Inhalt - Michael Imhof Verlag
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Grußwort7 Einführung9 Hier wird nichts vertuscht – Gedanken zu Horst Haitzinger 11 Umwelt, Politik und weitere Sünden 19 Märchen, Zitate und andere Geschichten 53 Sonntag/Montag leider nie – Karikaturen für die Tagespresse 73 Die Gemälde – Wanderungen durch fantastische Welten 121 Impressum142 Inhalt „Da kommt Besuch! Ich geh solang mit einem von beiden hinter’n Stall!“ 1976 1964 wird dann der gebürtige Münchner, Gründer und damalige Verleger der Nürnberger Nachrichten, Joseph Eduard Drexel, auf den jungen Künstler aufmerksam. Ihm gefallen die Karikaturen und in einem Brief fragt er Haitzinger, ob er sich die Arbeit für eine Tageszeitung vorstellen könne. „Da habe ich das erste Mal richtig Geld verdient“, sagt Haitzinger. Die Verbindung mit den NN bleibt auch nach Drexels Tod im Jahr 1976 bestehen. Bis heute erscheinen Haitzingers Karikaturen im Blatt. Der ersten Arbeit für die Nürnberger Nachrichten folgen schnell weitere Aufträge. Haitzinger selbst kommt beim Zählen inzwischen auf rund 15 000 Zeichnungen, davon Tausende für die NN und andere Tageszeitungen wie die Münchner TZ oder die Badische Zeitung. Über 25 Jahre lang fertigt er auch Farbkarikaturen für die „Bunte“ an, zehnmal zeichnet er das Titelbild für den „Spiegel“ und begleitet als skeptischer Chronist sämtliche Nachkriegsregierungen und Kanzler von Konrad Adenauer bis zu Angela Merkel. mehr. Der Krieg macht Haitzinger zum Halbwaisen, der trotz einfachster Lebensverhältnisse und noch dazu in einem eher rustikalen Umfeld von seiner Mutter im früh aufkeimenden Wunsch bestärkt wird, zu malen, was er ihr bis heute dankt. So besucht er schließlich für vier Jahre die Kunstgewerbeschule in Linz und wird „Gebrauchsgrafiker.“ Anschließend bewirbt er sich bei den Kunstakademien Wien und München. Beide würden ihn aufnehmen, Haitzinger entscheidet sich aber auch vor dem Hintergrund einer unglücklichen Liebe für Bayern und die Stadt, zu der es ihn wegen der lebendigen Künstlerszene und den vielen Museen schon lange hinzieht. Das macht ihm keiner nach. So wie es auch durchaus beeindruckend ist, dass er in all den Jahrzehnten mit stetem Blick auf die Dummheiten und Schrecken dieser Welt weder müde noch zynisch geworden ist. Stattdessen wirkt er im Gespräch immer noch zuweilen wie sein bescheiden und bisweilen naiv dreinschauender Michel mit Mütze, der über die Welt nur staunen kann und vor lauter Perplexität nicht so recht weiß, wo er mit seiner Empörung eigentlich hin soll. Und ein abgehobener Bohemien, der die Popularität seiner Arbeit im Wissen um seine riesige Fangemeinde wie eine Monstranz vor sich herträgt, war Haitzinger ohnehin nie. Im Gegenteil: Sich in den sehr geerdeten Kreativen einzusehen, ist nicht schwierig. In der Begegnung ist Haitzinger von großer Offenheit, menschenfreundlich und spiegelt in gewisser Weise seinen Zeichenstil wider. Seine Analysen sind scharf, die Aussagen pointiert und immer wieder von hintersinnigen Bemerkungen und kurzem, herzlichem Auflachen geprägt, was allerdings auch nicht verwundert. Natürlich geht es ohne persönlichen Witz und Hang zur Ironie nicht in diesem Beruf. In München fängt er auch bei der nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergegründeten Satirezeitschrift „Simplicissimus“ an. 1958 erscheinen seine ersten politischen Karikaturen. Aber Haitzinger steht trotz der Erfüllung vieler Träume vor einem sehr irdischen Problem. Karikaturen sind das, was er zeichnen will. Aber Geld bringt ihm das nicht ein und eine Altbauwohnung in Schwabing mit undichtem Dach und funzelndem Ölofen hört sich zwar romantisch an, macht in Wirklichkeit aber kein Vergnügen. Darüber hinaus liebt Haitzinger die Beständigkeit. Seit 1972 wohnt er mit seiner Frau in einem großen Wohnblock unweit des Münchner Olympiaparks und hält sich an einen strengen Tagesablauf: Aufstehen gegen 9 Uhr, im Radio Nachrichten hören – einen Fernseher hat er erst seit vier Jahren und fremdelt bis heute mit dem Gerät – und beim Frühstück erste Überlegungen anstellen, was ein Thema sein könnte. Mit „Einfällen“ hat das wenig zu tun, wie er sagt. Ein Thema muss regelrecht „herbeigezogen“ werden. Haitzinger positioniert sich, muss sich immer neu entscheiden, 14 15 ob er dafür ist oder dagegen oder ob er einen Sachverhalt in eine intelligente Blödelei packen will, was mitunter das Schwierigste überhaupt ist, wie jeder Glossen-Schreiber weiß. Im Kopf wird dann sortiert, nach passenden Metaphern für die Illustration gesucht. Eine Sache, die ihn, ganz am Rande, sehr nachdenklich macht. Viele Anspielungen, Redewendungen, Sprichwörter, der ganze Fundus aus Märchen und Sagen verliert allmählich seine Allgemeinverbindlichkeit. Mitunter fühlt er sich deshalb inzwischen „wie ein Saurier“, was ihm seine gute Laune aber natürlich nicht nachhaltig verderben kann. Gegen Mittag setzt sich Haitzinger schließlich an seinen Tisch, um sich herum Bleistifte, Zeichenkarton, Pinsel, Tusche und ein alter Maßkrug halbvoll mit Wasser. Bei der Arbeit hilft ihm die lange Erfahrung und auch seine „Verbrecherkartei“, wie er sein kleines Archiv mit Bildern von Politikern nennt. Damit die Karikatur aber wirklich gelingt und die Physiognomien für den Betrachter erlebbar werden, versucht er sich mit der gemalten Person zu identifizieren, was gut sichtbar ist: Seine Kinder haben sich früher köstlich amüsiert, wenn ihr Vater beim Zeichnen das Gesicht verzogen hat, Zorn, Staunen, Verschlagenheit, Trauer mimte. Aber natürlich geht das mal leichter und mal schwerer. Einige Gesichter lassen sich laut Haitzinger im Prinzip nur abmalen. Erich Honecker war so ein Fall, oder auch der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Insgesamt sei es aber nur eine Frage der Zeit, „bis die Politiker ihrer eigenen Karikatur ähnlich werden“. Auch so ein typischer, wunderbarer Haitzinger-Satz. Am Schreibtisch folgen konzentrierte Stunden. Er bemüht sich inzwischen, spätestens gegen 16 Uhr fertig zu sein. Auch, um im Zweifelsfall noch eine zeitliche Reserve in der Hinterhand zu haben. Und was macht einer der bekanntesten Karikaturisten Deutschlands in seiner Freizeit? Weder geht er Golf spielen, noch macht er eine Fernreise nach der anderen, was er natürlich jederzeit könnte. Aber Horst Haitzinger will einfach nur malen und sich besonders mit einem Thema beschäftigen, das sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Werk zieht: Die Umwelt. Robbensterben 1988 Seit Jahrzehnten engagiert er sich beim Bund für Umwelt und Naturschutz und beim World Wide Fund for Nature. Die Grundlage für das Interesse legte einst ein Lehrer an seiner Schule in Österreich, ein „Vogelfreund und Naturfreak“, wie Haitzinger sagt. Es folgten Bücher von Konrad Lorenz, Carl Amery, die Berichte des Club of Rome. Die Plünderung des Planeten und wie sich der Mensch mitunter im Umgang mit der Umwelt aufführt, bereitet ihm echte Sorgen und vielleicht 16 17 „... zum Beispiel für Wimperntusche!“ „… es muss ja nicht immer Kinderporno sein!“ 1987 1997 22 23 Russischer Superman „Hiiiiilfe!!!“ 2000 1990 42 74 75