magazin quot choc quot

Transcription

magazin quot choc quot
Diagramm 150
Kundenmagazin der Bühler Gruppe
Schwerpunkt: Fertigung
Bühler International: Zentralamerika
Notfall: Festgefressen
Inhalt
04
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Editorial: Komplexes Räderwerk
04
Fertigung: Alle Räder greifen ineinander
08
32 46
Bühler Supply Chain als Grundlage für eine zeit- und qualitätsgerechte Lieferung.
08
Fertigung: Focus auf praxis-relevanten Themen
Professor Dr. Günther Schuh über optimale Produktionstechniken
und die Gesetzmässigkeiten von Produktionsmechanismen.
12
Fertigung: Cost-Center wird zum Profit-Center
Bühler hat die 16 Produktionsstätten auf der ganzen Welt nach dem Grundsatz
der Nähe zum Markt neu organisiert.
16
Fertigung: Die neue Rolle des Einkäufers
Die Bedeutung eines gut organisierten, effizienten und kostensparenden Einkaufs.
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Projekt CHOCOLAT FREY: Und alles läuft wieder rund . . .
Der systematische Upgrade aller Maschinensteuerungen gewährleistet die
langfristige Verfügbarkeit der Schokolade-Walzwerke.
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Nachrichten
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Projekt LANTMÄNNEN: Eine Mühle rüstet auf
Erste Grossmühle, die auf der Basis des neuen Bühler Automationssystems
WinCoS.r2 vollständig automatisiert wird.
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Projekt INQUIL: Dreifach speziell
Neues Extrusionssystem zur Herstellung modifizierter Stärke.
02 l 03
Editorial
24
Komplexes
Räderwerk
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Nachrichten
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Event: «Informationen in geballter Form»
Müllerfachtagung auf dem Wolfsberg mit
148 Teilnehmern aus 28 Ländern.
Liebe Leserinnen und Leser
In dieser Ausgabe widmen wir uns dem
Thema Fertigung. Eine weltweit vernetzte Organisation stellt sicher, dass die von
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Projekt KOOPMANS: Mit Masterplan zum Erfolg
unseren Ingenieuren entwickelten und
Erneuerung der Mühlenanlage von Koopmans Meel
von unseren Frontmitarbeitern verkauf-
in Leeuwarden in Holland.
ten Maschinen, Prozesse und Anlagen
Bühler International: Zentralamerika
Ein junger und dynamischer
Markt mit 165 Millionen Einwohnern.
zur rechten Zeit und in bester Qualität
bei Ihnen in Betrieb genommen werden
können. Dazu gehören nicht nur die
16 Produktionswerke weltweit, sondern
40
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Technologie: Direktkristallisation spart Energie
auch der Umgang mit den über 5000
Energieeinsparung bei der Herstellung von PET
Zulieferern sowie das ausgeklügelte Lie-
und anderen kristallisierbaren Polymeren.
fer- und Transportsystem. Wir stehen zu
Konzern: Feuertaufe bestanden
Das neue Messekonzept von Bühler erlebte an der
Interpack in Düsseldorf seine Premiere.
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unserer eigenen Produktion. Sie hilft uns
flexibel zu sein und eine hohe Lieferbereitschaft zu garantieren. Wir können zudem einen hohen Qualitätsstandard si-
Notfall: Festgefressen!
cherstellen, der heute unser positives
Ein «einfacher» Reparaturauftrag wird zur
Image prägt. Die Nähe zur eigenen Pro-
siebentägigen «Operation».
duktion gestattet aber auch unseren In-
Neuheit: Carat – eine Erfolgsgeschichte
Beobachtungen bei der Markteinführung
genieuren, produktionsgerechte Konstruktionen zu schaffen. Alles Vorteile, auf
die wir nie verzichten möchten.
der neuen Zweiplattentechnik.
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Projekt PRIMA: Ein gelungener Wurf
Viel Spass beim Lesen!
Neuer Portalino Combi im Hafen von Trincomalee.
50
Nachrichten
51
Rückblick / Impressum
Calvin Grieder, CEO
04 l 05
Fertigung
Alle Räder greifen ineinander
Auch bei Bühler besteht eine klassische Aufgabenteilung. Verkäu-
zeichnet wird. Dazu gehören die Leis-
fer und Ingenieure entwickeln zusammen mit den Kunden die
tungen von 16 Werken, 5000 Zuliefe-
Projekte. Danach sorgen die Fachleute aus Fertigung und Logistik
ranten und 40 000 Sendungen, die es
dafür, dass die bestellten Anlagen termingerecht und gemäss den
zu koordinieren gilt. Das oberste Ziel ist
strengen Vorgaben betreffend Qualität in Betrieb genommen
dabei, dass der Kunde mit einer termin-
werden können. Damit diese anspruchsvolle Leistung erbracht
gerechten Inbetriebnahme seiner Anla-
werden kann, besteht bei Bühler eine weltweite Supply Chain.
ge rechnen kann.
Hans Peter Kunz ist als Konzernleitungsmitglied Manufacturing &
Pro Anlage müssen durchschnittlich
Logistics für das Funktionieren dieser Kette verantwortlich.
rund 5000 Einzelkomponenten oder
500 Tonnen Material zur richtigen Zeit
Bühler ist mit 40 Gesellschaften, weiteren Verkaufsbüros und zahlreichen
am richtigen Ort vorhanden sein. Diese
Agenturen in rund 140 Ländern der Welt tätig. Diese Verkaufsorganisatio-
bedeutende organisatorische und lo-
nen sind in elf regionalen Plattformen zusammengefasst, die neben Verkauf
gistische Aufgabe wird vom Bühler
und Service auch zusätzliche Funktionen wie Engineering, Produktion und
Supply Chain Management wahrge-
Logistik wahrnehmen. Dieses weltweit breit abgestützte Netz stellt für
nommen. Die Abwicklung der Projekt-
Bühler einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar und erlaubt die Bereitstellung
aufträge erfolgt über regional angesie-
eines massgeschneiderten Leistungsspektrums nahe bei den Kunden.
delte Supply-Plattformen, welche die
zeitgerechte Bereitstellung der Produk-
Produktion und Logistik vor Ort
te in den jeweiligen Regionen verant-
Kosten, Zeit und Qualität sind schon seit jeher die entscheidenden Erfolgs-
worten. Die Produkte stammen entwe-
kriterien für die Produktion und Logistik. Doch die Globalisierung der Märkte
der aus Bühler Werken oder von
und die Nutzung der Informationstechnologie führten zu anderen Gewich-
Zulieferanten. In den Jahren 2005 und
tungen. So erwartet der Kunde laufend mehr Wert für die Kosten einer Leis-
2006 wurden die Plattformen in Süd-
tung. Eine möglichst kurze Zeitspanne von der Bestellung bis zur Ablieferung
amerika, Nordamerika, Südafrika, Chi-
ist zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Eine hohe Qua-
na und Europa aufgebaut. 2007 folgte
lität wird heute sowohl von den Kunden als auch von Bühler für eine Selbst-
die Supply-Plattform Südostasien.
verständlichkeit gehalten. Während früher vor allem in wenigen zentralen
Bei diesem Supply-System erhält das
Werken produziert wurde, folgt Bühler heute dem Grundsatz der Markter-
Transportwesen eine zentrale Bedeu-
schliessung durch regionale Werke oder Zulieferanten. Die dezentrale Auf-
tung. Die gesamte Transportlogistik wird
tragsabwicklung ermöglicht das direkte Eingehen auf die Kundenwünsche in
in Zusammenarbeit mit dem internatio-
der jeweiligen Region und erlaubt kürzere Lieferzeiten. Zugleich ist dies eine
nalen Transportspezialisten Panalpina
Voraussetzung zur kostenoptimierten Leistungserstellung durch die Nutzung
erledigt, der am Hauptsitz von Bühler in
der Kostenvorteile bei gleichzeitiger Minimierung der Transportkosten.
Uzwil ein eigenes Büro betreibt. Pro
Jahr werden rund 40 000 Transporte mit
Eine logistische Meisterleistung
einem Gesamtgewicht von 40 000 Ton-
Die Abwicklung der zahlreichen Kundenprojekte bedingt ein umfassendes
nen abgewickelt, 80% davon in Contai-
logistisches Netzwerk, das in der Gesamtheit als Bühler Supply Chain be-
nern per Bahn und Schiff.
Das Führungsteam von Manufacturing & Logistics: (v.l.n.r.) Guido Meier, Walter Kuhn,
Albrecht Hänel, Hans Peter Kunz.
Fertigung
Bühler «Total Synchro»
Einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung des Qualitätsbewusstseins
unternahm Bühler mit der Einführung von «Total Synchro». Dieses Konzept
stellt sicher, dass sämtliche für den Kunden erbrachten Leistungen nahtlos
ineinanderfliessen. Vom Bestellungseingang bis zur Übergabe an den Kunden werden alle Prozesse so aufeinander abgestimmt, sprich synchronisiert, dass die zeitlichen und organisatorischen Abläufe die Erfüllung der
genannten Zielsetzungen ermöglichen. Dabei werden nicht nur die internen
Prozesse erfasst. Vielmehr werden unter «Bühler Total Synchro» auch alle
Zulieferanten und Partner miteinbezogen. Der Erfolg dieses Programms
zeigte sich in einer Minimierung der Lagerbestände, in einer Verkürzung
der Durchlaufzeiten und in einer höheren Produktivität.
Die Umsetzung von Bühler Total Synchro – d.h. die kontinuierliche Fliessfertigung – erfordert auch die Gestaltung der Produkte in einer Art und
Weise, dass die Fliessmontage ermöglicht wird. Diese Zuordnung resultiert
in einer wesentlich engeren Verknüpfung und somit einer klaren Regelung
der Verantwortlichkeiten. «Bühler Total Synchro» ist ein anspruchsvoller
Paradigmawechsel. Doch das hohe Engagement aller Beteiligten führte zu
einer hohen Eigendynamik mit viel Kraft, so dass einer weiteren erfolgreichen Entwicklung nichts im Wege steht.
Supply Management
Bei einem jährlichen Beschaffungsvolumen von insgesamt über 700 Millionen Franken hat das Supply Management eine wesentliche Bedeutung.
Die direkte oder indirekte Führung der rund 5000 Zulieferanten erfordert
klare Vorgaben bei der Prozessgestaltung. Klare Regeln zur Wahl der Lieferanten, die Bewertung und Messung der Leistungen sowie die kontinuierliche Schulung der Mitarbeitenden sind die wichtigsten Elemente zur
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Gestaltung des Supply Managements. Dass der von Bühler gewählte Weg
der Gestaltung des weltweiten Supply Managements der richtige ist, be-
«Mister Fertigung»
stätigt die Auszeichnung durch das Fraunhofer-Institut.
Wenn Hans Peter Kunz im kommenden Jahr in Pension geht, hinter-
Struktur der Wertschöpfung
lässt er eine auf Hochglanz polierte
Eigenproduktion oder Zukauf: Eine Frage, die jedes Unternehmen anders
Supply Chain. In den sieben Jahren,
beantwortet. Es gibt Unternehmen mit einer geringen Eigenfertigung, aber
in denen er die Bühler Division
auch Unternehmen mit einer beinahe 100-prozentigen Eigenfertigung. Bei-
Manufacturing & Logistics geleitet
de können erfolgreich sein. Entscheide werden in Regel aufgrund der
hat, hat «Mister Fertigung» Hans
Grobkriterien Kosten, Zeit und Qualität gefällt, die für jeden einzelnen Fall
Peter Kunz bei Bühler den gesamt-
klar definiert werden. Liegen beispielsweise die internen Produktionskos-
en Bereich Produktion, Fertigung,
ten für ein Teil deutlich tiefer als bei einem Zukauf, ist die Eigenfertigung
Einkauf und Logistik neu organi-
gerechtfertigt. Ansonsten ist ein Zukauf zu erwägen. Der Schutz des eige-
siert. Dabei lies er sich von drei
nen Know-hows geht jedoch in jedem Falle vor. Bei 16 Werken stellt sich
Vorgaben leiten: Den Produktions-
zudem die Frage, wie viel Kapital durch Investitionen in den Werken absor-
prozess zu optimieren, die Produk-
biert werden soll. Mit einer einmaligen Anschaffung wird bereits ein Prozess
tivität zu steigern und die Kosten zu
der Technologieerneuerung eingeleitet. Gilt es doch, die Anlagen nach 6
senken. (bos)
bis 10 Jahren wieder zu erneuern.
Bei Bühler gehen wir davon aus, dass sich die Eigenfertigung – je nach
Region unterschiedlich – reduzieren wird. Für den Kunden von Bühler
wird dieser Entscheid jedoch nicht spürbar sein. Ob Zukauf oder Eigenfertigung – Bühler liefert Qualität zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dafür
sorgen die regionalen Supply-Plattformen. (ca)
Fertigung
Fokus auf praxis-relevanten Themen
Wenn es um die Erforschung von Produktionstechniken und die
sungen zu Preisen von Massenwaren
Formulierung der Gesetzmässigkeiten von Produktionsmechanis-
bei minimalem Planungsaufwand.
men geht, gelten die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule und das Frauenhofer-Institut für Produktionstechnologie
Gibt es bereits größere Industrie-
IPT in Aachen als «erste Adressen». Professor Dr. Günther Schuh
betriebe, die diesem Ideal nahe
ist an beiden Forschungsanstalten in leitender Funktion tätig.
kommen?
Günther Schuh: Ja, ich denke da an
Herr Professor Schuh, Ihr Institut ist führend in der Erforschung der
den Sportartikelhersteller Nike oder
industriellen Fertigung und der Organisation von Industriebetrie-
auch an Unternehmen wie SEW Euro-
ben. Wie muss sich der Laie die Forschungsarbeit vorstellen?
drive, die mit ausgezeichnetem Platt-
Günther Schuh: Fortschritte in der industriellen Fertigung können nicht im
form-Management eine weitestgehen-
Elfenbeinturm erforscht werden, sondern bedürfen eines kontinuierlichen
de produktive Ausrichtung zur Mass
Diskurses mit der industriellen Praxis. Deshalb fokussieren wir unsere For-
Customization erreicht haben. Früher
schung auf die relevanten Themen für die Praxis; durch eine Mischung aus
hatte man als Kunde beim Kauf eines
Grundlagen- und Konsortialforschungsprojekten mit Industriebeteiligung in
Sportschuhs die Wahl zwischen zehn
Kombination mit direkter Auftragsforschung und Beratung der Industrie. In
oder 20 Modellen, die in den Regalen
Aachen betreiben wir diese Forschung mit dem Werkzeugmaschinenlabor
der Geschäfte auf ein mehr oder weni-
WZL und dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT. Hier for-
ger großes Kaufinteresse stießen. Heu-
schen wir mit circa 900 wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen
te kann der Kunde im Internet zwischen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Maschinen, Prozessen und Ar-
hunderten von Kombinationsmöglich-
beitsabläufen, die in den kommenden Jahren den Alltag produzierender
keiten auswählen, ohne dass er diese
Unternehmen wesentlich prägen werden.
Flexibilität merklich bezahlen muss.
Diese Flexibilität auf der Käuferseite
Die industrielle Produktion soll bei immer tieferen Kosten immer
wird von den Unternehmen weitest-
bessere Produkte hervorbringen. Die Quadratur des Kreises?
gehend kostenneutral bereitgestellt.
Günther Schuh: Gerade Unternehmen aus Hochlohnländern geraten im
Das ist ein herausragendes Plattform-
globalen Wettbewerb unter Druck durch Anbieter aus so genannten Low-
konzept.
Cost-Countries. Und wir antworten darauf häufig mit der Verlagerung unserer Fertigungsumfänge in diese Länder. Aber unsere Hochlohnunterneh-
Kann die «ideale Fertigung» über-
men dürfen nicht diejenigen sein, die dem Wettbewerbsdruck ausgeliefert
haupt erreicht werden? Oder ent-
sind, sondern müssen die Wettbewerbsarena aktiv gestalten. Nur so kann
wickelt sich das «Ideal» laufend
die Existenz der westlichen Produktionsstandorte auch dauerhaft gesichert
weiter?
und ihre Handlungsfähigkeit im Wettbewerb verbessert werden.
Günther Schuh: Wenn Sie sich die historische Entwicklung der industriellen
Gibt es ein Fertigungs-Geheimnis?
Produktion vor Augen führen, so stellen
Günther Schuh: Das Fertigungsgeheimnis liegt in der Auflösung des Wider-
Sie natürlich fest, dass sich das allge-
spruchs der Herstellung von spezifischen Produkten bzw. individuellen Lö-
meine Leitbild der modernen Produk-
08 l 09
tion in einem ständigen Wandel befindet. Und so werden auch die Theorien
von heute in einigen Jahrzehnten durch
neue Ideale korrigiert oder vollständig
ersetzt. Es zeigt sich aber auch, dass
viele Theorien überlebt haben und nach
wie vor Gültigkeit besitzen. Ich habe
bereits das Polylemma der Produktion
in Hochlohnländern erwähnt. Deren
Wettbewerb
zu
Niedriglohnländern
spielt sich typischerweise in zwei
Spannungsfeldern ab: der Planungsund der Produktionswirtschaftlichkeit.
Produktionswirtschaftlich
fokussieren
Niedriglohnländer bisher vordergründig
auf Economies of Scale; in Hochlohnländern erfolgt notwendigerweise eine
Positionierung zwischen Economies of
Scale und Economies of Scope. In der
zweiten Dimension, der Planungswirtschaftlichkeit, bemühen sich die Hersteller aus Hochlohnländern um eine
ländern vielmehr in einer weitestgehenden Auflösung der Dichotomien be-
kontinuierliche Optimierung der Pro-
steht. Dieses Ideal erforschen wir derzeit in Aachen mit unserem Exzellenz-
zesse mit entsprechend anspruchsvol-
cluster «Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer» im Rahmen
len, kapitalintensiven Planungsinstru-
der deutschen Exzellenz-Initiative. Und dieser Herausforderung werden
menten
sich auch die Unternehmen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten
und
Produktionssystemen,
während in Niedriglohnländern einfa-
stellen müssen.
che, robuste wertstromorientierte Prozessketten
als
Lösung
angesehen
Wie sieht in der Praxis die Zusammenarbeit Ihres Institutes mit der
werden. Um einen nachhaltigen Wett-
Industrie aus?
bewerbsvorteil für Produktionsstand-
Günther Schuh: Viele Unternehmen in Deutschland kennen unseren pro-
orte in Hochlohnländern zu erzielen,
duktionstechnischen Institutsverbund in Aachen und wissen um unser For-
reicht eine bessere Positionierung in-
schungs- und Beratungsprofil. Die produzierenden Unternehmen können
nerhalb der beiden Dichotomien nicht
mit fast allen Herausforderungen, die innerhalb ihrer eigenen Wertschöp-
mehr aus. Ich bin davon überzeugt,
fung aber auch im ihrem Beschaffungsmanagement liegen, zu uns kom-
dass der Schlüssel zur Stärkung der
men. Die Projektteams werden von uns häufig Instituts- und Abteilungs-
Wettbewerbsfähigkeit von Hochlohn-
übergreifend zusammengesetzt, je nachdem, welche Expertisen gerade
Fertigung
gefragt sind. Die beiden Institute verfü-
umfangs. Diesen Punkt aber zu bestimmen, etwa anhand von Grenzkosten-
gen über fast 200 wissenschaftlich Mit-
modellen, ist faktisch unmöglich. Zudem ist dieses Optimum volatil, weil es
arbeiterinnen und Mitarbeiter im Be-
ja von dynamischen Einflussfaktoren wie der Wettbewerbsstruktur oder
reich
Produktion.
dem technologischen Wandel abhängt, sodass sich letztlich die Unterneh-
Dieser riesige Think Tank kommt natür-
men nur an dem Prinzip der Arbeitsteilung nach Adam Smith orientieren
lich unseren Partnern in der Industrie
können: Jeder tue das, was er am besten kann. Deshalb sollten sich die
zu Gute, weil sie sich sicher sein kön-
Firmen auf die Wertschöpfungsumfänge konzentrieren, in denen sie sich
nen, dass wir unsere Beratungsinhalte
gegenüber Wettbewerbern besonders hervorheben können, und andere
immer an neuen wissenschaftlichen Er-
abstoßen. Dieses Vorgehen geht aber nur solange gut, bis Unternehmen in
kenntnissen ausrichten. Andererseits
kritische Abhängigkeitsverhältnisse hinein geraten, in denen sie dann mit
hilft die Nähe der Institute zur Industrie
asymmetrische Machtpositionen und erhöhten Versorgungsrisiken und
auch unserer Forschung enorm. For-
Transaktionskosten zu kämpfen haben, die die Auslagerung dann wieder-
schung darf kein Selbstzweck sein,
um unwirtschaftlich machen. Wenn sich Unternehmen also mit der Option
sondern muss immer praktische Rele-
einer möglichen Auslagerung auseinandersetzen, dann müssen sie immer
vanz haben. Bei der strategischen Aus-
beide Seiten dieser Medaille betrachten. Nicht ohne Grund ist der Outsour-
richtung unserer Forschungsprogram-
cing-Trend der vergangenen Jahre und Jahrzehnte deutlich abgeflacht und
me haben wir daher immer ein Auge
wurde in Teilen bereits von den Unternehmen korrigiert.
der
industriellen
auf den industriellen Belangen und nutzen hier langfristige Kontakte.
Mit der Arbeitsteilung wandelt sich der Einkauf vom simplen Besteller zur strategischen Unternehmensfunktion. Welche Trends beob-
Sie haben selbst eine Firma ge-
achten Sie?
gründet und aufgebaut. Wie weit
Günther Schuh: Der Einkauf ist heute viel stärker als früher im Stande, ei-
hilft Ihnen diese Erfahrung, die Sor-
nen echten Wertbeitrag für Unternehmen zu leisten. Langfristige Partner-
gen und Bedürfnisse der Wirtschaft
schaften mit leistungsfähigen Lieferanten stellen für produzierende Unter-
zu verstehen?
nehmen bereits einen eigenen Wert dar. Die Aufgabe des Einkaufs ist es,
Günther Schuh: Ich denke, gerade im
diesen Wertbeitrag kontinuierlich zu steigern, indem er sich seiner beiden
Fachgebiet des Produktionsmanage-
Stellhebel bedient: Zum Einen sind Beschaffungskosten nach wie vor die
ments tut man als Professor gut daran,
Zielgröße, an der sich der Einkauf primär messen lassen muss. Kostensen-
seine wissenschaftlichen Erkenntnisse
kungen dürfen aber nicht allein durch gutes Verhandlungsgeschick der Ein-
hin und wieder auf die praktische Probe
käufer und die Ausnutzung asymmetrischer Machtverhältnisse zustande
zu stellen. Die Möglichkeit hierzu gibt
kommen. Vielmehr müssen Wege gemeinsam mit dem Lieferanten gefun-
mir meine Firma natürlich in der Tat.
den werden, wie Produktkosten zum Nutzen beider gesenkt werden können. Wertorientierung bedeutet in diesem Zusammenhang, das Preis-Leis-
Die globale Wirtschaft wird immer
tungs-Verhältnis eines Produktes gemeinsam durch Wertanalysen zu
arbeitsteiliger. «Was produzieren wir
definieren und stetig zu verbessern. Wenn es ferner darum geht, globale
selbst, was kaufen wir zu?» wird zur
Kostenpotenziale durch den Aufbau eines weltweiten Beschaffungsnetz-
zentralen Frage. Gibt es einen «opti-
werkes zu erschließen, ist Vorsicht geboten. Niedriglohnländer stellen nicht
malen Eigenproduktionsanteil»?
zwangsläufig die kostengünstigste Beschaffungsquelle dar. Globaler Ein-
Günther Schuh: Natürlich gibt es für
kauf setzt eine valide Bewertung der Total Costs of Ownership voraus. Der
jedes Unternehmen ein theoretisch ex-
zweite Stellhebel des Einkaufs liegt im eigentlichen Wert seiner beschafften
aktes Optimum des Wertschöpfungs-
Produkte. Nicht nur die Sicherstellung der Produktqualität und – verfügbar-
10 l 11
keit, sondern auch das Einbringen externer Innovationen ist unter anderem
Aufgabe des Einkaufs. Als primäre Schnittstelle zum Beschaffungsmarkt
obliegt es ihm, die technologischen Potenziale dieses Marktes im Blick zu
haben und leistungsfähige Lieferanten in den eigenen Entwicklungsprozess einzubinden. Innovationsmanagement wird zur Kernaufgabe des Einkaufs.
Die Bühler AG ist von Ihrem Institut im Rahmen eines europaweiten
Benchmarking-Projektes zusammen mit vier weiteren Unternehmen für «Successful Practice in Purchasing 2007» ausgezeichnet
worden. Womit hat sich Bühler diese Auszeichnung verdient?
Günther Schuh: Die Firma Bühler hat den Wandel von der reinen Bestellorganisation zur strategischen Unternehmensfunktion bereits vor einigen
Jahren hinter sich gebracht. Für den Sektor des Maschinen- und Anlagen-
Günther Schuh
baus kann sie heute als Referenz in Bezug auf das Management ihrer Lie-
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther
ferantenbasis angesehen werden. Bühler versteht es, sich mit seinen be-
Schuh wurde 1958 in Köln geboren.
grenzten Ressourcen auf die wesentlichen Kernaufgaben im Einkauf zu
1978 bis 1985 studierte er Maschi-
konzentrieren: die Auswahl und Entwicklung leistungsfähiger Lieferanten
nenbau und Betriebswirtschafts-
und deren frühzeitige Einbindung in den Forschungs- und Entwicklungs-
lehre an der RWTH Aachen. Er
prozess des eigenen Unternehmens. Das gelingt Bühler zum einen mit ef-
promovierte 1988 nach einer Assis-
fizienten Prozessen und Tools aber auch durch das hohe Qualifikationsni-
tentenzeit am WZL bei Professor
veau seiner Mitarbeiter. Heute werden Beschaffungsingenieure eingesetzt,
Eversheim, wo er bis 1990 als
die die Schnittstelle zwischen Einkauf, Entwicklung und Lieferant kompe-
Oberingenieur tätig war. Von 1990
tent ausfüllen. Solchen Role Playern gehört im Einkauf die Zukunft.
an war er vollamtlicher Dozent für
Fertigungswirtschaft und Industrie-
Interview: Herbert Bosshart
betriebslehre an der Universität
St.Gallen (HSG). 1993 wurde er dort
Professor für betriebswirtschaftliches Produktionsmanagement.
Prof. Schuh folgte im September
2002 Professor Eversheim auf dem
Lehrstuhl für Produktionssystematik
der RWTH Aachen und im Direktorium des WZL und des Fraunhofer IPT
in Aachen nach. Seit 2004 ist er
Direktor des Forschungsinstitutes für
Rationalisierung an der RWTH
Aachen. (pd)
Fertigung
Cost-Center wird zum Profit-Center
Das Bühler Konzernwerk Uzwil
Die vor einigen Jahren eingeleitete grundlegende Modernisierung des
wird bis zum Jahr 2009 in ein
Bühler Konzerns macht auch vor den Werkshallen nicht Halt. «Im Rahmen
Profit-Center umgewandelt.
von Bühler Synchro erleben die über die ganze Welt verteilten 17 Produk-
Als selbständige Produktions-
tionsstätten einige Veränderungen», erklärt Guido Meier, der seit April 2008
einheit wird es auch Drittkunden-
für die Hauptproduktionswerke in Uzwil verantwortlich ist. Mit Synchro wer-
geschäfte annehmen können,
den alle Prozesse vom Auftragseingang bis zur Übergabe an den Kunden
wobei die Leistungen für die
so koordiniert, dass jegliche Art von Verschwendung wie zu lange Durch-
Kunden von Bühler klar Vorrang
laufzeit, Überproduktion oder zu hohe Lagerbestände eliminiert werden.
haben werden.
Im Raum für den Raum
Entsprechend der weltweiten Aufstellung der Bühler Verkaufsorganisation
folgt auch die Organisation der Fertigungsstätten dem Grundsatz der Nähe
zum Markt. Bühler verfügt in Nordamerika, Südafrika, Indien, Iran, Deutschland und China über insgesamt zwölf Werke, die entweder geografisch für
eine Region oder branchenbezogen für einen Sektor tätig sind. Diese Werke
sind direkt den einzelnen Divisionen Grain Processing, Engineered Products,
Sales & Service und Druckguss unterstellt. Im Gegensatz zu diesen regionalen oder produktbezogenen Werken liefern die drei Konzernwerke Uzwil
(Schweiz), Braunschweig (Deutschland) und Wuxi (China) weltweit und für
alle Bühler Geschäftsbereiche. In die Erneuerung der vier Konzernwerke hat
Bühler in den letzten drei Jahren über 100 Millionen Franken investiert.
Neue Produktionseinheit
Der Umbau von Bühler erfolgt Schritt um Schritt immer mit dem Ziel, den
Kunden weltweit eine bestmögliche Lösung anzubieten. Für die zentralen
Konzernwerke steht die Schaffung eines Profit-Centers im Vordergrund.
Seit Anfang April 2008 ist Guido Meier für diesen Umbau verantwortlich. Er
ist 45 Jahre alt und seit 1998 für Bühler tätig und hat mehrere Jahre die
Bühler Niederlassung in Johannesburg geleitet. «Mein Team hat den Auftrag, das Schlüsselwerk des Konzerns zu einem Unternehmen mit Resultatverantwortung umzugestalten.» Dem Beispiel des Konzernwerkes Uzwil
folgend, sollen auch die Werke in Braunschweig und Wuxi eigenständig die
Fabrikation steuern und für das Resultat verantwortlich sein.
Raum für eigenen Aktivitäten
Das Werk Uzwil ist vom Platzangebot her auf eine maximale Leistung von
1 050 000 Produktionsstunden pro Jahr eingerichtet. «Im Zug der langsam
12 l 13
Guido Meier, seit April 2008 Leiter der Produktion Schweiz.
Fertigung
abnehmenden Fertigungstiefe und konstanten Anstrengungen, die Produktivität zu erhöhen, verringert sich unsere Auslastung seit 2004 in kleinen
Der Bühler Fisch
Schritten», erklärt Guido Meier. «Im Jahr 2007 haben wir noch 950 000
Der aufmerksame Besucher der
Produktionsstunden geleistet. Mit der zunehmenden Freiheit unserer Ge-
Bühler Produktionshallen in Uzwil
schäftsbereiche, gewisse Teile fremdproduzieren zu lassen, und dem Um-
entdeckt überall Plakate mit
stand, dass gewisse Produkte in die andern Werke abwandern, wird sich
grossen, stilisierten Fischen. Guido
unsere interne Auslastung bis zum Jahr 2015 weiter reduzieren. Das gibt
Meier, Leiter der Fabrikation
uns Raum für eigene Aktivitäten.» Meier meint damit die Möglichkeit, neue
Schweiz, erklärt: «Mit dem Fisch
Produkte zu entwickeln oder bestehende in Eigenregie zu verbessern und
symbolisieren wir unser Ziehprin-
diese dann den Kunden zu Marktpreisen anzubieten. Es ist das erklärte Ziel
zip. Der Kunde zieht am Angelha-
von Meier, das Bühler Werk in Uzwil über die nächsten Jahre hinaus zu
ken, den unser Fisch im Maul hat,
stärken und auszubauen sowie als Ausbildungsstätte für die Bühler Lehr-
und bestimmt so den Zeitpunkt der
linge zu erhalten.
Ablieferung. Die Fischgräte stehen
für die Teile und Dienstleistungen,
Massnahmen eingeleitet
welche von den beteiligten Abtei-
Die Abläufe wurden mit dem Ziel umgestellt, flexibel auf Kundenanforde-
lungen zum richtigen Zeitpunkt an
rungen reagieren zu können und möglichst effiziente Abläufe zu haben. Die
den richtigen Ort zugeliefert und
Kunden von Bühler profitieren dadurch von kürzeren Durchlaufzeiten. Gui-
erbracht werden müssen. Die
do Meier: «Wir haben das Fabrikationsprinzip hier in Uzwil grundlegend
Fisch-Plakate zeigen so immer den
erneuert und auf das Prinzip Bühler Synchro eingestellt.» Im Hinblick auf
aktuellen Stand des Auftrages.»
Drittaufträge wurde auch in neue Technologien investiert. Guido Meier: «Wir
(bos)
haben unsere Schlüsselkompetenzen gezielt ausgebaut.» So wurde beispielsweise eine neue Oberflächenbearbeitungsanlage beschafft, welche
ab Herbst 2008 in Uzwil installiert wird. Die Oberflächenbeschichtung für
Druckgussstangen wird neu mit einer Laserbeschichtungsanlage erfolgen.
Zudem ist der Kredit für ein neues Blechkonzept bewilligt worden. Auch die
umfassende Erneuerung der Bausubstanz steht auf dem Programm.
Aufbau Drittkundengeschäft
Doch bis das Profit-Center die gewünschte Selbständigkeit und damit auch
die geforderte Eigenrentabilität erreicht hat, sind noch einige Vorhaben zu
erledigen. «Für den Aufbau des Drittkundengeschäftes müssen wir eine
eigene Verkaufsorganisation auf die Beine stellen und die notwendigen Engineeringkapazitäten schaffen», erklärt Guido Meier. Er ist zuversichtlich,
dass sich das Drittkundengeschäft gut entwickeln wird. «Wir haben schon
zahlreiche Kontakte zu potenziellen Drittkunden, die uns zum Teil Produktionsaufträge erteilen wollen – bis hin zur Gesamtfertigung von Maschinen
und Anlagen.»
Mentalitätswandel notwendig
Der Umbau des Konzernwerkes Uzwil erfordert ein Umdenken. «Ohne einen gewissen Mentalitätswandel werden wir keinen Erfolg haben», ist sich
14 l 15
Die 17 Produktionsstandorte von Bühler.
Guido Meier gewiss. «Wir werden uns künftig vermehrt um Aufträge bemühen müssen, auch bei unseren eigenen Geschäftsbereichen. Die Kundenorientierung wird noch wichtiger als bisher. Es wird nicht einfach werden,
aber ich bin überzeugt, dass wir diese Umstellung als Team schaffen. Der
gesamte Umbau hat jedenfalls sehr gut angefangen. Wir werden ihn bis ins
Jahr 2009 beendet haben.» Das Konzernwerk Uzwil ist auf dem besten
Weg vom Cost-Center zum Profit-Center. (bos)
Fertigung
Die neue Rolle des Einkäufers
Mit sinkender Fertigungstiefe
Wie weit sich das auch in der Praxis bewährt, erklärt Albrecht Hänel, der
steigt für ein Unternehmen die
als Head Corporate Supply Management für die Konzipierung und die
Wichtigkeit eines gut organi-
Schaffung der heutigen Einkaufsorganisation verantwortlich ist: «Wir sind
sierten, effizienten und kosten-
bei Bühler nicht die Einkaufsweltmeister, aber wir sind in der Entwicklung
sparenden Einkaufs. Wie erfolg-
der gesamten Prozesskette, vom Bestellbüro hin zum wertschöpfungs-
reich die Einkäufer von Bühler
orientierten Beschaffungsmanagement, sehr weit.»
diese Erkenntnis in ihrem Beschaffungskonzept umgesetzt
Supply-Management-Vision
haben, beweist die Auszeichnung
Am Anfang seiner Arbeit hatte sich Albrecht Hänel zusammen mit seinem
durch das Fraunhofer-Institut
Team zum Ziel gesetzt, ein weltweites Beschaffungsnetzwerk zu entwi-
für Produktionstechnologie IPT.
ckeln und aufzubauen, um damit wesentlich zum Wachstum und zum
Im Rahmen eines europaweiten
kommerziellen Erfolg von Bühler beitragen zu können und daraus dem
Benchmarking-Projekts wurde
Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dies aus der Er-
der Konzern gemeinsam mit vier
kenntnis heraus, dass die finanzielle Hebelwirkung bei der Beschaffung
weiteren Unternehmen als «Suc-
viel grösser ist als beim Umsatz. Als wichtigste Massnahmen des neuen
cessful Practice in Purchasing
Bühler Supply Managements wurde das gesamte Beschaffungsnetzwerk
2007» gewählt.
zentralisiert, ebenso die Lieferantenbewertung und das Beziehungsmanagement. Als Schnittstelle zwischen Lieferanten und eigener Entwicklung fungieren Beschaffungsingenieure.
Von Uzwil aus geführt
Bühler zählt heute weltweit auf über 5000 Lieferanten − in Europa, Afrika,
Asien, Nord- und Lateinamerika. Vor Ort lenken Einkaufsbüros die lokalen
Beschaffungsaktivitäten weitestgehend selbständig. Zentrales Glied des
weltweiten Einkaufs ist das sogenannte Corporate Supply Management
(CSM) am Hauptsitz in Uzwil. Von hier aus erfolgen die fachliche Führung
der weltweiten Beschaffungsorganisation und die Festlegung der Konzernbeschaffungsstrategie. Die lokalen Einkaufsbüros setzen die strategischen Vorgaben des CSM um und führen die operative Beschaffung in
den einzelnen Ländern durch. Für die Einhaltung der Konzernvorgaben
sorgt ein internes Kontroll- und Entwicklungssystem: Jedem der weltweiten Einkaufsbüros ist ein Mitarbeiter des CSM zugeordnet. Er führt regelmässige Coachings durch und unterstützt sein jeweiliges Einkaufs büro
bei konkreten Beschaffungsfragen. Einmal jährlich erfolgt ein Audit des
jeweiligen Einkaufsbüros. Durch regelmässige Kontakte, intensive Kommunikation sowohl im täglichen Geschäft als auch bei langfristigen Pro-
16 l 17
jekten entstand ein Vertrauensverhältnis zwischen den lokalen Beschaf-
Mit den Preferred Suppliern wird eine
fungsorganisationen und den Mitarbeitenden des CSM. Die Ver ant-
kontinuierliche Optimierung von Liefer-
wortlichkeits- und Arbeitsteilung ist klar definiert, und die Einkaufs büros
leistung und Beschaffungskosten an-
fühlen sich von der Zentrale in ihrer täglichen Arbeit unterstützt.
gestrebt. In der Regel gibt es für die
Preferred Supplier nur wenige Alterna-
Lieferantenbewertung
tivlieferanten. Die Bewertung erfolgt
In den vergangenen sechs Jahren konnte Bühler die Anzahl seiner Liefe-
sowohl über Lieferantenselbstauskünf-
ranten deutlich verringern. Gegenwärtig arbeitet Bühler mit rund 5000
te als auch über externe Ratings und
grossen und kleinen Unternehmen zusammen. Es ist nicht möglich und
eigens aus SAP und aus einer Busi-
auch nicht sinnvoll, alle Lieferanten mit der gleichen Elle zu messen. Statt-
ness-Ware-Datenbank erhobene Kenn-
dessen segmentiert Bühler seine Lieferantenbasis in drei Klassen und
zahlen, mit denen die Entwicklung von
weist diesen unterschiedliche Formen der Bewertung zu.
Liefertreue, Kosten und Qualität beim
Zu den Approved Suppliern gehören Lieferanten einfacher Bauteile, bei
Lieferanten verfolgt werden kann.
denen die effiziente Abwicklung der Einkaufsvorgänge im Vordergrund
steht. Der Betreuungsaufwand wird minimal gehalten und vom operativen
Top-Lieferanten
Einkauf übernommen. Bei Approved Suppliern beschränkt sich Bühler auf
Als Key Supplier werden solche Liefe-
eine Lieferantenselbstauskunft als Grundlage für die Lieferantenbewer-
ranten bezeichnet, mit denen eine in-
tung.
tensive und langfristige Zusammen-
Key
Suppliers
Preferred Supplier
Approved Supplier
Die Lieferantenpyramide von Bühler.
Fertigung
arbeit angestrebt wird. Oft handelt es sich dabei um Single Sources. Die
Lieferanten treten in der Regel als Systempartner bei integrierten Projek-
TQRDCE
ten in der Entwicklung, Fertigung und Logistik auf. Gegenseitige Kenntnis-
TQRDCE kommt ursprünglich aus
se über Prozesse und Strukturen und ein intensiver Informationsaustausch
den USA und steht für Technology,
kennzeichnen diese Art der Zusammenarbeit. Für seine derzeit etwa 300
Quality, Responsiveness, Depen-
Key Suppliers setzt Bühler daher auf ein umfangreiches Bewertungsinst-
dability, Costs und Environment.
rumentarium, bestehend aus Risk-Grid-Analysen, regelmässigen Liefe-
Für jede dieser sechs Dimensionen
rantenaudits vor Ort und einer Bewertung nach dem sogenannten TQRD-
hat Bühler Erfolgskriterien defi-
CE-Modell (Siehe Box).
niert, anhand derer nicht nur die
Die Risk-Grid-Analyse verfolgt ebenfalls einen mehrdimensionalen An-
aktuelle Lieferperformance,
satz. Im Gegensatz zu rein finanziellen Risikobewertungen definiert Bühler
sondern auch das langfristige
vier Risikoklassen (Technologie, Finanzen, Versorgungssicherheit und
Potenzial der Lieferanten beurteilt
Verträge) mit entsprechenden Risikoindikatoren, um die Beschaffungsrisi-
werden soll. So stellt beispielswei-
ken beim Lieferanten ganzheitlich zu bewerten.
se die Problemlösungskompetenz
Einmal pro Jahr werden die 300 Key Suppliers bewertet, was eine hohe
des Lieferanten eines der Erfolgs-
zeitliche Belastung für die begrenzten Kapazitäten des Bühler Einkaufs
kriterien für die Dimension Techno-
darstellt. Aber der Aufwand lohnt sich: Bühler verlangt von Key Suppliers
logy dar. Ein anderes Kriterium für
das Erreichen von 80% der maximal 100 % erzielbaren TQRDCE-Punkten.
die Dimension Costs ist – neben
Seit der Einführung des TQEDCE-Bewertungsmodells vor vier Jahren
den tatsächlichen Produktkosten
konnte die Performance der 300 Schlüssellieferanten im Mittel um 8 bis
– die Bereitschaft und Fähigkeit
10% gesteigert werden. Sie liegt heute im Durchschnitt bei 83 %.
des Lieferanten zur transparenten
Darstellung seiner Kostenstruk-
Vermittler für externe Innovationen
turen. Im Rahmen der jährlich
Mit den Zielsetzungen hat sich auch das Anforderungsprofil der Bühler
stattfindenden TQRDCE-Bewer-
«Einkäufer» gewandelt. Heute finden sich in der Abteilung Corporate
tung werden die einzelnen Erfolgs-
Supply Management überwiegend zwei Typen von Einkäufern: Betriebs-
kriterien gemeinsam mit dem
wirte mit technischem Verständnis in der Funktion des Commodity
Lieferanten diskutiert. Das ab-
Managers und Ingenieure mit betriebswirtschaftlicher Zusatzausbildung
schliessende Bewertungsergebnis
in der Rolle des sogenannten Beschaffungsingenieurs.
wird dann sowohl auf Dimensions-
Die wesentliche Aufgabe des Beschaffungsingenieurs besteht darin, das
als auch auf Einzelkriterienebene
technologische Know-how und die Innovationen der Lieferanten in den
dem Lieferanten offen kommuni-
eigenen Entwicklungsprozess einzubringen und auch innerhalb von Büh-
ziert, um gemeinsam Verbesse-
ler in andere Geschäftsbereiche zu transferieren. Für Entwicklungspart-
rungsmassnahmen und Zielvorga-
nerschaften zwischen Bühler und bestimmten Key Suppliern sind die
ben festzulegen. (ah)
Beschaffungsingenieure die Initiatoren und treibenden Kräfte. Bei Produktneuentwicklungen hat der Beschaffungsingenieur zudem die Aufgabe, eine beschaffungsgerechte Konstruktion sicherzustellen. Ihm obliegt
somit die Koordination zwischen Lieferant und Entwicklung. (bos/ah)
18 l 19
Albrecht Hänel (links), Head Corporate Supply Management.
Und alles läuft wieder rund ...
Mit den Schokolade-Walzwerken von Bühler ist es wie mit dem legendären Volkswagen «Käfer» – sie laufen und laufen und laufen.
Und werden die in die Jahre gekommenen Steuerungen durch neue
ersetzt und allenfalls das eine oder andere Retrofit-Programm
durchgeführt, dann laufen die Walzwerke wieder wie neu. So kürzlich geschehen bei Chocolat Frey in der Schweiz.
Walzwerke von Bühler weisen eine überdurchschnittlich lange Lebensdauer auf. Um die langfristige Verfügbarkeit der bewährten SchokoladeWalzwerke zu gewährleisten, bietet der Bühler Geschäftsbereich Schokolade & Kakao als Ersatz für die in die Jahre gekommenen ERD- und
ERE-Steuerungen, für die einige Komponenten nicht mehr verfügbar sind,
die neue Walzenstuhlsteuerung FineControl-E an. Die neue Steuerung für
Schokolade-Zweiwalzwerke und -Fünfwalzwerke ist jedoch mehr als nur
eine Ersatzsteuerung. Über eine leistungsstarke SPS (speicherprogrammierbare Steuerung) der neusten Generation von Siemens werden alle
relevanten Prozessparameter geregelt, überwacht und auf einem komfortablen Touch-Display angezeigt. FineControl bietet zusätzliche EinstelAuskünfte zu Retrofit erteilt:
Trevor-Allan Somerville
Sales Manager Retrofit
Geschäftsbereich Schokolade & Kakao
bei Bühler in Uzwil
T +41 71 955 18 17
F +41 71 955 35 82
[email protected]
lungs-, Kontroll- und Diagnosemöglichkeiten, welche den Walzprozess
weiter optimieren und noch robuster machen.
Chocolat Frey – die Schokoladefabrik der grössten Detailhandelskette der
Schweiz – setzt seit vielen Jahren auf Produktionsanlagen von Bühler.
Nachdem die Verantwortlichen bei Chocolat Frey beschlossen haben,
verschiedene Projekte zum systematischen Upgrade aller Maschinen-
20 l 21
Heading Title, right
Die vollständig revidierten Walzenstrassen 5 und 6 bei Chocolat Frey in Buchs.
steuerungen durchzuführen, haben die Retrofit-Spezialisten von Bühler in
den letzten zwei Jahren Schritt um Schritt den gesamten Maschinenpark
der Walzenstrassen auf den neusten Standard gebracht. Zudem wurden
diverse Retrofit-Massnahmen durchgeführt. Das gesamte Massnahmenpaket diente einerseits der Sicherstellung der Maschinenverfügbarkeit
und der Reduktion der Ersatzteillagerung über die nächsten Jahre, und
andererseits kann der Walzprozess durch bessere Einstellmöglichkeiten
optimiert werden.
Zwei Produktionsstrassen
Als letztes Projekt des Upgrades wurden die Produktionsstrassen 5 und 6
gesamthaft modernisiert. Die beiden Doppel-Produktionsstrassen bestehen aus einem Zweiwalzwerk SZAE, das als Vorwalzwerk dient, sechs
Fünfwalzwerken SFLE und zwei Fünfwalzwerken SFL. Bei allen neun Maschinen wurden die ERD-Steuerungen durch SPS ersetzt und mit einem
neuen Bedienpanel versehen. Als Voraussetzung für den Umbau der
Steuerung wurde bei den Werken SZAE und SFLE die bestehende Klappenwinkelerfassung mittels Potentiometer ersetzt. Die neue Lösung mittels Exzenterscheibe und Näherungsschalter gewährleistet eine betriebssichere, genaue und berührungslose Erfassung der Klappenwinkelöffnung.
Zudem wurden zur Erhöhung der Betriebssicherheit die Schlüsselschalter
für die Klappen umgebaut. Schliesslich wurde bei den SFLE- und SFLWalzwerken die Trockenlaufüberwachung auf das neue System FineLux
umgestellt. Weitere Retrofit-Massnahmen betrafen nur die beiden SFL-
Projekt CHOCOLAT FREY
Fünfwalzwerke. Die beiden noch relaisgesteuerten Werke mussten entsprechend für die neue SPS vorbereitet werden. Das erforderte auch
einen Umbau der Mechanik. So wurden die Hydraulikteile angepasst, die
mechanische Spalteinstellung erneuert sowie die Messeranpressung von
hydraulisch auf pneumatisch umgestellt.
Stillstandszeiten minimieren
Bei den Produktionsstrassen 5 und 6 von Chocolat Frey handelt es sich
um zwei hoch automatisierte und intensiv genützte Linien. Der Steuerungsumbau stellte deshalb eine besondere Herausforderung dar. So
mussten die Schnittstellen zur Anlagensteuerung genaustens angepasst
werden. Die neue Steuerung sollte zudem von den Anlagenführern rasch
akzeptiert und problemlos bedient werden können. Der hohe Auslastungsgrad der beiden Linien erforderte zudem eine Minimierung der Stillstandszeiten.
Dank der ausgezeichneten Vorbereitungsarbeiten und der minutiösen
Planung der Ressourcen konnte der Umbau in zwei Wochen und die Inbetriebnahme einschliesslich Produktionsbegleitung wie geplant in zwei
Wochen durchgeführt werden. Die modernisierten Produktionsstrassen 5
und 6 wurden von den Bedienern rasch akzeptiert und laufen problemlos.
Palette von Retrofit-Programmen
Das gesamte Retrofit-Programm des Bühler Geschäftsbereiches Schokolade & Kakao ist umfangreich. Unter dem Namen «Fine» werden verschiedene Massnahmen zur Modernisierung bestehender Schokolade-Anlagen
und zur Sicherstellung ihrer Verfügbarkeit angeboten. Neben der Optimierung der Steuerung mit FineControl gewährleistet die Trockenlaufüberwachung FineLux einen wirksamen Schutz der Walzen, erlaubt FineSense
die Online-Bestimmung der Partikelgrösse, Fine-Gap die elektronische
Spalteinstellung und FineAngle eine exakte Produktdosierung. Daneben
gehören neben den Revisionen der Walzen auch Umbausets für die Walzenkühlung und die Kühlung des Hydrauliköls zu den lebensdauerverlängernden Massnahmen der Retrofit-Palette. (bos)
22 l 23
Das Vorwalzwerk SZAE erhielt eine neue Steuereinheit.
Nachrichten
Aeroglide erworben
Bühler hat von der Compass Diversified Holdings das Aktienkapital der
amerikanischen Aeroglide Inc. übernommen. Aeroglide ist der führende
Maschinenbauer für Trocknung und
weitere thermische Prozesse in den
Bereichen Nahrung, Futtermittel und
Industrie. Bühler wird Aeroglide als eigenständiges Kompetenzzentrum und
als Geschäftsbereich führen. Aeroglide und Bühler pflegen seit vielen Jahren eine enge Geschäftsbeziehung.
Die auf Transportbändern basierenden
Trocknungssysteme
von
Aeroglide
komplettieren das Angebot von Bühler
vor allem im Bereich Extrusion. Die
Aeroglide Inc. erwirtschaftete 2007 mit
Neues Customer Center eingeweiht
230 Mitarbeitenden einen Umsatz von
64 Millionen US-Dollar. Das Unterneh-
Nach knapp 16 Monaten Bauzeit hat Bühler CEO Calvin Grieder im März
men mit Hauptsitz in Raleigh (North
2008 am Hauptsitz in Uzwil das neue, zeitgemässe Kundenzentrum in
Carolina) ist weltweit tätig und verfügt
feierlichem Rahmen in Betrieb genommen. Das neue Customer Center
über Verkaufsstandorte in den USA,
wird künftig als Ort der Begegnung für die jährlich mehr als 1800 Besu-
Asien und Europa. (ca)
cherdelegationen aus aller Welt dienen. Das Bühler Kundenzentrum beherbergt in dem dreigeschossigen Anbau an eines der drei Bühler Hoch-
Bühler Benelux
ist umgezogen
häuser
neben
einem
neuen
Empfangsteil
einen
grosszügigen
Ausstellungsraum, ein Bistro sowie mehrere Meeting-Räume mit modernster Infrastruktur. Der aufwendige Neubau widerspiegelt mit seinem
Labor-Charakter den technischen Vorsprung und das Qualitätsimage der
Seit Februar 2008 ist Bühler Benelux
Firma Bühler. Durch die Farbe Weiss, welche die neuen Räumlichkeiten
nicht mehr in Brüssel, sondern in
dominiert, setzt Bühler die Werte Kompetenz, Fortschrittlichkeit, Offen-
Mechelen (Bedrijvenlaan 3, 2800 Me-
heit und Kundenfreundlichkeit konsequent in Szene. In warmen Farbtönen
chelen) zu Hause. Die neuen Büro-
gehaltene Rückzugsorte bieten den Besuchern aber auch eine angeneh-
räumlichkeiten in einem modernen Bü-
me Atmosphäre als individuellen Arbeitsplatz, Bibliothek oder Ort der
rokomplex sind verkehrsgünstig an der
Ruhe. (ca)
Achse Brüssel-Antwerpen gelegen.
Bühler Benelux beschäftigt 18 Mitarbeitende in den Bereichen Verkauf,
Customer Service und Engineering.
(thb)
Projekt LANTMÄNNEN
Eine Mühle rüstet auf
In Vejle in Dänemark baut Bühler
Roggenmühle mit einer Leistung von 180 t/24 h. Daneben wurde ein
für die Lantmännen-Gruppe den
neuer Mehlsilo inklusive Loseverladung mit einem Fassungsvermögen
bestehenden Standort zu einer der
von 5000 t errichtet. Alle Nebenprodukte der neuen Anlage werden auf
grössten und modernsten Mühlen
einer neuen Würfelpresse zu Pellets verarbeitet und an Mischfutterwerke
Europas aus. Als erste Grossmüh-
verkauft.
le wird die neue Lantmännen-Mühle auf der Basis des neuen Bühler
Vollautomatisierung
Automationssystems WinCoS.r2
Teil des Auftrags war die Vorgabe, dass die neue Anlage nach den neusten
vollständig automatisiert.
Produktionsmethoden der industriellen Getreideverarbeitung und vollautomatisch betrieben werden kann. Zudem sollte die Bedienung der Anlage
Die neue Mühle der dänischen Lant-
möglichst geführt und einfach erfolgen können, um die Konstanz der Pro-
männen-Tochter Lantmännen Cerealia
duktequalität zu garantieren und Bedienfehler weitgehend unmöglich zu
in Vejle gilt bei ihrer Inbetriebnahme im
machen. Das gesamte Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit dem
Sommer 2008 als eine der moderns-
Kunden auf der Basis des neuen Automationssystems WinCoS.r2 erstellt.
ten Mühlenanlagen Europas. Von der
Um die Voraussetzungen für die Vollautomatisierung zu schaffen, wurden
alten Mühlenanlage wurden nur die
alle Anlagenteile von den Getreidesilos über die Reinigung und die eigent-
drei Getreidesilos und die Fertigpro-
liche Vermahlung bis zu den Mehlsilos mit Absackung und Verlad mit den
duktsilos in die neue Mühle integriert.
modernsten Maschinen, Sensoren und Technologien ausgerüstet.
Die alten Mühlen wurden stillgelegt.
An ihrer Stelle baute der Bühler Ge-
Intelligente Prozess-Optimierung
schäftsbereich Grain Milling eine mit
Die neue Anlagenautomation WinCoS.r2 von Bühler bringt Lantmännen
der neusten Technologie ausgerüstete
Cerealia ein Vielzahl von Vorteilen. So sucht das Navigationssystem für
Gesamtanlage mit zwei Weichweizenmühlen
mit
Vermahlungsleistungen
von 24 t/24 h und 480 t/24 h sowie eine
Auskünfte zum Projekt Lantmännen erteilt:
Mike Häfeli
Head of Sales/Quotation
Automation Grain Milling
bei Bühler in Uzwil
T +41 71 955 23 37
F +41 71 955 21 95
[email protected]
24 l 25
Lückenlose Aufzeichnung der Betriebsereignisse.
Das neue Mühlengebäude vereint das Getreide- und Mehlsilo zu einem harmonischen Gebäudekomplex.
die Produkte den energietechnisch und/oder leistungstechnisch «richtigen» Weg durch die Anlage. Das System minimiert so die Bedienereingaben und verhindert Fehler, sorgt für eine optimierte Auslastung der Anlage
unter Berücksichtigung eines optimierten Energiehaushaltes. Das System
erstellt zudem pro Auftrag ein sogenanntes Energie-Reporting, was Aussagen über die verbrauchte Energie pro Kilogramm produziertes Gut ermöglicht. Schliesslich wird für jeden Motor der gesamten Anlage der
Lantmännen-Gruppe
Stromverbrauch protokolliert. Diese Daten werden für das Wartungsfrüh-
Lantmännen Cerealia in Vejile
warnsystem verwendet und erlauben eine transparente Darstellung des
in Dänemark gehört zur schwe-
Energiehaushaltes. WinCoS.r2 übernimmt aber auch die qualitätsbezoge-
dischen Lantmännen-Gruppe.
ne Überwachung und Verwaltung einer grossen Anzahl verschiedener
Rund 42 000 Landwirte aus
Produkte. Dadurch wird die Flexibilität der Anlage erhöht. Die sogenannte
Schweden sind als Aktionäre an
«Produkteverriegelung» verhindert die ungewollte Vermischung. Nach
der Gruppe beteiligt. Lantmännen
dem Produktionsprozess übernimmt das System auch vollautomatisch
beschäftigt knapp 13 000 Mitarbei-
die Einlagerung und Überwachung der Produkte in den Silos.
tende und weist einen Gesamtumsatz von über 6 Milliarden
Lückenlose Rückverfolgbarkeit
Franken aus. Sie ist Marktführerin
Das automatische Rezeptmanagement und die Regelkreise für Asche und
in der industriellen Getreidever-
Gluten sorgen für eine optimale Produktkonsistenz und Reproduzierbar-
arbeitung Nordeuropas und stellt
keit. Alle Endprodukte werden immer in der gleichen Qualität produziert.
in verschiedenen Ländern Mehl,
Alle Daten – inklusive Labordaten – werden lückenlos aufgezeichnet, was
Frühstückszerealien, Brot und
jederzeit die volle Rückverfolgbarkeit und detaillierte Anaylsen erlaubt.
Teigwaren her. Jährlich verarbeitet
Schliesslich verfügt die neue Mühlenanlage von Lantmännen Cerealia
die Lantmännen-Gruppe 400 000
über ein multimediales Informationszentrum, das bei Unregelmässigkei-
Tonnen Getreide. (mh)
ten automatisch via SMS oder Mail informiert. Das Feature remote access
erlaubt den Verantwortlichen von Lantmännen und von Bühler den raschen «heilenden» Zugriff. (bos)
Projekt INQUIL
26 l 27
Dreifach speziell
Der Kunde ist speziell, das Produkt ist speziell, die Anlage ist
speziell: Das neue Bühler Extrusionssystem der brasilianischen
Inquil Indústria de Amidos Especiais Ltda zur Herstellung
modifizierter Stärke für die industrielle Anwendung.
Im Jahr 1970 als Teil einer Agro-Gruppe gegründet, stellt Inquil seit über
30 Jahren einen wichtigen Teil der industriellen Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft dar. Heute hat Inquil Indústria de Amidos Especiais Ltda,
wie das Unternehmen seit 2004 heisst, den Sitz in Treze de Maio im Bundesstaat Santa Catarina im Süden Brasiliens. Inquil produziert im Nebengeschäft Tapiokastärke und weitere modifizierte Mehle für die brasilianische Nahrungsmittelindustrie. Die Haupttätigkeit von Inquil ist jedoch die
Herstellung modifizierter Stärke für die industrielle Verwendung.
Maniokwurzel als Rohstoff
Die Inquil Indústria de Amidos Especiais Ltda hat sich über die Jahre zum
Spezialisten für spezielle modifizierte Stärken für die verschiedensten Anwendungen entwickelt. Die Grundlage für die modifizierte Stärke bildet die
Maniokwurzel. Aus der bearbeiteten und getrockneten Wurzel wird Tapioka
hergestellt, eine nahezu geschmacksneutrale Stärke. Weltweit werden
jährlich rund 190 Millionen Tonnen Tapioka produziert, etwas über 10 %
davon in Brasilien. In unveränderter Form stellt Tapioka für rund 500 Millionen Menschen in verschiedenen afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern ein Grundnahrungsmittel dar.
Kosmetik bis Ölförderung
Inquil wandelt Tapioka in modifizierte Stärke um. Aus Tapioka wird die wasserlösliche und extrem wasseraufnahmefähige und klebrige modifizierte
Stärke. Diese Stärke wird zusammen mit geheimen Zutaten zu Spezialbindemittel für industrielle Anwendungen vermischt. Die Spezial-Stärken von
Inquil findet man schliesslich in so exotischen Bereichen wie der Erdölförderung zum Binden von Bohrschlamm oder in der Giessereibranche zum
Binden von Sandpartikeln oder tonförmigen Mineralien. Die Inquil-Stärke
wird aber auch von der Kosmetik- und Textilindustrie in Form verschiedener Bindemittel verarbeitet.
Bis vor einem Jahr produzierte Inquil seine modifizierten Stärken auf einem
Einwellenextruder eines südamerikanischen Herstellers. Weil es jedoch immer wieder zu Maschinen- und Produktionsausfällen kam, suchten die
Das neue Extrusionssystem der Inquil Indústria
de Amidos Especiais Ltda.
Projekt INQUIL
Inquil-Direktoren
Pedro
Tocchetto
Thormann, Marcelo Belleza Stella und
Lázaro Antonio Alves nach einer Alternative. Durch Empfehlung eines deutschen Stärkeherstellers kam der Vorstand in Kontakt mit den Bühler Extrusionsspezialisten. Zusammen wurde
eine Lösung für die spezifische Aufgabenstellung bei Inquil gesucht. Schon
bald war der Inquil-Direktor vom Bühler
Extrusionsprozess überzeugt.
Komplettes Extrusionssystem
Im Mai 2005 bestellte Inquil ein komplettes
Extrusionssystem.
Für
den
zentralen Extrusionsvorgang wurde ein
Zweiwellenextruder gewählt. Die beiden Schnecken reinigen sich gegenseitig. Die Bestellung umfasste auch die
gesamte Anlagensteuerung. Kundenseits wurde die Rohmaterialzuführung
Food Ingredients
und die Vermahlungsanlage bereitge-
Die Vielfalt der Food Ingredients, die weltweit mit Bühler Extrusi-
stellt. Die neue Anlage wurde in einem
onsanlagen hergestellt werden, ist riesig. Zu den wichtigsten
neuen Gebäude in Kompaktbauweise
zählen modifizierte Mehle und Stärken, Paniermehle, veredelte
aufgebaut. Im Verlaufe des Jahres 2006
Müllerei-Nebenprodukte sowie texturierte Proteine. Die Verarbei-
konnte die Anlage schliesslich in Be-
tung der Stärke- oder proteinbasierten Rohstoffe mit einem
trieb genommen werden. Seither läuft
Extruder führt zu unterschiedlichsten funktionellen Eigen-
die neue Stärkeanlage von Inquil prob-
schaften der Produkte. Der Extrusionsprozess ist flexibel,
lemlos und zur vollen Zufriedenheit des
effektiv und wirtschaftlich. Der Vorteil der Modifizierung mittels
Kunden. Die Inquil-Direktoren: «Wir
Extrusion gegenüber einer chemischen Modifizierung von Stärke
sind mit der Abwicklung des Geschäf-
liegt besonders in der preiswerten Herstellung und in der
tes und auch mit der Leistung der neu-
lebensmittelrechtlichen Kennzeichnung. Dank der Flexibilität der
en Anlage sehr glücklich.» Bereits ar-
Zweiwellenextruder und der Prozesskenntnisse der Bühler
beitet er mit Bühler an einem neuen
Technologen reduzieren sich allen Anwendungen im Bereich der
Projekt: Eine Extrusionsanlage für Le-
Food Ingredients auf nur ein Verfahrensdiagramm. (ds)
bensmittelstärke. (bos)
28 l 29
Nachrichten
Kooperation von
Bühler mit Aveka
Die Buhler Inc., Plymouth, und die auf
Partikel-Technologie spezialisierte Aveka Inc., Woodbury, haben im März
2008 auf dem Areal von Aveka in
Woodbury ein gemeinsames Entwicklungs- und Demonstrationslabor in Betrieb genommen. Damit können die
nordamerikanischen Kunden im Be-
Zwei Grossaufträge aus Südkorea
reich der Nassmahl- und Dispergiertechnik noch kompetenter und direkt
Der Bühler Geschäftsbereich Grain Milling konnte in Südkorea zwei Ver-
vor Ort betreut werden. Bühler stellt
träge für Grossaufträge im Gesamtumfang von 45 Millionen Franken un-
das Produktportfolio des Geschäfts-
terzeichnen. Für die Korea Flour Mills Co. Ltd. wird Bühler in Dangjin zwei
bereiches Grinding & Dispersion für die
Getreidemühlen für Weichweizen mit einer Vermahlungskapazität von je
Testaktivitäten zur Verfügung, Aveka
350 t/24 h sowie eine Getreidemühle für organischen Weizen mit 36 t/24 h
macht seine Kompetenz in den Berei-
liefern. Bei der Vertragsunterzeichnung dabei: (Bild oben v.l.n.r.) D. H. Noh
chen
(Managing Director Procurement Headoffice), Y.G. Kim (Director TFT-Lea-
renstechnik
der Dangjin), W. Kesselring (Bühler), Y.G. Si (CE & President Korean Flour
auch Bühler Kunden zugänglich. (kg)
Partikel-Messtechnik,
und
Verfah-
Auftragsfertigung
Mills Co. Ltd.), W. Knausberger (Bühler), Y.W. Noh (General Manager TFTDangjin). Für die Daesun Flour Mills Co. Ltd. baut Bühler in Asan City drei
Getreidemühlen für Weichweizen mit Vermahlungskapazitäten von einmal
300 t/24 h und zweimal 150 t/24 h. Bei der Vertragsunterzeichnung dabei:
Druckguss: Joint
Venture in Japan
(Bild unten sitzend) K.H.Park (CEO & President Daesun Flour Mills Co. Ltd.
rechts) und W. Kesselring (Bühler). (Bild unten stehend v.l.n.r.) W. Knau-
Bühler und Japan Steel Works (JSW)
senberger (Bühler), H.S. Koo (Director & TFT-Construction), D.K. Na (Vice-
haben die JSW & Buhler Machinery
president & TFT Leader Asan), K.K. Choi (Director & TFT Automation), D.J.
Ltd. für die Herstellung und den Ver-
Chang (Director Headoffice Finance), K.M. Park (Director & TFT-Produc-
kauf von Kaltkammer-Druckgussma-
tion), J.S. Lee (Bühler). (js)
schinen in Japan gegründet. Der Sitz
des Joint Ventures befindet sich in Tokio in der Nähe des JWS-Hauptsitzes.
Das Joint Venture plant, die Fabrikation
von Kaltgiessanlagen in der Grösse
von 550 bis 4500 Tonnen Schliesskraft
aufzubauen. JWS und Bühler haben
bereits seit einem Jahr auf der Basis
eines Verkaufs- und Serviceagreements zusammengearbeitet. (ak)
Martin Schlauri, Leiter des Bühler Geschäftsbereiches Grain Milling,
eröffnet die 9. Internationale Wolfsberger Müllereitagung.
«Informationen in geballter Form»
Alle vier Jahre lädt der Bühler
Die deutschsprachige Müllereitagung der Bühler AG hat Tradition. Die seit
Geschäftsbereich Grain Milling
1975 vom Bühler Geschäftsbereich Grain Milling organisierte Veranstal-
die deutschsprachigen Müller zu
tung lockt alle vier Jahre die Besitzer, Geschäftsführer und Produktions-
einer Standortbestimmung ein.
leiter von Mühlen aus aller Welt in die Schweiz. Die Müllereifachtagung
148 Experten aus 28 Ländern und
von Bühler bietet die Chance, die neusten Entwicklungen und wichtigsten
4 Kontinenten folgten dieses Jahr
Herausforderungen der Branche zu diskutieren sowie den informellen
der Einladung zum Gedanken-
Kontakt zu Kollegen und Mitbewerbern aus der ganzen Welt zu pflegen.
austausch.
Umfangreiches Programm
Die Bühler Müllereitagung 2008 fand vom 24. bis 26. April im Tagungszentrum Wolfsberg statt, das sich mit seiner modernen Infrastruktur und
der Panoramalage oberhalb des Bodensees einmal mehr als idealer Ort
für die Durchführung eines derartigen Anlasses erwies.
Die insgesamt 148 deutschsprachigen Teilnehmer aus 28 Ländern erwartete ein dicht gedrängtes Programm. Im Zentrum standen die Vorstellung
der neuesten Bühler Maschinen und Technologien, aber auch Ausführungen über aktuelle Themen der Müllerei wie die angespannte Situation auf
den Rohstoffmärkten, Energiefragen sowie müllereispezifische Aspekte
wie optimale Getreidelagerung, Reinigung, Mahleffizienz, Produktsicherheit und Wertschöpfung. Unter dem Motto «The New Art of Milling» wur-
30 l 31
Event
den als Höhepunkt die neusten Bühler Produkte vorgestellt: der Walzenstuhl Antares, die Automation WinCoS.r2, die neue Generation Siebrahmen
NOVAPUR, das NIR-Online-Kontrollgerät MYRB und der Sani-Mischer
DFML.
Klare Erwartungen
Bereits zum zweiten Mal nimmt Peter Quirin, Geschäftsführer der Mühle
Quirin GmbH & Co. KG im deutschen Völklingen, an der Müllereitagung
von Bühler teil. «Ich erinnere mich noch gut an 2004. Die damals gemachten Prognosen haben sich mehrheitlich bestätigt», erinnert sich Peter Quirin. Seine Erwartungen sind klar: «Ich möchte hören, in welche Richtung
die Trends in der Müllereibranche gehen. Zudem erwarte ich von den Experten von Bühler Antworten auf die aktuellen Probleme der Branche.»
Das Ehepaar Kathrin und Peter Quirin
mit Eugen Rommel (rechts), Gebietsverkaufsleiter Grain Milling.
Schliesslich nutzen Peter Quirin und seine Gattin Kathrin die Gelegenheit
zum Gedankenaustausch mit Müllereikollegen. «Es sind vor allem die Kollegen von weiter her, mit denen wir uns austauschen», erklärt Quirin und
fügt schmunzelnd hinzu: «Mit denen können wir offener reden als mit den
benachbarten Mühlenbetreibern.»
«Verändertes Marktumfeld»
Als «seit jeher 100% Bühler Kunde» outet sich Markus Haberfellner, Geschäftsführer der Haberfellner Mühle in Grieskirchen in Österreich. An der
Wolfsberger Müllereitagung schätzt er vor allem die Gelegenheit, «Informationen in geballter Form» aus berufenem Munde zu hören. «Ich kann
mir hier einen aktuellen Überblick über die Branche verschaffen. Zudem»,
so Haberfellner, «habe ich die Chance, von den anderen Teilnehmern zu
lernen.» Von der präsentierten «New Art of Milling» erwartet er konkret
Markus Haberfellner.
«hohe Produktsicherheit und Qualität mit tieferen Betriebskosten». Dies
umso mehr, als sich das Marktumfeld der Müller stark verändert habe.
«Das Handwerk des Müllers ist etwas in den Hintergrund getreten. Der
geschickte Einkauf des Rohmaterials ist sehr wichtig geworden.»
«Die ruhigen Zeiten sind vorbei»
«Bühler hat immer wieder die Nase vorn», meint Dr. Franz Cordesmeyer,
Inhaber der Hemelter Mühle in Rheine (Deutschland). «Es ist deshalb für
mich ein Muss, an der Müllereitagung von Bühler teilzunehmen. Hier erhalte ich einen Überblick über die laufenden Entwicklungen. Zudem haben wir Müller die Gelegenheit, unsere Wünsche und Inputs zu platzieren.
Das ist umso wichtiger, als die ruhigen Zeiten in unserer Branche vorbei
sind. Unser Geschäftsgebiet hat sich grundlegend verändert.» (bos)
Dr. Franz Cordesmeyer.
Projekt KOOPMANS
Mit Masterplan zum Erfolg
Der gemeinsam erarbeitete
Modernisieren zum Sichern der Zukunft des Unternehmens. Die Besitzer
Masterplan bildet die Basis zur
der holländischen Mühle Koopmans Meel B.V. in Leeuwarden mussten sich
Erneuerung der Mühlenanlage
nach der Jahrtausendwende für Stagnation oder Fortschritt entscheiden,
der Koopmans Meel B. V. in
und sie wählten die Vorwärtsstrategie. Koopmans ist heute die Nummer
Leeuwarden in Holland.
zwei der niederländischen Mühlereibranche.
Masterplan
Zusammen mit dem Kundenteam unter der Leitung des neuen Direktors
der Koopmans Meel B.V., Minne Dijkstra, machten sich die Müllereiexperten von Bühler Uzwil sowie der Bühler Niederlassung in Brüssel an die
Ausarbeitung eines Masterplanes. Das Ziel des Planes: Innerhalb 10 Jahren soll die Koopmans Mühle vollständig modernisiert werden, um die
Marktanforderungen bezüglich Produktqualität und -vielfalt zu erfüllen sowie die Markt- und Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Die drei bestehenden Mühlen (Weichweizenmühle, Roggen- und Buchweizenmühle,
Mühle für Spezialmehle) sollen mit neuen Mühlenanlagen modernisiert werden. Niek den Oudsten, als Area Sales Manager Benelux bei Bühler für das
Koopmans Projekt verantwortlich, erinnert sich: «Die Vorgabe war klar. Wir
sollten einen Plan entwickeln, wie etappenweise auf dem bisherigen Areal
in Leeuwarden eine moderne und weitgehend automatisierte Mühlenanlage realisiert werden kann, die zudem energiesparend und personaleffizient
arbeiten soll.»
Start in der Getreideannahme
Der gemeinsam erarbeitete Masterplan wurde schliesslich von den Besitzerfamilien im Jahr 2003 abgesegnet. Die Umsetzung konnte beginnen. In
einer ersten Etappe wurde die Neuordnung und Rationalisierung der Getreideannahme in Angriff genommen. Zuerst wurde eine neue Schiffsannahme gebaut, dann die Anlage zur Reinigung des Getreides. Zudem wurde die gesamte Getreideannahme und Lagerung mit der WinCoS Steuerung
von Bühler automatisiert. Mit der Beendigung dieser ersten Etappe war
Auskünfte zum Projekt Koopmans erteilt:
Niek den Oudsten
Area Sales Manager Benelux
Geschäftsbereich Grain Milling
bei Bühler in Brüssel
T +32 1528 6510
F +32 1520 51 02
M +32 477 59 1606
[email protected]
32 l 33
sichergestellt, dass die verschiedenen Getreidesorten optimal angenommen, vor dem Einlagern gereinigt und separat nach Qualitätsparameter
gelagert werden.
Die neue Koopmans-Mühle – zehn Antares-Walzenstühle in Reih und Glied.
Projekt KOOPMANS
Vorbereitung zum Mahlen
nerseits die Effizienz und Leistungsfä-
In der zweiten Modernisierungsetappe wurde die nächste Verarbeitungs-
higkeit des Mehlsilos verbessert, aber
stufe modernisiert: die Netzung und das Abstehen. In diesem Abschnitt
auch die Flexibilität in der Produktviel-
wird das in den Silos gelagerte Getreide präzise nach Qualitätsvorgaben
falt sowie Produktsicherheit erhöht.»
dosiert und gemischt, genetzt und so für den eigentlichen Mahlprozess
vorbereitet. Das konditionierte Getreide wird dann in den Tages- oder Ab-
Neue Mühle
stellzellen für das Mahlen bereitgestellt. Wie schon bei der Annahme wur-
Im Jahr 2006 wurde mit der Erneuerung
den die entsprechenden Maschinen in die WinCoS Steuerung integriert.
des Kernstücks der neuen Mühle begonnen. Auf dem durch die zahlreichen
Voraussetzung schaffen für die neue Mühle
vorbereitenden Massnahmen geschaf-
Mit der Beendigung der zweiten Etappe der Erneuerung der Hauptreini-
fenen Platz wurde an der Stelle eines
gung waren die Voraussetzungen für den wichtigsten Teil der Modernisie-
alten Silos ein neues Mühlengebäude
rung, den Bau einer neuen Mühle, erst teilweise erfüllt. «Als Zwischenetap-
erstellt. Darin wurde eine top-moderne
pe mussten wir noch die Spezialreinigung für die beiden bestehenden,
Weichweizenmühle erstellt. Das Herz-
kleineren Mühlen neu organisieren», erklärt Niek den Oudsten. Zu diesem
stück der neuen Mühle bildet der Wal-
Zweck mussten einige Netzzellen umgesiedelt werden. Dabei wurden sie
zenboden mit den zehn Walzenstühlen
natürlich auch gleich revidiert.
Antares – vier Achtwalzenstühle und
In Voraussicht, dass mit der neuen Mühle die zusätzlichen Produkte auch
sechs Vierwalzenstühle. Um den Ener-
transportiert, gelagert und kundengerecht gemischt sowie ausgeliefert
gieverbrauch der neuen Mühle noch
werden muss, wurde der Mehlsilo revidiert und modernisiert. Dabei wurde
weiter verringern zu können, wurde das
die Weissmehlmischerei modernisiert, die Leistung der Transferlinie in den
neuste Pneumatiksystem sowie für die
Loseverlad erhöht sowie Engpässe entflochten. Schwerpunkt wurde ins-
Achtwalzenstühle der neue Ein-Motor-
besondere auf die Produktsicherheit gelegt. Basierend auf einem Quali-
Antrieb gewählt.
tätssicherungskonzept wurden Kontrollsichtung, Metalldetektoren und
Die neue Mühle ist zudem mit Sirius
Sterilatoren eingebaut. Den Oudsten: «Mit der Modernisierung wurde ei-
Plansichtern ausgestattet, in welche
die neue Siebgeneration NOVAPUR
(holzfreie Siebrahmen) eingebaut ist.
Die Mehlqualität wird kontinuierlich
überprüft durch das neu entwickelte
Dioden-Array MYRB-NIR Online Messund Regelgerät. Den Oudsten: «Die
neue Koopmans Mühle entspricht dem
neuen Bühler New Art Of Milling Standard.» Natürlich wurde sie in die zentrale WinCoS Steuerung von Koopmans
integriert.
Zwischenziele erreicht
Zusammen mit dem Bau der neuen
Weichweizenmühle wurde die Mehllagerung und Homogenisierung in den
Mehlsilos neu organsiert. Mit der Revi-
34 l 35
Plansichterboden bei Koopmans – ausgestattet
mit neuen Plansichtern SIRIUS mit NOVAPUR
Siebrahmen.
Die Mühlenanlage der Koopmans Meel B.V. in Leeuwarden.
sion der Anlagenteile wurde von der Homogenisierung aller Mehle zum
die richtigen Mittel sind, um für die Zu-
System der Teilhomogenisierung in den Anlaufzellen gewechselt. Der glei-
kunft gewappnet zu sein. Nicht ohne
che Umbau erfolgte auch für die Silos der bestehenden Mühlen. «In dieser
Stolz meint Niek den Oudsten. «Für
Umbauetappe ist auch die für den Endausbau vorgesehene automatische
mein Projektteam ist es eine grosse
Gebäudebelüftung mit Luftaufbereitungsanlage verwirklicht worden. Jetzt
Freude zu sehen, wie unser Kunde mit
müssen wir noch die neu organisierten Mehlsilos in die WinCoS Steuerung
der erweiterten und modernisierten
integrieren», zieht Niek den Oudsten Bilanz. «Dann ist das Zwischenziel
Mühlenanlage zufrieden ist. Die neue,
erreicht.»
weitgehend automatisierte Mühle bringt
einen höheren Produktausstoss bei tie-
Dem Zeitplan voraus
feren Betriebskosten. Und der Erfolg
Noch ist der Masterplan zur Modernisierung der Koopmans Mühle in Lee-
unseres Kunden ist für uns der wich-
uwarden nicht vollständig umgesetzt. Doch anstelle einer Verschnaufpause
tigste Motivationsfaktor.» (bos)
sollen schon bald die nächsten Schritte gemacht werden. «Eigentlich ist
der Masterplan auf eine Zeitdauer bis 2012 ausgelegt», erklärt Niek Den
Oudsten. «Aber die bisher umgesetzten Massnahmen haben sich sehr positiv im Markt ausgewirkt, sodass Koopmans die Umsätze steigern konnte.
Der wirtschaftliche Erfolg unseres Kunden ist mit der Modernisierung der
Mühle mitgewachsen.» Die neuen Gegebenheiten haben die Geschäftsleitung von Koopmans davon überzeugt, dass Innovation und Optimierung
Ein junger und dynamischer Markt
Neun Länder, 165 Millionen
Das Gebiet der Bühler Region Zentralamerika umfasst die Staaten Mexi-
Einwohner, eine Organisation:
ko, Belize, Guatemala, Nicaragua, El Salvador, Honduras, Costa Rica, Pa-
Das Team von Thomas Künzli
nama und Kuba. Diese neun Länder zählen zusammen rund 165 Millionen
ist für die Bühler Region
Einwohner, von denen etwa 70 Prozent jünger als 30 Jahre alt sind.
Zentral amerika zuständig.
Dynamische Region
«Bei unserem Marktgebiet Bühler Zentralamerika handelt es sich um eine
extrem dynamische Region mit schnellem Wachstum und grossen Chancen», erklärt Stefan Birrer, der von 2004 bis April 2008 die Bühler Region
Zentralamerika geleitet hat. Er ist gerade dabei, seinen Nachfolger Thomas
Künzli in die «Geheimnisse» der Region einzuführen. Thomas Künzli hat
per Mitte Mai 2008 die Leitung der Bühler Region Zentralamerika übernommen. Stefan Birrer sind «nach zweimal vier Jahren» Land und Leute
ans Herz gewachsen. «Es war äusserst spannend, in einer sich schnell
verändernden, jungen Gesellschaft zu leben und sich immer wieder neuen
Situationen zu stellen. Die Freundlichkeit und Offenheit der Leute ist einmalig. Wenn man bereit ist, sich in die Gesellschaft einzufügen, wird man
mit offenen Armen aufgenommen. So fühlt man sich in Mexiko und auch
in den Staaten Zentralamerikas sehr schnell zu Hause. Meine Frau, meine
36 l 37
Bühler International
Das Team der Bühler Region Zentralamerika.
beiden Kinder und ich nehmen sehr viele positive Eindrücke und Erleb-
Heute zählt die Bühler Region Zentral-
nisse mit zurück nach Europa.»
amerika insgesamt vierzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Sieben arbeiten
2006 neu organisiert
in der Verwaltung, zehn im Verkauf,
Der Technologiekonzern Bühler ist seit rund 60 Jahren in Mexiko mit einer
sechs im Service sowie siebzehn in der
Niederlassung vertreten; vorher war der Schweizer Technologiekonzern in
Umsetzung. Zum Team gehören auch
der Region nur mit einer Vertretung präsent. 1992 wurden alle Geschäfts-
die zwei Agenten von Bühler Sortex,
tätigkeiten der Region in Mexiko zusammengefasst und in Toluca – rund
die ihre Büros in Guatemala und Costa
65 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt – ein Neubau bezogen. Im Jahr
Rica haben. Bühler Zentralamerika ist
2002 erfolgte eine erste Umstrukturierung, in deren Verlauf die kleine Fab-
eine reine Verkaufs- und Serviceorga-
rikationseinheit geschlossen wurde. 2004 übernahm Stefan Birrer, der
nisation. Benötigte Klein- und Neben-
bereits von 1995 bis 1998 für Bühler in Mexiko gearbeitet hatte, die Lei-
teile werden bei lokalen Unterlieferan-
tung der Niederlassung. Der gelernte Müller und erprobte Projektmanager
ten bezogen.
trat seine Stelle mit dem Auftrag an, das Marktgebiet zwischen Nord- und
Die neue Organisation hat sich bisher
Südamerika neu zu organisieren. Das Resultat: Im Jahr 2005 wurden
bewährt. Der neue Regionenleiter Tho-
neue Büros in Metepec, einer Nachbarstadt von Toluca, bezogen und
mas Künzli beabsichtigt, den Kunden-
2006 wurde dann die Bühler Region Zentralamerika ins Leben gerufen,
dienst noch weiter auszubauen. «Wir
die neben Mexiko auch die sieben Länder Zentralamerikas sowie Kuba
haben hier in Zentralamerika in den
umfasst.
letzten Jahren den Umsatz im Custo-
Der bisherige und der neue Leiter der
Bühler Region Zentralamerika und ihr Chef:
Stefan Birrer (links), Thomas Künzli (rechts)
und Stefan Scheiber (Mitte).
mer Service verdreifacht. Und es besteht noch weiteres Potenzial. Wir
wollen den Customer Service effizienter gestalten und noch mehr auf die
Bedürfnisse der Kunden ausrichten.»
Schwergewicht in Mexiko
Die neu geschaffene Bühler Region erzielt einen Umsatz von rund 45 Millionen Franken. Davon entfällt etwa die Hälfte auf die Bühler Division Grain
Processing, ein Drittel auf Engineered Products und der Rest auf den
Druckguss. Geografisch betrachtet, stammen rund zwei Drittel des Umsatzes aus Geschäften mit Kunden aus Mexiko, wofür vor allem Projekte
in den Bereichen Müllerei, Reis, Schokolade und Extrusion verantwortlich
sind. In diesen Marktsegmenten ist Bühler in Zentralamerika Marktführer.
Der umsatzstärkste Geschäftsbereich ist Grain Milling. In den letzten Jahren konnten verschiedene neue Mühlen sowie Mühlenumbauten realisiert
38 l 39
Bühler International
werden. Dazu wurden fünf neue Extrusionsanlagen in Mexiko, Guatemala
und Kuba gebaut.
Ein starkes Wachstum verzeichnete die Bühler Region Zentralamerika auf
der Karibikinsel Kuba. Seit dem Jahr 2004 konnten in dem sozialistischen
Land bedeutende Projekte in den Bereichen Grain Milling, Schokolade,
Pasta und Extrusion verwirklicht werden. Auf Kuba tritt bei den meisten
Projekten der Staat als Geschäftspartner auf, wobei die Erfahrungen sehr
positiv sind. Stefan Birrer: «Unsere kubanischen Geschäftspartner sind
sehr offene, geradlinige, faire und kompetente Partner. Besonders spannend sind die Projekte auf Kuba, weil aufs Land angepasste Lösungen
und besondere Finanzierungsmodelle zum Tragen kommen sowie auf die
beschränkten technischen Ressourcen Rücksicht genommen werden
«Zentralamerika plus»
muss.» Birrer erwartet, dass sich Kuba mittelfristig auch für Privatkunden
Mit Zentralamerika ist im engen,
öffnen wird.
geografischen Sinn die Landbrücke zwischen Nord- und
Aus- und Aufbau
Südamerika gemeint. Auf dieser
Thomas Künzli blickt zuversichtlich in die Zukunft. «Stefan Birrer hat eine
Landbrücke befinden sich sieben
ausgezeichnete Basis geschaffen. Darauf können wir jetzt aufbauen»,
Staaten: Belize, Guatemala, El
meint der neue Regionenleiter. «Wir wollen unseren hohen Marktanteil in
Salvador, Honduras, Nicaragua,
Grain Milling und Extrusion halten sowie in den Geschäftsbereichen Pas-
Costa Rica und Panama mit einer
ta, Sortex und Grinding & Dispersion kräftig wachsen. Zudem wollen wir
Gesamtfläche von 521 000 km² und
unsere Fulfillment- und Customer-Service-Plattform weiter stärken.»
rund 40 Millionen Einwohnern.
Thomas Künzli arbeitet seit 18 Jahren für Bühler. Der 38-jährige Maschi-
Diese enge Definition von Zentral-
neningenieur freut sich auf Land und Leute: «Ich bin gespannt auf die
amerika folgt der gemeinsamen
vielen Erfahrungen, die ich in meiner neuen Funktion machen kann. Die
Vergangenheit der Staaten Guate-
ersten Kontakte mit Kunden und meinen neuen Kollegen waren jedenfalls
mala, El Salvador, Honduras,
sehr ermutigend. Meine Frau und ich wollen uns intensiv mit den Völkern
Nicaragua und Costa Rica, welche
und Kulturen der Länder meiner Region auseinandersetzen. Und die Ar-
nach der spanischen Kolonialherr-
beit wird mir auch nicht ausgehen, denn ich bin überzeugt, dass in Mexi-
schaft die Zentralamerikanische
ko, Zentralamerika und auf Kuba in den verschiedenen Sektoren, in denen
Konföderation bildeten. In der
Bühler aktiv ist, ein sehr grosses Potenzial vorhanden ist.» (bos)
Bühler Organisation ist die Region
Zentralamerika etwas weiter
gefasst. Neben den sieben Staaten
Zentralamerikas zählen noch
Mexiko, das geografisch zu
Nordamerika gehört, und der
Karibikstaat Kuba dazu. (bos)
Technologie
Direktkristallisation spart Energie
Die Direktkristallisation ermög-
Die Herstellung unterschiedlicher Polyesterarten ist heute eine Grossin-
licht bei der Herstellung von PET
dustrie mit eingespielten und kostengünstigen Fabrikationsmethoden.
und anderer kristallisierbarer
Trotz dem Trend zu Anlagen mit Grössenvorteilen und der Optimierung
Polymere beträchtliche Energie-
aller Prozessstufen liegt das grösste Potenzial für weitere Kosteneinspa-
®
einsparungen. Der CC-PET -
rungen bei den Schnittstellen zwischen den verschiedenen Verfahrens-
Prozess von Rieter Automatik und
stufen. Eine solche besteht nach der Granulierung, welche die Schmelz-
Bühler kombiniert diesen Vorzug
phasenpolymerisation mit einer nachgeschalteten Festphasenbehandlung
mit der Robustheit und Flexibilität,
verbindet. Diese Schnittstelle kann durch das direkte Kombinieren der
die von modernen Herstellver-
Granulier- mit der Kristallisationsstufe optimiert werden. Die sogenannte
fahren erwartet werden, und
Direktkristallisa tion ist eine sehr wichtige Entwicklung, welche den Ener-
liefert ein staubfreies Produkt mit
gieverbrauch bei der Polyesterherstellung verringert. Sie ermöglicht die
stabiler Qualität.
Nutzung von in der Polyesterschmelze enthaltener Energie für die Kristallisationsstufe. Dank Direktkristallisation erübrigt sich eine Zwischenlagerung. Dies bietet Kostenvorteile, erhöht aber gleichzeitig die Komplexität
des Gesamtverfahrens, weil vorher unabhängige Operationen nun verbunden sind.
Wassergekühlt
Der Direktkristallisationsprozess beginnt bei der Extrusionsmatrize, wo
die Schmelze in mehrere Stränge gleichmässiger Dicke geformt wird. Je
nach Granulationsprozess bleiben die Stränge über eine kurze Distanz
erhalten und werden mit Wasser teilgekühlt, bevor sie zu Granulat geschnitten werden. Das Kühlwasser wird auf einer Temperatur von 60 bis
95 °C gehalten. Es wird vorzugsweise durch einen Zentrifugaltrockner
vom Granulat getrennt, welches dann einem Kristallisator übergeben wird.
Im Kristallisator wird das Granulat durch einen Fluidisationsgasstrom bewegt, um die Bildung von Agglomeraten zu verhindern. Für grössere
Durchsatzleistungen können mehrere Granulationssysteme in einen einzigen Kristallisationsapparat münden. Die gesamte Kontaktzeit mit dem
Wasser liegt normalerweise im Bereich von 1 bis 4 Sekunden. Wahlweise
kann ein Sieb übergrosses Granulat, Staub und Feinteile ausscheiden.
Das Hauptziel beim Direktkristallisationsprozess besteht darin, eine optimale Energiemenge aus dem Schmelzprozess in die Kristallisation zu
übertragen. Dieses Optimum wird nicht nur durch Energieeinsparungen
bestimmt, sondern auch durch weitere Faktoren wie Prozessstabilität,
Produktqualität und Betriebsflexibilität. Durch die Zufuhr einer geregelten
40 l 41
Wärmemenge im Fluidisationsgasstrom können Temperaturschwankun-
monomergrad und einer Grenzviskosi-
gen ausgeglichen werden. Dieser geringe «Verlust» an Energieeinsparung
tät zwischen 0,55 und 0,9 dl/g. Bei
sorgt für jederzeit konstante Prozessbedingungen und somit eine homo-
niedrigeren Viskositäten und höheren
gene Produktqualität. Gleichzeitig kann der Prozess einen Anteil an kal-
Komonomergraden ist eine Zwischen-
tem Produkt von aussen aufnehmen. Wird die Schmelzphasenpolyme-
konditionierung in der Kühlflüssigkeit
risation vorübergehend unabhängig von der Festphasenbehandlung
vorgesehen.
betrieben, so kann dieses Produkt später in den Prozess zurückgeführt
Ein zusätzlicher Vorteil des CC-PET®-
werden – ein wesentlicher Vorteil bei Anlagen, die zum Teil über mehrere
Prozesses besteht darin, dass Granulat
Jahre ohne Unterbruch betrieben werden.
mit einer höheren Oberflächenrauheit
hergestellt werden kann, was die Kleb-
Gemeinsame Entwicklung
rigkeit des Granulats noch weiter redu-
Rieter Automatik und Bühler AG, die Marktführer im Bereich von Anlagen
ziert. Die Oberflächenrauheit wird ohne
für die PET-Granulierung und die Festphasenpolymerisierung, haben ge-
die bei Kristallisationsprozessen mit
®
®
meinsam das Verfahren Combi-Crystal-PET (CC-PET ) entwickelt. Es
mechanischer Bewegung sonst typi-
optimiert die Direktkristallisation auf maximale Energieeinsparung und
scherweise
Prozessstabilität. Dieses Verfahren kann sowohl für die Unterwasser-
wicklung erzielt. Im Gegenteil, der
Stranggranulation (USG, zylindrisches Granulat) wie auch für die Unter-
CC-PET®-Prozess be inhaltet eine inte-
wasser-Granulation (UWG, kugelförmiges Granulat) eingesetzt werden.
grierte Entstaubungsstufe. (ac)
auftretende
Staubent-
Beide Granuliersysteme können direkt mit dem Q-Kristallisiergerät von
Bühler verbunden werden. Eine typische Anwendung des CC-PET®-Prozesses ist die Herstellung von PET mit einem niedrigen bis mittleren Ko-
Amorphes Granulat aus dem CC-PET-Prozess mit erhöhter Oberflächenrauheit (rechts) – Amorphes Granulat aus konventionellem Granulationsprozess ohne Oberflächenrauheit (links)
Konzern
Feuertaufe bestanden
Ein einheitlicher Messeauftritt für
neuheit, drei Neuentwicklungen sowie bewährte Lösungen aus den Kom-
alle Bühler Geschäftsbereiche –
petenzzentren Bühler, Bindler, Frisse und Barth, auf der anderen das «Fu-
an der Interpack 2008 in Düssel-
ture Center», in dem die Ingenieure und Verfahrenstechnologen einen
dorf erlebte das neue Messekon-
vertieften Einblick in ihre Entwicklungsarbeit erlaubten. Abgerundet wur-
zept von Bühler die Premiere.
de der Bühler Interpack-Auftritt durch ein grosszügiges Bistro mit angrenzenden Besprechungszellen.
Die Teilnahme an Messen und Ausstellungen ermöglicht den Bühler Ge-
Nur positive Stimmen
schäftsbereichen den direkten Kon-
Der enorme Aufwand des Messeteams hat sich gelohnt. «Wir haben nur
takt zu ausgesuchten Kundengruppen.
positive Stimmen gehört», fasst Doris Sieber als Messe-Verantwortliche
Sei es auf grossen internationalen
die Reaktionen zusammen. «Viele Besucher äusserten sich spontan und
Fachmessen oder im Rahmen kleine-
lobten unseren Auftritt.» Die dabei gewählten Attribute wie «grosszügig»,
rer Hotelausstellungen – Bühler macht
«frisch», «offen», «modern» oder «transparent» beweisen, dass die Ziel-
seine Markenwerte sichtbar und prä-
setzungen des neuen Messekonzeptes erfüllt wurden.
sentiert seine Ideen und Produkte.
Voll des Lobes war auch Bühler CEO Calvin Grieder. «Man fühlt sich am
Bühler Stand in einer eigenen Welt», meinte er bei seiner Visite in Düssel-
Einheitlicher Auftritt
dorf. «Das neue Konzept wurde vorbildlich umgesetzt. Es hat die Feuer-
Seit Anfang 2008 werden alle Messe-
taufe mit Bravour bestanden.»
stände nach den gleichen Grundsätzen
entworfen. Ende April erlebte die neue
Kunden vom Future Center überrascht
Messeidee an der Interpack 08 in
Eine spezielle Neuerung stellte das sogenannte Future Center dar. Auf
Düsseldorf die Premiere. Der Ge-
einer etwas abgesetzten und nicht allen Besuchern zugänglichen Platt-
schäftsbereich Schokolade & Kakao
form lüfteten die Bühler Ingenieure und Verfahrenstechnologen erstmals
2
setzte auf dem mit 1200 m grössten
ihre Geheimnisse und zeigten zukünftige Entwicklungen und Trends auf.
realisierten Bühler Messestand das
«Mit dem Future Center haben wir den direkten Kontakt zu wichtigen Kun-
neue Konzept bis ins letzte Detail
den gesucht», erklärt Dr. Peter Braun, Leiter Forschung & Entwicklung im
konsequent um. Ganz in Weiss und
Geschäftsbereich Schokolade & Kakao. «Wir wollten im intimen Rahmen
Schwarz gehalten, bildete der Bühler
und im direkten Gespräch ihre Meinung zu gewissen Entwicklungen und
Stand an der Interpack mit dem textilen
Trends hören sowie ihre Bedürfnisse und Wünsche in Erfahrung bringen.»
Himmel und den rundum laufenden
Die Reaktionen der Kunden waren durchwegs positiv. Dr. Braun: «Die
Blenden eine eindrückliche Einheit –
Kunden waren sehr interessiert am Future Center und von der darin erleb-
sozusagen eine Messe in der Messe.
ten Offenheit überrascht. Wir konnten zahlreiche gute Gespräche führen.
Augenfällig waren die klare Strukturie-
Allerdings hat es sich gezeigt, dass die Messebesucher noch stark auf
rung und die optimale Besucherfüh-
Konsumieren eingestellt sind. Sie waren nicht darauf vorbereitet, im Future
rung und -information: Auf der einen
Center zu zentralen Fragestellungen einen substanziellen Beitrag leisten
Seite im «Maschinenteil» eine Welt-
zu können.» (bos)
42 l 43
Grosszügig, frisch und modern – der Bühler Messestand an der Interpack.
Notfall
Festgefressen!
Was zuerst nach einem einfachen Reparaturauftrag aussieht, ent-
morgen mit der Demontage. Doch
puppt sich als aufwendige, siebentägige «Operation».
schon bald zeigen sich erste Hindernisse. Die Presse ist auf acht Metern
Die Bühler Holzpelletieranlage der Dold-Holzwerke in Buchenbach im
Höhe auf einem Podest installiert. Die
Schwarzwald läuft seit der Inbetriebnahme im Jahre 2005 rund um die
2000 Kilo schwere Welle kann zwar
Uhr und sieben Tage in der Woche problemlos. Bis zum Donnerstag,
unter engsten Platzverhältnissen de-
10. April 2008: Ein Knall, dann steht die Pelletierpresse still.
montiert werden, der fest installierte
Kran hat jedoch nur eine Tragkraft von
Genaue Diagnose
1000 Kilo. Mit verschiedenen Tricks
Die präzise Schilderung des Betriebsleiters Christof Wangler lässt eine
und Kniffen, viel Improvisationstalent
rasche und genaue Ferndiagnose durch das Customer Center der Bühler
und der tatkräftigen Mithilfe der Dold-
Division Grain Processing zu: Sehr feuchtes Rohmaterial hat zu einer
Mechaniker gelingt es René Tajariol
Überbeanspruchung der Presse geführt. Wie für solche Fälle vorgese-
gegen Abend, die defekte Rollenhal-
hen, ist der Brechbolzen der Überlastsicherung abgeschert. Trotzdem
terwelle auf den Hallenboden zu brin-
hat sich die Hauptwelle festgefressen. Aufgrund der telefonischen Schil-
gen.
derung scheint eine Reparatur der Hauptwelle möglich, ohne dass dieses
20 000 Franken teure Teil ersetzt werden muss. Servicetechniker René
Erfolglose Versuche
Tajariol beschafft im Lager der Bühler AG die notwendigen Ersatzteile und
Das festgefahrene Notlauflager lässt
macht sich umgehend auf den 150 km langen Weg von Uzwil in den
sich zwar mit Brennschneider, Meissel
Schwarzwald.
und Schmiedehammer von der Rollen-
René Tajariol, der vor zehn Jahren bei Bühler die Mühlenbau-Lehre abge-
halterwelle lösen. Das Formhaltermo-
schlossen hat und jetzt als Servicetechniker arbeitet, beginnt am Freitag-
dul zeigt aber mehr Widerstand. Zuerst
wird über eine spezielle Konstruktion
die Kraft einer 15-Tonnen-Hydraulikpresse eingesetzt – vergeblich. Als
auch weitere Versuche erfolglos bleiben, entscheiden die Verantwortlichen
am Sonntag, dass die Demontage und
die Reparatur der defekten Welle bei
Bühler in Uzwil erfolgen soll.
Die Lösung
Bei Bühler in Uzwil wird alles für die
anstehende
Reparatur
vorbereitet.
Und als der Dold-Transport am Montagnachmittag dort eintrifft, steht bereits eine Kohlen-Elektroden-Anlage
44 l 45
Ausbau unter erschwerten Bedingungen.
bereit. Mit dieser Spezialanlage zum
thermischen Trennen von Metallteilen
lässt sich das Problem leicht lösen.
René Tajariol: «Wir konnten die festgefressenen Teile problemlos lösen. Es
war, als schnitten wir durch Butter!»
Jetzt können die eigentlichen Reparaturarbeiten beginnen. Und plötzlich
geht es schnell: Schleifen, reinigen,
die Ersatzteile einbauen, die notwendigen Tests fahren – am Dienstagabend ist die Rollenhalterwelle bereit
für den Rücktransport.
Der Kunde ist zufrieden
Der Einbau der revidierten Welle erfolgt umgehend. Am Freitag – sieben
arbeitsreiche Tage nach dem Defekt –
kann Dold die Holzpelletpresse wieder
in Betrieb nehmen. Der Kunde ist zufrieden. Betriebsleiter Wangler: «Trotz
widriger Umstände hat der Customer
Service GP von Bühler einwandfrei
funktioniert.» Während der ganzen Reparaturphase wird die Produktion ohne
Störung mit minimalem Wartungsaufwand über eine zweite Presse geleitet.
Nach der Instandsetzung können die
beiden Pressen wieder wie gewohnt
im täglichen Wechsel eingesetzt und
gewartet werden. (bos)
Die festgefressene Welle ist freigelegt.
Neuheit
Carat – eine Erfolgsgeschichte
Wie nimmt der Markt das Kon-
Neue Geräte, neue Produktionseinrichtungen, neue Organisationen, da
zept der neuen Zweiplatten-
ist auf dem Markt oft eine Portion Vorsicht, eine gewisse Zurückhaltung
Druckgussmaschine Carat auf?
bis hin zu offener Ablehnung zu beobachten. Umso mehr freut es uns,
Beat Müller hat die Marktein-
vom Gegenteil berichten zu können. Die anfängliche Skepsis und Zurück-
führung interessiert beobachtet.
haltung war innert Stunden überwunden – so haben wir die Inbetriebnah-
Das Ergebnis: Die Zweiplatten-
me der ersten ausgelieferten Carat-Druckgiessmaschine Ende März 2007
technik von Bühler ist auf grosse
bei TCG Unitech in Kirchdorf an der Krems in Österreich erlebt. Selbstver-
Akzeptanz gestossen.
ständlich haben wir diese Reaktion nicht bei allen bis heute ausgelieferten
Maschinen in diesem Masse angetroffen. Aber nach einer gewissen
«Schulungszeit» sind alle Betreiber mit den neuen Anlagen sehr zufrieden.
«Zufrieden» bedeutet im Druckguss nichts anderes, als dass die Maschi-
Auskünfte zu «Carat» erteilt:
Marc Fuchs
Leiter Produktmanagement
Geschäftsbereich Druckguss
bei Bühler in Uzwil
T +41 71 955 21 04
F +41 71 955 21 49
[email protected]
46 l 47
ne den Vorstellungen und Zielen der Kunden entspricht: Möglichst viele
der neuen Carat-Linie. Vergleichs-
Gutteile pro Zeiteinheit bei niedrigsten Kosten. Diese Ziele werden unter
produktionen mit derselben Form auf
anderem durch Verkürzung der Zykluszeiten, konstantere Teilequalität
einer konventionellen Druckgiessma-
und deutlich geringeren Aufwand beim Produktionswechsel erreicht. Aber
schine mit Kniehebelgelenk und der
auch die höheren Nutzungszeiten der Anlage und der geringere Platz-
neuen Carat haben – natürlich unter
bedarf bei Neuanschaffung der Zelle haben einen positiven Einfluss auf
Sicherstellung vergleichbarer Rahmen-
der Kostenseite.
bedingungen – eindeutig Ergebnisse
zugunsten der Carat gezeigt. Die neue
Stabilere Produktionsprozesse
Zweiplattentechnologie führt tenden-
Ungeachtet unserer bisherigen Entwicklungen zur Zykluszeitverkürzung
ziell zu weniger Flitterbildung und so-
werfen wir hier ein Augenmerk auf die technisch-konstruktiven Aspekte
mit auch zu stabileren Produktionspro-
Neuheit
«Die neue Maschine hat unsere
Vorstellungen und Erwartungen voll erfüllt.
Dass wir nach einem Jahr zwei weitere
Carat-Maschinen bestellen, zeugt von
unserer Zufriedenheit!»
Manfred Halpe
Geschäftsführer TCG Unitech
Kirchdorf an der Krems, Österreich
zessen. Das zeigt, dass sowohl die Steifigkeit des Schliesssystems als
gestellt werden. Dies gilt entsprechend
auch die Verteilung der Zuhaltekräfte klar verbessert sind. Das System
auch für grössere Einheiten. Das bringt
kann Fehler in der Formparallelität besser ausgleichen, was insgesamt die
den Vorteil, auf gleicher Fläche grös-
Form-Standzeiten erhöht und Nacharbeiten an Druckgiessteilen redu-
sere Teile giessen zu können oder bei-
ziert.
spielsweise von einer Einfach- auf eine
Zweifachkavität zu wechseln.
Sichere Produktionswechsel und verkürzte Nebenzeiten
Bei Produktionswechseln geht es in einer Giesserei meistens hektisch zu
Carat-Schicht gefragt
und her. Hohe Temperaturen der Form und Ablagerungen von Sprühmit-
Diese Vorteile haben sich in der Praxis
teln fördern eine solche Arbeitsweise. Eine gute Konstruktion der Maschi-
bestätigt. Bei TCG Unitech in Kirchdorf
ne trägt diesem Umstand Rechnung. Die Carat ist so aufgebaut, dass
wird in 16 Wochenschichten gearbei-
beim Produktionswechsel keine Säulen in die Formzone ragen. Formen
tet. Der Nutzungsgrad der Anlage liegt
können ohne Behinderung mit dem Kran eingefahren werden; es besteht
deutlich über 80 Prozent. Wie Produk-
keine Gefahr von Aufprallschäden durch die bewegte Form, weder an he-
tionsleiter Michael Thieser erklärt, wer-
rausragenden Säulen noch an allfälligen Schutzrohren. Zudem sind die
den
Verriegelungsrillen und Gewinde der Säulen während der Produktion im-
Formwechsel, Probleme an den Giess-
mer vollständig durch die Platten abgedeckt und abgedichtet. Das verhin-
formen und durch Störungen an den
dert eine Verschmutzung der Rillen und Gewinde durch Sprühmittel und
peripheren Anlagen verursacht. Nur in
Flitter. Bei flachen Gussteilen kann der Sprühroboter dank dem vergrös-
seltenen Fällen sind Stillstände auf die
serten Formöffnungshub ohne Kollisionsgefahr die feste Formhälfte sprü-
Maschine zurückzuführen. So ist die
hen, während der Entnahmeroboter das Teil greift und ausfährt. Dies
«neue Bühler» auch beim Personal ge-
bedeutet einen Zykluszeitgewinn von mehreren Sekunden.
fragt, eine Zuteilung zur Carat-Schicht
Stillstände
weitgehend
durch
bei der Belegschaft begehrt. (bm)
Platzvorteile
Wird in einer Giesserei eine alte Maschine mit 900 Tonnen Schliesskraft
ersetzt, so kann auf dem bestehenden Platzangebot mindestens eine
Carat-Maschine von 10 500 kN, meistens sogar eine von 14 000 kN auf-
48 l 49
Projekt PRIMA
Ein gelungener Wurf
Der neue Portalino Combi in China Bay, dem Hafen von Trincoma-
rung geachtet. Sie bringt dem Kunden
lee auf Sri Lanka, beeindruckt durch seine Grösse. Das «Big Baby»,
Mehrwerte in der Betriebssicherheit
wie es von den Einheimischen genannt wird, überzeugt aber auch
wie auch in Service, Wartung und Un-
durch seine Leistung beim Ent- und Beladen von Schiffen.
terhalt. Die Senkung des Energieverbrauchs sowie eine staubarme Bela-
Die Prima Flour Mill von Trincomalee auf Sri Lanka ist mit einer Kapazität
dung
sind
weitere
entscheidende
von 3600 Tonnen pro Tag eine der grössten Mühlen Asiens. Prima verfügt
Merkmale dieser Neuentwicklung.
über eine eigene Pieranlage, die schon in den 80er-Jahren mit zwei pneu-
Der neue Portalino Combi ist eine Wei-
matischen Bühler Entladern (je 250 t/h) ausgerüstet war. Was jedoch bis-
terentwicklung der bisherigen Kombi-
her fehlte, war die Möglichkeit, Schiffe mit den als Nebenprodukt herge-
geräte von Bühler. Die Beladeleistung
stellten Kleiepellets zu beladen. Seit einigen Monaten steht auf dem von
beträgt 250 t/h bei Kleiepellets und
Prima Flour Mill speziell erweiterten Pier ein neuartiger, kombinierter Be-
300 t/h bei Weizen, die Entladeleistung
und Entlader von Bühler. Bei der Realisierung wurde auf die Standardisie-
300 t/h für Getreide. (bos)
Der neue Portalino Combi im Hafen von Trincomalee auf Sri Lanka.
Nachrichten
Engagement
im Kaffeemarkt
Der Bühler Geschäftsbereich Schokolade & Kakao verstärkt seine Aktivitäten im Kaffeebereich. Zum Produktportfolio von Bühler gehören künftig
auch schlüsselfertige Anlagen für die
Produktion von Röst- und Mahlkaffee.
Dies umfasst die gesamte Prozesskette. In diesem Zusammenhang hat Bühler mit der italienischen Firma Petroncini Impianti eine partnerschaftliche
Zusammenarbeit vereinbart. Petronci-
Neuer Sortex-Standort eingeweiht
ni verfügt im Bereich des Kaffee-Röstens eine fast 100-jährige Erfahrung.
Der Bühler Geschäftsbereich Sortex hat im Osten Londons bei Gallions
(thb)
Reach die neu erstellte Fabrik feierlich in Betrieb genommen. Stephen
Timms, britischer Staatsminister für Beschäftigung und Wohlfahrtsreform,
eröffnete den neuen Sortex-Hauptsitz im Beisein von Bühler CEO Calvin
Grieder und Alec Kellaway, Stadtrat des Londoner Stadtteils Newham, am
«Medium Market»
an der Victam
14. März 2008 in einer feierlichen Zeremonie. Sortex war unter dem
Namen Gunson’s Sortex im Jahre 1947 gegründet worden, als sich Lon-
Der Bühler Geschäftsbereich Feed &
don auf die Olympischen Spiele 1948 vorbereitete. 60 Jahre später zwan-
Biomass präsentierte an der Victam in
gen die Infrastrukturbauten für die Olympischen Spiele 2012 in London
Bangkok erstmals ausserhalb von
zur Verlegung des Sortex-Standortes von der Pudding Mill Lane nach
China die neue Produktelinie «Medium
Gallions Reach. Für Sortex-Geschäftsführer Bruno Kilshaw waren der
Market». Auf besonderes Interesse
Neubau und der Umzug eines der «herausforderndsten Projekte» seiner
stiessen bei den Futtermittel- und
beruflichen Karriere. Stephen Timms lobte die harte Arbeit, das kreative
Aquafutterherstellern aus dem südost-
Denken und das Engagement, welche Neubau und Umzug innerhalb von
asiatischen Raum die neue Würfel-
nur zwei Jahren ermöglichten. Der neue SortexStandort ist jetzt auch der
presse, der Einwellenextruder für die
Sitz der britischen Niederlassung von Bühler. CEO Calvin Grieder ist
Produktion von Aquafutter sowie die
davon überzeugt, dass die Zusammenlegung an einem einzigen Standort
Föderelemente der neuen Produkte-
Wirtschaftlichkeit und Kosteneinsparungen spürbar verbessern wird.
linie. (lh)
Als Anerkennung für dessen Leistung überreichte er Bruno Kilshaw ein
traditionelles Erinnerungsgeschenk aus der Schweiz – eine Kuhglocke mit
der Gravur: «Möge der Olympische Geist das Team von Sortex zu neuen
Ufern, Wachstum, Gedeihen und Kundenerfolg führen.» (ti)
50 l 51
Rückblick
Diagramm Nr. 15
Im August 1955 erschien das Diagramm 15. Nach mehreren Doppelnummern handelt es sich diesmal um eine kleinere Ausgabe mit nur 12 Seiten.
Ein erster Beitrag befasst sich mit der Loselagerung von Mehlen in Silozellen. Der unbekannte Autor schildert am Beispiel der Mühle De Sleutels im
holländischen Leiden die Vorteile gegenüber der althergebrachten Sacklagerung in Stapelmagazinen. So erhält der Müller pro Kubikmeter Lagerraum mit einem Loselager ungefähr die doppelte Lagerkapazität. Zudem
wird der Arbeitsaufwand für die Lagerung, die Bereitstellung und das Verladen auf ein Minimum reduziert. Schliesslich erlauben die Betonsilozellen
der Loselager einfachere und damit billigere Gebäudekonstruktionen. Ein
zweiter Grundsatztext bewertet verschiedene Mischsysteme in Futtermühlen. Beim Vergleich des Chargen- mit dem kontinuierlichen System
Titelseite des Diagramms Nr. 15.
zeigt sich, dass der Arbeitsaufwand bei beiden Anlagetypen etwa gleich
gross ist. Wirtschaftliche Verbesserungen sind fast ausschliesslich beim
Umschlag der Roh- und Fertigprodukte möglich. Der dritte Grundsatztext
erklärt das neue Schälverfahren «Aerojet» für Hafer und andere Getreidearten. Bildhaft wird gezeigt, wie das neue Verfahren eine bemerkenswerte
Ausbeuteverbesserung bringt. Zudem präsentiert die Redaktion eine einfache und robuste Schlagmühle für Mischfutterwerke. Wie Schlagmühle,
Mischsystem und Loselagerung in einem Grossprojekt zusammenspielen,
zeigt schliesslich der Beitrag über den Bau des neuen «Raiffeisen-Kraftfutterwerks Würzburg», des «modernsten Mischfutterwerks Europas», für
die BAYWA (Bayrische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossen-
Das 1955 eingeweihte Raiffeisen-Kraftfutterwerk Würzburg.
schaften AG). (bos)
Impressum
Ausgabe Nr. 150, September 2008
Verantwortung:
Corina Atzli
$IAGRAMM¬
Head Corporate Communications
Kundenzeitschrift der internationalen Bühler Gruppe.
Redaktionsleitung: Herbert Bosshart (bos)
Erscheint dreimal jährlich in deutscher, englischer,
Autoren:
Beat Müller (bm), Doris Sieber (ds),
+UNDENMAGAZIN¬DER¬"àHLER¬'RUPPE
spanischer, französischer, italienischer, russischer,
Andreas Christel (ac), Albrecht Hänel (ah),
japanischer und chinesischer Sprache.
Corina Atzli (ca), Tracey Ibbotson (ti),
3CHWERPUNKT¬&ERTIGUNG
"ßHLERæ)NTERNATIONAL¬:ENTRALAMERIKA
.OTFALL¬&ESTGEFRESSEN
Mike Häfeli (mh), Jürg Schmutz (js),
© Bühler AG, Uzwil, 2008
Kerstin Grosse (kg), Luis Hernandez (lh),
Nachdruck nur mit Genehmigung von
Hansjörg Ill (hji), Achim Klotz (ak),
Thomas Bischof (thb)
Bühler AG, Corporate Communications,
CH-9240 Uzwil
Koordination:
T +41 71 955 24 29
Gestaltung / DTP: Seera Schauwecker, per4m & partner AG
Marc Ammann, per4m & partner AG
F +41 71 955 38 51
Bilder:
Bühler AG, per4m & partner AG
Titelbild:
Bildbearbeitung:
René Niederer, per4m & partner AG
Fertigung – das Herz von Bühler
Druck:
Druckerei Flawil AG
René Niederer,
per4m & partner AG
Bühler AG
CH-9240 Uzwil, Schweiz
T +41 71 955 11 11
F +41 71 955 39 49
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