Reiseführern so wenig Beachtung finden, könnte sein, dass die Küsten nur in geringem Maße den in Amerika und Großbritannien vorherrschenden Deutschland-Stereotypen entsprechen. Darüber hinaus könnte ins Gewicht fallen, dass Deutschland aufgrund seiner Lage in den gemäßigten Breiten im Ausland als allgemein wenig attraktiv für den Badetourismus angesehen wird. Dass die amerikanische Darstellung im Vergleich zur britischen so viel selektiver ausfällt, kann aus der größeren räumlichen Distanz resultieren, die evtl. ein weniger differenziertes Deutschlandbild zur Folge hat. In amerikanischen Reiseführern finden vorwiegend alte, traditionelle Kulturlandschaften Erwähnung. Die meistgenannten Landschaften sind dabei zudem diejenigen, die über die Grenzen Deutschlands hinaus am bekanntesten sind und die als landestypisch gelten: Bayerische Alpen, Bayerischer Wald, Schwarzwald, Harz, Thüringer Wald und Lüneburger Heide. zu 4: individuelle Schülerlösung zu 5: individuelle Schülerlösung 2 Autorin: Ina Bartels Diercke 360° 2/2010 COPY Bali – Tourismus Erwartungshorizont zur Klausur im Diercke 360° – Magazin 2/2010 Aufgabe 1: Naturräumliche Bedingungen: • Bali gehört zu Indonesien und liegt südlich des Äquators bei etwa 8° 30’ s. B. und 115° ö. L., mitten in den Tropen. • Die Insel ist durch aktiven Vulkanismus geprägt und weist ein starkes Relief auf. Eine Gebirgskette mit Vulkanen von bis zu 3142 m Höhe zieht sich von Westen nach Osten quer durch die Insel. Im Süden gibt es Tiefländer. • Zahlreiche Flüsse entspringen in der Gebirgskette und entwässern überwiegend nach Süden ins Meer. • Die Insel wird überwiegend durch Bewässerungsfeld- sowie Regenfeldbau mit Dauerkulturen bestimmt. • Im Westbali Nationalpark und auf den Berghöhen finden sich noch große zusammenhängende Wälder. Ansonsten gibt es in einigen Regionen Wiederbewaldungsprojekte auf Asche- und Lavaflächen. Insgesamt ist der Waldanteil gering. • Um die Insel sind viele Korallenriffe zu finden (Ostküste mit noch intakten Riffen [M2]). (M1) Siedlungsgeographische Bedingungen: • Die städtischen Siedlungen befinden sich überwiegend an den Küsten, konzentriert an der Südspitze der Insel. In weiten Teilen des Landes findet man keine städtischen Siedlungen. (M1) • 90 % der Beherbergungskapazitäten und Gästeübernachtungen konzentrieren sich auf die Südküste der Insel. (M2) Verkehrsgeographische Bedingungen: • Das Straßennetz ist sehr dünn. Es gibt eine Ringstraße um die Insel sowie drei von Nord nach Süd die Insel querende Straßen. Im Süden und an der Südostküste ist das Straßennetz etwas dichter. Dort gibt es auch eine Schnellstraße. • Bali hat nur einen Flughafen ganz im Süden der Insel bei Jimbarari. • Vom Süden Balis aus gibt es Bootsverbindungen nach Lombok und zur benachbarten Insel Nusa Penida. (M1) Aufgabe 2a: Negative Auswirkungen Lösungsansätze Korallenriffe stark degradiert, teilweise völlig vernichtet → Küsten ungeschützt der Abrasion ausgeliefert Meeresverschmutzung reduzieren, z. B. durch Einleitung von sauberen Abwässern. Künstliche Wellenbrecher können die Aufgabe der Korallenriffe übernehmen und die Küsten vor Abrasion schützen. (M2) Mangrovenwälder abgeholzt Schutz der noch vorhandenen Mangrovenwälder. Wiederaufforstungen auf Asche- und Lavaflächen (M1) sind nur ein geringer Ausgleich, können Mangrovenwälder nicht ersetzen. Sandstrände durch Baufirmen ausgebeutet, zerstört staatliche Kontrolle der Beschaffung von Baumaterialien; Förderung des Imports von Baumaterialien z. B. durch günstige Zölle hohes Müllaufkommen Planung und Bau von Recycling-Zentren; Müllsteuer für Touristen hohes Abwasseraufkommen Bau von Kläranlagen; Kampagne, die Touristen auffordert Wasser zu sparen; Wasser sparende Duschen/Toilettenspülungen etc. in Hotels und öffentlichen Einrichtungen zunehmende Zersiedlung staatliche Regulierung der Bebauung durch ausländische Investoren (z. B. Bebauungspläne) hohe Verkehrsbelastung Ausbau des Busnetzes problematische Trinkwasserversorgung Wasserspeicher oberhalb der Siedlungen bauen (M1) Hotelanlagen wurden auf ehemaligen Reisfeldern errichtet –> Rückgang der für Bali landschaftsprägenden Reisterrassen sowie Rückgang der Anbauflächen Entwicklung eines Raumnutzungsplans und Bebauungsplans zur Regulierung des Bau-Booms und gezielter Erhaltung der Reisterrassen 1 COPY Autorin: Ina Bartels Diercke 360° 2/2010 Aufgabe 2b: • Anschluss an die internationale Gemeinschaft und Marktwirtschaft (z. B. Wissenstransfer) • Diversifizierung des lokalen Angebotes (Versorgung, Freizeit etc.) (M2) Das Legendensymbol „Umweltdegradation durch hohen Nutzungsdruck“ ist durch einen Pfeil symbolisiert, der auf die Bereiche der Insel Bali zeigt, die einem hohen Nutzungsdruck ausgesetzt sind. Unter dem Begriff „Nutzungsdruck“ können die Faktoren und Ursachen zusammengefasst werden, welche die natürliche Vegetation/Landschaft durch anthropogene Einflüsse/Nutzung verändern, schädigen und zerstören. Die natürlichen Schutzfunktionen der Landschaft werden durch hohen Nutzungsdruck geschädigt. Degradation meint dabei die sukzessive Verschlechterung der Umwelt durch Ausbeutung von Ressourcen wie Luft, Wasser, Boden, die Zerstörung von Ökosystemen etc. Folgende Umweltdegradationen können benannt werden: • stark degradierte/zerstörte Korallenriffe • abgeholzte Mangrovenwälder • ausgebeutete, zerstörte Sandstrände • Umweltprobleme durch Abwasser und Müll • Zersiedlung • Verkehrsbelastung Das Legendensymbol zeigt also die Bereiche der Insel auf, an denen vorwiegend durch Tourismus die natürlichen Ressourcen ausgebeutet, geschädigt oder zerstört sind. Beispiel: Viele Korallenriffe sind stark degradiert oder zum Teil sogar völlig vernichtet. Ihre natürliche Schutzfunktion für die Küsten ging dadurch verloren. Künstliche Wellenbrecher z. B. vor Sanur sollen die Abrasion mindern und die noch verbliebenen Sandstrände für den Tourismus sichern. Viele Sandstrände wurden hier bereits stark zerstört oder vernichtet – auch infolge des vormaligen Sandabbaus durch die für die Hotellerie arbeitende Bauwirtschaft. Aufgabe 3: Veränderungen für die einheimische Bevölkerung durch Massentourismus: Positive Auswirkungen: • Schaffung von Arbeitsplätzen bei gleichzeitiger Steigerung der Einkommen (M2, M3, M5) • Chancen auf Bildung/Ausbildung steigen • Bau/Ausbau von Infrastruktur (Flughafen, Straßen, Wasserversorgung, medizinische Versorgung etc.) (M2) • Vermittlung der balinesischen Kultur (Besonderheiten der Religion, …) • Modernisierung des Küstenschutzes (M4) Negative Auswirkungen: • Umweltprobleme und dadurch Zerstörung der Natur- und Kulturlandschaft Balis: - (illegale) Mülldeponien verschmutzen die Umwelt; Verunreinigung von Grundwasser (M4) - Abwässer verschmutzen natürliche Wasserläufe/Trinkwasserquellen (M2) - Luftbelastung durch erhöhtes Verkehrsaufkommen (M2) • Landwirtschaftliche Flächen, die zur Subsistenzwirtschaft dienten, wurden in Bau-/Siedlungsflächen (z. B. für Hotels) umgewandelt. (M4) • Wirtschaft ist vom Tourismus und dessen Investitionen abhängig. • Zersiedlung der traditionellen Landschaft (z. B. durch Bebauung bis an die Hochwasserlinie, dadurch auch Tsunami-Schutzzonen bebaut [M4]) • Traditionelle Berufsgruppen werden durch Tourismus verdrängt. (M6, M4) • Religiöse Stätten werden durch Touristen entweiht; Touristen sind mehr an guten Fotos/Führungen interessiert – Religion tritt dadurch in den Hintergrund. • Touristische Erschließung hat Diversifizierung der Religionen zur Folge, dadurch können Konflikte entstehen. (M5) • Steigende Disparitäten zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung (Stadt dient dabei auch als Pull-Faktor, was die Verstädterung/Zersiedlung weiter beschleunigt). • Gewinne/hohes Einkommen kommt nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zugute, die Masse bleibt arm. Fazit: Nominell gesehen überwiegen die negativen Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung Balis. Dies liegt sicherlich daran, dass die mit dem Tourismus einhergehenden Veränderungen zu schnell vonstatten gehen, sodass die jeweiligen Tourismusentwicklungsregionen wenig Zeit haben, Investitionen, Bebauung, Nutung etc. nachhaltig zu planen. Schnelle Investitionen aus dem Ausland, die wichtig für die Wirtschaft sind, will man nicht verlieren, daher nimmt man die Auswirkungen erst einmal in Kauf und bessert dann gegebenenfalls nach – auch wenn es dann für den größten Teil der Bevölkerung große Nachteile (Armut, Luft- und Trinkwasserverschmutzung etc.) zur Folge hat. 2