Regeln und Steuern von Heizungsanlagen
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Regeln und Steuern von Heizungsanlagen
Regeln und Steuern von Heizungsanlagen Building Technologies s Inhaltsverzeichnis 1. Regeln und Steuern eines Heizkessels 1.1 1.2 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.3.5 1.4 1.4.1 1.4.2 1.5 1.5.1 1.6 1.7 1.7.1 1.7.2 1.7.2.1 1.7.3 1.8 1.9 1.10 2. Regeln und Steuern von Mehrkesselanlagen 2.1 2.2 2.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 2.4.5 2.4.6 2.4.7 2.4.8 2.4.9 2.4.10 2.4.11 3. Steuern, Regeln und Überwachen von Öl- und Gasbrennern 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.8.1 3.8.2 3.8.3 3.8.4 3.8.5 3.8.6 Einleitung Regelung der Kesselwassertemperatur Schalten von Brennerstufen Schalten mit Kesselthermostaten Einschaltverhältnis ε (Epsilon) Dynamische Schaltdifferenz xσ (x Sigma) Schalten mit Integralen Σ (K * Minuten) Modulierende Brenner Anlagen ohne Kesselpumpe Lastverhalten Kesselwassermenge bei variabler Last Anlagen mit Hauptpumpe und drucklosem Verteiler Lastverhalten Führung der Kesseltemperatur Kessel- Rücklauftemperatur-Hochhaltung Begrenzung auf Verbrauchergruppen wirkend Begrenzung auf ein separates Stellglied wirkend Bypass-Anordnung bei drucklosem Verteiler und zentraler Rücklaufhochhaltung Rücklaufhochhaltung mit Kesselbeimischpumpe mit Thermostat Heizkessel mit Speicher Kessel mit Abgaswärmetauscher Bedarfsgeführte Wärmeerzeugung Einleitung Hydraulische Parallel- oder Serieschaltung der Kessel Anforderungen an die Kesselfolgeschaltung Umschaltkriterien zur Folgesteuerung Handsteuerung Folgesteuerung nach der Aussentemperatur Folgesteuerung nach der Kesseltemperatur Folgesteuerung nach der Laständerung unter Einbezug des Einschaltverhältnisses ε Folgesteuerung nach der Verbraucher-Vorlauftemperatur Folgesteuerung nach der gemeinsamen Kessel-Rücklauftemperatur Folgesteuerung nach dem Maximalwert der Voroder Rücklauftemperatur Folgesteuerung mit «hydraulischer Weiche» Folgeschaltung nach der Speicherladung Folgesteuerung nach der Brennerlast Folgeregelung mit dem Modulationsgrad von Brennwertkesseln Einführung Der Feuerungsautomat Gebläsebrenner Brenner ohne Gebläse Leistungssteuerung für zwei- oder mehrstufige Brenner Modulierende Brenner-Leistungssteuerung Das Flammenüberwachungsprogramm Die Grundstruktur des Inbetriebsetzungsprogramms Betriebspause Regeleinschaltung (Startbefehl) Vorspülung Vorzündung Sicherheitszeit Regelabschaltung 6 6 8 8 10 11 12 13 13 13 14 16 16 17 18 19 22 24 25 26 27 28 29 29 31 32 32 32 33 34 34 36 38 39 40 42 42 44 46 47 48 49 49 50 51 51 51 53 53 54 54 3 3.9 3.9.1 3.9.2 3.9.3 3.9.4 3.9.5 3.9.6 3.10 4. Regeln und Steuern der Wärmeabgabe und Fernwärmeübergabe 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.2 4.2.1 4.2.2 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.4 4.4.1 4.4.2 4.5 4.6 4.7 4.8 4.8.1 4.8.2 4.8.3 4.8.4 4.9 4.9.1 4.9.2 4.10 4.11 4.12 4.12.1 4.12.2 4.12.3 4.12.4 4 Besonderheiten bei der Steuerung von Gebläsebrennern kleiner bis mittlerer Leistung Der Luftdruckwächter kann vielfach entfallen Kontrollierte Ölvorwärmung Lange Vorzündung Nachzündung / Wiederzündung Startrepetition oder Störabschaltung bei Flammenausfall Besonderheiten bei der Steuerung und Überwachung atmosphärischer Gasbrenner Die stetige Regelung des Restauerstoffgehalts im Abgas (λ-Regelung) Raumtemperatur-Regelung Allgemeines zur Raumtemperatur-Regelung Raumtemperaturregelung direkt auf Brenner wirkend Stetige Raumtemperatur-Regelung auf Mischer wirkend Raum-/Vorlauftemperatur-Kaskadenregelung Aussentemperatur- oder witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung Korrektur und Nachtabsenkung des Raumtemperatur Sollwertes Führungseinfluss der Raumtemperatur Individuelle Einzelraum-Temperaturregelung Thermostatische Heizkörperregler Einfache Einzelraum-Temperatur-Regelsysteme Einzelraumregler integriert in GebäudeautomationsSysteme Einzelraum-Regelsystem, kombiniert mit der Messung des Energieverbrauchs pro Nutzeinheit Heizgrenzen-Schaltautomatik Jahres-Heizgrenzen-Schaltautomatik (Sommer/Winter-Umschaltung) Tages-Heizgrenzen-Schaltautomatik Optimierung der Ein- und Ausschaltzeiten Schnellabsenkung / Schnellaufheizung Adaptive (selbstlernende) Heizkennlinie Pumpenregelung und -steuerung Differenzdruckabhängige Drehzahlregelung Drehzahlregelung nach Ventilposition der Verbraucher Pumpen-Nachlauf Periodischer Pumpenlauf Frostschutzfunktionen Anlagenfrostschutz Raum- oder Gebäude-Frostschutz Kaminfeger-Funktion Handbetrieb der Heizungsanlage Regelung und Steuerung der Nah- und Fernwärme-Übergabe Übergabestation Wärmezähler Druckdifferenz-Regelung Begrenzungs-Funktionen 55 55 55 55 56 56 57 58 60 60 61 64 65 67 69 70 71 72 75 76 77 79 80 80 81 82 82 83 83 87 87 87 87 87 87 88 88 88 88 89 91 92 5. Regeln und Steuern von Brauchwarmwasser-Anlagen 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.2 5.2.1 5.2.2 Brauchwasserladung mit innenliegendem Wärmetauscher Mit Ladepumpe, ohne Vorlaufregelung Vorlaufregelung mit Beimischschaltung Umlenkschaltung Brauchwasserladung mit externem Wärmetauscher Vorlauf geregelt mit primärseitigem Ventil Speichervorlauf geregelt mit primär- und sekundärseitigem Ventil Spezielle Funktionen bei Brauchwasserladungen 96 97 98 99 100 101 104 104 106 106 106 107 107 108 108 109 109 110 111 112 112 113 113 114 115 115 115 115 115 115 116 117 117 117 6.9 6.9.1 6.9.2 6.9.3 6.9.4 Einleitung Funktionsprinzip der Wärmepumpe Die Wärmequellen Wärmequelle Aussenluft Wärmequelle Erdreich Wärmequelle Grundwasser Wärmepumpen-Benennung Betriebsarten Monovalenter Betrieb Spezialfall monoenergetischer Betrieb Bivalenter Betrieb Bivalent-alternativer Betrieb Bivalent-paralleler Betrieb Bivalent-parallel/alternativer Betrieb Wahl der Betriebsart Kennzahlen für Wärmepumpen Die Leistungszahl ε Die Jahresarbeitszahl β Die Regelbarkeit der Wärmepumpe Heizleistungsregelung direkt an der Wärmepumpe Heissgas-Bypass- oder Saugdrossel Kompressor Ventilabhebung Kompressordrehzahlregelung Wärmepumpe Ein-/Aus-Regelung Regelgrössen für Ein-/Aus-Regelung Die Betriebsgrenzen der Wärmepumpe Verdampfungsdruck Betriebsgrenze Kondensationsdruck Betriebsgrenze Bestimmen der maximal zulässigen KondensatorEintrittstemperatur Wärmespeicherung Wärmepuffer / Wärmespeicher Schichtladung und Stufenladung von Speichern Laderegelung des Wärmespeichers Anlagen ohne Wärmespeicher 119 121 121 121 122 123 7.1 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.3 Einleitung Die verschiedenen Schaltungen Solaranlage mit einem Kollektorfeld Solaranlage mit zwei Wärmetauschern im Speicher Solaranlage mit zwei Kollektorfeldern Regelung bei Einbindung in Gesamtanlage 124 125 125 125 128 129 5.3 6. Regeln und Steuern von Wärmepumpenanlagen 7. Regeln und Steuern von Solaranlagen 6.1 6.2 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.4 6.5 6.5.1 6.5.1.1 6.5.2 6.5.2.1 6.5.2.2 6.5.2.3 6.5.3 6.6 6.6.1 6.6.2 6.7 6.7.1 6.7.1.1 6.7.1.2 6.7.1.3 6.7.2 6.7.2.1 6.8 6.8.1 6.8.2 6.8.2.1 102 103 5 1. Regeln und Steuern eines Heizkessels 1.1 Einleitung Von den Heizkessel- Herstellern werden verschiedene Grenzwerte vorgeschrieben, wie: • minimal zulässige Kesselwassertemperatur • minimal zulässige Rücklauftemperatur • minimaler Durchfluss durch den Heizkessel Weiter müssen je nach Anlagentyp noch zusätzliche Anforderungen erfüllt werden, wie: • energieoptimierter Betrieb der Anlage • möglichst tiefe Rücklauftemperatur bei Kondensationskesseln, damit überhaupt kondensiert werden kann Ein wichtiger Punkt ist auch die Einschalthäufigkeit des Brenners, weil kurze Brennerlaufzeiten einen schlechten Nutzungsgrad ergeben. Dies führt zu einer weiteren Randbedingung: • minimal Betriebsdauer des Brenners Bedingungen teilweise gegenläufig Diese Bedingungen sind teilweise gegenläufig. So lässt sich beispielsweise eine, aus regelungstechnischer Sicht, wünschenswert kleine Schwankung der Kesselwassertemperatur nicht ohne weiteres mit der Forderung nach langen Brennerlaufzeiten unter einen Hut bringen. Nachfolgend werden verschiedene grundsätzliche Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, um diese Randbedingungen zu erfüllen. Je nach eingesetzten Anlagekomponenten, Reglern und Systemen, ist die eine oder andere Lösung sinnvoller oder es muss eine Kombination der vorgestellten Ansätze in Betracht gezogen werden. 1.2 Regelung der Kesselwassertemperatur Thermostatenregelung Eine einfache und nach wie vor häufig angewendete Lösung zur Regelung der Kesselwassertemperatur ist die Thermostatenregelung. Es werden dabei verschiedene Kesselthermostaten eingesetzt, nämlich ein Regelthermostat, Sicherheitstemperaturbegrenzer und teilweise auch noch Sicherheitstemperaturwächter. Ein Thermostat ist eine Kombination von einem Zweipunktregler mit Sollwertgeber und einem Fühler in einem Bauteil. 3 4 1 2 Fig. 1-1 6 w 6 5 Heizkessel mit Regelthermostat und Sicherheitstemperaturbegrenzer 1 Heizkessel 2 Brenner 3 Regelthermostat 4 Sicherheitsttemperaturbegrenzer 5 Zweipunktregler mit Sollwertgeber 6 Fühler Bei einer Thermostatenregelung schaltet der Regelthermostat (3 in Fig.1-1) den Brenner unterhalb einer gewissen Kesselwassertemperatur ein (xu) und schaltet diesen beim Überschreiten des oberen Schaltpunktes (xo) wieder aus (Fig. 1-3). Kesselthermostaten sind meist auf die Ausschalttemperatur (d.h. xo = w) geeicht und arbeiten mit einer Schaltdifferenz XD von ca. 6 K. Sehr oft werden auch Regelthermostaten mit einstellbarer Schaltdifferenz verwendet. EIN AUS ϑ [°C] xu Fig. 1-2 XD xo = w Statische Kennlinie eines Regelthermostaten Daraus ergibt sich dann folgendes dynamisches Verhalten: ϑ [°C] xo xu Kesselwassertemperatur ϑK (z.B. w = 70 °C) XD Aussentemperatur ϑA 0 Fig. 1-3 Sicherheitstemperaturwächter und -begrenzer t Verlauf der Kesselwassertemperatur bei einer Thermostatenregelung ■■ Brenner EIN Zur Gewährleistung der notwendigen Sicherheitsfunktionen werden bei einem Heizkessel Sicherheitstemperaturbegrenzer und teilweise auch noch Sicherheitstemperaturwächter eingebaut. Der Sicherheitstemperaturbegrenzer schaltet bei zu hoher Kesseltemperatur die Anlage aus. Er muss manuell entriegelt werden, d.h. jemand muss die Anlagesituation, die zum Ausschalten geführt hat, vor Ort überprüfen. Der Sicherheitstemperaturwächter schaltet beim Erreichen des eingestellten Grenzwertes ebenfalls die Anlage aus, schaltet aber automatisch wieder zurück, wenn sich die Kesseltemperatur wieder genügend abgekühlt hat. Thermostaten sind in der Regel eigensicher gebaut, d.h. sie schalten im Falle eines Defektes (z.B. Bruch der Fühlerleitung) den Kessel aus. 7 D G E F C B H A= B= C= D= E= F= G= H= Fühler mit Ausdehnungsflüssigkeit Dose mit Membrane Metallkugel Mikroschalter Sollwerteinstellung Drehpunkt Druckfeder Drehpunkt bei Bruch resp. für Eigensicherheit A 1.3 Schalten von Brennerstufen 1.3.1 Schalten mit Kesselthermostaten 8 Fig. 1-4 Kesselthermostat (mögliche Bauform) Fig. 1-5 Doppelthermostat (versch. Kombinationen von Temperaturreglern/-wächtern und Sicherheitsbegrenzer möglich) Temperaturwächter und Sicherheitstemperaturbegrenzer (für Einbau in Kesselschaltfeld) Um einen regeltechnisch stabilen und energieoptimalen Betrieb der Anlage zu gewährleisten, sollten die, durch die Schaltdifferenzen der Kesselregler hervorgerufenen, Temperaturschwankungen im Hauptvorlauf möglichst klein gehalten, bzw. ganz eliminiert werden. Wo nicht konstant hohe Vorlauftemperaturen gefordert werden, bewirkt eine witterungsgeführt reduzierte Kessel- bzw. Vorlauftemperatur, niedrigere Wärmeverluste (vgl. 1.6). Die witterungsabhängige Führung drängt sich ganz besonders dort auf, wo die einzelnen Brennerstufen über Zweipunktregler geschaltet werden und sich dadurch bei Teillast die höheren und bei Volllast die tieferen Kesseltemperaturen einstellen (Fig. 1-6). ϑ A Aus S1 Xt Ein B C s’ S2 S2 S1 B61-3 Fig. 1-6 Verlauf der Kesseltemperatur bei Zweipunktregelung mit zwei Schaltstufen S1 Brennerstufe 1 mit Sollwert w1 S2 Brennerstufe 2 mit Sollwert w2 Xt maximale Schwankungsbreite der Kesseltemperatur s’ Überschwingen der Kesseltemperatur A = Anfahrphase + Teillast; B = Volllast; C = Teillast Die Möglichkeit der witterungsgeführten Absenkung wird jedoch durch die zulässige minimale Kesselrücklauftemperatur stark eingeschränkt. Damit der Kessel die geforderte Leistung abgeben kann, muss der Kesseltemperatursollwert mindestens um die der aktuellen Last entsprechenden Temperaturdifferenz höher liegen als die minimalbegrenzte Kesselrücklauftemperatur. Um das Abschalten bzw. Pendeln der Brennerstufen bei Kesselvolllast zu vermeiden, ist der Sollwert zusätzlich um ca. die halbe Schaltdifferenz des Kesselreglers höher zu stellen (Einstellung entsprechend dem Überschwingen s’ in Fig. 1-6) längere Brennerlaufzeiten. Beispiel: Min. zulässige Kesselrücklauftemperatur Temperaturdifferenz zwischen Kesselein- und austritt Schaltdifferenz des Kesselreglers Sollwert Kesseltemperatur = 60 °C + 10 K + 4 K = 60 °C = 10 K =8K = 74 °C Der minimale Kesseltemperatursollwert ist also immer abhängig von der minimal zulässigen Kesselrücklauftemperatur. Zur Tiefhaltung der Kesseltemperatur ist es deshalb nötig, die Temperaturdifferenz zwischen Kesseleintritt und -austritt so klein wie möglich zu wählen, d.h. ausgehend von der zugelassenen maximalen Kessel-Durchflussmenge, welche meist einer Temperaturdifferenz von etwa 10 K entspricht. Nachteilig sind die dadurch entstehenden höheren Investitionskosten (Stellglieder, Pumpen, Armaturen usw.) sowie auch der höhere Pumpenenergiebedarf. Die herabgesetzten Grenzwerte, betreffend die Schadstoffemissionen aus Feuerungen und die gleichzeitigen Bestrebungen zur Minimierung des Energieverbrauchs, führten unter anderem zur Forderung nach langen Brennerlaufzeiten, bzw. weniger Brennerstarts. Jeder Brennerstart bewirkt zusätzlichen Schadstoffausstoss und erhöhte Kesselverschmutzung. 9 Durch die erforderlichen Vorspülzeiten bei Gebläsebrennern entstehen zusätzliche Energieverluste durch innere Auskühlung, was zusammen mit der Kesselverschmutzung zur Verminderung des Jahresnutzungsgrades beiträgt. Längere Schaltintervalle können allerdings nicht allein durch die Regelung erreicht werden. Eine Verbesserung könnte der stetig gesteuerte (modulierende) Brennerbetrieb bringen (vgl. 1.3.5.) oder der Einsatz eines entsprechenden Wärmespeichers (vgl. 1.8). 1.3.2 Einschaltverhältnis ε (Epsilon) Durch die Arbeitsweise des Zweipunktreglers wird an die geregelte Anlage (z.B. Kesselwasser) impulsweise die volle Leistung abgegeben (vgl. Fig. 1-3, Brenner EIN). Die Impulsdauer ist abhängig von der Last, d.h. je mehr heisses Kesselwasser benötigt wird, umso länger bleibt der Brenner eingeschaltet. Der Quotient, gebildet aus Impulsdauer te und Zyklusdauer tz, wird als Einschaltverhältnis ε bezeichnet. te tz ε= y [ %] Y (%) Y = εYh * ε 100% y = Yh * 0% te ta t tz Fig. 1-7 Einschaltverhältnis Die aus dem Schaltzyklus resultierende theoretische Stellgrösse (in Fig.1-7 fein eingezeichnet bei y= 50 %) beträgt in Einheiten der Stellgrösse: y = Yh * ε und die der Anlage zugeführte mittlere Leistung: P = Pmax * ε 10 1.3.3 Dynamische Schaltdifferenz xσ (x Sigma) Jeder Zweipunktregler verfügt über eine vom Hersteller genannte Schaltdifferenz. Dies ist die statische Schaltdifferenz XD (vgl. Fig. 1-2). Im geschlossenen Regelkreis wird die Regelgrösse in jedem Fall grössere Schwankungen aufweisen (vgl. Fig. 1-6 Xt), als diese statische Schaltdifferenz. Die effektiven Schwankungen werden z.T. als dynamische Schaltdifferenz xσ bezeichnet. Die Schwankungsbreite xσ ist abhängig von der Regelstrecke (Tt; T respektive Tu; Tg) und von der Schaltdifferenz XD des Reglers. Auch die Schalthäufigkeit müsste in diesen Überlegungen mitberücksichtigt werden, z.B. bei zu häufigen Brennerstarts. Nachfolgendes Diagramm zeigt die Zusammenhänge der verschiedenen Grössen. Es gilt für den Zweipunktregler (ohne Rückführung) und für den häufigen Betriebsfall von 50 % Last. 1 x xh 0.2 0.8 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.5 0.4 0.6 0.3 0.8 1 0.2 f T 0.1 2 0.1 0.08 0.06 0.05 0.05 3 0.02 5 6 7 8 9 10 4 0.04 0.03 0.02 0.01 0.01 Fig. 1-8 0 xSD xh 0.02 0.03 15 0.05 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.7 Tt 1 T Diagramm der wichtigsten Kenngrössen eines Zweipunktreglers Beispiel für eine Kesselwassertemperatur-Regelung: XSD = 5 K Xh = 25 K (VL – RL) XSD/Xh = 0.2 Tt = 1 min T = 10 min Tt/T = 0.1 = S (Schwierigkeitsgrad) aus Diagramm (siehe oben): xσ / Xh = 0.28 Schwankungsbreite xσ = Xh * (xσ / Xh ) = 25 K * 0.28 = 7 K d.h. die Kesselwassertemperatur wird bei dieser Anlage um 7 K schwanken und nicht nur um die Schaltdifferenz XSD von 5 K. aus Diagramm (siehe oben): f * T = 0.85 Zyklusdauer tz = T / (f * T) = 10 min / 0.85 = 11.8 min d.h. der Brenner wird bei diesen Bedingungen etwa alle 12 Minuten eingeschaltet. 11 1.3.4 Schalten mit Integralen Σ (K * Minuten) Eine weitere Möglichkeit zum Schalten von Brennerstufen (oder auch von Folgekesseln, vgl. Kapitel 2) ist das Schalten auf Grund der Temperaturabweichung vom Sollwert im Verlaufe der Zeit. Nachfolgend werden nur die wichtigsten Ansätze dazu behandelt. Moderne Regelsysteme bieten umfangreichere, komplexere Lösungen an, die den jeweiligen technischen Unterlagen zu entnehmen sind. Vereinfachte Funktionsweise Sinkt die Kesselwassertemperatur um mehr als die Schaltdifferenz SD, wird die 1. Stufe eingeschaltet und es startet die Integration der Temperaturdifferenz Δ in K über die Zeit (z.B. in Minuten). Weiter wird die Sperrzeit (tmin 1) für das Schalten der 2. Stufe gestartet. Ist die Sperrzeit (tmin 1) abgelaufen und der definierte Wert des EinschaltIntegrals Σ (K * Minuten)1 erreicht, wird die 2. Stufe eingeschaltet. Diese läuft bis die gewünschte Kesseltemperatur (w) wieder erreicht ist. Durch das Abschalten der 2. Stufe wird die Berechnung des AusschaltIntegrals Σ (K * Minuten)2 für die 1. Stufe aktiviert. Wird der für das Ausschalt-Integral vordefinierte Wert erreicht, schaltet auch die 1. Stufe aus. ϑ Σ (K * Minuten)1 Σ (K * Minuten)2 w SD Xt tmin 1 S2 S1 B61-4 Fig. 1-9 Brennerstufenschaltung mit Integralen Σ (K * Minuten). w Sollwert Kesseltemperatur SD Schaltdifferenz Σ (K * Minuten)1 Einschalt-Integral 2. Stufe Σ (K * Minuten)2 Ausschalt-Integral 1. Stufe tmin 1 Sperrzeit 2. Stufe Ein Xt maximale Schwankungsbreite der Kesseltemperatur S1 Brennerstufe 1 S2 Brennerstufe 2 Weiter sind bei solchen Konzepten obere und untere Grenzwerte definiert, bei denen die Stufen im Sinne einer Sicherheitsschaltung zwingend ein- resp. ausgeschaltet werden. Aus Fig. 1-9 wird ersichtlich, dass die einzelnen Werte für die Intergrale und die Sperrzeit(en) sehr gut aufeinander, aber auch auf die Anlagebedingungen abgestimmt werden müssen. Regelsysteme bieten die Möglichkeit wichtige Werte aufzuzeichnen (z.B. die Schalthäufigkeiten, Laufzeiten, ...). Damit lassen sich die gewählten Werte auf Grund des Betriebsverhaltens optimieren. 12 Diese Lösung bietet gegenüber der Thermostatenregelung den Vorteil, dass nicht nur auf Grund der Temperaturdifferenz Leistungsstufen zu-/ weggeschaltet werden, sondern dass auch das zeitliche Verhalten dieser Temperaturänderungen mitberücksichtigt wird. 1.3.5 Modulierende Brenner 1.4 Anlagen ohne Kesselpumpe 1.4.1 Lastverhalten Moderne Heizkessel sind oft mit modulierenden Brennern ausgerüstet, deren Leistung stetig geregelt werden kann. Diese Brenner werden immer mehr auch für kleinere Leistungen angeboten und bei gewissen Produkten ist ein stetig geregelter Brennerbetrieb bis teilweise unter 20 % der Leistung möglich. Dadurch kann die Kesselwassertemperatur über einen weiten Betriebsbereich in engeren Grenzen gefahren werden. Nur unterhalb dieser Grenze muss die Leistung noch mit einem der oben beschriebenen Verfahren geschaltet werden. Um auch unterhalb dieser Grenze genügend lange Laufzeiten (vor allem bei grösseren Heizkesseln) zu erreichen, bietet sich hier als einfache, aber wirkungsvolle Lösung ein genügend grosser Wärmespeicher (vgl. 1.8) an. Bei einer Anlage ohne Kesselpumpe die mehrere Verbraucher bedient, ist die Kesselvorlauftemperatur KV konstant. Dabei ist zu beachten, dass dieser «konstante Wert» die gewünschte, theoretische Vorlauftemperatur ist, da diese im effektiven Betrieb je nach Regelung und Steuerung des Brenners mehr oder weniger stark schwankt (vgl. 1.3). ϑKV 80 °C ϑVL ϑRL = ϑKR ϑRL ϑ 90 ϑKV 80 70 ϑVL 60 ϑRL 50 40 ϑRL = ϑKR 30 20 100 % 75 % 50 % 25 % 0% B61-5 Fig. 1-10 Kessel mit mehreren Verbrauchergruppen (Beimischschaltung); Lastdiagramm 13 Das Last-Diagramm (Fig. 1-10) zeigt den Verlauf der Kesselvorlauf- und Kesselrücklauftemperaturen (KV und KR), sowie die zugehörigen Vorlauf- und Rücklauftemperaturen (VL und RL) der Heizgruppen in Beimischschaltung. Der Verlauf wird ebenfalls näherungsweise in diesem Diagramm gezeigt. Der effektive Verlauf ist einerseits von den verwendeten Heizkörpern abhängig und verläuft im unteren Bereich leicht gebogen auf Grund des Einflusses der mittleren Temperaturdifferenz auf die Wärmeleistung. Fig. 1-11 zeigt einen typischen Heizkennlinien-Verlauf einer Heizkörperheizung. Die Kesselrücklauftemperatur stellt sich entsprechend der Rücklauftemperatur der Heizgruppen ein d.h. KR = RL. 1.4.2 Kesselwassermenge bei variabler Last In der in Fig. 1-10 gezeigten Anlage fördern die Heizgruppen (in Beimischschaltung) das benötigte Kesselvorlaufwasser mit der eigenen Pumpe über den Heizkessel. Daraus resultiert eine der erforderlichen Last angepasste Wassermenge, die über den Heizkessel zirkuliert. Will man genauer betrachten, wie sich die über den Kessel geförderte Wassermenge über den Heizlastbereich von 0 – 100% verändert, so braucht es dazu die Temperatur-Kennlinie einer Heizkörper Heizung wie in Fig. 1-11, welche den konkreten Verlauf der Vor- und Rücklauftemperatur der Heizgruppe zeigt. ϑ 90 ϑKV 80 70 ϑVL 60 ϑRL 50 40 30 20 100 % 75 % 50 % 25 % 0% B61-6 Fig. 1-11 Temperatur-Kennlinien einer Heizkörper-Heizung Die über den Heizkessel geförderte Wassermenge bei Teillast kann aus den Temperaturverhältnissen wie folgt ermittelt werden: Kesselwassermenge bei einer Teillast = VL – RL * 100 % KV – RL Die Vor- und Rücklauftemperaturen der Heizgruppe können aus der Temperatur-Kennlinie Fig. 1-11 ermittelt werden. Bei einer Last von 50 % sind dies eine Vorlauftemperatur von 60 °C und eine Rücklauftemperatur von 50 °C. Kesselwassermenge bei 50 % Last Kesselwassermenge bei 50 % Last 14 55 ºC – 45 ºC * 100 % 80 ºC – 45 ºC = 29 % Kesselwassermenge = Diese kann nun in ein Kesselwassermenge-Last-Diagramm, wie in Fig. 1-12 gezeigt, eingetragen werden. Weitere Kesselwassermengen bei anderen Lastzuständen können auf die gleiche Art und Weise ermittelt und eingetragen werden. Aus Fig. 1-12 wird ersichtlich, dass dieser Verlauf nicht etwa linear ist, sondern mit zunehmender Last steiler verläuft. Diese Kurve wird stärker gekrümmt, je kleiner die Temperaturspreizung zwischen Vor- und Rücklauftemperatur ist und/oder je tiefer diese im Verhältnis zur Kesselwassertemperatur angesetzt sind (z.B. 55/45 °C). % 100 90 80 70 60 55% 50 40 29% 30 20 11% 10 0 100 % 75 % 50 % 25 % 0% B61-7 Fig. 1-12 Kesselwassermenge bei variabler Last Die reduzierte Wassermenge über den Kessel, hat auch zur Folge, dass sich die Brennerlaufzeiten verkürzen. Dies ist also nicht eine ideale Schaltung, ist aber vor allem in kleineren Anlagen (z.B. Einfamilienhaus) noch immer anzutreffen. 15 1.5 Anlagen mit Hauptpumpe und drucklosem Verteiler 1.5.1 Lastverhalten Bei einer Anlage deren Heizkessel mit einer eigenen Kesselpumpe bestückt ist und bei der die Verbraucher an einem drucklosen Verteiler angeschlossen sind (vgl. Fig. 1-13), ist die Kesselrücklauftemperatur KR nicht mehr direkt abhängig von der Rücklauftemperatur der Heizgruppen, wie dies unter 1.4 gezeigt wurde. ϑKV ϑVL 80°C ϑRL ϑKR ϑ 90 ϑKV 80 ϑKR 70 60 ϑRL 50 ϑVL 40 30 20 100 % 75 % 50 % 25 % 0% B61-8 Fig. 1-13 Kessel mit Hauptpumpe und mehreren Verbrauchergruppen (Beimischschaltung); Lastdiagramm Das Last-Diagramm (Fig. 1-13) zeigt, dass die Kesselvorlauftemperatur KV nach wie vor konstant verläuft und auch die Vorlauf- und Rücklauftemperaturen (VL und RL) der Heizgruppen zeigen den schon bekannten Verlauf (immer ideal gesehen). Die Kesselrücklauftemperatur KR steigt mit sinkender Last stetig an. Sie erreicht schlussendlich die Kesselvorlauftemperatur KV, wenn das gesamte Wasser über den Bypass und über den Kessel zirkuliert. 16 1.6 Führung der Kesseltemperatur Bei Heizkesseln ist es üblich die Kesseltemperatur witterungsgeführt, d.h. in Abhängigkeit der Aussentemperatur zu fahren. Dadurch werden einerseits die Kesselverluste reduziert und die Regelungen der nachgeschalteten Heizgruppen müssen nur noch die Feinregelung auf die erforderliche Gruppenvorlauftemperatur übernehmen. Handelsübliche Heizungsregler bieten die Führung der Kesseltemperatur heute meist standardmässig an. Fig. 1-14 zeigt die Verläufe der Kesselvorlauf- und Kesselrücklauftemperaturen (KV und KR), sowie der Vor- und Rücklauftemperaturen (VL und RL) der Heizgruppen über den gesamten Lastbereich. Dabei sollte die Kesselvorlauftemperatur KV immer höher als die höchste Gruppenvorlauftemperatur VL sein. Die tiefste Kesselrücklauftemperatur KR sollte ca. 5 K über der minimal zulässigen Rücklauftemperatur RL min. liegen. Eine solche Führung ist aber nur sinnvoll, wenn die Minimalbegrenzung wegen der Rücklaufhochhaltung (vgl. 1.7) nicht allzu hoch eingestellt werden muss. Ebenso wirkt sich auch das periodische Hochfahren der Kesseltemperatur für die Brauchwasserladung (vgl. Kapitel 5) nachteilig aus. Abstand ≈ 5 K Fig. 1-14 Führung der Kesselwassertemperatur unter Berücksichtigung der minimal zulässigen Rücklauftemperatur RL min. 17 1.7 Kessel- RücklauftemperaturHochhaltung Korrosion des Kessels Ein besonderes Problem bei Heizungsanlagen bildet die Verhütung der abgasseitigen Korrosion des Heizkessels. Diese Korrosion kann dann auftreten, wenn die Abgase unter die Taupunkttemperatur des in ihnen enthaltenen Wasserdampfes abgekühlt werden, so dass der Wasserdampf kondensiert. Da mit Ausnahme von gereinigtem Erdgas und Ferngas in jedem anderen Brennstoff mehr oder weniger Schwefel enthalten ist, kann sich in Verbindung mit dem Kondensat Schwefelsäure bilden, was zur Korrosion der Kesselwandungen führt. Die Taupunkttemperatur des in den Verbrennungsgasen enthaltenen Wasserdampfes liegt für extra leichte und leichte Heizöle zwischen 40...50 °C. Um nun die Kesselkorrosion auf ein Minimum zu beschränken, muss dafür gesorgt werden, dass im Bereich der Feuerraumwandungen die vom Hersteller vorgeschriebene Kesselwassertemperatur von z.B. 55 °C nicht unterschritten wird. Dazu ist unbedingt erforderliche, dass: • die Kesselwassertemperatur selbst immer über diesem Grenzwert liegt • kein Kesselrücklaufwasser mit einer Temperatur unterhalb dieses Grenzwertes in den Bereich der Feuerraumwandungen gelangt 18 Unkritisch bei modernen Niedertemperatur-Heizkesseln Bei modernen Niedertemperatur-Heizkesseln ist dies nicht mehr gleich kritisch, da diese aus korrosionsbeständigen Materialien hergestellt sind. Damit kann die Kesselwassertemperatur in Abhängigkeit der Aussentemperatur gleitend bis auf 40 °C oder sogar noch tiefer abgesenkt werden. Lösungen Bei Heizkesseln die nicht korrosionsbeständig sind, ist man bestrebt, das Auftreten schädlicher Temperaturen im Kessel durch die Wahl einer geeigneten hydraulischen Schaltung zu verhindern. Bei schnellen, starken Lastzunahmen (z.B. Anfahr- oder Aufheizbetrieb) ist dies aber nicht ausreichend. Zusätzlich muss eine separate Regeleinrichtung zur Begrenzung der Kesselrücklauftemperatur vorgesehen werden. Dazu eignen sich die nachfolgenden Lösungen: • Stetiger Begrenzungsregler auf die Verbrauchergruppen wirkend • Stetiger Begrenzungsregler auf ein separates Stellglied wirkend • Kesselbeimischpumpe mit Thermostat (nicht empfehlenswert) 1.7.1 Begrenzung auf Verbrauchergruppen wirkend Diese Begrenzungsschaltung eignet sich für Anlagen, bei denen alle Regler und Stellglieder zentral, d.h. im Verteilerraum, montiert werden oder – wenn dies nicht der Fall ist – die Rücklauftemperatur der externen Gruppen oder Unterverteiler durch eigene Begrenzungsregler hochgehalten wird. Ferner dürfen weder handgeregelte Gruppen noch Gruppen ohne Eingriffsmöglichkeiten vorhanden sein. Voraussetzung Voraussetzung für die Minimalbegrenzung der Kesselrücklauftemperatur ist eine Pumpe im Kesselkreislauf, die es ermöglicht, Wasser aus dem Kesselvorlauf direkt dem Kesselrücklauf beizumischen. Funktionsweise Der Begrenzungsregler verhindert ein Absinken der Kesselrücklauftemperatur unter den eingestellten Sollwert, indem er: – die Öffnungsbefehle zu den Stellgliedern der von ihm überwachten Verbrauchergruppen sperrt oder – die zu weit geöffnete Stellglieder etwas schliesst so dass dem Kesselkreis kein zu grosser Volumenstrom abgekühltes VerbraucherRücklaufwasser zugeführt wird. B61-10 Fig. 1-15 Kesselrücklauftemperatur-Hochhaltung auf Verbrauchergruppen wirkend Das für die Rücklaufanhebung benötigte heisse Kesselwasser wird dem Kesselrücklauf – je nach hydraulischer Schaltung – über den Kurzschluss des drucklosen Verteilers, die Bypassleitungen der Stellglieder oder die Kesselbeimischpumpe (vgl. 1.7.3), zugeführt. Im Extremfall, also z.B. im Anfahrzustand der Anlage, fliesst überhaupt kein Verbraucher-Rücklaufwasser zum Kessel zurück. Sobald jedoch mit fortschreitender Aufheizung der Anlage die Kesselrücklauftemperatur den Sollwert wieder übersteigt, werden die Gruppenregelungen vom Minimalbegrenzer wieder allmählich freigegeben. 19 Priorität Kesselschutz vor Aufheizvorgang Im Interesse des Kesselschutzes nimmt man somit in Kauf, dass der Aufheizvorgang der Verbrauchergruppen verzögert wird. Im allgemeinen ist dies aber ohne Bedeutung, da notfalls der Beginn des Aufheizens etwas vorverlegt werden kann. Wichtige Verbrauchergruppen ausschliessen In der Praxis ist es nun aber gar nicht nötig, dass der Minimalbegrenzer beim Anfahren der Anlage in alle Gruppenregelungen «kesselwasserrationierend» eingreift. Ohne weiteres können so viele Gruppen von der Begrenzungsregelung ausgeschlossen werden, wie der Kessel von seiner Leistung her auch beim Anfahren bei niedrigster Aussentemperatur verkraften kann (evtl. zeitlich gestaffelt anfahren). Vor allem Lufterhitzer in Lüftungs- und Klimaanlagen sollten grundsätzlich von der «Kesselwasserrationierung» ausgenommen werden, da diese wegen Einfriergefahr und Komforteinbusse jederzeit auf eine uneingeschränkte Wärmeversorgung angewiesen sind. Dimensionierung von Stellgliedern und Bypass Die Funktionstüchtigkeit der Kesselrücklauftemperatur-Hochhaltung ist nicht nur von der Art und Weise der Rücklaufhochhaltung abhängig. Sie erfordert auch eine korrekte Dimensionierung der Stellglieder der einzelnen Verbraucher-Gruppen, sowie des Bypasses (abhängig von der Art des Verteilers). Das folgende Beispiel zeigt einige diesbezügliche Überlegungen. Die in Fig. 1-16 gezeigte Anlage arbeitet mit einer Kesselvorlauftemperatur KV von 80 °C, die beiden Heizgruppen mit Vor-/Rücklauftemperaturen (VL/RL) von 60/40 °C. Weiter ist vom Kesselhersteller gefordert, dass die minimale Rücklauftemperatur RL min. zum Heizkessel 55 °C nicht unterschreiten darf. Damit die Gruppenventile resp. der Kessel-Bypass korrekt dimensioniert und auch der hydraulische Abgleich sauber durchgeführt werden kann, sind folgenden Informationen wichtig: • Wassermengen in der hydraulischen Schaltung der Heizgruppen • massgebende Temperaturdifferenz für die Ventildimensionierung • maximale Wassermenge auf die der Bypass zu dimensionieren und einzustellen ist 80°C Mischpunkt 60/40°C 60/40°C 55°C Mischpunkt 40°C B61-11 Fig. 1-16 Kesselrücklauftemperatur-Hochhaltung; Ventil- und Bypassdimensionierung 20 max. Kesselwassermenge für Heizgruppe Die hydraulische Schaltung der Heizgruppen ist eine Einspritzschaltung mit Dreiwegventil, d.h. die Gruppenpumpe fördert einen konstanten Massenstrom. Da die maximale Vorlauftemperatur VL = 60 °C weit unter der Kesselvorlauftemperatur KV = 80 °C liegt, kann die Heizgruppe, deren Ventil und Bypass entsprechend dimensioniert werden. Die maximal notwendige Kesselwassermenge in % der durch die Gruppenpumpen geförderten Wassermengen lässt sich aus den Temperaturverhältnissen (im Auslegezustand) am Mischpunkt der Heizgruppen berechnen: max. Kesselwassermenge (für Heizgruppe) = = max. Kesselwassermenge (für Heizgruppe) = Temperaturdifferenz für Ventildimensionierung VL – RL * 100 % KV – RL 60 ºC – 40 ºC * 100 % 80 ºC – 45 ºC 50 % Die für die Ventildimensionierung massegebende Temperaturdifferenz ergibt sich aus der Kesselvorlauftemperatur und der Rücklauftemperatur im Auslegezustand. ΔT = KV – RL = 80 °C – 40 °C = 40 K Wassermenge über Kessel-Bypass Mit der gleichen Überlegung wie bei den Heizgruppen, lässt sich auch die Wassermenge über den Kessel-Bypass in % der über den Kessel geförderten Wassermenge bestimmen: Wassermenge im Kessel-Bypass Wassermenge im Kessel-Bypass = KRmin – RL * 100 % KV – RL = 55 ºC – 40 ºC * 100 % 80 ºC – 45 ºC = 37.5 % 21 1.7.2 Begrenzung auf ein separates Stellglied wirkend In Anlagen mit vielen und weit auseinanderliegenden Stellgliedern oder wenn mehrere Stellglieder ausserhalb des Verteilers angeschlossen werden (z.B. Siedlungsheizungsanschlüsse), ist es zweckmässiger und preisgünstiger, dem Begrenzungsregler ein eigenes Stellglied zuzuordnen. Der Vorteil liegt in der einfacheren elektrischen Installation, da die Eingriffe in die einzelnen Gruppen wegfallen. Auf Wunsch bietet sich zudem die Möglichkeit, dieses Stellglied gleichzeitig zur Vorregelung der Hauptvorlauftemperatur (z.B. für eine Fernleitung) zu benutzen. Diese Begrenzungsschaltung eignet sich ferner, wenn am Verteiler handgeregelte Gruppen, Gruppen ohne Eingriffsmöglichkeit oder Unterverteiler ohne eigene Minimalbegrenzung angeschlossen werden, sowie in Anlagen mit verschiedenartigen Regelsystemen (elektronisch, pneumatisch) oder wenn Regler verschiedener Hersteller verwendet werden. Der Begrenzungsregler verhindert ein Absinken der Kesselrücklauftemperatur unter den eingestellten Sollwert, indem er das separate Stellglied so einstellt, dass dem Kesselrücklauf – je nach Verteilerbauart – weniger kaltes Verbraucher-Rücklaufwasser oder mehr heisses Kesselwasser zugeführt wird. Die Fig. 1-17 zeigt als Beispiel eine entsprechende Schaltung für einen drucklosen Verteiler. Konstante Beimischung in RL-Hochhaltung Liegt in Fig. 1-17 die Kesselrücklauftemperatur auch im stationären Zustand unter dem minimal erforderlichen Wert, so sollte zusätzlich eine konstante Beimischung eingebaut werden. Das ergibt ein kleineres Ventil, als wenn gesamte Wassermenge über Bypass zirkuliert und hat auch den Vorteil, dass das Ventil über ganzen Stellbereich arbeitet. Dadurch wird ein Eingriff des Stellgliedes und eine damit verbundene Reduktion der Leistungsabgabe nur bei plötzlich stark ansteigenden Lasten erforderlich (z.B. Aufheizung nach Absenkbetrieb). Aus installationstechnischen Gründen und Kostenüberlegungen ist es sinnvoll einen festen Kesselbypass einzubauen, sobald die ständig beigemischte Kesselwassermenge > 30 % ist. konstante Beimischung bei Bedarf B61-12 Fig. 1-17 Rücklaufhochhaltung mit separatem Dreiwegventil (konstanter Bypass bei Bedarf) 22 Fig. 1-18 Rücklaufhochhaltung auf separates Dreiwegventil wirkend (Anlagenbeispiel) 1 Rücklauftemperaturfühler 2 Umwälzpumpe 3 Ventilantrieb und Dreiwegventil (unter Isolation) Ausser beim drucklosen Verteiler, wo durch die Platzierung des Kurzschlusses eine im nächsten Abschnitt beschriebene, sogenannte Anfahrpriorität gewählt werden kann, haben diese Schaltungen den Nachteil, dass während der Begrenzungsfunktion alle am Verteiler angeschlossenen Verbrauchergruppen in ihrer Leistungsabgabe eingeschränkt werden. Da dies aber bei Lufterhitzern zu Einfriergefahr und Komforteinbusse in den belüfteten Räumen führen kann, sollen diese Schaltungen nicht angewendet werden, wenn am Verteiler auch Lüftungs- und Klimaanlagen anzuschliessen sind. 23 1.7.2.1 Bypass-Anordnung bei drucklosem Verteiler und zentraler Rücklaufhochhaltung Wie bereits erwähnt, kann beim drucklosen Verteiler durch die Platzierung des Kurzschlusses die Anfahrpriorität hydraulisch gewählt werden. Kurzschluss am Anfang des Verteilers Ist der Kurzschluss am Anfang des Verteilers montiert (Fig. 1-19, A), und die Minimalbegrenzung greift ein, so steht am Vorlaufverteiler nicht mehr genügend Kesselwasser für die Verbraucher zur Verfügung. Die Gruppenpumpen holen sich deshalb das fehlende Wasser über den Kurzschluss aus dem Rücklaufsammler, wodurch im Verteiler ein Gemisch aus Kesselwasser und kaltem Rücklaufwasser entsteht. Somit werden auch hier alle am Verteiler angeschlossenen Gruppen gleichmässig reduziert aufgeheizt. Da mit fortschreitender Erwärmung der Anlage und damit auch der Kesselrücklauftemperatur das BegrenzungsStellglied immer mehr öffnet, wird der Kesselwasser-Anteil im Vorlaufverteiler immer grösser. Wenn schliesslich der Minimalbegrenzer das Stellglied ganz geöffnet hat, steht den Verbrauchern die volle Kesselleistung zur Verfügung. A B C D B61-13 Fig. 1-19 Beeinflussung der Anfahrpriorität durch Bypass-Anordnung Kurzschluss-Platzierung je nach Anfahrpriorität der Gruppen Kurzschluss am Ende des Verteilers 24 Sind aber vom drucklosen Verteiler auch Verbrauchergruppen mit Anfahrpriorität zu versorgen, z.B. Lüftungsgruppen, die ja möglichst rasch nach dem Einschalten die volle Leistung abgeben müssen (Einfriergefahr, Komfort), werden diese Gruppen am Anfang des Verteilers angeschlossen und der Kurzschluss erst nach diesen Gruppen platziert (Fig. 1-19, B und C). Die Gruppen vor dem Kurzschluss erhalten nun während der Begrenzungsphase um so mehr Kesselwasser, je näher sie beim Kessel sind. Die Gruppen nach dem Kurzschluss erhalten wiederum ein Gemisch aus dem restlichen Kesselwasser und Wasser aus dem Rücklaufsammler. Befindet sich der Kurzschluss am Ende des Verteilers (Fig. 1-19, D), so bekommen während der Begrenzungsfunktion nur die Gruppen am Verteiler-Anfang das gewünschte Kesselwasser. Die anderen Gruppen hingegen holen sich ihr Wasser über den Kurzschluss aus dem Rücklaufsammler. Das Aufheizen dieser Gruppen erfolgt daher stark verzögert. Muss der Kurzschluss also aus irgendwelchen Gründen unbedingt am Ende des Verteilers installiert werden, dann gehören Lufterhitzer an den Anfang des Verteilers, Radiatoren- und Fussbodenheizungen hingegen an das Ende. 1.7.3 Rücklaufhochhaltung mit Kesselbeimischpumpe mit Thermostat Bei der Schaltung gemäss Fig. 1-20 ist eine Umwälzpumpe in einen Bypass zwischen den Kesselvorlauf und den Kesselrücklauf eingebaut. Ist diese in Betrieb, so mischt sie dem kalten Verbraucherrücklauf heisses Wasser aus dem Kesselvorlauf bei und hebt dadurch die Kesselrücklauftemperatur an. A B61-14 Fig. 1-20 Rücklaufhochhaltung mit Kesselbeimischpumpe (eher selten) Sorgfältige Dimensionierung der Pumpe Schaltung nicht empfehlenswert Die Kesselbeimischpumpe muss sorgfältig dimensioniert werden. Sie ist für den Volumenstrom auszulegen, der zur Anhebung der Kesselrücklauftemperatur auf den gewünschten Minimalwert erforderlich ist. Um elektrische Energie zu sparen, kann die Pumpe durch einen Thermostaten, der die Eintrittstemperatur zum Kessel misst, ein- und ausgeschaltet werden. Der Thermostat wird nach dem Anschluss des KesselBypasses in die Kesselrücklaufleitung eingebaut (Fig. 1-20, A). An diesem Einbauort wird eine zu tiefe Eintrittstemperatur erfasst, und die Kesselbeimischpumpe wird zugeschaltet. Sie bleibt so lange eingeschaltet, bis die Rücklauftemperatur zum Kessel wieder über den Minimalwert angestiegen ist – was ziemlich rasch geschieht. Dies führt zu häufigem Ein- und Ausschalten der Kesselbeimischpumpe. Eine Rücklaufsperre in der Bypassleitung verhindert eine unerwünschte Wasserzirkulation bei abgeschalteter Kesselbeimischpumpe. Diese einfache Schaltung kann aber die Kesselrücklauftemperatur lediglich im Beharrungszustand und während langsam verlaufenden Lastzunahmen oberhalb des gewünschten Minimalwertes halten. Bei schnellen Lastzunahmen hingegen ist die Kesselwasserbeimischung unwirksam, da während des vorübergehenden Vollastbetriebes auch die Kesselwassertemperatur selbst absinkt. Erst wenn das gesamte Wasservolumen der Anlage wieder genügend aufgeheizt ist, ist auch die Kesselwasserbeimischung wieder wirksam. Da für diesen Aufheizvorgang bei grösseren Anlagen eine längere Zeit erforderlich sein kann, ist diese Schaltung nicht empfehlenswert. 25 1.8 Heizkessel mit Speicher Viele Kesselkonstruktionen kommen mit einem sehr kleinen Wasserinhalt des Kessels im Verhältnis zu seiner Leistung aus. Daher kann es sinnvoll sein, einen Heizkessel mit einem Speicher zu betreiben, um die Brennerlaufzeiten zu verlängern und damit den Kesselwirkungsgrad zu verbessern. Die Dimensionierung des Speichers ist von den anlagespezifischen Randbedingungen abhängig. In einer Anlage wie in Fig. 1-21 gezeigt, wird der Kessel bedarfsabhängig von den Fühlern mit Zweipunktreglern (oder auch Speicherthermostaten) im Speicher ein- und ausgeschaltet. Der Sollwert des Kesselvorlaufs sollte dabei ein wenig höher (ca. 2–5 K) als die Speichertemperatur angesetzt sein. Der Kesselvorlauf wird auf die gewünschte Temperatur geregelt (kein Regelthermostat), um eine Schichtung im Speicher zu ermöglichen. Ebenso ist dadurch auch die Kesseleintrittstemperatur gewährleistet (Kessel bringt Δ). Bei der hydraulischen Schaltung der Heizgruppen ist darauf zu achten, dass diese eine tiefe Rücklauftemperatur bringen um die Temperaturschichtung im Speicher nicht zu zerstören. Ein Aus Fig. 1-21 Heizkessel mit Speicher; Kesselvorlauftempertur geregelt Fig. 1-22 Heizkessel (mit Gasbrenner) und Speicher 26 1.9 Kessel mit Abgaswärmetauscher Bei solchen Anlagen werden die Abgase über einen nachgeschalteten Wärmetauscher geführt. Die Abgase werden dabei unter die Kondensationstemperatur abgekühlt. Dadurch lässt sich ein Teil der Kondensationswärme, sowie die noch vorhandene fühlbare Wärme der Abgase ausnutzen und damit das Kesselwasser vorwärmen ( erhöhter Wirkungsgrad). Der Abgaswärmetauscher muss mit einer tiefen Rücklauftemperatur betrieben werden, was die entsprechenden hydraulischen Schaltungen auf der Erzeuger- und Verbraucherseite erfordert. Das Kondensat ist aggressiv (vor allem beim Einsatz von Heizöl; es entsteht Schwefelsäure H2SO4) und bedingt deshalb den Einsatz entsprechender Materialien für den Wärmetauscher, aber auch für den Heizkessel und das Kamin. Aus diesen Gründen wurde zu Beginn dieser Technologieentwicklung (ab 1980) hauptsächlich ein separater Wärmetauscher eingesetzt. Heute sind verschiedene handelsübliche Heizkessel (für Gas und Heizöl), sogenannte Brennwert- oder Kondensationskessel auf dem Markt, die den Wärmtauscher integriert haben und bezüglich Materialien und Brennwertausnutzung optimiert sind. Fig. 1-23 Kessel mit integriertem Abgaswärmtauscher und externer Wärmetauscher 27 1.10 Bedarfsgeführte Wärmeerzeugung Anlagen mit einer Heizzentrale und mehreren Unterstationen werden wenn möglich energieoptimiert betrieben. Dazu werden die einzelnen Regler der Unterstationen mit der Heizzentrale verbunden so dass Wärmeanforderungen, Sollwertüberhöhungen, usw. entweder über ein Kommunikations-Netzwerk (vgl. Fig. 1-24) oder eine andere Verbindung (z.B. Relaisbus) an die Heizzentrale weitergegeben werden können. Moderne Regelgeräte bieten eine Vielzahl solcher Möglichkeiten, die im Detail in den jeweiligen technischen Unterlagen ersichtlich sind. Nachfolgend das Beispiel einer Wohnüberbauung mit den Kommunikations-Netzwerken zur Koordination der Energieaufbereitung und -verteilung (z.B. LPB-Bus) sowie für die Energieauswertung (z.B. SYNERGYRBus) zwischen der Energiezentrale und den einzelnen Unterstationen (Häusern). Fig. 1-24 Beispiel eines Kommunikationsnetzwerkes in einer Wohnüberbauung Abzweigdose LPB-Bus Abzweigdose Wärmemessung-Bus (plombiert, z.B. SYNERGYR) LPB-Datenbus Wärmemessung-Bus 28 2. Regeln und Steuern von Mehrkesselanlagen 2.1 Einleitung Auf den ersten Blick scheint die Steuerung und Regelung von Mehrkesselanlagen kaum nennenswerte Probleme zu bieten. Öl- oder gasbefeuerte Kessel mit Wasser als Wärmeträgermedium stellen Regelstrecken mit gut beherrschbaren Schwierigkeitsgraden dar. Auch die Lastanpassung erscheint logisch: Reicht die betriebene Wärmeerzeugung nicht mehr aus, wird ein Folgekessel zugeschaltet und wieder weggeschaltet, sobald er nicht mehr benötigt wird. Setzt man jedoch eine energieoptimale Betriebsweise, hohe Verfügbarkeit und lange Lebensdauer voraus, ergibt sich daraus eine sehr anspruchsvolle Problematik, die nur mit korrekter hydraulischer Einbindung der Kessel und intelligenter Steuer- und Regeltechnik gelöst werden kann. Dieses Kapitel befasst sich mit den heute angewandten hydraulischen und regeltechnischen Konzepten, als Entscheidungshilfe zur Planung von Mehrkesselanlagen. Eingrenzung Die vorliegende Problematik kann an Zweikesselanlagen ausreichend behandelt werden, weil sie sich auch bei Mehrkesselanlagen immer zwischen dem in Betrieb stehenden Kessel und dem zu- oder wegzuschaltenden Folgekessel einstellt. Bei Systemen welche sich entweder nicht oder aber besonders gut für mehr als zwei Kessel eignen, wird speziell darauf hingewiesen. 2.2 Hydraulische Parallel- oder Serieschaltung der Kessel Parallelschaltung In Parallelschaltung (Fig. 2-1) erhalten alle Kessel die gleiche Rücklauftemperatur. Werden die Kessel mit je einem eigenen Thermostaten (Zweipunktregler) geregelt, teilt sich die Leistung den Volumenströmen entsprechend auf alle zugeschalteten Kessel auf, d.h. wenn die Verbraucherlast beispielsweise 40 % beträgt, verteilt sich die Leistung – bei 2 gleichen Kesseln – zu je 20 % auf die beiden Kessel. Die Parallelschaltung wird häufiger gewählt als die Serieschaltung, nicht nur wegen der einfacheren Rohrinstallation, sondern auch weil dadurch vermieden werden kann, dass der Folgekessel, im Kleinlastbereich, mit schlechtem Wirkungsgrad betrieben werden muss. Die Parallelschaltung erfordert allerdings einen exakten Abgleich der Wasserströme, die proportional zum Leistungsanteil der einzelnen Kessel sein müssen, um die volle Leistungsabgabe jedes Kessels zu ermöglichen. B62-1 Fig. 2-1 Mehrkesselanlage in Parallelschaltung 29 Fig. 2-2 Zweikesselanlage (Ölkessel in Parallelschaltung; Kessel rechts mit Schalldämmhaube) Serieschaltung In Serieschaltung (Fig. 2-3) erhalten die Kessel nicht die gleiche Rücklauftemperatur. Die Vorlauftemperatur des Führungskessels kann die Rücklauftemperatur des Folgekessels sein. Die Kessel übernehmen unterschiedliche Leistungsanteile. B62-2 Fig. 2-3 Mehrkesselanlage in Serieschaltung Übersteigt die Verbraucherlast die Volllast des Führungskessels (B1), bleibt dieser nach dem Zuschalten des Folgekessels (B2) auf Vollastbetrieb, während letzterer im Kleinlastbetrieb beginnen muss. Sinkt die Verbraucherlast wieder unter die Leistungskapazität des Führungskessels, führt dies – bei Thermostatregelung der einzelnen Kessel – zu unkontrollierten Brennerschaltungen an beiden Kesseln. Die Serieschaltung eignet sich insbesondere dann, wenn ein Wärmeerzeuger, der tiefe Rücklauftemperaturen fordert, (Gaskessel mit Abgaskondensator oder Wärmepumpe) einem konventionellen Kessel vorgeschaltet wird. 30 2.3 Anforderungen an die Kesselfolgeschaltung Die Anforderungen an eine energieoptimale und umweltschonende Kesselfolgesteuerung können mit reiner Gerätetechnik kaum mehr erfüllt werden. Mit digitaler Steuer- und Regeltechnik, in Kombination mit Optimierungs-Funktionen, wird jedoch ein Anlagenbetrieb mit minimalen Schadstoffemissionen, niedrigem Energieverbrauch und hoher Verfügbarkeit möglich gemacht. Nachfolgend werden die wesentlichen Steuer- und Optimierungsfunktionen beschrieben. Das Zu- und Wegschalten des Folgekessels umfasst grundsätzlich folgende Funktionen: • Öffnen/Schliessen des Kesselabsperrstellgliedes sowie • Ein-/Ausschalten der Kesseltemperaturregelung • Ein-/Ausschalten der Kesselpumpe Freigabe/Sperren der Brennersteuerung Das optimale Schalten der Kessel geschieht nach folgenden Anforderungen: Jeder Kessel soll • rechtzeitig eingeschaltet werden um die Wärmeversorgung ohne Unterbruch zu sichern • nicht zu oft geschaltet werden, um unnötige Anfahr- und StillstandsEnergieverluste zu vermeiden • nach dem Zuschalten mindestens solange in Betrieb bleiben, dass die Säurekondensate im Feuerraum und in den Abgaswegen vollständig austrocknen können (Verhinderung der Kesselkorrosion) • nur dann eingeschaltet werden, wenn er tatsächlich benötigt wird Ob ein Folgekessel tatsächlich benötigt wird, wird nicht allein anhand der rein statischen Abweichung der Ist- von der Solltemperatur, sondern anhand der Integralbildung der Abweichung während einer festgelegten Sperrzeit entschieden. Dabei ist auch die Berücksichtigung des momentanen Betriebszustandes des Folgekessels sinnvoll: • ein warmer Kessel kann eher zugeschaltet werden als ein kalter • bei Heizkesseln mit höchstem Wirkungsgrad im Teillastbereich ist das Zuschalten des Folgekessels schon bei einem bestimmten Teillastpunkt anzustreben • der Folgekessel sollte erst dann weggeschaltet werden, wenn der Führungskessel die Last eindeutig allein übernehmen kann • bei Störungen an einer Kesseleinheit muss automatisch auf einen anderen Kessel umgeschaltet werden • ein defekter Kessel muss auch hydraulisch von der Anlage abgekoppelt werden können Reaktion auf temporäre Lastspitzen Bei Schnellaufheizung, Wassererwärmung sowie bei anderen Aufheizvorgängen mit grossem temporärem Leistungsbedarf, soll der Kesseltemperatursollwert sofort auf seinen Maximalwert angehoben und – je nach Gesamtlastzustand – der Folgekessel verzögerungsfrei zugeschaltet werden. Prioritätsumschaltung Je nach Anlagekonzept, Kesseltyp, Brennstoffwahl, Leistungsaufteilung oder hydraulischer Schaltung usw., kann eine automatische oder manuelle Umschaltung der Kesselpriorität erwünscht sein. Energieoptimaler Betrieb Der Wirkungsgrad neuerer Heizkesselkonstruktionen ist im mittleren bis oberen Leistungsbereich relativ konstant, im Kleinlastbetrieb fällt er jedoch stark ab. Es ist deshalb eine möglichst gleichmässige Leistungsaufteilung auf die einzelnen Kessel anzustreben, so dass jeder Kessel in einem optimalen Wirkungsgradbereich arbeiten kann. 31 Wird in der Übergangszeit, während der Nachtabsenkung keine Energie benötigt, soll auch der Führungskessel abgeschaltet werden. Als Steuergrösse eignet sich dafür die aktuelle Aussentemperatur AA (vgl. auch 4.4). Für das Zuschalten kann auch – zusätzlich zu anderen Kriterien – die gedämpfte Aussentemperatur AM (vgl. 4.4) mitbenutzt werden. Die entsprechende Dämpfungs-Zeitkonstante (ca. 15 bis 30 Std.) muss dem Wärmespeichervermögen des Gebäudes angepasst werden. 2.4 Umschaltkriterien zur Folgesteuerung häufig verwendete Umschaltkriterien weitere Umschaltkriterien Die Folgesteuerung von Mehrkesselanlagen kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen. Welche Kriterien am sinnvollsten eingesetzt werden hängt von der Anlagesituation und den Betriebsbedingungen und -vorgaben ab und muss in jedem einzelnen Fall separat entschieden werden. Die gebräuchlichsten Umschaltkriterien zur Folgesteuerung sind: • Handsteuerung • Aussentemperatur • Kesseltemperatur • Läständerung auf Grund des Einschaltverhältnisses ε • Verbraucher-Vorlauftemperatur • gemeinsame Kessel-Rücklauftemperatur • Maximalwert der Vor- oder Rücklauftemperatur • Speichertemperatur(en) resp. Speicherladung • Brennerlast (bei modulierenden Brennern) • Modulationsgrad der in Betrieb stehenden Brennwertkessel Weiter ist es möglich – gerade mit DDC-Systemen oder modernen Heizgruppenreglern – eine bedarfsabhängige Folgesteuerung entsprechend der anstehenden Last zu realisieren. Beispielsweise kann die Ventilstellung des am meisten geöffneten Ventils als Kriterium herangezogen werden um eine weitere Leistungsstufe (Brenner oder Kessel) zuzuschalten. Es können aber auch andere Kriterien wie z.B. Brauchwasserladung, Schnellaufheizung, Störumschaltung, ... für die Folgesteuerung eingesetzt werden. 2.4.1 Handsteuerung 2.4.2 Folgesteuerung nach der Aussentemperatur 32 Die Regelung der Kesseltemperatur erfolgt, wie bei Einkesselanlagen, für beide Kessel autonom durch die Kesseltemperaturregler, und die Zu- und Wegschaltung des Folgekessels mittels Handschalter. Diese Art der Folgesteuerung erscheint im Zeitalter der Automation veraltet zu sein. Bei Grossanlagen im Industrie- oder Gewerbebereich, wo technisch ausgebildetes Personal solche Anlagen ohnehin rund um die Uhr betreut, verfügt dieses auch meist über grosse Erfahrungen und Informationen bezüglich dem Trend des bevorstehenden Leistungsbedarfs (Wettervorhersage, Informationen über bevorstehende In- oder Ausserbetriebsetzungen von Wärmeverbrauchern etc.). Es handelt sich also um keine automatische, aber dennoch «intelligente» Methode der Folgesteuerung. In Kesselanlagen, deren Wärmeleistung zu über 90 % für Raumheizungen verbraucht wird, eignet sich die Aussentemperatur gut als Bezugsgrösse zur Folgesteuerung. Allerdings muss auch hier die «gedämpfte» Aussentemperatur gewählt werden, weil die aktuelle Aussentemperatur zu schnell schwankt, und der Folgekessel dadurch an der Heizgrenze zu kurzzeitig zu- und weggeschaltet würde. Die Aussentemperatur kann aber auch zur Sperrung des Folgekessels dienen, falls temporäre Lastspitzen bei Aussentemperaturen > 0 °C auftreten können. 2.4.3 Folgesteuerung nach der Kesseltemperatur Steuerung mit Thermostaten Diese Art der Steuerung durch Thermostaten unterliegt der gleichen Problematik, die schon bei der Brenner-Stufenschaltung gezeigt wurde. Die nächste Leistungsstufe (hier der Folgekessel) darf erst zugeschaltet werden, wenn die Temperatur des Führungskessels um die eingestellte Schaltdifferenz abgesunken ist. Durch die erforderlichen Schaltdifferenzen ergeben sich zwangsläufig relativ grosse Temperaturschwankungen im Hauptvorlauf. Überdies neigen solche Schaltungen sehr stark zum Pendeln, was auch durch den Einsatz von komplizierten Zeitgliedern nicht ausreichend verhindert werden kann. Zu lange Zuschaltverzögerungen haben oft einen grossen Temperaturabfall im Führungskessel zur Folge, was zu schädlichen Abgaskondensationen führen kann. Die Feststellung, dass bei Volllast tiefere Kesseltemperaturen als bei Teillast geregelt werden, verleitet das Bedienpersonal oft dazu, den Sollwert des Folgekessels auf die gleichen Werte wie beim Führungskessel einzustellen. Im Vollastbetrieb bringt dieser Eingriff zwar den gewünschten Erfolg, im Teillastbetrieb schalten dann aber die beiden Kessel gleichzeitig ein und aus! 2 2 B1 50% B2 50% Fig. 2-4 Folgesteuerung nach der Kesseltemperatur mit Kesselthermostaten bei Parallelschaltung 1 Regelthermostat 2 Sicherheitstemperaturbegrenzer Kesseltemperaturregler Digitale Kesseltemperaturregler bieten elegantere Lösungen dieser Problematik an: So können z.B. auf einem gewünschten Sollwert und innerhalb einer eingestellten Schaltdifferenz beliebig viele Schaltstufen betrieben werden. Unterschreitet der Istwert der Kesseltemperatur den unteren Schaltpunkt, so wird die Regeldifferenz mit der Zeitdauer multipliziert was mathematisch ein Integral (Σ (K * Min.)) darstellt. Überschreitet das Integral – nach einer Sperrzeit – den einstellbaren Minimalwert, wird die aktive Leistungsstufe fest zugeschaltet und mit der nächsthöheren Stufe geregelt. Bei sinkender Last erfolgt eine entsprechend umgekehrte Prozedur (vgl. 1.3.4). Selbst im stetigen Stellbereich eines modulierenden Brenners ist es mit Digitaltechnik möglich, diesen in einzelne Leistungsstufen zu unterteilen und die Übergänge von einer Leistungsstufe zur anderen über ein Sperrintegral zu verzögern. Dadurch kann verhindert werden, dass eine Kessel-Vorlauftemperatur-Regelung mit PI-Verhalten zu schnelle Brenner-Leistungsänderungen bewirkt. 33 2.4.4 Folgesteuerung nach der Laständerung unter Einbezug des Einschaltverhältnisses ε Die Heizkessel sind mit einer Kesseltemperaturregelung ausgerüstet. Weitere Heizkessel werden auf Grund der max. Kesselleistung (absolut oder relativ) und dem laufend gemessenen Einschaltverhältnis ε (vgl. 1.3.2) zu- und weggeschaltet. Im Kesselfolgeregler wird eine Gesamtleistungsbilanz geführt und diejenigen Heizkessel zugeschaltet, die den Wärmebedarf langfristig mit dem höchstmöglichen Wirkungsgrad zu erbringen vermögen. 2 1 2 B1 1 B2 50% 50% 3 Fig. 2-5 Folgesteuerung mit Kesseltemperaturfühler und Einschaltverhältnis 1 Kesseltemperaturfühler 2 Sicherheitstemperaturbegrenzer 3 Kesselfolge-Regel-/Steuergerät 2.4.5 Folgesteuerung nach der Verbraucher-Vorlauftemperatur Die Verbraucher-Vorlauftemperatur (gemessen im Hauptvorlauf zum Verteiler) ist bei thermostatisch geregelten Kesseln nur als Zuschaltkriterium geeignet (Fig. 2-6). Wenn die eingeschaltete Leistungsstufe nicht mehr ausreicht, sinkt sie unter den Reglersollwert und signalisiert den zusätzlichen Leistungsbedarf. Thermostatisch geregelte Kessel teilen jedoch auch im Schwachlastbetrieb die geforderte Leistung «brüderlich» unter sich auf und arbeiten im intermittierenden Betrieb. Die Vorlauftemperatur wird auf dem Reglersollwert gehalten und liefert so keine Information darüber, ob zugeschaltete Kessel wieder weggeschaltet werden können. Beim Stufenregler mit P-Verhalten erfolgt die Brennerschaltung sowie die Zu- und Wegschaltung des Folgekessels zwar direkt temperaturabhängig; durch die P-Abweichung und die Schaltabstände ergeben sich jedoch grosse Vorlauftemperaturschwankungen. Deshalb ist diese Steuerung für mehr als zwei Kessel ungeeignet. Die P-Regelung bringt nur den Vorteil der etwas längeren Brennerlaufzeiten. Eine Verbesserung kann mit einem PI-Regler, kombiniert mit Stufenschalter (Fig. 2-6) erreicht werden. Allerdings wird die vorteilhafte Eigenschaft als «Regelung ohne Sollwertabweichung», durch den erforderlichen Einsatz eines Mehrstufenschalters wieder verschlechtert. Die Vorlauftemperaturschwankungen können aber in kleineren Grenzen gehalten werden. Als Nachteil ergeben sich daraus häufigere Brennerschaltungen und zudem neigen Anlagen mit PI-Regelung vermehrt zum Pendeln. Um dies zu verhindern, müssen in jedem Falle Ein- und Ausschalt-Zeitverzögerungsglieder eingebaut werden. 34 Zu beachten ist bei dieser Steuerungsart auch, dass beim Zuschalten des Folgekessels, dessen Vorlauftemperatur sofort auf den Reglersollwert hochgefahren wird, und so – über die Ausgleichsleitung – auch die Kesselrücklauftemperatur entsprechend ansteigt. Und, weil der Führungskessel auf Volllastbetrieb bleibt, steigt auch seine Vorlauftemperatur, parallel zur Rücklauftemperatur an (siehe Temperatur-/Lastdiagramm). Es ist deshalb sicherzustellen, dass in diesem Falle noch genügend Abstand zur Sicherheits-Begrenzungstemperatur bleibt. Bei digitalen Systemen kann, mit dem Zuschalten des Folgekessels, der Vorlauftemperatur-Sollwert abgesenkt und anschliessend wieder gleitend auf den ursprünglichen Wert erhöht werden. Die Anlage kann mit konstantem oder witterungsgeführtem Sollwert betrieben werden. Je nach Lastverhalten der Anlage erfordert diese einen grossen Einstellaufwand. Zur Vermeidung der Abgaskondensation muss ein zu starkes Absinken der Kesseltemperatur vermieden werden. Je nach Anlagekonzept kann eine aussentemperaturabhängige Sperrung des Folgekessels oder auch einzelner Brennerstufen aufgeschaltet werden. Gut geeignet ist diese Steuerung für Gaskesselanlagen mit atmosphärischen Brennern und hydraulischer Parallelschaltung, denn hier sind häufige Schaltungen ohne weiteres zulässig. 1 4 4 50% 50% 3 2 PI w=80 °C ϑB B1 + B2 100 S4 S3 S2 S1 ϑB1 90 ϑB1 80 70 B1 ϑB2 ϑR ϑR 60 50 40 30 20 100 % 75 % 50 % 25 % 0% B62-4 Fig. 2-6 Folgeschaltung nach der Vorlauftemperatur (1) durch PI-Regler (2) mit Vierstufenschalter (3); Kessel in Parallelschaltung – mit Sicherheitstemperaturbegrenzer (4) 35 Eine wesentliche regeltechnische Verbesserung kann mit der hydraulischen Serieschaltung erzielt werden (Fig. 2-7) weil mit der PI-Regelung über die Mischorgane die Vorlauftemperatur ohne Sollwertabweichung geregelt werden kann. Auch hier muss mit Verzögerungsgliedern ein zu frühes Zu- bzw. Wegschalten des Folgekessels verhindert werden. Zweistufige Brenner eignen sich besonders gut, da die Schaltung der zweiten Brennerstufe (wie auch des Folgekessels) durch das Signal des Stellgliedes erfolgt. Die Kesseltemperatur wird durch den Kesseltemperaturregler, mit festem oder witterungsgeführtem Sollwert geregelt. Diese Steuerung ist unabhängig von der Kesselzahl und eignet sich demzufolge besonders gut für Anlagen mit mehr als zwei Kesseln. Um bei grösseren Anlagen den Energieverbrauch der Hauptpumpe zu reduzieren, ist es empfehlenswert, eine mehrstufige Pumpe einzusetzen. Auch bei hydraulischer Serieschaltung ist eine Prioritätswahl durch Sequenzumkehr möglich (unabhängig von der Anzahl Kessel). PWS Y2 PI w PI wMIN wMIN 2 1 2 1 B62-5 Fig. 2-7 Folgeschaltung nach der Vorlauftemperatur durch PI-Sequenzregler; Kessel in Serieschaltung 2.4.6 Folgesteuerung nach der gemeinsamen Kessel-Rücklauftemperatur Die Kessel-Rücklauftemperatur ist – wegen der direkten Abhängigkeit zur Last – ein ideales Schaltkriterium. Die praktischen Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass diese Steuerung in Bezug auf die Einstellwerte, wie auch im «Anlage-Verständnis», sehr anspruchsvoll ist und einen entsprechend grossen Inbetriebsetzungsaufwand erfordert. Fig. 2-8 zeigt ein Anwendungsbeispiel mit hydraulisch parallel geschalteten Kesseln und einstufigen Brennern. Es sind auch Anlagen mit zweistufigen Brennern im Betrieb, die einwandfrei funktionieren, doch erfordert die Inbetriebsetzung – wegen der direkten Abhängigkeit zur Last – einen grösseren Aufwand (siehe Temperatur-/Lastdiagramm). Zur Verhinderung des Pendelns sind auch hier die üblichen Zeitverzögerungen eingebaut. Durch die P-Abweichung werden relativ lange Brennerlaufzeiten erreicht. Von Vorteil sind Kessel mit grossem Wasserinhalt, da diese als Speicher genutzt werden können. Die Vorlauftemperatur kann kurzzeitig bis auf den Rücklauftemperatursollwert absinken, was sich ebenfalls positiv auf die Brennerlaufzeiten auswirkt. 36 In Anlagen mit hydraulischen in Serie geschalteten und mit Mischventilen ausgerüsteten Kesseln (Fig. 2-8), kann der Regelfühler, statt im Kesselvorlauf, im Kesselrücklauf platziert werden. Dadurch können die Vorteile der stetigen Sequenzregelung mit denjenigen der Rücklauftemperaturregelung kombiniert werden. Die Regelung nach der Rücklauftemperatur erfordert, vor allem bei Parallelschaltung, eine sorgfältige hydraulische Dimensionierung und den Abgleich der Kesselwasserströme bei der Inbetriebsetzung. Ungleiche Kesselleistungen wirken sich ungünstig auf die Prioritätsumschaltung aus (Volumenstromänderungen verlangen eine Umschaltung auf andere Sollwerte). Für mehr als zwei Kessel ist diese Steuerung weniger geeignet. 50% 50% w = 60 °C ϑ B1 + B2 B1 100 90 80 70 60 50 40 30 20 100 % 75 % 50 % 25 % 0% B62-6 Fig. 2-8 Folgeschaltung nach der Rücklauftemperatur durch P-Regler mit Zweistufenschalter; Kessel in Parallelschaltung 37 2.4.7 Folgesteuerung nach dem Maximalwert der Vor- oder Rücklauftemperatur Die im Absatz 2.4.5 beschriebene Folgesteuerung hat den Nachteil, dass sich die Hauptvorlauftemperatur zum Verteiler abkühlt, sobald die Verbraucher keinen Wärmebedarf mehr haben. Diese Abkühlung wird vom Fühler erfasst und bewirkt durch die Regelung ein unnötiges Zuschalten von Kesselleistung, bis die Brenner durch die BegrenzungsKesselthermostaten abgeschaltet werden. PWS Dieser Betriebszustand kann dadurch verhindert werden, dass ein zweiter Fühler im Kesselrücklauf platziert, und dem Regler der höhere der beiden Fühlermesswerte gemeldet wird (Fig. 2-9). Sinkt der Wärmebedarf auf Null, dann fliesst kein Kesselwasser mehr in den VerbraucherVorlauf sondern direkt in den Kesselrücklauf. Dadurch wird die Kesselrücklauftemperatur höher als die Hauptvorlauftemperatur zum Verteiler und veranlasst über den Regler das Abschalten der Brenner. w PI 2 1 1 2 MAX wMIN PI wMIN PI B62-7 Fig. 2-9 Folgesteuerung nach dem Maximalwert der Vor- oder Rücklauftemperatur durch PI-Regler mit Vierstufenschalter; Kessel in Parallelschaltung – Folgesteuerung nach der Speicherladung 38 2.4.8 Folgesteuerung mit «hydraulischer Weiche» Wird eine Heizungsanlage mit zwei oder mehr Kesseln gebaut, dann kann der im Teillastbetrieb von den Kesselpumpen geförderte Wasserstrom wesentlich grösser sein als der von den Verbraucherkreisen insgesamt abgenommene. Um starke Druck- und Volumenstromschwankungen im Kesselkreis und damit auch die negativen Auswirkungen auf die Verbraucherkreise zu vermeiden, wird der Kesselkreislauf in der Regel durch eine Ausgleichsleitung zwischen Kesselvor- und Rücklauf kurzgeschlossen (Fig. 2-1 und Fig. 2-3). Kesselanlagen mit Rücklaufhochhalteregelungen geben im Anfahrbetrieb kein und anschliessend während einiger Zeit zu wenig Heizwasser an die Verbraucher ab, so dass die Verbrauchergruppen die fehlende Wassermenge über diese Ausgleichsleitung aus dem kalten Rücklauf ansaugen. Der Messfühler muss in dieser Phase im Hauptvorlauf, zwischen der Ausgleichsleitung und dem Verteiler eingesetzt sein, um den Wärmebedarf erfassen zu können. Im Schwachlastbetrieb, wenn sowohl Kesselkreis, wie auch Verbraucherkreise nahezu im Kurzschlussbetrieb laufen, zirkuliert aber dort fast kein Wasser mehr. Die Leitung kühlt sich ab und der Fühler veranlasst Wärmebedarf, obwohl die Kesselleistung entsprechend zurückgeschaltet werden müsste. In dieser Phase sollte also der Fühler wieder im Kesselkreis platziert sein. Die steuer- und regeltechnische Lösung dieser Problematik basiert auf der Platzierung je eines separaten Fühlers, sowohl im Hauptvorlauf zum Verteiler, wie auch im gemeinsamen Rücklauf zu den Kesseln. Mit Hilfe des Vorlauffühlers wird die Hauptvorlauftemperatur geregelt und die Kesselleistung zugeschaltet, während der Rücklauffühler die Rückschaltung der Kesselleistung auslöst, sobald sein Messwert höher wird als derjenige des Vorlauffühlers. 4 4 B1 wMIN B2 wMIN 2 PI 5 PI 5 1 3 B62-3 Fig. 2-10 Mehrkesselanlage in Parallelschaltung mit Rücklaufminimal-BegrenzungsRegelung und «hydraulischer Weiche» 1 Hydraulische Weiche 2 Fühler, misst Lastzustand der Anlage 3 Folgesteuerungsgerät mit Stufenschalter, Zeitgliedern, ... 4 Sicherheitstemperaturbegrenzer 5 Regler für Rücklaufhochhaltung 39 Nun bezweckt die Ausgleichsleitung nicht nur die Sicherstellung der erforderlichen Volumenströme im Erzeuger- bzw. Verbraucherkreis, sondern auch eine echte hydraulische Entkopplung dieser Kreise. Wählt man für diese Ausgleichsleitung eine Strömungsgeschwindigkeit von max. 0.2m/s bei Nennvolumenstrom, ergibt sich ein so grosser Rohrdurchmesser, dass man eher von einem Ausgleichgefäss sprechen könnte. Eine konstruktiv geschickte Fühlerplatzierung im oberen Teil dieses Gefässes ermöglicht ein lastabhängiges Zu- und Wegschalten der Kesselleistungsstufen mit Hilfe nur eines Fühlers. Eine solche «hydraulische Weiche» gilt vorwiegend in Deutschland als Standardlösung. Ansonsten begnügt man sich üblicherweise mit einer Ausgleichsleitung gleicher Nennweite wie diejenige des Hauptvorlaufs. 2.4.9 Folgeschaltung nach der Speicherladung Die vorher beschriebenen Methoden ergeben – nach richtiger Wahl der Schaltkriterien und entsprechend angepassten Steuer- und Regelkonzepten – betriebssichere und gut funktionierende Anlagen. Die Bestrebungen nach langen Brennerlaufzeiten und dementsprechend wenig Brennerschaltungen werden dabei aber nicht optimal erfüllt und vorwiegend durch stark schwankende Kesseltemperaturen erkauft. Werden optimale Ergebnisse gefordert, können diese nur durch den Einsatz eines Wärmespeichers erreicht werden. Fig. 2-11 zeigt eine Variante dieses Systems. Hydraulisch ist die kostengünstigere Parallelschaltung zu wählen, da in diesem Konzept die Serieschaltung keine Vorteile bringt. Es können ein- evtl. zweistufige, jedoch keine modulierenden Brenner eingesetzt werden. Einstufige Brenner können – bei entsprechender Abstimmung auf den Kessel – verbrennungstechnische Vorteile bringen. 4 6 6 B1 B2 S 2 1 PI 5 PI 5 3 B62-8 Fig. 2-11 Folgeschaltung nach der Speicherladung, auf vier Brennerstufen wirkend; Kessel in Parallelschaltung 1 Speicherfühler (Ein Stufe 1 Führungskessel) 2 Speicherfühler (Ein Stufe 2 Führungskessel und Folgekessel) 3 Speicherfühler (Aus) 4 Kesselfolgesteuerungsgerät mit 5 Kesselvorlauftemperaturregelung (inkl. Sicherstellung der Kesseleintrittstemperatur) 6 Sicherheitstemperaturbegrenzer 40 Der Speicher hat also die Aufgabe, möglichst lange Brennerlaufzeiten bzw. wenig Brennerschaltungen zu gewährleisten. Er wird deshalb als Schichtspeicher mit einem Speicherinhalt von mindestens 10 Litern pro kW Wärmeleistung ausgelegt. Je nach Anlagengrösse und Platzangebot müssen evtl. zwei oder mehrere Speicher geplant werden. Mehrere Speicher werden in Serie geschaltet. Funktionsweise Die folgende Funktionsbeschreibung bezieht sich stellvertretend auf eine Einspeicheranlage mit zwei Heizkesseln gemäss Fig. 2-11: – Sinkt die Speichertemperatur unter den Sollwert des Fühlers auf halber Höhe (1), wird der Führungskessel mit seinem Brenner eingeschaltet. – Ist die Leistung gleich oder grösser als der momentane Verbrauch, so läuft der Brenner im Dauerbetrieb oder der Speicher wird langsam wieder aufgeladen. – Erreicht die Speichertemperatur den Sollwert am Fühler unten am Speicher (3), wird der Heizkessel ausgeschaltet. Dies gilt grundsätzlich bei jedem Lastzustand für alle Kessel (bzw. Brennerstufen), d.h. bei vollgeladenem Speicher wird immer die gesamte Wärmeerzeugung ausgeschaltet. – Ist die Verbraucherlast grösser als die Leistung vom Führungskessel, so wird der Speicher weiter entladen. Sobald der Sollwert am oberen Fühler (2) unterschritten wird, wird der zweite Heizkessel (evtl. nach einer Sperrzeit) zugeschaltet. – Ist der zweite Heizkessel einmal zugeschaltet, laufen beide Heizkessel – unabhängig vom Lastverhalten der Anlage – bis der Speicher voll durchgeladen ist. Der Fühler (3) schaltet dann beide Heizkessel wieder aus. Während des gesamten Heizbetriebes können so lange Brennerlaufzeiten und damit hohe Wirkungsgrade erreicht werden. Hydraulische Entkoppelung durch Speicher Der Wärmespeicher bildet ausserdem eine perfekte hydraulische Entkoppelung zwischen dem Kesselkreislauf und den Verbraucherkreisen. Und was die Folgesteuerung der Kessel betrifft, so liefert die Entladedauer zwischen zwei Fühlern ein lastabhängig variables Zeitintegral, was im Vergleich zu fest eingestellten Verzögerungsrelais wesentliche Vorteile bringt. Die Wärmeerzeugung reagiert um so schneller, je grösser der Wärmebedarf ist. Es tritt auch kein Pendeln auf, weil zwischen den Ein- und Ausschaltpunkten, Speicherkapazitäten aufgeladen bzw. entladen werden müssen. Die Anlage ist auch regeltechnisch einfach zu beherrschen und die Temperaturschwankungen werden gering. Rücklaufhochhaltung mit eingebaut Die Speicherladetemperatur wird über den KesselvorlauftemperaturSollwert mittels Mischorgan im Rücklauf geregelt. Richtige Dimensionierung vorausgesetzt, d.h. durch entsprechende Wahl des Kesseltemperatur-Minimalsollwertes, garantiert diese Regelung gleichzeitig die Rücklaufhochhaltung. Zur Energieoptimierung kann die Speichertemperatur witterungsabhängig geführt werden. Und, dank der Wärmespeicherung reagiert die Anlage völlig unempfindlich auf plötzlich auftretende Laständerungen, (z.B. Aufheizvorgänge). Die eindeutigen Vorteile dieses Konzeptes erfordern allerdings höhere Investitionskosten und grösseren Raumbedarf. 41 2.4.10 Folgesteuerung nach der Brennerlast Diese Art der Folgesteuerung eignet sich für Kessel mit modulierenden Brennern. Die Vorlauftemperatur wird für jeden Kessel separat, mittels stetigem Regler, mit festem oder witterungsgeführtem Sollwert geregelt. Die Zu- und Wegschaltung des Folgekessels erfolgt abhängig von der Brennerlast (Luftklappenstellung und Zeitverzögerung). Ist der feuerungstechnische Wirkungsgrad bei Teillast grösser als bei Volllast, kann der Folgekessel schon früher zugeschaltet werden. Sind beide Kessel in Betrieb, arbeiten beide im modulierenden Lastbereich von je ca. 30...100 %. Um eine gleichmässige Leistungsverteilung zu erreichen, müssen die Kessel hydraulisch parallel geschaltet werden. Vom Prinzip her ist dies eine einfache Steuerung. Infolge des Zweipunkt-Grundlast-Verhaltens der Brenner, ergeben sich aber vielfach regeltechnische Schwierigkeiten im Übergangsbereich. 2.4.11 Folgeregelung mit dem Modulationsgrad von Brennwertkesseln In vorgängigen Abschnitten wurde gezeigt, wie die Verbrauchervorlauftemperatur und die gemeinsame Kesselrücklauftemperatur genutzt werden können, um einzelne Leistungsstufen zu- und wegzuschalten (vgl. z.B. 2.4.7). Bei der Verwendung von Brennwertkesseln, vor allem auch, wenn mehr als 2 Kessel zusammengeschaltet werden, reicht der bisher besprochene Ansatz nicht mehr aus, um in allen Betriebssituationen gute Wirkungsgrade – für einzelne Kessel, aber auch im Gesamten – zu erreichen. Folgende Kriterien sollen bei einer solchen Anlage erfüllt werden: • gewünschte Vorlauftemperatur bedarfsgerecht ohne grosse Schwankungen und Abweichungen zur Verfügung stellen • möglichst tiefe Rücklauftemperaturen für Brennwertkessel • Optimierung des Gesamtwirkungsgrades durch verschiedene Laufzeitstrategien Zentraler Punkt bei hier besprochenen regelungstechnischen Ansatz ist, dass zusätzlich zur Vor- und Rücklauftemperatur auch der Modulationsgrad (bzw. die aktuell produzierte Leistung) der in Betrieb stehenden Kessel verwendet wird. Dazu wird im Kesselfolgeregler der Kesselmodulationsgrad (z.B. über Gebläsedrehzahl) ermittelt und eine Leistungsbilanz über alle Kessel geführt. Separate Kesseltemperatur-Regelung Verschiedene Laufzeitstrategien 42 Die einzelnen Kessel sind mit einer separaten Kesseltemperatur-Regelung versehen. Der Kesselfolgeregler gibt, je nach Bedarf, den einzelnen Kesseltemperatur-Reglungen den notwendigen Kesseltemperatur-Sollwert vor (heute meistens über Bussystem). Damit die Kesselfolgeregelung möglichst gut an die unterschiedlichen Betriebssituationen angepasst werden kann, können verschiedene Laufzeitstrategien gewählt werden: • möglichst wenige Kessel einschalten Leistungsbedarf für Gebläse und Kesselpumpen sind minimal • verlängerte Brennerlaufzeiten und dadurch weniger Brennerstarts Emissionen durch Brennerstarts werden klein gehalten • so viele Kessel wie möglich einschalten vorteilhaft, wenn z.B. Wassermenge auf Verbraucherseite viel grösser als auf Erzeugerseite 4 6 2 4 6 B1 5 B2 5 3 1 Fig. 2-12 Folgeregelung mit dem Modulationsgrad von 2 (oder mehr) Brennwertkesseln (zusätzlich zur Vor- und Rücklauftemperatur) 1 Kesselfolgeregler 2 Vorlauftemperaturfühler 3 Rücklauftemperaturfühler 4 Kesseltemperaturregler 5 Kesseltemperaturfühler 6 Sicherheitstemperaturbegrenzer 43 3. Steuern, Regeln und Überwachen von Öl- und Gasbrennern 3.1 Einführung An einem automatisch geregelten Öl- oder Gaskessel, ist der Brenner grundsätzlich das Stellglied eines Regelkreises, d.h. er arbeitet nach den Steuerbefehlen eines Reglers. Dieser Regler kann ein einfacher Thermostat eines kleinen Heizkessels, oder ein genauer und energieoptimierend arbeitender elektronischer Regler eines grösseren Heizkessels sein. B63-1 Fig. 3-1 Der automatische Brenner als Stellglied des Kesseltemperatur-Regelkreises Bei einer automatischen Kesseltemperaturregelung (Fig. 3-1) spielt sich im Prinzip immer der gleiche Vorgang ab: Sobald die Temperatur – die Regelgrösse (x) – unter den eingestellten Sollwert (w) sinkt, dann gibt der Regler dem Wärmeerzeuger den sogenannten Stellbefehl (y); in unserem Falle ist dies der Einschaltbefehl für den Brenner. Der Brenner produziert dann Wärme, die Temperatur steigt dadurch an und sobald der Sollwert erreicht ist, schaltet der Regler den Brenner wieder aus. Die Temperatur beginnt wieder abzusinken . . . und so geht es weiter, hin und her zwischen Regeleinschaltung und Regelabschaltung. Je nach Wärmebedarf wiederholen sich die Einschaltzyklen in schneller oder langsamer Folge (= intermittierender Betrieb); bei sehr grossem Wärmebedarf bleibt der Brenner dagegen oft stundenlang ununterbrochen eingeschaltet (= Dauerbetrieb). Eignung von ÖL und Gas: 44 Öl oder Gas eignet sich bestens zur automatischen Wärmeerzeugung, denn: • Öl und Gas kann durch Rohrleitungen leicht und sauber zum Brenner gefördert werden. • Öl und Gas lässt sich mittels Ventilen oder Klappen exakt dosieren oder ganz absperren. Gefährlichkeit von ÖL und Gas Schon 1cm3 Heizöl macht 1m3 Trinkwasser ungeniessbar und die Gefährlichkeit von Gas (Explosionsgefahr, Giftigkeit einzelner Gassorten) ist allgemein bekannt. Zu diesen Gefahren kommt die Umweltbelastung durch die Abgase beider Brennstoffe! Und diese so klein wie möglich zu halten, ist das Bestreben aller an der Öl- und Gaswärmeerzeugung beteiligten Kreise, also der Hersteller und Betreiber der Anlagen, der Sicherheitsbehörden und Gesetzgeber. Seit ca. 1990 sind in allen Ländern, in denen der Umweltschutz ein Anliegen ist, obere Grenzwerte für den Schadstoffgehalt der Abgase aus Feuerungen festgelegt worden. Speziell geschulte Feuerungskontrolleure überwachen die Einhaltung dieser Grenzwerte periodisch. Wenn man nun von der Schädlichkeit der Abgase absieht, dann kann man behaupten: «Heizöl und Gas sind ungefährlich, wenn die freigegebenen Mengen vorschriftsmässig verbrannt werden!» «Vorschriftsmässig» heisst, dass folgende Forderungen beim Verbrennungsprozess unbedingt erfüllt werden müssen: • Der Brenner muss daraufhin überwacht werden, ob er beim Einschalten auch wirklich zündet und ob die Flamme danach bis zur Regelabschaltung ununterbrochen weiterbrennt, also die insgesamt freigegebene Brennstoffmenge vollständig verbrannt wird. • Beim Nichtzünden des Brenners, beim Erlöschen der Flamme während des Brennerbetriebs sowie bei anderen Störungen in der Anlage, die ein unzulässiges Austreten von unverbranntem Brennstoff bewirken könnten, müssen die Brennstoffventile sofort geschlossen werden! Alle Brennstoffventile werden daher so ausgeführt, dass sie im spannungslosen Zustand automatisch geschlossen sind! • Bei schwerwiegenden Defekten in der Feuerungsanlage, sei es am Brenner, an seinen Ventilen, in seinem Flammenüberwachungssystem usw., muss die gesamte Anlage abgeschaltet werden. Das diese Störabschaltung auslösende Gerät muss sich in dieser Störstellung verriegeln. Gleichzeitig muss die Möglichkeit bestehen, die Störabschaltung durch ein optisches oder akustisches Signal zu signalisieren. Die Konsequenz aus diesen Forderungen lautet: Jeder Öl- oder Gasbrenner muss mit einem Flammendetektor ausgerüstet sein (auch Flammenfühler genannt), der in Verbindung mit einem Flammenüberwachungssystem das Zünden des Brenners und das Weiterbestehen der Flamme bis zur Regelabschaltung überwacht und im Störungsfalle, über eine Steuereinrichtung, nicht nur die Brennstoffzufuhr stoppt, sondern auch den Brenner abschaltet und Alarm auslöst. Nun besteht ein Brenner aber nicht nur aus Brennstoffzuleitung, Ventilen, Zündeinrichtung und Flammen-Überwachungssystem, sondern (vor allem grössere Brenner) sind recht komplexe Apparate, die in einer bestimmten Funktionsabfolge, dem Inbetriebsetzungsprogramm, in Betrieb gesetzt werden müssen. Die Steuereinrichtung des Brenners muss also nach einem Zeitschalt-Programm arbeiten. In der Praxis sind Programmsteuerung und Flammenüberwachungssystem normalerweise in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht. Diese Funktionskombination ist bekannt unter der Bezeichnung: 45 3.2 Der Feuerungsautomat Der Feuerungsautomat dient zur flammenabhängigen Inbetriebsetzung und Überwachung des Brenners. In der Umgangssprache wird er deshalb oft auch «Brennersteuergerät» oder «Flammenwächter» genannt. Seine Funktionsweise kann man sich schematisch etwa wie folgt vorstellen: a 2 b 1 3 d c 4 B63-2 Fig. 3-2 Funktionsprinzip des Beispiel eines Feuerungsautomaten Feuerungsautomaten für einen Oelbrenner 1 Feuerungsautomat 2 Programmwerk 3 Flammenüberwachungssystem 4 Flammendetektor a Startbefehl vom Temperaturoder Druckregler der Anlage b Start- und Betriebsbereitschaftsmeldungen c Flammensignal d Brennersteuerung Die Flammenüberwachung erfolgt mit einem Flammendetektor (auch Flammenfühler oder Lichtfühler genannt) auf der Eingangsseite des Flammenüberwachungskreises, und dem Flammenrelais auf seiner Ausgangsseite. Die Kontakte dieses Flammenrelais’ sind mit der Programmsteuerung so verknüpft, dass Inbetriebsetzung und Betrieb des Brenners nur erfolgen können, wenn alle Bedingungen für eine korrekte Flammenüberwachung erfüllt sind. Fig. 3-3 Flammenfühler zur Überwachung von blau sowie gelb brennender Öl- und Gasflammen 46 3.3 Gebläsebrenner Bei diesem Brennertyp sind alle für die automatische Wärmeerzeugung erforderlichen Elemente im, oder am Ventilatorgehäuse montiert, oder sie befinden sich in unmittelbarer Nähe des Brenners. Die Minimalausrüstung besteht aus: P M BV OH Q... z M SA LK P M BV ZBV Q... z M SA LK B63-3 Fig. 3-4 Prinzipieller Aufbau der GebläseÖl-Gebläsebrenner brenner unten mit Zündbrenner auf Kessel aufgebaut M Gebläse P Ölpumpe, axial mit Gebläsemotor gekoppelt BV Brennstoffventil(e) ZBV Zündbrennerventil Z Zündtransformator LK Verbrennungsluftklappe, fest eingestellt oder motorisch gesteuert SA Luftklappen-Stellantrieb für motorische Steuerung Q... Flammendetektor (auch Flammen oder Lichtfühler genannt) OH Ölvorwärmer, bei kleinen Leichtölbrennern zwischen Düse und Düsenstock montiert, bei grossen Schwerölbrennern als separate Einheit ausgeführt. Hinzu kommen, vor allem bei Gasbrennern, noch zusätzliche Komponenten, wie Luft- und Gasdruckwächter. Auch von diesen Geräten werden die elektrischen Signale grösstenteils vom Feuerungsautomaten «abgefragt», d.h. bei der Programmsteuerung berücksichtigt. Bei Schwerölbrennern grosser Leistung reicht häufig die Leistung des Zündfunkens nicht aus, um den Brenner direkt-elektrisch zu zünden. Hier übernimmt ein Zündbrenner kleiner Leistung (meist ein Gasoder Leichtölbrenner) die Zündung der Hauptflamme. Diese Art der Zündung wird gas-elektrische Zündung genannt und der so ausgerüstete Brenner als Zweirohrbrenner bezeichnet (da ihm der Brennstoff über zwei Rohre zugeführt wird). Zur Freigabe der Zündbrennstoffmenge dient das Zündbrennstoffventil, Kurzzeichen «ZBV». Gas / Öl-Gebläsebrenner (Zweistoffbrenner) werden für mittlere bis grosse Leistungen gebaut und vorzugsweise dort eingesetzt, wo während der Gas-Niedertarifzeit der Gasbetrieb wirtschaftlicher ist als der Ölbetrieb. Die Öldüse befindet sich normalerweise im Zentrum des sogenannten «Gaskopfes». Da für die gleiche Brennerleistung bei Ölund bei Gasbetrieb unterschiedliche Verbrennungsluftmengen benötigt werden, ist die Luftklappensteuerung bzw. die Brennstoff / Luft-Verbundsteuerung aufwendiger als beim Brenner für nur eine Brennstoffart. Auch der Feuerungsautomat muss mit 2 unterschiedlichen Inbetriebsetzungsprogrammen für Öl oder Gas ausgerüstet sein. 47 3.4 Brenner ohne Gebläse Brenner ohne Gebläse werden für Öl- und Gasbetrieb gebaut. Für Öl gibt es sie in Form jener Brenner, die man in den sogenannten «Ölöfen» für die Einzelraumheizung findet. Sie werden nicht durch Feuerungsautomaten gesteuert und überwacht; deshalb wird ihre Funktionsweise hier nicht näher beschrieben. Die eigentliche Domäne der Brenner ohne Gebläse liegt auf dem Gebiet der Gas-Wärmeerzeugung. Beim atmosphärischen Gasbrenner erfolgt die Zündung direkt-elektrisch, mittels eines kleinen Zündbrenners oder, bei grösseren Brennern, mittels einer sogenannten Zündrampe. Zündrampen zünden jeden einzelnen Brennstab mit einer ihm direkt zugeordneten kleinen Zündflamme. FE FE2 FE1 ZR HR BV1 HR BV2 BV2 ZV1 B63-4 Fig. 3-5 Atmosphärische Gasbrenner (Prinzip der Zugsicherung) BV Hauptgasventile FE Fühlerelektrode HR Hauptbrenner ZR Zündrampe ZV Zündgasventil Atmosphärische Brenner ohne / mit Zündrampe (ZR) Gas-Umlaufwasserheizer werden meist durch eine dauernd brennende Zündflamme, die sogenannte Dauerpilotflamme gezündet. Die Flammenüberwachung erfolgte bei diesen Systemen früher noch vorwiegend auf elektromechanischem Wege mittels sogenannter Zündsicherungen. Sie stellten u.a. sicher, dass die Gasfreigabe nur bei brennender Pilotflamme erfolgen kann. Heute erfolgt die Zündung und Überwachung meist durch rein elektronisch arbeitende Gerätekombinationen (Zündung und Überwachung im gleichen Gehäuse). Grössere atmosphärische Brenner mit stufenlos verstellbarer Brennerleistung werden dagegen durch Feuerungsautomaten gesteuert und überwacht. Das Inbetriebsetzungsprogramm weicht dabei nur in wenigen Details von dem eines Gasgebläsebrenners ab. Neben den Vorzügen atmosphärischer Gasbrenner: • einfacher Aufbau, • saubere Verbrennung, • schadstoffarme Abgase, leicht steuerbare Brennerleistung (es muss nur die Gasmenge verändert werden) sind die Nachteile dieses Brennertyps: • Wärmeverluste durch die Dauerpilotflamme sowie den dauernd vorhandenen Luftzug durch das weitgehend offene Brennersystem. 48 Der Rauchgasaustritt des Brenners mündet nicht direkt in den Schornstein, sondern in einen trichterförmig erweiterten Rauchgaskanal, die sogenannte Zugsicherung (Fig. 3-5 links). Diese stellt sicher, dass starke Windstösse im Schornstein die Haupt- oder Zündflamme nicht ausblasen und damit die Sicherheit der Anlage nicht gefährden können. Die durch den Schornsteinzug bewirkte ständige Luftströmung durch das Gerät ist auch deshalb notwendig, damit bei undichtem Gasventil kein Gas aus der offenen Brennkammer in einen geschlossenen Raum (Küche, Bad, Kellerraum) austreten kann. Bei Anlagen, die durch Feuerungsautomaten abgesichert werden, kommen dagegen – wenn zulässig – energiesparende Verbrennungsluft- und Abgasklappensteuerungen zur Anwendung. 3.5 Leistungssteuerung für zwei- oder mehrstufige Brenner Die Leistung kann durch stufenweises Verstellen der Brennstoff- und der Verbrennungsluftmenge dem jeweiligen Wärmebedarf grob angepasst werden. Bei geringem Wärmebedarf arbeitet der Brenner mit der 1. Leistungsstufe. Steigt der Wärmebedarf, so wird im allgemeinen zuerst die Luftmenge entsprechend erhöht und anschliessend (mittels Hilfsschalter im Luftklappen-Stellantrieb) das Brennstoffventil 2 geöffnet. Bei sinkendem Wärmebedarf wird zuerst das Brennstoffventil 2 wieder geschlossen und anschliessend die Luftmenge ebenfalls auf Stufe 1 reduziert. Dadurch erfolgt die Verbrennung in der Umschaltphase jedes Mal mit Luftüberschuss, was den Wirkungsgrad der Verbrennung reduziert. Diese Art der Leistungssteuerung ist deshalb nicht energieoptimal und wird in der Praxis eher durch einstufige, auf den Kessel optimierte Brenner, in Kombination mit einem Wärmespeicher, oder durch 2stufig / gleitend gesteuerte Brenner ersetzt. Wird für die Freigabe der 2. Leistungsstufe anstelle eines AUF/ZUVentils ein stetig verstellbares Stellorgan verwendet (z.B. eine GasDrosselklappe), dann wird während des Anfahrens der Nennlastposition nicht nur die Luftmenge, sondern auch die Brennstoffmenge gleitend (d.h. stetig) verändert. Für diese Art der Steuerung wird deshalb der Ausdruck «2-stufig / gleitend» verwendet. Dadurch wird der Betrieb mit Luftüberschuss während der Stufenänderung vermieden. 3.6 Modulierende BrennerLeistungssteuerung Die Leistung dieser Brenner kann aus feuerungstechnischen Gründen nur oberhalb eines bestimmten und fest eingestellten Grenzwertes stufenlos verstellt, d.h. moduliert werden. Dieser Grenzwert liegt für normale Gebläsebrenner bei 30...40 % der Nennlast. Unterhalb dieses Wertes oder dieser Teillaststufe des Brenners würde die Brennstoff / Luft-Durchmischung so ungünstig, dass eine vollständige Verbrennung nicht mehr gewährleistet wäre. Der Brenner arbeitet also in diesem Teillastbereich im Zweipunktbetrieb. Im modulierenden Betrieb muss zur Leistungssteuerung, mittels entsprechender Stellvorrichtungen, gleichzeitig die Brennstoff- und die Luftmenge verstellt werden. Diese wird als Brennstoff-/Luft-Verbundsteuerung bezeichnet. Da aus feuerungstechnischen Gründen Brennstoff und Luft in einem nichtlinearen Verhältnis gemischt werden müssen, ist bei einer Änderung der Brennstoffart auch eine neue Einstellung der Brennstoff-/LuftVerbundsteuerung erforderlich. 49 3.7 Das Flammenüberwachungsprogramm Bei der Inbetriebsetzung eines Brenners laufen physikalische und chemische Vorgänge ab, auf die hier nur aus steuer- und regeltechnischer Sicht eingegangen wird. Wir wollen uns hier aber speziell mit dem zeitlichen Ablauf der Flammenüberwachung befassen. • Das Zünden des Brenners wird vom Flammenüberwachungssystem in jenem Augenblick registriert, in dem das elektrische «Flammensignal» des Flammendetektors bei ihm eintrifft. Das muss spätestens bei Ablauf der sogenannten Sicherheitszeit (siehe 3.8.5) sein, d.h. am Ende der vom Feuerungsautomaten vorgegebenen Zeitphase für das Zünden des Brenners. Ist das Flammensignal zu diesem Zeitpunkt nicht vorhanden, dann stoppt der Automat sofort die Brennstoffzufuhr und löst anschliessend die Störabschaltung aus. Dieses Verhalten ist von den zuständigen Sicherheitsbehörden einheitlich vorgeschrieben. • Bei zeitgerechter Zündung kontrolliert das Flammenüberwachungssystem anschliessend, ob die Flamme korrekt weiterbrennt d.h. ob das Flammensignal bis zur Abschaltung des Brenners ununterbrochen erhalten bleibt. • Beim Erlöschen der Flamme während des Betriebs (oder bei einem Ausfall des Flammensignals während dieser Zeitphase) löst der Feuerungsautomat entweder die Störabschaltung aus, oder er versucht einen Wiederstart. Ein Wiederstart ist aber nur bei Öl- und Gasbrennern mit sehr kleiner Leistung gestattet. Es ist aber durchaus möglich, dass das elektrische Flammensignal auf andere Weise zustande kommt als durch die Flamme, z.B. durch andere Lichtquellen, «Fremdlicht» genannt, oder auch durch elektrische Defekte, die ein Flammensignal vortäuschen. Tritt ein derart vorgetäuschtes, d.h. fehlerhaftes Flammensignal auf, dann ist die Sicherheit des Brennerbetriebs nicht mehr gewährleistet. Deshalb testet jeder Feuerungsautomat bei jeder Inbetriebsetzung die Funktionstüchtigkeit seines Flammenüberwachungssystems! Dies geschieht dadurch, dass er während der Betriebspause und / oder der Vorspülzeit, das Nichtvorhandensein eines Flammensignals kontrolliert. Tritt im Laufe dieser Zeitphasen ein Flammensignal auf, dann löst der Automat sofort die Störabschaltung aus. Da die meisten Brenner im Laufe eines Tages mehrmals in Betrieb gesetzt werden und der Automat dabei jedes Mal sein Flammenüberwachungssystem wie beschrieben testet, bietet dieses Testverfahren ein hohes Mass an Sicherheit. Ein Sonderfall sind Brenner im Dauerbetrieb, bei welchem der täglich ein- bis mehrmals beim Brennerstart durchgeführte Eigentest ausbleibt. Kommt es während dem Dauerbetrieb zu einem eine Flamme vortäuschenden Defekt, dann wird ein möglicher Flammenausfall nicht mehr detektiert, die Störabschaltung bleibt aus und der Brennstoff tritt unverbrannt aus. Deshalb setzt man in grösseren Anlagen, bei denen ein Dauerbetrieb möglich ist, spezielle sich selbst überwachende Flammenüberwachungssysteme ein. 50 3.8 Die Grundstruktur des Inbetriebsetzungsprogramms Die Darstellung der Grundstruktur des Inbetriebsetzungsprogramms erfolgt bewusst am Beispiel eines grösseren Brenners, um möglichst viele jener Einflussgrössen darstellen zu können, die bei der Inbetriebsetzung von Brennern berücksichtigt werden müssen. Bei Feuerungsautomaten für kleine und kleinste Brenner ist die Anzahl dieser Einflussgrössen natürlich weit geringer, die Programmstruktur bleibt aber die gleiche. Die Programmstruktur kann man in folgende Phasen gliedern: 3.8.1 Betriebspause Der Feuerungsautomat befindet sich während der Pause zwischen zwei Brennerläufen in der sogenannten «Stand-by»-Stellung, also in Warteposition. Sein Flammen-Überwachungskreis überwacht die Anlage und sich selbst auf das Auftreten von Fremdlicht oder anderen fehlerhaften Flammensignalen. Im Fehlerfall erfolgt die Störabschaltung. Sein Steuerausgang für die Brennerluftklappe liefert ein ZU-Signal. Die Ausgänge für bestimmte elektrische Kontroll-»Schlaufen» der Brennersteuerung stehen unter Spannung. (Die Funktion solcher Schlaufen wird im folgenden Abschnitt näher beschrieben). 3.8.2 Regeleinschaltung (Startbefehl) Die Regeleinschaltung erfolgt vom Kesselthermostaten dann, wenn die Kesselwassertemperatur den eingestellten Sollwert (inkl. Schaltdifferenz) unterschreitet. Vorausgesetzt, dass alle Startbedingungen erfüllt sind, erhält nun auch der Steuerteil des Automaten Spannung. Um das kontrollieren zu können, sind die Signal- bzw. Kontrollkontakte aller zur Wärmeerzeugungsanlage gehörenden Elemente in sogenannte Kontrollschlaufen des Feuerungsautomaten geschaltet (meist mehrere Signalkontakte in Serie). Alle diese Schlaufen sind derart mit der Brennersteuerung gekoppelt («vermascht»), dass Start und Betrieb des Brenners nur erfolgen können, wenn die Schlaufen zum richtigen Zeitpunkt und während bestimmter Programmphasen geschlossen sind. Ist das nicht der Fall, dann löst der Feuerungsautomat die notwendigen Sicherheitsmassnahmen aus. Es gibt folgende Schlaufenarten: a) Erste Startkontrollschlaufe zur Kontrolle der korrekten Ausgangsstellung bestimmter Brennerelemente beim Start. Diese Schlaufe ist nur wenige Augenblicke «aktiv», weil die in sie geschalteten Kontakte ja im weiteren Verlauf der Inbetriebsetzung öffnen oder umschalten müssen. Ist sie während der Kontrollzeit nicht geschlossen, dann unterbleibt die Inbetriebsetzung, aber es erfolgt keine Störabschaltung! In Schlaufe(n) mit dieser Funktion werden üblicherweise einbezogen: • Der Endkontakt des Luftklappenstellantriebs für die ZU-Position der Luftklappe • Die Endkontakte für die Signalisierung der ZU-Position der Gasventilantriebe • Der Signalkontakt für die «Dicht» / «Undicht»-Meldung der Dichtheitskontrolle der Gasventile • Hilfs- bzw. Kontrollkontakte von Relais, die deren korrekte Ausgangsstellung beim Start anzeigen • Der Ruhekontakt des Luftdruckwächters 51 b) Zweite Startkontrollschlaufe zur Kontrolle der betriebstechnischen Voraussetzungen für Start und Betrieb des Brenners. Diese Schlaufe muss zum Zeitpunkt der Regeleinschaltung geschlossen sein und bis zur Regelabschaltung geschlossen bleiben, sonst wird die Inbetriebsetzung abgebrochen bzw. der Brenner abgeschaltet. Es erfolgt jedoch keine Störabschaltung, sondern ein automatischer Wiederstart, sobald alle Startvoraussetzungen wieder erfüllt sind. In Schlaufe(n) mit dieser Kontrollfunktion werden einbezogen: • Der Kesselthermostat (bei Dampfkesseln der Pressostat) • Der Kesseltemperaturwächter (Der Sicherheitstemperaturbegrenzer wird dagegen direkt in die Phasenzuleitung geschaltet) • Der Wasserstandswächter von Dampfkesseln (Niveauwächter) • Der Gasdruckwächter für minimalen Gasdruck (ein Brennerstartversuch bei nicht vorhandenem Gasdruck wäre sinnlos!) • Der Öltemperaturregler oder -thermostat bei Ölbrennern mit Ölvorwärmer: sowie andere Signal- oder Kontrollkontakte mit vergleichbarer Funktion. c) Sicherheitskontrollschlaufen Sie werden entweder nur in gewissen Phasen des Inbetriebsetzungsprogramms vom Feuerungsautomaten überprüft oder müssen von einem definierten Zeitpunkt an ununterbrochen bis zur Regelabschaltung des Brenners geschlossen bleiben. Nur in bestimmten Programmphasen werden z.B. die Endschalter des Luftklappenstellantriebs überprüft. Von einem definierten Zeitpunkt bis zur Regelabschaltung müssen dagegen jene dieser Schlaufen geschlossen bleiben, denen eine besondere sicherheitstechnische Bedeutung zukommt. In diese Schlaufe(n) gehören z.B.: der IST-Kontakt des Luftdruckwächters. Ein ausbleibendes oder ausfallendes Luftdrucksignal wäre gleichbedeutend mit einem Wegfall der bei Gasbrennern besonders wichtigen Vorspülung. Und ein nicht entdeckter Luftdruckausfall während des Brennerbetriebs würde u.U. eine stundenlange Verrussung des Kessels bewirken! • der Signalkontakt des Druckwächters für maximalen Gasdruck. Würde der eingestellte maximal zulässige Gasdruck überschritten, dann würde die dem Brenner zugeführte Gasmenge grösser. Da aber die Luftmenge die gleiche bliebe, wäre ein Luftmangel und damit erhöhte Schadstoff- und Russentwicklung die Folge. • die Kontakte des Flammenrelais externer Flammenwächter. Solche Flammenwächter überwachen die Flamme in gleicher Weise wie ein in einen Feuerungsautomaten eingebauter Flammenüberwachungskreis. Im Gegensatz zu diesem sind aber die Flammenrelaiskontakte des Flammenwächters auf von aussen zugängliche Anschlussklemmen geführt, so dass das Flammensignal als zum Programmwerk der Brennersteuerung geleitet werden kann. Auch diese Signalleitungen werden als Kontrollschlaufen ausgeführt, und in Grossanlagen sind oftmals zwei oder mehrere Flammenwächter in Serie in diese Schlaufen geschaltet, um besondere Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Ein Defekt, der das zeitlich unzulässige Öffnen oder Schliessen solcher Sicherheitskontrollschlaufen auslöst, hat in jedem Fall eine Störabschaltung zur Folge! 52 M E A D C B L L A GP 1 W 2 3 R LP C B C M BV1 M BV2 BV A N Z M B63-5 Fig. 3-6 Start- und Sicherheitskontrollschlaufen A – B Startkontrollschlaufe Kontrollschlaufen für die korrekte gemäss 3.8.2a Positionierung einer Luftklappe. Das C – B Startkontrollschlaufe Inbetriebsetzungsprogramm stoppt bis gemäss 3.8.2b die Luftklappe in der richtigen Pos. ist. D – B Sicherheitskontrollschlaufe gemäss 3.8.2c 3.8.3 Vorspülung Sie hat die Aufgabe, den Feuerraum von einem verpuffungsfähigen oder gar explosiven Brennstoff/Luft-Gemisch zu reinigen, das sich ev. während der vorangegangenen Betriebspause gebildet hat. Die Ursache dafür könnten undichte Gasventile sein oder auch in den heissen Feuerraum ausgetropftes (und verdampftes) Heizöl. Gleichzeitig wird bei dieser Vorspülung die im Schornstein evtl. stark abgekühlte und damit «schwer» gewordene Luft in Bewegung gesetzt, so dass sich der Druckstoss beim Zünden des Brenners weniger heftig auswirken wird. Die Dauer der Vorspülzeit ist durch Normen festgelegt. Je nach Brennertyp und Einsatzgebiet liegt sie zwischen 10 und 150 Sekunden. In den meisten Fällen beträgt sie 30 oder 60 s. Während der Vorspülzeit soll die Luft im Feuerraum und in den Rauchgaszügen bis zum Schornsteinanschluss etwa 3 – 5 mal gewechselt werden. Während der Dauer der Vorspülzeit setzt der Flammenüberwachungskreis die Fremdlichtkontrolle fort, bei einzelnen Automaten sogar mit erhöhter Intensität und zusätzlichen Eigentests. Nach Ablauf der Vorspülung muss die Verbrennungsluftmenge reduziert werden, da nun zuerst die (kleine!) Flamme des Zündbrenners gezündet werden muss; das wäre im vollen Luftstrom schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Sobald die Luftmenge reduziert ist, schaltet der Feuerungsautomat den Zündtransformator ein. 3.8.4 Vorzündung Diese Programmphase wird Vorzündung bzw. Vorzündzeit genannt, weil der Zündtransformator vor der Brennstofffreigabe eingeschaltet wird. Die Vorzündzeit ist deshalb notwendig, weil die an den Zündelektroden anliegende Hochspannung eine gewisse Zeit braucht, um (wie der Blitz in der Atmosphäre) die Luftmoleküle zuerst zu ionisieren, bevor der eigentliche Zündfunken überspringen und die Funkenstrecke bilden kann. 53 3.8.5 Sicherheitszeit Die Sicherheitszeit beginnt im Moment der Brennstofffreigabe und ist die vom Feuerungsautomaten fest vorgegebene Zeit für das Zünden des Brenners, bzw. die Bildung der Flamme. Bei Ablauf dieser Zeit muss die Flammenüberwachung ein Flammensignal registrieren, sonst wird das Brennstoffventil sofort geschlossen (in weniger als 1 s!) und es erfolgt die Störabschaltung, je nach Automat sofort oder etwas verzögert. Selbstverständlich ist auch die Dauer der Sicherheitszeit durch Normen und Sicherheitsvorschriften genau vorgeschrieben. Sie ist abhängig von der Art und Gefährlichkeit des Brennstoffs und daher bei Gasbrennern kürzer als bei den schwerer zündbaren und weniger gefährlichen Ölbrennern. Sie hängt aber auch ab von der Brennerleistung, d.h. von der Brennstoffmenge, die während der Sicherheitszeit ausströmt und möglicherweise nicht gezündet wird. In diesem Sinne finden wir bei Gasgebläsebrennern Sicherheitszeiten von 2...5 s, bei atmosphärischen Gasbrennern 5...10 s und bei Ölbrennern, je nach Leistung, ebenfalls 5...10 s. Da das Zünden der Flamme einen Druckstoss bewirkt hat, programmiert der Automat erneut ein Intervall, damit sich die Flamme richtig stabilisieren kann. Direkt anschliessend legt er den Kesseltemperaturregler an Spannung und übergibt diesem damit «das Kommando» für den weiteren Verlauf des Brennerbetriebs. Mit dieser Massnahme hat der Feuerungsautomat die Inbetriebsetzung des Brenners abgeschlossen. Er überwacht jedoch weiterhin die Flamme sowie seine Kontrollschlaufen, damit er beim Eintreten gefährlicher Betriebszustände die Brennstoffventile sofort schliessen, den Brenner stillsetzen und die Störabschaltung auslösen kann. Die Zeitspanne von weniger als eine Sekunde für das Schliessen der Brennstoffventile im Störungsfall wird auch als «Sicherheitszeit im Betrieb» bezeichnet. 3.8.6 Regelabschaltung Die Regelabschaltung wird durch den Kesselthermostaten ausgelöst, wenn die Kesseltemperatur über den eingestellten Sollwert ansteigt und der Thermostat dadurch seinen Kontakt und die Kontrollschlaufe öffnet. Das Öffnen der Schlaufe ist zugleich das Signal für den Steuerteil des Feuerungsautomaten, jetzt den Brenner und auch sein Programmwerk wieder in die Ausgangsstellung für den nächsten Start zurückzuführen. Mit der Fremdlichtkontrolle beginnt er erst dann wieder, wenn die Flamme mit Sicherheit erloschen ist. Das ist erst dann der Fall, wenn die in der Rohrleitung nach den Gasventilen noch vorhandenen und noch unter Druck stehenden Gasreste restlos ausgeströmt und verbrannt sind. Dieser Programmablauf zur Inbetriebsetzung eines grösseren Gasbrenners gilt in seinen Grundzügen auch für einen Ölbrenner gleicher Ausführung. Zweistoffbrenner, d.h. Gas / Ölbrenner können daher mit dem gleichen Feuerungsautomaten gesteuert und mit dem gleichen Flammenfühler überwacht werden, sofern dieser (wie z.B. der UltraviolettFühler) blaue und gelbe Flammen gleich gut detektiert. Bei Brennern kleiner bis mittlerer Leistung weicht jedoch das Inbetriebsetzungsprogramm eines Ölbrenners von dem eines Gasbrenners in einigen wenigen Punkten markant ab. 54 3.9 Besonderheiten bei der Steuerung von Gebläsebrennern kleiner bis mittlerer Leistung 3.9.1 Der Luftdruckwächter kann vielfach entfallen 3.9.2 Kontrollierte Ölvorwärmung Bei Ölbrennern kleiner bis mittlerer Leistung werden Gebläserad und Ölpumpe meist vom gleichen Motor angetrieben. Bei einem Defekt dieses Motors wird daher weder Verbrennungsluft noch Brennstoff gefördert; es besteht also niemals die Gefahr, dass der Kessel wegen Luftmangels verrusst! Wird die Ölpumpe jedoch von einem separaten Motor angetrieben, so empfiehlt sich grundsätzlich die Luftdrucküberwachung, da bei einem Ventilatordefekt keine Verbrennungsluft, wohl aber Brennstoff gefördert würde! Bei Schwerölbrennern muss das Heizöl vorgewärmt werden, damit es leichter pumpfähig wird und ausreichend fein zerstäubt werden kann (Schweröl wird bei sehr niedrigen Temperaturen so dickflüssig, dass es eine gelatineartige Konsistenz annimmt!). Auch bei Leichtölbrennern mit sehr kleiner Leistung muss das schon leichtflüssige Heizöl noch zusätzlich vorgewärmt werden, da die kleine Brennerleistung (z.B. 1,5 kg Öldurchsatz pro Stunde) eine sehr feine Bohrung der Zerstäubungsdüse und eine dementsprechend angepasste Viskosität des Heizöls voraussetzt. Die ausreichende Ölvorwärmung wird bei diesen Brennern meist nur beim Start kontrolliert. Nach der Zündung des Brenners reicht in vielen Fällen die Strahlungswärme der Flamme aus, um die kleine Ölmenge in Düse und Düsenstock fortlaufend genügend vorzuwärmen. Bei Schwerölbrennern muss dagegen die ausreichende Öltemperatur vom Start bis zur Regelabschaltung kontrolliert werden. Zur Kontrolle der Ölvorwärmung wird der Kontakt des Öltemperaturwächters in die entsprechende Start- bzw. Betriebskontrollschlaufe des Feuerungsautomaten einbezogen. 3.9.3 Lange Vorzündung Für alle Ölbrenner, deren Ölpumpe vom Ventilatormotor angetrieben wird, ist das Steuerprogramm des Feuerungsautomaten so ausgelegt, dass der Zündtransformator zugleich mit dem Ventilatormotor eingeschaltet wird. Diese lange Vorzündung dient indirekt zur Kontrolle der Dichtheit der Ölventile: Falls das Ölventil undicht ist, wird bereits während der Vorspülzeit mehr oder weniger Heizöl im Feuerraum zerstäubt. Weil der Zündfunke bereits vorhanden ist, zündet er das fehlerhaft austretende Heizöl und die vorzeitig gebildete Flamme wird vom Flammenüberwachungskreis des Feuerungsautomaten als «Fremdlicht» detektiert was ihn zu einer Störabschaltung veranlasst. Bei Gasbrennern ist die lange Vorzündung nicht zulässig, weil bei evtl. Undichtheiten in der Gaszufuhr ein explosionsfähiges Gas-Luftgemisch im Feuerraum vorhanden sein könnte, das in der Vorspülungsphase ausgeblasen werden muss. Die Vorzündung erfolgt deshalb erst kurz vor Beginn der Sicherheitszeit, bzw. vor dem Öffnen des Brennstoffventils. 55 3.9.4 Nachzündung / Wiederzündung Da bei Ölbrennern das Heizöl erst sieden und verdampfen muss, bevor es mit dem Luftsauerstoff reagieren kann, zündet ein Ölbrenner im allgemeinen weniger leicht als ein Gasbrenner. Aus diesem Grunde unterstützt man das Zünden des Ölbrenners vielfach durch eine Nachzündung, d.h. der Zündtransformator wird nicht gleich beim ersten Erscheinen der Flamme oder bei Ablauf der Sicherheitszeit ausgeschaltet, sondern er bleibt noch während einer definierten Zeitspanne weiter in Betrieb. Andere Automaten unterstützen die Flammenstabilisierung durch die sogenannte Wiederzündung. Diese Automaten schalten beim Eintreffen des Flammensignals den Zündtransformator zwar aus, auch dann, wenn die Sicherheitszeit noch nicht abgelaufen ist; sie schalten ihn jedoch sofort wieder ein, sobald die Flamme zu erlöschen droht oder kurzzeitig sogar ganz ausfällt. Diese Wiederzündversuche dürfen aber insgesamt niemals länger dauern als die für den betreffenden Brenner zulässige Sicherheitszeit. A T/p B t7 M C D A B C D R t6 t1 t7 t1 t6 G1 G2 t3 t3n t3 Z t3" t2 t2 BV1 t4 R t4 LR t16 t5 t11 t12 t5 100% M LK min.. 0..... BV2 t11 t12 t13 t13 FS B63-6 Fig. 3-7 Inbetriebsetzungsprogramme für Öl- oder Gasbrenner Links: Ölbrennersteuerprogramm Rechts: Gasbrennersteuerprogramm mit langer Vorzündung t3» mit kurzer Vorzündung t3; und Nachzündung t3n ohne Nachzündung 3.9.5 Startrepetition oder Störabschaltung bei Flammenausfall Bei Gasgebläsebrennern löst der Feuerungsautomat bei einem Flammenausfall während des Betriebs grundsätzlich die Störabschaltung aus, um jedes Gefahrenmoment auszuschalten. Eine Ausnahme machen hier nur Brenner mit sehr kleiner Leistung. Bei den weniger gefährlichen Ölbrennern, bei denen z.B. schon eine kleinere Luftblase in der Ölzuleitung einen Flammenausfall bewirken kann, ist dagegen auch die sogenannte Startrepetition zulässig: Beim Abfall des Flammenrelais während des Betriebs schliesst der Feuerungsautomat sofort die Ölventile, lässt seinen Programmgeber in die Startstellung laufen (bei kleineren Automaten befindet er sich bereits in dieser Stellung) und versucht gleich anschliessend, den Brenner wieder programmgerecht in Betrieb zu setzen. Entsteht die perfekte Flamme im Laufe der Sicherheitszeit nicht, dann besteht offenbar ein schwerwiegender Defekt, und der Feuerungsautomat löst endgültig die Störabschaltung aus. 56 3.9.6 Besonderheiten bei der Steuerung und Überwachung atmosphärischer Gasbrenner Bei der Steuerung und Überwachung atmosphärischer Gasbrenner entfällt die Vorspülung und alle Kontrollmassnahmen, die mit ihr verbunden sind. Die Inbetriebsetzung des Brenners beginnt jedoch nicht mit der kurzen Vorzündung, sondern mit einer Wartezeit. Für die Inbetriebsetzung ist sie ohne Bedeutung, aber wichtig im Störungsfall. Zündet z.B. der Brenner nicht und kommt es im Laufe der Störungsbehebung immer wieder zur Störabschaltung, dann muss der Feuerungsautomat jedes Mal zuerst entriegelt werden, bevor er den nächsten Inbetriebsetzungsversuch vornehmen kann. Würde nun die Inbetriebsetzung nicht mit einer Wartezeit beginnen, gleich mit Vorzündung und Gasfreigabe, dann käme es schnell zu gefährlichen Gasansammlungen, weil unter Umständen mehr Gas freigegeben wird, als der natürliche Zug aus der Brennkammer abführt. Die Wartezeit verhindert also eine zu schnelle Aufeinanderfolge vergeblicher Inbetriebsetzungsversuche und dadurch gefahrbringende Gasansammlungen im näheren Umkreis des Brenners. Für grosse atmosphärische Gasbrenner braucht man spezielle Varianten, weil hier gewisse Modifikationen des Programms erforderlich sind. Das sind z.B. längere Sicherheitszeiten oder auch spezielle Steuerprogramme für Luftklappen, die die Menge der vom Brenner «angesaugten» Sekundärluft auf das notwendige Minimum begrenzen (Verhinderung von Wärmeverlusten!). A GP R/W B tw B’ C D 12 t3 Z 7 t2 BV1 4 t4 ZV1 11 t5 BV2 5 FS 1 B63-7 Fig. 3-8 Steuerprogramm für einen atmosphärischen Gasbrenner mit Wartezeit «tw» 57 3.10 Die stetige Regelung des Restsauerstoffgehalts im Abgas (λ-Regelung) Bei einer Verbrennung (Oxydation) verbinden sich die Brennstoffmoleküle mit Sauerstoff. Eine sogenannte stöchiometrische Verbrennung wäre dann erreicht, wenn sich jedes Brennstoffmolekül mit einem Sauerstoffmolekül O2 verbinden würde und danach kein Sauerstoffmolekül im Abgas mehr vorhanden wäre. Die Kennzahl für das Brennstoff/Luftverhältnis wird mit dem griechischen Kleinbuchstaben λ bezeichnet. Eine ideale Verbrennung bei genau stöchiometrischem Brennstoff/Luftverhältnis λ = 1 bzw. Restsauerstoff im Abgas = 0 lässt sich bei natürlichen Brennstoffen wie Öl oder Erdgas wegen vorzeitiger Kohlenmonoxyd- (CO) und Russbildung nicht erreichen (Fig. 3-9). Bei Luftmangel (λ < 1) verbrennt der Brennstoff unvollständig. Dadurch wird der Wirkungsgrad schlechter und die Russ- und Schadstoffanteile, insbesondere das hochgiftige Kohlenmonoxid (CO) und unverbrannte Kohlenwasserstoffe (CH) im Abgas steigen mit abnehmender λ-Zahl sehr stark an. λopt. Ruß, CO, CH-Bildung Abgaswärmeverluste Rußgrenze η O2 CO CO η CH O2 CH λ<1 1,03 0,6 1,3 4,5 2λ 10,5 O2 % B63-8 Fig. 3-9 Schadstoffbildung und Wirkungsgrad in Abhängigkeit vom Brennstoff-/ Luftverhältnis O2 Sauerstoff-Restgehalt CO Kohlenmonoxyd-Gehalt CH unverbrannte Kohlenwasserstoffe η Wirkungsgrad der Verbrennung λ Luftzahl (Brennstoff-/Luftverhältnis) Die höchsten Wirkungsgrade und gleichzeitig niedrigsten Schadstoffkonzentrationen werden bei kleinem Luftüberschuss d.h. λopt. = 1.03....1.3 erreicht. (vgl. Diagramm) Weil der Sauerstoffgehalt der Verbrennungsluft von deren Dichte, und diese wiederum von der Lufttemperatur abhängt, ändert sich dieser im Verlaufe einer Heizperiode ständig mit der Aussentemperatur. Um den Betrieb bei Luftmangel, auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen, zu vermeiden, werden ungeregelte Feuerungen meist mit wesentlich höherem Luftüberschuss betrieben als λopt.. Dadurch wird der feuerungstechnische Wirkungsgrad entsprechend stark vermindert. Je grösser also die Brennerleistung, umso mehr lohnt sich die Investition für eine λ-Regelung. 58 Funktionsprinzip Während früher eine Rauchgasanalyse labormässig ca. 1 Stunde beanspruchte, wurde es mit der Zirkoniumdioxyd- (ZrO2) Sonde, in Verbindung mit elektronischer Signalverstärkung, möglich, den Restsauerstoffgehalt im Abgas kontinuierlich zu messen und diesen Messwert am Eingang eines stetigen Reglers mit dem eingestellten λopt.-Sollwert zu vergleichen. Steht eine Abweichung an, korrigiert der Regler diese durch Verstellen des Brennstoff-/Luftverhältnisses. Ist die Anlage mit stufenweise oder stufenlos steuerbaren Brennern ausgerüstet, dann muss der Sollwert des Restsauerstoffgehalts im Abgas geführt werden. Grund hierfür ist, dass ein Brenner im Kleinlastbereich einen grösseren Luftüberschuss benötigt als bei Vollast, damit ihm mehr kinetische Energie für den Mischprozess von Luft und Brennstoff zur Verfügung steht. Der Sollwert des Restsauerstoffgehalts muss also in Funktion der Brennerleistung geführt werden. Da für den Gasbetrieb andere Verbrennungsluftmengen erforderlich sind als für den Ölbetrieb, müssen Anlagen mit Zweistoff-Gas / Ölbrennern auch mit zwei Führungsgebern ausgerüstet sein. Die Digitaltechnik erlaubt auch auf diesem Gebiet «intelligente» Lösungen. Fig. 3-10 Sauerstoffühler zur Messung des Restsauerstoffgehalts in Abgasen von Erdgas- und Leichtölfeuerungen (zusammen mit zugehörigem Steuergerät) 59 4. Regeln und Steuern der Wärmeabgabe und Fernwärmeübergabe 4.1 Raumtemperatur-Regelung 4.1.1 Allgemeines zur Raumtemperatur-Regelung 60 Bei der Raumtemperatur-Regelung unterscheidet man zwischen der Einzelraum-Regelung in grossen Gebäuden (Bürogebäude, Hotels etc.), die in Abschnitt 4.3 behandelt wird, und der Raumtemperatur-Regelung in kleineren Gebäuden, wo die Wärmeabgabe an das ganze Gebäude aufgrund der Temperatur in einem repräsentativen Wohnraum, dem sogenannten Referenzraum geregelt wird. Solange das Temperaturverhalten des Referenzraumes und der Mehrzahl der übrigen Räume einigermassen übereinstimmt, ist diese Regelungsart akzeptierbar. Ausserdem ist sie überall dort sinnvoll, wo die Temperatur eines relativ grossen Hauptraumes, nebst untergeordneten Nebenräumen, geregelt werden muss. Dieses Prinzip der Raumtemperaturregelung wird z.B. in Einfamilienhäusern, Läden, Restaurants, Turnhallen, Kinosälen usw. angewendet. Vorteil Temperaturstörungen, die im Raum auftreten, werden vom Raumfühler direkt erfasst und ausgeregelt. Nachteil Da ein Absinken der Heizkreistemperatur (z.B. während der BoilerLadung) erst stark verzögert die Raumtemperatur beeinflusst, wird auch die Störung erst dann ausgeregelt. Bis also der Fühler die Raumtemperatur-Änderung erfassen kann, ist deren Ursache meist schon wieder verschwunden. Das Stellglied wird dann aber fälschlicherweise viel zu stark geöffnet, was zum Überschwingen der Raumtemperatur führen kann. Raumtemperatur-Regler sind entweder umschaltbar, oder in den beiden Varianten, entweder als Zweipunktregler zur direkten Brennersteuerung, oder als Dreipunktregler zur quasistetigen Steuerung eines MischStellorgans erhältlich. Die gebräuchlichen Regelkonzepte sind: • Raumtemperatur-Zweipunktregelung auf Brenner wirkend • Stetige Raumtemperatur-Regelung auf Mischer wirkend • Raumtemperatur-/Vorlauftemperatur-Kaskadenregelung 4.1.2 Raumtemperaturregelung direkt auf Brenner wirkend Bei dieser Regelungsart (Fig. 4-1) schaltet der Raumthermostat (Zweipunktregler), bei Unterschreiten des Raumtemperatur-Sollwertes, direkt den Brenner des Heizkessels ein. Die Kesselwassertemperatur und damit auch die Vorlauftemperatur steigt, die Heizkörper werden wärmer und die Raumtemperatur übersteigt schliesslich den Sollwert, so dass der Regler den Brenner wieder ausschaltet. Durch die Trägheit der Raumtemperatur-Regelstrecke führt diese Art der Regelung zu einer Dauerschwingung der Regelgrösse, deren Schwankungsbreite umso grösser wird, je grösser der Raum ist. 1 wϑR 1 4 3 B64-1 2 Fig. 4-1 Raumtemperaturregelung direkt auf Brenner wirkend 1 Raumthermostat 2 Gasventil 3 Heizkessel mit atmosphärischem Gasbrenner 4 Sicherheitstemperaturbegrenzer Thermische Rückführung Eine regeltechnische Verbesserung ist mit einer sogenannten «thermischen Rückführung» möglich – erklärt am Beispiel eines Zweipunktreglers mit Bimetallfühler. 4 N Ph S 5 1 3 2 21°C 20°C 19°C N Fig. 4-2 Zweipunktregler mit Rückführung 1 Bimetall-Fühler 2 Sollwert-Einstellmöglichkeit 3 Heizwiderstand 4 Schnappmagnet (für präzises Schalten) 61 Schaltet der Bimetall-Fühler (1) den Brenner ein, wird gleichzeitig auch eine kleine Heizwicklung (3) im Gehäuse des Raumthermostaten zugeschaltet. Diese erwärmt sich und täuscht dem Fühler ein rasches Ansteigen der Raumtemperatur vor. Dadurch schaltet er den Brenner frühzeitig wieder aus. Liegt die Raumtemperatur aber noch unter dem Sollwert, kühlt sich die Heizwicklung schnell wieder ab und der Brenner wird wieder eingeschaltet. Durch diese thermische Rückführung wird also die Schaltfrequenz stark erhöht. Die durch das Ein-/Ausschalten des Brenners erzeugten Schwankungen der Vorlauftemperatur werden auf ein Minimum reduziert und anschliessend durch die Trägheit des Raumes geglättet. So wird eine Raumtemperaturregelung innerhalb einem Toleranzbereich von ca. 1 K möglich. Die hohe Schaltfrequenz eignet sich jedoch nicht für Gebläsebrenner, bei denen ja jeder Brennerstart mit Verlusten behaftet ist, sondern vor allem für atmosphärische Gasbrenner. Ausserdem kann sich der Kessel im ausgeschalteten Zustand unter den Abgastaupunkt abkühlen. Diese Regelungsart eignet sich also nur für Kessel deren Konstruktion bzw. Material für den Niedertemperatur-Betrieb geeignet ist. Regelverlauf eines Zweipunktreglers mit Rückführung Die untenstehende Grafik zeigt den Regelverlauf eines Zweipunktreglers mit Rückführung am Beispiel einer Mehrspeicher-Regelstrecke. x T Tt x + xr w Xrh Aufheizkurve Aus eb Ein SD Raumtemperatur x a) Xrh xr t xr Tr c) Yh 0 62 Xrh xr b) t y Ein Aus Fig. 4-3 Zweipunktregler mit Rückführung an Mehrspeicher-Regelstrecke a) Verlauf der Regelgrösse x (Raumtemperatur) bei einem Aufheizvorgang b) Verlauf der Rückführgrösse xr (Zusatztemperatur durch den Rückführwiderstand) c) Ausgangs-Stellimpuls (y) t Durch den Einbau einer thermischen Rückführung ergeben sich beispielsweise für eine Raumtemperaturregelung – die auf eine Heizgruppenpumpe wirkt – folgende Veränderungen: Raumthermostaten mit Gasmembrane ohne thermische Rückführung mit thermischer Rückführung Schwankungsbreite der Regelgrösse 3.6 K 0.8 K Schaltzyklusdauer 34 min 8 min Diese Raumthermostaten benötigen keine thermische Rückführung, da sie eine kleine Schaltdifferenz haben (< 1 K). Die kleine Schaltdifferenz führt aber – wie bei Raumthermostaten mit thermischer Rückführung – zu einer Reduktion der Schaltzyklusdauer und damit zu häufigerem Ein-/Ausschalten. Fig. 4-4 Raumthermostat mit Sollwertwahlknopf und Ein/Ausschalter (mit Gasmembrane als Fühlerelement) 63 4.1.3 Stetige Raumtemperatur-Regelung auf Mischer wirkend Diese Regelungsart (Fig. 4-5) ermöglicht, den Kessel mit einer konstanten Kesseltemperatur zu betreiben, die oberhalb dem Abgastaupunkt gehalten werden kann. Die Verbraucher-Vorlauftemperatur kann dann durch Beimischen von kaltem Rücklaufwasser auf den erforderlichen Wert reduziert werden. Regeltechnisch gesehen ist diese Raumtemperatur-Regelungsart bezüglich Störverhalten kaum besser als die unter 4.1.1 beschriebene direkte Brennersteuerung. 1 wϑR 4 5 2 B64-2 3 Fig. 4-5 Raumtemperaturregelung direkt auf Mischer wirkend 1 Raumtemperaturregler (z.B. CHRONOGYR REV...) 2 Misch-Stellgerät 3 Heizkessel mit Gebläsebrenner 4 Sicherheitstemperaturbegrenzer 5 Regelthermostat Bei der Raumtemperatur-Regelung handelt es sich um eine sehr träge Regelstrecke. Stellt der Regler eine Abweichung der Raumtemperatur vom eingestellten Sollwert fest, gibt er einen entsprechenden Stellbefehl an das Mischventil. Je nachdem öffnet oder schliesst der Stellantrieb das Mischventil ganz, bevor der Raumtemperatur-Fühler die Wirkung dieses Stelleingriffs erfassen kann. Das Resultat ist ein dauerndes Über- und Unterschwingen der Raumtemperatur. 64 Bei dieser Regelungsart (Fig. 4-6) wird die Raumtemperatur-Regelung in zwei Regelkreise aufgeteilt, nämlich in einen trägen Raumtemperatur-Regelkreis und einen schnellen Vorlauftemperatur-Regelkreis. Der Hauptregler (P-Verhalten) wird an die Raumtemperatur-Strecke angepasst und der Hilfsregler (PI-Verhalten) an die Vorlauftemperatur-Regelstrecke. Dabei erfasst der Hauptregler die Raumtemperatur-Regelabweichung und bildet daraus die Führungsgrösse für die Vorlauftemperatur-Regelung. Der Hilfsregler regelt die Vorlauftemperatur auf den vom Raumtemperaturregler vorgegebenen Wert. In der Praxis sind beide Regler meistens in einem einzigen Gerät zusammengefasst. 1 w1 ϑ1 ϑ2 7 6 w2 4 5 2 3 B64-3 4.1.4 Raum-/VorlauftemperaturKaskadenregelung Fig. 4-6 Raum- /Vorlauftemperatur-Kaskadenregelung 1 Raumtemperatur-Regler (Fühler z.B. in Raumgerät QAW 70, rechts; Führungsregler-Funktionen teilweise in Folgeregler (6) eingebaut) 2 Misch-Stellgerät 3 Heizkessel mit Gebläsebrenner 4 Sicherheitstemperaturbegrenzer 5 Regelthermostat 6 Vorlauftemperatur-Regler (Folgeregler z.B. SIGMAGYR RVP 200, rechts) 7 Vorlauftemperatur-Fühler Bei der Kaskadenregelung wird somit die Vorlauftemperatur zur Stellgrösse der Raumtemperatur-Regelung. Der Raumfühler misst die Raumtemperatur und vergleicht sie mit dem Raumtemperatur-Sollwert. Besteht keine Abweichung, wird die Vorlauftemperatur auf einen vorgegebenen Sollwert von z.B. 40 °C geregelt. Bei einer Abweichung wird aber der Vorlauftemperatur-Sollwert verändert, d.h. eine um 1 K zu tiefe Raumtemperatur bewirkt einen um z.B. 20 K höheren Vorlauftemperatur-Sollwert. Dieser Übertragungsbeiwert (Steilheit S) ist einstellbar. Er muss möglichst gross gewählt werden, weil sonst die bleibende Regelabweichung entsprechend gross wird. Der Hilfsregler verstellt nun das Stellglied so lange, bis die vom Vorlauffühler gemessene Temperatur mit dem neuen Sollwert übereinstimmt. Bei der Kaskadenregelung werden Störgrössen in der Vorlauf- und Raumtemperatur-Regelstrecke erfasst und ausgeregelt. 65 Beispiel einer Reglereinstellung Der Raumtemperatur-Sollwert w1 ist auf 20 °C und der zugehörige Vorlauftemperatur-Sollwert w2 auf 40 °C eingestellt (= Offset der Raumtemperaturregelung). Die statische Kennlinie des RaumtemperaturFührungsreglers (Fig. 4-7) zeigt für abweichende Raumtemperaturen die entsprechenden Vorlauftemperatur-Sollwerte (w2), bei einer KaskadenSteilheit S von 20. Die Kaskaden-Steilheit S entspricht dem Übertragungsbeiwert des Reglers KP (oft auch Reglerverstärkung genannt) und ergibt bei 1 K Raumtemperaturdifferenz eine Vorlauftemperatur-Sollwertänderung Δw2 von 20 K. w2 °C 90 80 Xp = 2 K 70 60 Δw2 50 40 30 S 20 10 ϑ 17 18 19 20 21 22 1 23 °C 1 Δϑ 1 B64-4 Fig. 4-7 Statische Kennlinie eines Raumtemperatur-Kaskaden-Führungsreglers 1 Raumtemperatur w1 Raumtemperatur-Sollwert w2 Vorlauftemperatur-Sollwert S Kaskaden-Steilheit (Übertragungsbeiwert des Reglers KP) Übertragungsbeiwert des Reglers KP = Kaskaden-Steilheit S = = Δw2 40 K = = - 20 Δ1 – 2K Im vorliegenden Beispiel ergibt sich bei einem Vorlauftemperatur-Stellbereich Δw2 von 40 K (20...60 °C) für den Raumtemperatur-Regler ein Proportionalband XP von 2 K und eine maximale bleibende Regeldifferenz e (w-x) von –1 K bzw. +1 K. 66 Bei der aussentemperaturgeführten Vorlauftemperaturregelung (Fig. 4-8) handelt es sich um eine Vorlauftemperatur-Regelung (schnelle Regelstrecke) und eine Raumtemperatur-Steuerung. Sie erfordert einen Aussentemperaturfühler (8) und einen Vorlauftemperaturfühler (7). Der Zusammenhang zwischen der Aussentemperatur und der Raumtemperatur wird durch die Heizkennlinie (6) dargestellt und daraus ergibt sich der Sollwert für den Vorlauftemperatur-Regler (1). Je tiefer die Aussentemperatur ist, desto höher muss die Vorlauftemperatur sein, um die gewünschte Raumtemperatur sicherzustellen. Welche Vorlauftemperatur bei welcher Aussentemperatur notwendig ist, wird durch die Art der Wärmeabgabe (Radiatorenheizung, Fussbodenheizung), die Wärmedämmung der Gebäudehülle und den Standort des Gebäudes (Sonnenund Windeinflüsse) beeinflusst und durch den Anfangspunkt und die Steilheit der Heizkennlinie definiert (vgl. auch Fig. 4-9 und Fig. 4-10). Bei einfacheren Reglern kann nur die Steilheit der Heizkennlinie eingestellt werden. 8 7 9 7 10 1 10 w2 6 4 5 2 2 3 B64-5 4.2 Aussentemperatur- oder witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung Fig. 4-8 Aussentemperaturgeführte Aussentemperaturgeführte Vorlauftemperaturregelung Heizgruppe(n) 1 Vorlauftemperatur-Regler 2 Misch-Stellgerät 3 Heizkessel mit Gebläsebrenner 4 Sicherheitstemperaturbegrenzer 5 Kesseltemperatur-Regelthermostat 6 Vorlauftemperatur-Sollwertgeber (Heizkennlinie) 7 Vorlauftemperatur-Fühler 8 Aussentemperatur-Fühler 9 Thermostatisches Heizkörperventil 10 Umwälzpumpe Heizgruppe 67 Witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung Besonders bei Gebäuden mit guter Wärmedämmung sinkt der Einfluss einer Aussentemperaturänderung auf die Raumtemperatur, während der Einfluss der Störgrössen wie Sonneneinstrahlung, Wind und Fremdwärmequellen zunimmt. Die nur aussentemperaturgeführte Vorlauftemperaturregelung kann dadurch verbessert werden, dass man Windund / oder Sonneneinflüsse mit zusätzlichen Aussenfühlern erfasst und damit die Grundeinstellung der Heizkennlinie korrigiert. In diesem Falle spricht man von einer «witterungsgeführten» Vorlauftemperaturregelung. Vorteil Änderungen der Kesselwassertemperatur werden vom Vorlauftemperaturfühler schnell erfasst und ausgeregelt. Nachteil Störungen, die im Raum auftreten (innere Wärmegewinne), können nicht erfasst und daher auch nicht ausgeregelt werden. Fig. 4-9 zeigt die grafische Darstellung mathematisch berechneter Heizkennlinien, im üblichen Steilheitsbereich von 0,25 bis 4,0. Weil die Heizkennlinien nicht linear sind, weisen sie an jedem Punkt eine andere Steilheit auf. Um dennoch eine definierte Steilheit zuordnen zu können hat man für die Aussentemperatur ΔA zwischen +20 °C und 0 °C einen linearen Raster festgelegt der anzeigt, um wie viele K sich der Vorlauftemperatur-Sollwert ändert, wenn sich die Aussentemperatur um ΔA = 20 K ändert. Bei älteren digitalen Heizungsreglern sind die Einstellwerte oft um den Faktor 10 erhöht, weil auf dem Display nur eine Dezimalstelle nach dem Komma zu Verfügung stand. Die Steilheiten von 0,25 bis 4,0 konnten so mit Einstellwerten zwischen 2,5 und 40 programmiert werden. 4 °C 3.5 3 2.75 2.5 2.25 2 100 1.75 90 1.5 80 1.25 70 60 1 50 0.75 40 0.5 30 0.25 20 10 ΔϑA = 20 K 0 −10 −20 −30 °C B64-6 Fig. 4-9 Grafische Darstellung der Heizkennlinien im Steilheitsbereich von 0,25 bis 4,0 Heizkennlinie nicht linear 68 Da sich die Transmissionsverluste von Gebäuden proportional zur Differenz zwischen Raum- und Aussentemperatur erhöhen, die Wärmeleistung der Heizkörper hingegen bei zunehmender Differenz zwischen mittlerer Heizkörper- und Raumtemperatur stärker ansteigt, verläuft die Heizkennlinie mit sinkender Aussentemperatur flacher. Optisch linerarisierte Heizkennlinie Die Heizkennlinie kann aber trotzdem als Gerade dargestellt werden, wenn für die Aussentemperatur eine logarithmische Skaleneinteilung (Fig. 4-10) gewählt und dadurch die Krümmung optisch linearisiert wird. 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 °C 15 10 5 −5 −10 −15 −20 −25 0 −35 B64-7 Fig. 4-10 Optisch linearisierte Heizkennlinie mit logarithmischer Aussentemperaturskala, manuell einstellbar durch 2 Schiebe-Potentiometer bei +15 °C und –5 °C 4.2.1 Korrektur und Nachtabsenkung des Raumtemperatur Sollwertes Die eingestellte Heizkennlinie kann zur Korrektur der Tagestemperatur und zur Einstellung der Nachtabsenkung parallel verschoben werden. Die Wirkung ist steilheitsunabhängig, so dass sich das Ausmass der Parallelverschiebung direkt als Raumtemperatur-Änderung auswirkt. Als Ausgangspunkt für die Nachtabsenkung gilt die Höhe der eingestellten Tages-Raumtemperatur. Fig. 4-11 zeigt diese Korrektur- bzw. Absenkmöglichkeit an einem manuell einstellbaren Hardware-Regler. ΔϑR °C 4 3 ΔϑR 0 100 −2 90 −4 1 −6 0 −8 −2 −3 −4 110 °C 2 −1 ϑV 120 −10 −11 −12 80 70 60 60 50 50 40 40 30 20 20 15 −5 −10 B64-8 Fig. 4-11 Manuelle Parallelverschiebung der Heizkennlinie mit Hilfe je eines Potentiometers für die Raumtemperatur-Korrektur und für die Nachtabsenkung Bei Korrekturen der Raumtemperatur am Tag und vor allem bei der Nachtabsenkung ist zu beachten, dass die eingestellte Temperaturänderung erst nach einer gewissen Zeit erreicht wird. Diese Zeit ist direkt von der Bauweise (Zeitkonstante) des Gebäudes (Wärme-Speichervermögen, Wärmeschutz, Anteil der Fensterfläche usw.) abhängig. 69 4.2.2 Führungseinfluss der Raumtemperatur 70 Auch die Raumtemperatur kann als Einflussgrösse auf die Heizkennlinie verwendet werden. Dazu wird die Raumtemperatur in einem Referenzraum gemessen. Wenn dort eine Störung auftritt (z.B. Sonneneinstrahlung, Änderung der Personenbelegung) wird die Heizkennlinie, entsprechend dem eingestellten Einfluss dieser Raumtemperatur-Abweichung, parallel verschoben. Damit die Kompensation wirksam wird, muss der Einfluss verhältnismässig gross sein. Weil sich aber Störgrössen, wie Sonneneinstrahlung und innere Wärmequellen, nicht in allen Räumen gleichmässig auswirken, muss der Führungseinfluss der Raumtemperatur sorgfältig überlegt werden. Wenn der Wärmegewinn individuell kompensiert werden soll, empfiehlt sich der Einsatz von thermostatischen Heizkörperventilen in allen Räumen oder der individuellen Einzelraumregelung (siehe 4.3). 4.3 Individuelle Einzelraum-Temperaturregelung Wie zuvor schon erwähnt, gibt es verschiedene Einflüsse, die eine Veränderung der Raumtemperatur hervorrufen. Da diese störend auf den Raumtemperaturregelkreis wirken, spricht man auch von Störeinflüssen. Es sind dies hauptsächlich: • Wärmeabgabe durch Personen • Wärmeabgabe durch Geräte, Maschinen, Beleuchtung, ... • äussere Einflüsse wie Sonneneinstrahlung, Wind, ... Diesen störenden Einflüssen versucht man mit verschiedenen Arten der Einzelraumtemperaturregelung zu begegnen. 4 2 3 8 5 2 6 7 Bus 1 B64-9 Fig. 4-12 Übersicht verschiedener Einzelraum-Temperatur-Regelsysteme mit zentraler, aussentemperatur- oder raumtemperaturgeführter Heizkreis-Vorregelung 1 Zentrales Heizkreis-Regel- und Steuergerät 2 Thermostatischer Heizkörperregler (auf Heizkörperventil montiert) 3 Thermostatischer Heizkörperregler mit Fernfühler 4 Heizkörperventil mit aufgebautem elektronischen Heizkörperregler 5 Heizkörperventil mit Stellantrieb und zeitprogrammierten Raumtemperaturregler 6 Einzelraumregler mit Raumgerät (als Teil eines Gebäudeautomationssystems) auf mehrere Heizkörperventile mit Stellantrieb wirkend 7 Raumtemperaturfühler in Referenzraum (für Raumeinfluss) 8 Aussentemperaturfühler (evtl. auch Fühler für Sonnen- und Windeinfluss) 71 4.3.1 Thermostatische Heizkörperregler Die witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung, in Kombination mit thermostatischen Heizkörperreglern – die auf die einzelnen Heizkörperventile montiert werden – kann bereits als einfaches Einzelraumregelsystem bezeichnet werden. Solche thermostatischen Heizkörperregler erlauben zudem die Einstellung einer tieferen Raumtemperatur als die durch die Heizkennlinie festgelegte (z.B. in Schlafzimmern). Thermostatische Heizkörperregler sind P-Regler mit einer relativ grossen bleibenden Regeldifferenz. Wird jedoch eine witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung zur Vorregelung eingesetzt, müssen die thermostatischen Heizkörperregler nur noch die Feinregelung im Raum übernehmen. Dadurch macht sich die bleibende Regeldifferenz nur noch beim Auftreten von Störgrössen bemerkbar. Fig. 4-13 Thermostatische Heizkörperregler, rechts mit Fernfühler (z.B. Siemens RT56...; RT76...) Je nach Einbausituation kommen auch thermostatische Heizkörperregler mit Fernfühler zum Einsatz. Fig. 4-14 Einbau eines thermostatischen Heizkörperreglers und Einbausituationen, die einen Fernfühler erfordern 72 Funktionsweise Der Flüssigkeitsfühler (1) reagiert auf die Abweichungen vom eingestelltem Sollwert der Raumtemperatur. Bei steigender Raumtemperatur dehnt sich die Flüssigkeit in der Metallkapsel aus und drückt den Faltenbalg zusammen. Hierdurch wird über den Stössel (3) das Ventil stetig geschlossen und die Wärmeabgabe des Heizkörpers reduziert. Die Überhubvorrichtung (2) mit ihrer Feder sorgt bei geschlossenem Ventil dafür, dass Kräfte, die durch weitere Ausdehnung des Faltenbalgs entstehen, kompensiert werden und nicht auf den Ventilstössel weitergeleitet werden. Bei sinkender Raumtemperatur dehnt sich der Faltenbalg wieder und öffnet das Ventil. Die Wärmeabgabe des Heizkörpers wird vergrössert. Dadurch entsteht eine stufenlose Betätigung des Heizkörperventils mit einer feinen Regelung des Heizmittelstromes zum Heizkörper. Das Resultat ist eine konstante Raum-temperatur nach dem gewünschten Sollwert in den einzelnen Räumen. Die Sollwerteinstellung erfolgt durch drehen des Kopfes des Heizkörperreglers. Dabei wird der Kopfteil des Heizkörperreglers (4) mehr oder weniger in die Basishalterung (5) eingeschraubt und dadurch die Grundposition des Ventilstössels verändert. 1 2 4 5 3 6 Fig. 4-15 Thermostatischer Heizkörperregler (Schnittbild) 1 Flüssigkeitsgefülltes Fühlerelement 2 Überhubvorrichtung (kompensiert Ausdehnung auch bei geschlossenem Ventil) 3 Stössel für Ventilbetätigung aus Kunststoff (isoliert Ventil vom Fühlerelement) 4 Kopfteil 5 Basishalterung 6 Anschlussverschraubung 73 Hydraulische Probleme nicht unterschätzen Beim Einsatz von thermostatischen Heizkörperreglern dürfen vor allem hydraulische Probleme nicht unterschätzt werden. Diese sind nur durch eine sorgfältige Dimensionierung und einen einwandfreien hydraulischen Abgleich mehr oder weniger in den Griff zu bekommen. Die gegenseitige Beeinflussung einzelner Heizkreise unter verschiedenen Betriebsbedingungen lässt sich dadurch aber auch nicht ganz unterbinden. Heizkörperventile mit integrierter Differenzdruckregelung (MiniCombiVentil – MCV) Heizkörperventile mit integrierter Differenzdruckregelung – auch MiniCombiVentile (MCV) genannt – gewährleisten eine definierte Wärmeabgabe unter allen Betriebsbedingungen. Sie können mit thermostatischen Heizkörperreglern oder auch mit elektrischen Antrieben bestückt werden. 2 1 1 Fig. 4-16 Verlauf von Raumtemperatur, Anlagendruck und Volumenstrom mit normalen thermostatischen Heizkörperventilen (links) und mit differenzdruckgeregeltem Heizkörperventil MCV (rechts) 1 Regelventil 2 Differenzdruckregler Die wichtigsten Funktionen sind: • Regelventil für die Beeinflussung des Volumenstroms und gleichzeitig Druckregler für den automatischen Abgleich • Kompensation der Differenzdruckschwankungen bei vollständiger hydraulischer Entkopplung der Verbraucher 74 Fig. 4-17 Differenzdruckgeregeltes Heizkörperventil (MiniCombiVentil MCV) Schnittbild (links, mitte) und Durchgangs- und Eckventil (rechts) 1 Hubbegrenzer für Voreinstellung und Absperrfunktion 2 Stopfbüchse mit Blockierschutz 3 Komplettes Oberteil auf Kundenwunsch anpassbar 4 Ventilkegel aus Kunststoff, weichdichtend 5 Δp-Regler aus Kunststoff, hartdichtend 6 Dichtelemente 7 Membrane 8 Anschlussverschraubung separat lieferbar (nicht gezeichnet) 4.3.2 Einfache Einzelraum-TemperaturRegelsysteme Heizkörperventile mit Stellantrieb (elektrisch oder thermostatisch), welche von einem digitalen Raumtemperatur-Regelgerät geregelt/gesteuert werden, erlauben eine individuelle Raum- oder Zonen-Temperaturregelung mit zeitprogrammgesteuerter Umschaltung von Normal- auf Absenktemperatur. Nebst einem individuellen Wochenheizprogramm und wählbaren Temperatur-Sollwerten für den Normal- und Absenkbetrieb sind noch weitere Zusatzfunktionen integriert, z.B.: • PI(D)-Regelung ohne bleibende Abweichung, • Anzeigefeld (Display) mit Zahlenwerten für den aktuellen TemperaturSollwert, Balkendiagramm für das aktuelle 24-Std.-Heizprogramm und Symbolen für Normal- und Absenkbetrieb, • Manuelles Verändern des aktuellen Temperatur-Sollwertes • Manuelles Umschalten zwischen Normal- und Absenkbetrieb • Dauernd Normal- oder Absenkbetrieb • Frostschutz • Vorübergehendes Schliessen des Ventils bei plötzlichem Temperaturabfall, infolge geöffnetem Fenster (Fensterfunktion) • Pumpen-Antiblockierprogramm während längeren Betriebsunterbrüchen • Handbetätigung des Ventils, z.B. durch Servicepersonal 75 Fig. 4-18 Einfache Einzelraum-Temperaturregler Elektronischer Heizkörperregler zum direkten Aufbau auf Heizkörperventil (z.B. Siemens REH92) Zeitprogrammierter Raumtemperaturregler (z.B. Siemens REV32) der auf elektrische Stellantriebe wirkt (z.B. Siemens SAA..., STA...) 4.3.3 Einzelraumregler integriert in Gebäudeautomations-Systeme In Vielraumgebäuden wie Hotels oder Bürogebäuden werden digitale, kommunikationsfähige Einzelraum-Regel- und Steuergeräte als Komponenten eines zentral geführten und überwachten Raumautomationssystems eingesetzt. Dadurch erübrigen sich zeitraubende Programmierund Kontrollarbeiten in jedem einzelnen Raum, weil diese von einer zentralen Automationsebene über einen Gebäudebus (z.B. LON, EIB, ...) vorgenommen werden können. 3 4 1 2 w 6 Fig. 4-19 Einzelraumregler für Heizung und Kühldecke (z.B. Siemens Desigo RXC 10.1), der über Bus (Kommunikationsnetzwerk LON) in ein GebäudeautomationsSystem integriert wird Die Raumtemperaturen der einzelnen Räume werden dabei bedarfsgeführt, d.h. nur wenn Komforttemperatur angefordert wird (z.B. durch manuelle Betätigung einer Präsenztaste, Erfassung durch einen Präsenzfühler oder durch Sollwertvorgabe über die Automationsebene), wird auch auf diese Temperatur geregelt. 76 Aktuelle Systeme bieten neben den Funktionen für Heizen und Kühlen auch integrierte Funktionen zur Steuerung von Licht und Storen im Raum. Fig. 4-20 Aktuelle Einzeraumregelsysteme bieten integrierte Funktionen zur Regelung von Heizung und Lüftung, aber auch zur Steuerung von Licht und Storen (z.B. Siemens Desigo RX) 4.3.4 Einzelraum-Regelsystem, kombiniert mit der Messung des Energieverbrauchs pro Nutzeinheit Vorteile Spezielle digitale Systeme (Fig. 4-21) ermöglichen in Wohnbauten und nicht-klimatisierten Bürogebäuden die individuelle Temperaturregelung jedes einzelnen Raumes und erfassen gleichzeitig die verbrauchsabhängigen Heizkosten je Nutzeinheit (z.B. einer Wohnung). Voraussetzung dafür ist eine horizontale Verteilung der Heizkreise mit je einem separaten Vor- und Rücklauf pro Wohnung oder Nutzeinheit. In diesen Vor- oder Rücklauf pro Wohnung oder Nutzeinheit wird ein Wärmezähler oder ein spezielles Stellgerät mit integrierter Durchfluss- und Temperaturdifferenzmessung eingebaut. Aus diesen Messwerten wird die bezogene Heizenergie berechnet und über einen Datenbus an die Gebäudezentrale übermittelt. Dort werden die Verbrauchsdaten auf einen elektronischen Datenträger gespeichert und dienen anschliessend als Input für die verbrauchsabhängige Heizkosten-Abrechnung. Vorteile der Einzelraum-Temperaturregelung mit Messung des Energieverbrauchs: • Mit dem programmierbaren Raumgerät kann die Raumtemperatur, im Normal- und Absenkbetrieb, für jede Nutzeinheit, entsprechend dem aktuellen Heizprogramm, genau auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden. • Manuelle Betriebsarten-Umschaltung mit Hilfe der Spartaste • Anzeige von wichtigen Informationen je Nutzeinheit, z.B. Soll- und Istwerte der Raumtemperatur, Heizprogramm, momentaner Heizwasserbezug, Zählerstand Wärmeverbrauch, Zählerstand am Stichtag, Fehler und Störungen • Für jeden Raum kann – dank den Raumtemperaturreglern – ein individueller Temperatur-Sollwert gewählt und eingehalten werden 77 9 8 11 4 6 10 10 7 3 9 6 5 10 7 3 1 2 M B64-10 Fig. 4-21 Einzelraum-Regelsystem, kombiniert mit der Messung des Energieverbrauchs pro Nutzeinheit (z.B. Wohnung) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 78 Zentrale Energieverbrauchs-Datenzentrale (Gebäudezentrale) Zentrales Heizkreis-Regel- und Steuergerät Wärmemess- und Regelventil Digitales, programmierbares Raumgerät mit Temperaturfühler Analoges Raumgerät mit Temperaturfühler Raumtemperatur-Regelgerät Radiatorventil-Stellantrieb Kaltwasser-Zähler Warmwasser-Zähler Zählimpuls-Adapter Gaszähler Bezogen auf die Gebäudezentrale ergeben sich unter anderen folgenden Vorteile: • Zentrale Erfassung und Speicherung der Daten je Nutzeinheit, z.B. Istwerte, Sollwerte, Betriebszustände, Eingriffe, Heizenergieverbrauch, Stichtag-Zählerstände, Störungen • Zentrale Steuerung und Überwachung der ganzen Anlage • Zentrale Beeinflussung der Raumtemperaturregelung in den Nutzeinheiten, z.B. durch Minimal- und Maximalbegrenzung der Raumtemperatur-Sollwerte oder der Komfortperioden. • Führen des Vorlauftemperatur-Sollwertes pro Gruppenregler in Abhängigkeit des tatsächlichen Wärmebedarfs der zugeordneten Wohnungen (Lasteinfluss) • Individuelle Heizkostenabrechnung je Nutzeinheit, aufgrund der tatsächlich verbrauchten Heizenergie. Damit wird ein wichtiger Anreiz geschaffen, die individuelle Programmierbarkeit auch tatsächlich zu nutzen. 1 2 7 3 Fig. 4-22 Gebäudezentrale SYNERGYR OZW30 (1) und Heizungsregler RVL... (2) Bodenheizungs-Wohnungsverteiler mit SYNERGYR Heizkostenverteilventil (3) und geregelten Heizkreisen mit Antrieben (7) 4.4 Heizgrenzen-Schaltautomatik Durch die Heizgrenzen-Schaltautomatik wird die Heizung während des ganzen Jahres bedarfsabhängig ein- und ausgeschaltet, d.h. heizen so wenig wie möglich aber doch so viel wie nötig. Sie bringt vor allem in den Übergangsphasen zwischen kalten und warmen Jahreszeiten eine Energieverbrauchs-Reduktion ohne Komfort-Einbusse. Einfachere Regler berücksichtigen für die Heizgrenzen-Schaltautomatik allein die «aktuelle» Aussentemperatur, komplexere auch eine sogenannte «gedämpfte» Aussentemperatur und für bestimmte Funktionen auch eine «gemischte» Aussentemperatur. «gedämpfte» Aussentemperatur Die «gedämpfte» Aussentemperatur ergibt sich aus der Tatsache, dass die Innentemperatur eines Gebäudes – wenn nicht geheizt wird – gedämpft und verzögert dem Verlauf der Aussentemperatur folgt. Dieser theoretische Raumtemperaturverlauf wird vom Regelsystem, aufgrund der Gebäude-Zeitkonstante bzw. der Wärmespeicherfähigkeit des Gebäudes (leichte, mittlere oder schwere Bauweise), berechnet. «gemischte» Aussentemperatur Die «gemischte» Aussentemperatur ergibt sich aus der Addition des einstellbaren, von der Gebäude-Zeitkonstanten abhängigen Anteils «gedämpfter» plus des ergänzenden Anteils der aktuellen Aussentemperatur. 79 4.4.1 Jahres-HeizgrenzenSchaltautomatik (Sommer/Winter-Umschaltung) 4.4.2 Tages-HeizgrenzenSchaltautomatik Die Umschaltung der Heizungsanlage von AUS auf Heizbetrieb und umgekehrt erfolgt nicht mehr manuell durch den Benutzer, sondern sie wird unter Berücksichtigung der Wärme-Speicherfähigkeit des Gebäudes, d.h. in Abhängigkeit von der «gedämpften» Aussentemperatur, bedarfsabhängig ein- und ausgeschaltet. Die Jahres-Heizgrenze ist einstellbar (z.B. 15 °C) Die Berücksichtigung der «gedämpften» Aussentemperatur für die sogenannte Jahres-Heizgrenzen-Schaltautomatik bewirkt, dass die Heizung nicht eingeschaltet wird wegen einem oder zwei kühleren Tagen. Die Jahres-Heizgrenzen-Schaltautomatik verhindert somit, dass die Heizung in der Übergangszeit zu häufig ein- und ausgeschaltet wird. Bei komplexeren Regelsystemen ist im Heizbetrieb das Kriterium für «Heizung Ein» und «Heizung Aus» durch die Tages-Heizgrenzen-Schaltautomatik (Fig. 4-23) gegeben, welche die «aktuelle» und die «gemischte» Aussentemperatur berücksichtigt. Die Schaltgrenzen zum Ein- und Ausschalten der Heizung sind für den Tag- und Nachtbetrieb getrennt einstellbar (Tages- und Nacht-Grenz-Sollwert). Die Heizung wird eingeschaltet, wenn die «aktuelle» und die «gemischte» Aussentemperatur unter den gewählten Grenz-Sollwert für Tag bzw. Nacht absinken. Steigt aber eine der beiden Temperaturen über den gewählten Grenz-Sollwert für Tag bzw. Nacht an, so wird die Heizung ausgeschaltet (Pumpe aus, Stellgerät zu). Für das Ein- und Ausschalten der Heizanlage wird also zusätzlich zur «aktuellen» Aussentemperatur auch die Speicherfähigkeit des Gebäudes mitberücksichtigt. Die direkte Anpassung an die Speicherfähigkeit erfolgt durch die Wahl der Gebäude-Zeitkonstante, z.B. leichtere Bauweise 18 Std. oder mittelschwere Bauweise 36 Std. (siehe «gedämpfte» Aussentemperatur unter 0) und indirekt durch die Wahl des Grenz-Sollwertes für Tag bzw. Nacht (grössere Differenz zwischen Tag- und Nacht-Heizgrenze bei schwererer Bauweise, kleinere Differenz bei leichterer Bauweise). ϑ +25° +16° +20° +17° SD +15° +10° +5° +4° SD +0° ϑAM 5° ϑAA −10° 24 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 2 4 h B64-11 Fig. 4-23 Tages-Heizgrenzen-Schaltautomatik AA Aktuelle Aussentemperatur AM Gemischte Aussentemperatur 80 4.5 Optimierung der Ein- und Ausschaltzeiten Die Optimierung verschiebt für eine gegebene Nutzungszeit die Ein- und Ausschaltzeitpunkte der Heizung zum Zwecke einer EnergieEinsparung ohne Komfort-Einbusse. ϑR Nutzungszeit Nutzungszeit WϑR WϑR 1K 1K WϑR t t3 t1 t6 t4 t2 t5 (Zeit) B64-12 Fig. 4-24 Optimierung der Ein- und Ausschaltzeiten t1 Ende der Nutzungszeit (Raumtemperatur noch zulässig) t2 Beginn der Nutzungszeit (Raumtemperatur schon genügend hoch) t3 Umschalten auf reduzierten Betrieb (Ausschaltzeit, vor Ende der Nutzungszeit) t4 Start der Aufheizphase (optimierte Einschaltzeit) t5 gewünschter Sollwert erreicht (nach Nutzungsbeginn) t6 Start Stützbetrieb (reduzierter Sollwert einhalten, falls notwendig) Der Regler errechnet aufgrund des vorgegebenen Heizprogramms (Nutzungszeiten), der Aussentemperatur, Raumtemperatur und GebäudeSpeicherfähigkeit selbständig die idealen Zeitpunkte für den Beginn der Aufheiz- und Absenkphase. Dadurch wird die Anlage immer so geschaltet, dass zum gewünschten Zeitpunkt (Schaltuhr-Einstellung) der effektive Raumlufttemperatur-Sollwert annähernd erreicht bzw. beim Umschalten auf Absenkbetrieb noch innerhalb einer definierten Abweichung (z.B. 1 K in Fig. 4-24) eingehalten wird. Diese Optimierung sorgt also dafür, dass: • das Umschalten auf reduzierten Betrieb so früh wie möglich erfolgt • die Absenkung auf den reduzierten Raumtemperatursollwert ohne jegliche Energiezufuhr erfolgt (Schnellabsenkung). • die Wiederaufheizung möglichst kurz ist (Schnellaufheizung). • die gewünschte Normal-Raumtemperatur weder zu früh noch zu spät erreicht wird. 81 4.6 Schnellabsenkung / Schnellaufheizung Nach dem Umschalten von Tag- auf Nacht-Sollwert wird bei Anlagen mit Raumtemperaturfühler die Heizung so lange ausgeschaltet, bis der eingestellte Nacht-Sollwert erreicht ist. Erst dann wird auf die entsprechende Nachttemperatur geregelt. Bei Anlagen ohne Raumtemperaturfühler berechnet der Regler eine von den Gebäude-Eigenschaften abhängige Zeitdauer, während der die Heizung abgeschaltet bleibt. ϑR Δt5 ΔT1 = 5 K T2 W X T3 ON OFF ON B64-13 Fig. 4-25 Schnellabsenkung und Schnellaufheizung ΔT1 Sollwertüberhöhung bei Schnellaufheizung T2 Raum-Nennsollwert T3 Raum-Reduziertsollwert Nach dem Umschalten von Nacht- auf Tag-Sollwert wird die Vorlauftemperatur über den, der Heizkennlinie entsprechenden, Sollwert angehoben, um ein rasches Erwärmen der Räume zu erreichen. Die Schnellaufheizung ist bei modernen Reglern selbstanpassend, d.h. ihre Wirkung ist von der Dauer und Grösse der vorgängigen Absenkung abhängig und kann den Gebäude-Verhältnissen angepasst werden (mit oder ohne Raumtemperaturfühler). Sie erfolgt also ähnlich wie unter 4.5 beschrieben, wobei aber der gewünschte Sollwert zu Beginn der Nutzungszeit erreicht wird. 4.7 Adaptive (selbstlernende) Heizkennlinie 82 Die Heizkennlinie wird durch dauerndes Überprüfen von Raumluft-, Aussenluft- und Vorlauftemperatur automatisch den Eigenschaften des Gebäudes angepasst. Durch tägliche Mittelwertbildung der erfassten Sollwert-Abweichungen werden kleine Kennlinien-Korrekturen vorgenommen, bis die Kennlinie über den gesamten Aussentemperaturbereich angepasst ist. Ein Verfälschen der Anpassung durch Störgrössen (offene Fenster, Fremdwärme usw.) wird durch spezielle KorrekturBegrenzungen verhindert. 4.8 Pumpenregelung und -steuerung 4.8.1 Differenzdruckabhängige Drehzahlregelung Der Regler steuert die Umwälzpumpe bedarfsabhängig, d.h. sie ist nur dann eingeschaltet, wenn geheizt werden soll oder wenn der Frostschutz angesprochen hat. Damit die Pumpe in einer Anlage nicht unnötig viel Wasser fördert, werden sehr oft elektronisch drehzahlgeregelte Pumpen eingesetzt. Sie passen die geförderte Wassermenge dem Lastverhalten der Anlage an, in dem sie den Differenzdruck regeln. Dabei kommen zwei Arten der Differenzdruckregelung zum Einsatz: • Regelung auf konstanten Differenzdruck • Regelung auf einen gleitenden Differenzdruck Die nachfolgenden Ausführungen gelten für mengenvariable hydraulische Schaltungen, wie sie z.B. in einem Nahwärmeverbund mit einzelnen Unterstationen (vgl. 4.12.1, Seite Wärmelieferant) oder in Anlagen mit thermostatischen Heizkörperreglern (vgl. 4.3) vorkommen. Welche Art der Differenzdruckregelung gewählt werden soll, hängt vom Teillastverhalten der verschiedenen Verbraucher in einer Anlage ab. In Anlagen mit Verbrauchern, die unterschiedliches Verhalten im Teillastbetrieb aufweisen, wird die Drehzahlregelung auf konstanten Differenzdruck gewählt. Dadurch ist sichergestellt, dass keine Unterversorgung einzelner Verbraucher im Teillastbetrieb entstehen kann. In Anlagen mit Verbrauchern, die gleiches Teillastverhalten aufweisen, kann die Pumpe auf einen gleitenden Differenzdruck geregelt werden, was zu höheren Energieeinsparungen führt als bei der Regelung auf konstanten Differenzdruck. Dazu einige Überlegungen: Pumpen, an denn keine Drehzahländerung vorgenommen wird, haben eine fallende Kennlinie (1 in Fig. 4-26), d.h. die Förderhöhe (Δp) sinkt mit zunehmendem Förderstrom (V·). Wird nun durch Eingriffe von Ventilen (z.B. thermostatische Heizkörperregler) die Anlagenkennlinie verändert (z.B. von 3 nach 4), so verschiebt sich auch der Betriebspunkt der Pumpe von A nach B. Die Leistungsaufnahme verringert sich dabei auch entlang der Leistungsaufnahmekennlinie 5 von A nach B. Wünschenswert wäre es allerdings, die Proportionalitätsgesetze, die für Heizungsanlagen gelten, auszunutzen und durch Änderung der Pumpendrehzahl den Betriebspunkt der Anlagenkennlinie entlang nach C zu verschieben. Dadurch ergäbe sich auch eine grössere Reduktion der Leistungsaufnahme, nämlich von A auf der Kurve 5 nach C auf der Kurve 6. Weiter würde dadurch auch die an den Ventilen auftretende Druckdifferenz reduziert. 83 Δp 4 1 3 B 2 A C . V P A 5 B 6 C . V Fig. 4-26 Änderung von Betriebspunkt und Leistungsaufnahme durch zusätzliche Widerstände resp. Anpassung der Pumpendrehzahl 1 Pumpenkennlinie (bei einer bestimmten Drehzahl n) 2 Pumpenkennlinie bei reduzierter Drehzahl (Teillastverhalten) 3 Anlagekennlinie im Auslegezustand 4 Anlagekennlinie verändert durch zusätzlichen Widerstand 5 Leistungsaufnahmekennlinie für Drehzahl im Auslegezustand (1) 6 Leistungsaufnahmekennlinie bei reduzierter Drehzahl (2) A Betriebspunkt und Leistungsaufnahme der Pumpe im Auslegezustand (Drehzahl 1) B Betriebspunkt und Leistungsaufnahme der Pumpe durch zusätzliche Widerstände (z.B. Ventile schliessen) bei gleichbleibender Drehzahl (1) C Betriebspunkt und Leistungsaufnahme der Pumpe mit reduzierter Drehzahl (2) 84 Regelung auf gleitenden Differenzdruck Dieser Grundüberlegung folgt die Regelung auf gleitenden Differenzdruck. Der letzte Verbraucher im Netz hat im Auslegezustand einen Differenzdruck der sichergestellt werden muss. Man spricht auch vom Differenzdruck im «Schlechtpunkt» der Anlage. Die Drehzahlregelung verändert nun den Differenzdruck entlang einer Geraden (Regelkennlinie 3 in Fig. 4-27) zwischen der Druckdifferenz im Schlechtpunkt und der maximal notwendigen Druckdifferenz (A). Oft erfolgt diese gleitende Drehzahlregelung zwischen der max. Förderhöhe HS und 50 % der max. Förderhöhe HS, da sich diese Werte in der Praxis bewährt haben und kein grosser Aufwand seitens des Heizungsfachmanns notwendig ist. Für das betrachte Beispiel ergibt sich somit der Betriebspunkt D mit der zugehörigen Leistungsaufnahme PD. Das Verfahren weist aber den Nachteil auf, dass Verbraucher am Anfang der Anlage im Teillastbetrieb eventuell nicht mehr mit dem für sie notwendigen Differenzdruck bedient werden – vor allem, wenn diese Verbraucher ein anderes Teillastverhalten aufweisen. 85 Δp 1 B 2 4 E A D 3 HS C 50% HS . 50 % VA . VA . V P PA PB A B E PE PD D PC C . 50 % VA . VA . V Fig. 4-27 Betriebspunkte und mögliche Einsparungen für drehzahlgeregelte Pumpen 1 Pumpenkennlinie (bei einer bestimmten Drehzahl n) 2 Anlagekennlinie im Auslegezustand 3 Regelkennlinie bei Regelung auf gleitende Druckdifferenz 4 Regelkennlinie bei Regelung auf konstante Druckdifferenz A Betriebspunkt und Leistungsaufnahme PA der Pumpe im Auslegezustand (Drehzahl 1) B Betriebspunkt und Leistungsaufnahme PB der Pumpe durch zusätzliche Widerstände (z.B. Ventile schliessen) bei gleichbleibender Drehzahl (1) C Betriebspunkt und Leistungsaufnahme PC der Pumpe mit max. reduzierter Drehzahl D Betriebspunkt und Leistungsaufnahme PD bei gleitendem Differenzdruck (Regelkennlinie 3) E Betriebspunkt und Leistungsaufnahme PE bei konstantem Differenzdruck (Regelkennlinie 4) Regelung auf konstanten Differenzdruck 86 Um auch am ersten Verbraucher immer einen genügend hohen Differenzdruck sicherzustellen, wird auf konstante Druckdifferenz geregelt (Regelkennlinie 4 in Fig. 4-27). Dadurch werden der Drehzahlbereich und die möglichen Energieeinsparungen etwas eingeschränkt. Für das Beispiel ergibt sich dann der Betriebspunkt E mit der zugehörigen Leistungsaufnahme PE. Beispiel für mögliche Einsparungen Aus Fig. 4-27 ist ersichtlich, dass – je nach angewandter Drehzahlregelung – die Leistungsaufnahme beachtlich reduziert werden kann (z.B. auf 50 % bei PE oder auf 35 % bei PD – im Vergleich zu PA). Mit den dabei angewandten Regelkennlinien kann die Leistungsaufnahme aber nicht auf den maximal möglichen (theoretischen) Wert von ca. 20 % bei PC reduziert werden. 4.8.2 Drehzahlregelung nach Ventilposition der Verbraucher Eine andere Möglichkeit, die Pumpendrehzahl den Gegebenheiten in einer Anlage anzupassen, ist die Drehzahlregelung auf Grund der Ventilposition der Verbraucher. Diese Art der Drehzahlregelung ist dann sinnvoll, wenn die aktuellen Stellpositionen der einzelnen Verbraucherventile in einem Gebäudeautomations-System erfasst und ausgewertet werden können. Das Gebäudeautomations-System kann dann den notwendigen Sollwert für die Drehzahlregelung vorgeben. So kann sichergestellt werden, dass das Ventil mit dem grössten Bedarf immer möglichst weit geöffnet ist (z.B. 95 %). 4.8.3 Pumpen-Nachlauf 4.8.4 Periodischer Pumpenlauf 4.9 Frostschutzfunktionen 4.9.1 Anlagenfrostschutz Schliesst der Regler das Stellgerät bzw. schaltet er den Brenner aus, so lässt der Regler die Pumpe noch z.B. 5 Minuten weiterlaufen. Der Pumpen-Nachlauf schützt dadurch den Kessel bzw. den Wärmetauscher vor Überhitzung durch Wärmestau. Diese Funktion schützt die ausgeschaltete Pumpe vor Festsitzen, indem der Regler die Pumpe z.B. alle 150 Stunden für 30 Sekunden in Betrieb nimmt (Pumpen-Kick). Dank dieser Funktion ist die Anlage – auch bei abgeschalteter Heizung (Protection = Betriebsbereitschaft) – vor Einfrieren geschützt. Diese Funktion ist sehr oft zweistufig. Sinkt in Anlagen mit Aussentemperaturfühler die aktuelle Aussentemperatur unter z.B. +1 °C, so schaltet die Umwälzpumpe intermittierend ein (z.B. alle 6 Stunden während 10 Minuten) und der Regler regelt auf eine minimale Vorlauftemperatur. Sinkt die Aussentemperatur weiter ab auf z.B. –5 °C, wird die Umwälzpumpe dauernd eingeschaltet. Steigt die Aussentemperatur wieder um eine Schaltdifferenz (z.B. 1 K) über den eingestellten Grenzwert, dann schaltet die aktive Frostschutzstufe wieder aus. In Anlagen ohne Aussentemperaturfühler wird – sofern der Regler einen Kessel- oder Vorlauftemperaturfühler erfordert – diese Temperatur mit entsprechenden Schaltgrenzen (z.B. Vorlauftemperatur = 10 °C resp. 5 °C) zum Einschalten der Umwälzpumpe (intermittierend resp. dauernd ein) herangezogen. 4.9.2 Raum- oder Gebäude-Frostschutz Der Gebäudefrostschutz schützt die Räume vor zu tiefen Temperaturen. Er wirkt in allen Betriebsarten als Raumtemperatur-Minimalbegrenzung und ist mit und ohne Raumgerät möglich. Bedingung dazu ist, dass die Heizkennlinie korrekt eingestellt ist. Fällt z.B. im Ferienbetrieb in Heizungsregelungen mit Raumgerät die Raumtemperatur unter die eingestellte Frostschutztemperatur, so schaltet die Heizung ein, und es wird auf den Einstellwert geregelt (z.B. Raumtemperatur 5 °C). In Regelungen ohne Raumgerät schaltet der Regler basierend auf der gedämpften Aussentemperatur (z.B. < 5 °C) die Heizung ein. 87 4.10 Kaminfeger-Funktion Für die Kaminfegermessungen werden vorübergehend folgende Funktionen bewirkt: • Die Kesselminimaltemperatur wird z.B. auf 64 °C und die Maximalbegrenzung z.B. auf 89 °C gesetzt. • Die Vorlauftemperatur wird z.B. auf 44 °C geregelt, falls keine Wärmeanforderung besteht. • Die Umwälzpumpe wird eingeschaltet. Die Kaminfegerfunktion endet in der Regel eine Stunde nach Betätigung der betreffenden Betriebsartenwahltaste oder nach Schliessen des Gehäusedeckels des Kesselsteuer- und Regelgerätes. 4.11 Handbetrieb der Heizungsanlage Für die Betriebsart «Handbetrieb» gilt im allgemeinen: • Bei Zweipunkt-Regelung: Pumpe eingeschaltet, Brenner freigegeben (wird vom Kesseltemperaturbegrenzer überwacht). Elektrothermischer Stellantrieb spannungslos (geschlossen). • Bei Dreipunktregelung: Pumpe eingeschaltet, elektro-motorischer Stellantrieb spannungslos (Bedienung mit Handhebel oder spez. Impulstasten am Regelgerät). Die Kesseltemperaturregelung geschieht autonom. 4.12 Regelung und Steuerung der Nahund Fernwärme-Übergabe 4.12.1 Übergabestation Die Übergabestation ist das Bindeglied zwischen dem Nah- und Fernwärme-Verteilnetz und dem hausinternen Verbraucherkreis. Die gelieferte Wärme kann dabei entweder durch direkte (Fig. 4-28a) oder durch indirekte Einspeisung (Fig. 4-28b) an den hausinternen Verbraucherkreis übertragen werden. 3 2 1 00 0 Σ A B C 3 2 1 00 0 Σ A 4 B C B64-14 Fig. 4-28 Schema einer Nah- / Fernwärme-Übergabestation a) mit direkter Einspeisung b) mit indirekter Einspeisung A B C 88 Verteilnetz-Anschluss Übergabestation Hausinterner Verbraucherkreis 1 2 3 4 Wärmezähler (üblicherweise im Rücklauf eingebaut) Druckdifferenz-Regler Sekundär-Vorlauftemperatur-Regelung Wärmeübertrager Heizgruppenregler (geführt nach Aussentemperatur) Vorlauf-Temperaturfühler und Anlegethermostat (Fussbodenheizung) Gruppenpumpe Durchgangsventil und Antrieb Wärmeübertrager (isoliert) Fig. 4-29 Übergabestation in einem Nahwärmeverbund einer Wohnüberbauung 4.12.2 Wärmezähler In jede Übergabestation gehört ein Wärmezähler, damit die gelieferte Wärmemenge auch korrekt verrechnet werden kann. Dabei wird unterschieden, ob die bezogene Wärmemenge zu einem festgelegten Preis pro kWh oder ob die gesamten Betriebskosten einer Nahwärmeversorgung auf die Wärmebezüger aufgeteilt werden. (Heizkosten-Abrechnung). Für die Verrechnungsart kWh gegen Geld sind amtlich geprüfte und geeichte Wärmezähler vorgeschrieben, während für die HeizkostenVerteilung auch ungeeichte Zähler eingesetzt werden können. Eichfähige Wärmezähler sind: – Ultraschall-Wärmezähler – Magnetisch-induktive Wärmezähler – Flügelrad-Wärmezähler Fig. 4-30 Ultraschall Wärmezähler (Siemens «ULTRAHEAT») 89 90 Einbau im Vor- oder Rücklauf? Die Hersteller schreiben normalerweise vor, den Wärmezähler im Rücklauf einzubauen. Der Grund dafür ist nicht primär die tiefere Mediumstemperatur, sondern die korrekte Berechnung des Massenstromes. Die Durchflussmessung des Wärmezählers erfasst nur den Volumenstrom in m3/h, während die Wärmeabgabe vom Massenstrom in kg abhängig ist. Der Volumenstrom muss also mit der Dichte des Mediums multipliziert werden und die Dichte variiert mit der Mediumstemperatur. Ist der Wärmezähler für den Einbau im Rücklauf vorgesehen, dann ist sein Rechenwerk so programmiert, dass es die Rücklauftemperatur zur Berechnung der Dichte einsetzt. Wird nun der Wärmezähler im Vorlauf eingesetzt, misst er den Volumenstrom im Vorlauf und berechnet den Massenstrom mit der auf die Rücklauftemperatur bezogenen Dichte, was zu einem Messfehler führt. Will man aus irgend einem Grunde den Wärmezähler im Vorlauf einbauen, dann muss der Lieferant das Gerät entsprechend umprogrammieren und kennzeichnen, damit bei einem späteren Austausch auch das Ersatzgerät umprogrammiert wird. Schleichmengen-Unterdrückung Sinkt die Durchflussmenge durch einen Wärmezähler unter 10 % des Nenndurchflusses, steigt der Messfehler sehr stark an. Insbesondere bei solchen mit mechanisch bewegten Messelementen (Flügelrad) kann bei einer bestimmten kleinen Durchflussmenge die Messung zum Stillstand kommen. Der so nicht mehr gemessene Durchfluss wird als «Schleichmenge» bezeichnet. Um diesen Betriebszustand zu vermeiden, verfügen die Fernwärme-Regelsysteme über eine sogenannte Schleichmengen-Unterdrückung, d.h. sobald die Stellgrösse des Übergabe-Regelventils kleiner wird als 10 % seines Stellbereiches, wird das Ventil ganz geschlossen. Die Grundkennlinie eines Ventils zeigt den Volumenstrom durch das Ventil, in Abhängigkeit vom Ventilhub, bei konstanter Druckdifferenz über dem Ventil. Die Fernwärme-Versorgungsunternehmen sind darauf angewiesen, den maximalen Volumenstrom-Bezug jeder Übergabestation zu kennen und auch zu begrenzen. Wird also die Druckdifferenz über dem Ventil konstant gehalten, kann mit einer mechanischen, elektromechanischen oder elektronischen Hubbegrenzung auch der maximale Volumenstrom durch das Ventil begrenzt werden. Meistens wird diese Volumenstrom-Begrenzung durch das Fernwärme-Versorgungsunternehmen plombiert. Durch den Ausgleich der Druckschwankungen im Fernwärme-Verteilnetz wird auch die Regelbarkeit der Übergabestation verbessert. Weil die Druckdifferenz-Regelung und die Sekundär-Vorlauftemperaturregelung (auf ein primärseitiges Regelventil wirkend) zum Standart jeder Übergabestation gehört, bieten die Regelgeräte-Hersteller sogenannte «Kombiventile» (Fig. 4-31) an. Das sind Durchgangs-Regelventile mit eingebautem Druckdifferenz-Regler. Fig. 4-31 Kombiventil (Front und Ansicht auf Druckleitungen) P2 Δpw 4374Z06 p stat P3 M ϑ P1 Δ p ges ( Δp max / Δp min) Δp r P2 P3 4374H01 Δpr P1 Δpw 4.12.3 Druckdifferenz-Regelung Fig. 4-32 Druckmessorte und Druckverhältnisse am Kombiventil P1 = Druck vor dem Kombiventil P2 = Druck nach dem mengenregelnden Teil des Ventils P3 = Druck nach dem Kombiventil Δpw = Wirkdruck über dem mengenregelnden Teil des Kombiventils Δpr = Druckabfall über dem Differenzdruckregler Δpges = Druckdifferenz über dem gesamten Kombiventil (Δpges = Δpw + Δpr) Δpmax = maximal zulässige Gesamtdruckdifferenz über dem fast geschlossenen Ventil, bei der die Kavitation weitgehend vermieden werden kann Δpmin = minimal erforderliche Druckdifferenz über dem ganz geöffneten Ventil bei Nennhub, damit der Differenzdruckregler noch sicher anspricht pstat = statischer Wasserdruck in den Rohrleitungen der Anlage = Wassertemperatur primärseitig M = Pumpe 91 4.12.4 Begrenzungs-Funktionen • Sekundärseitige Vorlauftemperatur-Maximalbegrenzung bei Fernwärmenetzen mit höherer Vorlauftemperatur als im hausinternen Verbraucherkreis maximal zulässig ist • Primärseitige Rücklauftemperatur-Maximalbegrenzung (konstant oder konstant-gleitend): Sie verhindert den unwirtschaftlichen Wärme-Rücktransport zum Fernheizwerk. • Rücklauftemperatur-Minimalbegrenzung: Zum Schutz der Wärmeerzeuger. • DRT-Begrenzung (Differenz der Rücklauf-Temperaturen): Überschreitet in einem Fernwärmenetz z.B. im Anfahrbetrieb die Differenz zwischen Primär- und Sekundär-Rücklauftemperatur den eingestellten DRT-Wert (z.B. 10 K), so wird das Regelventil soweit geschlossen und damit der Primär-Volumenstrom reduziert, bis sich die Primär-Rücklauftemperatur auf den DRT-Wert abkühlt. Zweck und Nutzen dieser DRT-Begrenzung wird anhand der Fig. 4-33 erklärt. B64-15 Fig. 4-33 Anwendungsbeispiel der DRT-Begrenzung Ein Wärmeübertrager wird so dimensioniert, dass er im Volllastbetrieb die maximal erforderliche Wärmeleistung überträgt. Im vorliegenden Beispiel ist der Volllastbetrieb bei 120 / 70 °C auf der Primär- und bei 80 / 60 °C auf der Sekundärseite ausgelegt. Die übertragene Wärmeleistung ergibt sich bekanntlich aus der Wärmeübertragungsfläche und der mittleren Temperatur-Differenz zwischen dem Primär- und Sekundärkreislauf. Kommt nun im Anfahrbetrieb der Sekundär-Rücklauf mit 20 °C, statt den für den Volllastbetrieb berechneten 60 °C, wird die mittlere Temperatur-Differenz zwischen dem Primär- und Sekundärkreislauf wesentlich grösser als beim Volllastbetrieb und damit steigt auch die übertragene Wärmeleistung deutlich über die für den Volllastbetrieb berechnete. Dieser Zustand kann dazu führen, dass im Anfahrbetrieb die näher am Fernheizwerk liegenden Übergabestationen wesentlich mehr Wärme beziehen als die maximal berechnete, während für weiter entfernten Stationen die Wärmeversorgung in der Aufheizphase zusammenbricht. 92 5. Regeln und Steuern von Brauchwarmwasser-Anlagen In vielen Anlagen erfolgt die Brauchwasser-Erwärmung mit dem gleichen Erzeuger wie er für die Raumheizung eingesetzt wird. Dabei werden hauptsächlich zwei Haupttypen der Brauchwasserladung eingesetzt. • Brauchwasserladung mit innenliegendem Wärmetauscher • Brauchwasserladung mit externem Wärmetauscher Diese beiden Haupttypen und die dazu gehörenden Arten der Brauchwasserladung werden ab Abschnitt 5.1 beschrieben. Zuerst einige allgemeine Informationen zu Brauchwasserladungen. Ein-/Ausschalten der Brauchwasserladung Die Brauchwasserladung kann – je nach eingesetztem Regler oder System – über 1 oder 2 Fühler ein-/ausgeschaltet werden, oder auch mittels Thermostaten. Werden Fühler mit einem Regler eingesetzt, lassen sich die Sollwerte am Regler einstellen und der Istwert kann abgelesen werden. Weiter lässt sich darüber auch eine eventuelle Frostschutzfunktion realisieren. Thermostaten müssen vor Ort eingestellt werden (Zugänglichkeit) und bieten keine zusätzlichen Funktionen. Die geeignetste Lösung ist je nach Anforderungen der zu realisierenden Anlage und den Möglichkeiten der eingesetzten Regler und Systeme zu wählen. R 1 1 2 2 B65-1 Fig. 5-1 Brauchwasserladung mit Fühlern/Thermostaten zur Ein-/Ausschaltung B1,2 = Speicher-Fühler; Sollwerte am Regler (R) einstellbar T1,2 = Speicher-Thermostaten; Sollwerte nur direkt an den Thermostaten (T1,2) einstellbar Ladetemperatur Die Ladetemperatur sollte so tief wie sinnvoll gewählt werden (z.B. 58 °C), da bei zu hohen Ladetemperaturen (über ca. 65 °C) Kalkund Mineralausscheidungen auftreten, welche die Wartungs- und Unterhaltskosten sowie die Lebenszeit einer Brauchwasseranlage ungünstig beeinflussen. 93 Platzierung auf Verteiler Die Heizgruppe für die Brauchwasser-Erwärmung wird meist separat auf dem Hauptverteiler oder auf dem Verteiler in einer Unterstation angesiedelt. B65-2 Fig. 5-2 Heizverteiler mit Brauchwarmwasser-Gruppe (Ventil Auf / Zu) Wie schon in Kapitel 1 und 2 erwähnt, ist die Platzierung einer Heizgruppe auf dem Verteiler vor allem im Anfahrzustand entscheidend. Daher werden Gruppen zur Brauchwassererwärmung meistens am Verteileranfang platziert, damit diese vom anstehenden Warmwasser vollumfänglich Gebrauch machen können und nicht unnötige «ReglerAktivitäten» bei den anderen Gruppen verursachen. Weiter wird dadurch im Sommerbetrieb während der Brauchwasserladung nicht der ganze Verteiler erwärmt (mit entsprechender Bypass-Anordnung, vgl. Fig. 5-2 und auch 1.7.2.1). Sollwertanpassung Erzeugerseite Sommerbetrieb 94 Bei Anlagen deren Erzeuger in Abhängigkeit der Aussentemperatur gefahren werden (vgl. Kapitel 1), ist es notwendig, die Betriebstemperatur für die Dauer der Brauchwasserladung auf den notwendigen Ladesollwert (z.B. 65 °C) zu erhöhen. Dabei ist gerade bei ausgedehnteren Anlagen wie beispielsweise in einer Wohnüberbauung mit einer Heizzentrale, darauf zu achten, dass: • die Ladung eines Brauchwasserspeichers erst erfolgt, wenn am Verteiler auch die dazu notwendige Temperatur ansteht z.B. über einen Freigabe-Thermostat (vgl. Fig. 5-3) • diese Umschaltung auch ausserhalb einer Zwangsladung koordiniert erfolgt und in einem solchen Falle alle angeschlossenen Brauchwasserspeicher geladen werden • der Erzeuger nach erfolgter Ladung wieder auf die witterungsgeführte Regelung zurückgestellt wird Wird das Brauchwarmwasser auch im Sommer mit dem Heizkessel erzeugt, so muss unbedingt darauf geachtet werden, dass: • der Heizkessel nur in Betrieb genommen wird, wenn der Wassererwärmer Wärme verlangt koordiniert bei mehreren Unterstationen mit Brauchwasserladung • die Ladepumpe erst freigegeben wird, wenn die Kesselwassertemperatur resp. die Temperatur am Verteiler für die Brauchwasserladung genügend hoch ist, z.B. über einen Freigabethermostat (vgl. Fig. 5-3) Koordination mehrerer Brauchwasserladungen Die oben angesprochenen Koordination mehrerer Unterstationen mit Brauchwasserladung kann mit Hilfe von Regelgeräten realisiert werden, die untereinander über ein Kommunikationsnetzwerk verbunden sind. Oft wird diese Koordination auch mit einer entsprechenden elektrischen Schaltung (Schliesser / Öffner) oder einem einfachen schaltenden Bussystem (Relaisbus) realisiert. Dabei sind folgende Funktionen zu erfüllen: • schaltet eine Brauchwasserladung ein, werden die anderen ebenfalls zwingend eingeschaltet (z.B. Überbrücken des «Ein»-Thermostaten), um das zur Verfügung stehende Temperaturniveau auszunutzen und zu verhindern, dass eine Brauchwasserladung nach der anderen ein- und ausschaltet und den Erzeuger jedesmal wieder neu auf die höhere Temperatur schaltet • jede einzelne Brauchwasserladung schaltet individuell aus, wenn der Brauchwasserspeicher gefüllt ist (z.B. «Aus»-Thermostat) • die letzte Brauchwasserladung die ausschaltet veranlasst auch, dass der Erzeuger wieder auf die normale Kesseltemperatur zurückfährt Viele Regelgeräte verfügen über sehr komplexe Koordinations- und Zwangsladungs-Funktionen (siehe weiter unten). Dazu sollten die entsprechenden technischen Unterlagen konsultiert werden. Zwangsladung In den meisten Anlagen ist es sinnvoll oder notwendig (je nach Speichervolumen), dass die Brauchwasserspeicher in vordefinierten Intervallen (z.B. 01:00 – 04:00 Uhr) einmal oder mehrmals täglich geladen werden. Die Dimensionierung des Speichers sollte unter Einbezug der Anlagebedingungen (Ladezeiten, Platzverhältnisse, geografische Ausdehnung usw.) erfolgen. Zirkulationspumpe Viele Anlagen benötigen auf der Verbraucherseite eine Zirkulationspumpe (siehe z.B. Fig. 5-3), damit die Zeit bis warmes Wasser an den Zapfstellen zur Verfügung steht, in akzeptablen Grenzen bleibt. Bei der Durchflussregelung (externer Wärmetauscher ohne Speicher, vgl. 5.2.1) ist der Einsatz einer Zirkulationspumpe auch aus regeltechnischen Überlegungen sehr empfehlenswert. Elektroeinsatz Die meisten der nachfolgend besprochenen Arten der Brauchwasserladung können mit einem Elektroeinsatz ergänzt werden, beispielsweise um ausserhalb der Heizsasion den Erzeuger ausgeschaltet zu lassen. Der Elektroeinsatz verfügt üblicherweise über seine eigenen Regel- und Sicherheitseinrichtungen (z.B. Thermostaten, die separat eingestellt werden müssen). Die Brauchwassererwärmung kann auch ausschliesslich mit einem Elektroregister erfolgen. Viele handelsübliche Regler und Systeme bieten auch Funktionen zur Steuerung dieser Art der Brauchwassererwärmung, welche hier aber nicht detaillierter betrachtet wird. 95 Wärmemessung Oft wird die zur Erzeugung des Brauchwarmwasser notwendige Energie mit einem separaten Wärmezähler erfasst, damit diese entsprechend in eine Heizkostenabrechnung einfliessen kann. Dabei ist auf den korrekten Einbauort im Verteiler zu achten. von Fernleitung Raumheizung MZ WZ 00 0 Σ 00 0 Σ WZ T1 B65-3 Fig. 5-3 Brauchwasserladung mit Wärmemessung, Freigabethermostat und Zirkulationspumpe WZ = Wärmezähler T1 = Freigabethermostat für BWW-Ladung MZ = Zirkulationspumpe 5.1 Brauchwasserladung mit innenliegendem Wärmetauscher Diese Art der Brauchwasserladung wird sehr häufig angewandt, vor allem für einzelne kleinere Brauchwasserspeicher. Sie ist sehr kostengünstig, da handelsübliche, vorgefertigte Brauchwasserspeicher eingesetzt werden können. Fig. 5-4 Brauchwasserladung mit innenliegendem Wäremtauscher Geeignete Verteilerbauart 96 Gegen Ende des Ladevorganges steigt die Rücklauftemperatur bei dieser Art der Brauchwasserladung stark an (vgl. Fig. 5-6). Daher ist diese nicht geeignet für Verteiler, die einen tiefen Rücklauf zum Erzeuger erfordern wie z.B. kondensierende Heizkessel, Anlagen mit einem Speicher oder Wärmepumpen-Anlagen. Die häufigst angewandten Schaltungen bei Brauchwasserladungen mit innenliegendem Speicher sind: • mit Ladepumpe, ohne Vorlaufregelung • Vorlaufregelung mit Beimischschaltung • Umlenkschaltung 5.1.1 Mit Ladepumpe, ohne Vorlaufregelung Funktion Die Ladung des Brauchwasserspeichers erfolgt durch Steuern der Ladepumpe. Erfassen der Brauchwassertemperatur mit einem (oder zwei) Thermostaten oder Fühler. Oft wird bei dieser Art der Brauchwasserladung auch ein Absperrorgan (z.B. ein Durchgansventil S in Fig. 5-5) eingesetzt, das aber keine Regelfunktion hat. MZ S ϑ1 ML T ϑ2 B65-4 Fig. 5-5 Brauchwasserladung mit Ladepumpe, ungeregelt T = Speicherthermostat (Ein / Aus) ML = Ladepumpe S = Absperrorgan (Auf / Zu) MZ = Zirkulationspumpe Diese einfache Art der Brauchwasserladung hat den Nachteil, dass der Wärmetauscher mit der anstehenden Vorlauftemperatur (z.B. Kesselvorlauftemperatur) betrieben wird, die je nach Qualität der Vorregelung stark schwanken kann. Dadurch ist kein Verkalkungsschutz gewährleistet, d.h. Temperaturen > ca. 65 °C können im normalen Ladebetrieb auftreten. °C 80 ϑ1 60 ϑ2 40 20 0 50 Ladezustand 100% B65-5 Fig. 5-6 Verlauf (vereinfacht) der Eintritts- und Austrittstemperatur über den Ladezustand 1 Ladetemperatur Brauchwasserspeicher 2 Austrittstemperatur aus internem Wärmetauscher 97 5.1.2 Vorlaufregelung mit Beimischschaltung Funktion Die Ladung des Brauchwasserspeichers erfolgt durch das ansteuern der Ladepumpe und des Mischventils. Die Vorlauftemperatur zum Speicher wird vom Regler mit dem Mischventil geregelt. Der Regler schaltet auch die Brauchwasserladung Ein / Aus, über die Temperatur, die vom Speicherfühler gemessen wird. MZ w Y B1 ML B2 B65-6 Fig. 5-7 Brauchwasserladung mit Mischer B1 = Vorlauftemperaturfühler (Regelfühler) B2 = Speicherfühler (Ein / Aus über Regler) Y = Mischventil ML = Ladepumpe MZ = Zirkulationspumpe Bei dieser Art der Brauchwasserladung sollte der Sollwert (w) für die Vorlauftemperatur (B1) ca. 2-5 K über der gewünschten Speichertemperatur eingestellt werden für einen unproblematischen Betrieb. 98 5.1.3 Umlenkschaltung Funktion Die Ladung des Brauchwasserspeichers erfolgt durch Steuern des Umlenkventils. Dieses stellt um zwischen Heizkreis und Brauchwasserladung, d.h. Ladung mit absolutem Vorrang (vgl. 5.3). MZ T S M B65-7 Fig. 5-8 Brauchwasserladung mit Umlenkventil T = Speicherthermostat (Ein / Aus) S = Umlenkventil M = Gruppenpumpe (auch Ladepumpe) MZ = Zirkulationspumpe 99 5.2 Brauchwasserladung mit externem Wärmetauscher Geeignete Verteilerbauart Diese Art der Brauchwasserladung kommt zum Einsatz, wenn die Rücklauftemperatur zum Erzeuger tief gehalten werden muss (z.B. Fernheizungs-Unterstation, Wärmepumpenanlage, ...). Fig. 5-9 Brauchwasserladung mit externem Wärmetauscher (vorne, isoliert) 100 Brauchwasserladung mit aufgebauter Ladeeinheit (mit externem Wärmeübertrager, Ladepumpe, usw.) 5.2.1 Vorlauf geregelt mit primärseitigem Ventil Funktion Die Brauchwasserbereitung erfolgt ab Wärmetauscher (Durchflussregelung). Die sekundärseitige Vorlauftemperatur (B1) des Wärmetauscher wird mit dem primärseitigen Durchgangsventil (Y) geregelt. Die primärseitige Pumpe (MP) wird durch den Ein-Befehl vom Speicher eingeschaltet (T1), die Regelung wird aktiviert und damit das Ventil geöffnet. Die sekundärseitige Pumpe wird durch einen Ladefreigabe-Thermostaten (T3) eingeschaltet, wenn die primärseitige Vorlauftemperatur genügend hoch ist. Dadurch lässt sich ein auskühlen und durchmischen des Speichers verhindern. Der Ladevorgang wird abgestellt, wenn der untere Speicherthermostat (T2), die eingestellte Temperatur erreicht. Der Ladesollwert (w) sollte etwa 2 K höher angesetzt werden als die Aus-Temperatur, um einen unproblematischen Betrieb sicher zu stellen. Zirkulationspumpe Wird diese Schaltung ohne Speicher eingesetzt, empfiehlt es sich aus regeltechnischen Gründen (und nicht nur aus Komfortgründen) eine Zirkulationspumpe einzusetzen. w P T3 MZ T1 Ein 55 °C B1 Y T2 Aus 58 °C MS B65-8 Fig. 5-10 Vorlauf geregelt mit primärseitigem Ventil T1 = Speicherthermostat (Ein) T2 = Speicherthermostat (Aus) T3 = Freigabe-Thermostat (MS Ein) B1 = Vorlauftemperaturfühler (sekundärseitig) Y = Durchgangsventil MP = Pumpe primärseitig MS = Pumpe sekundärseitig (auch Ladepumpe) MZ = Zirkulationspumpe 101 5.2.2 Speichervorlauf geregelt mit primär- und sekundärseitigem Ventil Funktion Die sekundärseitige Vorlauftemperatur (B1) wird in erster Sequenz über das sekundärseitige Ventil (Y1) und in zweiter Sequenz über das primärseitige Ventil (Y2) geregelt (vgl. Fig. 5-12). Dies erlaubt eine saubere Schichtung des Brauchwasserspeichers und gleichzeitig eine gezielte Ausnützung der Wärmetauscherleistung. Die korrekte Auslegung des Wärmetauschers auf die Leistungs- und Temperaturverhältnisse ist für einen optimalen Betrieb entscheidend. Die Ein- und Ausschaltung der beiden Pumpen und der Regelung erfolgt über 2 Thermostaten (T1,2) oder 2 Fühler. Zusätzlich könnte, je nach Anlage, eine maximale Ladetemperatur (B2) oder eine minimale Rücklauftemperatur (B3) vorgeschrieben sein, die in die Regelung integriert wird. Y2 B2 MP MZ ϑ2 T1 Ein 55 °C ϑ3 B3 B1 ϑ1 T2 Aus 58 °C MS ϑ4 B65-9 Y1 Fig. 5-11 Speichervorlauf geregelt mit primär- und sekundärseitigem Ventil T1 = Speicherthermostat (Ein) T2 = Speicherthermostat (Aus) B1 = Vorlauftemperaturfühler (sekundärseitig) Y1 = Mischventil sekundärseitig (1. Sequenz) Y2 = Mischventil primärseitig (2. Sequenz) MP = Pumpe primärseitig MS = Pumpe sekundärseitig (auch Ladepumpe) B2 = max. Ladetemperatur (primärseitig, optional) B3 = min. Rücklauftemperatur (primärseitig, optional) MZ = Zirkulationspumpe Das Diagramm Fig. 5-12 zeigt das Verhalten des primär- und sekundärseitigen Ventils (Y1, Y2) in Abhängigkeit der Regelabweichung xw (x-w), sowie den Verlauf der verschiedenen Temperaturen über den Ladezustand. °C Y 80 100% ϑ2 Y1 60 Y2 ϑ1 40 ϑ3 20 0% ϑ4 x-w w 0 50 Ladezustand 100% B65-10 102 Fig. 5-12 Stellgrössen Y1 und Y2 in Abhängigkeit der Regelabweichung xw (x – w) und Verlauf der verschiedenen Temperaturen über den Ladezustand 5.3 Spezielle Funktionen bei Brauchwasserladungen Vorrangschaltung der Brauchwasserladung Durch die gezielt knappe Dimensionierung von Heizkesseln unter Berücksichtigung von Gleichzeitigkeitsfaktoren usw. und die im Verhältnis kleineren notwendigen Leistungen für die Raumheizung (z.B. bessere Isolation), wird der Leistungsanteil für die Brauchwasserbereitung grösser. Dadurch wird es unumgänglich, einerseits diesen Leistungsteil in den Berechnungen zu berücksichtigen, andererseits aber auch die Steuerung der Heizungsanlage auf diese Situation auszurichten. Eine Massnahme ist, während der Brauchwasserladung die Leistung für die Raumheizung zu drosseln oder ganz abzuschalten. Dies führt in den meisten Fällen auf Grund der Gebäudeträgheit kaum zu nennenswerten d.h. spürbaren Temperaturveränderungen. Einige Geräte, die zur Regelung und Steuerung von Heizgruppen und Brauchwasserladung eingesetzt werden können, bieten spezielle Funktionen zur Vorrangschaltung der Brauchwasserregelung gegenüber einer oder mehrer Heizgruppen. Dabei wird meist zwischen zwei Arten von Vorrangschaltungen unterschieden: • absoluter Vorrang: Heizkreise werden während der Brauchwasserladung gesperrt • gleitender Vorrang: Heizkreise werden während der Brauchwasserladung gedrosselt z.B. Mischventil Legionellenfunktion Diese wird in regelmässigen Intervallen (z.B. einmal pro Woche) durchgeführt. Dabei wird das Brauchwarmwasser auf eine höhere Temperatur (min. > 60 °C) als die normale Ladetemperatur erhitzt, um die Bildung von Erregern der Legionellenkrankheit zu verhindern. Dabei ist zu beachten, dass auch die Vorlauftemperatur vom Erzeuger entsprechend angepasst werden muss, d.h. höher als der übliche Sollwert für die Brauchwasserladung. Rücklaufmaximalbegrenzung Brauchwasser Diese Begrenzung kommt in Anlagen mit Fernwärmeumformer (vgl. Kapitel 4) zum Einsatz, in denen die Brauchwasserbereitung auf der Sekundärseite des Wärmetauschers abgenommen wird. Sie ist normalerweise während der Brauchwasserladung aktiviert. Die technischen Unterlagen der einzelnen Regelgeräte geben die dazu notwendigen Detailinformationen. DRT Begrenzung Die DRT Begrenzung (Rücklaufdifferenz-Maximalbegrenzung; vgl. Kapitel 4) wird im Falle einer Brauchwasserladung bei vielen Reglern ausgeschaltet. Die technischen Unterlagen der einzelnen Regelgeräte geben die dazu notwendigen Detailinformationen. 103 6. Regeln und Steuern von Wärmepumpenanlagen 6.1 Einleitung Mit Elektro-WP äusserst gute Ausnutzung der Elektroenergie 6.2 Funktionsprinzip der Wärmepumpe Wärme aus der Umwelt Die Elektro-Wärmepumpe kann durch Ausnutzung der Umweltwärme normalerweise zwei- bis dreimal mehr Wärmeenergie erzeugen, als zu ihrem Betrieb an elektrischer Energie benötigt wird. Somit ermöglicht die Elektro-Wärmepumpe einen äusserst wirkungsvollen Einsatz von Elektrizität zur Gebäudeheizung. Mit der Wärmepumpe werden in einem geschlossenen Kreisprozess (vgl. Fig. 6-1) die thermodynamischen Eigenschaften eines Kältemittels (z.B. Freon R134a) ausgenützt. Ein Kältemittel hat die besondere Eigenschaft bei sehr niedriger Temperatur zu verdampfen. Dies ermöglicht es, dass die sehr reichlich vorhandenen Umweltenergien (Aussenluft bis – 20 °C, See- oder Grundwasser von 4 – 12 °C und Erdreich von 0 – 20 °C) als Wärmequelle vom Temperaturniveau her bestens genügen, um das Kältemittel zu verdampfen. Die Wärmequelle kühlt sich dabei um einige Kelvin ab. Zum Verdampfen einer Flüssigkeit wird immer Energie benötigt. In diesem Fall wird die Verdampfungsenergie der Umwelt entzogen. Das verdampfte Kältemittel hat diese Verdampfungsenergie im Verdampfer in sich aufgenommen, ohne dass dadurch die Temperatur angestiegen ist. Das niedrige Temperatur-Niveau lässt es nicht zu, dass dieses Medium direkt in Heizungsanlagen zur Anwendung kommt. Wärmequellen Luft Wasser Entspannen Erdreich Flüssiges Kältemittel Niederdruck Hochdruck Verdampfen Verflüssigen Gasförmiges Kältemittel Verdichten Zusatzenergie Fig. 6-1 Kältemittel-Kreislauf in einer Wärmepumpe Verdampfungs- und KondensationsTemperatur Bei der gleichen Temperatur da ein Medium verdampft, wenn ihm Wärme zugeführt wird, kondensiert (verflüssigt) es auch, wenn es abgekühlt, d.h. Wärme entzogen wird. Deshalb bezeichnet man diese Temperatur einmal als Verdampfungstemperatur und im andern Fall als Kondensationstemperatur. Die Verdampfungs- bzw. Kondensationstemperatur ist druckabhängig. Bei steigendem Druck steigt auch der Verdampfungs- bzw. Kondensationspunkt bezüglich Temperatur an. Aus diesen physikalischen Zusammenhängen heraus wird der nächste Schritt sehr logisch: Erhöhung des Druckes um den Verdampfungs-/Kondensationspunkt anzuheben in einen Bereich, da die Kondensation für die Heizungsanlage genutzt werden kann. 104 Dies geschieht mit einem Kompressor (Verdichter), welcher das nunmehr gasförmige Kältemittel ansaugt und zusammenpresst. Hierzu ist Zusatzenergie (z.B. Elektrizität) notwendig. Wenn es sich um einen sauggasgekühlten Verdichter handelt, geht diese Energie (Motorenwärme) nicht verloren, sondern gelangt in das zu verdichtende Kältemittel und erwärmt dieses. Im nachgeschalteten Kondensator (Verflüssiger) kühlt das Heizungswasser das Heissgas ab und bringt es zum Kondensieren und das Heizungswasser wird erwärmt. Nach dem Kondensator ist alles Kältemittel wieder flüssig, aber noch auf hohem Druck. Mit Hilfe eines Expansionsventils wird der Druck wieder abgebaut und der Kreisprozess beginnt von vorne. Expansionsventil Niederdruck Flüssiges Kältemittel Hochdruck Verdampfer Kondensator (Verflüssiger) Gasförmiges Kältemittel Kompressor (Verdichter) Fig. 6-2 Mechanische Hauptkomponenten einer Wärmepumpe Herkunft des Namens Wärmepumpe Der Name Wärmepumpe hat seinen Ursprung aus diesem physikalischen Vorgang heraus erhalten: Auf tiefem Temperaturniveau aufgenommene Wärmeenergie wird «hoch gepumpt» auf ein Niveau das zu Heizzwecken gebraucht werden kann. 105 6.3 Die Wärmequellen Die Wärmequelle liefert die notwendige Verdampfungswärme für die Wärmepumpe. 6.3.1 Wärmequelle Aussenluft Fig. 6-3 Wärmequelle Aussenluft Immer verfügbare Wärmequelle Aussenluft hat eine sehr hohe Verfügbarkeit und wird deshalb oft benutzt. Es müssen jedoch folgende Eigenschaften berücksichtigt werden. • Die Wärmepumpe und deren Antriebsleistung muss relativ gross für den kältesten Tag ausgelegt werden (Leistungszahl ist dann am kleinsten, vgl. 6.6.1). • Bei mildem Wetter und entsprechend geringem Heizwärmebedarf steht ein grosses Überangebot von Wärmepumpen-Heizleistung an, welches unter Umständen gespeichert werden muss. • Bei Aussenlufttemperaturen im Bereich von + 5 °C bis –10 °C tritt am Verdampfer starke Vereisung auf (kondensierte Luftfeuchtigkeit friert an der Verdampferoberfläche mit Temperatur < 0 °C fest). Hierbei sinkt die Verdampferleistung stark ab. Das Eis muss mit einer geeigneten (energieverbrauchenden!) Methode regelmässig abgetaut werden. • Durch die Luftumwälzung können störende Ventilatorengeräusche entstehen, die durch entsprechende Schallschutzmassnahmen reduziert werden müssen. 6.3.2 Wärmequelle Erdreich Fig. 6-4 Wärmequelle Erdreich Besser als Luft als Wärmequelle, aber teurer Beim Erdreich als Wärmequelle werden entweder Erdkollektoren (grossflächiges Rohrnetz normalerweise gefüllt mit frostsicherer Flüssigkeit, z.B. Wasser-Glykol, min. 1,5 m unter Erdoberfläche installiert) oder Erdsonden (Tiefenbohrung erforderlich) zur Nutzung eingesetzt. Die Verwendung von Erdkollektoren bedingt die Verfügbarkeit eines entsprechend grossen Grundstückes und erfordert normalerweise hohe Investitionskosten. Ebenso sind bei der Verwendung von Erdsonden Bohrungen notwendig, die entsprechende Investitionskosten verursachen. 106 Bei der Nutzung des Erdreichs als Wärmequelle ist sehr sorgfältig darauf zu achten, dass sich die Wärmequelle wieder regenerieren kann (evtl. Entlastungseinrichtung wie Sonnenkollektoren einbauen), da sonst die Bodentemperatur zu stark absinkt und dadurch die notwendige Leistung nicht mehr zur Verfügung steht. Bei Erdsonden ist aus den gleichen Überlegungen darauf zu achten, dass der Wärmentzug pro Meter Sonde nicht zu gross ist, da sich sonst die Jahresarbeitszahl unweigerlich verschlechtert. Richtig dimensioniert und konzipiert ist für den Wärmepumpenbetrieb das Erdreich eine der unproblematischsten Wärmequellen. 6.3.3 Wärmequelle Grundwasser Fig. 6-5 Wärmequelle Grundwasser Die beste Wärmequelle, aber selten zur Verfügung 6.4 Wärmepumpen-Benennung Beim Grundwasser als Wärmequelle ist dessen Verfügbarkeit und Qualität das grösste Problem. Sofern jedoch in ausreichender Menge, Qualität und mit geeignetem Temperaturniveau verfügbar, ist diese Wärmequelle annähernd ideal für den Wärmepumpenbetrieb (Bewilligungspflicht!). Wärmepumpen werden (im deutschen Sprachgebrauch) benannt nach dem Prinzip X – Y – Z – Wärmepumpe, wobei gilt: X: Wärmequellen- Wärmeträgermedium (z.B. Luft, Wasser, Sole, usw.) Y: Heizanlagen-Wärmeträgermedium (z.B. Wasser, Luft, usw.) Z: Kompressor-Antriebsenergieart (Elektrizität, Dieselöl, Gas, usw.) Beispiele: Bezeichnung der Wärmepumpe Wärmequelle Wärmepumpen-Benennung Aussenluft Luft – Wasser – Elektro – Wärmepumpe Erdreich Sole – Wasser – Elektro – Wärmepumpe Grundwasser Wasser – Wasser – Elektro – Wärmepumpe 107 6.5 Betriebsarten 6.5.1 Monovalenter Betrieb monovalente Betriebsweise (mono = ein, einzig) In einer monovalenten Wärmepumpen-Heizanalage stellt allein die Wärmepumpe (Fig. 6-7) in allen möglichen Betriebszuständen die erforderliche Heizwärme bereit. Die Wärmepumpe muss also für den maximalen Wärmebedarf der Gebäudeheizung ausgelegt werden. Die maximal möglichen Heizwasser-Vor- und Rücklauftemperaturen müssen auf die maximal zulässige Kondensator-Austrittstemperatur ausgelegt werden (vgl. 6.8.2). B66-06 Fig. 6-6 Monovalent betriebene Anlage mit Speicher und Heizungsgruppen ϑA Auslegepunkt - 10 -5 0 5 Heizgrenze 10 Wärmepumpe B66-07 15 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 Fig. 6-7 Temperatur-Häufigkeitskurve für monovalenten Betrieb Bei Ausfall der Wärmepumpe steht in einer monovalenten Anlage keine Alternativheizung zur Verfügung. 108 6.5.2 Bivalenter Betrieb Da die maximale Leistung einer Anlage nur während relativ kurzer Zeit zur Verfügung stehen muss, wird für Einfamilienhäuser oft als Lösung eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit elektrischer Zusatzheizung zur Spitzenlastdeckung eingesetzt. Dies ist eigentlich ein bivalent-alternativer Betrieb (vgl. 6.5.2.1), da aber nur eine Energieform, in diesem Falle Elektrizität zugeführt wird, spricht man von monoenergetischer Betriebsweise. Erfahrungsgemäss benötigt eine Anlage weniger Energie, wenn diese Umschaltung von Hand erfolgt. Ebenso sollte auf eine Nachtabsenkung bei tiefen Aussentemperaturen verzichtet werden, damit keine Schnellaufheizung notwendig wird. bivalente Betriebsweise (bi = zwei, doppelt) In einer bivalenten Wärmepumpen-Heizanlage erzeugt die Wärmepumpe bei mildem und durchschnittlich kaltem Winterwetter allein die notwendige Heizwärme. Bei starker Kälte wird der Heizwärmebedarf durch eine Zusatzheizung (vgl. Fig. 6-8). ergänzend (parallel) oder gänzlich (alternativ) gedeckt Δp PID 6.5.1.1 Spezialfall monoenergetischer Betrieb B66-08 Fig. 6-8 Bivalent betriebene Anlage mit Wärmepumpe, Speicher und Heizkessel zur Deckung des Spitzenwärmebedarfs Die Wärmepumpe muss also nur für einen Teil des maximalen Wärmebedarfs der Gebäudeheizung ausgelegt werden. Die Zusatzheizung kann auf verschiedene Arten zur Wärmepumpe betrieben und muss entsprechend ausgelegt und eingesetzt werden. Man unterscheidet die folgenden Betriebsarten: • bivalent-alternativer Betrieb • bivalent-paralleler Betrieb • bivalent-parallel/alternativer Betrieb 109 6.5.2.1 Bivalent-alternativer Betrieb Hierzu ist die Wärmepumpe nur bei mildem und durchschnittlich kaltem Winterwetter in Betrieb. Bei starker Kälte und zur Deckung des maximalen Wärmebedarfes wird die Wärmepumpe aus- und die Zusatzheizung eingeschaltet. ϑA - 10 Auslegepunkt -5 0 Bivalentpunkt 5 10 Heizgrenze 0 30 Wärmepumpe 60 90 120 150 180 B66-09 Kessel 15 210 240 270 300 330 360 [Tage/a] Fig. 6-9 Temperatur-Häufigkeitskurve für bivalent-alternativen Betrieb Die Heizwasser-Vor- und Rücklauftemperaturen müssen für die Lastzustände mit Wärmepumpenbetrieb auf die maximal zulässige Kondensator-Austrittstemperatur ausgelegt sein (vgl. 6.8.2). Für die Lastzustände mit alternativem Zusatzheizungsbetrieb dürfen die HeizwasserVor- und Rücklauftemperaturen über diese maximal zulässigen Werte steigen. Die Zusatzheizung muss jedoch hydraulisch derart in den Heizwasserkreislauf geschaltet werden, dass bei Zusatzheizungsbetrieb kein Heizwasser durch den Wärmepumpen-Kondensator zirkulieren kann (Hochdruck-Betriebsgrenze). Die Zusatzheizung muss für den gesamten maximalen Heizwärmebedarf ausgelegt werden. Im Betrieb muss von der Wärmepumpe auf die Zusatzheizung umgeschaltet werden, sobald die Wärmepumpen-Heizleistung nicht mehr ausreicht. Dies wird regeltechnisch in Abhängigkeit der Aussentemperatur und/oder der Wärmequellentemperatur gemacht. 110 Hierzu sind die Wärmepumpe und die Zusatzheizung bei der Deckung des maximalen Wärmebedarfs der Gebäudeheizung gemeinsam in Betrieb. ϑA - 10 Auslegepunkt -5 0 Bivalentpunkt Kessel 5 10 Heizgrenze Wärmepumpe B66-10 6.5.2.2 Bivalent-paralleler Betrieb 15 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 [Tage/a] Fig. 6-10 Temperatur-Häufigkeitskurve für bivalent-parallelen Betrieb Die Heizanlage muss für die maximal zulässige Rücklauftemperatur (Kondensator-Entrittstemperatur, vgl. 6.8.2.1) ausgelegt sein. Die Zusatzheizung muss hydraulisch in Serie zur Wärmepumpe in den Heizwasservorlauf geschaltet werden. Mit der Zusatzheizung wird die Kondensator-Austrittstemperatur auf die notwendige Vorlauftemperatur erhöht. Die Zusatzheizung muss für den Teil des maximalen Wärmebedarfes ausgelegt sein, welcher durch die Wärmepumpe nicht gedeckt wird. Die Zuschaltung der Zusatzheizung erfolgt sobald im Betrieb die Wärmepumpen-Heizleistung allein nicht mehr ausreicht. Dies wird regelungstechnisch in Abhängigkeit der Heizwasser-Vorlauftemperatur bewerkstelligt. 111 6.5.2.3 Bivalent-parallel/alternativer Betrieb Hierzu sind paralleler- und alternativer Betrieb kombiniert. Bei geringem bis mittlerem Heizwärmebedarf wird dieser durch die Wärmepumpe allein gedeckt. Steigt der Wärmebedarf über die Heizleistung der Wärmepumpe, so wird die Zusatzheizung parallel betrieben, in Abhängigkeit der Vorlauftemperatur. Steigt der Wärmebedarf weiter über die Betriebsgrenze der Wärmepumpe an, so wird diese abgeschaltet (Aussentemperatur- oder Wärmequellen-temperaturabhängig) und der gesamte maximale Wärmebedarf wird durch die Zusatzheizung gedeckt. ϑA - 10 Auslegepunkt -5 0 Bivalentpunkt Kessel 5 10 Heizgrenze B66-11 Wärmepumpe 15 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 [Tage/a] Fig. 6-11 Temperatur-Häufigkeitskurve für bivalent-parallel/alternativen Betrieb Die Zusatzheizung muss hydraulisch derart in das System integriert werden, dass sie: • im Parallelbetrieb in Serie zur Wärmepumpe in den Heizwasservorlauf geschaltet ist • im Alternativbetrieb kein Heizwasser durch den Wärmepumpen-Konsensator zirkulieren kann • die Zusatzheizung muss für den gesamten maximalen Heizwärmebedarf ausgelegt werden 6.5.3 Wahl der Betriebsart Die richtige Betriebsweise 112 Die Wahl der günstigsten (Energie- und Kosten/Nutzen optimalsten) Betriebsweise ist von den folgenden Kriterien abhängig: • Jahresverlauf des Heizwärmebedarfs des Gebäudes • Jahresverlauf der Heizwärmeleistung der Wärmepumpe • bedarfsabhängiger Verlauf der Heizwasser-Vor- und Rücklauftemperatur • jährliche Häufigkeit der auftretenden Heizlastzustände 6.6 Kennzahlen für Wärmepumpen 6.6.1 Die Leistungszahl ε Vergleichsmöglichkeit von WPs Die Leistungszahl ε (Epsilon) bietet eine Vergleichsmöglichkeit einzelner Wärmepumpen zueinander und ist das Verhältnis von der momentanen Wärmeleistung zur hierfür zugeführten (elektrischen) Leistung einer (elektrisch betriebenen) Wärmepumpenanlage. Leistungszahl ε = momentane Wärmeleistung = Nutzwärme zugeführte (elektrische) Leistung Energieverbrauch je grösser ε, um so energieoptimaler ist der Wärmepumpenbetrieb Häufig spricht man in diesem Zusammenhang auf vom COP-Wert (Coefficient of Performance), der aus der (amerikanischen) Kältetechnik stammt und auch bei Kältemaschinen zur Anwendung kommt. Für das Betriebskonzept einer Wärmepumpen-Heizanlage muss unbedingt berücksichtig werden, dass sich ε (und somit die Heizleistung der Wärmepumpe) bei kleiner werdender Differenz zwischen Kondensations- und Verdampfungstemperatur vergrössert. Dies bedeutet praktisch, das normalerweise eine Wärmepumpe zur Gebäudeheizung: • bei grösstem Heizwärmebedarf die kleinste Leistungszahl, d.h. die geringste Wärmeleistung bringt • mit abnehmendem Heizwärmebedarf zunehmende Leistungszahl, d.h. zunehmende Wärmeleistung erbringt • bei geringstem Heizwärmebedarf die grösste Leistungszahl, d.h. die grösste Wärmeleistung bringt Eine bestimmte Leistungszahl ε ist nur gültig für einen bestimmten, momentanen Betriebszustand. Fig. 6-12 Beispiel für den Verlauf der Leistungszahl in Abhängigkeit der Temperaturdifferenz zwischen Kondensations- und Verdampfungstemperatur 1 Leistungszahl 2 Temperaturdifferenz 113 6.6.2 Die Jahresarbeitszahl β Für die eigentliche Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpenanlage ist die Jahresarbeitszahl β (Beta) massgebend. Der Jahresdurchschnitt ist wichtig Die Jahresarbeitszahl β ist der jährliche Durchschnitt (Jahresmittelwert) der in einem Wärmepumpenanlagen-Betriebsjahr vorkommenden Leistungszahlen ε. Typische, in der Praxis vorkommende Jahresarbeitszahlen β sind nach Wärmequelle beispielsweise wie folgt: Wärmequelle β Aussenluft 2,5 Erdreich 3 Grundwasser 3,2 Die Jahresarbeitszahl β wird bestimmt durch Messung des jährlich von Kompressor und Hilfsantrieben usw. aufgenommenen Stromverbrauchs (in kWh), und durch gleichzeitige Messung der jährlich produzierten Wärme (in kWh) und der Wärmeverluste der Speicheranlage. Jahresarbeitszahl β = QWP QSP WWP WPumpen WRegelung W… = = = = = = QWP – QSP WWP + WPumpen + WRegelung + W… Wärmemenge produziert durch Wärmepumpe Wärmeverluste der Speicheranlage Energieverbrauch der Wärmepumpe Energieverbrauch der Verdampfer- und Kondensator-Pumpe Energieverbrauch der Regelung und Steuerung Energieverbrauch anderer Komponenten wie Abtaueinrichtung, Carter-Heizung, ... Dies bedingt ein entsprechendes Messkonzept (Planungsphase) für die Wärmepumpe-Anlage und die Anlage muss mit den notwendigen Fühlern und Zählern (Elektro- und Wärmezähler) ausgerüstet sein. 114 6.7 Die Regelbarkeit der Wärmepumpe Eine Wärmepumpe ohne regelbare Heizleistung produziert im Teil-Heizlastbetrieb überschüssige Wärme. Welche Wärmepumpen-Heizleistungsregelung verwendet werden soll und kann, muss unbedingt vom Wärmepumpen-Hersteller bestimmt und bei der Anlagekonzeption und -dimensionierung berücksichtig werden. 6.7.1 Heizleistungsregelung direkt an der Wärmepumpe Detailliertere Informationen zu den nachfolgend aufgeführten Heizleistungsregelungen direkt an der Wärmepumpe sind im Trainingsmodul «Kältetechnik» (B08RF) enthalten. Hier werden nur die Auswirkungen dieser Regelungen auf die Jahresarbeitszahl beschrieben. 6.7.1.1 Heissgas-Bypass- oder Saugdrossel Eine Wärmepumpen-Heizleistungsregelung mittels stetig geregeltem Heissgas- Bypass- oder Saugdrosselventil ist unsinnig, da in beiden Fällen eine Reduktion der Heizleistung keine annähernd gleichwertige Reduktion der Antriebs-Leistungsaufnahme erbringt. Sowohl die Heissgas-Bypass- als auch die Saugdrossel-Regelung ergeben also für die Wärmpumpe sehr schlechte Jahresarbeitszahlen. 6.7.1.2 Kompressor Ventilabhebung Mit der Ventilabhebung können bei entsprechend ausgerüsteten mehrzylindrigen Kolbenkompressoren einzelne Zylinder stufenweise zu- oder abgeschaltet werden Hierzu werden die Saugventile der abzuschaltenden Zylinder geöffnet (z.B. elektrohydraulisch). Diese WärmepumpenHeizleistungsregelung ist jedoch nicht energieoptimal, da im reduzierten Leistungsbetrieb wesentliche Reibungsverluste auftreten, und da die Massenkräfte der leer mitlaufenden Kolben trotzdem aufgebracht werden müssen. Die Kompressor-Ventilabhebung ergibt also für die Wärmepumpe eine relativ schlechte Jahressarbeitszahl. 6.7.1.3 Kompressordrehzahlregelung Gute Wärmepumpen-Regelung 6.7.2 Wärmepumpe Ein/Aus-Regelung Meist verwendete Regelung bei Wärmepumpen Eine Wärmepumpen-Heizleistungsregelung mittels mehrstufiger (Stufenschalter auf polumschaltbaren Drehstrommotor) oder stufenloser (Frequenzumformer auf Drehstrommotor) Drehzahlregelung ist nahezu energieoptimal. Elektrisch betriebene Wärmepumpen mit Antriebs-Anschlussleistungen bis ca. 40 kW werden heute normalerweise nur im Zweipunktverfahren Ein/Aus geregelt, da die vorgenannte Leistungsregelungen nicht energieoptimal sind oder hohe Investitionskosten verursachen. Bei dieser Art der Regelung ist zu beachten, dass häufiges Ein/Aus-Schalten von Wärmepumpen die Lebensdauer der mechanischen Teile vermindert, die Stillstandverluste erhöht und häufige Netzschwankungen durch die hohen Anlaufströme entstehen. Deshalb muss zur Verhinderung von zu häufigem Ein/Aus-Schalten die Wärmepumpen-Heizanlage genügend Wärmespeicherkapazität aufweisen, welche einerseits zeitweilig die überschüssig produzierte Wärmepumpen-Wärme speichern kann, und welche andererseits zeitweilig den Heizanlagen-Wärmebedarf bei ausgeschalteter Wärmepumpe decken kann. 115 Zusätzlich sollte sicherheitshalber die Wärmepumpe zeitverzögert geschaltet werden, so dass eine maximal zulässige Anzahl Anläufe pro Stunde nicht überschritten werden kann (z.B. max. 3 Anläufe pro Stunde). Die zulässige Anlaufhäufigkeit wird oft auch vom Elektrizitätswerk vorgeschrieben. 6.7.2.1 Regelgrössen für Ein/Aus-Regelung Zur Einschaltung der Wärmepumpe werden normalerweise folgende Regelgrössen verwendet: • bei Wärmepumpen-Heizanlagen mit Wärmepuffer oder -speicher wird die Wärmepumpe bei sinkender Puffer- oder Speichertemperatur eingeschaltet • bei Fussbodenheizanlagen ohne zusätzlichen Wärmepuffer oder -speicher wird die Wärmepumpe bei sinkender Heizwasser-Rücklauftemperatur eingeschaltet In beiden Fällen kann der Sollwert für diese Einschalttemperaturen witterungsabhängig geführt werden. Dies ergibt eine bessere Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe und bei Fussbodenheizungen eine Anpassung der gespeicherten Fussbodenwärme an den effektiven Heizwärmebedarf. Die Ausschaltung der Wärmepumpe erfolgt normalerweise bei steigender Kondensator-Eintrittstemperatur des Heizwassers (Kondensationsdruck Betriebsgrenze). Bei stark variabler Wärmequellentemperatur (= variable Heizleistung des Kondensators) muss der Sollwert für diese Ausschaltung Wärmequellen temperaturabhängig geführt werden (vgl. 6.8.2.1). 116 6.8 Die Betriebsgrenzen der Wärmepumpe Eine Wärmepumpe darf nur innerhalb bestimmter Betriebsgrenzen betrieben werden. Diese sind unter anderem festgelegt durch: • den minimal zulässigen Kältemittel-Verdampfungsdruck • den maximal zulässigen Kältemittel-Kondensationsdruck 6.8.1 Verdampfungsdruck Betriebsgrenze Der für eine Wärmepumpenanlage minimal zulässige Verdampfungsdruck ist abhängig: • vom maximal zulässigen Kompressionsverhältnis des verwendeten Kompressors, d.h. von der Konstruktion des Kompressors. • von der für die verwendete Wärmequelle minimal zulässigen Kältemittel-Verdampfungstemperatur (z.B. muss bei Wärmequelle Wasser die Verdampfungstemperatur wegen Vereisungsgefahr über 0 °C liegen). Betriebsgrenze nach unten Ein Unterschreiten der Verdampfungsdruck-Betriebsgrenze wird durch den Niederdruck-Sicherheitspressostat verhindert. Er schaltet den Kompressor aus, wenn der Kältemitteldruck auf der Saugseite des Kompressors die festgelegte Betriebsgrenze unterschreitet. Dies tritt unter anderem ein, wenn die Temperatur der Wärmequelle so tief absinkt, dass dabei dem Kältemittel nicht mehr genügend Verdampfungswärme zur Einhaltung der minimal zulässigen Verdampfungstemperatur zugeführt werden kann. In Wärmepumpenanlagen mit begrenztem Wärmequellen-Wärmeangebot muss deshalb die Wärmepumpe von einem Temperaturregler ausgeschaltet werden, sobald die Wärmequellentemperatur unter die Betriebsgrenze absinkt. Diese Betriebsgrenze der Wärmequellentemperatur muss durch den Wärmepumpen-Heizanlage-Planer und -Bauer berücksichtig und festgelegt werden. Durch sie wird bei bivalenten Wärmepumpen-Heizanlagen der Umschaltpunkt von Wärmepumpenbetrieb auf Zusatzheizung bestimmt. Für einige gängige Kältemittel ergeben sich für verschiedene typische Verdampfungstemperaturen folgende absoluten Verdampfungsdrücke: * 6.8.2 Kondensationsdruck Betriebsgrenze Verdampfungstemperatur –10 °C 0 °C +10 °C Verdampfungs-Druck Freon R407C* oder R290 (Propan) 3,5 bar 5,0 bar 6,8 bar Verdampfungs-Druck Freon R404A* 4,2 bar 5,7 bar 7,7 bar Verdampfungs-Druck Freon R134a* 2,2 bar 3,1 bar 4,2 bar R407C und R290 ersetzen R22, R404A ersetzt R502 und R134a ersetzt R12, die seit spätestens 1.1.2000 (teilweise schon früher) in europäischen Ländern nicht mehr eingesetzt werden dürfen Der für eine Wärmepumpenanlage maximal zulässige KältemittelBetriebsdruck ist aus Sicherheitsgründen (Gesetze, Vorschriften) normalerweise begrenzt auf max. 25 bar. Ein Überschreiten dieser Betriebsgrenze wird durch den HochdruckSicherheitspressostat verhindert, welcher normalerweise auf ca. 24 bar eingestellt ist. 117 Abschaltung bei zu hoher Temperatur (Druck) Der Kondensationsdruck für den Normalbetrieb sollte ca. 2 bar unterhalb des Hochdruck-Ausschaltpunktes liegen, d.h. er sollte ca. 22 bar nicht überschreiten. Für einige gängige Kältemittel ergeben sich folgende absoluten Kondensationsdrücke und folgende Kältemittel-Kondensationstemperaturen: Normalbetrieb Hochdruck Sicherheitspressostat Betriebsgrenze Kondensationsdruck 22 bar 24 bar 25 bar Kondensations-Temp. Freon R407C und R290 56 °C 60 °C 62 °C Kondensations-Temp. Freon R404A 53 °C 56 °C 58 °C Kondensations-Temp. Freon R134a 77 °C 80 °C 82 °C Die im störungsfreien Betrieb erreichbaren maximalen KondensatorAustrittstemperaturen des Heizwassers sind abhängig von der Wärmetauscherfläche im Kondensator und von der Kältemittel-Kondensationstemperatur bei 22 bar. In der Praxis ergeben sich hierbei folgende maximalen Heizwassertemperaturen: Freon R407C, R290: Freon R404A: Freon R134a: max. 50 °C max. 47 °C max. 70 °C Ein Überschreiten der Kondensationsdruck-Betriebsgrenze wird – wie bereits erwähnt – durch den Hochdruck-Sicherheitspressostat verhindert. Er schaltet den Kompressor aus, bevor der Kältemitteldruck auf der Druckseite des Kompressors die festgelegte Betriebsgrenze überschreitet. Dies tritt unter anderem ein, wenn die Kondensator-Eintrittstemperatur des Heizwassers so hoch ansteigt, dass dabei dem Kältemittel nicht mehr genügend Kondensationswärme zur Einhaltung der maximal zulässigen Kondensationstemperatur entzogen werden kann. Die Wärmepumpe muss deshalb von einem Temperaturregler* ausgeschaltet werden, sobald die Kondensator-Eintrittstemperatur des Heizwassers über die Betriebsgrenze ansteigt. Diese Betriebsgrenze wird durch den Wärmepumpen-Heizanlage-Planer und – Bauer bestimmt. Bei Wärmepumpen-Heizanlagen mit variabler Wärmequellentemperatur und deshalb variabler Heizleistungsabgabe des Kondensators ist auch diese Betriebsgrenze variabel (vgl. 6.8.2.1). 118 * Die Erfassung der Kondensator-Eintrittstemperatur muss schnell genug sein, damit bei allfälligen schnellen Temperaturerhöhungen die Wärmepumpe abgeschaltet wird, bevor dies durch den Hochdruck-Sicherheits-pressostaten geschieht. Normale Thermostate sind hierfür normalerweise nicht geeignet. Als Alternative könnte die Wärmepumpe bei steigendem Kondensationsdruck durch einen Druckschalter ausgeschaltet werden, welcher z.B. auf 2 bar unter der Hochdruck-Sicherheitsgrenze eingestellt ist. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass dieser Druckschalter für sehr viele Schaltungen geeignet sein und an das geschlossene Kältemittelsystem angeschlossen werden muss (Eingriffe in das Kältemittelsystem sind unbeliebt). Zudem ist eine eventuell erwünschte Führung des Druckschalter-Sollwertes nach Aussentemperatur nicht ohne weiteres möglich. Deshalb wird generell die Ausschaltung bei steigender Kondensator-Eintrittstemperatur empfohlen. 6.8.2.1 Bestimmen der maximal zulässigen KondensatorEintrittstemperatur ϑVL ϑV, WP 2 1 H ϑR, WP ϑRL B66-13 Fig. 6-13 Hydraulischer Aufbau einer einfachen Wärmepumpen-Heizanlage mit Wärmespeicher oder -puffer R, WP Kondensator-Eintrittstemperatur V, WP Kondensator-Austrittstemperatur VL Heizwasser-Vorlauftemperatur RL Heizwasser-Rücklauftemperatur QH Heizleistungsabgabe des Kondensators m1 Umgewälzte Heisswassermenge durch den Kondensator m2 Umgewälzte Heisswassermenge durch das Gebäude-Heizsystem Die maximal zulässige KondensatorEintrittstemperatur Zur Bestimmung der maximal zulässigen Heizwasser-Rücklauftemperatur RL max. müssen folgende Daten der Anlage bekannt sein: • Verlauf der Heizwasser Vor- und Rücklauftemperatur VL und RL • Im Normalbetrieb maximal erreichbare Kondensator-Austrittstemperatur VL max. (z.B. 50 °C bei Verwendung von R407C; vgl. 6.8.2) • max. Heizwasser Erwärmung ΔErwärmung über dem Kondensator bei allen möglichen Aussentemperaturen resp. bei unterschiedlichen Wärmequellen und deren Temperaturverlauf • RL max. = VL max. – ΔErwärmung Grundsätzlich muss dass Verhalten des Kondensator für die folgenden zwei Fälle der Heizleistungsabgabe QH, betrachtet werden: QH = konstant (z.B. Grundwasser als Wärmequelle) gleichbleibende Temperaturdifferenz über dem Kondensator (ΔErwärmung) und damit gleichbleibende maximale Kondensator-Eintrittstemperatur (vgl. Fig. 6-14, ) QH = variabel (z.B. Aussenluft als Wärmequelle) Temperaturdifferenz über dem Kondensator (ΔErwärmung) wird mit steigender Aussentemperatur (und der gleichen geförderten Wassermenge) grösser, was zur Folge hat, dass die maximale KondensatorEintrittstemperatur tiefer wird als im Auslegepunkt (vgl. Fig. 6-14, ) Führung RL max. nach Aussentemperatur Daraus ergibt sich, dass die Kondensator-Eintrittstemperatur in Abhängigkeit der Aussentemperatur geführt werden muss, wenn diese für Regelzwecke verwendet wird. 119 Fig. 6-14 Bestimmung der max. zulässigen Kondensator-Eintrittstemperatur (RL max) einer monovalente betriebenen Wärmepumpe-Anlage mit variabler und konstanter Wärmequelle 1 maximal zulässige Kondensator-Eintrittstemperatur (RL max) mit variabler Wärmequelle 2 maximal zulässige Kondensator-Eintrittstemperatur (RL max) mit konstanter Wärmequelle 3 maximal mögliche Kondensator-Austrittstemperatur VL Vorlauftemperatur der Heizgruppe RL Rücklauftemperatur der Heizgruppe QH var Heizleistung der Wärmepumpe mit variabler Wärmequelle (z.B. Aussenluft) QH kons Heizleistung der Wärmepumpe mit konstanter Wärmequelle (z.B. Grundwasser) Q erforderliche Heizleistung (Wärmeleistungsbedarf) der Anlage 120 6.9 Wärmespeicherung Der Speicher als wichtiges Element 6.9.1 Wärmepuffer / Wärmespeicher Wärmepuffer Wärmespeicher 6.9.2 Schichtladung und Stufenladung von Speichern Schichtladung Stufenladung Ein/Aus geregelte Wärmepumpen-Heizanlagen müssen genügend Heizwärme-Speicherkapzität aufweisen, damit: • die durch den Ein-/Aus-Betrieb auftretenden Heizwasser Temperaturschwankungen keine nachteiligen Wirkungen auf die Heizanlage haben (Raumtemperatur-Schwankungen) • unzulässig häufiges Ein/Aus-Schalten der Wärmepumpe vermieden werden kann (Lebensdauer, Elektrizitätswerk-Vorschriften) • während gewollten zeitlich langen Wärmepumpen-Betriebsunterbrüchen die Heizanlage weiterhin betrieben werden kann (z.B. Nachtspeicherung) Ein Wärmepuffer ist ein kleiner Speicher (oft auch technischer Speicher genannt) und wird eingesetzt zur hydraulischen Entkoppelung von Wärmepumpe und Heizanlage, und zur Verhinderung von unzulässig häufigen Ein/Ausschaltungen der Wärmepumpe. Wärmespeicher werden ebenfalls eingesetzt zur hydraulischen Entkoppelung von Wärmepumpe und Heizanlage und zur Langzeitspeicherung des Wärmebedarfs eines Gebäudes (Überbrückung von Elektroenergie- oder Wärmequellen-Angebotslücken). In bivalenten Wärmepumpen-Heizanlagen kann zudem die, durch eine nicht regelbare Feststoff-Zusatzheizung, überschüssige erzeugte Wärme im Wärmespeicher über längere Zeit gespeichert werden. Bei der Schichtladung erfolgt die Ladung schichtweise in einem einzigen Durchgang mit konstanter Kondensator-Austrittstemperatur. Sie wird nur in Anlagen mit Wärmespeichern eingesetzt, da sie gegenüber der Stufenladung die folgenden Vorteile bietet: • exakte Beherrschung der Speichertemperatur • konstante Vorlauftemperatur garantiert • maximale Nutzung der Speicherkapazität • bessere Schichtung • keine Rückwirkung auf den Verdampfer Bei der Stufenladung geschieht die Ladung stufenweise in mehreren Durchgängen mit steigender Kondensator-Austrittstemperatur. Sie wird bei kleineren Anlagen mit einer Heizgruppe angewandt zusammen mit «technischen Speichern» (vgl. oben), da sie für andere Anlagen zu viele Nachteile aufweist. 121 6.9.3 Laderegelung des Wärmespeichers Wärmespeicher werden normalerweise mit einer sogenannten Laderegelung betrieben. Damit wird die Kondensator-Austrittstemperatur (Speicher-Ladetemperatur) immer so hoch wie möglich gehalten. Als Regelgrösse für die Laderegelung wird der Kältemittel-Kondensationsdruck verwendet, welcher hierbei auf einen Druck von normalerweise ca. 2 bar unter dem Hochdruck-Sicherheitspressostat-Ausschaltdruck geregelt wird (vgl. Fig. 6-15). Der Einbau dieses Druckfühlers erfolgt durch den Wärmpumpen-Lieferanten. Da beim Anfahren der Wärmepumpe der Kondensationsdruck sehr schnell ansteigen kann, muss das Mischventil (Y1) unbedingt schnell «kaltes» Wasser beimischen können. Damit kann ein Überschwingen des Druckes über die Hochdrucksicherheitsgrenze verhindert werden. Alternativ zur Laderegelung über den Kondensationsdruck, kann auch die Kondensator-Austrittstemperatur oder die Kondensator-Eintrittstemperatur verwendet werden, unter Beachtung der in 6.8.2.1 aufgezeigten Randbedingungen. Bei der Ladung eines Wärmespeichers mit Laderegelung ergibt sich unabhängig von der Rücklauftemperatur und Heizleistungsabgabe des Kondensators immer die gleiche hohe Wärmespeichertemperatur. ϑA ϑA ϑV, WP 1 4 3 Δp PID ϑR, WP 1 ϑRL B66-15 2 Fig. 6-15 Hydraulische und regeltechnische Grundschaltung einer Wärmepumpen-Heizanlage mit Speicher B1, B2 Speicher-Temperaturfühler R, WP Kondensator-Eintrittstemperatur B3 Druckfühler (KältemittelV, WP Kondensator-AustrittsKondensationsdruck) temperatur B4 Temperaturfühler als RL Heizwasser-Rücklauftemperatur Alternative zu B3 A Aussentemperatur Y1 Mischventil schnell öffnend (z.B. Magnetventil Siemens) Bei der Verwendung von Antrieben mit unterschiedlich langen Laufzeiten für Öffnen und Schliessen, kann es notwendig werden, das Ventil wie in Fig. 6-16 einzubauen, damit schnell genug kaltes Wasser beigemischt und so eine Störung des Wärmepumpenbetriebs verhindert werden kann. 122 4 3 PID Δp 1 B66-16 Fig. 6-16 Einbau des Mischventils, wenn Antrieb mit unterschiedlichen Laufzeiten für Öffnen und Schliessen und schneller schliesst als öffnet (z.B. elektrohydraulischer Antrieb Siemens) B3 Druckfühler (Kältemittel-Kondensationsdruck) B4 Temperaturfühler als Alternative zu B3 Y1 Mischventil, Durchfluss R, WP zu Kondensatoreintritt schnell öffnend (< 15 s) 6.9.4 Anlagen ohne Wärmespeicher Dem technischen Speicher werden bei Klein- und Kleinstanlagen oft die Investitionskosten, der Platzbedarf und die Wärmeverluste gegenübergestellt. Ein technischer Speicher hat aber so viele Vorteile, dass ein Verzicht nur in den seltensten Fällen sinnvoll ist. Auf einen technischen Speicher sollte nur verzichtet werden, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind: • annähernd konstante Wärmequellenleistung (Schwankungen < 5 K) • gute Speicherfähigkeit des Wärmeabgabesystems (z.B. träge, gut dämpfende Fussbodenheizung) • keine oder nur wenige Thermostatventile in der Anlage eingebaut • Steuerung, Regelung und Hydraulik müssen von der Quelle bis zu Abgabe als Gesamtsystem ausgelegt, einreguliert und optimiert werden • ein hydraulischer Abgleich ist unabdingbar notwendig Genügt der Fussboden als Ersatz für Speicher? Bei Wärmepumpen-Fussbodenheizanlagen ohne Speicher müssen unter anderem folgende Punkte unbedingt berücksichtigt werden: • Wärmepumpe und Fussbodenheizung müssen bezüglich Wassermenge, Druckabfall, Temperaturdifferenz usw. genau aufeinander abgestimmt sein • die im Fussboden gespeicherte Wärme kann nicht frei nach Bedarf abgerufen werden • die Vorlauftemperatur ist um das unregelbare ΔErwärmung höher als die Rücklauftemperatur • die Rücklauftemperatur steigt bei steigendem Ladezustand des Fussbodens • die Schaltdifferenz des witterungsgeführten RücklauftemperaturZweipunktereglers zum Ein/Aus-Schalten der Wärmepumpe muss optimal eingestellt sein: • klein genug um Raumtemperaturschwankungen zu verhindern • so gross als möglich, um zu häufiges Ein/Aus-Schalten zu verhindern Die richtige Einstellung der Regelung bedingt eine entsprechend lange Betriebserfahrung. 123 7. Regeln und Steuern von Solaranlagen 7.1 Einleitung In der Vergangenheit oft komplizierte hydraulische Schaltungen Bei der Steuerung und Regelung von Solaranlagen sind in der Vergangenheit oft komplizierte hydraulische Schaltungen empfohlen und ausgeführt worden, mit dem Ziel, eine möglichst hohe KollektorAustrittstemperatur zu erreichen. Der Wirkungsgrad dieser Kollektoranlagen ist dadurch ganz wesentlich gesunken. Durch das Erreichen einer hohen Temperatur ab Kollektor, nahm man in Kauf, dass viel Energie verloren ging, denn je tiefer die mittlere Kollektortemperatur (tm Koll = 0.5*(tEin + tAus)) ist, desto grösser ist der Wirkungsgrad und der Energiegewinnungsgrad. Durch das gewollte Anheben der Austrittstemperatur, steigt auch die Eintrittstemperatur, und somit die mittlere Kollektortemperatur. Der Mensch hat ein sehr gutes Sensorium, eine Temperatur als heiss wahrzunehmen, hat aber kein Sensorium für Energie. Arbeitet also eine Sonnenkollektoranlage energetisch schlecht, so können wir dies mit unseren Sinnen nicht direkt wahrnehmen. Diese Kriterien wollen wir auf den kommenden Seiten ganz besonders im Auge behalten. Fig. 7-1 124 Sonnenkollektoren auf Dach 7.2 Die verschiedenen Schaltungen 7.2.1 Solaranlage mit einem Kollektorfeld Klassischer Aufbau einer Solaranlage Der klassische Aufbau einer Sonnenkollektoranlage ist der folgende: 1 2 B67-01 Fig. 7-2 Funktions-Prinzip Klassischer Aufbau einer Sonnenkollektoranlage 1 Sonnenkollektoren 2 Pumpe 230 V 3 Regler 4 Speicher Sobald die Temperatur am Fühler B1 im Sonnenkollektor um einen einstellbaren Wert höher ist als beim Speicherfühler B2, schaltet die Pumpe ein. Ist dies nicht mehr der Fall, wird Pumpe wieder ausgeschaltet. Bei guten Regelgeräten, ist die Temperaturdifferenz zum Einschalten und zum Ausschalten separat einstellbar, wobei vom Wert her die Differenztemperatur zum Einschalten wesentlich höher liegen muss. Ist nur ein Wärmetauscher ist im Speicher, so ist dieser immer zuunterst angeordnet, dort wo die tiefste Speichertemperatur herrscht. 7.2.2 Solaranlage mit zwei Wärmetauschern im Speicher Zwei Speicherregister bringen Vorteile Sind 2 Wärmetauscher vorhanden, so kann die Wärme gezielt der Schichtung entsprechend eingebracht werden. Dies ist ein Muss, wenn der Speicher im Vergleich zur Sonnenkollektorfläche sehr gross ist (üblich ist, wenn pro m2 Kollektorfläche ca. 100 l Speichervolumen zur Verfügung steht). Diese Schaltung bringt aber auch bei normal dimensionierten Speichern (mit ca. 100 l Speichergrösse pro m2 Kollektorfläche) grosse Vorteile, wenn der Wunsch besteht, das Warmwasser in der noch heizbedarfsfreien Übergangszeit solange wie möglich ausschliesslich mit der Sonne aufzubereiten. 125 1 3 2 B67-02 Fig. 7-3 Solaranlage mit zwei Registern im Speicher 1 Sonnenkollektoren 2 Pumpe 230 V 3 Regler 4 Speicher 5 Umstell-Ventil Durch den zusätzlichen oberen Wärmetauscher erreicht man im oberen Speicherbereich wesentlich höhere Temperaturen, weil das aufzuheizende Volumen sehr viel kleiner ist. Dies ist sehr wichtig bei der Warmwasseraufbereitung, weil zum Duschen mindestens 40 °C gebraucht werden. Ist die Leistung der Sonnenkollektoren nur noch gering und wäre kein oberer Wärmetauscher vorhanden, so würde das ganze Speichervolumen aber beispielsweise nur auf 30 °C aufgewärmt, womit man nicht duschen könnte. Funktions-Prinzip 126 Sobald die Temperatur am Fühler B1 im Sonnenkollektor um einen einstellbaren Wert höher ist als beim Speicherfühler B2, schaltet die Pumpe ein. Ist dies nicht mehr der Fall, wird Pumpe wieder ausgeschaltet. Ist zudem die Temperatur beim Fühler B1 im Sonnenkollektor um ca. 4 K höher als bei Speicherfühler B3 (oberer Wärmetauscher), so wird das Ventil umgestellt und das Kollektormedium fliesst zuerst durch den oberen Wärmetauscher und dann durch den unteren. Sinkt die Temperaturdifferenz zwischen B1 und B3 unter 2 K, so wird das Ventil wieder zurückgestellt und das Wasser fliesst nur noch durch den unteren Wärmetauscher. WICHTIG Um die Wärme vom Dach vollständig auszunutzen, muss immer auch der untere Wärmetauscher durchströmt werden, um möglichst viel Wärme an das Speicherwasser übertragen zu können. Dadurch erreicht man auch, dass die Kollektor-Eintrittstemperatur so niedrig wie möglich gehalten wird, und der Wirkungsgrad der Kollektoren (wie eingangs erwähnt) nicht verschlechtert wird. Die folgende «Entweder oder» Schaltung ist deshalb Falsch, und das Ventil beim unteren Wärmetauscher sollte immer weggelassen werden (vgl. Fig. 7-5). Dies gilt auch, wenn der Speicher über einen externen Wärmetauscher geladen wird. «Entweder oder»-Betrieb ist falsch B67-03 Fig. 7-4 Falsche «Entweder-oder»-Schaltung oberer und unterer Wärmetauscher bei genügend hoher Temperatur in Serie durchfliessen! B67-04 Fig. 7-5 Falsche «Entweder oder»-Schaltung Ventil um unteren Wärmetauscher zu umgehen ist wegzulassen! 127 7.2.3 Solaranlage mit zwei Kollektorfeldern Sonnenkollektor-Anlage mit 2 verschieden orientierten Feldern Haben wir 2 Kollektorfelder, die verschieden orientiert sind, so wird die folgende Schaltung angewandt: B1 B3 B2 B67-05 Fig. 7-6 Funktions-Prinzip 128 Sonnenkollektor-Anlage mit 2 verschieden orientierten Feldern 1 Sonnenkollektoren 2 Pumpe 230 V 3 Speicher Die Regelkriterien sind genau dieselben, wie bei der klassischen Anlage zuvor, nur dass das Regelprinzip 2-mal in derselben Form auf die jeweilige Pumpe wirkend zum Einsatz kommt. 7.3 Regelung bei Einbindung in Gesamtanlage Autonome Regelung der Solaranlage auch bei Gesamtanlage Bei der richtig geplanten Solaranlage wird die Wärme immer an einen Speicher abgegeben. Zudem ist immer der unterste Teil des Speichers exklusiv reserviert für die Sonnenenergie. Das heisst, dass in diesen Teil des Speichers nur die Sonnenkollektoranlage die Wärme einbringen kann. Zuunterst im Speicher ist das Wasser immer am Kältesten. Dies garantiert, dass die Kollektoranlage einerseits völlig losgelöst von der übrigen Anlage Ein- und Ausschalten kann, aber auch, dass die Kollektoranlage bei der kleinsten Wärmeeinstrahlung eingeschalten kann. Fig. 7-7 Fertig verrohrter Solarspeicher 129 Quellennachweis (Zweite aktualisierte Auflage / 2004) Quellenangabe • Technische Unterlagen: – Thermostaten: ETHECO, CH-Steinhausen – Heizkessel und Abgaswärmetauscher: Viessmann, DE-Allendorf – Brauchwasserspeicher: Domotec, CH-Aarburg – Wärmepumpen Prozessbilder: Siemens Heiztechnik, DE-Kulmbach • Recknagel Sprenger Schramek «Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik» • Buderus «Handbuch für Heizungstechnik» • «Impulsprogramm Haustechnik» Bundesamt für Konjunkturfragen, CH-Bern Der Inhalt dieser Broschüre ist ein Auszug aus dem Trainingmodul «B06MC – Regeln und Steuern von Heizungsanlagen» erstellt bei: Siemens Schweiz AG HVP Training Gubelstrasse 22 CH-6301 Zug Weitere technische Broschüren 130 ASN-No. Titel 0-91899-de 0-91899-en Das h, x-Diagramm The psychrometric chart 0-91900-de 0-91900-en Gebäudeautomation – Begriffe, Abkürzungen und Definitionen Building automation 0-91910-de 0-91910-en Messtechnik Measuring technology 0-91911-de 0-91911-en Regeln und Steuern von Heizungsanlagen Control of heating plants 0-91912-de 0-91912-en Regeln und Steuern von Lüftungs-/Klimaanlagen Control of ventilation and air conditioning plants 0-91913-de 0-91913-en Regeltechnik Control technology 0-91914-de 0-91914-en Kältetechnik Refrigeration technology 0-91915-de 0-91915-en Wärmerückgewinnung im Kältekreislauf Heat recovery in the refrigeration 0-91916-de 0-91916-en Einführung in die HLK- und Gebäudetechnik Introduction to building technology 0-91917-de 0-91917-en Hydraulik in der Gebäudetechnik Hydraulics in building systems 0-91918-de 0-91918-en Stetige Leistungsregelung im Kältekreislauf Modulating capacity control in the refrigeration cycle Siemens Schweiz AG Building Technologies Group International Headquarters Gubelstraße 22 CH-6301 Zug Tel. +41 41 724 24 24 Fax +41 41 724 35 22 Siemens Building Technologies GmbH & Co. oHG Friesstraße 20 DE-60388 Frankfurt/Main Tel. +49 69 797 81 00 0 Fax +49 69 797 81 59 0 Siemens AG Österreich Building Technologies Breitenfurter Straße 148 AT-1231 Wien Tel. +43 517 073 2383 Fax +43 517 073 2323 Siemens Schweiz AG Building Technologies Sennweidstraße 47 CH-6312 Steinhausen Tel. +41 585 579 200 Fax +41 585 579 230 Siemens SA Building Technologies 20, rue des Peupliers LU-2328 Luxembourg/Hamm Tél. +352 43 843 900 Fax +352 43 843 901 Die Informationen in diesem Dokument enthalten allgemeine Beschreibungen der technischen Möglichkeiten, die im Einzelfall nicht immer vorliegen müssen. Die gewünschten Leistungsmerkmale sind daher im Einzelfall bei Vertragsschluss festzulegen. Änderungen vorbehalten • Bestell-Nr. 0-91911-de • © Siemens Schweiz AG • Gedruckt in der Schweiz • 10706 Ni/Ah www.siemens.com/buildingtechnologies