Kunst - arttourist.com

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Kunst - arttourist.com
BILLIE
#6
arttourist.com gazette
Herbst/Winter 2014/2015
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Design & Lifestyle
Sparpreis Kultur:
per Bahn zur Kunst –
besonders günstig!
Ab allen Bahnhöfen in Deutschland zur
Ausstellung.
❚ Ab 39 Euro (2. Kl.), ab 49 Euro (1. Kl.). Bis zu vier
Mitfahrer sparen jeweils 10 Euro
❚ Zu den Topausstellungen z.B. in Bonn, Hamburg,
Karlsruhe und Stuttgart
❚ Hin und zurück innerhalb von 3 Tagen im ICE, EC oder
IC, Zugbindung
❚ Erhältlich in allen DB Reisezentren und DB Agenturen,
solange der Vorrat reicht
❚ Mehr Infos unter www.bahn.de/kultur
Die Bahn macht mobil.
Billie_286x436_4c.indd 1
15.08.14 09:53
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Editorial | 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Kunden und Freunde der arttourist.com
Rahmée Wetterich und Marie Darouiche,
© Helmuth Scham, www.schampus.com
Billy Holiday, 1947 | Foto: William Gottlieb
Marie Darouiche wurde 1952 in Kamerun
ses in München und arbeitete mit exklusiven französischen
Stoff- und Möbelproduzenten zusammen. Als Marie das Dirndl
à l‘ Africaine erfand, stellte sie die ersten Weichen, um daraus
NOH NEE werden zu lassen.
geboren, in einer Familie, wie man sie aus Filmen und Romanen kennt: Ein grosser Clan, viele Generationen fast unter einem Dach, kreative Menschen mit musikalischer und künstlerischer Begabung, die sich gegenseitig inspirierten. Maries Weg
führte sie nach Europa, und glücklicherweise nach München.
Ihre Liebe zu afrikanischen Stoffen brachte sie mit. Für sie war
es ein logischer Schritt, vor gut fünf Jahren das erste Dirndl
aus einem „Pagne“ zu nähen. Zunächst nur auf Bestellung,
bis sie sich in 2010 mit ihrer Schwester und einer Freundin
zusammenschließen konnte und NOH NEE entstand. Sie ist
das Herz des Ateliers und überrascht jede Saison mit neuen
Dirndl-Kreationen.
Rahmée Wetterich
war viel jünger als
ihre Schwester Marie, als sie in München eintraf. Ebenfalls
mit einer extra Portion Kreativität ausgestattet. Nach vielen
erfolgreichen Jahren im Modebereich, eröffnete sie ein Studio
für Inneneinrichtung in der Nähe des Nymphenburger Schlos-
Billie Holiday (* 7. April 1915 in Philadelphia,
Pennsylvania als Eleanora Fagan Gough; † 17. Juli 1959 in
New York), auch Lady Day genannt, gilt als eine der bedeutendsten Jazzsängerinnen aller Zeiten. zählt mit Ella Fitzgerald
und Sarah Vaughan zu den bedeutendsten Jazzsängerinnen.
1930 begann sie in Clubs aufzutreten. Ihren Künstlernamen
übernahm sie von einer von ihr bewunderten Schauspielerin:
Billie Dove. Ihr musikalisches Vorbild fand Billie in der Blues
Sängerin Bessie Smith (1894 - 1937). Drei Jahre später entdeckte sie der Plattenproduzent John Hammond. Er organisierte
für sie einige Aufnahmen mit Benny Goodman. Später arbeitete sie zusammen mit Jazzlegenden wie Lester Young, Count
Basie und Artie Shaw. Mit Young verband sie eine lebenslange,
enge Freundschaft – eine der wenigen engeren Beziehungen zu
Männern, die unproblematisch verliefen.
Bisher erschienen:
PABLO
#1
arttourist.com gazette
Frühjahr / Sommer 2012
Gratisexemplar
#2
arttourist.com gazette
Herbst / Winter 2012
Gratisexemplar
THOMAS
#3
arttourist.com gazette
Frühling / Sommer 2013
Gratisexemplar
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Shopping
GRET
#4
arttourist.com gazette
Winter 2013/2014
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Shopping
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Shopping
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Shopping
KURT
FRIDA
#5
arttourist.com gazette
Frühling 2013/2014
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Design & Lifestyle
BILLIE
Im Frühjahr 2015
#6
arttourist.com gazette
Herbst/Winter 2014/2015
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Design & Lifestyle
EMILE
Kunst | Kultur | Festivals | Reisen | Essen & Trinken | Shopping
Jetzt
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#1
arttourist.com gazette
Gratisexemplar
Was für ein großartiger und wunderbarer Konzertabend. Ich komme gerade vom Konzert
des Lars Danielsson Quartets bei Jazz am See
in Allensbach. Wie so oft sind es gerade diese
Abende, ein tolles Jazzkonzert, eine zeitgenössische Oper, die mich in der Hektik der Endphase
dieser Zeitung zur Ruhe kommen lassen. Abschalten, sich fallenlassen und wegträumen.
Ein Kurzurlaub für Geist und Seele. Es war
eine musikalische Bestätigung von BILLIE, einer Zeitung, die den Schwerpunkt Jazz & Neue
Musik hat, die Sie in der Hand halten.
Mit Jacques Loussier und den Play Bach Einspielungen, die meine Eltern auf Schallplatte
hatten, fing alles an, meine Leidenschaft und
Interesse für den Jazz. Später kamen Wolfgang
Dauner und das United Jazz & Rock Ensemble dazu, die frühe Begegnung mit Joo Kraus,
der mich seit über 30 Jahren musikalisch begleitet und den ich erst vor kurzem persönlich
kennengelernt habe. In den letzten Jahren sind
viele, viele Konzerte, Reisen, Künstlerbegegnungen, Gespräche und zahlreiche CD’s dazu
gekommen. Sie sind fester Bestandteil meines
Lebens. Ein besonderer Dank gilt hier Johannes
Vogel von allblues, mit dem mich seit meiner
Zeit als Künstlerischer Leiter des RheinfallFestival und dank des Künstlers Beat Toniolo eine
Freundschaft verbindet, der mir immer wieder
musikalische Auszeiten ermöglicht und dazu
ermuntert.
Eine zweite Leidenschaft gilt der neuen Musik.
Initialzündung hierfür war ein Konzert mit
Philip Glass 1992 anlässlich der Eröffnung der
neuen Firmenzentrale der Firma Weishaupt in
Schwendi, wo ich unverhofft auf etwas gestoßen bin, was mich tief beeindruckt und bewegt
hat. Vertieft wurde diese erste »Infektion« beim
Münchner Art-Projekt 1992, ein künstlerisches
Gipfeltreffen, wo die besten Musiker aus Klassik, Pop und Jazz miteinander arbeiteten. Ein
Crossover Veranstaltungskonzept, was es leider
nur zu zwei Ausgaben schaffte. Heute ist der Besuch der Donaueschinger Musiktage ein Muss
und fester Termin in der Jahresplanung. Umso
mehr freut es mich, dass BILLIE zu den Donaueschinger Musiktagen und mit Unterstützung
des swr erscheint.
Aber es geht nicht nur um Jazz und Neue Musik
in BILLIE sondern natürlich um viele spannende, überraschende und zu entdeckende Themen
rings um das Gesamterlebnis Kultur, zu denen
ich Sie herzlich einladen möchte.
Während der Arbeit an BILLIE ist unsere Zeitung für den Druck & Medien Award 2014 nominiert worden und wir fiebern mit Spannung
der Preisverleihung zur Zeitung des Jahres am
23.10. in Berlin entgegen. Schon alleine die
Nominierung ist eine große Auszeichnung für
unsere immer noch junge Zeitung und eine Bestätigung für unsere Idee, Konzept, Vision und
unsere Arbeit, an der viele, viele tolle Menschen
beteiligt sind. Ohne Euch – Ihr wisst es – wäre
dies alles nicht möglich.
Auch Sie können uns in dem Prozess hilfreich
unter die Arme greifen, in dem Sie sich für
uns entscheiden und ein Abo für Sie und Ihre
Freunde erwerben. So umgehen Sie auch die
»Schlacht« um eine der begehrten Ausgaben.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Blättern,
vertiefend Lesen und Entdecken. Ich habe dies
sehr gerne für Sie zusammengestellt.
Mit herzlichen Grüßen
Kai Geiger
Kunst
Seite 5 – 31
Jazz & Neue Musik
Seite 33 – 61
Kino
Seite 62
Design
Seite 65 – 67, 70 – 73
Essen & Trinken
Seite 68, 69
Tanz & Ballett
Seite 74 – 77
Jugend
Seite 78
Städte & Regionen
Flandern
Seite 8 – 12, 75
St. Gallen
München
Seite 20 – 24
Seite 26 – 31
Kai Geiger
ART CITIES IN EUROPE GmbH
[email protected]
Impressum: ART CITIES IN EUROPE GmbH | Titel: BILLIE, Rahmée Wetterich von Helmuth
Scham, www.schampus.com | Produktion: FUCHS Druck + Medien GmbH, Rankstrasse
Danke:
9, 8280 Kreuzlingen, www.superfuchs.ch | Druck: Druckhaus Waiblingen www.dhw.de |
DRUCKHAUS WAIBLINGEN
Redaktion: ART CITIES IN EUROPE GmbH, Glärnischstraße 7, D-78464 Konstanz, Tel.
(+49) 07531 9073-0, Fax (+49) 07531 9073-5, www.arttourist.com, [email protected]
4 | Bad Homburg
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Bad Homburg
VERZWEIGT –
Bäume in der zeitgenössischen Kunst
30.11.2014 – 22.2.2015
Mit dieser Ausstellung nimmt das Museum Sinclair-Haus ein traditionelles Naturmotiv in den Blick, das auch in der zeitgenössischen
Kunst vielfach bearbeitet worden ist. Erstmals werden Werke aus einer
hochkarätigen Privatsammlung gezeigt, die ganz auf das Baum-Sujet ausgerichtet ist. Ergänzt wird dieses Konvolut durch Exponate der ALTANA
Kunstsammlung und weitere Leihgaben.
In einer abwechslungsreichen Abfolge von Skulpturen, Objekten, Gemälden, Zeichnungen und Filmen wird das Motiv des Baumes auf sehr unterschiedliche Art und Weise bearbeitet: seine einzigartige Form wird als
Ganzes aufgegriffen, aber auch in seinen Details: dem Stamm, dem Ast,
den Blättern. Auch seine mythologische und märchenhafte Bedeutung
spielt eine Rolle. Und schließlich liefert der Baum mit seinem Holz auch
einen viel genutzten Werkstoff, der gesammelt, zersägt, zusammengesetzt
oder poliert zu sehr verschiedene Formen und Ausdrucksmöglichkeiten
führen kann. Die Vielfalt dieser künstlerischen Herangehensweisen wird
in der Ausstellung ersichtlich und zeigt zugleich, wie die zeitgenössische
Kunst auf den Baum als „Abbild von Welt und Leben“ reagiert.
Künstler der Ausstellung sind unter anderen Georg Baselitz, Laura Ford,
Rebecca Horn, Alex Katz, Anselm Kiefer, Martin Kippenberger, Robert
Longo, Tobias Rehberger, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Thomas Ruff,
Wolfgang Tillmans und Jeff Wall.
Vorschau
ORI GERSHT
NaturGewalten - Film und Fotografie
Erste umfassende museale Einzelausstellung in Europa!
15.3. – 14.6.2015
Ori Gersht beschäftigt sich mit seiner Herkunft und den geschichtlichen
Ereignissen in Europas jüngster Vergangenheit. Dabei werden Topografien
und die Reise zu historisch bedeutsamen Orten zu Metaphern metaphysischer Prozesse. Das Schicksal Einzelner steht exemplarisch für die kollektive
Vergangenheit, welche zugleich verborgener Subtext für die beziehungslose,
jedoch sinnliche Betrachtererfahrung ist.
ADRESSE
Museum Sinclair-Haus
Löwengasse 15, Eingang Dorotheenstraße
61348 Bad Homburg v. d. Höhe
ÖFFNUNGSZEITEN
Di 14 – 20 Uhr
Mi – Fr 14 – 19 Uhr
Sa – So 10 – 18 Uhr
AUDIOGUIDE
Nein
FÜHRUNGEN
Anmeldung zu Führungen und Veranstaltungen
Tel 0 6172 404-120
[email protected]
KATALOG
EINTRITTSPREISE
Normalpreis EUR 5, Ermäßigt EUR 3
Familienkarte EUR 12
Inhaber des Kulturpasses EUR 1
Inhaber der Museumsufercard Eintritt frei
Mittwochs für alle Eintritt frei
Weitere Informationen
www.altana-kulturstiftung.de
Tree girl with birds, Laura Ford courtesy Galerie
Scheffel, Bad Homburg
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Dresden | 5
Hellerau Europäisches Zentrum der Künste
Die Influenza an dem Oberkörper eines Mannes dargestellt,
Magen und rechter Lungenflügel sind geöffnet |
Dresden, nach 1890 | Hersteller: Werkstatt
Rudolph Pohl (1852 – 1926)
Deutsches Hygiene-Museum
Blicke! Körper!
Sensationen!
Societaetstheater
Ein Anatomisches Wachskabinett und die Kunst
11.10.2014 – 19.4.2015
Im Mittelpunkt der Sonderausstellung
Blicke! Körper! Sensationen! steht ein historisches Wachskabinett, das um 1900
zum großen Teil in Dresden entstanden
ist. Über ein Jahrhundert hinweg wurden
diese Modelle von menschlichen Körpern
und Körperteilen im Dienst der Gesundheitsaufklärung, aber auch der populären
Unterhaltung auf Jahrmärkten vorgeführt.
Mit seinen rund 250 Objekten gehört es zu
den wenigen Exemplaren seiner Art, die in
einer derartigen Bandbreite erhalten sind.
Um die kulturhistorische und aktuelle
Bedeutung dieses Wachskabinetts freizulegen, bedient sich die Ausstellung
unterschiedlicher Zugänge. Sie beginnt
als White Cube einer klassischen Kunstausstellung, in dem die Besucher Werken
bedeutender Künstler der Gegenwart begegnen, die sich mit dem menschlichen
Körper beschäftigen: Louise Bourgeois,
Alexandra Bircken, Marcel Duchamp,
Max Ernst, Robert Gober, Damien Hirst,
Mike Kelley, Zoe Leonard, Paul McCarthy,
Pipilotti Rist, Cindy Sherman, Pia Stadtbäumer, Paul Thek oder Luc Tuymans. In
diesen Arbeiten wird das Spannungsver-
hältnis von Betrachter und Objekt auf verschiedenen Ebenen in Szene gesetzt. Die
individuellen künstlerischen Positionen
lassen assoziativ Motive anklingen, die für
die Besucher beim Betrachten der Objekte des Wachskabinetts produktiv werden:
Neugierde und Voyeurismus, Geschlecht
und Identität, Ekel und Mitleid, Leben
und Tod, Präsenz und Distanz, Wissen
und Fantasie.
Im Zentrum der Ausstellung werden die
Objekte des Dresdner Wachskabinetts in
einer abstrahierenden Rekonstruktion
seiner ursprünglichen, historischen Präsentationsform gezeigt. Neben der allgemeinen Anatomie des Menschen waren es
vor allem Themen wie Sexualität, Geburt,
Verhütung, Abtreibung und Geschlechtskrankheiten, die dem Publikum vor dem
Hintergrund der im 19. Jahrhundert noch
jungen medizinischen Disziplinen Embryologie und Gynäkologie vorgestellt wurden. Es ging aber auch um Erkrankungen
der Haut, der Augen oder des Verdauungstrakts oder um Ereignisse, die den Alltag
der Menschen prägten, wie Arbeitsunfälle
oder Kriegsverletzungen. Und selbstver-
ständlich durften auch Jahrmarktsklassiker wie ein Schwertschlucker oder ein
leicht bekleidetes, vom Blitz erschlagenes Mädchen nicht fehlen. Als wertvolle kultur- und wissenschaftshistorische
Dokumente lassen sich solche Wachskabinette auch als Spiegel der damaligen
Gesellschafts-, Körper- und Moralvorstellungen interpretieren.
Ein historischer Exkurs ordnet das Wachskabinett in die Geschichte der Anatomie
und ihrer Popularisierung ein, in der öffentliche Leichensektionen und künstlerisch-wissenschaftliche Darstellungen des
menschlichen Körpers seit Jahrhunderten
eine bedeutende Rolle spielten. Abschließend dokumentiert die Ausstellung mit
Arbeiten von u.a. Luis Buñuel, Marcel
Duchamp, Max Ernst oder Herbert List
wie sich die Künstler des Surrealismus
mit den schockierend naturalistischen
und teilweise bizarren Darstellungen und
Fantasiewelten der Wachskabinette auseinandersetzten. Die Ausstellung endet in
einem kontemplativen Raum mit einer
Filmarbeit von Steve McQueen.
Kunsthaus Dresden
Das Kunsthaus Dresden als städtische Galerie für Gegenwartskunst
bietet mit seinen wechselnden Ausstellungen aktueller Kunst der
Gegenwart einem breiten Publikum in Dresden Einblicke in das
Kunstgeschehen der Welt. Die hier konzipierten und von einem
kleinen Team umgesetzten
Ausstellungen widmen sich
besonderen, zumeist aktuellen
Themen der Kunst und bieten
in der Regel ein internationales
Spektrum. Ein wesentliches Anliegen des Hauses ist es, künstlerische Ausdrucksformen und
Inhalte einem breiten Publikum nahe zu bringen, das auf diesem
Wege mehr über die Kunst erfährt. In der Ausstellungskonzeption
verfolgt das Kunsthaus Dresden sowohl Einzelprojekte als auch
längerfristige thematische Reihen.
www.kunsthausdresden.de
Dresdner Philharmonie
Dresdens Klang. 2014 / 2015
18. April bis Oktober 2015
Eine Sonderausstellung des Deutschen Hygiene-Museums
Pullman Dresden Newa
Die Dauerausstellung lädt ein auf einen interaktiven kultur- und wissenschaftsgeschichtlichen Parcours der Körperbilder und –begriffe: Leben, Ernährung, Sexualität,
Erinnern, Denken, Bewegung, Schönheit
Unsere fünf Sinne
Das Kinder-Museum eignet sich für Eltern mit Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren. Gemeinsam spielerisch entdecken, wie wir mit unseren Sinnen die Welt erkunden
– die perfekte Ergänzung zur Dauerausstellung und den Sonderausstellungen.
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – So, Feiertags 10 – 18 Uhr
Mo geschlossen
© Detlef Ulbrich
Freundschaft. Eine Ausstellung über das, was uns verbindet
Abenteuer Mensch
ADRESSE
Deutsches Hygiene-Museum
Lingnerplatz 1
01069 Dresden
www.dhmd.de
Es ist das älteste noch existierende Theater Dresdens. Im barocken
Gebäude hat ein modernes Theater Einzug gehalten, das Aufführungen des Sprech-, Tanz- und Musiktheaters aus dem In- und
Ausland Raum gibt. Zwei Bühnen stehen den Künstlern für ihre
Projekte zur Verfügung. Im Sommer lockt ein zusätzlicher Spielraum in den barocken Garten. Das barocke Haus bietet neben
seinem modernen Programm die Möglichkeit,
sich im Theaterestaurant L’ART DE VIE verwöhnen zu lassen.
www.societaetstheater.de
Bereits in der dritten Spielzeit ist die Dresdner Philharmonie in
Dresden unterwegs und wird dabei nicht müde, neue Erfahrungen und musikalische Entdeckungen zu machen. Mit der Saison
2014 / 2015 ist nun auch ein Stück dieser Reise geschafft und
eine Rückkehr in
die alten Gefilde des
Kulturpalastes rückt
wieder ein Stück näher. Nichtsdestotrotz
kann die Philharmonie auch in der neuen Saison den Kreis
ihrer Spielstätten beibehalten und mit der Schlosskapelle sogar
noch ausbauen. Auch die Anrechtsreihen bleiben bestehen und
können wieder auf bis zu 9 Konzerte mit den à la carte-Konzerten
erweitert werden. Insgesamt werden die Musiker bei 104 Veranstaltungen in Dresden zu erleben sein, davon 22 unter der Leitung von Chefdirigent Michael Sanderling.
www.dresdnerphilharmonie.de
Weitere Ausstellungen
im Deutschen Hygiene-Museum
Zoe Leonard | Anatomical Model of a Woman‘s Head
Crying | 1993, © Zoe Leonard, Courtesy Galerie Gisela
Capitain, Cologne
Hellerau ist diese idyllische Gartenstadt im Dresdner Norden. Und
HELLERAU ist dieses Festspielhaus im Zentrum, das von Anfang
an seiner Zeit voraus war
in Architektur und Inhalt. In HELLERAU setzt
sich der Geist der ersten
Stunde fort: Als interdisziplinäres und internationales Zentrum für
zeitgenössische Künste
experimentiert, entwickelt und präsentiert HELLERAU unterschiedlichste Sparten und
Formen aktueller Gegenwartskunst: Musik, Tanz, Theater, Performance, Neue Medien, Bildende Kunst, Literatur mit einem Fokus
auf zeitgenössischem Tanz und Neuer Musik – wieder entsteht
hier ein „Arbeitsplatz Kunst“. Das genreübergreifende Programm
des Hauses eröffnet den Weg zu neuen Ausdrucksformen und
überschreitet herkömmliche Veranstaltungsformate.
www.hellerau.org
Freundschaft ist die Sehnsucht nach einer Beziehungsform, die stabil genug ist, Vertrauen, Sicherheit und Nähe zu bieten, und gleichzeitig so dehnbar, dass sie den
Wunsch nach individueller Freiheit zulässt. Freundschaft könnte also für das zukünftige Zusammenleben ein Modell abgeben, das nicht zwangsläufig mit den politischen
Utopien verbunden sein müsste, die lange Zeit mit assoziiert wurden.
EINTRITTSPREISE
Normalpreis EUR 7 | Ermäßigt
EUR 3 | Kinder und Jugendliche
unter 16 Jahren frei
AUDIOGUIDE
Für die Dauerausstellung auf
Deutsch, Englisch, Französich,
Tschechisch und Polnisch
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Übersichtsführung durch die
Dauerausstellung Sa und So 14
Uhr | Übersichtsführung durch
die Sonderausstellung „Blicke!
Körper! Sensationen!“
Sa 16 Uhr
Weiter Angebote unter:
www.dhmd.de
GRUPPENFÜHRUNGEN
Informationen und Buchungen
beim Besucherservice und
unter www.dhmd.de/bildung
Übersichtsführungen können
auch in Tschechisch, Englisch,
Französisch und in anderen
Sprachen gebucht werden.
Anmeldung unter service@
dhmd.de | Tel 0351 4846-400
KATALOG
Blicke! Körper! Sensationen!
Wallstein Verlag 2014, EUR
24,90
Das First Class Hotel erwartet Sie in bester Citylage direkt am
eleganten Shoppingboulevard Prager Straße und nah an den
berühmten Sehenswürdigkeiten, Kunstsammlungen und
Galerien in der historischen
Altstadt. Freuen Sie sich auf ein
Hotel mit Style, Design, Wohlfühl-Atmosphäre und dem
fantastischen Ausblick aus den
Superior Zimmern bis zur Frauenkirche. Ob Geschäftsreise, Tagung oder Kurzurlaub – hier wird
Ihr Aufenthalt in Dresden unvergesslich.
Pullman Dresden Newa |
Prager Straße 2c | 01069 Dresden | www.pullman-dresden.com
6 | Düsseldorf
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Wael Shawky | Cabaret Crusades: The Path to Cairo, 2012 | HD Video, Farbe, Sound, ca. 61 Min., Videoausschnitt | Courtesy the artist
and Sfeier-Semler Gallery, Beirut / Hamburg, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, erworben 2012 | © Künstler | Foto: ©
Kunstsammlung NRW
Den dritten Teil der Cabaret Crusades realisiert Wael Shawky nun in der Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen unter den Augen der Besucher: Während in einem Teil der Grabbehalle
im K20 die zwei seit 2010 gedrehten Videos und
die Marionetten zu sehen sind, entsteht wenige
Schritte entfernt die dritte Folge des KreuzzugEpos mit dem Titel The Secrets of Karbala. Diese
bislang aufwändigste Filmproduktion Shawkys
wird am 4. Dezember 2014 ihre Welturaufführung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erleben. Die Parallelität von Ausstellung und
Produktion stellt für das Museum und ebenso
für den Künstler ein Novum dar.
Max Slevogt (1868 – 1932) | Palmengarten in Luxor, 1914 | Öl auf Leinwand, 56,5 x 38,5 cm
Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden | Foto: © Kunstsammlung NRW
Das Thema Ägypten wird neben den Ausstellungen von Wael Shawky und Slevogt/Klee auch
wegweisend für das Programm von »Futur 3.
Annäherung an die ungekannte Zukunft« im
Schmela Haus werden. Für Herbst 2014 sind
dort zahlreiche Veranstaltungen zur Situation
Ägyptens geplant, gleichzeitig startet die mit
Unterstützung des Goethe Instituts eingerichtete Kuratorenresidenz. Den Auftakt machen drei
von einer Jury ausgewählte Kuratoren aus Ägypten, die sich während ihres Gastaufenthalts
produktiv mit eigenen Themen in das auf Austausch und Dialog abzielende Veranstaltungsprogramm des Schmela Hauses einbringen.
tiert seine frühen Jahre, seine Zugehörigkeit zu
ZERO und seine bildhauerische Arbeit. Malerei,
Objekt, Skulptur, Film, Künstlerbücher, Manifeste, Bühnen- und Kostümentwürfe zeugen
von der beharrlichen Arbeit eines vielseitigen
Erfinders. Hauptwerke ebenso wie wenig bekannte Arbeiten ermöglichen neue Einblicke
in das Schaffen Ueckers. Die Bandbreite der
Ausstellung reicht von Werken mit politischen
Aussagen bis hin zu meditativen Schöpfungen,
in denen sich der Künstler intensiv mit der Wirkung des Lichtes auseinandersetzt. Weitere Themen sind der Stellenwert von Film und Schrift
bei Uecker, dessen weltweite Rezeption ebenfalls
dargestellt wird.
Joan Miró | Peinture-Poème (»Amour«), 1926 | Öl auf Leinwand,
146 × 114 cm | Museum Ludwig, Köln | © VG Bild-Kunst, Bonn
2014
Düsseldorf
Miró –
Malerei als Poesie
K20 GRABBEPLATZ | K21 STÄNDEHAUS
13.6. – 27.9.2015
K20 Grabbeplatz
Ausstellungen und Projekte
Erstmals widmet sich eine Ausstellung Joan
Mirós (1893 - 1983) Verhältnis zur Literatur und
seiner Freundschaft zu bedeutenden Schriftstellern des 20. Jahrhunderts, wie Ernest Hemingway, Henry Miller, André Breton und Guillaume
Apollinaire. Miró, der in seinem Atelier während
der Pausen vom Malen unabhlässig las, bezog
sich in seinen Werken explizit auf Texte. In den
1920er Jahren arbeitete er an einer umfangreichen Serie, die er „Peinture-Poéme“ nannte und
die im Zentrum der Ausstellung stehen wird.
Die Arbeiten dieser Serie zeigen, wie Mirós zeichenhafte Abstraktion im Wechselspiel mit der
Literatur entstanden ist.
Nach Ägypten!
Die Reisen von
Max Slevogt und
Paul Klee
bis 4.1.2015
K20 Grabbeplatz
Ägypten, das Land der Pharaonen, fasziniert die
Menschen seit Jahrtausenden. Nach dem Feldzug Napoleons an der Wende zum 19. Jahrhundert wurde das Land am Nil eines der beliebtesten Ziele für Bildungs- und Kulturreisende. Bis
heute locken das Fremde und Geheimnisvolle
des Orients. Auch viele Künstler begeisterten
sich für das gleißende Licht und die einzigartige
Landschaft. Wie andere außereuropäische und
vergangene Kulturen, so galt Ägypten aber auch
als Inbegriff des Ursprünglichen und begleitete
die Suche nach einer Gegenwelt zur mehr und
mehr industrialisierten Gesellschaft des Nordens.
Zu den Ägyptenreisenden gehörten auch Max
Slevogt (1868-1932) und Paul Klee (1979-1940),
einer der führenden Vertreter der Avantgarde.
Etwa 130 Gemälde, Aquarelle und Zeichnun-
gen, die im Zusammenhang ihrer Reisen entstanden sind, verdeutlichen in der Ausstellung
Nach Ägypten! Die Reisen von Max Slevogt und Paul
Klee die Umbrüche am Übergang vom Impressionismus zur Klassischen Moderne. Museen aus
dem In- und Ausland sowie renommierte private Sammlungen unterstützen großzügig die
Ausstellung mit hochrangigen Leihgaben. Historische Fotografien und Dokumente ergänzen
die Präsentation der Kunstwerke.
Wael Shawky –
Cabaret Crusades
bis 4.1.2015
K20 Grabbeplatz
Die blutigen Kämpfe der Kreuzzüge liegen viele Jahrhunderte zurück, beeinflussen aber bis
heute folgenschwer die Welt des Islam und des
Westens. Cabaret Crusades nennt der ägyptische Künstler Wael Shawky (geb. 1971) seine
Video-Trilogie, die das Geschehen konsequent
aus arabischer Sicht schildert und in der Marionetten die historischen Gestalten verkörpern.
Die ersten beiden Teile der Video-Folge gehörten zu den viel besprochenen Entdeckungen der
documenta 13 in Kassel.
Günther Uecker | Foto: © Albrecht Fuchs, Köln 2014
Uecker
7.2. – 10.5.2015
K20 Grabbeplatz
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt
das Werk Günther Ueckers aus einer zeitgenössischen Perspektive. Die Präsentation dokumen-
Adressen
K20 GRABBEPLATZ
Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf
K21 STÄNDEHAUS
Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf
F3 SCHMELA HAUS
Mutter-Ey-Straße 3, 40213 Düsseldorf
www.kunstsammlung.de
Öffnungszeiten
K20 GRABBEPLATZ
K21 STÄNDEHAUS
Di – Fr 10 – 18 Uhr
Sa, So, feiertags 11 – 18 Uhr
Mo geschlossen
KPMG-Kunstabend
jeden 1. Mittwoch im Monat 18 – 22
Uhr (Eintritt frei)
Am 24.12., 25.12. und 31.12. ist
geschlossen, an allen übrigen gesetzlichen Feiertagen in Nordrhein-Westfalen ist geöffnet
www.kunstsammlung.de
Eintrittspreise
K20 GRABBEPLATZ
Normalpreis EUR 12
ermäßigt EUR 9,50
Kinder und Jugendliche (6-18 Jahre)
EUR 2,50
K21 STÄNDEHAUS
Normalpreis EUR 12
ermäßigt EUR 9,50
Kinder und Jugendliche (6-18 Jahre)
EUR 2,50
Kombiticket (beide Häuser)
Normalpreis EUR 17
ermäßigt EUR 13
Kinder und Jugendliche (6-18 Jahre)
EUR 4
KPMG-Kunstabend
Jeden 1. Mittwoch im Monat: 18.0022.00 Uhr, Eintritt frei.
Weitere Informationen zu Führungen,
Veranstaltungen, Museumsshop unter
www.kunstsammlung.de
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Düsseldorf | 7
Inside the Speaker, 2014 | Acryl auf Stoff und Erde, | ca. 4,6 x 18,7 x 41,1 m | Installationsansicht | Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Courtesy Johann König, Berlin | © Katharina Grosse und VG Bild-Kunst, Bonn 2014 / Foto: Nic Tenwiggenhorn (Ausschnitt)
Düsseldorf
Katharina Grosse
Inside the Speaker
30.9.2014–1.2.2015
Die an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrende, international
renommierte Künstlerin Katharina Grosse (*1961), mit Wohnsitz in Berlin, ist als Vertreterin einer neuen Herangehensweise
an die Malerei berühmt geworden. Seit mehr als zwei Jahrzehnten unterliegt ihre Kunst einem Prozess der Reflexion über die
Ausdrucksmöglichkeiten des Mediums Malerei.
Große Mengen von Erde, Stoff und Farbe bilden das Material,
mit dem Katharina Grosse in einem der Ausstellungssäle im Museum Kunstpalast eine eindrucksvolle, fast 800 qm große, für
die Besucher begehbare Installation schafft. In einem weiteren
Saal zeigt sie eine Auswahl ihrer großformatigen Gemälde: Mit
teilweise bis zu 36 qm großen Leinwänden, nehmen diese, wie
ihre Raumarbeiten, beachtliche Ausmaße an und sprengen den
Bildraum mittels farblicher Expansion.
Mit dieser Zusammenschau von sehr großformatigen Bildern
und einer über mehrere Tage entstandenen kolossalen MalereiRaum-Installation offeriert Katharina Grosse dem Publikum mit
„Inside the Speaker“ ein besonderes Ausstellungserlebnis. Denn
mit der möglichen Begehung des Kunstwerks wird der Besucher
eingeladen, direkt ins Reich der Malerei einzutreten und mit all
seinen Sinnen auch deren Betörungen und Stolpersteine zu erfahren. So wird das Publikum selbst aktiver Teil von und in der
raumgreifenden Installation.
Übersetzen lässt sich der Ausstellungstitel am ehesten mit „drin
sein“, im Resonanzkörper selbst sein, bzw. „ganz nahe dran
sein“, am Medium, aber auch an der Aussage und an der Person und der Stimme, die sie vermittelt. Eine Beobachtung dieser überwältigenden Installation und Malerei aus der Distanz
erweist sich als schwierig, da man selbst Teil der Inszenierung
wird.
Die Ausstellung wirft Grundfragen zur Malerei und deren Möglichkeiten und Fähigkeiten im 21. Jahrhundert auf eine sehr
sinnliche Art und Weise auf und wird diese zur Diskussion stelADRESSE
Museum Kunstpalast
Kulturzentrum Ehrenhof
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.smkp.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Di, Mi, Fr - So 11 - 18 Uhr, Do 11 - 21 Uhr
Mo geschlossen
len. In dem kostenlos ausgegebenen Booklet werden unter dem
von einem Zitat der Malerin abgeleiteten Titel „Ein Bild kann
überall landen“ dem Besucher beispielhaft Fragen gestellt, z. B.
„Welche Rolle spielt der Maßstab für die Wahrnehmung?“
Katharina Grosse denkt und handelt in Farben. Sie interagiert
mit und gegen den bestehenden Raum. Sie erweitert ihn durch
verschiedene Materialien, die durch ihre Formen Strukturen bilden, die sich gegen die Gleichförmigkeit des architektonischen
Raumes mit seinen überschaubaren Koordinaten von Höhe,
Breite und Tiefe stemmen und andere Wirklichkeiten darin etablieren. Die Installation besteht aus Falten und Verwerfungen,
Wellen und schrägen Ebenen, die vom Betrachter eine andere
Art der Orientierung und Aufmerksamkeit erfordern.
Fragen wie „Was ist (noch) ein Bild?“ und „Wie verhält sich die
Farbe zur Oberfläche und zum Raum?“ stehen gewissermaßen
mit im Raum. Farbe und Malgrund stehen einander in ihrer unterschiedlichen Ausrichtung widersprechend gegenüber. Der Illusionsraum der Malerei nutzt für sich ein weites Spektrum, das
sich von den Möglichkeiten des darunter liegenden realen Raumes absetzt. Auf diese Weise erweitert und öffnet die Künstlerin
die Malerei in ihren räumlichen Dimensionen, in ihren Materialeigenschaften und in der ihr eigenen Grammatik reflexiver,
emotionaler und struktureller Werte.
Katharina Grosse, 2014 | Foto: Veit Mette
© Katharina Grosse und VG Bild-Kunst, Bonn, 2014
EINTRITTSPREISE
Normalpreis EUR 9
ermäßigt EUR 7
EUR 1 für Kinder im Alter von 7-17 Jahren
Kinder bis 6 Jahre Eintritt frei
Gruppen ab 10 Personen: EUR 7
Tickets online: www.smkp.de/shop
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
So 15 Uhr (max. 20 Personen)
Die Teilnahme ist im Eintrittspreis enthalten.
GRUPPENFÜHRUNGEN
Führungen für Gruppen bis 20 Personen, ermäßigter Eintritt ab 10 Personen | Kosten: EUR 70 für
60 Minuten, zzgl. ermäßigten Eintritt pro Person |
Kosten: EUR 85 für 90 Minuten, zzgl. ermäßigten
Eintritt pro Person
Führungen auch in englischer, französischer, italienischer und russischer Sprache buchbar
Sonderkonditionen für Schulklassen
Buchung und Information
Tel.: +49 (0)211-566 42 160 | [email protected]
Bereits im Vorfeld der Ausstellung wurde auf der Plattform tumblr unter http://insidethespeaker.tumblr.com ein BLOG gestartet. Moderiert von der Schriftstellerin Annika Reich finden sich
hier Texte verschiedener Autoren, Kunstexperten und Philosophen wie Dustin Breitenwischer, Annett Gröschner, Helene Hegemann, Hans-Ulrich Obrist und Marcus Steinweg über die Ausstellung, die Künstlerin und ihr Werk sowie Fotos und Videos.
Booklet
Begleitend zur Ausstellung erhält jeder Besucher
kostenlos ein Booklet
Katalog
Zur Ausstellung erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König ein zweisprachiger Katalog (dt./engl.), 160 Seiten, mit Texten von Dustin
Breitenwischer, Philipp Kaiser, Ulrich Loock und
Beat Wismer. Preis: Museumsausgabe EUR 19,80,
Buchhandelsausgabe EUR 24,80
EDITION
”I can‘t sleep
I can‘t eat“
Auflage 20, Preis: EUR 800
Medienpartner
Monopol
Kulturpartner
WDR 3
8 | Flandern
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Flandern
Bei Flandern denkt man unweigerlich an Kunst und
Kultur. Flanderns Museen bieten in den kommenden
Monaten Highlights, die Kulturfreunde nicht verpassen sollten: von Rubens über die Wikinger bis hin
zur spannenden Projekten zeitgenössischer Kunst.
So werden in Tongeren die harten Männer aus dem
hohen Norden in einem milderen, mehr privaten
Licht präsentiert. Viel dreht sich um Rubens, dem
Meistermaler des Mittelalters. Im Herbst beginnt der
Ausstellungsreigen im Brüsseler Bozar, wo seine Einflüsse in der Malerei über die Jahrhunderte hinweg
gezeigt werden. Seinen Familienporträts widmet sich
das Antwerpener Rubenhaus. Parallel dazu kann man
in Brüssel die intimen Porträts der Renaissance und
deren Einfluss auf Rubens Werk bewundern. Aber
auch Belgiens Küstenstadt Ostende lockt mit einem
echten Kulturhighlight: einer Hommage an Jan Hoet.
Die einzigartige Ausstellung widmet sich dem Meer,
der großen Liebe des kürzlich verstorbenen Kurators.
Anderen Formen der Kunst wie Lichtinstallation und
Tanz widmen sich weitere spannende Ausstellungsprojekte. Gent zelebriert sich als Stadt des Lichtes
und in Brüssel ist eine Weltpremiere von der berühmten Choreografin Anne Teresa de Keersmaeker
zu sehen, die von Tanzperformances begleitet wird.
Genug Gründe also, um Flandern neu oder mal wieder zu entdecken.
© Antwerp Tourism & Convention
Kunst und Kultur in Flandern | ausgewählte Ausstellungen
BRÜSSEL
Retrospektive
Constantin Meunier
Erstmals seit 1905 wird in einer umfassenden Retrospektive das
Werk des 1831 geborenen Belgischen Malers und Bildhauers gezeigt. Die Ausstellung zeigt Gemälde, Skulpturen, Aquarelle und
Zeichnungen - deren
Schwerpunktthemen
der Realismus und
soziale Aspekte des
belgischen Arbeiterlebens bilden. Das Werk
Constantin Meuniers
(1831-1905) steht in
perfektem
Einklang
mit dem Zeitalter der
Industrialisierung. Seine Darstellung der Industrie- , Hafen- und
Minenarbeiter,
die
er in der bildenden
Kunst als Ikonen der
Moderne
darstellte,
machte ihn interna- Minenarbeiter mit Beil © KMSKB-MRBAB.
Designed by Piet Bodyn.
tional bekannt. Sein
Blick auf die Menschen und die Welt ist intensiv und voller Gefühl, der untrennbar
mit der industriellen, sozialen und politischen Entwicklungen zu
Ende des 19. Jahrhunderts in Belgien ist.
Brüssel | Königliches Museum der Schönen Künste | bis 11.1.2015 |
www.fine-arts-museum.be
Niederländische Porträtkunst
der Renaissance
Erstmals seit 50 Jahren wird die Porträtmalerei in der Renaissance
in den Mittelpunkt einer Ausstellung gestellt. Antwerpen, Brügge, Brüssel, Amsterdam, Utrecht und Haarlem waren wichtige
Zentren der Porträtkunst, die in der Renaissance ihre Blüte
hatte. In Zeiten von
religiösen Konflikten
und
wissenschaftlichen Entdeckungen
waren die Künstler auf
der Suche nach einem
realistischen Ausdruck
in der Darstellung des
menschlichen
Gesichtes. Künstler wie
Quentin Massys, Joos
van Cleve, Simon
Bening,
Ambrosius
Benson, Joachim BeuBenson, Portrait of a man,
ckelaer und Catharina Ambrosius
Private Collection
van Hemessen erstellten atemberaubende Bilder Ihrer Zeitgenossen. Was seit Jahren im
Mittepunkt der wissenschaftlichen Forschung ist, wird in Brüssel
für die Besucher öffentlich gemacht.
Brüssel | BOZAR | 6.2. – 17.5.2015
www.bozar.be
Zeitgenössische Porträtfotografie
Zwanzig zeitgenössische Fotografen stellen Ihre Fotografien den
Porträts der Renaissancemaler gegenüber und sorgen für spannende Vergleiche, Ein- und Ausblicke, einen Gang durch die
Geschichte der Darstellung des menschlichen Gesichtes. Die
Ausstellug findet in
Kooperation mit dem
Niederländischen Fotomuseum Rotterdam,
dem House of Photography Moscow und
Thessaloniki Museum
of Photography statt.
Brüssel | BOZAR
6.2. – 17.5.2015
www.bozar.be
Judith Bloemendaal, Amsterdam 1999,
©Koos Breukel
Das Reich des
Sultans
Der osmanische Orient
in der Kunst der Renaissance
Am 29. Mai 1453 nahmen
die Osmanen Konstantinopel in Besitz. Die Nachricht vom Fall der Stadt
verbreitete sich schnell in
ganz Europa. Die Ankunft
der Osmanen war der Beginn einer wahren Faszination dieser Hochkultur
und ihrer Wissenschaft. Sultan Bajezid, ©Veronese Nachfolge
Künstler aus ganz Europa
überquerten den Bosporus, der Handel blühte und der kulturelle
Austausch erlebte seinen Höhepunkt. Die Ausstellung zeigt diese
kulturelle Dynamik in all ihren Facetten und den Einfluss der islamischen Welt auf die Renaissance mit Werken von Bellini, Carpaccio, Dürer, Tizian und anderen.
Brüssel | BOZAR | 27.2. – 31.5.2015
www.bozar.be
Marc Chagall Retrospektive
Die Retrospektive mit 120 Werken von Marc Chagall, die vom
22.2. – 28.6.2015 im Königlichen Museum der Schönen Künste
in Brüssel gezeigt werden, wird in Zusammenarbeit mit dem Palazzo Reale in Mailand realisiert und zeigt alle Schaffenperioden
des russischen Künstlers. Ein besonderer
Augenmerk gilt der
russischen
Periode
des Künstlers und der
Entstehung der kubistischen Avantgarde. Die Ausstellung
erzählt den Weg von
Marc Chagall von seinen ersten Jahren in
Russland, dem ersten
Aufenthalt in Frankreich, sein Exil zunächst in Frankreich
und dann in Amerika, und schließlich
die Rückkehr zu der Marc Chagall, Ich und das Dorf, 1912, Bleistift, Aquarell
und Gouache auf Papier. MRBAB, Brüssel, Inv. 11108.
französischen Rivie- © SABAM Belgien / ADAGP, Paris / ARS, New York /
ra, wo der Künstler MRBAB, Brüssel. Foto von Geleyns / Ro-Scan.
zu seiner poetischen
Sprache und den heiteren Farben zurückfand. Gezeigt werden
Werke aus renommierten Museen und Privatsammlungen weltweit.
Brüssel | Königliches Museum der Schönen Künste | 28.2. –
28.6.2015 | www.fine-arts-museum.be
GENT
Lightopia
Wie kaum ein anderes Medium hat das
elektrische Licht im
letzten Jahrhundert
den Lebensraum revolutioniert. Es veränderte die Städte,
schuf neue Lebensund
Arbeitsformen
und wurde zum Motor des Fortschritts
für Industrie, Medizin
und Kommunikation.
Rody Graumans, 85 lamps for Droog Design, 1993
Ausgelöst durch neue © Photo: Vitra Design Museum Andreas Jung
Lichttechnologien,
zeichnet sich in der Welt des künstlichen Lichts heute ein tiefgreifender Wandel ab. Dieser Entwicklung widmet sich die Ausstellung »Lightopia«. Es ist die erste Ausstellung, die das Thema
Lichtdesign umfassend präsentiert – mit Beispielen aus Kunst,
Design, Architektur und vielen anderen Disziplinen. »Lightopia«
umfasst etwa 300 Werke, darunter zahlreiche Ikonen aus der bislang noch nie öffentlich gezeigten Leuchtensammlung des Vitra
Design Museums in Weil am Rhein, etwa von Wilhelm Wagenfeld, Achille Castiglioni, Gino Sarfatti und Ingo Maurer. Andere
Exponate veranschaulichen die performative Kraft des Lichts.
Gent | Design Museum Gent | 15.11.2014 – 1.3.2015
www.designmuseumgent.be
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Flandern | 9
© Stadt Gent
Lichtfestival Gent
Während des viertägigen Lichtfestivals erstrahlt die Stadt in Werken von internationalen Lichtkünstlern und erhellt das winterliche Gent. Die Genter Nächte sind die Bühne für überraschendes
Spektakel, technisch ausgetüftelte Installationen, spektakuläre
Aufführungen und Veranstaltungen mit Licht. Im Rahmen des
Lichtkunst-Festivals werden verschiedenste historische und markante Bauwerke mit kunstvollen und spektakulären Installationen in Szene gesetzt. Licht zieht an, Licht verbindet, Licht lädt
zum Verweilen ein. Sie werden staunen und begeistert sein!
Gent | 29.1. – 1.2.2015 | www.lichtfestivalgent.be
TONGEREN
Die Wikinger
Sie machten auf ihren Raubzügen die Weltmeere unsicher: blutrünstig, zerstörungswütig und immer begierig nach Schätzen. So
sehen wir die Wikinger. Aber wer waren sie wirklich? Vor allem
mordlustige Plünderer oder auch Künstler, Händler und Entdeckungsreisende. Und
welche Rolle spielten
die Frauen in diesem
faszinierenden Volk?
Vom 18. Oktober
2014 bis März 2015
lässt das Gallo-Römische Museum in Tongeren das stereotype
Bild der Normannen
wie eine Seifenblase
zerplatzen. 500 schön
ausgeleuchtete Objekte, darunter Juwelen, Textilien, Waffen
und ein echtes Wikingerschiff, beweisen das hervorragende fachmännische Können unserer damaligen Nachbarn im Norden. Mit
Hilfe interaktiver Displays und Multimediainstallationen wird die
vielseitige Kultur dem Besucher näher gebracht. Eine sehenswerte
Schau in der ältesten Stadt Belgiens. Die Ausstellung entsteht in
Zusammenarbeit mit dem Nationalen Historischen Museum (Historiska Museet) von Stockholm
Tongeren | Gallo-Romeins Museum | 18.10.2014 – 15.3.2015
www.galloromeinsmuseum.be
Europa-Spezial Kultur der Deutschen Bahn. Ab EUR 59 für Zugticket
(Hin- und Rückfahrt) und Eintritt Museum; auf bestimmten grenznahen Verbindungen auch günstiger.
Images of Vortex Temporum (black-box version), rehearsals
© Anne Van Aerschot
Tanz in Flandern
siehe auch Seite 75
Weitere Informationen zu Flandern als Kultur- und Reiseland:
Visit Flanders
Tourismus Flandern-Brüssel
Cäcilienstraße 46
50667 Köln
www.flandern.com
Peter Paul Rubens, Venus Frigida ©
Lukas - Art in Flanders VZW / Royal
Museum of Fine Arts Antwerp,
Photo: Hugo Maertens
Peter Paul Rubens
Peter Paul Rubens (geb. 1577 in Siegen, Westfalen – gest. 1640
in Antwerpen) ist der wohl bekannteste Barockmaler Flanderns
und galt vielen seiner Zeitgenossen als Vorbild. Neben den für
ihn so typischen üppigen Frauenkörpern liegt sein thematischer Schwerpunkt in der sakralen Malerei.
Als Sohn flämischer Immigranten verbrachte Rubens seine
Kindheit in Köln und kehrte im Alter von zehn Jahren mit
seiner Familie nach Antwerpen zurück, wo er eine Ausbildung
zum Maler erhielt. Er verbrachte acht Jahre in Italien, um Tizian und Veronese zu studieren, erhielt bald eine Anstellung als
Hofmaler in Mantua und reiste zwischendurch in diplomatischer Mission nach Spanien. In dieser Zeit wurde Rubens sehr
stark durch die Kunst des Altertums beeinflusst und lernte viel
von den Malereien Caravaggios.
Nach seiner Rückkehr nach Antwerpen wurde er der Hofmaler der Erzherzöge Albrecht von Österreich und Isabella von
Spanien. Er baute sich ein prachtvolles Heim – das heutige Rubenshaus - und eröffnete ein Atelier, in dem er selbst zahlreiche
Schüler unterrichtete. Im Laufe der folgenden Jahre betätigte
sich Rubens außerdem als erfolgreicher Diplomat. Schwer an
Gicht leidend, starb Rubens mit 63 Jahren in Antwerpen. Sein
Grab befindet sich in der St.-Jakobskirche in Antwerpen.
Noch heute begegnet man Rubens in zahlreichen Kirchen und
Museen überall in Antwerpen und Flandern. Zwei seiner wichtigsten Werke – die Kreuzaufrichtung und die Kreuzabnahme
– sind in der Antwerpener Kathedrale zu sehen und auch das
Königliche Museum für Schöne Künste in Antwerpen verfügt
über eine beträchtliche Kollektion. Ein weiteres Highlight ist
mit Sicherheit das Rubenhaus, sein Antwerpener Wohnsitz, wo
man den kreativen Geist dieses Genies noch immer spürt.
BRÜSSEL
Sensation und Sinnlichkeit
Rubens und sein Vermächtnis
Zudem widmet sich die Ausstellung dem
Thema der Begierde, wie es vor allem in
den ländlichen Szenen und Mythologien des flämischen Künstlers aufscheint.
Bilder, die sonst nur einzeln zu sehen
sind, werden in Kontext gesetzt und erlauben so einen neuartigen Zugang. Rubens „Pan and Syrinx“ aus Kassel wird
zusammen mit Van Dycks „Bacchanal“
aus London und anderen von Rubens inspirierten dionysischen Szenen gezeigt.
Brüssel | BOZAR | bis 4.1.2015
Mit rund 160 Werken beleuchtet die Ausstellung den Einfluss des barocken Malerfürsten Peter Paul Rubens (1577-1640)
auf die westliche Kunst bis zum 20. Jahrhundert. Das künstlerische Vermächtnis
des einflussreichsten Flämischen Alten
Meisters war für Künstler über vier Jahrhunderte Quelle der Inspiration.
Von Rembrandt über Cézanne, bis zum
Oeuvre von Picasso findet sich die Bildsprache von Rubens wieder. Es ist die erste große Übersicht dieses Themas weltweit. Organisiert wurde die Schau von
der Royal Academy of Arts, London, und
dem Königlichen Museum für Schöne
Künste Antwerpen (KMSKA), Kurator ist
Nico Van Hout. Leihgaben stammen u.a.
aus der National Gallery und dem British Museum, dem Museo del Prado, der
Neuen Pinakothek, dem Metropolitan
Museum of Art und der Privatsammlung
Ihrer Majestät Queen Elisabeth II.
Adresse:
BOZAR
PALEIS VOOR SCHONE
KUNSTEN
Rue Ravenstein 23
1000 Bruxelles
www.bozar.be
Öffnungszeiten:
Di – So 10 – 18 Uhr
Do 10 – 21 Uhr
Mo geschlossen
Eintrittspreise
Normalpreis EUR 14
Ermäßigt (unter 26, über 67 &
Gruppen) EUR 12
12 – 18 Jahre EUR 6
Peter Paul Rubens, The Bacchanalia on Andros, Photo ©
Erik Cornelius, Nationalmuseum, Stockholm
Die Ausstellung will einen Eindruck von
der entscheidenden Bedeutung Rubens
für Künstler aus verschiedenen Jahrhunderten vermitteln. Dabei findet auch die
Vielseitigkeit seines Schaffens Beachtung.
Unter anderem werden Rubens einflussreiche, mit Gewalt aufgeladene Darstellungen des Geschlechterkampfes zu sehen sein. Dazu gehören seine Ölskizzen,
die die Entführung mythologischer Frauenfiguren zum Thema haben. Vor allem
die Werke Delacroix‘ wurden davon ganz
grundlegend beeinflusst.
Es werden Kombi-Tickets
mit anderen Ausstellungen
angeboten
Doppelzimmer. Information &
Buchung: www.spar-mit.com,
Tel: 07621-91 40 111
Vorverkauf
im Museum
Di – So 10 – 17:30 Uhr
D0 10 – 20:30 Uhr
Kunden von Thalys erhalten
gegen Vorlage Ihrer Fahrkarte
einen ermäßigten Eintrittspreis
von EUR 12 statt EUR 14 und
können ein gratis Exemplar
des Rubens-Reiseführers in
Brüssel in der BOZAR Boutique,
Ravensteinstraat 23 oder in
der Touristenauskunft von
VisitFlanders, Grasmarkt 61,
abholen und in Antwerpen bei
den Infoschaltern von Antwerpen Tourismus & Kongress,
Hauptbahnhof oder Grote
Online Tickets
http://expo.clic-com.be/
reise
Hotelarrangement: 2 Übernachtungen mit Frühstück im
4-Sterne Holiday Inn Brussels
Schumann, inkl. Ticket Sonderausstellung ab EUR 119 p. P. im
Auch Rubens Altarbildern und ihrem
großen Einfluss auf die religiöse Malerei
in den Niederlanden und in Spanien wird
sich die Ausstellung widmen. Darüber
hinaus präsentiert die Schau Rubens Porträts der genuesischen High Society, die
Künstlern wie dem jungen Van Dyck als
Inspirationsquelle dienten. Höhepunkt
der gesamten Ausstellung: die Gegenüberstellung von Rubens und Watteau,
deren Bilder unter dem Gesichtspunkt
der Poesie betrachtet werden.
Markt 13, vom 25. September
2014 bis zum 4. Januar 2015.
Mehr Infos unter:
www.thalys.com
Videoguide
entdecken Sie die Werke
Rubens einmal anders
EUR 3 / EUR 5 für zwei Personen in Niederländisch, Deutsch,
Englisch, Französisch
Führungen
In niederländischer, deutscher,
englischer, französischer und
weiteren Sprachern
(auf Anfrage)
Mindestteilnehmerzahl 15
Personen
Weitere Informationen
und Buchung
Tel + 32 (0)70 34 45 77
[email protected]
Katalog
Sensation und Sinnlichkeit,
Rubens und sein Vermächtnis, 260 Seiten, EUR 49.95 in
niederländischer, deutscher,
englischer und französischer
Sprache.
10 | Flandern
BILLIE | arttourist.com 2|2014
ANTWERPEN
Rubens Privat
Antwerpen | Rubenshaus |
28.3. – 28.6.2015
Das Rubenshaus zeigt im Frühjahr eine einzigartige Ausstellung über Peter Paul Rubens
als Porträtmaler. Zu seinen schönsten und
intimsten Porträts gehören zweifellos die
Bildnisse seiner Familie. Die verblüffenden
Kunstwerke werden hier zum ersten Mal zusammen ausgestellt und an dem Ort gezeigt,
wo sie einmal hingehörten: in Rubens’ Haus
in Antwerpen. Rubens mochte Porträts überhaupt nicht, wie er selber verlauten ließ. Die
Porträtmalerei genoss im 17. Jahrhundert kein
besonders hohes Ansehen. Trotzdem war Peter Paul Rubens einer der besten Porträtmaler
seiner Zeit. Er schuf Bildnisse seiner beiden
Ehefrauen – der jung gestorbenen Isabella und
der bildhübschen Helena – und seiner Kinder.
Clara-Serenas Lausbubengesicht hat er ebenso beeindruckend dargestellt wie die lebens-
großen Porträts seiner halbwüchsigen Söhne
Nicolaas und Albert. Außerdem malte er seine
Schwägerinnen und Schwager. Rubens porträtierte natürlich auch sich selber: als jungen
Mann zusammen mit seinem Bruder auf einer
Italienreise und später als alten Herrn von hohem Stand, der schon den Tod vor Augen hatte. Die Porträts, die Rubens von seinen Familienmitgliedern anfertigte, entstanden nicht als
Auftragsarbeit, sondern aus Liebe. Sie dienten
der Erinnerung. Die verblüffenden Kunstwerke werden hier zum ersten Mal zusammen
gezeigt. Die Ausstellung wurde von einer Reihe von Rubensspezialisten zusammengestellt
und zeigt rund 50 Gemälde und Zeichnungen
aus bedeutenden internationalen Museen wie
den Uffizien Florenz, dem Pariser Louvre, der
Erimiatge St. Petersburg und dem British Museum London.
©Dirk Braekman
OOSTENDE
DAS MEER
DE ZEE | THE SEA | LA MER
Salut d’honneur Jan Hoet
23.10.2014 – 19.4.2015
Selbstporträt © Rubenshaus
Adresse
Rubenshaus
Wapper 9-11
2000 Antwerp
Belgium
www.rubenshuis.be
EINTRITTSPREISE
Normalpreis EUR 10
Gruppen ab 12 Personen*, + 65 Jahre,
12 > 26 Jahre EUR 8
Unter 12 Jahre, Inhaber der Antwerp
Citycard* Eintritt frei
scher und französischer Sprache
mindestens 3 Wochen im Voraus zu
buchen bei Antwerpen Tourismus &
Kongress
tel.+ 32 (0)3 232 01 03 l toerisme@
stad.antwerpen.be
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – So 10 – 17 Uhr
Mo geschlossen (außer an Feiertagen)
1.5, 14.5. geschlossen
Führungen
max. 15 Personen, reservieren ist Pflicht:
tel: +32 (0)3 201 15 55
[email protected]
ZUGELASSENE BESUCHERZAHL
Um den zu erwartenden Besucherstrom
zu regulieren und den Komfort der
Besucher zu gewährleisten, wird in
Zeitblöcken gearbeitet.
Für Gruppen: 1 Gruppe pro Viertelstunde (max. 15 Pers. pro Gruppe)
STADTFÜHRUNGEN
(MAX. 15 PERSONEN)
Für Erwachsene EUR 75 für max. 15 Teilnehmer (exkl. EUR 5 Verwaltungskosten,
exkl. Eintritt zum Museum)
In niederländischer, deutscher, engli-
Das Meer galt für die Kunst schon immer als besondere Inspirationsquelle. Seine Anziehungskraft kann man zweifellos den ständig wechselnden Impressionen zuschreiben. Das Meer ist
ebenso konkret wie rätselhaft. Mit seiner unendlichen Schönheit hat es einen beruhigenden
Effekt, mit seiner Unberechenbarkeit wirkt es aber auch bedrohlich. Die immerwährende Bewegung aus Ebbe und Flut ist ein kosmisches Pendel, das den Rhythmus des Lebens darstellt.
Künstler werden jederzeit vom endlosen Spiel aus Licht, Raum und Bewegung fasziniert sein.
Das Meer ist eine Ausstellung, die ebenso wie eine Welle nicht greifbar ist, wogt, zurückschlägt
und Spuren hinterlässt, die durch neue Gewalt ausgelöscht werden. Das Meer ist eine Ausstellung im Dialog mit Ostende, verteilt auf mehrere Orte: ein Museum, ein Fort in den Dünen, eine
historische Ladenpassage oder ein Hotel aus der Belle Époque mit Blick aufs Meer. Das Meer ist
als ein Ehrengruß an Jan Hoet konzipiert, der noch eine letzte Hommage an das Meer erschaffen
wollte - mit großen Gesten und kleinen Geschichten.
Das Meer - Salut d’honneur Jan Hoet
Gruppenangebot
Art Cities Reisen
· 2 Übernachtunen mit Frühstücksbuffet in einem gehobenen
Mittelklassehotel in Antwerpen, zentral gelegen
· Welcome-Drink
· Empfang durch die Reiseleitung und Stadtführung Antwerpen
· Eintritt Ausstellung „Reunion – von Quinten Metsijs bis
Peter Paul Rubens“ in der Liebfrauenkathedrale
Preis:
Ab EUR 138 im Doppelzimmer
Ab EUR 68 Einzelzimmerzuschlag
www.art-cities-reisen.de
· Eintritt und Führung durch die Sonderausstellung im Rubenshaus
· Besuch des MAS-Museum am Strom mit herrlichem Blick von der Terrasse über die Stadt
· Führung durch das neu gestaltete Middelheimmuseum mit aktuell 215 Skulpturen im Park,
u.a. von Auguste Rodin, Rij Wouters und Henry Moore
· Vermittlung von Zusatzleistungen und Prospektmaterial
· Freiplatz für die 21. Person im Doppelzimmer
Das Meer blickt auf die Kunstgeschichte des Westens ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute zurück und ebenso auf die Art und Weise, wie das Meer dargestellt und interpretiert wird. Das Meer
fängt dort an, wo der Akademismus verabschiedet wird, wo man am oft narrativen dramatischen
Meeres-Genre wie Sturm- und Schiffsbruchszenen vorbeigeht. Das Meer macht sich auf die Suche nach dem weiten und freien Blick des Künstlers auf das endlose Wasser, das in den Horizont
übergeht. Die Ausstellung manifestiert sich daher in erster Linie als horizontale Geschichte, wobei La Vague von Gustave Courbet der Ausgangspunkt der Ausstellung über „Krisenmomente“
in der Kunstgeschichte ist. Es geht um eine Fülle von Geschichten zu Globalisierung und Grenzen, um den Horizont als Perspektive, um menschliche Stürme, das Segelboot und die Suche
nach einem Wunder. Verschiedene künstlerische, aber auch gesellschaftliche Bruchlinien öffnen
immer wieder die Tür zu einer Erneuerung, die aus einer Hinterfragung der akademischen Konventionen heraus zustande kommt. Das Meer wird kein mit Tableaus geschmückter Spaziergang,
sondern sucht gerade den Moment, das Verbleiben. La Vague wird nicht als einer der zahlreichen Meeresblicke aufgenommen, sondern betont einen Krisenmoment in der Kunstgeschichte;
damit wir stillstehen und wirklich sehen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, in Das Meer die
historische Chronologie mit vertikalen Begegnungen von moderner und zeitgenössischer Kunst
zu durchbrechen; ein Ausgangspunkt, den Jan Hoet in den meisten seiner Ausstellungen wählte.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Flandern | 11
© Visit Oostende
Museum for modern art (MuZEE), © Westtoer
© Visit Oostende
ORTE
Mu.ZEE, Romestraat 11
Leopold Park
Kapuzinerkirche, Kapucijnenstraat 1
Thermae Palace, Koningin Astridlaan 7
Galerie Beau Site, Albert I Promenade 39
Ensor Haus, Vlaanderenstrzaat 27
Bahnhof
De Grote Post
Mercator-Marina
www.dezee-oostende.be
EINTRITTSpreise
Einige Veranstaltungsorte sind kostenlos
zu besichtigen. Ticketpreise für die
Ausstellungen in den Museen:
EUR 15 Wochenende und Ferien
EUR 9 Wochenmitte (Mo – Do)
EUR 5 bis einschließlich 26 Jahre (Wochenende, Ferien und Wochenmitte)
frei bis einschließlich 12 Jahre
GRUPPEN
EUR 9 Wochenende und Ferien
EUR 5 Wochenmitte (Mo – Do)
Öffnungszeiten Mu.Zee
täglich 10 bis 18 Uhr
montags geschlossen
Beim Zusammenbringen von Bildern entstehen Erzählstränge,
die den Betrachter mitnehmen und innehalten lassen. Kunstwerke greifen ineinander und verstärken einander. Manchmal
prallen sie aufeinander, wodurch der Betrachter herausgefordert wird. Es entstehen verschiedene Wellenbewegungen, die
sich auf alle Ausstellungsräume und mehrere Orte in der Stadt
ausbreiten, wobei wir entweder nur ein Meisterwerk zeigen
und dafür den erforderlichen Platz offen lassen oder zwischen
verschiedenen Kunstwerken eine Wechselwirkung herstellen.
Das Meer lässt den Betrachter durch Kunstgeschichte und -aktualität schweifen, auf der Suche nach Werken unter anderen
von Bas Jan Ader, Francis Alÿs, Louis Artan, Joseph Beuys, William Blake, Georges Braque, Jean Brusselmans, Marc Chagall,
Emile Claus, Gustave Courbet, Henri-Edmond Cross, Theo van
Doesburg, James Ensor, Susan Hiller, Ferdinand Khnopff, Jacqueline Mesmaeker, Claude Monet, Ed Ruscha, Panamarenko,
Francis Picabia, Constant Permeke, Léon Spilliaert, Jan Toorop,
Luc Tuymans, Félix Vallotton, Philippe Vandenberg. Künstler,
die ihm zufolge der brutalen Gewalt, aber auch der Ruhe, der
Verspieltheit und der unendlichen Attraktivität des Meeres
Ehre erweisen. Auch der öffentliche Raum wird sehr bewusst
aufgesucht. Lawrence Weiner verbindet etwas ganz Besonderes
mit dem Meer, das er in unzähligen Worten und Formen mit
seinem Publikum geteilt hat. In der Retrospektive führt sein
Werk als roter Faden durch die Ausstellung, wodurch es seine
persönliche Ode an das Meer wird und umgekehrt Das Meer
Platz für eine Anthologie von Weiners Poesie lässt.
Das Meer – Salut d’honneur Jan Hoet bietet auch eine Fülle
von Geschichten über Jan Hoet als Ausstellungsmacher und als
Pionier sowie Verfechter von zeitgenössischer Kunst in Belgien. Das Meer lädt Künstler, Kuratoren und Museumsfachleute
aus dem In- und Ausland ein, einen außergewöhnlichen Beitrag zu dieser Ausstellung zu leisten, die in mehreren Kapiteln
und Wellenbewegungen auf das internationale Werk und die
Leidenschaft für die Kunst von Jan Hoet zurückblicken wird.
Dabei bleibt das Meer der rote Faden. Auf diese Weise wird der
Geist Jan Hoets in Das Meer optimal geschützt und erhalten.
Aber auch sein künstlerisches Erbe wird auf ausgesprochen
symbolische Weise über seine Freunde sowie Künstler und Mitarbeiter, die ihm nahe standen, präsentiert. Dieser Ehrengruß
vereint Künstler, die mit neuen wie bestehenden Werken der
„Speicher“ des Werks und der Leidenschaft von Jan Hoet als
Fürsprecher der zeitgenössischen bildenden Kunst werden.
Gruppenführungen im Mu.Zee
+32 (0)59 24 21 91 oder
[email protected]
ARRANGEMENTS
Für individuelle Besucher: Hotelarrangements mit Ausstellungstickets
www.dezee-oostende.be
Für Gruppen
Im Rahmen der Kunstausstellung
„Das Meer“ bietet Toerisme Oostende
ein Arrangement mit Übernachtung und
ein Tagesarrangement an, bei dem der
Kunstevent „Das Meer“ im Mittelpunkt
stehen.
Informationen und Buchungen
bei Toerisme Oostende
Kontakt
Gruppen mit Übernachtung
Tel: +32 (0)59 25 53 17
[email protected]
Tagesarrangements
Tel.: +32 (0)59 70 11 99
[email protected]
www.visitoostende.be
OOSTENDE
In Oostende verbindet sich die zeitlose Eleganz einer pulsierenden Küstenstadt mit dem Flair eines Fischerhafens, mit
einer blühenden Kunstszene und dem genussvollen Leben in
der Natur. Obwohl die Stadt nicht sehr groß ist, hat Oostende
die Ausstrahlung einer Metropole und versteht es, seine Besucher bis in die kleinsten Ecken zu faszinieren: mit seinen bunten Fischkuttern, dem mondänen Yachthafen, der herrlichen
Nordsee, den tollen Geschäften, den schönen Straßencafés,
dem köstlichen Essen …
Aber Oostende hat noch so viel mehr zu bieten. Der prächtige
Dreimaster Mercator oder die Amandine, der letzte inzwischen
als Museum eingerichtete Islandkutter, das renovierte Stadtmuseum, das Ensorhaus und das Mu.ZEE mit Werken renommierter einheimischer Maler wie James Ensor und Léon Spilliaert sind immer einen Besuch wert.
12 | Frankfurt
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Konrad Klapheck, Verliebtheit, 1969, ACT Art Collection – Siggi Loch, © VG Bild-Kunst,
Bonn 2014
Bettina von Arnim, Hosenträger, 1970, Galerie Poll Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Hermann Albert, Frau 7, 1969, Galerie Poll Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Frankfurt
GERMAN POP
Die westdeutsche Variante der Pop Art
jenseits der Coca-Kolonialisierung
6.11.2014 – 8.02.2015
Der Herbst steht im Zeichen des Pop. In einer großen Überblicks­
ausstellung präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt ab dem
6. November 2014 erstmals ein breites Panorama der Pop Art in
ihrer spezifisch deutschen Variante – ein bisher kaum beachtetes
kunsthistorisches Phänomen.
Pop, der in Großbritannien und den USA seinen Anfang nimmt
und sich dort rasch etabliert, erfährt in den 1960er Jahren in der
noch jungen Bundesrepublik Deutschland eine originelle künstlerische Ausprägung. Die in Westdeutschland lebenden Künstlerinnen und Künstler wie Thomas Bayrle, Christa Dichgans, Karl
Horst Hödicke, Konrad Klapheck, Ferdinand Kriwet, Uwe Lausen,
Konrad Lueg, Boxer, 1964, Sammlung Kaspar Fischer, Bochum,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2014
ADRESSE
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT
Römerberg
60311 Frankfurt am Main
TEL 069.29 98 82-0
[email protected]
WWW.SCHIRN.DE
ÖFFNUNGSZEITEN
Di, Fr - So 10 - 19 UHR
Mi, Do 10 - 22 UHR
Mo geschlossen
EINTRITT
Normalpreis EUR 9
Ermäßigt EUR 7
Eintritt für Kinder unter 8 Jahren
frei
Gruppen: ab 20 Personen gilt
der ermäßigte Eintrittspreis.
Sigmar Polke oder Gerhard Richter setzen sich – im Gegensatz
zum oft plakativen und glamourösen Vokabular ihrer angloamerikanischen Künstlerkollegen – in ihren Arbeiten mit den weniger
grandiosen Banalitäten des deutschen Alltagslebens auseinander,
ironisieren die kleinbürgerlichen Geschmacksideale und die beklemmende und trügerische Gemütlichkeit der 1960er Jahre. Auf
die Phase des Wirtschaftswunders folgt eine der politischen Aufarbeitung der damals jüngsten deutschen Vergangenheit.
Jenseits einer „Coca-Kolonialisierung“ entwickeln die deutschen
Künstlerinnen und Künstler eine spezifische Ausprägung der Pop
Art, die gleichsam auch einen Bruch mit der deutschen Hochkultur bedeutet: So wird die Formensprache einer Gartenlaube zu
einem abstrakten Muster verarbeitet, Lockenwickler werden zu
Skulpturen aus Ton und Bügelbretter zu bildwürdigen Motiven.
Pop ist direkt und für jeden Betrachter unmittelbar zugänglich.
Pop ist Alltag und reflektiert ihn, allem voran die kapitalistische
Warenkultur und ihre Präsentationsformen. Die Werke der deutschen Pop Art kommentieren die Konsumkultur vor der eigenen
Haustür.
Das Konzept der Ausstellung rekonstruiert die vier maßgeblichen
Zentren der Pop Art in Deutschland: Düsseldorf, Berlin, München
und Frankfurt am Main. Als Plattformen brachten sie die Pop Art
in ihrer Schlüsselphase als eigene großstädtische Kunstform zur
Ausprägung. „German Pop“ vereint rund 140 Kunstwerke von 32
Künstlerinnen und Künstlern, darunter sowohl inzwischen etablierte als auch längst vergessene und weitestgehend unbekannte
Protagonisten der deutschen Pop Art. In der Ausstellung sind beeindruckende und überraschende Arbeiten zu sehen, die teils seit
Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt wurden, wie etwa die Skulpturen von Winfred Gaul, oder sogar noch nie öffentlich zugänglich waren, so u. a. einige Kunstwerke von Ludi Armbruster. „German Pop“ versteht sich als Archäologie eines Jahrzehnts – den
1960er bis frühen 1970er Jahren –, die mit Gemälden, Objekten
und Skulpturen, Filmen, Collagen und Grafiken eine Bestandsaufnahme der deutschen Pop Art leistet.
ONLINE-TICKETS
erhalten Sie vorab auf
WWW.SCHIRN.DE/TICKETS
FÜHRUNGSANGEBOTE ZU
GERMAN POP
Reisegruppen zahlen den
regulären Eintritt zzgl. EUR
100 (deutsch) bzw. EUR 120
(fremdsprachig) Führungsgebühr. Reisegruppen mit
eigenem Führer zahlen den
regulären Eintritt zzgl. EUR 30
Lizenzgebühr. Firmen zahlen
den regulären Eintritt zzgl. EUR
120 (deutsch) bzw. EUR 140
(fremdsprachig) Führungsgebühr. Private Gruppen zahlen
für deutschsprachige Führungen
den regulären Eintritt zzgl. EUR
70 (wochentags) bzw. EUR 80
(Wochenende) Führungsgebühr.
Für fremdsprachige Führungen
zahlen private Gruppen
EUR 90 (wochentags) bzw.
EUR 100 (Wochenende).
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Di 17 Uhr, Mi 11 Uhr, Do 19 Uhr,
Sa 15 Uhr, So 17 Uhr
INFO UND BUCHUNG
TEL 069.29 98 82-112
[email protected]
Sigmar Polke, Junge mit Zahnbürste, 1965, Kunst aus Nordrhein-Westfalen, Aachen,
© The Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst, Bonn 2014. | Foto: Anne Gold
HIGHLIGHT 2015
STURM-FRAUEN
Künstlerinnen der Avantgarde 1910-1932
Mit der Ausstellung STURM-FRAUEN entführt die SCHIRN
ihre Besucher in das Berlin der 1920er Jahre. Hier gründete der
Schriftsteller, Verleger und Galerist Herwarth Walden 1912 die
Galerie „Der Sturm“, ein Zentrum der internationalen Avantgarde. Heute weltberühmte Namen wie Marc Chagall, Wassily
Kandinsky, oder Paul Klee zählten zum Kreis der Sturm-Künstler. Die SCHIRN richtet den Fokus erstmals auf die Frauen,
die von Walden vertreten wurden. Mit etwa 150 Werken von
Künstlerinnen des Expressionismus, des Futurismus, des Dadaismus, des Konstruktivismus und der Neuen Sachlichkeit bietet
die Ausstellung einen weiblichen Blick auf die internationale Avantgarde im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts. Gezeigt
werden unter anderem Werke von Sonia Delaunay, Alexandra
Exter, Natalja Gontscharowa, Gabriele Münter, Else LaskerSchüler und Marianne von Werefkin.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Konstanz | 13
Stadtkind Konstanz
Im Konstanzer Paradies hat mit dem Stadtkind Konstanz ein
neuer Backladen mit Café eröffnet. Verena Peter und ihr Team
versorgen ihre Gäste täglich mit Brötchen, Snacks, Kaffee und
vielem mehr. Bei der Einrichtung wurde besonderer Wert auf
Details gelegt, so gleicht zum Beispiel kein Tisch dem anderen.
„Ich wünsche mir, dass sich unsere Gäste immer bei uns wohlfühlen, ob für den schnellen Snack zwischendurch oder den gemütlichen Kaffeeklatsch mit Freunden“, erläutert Verena Peter
über ihr neues Café im Paradies.
www.stadtkind-konstanz.de
Weinmarkt an der Laube
Imperia © Achim Mende
Konstanz
600 Jahre
Konstanzer Konzil
2014–2018
Vor genau 600 Jahren trafen sich in Konstanz kirchliche und weltliche Würdenträger zu einem der größten Kongresse,
den die westliche Welt bis dahin erlebt
hatte.
Programmauswahl
Herbst / Winter 2014
28.10.2014
Shirin Ebadi: Ein Leben für
Frieden, Freiheit und die Rechte
der Frauen
Ein Abend mit der iranischen
Friedensnobelpreisträgerin
Programm-Highlights 2015
Jan Hus –
Jahr der Gerechtigkeit
Ausstellungen
ganzjährig
Jan Hus - Mut zu denken, Mut zu
glauben, Mut zu sterben
neue Dauerausstellung im HusMuseum Konstanz
bis 22.02.
Voll bis unters Dach. Konstanz
und sein Konzil
Playmobilausstellung
Archäologisches Landesmuseum Konstanz
Bis zu 70.000 Besucher weilten während
der vier Jahre des Konstanzer Konzils in
der kleinen Stadt am Bodensee. Hohe
Vertreter aus Klerus und Adel kamen um
sich kirchlichen und politischen Fragestellungen zu widmen, in ihrer Entourage reisten zahlreiche Gelehrte, Kaufleute
und Künstler um sich um die eher weltlichen Belange zu sorgen. Am Vorabend
der Renaissance kam es so zu einem regen Austausch von Glauben und Meinungen, Wissen und Waren, Kunst und
Kultur unter den europäischen Teilnehmern.
Unter dem Motto „Europa zu Gast“ lädt
Konstanz von 2014 bis 2018 Europa erneut an den Bodensee ein. Vielfältige
Aktionen und Veranstaltungen kultureller, wissenschaftlicher, touristischer
und religiöser Art laden Besucher ein,
die Konzilstadt Konstanz und Europas
Vergangenheit und Zukunft neu zu entdecken.
bis Herbst 2015
Konstanz 1414 – Städtischer
Alltag zur Zeit des Konzils
Rosgartenmuseum Konstanz
23.05. - 23.08.
Meeting Point
Kunstprojekt des Kunstverein
Konstanz
Konstanz und Kreuzlingen
Musik und Theater
09.05.
Neukomposition zu Jan Hus .
Vorarlberger Landeskonservatorium im Rahmen des
Bodenseefestivals
Komposition: Francisco Obieta
Münster Konstanz
Juli
Kunstfonds Konzil: Störfälle –
Theaterperformance
Straßentheaterprojekt von
Heinke Hartmann und Hilde
Schneider
Konstanz und Kreuzlingen
01. - 04.10.
Europäische Avantgarde um
1400
Festival mit Musik aus Konzilszeiten in Kooperation mit SWR2
01.10.: Vox Luminis
02.10.: Leones
03.10.: La main harmonique
04.10.: Capella de la torre
15.11. Oratorium: „Johannes
Hus” von Carl Loewe
Sinfonischer Chor Konstanz,
Südwestdeutsche Philharmonie
St. Stephan Konstanz
Erinnern
03.–06.07.
Feierliches Gedenkwochenende
für Jan Hus
Gedenkakt, Skulpturenprojekt,
Musik, Theater, Lesungen,
Begegnungen
in Kooperation mit tschechischen und deutschen Partnern
an versch. Orten in Konstanz
Fünf Köpfe geben den fünf Jubiläumsjahren dabei ihren jeweils eigenen Fokus. Das Eröffnungsjahr ist dem Initiator
des Konzils König Sigismund als Jahr der
europäischen Begegnungen gewidmet.
2015 erinnert als Jahr der Gerechtigkeit
an das Schicksal Jan Hus, der – ebenso wie Hieronymus von Prag – von der
Konzilsversammlung als Ketzer verurteilt und verbrannt worden war. Auseinandersetzung mit Themen wie Toleranz,
Umgang mit Andersgläubigen sowie
Werten und ihrem Wandel sollen über
das Jubiläum hinaus anregen.
Der literarischen Figur Imperia ist das
Jubiläumsjahr 2015 gewidmet, das sich
unter dem Motto Lebendiges Mittelalter präsentiert. Das Jahr der Religionen
ist dem bis dato einzigen nördlich der
Alpen gewählten Papst Martin V. gewidmet. Den Reigen der Jubiläumsjahre
schließt Oswald von Wolkenstein 2018
mit dem Jahr der Kultur.
Erlebnis
Auf den Spuren des Konzils
Vielfältiges Führungsangebot in
Stadt und Region: Fahrradführungen, inszenierte Stadtführungen, neue Stadtführung zu
Jan Hus, Geocaching
Tourist-Information Konstanz
ganzjährig
Orte des Konzils
Aktionen an Konzilsorten in
Konstanz und der Region
Diskurse
30.04.
Wirtschaftskonzil
Diskurse aus den Themenbereichen Wirtschaft und Politik über
die Grenze hinweg
Konzilgebäude Konstanz
27.07. - 01.08.
Europäisches Jugendparlament
zu Gast in Konstanz
Einladung an Jugendliche aus
Europa, sich mit Werten auseinander zu setzen.
05.11.
Europa-Konzil 2015
Europäische Talente treffen auf
die aktiven Gestalter Europas
Konzil Konstanz
Änderungen vorbehalten.
Weitere Termine und
Informationen unter:
Konzilstadt Konstanz
Marktstätte 1
D-78462 Konstanz
www.konstanzer-konzil.de
[email protected]
www.facebook.com/konzilstadt
Schon zu Konzil-Zeiten vor 600 Jahren war man einem guten
Glas Wein nicht abgeneigt. Seit über 30 Jahren bieten Bernhard
und Esther Ellegast Ihnen bei fachkundiger Beratung ein Angebot von über 700 excellenten Weinen in allen Preisklassen. Auch
Champagner,
Sekt,
Prosecco,
Schnäpse,
Whisky, Liköre ( auch
offen zum Abfüllen)
fehlen natürlich nicht
in unserem Sortiment.
Ein Tipp sind auch die
Feinkost-Spezialitäten
wie Öle, Essige, Pasta,
Antipasti, feinste Schokoladen und Gebäck,
schöne Gläser, Karaffen und vieles mehr…
www.weinmarkt-konstanz.de
35. KONSTANZER
JAZZHERBST
Improvisation in der zeitgenössischen Musik
Neue und neueste Musik, Jazz und
Avantgarde verschmelzen bei den
Projekten des diesjährigen Festivals. Nicht nur, dass die beteiligten Musiker ihre Profession „klassisch“ erlernt haben, sie
nehmen sich auch die Freiheit musikalische Grenzen zu überwinden und in ihrer zeitgenössischen Musik Einflüsse aus allen
Bereichen der Musik aufzunehmen.
22. – 25.10.2014 | www.jazzclub-konstanz.de
Hotel 47°
Entdecken Sie das 47° - Das NEUE Hotel in Konstanz am Bodensee lädt ein zu Wellness, Business, Kurzurlaub, Romantik,
Urlaub am Bodensee oder einfach nur Entspannen. Hier wird
Gastlichkeit gepaart mit Herzlichkeit und Professionalität groß
geschrieben. In 99 Zimmern & Studios verbinden sich klare Linien, schnörkelloses Design, ausgewählte Materialien und warme Erdtöne mit Farbakzenten zu Luxus und Komfort. Eine Auszeit vom alltäglichen Standard und der Tristesse des Normalen.
47° - hier sind Sie am Ziel!
www.47grad.de
Buchhandlung Homburger & Hepp
Bücher für Konstanz seit 1953. An der Nahtstelle zwischen der
Niederburg, dem ältesten Stadtquartier, und der Fußgängermeile Wessenbergstraße finden Sie die Buchhandlung am Konstanzer
Münsterplatz. Die Publikationen zum Thema „Konstanzer Konzil“, vom Faksimile der
Richental-Chronik bis
zum historischen Krimi,
finden Sie dort immer
in kompletter Auswahl –
fachkundige Beratung in der wohl bestsortierten Bodensee- und
Regionalbuch-Abteilung der Stadt inklusive.
www.homburger-hepp.de
14 | Max Ernst Museum Brühl des LVR
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Hans Arp, Plastron et fourchette (Vorhemd und Gabel), 1922,
Bemaltes | Holzrelief, National Gallery of Art, Washington D. C.,
Ailsa | Mellon Bruce Fund, 1983, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Ernst Scheidegger, Hans Arp im Atelier in Meudon, 1953 | Silbergelatineabzug, Arp Museum
Bahnhof Rolandseck, Remagen, |© VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Hans Arp und “Ptolemäus I”, Venedig, Juni 1954, Fondazione
Marguerite Arp, Locarno, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Hans Arp, Entre balance et lunettes (Zwischen Waage und Brille),
1954, bemaltes Holzrelief, Arp Museum Bahnhof Rolandseck,
Remagen | Foto: Mick Vincenz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Max Ernst Museum Brühl des LVR
DER ARP IST DA!
100 Jahre Freundschaft Hans Arp und Max Ernst
28.9.2014 – 22.2.2015
»Das ist der Arp, ohne jeden Zweifel. Freude im Dadahaus.
Ein paar Tage später geht’s wie ein Lauffeuer durch das heilige Köln:
Der Arp ist da!«
Zwischen dem 28-jährigen Hans Arp (1886-1966) und dem fünf Jahre
jüngeren Max Ernst (1891-1976) begann 1914 eine lebenslange Freundschaft, in deren Verlauf sie immer wieder an gemeinsamen Projekten
und Veröffentlichungen arbeiteten. Aber auch ihre Biografien weisen
Parallelen auf. So erhielten die beiden Künstler der Klassischen Moderne vor 60 Jahren im Sommer 1954 die Großen Preise der 27. Biennale
von Venedig: Hans Arp den Preis für Skulptur und Max Ernst für sein
malerisches Werk.
Die Ausstellung »Der Arp ist da! 100 Jahre Freundschaft Hans Arp und
Max Ernst« im Max Ernst Museum Brühl des LVR rekonstruiert die Präsentation von Hans Arp auf der Biennale in wesentlichen Teilen und
zeigt neben Plastiken und Holzreliefs ausgewählte Dokumente sowie
Fotografien, u.a. von Man Ray und Ernst Scheidegger. Wichtige Werke
aus den Sammlungen führender Museen in Deutschland, Frankreich,
der Schweiz oder den USA werden ergänzt durch zahlreiche Leihgaben
aus dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck.
Gemeinschaftsarbeiten beleuchten das subtile Spannungsfeld zwischen den beiden Künstlern, wie der 1930 veröffentlichte Gedichtband
»weisst du schwarzt du«, für den Max Ernst zehn Texte von Hans Arp
durch fünf Holzstichcollagen poetisch bildhaft erweiterte. Ebenso zeigt
der Gemeinschaftsroman »L’homme qui a perdu son squelette« (Der
Mann, der sein Skelett verlor) von 1939, an dem sich neben Hans Arp
und Max Ernst auch Leonora Carrington, Paul Éluard oder Georges
Hugnet beteiligten, das komplexe Netzwerk auf, in dem die beiden
Künstler aktiv waren.
In Kooperation mit dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen
und der dortigen Ausstellung »Der Max ist da!« wird – ergänzt durch
einen gemeinsamen Katalog – das Spektrum dieser besonderen Künstlerfreundschaft in einer Doppelausstellung ausgebreitet.
ADRESSE
Max Ernst Museum Brühl des LVR
Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1
50321 Brühl (Rheinland)
www.maxernstmuseum.lvr.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – So 11 – 18 Uhr
sowie 1. November (Allerheiligen)
und 26. Dezember (2. Weihnachtstag)
EINTRITTSPREISE
Normalpreis EUR 6, Ermäßigt EUR 3,50
LVR-Museumskarte (Jahreskarte für ALLE LVR- und LWLMuseen)
Einzelkarte EUR 25, Familienkarte EUR 35
Ein Kombiticket für beide Ausstellungen und beide Häuser
(Brühl und Remagen) ist zum Preis von EUR 11 (statt EUR 15)
erhältlich.
Tickets im Vorverkauf zum Selbstausdrucken
inklusive VRS-Fahrausweis über
www.bonnticket.de | www.koelnticket.de
FÜHRUNGEN
Führungen zu »Der Arp ist da!«
Sa 15.30, So 13 und 15 Uhr
Der Arp ist da! 100 Jahre Freundschaft Hans Arp und Max Ernst
Regelmäßige öffentliche Führungen zur Wechselausstellung.
Dauer: 1 Stunde | EUR 5, ermäßigt EUR 3 (zzgl. Eintritt)
Keine Anmeldung erforderlich.
Ab 19.10.2014
Jeden 3. Sonntag im Monat, 14.30 Uhr
Der Arp ist da! 100 Jahre Freundschaft Hans Arp und Max Ernst
Familienführung durch die Wechselausstellung.
Dauer: 30 Min.
Erwachsene EUR 2,50, ermäßigt EUR 1,50 (zzgl. Eintritt)
Kinder EUR 1,50 (Eintritt frei)
Begrenzte Teilnehmerzahl | Keine Anmeldung erforderlich
Info-Service / Anmeldung / Buchung von Führungen
und Workshops
kulturinfo rheinland | Tel.: +49 (0) 22 34 / 99 21 - 555 | info@
kulturinfo-rheinland.de | www.kulturinfo-rheinland.de
VERANSTALTUNGEN
Begleitend zur Ausstellung werden Veranstaltungen (Filmvorführung, Konzert, Kulturdinner), Familientage, Führungen, Künstlerkurse sowie ein Sonderprogramm für Schulen
angeboten.
KATALOG
Der Arp ist da! Der Max ist da!
100 Jahre Freundschaft Hans Arp und Max Ernst
Hrsg.: Max Ernst Museum Brühl des LVR
ISBN: 978-3-944453-03-3
352 Seiten, 312 meist farbige Abbildungen
Format: 28 x 22,5 cm
Preis an der Museumskasse: EUR 39,90
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Ravensburg | 15
Kunstmuseum Ravensburg
Inspirierende Spannung zwischen Kulturdenkmal
und moderner Architektur
Otto Mueller.
Gegenwelten
Das Humpis-Quartier ist eines der besterhaltenen spätmittelalterlichen Wohnquartiere in Süddeutschland. Die Fernhandelsfamilie Humpis hat dem Ensemble im 15. Jahrhundert die heutige
Gestalt gegeben. Das Museum
ist ein ungewöhnlicher Ort,
an dem städtische Kulturgeschichte vom 11. bis zum 21.
Jahrhundert emotional und authentisch erlebt werden kann.
Insgesamt sieben Gebäude erwarten Sie mit Ausstellungen,
Führungen und Veranstaltungen.
Wechselnde Themenführungen: Do (18 Uhr) und 1. und 3. So im
Monat (11 Uhr). | www.museum-humpis-quartier.de
13. September 2014 bis 25. Januar 2015
hoftheater baienfurt
Das hoftheater baienfurt liegt zwischen Weingarten und Baienfurt in Hof gelegen. Es ist ein Laboratorium, in dem Kleinkunst
in ihrer ganzen Vielfalt entwickelt, aufgekocht, gemischt und präsentiert wird.
Kleinkunst bedeutet nicht „Kleine Kunst“,
sondern „Kleinod-Kunst“. Theater- und
Bühnenformen, die aus Subjektivem entstehen, von Begeisterung getragen werden und auf vielen kleinen Bühnen zu
etwas Großem werden können. Auf dem
Programm steht intelligentes, nicht intellektuelles Theater. Kabarett, Liedermacher
Lesungen, Improvisationen... und viel
viel mehr.
www.hoftheater.org
Museum Villa Rot
Otto Mueller | Stehendes Mädchen unter Bäumen, um 1923 | Leimfarbe auf Rupfen;
rückseitig Übermalung in Grau | Gudrun Selinka, Ravensburg
Otto Mueller (1874–1930) gilt als einer
der wichtigsten Künstler des deutschen
Expressionismus. Seine Malerei in zurückhaltender Farbigkeit ist zunächst inspiriert von Symbolismus und Jugendstil. Im
Austausch mit der Künstlergruppe Brücke
findet er dann zum eigenen unverwechselbaren Stil. Sein Ziel ist es, in seiner
Kunst eine größtmögliche Einfachheit zu
erreichen und seine individuellen Erfahrungen mit Natur und Mensch in allgemeingültige und zeitlose Kompositionen
zu überführen.
Mit rund sechzig Werken gibt die Schau einen konzentrierten Einblick in das Schaffen Otto Muellers. Sein Werk ist nicht zuletzt auch eine Reaktion auf die Krisen-,
Umbruchs- und Verlusterscheinungen zu
Beginn des letzten Jahrhunderts. Bewegt
von der Sehnsucht nach Freiheit und
Harmonie entwarf der Künstler malerische Gegenräume zur eigenen persönlichen und gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Es entstanden Landschafts- und Aktdarstellungen, in denen eine neue unmittelbare empathische Körper-Naturwahrnehmung zum Ausdruck kommt.
Die Suche nach der eigenen sozialen
Identität führt Mueller in den 1920er Jahren auf den Balkan, wo er das Leben der
Roma erforscht. Die Zigeuner-Mappe, die
1927 fertiggestellt wurde, bildet Höhepunkt und Essenz seiner Begegnung und
Beschäftigung mit dem am Rande der Gesellschaft lebendem Volk. Als besondere
Otto Mueller | Landschaft mit Badenden, um 1915 | Leimfarbe auf Rupfen | Kirchner Museum Davos | Stiftung Baumgart-Möller, 2000. |Foto: Kirchner Museum Davos
Note werden den Roma-Darstellungen
Otto Muellers historische „Zigeuner“Fotografien von Ferdinand Schmutzer
(1870–1928), Ludwig Angerer und anderen Fotografen aus der österreichischen
Nationalbibliothek in Wien gegenübergestellt. Sowohl die malerischen als auch
die fotografischen „Zigeuner“-Bilder spiegeln nicht zuletzt auch die Haltung und
Sehnsüchte der Beobachtenden gegenüber dem Fremden wider.
Hauptleihgeber der Ausstellung ist das
Brücke Museum, Berlin. Dieses stellt dem
Kunstmuseum Ravensburg ein Konvolut
an Werken seines umfangreichen Otto
Mueller Bestandes zur Verfügung. Ergänzt
werden diese durch Werke der Peter und
Gudrun Selinka Sammlung sowie ausgewählte private und öffentliche Leihgaben.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Nicole Fritz. Die Auswahl der historischen
Dokumentar-Fotografien aus der Nationalbibliothek in Wien hat Uwe Schögl
zusammengestellt.
Die Ausstellung wird realisiert mit freundlicher Unterstützung von der BW – Bank
Baden-Württembergische Bank, Ravensburger und Andritz Hydro.
Öffnungszeiten
Di – So 11-18 Uhr, Do 11 – 20
Uhr
Hofgut & Hofcafé Schleinsee
Sich vom ersten Moment an wie zu Hause fühlen - das wird
Ihnen auf dem Hofgut Schleinsee leicht gemacht, denn herzliche Gastlichkeit erwartet Sie. Erleben Sie die besondere Atmosphäre eines ursprünglichen
Hofgutes. Direkt am
eigenen See, umgeben
von endlosen Wäldern
und Wiesen. Platz genug, um Ihre Gedanken
auf die Reise zu schicken.
Das Hofcafé am schönen
Schleinsee ist der ideale
Platz für Ihre HofgutZeit.
Liebevoll eingerichtet wurde aus der ehemaligen Hopfendarre
ein ganz außergewöhnlicher Ort. Das wunderschöne Ambiente bietet viel Gemütlichkeit durch unzählige kleine Details,
den Panorama Blick ins weite Grün und den wunderschönen
Kachelofen. www.schleinsee.de
Gasthof Ochsen
Der Ochsen beim Mehlsack
Otto Mueller | Landschaft mit gelbem Feld, um 1925 | Leimfarbe auf Rupfen
Sammlung und Stiftung Rolf Horn, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
Adresse
Kunstmuseum Ravensburg
Burgstraße 9
88212 Ravensburg
Tel. +49 751 82 810
www.kunstmuseum-ravensburg.de
Das Museum Villa Rot widmet sich in seiner
Herbst/Winterausstellung 2014/15 „Alles Maskerade, Fasnacht, Karneval und dem Maskenspiel“. In mitten des Gebietes gelegen, in dem
die schwäbisch-alemannische Fasnacht traditionell begangen wird, konzentriert sich das
Museum Villa Rot auf das Phänomen der Maskerade in der Gegenwartskunst und zeigt Positionen internationaler zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die sich mit den
kulturellen Hintergründen und Strukturen
von Karneval- und Fasnachtstraditionen als
Ausdruck einer autorisierten Anarchie © Axel Hoedt_Katze, Messkirch_Farbfotografie_2008
auseinandersetzen.
www.villa-rot.de
24.12. geschlossen, 25./26.12.
geöffnet; 31.12. bis 16 Uhr
und 1.1. ab 14 Uhr geöffnet
Eintrittspreise
Normalpreis EUR 6
ermäßigt EUR 4
frei bis 18 Jahre
Jahreskarte EUR 22
Ravensburger Museumskarte
EUR 14
KATALOG
Zur Ausstellung erscheint
eine vom Brücke Museum
herausgegebene Monografie
zu Otto Mueller und ein vom
Kunstmuseum Ravensburg
herausgegebenes Katalogbuch
zur Darstellung von Sinti und
Roma in der Fotografie.
Öffentliche Führungen
jeden Freitag und Samstag,
15 Uhr
jeden Sonntag, 11.15 Uhr und
15 Uhr
ohne Voranmeldung, 3 € pro
Person zzgl. Eintritt
Gruppenführungen
Buchung vormittags unter
Tel. 0751 82 812
pro Gruppe EUR 65 zzgl.
ermäßigten Eintritt
Willkommen im Gasthof Ochsen in Ravensburg! Mitten in der
wunderschönen Altstadt Ravensburgs liegt der kleine Gasthof
in nächster Nähe zum
Kunstmuseum und dem
Ravensburger Wahrzeichen, dem Mehlsack. Wolfgang Kimpfler und
seine Mitarbeiter verwöhnen Sie mit schwäbischen Leckereien, saisonalen
Schmankerln
wie Wild und Spargelgerichten sowie dem besten
Wiener Kalbsschnitzel Ravensburgs. Gerne laden wir sie auch
ein, bei uns zu übernachten...
www.ochsen-rv.de
EMILE
BERNARD
La moisson(Detail), 1888, Musée d’Orsay, Paris, © RMN-Grand Palais (musée d'Orsay) / Jean-Gilles Berizzi
Am Puls der Moderne
7. Februar bis 31.Mai 2015
KUNSTHALLE BREMEN
Die Kunsthalle Bremen präsentiert in Kooperation mit den
Musées d’Orsay et de l’Orangerie in Paris eine große
Retrospektive des bisher unbekannten französischen Künstlers.
Ausgewählte Werke von Gauguin, van Gogh und Toulouse-Lautrec
ermöglichen Vergleiche mit Zeitgenossen, mit denen er
engen Kontakt pflegte.
Besuchen Sie die Kunsthalle Bremen auch hier
BLOG
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207, 28195 Bremen
[email protected]
www.bernard-bremen.de
Mi – So: 10-18 Uhr
Di: 10– 21 Uhr
Mo geschlossen
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Schwäbisch Hall | 17
Kornhausscheunen Schwäbisch Hall
In der Markthalle Kornhausscheunen der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall bleiben auf 320 Quadratmeter Fläche keine kulinarischen
Wünsche offen. 22,5
Meter misst allein die
Fleisch- und Wursttheke: Fleisch vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, vom Boeuf
de Hohenlohe und vom
Hohenloher Lamm werBeck
nder
Foto: Dr. Alexa
den ebenso angeboten wie Dry Aged Beef – in einem speziellen
Schrank gereiftes Rindfleisch.
www.besh.de
JazzArtFestival
Pablo Picasso | Femme assise dans un fauteuil (Sitzende Frau), 1909 | Öl auf
Leinwand, 100 x 80 cm | Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Foto: bpk/Jörg P. Anders
Christian Schad | Sonja, 1928 | Öl auf Leinwand, 90 x 60 cm | Staatliche
Museen zu Berlin, Nationalgalerie | Erworben durch den Verein der Freunde der
Nationalgalerie aus Mitteln der Stiftung von Ingeborg und Günter Milich
Foto: bpk/Jörg P. Anders
Schwäbisch Hall
Moderne Zeiten
Gerhards
Marionettentheater
Die Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
zu Gast in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall
bis 1.5.2015
Die Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin schickt
rund 200 ihrer berühmtesten Werke jener dramatischen Epoche der Jahre 1900 bis 1945 auf die Reise in die Kunsthalle
Würth. Schwäbisch Hall bekommt damit eine Ausstellung der
Superlative, denn die Sammlung der Nationalgalerie gilt international als eines der bedeutendsten Schatzhäuser der Klassischen Moderne. Bereits1919, sofort nach Ende des Hohenzollernreiches, war eine Dependance der Nationalgalerie für die
Moderne, als ein Museum der Gegenwartskunst, eingerichtet
worden, es entstand hier die weltweit erste öffentliche Sammlung zur zeitgenössischen modernen Kunst des 20. Jahrhunderts.
ADRESSE
KUNSTHALLE‡
Lange Straße 35
74523 Schwäbisch Hall
www.kunst.wuerth.com
ÖFFNUNGSZEITEN
23.5.2014 - 1.5.2015, täglich
10 - 18 Uhr
25./26.12.2014 und
1.1.2015 12 - 17 Uhr
24. und 31.12.2014.
geschlossen
EINTRITTSPREISE
Eintritt frei
Baden-Württembergs größtes und
ältestes Marionettentheater bietet ein abwechslungsreiches Programm für Kinder und Erwachsene. Highlights: Das Puppenspiel
„Dr. Faust“ – Optional mit einer
Nachtwächterführung durch die
Altstadt und einem Abendessen.
„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ von Michael Ende – Ein modernes zeitkritisches Märchen. „Weihnachtsgeschichten“ von K.H. Waggerl
– Besinnliche Einstimmung auf die Weihnachtszeit mit feinsinnigem Humor. 2015: 90 Jahre Gerhards Marionetten – Ab 15.3.2015
Sonderausstellung im Freilandmuseum Wackershofen.
www.gerhards-marionettentheater.de
Dieter Franck Haus
Das Dieter Franck Haus ist
dem Maler Dieter Franck
(1909–1980) gewidmet.
In seinem ehemaligen
Haus auf der Oberlimpurg ist in wechselnden
Ausstellungen sein Oeuvre zu sehen, das im späten Expressionismus begann und in dem
sich über ein halbes Jahrhundert künstlerisches Schaffen widerspiegelt. Dazu werden ausgewählte künstlerischer Positionen des
20. und 21. Jahrhunderts gezeigt. Inmitten eines verwunschenen
Gartenparks mit neuen und alten Skulpturen und begrenzt von
einem frühgeschichtlichen Keltenwall bezaubert dieser Kunst-Ort
immer wieder aufs Neue durch seine einzigartige Atmosphäre.
Geöffnet April bis Oktober sonntags von 13 -18 Uhr |
www.dieter-franck.de
»Moderne Zeiten« beruht auf der sehr erfolgreichen Sammlungspräsentation der Nationalgalerie der Staatlichen Museen
zu Berlin (2010/11), die die Geschichte der Kunst in Deutschland in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts auf neue Weise erzählte. Darüber hinaus gibt die für die Kunsthalle Würth
adaptierte Ausstellung mit Werken von Lotte Laserstein, Wilhelm Lachnit oder Horst Strempel Gelegenheit zum Wiederentdecken und Kennenlernen dieser Epoche. Wie die ineinandergreifenden Zahnräder in Charlie Chaplins berühmtem
Film Modern Times, auf den sich der Ausstellungstitel bezieht,
werden so Künstler-, Themen-, Zeitgeschichte und Zeiträume
zueinander in Bezug gesetzt und bringen unsere festgefahrenen Vorstellungen von Moderne in Bewegung.
Neben höchstem ästhetischem Genuss bietet die Ausstellung
auch Gelegenheit zur anregenden Reflexion über Geschichte,
Kunst und Politik. Mit dieser Ausstellung setzen die Kunsthalle
Würth und die Staatlichen Museen zu Berlin ihre langjährige
gute Kooperation fort.
2007 gründeten vier Partner das „Internationale
JazzArtFestival
Schwäbisch Hall“ und bündelte damit die schon
vorhandene Kompetenz:
club alpha 60, GoetheInstitut,
Konzertkreis
Triangel und Kulturbüro
der Stadt Schwäbisch Hall. Der 2010 gegründete Jazzclub löste
den club alpha 60 ab. Das maßgeschneiderte Konzept: konsequent zeitgenössischer Jazz im unverwechselbaren charmanten
Ambiente der „Hospitalkirche“ im Goethe-Institut. Unter dem
riesigen Kristalllüster und Stuckdecken spielen innovative Musikerinnen und Musiker, die Grenzen ausloten wie etwa Michael
Wollny, Dieter Ilg oder Nik Bärtsch. Größen der internationalen Jazzszene geben sich die Klinke in die Hand, ob Ketil Bjornstad, Charles Lloyd oder Avishai Cohen. Das Publikum und die
Künstler schätzen die familiäre Atmospäre des mit viel ehrenamtlichem Engagement ermöglichten Festivals.
25. – 29.3.2015 l www.jazzart-hall.de
Hotel Adelshof
Ernst Ludwig Kirchner | Potsdamer Platz, 1914 | Öl auf Leinwand, 200 x 150 cm |
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie | Erworben mit Unterstützung der
Bundesrepublik Deutschland, der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens
Kunststiftung, der Kulturstiftung der Deutschen Bank u.a.
Foto: bpk/Jörg P. Anders
AUDIOGUIDE
Ja, deutsch und englisch
EUR 6
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
So 11:30, 14 und 15:30 Uhr
EUR 6
Sonntags 11.30, 14 Uhr und
15.30 Uhr
€ 6 pro Person
Audiophone dt./engl.: € 6
FÜHRUNGEN
Führungen für Gruppen, Schulklassen und Kindergärten nach
Vereinbarung.
Tel 0791 94672-14 l [email protected]
KATALOG
Zur Ausstellung erscheint ein
umfangreicher Katalog im
Swiridoff Verlag.
Historie erleben,
mit allen Sinnen
genießen...
Die individuell und liebevoll gestalteten Themenzimmer bieten für
jede Stimmungslage das
Richtige. Direkt an der St.
Michaelskirche mit der Großen Treppe als Kulisse der Freilichtspiele gelegen, sind wir nur 5 Gehminuten von der Johanniterkirche und der Kunsthalle Würth entfernt.
Lassen Sie sich von der ausgezeichneten Küche in den verschiedenen Restaurants von Friedheinz Eggensperger verwöhnen
und genießen Sie die Wohlfühlatmosphäre eines persönlich
geführten Hauses.
www.hotel-adelshof.de
18 | Singen
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Die Gems
Nahezu Nonstop an 365 Tagen im
Jahr bietet das Kulturzentrum GEMS
ein vielfältiges Kulturprogramm.
Dazu gehört Kabarett und Kleinkunst
ebenso wie ein anspruchsvolles Kinoprogramm, Konzerte, Lesungen und
vieles mehr. Zur Eröffnung im Jahre
1989 spielte Astor Piazolla, Gerhard
Polt ist mittlerweile ein guter Freund
des Hauses, ebenso Robert Kreis. In Zusammenarbeit mit dem
Institut Francais und dem Singener Hegau-Gymnasium findet
einmal jährlich eine Woche des französischen Films statt, Kooperationen mit dem Jazz-Club und dem Kommunalen Kino
»Weitwinkel« ergänzen das Programm. Gastronomie und ein
paar wenige Hotelzimmer runden das Gesamtkonzept Gems ab.
www.diegems.de | www.kreuz.diegems.de
Galerie Vayhinger
Fotos Kunstmuseum Singen: © Kuhnle & Knödler Fotodesign
Singen
Die Ausstellung zur Wiedereröffnung des Kunstmuseums Singen
WIEDER DA!
Kunst in neuen Räumen.
bis 15.03.2015
Seit dem 13. September ist das nach Umbau und Erweiterung mit rund 1000 Quadratmetern Besucher- und Ausstellungsfläche nun zu den großen kommunalen
Kunstmuseen auf der deutschen Seite des
Bodensees zählende Kunstmuseum Singen wieder da - mit erneuertem Erscheinungsbild, modernem Besucherservice,
barrierefreien Zugängen, neuem Licht,
neuer Klimatechnik, neuen Depots sowie
neugestalteten und erweiterten Ausstellungsflächen für die moderne und zeitgenössische Kunst aus der internationalen
Euregio Bodensee und dem deutschen
Südwesten.
„WIEDER DA! Kunst in neuen Räumen.“
– so lautet der Titel der Ausstellung zur
Wiedereröffnung, die zu einem Gang
durch rund 100 Jahre Kunstgeschichte
am Bodensee von 1900 bis heute einlädt.
Die Präsentation zur Wiedereröffnung
des Kunstmuseums Singen veranschaulicht sowohl die neuen Ausstellungsmöglichkeiten nach dem Umbau als auch
die Qualität der um Neuerwerbungen
erweiterten Sammlung. 140 Kunstwerke – Gemälde, Grafiken, Fotografien und
Skulpturen, darunter viele Neuzugänge –
erwarten die Besucher.
Im Untergeschoss des Hauses, das nunmehr auf 570 Quadratmetern Gesamtund 455 Quadratmetern reiner Ausstellungsfläche erweitert wurde, präsentiert
das Kunstmuseum zur Wiedereröffnung
seinen größten Schatz: die »Künstler der
Höri«, die in solcher Vollständigkeit und
Fülle allein im Singener Kunstmuseum
zu sehen sind. Es ist die Besonderheit
des Hauses, dass es von all jenen Künstlern, die in der Zeit von 1933 bin in die
1960er Jahre Zuflucht und Heimat auf
der Bodenseehalbinsel Höri fanden, eine
Kollektion an Werken besitzt, die um Arbeiten von Künstlern aus deren Umkreis
bereichert wird. Zur Wiedereröffnung
zeigt das Museum erstmals seine in den
letzten zwei Jahren erworbenen Gemälde
und Grafiken der längst zur klassischen
Moderne zählenden Künstler Otto Dix,
Erich Heckel, Max Ackermann, Walter
Herzger, Curth Georg Becker, Helmuth
Macke, komplettiert um Werke von Heinrich Nauen, Maria Caspar Filser, Franz
Lenk, Reinhold Nägele und Ludwig Gabriel Schrieber.
Das Obergeschoss des Kunstmuseums,
das sich nach dem Umbau als weite, im
Rundgang erschlossene Halle zeigt, ist der
Präsentation der zeitgenössischen Kunst
aus der Euergio Bodensee vorbehalten.
Die neuen Ausstellungsmöglichkeiten
für installative Einbauten und Bildhauerei aufgreifend, werden zur Wiedereröffnung Skulpturen von Robert Schad, Rudolf Wachter, Willi Siber, Markus Daum,
Andrea Zaumseil, Friedemann Grieshaber
und Markus F. Strieder prominent neben
Gemälden und Grafiken von Friedemann
Hahn, Felix Droese, Harald F. Müller, Gerold Miller, Markus Weggenmann, Johannes Dörflinger oder Jan Peter Thorbecke
präsentiert.
Auch verfügt das Kunstmuseum Singen
nach dem Umbau im Obergeschoss des
Hauses über eine fest in den Raum ein-
gestellte „Black Box“ für Film-, Videound Lichtprojektionen. Diese einzigartige Möglichkeit nutzend, präsentiert das
Kunstmuseum zur Wiedereröffnung den
2014 entstandenen Film „Kunst im öffentlichen Raum in Singen“ von Mirjam
Goller und Marcus Welsch. Der Film, der
erstmals im Singener Kunstmuseum gezeigt wird, greift mit der Präsentation der
Kunst im öffentlichen Raum einen weiteren Schwerpunkt der städtischen Sammlung auf und verdeutlicht in besonderer
Weise, dass Singen im weiten Bodenseeraum eine der attraktivsten Städte für
Kunst im Außenraum ist.
ADRESSE
Kunstmuseum Singen
Ekkehardstraße 10
78224 Singen
www.kunstmuseum-singen.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – Fr 14 – 18 Uhr
Sa, So 11 – 17 Uhr
Feiertag meist wie Werktag
FÜHRUNGEN
Information und Buchung
Tel 07731 85-271
[email protected]
andere Räume – anders Denken | Baustelle in Kopf und Raum
„Helena & Werner Vayhinger sitzen zwischen zimmerhohen
Türmen aus Umzugskartons. In Möggingen. Eine halbe Ewigkeit
als Galerie in der Pflege bereits arrivierter Künstler und der Sorge um junge, hoffnungsvolle Talente liegen hinter ihnen. Damit haben sie wohl lange genug eindrucksvoll bewiesen, dass
niveauvolles Engagement auch
außerhalb der Metropolen gesehen wird und Früchte trägt. Nun
aber haben sich unsere Youngsters für eine Frischzellentherapie
in Form einer Villengalerie in
Singen entschieden und der Schreiber dieser Zeilen hegt nicht
den geringsten Zweifel, dass sich dadurch neue Perspektiven für
Publikum & Künstler ergeben werden. Alte Hasen, die den Puls
der Zeit erspüren ohne «Zeitgeist» auszustellen, blicken auf Vieles zurück, das trägt. Der Beispiele sind viele….“ Auszug aus dem
Brief von Jan Peter Tripp zu Baustellen-Ausstellung in Singen.
Galerie Vayhinger | Schaffhauser Str. 22 | 78224 Singen
www.galerievayhinger.de
Hohe Käse-Kunst in Singen
Wenn Wolfram Schreier über Käse spricht, versprüht er Funken
der Leidenschaft, Lust und Liebe. Der 62-Jährige ist Käseveredler, trägt den Titel Maitre Fromager Affineur. Zusammen mit seiner nicht weniger begabten Frau Sieglinde betreibt er ein Fachgeschäft in der Singener
Ekkehardstraße 29. Hier
wird weit mehr gemacht
als nur Käse verkauft. Die
Schreiers begleiten ihre
Kunden gerne zu höheren kulinarischen Weihen: Denn guter Käse
macht glücklich. Auch
online kann man bei Schreiers einkaufen:
www.kaesereich-frankreich.de
Wo der Warhol über dem Oldtimer hängt
Das Singener MAC Museum Art & Cars eröffnet am 26. Oktober
2014 die Ausstellung „Andy Warhol. CARS“. Ausgesuchte Oldtimer der Mercedes-Benz
Classic Sammlung treffen
auf rund 40 Werke der
berühmten,
amerikanischen Pop-Art-Ikone. Eine
Premiere, denn Fahrzeuge
und Bilder sind in dieser
Konstellation zum ersten
Daimler AG, The Andy Warhol Foundation
Mal nebeneinander zu befor the Visual Arts
sichtigen. Aus der Mercedes-Benz Classic Collection wird etwa der berühmte „Gullwing“
300 SL gezeigt. Auch Raritäten wie der Prototyp C111 und der
Benz Patent Motorwagen sind bis zum 17. Mai zu sehen. www.
museum-art-cars.com
Restaurant Falconera
Idyllisch am Waldrand des
Schienerbergs gelegen, ist
das Falconera eines der angesagtesten Restaurants am
Bodensee. Innerhalb von
zehn Jahren hat Sternekoch Johannes Wuhrer die historische Falknerei und ehemalige Mühle in „eines der besten Landgasthäuser
Baden-Württembergs“( Feinschmecker) verwandelt. Mit Leidenschaft pflegen Küchenchef Wuhrer und sein Team die kreative,
frische Saisonküche. Der persönliche Kontakt zu den Landwirten, Fischern, Metzgern und Käsern aus der Region spricht für
die hervorragende Qualität der Produkte.
Als „Harmonie der Aromen“ bezeichnet Gault Millau die Küche
des Hauses und vergibt 2014 wieder 17 von 20 Punkten.
www.restaurant-falconera.de
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Stuttgart | 19
Kunst & Kultur im ARCOTEL Camino
Denkmalgeschützte Altbausubstanz vereint mit modernen Gestaltungselementen. Atmosphäre und Design schaffen einen
Ort zum Wohlfühlen. Heute präsentiert sich die Fassade des ARCOTEL Camino immer noch im
historischen Originalzustand aus
dem 19. Jahrhundert. Vier Mal im
Jahr präsentieren bei den „Kunst &
Kultur“-Veranstaltungen Künstler
aus der Region ihre Werke. Am 20.
November 2014 stellt Maler und
Autor Rainer Hoffelner seine Bilder vor. Live-Musik und Kulinarik
runden den Kunstgenuss ab.
www.arcotelhotels.com
FITZ
Oskar Schlemmer | Paracelsus, Der Gesetzgeber, 1923 | Öl und Lack auf
Leinwand | 99,5 x 75 cm | Staatsgalerie Stuttgart
Oskar Schlemmer | Das Triadische Ballett: Taucher, 1922 | Papiermaché,
Stoff; Celluloid, Höhe: 190 cm, Durchmesser: 90 cm | Staatsgalerie Stuttgart,
Leihgabe der Freunde der Staatsgalerie seit 1979
Stuttgart
Oskar Schlemmer –
Visionen einer neuen Welt
Große Landesausstellung Baden-Württemberg 2014
21.11.2014 – 6.4.2015
Die Große Landesausstellung 2014 »Oskar
Schlemmer – Visionen einer neuen Welt«
wird die erste umfassende Retrospektive
des Künstlers seit fast vierzig Jahren sein.
Ausgehend von den eigenen umfangreichen Beständen, nicht zuletzt auch
den Dokumenten aus dem hauseigenen
Schlemmer-Archiv, sowie prominenten
Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz erforscht die Staatsgalerie den hohen
ethischen und künstlerischen Anspruch
von Oskar Schlemmer (1888-1943). Die
Ambivalenz seiner Vision einer neuen
Welt, die einerseits auf metaphysischreligiöse Sphären ausgerichtet ist und andererseits auf die weltverändernde Kraft
der Kunst setzt, wird ebenso in den Blick
genommen wie die Auseinandersetzung
mit den Reformbestrebungen seiner Zeit.
Mit rund 250 Gemälden, Aquarellen,
Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien
und den noch in der Staatsgalerie erhaltenen Originalkostümen des »Triadischen
Balletts« ist die Werkschau chronologisch
und thematisch in sechs Sektionen aufgebaut.
Schlemmers Frühwerk ist geprägt von
seinem Studium an der Stuttgarter Akademie und der Auseinandersetzung mit
der europäischen Avantgarde, deren
Kenntnis durch einen Aufenthalt in Berlin 1911/12 und die Bekanntschaft mit
Herwarth Walden sowie Besuche in dessen Galerie „Der Sturm“ gefördert wurde.
Im Jahr 1921 wird Schlemmer an das
Bauhaus in Weimar berufen, wo er als
ADRESSE
Staatsgalerie Stuttgart
Konrad-Adenauer-Str. 30-32
D-70173 Stuttgart
www.staatsgalerie.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – So 10 – 18 Uhr
Do 10 – 20 Uhr
Mo geschlossen
Feiertage siehe
www.staatsgalerie.de
Formmeister für Steinbildhauerei und
Wandmalerei ab 1923 auch für die Bühnenwerkstatt zuständig ist. Sein bedeutendstes Werk der Bühnenkunst, »Das
Triadische Ballett«, wird 1922 im Württembergischen Landestheater Stuttgart
uraufgeführt und gilt als eine Inkunabel
der Tanzkunst. Starre, den Körper zu marionettenhafter Bewegung zwingende
Kostüme führen zur Konzeption eines
von historischem Ballast befreiten Avantgardetanzes.
Im Zuge der Übersiedlung des Bauhauses
1925 nach Dessau erhält Schlemmer als
Leiter der Bauhausbühne zahlreiche Aufträge für die szenische Gestaltung von
Opern und Balletten. Überregionale Erfolge feiert er mit den »Bauhaustänzen«,
bei denen die Tänzer statt aufwändiger
Kostüme Trikots und Masken tragen und
elementare Körper-Raum-Beziehungen
ausloten.
Ab 1928 arbeitet Schlemmer an den Entwürfen für den Brunnenraum des Folkwang-Museums in Essen. Er konzentriert
sich zunehmend auf die athletische Figur,
die mit abstrakt-geometrischen Formen
in Beziehung gesetzt wird. Die Entwurfsserien in Öl auf Leinwand sowie wandbildhohe Pastelle auf Transparentpapier
aus der Sammlung der Staatsgalerie dokumentieren einzigartig Schlemmers größte
Auftragsarbeit. Der ausgeführte Zyklus
wurde 1933 von den Nationalsozialisten
aus dem Museum entfernt und gilt als
verschollen.
EINTRITTSPREISE
Normalpreis EUR 12
Ermäßigt EUR 10
Kinder und Jugendliche bis
einschließlich 20 Jahre haben
freien Eintritt in Sonderausstellungen und die Sammlung
Online-Ticket:
https://shop.staatsgalerie.de/
Nach Schlemmers Wechsel 1929 an die
Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau entstehen bedeutende
Gemälde, die vielfigurige Menschenarchitekturen mit Anklängen an Sportveranstaltungen sowie komplex gestaffelte
Geländerszenen zeigen. Die Schließung
des Bauhauses in Dessau 1932 kommentiert der Künstler mit seinem programmatischen Bild „Bauhaustreppe“ (heute
Museum of Modern Art, New York).
Als Schlemmer 1933 aus dem Lehramt
entlassen und als entarteter Künstler
gebrandmarkt wird, entstehen düstere
Gemälde und – kurz vor seinem Tod –
»Fensterbilder«, die das Leben der Anderen aus der Distanz des Außenstehenden
beobachten. Mit kommerziellen Malerarbeiten bestreitet der Künstler nun seinen
Lebensunterhalt, 1940 erhält er einen
letzten Wandbildauftrag für ein Privathaus in Stuttgart.
Die Ausstellung würdigt die visionäre
Leistung dieses Pioniers eines modernen,
Technik und Kunst, Mensch und Zivilisation, Körper und Geist versöhnenden
Weltverständnisses. Und auch die Tragik
dieses Weltverständnisses, dem nach der
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 Maß, Zahl und Gesetz
kaum mehr als Bollwerk gegen den Totalitarismus dienen konnten.
AUDIOGUIDE
EUR 5 (Kinder EUR 2,50)
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
siehe www.staatsgalerie.de
staatsgalerie.de
Dienstag bis Freitag, 10:00–
15:00 Uhr; in den Schulferien
Dienstag bis Freitag, 10:0013:00 Uhr
FÜHRUNGEN
Tel 0711 . 470 40 452, 470
40 453 | fuehrungsservice@
KATALOG
EUR 29,90 im Museumsshop
EUR 49,90 im Buchhandel
Als bedeutendstes europäisches
Zentrum für freies Figurentheater
zeigt das Stuttgarter FITZ seit über
drei Jahrzehnten deutsche und
internationale Theatergastspiele
für Erwachsene. Mit seinen artifiziellen Bildwelten und Grenzüberschreitungen zu Schauspiel,
Tanz, Musik und Multimedia
gehört modernes Figurentheater zu den faszinierendsten Bühnenkünsten der Gegenwart. In der laufenden Spielzeit stehen
u.a. Inszenierungen zu Alberto Giacometti und Hans Bellmer
auf dem Programm.
Informationen und Karten unter 0711.241541 und
www.fitz-stuttgart.de
Myanmar – Das Goldene Land
Zwischen aufwändiger Seidenweberei, traditionellen Tätowierungen und
gänzlich vergoldeten Pagoden: Das
Linden-Museum Stuttgart gewährt
von 18.10.2014 bis 17.5.2015 umfassende Einblicke in die bis heute tief
buddhistisch geprägte Kultur eines
Landes, das sich nach langen Jahren
der Isolation auf den Weg in die Moderne begibt. Über 200 ausgewählte
Originale aus hochkarätigen internationalen Sammlungen, Filme und Musik zeichnen ein facettenreiches Bild.
Weitere Informationen: www.lindenmuseum.de
Speisemeisterei
Frank Oehler ist seit Oktober 2008 mit
der Speisemeisterei im Schloss Hohenheim und hat im Jahr 2009 schon den
begehrten Michelin Stern erhalten,
der seit diesem Zeitpunkt ununterbrochen verteidigt wurde. An 7 Tagen in
der Woche, mittags und abends führt
Frank Oehler ein 34 köpfiges Team zu
kulinarischen Höchstleistungen. Die
Speisenstruktur: Mit einem fünf Gänge Menü aus rein regionalen Produkten aus Baden Württemberg und einem eigenständigen vegetarischem Menü wird die Liebe und die Vielfalt der
Region zum Geschmack geführt. Die Speisemeisterei spricht alle
Menschen an, die Wert legen auf eine genussvolle und selbstbestimmte erholsame Zeit während Ihres Aufenthaltes. Umgeben
wird die Speisemeisterei vom Schloss Hohenheim.
www.speisemeisterei.de
Dieter Roth. Balle Balle Knalle
Dieter Roth zählt zu den einflussreichsten
bildenden Künstlern des 20. Jahrhunderts.
Einem zentralen Aspekt seines Werks
ist bislang wenig Aufmerksamkeit zu
Teil geworden: die Verwendung von
Sprache und Literatur, die sich leitmotivisch durch nahezu all seine
Werkgruppen zieht. Denn Roth
sah sich vornehmlich als Schriftsteller, der seine bildnerischen
Werke als Verdienstmöglichkeit
nutze, um schreiben zu können.
Die enge Verbindung von Wort
und Bild macht das Kunstmuseum Stuttgart nun anhand von
rund 150 Werken deutlich. Dadurch eröffnet sich zudem eine andere Sicht auf die Kunst der 1960er-Jahre
Dieter Roth Literaturwurst,
und ihre Umwälzungen.
1969 , Foto: Egbert Haneke,
Hamburg © Dieter Roth
13.12.2014 – 12.4.2015 |
Estate/Courtesy Hauser &
Wirth
Kunstmuseum Stuttgart
www.kunstmuseum-stuttgart.de
20 | St. Gallen
BILLIE | arttourist.com 2|2014
17. Internationales Sandskulpturenfestival
Arionwiese Rorschach, 8. - 15. August
Ausstellung bis 6. September
Im August verwandelt sich die Arionwiese im Hafenstädtchen
Rorschach jeweils in ein Meer aus Sand. Vom 8. bis 15. August
schaffen internationale Künstlerteams direkt am Bodensee aus
250 Tonnen feinstem Quarzsand vergängliche Kunstwerke im
XXL-Format. Gäste und Einheimische können den Künstlerinnen und Künstlern bei der Arbeit über die Schulter schauen und
auch nach der Bewertung durch eine internationale Jury am 15.
August sind die Sandskulpturen noch bis Anfang September zu
besichtigen. Der Eintritt kostet 5 Franken.
www.sandskulpturen.ch
St.Gallen
Kunst und Kultur vor
einzigartiger Kulisse
St.Gallen entdecken
Ob Museen mit hochkarätigen Ausstellungen, das älteste Theater der Schweiz
mit seinen Weltpremieren oder das
Weltkulturerbe Stiftsbezirk mit seinen
einzigartigen Festspielen: Die Region
St.Gallen-Bodensee besitzt die hohe
Kunst, Kunst- und Kulturliebhaber auf
der ganzen Welt auf sich aufmerksam zu
machen.
Spaziergang durch ein Museum
Alleine der Gang durch die Stadt
St.Gallen gleicht dem Besuch eines
grossen Museums: Ob Barock, Rokoko,
Klassizismus oder Jugendstil, ob Wannenmacher, Giacometti, Richard Serra
oder Joan Miró – sie alle haben in der
Ostschweizer Hauptstadt ihre Spuren
hinterlassen. Architektonische Bauplastiken aus der Karolingerzeit, mittelalterliche Fachwerkhäuser und schwungvolle
Bauten von Santiago Calatrava begleiten
den Besucher auf seinem Stadtrundgang.
Daneben schmücken zahlreiche Brunnen und Skulpturen von lokalen Künstlern und international bekannten Grössen die Gassen und insbesondere den
Stadtpark im Museumsviertel. Hier findet man neben dem Gauklerbrunnen
des St.Galler Max Oertli den skulpturalen „Trunk“ von Richard Serra.
Operndrama im Weltkulturerbe
Die grösste und eindrucksvollste Sehenswürdigkeit befindet sich jedoch
im Herzen der Altstadt: der Stiftsbezirk,
seit 1983 ein UNESCO-Weltkulturerbe.
Hier finden jedes Jahr die berühmten
St.Galler Festspiele statt. 2015 auf dem
Programm steht vom 19. Juni bis 3. Juli
das italienische Operndrama „I due Foscari“ von Giuseppe Verdi. Weitere Tanz-
und Konzerthighlights werden im Theater und in der historischen Tonhalle
aufgeführt.
Stadt der schönen Erker
Reich verziert drängen sich aus Holz und
Stein gearbeitete Reliefs mit Darstellungen von exotischen Fruchtsortimenten,
ja ganzen Erdteilen auf den Brüstungen
der St.Galler Erker. Prachtvolle Anbauten sind es, die St.Galler Kaufleute ab
Mitte des 16. Jahrhunderts nachträglich
an ihre mittelalterlichen Bürgerhäuser
angebaut haben. Damals brachten die
fensterreichen Erker nicht nur mehr
Licht in ihre Wohnräume. Sie machten
auch den eigenen Wohlstand und die
Weltläufigkeit des Hausbesitzers – ganz
selbstbewusst – nach aussen sichtbar. Die
dargestellten Szenen und Motive gaben
den Erkern häufig ihre Namen. So findet
man in der Spisergasse hinter dem Stiftsbezirk im Osten der Altstadt beispielsweise den „Sternen“- und den „Bären“Erker, in der benachbarten Schmiedgasse
den „Schwanen“- und den „Pelikan“-Erker oder den „Kugel“-Erker in der gleichnamigen Gasse, den ein prunkvoller
Erdball ziert. Einer der berühmten frühen Erker aus der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts schmückt das spätmittelalterliche „Haus zum Greif“ in der Gallusstrasse, zu deren Seite sich der historische
Stiftsbezirk mit seiner weithin sichtbaren barocken Kathedrale öffnet.
Ein rotes Wohnzimmer für alle
Als „öffentliches Wohnzimmer“ präsentieren sich Abschnitte des St. Galler
Bleicheli-Quartiers für Bürger und Gäste
der Stadt. Mit einem roten Teppich überzieht das Kunst-Projekt „Stadtlounge“
der renommierten Schweizer Künstlerin
Pipilotti Rist und des Architekten Carlos
Martinez öffentliche Plätze und Strassen des Altstadt-Quartiers. Die Wohnzimmerarchitektur gliedert sich dabei
in einzelne Bereiche mit unterschiedlichen Raumthemen wie „Cafe“, „RelaxLounge“ oder „Business-Lounge“. Sie
lädt zum Verweilen ein und bietet Raum
für Begegnungen.
ganzjährlich
Sie sind charmant und gebildet und es gibt kaum etwas, das sie
von der Geschichte St.Gallens nicht wüssten: Die Stadtführerinnen von St.Gallen-Bodensee Tourismus. Mit ihnen wird der
Rundgang durch die historische Altstadt und das UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk zu einer aufregenden Entdeckungsreise.
Nebst den öffentlichen Stadtführungen bietet St.Gallen-Bodensee Tourismus auch diverse spannende Themenführungen an.
Treffpunkt ist jeweils bei der Tourist Information im Stiftsbezirk.
www.st.gallen-bodensee.ch
Musical-Stadt St.Gallen
Mit seinen Musical-Vorstellungen – darunter einigen Weltpremieren – hat sich
St.Gallen als Musicalstandort weit über
die Region hinaus einen Namen gemacht.
Bis zu 45 000 Besucher kommen jährlich
zu den rund 50 Musicalvorstellungen ins
Theater St.Gallen – übrigens das älteste
bespielte Berufstheater der Schweiz. 2014
feierte das Theater St.Gallen mit „Artus
Excalibur“ erneut Weltpremiere. Das Musical von Erfolgskomponist Frank Wildhorn entführt in die Sagenwelt rund um
König Artus und wird noch bis Ende Mai
2015 in St.Gallen zu sehen sein.
Das St.Galler Kinderfest
Einen gesellschaftlichen Höhepunkt 2015
bildet das St. Galler Kinderfest. Seit 1824
wird es alle drei Jahre durchgeführt. Dabei
ziehen die Schulkinder der städtischen
Schulhäuser in festlichen Gewändern
durch die Stadt zum Kinderfestplatz, um
dort verschiedene Darbietungen aufzuführen. Das Fest wurde in die Liste der
lebendigen Traditionen in der Schweiz
aufgenommen.
www.st.gallen-bodensee.ch
Sternenstadt St.Gallen
Innenstadt, Ende November bis Ende Dezember
Wenn am ersten Advent die Lichter des 20 Meter hohen Tannenbaums im Stiftsbezirk angezündet werden, wird’s weihnachtlich
in St. Gallen. Über den Plätzen und Gassen der St.Galler Altstadt
funkeln ab Ende November 700 Sterne und hüllen die historischen Fassaden der UNESCO-Weltkulturerbestadt in weihnachtlich-festlichen Glanz. Ein romantischer Weihnachtsmarkt
in den Altstadtgassen, spezielle Themen- und Weihnachtsführungen mit Punsch und Gebäck, Konzerte in der barocken Kathedrale und Lesungen machen die Vorweihnachtszeit in der
Schweizer Sternenstadt zu einem einzigartigen Erlebnis.
www.sternenstadt.ch
BILLIE | arttourist.com 2|2014
St. Gallen | 21
„Wenn Bücher Recht haben. Justitia und
ihre Helfer in Handschriften der Stiftsbibliothek“
Jahresausstellung der Stiftsbibliothek St.Gallen
30. November 2014 bis 8. November 2015
Ende 2014 erscheint der dritte Band
der Neukatalogisierung der St. Galler Handschriftenschätze. Darin
werden die juristischen Handschriften vom 7. bis zum 17. Jahrhundert vorgestellt. Die Stiftsbibliothek
nimmt diese Neuerscheinung zum
Anlass, einige der wichtigsten Textzeugnisse zum mittelalterlichen
Recht in ihrer Jahresausstellung
2014/15 unter dem Titel „Wenn Bücher Recht haben. Justitia und ihre
Helfer in Handschriften der Stiftsbibliothek“ vorzustellen. Besucherinnen
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.
und Besucher erhalten an der AusSang. 731, p. 234 – Lex Romana
Visigothorum, Lex Salica, Lex
stellung zudem in jene HandschrifAlamannorum
tensammlung Einblick, für welche
die Stiftsbibliothek berühmt ist: althochdeutsche Sprachdenkmäler, glanzvolle St.Galler Buchmalerei des frühen Mittelalters oder angelsächsische Überlieferung.
www.stibi.ch
St.Gallen
10. St.Galler Festspiele
Klosterhof St. Gallen, 19. Juni bis 3. Juli
UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk
Das Wahrzeichen der Stadt, der St.Galler
Stiftsbezirk mit seiner barocken Kathedrale, wurde 1983 samt Bibliothek und
Stiftsarchiv in die Liste des UNESCOWeltkulturerbes aufgenommen. Er ist
heute eine der zehn Weltkulturerbestätten der Schweiz. Die bewegte Geschichte
des St.Galler Klosters, das sich von einer
Mönchseinsiedelei zum geistigen Zentrum Europas entwickelte, war bis zu seiner Auflösung im Jahr 1805 von einer
enormen Bautätigkeit begleitet. Von der
ursprünglich frühmittelalterlichen Anlage ist heute auf dem ehemaligen Klostergelände nichts mehr zu entdecken. Überreste aus dieser Zeit und Elemente aus der
Gotik können heute im Lapidarium, das
sich in einem Gewölbekeller unter dem
Westflügel der Klosteranlagen befindet,
bewundert werden.
Die Stiftskirche,
das Wahrzeichen St.Gallens
Der jüngste, noch bestehende Kirchenbau
im Stiftsbezirk ist die barocke Stiftskirche,
die zwischen 1755 und 1767 entstand.
Ein Baumeistertrio – bestehend aus dem
Vorarlberger Johann Michael Beer von
Bildstein; dem Architekten Peter Thumb,
Erbauer der berühmten, barocken Wallfahrtskirche „Birnau“ am Bodensee und
dem renommierten Johann Caspar Bagnato - , schuf mit Malern, Bildhauern
und Stuckateuren eine Wandpfeilerkirche, die sich im Inneren aus kunstvoll
hintereinander gruppierten Zentralräumen zu einem rhythmisch schwingenden Langraum zusammensetzt. Der
Kirchenraum ist üppig ausgemalt, mit
Stuckaturen verziert, die Innenausstattung reich mit Schnitzereien versehen.
Namhafte, vor allem aus Süddeutschland stammende Künstler wie Christian
Wenzinger, Bildhauer, Maler und Baumeister aus Freiburg, der Bildhauer Josef
Anton Feuchtmayer und der Maler Josef
Wannenmacher haben an der inneren
und äusseren Ausstattung der Stiftskirche mitgewirkt. Die Doppeltürme der
Kirchenfassade überragen weithin sichtbar den Klosterkomplex. Barock bewegt
und ausgewogen gegliedert, hebt sich die
sandsteinfarbige Kirchenfront von den
schlichten Fassaden der Flügelbauten ab.
Barocke „Seelenapotheke“:
Die Stiftsbibliothek
„Seelenapotheke“ steht in griechischen
Lettern über dem Eingangsportal. Das war
es, was die Erbauer in dieser reich bestückten Stiftsbibliothek sahen, deren kostbare
Folianten sich in den Bücherregalen wie
Arzneien in einem Apothekerschrank
aneinanderreihen. Architektonisch betrachtet ist sie eine wahre Kunstschatulle.
Der prachtvolle, geschwungene Saal mit
seinen ornamentierten Intarsienböden,
den holzvertäfelten, säulengeschmückten Bücherschränken und reich stukkierten Deckengemälden ist ein barockes Gesamtkunstwerk: harmonisch verbinden
sich hier Architektur, Skulptur, Malerei
und Ausstattung. Die 1758 errichtete
Rokokobibliothek zählt zu den schönsten historischen Büchersälen der Welt.
Publikumsmagnet ist der über zwei Meter hohe Erd- und Himmelsglobus aus
dem 16. Jahrhundert, der als aufwändig
hergestellte Replik des Züricher Originals
(Landesmuseum) in der Bibliothek zu bewundern ist sowie die ägyptische Mumie
der Schepenese, die sich seit 1836 zusammen mit ihren Sarkophagen im Eigentum
der Bibliothek befindet. Ihre Lebenszeit
wird von ungefähr 650 bis 610 v. Chr.
angegeben. Der Bücherbestand der heute noch aktiven Bibliothek beträgt rund
170 000 Bücher, darunter etwa 400 irischkeltische, karolingische und ottonische
Handschriften aus der Blütezeit des Stifts
vor dem Jahr 1000. Die beeindruckende
Sammlung frühmittelalterlicher OriginalHandschriften macht diese Institution
weltberühmt. Über 400 Bände sind mehr
als 1 000 Jahre alt.
Führungen durch den
Stiftsbezirk
St.Gallen-Bodensee Tourismus bietet Führungen durch den Stiftsbezirk und die
Stiftsbibliothek an. Diese finden jeweils
samstags und während der Sommermonate zusätzlich auch am Sonntag statt
und kosten 25 Franken pro Person.
www.st.gallen-bodensee.ch
www.stibi.ch
Die St.Galler Festspiele haben einen festen Platz in der Agenda
jedes Opern-, Ballett- und Musikliebhabers. Sie finden jährlich
im Stiftsbezirk, dem UENSCO-Weltkulturerbe, statt – ein weltweit einmaliger Ort für ein Festival. Auf dem Programm steht
dieses Jahr das italienische Operndrama „I due Foscari“ von
Giuseppe Verdi. Darin geht es um ein persönliches Machtspiel
zwischen Vater und Sohn – den zwei Foscari – und den Konflikt zwischen politischer Pflicht und persönlicher Neigung.
St.Gallen-Bodensee Tourismus bietet dazu ein attraktives Übernachtungsarrangement an.
www.stgaller-festspiele.ch
www.st.gallen-bodensee.ch
11. Museumsnacht St. Gallen
St.Galler Innenstadt, 5. September
Bereits zum 11. Mal öffnen die städtischen Museen gemeinsam
mit Galerien und kulturellen Institutionen ihre Türen und laden Gäste und Einheimische zur St.Galler Museumsnacht ein.
Von 18 bis 1 Uhr wird
den
Besucherinnen
und Besuchern ein Erlebnis der besonderen
Art mit Kunst, Literatur, Musik und Tanz
geboten. Die Museumsnacht wurde 2004 ins
Leben gerufen und ist
seither nicht mehr aus der St.Galler Kulturagenda wegzudenken. Tickets sind bei St.Gallen-Bodensee Tourismus unter www.
st.gallen-bodensee.ch oder am Schalter der Tourist Information
St.Gallen erhältlich.
www.museumsnachtsg.ch
„Im Atemzug der Zeit – St.Gallen und der
1. Weltkrieg“
Dauerausstellung im Historischen und
Völkerkundemuseum St. Gallen
8. Mai 2015 bis 28. Februar 2016
2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum 100.
Mal. Anlässlich dieses Gedenkjahres übernimmt das Historische und Völkerkundemuseum die Wanderausstellung «14/18
– Die Schweiz und der
Grosse Krieg» und präsentiert ergänzend dazu
die Sonderausstellung
„Im Atemzug der Zeit
– St.Gallen und der 1.
Weltkrieg“. Darin soll
Besucherinnen
und
Besuchern spezifisch die Verhältnisse in der
Ostschweiz vermittelt werden, denn als Grenz- und Exportkanton war St.Gallen vom Krieg besonders betroffen.
www.hvmsg.ch
22 | St. Gallen
BILLIE | arttourist.com 2|2014
«S’isch – s’isch nöd». Das St. Galler Kinderfest
Ausstellung vom 11.Februar bis 9.August 2015
St. Gallen steht für Stickerei. Neben der bis heute von der
Haut Couture geschätzten „St. Galler Spitze“ erlangt die weisse Broderie Anglaise weltweite
Popularität
So
wundert es denn
nicht, dass eine
der wichtigsten
öffentlichen Veranstaltungen
der Stadt, das
St.Galler Kinderfest, schon früh
die lokale Textilproduktion präsentiert und zelebriert. Weisse
Stickereien, verarbeitet zu festlichen Kleidern für Mutter und
Tochter, dominieren über lange Jahre das Bild des Umzugs wie
auch der Strassenszenen und der anschliessenden Feierlichkeiten. Einen Tag lang feiert die Stadt sich und die Textilindustrie.
Die Ausstellung «s‘isch – s’ich nöd» widmet sich Geschichte
und Gegenwart des St. Galler Kinderfestes, das erstmals im Jahr
1824 begangen wurde und bis heute, so auch 2015, alle drei
Jahre stattfindet.
Traum & Realisation
Ausstellung vom März 2015 bis 2016
Textilmuseum
St.Gallen
Weisse Pracht &
Wildwuchs
Das 1878 gegründete Textilmuseum St. Gallen beherbergt eine
der bedeutendsten Sammlungen der Schweiz. Textilien aus aller Welt und vielen Jahrhunderten, Musterbücher, Entwurfszeichnungen, Fotografien und andere Archivalien illustrieren
die wechselvolle Geschichte der Schweizer Textilindustrie zwischen regionaler Verbundenheit und internationalen Verflechtungen.
Ausstellungen und Publikationen informieren zu historischen
und aktuellen Entwicklungen, ergänzend werden Führungen,
Museumsgespräche und andere Veranstaltungen angeboten.
Eine besondere Attraktion stellt die Handstickmaschine aus
der Zeit um 1890 dar, die jeweils am Donnerstag und Freitag
von 12 bis 17 in Betrieb genommen wird.
Adresse
Textilmuseum St. Gallen
Vadianstrasse 2
CH-9000 St.Gallen
+41 (0)71 222 17 44
www.textilmuseum.ch
[email protected]
Öffnungszeiten
Täglich von 10 – 17 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene CHF 12
Senioren / ermässigter Eintritt
CHF 10
Gruppen ab 10 Personen CHF
9 / Person
Lehrlinge, Studenten (bis 26
Jahre) CHF 5
Kinder und Jugendliche bis
16 Jahre sowie Inhaber der
Raiffeisen Membercard, des
Noch bis Ende 2014 zeigt das Textilmuseum St.Gallen die Ausstellung «Kirschblüte & Edelweiss. Der Import des Exotischen»,
die sich dem spannenden und spannungsreichen Aufeinandertreffen von Schweizer und asiatischer Textiltradition widmet.
Die Schau «s’isch – s’isch nöd», die sich mit dem St.Galler Kinderfest und seiner Bedeutung für die Textilstadt befasst, stellt
die weltbekannte Broderie Anglaise in den Mittelpunkt. Bunt
wuchert es danach in der Ausstellung «Wildwuchs», die die Zusammenhänge zwischen Landschaftsarchitektur und Textildesign untersucht und sich mit der Darstellung von Pflanzen auf
europäischen Textilien seit dem Mittelalter auseinandersetzt.
Schweizer Museumspass und
Schweizer Werkbunds haben
freien Eintritt
Öffentliche Führungen
Öffentliche Führungen werden
einmal im Monat jeweils am
Sonntag um 11 Uhr angeboten. Die Termine entnehmen
Sie bitte unserer Website.
Gruppenführungen
Führungen (60 min) für
Gruppen bis zu 25 Personen
ab 120 CHF (zzgl. Eintritt)
Buchung und Information:
+41 (0)71 222 17 44,
[email protected]
Handstickmaschine
Vorführungen jeweils am Donnerstag- und Freitagnachmittag von 12 bis 17 Uhr sowie
an einem Wochenende im Monat. Die Termine entnehmen
Sie bitte unserer Website.
Die Ausstellung «Traum & Realisation» gibt einen Einblick in
die facettenreiche Textilproduktion der Ostschweiz vom 16.
Jahrhundert bis heute. Vom „weissen Gold“ Leinen spannt
sich der Bogen bis zu Hightech Textilien der neuesten Generation.
Feinbestickt,
bunt
bedruckt
oder täuschend
unscheinbar präsentieren
sich
die Produkte der
Ostschweizer Textilindustrie, die
die Geschicke der
Region über viele
Jahrhunderte
massgeblich bestimmte.
In vier Themengruppen setzt sich
die
Ausstellung
mit ausgewählten
Aspekten der Textilproduktion quer
durch die Zeiten auseinander. „Weben und drucken“, „sticken
und mechanisieren“, „entwerfen und kreieren“ sowie „erfinden und tüfteln“ greifen jeweils wichtige Fragen auf.
«Wildwuchs»
Ausstellung vom 26.August 2015 bis 17. Januar 2016
Es herrscht Wildwuchs in der textilen Welt. Florale Ornamente
wuchern auf Stoffen jeglicher Couleur, aller Regionen, Zeiten
und Kulturen. Rosen, Tulpen und anderes Gewächs rankt – gestickt, geklöppelt, gewebt – auf Spitze, Samt und Seide.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Theorie der Landschaftsarchitektur
GTLA in Rapperswil unternimmt
das
Textilmuseum St. Gallen den
Versuch,
dem
Wildwuchs Einhalt zu gebieten,
das textile Treiben zu ordnen.
Es macht die
Ausstellung zum
Garten, die Vitrine zur Rabatte.
Die Ausstellung
«Wildwuchs»
widmet sich den facettenreichen Erscheinungsformen floraler
Motive auf europäischen Textilien aus fünf Jahrhunderten und
setzt sich mit den Zusammenhängen zwischen Gartengestaltung und Textildesign auseinander.
Die Schau entwickelt sich entlang historischer Gartentypen
und den Pflanzen, die zu der Zeit in Mode waren : angefangen
beim mittelalterlichen Paradiesgarten über den streng gegliederten Renaissancegarten, die barocken Parterres de Broderie,
den Landschaftsgärten bis zu den Gärten des 20. Jahrhunderts.
Gegenübergestellt werden den Gartenplänen Textilien aus den
Beständen des Textilmuseums, Kleider zeitgenössischer Modedesigner sowie historische Kostüme aus einer Schweizer Privatsammlung.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
St. Gallen | Rorschach | 23
Forum Würth Rorschach
Mit der Eröffnung des Forum Würth Rorschach nach Entwürfen des Zürcher Architekturbüros Gigon/Guyer, hat die
15. museale Spielstätte der Sammlung Würth ihre Arbeit
aufgenommen. In direkter Seelage am Bodensee-Radweg
entstand hier der dritte Schweizer „Standort“, an dem das
Unternehmen Würth seine Unternehmenskultur in Qualität und Gestaltung weithin sichtbar manifestiert.
© Thies Wachter
Kunst der Aussenseiter
im Forum Würth Rorschach
Werke aus der Sammlung John und Sammlung Würth im Dialog | bis 22.2.2015
Seit Jahren engagiert sich das Sammlerehepaar Carmen und Reinhold Würth für die gesellschaftliche Integration von geistig und körperlich behinderten Menschen. Bereits über 200 Arbeiten von besonderen
Menschen mit Handicap haben bislang Eingang in die Sammlung Würth gefunden. Dieses ausserordentliche Engagement setzt sich fort, indem Würth den Ankauf der Ostschweizer ›Kunstsammlung
Mina und Josef John‹ durch das Museum im Lagerhaus, St. Gallen, Stiftung für schweizerische
Naive Kunst und Art Brut, unterstützt und mit dieser Ausstellung Werke aus beiden Sammlungen in einen Dialog stellt. Rund 50 Gemälde und Zeichnungen der Sammlung Würth begegnen
50 Plastiken und Objekten aus der Sammlung John und präsentieren das faszinierende Wirken
und Gestalten von Aussenseiterkünstlern.
Adresse
Forum Würth Rorschach
Churerstrasse 10
9400 Rorschach
Schweiz
Tel. +41 71 225 10 70
Fax +41 71 225 10 99
[email protected]
www.forum-wuerth.ch
Öffnungszeiten
April–September:
Täglich 10–18 Uhr
Oktober–März:
Di–So 11–17 Uhr
Eintritt frei
Audioguide CHF 8.–
Bis 15. Januar 2015
Die Eröffnungsausstellung „Première – Die Sammlung Würth in
Rorschach“ vereint 100 Meisterwerke von Picasso bis Lichtenstein aus der Sammlung Würth
Vorankündigung
Ab 26. Januar 2015
„Waldeslust. Bäume und Wald in Bildern und
Skulpturen der Sammlung Würth“
Das Forum Würth im Würth Haus Rorschach setzt sich in seiner nächsten Ausstellung unter dem Titel „Waldeslust“ mit
den vielfältigen kulturellen und künstlerischen Aspekten des
Natur- und Waldbewusstseins auseinander. Mit rund 100 markanten künstlerischen Positionen zum Wald aus der Sammlung Würth folgt die Ausstellung den sich immer wieder neu
erfindenden künstlerischen Behauptungen zum Mythos Wald.
24 | Kunsttipps
Ed White | Space Walk
Bonn
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Schein und Sein, Andrea und Anita, München 2007 © Herlinde Koelbl
© Max Oppenheimer (MOPP: Thomas Mann)
Lübeck
Oberhausen
OUTER SPACE – Faszination Weltraum
Augen auf! – Thomas Mann und die bildende Kunst
3.10.2014 – 22.2.2015
bis 6.1.2015
Seit Menschengedenken ist der Weltraum Sehnsuchtsort und
Projektionsfläche der forschenden Neugier. Wie ist das Universum entstanden? Woher kommen wir? Gibt es intelligente
Zivilisationen auf anderen Planeten? Diese Fragen beschäftigen
Philosophen und Naturwissenschaftler, Schriftsteller, Filmemacher und Künstler, Spinner und Visionäre gleichermaßen. Stets
hat ein intensiver Austausch zwischen Kultur und Wissenschaft
stattgefunden, naturwissenschaftliche und technologische Erkenntnisse sind in künstlerische Produktionen eingeflossen,
und umgekehrt haben visionäre Ideen und Entwürfe den Wissenschaften wichtige Impulse gegeben. In der Tradition der großen interdisziplinären Ausstellungen untersucht die umfangreiche Schau diese Schnittstellen in 12 assoziativ gestalteten
Kapiteln und schlägt einen Bogen von Objekten aus der Raumfahrt, wissenschaftlichen Exponaten und Science-Fiction bis hin
zu Positionen der Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart.
Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, in Kooperation mit dem Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
| Friedrich-Ebert-Allee 4l | D-53113 Bonn | Öffnungszeiten Di, Mi 10
- 21 Uhr, Do - So und feiertags 10 - 19 Uhr, Freitags für angemeldete
Gruppen ab 9 Uhr geöffnet, 24. und 31.12. sowie Mo geschlossen |
www.bundeskunsthalle.de
Was sieht der Schriftsteller, wenn er von seinem Schreibtisch
aufblickt?
Die Ausstellung gibt erstmals Einblicke in die Bildwelten Thomas Manns. „Augen auf!“ ist dabei im doppelten Sinne zu verstehen: Gemeint ist Thomas Mann, der sich der Kunst zunächst
zurückhaltend, später immer selbstverständlicher nähert, und
sogar ausdrücklich zu Fragen der bildenden Kunst Stellung
bezieht. „Augen auf!“ ist aber auch ein Appell an den Ausstellungsbesucher, dem Blick Thomas Manns folgend die Kunst der
Moderne losgelöst vom gängigen Schema der Avantgarde zu betrachten. Die Präsentation im Behnhaus widmet sich der bildenden Kunst, gesehen mit den Augen Thomas Manns. Der Ausstellungsteil im Buddenbrookhaus nimmt die Illustrationen zu
Texten Thomas Manns zum Ausgangspunkt. Hier eröffnet der
Blick der Bildkünstler auf die Literatur neue Interpretationsspielräume. Historischen Positionen werden dabei neue Arbeiten an
die Seite gestellt, die im Rahmen eines von der Hans-Meid-Stiftung geförderten Illustrationswettbewerbs von Studierenden der
HAW Hamburg, Department Design, entstanden.
Kulturstiftung Hansestadt Lübeck | die LÜBECKER MUSEEN | Museum Behnhaus Drägerhaus, Königstraße 9-11, 23552 Lübeck | Öffnungszeiten Di - So 10 – 18 und Buddenbrookhaus | Mengstraße 4,
23552 Lübeck | Öffnungszeiten Mo - So 10 - 18 | www.die-luebeckermuseen.de
Edgar Degas | Ballettklasse, um 1880 | © Privatsammlung Schweiz
© Altbau und Spitze am Abend Foto: Christian Richters
© Van Gogh Museum
Karlsruhe
Münster
Holland
DEGAS – Klassik und Experiment
Eröffnung LWL-Museum für Kunst
und Kultur
Van Gogh Jahr 2015
8.11.2014 – 1.2.2015
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe zeigt zum Jahreswechsel die
Ausstellung DEGAS. Klassik und Experiment – ein Höhepunkt,
der in der Kunsthalle eine lange Reihe international beachteter
Schauen zu französischer Kunst fortsetzt. Edgar Degas (18341917) zählt zu den herausragenden Künstlern der französischen
Kunst des 19. Jahrhunderts. Vom 8. November bis 1. Februar
2015 präsentiert die Kunsthalle den Künstler in einer großen
Einzelausstellung, die rund 130 Werke aus 50 Jahren seines
Schaffens vereint. Ausgangspunkt sind sieben Arbeiten Degas’
aus der Karlsruher Sammlung. Ergänzt um hochrangige Leihgaben von internationalen Museen und Privatsammlungen aus
den USA, aus Kanada und Europa ermöglichen sie einen profunden Einblick in das vielfältige Werk des Künstlers.
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe | Hans-Thoma-Straße 2-6 | 76133
Karlsruhe | Öffnungszeiten: Di – So und an Feiertagen 10 – 18 Uhr,
Mo geschlossen | www.kunsthalle-karlsruhe.de
Nach fünfjähriger Bauzeit wurde 19. September das neue LWLMuseum für Kunst und Kultur in Münster eröffnet. Nach den
Plänen von Staab Architekten Berlin entstand ein neues Haus
für die Kunst, das mit 51 Ausstellungsräumen Werke aus 1.000
Jahren zeigt. Eine internationale Gruppenschau »Das nackte
Leben Bacon, Freud, Hockney und andere. Malerei in London
1950–80« (8.11.2014 – 22.2.2015) eröffnet das neue Ausstellungsprogramm des LWL-Museums für Kunst und Kultur. Die
Ausstellung widmet sich der figurativen Malerei in London mit
Arbeiten von Francis Bacon, Lucian Freud, Frank Auerbach,
Leon Kossoff, David Hockney und Richard Hamilton. Rund 100
Arbeiten von fünfzehn Künstlern zeigen in großem Umfang den
künstlerischen Dialog auf, der in London ab den 1950er Jahren
begonnen hatte und über drei Jahrzehnte andauern sollte.
LWL-Museum für Kunst und Kultur | Domplatz 10, 48143 Münster |
Öffnungszeiten Di – So und an feiertagen 10 – 18 Uhr, Mo geschlossen | www.lwl.org
Herlinde Koelbl – Das deutsche Wohnzimmer, Spuren der Macht, Haare und andere
menschliche Dinge – Fotografien von 1980
bis heute
25.1. – 3.5.2015
In dieser umfangreichen Überblicksausstellung wird das Werk
einer der wichtigsten deutschen Fotografinnen vorgestellt. Bereits mit ihrem ersten Buch „Das deutsche Wohnzimmer“, erschienen 1980, zeigt Herlinde Koelbl ihr tiefgehendes Interesse
am Menschen und den Dingen und Räumen, die ihn umgeben.
Es müsse weiter gehen als unter die Oberfläche. Und das Vordringen in die Tiefen des Menschen ist wohl das Geheimnis
ihrer faszinierenden Fotografien. Die Ausstellung vereint Werke
aus allen wichtigen Schaffensphasen, so zu den Themen Kinder,
USA, Feiern/Feine Leute, Jüdische Porträts, Sexualität, Beziehungen, Behausungen, Schein und Sein, Schriftsteller, Uniformen
oder ihrer zum Klassiker gewordenen Langzeitstudie Spuren der
Macht.Noch bis zum 18. Januar 2015 zeigt die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen die Ausstellung STREICH AUF STREICH
– 150 Jahre deutschsprachige Comics seit Max und Moritz
LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen | Konrad-Adenauer-Allee 46,
46049 Oberhausen | Öffnungszeiten Di – So 11 – 18 Uhr, Montag
geschlossen, Ostermontag geöffnet | Eintritt EUR 8, ermäßigt EUR 4,
Familien (zwei Erwachsene plus Kinder) EUR 12, Kombiticket mit
dem Gasometer EUR 11 | www.ludwiggalerie.de
Die Stiftung Van Gogh Europe Foundation - ein Zusammenschluss von rund 30 europäischen Institutionen, der sich aktiv
für die Erhaltung des Erbes von Van Gogh in den Niederlanden,
Belgien, Frankreich und England einsetzt - ehrt das Andenken
des niederländischen Malers und stellt das Jahr 2015 unter das
Motto: Van Gogh, 125 Jahre Inspiration. Das Kröller Müller Museum, Van Gogh Brabant, das Van Gogh Museum und Mons
2015, die europäische Kulturhauptstadt des kommenden Jahres,
werden dieses Ereignis mit einer Vielzahl von Veranstaltungen
und Ausstellungen begehen. Mit Amsterdam Marketing hat
Amsterdam zudem einen optimalen Vertreter, der die Feierlichkeiten zum Gedenkjahr von Van Gogh mit verschiedenen Aktionen steuert und die örtlichen Museen unterstützt.
www.vangoghmuseum.com
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Zürich | 25
Egon Schiele | Selbstbildnis mit Lampionfrüchten, 1912 | Öl und Deckfarbe auf Holz, 32,2 x 39,8 cm | Leopold Museum, Wien
Jenny Saville | Rosetta II, 2005/06 | Öl auf Aquarellpapier, auf Holz aufgezogen,
252 x 187,5 cm | Privatsammlung, © 2014 ProLitteris, Zürich
Zürich
Egon Schiele – Jenny Saville
10.10.2014 – 25.1.2015
Als erstes Museum zeigt das Kunsthaus Zürich das Werk Egon
Schieles (1890–1918) zusammen mit Arbeiten der zeitgenössischen britischen Malerin Jenny Saville (*1970). In der zeitlichen Distanz von einem Jahrhundert entfaltet sich ein spannungsvoller Dialog zwischen zwei malerischen Positionen, die
sich intensiv mit der Körperlichkeit befassen. Die Ausstellung
umfasst über 100 Gemälde und Zeichnungen.
Wurde in früheren Ausstellungen Egon Schiele zumeist im historischen Kontext gezeigt, geht es hier um die Annäherung an
und die Abgrenzung gegenüber einer zeitgenössischen Position. Schieles Werk gibt eine lose chronologische Abfolge vor.
Savilles Gemälde treten vereinzelt, manchmal in kleineren
Werk- oder Motivgruppen hinzu. Die Autonomie beider Positionen bleibt jedoch sichtbar. Mit einer grosszügigen Hängung
der extrem unterschiedlichen Formate und dem Verzicht auf
das Arrangement expliziter Bildpaare, fordert Kurator Oliver
Wick die Wahrnehmung des Betrachters.
Jenny Saville | Fulcrum, 1998/99 | Öl auf Leinwand, 261,6 x 487,7 cm | Collection
of Larry Gagosian, © 2014 ProLitteris, Zürich
Egon Schiele | Bildnis Wally Neuzil, 1912 |
Öl auf Holz, 32 x 39,8 cm | Leopold Museum, Wien
»Verkörperlichung« der Malerei
Dem Besucher springt die ungeschönte Körperlichkeit ins
Auge, die künstlerisch derart explizit ausgeleuchtet wird,
dass sich beim Betrachten nicht selten ein Gefühl von Scheu,
manchmal auch regelrechter physischer Befangenheit einstellt. Oftmals wird die übersteigerte Leiblichkeit, bei Saville
üppiges Fleisch, bei Schiele hagere Versehrtheit, mit der Erfahrung des eigenen Körpers und in Kombination mit dem Selbstbild zum Ausdruck gebracht. Schiele kehrt in seinem knapp
ein Jahrzehnt umfassenden Werk immer wieder zum Selbstund Aktselbstbildnis zurück. Auch Saville, deren Gemälde
bisher fast immer den weiblichen Körper zum Thema haben,
arbeitet mit Modellen und dem eigenen Körper. Ihr Schaffens­
prozess bedient sich aber einer übertragenen Form. Sie malt
nicht live vor einem Modell, sondern nach zuvor gemachten
Fotografien, die zusammen mit vielen anderen Bildquellen den
Ausgangspunkt bilden. Diese Inszenierung des Körperlichen,
bei Schiele durch Pose und Mimik noch gesteigert, zeichnet
sich bei beiden Künstlern durch extrem gewählte Blickwinkel,
meist eine pointierte Untersicht, und eine gewollte »Ortlosigkeit« aus. Demonstrativ werden Sehkonventionen hinterfragt.
Die Darstellung von Leiblichkeit und Geschlecht erfolgt in ungeschönter Direktheit. Trotz des expressiven Eindrucks ist es
keine spontane Selbstentäusserung, sondern minutiös geplante Malerei, die sich bei Schiele in einer gezielten Ansprache des
Betrachters äussert, die durch Blickinszenierung und übersteigerte Selbstdarstellung erreicht wird.
Saville bedient sich ähnlich appellativer Strategien, im Unterschied zu Schiele vor allem auch des Grossformats, mit dem
der Betrachter überwältigt wird. Ihr geht es um eine Malerei,
in der sich die Farbe wie das Fleisch verhält und das Gefühl
des Körperlichen in Materialität und Taktilität übersetzt wird
– eine «Verkörperlichung» der Malerei. Obwohl auch Schiele
eine präzis durchmodellierte, geradezu plastisch aufgebaute
Farbgebung anwendet, bleiben es bei ihm doch die Linie und
die Kontur, die sein Bilddenken leiten. Gemeinsam ist den Bildern Schieles und Savilles, dass sie sich durch eine hermetische
Abgeschlossenheit auszeichnen, die narrativen Inhalt vermeidet und so die Unausweichlichkeit des Körperlichen selbst betont.
Berühmte Meisterwerke und eine neue Arbeit
Jenny Savilles Gemälde sind als Prozess zu begreifen, der das
Medium Malerei an seine Grenzen treibt und deren vielschichtige Quellen in Reaktion auf das Malen immer wieder umgeformt werden. Somit fangen sie den Zustand eines Werdenden
ein, der über das Menschliche hinaus Malerei an sich abbildet.
Für die Ausstellung im Kunsthaus schafft die Absolventin der
Glasgow School of Art, die nach einer Einzelausstellung in der
Saatchi Gallery 1994 den internationalen Durchbruch erlangte, ein neues Werk. Insgesamt werden 17 ihrer Gemälde und
einige grossformatige Studies, die sich mit Textur und Materialität befassen, neben Schiele Platz finden. Dessen 37 Gemälde
und 40 Arbeiten auf Papier entfalten im kleinen Format eine
Wirkung, die Savilles Grossformaten in nichts nachsteht. In
ausgewählten Themengruppen lassen sie eine künstlerische
Intensität zu Tage treten, die vor dem Extremen nicht zurückschreckt.
Selten ausgeliehene Werke
Für die Ausstellung konnten selten verliehene Leihgaben
gewonnen werden. Das Leopold Museum in Wien hat ausnahmsweise der Ausleihe des Bildpaares «Selbstbildnis mit
Lampionfrüchten» und dem zugehörigen «Bildnis Wally Neuzil» – Schieles langjähriger Lebensgefährtin – zugestimmt. Und
dem ausserordentlichen Entgegenkommen des Belvedere,
Wien, ist es zu verdanken, dass Schieles Hauptwerk «Tod und
Mädchen» erstmals seit über 25 Jahren ins Ausland reisen darf.
Die Werke Savilles stammen aus Privatsammlungen in Europa
und den USA.
Schiele und Zürich
Erstmals werden anhand von Dokumenten aus dem Museumsarchiv die engen Bezugspunkte von Egon Schiele zum
Kunsthaus Zürich beleuchtet. Der damalige Direktor Wilhelm
Wartmann versuchte 1915, mitten im Ersten Weltkrieg, eine
Einzelausstellung zu organisieren, die die erste grosse Museumsausstellung für Schiele geworden wäre. Schiele trat damals
als Künstler-Kurator in Erscheinung, der sich mit grossem Engagement für die junge Kunst seiner Zeit einsetzte, für das «Extremste», und getragen war vom Gedanken »Menschen sehend
zu machen.« Seine erhaltenen Briefe und weiteres Quellenmaterial erlauben der Forschung bisher unbekannte Aufschlüsse.
ADRESSE
Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1
CH–8001 Zürich
www.kunsthaus.ch
ÖFFNUNGSZEITEN
Fr – So, Di 10 – 18 Uhr
Do 10 – 20 Uhr
Mo geschlossen
Feiertage siehe www.kunsthaus.ch
EINTRITTSPREISE
Eintritt inkl. Audioguide d/e/f
Normalpreis CHF 22
Ermäßigt und Gruppen ab 20 Personen
CHF 17
Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre
gratis.
ÖFFENTLICHE
FÜHRUNGEN
Mi 18 Uhr, Fr 15 Uhr, So 11 Uhr
Private FÜHRUNGEN
Private Führungen (auch in Fremdsprachen) organisieren wir gerne auf
Anfrage
Tel +41 (0)44 253 84 84 (Mo–Fr 9–12
Uhr).
VORVERKAUF
SBB RailAway-Kombi: Ermässigung auf
Anreise und Eintritt am Bahnhof oder
beim Rail Service 0900 300 300 (CHF
1.19/Min. ab Festnetz), www.sbb.ch/
kunsthaus-zuerich.
Zürich Tourismus: Hotelzimmer-Buchung und Ticketverkauf. Tourist Service
im Hauptbahnhof, Tel. +41 44 215 40
00, [email protected], www.zuerich.
com.
Magasins Fnac: Verkaufsstellen CH: Rive,
Balexert, Lausanne, Fribourg, Pathé Kino
Basel, www.fnac.ch; F: Carrefour, Géant,
Magasins U, 0 892 68 36 22 (0.34 €/
min), www.fnac.com; BE: www.fnac.be.
26 | München
BILLIE | arttourist.com 2|2014
FC BAYERN ERLEBNISWELT
Ob Klub-Legenden oder frisch gebackene Weltmeister: Die
Stars des FC Bayern sind weltweit bekannt – und in der
FC Bayern Erlebniswelt zu Hause.
Deutschlands größtes Vereinsmuseum in der Allianz Arena ist ein
Stück bedeutende Sport- und Kulturgeschichte, in der die Vermittlung der Werte und Traditionen
des Klubs im Mittelpunkt steht.
Jedes Stadion, jedes Trikot, jeder Triumph des FC Bayern seit
der Gründung im Jahr 1900 sind auf über 3.000 qm eindrucksvoll dokumentiert und durch den von Fachjurys ausgezeichneten Einsatz von Medientechnik und interaktiven
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eine Mischung, die kleine wie große Gäste begeistert.
GEWINNEN Sie 2 Tickets: Unter allen Einsendungen,
Stichwort „Artmapp“, an [email protected] verlost die
FC Bayern Erlebniswelt 10 x 2 Tickets.
www.fcb-erlebniswelt.de
KUNST / MUSEEN
Haus der Kunst
Das Haus der Kunst ist ein
öffentliches Museum ohne
eigene Sammlung und ein
weltweit führendes Zentrum
für zeitgenössische Kunst. Es
ist der Untersuchung der Ge- © Fassade Haus der Kunst, 2012
Foto: Maximilian Geuter
schichte und der Geschichten der zeitgenössischen Kunst verpflichtet; im Mittelpunkt
stehen Ausstellungen, Recherche und Wissensvermittlung.
Durch sein Programm unterstreicht das Haus der Kunst, dass
die Entwicklungslinien der zeitgenössischen Kunst global
und vielschichtig verlaufen und nicht durch geografische,
konzeptuelle und kulturelle Grenzen einzuschränken sind.
www.hausderkunst.de
Über das Leben und die Kultur
Kulturstadt
München
München ist schön und seine Schönheit macht einfach gute Laune. Das
ganze Jahr über beglückt die Stadt ihre
Fans und solche, die es werden wollen
mit Blitzlichtern der Lebensfreude: Das
Gold des Friedensengels gegen den blauen Himmel, das friedliche Völkchen
Sonnenanbeter auf den Stufen der Glyptothek am Königsplatz, die 50 Farben
„Grün“ im Englischen Garten, der Surfer
mit Brett und nassen Haaren neben dem
Businessman im Fokus der rasch gezückten Kamera, der Tourist tête a tête mit
dem Original Blauen Pferd vom Blauen
Reiter im Lenbachhaus, oder die Eisläufer bei Sonnenuntergang vor Schloss
Nymphenburg. Manchmal liegt München auch am Meer: Einem Meer aus roten Schals und Trikots auf dem Marienplatz, immer dann, wenn der FC-Bayern
einen weiteren Pokal abräumt.
Die sinnenfreudige Metropole bedient
die Lust auf sehen, hören, staunen und
erleben mit einem überwältigenden
Angebot. Schritt, Trab oder Galopp, der
Gast gibt das Tempo vor, in dem er sich
die Stadt erobern will. Die Wittelsbacher,
die geschichtsträchtige Familie mit Märchenkönig Ludwig II. in ihrer adeligen
Ahnenreihe, haben in über 700 Jahren
leidenschaftlichen Einsatzes für die Kultur den Grundstein für das einzigartige
Zusammenspiel von Musik, Theater und
Museen gelegt. Heute ist der Musikliebhaber König in einem der renommiertesten Opernhäuser der Welt und bei den
Konzerten von Orchestern der Spitzenklasse. Das Herz der Weltstadt schlägt
zu den Werken der Klassik genauso wie
zu den Rhythmen von Rock und Pop,
Techno, Indie oder Alpenrock. Auf ihren Bühnen werden Gegenwartsstoffe
so packend in Szene gesetzt, dass die
nationale und internationale Theaterkritik ins Schwärmen gerät. Beim Blick
auf die Hauptwerke in den Kunstmuseen
im Kunstareal der Münchner Maxvorstadt, spannt sich der Bogen beeindruckend über mehrere Jahrtausende von
der Doppelstatue des Königs Niuserre in
der Staatssammlung Ägyptischer Kunst
bis hin zu Beuys‘ Arbeiten in der Pinakothek der Moderne und im Lenbachhaus.
In München zuhause ist insbesondere
auch eine junge und kreative Künstlerund Wissenschaftsszene. Das Zusammenwirken der Museen, der Hochschule
für Fernsehen und Film, der Akademie
der Bildenden Künste München, der
Technischen Universität und der Ludwig Maximilians Universität (LMU),die
in Rankings immer wieder Spitzenplätze
belegt, trägt wesentlich zu einem innovativen und kreativen Umfeld bei. Und
weil viele international renommierte
Gestaltungskünstler so gerne in München leben und arbeiten, gilt München
nicht zuletzt auch als Designhauptstadt
Deutschlands.
Allen München-Fans gemeinsam ist die
Liebe zur Entspanntheit, mit der es in
der Isarmetropole von Kulturgenuss zu
Genusskultur geht: Nach der Oper hinüber ins Hofbräuhaus oder von einer Ausstellung im Haus der Kunst zu den benachbarten Riversurfern im Englischen
Garten. Münchens lebendiges Bar- und
Nachtleben spielt sich mitten im Zentrum und in den angrenzenden szenigen
Stadtteilen ab . Überhaupt feiern die
Münchner gern mit ihren Gästen aus
aller Welt. Miteinander ins Gespräch
kommt man bei den zahlreichen Festivals und Volksfesten wie den Dulten,
Die Pinakotheken
dem Frühlingsfest, den beiden Tollwood
Festivals, dem Oktoberfest und am Jahresende auf dem Münchner Christkindlmarkt, wo Einheimische wie Besucher
bei Glühwein und Lebkuchen ein weihnachtliches Gefühl der Verbundenheit
erleben.
Eine feste Münchner Institution zwischen Himmel und Erde ist der Biergarten: Hier unter dem Blätterdach der
Kastanien kommt jeder Besucher nicht
nur in deren Blütezeit in den Genuss der
schönsten Klischees über die Stadt: Brezen, Bier und echte Gemütlichkeit, das
Staunen, dass hier wirklich jeder mit jedem redet. Über Gott und die Welt und
über das, was man in der Stadt auf keinen Fall verpassen darf und auch über
das, was einem blühen kann, wenn man
nicht ständig auf sein Geld aufpasst: Ein
gepflegter Kaufrausch, die Jagd nach
Edeldirndl und Hirschlederner oder
nach Schnäppchen bei den zahlreichen
Outdoor Ausrüstern, die eine große Affinität der Münchner zum Sport und die
Nähe zu den Alpen erahnen lassen. Neben allen bekannten Kaufhäusern und
internationalen Ketten sind auch Flagship-Vorzeigestores von Abercrombie &
Fitch, Apple und Armani bis Gucci und
Louis Vuitton in Münchens Shopping
Malls vor Anker gegangen. Nicht weit
davon rauscht die Isar, der renaturierte
Gebirgsfluss, der quer durch die Stadt
fließt, gesäumt von Grünanlagen und
Fahrradwegen zur Naherholung mitten
in der Großstadt.
Seit 1836 ist die Münchner
Maxvorstadt eine Topadresse für Kunstliebhaber. Damals
wurde die Alte Pinakothek erbaut. Sie zeigt heute Bestände
Archive No.: 190 © Photographer:
der Bayerischen Staatsgemäl- Robert Hertz, Neue Pinakothek
desammlungen vom Mittelalter
bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Die historische Epochenfolge setzen die Neue Pinakothek und die Pinakothek der
Moderne fort: Die Neue Pinakothek präsentiert Werke des
19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Pinakothek der
Moderne ist in der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst verhaftet. Zusammen mit dem Museum Brandhorst und einigen weiteren Museen der Maxvorstadt bilden
sie das Kunstareal München.
www.pinakothek.de
Pinakothek der Moderne
Mit vier bedeutenden Museen unter einem Dach ist die Pinakothek der Moderne eines der weltweit größten Häuser
für Kunst Architektur und Design des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Architektur des großzügigen Gebäudes mit der
gläsernen Rotunde lädt ein, Zusammenhänge zu entdecken
und neue, überraschende Einblicke zu gewinnen.
www.pinakothek.de
Museum Mensch und Natur
Naturkunde als Erlebnis…..lautet das Motto unseres Hauses, das
Menschen aller Altersstufen und
Bildungsgrade lebendige Wissensvermittlung und nachhaltige Erlebnisse bietet. Eindrucksvolle Dioramen, authentische Naturprojekte,
naturgetreue Nachbildungen, interaktive Exponate erlauben spannende Einblicke in die Geschichte unserer Erde und des Lebens.
www.mmn-muenchen.de
Lenbachhaus
Das Lenbachhaus ist berühmt für die weltweit größte
Sammlung zur Kunst des „Blauen Reiter“ von Franz Marc,
Wassily Kandinsky, August Macke, Paul Klee oder Gabriele
Münter. Die städtische Galerie, zu der auch der Kunstbau im
U-Bahnhof Königsplatz gehört, zeigt Münchner Malereien
des 19. Jahrhunderts und aktuelle Wechselausstellungen.
www.lenbachhaus.de
EINE
KÜNSTLERFREUNDSCHAFT
28 JAN
BIS
03 MAI
2015
IM
KUNSTBAU
DI BIS SO
10 BIS 21
UHR
LENBACHHAUS
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LENBACHHAUS.DE
STÄDTISCHE GALERIE IM
LENBACHHAUS UND
KUNSTBAU MÜNCHEN
04.09.14 16:03
28 | München
BILLIE | arttourist.com 2|2014
München
Georg Baselitz –
Damals, dazwischen
und heute
19.09.2014 – 01.02.2015
1969 malte Georg Baselitz (*1938) „Der
Wald auf dem Kopf“. Das Werk markiert
den Beginn seiner Motivumkehrung
– Ergebnis seiner Suche nach einer Alternative zu dem ideologisch aufgeladenen Widerstreit zwischen Realismus
und Abstraktion. Das neue Bildkonzept
blieb bis heute seine unverkennbare
Handschrift und brachte ihm auch internationale Bekanntheit. Die deutsche
Kunstszene war bereits seit einer zum
Skandal avancierten Ausstellung in der
Galerie Werner & Katz in Berlin im Jahr
1963 auf den jungen Maler aufmerksam geworden. Die damals ausgestellten
Werke wie „Die große Nacht im Eimer“
trafen in der deutschen Gesellschaft der
frühen 1960er Jahre auf wenig Verständnis. In den folgenden Jahren entstanden
die sogenannten Helden-Bilder, die sich
mit der Nachkriegsgeneration auseinandersetzen – es sind kaputte Helden,
die vor dem Hintergrund einer zerstörten Umwelt gezeigt werden. In gewisser
Hinsicht sind es auch Selbstbildnisse des
modernen Künstlers.
Einige Gemälde aus den Jahren 1965 bis
1977 lassen bereits zentrale Gegenstände
erkennen, die in Baselitz‘ weiterer Laufbahn eine fundamentale Rolle spielten,
und auf die er immer wieder zurückkam.
„Die großen Freunde“ von 1965 gewinnen innerhalb von Baselitz‘ Gesamtwerk
eine ikonische Bedeutung; „Porträt Elke
I“ von 1969 ist das erste Bildnis seiner
Frau, während „Schlafzimmer“ (1975)
das Ehepaar in einem intimen Augenblick nackt zeigt. In „Fingermalerei-Adler“ taucht 1972 das Adlermotiv zum ersten Mal auf. Baselitz‘ Vorliebe für dieses
Motiv ist immer bestehen geblieben und
prägt noch seine jüngsten Werke.
Die Wiederaufnahme und kritische Reflexion des eigenen Werks ist ein prägendes Merkmal seiner Arbeit. Bestimmte
Motive kehren in Baselitz’ künstlerischer
Entwicklung immer wieder. Im vergangenen Jahrzehnt nimmt die Neu-Interpretation programmatischer Werke vor
einem veränderten Zeithintergrund –
der Maler ist 76 Jahre alt – einen breiten
Raum ein. So griff er seit 2005 Gemälde wie „Die großen Freunde“ oder „Ein
neuer Typ“ in der Remix-Serie wieder
auf. Darin eignet er sich das Motiv in eiADRESSE
Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1
80538 München
+49 89 21127 113
+49 89 21127 157 Fax
[email protected]
ÖFFNUNGSZEITEN
Mo – So 10 – 20 Uhr
Do 10 – 22 Uhr
Sammlung Goetz im Haus der
Kunst
Do 10 – 22 Uhr
Fr – So 10 – 20 Uhr
Der Öffentlichkeit –
Von den Freunden Haus der Kunst:
Anri Sala – The Present Moment
Für die dritte Ausgabe der jährlichen Auftragsarbeit „Der Öffentlichkeit – Von den Freunden Haus der Kunst“ hat Anri Sala (geb.
1974) eine Sound- und Videoinstallation erarbeitet. Mit ihr vertieft er seine Erkundungen der
Beziehung von Architektur und
Musik.
Das kammermusikalische Werk
„Verklärte Nacht“ von Arnold
Schönberg in seiner originalen
Streichsextett-Fassung (op. 4,
entstanden 1899) bildet den
Ausgangspunkt von „The Present Moment“. Die Installation
erschließt sich beim Durchschreiten verschiedener musi- Anri Sala | Aus der Serie: Manifestations of motion and affect, 2014
kalischer Ebenen im Raum. Am Bleistift und Radiergummi auf
Beginn empfängt den Besucher Papier | © Anri Sala
die Aufnahme von einem Streicherensemble, das die originale Schönberg-Partitur aufführt.
Jede Tonspur der sechs beteiligten Instrumente wird über einen
eigenen Lautsprecher abgespielt. Diese Streichsextettfassung
wird im Raum um weitere Tonspuren ergänzt, für die Anri Sala
eine Modulation der Einzelstimmen einführt: Die in der „Verklärten Nacht“ gespielten Töne wandern über vier Lautsprecher
durch den Raum nach hinten. Am Ende des Raums bleiben die
Töne – in dauernder Wiederholung – als Ansammlung stehen.
Sie verdichten sich zu einem akustischen Gedächtnis des gesamten Stückes.
Mit „The Present Moment“ untersucht Anri Sala die Vorstellung
des gegenwärtigen Augenblicks in einer Kunstform, die flüchtig
und vergänglich ist. Was bedeutet es, sich das „Jetzt“ in Musik
vorzustellen? Kann ein Klangerlebnis eine Erfahrung von Gegenwärtigkeit ermöglichen?
In Zusammenarbeit mit dem Münchener Kammerorchester und Alexander Liebreich. | 18.10.2014 – 20.9.2015
Victor Man –
Zephir
Georg Baselitz | Vorwärts im Mai, 2012 | Öl auf Leinwand | Privatsammlung | © Georg Baselitz, 2014
| Foto: Jochen Littkemann
nem völlig veränderten formalen Zugriff
an, der die signifikanten Merkmale der
ursprünglichen Fassungen konterkariert.
Der einstigen Wirkung des kraftvollen
Duktus sowie der gesättigten opaken
Farbmaterie steht die luzide Transparenz eines Farbdrippings gegenüber. Die
Spontaneität und Entspanntheit dieser
Arbeiten erlaubten Baselitz eine unprätentiöse Revision seines malerischen Vokabulars und seiner eigenen Geschichte.
In den „Schwarzen Bildern“, die zusammen mit den zeitgleich entstandenen
Bronzeskulpturen den Kern der Ausstellung im Haus der Kunst bilden, hat Baselitz seine Bildsprache weiter radikalisiert:
Ziel ist die Eliminierung jedes sichtbaren
Kontrasts. Dabei erlangt er eine nahezu
schlafwandlerische Meisterschaft über
sein Material. Sein fließender, kreisender
EINTRITTSPREISE
Tagesticket
Normalpreis EUR 12
Ermäßigt EUR 10
Schüler und Jugendliche unter
18 Jahren EUR 5
Kinder unter 12 Jahren frei
Gruppenführungen | 1 Ausstellung EUR 8
Jahreskarte EUR 50 | EUR 90
als Partnerkarte
VERANSTALTUNGEN
Dienstag 11.11.14, 18.30 Uhr
Künstlerführung | Tilo Schulz
führt durch die Georg Baselitz
Ausstellung
Pinselstrich übt einen Magnetismus aus,
in dessen Kraftfeld das Motiv völlig mit
dem Hintergrund verschmilzt. Obwohl
in lichtschluckende Dunkelheit gehüllt,
sind die Gemälde keinesfalls farblos. Das
vertraute Bild des fliegenden Adlers ist
in einer Klangfülle aus dunklen Farbtönen von Blau, Braun und Grau bis hin
zu Schwarz erkennbar. Die ausnahmslos schwarz patinierten Skulpturen erscheinen genauso ‚verdunkelt‘ wie die
„Schwarzen Bilder“. Gegenständliche
Motive aus den Gemälden kehren auch
hier wieder und stellen kunsthistorische
und biografische Bezüge her. Die jüngste Bronzeskulptur, „Zero Ende“ (2014),
verbindet zwei Totenschädel zu einer Art
Hantel, die von sieben Ringen umgeben
ist: ein Symbol für die Verbindung zweier Lebenswege.
Donnerstag, 27.11.14, 19 Uhr
Künstlergespräch | Georg
Baselitz im Gespräch mit Sir
Norman Rosenthal; moderiert
von Ulrich Wilmes
Kunst Cocktail
Do 13.11., 11.12., 19.30 Uhr
Information & Buchung
+49 89 21127 113 | [email protected]
FÜHRUNGEN
Öffentliche Führungen in
deutscher Sprache:
Do 19 Uhr, So 16.30 Uhr
Öffentliche Führungen in
englischer Sprache:
Fr im Wechsel 18.30 Uhr
Kunst nach Feierabend:
Do 25.9., 30.10., 15.1., 18.30
Uhr
KINDERPROGRAMM
Für junge Besucher bietet das
Haus der Kunst ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm. Alle Angebote,
auch für den Termin Ihrer
Wahl, finden Sie auf unserer
Webseite.
Information & Anmeldung
+49 89 21127 118 | [email protected]
KATALOG
Georg Baselitz – Damals,
dazwischen und heute, hrsg.
v. Ulrich Wilmes, Prestel,
München 2014.
224 Seiten, 24,0 x 30,0 cm,
146 farbige Abbildungen, 7
s/w Abbildungen | ISBN 978-37913-5401-9 EUR 49,95 (D) /
51,40 (A) / CHF 66,90
In den Bildern von
Victor Man herrscht
eine Finsternis aus
Schwarz-, Grau- und
Grüntönen, an die
sich das Auge des
Betrachters zunächst
Installationsaufnahme | „Victor Man - Zephir“,
gewöhnen muss. Erst Deutsche Bank KunstHalle | Foto: Mathias
mit dieser Gewöh- Schormann | © Victor Man
nung wird Orientierung möglich, werden die Bildinhalte und Konturen allmählich
sichtbar. So haben die Bilder von Victor Man die Funktion einer Schwelle, eines Übergangs, den es zu durchqueren gilt. Der
Raum, der sich beim Verweilen vor den Bildern öffnet, führt in
eine Welt der mythischen Gestalten, sowie der Zwitterwesen auf
dem Weg von Mensch zum Tier oder vom Tier zum Mensch.
Das Figurenprogramm von Victor Man oszilliert zwischen den
Polen Askese und Exzess, die Wesen, die seine Gemälde bewohnen, sind von niedersten Trieben oder höchstem spirituellen
Streben geleitet. Die Dunkelheit, in die sie gehüllt sind, ermöglicht alle Stadien des Übergangs von einem inneren Zustand
zum anderen.
Victor Man erhielt 2014 die von der Deutschen Bank vergebene
Auszeichnung „Künstler des Jahres“.
24.10.2014 – 11.1.2015
Kapsel-Ausstellungen
Die sogenannten „Kapseln“ sind ein neues Ausstellungsformat
am Haus der Kunst, das sich auf einen einzigen Ausstellungsraum
konzentriert und
die Entwicklungen unter
jungen, international aufstrebenden
Künstlern untersucht. Ziel
dieser
Serie Mohamed Bourouissa | Horse Day, 2014 | Film still
von Kapsel- © Courtesy the artist and kamel mennour, Paris
Ausstellungen ist, das Publikum für die Produktion eines neuen
Werks zu interessieren, geschaffen von einem Künstler, der vor
seinem künstlerischen Durchbruch und damit an einem bedeutenden Punkt seiner Laufbahn steht. Die Serie beginnt 2014 mit
zwei Künstlern, die sich konzeptuell mit dem Narrativen, mit
Zeit und Raum und der Erschaffung einer sozialen Identität beschäftigen: Tilo Schulz und Mohamed Bourouissa.
24.10.2014 – 11.1.2015
BILLIE | arttourist.com 2|2014
München | 29
gesucht, der uns einen unverstellten Blick auf
die eigentlichen Konflikte der Geschichte ermöglicht. List, Täuschung, Schuld und Verrat
prägen die Gesellschaft, die dem Untergang
geweiht ist. Noch in ihrer Keimzelle, der Familie, ist sie von nichts anderem als Macht und
Ausbeutung bestimmt. Unsere Gesellschaft ist
auf den von Wagner beschworenen Untergang
gefolgt.“
Götter, Liebe, Heldentum
Kirill Petrenko dirigiert Wagners Ring des Nibelungen
Richard Wagners Weltendrama Der Ring des
Nibelungen, die „größte Herausforderung für jedes Opernhaus“ (Intendant Nikolaus Bachler),
kehrt ab Februar 2015 zurück auf die Bühne der
Bayerischen Staatsoper. Kirill Petrenko dirigiert
alle 15 Ring-Abende, darunter drei komplette
Zyklen. Somit ist er in seiner Funktion als Generalmusikdirektor erstmals mit Werken von
Richard Wagner zu hören.
Thomas J. Mayer singt alle drei Wotan-Partien,
Thomasz Konieczny ist Alberich und Elisabeth
Kulman verkörpert Fricka. Als Brünnhilde sind
zu erleben: Evelyn Herlitzius (Die Walküre),
Catherine Naglestad (Siegfried) und Petra Lang
(Götterdämmerung). Sein Münchner Debüt als
Siegmund gibt Stuart Skelton, seine Sieglinde
ist wie in der Premierenserie Anja Kampe. Stephen Gould singt beide Siegfried-Partien, in
Götterdämmerung sind darüber hinaus Alejandro Marco-Buhrmester (Gunther), Hans-Peter
König (Hagen) und Anna Gabler (Gutrune) zu
erleben.
Im Vorfeld der Premiere im Jahr 2012 sagte
Regisseur Andreas Kriegenburg: „Die Beschäftigung mit Wagners Ring ist so anmaßend wie
das Werk selbst. Angesichts der umfangreichen
Rezeptionsgeschichte haben wir einen Weg
Zur Geschichte: Im Rheingold, dem 1869 am
Münchner Nationaltheater uraufgeführten
Vorabend der Tetralogie, verstricken sich die
Fäden, verliert das Wasser seinen Glanz und
verdunkeln sich die Wolken. In der 1870 in
München uraufgeführten Walküre, dem Ersten
Tag des Ring des Nibelungen, scheitern die Pläne
des Göttervaters, seine Verstrickungen zu lösen: Am Ende sind die Kinder ermordet oder
bestraft und verbannt. Bleibt allen das Warten
auf den Helden einer kommenden Zeit. Den
trägt Sieglinde in sich, Samen ihres Bruders, irgendwo auf der Flucht durch den Wald.
Felsenhöhle, Wald, Wildnis, Felsenhöhe: Der
Zweite Tag des Werks, Siegfried, gehört der Natur. Doch die Gestalt des harmlosen, naturverbundenen Wanderers schützt den Göttervater
nicht vor seinem Fluch. Es folgt die Götterdämmerung: Die Götter schauen tatenlos dem eigenen Untergang zu. Der Kampf um die Macht
kommt unter die Menschen, die die Katastrophe überdauern und vielleicht einmal vom
Ende her alles verstehen.
Weitere Informationen finden Sie auf
www.staatsoper.de
Das Rheingold
Fr 20.02.15 / Fr 27.02.15 / Mi 11.03.15 / So 22.03.15
Nationaltheater
Die Walküre
Sa 28.02.15 / Fr 06.03.15 / Sa 14.03.15 / Mo 23.03.15
Nationaltheater
Siegfried
So 08.03.15 / Mo 16.03.15 / Do 26.03.15 Nationaltheater
Götterdämmerung
Fr 20.03.15 / So 29.03.15 Nationaltheater
25 Jahre Staatsballett
Die BallettFestwoche 2015 – ein Tanzfest für alle
Es geht gar nicht darum, dass man die Jahre
zählt, die man alt oder jung ist, wenn man sich
mit der eigenen Substanz des Repertoires und,
seit 2013, mit dem befasst, was im Tanzland
Deutschland wichtig war. Deutschland ist seit
der Moderne ein lebendiges facettenreiches
Tanzland, weil es seit Beginn des 20. Jahrhunderts Künstler aus der ganzen Welt anzieht, die
hier Wesentliches schaffen.
Vom Bauhaus bis zum Ausdruckstanz, von
den Erneuerern des Handlungsballetts Cranko, Neumeier u.a., vom Tanztheater der Pina
Bausch, Johann Kresnik, Reinhild Hoffmann
oder Susanne Linke, von der Avantgarde eines
Jirì Kylián, Mats Ek oder William Forsythe, einer Sasha Waltz und vielen Vertretern der Freien Tanzszene wie Raimund Hoghe oder NEUER TANZ bis zu den jungen Neoklassikern wie
Martin Schläpfer oder Terence Kohler, sorgen
Theater, Ensembles und weltweit renommierte Tanzfestivals flächendeckend von Norden
nach Süden, von Westen nach Osten für einen
regen Austausch der Künste und Künstler und
für Kooperationen, internationale Vernetzung
und Vermittlung von Tanz.
Die BallettFestwoche 2015 und das Programm
zu 25 Jahren Staatsballett zeigen Höhepunkte
im Nationaltheater, im Prinzregententheater,
in der Muffathalle; in Produktionen, Gastspielen, Kooperationen, Filmen und Gesprächen
wird Tanz aus Deutschland und der Welt in
München lebendig:
Richard Siegal eröffnet die BallettFestwoche
mit einem Uraufführungsabend, danach trifft
sich München zu einem großen Tanzfest für
alle im Nationaltheater. Der gefeierte Düsseldorfer Ballettchef Martin Schläpfer gastiert
zum ersten Mal mit seinem Ensemble im Nationaltheater, Alexei Ratmanskys Paquita wird in
einer Starbesetzung gezeigt, der Kultabend Der
Gelbe Klang mit Simon, Maliphant und Barton
polarisiert womöglich noch einmal Buh- und
Bravo-Rufer, das Bayerische Staatsballett II zeigt
neue Kreationen und John Neumeier erweist
sich einmal mehr als großer Erzähler in Shakespeares Sommernachtstraum. Mary Wigmans
Sacre und Oskar Schlemmers Triadisches Ballett
schließen die Saison in einem großen Abend
im Juni/Juli ab.
Lassen Sie sich begeistern, lassen Sie sich hinreißen!
Information / Tickets www.staatsballett.de
BallettFestwoche 2015
18.-26.04.15, Nationaltheater
Untitled – Ballett von Richard Siegal:
Sa 18.04.15 I So 19.04.15
Gastspiel Ballett am Rhein Martin Schläpfer:
Di 21.04.15 I Mi 22.04.15
Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung / Junior Company
So 19.04.15 I So 26.04.15
Ein Sommernachtstraum: Fr 24.04.15
Paquita: Sa 25.04.15 I Les Ballets Russes So 26.04.15
Das Triadische Ballett / Le Sacre du printemps
Fr 10.07.15 I Sa 11.07.15 I So 12.07.15 Prinzregententheater
30 | München
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazzclub Unterfahrt
und Einstein Kultur
Das Einstein Kultur
Das Einstein Kultur steht für Theater, Musik, Wort und Bild
und ist im Inbegriff, ein wichtiger urbaner Treffpunkt der
Kunstsparten in München zu werden. Das vielfältige Programm bewegt sich zwischen Weltmusik und experimentellen
elektronischen Konzerten, geht von Musik- über Improtheater
zu Performance, bietet junge Lyrikabende und aktuelle Ausstellungsprojekte sowie ein kreatives Angebot für Kinder und
Jugendliche.
Die Gewölbehallen können ebenfalls für Privatevents, Firmenfeiern, Dreharbeiten oder Fotoshootings angemietet werden.
Ein Haus, zwei Institutionen und ein
vielseitiges Kulturprogramm
1978 gegründet, nun also im 4. Jahrzehnt des Bestehens, gehört der Jazzclub Unterfahrt mittlerweile zu den
anerkanntesten Spielstätten für zeitgenössischen Jazz weltweit. Nationale
Auszeichnungen wie der ECHO JAZZ
2012, der Spielstättenprogrammpreis
Jazz, Rock, Pop 2013 und 2014 des
Bundes und der Musikpreis der Landeshauptstadt München 2012 belegen
dies ebenso, wie die regelmäßige Würdigung durch das renommierte Jazzmagazin „DownBeat“, welches den
Club seit vielen Jahren in ihrer Liste
der „Great Clubs of the World“ führt.
Aber auch die nationale und lokale
Jazzszene sowie der Jazznachwuchs
findet hier ihr Forum. Wöchentliche
Jam Sessions und regelmäßige Big
Band Nights sind feste Programmschwerpunkte.
Die Konzertabende werden abgerundet durch ein abwechslungsreiches
kulinarisches Angebot der Clubgastronomie. Neben den musikalischen
Highlights bietet der Club Raum für
eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen von Jazzphotographie über
Malerei bis zu Linolschnitten und Plakaten.
Das Programm des Jazzclub Unterfahrt
in München reicht von Swing bis Bebop, Mainstream bis Avantgarde. Ein
besonderer Fokus liegt dabei auf zeitgenössischem Jazz in all seinen Facetten. Auf der Bühne des atmosphärischen Clubs stehen internationale
Künstler auf höchstem Niveau wie Dee
Dee Bridgewater, Jack DeJohnette,
Kurt Elling oder Joshua Redman. Die
Unterfahrt präsentiert auch die große
Bandbreite des europäischen Jazz mit
Serien wie „The Norway of Jazz“, „Jazz
mediterranée“ oder „European Jazz
made in ...“. In dieser Serie präsentierte der Jazzclub bereits zahlreiche
Jazznationen wie die Niederlande, die
Schweiz, Italien, Ungarn, Polen, Norwegen….
Geführt wird der Jazzclub Unterfahrt
durch die Vorstände des gemeinnützigen Trägervereins „Förderkreis für
Jazz und Malerei München e.V. und
ein Team von jazzbegeisterten Mitarbeitern.
Die Geschichte
1978 Gründung des Jazzclub Unterfahrt in einer Haidhauser Eckkneipe
1998 Umzug in die Räume der Einsteinstraße 42
2012 titelt die Süddeutsche Zeitung:
„Jazzclub rettet Kulturzentrum“:
Der Trägerverein des Jazzclub Unterfahrt und seine ehrenamtlichen Vorstände gründen die Einstein Betriebsgesellschaft UG (haftungsbeschränkt).
Das Einstein Kultur ist geboren und
die Gewölbehallen im Umfeld des
Jazzclubs werden von nun an mit Theater, Lesungen, Konzerten und Ausstellungen belebt.
Der Jazzclub Unterfahrt und das Einstein
Kultur befinden sich in ehemaligen Bierkellern in der Einsteinstraße 42 mitten im
beliebten Münchner Viertel Haidhausen.
Infos und Karten unter www.unterfahrt.de
sowie auf Facebook und Twitter
© Philipp Göllner
Programmhighlights im Einstein Kultur
von Oktober bis Dezember
17.-19.10.2014, Vernissage am 16.10. um 20 Uhr
UAMO-Festival
Interdisziplinäres Kunstfestival unter dem Motto „PRETTY –
UGLY“.
31.10.2014 ab 19 Uhr
Trick or Treat – Halloween im Untergrund
Halloween im Untergrund mit schaurigen Filmen, geisterhaften Geschichten, dämonischem Improtheater, Gruselbuffet
und Bloody Photo Shoot.
10.11.2014 um 20 Uhr
Sarah Ferri
Eine junge bezaubernde Dame aus Belgien mit italienischen
Wurzeln elektrisiert mit ihrem neuen Album „Ferritales“ Hörer
jenseits wie diesseits der Alpen.
20.11.2014 um 20 Uhr
Meine drei lyrischen Ichs
Neues aus der jungen Lyrik- und Kunstszene.
Infos und Karten unter www.einsteinkultur.de sowie auf Facebook
und Twitter
Übrigens!
BILLIE
#6
arttourist.com gazette
Herbst/Winter 2014/201
Kunst | Kultur | Festiv
5
als | Reisen | Essen
& Trinken | Design &
Lifestyle
Unter dem Motto
„Billie, Abbey & Me“
gastierte die mehrfache Grammy-Preisträgerin Dee Dee
Bridgewater im Februar 2014 im Jazzclub Unterfahrt und
würdigte mit ihrem
Programm die Jazzgrößen Billie Holiday und Abbey Lincoln.
Programmhighlights im Jazzclub Unterfahrt von Oktober bis Dezember
15.-18.10.2014, jeweils um
21 Uhr
Festival European Jazz
made in: Turkey
Eine Konzertreihe mit Ilhan
Ersahin´s Wonderland, Cazyapjazz, Kolektif Istanbul und
Turgermerica. Traditionelle
Klänge aus Anatolien und dem
Balkan treffen auf Jazz, Funk
und elektronische Elemente.
Fr. 24.10. 2014
The Terence Blanchard
E-Collective
Terence Blanchard gilt
seit seiner Arbeit mit Art
Blakeys Jazz Messengers in
den 1980ern als einer der
führenden Trompeter. Der
Startrompeter wurde 2010
zum vierten Mal mit einem
Grammy ausgezeichnet. Bei
Terence Blanchards Konzert
darf man sich auf swingenden,
groovenden und doch sehr
zeitgenössischen Jazz mit viel
Südstaatenfeeling freuen
Di. 4.11. 2014 21 Uhr
Jack DeJohnette / Ravi
Coltrane / Matt Garrison
Zusammen mit Ravi Coltrane,
Sohn der Jazz-Saxophonisten
John Coltrane, und Matt Garrison, Sohn des langjährigen
John-Coltrane-Bassisten
Jimmy Garrison beehrt die
Schlagzeug-Legende Jack
DeJohnette die Münchner
Unterfahrt.
16.11.
Sound Prints - Joe Lovano
& Dave Douglas Quintet
Das Quintett des GrammyAward-Gewinners, Saxophonisten und Komponisten Joe
Lovano und des Trompeters
Dave Douglas, Sound Prints,
wurde von der New York Times
als ein Zusammenspiel zweier
der „großartigsten Musiker der
Jazzgeschichte“ gelobt.
18.11.2014
Nina Attal
Die junge wilde Französin
schafft einen Klangcocktail
aus Soul, Blues, Pop, Jazz und
Funk und vereint Einflüsse
der Black American Music mit
eingängigen Pop-Melodien.
22.11.2014
Thärichens Tentett
Diese Combo ist ein Highlight
des deutschen Jazz und besticht mit der unverwechselbaren Stimme des ECHO Jazz
Preisträgers Michael Schiefel
26.11.
the Swallow Quintet
E-Bass-Pionier Steve Swallow
spielt auf der Bühne der Unterfahrt zusammen mit seiner
Lebens- und Kreativpartnerin
Carla Bley an der Orgel
29.11.
Steve Coleman and Five
Elements
Der Altsaxofonist ist eine stilbildende Größe des zeitgenössischen Jazz. Seine universale
musikalische Philosophie ist
von antiken Kulturen ebenso
wie von mittelalterlicher
Mystik inspiriert.
Der kamerunische Musiker Biboul Darouiche
(Bruder von Rahmée
Wetterich und Marie
Darouiche) ist ein regelmäßiger Gast auf
der Bühne der Münchner Unterfahrt. Mit
seinem aktuellen Projekt Soleil Bantu erzählt er in einer mitreißenden Mischung
aus Afrobeat und Jazz
seine multikulturelle
Geschichte zwischen
Afrika und Europa.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Archiv Geiger
Im Dezember 2010
eröffnete das Archiv Geiger seine
© Oliver Heissner
Räume im ehem.
Künstleratelier von Rupprecht Geiger (1908–
2009) in München-Solln. Die aktuelle Präsentation zeigt sein Spätwerk, darunter das
allerletzte Gemälde. Das Archiv Geiger ist mit
zunehmender positiver Resonanz damit beschäftigt, den künstlerischen Nachlass von
Rupprecht – und Willi – Geiger zu bearbeiten
und mittels verschiedenster Aktivitäten der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
ARCHIV GEIGER | www.archiv-geiger.de | Öffnungszeiten: Mo MORGEN ROT 10 –14 Uhr, Di
ABEND ROT 17 – 20 Uhr | Öffentliche Führungen: 15.11. + 7.12. (mit Anmeldung)
München | 31
dem Schauspielhaus in der Münchner Maximilianstraße aufgeführt. Zu seinem hundertjährigen Bestehen wurde das denkmalgeschützte Jugendstilgebäude umfassend restauriert.
Knapp Siebenhundert Zuschauern bietet es
Platz. Weitere Spielstätten, die ebenfalls zu den
Kammerspielen gehören, sind der Werkraum
in der Hildegardstraße und die Spielhalle in der
Falckenbergstraße. Jugendliche zwischen 15
und 21 Jahren können die Kammerspiele sogar
für ihre eigenen Theaterprojekte nutzen.
www.muenchner-kammerspiele.de
Künstlerhaus | www.kuenstlerhaus-muc.de
THEATER
Weitere Theater (eine Auswahl)
Kunstverein München | www.kunstverein-muenchen.de
Kunsthalle der Hypo Kulturstiftung | www.kunsthalle-muc.de
Jüdische Museum | www.juedisches-museum-muenchen.de
Villa Stuck | www.villastuck.de
Die Galerie der Künstler – Zeitgenössische Kunst in
historischen Räumen I www.bbk-muc-obb.de
Deutsches Museum | www.deutsches-museum.de
Glyptothek | www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de
Die Galerie der Künstler | www.bbk-muc-obb.de
Staatstheater am Gärtnerplatz
Das Staatstheater am Gärtnerplatz ist ein
Haus mit einem einmaligen Profil und einer
fast
150-jährigen
Tradition. Das musikalische Unterhaltungstheater steht
mit all seinen Facetten im Zentrum
der
Spielplangestaltung, die Werke
aus Oper, Operette,
Musical und Tanz
umfasst. Seit Herbst
2012 leitet Josef E.
Köpplinger das Haus und hat ihm eine umfassend neue Ausrichtung gegeben. Der durch
die Sanierung des Theaters bis 2016 bedingte
Ensuitebetrieb zeigt auf dem Gebiet des musikalischen Unterhaltungstheaters herausragende Neuproduktionen.
www.gaertnerplatztheater.de
Prinzregententheater
Das Prinzregententheater wurde um das Jahr
1900 nach dem Vorbild des Richard-WagnerFestspielhauses in Bayreuth fertiggestellt und
wird noch heute als Theater genutzt. Nach
dem Zweiten Weltkrieg gewann das Haus an
Bedeutung, als von
1944 bis 1963 die
Bayerische Staatsoper
Einzug hielt. Seitdem
wird das Prinzregententheater auch
als „demokratische“
Oper geschätzt, denn
auf allen Plätzen hat© Photographer: Fritz Witzig,
te man gute Sicht
Prinzregententheater
auf die Bühne und
vorteilhafte Akustik. Im Jahr 1963 kam dann
das vorübergehende Aus aufgrund der Baufälligkeit des Gebäudes. Erst 1988 konnte das
Prinzregententheater auf Initiative von August
Everding und mithilfe von Privatspenden wiedereröffnet werden. Auf dem Spielplan stehen
heute Konzerte der klassischen Musik, Opern
und Tanztheateraufführungen.
www.prinzregententheater.de
Kammerspiele
Die Münchner Kammerspiele zählen zu den
bedeutendsten Sprechtheatern Deutschlands.
Unter ihrem Dach vereinen sie drei Spielorte,
von denen das Schauspielhaus in der Maximilianstraße die wichtigste Aufführungsstätte ist.
Etwa zwölf Inszenierungen werden jährlich in
Taschenphilharmonie
Deutsches Theater München
Die schönsten Musicals erleben
Vorhang auf für Musicals und Shows der Extraklasse! Mitten im Herzen Münchens bietet
das
Deutsche
Theater internationale Spitzenproduktionen
– von beliebten
Klassikern über
s p e k t a k u l ä r e Saal © Deutsches Theater.
Tanz-Shows bis hin zu Kabarettabenden und
Konzerten. Ab Mitte Januar verwandelt sich
das Theater mit seinen festlichen Galas, prächtigen Bällen und fantasievollen Kostümfesten
in eine Hochburg des Münchner Faschings.
www.deutsches-theater.de
Weitere Museen (eine Auswahl)
Orchester«, wie es gerne genannt wird. Mit
Uraufführungen und interessanten Wiederentdeckungen werden neue Akzente gesetzt.
Das Orchester tritt auch bei Gastkonzerten
(z.B. Salzburger Festspiele) auf und engagiert
sich in der Nachwuchsförderung.
www.br.de/radio/br-klassik/muenchner-rundfunkorchester
Münchner Volkstheater | www.muenchner-volkstheater.de
Komödie im Bayerischen Hof | www.komoedie-muenchen.de
Lach- und Schießgesellschaft | www.lachundschiess.de
PATHOS München | www.pathosmuenchen.de
Reithallel www.reithalle-muenchen.de
Die Schauburg | www.schauburg.net
Schlachthof | www.im-schlachthof.de
TamS | www.tamstheater.de
theater VIEL LÄRM UM NICHTS | www.theaterviellaermumnichts.de
MUSIK
Münchner Philharmoniker
Am 10.9.2014 begann die neue Spielzeit der
Münchner Philharmoniker. Sie sollte eigentlich im Zeichen des 85. Geburtstags ihres
Chefdrigenten Lorin Maazel stehen. Nach
seinem unerwarteten Tod konnten zahlreiche
bekannte Dirigenten gewonnen werden, die
das Programm der Münchner Philharmoniker
fortführen.
In
den ersten drei
Wochen
nach
der Spielpause
dirigiert Semyon
Bychkov das Orchester, auf dem
Spielplan steht © Photographer: Robert Hertz,
Philharmonie im Gasteig
unter anderem
das Hornkonzert Nr. 2 von Richard Strauss.
Ein Highlight wird das Silvesterprogramm mit
Diana Damrau unter der Leitung von Manfred Honeck. Im Fokus steht auch Beethovens
Werk „Eroica“, mit dem Michal Nesterowicz
sein Debüt geben wird. Ein weiterer Debütant
ist Robert Trevino, der mit dem Orchester ein
Schubert-Mahler-Programm zur Aufführung
bringt. Auch der designierte Chefdirigent der
Philharmoniker Valery Gergiev steht in der
aktuellen Spielzeit bereits einmal am Pult: Am
6.3.2015 dirigiert er Werke von Dvorak und
Strauss.
www.mphil.de
Münchner Rundfunkorchester
Das Münchner Rundfunkorchester besticht
durch sein breites Spektrum: von der konzertanten Oper über moderne geistliche Musik
und Filmmusik bis zum Kinderkonzert. Zu
seinen Chefs zählten u.a. Giuseppe Patané
und Marcello
Viotti. Seit 2006
ist Ulf Schirmer Künstlerischer Leiter von
»Münchens erstaunlichstem
© BR/Denis Pernath
DIVERSE
BVV – Pflege und Förderung der
Schönen Künste
Der Bayerische Volksbildungsverband e. V.
(kurz BVV) ist freier und unabhängiger Kulturträger in München, 1906 vom Pädagogen
Georg Kerschensteiner gegründet. Damals
wie heute gilt sein Augenmerk der Pflege und
Förderung Schöner Künste – im Rahmen von
Seminaren, Vorträgen, Führungen, Studienreisen sowie Konzertreihen in Nymphenburg
und Benediktbeuern. Alle können Veranstaltungen des BVV beiwohnen und dem Verein
beitreten – Informationen zu Mitgliedschaft
und einzelnen Veranstaltungen unter
www.bvv-ev.de oder 089/9973896.
© c_Astrid_Ackermann.
Bei der Taschenphilharmonie klingt Klassik
anders als gewohnt: Unter der Leitung von
Peter Stangel rückt das kleinste Sinfonieorchester der Welt bislang überhörte musikalische Details in den Fokus oder überrascht
mit neuinstrumentierten Interpretationen
bekannter Klassiker. Das 21-köpfige Ensemble
hält seit 2005 die Balance zwischen Sinfonie
und Kammermusik. Von den drei Münchner
Konzertreihen und vielen liebevollen KinderCDs sind nicht nur Groß und Klein begeistert,
sondern auch Experten: „Der bekannteste Geheimtipp in Münchens Klassikszene.“
www.die-taschenphilharmonie.de
Weihnachtskonzerte im
Johannissaal
Schloß Nymphenburg 2014
Weihnachtskonzerte bespielen einen stimmungsvollen Ort in München, den Johannissaal Schloß Nymphenburg, diesmal von
28. November bis 14. Dezember 2014. Dabei
erklingt eine Kleine Schubertiade, Debussy
trifft den Kleinen Prinzen und die Fraunhofer Saitenmusik beschließt den Zyklus mit
vorweihnachtlicher Weltmusik – Vorverkauf
München Ticket sowie 089/9973896.
28.11. – 14.12.2014 | www.bvv-ev.de
Weitere Musikveranstaltungen (eine Auswagl)
Gasteig | www.gasteig.de
Münchner Symphoniker I www.muenchner-symphoniker.de
München Musik | www.muenchenmusik.de
Carl Orff-Festspiele Andechs | www.carl-orff-festspiele.de
ars musica e.V. | www.ars-musica-muenchen.de
LITERATUR
Münchner Bücherschau
Jedes Jahr bietet die Münchner Bücherschau
den Besuchern des Gasteigs Anregungen zu
Ausflügen in die Welt des Buches. An 18 Tagen und Abenden von 8:00 bis 23:00 Uhr
präsentieren rund 300 Verlage über 20 000
Bücher, Hörbücher und Kalender bei freiem
Eintritt. Neben weiteren Ausstellungen rund
ums Buch finden Lesungen und Podiumsdiskussionen statt. Einen Schwerpunkt bildet die
Kinder- und Jugendbuchausstellung begleitet
von Spiel- und Aktionsprogrammen. Die 55.
Münchner Bücherschau findet 2014 zum 5.
Mal im Rahmen des Literaturfests München
statt. www.muenchner-buecherschau.de
www.muenchner-buecherschau-junior.de
Krimifestival München
Das Krimifestival München gilt als eines der
größten internationalen Festivals für Kriminalliteratur und lockt jedes Jahr im Frühjahr und
Herbst hochkarätige Krimi-Stars wie Stephen
King aus aller Welt zur literarischen Spurensuche nach München, die ihre aktuellen Krimis
und Thriller an außergewöhnlichen „Tatorten“
in ganz München präsentieren - u.a. im Polizeipräsidium, Knast, Schiesskeller im LKA, Sektionshörsaal, Curcus Krone Bau und BMW Welt.
www.krimifestival-muenchen.de
Hotel
Das Hotel Opéra in München
Ein stilvolles kleines Stadtpalais im Herzen
von München. Dank der Eleganz seiner Räume, seiner Leidenschaft für Kunst
und Design und
seiner privilegierten Lage gleich neben der exklusiven
Maximilianstraße,
ist das Hotel Opéra das ideale Haus
für anspruchsvolle
Gäste, die Individualität und luxuriöses
Ambiente
schätzen. Hinter
den Mauern des kleinen Stadtpalais mit seinem mediterran anmutenden Arkadeninnenhof, eröffnet sich dem Gast eine Oase der
Ruhe und Behaglichkeit mit viel Liebe zum
Detail.
www.hotel-opera.de
Das CORTIINA Hotel im Herzen
Münchens
Münchner
Gemütlichkeit,
italienischer
Charme und cosmopolitisches Flair, das ist
das CORTIINA Hotel in der Ledererstraße in
München. Qualität und
Eleganz bestimmen hier
das Interieur. Die Leidenschaft für Kunst und
Ästhetik ist überall zu
entdecken, von der Hotelbar bis ins 72. Zimmer.
Edle Materialien wie bayerischer Jura-Naturstein,
dunkle Mooreiche oder
unbehandelte Baumwollstoffe schaffen ein Gefühl der Behaglichkeit,
inspirieren den Geist und die Sinne. Unvergessliche Momente für Gäste im CORTIINA
Hotel.
www.cortiina.com
Restaurant
Restaurant Gandl
Das Restaurant Gandl liegt direkt am St. Anna
Platz, dem schönsten Platz im Lehel. Die sonnigen Terrassen laden ein, um sich zwischen
den Einkäufen zu
entspannen, sich
in der Mittagspause zu erholen
oder einfach, um
nette Menschen
zu treffen und
die Atmosphäre zu genießen. Auf der Mittagskarte überwiegen leichte Gerichte mit feiner
italienischer Note. Am Abend erwartet Sie in
dem schönen Kolonialstil Restaurant mit offenem Kamin, eine gehobene Gastronomie mit
köstlichen Sinnesfreuden und Einflüssen aus
der französischen Küche.
www.gandl.de
Malerei
als
Poesie
13.06. —
27.09.
2015
Düsseldorf
www.kunstsammlung.de
Unternehmenspartner:
Medienpartner:
Joan Miró, Etoiles en des sexes d’escargots, 1925, (Detail), Öl auf Leinwand, 129,5 × 97 cm
© Successió Miró / VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Foto: Walter Klein
JAZZ | NEUE MUSIK
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Joo Kraus
JOO KRAUS, Jazz Trompeter aus Ulm, ist aus der deutschen
Musikgeschichte der letzten beiden Jahrzehnte nicht wegzudenken.
Seit mehr als 30 Jahren ist er Teil meiner musikalischen Leidenschaft.
Wir treffen uns im legendären Ulmer Jazzkeller Sauschdall, der 1963 von Studenten der
Ingenieurschule (heute: Hochschule Ulm) gegründet wurde, in der Jazzgrößen wie die
Dutch Swing College Band, Traditional Jazz Studio Prag, Albert Mangelsdorff, Wolfgang
Dauner, John McLaughlin, Manfred Schoof, Joe Viera, die Indonesian All Stars, die Dave
Pike Set, mit Volker Kriegel, Champion Jack Dupree, Jean-Luc Ponty und Dollar Brand
und viele andere mehr gastierten. Der Sauschdall ist für viele Ulmer der Eintritt in den
Jazzhimmel gewesen, so auch für Joo Kraus und mich.
Joo Kraus ist mir früh begegnet und doch haben wir uns erst 2012 im Rahmen des fünften RheinfallFestival in Schaffhausen persönlich kennen gelernt. Als Künstlerischer Leiter
habe ich ihn für ein Konzert mit der wunderbaren Simone Kermes und dem Orchester
Les Passion de l‘ Ame gewonnen, ein erstmaliges und leider bis heute einmaliges Zusammentreffen von zwei Ausnahmemusikern und ungewöhnlichen Menschen. Joo Kraus,
wie Simone Kermes ließen sich auf dieses musikalische Experiment ein, dass zu einem
unvergesslichen Konzerterlebnis wurde und bis heute Gänsehaut auslöst.
Joo ist gut gelaunt, entspannt nimmt er Platz, genießt die spezielle Atmosphäre in den
alt ehrwürdigen Gemäuern, >> ich war schon so lange nicht mehr hier<<. Er kommt gerade aus Paris, wo er mit Omar Sosa ein Konzert im Rahmen des Jazz à la Vilette Festival
gespielt hat, das von Arte live übertragen wurde. Mit Omar Sosa hat er gerade eine neue
CD aufgenommen, mit ihm ist er viel und in wechselnden Formationen unterwegs. Wir
unterhalten uns über Funk Unlimited, wo ich ihn musikalisch für mich entdeckt und lieben gelernt habe, über die Zeit mit Kraan, den Erfolg mit Tab Two, die schwere Zeit nach
der Trennung von Helmut Hattler und dem Ende des Erfolgprojektes, über das Scheitern,
neue Inspiration und die wirklich wichtigen Dinge im Leben, den Rückzug in die Familie,
die Sehnsucht Zeit zu haben und Projekten, neuen Ideen nachzuhängen.
34 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fotos © Chris Marquardt
Wir trafen Joo Kraus zum Gespräch
Du kommst gerade aus Paris von Jazz à la Villette, wo Du mit Omar Sosa & The Afric-Lectric
Experience aufgetreten bist. Wie war’s?
Das war ein klasse Festival – 2.000 begeisterte Menschen, die uns Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben: Das allein ist echt ein Geschenk!
Wir haben nur 50 Minuten Spielzeit gehabt...
das ist für diese Band eigentlich zu wenig. Bei
soviel Energie die wir da aufbauen. Bei so vielen
Klasse Solisten in der Band.
Nach uns spielte dann James Carter sein Giant
Steps Programm: Da wusste ich wieder, dass ich
kein „JAZZER“ sein möchte. Mann, dieses Gefuddel kann echt nerven.
Ich habe das Konzert live auf ARTE concert gehört. Was hat diese Übertragung, die Nutzung
des live stream, eine medienweite Übertragung für eine Bedeutung für Dich? Heute und
in Zukunft?
Oh... was hat das für eine Bedeutung? Auf der einen Seite verlieren Livemitschnitte natürlich an
Bedeutung, weil ja mittlerweile fast jedes Konzert
mitgeschnitten wird: Jeder hat eine GoPro, eine
Canon EOS oder was auch immer und stellt dann
recht passable Mitschnitte ins Netz. Man hat alles, immer, für quasi nix. Früher dachte man noch:
Achtung – heute schneidet der NDR etc. mit – keine
Fehler machen! Heute ist quasi jeder Ton den Du
spielst im Netz noch mal zu hören: Schon komisch.
Aber: ARTE hat sich ein so hohes Qualitätslevel
behalten, dass DIESER Mitschnitt eben doch eine
Bedeutung hat: „das hat Qualität, das hat einen
Wert..“
Wie bist Du zur Trompete gekommen? Wann hast
Du begonnen und gab es Vorbilder, Helden?
Also: Ich wollte immer Schlagzeuger werden! Meine
Eltern meinten: Lern’ doch erstmal ein „Melodieinstrument“. Dann dachte ich: ok, Posaune! Dazu
war mein Arm mit 9 aber noch zu kurz. Dann
hieß es: Dann lern doch mal Trompete! Danach
kannst Du ja umsatteln auf Posaune. So war das,
mit Neun. So unrühmlich. Hauptsache war aber:
Musikmachen.
Zu meiner Konfirmation hab ich mir dann aber ein
Schlagzeug gekauft! Seit dem hatte ich immer eines.
Und Congas und einen Haufen Perkussions...
Vorbilder gab’s auch: Das waren Freddie Hubbard, Tom Browne, Nat Adderly. Später auch
(viel später ) Miles Davis. Letzte Woche erst hab’
ich die in meiner kleinen Radioshow MUSIKFREIZEIT vorgestellt!
Ich habe Dich bei und mit Funk Unlimited, Deiner ersten Band, kennengelernt. Das ist mehr
als 30 Jahre her. Was sind die Meilensteine,
die wegweisenden Momente in Deiner Musikerkarriere von damals Petrusplatz Neu-Ulm
bis heute Paris, Istanbul, London, New York,
Tokio.
Tja, die Meilensteine und wichtigen Momente
standen bei mir oft eben NICHT an den „tollen“ Plätzen... Ich erinnere mich an die ersten
Bigband Proben mit der Ulmer Jazz Bigband. Da
fühlte ich: BOW was ist das denn? Oder eben
meine erste Jazzrock Band „Kangaroo“. Vielleicht auch mal ne Trompetenstunde bei Benny
Bailey. Nach TAB TWO war ein musikalisch
energetisches Highlight dann auch eine Session
in Stuttgart in Roger’s Kiste. Und auch mein erstes „Solo Album“ mit der SWR Bigband Public
Jazz Lounge.
Konzerte mit Omar Sosa sind oft Highlights!
Und auf jeden Fall die Konzerte und Alben mit
meinen Freunden! Ralf Schmid, Veit Hübner und
Torsten Krill!
Aber auch meine Arbeit/ Workshops mit Schüler
Bigbands: Da passiert so viel, das glaubt man
nicht!
Ende der 90er Jahre, gerade zu einer Zeit wo
die ersten Zeitungen über Dich als den jungen Miles Davis schrieben, hattest Du einen
»musikalischen Burnout«. Wie hat sich dieser
bemerkbar gemacht und wie hast Du diese
schwierige Krise gemeistert?
Also als jungen Miles Davis haben die ja schon
1992 geschrieben nach dem TAB TWO Album
Space Case.
Mit Tab TWO haben wir dann bis Ende der 90er
ca. 800 Konzerte gespielt. Und das in einer fast
inzestuösen 2er Beziehung, der Hellmut Hattler
und ich. Das waren für Körper und Geist auf die
Dauer ungünstige Bedingungen. Und dann ging
es schlagartig bergab mit meiner Gesundheit. Der
körperlichen und emotionalen. Wenn man das
nicht erlebt hat, kann man sich nicht vorstellen
wie das ist! Jetzt ist es ja nix neues mehr. Und
mit Burnout hat man auch eine „hip-klingende“
Diagnose. Gar nicht verkehrt.
Die Krise habe ich nach und nach gemeistert...
das hat Zeit gebraucht. Und Veränderung!
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Tab Two haben wir aufgelöst. Ich habe wieder Trompetenunterricht genommen. Meinen
Kopf aufgemacht und soviel neues entdeckt:
Meine Frau. Neue Musik. Urlaub. Vor allem
habe ich einen HAUFEN veraltete und beknackte Überzeugungen in mir entdeckt. Das
ist wohl das mühsamste, die zu entdecken
und durch andere zu ersetzen.
Du spielst immer wieder in neuen und
wechselnden Formationen und Projekten.
Worin besteht der Reiz, wie kommt es dazu
und wie wichtig ist dies für die eigene musikalische Entwicklung?
Das war sicherlich nach dem TAB TWO
Bruch extrem wichtig! Ach, und mir gefällt
ja soooo vieles: brasilianische Musik, Barbra
Streisand, Funk, Deephouse und und und …
Ich bin da halt ein Hans Dampf. Der Reiz
ist, dass mich’s reizt! Und ich versuche, z.B.
auch zusammen mit Omar Sosa all die Farben und Geschmäcker in den musikalischen
Topf zu werfen.
Zurzeit bist Du mit Omar Sosa als Omar
Sosa & Joo Kraus Duo unterwegs. Erzähl
uns von dem spannenden Projekt?
Das haben wir ja schon lange in unserem
Kopf: Wir sind beide klassisch ausgebildet.
Und haben gemeinsame Lieblingsbands wie
Earth Wind and Fire und v.a.
Und – das ist das faszinierende – wir haben
total verschieden Wurzeln!!! Europäisch und
Afro- kubanisch. Sind aber eben gleich alt
und deswegen tragen unsere musikalischen
„Stammbäume“ halt auch viele gleiche
Früchte.
Und das coole ist: Mit Omar geh ich auf die
Bühne und alles kann passieren! Ich habe
neulich angefangen wie ein Muezzin durch
die Trompete zu singen... das aber über einen
Housebeat. Spielwiese ist das!
Herzstücke ist ein weiteres Projekt und
Format von Dir. Was hat es damit auf sich?
Ich bin ständig mit so tollen Leuten auf der
Bühne und im Studio. Und wie ein kleines
Kind seinen Eltern davon begeistert erzählt,
so hatte ich das Bedürfnis, meinen Ulmer
Bekannten und Interessierten das zu zeigen.
Und so dachte ich mir: Mensch, wenn’s zeitlich passt, dann lade ich die Musiker noch
Jazz | Neue Musik | 35
nach unserem Gig nach Ulm und Laupheim
ein. In kleine Venues, ins Wohnzimmer sozusagen. Und das ist so schön jedes Mal. Musiker und Zuhörer schätzen das so! Da wird
auch geplaudert und ausprobiert. Und das
funktioniert alles ohne Kultur Zuschuss!
Für mich ein magischer Moment. Das Abschlusskonzert vom Rheinfallfestival am
1. Juli 2012 in der Kirche St. Johann. Die
Echo Preisträgerin Simone Kermes trifft
auf den Echo Jazz Preisträger Joo Kraus.
Ihr habt Euch am Mittag vor dem Konzert
kennengelernt und saßt für 1 Stunde zusammen, habt gesprochen, abgestimmt
und geprobt. Und dann dieses wahnsinnige Konzert, diese Intensität an Zusammenspielt, als würdet ihr schon seit Jahren befreundet und auf Tour sein. Wie ist sowas
möglich?
Stimmt, das war magisch! Jeder von uns
beiden kommt aus völlig unterschiedlichen
Musikwelten. Und dann zum ersten Mal zusammen spielen... was geht da ab? Man hat
die Ohren und das Herz EXTREM weit offen
an so einem Abend, niemand weiß wohin der
Weg führt. Man selber käme gar nicht auf die
Idee einer solchen Kooperation! Gottseidank
gibt es Veranstalter, die visionär genug für
so was sind! Und dann, was am wichtigsten
ist: Simone Kermes und ich, wir beide hören
wohl alle Arten Musik und sind keine verkrusteten Puristen.
Keiner von uns sagt: Das ist bessere Musik,
das ist wertiger, das ist U, das ist E...
Würdest Du nochmals mit Simone Kermes
ein Konzert machen? Und wenn Ja, welches
Programm würdest Du Ihr vorschlagen und
mit welcher Formation?
Ach, ich hätte natürlich einen Haufen Ideen für ein Programm mit Simone: Michel
Legrand Songs? Pop Stücke in akustik-Besetzung? Barbra Streisand? Ein „Liederabend“
mit akustischem Jazz Quartett – Schumann,
Schubert, Strauss?
Welche musikalischen Projekte, Träume
hat Joo Kraus für die Zukunft?
Im nächsten Jahr kommt mein neues richtiges SOLOALBUM, da bin ich grade dran!
Außerdem ein Live Album mit der SWR Big-
Auf ein Wort Simone Kermes
Jazzfestivals
Aachenkirch (A)
Achensee-Jazzfestival im DAS
KRONTHALER
Wie haben Sie die Begegnung,
das Zusammenspiel mit Joo Kraus
damals erlebt?
Wir haben uns sofort verstanden.
Proben brauchen wir eigentlich
nicht, haben den gleichen Geschmack beim musizieren.
Könnten Sie sich vorstellen einmal einen ganzen Konzertabend
mit Joo Kraus, die Begegnung von
Klassik und Jazz, zu bestreiten?
Wenn Ja welches Programm in
welcher Konstellation würde auf
dem Programm stehen?
Ja klar, leider habe ich ihn seit
dem nicht mehr gesehen. Ich denke im Programm sollten total neu
komponierte Stücke sein. Vielleicht
2-3 Klassiker von Weill, Gershwin,
Bernstein??
www.simone-kermes.de
band. Ich möchte gerne ein Album machen,
auf dem ich alles selber spiele. Es wird auch
ein Album und hoffentlich viele Konzerte mit
Omar und mir geben. Und ich würde sehr
gerne mal ein Solo Programm mit Orchester
machen: Das ist schon lang in meinem Kopf!
Meine Tochter Emma (9 Jahre) spielt seit
einem Jahr leidenschaftlich Trompete.
Was kannst Du ihr mit auf den Weg geben?
Ach wie schön – vor allem: Leidenschaft! So
muss es sein. Wenn’s zwischendurch mal
nervt, trotzdem nicht aufgeben! Dann muss
man sich auf’s nächste Vorspiel oder die
nächste Probe freuen! Trompete ist allerdings
auch ein doofes Instrument: Man muss es eigentlich jeden Tag üben... und ich geh’ jetzt
mal los. Üben.
Musik und Kunst dürfen
im Leben nicht fehlen. Mit
dieser Gesinnung startete
Günther Hlebaina, Inhaber
des ****S Hotels DAS KRONTHALER bereits zur Eröffnungssaison
mit dem 1. Achensee-Jazzfestival. Initialzündung für die Wiederaufnahme 2014 gab Sängerin Stefanie Boltz, die das Festival nun
leitet. Nächster Termin ist vom 21.-23.11.14 mit Schwerpunkt
‚GLM Allstars’. 2015 erwarten den Alpen- und Jazzliebhaber drei
Konzertwochenenden: im Frühjahr ‚BerlinJazz’, im Sommer ‚AlpenJazz’ und im Herbst ‚NorthernJazz’.
21. – 23.11.2014 | Aachenkirch – Aachensee (A)
www.daskronthaler.com
Basel (CH)
BALOISE SESSION
Wenn Weltstars wie Eric
Clapton, Rod Stewart, Zucchero oder P!nk nach Basel
kommen, dann findet vermutlich gerade die BALOISE
© Baloise Session
SESSION statt. Seit 1986 treten jeden Herbst internationale Topstars und vielversprechende
Newcomer am beliebten Schweizer Boutique-Musikfestival auf
und sorgen für unvergessliche Konzerterlebnisse. Die Zuschauer
sitzen in gediegenem Ambiente mit Clubtischen und Kerzenlicht
nur wenige Meter von den Musikern entfernt. Mit Pop, Rock,
Singer-Songwriter, Soul, Funk, Blues, Jazz und World Music hat
das vielfältige Programm für jeden Musikgeschmack etwas zu bieten. Der Musikevent findet jährlich in der von Herzog & de Meuron konzipierten Event Halle der Messe Basel statt.
24.10. – 11.11.2014 | 23.10. – 12.11.2015 | Basel | Messe Basel
www.baloisesession.ch
Berlin
Jazzfest Berlin
Das Jazzfest Berlin feiert fünfzigjähriges
Jubiläum, blickt nach vorn und zugleich
auch zurück auf gut einhundert Jahre
Jazzgeschichte. „Nichts ist intensiv genug, es sei denn vielleicht, es ist Jazz.“
Dieser Satz von Jean Cocteau, einem der
vielseitigsten Künstler des 20. Jahrhunderts, formuliert eine Herausforderung
© Jason Moran Fats Waller
an den Jazz, seine Lebenskraft auch und Dance
Party © John_Rogers
erst recht in Zeiten digitalen Umbruchs
zu beweisen.Zu den zentralen Themen des diesjährigen Festivaljahrgangs zählt die Kontinuität des Jazz im Wechselspiel von Tradition und Avantgarde. Unmittelbar damit verbunden, geht es
um Jazz und die Dimension der Freiheit – musikalisch, historisch
und aktuell.
5. – 8.11.2015 | Berlin | www.berlinerfestspiele.de
Berlin
Jazz Units 2014
Termine
8.11.2014 | Bayreuth
Jazz November | Joo Kraus & Tales in Tones Trio
14.11.2014 | Radio Free FM, Live Stream 19-20h CET
Joo Kraus' Musikfreizeit
14.11.2014 | Augsburg | Augustana Saal
Joo Kraus & Tales in Tones Trio
27.11.2014 | Bremen | Radio Bremen (Sendesaal)
Marialy Pacheco Trio feat. Joo Kraus
28.11.2014 | Köln | Altes Pfandhaus
Marialy Pacheco Trio feat. Joo Kraus
5.12.2014 | Tallin, Estland | Bossarenova Trio
6.12.2014 | Frankfurt lAlte Oper | Bossarenova Trio
12.12.2014 | Radio Free FM, Live Stream 19-20h CET
Kraus' Musikfreizeit
12.12.2014 | Biberach | Jazzkeller
Marialy Pacheco & Joo Kraus
20.12.2014 | Karlsruhe | Tollhaus Joo Kraus
23.12.2014 | Ulm | Pauluskirche | Joo Kraus
6.2.2015 | Alsdorf | Energeticon
Marialy Pacheco & Joo Kraus
25.2.2015 | Darmstadt | Central Station
Marialy Pacheco & Joo Kraus
28.2.2015 | Düsseldorf | Spot o Jazz Festival
Marialy Pacheco & Joo Kraus
Joo Kraus
Joo Kraus ist aus der deutschen Musikgeschichte der
letzten beiden Jahrzehnte nicht wegzudenken. Einen
exzellenten Namen konnte sich der Musiker mit dem
Jazz-Award-prämierten Hip-Jazz Projekt Tab Two
machen. Ausgestattet mit einer virtuellen Band war
das Duo in den 90ern auf nahezu allen Festivals im
In- und Ausland zu hören und erspielte sich in Europa,
Amerika und Asien einebeachtliche Fanbase. Ohne Tab
Two würde dem Acid-Jazz, aber auch dem späteren
Hip Hop und Drum’n’Bass eine gewaltige Dimension
fehlen. Nach der Auflösung von Tab Two machte sich
Joo Kraus schnell einen eigenständigen Namen als
Spitzentrompeter und Kompositeur. Die Liste derer,
die sich schon mit seinen Solis schmückten und Joos
Kompositionen für eigene Projekte schätzen lernten,
verdeutlicht die Vielfältigkeit seiner Musikalität: Omar
Sosa, BAP, Nana Mouskouri, Tina Turner, Xavier Naidoo,
Pee Wee Ellis, Mezzoforte u.v.m.Joo Kraus veröffentlichte kürzlich sein mittlerweile fünftes Soloalbum
»Painting Pop«. Dafür erhielt JOO KRAUS den EchoJazz als bester Trompeter.
Die Jazz Units haben im
Verlauf ihres langjährigen
Bestehens viele Veränderungen erlebt und sind seit
Anbeginn Spiegel und Aus© haage_schaefer_02_©joergsteinmetz.co
hängeschild des kreativen
und lebendigen, jazzmusikalischen Geschehens in Berlin. Seit
mehr als 20 Jahren organisiert der Posaunist Iven Hausmann diese alljährlich stattfindende Konzertreihe, welche nicht nur die
Vielseitigkeit der Berliner Szene abbildet sondern durch die Verknüpfung verschiedener Bands und Musiker auch selbst Neues
initiiert hat.
11 Bands geben an fünf Abenden einen Einblick in die kontrastreiche Bandbreite des Jazz aus der Hauptstadt: Jazz als gemeinsame Sprache der unterschiedlichen Wahrnehmungen unseres
Seins.
24.11. – 6.12.2014 | Berlin | Grüner Salon der Volksbühne am Rosa
Luxemburg Platz | www.berlinjazz.de
Berlin
XJAZZ 2015
Das XJAZZ Debüt in
2014 sorgte für ausverkaufte Konzerte und
prallgefüllte Clubs Am Wochenende vom 8. - 10.Mai 2014 ging
die erste Ausgabe des XJAZZ Festivals in Berlin über die Bühne.
Und soviel steht schon fest: Das XJAZZ Festival wird eine neue
36 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Institution in der Stadt. 48 Bands in 5 Clubs und einer Kirche,
fast 10.000 Zuschauer, viele Konzerte fast bis ganz ausverkauft,
ein magisches Festivalflair und begeisterte Reaktionen beim Publikum.
7. – 10.5.2015 | Berlin | www.xjazz.net
Copenhagen (DK)
Copenhagen Jazz Festival
Jedes Jahr im Sommer dreht sich
10 Tage lang alles um den Jazz in
Kopenhagen. Mehr als 1.200 Konzerte präsentieren alle Formen
und Spielarten des Jazz. Gegrün© Copenhagen Jazz Festival
det 1979 gehört es heute zu den
führenden europäischen Jazzfestivals und ist einer der wichtigsten Musikevents überhaupt. Hier werden Trends gesetzt, sowohl
in dänischen wie im internationalen Jazz.
3. – 7.7.2014 | Copenhagen | www.jazz.dk
Cully (CH)
Internationales Jazzfestival Bingen swingt
Der Jazz hat viele
Gesichter
„Nach 19 Jahren Bingen swingt liegt
die Messlatte zur Jubiläumsausgabe im
nächsten Sommer sehr hoch“, so die
Projektleiterin Patricia Neher. „Das Ziel
ist, mit einem abwechslungsreichen
Programm Jung und Alt, Musikkenner
und -liebhaber von dem Genre Jazz
mit seinen vielen, vielen Gesichtern zu
überzeugen.“ Dass ein solches Vorhaben funktioniert, hat Bingen swingt in
den letzten, nahezu zwei Jahrzehnten
gezeigt. Über drei Tage wird jeweils am
letzten Juni-Wochenende auf acht Bühnen in der Altstadt geswingt, gegroovt,
gejammt und gescattet, gefunkt, improvisiert und melodisiert. Ob auf der Burg
Klopp oder zu deren Füßen, ob auf der
Hauptbühne am Rhein oder direkt auf
dem Speisemarkt, die über 30 geladenen
Bands wandeln das malerische Städtchen
am Tor zum UNESCO-Welterbe Oberes
Mittelrheintal alljährlich in ein Elysium
für diejenigen, die auf den Spuren guter
Musik und geselliger Atmosphäre durch
die Stadt schlendern.
Wer Bingen swingt besucht, kommt
nicht nur, um die großen Stars zu sehen.
Es sind die unterschiedlichsten musikalischen Ingredienzien, die Bingen swingt
so besonders machen. Das Programm
der letzten Jahre beeindruckt durch große Stars der Szene, Sternchen, die heute
zu Institutionen des Jazz gehören ebenso wie durch vielversprechende Neuentdeckungen. Viele Besucher lassen sich
treiben, um auch überraschende musikalische Genüsse zu erkunden, andere
wiederum nehmen den Ablaufplan ganz
genau und eilen von Bühne zu Bühne, um ihre Auserwählten aus nächster
Nähe zu hören und zu sehen. In knapp
20 Jahren ist die Liste der Bands schier
unendlich geworden. Hier stehen Namen, wie Scott Hamilton, Peter Brötzmann, Charly Mariano, Benny Golson,
Charly Antolini und Klaus Doldinger
neben Anke Helfrich, Erika Stucky, Klaus
Heidenreich, Sebastian Sternal, Nils
Landgren und Tony Lakatos und auch
ein Manfred Krug, Bill Ramsey sowie Git-
te Henning waren bereits zu Gast in Bingen. Und wer nicht gleich weiter muss,
um seinen Tourplan zu erfüllen, bleibt
auch gern, um den allabendlichen Jamsessions beizuwohnen, selber auf musikalische Entdeckungstour zu gehen, rege
an den Jazzgesprächen teilzunehmen
oder als Überraschungsgast bei anderen
Formationen vorbeizuschauen. Denn
auch das macht Bingen swingt aus: Es
ist ein geselliges Festival, bei dem nicht
nur die Zuschauer mit einem Glas des
vorzüglichen lokalen Weins beisammen
stehen oder kulinarische Köstlichkeiten
naschen, sondern auch Musiker, Manager und Tour-Crew sich gern auch mal
unter die Leute begeben. Schon wie zuhause fühlt sich Emil Mangelsdorff bei
Bingen swingt. Als er 2003 seinen ersten
Auftritt zusammen mit Jörg Reiter im
Rahmen des Festivals antrat, konnte er
nicht ahnen, dass Bingen swingt einen
so bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen würde, dass der nun 88jährige
schon bald zu einer festen Größe des
Festivals wurde.
Die Jubiläumsausgabe im nächsten Jahr,
vom 26.-28. Juni, steht auf ein Neues
unter dem Vorzeichen der besonderen
Atmosphäre, der guten Musik, dem Austausch und Zusammensein. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die
ersten Bands sind gebucht. „Wir werden
sicherlich nach 20 Jahren auch musikalisch ein Resümee ziehen“, nimmt Patricia Neher die Programmplanungen
vorweg, „aber wichtig sind uns ebenso
Ausblicke auf die nächsten 20 Jahre.
Die Gesichter des Jazz sind so vielfältig,
dass es uns nicht schwer fallen wird, auf
unseren acht Bühnen in der Stadt auch
in den nächsten Jahren einen abwechslungsreichen Querschnitt zu präsentieren. Da wird für jeden was dabei sein!“
Cully Jazz Festival
Das intimste aller großen Jazzfestivals der Schweiz. Jeden Frühling
verwandelt das Cully Jazz Festival
das charmante Winzerdorf Cully während neun Tagen in eine
© Cully Jazz Festival
Hochburg der Jazz-Musik. Das
Festival lockt jährlich über 45'000 Jazzfreunde an das Ufer des
Genfer Sees, wo sie sich inmitten der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Region Lavaux von den größten Jazz-Musikern mitreißen lassen.
10. – 18.4.2015 | Cully (CH) | www.cullyjazz.ch
Heidelberg
Enjoy Jazz
Enjoy Jazz ist aus der Festivallandschaft nicht mehr weg
zu denken. Weltweit hat es
sich als eines der wichtigsten
Jazzfestivals etabliert. Es ist
ein lebendiges Festival, das
sich in erster Linie der Freude
an großartigen Darbietungen
und dem Musikgenuss ver- © Omar Sosa, Paolo Fresu, Trilok Gurtu, Enjoy
pflichtet fühlt. Die Freude am Jazz ist das Motto des Festivals – zu
genießen bedeutet ebenfalls, sich für die einzelnen Künstler Zeit
zu nehmen, so dass Enjoy Jazz meist nur ein Konzert pro Abend
und pro Stadt ausrichtet. Sechs bis sieben Wochen lang bietet das
Festival hochkarätig besetzte, und äußerst vielseitige Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt auf Jazz, aber auch angrenzenden
Genres wie Klassik, Pop, Rock, HipHop oder Elektro.
An exklusiven Spielstätten in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen lädt Enjoy Jazz wie gewohnt zu einzigartigen Konzertmomenten sowie Masterclasses, Matineen, Symposien, Partys
und weiteren spannenden Projekten ein.
2.10. – 15.11.2014 | Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen |
www.enjoyjazz.de
Perugia | Orvieto (I)
Umbria Jazz Festival
Das Umbria Jazz Festival
lockt jedes Jahr mehr als
200.000 Besucher an. Alle
Top Stars des Jazz, Rock,
Weltmusik bis hin zu Salsa
© Umbria Jazz Festival
und afrikanischer Stammesmusik geben sich ein Stelldichein, beleben die Straßen der Stadt
Perugia und begeistern ein internationales Publikum. Die ganze
Stadt ist eine 24 Stunden große Jazzbühne und man kann der
Musik nicht entziehen. Viele der Konzerte finden Open-Air statt,
viele kostenfrei, aber auch in Theatern, historischen Palazzos,
Museen bis hin zu Konzerten in Gärten, Bars und Restaurants.
Neben den Konzerten finden Fotoausstellungen, Podiumsdiskussionen, Signierstunden und CD-Release-Events statt, wie Akrobaten, Gaukler und Straßenmusiker an jeder Ecke für eine einmalige
Atmosphäre sorgen. Ein Muss für jeden Jazzliebhaber.
27.12.2014 – 1.1.2015 | Orvieto | Umbria Jazz Winter
10. – 19.7.2015 | Perugia | Umbria Jazz
Ludwigsburg
20 Jahre Bingen swingt
26.6. – 28.6.2015 | Bingen | verschiedene
Orte in der Stadt | www.bingen-swingt.de
Kontakt
Kulturbüro der Stadt Bingen
Museumstraße 3 | 55411 Bingen am Rhein
Tel.: 06721 184-355
www.bingen.de
Geheimtipp Bauer Studios
Dass die Ludwigsburger unkomplizierte und professionelle Aufnahmen machen, ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Profis
wie Amateure schätzen die vertraute Atmosphäre, um ihre Kreativität voll zu entfalten. Auf dem legendären Steinway D Flügel
spielten schon Größen wie
Keith Jarrett und Michael
Wollny. Die hervorragende
Akustik der Bauer Studios
und das Top-Equipment für
HighRes-Aufnahmen sind
unter Musikern sehr gefragt.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 37
Pure Analog-Aufnahmen werden seit 2013 mit der Reihe „Studio
Konzert“ produziert.
www.bauerstudios.de
Montreux (CH)
Montreux Jazz Festival
Das Montreux Jazz Festival wurde 1969 von Claude Nobs (1936
- 2013) gegründet und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem unumgänglichen Rendezvous für alle Musikfreunde aus der
Schweiz und der ganzen Welt. Miles Davis, Ray Charles, David
Bowie oder Prince: alle grossen Namen sind schon auf den verschiedenen Bühnen des Festivals aufgetreten. Geschichtlicher
Grundstein des Events ist natürlich der Jazz. Aber sehr bald schon
hatten auch andere Musikstile einen festen Platz im Programm
der Veranstaltung. Was sie alle auszeichnet, ist ihre Neugierde
und der Enthusiasmus, den sie den anderen entgegenbringen.
3. – 18.7.2015 | Montreux | www.montreuxjazz.com
München
Jazzfest München
Die Internationale Jazzwoche Burghausen
Eine Geschichte über
die Liebe zum Jazz
Wer hätte 1970 gedacht, dass aus dem
ersten Event mit drei Konzerten, einem
Film- und Vortragsabend eines der größten und renommiertesten Jazzfestivals
Europas wird? Unzählige Konzerte von
den internationalen Größen des Jazz
bis zu nationalen und lokalen Talenten
zieren das Archiv der Jazzwoche – eine
imposante Liste, die sich sehen lassen
kann. Was mit einer kleinen Gruppe
an Akteuren um das Urgestein der Jazzpädagogik Joe Viera und Helmut Viertl
begann, ist heute ein unermüdliches
Freiwilligen-Team von über 60 Personen
rund um den Veranstalter IG Jazz Burghausen e.V. zur Jazzwoche. Aber auch
langjährige Partner und Sponsoren haben die Internationale Jazzwoche Burghausen zu dem gemacht, was sie heute
ist: ein Ohren- und Augenschmaus für
Musikliebhaber jeglicher Couleur und
jeglichen Alters. Hier finden sich Teens
ein, um Jamie Cullum zu feiern, eingefleischte Jazzfans, für die es auch mal ein
bisschen schräger sein darf, lauschen andächtig den Kompositionen eines John
Hollenbeck oder Nils Petter Molvaer, die
Tanzwütigen treffen sich zum sprichwörtlichen „Funky Friday“ mit Trombone Shorty, Marcus Miller oder Larry
Graham und die Geselligen und Feierfreudigen bevorzugen die Jazznight in
den Lokalen der Altstadt – um nur einige
wenige Ausschnitte aus dem umfangreichen Programm der letzten Jahre zu
nennen. Besonders erwähnenswert sind
die allnächtlichen LateNight-Treffs im
berühmten „Wohnzimmer“ der IG Jazz
Burghausen: Wenn die Hauptbühne der
Wackerhalle geschlossen wird, finden
sich die Nimmermüden im Jazzkeller
des Mautnerschloss‘ zu den vielbesuchten Jamsessions der Artists in Residence
ein. Hier toben sich die Teilnehmer der
parallel zur Jazzwoche stattfindenden
Jazz Master Classes und die Musiker der
Hauptkonzerte oft bis tief in die Nacht
musikalisch aus – einmalige Momente,
die man nicht verpassen möchte.
Bereits zur Tradition gehört die Eröffnung der Jazzwoche mit dem Finale des
Europäischen Burghauser Jazzpreises.
Fünf Bands, von einer namhaften Jury
im Blindverfahren ausgewählt, wettstreiten im örtlichen Stadtsaal um ein Preisgeld von 10.000 EUR und das Auftaktkonzert am Folgetag in der Wackerhalle
vor über 1.000 Zuschauern. Kein Wunder also, dass jedes Finale zu einem Jazz-
Krimi wird, den der zum Bersten gefüllte
Saal alljährlich mit Spannung verfolgt.
Wie eine Art Klammer steht auch der
letzte Tag des Festivals ganz im Zeichen
des jungen Jazz. Vier vielversprechende Formationen sind eingeladen, vier
Bands, die ihre eigenen Ansätze haben,
die ihre eigene musikalische Sprache
sehr genau zu artikulieren wissen. So finden sich am sonntäglichen Next Generation Tag auch immer die „Trüffelsucher“
des Jazz ein und lassen sich überraschen
von einem vielfältigen Programm, das so
manche Entdeckung zu bieten hat.
Seit vielen Jahren ist die Geschichte
Burghausens auch eine Liebesgeschichte: die Liebe zum Jazz. Hochrangige Stars,
erstklassige Talente und vielversprechender Nachwuchs geben sich jährlich ein
Stelldichein und markieren die Stadt auf
der Landkarte des internationalen Jazzgeschehens. Von der Hommage an ihre
Besucher und der tiefen Verbeugung vor
den ganz Großen zeugt die „Street of
Fame“. Zwischen Mautnerschloss und
Rathaus werden Jazz-Legenden, wie Ella
Fitzgerald, Albert Mangelsdorff, Oscar
Peterson, Dexter Gordon, Dizzy Gillespie gewürdigt – mit in den Boden der
Fußgängerzone eingelassenen Bronzeplatten, auf denen neben der Unterschrift auch das Datum ihres Konzertes
in Burghausen verewigt ist. 40 Bronzeplatten gibt es bis dato (die letzte erhielt
Cassandra Wilson im Jahr 2013) und im
zweijährigen Turnus wird die Street of
Fame erweitert.
Internationale Jazzwoche Burghausen
17. – 22.3.2015 | Burghausen
www.b-jazz.com
Kontakt: IG Jazz Burghausen e.V.
Kanzelmüllerstraße 94
D-84489 Burghausen
Telefon: +49/(0)8677/916463-0
[email protected]
zum 25. Mal zum Jazzfest
einzuladen, erfüllt die Macher mit Stolz, da sie von
einer Musikerinitiative zu
einer kulturellen Münchner Institution geworden
sind, mit wiedererkennbarem Profil und bemerkenswerter Historie. Jedes
Programm verfolgte einen
anderen Aspekt beim Blick
auf die Münchner Szene
© Jazzfest München
und in 2015 freuen sie sich
besonders auf einige „elder jazzmen“, deren Auftritt bei beim
Jazzfest München durchaus eine Ehre ist, sind doch zwei sogar
über 90 Jahre alt. Die Zusammenarbeit von jung und alt, von
Weltstar und Jazzstudent, von JIM-Gründern und Newcomern,
von old men & young women ist die Quelle der Inspiration die
zeigt, daß (improvisierte) Musik keine Altersgrenzen kennt und
immer neu entsteht.
6. – 8.11.2014 | 10. – 13.12.2015 | München |
www.jazzfestmuenchen.de
Moers
moers festival
Was 1972 als relativ kleines Open Air Festival im
Innenhof des Moerser
Schlosses begann hat sich schnell zu einem international beachteten Groß-Ereignis der aktuellen improvisierten Musik entwickelt. Das jeweils an Pfingsten stattfindende moers festival stand
und steht für Risikobereitschaft und den Mut zu Neuem und ist
damit Garant für musikalische
22. – 25.5.2015 | Moers | www.moers-festival.de
Poysdorf (A)
Poysdorf Jazz & Wine Summer
Der Kulturhackler! Er ist bekannt wie das falsche Geld – von der
Brünnerstraße bis New Orleans: Veranstalter, Musiker, Szenewirt
und Wein-Koryphäe Erich Schreiber, der aus Prinzip immer auf
mehreren Kirtagen gleichzeitig tanzt. Der Mann weiß aber dafür
nur zu genau, was Stress bedeutet. Wie der Mister „Jazz
& Wine“ in der relativ Hochkultur freien Zone Poysdorf
vielfältige Projekte realisierte, ohne kommerzielle Kompromisse einzugehen und
warum er sich im Vorjahr
entschloss, die Organisation und die Abwicklung des
sommerlichen Konzert- und
© Poysdorf Jazz & Wine Summer
Workshop-Reigens abzugeben.
13. – 18.7.2015 | Poysdorf (A) | www.jazzandwine.at
Rotterdam
North Sea Jazz Festival
10 Juli 2015 – 12 Juli 2015
North Sea Jazz ist weltweit bekannt als ein Festival, bei dem sich
drei Tage lang die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des
Jazz treffen. Dank des abwechslungsreichen Programms ist hier für jeden
Geschmack etwas dabei.
Drei Tage mit Jazz, Blues,
Soul, Funk, hip hop, r&b
und vieles mehr. Mehr als
1000 Musiker treten in
über 150 Konzerten auf
drei Bühnen auf.
© Hans Tak
www.northseajazz.com
38 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Theaterstübchen
Kassel
Der JazzFrühling ist nur ein Grund diesen Ort als ein
Kleinod des Jazz zu entdecken!
Mitten in Deutschland mausert sich eine
kleine, feine Location zum Jazz-Magneten
für Künstler und Publikum - und dies alles initiierte Markus Knierim, Betreiber des
Theaterstübchens und Macher des Kasseler JazzFrühlings sowie der BluesWochen.
Seit fast zwei Jahrzehnten folgt Knierim
seiner Passion, mit einem ambitionierten Jazz-, Blues- und Soulprogramm das
Theaterstübchen zu einem der angesagten Clubs der Jazzszene zu machen. Mit
großem Erfolg: jährlich über 200 Konzerte, zuzüglich etlicher anderer kultureller
Veranstaltungen sprechen für sich. Nach
einem umfangreichen Umbau inklusive
technischer Ausrüstung 2012, ist das Theaterstübchen zu einem exponierten Platz
auf der Landkarte des Jazz geworden. Die
Stars der internationalen Jazzszene geben
sich im Theaterstübchen die Klinke in die
Hand aber auch auf die Förderung des
Nachwuchses wird großen Wert gelegt.
„Sie sind die Stars von Morgen“, so Markus Knierim, „die brauchen eine Bühne –
meine Bühne!“, und integriert die jungen
JazzerInnen als feste Instanz im Ganzjahresprogramm des Theaterstübchens.
Vier klassische Oldtimer als
Shuttle-Flotte des Theaterstübchens
Überhaupt der Service! Wo sonst übernimmt der Chef persönlich den ShuttleService mit einem seiner extravaganten
Automobile? Es sind Schätze aus den 60erJahren, die untrennbar mit Markus Knie-
Der Schweizerhof in St.Moritz
Partnerhotel des Festival da Jazz St. Moritz
Das viersterne Hotel in den Engadiner Bergen, das seit seinem
Beginn traditionelle Gastfreundschaft und anspruchsvollen Individualismus zu einem
besonderen
Erlebnis
vereint. Deshalb sind
sie auch seit der ersten
Stunde als Partner an
der Seite des Festival
da Jazz und bieten mit
den St. Moritz Sessions
jedes Jahr Künstlern
© Schweizerhof
die Möglichkeit, als Artists in Residence im Schweizerhof zu leben und arbeiten. Für alle,
die wissen, dass wahrer Luxus eine Sache der Einstellung ist!
www.schweizerhofstmoritz.ch
Salzburg (A)
JAZZ & THE CITY
Heißes Blech, harte Beats, schräge Lieder – unter diesem Motto
verwandelt sich die Innenstadt
Salzburg wieder für fünf Tage in
ein Mekka der Musikszene.
Mehr als neunzig Veranstaltungen an fünfzig Spielorten in der
© Jazz & The City 2014_Sujet
Salzburg Altstadt sorgen für besondere Klangerlebnisse – und das bei freiem Eintritt!
Auf dem Programm stehen Weltmusik, Jazz und elektronische
Musik, internationale Größen ebenso wie vielversprechende
Newcomer.
22. – 26.10.2014 | 21. – 25.10.2015 | Salzburg
www.salzburgjazz.com
Schaffhausen (CH)
Schaffhauser Jazzfestival
Seit 25 Jahren zeigt das Schaffhauser Jazzfestival in der ehemaligen Kammgarn-Fabrik jeweils im Mai eine Momentaufnahme
der einheimischen Jazzszene. Alle, die im Schweizer Jazz Rang
und Namen haben, waren
schon in Schaffhausen zu
Gast. Zum Beispiel George
Gruntz, Franco Ambrosetti,
Irène Schweizer, Pierre Favre, Andy Scherrer oder Herbie Kopf, auch Sylvie Courvoisier, Elina Duni, Lucas
Tobias_Preisig © Francesca Pfeffer
Niggli, Nick Bärtsch um
nur einige zu nennen. Nicht wenige, die als «No-Names» nach
Schaffhausen gekommen sind, wurden hier entdeckt und sind
dank ihres Auftritts und der Mitschnitte, welche das Schweizer
Radio SRF2 wiederholt sendet, bekannt geworden
6. – 9.5.2014 | Schaffhausen | www.jazzfestival.ch
Das Theaterstübchen –
ein „magischer Ort“...
Stars wie Joshua Redman und Paul Jackson, Ron Carter, Pee Wee Ellis und Diknu Schneeberger haben bereits die Gastfreundschaft und das Ambiente dieses
Ortes erlebt. Mit um die 200 Plätzen auf
rund 300 qm und 40 qm Bühne wahrlich keine Konzertarena, doch verspricht
gerade diese räumliche Einschränkung
einmalige Konzerterlebnisse - für die Zuhörer und für die Künstler. Gewohnt vor
großem Publikum zu spielen, lassen sich
die Künstler im Theaterstübchen auf eine
intime Atmosphäre ein. Und manch einer
von ihnen ist froh, von den großen Bühnen dieser Welt seinen Jazz wieder in den
Club zu bringen. Die Nähe zum Publikum
hat seinen besonderen Reiz und legt das
ideale Fundament, um dem Jazz wieder
das zu bieten, was ihn ausmacht: Spontanität, Interaktion und Kommunikation –
hautnah!
„Ein magischer Ort!“, so kommentierte Ron Carter dann auch nach seinem
mehr als zweistündigen Konzert beim 6.
JazzFrühling auf der Autogrammwand
des Theaterstübchens. Und Joshua Redman lobte den Klang auf der Bühne mit
„best monitor sound ever!“, was einmal
mehr den Mut Knierims belohnt, das Risiko eines kostenintensiven Umbaus zu
wagen. Es bestätigt ihn in seiner Vision,
dass sich Topqualität in allen Bereichen,
sei es bei der Auswahl der Künstler, den
technischen Voraussetzungen, ja bei allen
Serviceleistungen rund um eine Veranstaltung, letztendlich immer auszahlt.
St. Moritz
Strasbourg
Festival Jazzdor
rims eigener Jazz-Initiation verbunden
sind, und mit denen er heute seiner zweiten großen Leidenschaft, den Oldtimern,
frönt.
Als Kind hörte er zum ersten Mal Dave
Brubeck’s Take Five in einem R16 – heute
stellt er seine vier Oldtimer als Kulturgut
der besonderen Art in den Dienst des Theaterstübchens und somit der Kasseler Kultur. Sei es sein Citroën von 1968 als „JazzTaxi“, sein 62er Opel als „Blues-Taxi“ oder
der 69er Mercedes und der R16 (1967) als
„Kultur-Taxi“, allesamt stehen sie symbolisch für die Stilsicherheit und den guten
Ton des Programms!
pazität. Dann heißt es: das „Theaterstübchen geht fremd“ und bindet auch andere
Spielorte der Stadt an der Fulda mit ein. So
füllte bereits Ute Lemper die Oper bis auf
den letzten Platz, Christina Branco begeisterte in der Karlskirche und das ResiDance
Orchester verzauberte den Ballsaal des Hotel Reiss.
Freuen wir uns also jetzt schon auf den 7.
JazzFrühling, der vom 13.–28. März 2015
stattfindet!
„Theaterstübchen
geht fremd“
Kontakt:
Theaterstübchen | Markus Knierim
Jordanstraße 11 | 34117 Kassel |
Telefon: +49 561 816 57 06
E-Mail: [email protected]
Doch manchmal sprengen die Klasse des
Programms und der zu erwartende Andrang alle Grenzen der räumlichen Ka-
Jazzfrühling | Blueswoche | Theaterstübchen
13. – 28.3.2015 | Kassel
www.theaterstuebchen.de
Jazzdor steht für den
Jazz von heute: Vielfältig, aufregend, offen,
weder radikal noch
konsensorientiert, das
ist die Musik, die hier
© Festival Jazzdor
stattfindet, vor allem
aber ist sie lebendig und der Sache verpflichtet! Jazzdor in Strasbourg zählt seit 30 Jahren zu den wichtigsten Jazzfestivals Frankreichs. Seit 2006 präsentiert Jazzdor Strasbourg-Berlin im Juni die
neuesten Tendenzen der französischen Jazzszene und exklusive,
deutsch-französische Projekte.
Jazzdor Strasbourg | 7. – 21.11.2014
Jazzdor Strasbourg-Berlin | 02. – 05.06.2015
www.jazzdor.com
Troisdorf
Stadthalle Troisdorf
Veranstaltungen für 151.500 Personen, die Einbindung eines Freigeländes
mit überdachter Außenbühne, moderne Licht-,
© Stadthalle Troisdorf
Ton-, Bühnen-und Tagungstechnik sowie ein kompetentes Veranstaltungs- und Kulturmanagement überzeugen Künstler, Besucher und Aussteller gleichermaßen. Verkehrsgünstig zwischen Köln und Bonn gelegen,
ist sie ein attraktiver, barrierefreier Veranstaltungsort in der Mitte
Deutschlands. Unser Programmhighlight: der Cirque Nouveau
mit den Produktionen der Gruppen Gandini Juggling, Doble
Mandoble und Scrap Arts Music.
www.stadthalle-troisdorf.de.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 39
Wien
Jazz Fest Wien
Ein urbanes Jazz Festival
Das Jazz Fest Wien – gegründet 1991 – ist ein Fixpunkt der internationalen Festivalszene und ein Meilenstein in der kulturellen
Landkarte Wiens und Österreichs. Das Jazz Fest Wien ist ein modernes, urbanes Festival mit internationaler Reputation im Kreis
der drei wichtigsten Jazz Festivals der Welt, einer der Faktoren,
die Wien als Reisedestination so attraktiv machen. Wien wird oft
als Welthauptstadt der Musik bezeichnet. Neben Wiener Klassik,
Walzer und Oper gibt es hier auch in Sachen Jazz, Blues, Soul,
Worldmusic oder Downbeat viel zu entdecken. Alljährlich im
Sommer während des Jazz Fest Wien beweist sich die Stadt auch
als Metropole des Jazz und verwandter Genres. Das Geheimnis
des Jazz Fest Wien sind die Auftritte hochkarätiger Künstlerinnen
und Künstler des Jazz und verwandter Musikbereiche an den erlesensten Orten der Stadt.
29.6. – 8.7.2015 | Wien | www.viennajazz.org
Wiesbaden
JUST MUSIC
Programmvorschau
1.12.2014 | TILL BRÖNNER (tr, flh)
DIETER ILG (kb) Das Duo | ausverkauft
17.1.2015 | Wollny & Landgren
13.2.2015 | JACOB KARLZON 3 "
Shine-Tour 2015
28.4.2015 | DUO BALDYCH HERMAN
17.10.2015 I MICHAEL WOLLNY solo
www.allensbach.de
Curtis Stigers (3. v. l.) und Sabine Schürnbrandt (2. v. l.)
Jazz Festival Willisau
Das Jazz Festival Willisau gehört seit seinem Beginn im
Jahre 1975 auch international zu den wichtigen Ereignissen der zeitgenössischen
Jazz-Szene.
26. – 30.8.2015 | Willisau |
www.jazzfestivalwillisau.ch
© Jazz Festival Willisau
Anzeige
JA Z Z
FL
OWS
ie
Jazz thing 106 ab 30.10. am Kiosk
u.a. mit Blue Note 75, Gary Burton,
Jamie Cullum, Branford Marsalis und
Curtis Stigers
vielen S
Pharoah Sanders.
Ihre Konzertkirche umfasst 150 – max. 220
Plätze. Wie rechnen sich solche Stars in Allensbach?
Zusammengefasst: scharf rechnen und kalkulieren und zum Glück treue Besucher und ein
meist ausverkauftes Haus.
Es ist nun mal nicht so, dass wir, weil wir
der Kommune zugeordnet sind, ein größeres Budget zur Verfügung haben. Auch wenn
Kultur bei uns einen großen Stellenwert hat,
Dieter Ilg &n Charlie Mariano
Info, Abo und kostenloses Probeheft:
[email protected], www.jazzthing.de
IN ALL DIRECTIONS.
Die Fragen stellte Kai Geiger,
Herausgeber der arttourist.com
Willisau (CH)
ten d es
Wie wichtig ist Kultur, die Jazz am See Reihe
für den Tourismus in Allensbach?
Allensbach ist ein lebendiger Ort und Kultur
hat, wie gesagt, einen hohen Stellenwert in der
Gemeinde, sie ist vielerorts spürbar, viele Bürger/innen, Vereine, Initiativen identifizieren
sich. Allensbach Hat´s ist unser selbstbewusster Slogan und JAZZ am SEE ist neben anderen Veranstaltungsreihen zu einer Marke, zu
einem Renomée geworden, das auch den Tourismus befördert. Unser Publikum kommt aus
dem Ort, der Region, aber auch von sehr weit
her, teilweise über die Landesgrenzen hinaus
und nicht wenige verbinden ein Konzert mit
einem Kurzurlaub bzw. genießen das Kulturprogramm während ihrer Ferientage am See.
hing: D
zt
müssen wir unternehmerisch agieren. Und in
der Tat, unsere Raumkapazität ist begrenzt.
Das eine oder andere Konzert können wir uns
deshalb schweren Herzens nicht leisten. Aber
wir haben ein neugieriges, offenes Publikum,
ein über das Maß hinaus engagiertes Team,
ehrenamtliche Helfer, eine Kirchengemeinde,
die das Engagement mitträgt und die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, nicht zuletzt
eine politische Gemeinde, die uns Freiheit in
der Programmgestaltung lässt und vor allem
Musiker/innen, die gerne kommen und gerade
die intime Atmosphäre schätzen. An dieser
Stelle ein riesiges Dankeschön an alle.
ei
Wie schaffen Sie es immer wieder hochkarätige Musiker wie Till Brönner, Curtis Stigers
oder Stefano Bollani nach Allensbach zu bekommen?
Unsere Reihe JAZZ am SEE besteht seit nahezu 17 Jahren. Angefangen hat sie mit der Jazzlegende Charlie Mariano. Ich hatte damals
das unschätzbare Glück, meinen Mann und
Dokumentarfilmer Willy Meyer zu Filmaufnahmen für ein Portrait über diesen wunderbaren Saxofonisten nach Boston begleiten und
Charlie Mariano kennenlernen zu dürfen. Aus
dieser Begegnung entstand eine Freundschaft,
die letztlich auch die Initialzündung für diese
Reihe war. Wir hatten damals schon etliche
Jazzkonzerte veranstaltet, die Reihe lag quasi
auf der Hand. JAZZ am SEE ist also einerseits
entstanden aus persönlichen Begegnungen.
Andererseits haben wir von Anfang an auf
Qualität, abseits des mainstreams gesetzt,
Musiker aus verschiedenen Kulturkreisen oder
Genres zusammengebracht, „kammermusikalische“ Formen in den Mittelpunkt gestellt.
Die Reihe hat sich entwickelt, im Laufe der
Jahre sind viele Jazzgrößen bei JAZZ am SEE
aufgetreten und der gute Ruf in der Szene hat
bewirkt, dass inzwischen Musiker und Agenturen auch auf uns zukommen.
z
Wir sprachen mit Sabine Schürnbrand, Leiterin des Kultur- und Verkehrsbüros Allensbach.
Ja
Die Gemeinde Allensbach am Untersee ist nicht nur bei Bodensee Feriengästen beliebt sondern auch immer mehr bei Jazzfans aus nah
und fern. Jedes Jahr schafft es Sabine Schürnbrand vom Kultur- und Verkehrsbüro hochkarätige Musikerinnen und Musiker für Ihre
Reihe Jazz am See zu gewinnen, das aufhorchen lässt. Vor allem kommen Sie gerne und oftmals wieder. Sicherlich einerseits wie magisch angezogen von dem ganz besonderen Konzertort, der kleinen, hoch über Allensbach gelegenen Gnadenkirche, von der man eine
fantastische Sicht über den See und die Insel Reichenau hat, und bei der einem bei Sicht ein atemberaubendes Bergpanorama auf den
Konzertabend einstimmt. Aber es ist bestimmt auch die herzliche Gastfreundschaft von Sabine Schürnbrand und ihren Helferinnen
und Helfern, die die Künstler genießen und Sie entschleunigt. Allensbach hat’s - nicht nur ein Slogan. Es ist auch ein Gefühl, das einen
vor, während und nach dem, Konzert umarmt.
zz.
Jazz am See
Ja
Viktoria Tolstoi & Jacob Karlzon
JUST MUSIC startete im Jahre 2000 als monatliche Konzertreihe
in der FilmBühne Caligari. Seit 2005 ist daraus das Internationale Jazzfestival Wiesbaden entstanden, das von Raimund Knösche
(JazzArchitekt) und Uwe Oberg (Pianist und Vorsitzender der
Kooperative New Jazz
Wiesbaden e.V.) ehrenamtlich kuratiert und
organisiert wird. JUST
MUSIC versteht Jazz
als Experimentierfeld,
das die Genregrenzen
hinterfragt und immer
wieder verschiebt. Neue
(komponierte) Musik,
Elektronik, Noise, Musik aus Asien oder Afrika verbindet sich hier mit improvisierter
Musik. So präsentiert JUST MUSIC aktuelle, lebendige Musik mit
Zeitbezug, die nicht nur spannende Unterhaltung verspricht,
sondern auch Reibungsfläche bietet.
20. – 21.2.2015 | Wiesbaden | www.justmusic-festival.de
40 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Hamburg
ELBJAZZ Festival
29.–30. Mai 2015
Der Hamburger Hafen wird zum Umschlagplatz für Jazz aus aller Welt
Wir trafen Tina Heine, Festivalleitung ELBJAZZ-Festival, zum Gesp
In diesem Jahr hat das fünfte ELBJAZZ Festival
stattgefunden. Wie ist es gelaufen?
Sehr gut für uns – wir sind wirklich angekommen in
der Stadt, aber auch über die Landesgrenzen hinaus.
Über ein Drittel des Publikums kommt angereist – und
das Wichtigste: viele unserer Besucher sind keine originären Jazzfans, sind aber kulturell aufgeschlossen,
weltoffen und haben Lust bekommen im Hafen diese
großartige Musik zu entdecken.
In 2013 stand das Festival vor dem Aus. Sie mussten umdenken. Was hat sich verändert und wie
wurden diese Veränderungen vom Publikum angenommen?
ELBJAZZ stand nicht vor dem Aus, auch wenn ein
Journalist des Hamburger Abendblatts glaubte, das
postulieren zu müssen. ELBJAZZ hatte keine leichten
ersten Jahre und nach wie vor ist dieses Festival finanziell auf Förderung und Sponsoring angewiesen, was
nicht ungewöhnliches in der Kultur ist.
Aber ELBJAZZ, mit seinem besonderen Location- und
dem damit verbundenen Mobilitätskonzept, muss sich
natürlich erst erproben und mit den Reaktionen der
Besucher lernen, wie dieses Festival am besten seine
Ziele erreicht, ohne künstlerisch Kompromisse ma-
Die besondere Atmosphäre des Hamburger Hafens in
Verbindung mit dieser einzigartigen, nicht austauschbaren Musik. Ich sage auch ganz bewusst Hamburger
Hafen, weil dieser eine große Besonderheit hat, denn
er liegt mitten in der Stadt, sodass das Leben in der Innenstadt und an der Elbe unmittelbar mit dem Hafen
und seiner Kulisse und Geräuschen verbunden ist. Es
ist ein Sehnsuchtsort, der nie langweilig wird und immer in Bewegung ist – wie der Jazz! Bei ELBJAZZ sitzen Touristen und Hamburger sprichwörtlich in einem
Boot, denn auch viele Hamburger kennen die Orte
nicht, an die wir sie während des Festivals bringen.
Außerdem ist unser Programm mit seiner Vielfalt und
Einmaligkeit am Anfang der Festivalsaison eine spannende Präsentationsfläche – und die ungewöhnlichen
Orte ein toller Resonanzraum für ein neues Liveerlebnis, auch für die Musiker selber.
chen zu müssen und finanziell maximal unabhängig
zu sein. Das ist uns in diesem Jahr, mit dem etwas
reduzierten Locationkonzept und dem kompakteren
Programm meines Erachtens gut gelungen, ohne dass
das Publikum oder die Musiker auf etwas verzichten
müssen. Im Gegenteil, die Besucher waren in diesem
Jahr begeistert!
Wie entstand die Idee zum ELBJAZZ Festival?
In meiner Bar, dem HADLEY´S (www.hadleys.de).
Dort veranstaltete ich regelmäßig an Montagabenden
Jazzkonzerte, um ein neues Publikum für den Jazz zu
erreichen – und das hat großartig funktioniert. Und
dann dachte ich, das müsste sich doch skalieren lassen…
So fing ich an, ein Konzept zu entwickeln, das dem
Jazz neue Räume öffnen sollte und für mehr Aufmerksamkeit für Jazz in der Stadt und über die Grenzen
hinaus schaffen sollte. Gemeinsam mit Nina Sauer,
die eine Eventagentur hat, haben wir dann das finale
Konzept – mit Hafen, Barkassen und allem Drum und
Dran – entwickelt.
Was macht das ELBJAZZ Festival so anders, so besonders?
Tina Heine | © Foto by Martina van Kann
Wie wichtig ist die Kooperation mit den Konzertveranstaltern Folkert Koopmans (Geschäftsführer der FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH)
als Ihren Co-Geschäftsführer und Karsten Jahnke
(Geschäftsführer Karsten Jahnke Konzertdirektion
GmbH), verantwortlich für das Booking, für Sie und
die Entwicklung des ELBJAZZ Festival?
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 41
Beim ELBJAZZ Festival dient der Hamburger Hafen als Kulisse für ein einmaliges Musikereignis: Tausende von Besuchern lassen sich alljährlich
für eines der größten europäischen Jazzfestivals begeistern, bei dem das
unverwechselbare maritime Flair auf musikalische Vielfalt trifft. Bekannte
Stars und Newcomer, rund 50 Konzerte und diverse Bühnen drinnen und
draußen – verteilt in und um den Hafen, dazu außergewöhnliche Schauplätze vom Stückgutfrachter bis zum Werftgelände, gewaltige Kräne und
große Docks – das ist ELBJAZZ!
Am 29. und 30. Mai 2015 erobert das Festival zum sechsten Mal in Folge
neue Räume für alle Spielarten des Jazz und präsentiert eine Mischung aus
internationalen und nationalen Künstlern – große Namen und spannende
Entdeckungen. ELBJAZZ steht für Bewegung, für Neugier, Innovatives und
auch Bewährtes.
Die Besucher pendeln während des Festivals per Barkassen zu den Bühnen
und erleben die einzigartige Atmosphäre des Hamburger Hafens. Abgerundet wird das zweitägige Festival durch ein vielfältiges Rahmenprogramm
bestehend aus Workshops, Filmen, Ausstellungen und Kinderprogramm.
In den letzten Jahren standen beim ELBJAZZ hochkarätige Künstler wie
Jamie Cullum, Gregory Porter, Dianne Reeves, Joshua Redman, Chilly
Gonzales, Hugh Masekela, die NDR Bigband, Helge Schneider, Caro Emerald, Nils Wülker, Klaus Doldinger, Paolo Nutini und Till Brönner auf der
Bühne.
Alle Infos unter www.elbjazz.de
Blohm+Voss mit Queen Elizabeth | © Foto by Jens Schlenker
präch
Lebenswichtig, vor allem am Anfang. Hätte Folkert
Koopmans sich nicht bereit erklärt, bei ELBJAZZ mit
einzusteigen, würde es das Festival wohl nicht geben.
Er hat ganz maßgeblichen Anteil an der grundsätzlichen Machbarkeit. Seine Erfahrungen mit Festivals,
die Infrastruktur seiner Firma, auf die wir zurückgreifen, sind wichtig für eine Produktion mit dieser
Komplexität.
Mit Karsten Jahnke hat ELBJAZZ einen Partner an
der Seite, dessen Agentur, aber vor allem er selber, das
Geschäft mit dem Jazz in Deutschland über die letzten 40 (?) Jahre maßgeblich geprägt hat, natürlich
sind seine Erfahrungen – aber ganz besonders seine
Anekdoten – eine Bereicherung, vor allem auch, als
es gerade losging. Für die gesamte und künftige Entwicklung ist aber vor allem wichtig, gerade NICHT in
alten Strukturen zu denken oder sich auf Erfahrungen
zu berufen, denn der Jazz steht ja nicht gerade besonders gut da, was Publikum und Präsenz angeht.
Und da komme dann eher ich oder nun mittlerweile
unser kleines ELBJAZZ Büro ins Spiel – wir sind mit
viel Enthusiasmus und neuen Allianzen dabei, andere Wege aufzuzeigen, um Jazz zu veranstalten und
zu promoten – mit vielen frischen Ideen. Ich glaube,
diese Mischung aus uns allen macht es so spannend.
Daher ist auch das Programmteam, bestehend aus
den Journalisten Götz Bühler und Klaus von Seckendorff, Karsten Jahnke und mir, ein bunter Haufen mit
unterschiedlichen Ansätzen und Ideen – aber einem
klaren, gemeinsamen Ziel.
Bei so starken Partnern, wieviel Spielraum bleibt
da noch für die eigene Künstlerische Idee und Linie?
Ganz viel. Die künstlerische Leitung war von Anfang
an bei mir und ist in der oben benannten Teamarbeit
sehr fruchtbar. Mein kreativer und künstlerischer Freiraum, sowohl in der Produktion, wie in der Programmierung, beim Marketing und in der strategischen
Entwicklung sind für mich Grundvoraussetzung, um
morgens mit Energie in den Tag zu starten. Mit Karsten Jahnke und Folkert Koopmans habe ich da Partner, die mir sehr viel Vertrauen entgegenbringen.
Mit »Ankerwürfe« haben Sie ein zweites, begleitendes Format entwickelt. Was muss man sich darunter verstehen?
Das Konzept von ELBJAZZ lag von Anfang an darin begründet, ein neues Publikum für den Jazz zu
gewinnen und Jazz in dieser Stadt (und auch darü-
ber hinaus) wieder zu einem lebendigen Bestandteil
der Musikszene zu machen. Ein Festival selber wird
aber nie Bestandteil einer alltäglichen Erfahrung werden, eigentlich soll es das jährliche Highlight einer
lebendigen Szene sein – eine große Präsentationsfläche dessen, was alltäglich möglich ist und passiert.
In Hamburg mangelt es aber an Spielstätten für zeitgenössischen Jazz und Orten, an denen Musiker aus
aller Welt auf Publikum treffen. Die Ankerwürfe sind
Konzerte, die mit ELBJAZZ unmittelbar verknüpft
sind und gleichzeitig den Jazz in der Stadt „verankern“
sollen. So bleiben wir unseren „Markenbausteinen“
treu und verbinden die Konzerte mit ungewöhnlichen
Orten oder eigenen, selten ganz reinen Konzertformaten und sind somit ganzjährig sichtbar. Ein schönes
Beispiel war unser Gastspiel bei den Hamburger Lessingtagen des Thalia Theaters, mit Matthew Herbert
und einer audiovisuellen Performance, die wir koproduziert haben.
Lassen Sie uns nach vorne schauen. Was erwartet
die Besucher beim ELBJAZZ Festival 2015?
Vor allem viel Sonne! Und dann, in der Fortsetzung
unseres bisherigen Konzepts, viele Deutschlandpremieren neben bekannten Gesichtern, vielleicht wieder
ein paar neue Bühnen, ein tolles symphonisches Projekt und wohl auch ein neues gastronomisches Konzept, das der Qualität und Vielfalt der Musik nichts
nachsteht.
Und noch ein Stück weiter. Es wird immer beliebter
erfolgreiche Veranstaltungsformate ins Ausland
zu transferieren und Satellitenveranstaltungen zu
etablieren, wie z.B. die Kunstmesse Art Basel mit
Art Basel Miami Beach und Art Basel Hong Kong
oder die Internationale Tourismus Börse ITB mit
der ITB Singapur. Wäre es denkbar, um in Hafenstädten zu denken, dass es einmal ein ELBJAZZ
Festival Dubai, Busan oder Shanghai unter Ihrer
Federführung geben wird?
Das ist absolut nicht ausgeschlossen…
Leise Anfänge dazu gibt es ja schon mit unserer Präsenz in Kopenhagen, dort hatte ELBJAZZ in diesem
Jahr im Rahmen des Copenhagen Jazzfestivals schon
zum zweiten Mal eine eigene ELBJAZZ Bühne und
eben gerade (heute Morgen, 19.09.14) habe ich eine
Kooperation mit dem Bimhuis in Amsterdam geschlossen.
Die Zukunft steckt also noch voller Möglichkeiten.
Die Fragen stellte Kai Geiger, Herausgeber arttourist.com
42 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
30 Jahre INNtöne Festival –
Jazz für die Seele
Von 22. Mai bis zum 24. Mai 2015 wird der über
100 Jahre alte Buchmannhof in Diersbach/ Österreich zur Jazz-Hochburg umfunktioniert, um
den besten Jazzmusikern/innen einen gebührenden Rahmen zu bieten. Das Programm 2015
ist ein Jubiläumsprogramm, alles ohne VIP-Zelt,
nur verpackt in die entspannte Atmosphäre der
Innviertler Landschaft. Jedes Jahr gibt es dazu
eine ausgewogene Vielfalt kulinarischer Köstlichkeiten mit biologischen Lebensmitteln aus
der Region. Mehr Luxus geht nicht. Den Rest besorgen an drei Tagen die Jazztöne, die aus allen
Himmelsrichtungen weit hinein in die reizvollen Landstriche des Sauwaldes klingen.
Bei der Gestaltung der Programme wird auf
höchstes künstlerisches Niveau, innovative Pro-
jekte, sowie auf Verbindungen gegenwärtiger
Musik und Kunst mit traditionellen Kunst- und
Kulturformen Wert gelegt. Viele internationale
und nationale Künstlerinnen und Künstler hatten bei den „INNtönen“ ihre ersten wichtigen
Auftritte, ebenso waren fast alle internationalen
Jazzgrößen zu Gast.
Die Geschichte der INNtöne ist gefüllt mit wunderschönen musikalischen und menschlichen
Höhepunkten. Wir aber leben im Hier und Jetzt
und blicken in die Zukunft. So viele beseelte
große Talente warten darauf, entdeckt zu werden und wir öffnen unsere Tore zu neuen Erlebnissen.
Das INNtöne Festival steht für Qualität und wird
mittlerweile von vielen als eines der wichtigsten
Festivals Europas bezeichnet.
Festivalmacher Paul Zauner verlässt für seine
Musikauswahl seit Jahren ausgetretene Pfade
und wagt sich mutig an Neues. So ist das Kombinieren verschiedener Genres, Kulturen und
Epochen immer ein Balanceakt, der mittlerweile weltweit in internationalen Musikkreisen
höchste Anerkennung findet.
INNtöne Jazzfestival & INNtöne Barock
22. – 24.5.2015 | Diersbach (A)
www.inntoene.com
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 43
Wir trafen Festivalgründer Paul Zauner zum Gespräch
Wer oder wie hat Sie / wurden Sie als Sohn einer
Bauersfamilie mit Musik, dem Jazz infiziert?
Mein Vater hat mir gerne etwas vorgesungen,
wenn wir zur Kuhweide gegangen sind oder beim
Kuhmelken. Wir hatten einen Radio, und da habe
ich viel Musik gehört. Als wir dann später einen
Fernseher bekommen haben, sah ich den Wiener
Klarinettisten Fatty George, und ich war fasziniert
wie diese genialen Musiker Themen spielten und
improvisierten.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe dann autodidakt Klavier gelernt, viel
Mundharmonika gespielt und später dann Musik
studiert, neben meiner Agrarausbildung und dem
Veterinärstudium.
Sie sind Multitalent. Jazzposaunist, Musikproduzent, Festivalmacher, Berater und Biobauer?
Wie werden Sie Ihren Talenten gerecht? Woher
nehmen Sie die Zeit?
Durch frühes Aufstehen ist der Tag länger, und ich
liebe all die Dinge die ich mache total.
Und dann reisen Sie immer wieder, u.a. regelmäßig nach New York? Wie sieht Ihr New York
aus, was fesselt Sie und war nicht der Reiz groß
alles aufzugeben und ganz dort zu bleiben?
Ich war vor 25 Jahren nahe daran ganz nach New
York zu gehen, aber dann kam meine Tochter Rosa
und ich dachte, es ist gesünder auf dem Land in
einer intakten Umwelt aufzuwachsen.
Sie gelten als Entdecker von Gregory Porter, der
gerade in Europa durchstartet? Wie sind Sie sich
begegnet?
Ich habe Gregory damals in meinem Lieblingsclub
in Harlem, dem St. Nicks Pub getroffen auf Vermittlung eines Musikerkollegen, und ich fand seine Musik großartig und wir haben uns auf Anhieb
persönlich sehr gut verstanden.
Und daraus entstand die Idee und das Projekt
»Great Voices of Harlem«, das Sie selbst als interkontinentales Familie bezeichnen? Wer oder
was sind die »Great Voices of Harlem«?
Ich liebe Stimmen über alles. Und diese Musiker
die so in Harlem ein und ausgehen tragen so viel
Musik in sich, so viel Erlebtes und es besteht eine
stilistische Offenheit, wie sie ansonsten kaum wo
zu finden ist. Und natürlich die musikalische Tradition von Harlem mit fasziniert mich. Vor etwa
30 Jahren bin ich zum ersten Mal nach Harlem
gekommen, da hat mich der ehemalige Rhasan
Roland Kirk -Pianist Rahn Burton zum spielen in
einen Club eingeladen. Ich habe in der Folge Musiker wie Donald Smith, Mansur Scott und eben
Gregory Porter, nebst vielen anderen getroffen und
nachdem wir in verschiedenen Besetzungen zusammen gespielt haben, ist die Idee entstanden
die „Great Vocies of Harlem“ zu gründen. Wo
eben die besten Vocalisten der Szene singen und
spielen.
Sind Sie weiter auf der Suche nach Voices? Wie
erspüren Sie Talent, Stimmen, Töne, die dann
später auch bei Ihrem eigenen INNtöne Festival
auftreten?
Das ist magnetisch, ich liebe diese Stimmen und
sie fliegen mir zu.
Sie sind 55 Jahre jung und Ihre kreative Energie
kennt keine Grenzen! Ihre Projekte und Ideen
leben von Ihrer Leidenschaft, Ihrem Feingefühl
und einer unbändigen Lust zu bewegen und zu
vermitteln. In Familienunternehmen kommt irgendwann immer die Frage nach einer Nachfol-
geregelung. Wie sieht es mit Ihren Kindern aus?
Treten die in die Fußstapfen des Vaters? Kann
man Ihr Festival in andere Hände geben oder
werden Sie irgendwann sagen, so das war es?
Meine Kinder lieben Musik und haben viel gehört.
Mein Sohn liebt die Natur und ist sehr an der
Landwirtschaft interessiert. Ich denke, das wichtigste ist, dass wir das was wir gerne machen, im
Augenblick aus vollem Herzen machen. Die Kultur ist eine lang anhaltende unbesiegbare Kraft
und nur die Liebe ist unendlich.
Was möchte Paul Zauner noch bewegen, zeigen
zu Gehör bringen?
Ich spiele am liebsten in kleinen Klubs mit direktem Kontakt zum Publikum, da der Energieaustausch mit dem Publikum und die Schwingungen
im Raum für mich ganz wichtig sind. Meistens
spiele ich Jazz von traditionell bis ganz zeitgenössisch, das ist alles eins für mich. Aber ich freue
mich auch, wenn die Temptations mich für eine
Tour anrufen oder ich mit einem Gregorianischen
Choral als Soloinstrument mitspiele oder wenn
jemand für mich eine Mikrotonale Komposition
spielt, ich liebe alles, wenn es Seele hat.
Das Interview führte Kai Geiger, Herausgeber der
arttourist.com
Paul Zauner, ausgebildeter Agraringenieur,
studierte in Wien neben der Tiermedizin auch
Musik. In dieser Zeit wechselte er vom Klavier
zur Posaune. Ab Mitte der 1980er Jahre spielte er mit Bumi Fian, Woody Schabata, aber
auch mit Leon Thomas, George Adams, David Murray, Leopoldo Fleming, Hamiet Bluiett
und Jean-Paul Bourelly. Auf seinem Bauernhof organisiert er jedes Jahr zu Pfingsten das
preisgekrönte INNtöne Jazzfestival; auch ist
er Kurator für Jazz am Brucknerhaus in Linz
und betreut das Jazzprogramm mehrere Veranstaltungsorte in Passau. Dazu ist er Direktor
der PAO Records.
Great Voices of Harlem
GREGORY PORTER, DONALD SMITH, MANSUR SCOTT
Einer der ersten Musiker, der Gregory Porters
enormes Talent schon vor fast zehn Jahren zu
würdigen wusste, war ein Bauer und Posaunist
aus Österreich. Sein Name ist Paul Zauner und
wenn der charmante Lockenkopf nicht Schweine züchtet oder das preisgekrönte INNtöne Festival veranstaltet, reist er seit nunmehr 25 Jahren nach Harlem um dort an dem lebendigen,
musikalischen Geist teilzuhaben, den dieser Ort
nach wie vor lebt, atmet und ausstrahlt. Zauner
erstarrt dabei nicht etwa in touristischer Bewunderung, vielmehr agiert er: die Musiker, die er in
Harlem entdeckte, lädt er zu Konzerten mit seiner wunderbaren Band „Blue Brass“ in Europa
ein. Die vorliegende CD, aufgenommen in Österreich und gemastert in New York, ist also das
Resultat einer interkontinentalen Familiengeschichte, wenn man so will, ein richtig schönes
und echt legendäres Zusammentreffen von Zauners Weltklassemusikern und drei Gentlemen,
die tatsächlich diesen Titel verdienen: Great
Voices of Harlem. Es sind neben Porter der großartige Mansur Scott, der einen Block entfernt
vom „Minton’s Playhouse“, dem Geburtsort
des Bebop, in Harlem aufwuchs und schon mit
15 mit Freunden wie Lee Morgan oder Charles
Mingus abhing. Scotts musikalische Geschichten aus dem Knast und diversen Arbeitslagern
offenbaren eine Faszination mit den Facetten
des Lebens – das Soul-Food, das er auf dem Weg
zu einer Chain-Gang in North Carolina aß,
kann man im autobiografischen „Doing Hard
Time“ beinahe schmecken. Der dritte im Bunde
ist Donald Smith, ein Sänger der schon mit Rahsaan Roland Kirk oder Art Blakey arbeitete, der
wahrscheinlich jedoch am bekanntesten für die
bahnbrechenden Aufnahmen mit seinem Bruder Lonnie Liston Smith ist. Auf diesem Album
überarbeitet Donald auch „Expansions“, den
vielleicht größten Hit seines Bruders, auf inspirierte und herrliche Art und Weise.
Great Vocies of Harlem sind TOP in den Amerikanischen Jazz Charts und großartige Kritiken
in den wichtigsten Jazz und Soulmagazinen
weltweit bewegen die Welt. Einer der Amerikansichen Kritiker meinte: "Warum haben wir
es Jahrzente versäumt, solch großartige CD's zu
produzieren?"
44 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fotos © Matthias Heyde, Berlin
Jazz in St. Moritz?
Jazz in St. Moritz!
Die Frage, wie man auf die Idee kommt, gerade
in den Engadiner Bergen ein Jazz Festival aufzuziehen beantwortet Christian Jott Jenny, Gründer und Leiter des Festival da Jazz St. Moritz, mit
der simplen Antwort: «Wo sonst spiegelt sich
die unbändige Kraft, die Freiheit und Schönheit
des Jazz so sehr in der unmittelbaren Umgebung
wieder wie hier, in den Bündner Bergen?» Fest
steht: Das Festival da Jazz ist das höchstgelegenste Jazzfestival der Welt. Aber das ist noch
längst nicht alles. Ganz gegen jedweden Trend
zu anonymen Großkonzerten und Megaevents
lädt Jenny die ausgewählten Stars in ein außergewöhnliches, intimes Venue, dem legendär-
en Dracula Club. Vor 150 Zuschauern und auf
Armeslänge entfernt, erleben hier Jazzkenner
und -liebhaber, wie ein Chick Corea oder Brad
Mehldau in der Clubatmosphäre auftauen und
zu den Wurzeln des Jazz als Club-Musik zurückfinden. Die Unmittelbarkeit zwischen Musikern
und Publikum hat einen nachdrücklichen und
für alle spürbaren Einfluss auf das Geschehen.
Aber auch die Unsicherheit von Größen wie
etwa Natalie Cole, die es gewohnt sind, weit weg
vom Publikum und auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, jetzt aber genau dieser Direktheit ausgesetzt sind und wie schüchterne
Kinder erst wieder den Club und seine Sphäre
lieben lernen, gehören zu den einzigartigen Beobachtungen während des Festivals.
Über einen ganzen Monat, von Mitte Juli bis
Mitte August, bietet das Festival da Jazz mit
rund 50 Konzerten diese musikalischen und
emotionalen Erlebnisse und nach der nun
siebten Ausgabe des Festivals bedarf es keiner
ausnehmenden Weisheit, den Satz „Nach dem
Festival ist vor dem Festival.“ wirklich ernst zu
nehmen. Kaum ist die Adrenalin-Zufuhr der
Organisations-Crew wieder auf ein Normalmaß gesunken, der leidenschaftliche Rückblick
durch analytischen Feinsinn ersetzt, wird auch
schon wieder in die Zukunft geschaut. Welchen
Herausforderungen stellt man sich beim nächsten Mal? Welche Wunschkandidaten füllen die
Liste der Acts für die nächste Ausgabe? Genau
hier hat Leiter Christian Jott Jenny seit Beginn
des Festivals Beachtliches erreicht.
Bevor das Festival da Jazz im Jahre 2007 mit damals lediglich vier Konzerten erstmals ins Leben
gerufen wurde, war St. Moritz nicht gerade als
Hot-Spot der internationalen Musik Szene bekannt. Der Zufall wollte es, dass der ursprüngliche Ort aus Renovierungsgründen nicht mehr
bespielt werden konnte und aus der Not heraus
bat Jenny den Designer Rolf Sachs sprichwörtlich um Asyl für seine Konzertreihe im sagenumwobenen Dracula Club, dessen Präsident
Sachs ist. Als großer Jazz-Fan und engagierter
Mitbürger der Gemeinde St. Moritz öffnet Sachs
seither jeden Sommer die Türen seines, vom Vater Gunter Sachs gegründeten Refugiums - ein
Chalet, das im Winter lediglich den Clubmitgliedern und deren Freunde vorbehalten ist - für
jeden, der dem Jazz ebenso verfallen ist.
In den letzten sieben Jahren ist es Jenny gelungen, dass Festival da Jazz St. Moritz auf der
Landkarte der beachteten Jazz-Events Europas
zu etablieren. Neben den großen Stars der Sze-
ne, wie John Scofield, Cassandra Wilson, Paolo
Conte, Kurt Elling, Ahmad Jamal und Joshua
Redman, sind genauso die Neuentdeckungen
und Idole von Morgen wie Anthony Strong ein
Teil des Konzepts. So begibt man sich zur vorgerückten Stunde zu den - kostenlosen - LateNight
Konzerten des benachbarten Kulm Hotels. Dort
klingt der Abend musikalisch aber nicht minder
spannend aus.
Um der Engadiner Bevölkerung ein dickes Dankeschön auszusprechen, kam Jenny auf die Idee,
eines seiner Konzerte ganz nach dem Motto
»umsonst und draußen« unter freiem Himmel
und in luftiger Höhe zu präsentieren. Gesagt,
getan und 2013 wurde zum ersten Mal der Ausflugsberg Muottas Muragl mit einer Höhe von
2‘453 m ü.M. zu einer Open Air Stätte mit Frische-Faktor. Die jeweils mehr als 1.500 Zuschauer, konnten bisher vor einzigartigem Panorama
mit den groovigen Sounds von The Brand New
Heavies und der Earth Wind & Fire Experience
den Sonnenuntergang in den Engadiner Bergen
erleben. Überhaupt ist es Jenny ganz wichtig,
dass nicht nur musikalisch beim Festival da Jazz
für jedermann was dabei ist: über die Hälfte der
Konzerte gibt es zum Nulltarif und selbst die
Konzerte im Dracula Club sind erschwinglich.
Solch außergewöhnliche Unternehmungen bedürfen verlässlicher und engagierter Partner. Es
sind neben dem Hauptsponsor Lexus die ortsansässigen Hotels wie der Schweizerhof und
das besagte Kulm Hotel, die den Künstlern und
Besuchern einen Aufenthalt so angenehm wie
möglich machen oder das Hauser Hotel, das
weitere Konzerte auf der hauseigenen Terrasse
ermöglicht. Darüber hinaus unterstützen lokale
Firmen, das Tourismusbüro Engadin, die Presse
und nicht zuletzt die treuen Freunde des Festivals, die „Amis da Festival da Jazz“, das Festival
nach Kräften und haben ihm so zu dem Renommee verholfen, das es heute auszeichnet.
Jetzt stehen die Zeichen wieder auf Start, die
Vorbereitungen für den Sommer 2015 laufen
auf Hochtouren und einmal mehr darf man gespannt sein, welche musikalischen Leckerbissen
Jenny aus dem Hut zaubert. Gewiss ist aber bereits jetzt: das Festival da Jazz wird auch 2015
wieder zu einem Erlebnis der besonderen Art.
8.7. – 8.8.2015 | St. Moritz | www.festivaldazazz.ch
Kontakt:
Verein Festival da Jazz | c/o Amt für Ideen
Rindermarkt 20, 8001 Zürich
[email protected]
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 45
Jazz oder Nojazz?
Egal – Hauptsache jazznojazz!
Jazznojazz! Auch in seiner 16. Ausgabe macht das Zürcher Musikfestival seinem Namen alle Ehre
und präsentiert frische Sounds und Bands aus Jazz und jazzaffinen Genres. Unterstützt von ewz und
der Zürcher Kantonalbank sind vom 29. Oktober bis 1. November 2014 vier üppige Konzertnächte
angesagt mit nicht weniger als 19 Konzerten in der Gessnerallee Zürich, im ewz-Unterwerk Selnau
sowie im Club der Zürcher Kantonalbank im Theater der Künste.
Wir trafen
Johannes Vogel
zum Gespräch
In diesem Jahr findet das jazznojazz Festival zum 16. Mal in Zürich statt und hat
sich zu dem Jazzereignis in Zürich entwickelt. Was verbirgt sich hinter dem Namen jazznojazz?
Ein besetztes Musikfestival mit Jazz und
jazzaffinen Genres wie Funk, Soul, Electro,
Blues. Jazz ist ja nicht mehr nur Jazz im
klassischen, sprich swingenden Sinne. Jazz
war immer schon mehr und deshalb bleibt
er auch nie stehen und erfindet sich immer
wieder neu. Im Festivalnamen jazznojazz
bilden wir dies ab.
Was erwartet den Besucher in diesem
Jahr?
Ein reich befrachtetes Programm mit nicht
weniger als 18 Konzerten an vier Tagen!
Den diesjährigen jazznojazz-Cocktail offerieren für Neues offene Jazz-Stars wie Avishai Cohen, Brad Mehldau und Al Di Meola, Grenzgänger aus Soul, Hip-Hop und
Blues wie Robert Glasper, Meshell Ndegeocello oder Lucky Peterson, Funky-FusionCracks wie Amp Fiddler, Spyro Gyra und
die Grammy-Gewinner von Snarky Puppy,
die betörenden Stimmen von Ayo, Michael Kiwanuka und Naturally 7 sowie der
Zürcher Jazz-Gipfel am Samstag mit Irène
Schweizer/Jürg Wickihalder und Jojo Mayer/Zurich Jazz Orchestra.
Was ist das Besondere am jazznojazz
Festival?
Neben der Musikmischung die Tatsache,
dass das Festiva seit Beginn im Herzen von
Zürich stattfindet und dies in Konzertsälen, die sonst kaum je für Konzert genutzt
werden wie das Theaterhaus Gessnerallee,
das ewz-Unterwerk Selnau (ein früheres
Stromwerk) und im Club im Theater der
Künste. 3 tolle Locations innerhalb von
paar Hundert Metern.
jazznojazz Festival 14
Für Neues offene Jazz-Stars wie Avishai Cohen, Brad Mehldau und Al Di Meola, Grenzgänger
aus Soul, Hip-Hop und Blues wie Robert Glasper, Meshell Ndegeocello oder Lucky Peterson,
Funky-Fusion-Cracks wie Amp Fiddler, Paulo Mendonça, Spyro Gyra und die Grammy-Gewinner von Snarky Puppy, die betörenden Stimmen von Ayo, Michael Kiwanuka und Naturally 7 sowie der Zürcher Jazz-Gipfel am Samstag mit Irène Schweizer/Jürg Wickihalder und
Jojo Mayer/Zurich Jazz Orchestra sorgen für den faszinierenden jazznojazz-Mix.
29.10. – 11.2014 | Zürich | diverse Orte | Tickets unter www.ticketcorner.ch
Weitere Konzerte von allblues Saison 2014/2015
Jethro Tull’s Ian Anderson
18.11.2014 | Zürich | Kongresshaus
Ed Sheeran
19.11. 2014 | Zürich | Maag Halle
Gregory Porter
22.11.2014 | Zürich | Tonhalle
Herbie Hancock
1.12.2014 | Luzern | KKL
Jan Garbarek & Hillard Ensemble
3.12.2014 | Zürich | Grossmünster
4.12.2014 | Genf | Cathédrale Saint-Pierre
Brad Mehldau Piano Solo
29.1.2015 | Genf | Victoria Hall
30.1.2015 | Luzern | KKL
Nils Landgren & Michael Wollny Duo
2.2.2015 | Zürich | Tonhalle
Stefano Bollani Piano Solo
27.2.2015 | Zürich | Neumünster
Diane Reeves
16.3.2015 | Zürich / Tonhalle
Richard Galliano – Paolo Fresu –
Jan Lundgren
18.3.2015 | Luzern | KKL
26.3.2015 | Genf | Victoria Hall
Dee Dee Bridgewater & China Moses
18.4.2015 | Zürich | Tonhalle
Anouar Brahem Quartet &
String Ensemble
8.6.2015 | Zürich | Tonhalle
Alle Konzerte unter www.allblues.ch
Seit 1994 profiliert sich die AllBlues Konzert AG mit der Durchführung hochwertiger Jazzkonzerte in den grossen "klassischen" Konzertsälen der Schweiz. Die beiden Konzertserien
«Jazz Recitals» (Tonhalle Zürich) und «Jazz Classics» (Luzern, Genf, Bern, Basel und Neuchâtel) gehören zu den Höhepunkten im Schweizer Jazzkalender. Mit Konzerten im Bereich von
World, Funk & Soul sowie den hier angesiedelten Konzertreihen Migros Kulturprozent Zürich
/ Migros Kulturprozent Jazz und Accenture-Nights rundet die Firma ihr präzis gefasstes, qualitativ hochstehendes Profil in der Programmation ab.
Johannes Vogel, geboren 5.4.1962, verheiratet , 2 Söhne, Studium in Allgemeiner Geschichte, Neuerer Deutscher Literatur und Volkskunde an der Universität Zürich. 1994: Gründung
der All Blues Konzert GmbH in Winterthur,2007: Umwandlung in die AllBlues Konzert AG.
Seit 1994 mehr als 1.000 Konzerte als AllBlues in der ganzen Schweiz.
Sie haben in den letzten Jahren viele
eigene Reihen und Formate wie die Vulcain Jazz Classics, die Accenture Nights,
die Neumünster Konzerte entwickelt.
Wie wichtig sind diese für den Erfolg von
allblues und was sind die Gründe?
Konzertreihen geben dem Veranstalter die
Möglichkeit, sich dem Publikum über einen längeren Zeitraum zu präsentieren.
Kontinuität, das langfristige Planen und
Durchführen von Konzerten, ist meines
Erachtens das wichtigste Kriterium für
den Erfolg eines Veranstalters. Neben der
Qualität der Konzerte und einem präzisen
Profil in der Programmation. Oder anders
gesagt: Man sollte nicht einfach alles machen, was den Saal füllt. Sondern nur das,
was zu einem passt. Und im Falle von
AllBlues ist das Jazz und das "links und
rechts" davon, wie Funk, Soul, Worldmusic, Singer-Songwriters, Folk-Pop, etc.
allblues besteht seit diesem Jahr 20 Jahre. Blicken wir nach vorne. Was darf man
in der Jubiläumssaison nicht verpassen?
Das Jubiläum haben wir ja schon gefeiert mit der Herausgabe eines Fotobuches
und dem Jubiläumskonzert mit der Nils
Landgren Funk Unit im Mai dieses Jahres
im Kaufleuten Zürich. Nun machen wir
einfach so weiter wie in den letzten 20
Jahren, auch wenn es mittlerweile etwas
mehr Konzerte sind als zu Beginn (nämlich weit über 100 pro Jahr in der ganzen
Schweiz…) : Erstklassige Konzerte, die zu
AllBlues passen: Wie Herbie Hancock und
Dianne Reeves, wie James Taylor und Ed
Sheeran, wie Annett Louisan und Gregor
Meyle, wie Pink Martini und die FarewellTournee des Orquesta Buena Vista Social
Clubs oder wie Tower of Power und Incognito, um nur ein paar wenige zu nennen…
Warum nach Zürich kommen?
… weil's jazznojazz nur in Zürich gibt!
Die Fragen stellte Kai Geiger,
Herausgeber der arttourist.com
46 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
jazzahead!
in Bremen: mehr als eine Messe
© Jens Schlenker
Bremen ist auf der Jazz-Landkarte ganz groß – wenn nicht sogar die Hauptstadt. Denn hier trifft sich im
April alles, was Rang und Namen in der internationalen Szene hat.
Eine Jazzmesse für Fachbesucher und das breite Publikum mit über 100 Konzerten und
angegliedertem Kulturfestival.
Blickt man heute auf einen Bremer April und
die Musikfachmesse jazzahead!, so fällt es
schwer zu glauben, dass alles 2006 als kleine
Veranstaltung mit 91 Ausstellern begann.
Längst ist die jazzahead! nicht mehr nur
Branchentreff, sondern auch ein Kulturfestival, das in ganz Bremen sichtbar ist und weit
über den Jazz hinausweist. Und das sehr erfolgreich:
Allein 2014 zog das Musik- und Kulturprogramm über 22.000 Besucher an, im Jubiläumsjahr 2015 werden laut Veranstalter noch
mehr Besucher erwartet.
Die jazzahead! meistert dabei einen Spagat
zwischen erfolgreicher Fachmesse und abgerundetem Publikumsprogramm. „Eine einmalige Entwicklung mit Modellcharakter“, so
jazzahead!-Projektleiterin Sybille Kornitschky. Während sich die internationale Jazzmusikszene - 2.800 Fachteilnehmer und 700
ausstellende Firmen - in der MESSE Bremen
austauscht und vernetzt, ist der Besucher
mittendrin. Denn das integrierte ShowcaseFestival ist für alle zugänglich und gibt mit
seinen 40 Showcases (30-minütige Kurzkonzerte) nicht nur Fachleuten einen wunderbar
komprimierten Einblick in die aktuell spannendsten Jazzproduktionen der Welt. Darüber hinaus werden dem Besucher bereits zwei
Wochen vor und parallel zur Messe weitere
60 Konzerte sowie Ausstellungen, Lesungen,
Performances, Kino- und Theaterabende und
vieles mehr rund um das jährlich wechselnde
Partnerland geboten. Im April 2015 stellt sich
Frankreich mit seiner Kunst- und Musikszene
in Bremen vor.
Showcase-Festival mit
Qualität und Herz
An vier Tagen im April bereichert die jazzahead! Bremens Kulturangebot mit einem prall
gefüllten Liveprogramm auf drei Bühnen innerhalb der Messe und des angrenzenden
Kulturzentrums Schlachthof. Gegliedert in
vier Module zeigen 40 Bands aus Deutschland
(German Jazz Expo), dem Partnerland (French
Night), Europa (European Jazz Meeting) und
Übersee (Overseas Night) im Showcase-Festival
der jazzahead! die große Bandbreite des Jazz.
Sie wurden zuvor von Fachjurys aus mehreren
Hundert Bewerbungen ausgewählt. Ihr Auftritt
sichert den Showcase-Bands die Aufmerksamkeit eines internationalen Entscheider- und
Fachpublikums der weltweiten Jazz- und Musikszene bestehend u.a. aus Festivaldirektoren,
Programmverantwortlichen von Clubs und
Vertretern von Plattenfirmen. Während der
Messe und des Festivals werden Bands gebucht,
Verträge geschlossen und Tourneen geplant.
Die Stimmung ist besonders herzlich, die jazzahead! wird von ihren Teilnehmern auch
© Frank Pusch / MESSE BREMEN
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 47
vielfach als das große Familientreffen des Jazz
beschrieben. Hier kommt zusammen, was
zusammen gehört. Dabei ist die Messe alles
andere als eine „kleine“ Veranstaltung - Stars
von Weltrang, die großen Namen der Szene
und solche, die dabei sind, es zu werden, sind
mit von der Partie.
Clubnacht in Bremen:
1 Nacht, 1 Ticket,
über 30 Spielstätten
Am Samstag der jazzahead! (25.4.2015)
swingt ganz Bremen, wenn die Clubnacht
die Stadt erobert und über 30 Spielstätten in
Jazzclubs verwandelt. Schiffe, Theater, Museen, Kirchen, Hotellobbys und natürlich auch
reguläre Clubs gehören dazu. Vom späten
Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden
kommen Jazz-Liebhaber dabei voll auf ihre
Kosten. Musikalisch ist das Spektrum so breit
wie die Spielstätten unterschiedlich sind: von
klassischem Jazz, großartigen Stimmen und
vielen Ausläufern in andere Genres wie Funk,
Soul und Blues ist alles dabei. Mal hier reinhören, mal dort länger bleiben – ein Ticket ermöglicht den Eintritt in alle teilnehmenden
Spielstätten und garantiert einen spannenden Festivalabend. Auch über den Transport
zwischen den Clubs muss sich der Besucher
nicht sorgen, im Ticket ist ein Shuttle-Service
inkludiert.
Kulturfestival: Accents français!
In Ihrem zehnten Jahr rückt die jazzahead!
Frankreich als Partnerland in den Mittelpunkt. Den Auftakt des zweiwöchigen Kulturfestivals in Bremen macht ein großer Eröffnungsabend am 9. April 2015 im Theater
Bremen, gefolgt vom Jubiläum mit Open-Air
Bühne am 11. April auf dem Marktplatz Bremen. In den zwei Wochen vor der jazzahead!
gibt es die vielfältige Kulturszene Frankreichs
in Lesungen, Theater, Performances, einem
Kinder- und Jugendprogramm sowie Konzerten zu entdecken. Gekrönt wird dieses Kulturfestival mit dem Galakonzert im Konzerthaus Die Glocke am 24. April 2015 bei dem
das Akkordeon das zentrale Instrument der
angekündigten Stars im Programm sein wird.
Auch im Rahmen der jazzahead! clubnight
am 25. April 2015 und am Eröffnungsabend
des Showcase-Festivals auf der jazzahead!
wird viel französischer Jazz die Stadt zum
Klingen bringen.
© Jens Schlenker
INFORMATIONEN
jazzahead!
MESSE BREMEN
WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
Findorffstraße101
D-28215 Bremen
www.jazzahead.de
[email protected]
Tel.: +49 (0)421 3505-287
TERMINE
09. - 26. April 2015 Kulturfestival
23. - 26. April 2015 Messe
24. April 2015 Galakonzert im Konzerthaus
Die Glocke
25. April 2015 jazzahead! clubnight
HIGHLIGHTS der 10-jährigen
Jubiläumsausgabe
Partnerland Frankreich
09. April Eröffnungsgala Kulturfestival im
Theater Bremen
11. April 2015 Open-Air-Bühne auf dem
Marktplatz
TOURISTISCHE ANGEBOTE
Bed & Jazzfest – Festivalwochenende in
Bremen (2-Tages-Pauschale ab 99,-€ pro
Erwachsener im DZ)
Reise zum Ticket - für die verschiedenen
Kulturfestival-Events
(2-Tages-Pauschale ab 69,-€ pro Erwachsener
im DZ)
Buchbar über die BTZ Bremer TouristikZentrale unter +49 (0)421 3080010 oder
www.bremen-tourismus.de/
Weitere Information zu Hotelangeboten
und der Anreise unter
www.jazzahead.de/hotel-anreise/
Billie Magazin_Ausgabe_10.2014_Anz. 22.09.14 10:01 Seite 1
in the spirit of jazz
ACT 9577-2 (auch als lp)
ACT 9571-2 (auch als lp)
ACT 9572-2
ACT 9573-2 (auch als lp)
ACT 9575-2
ACT 9673-2
ACT 9728-2
ACT 9627-2
ACT 9574-2
ACT artists in concert:
karten jahnke jazznights mit jacob karlzon 3 & manu katché 4 vom 17.10. - 30.10. (info: www.kj.de)
lars danielsson liberetto: 20.11. elmau 22.11. innsbruck 24.11. wien 25.11. münchen jerry léonide quartet: 9.12. münchen
emile parisien quartet: 12.11. mannheim 13.11. münchen 15.11. tübingen 17.11. frankfurt 18.11. jena
tobias christl wildern: 8.11. bayreuth 20.11. münchen
alle ACT-veröffentlichungen auch auf allen gängigen downloadportalen erhältlich
vertrieb: edel:kultur
www.actmusic.com
Die Donaueschinger
Musiktage 2014
vom 17. bis 19. Oktober
Die Donaueschinger Musiktage sind traditionsgemäß ein Produktions- und Autorenfestival, eine Messe des Neuen.
Nicht geklärt ist allerdings, ob es die reine Freude am alljährlichen Kreisen des Komponistenkarussells ist, die den
Pilgerstrom aus aller Herren Länder in das abgelegene Städtchen auf der Baar auslöst. Vielleicht ist es in unserer
digitalen Zeit, in der alles möglich, alles unmittelbar abrufbar ist, eher das Vermögen, zu fokussieren und zu
kontextualisieren sowie die Aufmerksamkeit auf eine gemeinschaftliche Perspektive zu richten, die Voraussetzung
Foto: Tilman Stamer
für ein nachhaltiges Interesse.
Vor diesem Hintergrund hinterfragen die Donaueschinger Musiktage in diesem Jahr, woraus sich
Kunstwollen eigentlich speist, wie es sich materialisiert und in welchem Medium es letztendlich
Ausdruck findet, wann künstlerische Ideen in
ein Konzert, wann in eine Ausstellung oder in
eine Lesung münden. Zu diesem Zwecke wurden
Komponisten eingeladen, die sich über ihr musikalisches Tun hinaus auch in anderen Metiers
äußern und die von den Wechselbeziehungen
der Disziplinen profitieren. Beispielhaft erwähnt
seien Wolfgang Rihm und Hans Zender, die neben ihrer kompositorischen Bedeutung auch
als herausragende Essayisten hervortreten. Brice
Pauset ist auch Cembalobauer und Cembalist.
Die Komponisten Kryštof Mařatka und Pascal
Dusapin sind gleichzeitig Filmemacher und Fotokünstler. Friedrich Cerha, Brian Ferneyhough,
Chris New­man und François Sarhan stellen auch
als bildende Künstler aus. Manos Tsangaris wiederum ist der Schöpfer eines multiperspektivischen
50 | Jazz | Neue Musik
finden, wohl aber prägend für deren
künstlerischen Ansatz sind. Wie weit der
Autonomieanspruch in die einzelnen
Werke hineinreicht, vermag die neue
Komposition „points & views“ von Peter
Ablinger zu vermitteln: ihr erster Satz ist
eine großformatige Fotoarbeit und der
zweite ein Musikstück.
Aus gesellschaftlicher Perspektive sind
die Donaueschinger Musiktage damit
eine Reaktion auf die zunehmende Spezialisierung aller Lebensbereiche, die durch
die Digitalisierung einen neuen Schub
erhalten hat. Gilt doch horizontale Spezialisierung seit langem als Ideal der Arbeitsordnung, als Insigne des Fortschritts,
als Voraussetzung der Automatisierung,
Radikalisierung und Ökonomisierung
der Gesellschaft – auch der Künste. Minimale Anstrengung, maximales Resultat.
Dieser hohe Grad an Spezialisierung ist
in der Musik von besonderer Bedeutung.
Wir alle wissen es: Musiker zu sein bedarf
nicht nur eines besonders hohen Grades
an Spezialisierung, sondern diese setzt
auch sehr früh ein. Und gerade in der Mu-
Airmachine – konstruiert von Ondřej Adámek
sik gilt es als ein ausgesprochenes Tabu,
einer anderen Profession nachzugehen.
Auf der anderen Seite verfügen wir mit
dem Computer, dieser Universalisierungsmaschine unserer Zeit, über ein elementares Werkzeug, das die Voraussetzungen
dafür schafft, um alle medialen Daseinsformen – unabhängig ihrer inhaltlichen
Werte – zu disponieren und damit die ReIntegration der Disziplinen und die EntDifferenzierung der Gesellschaft und der
Künste voranzutreiben – mit dem Resultat
einer paradoxen Situation: Trotz des ausgeprägten Spezialisierungsstrebens in allen gesellschaftlichen Bereichen erwartet
die Gesellschaft (auch in den Künsten)
ein gänzlich anderes Menschenbild: jenes
des Alleskönners. Die Musik betreffend sei
auf jenen Künstlertypus verwiesen, der
zugleich als Komponist und Performer
oder Komponist und Softwareentwickler,
Sänger und zugleich Songwriters agiert.
Und so sind, grob formuliert, einerseits
die Omnipräsenz des Multimedialen, andererseits die permanent fortschreitende
Spezialisierung in der Gesellschaft die
beiden elementaren Hintergründe für das
gewählte Festivalthema.
Die schlichte Konjunktion „und“ als Titel für das Festival und die Ausstellung
kann durchaus auch als Versuch gelesen
werden, historisch besetzte Begriffe wie
die der Doppel- oder der Mehrfachbegabung zu umgehen. Es handelt sich um
ein Zitat. Wassily Kandinsky verfasste
1928 einen gleichnamigen Essay, in dem
er das 19. Jahrhundert als eines der Absonderung, Spezialisierung, Fragmentierung und Segmentierung: des „Entweder
– Oder“ bezeichnete, während er das 20.
Jahrhundert in der Kunst – trotz der rasch
weiter fortschreitenden Autonomisierung
aller Lebens- und Gesellschaftsbereiche –
als eines des „Und“, des Neubeginns der
„synthetischen Künste“ charakterisierte.
Videoart des Komponisten Johannes Kreidler
© Steven Sussman
Abenteuer Neugierde
SWR NEWJazz Meeting 2014
Musikalische Begegnungen möglich machen, die unter normalen Bedingungen nicht möglich sind – das ist Ziel des alljährlich stattfindenden SWR
NEWJazz Meeting. 1966 wurde dieses Jazzlabor des Südwestrundfunks vom
ehemaligen SWF-Jazzredakteur Joachim-Ernst Berendt erfunden. Die Idee:
verschiedene improvisierende Musiker erarbeiten in den Rundfunkstudios
des Südwestrundfunks ein Programm, das sie im Anschluss daran in öffentlichen Konzerten im Sendegebiet präsentieren.
Von Anfang an war das NEWJazz Meeting mehr als ein zwangloses „Come
Together“ in einem Studio. Die Musiker dieser weltweit einmaligen Institution nutzten die Gelegenheit, im radiophonen Kontext Konzepte zu entwickeln für die auf der von Konventionen geprägten Szene nur wenig Platz war.
So wurde das SWR NEWJazz Meeting schnell zu einem Sensor und Katalysator für sich anbahnende Jazzentwicklungen. In den Baden-Badener Rundfunkstudios präsentierten die Musiker der einflussreichen Chicagoer Musikerorganisation AACM (Lester Bowie und Joseph Jarman) ihre wegweisenden
Ansätze zum ersten Mal auf dem Alten Kontinent. Das SWR NEWJazz Meeting wurde zu einem Resonanzboden für die vielfältigen Entwicklungen der
europäischen Jazzemanzipation von Alexander von Schlippenbach über Joachim Kühn und Gianluigi Trovesi bis hin zu Vincent Peirani. Und hier regten
sich besonders früh jene Impulse, die für eine kreative Öffnung des Jazz zu
den großen nichtwestlichen Musikkulturen sorgten (Rabih-Abou Khalil und
Renaud Garcia-Fons). Das diesjährige SWR NEWJazz Meeeting bringt improvisierende Musiker aus Südamerika, den USA und Europa zusammen.
Das SWR NEWJazz Meeting 2014 auf Tour: Karlsruhe, Tollhaus: 21.11. | Tübingen, Sudhaus: 22.11. | Mainz, Frankfurter Hof: 23.11.
Das Ensemble: Jakob Bro, Gitarre | Melissa Aldana, Tenorsaxophon | Kirk Knuffke, Kornett | Jacob Sacks, Klavier, Fender Rhodes | Joe Martin, Bass | R. J. Miller,
Schlagzeug
© Madeleine Ventrice
Next Generation
Das Off-Programm der
Donaueschinger Musiktage
17. – 19. Oktober 2014
Plakatgestaltung: Wolfgang Bosse. plonk-art.de
Universaltheaters. Bei kaum einer anderen Komponistin tritt utopische Paradoxie so in Erscheinung wie bei Jennifer
Walshe: Wir erleben sie als multiple Persönlichkeit, die mit den von ihr erfundenen professionellen, halbprofessionellen,
nichtprofessionellen Künstlerfiguren das
Prinzip vom Alles- und Nichtskönner als
vollkommene Fiktion lustvoll ausspielt.
Im Zentrum des Festivals steht dabei
nicht die große neue Welt hybrider oder
transdisziplinärer künstlerischer Produkte, sondern stehen Positionen, die auf die
Autonomie der jeweiligen Kunstsparte
setzen. Neben den üblichen Konzerten,
Installationen und Performances gibt es
Lesungen, Film- und Videovorführungen
sowie eine thematisch begleitende Ausstellung bildender Kunst. Die darin gezeigten Arbeiten stammen ausschließlich
von Komponistinnen und Komponisten.
Aus dieser Perspektive bieten sie herausragende Einblicke in Tiefenschichten des
Kunstwollens der betreffenden Künstler, die im Kontext der Konzertsituation
ansonsten keine oder kaum Beachtung
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Wie war das gleich mit der vorherrschenden Haarfarbe auf Europas Hochkul-
den dann in der Musikhochschule in Trossingen die
Seinen Abschluss findet „Next Generation“ immer
turfestivals – Silbergrau? Mag sein. Nicht jedoch in Donaueschingen! Jung ist
ersten Seminare und Workshops statt, begleitet von
am Montag nach den Donaueschinger Musiktagen
hier nicht nur die Musik, die bei diesem Uraufführungsfestival alljährlich aus
einem Konzert mit Kompositionen der Teilnehmer
der Taufe gehoben wird, sondern zum überwiegenden Teil auch das Publikum
des Workshops. Die Themen für die Workshops und
selbst. Dafür sorgt nicht zuletzt das Off-Programm des Festivals, das unter dem
Seminare beziehen sich jeweils auf das Festivalthe-
Titel „Next Generation“ von Festivalleiter Armin Köhler vor neun Jahren auf
ma der Musiktage: Komponieren für den Raum zum
den Weg gebracht wurde. Es bietet jährlich 180 Studenten aus aller Welt die
Beispiel oder musikalische Großformen; 2014 dreht
Organisiert wird „Next Generation“ im Team: ge-
Möglichkeit, nicht nur schlechthin am Festivalgeschehen teilzuhaben, son-
sich alles um das Phänomen der Spezialisierung in
meinsam mit den Musiktagen und dem Amt für
dern mittendrin zu sein, an den Proben teilzunehmen, mit den Künstlern des
unserer Gesellschaft und im Musikleben. Von Frei-
Kultur und Marketing der Stadt Donaueschingen
Festivals zu diskutieren oder sich wertvolle Tipps von ihren Lehrervorbildern,
tag bis Sonntag besucht man die Proben und die
und der Musikhochschule Trossingen laufen die
deren Werke gerade präsentiert werden, zu holen. Insgesamt haben sich damit
Konzerte der Musiktage. Besonders begehrt sind
Fäden für das Projekt seit diesem Jahr an der Hoch-
seit der Gründung nahezu 2.000 junge Menschen aus 20 Nationen in Donau-
die Seminarplätze im Anschluss an solche Proben,
schule der Künste Bern bei Angleraux Graziella
eschingen auf dem Gebiet der Neuen Musik weitergebildet.
in denen dann ganz konkrete Fragen an die Interpreten und die Schöpfer der Werke gestellt werden
Donaueschinger
Musiktage
Chiyoko Szlavnics
Transmission, 2012
Tusche auf Papier
Veranstalter:
Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen in Zusammenarbeit
mit der Stadt Donaueschingen, dem Südwestrundfunk
und dem Experimentalstudio des SWR.
Gefördert durch das Land Baden-Württemberg, die Kulturstiftung des Bundes
und die Ernst von Siemens Musikstiftung.
Kartenvorbestellung:
Amt Kultur, Tourismus und Marketing, Karlstraße 58, 78166 Donaueschingen,
Tel.: 0049 771 857266, Fax: 0049 771 857228
Programm: www.swr2.de/donaueschingen
wiederum mit Seminaren und einem Abschlussforum mit dem Festivalleiter in der Trossinger Musikhochschule.
Contratto, Lennart Dohms und Johanna Schweizer
zusammen.
Da die Donaueschinger Musiktage über die Arbeit
„Next Generation“ ist im Grunde ein Festival im Festival, zu dem sich gan-
können. Ein Höhepunkt ist das Studentenkonzert
ze Seminargruppen aus Wien, Barcelona, New York, Moskau, Bremen, Köln
in Donaueschingen mit ausgewählten Werken der Kursteilnehmer. Wessen
mit Studenten hinaus auch Angebote für Kinder, Jugendliche und im Bereich
oder Dresden bereits im Frühsommer anmelden. Das Off-Programm beginnt
Werke gespielt werden, darüber entscheidet eine Expertenkommission eu-
der Lehrerfortbildung macht, hat das Festival vor zwei Jahren unter dem Label
jeweils am Mittwochabend vor dem Festivalwochenende im Oktober mit ei-
ropäischer Musikhochschulen, deren Ensembles für Neue Musik dann auch
maD, music academy donaueschingen, eine große Weiterbildungsakademie
ner zünftigen Eröffnungsparty: Man schreibt sich ein, tauscht sich aus und
das Konzert bestreiten. Höhepunkte bislang waren die Konzerte mit den En-
gegründet, die unter einem Dach ein breites Spektrum von Zielgruppen an-
entwickelt erste Strategien zum Besuch der Workshops. Am Donnerstag fin-
sembles der Musikhochschulen Trossingen, Stuttgart, Luzern, Köln oder Basel.
spricht.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 51
Neue Musik und Jazz
im Südwesten
Initiiert und veranstaltet vom Südwestrundfunk
Eberhard Stett im Gespräch mit Armin Köhler,
Leiter der SWR-Redaktion Neue Musik und Jazz
und künstlerischer Leiter der Donaueschinger
Musiktage.
ES: Weshalb setzt sich das Neue in der ernsten
Musik nicht automatisch durch? Funktioniert
hier der „Markt“ nicht wie beispielsweise in der
Literatur und bildenden Kunst?
AK: In der Neuen Musik gibt es so etwas, was man
auch nur ansatzweise als „Markt“ bezeichnen
könnte, nicht. Die Musik als ein flüchtiges und
zeitgebundenes Medium gehorcht ihren ganz eigenen Gesetzen. Die Gründe, weshalb Neue Musik
sich nicht in gleicher Intensität und Geschwindigkeit wie neue Literatur und bildende Kunst durchsetzt, sind vielschichtig. Aus Platzgründen seien
nur die drei wichtigsten genannt: Der erste betrifft die Erwartungshaltung, die die Gesellschaft
an Musik im Allgemeinen richtet. Anders als in
der Filmkunst oder in der Literatur erwartet man
von der Musik einzig, dass sie unterhalten oder
entspannen möge – Fun ist angesagt. Eine geistige, schöpferische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen der Zeit über das Medium
Musik hat keine oder eine zu geringe gesellschaftliche Akzeptanz. Zweitens erfordert Musikhören
Konzentration und in gewisser Weise auch Kontemplation. Ein Buch legt man auch einmal zur
Seite - in einer Ausstellung entscheidet der Rezipient (und nicht der Künstler), wie lange er vor einem Bild verweilt. Das kann auch mal nur wenige
Sekunden sein. Ein musikalisches Kunsterlebnis
stellt sich aber erst dann ein, wenn ich einen musikalischen Prozess über einen längeren Zeitraum
verfolge. Ich muss mich darauf einlassen wollen
und können. Und wir alle wissen es: Der Faktor
Zeit ist Mangelware in unserer Gesellschaft. Und
drittens schließlich ist der Musik nichts Objekthaftes eigen. Ein Buch kann ich in meinen Bücherschrank stellen, ein Bild an die Wand hängen.
ES: Wie sieht die Förderung der Neuen Musik
durch den SWR konkret aus? Welche Anstrengungen unternimmt der SWR für die Neue Musik?
AK: Im Vergleich zu allen anderen europäischen
Rundfunksendern fördert der SWR die Neue Musik ganz besonders stark. Das werden selbst die
größten Kritiker einräumen. So gibt es beispielsweise weltweit keinen anderen Sender, der mit einer solchen Intensität und Nachdrücklichkeit einem neuen musikalischen Denken auf die Sprünge
hilft. Hierfür vergibt der Sender jährlich ca. 30
Auftragskompositionen an Komponisten aus aller
Welt. Der SWR ist zudem die zentrale Schaltstelle
des traditionsreichsten Festivals für Neue Musik,
der Donaueschinger Musiktage. Er ist zwar nicht
alleiniger Geldgeber des Festivals, aber ohne seine
Kompetenz und sein technisches Know-how wäre
es nicht realisierbar. Gleiches trifft auf das Experimentalstudio des SWR zu. Hier erhalten jährlich
viele junge Komponisten die Möglichkeit, über
einen langen Zeitraum auf live-elektronischem
Gebiet zu experimentieren. Man vergibt Arbeitsstipendien und stellt eine technische Ausstattung
und Soundingenieure zur Verfügung, deren Qualität ihresgleichen sucht. Ein rundfunkpolitischer
Diamant sind die alljährlichen Live-Übertragungen der Donaueschinger Musiktage. Hierfür wurde eigens ein Festival im Festival kreiert: Man
überträgt nicht etwa über das gesamte Wochenende nur 1:1 die einzelnen Konzerte des Festivals,
sondern vermittelt darüber hinaus Hintergrundberichte, Interviews mit den anwesenden Künstlern, Werkeinführungen, Diskussionen, Gespräche
mit Besuchern des Festivals und brandneue Konzertkritiken. Ist „Next Generation“, das Off-Programm des Festivals, eine Schule des Musikmachens, so sind die Live-Übertragungen von SWR2
aus der Stadt auf der Baar eine Schule des Hörens. Und so paradox es klingen mag: Der Hörer
am Radio ist auf diese Weise gelegentlich näher
am Geschehen dran als der Festivalbesucher vor
Ort. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die beiden
Konzertreihen „ars nova“ und „attacca“, die der
SWR mit seinen Partnern über das gesamte Jahr
verteilt im Sendegebiet veranstaltet, oder die vielen
neuen Werke, die alle Klangkörper des SWR in ihren Konzertreihen zur Uraufführung bringen oder
nachspielen. Das SWR Sinfonieorchester BadenBaden und Freiburg wurde für diese Arbeit unlängst mehrfach ausgezeichnet. Zu ergänzen sind
noch die wöchentlichen Sendeplätze für Neue Musik, darunter ein aufwendiger Feature-Sendeplatz,
den es bei vielen anderen Sendern in dieser Form
gar nicht mehr gibt oder die Schwetzinger SWR
Festspiele, die alljährlich eine neue Oper aus der
Taufe heben und nunmehr immer auch Konzerte
mit aktueller Musik in ihr Programm aufnehmen
und, und, und….
ES: Weshalb ist es Aufgabe des öffentlichrechtlichen Rundfunks, jenseits der Tradition,
Neue Musik zu fördern? Ist es nicht Aufgabe des
Rundfunks Bestehendes abzubilden statt Neues
zu initiieren?
AK: Was macht die Qualität einer Rundfunkanstalt aus? Aus meiner Sicht ist das auf der einen
Seite die Kreativität und die Kompetenz ihrer Mitarbeiter und auf der anderen ein vielfältiges und
ausdifferenziertes Archiv. Beides ist voneinander
Armin Köhler inmitten der Musiker des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg
nicht zu trennen, beides bedingt einander. Und
die Förderung der Neuen Musik dient nachdrücklich dem Ausbau eines individuellen Archivs.
Zudem haben die öffentlich-rechtlichen Sender
einen Kulturauftrag. Dieser besagt unter anderem, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender nicht
nur abbilden kann, was ist, sondern dass dieser
in das gesellschaftliche Geschehen als Impulsgeber auch offensiv eingreift. Man ist nicht nur
journalistischer Begleiter, sondern auch kritischer
Aufklärer im traditionellen Sinne. Hierfür werden
die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von
der Gesellschaft mit den entsprechenden Potenzen
und Kompetenzen ausgestattet. Hierzu gehört aber
auch, dass diese Gesellschaft begreift und sich bewusst macht, welche Aufgaben sie dem Rundfunk
dereinst übertragen hat, und dass die Einlösung
dieser Aufgaben auch finanziell untermauert werden muss. Das ist zurzeit nicht unbedingt immer
der Fall.
ES: Wenn Sie sich im In- und Ausland umschauen, ist die Situation der Neuen Musik und ihrer
Akteure im Südwesten Deutschlands eher paradiesisch oder katastrophal?
AK: Die Situation ist eher paradiesisch. Das ist
gewiss kein Zufall. Hier im Südwesten sitzen offenbar kluge Köpfe, die zum einen wissen, dass
Qualität ihren Preis hat und die sich zum anderen
bewusst sind, dass Kultur kein gesellschaftliches
freiwilliges Anhängsel, sondern infrastrukturelle Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft ist.
ES: Ist es eher nützlich oder schädlich für das
Verständnis von und den Zugang zu Neuer Musik, wenn ich über musikalisch-klassisches Vorwissen verfüge?
AK: Man benötigt nicht unbedingt eine musikalische Vorbildung, um Neue Musik hören zu können. Manchmal kann dies sogar schaden ‒ nämlich dann, wenn dem Hörer, von einem wie auch
immer gearteten Formenkanon eingeschnürt, ein
unverstellter Blick auf ein neues Angebot verwehrt
wird. Einzige Voraussetzungen sind Neugier, Offenheit, Sensibilität, eine Prise Kreativität, die wir
uns alle über unsere Kindertage hinaus noch bewahrt haben, ein Schuss Konzentration und ein
gewisses Kombinationsvermögen. Denn wirklich
Neue Musik vollzieht sich nicht in einer allgemeingültigen Sprache, sondern sie bildet für jedes
neue Werk eine eigene Sprache aus. Und diese
Sprache lerne ich erst beim Hören - gewissermaßen gemeinsam mit dem Komponisten und den
Interpreten. Der Komponist ist dem Hörer nur ein
ganz kleines Stück voraus. Er ist der Impulsgeber
für unsere kreativen Verknüpfungen. Er schlägt
mit dem Beginn eines Stückes eine Schneise in
den Urwald der Klänge. Wohin der Weg mich allerdings führt, das obliegt einzig meiner eigenen
Entscheidung. Immer aber gehen wir den Weg gemeinsam. Der Komponist mag die Töne setzen,
wir Hörer setzen die Beziehungen zwischen ihnen.
Wir sind immer auf demselben Weg, selbst dann,
wenn die von uns gesetzten Beziehungen nicht den
Intentionen des Komponisten entsprechen sollten.
Denn intentionslose Klänge gibt es ohnehin nicht.
Gamut Inc.| © Christoph Voy
Klangexperimente im 21. Jahrhundert
attacca – geistesgegenwart.musik in Stuttgart
Stuttgart ist eine Stadt der Erfindungen. Aber nicht nur die Industrie hat
Jules Verne gebaut werden,
Mit dem Radio-Sinfonieorchester Stutt-
Teil am technischen Fortschritt, auch die Kunst treibt uns mit ihren Ide-
um sich eine andere, fiktive
gart des SWR, dem SWR Vokalensemble
en und Einfällen voran. Dabei gilt in der Kunst das Interesse aber nicht
Vergangenheit auszumalen.
Stuttgart, Ilan Volkov, Grete Pederson,
dem ökonomischen Mehrwert, sondern den ästhetischen Möglichkeiten.
Kunst steht dabei immer in
Art Zoyd, Francesco Dillon, Sebastian
Attacca, die SWR2-Konzertreihe für Neue Musik in Stuttgart, stellt im No-
einem Konkurrenzverhältnis
Berweck, Pascal Pons u. a. m.
vember 2014 deshalb einmal die schönsten und versponnensten Klang-
zur ökonomischen Vernunft;
Mit Musik u. a. von Luc Ferrari, Genoël
experimente des 21. Jahrhunderts vor. Alte Walkmen werden auf elek-
sie entwirft Räume, in denen
von Lilienstern, Carola Bauckholt, Geor-
tromagnetische Schwingungen abgehorcht oder Schallplattenspieler auf
sich
denken
ge Lewis, Bernard Parmegiani, Thomas
verborgene Resonanzen hin abgelauscht. Dabei wird deutlich, dass in der
lassen. Zwei Tage lang also
Meadowcroft, Kirsten Reese, Alan Hilario,
Musik der Gegenwart oft historische und vermeintlich überholte Tech-
konfrontiert die Neue Musik
Gamut Inc., Vinyl-Horror & Terror, Tho-
niken neu befragt und auf nicht ausgeschöpfte Potenziale hin erprobt
die Technik aufs Lustvollste –
mas Ankersmit, Phill Niblock
werden. Und da kann es schon einmal geschehen, dass der erste Musik-
nicht nur mit ihren Unzulänglichkeiten, sondern auch mit den verwege-
Theaterhaus Stuttgart: 15. November, ab 17 Uhr
computer, das legendäre Fairlight-System, neu gebootet werden muss.
nen Möglichkeiten, die von der Geschichte fahrlässig übergangen worden
Theater Rampe Stuttgart: 16. November, ab15 Uhr
Oder dass Instrumente nach dem Vorbild von Science-Fiction-Autoren wir
sind.
Alternativen
52 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Neue Musik
Eine Auswahl an Veranstaltungen, Reihen und Festivals,
die sich der neuen und zeitgenössischen Musik widmen
Bad Kreuznach
Festival PARKMUSIK Neue Ho(e)rizonte
Das kleine aber feine Festival PARKMUSIK Neue Ho(e)rizonte
wurde von Sigune von Osten 1996 ins Leben gerufen. Seitdem
gibt es am 4. Wochenende im
August Samstag / Sonntag auf
und rundum den malerisch
gelegenen Trombacher Hof
Neue akustische und optische
Klänge und Eindrücke zu erleben. Das Besondere an diesem
Festival ist seine Inszenierung:
im historischen Ambiente des 600 Jahre alten Trombacher Klostergutes. und in der unberührten, europäisch geschützten Landschaft (FFH) der Trombachaue. Hier verschmelzen ungewohnte
Klänge Neuer Musik, außereuropäische Kulturen, Optische und
akustische Kunst, Traditionen, Natur, Luft, Duft, und Licht zu
einer einmaligen Harmonie. Dabei öffnen sich Herz und Sinne
ohne Vorbehalte.
29.–30.8.2015 | Bad Kreuznach | Trombacher Hof bei Bad Kreuznach | www.artpoint-th.com
Bamberg
15. Tage der Neuen Musik
Bamberg – "plugged!!!!"
Zeitgenössische Musik in einer der schönsten historischen
Städte Deutschlands!
Alle zwei Jahre holen die Tage
der Neuen Musik Bamberg un- © Tage der Neuen Musik Bamberg,
Jugendkonzert am Gagelmann (Foto:
erhörte Klänge in die Weltkul- Rolf-Bernhard Essig)
turerbestadt. Künstler aus dem
In- und Ausland gestalten das Festival zusammen mit herausragenden Bamberger Musikern. Sie bleiben jeweils für mehrere
Tage in der Stadt, proben dort und realisieren auch Projekte mit
Mitgliedern anderer Ensembles – Gelegenheit zu gegenseitiger
Inspiration, zu gemeinsamem Experiment und zum Dialog,
auch mit dem Publikum.
Das Festival wurde 1987 gegründet und stand bis 2009 unter der
Leitung des Komponisten Horst Lohse. Sein Nachfolger ist seit
2011 der Dirigent und Musikmanager Markus Elsner.
Composer in Residence: Minas Borboudakis | Ensemble in Residence:
Sonar Quartett | Künstlerische Leitung: Markus Elsner
7. – 10.5.2014 | Bamberg | www.tagederneuenmusik.de
Berlin
MaerzMusik
Was ist Musik? Auf diese Frage
findet heute wohl jeder Musikliebhaber eine andere Antwort.
MaerzMusik reagiert offensiv
auf dieses neue Verhältnis zum © MaerzMusik13 Image Berline FestKlang in der Gesellschaft. Das spiele_02
Festival für aktuelle Musik hebt Grenzen auf zwischen Tradition
und Innovation. Mit seinem weiten Spektrum von Orchesterund Kammermusik über innovatives Musiktheater bis hin zu experimentellen und medienkünstlerischen Arbeiten bietet es ein
faszinierendes und kontrastreiches Panorama der Gegenwartsmusik. Etablierte Künstler und junger Nachwuchs aus der ganzen Welt strömen jährlich im März nach Berlin, um ein dichtes
Programm mit vielen Uraufführungen und Neuproduktionen –
oftmals Auftragswerke von MaerzMusik – zu präsentieren. Mit
wechselnden Schwerpunkten widmet sich das Festival dem musikalischen Geschehen in ausgewählten Regionen. Die beliebte
nächtliche Reihe „Sonic Arts Lounge“ stellt außergewöhnliche
Spielformen und neueste Facetten technologischer Klang- und
Bildproduktion vor..
20. – 29.3.2015 | Berlin | www.berlinerfestspiele.de
Eckernförde
5. internationales Provinzlärm
Festival für neue Musik
Provinzlärm ist ein junges, ambitioniertes, internationales Festival
für zeitgenössische Musik. Es findet alle zwei Jahre im Ostseebad Eckernförde in
Schleswig-Holstein statt und stellt bisher in jeder
Ausgabe ein bestimmtes Schwerpunktland, zumeist aus
dem skandinavisch-baltischen Raum, in den Fokus. Die Biennale startete 2007 mit dem Länderschwerpunkt Island, es folgten
2009 Lettland, 2011 Finnland und 2013 Polen.
20.–22.2.2015 | Eckernförde | www.neuemusik-eckernfoerde.de
Essen
„NOW!“ Parallelwelten
31.10.2014 – 16.11.2014
„NOW!“ stellt die Seh- und Hörgewohnheiten auf die Probe. Bei
der vierten Ausgabe des Festivals
für Neue Musik werden Wahrnehmungsgrenzen erweitert und
konventionelle Aufführungsräume gesprengt. In Kooperation mit der Folkwang Universität der
Künste, dem Landesmusikrat NRW, der Folkwang Musikschule
und der Stiftung Zollverein lädt die Philharmonie Essen zu insgesamt 20 Konzerten, Aufführungen, Ausstellungen und einem
Symposium ein – an mehreren verschiedenen Spielorten. Unter
dem Titel „Parallelwelten“ bekommt man bei den aufgeführten
Klassikern der Neuen Musik, aber auch in den Auftragskompositionen einen ständig anderen Blick auf scheinbar Vertrautes.
31.10.–16.11.2014 | 23.10.–8.11.2015 | Essen | Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de/themen-reihen/now-parallelwelten
Essen
Park Sounds
Für vier sommerliche Tage wird der
Stadtgarten in Essen zur „magischen
Klanginsel“ (WAZ): Bei den Park Sounds
verfangen sich faszinierende Klänge in
den Baumwipfeln, wandern über die
Wiesen und berauschen das auf Liegestühlen, Sitzsäcken und Picknickdecken sitzende Publikum. Studierende
der Kompositionsklassen der Folkwang
Universität der Künste präsentieren gemeinsam mit ihren Professoren jeden Abend von 20 bis 22 Uhr
wechselnde Programme, die speziell auf die akustische Situation
im Park ausgerichtet sind. Packen Sie den Picknickkorb, öffnen
Sie eine Flasche Wein und lassen Sie sich mit Freunden oder
Familie von den Klängen der musikalischen Avantgarde im Park
inspirieren!
22. – 26.6.2015 | Essen | Stadtgarten Essen
www.philharmonie-essen.de/konzerte/event/55886.htm
Halle
10. Festival "Women in Jazz"
Der Jazz hat ein neues Gesicht.
Wie schon so oft in der etwa ein
hundert jährigen Geschichte hat
sich das Erscheinungsbild des
Jazz gewandelt: Es ist emotional,
betörend erotisch, und es ist weiblich.Seit Mitte der 1990er Jahre © MarialyPacheco_Portrait_Presse_
ist zu beobachten, dass die Zahl
der Musikerinnen im Jazz stetig ansteigt. Ausgangspunkt dieser
Entwicklung war der unerwartete kommerzielle Erfolg der amerikanischen Sängerinnen Diana Krall und Norah Jones. Als ein
wichtiges Zentrum dieser Entwicklung hat sich das Festival „Women in Jazz“ in Halle etabliert. Bereits zum vierten Mal trafen im
Februar 2009 jazzende Frauen auf ein interessiertes Publikum.
24.4.–3.5.2015 | Halle (Saale) | www.womeninjazz.de
Hamburg
blurred edges – Festival für aktuelle
Musik in Hamburg
Das Hamburger Produzenten-Festival blurred edges eröffnet
vom 5. bis 20. Juni 2015 zum zehnten Mal in Folge den Dialog vielfältiger ästhetischer Positionen aktueller Musik. Mit ca.
50 Veranstaltungen agiert blurred edges als große Plattform des
Austausches und der Vernetzung von lokalen sowie internationalen KünstlerInnen, Ensembles und der Öffentlichkeit. Die
FestivalbesucherInnen werden
sowohl künstlerisch als auch
geografisch auf Entdeckungsreise geschickt, denn blurred
edges weitet sich während der
© Nika Son, Foto von: Sarah Bernhard
16 Tage auf ca. 25 sehr unterschiedliche Orte in Hamburg aus. Ziel ist es, die Sinne zu erweitern und Offenheit für Neues zu schaffen, die gewohnte Umgebung zu verlassen und einen Perspektivenwechsel stattfinden
zu lassen. Raus aus der gewohnten Umgebung, hin zu neuen
Eindrücken!
5. – 20.6.2015 | Hamburg | www.blurrededges.de
Köln
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
Zeitraum
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln findet
seit 2011 jährlich Anfang Mai statt und
stellt die Musik der Moderne ins Zentrum
des Festival-Programms. Wechselnde Programmschwerpunkte laden ein, die Musik
unserer Zeit zu erkunden und dabei das
© Alan Gilbert, Dirigent
Ohr für Neues zu begeistern. Namhafte des New York Philharmnationale und internationale Interpreten nonic
gastieren während der Festival-Tage in
Köln, aber auch regionale und lokale Musiker bis hin zur freien Musikszene Kölns sind als fester Bestandteil im Festivalprogramm vertreten.
ACHT BRÜCKEN verfolgt das Ziel, möglichst vielen Menschen
die Musik der Moderne näher zu bringen und damit dieser Musik die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die ihr gebührt.
Die täglichen einzigartigen Konzerte und eine breite Palette an
Workshops, Filmen, Ausstellungen, Vorträgen und besonderen
Angeboten für Kinder bilden dabei ein ausgewogenes und spannendes Programm, das für jeden etwas bereithält, der sich dem
Unbekannten und Neuen nähern möchte.
30.4.–10.5.2015 | Köln | achtbruecken.de
Mannheim
Zeitgenössisches Musiktheater am Nationaltheater
Mit einer Uraufführung von Lucia Ronchetti setzt die Oper des
NTM ihren Fokus auf das zeitgenössische Musiktheater in der
Spielzeit 14/15 fort. Die renommierte italienische Komponistin
schreibt für das Nationaltheater eine komische und phantastische Oper über die sich dem Ende neigende Welt der Bücher,
über Prüfungen und Konzentrationsmängel, über Störungen
und Gestört werden und über Menschen, die sich in den Randzonen einer Stadt bewegen. Das Libretto wird von dem Autor
Ermanno Cavazzoni, der bereits die Vorlage zu Federico Fellinis
Film Die Stimme des Mondes schrieb, auf Grundlage seines Romans Mitternachtsabitur verfasst.
Esame di mezzanotte wird am 29. Mai 2015 in der Inszenierung
und Ausstattung von Achim Freyer uraufgeführt.
29.5.2015 | Mannheim | Nationaltheater
www.nationaltheater-mannheim.de
Mühlheim an der Ruhr
Utopie jetzt!
Zum 11. Mal findet in Mülheim an der
Ruhr das Festival für Neue Musik „Utopie jetzt!“ statt. Die Programmgestaltung kann im Jahre 2014 nicht ohne Reaktion auf
die europäische Geschichte der letzten hundert Jahre geschehen: zu sehr haben die beiden Weltkriege und ihre Folgen unsere Zeitsituation geprägt. Unter dem Motto „Aufschrei“ versammelt das Festival dazu am Wochenende vom 24. bis 26. Oktober
2014 klangliche Reflektionen, die zum Zuhören, Verweilen und
Nachdenken anregen.
24.–26.10.2014 | 28.–30.10.2016 | Mühlheim an der Ruhr
www.utopie-jetzt.de
Niedersachsen
Musik 21 Festival
Das „Musik 21 Festival“,
2008 ins Leben gerufen, ist
der jährliche Höhepunkt des
Netzwerkprojekts „Musik 21
Niedersachsen“. Zu einem © Foto: Klaus Fleige
Jahresthema präsentieren niedersächsische Partnerakteure und internationale Gäste in Konzerten, Workshops, Installationen und Performances Musik von
der klassischen Avantgarde bis zur Gegenwart – quer durch Genres und Disziplinen. Unter der künstlerischen Leitung von Stephan Meier findet das dreitägige Festival alle zwei Jahre in Hannover und im Wechsel in anderen Städten Niedersachsens statt.
10.–12.7.2015 | Hannover | Musik 21 Festival „Klang-Körper“
www.musik21niedersachsen.de
Oldenburg
MUSIK MACHT BILDER: LANGE NÄCHTE DER MUSIK in Bremen und Oldenburg
Mit zwei Festivals zum Thema „MUSIK MACHT BILDER“ veranstalten die 11 Netzwerkpartner von klangpol - Netzwerk Neue
Musik Nordwest das in Oldenburg äußerst erfolgreiche
Format der „LANGEN NACHT
DER MUSIK“ 2015 erstmals
auch in Bremen. Im Bereich
des alten Güterbahnhofs in
Bremen und entlang der Peterstrasse in Oldenburg zeigen sie © Foto von Louisa Oeltjenbruns
ein Programm an der Schnittstelle zwischen Musik und visuellen Künsten. Dabei kommen
auch Stücke und Performances unter Einbeziehung von Laien
und SchülerInnen zur Aufführung.
16.5.2015 | Bremen | 20.06.2015 | Oldenburg | www.klangpol.de
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Sachsen-Anhalt
IMPULS-Festival für Neue Musik in Sachsen-Anhalt
Insgesamt 9 Ur- und Erstaufführungen, darunter 5 Auftragskompositionen stehen beim IMPULS-Festival 2014 auf dem Programm, neben Helmut Oehring von dem New Yorker Komponisten und Rapper
Gene Pritsker, dem
Leipziger
Komponisten und Pianisten Stephan König,
dem französischen
Komponisten Karol
Beffa und des britischen Schlagzeuger,
© Yejin Gil (Artist ist Residence)
Komponisten und
Dirigenten James Wood. Mit erst 16 Jahren ist Jorma Marggraf
der jüngst Komponist des diesjährigen Festivals. Der Hallenser
gewann 2013 im Rahmen der Orchesterwerkstatt im Nordharzer
Städtebundtheater dem IMPULS-Preis und damit einen Kompositionsauftrag für das diesjährige Festival.
31.10.–25.11.2014 | Halle, Bitterfeld-Wolfen, Schönebeck, Dessau,
Wernigerode, Eisleben, Halberstadt, Quedlinburg, Magdeburg, Leipzig, Berlin | www.impulsfestival.de
Weimar
16. Weimarer Frühjahrstage
für zeitgenössische Musik
Schwerpunkte des internationalen Festivals sind stets zwei internationale Kompositionswettbewerbe für Kammermusik und
Orchester, sowie Konzerte,
welche die Stilvielfalt der
aktuellen Musik widerspiegeln. Die Konzerte reichen
von instrumental geprägten
Konzerten über Elektroakustik, Performance und Multimedia bis hin zu Konzertprojekten mit Künstlern aus der
Elektro- und Techno-Szene.
Für die Preisträgerkonzerte
der
Kompositionswettbewerbe 2015 stehen die Jenaer Philharmonie unter Leitung von Markus L. Frank, sowie
das via nova Ensemble in der Besetzung Harfe, Viola, Horn und
Akkordeon zur Verfügung. Neben den Preisträgerkonzerten stehen Konzerte mit dem niederländischen Ensemble Black Pencil,
dem Schweizer Ensemble retro disco, dem DJ Stefan Goldmann
und den Landesjugendendensembles Neue Musik Thüringen
und Niedersachsen auf dem Programm. Die Jugendensembles
werden 2015 erstmals mit dem DJ und Elektronik-Künstler Stefan Goldmann ein Gemeinschaftsprojekt realisieren. Die amerikanisch-deutsche Flötistin Carin Levine, der Cellist Moritz Müllenbach aus der Schweiz, sowie die Sängerin und Tänzerin Silje
Aker Johnsen aus Norwegen sind zudem als artists in residence
zu Gast in Weimar und werden insgesamt drei Konzerte des Festivals als Solisten bereichern.
8.–12.4.2015 | Weimar | www.via-nova-ev.de
Weingarten
Internationale Weingartener Tage für Neue Musik
Die Internationalen Weingartener Tage für Neue Musik wurden 1986 von der an der Pädagogischen Hochschule Weingarten lehrenden Pianistin Rita Jans initiiert. Dieses Musikfestival
findet jedes Jahr an einem Wochenende (von Freitag bis Sonntag) im Herbst statt und wird veranstaltet vom Förderkreis der
Weingartener Tage für Neue Musik e.V. in Zusammenarbeit mit
der Stadt Weingarten und der Pädagogischen Hochschule und
in Kooperation mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium.
In jedem Jahr wird ein bekannter Komponist nach Weingarten
eingeladen, der während dieser drei Tage anwesend ist und in
zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen sein Oeuvre präsentiert. Gerade die Anwesenheit des Komponisten und die
enge Zusammenarbeit mit uns bei der Gestaltung des Festivals
ist für das Publikum von besonderer Weingarten
Attraktivität
7.–9.11.2015 | Weingarten | www.weingarten-neue-musik.de
Wien
Wien Modern
Einmal mehr wird das Festival WIEN MODERN die gesamte
Stadt Wien in ein dichtes Netz zeitgenössischen Musikschaffens
tauchen. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird das Festival auch in seiner kommenden Saison Tradition und Innovation
miteinander in Einklang bringen, Grenzen überschreiten und
die Neugier auf das Kunstschaffen der
Gegenwart wecken, klassische Konzertformate hinterfragen, aufzeigen,
verwerfen und ganz bewusst neue
kreieren und zur Diskussion stellen.
29.10.–21.11.2014 | Wien
www.wienmodern.at
Jazz | Neue Musik | 53
Kurt Weill Fest 2015:
„Vom Lied zum Song“
Das zurückliegende Kurt Weill Fest traf mit
seinem Motto „Aufbruch – Weill & die Medien" den Puls der Zeit. Rund 16.500 Besucher haben 2014 die zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen des Festivals besucht.
Besondere Strahlkraft entwickelten dabei
zwei Medien-Projekte, die zu nationaler
und internationaler Berichterstattung über
das Kurt Weill Fest führten. Zum einen
die erfolgreiche Deutschlandpremiere der
„Tweetfonie“, eines Konzertereignisses, das
die Welt der Neuen Medien und der Orchestermusik miteinander verschmelzen
ließ. Zum anderen der Sendebetrieb von
WeillFM, einem eigenen Festivalradio – das
als Jugendmedienprojekt Furore machte.
Beide Projekte zeigten eindrucksvoll, dass
das Kurt Weill Fest kein klingendes Museum, sondern eine außerordentlich vitales
Musikfest ist.
Das kommende Kurt Weill Fest steht unter dem Motto „Vom Lied zum Song“ und
ist eine Hommage an die vielseitigste, ursprünglichste und sinnlichste Forme der
Kommunikation, in der die Regungen der
Menschen in all ihren Facetten zum Ausdruck gebracht werden können. Und es
ist ebenso eine Hommage an die beiden
bedeutendsten Söhne der Stadt Dessau: an
den Dichter Johann Ludwig Müller und
den Komponisten Kurt Julian Weill.
Seit der Mitte der 20er Jahre des letzten
Jahrhunderts arbeitete Kurt Weill daran,
für die jeweilige Botschaft und den voraussichtlichen Empfänger die richtige Melodie, den richtigen Rhythmus, den richtigen Klang zu finden. Es ist jedoch nicht
nur der Klang, der die berühmten Songs zu
dem machte was sie heute noch sind. Zeit
seines Schaffens bewies Kurt Weill ein untrügliches Gespür, ein zartes Fingerspitzengefühl, was die Auswahl seiner Texte und
seiner Librettisten betraf. Nicht selten stehen diese im Schatten der Komponisten.
So auch ganz zweifellos Johann Wilhelm
Müller mit seinen Gedichten. Häufig ist
sogar Musikfreunden unbekannt, wer die
Verse für die beiden Schubert-Zyklen „Die
Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“
verfasst hat.
Lyrik und Musik – so findet mit „Vom Lied
zum Song“ auch bisher Ungehörtes Einzug
ins Fest: Franz Schubert, Richard Strauss,
Vaughn Williams, Ernst Krenek, Heinrich
Heine.
Artist-in-Residence und
weitere Höhepunkte
beim Kurt Weill Fest 2015
Ihre Stimme kennen Millionen, ihre frühen Hits kann der größte Teil der deutschen Bevölkerung auch heute noch mitpfeifen und als Schauspielerin ist sie seit
über vierzig Jahren einer der prägenden
Charaktere auf deutschen Bühnen.
Auch Cornelia Froboess verbindet eine besondere Liebe mit den Texten großer deutscher Dichter und so wird sie sich als Artistin-Residence auf eine von Musik getragene
Zeit- und Literaturreise der letzten 200 Jahre begeben und mit herausragenden JazzMusikern der Verbindung zwischen Text
und Musik nachspüren.
„Vom Lied zum Song“
Vom 27. Februar bis 15. März
2014 werden an 20 Festspielorten in Dessau, Wörlitz,
Wittenberg und erstmals auch
in Halle und Magdeburg unter
dem Motto „Vom Lied zum
Song“ knapp 60 Konzerte, von
Sinfonik über Kammerkonzert
bis zu Ballett und Jazz sowie
ein umfangreiches Rahmenprogramm zu erleben sein.
Im historischen Eichenkranz in Wörlitz
etwa widmet sich Cornelia Froboess Texten und Briefen von Wilhelm Müller, Kurt
Weill, Ernst Krenek und Friedrich Hollaender. Musikalisch wird sie dabei begleitet
von Dieter Ilg, einem der international bedeutendsten deutschen Jazz-Musiker.
Im Landesfunkhaus Magdeburg und dem
Bauhaus Dessau schlüpft die Künstlerin in
die Rolle der „Frau Wernicke“ einer fiktiven
Berliner Hausfrau, die während des NaziRegimes im Deutschen Dienst der BBC mit
Ihren Kommentaren zum Widerstand aufrief. Jazz-Pianistin, Arrangeurin und Komponistin Julia Hülsmann die sich ein feines
fünfköpfiges Ensemble zusammengestellt
hat begleitet Cornelia Froboess dabei.
Texte von Brecht, Kästner, Biermann und
Heine sind beim Programm „Liederliches“
zu erleben, welches Cornelia Froboess bereits mit großem Erfolg mit einem der seit
Jahrzehnten gefragtesten Jazz-Gitarristen
und langjährigen Partner Sigi Schwab entwickelte.
Daneben gibt es eine ganze Reihe herausragender Konzerte, die die Grenzen zwischen
U- und E-Musik vergessen lassen. So wird
es Konzerte geben mit u.a. Wolfgang und
Christian Muthspiel, Wolfgang Holzmair
mit Siegfried Mauser, Ute Lemper und Katharina Thalbach.
Aber auch so altbekannte Gäste wie das
Ensemble Modern kommen zurück nach
Dessau: Neben einem Kammerkonzert
und einem Konzert der „Internationalen Ensemble Modern Akademie“, gibt es
eine Aufführung der legendären „Dreigro-
Zu den Festspielhöhepunkten
gehören u.a.
27.02.2015, 19.00 Uhr Anhaltisches Theater Dessau
Kristjan Järvi & MDR Sinfonieorchester: „Johnny Johnson“
von Kurt Weill
07.03.2015, 19.30 Uhr Theater
Magdeburg & 08.03.2015,
19.00 Uhr Anhaltisches Theater
Dessau
Ute Lemper: Letzter Tango in
Berlin
01.03.2015, 20.00 Uhr Anhaltisches Theater Dessau
HK Gruber & Ensemble Modern: „Die Dreigroschenoper“
schenoper“ bei der die ehemaligen Artistin-Residence Ute Gfrerer und HK Gruber
das Festspielpublikum begeistern werden.
Preisträger des internationalen Lotte Lenya
Gesangswettbewerbes werden gemeinsam
mit dem ehemaligen Artist-in-Residence
James Holmes neben den deutschen Liedern Kurt Weills auch seine amerikanischen Broadwaysongs präsentieren.
Aber auch Sinfonisches wird beim kommenden Festival zu erleben sein: Mit der
Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz und einer illustren Schar international gefeierter Sänger spürt Dirigent Ernst
Theis in zwei Konzerten dem Festspielmotto nach, und lässt in dem ersten facettenreich gestalteten Programm den „Moon of
Alabama“ den großen spätromantischen
Orchesterliedern begegnen.
Zieht sich als roter Faden durch das Festival auch das Verhältnis zwischen Text und
Musik, wenn es um Arie und Lied geht, so
gipfelt dies im Schlusskonzert der Deutschen Staatsphilharmonie, in der Begegnung mit der Oper Capriccio und deren
Schlussszene: Gilt die ganze Oper doch
der Frage, ob die Dichtung oder Tonkunst
bedeutender sei, ob die Musik den Worten
oder die Worte der Musik dienen und so
findet sich im Strauss’schen Resumee „Vergebliches Müh’n, die beiden zu trennen. In
eins verschmolzen sind Worte und Töne –
zu einem Neuen verbunden. Geheimnis
der Stunde. Eine Kunst durch andere erlöst.“ die Haltung von Kurt Weill wieder,
der in seinem gesamten Schaffen darauf
abzielte, dass Schriftsteller und Komponist
ein gemeinsames Werk erschaffen sollten.
06.03.2015, 19.00 Uhr Auferstehungskirche Dessau &
08.03.2015, 11.00 Uhr Eichenkranz (Wörlitz)
Wolfgang Holzmair & Siegfried
Mauser
14.03.2015, 16.00 Uhr & und
15.03.2015, 17.00 Uhr im
Anhaltischen Theater Dessau
Ernst Theis & Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
14.03.2015, 19.30 Uhr Marienkirche Dessau
Katharina Thalbach und Christoph Israel
Informationen und Karten
unter: 0341-14 990 900 oder
ww.kurt-weill-fest.de
54 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
The Art in Music
Künstlerische Freiheit und gestalterischer Rahmen, Form und Funktion, äußere Gestalt
und innerer Ausdruck, Ästhetik und Entertainment – diese mal widerstreitenden, mal sich
ergänzenden Gegensatzpaare vereinen die Genres des Jazz und der bildenden Kunst wie
keine anderen. Es ist also kein Zufall, dass die Kunst nach der Musik zur zweiten großen
Leidenschaft von ACT-Chef Siggi Loch wurde.
Was die Verbindung von beidem angeht, waren für Loch wie für so viele die LP-Covers
von Blue Note eine frühe Inspiration, besonders weil Fotografie sein frühestes Hobby war.
Wie wird man Musiker bei ACT?
Musiker brauchen wir für die einzelnen Produktionen und sie werden von Fall zu Fall engagiert. Was
ich suche sind außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeiten, die mehr sind als nur gute Handwerker.
Die zu finden, bevor sie bereits zu Stars gereift sind
und es von allen Dächern gepfiffen wird, das ist die
eigentliche Aufgabe und ständige Herausforderung.
Um einen ACT im Frühstadium zu erkennen, muss
ich viele Konzerte mit noch ungekannten Talenten
besuchen, wie zum Beispiel 1994 die Jazz Baltica,
wo ich Nils Landgren für mich und ACT entdeckt
habe. Oder auch ein Konzert unserer Künstlerin
Youn Sun Nah in Paris, wo ich den jungen Akkordeonisten Vincent Peirani erstmals gehört habe. Ich
habe aber auch stets ein offenes Ohr für die Empfehlungen der Künstler mit denen ich bereits arbeite, wie zum Bespiel Nils Landgren, über den ich
Esbjörn Svensson und weitere schwedische Künstler
kennengelernt habe. Entscheidend ist aber immer,
dass ich die möglichen ACT Anwärter im Konzert
vor einem Publikum erlebt habe, um beurteilen
zu können, ob jemand nicht nur sein Handwerk
beherrscht, sondern auch die Herzen der Zuhörer
erwärmen kann. Der Funke muss überspringen.
Wer das bei 20 Zuhörern schafft, dem gelingt es
vielleicht auch bei 1000. Darüber hinaus ist viel
Bauchgefühl dabei. Unsere generelle Philosophie ist
es ja, Jazz in seiner ganzen Vielfalt und auch in
Verbindung mit anderen Genres zu zeigen. Aber wir
müssen immer auch das Gefühl haben, das etwas
innerhalb unserer musikalischen Ästhetik schlüssig
ist, sonst machen wir es nicht.
Wie wird man Künstler auf einem ACT CD Cover?
Ist zuerst die Musik, die Komposition da, für die
ein Bild gesucht wird, oder inspiriert ein Bild
durchaus den Musiker zu einer Komposition über
das Bild?
The Music comes first! Erst danach mache ich mir
Gedanken über die Vermarktung und die beginnt
mit dem Cover. Aber jede einzelne ACT Veröffentlichung soll auch in mein Gesamtkonzept passen,
denn für mich ist ACT ein Gesamtkunstwerk und
ich verfolge die Idee, herausragende Musikproduktionen mit ebenso relevanter zeitgenössischer Kunst
zu kombinieren. Die Leidenschaft für Musik ist zu
meinem Beruf geworden. Daneben ist die bildende Kunst mein Hobby. Diese beiden ästhetischen
Kommunikationsebenen zu verbinden, ist mir immer wieder eine besondere Freude und deswegen
mache ich auch seit über 10 Jahren fast alle Covergestaltungen selbst. Ausnahmen sind Lizenzübernahmen wie z.B. die Veröffentlichungen von
Youn Sun Nah. Bei der Auswahl der Motive lasse
ich mich von meinem Instinkt leiten. Die Bilder
stammen sehr oft aus meiner eigenen Sammlung.
Es gibt sonst keinen begründbaren Zusammenhang
zwischen den Bildmotiven und der Musik, außer,
dass beide Künstler aus der Jetztzeit stammen
und den jeweiligen Zeitgeist repräsentieren sollen.
Inzwischen kenne ich auch viele bildende Künstler persönlich und bringe sie gelegentlich auch mit
meinen ACTs zusammen. Daraus ergeben sich
auch immer wieder echte Kooperationen zwischen
den beiden Welten, das ist aber eher die Ausnahme. Allerdings möchte ich auch nicht verschweigen, dass wir auch Künstler haben, die sich dieser
Konzeption verweigern und dann versuche ich auch
nicht, ihnen ein Cover aufzuzwingen, mit dem sie
sich nicht identifizieren können. Dann kommt es
auch bei ACT zu den üblichen Covergestaltungen
mit Künstlerfotos, denn ich will auch keinen guten
ACT einem Prinzip opfern.
»Noch heute spricht jeder vom Blue-Note-Stil, meint aber genau genommen nur etwa
zehn Jahre der Zusammenarbeit des Fotographen Francis Wolff mit dem Typographen
Reid Miles«. In dieser Zeit Mitte der Sechziger fällt ein weiteres Schlüsselerlebnis Lochs:
Als Labelmanger der »twen«-LP-Reihe, noch für Phillips, lernt er Willy Fleckhaus kennen,
den Mitbegründer und Art Director der noch heute legendären Zeitschrift. »Er wagte für
die Cover eine radikale Kombination von Musik und bildender Kunst, damals vor allem Op
Art. Diese Zusammenarbeit hat mich geprägt.«
Als es dann 1992 mit ACT ans eigene Label ging, kam logischerweise der Wunsch auf, eine
ähnlich markante und kreative optische Visitenkarte als »Corporate Identity« zu erschaffen. Nicht ohne Grund lautet der ACT-Slogan seit jeher: The Art in Music.
Peter Saville
Peter Saville hat Musikgeschichte geschrieben,
obwohl er selbst kein einziges Album aufgenommen hat. Mit seinen Covern für Bands
wie Joy Division, New Order und OMD hat
er die simple Plattenhülle zum Kunstwerk erklärt. Seitdem er sein Londoner Studio 2003
geschlossen hatte, blieb er jedoch keineswegs
untätig. Er arbeitet als Kreativdirektor für seine
Heimatstadt Manchester, berät Modelabels wie
Yohji Yamamoto oder entwickelt Stoffe für den
dänischen Hersteller Kvadrat. Im September
2013 wurde der 59-jährige mit der Goldenen
Medaille des London Design Festivals ausgezeichnet. Ein Gespräch über unfreiwillige Credits, kreative Freiheit und einen universellen
Sockel.
Herr Saville, die meisten Designer haben in ihrer
Karriere schon einmal erlebt, dass ihr Name bei
einem Projekt unterschlagen wurde. Bei Ihnen
ist es genau anders herum.
Mir werden ständig Dinge zugeschrieben, die ich gar
nicht gemacht habe. Jeder, der irgendwann für mich
gearbeitet hat und ein neues Album-Cover herausbringt, behauptet, dass ich es gemacht hätte. Das
bringt die Leute immer mehr durcheinander. Oft sind
es die Gestalter gar nicht selbst, sondern das, was
im Internet oder in Zeitschriften verbreitet wird. Das
passiert, weil die Leute erkannt haben, dass über
ein Cover mehr gesprochen wird, wenn es von mir
stammt. Das ist nichts anderes als PR. Das letzte
Der britische Designer über unfreiwillige Credits, kreative Freiheit
und einen universellen Sockel
Album-Cover, für das ich verantwortlich war, war
das 2005er New-Order-Album „Waiting for the Sirens‘ Call“. Es sagt in großen Buchstaben „No“.
Warum haben Sie 2003 beschlossen, Ihr Studio
zu schließen?
Zu diesem Zeitpunkt lief gerade eine große Retrospektive meiner Arbeiten im Designmuseum London. Da habe ich gemerkt, dass meine Zukunft
nicht mehr meine Agentur, sondern meine eigene
Person sein kann. Wenn man fünf bis sechs Angestellte hat, muss man die Arbeit machen, die man
machen muss und nicht nur die, die man machen
will. Für mich ging es darum, wieder mehr Freiheit
zu haben und nicht mehr jeden Monat so viel Geld
einspielen zu müssen. Hinzu kam ein ganz praktischer Aspekt. Ich kann nicht mit dem Computer
arbeiten. Das macht es heute schwer, im Grafikdesign tätig zu sein. Also tue ich das nicht mehr.
Seitdem sind sie vor allem Berater tätig, darunter auch für Ihre Heimatstadt Manchester. Welche Aufgabe hat ein urbaner Kreativdirektor?
Es geht darum, die Wahrnehmung von Manchester
zu verändern. Der Wunsch der Stadtväter war, wieder eine Rolle zu spielen und nicht den Anschluss
an die heutige Wirtschaft zu verlieren. Ich habe
versucht, mir vorzustellen, wie Manchester im 21.
Jahrhundert verstanden werden könnte. Als Geburtsstätte der industriellen Revolution war Manchester im frühen 19. Jahrhundert die wichtigste
Stadt der Welt. Die Frage war: Wie könnte sie wieder wichtig werden? Ich kam daher mit dem Vorschlag, Manchester als „the original modern city“
aufzufassen: als die erste Stadt der Moderne. In den
letzten Jahren gab es viele Treffen, um herauszufinden, was „original modern“ heute bedeuten könnte.
Und das wäre?
Manchester muss eine Stadt sein, die sich den
Problemen der Gegenwart stellt und einen Weg
nach vorne zeigt. Dies gilt für alle Aspekte des
städtischen Lebens, egal ob es um Wohnen,
Transport, Bildung, Kultur oder Nachhaltigkeit
geht. Es muss wieder eine Stadt sein, die Innovationen und Zeitgeist hervorbringt. Das ist interessant und kann Manchester wieder zu einer
wichtigen Stadt machen.
Ein anderes Projekt ist die Zusammenarbeit mit
dem dänischen Stoffhersteller Kvadrat, den Sie
seit 2004 beraten. Wie kann man sich diese Kooperation vorstellen?
Es ging darum, die Erscheinung und das Gefühl der
Firma neu zu definieren. Angefangen hat es mit
der Typografie des Namens, die klarer und prägnanter wurde. Später haben wir auch die gesamte
Kommunikation überarbeitet. Die Schwierigkeit
war ja nicht nur, dass die meisten Leute zu dieser
Zeit noch nicht einmal den Namen richtig aussprechen konnten. Auch wusste niemand, wer diese
Firma ist und woher sie kommt. Ich erinnere mich
an eine meiner ersten Reise nach Ebeltoft an den
Sitz des Unternehmens. Die Fotos, die ich von der
Landschaft, den Büros oder selbst vom Flughafen
gemacht habe, waren anfangs nur für mich selbst
gedacht als Erinnerung an diesen Ort. Doch dann
haben wir sie fast fünf Jahre lang für die Kommunikation verwendet. Dieser persönliche Zugang war
wichtig, um der Firma eine Identität zu geben. Das
nächste, was ich mit Kvadrat entwickle, sind ein
paar neue Stoffe.
Ein Terrain, auf dem Sie sich in den letzten Jahren
immer häufiger bewegen, ist die Kunst. Warum?
Ich habe Design und Kunst immer als eine symbiotische Beziehung verstanden. Das war für mich
schon als Teenager faszinierend. Denn in den siebziger Jahren im Norden Englands existierte keine
zeitgenössische Kunst im alltäglichen Leben. Es gab
dafür einfach kein geeignetes Forum. Und selbst in
London gab es bis vor zwanzig Jahren keine Szene
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 55
Wie sind die Künstler in diesen Prozess eingebunden? Kommt es zu einer Begegnung, einem
Austausch zwischen Bildenden Künstler und
Musiker, wie z.B. zwischen Daniel Richter und
Michael Wollny für »Hexentanz«oder Ai Weiwei
mit Lars Danielsson & Wolfgang Haffner?
Wie gesagt, zwischen einigen Musikern und den
Künstlern entwickelt sich gelegentlich eine persönliche Beziehung, wie im Falle von Nguyên Lê und
Nils Landgren mit dem leider verstorbenen Martin Noël.
Zuerst war die Kunst und dann die Musik! Zwei
großen Leidenschaften die Sie leiten und dafür
Leben lassen. Gab oder gibt es die Idee für eine
Siggi Loch Symphonie / Ausstellungsprojekt
»Musiker einer Ausstellung« wo Sie Musik,
Ihre Musiker und Kunst, Ihre Künstler gegenüber und in einen Kontext zueinander stellen?
Das passiert durchaus regelmäßig. Es begann
2007 in der Bremer Weserburg mit „Paint it
BLUE“ , einer Ausstellung mit Werken aus der
„ACT Art Collection“, die mit Konzerten von
ACT Künstlern begleitet wurde. Hier wurde auch
die „Aktion“ von 1996 wiederholt, in der der
Maler Rolf Rose den Musiker Nils Landgren blau
anmalte. Dann gab es 2008 im Haus der Fotografie in Hamburg eine große Ausstellung meiner
eigenen Fotos mit einem Steinway Flügel als Mittelpunkt, auf dem ACT Künstler konzertierten.
Und auch in meiner privaten Galerie in Berlin
veranstalte ich regelmäßig Hauskonzerte unter
dem ACT Motto „The Art in Music“.
Sie bringen immer wieder kreative Köpfe, Musiker und Komponisten zusammen. So auch
für das jüngst erschienene »Duo Art Creating
Magic« Album (CD). Wie entstand diese Idee
und deren Reiz? Wie haben die Künstler, die
zum Teil erstmalig im oder als Duo zusammen
gespielt haben, reagiert, sich eingebracht und
eine musikalisches Resultat hervorgebracht?
Mit dem Erfolg von e.s.t – Esbjörn Svensson Trio
stellte sich ein Boom / ein Revival der Klaviertrios im Jazz ein, besonders in Europa. Man kann
schon sagen, dass ACT hier ein maßgeblicher
Impulsgeber war. Und in den letzten Jahren haben wir verstärkt beobachtet, wie sich eine neue,
kammermusikalische, fast schon klassische Innigkeit im europäischen Jazz entwickelt hat, die
sich zum einen aus einer gewissen Reduktion und
zum anderen aus der Freiheit und Unmittelbarkeit der Kommunikation zweier Musiker speist.
Und wenn zwei große Meister aufeinandertreffen,
können auch große, magische Momente entstehen, für die man keine weiteren Musiker braucht.
Das Duo verkörpert die Essenz dessen, was Jazz
ausmacht: Kommunikation. Einige Künstler sind
schon lange im Duo unterwegs, etwa, euphorisch
gefeiert, Saxofonist Heinz Sauer und Pianist Michael Wollny, oder, gerade besonders in Frankreich DER Jazz-Act der Stunde, Akkordeonist
Vincent Peirani und Saxofonist Emile Parisién.
Andere Konstellationen kamen tatsächlich auf
mein Anregen hin zustande, etwa das der belgischen Gitarrenlegende Philip Catherine und Bassist Martin Wind. Die beiden verstanden sich im
Studio und auf Tour so blendend, dass daraus
eine feste Working Band entstanden ist.
Gab es auch ein Scheitern in den Duos?
Eigentlich nicht. Die Alben, die erschienen sind, haben wir veröffentlicht, weil es musikalisch funktioniert und harmoniert hat. Sicher gibt es Besetzungen, die zukünftig weniger intensiv touren werden,
als andere, aber aus unserer Sicht sind sämtliche
aktuelle Duo Art Produktionen rund und schlüssig.
Ein weiteres von Ihnen imitiertes und angestoßenes Projekt ist Jazz at the Philharmonic. >>Wie
eine Hure in der Kirche<< titelte Spiegel Kultur
zu Beginn der Reihe in der Berliner Philharmonie.
Wie kam es zu dieser Kooperation und was sind
die Pläne?
Die Initialzündung: im Jahr 2012 versteigerte die
Stiftung Berliner Philharmoniker den Steinway D
Flügel, der 1992 speziell für Alfred Brendel als
„Artist in Residenz“ der Berliner Philharmoniker
angeschafft wurde und auf dem er danach seine
Berliner Konzerte spielte, jetzt aber seine Konzerttätigkeit beendete. Als regelmäßige Konzertbesucher und Förderer der Berliner Philharmonie waren
Lesen Sie weiter auf Seite 58
für zeitgenössische Kunst. Der einzige Kanal, die
Werte und Ideen der Kunst auszudrücken und zu
kommunizieren, lag damals in den Gebrauchsgegenständen des täglichen Bedarfs. Es waren die
Massenartikel!
So wie Albumcover?
Ja, die Avantgarde der Popmusik war damals so
nah an der Kunst, wie ich es mir in meinem Leben
überhaupt vorstellen konnte. Die frühen, vom Popart-Gründer Richard Hamilton inspirierten Plattencover von „Roxy Music“ waren sehr wichtig für
meine Erfahrung mit zeitgenössischer Kunst und
kultureller Ästhetik. Sie waren mein Museum für
moderne Kunst.
Auch bei Ihren eigenen Coverentwürfen haben
Sie immer wieder mit Zitaten aus der Kunstgeschichte gearbeitet. So zitiert die Hülle der New
Order Single „Thieves like us“ von 1984 ein Gemälde von Giorgio de Chirico, während die Alben
von Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD)
dem russischen Konstruktivismus nachempfunden sind.
Ich hatte die Freiheit, bei Factory Records den Gedanken der Kunst in den Alltag einzubringen. Ich
habe die Albumcover benutzt, um diejenigen Dinge
anderen Leute nahe zu bringen, für die ich mich
selbst begeistert habe. Ich habe sie schließlich zusammengefügt, als wäre ich ein Kurator und das
12-Zoll-Plattencover meine eigene Galerie, in der
ich drei bis vier Mal im Jahr eine Ausstellung organisieren konnte.
Auch später haben Sie skurrile Dinge des Alltages, die Sie in kleinen Läden gefunden haben, in
Galerien und Museen gezeigt...
Ja, fast alle meiner neuen Arbeiten drehen sich um
das Thema Beobachtung. Das tat ich zwar auch
früher, nur habe ich mich auf historische Dinge
konzentriert. Heute sind es die Dinge, die ich um
mich herum sehe: einen kleinen Plastikvogel zum
Beispiel. Bestimmt haben ihn auch schon tausende
andere Leute bei sich zu Hause. Doch was ihnen
fehlt, ist der Sockel, auf den sie ihn stellen können.
Darin habe ich daran gearbeitet und einen universellen Sockel entworfen.
Einen universellen Sockel?
Ja, einen Sockel, den man für 30 Euro in einem
Geschäft kaufen kann, um auf ihn die Objekte zu
stellen, die man interessant findet. Das würde den
Blick der Menschen auf ihre Umgebung verändern
in dem Sinne, dass alles irgendwie nach Kunst aussieht. Ich finde es spannend, die Dinge in einem
anderen Kontext zu stellen und somit ihre Wahrnehmung zu verändern. Es wäre auch eine Möglichkeit, Dinge mit anderen zu teilen. Wir haben
2008 eine erste Version dieses Sockels in einer Londoner Galerie präsentiert. Er ist zunächst auf 200
Stück limitiert, doch später möchte ich ihn auch
unbegrenzt produzieren lassen. Während der Aus-
stellung haben eingeladene Künstler ihre Arbeiten
darauf gezeigt. Als mein Galerist Richard Hamilton
von meiner Idee erzählt hat, hat er sofort zugesagt
und mir seinen Segen gegeben. Das hat mich sehr
glücklich gemacht.
Was ist dann daraus geworden?
Das Lustige ist, dass sich das Projekt immer weiter
fortsetzt. Bei kommerziellen Projekten wie einem
Plattencover erhält man sofort ein Feedback. Und
wenn keines kommt, dann kommt auch später
nichts mehr. In der Kunst erhält man dieses Feed-
back nicht sofort. Das ist fast schon wie ein Antiklimax. Doch der Unterschied ist, dass die Dinge
nicht verschwinden. Der Sockel hatte seine größte
Wahrnehmung in diesem Jahr, als ihn Hans Ulrich
Obrist in der Ausstellung „Do It“ in Manchester
gezeigt hatte. Das sind fünf Jahre später! Im Dezember 2013 wurde der Sockel auch auf der Art Basel Miami gezeigt werden. Er hat ein eigenes Leben
erhalten.
Wie steht es um die Idee, ihn in Serie zu produzieren?
Wir haben jetzt erst einmal eine zweite Edition in
einer kleinen Auflage gemacht. Aber sicher: Damit
er sein wirkliches Potenzial ausleben kann, müsste er überall zu haben sein. Doch dafür braucht es
einen Hersteller. Als ich den Sockel 2008 mit einer
gewissen Pop-Sensibilität gezeigt habe, dachte ich,
dass ihn tatsächlich bald jeder haben wird (lacht).
Aber wir werden sehen. Vielleicht klappt es ja in
zehn Jahren. Das wäre wirklich großartig.
Das Gespräch führte Norman Kietzmann
Norman Kietzmann schreibt als freiberuflicher Redakteur
über Design und Architektur. Nach seinem Designstudium zog
es ihn nach Mailand, von wo aus er für zahlreiche deutsche
Print- und Onlinemedien berichtet. 2011 wurde er mit dem
renommierten „COR-Preis Wohnen und Design“ für den journalistischen Nachwuchs ausgezeichnet.
56 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
ATS Records
Gegründet vom Eigentümer Reinhard Brunner 1987 in Leonstein Oberösterreich Österreich. 1994 wurde das erste Album mit Jon
Sass - Faces – produziert. Jon Sass ist einer
der besten Tubaspieler der Welt, sowohl
im Jazz als auch im klassischen Bereich. Es
folgten noch 4 weitere Alben mit Jon Sass.
Darunter auch sein wunderbares Soloalbum
„Sassified“. Jon Sass ist laufend weltweit
auf Tour. Ebenfalls bei 3 Produktionen war
Doretta Carter mit dabei. Seit 2000 hat sich
Reinhard Brunner mehr auf den Bereich Jazz
konzentriert. Mit Künstlern wie Jon Sass, Robert Bachner, Jazzodrom, Saxofour, konnten
immer wieder hervorragende Alben produziert werden, die auch international Erfolge
und Preise bekamen. Robert Bachner konnte
mit seinen Quintett den „Hans Koller Preis
2006 - CD Of The Year“ gewinnen. Bei ATSRecords wurden auch eine Menge großer Big
Bands, wie das “Upper Austrian Jazz Orchestra“ der „Robert Bachner Big Band“ oder auch
MPS
BOOMSLANG Records
das erste deutsche Jazzlabel
Diese drei Buchstaben stehen bis
heute für Musikgenuss mit höchsten klangtechnischen Maßstäben:
MPS, das Kürzel für Musik Produktion Schwarzwald. Hinter dem Kürzel verbirgt sich eine Geschichte,
die von einem Mann erzählt, der
Großindustrieller
(SABA-Radios,
Fernsehen, etc.), Jazzfan und autodidakter Tonigenieur war – Hans
Georg Brunner-Schwer.
Seit den frühen Sechzigern entstanden im Studio von Hans Georg Brunner-Schwer am Rande der
beschaulichen Schwarzwaldstadt
Villingen Hunderte von Aufnahmen, die aufgrund ihrer klanglichen Brillanz, aber auch wegen
ihrer außergewöhnlichen, weitgespannten Stilistik zwischen Swing
und Fusion, zwischen Groove und
Experiment bei Jazzliebhabern
und -kennern bis heute weltweit
für Ehrfurcht sorgen. Im Laufe
der Jahrzehnte sind die legendären Produktionen eines der ersten
deutschen Jazzlabels auch von einer neuen Generation entdeckt
worden.
Den Auftakt des Schwarzwaldlabels
gestaltete der Mann, der bei MPS
unstrittiges Herzstück und „Ahnherr“ aller Veröffentlichungen war
und ist: der Kanadier Oscar Peterson. Es war ein großes Abenteuer
für alle Beteiligten, als der kanadische Pianist von Weltrang 1961
erstmals Villingen besuchte. HansGeorg Brunner-Schwer (HGBS),
ehemaliger Inhaber der Hifi-Dynastie SABA, hatte sich gerade die
erste Version seines Studios eingerichtet, oberhalb des Wohnzimmers der Villa, ausgestattet mit der
besten Aufnahmetechnik, die damals zu haben war. Genau damit
lockte der Pianobegeisterte den Mann aus Kanada zu sich in den Schwarzwald. Direkt nach
einem Gastspiel in Zürich überwand Peterson
in seiner Limousine die Berge und wurde mit
seinem Bassisten Ray Brown und Drummer Ed
Thigpen ins Wohnzimmer an den SteinwayFlügel geleitet, wo bereits erwartungsvolle Gäste
dem Star aus Übersee entgegen fieberten. Der
Pianogigant und seine beiden Musikerkollegen waren selbst begeistert, als sie nach der Session dem
Mitschnitt des nächtlichen Privatkonzerts lauschten. So direkt und
unverfälscht hatten sie den Sound
des Pianos und des Trios bislang
auf Tonkonserve noch nicht vernommen. Ganz so, als säße die
Band noch immer an ihren Instrumenten, ohne die Störgeräusche
eines Nachtclubs, und trotzdem
in denkbar intimer Atmosphäre.
Petersons Enthusiasmus besiegelte
eine lange Freund- und Seelenverwandtschaft mit dem Hause Brunner-Schwer. Die sechs Aufnahmen
gebündelt unter dem Namen „Exclusively for my friends“ sollten
der erfolgreiche Startschuss für das
Label werden, der weltweit Gehör
fand! Dem Ruf folgten Künstler wie
George Duke, Albert Mangelsdorff,
Joe Pass, Joachim Kühn, Wolfgang
Dauner, Friedrich Gulda, Peter
Herbolzheimer, Dave Pike, Singers
Unlimited, uvm. Ein weiterer Produzent der neben dem Labelgründer maßgeblich am Sound und der
Auswahl der Musiker und Aufnahmen beteiligt war, war kein geringerer als der „Jazzpabst“ Joachim
Ernst Behrendt selbst. Zusammen
veröffentlichten sie weit mehr als
400 Alben.
Seit Anfang des Jahres 2014 wird
im Zuge der „Wiederaufforstung“
des Schwarzwald-Labels die Originaltonbänder in rein analogem
Verfahren behutsam optimiert
und erscheinen mit dem OriginalArtwork auf 180 Gramm Vinyl,
ausgesuchte Titel auch auf klassischem Tonband für den audiophilen Markt. Parallel hierzu arbeitet
der neue Mutterkonzern Edel den
kompletten MPS-Jazzkatalog bis
Ende 2015 für den digitalen Vertriebsweg auf.
Neben dem Klassiker der 6fach Vinyl Box „Exclusively for my friends“ von Oscar Peterson
sind auch die CD Reihe wie die 25er MPS Kultur
SPIEGEL Edition erscheinen.
MPS (Musik Produktion Schwarzwald)
www.mps-music.com
ist das Label des österreichischen Schlagzeugers,
Produzenten und Festivalbetreibers (Bezau Beatz) Alfred Vogel. Für grosse Aufmerksamkeit
sorgte 2012 seine Veröffentlichung VOGELPERSPEKTIVE, eine 5 teilige CD Reihe, auf der Vogel mit zahlreichen
Gästen aus New York
über Zürich bis nach
Berlin
musizierte.
"Der zeitgenössische
Jazz ist um ein pulsierendes Zentrum reicher. Es handelt sich
nicht um New York,
nicht um Berlin, sondern um: Bezau. Vogels Perspektive eröffnet der improvisierten Musik neue
Klangräume. „Think local, play global“ könnte man diese Philosophie nennen.“ (Rondo).
BOOMSLANG RECORDS veröffentlicht in den
Genres Modern Jazz, Improvised Music und Singer/Songwriter. Musik jenseits des Mainstreams,
für entdeckungsfreudige und audiophile Hörer,
die auch gerne über den Tellerrand gucken.
www.traps.at
CWM-MUSIC
Die Collective Workstation of Music (CWMMUSIC) als Label fördert und präsentiert CDs,
Bücher und Workshops von außereuropäischer
Musik, verbunden
mit
europäischer
Improvisations und
Kompositionsmodellen. Elektronisches
und Elektroakustisches
Instrumentarium verbunden
GLM Music
GLM Music ist eine unabhängige Musikfirma, die sich mit Musikverlag, Label und
Bookingdepartment der handgemachten
Musik verschrieben hat. Wenn wir unsere
„Heavy Tuba & Jon Sass“ produziert und veröffentlicht. 2013 wurde das Sub-Label BR7music gegründet mit dem Ziel herausragende österreichische Künstler aus den Genres
Rock, Pop und Jazz zu veröffentlichen sowie
live-, und studiotechnisch zu betreuen und
zu unterstützen.
www.ats-records.com
mit Instrumenten aus dem europäischen und
außereuropäischen Bereich. Manipulationen
des akustischen Instrumentariums mit Alltagsgegenständen und computergesteuerten Verfremdungen. Theater, Filmmusik live Präsentationen mit verschiedensten Thematiken und
Produktion von Büchern und CDs, die diesem
Thema entsprechen, stehen im Vordergrund.
Bücher und Kurse für verschiedene Trommeltechniken aus verschiedensten Kulturen werden
angeboten. Vernetzung und Präsentation von
Musikern und Veranstaltern, Labels, Schulen
und sonstiges.
www.cwm-music.at
Herzog Records GmbH
Der Jazz kennt viele Facetten. Herzog Records
legt seit Labelgründung ein Augenmerk auf
Vocal Jazz und stark melodisch geprägte Produktionen. Interessierte Musikhörer finden bei
Herzog Records eine gute Orientierung in den
verschiedenen Jazz
Segmenten: Sänger
Jeff Cascaro hat eine
bluesige Klangfarbe.
Die Nighthawks stehen für melodischen
Electro Jazz, wohingegen Sängerin Jessica Gall sich dem
Singer-Songwriter Jazz widmet. Wer deutschsprachigen Jazz Chanson liebt ist bei Kitty Hoff
richtig. Den Big Band Swing der 20er Jahre repräsentiert das Pasadena Roof Orchestra. Hören Sie auf unserer Webseite in die herzögliche
Klangwelt hinein.
www.herzogrecords.com
Musik beschreiben sollen, so sprechen wir
von Jazz, World, Reggae und anspruchsvollem Pop. Seit der Gründung von GLM
Music im Jahr 1988 entstand ein umfangreicher Katalog aus hochwertigen Produktionen, aufgenommen und
dargeboten von international
renommierten Künstlern wie
z.B. Quadro Nuevo, das Martina Eisenreich Quartett, Stefanie
Boltz, Sven Faller, Levantino,
Café del mundo, Willy Astor,
Martin Kälberer – sie spiegeln
das Spektrum der Musikwelt von
GLM wider. Bei GLM finden Sie
ECHO Jazz Preisträger, Kulturpreisträger, Creole Preisträger,
Jazz Award Auszeichnungen,
Hörbuchpreise und und und…
www.glm.de
BILLIE | arttourist.com 2|2014
JAZZNARTS Records
Groovig, mainstreamig oder auch avantgardistisch - die Musik von JAZZNARTS klingt
immer zeitgemäß, kreativ, frisch und nachvollziehbar. Der Anspruch eines Labels auf
der Höhe der Zeit
spiegelt sich auch
im Artwork wider
– in stets 6-seitigen
matten
Digipacks
wird die Musik stilsicher und extravagant „verpackt“.
Das Spektrum der
Künstler von JAZZNARTS ist weit gefächert:
hochtalentierte, aufstrebende Jungmusiker gehören ebenso dazu wie arrivierte Jazzgrößen.
Der Schwerpunkt liegt auf der europäischen
Szene, es sind aber auch ausgewählten amerikanischen Jazzer zu hören. Dreizehn Jahre
nach der Label-Gründung führt der Katalog
knapp 80 Veröffentlichungen.
www.jazznarts.com
JazzWerkstatt Records
Die JazzWerkstatt Wien wurde 2004 von 6
jungen Musikern gegründet. Um die aus der
Initiative hervorgegangenen Produktionen
zu dokumentieren und zu vermarkten, folgte
2005 die Gründung von JazzWerkstatt Records
(JWR). Eine neue Generation österreichischer
KomponistInnen
und MusikerInnen
ist da am Werk.
Der unpuristische
Umgang mit Jazz,
improvisierter, elektronischer und zeitgenössischer Musik
fördert zahlreiche
Produktionen großer stilistischer Bandbreite
zutage. Zu den knapp 40 - auch preisgekrönten - CDs, EPs und LPs zählen Veröffentlichungen der JWR-Label Aushängeschilder
koenigleopold, Studio Dan, Rom/Schaerer/
Eberle, Schmied´s Puls und des hauseigenen
JazzWerkstatt Wien New Ensembles.
www.jazzwerkstatt.at
PAO Records
Feel the Soul of PAO!
Das Österreichische Label PAO Records produziert zeitgenössische Musik , Groove Music
und ist in lezter Zeit spezialisiert darauf die
besten Stimmen des Jazz zu veröffentlichen.
Neue CDs von PAO Records sind sehr stark in
den verschiedenen Vocaltraditionen verbunden: Mansur Scott ist eine direkte Weiterentwicklung von Billie Holiday, Mansur Scott's
Mutter, eine großartige Sängerin, und Billie
waren gute Freundinnen. Die Neue CD „Throw it away“ ist ein Juwel in dieser Tradition
aus Harlem.
Jazz | Neue Musik | 57
JIVE MUSIC
JIVE MUSIC - ein ungewöhnliches Unternehmen: Hier fangen zwei Männer einen
guten Teil der österreichischen Jazzszene digital ein und sorgen dafür, dass die
Musik in Form von CDs im ganzen Land
und auch weit über die Grenzen hinaus
verbreitet wird. Rens Newland, geborener Holländer, und der Wiener Martin
Fuss sind hier die Produzenten und noch
vieles mehr — Studio, Lager, Promotion,
Versand sind unter einer Adresse zu finden
in Wien, 21sten Bezirk
Die beiden sind auch
außerhalb ihrer Plattenproduktion voll ausgelastet: Als Musiker beispielsweise — Newland
spielt Gitarre, ist unter
anderem Co-leader bei
der Popband Ostinato,
war lang Musikalischer
Leiter bei Gloria Gaynor
und musizierte in der legendären ORF Big Band,
Fuss entlockt Saxofon,
Klarinette und Flöte
Ebenso die neue CD „From C to shining
sea“von Melba Joyce. Sie steht in der Tradition
von Dianah Washington und zählt zu den herausragensten Sängerinnen
unserer
Zeit. Weitere Neuerscheinungen sind
Jean Paul Bourelly
“Vibe Music”, Dave
Liebman “Sketches
of Aranjuez”, Gerd
Dudek “The German Jazz Trio“, Lenny Popkin
Trio „Live at the INNtöne Festival“, Michel
Godard “Ecoutes Le Vent” und die gefeierte
Rereleases von Archie Shepp „St. Louis Blues“,
Raul de Soza “Soul & Creation”, Art Farmer
“plays standards”, Kenny Wheeler “Live”
www.pao.at
Quinton Records
“The Art Of Recording Arts” hat Quinton Records zu seinem Leitspruch erhoben. Seit der
Gründung im Jahre 2001 produziert das österreichische Label
handverlesene Alben aus Klassik und
Jazz und pflegt die
enge Zusammenarbeit mit den Musikern. Klingende Namen wie das Vienna
Art Orchestra, den
Ozella Music
Ozella Music ist das Unternehmen des Musikers, Produzenten und Komponisten
Dagobert Böhm. Drei Label
bilden das Zuhause für internationale Künstler mit Audiophilen Produktionen aus
den Bereichen: World, Jazz,
Lounge, Singer-Songwriter,
Blues.
Eines liegt allen unseren Veröffentlichungen zu Grunde:
Die Zusammenarbeit mit
Künstlern, die ihre ureigene
musikalische Sprache sprechen, ihre künstlerischen
Visionen
auf
qualitativ
höchstem Niveau mit uns
zusammen verwirklichen wollen. Wir sind
offen für Experimentierfreude und Individualität abseits ausgetretener Pfade.
jazzige Töne (z.B. für Reinhard Fendrich)
und ist außerdem Musikpädagoge an der
Universität Wien. Er begleitete schon viele Weltstars wie Ray Charles oder Natalie
Cole. Bei Jive Music liegt von der Produktion über das Marketing bis zur Werbung
und der Betreuung des Lagers alles in ihren vier Händen.
www.jivemusic.at
LABEL
Eine Auswahl von
wichtigen Musik- und
Platten-Labels, die sich
dem Jazz und der
Neuen Musik
verschrieben haben
TCB –
The Montreux Jazz Label
Dieses ausschliesslich dem Jazz gewidmete
Label besteht seit 1994 und ist in Montreux
domiziliert. Der Katalog des Labels beinhaltet 350 aktive Titel in der ganzen Breite der
Jazzstile. Das Label wird in den wichtigsten Märkten der Welt vertrieben und man
kann über diverse Online Anbieter CDs bestellen, auch über die eigene Webseite. Auf
dem Label sind Jazzmusiker und Gruppen
aus der ganzen Welt vertreten.
www.tcb.ch
Gitarristen Wolfgang Muthspiel oder internationale Stars wie den Bassisten Steve Swallow
findet man im Katalog, ebenso ein Album mit
den drei Gitarristen Rudy Linka, John Scofield
und John Abercrombie. Aktuell gibt es ab Oktober das Album “L’Ultima Mattanza mit dem
italienischen Saxophonisten Gavino Murgia
und den beiden Franzosen Michel Godard
und Patrice Heral.
www.quintonrecords.com
SESSION WORK RECORDS
Session Work wurde 2007 von Christoph Pepe
Auer als Struktur für einen stark wachsenden
Bereich des zeitgenössischen Jazz, improvisierte Musik und kreative Vermischungen
mit angrenzenden
Musik-Stilen
gegründet. Das Label
steht für eine kulturelle und musikalische Offenheit,
kombiniert mit einer überaus strebsamen, aber ungezwungenen
Arbeitseinstellung. Bisher sind 72 Produktionen veröffentlich worden worauf sich ca. 450
Eigenkompositionen befinden. Ein innovativer Zugang zur Musik als auch höchste Qualität des Schaffens sind Vorrausetzung für alle
fast 200 MusikerInnen des Kollektivs.
www.sessionworkrecords.com
SKIP Records GmbH
Die audiophile Klang Qualität unserer Produktionen und wunderschön gestalteten
CD Cover sind ein Fest für Auge und Ohr.
www.ozellamusic.com
Seit nunmehr 15 Jahren hat es sich SKIP RECORDS zum Ziel gesetzt, einen anspruchsvollen Katalog an Musik zusammenzutragen, der
durch konstant gute künstlerische Qualität
und hervorragende Aufnahmetechnik überzeugt.Die Aufnahmen speisen sich dabei aus
so unterschiedlichen Quellen wie Jazz, World
Music, R&B und Sophisticated Pop.
Die bisherige Reihe von musikalisch hochwer-
tigen Produktionen
der selektiv designten
SKIP-Künstler
erzielt sehr positive
Medien- und Publikumsresonanz,
was nicht zuletzt
durch hohe Platzierungen in Jazz/World Music-Charts zahlreicher Länder, diverser ECHO
Jazz Preise und weiterer Awards dokumentiert
wird.
www.skiprecords.com
Winter & Winter
Winter & Winter ist eine international bedeutende Musikproduktion, hervorgegangen
aus dem Label JMT/Bamboo. JMT/Bamboo
wurde von Stefan Winter zwischen 1985 und
1995 geleitet, um die zeitgenössischen Strömungen des Jazz, vor allem in New York zu
dokumentieren. In dieser Dekade werden die
Debütplatten
bedeutender Künstler
wie Uri Caine, JeanPaul Bourelly, Steve Coleman, Greg
Osby, Hank Roberts
und Cassandra Wilson realisiert. 1995
entwickeln Stefan Winter und Mariko Takahashi ein neues, grenzüberschreitendes Konzept
und gründen in den darauf folgenden Jahren
Winter & Winter, um Strömungen der Klassik,
der zeitgenössischen Musik und Improvisation sowie Musik aus aller Welt zu verbinden.
Zu den Besonderheiten zählen HörFilme
("Kino für geschlossene Augen" wie der Spiegel titelt), Filmproduktionen (Film Edition),
Hörbücher (Literatur Edition) und eine eigene
Galerie in München Schwabing. Seit 2014 fördert und realisiert Winter & Winter die Schaffung analoger Klangkunstwerke als Unikate.
www.winterandwinter.com
58 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fortsetzung von Seite 55
ich und meine Frau Sissy bei der Versteigerung und
da wir gerade 20 Jahre ACT nach der Labelgründung von 1992 feierten,
nahm ich die Duplizität
der Ereignisse zum Anlass,
mir den Brendel Flügel zu
schenken. Mein Angebot
an Sir Simon Rattle und
den Intendanten Martin
Hoffmann, den Brendel
Flügel mit einem Benefizkonzert von 3 ACT
Pianisten in der Philharmonie seiner neuen Bestimmung zu übergeben,
wurde dankend angenommen. Das Konzert von
Michael Wollny (DE),
Leszek Możdżer (PL) und
Iiro Rantala (FI) war umgehend ausverkauft, wurde ein triumphaler Erfolg
und erschien kurz danach
auch als Album „Jazz at
Berlin Philharmonic I“.
Aus der Konzertidee wurde eine Konzertserie, die
ich weiterhin kuratiere,
die nahezu durchgehend
ausverkauft ist und jetzt
2014/15 in die zweite
Saison geht. Ein echter
„Leuchtturm“ der Berliner
Jazzlandschaft.
Neben bekanntem und
durch Sie gewachsenem
Künstler ist Ihnen die
Nachwuchsförderung ein
großes Anliegen. Hierzu
riefen Sie 2005 die ACT
Reihe >>young german
jazz<< ins Leben. Was
hat es damit auf sich und
wie hat sich die Reihe in
den letzten 10 Jahren
entwickelt?
Von Anfang an war es
mit ACT mein wichtigstes Ziel, neue Künstler zu
entdecken und aufzubauen. Und schon lange vor
meiner Zeit bei ACT, besonders durch die langjährige Zusammenarbeit mit
Klaus Doldinger, war es
mir ein besonderes Anliegen, Jazz aus Deutschland
auf die Sprünge zu helfen
– national wie international. Das ein solcher
Erfolg möglich ist, zeigt
sich am deutlichsten an
Pianist Michael Wollny,
dem ersten Künstler der
young german jazz Serie. Sein aktuelles Album
„Weltentraum“ mit Bearbeitungen klassischer und
Neuer Musik, Jazz, Pop
und Filmmusik erreichte
in nur knapp 8 Wochen
„Jazz-Gold“ in Deutschland und das wichtigste
britische
Jazzmagazin
„Jazzwise“ widmete Michael Wollny als erstem
deutschen
Jazzkünstler
überhaupt eine Titelstory. Michael Wollny steht
für eine ganze Generation
deutscher Jazzmusiker, die
jenseits aller Schubladen
ihre ganz eigene Definition des Begriffs „Jazz“ vertreten, weniger als direkte
Weiterführung des Jazz aus Amerika, sondern viel
mehr als Summe ihrer ganz persönlichen Einflüsse:
ob Funk- und Hip Hop bei dem Trio „Three Fall“,
Bearbeitungen von Pop und Indie Klassikern von
Sänger Tobias Christl oder eben vorrangig Klassik
und Neuer Musik bei Michael Wollny.
Geht es Ihnen alleine um die Förderung des Musikernachwuchses oder auch um eine junge Hörerschaft, die Sie für den
Jazz gewinnen wollen?
Grundsätzlich produzieren wir Musik für alle
Menschen, die sich für anspruchsvollere Musik und
hier besonders für den Jazz
interessieren, egal welchen
Alters. Und die Logik „junger Musiker = junge Zuhörer“ und umgekehrt möchte ich nicht grundsätzlich
unterschreiben. Ich meine,
die Musik eines 80-jährigen Heinz Sauer ist, wenn
man sich auf sie einlässt,
auch für jeden 20-Jährigen eine Offenbarung und
Michael Wollny wird auch
den sehr erwachsenen, anspruchsvollen Hörer erreichen. Aber natürlich, der
Jazz muss, wenn er überleben will, auch ein junges Publikum ansprechen.
Und das geht nur, wenn er
sich seinem Hörer in einer
Art mitteilt, die ins Hier
und Jetzt passt. ACT war
nie ein Label für Traditionalisten, mich hat immer
viel mehr interessiert, wo
etwas Neues entsteht, auf
welchem Nährboden auch
immer. Und wir sind immer auch bereit, künstlerisch und konzeptionell
etwas zu riskieren, getreu
dem Motto : No Risk –
No Fun! Und wenn ich
mir das Publikum bei den
Konzerten unserer Künstler anschaue, dann sehe
ich da eine Mischung und
Altersstruktur, die mir gut
gefällt und mich glauben
lässt, dass wir wirklich
ein sehr breites Publikum
erreichen, ohne uns zu
verbiegen oder beliebig zu
sein.
In BILLIE widmen wir
uns auch dem Thema
zeitgenössischer / Neuer Musik, u.a. auch der
Komposition und dem
Arrangement von Computerspielemusik. Wie
wappnet sich ACT neuen
Musikrichtungen, neuen
Vermittlungs- und Kommunikationswegen?
Wie gesagt, mich interessiert in allererster Linie
Musik, in der ich etwas
Neues höre und die ihre
Einflüsse aus dem Hier
und Jetzt zieht oder aus
der Tradition etwas Neues
entwickelt. Und ich meine,
dafür habe ich mir immer
einen guten Instinkt bewahrt. Ich bin aber auch
ein Kind der Analogkultur
und nicht der Online-Generation. Computerspiele
gehören nicht zu meinem
Leben, mit denen sollen
sich andere auseinandersetzen. Und einen facebook Account werde ich
mir auch nicht anlegen.
Wohin geht die Reise, was ist unerfüllt? Was sind
Ihre Pläne, Ideen und Visionen?
Da halte ich mich an Dizzy Gillespie: „ I want to
Bop till I Drop“.
Die Fragen stellte Kai Geiger,
Herausgeber der arttourist.com
© Tiger and Chicken
… vom Piepen
zum Orchester
Seit über 40 Jahren machen Computerspiele Töne. So wie
sie sich die Spiele in dieser Zeit entwickelt haben, hat dies
auch die Musik: Aus Pieptönen wurden simple Lieder – und
aus diesen irgendwann eine einzigartige, innovative Form
der Popmusik.
Der 14. Januar 2013 war ein historisches Datum, ohne dass viele Menschen das überhaupt
mitbekamen: „Baba Yetu“ hieß das Lied, das
ein etwa dreißigköpfiger Chor an diesem Tag
intonierte, nicht irgendwo, sondern auf dem
Neujahrskonzert der Vereinten Nationen in
New York. „Baba Yetu“, das heißt „Vater unser“
auf Swaheli und der Text des Liedes ist nichts
weiter als eine Übersetzung desselben in diese
Sprache. Es ist eine Hymne der Völkerverständigung, elegisch und eingängig – und doch
aus einem ganz anderen Grund so besonders:
Komponiert wurde „Baba Yetu“ ursprünglich
nämlich nicht für dieses Konzert, nicht mal für
irgendein Konzert – sondern einzig und allein
für das Computerspiel „Civilization IV“. Mit
„Baba Yetu“ war ein ganzes Genre in der Realität angekommen. Draußen, in der Welt außerhalb des Rechners.
Bis es soweit war, vergingen 40 Jahre: Und wie
Kinder groß werden, so gilt das auch für Computerspiele und ihre Musik. Wo zunächst grobe
Töne waren, folgten bald simple Musikstücke,
später wuchsen die Möglichkeiten und mit ihnen die Musik. Heute ist Computerspielemusik
all das, was man sonst auf dem Markt findet:
Pop, Klassik und experimentelle Musik. Die
Grenzen zwischen den Tönen aus dem Radio
und denen aus dem Rechner verschwimmen
zunehmend, oft gibt es sie schon gar nicht
mehr.
Am Anfang aber war das Piepen: „Pong“ hieß
das erste Spiel mit Tönen, und der erste Klassiker des Computerzeitalters. 1972 erschien die
simple Tischtennissimulation, sie zeigte mit einem Ton an, wenn der Ball einen Schläger oder
das Spielfeld berührte. In den folgenden Jahren
wurde das Prinzip immer mehr verfeinert, immer neue Spiele erzeugten immer neue und immer mehr Geräusche – aber Musik, das konnte
und wollte keines von ihnen machen. „Damals
wurde ja vor allem für Spielhallen produziert.
Dort konkurrierte eine Maschine mit anderen,
also ging es vor allem um Soundeffekte“, sagt
Computerwissenschaftlerin Melanie Fritsch,
Autorin der Arbeit „History of Video Game
Music“. Dann folgte 1983 der C64, mit dem
Heimcomputer hielt auch die Musik Einzug ins
Spiel. Und was für welche: Nicht mehr als drei
Töne gleichzeitig konnte die Maschine wiedergeben, der Speicherplatz auf den Disketten war
eng begrenzt – und ging zum allergrößten Teil
für das Spiel drauf. „Damals gab es auch keine
Komponisten, sondern die Programmierer ent-
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 59
Michael
Stöckemann
ist Mitbegründer von
„Sound of Games“, dem
führenden Anbieter
von Premium SpieleMusik. Seit 2002 ist er als
Komponist tätig. Jeden
Monat hören mehr als
50 Millionen Spieler
seine Musik in Konsolen-,
Mobile- und Online-Spielen.
www.sound-of-games.com
Melanie
Fritsch M.A.
studierte Theaterwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur
und Musikwissenschaft in Berlin und Rom. Anschließend war
sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut
für Musiktheater der Universität Bayreuth in Forschung und
Lehre tätig, und promoviert ebendort zum Themenfeld Computerspiele, Musik und
Performance. Darüber
hinaus ist sie Mitglied
des vom britischen AHRC
geförderten internationalen Forschernetzwerks
„Guitar Heroes in Music
Education? Music-based
video-games and their
potential for musical and
performative creativity“ (
http://music-games-creativity-network.blogspot.
co.uk/ ).
Ihre weiteren Forschungsgebiete sind
virtuelle Welten, Musik
als Performance, Liveness, HCI, sowie Tanz- und
© Ingo Drumm
Theatergeschichte und -ästhetik.
www.foto-drumm.de
Für mehr Informationen siehe
uni-bayreuth.academia.edu/mfritsch
live at gamescom festival 2014
Produktionsetats. Dass er damals und heute
im Geschäft bestehen konnte, dürfte auch an
seiner Vielseitigkeit liegen: „Ich habe als Junge eine lange Orchesterausbildung absolviert
und auch alle möglichen Instrumente gelernt“,
sagt er. Nichts könnte den Wandel der Branche
besser illustrieren als Stöckemanns Vita: Lautete früher die für ihn erste und einzig relevante
Frage, wenn es an einen Auftrag ging „Wie viel
Speicherplatz“, so fragt er sich heute nur: „Mit
wem?“ Kann er die Musikstücke, die er benötigt, also selbst einspielen oder holt er sich lieber einen Spezialisten?
wickelten schnell noch die Musik zum Stück“,
sagt Fritsch. Was nicht heißt, dass es an Kreativität gefehlt hätte: Computerspielemusik in
den ausgehenden 80er-Jahren, das waren wilde Kakophonien aus wenigen Tönen. Mit Geschwindigkeit und Reizen versuchten sie, den
Mangel an Möglichkeiten zu überdecken – und
wurden gerade dadurch stilbildend. Es wurde
geschossen, geflogen und gerannt, immer im
Rhythmus des Stakkatos aus den Knopflautsprechern.
Das Prinzip änderte sich auch nicht, als die
Möglichkeiten besser wurden: Der Amiga verdrängte den C64 aus den Kinderzimmern, und
als aus diesen Jugendzimmer geworden waren,
wurde der Amiga durch die neu aufgekommenen PCs ersetzt. Die Musik der Spiele war feiner
geworden, sauberer, aber sie folgte nach wie
vor der Ästhetik des Simplen. Neu war, dass
sie jetzt reagieren konnte: Je nachdem, welche
Möglichkeit der Spieler wählte, so verhielt sich
auch die Musik. Wer in einer Spielewelt auf einen Gegner eindrosch, wurde mit einer anderen Musik belohnt oder gestraft als derjenige,
der mit ihm redete. Zugleich eroberte Nintendo den Markt – und etablierte als erster Akteur
einen völlig anderen Stil: Statt von Rhythmen
waren Spiele wie „Super Mario“, „Zelda“ oder
„Tetris“ von Melodien dominiert. „Bis dahin
hatte der Spruch gegolten: ‚You can not hum
a video game’, man kann die Musik also nicht
summen.“
Bis dahin hatte sich Computerspielemusik 25
Jahre lang fast nur mit sich selbst beschäftigt,
war aus sich selbst hervorgegangen, hatte sich
selbstreferentiell entwickelt und war kurz davor, sich in unterschiedliche Genres aufzuteilen – und dann zerbrach alles. Mitte der 90erJahre erschien die CD-Rom auf dem Markt und
sie war mehr als ein Stück Kunststoff: Speicherplatz und Soundkarten stellten mit einem Mal
kein Hindernis mehr dar – jedes Lied und jedes
Instrument konnte zu jedem beliebigen Zeit-
punkt eines Spiels verwendet werden, in bestechendem Klang. Die Folge: Computerspiele
klangen plötzlich nicht mehr wie Computerspiele – Pop, Rock oder Klassik-Epen dominieren seitdem die Welten, in denen die Gamer
sich bewegen. Das einzige, was eine Komposition begrenzt, ist das Budget der Produktionsfirma. „Nicht jeder kann sich ein Orchester leisten“, sagt Melanie Fritsch dazu.
Wer sagen wollte, spätestens seit der Jahrtausendwende sei die Musik des Computerspiels
dieselbe wie im Rest der Welt, hat vollkommen
Recht – und könnte trotzdem falscher nicht liegen: Denn je anspruchsvoller die Musik wurde,
desto wichtiger wurde ihre Reaktionsfähigkeit,
ein Konzept, das andere Formen von Musik gar
nicht kennen: Während Filmmusik in ihren
Spannungsbögen einfach nur der Handlung
folgt, gibt es diese Möglichkeit im Spiel nicht:
Hier wählt der Spieler selber, was er tut, wann
es spannend wird und wann nicht – und die
Musik muss den zahlreichen Wahlmöglichkeiten Rechnung tragen. So kommt es, dass
heute jedes Stück Computerspielemusik streng
genommen nur ein einziges Mal gespielt wird,
beim nächsten Ausflug in die virtuelle Realität werden ihre Versatzstücke schon wieder
in einer anderen Reihenfolge montiert. Es ist
paradox: Gerade weil die Speichermöglichkeiten heute so unfassbar perfekt sind, ist das
Endprodukt so flüchtig und vergänglich, wie
es zu Zeiten der mündlichen Überlieferung
nicht war. Spiele wie die Zombie-Simulation
„Left for Dead“ leisten sich den Luxus, jeden
Untoten mit einer eigenen Melodie zu versehen – kommt der Spieler mehreren von ihnen
zugleich nahe, verschmelzen diese zu einem
einzigen, einzigartigen Stück. Das ist die Kunst
der Videomusiker: Tracks zu komponieren, die
sich gegenseitig tolerieren und befruchten.
Einer, der von Anfang an dabei war, ist Michael
Stöckemann. Als Junge experimentierte er in
den 80er-Jahren an seinem Amiga, schrieb als
junger Mann in den 90ern seine ersten Stücke
für Computerspiele – und verwaltet heute mit
seiner Firma „Sound of Games“ sechsstellige
Vor einiger Zeit traf Michael Stöckemann bei
seiner Arbeit auf die Vergangenheit: „Wings“
hieß ein erfolgreiches Amiga-Spiel aus den frühen 90er-Jahren, es war eine Simulation der
Luftschlachten aus dem Ersten Weltkrieg. Nun
sollte es eine neue Version von „Wings“ geben,
mit allen Standards moderner Technik, moderner Komposition – und trotzdem Wiedererkennungswert. „Wir haben uns dann überlegt,
dass wir die zehn Stücke des alten Spiels neu
vertonen und in der Länge verdoppeln“, sagt
Stöckemann. Er stand nun vor der Aufgabe,
aus etwas Simplem, das an Orchestermusik
erinnern sollte – Orchestermusik zu machen.
Welches Piepen und welches Blubbern war also
eine Violine und welches doch eher eine Trompete? „Ich habe mich immer nur gefragt: Was
hätte der damalige Komponist getan, wenn er
nur die Möglichkeit gehabt hätte?“ Am Ende
hatte Stöckemann die Klavierstücke selbst gespielt, für die Trompetenparts besorgte er sich
aber lieber einen Militärmusik-Spezialisten.
Und einen Akkordeonisten sowieso. Und ein
Blasorchester. Alles, um am Ende Töne zu haben, die aus einem Computer kommen. So wie
früher, nur ganz anders.
Text: Sebastian Stoll
Sebastian Stoll, freier Journalist. Reportagen und Portraits
unter anderem für Dummy, den Tagesspiegel, die Berliner
Zeitung, den Freitag, die Frankfurter Rundschau und Facts
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Young Classic Sound Orchestra
„Computerspielemusik
hat ihre eigene Wertigkeit“
Was kommt heraus, wenn ein Dirigent und ein Komponist für Videospiele aufeinandertreffen?
„Videogames in Concert“ heißt die Reihe, mit der Lahnor Adjei und Helge Borgarts in Deutschland auf Tour gehen –
und das mit großem Erfolg. Sie sagen: „Es gibt in dem Gebiet viel ernsthafte Musik und
es macht Spaß, sie aufzuführen.“
Herr Adjei, Herr Borgarts, gemeinsam bringen
Sie unter dem Titel „Video Games in Concert“ die
Musik von Computerspielen auf die Bühne. Wie
sieht dabei Ihre Aufgabenteilung aus?
Helge Borgarts: Da ich Computerspiele produziere
und auch Musik dafür komponiere, bin ich bestens
in der Spieleszene vernetzt. Ich kümmere mich deshalb darum, das Notenmaterial zu besorgen und
zu sichten. Ich frage mich: Was könnte ein interessantes Thema sein? Ist das geklärt, kümmere ich
mich um konzeptionelle Dinge.
Ich war fest entschlossen, das als Live-Konzert auf
die Beine zu stellen. Ich habe Rona angesprochen
– und er hat mich wiederum mit Helge Borgarts bekannt gemacht. Helge und ich haben dann schnell
festgestellt, dass wir beide eine große Passion für
Videospielemusik haben – und gemerkt, dass wir
sie gerne einem großen Publikum zur Verfügung
stellen wollen.
Lahnor Adjei: Meine Aufgabe liegt in der musikalischen Umsetzung. Ich habe als Dirigent schon
mit vielen Orchestern zusammengearbeitet, vor
allem im Bereich der Klassik, aber immer schon
ein Faible für ausgefallen Projekte gehabt, etwa für
Filmmusik, die ich mit dem Young Classic Sound
Orchestra vertont habe. Die Wege von Helge und
mir haben sich aber eher zufällig gekreuzt.
War es leicht, ihr Orchester zu überreden, das
Young Classic Sound Orchestra?
Lahnor Adjei: Ich muss sagen, das hat einer gewissen Überredungskunst bedurft. Anfangs waren
die Mitglieder relativ skeptisch – auch deswegen,
weil sie keine konkrete Vorstellung von der Musik
hatten. Die meisten hatten sie beim Spielen mal
wahrgenommen, aber nie konzentriert und fokussiert angehört. Sie haben aber schnell gemerkt, dass
es in dem Gebiet sehr viel ernstzunehmende Musik
gibt und es sehr viel Spaß macht, sie aufzuführen.
Wie ist das passiert?
Lahnor Adjei: Das war vor etwa vier Jahren auf
der Soundtrack Cologne, einer Messe rund um das
Thema „Musik in Medien“. Ich war eigentlich dort,
weil ich Jeff Rona treffen wollte, einem Komponisten der Musik zu dem Videospiel „God of War“.
Warum ist Computerspielemusik denn geeignet
für Aufführungen auf der Konzertbühne?
Lahnor Adjei: Sie ist oft sehr nah an die Stilistik der
Filmmusik angelehnt, auch was die Orchestrierung
betrifft: Viel Blecheinsatz, viel Schlagwerkeinsatz.
Das ganze Erlebnis des Aufführens erinnert stark
an Filmmusik und ist nicht zu vergleichen mit einer
Mozart-Symphonie.
Helge Borgarts: Man muss auch sagen: Wenn man
bei den Musikern eine gewisse Distanz feststellt,
dann ist das auch völlig nachvollziehbar – denn bis
vor 20 Jahren gab es diese Disziplin in ihrer jetzigen
Ausprägung überhaupt nicht. Erst seitdem ist die
Technologie der Computer überhaupt in der Lage,
hochwertige Musik abzuspielen. Bis dahin war das
nur ‚Piep, Piep, Piep“. Die ganze Industrie ist noch
ziemlich jung. Zudem hat Spielemusik immer auch
eine Funktion. Sie ist auf das Bild konzipiert und ist
nicht zum konzertanten Genuss. Auch darin ähnelt
sie Filmmusik und deshalb ist das Umsetzen einer
Game-Musik für den Konzertsaal gar nicht trivial
und in der Regel auch nie ohne Arbeit des Komponisten zu machen.
Nach welchen Kriterien wählen sie die Stücke
aus?
Helge Borgarts: Einen großen Anteil hat natürlich
die Marke, also das Spiel. Eine gute Spielemarke
hat einfach eine größere Reichweite, das darf man
auch nicht außer Acht lassen…
…die Leute wollen vermutlich auch das hören,
was sie schon kennen.
Helge Borgarts: Genau. Noch wichtiger ist aber,
dass wir überhaupt an das Material herankommen
und ob die Rechtesituation klärbar ist, das ist bei
Games-Musik alles andere als trivial. Und natürlich: Was eignet sich überhaupt zur Umsetzung
und haben wir die Manpower, das zu machen?
Was sind die spezifischen Probleme dabei?
Lahnor Adjei: Wie gesagt: Die Musik dient ja dem
Videogame. Deswegen gibt es in ihr Passagen, die
vom Klanganspruch ganz speziell angelegt sind,
von der Artikulation, von der Rhythmisierung. So
wie man es fast nirgendwo anders findet, auch
nicht in der Filmmusik. Das ist dann auch ein
Lernprozess des Orchesters, genau diese Elemente
auch umzusetzen. Darin unterscheiden sich dann
auch die Orchester, die eben das gut spielen können, und die, die es nicht können. Das ist nicht
anders als bei klassischer Musik: Man muss sich
damit auseinandersetzen, um die Vorstellungen,
die der Komponist in sich getragen hat, umsetzen
zu können.
Wie kann man sich die Unterschiede von Computerspielemusik zu anderer konkret vorstellen?
Lahnor Adjei: Bestimmte Effekte sind eben nicht
nach der Logik der klassischen Musik angeordnet,
sondern sie sollen ins Spiel hineinwirken. Dort
sollen sie bestimmte Effekte und Reaktionen des
Spielers auslösen. Oder die Streicher: In klassischer
Orchestermusik haben sie in der Regel mehr die
harmonisierende Funktion. In Videospielen arbeiten sie oft perkussiv. Das ist eine ganz andere
Klangfarbe und für ein Orchester oftmals Neuland.
Wie arrangiert man ein solches Stück? Oder sollte man besser sagen: Einen solchen Track?
Helge Borgarts: Wir gehen so vor, dass der Komponist sein ursprüngliches Material neu gestaltet
und arrangiert. Das Ergebnis gebe ich dann weiter
an einen Orchestrator, der es für die jeweilige Besetzung des Orchesters umsetzt. Welche Artikulationen oder rhythmischen Patterns wir übernehmen
können und welche man verändern muss, das erarbeiten wir im gemeinsamen Dialog. Das ist kein
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Helge Borgarts
Standardverfahren, sondern ein sehr dynamisches
und kommunikatives.
Nun ist es ja so, dass Computerspielemusik nicht
linear verläuft, sondern sich je nach Spielverlauf
entwickelt. Wie geht man damit um?
Helge Borgarts: Wir lassen die Stücke komplett neu
arrangieren oder arrangieren sie in Absprache mit
dem Komponisten selber. Meistens aber setzt sich
der Komponist hin und baut aus seinem Material ein durcharrangiertes Stück. Das gilt nur für die
Main Themes meistens nicht, da diese in der Regel
schon perfekt arrangiert und durchkomponiert sind,
wenngleich aber auch diese selten länger als zwei
Minuten sind. Dass die Musik aus dem Spiel eins
zu eins übernommen werden kann, ist fast nie der
Fall.
Sie arbeiten also mit Versatzstücken. Wie nah ist
das Ergebnis denn am Original?
Helge Borgarts: Sehr nah. Erstens, weil wir ja die
Arrangements ja vom Komponisten selber bekommen. Und zweitens, weil wir viel Wert darauf legen, dass die Musik, wie wir sie spielen, zumindest
in Teilen immer im Spiel hörbar ist.
Lahnor Adjei: Es gibt auch Anbieter, die das anders machen. Die überarbeiten dann die Musik und
bringen sie etwas verändert auf die Bühne. Das ist
manchmal sehr weit weg davon, wie die Musik im
Spiel zu hören ist. Das ist legitim, aber nichts für
uns.
Warum wollen Sie diese Nähe?
Lahnor Adjei: Wir möchten so verdeutlichen, dass
die Musik einen sehr eigenständigen Anspruch hat
– und nicht erst durch einen Kunstgriff den Wert
erhält, aufgeführt werden zu können. Diese Musik
hat ihre eigene Wertigkeit und das möchten wir erfahrbar machen.
Was sind das denn für Menschen, die zu Ihren
Konzerten kommen?
Lahnor Adjei: Wir haben ein überwiegend junges
Publikum. Bei unseren Auftritten in Karlsruhe hat-
Jazz | Neue Musik | 61
Lahnor Adjei
ten wir vielleicht 16-Jährige dort sitzen bis hin zu
Leuten um die 30. Man merkt auch, dass es oftmals Leute sind, die es eigentlich nicht gewohnt
sind, sich in einem solchen Ambiente zu bewegen.
Sie tragen oft legere Alltagskleidung oder lange Ledermäntel. Andererseits erinnere ich mich auch an
einen jüngeren Herrn um die 20, der offenbar seinen Anzug von der Konfirmation ausgepackt hatte.
Es ist ja auch ein erklärtes Ziel von Ihnen, junge
Leute in die Konzertsäle zu bekommen.
Lahnor Adjei: Und eine ziemlich Erfolgsgeschichte.
Wir bekommen viele Reaktionen über Facebook
oder per E-Mail, in denen sich junge Menschen begeistert für unser Angebot bedanken. Das hat uns
schon gezeigt, dass wir einen gewissen Nerv treffen.
Herr Borgarts, Herr Adjei, haben Sie vielen Dank
für dieses Gespräch.
Das Interview führte Sebastian Stoll.
Sebastian Stoll, freier Journalist. Reportagen und Portraits
unter anderem für Dummy, den Tagesspiegel, die Berliner
Zeitung, den Freitag, die Frankfurter Rundschau und Facts
Young Classic Sound Orchestra
Das Young Classic Sound Orchestra (vorher
Young Cinema Sound Orchestra) wurde als Projektorchester von Lahnor Adjei 2004 ins Leben
gerufen. Das rund 80-köpfige Sinfonieorchester
setzt sich überwiegend aus begabten jungen
Instrumentalisten, sowie aus professionellen
Musikern der Region Karlsruhe, Heidelberg und
Mannheim zusammen. Ziel des Young Classic
Sound Orchestra ist es, vor allem das junge
Publikum mit hochwertigen Musikevents der
besonderen Art für sinfonische Chor- und Orchestermusik zu begeistern. Nicht nur ein attraktives Programm mit bekannten Melodien
z.B. aus der Kinowelt, sondern vor allem auch
eine besondere Multimediashow durch Bildanimationen und Lichttechnik kombiniert mit einer professionellen schauspielerischen Moderation lassen den Konzertbesucher noch mehr in
die „fantastische Welt der Musik“ eintauchen.
Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie ein
Event des Young Classic Sound Orchestra. Wir
freuen uns auf Sie!
www.ycs-orchestra.de
Lahnor Adjei
Eigentlich könnten die Welten, aus denen beide stammen, unterschiedlicher
kaum sein: Lahnor Adjei ist Dirigent
Gründer des „Young Classic Sound
Orchestra“, mit dem er seit 2004 Filmmusik auf deutschen Konzertbühnen
aufführt. Helge Borgarts ist Produzent
von Computerspielen und komponiert
auch deren Musik. Gemeinsam machen
sie aus Musik von Spielen Bühnenstücke – die sie in Zukunft nicht nur selber
aufführen wollen: Derzeit sind beide auf
der Suche nach Kooperationspartnern:
Kulturorchester sollen die von ihnen arrangierten Stücke im deutschsprachigen
Raum weiter verbreiten.
Lahnor Adjei studierte Musik in den Fächern
Horn und Dirigieren an der Staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim. Er dirigierte
Orchester, wie u.a. die Nürnberger Symphoniker und das Kurpfälzische Kammerorchester
Mannheim und war Preisträger des „Dirigentenpodium Baden-Württemberg“. Gastspiele
als Dirigent und Hornist führten ihn u.a. nach
Japan, England, Frankreich, Spanien, Italien,
Griechenland, Ghana und in die Türkei. Von
2002 bis 2004 war Lahnor Adjei Generalmusikdirektor am National Theatre of Ghana und
Chefdirigent des National Symphony Orchestra Ghana. 2004 gründete er das Young Classic
Sound Orchestra, um sich vorwiegend einer
Musik zu widmen, die sich außerhalb des konventionellen klassischen Konzertprogramms
befindet. Dabei entwickelte er für sein Orchester die Konzertreihe Young Classic Nights, eine
Reihe, die besonders auf ein junges Publikum
mit den Schwerpunkten Film-, Videospieleund Crossover-Musik gerichtet ist. Von 2012
bis 2013 war er Dirigent des Sinfonieorchesters
der Sommerakademie Geislingen Seit 2012 ist
er Leiter der städtischen Musikschule Schwäbisch-Hall und gründete dort die Junge Philharmonie Schwäbisch Hall. Als Dirigent und
Hornist konzertiert Lahnor Adjei regelmäßig
mit den Ensembles Blech10 und BrassSound
Quintett Mannheim.
www.lahnor-adjei.de
Helge Borgarts
ist ein deutscher Komponist und Produzent. Er
startete seine Laufbahn bei Blue Blue Software,
dem Publisher und Entwickler so erfolgreicher
Videospiele wie „Die Siedler“, „Battle Isle“ oder
„Extreme Assault“. In der Folge, baute er neben
seiner Tätigkeit als Musiker als Geschäftsführer der sysis interactive simulations Germany,
eines der ersten deutschen Unternehmen auf
das Onlinespiele und intelligente Plattformen
entwickelte. Von 2006 bis 2013 war er CEO der
phenomedia publishing gmbh Deutschlands
wohl bekanntestem Entwickler und Publisher
von Gelegenheitsspielen, bekannt geworden
durch die Marke „Moorhuhn“. In dieser Zeit
leitete er die Produktion von über 25 Spielen
für alle relevanten Plattformen, etablierte die
erste Handelsmarke für Gelegenheitsspiele in
Deutschland und organisierte einen weltweites
Vertriebsnetzwerk.
Seit 2013 arbeitet er als freiberuflicher Komponist, Produzent und Berater. Seit 2011 ist Helge
für den Bereich Games Musik des renommierten Film- und Medienmusik Festivals Soundtrack_Cologne verantwortlich. Er war Sprecher
auf Veranstaltungen wie dem Transatlantyk
2013 - Poznan International Film and Music
Festival und produziert Live Video Musik Konzerte, z.B. mit dem Young Classic Sound Orchestra in Karlsruhe.
www.borgarts.de
62 | Kino
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fotos © Cineastic Gondolas
Cineastic Gondolas
Himmel und Hölle
Am Samstag, den 13. Dezember 2014, verwandelt das internationale Kunstfestival die
Wintersportregion Lech Zürs am Arlberg zum
vierten Mal in einen exklusiven Hotspot für
Kulturbegeisterte.
Das Festival Cineastic Gondolas steht für den
wohl schönsten und atemberaubendsten Start
in die Winter- und Ski-Saison. Sein Name ist
Programm: für einen Tag im Dezember werden die vier Gondeln der Rüfikopfbahn in
Lech am Arlberg zu schwebenden Kinos und
Discos umfunktioniert sowie die Stationsgebäude und umliegenden Berggipfel mit Kunst
und Musik bespielt.
Mit ihrer vierten Auflage beweisen die Festivalorganisatoren, dass aller guten Dinge eben
nicht drei sind. Ganz im Gegenteil: nach einem Jahr Pause ist Dr. Christof Murr, kunstaffiner Bergdoktor und Erfinder des Festivals,
mit neuer Leidenschaft als künstlerischer Leiter zurückgekehrt. Zusammen mit dem Lichtdesigner und technischen Leiter Udo Kapeller
sowie der Projektleiterin Andrea M. Junker
bildet er wieder jenes Kernteam, das die Cineastic Gondolas 2011 ins Leben gerufen hat.
Mit dem diesjährigen Festivalthema >Himmel
und Hölle< verleiht Murr auch dem Kontext
des Settings – Kunst zwischen Gipfel und Abgrund, zwischen Aufstieg und Fall – eine ganz
neue Imposanz.
Achtung: Outdoorevent - feste Schuhe & warme
Kleidung erforderlich!
www.cineasticgondolas.at.
Kurz-Info
Cineastic Gondolas 2014
WAS?
Das einzigartige Kurzfilmfestival Cineastic Gondolas
mit kuratierten AnimationsKurzfilmen im Gondelkino,
Kunst, Raum- & Klanginstallationen, Performances, DJs
& Live Musik zwischen 1344
und 2350 m Höhe!
WANN?
Sa, 13. Dezember 2014
(21- 3h)
WO?
Rüfikopfbahn / A - 6764 Lech
am Arlberg
SIDE EVENTS
Freitag 12. Dezember 2014
18 Uhr CG Ausstellungseröffnung / Hotel Berghof, Lech
22 Uhr CG Warm-Up Party
mit internat. DJ Line UP /
Club Vernissage, Zürs
Samstag 13. (bzw. Sonntag
14.) Dezember 2014
ab 2 h After-Show Parties im
K.Club und der Archiv Bar
in Lech
TICKETS
Ab 06. Oktober gelangen
350 limitierte Tickets über
Ö-Ticket, CTS Eventim,
Ticketmaster & Ländle Ticket
an alle bekannten Vorverkaufsstellen in D-A-CH.
Vorverkauf EUR 26 (& Gebühren), Abendkasse EUR 34
HOTELPACKAGES MIT
TICKETS
für das ganze Eventweekend
bei allen teilnehmenden
Hotels in Lech Zürs & direkt
bei den Lech Zürser Tourismusbüros oder Online über
die teilnehmenden Hotels
erhältlich.
www.lech-zuers.at
sChau
glaube liebe hoffnung
Ödön von Horváth
Regie: Andreas Kriegenburg
Premiere 20. September 2014
Die bleChtrommel
Günter Grass
Regie: Konstantin Bogomolov
Premiere 10. Oktober 2014
frankfurt
Rainald Grebe
Regie: Rainald Grebe
ur a uf f ührung 1. November 2014
enDstation sehnsuCht
Tennessee Williams
Regie: Kay Voges
Premiere 6. Dezember 2014
sPielhaus
Dämonen
Fjodor Dostojewski
Regie: Sebastian Hartmann
Premiere Januar 2015
Dantons toD
Georg Büchner
Regie: Ulrich Rasche
Premiere März 2015
maCbeth
William Shakespeare
Regie: Dave St-Pierre
Premiere April 2015
D e r a u f h a lt s a me a uf s t ie g
D e s a r t u ro ui
Bertolt Brecht
Regie: Samuel Weiss
Premiere 19. September 2014
s e iD ne t t z u mr. s l o a ne
Joe Orton
Regie: Jürgen Kruse
Premiere 17. Oktober 2014
liquiDation
Imre Kertész
Regie: Stephanie Mohr
De u t sc hsp r a c hige e rs ta uf f ührung
14. November 2014
Was ihr Wollt
William Shakespeare
Regie: Jorinde Dröse
Premiere Juni 2015
K AMMER
spiele
C on ta ine r Pa ri s
David Gieselmann
Regie: Christian Brey
ur a uf f ührung 19. Dezember 2014
Das sPiel ist aus
Jean-Paul Sartre
Regie: Alexander Eisenach
Premiere Februar 2015
amerika
Franz Kafka
Regie: Philipp Preuss
Premiere April 2015
Die WieDervereinigung
Der beiDen koreas
Joël Pommerat
Regie: Oliver Reese
De u t sc he e rs ta uf f ührung
Mai 2015
spielzeit 14 / 15
PREMIEREN
W W W.S C H AU S P IE L F R A N K F U R T.D E
K A RTENTELEFON 069.2 12.49.49.4
Andere SPIEL orte
your lover forever
Verschiedene Autorinnen
Regie: Lily Sykes
ur a uf f ührung August 2014
Premiere 21. September 2014
Ein Adorno-Projekt von
Christian Franke ur a uf f ührung
BOX
Die Premieren Des regiestuDio
AZ_286x436_Spielzeit14-15.indd 1
Text, Regie, Choreografie:
Falk Richter
ur a uf f ührung Februar 2015
Bocken
heimer
Depot
suCht
SP IE L
Projekt von Leonie Kubigsteltig
Premiere 28. September 2014
Box
Peter Pan
James Matthew Barrie
Regie: Michael Schweighöfer
Premiere 15. November 2014
Schauspielhaus
anne
Projekt zu Anne Frank von
Martina Droste
Premiere Januar 2015
Kammerspiele
naChtasyl
Maxim Gorki
Regie: Johanna Wehner
Premiere Februar 2015
Bockenheimer Depot
freiraum
Projekt von Martina Droste und
Chris Weinheimer
Premiere Juni 2015
Bockenheimer Depot
Foto Till Janz & Hendrik Schröder
Wut unD geDanke
theaterProjekt
m i t m u s ik e rn , sc h A u s p ie l e rn
un d tä n z e rn
Junges
sC h a u
09.09.14 17:47
Klassische Moderne
und Gegenwartskunst
5. – 8. März 2015
Messe Karlsruhe
www.art-karlsruhe.de
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66 | NOH NEE
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Fotos © Helmuth Scham, www.schampus.com
Crossover
der Kulturen
Die Schwestern Rahmee Wetterich und Marie Darouiche kreieren Dirndl
aus afrikanischen Stoffen. Die Mischung unterschiedlicher Einflüsse ist kein
Zufall, sondern steht für das Leben ihrer Familie.
Als Rahmee Wetterich ein Kind war, da konnte sie sich jeden Morgen aussuchen, ob sie Europäerin sein wollte oder Afrikanerin. Das
Haus, das ihr kurdischer Vater in Kamerun gebaut hatte, bot ihr beide Möglichkeiten: Im Obergeschoss hatte er eine europäisch geprägte
Wohnung mit massiven Holz- und Steinmöbeln eingerichtet, im Erdgeschoss lag ein einfacher Gesellschaftsraum, in dem die Familie der
kamerunischen Mutter ein- und ausging. Oben gab es zum Frühstück
Baguette, unten häufig Bananen mit Pfeffer. „Ich habe immer schon
zwischen zwei Welten wählen können. Meistens habe ich mich für Afrika entschieden, denn es ist einfach in mir“, sagt sie.
Heute ist Rahmee Wetterich 49 Jahre und lebt seit 30 Jahren in München, doch der Spruch gilt immer noch. Gemeinsam mit ihrer Schwester Marie Darouiche, 61 Jahre, betreibt sie seit 2010 das Modelabel „Noh
Nee“. Beide bringen damit die Mode Afrikas nach Deutschland, aber
nicht so, wie man sie dort trägt, sondern: als Dirndl. Es sind aberwitzige
Kreationen, welche die Schwestern verkaufen, bunte Stoffe und schrille
Muster sind so geschnitten, dass sie das klassische Dirndl-Dekolletee
bilden. „Dirndl africaine“ nennen sie die Kollektion, sie sieht ein bisschen aus wie das Oktoberfest auf LSD. Sie wollen den Europäern zeigen, das Afrika ganz anders ist, als sie es sich vorstellen – und zugleich
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NOH NEE | 67
Biboul Darouiche
Biboul wird in Yaoundé, Kamerun, geboren, wo seine beiden
älteren Brüder die afrikanische avantgarde Pop-Band „We the
People“ gründeten. Die Musik seiner Brüder ist Bibouls erster
professioneller Kontakt mit Musik. In den späten 1970er Jahren
zieht die Familie Darouiche nach München. Hier gründen die
Darouiche-Brüder die „Kuntah Show Band“. 4 Jahre lang touren
Sie durch Europa, den Nahen Osten, Amerika, Süd-Amerika
und die Karibik. Bereits mit 15 Jahren spielt Biboul mit seinem
Bruder Pasha, César Granados, Toni Perez und anderen in der
Band „Conjunto Boriquen“, die als „Connexión Latina“ bekannt
wird, geleitet von Rudi Füser. „Connexión Latina“ ist die erste
erfolgreiche Salsa-Band in Europa. Biboul zieht nach Kopenhagen, Dänemark. Hier spielt er mit verschiedenen Künstlern,
spielt im Theater und wirkt als Percussionist bei Filmmusikproduktionen mit. Gemeinsam mit seinen Brüdern gründet er die
„VoodooGang“. Die „Voodoo Gang“ tourt bis zu Ihrer Auflösung
Ende der 1980er Jahre. In den 1990er Jahren zieht Biboul für 3
Jahre nach Paris. Hier beschäftigt er sich hauptsächlich mit der
afrikanischen Musik: Nach Rückkehr nach München wird er u.a.
Mitglied in Klaus Doldingers „Passport“, mit denen er bis heute
Tourneen, CD-und Filmaufnahmen macht und auf Festivals und
in verschiedenen Jazz-Clubs Europas auftritt. Eigene Projekte
und CD-Einspielungen wie „Soleil Bantu und „Africa is Calling“,
folgen: Er spielt u.a. mit der WDR Bigband, SWR Bigband, der
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der hr-Bigband.
Aktuelle CD
Im Frühjahr 2013 erschien die aktuelle CD von Soleil Bantu
»Message from the Trees« auf dem Label Unit Records. Biboul
lebt in München.
Konzerttermine
Biboul Darouiche´s Blu Bantu
19.11.14 Pasinger Fabrik München
21.11.14 Raven Straubing
22.11.14 Künstlerwerkstatt Pfaffenhofen
Biboul Darouiche´s Soleil Bantu
27.02.14 Altes Pfandhaus Köln
25.04.14 Kemptener Jazzfrühling
www.biboul.de
www.bantu-musicbooking.com
den Afrikanern, dass sie stolz sein können auf
das, was sie sind. Dafür nehmen sie nur einen
kleinen Umweg, sie machen gewissermaßen
Kunst am Busen.
Angefangen hat alles mit einem Mangel, vielleicht sogar mit etwas Leere: Rahmee Wetterich arbeitete lange Jahre als erfolgreiche
Innenausstatterin, Marie Darouiche schon
damals als Modeschöpferin. Beide waren kreativ und zugleich beschränkt, denn in ihren
Arbeiten folgten sie strikt europäischen Konventionen. Tausendmal gesehene Räume, tausendmal gesehene Kleider. Irgendwann bat
eine Küchenfirma Rahmee Wetterich um eine
Ausstattung für eine Ausstellung zum Thema
„The Coulour Mix of Africa“. Gefragt waren
immer noch typische europäische Küchen,
aber etwas anders sollten sie aussehen. Sie war
der Meinung, in einer solchen Küche sollten
auch Kleider aus Afrika hängen, also fragte
sie ihre Schwester, ob sie eines schneidern
könne. Es passte. Beide begannen zu experimentieren, vermischten Stile und Kulturen,
irgendwann organisierte Marie Darouiche
eine kleine Modenschau mit ein paar improvisierten Kleidern. Das lief so erfolgreich, dass
sie schließlich eine Münchner Schneiderin
engagierten und sich in die Kunst der Dirndlschnitte einweisen ließen.
Von 400 bis etwa 1.100 Euro kostet ein „Dirndl
africaine“. Für die Kundschaft ist das kein Problem, erst recht nicht im reichen München.
„Die Deutschen lieben unsere bunten Farben.
Interessanterweise sind oft die Männer begeistert und schicken ihre Frauen zu uns“, sagt
Rahmee Wetterich. Aber im Grunde produziert sie nicht nur für Deutschland, sie erhofft
sich auch ein kleines Signal in ihre Heimat:
„Diese Tücher werden in Kamerun nicht mehr
richtig respektiert. Was man hat, das schätzt
man eben nicht. Wir wollen den Leuten sagen: Trag doch kein Polyester bei 40 Grad, das
hier sind tolle Stoffe.“
Rahmee Wetterich und Marie Darouiche sind
zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher
kaum sein könnten: Rahmee ist eine energische Frau, die gerne und genau das Konzept
des „Dirndl africaine“ erklärt, Marie hingegen
ist froh, wenn sie die Medienarbeit nicht machen muss: Nur ab und an schaut sie beim Gespräch in einem Nebenraum des Ateliers vorbei und erkundigt sich auf Französisch nach
dem Verlauf des Gespräches oder den vielen
Stoffen, die hier liegen. Mit dabei ist auch Biboul Darouiche, 51 Jahre, der Bruder der beiden – der etwas ganz anderes macht und doch
haargenau dasselbe: Er ist geprägt durch den
gemeinsamen großen Bruder, der schon Anfang der 70er-Jahre damit begann, mit seinen
Freunden im Elternhaus der Familie Musik zu
machen. Als die Familie Ende des Jahrzehnts
nach Deutschland ging, wurde der junge
Biboul Perkussionist. Er spielte Salsa, Pop,
Rhythm & Blues, später viel Jazz. Europäische
Rhythmen oder amerikanische, das eben, was
gerade gefragt war. Mit afrikanischer Musik
kam er erst wieder in Berührung, als er für ein
paar Jahre nach Paris ging – und das als Zaungast. Es war schrecklich: Afrikanische Musiker
flogen ein, sangen lieblos ein Stück über Liebe
herunter und das wurde dann auf dem afrikanischen Markt verkauft. Mehr als einmal
hat er das in der Szene erlebt. „Zu dieser Zeit
habe ich mich gefragt: Was ist eigentlich mit
unserer eigenen Kultur?“ Biboul Darouiche
begann, Elemente aus seiner Kindheit in seine
Musik aufzunehmen, Elemente aus Kamerun.
Einfach, weil sie gut waren. Als „Afro-Beat &
Tribal Pop“ bezeichnet er die Musik, die er
heute produziert. „Meine Musik ist authentisch“, sagt er dazu.
Rahmee, Marie und Biboul – alle drei sind
Menschen, die in der Fremde ihre Herkunft
für sich entdeckt haben, und die damit allen
etwas geben: Sowohl den Menschen vor Ort
wie denen in ihrer Heimat, denen sie so zeigen
können, wie sehr ihre Kultur im Ausland ankommt. Und doch ist es gar nicht leicht, mit
ihnen darüber zu reden: „Ich mag es nicht,
wenn Menschen zu sehr in unser Leben hineinschwimmen. Deswegen will ich eigentlich
nicht zu viel über unsere Familie erzählen.“ Es
geht nicht darum, dass sie nicht über ihre Kultur sprechen will – aber die Grenze zum Persönlichen ist schwer zu ziehen, das merkt sie
mit jedem Medienbericht. „Kürzlich hat mich
eine Kundin gefragt, welche Hautfarbe mein
Mann hat. Dabei möchte ich einfach in Ruhe
meine Arbeit machen.“ Das ist ihr Dilemma:
Einblicke zu geben ohne Einblicke zuzulassen,
zumindest die falschen. Denn es gibt ja auch
eine Mission. „Wir versuchen, unser Sein mit
den Leuten zu teilen“, sagt Rahmee Wetterich.
Das ist auch deshalb wichtig, weil die Welt
viel kleiner ist, als so Mancher vermutet:
Denn viele traditionelle afrikanische Stoffe –
stammen eigentlich aus den Niederlanden.
Dort und in anderen europäischen Ländern
wurden sie Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch zunächst auf den Markt gebracht.
„Die Stoffe waren den Europäern allerdings zu
bunt. Den Durchbruch hatten sie in Afrika“,
sagt Rahmee Wetterich. Dort seien sie nach
wie vor äußerst beliebt. Rahmee Wetterich
und ihre Schwester verwenden die Tücher
noch heute. Es sind europäisch-afrikanische
Tücher, es ist europäisch-afrikanische Mode,
es sind europäisch-afrikanische Menschen.
Text: Sebastian Stoll
Sebastian Stoll, freier Journalist. Reportagen und Portraits
unter anderem für Dummy, den Tagesspiegel, die Berliner
Zeitung, den Freitag, die Frankfurter Rundschau und Facts
68 | Essen & Trinken
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rettet
das
mittagessen
Sebastian Dickhaut
Autor, Koch, Gastgeber, Foodblogger –
Sebastian Dickhaut vereint dies alles in einer Person.
Mehr als 50 Kochbücher stammen aus seiner Feder,
viele davon sehr erfolgreich und in mehrere Sprachen übersetzt,
unter anderem die Reihe Basic Cooking von Gräfe und Unzer.
Und auch das Kochportal Küchengötter wurde von ihm mitbegründet.
Seit 2005 ist rettet das mittagessen sein Esszimmer im Internet,
als meersuppe ist er auf Twitter und Instagram.
In seinem Münchner Kochstudio HUKODI5 lädt er zu Kochkursen,
Küchenkonzerten und Lesungen mit Menü.
Sein Motto: »Essen ist viel zu wichtig, um es ernst zu nehmen.“
www.sebastian-dickhaut.de
www.rettet-das-mittagessen.de/blog
Interview mit Sebastian Dickhaut
Sebastian, du hast deine kulinarische Karriere
mit einer Ausbildung als Koch in einer Privatklinik begonnen. Was hat dich am Beruf des Kochs
gereizt, und worin sahst du eine Herausforderung, für kranke Menschen zu kochen?
Zuerst war das eher eine Notlösung. Ich wollte
Kunst studieren, und meine Eltern fanden es gut,
wenn ich vorher einen »richtigen« Beruf habe.
Mein Vater hatte ein altes Hotel in eine psychiatrische Klinik umgebaut, außerdem hatten sie ein
Grilllokal im Burgenland gehabt, ich aß gerne und
dachte mir, dass ich als Koch einen Menge erleben
würde – ein alter Beruf mit vielen Möglichkeiten.
Und so landete ich zwei Straßen weiter von unserer
Klinik in einem ähnlichen Ex-Zauberberghotel, in
dem wir zuckerkranken Menschen zwei Broteinheiten Kartoffeln in Silberschalen abwogen. Wie in
vielen Kliniken Bad Nauheims stand auch dort ein
Chef am Herd, der nach dem großen Kochen draußen hier etwas mehr Ruhe haben wollte und viel
Zeit hatte, uns sein Wissen weiterzugeben. Unsere
Patienten hießen »Gäste« und wurden einzeln bedient, ich habe es gar nicht als Kochen für kranke
Menschen wahrgenommen.
Wie kam es dazu, dass du schließlich Kochbuchund Foodblogautor geworden bist?
Nach der Lehre gings ins Leben zu Kempinski
Frankfurt, Frühdienst ab sechs, Spätdienst bis eins,
zur Messe jede Minute ein Essen, tolle und bekloppte Leute, wilde Nächte, durchgeschlafene Tage –
nach zwei Jahren erinnerte ich mich wieder an die
Idee, Kunst zu studieren. Kündigte, bewarb mich
mit Zeichnungen aus meiner Schulzeit und merkte, dass es nur noch eine Idee war. Es folgten noch
mal zwei Jahre als Koch wie oben, nur in allem
extremer.
Am Ende war ich in einem sehr guten Restaurant
und fragte mich immer noch, ob es das mit dem
Kochen war. Nein! Weil das Schreiben längst das
Zeichnen bei mir ersetzt hatte, machte ich ein Praktikum bei einer kleinen Tageszeitung, währenddem
die erwartete Volontärin absprang. Ich fing gleich
an – unter anderem als Polizeireporter und Verwurster der Redaktionssau. Danach wollten sie in
den Feuilletons keinen Koch mit Volontariat, dafür
suchte ein Verlag in München einen angestellten
Autor für die kleinen Bücher von Meine Familie &
ich, die man an der Kasse kaufen konnte. Also ging
ich dort in meine dritte Lehre, schrieb in drei Jahren elf Bücher, dann änderte sich die Auftragslage
und ich war wieder arbeitslos. Ich machte mich
selbständig und schrieb weiter Kochbücher. Außerdem machte ich Foodstyling und Verbrauchertests,
schrieb Rezepte und Restaurantkritiken, gründete den Lokalführer DelikatEssen und dachte mir
mit GU Basic cooking aus, ging nach Sydney und
merkte, dass deutsche Kleinfamilien als Mittagesser dort Exoten waren. Hatte die Idee, von dort auf
der Basicwebsite täglich über mein Mittagessen zu
schreiben, wovon sie in Deutschland schon beim
Frühstück lesen könnten. Die Seite kam nicht zustande, wir kamen nach drei Jahren zurück und ich
entdeckte Blogs. Mailte zum Test täglich an Freunde über meinen Mittag und dann gings los im Mai
2005.
Du hast also aus Liebe zu deinen Eltern auf dein
Kunststudium verzichtet. Würdest du sagen,
dass du über Umwege in deinem Beruf doch noch
zum Künstler wurdest? Oder anders gefragt: Ist
Kochen (D)eine Kunst?
Hui, Kunst und Liebe, große Frage, danke schön.
Ja, ich hab meine Eltern geliebt, weil sie angenehm
verrückt waren und an den entscheidenden Stellen
dann doch recht vernünftig. Und als ihr Sohn sehnte ich mich auch nach Normalität – und fürchtete
wohl, dass ich mich in einem Kunststudium verlieren würde. Und noch vor dem Künstler wollte ich
Autor werden – und dachte, dazu muss man vor
allem leben statt lernen, was als Koch auf jeden
Fall aufregender und gewichtiger sein wird denn als
Kunststudent. Das ist nun dreißig Jahre her und
du hast Recht, inzwischen habe ich die Schleife zur
Kunst gefunden, manche sagen zur Lebenskunst.
Lustigerweise fühle ich mich dabei jetzt weniger
den Malern oder Schreibern nahe, sondern den Musikern. Wenn ich an meinem Herdblock steh und
vor mir sitzen Leute, die mir beim Warten auf ihr
Essen zuschauen und ich da nach meinem Credo
ganz frisch koche mit dem, was da ist und mich
dabei um die Grundtechnik herum inspirieren lasse
und erzähle, was ich mache, dann fühle ich mich
in den besten Momenten wie so ein alter, ewig junger Jazzer, der sich durch die Jahre die Sicherheit
angespielt hat, es einfach laufen zu lassen. Das ist
dann wie Spielen, Singen, Tanzen auf einmal. Und
wenn wir einen Kochkurs machen, wirdʼs zu einer
Jamsession mit mir als Leader. Kein Wunder, dass
Musik neben Essen inzwischen die zweite feste Größe in unserem HUKODI hier ist. Und in meinem
Leben auch.
Mittlerweile bist du ein »alter Hase« im Kochbuchgeschäft. Als einer der Erfinder der Bestsellerreihe Basic cooking von GU, von den mehr als
zwei Millionen Exemplaren weltweit verkauft
wurden, bist du zu einem der erfolgreichsten
Kochbuchautoren Deutschlands avanciert. Was
hat sich seit dem Beginn deiner Karriere vor
zwanzig Jahren auf dem Kochbuchmarkt verändert?
Kochbücher waren damals oft entweder zum Anschauen und Hinlegen oder zum Benutzen und
Weglegen. Mit »Jamie Oliver & Söhne«, Donna
Hay und auch Basic cooking kamen Ende der 90er
so begeisternde wie nützliche Kochbücher in die
Küchen und echte Menschen in die Bücher, in deren
Welt die Leser sich wiederfinden konnten. Daraus
wurden dann Marken, der Markt und das Marketing konzentrierten sich immer mehr darauf. So
waren Kochbücher oft ganz oben in den Bestsellerlisten. Der lieblose Schrott oder die bloße Nachmache ist weniger geworden, im Schnitt finde ich das
Niveau und den Anspruch der Leser höher als früher. Allerdings gibt es auch mehr Gleichförmigkeit
und weniger Wow- Effekte im Regal.
Und viele Angebote im Internet. Wie blickt man
als aktiver Kochbuchautor auf die steigende
Anzahl der Foodblogs? Glaubst du, dass diese
Entwicklung zum Problem für Kochbuchverlage
werden kann? Welche Reaktion wünschst du dir
seitens der Verlage?
Zum Großteil gebe ich dir mit meiner Arbeit die
Antwort: Ich schreibe ein Foodblog und stelle nicht
nur meine Rezepte über das GU-Kochportal küchengötter.de6 kostenlos zur Verfügung, sondern
arbeite aktiv daran mit. Der Verlag hat zehn Jahre
gebraucht, um sich dazu durchzuringen. Doch jetzt
machen sie eine gut gepflegte Qualitätsseite mit
Persönlichkeit, in der Redaktion wie in der Community. Alles andere würde auch nicht zu ihnen
passen und wäre Geldverschwendung. Und der Erfolg gibt dem Recht, in Zuverlässigkeit und Freudemachen liegen sie ganz vorne. Natürlich ist das den
Controllern noch nicht genug, aber stattdessen gar
nichts zu machen oder nur einen Prospekt reinzustellen, fände ich blöd. Das Internet ist nicht das
Böse, sondern was Gutes, wenn die Guten darin
was gut machen. Und wenn du mit der gleichen
Energie ein Kochbuch machst, das den Lesern nicht
nur eine Rezeptsammlung, sondern eine eigene
Welt und Geschichte bietet, dann schlägt das jede
Datenbank und gibt den Communitys reales Futter.
Wer’s drunter macht, hat es allerdings zusehends
schwerer im Kochbuchmarkt. Für mich selbst würde ich sagen, dass ich mir von meinem Verlag in
der Beziehung nicht viel wünschen muss – die direkte und schnelle Arbeit mit den Küchengöttern
hat auch für mich neuen Pep reingebracht und viel
wachsen lassen, zum Beispiel die Kochkurse. Ich
sag immer, die Basics sind die Nationalmannschaft
für mich, die Küchengötter aber sind mein Verein.
Was unterscheidet Foodblogs, Foodmagazine
und Kochbücher, und worin siehst du den Mehrwert der jeweiligen medialen Formen?
Puh ... hm ... also, was sie verbindet, sind die
Menschen, die sie nutzen, Leute, die gerne essen,
sich das wahrscheinlich auch gerne kochen und
die dafür Material, Rat, Inspiration und auch Unterhaltung wollen. Da gibts manche, die das alles
zusammen nutzen und solche, die speziell auf ein
Medium stehen. Für die Unterschiede musst du dir
nur die Art der Produktion anschauen: Ein gutes
Kochbuch braucht von der ersten Idee bis in den
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Essen & Trinken | 69
Küchengespräche
Restaurant Day
Ein Karneval des Essens, an dem jeder für einen
Tag ein Restaurant eröffnen kann
Laden auch heute noch mind. ein Jahr. Daher
sollte es was haben, das Bestand hat, auf das
ich mich stützen kann – eine gute Grundidee,
eine gute Geschichte, Rezepte, die zu Lieblingen werden können, einfach ein Grund zur
Freude, jedes Mal wenn ich es sehe oder in die
Hand nehme. Darin ist es unschlagbar. Magazine kommen jeden Monat raus, sie begleiten mich durchs Jahr in einer festen Struktur
– was gibts zu kaufen, was koch ich draus, wo
sind die neuen Lokale, wo kann man mal zum
Genießen hinfahren und was tut sich sonst so
in der Foodiewelt? Erzählt von so erfahrenen
wie neugierigen Profis. Und Foodblogs sind
das tägliche Brot, immer wieder neu belegt,
mal klassisch, mal witzig, mal solide, mal
verwegen? Am liebsten mit viel Persönlichkeit
und deren Alltag, ohne dass es eine One-WoMan-Show sein muss. Wobei ich hier von meinen Idealen rede, die mir noch viel zu selten
erreicht oder auch nur angestrebt werden.
Dein eigenes Foodblog rettet das mittagessen hast du anfänglich aus Werbezwecken
für deine Kochbücher ins Leben gerufen. Im
Laufe der Zeit wurde dann aber viel mehr
daraus. Wie hat sich das Blog allmählich
entwickelt?
Eigentlich ging es mir eher darum, ein bisschen hinter den Büchern hervorzukommen.
Dass die viel bekannter als ich sind, finde ich
angenehm, weil ich davon gut leben kann,
ohne mein Leben verkaufen zu müssen. Da
verschenke ich es lieber und glaube, selbst die
Kontrolle darüber zu haben. Wie oft bei meinen Projekten schuf ich einen festen Rahmen,
in dem sich gut improvisieren lässt: Mittagessen als Symbol für Arbeit und Genießen; jeden
Werktag einen Beitrag; mein Arbeitsviertel
Haidhausen als Basis, von der aus die Welt
entdeckt und erklärt wurde. Inzwischen geht
aber ein großer Teil meiner Netzenergie in die
Küchengötter (dank dieses Blogs). Zugleich
werden wir hier im Büro Kleinveranstalter für
Mittagstische, Kochkurse, Lesungen, Feinkost.
Und mein Schreiben verlässt das Kochen immer mehr. Das alles ist alleine für das Blog
zu viel und zu wenig zugleich, was man ihm
auch angemerkt hat. So habe ich nun meine
eigene Website gemacht und fürs HUKODI
und Wunderwürz auch noch eine. Zugleich
versucht, meinem Blog mit Mittagesserporträts eine neue Richtung zu geben, was schön,
aber eher ein Schau- als ein Dialogfenster war,
und der Dialog ist mir sehr wichtig auf rettet
das mittagessen. Dass Herr Paulsen seinen
Kiosk zugunsten von NutriCulinary geschlossen und damit seine Welt unter einen Hut
gebracht hat, kann ich gut nachvollziehen; in
rettet das mittagessen steckte aber von Anfang
an meine ganze Welt und vieles, was sie heute
ausmacht, hat dort begonnen. Und die übrige
Welt übers Mittagessen zu entdecken, hat immer noch seinen Reiz. Mal sehen, was noch
draus wird.
Der Name deines Foodblogs erzählt von deiner Liebe zur ausgedehnten Mittagspause.
Wieso findest du die Pause zur Mittagszeit
so wichtig und welches Mittagessen hast du
in besonderer Erinnerung behalten?
Mittagessen hat so was Verbindendes und Unverbindliches zugleich. Ob die Kollegen sagen:
»Kommst’ mit?« oder ob man sich alleine
mit seinem Brot auf die Parkbank hockt, ob
es Kinder nach der Schule sind oder Rentner
beim Tagesteller, ob sich Manager zum Business Lunch treffen oder ob sich die Herzinfarkte im Dreibettzimmer zum Hühnerfrikassee
hinsetzen. Mittags sind der Tag und seine Geschichten noch frisch, man schmeckt besser,
und die Preise sind moderater. Gerade weil
das Mittagessen für viele kein Muss mehr ist,
ist es ein größerer Luxus, als abends essen zu
gehen. Tatsächlich sind es fast immer Mittagessen, an die ich mich besonders erinnere: mit
meinem Vater bei Plachutta in Wien, als ich
zum ersten Mal dachte, dass ich ihn vielleicht
nicht wiedersehe; mit meiner Mutter am Fasching beim Schuhbeck, sie als Chinesin, ich
als verrückter Professor; ein Sushihochhaus in
Tokio, in dem mich Japan vollends verzauberte; ein Grillfest auf dem vereisten Neusiedler
See, bei dem es nur Alkohol zu trinken gab (ich
war acht). Das Mittagessen, bei dem ich mich
nach über zwanzig Jahren wieder verliebte.
Welche Auswirkungen hat das Bloggen auf
dein Kochen und das Schreiben neuer Rezepte?
In der Hochphase habe ich zum einen Rezepte gekocht, die sich gut verbloggen ließen
– gute Geschichte, interessante Zutaten oder
Zubereitung, besonderer Anlass. Und das Kochen hat länger gedauert, weil ich immer fotografieren musste. Inspirierend fand ich die
Erkenntnis, dass ein aufgeschriebenes Rezept
nicht in Stein gemeißelt ist und dass es durch
Kommentare und Korrekturen nicht beliebiger
wird, sondern mehr Charakter bekommt. Und
weil wir inzwischen mehr als zwanzig Basics
haben, denke ich da auch manchmal beim
Schrauben an Texten: »Na, lass es jetzt mal
so, kannst du ja beim nächsten Mal dran weitermachen.«
Dein Kochbüro HUKODI wird ja immer mehr
zur Gaststube. Nun kann man nicht nur als
virtueller Gast an deinem Mittagstisch sitzen, sondern auch im wahren Leben bei dir
einkehren. Wie kam es dazu und wie unterscheiden sich deine realen von deinen virtuellen Besuchern?
Irgendwann hatte ich wieder Lust zu kochen
und Gäste zu haben. Das ging mit den Kochkursen los, dann haben wir die Freitagsküche
gemacht, drei Gänge mit Wein zum Fixpreis
am Freitagmittag, um ins Wochenende zu
starten. War toll, aber viel Aufwand für zu
wenig Geld. Haben wir dann in den Abend
genommen, mehr Aufwand für mehr Geld.
Parallel gings mit Musik und Lesungen los, zu
denen es ein Menü gibt, noch mehr Aufwand
vor allem im Vorfeld fürs gleiche Geld. Im
Moment machen wir immer wieder Konzerte
ohne Eintritt, zu denen es dann ein Menü auf
die Hand gibt und Drinks an der Bar, die mein
Ältester schmeißt. Motto: Der Live-Club mit
der besten Küche Münchens. Wenig Aufwand,
viel Freude und auch nicht weniger Geld als
vorher.
Sebastian, danke für das Interview!
Das Interview führte Ariane Bille. Das
komplette Interview finden Sie im Buch
Foodblogs von Ariane Bille.
Ariane Bille studierte Kommunikationsdesign in
Düsseldorf. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin als
freiberufliche Grafikdesignerin, Foodfotografin und
-bloggerin für verschiedene Verlage und Agenturen.
www.kulinarische-momentaufnahmen.de |
www.ariane-bille.de
Die bunte Welt der Foodblogs
Ausgewählte Foodblogs aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz: Porträts, Erzählungen und Rezepte von und für Foodies sowie unschlagbare Tipps und Tricks aus der Community.
Die deutschsprachige Foodblog-Landschaft ist dynamisch,
vielfältig und wächst unaufhörlich. Ariane Bille ist es gelungen aus den vielen spannenden Protagonisten der Szene eine
Momentaufnahme einzufrieren: Im Fokus des Buches stehen
zwölf außergewöhnliche Foodblogger und Foodbloggerinnen, die in ausführlichen Interview-Porträts vorgestellt werden.
Kulinarische
Momentaufnahmen:
Interviews, Geschichten & Rezepte
ausgewählter Foodblogs.
von Ariane Bille | 160 Seiten auf volumigem
Papier | 143 Farbfotos | 230 x 210 mm, Klappenbroschur | Hädecke Verlag | Für Deutschland:
EUR 24,90 | ISBN 978-3-7750-0661-3
Der Restaurant Day ein Jahrmarkt rund ums Essen, geschaffen von Tausenden Menschen,
die
weltweit
“Ein-Tages-Restaurants”
organisieren oder
diese besuchen.
Die Idee dahinter: Ein freudiger
Tag mit den Menäivä / Restaurant
Pikku-Berliini, Helsinki, Ravintolap
schen aus der nä- Day | Photo: Tuomas Sarparanta
heren Umgebung,
an dem Speisen und Getränke das verbindende Glied sind. Die
Veranstaltung wird ermöglicht durch ein Team von Freiwilligen,
die auch diese Website unterhalten. Alle teilnehmenden “EinTages-Gastronomen” sind für die Ereignisse rund um ihr Restaurant selbst verantwortlich.
Nächster Restaurant Day 15.11.2014 | www.restaurantday.org
Neals Yard Dairy
Farm cheeses from the British Isles
ist die erste Adresse in Sachen Käse in London, Großbritannien
und wer will auf der ganzen Welt. Ihre Spezialität ist die Vielfalt
und hohe Kunst des englischen Käses. NealsYard Diary beziehen
Ihre Produkte von mehr als sieb- zig verschiedenen Käsern
aus ganz Großbritannien und
Irland. Ihre Produzenten werden regelmäßig besucht, um
die hohe Qualität zu prüfen, zu
sichern und um die Geschichte hinter dem Käse zu erfahren
und an ihre Kunden weiter zu
geben. Ein Besuch in einem
ihrer drei Läden ist ein kulinarisch-poetisches Erlebnis. Der
Käse wird unaufdringlich zelebriert, man kann probieren
und nimmt garantiert zu viel
mit nach Hause. But take it for granted it will be eaten anyway.
www.nealsyarddairy.co.uk
Markthalle Neun Berlin
Die Markthalle Neun demonstriert, wie „Anders-Essen“ und
„Anders-Einkaufen“ in der Stadt möglich sind: regional- und
saisonal-betont, verbunden mit lokaler Wertschöpfung und kurzen Wegen, verantwortungsbewusst, fair, ökologisch, im direkten Kontakt mit den Erzeugern und - bei Fleisch und Fisch - aus
artgerechter Haltung bzw. nachhaltigem Fang. Die schrittweise
Wiederansiedlung
des kleinteiligen Lebensmittelhandels
und -handwerks auf
der zuvor von Discountern dominierten Fläche bedeutet
auch die Wiederaneignung der Halle als
lebendiger Ort im
© Markthalle Neun
Quartier. Der mit Produkten v.a. aus der Region ist die Basis der Markthalle Neun: Der
Street-Food-Markt zeigt Berlin als Kreativmetropole auch beim
Thema Essen, als Einwanderungsstadt mit einer großen Vielfalt
an authentischen Esskulturen.
www.markthalleneun.de
Chasa da Fö
Die womöglich höchstgelegene Kochschule Europas die „Chasa da Fö“
finden Sie auf 2.206 Metern Höhe, oberhalb des
kleinen Engadinerdorfs
Ftan. Auf sehr gut ausgebauten Wanderwegen,
© Andrea Badrutt.
durch
wunderschöne
und herrlich duftene Wälder führt der Weg vom Ftaner Hochalpinen Institut aus in etwa 2 Stunden hinauf auf die Alp Laret.
Im ehemaligen Schweinestall der Alp ist heute die „Chasa da
Fö“ – auf Deutsch das „Haus des Feuers“ – untergebracht. Bei
den Kochkursen setzen die Veranstalter auf regionale Erzeugnisse und deren traditionelle Weiterverarbeitung. Auf dem alten
Engadiner Holzkohleherd werden traditionelle Gerichte aus der
Region zubereitet und anschaulich erklärt. Dabei spielen auch
die ortsansässigen Bauern mit Ihren Produkten eine grosse Rolle.
www.chasadafoe.ch
70 | Design
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Couchtisch Freebird - mit bunten Glasplatten
Multivitamin Regale - Fruchtbare Wände
Optische Täuschung und statisches Experiment. Leicht, filigran, zurückhaltend
und trotzdem stabil - so könnte man den Couchtisch freebird zusammenfassend
beschreiben. freebird, weil das Gestell in Kombination mit der Glasplatte eine
Leichtigkeit und Zurückhaltung ausstrahlt und es so wirkt, als wolle der obere
Rahmen mit der Platte abheben und die untere Struktur verlassen - fast wie ein
mit Helium gefüllter Luftballon.
www.selekkt.com
Multivitamin, das dekorative Design-Objekt für Zuhause - Das
Wandregal hilft nicht nur Äpfel und Birnen zu verstauen, es präsentiert sie auf schlanken Schlaufen aus Edelstahl zugleich als
Design-Objekte. Durch die Luftlagerung der Obst- und Gemüseteile
wird die Gefahr der Fäulnis - oder
Schimmelansteckung
gebannt.
Platzsparend und schonend gebettet präsentieren sich Vitamine
hier von Ihrer besten Seite. Zuhause, im Büro oder in der Gastronomie - das Multivitamin Regal
schafft individuelles Ambiente
durch den spielerischen Umgang
mit Formen und Farben und bietet täglich neue Varianten Obst
und Gemüse in Szene zu setzen.
www.multivitamin-objekt.de
stückwerk bike-stop / weiß
Wandhalterung für Rennrad
oder Fixie-Bike.
Reduzierte Formgebung.
Einfache Handhabung und
Wandmontage.
inkl. Wandbefestigung
www.selekkt.com
Paperwolf DIY Fuchs Skulptur zum Selberbauen
Marc + Matthew Art Collection
Die Marc + Matthew Art Collection ist die moderne Online-Galerie für zeitgenössische Kunst. In unterschiedlichen Abständen
werden streng limitierte Editionen spannender Werke angeboten. In Zusammenarbeit
mit Kunstvereinen, exklusiven Galerien und renommierten Kuratoren
erfolgt die Auswahl des
Angebots. Jedes Werk
erzählt eine spannende
Geschichte, die im mitgelieferten Booklet festgehalten ist. Die Werke werden stets
auf besondere Art und Weise hergestellt, wie etwa der traditionellen Vergrößerung auf Barytpapier. Das Angebot richtet sich
an Kunstinteressierte, die hohen Wert auf Qualität legen.
www.marc-matthew.com
Diese Fuchs-Skulptur zum Selberbauen besteht aus
zwei Elementen: Dem Körper und dem Schwanz.
Eine mitgelieferte Schablone hilft Dir, die Teile
richtig an der Wand zu positionieren.
www.selekkt.com
Lena Peter Recyclingleuchte FELIX 1
Bei den Recyclingleuchten MOLLY, CHARLY und FELIX handelt es sich um
handwerkliche gefertigte Unikate mit eigener Lebensgeschichte. Die verwendeten Backformen sind alte Exemplare, die in einer Zeit hergestellt wurden, als das
Handwerk noch im Vordergrund stand. Urgroßmutters Liebling wird somit zum
persönlichen Klassiker. Die Leuchten stellen damit eine Verbindung zwischen
Vergangenheit und Zukunft her. Die Leuchten geben ein warmes, funktionales
Licht und eignen sich sowohl für private als auch für geschäftliche Räume. Theken, Küchen- und Arbeitstische, Schaufenster und Wohnräume werden dekorativ
aufgewertet und harmonisch ausgeleuchtet.
www.selekkt.com
drinkitnow
TAG ME
Mit dem kleinen Flieger ist eine gute Reise vorprogrammiert. Gepäckanhänger sind ja eigentlich eine eher langweilige Angelegenheit und dienen normalerweise nur zur
Information (dafür ist das Adressfeld da…). Mit
dem Gepäckanhänger Tag Me von
OTOTO können Sie Ihr Gepäckstück unter den Massen an Koffern auf dem
Förderband sofort erkennen: „Der mit dem Flieger
ist meiner!“
www.design-3000.de
Bürokaraffe 1l
Diese besondere Karaffe kann Ihnen ganz
einfach helfen genug zu trinken. Dank der
stilvoll aufgebrachten Zeitskala ist es Ihnen
möglich immer zur richtigen Zeit die richtige
Menge zu trinken. Mit
dem formschönen Design sieht Ihr persönlicher
Trinktrainer
überall gut aus. Das
auffallende rote Welendesign gibt der
Karaffe einen unverwechselbaren Charakter und ist an jedem
Arbeitsplatz ein Blickfang.
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Formfreund Emil Beistelltisch
Schlüsselroman
Emil vereint Tablett und Tisch. Dieser
nützliche Helfer steht bei jeder Gelegenheit zur Verfügung, fungiert er doch als
kleiner Beistelltisch oder als Tablett in
angenehmer Höhe neben der Festtafel.
In der Küche beladen, möchte er gerne
an die Hand genommen werden. Emil
ist aus Eiche, weißem Schichtstoff und
pulverbeschichtetem Stahlrohr.
www.selekkt.com
Die besonders fest vernietete Lösung für
Bücher, die niemand mehr aufschlagen
wollte: Für Schlüssel, Handtücher, Gürtel
und Sonstiges. Als Material dienen ausrangierte Bücher aus Hamburger Buchhandlungen. Sie sind so stabil, daß sie
auch Jacken tragen könnten.
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Werden Sie mit diesem Malbuch zum
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www.letsmakesomegreatart.com
EXPO Milano 2015
DIE EXPO 2015, die Weltausstellung, in der alle Nationen der
Welt ihre Traditionen, ihre Kreativität und ihren Innovationsgeist zur Schau stellen, findet in Mailand statt, in der europäischen Mode- und Designhauptstadt, Die EXPO 2015 in Mailand
trägt das Thema „Feeding the Planet, Energy for Life“ und will
damit Antworten geben auf die zukünftigen, großen Herausforderungen der Welternährung. Im Rahmen eines konzeptionellen Masterplans stellt diese Weltausstellung einen expliziten
Paradigmenwechsel dar, denn sie verzichtet entschieden auf repräsentative Monumentalbauten. Vielmehr präsentiert sie sich
als „nachhaltiger Agrofood-Park“.
Museum für Gestaltung – Schaudepot
Das Museum für Gestaltung feiert einen Meilenstein in der fast
140-jährigen Geschichte seines Bestehens: Ende September eröffnet es im Toni-Areal seinen neuen Standort, das „Schaudepot“. Hier macht es seine bedeutenden Sammlungsarchive
erstmals für die
Öffentlichkeit zugänglich und zeigt
wechselnde
Ausstellungen. Über 40
Jahre lang engagierte sich das führende
Museum für Design
und visuelle Kommunikation der Schweiz,
nz, Museum für
. Foto: Christine Be
seine vier SammSammlungsarchive
nz Photographie
Be
ine
rist
Ch
©
Gestaltung Zürich,
lungen unter einem
Dach zu vereinen. Bisher waren die Design-, Kunstgewerbe-,
Plakat- und Grafiksammlung auf verschiedene Orte im Kanton
Zürich verteilt. Nun finden endlich ihre über 500‘000 Designobjekte im Toni-Areal zusammen. Herzstück des neuen Archivs
bildet ein freistehendes, begehbares Hochregallager. Zudem
zeigt das Museum im Schaudepot in neuen Ausstellungsräumen
wechselnde Ausstellungen. Designgeschichte hautnah erleben
Zum ersten Mal in seiner fast 140-jährigen Geschichte präsentiert das Museum für Gestaltung im Schaudepot seine Sammlungen der Öffentlichkeit.
www.museum-gestaltung.ch
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Charles-Eames-Str. 2, D-79576 Weil am Rhein, Tel. +49 (0) 7621 702 3500, [email protected]
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72 | Design
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Designshow auf vier
Auf sechsmonatiger Europa-Tournee: Ein designaffines Wohnmobil macht Schluss
wurde. Im Gegenteil: Ein wenig erinnert das
Hebel in Bewegung. Dem Gestalterduo LuEin designaffines Wohnmobil tourt derzeit
Fahrzeug an einen entkernten Betonbau aus
dovica und Roberto Palomba wurde die kredurch Europa und macht Schluss mit den übden siebziger Jahren, der mit rau belassenen
ative Leitung übertragen, während rund 20
lichen Standards spießiger Camping-Kisten.
Wänden und industriellen Objekten einer
Designhersteller aktuelle Entwürfe bis hin zu
Das rollende Zuhause ist bis unter das Dach
neuen Bestimmung zugeführt wurde.
Klassikern beisteuerten. Unter dem Namen
mit prominenten Designentwürfen bestückt,
Homette startete das designaffine Wohnmobil
die entgegen aller Erwartungen auch auf
in Mailand seine Europatournee und erreichte
kleinstem Raum brillieren.
Kompakt, belastbar, flexibel
am Wochenende München. Nach einem kurDie Sehnsucht nach der Natur ist am WohEin einfaches Klappbett sowie ein aus transzen Zwischenstopp gestern am Bergwitzsee in
nen zwar nicht spurlos vorübergegangen.
parentem Harz und venezianischen Hölzern
Sachsen-Anhalt, wird der Wagen heute Mittag
Doch trotz aller Ausflüge in raffinierte Baumgefertigter Klapptisch (Entwurf und Umsetin Berlin erwartet.
häuser, schwebende Nester oder abseits gelezung: Designstudio Alcarol Lab) gehören zu
Wohnwagen-Interieur5 Räumliche Reduktion
gene Überlebenshütten schien die mobilste
den wenigen Maßanfertigungen des Projektes,
Was diese Roadtour aus gestalterischer Peraller Behausungen bislang ein rotes Tuch zu
ansonsten kommen ausschließlich Serien-Probleiben: der Wohnwagen. Ein
dukte zum Einsatz. Die AuswahlVorstoß zur Rehabilitierung des
kriterien waren so einfach wie eng:
Ein Vorstoß zur Rehabilitierung des rollenden Heims Kompakt, belastbar und flexibel
rollenden Heims kommt entgegen aller Klischees nicht aus
kommt entgegen aller Klischees nicht aus Holland. müssen die Objekte sein, um den
Holland, sondern ausgerechnet
sechsmonatigen Praxistest auf Euaus dem wohl häuslichsten aller
ropas Straßen bestehen zu können
europäischen Länder: Italien.
spektive interessant macht, ist weniger das
und den Alltag nicht in eine Strapaze zu verExterieur des Vintage-Wohnmobils als dessen
wandeln.
komplett umgestaltetes Interieur. Anstatt in
Homette
großformatigen Lofts zu residieren, treffen die
Die Idee zur Neuerfindung des CampingswaVon Castiglioni bis Palomba
Produkte auf demonstrativ alltagstauglichem
gens hatte die Journalistin Arianna Malagoli.
Als leicht bewegliches Sitzobjekt dient der HoLevel zusammen. Exakt 14 Quadratmeter
Als sie den italienischen Designverband ADI
ckerklassiker Sella von Achille und Pier Giamisst das Innere des Wohnwagens, das keines(der auch den Designpreis Compasso d‘Oro
como Castiglioni (Zanotta, 1957), dessen Sitzwegs in eine überdesignte Koje transformiert
vergibt) als Partner gewann, setze dieser alle
fläche in Form eines Fahrradsattels auch auf
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Rädern
s mit den Standards spießiger Camping-Kisten.
tellern mit stark ornamentalen Motiven. Dass
sind Treffen mit lokalen Designbüros geplant,
minimalem Raum zu wenden vermag. Flexibel
die Espresso-Maschine von Bialetti stammt,
mit denen über die Alltagstauglichkeit des
zeigt sich das Sitzsystem Trix von Piero Lissoversteht sich fast von selbst.
Designs diskutiert werden soll. Parallel wird
ni (Kartell, 2005), dessen drei unterschiedlich
das nomadische Redaktionsbüro von seinen
große Polster durch Kunststoffriemen verbunErlebnissen und Erfahrungen auf der eigenen
den sind und in wenigen Handgriffen vom
Trans-Europa-Express
Homepage berichten. Wer Interesse am desiSofa in eine Chaiselongue oder in ein Bett
Sechs Monate dauert die design on board
gnaffinen Wohnmobil gefunden hat, sollte
verwandelt werden können. Als Tischleuchte
Tour, die von Berlin weiter nach Hamburg,
den derzeitigen Standort auf dem
dient eine Mininaturversion von
Exakt 14 Quadratmeter misst das Innere des
täglich aktualisierten Blog mögGae Aulentis Pipistrello-Leuchte
(Martinelli Luce, 1955), während
Wohnwagens, das entgegen erster Befürchtungen in lichst zeitnah in Erfahrung bringen. Schließlich liegt der Reiz des
im Badezimmer das puristische
keine überdesignte Koje transformiert wurde.
rollenden Zuhauses genau darin,
Waschbecken Lab_03 von Ludodass es morgen schon wieder ganz
vica und Roberto Palomba (Zucwoanders ist.
chetti/Kos, 2010) verwendet wurde. TourneeKopenhagen, Amsterdam, Paris, London,
plan 7
Bilbao, Lissabon, Madrid bis nach Barcelona
Weitere Infos zum Projekt und den aktuellen
führen wird. Ein Abweichen von den bekannStandort finden Sie unter:
ten Pfaden und das Erkunden weiterer ZieVon Smeg bis Bialetti
www.designonboard.it
le ist nicht nur erlaubt, sondern explizit Teil
Den größten Teil des mobilen Zuhauses
des Programms. „Das Ganze ist natürlich ein
nimmt die Küche ein. Das offene Edelstahlspannendes Experiment, für einen so langen
Modell Slim stammt von Elmar Cucine (DeText: Norman Kietzmann,
Zeitraum auf so kleinem Raum zu wohnen“,
sign: Ludovica und Roberto Palomba) und
Foto: Enrico Valvo, 08.07.2014
sagt Arienna Malagoli, die selbst die gesamte
wird von einem runden Kühlschrank im RetReise begleiten wird.
rogewand von Smeg ergänzt. Die gasbetriebenen Edelstahl-Kochplatten Ribaltabili wurden
Norman Kietzmann schreibt als freiberuflicher Redakteur
von Alpes Inox beigesteuert, während bei den
Immer unterwegs
über Design und Architektur. Nach seinem Designstudium zog
Tellern die Hybrid-Serie von Seletti gewählt
Das Ziel des Projektes ist mehr als nur ein
es ihn nach Mailand, von wo aus er für zahlreiche deutsche
Print- und Onlinemedien berichtet. 2011 wurde er mit dem
wurde – ein Zusammenschluss von halb chirollender Showroom für die an Bord gezeigrenommierten „COR-Preis Wohnen und Design“ für den journesischen und halb europäischen Porzellanten Produkte. An den einzelnen Stationen
nalistischen Nachwuchs ausgezeichnet.
Design | 73
74 | Tanz & Ballett
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Tanz und Ballett
Ausgewählte Tanz- und Ballettveranstaltungen,
Festivals und Projekte
Berlin
Trisha Brown Dance Company (USA)
„Present Tense” (2003) © Trisha Brown Dance Company
Die Tänzerin und Choreografin Trisha Brown
gehört als Mitbegründerin des amerikanischen
Post Modern Dance zu den einflussreichsten
Persönlichkeiten des zeitgenössischen Tanzes.
Mit der 1970 gegründeten Trisha Brown Dance
Company wurde sie in der Tanzwelt international bekannt. Die Berliner Akademie der Künste war 1976 das erste Haus, das ein Programm
von Trisha Brown in Berlin präsentierte, und
lädt sie jetzt im April 2015 zum dritten Mal ein
- die letzte Möglichkeit einer authentischen Begegnung mit Trisha Browns Werk, denn Ende
2015 wird sich die Kompanie auflösen. Gezeigt
werden u.a. Schlüsselwerke wie „Solo Olos“ und
„Son of Gone Fishin´“.
24.–26.4. 2015 | Berlin |
Akademie der Künste | www.adk.de
Berlin
Staatsballett Berlin
Mit der Spielzeit 2014/
2015 hat der weltweit
renommierte, spanische
Choreograph und Ballettdirektor Nacho Duato
die Intendanz des Staatsballetts Berlin übernommen. In das bestehende Repertoire bringt er die
Vielfalt seines Schaffens aus der Zusammenarbeit mit dem Mikhailovsky Theater in St. Petersburg und der Compañía Nacional de Danza in
Madrid ein. In der aktuellen Saison stehen seine
Choreographien „Dornröschen“, „Vielfältigkeit.
Formen von Stille und Leere“ und „White Darkness“ auf dem Spielplan. Das klassische Repertoire will er weiter pflegen, das Staatsballett Berlin insgesamt aber moderner machen. Im Mai
2015 zeigt er seine erste Kreation als Compagnie-Chef. Man darf gespannt sein!
www.staatsballett-berlin.de
Bielefeld
Ein Fest mit Freunden
10 Jahre Tanztheater
Bielefeld
10 Jahre Tanztheater Bielefeld – das sind mehr als 40
Tänzerpersönlichkeiten auf
den Bühnen des Theaters,
16 Gastchoreographen mit unterschiedlichsten Handschriften, 44 Tanzstücke mit dem
Ensemble, 11 Gastspiele aus dem In- und Ausland sowie 19 Zeitsprung-Projekte mit über
2.000 Beteiligten.
In einer festlichen Gala werden Beiträge ehemaliger Tänzer und Choreographen sowie Szenen
aus den beliebtesten Tanzstücken der vergangenen zehn Jahre zu sehen sein.
7. und 8.3.2015 | Bielefeld | Theater Bielefeld |
www.theater-bielefeld.de
Bochum
Renegade in Residence |
neues Stück
Das Schauspielhaus Bochum arbeitet in enger
Partnerschaft mit der Herner Street-Art-Kompanie Renegade zusammen. Die Tänzer – Hip
Hopper und Breaker – von Pottporus e.V./Re-
negade nutzen die Räume und die Infrastruktur des Schauspielhauses, tauchen als Künstler
in den Vorstellungen des Schauspielhauses auf
und einmal im Jahr entsteht unter der künstlerischen Leitung von Renegade eine gemeinsame
Tanztheaterproduktion. 2014/2015 wird erstmals Neco Çelik im Rahmen von „Renegade in
Residence“ am Schauspielhaus Bochum arbeiten
und ein neues Stück für die Kammerspiele entwickeln. Seit zehn Jahren entwickeln Renegade
urbane Kunst, indem sie Street-Art mit vielen
Formen und Impulsen verbinden. Dabei mixen sie Hip-Hop
mit klassischem
Tanztheater, versammeln Breaker und B-Boys
ebenso wie klassische Tänzer und vereinen eine
Vielzahl von Tanz-Kulturen und -Generationen.
Uraufführung: 10.1.2015 | Bochum | Kammerspiele
| www.schauspielhausbochum.de
Dresden
Tristan + Isolde
Tief in der Vergangenheit liegen die Ursprünge
der ältesten abendländischen Liebesgeschichte »Tristan und Isolde«. Eine Sage keltischen
Ursprungs über einen Zauber, der Isolde, die
Prinzessin von Irland, und Tristan, ihren Brautwerber und Feind, in tiefster Liebe aneinanderbindet. Eine Liebe, zu groß für jeden Widerstand. Eine Verbindung, zu mächtig für alles
Irdische. Weder Tristans Treue zu seinem Oheim
Marke noch Isoldes Schuldgefühle gegenüber
ihrem gefallenen Verlobten können die gegenseitige Anziehung schwächen. Wenn es um
Tristan und Isolde geht, zählt nur eines: die tiefe, ewige, brennende Liebe. Nach zahlreichen
Romanen, Richard Wagners gleichnamigem
Musikdrama und Filmadaptionen findet das
unsterbliche Paar nun auch in der Ballettsprache Dawsons seine Verewigung. David Dawson,
mehrfach preisgekrönter Choreograf, dessen erstes Handlungsballett »Giselle« in seiner Zeit als
Hauschoreograf für
das
Semperoper
Ballett entstanden
ist, nimmt sich zusammen mit dem
polnischen Komponisten Szymon
Brzóska des alten
Mythos’ an. In der
eleganten
Bewegungssprache Dawsons und zu den
modernen, emotional-berührenden Klängen der Neukomposition
Brzóskas wird die zeitlose Liebesgeschichte zu
neuem Leben erweckt.
Ballett in zwei Akten von David Dawson zur Musik
von Szymon Brzóska
Uraufführung | Premiere am 15.2.2015 | Dresden |
Semperoper | www.semperoper.de
Dresden
DEREVO Tanztheater Dresden –
St. Petersburg
DEREVO wurde 1988 im damaligen Leningrad
von Anton Adassinsky gegründet. 1996 kamen
die russischen KünstlerInnen nach Dresden und
ihr "Baum" (das Wort DEREVO im Russischen)
konnte hier Wurzeln fassen. Die Performance
"The Rider" ermöglichte 1993 einen ersten, faszinierender Einblick in die Welt ihrer opulenten
Bild- und Körpersprache. In den nächsten Jahren
folgten unter der künstlerischen Leitung des Begründers Anton Adassinsky in Dresden die Pro-
Duisburger Tanztage
duktionen "Red Zone",
"Süd.Grenze"
und
"Once". Inzwischen ist
die Liste der realisierten
künstlerischen Projekte
in Dresden lang, neben
Großproduktionen wie
"Inseln im Strom", „La
Divina Comedia“ oder
“Ketzal“ finden sich Soloabende einzelner Mitglieder, Fotoausstellungen, Filme, Buch- und Musikproduktionen. Mit
dem Umzug Ende 2003 ins Festspielhaus Hellerau eröffneten sich DEREVO neue Perspektiven
und mit HELLERAU: Europäischen Zentrum der
Künste ein neuer Kooperationspartner.
www.derevo.org
Duisburg
Duisburger TANZtage
Die Duisburger TANZtage sind mit rund 5000
Tänzerinnen und Tänzern das größte Tanzfestival für Amateure in Deutschland. Sie bieten
Formationen aller Stile und Altersklassen eine
Bühne. Zwischen Hip-Hop und Show, Modern
Dance und Folklore ist bei den Duisburger
TANZtagen nahezu jede tänzerische Form vertreten. Hier finden Einsteiger ebenso ihr Publikum wie routinierte Formationen. Auch deutsche oder internationale Titelträger präsentiert
sich gerne in Duisburg und mancher Profi nutzt
die Offenheit von Veranstalter und Publikum,
um Neues auszuprobieren.
Unter dem Motto "First Level" finden vom 27.2. –
8.3.2015 in der Rheinhausen-Halle sortiert nach
den unterschiedlichen Stilen die Vorentscheide
statt. Am Finalwochenende (20. – 21.3.2015)
treten die besten Gruppen im Theater am Marientor noch einmal gegeneinander an.
27.2. – 8.3.2014 | Duisburg | Rheinhausen-Halle
www.duisburger-tanztage.de
2014/15 im Opernhaus Düsseldorf und Theater
Duisburg bestimmt. Mit George Balanchines
„Serenade“ und Jerome Robbins‘ „Moves“ stehen an den beiden mehrteiligen Abenden b.21
und b.22 zwei amerikanische Schlüsselwerke
des 20. Jahrhunderts auf dem Programm. Dass
Hans van Manen mit „Alltag“ erstmals für das
Ballett am Rhein ein neues Stück kreiert und
Martin Schläpfer hierfür als Tänzer auf die Bühne zurückkehrt, ist eine Sensation – zu erleben
in b.21. Die großen existentiellen Fragen des
Menschseins spürt Martin Schläpfer dagegen in
b.17 mit seinem Ballett abendfüllenden Ballett
„7“ auf Gustav Mahlers 7. Sinfonie auf. In b.23
kehrt der Schwede Mats Ek mit der Deutschen
Erstaufführung seines Beziehungsdramas „Rättika“ an den Rhein zurück, und in einem „Capricho Flamenco“ von Brigitta Luisa Merki trifft
das Ballett am Rhein auf das Ensemble Flamencos en route. „Mit dem Ballett am Rhein erlebt
man die aufregendste Kompanie Deutschlands –
und das ohne jede Ermüdungserscheinung“ – so
Manuel Brug (Die Welt).
b.21: Balanchine / van Manen / Schläpfer | 17.10.–
21.12.2014, Opernhaus Düsseldorf
b.17: Schläpfer | 19.12.2014–7.1.2015, Opernhaus Düsseldorf
b.22: Schläpfer / Robbins | 23.1.–11.2.2015, Theater Duisburg
b.23: Schläpfer / Merki / Ek | 14.3–25.6.2015,
Opernhaus Düsseldorf
www.ballettamrhein.de
Frankfurt
THE FORSYTHE COMPANY
Wiederaufnahmepremiere
Kammer / Kammer
Ein Stück von William Forsythe
Düsseldorf
„Die aufregendste Kompanie
Deutschlands“
Die nächsten Premieren des Balletts
am Rhein
Foto © Gert Weigelt
Das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg ist
2014 erneut „Kompanie des Jahres“ – so das Ergebnis der internationalen Kritikerumfrage der
Zeitschrift tanz, die bereits 2013 Martin Schläpfer und seinem Ensemble diese Auszeichnung
zuteilwerden ließ. „Sensibel, verblüffend, virtuos, intelligent … – lässt niemals kalt“, schrieb
Nicole Strecker (WDR) über das Zusammenspiel
von historischen Werken sowie neuen Sichtweisen und das Überschreiten ästhetischer
Grenzen, das auch die Planung der Spielzeit
»Kammer/Kammer« ist eine szenische Bearbeitung des Romans Outline of My Lover von
Douglas A. Martin und des Essays Irony is Not
Enough: Essay on my Life as Catherine Deneuve
der preisgekrönten Dichterin und Akademikerin
Anne Carson. Es zeigt die Entwicklung zweier
Liebesbeziehungen durch ein dynamisch choreografiertes Szenen- und Videodesign im Rahmen einer Live-Aufnahme eines Films auf der
Bühne. Tanzende Körper konfrontieren einander in dieser multiplen entgrenzten Landschaft,
wenn Forsythe choreografische Erfindungsgabe
mit seiner Vision des Theaters verknüpft.
10., 11., 12., 13., 16., 17., 18., 19.4.2015, 20 Uhr
| Frankfurt | Bockenheimer Depot |
www.theforsythecompany.com
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Tanz & Ballett | 75
Anne Teresa
De Keersmaeker:
Work/Travail/Arbeid
20.03 – 17.05.2015
Anne Teresa De Keersmaeker 2014 © Anne Van Aerschot
WIELS, das Zentrum für zeitgenössische Kunst,
präsentiert mit »Arbeit | Travail | Arbeid« ein
ehrgeiziges wie ungewöhnliches Ausstellungsprojekt von Anne Teresa De Keersmaeker in
Zusammenarbeit mit Rosas, das zum Umdenken einlädt. Eine Live-Tanz-Performance wird
als neunwöchigen Ausstellung dabei gezeigt.
Was bedeutet es eine Choreographie museal
auszustellen? Diese Frage ist der Ausgangspunkt für die Ausstellung Arbeit / Travail /
Arbeid. Anne Teresa De Keersmaeker interpretiert ihr Tanzstück »Vortex Temporum« für die
radikal verschiedenen zeitlichen und räumlichen Bedingungen eines Museumsraums neu.
Es ist nicht nur die Auseinandersetzung mit
dem neuen Raum, sondern auch eine Tanzperformance, die neun Wochen lang für die
Öffentlichkeit zugänglich gemacht und kontinuierlich aufgeführt wird.
Die ursprüngliche Choreographie für eine
Bühne wird völlig neu erfunden und erweitert sich um die Aspekte Raum und Zeit. Die
klassischen Rahmenbedingungen für Tanz
sind nicht mehr existent und Anne Teresa De
Keersmaeker entwickelt eine ganz neue Tanzform, eine neue choreografische Handschrift.
Für alle Beteiligten, Choreograph, Tänzerinnen und Tänzer wie Besucher ist es ein spannender Prozess und eine Herausforderung,
eine Aufgabe die Anne Terese De Keersmaeker
liegt und für die sie bekannt ist.
Work/Travail/Arbeid, initiiert von WIELS und der
Kuratorin Elena Filipovic.
Produktion WIELS, Rosas
Co-Produktion in Brüssel De Munt/La Monnaie,
Kaaitheater, Kunstenfestivaldesarts
Begleitendes Tanzprogramm während der gesamte
Ausstellung siehe www.wiels.org
© Anne Van Aerschot
ADRESSE
WIELS, Contemporary Art Centre
Avenue Van Volxemlaan 354
1190 Brussels
www.wiels.org
ÖFFNUNGSZEITEN
Mi – So 11 – 18 Uhr
jeden ersten und dritten Mittwoch im
Monat 11 - 21 Uhr, Mo, Di geschlossen
EINTRITTSPREISE
EUR 8
Studenten, Lehrer, Senioren (über 60)
und Gruppen (größer als 10 Personen)
EUR 5
1. Mittwoch im Monat frei
FÜHRUNGEN
max. 20 Personen
Informationen und Buchung
[email protected]
+32 (0) 2 340 00 52
Tanz in Flandern 2015
Eine Auswahl
bezieht sich und interpretiert in diesem Stück
das gleichnamige Gedicht des kanadischen
Militärarztes und Dichter John McCrae.
© BS
Tanzaufführungen
The Lover – Bára Sigfúsdottir/Curtain Call Productions
Während des Performatik 2015 Festivals wird die
Beursschouwburg das neue Solo der isländischen
Tänzerin Bára Sigfúsdóttir präsentieren , das in
Zusammenarbeit mit der französischen Künstlerin
Noémie Goudal und dem isländischen Musiker
Borko entsteht.
27/03/2015 | Brüssel | Kaaitheater
www.kaaitheater.be
© Veerle Frissen
Flanders Fields – Koninklijk Ballet Vlaanderen
Die Ballettreihe »Flanders Fields« erinnert an
die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Unverständnis, Angst, Verlust und Machtgier bilden
den roten Faden durch die verschiedenen
Choreografien, die das Königliche Ballett von
Flandern präsentieren.
Dialog – verbunden in Zweisamkeit
Dieses Stück aus dem Jahr 1971 hatte für die
Tänzerin und Choreografin Jeanne Brabants eine
besondere Bedeutung. Es handelt vom dem
Konflikt von älteren Liebespaaren.
Helden der Herzen
Der Tänzer und Choreograph Ricardo Amarante
Vergessene Land (für Ausreißer)
Vergessenes Land ist ein Meisterwerk des tschechischen Choreographen Jirí Kylián zu Musik von
Benjamin Britten »Sinfonia da Requiem«. Kylián
wurde zu diesem Stück von einem Gemälde von
Edvard Munch mit drei Frauen in den verschiedenen Phasen ihres Lebens inspiriert, wie von
der Küste East Anglia in England, wo Benjamin
Britten geboren wurde. Diese Küste verschwindet langsam unter dem Meeresspiegel, wie
menschliche Beziehungen. Mit Vergessenes Land
erstellt Kylián eine Geschichte über Gefühle,
über verlorene Werte, Liebhaber und verlorene
Zeit, die dem Schrecken des Ersten Weltkriegs
mit seinen unzähligen namenlosen Toten, die
nur in der Erinnerung weiter leben, sehr ähnelt.
Der grüne Tisch – Todestanz in acht Szenen
»Der grüne Tisch (1932)« des deutschen
Choreographen Kurt Jooss ging als erstes
politisches Ballett in die Tanzgeschichte ein. Das
Stück handelt von der Grabinschrift für einen
unbekannten gefallenden Soldaten und den politischen Kräften, die anstatt zu handeln und den
drohenden Untergang der Welt abzuwenden nur
reden. Nicht nur das Thema, sondern auch die
neue choreografische Gestaltung beeindruckte
und war einer der Wegbereiter des neuen Ausdrucktanz, in der Tanzmoderne.
Termine und weitere Informationen
www.balletvlaanderen.be
Festivals
Move Me (Leuven)
Vier Mal pro Spielzeit organisiert STUK in Leuven
das Tanzprogramm »move me« Das Programm
besteht aus Performances, Vorträgen, Filmen,
Workshops und vielem mehr. Jedes »move me«
Programm steht unter einem bestimmten Thema.
In der Spielzeit 2014 2015 finden noch zwei
»move me« Veranstaltungen statt:
10. – 13.3. und 22. – 24.4.2015 | Leuven | STUK |
www.stuk.be
BOUGE B (Antwerpen)
Jedes Jahr ist das Kunstzentrum deSingel Gastgeber für BOUGE B, ein Festival, das als Zufluchtsort
für junge belgische und ausländische Künstler
fungiert. Forschung und Experimente sind die
Säulen jeder Schöpfung und das Leitthema des
Festivals. Das DeSingel gibt jungen Künstlern und
Choreografen die Möglichkeit, ihre Stücke in den
Studios des Theaters zu entwickeln und auf die
Bühnen zu bringen, ohne das Risiko zu tragen.
22.04.2015 – 25.04.2015 | Antwerpen | deSingel
www.desingel.be
Kunstenfestivaldesarts (Brüssel)
Jedes Jahr im Mai findet das Kunstenfestivaldesarts in Brüssel statt und vereint für einen
Zeitraum von drei Wochen mehr als zwanzig
Theater und andere Einrichtungen der Stadt.
Belgische und internationale Künstler geben
sich ein Stelldichein und zeigen neue Stücke, mit
denen sie das Publikum heraus- und auffordern,
ihre Sichtweisen und Perspektiven von der Welt
zu überdenken und zu erweitern. Das Programm
zeigt Theater, Tanz, Musik, Oper, Film, Video und
Kunst
8. – 30.5.2015 | Brüssel | www.kfda.be
December Dance (Brügge)
"December Dance" ist ein internationales Tanzfestival im Konzerthaus in Brügge. Es zeigt ein
abwechslungsreiches Programm von etablierten
Künstlern und jungen Nachwuchskünstlern.
Jedes Jahr wird das Festival von einem anderen
Choreografen kuratiert. In 2015 wird das Festival
von Jan Fabre geleitet.
3. – 13.12.2015 | Brügge | Concertgebouw
www.concertgebouw.be
76 | Tanz & Ballett
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fr, 20. Februar, Mi, 4. März, So, 15. März, Sa, 21.
März, Do, 16. April, Sa, 9. Mai, Do, 16. Juli.
Mannheim | Nationaltheater Mannheim, Opernhaus | www.nationaltheater-mannheim.de
München
München_Dance
Gießen
TanzArt-ostwest Festival
Seit 16 Jahren vernetzt und führt das TanzArtostwest Festival den zeitgenössischen Tanz in
Europa, mit seinen vielfältigen stilistischen
Ausprägungen, zusammen. Rund 40 bis 50
Ensembles aus der internationalen Tanzszene
befinden sich in kontinuierlichem Dialog miteinander. Zusammen sind etwa 80 nationale
und internationale Compagnien aus festen und
freien Theaterstrukturen mit ihren Beiträgen am
TanzArt-ostwest Festival beteiligt. Aktiv wird
der tänzerische und künstlerische Austausch
zwischen Tänzern, Compagnien und Choreographen auf multi-nationaler Ebene gefördert
16. – 25.5.2015 | Gießen | www.tanzart-ostwest.de
Leipzig
Leipziger Ballett
Das Leipziger Ballett, dessen Ursprünge bis ins
späte 17. Jahrhundert reichen, zählt heute zu
den großen internationalen Kompanien. In
den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts setzte
Mary Wigman mit ihrer Choreografie von Carl
Orffs »Carmina Burana« - mit Stilmitteln des
Ausdruckstanzes - einen Meilenstein. Seit Eröffnung des Neuen Opernhauses in 1960 wurden
nahezu allen großen Handlungsballette, aber
auch neue Handschriften, aufgeführt. Die Einleitung einer neuen Ära erfolgte 1991 mit dem
Antritt von Uwe Scholz als Ballettdirektor und
Chefchoreograf. Seiner ersten Leipziger Premiere »Die Schöpfung«, nach wie vor Aushängeschild der neoklassisch geprägten Kompanie,
folgten sinfonische Ballette wie »Die Große
Messe«, »Siebente Symphonie« und »Bruckner
8«, die auf Gastspielen in ganz Europa und in
Hongkong gezeigt wurden. Nach dem Tod von
Uwe Scholz in 2004 setzte der neue Ballettdirektor Paul Chalmer u.a. mit einem dreijährigen
Strawinsky-Zyklus wesentliche Akzente. Mario
Schröder hat seit 2010/11 als Ballettdirektor und
Chefchoreograf die Company übernommen.
Leipzig | www.oper-leipzig.de
Leverkusen
Tanz bei Bayer Kultur
Ballett und insbesondere der zeitgenössische
Tanz haben in Leverkusen eine lange Tradition.
Seit Eröffnung des Bayer Kulturhauses im Jahr
1907 ist er fester Bestandteil des Spielplans. Zuerst in Form von Aufführungen der kulturellen
Werksvereine, dann zunehmend mit Gastspielen nationaler und internationaler Gäste. Die
sorgfältige Auswahl der eingeladenen Künstler
berücksichtigt sowohl aktuelle Strömungen wie
bekanntere Compagnien und weist mit den
Aufführungen auf die unterschiedlichen ästhetischen und thematischen Ansätze dieser Kunstform hin.
In der laufenden
Spielzeit
2014/15 dürfen
sich Tanzinteressierte in und
um Leverkusen
auf die Compagnie Georges Momboye (Boyakodah), das Ballett des Stadttheaters Bremerhaven
(Die drei kleinen Schweinchen), die São Paulo
Companhia de Dança (Peekabo, Choreographie
Marco Goecke | Gnawa, Choreographie Nacho
Duato | In the Middle, Somewhat Elevated,
Choreographie William Forsythe), 420PEOPLE
(Mirage) sowie das Bundesjugendballett mit
einer Choreographie von John Neumeier freuen. Informationen zum Spielplan gibt es unter
www.kultur.bayer.de
Compagnie Georges Momboye | 7.11.2014
Ballett Stadttheater Bremerhaven | 13.12.2014
São Paulo Companhia de Dança | 28.1.2015
420PEOPLE | 21.3.2015
Bundesjugendballett | 30.5.2015
Leverkusen | www.culture.bayer.com
Mannheim
Shakespeare bewegt
Kevin O’Day, Ballettintendant am Nationaltheater Mannheim, choreografiert Shakespeare:
Nach Hamlet für das Stuttgarter Ballett und
Romeo und Julia sowie Othello in Mannheim
widmet er sich nun mit seinem Ensemble zum
ersten Mal einer Komödie: Die beiden Herren
aus Verona.
Begleitet wird das Ballett live von einer zehnköpfigen Jazzband. Thomas Siffling, Jazztrompeter und seit vielen Jahren dem Choreografen
eng verbunden, komponiert die Musik eigens
für das von Kevin O’Day entworfene Libretto.
2 Gents ist ein zeitgenössisches Handlungsballett und eine originäre Version des ShakespeareStoffes über Freundschaft und Liebe, Stadt und
Provinz, Treue und Verrat. Uraufführung: Sa,
30.1., Weitere Aufführungen: Mi, 11. Februar,
Vom 7. bis zum 17. Mai 2015 findet das internationale Festival für zeitgenössischen Tanz der
Landeshauptstadt München statt – und damit
erstmals im Frühjahr und nicht im Spätherbst
wie in den Jahren zuvor. Mit der Verlegung des
Termins in den Mai positioniert sich das Publikumsfestival in seiner 14. Ausgabe neu im
europäischen Kalender: Es kann internationale
Neuproduktionen schon zu Beginn der Festivalsaison nach München einladen und bei wärmeren Temperaturen auch den öffentlichen Raum
als Spielfläche nutzen. 2015 wird die Tanzbiennale nun zum zweiten Mal von Nina Hümpel
kuratiert. Die Gründerin und Herausgeberin der
Online-Plattform tanznetz.de wurde erst jüngst
für ihre Pionierarbeit mit dem Anerkennungspreis des Deutschen Tanzpreises 2014 ausgezeichnet. Hümpel zielt darauf, Dance 2015 als
„ein Publikumsfestival mit international bedeutenden Positionen, aber auch Uraufführungen
und Neuentdeckungen“ zu präsentieren. Das
Programm soll die große Vielfalt des zeitgenössischen Tanzes widerspiegeln und seine Innovationskraft für andere Kunstsparten wie die
bildenden Künste, das Schauspiel oder die zeitgenössische Musik verdeutlichen.
7. – 17.5.2015 | München | verschiedene Orte |
www.dance-muenchen.de
München
Minutemade
Die wöchentliche Dancesoap des
Gärtnerplatztheaters
»Im Grunde ist es so, als wenn man auf den
Markt geht, um frische Zutaten für ein bestimmtes Menü zu kaufen«, so beschreibt Ballettdirektor Karl Alfred Schreiner die Entstehung
einer Choreografie, »oft nimmt man Dinge ganz
spontan mit, probiert aus und schmeckt ab. Am
Ende ergibt sich dann etwas ganz Spannendes, das man so nie wieder hinkriegt.« Bei der
Dancesoap »Minutemade« kann das Publikum
diesen Moment des schöpferischen Urknalls live
miterleben, der sich sonst nur hinter verschlossenen Türen ereignet!
Die Regeln sind streng: Genau eine Woche haben unsere Choreografen jeweils Zeit, um gemeinsam mit unserer Ballettkompagnie ihrer
Kreativität freien Lauf zu lassen und schließlich
in Form einer »Momentaufnahme« die gemeinsame Arbeit zu präsentieren. 13.6., 20.6., 27.6.
und 4.7.2015 | Uraufführung München | Ballett des
Staatstheaters am Gärtnerplatz |
www.gaertnerplatztheater.de
Oldenburg
12. Internationale Tanztage am Oldenburgischen Staatstheater
Ist der Tanz ein Schlüssel, Verborgenes oder Verschüttetes auszugraben, Tradiertes zu vitalisieren? Dann müssen wir tanzen und später denken.
Eines der größten Tanzfestivals im Nordwesten
Deutschlands
erfindet sich
neu. Die 12.
Internationalen Tanztage
am
Oldenburgischen
Staatstheater bestehen seit 22 Jahren und versammeln vom 17. bis 26 April 2015 internationale Compagnien von Rang, Projekte im
öffentlichen Raum und Oldenburger selbst
auf den Bühnen des kleinsten Staatstheaters
Deutschlands. Die neue Ballettleitung, Ballettdirektor Burkhard Nemitz und Chefchoreograf
Antoine Jully, haben Compagnien aus New
York, Frankreich, Schweden, Spanien, den Niederlanden, Dänemark, der Tschechischen Republik und Wien eingeladen. 23 Aufführungen
von 11 Compagnien mit 6 Deutschland Premieren zeigen neueste Entwicklungen in Tanz und
Ballett und animieren in zahlreichen öffentlichen Workshops nicht nur zum Schauen.
17. -26.4.2015 | Oldenburg | Staatstheater
www.staatstheater.de
Potsdam
POTSDAMER TANZTAGE 2015
Die Potsdamer Tanztage haben sich seit 1991 als
herausragendes internationales künstlerisches
Highlight in Potsdam etabliert und bleiben weiterhin einzigartig im Land Brandenburg. Das
Festival lädt jedes Jahr Tanzkompanien aus der
ganzen Welt nach Potsdam ein und bietet damit
ein international hochkarätiges Spektrum verschiedener Tanztheaterformen an. Zwölf Tage
lang wird die Landeshauptstadt Brandenburgs
zur Bühne der internationalen Tanzszene.
Kinder- und Jugendtanztage: Seit 2004 sind die
Kinder- und Jugendtanztage ein fester Bestandteil des Festivals. Kinder haben ein natürliches
Verständnis vom Tanz: Sie staunen, sie genießen, Bewegung zu sehen und nachzumachen
27.5. – 7.6.2015 | Potsdam |
www.potsdamer-tanztage.de
Salzburg
25. Internationale
Ostertanztage &
15. Salzburger
Performance Tage
Tanzimpulse klein, innovativ, mutig, performativ, kontrovers, familiär, inklusiv, schräg,
zeitgenössisch.
Zum
Zusehen und zum Mitmachen. Und sie feiern
mit dem Team, den internationalen DozentInnen, TänzerInnen und PerformerInnen einen
besonderen Geburtstag!
27.3. – 3.4.2015 | Salzburg | www.tanzimpulse.at
Wien
Tanzende Lebensfreude –
Tanzquartier Wien
Das Tanzquartier Wien (TQW) ist eines der
wichtigsten Häuser in Europa, wenn es um das
Weiterdenken und die Förderung von zeitgenössischem Tanz und Performance, sowie den
damit in Verbindung stehenden theoretischen
Diskursen und Positionen geht. Vor dem Hintergrund eines transdisziplinären Kunstverständnisses, das sich auch in der Lage des TQW
inmitten des MuseumsQuartier Wien wieder
findet, bestimmen das Erspüren von gegenwärtigen Entwicklungen und richtungweisenden
Tendenzen im Tanzschaffen und die dialogische
Nähe mit den Künstlerinnen und Künstlern unser Handeln ebenso wie die Formate. Künstlerische Prozesse sind uns wichtig: Sie werden von
uns empfangen, initiiert, betreut, geschützt aber
auch im Risiko begleitet.
Wien | www.tqw.at
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Tanz & Ballett | 77
RUI HORTA
In den neunziger Jahren (1991-1998) wirkte am Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt ein
Ensemble, das maßgebend für die deutsche Tanzszene wurde: Rui Hortas S.O.A.P. Company. Innerhalb weniger Jahre avancierte die einzigartige choreographische Handschrift des Portugiesen
vom Geheimtipp zu einer Kultmarke des zeitgenössischen Tanzes und feierte weltweite Erfolge.
Was waren die Gründe für das Ende von S.OA.P. 1998 und wäre
S.O.A.P. im heutigen kulturpolitischen Klima nochmals so denkbar und möglich?
The reason why S.O.A.P ended, had to do with the difficult environment for the arts in Frankfurt, something that also Forsythe felt a
few years later. On the other hand, the Mousonturm was taking a
new direction, where S.O.A.P did not make sense. I myself was also
ready for a change. During all those years, and in order to survive
the touring schedule, I needed a more sensitive and calm creative
environment. Still, working with Dieter Buroch was a constant pleasure: I only had one boss in my life, it was him and it was great.
I think a project like S.O.A.P would obviously be possible today,
given the fact that a house is strongly behind an artist that is on a
high quality level.
In diesem Jahr, zwei Jahrzehnte nach Gründung von S.O.A.P.,
brachte die Tanzcompagnie Gießen im Rahmen von TANZFONDS
ERBE zwei Arbeiten aus dieser Zeit – „Ordinary Events“ (1991)
und „Khora“ (1996) – erneut zur Aufführung. Sie übernahmen
selbst die Neuinszenierung. Wie kam es zu diesem Projekt? War
es ein künstlerisches Déjà-vu für Sie?
This project was only possible due to the enthusiasm of Tarek Assam,
he himself a fan of S.O.A.P, when he was a young dancer. Well, restaging Khora was very special for me because, even if Object Constant
was my most viewed piece, Khora was much more sophisticated, not
only in the movement vocabulary but also in composition and dramaturgy. As I was re-staging it 20 years later, I felt that it was still quite
up to date. Artists always love their most difficult pieces.
Was ist aus den anderen »S.O.A.P.‘s«, den Tänzerinnen und Tänzern geworden? Haben Sie noch Kontakt?
I still have contact with some of the dancers and others, I follow
from the distance. For example, Dietmar Janeck became a very respected photographer and set designer. Olga Cobos and Peter Mika
have their own company and school in Spain. Desiree Kongerod is
still a very active dancer and circus artist. Abou Lagraa became a
choreographer. Laura Marini is a very respected teacher in Buenos
Aires. Anton Skrzypiciel. just had a premiere in Lyon with a portuguese choreographer Tania Carvalho. Ranghild Olsen, after marrying the very famous photographer, Chris Nash, she had a successful career with Jonathan Burroughs, is now working as a dance
administrator. Jan Kodet is choreographer and ballet master with
the National Ballet of Prag. José Biondi and Annette Kaltenmark are
teachers in Palucca Schule, Dresden, etc...
Nach Frankfurt und zwei Jahren in München kehrten Sie 2000
nach Portugal zurück und gründeten das »O espaco do Tempo«
in einem alten Kloster in Montemor-o-Novo? Was ist das »O espaco do Tempo« wie kam es dazu und was machen Sie dort?
O Espaço do Tempo, an old monastery of the 16th century, is the
most important artist residence Center in Portugal, with more than
50 projects a year. Hosting the national Platform of Performing Art,
it became a cult place for the Portuguese scene, helping a lot of emerging artist in dance and theatre and performance. In a certain sense,
a lot of what I learned in my years in the Mousonturm, I could apply
as a leader of that space. We host national and international artist.
Montemor-o-Novo ist eine Kleinstadt mit 17.00 Einwohnern (ca.
80 km östlich der Hauptstadt Lissabon und ca. 30 km westlich
der Unescostadt Évora) in der portugiesischen Provinz? Warum
dort und nicht in Lissabon oder Porto? Wie arbeitet es sich in der
»Provinz« und woher kommen Ihre Zuschauer?
After the years in Frankfurt and Munich, and a lot of international
touring, I was ready to come home. So, together with my PortugueseGerman family, 3 kids, we decided to live in the countryside. Montemor is a beautiful city in the heart of Portugal and I was offered to
work in an old dominican monastery of the 16th century. When we
came, the place was half in ruins, and since 15 years we have been
working at restoring it and also not finished, it offers ideal technical
and production facilities for the performing arts. I work as artistic
director of this centre as well as a very active choreographer. Working with avant-garde dance and theatre in the small town in the
province is a big challenge, but we make no concessions about our
artistic choices, and amazingly we are very warmly integrated in the
society. Our audience comes not only from Montemor but also from
Evora and Lisbon that is 100km away.
Sie haben nie ein Ballett als Ballettdirektor an einem der großen
etablierten Häuser in Europa übernommen? Hat man Sie nie gefragt oder wollten Sie nicht?
I had many offers to direct important companies all over Europe but
I always felt that my place was in the free scene. I must say that it
is much more exciting to be a guest choreographer in this same houses than to be an artistic director with all it's heavy administration
obligations. At my heart I am a choreographer.
Von was träumt Rui Horta? Was sind Ihre Pläne? Gibt es noch unerfüllte Projekte?
In the moment I dream every night of my next premiere in Dresden
Hellerau with my new creation: Hierarchy of Clouds. Next year I
will be the director of a new opera production from Stravinsky at
the National Theatre in Lisbon. I have a lot of work planned ahead
but what I really dream is to have time to do along travel next year.
Die Fragen stellte Kai Geiger, Herausgeber der arttourist.com
78 | Jugend
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Rhapsody in School
“Musiker zum Anfassen”…
Hintergrund dieser Initiative
Der Zauber klassischer Musik wird jungen Menschen immer weniger nahe gebracht, und damit verlieren wir einen wichtigen
Aspekt unserer kulturellen Identität. Um dem entgegen zu wirken, haben sich der Pianist Lars Vogt und seine Musikerfreunde
zu einem Künstler-Netzwerk zusammen gefunden und besuchen
im Rahmen des Projekts RHAPSODY IN SCHOOL Kinder und Jugendliche bundesweit und international in ihren Klassenräumen.
“Ich habe nie etwas Sinnvolleres gemacht.” Lars Vogt
www.rhapsody-in-school.de
VISION KINO
Zakhar Bron
Der Stargeiger ist sehr von Interlaken angetan
Seit Jahrzehnten unterrichtet er die junge
Geigenelite aus aller Welt. Nun hat Zakhar
Bron in Interlaken einen Standort für sein
Lebenswerk gefunden.
Mit einem Rezital und zwei Meisterkursen
hinterlegte Zakhar Bron, ehemaliger Schüler und Assistent des legendären Geigers
Igor Oistrakh, 2009 seine Visitenkarte in
Interlaken. Diese blieb nicht unbeachtet:
Nando von Allmen, Geschäftsführer der
Interlaken Classics, schätzte das Potenzial
des begnadeten Geigers und Pädagogen
aus Kasachstan sofort richtig ein und packte die sich bietende Chance beim Schopf.
«Zakhar Bron ist eine schier unerschöpfliche Quelle grossartiger Talente. Zudem
verfügt er über ein riesiges Netzwerk, welches er aus Zeitgründen alleine kaum zu
verwalten vermag,» sagt Nando von Allmen über den Meister, der seinerzeit das
Moskauer Konservatorium verliess und
ins abgelegene Nowosibirsk umzog, um
dort unter seinen Fittichen heutige Stars
wie Maxim Vengerov oder David Garrett
heranwachsen zu lassen. Die Freundschaft
wuchs, die Bedürfnisse des einen weckten
Visionen im anderen, und allmählich entstand in den kreativen Köpfen der beiden
Herren das Konzept einer Akademie rund
um den Namen Zakhar Bron.
Gedacht, getan: Am 17. Oktober 2013
wurde die Zakhar Bron Akademie eröffnet,
mit Nando von Allmen als Geschäftsführer. Unter ihrem Dach finden sich fünf
Sparten, die die Bedürfnisse der Jungtalente bestmöglich abdecken. So gibt es die
Meisterklasse Interlaken mit Zakhar Brons
besten Schülern, die von ihm selber und
seinen Assistenten unterrichtet werden.
Da ein Diplom auch in der Musikwelt unerlässlich ist, bietet die Akademie zudem
interessierten Talenten aus der Schweiz
und dem Ausland via der Kalaidos Fachhochschule ein Bachelor- und ein Masterstudium an. Nicht zu vergessen sind die
im Rahmen der Akademie stattfindenden
Meisterkurse, die Junior Academy, eine
Musikschule für normal begabte Kinder
ab fünf Jahren, die von Professor Brons
Assistenten unterrichtet werden, und das
Kammerorchester Zakhar Bron Chamber.
Ursina Humm Zürcher
www.zakharbronchamber.com
www.kalaidos-fh.ch
können. Diesen Gedanken habe ich aufgegriffen, alles Weitere ist daraus entstanden.
Sind Sie zufrieden mit dem Lauf der Dinge?
Sehr. Wir erreichen einen immer grösseren
Bekanntheitsgrad, Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren stehen bevor und das
Schweizer Fernsehen hat Interesse an einer Langzeitdokumentation geäussert. Das
kommt der Erfüllung eines Traumes gleich,
denn die mediale Vermarktung ist essenziell.
4 FRAGEN AN
Nando von Allmen
ist Geschäftsführer der Interlaken-Classics
Wie entstand die Idee zur Gründung einer
Akademie?
Im 2011 erzählte mir Herr Bron, dass er in
Kürze an den Hochschulen in Köln und Zürich pensioniert werde. Die Nachfrage von
jungen Talenten sei aber nach wie vor riesig und er bedaure, nicht weiterhin Bachelor- und Master-Studiengänge anbieten zu
Wo sehen Sie die Akademie in zehn Jahren?
Zunächst streben wir einen Ganzjahresbetrieb mit entsprechenden Ferienzeiten an.
Längerfristig wünsche ich mir, dass die Akademie in vielleicht 40 Jahren als Lebenswerk
Zakhar Brons in die Geschichte eingehen
darf. Unser grosses Vorbild dazu ist die Yehudi Menuhin School in London.
Wo gibt es noch dringend Bedarf?
Wir sind eine Privatschule. Bedarf gibt es
deshalb vor allem bei der Beschaffung finanzieller Mittel.
Interview: uhz
Zakhar Bron Festival Orchestra
Das erweiterte Zakhar Bron Chamber vereint aktuelle und ehemalige Schüler und
Schülerinnen Zakhar Brons sowie talentierte junge Musiker und Musikerinnen
anderer Instrumente aus den Hochschulen in Zürich, Köln und Madrid zu einem
Streichorchester der Spitzenklasse.
Es dient den jungen Talenten als Plattform für erste Erfahrungen auf der Bühne, konzertiert aber auch mehrmals jährlich im In- und Ausland. Bereits erwiesen
Zakhar Brons «grosse Ehemalige» Daniel
Hope, Maxim Vengerov und Vadim Repin sowie weitere grossartige Musiker
wie Natalia Gutman (Cello) und Sabine
Meyer (Klarinette) dem Ensemble in Interlaken die Ehre. 2015 wird u.a. die berühmte Bratschistin Nobuko Imai am
Festival in Interlaken mit den Solisten
von morgen musizieren. Für weitere Infos:
classic.music.train
Am 2. Februar 2015 fährt das Zakhar Bron Chamber Orchestra nach
Berlin, wo am Abend ein Konzert in
der Berliner Philharmonie stattfin-
VISION KINO ist eine gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung
der Film- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen.
Sie wird unterstützt von
der Beauftragten der
Bundesregierung
für
Kultur und Medien, der
Filmförderungsanstalt,
der Stiftung Deutsche
Kinemathek, sowie der
»Kino macht Schule« GbR, bestehend aus dem Verband der Filmverleiher e.V., dem HDF Kino e.V., der Arbeitsgemeinschaft Kino
– Gilde deutscher Filmkunsttheater e.V. und dem Bundesverband
kommunale Filmarbeit e.V. Die Schirmherrschaft über VISION
KINO hat Bundespräsident Joachim Gauck übernommen. Ziel
und Aufgabe von VISION KINO ist es, als Teil der kulturellen Jugendbildung und im Rahmen einer übergreifenden Medienkompetenz insbesondere die Filmkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken und sie gleichzeitig für den Kulturort und
originären Rezeptionsort des Films, das Kino, zu sensibilisieren.
www.visionkino.de
TanzZeit – Zeit für Tanz in Schulen
Einmal in der Woche tanzen Jungen und Mädchen aus Berliner
Grundschulen unter Anleitung professioneller Tänzer: Sie gehören zu den Schulklassen, die am Projekt „TanzZeit - Zeit für Tanz
in Schulen“ teilnehmen. Durch den Unterricht im Rahmen vom
regulären Vormittagsunterricht erreicht TanzZeit Kinder aller
Schichten und Nationalitäten. TanzZeit
setzt sich dafür ein,
dass Tanzkunst - mit
hoher Qualität von
Tanzprofis vermittelt
– ein fester Bestandteil
vom regulären Schulunterricht wird.
Gerade in der heutigen
Zeit, in der Bewegungsmangel, schlechte Lernergebnisse und fehlende Motivation von Schülern beklagt werden, bietet das Medium Tanz vielfältige Möglichkeiten, diesem Trend entgegenzuwirken. Tanz fördert die Integration von Kindern unterschiedlicher
Herkunft, vermittelt Bewegungsvielfalt, Körperwahrnehmung
und -bewusstsein. Tanz stärkt außerdem das Selbstbewusstsein
und schafft damit die Voraussetzung für viele positive Lernprozesse. Auf diese Weise fördert Tanz auch das kognitive Lernen.
www.tanzzeit-schule.de
Junge Freunde Kunstmuseen
www.interlaken-classics.ch
det. Interessierte Musikfans können
das Orchester auf der Reise von
Interlaken nach Berlin begleiten
oder unterwegs zusteigen. Im Zug
werden Rezitale von Ensembles
und Referate zur Konzerteinführung
geboten. Weitere Informationen
können auf der Website
www.zakharbronchamber.com
abgerufen werden.
sind ein wachsender Zusammenschluss von jungen Freundeskreisen in ganz Deutschland. Das Ziel ist es, die bildende Kunst
als festen Bestandteil im Leben junger Menschen zu etablieren
und langfristig ein bundesweites Netzwerk von Kunst- und Museumsliebhabern zu begründen.
Das leidenschaftliche Engagement junger Freundeskreise soll das Interesse für eine
ideelle aber auch finanzielle
Unterstützung von Museen
und Museumsvereinen bei
jungen Menschen stärken.
Unser Motto lautet: Home is
© SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT.
where the art is.
www.bundesverband-der-foerdervereine.de
FACHMESSE
über 300 Aussteller auf 6.000 m2
27.INTERNATIONALE
KULTURBÖRSE
SEMINARE
FREIBURG
AUSSTELLUNGEN
26.– 29. Januar
SPECIALS 2015
LIVE-AUFTRITTE
über 200 Auftritte auf 4 Bühnen
das kostenlose Zusatzangebot
27.INTERNATIONALE
KULTURBÖRSE
FREIBURG
26.– 29. Januar 2015
Fachmesse für Bühnenproduktionen, Musik und Events
Trade Fair for Stage Productions, Music and Events
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