- Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH

Transcription

- Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
G
eschäftsbericht
2 014/2015
Geschäftsbericht
2014/2015
Die BayBG im Überblick
30.09.2015
30.09.2014
317,0 Mio. €
315,1 Mio. €
46,2 Mio. €
41,7 Mio. €
Bilanzvolumen
361,1 Mio. €
362,5 Mio. €
Eigenkapital
214,0 Mio. €
200,3 Mio. €
Erträge aus Beteiligungsgeschäft
52,7 Mio. €
44,5 Mio. €
Ergebnis der Risikovorsorge
– 1,9 Mio. €
– 4,7 Mio. €
Jahresüberschuss
13,7 Mio. €
6,7 Mio. €
73
71
487
497
9,5 Mrd. €
8,9 Mrd. €
Beteiligungsbestand (brutto)
Neugeschäft
Mitarbeiter
Partnerunternehmen
Umsätze der Partnerunternehmen
2 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Inhalt
Überblick
6
7
10
Grußwort des Aufsichtsrats
Bericht der Geschäftsführung
Organe der BayBG
Unternehmens­porträts
48
50
52
54
Beteiligungsmarkt
14
16
18
22
Der Beteiligungsmarkt in Deutschland
Mittelständische Beteiligungsgesellschaften
Der nächste lange Aufschwung?
Gastbeitrag von Erik Händeler
Positionen zur Bedeutung der
Digitalisierung im Mittelstand
BayBG im Markt
26Geschäftsentwicklung
34 Mythen und Fakten zu Beteiligungskapital
36 Zusätzliche 20 Millionen
für den bayerischen Mittelstand
38 Das Lachen wieder gefunden
40Leitbild
42Mitarbeiter-/innen
44 Bewährte Nachwuchsförderung
56
58
hyphen – Sonnenschutzbekleidung
noris network – IT-Rechenzentren
tado° – Smart Home, Klimasteuerung
TTH Trans Tech Hysek – Komponenten
für Abfüll- und Verpackungsanlagen
WENZEL Präzision – Messtechnik
2W – Technische Dokumentation
Jahres­abschluss
62Bilanz
64 Gewinn- und Verlustrechnung
65Lagebericht
70 Entwicklung des Anlagevermögens
72 Auszüge aus dem Anhang
75 Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
76Impressum
Inhalt
Inhalt 3
Überblick
Grußwort des Aufsichtsrats
Bericht der Geschäftsführung
Organe der BayBG
Grußwort des Aufsichtsrats
Sicherung und Erhöhung des Eigenkapitals bei
mittelständischen Unternehmen. Das ist Geschäfts­
modell, Ziel und Aufgabe der BayBG. Dies ist ihr auch
im vergangenen Jahr wieder gelungen, wie ein im
Langfristvergleich überdurchschnittliches Auszahlungsvolumen von 46 Mio. € belegt.
Und das, obwohl die Nachfrage nach Wachs­tums­­
finanzierungen, dem traditionellen Kern­ge­schäft der
BayBG, verhalten ist, da der Mittelstand bei größeren
Investitionen zurück­haltend agiert und gleichzeitig
auf ein breites Finanzierungs- und Kreditangebot
zurückgreifen kann. Diese Zurückhaltung bei den
Wachstumsbeteiligungen wird aber durch eine erhöhte Nachfrage zum Beispiel bei der Unternehmensnachfolge wieder ausge­glichen. Die langfristige strategische Weiterentwicklung der BayBG,
mit einer kontinuierlichen Erweiterung des Angebots, zeigt gerade in solchen Situationen ihre positive Wirkung.
Ohne ihre Kompetenzen bei den stillen Beteiligungen für Wachstumsprojekte zu vernachlässigen,
bietet die BayBG längst auch offene Beteiligungen,
die zum Beispiel bei der Finanzierung von Unternehmensnachfolgen, Venture Capital-Engagements
oder Turnaround-Projekten ein­gesetzt werden.
6 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Gleichzeitig wurde die Spannweite des möglichen Finanzierungsvolumens erweitert: Einerseits
bietet sie ›Kapital für Handwerk, Handel und Gewerbe‹ bereits ab 10.000 € an und andererseits
sind in Kooperation mit der LfA Förderbank Bayern
Engagements bis zu 7 Mio. € möglich.
Mit Teil II von ›Risikokapital für Wachstum und
Innovationen‹, das die BayBG in Kooperation mit
dem bayerischen Wirtschaftsministerium aufgelegt
hat und dessen Mittel jeweils zur Hälfte von der
BayBG und dem Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung (EFRE) kommen, steht insbesondere
Technologie- und ostbayerischen Unternehmen ein
weiteres Eigen­kapital­angebot zur Verfügung.
Gesellschafter und Aufsichtsrat begrüßen und
schätzen diese breite und mittelstandsorientierte
Positionierung der Gesellschaft. Sie haben auch
im vergangenen Jahr die Geschäftsführung bei der
Leitung sowie bei strategischen Positionierungen
beratend und unterstützend begleitet. Die Zusam­
men­arbeit war geprägt durch einen offenen, ver­
trauens­vollen und konstruktiven Austausch – ist
doch die nachhaltige Weiterentwicklung der BayBG
unser gemeinsames Ziel.
Gesellschafter und Aufsichtsrat danken Geschäfts­führung und Mitarbeitern für ihre gemein­
samen Anstrengungen und die hervorragenden
Leistungen, mit denen sie zu den sehr zufriedenstel­
lenden Ergebnissen des Geschäftsjahres 2014/2015
beigetragen haben.
Der Vorsitzende des BayBG-Aufsichtsrats
Dr. Otto Beierl
Bericht der Geschäftsführung
Um 25 Prozent ist das Volumen des Neugeschäfts
der deutschen Beteiligungsbranche im vergangenen
Jahr gefallen. Aber der Beteiligungsmarkt, dessen
Auf und Nieder von ein paar großen Buy-outs bzw.
deren Fehlen geprägt wird, gibt nur zum Teil Geschäfts­modell und -philosophie der BayBG wieder.
Die regional aufgestellten Mittelständischen
Beteiligungsgesellschaften (MBGen) stehen ihr, zumindest was die Größe der Zielgruppe betrifft, näher.
Die MBGen erhöhten in ihrer Gesamtheit das Neugeschäft um 2 Prozent. Im Gegensatz dazu legte die
BayBG um 11 Prozent zu.
Hier von einer bayerischen Sonderkonjunktur zu
sprechen, wollte man diese gegensätzlichen Verläufe
exogen erklären, wäre zu kurz gegriffen. Wichtiger
sind endogene Ursachen. Die BayBG engagiert sich
in jeder Unternehmensphase. Gleichzeitig hat sie
kontinuierlich die Höhe der möglichen Engagements
nach oben wie nach unten erweitert und bietet
neben stillen Beteiligungen seit langem auch offene
Engagements.
Mit diesem Strategie-, Maßnahmen- und Angebotsbündel differenziert sich die BayBG von allen
anderen Eigenkapitalanbietern. Sie lässt sich mit
den Einzelbegriffen MBG , Venture Capital-, Private
Equity-Gesellschaft oder Mezzaninegeber weder
formal noch inhaltlich beschreiben oder charakterisieren, sondern deckt als Universalbeteiligungs­
gesellschaft alle diese Komponenten ab. Diese breite
Aufstellung ermöglicht es, Nachfrage­schwächen in
einem Bereich durch zusätzliche Engagements in
den anderen aufzufangen. Dies ist im vergangenen
Jahr wieder gelungen.
Intensive Konkurrenz bei Wachstumsfinanzierungen
Auch wenn Beteiligungen mit ihrer Eigenkapitalqualität nicht mit Kredit vergleichbar sind, an ihren
Rändern stehen sie doch in einer gewissen Konkurrenz zu Fremdkapital. Diese Substitutionsbeziehung
besitzt ihre größte Intensität bei der Finanzierung
von Wachstumsmaßnahmen von Familienunternehmen, deren Bedarf an Außenfinanzierung seit
Jahren stagniert, Investitionen können sie mit den
per Gewinnthesaurierungen über Jahre aufgebauten
Eigenmitteln zu einem großen Teil finanzieren.
Um den noch verbleibenden Bedarf konkurrieren,
unterstützt durch die offensive Geldpolitik der Euro­
päischen Zentralbank (EZB) , die Kreditgeber. »Das
Geld, das die EZB in die Banken pumpt, ver­leitet
diese zu einer beispiellosen Sorglosigkeit bei der
Kreditvergabe«, stellt hierzu das ifo-Institut fest.
Die verhaltene Nachfrage nach Fremd- wie Eigen­
kapital trifft Kreditinstitute wie BayBG, deren Wachs­
tumsbereiche im vergangenen Jahr ein geringeres
Volumen an Neuabschlüssen realisierten. Der
Rückgang von 20 Mio. € auf 19 Mio. € hielt sich
jedoch in Grenzen.
Spezialbereiche mit Zuwächsen
Positiv wirken sich die Niedrigzinspolitik und das
finanzwirtschaftliche Umfeld mit niedrigen Kredithürden hingegen auf die Nachfrage nach Unterneh­
mensnachfolge-Beteiligungen aus. Venture Capital
hat wegen der besonderen Situation der jungen
Unternehmen, die durch hohes Risiko und geringe
Sicherheiten gekennzeichnet sind, in Fremd­kapital
kaum Konkurrenz. Das gilt in ähnlicher Weise für
Bericht der Geschäftsführung 7
das Turnaround-Geschäft. So konnten diese drei
Spezialbereiche den Rückgang bei Wachs­tum überkompensieren.
Geschäftsentwicklung und Lage
• In 86 Unternehmen (davon 59 Erst- und 27 Fol­ge­
investitionen) hat die BayBG im Geschäfts­jahr
2014/15 mehr als 46,2 Mio. € (Vorjahr: 41,7 Mio. €)
investiert, ein im Langfristvergleich überdurchschnittlicher Wert.
• Nach einem relativ hohen Ausfallvolumen im
Vorjahr, das seine Ursache nicht in der Zahl,
sondern in der Großvolumigkeit einzelner Aus­
fälle hatte, sanken die Ausfälle auf 7,6 Mio. €.
Bezogen auf den Bestand entspricht das einer
Ausfallquote von 2,4 Prozent, einer der geringsten in der 43-jährigen BayBG-Historie.
• Da zahlreiche Verträge mit größeren Engagements ausgelaufen sind und gleichzeitig einige
Trade Sales gelangen, bewegen sich die Rückzahlungen/Verkäufe/Umbuchungen mit 36,7 Mio. €
auf sehr hohem Niveau.
• Der Beteiligungsbestand ist auf 317,0 Mio. €
(Vorjahr: 315,1 Mio. €) gestiegen, die in 487 Unter­
nehmen investiert sind.
• Während die laufenden Erträge aus dem Betei­
ligungsgeschäft gegenüber dem Vorjahr nahezu
unverändert blieben, stiegen die Exiterträge aus
den Veräußerungen (Trade Sales) bzw. dem Rückkauf von offenen Beteiligungen im vergangenen
Jahr deutlich.
• Diese Erträge prägten den Jahresüber­schuss
von 13,7 Mio. € (Vorjahr: 6,7 Mio. €).
8 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Dank an Mitarbeiter
Die von dem Marktforschungsinstitut GfK durch­
geführte Beteiligungsstudie belegte eine sehr hohe
Zufriedenheit der Kunden mit der BayBG. Obwohl
diese gute Rückmeldung zahlreiche Ursachen hat,
sind jedoch Qualität, Kompetenz, Einsatzbereitschaft
der Mitarbeiter von zentraler Bedeutung. Die GfK
sprach in diesem Zusammenhang von Rekordwerten
bei der Kundenzufriedenheit. Die Geschäftsführung
dankt Mitarbeitern und Betriebs­rat für ihr überdurchschnittliches Engagement.
Ausblick und Perspektiven
Anfang des Jahres 2016 zeichnet sich nicht ein­
deutig ab, wohin der Konjunkturzug fahren wird.
Die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen
sind weiterhin als gut zu bezeichnen, jedoch bestehen bei den internationalen Wirtschaftsbeziehungen viele Fragezeichen.
Angesichts dieser Perspektiven wird sich die
Investitions­tätigkeit allenfalls leicht erhöhen. Die
Geld-, Zins- und Kreditpolitik von Europäischer Zen­
tralbank und Kreditinstituten wird sich 2016 nicht
grundsätzlich ändern.
Um trotzdem wieder den geplanten Wert von
42 Mio. € an Neuauszahlungen im Geschäftsjahr
2015/2016 erreichen zu können, wird die BayBG ihre
Vertriebsaktivitäten noch einmal erhöhen und ihre
Präsenz vor Ort weiter intensivieren. Die Anzahl der
Portfolio-Unternehmen soll auf rund 500 steigen.
Der Jahresüberschuss wird sich, je nach Höhe und
Volumen der volatilen Exiterträge, zwischen 5 und
7 Mio. € bewegen.
Die Geschäftsführung der BayBG: Peter Pauli und Dr. Sonnfried Weber (Sprecher)
Bericht der Geschäftsführung 9
Organe der BayBG
Geschäftsführung
Aufsichtsrat
Dr. Sonnfried Weber, Sprecher
Dr. Otto Beierl – Vorsitzender
LfA Förderbank Bayern
Peter Pauli
Roland Schmautz – stellvertretender Vorsitzender
Sparkassenverband Bayern
Andreas Schober – stellvertretender Vorsitzender
UniCredit Bank AG – (ab 1. Januar 2015)
Gregor Farnschläder
Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG
Karl Haeusgen
HAWE Hydraulik SE
Dr. Maria Henselmann
LfA Förderbank Bayern – (bis 31. Dezember 2014)
Dr. Thomas Kettern
DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank
Thomas Kraft
LfA Förderbank Bayern – (ab 1. Januar 2015)
Dr. Hans-Peter Kraußer
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und
Medien, Energie und Technologie
Uwe Krebs
DONNER & REUSCHEL AG
Bernhard Landgraf
UniCredit Bank AG
Roland Reichert
Bayerische Landesbank
Alexander Thurmbichler
Mittelstandsbank Bayern Süd, Commerzbank AG
10 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Gesellschafter der BayBG
BANKHAUS MAX FLESSA KG , Schweinfurt
Industrie- und Handelskammer für
München und Oberbayern, München
BGG Bayerische Garantiegesellschaft mbH für
mittelständische Beteiligungen, München
Landesverband Groß- und Außen­handel, ­Vertrieb
und Dienstleistungen Bayern e.V., München
Bayerische Landesbank, München
LfA Förderbank Bayern, München
Bayerischer Handwerkstag e.V., München
Merck Finck & Co. oHG Privatbankiers, München
Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband
DEHOGA Bayern e.V., München
Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG,
Linz /Österreich
Bayerischer Industrieverband Steine und Erden e.V.,
München
Sparkassenverband Bayern, München
Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG,
München
vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.,
München
Commerzbank AG, Frankfurt/Main
Verband der Chemischen Industrie e.V., ­
Frankfurt/Main
BANK SCHILLING & CO AG, Hammelburg
Deutsche Bank AG, Frankfurt/Main
DONNER & REUSCHEL AG , Hamburg
DZ BANK AG Deutsche Zentral-­
Genossenschaftsbank, Frankfurt/Main
Handelsverband Bayern e.V., München
UniCredit Bank AG, München
Verband der Holzwirtschaft und Kunststoff­
verarbeitung Bayern/ Thüringen e.V., München
Verband der Kunststoff verarbeitenden
Industrie in Bayern e.V., München
IKB Deutsche Industriebank AG, Düsseldorf
Organe der BayBG 11
B
eteiligungsmarkt
Der Beteiligungsmarkt in Deutschland
Mittelständische Beteiligungsgesellschaften
Der nächste lange Aufschwung?
Gastbeitrag von Erik Händeler
Positionen zur Bedeutung der
Digitalisierung im Mittelstand
Der Beteiligungsmarkt in Deutschland
Hin und her
Das Auf und Ab geht weiter. Im Jahr 2015 hat sich
das Neugeschäft der Beteiligungsbranche mit
einem Gesamtvolumen von 5,34 Mrd. € um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert. 2014 hatte
das ausgezahlte Volumen hingegen 41 Prozent zugelegt. Wiederum ein Jahr zuvor war es um 14 Prozent gefallen.
Ein sprunghafter Markt? In seinem Volumen ja,
aber das hat seinen Grund in den Besonderheiten
des Markts. Beteiligungsgeschäft ist, was die
Anzahl betrifft, kein Massengeschäft, sondern mit
1.254 Neuabschlüs­sen im Jahre 2015 ein eher mengenkleiner Markt. Während es bei der Anzahl nur
leichtere Schwankungen gibt – 2014 wurden 1.396
Neuen­gagements realisiert –, ist das Volumen von
Zahl und Höhe einiger weniger großer Buy-outÜbernahmen bestimmt.
Im Jahr 2015 gab es insgesamt fünf große Engagements mit Beteiligungssummen von 150 Mio. €
und mehr. Das Gesamtvolumen dieser fünf belief
sich auf 1,9 Mrd. €. Im Vorjahr betrug der Wert der
damals 10 Großengagements 3,2 Mrd. €. Und diese
Differenz steht für einen großen Teil des Rückgangs
bei den Neuinvestments.
Solche Großengagements bilden aber nur die,
von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommene,
eine Seite des Markts. Auch wenn das Beteiligungsgeschäft nie ein anonymes Massengeschäft ist,
sondern ein individuelles und handverlesenes, so
sind Abschlüsse in dieser Höhe dennoch immer in
der Minder­zahl. Es gilt auch hier so etwas wie eine
80:20-Regel. So haben 84,9 Prozent aller Unter­neh­
men, die 2015 Beteiligungskapital neu ein­setzten,
14 Geschäftsbericht 2014 / 2015
maximal 99 Mitarbeiter. Hierauf entfallen aber
nur 23 Prozent des neu ausbezahlten Beteiligungsvolumens.
Venture Capital: Deutlicher Zuwachs
Kleinere Volumina, zwischen 1 und 10 Mio. €, sind
vor allem im Start-up- und Venture Capital-Bereich
üblich. Und das Venture-Geschäft vermeldet Zuwächse. 2015 investierten die Venture CapitalGesellschaften so viel wie seit 2008 nicht mehr. Mit
0,78 Mrd. € wurde der Vorjahreswert um 16 Prozent
übertroffen. Die 724 Venture Capital-finanzierten
Unternehmen machten deutlich mehr als die Hälfte
aller im Jahr 2015 finanzierten Unternehmen aus.
Hingegen herrschte bei den Wachstumsfinanzierungen ein leichter Rückgang in Volumen und
Anzahl. Dieser Bereich zeichnet sich durch die teilweise Konkurrenz zwischen Eigen- und Fremdkapitalgebern um die attraktivsten Firmen aus. Bei den
derzeitigen Kampfangeboten der Banken ist das
Sinken der Neu­abschlüsse von 491 auf 405 weniger
überraschend, sondern eher überraschend klein.
17 Exits über Börse
Der Beteiligungsmarkt ist nicht nur durch Neuabschlüsse, sondern ebenso durch Abgänge aus dem
Bestand charakterisiert. Das Volumen dieser Exits
ist auf 4,6 Mrd. € (Vorjahr: 7,1 Mrd. €) gefallen. Ein
solcher Rückgang ist wertfrei zu sehen. Die Frage
ist vielmehr, welche Exitvarianten realisiert werden.
Und da gibt es positive Nachrichten. 5 Unternehmen
konnten neu über IPO an die Börse gebracht werden
und bei 12 weiteren erfolgte der Exit über den Verkauf von Aktien.
Der Verkauf an andere Unternehmen (Trade Sale)
wurde rund 100 Mal realisiert. Mehr als 500 Unternehmen zahlten ihre stillen Beteiligungen zurück.
Bei diesem historischen Höchstwert dürfte die insgesamt gute Finanzierungssituation eine besondere
Rolle gespielt haben. Zum Teil konnten die Unternehmen die stillen Beteiligungen aus thesaurierten
Gewinnen zurückzahlen, zum Teil auch durch einen
Kredit ablösen.
Zu einem Totalverlust kam es nur noch bei 189
Unter­nehmen (Vorjahr: 232). Hier zeigt die insgesamt stabile konjunkturelle Lage ihre positiven
Wirkungen. Der dem Volumen nach größte Block
war aber der Verkauf an andere Beteiligungsgesellschaften (Secondary Buy-outs).
39 Mrd. € und 5.000 Unternehmen
Der Beteiligungsbestand der in Deutschland
ansässigen Beteiligungsgesellschaften ist mit
39,3 Mrd. €, die in mehr als 5.000 Unternehmen
investiert sind, nahezu unver­ändert geblieben.
Brutto-Neuinvestitionstätigkeit von Beteiligungsgesellschaften
in deutschen Unternehmen
in Mrd. €
12
10
9,12
8
6,67
6
7,11
6,63
5,06
4,89
5,34
3,02
4
2
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: BVK Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften
Beteiligungsmarkt in Deutschland 15
Mittelständische Beteiligungsgesellschaften
Erneut 138,9 Mio. € neu investiert
Mehr als 3.000 Beteiligungsnehmer. Ein Marktanteil
von über 50 Prozent. Das klingt nach Markt­führer­
schaft. Und ist es auch. Weit mehr als die Hälfte
aller Unternehmen, die in Deutschland Betei­ligungs­
kapital einsetzen, arbeiten mit den regional nach
Bundesländern operierenden 15 Mittelständischen
Beteiligungsgesellschaften (MBGen) zusammen.
Andererseits: Was das Volumen betrifft, bewegt
sich der MBG -Anteil mit knapp 1,05 Mrd. € bei keinen 50 Prozent des Gesamtmarkts, sondern bei
rund 3 Prozent.
Die MBGen agieren nicht im Bereich zwei- oder
dreistelliger Millionendeals, sondern im mittelstän­
dischen Geschäft. 2015 haben sie sich mit einem
Volumen von 138,9 Mio. € neu engagiert.
Die MBGen bieten so dem Mittelstand vielfach
die einzige Möglichkeit einer effizienten Eigenkapitalfinanzierung. Auch sonst nehmen die MBGen
eine Sonderstellung ein, zum Beispiel bei der Träger­
schaft. Während ›typische‹ Beteiligungsgesellschaf­
ten meist von institutionellen Investoren getragen
werden, sind MBGen industrie-, personen- und
bankenneutral aufgestellt. Ihre Träger sind die in
den jeweiligen Bundesländern aktiven Kredit­in­
stitute, Förder­banken, Verbände und Kammern.
Dies gewähr­leistet, dass nicht Interessen einzelner
Eigen­tümer/Kapital­geber im Vordergrund stehen.
Die Kapitalgeber der MBGen erwarten keine Ausschüttung, Gewinne stehen für Rein­vestitionen zur
Verfügung. Die MBGen stehen nicht unter Gewinn­­
maximierungs- oder Exitdruck. Die Zusammenarbeit
mit den Unternehmen ist auf Langfristig­keit und
Stabilität angelegt.
16 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Stille und offene Beteiligungen
Die MBGen sind die traditionellen und erfahrensten
Anbieter von stillen Beteiligungen für den Mittelstand. Mehrere MBGen, wie zum Beispiel die BayBG,
bieten aber auch offene Beteiligungen an, wobei es
sich um Minderheitsbeteiligungen handelt, sodass
der Unternehmer Herr im Hause bleibt.
Unternehmer bleibt Herr im Haus
Dies macht Finanzierungen durch eine MBG besonders für die auf Kontinuität bedachten Familienunternehmen ganz besonders attraktiv. Und wenn ein
Unternehmer, der keinen geeigneten Nachfolger in
der Familie hat, sein Unternehmen per Management-Buy-out oder -Buy-in familienextern verkaufen
will, auch dann begleiten einige MBGen diese Unter­
nehmensübergabe.
600 Mio. € im Süden investiert
Unter den MBGen haben die BayBG und die MBG
Baden-Württemberg rund 600 Mio. € investiert
und bilden so mehr als die Hälfte des gesamten
MBG -Portfolios ab. Der Anteil der BayBG am
gesamten MBG -Beteiligungsbestand steigt seit
Jahren und hat 2015 die 30-Prozent-Marke überschritten. Bei den Neuengage­ments 2015 beträgt
der Anteil der BayBG 36 Prozent. Zum Vergleich:
Der Anteil Bayerns am deutschen Bruttoinlandsprodukt beläuft sich auf 18 Prozent.
Private EquityGesellschaft
Mittel­ständische
Beteiligungs­gesellschaft (MBG)
Gesell­schafter/
Träger
Institutionelle
Investoren
Förderbanken / Kreditinstitute / Kammern / Verbände etc.
Unabhängigkeit von Einzel­investor; breite, diversifizierte
Bankenkontakte
Fondsstruktur
Fonds mit definierter
Laufzeit
›Evergreenfonds‹
Gewinnziele
Gewinnmaximierung
Gewinnorientierung, aber nicht Gewinn­maximierung
Einzel­tranchen
> 5 Mio. €
0,01 Mio. Euro – 7,0 Mio. Euro
Konsequente Mittelstandsorientierung
Größe der
Unter­nehmen
Umsatz:
I. d. R. mehr als 50 Mio. €
Umsatz: 2 Mio. Euro – 100 Mio. Euro
Auch typischer Mittelstand kann Beteiligungskapital nutzen
Art der
Beteiligung
Meist offene
Mehrheits­beteiligung
Meist stille Beteiligung (Mezzanine);
z. T. offene Minderheitsbeteiligung
Einfluss­
intensität
Hoch
Relativ gering
Unternehmer bleibt Herr im Haus
Branchen­fokus
Z. T. auf einzelne
Branchen fokussiert
Branchenübergreifend
Über Unternehmensbranche hinausgehendes Netzwerk
Dauer der
Beteiligung
Ca. 3 – 6 Jahre
5 – 10 Jahre
Langfristige Begleitung
Beteiligungs­
anlässe
Meist auf eine Unternehmensphase fokussiert (z. B. Buy-outs)
Z. T. unternehmensphasenübergreifend
Unternehmen kann über alle Phasen begleitet werden
(Start-up, Wachstum, Innovation, Nachfolge, Turnaround)
Ausstieg
Weiterverkauf, Börse
Rückzahlung, Rückkauf, Weiterverkauf
Unternehmer behält i. d. R. Unternehmen über Beteiligung
hinaus
Beteiligungsmarkt in Deutschland 17
Der nächste lange Aufschwung?
Industrie 4 .0 und der Kondratieff-Strukturzyklus
Jede Zeit hat ihr technologisches Netz, das den Wandel vorantreibt und den Wohlstand hebt, weil es
Zeit und Ressourcen einspart. Die lassen sich dann
für andere Bedürfnisse einsetzen – so funk­tioniert
Wirtschaft. Die Dampfmaschine trieb Pumpen an,
um Bergwerke zu entwässern – die Menschen
konnten so mehr Kohle und Erz fördern; mit Dampf
getriebene Spinnräder waren 200-mal pro­duktiver
als Hand-Spinnräder. Mit der Eisenbahn konnte ein
Vielfaches mehr an Gütern rentabel verteilt werden,
sie sparten dem Menschen Wegezeit ein, in der
er zusätzliches arbeiten konnte. Der elektrische
Strom brachte Massenproduktion, billigen Stahl und
Chemie. Mit dem Auto sparte man wieder viel Zeit
und konnte noch mehr Güter absetzen. Und anstatt
lange in Zettelkästen nach einer Information zu
suchen, hatte man sie mit dem Computer nach
einem Mausklick sofort.
Vom Dampf zu Industrie 4.0
Der Ökonom Nikolai Kondratieff (1892 – 1938) hatte
diese langen Zyklen erstmals beschrieben, Joseph
Schumpeter (1983 – 1950) hat sie nach ihm benannt.
Immer wenn sich so eine grundlegende Innovation
samt dazu gehörenden Verhaltensweisen durch­
gesetzt hatte, stotterte der Konjunkturmotor, weil
es nichts mehr gab, was einen produktiver machte.
Es gab nichts mehr, wofür es sich lohnte zu investieren, deswegen sanken die Zinsen gegen Null und
die Spekulationspreise für Aktien und Immo­bilien
stiegen zuerst und krachten anschließend zusam-
18 Geschäftsbericht 2014 / 2015
men – so wie 1873 beim Gründerkrach nach dem
Eisenbahnbau, 1929 nach der Elektrifizier­ung
oder 1974 nach dem Auto. Demnach ist die Welt­
wirtschaft jetzt so instabil, weil die Zeit vorbei
ist, in der uns Computer im großen Stil produktiver
machten, einmal mehr ist ein Strukturzyklus zu
Ende gegangen. Der Weg aus der drohenden Welt­
wirtschaftskrise führt wieder hin zu einer Stufe
höheren Wohlstandes, und Industrie 4.0 scheint
für viele ein Kandidat für den nächsten Auf­schwung
zu sein.
Gastbeitrag von Erik Händeler,
international renommierter KondratieffExperte und Zukunftsforscher
Doch Industrie 4.0 ist viel mehr als nur ein tech­
nisches Problem – es reicht nicht, Technik A durch
Technik B zu ersetzen, sich bequem zurückzulehnen
und so weiter zu machen wie bisher. Denn hinter
Maschinen, die sich selber steuern, mit Ersatzteilen
und dem Lager kommunizieren – dahinter steckt
vor allem die geistige Leistung von Menschen, die
sich überlegen müssen, was etwas wann und wie
können muss. Arbeit ist nicht mehr, mit Händen die
materielle Welt direkt zu bearbeiten, sondern in
der gedachten Welt eine Wertschöpfung zu leisten:
Planen, organisieren, entwickeln, analysieren und
entscheiden, gestalten, verstehen, was der Kunde
meint; in der gigantischen Wissensflut die Informa­
tionen heraussuchen, die man gerade braucht, um
ein Problem zu lösen.
Dabei hängt der Wohlstand nicht mehr so sehr von
Einzelleistungen wie früher ab, sondern von der
Produktivität von Gruppen, von deren Fähigkeit zur
Zusammenarbeit. Weil der Einzelne ein Fach­gebiet
immer weniger überblicken kann, sind wir zuneh­
mend auf das Wissen anderer angewiesen.
Team entscheidend für Erfolg
In einer globalisierten Wirtschaft sind Kapital,
Wissen, Maschinen weltweit für jeden verfügbar
und austauschbar. Einzig entscheidender Stand­ort­
faktor wird die Fähigkeit der Menschen vor Ort, mit
Information umzugehen. Umgang mit Wissen ist
aber immer Umgang mit anderen Menschen, die wir
unterschiedlich gut kennen, unterschiedlich gerne
mögen und mit denen wir unterschiedlich viele
berechtigte Interessenskonflikte haben. Die nötige
Teamarbeit erzeugt dabei ein vermeintliches Machtvakuum, weil nicht mehr klar zu sein scheint, wer
das Sagen hat.
Die für Informationsarbeit nötigen, flachen Organisationsstrukturen und projektbezogene Teamarbeit
vervielfältigen die Schnittpunkte in den Unternehmen und damit die Gründe für Interessenskollisionen und persönliche Spannungen, die nicht nur Zeit
und Geld kosten, sondern auch die Beschäftigten
krank machen. Wer Informations­arbeit nicht ausreichend effizient löst, der bekommt in Zukunft
vordergründig ein ›Kostenproblem‹ – und wird
vom Markt verschwinden. Unter diesem Veränderungsdruck bilden sich neue Verhaltensmaßstäbe
heraus.
Flache Organisationsstrukturen
Sie haben weniger mit Fach­kompetenz oder Organisation zu tun, sondern damit, wie weit das Ver­
antwortungs­gefühl eines Menschen reicht und ob
man ausreichend selbstbewusst ist, ohne Statussymbole und firmenöffent­liche Machtbeweise auszukommen. Hinter den Preis­unterschieden gleicher
Bedeutung von TTIP für den Mittelstand 19
Der nächste Strukturzyklus:
Produktiver Umgang mit Information
Dampfmaschine,
Textilindustrie,
Eisen
Eisenbahn,
Massentransport
Elektrizität,
Stahl, Chemie,
Massenproduktion
Auto,
Individuelle
Mobilität
Informationstechnik, Gesundheit,
Strukturierte
Unstrukturierte
Information
Information
1815
1873
1918
1973
2002
in Zukunft
1. Kondratieff
2. Kondratieff
3. Kondratieff
4. Kondratieff
5. Kondratieff
6. Kondratieff
1780er
1840er
1890er
Produkte verschiedener Firmen verbergen sich Produktivitätsunterschiede – und das sind künftig in
erster Linie Verhaltensunter­schiede. Kondratieff
sagte, dass an den knappen Produktions­faktoren
die Innovationen entstehen. Knapp sind heute nicht
so sehr Dinge – unsere Häuser sind alle gesteckt voll
vom Keller bis in den Dachspitz hinein. Die Knappheit von heute ist immateriell: Zusammenarbeit,
Gesundheit, Bildung, Vertrauenskapital und Berufserfahrung. Nötig sind: Transparenz statt Kungelei,
Versöhnungsbereitschaft statt ewiger Fehden,
Authentizität statt Blendung, Kompetenz statt Statusorientierung, Kooperationsfähigkeit statt Macht­
20 Geschäftsbericht 2014 / 2015
1940er
1980er
kämpfe, lang­fristige Orientierung statt Kurzfristikeit und eine Verantwortung, die über die eigene
Karriere und die eigene Kostenstelle hinausgeht.
Wird die Welt der Industrie 4.0 vielleicht doch
immer besser?
Erik Händeler ist Zukunftsforscher und freier Wirt­
schaftsjournalist. Als Spezialist für die Kondratieff­
theorie der langen Strukturzyklen zeichnete ihn die
russische Akademie der Wissenschaften 2010 mit der
Bronze-Medaille für wirtschaftswissenschaft­liches
Arbeiten aus.
Bedeutung von TTIP für den Mittelstand 21
Positionen zur Bedeutung der
Digitalisierung im Mittelstand
Bernd Grossmann
Niederlassungsleiter,
Mittelstand Commerz­
bank AG, Nürnberg
»Ist Digitalisierung die Zukunft oder ein Modetrend, der wieder abflauen wird? Neue Technologien
werden die Wirtschaft verändern. Heute schon
und erst recht in Zukunft. Und sie betreffen jeden
von uns. Das macht dieses Thema so spannend.
Dr. Peter Thelen
Geschäftsführer,
ZVEI Bayern
»Wir leben in einer Welt der vermeintlich ungebremsten Beschleunigung. Treiber ist die Digitalisierung. Als Innovationsmotor der Industrie ge-­
staltet die Elektroindustrie mit ihren Produkten
und Diensten in den fünf Leitmärkten Industrie,
22 Geschäftsbericht 2014 / 2 015
Fakt ist, dass die Digitalisierung für den Mittelstand
unumgänglich ist. Der etablierte Mittelstand ist gut
beraten, wenn er trotz der Komplexität und dem
Investitionsaufwand die Digitalisierung zügig anpackt. Denn Produkte, Wertschöpfungsketten und
ganze Geschäftsmodelle ändern sich. Gleichzeitig
treten Start-ups mit innovativen digitalen Geschäfts­
modellen in den Markt und erobern Markt­anteile.
Der Einzug der digitalen Technologien bietet große
Chancen, ist aber auch eine gewaltige Managementaufgabe, weil Entscheidungen schnell getroffen werden müssen und es sich heftig rächt, beim
entscheidenden Trend den Anschluss zu verpassen.
Mit der Komplexität des digitalen Wandels umzugehen, ist eine der wesentlichen Herausforderungen für Manager.«
Energie, Mobilität, Gesundheit und Wohnen diesen
digitalen Wandel aktiv mit. Die Digitalisierung kann
jedoch nur dann zum Erfolg werden, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert ist. Wir brauchen eine Chancen­
kultur für den digitalen Wandel.
Es gilt Industrie 4.0 auch für den Mittelstand
möglich zu machen. Die voranschreitende Vernetzung und durchgängige Digitalisierung der Produktion verändern die industriellen Wertschöpfungsketten. Diesen Wandel bezeichnen wir als Industrie
4.0. Es geht um das Zusammenspiel von drei Faktoren: erstens die Digitalisierung und Integration von
Wertschöpfungsketten hin zu Wertschöpfungsnetzwerken, zweitens die Digitalisierung des Produktund Serviceangebots und drittens neue Geschäftsmodelle.«
Silke Wolf
Geschäftsführerin,
Bayerischer
Bankenverband
»Die digitale Vernetzung über Unternehmensbe­
reiche hinweg und entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Lieferanten, über die Pro­
duzenten bis hin zum Kunden – ist für mittelständische Unternehmen die große Herausforderung
der Zukunft. Das Zusammenwachsen von realer
und digitaler Welt, auch als Industrie 4.0 bezeichnet, wird einen Paradigmenwechsel in der deutschen Wirtschaft hervorrufen. Die Technologien
und Anwendungen von Industrie 4.0 sind aber
Franz-Josef Pschierer
Staatssekretär,
Bayerisches
Wirtschaftsministerium
»Die digitale Revolution ist in vollem Gange und
bietet für den Mittelstand erhebliche Chancen:
Es sind Produktivitätssprünge und völlig neue Geschäftsmodelle möglich. Mit der Zukunfts­strategie
BAYERN DIGITAL unterstützt die Bayerische Staats-
nicht nur ein Thema für Großunternehmen. Sie
können vielmehr auch einen wertvollen Beitrag zur
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands leisten. Wenn die mittelständischen Unternehmen sich an die Spitze der Bewegung setzen
und eine aktive Treiberrolle einnehmen, werden sie
auch künftig im internationalen Wettbewerb führend sein. Die Innovationskraft und das unternehmerische Denken des deutschen Mittelstands sind
dafür hervorragende Voraussetzungen.
Die Banken werden den Veränderungsprozess
mit den passenden Finanzierungsangeboten unter­
stützen. Dabei stehen sie selbst im Wettbewerb mit
den sogenannten Fintech-Unternehmen. Hieraus
entstehen innovative Geschäftsmodelle, Koopera­
tionsmöglichkeiten und Kostensenkungspotenziale,
von denen die Realwirtschaft auf längere Sicht spürbar profitieren wird. Es können aber auch wichtige
Beiträge zu neuen Finanzierungsformen in der
Industrie 4.0-Welt entstehen.«
regierung den Mittelstand als tragende Säule der
Wirtschaft beim digitalen Umbau. Zentraler branchenübergreifender Baustein ist der Digital­bonus,
ein neues Förderinstrument für die Digitalisierung
von Produkten, Prozessen und Dienstleistungen.
Die Zuschüsse und Kredite des Digitalbonus ergänzen zahlreiche weitere sektorspezifische Maßnahmen in Handwerk, Handel, Tourismus und in
der beruflichen Bildung, die sich ebenfalls direkt
an kleine und mittlere Unternehmen richten. Mit
BAYERN DIGITAL haben wir für Bayern die Voraussetzungen geschaffen, Leitregion des digitalen
Aufbruchs zu werden.«
Positionen zur Digitalisierung 23
BayBG im
Markt
Geschäftsentwicklung
Mythen und Fakten zu Beteiligungskapital
Zusätzliche 20 Millionen
für den bayerischen Mittelstand
Das Lachen wieder gefunden
Leitbild
Mitarbeiter-/innen
Bewährte Nachwuchsförderung
Geschäftsentwicklung
Beteiligungsbestand erhöht
»Unternehmen, die mit Beteiligungskapital finanziert sind, entwickeln sich deutlich besser als vergleichbare, nicht beteiligungsfinanzierte Unternehmen.« So lautet eines der zentralen Ergebnisse
einer von der Otto, Küsters & Company und der
AFC Consulting Group in Zusammenarbeit mit dem
Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesell­
schaften (BVK) Ende 2015 veröffentlichten Studie.
Analysiert wurde dabei die Entwicklung von mehr
als 500 beteiligungsfinanzierten Unternehmen im
Zeitraum zwischen 2006 und 2012.
Bei den Schlüsselindikatoren wie Umsatz, Beschäftigtenzahl sowie Eigenkapitalquote verzeichnen
die Beteiligungsunternehmen positivere Ergebnisse
als die gesamtwirtschaftliche Referenzgruppe. Zum
Beispiel wiesen die jährlichen Umsatzwachstumsraten im Vergleich zum Bundesdurchschnitt einen
doppelt bis dreifach so hohen Wert aus. Es sei dahin-
BayBG-Beteiligungsbestand
Mio. €
330
324
322
320
317
315
312
310
307
300
290
280
270
2010
2011
26 Geschäftsbericht 2014 / 2015
2012
2013
2014
2015
Entwicklung des BayBG-Portfolios 2014/2015
Anzahl der
­Unternehmen
Anfangsbestand per 01.10.2014
Neuengagements
497
86(27)*
> Rückzahlungen/Verkäufe/
Umbuchungen
> Abwicklungsfälle
Volumen ­Vorjahr
(Mio. €)
Volumen
(Mio. €)
315,1
321,5
46,2
41,7
36,7
27,4
7,6
20,8
Abgänge (insgesamt)
69
44,3
48,2
Endbestand 30.09.2015
487
317,0
315,1
* davon 27 Folgeinvestitionen in Unternehmen, mit denen bereits vorher ein Beteiligungsverhältnis bestand.
gestellt, was in diesem Zusammenhang Henne
und was Ei ist. Also weil ein Unternehmen schnell
wächst, nimmt es Beteiligungskapital auf – oder
weil es Beteiligungskapital aufnimmt, wächst es
überdurchschnittlich.
Es ist aber ein Erfahrungswert, dass für Mittelstandsunternehmen, die mit relativ umfangreichen
Investitionen einen Wachstumssprung realisieren
wollen, eine stabile, langfristig-verlässliche Beteiligungsfinanzierung von besonderer Bedeutung ist.
Beteiligungskapital ermöglicht Sprung­
investitionen
Eine Finanzierung von Sprunginvestitionen allein
über Fremdkapital ist trotz der gegenwärtigen Kreditschwemme vielfach nicht sinnvoll und nicht
möglich. Nicht möglich, weil die Kreditinstitute auf
die Risikostrukturen achten müssen. Nicht sinnvoll,
weil eine Finanzierung die Risikostruktur des Unternehmens adäquat abbilden sollte. Konkret: Die
Finanzierungsstruktur muss so robust sein, dass
das Unternehmen drohende Risiken in den Zah-
lungsströmungen, zum Beispiel durch kurz­fristige
Nachfrageverschiebungen, ohne Liquiditätsschwierigkeiten meistern kann. Je höher das Risiko, zum
Beispiel im Zusammenhang mit neuen Investitionen
oder Internationalisierungsmaßnahmen, desto
mehr sollte die Finanzierung über Eigenkapital ausgestaltet sein.
Wachstum: Schwieriges Umfeld, starker Auftritt
So setzten auch im vergangenen Jahr wieder zahlreiche bayerische Unternehmen auf eine Wachstumsbeteiligung der BayBG, um ihre Investitionen
zukunftsfest zu finanzieren. Die BayBG hat sich im
vergangenen Jahr mit insgesamt 19 Mio. € an Expansionsprojekten mittelständischer Unternehmen
beteiligt.
›Wachstum‹ bleibt größter Geschäftsbereich
Das entspricht mehr als 40 Prozent aller Neuauszahlungen. Das Bestandsvolumen des Geschäftsfelds ›Wachstum‹, das in zwei regionalen Organisationseinheiten ›Bayern Nord‹ und ›Bayern Süd‹
Geschäftsentwicklung 27
kundennah aufgestellt ist, beläuft sich auf 178 Mio. €.
›Wachstum‹ ist und bleibt das größte Geschäftsfeld
der BayBG.
Erfolge, die umso höher zu bewerten sind, weil
›Wachstum‹ auf beiden Seiten, auf der Nachfragewie der Angebotsseite, in keinem ganz leichten
Umfeld agiert.
Auf der Angebotsseite sind die Kapitalan­bieter
weiterhin offensiv. Der intensive Wettbewerb der
Kreditanbieter untereinander zwingt den einzelnen
Kreditgeber dazu, auch höhere Risiken einzu­gehen,
die besser bei Risikokapitalgebern, also zum Beispiel
Kapitalbeteiligungsgesellschaften, aufgehoben
wären.
Es war jedenfalls noch nie so leicht wie heute,
einen Kredit zu bekommen. Die sogenannte ifoKredithürde – sie benennt die Prozentanteile der
Unternehmen, die angeben, die Kreditvergabe sei
restriktiv – bewegt sich von einem historischen
Tiefstwert zum nächsten.
Gleichzeitig steigt die Nachfrage des Mittelstands nach Wachstumskapital kaum, da es der
Investitionstätigkeit immer noch an Dynamik fehlt.
Mittelgroße Investitionen können vielfach mit den
28 Geschäftsbericht 2014 / 2015
in den vergangenen Jahren thesaurierten Gewinnen oder aus dem Cashflow per Innenfinanzierung
umgesetzt werden.
Dass sich ›BayBG-Wachstum‹ trotzdem gut
behauptet hat und sich der Rückgang im Neugeschäft in engen Grenzen hielt, ist darin begründet,
dass sich die BayBG im Laufe der Jahre und Jahrzehnte einen sehr guten Namen als zuverlässiger
und kompetenter Kapitalpartner in Bayern erar­
beitet hat.
GfK: Kunden schätzen Mittelstands­
orientierung der BayBG
Zuverlässigkeit, Langfristigkeit, Mittelstandsorientierung – das sind einige der Eigenschaften, die von
den Partnerunternehmen an der BayBG ganz besonders geschätzt werden. So ein Ergebnis einer im
Jahr 2014 durchgeführten Studie des Marktforschungsinstituts GfK. Darüber hinaus hat die BayBG
ihre Vertriebs- und Kommunikationsaktivitäten
noch einmal intensiviert und die Präsenz in allen
Regionen Bayerns weiter erhöht.
Unternehmensnachfolge: Nächstes Kapitel
einer Erfolgsgeschichte
Der gegenwärtige finanzwirtschaftliche Hintergrund
erschwert das Geschäft im Wachstums­be­reich,
fördert aber das Buy-out-Geschäft. Unternehmenskäufe sind in Zeiten einfachen und billigen Kredits
leichter darstellbar. Davon profitiert – zumindest
in gewissem Umfang – der Geschäftsbereich
›Unternehmensnachfolge‹, der sein Port­folio seit
Jahren kontinuierlich vergrößert.
Dieser Spezialbereich wird immer dann aktiv,
wenn ein potenzieller Unternehmensnachfolger
einen Betrieb erwerben will, zum Beispiel über
einen Management-Buy-out (MBO) oder einen
Management-Buy-in (MBI) , aber nicht über das
hierfür notwendige Kapital verfügt.
gen und Verkäufe ist der Bestand auf 51,1 Mio. €
leicht gestiegen.
Die BayBG hat im September 2014 die Übernahme
der Trans Tech Hysek GmbH (TTH) durch einen MBI Manager im Rahmen einer Nachfolgelösung ermög­
licht und eine Minderheitsbeteiligung übernommen.
TTH ist ein etablierter Zulieferer von Wasch- und
Wendemaschi­nen für die Abfüll- und Verpackungsindustrie. Beliefert werden Hersteller von Bier, Softgetränken, Nahrungsmitteln oder Kosmetika.
Turnaround: Krisenfest
Mit dem Geschäftsbereich ›Turnaround‹ hat die
BayBG einen Spezialbereich, der krisenhafte Entwick­
lungen bei den BayBG-Partnerunternehmen erst
gar nicht entstehen lässt oder zu ihrer schnellen
Über­windung beiträgt.
›Turnaround‹ zeichnet sich durch hohe Beratungs- und Betreuungskompetenz aus. Neben der
Intensivbetreuung von sich krisenhaft entwickelnden Unternehmen realisiert ›Turnaround‹ regelmäßig Neuengagements. Der Geschäftsbereich beteiligt sich bei Unternehmen, die nach einer akuten
Krise ein Erfolg versprechendes Fortführungskonzept umsetzen können. Im Vorjahr hat ›Turnaround‹
Bestand steigt auf 51,1 Mio €
Die BayBG steht dabei nicht nur mit Beteiligungskapital zur Verfügung, sondern unterstützt den
Erwerber im gesamten Transaktions­prozess. Im vergangenen Jahr hat der Geschäfts­­bereich wieder
9,4 Mio. € neu investiert. Trotz einiger Rückzahlun-
Geschäftsfelder
Beteiligungsbestand in Mio. €
Wachstum Bayern Nord
Unternehmensnachfolge
67,1
51,1
30,9
37,5
111,0
Wachstum Bayern Süd
Wachstum insgesamt 178,1
Turnaround
Venture Capital
19,4
Existenzgründung / KHHG
Gesamtbestand 317,0
Geschäftsentwicklung 29
Beteiligungsbestand nach Beteiligungsvolumen
Unternehmen
Prozent
167
34,4 %
201 – 350
77
15,8 %
351 – 500
96
19,7 %
501 – 750
23
4,7 %
751 – 1.000
48
9,9 %
1.001 – 2000
46
9,4 %
2.001 – 5.000
26
5,3 %
4
0,8 %
Beteiligungsvolumen in T €
bis 200
über 5.000
4,5 Mio. € neu investiert, der Bestand beläuft sich
auf 30,9 Mio. €, während er im Vorjahr 26,8 Mio. €
betragen hatte.
Venture Capital: Die Zukunftsmacher
Innovative, technologieorientierte Unternehmen
sind im Geschäftsbereich ›Venture Capital‹ angesiedelt. Mit offenen und/oder stillen Beteiligungen
werden junge Unternehmen finanziert, begleitet
und entwickelt. Dabei arbeitet ›Venture Capital‹
in diesem risikoreichen und ressourcenintensiven
Geschäft vielfach mit Co-Investoren zusammen,
seien es andere Venture Capital-Gesellschaften,
Family Offices oder Business Angels.
Ein Beispiel hierfür ist die tado° GmbH. Das
Start-up-Unternehmen entwickelt und vertreibt
intelligente Heiz- und Klimaregelungen für Wohnungen und Häuser über das Internet.
Zusammenarbeit mit anderen Investoren
In einer großen Finanzierungsrunde von insgesamt
15,2 Mio. € im Herbst 2015 haben sich neben der
30 Geschäftsbericht 2014 / 2015
BayBG vier Venture Capital-Gesellschaften und ein
Business Angel mit engagiert. Mit sechs neuen
Invest­ments in Höhe von 9,3 Mio. € ist das Portfolio
auf 37,5 Mio. € (Vorjahr: 33,8 Mio. €) gestiegen.
Erfolgreiche Exits prägen Ertragslage
Die gute Ertrags- und Gewinnentwicklung mit einem
Jahresüberschuss von 13,7 Mio. € (Vorjahr: 6,7 Mio. €)
ist von den 10 Exits geprägt, bei denen die BayBGAnteile vom Unternehmer zurückgekauft oder an
Dritte weiterverkauft wurden.
Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die
Rhodius GmbH. Die BayBG hatte sich 2005 bei dem
mittelfränkischen Unternehmen engagiert und seitdem die Entwicklung des Automobilzuliefer- und
Umwelttechnikbetriebs begleitet.
Rhodius verdoppelte Umsatz
Umsatz und Mitarbeiterzahl des Unternehmens
hatten sich in den vergangenen Jahren nahezu verdoppelt: Mit 450 Mitarbeitern an vier Produktionsstandorten erzielt Rhodius inzwischen einen Jahres­
umsatz von über 40 Mio. €. Rhodius, dessen Kernprodukte Draht­gestricke für die Airbag-Produktion
und industrielle Filteranlagen sind, expandierte
erfolgreich in neue Produktfelder und Märkte. Rund
10 Jahre arbeiteten BayBG und Rhodius zusammen.
Resümee von Rhodius-Geschäftsführer Dr. Robert
Kopetzky: »Nicht nur in der starken Wachstums­
phase, sondern auch in der schwierigen Zeit der
Weltwirtschaftskrise 2008/09 hat uns die BayBG
hervorragend begleitet und unterstützt.«
Ein anderer Exit des vergangenen Jahres ist die
Lacon Electronic GmbH. Die Besonderheit hierbei ist
die unternehmensphasenübergreifende Zusammen-
arbeit: Bereits in den 90er-Jahren des vergangenen
Jahrhunderts hatte sich die BayBG mit einer stillen
Beteiligung für Innovationsmaßnahmen engagiert.
Es folgten zwei Wachstumsbeteiligungen. Als sich
der bisherige Besitzer 2005 vom aktiven Erwerbs­
leben zurückzog, begleitete die BayBG mit stillen
und offenen Beteiligungen die Firmenübernahme
durch einen externen Manager (Management-Buyin), der dann 2015 alle Anteile übernahm.
Die beiden Beispiele verdeutlichen die Unternehmensphilosophie der BayBG. Sie begleitet und
unterstützt mit ihrem weit über das Finanzielle
hinausgehenden Engagement mittelständische
Kapital-, Finanzierungs- und Risikostruktur
Mio. €
400
350
141
Fremdkapital/
Rechnungsabgrenzung
300
317
189
Risikoentlastung
250
200
6
Rückstellungen
150
128
180
100
Eigenrisiko
Rücklagen/
Gewinnvortrag
28
Risikovorsorge
100
50
Restrisiko
34
0
gezeichnetes
Kapital
Kapitalstruktur
Beteiligungsbestand
Eigenrisiko/
Risikoentlastung
Restrisiko/
Risikovorsorge
Geschäftsentwicklung 31
Unternehmen bei deren Wachstums-, Entwicklungsoder Übergangsphasen. Wenn diese Phasen erfolgreich abgeschlossen sind, zieht sie sich auch wieder
zurück. Davon unberührt bleibt, dass die BayBG auch
für Folgeengagements zur Verfügung steht, wenn
ein bisheriger Beteiligungsnehmer ein weiteres
Zukunftsprojekt angeht. Im Geschäftsjahr 2014/15
war das 27-mal der Fall.
Viele Rückzahlungen, wenige Ausfälle
Insgesamt wurde im vergangenen Jahr ein überdurchschnittliches Volumen von 36,7 Mio. € zurückbezahlt bzw. an Dritte verkauft oder umgebucht.
Dabei war trotz der erwähnten Trade Sales der mittelstandsfreundliche Rückkauf bzw. die Rückzahlung
durch den Unternehmer der Standardausstieg.
Die Ausfälle konnten deutlich reduziert werden.
Sie betrugen 7,6 Mio. €. Das entspricht – bezogen
auf den Beteiligungsbestand – einer Aus­fallquote
von 2,4 Prozent. Für eine Beteiligungsgesellschaft,
die Risiken bewusst eingeht, ein guter Wert.
Offene Beteiligungen
Die BayBG hat im vergangenen Jahr 46,2 Mio. €
(Vorjahr: 41,7 Mio. €) in 86 Unternehmen (59 Erstund 27 Folgeinvestments) neu eingebracht. Im
Volumen ein Zuwachs von 11 Prozent. Der Bestand
stieg auf 317,0 Mio. € (Vorjahr: 315,1 Mio. €).
Wenngleich stille Beteiligungen am öftesten rea­
lisiert wur­den, so gewinnen offene Beteiligungen
doch im Volumen an Relevanz. Zum 30.09.2015 ist
die BayBG bei 53 Unternehmen (Vorjahr: 56) mit
40,4 Mio. € (Vorjahr: 37,8 Mio. €) in offener Form
engagiert. Viel­fach sind es kombinierte Beteiligungen, also eine Mischung aus offenen Minder­
heitsbe­tei­li­gungen und einer stillen Beteiligung,
um so die jeweiligen Vorteile dieser beiden Beteiligungsvarianten zu optimieren.
32 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Mittelstand, Mittelstand, Mittelstand
Das vor vier Jahren gestartete ›Kapital für Handwerk,
Handel und Gewerbe – KHHG ‹ hat sich in kurzer Zeit
auf dem Markt etabliert und steht mit Engagements
ab 10.000 € – ebenso wie das Existenzgründer­
programm, das gemeinsam mit der LfA Förderbank
Bayern umgesetzt wird – für Beteiligungen im
etwas kleineren Mittelstand.
Etabliertes KHHG
Über alle Geschäfts­felder hinweg beläuft sich das
Engagement im Durchschnitt auf rund 650.000 €
je Unternehmen.
Gesunde Finanzverfassung
Beteiligungsgeschäft ist Langfristgeschäft. Beteiligungsgeschäft ist Risikogeschäft. Daher ist eine
starke Eigenkapitalposition, mit der sich langfristige
Risiken abpuffern und auch eventuell schwierigere
Zeiten meistern lassen, für Beteiligungsgesellschaf­
ten von zentraler Bedeutung. Die finanzielle Verfassung der BayBG ist zufriedenstellend und hat sich
im vergangenen Jahr weiter verbessert.
Bei einer Bilanzsumme von 361 Mio. € ist das
Eigen­kapital auf 214 Mio. € gestiegen (Eigenkapitalquote: 59 Prozent). Für den (nominalen) Beteiligungs­
bestand von 317 Mio. € besteht eine Risikoentlastung
von 188,6 Mio. € durch Ausfall­garantien, die vor allem
von der BGG Bayerischen Garantiegesellschaft übernommen werden. Das Eigenrisiko von 128,2 Mio. €
ist durch die Risiko­vorsorge von 28,1 Mio. € und das
Eigenkapital abgedeckt. Die mit diesen Zahlen verbundene langfristige Stabilität ermöglicht es der
BayBG auch in Zukunft, ein verlässlicher Wegbe­
gleiter und Partner der bayerischen MittelstandsUnternehmen zu bleiben.
Geschäftsentwicklung 33
Mythen und Fakten zu Beteiligungskapital
BayBG-Kunden zeigen sich sehr
zufrieden mit ihrem Kapitalgeber
Beteiligungskapital ist ein schillernder Begriff, der
in der breiten Öffentlichkeit meist nur unscharf
kommuniziert und verwendet wird. Man liest und
hört regelmäßig von dreistelligen Millionendeals,
Inhalt und Bedeutung bleiben meist aber unklar.
Große Zahlen und unscharfe Aussagen. Das ist der
Stoff, der ›Mythen‹ entstehen lässt.
Mythos 1: Beteiligungskapital ist nur etwas
für ›Große‹!?
Fakt ist: Vor allem der Mittelstand
setzt auf Beteiligungen!
In der Öffentlichkeit werden meist nur Engagements
in großer Millionenhöhe wahrgenommen. Daher
mag der Eindruck entstehen, dass es sich bei Beteiligungskapital um eine Option ausschließlich für
Großunternehmen handelt. Im Jahr 2015 hatten
deutschlandweit 1.254 Unternehmen neu Beteiligungskapital aufgenommen. Davon zählen 85 Prozent weniger als 100 Mitarbeiter.
Mythos 2: Beteiligungskapital ist nur
etwas für ›schwache‹ Unternehmen!?
Fakt ist: Beteiligungen werden vor allem von
wachstumsstarken Unternehmen eingesetzt!
Unabhängig von zahlreichen Studien, die regelmäßig
einen positiven Zusammenhang von Wachstum und
Beteiligungs- bzw. Eigenkapital bestätigen, belegt
Beteiligungsfinanzierte Unternehmen nach Mitarbeiterzahl 2015 Quelle: BVK
0 – 19 Mitarbeiter
67,7 %
20 – 99 Mitarbeiter
17,3 %
6,7 %
6,5 %
1,8 %
100 – 199 Mitarbeiter
200– 999 Mitarbeiter
1.000 und mehr Mitarbeiter
34 Geschäftsbericht 2014 / 2015
das auch die Realität. Beispiel: ›Bayerns Best 50‹. In
dieser Liste, in der das bayerische Wirtschaftsministerium die 50 wachstumsstärksten Mittelstandsunternehmen aufnimmt, sind jährlich überproportional viele Unternehmen, die einen Beteiligungspartner haben. 2015 arbeiten allein sieben der Ausgezeichneten mit der BayBG zusammen.
Und was macht die börsennotierten Unternehmen, zum Beispiel die DAX -Unternehmen, so stark?
Die große Anzahl von Investoren (Aktionären) stellen Eigenkapital zur Verfügung und machen die
Aktiengesellschaften finanziell flexibel und unabhängig. Für den Mittelstand, dem die Börsen nicht
offen stehen, übernimmt Beteiligungskapital diese
Funktion.
Mythos 3: Mit Beteiligungskapital werden
die Unternehmer entmachtet!?
Fakt ist: Unternehmen gewinnen zusätzlichen
Entscheidungsspielraum!
Mit einer stillen Beteiligung hat der Kapitalgeber
keine unmittelbaren Mitspracherechte. Und bei der
offenen (direkten) Beteiligung gibt es immer die
Mög­lichkeit, mit einer ausschließ­lichen Minderheitsbeteiligung der Beteiligungsgesellschaft auch in
Zukunft das Heft selbst in der Hand zu behalten.
Dass sie sich keineswegs entmachtet fühlen und
wie zufrieden die BayBG-Kunden mit ihrem Beteiligungskapitalgeber sind, belegt eine Studie des
Markt­forschungsinstituts GfK: »Ein Net Promoter
Score von 73, das ist die Prozentdifferenz von zufriedenen Kunden abzüglich der kritischen, ist für die
Finanzbranche ein bisher nicht gemessener Wert
und wird auch in anderen Branchen faktisch kaum
erreicht«, so die GfK.
zwei Finanzierungsangebote verglichen, die nicht
vergleichbar sind. Sie besitzen unterschiedliche
Qualitäten. Beteiligungskapital ist als (wirtschaft­
liches) Eigenkapital nachrangig, mit keinen ding­
lichen Sicherheiten hinterlegt. Es steht langfristig
uneingeschränkt zur Verfügung und ist nicht aus
wirtschaftlichen Gründen kündbar. Beteiligungs­
kapital ist strategisches Kapital, Kredit eher operatives oder taktisches. Beides geschickt miteinander
kombiniert, entsteht ein optimaler Finanzierungsmix. Kredit und Beteiligungskapital verhalten sich
in etwa wie ein Auto und ein Flugzeug zueinander.
Mit beiden kann man sich fortbewegen, aber
mit dem Flugzeug kommt man schneller voran, es
sind andere Entfernungen möglich und natürliche
Hindernisse wie das Meer sind überwindbar. Genauso ermöglicht es Beteiligungskapital mit der
Stärkung der Eigenkapitalbasis, Finanzierungshindernisse zu überwinden, größere Investitionen
schneller zu realisieren oder internationale Märkte
zu erschließen.
Net Promoter Score (NPS)* =
weiterempfehlungsbereite Kunden
Kundenzufriedenheit mit der BayBG
abzgl. kritische Kunden (in Prozent)
weiterempfehlungsbereite Kunden
kritische
Kunden
neutrale
Kunden
keine
Angabe
Mythos 4: Beteiligungskapital ist teuer!?
Fakt ist: Beteiligungskapital
hat eine andere Qualität!
Wenn man es mit einem dinglich besicherten Lang­
fristkredit vergleicht, mag Beteiligungskapital auf
den ersten Blick ›teuer‹ wirken. Hier werden aber
2%
21%
2%
75%
Quelle: GfK
Mythen und Fakten 35
Zusätzliche 20 Millionen
für den bayerischen Mittelstand
Risikokapital für Wachstum
und Innovationen II aufgelegt
In Kooperation mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium hat die BayBG Ende 2015 Teil II des
Programms ›Risikokapital für Wachstum und Innovationen‹ gestartet. Mit einer Laufzeit bis 2023
stehen damit mittelständischen bayerischen Technologie- und Wachstumsunternehmen weitere
20 Mio. € zur Verfügung, die die BayBG mit stillen
und/oder offenen Beteiligungen in die Unternehmen einbringt. Die Mittel werden – wie bereits bei
Teil I – jeweils zur Hälfte von der BayBG und dem
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE) aufgebracht. Der EFRE-Anteil wird dabei vom
bayerischen Wirtschafts­ministerium ausgereicht.
»Durch die bessere Versorgung mit Eigenkapital
erhöhen wir die Innovationskraft und die Wachstumschancen kleiner und mittlerer bayerischer
Unternehmen«, betont Wirtschaftsministerin Ilse
Aigner. In Zielunternehmen können hierfür bis zu
Ilse Aigner: Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie
Risikokapital für Wachstum und Innovationen II
Zielunternehmen
Bayerische KMUs – außer mit Sitz im Großraum München
(KMU : weniger als 250 Mitarbeiter, Jahresumsatz höchstens
50 Mio. € oder Bilanzsumme höchstens 43 Mio. €)
Einsatzmöglichkeiten
Finanzierung von Wachstums- und Innovationsprojekten,
z. B. Sachanlageinvestitionen, Working Capital etc.
Art der Beteiligung
Stille, offene und kombinierte (stille/offene) Beteiligungen
Laufzeit/Investmenthorizont
5 – 10 Jahre
Beteiligungsvolumen je Unternehmen
Bis zu 2 Mio. €
2 Mio. € investiert werden, vorrangig in der Startup- und Expansionsphase innovativer mittelstän­
discher Unternehmen. Da ein substanzieller Teil der
Mittel im EFRE -Schwerpunktgebiet, also vor allem
Ostbayern, eingesetzt wird, werden diese Regionen
wirtschaftlich, technologisch und arbeitsmarkt­
politisch gestärkt.
Aigner: »Verlässlicher Partner mit großem
Erfahrungsschatz«
»Der Zuschlag zugunsten der BayBG fiel im Rahmen
eines öffentlichen Bewerbungsverfahrens, bei dem
unter anderem die Qualität des Managements und
die Erfahrung im Beteiligungsgeschäft beurteilt
wurden«, so die Ministerin weiter. »Mit der BayBG
haben wir einen verlässlichen Partner, der auf einen
großen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Davon
profitieren die Unternehmen in hohem Maß.« Mit
Teil I haben in den vergangenen Jahren bereits 25
Unternehmen ihre Zukunftsprojekte erfolgreich
finanziert.
Bereits 25 Unternehmen finanziert
Da ist zum Beispiel die Ingolstädter maloon GmbH.
Das Unternehmen steht für eine innovative Software zur effizienten Kundenkommunikation.
Oder die Purus Plastics GmbH im oberfränkischen
Arzberg, die aus recyceltem Kunststoff innovative
Produkte herstellt. Purus ist mit patentierten Kunststoffrastern zur versiegelungsfreien Bodenbefestigung weltweit führend: Dabei handelt es sich um
das global am meisten verbaute Bodengitter für
den befahrbaren Befestigungsbereich, aber auch für
den Garten- und Landschaftsbau.
Efre und BayBG 37
Das Lachen wieder gefunden
Thomas Ohrner stellt BayBG-Partnerunternehmen vor
Thomas Ohrner ist seit 2015 Markenbotschafter der BayBG. Viel Spaß bei der Produktion der Radiospots
hatten Ute Leube (Primavera Life GmbH) ...
Als Junge, der sein Lächeln verloren hatte, wurde
Thomas Ohrner einst als ›Timm Thaler‹ bekannt.
Jetzt endlich, da er als Markenbotschafter mit der
BayBG zusammenarbeiten kann, hat er sein strahlendes Lachen wieder gefunden. Naja, das ist übertrieben, er hat auch vorher schon wieder lachen
können. Und da alle Projekte, die er anging, erfolgreich waren, hatte er auch allen Grund dazu.
So ist er der Rolle des Jungendstars längst entwachsen und inzwischen einer der renommier­
testen Moderatoren beim Bayerischen Rundfunk.
Er hat eine Filmproduktionsfirma und als Sohn
eines Wirtschaftsprüfers ist er von Kindheit an mit
den Themen Mittelstand und Finanzen vertraut.
38 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Er hat die Sendung ›Nachfolger gesucht‹ produziert
und moderiert. In dieser Reihe begleitete er Unternehmer bei ihrer Suche nach einem geeigneten
familienexternen Nachfolger.
11 Partner informieren über die
Zusammenarbeit
In Radiospots, die regelmäßig auf Bayern 5 laufen,
stellt Ohrner 11 BayBG-Partnerunternehmen vor. Die
Firmen bilden das BayBG-Spektrum exemplarisch
ab. Alle Branchen. Alle unternehmerischen Anlässe.
Alle Regionen.
... der Geschäftsführer der retarus GmbH, Marin Hager (l.), mit Produzent Roland Urban und Tobias Mazet von
der miflora GmbH.
Da ist zum Beispiel die SM Selbstklebetechnik
GmbH & Co. KG, deren geschäftsführende Gesellschafter über die Firmenübernahme per Management-Buy-in berichten. SM besitzt im Markt für Etiketten, Klebebänder und selbst­klebende Stanz­teile
eine herausragende Position.
Selbstklebetechnik, B2B-Marktplatz,
Dämm-Materialien
Für die innovative und die Venture Capital-Seite
steht die Mercateo AG. Mit über 10 Mio. Artikeln
und 3 Mio. Nutzern pro Monat betreibt das Unter-
nehmen einen der größten B2B-Digitalmarktplätze.
Für Innovation steht auch die Würzburger va-Q-tec
AG. Bei dem Hersteller von Dämm-Materialien ist
die BayBG seit Gründung vor 15 Jahren mit stillen
und offenen Beteiligungen engagiert.
Ein typisches Wachstumsunternehmen ist die
Nürnberger IT-Schmiede noris network AG. Und für
die etwas kleineren Betriebe, die mit ›Kapital für
Handwerk, Handel und Gewerbe (KHHG) ‹ arbeiten,
berichtet die Chefin der Pfaffenhofener MAWA
GmbH über die erfolgreiche Zusammenarbeit.
MAWA produziert Kleiderbügel. Aber welche!
MAWA -designte Bügel finden sich weltweit in Edelboutiquen und exklusiven Hotels.
Lachen wieder gefunden 39
Leitbild
Für den Mittelstand
Die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft
mbH gehört zu den füh­ren­den Beteiligungsgesellschaften in Deutschland. Regionaler Schwer­punkt
ihrer Investitionen ist Bayern. Unternehmerischer
Schwerpunkt ist der Mittelstand.
Die Beteiligungsgrundsätze
Die BayBG arbeitet auf der Basis besonders mittelstandsfreundlicher Beteiligungsmodelle. Das
An­gebot umfasst das gesamte institutionelle
Kapi­tal­beteiligungs­geschäft. In der Regel werden
nur Minderheits­engagements eingegangen.
Der entscheidende Unterschied zum Wettbewerb
Die BayBG bietet für nahezu alle Unternehmens­
situationen das passende Betei­li­gungs­modell.
Die BayBG kann dank ihrer ausgeglichenen
Gesellschafterstruktur eine neutrale, von Einzel­
interessen unabhängige Geschäftspolitik verfolgen.
Die BayBG verfügt über intensive und lange Kontakte zu Kreditwirtschaft, Industrie, Beratern, zur
Private Equity- und Venture Capital-Szene sowie
zu staat­lichen Institutionen. Kontakte, die sie für
ihre Beteili­gungs­partner nutzt. Die BayBG bündelt
Expertenwissen über viele Unternehmens­situa­
tionen. Diese Kompetenz ermöglicht eine intensive
Betreuung über nahezu alle Ent­wicklungs­phasen
eines Unter­nehmens hinweg.
Der Kunde als Partner
Die BayBG geht auf die individuelle Situation und
die Wünsche ihrer Partner­unternehmen ein. Auf
dieser Grundlage kann die BayBG ihr gesamtes
Leis­tungs­­spektrum optimal für das Unternehmen
einsetzen.
Die Beteiligungs­philosophie
Die BayBG besitzt ein breit gefächertes Instru­­men­tarium: Sie stellt ihren Partnern nicht nur
Eigen­kapital zur Verfügung, sondern bietet unternehmensspezifische Dienstleistungen wie
Konzept­entwicklung, Beratung und Begleitung
bei der ­Realisierung an.
Mitarbeiter-/innen
Beruflich, sozial, kulturell engagiert
Der Newcomer und die Erfahrene: Während BayBG-Azubi Markus Kainz ein Ausbildungspraktikum in England
absolviert, überreicht Dr. Sonnfried Weber an Stefanie Kaiser eine Urkunde für 25 Jahre erfolgreiche Arbeit.
»Die Mitarbeiter sind der zentrale Unternehmens­
wert, der gepflegt und entwickelt werden muss.«
So oder so ähnlich beginnt das Mitarbeiterkapitel
in vielen Geschäftsberichten. Und da es sicher zutrifft, machen wir nichts falsch, wenn auch wir damit
beginnen. Aber: Ein Satz sind eben nur Worte. Wie
wird er umgesetzt?
Wie lebt die BayBG Mitarbeiterentwicklung?
Im vergangenen Geschäftsjahr waren es wieder
mehr als 100 verschiedene in- und externe Fortund Weiterbildungsmaßnahmen, an denen die
Mit­arbeiter teilnahmen. Ein besonderes Highlight
für junge Beteiligungsmanager ist die Fortbildung
zum CPEA – Certified Private Equity Analyst. Dieses
42 Geschäftsbericht 2014 / 2015
wegweisende Weiterbildungsangebot der TU Mün­
chen haben seit seinem Start 2013 mehrere BayBGMitarbeiter absolviert. Im Frühjahr 2016 wird Justus
Schmidtke seinen Abschluss machen. Markus Kainz,
der seit 2014 eine Ausbildung zum Kaufmann für
Büromanagement bei der BayBG macht, absolvierte
im Rahmen des ERASMUS -Austauschprogramms
im Herbst 2015 einen dreiwöchigen Praktikumsaufenthalt im südenglischen Torquay.
Und die Work-Life-Balance?
Gerade für Familien bietet die BayBG maßgeschnei­
derte Optionen. Hierzu gehört die Kinderkrippe
›Lächelzwerge‹, die die BayBG gemeinsam mit dem
Bezirk Oberbayern betreibt. Teilzeitarbeitsregelungen
Sport und Hochkultur: Das Sozialprojekt ›Boxt euch durch München‹ wird von der BayBG ebenso unterstützt
wie die ›Oper King Arthur‹ des Landshuter Hans-Carossa-Gymnasiums.
und flexible Arbeitszeiten sind eine Selbstverständlichkeit. In ihrer Freizeit engagieren sich Mitarbeiter
regel­mäßig bei sozialen, kulturellen oder sportlichen
Projekten. Die BayBG unterstützt und fördert dieses
Engagement. Nicht nur ideell, sondern ganz konkret
auch finanziell.
Institutionen und Projekte, mit denen ein Mitarbeiter unmittelbar verbunden ist, können mit
einem ›Zuschuss‹ von bis zu 2.000 € rechnen.
Zwei Beispiele:
›Boxt euch durch München‹
Michael Pallawiks unterstützt für die BayBG dieses
Projekt. Mit dieser von Bundeskanzlerin Angela
Merkel ausgezeichneten Initiative holt Erzieherin
Michaela Schubert Kinder von der Straße. Ihr Konzept: ein Tagesheim mit Mittagessen, Haus­auf­
gabenbetreuung und professionellem Boxtraining.
›Oper King Arthur‹
Die Schüler des Hans-Carossa-Gymnasiums in Lands­
hut setzen eine komplette Operninszenierung um.
BayBG unterstützt mit jeweils 2.000 €
Mit allem, was für eine von Henry Purcell komponierte Barockoper dazugehört: Werbung, Bühnenbild, Orchester und Sänger. Von Seiten der BayBG
wird das Projekt von Sebastian Braun unterstützt.
Mitarbeiter-/innen 43
Bewährte Nachwuchsförderung
Vier neue Projektmanager
Die Neuen und ihre Mentoren: Wachstums-Routinier Holger Gerdes (linkes Bild rechts) begleitet Justus
Schmidtke in seinen ersten BayBG-Monaten und Christian Fiederling (rechtes Bild rechts) Sebastian Keilich.
Bewährtes und Innovatives, Dynamik und Routine.
Das Zusammenspiel dieser Paare prägt Erfolg und
Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Für die
BayBG ist es eine Selbstverständlichkeit, regel­
mäßig neue Mitarbeiter zu integrieren. Sie legt
dabei nicht nur Wert darauf, dass die fachlichen,
sondern auch die persönlichen Kompetenzen der
Neuen zur Struktur und der Unternehmenskultur
passen.
Das Beteiligungsgeschäft hat so seine Eigen­
heiten. Die Zielgruppe ist handverlesen, die Unternehmen werden langfristig begleitet. Das stellt die
Mitarbeiter vor ganz besondere Herausforderungen:
Due diligence, Marktbetreuung, Beratung in vielen
finanz- und betriebswirtschaftlichen Fragen.
44 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Gleichzeitig wäre es sicherlich unpasssend, bürokratisch oder gar ›besserwisserisch‹ wirken zu
wollen. Da reagiert der mittelständische Unternehmer, der sein Geschäft in all seinen Facetten besser
kennt als jeder Externe, zu Recht allergisch und
abweisend.
Was also nicht zur BayBG passt, ist ein ›Kollege
von der Stange‹. Im vergangenen Jahr hat die
BayBG wieder vier Mitarbeiter mit dem geforderten Eigenschaftsprofil gefunden. Unabhängig von
ihren Erfahrungen und Fähigkeiten werden die
neu­en Mitarbeiter kontinuierlich in ihre neuen
Aufgaben­gebiete eingearbeitet. Sie werden dabei
von der gesamten Belegschaft begleitet, speziell
aber von einem erfahrenen Projektmanager.
Sebastian Braun (Turnaround) ist der erste Ansprechpartner für Petra Bartsch bei ihrem BayBG-Start und
Christian Krause (Unternehmensnachfolge) für Martin Kunze (rechts).
Im größten Geschäftsfeld, ›Wachstumsbe­teili­
gungen‹, sind zwei Neue eingestiegen. Dipl.-Kaufmann Justus Schmidtke bringt mehrere Jahre Erfahrung im Beteiligungsgeschäft mit ein. Er hatte
zuletzt bei der BayernLB Capital Partner gearbeitet.
Auch wenn er dort tendenziell größere Engagements
begleitete, war das Geschäftsmodell dem der BayBG
ähnlich. Beide Institutionen bieten den Unternehmen stille wie offene Beteiligungen.
Sebastian Keilich ist ein ›Sparkassengewächs‹
und mit der bayerischen Wirtschafts- und Finanzszene bestens vertraut. Der Dipl.-Betriebswirt
begleitete und beriet zuletzt bei der Stadtsparkasse
München mittelständische Unternehmen bei ihrem
gesamten Finanzierungskonzept.
Für den Bereich ›Turnaround‹ kam Petra Bartsch,
die vorher bei einem Hamburger Tochterunternehmen der UniCredit Bank AG beschäftigt war. Dort
und in ihren vorangegangenen beruflichen Stationen beschäftigte sich die Dipl.-Wirtschaftsjuristin
erfolgreich mit Restrukturierungs-, Sanierungsund Turnaroundthemen.
Martin Kunze verstärkt das ›Unternehmens­
nachfolge‹-Team. Bei seinen vorherigen Arbeitgebern,
BHF-BANK Aktiengesellschaft und quirin bank AG,
hat der Dipl.-Kaufmann alle Finanzinstrumente
des Kapitalmarkts für seine Kunden grundsätzlich
strukturiert und eingesetzt: Von IPOs über Kapitalerhöhungen und Übernahmeangeboten bis hin zu
(Wandel-)Anleihen.
Nachwuchsförderung 45
Unternehmens­
porträts
hyphen GmbH
Ohne Risiko in die Sonne
noris network AG
Sichere Heimat für Bits and Bytes
tado° GmbH
Smart Home mit Smartphone oder
Wohlfühlklima zum kleinen Preis
TTH Trans Tech Hysek GmbH
Gelungene Nachfolge
WENZEL Präzision GmbH
Die Faszination für Präzision
2W Technische Informations GmbH & Co. KG
Technik selbst verständlich
hyphen GmbH
Ohne Risiko in die Sonne
Peter Reinschmidt und Christiane Hess,
Geschäftsführer, hyphen GmbH, München
Sommer – Sonne – Strandurlaub. Die Kinder tummeln sich in der prallen Sonne vergnügt am und im
Wasser, am liebsten stundenlang. Die Eltern liegen
entspannt im Schatten. Das Familienidyll scheint
perfekt. Wäre da nicht die Sache mit dem absolut
wichtigen UV-Schutz. Insbesondere kleine Kinder
mögen das Eincremen gar nicht. Und Geschrei bleibt
dann nicht aus. Und damit leider auch nicht der ein
oder andere Sonnenbrand.
Eine interessante Alternative oder auch Ergänzung zur Sonnencreme hat hyphen, Hersteller von
Funktionsbekleidung, entwickelt. Wir haben mit
der Geschäftsführerin Christiane Hess zum Thema
Sonnenschutzbekleidung für Kinder gesprochen.
48 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Frau Hess, Sie und Ihr Mann Peter Reinschmidt
beschäftigen sich seit vielen Jahren eingehend mit
dem Thema Sonnenschutzbekleidung für Kinder.
Wie kamen Sie dazu?
Hess: Als unsere beiden Töchter klein waren,
hatten wir das gleiche Problem wie andere Eltern
auch. Wir haben deshalb begonnen uns ernsthaft
mit dem Thema UV-Schutz für Kinder auseinanderzusetzen. In Gesprächen mit Ärzten und Experten
stellte sich heraus, dass Bekleidung der wirksamste
Schutz für die Hautgesundheit ist. Das hat uns Ende
der 90er-Jahre auf die Idee gebracht Sonneschutzbekleidung für Kinder zu entwickeln.
Können Kinder da nicht einfach ein T-Shirt
überziehen?
Hess: Das reicht leider nicht. Normale Baumwoll­
shirts bieten keinen wirksamen Sonnenschutz, wie
Sie mittlerweile überall, zum Beispiel bei Öko-Test,
nachlesen können.
Von einer guten Produktidee zu einer neuen
Marke – ist das nicht ein mutiger Schritt?
Hess: Da haben Sie recht. Aber mein Mann war
damals seit rund fünf Jahren mit einer Agentur für
Produkt­entwicklung und -management am Markt
für Funktionsbekleidung erfolgreich und hatte ein
kompetentes Team an seiner Seite.
Wie haben Sie als kleine, noch unbekannte
Marke den Aufbau Ihrer Firma finanziert?
Hess: Zunächst haben wir primär auf Eigen- und
Bankmittel zurückgegriffen und uns so eine gute
Grundlage geschaffen. Kürzlich kam eine stille Beteiligung der BayBG dazu, die weitere Wachstumsschritte von hyphen mitfinanziert.
U NTER N EHMEN
Eine neue und unbekannte Marke im Handel zu
platzieren ist schwierig. Wie haben Sie das geschafft?
Hess: Als kleines Unternehmen hatten wir
natürlich kein großes Marketingbudget. Aber auf
Grund der Branchenkontakte meines Mannes
konnten wir im Jahr 2001 die hyphen-Kollektion
über einen etablierten Versandhandel für Kinderbedarf anbieten. Das brachte uns schnell die nötige
Aufmerksamkeit und Bekanntheit bei unserer Zielgruppe ›Eltern‹. Zudem fanden unsere Produkte
insbesondere auf dem Schweizer Markt schnell gute
Resonanz. Seit 2002 sind unsere Produkte auch über
den hyphen-Online-Shop erhältlich.
Mittlerweile gibt es Sonnenschutzbekleidung
für Kinder sogar im Discounter. Warum sollten
Eltern denn trotzdem zu hyphen greifen?
Hess: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zu den
wichtigsten gehört der Tragekomfort bei gleichzeitig anhaltend hohem Sonnenschutz. Diesen erzielt
hyphen, im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern,
durch die Verwendung ausschließlich hochfunk­
tionaler und hochqualitativer Mikrofaserstoffe.
Außerdem stellen wir die hyphen-Bekleidung in
unserer eigenen Produktion in Kroatien her, damit
wir die lückenlose Kontrolle über den Produktionsablauf haben. So können wir unseren Kunden nach­
haltig und umweltfreundlich hergestellte Kleidung
garantieren.
Ihre Kleidung ist also besser als die vieler anderer
Anbieter. Können Sie das auch belegen?
Hess: Ja, sicher. Unsere Kollektion wird vom unabhängigen Textilforschungsinstitut Hohenstein
geprüft und nach OEKO-TEX ® Standard 100 und
UV-Standard 801 zertifiziert. Beim letzten Öko-Test
für Kinderbekleidung war hyphen deshalb auch
Testsieger, u. a. mit der Bewertung ›sehr gut‹ für
UV-Schutz und Materialeigenschaften. Ein weiterer
Beleg für die Qualität ist unsere Zulassung zum
Verkauf in Apotheken. Die haben wir schon seit 2001,
weil unsere Bekleidung zum Schutz von Menschen
mit extremen Hautproblemen, wie z. B. Neurodermitis, bestens geeignet ist.
Ausgangspunkt Ihrer Geschäftsidee war der
Sonnenschutz für Kinder. Bieten Sie dann auch
Bekleidung für Erwachsene?
Hess: Aufgrund der Nachfrage haben wir bereits
2002 eine Sonnenschutzkollektion für gesundheits­
bewusste Erwachsene entwickelt. Im Winter 2015/16
haben wir eine neue, ultraleichte Funktions­beklei­
dung für Skitourengeher auf den Markt gebracht,
die auf begeisterte Resonanz stößt. Besonders stolz
sind wir darauf, dass die hyphen-Weste aus dieser
Kollektion mit dem ISPO Brand New Award 2015 ausgezeichnet wurde.
Frau Hess, vielen Dank für das Gespräch und
weiterhin viel Erfolg.
Beteiligungsart: stille Beteiligung/Mezzanine – Beteiligungsanlass:
Wachstum/KHHG – Branche: Outdoor-Funktionsbekleidung
hyphen 49
noris network AG
Sichere Heimat für Bits and Bytes
Der Sprung ins kalte Wasser
In den 2000er-Jahren stehen die drei Unternehmen
vor großen Herausforderungen. Internetanwendungen boomen und haben sowohl die private als
auch die geschäftliche Kommunikation längst
grund­legend revolutioniert. noris network wächst
mit und behauptet sich am Markt. Aber das Unternehmen bekommt starken Gegenwind. Große
Anbieter erobern den Markt und verdrängen viele
kleine Internetpioniere. Für noris network war es zu
diesem Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung,
schnell, durch eigene Rechenzentren, als zukunfts­
fähiger Player wahrgenommen zu werden.
Ingo Kraupa, Vorstandsvorsitzender (CEO),
noris network AG, Nürnberg
Bereits Anfang der 90er-Jahre erkennen drei fränkische IT-Spezialisten die Chancen des Internets. Mit
noris network gründen die Pionierunternehmer
den ersten Internet-Service-Provider Nordbayerns.
IT-Sicherheit wird von Anfang an groß geschrieben
Die drei innovativen Unternehmer sind Ingo Kraupa,
Joachim Astel und Matthias Urlichs. Als erster Internet-Dienstleister im Raum Nordbayern erarbeiten
sich die drei Firmengründer schnell eine stabile
Kundenbasis, darunter so bekannte Unternehmen
wie adidas, die Consorsbank oder das Bauuntenehmen Max Bögl.
50 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Kapital für große Pläne gesucht
Es wurde der Bau des ersten eigenen Hochsicherheits- und Hochverfügbarkeits-Rechenzentrums
geplant. Dieses millionenteure Projekt war für Ingo
Kraupa, CEO , einerseits der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, konnte aber
andererseits mit den vorhandenen Mitteln alleine
nicht gestemmt werden.
Eigenkapital für großes Vorhaben gefunden
Das führte noris network zur BayBG. Eine stille Beteiligung war genau das richtige Instrument, um
die Finanzierung zu hebeln. Das Unternehmen
erhielt wirtschaftliches Eigenkapital und damit
eine tragfähige Eigenkapitalbasis für die weitere
Fremdkapitalfinanzierung über Banken. Zudem
blieben die drei Gesellschafter ›Herr im Haus‹,
weil die Gesellschaftsstruktur unangetastet blieb.
U NTER N EHMEN
Hochleistungs-Rechenzentrum Nr. 1
Nach sorgfältiger Planung und 2-jähriger Bauzeit
konnte das Nürnberger Rechenzentrum 2011 als
eines der modernsten in Betrieb gehen. Und bei
diesem Rechenzentrum stand nicht nur die Sicherheit im Vordergrund, sondern auch der Umwelt­
schutzgedanke.
Sicherheit und Umweltschutz
Für den Betrieb als besonders energie­effizientes
Green-IT-Datacenter wurden modernste Kühlkonzepte und Verfahren zur Wärmerückge­winnung
umgesetzt. Längst hat das Nürnberger Rechenzen­
trum eine solide Auslastung.
Sensibilität für Daten
Die Nürnberger IT-Experten hatten schon immer
das Thema Datenschutz und Datensicherheit auf
dem Schirm. Aber durch den NSA -Skandal kam
der Markt noch mehr in Bewegung. Die Sensibilität
für Datenschutz und die Notwendigkeit sicherer
IT-Systeme in deutschen, zertifizierten Rechen­
zentren haben sich bei deutschen Unternehmen
flächendeckend schlagartig erhöht.
Die Zukunft kann kommen – Rechenzentrum Nr. 2
Deshalb hat noris network in Aschheim bei München Ende 2015 mit dem Bau eines weiteren hoch­
mo­der­nen Rechenzentrums begonnen. Das deckt
den Bedarf von südbayerischen Kunden, die lokale
externe Rechnerkapazitäten brauchen und kurze
Wege schätzen.
Flexible Rechenkapazitäten
Zudem bringt das Trendthema Cloud Computing
neue On-Demand-Dienste hervor und wer sich hier
als verlässlicher Anbieter positionieren will, braucht
sichere und flexible Rechenkapazitäten – und die
bietet noris network. Das neue Rechenzentrum soll
spätestens Ende 2016 zur Verfügung stehen.
Beteiligungsart: stille Beteiligung/Mezzanine – Beteili­g ungs­a nlass:
Wachstum – Branche: Rechenzentrum/IT-Sicherheit
noris network 51
tado° GmbH
Smart Home mit Smartphone oder
Wohlfühlklima zum kleinen Preis
Nähert sich der Wohnung wieder ein Bewohner,
wird das über GPS erfasst und das Eigenheim hat
beim Nachhausekommen wieder die voreingestellte Wunsch- und Wohlfühltemperatur. So wird
die Abwesenheit der Bewohner konsequent genutzt, um Energie und Kosten zu sparen. Das schont
den Geldbeutel und die Umwelt. Durch die Einbeziehung von Wettervorhersagen wird die Heizung
zusätzlich energieeffizienter gesteuert.
Johannes Schwarz (CTO), Leopold von Bismarck
(CMO), Lars Merle (CFO), Christian Deilmann (CEO),
tado° GmbH, München
In Hochglanzmagazinen für Architektur- und Wohn­
kultur, wie auch in der Fachpresse wird sie seit
Jahren beschrieben – die schöne und komfortable
neue Welt des Smart Home. Unter dem Begriff
versteht man ferngesteuerte Haustechnik, die das
Leben der Bewohner sicherer und komfortabler
macht und im Idealfall auch noch Geld spart.
Wohlfühlklima auf einen ›Klick‹
Ein schönes Beispiel für intelligente Haustechnik
ist die ferngesteuerte Heizungsregelung von tado°.
In einem innovativen Zuhause wird mittels einer
App vollautomatisch die Heizung heruntergeregelt,
sobald der letzte Bewohner das Haus verlassen hat.
52 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Zukunftsmarkt mit viel Wachstumspotenzial
Bisher ist das Smart Home nur für einen kleinen
Kreis deutscher Eigenheimbesitzer Realität. Nur gut
ein Prozent der deutschen Haushalte ist heute mit
intelligenter Haustechnik ausgestattet. Aber dem
Markt wird ein rasantes Wachstum prognostiziert.
Nach einer aktuellen Studie der TU München beschäftigen sich inzwischen rund ein Drittel der
Deutschen mit dem Thema: Zu den Spitzenreitern
im Fokus der Verbraucher gehören web-basierte
Heizungsregelungen.
Kompakt, komfortabel, kompatibel – kostengünstig
Vorangetrieben wird das Interesse der Verbraucher
insbesondere durch innovative Produktangebote,
wie die Heizungssteuerungs-App von tado°. Die
spart Eigenheimbesitzern 14 bis 26 Prozent an über­
flüssigen Heizkosten, wie das Fraunhofer-Institut
für Bauphysik festgestellt hat. Dieses Sparpotenzial
ist für viele Eigenheimbesitzer sofort umsetzbar,
weil tado° mit 1.400 Heizungstypen von 350 Herstellern kompatibel ist und damit ohne Änderung
der bestehenden Heizungsanlage eingesetzt werden
U NTER N EHMEN
kann. Die Steuerung erfolgt über ein Smartphone,
auf das die tado°-App heruntergeladen wird. Für
andere Klimazonen, wie den US-amerikanischen
Markt, gibt es eine App zur Steuerung von Klima­
anlagen, die über 80 Prozent der herkömmlichen
Anlagen steuert. Die Installation ist sehr einfach.
Ein Rechenexempel : Bis 350 € p. a. sparen
Die Heizung ist für 60 Prozent der Energiekosten in
einem durchschnittlichen Haushalt verantwortlich.
Das sind 980 € pro Jahr. Ein individuelles Sparpoten­
zial lässt sich mit dem tado° Energiesparprogramm
ganz leicht errechnen. Baujahr und Wohnfläche
eingeben, dazu anklicken, ob Haus oder Wohnung,
Öl, Gas oder Wärmepumpe und schon zeigt sich,
dass zum Bespiel eine 4-köpfige Familie in einer
110-qm-Wohnung, Baujahr 2000, jährlich 240 bis
350 € sparen kann. Zudem gibt es eine Geld-zurückGarantie, wenn der Anwender nicht mindestens
120 € im ersten Jahr einspart.
Und wer hat’s erfunden?
Das System wurde von einem jungen Start-up-Team
entwickelt und marktreif gemacht. Hinter tado°
stehen ursprünglich die Ingenieure Christian Deilmann, CEO , und Johannes Schwarz, CTO , Soft-
wareentwickler und Patentanwalt. Das Kernteam
wurde 2012 ein Jahr nach der Gründung durch
Leopold von Bismarck, CMO , Experte für Business
Development, und 2015 durch den Finanzspezia­
listen Lars Merle, CFO , erweitert.
Von der Idee zum Unternehmen
Finanziert wurde die Realisierung der Geschäftsidee
und der tado°-App zunächst von Target Partners.
Bis 2015 kamen weitere Venture Capital-Geber,
darunter die BayBG, dazu, um den TechnologieVorsprung zu nutzen und die Markterschließung
zügig voran zu treiben.
Europa als Sprungbrett für den Weltmarkt
tado° ist europäischer Marktführer für webbasierte Heizungssteuerungen.
Vertriebsniederlassung in San Francisco
Nur fünf Jahre nach der Gründung arbeitet tado°
in München bereits mit über 100 Mitarbeitern mit
Hochdruck daran diesen Vorsprung international
weiter auszubauen. Dazu wurde die erste Vertriebsniederlassung in San Francisco gegründet.
Beteiligungsart: Minderheitsbeteiligung/Venture Capital – Beteili­
gungsanlass: Wachstum – Branche: Smart Home, Klimasteuerung
tado° 53
TTH Trans Tech Hysek GmbH
Gelungene Nachfolge
Dr. Steffen Weißer, geschäftsführender Gesell­
schafter, TTH Trans Tech Hysek GmbH, Kissing
In Bayern suchen jährlich durchschnittlich rund
4.800 mittelständische Unternehmer einen Nachfolger, so eine Studie des ifm Instituts für Mittel­
standsforschung, Bonn. Findet sich kein passender
Nachfolger, beginnt bei den betroffenen Unternehmen oft ein schleichender Abbauprozess, Investitionen und Innovationen werden zurück­gestellt.
Die Gefahr ist groß, dass damit über die Jahre der
Unternehmenswert schrumpft.
Gesucht – gefunden
Damit das bei der TTH Trans Tech Hysek GmbH
nicht passiert, hatte Gründer und Gesellschafter
Werner Hysek frühzeitig Pläne für den Ruhestand
54 Geschäftsbericht 2014 / 2015
geschmiedet und sich bereits ein wenig mit seinem
Abschied vom Unternehmerdasein angefreundet,
als er auf Dr. Steffen Weißer trifft. Weißer, 50 Jahre
alt und promovierter Maschinenbauingenieur, mit
umfangreicher internationaler Erfahrung in ver­
antwortlichen Positionen, war auf der Suche nach
einem passenden Unternehmen.
TTH scheint Weißer auf den ersten Blick interessant. Die Produkte sind gut eingeführt. TTH ist ein
Nischenanbieter und stellt ›Dosen-Wasch-undWende­anlagen‹ für Abfüllanlagen her. Die Anlagen
von TTH sorgen in jedem Abfüllbetrieb dafür, dass
Getränke, Lebensmittel und Kosmetika in saubere
Behälter kommen. Zum Beispiel Bier oder Wurst in
die Dose oder Shampoo in die Flasche. Die Komponenten des schwäbischen Herstellers können nicht
nur kompakte Behälter wie Dosen oder Flaschen
zuverlässig und schnell wenden, sondern auch
fragile Waren wie 4-fach-Jogurtbecher oder Pralinen. Damit heben sie sich von der Konkurrenz ab.
Im deutschen und europäischen Markt hat TTH
eine starke Position und renommierte Kunden wie
Paulaner, Coca Cola, Nestlé und L’Oréal.
Achterbahnfahrt oder das Ringen um das
Lebenswerk
Wie in den meisten Nachfolgeprozessen war auch
bei TTH der Abschied von dem Lebenswerk eine
emotionale Achterbahnfahrt. Nicht nur für den
Alteigentümer, auch für den Nachfolgekandidaten.
Heute beschreibt Weißer sehr anschaulich, was
ihn im Verhandlungsprozess über 16 Monate Zeit
und Nerven kostete. Ein ständiges Auf und Ab der
U NTER N EHMEN
Stimmung, gefolgt von einem Vor und Zurück bei
den Verhandlungen. Weißer nennt es anschaulich
die Stimmungs- oder Fieberkurve des Nachfolgeprozesses. Waren sich Weißer und Hysek in ein­
zelnen Punkten prinzipiell handelseinig, folgte ein
mit­unter zähes Ringen um zeitnahe Verhandlungs­
termine und aussagekräftige Unterlagen.
Finanzierung mit Beteiligungskapital
Da war die Sache mit der Kaufpreisfinanzierung
schon fast ein Kinderspiel. Weißer, vertraut mit
Unternehmenskäufen, war bei der Suche nach
passenden Kapitalgebern auf die BayBG gestoßen.
Das mittelstandsorientierte Beteiligungsmodell
räumte ihm den Freiraum ein, sofort als Mehrheitsgesellschafter zu starten und seine Anteile zu einem
späteren Zeitpunkt auf 100 Prozent aufzustocken.
Für Weißer das ideale Finanzierungskonzept.
Guter Rat ist nie zu teuer
Obwohl Weißer im Kauf von Unternehmen Erfahr­
ung hat, holt er sich für die Unternehmens­prüfung
zwei Berater. Zum einen Rechtsanwalt Dr. Carsten
Stoll und zum anderen den Wirtschaftsprüfer und
Steuerberater Andreas Wandt. Aus Weißers Sicht
hat sich die Investition in das Know-how bezahlt
gemacht, da die beiden maßgeblich zum Gelingen
der Transaktion beigetragen haben. Nicht nur
durch ihre Fachkenntnisse, sondern auch weil sie
emotional weniger beteiligt waren.
Die richtige Mannschaft ist wichtig
Als großen Pluspunkt neben den gut eingeführten
Produkten sieht Weißer die erfahrene Belegschaft.
Mit den vorhandenen langjährigen Leistungsträgern
hat er eine zweite Managementebene etabliert.
Neben den Abteilungsleitern spielt insbesondere
Andreas Meisetschläger eine wichtige Rolle. Der
29-jährige Maschinenbauingenieur ist nach jahrelanger enger Zusammenarbeit mit dem Vorbesitzer
ein wichtiger Know-how-Träger im Unternehmen.
Deshalb wurde er auch als Mitgeschäftsführer
übernommen.
Die TTH GmbH geht als TTW GmbH auf
Wachstumskurs
Nach der gelungenen Übernahme wird die TTH ab
Mitte 2016 als TTW Trans Tech Weisser GmbH firmieren. Zu diesem Zeitpunkt wird auch ein neues
Betriebsgebäude bezogen, in dem Betriebsabläufe
effizienter werden und das Kapazitäten für den
Wachstumskurs der neuen TTW bietet.
Beteiligungsart: Minderheitsbeteiligung und stille Beteiligung/ Mezzanine – Beteiligungsanlass: Unternehmensnachfolge –
Branche: Anlagen für die Abfüll- und Verpackungsindustrie
Trans Tech Hysek 55
WENZEL Präzision GmbH
Die Faszination für Präzision
Dr. Heike Wenzel, geschäftsführende Gesell­
schafterin, WENZEL Präzision GmbH, Wiesthal
Leuchtende Augen bekommt Dr. Heike Wenzel,
wenn es um das Thema Industrie 4.0 geht. Warum
das so ist, was ihr Familienunternehmen von anderen Unternehmen der Branche unterscheidet,
wieso haargenau viel zu ungenau ist und wie die
Unterfranken die Nummer 4 auf dem Weltmarkt
wurden, erläutert Dr. Wenzel im Gespräch.
Frau Dr. Wenzel, Industrie 4.0 ist ein Thema, das
Sie fasziniert. Warum?
Dr. Wenzel: Industrie 4.0 heißt ja nichts anderes
als Produktionsprozesse noch automatisierter,
effizienter und flexibler zu gestalten. Damit ist im
Idealfall eine weitgehend selbstorganisierte Produk­
tion möglich. Die technische Grundlage dafür ist
56 Geschäftsbericht 2014 / 2015
eine perfekte Kommunikation von Mensch und
Maschine durch digital vernetzte, intelligente
Systeme. Das ist genau unser Thema bei WENZEL .
Erklären Sie uns das bitte näher?
Dr. Wenzel: Ganz einfach. Die Umsetzung von
Industrie 4.0 wird ein Prozess sein, der gigantische
Investitionen in der Produktion erfordert. Ein Teil
davon betrifft die messtechnische Ausrüstung. Denn
mit Messtechnik und Messtechnik-Software schafft
man die Voraussetzungen für die intelligente Vernetzung. Genau da kommt WENZEL ins Spiel.
Wer setzt Ihre Messtechnik ein?
Dr. Wenzel: Ganz allgemein gesprochen: die Industrie, und das weltweit. Unsere Messtechnik finden Sie unter anderem in der Automobilindustrie, der
Luft- und Raumfahrttechnik oder der Windkraft. Für
kleinere Unternehmen, die unsere Anlagen nicht aus­
lasten können, oder für begrenzte Stückzahlen bieten wir die Vermessung als Dienstleistung an. Auch
in diesem Bereich sehen wir Wachstums­potenzial.
Was vermessen Ihre Kunden denn alles?
Dr. Wenzel (lacht): Alles, wenn Sie so wollen.
Unsere Industriekunden bestimmen Durchmesser,
Längen, Abstände, Form und Lage der Werkstücke.
Die Automobilindustrie vermisst damit Kunststoff­
spritzguss-Bauteile. Wir bieten für jede Werkstückgröße die passende Lösung. Unsere Geräte vermessen die kleinste Schraube genauso präzise wie ein
riesiges Rotorblatt für eine Windkraftanlage.
Die Arbeit bei WENZEL könnte man als ›Haar­
spalterei‹ bezeichnen. Warum?
Dr. Wenzel: Nur haargenau zu messen, wäre für
unsere Kunden eine Katastrophe. Das bedeutet, das
U NTER N EHMEN
sprichwörtliche haargenau wäre viel zu ungenau.
In unserer Welt dreht sich alles um höchste Präzision. Anschaulich wird das, wenn Sie sich vorstellen,
dass wir ein Kopfhaar von 0,05 mm Dicke messtechnisch in 50 »Scheibchen« zerlegen können. Das
ist so präzise, dass es mit bloßem Auge nicht mehr
sichtbar ist.
Frau Dr. Wenzel, um als fränkischer Mittelständler die Nummer 4 auf dem Weltmarkt zu werden,
haben Sie etwas anders gemacht als Ihre Konkurrenz.
Verraten Sie uns das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Dr. Wenzel: Der Markt für Messtechnik ist mittel­
ständisch geprägt, wird aber international von drei
Konzernen dominiert. Wir haben viele kleinere,
durchaus renommierte Mitbewerber vom Markt
verschwinden sehen. Für uns war es deshalb sehr
wichtig, schneller als andere zu wachsen und unsere
internationale Präsenz massiv zu verstärken. Für
viele unserer Kunden ist das die Grundlage für eine
Zusammenarbeit.
Können Sie das näher ausführen?
Dr. Wenzel: Aber gern. Bereits unser Vater hat
unser Technologieportfolio vorausschauend und
strategisch durch Zukäufe von ergänzendem Knowhow in der Messtechnik erweitert. Davon profitieren
wir bis heute. Mein Bruder und ich haben gezielt
die Präsenz in den Auslandsmärkten ausgebaut.
Wir haben heute in Shanghai eine eigene Produktion
und sind in der Schweiz, Frankreich, England, Italien,
Russland und in China vertreten. Außerdem haben
wir mit der industriellen Computertomografie und
dem High-Speed-Scannen zukunftsfähige Technologien zugekauft, die unsere ursprünglichen Kernkompetenzen, die 3D-Koordinaten- und die Verzahnungsmesstechnik, ideal ergänzen.
Das klingt nach hohen Investitionen. Wie haben
Sie das finanziert?
Dr. Wenzel (schmunzelt): Natürlich kostet Unter­
nehmenswachstum Geld. – Aber das gibt es ja unter
anderem bei der BayBG, die uns übrigens bereits
zwei Mal bei Wachstumsinvestitionen begleitet
hat. Was unsere Akquisitionen betrifft, sehen wir
nur Vorteile: Wir haben Zeit und Kosten für eigene
Entwicklungen gespart und gleichzeitig unsere
Angebotspalette um attraktive Produkte erweitert.
Dazu haben wir weitere qualifizierte Mitarbeiter
gewonnen. Und die sind für uns auch in Zukunft
der Schlüssel für erfolgreiches Wachstum.
Frau Dr. Wenzel, vielen Dank für das Gespräch
und weiterhin so viel Erfolg.
Beteiligungsart: stille Beteiligung/Mezzaninekapital – Beteili­
gungs­a nlass: Wachstum – Branche: Messtechnik und -software
WENZEL 57
2W Technische Informations GmbH & Co. KG
Technik selbst verständlich
sche Redakteure arbeiten, nur geschrieben werden
können, wenn sie Produkte von Grund auf ›begriffen‹
haben.
Der Schlüssel zum Erfolg
Für Düring ist der hohe Praxisbezug bei der Erstellung technischer Dokumentationen der Schlüssel
zum Erfolg von 2W, der ihm 1998, bei Gründung der
2W, die ersten Aufträge von BMW brachte. Denn
Düring, Kfz-Mechaniker und Kfz-Elektro-Meister,
hatte in mehr als 10-jähriger Praxis erlebt, dass die
umfangreichste Montageanleitung nichts wert ist,
wenn sie keiner (schnell) versteht.
Uwe Düring, geschäftsführender Gesell­schafter,
2W Technische Informations GmbH & Co. KG,
München
Es ist spannend in der Werkstatt von 2W-Chef Uwe
Düring vorbeizuschauen. Hier wird von Dürings
Team, vom Lkw bis zum haushaltsüblichen Elektro­
gerät, alles in Einzelteile zerlegt und danach wieder
akkurat zusammengebaut. Und das, obwohl gar
nichts kaputt ist. Was die Mitarbeiter da tun, macht
Sinn und unterscheidet 2W von anderen Anbietern
technischer Dokumentation. Es ist für Düring das
Alleinstellungsmerkmal von 2W. Denn bei ihm gilt
die Devise ›Wer schreibt, der schraubt‹. Düring ist
davon überzeugt, dass wirklich gute technische
Handbücher für Profis und leicht verständliche Gebrauchsanleitungen für Endverbraucher von den
Ingenieuren und Technikern, die bei 2W als techni-
58 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Von den Profis zum Endverbraucher
Zunächst hat sich 2W auf Einbau- und Montage­
anleitungen für die Profis, in der Werkstatt oder der
Produktion, konzentriert. Als die Kunden erkannten,
dass das 2W-Team komplexe Technik gut erklären
kann, kamen auch Gebrauchsanweisungen für
die Endverbraucher hinzu. Heute, knapp 20 Jahre
später, werden von 150 Mitarbeitern über 350 Kunden aller Branchen bedient. Die Kunden kommen
aus dem Maschinen- und Anlagebau, der Automobilund Elektroindustrie und dem Nutzfahrzeugbau.
Die autorisierte Referenzliste ist lang, reicht von A
wie Alfred Kärcher, über B wie BMW und W wie
Webasto bis Z wie Zalando.
Fremdsprachen gefragt
Die deutschsprachigen Anleitungen und Hand­
bücher von 2W waren so gut, dass die Kunden sie
auch im Ausland verwenden wollten. Dazu mussten
U NTER N EHMEN
sie ebenso leicht verständlich wie fachgerecht in
die jeweilige Fremdsprache übersetzt werden.
Düring holte sich dazu versierte technische Übersetzer und insbesondere Muttersprachler ins Haus.
Unerwarteter Ausstieg: Partner verlässt Firma
2W ist auf Expansionskurs als sich Dürings Kompagnon, der das Unternehmen mit gegründet hatte,
unerwartet vorzeitig in den Ruhestand verabschieden möchte. 50 Prozent der Firma stehen zum Verkauf. Finanziell ist das ein Kraftakt. Aber Düring
sieht die Chance, das Unternehmen jetzt alleine
weiterzuführen. Er zögert deshalb keine Sekunde,
dafür sein Privatvermögen einzusetzen. Das erfolgreiche Wachstum der letzten Jahre wird jetzt zum
›Problem‹, weil sich der unternehmerische Erfolg in
einem hohen Unternehmenswert widerspiegelt.
Düring bekommt den Tipp, die Eigenkapitalposition
von 2W langfristig mit einer stillen Beteiligung der
BayBG zu stärken. Gemeinsam mit der Hausbank
wird ein langfristiges Finanzierungspaket geschnürt,
das der Firma auch nach der Auszahlung des Mitgesellschafters weiteres Wachstum ermöglicht.
Mehr als Dokumentation
Die 2W ist bei einem breiten Kundenstamm etabliert und Düring nutzt das für den kontinuierlichen
Ausbau weiterer erfolgreicher Geschäftsfelder. So
unterstützt 2W heute die Kunden beim Produkt­
engineering, ein Highlight ist die Mitentwicklung
der Wallbox, der Ladesäule für den i3 und i8 von
BMW . Außerdem bietet 2W Risikobeurteilung von
Produkten, zum Beispiel durch gesetzeskonforme
Dokumentationen. Und Geschäftsfelder, die niemand unter dem Dach eines Dokumentationsspezialisten erwartet, sind die CI-Werbespezialisten,
die maßgeschneiderten technischen Schulungen
und die Innenarchitekten, die zum Beispiel weltweit die BMW -Niederlassungen ausstatten.
Auch in Zukunft immer mit dabei
Düring und sein Team können optimistisch in die
Zukunft schauen. Ihre Handbücher und Gebrauchsanweisungen nutzen wir alle – sie sind, zu Hause
und im Beruf, unsere stillen Begleiter im Alltag –
und sie helfen uns, die Technik zu nutzen und vielleicht sogar sie besser zu verstehen.
Beteiligungsart: stille Beteiligung /Mezzanine – Beteiligungs­
anlass: Gesellschafterwechsel, Wachstum – Branche: Technische
Dokumentation
2W 59
Jahres­
abschluss
Bilanz
Gewinn- und Verlustrechnung
Lagebericht
Entwicklung des Anlagevermögens
Auszüge aus dem Anhang
Bestätigungsvermerk
Bilanz zum 30. September 2015
AKTIVA
€
30.09.2015
Vorjahr
€
T€
A.Anlagevermögen
I. Immaterielle Vermögensgegenstände
1. Entgeltlich erworbene Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte
sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten
2. Geleistete Anzahlungen
209.190,00
259
907.372,00
270
1.116.562,00
529
II.Sachanlagen
1. Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und
Bauten einschließlich der Bauten auf fremden
Grundstücken
135.581,00
140
776.086,21
766
2. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsaus­
stattung
911.667,21
906
III.Finanzanlagen
1.Beteiligungen
287.542.293,24
285.443
5.697.509,09
5.994
2. Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein
Beteiligungsverhältnis besteht
293.239.802,33
291.437
295.268.031,54
292.872
B.Umlaufvermögen
I. Forderungen und sonstige
­Vermögensgegenstände
1. Forderungen gegen Unternehmen, mit denen
ein Beteiligungsverhältnis besteht
2. Forderungen aus gekündigten Beteiligungen
2.650.677,81
1.937
16.610.628,76
20.022
14.770.018,94
9.208
3. Sonstige Vermögensgegenstände
davon mit einer Restlaufzeit von mehr als
einem Jahr: € 1.860.264,63 (Vorjahr: T€ 2.648)
34.031.325,51
31.167
–
4.652
30.882.615,58
32.708
961.544,34
1.079
–
0
361.143.516,97
362.478
II.Wertpapiere
Sonstige Wertpapiere
III. Kassenbestand und Guthaben
bei Kreditinstituten
C.Rechnungsabgrenzungsposten
D. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der
Vermögensverrechnung
62 Geschäftsbericht 2014 / 2015
PASSIVA
€
30.09.2015
Vorjahr
€
T€
A.Eigenkapital
I. Gezeichnetes Kapital
33.617.050,00
33.617
II.Kapitalrücklage
36.745.054,81
36.745
117.198.616,85
110.351
26.465.628,88
19.618
III.Gewinnrücklagen
Andere Gewinnrücklagen
IV.Bilanzgewinn
214.026.350,53
200.331
B.Rückstellungen
1. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche
Verpflichtungen
2. Sonstige Rückstellungen
3.423.898,15
11.888
2.826.449,40
7.853
6.250.347,55
19.741
C.Verbindlichkeiten
1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr:
€ 17.991.686,10 (Vorjahr: T€ 17.080)
davon gegen Unternehmen, mit denen
ein Beteiligungs­verhältnis besteht:
€ 110.715.942,99 (Vorjahr: T€ 119.536)
127.639.237,66
131.536
142.938,62
147
11.761.698,60
9.498
2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen
und Leistung­en
davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr:
€ 142.938,62 (Vorjahr: T€ 147)
3. Sonstige Verbindlichkeiten
davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr:
€ 851.799,97 (Vorjahr: T€ 1.520)
davon aus Steuern: € 1.719.125,38 (Vorjahr:
T€ 1.629)
139.543.874,88
D.Rechnungsabgrenzungsposten
1.322.944,01
1.225
361.143.516,97
362.478
Bilanz 63
Gewinn- und Verlustrechnung
1. Oktober 2014 bis zum 30. September 2015
€
1. Erträge aus Beteiligungen
2014/2015
Vorjahr
€
T€
28.578.115,94
29.862
1.060.410,26
1.158
12.931.442,16
3.905
2. Erträge aus Ausleihungen des Finanzanlage­
vermögens
3. Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen
4. Sonstige Erträge aus dem Beteiligungsgeschäft
10.177.017,76
9.596
52.746.986,12
44.521
-12.009.201,05
-4.691
Erträge aus dem Beteiligungsgeschäft
5. Aufwendungen für Garantieprovisionen
und sonstige abzuführende Beträge im
Beteiligungsgeschäft
6.Abschreibungen
a) auf Beteiligungen und Ausleihungen des
­Finanzanlagevermögens
b) auf Forderungen aus dem Beteiligungs­geschäft
-8.877.708,64
-9.289
-730.756,64
-1.194
-9.608.465,28
7. Sonstige Aufwendungen aus dem
Beteiligungsgeschäft
Ergebnis aus dem Beteiligungsgeschäft
8. Sonstige betriebliche Erträge
-1.299.032,02
-4.469
29.830.287,77
24.878
2.665.239,27
838
9.Personalaufwand
a) Löhne und Gehälter
b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für Alters­
-6.306.600,44
-6.354
versorgung und für Unterstützung
davon für Altersversorgung: € 1.650.840,43
(Vorjahr: T€ 995)
-2.416.905,05
-1.773
-8.723.505,49
-8.127
-410.932,66
-448
11. Sonstige betriebliche Aufwendungen
-4.318.631,93
-4.399
12. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
42.448,66
172
10. Abschreibungen auf immaterielle Vermögens­
gegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen
13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen
davon aus der Aufzinsung von Pensionsrück­
stellungen: € 321.458,68 (Vorjahr: T€ 543)
14.Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
15. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
-4.680.426,99
-5.242
14.404.478,63
7.672
-707.965,34
-937
16. Sonstige Steuern
-1.602,00
-1
17.Jahresüberschuss
13.694.911,29
6.734
18.Gewinnvortrag
19.618.173,23
16.251
6.847.455,64
3.367
26.465.628,88
19.618
19. Einstellung in die Gewinnrücklagen
20.Bilanzgewinn
64 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Lagebericht für das Geschäftsjahr 2014/2015
1. Grundlagen der Gesellschaft
Die BayBG ist die mittelständische Beteiligungsgesellschaft in Bayern und mit Beteiligungen an rund 500 Unternehmen eine der größten Beteiligungskapitalgeber für
den Mittelstand. Sie beteiligt sich überwiegend in der Form
stiller Beteiligungen, aber auch über offene Beteiligungen,
an mittelständischen Unternehmen. Als Universalbeteiligungsgesellschaft bietet die BayBG Beteiligungen bereits
ab 10.000 EUR bis hin zu maßgeschneiderten Beteiligungslösungen mit einem Volumen von bis zu 7 Mio. EUR. Mit
ihren Investments ermöglicht die BayBG die Umsetzung
von Innovations- und Wachstumsvorhaben, Regelungen
der Unternehmensnachfolge, die Optimierung der Kapitalstruktur sowie die Umsetzung von Turnaround-Projekten.
Dabei versteht sie sich als langfristiger und finanziell stabilisierender Partner des Mittelstands.
Die BayBG ist als Unternehmensbeteiligungsgesellschaft nach dem Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG) anerkannt.
2. Wirtschaftsbericht
2.1 Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen
Die Konjunkturdaten in 2015 zeigen für Deutschland zwar
keinen Boom, aber Wachstumsraten, die deutlich über dem
langfristigen Durchschnitt der letzten Jahre liegen. Auch
bei den Unternehmensinvestitionen scheint die Talsohle
der letzten Jahre durchschritten. Begünstigt durch die
historisch günstigen Kreditmarktbedingungen kam es bei
einem sehr schwachen Ausgangsniveau zu einer leichten
Belebung der Investitionstätigkeit. Im längerfristigen Vergleich aber blieben die Investitionsdynamik und die Investitionsneigung der Unternehmen weiter vorsichtig verhalten.
Die Kredithürde erreichte dagegen ein neues Rekordtief.
Nach Angaben des KfW Kreditmarktausblicks berichtet nur
noch jedes siebte befragte Unternehmen von einer restriktiven Kreditvergabe der Banken. Günstiges Fremdkapital
und verhaltene Investitionsdynamik stellen keine einfachen
Rahmenbedingungen für das Beteiligungsgeschäft dar.
Das gilt vor allem für wachstumsgetriebene Beteiligungsprojekte bei etablierten mittelständischen Unternehmen.
Umgekehrt begünstigt die stabile konjunkturelle Lage die
Nachfrage nach Beteiligungskapital in anderen Marktsegmenten, wie Venture Capital oder der Unternehmensnachfolge.
Die Lage auf dem deutschen Beteiligungskapitalmarkt
wird nach Erhebungen des Bundesverbands Deutscher
Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) als positiv einge-
schätzt. Die Private Equity-Investitionen in deutsche Unternehmen erreichten im ersten Halbjahr ein Volumen von
2.906 Mio. EUR und lagen damit leicht über dem Niveau
des Vergleichszeitraums im Vorjahr (2.792 Mio. EUR). Das
Investitionsvolumen des starken zweiten Halbjahres 2014
(4.372 Mio. EUR) wurde allerdings verfehlt. Der überwiegende
Anteil dieser Investitionen entfällt auf größere Buy-outs.
Die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften konnten
nach Angaben des BVK in den ersten drei Quartalen 2015
insgesamt 99 Mio. EUR in 413 Beteiligungen investieren,
nach 95 Mio. EUR und 420 Beteiligungen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
2.2 Geschäftsentwicklung und Lage der BayBG
Zur Unternehmenssteuerung werden bei der BayBG ins­
besondere die folgenden finanziellen Leistungsindikatoren
gemessen und überwacht:
Bestandsindikatoren
• Beteiligungsbestand
Nominalwert der Beteiligungen im Portfolio – neben
den stillen und offenen Beteiligungen zählen dazu
auch beteiligungsähnliche Finanzierungen (insbesondere Wandeldarlehen), die im Jahresabschluss unter
dem Posten »Ausleihungen an Unternehmen, mit
denen ein Beteiligungsverhältnis besteht« ausgewiesen werden.
• Auszahlungen
Gesamtbetrag der Investitionen eines Geschäftsjahres
in Beteiligungen und beteiligungsähnliche Instrumente.
• Ausfälle
Nominalbetrag der im Geschäftsjahr ausgefallenen
Beteiligungen und beteiligungsähnlichen Instrumenten.
• Ausfallquote
Ausfälle des Geschäftsjahres im Verhältnis zum Beteiligungsbestand am Geschäftsjahresanfang.
Ertragsindikatoren
• Beteiligungserträge
Gesamtbetrag der Erträge aus Beteiligungen und Ausleihungen abzüglich der auf diese Erträge gebildeten
Wertberichtigungen. Die Beteiligungserträge gliedern
sich in (laufende) Erträge aus Beteiligungen und Aus­
leihungen sowie in Erträge aus Beteiligungsverkäufen.
Die Zuführungen bzw. Auflösungen von Wertberichtigungen auf Beteiligungserträge sind in der handelsrechtlichen GuV in den Posten »Abschreibungen auf
Forderungen aus dem Beteiligungsgeschäft« bzw.
»Sonstige Erträge im Beteiligungsgeschäft« ausgewie-
Lagebericht 65
sen. Die Exitprovisionen (erfolgsabhängige Garantie­
provisionen) sind in dem Posten »Aufwendungen für
Garantieprovisionen und sonstige abzuführende
Beträge im Beteiligungsgeschäft« enthalten.
• Ergebnis vor Risiko
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bereinigt um Aufwendungen und Erträge aus der Bewertung des Beteiligungsportfolios (siehe »Bewertungs­
ergebnis«).
• Bewertungsergebnis
Saldo aus Zuführungen und Auflösungen von Wert­
berichtigungen auf Beteiligungen und Ausleihungen
(in der GuV ausgewiesen unter »Abschreibungen auf
Beteiligungen und Ausleihungen« bzw. »Sonstige
Erträge aus dem Beteiligungsgeschäft«) zuzüglich Aufwendungen aus dem Ausfall nicht wertberichtigter
Beteiligungen und Ausleihungen (enthalten in »Sonstige Aufwendungen aus dem Beteiligungsgeschäft«).
Risikoindikatoren
• Eigenrisiko
Das Eigenrisiko beschreibt das durch die BayBG selbst
zu tragende Risiko im Beteiligungsportfolio und entspricht dem Nominalwert des Beteiligungsbestands
abzüglich bestehender Ausfallgarantien durch die
Risiko- und Beteiligungsprogrammpartner der BayBG.
• Nettorisiko
Das Nettorisiko beschreibt das Restrisiko der BayBG
nach Abzug der gebildeten Risikovorsorge auf das
Eigenrisiko.
Beteiligungsbestand
Der Beteiligungsbestand entwickelte sich im Vergleich zur
Planung wie folgt:
Im Geschäftsjahr wurden 46 Mio. EUR in Beteiligungen
investiert, so dass hier angesichts des Marktumfeldes ein
sehr gutes Ergebnis erreicht werden konnte. Insgesamt
erfolgten Beteiligungsinvestitionen in 86 Unternehmen
(Vj. 99), davon 59 (Vj. 74) Erst- und 27 (Vj. 25) Folgeinvesti­
tionen bei bestehenden Beteiligungen. Der angestrebte
Planwert von 42 Mio. EUR konnte somit um 10 % übertroffen
werden. Ebenso erfreulich haben sich die Ausfälle entwickelt,
die deutlich unter Plan und dem überdurchschnittlich
hohen Wert des Vorjahres liegen. Die daraus resultierende
Ausfallquote von 2,4 % lag deutlich unter dem langjährigen
Durchschnittswert von 4 % und markiert einen der niedrigsten jemals erreichten Werte. Die Rückflüsse aus Beteiligungen lagen deutlich über der Planung. Ursächlich hierfür
waren günstige Exit-Szenarien, die zu entsprechenden
Beteiligungsverkäufen führten. Insgesamt konnte damit
der Beteiligungsbestand geringfügig auf 317 Mio. EUR
erhöht werden. Die Anzahl der Unternehmen, an denen
Beteiligungen gehalten werden, verringerte sich dagegen
leicht von 497 auf 487 Partnerunternehmen.
Ertragslage
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten Beteiligungserträge von 41,8 Mio. EUR erwirtschaftet werden, die um
10,5 Mio. EUR über der Planung liegen.
Der Anstieg der Beteiligungserträge resultiert vor allem
aus Beteiligungsexits, die im Vorfeld nur eingeschränkt
planbar sind. Bei insgesamt günstigen Rahmenbedingungen konnten zehn Exits über Trade-Sales sowie durch Beteiligungsrückkäufe realisiert werden.
Nach Abzug der Kosten ergibt sich ein Ergebnis vor
Risiko von 16,3 Mio. EUR, das um 6,2 Mio. EUR über der Planung und um 3,9 Mio. EUR über dem Vorjahr liegt. Ursächlich hierfür sind die deutlich gestiegenen Exiterträge sowie
ein Gewinn von 1,8 Mio. EUR aus Wertpapierverkäufen. Bei
einem aufgrund der günstigen Ausfallsituation ebenfalls
verbesserten Bewertungsergebnis konnte das Ergebnis vor
Steuern mit 14,4 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt werden.
Vermögens- und Finanzlage
Die Vermögens- und Finanzlage ist weiterhin sehr stabil.
Die BayBG verfügt zum 30.09.2015 bei einer nahezu unveränderten Bilanzsumme von 361 Mio. EUR über ein Eigenkapital von 214 Mio. EUR (Vj. 201 Mio. EUR). Die Eigenkapitalquote beträgt damit 59% (Vj. 55%) der Bilanzsumme.
Beteiligungsbestand
IST
(in T€)
Planung
(in T€)
Anfangsbestand 01.10.2014
315.082
315.082
Auszahlungen
46.212
42.000
110 %
41.676
Rückzahlungen/Verkäufe
-36.095
-16.900
214 %
-25.524
Umwandlung in Darlehen
-660
Ausfälle
-7.553
-11.800
64 %
-20.818
Bestand 30.09.2015
316.986
328.382
97 %
315.082
66 Geschäftsbericht 2014 / 2015
IST / Planung
in %
IST Vorjahr
(in T€)
321.593
-1.845
Beteiligungserträge
IST
(in T€)
Planung
(in T€)
IST / Planung
in %
IST Vorjahr
(in T€)
laufende Erträge abzgl.
Wertberichtigungen
30.104
27.560
109%
30.516
Exiterträge
12.931
4.300
301%
3.904
Exitprovisionen
-1.198
-200
–
-621
Beteiligungserträge gesamt
41.837
31.660
132%
33.799
Für zukünftige Beteiligungsinvestitionen bestanden
am Bilanzstichtag flüssige Mittel in Höhe von 31 Mio. EUR
(Vorjahr 33 Mio. EUR). Davon sind 7,8 Mio. EUR für Investi­
tionen bzw. Mittelrückführungen im Rahmen des EFREBeteiligungsprogramms reserviert. Die Refinanzierungs­
verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten konnten auf
128 Mio. EUR (Vorjahr 131 Mio. EUR) zurückgeführt werden.
Zur Finanzierung der Pensionsrückstellungen wurde im
Dezember 2014 ein Contractual Trust Arrangement (CTA)
in Höhe von 10 Mio. EUR dotiert und mit den in der Bilanz
ausgewiesenen Rückstellungen für Pensionsverpflichtungen
saldiert.
Gesamtaussage
Zusammenfassend kann die BayBG auf ein außerordentlich
positives Geschäftsjahr zurückblicken. Es wurde mehr
neues Beteiligungskapital in mittelständische Unternehmen investiert als erwartet, während die Beteiligungsausfälle deutlich unter Plan und Vorjahr blieben. Aufgrund
positiver Exiterträge wurde zudem ein erfreulicher Jahresüberschuss erzielt. Dank ihrer guten Vermögens- und Liquiditätslage wird die BayBG dem Mittelstand auch im neuen
Geschäftsjahr als zuverlässiger Partner für Beteiligungs­
kapital zur Seite stehen.
Ereignisse nach Schluss des Geschäftsjahres
Vorgänge von besonderer Bedeutung nach Schluss des
Geschäftsjahres haben sich nicht ergeben.
3. Zukunftsorientierte Angaben
3.1 Prognosebericht
Für das Geschäftsjahr 2015/16 erwartet die BayBG weitgehend unveränderte Rahmenbedingungen, die durch weiter­
hin günstige Kreditkonditionen und eine niedrige Kredithürde sowie durch eine stabile Konjunkturentwicklung
geprägt werden. Vor diesem Hintergrund ergibt sich eine
ähnlich wie im Vorjahr angelegte Bestandsplanung.
Insgesamt sollen 42 Mio. EUR in neue und bestehende
Beteiligungen investiert werden. Ziel ist außerdem, die
Anzahl der Portfoliounternehmen von 487 auf rund
500 Unternehmen auszubauen. Die Beteiligungsrückzahlungen resultieren im Wesentlichen aus den Vertragslaufzeiten der bestehenden stillen Beteiligungen. Aufgrund
der nur bedingt planbaren Unternehmensverkäufe bei
Beteiligungsnehmern können sich hier aber auch deutliche
Abweichungen vom Planwert ergeben. Die Beteiligungsausfälle sind mit 3,9 % des Anfangsbestands (Vj. 2,4 %) im
Bereich der durchschnittlichen Ausfallrate der vergangenen
Jahre angesetzt. Dabei sind die zum Zeitpunkt der Aufstellung des Lageberichts absehbaren Ausfälle berücksichtigt.
Aufgrund der grundsätzlichen Risiken im Beteiligungsgeschäft einer mittelständischen Beteiligungsgesellschaft
können sich hier jedoch abweichende Ausfallzahlen ergeben. Der Beteiligungsbestand soll insgesamt leicht ausgebaut werden.
Die laufenden Erträge werden bei weitgehend stabilen
Vergütungen aus stillen Beteiligungen aufgrund einzelner
voraussichtlich rückläufiger Gewinn- und Wertzuwachs­
beteiligungen etwas unter dem Niveau des Vorjahres
erwartet. Die Planung der Exiterträge aus dem Verkauf
von Unternehmensbeteiligungen berücksichtigt die zum
Geschäftsjahresbeginn absehbaren Verkaufsprozesse. Ob
sich diese im Verlauf des Planjahres tatsächlich realisieren
lassen, ist jedoch noch mit nicht unerheblicher Unsicherheit behaftet. Bei im Wesentlichen konstanter Planung der
Gesamtkosten für Refinanzierung, Garantieprovisionen
Ergebniskennzahlen
IST
(in T€)
Planung
(in T€)
IST / Planung
in %
IST Vorjahr
(in T€)
Ergebnis vor Risiko
16.349
10.060
163 %
12.392
Bewertungsergebnis der Beteiligungen
-1.945
–
–
-4.720
ERGEBNIS VOR STEUERN
14.404
7.672
Lagebericht 67
Planung des Beteiligungsbestands
Planung
(in T€)
IST Vorjahr
(in T€)
Anfangsbestand 01.10.2015
316.986
315.082
Auszahlungen
42.000
46.212
Rückzahlungen/ Verkäufe/Umwandlungen
-25.000
-36.755
Ausfälle
-12.300
-7.553
Bestand 30.09.2016
321.686
316.986
sowie Personal- und Verwaltungsaufwendungen wird ein
Ergebnis vor Risikovorsorge von 12 Mio. EUR angesetzt. Der
voraussichtliche Nettoaufwand aus der Risikovorsorge für
Beteiligungsausfälle ist abhängig von der wirtschaftlichen
Entwicklung der einzelnen Beteiligungsunternehmen und
kann nur eingeschränkt prognostiziert werden. Unter
Berücksichtigung dieser Unsicherheiten wird ein Jahresüberschuss von fünf bis sieben Mio. EUR erwartet.
Die mittelfristige Planung der BayBG sieht auch über
das Geschäftsjahr 2015/16 hinaus stabile und ambitionierte
Neuinvestitionen im Bereich von 40 bis 45 Mio. EUR pro
Jahr, verbunden mit einem leichten Aufbau des Beteiligungs­
bestands vor.
gesamten Beteiligungsprozess, das darauf zielt, Beteiligungsausfälle zu begrenzen und die Risikotragfähigkeit der
Gesellschaft jederzeit zu gewährleisten. Neben einem etablierten Auswahl- und Betreuungsprozess durch erfahrene
Mitarbeiter bilden der breite Einsatz von Instrumenten zur
Risikoentlastung durch Risiko- und Beteiligungspartner
sowie eine angemessene Risikovorsorgepolitik die Kern­
elemente dieses Konzepts.
Durch diese Maßnahmen soll zunächst gewährleistet
werden, dass die langfristige durchschnittliche Ausfallquote
einen Wert von 4 % p.a. nicht übersteigt. Für das kommende
Geschäftsjahr wird eine Ausfallquote von 3,9 % erwartet.
In einem zweiten Schritt werden die eingegangenen
Beteiligungen möglichst durch Instrumente zur Risikoentlastung durch Garantieprogramme abgesichert. Der Beteiligungsbestand von 317 Mio. EUR ist durch Ausfallgarantien
von 189 Mio. EUR abgedeckt. Wichtigster Risikopartner hier­
bei ist die BGG Bayerische Garantiegesellschaft für mittelständische Beteiligungen mbH, die ihrerseits auf Rückgarantien des Bundes und des Freistaates Bayern im Rahmen
des EU-Beihilferechts zurückgreift. Neben der BGG bestehen wichtige weitere Risiko- und Beteiligungskooperationen mit der LfA Förderbank Bayern, der KfW und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Für das verbleibende Eigenrisiko im Portfolio wird eine
angemessene Risikovorsorge durch Einzelwertberichtigun-
3.2 Chancen- und Risikobericht
Die Chancen und Risiken der BayBG resultieren weitgehend
aus dem Ertragspotenzial und dem Ausfallrisiko der gehaltenen Beteiligungen. Die BayBG legt daher größten Wert
darauf, die Chancen und Risiken, die sich beim Eingehen,
Begleiten und Veräußern von Beteiligungen ergeben, frühzeitig zu erkennen, zu steuern und zu überwachen. Ihr auf
Langfristigkeit angelegtes Geschäftsmodell besteht darin,
ein Erfolg versprechendes Beteiligungsportfolio mit einer
ausgewogenen Chancen- und Risikostruktur zu schaffen
und weiter zu entwickeln. Hierzu setzt die BayBG auf ein
Risikomanagement und internes Kontrollsystem über den
Die Eckdaten der Ertragsplanung stellen sich wie folgt dar:
Beteiligungserträge
Planung
(in T€)
IST Vorjahr
(in T€)
laufende Erträge abzgl. Wertberichtigungen
27.970
30.104
Exiterträge
6.000
12.931
Erträge gesamt
33.970
43.035
Ergebnis vor Risiko
12.070
16.348
68 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Risikostruktur im Beteiligungsportfolio
30.09.2015
(in T€)
Vorjahr
(in T€)
Beteiligungsbestand
316.986
315.082
Garantien
188.606
195.855
Eigenrisiko der BayBG
128.380
119.227
Risikovorsorge
28.092
28.143
Restrisiko
100.288
91.084
gen getroffen. Daraus ergibt sich insgesamt die folgende
Risikostruktur im Beteiligungsportfolio.
Die bestehenden Risikoentlastungen und die gebildete
Risikovorsorge gewährleisten eine unverändert gute Risikoabsicherung.
Gleichzeitig bildet die breite geschäftspolitische Aufstellung der BayBG über die Geschäftsfelder Wachstums­
finanzierung, Unternehmensnachfolge bis hin zu Venture
Capital und Turnaround die Basis, um auch bei veränderlichen Marktbedingungen gezielt sich bietende Marktchancen zu nutzen. Diese breite Aufstellung, verbunden mit
einem hohen Vertrauen der Marktpartner in schnelle und
verbindliche Entscheidungswege und verlässliche Beteiligungsgrundsätze, ermöglichten auch im abgelaufenen
Geschäftsjahr, trotz eines erheblichen Angebots an günstigem Fremdkapital, ein überaus erfolgreiches Neugeschäft.
Bestandsgefährdende Risiken für die BayBG sind derzeit
nicht erkennbar.
In der Gesamteinschätzung der Chancen und Risiken
bildet somit das umfangreiche und breit diversifizierte
Portfolio in Verbindung mit den bestehenden Risikoentlastungen und der gebildeten Risikovorsorge die Grundlage
für eine auch weiterhin stabile Vermögens-, Finanz- und
Ertragslage der BayBG. Damit wird die BayBG, dank ihrer
langjährigen mittelständischen Erfahrung und ihrer starken wirtschaftlichen Substanz, den kleinen und mittel­
großen Unternehmen in Bayern auch in Zukunft ein leistungsfähiger und zuverlässiger Partner sein.
München, den 27. Januar 2016
BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
Geschäftsführung
Dr. Sonnfried Weber
Peter Pauli
Lagebericht 69
Entwicklung des Anlagevermögens
Anschaffungs- und Herstellungskosten
Vortrag zum
Zugänge (Z)/ 01.10.2014
Umbuchungen (U)
Abgänge
Stand am
€
€
€
€
817.077,63
Z79.905,47
-2.771,34
894.211,76
270.000,00
Z637.372,00
–
907.372,00
1.087.077,63
717.277,47
-2.771,34
1.801.583,76
161.268,17
Z7.251,00
–
168.519,17
1.912.139,35
Z352.725,85
-558.057,46
1.706.807,74
2.073.407,52
359.976,85
-558.057,46
1.875.326,91
30.09.2015
I. Immaterielle Vermögensgegenstände
1. Entgeltlich erworbene Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und
ähnliche Rechte und Werte sowie
Lizenzen an solchen Rechten und
Werten
2. Geleistete Anzahlungen
II.Sachanlagen
1. Grundstücke, grundstücksgleiche
Rechte und Bauten einschließlich
der Bauten auf fremden Grund­
stücken
2. Andere Anlagen, Betriebs- und
Geschäfts­ausstattung
III.Finanzanlagen
1.Beteiligungen
314.091.281,42
Z
46.016.287,98 -40.774.266,87 316.783.302,53
U-2.550.000,00
2. Ausleihungen an Unternehmen,
mit denen ein Beteiligungsver­
hältnis besteht
70 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Z392.000,00
10.240.593,28
U2.941.784,94
-5.525.922,99
8.048.455,23
324.331.874,70
46.800.072,92 -46.300.189,86 324.831.757,76
327.492.359,85
47.877.327,24 -46.861.018,66 328.508.668,43
Abschreibungen/Zuschreibungen
Buchwert
Abschreibungen
Zuschreibungen
Abgänge/­
des Geschäftsjahres
des Geschäftsjahres
Umbuchungen
kumuliert
30.09.2015
€
€
€
€
€
130.031,47
–
–
-2.770,34
685.021,76
209.190,00
–
–
–
907.372,00
130.031,47
–
-2.770,34
685.021,76
1.116.562,00
11.414,00
–
–
32.938,17
135.581,00
269.487,19
–
-485.011,44
930.721,53
776.086,21
280.901,19
–
-485.011,44
963.659,70
911.667,21
8.475.327,48
-4.933.465,73
-2.949.266,83
29.241.009,29
287.542.293,24
-12.479,67
402.381,16
-2.350.045,81
64.333,34
2.350.946,14
5.697.509,09
8.877.708,64
-7.283.511,54
-2.897.413,16
31.591.955,43
293.239.802,33
9.288.641,30
-7.283.511,54
-3.385.194,94
33.240.636,89
295.268.031,54
Anlagevermögen 71
Auszüge aus dem Anhang
für das Geschäftsjahr 2014/2015
Auf den vorliegenden Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2014/15 wurden die Rechnungslegungsvorschriften
für Kapitalgesellschaften entsprechend den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches sowie den ergänzenden
­Vorschriften des GmbHG angewandt.
Die Gewinn- und Verlustrechnung wurde nach dem
Gesamtkostenverfahren aufgestellt.
Unter Berücksichtigung der Besonderheiten einer
Unternehmensbeteiligungsgesellschaft wurden die gesetzlich vorgeschriebene Gliederung der Gewinn- und
Verlustrechnung gemäß § 265 Abs. 6 HGB sowie einzelne
­Postenbezeichnungen angepasst. Zur Verbesserung der
Klarheit werden die Forderungen aus gekündigten Betei­
ligungen in einem gesonderten Aktivposten gezeigt.
Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen
sind zu Anschaffungskosten vermindert um planmäßige
Abschreibungen angesetzt. Die Abschreibungen erfolgen
linear für Software über drei bis fünf Jahre, bei Hardware
über drei Jahre und bei Büromöbel grundsätzlich über
fünf Jahre.
Finanzanlagen sind zu Anschaffungskosten oder nie­
drigeren beizulegenden Werten bilanziert. Auf die Finanzanlagen werden bonitätsabhängige Wertberichtigungen
in Höhe von 25 %, 50 %, 75 % oder 100 % des auf die BayBG
entfallenden Risikoanteils gebildet.
Die Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens
sind zu Anschaffungskosten oder einem niedrigeren
­bei­zulegendem Wert angesetzt. Zweifelhafte Forderungen werden wertberichtigt; die Wertberichtigungsquote
entspricht der EWB-Quote der jeweiligen Beteiligung.
­Forderungen und Verbindlichkeiten in ausländischer Währung bestanden am Bilanzstichtag nicht.
Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche
­Verpflichtungen sind nach anerkannten versicherungs­
mathematischen Grundsätzen ermittelt. Die Berechnung erfolgt grundsätzlich nach dem Teilwertverfahren.
Pensionsverpflichtungen aus Entgeltumwandlung wurden
nach der Barwertmethode errechnet. Als biometrische
Rechnungsgrundlagen wurden die Richttafeln 2005 G
von Prof. Dr. Klaus Heubeck verwendet. Bei der Bewertung
wurde der von der Deutschen Bundesbank für eine pauschale Restlaufzeit von 15 Jahren vorgegebene Zinssatz von
4,07 % angesetzt. Zukünftige Gehalts- und Rentenanpassungen sind mit 1,0 % bzw. 1,5 % berücksichtigt.
72 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle
erkennbaren Risiken und ungewissen Verpflichtungen
in Höhe ihrer voraussichtlichen Inanspruchnahme.
Verbindlichkeiten sind mit ihrem Erfüllungsbetrag
angesetzt.
Angaben zu Posten der Bilanz
Verrechnung von Vermögensgegenständen
Zur Finanzierung der Pensionsverpflichtungen besteht ein
Contractual Trust Arrangement (CTA). Der Zeitwert des
­Treu­handvermögens in Höhe von TEUR 10.244 ist mit den
zugehörigen Pensionsrückstellungen von TEUR 13.660
­verrechnet. Erträge aus der Bewertung des Treuhandvermögens von TEUR 244 sind mit den Zinsaufwendungen aus
der Aufzinsung der Pensionsrückstellungen von TEUR 548
saldiert.
Für Zahlungsverpflichtungen aus der Pensionsrückstellung für einen ehemaligen Geschäftsführer in Höhe von
TEUR 131 sowie für Verpflichtungen aus Rückstellungen für
Altersteilzeit von TEUR 327 bestehen zugunsten der Berechtigten verpfändete Ansprüche aus Rückdeckungsversicherungen mit einem Zeitwert von TEUR 365. Die Bewertung
der Aktivwerte erfolgt auf der Grundlage versicherungsmathematischer Gutachten. Die Versicherungsansprüche
sind gemäß § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB in Höhe von TEUR 122
mit den zugehörigen Pensionsrückstellungen und in Höhe
von TEUR 243 mit den Rückstellungen für Altersteilzeit
(sonstige Rückstellungen) verrechnet.
Anlagevermögen
Die Entwicklung der einzelnen Posten des Anlagevermögens ist in einer Anlage zu diesem Anhang (Anlagenspiegel) dargestellt. Die im Anlagenspiegel ausgewiesenen
Umbuchungen enthalten auch Umbuchungen aus dem Umlaufvermögen in die Ausleihungen des Anlagevermögens.
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
Die Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, beinhalten zum Bilanz­
stichtag offene Beteiligungsentgelte. Die Forderungen aus
gekündigten Beteiligungen betreffen Restforderungen
aus der Abwicklung ehemaliger Beteiligungen und sind
im Wesent­lichen durch Garantien der BGG unterlegt. Der
­Ausweis unter den sonstigen Vermögensgegenständen
betrifft im Wesentlichen Steuerguthaben aus abgeführter
Kapitalertragsteuer für die Geschäftsjahre 2013/14 und
2014/15 in Höhe von TEUR 12.816. Die sonstigen Vermögens-
gegenstände betreffen mit TEUR 136 Forderungen gegenüber Gesellschaftern.
Wertpapiere
Die im Vorjahr ausgewiesenen Wertpapiere zur Deckung
von Altersversorgungsverpflichtungen wurden im Berichtsjahr im Zuge der Umstellung der Finanzierung der Altersversorgung auf ein CTA verkauft. Der daraus resultierende
Buchgewinn von TEUR 1.851 ist unter der Position »Sonstige
betriebliche Erträge« ausgewiesen.
Eigenkapital
Das Stammkapital von TEUR 33.617 ist voll einbezahlt. Die
Gewinnrücklagen umfassen die bis zum Geschäftsjahr
2009/10 erwirtschafteten Gewinne sowie 50 % des Jahresüberschusses der Geschäftsjahre 2010/11 bis 2014/15.
Die verbleibenden 50 % der Jahresüberschüsse der letzten
fünf Geschäftsjahre werden als Bilanzgewinn auf neue
Rechnung vorgetragen.
Rückstellungen
In den sonstigen Rückstellungen von TEUR 2.826 sind im
Wesentlichen Aufwendungen für variable Vergütungen für
das Geschäftsjahr 2014/15 (TEUR 1.000) sowie für Altersteilzeit und Urlaubsverpflichtungen (TEUR 612) enthalten.
Verbindlichkeiten
Der Gesamtbetrag der Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren beträgt TEUR 40.685 und
besteht ausschließlich gegenüber Kreditinstituten. Bei
den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten handelt
es sich um Refinanzierungsmittel für die Beteiligungen.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten bestehen mit TEUR 110.716 gegenüber Gesellschaftern.
Zur Besicherung lang- und mittelfristiger Finanzierungsmittel von KfW und LfA in Höhe von TEUR 73.370
besteht eine Vereinbarung mit Negativerklärung und
Verpflichtung zu künftiger Sicherheitsleistung. Die BayBG
verpflichtet sich demnach, Ansprüche aus ERP-Beteiligungen nicht an Dritte abzutreten und über diese Ansprüche
auch im Übrigen nur mit Zustimmung der LfA zu verfügen.
Bei berechtigtem Sicherungsinteresse verpflichtet sich
die BayBG, die genannten Ansprüche auf Verlangen der
LfA an diese zur Sicherheit abzutreten.
Die im Rahmen der Projekte »Eigenkapital für den breiten Mittelstand« aufgenommenen Refinanzierungsmittel
in Höhe von TEUR 10.000 sind durch Abtretung der Ansprüche aus den daraus finanzierten Beteiligungen an die refinanzierenden Institute besichert.
Sonstige finanzielle Verpflichtungen und
Haftungsverhältnisse
Finanzielle Verpflichtungen aus zugesagtem und noch
nicht ausgezahltem Kapital an Unternehmen, mit denen
ein Beteiligungsverhältnis besteht, bestehen in Höhe von
TEUR 9.342.
Weiterhin bestehen finanzielle Verpflichtungen in Höhe
von TEUR 1.060 p.a. aus dem langfristigen Mietverhältnis
der Geschäftsräume der BayBG.
Angaben zur Gewinn- und Verlustrechnung
Erträge aus Beteiligungen
Die Erträge aus Beteiligungen von TEUR 28.578 entfallen
im Wesentlichen mit TEUR 21.498 (Vj. TEUR 22.554) auf
Festvergütungen und mit TEUR 6.224 (Vj. TEUR 6.722) auf
gewinnabhängige Vergütungen.
Sonstige Erträge im Beteiligungsgeschäft
Dieser Posten umfasst sämtliche Erträge aus dem Beteiligungsgeschäft, die nicht den laufenden Erträgen oder
Erträgen aus dem Abgang von Beteiligungen zuzurechnen
sind. Der Ausweis im Geschäftsjahr entfällt im Wesent­
lichen mit TEUR 7.813 auf Erträge aus der Auflösung von
Wertberichtigungen.
Aufwendungen für Garantieprovisionen und sonstige
­abzuführende Beträge im Beteiligungsgeschäft
Der Posten umfasst sämtliche Aufwendungen aus der
Nutzung von Garantieprogrammen zur Absicherung des
Ausfallrisikos im Beteiligungsgeschäft. Die hier ausge­
wiesenen Garantieaufwendungen entstehen sowohl
bestandsabhängig als auch ergebnisabhängig und kön‑
nen daher im Zeitablauf nicht unwesentlichen Schwan­
kungen unterliegen. Der Ausweis im Berichtsjahr entfällt
mit TEUR 8.694 im Wesentlichen auf ergebnisabhängige
Garantieprovisionen an KfW, LfA und BGG.
Sonstige Aufwendungen aus dem Beteiligungsgeschäft
Die Aufwendungen betreffen Forderungsverluste aus
­ehemaligen Beteiligungen sowie Beratungskosten im
Zusammenhang mit Beteiligungsengagements.
Sonstige betriebliche Erträge
Unter diesem Posten werden alle sonstigen Erträge aus­
gewiesen, die nicht unmittelbar aus dem Beteiligungs­
geschäft resultieren. In den sonstigen betrieblichen Erträgen sind im Wesentlichen Erträge aus der Veräußerung von
Wertpapieren mit TEUR 1.851 (Vj. TEUR 0), aus Geschäfts­
besorgung von TEUR 361 (Vj. TEUR 364) sowie Zuschüsse
von TEUR 362 (Vj. TEUR 271) enthalten.
Sonstige betriebliche Aufwendungen
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen betreffen im
Wesentlichen Mietaufwendungen (TEUR 1.116; Vj. TEUR 1.101),
Werbe- und Reisekosten (TEUR 642; Vj. TEUR 799), Rechtsund Beratungskosten (TEUR 661; Vj. TEUR 569) sowie ITund Betriebskosten (TEUR 700; Vj. TEUR 694).
Zinsen und ähnliche Aufwendungen
Die Zinsen und ähnlichen Aufwendungen betreffen im
Wesentlichen mit TEUR 4.298 (Vj. TEUR 4.617) die Refinanzierung von Beteiligungen sowie mit TEUR 566 (Vj. TEUR 544)
Auszüge aus dem Anhang 73
den Zinsanteil aus der Dotierung von Rückstellungen für
Pensionen und Altersteilzeit. Damit ver­rechnet sind Erträge
von TEUR 321 aus dem zur Finanzierung der Pensionsverpflichtungen bestehenden Treu­handvermögen.
Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
Bei der Ermittlung des zu versteuernden Einkommens
wurden die auf die BayBG entfallenden Ergebnisanteile
aus den Direktbeteiligungen berücksichtigt, soweit sie
der BayBG vorlagen. Im Übrigen wurden für die Zwecke
der Einkommensermittlung die Ausschüttungen im
Geschäftsjahr dem steuerlichen Ergebnisanteil gleich­
gesetzt.
Die ausgewiesenen Ertragsteuern beinhalten mit
TEUR 738 Steuern des Geschäftsjahres und mit TEUR 31
Steuererstattungen für Vorjahre.
Arbeitnehmer
Im Geschäftsjahr 2014/15 waren neben den Geschäfts­
führern im Durchschnitt 73 (Vorjahr: 71) Mitarbeiter
beschäftigt.
74 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Ergebnisverwendung
Auf Vorschlag der Geschäftsführung sollen 50 % des
Jahresüberschusses des Geschäftsjahres in die Gewinnrücklagen eingestellt werden. Die verbleibenden 50 % des
Jahresüberschusses des Geschäftsjahres sowie der ausgewiesene Bilanzgewinn des Vorjahres sollen auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die Ergebnisverwendung ist von
der Gesellschafterversammlung noch zu beschließen.
München, den 27. Januar 2016
BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
Geschäftsführung
Dr. Sonnfried Weber
Peter Pauli
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz,
Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und den Lagebericht der
BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH, München,
für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 2014 bis 30. September 2015 geprüft. Durch § 8 Abs. 3 UBGG wurde der Prüfungsgegenstand erweitert. Die Prüfung erstreckt sich
daher auch auf die Einhaltung der Vorschriften des Gesetzes über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften. Die
Buchführung und die Aufstellung von Jahresabschluss
und Lagebericht nach den deutschen handelsrechtlichen
Vorschriften liegen in der Verantwortung der Geschäftsführung der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, auf der
Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Einbeziehung
der Buchführung, den Lagebericht sowie über den erweiterten Prüfungsgegenstand abzugeben.
Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317
HGB und § 8 Abs. 3 UBGG unter Beachtung der vom Institut
der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen
Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf
die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter
Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
und durch den Lagebericht vermittelten Bildes der Ver­
mögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken,
mit hinreichender Sicherheit erkannt werden und dass mit
hinreichender Sicherheit beurteilt werden kann, ob die
Anforderungen, die sich aus der Erweiterung des Prüfungsgegenstandes nach § 8 Abs. 3 UBGG ergeben, erfüllt wurden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden
die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das
wirtschaftliche und rechtliche Umfeld der Gesellschaft
sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksich-
tigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des
rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems
sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwiegend auf der Basis
von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrundsätze und der
wesentlichen Einschätzungen der Geschäftsführung sowie
die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lage­berichts. Wir sind der Auffassung, dass
unsere Prüfung eine hin­reichend sichere Grundlage für
unsere Beurteilung bildet.
Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung
gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss
den gesetzlichen Vorschriften und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein
den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft. Der
Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss,
vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der
Gesellschaft und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.
Die Prüfung der Einhaltung der Vorschriften des Gesetzes über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften nach
§ 8 Abs. 3 UBGG hat keine Einwendungen ergeben.
München, den 27. Januar 2016
KPMG Bayerische Treuhandgesellschaft
Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Steuerberatungsgesellschaft
PaskertMertens
WirtschaftsprüferWirtschaftsprüfer
Bestätigungsvermerk 75
Impressum
Herausgeber:
BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
Königinstraße 23, 80539 München
Telefon: 089 12 22 80-100
Telefax: 089 12 22 80-101
[email protected]
www.baybg.de
Redaktionsschluss: 15. März 2016
© BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
Alle Rechte vorbehalten
Fotografie:
AVISIO picture & concept, München
Umschlagmotiv: © istock
vordere Umschlaginnenseite:
BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
S. 40/41: © shutterstock
Gestaltung und Realisation:
Sieveking · Agentur für Kommunikation,
München und Berlin
Reproduktion der Abbildungen:
Lorenz & Zeller, Inning a. A.
Druck und Bindung:
Color-Offset GmbH, München
76 Geschäftsbericht 2014 / 2015
Die Fotos auf den Aufmacherseiten und die ganz­
seitigen Abbildungen zeigen die ­folgenden Firmen:
4/5
links: tado° GmbH
rechts: noris network AG
12/13 links: WENZEL Präzision GmbH
rechts: hyphen GmbH
17
Trans Tech Hysek GmbH
21noris network AG
24/25 links: Trans Tech Hysek GmbH
rechts: 2W Technische Informations
GmbH & Co. KG
28
Trans Tech Hysek GmbH
33
noris network AG
46/47 links: WENZEL Präzision GmbH
rechts: hyphen GmbH
60/61 links: Trans Tech Hysek GmbH
rechts: 2W Technische Informations
GmbH & Co. KG
Das Foto auf der vorderen Umschlaginnenseite
zeigt den Neubau der BayBG in der ­Münchner
Königinstraße
Das BayBG-Beteiligungsangebot
Wachstum
Venture
Unternehmens­
Turnaround
Zielgruppen
Industrie-, größere
Handwerks-, Handelsund Dienstleistungs­
unternehmen mit
Wachstumspotenzial
Unternehmen mit
technologiegetrie­
benen Produkten
und / oder Dienstleistungen (Start-ups,
bereits etablierte
Unternehmen)
Unternehmen, die
• die familienexterne
Nachfolge regeln
oder
• Betriebsteile outsourcen wollen
Unternehmen in /
nach akuter Krise
mit Erfolg versprechendem Fortführungskonzept
Einsatz­
möglichkeit
• Kapazitäts­
erweiterung
• Internationali­
sierung
• Rationalisierung
• Optimierung der
Kapitalstruktur
• Working Capital
• Marktnahe
­innovative ­Produktentwicklung
• Markterschließung
• Investition
• Working Capital
• MBO = Management-Buy-out
• MBI = Management-Buy-in
• Ausgliederung von
Unternehmens­
teilen (Spin-offs)
• Ablösung von
Gesellschaftern
• Mitfinanzierung
von Restrukturierungsmaßnahmen
• Rationalisierung
betrieblicher
Abläufe
• Working Capital
Beteiligungs­
volumen
10.000 € – 7 Mio. €
250.000 € – 1,5 Mio. €,
Auf­stockung bis zu
7 Mio. € möglich
250.000 € – 7 Mio. € ab 500.000 €
Capital nachfolge
Beteiligungsart
• stille (mezzanine) Beteiligung
• offene (direkte) Beteiligung (Minderheitsbeteiligung)
• kombinierte (stille / offene) Beteiligung
Laufzeit
individuell, in der Regel zwischen 6 – 10 Jahren
Sonstige Dienst­
leistungen
Beratung in Finanzierungs- und betriebswirtschaftlichen Fragen,
breites Netzwerk von ­Dienstleistern, Diskussionspartner in Strategiefragen
Zur ersten
­Beurteilung
­notwendig
aussagekräftige Unternehmensunterlagen mit Informationen
über Produkt, Markt, aktuelle ­Jahresabschlüsse, Planzahlen etc.
Konditionen
individuell (risikoorientiert); meist Mischung aus fester Vergütung und variabler Komponente
Spezial­
programme
Existenzgründungen
KHHG – Kapital für Handwerk,
Handel und Gewerbe
Stille Beteiligungen von 20.000 € bis 250.000 €
Stille Beteiligungen von 10.000 € bis 100.000 €
für Unter­nehmen, die älter als 5 Jahre sind.
für Unternehmen, die bis zu 5 Jahre alt sind.
BayBG Bayerische Beteiligungs­gesellschaft mbH
Königinstraße 23 · 80539 München
Telefon 089 12 22 80-100 · Telefax 089 12 22 80-101
[email protected] · www.baybg.de