Aus: „Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen“ von Ulrich

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Aus: „Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen“ von Ulrich
Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
Hausarbeit an der Universität Dortmund
Fachbereich 15: Sprach- und Literaturwissenschaften, Journalistik und Geschichte
vorgelegt von Ulrich Hansen
(4. Fachsemester Journalistik)
Nebenfach: Soziologie (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
Dozent: Prof. Dr. Gerd G. Kopper
Andernach, Mai 1995
”Ein nächster Aspekt des Falles, ebenso faßlich wie überzeugend, ist: daß, falls erforderlich, einhunderttausend Abzüge pro Stunde, (oder auch unbegrenzt mehr), von jeder Zeitung, oder ähnlicher Veröffentlichung, gemacht werden können. So viele Druckerpressen können in Tätigkeit gesetzt werden, als
die Gelegenheit nur erheischen mag – ja, es gibt praktisch keine obere Grenze für die Anzahl der herzustellenden Kopien; vorausgesetzt, daß die entsprechende Anzahl von Pressen zur Verfügung stehe.
Der Trend, wohin dergleichen tendiere – Verbilligung aller Information; weiteste Verbreitung von
Wissen und Unterhaltung; die Möglichkeit, dem Publikum jene Klasse von Werken vorzulegen, welche die wertvollsten, aber gleichzeitig, infolge ihrer relativen Unverkäuflichkeit, am wenigsten im Umlauf sind – ist wohl kaum Jemandem anzudeuten nötig. Und trotzdem wären Gewinne dieser Art, immer erst noch die unmittelbarsten und am meisten ins Auge fallenden – keineswegs aber die bedeutendsten. Für einige Jahre vielleicht noch, wird der starke Sinn des Konventionellen – des Konservativen – die Autoren im Allgemeinen dazu bestimmen, sich, wie hergebracht, an das gewohnte Satzverfahren zu halten. Ein gedrucktes Buch wirkt zur Zeit ansehnlicher, auch lesbarer als jedwedes Manuskript und noch einige Jahre wird die Vorstellung, daß es sich bei diesem Stand der Dinge um eine
Naturnotwendigkeit handle, nicht umzustoßen sein. Nach und nach aber wird man sich daran erinnern,
daß, als das Schreiben mit der Hand noch unumgängliche Notwendigkeit war, die Leute auf eine Art
schrieben, daß kein gedrucktes Buch der neuen Zeit, ihre Manuskripte an Akkuratesse oder gar an
Schönheit übertroffen hat. Diese Erwägung wird zur Ausbildung und Pflege einer sauberen und deutlichen Handschrift führen – denn die Autoren werden sofort den unendlichen Vorteil erkennen, ihre eignen Manuskripte direkt dem Publikum vorzulegen: ohne die kostspielige Einmischung des Setzers, und
ohne die so oft verderblichen Eingriffe des Verlegers. Alles, was einem Literaten zu tun obliegt, wird
sein, daß er der Lesbarkeit seines Manuskripts die entsprechende Aufmerksamkeit widme, das Seitenbild zu seiner Befriedigung arrangiere, und das ganze sogleich, wie von ihm angeordnet, stereotypiere.
Er kann nun in den Text eig'ne Zeichnungen einstreuen, oder sonst irgendetwas, das seine Fantasie
anregte und unterhielt; in der Gewißheit, ungehudelt vor die Leser zu treten, angetan mit all der originellen Frische seiner ursprünglichen Konzeption.
Und an dieser Stelle halten wir aufs neue inne, ob einer Erwägung von unendlicher Tragweite, obschon
von scheinbar schattenhaftem Charakter. Die solchermaßen erzwungene Pflege der Handschrift in Hinsicht auf Akkuratesse, wird, mit unvermeidlicher Schubkraft, jedwede Art von stilistischer Verbesserung bewirken, genauer gesagt: hinsichtlich Gedrängtheit und Deutlichkeit; und diese wiederum, in
noch bemerkenswerterem Grade, zu Präzision im Denken erziehen, und lichtvoller Anordnung des
Textmaterials. Es besteht nämlich eine sehr eigentümliche und dabei leicht begreifliche Wechselwirkung, zwischen dem Thema über und der Art wie man schreibt; aber die letztere hat den überwiegenden Einfluß von beiden. Die mittelbaren Einwirkungen auf Philosophie im Großen, wie sie sich unausweichlich im Zuge der Verbesserung von Stil- und Denktraining in Richtung auf Gedrängtheit,
Deutlichkeit, Sauberkeit ergeben werden, braucht man gewiß nur anzudeuten, um zu überzeugen.”
Edgar Allan Poe: Über anastatischen Druck.
In: 'The Broadway Journal' vom 12.04.1845
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
3
Einleitung
1
1
Die Entstehung elektronischer Redaktionssysteme
2
2
2.1
2.2
2.3
2.4
Heutiger Stand der Redaktionssysteme
Integrierte Systemarchitektur
Text- oder layoutorientierter Umbruch
Die Benutzeroberfläche
Aktueller Stand bei den Zeitungsunternehmen
3
4
9
10
11
3
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
Arbeiten mit Redaktionssystemen
Redaktionsmanagement
Das Verfassen von Artikeln
Agenturrecherche
Ganzseitenumbruch
Bildbearbeitung
Anzeigen
Archivierung
Online-Recherche
14
17
19
20
22
23
25
26
28
Schlußbemerkung
Bibliographie
30
I
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
1
Einleitung
Für das, was ich zu Beginn meiner Arbeit plante – nämlich einen Vergleich zwischen den heute angebotenen Redaktionssystemen – verlangen andere viel Geld: 15.000 Mark plus Mehrwertsteuer kostet
ein Systemvergleich von 11 Redaktionssystemen bei der Unternehmensberatung Malik und Partner,
Heidelberg1. Es ist klar, daß eine studentische Hausarbeit mit einem Umfang von nicht mehr als 25
Seiten (es wurden 26!), dies nicht leisten kann, dazu fehlen auch wirtschaftliche Möglichkeiten und
Kompetenzen. Als wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich die vorliegende Hausarbeit daher vor allem mit dem praktischen Einsatz der Computertechnik in der Redaktionsarbeit und mit der von KlausDieter Altmeppen aufgestellten Frage, ob dieser Einsatz journalismusverträglich ist.
Nach einer kurzen Einführung in die zwanzigjährige Geschichte der Redaktionssysteme wird der aktuelle Stand der Systemarchitektur, aber auch der Ausrüstungsstand der Printmedien beschrieben, der
noch sehr viel weiter zurückliegt, als auf Messen geäußerte Visionen glauben machen. Wie sich der
bisherige und der geplante Technikeinsatz auf die Arbeit in den Redaktionen auswirkt – und auf das
journalistische Produkt – ist Gegenstand eines dritten Punktes. Neben wissenschaftlicher Literatur sollen dabei vor allem Überlegungen und Beispiele aus der Praxis zu Wort kommen.
Nur am Rande miteingeflossen sind in diese Arbeit die erwiesenermaßen gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Bildschirmarbeit2 und die Position der deutschen Gewerkschaften als Vertreter der Anwender; dies bliebe einer ausführlicheren Betrachtung vorbehalten.
1
siehe die Anzeige auf S.77 in zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe.
Juli/August 94.
2
vgl. Lorenz, Diether: Bildschirmarbeit. In: M Menschen Machen Medien. Ausgabe 4/95, S. 35f.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
1
2
Die Entstehung elektronischer Redaktionssysteme
Seit ihrer Erfindung (in Europa 1454 von Gutenberg3) wurden Druckverfahren immer wieder rationalisiert und beschleunigt. Wichtige Stationen bildeten die dampfbetriebene Druckmaschine 1811, der
Rotationsdruck 1846, die Erfindung der Satzmaschinen Linotype 1884 und Monotype 18974. Das 1904
entwickelte Offsetdruckverfahren5 wurde gemeinsam mit dem 1928 erfundenen und 1946 erstmals
eingesetzten Photosatz zur späteren Grundlage der modernen Zeitungsherstellung, verdrängte Bleisatz
und Hochdruck und begann sich Ende der 70er Jahre in der Zeitungsherstellung weltweit durchzusetzen.
Die Beschleunigung der Druckverfahren hob jedoch noch nicht die seit Gutenberg bestehende Arbeitsteilung in Schreiben und Redigieren von Texten, (also der Arbeit von Journalisten und Redakteuren
bzw. beim Buchdruck der Autoren und Lektoren) und in Setzerei, Korrektorat und Druckerei auf6;
diese Öffnung setzten erst die elektronischen Redaktionssysteme durch.
Deren Entstehung geht mit der Erfindung von Großrechneranlagen einher: 1937 entstand Konrad Zuses
erster elektronischer Computer, 1946 wurde die Großrechenanlage ENIAC in den USA in Betrieb genommen und schon 1954 wird das erste Patent für Satzherstellung auf Computern angemeldet. Neun
Jahre später, 1963, wird in einer amerikanischen Journalistenschule das erste Redaktionssystem installiert und genutzt7. 1968 bis 1972 entwickelt die New York Times das erste elektronische Zeitungsarchiv.
Bei der von 1970 bis 1975 verfolgten OCR-Technik (Optical Character Recognition – Automatische
Buchstaben-Erkennung) mußten die Journalisten auf Spezialpapier schreiben, das dann maschinell in
Lochstreifen übersetzt wurde, damit es in die Satzmaschine eingegeben werden konnte. Diese Systeme
waren ausgesprochen anwenderunfreundlich: Die abgelieferten Manuskripte mußten völlig fehlerfrei
sein und das Korrigieren war kompliziert.8 Das System setzte sich in den USA dennoch bis zur Mitte
der siebziger Jahre durch. Das Aufkommen der Bildschirmterminals, die die Texterfassung und später
auch die Textverarbeitung am Bildschirm ermöglichten, beendete diese Entwicklungslinie.
Nach WEISCHENBERG begann die Einführung computerbasierter, elektronischer Redaktionssysteme
Mitte der 70er Jahre. ”Es war das Jahr 1974, als viele Zeitungen im Anzeigengeschäft, das durchschnittlich etwa zwei Drittel der Einnahmen trägt, große Einbußen erlitten. Diese erneute Erfahrung
mit den direkt spürbaren Folgen einer nachlassenden Konjunktur für die Presse und die (jedenfalls bekundete) Ablehnung staatlicher Unterstützung schärften den Blick für Rationalisierungsmöglichkei-
3
In Holland gilt Lourens Janszoon Coster als Erfinder des Buchdrucks; ein entsprechendes Denkmal steht in Haarlem. Vgl. Hummel, Roman: Die Computerisierung des Zeitungsmachens. Auswirkungen auf Journalisten, graphische Facharbeiter, Verlagsangestellte und Printmedienunternehmen. Wien: Verlag des österreichischen Gewerkschaftsbundes, 1990. S. 18ff.
4
Letztere trennte zum ersten Mal Satz und Texterfassung, die von geringqualifizierten Kräften erfassten Texte wurden auf einem
Perforatorband gespeichert, das später, zuzüglich Zeilenausschluß und Silbentrennung, in die Monotype eingegeben werden
konnte. Vgl. Hummel, a.a.O. S. 31f., 42.
5
Edgar Allan Poe, Redakteur des Broadway Journal in Boston schrieb in der Ausgabe vom 12.04.1845 über eine Vorläufertechnik, die damals als ”Anastatischer Druck” bekannt war. Er war der – irrigen – Annahme, daß ”unsere Erfindung durch die Verbilligung des materiellen Wertes den moralischen Wert eines Buches proportional anheben wird.” Seine Forderung, daß mit neuen
Drucktechniken auch ein entsprechender Urheberschutz einhergehen müsse (die amerikanischen Copyright-Gesetze kamen erst
1909) erscheint vor dem Hintergrund von Online-Datenbanken und Archive, etc. wieder aktuell. Zitiert nach: Poe, Edgar Allan:
Über anastatischen Druck. Aus: Das Gesamte Werk in zehn Bänden. Hrsg.: Schumann, Kuno; Müller, Hans-Dieter. Bd. 9, S.373.
Olten: Walter-Verlag, 1966.
6
Vgl. Hummel. a.a.O. S. 20.
7
vgl. Weischenberg, Siegfried; Altmeppen, Klaus-Dieter, Löffelholz, Martin: Die Zukunft des Journalismus. Technologische,
ökonomische und redaktionelle Trends. Unter Mitarbeit von Monika Pater. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S. 79. Weischenberg verweist hier auf Moghdam, Dineh: Computers in Newspaper Publishing, New York, 1978, S.31.
8
ebd. S. 79.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
3
ten.”9 Im Jahr 1977 hätten dann die entsprechenden Technologien zur Verfügung gestanden: ”Auf großen Flächen des Ausstellungsgeländes [der DRUPA 1977; UH] wurden Bildschirmgeräte für Journalisten präsentiert, völlig neue Organisations- und Produktionsweisen, nicht nur für die technische Herstellung, sondern auch für die Redaktionsarbeit. [...] Von diesem Zeitpunkt an führt der Weg direkt zur
vollelektronischen Redaktion [...]"10
1977 wurde außerdem der erste Personal Computer, der Apple II eingeführt und 1981 folgte International Business Machines (IBM) mit seinem IBM PC, der aufgrund seiner offengelegten Architektur von
einer großen Zahl Firmen baugleich kopiert wurde. Zum gleichen Zeitpunkt, an dem sich die Großrechnertechnologie bei den Zeitungsverlagen durchsetzte, startete also die Generation von Computern,
die diese Rechner später ablösen sollte.
1979 arbeiteten laut WEISCHENBERG schon ”weit mehr als die Hälfte der rund 1700 nordamerikanischen Tageszeitungen"11 mit einem Redaktionssystem. ”In Europa hatten bis 1981 etwa 100 Tageszeitungen und Nachrichtenagenturen Redaktionssysteme gekauft; davon stand rund die Hälfte in der Bundesrepublik"12.
Zunächst wurden Bildschirmterminals häufig nur in den Setzereien zur Texterfassung verwendet, hatten also lediglich die früheren Lochstreifen-Perforatoren abgelöst. Diese Zwischenlösung wurde auch
als Produktionssystem13 bezeichnet und veränderte die Arbeit in den Redaktionen nicht. Spätestens ab
Mitte der 80er setzten sich jedoch die Redaktionssysteme durch, bei denen die Zeitungsredakteure
selbst ihre Artikel in das Gerät eingaben. So brauchte ein Artikel nur noch einmal erfaßt zu werden;
alle Korrektur- und Bearbeitungsvorgänge fanden jetzt vor dem Satz statt14.
Ende der achtziger Jahre standen in den westdeutschen Redaktionen der Zeitungen, Rundfunksender
und Nachrichtenagenturen 7.626 Bildschirmarbeitsplätze, also bei etwa 25 Prozent15 aller Journalisten.
1993 arbeiteten schon 80 Prozent aller 54.000 hauptberuflichen Journalisten an Computern16. Von den
rund 17.000 festangestellten Zeitungsjournalisten sitzen nach Angaben von MEYN rund zwei Drittel
am Bildschirm17.
2
Heutiger Stand der Redaktionssysteme
1994 wurden in Deutschland 30 Redaktionssysteme angeboten18. Diese Systeme konkurrieren in einem
Markt von 384 Zeitungen mit 1601 redaktionellen Ausgaben. Die Größe dieses Absatzmarktes relativiert sich, wenn man bedenkt, daß es 1994 in der Bundesrepublik nur 137 eigenständige Zeitungsver-
9
ebd. S. 83.
10
Weischenberg, Siegfried; Herrig, Peter: Handbuch des Bildschirm-Journalismus. Elektronische Redaktionssysteme: GrundlagenFunktionsweisen-Konsequenzen. München: Ölschläger, 1985. S.15.
11
ebd. S. 34
12
ebd.
13
ebd. S. 31
14
Bis dahin wurde zunächst eine Druckfahne erstellt, die dann von Korrektoren auf Fehler in Ortografie und Layout untersucht
wurden, dann wurde der Satz verbessert.
15
Basis sind übereinstimmende Angaben des DJV und BDZV über 31.000 hauptberuflichen Journalisten in der BRD 1988.
16
vgl. Weischenberg, Siegfried; Altmeppen, Klaus-Dieter, Löffelholz, Martin: Die Zukunft des Journalismus. Technologische,
ökonomische und redaktionelle Trends. Unter Mitarbeit von Monika Pater. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S. 79. Weischenberg verweist hier auf die Studie ”Journalismus in Deutschland", die die Forschungsgruppe Journalistik von 1987 bis 1989
sowie 1993 durchführte.
17
vgl. Meyn, Hermann: Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess (Edition
Colloquium) 1994, S. 187.
18
Diergardt, Siegfried: IFRA 94 in München: Expo – Teil 1. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research
Association. Deutsche Ausgabe. 11/94 S. 41.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
4
lage gab (publizistische Einheiten)19 und man unterstellt, daß diese Verlage in den von ihnen herausgegebenen Zeitungen eine homogene Technik anstreben – und das bestätigen z. B. die sieben Zeitungen
des Holtzbrinck-Konzern: dreimal ist das cicero-System installiert (Saarbrücker Zeitung, Südkurier,
Handelsblatt) während die übrigen Systeme nur einmal vorkommen (Tagesspiegel: Atex, Main-Post:
News2000, Wirtschaftswoche: Redline, Lausitzer Rundschau: unbekannt).
Heute angebotene Redaktionssysteme sind beispielsweise alfa20, ATEX21, cicero22, Harris23, Hyphen24,
Linopress25 (von Linotype-Hell), Multitext26, News 200027, P.Ink28, Q-Edit29, Quark Publishing System (QPS)30, Redline31, SII32, Scoop33 und Sprint34. Diese Auflistung (auch die Liste in den Fußnoten,
die aufführt, welche Zeitungen die Systeme verwenden) erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.35
2.1
Integrierte Systemarchitektur
”Viele denken, wenn von Redaktionssystemen die Rede ist, an ein paar riesengroße Computer, an die
viele Bildschirme angeschlossen sind. Dort säßen die Redaktionsmitglieder und schrieben – mit einer
mehr oder weniger bedienungsfreundlichen Software – Artikel, bearbeiteten Agenturmaterial, recherchierten und machen Blockumbruch. Wer sich für die derzeit aktuellen Redaktionssysteme interessiert,
sollte sich schnell von solchen Vorstellungen freimachen. Denn Redaktionssysteme sind zusehends
'integriert' und somit Teil des Systemverbundes, der das gesamte Zeitungshaus durchzieht – zumindest
dem Trend nach"36 schreibt DIERGARDT. Integriert heißt, daß alle Komponenten der Zeitungspro-
19
Zahlen aus: Weischenberg, Siegfried; Altmeppen, Klaus-Dieter, Löffelholz, Martin: Die Zukunft des Journalismus. Technologische, ökonomische und redaktionelle Trends. Unter Mitarbeit von Monika Pater. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S. 128.
20
alfa System Partner, Rodgau. Installiert z.B. bei: die tageszeitung, Die Zeit, Allgemeine Zeitung, Coesfeld, Rems-Zeitung,
Schwäbisch-Gmünd.
21
Atex, Leighton Buzzard, GB. Installiert z. B. bei: Hamburger Abendblatt, WAZ Essen, Der Tagesspiegel, Neue Zeit, Berlin,
Oberösterreichische Nachrichten, Deutsche Tagespost, La Stampa Turin, Gazeta Wyborcza, Warschau.
22
cicero-GmbH, Koblenz. Installiert z.B. bei: Rhein-Zeitung, Koblenz, Saarbrücker-Zeitung, Bonner Generalanzeiger, Kölnische
Rundschau, Münstersche Zeitung, Südkurier, Ruhr-Nachrichten, Kicker, Berliner Zeitung, Handelsblatt, Midi Libre, Passauer
Neue Presse, Nord-Stuttgarter Rundschau, insgesamt 41 Zeitungen.
23
Harris Publishing Systems, Melbourne, Fla. USA. Installiert z.B. bei Kölner Stadtanzeiger, Imprimerie Moderne de Sion,
Schweiz, sowie zahlreichen Nord- und südamerikanischen Zeitungen.
24
Hyphen, GB. Installiert z.B. bei Evening Gazette, Middlesbrough u.a. britischen Zeitungen.
25
Linotype-Hell, Eschborn, Taunus. Installiert z.B. beim Gießener Anzeiger, Main-Echo,
26
Multicom GmbH, Bergkirchen. Installiert z.B. bei: Westfalenpost, Bunte, Fernsehwoche.
27
Lernspeiss Software Ges.m.b.H., Graz. Installiert z.B. bei der Neuen Züricher Zeitung, Main Post, Würzburg, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Hamburg, Die Presse, Wien.
28
P.ink software engineering, Hamburg. Installiert z.B. bei: Leipziger Volkszeitung, Focus, Bild (Umstellung von Atex), Die
Rheinpfalz, Ludwigshafen, Nord-Kurier, Göttinger Tageblatt, Hildesheimer Allgemeine Zeitung, Täglicher Anzeiger, Holzminden.
29
QED Technology, nn. Installiert z. B. bei: European, Observer, Mirror-Zeitungsgruppe.
30
Quark Inc., Denver, Colo., USA. QPS Installiert z.B. bei: tz, München, Die Woche, werben & verkaufen, Chronicle Newspapers,
GB,
31
MarkStein Software, Pfungstadt. Installiert z.B. bei: Wirtschafts-Woche, Absatzwirtschaft, Rheingau-Echo.
32
System Integrators, nn. Installiert z.B. bei den Salzburger Nachrichten, Frankfurter Allgemeine Zeitung.
33
Wilkenson Scoop, Johanneshov, Schweden / Scoop Deutschland GmbH, Stuttgart. Installiert z.B. bei: Fußball-Woche, Berlin,
Expressen, Schweden (Aufl. 500.000).
34
Delta Information Systems, Dreieich/Ffm. Installiert bis 11/94 nur bei: Westfälische Nachrichten, Münster.
35
Alle Angaben wurden dem Jahrgang 1994 und den 5 bislang vorliegenden Heften des Jahrgangs 1995 der Zeitschrift 'zeitungstechnik' und dem Sonderheft 'Redaktionssysteme' der Zeitschrift SAGE & SCHREIBE entnommen (SAGE & SCHREIBE. Die
Zeitschrift für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993).
36
Diergardt, Siegfried: Der Trend heißt: Voll integrierte Systeme. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe.
Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 34.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
5
duktion, die Redaktion, die technische Produktion, die Anzeigenverwaltung und der Vertrieb abgedeckt
werden; entweder durch Komponenten eines einzigen Redaktionssystem, oder durch verschiedene, auf
die einzelnen Aufgabenbereiche spezialisierte Programme, die eng miteinander kooperieren und aneinander angepaßt sind.
Nur zwei Beispiele für solche integrierten Systeme sind die Firma P.ink, mit ihren Modulen P.inkPress Editorial, P.ink-Press Advertising und P.ink-Press Distribution and Delivery oder die Firma cicero, mit ihren Programmen cicero-text und layout, cicero-umbruch37, cicero-anzeigen, cicero-bild, cicero-logo, cicero-vertrieb und cicero-archiv u.a. Programmen. Andere Hersteller entwickeln zur Zeit für
ihre Systeme entsprechende Zusatzmodule oder bieten Schnittstellen für Fremdsysteme an.
37
Dient nicht zum Umbruch (wie der Name vermuten läßt), sondern zur Blatt-Planung, insbesondere in Zusammenarbeit mit dem
Anzeigenmodul.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
6
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
7
Die Integration führt dann dazu, daß die einzelnen Bereiche im Zeitungsunternehmen nicht mehr so
streng voneinander zu trennen sind: ”Die Einführung wirklich vollintegrierter Prepress-Systeme führt
neben einer Verlagerung der Organisationsabläufe von der Technik in den Verlag zu einer Neustrukturierung der integrierten Produktionsabläufe. Dies ist besonders der Fall, wenn regionale Außenstellen
mit dezentralen Ablaufstrukturen einzubinden sind” schreibt der Heidelberger Unternehmensberater
Karl MALIK38.
Diese Verkettung mag dazu führen, daß Zeitungsbetriebe nach außen als ”vollelektronische Systeme”
erscheinen, wie WEISCHENBERG vorhersagt. ”Seine Bausteine sind elektronische Teilsysteme, identisch mit Organisationseinheiten eines Verlagsunternehmens.”39 MALIK stellte zwar noch Mitte 1994
fest, daß ”die Systemlieferanten [...] ihr Versprechen zur Vollintegration der ganzen gemischten Zeitungsseite noch nicht eingelöst haben.” Er empfiehlt den Verlagen allerdings, ihre Organisationsstruktur schon auf die integrierte Systemarchitektur einzustellen, was WEISCHENBERGS These entspricht.
Eine wichtige Stellung innerhalb integrierter Systems haben Planungs- und Produktionsverfolgungssysteme (Production Traking Systems, PTS). Da die Zeitungsseiten nur noch elektronisch als Dateien
gespeichert sind, kann der CvD nicht mehr dem Metteur oder Layouter über die Schulter schauen, um
festzustellen, welche Seiten fertig umbrochen sind, und welche nicht. PTS soll den Bearbeitungsstatus
der einzelnen Seiten anzeigen, fehlende Elemente melden und auf Wunsch festellen, warum die Artikel
oder Anzeigen noch nicht fertig sind40. DIERGARDT berichtet, daß sich 1994 alle Systemhersteller
auf diese Anforderung eingestellt hätten und entsprechende Programme anböten bzw. Produkte von
Drittanbietern integrierten.41 Ob solche Systeme § 14 Absatz 4 des seit 1978 gültigen Tarifvertrag über
Einführung und Anwendung rechnergesteuerter Textsysteme (RTS-Vertrag) zwischen BV Druck,
BDZV, VDZ, der IG Druck und dem DJV verletzt, ist allerdings unklar. Darin heißt es: ”Die Eingabegeräte des rechnergesteuerten Textsystems werden nicht als Hilfsmittel zur individuellen Leistungskontrolle eingesetzt.”42
Welche Unternehmensbereiche ein integriertes Redaktionssystem zusammenführt, soll das Schaubild
auf der vorhergehenden Seite deutlich machen, das von der Unternehmensberatung MALIK &
PARTNER als Zielvorstellung für Zeitungsunternehmen entworfen wurde43. Viele der in der Literatur
38
Malik, Karl: Vollintegrierte Zeitungsherstellung – Anforderungen der Zeitungsverlage noch nicht ganz erfüllt. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. Juli/August 94, S. 74. An manchen Stellen
gewinnt man den Eindruck, daß MALIK dem Konzept der Fa. cicero nahesteht. Dies legt auch seine Beteiligung bei der Systeminstallation von cicero bei der Saarbrücker Zeitung nahe. Vgl. Hussong, Roland: Volle Systemintegration in Saarbrücken realisiert. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S. 118.
39
vgl Weischenberg, Siegfried; Hienzsch, Ulrich: Die Entwicklung der Medientechnik. In: Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J. ;
Weischenberg, Siegfried: Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S. 473.
Von redaktioneller und gewerkschaftlicher Seite wird freilich befürchtet, daß nicht mehr allzuviele Organisationseinheiten neben
der Redaktion übrig bleiben.
40
vgl. Diergardt, Siegfried: Produktionsüberwachungs-Subsystem. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe.
Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 34.
41
vgl. Diergardt, Siegfried: IFRA 94 in München: Expo – Teil 1. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 11/94 S. 42.
42
zitiert nach dem Abdruck der Vereinbarung im Anhang von Weischenberg, Siegfried; Herrig, Peter: Handbuch des BildschirmJournalismus. Elektronische Redaktionssysteme: Grundlagen-Funktionsweisen-Konsequenzen. München: Ölschläger, 1985.
S.171.
HUMMEL zeigt, daß nur wenige Journalisten befürchten, daß der Einsatz von Computersystemen zu einer Überwachung ihrer
Arbeitsleistung führen kann. Etwa zwei Drittel der Journalisten fühlen sich tatsächlich kontrolliert, aber nicht durch den Computer: Ein Vorgesetzter brauche nur am nächsten Tag die Zeitung aufzuschlagen, dann sehe er, was gearbeitet wird. In: Hummel,
Roman: Die Computerisierung des Zeitungsmachens. Auswirkungen auf Journalisten, graphische Facharbeiter, Verlagsangestellte und Printmedienunternehmen. Wien: Verlag des österreichischen Gewerkschaftsbundes, 1990. S. 133ff.
43
MALIK, Karl: Integrierte Zeitungssysteme bringen viel, aber fordern einiges. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der
INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/95 S. 53.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
8
verfügbaren Übersichtspläne von Redaktionssystemen44 bestehen – wenn man die unterschiedlichen
technischen Bezeichnungen übersetzt – aus ganz ähnlichen Komponenten (wobei natürlich oft nicht
alle Idealvorstellungen MALIKS verwirklicht sind).
Vergleicht man diesen Idealaufbau eines integrierten Systems mit den realen Installationen bei den
Verlagen fällt auf, daß die Zeitungsplanung/Dispo (die im Schaubild eine Schlüsselstellung zwischen
Anzeigensystem, Redaktionssystem und Druck innehat) in Wirklichkeit noch meist eine eher schwache
Position besitzt. So richtet sich die Blattplanung bei der Magdeburger Volksstimme (DuPont-System)
anscheinend nur nach den gebuchten Anzeigen, die Redaktion hat keinen Einfluß45; bei der Saarbrücker Zeitung (cicero) scheint dies ebenso zu sein.46 Daß die neue Technik es möglich macht, eine Tageszeitung auch inhaltlich gezielter und flexibler mit der Blattplanung zu konzipieren, scheinen die
Redaktionsvertreter noch nicht erfaßt zu haben.
Nicht nachvollziehbar ist für mich, daß MALIK es nicht für erforderlich hielt, das Zeitungsarchiv und
den daraus erstellten Ausschnittbestand zur elektronischen Vermarktung in seine Darstellung einzubeziehen.
Hinweisen sollte man in seinem Schaubild auf die in Lokal- und Zentralredaktionen auszuführenden
Arbeiten: Ganzseitenumbruch und Bildbearbeitung gehören hier wie selbstvertändlich dazu und finden
nicht nachgeordnet in einer ”Technik” statt. Vergleiche mit den verfügbaren Systemschaubildern bestätigen diesen Trend. Dagegen wird das Plazieren und Umbrechen von Anzeigenseiten üblicherweise
von der redaktionellen Arbeit getrennt. Daß die lokalen Anzeigeannahmestellen allerdings in MALIKS
Schaubild nicht nur die Anzeigenannahme, sondern auch den Ganzseitenumbruch für lokale Anzeigenseiten durchführen sollen, war mir neu47.
44
Schaubilder der folgenden Systeme fanden sich in der Literatur:
-
des Atex-Systems in: ”Deutsch-englisch-amerikanische Kooperation: neues Editorial-System von Atex” In: zeitungstechnik. die
Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S. 123.
-
des Atex-Systems bei La Stampa, Italien. In: Quervel, Pierre-Louis: La Stampa auf dem Weg zum elektronischen Ganzseitenumbruch – das Ziel ist in Sicht. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe.
02/95 S. 55, S. 57 u. S. 58.
-
des cicero-Systems bei der Saarbrücker Zeitung. In: Hussong, Roland: Volle Systemintegration in Saarbrücken realisiert. In:
zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S. 118.
-
des DuPont/Crossfield-System bei der Magdeburger Volksstimme. In: Heinrich, Helmut: Wie sich die Volksstimme technisch
und organisatorisch auf Computer To Plate (CTP) vorbereitet. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/94 S. 36
-
des Harris Publishing Systems. In: Fuchs, Boris: 100 Jahre Harris: Maschinen, Satz und Elektronik. In: zeitungstechnik. die
Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/95 S. 43.
-
LinoPress-Systems in: Diergardt, Siegfried: IFRA 94 in München: Expo – Teil 1. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der
INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 11/94 S. 41.
-
des LinoPress-Systems beim Gießener Anzeiger. In: ”Gießener Anzeiger mit digitaler Ganzseitenausgabe” In: zeitungstechnik.
die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S. 124.
-
des News2000-Systems bei der Wiener Tageszeitung ”Die Presse” in Wien. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 11/94 S. 72.
-
des QuarkXPress-Systems bei der Leipziger Volkszeitung. In: Zaspel, Wilfried: Flucht nach vorn in die DTP-Zukunft. In: SAGE
& SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 36.
45
Vgl. Heinrich, Helmut: Wie sich die Volksstimme technisch und organisatorisch auf Computer To Plate (CTP) vorbereitet. In:
zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/94 S. 36
46
Vgl. Hussong, Roland: Volle Systemintegration in Saarbrücken realisiert. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S. 118. Im November hat cicero seine strategische Zusammenarbeit mit
ABB bekanntgegeben, aus der gerade Technik zur Produkt- und Blattplanung hervorgehen soll.
47
Ob die bei Lokalblättern oft räumlich enge Zusammenarbeit zwischen Anzeigenannahme und Redaktion auch hier zu Rationalisierungen führt – und letztlich doch zum Plazieren der Anzeigen durch Redakteure, kann hier nur vermutet werden.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
9
Die von WEISCHENBERG in seinem 1994 erschienen Buch ”Die Zukunft des Journalismus” vorgelegte grafische Darstellung ”Zeitungsproduktion als elektronisches System"48 weicht von den Schaubildern real installierter Systeme stark ab, ebenso wie von MALIKS idealisiertem Bild:
Bei der Erstellung des Schaubilds (das einzige mir vorliegende aus aktueller wissenschaftlicher Quelle)
wurden offensichtlich veraltete Annahmen nicht mehr revidiert. Die Anzeigenverarbeitung wird gar
nicht aufgeführt, die Bildmontage verlegt WEISCHENBERG ohne Berücksichtigung digitaler Bildtechnik pauschal hinter die Belichtung und ob sich die von ihm (ohne nähere Begründung im Text)
angeführte Fremdtexterfassung per OCR (also durch Einscannen statt durch Abschreiben) durchsetzen
wird, erscheint sehr zweifelhaft: Das Ausscheiden von Erfassungskräften würde automatisch dazu führen, daß sich die Redakteure mit dem nie fehlerfrei ablaufenden Einlesevorgang von Fremdtexten beschäftigen müßten – eine unproduktive Arbeit, die eindeutig gegen § 15 Absatz 2 RTS-Vertrag verstoßen würde (”Die Eingabe fremder Texte darf von Redakteuren nicht verlangt werden") und energischen Protest nicht nur der gewerkschaftlich organisierten Redakteure zur Folge hätte. Da erschiene es
naheliegender, die meist ohnehin mit EDV arbeitenden Vereine, Verwaltungen und Unternehmen um
Eingabe ihrer Pressemitteilungen per Diskette oder in eine Redaktionsmailbox49 zu bitten.
2.2
Text- oder layoutorientierter Umbruch
Alle Redaktionssysteme – gleichgültig, ob integriert oder nicht – kann man darin unterscheiden, ob sie
text- oder layoutorientiert ausgerichtet sind.
Bei textorientierten Systemen werden zunächst alle Texte geschrieben. Dann werden sie auf den zur
Verfügung stehenden Seiten plaziert, wobei der layoutende Redakteur (auch als Producer bezeichnet)
die Artikel dann kürzt und auf die notwendige Zeilenlänge bringt. Diese Arbeitsweise unterscheidet
sich nicht wesentlich vom früher üblichen Klebeumbruch. Ein Beispiel für ein so arbeitendes System
ist das Programm cicero.
48
Weischenberg, Siegfried; Altmeppen, Klaus-Dieter, Löffelholz, Martin: Die Zukunft des Journalismus. Technologische, ökonomische und redaktionelle Trends. Unter Mitarbeit von Monika Pater. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S. 78.
49
Letztere Mailboxen würde natürlich den Redakteur noch mehr von seiner lebenden Umwelt abschotten – was aber allgemeiner
Trend zu sein scheint.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
10
Bei layoutorientierten Systemen wird zunächst morgens nach Eingang der Anzeigen-Disposition der
verfügbare Platz von der Redaktion aufgeteilt: ”Jeder Artikel, jedes Foto erhält schon einen Namen,
gleichgültig, ob der Text schon geschrieben oder das Foto schon im Hause ist; das mit allen Angaben
gefütterte Layout wird im System gespeichert. Die Redakteurin oder der Redakteur finden nun in ihren
Verzeichnissen die ihnen zugewiesenen Artikelnamen, versehen mit allen Informationen über die geforderte Textlänge, Anzahl und Größe der Überschriftenzeilen, des Vorspanns usw.” Ein Beispiel für
ein solches System ist das Quark Publishing System (QPS).
Es ist hier anzumerken, daß es einen wesentlichen Unterschied für die journalistische Produktion darstellt, ob man täglich unter Druck des Systems einen vorab festgelegten Platz ausfüllen muß, oder ob
man noch nach der Recherche entscheiden kann, welchen Stellenwert und welche Größe der Artikel
haben wird. Ein inhaltlicher Qualitätsunterschied kann jedoch nicht behauptet werden.50
Nach DIERGARDT, Leiter des IFRA-Beratungsdienstes in Darmstadt sei der Trend bei den Systemen
layoutorientiert. ”Die Organisation einer jeden Zeitung wird sich auch in Zukunft in der Art ihres Umbruchs widerspiegeln. Eindeutig ist jedoch, daß der layoutorientierte Umbruch viele Vorteile bietet und
deshalb als wegweisende Lösung angestrebt wird.”51
Grafische Benutzeroberflächen, die mehr und mehr zur Plattform von Redaktionssystemen werden,
verstärken m. E. den Trend zur layoutorientierten Zeitungsproduktion.
2.3
Die Benutzeroberfläche
Die Präsentation des Bildschirminhalts (Benutzeroberfläche) ist bei vielen noch eingesetzten Redaktionssystemen eher dürftig. Vielfach stehen noch grün- oder orangeleuchtende Bildschirme aus den achtziger Jahren auf den Tischen der Redakteure52, wegen des schlechten Kontrastes gelten diese Geräte
seit einigen Jahren als unergonomisch und gesundheitsschädlich.53 Die frühen Programme (die z.T.
noch heute verwendet werden) stellten sich unsortiert auf dem Bildschirm dar, es war schon viel, wenn
Verwaltungsdaten und eingegebener Text durch horizontale oder vertikale Linien voneinander getrennt
waren. Selbst ein DOS-Programm wie cicero-layout 3.1 mit Menü- und Fensterstruktur bietet an vielen
Stellen einen unlogischen Aufbau: Wählt man den einen Eintrag in der sogenannten Menüleiste am
oberen Bildschirmrand, klappt ein Fenster mit weiteren Unterbefehlen auf, wird dagegen ein anderer
Eintrag gewählt, startet das ohne Nachfrage eine Bearbeitungsvorgang54.
Mit ihren heute verkauften Redaktionssystemen setzen die meisten Anbieter inzwischen auf grafische
Benutzeroberflächen. So werden Redaktionssysteme von Digital Technology, Linotype-Hell, P.Ink,
QED, Sccoop und Sinedita auf Apple MacIntosh-Rechnern angeboten, die PC-Konkurrenz setzte dagegen auf die Oberfläche Windows: ”Atex, Beta, cicero, Delta, Funkinform, Harris, MarkStein, Mediasystemen und Multicom zeigten erstmals ihre auf einer grafischen Benutzerfläche, in diesem Fall
Windows, umgestellten Systeme. alfa, CCI, CompuSys, Comtec, Datox, DDE/Euromax, ESE, Hyphen,
IBM, ISGI, Lernspeiss, Protec und Unisys hatten sich ja schon früher zu diesem Schritt entschlossen.”55 News2000 läuft seit September 1994 unter OS/2. Da Programme, die unter dem Apple-System,
50
So wird die sicher sehr anspruchsvolle Zeitung ”Die Woche” mit QPS hergestellt und die sich m.E. inhaltlich eher durch bodenständigen Journalismus auszeichnende Rhein-Zeitung mit cicero.
51
Diergardt, Siegfried: Produktionsüberwachungs-Subsystem. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special:
Redaktionssysteme, November 1993. S. 35.
52
z.B. die alten ATEX-Eingabegeräte bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
53
Renelt, Georg: Schillernde Vielfalt. In: Chip, Sonderheft Grafikkarten und Monitore. Ausgabe 2/92, S. 18.
54
Aus meiner eigenen Erfahrung des Redaktionssystems bei der Rhein-Zeitung, Koblenz.
55
Diergardt, Siegfried: IFRA 94 in München: Expo – Teil 1. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research
Association. Deutsche Ausgabe. 11/94 S. 41f.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
11
unter Windows oder unter dem Presentation Manager von OS/2 laufen, ihr Aussehen und ihre Bedienung nach bestimmten Standards (sog. Style Guides) richten müssen, kann man zumindest davon ausgehen, daß die Arbeit der Redakteure durch grafische Benutzeroberflächen einheitlicher, intuitiver, und
damit leichter wird.
Es kann an dieser Stelle nicht darum gehen, die zwischen den Herstellern und zwischen den Benutzern
engagiert geführte Diskussion weiterzuführen, ob eine grafische Benutzeroberfläche (und wenn ja welche) sinnvoll ist oder nicht. Fest steht, daß sie Nutzen für Hersteller und Anwender hat:
− Da grafische Oberflächen wesentlich höhere Anforderungen an die Hardware stellen, verdienen die
Hersteller nicht nur an dem Verkauf, der Installation und dem Support für die neue grafische Software (inklusive Schulung), sondern sie machen auch ein lukratives Erweiterungs- und Austauschgeschäft mit den (ohnehin zu überhöhten Preisen verkauften56) Geräten.
− Für die Nutzer, d.h. die Redakteure, wird es immer wichtiger, mehrere Aufgaben auf einmal erfüllen
zu können: ”Für einen Reporter steht das Verfassen von Texten im Vordergrund, doch mehr und
mehr ist auch die Online-Datenbank-Recherche gefragt. Der Redakteur braucht einen Überblick über das, was sich in verschiedenen Bereichen tut, und er muß layoutbezogene Informationen erhalten. Der Chef vom Dienst sollte wissen, wer was macht. Der Umbruchredakteur muß Layouts erstellen können, nicht nur auf Texte, sondern auch auf Bilder Zugriff haben. Um es kurz zu fassen: Wir
alle haben mehr als nur eine Aufgabe. Wer dabei konsequent Computerprogramme nutzt, kommt
um moderne Fenstertechnik nicht herum.”57
Grafische Benutzeroberflächen mit der Fähigkeit, mehrer Programme gleichzeitig auszuführen, sind
also eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß der Redakteur die vielfältigen Aufgaben, die aus der
Technik zu ihm verlagert werden, überhaupt an einem Arbeitsplatz erledigen kann.
PRÜMMER zweifelt aber, ob das gleichzeitige Arbeiten mit mehreren Programmen so sinnvoll ist:
”Aus Gründen der Effizienz sollte man darauf achten, daß in der Redaktion mit so wenig Anwendungen, wie möglich gearbeitet werden kann.”58
2.4
Aktueller Stand bei den Zeitungsunternehmen
Man könnte meinen, daß inzwischen die meisten Tageszeitungen ein Redaktionssystem verwenden;
werden solche Systeme inzwischen ja schon seit zwanzig Jahren angeboten. Eine Umfrage von
ALTMEPPEN, LÖFFELHOLZ u.a. im Jahr 1993 ergab auch, daß alle befragten 32 europäischen Zeitungen Redaktionssysteme einsetzten – bis auf ein österreichisches Kleinunternehmen59.
Die verschiedenen Zeitungen befanden sich mit ihren Systemen noch auf sehr unterschiedlichem
Stand: ”Einige Zeitungen haben bereits das Nonplusultra an moderner Technik eingeführt, andere be-
56
Hummel zitiert als Beleg für die überhöhten Preise der Hersteller einen Unternehmer: ”Bei fachspezifischer Elektronik sind die
Preise überhöht, da nur ein kleiner Abnehmerkreis vorhanden ist. [...] Hard und Software zu teuer für uns, wenn man vergleicht
ca. 1 zu 6, d.h. sechsmal so teuer, wie vergleichbare Speicheranlagen sonst kosten.” Hummel, Roman: Die Computerisierung des
Zeitungsmachens. Auswirkungen auf Journalisten, graphische Facharbeiter, Verlagsangestellte und Printmedienunternehmen.
Wien: Verlag des österreichischen Gewerkschaftsbundes, 1990. S. 76.
57
Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 6ff.
58
ebd. S. 8.
59
Altmeppen, Klaus-Dieter; Löffelholz, Martin; Pater, Monika; Scholl, Armin; Weischenberg, Siegfried: Die Bedeutung von Innovationen und Investitionen in Zeitungsverlagen. In: Ökonomie und Zukunft der Printmedien. Bd. 2 ”Print unter Druck. Zeitungsverlage auf der Suche nach Innovationen.” R. Fischer Vlg 1994. S. 153f. S. 152
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
12
sitzen zwar schon seit Jahren ein elektronisches Redaktionssystem, doch steht ihnen der Schritt hin
zum elektronischen Ganzseitenumbruch noch bevor.”60.
Nur 78 Prozent der von ALTMEPPEN, LÖFFELHOLZ u.a. befragten Zeitungen hatten 1994 den
Ganzzseitenumbruch am Bildschirm eingeführt (obwohl bei der Fragestellung die Bildintegration ausdrücklich ausgenommen wurde)61. Dem Laien so selbstverständlich erscheinende Funktionen wie die
elektronische Anbindung an Nachrichtenagenturen verwendeten sogar nur 56 Prozent der befragten
Zeitungen. Die folgende Grafik zeigt, in welchem Ausmaß die von ALTMEPPEN, LÖFFELHOLZ u.a.
abgefragten Einsatzbereiche von den Zeitungsverlagen genutzt werden.62
Diese Bestandsaufnahme steht in einem etwas lästigen Gegensatz zu dem, was die Hersteller der Systeme selbst in ihren Werbebroschüren und auch die wissenschaftlichen Analysen für die Zukunft des
Journalismus vorausgesagt hatte63. KLAUS VON PRÜMMER, Direktor Informationssysteme der
IFRA und ehemaliger CvD der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) schreibt darüber: ”1984
konnte ich mir nicht im Traum vorstellen, daß ich 1994 einen PC mit einer Gigabyte-Festplatte zuhause haben würde. Doch ich war fest davon überzeugt, daß der vollelektronische Ganzseitenumbruch –
einschließlich Anzeigen, Grafiken und Bildern – in allen Zeitungen übliche Praxis sein würde. Was
war schiefgelaufen?” 64
ALTMEPPEN, LÖFFELHOLZ u.a. machen das Nutzungsverhalten und die Kompetenzen der Zeitungsredaktionen verantwortlich: ”Die vorhandenen Möglichkeiten werden jedoch unterschiedlich genutzt. So wäre in einem Betrieb z.B. der elektronische Ganzseitenumbruch technisch möglich; er wird
jedoch nicht genutzt (CH-13). Vereinzelt wurde ein komplettes Redaktionssystem angeschafft; die – zu
wenig geschulten – Mitarbeiter nutzten es jedoch nur in geringem Umfang.”65 Eine Studie des Europarats von 1986 begründete den schon damals nur schleppend verlaufenden Durchbruch der neuen Zei60
Wilmet, Marcel: Die vollelektronische Zeitungsredaktion – Chancen und Herausforderungen. In: : zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94, S.1.
61
Vor allem kleinere Zeitungen arbeiteten laut ALTMEPPEN, LÖFFELHOLZ u.a. ohne Ganzseitenumbruch. a.a.O. S. 152.
62
alle Zahlen aus: Altmeppen, Klaus-Dieter; Löffelholz, Martin; Pater, Monika; Scholl, Armin; Weischenberg, Siegfried: Die
Bedeutung von Innovationen und Investitionen in Zeitungsverlagen. In: Ökonomie und Zukunft der Printmedien. Bd. 2 ”Print
unter Druck. Zeitungsverlage auf der Suche nach Innovationen.” R. Fischer Vlg 1994. S. 153f. Altmeppen, Löffelholz e.a. hatten
in ihrer Arbeit die Zeitungsunternehmen nach Größe getrennt aufgeführt; aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich diese Zahlen zusammengefaßt.
63
WEISCHENBERG sagte in seiner 1985 veröffentlichten Zukunftsvision ”Der ras(t)ende Reporter 1991” u.a. Spracheingabe,
Archivsystem und vom Computer automatisch durchgeführte Auswahl und Plazierung von Artikeln voraus. Aus: Weischenberg,
Siegfried; Herrig, Peter: Handbuch des Bildschirm-Journalismus. Elektronische Redaktionssysteme: GrundlagenFunktionsweisen-Konsequenzen. München: Ölschläger, 1985. S.100ff.
64
Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 4f.
65
vgl. Altmeppen, Löffelholz u.a. a.a.O. S. 152.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
13
tungstechnologie mit der Begrenztheit der unternehmerischen Kapitalkraft und mit Überkapazitäten im
Satz und Druckbereich66.
BÖCKELMANN/NAHR sehen dagegen die Schuld für den nur langsamen Fortschritt in den Zeitungsredaktionen bei den Herstellern der Redaktionssysteme: die Verleger hätten unter dem Einfluß der Herstellerreklame die Lieferzeiten und Probleme bei Implementierung und Ausgestaltung der Programme
unterschätzt.67 Auch PRÜMMER selbst kritisiert die Hersteller: ”Vor 20 Jahren setzte unsere Branche
Maßstäbe für Hochleistungs-Rechnersysteme. Solange nur bestimmte Unternehmen Computer kauften,
stellte der Verlagssektor für die Systemhersteller einen relativ großen Markt dar – einen Markt der bereit war, für Sicherheit und benutzerfreundliche Lösungen einen entsprechenden Preis zu bezahlen.
Wir waren sozusagen die Key-Account-Kunden.” 68 Die Durchsetzung des PCs als Massenprodukt,
rapide verfallende Preise für Hardware und das Aufkommen leistungsstarker Standardsoftware brachte
diesen Markt in Gefahr. ”[...] gelähmt durch das neue Preisniveau, setzten sie die Weiterentwicklung
der traditionellen Systeme nicht konsequent fort und verkannten die Möglichkeiten, die ihnen DTP
bot.”69 So kam es, daß Paul Brainerd, Mitarbeiter des Redaktionssystemherstellers Atex, mit der Idee
einer neuen Generation von Satzsystemen bei seinem Arbeitgeber auf Ablehnung stieß; er kündigte,
gründete die Firma Aldus70 und brachte das erste DTP-Programm Pagemaker auf den Markt.
Der gegenüber dem Machbaren erhebliche Rückstand mag außerdem auch an der oft veralteten, aber
teuren Technik liegen, die in den Verlagen installiert ist – Modernisierungen und Anpassungen an neue
Erfordernisse sind umständlich und wieder entsprechend teuer. Die in den verschiedenen Zeitungshäusern eingesetzten Systeme unterscheiden sich erheblich im Alter und Versionsstand und damit auch in
ihrem Leistungsvermögen; außerdem werden innerhalb eines Hauses oft verschiedene Techniken unterschiedlicher Hersteller kombiniert oder die Programme eines Herstellers in verschiedenen Versionen
nebeneinander verwendet, es kann daher keine Standardlösungen für eine Modernisierung geben. Die
hohen Investitionskosten verringern außerdem die Bereitschaft zum kompletten Systemwechsel –
HUMMEL bezifferte 1989 die Kosten für ein Redaktionssystem einer Tageszeitung mit durchschnittlich umgerechnet fünf Millionen DM71. Vorhandene Systeme werden daher i.d.R. weiterverwendet und
immer wieder erweitert und angepaßt. So setzt die Frankfurter Rundschau ihr hauseigenes IBM-System
schon seit 1982 ein, die Mittelbayerische Zeitung arbeitet seit dem gleichen Jahr mit Siemens Hell und
der Kölner Stadtanzeiger benutzt das Redaktionssystem Harris 2500 seit 197772.
Schon durch die verwendete Technik sind die Zeitungsunternehmen im weiteren Ausbau und im Einsatz der Systeme stark eingeschränkt. Während alte Redaktionssysteme auf Hochleistungsrechnern
66
Council of Europe (Hg.): The effects of the development of micro-technology on the organisation of work and on employment in
the printing industry; Strasbourg: 1987, S.40. Zitiert nach Hummel, a.a.O. S.64.
67
Böckelmann, Frank; Nahr, Günther: Die Tageszeitung im Prozeß der Elektronisierung. In: Presse- und Informationsamt der
Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1978-1985), Bd. I. 1986: Bonn, S. 111ff. Zitiert nach: Hummel, Roman: Die Computerisierung des Zeitungsmachens.
Auswirkungen auf Journalisten, graphische Facharbeiter, Verlagsangestellte und Printmedienunternehmen. Wien: Verlag des österreichischen Gewerkschaftsbundes, 1990. S. 64.
68
Prümmer, Klaus von: a.a.O. S. 5.
69
Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 5.
70
inzwischen fusioniert mit Adobe, der Firma die z. Zt. vor allem wegen ihrem Standard PDF (Portable Document Format) und
dem Programm Acrobat bekannt ist; dieses Format ermöglicht die exakte Darstellung von Dokumenten am PC, ohne daß der Leser die Originalsoftware des Autoren besitzen muß.
71
vgl. Hummel, Roman: Die Computerisierung des Zeitungsmachens. Auswirkungen auf Journalisten, graphische Facharbeiter,
Verlagsangestellte und Printmedienunternehmen. Wien: Verlag des österreichischen Gewerkschaftsbundes, 1990. S. 71. Hummel
erhielt bei seiner Umfrage unter 14 österreichischen Zeitungsbetrieben auf seine Frage nach den Kosten für Redaktionssysteme
Antworten über Beträge zwischen 10 und 100 Millionen Schilling (1,4 und 14 Millionen DM). Als Durchschnittskosten errechnete er 36,4 Millionen Schilling.
72
vgl. Was stört Sie an Ihrem Redaktionssystem. Sage und Schreibe fragte Chefs vom Dienst. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 50.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
14
basieren, an die eine begrenzte Zahl (nichtintelligenter) Bildschirmterminals die eingegebenen Zeichen
zur Verarbeitung durchreichen, arbeiten in moderneren Client-Server-Netzwerken die Arbeitsplatzrechner (Clients, meist Standard-Computer wie PC oder Mac) selbständig, die Server dienen dem Abgleich der Informationen, der Koordination der Geräte und stellen die grundlegenden Datenbestände
zur Verfügung. Diese rein technische Organisation von Informationsflüssen hat erheblichen Einfluß
darauf, wie flexibel Arbeitsplätze hinzugefügt und ob neue Aufgabenbereiche integriert werden können.
Die unterschiedliche Ausstattung der Redaktionen – und die damit in unterschiedlichem Maße eingeschränkten Möglichkeiten des Einsatzes – erschweren auch für die Wissenschaft generelle Aussagen
über den Einsatz von Redaktionssystemen in den Redaktionen und seine Folgen.73
3
Arbeiten mit Redaktionssystemen
BILL STROUD von den Philadelphia Newspapers beschreibt die durch den Computereinsatz gewachsenen Anforderungen an die Journalisten: ”Vor 30 Jahren, als ich meine erste Stelle als Journalist antrat, erhielt ich folgende Komplettausstattung an einfachen Arbeitsmitteln: eine mechanische Schreibmaschine, ein Telefon, einige Notizblöcke und Bleistifte, sowie eine Zweilinsen-SpiegelreflexKamera. Meine Aufgabe bestand in der Nachrichtenberichterstattung. Wie es einer meiner ersten Redakteure ausdrückte, erwartete man von mir, 'die Fakten klar und deutlich zu präsentieren und die Namen richtig zu schreiben'.”74 Er erwähnt dann die Anforderungen an die Journalisten, die heute bei der
gleichen Zeitung ihren Werdegang antreten: Sie erhalten Schulungen über PC-Grundkenntnisse, über
Recherche in eigenen und fremden elektronischen Zeitungsarchiven, DFÜ-Kenntnisse für OnlineRecherchen, Internet- und Mailbox-Nutzung, Datenbankverwaltung und lernten den sinnvollen Einsatz
von Tabellen und Statistik-Tools.
Computer werden zu universellen Arbeitsmitteln der Journalisten. METTLER-VON MEIBOM sieht
die Gefahr, daß diese Hilfsmittel den für die journalistische Aufgabe wesentlichen Blick auf die Wirklichkeit verstellen: ”Die Computerisierung journalistischen Arbeitens stellt meines Erachtens für diesen Auftrag [sich öffnen für das Unbekannte, Objektivität; UH] ein schwerwiegendes Hindernis dar.
Sie bedeutet, im Sinne der Beherrschung und Effektivierung der Nachrichtenströme nach dem ZeitKosten-Nutzen-Kalkül, eine dramatische Beschleunigung journalistischer Produktion bei gleichzeitiger
Zunahme der Mensch-Maschine-Bindung und Abnahme der Zeit für Recherche, Dialog, Diskurs und
Reflektion.”75
Daß der Einsatz von Redaktionssystemen die Arbeit in der Redaktion ändert, zeigt eine Untersuchung
von HIENZSCH, die dieser etwa ein halbes Jahr lang bei einer großen nordrhein-westfälischen Regionalzeitung durchführte76. Ergebnis: Wegen dem System bleibt erheblich weniger Zeit für Recherchen,
die Journalisten sprechen weniger miteinander und machen kaum noch Pausen. Für HIENZSCH hat
der Technikeinsatz die Folgen
− ”Monochromisierung”, das heißt Fixierung auf bestimmte Einzeltätigkeiten.
73
vgl Weischenberg, Siegfried;Hienzsch, Ulrich: Die Entwicklung der Medientechnik. In: Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J. ;
Weischenberg, Siegfried: Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S. 473.
74
Stroud, Bill: Neue Organisationsformen in der Redaktion. n: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research
Association. Deutsche Ausgabe. 12/94 S. 18.
75
Mettler-von Meibom, Barbara: Der Computer und das Ich. Der Einfluss der Technik auf den Menschen. In: M Menschen Machen Medien. 1/94 S.7.
76
Hienzsch, Ulrich: Journalismus als Restgröße. Redaktionelle Rationalisierung und publizistischer Leistungsverlust. Wiesbaden:
Deutscher Universitäts-Verlag, 1990.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
15
− ”Orientierungsverlust”, das macht er beispielsweise fest am Rückgang des Zeitunglesens bei den
Redakteuren, der selteneren Beschäftigung mit dem persönlichen und dem redaktionellem Archiv
und der nachlassenden Kontaktpflege mit Informanten. ”Damit zurren die Beteiligten ihre Rollen
selbst noch weiter fest und unterstützen die Kybernetisierungstendenz.”77
− ”Hierarchisierung”, Vorgesetzte erhalten einen Informationsvorsprung vor den Mitarbeitern, sie
nutzen ihren besseren Überblick als Machtinstrument gegen die Untergebenen.
EURICH sieht durch den Technikeinsatz eine Verdichtung journalistischer Arbeit: ”Da zudem nicht
alles, was durch den Einsatz neuer Techniken zur Verdrängung anderer Berufe geführt hat, von ihnen
selbst vollständig geleistet wird, bleibt mehr und mehr am Redakteur hängen: Schreiben, Redigieren,
Korrigieren, Gestalten, Umbrechen, Setzen mittels desselben Arbeitsgeräts – das macht eine Abgrenzung der einzelnen Tätigkeiten voneinander schwer, es verdichtet Arbeit und führt zu einer erheblich
ansteigenden Gesamtverantwortung für das fertige Produkt. Unbestritten hat mehr Verantwortlichkeit
für das eigene Produkt sehr viel mit an sich gewachsener Qualifikation zu tun. Die Frage bleibt jedoch,
ob die Erweiterung des Qualifikationsprofils auch auf einer entsprechenden, durch Ausbildung erworbenen Kompetenz beruht und ob sie nicht auf Kosten der eigentlichen journalistischen Tätigkeiten geht
– ganz zu schweigen von der Tatsache, daß die gestiegene Verantwortlichkeit aufgrund erweiterter
Tätigkeitsmerkmale nicht mit einer entsprechend besseren Bezahlung korreliert.”78
77
a.a.O. S. 295.
78
Eurich, Claus: Computer, neue Medien und Kultur. Informationstechnologien in den publizistischen und künstlerischen Berufen.
Hamburg: VSA, 1988. S. 95. Die Verlagerung von mehr Verantwortung für die Zeitung in die Redaktionen hat neben Rationalisierungsmöglichkeiten für Verlage ohne eigenen Druckbetrieb auch strategische Vorteile: Sie wurden unabhängiger von den
Druckunternehmen – was deren Marktposition nicht unbedingt stärkte. Vgl auch Altmeppen, Klaus-Dieter; Löffelholz, Martin;
Pater, Monika; Scholl, Armin; Weischenberg, Siegfried: Die Bedeutung von Innovationen und Investitionen in Zeitungsverlagen.
In: Ökonomie und Zukunft der Printmedien. Bd. 2 ”Print unter Druck. Zeitungsverlage auf der Suche nach Innovationen.” R. Fischer Vlg 1994. S. 131.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
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Die Reihe der Arbeiten, die aus der Technik in die Redaktionen verlegt werden, ist mit integrierten
Redaktionssystemen noch lange nicht abgeschlossen: RAUE, Chefredakteur der Oberhessischen Presse
in Marburg sieht weitere Aufgaben auf sich zukommen: ”Redakteure brauchen dringend neue Organisationsformen und Hilfestellung dazu. Denn die nächste, wohl letzte Umwälzung steht unmittelbar
bevor: Die komplette Zeitungsherstellung wandert in die Redaktion mit Layout, Grafik, Texterfassung,
Labor, Bildbearbeitung und so weiter.”79 Und PRÜMMER behauptet: ”Mit einem solchen System ist
es meiner Meinung nach möglich, die Verantwortung für Textbearbeitung, Bildverarbeitung und Ganzseitenproduktion in die Redaktion zu verlagern. Ich rede hier nicht vom Einscannen und Bearbeiten
von Bildern, sondern gehe davon aus, daß diese druckfertig in die relationale Datenbank kommen. Die
Plazierung und das Vergrößern oder Verkleinern der Bilder, sowie die Ausschnittbestimmung sind
jedoch redaktionelle Funktionen, für die man keinen Techniker braucht, wenn man die richtige Ausrüstung besitzt.80” Er geht sogar noch einen Schritt weiter: ”Wir sollten nicht die Plazierung von Anzeigen
ablehnen, solange die Anzeigen selbst von jemand anderem lange vor dem Redaktionsschluß hergestellt werden"81
BORGAES verteidigt diesen Trend: ”Es könnte jetzt der Eindruck entstanden sein, wir stellten uns den
Redakteur der Zukunft als Universaldilettanten vor. Mitnichten! Wir glauben, daß die Redaktionen
jetzt und auch in Zukunft Spezialisten brauchen. Jeder sollte schon das tun, was er am besten kann.
Aber das soll sich an den Gegebenheiten orientieren und nicht an Vereinbarungen, die unter ganz anderen technischen Voraussetzungen geschlossen wurden.” 82
Der Begriff 'Redakteur' erhält dabei eine neue Bedeutung: BORGAES berichtet von einer Umstrukturierung bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ). Weil immer mehr technische Arbeiten in
die Redaktion verlagert wurde, hatte die HAZ einen Teil der Setzer, Metteure und Repro-Fachleute als
sog. Layouter und dem tariflichen Status 'Angestellte der Druckindustrie' übernommen. ”Es entwickelte sich eine Situation, die nicht zufriedenstellend war: Eine Technikzeile in der Redaktion – von manchen Kollegen zwar gern gesehen, wegen der scharfen Abgrenzung aber wenig effektiv. Eine Durchdringung der Arbeitsprozesse fand nicht statt. Jeder machte 'sein Ding'.” 83 Erst mit dem Schritt, diesen
Layoutern den Status Redakteur zu geben, hätten sich 'vielfältige organisatorische Möglichkeiten' ergeben. Zwar gäbe es nach wie vor für manche Aufgaben Spezialisten, ”aber es ist beispielsweise kein
Problem mehr, daß ein sogenannter 'normaler Redakteur' ein Bild scannt oder seine Seite selbst baut –
unterstützt von Spezialisten, die sich auf der gleichen tariflichen und hierarchischen Ebene befinden.
Dies alles ist ein Prozeß der im Fluß ist [...] Tarifliche Schranken werden uns dabei aber nicht behindern” 84
Die Umdeutung der Berufsbezeichnung 'Redakteur' ist sicher ein Kuriosum, zeigt aber, mit welcher
Energie von den Verlagen durchgesetzt wird, daß Redakteure technische Aufgaben übernehmen. Und
man kann sich der Argumentation nur schwer verschließen, die darlegt, daß die Gewichtung von Artikeln durch das Seitenlayout und die Auswahl von Bildern und Bildausschnitten in der Tat inhaltliche
Entscheidungen darstellen, die in der Bleizeit redaktionsfernen und damit ausbildungsmäßig eigentlich
nicht kompetenten Mitarbeitern zufielen85.
79
Raue, Paul-Josef: Wünsche und Hoffnungen einer Regionalredaktion an die Redaktionstechnik. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 01/95 S. 44.
80
Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 9.
81
ebd. S. 8.
82
Borgaes, Hans: Ganzseitenproduktion: eine zusätzliche Herausforderung für die Redaktion? In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 12/94, S.24.
83
ebd. S.22.
84
ebd.
85
Wobei sicherlich auch ästhetisches Gespür eine Kompetenz darstellt.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
17
MARHUENDA befürchtet durch Redaktionssysteme eine Verschiebung des journalistischen Aufgabenbereichs vom Beobachter und Berichterstatter zu einer reinen Vermittlerrolle: ”Bien sûr, ce genre
de tâches constitue depuis longtemps un aspect important du travail journalistique, en particulier des la
presse locale, mais, avec son extension, le journalisme assis retravaillant des textes recueillis (ou produits) par d'autres semble prendre le pas sur la collecte directe de l'information, sur l'enquete et le reportage...”86 Bei einer Diskussionsveranstaltung des Instituts für Journalistik räumte der Chefredakteur
der Dortmunder Ruhr-Nachrichten auf Anfrage ein, daß die festangestellten Redakteure hauptsächlich
an den Bildschirmen sitzen, die eingehenden Texte verarbeiten und höchstens Repräsentationstermine
wahrnehmen: Die interessanten, kreativen Artikel und Reportagen würden oft von freien Mitarbeitern
geschrieben. Damit fallen mehr und mehr den am schlechtesten ausgebildeten und am schlechtesten
bezahlten Kräften die zentralen Aufgaben des Journalismus zu.
LÖFFELHOLZ stellte 1993 fest: ”Die Beispiele [für integrierte Systeme; UH] zeigen, daß es schon
längst nicht mehr um die pauschale Frage geht, ob Journalisten überhaupt technische Aufgaben übernehmen sollen oder nicht. Die große Heterogenität journalistischer Aufgabenprofile weist darauf hin,
daß es viel entscheidender ist, Kriterien einer journalismusverträglichen Technikanwendung zu entwickeln.”87 Im folgenden soll versucht werden, die Technik in den Redaktionen auf ihre Journalismusverträglichkeit abzuklopfen. Zielvorgaben, die von der Technik unterstützt werden müssen, sollen sein:
− die von MEYN genannten Aufgaben des Journalismus Information, Mitwirkung an der Meinungsbildung, Kontrolle und Kritik.
− die These, daß die Presse in der Konkurrenz mit dem Nebenbeimedium Hörfunk, dem Fernsehen
mit seiner Bilderflut und mehr und mehr auch mit digitalen Medien wie Videotext, Bildschirmtext
und Online-Diensten wie Internet, Compuserve und privaten Mailboxnetzen bestehen muß. Die Leser verlangen von den Zeitungen, mit der hohen Aktualität dieser Medien zumindest annähernd mitzuhalten88. Die technisch immer perfekteren bunten Bilder des Fernsehens stellen die Presse ebenfalls unter Druck. Aktualität und eingängige Präsentation können dabei aber nur die wettbewerbsbedingten Mindestanforderungen an die Prese sein; die Stärken der Presse sind dabei noch auszubauen: Für Axel Springer-Vorstandsvorsitzende GÜNTER WILLE bestehen diese in der jederzeitigen, nichtortsgebundenen Verfügbarkeit ”ohne Netz und Batterie": ”Eine Zeitung kann ich mehrmals am Tage zur Hand nehmen, nachschlagen und ihre Inhalte aufarbeiten"89 Damit der Leser das
tue, müsse die Zeitung eine hohe Qualität an Inhalt bieten: Breite Nachrichtenübersicht, Darstellung von Hintergründen und Analyse von Zusammenhängen. Die von WILLE mitverantwortete
BILD-Zeitung scheint dabei freilich wenig repräsentativ.
3.1
Redaktionsmanagement
Redaktionssysteme helfen Zeitungsredakteuren paradoxerweise kein bißchen bei ihrer eigentlichen
redaktionellen Arbeit. ”Auf dem Gebiet der Erstellung und Verarbeitung von Text, Fotos und Grafiken
wurden in den vergangenen 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht. [...] In anderer Hinsicht ist die
technische Entwicklung in der Redaktion jedoch nicht so weit fortgeschritten. Bildschirmterminals und
86
Marhuenda, Jean-Pierre: L’incidence des nouvelles technologies sur les fonctions redactionelles. In: Brises, H. 11: S. 40-43,
1987. S. 42.
87
Löffelholz, Martin: Generations-Wechsel. In: journalist, Ausgabe 8/93, S. 13.
88
Wenn abends in den Nachrichten zu hören ist, daß Ministerpräsident Rau in NRW die absolute Mehrheit verloren hat, aber am
nächsten Morgen in der Süddeutschen Zeitung steht, daß er sie knapp verteidigen konnte, ist die Zeitungsmeldung nicht nur veraltet, sondern schlicht falsch – womit sich diese Zeitung trotz anerkannter Qualität als Nachrichtenmedium disqualifiziert.
89
Wille, Günter: Die Zeitung von morgen wird anders sein, aber sie wird sein. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 11/91, S.5. Wille entwickelte vor ellem das neue Konzept für die SpringerZeitung "Die Welt"; er ist inzwischen verstorben.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
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Belichter sind nicht mehr als der Ersatz für die Schreibmaschinen und Bleisatzmaschinen von gestern.
Sie übernehmen die gleichen Produktionsfunktionen, aber sonst nicht viel mehr. Für Aufgaben, wie die
Planung von Berichterstattung, die Verwaltung der Artikelaufträge und die Koordination der Mitarbeiter fehlt noch weitgehend die technische Unterstützung. Ein Beispiel dafür ist die tägliche Routinearbeit der redaktionellen Artikelplanung, damit alle Mitarbeiter wissen, was in der morgigen Ausgabe
veröffentlicht wird. Die Redakteure von früher tippten eine entsprechende Artikelliste auf ihrer
Schreibmaschine. Heute stellen die meisten Redakteure noch immer Listen zusammen, und zwar mit
den Textverarbeitungsprogrammen, mit denen sie auch ihre Artikel schreiben. Sie verfolgen die Arbeitsplanung anhand von Wandkalendern. Sie tragen die Bildanforderungen in Formulare ein, auf denen nur sehr wenig Informationen über das Konzept der Storys stehen. Sie müssen an fünf verschiedenen Stellen nach den beauftragten Reportern, Textdateien, Fotos, Grafiken und Layouts suchen. Und
allzuoft wird jemand vergessen, wenn bei brandaktuellen Nachrichten rasche Planungsänderungen erforderlich sind.”90
RAUE fordert ”Es wird Zeit, daß die Redaktionen wieder die Redaktionsarbeit und die dazugehörige
Technik planen, beraten und fordern – und dies nicht irgendwelchen Laien überlassen, die zwar Computer beherrschen, aber nie eine Redaktion in ihrer Arbeit erlebt haben. Warum sollen die neuen Redaktionssysteme nicht bei der Organisation helfen?"91 Er stellt eine konkrete Wunschliste auf: ein
Terminplaner auf dem Bildschirm inkl. Dienst- und Urlaubsplan, eine Themenliste mit jahreszeitlich
wiederkehrenden Ereignissen und Festtagen, ein Gedenktagkalendarium, ein Adressenverzeichnis, das
auch die Adressen von Experten zu bestimmten Themengebieten enthält, Musterbriefe für die Beantwortung der Leserbriefe inkl. einer zum Briefeschreiben fähigen Textverarbeitung92, die Möglichkeit,
Faxe mit dem PC zu verschicken und zu empfangen, das Stilbuch als Hilfe im PC und eine elektronische Honorarbuchhaltung zur Unterstützung des täglichen Anstrichs.93 RAUE schlägt als Verbindung
zu den freien Mitarbeitern außerdem eine Mailbox vor, die so mit Informationen und Dokumentationsmaterial zu ihren Aufträgen versorgt werden könnten.
Die von RAUE und NORTHRUP genannten Verbesserungen würden den Redakteuren ermöglichen,
weniger tagesbezogen zu planen und damit die Zielvorgaben 'Hintergrundpräsentation' und 'Analyse
von Zusammenhängen' fördern. Doch die aufgeführten Funktionen hat keines der derzeit in Deutschland angebotenen Redaktionssysteme zu bieten, was Rückschlüsse auf eine gewisse Praxisferne der
Hersteller, aber auch der Besteller der Systeme zuläßt. Daß es bis 1995 gedauert hat, bis diese Wünsche geäußert werden, macht aber auch deutlich, mit welcher schicksalhaften Ergebenheit Zeitungsredakteure die ihre tägliche Arbeit vermehrenden, aber nicht unterstützenden Programme hingenommen
haben. Die wegen ihrer Pauschalität etwas gewagte These BLÖBAUMs ”Wer am Bildschirm Zeitung
90
Northrup, Kerry: Redaktionsmanagement mit NEWSworks bei der Gannett-Zeitungsgruppe. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 16f. NORTHRUP berichtet, bei der britischen
GANNETT-Zeitungsgruppe habe man auf diesen Mangel reagiert, und das Redaktionsmanagementprogramm NEWSworks entwickelt, das Auftragsverwaltung, Zeitplanung, Text-, Bild-, Grafik-Verknüpfung, Informanten-Archiv, Seitenplanung, und EMail integriere. Das Programm werde in Verbindung mit Programmen wie QuarkXPress und WordPerfect als Redaktionssystem
verwendet.
91
Raue, Paul-Josef: Wünsche und Hoffnungen einer Regionalredaktion an die Redaktionstechnik. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 01/95 S. 45.
92
Dieser Wunsch erscheint etwas seltsam, läßt er doch entweder darauf schließen, daß die Leser der Oberhessischen Presse immer
dieselben Anliegen haben, oder daß der Chefredakteur nicht gewillt ist, ihre Briefe persönlich und individuell zu beantworten.
Verständlich scheint der Wunsch, die Briefe auch mit einer geeigneten Textverarbeitung zu verfassen, anstatt die alte elektrische
Schreibmaschine unter dem Schreibtisch hervorzuholen und wieder Tipp-Ex zu benutzen.
93
Letzterer Wunsch ist, wie ich finde, etwas zu kurz gegriffen. Ein Computer sollte längst in der Lage sein, die Namen der honorarberechtigter Mitarbeiter in der Autorenzeile und die Autorenkürzel der belichteten Artikel zu erkennen und daraus selbständig
eine Liste mit ihren zu honorierenden Artikeln zu generieren (inklusive Zeilenzahl), die dann vor der Buchungsbestätigung am
Zahltag nur noch kontrolliert werden muß. Ähnliche Techniken werden bei der automatischen Erstellung des Anzeigenbelegs
längst angewandt. In der Redaktion würden so die Redakteure für wichtigere Aufgaben frei.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
19
macht, verliert langsam die Grundlage kritischen Bewußtseins gegenüber neuen Technologien"94 hat
sich (sieht man einmal von spontan-emotionaler Äußerung gegen 'die Kiste' und von grundsätzlich
technikfeindlichen Haltungen ab) im eigenen Umfeld der Redakteure bestätigt.
3.2
Das Verfassen von Artikeln
Das Schreiben von Artikeln ist mit den Computersystemen nicht unbedingt einfacher geworden, stellt
RAUE fest: ”Der Redakteur bekam eine komfortable elektrische Schreibmaschine, die man Computer
nennt, und die bisweilen nicht funktioniert – mit Vorliebe am Freitagnachmittag; dabei mußte er lernen, daß lange Texte einfach in einem elektronischen Papierkorb verschwinden können, in dem niemand wühlen kann.”95 Bei der Eingabe muß der Redakteur noch dazu sehr sorgfältig vorgehen, ”weil
seine Texte weder abgeschrieben noch nachträglich von einem Umbruchredakteur bearbeitet werden.
Wenn er in der Bleizeit abends ins Parlament ging, konnte er sein schludrig abgeschlossenes Manuskript einfach in die Rohrpost stecken: Die Stenotypistinnen, der Korrektor und die Umbruchredaktion
brachten es in Fasson.” 96
Dabei sind die Programme zur Texteingabe und -bearbeitung alles andere als komfortabel: Da sie oft
aus der Sicht des Setzers konzipiert sind, müssen kryptische Satzbefehle für die Bestimmung der Textsorte (Überschrift, Fließtext, Zwischenüberschrift) eingegeben werden; ein Kommilitone berichtete
sogar aus seinem Volontariat 1995, daß er für jeden Umlaut einen Sonderbefehl tasten müsse. Aufzählungen mit hängendem Einzug oder gar Tabellen sind (sieht man einmal von speziellen Programmen
für Sport- und Wahltabellen ab) nur so kompliziert möglich, daß die meisten Redakteure lieber die
Inhalte im Fließtext aufführen.97 Die im Satzbereich hohe Leistungsstärke, mit der Standardprogramme
kaum konkurrieren können, wird durch einen Mangel an Bedienungskomfort und Übersichtlichkeit
wieder aufgehoben.
Andere durchaus sinnvolle Funktionen und Erleichterungen des Programms sind schlecht dokumentiert. So wußte beispielsweise keiner der Redakteure in einer mir bekannten Lokalredaktion, was der
Befehl 'Block' in der Menüzeile des Bildschirms (die sie täglich beim Artikelschreiben vor Augen hatten!) bewirkt. Die Kenntnis, daß damit Text aus einer Zwischenablage eingefügt werden konnte, hätte
das Umstellen von Textpassagen beschleunigt.
Probleme macht auch das Redigieren der Artikel. Das Lesen am Bildschirm ist eigentlich nur für flüchtiges Überfliegen von Texten geeignet: Verständnislesen ist nur schwer möglich, Lesen am Bildschirm
führt zu schnelleren Ermüdungserscheinungen.98 Die Konsequenzen sind inhaltliche Fehler (so war auf
der ersten Seite der Rhein-Zeitung Koblenz unlängst ein Statement von Rudolf Scharping über die
SPD/FDP-Bundestagskoalition zu lesen) grammatische Fehler (so findet man in allen Druckwerken
häufig unvollendete Sätze, doppelte Wörter und falsche Endsilben, die offensichtlich bei Umstellungen
stehengelassen wurden) und natürlich gewöhnliche orthografische Fehler. ”Zu allem Überfluss schaf-
94
Blöbaum, Bernd: Zeitung machen am Bildschirm: Zentrale berufliche Aufgaben bleiben auf der Strecke. In: Höbermann, Frauke
(Hg.): Der Kampf um die Köpfe. Göttingen: Steidl 1985. S. 50.
95
Raue, a.a.O. S. 44.
96
ebd.
97
Während meiner Dokumentationsarbeit für eine Redaktionssystemfirma schlug ich vor, den Einsatz von Tabellen und Absatzeinzügen im Handbuch anschaulich zu erklären. Dies wurde jedoch mit der Begründung abgelehnt, Redakteure dürften ja ohnehin laut RTS-Vertrag keine Satzbefehle tasten. Wahrscheinlicher scheint mir jedoch, daß man befürchtete, eine zu genaue Erklärung verdürbe das Schulungsgeschäft (z.B. anläßlich der damals stattfindenden Bundestagswahlen).
98
vgl. Riehm, Ulrich; Böhle, Knud, Wingert, Bernd: Elektronisches Publizieren: eine kritische Bestandsaufnahme. Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona; Budapest: Springer 1992. S. 141, 231 f.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
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fen die meisten Verlage das Korrektorat ab, so daß die Leser immer mehr Fehler entdecken [...]” klagt
RAUE.99
Korrekturprogramme beheben den Mangel kaum: Wegen der journalistischen Berichterstattungsvielfalt
werden viele Wörter und Eigennamen nicht erkannt, sodaß der Redakteur umständlich das Lernen oder
Ignorieren solcher aus Sicht des Programms fehlerhafter Wörter bestätigen muß. Der Hang ist daher
groß, diesen – nach Abschluß der kreativen Leistung – unangenehmen und langwierigen Schritt zu
'vergessen'. Selbst wenn Wörter vom System gelernt werden, hat es sie gelegentlich beim nächsten Mal
wieder vergessen: Gelernte Wörter werden in sogenannten 'Ausnahmewörterbüchern' gespeichert –
aber oft nur benutzerspezifisch oder gar gerätespezifisch, so daß an anderen Arbeitsplätzen das Wort
wieder unbekannt ist, was die Motivation, das Gerät zu trainieren, nicht gerade fördert. Die Verwaltung
dieser Wörterbücher (wie z.B. die Korrektur fälschlicherweise gelernter Wörter) ist schlecht dokumentiert und für Redakteure nicht durchschaubar. Manche Ausnahmewörterbücher besitzen außerdem nur
eine begrenzte Aufnahmekapazität ”Nach dem Einspeisen von nicht gerade opulenten 2500 Wörtern ist
Ende der Fahnenstange, das System steigt aus.”100
Viele qualitativ hochwertigen Zeitungsartikel beweisen, daß sich selbst mit schlechter Verarbeitungssoftware noch ein hochwertiger Output erreichen läßt. Doch journalismusverträglich kann das Textverarbeitungsprogramm eines Redaktionssystems eigentlich nur sein, wenn es die journalistischen
Textsorten wie Nachricht, Bericht, Reportage oder Interview unterstützt. Dazu gehört eine mühelose,
intuitive Möglichkeit zur Umstellung von Textpassagen, genauso wie eine schnelle Funktion zum Suchen und Ersetzen, eine Gliederungsfunktion zum Aufbau beispielsweise längerer Reportagen, eine
Unterstützung von Frage und Antwortwechsel (mit Namensübernahme und Änderung der Formatierung) beim Interview usw. Es muß weiterhin möglich sein, mehrere Artikel gleichzeitig zu bearbeiten,
beispielsweise, wenn man zu dem gleichen Thema eine Reportage und einen Hintergrund-'Kasten' veröffentlichen will.
RAUE fordert außerdem interaktiven Ausschluß (also den Zeilenumbruch während des Schreibens)
wenn im Konzeptmodus gearbeitet wird, um Berechnungszeiten beim Aufbau einer typografischen
Ansicht (WYSIWYG101) zu vermeiden. Außerdem wünscht er sich ein Tabellenprogramm für einfache
Statistiken, Aufzählungen, etc. und eine einfache Bedienung (ohne Verlust an Komfort), was m. E.
bedeutet, daß man auf unverständliche Befehlsketten verzichtet bzw. diese vor dem Anwender verbirgt. 102 Laut PRÜMMER genügt für die Texteingabe eins der heutigen Standardprogramme zur Textverarbeitung, bei der alle redaktionell unnötigen Elemente und Icons ausgeblendet sind. 103
3.3
Agenturrecherche
Die journalistische Arbeit mit Agenturmaterial beginnt mit einem grundsätzlichen Problem: Die Menge. Allein der dpa-Basisdienst liefert den Medien mehr als 400 Nachrichten täglich. Hinzu kommt der
99
Raue, a.a.O.
100
Thorn, Hagen: Wenn das Wörterbuch nicht wäre. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 42. Es handelte sich hier um die Zeitschrift werben & verkaufen, die mit QPS produziert wird;
allein mit Eigennamen und Fachausdrücken aus der Marketing- und Kommunikationsbranche war das Wörterbuch schnell überfüllt.
101
What You See Is What You Get (die Bildschirmansicht entspricht dem Druckbild). Es gibt übrigens eine amerikanische Firma
namens WYSIWYG, die behauptet, sie hätte diesen Slogan erfunden; ginge es nach ihr, müßte man eigentlich WYSIWYG®
schreiben.
102
Raue, a.a.O. S. 46.
103
Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 8.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
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Bildfunk mit 80 bis 100 Schwarz-Weiß- und Farbfotos am Tag104. Die Tendenz ist steigend. ”Offenbar
hat die Beschleunigung der Übertragungsgeschwindigkeit nicht die Probleme der Materialüberflutung
gelöst. Im Gegenteil: Die Schnelligkeit der Systeme droht in einem Teufelskreis der Textproduktion
hineinzuführen. In den USA wuchsen die Wortangebote der Weltagenturen AP und UPI nach dem Einsatz der Elektronik um mehr als 100 Prozent” 105 stellt WEISCHENBERG fest. PÜRER fürchtet darum: ”Die seit geraumer Zeit beobachtbare, rapide Vermehrung von Information ist u.a. auch darauf
zurückzuführen, daß es immer mehr künstlich erzeugte Information durch Öffentlichkeitsarbeit, Pressestellen und Werbung gibt. Dadurch ändert sich auch die Qualität der Information und die Art und
Weise ihrer Be- und Verarbeitung. Während früher die Medienschaffenden das Monopol hatten, die
Informationskanäle und den Informationsfluß weitgehend zu lenken, übernehmen diese Funktionen
nun andere Instanzen. Den Medien fällt schon jetzt und wohl künftig noch mehr die Aufgabe zu, die
Informationsquantität in Informationsqualität umzuwandeln.”106
Damit die Presse hier überhaupt Qualität erzeugen kann, muß sie den Überblick über die Informationsmengen behalten. Dies fällt mit einer elektronischen Weiterverarbeitung der Nachrichten sicherlich
leichter, als mit 100 bis 200 m langen Papierbahnen.107 Redaktionssysteme wie cicero bieten in diesem
Bereich die Möglichkeit, alle hereinkommenden Meldungen auf vom Benutzer angegebene Wörter und
Wortkombinationen durchsuchen zu lassen. Auch die einer Meldungen von den Agenturen zugewiesene Priorität (Schulnoten von 1-6) läßt sich als Filter verwenden. Gefundene Meldungen landen in einem Verzeichnis am Arbeitsplatz des Benutzers und können von ihm gelesen und in die Textverarbeitung übernommen werden. Gleichzeitig verführt die Technik aber anscheinend auch zur verstärkten
unredigierten Übernahme von Agenturmeldungen. MEYN stellt fest ”Blätter mit Auflagen unter
50.000 Exemplaren veröffentlichen zu 35 Prozent, Blätter mit Auflagen zwischen 50.000 und 200.000
zu 14 Prozent und Blätter mit Auflagen über 200.000 zu acht Prozent die Agenturmeldungen unredigiert.”108 Ein Grund mag hierbei die Bequemlichkeit sein: ”Tageszeitungen werden mehrmals am Tag,
vor allem aber in der Nähe des Redaktionsschlusses mit druckreifen Zusammenfassungen bedient, die
zur unveränderten Publikation verführen.”109
Obwohl man davon ausgehen kann, daß die elektronische Anbindung über das Redaktionssystem an
die Nachrichtenagenturen journalismusverträglicher ist, als der entsprechende Ausdruck auf Papier,
gibt es doch mehrere Kritikpunkte:
− Die Suche nach vergangenen Ereignissen ist nur sehr eingeschränkt möglich. Beispielsweise erlaubt
cicero nur die Suche nach Meldungen die bis zu 2-3 Tagen zurückliegen. Da es auch kapazitätsmäßig nicht sinnvoll sein kann, alte Agenturmeldungen zu speichern (schlimmer als die Zeitung von
gestern sind die Agenturmeldungen von gestern) wäre eine automatische Anbindung des Agentursystems an das hauseigene Archiv sinnvoll. So könnten gleichzeitig die neu hereinkommenden
Meldungen (beispielsweise über eine Schiffskatastrophe) und alle im vergangenen Jahr geschrieben
Artikel über ähnliche Katastrophen abgerufen werden – ohne daß dazu umständlich zwischen Archivsystem und Agentursystem gewechselt werden muß und ohne doppelte Abfragetechnik. Dies
104
vgl.: Hartmann, Frank: Der automatisierte Nachrichtenfluß. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special:
Redaktionssysteme, November 1993. S. 14f.
105
vgl Weischenberg, Siegfried;Hienzsch, Ulrich: Die Entwicklung der Medientechnik. In: Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J. ;
Weischenberg, Siegfried: Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S. 475.
106
Pürer, Heinz: Berufliche Anforderungen und Perspektiven im tagesaktuellen Journalismus (Zeitung, Radio und Fernsehen).
o.J.o.O. S. 155.
107
Vgl. ”Magdeburger Volksstimme: automatische Nachrichtenverteilung.” In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 01/95, S.16.
108
Meyn, Hermann: Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess (Edition Colloquium) 1994, S. 176.
109
vgl Weischenberg, Siegfried;Hienzsch, Ulrich: a.a.O. S. 475.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
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würde den Zielen Herstellung von Zusammenhängen und Hintergrundinformation, sowie Meinungsbildung und Information eher entsprechen, als das bisherige System.
− Die Benutzung des Filters für die Nachrichtenpriorität sollte m.E. eher selten angewandt werden;
die unspektakulären Meldungen mit schlechter Priorität eignen sich gut für das Herstellen von Hintergrundinformationen – und zeigen evtl schon die zukünftigen Trends auf. Besser wäre eine assoziativartige Verknüpfung von Suchbegriffen, wie es sie bei Archivsystemen gibt: Dabei werden die
vom Benutzer eingegebenen Suchbegriffe in einem Thesaurus nach Wörtern mit ähnlicher Bedeutung überprüft, mit dem Resultat, daß eine Nachricht über ”Photovoltaik” auch dann gefunden wird,
wenn der Benutzer nur den Suchbegriff ”Sonnenenergie” eingegeben hat. Die in großen Datenbanken grundsätzlich niedrige Trefferquote110 würde so erhöht, es wäre außerdem eine präzisere Suche
möglich.
− Die gleichzeitige Bearbeitung von mehreren Meldungen mehrerer Agenturen sollte unkompliziert
möglich sein, damit die Meldungen besser gegeneinander abgeglichen werden können und der Redakteur ein runderes Bild von den gemeldeten Vorgängen vermitteln kann und keine einseitige Übernahme einer Meldung.
3.4
Ganzseitenumbruch
Die heute vorliegenden Redaktionssysteme verlegen alle den Ganzseitenumbruch aus der Technik in
die Redaktion. Für die Redakteure bedeutet dies trotz elektronischer Vereinfachung eine erhebliche
Mehrarbeit: ”Wir produzieren im Bereich der Redaktion an zirka 200 Bildschirm-Arbeitsplätzen etwa
150 Seiten im Ganseitenumbruch pro Tag.” 111 berichtet BORGAES von der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ). Da diese Zeitung gleichzeitig für vierzehn Partnerzeitungen den Mantelteil
bildet, diese aber in unterschiedlichen Formaten (Nordisch und Berliner) erscheinen, baut die Zentralredaktion der HAZ täglich alle Seiten neu. Außerdem wird die Seite 1 für alle Zeitungen regionalisiert.
”Wer das macht ? Die Redaktion natürlich.”112
Diese Mehrarbeit hinterläßt laut RAUE ihre Spuren: Die grafische Qualität vieler Zeitungen, habe trotz
teurer Design-Relaunches, immer noch nicht den hohen Standard der Bleizeit erreicht. ”Und die
Schriftsetzer, diese Satz-Künstler mit ihrem Wissen und Gefühl für Raum, Linien und Wirkungen sind
meist verschwunden.”113 Der Chefredakteur der Oberhessischen Presse zweifelt auch an dem Zeitgewinn durch die neuen Geräte ”Der Computer zieht die Aufmerksamkeit und die Arbeitszeit des Redakteurs wie ein Magnet an: Er braucht deutlich länger für die Produktion einer Seite als zu Bleisatzzeiten,
obwohl seine Instrumente ungleich komfortabler geworden sind.”114
Der elektronische Ganzseitenumbruch führt zu ganz neuen Fehlerquellen: So ist es bereits vorgekommen, daß ein Artikel auf einer Seite doppelt abgedruckt wurde; der Redakteur hatte vergessen eine
Kennung im System zu löschen. Auch der Abdruck eines erst im Konzeptstadium befindlichen Artikels ist durch das fehlende Korrektorat ohne weiteres möglich (siehe Abbildung nächste Seite).
Diese Entwicklung kann nicht journalismusverträglich sein; sie widerspricht allen Informations- und
Präsentationsgrundsätzen. Der Ganzseitenumbruch muß m.E. von einem Layouter mit redaktionellen
110
vgl. Riehm, Ulrich; Böhle, Knud, Wingert, Bernd: Elektronisches Publizieren: eine kritische Bestandsaufnahme. Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona; Budapest: Springer 1992. S. 184ff.
111
Borgaes, Hans: Ganzseitenproduktion: eine zusätzliche Herausforderung für die Redaktion? In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 12/94, S.21.
112
ebd.
113
Raue, Paul-Josef: Wünsche und Hoffnungen einer Regionalredaktion an die Redaktionstechnik. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 01/95 S. 44.
114
ebd.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
23
Kenntnissen vorgenommen werden – und nicht von einem Redakteur mit Layoutkenntnissen. Ein verantwortlicher Redakteur muß diese Seite dann abnehmen, entweder am Bildschirm, als druckechter
Ausdruck oder zur Not als Scribble inklusive den dazugehörigen Artikeln als Textausdruck. Der Mehraufwand lohnt sich finanziell – wenn man die durch die verbesserte Qualität erzeugte Leser-BlattBindung mit den gesparten Marketing-Aktivitäten verrechnet.
3.5
Bildbearbeitung
Die elektronische Bildverarbeitung gehört in einigen Redaktionen bereits zum redaktionellen Alltag.
Der Chefredakteur des Südkurier in Konstanz, WERNER SCHWARZWÄLDER berichtet aus dem
Alltag seiner Lokalredaktionen: ”Das Bildmaterial wird gescannt, in größeren Redaktionen meist von
einem Producer. Sonst von einer redaktionellen Hilfskraft oder – bei geringem Materialanfall – vom
Redakteur selbst. Wir haben über diesen heiklen Punkt eine Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat
abgeschlossen, die das regelt und erlaubt. Die Redaktion legt den Bildausschnitt fest, gibt Bilddaten
wie Ausgabe, Stichwort, Erscheinungstag und Größe ein und schickt die High-Resolution als TIFFDatei nach Konstanz auf den Server in der Abteilung Bildbearbeitung. Dies dauert je Schwarzweißbild
im Schnitt 30 Sekunden. Insgesamt fallen am Tag für alle rund 120 redaktionellen Textseiten 500 Bilder an.”115
Es ist abzusehen, daß (computertypisch) die Bearbeitungsschritte letztendlich wieder auf den Urheber
zurückfallen: den Fotografen. Die bereits verfügbaren Digitalkameras sind für journalistische Arbeiten
allerdings noch wenig geeignet: ”[...] sobald die Lichtverhältnisse schlechter werden, läßt auch die
Qualität der Bilder so erheblich nach, daß sie nicht mehr mit herkömmlich aufgenommenen Bildern
verglichen werden können. Ein weiteres Problem tauchte auf, als ich zusammen mit einem Kollegen
die Kamera testete: Fünf der Bilder blieben leer – wofür uns die AP-Vertreter auch keine Erklärung
liefern konnten! Die Tatsache, daß der Bediener nicht weiß, ob die Bilder belichtet sind, stellt wirklich
ein
gros
115
Schwarzwälder, Werner: ISDN-Chancen für das schnelle Bild. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 12/94 S. 14.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
24
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
25
ses Problem dar. Wer würde einem Fotoreporter mit dringendem Auftrag glauben, der in der Redaktion
anriefe, und sagte, die Kassette sei leer? Darüber wäre wohl niemand erfreut.”116
Durch die digitale Bildtechnik kann die Presse wesentlich aktuellere Fotos liefern. So berichtet
WOODHOUSE von Farbfotos über einen Boxkampf in Los Angeles, die in einer Londoner Tageszeitung erscheinen sollten: ”Der Kampf begann um 4 Uhr (britische Zeit) in Las Vegas, Nev. [...] kurz vor
5 Uhr begann der Fotograf die Übertragung per Hasselblad-Bildsender, die etwa sieben Minuten dauerte. Eine niedrig aufgelöste Version wurde zur Ausschnittbestimmung direkt in eine vorbereitete Titelseite eingespielt. Die hochaufgelöste Version wurde in das Farbreprosystem übertragen, wo die einzelnen Farbauszüge geprüft wurden. Nach dem Ausschießen erfolgte die Übertragung in unserer Druckerei in Surrey Quays, wo die hochaufgelöste Version mittels OPI-Bildaustausch in die Seite eingebaut
wurde. Gleichzeitig wurde ein per Framegrabber digitalisiertes Fernsehbild übermittelt. Die beiden
Seiten verließen die Redaktion kurz nach 5.15 Uhr, und der Text wurde mit den Farbauszügen zusammengespielt, bevor kurz vor 5.30 Uhr der Schwarzauszug übermittelt werden konnte. [...] Noch vor 6
Uhr begann der Druck der Zeitung. [...] Damit waren wir die einzige überregionale britische Zeitung,
die ein Farbbild des Boxkampfs veröffentlichte.”117
Schon aus Gründen der Aktualität und der Information ist die Anwendung digitaler Bildtechnik m.E.
als journalismusverträglich zu bezeichnen. Der Einsatz der Redakteure bei der Ausschnittbestimmung
scheint dabei unproblematisch. Auch ohne Digitaltechnik markierten die Presseredakteure den gewünschten Ausschnitt auf dem Bildabzug, bestimmten mit dem Typometer die Größe, notierten den
erforderlichen Platz auf der Seite, übertrugen die Angaben auf einen Beipackzettel, um alles dann in
einem beschrifteten Umschlag einem Kurier übergeben118. Ob sie das Foto scannen und ganz ähnliche
Aufgaben am Bildschirm durchführen, scheint sich davon nicht wesentlich zu unterscheiden. Anders
sieht es mit der Bildbearbeitung aus. Die Bestimmung z.B. der Grau- bzw. Farbwerte, die Schärfung
des Kontrasts und die Retusche können keine redaktionelle Aufgaben sein, sondern müssen von einem
Grafiker übernommen werden – beispielsweise von dem Layouter, der auch die Seiten produziert. Vor
allem die Möglichkeit zur Retusche würde m. E. den inhaltlich involvierten Redakteur oder den Fotografen als (künstlerischen) Produzenten des Fotos viel eher in Versuchung führen, als einen Layouter,
der lediglich die Optik der Seite verbessern will.
3.6
Anzeigen
Theoretisch möglich wäre in integrierten Redaktionssystemen auch die Übernahme der Anzeigenplazierung und des Anzeigenumbruchs durch die Redaktion. In der mir verfügbaren Literatur wird dies
allerdings nur von dem ehemaligen CvD der FAZ, PRÜMMER in Erwägung gezogen119 Ein Argument
gegen eine solche Aufgabe der Redakteure zeigt KAINZ: Er stellt dar, daß Anzeigenplazierung und umbruch von speziellen Mitarbeitern durchgeführt werden sollten, die die Wünsche der Anzeigenkunden (Plazierung, Konkurrenzausschluß) genau kennen und die im Fall einer Umbruchkollision (wenn
also die Kundenwünsche technisch nicht machbar sind) Kontakt mit dem Kunden aufnehmen und evtl
einen neuen Abschluß aushandeln120. Ob dies in für Verlag und Kunden wünschenswerter Weise durch
einen Presseredakteur zu erfüllen ist, darf hier bezweifelt werden. Abgesehen davon wäre ein Technik116
Woodhouse, George: Redaktionelle Bildverarbeitung bei Associated Newspapers in London. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94, S.14. Es ging um die Digitalkamera NC 2000 von
Associated Press.
117
ebd. S.16.
118
Tätigkeiten, wie ich sie als freier Mitarbeiter beobachten konnte.
119
Siehe S. 14 in der vorliegenden Arbeit. Vgl. Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In:
zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 8.
120
Kainz, Georg Markus: Dezentralisierung und neue Organisation im Anzeigensektor. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift
der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 06/94 S. 28.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
26
einsatz zur Verschiebung von Anzeigenaufgaben auf den Redakteur m. E. das Gegenteil von journalismusverträglich: Es ist zu befürchten, daß ein Redakteur gegenüber den Firmen, deren Anzeigen er
täglich plaziert, nicht zu objektiver Berichterstattung fähig ist – und daß er bei möglichen Interessenkollisionen zwischen Anzeigen und nebenstehenden Artikeln gar bereit sein wird, letztere durch einen
Eingriff abzumildern.
3.7
Archivierung
Die elektronische Archivierung des eigenen Blattes steht seit einiger Zeit im Mittelpunkt der Verlegerdiskussionen.121 Das hat wohl weniger damit zu tun, daß man der Redaktion plötzlich die Nutzung des
Archivs nahelegen möchte, als damit, daß die archivierten Artikel beispielsweise an kommerzielle Datenanbieter wie GENIOS verkauft und so doppelt verwertet werden sollen. Andere Zeitungen122 bieten
den Datenbestand Abonnenten in einer eigenen Mailbox an. Diese Aktivitäten sind jedoch – abgesehen
von der bislang ungeklärten Urheberrechtsfrage z.B. für Artikel von Freien ohne Vertrag oder der Frage ob das Recht auf Mehrfachverwertung nicht auch ein höheres Honorar einschließt – an dieser Stelle
nicht relevant: Mailboxen laufen im Gegensatz zu Zeitungen interaktiv ab, eine Datenbank wird anders
gelesen als eine Zeitung und ihre Inhalte sollten möglicherweise nicht nur journalistischen sondern
auch wesentlich engeren Maßstäben genügen. Die Frage nach einem journalismusverträglichem Einsatz der Zeitungstechnik greift hier nicht.
Es wäre dagegen m.E. sehr journalismusverträglich, die geringe Nutzung von Zeitungsarchiven
(HIENZSCH spricht von einem durchschnittlichen Arbeitszeitanteil von etwa 0,27 Prozent123) durch
einfachere Suchtechniken am Computer zu erhöhen; dies würde die Ziele Darstellung von Hintergründen und Analyse von Zusammenhängen stärken. ”Der Zugang zu Fakten, die den Hintergrund erklären,
kann erleichtert werden, wenn selbst in kleinen Lokalredaktionen Archive und Datenbanken verfügbar
sind. Ohne großen Aufwand sind heute schon CD-ROM zu lesen, auf denen der Laserstrahl komplette
Lexika oder Archive großer Zeitungen und Zeitschriften blitzschnell analysiert. Neidisch können deutsche Redaktionen auf kleine amerikanische Redaktionen schauen oder auch nach Österreich, wo die
nationale Nachrichtenagentur [APA; UH] flexibel und redaktionsfreundlich arbeitet, und neben dem
aktuellen Service gleich das eigene Archiv, sowie die Archive der anderen Tageszeitungen zur Nutzung anbietet.”124
Bleibt der Überblick von Zeitungsredakteuren nur auf das tagesaktuelles Geschehen begrenzt, ohne die
Möglichkeit der schnellen Archivsuche nach ähnlichen Themen und Pressemitteilungen in der Vergangenheit, so könnte sich herausstellen, daß das dumpfe Gefühl, Jahr für Jahr dieselbe Zeitung zu produzieren, nicht trügt (siehe Beispiel auf der folgenden Seite).
121
vgl. das IFRA-Seminar ”Satzdateien als Zeitungsarchiv", Titelthema in: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ
Research Association. Deutsche Ausgabe. 02/94.
122
die Oberösterreichischen Nachrichten. Vgl.: Riefler, Katja: Ein völlig anderes Geschäft. Zeitungen sammeln erste Erfahrungen
mit Multimedia. In: Die Zeitung 04/95, S.4.
123
Hienzsch, Ulrich: Journalismus als Restgröße. Redaktionelle Rationalisierung und publizistischer Leistungsverlust. Wiesbaden:
Deutscher Universitäts-Verlag, 1990. S. 240.
124
Raue, Paul-Josef: Wünsche und Hoffnungen einer Regionalredaktion an die Redaktionstechnik. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 01/95 S. 46.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
27
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
3.8
28
Online-Recherche
Beispiele für erfolgreiche Online-Recherchen kommen vor allem aus den USA. Dort erlaubt ein weit
offeneres Datenschutzgesetz, daß z.B. die ”Verwaltungen ganze Datensätze auf Diskette an wißbegierige Journalisten weitergeben – unter Umständen nach Anonymisierung der sensibelsten personenbezogenen Angaben, oft aber auch ohne irgendwelche Änderungen.”125 Das führt dann beispielsweise zu
Recherchen, bei denen die Namen von 5.000 Schulbusfahreren, 500.000 Strafverfahren und 300.000
Unfallmeldungen per Computer abgeglichen werden, um zu beweisen, daß viele Busfahrer wegen
schwerster Verkehrsdelikte vorbestraft sind. In den USA werden solche Berichte inzwischen auch als
CAR (Computer Aided Reporting) bezeichnet.126
In Deutschland gehören solche Recherchen bislang noch nicht zur Tagesordnung; ein durch das Verfassungsgericht aus dem Persönlichkeitsschutz abgeleitetes "Recht auf informationelle Selbstbestimmung" würde einen vergleichbaren Datenge- oder mißbrauch auch verhindern. Die Möglichkeit zu
Online-Recherchen ist aber inzwischen ein Auswahlkriterium für Redaktionssysteme127.
Fest steht, daß Redakteure eine intensive Schulung in die verschiedenen Abfragesprachen der Datenbankanbieter benötigen, da Ungeübte in kommerziellen Datenbanken schnell enorme Kosten verursachen. ”In 1983, when Storer Broadcasting Company's San Diego station KCST-TV signed up on Nexis
database, employees ran up almost five thousand dollars worth of charges in the first month. No Pulitzer or critical exposé resulted from that research. The bill represented, instead, experimentation by staff
members – the costly 'learning curve' of a new technology. At most newspapers, magazines, broadcast
stations, and firms where I've been employed, a five thousand dollar research bill (excluding library
overhead, librarian training costs and monthly service charges for the service itself) for anything but
the guaranteed date of Judgment Day (and the promise of advance interviews with both Archangel
Gabriel and Saint Peter) would have been unthinkable. [...] To spend twelve hundred dollars, as did
National Journal writer Burt Soloman, to discover that Henry Kissinger was quoted 10,187 times in
1987 would be seen as a needless expense by most local TV and radio news managers.”128
Kleinere Zeitungen können sich Online-Recherchen oder speziell geschulte Mitarbeiter möglicherweise nicht leisten – ob sie allerdings stundenweise freiberufliche Datenbank-Rechercheure in Anspruch
nehmen (wie REDELFS andeutet), oder ob auf diese Form der Recherche im täglichen Informationsüberfluß ebenso verzichtet wird, wie auf das gleichfalls ungeliebte Archiv, ist nicht abzusehen.
METTLER-VON MEIBOM fordert in Hinblick auf die von ihr befürchtete Zunahme elektronischer
Recherche ”das Recht auf primäre Erfahrungen von Journalistinnen/Journalisten an Stelle der alleinigen Recherche vom Schreibtisch aus oder mittels Datenbanken und/oder Computerkommunikation.
Nur so kann gewährleistet werden, daß Menschen, die über andere Menschen und über gesellschaftliche Verhältnisse berichten, eine auch verkörperte Erfahrungskompetenz erwerben und nicht nur aufgrund abstrakten Denkens oder bereits medial vermittelter und aufbereiteter Erfahrungen etwas 'über
xy' von sich geben".129
Online-Recherchen von Redakteuren wären m.E. durchaus journalismusverträglich. Jede Recherche ist
das – ganz gleich, ob sie als persönliches Treffen, als Telefongespräch, per Briefpost oder online per
Computer abläuft: Hauptsache, sie findet überhaupt statt. Die umfangreichen elektronischen Datenbe125
Redelfs, Manfred: Enthüllung per EDV. In: journalist, 5/95 S. 77.
126
ebd.
127
vgl. Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der
INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 8f.
128
Koch, Tom: Journalism in the 21st Century. Online Information, Electronic Databases and the News. Twickenham, GB: Adamantine Press Ltd, 1991. S. xviii.
129
Mettler-von Meibom, Barbara: Der Computer und das Ich. Der Einfluss der Technik auf den Menschen. In: M Menschen Machen Medien. 1/94 S.7.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
29
stände könnten zudem die Kontrollfunktion der Presse stärken. Da online-Information aber – abgesehen vom Internet – meist nur aus Textzeichen besteht, ohne jeden persönlichen Eindruck, wäre es bei
vielen Themen sicher unjournalistisch, realitätsfern und für den Leser nicht besonders spannend, ausschließlich mit solchen Quellen zu arbeiten.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
30
Schlußbemerkung
Die Bilanz ist ernüchternd: Die Programme zur Texteingabe sind wenig komfortabel, der Umgang mit
Agenturnachrichten verführt zu einer unveränderten Übernahme, die Ausführung des Ganzseitenumbruchs durch die schreibende Zunft ist aus Gründen der Qualitätssicherung wenig empfehlenswert,
während die digitale Übernahme und Ausschnittbestimmung von Bildern unproblematisch ist, ist es
die digitale Bildbearbeitung umso mehr. Lediglich das Archiv und die durch Online-Datenbanken erweiterten Recherchemöglichkeiten (soweit sie nicht ausschließlich Grundlage der Berichterstattung
werden) zeigen, daß die Technisierung der Redaktionen auch zu besseren journalistischen Möglichkeiten führen kann.
Die Zeitungsredakteure haben den traurigen Rekord aufgestellt, die anwenderunfreundlichsten Programme am längsten ertragen zu haben – und das zu einer Zeit, in der für jeden Heimanwender ungleich komfortablere Software auf dem Markt war. Die komplizierte Bedienung und die hohe Zahl an
möglichen Fehlern (die, wenn sie geschahen, am nächsten Tag von fünfzig-, hundert- oder fünfhunderttausend Menschen gesehen wurden, einschließlich dem eigenen Chefredakteur) hat dazu geführt,
daß eine Branche, die wie keine andere auf Computertechnik angewiesen ist, heute vielfach übetriebenen Respekt vor Computern hat. Aber gerade weil es die Redakteure und Journalisten selbst sind, die
nun täglich vor ihren Lesern und Informanten für die Produktqualität geradestehen müssen – ohne die
Schuld auf eine technische Abteilung abwälzen zu können – müssen sie selbst als Anwender an den
Entscheidungen über den Technikeinsatz aktiv teilnehmen: ”Die Journalisten müssen selbst definieren,
was sie an redaktioneller Technik benötigen, dies kann ihnen keine Computerabteilung abnehmen.”130
Die vorliegende Arbeit sollte dazu ein Ansatz sein.
130
Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCAFIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 9.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
I
Bibliographie
”Deutsch-englisch-amerikanische Kooperation: neues Editorial-System von Atex” In: zeitungstechnik.
die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S.
123.
”Die Presse” in Wien hat sich für News 2000 entschieden. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift
der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 11/94 S. 72.
”Gießener Anzeiger mit digitaler Ganzseitenausgabe” In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der
INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S. 124.
”Magdeburger Volksstimme: automatische Nachrichtenverteilung.” In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 01/95, S.16.
”Was stört Sie an Ihrem Redaktionssystem?” Sage und Schreibe fragte Chefs vom Dienst. In: SAGE &
SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November
1993. S. 50.
Altmeppen, Klaus-Dieter; Löffelholz, Martin; Pater, Monika; Scholl, Armin; Weischenberg, Siegfried:
Die Bedeutung von Innovationen und Investitionen in Zeitungsverlagen. In: Ökonomie und
Zukunft der Printmedien. Bd. 2 ”Print unter Druck. Zeitungsverlage auf der Suche nach Innovationen.” R. Fischer Vlg 1994.
Blöbaum, Bernd: Zeitung machen am Bildschirm: Zentrale berufliche Aufgaben bleiben auf der Strecke. In: Höbermann, Frauke (Hg.): Der Kampf um die Köpfe. Göttingen: Steidl 1985. S.
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Borgaes, Hans: Ganzseitenproduktion: eine zusätzliche Herausforderung für die Redaktion? In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 12/94, S.21-24.
Diergardt, Siegfried: Der Trend heißt: Voll integrierte Systeme. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 34.
Diergardt, Siegfried: IFRA 94 in München: Expo – Teil 1. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift
der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 11/94 S. 40-44.
Diergardt, Siegfried: Produktionsüberwachungs-Subsystem. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift
für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 34.
Eurich, Claus: Computer, neue Medien und Kultur. Informationstechnologien in den publizistischen
und künstlerischen Berufen. Hamburg: VSA, 1988.
Eurich, Claus: Schöne neue Medienwelt. Journalismuscomputer für die Bildschirmgeneration. In: Höbermann, Frauke (Hg.): Der Kampf um die Köpfe. Göttingen: Steidl 1985. S. 187-200.
Fuchs, Boris: 100 Jahre Harris: Maschinen, Satz und Elektronik. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/95 S. 43.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
II
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Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 14f.
Heinrich, Helmut: Wie sich die Volksstimme technisch und organisatorisch auf Computer To Plate
(CTP) vorbereitet. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/94 S. 32-38
Heinrich, Helmut: Wie sich die Volksstimme technisch und organisatorisch auf Computer To Plate
(CTP) vorbereitet. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/94 S. 36
Hienzsch, Ulrich: Journalismus als Restgröße. Redaktionelle Rationalisierung und publizistischer Leistungsverlust. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag, 1990.
Hummel, Roman: Die Computerisierung des Zeitungsmachens. Auswirkungen auf Journalisten, graphische Facharbeiter, Verlagsangestellte und Printmedienunternehmen. Wien: Verlag des
österreichischen Gewerkschaftsbundes, 1990.
Hussong, Roland: Volle Systemintegration in Saarbrücken realisiert. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 09/94 S. 116-122.
Kainz, Georg Markus: Dezentralisierung und neue Organisation im Anzeigensektor. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 06/94
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Koch, Tom: Journalism in the 21st Century. Online Information, Electronic Databases and the News.
Twickenham, GB: Adamantine Press Ltd, 1991.
Löffelholz, Martin: Generations-Wechsel. In: journalist, Ausgabe 8/93, S. 13.
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Malik, Karl: Integrierte Zeitungssysteme bringen viel, aber fordern einiges. In: zeitungstechnik. die
Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 03/95 S. 5254.
Malik, Karl: Vollintegrierte Zeitungsherstellung – Anforderungen der Zeitungsverlage noch nicht ganz
erfüllt. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association.
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Meyn, Hermann: Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess (Edition Colloquium) 1994,
Northrup, Kerry: Redaktionsmanagement mit NEWSworks bei der Gannett-Zeitungsgruppe. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 16-20.
Poe, Edgar Allan: Über anastatischen Druck. Aus: Schumann, Kuno; Müller, Hans-Dieter (Hg.): Edgar
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Prümmer, Klaus von: Redaktionelle Textbearbeitung und Standardsoftware. In: zeitungstechnik. die
Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94 S. 4-9.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
III
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In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche
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Pürer, Heinz: Berufliche Anforderungen und Perspektiven im tagesaktuellen Journalismus (Zeitung,
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Raue, Paul-Josef: Wünsche und Hoffnungen einer Regionalredaktion an die Redaktionstechnik. In:
zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche
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Redelfs, Manfred: Enthüllung per EDV. In: journalist, 5/95 S. 77.
Renelt, Georg: Schillernde Vielfalt. In: Chip, Sonderheft Grafikkarten und Monitore. Ausgabe 2/92, S.
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Riefler, Katja: Ein völlig anderes Geschäft. Zeitungen sammeln erste Erfahrungen mit Multimedia. In:
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Riehm, Ulrich; Böhle, Knud, Wingert, Bernd: Elektronisches Publizieren: eine kritische Bestandsaufnahme. Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona; Budapest: Springer 1992.
Schwarzwälder, Werner: ISDN-Chancen für das schnelle Bild. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 12/94 S. 14-18.
Stroud, Bill: Neue Organisationsformen in der Redaktion. n: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der
INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 12/94 S. 18-21.
Thorn, Hagen: Wenn das Wörterbuch nicht wäre. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 42.
Weischenberg, Siegfried; Altmeppen, Klaus-Dieter, Löffelholz, Martin: Die Zukunft des Journalismus.
Technologische, ökonomische und redaktionelle Trends. Unter Mitarbeit von Monika Pater. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994.
Weischenberg, Siegfried; Herrig, Peter: Handbuch des Bildschirm-Journalismus. Elektronische Redaktionssysteme: Grundlagen-Funktionsweisen-Konsequenzen. München: Ölschläger, 1985.
Weischenberg, Siegfried; Hienzsch, Ulrich: Die Entwicklung der Medientechnik. In: Merten, Klaus;
Schmidt, Siegfried J. ; Weischenberg, Siegfried: Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994. S.
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Wille, Günter: Die Zeitung von morgen wird anders sein, aber sie wird sein. In: zeitungstechnik. die
Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 11/91, S.5.
Wilmet, Marcel: Die vollelektronische Zeitungsredaktion – Chancen und Herausforderungen. In: : zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94, S.1.
Woodhouse, George: Redaktionelle Bildverarbeitung bei Associated Newspapers in London. In: zeitungstechnik. die Monatszeitschrift der INCA-FIEJ Research Association. Deutsche Ausgabe. 04/94, S.12-16
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
IV
Zaspel, Wilfried: Flucht nach vorn in die DTP-Zukunft. In: SAGE & SCHREIBE. Die Zeitschrift für
Medienberufe. Special: Redaktionssysteme, November 1993. S. 36.
Ulrich Hansen: Arbeiten mit elektronischen Redaktionssystemen
Die Arbeit ist urheberrechtlich geschützt.
(c) 1995 Ulrich Hansen, Andernach
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