Jahresbericht - Merian Iselin Virtuell
Transcription
Jahresbericht - Merian Iselin Virtuell
2012 Föhrenstrasse 2 CH-4009 Basel T +41 61 305 11 11 F +41 61 305 18 66 [email protected] www.merianiselin.ch Jahresbericht 2012 Jahresbericht Inhalt 6 Zum Geleit Das erste Jahr mit der neuen Spitalfinanzierung . . . 11Vorwort Motivierte Belegärztinnen und Belegärzte . . . 16Chronik Der Abend des zweiten Dienstags im Januar . . . 20SwissDRG Der «Blindflug» dauert an . . . 26 Round Table Anästhesie, Pflege, OP Das Kostenbewusstsein ist in allen Bereichen gewachsen . . . 30SwissDRG Ein Thema – viele Meinungen 36 Organigramm 37 Kennzahlen 38 Finanzdaten 39 Operationstätigkeit 40 Anästhesie – Physio – Labor – Radiologie 5 Zum Geleit Das erste Jahr mit der neuen S pitalfinanzierung . . . . . . und der Abrechnung mit Fallpauschalen liegt hinter uns; wie alle Jahre wieder ein Grund für eine Standortbestimmung. So beschreiben wir mit diesem Jahresbericht das Erreichte und die aktuellen Fragestellungen. Möge dieser Einblick in unsere Arbeit und Denkweise mithelfen, das gegenseitige Vertrauen zwischen uns und unseren Patientinnen und Patienten sowie den Geschäftspartnern zu stärken. Unsicherheiten durch das Umfeld Die aktuelle Situation ist schon sehr speziell: Da wird seit Jahren vom neuen Abrechnungsmodus geredet, da werden Gesetze und Verordnungen verabschiedet – aber ein Jahr nach der Einführung wissen wir noch nicht, wie unsere Leistung des vergangenen Jahres vergütet wird! Ein zentrales Element unseres Ertrages, die sogenannte Baserate, steht noch nicht fest, und wird auch so schnell nicht feststehen. Wir haben zwar mit einigen Versicherern diesen Basiswert ausgehandelt; aber ob diese Vereinbarungen von den kantonalen Behörden bestätigt werden, wissen wir noch nicht. Andere Versicherer wollten sich nicht auf einen fairen Preis einigen; hier braucht es das kantonale Festsetzungsverfahren, das dann auch noch an die Gerichte weitergezogen werden kann. Kurz: Wir müssen damit rechnen, dass wir erst im Jahre 2014 wissen werden, was wir im Jahr 2012 eingenommen haben; und natürlich werden wir alle Rechnungen nochmals ausstellen und die Differenzen einfordern oder ausgleichen müssen! Was ist von einem politischen Entscheidungs- und Gesetzgebungsprozess zu halten, der solche Rege lungen erlässt? Bestätigungen durch Patienten Zum Glück betrifft die geschilderte Unsicherheit nur einen Aspekt unserer Arbeit. Die Patientenzahlen und die Rückmeldungen aus den Patientenbefragungen, die geben uns Sicherheit und die Bestätigung, unseren Zweck, Patientinnen und Patienten bei spezifischen Gesundheitsproblemen behilflich zu sein, zu erfüllen. Auch wenn es für uns keine ökonomische Notwendigkeit zum Wachstum gibt und die Grösse unseres Hauses gegeben ist, freut es uns, dass wir mit nochmals mehr stationären Behandlungen Menschen helfen konnten. Mit kompetenten Belegärzten und gut eingespielten Teams erfüllen wir offensichtlich wichtige Bedürfnisse. Für diejenigen, die unsere Leistung in Anspruch nehmen, ist der Mehrwert durch eine wiederhergestellte Gesundheit wichtiger als die dadurch ausgelösten Kosten. Möge sich diese Gewissheit auch in der Politik durchsetzen: Das hervorragende Gesundheitssystem der Schweiz kostet zwar etwas, stiftet aber einen noch grösseren Nutzen! 6 Marc C. Theurillat Präsident des Stiftungsrats Gewissheiten durch Reflexion In diesem Spannungsfeld finanzieller Unsicherheiten und medizinischer Anerkennung hilft unser unternehmerisches Leitbild als Orientierungspunkt. In steter, selbstkritischer Diskussion hinterfragen und überarbeiten wir unsere Abläufe und Massnahmen. Wie können wir nachhaltig die Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten nach Erlösung von Schmerz und gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit unseren Belegärzten zusammen erfüllen? Wie leisten wir einen kompetenten, effizienten und wohltuenden Beitrag an die Gesundheitsversorgung unserer Region? Nur durch sorgfältiges und gemeinsames Überlegen und Abwägen können stets neue Optimierungen gefunden und umgesetzt werden; nur ein beständiges Reflektieren kann uns die notwendige Gewissheit geben – die Gewissheit, zwar nicht am Ziel, aber auf dem richtigen Wege zu sein! Davon wollen wir uns auch in den nächsten Jahren leiten lassen. Dank Ein ganz besonderer Dank geht in diesem Jahr an Dr. med. Edouard Viollier, der mit dem Ablauf der Amtsperiode nach über 10 Jahren Mitgliedschaft den Stiftungsrat verlassen hat. Mit ihm verlieren wir einen engagierten, profilierten und kompetenten Unternehmer, dessen vorausschauende und konstruktiv-fordernden Beiträge uns fehlen werden. Wir wünschen ihm weiterhin viel Erfolg in seinen Unternehmungen und alles Gute auf seinem persönlichen Lebensweg! Im vergangenen Jahr haben wir wiederum vielen Patientinnen und Patienten geholfen und gute Arbeit geleistet. Bei allen, wirklich allen, die dazu beigetragen haben, möchte ich mich auch an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Der gute Teamgeist, das grosse Engagement aller Beteiligten und unsere Kompetenz werden uns – auch in den Zeiten äusserer Unsicherheit – helfen, weiterhin unseren Patientinnen und Patienten Lebensqualität zurückzugeben und unseren Mitarbeitenden einen befriedigenden Arbeitsplatz zu bieten. Marc C. Theurillat Präsident des Stiftungsrats 8 Die neue Mammografieeinheit Maximale Bildqualität bei gleichzeitiger Strahlenreduktion und höchstem Patientenkomfort Stephan Fricker CEO Vorwort Motivierte Belegärztinnen und Belegärzte . . . . . . sowie motivierte Klinikmitarbeitende, höchste Fachkompetenz und höchste Behandlungs- und Betreuungsqualität, professionelle Teams und Infrastruktur sind die Schlüssel zum Erfolg unserer Klinik. Im Jahr 1 nach Einführung von SwissDRG mit all seinen Veränderungen haben wir uns im Gesundheitsmarkt behaupten können. Dies ist wichtig für die Zukunft. Belegärzte und freie Arztwahl Ein Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen Klinik und Belegärzteschaft wurde mit der Regelung und Einigung über die anteilmässige Entschädigung der DRG-Pauschale im April 2012 erreicht. Dies schaffte die Grundvoraussetzung für eine beidseits ruhige und geordnete Geschäftsentwicklung. Wenn in Zukunft eine punktuell noch engere gegenseitige Abstimmung in Qualitäts- und Prozessfragen Wirklichkeit würde, könnten wir uns gemeinsam der Kategorie «unschlagbar» annähern. Belegärzte haben Zukunft. Die Schweizer Stimmbürger haben mit 76 Prozent im vergangenen Juni der Managed-Care-Vorlage des Bundes an den Urnen eine Abfuhr erteilt. Gemäss Umfrage standen hinter diesem Ergebnis der Wunsch und der Wille nach freier Arztwahl – und genau dieser Wunsch spielt dem belegärztlichen S ystem und der Belegärzteschaft in die Hände. Start SwissDRG mit Licht und Schatten Ein zentrales Element der neuen Spitalfinanzierung, bei welcher die Fallpauschalen nur einen von mehreren Bausteinen darstellten, war die Einführung der Freizügigkeit bei der Spitalwahl in der ganzen Schweiz. Dieses wettbewerbliche Element mit Marktöffnungseffekt hat uns viele zusätzliche Patientinnen und Pa tienten gebracht. Wir sind überzeugt, dass dies aber auch ein Resultat unserer kontinuierlichen Arbeit an der Marke und am Image unserer Klinik darstellt. Ein weiteres Positivum bei der Einführung von SwissDRG war der damit verbundene Druck zur Überprüfung und Anpassung der relevanten Klinikprozesse. Informatikunterstützt haben wir dabei Produktivitätsoptimierungen erreicht, ohne dass unsere Patienten dies gespürt hätten. Die traditionell hohen Z ufriedenheitswerte bei unseren Umfragen haben dies bestätigt. Auf der Schattenseite steht das Trauerspiel um die Ermittlung der Baserate-Preise. Dies ist ja bereits im Geleitwort des Stiftungsratspräsidenten thematisiert worden. Das finanzielle Ergebnis unserer Klinik ist ein Abbild dieser Unsicherheiten und Unwägbarkeiten. 11 Dr. med. Cyrill Berchtold Facharzt FMH für medizinische Radiologie, Chefarzt Radiologie Spezialisierung und Kooperationen Schwerpunktbildung und Spezialisierung sind für uns unerlässliche strategische Schlüsselfaktoren für ein längerfristig gedeihliches und betriebswirtschaftlich gesundes unternehmerisches Wirken innerhalb des gegebenen fallpauschalisierten Rahmens. Als Klinik für Orthopädie und Chirurgie beschreiten wir seit Jahren konsequent diesen Weg. Bezogen auf die Orthopädie gehören wir mittlerweile zu den bedeutendsten Kliniken in der ganzen Schweiz. Dabei werden unsere Patientinnen und Patienten aber immer älter und vielfach kommen sie belastet mit zusätzlichen Krankheiten. Damit wir diese Situationen im Interesse der Patienten auf hohem Qualitätsniveau auch künftig meistern können, sind Kooperationen und Absprachen mit anderen Kliniken notwendig. Mit dem St. Claraspital beabsichtigen wir für die Zukunft auf mehreren Feldern eine enge Zusammenarbeit. Ein erster Vertrag mit Regelung des Zugangs zur Intensivstation ist bereits in Kraft. Weitere konkrete Schritte sind in Prüfung und damit wird die wichtigste Partnerschaft für die Zukunft auf- und ausgebaut. Eine zusätzliche Kooperationspartnerschaft für die Rehabilitation von Prothesenpatientinnen und -patienten ist mit dem Felix Platter-Spital («RehaFelix») geschlossen worden. Auch hier sind im Zuge der Erweiterung von «integrierter Versorgung» zukunftsorientierte Schritte gemacht worden. Diese müssen sich jetzt im Markt bewähren. Hansjörg Kuttler Leitender Anästhesiepflegefachmann 13 Dr. med. Georg Katz Facharzt für Radiologie Schub für die Radiologie Ein ganz wichtiges Qualitätsmerkmal in unserer Klinik ist die Radiologie. Das bildgebende Diagnostikcenter dient primär zur Unterstützung beim Stellen von fundierten Diagnosen und hilft rasch – bildgebend – in Notfallsituationen. Im Jahr 2012 wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Mit einem neuen Radiologie-Informations-System (RIS) und einem neuen Bildarchivierungs- und Verwaltungssystem (PACS) wurden die Voraussetzungen für zusätzliche Prozessverbesserungen geschaffen. Auf der apparativen Seite wurde ein modernes digitales Mammografiegerät als Ersatzanschaffung in Betrieb genommen. Zudem wurden Beschaffungsentscheide im Zusammenhang mit der Ablösung eines MRI, eines Angiografiemessplatzes sowie einer mobilen digitalen Röntgenanlage für die Aufwachstation IMC gefällt. Ab April 2013 stehen diese Geräte im produktiven Einsatz und sollen unserem Institut für Radiologie zusätzlichen Schub verleihen. Herzlichen Dank für Unterstützung und Engagement Allen, die zur Weiterentwicklung unserer Klinik ihren Beitrag geleistet haben, möchte ich ganz herzlich danken. Danken möchte ich unseren Mitarbeitenden, unserer Belegärzteschaft sowie den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten für die stets loyale und konstruktive Zusammenarbeit. In meinen Dank einschliessen möchte ich aber auch alle unsere Patientinnen und Patienten für das Vertrauen, das sie uns geschenkt haben. Stephan Fricker CEO 15 Chronik Der Abend des zweiten Dienstags im Januar . . . . . . ist seit dem 12. Januar 1999 in vielen Agenden fix eingetragen. Diese Tradition soll beibehalten werden, und so wurde am 10. Januar 2012 zum 14. Mal der rote Teppich für unsere Gäste ausgelegt. Und auch zur Tradition gehört es, dass jeder Gast von Stephan Fricker persönlich willkommen geheissen wird. Dass unser Neujahrsevent nichts an Attraktivität eingebüsst hat, zeigten die Reaktionen der zahlreich erschienenen Gäste, die unserer Einladung gefolgt sind. Beim Genuss von kulinarischen Köstlichkeiten aus unserer Küche bot sich auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit zu anregenden Gesprächen, die oftmals die Einführung von SwissDRG zum Thema hatten. Auch unsere Klinik hat sich mit den Konsequenzen der neuen Spitalfinanzierung auseinandergesetzt und die internen Prozesse dieser neuen Abrechnungsstruktur und den damit verbundenen Änderungen angepasst. Dazu gehörten auch bauliche Massnahmen, deren Endtermin auf den 9. Januar 2012 angesetzt – und auch eingehalten – wurde. Mit dem Umbau des Eingangsbereichs im Erdgeschoss ging auch der Einbau von zwei zusätzlichen Operationssälen und einer neuen Tagesklinik im 1. Obergeschoss der Klinik einher. Dadurch waren wir auch infrastrukturell fit für die mit SwissDRG verbundenen Neuerungen. Leider konnten die «Baustellen» in Bezug auf die Festlegung der Baserate oder auch in Bezug auf die Arztabgeltung nicht so einfach einem Ende zugeführt werden. Während die «Baugrube Arztabgeltung» gemeinsam mit der Belegärzteschaft im April geschlossen werden konnte, sind die «Bauarbeiten» in Bezug auf die Baserate immer noch im Gange. Apropos Belegärzte: Im Frühjahr ist mit dem Aushang von Plakaten und Berichten im Radio Basilisk eine Infokampagne für das Belegarztsystem gestartet worden. Mit kurzen und prägnanten Aussagen auf den Plakaten wurde das Belegarzt system dargestellt und die Radio-Statements haben das ihre dazu beigetragen, es der Öffentlichkeit vorzustellen und, nicht zu vergessen, auf die Möglichkeiten einer Behandlung in unserer Klinik hinzuweisen. Dies soll auch auf andere Weise geschehen. Bereits Anfang Jahr wurde nämlich beschlossen, zur Präsentation von Optik und Leistungsfähigkeit unserer Klinik einen Tag der offenen Tür durchzuführen. Am Samstag, den 15. September 2012, war es dann so weit. Rund 2000 Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit genutzt und eine spannende Entdeckungsreise hinter die Kulissen unserer Klinik gewagt. Das überaus abwechslungsreich gestaltete Programm – super, was sich die Mitarbeitenden der Bereiche haben einfallen lassen – beinhaltete auch Fachvorträge von Belegärztinnen und Belegärzten, welche auf grosse Resonanz gestossen sind. Das hat dazu geführt, dass solche Fachvorträge inskünftig zu einem festen Bestandteil der Merian Iselin-Agenda gehören sollen. An dieser Stelle schon heute ein herzlicher Dank an die Adresse derjenigen Belegärzte, welche ihre Bereitschaft zum Mitmachen bekundet haben. 16 Christine Kuentz Direktionsassistentin Ein fester Bestandteil der Merian Iselin-Agenda war sodann die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der TV-Sendung «Gesundheit Sprechstunde». Nachdem Mitte Jahr bekannt wurde, dass dieses Sendegefäss per Ende 2012 aufge geben werden soll, ist der Entscheid nicht schwergefallen, die Partnerschaft auch mit der Nachfolgelösung «Gesundheit heute» aufrechtzuerhalten – insbeson dere auch in Anbetracht der Fachkompetenz und Professionalität der für dieses nationale Sendegefäss verantwortlichen Personen. Und gleich noch eine weitere Partnerschaft. Mit der Vertragsunterzeichnung Ende Oktober 2012 ist unsere Klinik mit dem St. Claraspital eine Kooperation für die Nutzung von dessen Intensivpflegestation eingegangen. Mit diesem Vertrag wird den Patienten unserer Klinik bei Bedarf ein privilegierter Zugang zur Intensivpflegestation des St. Claraspitals gewährleistet und somit die Patientensicherheit weiter erhöht. Von der Patienten- zur Infektsicherheit. Bei diesem Thema wurden mit der Lancierung eines Forschungsprojektes neue Wege eingeschlagen. Im Oktober erfolgte die Unterzeichnung einer entsprechenden Vereinbarung mit dem Labor für Biomechanik der Universität Basel für das Forschungsprojekt «Metabolic activity and mechanical properties of Staphylococcus biofilms», das die Verbesserung der Infektsicherheit im Fokus hat. Ein wichtiges Thema, dem in unserer Klinik höchste Priorität zukommt. Dies zeigt sich auch im Resultat der jährlich von der Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene des Universitätsspitals Basel durchgeführten Messung über die Häufigkeit nosokomialer Infektionen, die im Berichtsjahr zum zweiten Mal ein Resultat von 0 Prozent ergeben hat. Ein Resultat von 0 Prozent auch bei der Untersuchung der hygienischen Händedesinfektion bei unseren Mitarbeitenden. Dieses positive Resultat ist sicher auch ein Zeichen dafür, dass der Einfluss der Händehygienekampagne und die kontinuierlichen Schulungen ihre Wirkung zeigen. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle aber auch die Teilnahme unserer Klinik am nationalen Programm zur systematischen Messung von möglichen Wundinfekten nach Knie- und Hüft-Totalendoprothesen unter dem Patronat von Swiss-NOSO. Kein Jahr ohne Baustelle. Eine solche ist in unmittelbarer Nachbarschaft zur Klinik entstanden. Nach Bekanntwerden der Geschäftsaufgabe des Reisebüros Thommen haben sich die Verantwortlichen der Klinik entschlossen, die frei werdenden Räumlichkeiten an der Eichenstrasse 7 mietweise zu übernehmen und für den Einbau einer Praxis vorzusehen. Während vor einigen Jahren noch Bierzapfhähne im Hopfenkranz entfernt werden mussten, um mit den Arbeiten zum Einbau der Praxis Orthomerian beginnen zu können, galt es nun, die Entsorgung von Reiseprospekten an die Hand zu nehmen, damit die Umbauarbeiten ihren Anfang nehmen und das Reisebüro Thommen einer neuen Bestimmung zugeführt werden konnte. 18 Neu bestimmt werden musste sodann die Nachfolge der im Institut für Radiologie bis anhin in Betrieb stehenden Systeme RIS (Radiologieinformationssystem) und PACS (digitales Bildarchivierungssystem). Nach Evaluation verschiedener Angebote konnten Ende Jahr die Systeme der Firmen Medavis (RIS) und Visus (PACS) das alte System ablösen und neu ihren Betrieb aufnehmen. Dies waren jedoch nicht die einzigen Neuerungen in der Radiologie. Neben der Inbetriebnahme eines neuen Mammografiegeräts wurden Entscheide für weitere Geräteanschaffungen gefällt. Diese werden im Jahr 2013 den Betrieb aufnehmen und den Gerätepark vervollständigen. Nicht nur im Reisebüro Thommen wurde umgebaut. Einem «Umbau» unterzogen wurde im Berichtsjahr auch unsere Website, die per Ende des Jahres unsere Klinik in einem komplett neuen Layout im Internet präsentieren konnte. Nehmen Sie einen Augenschein und lassen Sie sich virtuell durch unsere Klinik führen. Christine Kuentz Direktionsassistentin Sandra Gunzinger Stabstelle Klinikleitung SwissDRG Der «Blindflug» dauert an . . . Die Einführung der Fallpauschale per 1. Januar 2012 hat unsere Klinik vor grosse Herausforderungen gestellt. Eine erste Bilanz von Finanzchef Thomas Straumann zeigt, dass auch nach zwölf Monaten SwissDRG im Administrativbereich nicht alle offenen Fragen eine Antwort gefunden haben. Im Jahresbericht 2011 äusserten wir im Zusammenhang mit der Einführung von SwissDRG und der neuen Spitalfinanzierung auch die Hoffnung, dass das Jahr 2012 Klarheit über die noch ausstehenden Vertrags- und Tariffragen schaffen würde. Leider hat das zuständige Gesundheitsdepartement des Kantons BaselStadt bis Ende dieses Jahres und darüber hinaus bis zur Drucklegung dieses Berichts weder Verträge genehmigt noch Tarife festgesetzt. Wir befinden uns also unverändert im finanziellen und administrativen «Blindflug». Dieser ist trotz einer Zunahme von mehr als 12 Prozent im Bereich der stationären Behandlungen aufgrund der freien Spitalwahl für die ganze Schweiz bisher unfallfrei verlaufen. Dank der Software PABS von AG Büro 70 konnten wir auch elektronisch zeitnah abrechnen. Die vorgenommenen Rechnungskontrollen der Krankenkassen führten zu keinerlei Beanstandungen. Krankenversicherungsgesetz Wie ebenfalls im letzten Jahresbericht nachzulesen ist, konnten wir für 2012 mit der Krankenversicherungs-Gruppe Helsana/Sanitas/KPT sowie den Kassen Visana und Sympany, über die mehr als die Hälfte unserer Fälle abwickelt werden, Verträge abschliessen. Für 2013 kamen wir jedoch mit diesen Partnern zu keiner Einigung mehr, weil sie eine zu hohe Reduktion einforderten. Unvereinbar w aren die Preisvorstellungen der Merian Iselin Klinik auch mit denen der meisten anderen Kassen, wobei diese Verhandlungen zusätzlich vom vertragslosen Zustand von 2012 erschwert wurden. Lediglich mit der Supra konnten wir uns für das laufende Jahr 2013 auf eine Baserate von 10 140 CHF einigen. Nun hoffen wir auf die Genehmigung der abgeschlossenen Verträge und die Festsetzung der Baserate-Tarife durch das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt im Sommer 2013. Dabei erhoffen wir uns einen pragmatischen Entscheid, das heisst eine Baserate im Rahmen des Arbeitspreises von 9970 CHF für das Jahr 2012. Aufgrund der stark abweichenden Positionen von Kassen und Privatspitälern steht aber bereits fest, dass der Entscheid des Gesundheitsdepartements, wie auch immer er ausfallen wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit ans Bundesverwaltungsgericht weitergezogen wird. Dann ist alles offen, denn letztlich handelt es sich um den politischen Entscheid, ob die Prämienoder die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, und in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch um die Frage, wie sich die politische Schweiz zu ihren Privat kliniken stellt. 20 Dr. med. Thorsten Wischer Facharzt für Radiologie Unfallversicherungsgesetz Im UVG-Bereich arbeiteten wir noch mit der «AP-DRG»-Fallkostenpauschale, die wir als eine der wenigen Kliniken bereits 2006 eingeführt hatten, um Erfahrungen mit DRG zu sammeln. Nach diesem System konnten die Belegärzte ihr Honorar direkt mit der Versicherung abrechnen. Im Vorfeld der Umstellung auf SwissDRG auch in diesem Bereich per 2013 fanden ebenfalls Verhandlungen statt. Die Merian Iselin Klinik verhandelte zuerst im Verband der Privatkliniken Schweiz (PKS) mit der zuständigen Zentralstelle für Medizinaltarife (ZMT). Nach deren Scheitern im Herbst führten wir dann die Verhandlungen mit der ZMT als Klinik selbstständig weiter. Unsere Kostenberechnungen zur Ermittlung der Baserate ergaben dann einen massiv höheren Wert als denjenigen, den wir angeboten erhalten haben. Die Differenz resultiert aus dem Benchmarkverfahren, welches die ZMT anwendet. Dabei werden alle Kosten der Kliniken, die sich in der gleichen Gruppe befinden, ermittelt; die ZMT bezahlt dann maximal das gewichtete Mittel aller Fälle aller Kliniken. Da der UVG-Bereich für uns mengenmässig wichtig ist, haben wir uns entschlossen, den Preis der ZMT zu akzeptieren. Zusatzversicherungen Der Jahresbericht 2011 der Merian Iselin Klinik stellt zu diesem Thema in Aussicht, dass die neue Spitalfinanzierung ab 2012 die Zusatzversicherungen massiv entlasten wird. Leider hat dies nicht zu nennenswerten Prämienreduktionen geführt. Das Produkt «3. Klasse ganze Schweiz» ist in der Region Nordwestschweiz bei den aktuellen Referenzwerten nicht mehr notwendig und für die Krankenkassen zur reinen «cash cow» geworden. Codierung Im System SwissDRG kommt der Codierung, das heisst der möglichst genauen Beschreibung und Einordnung der behandelten Fälle eine grosse Bedeutung zu. Darauf waren wir vorbereitet, hat doch die Merian Iselin Klinik ihre Codier- Abteilung bereits 2006 aufzubauen begonnen; allerdings noch nach dem bis letztes Jahr praktizierten System «All Patients»-DRG. Für uns war SwissDRG also mehr Systemumstellung als Revolution. Unsere drei hauseigenen Codierer kommen ursprünglich aus den Bereichen Administration, Physiotherapie und Operationssaal und verfügen damit über hohe Sach- und Fachkompetenz in den drei wichtigsten Bereichen, die bei der Codierung in unserem Haus eine Rolle spielen. Sie eruieren aus der medizinischen Dokumentation wie Anästhesie- und Pflegeprotokollen sowie dem Operationsbericht sogenannte Diagnose- und ProzedurenCodes, die dann die Grundlage für die korrekte Zuordnung des Falls und dessen Abrechnung bilden. Dass unsere Codierung auch unter dem neuen Regime kor- 22 Barbara Laville Stationsleiterin Jadranka Mrvic Stationsleiterin rekt gearbeitet hat, zeigt das Resultat der Revision. Bei uns haben die Revisoren 180 Fälle nachgeprüft und darunter nur 5 gefunden, in denen sie eine andere DRG für richtig gehalten hätten. Das ist eine Fehlerquote von nur 2,8 Prozent auf einer Skala, auf der alles als «sehr gut» gilt, was unter 5 Prozent liegt. Zusammenfassend können wir zur wirtschaftlichen Situation der Klinik im ersten SwissDRG-Jahr drei Dinge festhalten: •Das neue Regime hat unserer Klinik einen Zuwachs an Fällen gebracht. •Was wir in unserer Arbeit selber beeinflussen können, haben wir gut gemacht. • Wo wir auf Entscheide Dritter angewiesen sind, bleibt eine Hängepartie. Was geschieht, wenn wir in ein paar Jahren – nach einem Tarifentscheid des Bundesverwaltungsgerichts – rückwirkend alle Abrechnungen seit 1. Januar 2012 neu aufrollen und je nachdem Rückerstattungen gewähren müssen, wagen wir uns heute noch gar nicht auszumalen. Thomas Straumann CFO Thomas Straumann 25 25 Round Table Anästhesie, Pflege, OP Das Kostenbewusstsein ist in allen Bereichen gewachsen . . . Die Einführung von SwissDRG hat in allen Bereichen des Merian Iselin, Klinik für Orthopädie und Chirurgie, Veränderungen mit sich gebracht. Eine Bilanz nach 366 Tagen SwissDRG mit den Chefs von Anästhesie, Pflege und Operationssaal, Dr. Jacques Moerlen, Michèle Montenach und Evelyne Graff. Wie hat sich die neue Praxis des Nüchterneintritts der meisten Patientinnen und Patienten am Operationstag selbst bewährt? Dr. Jacques Moerlen: Sowohl die Anästhesieärztinnen und -ärzte wie auch das Sekretariat und unsere Patientinnen und Patienten sind sehr zufrieden mit der Regelung. Gefordert hat uns auf Klinikseite die Koordination der vorgelagerten Anästhesiesprechstunden. Da sind wir mit 7000 Terminbegehren im vergangenen Jahr förmlich überrannt worden. Die Arbeitsbelastung der Klnik hat insgesamt zugenommen, weil sich die Behandlung auf eine kürzere Zeitdauer konzentriert. Wie hat sich der verkürzte Klinikaufenthalt der Patienten vor der Operation auf die Abläufe in der Pflege ausgewirkt? Michèle Montenach: Mit den Nüchterneintritten haben sich die Prozesse geändert und haben damit die Arbeit verlagert. Verschiedene Daten der Patientinnen und Patienten werden nun von den Anästhesieärzten ins elektronische Evelyne Graff Leiterin OP Michèle Montenach Pflegedirektion Klinik-Informationssystem MCC (nach seinem Hersteller «Meierhofer Clinical Competence», Red.) eingegeben. Probleme entstehen allenfalls dann, wenn das geplante Programm im Operationssaal umgestellt werden muss, weil zum Beispiel eine Operation ausfällt. Dann ruft der Saal den nächsten Patienten ab, bevor dieser richtig «angekommen» ist. Das kann unsere Patientinnen und Patienten unter Stress s etzen. Das Umdenken war nicht immer einfach, auch für die Chefs nicht. Arbeitspläne mussten anders gestaltet werden, denn das DRG überträgt der Station auch mehr Überwachungsaufgaben. Früher blieben Pa tienten nach Protheseneinsätzen die ganze Nacht auf der IMC, jetzt werden sie schon am gleichen Abend auf die Abteilung verlegt. Vor welche Herausforderungen stellen die verkürzten Vorläufe die Leitung der Operationssäle? Evelyne Graff: Wir haben uns schon vor SwissDRG gewissenhaft und präzis auf jeden Operationstag vorbereitet. Durch das neue Regime sind die Prozesse in der Anästhesie, im OP, auf der IMC und auf den Pflegestationen schlanker geworden, was sich auch auf unsere Arbeit auswirkt. Wir haben Anpassungen vornehmen müssen, aber nach einem Jahr kann ich sagen: Wir haben es gut im Griff. Wie haben sich die zuweisenden Ärzte mit den veränderten Bedingungen zurechtgefunden? Jacques Moerlen: Im Allgemeinen gut, von Anlaufschwierigkeiten abgesehen. So kam es vor, dass Patienten mit blutverdünnenden Mitteln eingetreten sind, weil der behandelnde Arzt nicht daran gedacht hatte, sie abzusetzen. Aber wir versuchen solche Friktionen so gut als möglich aufzufangen, und gerade in solchen Fällen hat sich die Anästhesie-Sprechstunde sehr bewährt. Da sehen wir die Patientinnen und Patienten ein paar Tage vorher und können noch korrigierend einwirken. 27 Dr. med. Jacques Moerlen Facharzt FMH für Anästhesiologie, Chefarzt Anästhesie Welche Auswirkungen hat SwissDRG auf den gesamten stationären Aufenthalt und auf die Pflege Ihrer Patientinnen und Patienten? Michèle Montenach: Das Fallpauschalen-System gibt ja nun vor, wie lange beispielsweise Patientinnen und Patienten mit Knie- und Hüftprothesen in der Klink bleiben. Die Codierabteilung vermerkt im System, wann der Patient bei normalem Verlauf austreten kann respektive muss. Dieser optimale Fall tritt nicht immer ein; manchmal muss jemand länger bleiben, aber dann gibt es einen bestimmten Grund, und der wird anders codiert. Interessant ist, dass die Systemumstellung in einigen Fällen zu einer Verlängerung des Klinikaufenthalts geführt hat. Jacques Moerlen: Der Wegfall der tageschirurgischen Abgeltung ist auch eine Folge der Einführung von SwissDRG. Mit diesem Tarif konnte man viele Fälle ambulant abwickeln. Unter DRG wird nun aber eine minimale Liegedauer verlangt. Eine ambulante Durchführung nach TARMED wiederum wird der Situation des Belegarztes mit einer Praxis im Hintergrund unzureichend gerecht und deshalb nicht genutzt. Die stationären Fallzahlen haben in der Merian Iselin Klinik im vergangenen Jahr um 12 Prozent zugenommen. Wie haben die Operationssäle dieses Wachstum verkraftet? Evelyne Graff: Mit verschiedenen und notwendigen Anpassungen. Wir haben das Verbrauchsmaterial überprüft und standardisiert sowie das Implantatesortiment adjustiert. Die Operationen werden noch präziser geplant als früher. Wir haben die Kapazität ausgebaut und einen zusätzlichen Saal in Betrieb genommen. Und wir verlangen von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch mehr Flexibilität als bisher. Früher war das Operationsprogramm in der Regel spätestens um 15.00 Uhr beendet; heute wird oft bis 17.00 oder 18.00 Uhr gearbeitet. 28 Mit welchen Neuerungen mussten Ihre Abteilungen im Bereich der elektronischen Systeme und Datenverarbeitungen unter SwissDRG umgehen? Michèle Montenach: Die elektronische Krankengeschichte hatten wir ja schon vorher eingeführt; da hat sich nichts geändert. Umstellungen gab es natürlich in den Codier- und Abrechnungssystemen und an gewissen Schnittstellen; diese fielen allerdings für uns auf der Station nicht mehr gross ins Gewicht. Jacques Moerlen: In der Anästhesie spürten wir die Veränderungen stärker. Unter dem neuen Regime können wir nicht mehr ohne elektronische Erfassung und Dokumentation arbeiten. In diesem Bereich haben wir auch die grösste «Baustelle», weil die Belegärzte keinen Zugang zum System haben. Generell hat die Codierung vor allem der Nebendiagnosen an Wichtigkeit gewonnen. Damit man einen Pa tienten der richtigen DRG-Gruppe zuweisen kann, ist es wichtig, dass seine Begleit erkrankungen auf allen Stufen mit dem entsprechenden Code erfasst werden. Bilanz und Ausblick zum Schluss: Was erlebten Sie in Ihren Bereichen im Jahr 1 von SwissDRG positiv, was negativ? Welche Erwartungen hegen Sie in Bezug auf die Zukunft? Evelyne Graff: Positiv sind die Veränderungen, die wir gut bewältigen und für welche wir intern schnell Lösungen finden, indem wir unsere Prozesse anpassen. Bei den Belegärzten stellen wir auch ein erhöhtes Kostenbewusstsein fest; daran sind wir als Klink auch interessiert. Und an dieser Sensibilität wollen wir weiter arbeiten – auch mit der Industrie, die eine breite Palette von Prothesen anbietet. Jacques Moerlen: Das Kostenbewusstsein auf allen Stufen der Hierarchie und in allen Bereichen der Klinik ist in der Tat ausgeprägter geworden. Das ist positiv, weil dies letztlich der Zweck der neuen Spitalfinanzierung und von SwissDRG ist. Das Fallpauschalen-Prinzip erhöht die Transparenz im Gesundheitswesen: Man kann die Leistungen zwischen den Spitälern nun eher vergleichen. Die Kosten im Gesundheitswesen wird es nicht dämpfen, weil es immer mehr Leute gibt, die immer älter werden, höhere Erwartungen an ihre Lebensqualität haben und dadurch mehr Leistungen der Medizin konsumieren. Michèle Montenach: Negativ für die Pflege ist die Belastung zu Spitzenzeiten: Wenn am Morgen gleichzeitig zehn Patienten nüchtern eintreten, dann ist das für uns wirklich ein Kraftakt. Und wenn die Aufenthaltsdauer weiter sinkt, heisst das für uns: Wir müssen noch mehr Sensibilität entwickeln dafür, wie man auf die Leute zugeht, wie man sie pflegt und wie viel Zeit man ihnen widmet, damit sie rasch wieder gesund werden. Das ist schliesslich – in jedem System – immer noch die Hauptsache. 29 SwissDRG Ein Thema – viele Meinungen Auch unter den Belegärztinnen und Belegärzten der Merian Iselin Klinik war das Fallpauschalen-Prinzip im Berichtsjahr ein viel diskutiertes Thema. Die Abrechnung nach SwissDRG hat direkte Auswirkungen auf ihre Arbeit. Sechs Meinungen von vielen. Führt zur Verteuerung Das DRG-Tarifwerk ist ein weiteres gesundheitspolitisches Konstrukt, welches enorm viel Geld verschlingt für eine aufgeblasene Infrastruktur und Bürokratie. Das schafft entsprechende Arbeitsplätze in einem immer grösseren Gesundheitsmarkt, wo viel Geld verdient werden kann, verteuert so das Gesundheitswesen, bringt aber keinen Vorteil – weder in der Beziehung zwischen Arzt und Patient noch für den Patienten selbst. Dr. med. Christoph Holenstein Facharzt FMH für Orthopädische Chirurgie Spezialarzt für Hüft- und Kniechirurgie Sportmedizin SGSM Praxisgemeinschaft für Orthopädie Clarahof Dr. med. Christoph Holenstein 30 Dr. med. Osama Shahin Facharzt FMH für Urologie Druck hat zugenommen Schon früh im Jahr 2012 verkünden Vertreter von Politik und Gesundheitswesen, dass SwissDRG erfolgreich eingeführt worden sei. Als Belegarzt versuche ich derweil, auch grundversicherte Patientinnen und Patienten trotz erschwerter Bedingungen weiterhin qualitativ optimal zu versorgen. Insbesondere achte ich darauf, dass – trotz der knappen Berechnung der Fallpauschalen – niemand zu früh nach Hause entlassen wird. Der ökonomische Druck ist mit Einführung von DRG für Ärzte und Spitäler spürbar angestiegen. Er führt uns beinahe täglich an die Grenzen des Machbaren. Ist das der Erfolg, von dem gesprochen wird? Dr. med. Ingo Eisenbarth Facharzt FMH für Handchirurgie, Praxis Orthopädie am Rhy Auf Kosten des Komforts Im Fachbereich Handchirurgie, in welchem sehr viele Eingriffe ambulant durchgeführt werden können, hat sich SwissDRG recht moderat ausgewirkt. Unter DRG tritt leider das Patientenbedürfnis gegenüber der reinen Diagnose und Gruppierung der Erkrankung in den Hintergrund. Bei Mehrfachdiagnosen oder möglichen Kombinationseingriffen wird das System inadäquat. Oft bleiben Patientenkomfort und sinnvolles Handeln auf der Strecke. Schwierig fassbar Ziel war es doch, ein guter Arzt zu werden und den Patienten kompetent, effizient und empathisch zu helfen. In den letzten Jahren jedoch schlich sich das Bewusstsein, nicht einfach als guter medizinischer Fachmann gefragt zu sein, wie nasse Kälte unter die Haut. DRG wurde zum schwierig fassbaren, sagen- und mythenumwobenen Ungeheuer. Die Strategien der Ärzteschaft schienen unterschiedlich Ignoranz, Akzeptanz, Dissonanz – in alle Richtungen stoben die Mediziner auseinander. Ich persönlich flüchtete mich in die beobachtende Möchte-gern-Ignoranz. Nach wie vor ist mir vieles unklar, aber ich beobachte mit grossem Vertrauen, wie mein Partner Merian Iselin mit Verve und Ausdauer dem mutmasslichen Ungeheuer entgegentritt. Derweil kann ich mich in Ruhe dem zuwenden, was ich gerne tue und hoffentlich gut kann, nämlich meinen Patientinnen und Patienten Tag für Tag ein guter Arzt zu sein. Dr. med. Andreas Zehnder Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten FMH Hals- und Gesichtschirurgie FMH Praxis HNO im Park Dr. med. Andreas Zehnder 33 Dr. med. Dieter Meier Fragwürdige Regelungen Den offensichtlichen Vorteil der neuen Spitalfinanzierung sehe ich im Bekenntnis zur freien Arzt- und Spitalwahl ohne wesentliche Einschränkung auch für ausserkantonale Behandlung. Für mich nicht nachvollziehbar ist die finanzielle Bestrafung bei einer kurzen Behandlungsdauer (Kurzlieger). Ziel einer effizienten sta tionären Behandlung muss aus medizinischer und gesundheitsökonomischer Sicht die möglichst rasche Entlassung der Patienten sein. Für mich ebenfalls unverständlich ist die Einführung eines Abgeltungssystems, bei dem gew isse kombinierte Behandlungen (z. B. die gleichzeitige Operation zweier Krankheiten) nicht adäquat bezahlt werden oder bei dem Zweiteingriffe bzw. erneute Spital eintritte erst nach einer definierten Anzahl Tage möglich sind, um abgerechnet werden zu können. Ich bedaure, dass eine vernünftige, rationelle und kosten bewusste medizinische Betreuung einem rigiden Abrechnungsregelwerk untergeordnet werden muss. Dr. med. Dieter Meier Facharzt FMH für Gynäkologie und Geburtshilfe 34 PD Dr. med. Roland de Roche Facharzt FMH für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie Gewinner und Verlierer Wie bei jedem Systemwechsel gibt es auch bei der DRG-Pauschalabgeltung Gewinner und Verlierer. Die Rekonstruktive Chirurgie ist in den traditionellen Einzel leistungsentgelten von den Kostenträgern in die Ecke der «unnötigen» Schönheitschirurgie abgedrängt und entsprechend schlecht bezahlt worden. Dies wird durch DRG mehrheitlich korrigiert und bringt fairere Abgeltungen. Aber natürlich hat das System Kinderkrankheiten. Beispiel: Die Operation zur Verkleinerung einer Riesenbrust dauert knapp zwei Stunden, jene von zwei Brüsten gegen vier Stunden – und das System zahlt für ein- oder beidseitige Eingriffe exakt dieselbe Pauschale! Will es damit erreichen, dass wir in einem Spitalaufenthalt nur eine Brust operieren? Oder will es Operateur und Narkosearzt sagen, dass sie auf der zweiten Seite langsam wissen sollten, wie der Eingriff geht? Organigramm Stiftungsrat Marc C. Theurillat, Präsident Dr. Kathrin Amacker Dr. Jeanne Fürst Dr. Niklaus Honauer Dr. Jörg Christian Schulenburg Judith van der Merwe Dr. Edouard H. Viollier (bis 31.12.2012) Direktion Stephan Fricker Operations Rolf Schwendener Stv. Klinikdirektor Pflege Michèle Montenach Vertreter der Klinikärzte Dr. Jacques E. Moerlen Institute Dr. Cyrill Berchtold Vertreter der Belegärzteschaft Dr. Lukas G. Lorez 36 Geschäftsleitung Human Resources Therese Ledergerber Finanzen & Controlling Thomas Straumann Kennzahlen 2012¹2011 2010 2009 Pflegetage Orthopädie Chirurgie 22 823 26 572 26 239 27 955 4 667 6 240 6 461 7 023 HNO 812 1 375 1 160 1 544 Medizin 379484 580999 Neurologie 103285366509 Total 28 784 34 956 34 806 38 030 Orthopädie 4 591 3 912 3 777 3 704 Chirurgie 1 382 1 330 1 282 1 337 Patienten / Fälle HNO 372390 314363 Medizin 203166 157211 Neurologie Total 1439 4960 6 562 5 837 5 579 5 675 Aufenthaltsdauer / Tage Orthopädie 4.976.796.95 7.55 Chirurgie 3.384.695.045.25 HNO 2.183.533.694.25 Medizin 1.872.92 3.69 4.73 Neurologie 7.367.31 7.478.48 Total 4.395.996.24 6.70 Herkunft / Patienten Basel-Stadt 2 774 2 288 2 225 2 338 Baselland 2 498 2 347 2 246 2 274 Aargau 275228 225 233 Solothurn 293264 254 227 Bern 4245 5334 Übrige Schweiz 240 Ausland 440493415422 Total 172 161 147 6 562 5 837 5 579 5 675 6 363 8 330 8 241 9 041 Klasse / Pflegetage Privat-Abteilung Halbprivat-Abteilung 7 482 9 747 10 878 10 842 Allgemein-Abteilung 14 939 16 879 15 687 18 147 Total 28 784 34 956 34 806 38 030 ¹ Seit 2012 werden Fälle und Pflegetage nach SwissDRG berechnet. Anstelle von Tagen werden die Nächte gezählt. 37 Finanzdaten Gehälter, Sozialleistungen Belegarzthonorare Medizinischer Bedarf Lebensmittel-, Haushaltsaufwand 20122011 20102009 43 099 102 37 599 170 36 834 478 36 374 625 6 397 692 2 932 335 2 825 590 2 893 965 15 695 538 16 818 557 15 723 846 15 260 353 2 724 315 2 411 065 2 450 340 2 564 383 Übriger Aufwand 22 264 898 19 091 757 19 890 319 17 906 259 Total Aufwand 90 181 545 78 852 883 77 724 573 74 999 584 Medizinische Erträge 90 862 069 73 771 564 72 831 369 70 063 488 Beiträge Kantone Total Ertrag Nettoergebnis Klinik 0 5 860 000 5 698 764 5 619 947 90 862 069 79 631 564 78 530 133 75 683 435 680 524 778 681 805 560 683 851 Neutraler Ertrag −9 999 167 258 102 440 130 433 Gesamtergebnis 670 525 945 939 908 000 814 284 38 Operationstätigkeit 20122011 Operationsstatistik in % absolut in % absolut 10.8 % 798 14.7 % 1 071 Gefässchirurgie 4.7 % 347 4.7 % 340 HNO, Kieferchirurgie 4.8 % 355 6.4 % 465 Chirurgie Orthopädie 70.1 % 5 182 64.1 % 4 676 Plastische Chirurgie 4.2 % 311 4.4 % 324 Urologie 5.4 % 399 5.7 % 418 Highlights aus der Orthopädie absolutabsolut Hüftprothesen (inkl. Wechsel) 700 644 davon Wechsel 57 59 Knieprothesen (inkl. Wechsel) 876 743 davon Wechsel 45 52 Schultereingriffe639494 davon Schulterprothesen 58 46 Knieeingriffe 1 436 1 435 arthrosk. vorderer Kreuzbandersatz 176 135 Eingriffe am Fuss 447 450 39 Anästhesie – Physio – Labor – Radiologie 2012 2011201020092008 Anästhesiestatistik Anzahl Anästhesien Allgemeinanästhesien (Inhalations- und IV-Anästhesien) 24 % 25 % 24 % 22 % 24 % 63 % 64 % 66 % 69 % 67 % mit Allgemeinanästhesie 9 % 7 % 6 % 6 % 6 % MAC (Monitored anesthesia care) 4 % 4 % 4 % 3 % 3 % 85 74 58 65 73 7 392 7 294 7 012 7 009 6 889 Stationär 4 845 4 287 4 188 4 146 4 032 Ambulant 2 064 2 197 2 122 2 314 2 167 Total Patientenzahlen 6 909 6 484 6 310 6 460 6 199 85 678 86 042 85 517 87 757 88 578 Regionalanästhesien (Spinal-, Epidural, Interskalenus, Plexus etc.) Kombination von Regional- Schmerztherapie (absolut) Total durchgeführte Anästhesien Institut für Physiotherapie Anzahl behandelter Patienten Labor Anzahl Analysen Eigenblutentnahmen 192 214288403458 Institut für Radiologie Stationär 2 337 3 398 3 441 3 213 3 015 Ambulant 16 735 15 126 16 811 16 887 13 391 Total Patientenzahlen 19 072 18 524 20 252 20 100 16 406 Entwicklung Personal nach Stellen (Jahresdurchschnitt) Anzahl Stellen 40 383.26 370.02 374.31 366.05 360.10 Texte: Merian Iselin, Roger Thiriet Gestaltung und Fotografie: Schaffner & Conzelmann, Basel Druck: Steudler Press AG 2012 Föhrenstrasse 2 CH-4009 Basel T +41 61 305 11 11 F +41 61 305 18 66 [email protected] www.merianiselin.ch Jahresbericht