Das Warenhaus Manor in Zürich – Fassung 03.03.2014
Transcription
Das Warenhaus Manor in Zürich – Fassung 03.03.2014
Bewertung des Warenhauses Bahnhofstraße 75–79, Zürich (Manor) in seiner architektonischen und sozialräumlichen Bedeutung von Prof. Dr. Alarich Rooch Erstellt am 28.02.2014 Zu meiner Person: Ich bin Professor für Kunst- und Architekturgeschichte und habe einen meiner Schwerpunkte auf die Architektur und die sozialräumliche Bedeutung von Warenhäusern gelegt. Zur Auftragslage: In dieser Funktion wurde ich von der Manor AG ersucht, eine Stellungnahme zur Schutzwürdigkeit des Warenhauses Manor, Bahnhofstraße 75–79, Zürich, abzugeben. In einer persönlichen In-Augenscheinnahme und Begehung am 14.–16.02.2014 habe ich die Gegebenheiten vor Ort überprüft. Die vorgefundenen Situationen des Warenhauses Manor im Stadtraum wurden danach in ein komplexes Raumwahrnehmungsmodell überführt und in den Kontext sozialräumlicher und kulturräumlicher Dimensionen gestellt. 2 Inhaltsverzeichnis Das Warenhaus Manor in Zürich – ein Stadt-Raum-Zeichen 4 Das Warenhaus als Kult/ur-Raum 12 Die Geschäftsprinzipien der Warenhäuser 14 Exkurs I: Eine kleine Geschichte der Warenhausarchitektur – am Beispiel von Berlin I. 1. Wertheim in Berlin 18 I. 1.1. Offener Grundriss und freie Räume 24 I. 2. Weiterentwicklungen – das KaDeWe 26 Ein Zwischenresümee: Das Warenhaus als Signifikant der Konsumgesellschaft 28 Das Warenhaus Manor als Signifikant für die Konsum-Kultur der Stadt Zürich 32 Exkurs II: Das Warenhaus »Galeria Kaufhof« in Düsseldorf – Ein ganz kurzer Zwischenaspekt 35 Das Warenhaus Manor in der Stadt Zürich heutzutage 36 Exkurs III: Kortum Bochum – Und die Geschichte des Niedergangs einer Innenstadt 40 Fazit 45 Literaturverzeichnis 47 Abbildungsverzeichnis 49 Bildnachweise 51 3 Das Warenhaus Manor in Zürich – ein Stadt-Raum-Zeichen An Zürichs bekanntester Einkaufsmeile, der Bahnhofstraße, hat das Warenhaus Manor seine Adresse. Es besteht aus mehreren Gebäudeteilen, die im Laufe der Zeit zu einem Großkomplex zusammengefasst worden sind. Der ältere Bauteil, am südlichen Ende des Karrees Bahnhofstraße / Uraniastraße / Lintheschergasse gelegen, wurde 1910–12 von dem Architekturbüro Pfleghard & Häfeli für den Kaufmann Julius Brann erbaut. Mit seiner imposanten Pfeilerfassade knüpft es an die großen Vorbilder der Warenhausarchitektur an, wie man sie 1 Zürich, Bahnhofstraße, Lage des Warenhauses Manor in Paris und insbesondere in Berlin entwickelt hatte. 2 Warenhaus Brann, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße Architekten: Pfleghard & Häfeli, 1910-12 Ansicht nach 1912 4 Nach etwas mehr als 10 Jahren Geschäftstätigkeit waren Erweiterungsbauten nötig. Der Architekt Otto Pfleghard, dessen Büro bereits den ersten Bauteil geplant hatte, verlängerte 1926–27 die Fassade an der Bahnhofstraße um vier auf insgesamt nun sieben Fensterachsen und erhöhte den ersten Bauteil um ein Geschoss, wobei Dachabschluss des ersten Bauteils optisch als Gesimsband beibehalten wurde. 3 Warenhaus Brann, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße Erweiterungsbau durch den Architekten Otto Pfleghard 1926–27, Foto 1927 Ansicht nach 1912 5 4 Warenhaus Manor Zürich, Kreuzung Bahnhostr. / Uraniastr., von Südosten aus gesehen, Foto 2013 Die geschickte Aufnahme des Fassadenbilds des ersten Bauabschnitts mit ansprechender Aufstockung bescherte der Bahnhofstraße einen äußerst markanten städtebaulichen.“Eyecatcher“. Mit der Weiterführung des sog. „Messelschen Pfeilersystems“, welches bereits beim ersten Bauabschnitt direkt an die Tradition der großen Berliner Warenhäuser anknüpfte, setzte die damalige Warenhausmoderne auch in Zürich ein markantes Raumzeichen. Auch an der Lintheschergasse, die auf der Rückseite dieser Gebäudeansicht (Abb. 4) liegt, wurde dem gewachsenen Raumbedürfnis des Warenhauses entsprochen: dort wurde ein zusätzlicher Gebäuderiegel mit breiter Erschließungsfront erstellt, der von zwei Treppenhaustürmen flankiert ist. 6 5 Warenhaus Manor, Zürich, Kreuzung Uraniastr. (im Vordergrund) / Lintheschergasse (links abgehend) von Südwesten aus gesehen, Foto 2013 An der rechten hinteren Ecke des Warenhauses Manor liegt die Bahnhofstr. Zeigt sich die Eckengestaltung an der Kreuzung Bahnhofstraße / Uraniastraße etwas schroff und kantig, was der Straßenführung geschuldet ist, so löst die runde Führung der Fassade an der westlichen Ecke des Karrees (In der Abb. 4 an der linken hinteren Ecke des Manor-Gebäudes) eine schwierige Platzsituation in beispielhafter Weise. Der kleine Platz wird durch die Rundung als wichtiger Schau- und Verweilort in den raumstrukturierenden Einflussbereich des Warenhauses integriert. Durch das Verschmelzen und Verweben von Außenraum und Gebäude wird eine wahrnehmungsgebundene Einheit gebildet: Der Außenraum wird quasi in die Verkaufsräume des Warenhauses überführt. Das Warenhaus lädt die Passanten ein, sich den Warenangeboten zu nähern. Gefällig und einladend erscheint das Warenhaus – und dieser semipermeable Charakter ist eines der herausragenden Charakteristika von Warenhäusern: Wie sagte es Paul Göhre in seiner Schrift „Das Warenhaus“ 1907 in Bezug auf die Schaufenster am Kopfbau des Warenhauses Wertheim am Leipziger Platz in Berlin: „So ziehn sie an, ohne zu verführen. Jeder, der angeschaut hat, kann ohne Dank wieder weg von ihnen, aus der schützenden Halle heraus, von der rettenden Insel herab wieder in das Gewühl der Straße hinein. Auch die bronzeeingefaßten Türen, die von dieser Halle ins Haus führen, erwecken denselben Eindruck: sie wirken fast zu eng, zu biedrig, zu bescheiden. Auch sie ziehn und zwingen nicht ins Haus hinein. Vornehme Zurückhaltung also auch hier. Und eben diese Zurückhaltung ist höchste, raffinierteste Reklame."1 1 Göhre, Paul: Das Warenhaus; in: Die Gesellschaft. (Sammlung sozialpsychologischer Monographien, Bd. 12), hrsg. von Martin Buber, Frankfurt am Main 1907, S. 10 f. 7 Dieses Phänomen lässt sich ohne Probleme auf die heutige Platzsituation im Kreuzungsbereich Uraniastraße / Lintheschergasse übertragen. Daraus ergibt sich eine „Scharnierfunktion“ des Warenhauses Manor im städtebaulichen Kontext. Um sie zu belegen, muss der Blick nach Westen gerichtet werden. Zur Erinnerung sei hier noch einmal ein Stadtplan aufgerufen 2: 6 2 Situation rund um das Warenhaus Manor (ehemals Warenhaus Brann), Zürich, Bahnhofstr. 75–79, rot markiert. Bauten im Inventar oder unter Schutz in rot-braun / bordeaux. Dieser Plan entstammt dem von der Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege herausgegebenen und verfassten Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 6. In der Darlegung der architekturhistorischen Fakten stütze ich mich im Großen und Ganzen auf dieses Gutachten und auf das von Hans-Peter Bärtschi 2013 verfasste Dossier „Zürich, Warenhaus Bahnhofstr. 75–79. Eine kulturgeschichtliche, städtebauliche und architektonische Dokumentation“. Die in den beiden o.a. Begutachtungen aufgeführten Informationen wurden in mehreren Punkten präzisiert und mit Aussagen aus anderen Quellen erweitert. 8 Von Osten über die Uraniastraße auf das Warenhaus Manor zugehend, entwirft sich ein interessanter Aspekt: 7 Zürich, Geschäftshäuser Uraniastr. 14 und 16 Der kleine Vorplatz vor dem Warenhaus Manor erweist sich als eine optische Schnittstelle zwischen der „Jugendstilachse“3 der Uraniastraße und dem Warenhaus, indem dieses die Jugendstilsprache in Form der Rundungen und Pfeilerstellungen aufnimmt und diese aber zugleich auch in den nächsten Schritt der architekturalen Entwicklungen der modernen Großstadt weiterführt. Zu Recht hebt dies auch das Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), das vom Amt für Städtebau und Denkmalpflege der Stadt Zürich 2013 erstellt worden ist, hervor: „Die Gebäudeanlage bildet an der Kreuzung von Bahnhof- und Uraniastrasse einen markanten städtebaulichen Blickpunkt. Die Südfront des ehemaligen Warenhauses Brann ist ein wichtiger Teilbereich der so genannten Jugendstilachse, die vom Mosse-Haus am Limmatquai 94 über die Rudolf-Brun-Brücke, die Amtshäuser und die imposanten Geschäftshäuser entlang der Uraniastrasse bis zum Steinmühleplatz reicht. Während der östliche Teil des Ensembles von den 3 Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege (Hg. und Verf.): Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 7. 9 Gullschen Bauten geprägt wird, dominieren im westlichen Abschnitt bedeutende Bauwerke von Pfleghard & Haefeli: Das Geschäftshaus Werdmühle (1902, Bahnhofstrasse 70–72), das Warenhaus Brann (1911–12, Bahnhofstrasse 75), die Geschäftshäuser Bienenhof (1906), Hansahof (1906), Neuer Seidenhof (1903–04) an der Uraniastrasse 11, 15, 10 sowie zwei Geschäftsbauten (1902, 1904) an der Uraniastrasse 14, 16. [...] Der Gebäudekomplex zählt in Zürich Anfang des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Geschäfts- und Warenhaus-Ensembles. Das Warenhaus Brann gilt als ein Hauptwerk des von Pfleghard & Haefeli geschaffenen Oeuvres und veranschaulicht den Aufstieg Zürichs zur wichtigsten Wirtschaftsmetropole der Schweiz, der von der Moderne architektonisch begleitet wird.“4 Das Warenhaus Brann markiert mit seiner Erscheinung eine der wichtigen Übergangsphasen von der Stadt des 19. Jahrhunderts hin zur industriellen Großstadt der Massengüter, der Distribution der Massengüter und – in ihrer Wertehaftigkeit – hin zur Ausbildung der Identität des modernen Großstadtbewohners. Darauf werde ich später ausführlicher eingehen. Vorher möchte ich aber noch die weitere Baugeschichte des Warenhauses Brann beleuchten. Kann man den ersten und zweiten Bauabschnitt als Zeugen der Entwicklung der modernen Großstadt mit ihrer Massengüterkultur zum Beginn des 20. Jahrhunderts bezeichnen, so steht der nächste Bauabschnitt synonym für die fortgeschrittene industrielle Moderne. 8 4 Warenhaus Manor Zürich, Kreuzung Bahnhostr. / Uraniastr., von Südosten aus gesehen, Foto 2013 Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege (Hg. und Verf.): Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 17 f. 10 1930–31 wurden die im Norden an das Warenhaus Brann anschließenden Parzellen, Bahnhofstr. 77 und 79, sowie Lintheschergasse 8, mit einem Geschäftshauskomplex überbaut. Auf dem Grundstück Bahnhofstr. 77 entstand das sog. „Noerr-Haus“, welches von dem Architektenbüro Schürch & Merkli entworfen wurde und auf den Grundstücken Bahnhofstr 79 sowie sowie Lintheschergasse 8 das sog. „Naefen-Haus“ für das der Architekt Otto Honegger zeichnete. 9 Zürich, Bahnhofstr. 77: Geschäftshaus Noerr (3 Fensterachsen, an das Warenhaus Brann anschließend) und Bahnhofstr. 79: Geschäftshaus Naef (4 Fensterachsen), mit weiterer Front zur Usteristraße Ansicht von Nordosten, Foto Wolf-Bender 1932 (BAZ) Für den einheitlich gestalteten neuen Gebäudekomplex übernahmen die Architekten die Breite der Fensterachsen des Warenhauses Brann, das Attikagesims als horizontale Leitlinie und den Dachabschluss. In seiner strikten Rasterung wird zwar das vertikale Intervall wiederholt, aber durch die Betonung der Horizontalen der neue Bauausdruck der „maschinellen Moderne“ unterstrichen. Das Amt für Städtebau und Denkmalpflege der Stadt Zürich hebt die Synthese der beiden verschieden gestalteten Gebäudeteile positiv hervor und nennt sie ein »in städtebaulicher Hinsicht bedeutende[s] Grundkonzept«, mit dem »unter der Ägide des Stadtbaumeister[s] Hermann Herter« Zürich in den späten 11 1920er Jahren mit »hohen städtebaulichen Anforderungen [...] Neubauten entlang der Bahnhofstrasse« in das alte Stadtbild einfügte.5 1939 wurde die Warenhauskette „Julius Brann AG“, mit verschiedenen Filialen und mit ca. 2.000 Angestellten seinerzeit das größte Detailhandelsunternehmen in der Schweiz, von dem Unternehmer Oscar Weber übernommen, der die Brann-Warenhäuser seit 1941 unter dem Namen „Oscar Weber AG“ betrieb und die Warenhaustätigkeit auf die Liegenschaften Bahnhofstrasse 77 und 79 erweiterte. 1984 wurde der Warenhausbetrieb in Zürich von der Maus Frères SA weitergeführt, zunächst unter dem Namen Vilan. Heute firmiert das Warenhaus an der Bahnhofstraße 75–79 in Zürich unter dem Namen Manor. Die Manor AG gehört zur Maus Frères Gruppe, einer großen Detailhandelskette mit Sitz in Genf. Die städtebauliche Bedeutung des Warenhauses Brann – heute Manor – ist von dem Amt für Städteplanung der Stadt Zürich im Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), aus dem Jahr 2013 deutlich unterstrichen worden. Hierbei hebt das Amt für Städtebau fast ausschließlich auf die Architektursprache der Fassaden ab. In dem Kapitel »Typologische, baukünstlerische und architekturhistorische Bedeutung« (S. 18 f.) werden zwar auch Aspekte der Baustruktur, der offenen Geschossbauweise des Warenhauses Manor und seinen Treppenerschließungen angesprochen. In dem anschließenden Kapitel »Sozialgeschichtliche Bedeutung« (S. 24) finden sich nähere Informationen über die Mietpreisentwicklung an der Bahnhofstraße um 1900 und allgemein über die Bedeutung der Geschäftshäuser für die Citybildung. Doch bleiben diese Betrachtungen eher oberflächlich. Die Bedeutung des Warenhauses Manor in seiner Funktion im Stadtbild, also als Warenhaus wird nicht thematisiert. Für ein Warenhaus ist die Gestaltung seiner Fassade zwar ein wichtiges, auch konstitutives Element, aber: Was ein Warenhaus im sozio-kulturellen Raum der Stadt bedeutsam macht, ist viel mehr als nur die Fassade oder architektonische Elemente. Um diese Bedeutung zu beschreiben und zu analysieren, möchte ich im Folgenden die Entwicklung der Warenhäuser als Inszenierungsräume der Konsumkultur von der Jahrhundertwende bis 1930 vorstellen, also in dem zeitlichen Rahmen, in dem auch das Warenhaus Manor, damals als Warenhaus Brann, gegründet wurde. Das Warenhaus als Kult/ur-Raum Etwas mehr als 100 Jahre nach der Eröffnung der großen Warenhäuser wie z.B. Wertheim oder Tietz in Berlin, die mit ihren Konzepten und Gebäuden über Jahrzehnte richtungsweisend waren, ist eine Stadt ohne Warenhaus schlechterdings nicht mehr vorstellbar. Auch wenn ökonomische und strukturelle Veränderungen das Erscheinungsbild der Warenhäuser gewandelt haben, auch wenn Kaufhäuser heute vermehrt in Form von Einkaufszentren außerhalb der Städte angesiedelt werden – in den 5 Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege (Hg. und Verf.): Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 16 f. 12 knapp 30 Jahren von etwa 1875 bis um 1905/1907 wurden die Prinzipien entwickelt, die das Warenhaus zum Sinnbild der modernen Konsumgütergesellschaft werden ließen.6 Die Attraktivität von Urbanität bzw. von urbaner Lebensweise kann an der Qualität der Warenhäuser gemessen werden. Dabei zählt nicht nur die Verfügbarkeit von Waren, sondern auch ihre Präsentation, ihre sachliche Qualität und die Qualität ihrer Verkaufskommunikation. Wenn man unter Urbanität zugleich auch eine besondere Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsstruktur versteht – wie es der Begriff der »Urban Lifestyles« verdeutlicht –, so findet man im Warenhaus nicht nur den zentralen Umschlagplatz der industriellen Konsumgütergesellschaft, sondern es zeigt sich hier – geradezu wie in einem Fokus – ihre spezifische Kultur, ihre Konsum-Kultur. Das Warenhaus entwirft sich unter kultureller Perspektive als ein symbolisch extrem aufgeladener Inszenierungsraum der Waren- und Konsumgüterwelt. Die Anfänge des modernen Warenhauses liegen in London und in Paris, wo die neue, spezifische Warenhaus-Verkaufsstrategie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts seine ersten Aufführungen fand. Unter dem Motto »Alle Waren unter einem Dach« oder »Von der Nähnadel bis zum Elefanten« (so das Londoner Warenhaus Whiteley7) zeigten sich die damals üblichen Geschäftshäuser mit Ladenlokalen im Erd- und ersten Obergeschoss und darüber zumeist Miet-Wohnungen als flächenmäßig nicht 6 Zur Geschichte und kulturellen Bedeutung der Warenhäuser (exemplarisch): Behn, Helga: Die Architektur des deutschen Warenhauses von ihren Anfängen bis 1933, (Dissertation) Köln 1984; Briesen, Detlef: Warenhaus, Massenkonsum und Sozialmoral. Zur Geschichte der Konsumkritik im 20. Jahrhundert, Frankfurt/Main: Campus, 2001; Crossick, Geoffrey und Jaumain, Serge: The World of the Department Store. Distribution, Culture and Social Change, in: Cathedrals of Consumption. The European Department Store 1850–1939, hrsg. von G. Crossick und S. Jaumain, Aldershot: Ashgate, 1999, S. 1–45; Frei, Helmut: Tempel der Kauflust. Eine Geschichte der Warenhauskultur, Leipzig: Ed. Leipzig, 1997; Göhre, Paul: Das Warenhaus; in: Die Gesellschaft. (Sammlung sozialpsychologischer Monographien, Bd. 12), hrsg. von Martin Buber, Frankfurt am Main: Rütten & Loening, 1907; König, Gudrun: Konsumkultur. Inszenierte Warenwelt um 1900, Wien: Böhlau, 2009; Raum und Gefühl. Der Spatial Turn und die neue Emotionsforschung, hg. von Gertrud Lehnert, Bielefeld: transcript, 2011; Rooch, Alarich: Zwischen Museum und Warenhaus. Ästhetisierungsprozesse und sozialkommunikative Raumaneignungen des Bürgertums (1823–1920), Oberhausen: Athena, 2001; Schramm, Christian: Deutsche Warenhausbauten. Ursprung, Typologie und Entwicklungstendenzen, (Dissertation) Aachen, 1995; Sedlmaier, Alexander: From department store to shopping mall. Transnational history of large-scale retail, Berlin: Akademie Verlag, 2005; Spiekermann, Uwe: Basis der Konsumgesellschaft. Geschichte des modernen Kleinhandels in Deutschland 1850–1914, München: C.H. Beck, 1999; Whitaker, Jan: The Department Store: History, Design, Display, London: Thames & Hudson, 2011. Unter besonderer Berücksichtigung der Berliner Entwicklung jüngst und umfassend: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, darin: Rooch, Alarich: Wertheim, Tietz und das KaDeWe. Zur Architektursprache eines Kulturraums, S. 167– 197. 7 Schon Paul Göhre führt in seiner Untersuchung “Das Warenhaus“ (1907), S. 99 f. die beeindruckende Waren- und Leistungspalette von Whiteley an, um zu zeigen, dass der »Universal Provider« (so Whiteley in seiner Werbung) angetreten war, einen umfassenden Konsum- und Dienstleistungskosmos seiner Zeit »unter einem Dach« anzubieten: "Das wird deutlich, wenn man einmal überfliegt, was zum Beispiel Whiteley in London außer den üblichen, auch bei uns offerierten Waren anbietet: Haarschneiden und Frisieren, Hand- und Fußnagelpflege, Apotheke, Bankdepot, Lebens- und Eigentumsversicherung, Einkollektierung von Mieten, Verauktionierung aller Gegenstände, An- und Verkauf sowie Vermietung von Häusern und Grundstücken, Pferdepensionat, Vermietung von Equipagen und Ballsälen, Veranstaltung von Abendunterhaltungen, Dejeuners, Diners, Banketts, Dekoration von Privathäusern, Anlegung von elektrischen Leitungen, Gas- und Wasserinstallationen, Besorgung von Umzügen, Speicherung von Möbeln, Reinigen von Wohnungen, Wäsche, Teppichen, Gardinen, Übernahme von Beerdigungen und Einrichtung von Grabdenkmälern. Was will die liebe Seele mehr?" 13 ausreichend – auch wenn in den Anfangsjahren die Warenhausbetreiber die umliegenden Häuser anmieteten und mit Durchbrüchen für größere Verkaufsflächen sorgten. Zu der spezifischen Warenhausarchitektur werde ich gleich kommen, doch zuerst möchte ich die spezifischen Geschäftsprinzipien der Warenhäuser vorstellen, die bis heute die industrielle Warenkonsum-Kultur im Großen und Ganzen weiterhin prägen. Als Beispiel dient das "Au Bon Marché", welches von Aristide Boucicaut ab 1852 zu einem der führenden Warenhäuser in Paris aufgebaut wurde. Die Geschäftsprinzipien der Warenhäuser Wie viele der alten Warenhäuser war das "Au Bon Marché" ursprünglich ein Textilgeschäft. Als sich Aristide Boucicaut 1852 mit 50.000 Franc in das Geschäft einkaufte, hatte es nur etwa ein Dutzend Angestellte. In der Einzelhandelsbranche war es damals üblich, die Waren mit einer relativ hohen Gewinnspanne zu verkaufen, um so die durch einen langsamen Umsatz verursachten Kosten wie z.B. durch Lagerhaltung, Preisschwankungen etc. aufzufangen. In diesem Punkt setzte Aristide Boucicaut auf einen schnellen Umsatz der Waren bei günstigeren Preisen. Hierbei kalkulierte er eine nur geringe Marge ein, wobei das erwünschte Surplus sich durch einen schnellen Umschlag der Waren ergeben sollte. Diese Grundidee, die in ihrer Dynamik ganz der rapide sich aufschwingenden Massengüterindustrie entsprach, wurde mit einer Reihe flankierender Maßnahmen zum komplexen Konzept einer Verkaufsstrategie entwickelt. Und dies war auf eine neue Käuferschicht orientiert: Nämlich auf das enorme Potential der explosionsartig anwachsenden Großstädte mit ihren kaufkräftigen Mittelschichten. Mit der Strategie „hoher Umsatz mit niedrigeren Margen“ musste auch mit einer weiteren Detailhandelstradition im wahrsten Sinne des Wortes „abgerechnet“ werden: Es hatte sich im gerade im Einzelhandel das „Anschreiben“ ausgebildet, also eine Kreditnahme des Käufers, ohne allerdings dafür Zinsen zu leisten – bezahlt wurde später. Die Unwägbarkeiten dieser sehr unsicheren Kreditvergabe wurden seinerzeit von den Kaufleuten durch die von vornherein einkalkulierte hohe Marge versucht auszugleichen. Aristide Boucicaut setzte dem das Auspreisen der Waren mit festen Preisen entgegen, was zudem die bisherige Möglichkeit des Feilschens von vornherein unterband. Im „Au Bon Marché“ wurden nur noch Barzahlungen akzeptiert. Allerdings räumte das Warenhaus dafür ein generös gehandhabtes Umtauschrecht ein. Eine Praxis, die damals den Einzelhandel revolutionierte, und die bis heute ein tragendes Element unserer Konsumwelt ist. Der, entsprechend der sich entwickelnden Massengüterproduktion, auf einen großen Umsatz zielende Verkauf ermöglichte es Boucicaut, die Waren zudem aufgrund der großen Stückzahlen zu günstigeren Konditionen, häufig unter Ausschluss eines Zwischenhändlers direkt vom Produzenten zu beziehen. Die mit der industriellen Warenproduktion einhergehende, nötige Expansion fand auch im Waren- und Dienstleistungsangebot des „Au Bon Marché“ ihr Echo: In den 1870er Jahren bot Boucicaut in seinem "Bon Marché" neben den traditionellen Wäschewaren eine mannigfaltige Auswahl verschiedener Mö14 bel – vom einzelnen Stuhl bis zu kompletten Ess- und Schlafzimmern –, Orientteppiche und Einrichtungsgegenstände wie Besteck und ähnliches an. In schneller Folge wurde die Angebotspalette ausgeweitet, die alsbald auch Dienstleistungen diverser Art umfasste. 10 Boileau, Louis Auguste & Laplanche, Alexandre_Bon Marché, 22 Rue de Sevres, Paris, 1869-76, zeitgenössischer Druck Die versprochene Allverfügbarkeit der Waren, das „Paradies der Kauflust", bedurfte allerdings neben den produktionsmäßigen Voraussetzungen auch einer entsprechenden Verkaufsstruktur. Die Differenzierung der internen Warenhausstruktur entsprach dabei dem hohen Grad der Arbeitsteilung der industriellen Produktion. Die einzelnen Verkaufsabteilungen, spezialisiert in den jeweiligen Sortimentsbereichen, konnten sich auf ein differenziertes und aufeinander abgestimmtes Verteilungssystem stützen, das einen möglichst reibungslosen Durchlauf der Waren sicherte. Welchen Umfang diese Warendistribution bereits vor fast 120 Jahren erreichte, mag das Beispiel des „Au Bon Marché" verdeutlichen, das 1896 einen eigenen Fuhrpark mit 150 Pferden für 60–80 Fuhrwerke unterhielt und Waren sogar international versandte. 8 Und ein weiteres Element der Warendistribution, das heute einfach selbstverständlich ist, wurde hier geboren. Der Versandhandel wurde als ein wichtiger Teil der Warenhausverkaufsstrategie eingeführt: 1902 betrug der firmeneigene Versandhandel rund 18 Prozent des Bon-Marché-Umsatzes. Die Kundschaft konnte sich bei der Auswahl – neben der Präsenz der Waren im Bon-Marché – auch auf einen Katalog stützen, der je zum Sommer und zum Winter erschien. „1894 wurden allein vom Winterkatalog 1,5 Millionen Exemplare gedruckt. 740 000 für die französische Provinz und 260 000 für das Ausland.“9 Das Warenhaus Manor in Zürich pflegt diese Tradition in der heutigen Form weiter: In der Kundenservice-Abteilung können Kunden, die z.B. vorher beim Schlendern im Warenhaus etwas gesehen, ge- 8 9 Frei, Helmut: Tempel der Kauflust. Eine Geschichte der Warenhauskultur, Leipzig: Ed. Leipzig, 1997, S. 30. Frei, Helmut: Tempel der Kauflust. Eine Geschichte der Warenhauskultur, Leipzig: Ed. Leipzig, 1997, S. 30. 15 fühlt, gerochen und ausprobiert haben, dieses über den auch online anzusteuernden Versandhandel des Warenhauses gleich vor Ort bestellen. Die im Warenhaus allverfügbare Warenwelt benötigte eine umfassende Marketingstrategie, die das Kaufen zu einem besonderen Ereignis stilisierte. Das Schauen, Gehen, Schlendern, Anfassen, Fühlen und schließlich Kaufen – in einer dem jeweils vorherrschenden Geschmack angepassten Raumgestaltung – wurde für die Kunden zu einem spezifischen, modernen Habitus, ohne den unsere heutige Warenkultur nicht denkbar wäre. Die Werbung unterfütterte diesen Habitus mit immer neuen Angeboten und „Eyecatchern“. In der Verschmelzung der Bereiche der ästhetischen Hochkultur, der Kunst, des „High“, und der Warenästhetik, des „Low“, – das für sich eines der herausragenden Merkmale der Entwicklung der Moderne ist10– erhielt die Werbung eine Schlüsselrolle für die Ausbildung der Konsumkultur11. Wie diese Werbung als allumfassende Bildproduktion in der Bildenden Kunst aufgenommen wurde, soll ein Beispiel (von vielen) verdeutlichen: Pablo Picasso fertigte 1913 die legendäre Collage „Au Bon Marché“, in der er verschiedene Verpackungs- und Werbeausschnitte als Originalstücke einbaute. Die Warenwelt wurde künstlerisch – wie übrigens auf der anderen Seite die elaborierte Warenwelt sich breit mit Elementen der sog. Hochkultur in Szene setzte.12 10 11 12 Siehe hierzu umfassend: Rooch, Alarich: Zwischen Museum und Warenhaus. Ästhetisierungsprozesse und sozialkommunikative Raumaneignungen des Bürgertums (1823–1920), Oberhausen: Athena, 2001. S.: Zitzlsperger, Ulrike: Vornehme Reklame. Advertising Berlin Department Stores, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 139–151 (mit breitem Lit.-Verweis). Ausführlicher: Rooch, Alarich: Zwischen Museum und Warenhaus. Ästhetisierungsprozesse und sozialkommunikative Raumaneignungen des Bürgertums (1823–1920), Oberhausen: Athena, 2001. 16 11 Pablo Picasso: Au Bon Marché, 1913, Sammlung Ludwig, Köln 12 Samaritaine-Werbung aus Le Journal, 25.01.1913, S. 9 Die progressive moderne Kunst verschloss sich nicht vor den Ästhetisierungen der Warenwelt, sondern nahm diese als neues Kulturangebot in ihre Arbeiten auf. 17 Mit dem Warenhaus hatte die industrielle Warenwelt nicht nur ihren ökonomischen Umschlagplatz erhalten, der durch die ausgefeilten Verkaufsstrategien sich mehr und mehr zu einem Waren-KulturPhänomen entwickelte, sondern dieses Phänomen wurde – und zwar in ausdrücklich hohem Maße – durch die Architektursprache und die ästhetisierten Rauminszenierungen der Warenhäuser unterstrichen. Die Warenhäuser stellten ihren Angeboten nicht nur eine entsprechende Verkaufsfläche zur Verfügung, sondern es war – und ist – gerade diese spezifische Verbindung von Architektur und Raumgestaltung, die mit ausgefeilten Bewegungsanleitungen, Raum-Gefühl-Elementen und einer weitreichenden Ästhetisierung der Wahrnehmung das herausbildet, was als Konsum-Kultur zum Ankerpunkt unserer heutigen industriellen Warengesellschaft gehört. Dabei ist der Begriff der Ästhetisierung von mir eher in seiner ursprünglichen Bedeutung gefasst: es geht nicht um eine „Verhübschung“, sondern es geht um die Sinnenwahrnehmung: die Aisthesis (αιστηεσισ). Exkurs I: Eine kleine Geschichte der Warenhausarchitektur – am Beispiel von Berlin I. 1. Wertheim in Berlin Berlin entwickelte sich in den Dezennien um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu einem Laboratorium der Moderne. Kaum eine andere Stadt zeigt die Dynamiken und Vielschichtigkeiten der Transformationsprozesse von einer vormodernen Stadt hin zu einer Industriemetropole auf wie gerade diese Stadt, für die der Begriff »Metropolis« treffend ist. Neben vielen anderen Bereichen, in denen die Entwicklungen in dieser Stadt weitreichende Zukunftsperspektiven und deren Umsetzungen zeitigten, waren es gerade auch die Warenhäuser, die mit innovativen Architekturen und Konzepten neue Leitbilder hervorbrachten. In nur wenigen Jahren, von etwa 1896, also der Eröffnung des Warenhauses Wertheim an der Leipziger Straße in Berlin bis zur Eröffnung des Berliner Kaufhauses des Westens, des KaDeWe, im Jahr 1907, wurden die Weichen für die Entwicklung dieser Bauaufgabe gestellt, die bis heute ihre Auswirkungen zeigen.13 Neben den neuen Geschäftsprinzipien, die ich oben schon vorgestellt habe und die den Einzelhandel grundsätzlich revolutionierten, war es insbesondere die bauliche Gestalt der Warenhäuser, die bald auch in den Zentren der anderen großen Städte unübersehbare Marksteine setzten. An den Bespielen von Wertheim und vom KaDeWe möchte ich die Grundzüge dieser neuen Architektur aufzeigen, in 13 Ausführlicher: Rooch, Alarich: Zwischen Museum und Warenhaus. Ästhetisierungsprozesse und sozialkommunikative Raumaneignungen des Bürgertums (1823–1920), Oberhausen: Athena, 2001, S. 133 ff. sowie Rooch, Alarich: Wertheim, Tietz und das KaDeWe. Zur Architektursprache eines Kulturraums, in: WeissSussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 167–197. 18 deren Räumen das Kaufen zu einem identitätsstiftenden Ereignis stilisiert worden ist, in denen sich die Kunden und insbesondere die Kundinnen in ein »Paradies der Waren«, »au bonheur des dames«,14 versetzt fühlten und in denen eine spezifische Konsumkultur, die Konsumkultur der modernen Großstadt ihren Ausgangs- und Aufführungsort fand. Die in den 1880ern und Anfang 1890er Jahren gebauten Warenhäuser sahen in Deutschland im Großen und Ganzen mehr oder weniger wie Wohnhäuser aus, in deren unteren Etagen Ladenlokale mit Schaufenstern eingerichtet waren. Ob die oberen Stockwerke nun Wohn- oder Verkaufszwecken dienten, war an der Fassade nicht unbedingt auf Anhieb ersichtlich. Als nach der erfolgreichen Eröffnung mehrerer Filialen in Berlin (ab 1885) sich für die Gebrüder Wertheim die Notwendigkeit zeigte, ein neues, großes Geschäftshaus zu errichten, wandten sie sich 1893 an den Architekten Alfred Messel und beauftragten ihn mit der Planung für ein Gebäude, welches ausschließlich Verkaufs- und Geschäftsräume beherbergen sollte. 13 14 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Oranienstr. 52–54, 1893–94, Aufnahme nach 1900 Émile Zolas Roman "Au bonheur des dames", mit deutschem Titel "Paradies der Damen", erschien 1882/83. Zolas detailgenaue Beschreibungen der Warenhauswelt – von der Architektur über die Inszenierung der zum Verkauf stehenden Güter bis hin zu den ökonomisch-funktionalen Strukturen sowie den psychisch-sozialen Verhaltensdispositionen bei Kundinnen und Kunden, bei Verkäuferinnen und Verkäufern – sind literarisch derart bestrickend und von einer derart hohen Authentizität, dass sie mit langen und längeren Passagen im Warenhausdiskurs immer wieder zitiert werden. 19 Dieses erste „Warenhaus“ Wertheim – denn von nun nannten die Gebr. Wertheim ihre Geschäftshäuser „Warenhaus“ – zeigte sich als ein wuchtiger Bau, der mit Formen, die der Renaissance und dem Barock entlehnt waren, Gravidität und Gediegenheit vermittelte. Um der gesteigerten Nachfrage nachzukommen, beauftragte Wertheim nur drei Jahre später, 1896, wiederum den Architekten Alfred Messel mit der Planung eines Neubaus, und zwar an der Leipziger Str. 132/133 in Berlin. Was Alfred Messel hier präsentierte, war eine grandiose Erneuerung für die Bauaufgabe „Warenhaus“: 14 Alfred Messel:, Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97 Im November 1897 wurde die neue Filiale pompös eröffnet. Die Presse lobte das Gebäude überschwänglich. Henri van de Velde, der gerade mit einer erfolgreichen Ausstellung seiner Jugendstilmöbel in Dresden auf sich aufmerksam gemacht hatte, schrieb enthusiastisch: „Die Fassade des Warenhauses Wertheim ist die treffendste Kundgebung dessen, was der moderne Stil den logischen Folgen eines vernünftigen Urteilens entlehnt. [...] Ich kenne nur wenig Ergreifenderes, als den Anblick der hohen Pfeiler der Leipziger Straße, welche ohne Anstrengung emporsteigen, um eine Last zu tragen, die ihnen so leicht und schön wie möglich ausgesonnen zu sein scheint.”15 15 Henry van de Velde, Die verstandesmäßigen und folgerechten Konstruktions-Prinzipien, in: Innendekoration, 13 (1902), S. 102–104, hier S. 102, zit. nach: Robert Habel, „Das Warenhaus Wertheim – eine Inkunabel der Moderne“, in: Alfred Messel, 1853–1909. Visionär der Großstadt, Ausstellungskatalog Berlin 04.11.2009– 07.02.2010, Kulturforum am Potsdamer Platz, hrsg. v. Elke Blauert, Robert Habel und Hans-Dieter Nägelke in Zusammenarbeit mit Christiane Schmidt, München: Minerva, 2009, S. 57–64, hier S. 60. 20 Als Messelscher Pfeilertypus ist diese neue Gestaltungsform in vielen Fachpublikationen beschrieben worden, mit der der Architekt eine Alternative zu der bis dahin üblichen horizontal ausgerichteten Fassadengliederung vorstellte. Die Wirkung war für die damalige Zeit aufsehenerregend. Die weiten Fensterflächen, die des Nachts mit ihrem Licht den Innenraum nach außen in den Straßenraum erweiterten und die damit die Grenze zwischen außen und innen quasi auflösten, waren eine Sensation. 15 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97, zeitgenössische Postkarte Die Gestaltung einer gesamten Fassade als – im Endeffekt – ein Groß-Schaufenster, welches durch das feine Pfeilersystem eingerahmt und nach oben zum Dach mit durchdachter Führung leicht aufgefangen wird, kann man als eine sprechende Architektur bezeichnen: Der Außenaspekt verweist auf die innere Funktion, nämlich auf die Ausstellung von Waren aller Art – und deren Zweck: den Zweck des Verkaufs. Für den Kunden – besser: Für die Kundinnen, denn vor allem sie waren angesprochen, zeigt sich dieser spezielle Licht-Raum als eine besondere Sphäre, in die man elegant eintauchen konnte. Die eben angesprochene Verschränkung von Außen- und Innenraum beim Warenhausgebäude von Wertheim an der Leipzigerstr. 132/133 findet sich architektonisch durchdacht weitergeführt. Die eleganten Korbbögen, die die Pfeilerstellung des Eingangsrisalits überspannen, wurden von Alfred Messel auch als Motiv für den Lichthof eingesetzt. 21 16 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97, sog. alter Lichthof Für die Wahrnehmung des Raumes ergibt sich so ein Sowohl-als-auch, ein Dazwischen: Man befindet sich in einem besonderen Innenraum, der fast wie ein Außenraum wirkt, obwohl er gleichzeitig vom hektischen Außenraum der Leipziger Straße abgetrennt ist. Die Abbildung zeigt augenfällig, wie dieses spezielle Raumangebot genutzt wurde: Der Lichthof präsentiert sich als „Marktplatz“ der von den oberen Etagen wie von den Emporen eines Theaters herab, als Inszenierung der Konsumkultur erfahren werden kann. Die Offenheit zu den an den Lichthof angrenzenden Verkaufsabteilungen schafft Raumerschließungsachsen, die, visuell wahrgenommen, sodann ergangen werden. Die einzelnen Abteilungen, in die man gelangt, werden wiederum mit Sichtachsen zu anderen Kompartiments weitervermittelt. Zwischen offen und abgeschlossen, zwischen Gehen und Verweilen, zwischen Schauen und Anfassen, Begehren und Kaufen ergibt sich ein komplexes Gefüge, welches auf das Ziel „Wohlempfinden“ ausgelegt ist. Das ist das Ziel der Verkaufsabsicht. Und das Ziel der Käufer ist der „Thrill“ der Allverfügbarkeit der Waren – und zwar Waren im Übermaß in den verschiedensten Abteilungen – und das alles unter einem Dach. Schauen und vielleicht Kaufen – in jedem Fall aber Eintauchen in den Warenkosmos – »au bonheur des dames«. Aufgrund des Erfolges des Warenhauses Wertheim musste schon bald expandiert werden. In den Jahren 1900–02 wurde das Gebäude um einen Erweiterungsbau an der Voßstraße ergänzt. 1902–04 folgte dann eine nochmalige Erweiterung entlang der Leipzigerstraße bis zum Leipziger Platz. 22 17 Postkarte: Warenhaus Wertheim in Berlin, Ansicht vom Leipziger Platz aus, nach 1904. Am oberen und unteren Kartenrand Abbildungen der Ausschmückungen von Franz Naager im sog. „Neuen“ oder „Großen Lichthof“, 1902–04 Eines der Erfolgsrezepte für Wertheim war es, dass hier ein System von Raumereignissen präsentiert worden ist, welches zu einem allgemeinen Wohlgefühl der Käuferschaft ausgelegt war. Neben den direkt und unmittelbar dem Verkauf dienenden Räumen waren im Warenhaus Wertheim eine Reihe von Räumen eingerichtet, die der Zerstreuung und der Muße dienen sollten. Das Warenhaus wurde zum Ausflugsziel: Neben einer Theaterkasse, einem Leseraum, zwei Schreibstuben, einer Verkaufsstelle für Postwertzeichen, Postkästen und weiteren Einrichtungen wurde eine breite Angebotspalette von Dienstleistungen in speziellen Räumen und Abteilungen offeriert. Die Präsentation der Waren im Raumgefühl eines elaborierten Geschmacks veredelte die Waren und zugleich auch den Kunden, der sich so als Teil einer spezifischen, ebenso elaborierten Warenkultur fühlen konnte16. Ein Prinzip, welches übrigens bis heute funktioniert und angewandt wird. Mit dem Warenhaus Wertheim an der Leipziger Straße in Berlin hat Alfred Messel einen richtungsweisenden Typus Warenhaus entworfen, der in der Nachfolge ein ums andere Mal aufgenommen worden ist. Messel kreierte Räume, die den Besucher in besondere Gefühlslagen versetzten. Er unterfütterte diese Anmutungsqualität mit vielfachen Verweisen sowohl aus der Hochkultur wie auch aus dem Repertoire funktionaler Raumentwürfe. Dieses hatte insbesondere eines zum Ziel: Den Besucher in eine paradiesische Welt zu versetzen, die er gleichsam auch greifen – und insbesondere kaufen – konnte. 16 Ausführlich zum Funktionszusammenhang von Architektur, Kunst, ästhetischer Wahrnehmung und sozialer Praxis: Rooch, Zwischen Museum und Warenhaus, passim. 23 Seine Warenhausräume möchte ich als Transzendenzräume einer spezifischen Art bezeichnen. Sie versetzen die banalen Waren in eine Sphäre der Genusskultur und ermöglichen es dem Besucher, sich als Träger dieser Kultur zu fühlen. Das Kaufen – und hier ist das Sehen und das Sich-Bewegen im Warenhaus als Teil der kulturellen Praxis – wird so selbst zum Genuss, der im Kaufakt seine Befriedigung findet. Der „Messelsche Pfeilertypus“, so wie er häufig in der Architekturgeschichte genannt wird, erwies sich für die Warenhausarchitektur als ausgesprochen wirksam. Dabei wird mit diesem Begriff – so sei kritisch angemerkt – das Gesamt-Raum-Konzept eines Warenhauses auf seine Fassade hin reduziert. Das ist verkürzend, denn obwohl die Fassade von konstituierender Bedeutung für die Ansprache eines Warenhauses im Stadtbild ist, so sind Außen- und Innenwirkung eines Warenhauses aufeinander bezogen zu sehen. Eine Trennung der Sphären von Außen und Innen, von funktioneller und symbolischer Raumorganisation, von visueller und haptischer Wahrnehmung, von Geruch, Geschmack und dem Bewegen in den Räumen würde dem Gesamtkonzept der Konsumkultur nicht gerecht werden. I. 1.1 Offener Grundriss und freie Räume Bei den richtungsweisenden Warenhausarchitekturen seit den 1880er Jahren – wie z.B. bei dem Warenhaus Grands Magasins du Printemps, welches vom Architekten Paul Sédille in Paris am Boulevard Haussmann 1882–89 gebaut worden ist oder beim Wertheim-Bau an der Leipziger Straße in Berlin (1896–1904) – zeigt sich das Prinzip des sog. „offenen Grundrisses“ (mit großen Treppenführungen und Lichthöfen) als funktionstragend und sinngebend. »Funktion« in dem hier verstandenen Sinn bezieht sich nicht so sehr auf die baufunktionalen Prinzipien, sondern vielmehr auf die Verkaufsprinzipien eines Warenhauses. 18 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Paris, Boulevard Haussmann, 1882-89, zeitgenössischer Stich 19 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Innenansicht 24 20 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Paris, Boulevard Haussmann, ab 1865, Grundriss 21 Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Straße / Leipziger Platz, 1896–1904, Grundriss Erdgeschoss 25 Bei einem solchen Grundrissprinzip werden die Lasten der einzelnen Geschosse auf Stützen verteilt, wodurch sich prinzipiell tragende Wände vermeiden lassen. Hierdurch wird eine freie Unterteilung der Geschosse ermöglicht. Bei den Warenhäusern konnten so, je nach Wunsch, die einzelnen Abteilungen innerhalb der Geschosse variiert werden. Für das Raumgefühl der Kunden bot dies weite Möglichkeiten: Man konnte sowohl freie Sichtachsen von der einen Abteilung zur anderen schaffen wie auch „privatere“ oder „intimere“ Kompartiments einrichten. In den Konzepten der beiden hier als Beispiel vorgestellten Warenhäuser waren die freien Räume der Lichthöfe und die Treppenführungen von konstituierender Bedeutung, denn sie ermöglichten ein „weites Raum- und Bewegungsgefühl“ für die Kunden, die sich mithin als „Herrscher über gerade diesen Raum“ fühlen konnten. Das Gefühl der Erhabenheit des Käufers bzw. das Wohlfühlen beim Kaufen ist eine der Schlüsselemotionen für einen erfolgreichen Verkauf. Es sind nicht nur gut ausgebildete Verkäufer, die dies gewährleisten, sondern in nicht unerheblichem Maße wird dies durch die Architektur und Gestaltung des Raumes bedingt. I. 2. Weiterentwicklungen – das KaDeWe Mit der Eröffnung des Kaufhaus des Westens (KaDeWe)17 im Jahr 1907 wurde ein neues Kapitel der Warenhausgeschichte aufgeschlagen. Als in dem schnellen Wachstum Berlins der Westen der Stadt sich als ein bevorzugter Ort eines aufstiegsorientierten und konsumfreudigen oberen Mittelstandes herauskristallisierte, initiierte der Berliner Kaufmann Adolf Jandorf den Bau eines genau auf diese Zielgruppe ausgerichteten Warenhauses am Wittenbergplatz, dem Verkehrsknotenpunkt des aufstrebenden Stadtteils. Die Ansprache des Publikums durch die Architektur und die Konzeption des KaDeWe sollten sich deutlich von den anderen Warenhäusern abheben. Adolf Jandorf stellte sich etwas „mehr Gediegenes“, etwas „mehr Stattliches“ für sein Warenhaus vor und er suchte und fand den Architekten Emil Schaudt für die Umsetzung seiner Vorstellungen. Emil Schaudt hatte kurz zuvor sich mit dem monströsen, über 34 Meter hohen Bismarck-Denkmal in Hamburg (1901–06) einen Namen für monumentale Gestaltung gemacht. Und so erscheint auch das KaDeWe: Eine steinerne Masse aus Muschelkalkstein gebietet Achtung. Eine wilhelminische Stattlichkeit greift Raum. 17 Mit der Namensgebung "Kaufhaus des Westens" reagiert die Betreibergesellschaft (eine GmbH, bei der der Initiator Adolf Jandorf als ein Gesellschafter im Hintergrund blieb) auf das Preußische Warenhaussteuergesetz vom 18.07.1900, nach dem Warenhäuser mit einer Sondersteuer belegt waren. Warenhäuser waren nach diesem Gesetz diejenigen Handelshäuser, welche bestimmte, im Paragraph 6 dieses Gesetzes aufgeführte Warengruppen anboten und eine bestimmte Umsatzhöhe erreichten. Nach dieser Definition wurde das Warenhaus als ein Betriebstyp des Einzelhandels angesehen, welcher Waren aus nicht zusammenhängenden Branchen führte. Dem gegenüber wurden diejenigen Gemischtwarengeschäfte, die den Gesetzesdefinitionen nicht entsprachen, als Kaufhäuser bezeichnet. 26 22 Emil Schaudt: Kaufhaus des Westens (KaDeWe), Berlin, Wittenbergplatz / Tauentzienstraße, 1907 Emil Schaudt wandte sich von den bisherigen Warenhaus-Konzepten ab und griff stattdessen wieder auf den traditionellen Geschossbau zurück, bei dem eine Etage über die andere geschichtet ist und dieses sich auch an den Fassaden deutlich ablesen lässt. Bis auf den Eingangsbereich, dem die Höhe von zwei Geschossen zugewiesen wurde, waren die Verkaufsräume geschossgebunden. Auf einen Lichthof, der einen Verlust an Verkaufsfläche bedeutete, wurde ebenso verzichtet wie auf die für Wertheim charakteristischen Sonder-Räume, die nicht dem direkten Verkauf dienten, wie z.B. die Bibliothek oder der Wintergarten. Schaudt schichtete beim KaDeWe ein „Basargeschoss"18 über das andere und erreichte so eine optimale Ausnutzung der Grundfläche als Verkaufsfläche. In den einzelnen Etagen wurden die Abteilungen deutlicher von einander abgegrenzt, was vom Publikum sehr positiv aufgenommen wurde. Die Wochenzeitschrift »Der Roland von Berlin« schrieb anlässlich der Eröffnung des KaDeWe, dass jede einzelne Abteilung sich nun „gewissermaßen als ein intimes Spezialgeschäft" darstelle, und man „daher bei einer längeren Reihe von Einkäufen nicht so schnell nervös überanstrengt (werde) wie in Riesenhäusern".19 Das Kaufereignis war neu orientiert: Anstelle des Raumerlebnisses eines Warenparadieses in der Form eines durch ästhetische Überformung geweihten Raumes, der in den Lichthöfen seinen Kulminationspunkt fand, war nun das Erlebnis des noblen und angenehmen Kaufens im Ambiente einzeln sich präsentierender „Fachgeschäfte“ getreten. 18 19 Posener, Julius: Berlin auf dem Weg zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II., München/New York: Prestel, 1995 (1979), S. 480. Napsilber, M: Das Kaufhaus des Westens, in: "Der Roland von Berlin - eine Wochenschrift für das berliner Leben", vom 28.03.1907, Berlin, S. 446, zit. nach Frei, Helmut: Tempel der Kauflust. Eine Geschichte der Warenhauskultur, Leipzig: Ed. Leipzig, 1997, S. 114. 27 Mit den hier vorgestellten Typen der Warenhäuser, zum einen die Warenhäuser mit den Lichthöfen und Raumverschränkungen und zum anderen die Basargeschoss-Häuser mit dem als intimer empfundenen Charakter von „spezialisierten Einzelgeschäften”, wurden in den wenigen Jahren um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die hauptsächlichen Typen entwickelt, die bis heute – auch mit verschiedenen Überschneidungen und Derivaten – signifikant sind für das Warenhaus als Kulturraum, als Signifikanten der Konsumgesellschaft. Ein Zwischenresümee: Das Warenhaus als Signifikant der Konsumgesellschaft Mit den Gründungen der großen Warenhäuser um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erfuhren die modernen Großstädte eine neue Dimension der Warendistribution. Die Warenhäuser wurden zu herausragenden Absatzmärkten für die Massenproduktion, denn obwohl sie um 1900 in Deutschland weniger als 0,35 % und 1927 nur ca. 5,5 % des Gesamtvolumens des Detailhandels erwirtschafteten, und somit – gesamtökonomisch gesehen – eigentlich eher ein Nischendasein fristeten, waren sie mit bestimmend für die Ausbildung eines spezifischen urbanen Lebensstils.20 Die Präsentation der Waren, das Schauen und Kaufen in den Warenhäusern wurde als ein, die Sinne umfassendes Ereignis stilisiert. Der Warenkosmos, der sich unter dem Slogan »alles unter einem Dach«, den Kunden entwarf, versprach nicht nur die Befriedigung der notwendigen Alltagsbedürfnisse, sondern die Gesamtinszenierung reichte tiefer: Die Konsumwaren wurden als distinguierende Kulturgüter angeboten, die Wünsche und Träume erfüllen können.21 An diesem Lebensstil teilzuhaben bedurfte es nicht unbedingt des Kaufens (obwohl dies das vorderste Ziel der Warenhausbetreiber war), sondern eher einer besonderen Form urbaner Muße: „Inzwischen haben es die Warenhäuser sich angelegen sein lassen, immer mehr zur Bequemlichkeit ihrer Kunden zu thun, Wertheim hat in Berlin bereits eine Art Ausschank innerhalb seines Etablissements errichtet, wo man gegen Entgelt Bier, Kaffee, Chocolade, Gebäck etc. erhält. Wenn man heute in einer Familie hört: Wie gehen zu Wertheim, so heisst das nicht in erster Linie, wir brauchen irgendetwas besonders notwendig für unsere Wirtschaft, sondern man spricht wie von einem Ausfluge, den man etwa nach irgend einem schönen Ort der Umgegend macht. Man wählt sich dazu einen Nachmittag, an dem man möglichst viel Zeit hat, verabredet sich womöglich noch mit Bekannten. [...] [U]nd wenn man auf die Uhr sieht, dass es höchste Zeit ist heimzukehren, so macht man oft wohl gleichzeitig die Wahrnehmung, dass man anstatt der Crawattenschleifen, die man anfänglich kaufen wollte, mit einem ganzen Bündel der verschiedenartigsten Sachen beladen ist.“ schrieb Gustav Stresemann bereits 1900. 22 20 21 22 Vgl. u.a. Briesen, Detlef: Warenhaus, Massenkonsum und Sozialmoral. Zur Geschichte der Konsumkritik im 20. Jahrhundert, Frankfurt/Main: Campus, 2001; Spiekermann, Uwe: Basis der Konsumgesellschaft. Geschichte des modernen Kleinhandels in Deutschland 1850–1914, München: C.H. Beck, 1999. Vgl. König, Gudrun: Konsumkultur. Inszenierte Warenwelt um 1900, Wien: Böhlau, 2009; Lehnert, Gertrud: Paradies der Sinne. Das Warenhaus als sinnliches Ereignis, in: IMAGE 8 (Ausgabe September 2008). Stresemann, Gustav: Die Warenhäuser. Ihre Entstehung, Entwicklung und volkswirtschaftliche Bedeutung, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Nr. 56 (1900), S. 713 f. 28 Mit dem Auftreten der Warenhäuser erhielt das Bild der Stadt im industriellen Urbanisierungsprozess eine signifikant neue Gestaltung, die bis in die heutige Zeit Wirkung zeigt. In der sozialen Dimension erscheinen sie auf den ersten Blick als ein Mischort der Habituslagen, da eigentlich jedermann zu ihnen freien Zutritt hat und in ihnen einkaufen kann. So gesehen beanspruchen sie für sich die Qualität einer Warendemokratie, bei der im Kauf der Waren Gleichberechtigung herrscht. Indes bilden sich hier zugleich auch die feinen Unterschiede heraus, indem die Warenhäuser sozialstratigrafisch bestimmte Käufergruppen ansprechen bzw. anziehen. Schon in den Anfangsphasen der großen Warenhäuser ist es der zeitgenössischen Beschreibung aufgefallen, dass bestimmte Warenhäuser spezifischen sozialen Schichten zugeordnet werden können. So schreibt Paul Göhre 1907: „Wertheim ist das Warenhaus der so genannten guten Gesellschaft (um den greulichen Ausdruck, der aber am besten verstanden wird, ausnahmsweise zu gebrauchen) [...]", während „Tietz [am Alexanderplatz, A.R.] dasjenige des 'guten', behaglichen Mittelstandes" ist.23 Der Kaufmann Adolf Jandorf wollte mit seinem KaDeWe direkt die kapitalkräftigen, aufstrebenden oberen Mittelstandsangehörigen ansprechen, die rund um den Wittenbergplatz in Berlin ihre Domizile gefunden hatten. Die »feinen Unterschiede« (Pierre Bourdieu) in den sozialen Lagen und in der Aufführung der jeweils spezifischen Lebensstile führten frühzeitig in der Konsum-Kultur zu entsprechenden Verkehrsformen. Hier möchte ich noch einmal Gustav Stresemann aus seiner schon oben aufgeführten Untersuchung aus dem Jahr 1900 zu Wort kommen lassen: „Und zwar spüren die Frauen der verschiedensten Gesellschaftsklassen gleichmässig die Anziehungskraft, welche das Warenhaus gerade in dieser Hinsicht ausübt; die vornehmen Beamtenfrauen aus dem Berliner Westen oder aus Charlottenburg geben sich dem Trubel ebenso willig hin, wie die Handwerker- oder Arbeiterfrauen des Ostens und Nordens, die stets ihr sonst für Festtage aufgespartes 'gutes' Kleid anziehen, wenn sie zu Wertheim gehen."24 Durch die Differenzierung ihres Warenangebots und eine ausgefeilte Marketingstrategie schafften – und schaffen – es die Warenhausbetreiber, für die je verschiedenen sozio-ökonomischen und soziokulturellen Schichten adäquate Angebote zu präsentieren. Damit sprechen sie nicht nur die schichtenspezifischen Geschmacks- und Habituslagen an, sondern der Zielhorizont liegt weiter: In der Allverfügbarkeit der Waren kann man nämlich auch Produkte kaufen, die repräsentativ sind, die symbolisch zu einer höheren gesellschaftlichen Schicht gehören. Der Besitz signifikanter Markenprodukte ist distinguierend. Und in einem Warenhaus mit einer sehr ausgefeilten Verkaufsstrategie kann sich jeder Kunde als „König“ fühlen. Im urbanen Raum, im Raum der verschiedenen urbanen Lebensstile, haben die Warenhäuser »An- 23 24 Göhre, Paul: Das Warenhaus, Frankfurt a.M.: Rütten & Loening, 1907, S. 91. Stresemann, Gustav: Die Warenhäuser. Ihre Entstehung, Entwicklung und volkswirtschaftliche Bedeutung, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Nr. 56 (1900), S. 713 f. 29 kerqualitäten«. Sie sind Brennpunkte der sozio-ökonomischen und sozio-kulturellen Strukturierung. Seit ihrer Anfangszeit bestimmen sie durch ihre Attraktivität (oder negativ auch durch ihre Unattraktivität) den Wert ihres Ortes.25 Das bezieht sich auf die Preise der Waren und der Dienstleistungen wie auch auf die emotionalen Werte der Straßen und Quartiere, die sie belegen. Die Warenhäuser generieren einen besonderen Inszenierungs- und Wahrnehmungsraum innerhalb der Stadt. Sie sind verdichtete Orte der Konsumgüterkultur und markieren dies durch ihre Architektur-, Raum- und Gestaltungssprache in symbolisch elaborierter Weise. Sie sind Seismographen der industriellen Warenproduktion und des Käuferverhaltens. Sie zeigen nicht nur auf, sondern sie bestimmen vielmehr selbst durch ihre Inszenierungen die Bedürfnislagen und die Wunschträume der Kundschaft. Und ihr Versprechen geht über die Gewährleistung einer Materialität weit hinaus: Ihre Waren haben einen Mehr-Wert. Man kauft nicht nur ein Produkt, sondern in dem gesamten Akt des Kaufens (Aufsuchen eines Warenhauses, Hineingehen in die Verkaufsräume, Schlendern, Suchen, Sehen, Wahrnehmen, Fühlen, Sich-Betören-Lassen, Kaufen, Besitzen) wird vielschichtig eine besondere Sphäre angesprochen: Eine Sphäre eines emotionalen und transzendenten Mehr-Werts. Dieser Mehrwert ist es, der den Kaufanreiz über die Notwendigkeit der alltäglichen Bedürfnisse hinaus hebt. Dieser Mehrwert ist es, der z.B. in der Werbung angesprochen wird, wenn bestimmte Waren mit sozialen Habituslagen verbunden werden, die dem Käufer suggerieren, dass er mit dem Kauf dieses Produkts an eben diesem erstrebenswerten Lebensstil teilhaben kann – oder zumindest das Gefühl hat, dass dieses besagte Produkt „genau“ zu seinem Selbstbild, zu seiner Identität passt.26 In den Warenhäusern kann dies vielschichtig und subtil aufgeführt und ausgelebt werden. Die Warenhäuser sind Transzendenzräume für die Konsumkultur. Sie sind die Bühne für die Produkte, vermittels derer der Konsument nicht nur seinen Lebensbedarf deckt, sondern vermittels derer er sich – wie die Werbung suggeriert – aus der Masse herausheben kann. Und dies wird in den Marketingabteilungen der Warenhauskonzerne mit Akribie geplant und umgesetzt. Was dabei gegenüber einem spezialisierten Detailhandel der Erlebnisraum Warenhaus insbesondere vermittelt, ist das Gefühl eines Kauf-Genusses, eines Erfreuens an einem Schau-Ereignis in einem umfassenden Warenkosmos. In der urbanen Lebenspraxis bildeten die Warenhäuser sich zu den Zentren heraus, in denen der genussreiche Lebensstil einer modernen, konsumfreudigen, mittelständischen Stadtbevölkerung seine Initiation erfuhr. Und trotz der vielen Entwicklungsschritte der Konsumwelt – von der Verödung der 25 26 Vgl. Kasiske, Michael: Das Warenhaus und die Stadt. Die urbane Entwicklung kommerzieller Zentren, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 153-166. S. exemplarisch: Heubach, Friedrich: Produkte als Bedeutungsträger. Die heraldische Funktion von Waren. Psychologische Bemerkungen über den kommunikativen und imaginativen Gebrauchswert industrieller Produkte, in: Produktkulturen. Dynamik und Bedeutungswandel des Konsums, hrsg. von Reinhard Eisendle und Elfie Miklautz, Frankfurt/Main: Campus, 1992, pp. 177–98. 30 innerstädtischen Warenhäuser durch die Einkaufszentren und Shoppingmalls auf der „grünen Wiese“ vor den Städten, über die (teilweise sehr) mühsamen Revitalisierungsversuche, die Innenstädte wieder attraktiv zu machen bis hin zu dem Phänomen des „online-shoppings“, das mehr oder weniger virtuell abgehandelt wird, ist es weiterhin das Warenhaus, welches zu einem bestimmenden Maße die Attraktivität der Innenstädte ausmacht. Es geht um einen spezifischen urbanen Lebensstil, der rund um das Warenhaus (und in ihm) gelebt wird. Es ist gerade dieser Lebensstil, auf dessen Bedeutung schon Louis Wirth hinwies,27 der mehr von der Lebenswelt Stadt umfasst als ihre geographisch ausgewiesene Lokalität mit ihren statistisch aufzeigbaren Infrastrukturen. Urbanität als Lebensstil ist zugleich auch Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsstruktur, wobei Urbanität zum einen eine globale Weitläufigkeit zeigt, zum anderen aber auch neben spezifischen sozio-ökonomischen und geographischen Charakteristiken besondere politischkulturelle Lebensstile ausbildet. Urbanität als Lebensstil bezieht sich auf verschiedene Aspekte städtischen Lebens, welches nicht als ein homogenes, sondern als ein prinzipiell heterogenes in Erscheinung tritt. Je nach den sozioökonomischen und sozio-kulturellen Dispositionen des Individuums wird der urbane Lebensstil erlebt und ausgelebt. Und zugleich – in Wechselwirkung – ergeben sich durch die Äußerung der Lebensstile zugleich die verschiedenen Positionen, Wertvorstellungen und Differenzierungen, die unsere heutige Gesellschaft ausdrücken und fortschreiben. Der städtische Raum als Raum von urbanen Lebensstilen ist so ein Raum von gesellschaftlichen Positionen und Auseinandersetzungen – der architekturale Raum artikuliert sich als ein sozialer Raum. In ihm bildet sich ein äußerst vielschichtiges Netz von Beziehungen, das in mehreren Dimensionen die Sphären von Arbeit, Konsum, Wohnen, Rekreation, von Selbsterfahrung, Selbstgestaltung, Selbstentwurf und von Jetztzeiterfahrung, Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsperspektive umfasst. Er ist durchsetzt von komplexen Symbolsystemen, vermittels derer die Menschen ihre soziale Prozesse kommunikativ organisieren und regulieren. Und er ist erfüllt von im Endeffekt unüberschaubaren Interaktionen, mit denen die Individuen ihr Zusammenleben gestalten. Die Öffentlichkeit der Stadt ist der mediale Raum, der zwischen der Privatsphäre der Individuen und den interaktiven und kommunikativen Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens vermittelt. In dem komplexen Interdependenzgeflecht, welches die Individuen untereinander bilden, benötigen die Interaktionsfelder der Öffentlichkeit zum einen eine Struktur, in der die verschiedenen Individuen sich den in dieser Struktur als kollektiv anerkannten Verhaltensregeln unterwerfen können. Zum anderen müssen diese Strukturen darauf ausgelegt sein, dass sie den in ihnen lebenden Menschen das Lernen und Weiterentwickeln dieser Verhaltensregeln ermöglichen. Von den Anfängen der Warenhaus-Kultur möchte ich nun – basierend auf den diesbezüglich dargelegten Analysen – zu der aktuellen Situation des Warenhauses Manor in Zürich an der Bahnhofstraße kommen. 27 Wirth, Louis: Urbanität als Lebensform, (Urbanism as a Way of Life, 1938), in: Herlyn, Ulfert (Hg.): Stadt und Sozialstruktur, München 1974, S. 42-66. 31 Das Warenhaus Manor als Signifikant für die Konsum-Kultur der Stadt Zürich Als Julius Brann 1896 in Zürich sein erstes Warenhaus gründete, brachte er Erfahrungen als Geschäftsführer der Warenhauskette Knopf mit, die im süddeutschen und Schweizer Raum ihre Häuser betrieb. Deren Auftritt war bewusst provinziell gehalten; man bemühte sich, den regional verwurzelten Geschmack zu treffen.28 23 Warenhaus Knopf, Emmendingen, Anfang des 20. Jahrhunderts 24 Gottfried Julius Berninger & Gustave Henri Krafft: Warenhaus Knopf, Strassburg, 1898 Mit der Gründung seiner eigenen Warenhäuser ging Julius Brann schnell einen anderen Weg. Als er an der Bahnhofstraße in Zürich, wo er seit 1899 eine Niederlassung betrieb, um 1910 ein neues Gebäude plante, richtete er sich an dem modernen metropolen Erscheinungsbild aus wie es Alfred Messel in Berlin eingeführt hatte. Mit der Adaption des sog. „Messelschen Pfeilertypus“, setzten die Architekten Pfleghard & Haefeli in Zürich die Warenhaus-Moderne in Szene. 28 Mueller, John F.: ‘Eine Zierde jeder Stadt’. Placing Provincial Department Stores in German Historiography and on the High Street, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 241–255. 32 Der Schritt in die Moderne wird evident nachvollziehbar, wenn man die kurz vorher entworfenen Gebäude von Pfleghard & Haefeli zum Vergleich heranzieht, die in unmittelbarer Nähe zum Warenhaus Brann stehen. 25 26 Pfleghard & Häfeli: Haus zur Trülle, 1897, Zürich, Bahnhofstraße 27 Pfleghard & Häfeli: Warenhaus Brann, 1910-12, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße, Pfleghard & Häfeli: Hansahof, 1908, Zürich, Uraniastr. 33 Gegenüber den zwei Achsen des 19. Jahrhunderts, zum einen die elegante Bahnhofstraße mit ihren Gebäuden des Historismus und zum anderen der Uraniastraße, die als »Jugendstilachse«29 benannt wird, bezeichnet das Warenhaus Brann (heute: Manor) einen fundamentalen Schritt in die Moderne der Warengesellschaft. Und dieses nicht nur aufgrund seiner Fassadensprache, sondern insbesondere durch seine funktionale Qualität als Warenhaus. Das Bild, das Image des Warenhauses in seiner spezifisch-modernen Form erhielt so in Zürich seinen Platz, und dies an exponierter Stelle. Es ist nämlich gerade das Bild als Funktionskörper, welches das Warenhaus ausmacht. Dieses Bild, das zum integralen Bestandteil des kulturellen Gedächtnis der modernen Gesellschaft avancierte, bildet nicht nur einen Orientierungspunkt in der baulichen Struktur der Stadt, sondern lässt den besagten Ort als sozialen und kulturellen Raum Gestalt annehmen: Die seit über 100 Jahre bestehende Nutzungskontinuität eines Warenhauses an dieser Adresse fällt als Faktor zudem gravierend ins Gewicht: Fassade, Gebäude, Adresse und Nutzung als Warenhaus bilden eine sinngebende Einheit, die so von der Bevölkerung aufgenommen worden ist. 29 Abklärung der Schutzwürdigkeit, Bahnhofstr. 75–79 ff., ehemaliges Warenhaus Brann, Zürich-City, Gutachten zuhanden der Denkmalpflegekommission, Denkmalpflege 8.4.2013, hrsg. von der Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege, Zürich, März 2013, S. 7. 34 Exkurs II: Das Warenhaus »Galeria Kaufhof« in Düsseldorf – Ein ganz kurzer Zwischenaspekt Welche herausragende Bedeutung ein funktionierendes Warenhaus auch in einem sehr exklusiven städtischen Quartier hat, verdeutlicht das ehedem für Tietz in Düsseldorf gebaute Warenhaus an der Königsallee / Heinrich Heine Allee. Der prachtvolle Bau wurde von Joseph Maria Olbrich entworfen und 1907–09 erstellt. 28 Joseph Maria Olbrich: Warenhaus Tietz Düsseldorf, Königsallee / Heinrich Heine Allee, 1907–09, heute Galeria Kaufhof Am Kopf der Düsseldorfer Prachteinkaufstraße Königsallee gelegen, auf der die Premium-Geschäfte zu finden sind, ist dieses Warenhaus weiterhin eine ausgesprochen frequentierte Drehscheibe für das Shopping in der Rheinmetropole. Und dabei ist hervorzuheben, dass dieses Warenhaus ganz deutlich nicht das Premium-, sondern das mittlere Preissegment bedient. 35 Das Warenhaus Manor in der Stadt Zürich heutzutage Nach diesem ganz kurzen Zwischenaspekt möchte ich auf die heutige Situation des Warenhauses Manor, ehemals Brann, in Zürich zurückkommen. Von seinem äußeren Erscheinungsbild steht das Warenhaus Manor synonym für die Entwicklung der Konsumkultur der modernen Stadt des 20. Jahrhunderts. Mit der Adaption des Messelschen Pfeilertyps knüpft es an die Tradition der großen Warenhäuser an, wie sie in Berlin in Szene gesetzt worden ist. Die Expansion in den nördlichen Teil des Baublocks ab 1930/31 (Bahnhofstr. 77 und 79) führt dieses weiter, indem der Abstand des Pfeilersystems des älteren Gebäudeteils auch für den Neubau zum Grundraster für die Architektursprache der klassischen Moderne wird. Das Warenhaus Manor führt in seiner Binnenstrukturierung beide hauptsächlichen traditionellen Typen des Warenhauses zusammen: Das ursprüngliche Lichthofsystem wurde durch Umbauten zum Basargeschoßsystem weiterentwickelt. Das Manor präsentiert sich so geradezu als ein „Image“ für ein Warenhaus. Und dies nicht nur, weil es eine sprechende traditionsreiche Fassade hat, sondern weil es in seiner Funktion als Warenhaus über 100 Jahre in Zürich an diesem Ort existiert und zur Konsumkultur der Bürger gehört. Es ist zum konstituierenden Bestandteil des kulturellen Gedächtnis der Bewohner geworden: Das äußere Erscheinungsbild und seine Funktion sind unter dieser Perspektive nicht zu trennen – beide zusammen ergeben erst die Bedeutsamkeit des Warenhauses. Warenhäuser sind Anker- und Zielpunkte in der Struktur von Städten.30 Sie sind Magnete für die Ströme der Konsumenten – wie die Konsumenten ihrerseits die Lebendigkeit der Straßen im Umfeld der Warenhäuser bedingen. Es ist das soziale Leben, das hier die Attraktivität letztlich ausmacht. Es ist das Miteinander, das Sehen und Gesehen-Werden, das Shoppen, das Sich-Freuen über die Möglichkeit, in der lebendigen Stadt zu sein, die Befriedigung über einen schönen Einkauf, das Gefühl einer sozialen Kommunikation, was die Menschen zufrieden werden lässt. Die „soziale Kommunikation“ ist dabei äußerst vielschichtig. Man kommuniziert durch komplexe soziale Handlungen, bei denen die Erfüllung alltäglicher Notwendigkeiten sich vermischt mit dem Wohlgefühl, welches man im Raum des kommunikativen Handelns erfahren kann, bei denen sich persönliche Identität sowie Gruppenidentität ausbilden, bestätigt und entwickelt werden und beide – glücklichen Falls – miteinander in Einklang gebracht werden. Dieses bietet sich in einer besonderen Weise in einem Warenhaus an, in einem Haus, welches „alles unter einem Dach“ vereint, wie das alte und immer noch gültige Motto der Warenhauskultur verspricht. Gerade die Attraktivität, die das Warenhaus Manor mit seinen 6 Millionen Besuchern im Jahr aufweisen kann, zeigt, dass dieses Warenhaus sich gegenüber einer harten Konkurrenz gut behaupten kann. 30 S. hierzu: Kasiske, Michael: Das Warenhaus und die Stadt. Die urbane Entwicklung kommerzieller Zentren, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 153-166. 36 Ein Blick auf den Stadtplan von Zürich veranschaulicht die besondere topografische und konsumkulturelle Position, die das Warenhaus Manor in dieser Hinsicht markiert. 29 Zürich, Bahnhofstraße rot: Warenhaus Manor gelb: Warenhaus Globus lila: Warenhaus: Jelmoli Das Manor liegt ca. 300 Meter vom Bahnhof entfernt im nördlichen Teil der Bahnhofstraße. Etwas von der Einkaufsmeile zurückverlegt, haben die Warenhäuser Globus und Jelmoli ihre Orte. Im weiteren Verlauf der Straße finden sich eine Vielzahl hochpreisiger Geschäfte, insbesondere für luxuriöse Mode, Schmuck, Uhren und weitere Accessoires. Auch namhafte Banken und Finanzmakler haben hier ihre repräsentativen Adressen. Die nördliche Bahnhofstraße jedoch bietet auch einen Anlaufpunkt für diejenigen Konsumenten, die sich diesen exklusiven Konsum der südlichen Bahnhofstraße nicht leisten können oder wollen. Damit ist es nicht verwunderlich, dass gerade im nördlichen Teil der Bahnhofstraße ein allgemein mehr als nur „reger“ Publikumsverkehr zu verzeichnen ist. 37 30 Zürich, Bahnhofstraße, nördlicher Teil Das hier abgebildete Foto zeigt keine Ausnahme, sondern ist – wie Kenner der Straße bestätigen – vielmehr die Regel. Ich selbst habe dies bei meinem Besuch am 14. und 15.02.2014 genauso erfahren. Hierhin zieht es die Menschen zum Bummeln, Schauen und Konsumieren. In diesem Kontext ist das Manor geradezu ein Magnet in der attraktiven Einkaufsmeile Bahnhofstraße, das auf ein sozial gemischtes Publikum zugeschnitten ist. Es repräsentiert die verschiedenen Einkommens- und Lebensstilschichten einer großstädtischen Bevölkerung. Im südlicheren Teil mit den zumeist preislich in der Luxusklasse anzusiedelnden Geschäften findet sich ein anderes Bild. Hier überwiegen – deutlich erkennbar an ihrem Habitus – die Angehörigen der reichen und superreichen Bevölkerungsschichten und eine große Masse an Touristen. Als »TouristCity« mag dieser Teil der Bahnhofstraße vielleicht sehr attraktiv sein, vom sozialen Leben her ist allerdings diese Flaniermeile eher eine „Schaufensterstraße“, eine Aneinanderreihung von Luxusnamen im Fassadenverlauf. In unmittelbarer Nähe zum Manor befinden sich zwei weitere Warenhäuser, die von der Bahnhofstraße etwas abgerückt sind. Das nördlich des Manor gelegene Warenhaus Globus ist durch die sog. Pestalozzi-Wiese von der Bahnhofstraße abgesetzt, das südlich gelegene Warenhaus Jelmoli reicht mit einer Ecke seines Gebäudes bis in den Kreuzungsbereich Bahnhofstraße / Sihlstraße / Seidengasse. 38 Die Ballung der drei Warenhäuser ist vom sozialräumlichen Aspekt für die Einkaufmeile Bahnhofstraße sehr interessant, da die drei Warenhäuser mit ihren Angeboten verschiedene Preissegmente bedienen. Während das Manor dem mittleren Preissegment zuzuordnen ist, spricht das Jelmoli deutlich das Premium-Niveau an; das Warenhaus Globus versucht vom Preis bzw. von den Angeboten und Ausstattungen her gesehen, eine Käuferschicht zwischen Manor und Jelmoli anzusprechen. Hier findet sich somit ein breit angelegtes Spektrum verschiedener Angebote für verschiedene soziale Schichten. Bei der Inaugenscheinnahme der Konsumsituation an der Bahnhofstraße am 14. und 15.02.2014 ist es mir aufgefallen, dass gerade der Restaurantbereich des Warenhauses Manor ausgesprochen frequentiert war. Gerade am Samstagmorgen traf man in der Gastronomie viele Familien an, die für das Frühstück „ausgegangen“ waren. Um mittags einen Platz auf der Außenterrasse im obersten Geschoss zu bekommen, mussten wir Gäste bitten, etwas zusammenzurücken, was auch gerne gemacht worden ist. Diese familiäre Situation beim Manor erinnert deutlich an die Schilderungen von Paul Göhre oder Gustav Stresemann, die die großen Berliner Warenhäuser zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Ausflugsziele bezeichneten, die man nicht unbedingt aufsuchte, um bestimmte Waren zu kaufen, sondern die man besuchte, um Kaffee zu trinken, Kuchen zu essen, um sich im Treiben der Warengesellschaft etwas Muße zu gönnen. Dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen, denn hiermit markiert ein Warenhaus seinen Stellenwert innerhalb der Konsumkultur, bei der es nicht nur um den einfachen Ware-Geld-Austausch geht, sondern bei dem über Stimmungen, Inszenierungen und Dienstleistungen ein allgemeines Wohlgefühl der Kunden angesprochen wird. Für die Qualität einer Stadt ist dieses unschätzbar. Und das zeigt sich auch in den Publikumsäußerungen, nachdem im September 2013 Presseartikel erschienen, wonach die Weiterführung des Manor vom Vermieter in Frage gestellt wurde und dies letztlich zu einer Schließung des Warenhauses führen könnte. In einer von der Zeitung »Tagesanzeiger« initiierten Umfrage sprachen sich 87,6% für den Erhalt des Manor aus (Tagesanzeiger vom 25.09.2013)31. Die auf der Online-Ausgabe des Tagesanzeigers vom 25.09.2013 anklickbaren 131 Kommentare32 belegen die Bedeutung, die das Manor für die Züricher Bevölkerung hat. Auffällig ist bei den Kommentaren, dass das Manor für die Züricher Bevölkerung eine spezielle Anlaufadresse ist, bei der man neben dem mittelständischen Warenangebot auch gerade das Restaurant schätzt – und sich hier, im Gegensatz zu den Luxusangeboten der anderen Geschäfte, auch „zu Hause“ fühlen kann. Unter dieser Perspektive steht das Warenhaus Manor – und zwar als Warenhaus und nicht als bloße Fassade – in bester Tradition der Warenhaus-Kultur. Warenhäuser zeigen die Entwicklungen der Massen-Waren-Kultur wie in einem Fokus gesehen auf. Sie sind Spiegel der Entwicklungen. Sie zeigen das Scheitern und die Erfolge, mit denen die Betreiber der Häuser in den Städten auf die Konkurrenzen reagiert haben, als z.B. „auf der grünen Wiese“ in den 1960er und 1970er Jahren riesige Einkaufszentren entstanden sind; sie zeigen auf, wie dadurch die Innenstädte verödeten. Sie zeigen aber 31 32 http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Manor-ist-nicht-mehr-erwuenscht/story/20592409 http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Manor-ist-nicht-mehr-erwuenscht/story/20592409?comments=1 39 auch auf, wie diesen Verödungen mit neuen Konzepten Paroli geboten worden ist. Und dies geschah und geschieht insbesondere dadurch, dass ein breit gefächertes soziales Leben, eine vielschichtige urbane Kultur wieder in die Innenstädte Einzug finden konnte. Die Konsum-Kultur ist dabei Dreh- und Angelpunkt33 – und zwar in sozialer Vielschichtigkeit, nicht in sozialer Segregation, denn der Reichtum einer Stadt äußert sich nicht allein pekuniär, sondern ergibt sich durch die Vielfalt ihrer Lebensstile. Was mit einer Innenstadt passieren kann, wenn einer der Ankerpunkte, nämlich ein Warenhaus, als Warenhaus aufhört zu existieren, möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen. Es ist das Beispiel des Warenhauses Kortum aus Bochum (Deutschland). Sicherlich ist die pekuniäre Lage in Zürich anders und es könnten sich vermutlich in Zürich ohne Mühe kapitalkräftige neue Mieter finden – mir geht es aber um das Problem einer soziokulturellen Verödung. Diese ist nämlich sowohl dann gegeben, wenn nur noch Billigketten in der City ihre Ladenlokale haben als auch dann, wenn nur noch Luxusmarken dort ihre Filialen betreiben oder auch die Geschäftsräume durch eine Büroumnutzung eine neue Funktion erfahren: Durch solche Entwicklungen wird die sozial-räumliche Struktur, die ehedem durch Mannigfaltigkeit geprägt war, deutlich verändert und neu ausgerichtet. Exkurs III: Kortum Bochum – Und die Geschichte des Niedergangs einer Innenstadt Mit den Umstrukturierungsprozessen der Stadt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelte sich die City grundlegend. Die mobile Gesellschaft fuhr hinaus vor die Stadt, wo riesige Einkaufszentren das neue Ziel des Konsums wurden. So finanziell erfolgreich, wie sich die Einkaufszentren für ihre Betreiber zeigten, so verheerend waren sie für die Stadtzentren, die mehr und mehr an Attraktivität verloren, weil die dort ansässigen Geschäfte mit den Einkaufszentren nicht mithalten und nach und nach schließen müssen. In Bochum ist dieser Prozess überaus deutlich ablesbar. In der ehemals ziemlich mondänen Innenstadt mit höherpreislichen Einzelhandelsgeschäften gab es ein wunderbares großes Warenhaus, das dort seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts stand. 1921 wurde das von den Düsseldorfer Architekten Walter Klose und Georg Schäfer für die jüdischen Kaufleute Siegfried und Alfred Alsberg entworfene Gebäude eröffnet. 1933 wurde die Familie Alsberg von den Nationalsozialisten enteignet. 1934 verschwand der Name Alsberg aus dem offiziellen Bild der Stadt, denn von da ab hieß das Haus „Kaufhaus Kortum“ – nach dem Bochumer Arzt, Wissenschaftler und Dichter Carl Arnold Kortum. Nach erheblichen Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde das Kaufhaus wieder aufgebaut und erfuhr in der 33 Einen kurzen aber informativen Überblick über den wissenschaftlichen Diskurs bietet: Arnould, Eric J. und Thompson, Craig J.: Consumer Culture Theory (CCT). Twenty Years of Research, in: The Journal of Consumer Research, Vol. 31, No. 4 (March 2005), S. 868–882, online: http://www.jstor.org/stable/10.1086/426626; als pdf: http://intranet.fucape.br/uploads/MATERIAIS_AULAS/25106-2.pdf 40 sog. „Wirtschaftswunderzeit“ der 1950er und 1960er Jahre eine grandiose Blüte. Das Sortiment entsprach dem alten Warenhaus-Motto „alles unter einem Dach“ und war im gehobenen MittelklasseSegment angeordnet. 31 Walter Klose & Georg Schäfer (Architekten): Warenhaus Alsberg, Bochum, Hochstraße Eröffnung 1921, seit 1934 Kaufhaus Kortum, Postkarte 1925 32 Walter Klose & Georg Schäfer (Architekten): Warenhaus Alsberg, Bochum, Hochstraße Eröffnung 1921, seit 1934 Kaufhaus Kortum, Postkarte 1929 41 33 Kaufhaus Kortum, Bochum, Restaurant, Postkarte 1960er Jahre Bei „Kortum“ gab es nicht nur alles, sondern dort wurde das Einkaufen zu einem Ritual. (Übrigens gibt es eine eigene Website, auf der begeisterte Bochumer in ihrer Erinnerung des besonderen Flairs von Kortum schwelgen.) Das Haus hatte in seiner etwas teureren, dafür aber überaus gut ausgestatteten Lebensmittelabteilung ein Relikt bewahrt: Man wurde von freundlichen Verkäuferinnen über eine Theke bedient – und zwar auch, wenn man nur 1/4 Pfund lose Butter kaufen wollte. An dieses kann sich der Autor (A. Rooch) aus seinen Kindertagen noch persönlich erinnern. In den 1970er Jahren machte dann auf der „grünen Wiese“ vor der Stadt ein Einkaufszentrum auf. In den 1980er Jahren wurde der „Ruhrpark“ – wie dieses Zentrum heißt – mit Multiplexkino und entsprechenden Vergnügungsangeboten auch über die Öffnungszeiten der Geschäfte hinaus attraktiv. Nicht nur das ehemals prosperierende Warenhaus ging so finanziell in die Knie, sondern auch viele Geschäfte in der Innenstadt, die „um Kortum herum“ ihre Kundschaft hatten. Ende der 1980er Jahre reagierten die Inhaber der Immobilie auf die Konkurrenz des Einkaufszentrums und planten, das Warenhaus in ein Ladenzentrum umzubauen. 1989 hatten 14 Konzessionäre auf 1800 qm ihre Geschäfte in dem Warenhausgebäude eröffnet.34 1995 wurde die Immobilie an die Kölner Areal Bauträgergesellschaft veräußert, die die Fläche für Einzelgeschäfte im Kortum-Haus auf 15.000 qm erweitern wollte. Dem Rest des alten Kaufhauses Kortum, wenig mehr als nur noch eine Textilabteilung, verblieben 4.000 qm; die oberen Geschosse sollten für Büros vermietet werden. Am 05.03.1997 vermelden die Ruhr-Nachrichten Bochum, dass unter der Beibehaltung der denkmalge- 34 Die Angaben erfolgen nach dem Zeitungsarchiv des Autors. Auf Einzelnachweise möchte ich zu Gunsten einer besseren Lesbarkeit hier verzichten. 42 schützten Fassade umfangreiche Umbauten im Innenteil des Gebäudes erfolgen würden. Der Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Bochum begrüßte dieses Vorhaben, zumal das alte Treppenhaus und sowie die Lichthöfe erhalten bleiben sollten. Und obwohl die Denkmalpflege deutliche Auflagen gemacht hatte, was den Ausbau und die Lagerung von schützenswerten Glasfenstern, Treppenläufen, Einbaudetails etc. anbetraf, waren enorme Schäden zu verzeichnen. Am 22.08.2000 meldeten die Ruhr-Nachrichten, dass der noch verbliebene Rest „Kortum-Textil“ schließen wolle, da die von den Eigentümern des Gebäudes erhobene Miete zu hoch sei, als dass sich eine weitere Betreibung des Geschäftes lohnen würde. Nach 79 Jahren Geschäftstätigkeit schloss am 15.12.2000 Kortum endgültig seine Pforten. Die Vermietung von Einzelläden in den Geschossen des Kortum-Gebäudes erwies sich als ausgesprochen schwierig. Am 22.05.2003 wird berichtet, dass die Stadt Bochum und Vertreter der Wirtschaft es sehr begrüßen würden, wenn sich im Kortum-Haus wieder ein Voll-Sortimenter niederlassen würde. Dieses zeichnete sich aber nicht ab und so wurden weiterhin Umbaumaßnahmen durchgeführt, um den hohen Leerstand strukturell aufzufangen. Am 25.08.2006 ruft die Mitteilung, dass die denkmalgeschützte Haupttreppe herausgerissen werden soll, eine Protestwelle hervor. Die mit der Denkmalpflege, dem Hochbau und der Stadtentwicklung befassten Behörden der Stadt Bochum stimmten nicht nur einer Halbierung der historischen Treppe zu, damit der Haushalts- und Elektronikanbieter Saturn seine Raumvorstellungen als potentieller neuer Hauptmieter realisieren konnte, sondern stellen auch weitere Denkmalschutzbestimmungen »aufgrund wirtschaftlicher Interessen« zur Disposition. In diesem Zuge wurden auch die alten Lichthöfe in dem Bereich, den Saturn mieten wollte, mit Verkaufsflächen zugebaut. Am 22.11.2007 eröffnete der »City-Elektro-Markt« Saturn des Metro-Konzerns im Kortum-Haus. So wurde zwar ein finanzstarker Mieter für mehrere Jahre gefunden, doch ein großer Teil der Büros auf den Etagen des ehemaligen Kaufhauses stehen frei und werden immer noch (Febr. 2014) mit großen Versprechungen angeboten. Ohne dieses Kaufhaus als Zentrum der Konsum- und Kommunikationskultur ist die Innenstadt in Bochum verödet. Viele Bochumer beklagen den Verlust eines Teils ihrer städtisch-persönlichen Identität. Das Kortum-Gebäude ist zwar äußerlich immer noch imposant – aber es ist heute nicht mehr als nur noch eine Kulisse35: 35 Der vierteilige Fernsehfilm „Der große Bellheim“ mit Mario Adorf in der Hauptrolle (Ausstrahlung 1993), der bezeichnenderweise den Strukturwandel der Warenhäuser als Leitthema hat, wurde 1992 in dem Gebäude gedreht – die grandiose Haupttreppe war hierbei mehrfach prächtig in Szene gesetzt. 43 34 Kortum-Gebäude, Bochum, Foto 2011 Für die „Bochumer“ ist hiermit ein wichtiger Teil ihres historischen Identitätsbildes nur noch als Potemkin’scher Bau vorhanden. Wie gesagt: Das braucht in dieser Gravidität nicht unbedingt für Zürich zuzutreffen, aber die große Emotion und di überaus große Hilfsbereitschaft, mit der meine Anfragen bei dem Bochumer Stadtarchiv, der Bochumer Kortum-Gesellschaft und einigen Privatpersonen beantwortet wurden, als ich für dieses Gutachten um weitere und nähere Informationen in der vergangenen Woche (KW 08 / 2014) anfragte, mag verdeutlichen, dass ein Warenhaus als Konsum-Kultur-Institution wirkt – und dass es überhaupt nicht ausreicht, die Fassaden herauszuputzen, während man zugleich das Warenhaus als Warenhaus auflöst. 44 Fazit In der Phase der letzten Jahre verzeichnen die Innenstädte der Metropolen einen immensen Wandel. Der Kampf um attraktive Grundstücke und Gebäude führt zu deutlichen Segregationen. Kapitalkräftige Investoren setzen auf weiteren Gewinn und treiben mit ihren Preisen eine Spirale an, die notwendiger Weise dazu führt, dass alteingesessene Firmen, die teilweise seit über 100 Jahren ihre Geschäfte an den frequentierten Straßen betreiben, aufgrund der gestiegenen Mieten ihre Häuser verlassen müssen. Die Tendenz, die sich abzeichnet, stimmt nicht froh, denn im internationalen Bietergeschäft werden diejenigen den Zuschlag erhalten, die die geforderten exorbitanten Preise zahlen können. Es wird dann egal sein, wo man seine Edel-Uhren, seine Luxus-Mode und diverse andere Accessoires kauft, die den Träger – oder die Trägerin – signifikant aus der Masse herausheben, von der man sich mit diesen Luxus-Artikel distinguieren will. Ob diese Adresse nun in New York, Paris, Hong-Kong oder Zürich ist, die gefragten Einkaufsmeilen werden nach und nach die gleiche Gestalt annehmen: Eine Edel-Boutique neben der anderen – und jede präsentiert sich mit ihrem international unverkennbaren und uniformen Auftritt. Das mag zwar für die jeweilige Stadtkämmerei vielleicht erstrebenswert sein, da dies bedeutende Steuereinahmen sichert. Doch für die soziale Welt der Stadt wird dies eine immense Einschränkung ihrer Vielfalt bedeuten. Oben habe ich geschrieben, dass der Reichtum einer Stadt nicht so sehr im Pekuniären liegt, als vielmehr in der Vielfalt der Lebensstile, die sich in einer Stadt entfalten können. Und dabei meine ich »entfalten« fast wie im ursprünglichen Sinn des Wortes: Der Mensch braucht einen Raum, in dem er sich bewegen, äußern, wohlfühlen kann, in dem er sich reffen kann, miteinander mit anderen ist, sich wohl fühlt, seine Identität darstellen kann, um im Miteinander mit anderen sich und uns alle weiter zu entwickeln. In der Gestaltung der Lebenswelt kommt der Architektur eine zentrale Rolle zu. Und dies bezieht sich auf beide Dimensionen: auf die Gestaltung des topografischen wie auch gleichermaßen des sozialen Raumes. Für die Ausbildung und Strukturierung des Raumes urbaner Lebensstile, welcher die bereits genannten ökonomischen und sozialen Aspekte bündelt und übergreift, kommt den Warenhäusern eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu: Sie generieren einen besonderen Inszenierungs- und Wahrnehmungsraum innerhalb der Stadt. Als symbolisch verdichtete Orte der Konsumgüterkultur sind sie nicht nur Seismographen der industriellen Warenproduktion und des Käuferverhaltens. Sie bestimmen vielmehr selbst durch ihre Inszenierungen die Bedürfnislagen und die Wunschträume der konsumorientierten Lebenswelt, deren Befriedigung sie zugleich mit anbieten. Manor betreibt in Zürich an der Bahnhofstraße ein Warenhaus, das seit über 100 Jahren dort seine Platz und Ort hat. Allein schon architekturhistorisch und städtebaulich ist es von denkmalschützens45 werter Bedeutung, markiert doch das Gebäude augenfällig in seiner Erscheinung einen wichtigen Schritt in der Entwicklung einer Stadt vom 19. Ins 20. Jahrhundert hin zur Metropole. Das Erscheinungsbild steht außer Frage – und die Fassaden sind bereits in die Liste der schützenswerten Objekte der Stadt Zürich aufgenommen. Aber nicht nur mit seiner äußeren Gestalt bezeichnet das Warenhaus Manor – ehedem Brann – die Entwicklung der Massen-Güter-Industrie und ihrer Distribution in Warenhäusern. Die Warenhäuser selbst – und zwar als Warenhäuser – sind die Signifikanten unserer modernen, heutigen Konsumkultur. Diese hat ihre Wurzeln im ausgehenden 19. Jahrhundert und präsentiert sich in eben den Warenhäusern, von denen nur noch wenige in einer derart umfassenden Form und Gestalt erhalten geblieben sind wie das Manor. Ein Warenhaus ist kein Museum. Und auch ein Museum wandelt sich mit der Zeit. Ein Warenhaus muss mit der Zeit gehen, sich weiter entwickeln und neue Wege beschreiten. Denn sonst könnte es seiner Funktion nicht nachkommen: Immer auf dem Level der Zeit zu sein, Mode, Accessoires für Lebensstilentwürfe, Produkte anzubieten, die die Käuferin und den Käufer immer wieder aufs Neue in das Gebäude locken, ihnen Produkte zu präsentieren, um sich aus diesem Angebot das Passende auszusuchen. Somit sind Umbauten zwangsläufig konstituierende Elemente des Warenhauses als Gebäude. Ein Denkmalschutz, der z.B. nur die Fassade eines Gebäudes oder einige Details der Innenarchitektur unter Schutz stellt, greift m.E. zu kurz, da bei dieser Betrachtungsweise die Funktion des Gebäudes und – damit eng verbunden – seine sozio-kulturelle Bedeutung nicht als tragendes Element berücksichtigt wird. Ein Denkmalschutz, der nur Fassaden unter Schutz stellt, läuft Gefahr, nur noch Kulissen aufrecht zu erhalten, geradezu Potemkin’sche Dörfer hinzustellen. Es gilt darüber hinaus, die Gebäude auch in ihrem „Image“ zu bewahren, also das Bild zu erhalten, das diese Gebäude im allgemeinen kulturellen Gedächtnis haben. Und das Manor ist als Warenhaus im kulturellen Gedächtnis verankert – immerhin zieht es pro Jahr 6 Millionen Besucher an. Weil beim Warenhaus Manor Gestalt und Funktion in exemplarischer Weise und seit mehr als 100 Jahren miteinander verbunden sind und einen gesamtheitlichen Kultur- und Sozialraum bilden, steht die Schutzwürdigkeit des Ensembles aus dem Blickwinkel des öffentlichen Interesses außer Frage. Ganz abgesehen von denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zeigt sich, dass wenn das Manor zu einem Geschäftshaus mit diversen Boutiquen und Bürohaus umgewidmet werden würde, so würden die Bewohner von Zürich einen Ankerpunkt verlieren, der sie in das Zentrum der Stadt zieht und wodurch – in der Folge – die Stadt, nicht finanziell, aber sozial und kulturell veröden könnte. Der Sozialraum der Stadt wird durch den Raum der Lebensstile geprägt, den die Stadt (auch administrativ) zur Verfügung stellt. Und dieses gilt es weiterhin zu gewährleisten. 46 Literaturverzeichnis Arnould, Eric J. und Thompson, Craig J.: Consumer Culture Theory (CCT): Twenty Years of Research, in: The Journal of Consumer Research, Vol. 31, No. 4 (March 2005), S. 868–882, online: http://www.jstor.org/stable/10.1086/426626 als pdf: http://intranet.fucape.br/uploads/MATERIAIS_AULAS/25106-2.pdf Balz, Hanno: Die „Arisierung“ von jüdischem Haus- und Grundbesitz in Bremen, hg. von "Erinnern für die Zukunft e.V.", Bremen: Ed. Temmen, 2004 Bärtschi, Hans-Peter: Zürich, Warenhaus Bahnhofstr. 75–79. Eine kulturgeschichtliche, städtebauliche und architektonische Dokumentation, 2013 Behn, Helga: Die Architektur des deutschen Warenhauses von ihren Anfängen bis 1933, (Dissertation) Köln 1984 Briesen, Detlef: Warenhaus, Massenkonsum und Sozialmoral. Zur Geschichte der Konsumkritik im 20. Jahrhundert, Frankfurt/Main: Campus, 2001 Crossick, Geoffrey und Jaumain, Serge: The World of the Department Store: Distribution, Culture and Social Change, in: Cathedrals of Consumption. The European Department Store 1850–1939, hg. von G. Crossick und S. Jaumain, Aldershot: Ashgate, 1999, S. 1–45 Frei, Helmut: Tempel der Kauflust. Eine Geschichte der Warenhauskultur, Leipzig: Ed. Leipzig, 1997 Göhre, Paul: Das Warenhaus; in: Die Gesellschaft. (Sammlung sozialpsychologischer Monographien, Bd. 12), hrsg. von Martin Buber, Frankfurt am Main: Rütten & Loening, 1907 Habel, Robert: „Das Warenhaus Wertheim – eine Inkunabel der Moderne“, in: Alfred Messel, 1853– 1909. Visionär der Großstadt, Ausstellungskatalog Berlin 04.11.2009–07.02.2010, Kulturforum am Potsdamer Platz, hg. v. Elke Blauert, Robert Habel und Hans-Dieter Nägelke in Zusammenarbeit mit Christiane Schmidt (München: Minerva, 2009), S. 57–64 Heubach, Friedrich: Produkte als Bedeutungsträger. Die heraldische Funktion von Waren. Psychologische Bemerkungen über den kommunikativen und imaginativen Gebrauchswert industrieller Produkte, in: Produktkulturen. Dynamik und Bedeutungswandel des Konsums, hg. von Reinhard Eisendle und Elfie Miklautz, Frankfurt/Main: Campus, 1992, pp. 177–98 http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Manor-ist-nicht-mehr-erwuenscht/story/20592409 Kasiske, Michael: Das Warenhaus und die Stadt. Die urbane Entwicklung kommerzieller Zentren, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 153-166 König, Gudrun: Konsumkultur. Inszenierte Warenwelt um 1900, Wien: Böhlau, 2009 Lehnert, Gertrud (Hg.): Raum und Gefühl. Der Spatial Turn und die neue Emotionsforschung, Bielefeld: transcript, 2011 Lehnert, Gertrud: Paradies der Sinne. Das Warenhaus als sinnliches Ereignis, in: IMAGE 8 (Ausgabe September 2008) Mueller, John F.: ‘Eine Zierde jeder Stadt’. Placing Provincial Department Stores in German Historiography and on the High Street, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S.241–255. Napsilber, M: Das Kaufhaus des Westens, in: "Der Roland von Berlin – eine Wochenschrift für das berliner Leben", vom 28.03.1907, Berlin, S. 446 Posener, Julius: Berlin auf dem Weg zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II., München/New York 1995 (1979), S. 480. Rooch, Alarich: Wertheim, Tietz und das KaDeWe. Zur Architektursprache eines Kulturraums, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 167–197 Rooch, Alarich: Zwischen Museum und Warenhaus. Ästhetisierungsprozesse und sozialkommunikative Raumaneignungen des Bürgertums (1823–1920), Oberhausen: Athena, 2001 Schramm, Christian: Deutsche Warenhausbauten. Ursprung, Typologie und Entwicklungstendenzen, (Dissertation) Aachen, 1995 Sedlmaier, Alexander: From department store to shopping mall. Transnational history of large-scale retail, Berlin: Akademie Verlag, 2005 Spiekermann, Uwe: Basis der Konsumgesellschaft. Geschichte des modernen Kleinhandels in Deutschland 1850–1914, München: C.H. Beck, 1999 Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013 Stäuble, Mario: Manor ist nicht mehr erwünscht, in: Tagesanzeiger, Zürich, 25.09.2013, online: Stresemann, Gustav: Die Warenhäuser. Ihre Entstehung, Entwicklung und volkswirtschaftliche Bedeu47 tung, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Nr. 56 (1900), S. 713 f. Velde, Henry van de: Die verstandesmäßigen und folgerechten Konstruktions-Prinzipien, in: Innendekoration, 13 (1902), S. 102–104 Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, Whitaker, Jan: The Department Store: History, Design, Display, London: Thames & Hudson, 2011 Wirth, Louis: Urbanität als Lebensform, (Urbanism as a Way of Life, 1938), in: Herlyn, Ulfert (Hg.): Stadt und Sozialstruktur, München 1974, S.42–66. Zitzlsperger, Ulrike: Vornehme Reklame. Advertising Berlin Department Stores, in: Weiss-Sussex, Godela u. Zitzlsperger, Ulrike (Hg.): Das Berliner Warenhaus. The Berlin Departement Store. Geschichte und Diskurse. History and Discourse, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013, S. 139–151 Zola, Émile: Au bonheur des dames (Paris 1882/83), dt.: „Das Paradies der Damen", u.a.: Frankfurt: Fischer 2004 48 Abbildungsverzeichnis Deckblatt: Warenhaus Manor, Zürich, Bahnhofstraße / Kreuzung Uraniastraße 1 Zürich, Bahnhofstraße, Plan Lage des Warenhauses Manor 2 Warenhaus Brann, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße Architekten: Pfleghard & Häfeli, 1910-12 Ansicht nach 1912 3 Warenhaus Brann, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße Erweiterungsbau durch den Architekten Otto Pfleghard 1926–27, Foto 1927 4 Warenhaus Manor Zürich, Kreuzung Bahnhostr. / Uraniastr., von Südosten aus gesehen, Foto 2013 5 Warenhaus Manor, Zürich, Kreuzung Uraniastr. (im Vordergrund) / Lintheschergasse (links abgehend) von Südwesten aus gesehen, Foto 2013 An der rechten hinteren Ecke des Warenhauses Manor liegt die Bahnhofstr. 6 Situation rund um das Warenhaus Manor (ehemals Warenhaus Brann), Zürich, Bahnhofstr. 75– 79, rot markiert. Bauten im Inventar oder unter Schutz in rosa. Quelle: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, hg. und verfasst von der Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege, S. 6. 7 Zürich, Geschäftshäuser Uraniastr. 14 und 16 8 Warenhaus Manor Zürich, Kreuzung Bahnhostr. / Uraniastr., von Südosten aus gesehen, Foto 2013 9 Zürich, Bahnhofstr. 77: Geschäftshaus Noerr (3 Fensterachsen, an das Warenhaus Brann anschließend) und Bahnhofstr. 79: Geschäftshaus Naef (4 Fensterachsen), mit weiterer Front zur Usteristraße Ansicht von Nordosten, Foto Wolf-Bender 1932 (BAZ) 10 Boileau, Louis Auguste & Laplanche, Alexandre_Bon Marché, 22 Rue de Sevres, Paris, 1869-76, zeitgenössischer Druck 11 Pablo Picasso: Au Bon Marché, 1913, Sammlung Ludwig, Köln 12 Samaritaine-Werbung aus Le Journal, 25.01.1913, S. 9 13 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Oranienstr. 52–54, 1893–94, Aufnahme nach 1900 14 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97 15 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97, zeitgenössische Postkarte 16 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97, sog. alter Lichthof 49 17 Postkarte: Warenhaus Wertheim in Berlin, Ansicht vom Leipziger Platz aus. Am oberen und unteren Kartenrand Abbildungen der Ausschmückungen von Franz Naager im sog. „Neuen“ oder „Großen Lichthof“, 1902–04 18 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Paris, Boulevard Haussmann, 1882-89, zeitgenössischer Stich 19 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Innenansicht 20 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Paris, Boulevard Haussmann, ab 1865, Grundriss 21 Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Straße / Leipziger Platz, 1896–1904, Grundriss Erdgeschoss 22 Emil Schaudt: Kaufhaus des Westens (KaDeWe), Berlin, Wittenbergplatz / Tauentzienstraße, 1907 23 Warenhaus Knopf, Emmendingen, Anfang des 20. Jahrhunderts 24 Gottfried Julius Berninger & Gustave Henri Krafft: Warenhaus Knopf, Strassburg,1898 25 Pfleghard & Häfeli: Warenhaus Brann, 1910-12, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße, 26 Pfleghard & Häfeli: Haus zur Trülle, 1897, Zürich, Bahnhofstraße 27 Pfleghard & Häfeli: Hansahof, 1908, Zürich, Uraniastr. 28 Joseph Maria Olbrich: Warenhaus Tietz Düsseldorf, Königsallee / Heinrich Heine Allee, 1907–09, heute Galeria Kaufhof 29 Zürich, Bahnhofstraße rot: Warenhaus Manor gelb: Warenhaus Globus lila: Warenhaus: Jelmoli 30 Zürich, Bahnhofstraße, nördlicher Teil, Foto 2013 31 Walter Klose & Georg Schäfer (Architekten): Warenhaus Alsberg, Bochum, Hochstraße Eröffnung 1921, seit 1934 Kaufhaus Kortum, Postkarte 1925 32 Walter Klose & Georg Schäfer (Architekten): Warenhaus Alsberg, Bochum, Hochstraße Eröffnung 1921, seit 1934 Kaufhaus Kortum, Postkarte 1929 33 Kaufhaus Kortum, Bochum, Restaurant, Postkarte 1960er Jahre 34 Kortum-Gebäude, Bochum, 2011 50 Bildnachweise Deckblatt: Warenhaus Manor, Zürich, Bahnhofstraße / Kreuzung Uraniastraße Der Landbote, Zürich | 04.10.2013 http://www.landbote.ch/typo3temp/pics/1d9743d91b.jpg bearbeitet vom Autor 1 Zürich, Bahnhofstraße, Plan Lage des Warenhauses Manor Urquelle: http://www.stadtplan.stadtzuerich.ch/zueriplan/stadtplan.aspx?AspxAutoDetectCookieSupport=1 bearbeitet vom Autor 2 Warenhaus Brann, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße Architekten: Pfleghard & Häfeli, 1910-12 Ansicht nach 1912 Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 16 3 Warenhaus Brann, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße Erweiterungsbau durch den Architekten Otto Pfleghard 1926–27, Foto 1927 Archiv des Autors 4 Warenhaus Manor Zürich, Kreuzung Bahnhostr. / Uraniastr., von Südosten aus gesehen, Foto 2013 Der Landbote, Zürich | 04.10.2013 http://www.landbote.ch/typo3temp/pics/1d9743d91b.jpg bearbeitet vom Autor 5 Warenhaus Manor, Zürich, Kreuzung Uraniastr. (im Vordergrund) / Lintheschergasse (links abgehend) von Südwesten aus gesehen, Foto 2013 An der rechten hinteren Ecke des Warenhauses Manor liegt die Bahnhofstr. http://www.google.de/imgres?q=manor%20zürich&biw=1363&bih=908&tbm=isch&tb nid=G_X5JHVzsewnTM%3A&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.studioschaffer.ch%2 Faktuell%2Faktuell%2Fmanor-schweiz2013%2F&docid=8EfTPKEb5H5nHM&imgurl=http%3A%2F%2Fwww.studioschaffer. ch%2Fmedia%2F1022%2Fzuerich12_1.jpg%253Fwidth%253D600%2526height%25 3D374%2526mode%253Dpad%2526bgcolor%253D303231&w=600&h=374&ei=ats RUW8HIrLsgbj8YGIAg&zoom=1&iact=rc&dur=3088&page=2&start=26&ndsp=28&ved= 0CNUBEK0DMCk 6 Situation rund um das Warenhaus Manor (ehemals Warenhaus Brann), Zürich, Bahnhofstr. 75– 79, rot markiert. Bauten im Inventar oder unter Schutz in rosa. Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 6 51 7 Zürich, Geschäftshäuser Uraniastr. 14 und 16 Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 7 8 Warenhaus Manor Zürich, Kreuzung Bahnhostr. / Uraniastr., von Südosten aus gesehen, Foto 2013 Der Landbote, Zürich | 04.10.2013 http://www.landbote.ch/typo3temp/pics/1d9743d91b.jpg bearbeitet vom Autor 9 Zürich, Bahnhofstr. 77: Geschäftshaus Noerr (3 Fensterachsen, an das Warenhaus Brann anschließend) und Bahnhofstr. 79: Geschäftshaus Naef (4 Fensterachsen), mit weiterer Front zur Usteristraße Ansicht von Nordosten, Foto Wolf-Bender 1932 (BAZ) Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 17 10 Boileau, Louis Auguste & Laplanche, Alexandre_Bon Marché, 22 Rue de Sevres, Paris, 1869-76, zeitgenössischer Druck Archiv des Autors 11 Pablo Picasso: Au Bon Marché, 1913, Sammlung Ludwig, Köln High & Low. Moderne Kunst und Trivialkultur, München 1990 (amerik. Orig.: High & Low. Modern Art and Popular Culture), Ausstell.-Kat., Museum of Modern Art, New York 1990, hg. von Varnedoe, Kirk & Gopnik, Adam, S. 186 12 Samaritaine-Werbung aus Le Journal, 25.01.1913, S. 9 High & Low. Moderne Kunst und Trivialkultur, München 1990 (amerik. Orig.: High & Low. Modern Art and Popular Culture), Ausstell.-Kat., Museum of Modern Art, New York 1990, hg. von Varnedoe, Kirk & Gopnik, Adam, S. 186 13 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Oranienstr. 52–54, 1893–94, Aufnahme nach 1900 Ausstellungskatalog Alfred Messel (1853–1909). Visionär der Großstadt, hg. V. Elke Blauert et al., München: Minerva, 2009, S. 59 14 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97 Archiv des Autors 15 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97, zeitgenössische Postkarte Archiv des Autors 16 Alfred Messel: Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Str. 132/133, 1. Bauabschnitt, 1896-97, sog. alter Lichthof Archiv des Autors 52 17 Postkarte: Warenhaus Wertheim in Berlin, Ansicht vom Leipziger Platz aus. Am oberen und unteren Kartenrand Abbildungen der Ausschmückungen von Franz Naager im sog. „Neuen“ oder „Großen Lichthof“, 1902–04 Archiv des Autors 18 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Paris, Boulevard Haussmann, 1882-89, zeitgenössischer Stich Archiv des Autors 19 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Innenansicht Mignot, Claude: Architektur des 19. Jahrhunderts, Köln: Benedikt Taschen, 1994, S. 248 20 Paul Sédille: Warenhaus Grands Magasins du Printemps, Paris, Boulevard Haussmann, ab 1865, Grundriss Mignot, Claude: Architektur des 19. Jahrhunderts, Köln: Benedikt Taschen, 1994, S. 248 21 Warenhaus Wertheim, Berlin, Leipziger Straße / Leipziger Platz, 1896–1904, Grundriss Erdgeschoss Archiv des Autors 22 Emil Schaudt: Kaufhaus des Westens (KaDeWe), Berlin, Wittenbergplatz / Tauentzienstraße, 1907 http://www.kadewe.de/uploads/tx_templavoila/kadewe_1907.jpg 23 Warenhaus Knopf, Emmendingen, Anfang des 20. Jahrhunderts Archiv des Autors 24 Gottfried Julius Berninger & Gustave Henri Krafft: Warenhaus Knopf, Strassburg,1898 http://chilli-freiburg.de/wp-content/uploads/Knopf-Strassburg.jpg 25 Pfleghard & Häfeli: Warenhaus Brann, 1910-12, Zürich, Bahnhofstraße Kreuzung Uraniastraße, Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 16 26 Pfleghard & Häfeli: Haus zur Trülle, 1897, Zürich, Bahnhofstraße Archiv des Autors 27 Pfleghard & Häfeli: Hansahof, 1908, Zürich, Uraniastr. 53 Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Denkmalpflege: Gutachten zur „Abklärung der Schutzwürdigkeit“, Bahnhofstr. 75–79 (ehem. Warenhaus Brann), Zürich-City, März/April 2013, S. 25 28 Joseph Maria Olbrich: Warenhaus Tietz Düsseldorf, Königsallee / Heinrich Heine Allee, 1907–09, heute Galeria Kaufhof Autor: Danielsp, GNU free, http://www.google.de/imgres?q=galeria%20kaufhof%20düsseldorf&client=safari&sa =X&rls=en&biw=1363&bih=908&tbm=isch&tbnid=CgvTQiOZFq_tfM%3A&imgrefurl= http%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FHeinrich-HeineAllee&docid=fy3olQIU11DQM&imgurl=http%3A%2F%2Fupload.wikimedia.org%2Fwikipedia%2Fcommons %2Fa%2Fa9%2FKoenigsalle-3.JPG&w=2104&h=1672&ei=Ut8RUX9CcWntAaKt4GoDQ&zoom=1&iact=rc&dur=474&page=1&start=0&ndsp=31&ved= 0CHIQrQMwCQ 29 Zürich, Bahnhofstraße rot: Warenhaus Manor gelb: Warenhaus Globus lila: Warenhaus: Jelmoli Urquelle: http://www.stadtplan.stadtzuerich.ch/zueriplan/stadtplan.aspx?AspxAutoDetectCookieSupport=1 bearbeitet vom Autor 30 Zürich, Bahnhofstraße, nördlicher Teil http://www.google.de/imgres?q=warenhaus%20manor%20zürich&start=172&biw=13 63&bih=908&tbm=isch&tbnid=0mJeTtndmhrO6M%3A&imgrefurl=http%3A%2F%2F www.tripwolf.com%2Fde%2Fguide%2Fshow%2F147888%2FSchweiz%2FZurich%2 FBahnhofstrasse&docid=OhC8gYyLq9KgyM&imgurl=http%3A%2F%2Ffarm9.static.flickr.com%2F8 527%2F8518745986_d06f86ae35.jpg&w=1024&h=683&ei=ygwLU7C3IMTJsgbwxID wDQ&zoom=1&iact=rc&dur=1289&page=7&ndsp=30&ved=0COEBEK0DMEk4ZA 31 Walter Klose & Georg Schäfer (Architekten): Warenhaus Alsberg, Bochum, Hochstraße Eröffnung 1921, seit 1934 Kaufhaus Kortum, Postkarte 1925 Archiv des Autors 32 Walter Klose & Georg Schäfer (Architekten): Warenhaus Alsberg, Bochum, Hochstraße Eröffnung 1921, seit 1934 Kaufhaus Kortum, Postkarte 1929 ruhr-bauten.de: http://www.google.de/imgres?q=kortum%20bochum&client=safari&sa=X&rls=en&biw =1363&bih=908&tbm=isch&tbnid=j_KHXJM8ZfT_ZM%3A&imgrefurl=http%3A%2F% 2Fwww.ruhrbauten.de%2Fauswahl.php%3Findex%3D809&docid=16hxTBBqPTSKuM&imgurl=http %3A%2F%2Fwww.ruhr-bauten.de%2Fpschaefer-kortum1929.jpg&w=512&h=384&ei=d8RU7W5LIKItAbTsIGgBQ&zoom=1&iact=rc&dur=1087&page=1&start=0&ndsp=30 &ved=0CGkQrQMwBg 33 Kaufhaus Kortum, Bochum, Restaurant, Postkarte 1960er Jahre architektur-ruhr.de: http://www.google.de/imgres?q=kortum%20bochum&client=safari&sa=X&rls=en&biw =1363&bih=908&tbm=isch&tbnid=c0cxnDWNGy9teM%3A&imgrefurl=http%3A%2F 54 %2Fwww.architekturruhr.de%2Ftest2007%2Fview.php%3Fid%3D171&docid=7Lfmvsl3IEDiPM&imgurl=h ttp%3A%2F%2Fwww.architektur-ruhr.de%2Ftest2007%2Fbilder%2Fobjekte%2FBOKortumErfrisch01.jpg&w=580&h=440&ei=d8RU7W5LIKItAbTsIGgBQ&zoom=1&iact=rc&dur=396&page=1&start=0&ndsp=30& ved=0CJwBEK0DMBU 34 Kortum-Gebäude, Bochum, 2011 http://rei.meinungsverstaerker.de/Bilderdinge/2011-0114_Bochum/2011_01_14_10_56.jpg 55