Zeitschriften in die Schulen

Transcription

Zeitschriften in die Schulen
Zeitschriften in die Schulen
Neue Ideen für den Unterricht
STIFTUNG PRESSE-GROSSO
Impressum
Herausgeber:
Stiftung Lesen, Römerwall 40, 55131 Mainz
Verantwortlich:
Heinrich Kreibich, Stiftung Lesen
Projektleitung Zeitschriften in die Schulen:
Klaus-Dieter Wülfrath, Stiftung Presse-Grosso
Sabine Uehlein, Stiftung Lesen
Redaktion:
Sabine Uehlein (verantwortlich), Petra Petzhold
Mitarbeit: Johanna Göb, Andreas Trog
Gestaltung:
Plugin Mediendesign, Uelversheim
Druck:
Druck- und Verlagshaus Fromm GmbH & Co. KG, Osnabrück
Bildnachweis:
Axel Springer AG: S. 27
Digital Vision: Titelbild
Klaus Knuffmann für BRIGITTE: S. 9 unten, S. 12, S. 17, S. 20, S. 37
Presse Fachverlag GmbH & Co. KG: S. 6, S. 38
Prinovis PR: S. 24, S. 34
Sebastian Vollmert: S. 8, S. 21, S. 25, S. 29, Rückseite
Seekamp Bremen: S. 2
SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG: S. 9 oben, S. 15
Auflage:
17.000 Exemplare
© Stiftung Lesen, Mainz 2007
Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten. Einzelne Seiten dürfen für Unterrichtszwecke
kopiert werden.
Fachautorinnen und –autoren:
Kurt Cron, Rabanus-Maurus-Gymnasium Mainz, S. 13, 36 - 37
Bodo Franzmann, Leserforschung, Stiftung Lesen, S. 4 - 7
Dr. Michael Gries, Journalist, Mainz, S. 8, 12, 17, 20, 24
Christoph Nettersheim, freier Lektor und Redakteur, Nürnberg, S. 39 - 40
Reimar Seibert-Kemp, Georg-Büchner-Gymnasium, Köln-Weiden, S. 21 – 23, 25 – 29, 36 - 38
Herbert Takors, SPIEGEL-Verlag, Hamburg, S. 14 – 16
Hannelore Wittig, Grund-, Haupt- und Realschule Sachsenweg, Hamburg,
S. 18 – 19, 34 – 35, 38, 41 - 48
„Zeitschriften in die Schulen“ ist ein Projekt der Stiftung Presse-Grosso und
der Stiftung Lesen mit freundlicher Unterstützung des Bundesverbandes
Presse-Grosso, des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger und des
Verbandes Deutscher Papierfabriken.
Die Initiatoren des Projekts wurden 2006 mit dem „Goldenen Vertrieb“ ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich von der Axel Springer AG verliehen und
würdigt zukunftsweisende und praxisgerechte Ideen und Initiativen, die den
Absatz von Printobjekten fördern.
„Ich habe bei dem Zeitschriftenprojekt gelernt, eine Zeitschrift `anders` zu lesen und sie zu
bearbeiten. Vor allem aber hat es Spaß gemacht, in den Zeitschriften herumzustöbern. Wir
könnten solch ein Projekt ruhig noch einmal machen!“
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
dieser Kommentar eines Schülers aus der 5. Klasse fasst das Projekt „Zeitschriften in die
Schulen“ geradezu idealtypisch zusammen: Kaum eine andere bundesweite und seit vier Jahren nachhaltig durchgeführte Kampagne verknüpft Medienerziehung und Lesemotivation so
erfolgreich; jährlich nehmen über 300.000 Schülerinnen und Schüler daran teil. Und das voller Lust und Ausdauer, mit dem Wunsch, das Projekt zu wiederholen.
Für die Initiatoren des Projekts, die Stiftung Presse-Grosso und die Stiftung Lesen, ist diese
kontinuierlich hohe Beteiligung eine Bestätigung dafür, dass das Projekt Unterrichtsbedürfnisse und Interessen gleichermaßen trifft. Besonders freut uns, dass die Kampagne ihre Umsetzung in allen Schulformen findet – von der Förderschule über Hauptschule, Realschule und
Gymnasium bis hin zu den berufsbildenden Schulen, von Klasse 5 bis 12.
Lehrkräfte, die an dem Projekt teilgenommen haben, zeigen uns mit ihren Berichten und
Beispielen der Umsetzung, dass es keine verbindlichen Unterrichtsmodelle gibt, die bei der
Realisierung greifen, sondern eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie das Projekt im Unterricht
durchgeführt wird. Diesem Umstand tragen wir auch mit unseren „Neuen Ideen für den Unterricht“ Rechnung, die wir Ihnen mit dieser Broschüre präsentieren: Gemeinsam mit Lehrkräften aller Schulformen haben wir Themen und Ideen zusammen gestellt, die für eine Umsetzung im fächerübergreifenden Unterricht interessant sind.
Neben konkreten Unterrichtsanregungen finden Sie auch Sachinformationen aus der Welt der
Zeitschriften, die zur Einführung in das Thema gedacht sind und Einblicke in die „Faszination
Print“ geben: von der Geschichte hinter den Geschichten, von der wichtigen Beziehung zwischen Text und Bild, aber auch von der Zukunft der Zeitschriften handeln die Kapitel. Die
Komplexität der Themen erlaubt meist nur die Vorstellung verschiedener Aspekte – die Ihnen
Lust zur Vertiefung machen und Anregung zur Umsetzung sein soll.
An dieser Stelle gebührt unser Dank den 77 deutschen Presse-Grossisten, die ohne Honorar
jährlich die Belieferung der Schulen mit Zeitschriften übernehmen. Die Exemplare – über eine
Million Hefte gelangen im Projekt in die Hände der Schülerinnen und Schüler – stellen die Verlage kostenlos zur Verfügung. Dieser Dank geht auch an den Bundesverband Presse-Grosso,
den Verband Deutscher Zeitschriftenverleger sowie an den Verband Deutscher Papierfabriken
und den Medienpartner „Der Neue Vertrieb” – alle Partner unterstützen das Projekt seit Jahren nach Kräften und haben die Entwicklung dieser Broschüre mit Sachverstand und Engagement begleitet.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse interessante und vielfältige Stunden mit dem Zeitschriftenprojekt!
Stiftung Lesen
Mainz und Karlsruhe, Januar 2007
Stiftung Presse Grosso
Grußwort
des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien,
Staatsminister Bernd Neumann, MdB,
zur Aktion „Zeitschriften in die Schulen“ 2007
Als ihr Schirmherr wünsche ich der Aktion
„Zeitschriften in die Schulen“ auch für das
Jahr 2007 wieder recht viel Erfolg. Die Stiftung Lesen, die Stiftung Presse-Grosso und
der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
(VDZ) haben es ermöglicht, dass diese vorbildliche Initiative zur Verbesserung der
Lese- und Medienkompetenz junger Menschen inzwischen auf ein fünfjähriges Bestehen zurückblicken kann. Sie hat in dieser Zeit
vielen tausend Schülerinnen und Schülern
aller Schulformen in ganz Deutschland den
kritischen Umgang mit dem Medium Zeitschrift nahe gebracht. Durch ihre ebenso flächendeckende wie nachhaltige Ausrichtung
hat die Aktion eine Sonderstellung unter den
in Deutschland betriebenen medienpädagogischen Aktivitäten.
Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, die
bislang an der Initiative teilnehmen konnten,
haben sie mit großer Mehrheit sehr positiv
bewertet. Dies ist nicht nur einer ausgesprochen praxisorientierten Arbeitsweise und den
vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des Mediums Zeitschrift im Unterricht zu verdanken.
Nicht minder entscheidend für den Erfolg der
Initiative ist die sorgfältige methodische und
logistische Betreuung der am Projekt teilnehmenden Schulen durch die Projektträger und
die für die Lieferung der Zeitschriften an die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer verantwortlichen örtlichen Presse-Grossisten. Besonders hervorzuheben ist im Übrigen, dass sich
die Projektträger auf der Grundlage einer
breiten Evaluierung permanent um die Optimierung ihrer Arbeit bemühen.
Die bemerkenswert positiven Ergebnisse, die
mit der Aktion „Zeitschriften in die Schulen“
in den vergangenen Jahren erzielt werden
konnten, mögen auch im kommenden Jahr
wieder viele Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zur Teilnahme motivieren.
Inhaltsverzeichnis
„Ein Handy hat fast jeder” –
Daten und Fakten zum Medienverhalten Jugendlicher
4
„Faszination Print“ – Was macht das Medium Zeitschrift aus?
8
Zeitschriften in Zahlen
10
„Die Geschichte hinter den Geschichten“ –
Prozesse der Text-Heftentstehung
12
„Alles Teamwork!“ – Berufsbilder aus der Welt der Zeitschriften
17
„Text und Bild – ein starkes Doppel“
20
„Print hat Potenzial!“ – Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
24
Wie kommt die Botschaft zum Leser?
Besonderheiten des Pressevertriebs in Deutschland
30
Ideenpool: Methoden, Ideen und Tipps
für die Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
34
Lesetipps
39
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf
Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
41
Methodisch-didaktischer Hinweis
Das Projekt „Zeitschriften in die Schulen“ wendet sich an die Klassen 5 – 12 aller Schulen
Deutschlands. Die in der hier vorliegenden Broschüre vorgestellten Ideen für den Unterricht verstehen sich als Anregungen, die im Falle einer Umsetzung für die jeweilige Klassenstufe und Schulform eventuell angepasst werden müssen.
Konkrete Arbeitsvorschläge finden Sie in den einzelnen thematischen Kapiteln. Im Kapitel
„Ideenpool“ haben wir in Form einer Übersicht Ideen zusammengestellt, die im Rahmen des
Projekts „Zeitschriften in die Schulen” immer wieder Anwendung im Unterricht finden.
Unter www.stiftunglesen.de/zeitschriften finden Sie außerdem den Download der vorherigen Arbeitshilfe mit vielen weiteren Unterrichtsmodellen.
Ein Handy hat fast jeder
Daten und Fakten zum Medienverhalten Jugendlicher
Medienbesitz und Nutzung
Jeder dritte Jugendliche liest regelmäßig
Zeitschriften, der absolute Renner unter den
Medien ist aber das Handy – so die JIMStudie 20051. Damit liegt die Handynutzung
gleichauf mit dem Fernsehen, das die Rangliste der Freizeitbeschäftigungen der 12–
19-Jährigen von jeher anführt.
Wie die Studie zeigt, verfügen die Jugendlichen vor allem über eine wachsende Zahl
elektronischer Medien. 92 % dieser Altersgruppe besitzen ein oder mehrere Handys.
Somit ist das Mobiltelefon heute das meistverbreitete Medium bei den unter 20-Jährigen. Dabei handelt es sich bei den modern
ausgestatteten Handys nicht mehr um
einfache Telefone, sondern um kleine Computer mit Kamera, Internetzugang und weiteren Funktionen.
Trotz dieses immensen elektronischen Medien-Instrumentariums behauptet die Beschäftigung mit Printmedien einen guten Mittelplatz in der Mediennutzung der 12 – 19-Jährigen2. Bücher lesen regelmäßig (täglich/
mehrmals die Woche) 47 % der Mädchen und
34 % der Jungen. Die Tageszeitung wird von
51 % der Jungen und 44 % der Mädchen regelmäßig gelesen und Zeitschriften finden bei
33 % der Jungen und 28 % der Mädchen Anklang. Die JIM-Studie resümiert: „Auch wenn
die Nutzung audiovisueller Medien den jugendlichen Alltag dominiert, so schenken die
Jugendlichen weiterhin der Tageszeitung
großes Vertrauen und glauben im Zweifelsfall
eher der gedruckten Nachricht.“
Aktuell haben 89 % der Haushalte,
in denen 12 – 19-Jährige aufwachsen,
einen Internetanschluss. Weit über
die Hälfte der Jugendlichen geht
zumindest mehrmals die Woche ins
Internet, 95 % zählen zu den PCNutzern. Der Besitz Jugendlicher
von DVD-Playern – auch hier ein starker Zuwachs binnen zwei Jahren –,
Spielkonsolen und USB-Stick zum
Transport größerer Datenmengen
bewegt sich knapp unter 40 %.
Kinder und Jugendliche wachsen in einer
elektronisch immer perfekter bestückten
Medienumgebung auf. Computer und Internet
gehören heute zum selbstverständlichen Instrumentarium der meisten Jugendlichen.
70 % wählen sich zumindest mehrmals die
Woche ins Internet ein. Am häufigsten werden E-Mails versandt und es wird gechattet.
50 % haben bereits Chaterfahrungen. Beim
Surfen im Internet ist etwa ein Drittel der
Jugendlichen schon auf pornographische,
rechtsextreme oder gewalttätige Seiten gestoßen. Eine Filtersoftware zum Schutz vor
solchen Seiten hat nur jeder Vierte installiert.
4
Laut JIM-Studie 20043 lesen die 12 – 13-Jährigen (51 %) am meisten, in den Folgejahren
sinkt die Leseaktivität auf 44 % bei den 14 –
15-Jährigen und 34 % bei den 16 – 17-Jährigen, während sie sich bei den 18 – 19-Jährigen
bei 36 % stabilisiert.
Am wenigsten verzichten wollen 29 % der
Jugendlichen auf das Fernsehen – 1998 waren es noch 37 % –, 26 % auf den Computer,
19 % auf das Radio, 14 % (Mädchen: 19 %,
Jungen: 9 %) auf Bücher und 7 % auf Zeitschriften. Während das Fernsehen offenbar
über die Jahre verzichtbarer geworden ist,
Daten und Fakten zum Medienverhalten Jugendlicher
haben die Bücher gegenüber 2002 um 2 %
zugelegt, d. h.: Jeder siebte Jugendliche würde am ehesten die Bücher vermissen. Diesen
Aufwärtstrend der Buchlektüre, besonders
bei den jüngeren Jahrgängen, aber auch bei
den über 60-Jährigen, diagnostiziert auch
die Langzeitstudie „Massenkommunikation“4
der Rundfunkanstalten. Betrug das tägliche
Zeitbudget für Buchlektüre 1995 noch 15 und
2000 18 Minuten, so hat sich die Lesezeit für
Bücher 2005 auf 25 Minuten erhöht.
Fazit zum Medienbesitz Jugendlicher: Ausstattung mit und Nutzung von Computer, Internet und Handy haben sich bei Jugendlichen nach einer sehr dynamischen Verbreitung nun auf hohem Niveau stabilisiert. Nach
einer anfänglichen Phase der Euphorie sind
Computer und Internet mittlerweile weitgehend selbstverständliche Elemente der jugendlichen Medienwelt geworden. Die Printmedien halten einen stabilen Mittelplatz im
Medienspektrum; die Bindung der Jugendlichen an Bücher verzeichnet über die vergangenen Jahre einen leichten Aufwärtstrend.
Lesestrategien
Wie auch die repräsentative Lesestudie der
Stiftung Lesen5 zeigt, besteht bei den 14 – 19Jährigen weniger Anlass, generell von einem
Rückgang des Leseinteresses zu sprechen,
zumal Lesen prinzipiell für die Schule notwendig ist. Veränderungen ergeben sich vor
allem in den Lesestrategien/-qualitäten. So
sagen jetzt mit 31 % dreimal so viele Jugendliche wie noch 1992, dass sie Texte oft nur
überfliegen und sich das Wichtigste herauspicken. Auch die Zahl derjenigen, die Bücher in kleinen Portionen lesen, ist in diesem
Zeitraum deutlich gewachsen.
Wie die mit Beteiligung der Stiftung Lesen im
Rahmen eines DFG-Schwerpunkts zur Lesesozialisation bei 4.107 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in vier Bundesländern
durchgeführte empirische Untersuchung zum
Verhältnis von Schullektüre und Privatlektüre
„Musslektüre versus Lustlektüre?“6 ergab,
hat die Schule in der Regel keinen positiven
Einfluss auf das private Leseverhalten der
Jugendlichen.
Unter 16 vorgegebenen Zielen des Deutschunterrichts setzen die meisten Lehrkräfte die
Vermittlung von Lesefreude an die erste Stelle. Aber wie steht es mit der Realisierung dieser guten Absicht in der Unterrichtswirklichkeit aus der Sicht der Schüler?
Zwei von drei Jungen und eins von drei Mädchen finden Schullektüren offenbar nicht so
interessant, dass sie diese auch privat lesen
würden. Das führt zu der Frage, wie Schullektüren ausgewählt werden. Wenn Hans
Georg Noacks „Rolltreppe abwärts“ und
Morton Rhues „Die Welle“ auch nach Jahrzehnten noch die Hitliste der Schullektüren
anführen und zusammen mit Theodor Storms
„Schimmelreiter“ und Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ den Kanon der achten
Klasse bilden, muss man fragen, ob solche
Lektüren besonders geeignet sind, 15-Jährige
fürs Lesen zu begeistern, die daheim lieber
Bücher von Stephen King, Wolfgang Hohlbein
oder John Grisham lesen.
Dass es meistens bei der guten Absicht der
Lehrkräfte zur Förderung der Lesefreude
bleibt, zeigen auch die Schülerantworten auf
die Frage, ob sie von ihren Lehrkräften empfohlene Bücher lesen. Mit 75 % sagte die große Mehrheit der Befragten, sie hätten solche
Bücher noch nie gelesen, 22 % folgen den
Lehrer-Empfehlungen ab und zu, und ganze
3 % haben solche Bücher schon öfter gelesen. Dies gibt Anlass darüber nachzudenken,
wie die Schule den lesefördernden Einfluss,
den man von ihr erwarten muss, gewinnen
kann. Hier können Zeitschriften als Ergänzung eingesetzt werden.
Abschließend eine Anmerkung zum neuerdings wieder heftig diskutierten Faktum des
geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Leseverhaltens von Jungen und Mädchen. Tatsache ist, dass die Mädchen offenbar zu erzählender Literatur einen direkteren Zugang
haben als die Jungen, die ihrerseits stärker
von Sachbüchern und einschlägigen Zeitschriften angesprochen werden, in denen sie
Lesestoff zu ihren spezifischen Interessen
finden. Da der Deutschunterricht auf erzählende Literatur ausgerichtet ist, erhalten die
Jungen in der Schule oft wenig Lektüreanregungen. Es ist deshalb zu fordern, dass die
Schule ihr Lektüreangebot überprüft.
Für die Ursachen des unterschiedlichen Leseverhaltens von Jungen und Mädchen gibt es
Daten und Fakten zum Medienverhalten Jugendlicher
5
bislang keine einfache schlüssige Erklärung;
offensichtlich sind mehrere Gründe maßgebend. Ins Auge fällt, dass schon im Kindergarten Jungen eine besondere Affinität zu
Bilderbüchern mit Sachthemen, z. B. der
Feuerwehr, haben. Die Intensität der Beschäftigung mit Büchern ist zwischen beiden
Geschlechtern allerdings bis in die ersten
Grundschuljahre hinein gleich. Danach entwickelt sich die Differenz dahingehend, dass
Jungen deutlich weniger in Büchern lesen als
Mädchen. Bei Zeitschriften besteht diese
Geschlechterdifferenz allerdings nicht, wie
vor allem das Projekt „Zeitschriften in die
Schulen“ beweist – ein Ergebnis, das durch
die oben zitierte Studie „JIM 2004“ bestätigt wurde. Je 33 % der Mädchen wie Jungen
lesen danach täglich/mehrmals pro Woche
Zeitschriften.
Ein wichtiger Faktor ist offenbar das Vorbildverhalten in der Mediennutzung. Kinder erleben meist die Mutter, selten oder nie den Vater als vorlesendes Vorbild, mit dem Jungen
sich als Leser identifizieren könnten. Im Kindergarten haben es Jungen wieder fast ausschließlich mit (vor)lesenden Frauen zu tun,
was sich in der Grundschule fortsetzt, wo
kaum Männer unterrichten. Zudem ergab
eine am Institut für Jugendbuchforschung
der Universität Frankfurt/M. entstandene
Analyse von 150 Jugendromanen, dass Väter
in diesen Bücher sehr häufig in einer nicht
eben vorbildhaften Art und Weise dargestellt
werden.
6
(1) Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest:
JIM-Studie 2005 – Jugend, Information, (Multi-)Media.
Stuttgart, November 2005
(2) Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest:
JIM-Studie 2006 – Jugend, Information, (Multi-)Media,
Dezember 2006
(3) Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest:
JIM-Studie 2004 – Jugend, Information, (Multi-)Media.
Stuttgart, Dezember 2004
(4) Helmut Reitze/Christa Maria Ridder; Massenkommunikation VII. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und
Medienbewertung 1964 – 2005. Baden-Baden 2006
(5) Stiftung Lesen/Spiegel-Verlag (Hg.): Leseverhalten in
Deutschland im neuen Jahrtausend. Mainz/Hamburg
2001. Zusammenfassung unter www.ard-werbung.de/mp/
publikationen/fachzeitschrift/200102_05. phtml
(6) Studie zum Verhältnis von Deutschunterricht und
Privatlektüre. Ausführlich bei Klaus Gattermaier: Literaturunterricht und Lesesozialisation. edition vulpes 2003
Zusammenfassung unter www.stiftunglesen.de/
forschung/mainframe_forschung.html
Daten und Fakten zum Medienverhalten Jugendlicher
Schüler und Lehrer über „Zeitschriften in die Schulen“
Ergebnisse der Begleitforschung
Die Initiatoren von „Zeitschriften in die
Schulen“, Stiftung Lesen und Stiftung Presse-Grosso, wollten in der Startphase wissen,
ob die Aktion ihre Ziele – Schaffung von Lesefreude sowie die Beschäftigung mit Zeitschriften im Unterricht als Beitrag zur Medienerziehung – und die Zielgruppen Schüler
und Lehrer auch tatsächlich erreicht. Dazu
wurden im Rahmen des bundesweiten Projekts, das erstmals in weiterführenden Schulen in zwei vierwöchigen Phasen vor und nach
den Osterferien 2004 lief, eine Schüler- und
eine Lehrerbefragung durchgeführt.
2007 werden die Partner im Projekt eine erneute Evaluation vornehmen, um zu erfahren,
ob sich die Akzeptanz des Projekts weiterhin
auf hohem Niveau hält, wie das Projekt im
Unterricht umgesetzt wird, wo es Optimierungspotenzial gibt und welche Interessen
von Schülern die Zeitschriftenlektüre erfüllen
sollte.
Hier einige Ergebnisse aus der Begleitforschung 2004: 5.750 Schüler- und 2.817 Lehrerfragebögen wurden ausgewertet.*
Schülerbefragung
„ Die in beiden Altersgruppen (Klassen 5 – 8/
9 – 12) am häufigsten gelesene und beliebteste Zeitschrift: BRAVO mit 67 % Reichweite und 43 % Nennung bei den Lieblingstiteln.
„ Beide Altersgruppen sind stark an den
Themen Schule und Ausbildung interessiert, die sie in den Zeitschriften vermissen (35 % der Jüngeren, 55 % der Älteren).
„ Eindeutige Priorität in den Klassen 5 – 8:
Jugendzeitschriften und Comics.
„ 65 % der Schüler finden Zeitschriften in
den Schulen genauso wichtig wie Bücher.
„ Illustrierte/Politische Presse erreicht in
den Klassen 9 – 13 mit 69 % die höchste
Reichweite und mit 30 % den zweiten
Platz bei den Lieblingstiteln.
„ Gesamtnote fürs Projekt: Die durchschnittliche Bewertung mit Schulnoten
durch die Jüngeren beträgt 1,7, durch die
Älteren 1,9.
„ 67 % lesen 1 – 3 x wöchentlich in Zeitschriften.
Lehrerbefragung
„ Hauptsächliches Ziel der Aktion:
z Förderung der Lesefreude (77 %)
z Beitrag zur Medienerziehung (72 %)
„ Nutzung der Zeitschriften (Ausleihe für
Pausen, Freistunden, Freizeit)
z 50 % der Lehrkräfte bewerten diese
mit gut bis sehr gut.
z 63 % der Lehrkräfte: Jungen und Mädchen machen gleich intensiv Gebrauch
davon
„ Im Unterricht behandelte Zeitschriften:
z Bravo (26 %)
z Focus (22 %)
z Spiegel (21 %)
z Stern (19 %)
„ Themen im Unterricht:
z Zeitschriftenvergleich (66 %)
z Text-/Gestaltungsanalysen (50 %)
z Nutzung für Referate (40 %)
„ Beteiligte Schularten:
z Hauptschulen (29 %)
z Gymnasien (25 %)
z Realschulen (20 %)
z Förderschulen (13 %)
„ Gesamtnote fürs Projekt: Die durchschnittliche Bewertung beträgt 1,8.
* Ausführlich in:
Stiftung Lesen/Stiftung Presse-Grosso (Hg.):
Zeitschriften in die Schulen – Ergebnisse der Begleitforschung. Mainz 2004. Download unter
www.stiftunglesen.de/zeitschriften
Daten und Fakten zum Medienverhalten Jugendlicher
7
„Faszination Print“ –
Was macht das Medium Zeitschrift aus?
Was ist eigentlich eine Zeitschrift? Und
warum kaufen fast alle Menschen, egal ob
jung oder alt, Mann oder Mädchen, Stubenhocker oder Extremsportler, irgend eine Art
von Zeitschrift? Was also haben Frauen- und
Nachrichtenmagazine, Satire- und Fachblätter, Fußball- und Fernsehzeitschriften gemeinsam? Immerhin finden sich schon in
einer gut sortierten Bahnhofsbuchhandlung
mehrere tausend verschiedene Zeitschriften,
und selbst das ist nur ein Teil dessen, was der
deutsche Markt zu bieten hat.
Von allen Medien, mit denen wir uns täglich
umgeben, scheint die Zeitschrift, jenes meist
auf glänzendem Papier gedruckte, überwiegend farbig illustrierte und stets in handlichem Format dargebotene Schriftstück,
wahrscheinlich das unauffälligste oder zumindest dasjenige, mit dem man sich üblicherweise am wenigsten bewusst auseinandersetzt. So wenig, dass viele Menschen nicht
einmal wissen, wie oft, wann und welche
Zeitschriften sie überhaupt lesen oder durchblättern – na, wüssten Sie’s auf Anhieb?
Wenn sich ein Medium so fest in unser Leben
eingenistet hat, dann muss es doch Gründe
dafür geben, warum wir es anderen vorziehen. Zeitschriften strengen weniger an als
Bücher und vor allem Zeitungen, die ihrem
Leser allein schon wegen ihres Umfangs, des
raumgreifenden Formats und ihrer sehr
schriftlastigen Aufmachung mehr abverlangen als die Illustrierten mit ihren kürzeren
Texten. Als greifbare Druckerzeugnisse bieten diese auch mehr für die Sinne als etwa
das Radio, das man zwar am besten nebenbei
8
konsumieren, aber bei dem man weder anhalten und noch einmal nachschlagen noch visuelle Reize nutzen kann. Im Fernsehen und im
Internet wiederum wird zwar noch mehr für
Augen und Ohren geboten als in einer Zeitschrift, aber noch sind diese Medien nicht besonders elegant unterwegs nutzbar. Wer
würde schon das briefmarkengroße Bild seines Lieblingsschauspielers auf dem Handydisplay einem „richtigen“ ganzseitigen Foto
vorziehen, das sich auch an die Wand hängen
lässt?
Und einer der allgemein gültigen Vorteile des
Internets scheint im Vergleich zu einer Zeitschrift ebenfalls von Nachteil zu sein: seine
grenzenlose Vielfalt. Nicht jede oder jeder
möchte sich nämlich die Geschichten, Bilder
und Nachrichten selbst zusammenstellen,
sondern verlässt sich lieber auf die fachkundige Auswahl einer Redaktion. Wie groß dieser Unterschied zwischen der großen Freiheit
im Netz und dem professionellen Journalismus in Bezug auf Korrektheit der dargebotenen Informationen ist, wird jedem deutlich,
der mit kritischem Blick zu einem bestimmten Thema „googelt“. Anders als bei vielen
Internetquellen, die teilweise noch die haarsträubendsten Dinge voneinander abkupfern,
können sich Leser einer Fachzeitschrift darauf verlassen, dass diese auch Verantwortung für ihre Inhalte übernimmt, die sie
gründlich recherchiert hat.
Im Medienjargon spricht man oft von „leanback“ und „lean-forward“, also ob man sich
einfach zurücklehnen und konsumieren oder
sich nach vorn gebeugt selbst einbringen
kann bzw. muss. Ersteres ist sicher beim
Fernsehen der Fall, letzeres beim Surfen im
Web. Aber wie verhält es sich mit dem Lesen
einer Zeitschrift? Es macht bestimmt einen
Unterschied, ob ich mir die Schönen und Reichen in der Boulevard-Illustrierten anschaue
oder an einer wirklich harten Nuss in einem
Wissenschaftsmagazin nage. Also: Bei der
nächsten Fahrt in der U-Bahn einmal lesende
Leute beobachten und schauen, wie sie sitzen. Wie ist bei ihrer Lektüre wohl das Verhältnis von Information und Unterhaltung?
„Faszination Print“ – Was macht das Medium Zeitschrift aus?
„Schon in der Schule hat mich das Interesse
an dem gedruckten Wort gepackt. Die Begeisterung ist später noch gewachsen. Für den
SPIEGEL zu arbeiten ist ein großes Vergnügen und eine noch größere Herausforderung.
Wegen seiner genau recherchierten, spannend geschriebenen Hintergrundberichte,
Nachrichtengeschichten und Reportagen
zählt DER SPIEGEL zu den weltweit besten
Blättern.”
SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust
„Eigentlich herrschen bei einer Zeitschrift
chaotische Zustände: Ein wildes Gemisch aus
Bild und Text, Informationen und Emotionen,
Werbung und Redaktion. Das Konzept einer
Zeitschrift bringt eine gewisse Ordnung in
dieses Chaos, wertet, stellt Zusammenhänge
her, wo man sie nicht sofort vermuten würde,
überrascht die Leserinnen und Leser. So gesehen ist eine Zeitschrift ein bisschen wie
das Leben – und darin liegt die Faszination.”
BRIGITTE-Chefredakteur Andreas Lebert
Arbeitsvorschläge
„ Meinungsbild in der Klasse: Jede Schülerin, jeder Schüler gibt ein kurzes Statement zum Thema Zeitschriften
ab. Alles ist erlaubt: Von „Ich lese keine Zeitschriften, weil...” bis hin zu „Ich finde die Zeitschrift gut, weil...”.
„ Macht mit den Zeitschriften aus der Box einen „Fühltest” mit verbundenen Augen: Wie fühlten sich unterschiedliche Titel an? Erkennt Ihr einzelne Zeitschriften an Papier, Format, Umfang? Welche Zeitschriften sprechen
euch an, welche nicht?
„ „Faszination Print”: Geht für euch von Gedrucktem Faszination aus? Wenn ja, worin liegt sie, was begeistert
euch daran und warum? Erstellt eine Wandzeitung mit einem Stimmungsbarometer und Schlagworten, was ihr
mit Zeitschriften verbindet.
„Faszination Print“ – Was macht das Medium Zeitschrift aus?
9
Zeitschriften in Zahlen
Publikumszeitschriften und Fachzeitschriften – eine Differenzierung
Publikumszeitschriften sind Zeitschriften, die sich an eine breite Zielgruppe richten und in der
Regel keine fachliche Spezialqualifikation voraussetzen, um den Inhalt zu verstehen.
Fachzeitschriften richten sich dagegen an einen spezialisierten, begrenzten Leserkreis.
Wie viele Zeitschriften gibt es?
5.977 Zeitschriftentitel (insgesamt im Jahr 2004)
davon 2.340 Publikumszeitschriften und 3.637 Fachzeitschriften
Dabei lag die Gesamtanzahl um 75 Titel höher als im Vorjahr (+1,25%). 72 Titel wurden eingestellt, aber 147 Titel kamen neu auf den Zeitschriftenmarkt.
Meinungsvielfalt
Information
Zeitschriften spiegeln ein breites Meinungsspektrum
wider. Sie sind damit ein wichtiger Träger des Meinungspluralismus in unserer Gesellschaft.
Zeitschriften recherchieren und decken auf. Auf Grund
ihrer Themenvielfalt und Informationstiefe leisten Zeitschriften einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs und sind damit unverzichtbarer Bestandteil der Presse- und Meinungsfreiheit.
Wie viele Zeitschriften werden verkauft?
123,14 Mio Exemplare an Publikumszeitschriftenivw (2005)
Dies ist die geringste Auflage der letzten zehn Jahre. 1996, im Jahr mit der höchsten Auflage,
lag die Zahl bei 127,61 Mio Exemplaren (-3,5%).
Verändertes Mediennutzungsverhalten
Selektive Mediennutzung
Zeitschriften müssen sich heute in einem deutlich erweiterten Medienmarkt behaupten. Zeitschriften gelten als tradiertes Medium, dem wichtige Merkmale
„moderner” Mediennutzung fehlen: Aktualität, Interaktivität, Audiovisualität. Innerhalb des Zeitbudgets für
Mediennutzung der Konsumenten fallen die Zeitschriften deshalb immer weiter zurück, während (Pay-)TV,
Mobile, Games und vor allem das Internet zulegen. In
der Altersgruppe der 14 – 29-Jährigen ist das Internet
bereits heute Informationsmedium Nr. 1 – bisher eine
klassische Positionierung der Presse. Diese Entwicklung droht sich mit fortschreitendem Generationswechsel und wachsender technischer Ausstattung/Anbindung der Haushalte zu beschleunigen.
Das veränderte Mediennutzungsverhalten geht einher
mit einer zunehmend selektiven, sprunghaften Nutzung
und Nachfrage. Sowohl Leser-Blatt-Bindungen als auch
die Loyalität der Zeitschriftenkäufer in Hinblick auf
Titel, Kauffrequenz und Kaufort nehmen ab. Während
1998 noch 40,7 % der Bevölkerung mindestens 1x pro
Woche eine Zeitschrift oder Wochenzeitung gekauft
haben, waren es 2005 noch 28,4 %. Medieninformationen werden zunehmend “on demand” genutzt, habitualisiertes Kaufverhalten oder Alltagsverhalten mit
festen Zeitzonen für Zeitschriftenlektüre gehen zurück. Die Nutzung digitaler Medieninformationen nach
dem „Gewusst wo”-Prinzip wird dabei gegenüber der
klassischen Zeitschriftennutzung bevorzugt.
ivw
Diese Zahl bezieht sich auf die bei der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) gemeldeten Zeitschriftentitel. Berücksichtigt werden dabei 873 Pubikumszeitschriften.
10
Zeitschriften in Zahlen
Wie finanzieren sich Zeitschriften?
Die Haupteinnahmequelle der Zeitschriftenverlage sind heute Werbeanzeigen. Der redaktionelle Teil einer Zeitschrift lag im Jahr 2005 bei 75,4 %, auf Anzeigen entfielen 24,6 %.
Netto-Werbeeinnahmen (in Mio. Euro):
2003
2004
Publikumszeitschriften
1.861,50
1.839,20
Fachzeitschriften
880,00
865,00
Zeitungen
4.680,00
4.500,50
TV
3.811,27
3.860,38
Radio
579,24
619,39
Internet
246,00
271,00
Total
12.058,01
11.955,47
Trotz steigender Titelzahlen sinken die Werbeeinnahmen bei den Publikumszeitschriften insgesamt – ein Trend, der sich auch in Zukunft fortsetzen wird und der den härteren Wettbewerb
um Anzeigenkunden verdeutlicht.
Wie werden die Publikumszeitschriften verkauft?
11 % durch sonstigen Verkauf
4 % durch Lesezirkel
45 % durch Abonnements
40 % im Einzelhandel
Viele Leser haben eine intensive Bindung zu ihrer Zeitschrift – als langjährige Käufer oder
Abonnenten.
Partnerschaft
Identifikation
Sinnlichkeit
Wertigkeit
Zu Zeitschriften werden
Beziehungen aufgebaut,
Zeitschriften begleiten
den Leser als Freund und
Ratgeber durch das Leben.
Mit Zeitschriften identifizieren sich Konsumenten. Im demonstrativen
Konsum dokumentieren
Zeitschriftenleser ihre
persönliche Haltung und
ihr eigenes Interesse.
Zeitschriften faszinieren,
Zeitschriften genießt man.
Dabei spielt die Haptik
von Zeitschriften eine
fundamentale Rolle: Viele
Zeitschriften bieten eine
sinnlich wahrnehmbare
Faszination und sind
Lifestyle-Produkte.
Zeitschriften haben für
Leser einen Wert, der sich
u. a. darin ausdrückt,
dass die Käufer trotz des
wachsenden Angebots
kostenloser Medien (Internet, Privatfernsehen)
bereit sind, Geld für ihre
Zeitschriften auszugeben.
Quelle: Branchendaten des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), www.vdz.de
Zeitschriften in Zahlen
11
„Die Geschichte hinter den Geschichten“ –
Prozesse der Text- und Heftentstehung
Die Welt ist voller Geschichten, doch die
meisten davon bleiben für immer unerzählt.
Von all dem, was in jedem Augenblick geschieht – ein Menschenleben oder die ganze
Menschheit verändert, dem wissenschaftlichen Fortschritt dient oder nur als gute
Anekdote zum Schmunzeln – bleibt nur das
bestehen, was weitererzählt oder dokumentiert wird. Aber nur selten sind es gleich
Reporter, die für diesen ersten Schritt sorgen, sondern die
Story nimmt ihren
Weg über Verwandte, Augenzeugen,
Polizeiberichte
oder PR-Abteilungen. Und wenn es
eine dieser Geschichten schafft,
gedruckt zu werden, dann hat sie
sogar die Chance,
als Schlagzeile auf
der ersten Seite zu landen. Wenn es noch
besser kommt, dann besteht sie über den Tag
hinaus und gehört sogar zum Allgemeingut.
Aber wie viele schaffen das schon, und was
zeichnet solche Geschichten aus?
Täglich müssen Zeitungs- und Zeitschriftenmacher ihre Blätter füllen – und zwar mit
wahren Geschichten. Oder dürfen es auch
erfundene sein? Wie überprüft man überhaupt den Wahrheitsgehalt einer Meldung?
Wen fragt man, um an solide Hintergrundinformationen zu gelangen, und welchen
Quellen kann man trauen? Der Pressemitteilung einer Firma über ihr wundervolles Produkt sollte man wohl weniger Glauben schenken als dem Testbericht eines unabhängigen
Instituts, die Aussagen von Regierungen
immer mit denen der Opposition vergleichen
und bei Berichten über Prominente darüber
nachdenken, wie viel persönliche Befangenheit mit im Spiel ist. Recherche ist die zentrale Aufgabe jedes Journalisten, denn seine
Leser müssen sich anschließend darauf verlassen können, dass sie gut informiert werden. Trotzdem kommt es immer wieder dazu,
dass Geschichten veröffentlicht werden, die
sachliche Fehler oder versteckte Werbung
enthalten oder in denen Gerüchte und Meinungen nicht deutlich von objektiven Tat-
12
sachen getrennt sind – und in den wenigsten
Fällen geschieht das absichtlich. Wer selbst
einmal einen Artikel verfasst hat, weiß, wie
schwer es ist, all diese Hürden zu umschiffen.
Nachricht, Essay, Reportage, Parodie... welches die beste Form zum Erzählen einer
„Story“ ist, hängt von vielen Faktoren ab.
Welche Informationen man überhaupt besitzt, in welcher Zeitschrift der Artikel
erscheint und an
welcher Stelle er
dort steht, spielt
dabei ebenso eine
Rolle wie die Zielgruppe, die man
ins Auge fasst.
Deshalb wird so
manches Thema
auch erst im nachhinein zu einer
Geschichte, indem
man bewusst nach
Menschen sucht, die etwas erleben, was für
die Leserschaft interessant sein dürfte. Die
meisten so genannten Homestories von Stars
haben mit deren wahrem Leben nur wenig zu
tun. Aber das heißt nicht, dass die vorsätzliche Suche nach einer Geschichte grundsätzlich für schlechten Journalismus spricht.
Über einen Krisenherd nur in Form von Nachrichten und politischen Analysen zu schreiben, erreicht sicher andere Menschen und
erzielt eine andere Wirkung als der Bericht
eines Reporters, der selbst vor Ort war und
mit Betroffenen gesprochen, vielleicht sogar
Fotos gemacht hat. Mit Zeitschriften assoziiert der Leser zu Recht sorgfältig recherchierten, Hintergrund vermittelnden und
dadurch vertiefenden Journalismus, der über
die Tagesnachricht hinausgeht.
Doch nicht immer stehen höchste Ansprüche
an Wahrheit, Unvoreingenommenheit und
Authentizität im Vordergrund: Gute Geschichten können auch „erstunken und erlogen“ sein, um ihren Zweck zu erfüllen.
Satirische Zeitschriften machen davon ebenso Gebrauch wie literarische, und ihre Autoren dürften wohl weniger journalistische als
künstlerische Kriterien anlegen. Was zeichnet dann eine gute Geschichte aus, wenn die
Realität nicht mehr als Maßstab dienen kann?
„Die Geschichte hinter den Geschichten“ – Prozesse der Text- und Heftentstehung
Der Weg einer Nachricht
6
Druck
5
Vertrieb
Verlag
Chefredaktion
Produktion
7
Kunde
4
Redaktionskonferenz
2
Fachredaktionen*
Bildredaktion
3
Anzeigen
3
1
Autoren/Reporter/Agenturen
1 Ein Reporter oder eine Agentur senden eine
Nachricht an die Fachredaktion.
2 Die Fachredaktion prüft die Nachricht und stellt
sie in der Redaktionskonferenz vor, gleichzeitig
schlägt sie eigene Themen zur Bearbeitung vor.
3 Wenn die Redaktionskonferenz beschließt, die
Nachricht/das Thema in der nächsten Ausgabe
zu veröffentlichen, bekommt die Fachredaktion
den Auftrag, die Nachricht/das Thema zu einem
Artikel zu machen. Dabei wird der Umfang festgelegt, in Zusammenarbeit mit der Bildredaktion das Bildmaterial ausgewählt, ggf. wird mit
der Anzeigen-Redaktion die Position von passender Werbung festgelegt.
4 Der fertige Artikel geht in die Produktion, dort
erhält er seine Stelle im Layout der Zeitschrift
und wird für den Druck vorbereitet.
5 Das fertige Layout wird elektronisch in die Druckerei geschickt und die Zeitschrift wird hergestellt.
6 Der Vertrieb übernimmt die gedruckten Zeitschriften und liefert sie über das Presse-Grosso
an den Einzelhandel, beim Abonement direkt an
den Kunden aus.
nimmt teil
leitet
Weg der Nachricht
* Fachredaktionen: z. B. Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Mode, Reisen etc.
Arbeitsvorschläge
„ Wählt einen Artikel aus der Zeitschrift aus und zeichnet in das Organigramm ein, welchen Weg er wahrscheinlich gegangen ist.
„ Bildet in eurer Klasse nach dem Organigramm Gruppen, also eine Chefredaktion, eine Fachredaktion usw. Spielt
durch, wie mehrere Nachrichten ankommen und die einzelnen Stationen durchlaufen.
TIPP für die Lehrkraft:
Bereiten Sie Material vor, falls den Schülerinnen und Schülern spontan nichts einfällt. Dazu können z. B. auch
literarische Stoffe umgeformt werden. Besonders geeignet sind Balladen aus dem 19. Jahrhundert. Sinnvoll ist
z. B. auch, die Schülerinnen und Schüler im Internet suchen zu lassen (z. B. in BLOGS oder auf den Seiten der
Presse-Agenturen). Eine fantasievolle Lerngruppe hat vielleicht auch Spaß daran, Ereignisse aus der Schule
auszuwerten.
„ Überlegt im Anschluss, welche am Prozess beteiligten Personen welche Interessen und Probleme haben.
Notiert sie auch. Wertet nach dem Spiel eure Erfahrungen auf Grund der Notizen aus.
„Die Geschichte hinter den Geschichten“ – Prozesse der Text- und Heftentstehung
13
Eine SPIEGEL-Woche
MONTAG
Es ist Montagmorgen, acht Uhr. Pendler entsteigen der S-Bahn und hasten aus der
Unterwelt des Hamburger Hauptbahnhofs zu
ihrem Arbeitsplatz in der City. En passant
kaufen sie sich am Zeitschriftenkiosk rasch
ihre Zeitung – oder den SPIEGEL, der meist
auffällig neben der Kasse platziert ist. Bis
zum Abend werden 60 Prozent der Hefte
bereits verkauft sein. Wie heißt doch ein alter
SPIEGEL-Slogan: Montag ist SPIEGEL-Tag.
Was an den übrigen Wochentagen passiert,
damit die 1,3 Millionen Druckexemplare des
Nachrichten-Magazins tatsächlich ab Montag
im entlegensten Winkel Deutschlands und
selbst im Ausland zu haben sind, davon handelt dieser Bericht.
Montagvormittag um elf Uhr versammeln
sich die Redakteure zur wöchentlichen „großen“ Konferenz. Alle Redaktionsmitglieder
können teilnehmen, Präsenz ist jedoch nicht
Pflicht. Eigentlich ist der Konferenzraum für
diese Veranstaltung zu klein, die Luft nach
kurzer Zeit ziemlich verbraucht; immerhin
wird seit ein paar Jahren hier nicht mehr geraucht. Die „Blattkritik“ steht an, in der Titel,
Inhalt der Beiträge, Fehler in einer Grafik und
ein vermeintlich oder tatsächlich „mulchiges“ Druckergebnis beim Foto auf Seite 187
angesprochen werden.
Nach der Vergangenheitsbewältigung geht es
um das nächste Heft, das am kommenden
Montag erscheinen soll. Die Ressortleiter
schlagen Themen, Partner für SPIEGEL-Gespräche, Titelgeschichten vor, melden ihren
Platzbedarf an, der, würden alle angekündigten Geschichten auch geschrieben und gedruckt, jedes SPIEGEL-Heft sprengte. Am
wichtigsten: Was kommt auf den Titel? Theoretisch muss diese Entscheidung erst in der
Nacht von Freitag auf Samstag fallen.
Auch Grundsatzdiskussionen über Richtung,
Tendenz oder Stil des Blattes sind ab und an
notwendig, wenn die Meinungen der Redakteurinnen und Redakteure weit auseinanderklaffen. Ein markantes Beispiel, immerhin
schon 17 Jahre zurückliegend, war der
Mauerfall mit dem Prozess der deutsch-deutschen Annäherung: Von „Ich will nicht wiedervereinigt werden“ bis „Der Zug ist abgefahren“ (Rudolf Augstein) reichte damals die
Meinungsvielfalt in der Redaktion.
14
Wie viele Seiten der nächste SPIEGEL haben
wird, steht zu Wochenbeginn längst fest. Die
Herstellung liefert anhand ihrer „Relationentabelle“ für das Verhältnis zwischen Anzeigen und Geschichten aufgrund der Anzeigenbuchungen und einer Grobplanung der Chefredaktion die Vorgaben: Wie viele Seiten stehen der Redaktion zur Verfügung? Welche
Termine müssen unbedingt eingehalten werden?
Nach der Redaktionskonferenz beraten die
Ressorts intern, über welche der verabschiedeten Themen wie viele Manuskript-„Blatt“ –
die traditionelle SPIEGEL-Einheit für die Länge einer Story – geschrieben werden sollen
oder können. Die acht Redaktionsbüros im
Inland und 23 im Ausland sind – per Telefon,
E-Mail oder Fax – spätestens am Nachmittag
informiert, was wann von ihnen erwartet wird.
Die SPIEGEL-Maschinerie kommt in Schwung:
Auch Dokumentation, Bildredaktion und
Illustration sind gefordert. Die Redakteure erbitten Basismaterial für ihre Geschichten,
geben Foto- und Grafikwünsche auf, setzen
ihre Recherchen fort, telefonieren Informanten hinterher, buchen Reisen.
120 Mitarbeiter in der Dokumentation suchen
aus der mit 38 Millionen Textdokumenten bestückten Datenbank die für ein Thema benötigten Ausschnitte und Berichte heraus; die
Bildbeschaffer können unter vier Millionen
Fotos wählen. Für etliche Geschichten reicht
das Bildangebot der hauseigenen BOS-Datenbank und der Agenturen allerdings nicht aus,
so dass Fotografen beauftragt werden müssen. Die Grafik macht sich derweil kundig,
welche Zahlen und Informationen in Illustrationen umzusetzen sind.
DIENSTAG
Das Titelressort hat bereits verschiedene
Entwürfe für alternative Titelthemen „geskribbelt“. In Diskussionen mit der Chefredaktion und den Ressorts, die an Titelgeschichten arbeiten, schälen sich Präferenzen
für zwei Entwürfe heraus. Deutschland I – das
größte SPIEGEL-Ressort, für die Berichterstattung aus Berlin zuständig – und Ausland
argumentieren unterdessen in der Chefredaktion, warum das eigene Thema sich viel besser als Titelgeschichte eignet als das der
hausinternen Konkurrenz; die Entscheidung
wird auf Donnerstag vertagt.
„Die Geschichte hinter den Geschichten“ – Prozesse der Text- und Heftentstehung
In der „kleinen“ Konferenz, die für den Rest
der Woche jeden Morgen zusammentritt,
besprechen Chefredaktion und Ressortleiter
dann aktuelle Entwicklungen und legen fest,
welche Geschichte, welches SPIEGEL-Gespräch in welchem von bis zu fünf „Produkten“ – Teile, die separat gedruckt und später
zum Gesamtheft zusammengetragen werden
– erscheinen soll. Jeder Redakteur, jeder Korrespondent und Kolumnist möchte natürlich
am liebsten ins letzte Hauptprodukt – dann
hat er mit der Ablieferung seines Textes bis
Freitagabend Zeit und kann noch allerletzte
Recherchen und Entwicklungen einbauen.
Inzwischen werden die ersten Manuskripte
der Redakteure und Korrespondenten von
den Ressortleitern gelesen, redigiert und
vom Autor eventuell noch einmal überarbeitet. Dokumentationsjournalisten überprüfen
die Fakten (Zahlen, Zitate, Namen). Die
Justitiare kontrollieren, ob ein Beitrag später
zu rechtlichen Verwicklungen führen könnte.
Dann kommt wieder die Chefredaktion ins
Spiel: Im SPIEGEL erscheint keine Zeile, die
nicht von einem Mitglied der Chefredaktion
gegengelesen worden wäre. Für die Autoren
bedeutet das mitunter, dass sie Passagen
ihres Beitrags neu-, umschreiben, kürzen,
ergänzen oder verbessern müssen.
MITTWOCH
Spätestens jetzt wird es ernst für das Layout
und das CvD-Ressort, denn nun werden die
Geschichten Zug um Zug umbrochen. Die
endgültig verabschiedeten und korrigierten
Texte und Abbildungen werden nun in eine
sinnvolle Abfolge gebracht. Dazu legen Layouter, Chef vom Dienst, Ressort und Bildredaktion in der Umbruchkonferenz die Seitenfolge mit den einzelnen Geschichten fest
und entscheiden, wie sie präsentiert und
illustriert werden. Redakteure und Ressorts
feilschen hier noch einmal um die Länge der
Texte und die Größe der Bilder. Die neue Ausgabe gewinnt Seite um Seite Konturen.
Am Umbruchcomputer erfolgt danach die
endgültige Gestaltung. Auf Anhieb passt da
natürlich nichts exakt zusammen: Ein Text ist
17 Zeilen zu lang, der nächste etwas zu kurz.
Es erfordert viel Feinarbeit, bis sich alles zusammenfügt. Geändert und aktualisiert wird
meist bis zur letzten Minute.
Parallel dazu werden beim Anzeigenumbruch
die Anzeigen so verteilt, dass eine ausgewogene, leserfreundliche Abfolge von Text- und
Anzeigenseiten entsteht.
DONNERSTAG
Am Nachmittag legt die Chefredaktion fest:
Das Auslandsthema wird Titel, das ebenfalls
wichtige Inlandsthema muss sich mit einem
gelben Textstreifen auf der Titelseite begnügen. In den Ressorts und in der Chefredaktion
stapeln sich jetzt die Fahnen. Aktuelle Entwicklungen verlangen Änderungen. Geschichten werden „gekippt“. Autoren sind sauer
und sehen nicht ein, dass gerade ihre Story
nicht erscheinen soll. Seite um Seite wird so
umbrochen, während das CvD-Ressort den
Fortgang kontrolliert. Bis zum Abend müssen
die vorab zu druckenden „Vorprodukte“ komplett stehen. Dazu muss Seite für Seite das
Imprimatur („es möge gedruckt werden“) erteilt werden.
Der SPIEGEL besitzt keine eigene Druckerei,
sondern lässt bei Prinovis in Itzehoe und
Dresden produzieren. Da sämtliche Texte und
Layouts bereits im Rechner erfasst sind,
nutzt man die Vorteile der Datenfernübertragung. In Minuten wird Seite für Seite mit
allen Texten, Bildern und Anzeigen für die
Vorprodukte über eine Glasfaserleitung in die
Druckereien „gebeamt“. Demnächst braucht
man keine spezielle Leitung mehr, sondern
nutzt für diese Übertragung das Internet.
Die digitalisierten Seiten gehen vor Ort in
Itzehoe und Dresden in die Gravur. Der Rechner steuert hier mit einer riesigen Datenflut
(jede Seite beansprucht mindestens 35
Megabyte) die Diamantstichel. Jeder von
ihnen graviert 4000 Näpfchen, jeweils zwischen 6 und 40 tausendstel Millimeter tief.
Die 800 kg schwere Stahlwalze mit einem
dünnen Kupferüberzug ist in einer Stunde
fertig, wird dann verchromt und in die Tiefdruckmaschine eingehängt.
„Die Geschichte hinter den Geschichten“ – Prozesse der Text- und Heftentstehung
15
Die Tiefdruck-Monster in Itzehoe und Dresden sind 22 m lang, sechs Meter breit und
drei Stockwerke hoch. Sie laufen rund um die
Uhr. Gedruckt werden hier jährlich Abermillionen Zeitschriften und Kataloge, und ab
Donnerstagnacht eben der SPIEGEL. Bis die
Rotation am frühen Sonntagmorgen die letzte SPIEGEL-Seite ausspuckt, laufen 500 Tonnen Papier über die Walzen. Im Jahr summiert sich das auf rund 25.000 Tonnen für
insgesamt fast 15 Milliarden SPIEGEL-Seiten.
Übrigens auf Papier aus absolut chlorfrei gebleichtem Zellstoff, bei dessen Herstellung
das Abwasser nicht mehr mit Chlorverbindungen belastet wird.
Am Samstagmorgen gehen in Itzehoe und
Dresden die letzten Seiten auf die Rotation,
am späten Vormittag beginnt die Verarbeitung: Beikleber von Anzeigenkunden werden
eingefügt, die diversen Produkte und das
Titelblatt zusammengetragen, geklammert
und vollautomatisch in Ballen verpackt. Am
Nachmittag stellen Kuriere den Nachrichtenagenturen, Fernseh- und Zeitungsredaktionen die ersten Hefte zu, nachdem sie am Morgen vom Informationsressort bereits Kurzfassungen der wichtigsten SPIEGEL-Geschichten erhalten haben. Häufig wird dann
das „Hamburger Nachrichten-Magazin“ am
Abend in der Tagesschau zitiert.
Die Weiterverarbeitung des ersten Teilprodukts muss warten. Bevor nicht die beiden
Hauptprodukte und der gesondert gedruckte
Titelumschlag aus der Maschine laufen, kann
das Heft nicht zusammengetragen werden.
Um 14 Uhr rollen in Itzehoe und Dresden die
beiden ersten von insgesamt 30 Fern-Lkw mit
bis zu 50.000 Exemplaren vom Hof. Zu beliefern sind die 80 Bahnhofsbuchhändler mit
ihren 400 Filialen und über den Zeitschriftengroßhandel 68.000 Einzelhändler in
Deutschland, 460.000 Abonnenten im Inund Ausland (überwiegend per Post und Luftpost) und 180 Lesezirkel sowie 105 Importeure im Ausland.
FREITAG
Telefoniererei und Hektik nehmen noch einmal zu, der Kaffeekonsum steigt. Der Redaktionsschluss rückt näher. Allein am Freitag
entstehen bis zu 192 Seiten in zwei Produkten. Die Titelgeschichte ist jetzt ausrecherchiert, Aktualisierungen werden später noch
nachgeschoben, wenn der Auslandskorrespondent sich gemeldet hat.
Auch der SPIEGEL mit seinem Bekanntheitsgrad von 87 Prozent muss etwas dafür tun,
damit sich die aktuellen Hefte gut verkaufen.
Freitags wird die Werbung produziert, die das
Nachrichten-Magazin für sich selbst treibt.
Für Anzeigen mit wichtigen Themen des Heftes in den Montagsausgaben großer Tageszeitungen sind 20 verschiedene Formate zu
produzieren und auf den Weg zu bringen.
Außerdem bekommt jede der 68.000 Zeitschriftenverkaufsstellen in Deutschland neben den Heften ein verkaufsförderndes Plakat mit dem Titel und drei Themen; an vielen
Bushaltestellen und Straßenkreuzungen finden sich ab Montag Großplakate; in Fernsehen und Hörfunk laufen Werbespots, die
auf Themen im neuen Heft neugierig machen.
SAMSTAG
In der Nacht zum Samstag ist für die Redaktion fast alles gelaufen – wenn jetzt nicht
noch etwas ganz Sensationelles passiert. Bis
zehn Uhr vormittags kann aktualisiert werden. Diesmal bleibt jedoch alles ruhig.
16
Das erste von insgesamt 70 Flugzeugen mit
druckfrischen Heften hebt in Hamburg-Fuhlsbüttel in Richtung Fernost ab. Am längsten
unterwegs sind die später abhebenden Exemplare für Christchurch, die nach 11.600 Flugmeilen und einem Zwischenstopp in Singapur
nach 22 Stunden am Dienstag um 11.55 Uhr
Ortszeit in Neuseeland ankommen.
SONNTAG
Am frühen Sonntagmorgen endet die Produktion in den beiden Druckereien, die letzten
Lastwagen verlassen die Betriebshöfe. Bei
den Grossisten beginnt nach einem ausgeklügelten System die Kommissionierung von
470.000 Exemplaren für den deutschen Zeitschriftenhandel. Jeder Kiosk, jeder Supermarkt soll die vorab festgelegte Menge ins
Regal legen können – im Idealfall genau so
viel, wie er im Laufe der kommenden Woche
verkaufen kann.
MONTAG
Am frühen Montagmorgen gehen die 3.500
Lieferwagen des Zeitschriften-Grossos auf
Tour. Rund 400.000 Kilometer haben sie und
die Fern-Lkw zurückgelegt, bis spätestens um
sechs Uhr morgens die SPIEGEL-Ballen mit
den übrigen Zeitungen und Zeitschriften
auch in der hintersten Provinz verteilt sind.
Montag für Montag.
„Die Geschichte hinter den Geschichten“ – Prozesse der Text- und Heftentstehung
„Alles Teamwork!“
Laut neueren Umfragen steigt der Beruf des
Journalisten in der Rangliste der Wunschberufe immer weiter nach oben. Wer weiß, ob
da nicht ein großes Missverständnis darüber
besteht, was diesen Beruf ausmacht. Im
Spielfilm mag es das Klischee des rasenden
Reporters vielleicht noch geben, der nach
dem Recherchieren und Schreiben einer Geschichte, für die er natürlich auch gleich noch
Fotos geschossen und entwickelt hat, selbst
die Druckmaschine anwirft und seine Zeitung
anschließend am besten noch persönlich
unter die Leute bringt. Aber in der Realität
sind all diese Aufgaben – und die vielen weiteren Arbeiten, die zum Verlag und zum Vertrieb einer Zeitschrift gehören – auf etliche
Menschen mit teilweise hoch spezialisierten
Berufen verteilt. Dem einen mag nun ein
Stein vom Herzen fallen, dass man doch kein
Universalkönner sein muss, um seinen
Traumjob ausüben zu können, dem anderen
dagegen mag es als Berufsperspektive zu
mickrig erscheinen, nur ein kleines Rädchen
im Getriebe einer großen Medienmaschine zu
sein. Beiden sei vorweg gesagt: Ohne eine
solide Ausbildung kommt kein Zeitungs- oder
Zeitschriftenmacher zum Ziel, und über einen Mangel an Verantwortung wird sich wohl
auch niemand beschweren, der daran beteiligt ist, rechtzeitig zum Erscheinungstermin
alle Aufgaben zu erfüllen, die zu erledigen
sind.
Wer nicht gerade Gelegenheit hat, sich – zum
Beispiel als Schüler-Praktikant – in einem
Zeitschriftenverlag, einem Redaktionsbüro,
einer Druckerei, bei einem Grossisten oder
einem Fotografen aufzuhalten, wird kaum
erahnen, wie komplex die Abläufe sind, die
letztlich zu dem Produkt führen, das im
Zeitschriftenregal am Kiosk landet – und wie
diese Abläufe zeitlich und räumlich koordiniert werden. Denn zum einen sollen die Artikel in der aktuellen Ausgabe weder veraltet
noch „mit heißer Nadel gestrickt“, also wegen Zeitdrucks zu oberflächlich recherchiert
sein – alles eine Frage des perfekten Timings.
Und zum anderen findet ja nicht alles, über
das die Zeitschrift berichtet, vor der eigenen
Haustüre statt, sondern ist mit Reisen oder
Engagements von Korrespondenten verbunden. Natürlich können Redaktionen auch von
Agenturen, die aktuell und international agieren, Nachrichten und Bilder kaufen. Aber wie
exklusiv ist der Artikel dann, oder anders
ausgedrückt, wodurch unterscheidet sich der
Bericht dann noch von dem in einer anderen
Zeitschrift?
Den richtigen „Riecher“ für interessante
Themen zu haben, die richtigen Leute zu kennen, um an die Themen heranzukommen und
die richtigen Worte zu finden, um die Themen
auch für die Leser spannend und unterhaltsam zu machen, das sind die augenscheinlichen Qualitäten eines Autors oder Redakteurs – unterstützt von Leuten, die Informationen aus Archiven und Quellen besorgen
oder Illustrationen und Fotos beisteuern.
Aber eine Zeitschrift ist ebenso sehr auch ein
Produkt, dessen Herstellung und Verkauf
Gewinn abwerfen und das sich gegen hunderte anderer Titel behaupten soll. Deshalb müssen Redaktionen auch Marktforschung betreiben, um zu erfahren, mit welchen Themen
sie die höchste Auflage, die meisten Leser
erreichen. Das betrifft als erstes die Mitarbeiter, die sich mit dem Anzeigenverkauf
beschäftigen, also für die Werbung in der
Zeitschrift sorgen. Je höher die Auflage,
desto teurer wird es nämlich für eine Firma,
ihre Anzeige in die Zeitschrift zu setzen.
Ohne Werbeeinnahmen würde der Verkaufspreis jedenfalls nicht ausreichen, um all die
Mitarbeiter zu bezahlen, die an der Entstehung einer Illustrierten beteiligt sind.
Wer von diesen vielen Menschen ist letztlich
der wichtigste? Der Verleger, dem der Laden
gehört, der Chefredakteur, der sagt, wo’s lang
geht, der Drucker, der die Sache aufs Papier
bringt, der Vertrieb, der alles rechtzeitig ausliefert? Oder ist es am Ende der Leser, der
durch den Kauf der Zeitschrift zum Ausdruck
bringt: Macht weiter so!
„Alles Teamwork!“ – Berufsbilder aus der Welt der Zeitschriften
17
Berufsbilder aus der Welt der Zeitschriften
Beschaffung
Papiereinkauf
Maschinen kaufen und warten
Inhalt
Vertrieb
Recherchieren
Verkauf
Schreiben
Zeitschrift
Auslieferung
Illustrieren
Herstellung
Layouten
Drucken
Buchbinder/-in
Bürokaufmann/-frau
Controller/-in
Druck- und Medieningenieur/-in
Druck- und Medientechniker/-in
Drucker/-in
Elektroniker/-in für Maschinen und Antriebstechnik
Elektroniker/-in für Betriebstechnik
Elektrotechnikingenieur/-in
Fachangestellte(r) für Bürokommunikation
Fachangestellte(r) für Medien- und
Informationsdienste
Fachkraft für Kurier-, Express- und
Postdienstleistungen
Fachkraft für Lagerlogistik
Fachkraft für Logistik
Fachlagerist/-in
Foto- und medientechnische/r Assistent/-in
Fotodesigner/-in
Fotograf/-in
Fotolaborant/-in
Fotomedienlaborant/-in
Fuhrunternehmer/-in
Gestalter/-in
Grafikdesigner/-in
Illustrator/in, Zeichner/in
Industriekaufmann/-frau
Journalist/in
Jurist/in
18
Finanzierung
Werbung verkaufen
Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen
Kaufmann/-frau für Marketingkommunikation
Logistiker/-in
Mediendidaktiker/-in
Mediengestalter/-in Digital und Print
Medieninformatiker/-in
Medienkaufmann/-frau Digital und Print
Medienmanager/-in
Medienmarketingfachwirt/-in
Multimedia-Conceptioner/-in
Multimedia-Designer/-in
Online-Producer/-in
Papiertechniker/-in
Papiertechnologe/-in
Redakteur/-in
Schriftsetzer/-in
Screen-Designer/-in
Siebdrucker/-in
Technischer Illustrator/-in
Telematiker/in
Verlagsfachwirt/-in
Verlagskaufmann/-frau
Verpackungsingenieur/-in
Vertriebsleiter/-in
Webmaster
Werbeassistent/-in
Werbefachmann/-frau
Werbetexter/-in
„Alles Teamwork!“ – Berufsbilder aus der Welt der Zeitschriften
Arbeitsvorschläge
„ Welche Berufe verbergen sich hinter den Boxen der Mindmap? Ordnet Berufe aus der Liste zu, recherchiert im
Internet und über das Arbeitsamt Berufsbilder, Ausbildungsmöglichkeiten und detaillierte Tätigkeitsfelder und
stellt diese in Steckbriefen vor.
„ Kontakte vor Ort: Nehmt Kontakt zu ortsansässigen
Medienhäusern (Zeitschriftenverlag, Lokalzeitung)
auf und ladet Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Berufsgruppen zu einem Gespräch in die Klasse
ein.
„ Lest das Impressum einer Zeitschrift: Klärt unbekannte Worte. Erstellt eine eigene Mindmap zu den
einzelnen Abteilungen eines Zeitschriftenverlages
und deren Tätigkeiten.
Traumberuf Journalismus
Viele Wege führen zum „Traumberuf Journalist“. Die meisten Journalisten haben ein Volontariat – eine Ausbildung, beispielsweise bei einer Zeitung, einem Radio- oder Fernsehsender – absolviert. Oder sie haben eine Journalistenschule besucht.
Da sich heute viele junge Leute eine derartige Ausbildung wünschen, sind die Auswahlkriterien meist hart. Vor allem eines wird erwartet: Erste journalistische Kenntnisse und
sehr viel Eigeninitiative. Wer den Berufswunsch Journalist hat, sollte möglichst früh eigene Erfahrungen sammeln, z. B. durch Praktika, durch Mitarbeit in der Schülerzeitung oder
bei einer Lokalzeitung. Immer häufiger wird von Berufseinsteigern auch ein abgeschlossenes Studium erwartet. Wichtig ist dabei meist nicht, welches Fach man studiert hat. Es
kommt vielmehr darauf an, neugierig zu sein, sich für Hintergründe zu interessieren, sich
schnell und gründlich in ein neues Thema einarbeiten zu können.
In seinem Arbeitsalltag muss ein Journalist sehr flexibel sein, d. h. sich immer wieder auf
neue Bedingungen einstellen. Oft arbeitet er alleine, umfangreiche Beiträge werden aber im
Team angefertigt. Feste Arbeitszeiten sind selten, denn ein Journalist muss sofort vor Ort
sein, wenn etwas Aktuelles passiert. Wochenendarbeit ist üblich, denn die Zeitung für Montag wird z. B. sonntags produziert. Um Interviews zu führen und Recherchen anzustellen,
sind häufig Reisen notwendig. Außerdem muss ein Journalist auch unter Zeitdruck gut arbeiten können, denn Sende- und Drucktermine bestimmen seinen Arbeitstag.
Mehr Informationen zu diesem Thema: www.djv.de
Unter „Journalismus praktisch“ gibt es die Rubrik „Journalist/in werden“. Hier werden ausführlich die Ausbildungswege wie Journalistenschulen und Studiengänge beschrieben und
Tipps zum Berufseinstieg gegeben.
Einzelheiten zu den Berufen
www.berufskunde.com
http://infobub.arbeitsagentur.de/berufe/index.jsp
„Alles Teamwork!“ – Berufsbilder aus der Welt der Zeitschriften
19
„Text und Bild – ein starkes Doppel“
Das zwanzigste Jahrhundert wurde einmal
als das Jahrhundert der Bilder bezeichnet –
und man könnte befürchten, dass deshalb im
einundzwanzigsten die Menschen das Lesen
ganz verlernen. Uralt ist die Weisheit, dass
ein Bild mehr sagt als tausend Worte – und
man könnte ergänzen, dass ein manipuliertes
Bild mehr lügt als tausend Märchen.
Tatsächlich leben wir in einer Welt, die von
globaler visueller Kommunikation bestimmt
ist, sei es in Form von Fernsehbildern, Pressefotos oder zunehmend auch digitalen Bildern
aus der Hand von Laien, die als Augenzeugen
mit Camcorder, Digitalkamera oder Fotohandy das Weltgeschehen dokumentieren und zu
uns nach Hause bringen. Noch bevor Erklärungen verfasst und Fakten ermittelt sind,
katapultieren uns die Bilder bereits mitten in
eine Szenerie und ersetzen so oftmals Information durch Emotion. Wie leicht kommt es
da ungewollt oder beabsichtigt zu Fehlinterpretationen, und wie schmal ist der Grat zwischen Zuspitzung und Suggestion.
Skandale und Enthüllungen, die wegen fotografischer Beweise ausgelöst wurden und so
der Aufklärung von Straftaten oder Aufdeckung von Missständen dienten, sind die eine
Seite der Medaille. Prozesse um Fotos, die in
einem anderen Kontext aufgenommen als
veröffentlicht wurden, gestellte Szenen, die
als authentisch dargestellt wurden oder Aufnahmen, die heimlich gemacht wurden und
die Würde eines Menschen verletzen, sind die
andere. Die Merkmale, nach denen die einen
als herausragende Fotodokumente prämiert
und die anderen als Propaganda oder
Schmuddelware deklassiert werden, sind jedoch meistens nicht den Bildern selbst zu
entnehmen, sondern kommen erst zum Vorschein, wenn man die Entstehung der Bilder
hinterfragt. Selbst dann bleibt es schwer, klare Kriterien zu finden, wann die Grenze vom
Dokumentieren zum Suggerieren und schließlich zum Manipulieren überschritten ist. Und
was, wenn das Bild bewusst verstören oder
provozieren will, vielleicht als satirische Montage auch Geschmacksgrenzen vorsätzlich
ignoriert?
20
Im Informationsjournalismus reichen oft
wenige Worte, eine Bildunterschrift oder ein
kommentierender Textblock aus, um die nötige Einordnung zu leisten. Gerade wenn es um
die Darstellung von Menschen in Kriegs- und
Krisensituationen geht, können Texte und Bilder kaum ohne einander stehen. Und daher
ist es eine der traditionellen Stärken von
Zeitschriften, die richtige Balance aus emotionalem Bild- und fundiertem Wortdokument
zu bieten – sei es in der eher spärlich betexteten Fotoreportage oder im politischen Hintergrundbericht, der mit nur ein, zwei illustrierenden Fotos auskommt.
Illustration gehört zu den ursprünglichsten
Bestandteilen jeder gedruckten Veröffentlichung. Vom frühen Holzschnitt bis zur digitalen Grafik hat sich zwar einiges getan, aber
immer noch erfüllt sie die gleichen Zwecke –
und die sind sehr vielfältig: Mal erklärt sie
Kompliziertes auf einfache Weise, mal liefert
sie als Cartoon oder Karikatur die nötige Portion Humor und mal sorgt sie als DesignElement dafür, dass die Zeitschrift ein bestimmtes Image vermittelt. Denn das, was
den Erfolg einer Zeitschrift bei einer bestimmten Zielgruppe ausmacht, ist doch oftmals eher ihr Erscheinungsbild als das, was
drinsteht.
„Text und Bild – ein starkes Doppel“
Die Funktion von Bildern
Das Medium Zeitschrift hat schon früh begonnen, Bilder einzusetzen, um mit dem Leser zu kommunizieren. Das Wort „Illustrierte”
ist eine Kurzform für
„Illustrierte Zeitschrift”
Ein gutes Bild muss
und bezeichnet einen
Gefühle produzieren, es
Typ von Zeitschrift, der
muss den Betrachter,
in besonderem Maße
jedes Mal wenn er es anGebrauch von Fotos/Bilschaut, aufs neue fasziniedern macht, um die
ren. Er muss das Bild
Aussagen des Textes zu
sehen und hören, riechen
„illustrieren”, zu veranund schmecken können.
schaulichen. Etwas pauEs muss verzaubern und
schalisierend kann zwar
den Leser in eine neue
vielleicht gesagt werWelt hineinführen, die er
den, dass der journalisvorher nicht gekannt hat.
tische Anspruch von
E. Menhard/T. Treede, Die
Zeitschriften oft umso
Zeitschrift: Von der Idee bis zur
niedriger ist, je mehr
Vermarktung, S. 208
Bilder verwendet werden. Es ist aber ein typisches Merkmal fast aller Zeitschriften für ein breites Publikum, den
Texten einiges an Bildmaterial an die Seite zu
stellen.
Die Bilder haben dabei durchaus unterschiedliche Funktionen: Sie können insbesondere
dazu dienen,
1. die Aufmerksamkeit des Betrachters/Lesers zu wecken und sein Interesse für den
Text zu erregen,
2. eine bildlich vertiefte Vorstellung wichtiger im Text erwähnter Dinge/Sachverhalte/Personen – und damit auch Identifikation – zu ermöglichen,
3. wichtige Aussagen des Textes bildlich zu
erklären oder zu belegen,
4. eine bestimmte Stimmung, Gefühlslage,
Sichtweise und Haltung des Lesers im Hinblick auf das im Text Dargestellte zu erzeugen,
5. den Text aufzulockern und zu verhindern,
dass er zur „Bleiwüste” wird, und/oder
6. selbst eine Geschichte zu erzählen, wobei
der Text dann stark zurücktritt (z. B. nur
Bildunterschriften).
Beispiel
Drei Fotos in einer Reportage zu einem Formel-1-Sieg von Michael Schumacher zeigen (1) groß den Rennfahrer
jubelnd mit Pokal auf der Siegertribüne, (2) den Rennfahrer in seinem Wagen kurz vor dem Start und (3) einen
Beinahunfall des Rennfahrers in einer gefährlichen Kurve. Das erste Bild erfüllt alle wichtigen Funktionen auf einmal (besonders Funktionen 1, 2 und 4). Das zweite Bild ermöglicht dem Leser, sich eine bildliche Vorstellung von
dem Rennen zu machen und sich in die Situation des Rennfahrers hineinzuversetzen (besonders Funktionen 2 und
4). Das dritte Bild schließlich dürfte in erster Linie dem Zweck dienen, den im Text beschriebenen Beinaheunfall
veranschaulichend zu belegen, unter Umständen wird so auch eine bestimmte Stimmung (Spannung) erzeugt
(besonders Funktionen 3 und 4). Alle drei Fotos lockern den Text auf (Funktion 5).
„Text und Bild – ein starkes Doppel“
21
„Ein Foto kann niemals objektiv sein.“*
Untersuchungen zum Käuferverhalten am Zeitschriftenkiosk haben bestätigt, dass das Foto
auf dem Cover einer Zeitschrift oft kaufentscheidend wirkt. Die enorme Bedeutung von Bildern im Rahmen der Kommunikation zwischen Journalist und Leser bewirkt einen hohen
Druck auf die Journalisten, das „richtige”, das beste Foto zu haben.
Gerade im heutigen Zeitalter der digitalen Fotografie bestehen viele Möglichkeiten der Bildbearbeitung, mittels derer ein Foto verbessert werden kann. Solche „Verbesserungen” können
sich auf Helligkeit, Schärfe und Bildausschnitt beziehen, reichen aber auch bis zu Retuschen
und Fotomontage. Die Gefahr der Bildmanipulation ist groß. Im Irak-Krieg z. B. flog die Los
Angeles Times auf mit der wohl eher harmlosen Montage zweier Fotos einer Szene, durch die
der Fotojournalist die Komposition der Szene (britischer Soldat weist irakische Zivilisten dazu
an, in Deckung zu gehen) verbessern wollte; der Reporter wurde entlassen (vgl. http://
www.heise.de/tp/r4/artikel/14/14526/1.html).
Die Bedeutung von Bildern im Journalismus erfordert einen sehr bewussten Umgang mit den
Bildern sowohl auf Seiten des Journalisten als auch auf Seiten des Lesers. Der Deutsche
Presserat hat im Jahr 1973 einen Pressekodex erstellt, der später mehrfach überarbeitet worden ist und in Ziffer 2 Vorgaben zum Umgang mit Bildmaterial enthält.
Pressekodex des Deutschen Presserates
(Fassung vom 02.03.2006), Ziffer 2
Zur Veröffentlichung bestimmte Nachrichten und Informationen in Wort und Bild sind mit
der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Ihr Sinn
darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht
werden. Dokumente müssen sinngetreu wiedergegeben werden. Unbestätigte Meldungen,
Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.
Symbolfotos* müssen als solche kenntlich sein oder erkennbar gemacht werden.
Richtlinien zu Ziffer 2:
Kann eine Illustration, insbesondere eine Fotografie, beim flüchtigen Lesen als dokumentarische Abbildung aufgefasst werden, obwohl es sich um ein Symbolfoto* handelt, so ist eine
entsprechende Klarstellung geboten. So sind
„ Ersatz- oder Behelfsillustrationen (gleiches Motiv bei anderer Gelegenheit, anderes
Motiv bei gleicher Gelegenheit etc.)
„ symbolische Illustrationen (nachgestellte Szene, künstlich visualisierter Vorgang zum
Text etc.)
„ Fotomontagen oder sonstige Veränderungen
deutlich wahrnehmbar in Bildlegende bzw. Bezugstext als solche erkennbar zu machen.
(http://www.presserat.de/Pressekodex.pressekodex.0.html)
* Als Symbolfotos werden Fotos bezeichnet, die zu einem Bericht dargeboten werden, aber nicht die im Text dokumentierte Begebenheit zeigen, sondern aus einem anderen Zusammenhang stammen (Anmerkung der Redaktion).
* E. Menhard/T. Treede, Die Zeitschrift: Von der Idee bis zur Vermarktung, S. 215
22
„Text und Bild – ein starkes Doppel“
Arbeitsvorschläge
„ Welche Bedeutung haben Bilder/Fotos in deinem Leben? Erstelle einen Tagesablauf der Bilder für einen typischen Tag in deinem Leben: Welche Fotos/Bilder siehst du an einem solchen Tag? Alternativ: Stell dir vor, es
gäbe in deinem Leben keine Fotos/Bilder: Was würde dir fehlen? Welche Fotos/Bilder würdest du am meisten
vermissen?
„ Welche Bedeutung haben die Bilder in Zeitschriften für euch? Macht eine Umfrage (mit statistischer
Auswertung) für die Schüler in eurer Klasse (oder auch für eure ganze Jahrgangsstufe). Lasst z. B. folgende
Fragen von euren Mitschülern beantworten, indem sie ihre Zustimmung auf einer Skala von 1 (keine
Zustimmung) bis 5 (volle Zustimmung) angeben:
} Das Titelbild einer Zeitschrift wirkt oft kaufentscheidend auf mich.
} Beim Lesen einer Zeitschrift sind mir die Bilder genauso wichtig wie der Text.
} Beim Lesen einer Zeitschrift sind mir die Bilder wichtiger als der Text.
} Ich könnte auf die meisten Bilder in Zeitschriften auch gut verzichten.
} Ob ich einen Artikel in einer Zeitschrift spontan lese oder nicht, hängt oft von dem Aufmacherfoto ab.
} Manchmal vergesse ich über die Betrachtung eines Bildes in Zeitschriften die Zeit und das Geschehen um
mich herum.
} Am interessantesten finde ich Nahaufnahmen von Personen.
} Am interessantesten finde ich „Schnappschüsse”.
} Es gibt viele Fotos (aus Zeitschriften), an die ich mich jetzt noch genau erinnere.
} Über schlechte Fotos in Zeitschriften ärgere ich mich.
} Schwarz-Weiß-Fotos in Zeitschriften sprechen mich nicht an.
} Über sog. Symbolfotos (s. o.) in Zeitschriften ärgere ich mich.
} Mir ist schon öfters aufgefallen, dass Fotos in Zeitschriften montiert waren (Fotomontage), ohne dass dies
kenntlich gemacht war.
„ Geht in Gruppen Zeitschriften durch und sucht Beispiele für „perfekte Bilder”. Schneidet sie aus, klebt sie auf
einen großen Karton und notiert darauf mit Pfeilen zu Bildelementen, was das jeweilige Foto perfekt macht.
Gibt es perfekte Fotos, für deren Perfektsein ihr keine Erklärung habt? Hängt alle Kartons auf, betrachtet die
Bilder der anderen und tauscht euch im Plenum zu eurer Auswahl und euren Erklärungen aus.
„ Lest euch die sechs verschiedenen Funktionen von Bildern (s. o.) durch. Sucht in Partnerarbeit aus einer
Zeitschrift Beispiele für jede Funktion heraus und stellt sie den anderen vor. Welche Funktion ist am häufigsten
erfüllt? Lässt sich den Funktionen eine typische relative Bildgröße zuordnen (z. B. Funktion 1: großes Bild)?
„ Wählt einen Zeitschriftenartikel aus, der sich vieler Bilder bedient. Kopiert den Artikel, schneidet nur den Text
aus und setzt ihn als Fließtext zusammen (ohne jegliche Bilder). Lest euch beide Versionen durch und vergleicht
sie: Was geht durch das Weglassen der Bilder verloren? Hat es auch Vorteile, Bilder wegzulassen?
„ Überlegt euch eine (fiktive?) Story, die ihr gerne für eine Zeitschrift schreiben würdet, verfasst den Text und
sucht euch Bilder dazu (macht selbst Fotos; zeichnet ein Bild, wie ihr es als Foto gebrauchen könntet; sucht
euch passende Fotos aus Zeitschriften oder dem Internet); wählt die Bilder im Hinblick auf ihre Funktion aus
und layoutet die Seite(n).
„ Sucht Zeitschriften auf Bildmanipulationen hin durch: Gibt es offensichtliche Manipulationen? Was betreffen
sie? Sind sie kenntlich gemacht? Welchen Effekt/Wirkung haben sie?
„ Überlegt euch eine fiktive reißerische Geschichte für eine Titelstory und erstellt aus Bildern, die ihr in den Zeitschriften vorfindet, das perfekte Bild durch eine Bildmanipulation (per Hand mit Schere und Kleber oder am
Computer mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms). Zeigt einander eure Fotomontagen (gegebenenfalls mit
etwas Abstand zwischen Betrachter und Bild) und versucht eure Manipulationen gegenseitig zu durchschauen.
Was macht den Reiz der entstandenen Fotomontagen aus?
„ Was haltet ihr vom Pressekodex, Ziffer 2 (samt Richtlinien; s. o.)? Sollten unauffällig gemachte Fotomontagen
in Zeitschriften gänzlich verboten sein?
„ Diskutiert den Satz: „Ein Foto kann niemals objektiv sein“.
„Text und Bild – ein starkes Doppel“
23
„Print hat Potenzial!” –
Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
Es hatte sich alles so wunderbar angehört:
Das ganze Wissen der Menschheit wird rund
um die Uhr kostenlos jedem zur Verfügung
stehen, und alles, was auf unserem Planeten
geschieht, wird ungefiltert zugänglich. Jeder
wird zum Reporter und berichtet in Wort und
Bild aus seinem
interessanten
Leben, die ganze
Welt kann sein
Weblog
lesen
und darauf antworten. Endlich
ist Schluss mit
der Bevormundung der Leser,
jeder baut sich
seine Nachrichten und seine
Freizeitunterhaltung aus dem zusammen, wofür
er sich wirklich
interessiert. Wer sich noch vor dem Fernseher festhalten lässt, anstatt mobil zu sein
oder Geld für bedrucktes Papier ausgibt, ist
selbst schuld.
Aber eines Tages gab es nur noch eine Suchmaschine, die alle benutzten und die wegen
der Flut von Websites nur noch diejenigen
auflistete, die bestimmten Filter-Kriterien
entsprachen oder dafür bezahlten. Die Blogger berichteten mehr aus ihrem uninteressanten Leben als irgend jemand lesen konnte,
weshalb auch niemand mehr antwortete. Anstatt Nachrichten kursierten so viele wilde
Gerüchte und Verschwörungstheorien im
Web, dass jeder, der auf dem Laufenden bleiben wollte, für die Online-Services einer ehemaligen Zeitschrift bezahlte, sofern er nicht
ohnehin nur zum Downloaden von Filmen
oder Musik ins Netz ging. Glücklich, wer sich
das auch noch unterwegs leisten konnte,
trotz der horrenden Handyrechnungen...
Natürlich klingt diese Gegenüberstellung von
Erwartung und Erfüllung etwas überzogen,
und niemand würde sich wohl ernsthaft
anmaßen, die Zukunft des Internets voraus
zu sagen, geschweige denn sein Scheitern als
Massenmedium der Informationsvermittlung.
Aber warum warten viele so sehnsüchtig auf
das, was uns seit einer Weile als „Web 2.0“
24
oder Wiedergeburt des Internets prophezeit
wird, während andere schon seit Erfindung
des WWW um ihre Existenz bangen? Fast
scheint es, als habe sich die Technologie
schneller entwickelt als der Mensch, der sie
benutzt. Tatsächlich fielen etliche Hürden, die
einen traditionell daran hinderten, Autor,
Designer und Verleger in Personalunion zu
werden. Aber sind diese Berufe oder ihre ganze Branche dadurch künftig überflüssig? Tatsächlich sind die Kosten für die Bereitstellung
und den Empfang von Wissen per Internet
fast vernachlässigbar gering geworden. Aber
sind Eigennützigkeit und Gewinnstreben der
beteiligten Menschen und Firmen damit automatisch erloschen? Tatsächlich liefern Suchmaschinen automatisiert binnen Sekundenbruchteilen Antworten auf jede Frage. Aber
können sie dafür wirklich noch das ganze
Web des Wissens durchsuchen? Schon anhand dieser Fragen lässt sich erahnen, wie
spannend die Auseinandersetzung mit der
Zukunft der Medienlandschaft vor dem Hintergrund des Internets ist – und wie wichtig
es sein wird, Medienkompetenz und Beurteilungsvermögen als Ergänzung zu den Kulturwerkzeugen Lesen und Schreiben zu besitzen.
Auf der anderen Seite ist die Verwandtschaft
zwischen „Webzines“ und Zeitschriften unübersehbar, beide bieten im Wesentlichen aktuelle, unterhaltende Lesekost mit Bildern
und werden von Profis erstellt. Magazinleser
können sich oft selbst zwischen der Printund der Online-Fassung entscheiden, je nachdem ob sie die Vorteile des einen oder des
anderen Mediums bevorzugen – physisch beständig und ohne technische Gerätschaft anschaubar auf der einen Seite, minütlich aktualisierbar und multimedial auf der anderen.
Ebenso selbstverständlich wie die Leser beide Formen auch gleichzeitig statt alternativ
nutzen, bieten viele Verlage ihre Inhalte auch
parallel an. Es ist bezeichnend, dass sich unter den am meisten genutzten Online-Portalen von Wissen und Information die selben
Anbieter finden, die auch im Zeitschriftenmarkt dominieren. Reiner Imagetransfer oder
doch eine Frage der journalistischen und
gestalterischen Kompetenz?
„Print hat Potenzial!” – Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
Vom Zeitschriftenverlag zum Medienhaus
Mit dem Aufkommen des Hörfunks, des
Fernsehens und insbesondere des Internets
kam und kommt es zu diversen „Brückenschlägen“ zwischen den Medien: das Radio
und das Fernsehen produzieren beispielsweise „Magazine“, zum Teil in Kooperation mit
bestimmten Zeitschriften (z. B. stern TV,
BRAVO TV), die Zeitschriften enthalten
News-Ticker, die Zeitschriftenverlage produzieren audiovisuell bestückte Beilage-CDs
oder DVDs zu ihren Printausgaben (z. B. mit
Filmausschnitten, Hörproben u. ä.), sie entwickeln für das Internet Online-Ausgaben ihrer
Zeitschriften (z. B. FOCUS Online, SPIEGEL
Online). Die Zeitschriften- und Zeitungsverlage wandeln sich vom überschaubaren
Printhaus zum umfassenden Medienhaus.
Die gedruckte Zeitschrift ist dabei häufig der
Kern, die Grundlage aller anderen angeboten
Produkte. Doch den Verlegern der großen
Zeitschriftenverlage ist klar: Ohne Engagement im Online-Bereich wird es keine Zukunft
geben, auch nicht für das Printprodukt. Gerade jüngere Nutzerschichten wünschen sich
die rasche, aktuelle Information übers Netz.
„Das Internet ist für mich so etwas wie ein
Hurrikan, der sich auf die etablierten Medien
zubewegt und vor allem die Zeitungsbranche
hart trifft. Wie groß die Schäden sein werden,
weiß niemand. Vielleicht führt die wachsende
Informationsflut im Netz ja auch dazu, dass
Zeitungen und Magazine als Filter mehr denn
je benötigt werden – Filter, die diese Informationsfülle für den Leser erst nutzbar machen.
Keiner weiß, wie die Welt in zehn Jahren aussieht.”
„Zeitschriftenmacher müssen schauen, was
sich dadurch verändert, dass ein so schnelles
Medium wie das Internet entstanden ist. Sie
müssen sich fragen: Haben Nachrichtenmagazine wie Spiegel oder Focus die gleiche
Funktion wie früher? Wie kann man mit einer
Ausgabe am Montag noch die Agenda für die
Woche setzen? (…) Was die Magazine hatten –
schnell, vorwärts gerichtet und aktuell zu
sein –, das passiert heute im Internet. Man
muss sich also umorientieren. Tiefer gehen.
Dokumentieren. Überblick verschaffen.“
John Micklethwait
Chefredakteur des „Economist“
(Interview in SPIEGEL Online, 17.11.2006)
Und so sind viele Zeitschriftenverlage wegweisend bei der stetigen Weiterentwicklung
ihrer Online-Angebote, die neue Möglichkeiten wie Blogs, Podcasts etc. nutzen, dabei
aber nicht ihre journalistischen Kernkompetenzen aus den Augen verlieren: recherchieren, prüfen, auswählen, aufbereiten.
Verleger Hubert Burda
(Interview in DIE ZEIT Nr. 45 vom 2.11.2006)
„Print hat Potenzial!” – Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
25
Blogs & Co. – der Journalismus von Morgen?
„Niemals waren unsere Chancen größer, eine
gerechte und demokratische Gesellschaft zu
schaffen,“ sagt Erik Möller hoffnungsfroh am
Ende seines Buchs „Die heimliche Medienrevolution: Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern” (Hannover, 2006),
S. 222.
Die zur Zeit wohl potenteste Form dieser Mitwirkung besteht in sogenannten Blogs, in denen viele die Chance eines Bürger-Journalismus im großen Stil sehen, und die sich großer
Beliebtheit erfreuen: Im Januar 2006 verzeichnete die Blog-Suchmaschine Technoratie 24,4 Mio Blogs weltweit.
Der „Bürger-Journalismus“
erfüllt eine weitere, ambiIn gewissem Sinne repräsentievalente Funktion: Blogger
ren Blogs das Web genau so, wie
überprüfen und kontrolliees von Anfang an gedacht war:
ren weltweit „kommerzielein Massenmedium, kontrolliert
le Medien“. Im Falle der
durch die Massen, in dem jeder
Aufdeckung von Bildmanigehört wird, der etwas zu sagen
pulationen einer etablierhat und sich traut, es zu sagen.
ten Fotoagentur ist diese
TIME Magazine, 13. Juni 2004
„Kontrollfunktion“ durchaus sinnvoll. Doch manche
Blogger stilisieren sich zu
Rebellen, die renommierten Medien Tendenz oder
Manipulation nachweisen
wollen; diese Vorwürfe werden dann wiederum ohne
Überprüfung von anderen
renommierten Blätter zitiert – so dass am Schluss
für den Leser nur die große
Verwirrung übrig bleibt.
In ihren Print- und Onlineausgaben nehmen die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage den Wunsch ihrer
Das alles war aber nur
Leserschaft nach Integra„Web 1.0“ – das Internet
tion neuer Module wie
von Gestern! In dem verBlogs ernst – und erweimehrten Auftreten der
tern damit ihr Angebot um
verschiedensten Formen
die Möglichkeit, individuelvon Online-Communities
ler zu berichten: Manche
(Internet-InteressengeZeitungen und Zeitschrifmeinschaften) sieht man
ten beauftragen Personen
eine neue Ära des Internet
des öffentlichen Lebens,
anbrechen, das „Web 2.0“.
ein Blog für sie zu führen
Die Communities ermögli(z. B. FOCUS Online), anchen eine noch aktivere
dere ermöglichen dies Leund weiterreichende Teilsern und Redakteuren und
habe des Einzelnen an der
Kommunikation im World Wide Web und ver- drucken Auszüge daraus ab. Und mit jetzt.de,
stehen sich oft eben nicht als geschlossenes betrieben von der Süddeutschen Zeitung, ist
Produkt, sondern als Knotenpunkte im gro- inzwischen ein gänzlich in Blog-Form angeßen weltweiten Netz. Dies ist die von Möller legtes Internet-Magazin für eine junge Leserso hoffnungsvoll beschriebene Zeit der politi- schaft entstanden – nach dem Einstellen der
schen Partizipation und Mitbestimmung des Printausgabe.
einzelnen Nutzers.
Seit das Internet den Normalverbraucher erreicht
hat und – zumindest in den
Industrienationen – der
Großteil der Bevölkerung
Zugang zum Internet hat,
wird das neue Medium
gefeiert als demokratiefördernde Kraft im Sinne
eines Machtzuwachses auf
Seiten des einzelnen
Bürgers. Denn dieser kann
nun sowohl Informationen
aus dem World Wide Web
einsehen, die ihm vorher
nicht zugänglich waren,
als auch am politischgesellschaftlichen Geschehen leichter teilhaben,
indem er z. B. Politiker in
Emails und ggf. Chats kontaktiert, an elektronischen
Unterschriftenaktionen
teilnimmt, etc.
26
„Print hat Potenzial!” – Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
Die Wissenschaft begleitet diesen Prozess
kritisch: Kommunikationswissenschaftler
Siegfried Weischenberg sieht die Medien
durch eine „Kultur der Amateure“ bedroht.
Journalismus im Zeitalter des Web 2.0 dürfte
nicht der Gefahr der „Boulevardisierung“
erliegen und solide Informationen durch
„pflaumweiche“ Nachrichten ersetzen, um
sich vermeintlichen Leserwünschen anzupassen. Nach Meinung Weischenbergs bringe das
Surfen keinen „Informationsnährwert“, das
könne der klassische Journalismus am bes-
ten – er müsse nur „zukunftsfest“ gemacht
werden (zitiert nach Mainzer Allgemeine
Zeitung, 11.11.2006).
Wichtige Begriffe
Blogs (Kurzform für Weblogs, also „Internet-Fahrtenbücher“) sind Online-Tagebücher, die von einzelnen, in der Regel privaten Internetnutzern geführt werden. Üblicherweise wird dort sehr privat und subjektiv berichtet von allem, was der Nutzer für
interessant für andere hält: vom Bericht
vom letzten Date und den nervigen Stunden
über den Hausaufgaben bis hin zu Berichten
über beobachtete Unfälle oder Stellungnahmen zur Tagespolitik findet sich hier im
Grunde alles. Typisch ist dabei der Verweis
auf andere Inhalte im Netz per Hyperlink
(z. B. Artikel aus Online-Magazinen) sowie
die Möglichkeit für Leser, das im Weblog
Vorgefundene zu kommentieren. Derzeitiger deutscher Hauptanbieter ist Blogg.de.
Podcasts sind Audio-Dateien (z. B. selbst
produzierte Radio-Sendungen und andere
Textbeiträge), die leicht aus dem Internet
z. B. auf einen iPod (daher der Name) heruntergeladen oder auch auf einem heimischen
Computer per Streaming-Technik direkt abgespielt werden können. Inzwischen gibt es
neben Audio-Podcasts auch Video-Podcasts, die es privaten Nutzern z. B. ermöglichen, mit Hilfe einer Webcam und einem
Mikrofon ihre selbst produzierte Nachrichtensendung online verfügbar zu machen.
Solche Dateien werden zunehmend auch in
Weblogs eingebaut.
MySpace.com und ähnliches sind Anbieter,
die Nutzern Raum zur Selbstdarstellung
nach bestimmten Ordnungsprinzipien einräumen; hier kommen bisweilen verschiedene der oben genannten Elemente zusammen, wenn solche Selbstdarstellungen neben Text (z. B. persönlicher Steckbrief mit
Hobbys, Interessen etc. und Online-Tagebuch als Weblog) auch Audio-Dateien (z. B.
Hörprobe der Lieblingsmusik, Podcasts),
Fotos (z. B. privates Fotoalbum) oder Videos
(z. B. Urlaubsvideos, Video-Podcasts) enthalten.
Wikis sind kollaborative (d. h. auf der Zusammenarbeit vieler Nutzer basierende)
Zusammenstellungen von Inhalten, mit dem
Bemühen um gegenseitige Korrektur und
beständige Verbesserung des Dargebotenen
durch andere Nutzer; das derzeit bekannteste Beispiel ist die Online-Enzyklopädie
Wikipedia.
Foren sind Plattformen zum Austausch von
Gedanken, Informationen, Kontakten, z. T.
auch von Inhalten in Form von Dateien (z. B.
organisieren sich viele Fanclubs heutzutage
in Foren, viele Firmen bieten ihren Kunden
Foren zwecks Austausch zu den Produkten
an), oft auch mit Chat-Angebot. Das wohl
bekannteste Forum ist derzeit der virtuelle
Marktplatz Ebay.
Flickr und YouTube sind Beispiele für Online-Dienste, die es den Nutzern ermöglichen, ihre Fotos und Videos im Netz zugänglich zu machen.
„Print hat Potenzial!” – Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
27
Arbeitsvorschläge
Mediennutzung
„ Erstellt eine Statistik für eure Klasse oder Jahrgangsstufe zur Nutzung der Medien (1) Zeitung und Zeitschrift,
(2) TV und Radio und (3) Internet zwecks (a) Information und (b) Unterhaltung. Fragt den wöchentlichen Zeitumfang der Nutzung in jedem Bereich ab. Diskutiert die Ergebnisse und fasst Vor- und Nachteile in folgender
Tabelle zusammen.
Vorteile für den Nutzer
Nachteile für den Nutzer
Printmedien
(Zeitung, Zeitschrift)
audiovisuelle Medien
(Radio, TV)
Online-Medien
(Internet)
Internet Nutzung
„ Wie nutzt ihr das Internet? Betreibt ihr das „Spiel der Spur“, indem ihr gerne Hyperlinks folgt und euch dabei
eher ziellos treiben lasst?
„ Berichtet einander von euren Surf-Erlebnissen im Netz: Worauf seid ihr gestoßen? Habt ihr schon öfters darüber die Zeit vergessen? Habt ihr bisweilen aus den Augen verloren, welchen Weg ihr genommen habt bzw. von
wo ihr ausgegangen seid?
Blogs erforschen
„ Welche Bedeutung haben Online-Communities, speziell Blogs, in eurem Leben? Habt ihr selbst ein Blog? Lest ihr
häufig in Blogs? Nutzt ihr Foren und andere Community-Angebote regelmäßig? Inwiefern sind sie wichtig für
euer Leben? Was würde euch fehlen, wenn es diese Angebote nicht gäbe?
„ Sucht im Internet Blogs, die euch interessante Informationen zu Politik, Kultur, Medien, etc. bieten. Lest über
den Zeitraum einer Woche einige Blog-Einträge durch, folgt den Links, schreibt, wenn ihr wollt, eigene Kommentare. Macht euch dabei Notizen über interessante und über enttäuschende Erlebnisse. Berichtet nach einer Woche an Hand eurer Notizen von euren Erlebnissen und diskutiert die Bedeutung von Blogs für unser Informationszeitalter im Allgemeinen und für die Informationsbeschaffung und -verbreitung im Besonderen.
„ Erstellt gemeinsam bei einem der gängigen Blog-Dienste (z. B. Blogg.de) ein Blog zu eurem Zeitschriftenprojekt, in dem ihr eure Erfahrungen niederschreibt und gegenseitig kommentiert. Beurteilt am Ende, ob und
wie sich das Führen dieses Blogs auf den Arbeitsprozess oder auf die Gruppenstrukturen ausgewirkt hat.
Blogs – Pro und Contra
An den „Deutsche Welle International Weblog Awards“, www.thebobs.com, können Weblogs und Podcasts aus der
ganzen Welt teilnehmen, die in einer von zehn Sprachen (u. a. auch Deutsch und Englisch) geschrieben sind. Im
Zentrum des Wettbewerbs steht die Förderung journalistisch ausgerichteter Angebote. Jeder ist berechtigt, Kandidaten vorzuschlagen. Die Sieger werden durch eine internationale Jury aus unabhängigen Journalisten, Medienwissenschaftlern und Weblog-Experten ermittelt. Je nach Kategorie kommen inhaltliche, funktionale und gestalterische Kriterien zur Geltung. Hier einige Stichpunkte: Inhalt (sprachliche Kompetenz, Verständlichkeit, Aktualität,
Transparenz, Glaubwürdigkeit) – Kreativität (Originalität des Themas, Humor, Verwendung neuartiger Stilmittel) –
Gestaltung (ansprechendes Design, Einbindung anderer multimedialer Elemente wie Animationen, Grafiken, Audio,
Video) – Nutzerfreundlichkeit (Interaktivität, Usability, Verlinkung, Kommentarfunktion).
„ Wählt in einer Zeitschrift ein aktuelles Thema aus und recherchiert im Internet nach Blogs dazu. Beurteilt die
Blogs nach den oben genannten Kriterien oder entwickelt eigene Kriterien. Vergleicht die Berichterstattung in
der Zeitschrift und die Blogs. Wo liegen Stärken und Schwächen der beiden Medien? Diskutiert insbesondere die
Aspekte Authentizität und Glaubwürdigkeit. Findet eine Quellenprüfung statt? Welche Vorteile können in der
Subjektivität der Blogs liegen?
28
„Print hat Potenzial!” – Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
Brücken schlagen
„ Teilt die Zeitschriften aus der Box auf und sucht sie auf Elemente hin durch, die einen „Brückenschlag“ zwischen den verschiedenen Medien darstellen (z. B. Verweis auf Online-Angebote, Email-Adressen, Internet-Links,
News-Ticker).
„ In welcher Art von Zeitschrift finden sich mehr solcher Verweise u. ä.? Seht ihr einen Zusammenhang zu Alter
und Interessen der Leserschaft?
„ Wählt eine Zeitschrift aus, zu der es ein Online-Pendant gibt. Konsumiert beide Magazin-Versionen und vergleicht das Angebot und dessen Wirkung auf euch. Wie unterscheiden sich die Fassungen? Welche Fassung
gefällt euch besser? Warum?
„ Das Rieplsche Gesetz, 1913 von Wolfgang Riepl, Chefredakteur einer Nürnberger Tageszeitung, formuliert,
besagt im Kern, dass kein altes, einfaches Medium von einem neuen, komplexeren Medium gänzlich oder dauerhaft ersetzt wird. Diskutiert diese These im Hinblick auf Zeitschrift und Internet.
„ Diskutiert Weischenbergs Thesen von der „Kultur der Amateure” (s. o.) im Hinblick auf Internet und Zeitschriften. Wie kann der klassische Journalismus „zukunftsfest“ gemacht werden? Wie beurteilt ihr den
Einbezug neuer Formen in das Print- und Onlineangebot der Verlagshäuser? Welche Zukunft haben Zeitschriften
und Zeitungen im Online-Zeitalter?
„Print hat Potenzial!” – Die Zukunft des Mediums Zeitschrift
29
Wie kommt die Botschaft zum Leser?
Besonderheiten des Pressevertriebs in Deutschland
Nichts scheint so selbstverständlich wie der
Kauf von Zeitungen und Zeitschriften – ob
morgens auf dem Weg zur Arbeit, in der
Mittagspause, selbst beim Einkaufsbummel
nach einem stressigen Arbeitstag findet der
Leser Tag für Tag im Kiosk, im PresseFachgeschäft, an der Tankstelle, im Lebensmittelsupermarkt und beim Discounter seine
Presse-Favoriten.
Insgesamt gibt es auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt gegenwärtig über 4.000
Publikumszeitschriften (inländische und ausländische Titel). Zeitschriften spiegeln ein
breites Meinungsspektrum wider. Sie sind damit wichtiger Träger des Meinungspluralismus in unserer Gesellschaft. Die Redaktionen
von Zeitschriften recherchieren und decken
auf. Aufgrund ihrer Themenvielfalt und Informationstiefe leisten Zeitschriften einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen
Diskurs und sind damit unverzichtbarer Bestandteil der Presse- und Meinungsfreiheit.
Wer aber sorgt eigentlich dafür, dass die Zeitschriften und Zeitungen immer zur richtigen
Zeit in der richtigen Menge am richtigen Ort
sind? Verschiedene Möglichkeiten zum Erwerb von Presseerzeugnissen stehen den Lesern in Deutschland offen.
Zeitung ins Haus
Der bekannteste Weg ist das Verlags-Abonnement einer Zeitung oder Zeitschrift. Bei
einem Abonnement wird dem Leser die Zeitung oder Zeitschrift jeden Tag oder jede Woche nach Hause zugestellt. Das ist oft bequemer und billiger, als die Zeitung jeden Tag im
Handel zu kaufen. Allerdings muss man, unabhängig vom aktuellen Inhalt, jede Ausgabe
kaufen.
Abonnements, die nach Hause zugestellt
werden, werden auch über den so genannten
„Werbenden Buch- und Zeitschriftenhandel
(WBZ)“ vertrieben, die ebenfalls für verschiedene Verlage Abonnements werben.
Zeitung zur Miete
Auch im Wartezimmer beim Zahnarzt oder
beim Friseur liegen oft Zeitschriften aus,
meist in bunte Umschläge gehüllt: Diese Zeit-
30
schriften werden dem Arzt von Lesezirkelfirmen frei Haus geliefert. Das Besondere am
Lesezirkel ist, dass die Zeitschriften nicht gekauft, sondern lediglich für einen bestimmten
Zeitraum zu einem relativ günstigen Preis
gemietet werden.
Danach kommt der nächste Kunde, der die
(nicht mehr ganz aktuelle) Mappe für einen
geringeren Preis mieten kann. Der Vorteil an
dieser Vertriebsmethode ist für die Verlage
die hohe Reichweite der Magazine, da jede
Lesezirkelzeitschrift durchschnittlich sechs
Mal so viele Leser erreicht wie eine Zeitschrift, die von einer Einzelperson im Handel
selbst gekauft wird.
Zeitung rund um die Uhr
Ein besonders breites Sortiment an Zeitungen und Zeitschriften ist in den Bahnhofsbuchhandlungen oder auf den Flughäfen
erhältlich. Diese Läden unterscheiden sich
wesentlich vom herkömmlichen Zeitungsladen: Sie müssen direkt auf dem Bahnhofsbzw. Flughafengelände liegen, an sämtlichen
Tagen des Jahres und mindestens 100 Stunden pro Woche geöffnet sein und, ihrem Charakter als Fachgeschäft entsprechend, ein
umfassendes Sortiment vorweisen. Mindestens 1000 verschiedene Titel müssen ständig
präsent sein, während es ein „normaler“ Einzelhändler auf ein Sortiment von durchschnittlich 450 Titeln bringt.
Zeitung überall nach Maß
Der Einzelhandel, also z. B. der Kiosk, der Supermarkt und der Presse-Fachhändler in der
Stadt oder im Dorf werden jedoch nicht direkt
von den Verlagen beliefert, sondern von den
Presse-Grossisten. In Deutschland gibt es
knapp 80 solcher Großhändler (Stand Oktober 2006), die täglich rund 119.000 Einzelhändler beliefern und einen Marktanteil von
etwa 50 Prozent haben. Der Presse-Grossist
erhält die Titel von den Verlagen und beliefert dann die Einzelhändler, die alle Presseartikel bei ihm beziehen, wobei jede Handelsstufe ein Rückgaberecht aller unverkaufter
Titel an den jeweiligen Lieferanten hat. Daher
spricht man von einem dreistufigen Pressevertriebssystem: Verlag – Presse-Grosso –
Einzelhandel.
Wie kommt die Botschaft zum Leser? Besonderheiten des Pressevertriebs in Deutschland
Artikel 5 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes
sichert allen Bürgern das Recht auf ungehinderte Information aus allgemein zugänglichen Quellen zu. Deshalb gewährleistet ein
neutraler Pressegroßhandel die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit
Presse. Im Pressehandel haben sich über die
Jahrzehnte seit Gründung der Bundesrepublik deshalb besondere Rechte und Pflichten
entwickelt, die es in anderen Branchen des
Großhandels nicht gibt.
leistet, dass auch Titel mit nur kleinen Auflagen sowie neue Titel pünktlich und in bedarfsgerechten Mengen Zutritt zum Markt erhalten und den Käufern am „Point of Sale”
präsentiert werden können.
Remission
Zeitungen und Zeitschriften lassen sich nur
so lange verkaufen, wie sie aktuell sind, weil
Nachrichten ein hoch „verderbliches Gut“
sind. Nicht umsonst heißt es ‚Nichts ist so alt
wie die Zeitung von
Absatzkanäle des Pressevertriebs
gestern’.
Verlag
Diese Tatsachen machen die Nachfrage
nach PresseerzeugVerlagsWerbender Buch- +
Großhandel
Lesezirkel
nissen und den Ababonnement
Zeitschriftenhandel
verkauf der an den
Einzelhändler gelieferten Exemplare zu
Einzelhandel
BahnhofsVertriebsstelPost/
einem hohen Risiko.
buchhandel
len/Zusteller
Briefträger
Verlage und Grosso
haben andererseits
Käufer
ein Interesse daran,
die Nachfrage der
Quelle: Axel Springer AG
Leser möglichst umfassend zu befriedigen.
Im Einzelhandel hat sich ein leistungsstar- Also muss an den Einzelhandel so viel Ware
kes Vertriebssystem entwickelt, das auf geliefert werden, dass auch nach Ablauf der
Angebotszeit eher noch etwas übrig bleibt als
sechs Säulen basiert:
dass die Nachfrage der Kunden nicht befriedigt werden könnte.
Alleinauslieferungsrecht
Jeder Grossist beliefert in seinem Vertriebsgebiet sämtliche Presseeinzelhändler, darun- Um den Einzelhändler davor zu bewahren, auf
ter auch Kunden an weit abgelegenen Orten unverkäuflicher Ware ‚sitzen zu bleiben’, haund mit nur ganz geringen Umsätzen, die ben Einzelhändler und Grossisten das Recht,
manchmal weniger als 50 Euro pro Woche alle unverkauften Exemplare an die Verlage
zurückzugeben und dafür eine Gutschrift zu
ausmachen, mit Presse.
erhalten. Das steigert die Bereitschaft der
Wegen dieser Alleinstellung liefert der Gros- Händler, alle lieferbaren Titel in ausreichensist alle Tage alle Titel, die die Verlage ihm der Zahl vorrätig zu haben und auch neue,
anbieten, und muss sie in sein Sortiment auf- kleine und möglicherweise schwer verkäuflinehmen. D. h. der Grossist wird auch weniger che Titel anzubieten.
oft verlangte Titel, an denen nur eine Minderheit ein Interesse hat, ausliefern, selbst wenn Rund 30 Prozent aller vom Großhändler auser von einem Titel in seinem Vertriebsgebiet gelieferten Exemplare werden auf diese Weivon 35 ausgelieferten Titeln nur 6 Stück ver- se remittiert und zum größten Teil umweltkaufen kann. Auf diese Weise ist die so ge- freundlich recycelt. Um in diesem Prozess
nannte Überallerhältlichkeit der Presseer- Zeit und Geld zu sparen und Ressourcen zu
schonen, bemühen sich Grosso und Verlage,
zeugnisse für den Bürger gewährleistet.
die Anzahl der remittierten Exemplare möglichst gering zu halten. Das setzt eine genaue
Neutralität
Der Pressegrossist ist bei der Auflieferung Planung der Auflage und Berechnung der
der Titel und der Aufnahme von Verlagstiteln verkäuflichen Liefermenge pro Einzelhändler
in sein Sortiment zur strikten Neutralität ver- voraus (Disposition).
pflichtet. Kein Verlag oder Titel wird bevorteilt oder benachteiligt. Damit wird gewährVertrieb
Wie kommt die Botschaft zum Leser? Besonderheiten des Pressevertriebs in Deutschland
31
Disposition, Verwendungsbindung
Die Verlage stimmen ihrerseits zunächst einmal ab, welche und wie viele Exemplare eines
Titels an die Grossisten ausgeliefert werden
(Disposition) und wann und wie lange sie auf
dem Markt sein dürfen (Verwendungsbindung). Das bezeichnet man als Verwendungsbindung des Grossisten hinsichtlich derjenigen Tage, an denen ein bestimmter Zeitschriftentitel erstmals im Handel verkauft
werden darf und wann er letztmals verkauft
werden darf, weil danach nämlich die Neuauflage kommt. Der STERN erscheint z. B. immer
donnerstags (Erstverkaufstag), die Auflage
der Vorwoche darf folglich immer bis zum
Mittwoch der folgenden Woche verkauft werden. Die Verlage versuchen, die an den Großhandel gelieferte Verkaufsmenge so zu planen, dass der Einzelhandel möglichst wenige
nicht verkaufte Exemplare zurückgibt (Remission).
Die einzelnen Grossisten haben einen genauen Überblick über die Verkaufszahlen der
jeweiligen Einzelhandelsgeschäfte in ihrem
Gebiet und schätzen deshalb von Ausgabe zu
Ausgabe die aktuellen Verkaufschancen eines
jeden Titels pro Verkaufsstelle ab. Nach dieser Maßgabe bestimmen sie die Liefermenge,
mit der die von ihnen betreuten Einzelhändler
beliefert werden. Zur bedarfsgerechten Verteilung an die Einzelhändler nutzen sie hoch
entwickelte EDV-Programme, die anhand der
Verkaufszahlen der Vergangenheit und der
beim Grossisten gespeicherten Händlerdaten
von Ausgabe zu Ausgabe die nötigen und
möglichen Liefermengen pro Einzelhändler
und Titel errechnen. Der Grossist kann dem
Einzelhändler ausverkaufte Titel jederzeit in
begrenzter Menge nachliefern. Dazu hält er
1 – 2 % aller Exemplare im Reservelager zurück.
In gleichem Umfang, in dem die Verkaufszahlen täglich oder wöchentlich beim Einzelhändler schwanken, variieren auch die Liefermengen. Der Einzelhändler kann beispielsweise von einem Wochenmagazin wie dem
SPIEGEL im Jahr 52 verschiedene Liefermengen erhalten.
Wenn die Liefermengen elektronisch ermittelt worden sind, kommissionieren die Grosso-Mitarbeiter anhand elektronisch erstellter
Lieferscheine die Händlerpakete. Zeitschriften werden in der Regel tagsüber, Zeitungen
noch in der Nacht kommissioniert, geschnürt,
verladen und ausgefahren.
32
Bundesweit legen die Auslieferungsfahrzeuge des Grossos täglich ca. 350.000 Kilometer
zurück, um die Händlerpakete vor Geschäftsöffnung beim jeweiligen Einzelhandelskunden
abzuliefern.
Preisbindung
Zeitungen und Zeitschriften haben überall in
Deutschland den selben Preis. Grund dafür ist
die gesetzlich zugelassene Preisbindung für
Presseerzeugnisse und Bücher. Sie ist wichtige Voraussetzung für die Sicherung der Vielfalt der Produkte und der Angebotsdichte,
weil damit der Wettbewerb über den Preis
ausgeschlossen ist. Die Verlage legen die
Preise für ihre Produkte fest. Sowohl Grossisten als auch Einzelhändler sind vertraglich
verpflichtet, diese Preisbindung einzuhalten.
Die Preisbindung trägt deshalb in wesentlichem Maße dazu bei, dass Nachrichten,
Informationen und Hintergrundrecherchen
nicht zur reinen käuflichen Ware verkommen.
Durch die Preisbindung wird verhindert, dass
attraktive Themen überteuert verkauft werden oder große Einzelhändler LockvogelAngebote zum Nulltarif oder zum halben
Preis machen und so Käuferströme auf sich
lenken, um durch Impulskäufe anderer, preislich hoch angesetzter Waren, die Preisnachlässe beim Randsortiment in der Presse auszugleichen.
Kleinere Einzelhändler könnten solche Nachlässe nicht bieten. Ein Wettbewerb über den
Preis würde deshalb auch nicht selten zur
Vernichtung kleiner Händler an der Ecke führen und damit die Überallerhältlichkeit der
Presse gefährden. Damit trägt auch die Preisbindung wie alle anderen Säulen des Pressevertriebs zum Erhalt der Pressevielfalt, zur
Entstehung neuer Titel und auch zur Existenz
von Verlagen mit Pressetiteln mit kleinen und
mittleren Auflagen bei.
Nach Spartenanteilen berechnet, teilt sich
der Pressemarkt - unterschieden nach Zeitungen und Zeitschriften – folgendermaßen
auf:
Bezogen auf 2005 hatte der Pressemarkt mit
Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland
ein Volumen zu Verkaufspreisen von rund 8
Mrd. Euro. Dem gegenüber hatte der Buchmarkt ein Volumen von rund 9 Mrd. Euro, der
Markt mit Tabakwaren ein Volumen von rund
23 Mrd. Euro und der deutsche Lottoblock ein
Volumen von rund 8 Mrd. Euro.
Wie kommt die Botschaft zum Leser? Besonderheiten des Pressevertriebs in Deutschland
Zeitungsmarkt (2003)
Gewichtete Auflage einer Woche
14,1 Mio Exemplare Remission
8,9 Mio Exemplare Sonstige
96,7 Mio Exemplare
Verkauf durch Abonnement
40,5 Mio Exemplare
Verkauf durch
Einzelhandel
Quelle: Axel Springer AG Berechnungen
auf Basis IVW (Informationsgemeinschaft
zur Feststellung von Werbeträgern e. V.)
Zeitschriftenmarkt (2003)
Gewichtete Auflage einer Woche
4,1 Mio Exemplare Sonstige
2,8 Mio Exemplare Freistücke
19,8 Mio Exemplare Verkauf
durch Abonnement
2,6 Mio Exemplare
Lesezirkel
18,3 Mio Exemplare
Remission
30,8 Mio Exemplare
Verkauf durch Einzelhandel
Quelle: Axel Springer AG Berechnungen
auf Basis IVW (Informationsgemeinschaft
zur Feststellung von Werbeträgern e. V.)
Bedeutung des Presse-Grosso
Das Pressevertriebssystem über Verlage,
Grosso und Einzelhandel mit seinen 6 Säulen
hat nicht nur für die unmittelbar beteiligten
Handelspartner Bedeutung. Es leistet auch
einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Pressevielfalt. Die Neutralitätspflicht und Unabhängigkeit der Presse-Grossisten, ihr Alleinauslieferungsrecht in einem bestimmten Vertriebsgebiet, Preisbindung, Remissionsrecht
aller Handelsstufen und Dispositionsrecht
der Verlage und des Grosso, haben ein ausgewogenes System geschaffen, das den Besonderheiten der Verlagsinteressen einerseits,
aber auch dem Informationsrecht des Bürgers andererseits gerecht wird. Das bestehende System hat sich seit Beginn der
50er Jahre in Deutschland permanent weiter
entwickelt. Gegenwärtig beliefern knapp
80 Presse-Großhandelsunternehmen circa
119.000 Endverkaufsstellen der verschiedensten Geschäftssparten (Pressefachhandel, Kiosk, Tankstelle, Bäckerei, Supermarkt,
Discounter).
Neben den wirtschaftlichen Interessen aller
Beteiligten ist die wichtigste Leistung des
Systems, dass jedes Presseerzeugnis, unabhängig von wirtschaftlicher Macht und politischer Ausrichtung, in den Vertrieb aufgenommen wird und damit allen Bürgern diskriminierungsfrei zur Information zur Verfügung
steht.
Das deutsche Pressevertriebssystem ist in
seiner Effizienz insbesondere für den Bürger
in Europa einzigartig und sichert eine erheblich dichtere und auch aktuellere Versorgung
mit Presseerzeugnissen als in vergleichbaren
europäischen Staaten.
Klaus-Dieter Wülfrath – unter Verwendung einer Arbeit
von Hans-Dieter Müller, GF-Gesellschafter der PresseGrosso Dittmann und Katja Gläß/Katrin Gröschel* sowie
Daten des VDZ und von Frank Nolte, GF des ZeitschriftenGroßvertrieb Carl Strobel - Karlsruhe im Dezember 2006
* ehemals Studierende am Institut für Kommunikationsu. Medienwissenschaft der Universität Leipzig
Wie kommt die Botschaft zum Leser? Besonderheiten des Pressevertriebs in Deutschland
33
Ideenpool: Methoden, Ideen und Tipps für die
Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
Die Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
bietet vielfältige Möglichkeiten der Leseerziehung und -förderung sowie Anknüpfungspunkte an Rahmenplanthemen wie z. B. das
Erstellen von Inhaltsangaben, sinnerfassendes Lesen, das Lesen und Verstehen diskontinuierlicher Texte, die Analyse von Sachtexten
u. v. m. Im Folgenden werden zunächst verschiedene Methoden aufgezeigt, die zum besseren Textverständnis führen und den Schülerinnen und Schülern individuelle Lesestrategien anbieten. Diese Lesestrategien können
im weiteren Unterricht als sogenannte „Verstehensrituale“ angewendet werden. Es ist
sinnvoll, sich auf eine oder zwei Methoden zu
beschränken.
Im weiteren Verlauf finden Sie praktische
Tipps und Unterrichtsideen, wie das Zeitschriftenprojekt zu einem herausgehobenen
„Unterrichtsevent“ und einem attraktiven
Leseanreiz werden kann, der auch leseschwache Schülerinnen und Schüler anspricht.
Unterrichtsmethoden
Verstehenshorizonte nutzen
Bei diesem Einstiegsverfahren können Texte zunächst mit folgenden Marginalien versehen
werden:
Das war neu für mich.
!
Das verstehe ich nicht.
??
Das möchte ich fragen.
?
Darüber möchte ich sprechen. ☺
In einer vereinfachten Form können auch nur die Randbemerkungen ! und ? verwendet werden.
W-Fragen
W-Fragen (wer, was, wann, wo, warum) an den Text stellen und in der Gruppe beantworten.
Dabei wird auch das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler einbezogen.
Clustern
Lies die Überschrift des Textes (und den ersten Satz) und schreibe das Kernwort aus dem Text als Sinnmitte für
ein Cluster auf.
Clustere zu dem Kernwort, indem du aufschreibst, was dir spontan einfällt.
Vergleiche dein Cluster mit den Clustern deiner Gruppe/deines Partners: Was wisst ihr schon über das Kernwort? Was interessiert euch besonders? Welche Fragen habt ihr?
Lies jetzt den ganzen Text. Überprüfe, ob deine Erwartungen erfüllt und deine Fragen beantwortet wurden.
Überprüfe, was du noch erfahren hast.
34
Ideenpool: Methoden, Ideen und Tipps für die Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
Interaktionales Schreiben
Dieses Einstiegsverfahren zur Textanalyse und -interpretation bietet sich für Gruppen von
4 – 5 Schülern an. Jedes Gruppenmitglied liest den gleichen Text und erhält zusätzlich ein leeres Blatt Papier.
„ Schreibe einen textbezogenen Einfall, eine Frage oder eine Stellungnahme auf. Reiche dein Blatt an deinen
rechten Nachbarn weiter.
„ Reagiere auf den Einfall, die Frage oder Stellungnahme auf dem dir jetzt vorliegenden Blatt.
„ Wiederholt den Vorgang, bis jeder wieder sein Blatt hat. Manchmal kann auch ein zweiter Durchgang erfolgen.
„ Sprecht darüber, zu welchen Ergebnissen und Deutungsansätzen ihr gekommen seid. Lest dazu von euren
Zetteln vor und diskutiert.
„ Im Plenum: Stellt euer Gruppenergebnis vor.
Fünf-Schritt-Lesemethode
Ein Text wird in verschiedene Abschnitte unterteilt. Für jeden Abschnitt werden fünf Schritte
durchgeführt: Lesen, Fragen stellen, markieren, Zwischenüberschriften finden, zusammenfassen.
Reziprokes Lehren und Lernen vermitteln
Wie die Forschung zeigt, erfüllt dieses Verfahren durch die Arbeitsschritte „Klären – Fragen –
Zusammenfassen – Vorhersagen“ wichtige Funktionen für das Verstehen von Texten.
„
„
„
„
Bildet Gruppen mit ca. 4 – 5 Personen.
Unterteilt den Text in Abschnitte und legt für jeden Abschnitt einen Lehrer/Moderator fest.
Lest den Text abschnittsweise und klärt unbekannte Worte.
Stellt Fragen zu dem jeweiligen Abschnitt und beantwortet diese. Der Lehrer/Moderator nimmt die Gruppenmitglieder beim Fragen und Antworten dran.
„ Formuliert pro Abschnitt eine Zusammenfassung in einem Satz (!). Der Lehrer/Moderator schreibt die Zusammenfassung auf.
„ Überlegt, wie der Text weitergehen könnte.
Über den Rand schreiben
„ Notiere dir Schlüsselwörter – Zwischenüberschriften – Fragen.
„ Vergleiche mit den Randnotizen deines Partners/deiner Gruppe.
Verstandenes während des Lesens strukturieren
„
„
„
„
Finde die Schlüsselwörter im Text.
Gliedere den Text in Abschnitte und finde Überschriften für Texte und Textteile.
Erkenne Verknüpfungen zwischen einzelnen Informationen, Sätzen und Abschnitten und markiere sie.
Unterstreiche wesentliche und wichtige Informationen.
Verstandenes nach dem Lesen strukturieren
„
„
„
„
„
„
„
Präsentiere den Inhalt des Textes in Form einer Mind Map.
Mini-Story: Erzähle den Textinhalt in 50 Wörtern.
Formuliere Stichpunkte zu Textteilen oder zum Text insgesamt.
Wandle wesentliche Informationen in prägnante Aussagen um.
Formuliere eine Zusammenfassung des Textes.
Erstelle aus mehreren Texten zu einem Thema einen Text.
Entwickle Multiple-Choice-Aufgaben, die nach der Lektüre des Textes gelöst werden können.
Ideenpool: Methoden, Ideen und Tipps für die Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
35
Ideen und Tipps
Organisatorisches
Oftmals liegen den Zeitschriften attraktive Extras bei. Diese können vor der Ausgabe an die
Schüler entnommen und zum Abschluss des Zeitschriftenprojektes verlost oder verteilt werden. Von den Schülern gewählte „Zeitschriftenverantwortliche“ (2 – 4 Schüler) können eigenverantwortlich das Entleihen und Einsortieren der Zeitschriften organisieren. Eine Ausleihliste mit allen Zeitschriften, z. B. als Aushang auf einem Plakatkarton DIN A 1, erleichtert die
Übersicht.
Der Zeitschriftenladen in der Klasse
„ Legt die verschiedenen Zeitschriften aus der Box wie in einem Zeitschriftenladen auf Tischen aus.
„ Drei von euch schlendern mit Mikrofon und portablem Aufnahmegerät ausgestattet durch diesen „Zeitschriftenladen“ und sehen sich das Zeitschriftenangebot an. Sie sprechen dabei ihre Gedanken zu den verschiedenen Zeitschriften, die sie sich ansehen und ggf. auch durchblättern, möglichst natürlich und spontan ins
Mikrofon, so dass ein „innerer Monolog eines Kunden im Zeitschriftenladen“ entsteht. Falls ihr nicht die Möglichkeit zur Aufnahme habt, muss einer nach dem anderen in den „Laden“ gehen und laut seine Gedanken
äußern, so dass jeder ihn/sie hören kann.
„ Anschließend werden die drei Monologe gemeinsam angehört, verglichen und diskutiert. Was lässt sich aus den
Monologen darüber ableiten, wie eine Zeitschrift beschaffen sein muss, damit sie das Interesse eines Lesers
weckt?
Analyse einer Zeitschriftenseite
„ Nehmt ein großes Lineal, einen Taschenrechner und Notizpapier und vermesst eine typische Seite aus einem
Ressort.
„ Wie groß ist die Seite in cm2? Wie viel Raum in cm2 nehmen die Bilder, wie viel der Text, wie viel ein Kopf, wenn
vorhanden, wie viel die Werbung ein?
„ Rechnet aus, wie viel Prozent der Seite jeweils von Bildern, Text, Werbung und ggf. Kopf eingenommen wird.
„ Wendet die Messung auf Seiten verschiedener Ressorts innerhalb eurer Zeitschrift an. Diskutiert, welche
Funktion die unterschiedlichen Werte haben.
„ Vergleicht die Werte verschiedener Zeitschriften miteinander.
„ Diskutiert, welche Zielgruppe eure Zeitschrift anspricht und überprüft, ob es zwischen den Messwerten und der
Zielgruppenzuordnung eine Beziehung gibt.
KOPF
SCHLAGZEILE
BILD
TEXT
WERBUNG
36
T
E
X
T
W
E
R
B
U
N
G
B
I
L
D
Ideenpool: Methoden, Ideen und Tipps für die Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
Analyse eines Artikels
„ Wählt einen Artikel aus, der euch typisch für ein Ressort erscheint.
„ Messt nach, wie viel Prozent des Artikels für die Schlagzeile, den Text und die Bilder verwendet werden.
„ Untersucht die Schlagzeile auf die Sprache hin: Welche Wortarten werden verwendet, welche nicht? Welche
grammatischen Formen werden verwendet? Welche Satzarten kommen vor?
„ Untersucht den Text eures Artikels: Wie ist er aufgebaut? Welche Aussage- oder Wirkungsabsicht hat er? Wie
ist er sprachlich gestaltet: Wortwahl – Fremd- oder Fachwörter, Satzarten, Aufbau der Sätze usw.
Eine Zeitschriftenseite gestalten
„ Entwerft eine Blanko-Seite mit einem für eure Zeitschrift typischen Aufbau.
„ Gestaltet selbst eine Seite mit einem eigenen Artikel, z. B. mit einem Thema aus eurer Schule.
„ Diskutiert dabei insbesondere: Wer soll angesprochen werden? Was soll der Arikel aussagen oder wie soll er
wirken? Wie muss demnach die Schlagzeile/der Aufmacher formuliert sein? Wie viel Raum steht für den Text zur
Verfügung? Wie kann gekürzt werden? Welches Bildmaterial ist geeignet? Welche Werbung passt zu dem Artikel,
welche nicht?
„ Probiert verschiedene Varianten aus und diskutiert, wie sich jeweils die Wirkung verändert.
„ Vergleicht eure Seite mit denen von Gruppen mit anderen Zeitschriften. Diskutiert Unterschiede und mögliche
Gründe dafür.
Experiment: Stil einer Zeitschrift verändern
„ Experimentiert mit Veränderungen bestehender Zeitschriften hinsichtlich Stil und Aufmachung: Wählt zwei völlig verschiedene Zeitschriften aus und gestaltet eine Doppelseite der einen Zeitschrift um im Stil und in der
Aufmachung der anderen Zeitschrift.
„ Wie erscheint das Ergebnis? Passt der Text noch? Oder müsste der Text auch im Stil angepasst werden?
„ Schreibt Zeitschriftenartikel um, so dass sie zum Stil einer anderen Art von Zeitschrift passen, z. B. einen
Artikel des Spiegel, so dass er zum Stil der Bravo Girl passt und umgekehrt!
„Der typische Leser“
„ Verteilt die Zeitschriften auf verschiedene Gruppen; jede Gruppe erhält ca. 3 Zeitschriften. Erstellt in den
Gruppen an Hand des Inhalts, des Stils, der Aufmachung und der Werbeanzeigen ein möglichst klares Profil
eines typischen Lesers der Zeitschrift (Alter, Bildungsstand, Beruf, Interessen, Hobbys, Haltungen etc.).
„ Fragt auch beim Verlag nach, recherchiert im Internet oder macht eine Umfrage zum Leserprofil der Zeitschrift.
„ Dokumentiert eure Profile auf Wandplakaten, auf denen ihr die Aussagen zum typischen Leser mit Hilfe von Ausschnitten aus der Zeitschrift belegt.
Ideenpool: Methoden, Ideen und Tipps für die Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
37
Exkursion
Im Rahmen des Zeitschriftenprojektes bietet sich das Aufsuchen außerschulischer Lernorte
an, um mehr über den Entstehungsprozess und Vertriebsweg zu erfahren. Die Exkursion zu
einem Pressegrossisten oder einem Zeitschriftenverlag – evtl. mit Besuch einer Redaktionssitzung, in die Druckerei oder ins Museum kann fächerübergreifend (Deutsch, Arbeitslehre,
Technik, Mathematik, Geschichte) vor- und nachbereitet werden.
Zeitschriften im Alltag entdecken
„ Sichtet in Gruppen das Zeitschriftenangebot im Flughafen, am Hauptbahnhof, im Kiosk, im Einkaufsmarkt, an
der Tankstelle usw. Analysiert das Angebot und vergleicht die Präsentation der Zeitschriften und erarbeitet
Optimierungsvorschläge.
„ Wann lest ihr, eure Eltern und eure Lehrer Zeitschriften? Wo kauft oder leiht ihr sie aus? Wie werdet ihr auf interessante Zeitschriften und -artikel aufmerksam?
Marketing und Verkaufsförderung
„ Wählt in Zweiergruppen eine Zeitschrift aus dem Paket aus und erarbeitet eine Werbepräsentation der
Zeitschrift, z. B. als Anzeige in einer anderen Zeitschrift oder im Internet, als Werbeclip fürs Radio oder Fernsehen oder als Abonnement-Verkaufsgespräch auf der Straße. Berücksichtigt dabei die von der Zeitschrift anvisierte Zielgruppe.
„ Wählt pro Gruppe zwei Zeitschriften aus dem Paket aus, die sich in Inhalt, Aufmachung und Zielgruppe sehr ähnlich sind. Vergleicht die Zeitschriften und notiert Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Stellt euch nun vor, diese
zwei Zeitschriften wären je ein Prototyp einer neuen, noch nicht auf dem Markt erhältlichen Zeitschrift. Ihr seid
Mitarbeiter eines großen Zeitschriftenverlages und müsst die zwei Zeitschriften vergleichend beurteilen im
Hinblick darauf, welche der beiden sich besser vermarkten lässt. Schreibt eine Empfehlung für die Verlagsleitung.
„ Welche Ideen habt ihr für eine neue Zeitschrift? Welche Zeitschrift, die ihr für marktfähig haltet, gibt es noch
nicht? Erstellt ein Exposé zu eurer Zeitschrift, wie ihr es einem Verleger präsentieren könntet (mit Angaben zu
Preis, Umfang, Erscheinungsweise, Zielgruppe, Inhalte, Stil, Aufmachung/Layout sowie möglichen Anzeigenkunden und mit dem Beispiel einer Titelseite, eines Inhaltsverzeichnisses und einer beliebigen Doppelseite aus dem
Hauptteil).
38
Ideenpool: Methoden, Ideen und Tipps für die Arbeit mit Zeitschriften im Unterricht
Lesetipps
Zeitschriften/
Print-Journalismus
Claudia Mast (Hg.)
Annette Gevatter
ABC des Journalismus
Druckreif
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 10. Aufl. 2004,
750 S., ¤ 29,90
av edition, Ludwigsburg 4. Aufl. 2002, 112 S., ¤ 18,-
Edigna Menhard/Tilo Treede
Die Zeitschrift
Von der Idee bis zur Vermarktung
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2004,
364 S., ¤ 24,90
Über die unterschiedlichsten Arten von
Zeitschriften informiert dieser Band:
Praxisorientiert wird gezeigt, welche
Spezifika die einzelnen Zeitschriftentypen auszeichnen und was man als Macher einer entsprechenden Zeitschrift
zu beachten hat, von journalistischen
Fragestellungen übers Layout bis hin zu
Vermarktung und Vertrieb. Profunde
Einführung ins Zeitschriftenwesen der
Gegenwart!
Das umfangreiche Handbuch besteht
aus Einzelbeiträgen verschiedener
Fachleute zum Thema. Es enthält in
denkbar kompakter Form so ziemlich
alles, was man über den Journalismus
in Deutschland wissen kann: Der Beruf
Journalist wird abgegrenzt, die rechtlichen Grundlagen des Berufs werden
dargelegt, die Grundformen journalistischer Darstellungsweise werden definiert, die verschiedenen vom Journalismus bearbeiteten Themenfelder und
Ressorts werden erläutert u. v. m. Neu
in der überarbeiteten Auflage: ein eigenes Kapitel zum Online-Journalismus.
Volker Wolff
Stephan Ruß-Mohl
Journalismus
Das Handbuch
Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt 2003,
392 S., ¤ 29,90
Das wohl beste Handbuch zum Feld des
Journalismus: Praxisnah und anhand
zahlreicher Beispiele aus den Printmedien werden die Grundlagen des journalistischen Arbeitens beschrieben, wobei
die Arbeitsmittel und -prozesse des
Journalisten sowie die Eigenarten der
verschiedenen Ressorts ebenso umfassend behandelt werden wie ethische
und medienrechtliche Fragen. Vom Unterschied zwischen Bericht und Reportage über manipulative Sprachverwendung bis hin zum verantwortungsvollen
Umgang mit der Privatsphäre Prominenter – jedes Kapitel ist ein kompaktes, höchst informatives Lehrstück.
Wolf Schneider/Paul-Josef Raue
Das neue Handbuch des
Journalismus
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2. Aufl.
2006, 400 S., ¤ 10,90
Dieses Handbuch ist ein fast unentbehrlicher Begleiter für jeden, der im Bereich des Print-Journalismus tätig sein
will oder sich über diesen informieren
möchte. In kompakter Form, dabei ausgesprochen klar und verständlich,
nimmt es zu Aufgaben, Möglichkeiten
und Gefahren der journalistischen
Tätigkeit Stellung, zu Recherchearten
und -quellen, zu den textlichen Eigenheiten journalistischer Formen, zu Instrumenten der Lesergewinnung, zu
sprachlichen und stilistischen Stolperfallen sowie zur ethischen Verantwortung des Journalisten.
ABC des Zeitungs- und
Zeitschriftenjournalismus
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2006,
374 S., ¤ 29,90
Speziell auf die Arbeit in Zeitungs- und
Zeitschriftenredaktionen zugeschnitten
ist dieses Buch. Nach einleitenden Kapiteln zu Recherche und Sprache werden die verschiedenen journalistischen
Textsorten einzeln ausführlich vorgestellt. Es folgen Abschnitte zum Einsatz
von Kästen und Grafiken, zur Bearbeitung von Service- und Ratgeberthemen,
zur besonderen Bedeutung der Überschrift sowie zur Bebilderung und zum
Layout von Beiträgen. Ein sehr praxisnahes Handbuch, das die Grundlagen
journalistischen Schreibens profund
darstellt.
Nicht mit der inhaltlichen, sondern mit
der handfesten herstellerischen Seite
von Printerzeugnissen befasst sich dieses sehr schön gestaltete Büchlein. Es
liefert einen kurzen, kompakten und
auch für Schüler gut verständlichen
Rundumschlag über die zentralen
Schritte der Druckvorbereitung: Satz
und Layout, Repro, Papierauswahl,
Druckverfahren und -verarbeitung. Ohne jedes nur Fachleuten geläufige Fachchinesisch führt es hervorragend ins
Basis-Know-how textgestalterischer
Berufe ein.
Erik Möller
Die heimliche
Medienrevolution
Wie Weblogs, Wikis und freie
Software die Welt verändern
Heise Verlag, Hannover 2. Aufl. 2006, 231 S., ¤ 19,-
Seit es Zeitungen und Zeitschriften
gibt, werden diese genau wie alle anderen klassischen Medien als Machtinstrumente eingesetzt – nicht von ungefähr bezeichnet man sie aufgrund ihres
meinungsbildenden Potenzials gerne
als vierte Staatsgewalt. Doch mit dem
„demokratischen Medium“ Internet
vollzieht sich auf diesem Gebiet eine
Revolution: Mit Open-Source-Software,
Blogs und auch Wikis stehen den Menschen wirkungsvolle Instrumente zur
Verfügung, in größerem Rahmen Wissen zu teilen und sich unabhängig zu
informieren. Engagierte Beschreibung
dieses Phänomens!
Henri Nannen Preis 2005
Gelesen von Christian Brückner
Audio Media Verlag, München 2005, 3 CDs,
ca. 234 Minuten, ¤ 14,90
Sieben vorbildliche Zeitschriften-Reportagen aus den Jahren 2004/05 enthält dieses Hörbuch: Paradebeispiele
des anspruchsvollen Print-Journalismus, in den Kategorien „Reportage“,
„Dokumentation“ und „Investigative
Berichterstattung“ ausgezeichnet mit
dem nach dem Stern-Gründer benannten Henri-Nannen-Preis. Die sieben ursprünglich in Spiegel, Stern, Zeit,
NZZ Folio und Geo erschienenen Texte
widmen sich ganz verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Themen –
fesselnde Lehrstücke sind sie alle.
Lesetipps
Berühmte Zeitschriften und
ihre Macher
H.-J. Jakobs/W. R. Langenbucher (Hg.)
Das Gewissen ihrer Zeit
Fünfzig Vorbilder des
Journalismus
Picus Verlag, Wien 2004, 280 S., ¤ 19,90
Journalisten haben einen enormen Einfluss auf das Denken ihrer Zeit; viele
von ihnen sind – über die tagesaktuelle
Berichterstattung hinaus – als Schriftsteller und Geistesgrößen in die Literaturgeschichte eingegangen. 50 große
deutschsprachige Journalisten porträtiert dieser Band – von Lessing, Börne,
Heine und Fontane über Kraus, Kisch,
Ossietzky und Tucholsky bis hin zu
Haffner, Dönhoff, Nannen und Augstein.
39
Reizvollerweise stammen die Porträts
selbst aus der Feder prominenter Journalisten, etwa von Willemsen, Glotz
oder Riehl-Heyse. Ein gelungener Kanon!
Lutz Hachmeister/Friedemann Siering (Hg.)
Die Herren Journalisten
Die Elite der deutschen Presse
nach 1945
C. H. Beck Verlag, München 2002, 328 S., ¤ 14,90
Dieses Taschenbuch versammelt Essays über die Protagonisten der Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft der
deutschen Nachkriegszeit. Die großen
Blätter der Bundesrepublik und ihre Macher werden vorgestellt, wobei besonders die Frage untersucht wird, ob und
wie die sich stets als unabhängig gebärdenden Meinungsführer mit anderen
Machtgruppen aus Politik und Wirtschaft verflochten waren. Ein Schwerpunkt liegt auf den Kontinuitäten zum
Journalismus des Dritten Reiches.
Hochinteressant!
Rudolf Augstein
Schreiben, was ist
Kommentare, Gespräche, Vorträge
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2003,
352 S., ¤ 24,90
Journalist werden/
Zeitschriften machen
Christoph Wöhrle
Berufsziel: Journalist
uni-edition, Berlin 2006, 205 S., ¤ 19,90
Wie werde ich Journalist? Eigne ich
mich überhaupt für diesen Beruf? In
welche Richtung möchte ich gehen,
welchen Ausbildungsweg schlage ich
ein? Solche Fragen beantwortet dieses
Büchlein, das am Berufsfeld Journalismus interessierten Jugendlichen viel
Wissenswertes und Nützliches nahe
bringt. Verschiedene Ausbildungswege
(Studium, Journalistenschule) werden
ebenso vorgestellt wie Praktikum, Volontariat und der (Quer-)Einstieg als
freier Mitarbeiter. „Modellhafte“ Lebensläufe, Erfahrungsberichte und Insidertipps ganz unterschiedlicher Journalisten runden das als Einstieg gut geeignete Buch ab.
Susanne Mendack
Berufsfeld Journalismus
Fit for Business Verlag, Regensburg 2. Aufl. 2001,
184 S., ¤ 5,95
Gerhard Kromschröder
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2002,
142 S., ¤ 14,90
Glanz und Elend eines
Berufsstandes
Picus Verlag, Wien 2006, 152 S., ¤ 14,90
Gerhard Kromschröder, einer der renommiertesten Zeitschriftenjournalisten Deutschlands – legendär sind seine
investigativen Undercover-Reportagen
für den Stern, u. a. über Neonazis, Giftmüllskandale, die Flick-Affäre und die
Lebensbedingungen türkischer Gastarbeiter – , plaudert aus dem Nähkästchen: Leidenschaftlich plädiert er für
einen der Aufklärung und der Kontrolle
der Mächtigen verpflichteten Journalismus und prangert jene Kollegen an, die
aus eigenem Machthunger, aus Eitelkeit
oder bloßer Faulheit die wichtigste Ei-
Walter Hömberg/Renate Hackel-de la Tour
Studienführer Journalismus,
Medien, Kommunikation
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 3. Aufl. 2005,
624 S., ¤ 19,90
Kaum eine Zeitschrift wurde so sehr
von einer einzelnen Person geprägt wie
der Spiegel von Rudolf Augstein, der
ihn von der Gründung des Blattes 1947
bis zu seinem Tod 2002 herausgab. Diese chronologisch geordnete Sammlung
von im Spiegel publizierten Kommentaren und Gesprächen Augsteins sowie
einiger seiner Reden bietet nicht nur
eine kompakte Übersicht über die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Themen aus 55 Jahren deutscher
Geschichte, sondern erlaubt an vielen
Stellen auch aufschlussreiche Einblicke
in das Wesen und den Wandel des bedeutenden Nachrichtenmagazins.
Ach, der Journalismus
40
genschaft jedes ernsthaften Journalisten vermissen lassen: die kritische Distanz.
Vor allem praktisch ausgerichtet ist dieses Taschenbuch: Mit Eignungs-Checklisten, Auszügen aus Aufnahmetests
von Journalistenschulen, zahlreichen
Adressen und vielen weiteren konkreten Angaben bietet es eine grobe Orientierung für Schüler, die sich erstmals
mit dem Berufsfeld befassen, sowie für
diejenigen, die einen Einstieg in diese
berufliche Laufbahn suchen.
Elke Ahlswede
Wer sich für ein Studium im Bereich der
Kommunikationsberufe, z. B. Publizistik, Journalistik, Medien- und Kommunikationswissenschaft, interessiert, der
kommt ohne diesen Studienführer kaum
aus. Ausführlich werden 70 Studiengänge mit Informationen zu Lehrangebot,
Studienstruktur und -dauer, Zulassungsverfahren, Ausstattung, Forschungsschwerpunkten etc. vorgestellt.
Weitere 140 Einrichtungen mit Aus- und
Fortbildungsangeboten werden kurz
porträtiert. Eine unverzichtbare Orientierungshilfe!
Walther von La Roche
Einführung in den
praktischen Journalismus
Econ Verlag, Berlin 17. Aufl. 2006, 309 S., ¤ 17,95
Auch dieser Klassiker führt angehende
Journalisten oder solche, die es werden
wollen, in die Praxis des Berufs ein. Die
verschiedenen Wege zum Journalismus
werden dargestellt; das Hauptaugenmerk liegt aber auf einer Beschreibung
der Tätigkeitsfelder und Arbeitstechniken in diesem Beruf: dem Wie des
Story-Findens, Recherchierens und
Textverfassens. Praktische Tipps wie
z. B. eine Liste von „Dingen, die ein
Chefredakteur von einem freien Mitarbeiter verlangt“ und Übungen ergänzen die Theorie.
Bernhard Pörksen (Hg.)
Trendbuch Journalismus
Erfolgreiche Medienmacher über
Ausbildung, Berufseinstieg und
die Zukunft der Branche
Halem-Verlag, Köln 2005, 299 S., ¤ 16,-
Das Praktikum im
Journalismus
Der Weg in den Journalismus führt
nicht selten über Praktika, bei denen
man nicht nur Wichtiges lernt, sondern
unter Umständen auch entscheidende
Kontakte knüpft. Was es dabei zu beachten gilt, erläutert dieses Buch in
knapper Form, wobei es sich weniger an
Journalisten auf Jobsuche, sondern vor
allem an Schüler richtet, die sich über
die Praxis eines journalistischen Berufs
erst einmal Klarheit verschaffen wollen.
Mit Statements von Praktikumsabsolventen und Redakteuren!
Lesetipps
Mit dem Aufkommen neuer Medien,
dem zunehmend großen Heer an miteinander konkurrierenden freien Mitarbeitern und der immer stärker aufweichenden Grenze zu PR und Werbung
entstehen neue Herausforderungen an
Journalisten. Welche Kompetenzen
muss man heute mitbringen, um in diesem Beruf erfolgreich zu sein? In von
Journalistik-Studenten geführten Interviews stellen sich prominente Fernsehund Print-Journalisten dieser Frage, unter anderem Stefan Aust, Reinhold
Beckmann, Kai Diekmann, Sandra
Maischberger, Bascha Mika, Michael
Naumann und Anne Will. Amüsant und
lehrreich!
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf
Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
Die folgenden Kurzporträts beziehen sich auf die Titel in den Boxen. Sie wurden von den
Initiatoren gemeinsam mit Lehrkräften ausgewählt und von den Verlagen im Rahmen des
Projekts „Zeitschriften in die Schulen“ zur Verfügung gestellt.
Die Zeitschriftenboxen sind nach Klassenstufen differenziert: Für die Klassen 5 – 8 und 9 – 12
sind unterschiedliche Zusammenstellungen erhältlich, um den verschiedenen Interessen und
Kompetenzen Rechnung zu tragen. Eine ganze Reihe von Titeln ist, da nicht an ein bestimmtes Alter gebunden, in beiden Boxen enthalten. Die Inhaltsbeschreibungen basieren weitgehend auf den „Presse-Porträts“ des Hamburger Presse-Fachverlages.
Identische Titel in beiden Zeitschriftenboxen
JUGEND
FRAUEN
BRAVO
AMICA
Verlag: Heinrich Bauer Verlag KG
Internet: www.bravo.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 1,30
Europas größtes Jugendmagazin für Pop-Musik,
Film und Fernsehen, Lebenshilfe und Partnerschaft.
Verlag: BUNTE Entertainment Verlag GmbH
Internet: www.amica.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 4,Das Frauenmagazin für junge, aufgeschlossene
Frauen informiert über Stars, Mode, Lifestyle,
Beauty und über Lust und Liebe. Es liefert interessante Reportagen und Interviews.
BRAVO GIRL
Verlag: Heinrich Bauer Verlag KG
Internet: www.bravo.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 1,70
Mädchenzeitschrift, die alles liefert, was Schülerinnen interessiert: Mode, Kosmetik, Freizeit und
Lifestyle in einem frischen, bunten Layout.
YAM
Verlag: AS Young Mediahouse GmbH
Internet: http://yam.msn.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 1,30
Jugendzeitschrift mit Beiträgen über Stars, Handys, Internet, PC, Liebe, Sexualität, Kino und Musik
und mit einem abgeschlossenen Foto-Roman.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschriften
sind primär ein Angebot zum unterhaltsamen
Lesen – in Freiarbeitszeiten, offenen Lesephasen,
Freistunden u. Ä. Darüber hinaus bieten sie ergiebiges Material für Gespräche in der Gruppe und in
der Klasse sowie für vielfältige inhaltliche und formale Analysen. So kann beispielsweise der Sprachstil einer Zeitschrift – „Jugendsprache“, Verwendung von Anglizismen u. Ä. – untersucht, ebenso
verschiedene Jugendzeitschriften miteinander
verglichen werden. Dies fördert die kritische Leseund Sprachkompetenz.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Vergleiche mit
anderen Mädchen- und Frauenzeitschriften – zum
Beispiel über das implizierte Frauenbild oder Sicht
von Partnerschaft, Liebe, Sexualität – fördern die
kritische Lesekompetenz.
POLITIK UND GESELLSCHAFT
DER SPIEGEL
Verlag: Spiegel-Verlag Rudolf Augstein
Internet: www.spiegel.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 3,40
Europas größtes Nachrichtenmagazin. Die Zeitschrift analysiert und kommentiert aktuelle Ereignisse und Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Neben den
Spiegel-typischen Magazinbeiträgen sind SpiegelGespräch, -Report, -Serie und -Essay Darstellungsformen, die für diese Zeitschrift charakteristisch sind. Der Spiegel versteht sich traditionell als
kritischer Kommentator aktueller Politik.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Aufgrund seiner
thematischen Ausrichtung und seines sprachlichstilistischen Niveaus erscheint der Einsatz des Magazins erst bei älteren Schülern angebracht. Die
Bandbreite der Artikel kann in vielen Fächern gewinnbringend genutzt werden. Durch die kritische
Berichterstattung des Magazins wird den Schülern
die Tatsache bewusst, dass menschliches Handeln
in allen Bereichen immer auch interessegeleitet
und nicht nur sachorientiert ist.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
41
FOCUS
PLAYSTATION 2 MAGAZIN
Verlag: Focus Magazin Verlag GmbH
Internet: www.focus.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 2,90
Modernes Nachrichtenmagazin mit Berichten über
die wichtigsten Themen aus Wirtschaft, Politik,
Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Der „Focus“ möchte eine Lesergruppe ansprechen, die
motiviert, aufgeschlossen und pragmatisch ist.
Verlag: CyPress
Internet: www.cynamite.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 6,99
Spielkonsolenmagazin mit Playstation 2-Demos
auf der Heft-DVD ist ein Ratgeber für VideospielEinsteiger und Profis mit umfassenden Spiele-Vorstellungen, Tests und Tipps.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Eine Vielzahl
von Focus-Artikeln kann bei Beachtung ihres Anspruchs an die Lesekompetenz der Schüler etwa
von der 7. Klasse an gewinnbringend als aktuelle
und kritische Ergänzung zum Schulbuch eingesetzt
werden - vor allem in den Fächern Sozialkunde/
Politik, Wirtschaftslehre und Deutsch.
STERN
Verlag: Gruner + Jahr AG
Internet: www.stern.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 2,80
Der „Stern“ liefert seinen Lesern jede Woche
einen Überblick über die wichtigsten Themen aus
Politik, Wirtschaft, Wissenschaft/Medizin, Kultur
und Unterhaltung. Dabei nimmt er einen klaren,
unabhängigen Standpunkt ein. Gleichzeitig setzt
der „Stern“ auf eine zeitgemäße Optik, die sich
besonders durch eine emotionale Bildsprache auszeichnet.
Methodisch-didaktischer Hinweis: „Stern“-Beiträge, insbesondere sorgfältig recherchierten Serien,
können zu zahlreichen Sachthemen aus den Bereichen Sozialkunde/Politik, Erdkunde, Geschichte
und Biologie als Ergänzung zum Schulbuch verwendet werden. Vorauszusetzen ist dabei, dass
sich die Schüler mit der meinungsbildenden Haltung des „Stern“ auseinandersetzen können.
COMPUTER
COMPUTER BILD
Verlag: Axel Springer Verlag AG
Internet: www.computerbild.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 1,30
Die Zeitschrift berichtet leicht verständlich und
informativ über alle wichtigen Themen: Computer,
Internet, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik.
COMPUTER BILD SPIELE
Verlag: Axel Springer Verlag AG
Internet: www.computerbild.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,99
Die Zeitschrift setzt auf verständliche, unterhaltsame, nutzwertige Berichte sowie aktuelle Informationen über PC- und Konsolenspiele und Tests.
Sie verrät Tricks sowohl für Gelegenheits- wie für
„Profi“-Spieler und enthält eine CD.
42
TOMORROW
Verlag: Tomorrow Verlag GmbH & Co. KG
Internet: www.tomorrow.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,30
Internetillustrierte mit aktuellen Reportagen und
Hintergrundberichten für Internet-Interessierte
mit Tests und Vorstellung neuer Produkte.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschriften
sind ein spezielles Angebot für Interessierte an
Computern, Computerspielen und Internet. Sie motivieren auf dem Weg über diese Fachgebiete zum
Lesen allgemein und fördern implizit die Praxis des
Informationslesens. Sie sind Lesestoff für Freiarbeitsphasen, freie Lesestunden und Freistunden
und anregender Gesprächsstoff in der Gruppe. Unter analytischen Gesichtspunkten kann untersucht
werden, wie gleiche Themen von verschiedenen
Computerzeitschriften aufbereitet und vermittelt
werden, außerdem kann die Fachsprache Gegenstand von Sprachanalysen werden.
WISSEN/REISE/KULTUR
GEO
Verlag: Gruner + Jahr AG
Internet: www.geo.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 6,00
Die Zeitschrift mit dem Untertitel „Das neue Bild
der Erde“ beschreibt das sich verändernde Wissen
über den Menschen und die Welt, die er gestaltet.
Schwerpunkte sind neben den klassischen GEOThemen – Länderporträts, Ökologie, Archäologie,
Tierwelt – Reportagen aus Naturwissenschaften,
Soziologie und Geschichte. Ein Spezifikum von
GEO ist die erzählerische Fotografie, mit der auch
komplizierte Themen visualisiert werden.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
kann in Erdkunde, Biologie und Physik eingesetzt
werden, ist aber auch für einen fächerübergreifenden Unterricht sehr geeignet. Durch die ausführlichen Übersichtsartikel zu den verschiedensten
Themen eignet sich „Geo“ sehr gut für „selbständige“ Projektarbeit. Die faszinierenden Fotos können auch als Material für den Kunstunterricht genutzt werden.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
MERIAN
Verlag: Jahreszeiten Verlag
Internet: www.merian.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 7,50
Das Magazin für die Lust am Reisen animiert seine
Leser, die Welt neu zu entdecken - durch außergewöhnliche Fotografien, Reportagen und Exklusiv-Informationen, die abseits der üblichen touristischen Pfade führen. Renommierte Autoren und
Schriftsteller präsentieren ein facettenreiches Porträt einer Stadt, einer Region oder eines Landes.
MOTOR/SPORT
AUTO MOTOR SPORT
Verlag: Vereinigte Motor-Verlage GmbH & Co. KG
Internet: www.auto-motor-und-sport.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 3,50
Europas größtes Automagazin bietet Test- und
Technikbeiträge und aktuelle Themen.
KICKER-MONTAGSAUSGABE
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die jeweils thematisierte Stadt, die Region oder das Land kann in
verschiedenen Unterrichtsfächern (z. B. Deutsch,
Kunst, Musik, Geschichte, Sozialkunde, Erdkunde,
Biologie) vorgestellt werden. Die Zeitschrift ist
darüber hinaus besonders für die Vorbereitung und
Begleitung von Kursfahrten geeignet.
Verlag: Olympia-Verlag GmbH
Internet: www.kicker.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 2,Magazin mit Berichten, Fachkommentaren, Analysen und Hintergrundinformationen vom aktuellen
Fußballgeschehen: Bundesliga, Amateurliga, Mannschaften, Spielergebnisse.
WELT DER WUNDER
SPORT-BILD
Verlag Heinrich Bauer Zeitschriften Verlag KG
Internet: www.weltderwunder.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis ¤ 3,50
„Welt der Wunder” – das Heft zur Sendung – liefert
anschauliche und gut verständliche Artikel zu den
Themen Natur, Technik, Mensch, Wissenschaft und
Tiere.
Verlag: Axel Springer Verlag AG
Internet: www.sportbild.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 1,20
Europas größte Sportzeitschrift berichtet aus
allen Bereichen des Sports.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Themenvielfalt – Erdkunde, Geschichte, Biologie und Technik –
lässt sich besonders gut zur Leseförderung von
Jungen einsetzen. Die ersten Seiten, „Fragen und
Antworten“, geben in Kürze einen Einblick in neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Technik. Sie regen zum weiteren Lesen an. Diese Zeitschrift fördert den Umgang mit diskontinuierlichen
Sachtexten. Bilder, Diagramme, Infotexte und Internet-Recherche-Adressen bieten ergänzende Informationen, die gut für Kurzreferate zum jeweiligen Thema einzusetzen sind. Die einzelnen Reportagen sind für Partner- oder Gruppenarbeit geeignet, die Ergebnisse lassen sich gut präsentieren.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschriften
motivieren auf dem Weg über das „Fachgebiet“
Sport zum Lesen allgemein und fördern implizit die
Praxis des Informationslesens. Unter analytischen
Gesichtspunkten kann untersucht werden, wie gleiche Themen von verschiedenen Sportzeitschriften
medial aufbereitet und in Bild und Text vermittelt
werden. Der selbst gestellte Anspruch der Zeitschrift „Auto, Motor, Sport“, „unabhängig, kritisch,
engagiert“ zu sein, fordert zur Überprüfung auf.
Durch derartige Analysen wird die kritische Lesekompetenz gesteigert.
Ergänzende Titel für die Klassen 5 – 8
JUGEND/COMICS/MUSIK
KIDS-ZONE
MÄDCHEN
Verlag: Computec Media AG
Internet: www.kidszone.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 2,60
Das Jugendmagazin lässt kein Thema aus: Anime,
TV, Kino, Musik, Internet, Electronic Gaming,
Rätsel und alles, was sonst noch „in“ ist. Gewinnspiele laden zum Mitmachen ein.
Verlag: AS Young Mediahouse GmbH,
Internet: http://maedchen.msn.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 1,70
Mädchenzeitschrift, die eine breite Themenvielfalt
bietet und Orientierung liefert in allen Lebensbereichen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden interessieren.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
43
MICKY MAUS
Verlag: Egmont Ehapa Verlag GmbH
Internet: www.disney.de/micky-maus-magazin
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 2,10
Kinder- und Jugendzeitschrift mit langer Tradition. Das Erfolgskonzept beruht auf dem Mix aus
Comic-Spaß, Infotainment und Extrathemen. Neben den Entenhausen-Comics sind jetzt auch neue
Disney-Comic-Charaktere mit dabei.
TOP OF THE POPS
Verlag: Egmont Cultfish Media GmbH
Internet: www.cultfish.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,40
Das Magazin liefert Berichte rund um die Stars der
internationalen Pop-Szene, außerdem Stylingtrends und Tipps zu Liebe und Freundschaft.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschriften
motivieren zum Lesen allgemein und fördern implizit die Praxis des Informationslesens. Sie sind Lesestoff für Freiarbeitsphasen, freie Lesestunden
und Freistunden und anregender Gesprächsstoff in
der Gruppe. Vergleiche mit anderen Jugendzeitschriften – generell oder nur mit Blick auf ausgewählte Themen – fördern die kritische Lesekompetenz.
Micky Maus bietet außerdem ergiebiges Material
für die Beschäftigung mit dem Thema „Comics“
unter Analysegesichtspunkten (z. B. im Deutschunterricht) oder als Anregung zum Erstellen eigener Comics (z. B. im Kunstunterricht).
FRAUEN
FREUNDIN
Verlag: FMC Magazin Verlag GmbH
Internet: http://freundin.msn.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 2,20
Die Zeitschrift für junge Frauen mit Informationen
über Mode- und Beautytrends, Reportagen, Reiseund Ernährungstipps, Wohn- und Kreativideen.
COMPUTER
N-ZONE
Verlag: Computec Media AG
Internet: www.videogameszone.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,30
Das Magazin für alle Game-, Cube- und GBA-Fans
liefert Spielneuvorstellungen, Komplettlösungen,
Tipps, Codes.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist ein spezielles Angebot für Interessierte. Sie motiviert auf dem Weg über das „Fachgebiet“ Computer zum Lesen allgemein und fördert implizit die
Praxis des Informationslesens. Lesestoff für Freiarbeitsphasen, freie Lesestunden und Freistunden
und anregender Gesprächsstoff in der Gruppe. Unter analytischen Gesichtspunkten kann untersucht
werden, wie gleiche Themen von verschiedenen
Computerzeitschriften aufbereitet und vermittelt
werden.
WIRTSCHAFT/UMWELT
TIERE
EIN HERZ FÜR TIERE
Verlag: Gong Verlag GmbH & Co. KG
Internet: www.herz-fuer-tiere.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,50
Das Magazin für alle, die Tiere und Natur lieben,
bietet in unterhaltender Weise Informationen über
Tiere und Tierschicksale, einen großen Ratgeberteil, Tiergeschichten, Tierposter, außerdem „Moskito“, das Extra-Magazin für Kinder.
TIERE – FREUNDE FÜRS LEBEN
ÖKO-TEST
Verlag: ÖKO-TEST Medien AG
Internet: www.oekotest.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,50
Öko-Tests zu allen Alltagsprodukten nach den Kriterien Gesundheitsverträglichkeit, Gebrauchswert,
Preis-Leistungsverhältnis.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die informativen
Artikel der Zeitschrift bieten geeignetes aktuelles
Material für den Biologieunterricht und alle Unterrichtsfelder, in denen Fragen der Ernährung unter
ökologischer Perspektive bearbeitet werden.
Verlag: Panini Verlags GmbH
Internet: www.paninionline.com
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,20
Buntes Magazin mit fesselnden Berichten aus der
Welt der Tiere. Emotional ansprechende Tierbilder,
zielgruppengerechte Texte und Gewinnspielen.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschriften
motivieren auf dem Weg über die „Fachgebiete“
Tiere und Natur zum Lesen allgemein und fördern
implizit die Praxis des Informationslesens. Unter
analytischen Gesichtspunkten kann untersucht
werden, wie gleiche Themen von verschiedenen
Zeitschriften aufbereitet werden.
44
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
WISSEN/KULTUR/FREIZEIT
GEOlino
Verlag: Gruner + Jahr AG & Co.
Internet: www.geo.de/GEOlino
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,20
Das Kinder-Magazin von GEO liefert kindgemäß
aufbereitete Reportagen über das Leben von Kindern in fremden Ländern, über Phänomene der
Ökologie, Biologie, Psychologie und Technik. Dazu
Serien etwa über Endeckungsgeschichte, Erfinder,
Weltreligionen, Kunstgeschichte, Komponisten,
Energiegewinnung, Unicef-Projekte oder Schulen
in aller Welt. Außerdem Denksportaufgaben, Bilderrätsel, Wettbewerbe, die „Gute Frage“ des Monats und ein doppelseitig bedrucktes Poster.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Aufgrund ihres
breiten Themenspektrums kann die Zeitschrift in
verschiedenen Fächern (z. B. Erdkunde, Biologie,
Physik, Religion) als Ergänzung zu den Schulbüchern eingesetzt werden. Es bietet sich z. B. an, die
Artikel durch Kurzreferate in den Unterricht zu
integrieren.
G/GESCHICHTE
Verlag: Johann Michael Sailer Verlag
Internet: www.g-geschichte.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 4,30
Das Magazin möchte auf spannende-unterhaltsame Weise dem Leser Weltgeschichte nahe bringen.
Es berichtet über historische Ereignisse und
Personen wie auch über das Leben in früheren Zeiten. Die Leser erfahren Hintergründe und lernen
Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart kennen und begreifen. Die einzelnen Hefte haben jeweils ein Schwerpunktthema. Die Bebilderung der Hefte kommt weitgehend mit historischem Material aus.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Obwohl moderne Geschichtsbücher inzwischen ebenfalls mit anschaulichem Bildmaterial ausgestattet sind und
auch die Alltagsgeschichte behandeln, offeriert
diese Zeitschrift ein Mehr an Informationen und
historischen Bildern. Die Themenschwerpunkte
bieten sich geradezu für Gruppenarbeit nach bestimmten Themen an. Ein spielerischer Umgang
mit dem gebotenen Material (etwa Textumformungen in eine „aktuelle“ Zeitung, in Interviews, Reportagen) ist auch in anderen Fächern als Geschichte möglich.
NATIONAL GEOGRAPHIC WORLD
Verlag: G+J/RBA GmbH & Co. KG
Internet: www.nationalgeographic.de
Erscheinungsweise: 10 Ausgaben im Jahr
Preis: ¤ 2,95; mit Hörbuch 4,95
Zweisprachiges Wissensmagazin (Englisch und
Deutsch) für Kinder mit spannenden Reportagen
zu den Themen Geografie, Geschichte, Biologie
und Kultur.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Diese Zeitschrift
eignet sich besonders für den Englischunterricht,
kann aber auch fächerübergreifend in Deutsch,
Biologie, Geschichte, Erdkunde und Technik eingesetzt werden. Die dazugehörigen Lernhilfen wie
Vokabelkarten und English Guide bieten sich für
Gruppen- und Partnerarbeit an. Kindgerechte Animationsfiguren erläutern die auf Deutsch verfassten Reportagen auf Englisch. Die Zeitschrift ist außerdem mit Hörbuch erhältlich, wodurch das Erlernen der Aussprache erleichtert wird. Crossmediales Arbeiten ist möglich: Die Wissensthemen gibt
es in der Zeitschrift, auf der CD, im TV (KI.KA und
ZDF) und im Internet (www.nationalgeographicworld.de). Insbesondere die Klassen 5 - 6 werden
angesprochen – für ältere Jugendliche kann das
Magazin „zu kindlich“ wirken.
SPOT ON
Verlag: Spotlight Verlag GmbH & Co. KG
Internet: www.spoton.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,50
Jugendmagazin in Easy English für junge Leser
liefert aktuelle Infos über Leute, Musik, Film,
Sport, Technik, Umwelt und Reisen, außerdem
deutsche Einstiegstexte, Vokabelhilfen und Sprachspiele.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist unmittelbar im Englischunterricht verwendbar,
da ihre Artikel bereits didaktisch aufbereitet sind.
Sie ergänzt die Unterrichtswerke und enthält Ideen
und Konzepte für einen abwechslungsreichen und
motivierenden Unterricht.
SPORT
BRAVO-SPORT
Verlag: Heinrich Bauer Verlag KG
Internet: www.bravo.de/online
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 1,95
Das junge Sportmagazin liefert spannende Reportagen, exklusive Interviews, Fotos und News auch
über Service, Mode und Trends.
BIKE
Verlag: Delius Klasing Verlag GmbH
Internet: www.bike-magazin.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,90
Das Magazin mit allem, was Mountain-Biker interessiert: Materialtests, Fahrtechnik, Reisetipps,
spannende Reportagen und Szene-Infos.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschriften
motivieren auf dem Weg über das Thema Sport,
hier speziell Mountain-Bike, zum Lesen allgemein
und fördern implizit die Praxis des Informationslesens.
Unter analytischen Gesichtspunkten können die
Expertentipps kritisch untersucht, und im Lernbereich „Sprachreflexion“ kann z. B. der Fachwortschatz auf seine Funktion untersucht werden.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
45
Ergänzende Titel für die Klassen 9 - 12
FRAUEN
BRIGITTE
Verlag: Gruner + Jahr AG &Co
Internet: www.brigitte.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 2,40
Deutschlands meistgelesene Frauenzeitschrift mit
einem breiten Themenspektrum: Neben Mode und
Beauty Interviews, Reportagen und Berichte zu
Gesellschaft, Partnerschaft, Reisen, Literatur und
Kultur.
GLAMOUR
Condé Nast Verlag GmbH
Internet: www.glamour.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 2,Alles rund um die Themengebiete Mode, Liebe,
Beauty, Job und Leben.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist in den Fächern Deutsch, Politik, Ethik, Religion
und Kunst einsetzbar. Die Artikel zu aktuellen Themen umfassen meist ein bis zwei DIN A 4-Seiten
und lassen sich in ein bis zwei Schulstunden bearbeiten. Zu einem Thema (z. B. Günter Grass) gibt es
mehrere Artikel, die sich für gruppenteilige Arbeit
im „Expertenkongress“ gut eignen (jede Gruppe
erarbeitet einen Artikel und stellt ihn anschließend
den anderen Gruppen vor).
DIE ZEIT
Verlag: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH
Internet: www.zeit.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 3,20
Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Wissen und
Kultur mit den entsprechenden Teilen sowie mit
den ständigen Rubriken „Dossier“, „Reisen“,
„Chancen“, „Leben“ und „Zeitläufe“. In unregelmäßigen Abständen kommen noch Beilagen hinzu,
zum Beispiel über Literatur und Musik.
MAXI
Verlag: Heinrich Bauer Verlag KG
Internet: www.maxi.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,20
Magazin für die junge Frau. Themen: Mode, Beauty,
Lifestyle, Reportagen, Interviews, Job, Partnerschaft, Wohnen.
YOUNG WOMAN’S MAGAZINE
Verlag: Budea Medien Innovation GmbH,
Internet: www.young-magazine.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 1,80
Magazin für junge Frauen. Mode & Beauty, Trends,
Lifestyle, Liebe und Sex, Reportagen und Stars.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschriften
sind primär ein Angebot zum unterhaltsamen
Lesen – in Freiarbeitszeiten, offenen Lesephasen,
Freistunden, Pausen u. Ä. Das Leben der Promis,
Modetrends, Schminktipps, alles rund um Liebe
und Sex sowie gut recherchierte Reportagen zu
aktuellen Themen bieten Jugendlichen einen guten
Gesprächsanlass. Denkbar ist auch ein Vergleich
des weiblichen Rollenbildes in unterschiedlichen
Frauenzeitschriften, hierzu können kontroverse
Artikel aus anderen Zeitschriften herangezogen
werden.
POLITIK UND GESELLSCHAFT
CICERO
Verlag: Ringier Publishing GmbH
Internet: www.cicero.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 7,Reportagen, Porträts und Essays international
bekannter Autoren zu Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
46
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Analysen
und Kommentare aktueller Ereignisse und Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und
Kultur sind eine zwar anspruchsvolle, aber wichtige Lektüre für die Meinungsbildung und die kompetente Teilhabe am politischen und gesellschaftlich-kulturellen Diskurs. Über die inhaltlichen Aspekte hinaus geben die verschiedenen Textsorten
der Wochenzeitung reichhaltiges Untersuchungsmaterial für die Behandlung journalistischer Formen und für eigene Schreibversuche.
FOCUS SCHULE
Verlag: FOCUS Magazin-Verlag GmbH
Internet: www.focus.de
Erscheinungsweise: 2-monatlich
Preis: ¤ 4,50
Das Bildungsmagazin wendet sich vor allem an
Eltern und Lehrer. Es liefert neue Unterrichtsideen, Informationen über Bildungsförderung, pädagogische Untersuchungen, Umfragen unter Jugendlichen, Schülerwettbewerbe und die Beratungsseite „Fragestunde“.
Methodisch-didaktischer Hinweis: In dieser Zeitschrift werden Jugendliche zur Reflexion über eigene Alltags- und Schulprobleme angeregt. Erziehungswissenschaftliche Fragen sind gut verständlich aufbereitet und können insbesondere in Gruppenarbeit erörtert werden. Motivierend kann sein,
dass diese Zeitschrift an die Eltern gerichtet ist –
somit erhalten die Jugendlichen Einblicke in die
„Gedankenwelt ihrer Eltern“. Die Themen können
in den Fächern Deutsch, Religion, Ethik bearbeitet
werden. Der Lernatlas bietet interessante Quizfragen für die individuelle Bearbeitung.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
TITANIC
Verlag: Titanic-Verlag
Internet: www.titanic-magazin.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,55
Titanic firmiert als das „endgültige“ Satire-Magazin mit Cartoons, Strips, Nonsens, Reportagen,
Poesie, provokanten Kolumnen bekannter Autoren
und aktuellen Reportagen.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Für den Deutschunterricht der Oberstufe liefert das Magazin einschlägiges, aktuelles Material zur Beschäftigung
mit satirischen Text- und Bildformen. Darüber
hinaus kann es für den Sozialkunde-/Politikunterricht kritischen Diskussionsstoff beisteuern; es
setzt allerdings einen (politisch) gut informierten
Leser voraus.
WIRTSCHAFT
TEST
Verlag: Stiftung Warentest
Internet: www.stiftung-warentest.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 4,20
Tests von Konsumgütern (z. B. Ernährung, Kosmetik, Computer, Telefon), Dienstleistungs-Reports
(z. B. Geld und Recht, Fitnessstudios) und Informationen über Produktangebote.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Besonders geeignet für den berufsvorbereitenden Arbeitslehreunterricht der Hauptschule, die wirtschaftsorientierten Fächer in der Realschule und in den gymnasialen Zweigen der Berufsbildenden Schule.
JUNGE KARRIERE
Verlag: Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH
Internet: www.jungekarriere.com
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,Das Job- und Wirtschaftsmagazin ist die Pflichtlektüre für junge und zukünftige Entscheider und
informiert über Karriere im Unternehmen, Berufswahl, Ausbildung und Studienplanung.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Diese Zeitschrift
ist vorrangig in den Klassen 11 - 13 in den Fächern
Politik und Wirtschaft einsetzbar. Ausgewählte
Artikel, z. B. Bewerbungs-Check, können auch in
den Klassen 9 – 10 im Fach Arbeitslehre eingesetzt
werden. Die Artikel gehen meist über eine DIN A4
Seite nicht hinaus und sind so in einer Stunde gut
zu bearbeiten. Kurze Artikel liefern vielfältige Informationen, die überwiegend in offenen Lesephasen gelesen werden können. Die Zeitschrift kann
der Berufsorientierung dienen.
COMPUTER
CHIP
Verlag: Vogel Burda Communications GmbH
Internet: www.chip.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,99
Das Magazin bietet ein hervorragendes journalistisches Niveau zu allen relevanten Themen und
Entwicklungen im Bereich Computer und Kommunikation, außerdem Tests, zuverlässige Beratung
bei Kauf- und Investitionsentscheidungen, nützliche Problemlösungen und Praxishilfen.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Ab Ende der Sekundarstufe I in allen Fächern geeignete Lektüre,
in denen ein Computer eingesetzt wird und umfassende Nutzerkompetenzen erwünscht sind. Den
Informatikschülern der Sekundarstufe II bietet die
Zeitschrift ebenso fundierte wie verständliche
Hilfen. Eine Untersuchung der Computerfachsprache kann im Deutschunterricht Gegenstand des
Sprachunterrichts sein.
ILLUSTRIERTE/LIFESTYLE
BUNTE
Verlag: Bunte Entertainment Verlag GmbH
Internet: www.bunte.t-online.de
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: ¤ 2,50
Berichte über die Menschen, die hinter aktuellen
Ereignissen stehen, Sport, Politik, Mode und
Trends.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist primär ein Angebot zum unterhaltsamen Lesen
– in Freiarbeitszeiten, offenen Lesephasen, Freistunden u. Ä. Darüber hinaus bietet sie ergiebiges
Material für Gespräche in der Gruppe und in der
Klasse sowie für vielfältige inhaltliche und formale
Analysen. Vergleiche mit anderen Illustrierten fördern die kritische Lesekompetenz.
NEON
Verlag: Gruner + Jahr AG & Co. KG
Internet: www.neon.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,Dieses Magazin spricht vor allem die Altersgruppe
der 20 bis 35-Jährigen an, wird aber auch von jüngeren Lesern angenommen. Neon berichtet auf
hohem journalistischem Niveau über gesellschaftliche und politische Themen, Modetrends, Beziehungen, Karriere, Reisethemen und Popkultur.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Neon eignet sich
vor allem für die Oberstufe. Vergleiche mit anderen
Jugendmagazinen bieten sich an – „Wie bereiten
unterschiedliche Zeitschriften die gleichen Themen auf?“ oder „Welche Leserschaft wird durch
welchen Sprachstil angesprochen?“. Neon-Artikel
können ein guter Impuls für Diskussionsrunden zu
Themen sein, die Jugendliche unmittelbar betreffen. Die ausgezeichneten Fotos und das aufwändige, moderne Layout lassen sich auch als Anregung
oder Kollagematerial für den Kunstunterricht verwenden.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
47
SPOTLIGHT
Verlag: Spotlight Verlag GmbH & Co. KG
Internet: www.spotlight-online.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 5,50
Aktuelles Sprachmagazin in Englisch, das fundiertes und praktisches Wissen vermittelt. Beiträge
von muttersprachlichen Journalisten mit deutschen Einstiegstexten, Vokabelhilfen und umfangreichem Sprachteil.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist unmittelbar im Englischunterricht verwendbar,
da ihre Artikel bereits didaktisch aufbereitet sind.
Sie ist konzipiert von Experten als ideales Ergänzungsmaterial zu den Unterrichtswerken. Gut einsetzbar für einen abwechslungsreichen und motivierenden Englischunterricht.
WISSENSCHAFT
P.M. MAGAZIN
Verlag: Gruner + Jahr AG & Co.
Internet: www.pm-magazin.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,Das Magazin behandelt verständlich die schwierigsten Themen und ungewöhnlichsten Phänomene
aus der Welt der Wissenschaft. Das Themenspektrum reicht von Astrophysik über Amöben, Überschall und Über-Ich bis hin zu Zirbeldrüse und ZenBuddhismus. Die breit gefächerte Themenvielfalt
wird in moderner Aufmachung präsentiert.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist in allen naturwissenschaftlichen Fächern einsetzbar. Interessant erscheint es, Beiträge aus P.M.
mit Beiträgen zum gleichen aktuellen Thema in
wissenschaftsorientierten Zeitschriften zu vergleichen. Für Oberstufenschüler ist ein solcher Vergleich im Interesse einer kritischen Kompetenz von
großem Nutzen.
SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT
Verlag: Spektrum der Wissenschaft
Verlagsgesellschaft mbH
Internet: www.spektrumverlag.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 6,90
Deutsche Ausgabe von Scientific American, dem
„Klassiker“ der wissenschaftlichen Zeitschriften.
Berichte über Themen aus der Physik, Astronomie,
Archäologie, Mathematik, Medizin, Biologie, Chemie – oft interdisziplinär ausgerichtet. Autoren
sind häufig bekannte Wissenschaftler wie z. B.
Nobelpreisträger.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist in der Oberstufe fächerübergreifend breit einsetzbar. Die Artikel stellen zwar teilweise hohe Ansprüche an den Leser, bieten aber im Unterschied
zu populärwissenschaftlichen Zeitschriften fundierte Erklärungen für neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
48
FOTO
AUDIO, VIDEO, FOTO BILD
Verlag: Axel Springer Verlag AG
Internet: www.computerbild.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,30
Für alle, die sich für Hi-Fi, Heimkino, Fotografie
und das Drumherum interessieren, mit aktuellen
Testergebnissen, Infos, Anwendertipps, Anleitungen und Bewertungen.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
spricht medienbegeisterte Jugendliche an und fördert die Praxis des Informationslesens. Somit eignet sie sich gut für Projektaufgaben (z. B. Kauf
eines LCD-Fernsehers – werte die Informationen
aus). Das Lesen von Testergebnissen wird hier vermittelt und im Zusammenhang mit der Rubrik
Fachbegriffe verknüpft. Der Unterricht leistet also
auch einen Beitrag zur bewussten Verbrauchererziehung. Rankinglisten von Filmen, CDs und
DVDs können in Partner- oder Gruppenarbeit als
Plakat in der Klasse ausgehängt werden.
MOTOR/SPORT
FIT FOR FUN
Verlag: Fit for Fun Verlag GmbH
Internet: www.fitforfun.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 3,Aktiv-Magazin mit den Rubriken: Fitness, Freizeit,
Reisen, Fit im Job, Ernährung, Gesundheit, Wellness, Love und Soul.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
ist primär ein Angebot zum unterhaltsamen Lesen
– in Freiarbeitszeiten, offenen Lesephasen, Freistunden u. Ä. Darüber hinaus bietet sie ergiebiges
Material für Gespräche in der Gruppe und in der
Klasse sowie für vielfältige inhaltliche und formale
Analysen. Vergleiche mit anderen Illustrierten fördern die kritische Lesekompetenz.
MOTORRAD
Verlag: Motor-Presse-Verlag
Internet: www.motorradonline.de
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: ¤ 3,50
Europas größte Motorradzeitschrift liefert Tests,
Berichte über Neuheiten, Technik und Zubehör,
Reportagen und Reiseberichte sowie einen aktuellen Motorradsportteil.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Diese Zeitschrift
spricht insbesondere Jungen an und kann sie so
zum Lesen motivieren. In Projektarbeit können die
vielfältigen Informationen verarbeitet werden (z. B.
„Mein Traum – ein eigenes Motorrad“). Testergebnisse und Diagramme müssen gelesen und interpretiert werden. Auf einem Plakat lassen sich die
Ergebnisse präsentieren, dies kann in Einzel-, aber
auch in Partnerarbeit geschehen.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
Jugendzeitschriften
Manche Zeitschriften, vor allem aus dem Bereich der pädagogischen Kinder- und Jugendzeitschriften,
sind direkt im Abonnement und nicht über den Presse-Großhandel erhältlich.
Natürlich eignen sich auch diese Titel, die direkt auf die Bedürfnisse und Interessen von Kindern und
Jugendlichen der Sekundarstufe I zugeschnitten sind, zum Einbezug in das Projekt „Zeitschriften in die
Schulen“. Vielleicht hat einer Ihrer Schüler die im Folgenden vorgestellten Zeitschriften zu Hause und
kann sie im Zeitschriftenmonat mit in die Klasse bringen, um sie seinen Mitschülern vorzustellen.
STAFETTE
TREFF
Verlag: Johann Michael Sailer Verlag
www.sailer-verlag.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,10 im Abonnement
Gemäß ihrem Motto „Die Welt entdecken“ reicht
die Themenvielfalt der Stafette von Abenteuer &
Reportagen über Sport & Stars bis zu Computer &
Technik. Die Zeitschrift ist spannend, fördert den
Spaß am Lesen, vermittelt Wissen und weckt
Kreativität. Die Stafette nimmt ihre Leserinnen
und Leser ernst. Aus diesem Grund gehören Reportagen und Themen aus dem Bereich Lebenshilfe zur Kernkompetenz des Heftes.
Verlag: Family Media GmbH & Co. KG
www.treffmagazin.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,60 Euro im Abonnement,
¤ 2,90 als Einzelheft
Treff, das „spannende Wissensmagazin für Mädchen und Jungen im Alter von 9 - 14 Jahren“, bietet monatlich ein breit gefächertes Themenspektrum: Reportagen zu aktuellen Themen aus Natur,
fremden Ländern, Sport oder Kino. Feste Rubriken
wie „Pro & Contra“ und „Im Vertrauen“ behandeln
unterschiedlichste Themen altersgemäß und nehmen die Leserschaft mit ihren Fragen und Themen
ernst. Poster, Quizformen und Sammelkarten zu
Wissens- und Kreativthemen lassen den kreativspielerischen Aspekt nicht zu kurz kommen.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Vor allem für Gespräche in der Gruppe geben die Kommunikationsangebote über Probleme rund ums Thema Schule,
aber auch über Konflikte mit Freunden und Eltern
anregende Anstöße.
TIERFREUND
Verlag: Johann Michael Sailer Verlag
www.sailer-verlag.de
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: ¤ 2,10 im Abonnement
Spannende Reportagen, informative und altersgerechte Texte sowie erstklassige Fotos sind die
Kennzeichen der Zeitschrift. Die Leserinnen und
Leser lernen heimische und exotische Tiere kennen, erfahren über die Bedrohung der Natur und
erhalten XXL-Wissensposter über Phänomene wie
Vulkane, den Regenwald oder das Sonnensystem.
Eine Doppelseite Englisch führt spielerisch in die
neue Fremdsprache ein, konkrete Tipps für die
Heimtierhaltung und eine große Menge Rätsel
komplettieren das Lese-Angebot.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Das informative
Material über Umwelt und Natur, besonders im
jeweiligen Schwerpunktthema, kann den Unterricht
in Biologie und bei fächerübergreifenden Umweltthemen bereichern. Die Tipps regen an, selbst aktiv zu werden.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Heftthemen können bei anstehender Umsetzung im Unterricht zur
aktuellen Information herangezogen werden.
TREFF-Artikel eignen sich bei kontroversen Themen gut als Einstiegsmaterial für Diskussionen.
FILOU
Verlag: Family Media GmbH & Co. KG
www.filoumagazin.de
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Preis: ¤ 20,- Jahresabo, ¤ 5,50 als Einzelheft
FILOU, die erste deutsch-französische Kinderzeitschrift, richtet sich an Kinder zwischen acht
und 12 Jahren in beiden Sprachräumen. Um beide
Sprachen spielerisch zu fördern und zu festigen,
wechseln sie in fließenden Übergängen ab. Die
Themenvielfalt des Magazins reicht von Sport
über Reiseempfehlungen bis hin zu landestypischen Besonderheiten und Medientipps. FILOU
wird vom deutschen Goethe-Institut Nancy gemeinsam mit Family Media herausgegeben.
Methodisch-didaktischer Hinweis: Die Zeitschrift
eignet sich besonders gut für den Einsatz im Französisch-Unterricht. Die Texte haben verschiedene
Längen und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade
und können somit gut bei leistungsniveauorientierter Gruppenarbeit eingesetzt werden. Wünsche
von Leserinnen und Lesern nach Kontakt und Austausch werden veröffentlicht und stärken damit
den interkulturellen Austausch.
Zeitschriftenporträts mit Hinweisen auf Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
49
STIFTUNG PRESSE-GROSSO
Stiftung Lesen
Römerwall 40
55131 Mainz
Stiftung Presse-Grosso
Schwarzwaldstr. 39
76137 Karlsruhe
Tel.: 06131/28890-0
Fax: 06131/230333
Tel.: 0721/93287-10
Fax: 0721/93287-11
www.stiftunglesen.de
www.ideenforumschule.de
Wir danken den Förderern und Partnern des Projekts:
Verband Deutscher
Papierfabriken e.V.