Aktuelle Trends am US-Immobilienmarkt
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Aktuelle Trends am US-Immobilienmarkt
Aktuelle Trends am US-Immobilienmarkt Fokus Ostküste, Q4/2010 Frankfurt . Hamburg . Mülheim Ruhr . München . Fort Lauderdale INHALT US-Wirtschaft allgemein 4 Gewerbeimmobilien 7 Wohnimmobilien 11 Über den Autor 16 Über PAMERA Real Estate Partners 17 Kontakt 17 US-Wirtschaft allgemein US-Wirtschaft allgemein Die jüngsten Konjunkturprognosen in den USA deuten auf eine tendenzielle Erholung der US-Wirtschaft, nicht zuletzt, weil sich die Kreditvergabe der Banken in den vergangenen Wochen deutlich verbessert hat. Firmen erzielen wieder ordentliche Gewinne und die Erwartungshaltung der Unternehmen ist optimistischer geworden. Nachdem die Unternehmensergebnisse im 4. Quartal 2008 den Tiefststand der Rezession erreicht hatten, stiegen die Gewinne im Durchschnitt um 65% und erreichten wieder den Stand des 3. Quartals 2006. Von einem möglichen so genannte „Double-DipSzenario“ gehen nun weniger Wirtschaftsexperten aus als zuvor – auch wenn das Wirtschaftswachstum immer noch schwach ist. Gefahren für die Erholung der US-Wirtschaft Zu den größten Gefahren der aktuellen Erholung zählen die nach wie vor hohen Arbeitslosenzahlen, die hohe Verschuldung einzelner Kommunen und Bundesstaaten sowie die unverändert hohe Anzahl von Zwangsversteigerungen auf dem Wohnimmobilienmarkt. Bei genauerer Betrachtung der Unternehmensinvestitionen fällt zudem auf, dass diese schwerpunktmäßig auf eine Verbesserung der Effizienz abzielen und nicht zur Ausweitung von Kapazitäten eingesetzt wurden. Zinsen Der Anstieg der „Treasury Yields“ im 4. Quartal deutet darauf hin, dass die BondRally durch Inflationsängste gebremst wird. Die Renditen zehnjähriger Anleihen sind in den letzten Wochen um über 100 Basispunkte gestiegen. Die Entscheidung der USNotenbank Federal Reserve, für bis zu 900 Mrd. $ weitere Staatsanleihen zu kaufen und die Einigung über die Verlängerung von Steuererleichterungen, haben die Erwartungen auf ein schnelleres Wachstum der USWirtschaft verstärkt und die Sorge vor höheren Inflationsraten geschürt. Eine stärkere Teuerung würde die Anleiherenditen aufzehren. Auch eine Zinserhöhung würde damit näher rücken. Für eine Inflation spricht zudem der jüngste deutliche Anstieg der Energiepreise. Wirtschaftsdaten Das US-Verbrauchervertrauen übertraf im Dezember 2010 die Erwartungen der Analysten, die nur mit einer marginalen Veränderung gerechnet hatten. Zudem waren die mit Spannung erwarteten Konsumausgaben in der Vorweihnachtszeit positiver als von Experten erwartet und lagen im 4. Quartal 2010 wieder auf Vorkrisenniveau. Auch die Entwicklungen des Bruttosozialproduktes und des Außenhandelsdefizits im November 2010 deuten auf steigende Wirtschaftsaktivitäten hin. Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 4 Aufgrund eines Anstiegs der Ausfuhren sank die Differenz zwischen Importen und Exporten auf den niedrigsten Wert seit Jahresbeginn. Im 3. Quartal 2010 betrug das Wachstum des Bruttosozialproduktes 2,5%. Die USRegierung geht für das Jahr 2011 von einer ähnlichen Entwicklung aus. Eine vollständige Erholung der Wirtschaft auf das Niveau vor der Rezession wird für die Jahre 2013 und 2014 erwartet. Eine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft hängt von einer Verringerung der Arbeitslosenquote ab. Dies ist die Grundvoraussetzung für eine anhaltend bessere Verbraucherstimmung und somit höhere Ausgaben und einen sich erholenden Immobilienmarkt. Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 5 Gewerbeimmobilien Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 6 Gewerbeimmobilien Der Gewerbeimmobilienmarkt in den USA scheint sich im vergangenen Quartal auf niedrigem Niveau stabilisiert zu haben. Im zweiten Quartal in Folge verbuchte der USGewerbeimmobilienmarkt gestiegene Vermietungsquoten und gesunkene Mietzugeständnisse der Vermieter. Vermietung Ein Großteil der kürzlich abgeschlossenen Mietverträge sind Mietvertragsverlängerungen. Der anhaltende Trend zur Rentabilitätsoptimierung bewegt einige Unternehmen zu frühzeitigen Verlängerungen ihrer Mietverträge, um sich die günstigen Mietkonditionen langfristig zu sichern. Zusätzlich gab es in einigen Teilmärkten bereits wieder neuen Mietflächenbedarf, besonders im Technologie-Sektor. Zusätzliche Nachfrage ist auf expandierende Energieunternehmen, den Bildungssektor und einen stark ansteigenden Regierungsapparat zurückzuführen. Dies wird besonders in Washington D.C. deutlich. Dort wurde z.B. erst zwei Monate nach einer Anschlussvermietung über 200.000 Quadratfuß (ca. 18.600 m²) mit der Securities and Exchange Commission ein langfristiger Mietvertrag über weitere 1.000.000 Quadratfuß (ca. 92.900 m²) abgeschlossen. Die Wiederbelebung des Büromarktes unterscheidet sich in den Regionen des Landes teilweise stark. Auch ist die Nachfrage zwischen den innerstädtischen Lagen, den so genannten Central Business Districts (CBD) und den Randlagen sehr unterschiedlich. Die bisherige Nachfrage zielt fast ausschließlich auf innerstädtische Immobilien in sehr guten Lagen. Investment Die Transaktionsvolumina haben in einigen Städten zu ihrer alten Stärke zurückgefunden. Manhattan führt nach einem sehr ruhigen ersten Halbjahr wieder die Rangliste der größten Transaktionsvolumina an, gefolgt von Washington D.C. Große Transaktionen gab es auch in Boston (John Hancock Tower wurde für 930 Mio. $ verkauft), Seattle und Süd-Florida. Die höheren Transaktionsvolumina haben letztlich auch wieder zu gestiegenen Kaufpreisen bzw. zu einer leichten Verringerung der Renditen in diesen Märkten geführt. Fazit PAMERA Real Estate Partners Wir gehen für das Jahr 2011 von einer anhaltend positiven Tendenz in den Märkten New York, Washington D.C., Chicago und Boston aus. Die Transaktionsvolumina werden durch die Erholung des Finanzierungsmarktes insbesondere in den Top-Lagen der nachgefragtesten Städte steigen. Anhaltend günstige Finanzierungszinsen werden die Immobilienpreise vermutlich weiter steigen lassen. Profitieren werden die CBDs dieser und einiger anderer US-Städte auch durch die Geldmarktpolitik der Federal Reserve. Die „Quantitative Easing 2“ (QE2) Maßnahmen erhöhen das Risiko einer Inflation. Nationale und internationale Investoren (z.B. aus Eng- Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 7 land, Deutschland, Süd-Korea, Japan, Russland und besonders aus Lateinamerika) positionieren sich dementsprechend und werden insbesondere hochwertige Gewerbeimmobilien in den Top-Städten erwerben ebenso wie Multi-Family-Immobilien in Märkten mit einer hohen Einwohnerzuwachsrate – dazu gehören nach wie vor Florida, Arizona und Kalifornien. Die von internationalen Investoren bereitgestellten Mittel für Investitionen in Immobilien (Wohn- und Gewerbe) werden auf 250 Milliarden $ geschätzt. Washington D.C. Die gestiegenen Regierungsausgaben haben zu einer hohen Mietflächennachfrage im CBD geführt. Folglich sind die Preise in den vergangenen Monaten für Core-Assets gestiegen. Die Transaktion „1225 Connecticut Avenue“ stellte mit 900 $ pro Quadratfuß (ca. 9.680 $ pro Quadratmeter) einen neuen Rekord auf. Die Regierung hat über einen Zeitraum von 12 Monaten mehr als 24.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Insgesamt wurden 41.600 neue Arbeitsplätze geschaffen, was zu einer Verringerung der Arbeitslosenquote auf derzeit 7% führte. Der Mangel an neuen Flächen wird für eine weitere Entwicklung in Richtung Vermieter-Markt sorgen. Auch 2011 sind steigende Mieten und steigende Verkaufspreise zu erwarten. Boston Das Wirtschaftswachstum in Massachusetts liegt zurzeit weit über dem nationalen Durchschnitt. Der anhaltende Trend zur Erneuerung von Technologien und Software hat eine besonders starke Auswirkung auf diese Region und repräsentiert einen großen Teil der Wirtschaftskraft. Seit Februar 2010 wurden insgesamt 46.000 neue Ar- beitsplätze geschaffen, was zu einer gestiegen Mietflächennachfrage geführt hat. Während es im Jahr 2010 mehrere große Mietvertragsabschlüsse gab, war der Investmentmarkt nahezu ausschließlich durch den Verkauf des John Hancock Towers für 930 Mio. $ geprägt. New York Dank einer von 10,5% auf 9,4% gesunkenen Arbeitslosenquote gab es eine gestiegene Mietflächennachfrage im 3. und 4. Quartal 2010. Zugeständnisse an Mieter bleiben nach wie vor auf einem hohen Niveau. Der Markt scheint 2010 den Tiefpunkt durchschritten zu haben. Mieter werden nun versuchen, die aktuellen Konditionen zügig auszunutzen, bevor sich der Markt und somit die Mietpreise erholen. Miami Die anhaltend hohe Arbeitslosenquote von über 14% drückt auf die Mietflächennachfrage in Miami. Ein weiteres Problem ist, dass die hohe Leerstandsrate gerade auf neue Class-A-Immobilien (vergleichbar mit unserer Definition von »Core-Immobilien«) zurückzuführen ist. Die Leerstandsrate für Class-A-Immobilien im Central Business District nähert sich der Marke von 27%. Der Gewerbeimmobilienmarkt in Miami wird auch 2011 keine dramatische Veränderung verspüren. Vermieter müssen hohe Zuge- Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 8 ständnisse bei Mieten und Mieterausbauten einräumen, um ihre Flächen vermieten zu können. Der Verkauf der LandmarkImmobilie „Miami Tower“ (ehemals Bank of America Tower) von der HypovereinsbankTochter WealthCap (ehemals Blue Capital) erzielte einen Gewinn von ca. 24% über einen Zeitraum von 6 Jahren, bei einer aktuellen Leerstands-Rate von ca. 25%. Diese Transaktion belegt, dass Class-ABüroimmobilien auch in schwierigem Umfeld ihren Wert erhalten. Stadt Adresse Preis Preis / SF Square Feet USD pro m² Fläche in m² Boston John Hancock Tower $930.000.000 $547 1.700.000 $5.888 157.935 Washington D.C. 1225 Connecticut Ave $216.000.000 $900 240.000 $9.688 22.296 New York City 111 8th Ave $1.800.000.000 $600 3.000.000 $6.458 278.709 New York City 1412 Broadway $150.000.000 $361 415.135 $3.889 38.567 New York City 72 Wall Street $46.000.000 $184 250.000 $1.981 23.225 Boca Raton Vista Parkway $36.000.000 $258 139.471 $2.778 12.957 Miami Miami Tower $105.500.000 $176 600.959 $1.890 55.830 Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 9 Wohnimmobilien Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 10 Wohnimmobilien Die Ende April und September 2010 ausgelaufenen Steueranreize für Käufer von Wohnimmobilien hatten erwartungsgemäß kurzfristig für eine Nachfragebelebung gesorgt. Insgesamt verbucht das Jahr 2010 allerdings erneut einen Wertverfall in fast allen US-Metropolregionen. Laut Zillow.com – das Unternehmen registriert online sämtliche Transaktionen für Wohnimmobilien in den USA und errechnet daraus und auf Basis der durch Behörden öffentlich zugänglichen Basisinformation jedes einzelnen Eigenheims die durchschnittlichen Immobilienwerte – gab es 2010 in den USA einen Wertverlust aller Eigenheime von 1,7 Billionen $. In der ersten Hälfte des Jahres errechnete das Unternehmen einen gesamten Wertverlust von 700 Milliarden $ und 1 Billion $ Wertverlust im 2. Halbjahr. Damit wurde der Wertverfall des Jahres 2009 überschritten. Der jährliche Wertverlust von Eigenheimpreisen befindet sich somit im 5. Jahr seit Ausbruch der Krise am Wohnimmobilienmarkt und bleibt trotz StimulusProgrammen, Steueranreizen, günstigen Zinsen und Programmen zur Kreditmodifikation in Schieflage geratener Eigenheimbesitzer angespannt. Für eine Bodenbildung in einigen entscheidenden Märkten wie Kalifornien, Arizona und Florida sprechen allerdings große Investitionen antizyklischer Investoren. Neben US-Investoren haben sich 2010 zunehmend Investoren aus Asien, Lateinamerika, Russland und Europa positioniert, um Wohnimmobilien zu Schnäppchenpreisen zu erwerben. Dieser Trend wird auch 2011 anhalten, obwohl in einigen Teilmärkten wie in Miami bereits ein Großteil der Qualitätsprodukte den Eigentümer gewechselt hat. Eine Erholung auf breiter Basis ist nach wie vor von mehreren externen Einflüssen abhängig. Geplante steuerliche Kürzungen zur Abschreibung von Kreditfinanzierungszinsen und ansteigende Finanzierungszinsen können eine breite und anhaltende Bodenbildung verzögern, ebenso wie beschleunigte Zwangsversteigerungsverfahren nach den jüngsten Moratorien. Preise von Eigenheimen Q4/2010 Der durchschnittliche Verkaufspreis aller Eigenheime (Mittelwert aller Verkäufe) blieb im Oktober und November 2010 nahezu unverändert bei 170.500 $ bzw. 170.600 $. Die durchschnittlichen Verkaufspreise im Oktober lagen somit ca. 0,9% unter dem Vorjahresmonat Oktober 2009 und ca. 0,4% über den Preisen vom November 2009. Der Anteil der notleidenden Immobilienverkäufe am gesamten Transaktionsvolumen lag im Oktober 2010 bei 34% und im November 2010 bei 33%. Notleidende Immobilien wurden im Durchschnitt 15% unter dem aktuellen Marktniveau gehandelt. Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 11 Immobilienbestand Q4/2010 Der zum Verkauf stehende Immobilienbestand fiel im Oktober 2010 um 3,4 % auf 3,86 Millionen Einheiten und im November 2010 um weitere 4% auf 3,71 Millionen Einheiten. Bei der aktuellen Absorption bedeutet dies, dass es 9,5 Monate dauern wird, bis der Bestand ab dem heutigen Zeitpunkt abgebaut ist. Damit haben sich der Bestand und der zu erwartende Zeithorizont zum Abbau der aktuellen Bestände im Vergleich zu den Vormonaten stetig verbessert. Zwangsversteigerungen Die Anzahl der Zwangsversteigerungen stoppte im 3. Quartal 2010 temporär, nachdem bei mehreren Banken Unregelmäßigkeiten bei der Abwicklung von Zwangsversteigerungen festgestellt wurden. Bei einigen führenden Banken hatten Bankangestellte offensichtlich ihre Sorgfaltspflicht bei der Prüfung notwendiger Unterlagen für Zwangsversteigerungen vernachlässigt, woraufhin die führenden Banken ihre Prozesse für Zwangsversteigerung überprüfen ließen. In einigen Fällen sollen einzelne Bankangestellte über 10.000 Dokumente pro Monat unterzeichnet haben, die aber eine eingehende Prüfung erfordern, was bei diesem Volumen offensichtlich nicht möglich war. In Florida liegen die bei Zwangsversteigerungen erzielten Durchschnittspreise bei 122.035 $ und somit ca. 27% unter dem Durchschnittspreis regulärer Immobilientransaktionen. Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 12 S&P/Case-Shiller Index Oktober 2010 Die Oktoberausgabe des S&P/Case-Shiller verdeutlicht, dass sich der 10Städte-Hauspreisindex und der 20-Städte-Hauspreisindex von Mai 2010 bis Oktober 2010 nur moderat verändert haben. Konnte zwischen November 2009 und Mai 2010 noch eine deutlich positive Tendenz mit 5,4% Wachstum beim 10Städte-Composite und 4,6% beim 20-Städte-Composite ausgemacht werden, so verlangsamte sich die Tendenz zwischen Mai und Oktober 2010 deutlich. Der 10-StädteComposite verzeichnete in diesem Zeitraum nur noch einen Anstieg von 0,2% und der 20-Städte-Composite verbuchte sogar einen Wertverlust in Höhe von 0,8%. Die Erwartung dieser Seitwärtsbewegung hatten wir bereits in unseren früheren Newslettern prognostiziert, da offensichtlich war, dass ein Teil der starken Erholung zwischen November 2009 und Mai 2010 auf die Stimulusprogramme der Regierung zurückzuführen waren. Ein „Double Dip“-Szenario wird laut CaseShiller nach wie vor nicht ausgeschlossen. Allerdings gehen weniger Experten durch die Belebung am Transaktionsmarkt und die positivere Verbrauchertendenz zum aktuellen Zeitpunkt davon aus. Sollte eine Kurskorrektur 2011 andauern, so wird diese insgesamt bei voraussichtlich maximal 5% bis 15%, je nach Markt, liegen. Der Markt in Süd-Florida Wie bereits in unserem Newsletter über das 3. Quartal 2010 erwähnt, scheint in Teilmärkten Süd-Floridas eine Bodenbildung erreicht. In den letzten Monaten gab es eine Reihe antizyklischer Investments in so genannte „Bulk-Deals“. Investoren haben insbesonde- re in Miami und Fort Lauderdale nahezu alle „Condo-Apartments“ (Eigentumswohnungen), welche in der Boom-Phase bis 2007 gebaut wurden (in den Folgejahren gab es kaum Neubauaktivitäten) und nicht gleich plangemäß vom Entwickler verkauft werden konnten, entweder direkt oder durch Übernahme der entsprechenden Kredite erworben. Für Miami bedeutet dies, dass nahezu 45.000 der neu errichteten Wohnungen bis zum Ende des 4. Quartals 2010 verkauft werden konnten. Mit dieser Entwicklung hatte zu Beginn des Jahres vermutlich kaum jemand gerechnet. Damit haben allein im Jahr 2010 über die Hälfte aller verfügbaren neuen Eigentumswohnungen in Miami den Eigentümer gewechselt – seit dem Platzen der Immobilienblase insgesamt sogar über 90%. In einigen Situationen kommt es bereits wieder zu Bieterverfahren beim Erwerb von Einheiten und/oder Krediten. Insgesamt wurden 2010 alleine in Süd-Florida BulkDeal Transaktionen im Gesamtwert von 1,1 Milliarden $ abgeschlossen. Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 13 Das gesamte Volumen aller Transaktionen (Bulk-Deals und Einzeltransaktionen) belief sich im Jahr 2010 über 75.000 Einfamilienhäuser, Condos und Townhäuser. Damit übersteigt das Transaktionsvolumen auf dem Wohnimmobilienmarkt in Süd-Florida bereits das Transaktionsvolumen des letzten Boom-Jahres 2006, in welchem 67.000 Wohnimmobilien den Eigentümer wechselten. Der Unterschied zum Jahr 2006 ist einzig der deutlich niedrigere Preis, zu welchem Wohnimmobilien in den letzten 12 Monaten verkauft wurden. Trotz der positiven jüngsten Entwicklungen bleibt der Markt für den privaten Endverbraucher kritisch. Finanzierungen für Eigenheimbesitzer sind nach wie vor schwierig, wenn auch nicht mehr unmöglich. Es ist davon auszugehen, dass die meisten opportunistischen Investoren am Markt einen ausreichenden Zeithorizont in ihren Berechnungen einkalkuliert haben, denn eine nachhaltige Erholung im Einzelverkauf ist abhängig von der Reduzierung der Arbeitslosenquote und einem besseren Finanzierungsumfeld. Auswirkungen der gestiegenen Nachfrage Die jüngsten Transaktionen haben bereits eine starke Auswirkung auf den lokalen Markt. Um die laufenden Kosten (Steuern, laufende Bewirtschaftungskosten etc.) der „Condo-Akquisitionen“ zu decken, haben nahezu alle spekulativen Käufer ihre Businesspläne insofern angepasst, dass alle oder eine gewisse Anzahl der Apartments über die nächsten Jahre vermietet werden. Zuvor war es üblich, die Objekte möglichst schnell bezugsfrei weiterzuveräußern. In Teilmärkten in Süd-Florida, speziell in Miami, ist dadurch eine starke Belebung zu verspüren. Einige Gegenden boomen inzwischen geradezu. Restaurants und Cafés sprießen z.B. in Miami Downtown entlang der Miami Avenue wie Pilze aus dem Boden. Diese Entwicklung regt die Nachfrage an und wird langfristig für eine deutliche Erholung des Marktes sorgen. Durch die gestiegene Nachfrage scheinen auch Endabnehmer wieder verstärkt auf den Markt zu drängen. Insgesamt wurden ca. 2.000 neu errichtete Einheiten, welche in Bulk-Deal-Transaktionen (10 Einheiten oder mehr pro Transaktion) seit 2008 erworbenen wurden, im 3. Quartal 2010 an Endverbraucher verkauft. Durchschnittlich wurden diese Einheiten für einen Gewinn von 51 $ pro Quadratfuß (ca. 550 $ pro Quadratmeter) veräußert. Damit erzielten antizyklische Investoren bereits in diesem Umfeld eine Rendite von ca. 24% auf ihr Investment. Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Investoren vorerst nur eine geringe Anzahl an Einheiten günstig abgibt, um die laufenden Kosten zu decken. Der verbleibende – meist qualitativ hochwertigere – Teil wird sukzessive in den nächsten Jahren verkauft, um von einer Wiederbelebung des Marktes und der Wertsteigerung der Einheiten zu profitieren. Dass die bereits jetzt verkauften Einheiten ordentliche Gewinne abwerfen, ist erfreulich und spricht für die Bodenbildung des Wohnimmobilienmarktes in Süd-Florida. Die aktuellen Transaktionsvolumina und die Tatsache, dass bereits ein Großteil der in der Boom-Phase neu errichteten Wohneinheiten verkauft wurden, lässt vermuten, dass momentan die Talsohle des Wohnimmobilienmarktes in Süd-Florida durchschritten wird. Dies wird besonders dadurch deutlich, wenn man berücksichtigt, unter welchen Voraussetzungen dieses Transaktionsvolumen entstand. Im Jahr 2006 standen Endverbrauchern und Investoren nahezu endlose Finanzierungs-Ressourcen zur Verfügung. Ein Großteil der Käufer ging damals von einem weiterhin steigenden Immobilienmarkt aus. Im Jahr 2010 sieht die Situation gänzlich anders aus. Investoren und besonders Endabnehmer haben nach wie vor Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 14 Schwierigkeiten, Finanzierungen zu bekommen. Auch besteht weiterhin das Risiko einer Double-Dip-Rezession durch die anhaltend fallenden Immobilienpreise. Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2010 zumindest im Markt in Süd-Florida der Tiefpunkt erreicht wurde. Das Jahr 2011 wird sicher nicht einen sofortigen Anstieg der Immobilienpreise mit sich bringen, allerdings werden Investoren kontinuierlich gute Immobilien erwerben, was aus der heutigen Perspektive bereits zu einer gewissen Produktknappheit und folglich zu höheren Preisen führt. Damit dieser Trend nachhaltig ist und die Business Pläne der aktuellen Investoren aufgehen, muss sich der Finanzierungsmarkt für Endabnehmer erholen und das wirtschaftliche Umfeld verbessern. Erste Anzeichen für eine gesamtwirtschaftliche Erholung sind der bereits wieder anziehende Markt für Kreditverbriefungen und der im Dezember wiederbelebte Konsum. Für Investoren mit langfristigem Investitionshorizont ist zudem der anhaltend starke Populationszuwachs im Bundesstaat Florida wichtig. Die jüngste Volkszählung der USRegierung ergab eine Bevölkerung von 18,8 Millionen in Florida. Dies entspricht einem Bevölkerungswachstum von 17,6% seit der letzten Volkszählung vor zehn Jahren. Jüngste Berichte einer Bevölkerungsflucht aus Florida sind folglich nicht korrekt. Ausschließlich im Jahr 2009 gab es einen leichten Bevölkerungsrückgang von 58.000 Einwohnern. Für das Jahr 2010 wird bereits wieder mit einem deutlichen Bevölkerungszuwachs gerechnet. und sind die Regionen und Städte im Norden und Nordosten. Jüngste Prognoseberechnungen von Moody’s und Forbes bestätigen, dass die Amerikaner diesem Trend hin zu den „Sunbelt“-Staaten nach wie vor folgen – soweit dies wirtschaftlich möglich ist. Die Mobilitätsrate der Amerikaner ist nämlich derzeit so niedrig wie selten zuvor, da Eigenheimbesitzer erst ihr Eigenheim verkaufen müssen, bevor sie umziehen können – dies ist allerdings im aktuellen Umfeld durch die starken Wertverluste der Immobilien schwieriger geworden. Eine Erholung des Wohnimmobilienmarktes sollte folglich die Mobilitätsrate wieder auf Vorkrisenniveau bringen. Fazit PAMERA Real Estate Partners Auf Basis dieses anhaltenden Bevölkerungstrends und der aktuell günstigen Einstiegspreise empfehlen wir nach einem abwartenden und beobachtenden Jahr 2010 nun ausgewählte Investitionen im Wohnimmobilienmarkt in der Region Süd-Florida (MiamiDade, Broward und Palm Beach County). Die hohe Wirtschaftsleistung der Metropolregion Miami und die Tatsache, dass Miami der Dreh- und Angelpunkt für den lateinamerikanischen Markt und dadurch auch bevorzugter Investitionsstandort lateinamerikanischer Investoren ist, spricht für das langfristige Wertsteigerungspotential der Region. Die stetig steigende Bevölkerung in Verbindung mit der Tatsache, dass 95% der Gesamtfläche in Süd-Florida bereits überbaut sind, wird zwangsläufig zu steigendem Wohnraumbedarf und folglich zu steigenden Preisen führen. Strukturelle Veränderungen, vor allem der zunehmend älteren Bevölkerung, sowie hohe Lebenshaltungskosten, schlechteres Klima und schlechtere Altersversorgung sorgen für einen langfristig anhaltenden Bevölkerungstrend hin zu den so genannten „Sunbelt“-Staaten Kaliforniern, Arizona, Texas und Florida. Große Verlierer waren (Januar 2010) Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 15 Über den Autor Marc Tetzner ist Geschäftsführer der PAMERA Real Estate Partners GmbH und der PAMERA Real Estate Partners LLC. Er ist verantwortlich für die US-Private-WealthAktivitäten. Der Immobilienökonom (ebs) hat mehr als 10 Jahre in den USA gelebt und gearbeitet. Er bringt eine hohe Expertise in der Initiierung und Umsetzung von US-Immobilieninvestitionen für deutsche Investoren ein. Marc Tetzner war zuvor für Taurus Investment Holding und als selbständiger Berater tätig. Marc Tetzner PAMERA Real Estate Partners LLC 5550 Glades Road, Suite 413 Boca Raton, FL 33431 - USA Telefon +1 561 314 29 87 Telefax +1 561 314 29 70 [email protected] QUELLEN: PAMERA Real Estate Partners LLC \ S&P/Case-Shiller \ Jones Lang LaSalle Market Reports New York, Boston, Washington D.C. \ Marcus Millichap Special Assets Outlook Reports \ Cushman & Wakefield Marketbeat and Office Reports \ Sun-Sentinel.com \ Realtytrac.com \ Realpoint Research \ Preston Research \ Focus.de \ Foresight Analytics \ National Association of Realtors \ US Census Bureau, 2010 \ Bureau of Labor Statistics \ Bureau of Economic Analysis \ CondoVultures \ Zillow.com \ Bankrate.com Aktuelle Trends am US‐Immobilienmarkt – Fokus Ostküste, Q4/2010 16 Über PAMERA Real Estate Partners Die PAMERA Real Estate Partners GmbH ist ein unabhängiges und inhabergeführtes Investment- und Beratungsunternehmen, das sich auf das Management von Immobilienvermögen für Family Offices, Stiftungen und vermögende Privatinvestoren spezialisiert hat. Wir übernehmen die Strategieentwicklung, den Aufbau von Immobilien-Portfolios und die komplette Eigentümervertretung für unsere Klienten. Transparenz in der Betreuung und absolute Vertraulichkeit sind bei uns eine gelebte Selbstverständlichkeit. Über die Integration der PAMERA Real Estate Partners GmbH in die PAMERA Real Estate Group können wir alle Kernkompetenzen des Asset Management und der Projektentwicklung mit eigenem Personal deutschlandweit anbieten. Durch unsere Schwestergesellschaft PAMERA Real Estate Partners LLC stellen wir unser gesamtes Dienstleistungsangebot unseren Mandanten ebenfalls in den USA zur Verfügung. Kontakt PAMERA Real Estate Partners GmbH Christoph Zapp, [email protected] Beethovenstraße 6 80336 München Telefon +49 89 515 63-820 Telefax +49 89 515 63-942 PAMERA Real Estate Partners LLC Marc Tetzner, [email protected] 5550 Glades Road, Suite 413 Boca Raton, FL 33431 - USA Telefon +1 561 314 29 87 Telefax +1 561 314 29 70 www.pamera.de