Monitoringbericht 3

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Monitoringbericht 3
Quartiersekretariat
Neu-Oerlikon
c/o Gemeinwesenarbeit Zürich Nord
Schaffhauserstrasse 315
8050 Zürich
Telefon 01 316 70 13
Telefax 01 316 70 11
[email protected]
www.gwanord.stzh.ch
Monitoringbericht 3
Bericht über die Entwicklungen
in Neu-Oerlikon und Oerlikon
von August 2002 bis Dezember 2003
Autorin: Esther Diethelm
Zürich, Mai 2004
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung..............................................................................................4
2
Entwicklungen in Neu-Oerlikon ..........................................................5
2.1
Einleitung........................................................................................................................5
2.2
Rückblick auf wichtige Ereignisse in Neu-Oerlikon ........................................................5
2.3
Wohnen in Neu-Oerlikon ................................................................................................9
2.4
2.5
2.3.1
Einleitung........................................................................................................9
2.3.2
Wohnsiedlungen und Wohnbautätigkeiten im Überblick................................9
2.3.2.1
Bezogene Wohnsiedlungen ...........................................................................9
2.3.2.2
Wohnsiedlungen im Bau...............................................................................10
2.3.3
Statistische Angaben zur Wohnbevölkerung in Neu-Oerlikon .....................11
2.3.4
Wohnen im „Center Eleven“ .........................................................................12
2.3.5
Wohnen im „Regina Kägi Hof“......................................................................14
2.3.6
Wohnen in den Wohnsiedlungen „Züri50“....................................................16
2.3.7
Wohnen an der „Neunbrunnenstrasse“ ........................................................17
2.3.8
Fazit und Zusammenfassung .......................................................................18
Arbeiten in Neu-Oerlikon – Befragungen von Angestellten..........................................19
2.4.1
Einleitung......................................................................................................19
2.4.2
Arbeitgeber und Arbeitssituation ..................................................................19
2.4.3
Arbeitsweg und Bedeutung des Bahnhofs Oerlikon.....................................20
2.4.4
Image, Charakterisierung und Beurteilung der Arbeitsumgebung ...............21
2.4.5
Öffentlicher Raum.........................................................................................23
2.4.6
Nutzung und Beurteilung des bestehenden Angebots in Oerlikon ..............23
2.4.6.1
Verpflegungsmöglichkeiten und Gastronomieangebot ................................23
2.4.6.2
Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufsverhalten .............................................24
2.4.6.3
Freizeitangebote und Freizeitverhalten ........................................................25
2.4.7
Bisherige Entwicklung, Massnahmen und Wunsch nach Mitwirkung ..........25
2.4.7.1
Beurteilung der bisherigen Entwicklung in Neu-Oerlikon .............................25
2.4.7.2
Veränderungsbedarf.....................................................................................26
2.4.7.3
Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung oder zur Belebung......................27
2.4.7.4
Einschätzung der weiteren Entwicklungen in Neu-Oerlikon.........................27
2.4.7.5
Wunsch nach Mitwirkung und Informationsbedarf .......................................28
2.4.8
Zusammenfassung .......................................................................................28
Aktuelle Themen- und Handlungsfelder in Neu-Oerlikon.............................................29
2.5.1
Fehlendes Quartierleben und mangelhafte Versorgungsstrukturen ............29
2.5.2
Architektur und optisches Erscheinungsbild.................................................30
2.5.3
Erscheinungsbild, Alltagstauglichkeit und Belebung des
öffentlichen Raums.......................................................................................30
2.5.4
Charakter und Image....................................................................................32
2.5.5
Parkierung, Strassenbau & Verkehr.............................................................33
Seite 2
3
Entwicklungen im Zentrum Oerlikon ................................................34
3.1
Einleitung......................................................................................................................34
3.2
Rückblick auf wichtige Ereignisse im Zentrum Oerlikon ..............................................34
3.3
Aktuelle Themen im Zentrum Oerlikon.........................................................................37
3.3.1
Stadtteilentwicklungsprozess zur Stärkung des Zentrums Oerlikon ............37
3.3.2
Herausforderung Bahnhof Oerlikon und Auswirkungen Bahnhof
Löwenstrasse ...............................................................................................40
3.4
Zusammenfassung .......................................................................................................41
4
Ideen- und Massnahmenkatalog zur Quartierbelebung und zur
Förderung der Lebens- und Aufenthaltsqualität .............................42
4.1
Einleitung......................................................................................................................42
4.2
Einflussmöglichkeiten und laufende Aktivitäten der Stadtverwaltung ..........................42
4.3
Massnahmen- und Ideenkatalog ..................................................................................43
Seite 3
1 Einleitung
Das Quartiersekretariat beobachtet im Rahmen seines Auftrags die laufenden Entwicklungen in
Neu-Oerlikon (vormals Zentrum Zürich Nord, ZZN) und in Oerlikon. Regelmässig fasst es die
Erkenntnisse im sogenannten Monitoringbericht zusammen. Der Monitoringbericht 3 umfasst die
Entwicklungen zwischen August 2002 und Dezember 2003.
Wie Monitoringbericht 1 und 2 basiert auch Monitoringbericht 3 auf zahlreichen Gesprächen mit
BewohnerInnen, Quartier-, Firmen- und VerwaltungsvertreterInnen. Diese Gespräche wurden im
zweiten Halbjahr 2003 geführt. Zudem werden im Bericht viele Daten und Informationen aus
verschiedenen Netzwerken, Koordinationsgefässen und Prozessen aufbereitet und dargestellt.
Ein Schwerpunkt im Monitoringbericht 3 ist Kapitel 2.4. Darin wird aufgezeigt, wie Menschen,
die in Neu-Oerlikon arbeiten, ihre Arbeitssituation und die Arbeitsumgebung wahrnehmen und
einschätzen. Dazu haben im Herbst 2003 rund 30 Studierende der Hochschule für Soziale Arbeit im Auftrag des Quartiersekretariats eine kleine Umfrage durchgeführt. Die Studierenden befragten rund 24 Personen im Sinne von Spontangesprächen in den Personalrestaurants von vier
in Neu-Oerlikon angesiedelten Unternehmen. Obwohl die Anzahl der befragten Personen zu gering ist, um von einer Repräsentativität sprechen zu dürfen und die Resultate nicht verallgemeinert werden dürfen, lassen sich im Sinne einer qualitativen Vorabklärung dennoch Trends erkennen.
Die Spontangespräche dienten als Grundlage für neun rund einstündige Interviews mit Angestellten von ausgewählten Firmen. Auch diese Interviews haben Studierende geführt. In diesen
Gesprächen liessen sich anhand eines Interviewleitfadens einige Themen zur Alltags- und Aufenthaltsqualität vertiefen. Wichtige Zitate fliessen zur Veranschaulichung in den Bericht ein.
Die Autorin bedankt sich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Personen, die zum guten Gelingen des Berichts beigetragen haben – im Speziellen allen InterviewpartnerInnen für ihre Offenheit und ihr Vertrauen. Besonderer Dank gilt Edi Martin, Dozent der Hochschule für Soziale
Arbeit Zürich, für die angenehme Zusammenarbeit und den fachlichen Input bei der Vorbereitung der Lernveranstaltungen sowie allen Studierenden der VSA01, die im Rahmen ihres Unterrichts die Spontangespräche, Interviews, Firmenerkundungen und Dokumentenanalysen durchgeführt haben. Ihre Arbeiten waren sehr wertvoll und konnten bestens in diesem Bericht verwertet werden. Herzlichen Dank allen Personen und Angestellten, die sich für die Spontangespräche und die Interviews zur Verfügung gestellt haben, insbesondere den Mitarbeitenden der Firmen ABB Hochspannung, Chili Solution, Credit Suisse, IBM, Oerlikon Contraves AG und UBS
AG. Ebenso danke ich den LeiterInnen der Personalrestaurants Cityport, Culinarium, Oerlikon
Contraves und Torondo für den freundlichen Empfang und die Einführung der Studierenden in
die jeweiligen Gepflogenheiten und Betriebsabläufe.
Regula Arpagaus danke ich für Ihren Vorabzug Ihrer BewohnerInnenbefragung. Kapitel 2 lehnt
sich an die Strukturen und inhaltlichen Aussagen ihrer Arbeit an. Mein Dank geht zudem an
Gertrud Graf für die Erstellung der Diagramme und die Ergänzungen des Berichts mit Foto- und
Bildmaterial. Michael Emmenegger, Hansruedi Oetiker und Ueli Troxler danke ich für die wertvollen Inputs beim Gegenlesen des Berichts.
Zürich, Mai 2004
Seite 4
2 Entwicklungen in Neu-Oerlikon
2.1 Einleitung
Dieses Kapitel beschreibt wichtige Ereignisse, die sich zwischen August 2002 und Dezember
2003 im Neu-Oerlikon zugetragen haben. Es handelt sich dabei bauliche und gesellschaftliche
Veränderungen, die den rasanten Wandel des ehemaligen Industrieareals in ein neues Wohnund Dienstleistungsquartier veranschaulichen. Industrielle Fertigungsanlagen weichen neuen
Dienstleistungsgebäuden, Einkaufszentren und Wohnüberbauungen. Es entstehen neue Strassenräume und Parkanlagen. Mit den neuen BewohnerInnen und Angestellten zieht auch Leben
ins neue Quartier.
Mit dem Begriff Neu-Oerlikon wird das ehemalige Industrieareal nördlich des Bahnhofs Oerlikon
bezeichnet, für das 1998 entsprechende Sonderbauvorschriften zur Nutzungsänderung genehmigt wurden und während mehrerer Jahre unter dem Titel Zentrum Zürich Nord (ZZN) vermarktet wurde. Da sich der Begriff ZZN im Alltagsgebrauch nicht zu etablieren vermag und er zudem
verwirrlich ist1, schlug Stadtrat Martin Waser anfangs 2004 die Gebietsbezeichnung NeuOerlikon vor, die in diesem Bericht übernommen wird.
2.2 Rückblick auf wichtige Ereignisse in Neu-Oerlikon
Öffentlicher Verkehr im Vormarsch – Optimale Erschliessung des Zentrums Zürich
Nord durch neue Routenführung der Buslinien! Die Buslinie 75 bekommt eine neue Route
und wird bis zum Bahnhof Oerlikon verlängert. Der Bus fährt neu von der Tramendstation Seebach über Käshalde – Köschenrüti – Schönauring – neue Himmeribrücke via Birchstrasse zum
Bahnhof Oerlikon. Für den Ausbau der Birchstrasse und den Neubau der Himmeribrücke über
die SBB-Linie wurden dem Gemeinderat 6,822 Mio. Franken beantragt. Der Kredit wurde Mitte
September 2002 durch den Gemeinderat bewilligt.
Im Juni 2003 bewilligt der Stadtrat einen
Objektkredit von 1,38 Mio. Franken für eine neue
Bushaltestelle Bahnhof Oerlikon Nord an der
Affolternstrasse unmittelbar bei den Perronanlagen. Die Buslinien 64, 75 und 80 wurden
zusammengefasst. Der Bau dauerte von Juli bis
November 2003. Auf Fahrplanwechsel Mitte
Dezember 2003 wurde die Haltestelle in Betrieb
genommen.
Neue Fussgänger und Zweirad-Unterführung ins Naherholungsgebiet Anwandl: Seit
Mitte April 2003 steht der Bevölkerung eine neue Unterführung zur Verfügung. Die 10,3 Meter
lange, 3,5 Meter breite und rund 2,2 Meter hohe Unterführung verbindet den Flurweg beim Anwandl in Seebach mit den Siedlungen an der Neunbrunnenstrasse im Zentrum Zürich Nord. Die
Kosten wurden von der Stadt Zürich und von privaten Grundeigentümern getragen.
Neue Impulse für Zürich Nord! So heisst eines der neun Legislaturziele 2002 bis 2006, die
sich der Stadtrat zur Erhaltung einer hohen Lebensqualität in Neu-Oerlikon gesetzt hat. Er will
1
Das Zentrum Zürich Nord übernimmt bislang kaum Zentrumsfunktionen für die Region Zürich
Nord, welche die Quartiere Schwamendingen, Seebach, Affoltern und Oerlikon umfasst.
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vermehrt Anstrengungen unternehmen, um die Alltagsqualität der erst teilweise entwickelten
Gebiete zu sichern. Dazu gehörten unter anderem die Vernetzung der Entwicklungsgebiete mit
dem Zentrum von Oerlikon, die Schaffung einer attraktiven Verbindung (Unterführung) beim
Bahnhof Oerlikon und die Entwicklung des Zentrums von Oerlikon zu einem lebendigen, urbanen Stadtteil mit vielseitigem Angebot an Läden, Gastronomie und Kultur.
Die dritte öffentliche Parkanlage – der „Louis-Häfliger Park“ – wird der Bevölkerung
übergeben! Am 30. August 2003 wurde der „Louis-Häfliger Park“ öffentlich eingeweiht mit Ansprachen von Stadtrat Martin Waser und Ernst Tschannen, Direktor von Grün Stadt Zürich. Die
Übergabe an die Bevölkerung wurde unter dem Motto „Hallo Nachbarin, hallo Nachbar“ mit dem
alljährlichen Siedlungsfest zusammengelegt und mit Musik, Luftballons, Kaffe und Kuchen, einer
Feuerwehrdemo und einer grossen Tombola gefeiert . Die Festivitäten wurden von Grün Stadt
Zürich zusammen mit der Siedlungskommission „Regina Kägi Hof“ organisiert. Leider musste
aufgrund der sommerlichen Dürreperiode und der Waldbrandgefahr auf das Feuerwerk verzichtet werden. Das tat dem Fest jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil: Kinder, Jugendliche und
Erwachsene vergnügten sich trotzt wechselhaftem Wetter und teilweise heftigen Regenschauern spielend im Park oder freuten sich über die zahlreichen Attraktionen wie Ponyreiten, Blasiomatten, Gesellschaftsspielen, essen und trinken.
Der Louis-Häfliger Park liegt zwischen der ABZ-Siedlung
„Regina Kägi Hof“ und dem Produktionsgebäude der
Oerlikon Contraves AG. Er wurde als Nachbarschaftspark konzipiert und soll vor allem von der Bewohnerschaft genutzt werden. Die Wettbewerbsgewinner, die
Landschaftsarchitekten Stephan Kuhn und Richard
Truninger aus Zürich, hatten mit dem Projekt „Quilt“ einen patchworkartigen Park aus mehreren Elementen
entworfen. Das Kies- und Baumfeld, der Sportplatz und
das Spielband sind unterschiedlich möbliert und beleuchtet. Das Rasenfeld mit den acht Erdpyramiden erinnert an die ehemaligen Munitionslabors auf dem Gelände.
Im November 2001 hatte Grün Stadt Zürich zusammen mit dem Quartiersekretariat eine Informationsveranstaltung zum Louis-Häfliger Park organisiert. Die BewohnerInnen wurden über das
Projekt informiert und brachten Ihre Anregungen zur Ausgestaltung und zur künftigen Nutzung
ein.
Im Juni 2002 bewilligte der Gemeinderat den Kredit von 3,716 Millionen für den Bau. Die Bauarbeiten begannen am 31. Oktober 2002. Der Park wird seit der Eröffnung rege von Kindern aus
der Sieldung „Regina Kägi Hof“ zum Spielen genutzt.
Die neuen Parkanlagen in Oerlikon werden ausgezeichnet! Der MFO-Park erhält den
public design Preis 2003. Dieser europäische Preis für Gestaltung des öffentlichen Raums,
zeichnet Projekte aus, die innerhalb der letzten zehn Jahre geplant und realisiert wurden. Die offizielle Preisverleihung fand an der Fachmesse in Düsseldorf statt. Der Oerliker Park erfährt Anerkennung in der Kategorie „Bauen in der Öffentlichkeit“ durch die Stiftung für die Auszeichnung guter Bauten.
Belebung der Parkanlagen durch einmalige und wiederkehrende Aktivitäten: Das festivalOERLIKON wird in NORDfest umbenannt. Der Verein festivalOERLIKON will damit ein Zeichen setzen, dass sich die Festivität an ganz Zürich Nord richtet und alle Vereine, Firmen und
Gruppierungen aus Zürich Nord eingeladen sind, am NORDfest mitzuwirken und sich vorzustellen. Das NORDfest will nach wie vor eine Plattform für Begegnungen sein und über die Entwicklungen in Zürich Nord informieren sowie die Vielfalt dieser Region sichtbar machen. Gemäss
Seite 6
Adrian Hug2, Präsident des Vereins festivalOERLIKON, steht nicht allein der Festaspekt im Vordergrund. Vielmehr soll mit dem Fest ein Beitrag zum Zusammenwachsen der Stadtteile geleistet werden.
Vom 27.-29. Juni 2003 wurde das zweite NORDfest im Areal
rund um den MFO-Park erfolgreich durchgeführt.
Schwerpunkte waren die zwei Bühnen mit einer breiten
Palette verschiedener Konzerte und Tanzaufführungen.
Zahlreiche In- und Outdoorveranstaltungen unter den Stichworten „Eindrücke, Begegnungen und Erfahrungen“ und
„Information“ ergänzten das kulturelle Angebot. So
diskutierten im „Open Forum“ Menschen unterschiedlichster
kultureller Herkunft miteinander. Es gab Führungen zu
öffentlichen und verborgenen Kunstobjekten unter Mitwirkung
von Mitarbeitenden der internationalen Firmen vor Ort, zudem
Führungen durch die Parklandschaften im Zentrum Zürich
Nord und sachkundig geführte VBZ-Busrundfahrten zu Stadtentwicklungsgebieten in Zürich Nord. Im „Parktalk“ auf der
Parkbühne tauschten sich am Sonntagmittag Fredy Burger,
Anna Stolz und die Stadträte Martin Waser und Monika
Weber unter der Gesprächsleitung von Heinrich von Grünigen angeregt über das Leben, Arbeiten und Wohnen in Zürich Nord aus. Dem zahlreich erschienenen Publikum wurden viele Attraktionen geboten: Dunkelzelt, Rollstuhlparcours, das Streetball-Turnier der Jugend ZüriNord, Kletterwand, Harassenklettern, Chilbibahnen und vieles mehr. In Festzelten und an Ständen wurden
kulinarische Köstlichkeiten angeboten, die das festliche Angebot abrundeten.
Anfangs Juli 2003 gastierte der Zirkus Chnopf im MFO-Park und führte drei Vorstellungen
durch.
Der MFO-Park bot zudem die ideale Kulisse für das Open-Air-Kino. Der Cine Club Nord organisierte diesen Event am 5./6. September 2003, und Jung und Alt erfreute sich an den Filmen
„Cinema Paradiso“ und „Chicken Run“.
Das Tezet Oerlikon (vormals Gemeinschaftszentrum Oerlikon) präsentierte am 13./14. September 2003 im Oerliker Park seine zahlreichen Angebote der Wohnbevölkerung in NeuOerlikon. Das Café Tezet bot Kuchen und Tee an, AnimatorInnen luden die Kinder zum spielen
und zu Slalom- und Longboardfahrten ein. Die Artisten vom Haar-Atelier verwandelten in ihrem
Freiluftsalon Wuschelköpfe in Haarkunstwerke. Die Initiantinnen des Kindervideoprojekts zeigten Filme im Festzelt. TangotänzerInnen und die wunderbaren Softdrinks der Tanzbar trugen
das Ihre zur Belebung des Parks bei. Leider wurde das vielseitige Programm während Knabenschiessen nicht so rege besucht wie erhofft.
Das Parkcafé im Oerliker Park oder wie Träume wahr werden! Wie schön wäre es, sich
sonntags im roten Pavillon des Oerliker Parks mit einem feinen Brunch verwöhnen zu lassen,
angeregt mit NachbarInnen zu plaudern oder in alle Gemütlichkeit die Sonntagszeitung bei einem Gläschen Proseco zu lesen? Dies war die Vision einiger initiativer BewohnerInnen aus der
Wohnsiedlung Züri50. Diese Idee wird nun Wirklichkeit. Nach intensiver Vorbereitungszeit gründeten die InitiantInnen am 20. August 2003 den Verein Parkcafé50. Der Vorstand wurde bestellt
und Doris Würsch als Präsidentin gewählt. Der Verein bezweckt die Belebung des Oerliker
Parks durch den Betrieb eines Parkcafés. Nach Erhalt der Bewilligung durch Grün Stadt Zürich
und dank der finanziellen Starthilfe durch den Legislaturschwerpunkt „Neue Impulse für Zürich
Nord“ wird der Verein ab April 2004 jedes zweite Wochenende ein Outdoorcafé von BewohnerInnen für BewohnerInnen betreiben.
2
vgl. Interview in Vorstadt vom 12. März 2003
Seite 7
Oerlikon - der Messe- und Kulturschauplatz der Region Glattal: Neben dem Hallenstadion und der Messe Zürich ist auch das Zentrum Zürich Nord bereits heute ein Standort für
Messen und Grossveranstaltungen. In der Eventhalle 550 werden seit längerer Zeit die unterschiedlichsten Anlässe mit überregionaler Ausstrahlung durchgeführt. Beachtung fanden die
Schweizer Musikmesse „light + sound“, das „European Halloween Festival“ mit verschiedenen
Dancefloors, die erste Schweizer Personalfachmesse „Personal Swiss“, die Silvesterparty, die
Erotica-Messe, der Swiss Travel Markt der verschiedenen Reiseveranstalter und die DesignMesse „Neue Räume“ für neues Möbeldesign.
Leider lassen sich in diesem Kapitel nicht nur aufbauende Ereignisse schildern. So verlor Oerlikon den Technoklub Rohstofflager. Da die Ausnahmebewilligung abgelaufen ist, fand am 1.
Februar 2003 die letzte Party in der ehemaligen Produktionshalle der Batteriefabrik Accu Oerlikon statt.
Auch im wirtschaftlichen Bereich lassen sich eher unerfreuliche Veränderungen verzeichnen.
Die globale Wirtschaftslage wirkt sich auf den Standort Oerlikon aus, der Hauptsitz einiger internationaler Firmen ist. So baut die ABB ihren Produktionsstandort ab und um. 45 Stellen für
Polytechniker gingen Ende 2003 verloren. Die GIS-Fabrik der ABB an der Therese GiehseStrasse, in der Schaltanlagen hergestellt werden, wird ins Gebäude Toro 2 verschoben. Damit
werden ab 2004 210 Mitarbeitende neu an der Eduard-Imhof-Strasse arbeiten. Mit diesem Umzug wird die Herstellung der Schaltanlagen effizienter, die Durchlaufzeit kann um 40 Prozent reduziert und damit Kosten gesenkt werden.
Umso erfreulicher stimmt es, dass rege Bautätigkeiten die Situation in Neu-Oerlikon positiv
beeinflussen und durch den Bezug mehrerer Wohnsiedlungen und Dienstleistungsgebäude die
Wohn- und Arbeitsbevölkerung gewachsen ist.
Mit der Sprengung des 58 Meter hohen Kamins auf dem Accu Areal wurde im März 2003 der
Startschuss für den Wahlenpark gegeben. Der Wahlenpark ist die vierte grosse öffentliche
Grünfläche in Neu-Oerlikon. Er wird neben einer grossen Rasenfläche, die als Spielwiese dient
und einen Brunnen enthält, auch ein Feld mit Blutbuchen und weiteren Spielgeräten umfassen.
Die ehemalige Cats-Halle an der Binzmühlestrasse wurde im Herbst 2003 abgerissen. Sie
weicht einem Bau des Architektenteams Kaufmann, van der Meer und Partner AG namens „Zürich City“. Der Investor, die PricewaterhouseCoopers (PWC), wird ihren Hauptsitz und die zahlreichen Standorte in diesem 22’000m2 grossen Bürogebäude zusammenfassen. Ab 2005 werden rund 1100 MitarbeiterInnen der PricewaterhouseCoopers unter einem Dach in Oerlikon zusammenarbeiten. Die PWC nennt dieses grosse Umzugs- und Reorganisationsprojekt bezeichnenderweise „one roof“. Das Projekt „Zürich City“ sieht zudem zwei Wohnhäuser mit 65 Wohnungen (2.5 bis 4.5 Zimmer vor).
Ebenfalls im Bau befinden sich derzeit die Wohnüberbauung Arnikahof, der Dienstleistungs- und
Wohnbau Octavo II, das Schulhaus im Birch, die Wohnüberbauungen Binzmühlepark, MargritRainer Hof und Eschenpark (vgl. dazu auch Kapitel 2).
Im Laufe dieser Monitoringberichtsperiode wurden zudem alle 405 Wohnungen an der Neunbrunnenstrasse bezogen. Im November 2002 lud die Allreal AG die Mieterschaft der Neunbrunnenstrasse Beta und Gamma ins Personalrestaurant Turbine zum Mieterbegrüssungsapéro ein.
In der Kolonie 7 der Gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft an der Neunbrunnenstrasse ist mittlerweile die Koloniekommission bestellt und es konnten gute nachbarschaftliche Kontakte aufgebaut werden.
Seite 8
2.3 Wohnen in Neu-Oerlikon
2.3.1
Einleitung
Mit dem Wohnen im ehemaligen Industriegebiet befassen sich zwei Arbeiten, deren Hauptaussagen und Erkenntnisse im Monitoring-Bericht 3 wiedergegeben werden. Einerseits handelt es
sich um die qualitative Studie von Edi Martin, Hochschule für Soziale Arbeit, in Zusammenarbeit
mit dem ETH Wohnforum über den „Regina Kägi Hof“ vom September 2002. Die Studie basiert
nebst ExpertInnen-Interviews auf neun Gesprächen mit SiedlungsbewohnerInnen, die Studierende im Rahmen des Wohnseminars im Mai 2002 durchgeführt hatten. Andererseits hat sich
die Studierende Regula Arpagaus im Rahmen ihrer Wahlfacharbeit an der ETH Zürich mit dem
Leben im Entwicklungsgebiet in Oerlikon befasst. In ihrer Studie „Wohnen im Industriegebiet
heute – Zentrum Zürich Nord“ untersuchte sie die Siedlungen „Regina Kägi Hof“, „Züri50“ und
„Center Eleven“ und führte im Sommer 2003 in jeder Siedlung zehn Gespräche mit BewohnerInnen durch. Kapitel 2.3.4 und folgende bauen im wesentlichen auf dem Gerüst dieser Arbeit
auf und geben deren Erkenntnisse und Inhalte – wenn auch in geraffter Form – wieder.
In dieses Kapitel sind zudem Aussagen der Siedlungskommissionen „Regina Kägi Hof“ der Koloniekommission der Gemeinnützigen Bau- und Mietergenossenschaft sowie die Stimmen weiterer BewohnerInnen und privater Verwaltungen eingeflossen. Der Vollständigkeit halber beginnt das Kapitel mit einigen statistischen Eckwerten zur Bautätigkeit und zur Bevölkerungsstruktur. Die Zahlen errechnete das statistische Amt der Stadt Zürich auf dem Stand per Ende
2002.
2.3.2
Wohnsiedlungen und Wohnbautätigkeiten im Überblick
Die anschliessenden tabellarischen Übersichten zeigen die erstellten bzw. die sich in Bau oder
Planung befindenden Wohnüberbauungen auf.
2.3.2.1
Bezogene Wohnsiedlungen
Name der
Überbauung
Züri50 am Park
Züri50 am Föhrenhain
Center Eleven
Regina Kägi Hof
Neunbrunnenstrasse Alpha
Neunbrunnenstrasse Beta und Gamma
Neunbrunnenstrasse Kolonie 7
Neunbrunnenstrasse
Im Park
Wohnüberbauung
Neunbrunnenstrasse
Total
Anzahl
Wohnungen
102
74
86
Status
EigentümerIn
Bezug 2000
Bezug 2000
Bezug 2001
126
54
Bezug 2001
Bezug 2001
Pensionskasse CS
CS Asset Management
Winterthur
Lebensversicherungsgesellschaft
ABZ Baugenossenschaft
Spida Vorsorgestiftung
112
Bezug 2002
65
Bezug 2002
Publica Pensionskasse des Bundes
GBMZ
140
Bezug 2002
Leopold Bachmann
49
Bezug 2003
Baugenossenschaft Zentralstrasse
808
Seite 9
2.3.2.2
Wohnsiedlungen im Bau
Name der
Überbauung
Octavo
Anzahl
Wohnungen
61
Status
EigentümerIn
Pensionskasse CS
CS Asset Management
108
Sommer 2004 Allianz Suisse
116
im Bau, Bezug Swiss Re
Ende 2005
144
Bezug 2005
Beamtenversicherungskasse des
Kantons Zürich
Seniorenresidenz: Bezug Frühjahr Eberhard Bau AG
97 Wohnungen, 2006
22 Pflegezimmer,
49 Wohnungen
94
Bezug
Ende Coop Personalversicherung
2004
49
Bezug Januar Swiss Re
2005
65
2006
Pensionskassenfonds UBS
783
Arnikahof
Züri 50 Eschenpark
Wohnpark Binzmühle
Max Bill Platz
Margrit Rainer Hof
Eschenpark
Zürich City
Total
Bezug 2004
Das nachfolgende Diagramm 1 veranschaulicht, dass im Zentrum Zürich Nord im Vergleich zum
Kreis 11 und zum gesamtstädtischen Durchschnitt überdurchschnittliche viele 4- und 5Zimmerwohnungen (285 4-Zi-Wohnungen und 83 5-Zi-Wohnungen) erstellt wurden. Damit antwortet der Wohnungsmarkt auf die Nachfrage nach modernen Wohnungen und auf den Anspruch auf mehr Wohnfläche pro Person. Für Oerlikon wird das Angebot an grossen Wohnungen damit markant verbessert.
Diagramm 1: Anzahl Wohnungen nach Grösse im Vergleich
Stand 31. Dezember 2002
50.0%
47%
45.0%
40.0%
37.2%
ZZN
39.0%
Kreis 11
35.0%
Stadt
30.0%
25.0%
18%
20.0%
15.0%
22.3%
21.0%
22.0% 22.0%
18%
14%
11.5%
9.9%
10.0%
5.0%
5.2% 5.2%
2%
3% 2.0% 2.8%
0.0%
1 Zimmer
2 Zimmer
3 Zimmer
4 Zimmer
5 Zimmer
6 u.m. Zimmer
Seite 10
Wie in Diagramm 2 abgebildet, beträgt der Anteil der 4-Zimmer-Wohnungen im Vergleich zur
Zahl aller erstellten Wohnungen im Zentrum Zürich Nord, 46 Prozent.
Diagramm 2: Wohnungen nach Grösse in Neu-Oerlikon - Stand 2002
3% 2%
14%
17%
1 Zimmer (10)
2 Zimmer (107)
3 Zimmer (108)
4 Zimmer (285)
5 Zimmer (83)
18%
6 Zimmer (17)
46%
2.3.3
Statistische Angaben zur Wohnbevölkerung in Neu-Oerlikon
Ende Dezember 2002 lebten 1695 Personen im Zentrum Zürich Nord. Nachdem nun auch sämtliche Siedlungen an der Neunbrunnenstrasse bezogen sind, dürften es per Ende 2003 rund
2000 Personen sein. Das bedeutet, dass 40 Prozent der erwarteten NeubewohnerInnen von
5000 Personen bereits zugezogen sind.
Diagramm 3: Wohnbevölkerung Neu-Oerlikon nach Zuzugsort Ende 2002
(N = 1695)
30%
37%
von auswärts
aus Oerlikon
aus übrigem Stadtkreis 11
aus anderen Stadtkreisen
20%
13%
Wie Diagramm 3 veranschaulicht, sind rund ein Drittel der zugezogenen Personen innerhalb
des Quartiers oder Stadtkreises umgezogen. Bei diesen Personen darf davon ausgegangen
werden, dass sie mit Oerlikon und Zürich Nord vertraut sich und die Angebote und Dienstleistungen, die im Stadtteil vorhanden sind, kennen. Aus anderen Stadtkreisen sind 37 Prozent zugezogen, und 30 Prozent der ZuzügerInnen sind aus anderen Gemeinden und Kantonen oder
direkt aus dem Ausland nach Oerlikon gezogen. Rund 70 Prozent sind demnach mit den Verhältnissen in Oerlikon und Zürich Nord nicht vertraut und sollten durch entsprechende Massnahmen auf die Vielfalt des Angebots hingewiesen werden.
Wie das nachfolgende Diagramm 4 darstellt, zeichnet sich der Bevölkerungsaufbau in NeuOerlikon im Vergleich zu Oerlikon und dem Kreis 11 dadurch aus, dass im Zentrum Zürich Nord
die Altersgruppen 0-14 Jahre und 20-39 Jahre stärker vertreten ist. Die Altersgruppe 65 Jahre
und mehr dagegen ist untervertreten. Letzteres kann darauf zurückzuführen sein, dass siedlungsnahe Infrastrukturangebote wie Einkaufsmöglichkeiten, Restaurations- und Freizeitbetriebe
und altersgerechte Dienstleistungen wie Spitex noch fehlen. Diese Situation wird sich durch die
Erstellung der Senioren-Residenz am Max Bill Platz verbessern.
Seite 11
Diagramm 4: Ausgewählte Altersgruppen im Vergleich
Stand: 31. Dezember 2002
60.00%
53.81%
50.00%
ZZN
42.94%
39.98%
Oerlikon
40.00%
Kreis 11
31.53%
27.39%
30.00%
21.77%
20.00%
17.92%
15.21%
17.29%
14.41%
10.66%
10.00%
2.24%
0.00%
0 - 14 Jahre
2.3.4
20 - 39 Jahre
40 - 64 Jahre
65 Jahre u.m ehr
Wohnen im „Center Eleven“
Regula Arpagaus zeichnet für die Siedlungen „Center Eleven“ folgendes Bild: „Wie es der Name
sagt, erfüllt das „Center Eleven“ die Funktion eines neuen Zentrums in Neu-Oerlikon. Die Überbauung an der Binzmühlestrasse vereint Wohnen, Arbeiten und Einkaufen unter einem Dach.
Im anthrazitfarbenen Klinkerstein-Gebäude befinden sich im UG und EG der Coop mit Einkaufsladen und Baumarkt sowie weitere zahlreiche Gewerbeflächen. Der Bau befindet sich an der
Therese Giehse-Strasse und ist nur 3 Gehminuten vom Bahnhof Oerlikon entfernt. Die Verkaufsflächen erinnern an amerikanische Shopping Malls – grosszügig gestaltet, weitläufig, mit
grossem Angebot.
Aufgrund des grossen Gebäudemassstabes wirkt das Zentrum leer. Vor allem morgens ist aufgrund der Anlieferungen viel Betrieb auszumachen. Anscheinend verzeichnen die Geschäftsinhaber eine Umsatzzunahme.
Die 86 Wohnungen (2.5 bis 5.5 Zimmer), die Büros und Praxen wurden im April 2001 bezogen.
Eigentümerin ist die Winterthur Leben. Die Verwaltung erfolgt durch die Wincasa. Die Wohnungen sind gross, modern und haben alle einen Balkon. Bei Bedarf lassen sich Räumlichkeiten
wie Weinkeller, Hobbyraum, Billardzimmer, Arbeitszimmer zumieten. Die teuren Wohnungen
haben vielfältige Grundrisse und grosszügige Balkone. Wäscheturm, Waschmaschine und
Tumbler gehören zum Inventar.
Die Wohnsituationen präsentieren sich je nach Lage der Wohnzeile unterschiedlich. Je eine
Wohnzeile befindet sich entlang der Binzmühle- und der Therese Giehse-Strasse. Die dritte Lage ist die mittlere Zeile mit punktuell angeordneten Stadtvillen auf der begrünten Dachfläche.
Arpagaus stellt je nach Lage der Wohnzeile Unterschiede in der Zusammensetzung der Bewohnerschaft, im nachbarschaftlichen Kontakt und in den Anliegen der Bewohnerschaft fest.
In der Wohnzeile Binzmühlestrasse leben wenige Familien. Es sind vielmehr
Wohngemeinschaften, Studenten, Geschäftsleute in Singlehaushalte anzutreffen. Viele der Befragten sind wegen dem Arbeitsplatz und den guten Verkehrsverbindungen in die Siedlung
gezogen. Die Fluktuation sei relativ gross, schreibt Arpagaus. Der Wegzug sei oft geschäftlich
bedingt oder erfolge wegen der tristen Umgebung. Es bestehe wenig Kontakt zu Nachbarn.
Beklagt wird der Lärm der stark befahrenen Binzmühlestrasse.
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Die mittlere Wohnzeile ist ruhig gelegen. Dies wird von den Befragten positiv bewertet. Sie fühlen sich wohl. Die Stimmung ist zuversichtlicher. Es sei idyllisch, fast wie auf dem Lande, wenn
man die Dachbegrünung betrachte. Die Wohnformen bestehen aus Partnerschaften und Solos.
Es sind keine Wohngemeinschaften und nur wenig Kinder anzutreffen. Der nachbarschaftliche
Kontakt sei gering, jedoch freundlich; die Fluktuationsrate gering.
Die Wohnungen der Wohnzeile Sophie-Täuber-Strasse sind im hohen Preissegment angesiedelt. Dementsprechend leben hier vorwiegend Menschen in Partnerschaften oder in Singlehaushalten. Die Dachgärten werden eher spärlich benutzt, weil man sich ausgestellt fühle.
Gemäss der Verwaltung Wincasa handelt es sich bei der Mieterschaft um Menschen der oberen
Bildungsschicht, die das urbane Wohnen schätzen, jedoch kaum Interesse am Wohnumfeld
zeigen. Leider mussten bereits einige Fluktuationen hingenommen werden, weil sich diese Personen flexibel auf dem Arbeitsmarkt bewegen müssen.
Die befragten BewohnerInnen des „Center Eleven“ erwähnten spontan die gute Anbindung an
den öffentlichen Verkehr, als sie nach dem Grund für den Wohnungswechsel befragt wurden. In
Neu-Oerlikon wird gewohnt, weil es praktisch sei. Die Dienstleistungen des Coop Centers mit
den langen Öffnungszeiten werden als wichtigster Pluspunkt erwähnt. Des Weiteren ist die Bewohnerschaft interessiert am Fitnesscenter, dem Schwimmbad und dem Wochenmarkt auf dem
Marktplatz.
Viele der befragten BewohnerInnen halten sich allerdings nicht im Quartier auf. Das nähere Umfeld ist ihnen egal. Es werden keine lokalen Kontakte gesucht. Freundschaften pflegen, die Freizeit verbringen – solche Aktivitäten finden ausserhalb des Quartiers statt. Das Quartier und die
Umgebung beim „Center Eleven“ wird tendenziell negativ beurteilt. Bemängelt wurden die leblose Stimmung und das Fehlen gemütlicher Aufenthaltsorte. Am meisten werden gemütliche
Treffpunkte, eine Quartierbeiz, ein nettes Café, ein Ort zum geruhsamen Entspannen vermisst,
wo man sich mit Freunden und Bekannten treffen kann.
Auch die Parks werden eher selten besucht. Sie werden als steril, geometrisch und nicht zum
Verweilen einladend beurteilt. Positiv erwähnt wird das Ping-Pong-Spielen im Oerliker Park, einzelne geniessen ab und zu ein Picknick im MFO-Park. Man sei oftmals alleine in den Grünanlagen. Abends seien komische Gestalten, zuweilen auch Randalierer im MFO-Park zu sehen.
Doch grundsätzlich fühlen sich die befragten BewohnerInnen sicher. Niemand hat bisher konkrete Bedrohungen erlebt.
Eine Praxisinhaberin vom „Center Eleven“ berichtete, dass einige ihrer KundInnen anfänglich
Angst hatten, nach Neu-Oerlikon zu kommen. Sie empfanden das Areal nördlich vom Bahnhof
Oerlikon als Niemandsland. Es waren Vorurteile vorhanden, sich „hinter die Geleise“ zu begeben. Die Praxisinhaberin legt daher grosse Hoffnung auf die attraktive Bahnunterführung.
Die meisten der befragten Personen sind überzeugt, dass sich das Gebiet mit der Zeit positiv
entwickeln werde.
Störend empfinden die befragten BewohnerInnen vom „Center Eleven“ den Lärm durch die
auswärtigen BesucherInnen der öffentlichen Veranstaltungen in der Eventhalle 550, im Gebäude Binzmühlepark und im MFO-Park. An- und abfahrende Autos bis in die frühen Morgenstunden, laute Musik und dröhnende Bässe aus Autos sind sehr störend. Zudem hinterlassen die
Partygäste Abfall. Mit der Lärmproblematik durch die Fremdvermietungen beim ATZ hatte sich
auch die Verwaltung Wincasa mehrmals auseinander zu setzen. Auch die Verwaltung beklagt
sich über Vandalismus und Abfall auf dem begehbaren Dach. Um das nächtliche Sicherheitsempfinden in der Tiefgarage zu erhöhen, wurde die Securitas-Bewachung verstärkt.
Am häufigsten wird das Fehlen von Besucherparkplätzen in unmittelbarer Nähe bemängelt. Es
sei peinlich, seine Freunde in ein gebührenpflichtiges Parkhaus zu verweisen. 250 Franken Miete für einen Parkplatz wird auch von dieser Einkommensschicht als teuer empfunden. Die Möglichkeit, nur 200 Franken zu bezahlen und dafür eine Beschränkung der Zahl der Ausfahrten in
Kauf nehmen zu müssen, sei keine erfreuliche Alternative. Kunden beklagen die schlechte Kon-
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zeption des Parkhauses im „Center Eleven“ – die engen Parkflächen, das umständliche Herumkurven über mehrere Stockwerke.
2.3.5
Wohnen im „Regina Kägi Hof“
Im „Regina Kägi Hof“ hat es 126 Wohnungen mit 2 bis 6 Zimmern. Die Siedlung wurde im April
2001 bezogen. Ziel der ABZ Genossenschaft war es, familienfreundlichen günstigen Wohnraum
mit ansprechenden Aussenräumen zu erstellen. Die Umsetzung des Konzeptes sei geglückt, urteilt Regina Arpagaus. Eine 4-Zimmer-Wohnung kostet um die 1700 Franken.
Die Siedlung hat eine grosszügige offene Gebäudeanordnung mit zwei schlanken, bis siebenstöckigen Gebäudezeilen. Als Kontrapunkt steht ein
fünfstöckiger runder Wohnturm, genannt Solitär. Die
Wohnungen sind über zwölf offene Treppenhäuser
von Innenhof her erschlossen und verfügen über
flexible Grundrisse. Der Wohnraum ist durchgehend
von der Ost- zur Westseite angeordnet. Jede
Wohnung verfügt über zwei grosse Balkone. Im
Erdgeschoss befinden sich Kinderbetreuungsstätten, Atelierräume, ein Gemeinschaftsraum sowie
Wasch- und Trockenräume. Die Fahrradständer
sind im Innenhof angebracht. Unmittelbar östlich der Siedlung befindet sich der Louis-Häfliger
Park. Er ist als Nachbarschaftspark konzipiert und zur Nutzung durch QuartierbewohnerInnen
und Angestellte der anliegenden Unternehmen gedacht. Ein weiteres Plus stellt der in der Nähe
gelegene „Gustav Amman Park“ mit seiner Tessineratmosphäre dar.
Die befragen BewohnerInnen bewerten die offene Architektur und den zur Verfügung stehenden
öffentlichen Raum im Erdgeschoss sehr positiv. Wie Edi Martin in seiner Studie festhält, sind die
BewohnerInnen mit den Wohnungen sehr zufrieden. Diese sind modern, hell, neu, freundlich.
Gelobt wird das gute Preis/Leistungs-Verhältnis. Kostengünstige Abstellplätze sind im nahe gelegenen Parkhaus in ausreichender Zahl vorhanden. Der siedlungseigene Kindergarten und der
Hort sind sehr familienfreundlich und erleichtern den Tagesablauf. Die Fluktuationsrate sei gering. Die Siedlung wird hauptsächlich von ErstmieterInnen bewohnt. Der Zuzug erfolgt mehrheitlich wegen der Kinder und – wie in der Studie von Martin festgehalten wird – auch wegen der
günstigen Lage, der guten Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr, der guten Anbindung
ans S-Bahn-Netz, sowie der guten Erreichbarkeit von Konsumgütern und Kulturangeboten in
Oerlikon und in der Stadt Zürich. In der Siedlung leben rund 80 Kinder. Zudem sind mehr als 20
Nationen vertreten.
Der Hof hat eine Durch-, Zugangs- und Bühnenfunktion. Hier gibt es immer etwas zu sehen. Der
Innenhof wird vor allem von Eltern mit Kleinkindern geschätzt und genutzt. Der Spielplatz ist
Aufenthaltsort für Kleinkinder und Betreuungspersonen und ermöglicht Spontankontakte. Für
ältere Kinder ist er nicht mehr so attraktiv.
Probleme gab es mit den Wasserrinnen. Wie der Hauswart Regula Arpagaus mitgeteilt hat, war
das Auffangbecken schlecht konstruiert und lief bei nachhaltigem Regen über. Die Wasserrinnen stellen auch aus Sicht vieler Eltern einen Gefahrenherd dar. Insbesondere die Kanten der
Betonränder können bei Unfällen schwere Kopfverletzungen bewirken. In einer Abstimmung
sprachen sich die ABZ-MieterInnen für eine Abdeckung der Rinne aus. Seither fliesst das Wasser hinter Gittern.
Die räumliche Orientierung der BewohnerInnen befand sich zum Zeitpunkt der Befragung für
Martins Studie im Mai 2002 in einer Übergangsphase zwischen altem und neuem Wohnort. Arzt,
Zahnarzt und Coiffeur wurde beibehalten. Der Umzug hatte auch nicht zu einer örtlichen Verlagerung der Freizeitaktivitäten geführt. Eine Mehrzahl der Befragten war relativ gut in soziale
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Netze eingebettet. Die neue Nachbarschaft wurde als freundlich und unproblematisch geschildert. Allerdings gab es kaum Kontakt zu Leuten aus dem näheren Wohnumfeld, es sei denn
dieser bestand bereits schon vor dem Zuzug in die Siedlung.
Die von Arpagaus im Juni 2003 befragten Personen bewerteten den Kontakt mit Nachbarn und
das soziale Umfeld als gut. Das Zusammenleben untereinander und die Vernetzung mit dem
umliegenden gewachsenen Quartier werden durch die zahlreichen Aktivitäten der Siedlungskommission (Samichlaus, Osterbrunch, jährliches Siedlungsfest u.a.m.) gefördert. Eine Frauengruppe betreibt jeden Mittwoch Nachmittag das Cafe Regina im Hof. Zudem seien die „MultiKulti“-Essen im Siedlungslokal ein Renner. Die Siedlungskommission besteht derzeit aus acht
BewohnerInnen. Sie vertritt die Anliegen der Bewohnerschaft gegenüber der Baugenossenschaft.
Bereits in der Planungsphase hat sich Mobile, eine Hilfsorganisation für junge Blinde und sehbehinderte Menschen an die Bauherren gewandt. Seit Bezug der Siedlung sind sie mit einer
WG in der Siedlung vertreten. Sie fühlen sich in der Siedlung wohl und gut integriert. Einzig die
Bedienung des Liftes sollte für die Sehbehinderten verbessert werden, da die Punktbeschriftung
kaum taktil lesbar sei.
„Die soziale Situation ist in allen neuen Siedlungen speziell und herausfordernd“, schreibt Edi
Martin. So treten praktisch alle MieterInnen gleichzeitig mit allen anderen in eine noch nicht vordefinierte soziale Situation ein. Es bestehen noch keine verfestigten sozialen Systeme mit alten
Geschichten, es gibt keine stabile Interaktionsstruktur, diese entwickelt sich erst. Als ErstmieterIn kann man deshalb die soziale Struktur und Kultur bei Bedarf stark mitprägen.
Bezüglich der Wohnumgebung und Aussenraumgestaltung sind in beiden Studien kritische
Aussagen zu vernehmen. Die Befragten ärgern sich über im Innenhof der Siedlung parkierte
Mofas und Velos, die den Weg versperren. Auch
sollten siedlungsintern Abfallkübel aufgestellt
werden, damit nicht soviel Abfall im Graben liegen bleibt.
Die Beurteilung der Parkanlagen fällt in der Studie Martin diffus aus, wobei allerdings gewisse
Hoffnungen in die weitere Entwicklung der Pärke
gesetzt werden: Der Oerliker Park wird als intellektuell und wenig benutzerfreundlich beurteilt.
Auch der Louis-Häfliger Park wird klar strukturiert
erlebt. Die Bewohnerschaft bedauert, dass die
PlanerInnen und LandschaftsarchitektInnen bei der Ausstattung des Louis-Häfliger Parks mit
Spielgeräten den Bedürfnissen grösserer Kinder und Jugendlichen nicht mehr Rechnung getragen haben.
Das Quartier biete derzeit zu wenig, beklagen die Mitglieder der Siedlungskommission. Auch
wird die architektonische Monotonie der Neubeuten kritisiert. Es habe zu wenig Grün. Deshalb
ist für die Familien vor allem die gut funktionierende Siedlung und die Sicherheit der Kinder
zentral. Die Binzmühlestrasse sei trotz den neu angebrachten Fussgängerstreifen und Schutzinseln nach wie vor eine Raserstrecke. So erstaunt es nicht, dass verkehrsberuhigende Massnahmen und die Schulwegsicherung nach wie vor ein Thema sind. Es leben rund 30 Erstklässler in der Siedlung. Der Schulweg ins Schulhaus „im Birch“ führt über die stark befahrenen
Binzmühle- und Birchstrasse.
Aussenstehende, die von Martin befragt wurden, sind dem „Regina Kägi Hof“ gegenüber wohlwollend eingestellt. Zwar wird die Siedlung als gross und die Ballung so vieler Menschen eher
als problematisch empfunden. Sachverständige bewerten das Siedlungskonzept und die Gestaltung jedoch sehr positiv. Aus dem Vorhandensein einer Siedlungskommission als formale Struktur wird gefolgert, dass Selbstorganisationskräfte vorhanden sind. Die befragten VereinsvertreSeite 15
terInnen würdigten die neue Architektur positiv. Vorteile des genossenschaftlichen Wohnungsbaus sind der befragten Bewohnerschaft eher wenig bewusst, wie Martin herausgefunden hat.
Für diejenigen Befragten, die sich bewusst damit auseinandergesetzt haben, spielt der günstige
Mietzins, das Wohnungsangebot, die Wohnsicherheit, der Kontakt untereinander, die Rechte
und Pflichten sowie die gemeinschaftsfördernden Infrastruktur und Siedlungsaktivitäten eine
wichtige Rolle.
2.3.6
Wohnen in den Wohnsiedlungen „Züri50“
Bei den Wohnsiedlungen „Züri50“ handelt es sich um zwei Siedlungen namens „am Föhrenhain“
und „am Park“.
„Am Föhrenhain“ hat es 77 1- bis 4-Zimmerwohnungen, die im Oktober 2000 bezogen wurden.
Eigentümerin ist der Credit Suisse Estate Fund; verwaltet wird die Liegenschaft von der Wincasa.
Die Siedlung „am Föhrenhain“ wurde als kinderfreundliche Überbauung mit viel Raum zum Leben vermarktet, welche die Durchmischung von Wohnen, Dienstleistungen, Freizeit und Kultur
zulässt. Im Mai 2000 lebten allerdings lediglich acht Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren
und neun Kinder zwischen 1 und 12 Jahren in der
Siedung3.
Der „Föhrenhain“ ist ein fünfgeschossiger Bau.
Halbprivate Innenhöfe sollen den Kontakt zwischen
BewohnerInnen fördern. Sie sind einladend
gestaltet, wirken jedoch menschleer und
ausgestorben. Die Siedlung ist durch den
öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Der Bus 64
hält direkt vor der Siedlung. Kleingewerbetreibende
finden durchaus ein Auskommen. Sie sind eher
ortsunabhängig ausgerichtet und nicht auf
Laufkundschaft angewiesen.
Das Konzept familienfreundliche Wohnungen funktioniert gemäss den Befragungen von Regula
Arpagaus nicht. Es sind kaum Familien eingezogen: Die befragten Familien konnten wenig Kontakt zu ihresgleichen aufbauen. Tagsüber sei die Siedlung kaum belebt. Die Spielanlage sei wenig kinderfreundlich konzipiert. Der Baulärm der umliegenden Baustellen wirke störend auf die
Lebensqualität. Die Umgebung wird von Familien als anstrengend und wenig kinderfreundlich
wahrgenommen. Die Quartierparks werden kaum besucht, es wird auch ein Unbehagen über
unterstellte Gefahren im näheren Umfeld geäussert. Viele Familien seien wieder weggezogen.
Ideal sei die Siedlung für aufgeschlossene DINKS (double income no kids, Doppelverdienende
ohne Kinder). Die Grundrisse sind modern und gut geeignet für kombiniertes Wohnen und Arbeiten. Dies wird von der befragten Zielgruppe positiv beurteilt. Ebenso wird die private Dachterrasse gelobt, auf denen Partys gefeiert werden. DINKS pflegen gute nachbarschaftliche Kontakte. Ihre Befindlichkeit ist gut, und sie geben an, länger in der Siedlung bleiben zu wollen. Sie
schätzen die Nähe zum Naherholungsraum, der optimal geeignet sei für Walking, Jogging und
Biken. Dass es keine Restaurants in unmittelbarer Nähe gibt, stört sie nicht. Lediglich der Umgang der Verwaltung mit Mängelrügen sei nicht zufriedenstellend. Akuter Mangel bestehe an
Parkplätzen. Es war den befragten MieterInnen am „Föhrenhain“ nicht möglich, einen zweiten
Parkplatz dazu zu mieten. Die wenigen Besucherparkplätze seien ständig besetzt. Es gebe keine blaue Zone im Gebiet.
Arpagaus zieht in ihrer Arbeit ein kritisches Fazit bezüglich Umsetzung des ursprünglichen Konzepts. Familienanliegen würden zu wenig ernst genommen. Dies führe dazu, dass die Siedlung
3
Quelle: Statistik der Fachstelle für Schulraumplanung
Seite 16
immer mehr von DoppelverdienerInnen ohne Kinder bewohnt werde. Für diese stimmen allerdings der Standard und die Lebensqualität.
Die Siedlung „am Park“ umfasst 102 1-bis 4-Zimmer-Wohnungen und 4 Ateliers. Die Räume
wurden im Oktober 2000 bezogen. Eigentümerin ist Pensionskasse der Credit Suisse, und die
Verwaltung macht die Halter Immobilien AG. Vermarktet wurde die Siedlung als „Wohninsel mitten in einem pulsierenden Stadtteil“. Die sechs Etagen hohe Blockrandbebauung aus Backstein
verfügt über einen grossen, halböffentlichen Innenhof mit einer Laube auf einem 2,6 Meter hohen Stahlgestell. Spontane Kontakte im zentralen Innenhof sind möglich. Gewerberäume befinden sich an der Birchstrasse und haben vollflächig verglaste Fensterfronten. Die MaisonetteWohnungen im Erdgeschoss haben einen privaten Vorgartenbereich. Der Oerliker Park als
Naherholungsgebiet befindet sich in Gehdistanz. Die grossen, modernen Wohnungen sind gut
gegen Schall isoliert, verfügen über grosse Balkone und sind mit Waschmaschine, Tumbler,
Abwaschmaschine, grossem Kühlschrank ausgestattet.
Bewohnt wird die Siedlung von Paaren jeden Alters. Die Bewohnerschaft wirke nicht „szenig“,
auch ältere Menschen fühlen sich wohl. Es hat wenige Jugendliche in der Siedlung. Der nachbarschaftliche Umgang wird als freundlich und nett bezeichnet. Man lässt sich leben. Gemäss
Statistik lebten im Mai 2000 fünf Kinder (1-12 Jahre) und 12 Jugendliche (12-18 Jahre) in der
Siedlung „am Park“.
Die befragten BewohnerInnen schätzen die tolle Aussicht auf den Oerliker Park und die exzellenten Verkehrsverbindungen. Die Siedlung geniesst hohe Akzeptanz bei der Bewohnerschaft.
Problematisiert wurden in den Interviews der Parkplatzmangel, die langen Wartelisten für einen
Parkplatz und der Lärm von den umliegenden Baustellen. Vermisst werden gemütliche Aufenthaltsorte und ein attraktives gastronomisches Angebot. Im Oerliker Park wird Ping-Pong gespielt, allerdings lädt der Park noch nicht zum längeren Verweilen ein. Es habe kaum Schattenplätze und leider nur wenig Grünflächen. Der Park werde abends von Skatern und Jugendlichen
benutzt, stellten einzelne Befragte mit Besorgnis fest.
2.3.7
Wohnen an der „Neunbrunnenstrasse“
Das Wohngebiet an der Neunbrunnenstrasse umfasst 405 Wohnungen und Reiheneinfamilienhäuser sowie einen Werkhof. Es bildet eines der fünf rechtwinkligen Systeme im Zentrum Zürich
Nord. Politisch gehört die Neunbrunnenstrasse zum Quartier Seebach. In den einzelnen Wohnüberbauungen hat es grosszügige Wohnungen; viele verfügen über vier Zimmer und mehr. Die
Überbauungen sind durch einen internen Siedlungsweg miteinander verbunden. Die einzelnen
Gebäude wurden so aufeinander abgestimmt, dass das Erscheinungsbild ruhig und klar wirkt.
Investoren sind die Spengler-Pensionskasse, die Baugenossenschaft Zentralstrasse und die
gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft GBMZ. Die einzelnen Überbauungen wurden
zwischen 2001 und Herbst 2003 bezogen.
Im 2003 gründete die Gemeinnützige Bau- und
Mietergenossenschaft GBMZ ihre Koloniekommission. Wie die Präsidentin Beate Wille ausführt,
stören sich einige BewohnerInnen am Kinderlärm
im Innenhof. Vor allem ältere BewohnerInnen
hätten sich einen gedeckten Innenhof als
Aufenthaltsort für alle Generationen gewünscht.
Der Innenhof der Kolonie 7 und die Spielwiese
zum
Bahnbord
hin
ziehe
Kinder
aller
Neunbrunnenüberbauungen
an.
Den
GenossenschafterInnen der Kolonie 7 steht ein
Seite 17
Gemeinschaftslokal im Erdgeschoss zur Verfügung. Erste gemeinschaftsfördernde Anlässe
wurden bereits durchgeführt. Wie die Präsidentin ausführt, leben viele Familien mit Kindern in
der Siedlung, die aus umliegenden Quartieren (Seebach und Affoltern) zugezogen und gut mit
diesen Quartieren vernetzt sind.
2.3.8
Fazit und Zusammenfassung
Die meisten Wohnungen in Neu-Oerlikon verfügen über einen modernen Ausbaustandard, viel
Komfort, grosse Balkone oder Terrassen. Im genossenschaftlichen Wohnungsbau gelingt es,
Preise und siedlungsinterne Infrastruktur familienfreundlich zu gestalten und auf die finanziellen
Möglichkeiten und Bedürfnisse von Familien abzustimmen. Die Siedlungen der GMBZ und der
„Regina Kägi Hof“ wirken belebt. Im „Regina Kägi Hof“ wird ein Zusatznutzen erreicht, indem
Ateliers dazugemietet werden können. Waschküchen, Ateliers und Siedlungslokal befinden sich
im Erdgeschoss. Dies fördert die zwischenmenschliche Begegnung. Zudem wurde der Innenhof
attraktiv gestaltet und ist dem Modell eines Dorfbrunnens nachempfunden.
Die Zusatzräume im Center Eleven werden als Weinkeller, Billardzimmer, Bastelraum, Abstellkammer, Hobbyraum gemietet. In dieser Siedlung liegt das Schwergewicht nicht auf Gemeinschaftlichkeit.
In der Bevölkerungsstatistik nach ausgewählten Altersgruppen fällt auf, dass die Wohnbevölkerung Oerlikons durch die NeuzuzügerInnen in Neu-Oerlikon eine "Verjüngung" erfährt. Der Anteil an Kindern und Jugendlichen und an 20- bis 40-Jährigen (junge, trendige Doppelverdienende ohne Kinder sowie Familien mit Kindern) liegt wesentlich über dem Oerliker Durchschnitt.
Der Bevölkerungsaufbau dürfte sich im Bereich SeniorInnen durch die geplante Seniorenresidenz am Max Bill Platz ausgleichen.
Viele der befragten BewohnerInnen zeigen sich mit dem Ausbaustandard der Wohnungen und
dem guten Preis/Leistungs-Verhältnis zufrieden. Mängel werden vor allem in der Gestaltung des
Wohnumfelds, der Quartierversorgung und in der Parkierung geortet.
Siedlungsinterne Kontakte sind im Aufbau und das nachbarschaftliche Netz scheint zu funktionieren. Identifikation passiert auf Ebene einzelner Wohnüberbauung. Die siedlungsübergreifende Vernetzung ist bislang noch marginal.
Bisher hat der Wohnungsmarkt das Angebot an Wohnungen in Neu-Oerlikon reguliert. Wohnungsgrösse, Ausbaustandard und Preisniveau wurden – wie es scheint – bisher vor allem auf
zwei Zielgruppen ausgerichtet: einerseits gut verdienende, urban orientierte Paare und Einzelpersonen ohne Kinder und andererseits Familien mit Kindern, die auf preisgünstigen Wohnraum
angewiesen sind und grössere Wohnflächen beanspruchen. VertreterInnen privater Liegenschaftenverwaltungen zeigten sich erstaunt darüber, dass kaum Familien mit Kinder ihre Siedlungen bezogen. Dies dürfte jedoch darauf zurückzuführen sein, dass die Mieten für eine Familie mit durchschnittlichem Einkommen zu hoch angesetzt sind und das Wohnumfeld noch nicht
familiengerecht ist. Einzelne Vertreter private Liegenschaftenverwaltungen prognostizieren eine
baldige Sättigung des Markts an Wohnungen im oberen Preissegment. Sie fordern von der
Stadt entsprechende Regulative.
Auch für den weiteren Gemeinwesenaufbau und um eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur
zu erreichen, ist es wichtig, zusätzliche preisgünstige Wohnungen für Familien anzubieten. So
sind es vor allem Eltern mit Kindern, Jugendliche und SeniorInnen, die sich häufig im Quartier
aufhalten, ein aktives Interesse an der Mitgestaltung ihres Wohn- und Lebensumfelds haben
und durch ihre Initiativen viel zur Lebendigkeit eines Quartiers beitragen.
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2.4 Arbeiten in Neu-Oerlikon – Befragungen von Angestellten
2.4.1
Einleitung
In Zusammenarbeit mit Edi Martin von der Hochschule für Soziale Arbeit Zürich hat das Quartiersekretariat im Herbst 2003 zwei Unterrichtssequenzen zur Gemeinwesen- und Quartieranalyse vorbereitet und durchgeführt. Dabei konnte einerseits rund 30 Studierende theoretisches
und praktisches Wissen vermittelt werden, andererseits stellten diese sich für QuartieranalyseTätigkeiten im Zentrum Zürich Nord zur Verfügung. In der Analyse ging es darum herauszufinden, wie Angestellte in Neu-Oerlikon die Entwicklungen, ihren Arbeitsweg und die Arbeitsumgebung wahrnehmen und beurteilen und wie zufrieden sie mit den bestehenden Verpflegungs-,
Einkaufs-, Freizeitmöglichkeiten sind. Anhand vorgefertigter Fragebogen haben die Studierenden am 25. September 2003 in den Personalrestaurants Cityport, Culinarium Octavo, Torondo
und Oerlikon Contraves 24 Spontangespräche durchgeführt. Diese wurden ausgewertet und
daraus der Fragebogen für Interviews präzisiert. Am 23. Oktober 2003 wurden dann neun Interviews mit MitarbeiterInnen der Firmen ABB Hochspannung, Credit Suisse, Chili Solution, IBM
AG, Oerlikon Contraves und UBS AG geführt. Interviewt wurden 5 Frauen und 4 Männer im Alter zwischen 24 und 59 Jahren. Die Interviews dauerten rund eine Stunde und erlaubten es, relevante Sachverhalte zu vertiefen. Die Gespräche wurden auf Tonband aufgezeichnet, transkribiert und ausgewertet. Die Auswertung beider Erhebungen fliesst in die nun folgende Situationsbeschreibung ein. Der Aufbau des Kapitels 3 folgt dabei dem Aufbau des Interviewleitfadens
und der Befragungsraster. An dieser Stelle sei allen Mitwirkenden nochmals bestens gedankt.
Die Ergebnisse der Erhebung sind qualitativer Art. Sie dürfen aufgrund der geringen Anzahl befragter Personen nicht verallgemeinert werden, erlauben jedoch durchaus erste Rückschlüsse
und lassen Trends erkennen, die sich im Rahmen einer qualitativen Forschungsarbeit vertiefen
liessen.
2.4.2
Arbeitgeber und Arbeitssituation
Die interviewten Personen sind durchwegs gerne in den internationalen Firmen tätig. Sie erleben ihre Unternehmen als spannende Organisation, schätzen den Einsatz von Fremdsprachen
und die Begegnung mit Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Auch wenn das eigene
Tätigkeitsfeld vorwiegend den Schweizer Markt betrifft, so ist das Unternehmen dennoch markant von der jeweiligen Weltwirtschaftslage und dem Börsengeschehen beeinflusst, wie die interviewte Person der Credit Suisse betonte.
Alle Arbeitgeber stellen zahlreiche Angebote für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit ihrer MitarbeiterInnen zur Verfügung. Genannt wurden: modern eingerichtete Arbeitsplätze, Angebote im Bereich Entspannung, Gesundheit und Wohlbefinden (Ruheräume, Massagestühle,
kostenlose gesunde Nahrungsmittel), Essens- und Reisevergünstigungen, firmeninterne Bildungs- und Freizeitangebote im sportlichen und musischen Bereich). In einzelnen Fällen existieren spezielle Frauenförderungsprogramme und familienergänzende Entlastungsangebote durch
firmeneigene Kinderkrippen (z.B. bei der ABB Hochspannung). So erfreulich die Summe dieser
Angebote bewertet werden darf, entstehen dadurch firmeninterne, vom Arbeitsumfeld abgekoppelte Wohlfühlinseln; und für die Mitarbeitenden besteht kaum mehr Anreiz, die Angebote ausserhalb der Firma zu erkunden und zu nutzen.
Trotz der Fülle an Angeboten engagieren sich die interviewten Personen neben ihrer beruflichen
Tätigkeit nur vereinzelt in firmeninternen Clubs oder Vereinen. Sporadisch wird an einmaligen
Aktivitäten teilgenommen, etwa an einem Kochkurs, oder an Aktivitäten, an denen sich die ganze Firma beteiligt. So haben die Angestellten von Chili Solution am NORDfest eine Bar geführt.
„Alle haben gratis mitgemacht“, erwähnte die befragte Angestellte der Firma, „und anschliessend wurde ein Helferessen organisiert. Das war lässig.“
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Drei Interviewte pflegen Kontakte zu Angestellten anderer Firmen in Neu-Oerlikon. Es handelt
sich dabei um ArbeitskollegInnen, mit denen man früher zusammengearbeitet hat. Ebenfalls drei
Befragte haben Bekannte oder Verwandte, die in Oerlikon wohnen. Der Kontakt zu und die Begegnung mit Angestellten anderer Firmen ist den meisten Interviewten nicht wichtig. Zwei Befragte halten es dagegen für wichtig, den Kontakt innerhalb der eigenen Firma zu pflegen.„Bei
400 Angestellten lernt man immer wieder neue Leute kennen“, sagt der Angestellte der ABB
Hochspannung. Auch die Mitgliedschaft in einer örtlichen Gruppierung oder einem Verein ist für
die meisten Interviewten nicht denkbar. Wenn schon, käme dies auf den Zweck und den Inhalt
an; ehrenamtliches Engagement ist jedoch eher am Wohnort denkbar.
Zwei Drittel der interviewten und befragten Personen arbeiten erst seit rund zwei Jahren in Oerlikon. In der Regel hat die Firma ihren Standort nach Oerlikon verlegt und/oder neu erstellte
Dienstleistungsgebäude bezogen. Viele von den interviewten Personen haben sich bewusst für
den Arbeitgeber entschieden. Motive in bezug auf Branche und Karriere waren dabei eindeutig
wichtiger als Überlegungen zur Arbeitsumgebung.
2.4.3
Arbeitsweg und Bedeutung des Bahnhofs Oerlikon
Keine der interviewten Personen wohnt in Oerlikon oder in Zürich Nord. Fünf Befragte leben in
anderen Stadtkreisen, zwei haben ihren Wohnort im Kanton Zürich und zwei im Kanton Aargau.
Fünf von ihnen benutzen für den Arbeitsweg regelmässig die öffentlichen Verkehrsmittel, zwei
das Auto. Zwei weitere Interviewte wechseln zwischen öffentlichem Verkehrsmittel und Privatauto. Von den Befragten in den Spontangesprächen wohnen drei Personen in Zürich Nord, eine in
einem anderen Stadtkreis, 14 im Kanton Zürich und sechs in anderen Kantonen. In diesem Personenkreis nutzen zwei Drittel die öffentlichen Verkehrsmittel für den Arbeitsweg, ein Viertel benützt das Privatauto. Drei Personen sind zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs.
Anliegen im Zusammenhang mit dem Arbeitsweg äussern vor allem viele der Befragten bei den
Spontangesprächen. Diese betreffen vor allem die Parkplatzsituation in Neu-Oerlikon sowie
die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr. Kritisiert werden die kostenpflichtigen teuren
Parkplätze und der Stau während der Stosszeiten. Der Bahnhof Oerlikon wird als düsterer Ort
bezeichnet und als trennendes Element zwischen den beiden Quartierteilen wahrgenommen.
Den Befragten sind die Pünktlichkeit der Züge und ein gut ausgebautes Verbindungsnetz in die
Ostschweiz wichtig. Eine der interviewten Personen wünscht sich eine direkte Verbindung zu Ihrer Wohngemeinde im Züricher Oberland.
Die Parkplatzsituation wird auch von sechs der ausführlicher Interviewten kommentiert. Die
Angestellte von Chili Solution suchte lange einen zentralen, bezahlbaren Parkplatz – bisher ohne Erfolg. Die IBM-Angestellte, die mit dem Auto anreist, empfindet 150 Franken pro Monat für
einen nicht garantierten Parkplatz als zu viel. Generell ärgert man sich über die zu Bürozeiten
überfüllen Parkhäuser und beklagt die zu hohen Tarife in den Parkhäusern. "Mit 4.50 Franken
für 90 Minuten sind diese zu teuer", betont der UBS-Angestellte. Das Parkplatzproblem sei
weithin bekannt. Der ABB-Angestellte weist zudem darauf hin, dass keine Kundenparkplätze
vorhanden sind. Als einzige positive Aussage betrifft die gute Signalisation zu den Parkhäusern
durch das Parkleitsystem.
Die geplante Bahnhofunterführung wird von allen Interviewten als „nicht wichtig“ eingestuft.
Sie benutzen die Passage nicht, oder nutzen jene Unterführung, die zum Neumarkt führt und
ausreicht. „Zur Aufwertung und Belebung von Neu-Oerlikon wäre eine Neugestaltung sinnvoll“,
beurteilt ein UBS-Angestellter die Situation, denn „die derzeitige mittlere Unterführung ist katastrophal“. Insbesondere Sicherheitsaspekte wie gute Beleuchtung sowie Velo- und Rollstuhlgängigkeit werden als wichtige Elemente betrachtet. Öffentliche und kommerzielle Nutzungen in der
Passage wie Ladenlokale und Restaurants werden mehr als wünschenswert, denn als Notwendigkeit bezeichnet. Für die Angestellte von Chili Solution wären eine Bäckerei und ein Bankomat
wichtige Angebote.
Seite 20
2.4.4
Image, Charakterisierung und Beurteilung der Arbeitsumgebung
Alle interviewten Personen bezeichnen ihren Arbeitsort mit Oerlikon. Niemand verwendet den
Begriff Zentrum Zürich Nord. ZZN vermag sich im Alltagsgebrauch scheinbar nicht durch zu setzen. Dies war von den PlanerInnen auch nicht beabsichtigt, der Begriff wurde zur besseren
Vermarktung geschaffen. Wenn die Interviewten Dritten gegenüber ihren Arbeitsort erwähnten,
präzisieren sie mit folgenden Zusätzen: Nähe Bahnhof Oerlikon, auf dem ehemaligen ABBAreal, im Toro (als Gebäudebezeichnung). Diese Bezeichnungen sind bekannt, viele kennen sie
von frührer. Bekannte reagieren nach Aussagen der interviewten Personen neutral auf den Arbeitsort Oerlikon.
Ein Drittel der interviewten Personen gefällt es, in Oerlikon zu arbeiten. Oerlikon als Arbeitsumgebung schliesst dabei auch das bestehende Zentrum von Oerlikon (Marktplatz) ein. Einige finden es gemütlich in Oerlikon und schätzen insbesondere das bestehende Zentrum mit seiner
schönen Atmosphäre und den guten Einkaufsmöglichkeiten sowie die gute Verkehrserschliessung. „Oerlikon ist nicht schlecht. Es hat alles: Kleiderläden, Schuhe, die Migros und den Coop.
Es ist allerdings nicht so wie in der City von Zürich. Es wäre schade, wenn Oerlikon den Markt
verlieren würde. Er gehört zu Oerlikon“, fasst die Angestellte von Chili Solution zusammen. Explizit als Stärken werden die gute Erschliessung, die sensationellen Pärke und das „Center Eleven“ in Neu-Oerlikon erwähnt.
Bei den Spontangesprächen in den Personalrestaurants äusserten sich zwei Drittel der Befragten positiv auf die generelle Einstiegsfrage, wie es für sie ist, im Zentrum Zürich Nord zu arbeiten. Die Aussagen reichen von „gut“, „ideal“ bis „wunderbar“. Auch hier wurden die gute Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr und die Nähe des Arbeitsorts zum Bahnhof Oerlikon
speziell geschätzt und als klare Standortvorteile bezeichnet. Die Parkanlagen und deren Nutzungen (Openair Kino usw.) wurde an zweiter Stelle genannt, gefolgt von den Einkaufs- und
Verpflegungsmöglichkeiten. Die Architektur und die Firmendurchmischung werden spontan
ebenfalls genannt. Vier der Befragten empfinden es „nicht optimal“ bis „mühsam“, in NeuOerlikon zu arbeiten. Sie bemängeln die abwechslungsarmen Verpflegungsmöglichkeiten und
die industrielle, wenig begrünte Umgebung. Zudem wird der Bahnhof als trennendes Element
empfunden. Interessanterweise wurden sämtliche kritischen Stimmen am Befragungsort Personalrestaurant Octavo erhoben. Die kritischere Haltung bezüglich Arbeitsumgebung könnte darauf zurückzuführen sein, dass viele Angestellte der Credit Suisse und der Winterthur Versicherungen ihren Arbeitsort nicht gerne nach Oerlikon gewechselt und sich darum Vorurteile aufgebaut haben. Besonders bemängelt wird bei den Spontangesprächen eine gewisse Leblosigkeit
in Neu-Oerlikon. Vermisst werden Restaurants, Boutiquen, Läden, Strassencafés, Kioske, eine
Papeterie, Kleingewerbe generell. Im selben Ausmass stossen sich Befragte am Standort Oerlikon Contraves am starken Verkehrsaufkommen zu Stosszeiten, am Verkehrslärm generell sowie an der geringen Anzahl von Parkplätzen. Des Weiteren wird bemängelt, dass in den Designer-Parks das Grün fehle, es noch zu viele alten Industriehallen und zu viele Blockrandüberbauungen habe.
Ein ähnliches Bild lässt sich anhand der kritischen Stimmen bei den vertiefend Interviewten
zeichnen. Auch hier empfinden einige der Interviewten die alten, baufälligen Industriehallen, die
unwohnliche, eher monotone Umgebung als störend und bezeichnen sie als „schrecklich kalt
und öde“. Explizit als Schwächen werden von den Interviewten die kaum zu vereinbarenden
Gegensätze zwischen dem Zentrum Oerlikon und Neu-Oerlikon, das fehlende Grün, der Mangel
an Plätzen zum Spielen sowie ein fehlender Dorfkern als Identifikationspunkt erwähnt.
Keine der interviewten Personen kann sich vorstellen, sich in Oerlikon häuslich niederzulassen.
Begründet wird dies damit, dass man die ländliche Wohnumgebung schätzt, seinen Freundesund Bekanntenkreis am Wohnort aufgebaut hat – aber auch mit der Umgebung, die als „weg
vom Schuss“, „ohne Ambiente“ und „zu industrielastig“ empfunden wird.
Seite 21
Der Mix aus alter und neuer Bausubstanz scheint für einige die interviewten Personen das Charakteristische von Neu-Oerlikon zu sein. „Die Industrie wird durch Wohnbauten ersetzt. Dies
passt ganz gut zur ABB – auch bei ihr ist vieles im Umbruch“, sagt ein Angestellter der ABB
Hochspannung.
Vier der Interviewten erleben und charakterisieren das Zentrum Zürich Nord kritisch. Sie sprechen von einem „Ghetto ohne Charakter“, wo vieles hingeklotzt wird, was gleich aussieht. Und
die Adjektive reichen von kalt, ungemütlich, kühl bis zu monoton. Man spüre, dass keine gewachsene dörfliche Struktur vorhanden ist. Für einen CS-Angestellten ist das Gebiet nach wie
vor dominiert von der Industrie und er erhofft, dass Neu-Oerlikon sich mehr in Richtung Dienstleistungsstandort und Wohnviertel entwickelt.
Das Zentrum Zürich Nord und Oerlikon werden dabei in einen grösseren Kontext gestellt, der
ebenfalls kritisch beurteilt wird. "Ich habe Mühe mit dem Quartier. Für mich hört Zürich beim
Bucheggplatz auf. Zürich Nord ist ein Sozialquartier und entwickelt sich auch immer mehr in
diese Richtung", sagt ein Angestellter der UBS.
Welchen Stellenwert hat die Arbeitsumgebung für die interviewten Personen? Vier der neun
Interviewten beurteilen sie als „sehr wichtig“ bis „wichtig“. Die anderen stufen die Arbeit und die
Büroumgebung wichtiger ein.
Auf die Frage nach den wichtigsten Veränderungswünschen bezüglich Arbeitsumgebung
äussern die interviewten Personen folgende Anliegen:
Ein besseres Gastronomieangebot, d.h. gute, preisgünstige Restaurants mit viel Platz.
zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten; insbesondere die jüngeren Befragten wünschen sich einen H&M.
sichere Velo- und Fusswege. Für einen ABB-Angestellten, der im Sommer häufig mit dem
Fahrrad unterwegs ist, sind durchgehende Velowege und sichere Fusswege besonders an
der Binz-/Birchmühlestrasse wichtig.
mehr Grünflächen, eine Spielwiese, schöne und gemütliche Treffpunkte und
Begegnungsorte
Die Bauten sollten sympathischer, farbenfroher gestaltet werden.
mehr Dienstleistungszonen und Wohnungen
mehr Parkplätze für Angestellte
Auch bei den Spontangesprächen in den Personalrestaurants werden dieselben Anliegen geäussert, wenn auch mit anderer Gewichtung. Mit jeweils fünf Nennungen wünscht man sich
mehr Quartierläden (kleine Läden oder solche mit speziellem Sortiment wie Papeterien, CDLaden, Bäckerei) und mehr Grün (mehr Bäume und Wiesen). An zweiter Stelle steht die Forderung nach mehr Restaurants, gefolgt vom Wunsch nach zusätzlichen kulturellen Angeboten wie
Kinos und Clubs mit Musik für die Abendunterhaltung. Weitere Nennungen betreffen Sportanlagen für Fussball, Basketball. Zudem „sollte jedes Jahr ein NORDfest durchgeführt werden“,
wünscht die Angestellte von Chili Solution.
Über die Architektur und das Erscheinungsbild von Neu-Oerlikon gehen die Meinungen der
Befragten auseinander. Dabei halten sich die positiven und negativen Stimmen die Waage. Die
Befragten sind entweder von der modernen Architektur begeistert oder sie missfällt ihnen gänzlich. Es scheint keine Grautöne zu geben. Wie es die Angestellte von Chili Solution ausdrückt,
„ist die Beurteilung persönliche Geschmacksache“.
Seite 22
2.4.5
Öffentlicher Raum
Als beliebten Ort nennen vier der
Interviewten den Marktplatz Oerlikon mit
seinen
umliegend
Einkaufsund
Gastronomieangeboten, den sie immer
wieder besuchen und wo sie sich gerne
aufhalten. „Den Marktplatz finde ich
schön. Ich spiele dort ab und zu Schach
mit meinem Sohn. Im Sommer esse ich
gelegentlich ein Sandwich im MFOPark“, sagt die Angestellte von Chili
Solution.
Auf die Frage, ob es Orte gebe, die bewusst vermieden werden, nennen zwei Personen die düstere und schmuddelig wirkende Bahnhofunterführung und das Areal nördlich des „Center Eleven“, das zur Zeit der Befragung zahlreiche Baustellen vorwies.
Nutzung und Benutzerfreundlichkeit der Parkanlagen
Lediglich zwei der interviewten Personen geben an, die Parkanlagen zu nutzen und auch dies
eher sporadisch, etwa für ein Picknick. Dennoch massen sich viele ein Urteil zum Erscheinungsbild und zur Nutzerfreundlichkeit der Parkanlagen zu. Das Erscheinungsbild wird auch
hier mehrheitlich negativ beurteilt:
„Die Parks sagen mir nichts. Der Oerliker Park ist trostlos und grau. Die Bäume sind zu klein“,
sagt eine IBM-Angestellte. „Man sieht schon Leute im Oerliker Park. Aber die Sitzbänke sind zu
verstreut, als dass eine Begegnung stattfinden könnte. Es fehlen Sportmöglichkeiten. Es hat
keinen Basketballkorb. Es fehlen die Grünflächen“, bemängelt eine ABB-Angestellte. „Im MFOPark fehlen Farben, ein Café und kulturelle Events. Wenn mehr laufen würde, dann würde ich
vermehrt hingehen“, sagt eine IBM-Angestellte. Zudem werden die öffentlich Toiletten vermisst.
Positiv erwähnt werden im Oerliker Park die Pingpong-Tische und die schönen Farben im
Herbst. Die Interviewten empfinden die Parkanlagen tagsüber durchaus als belebt. Ihrer Meinung nach halten sich vor allem Berufsleute und Arbeiter sowie ab und zu Mütter mit ihren Kindern im Oerliker Park auf. Abends wirkt für sie der öffentliche Raum unbelebt und ausgestorben.
2.4.6
2.4.6.1
Nutzung und Beurteilung des bestehenden Angebots in Oerlikon
Verpflegungsmöglichkeiten und Gastronomieangebot
Die meisten der Befragten nutzen fast täglich die Personalrestaurants und hausinternen Cafeterias für die Mittags- und teilweise auch die Pausenverpflegung. Es geht schnell, ist günstig, bequem und bietet die Möglichkeit zum Gespräch mit ArbeitskollegInnen. Nur ab und zu werden
andere Lokalitäten in Neu-Oerlikon und im Zentrum von Oerlikon aufgesucht. Es bleibt wenig
Zeit für die Mittagspause. Man hat es eilig, will wenig Zeit verlieren, deshalb muss es schnell
gehen. Während der Sommermonate organisieren sich einige der Befragten auf dem Arbeitsweg ein Picnic. Eher selten werden öffentliche Restaurants im Zentrum von Oerlikon genutzt und wenn, dann eher am Feierabend oder bei einem Geschäftsessen.
Fünf der neun Interviewten suchen regelmässig das Personalrestaurant auf. „Viele MitarbeiterInnen haben Familie und sind froh über die Essensvergünstigungen“, weiss die Angestellte der
ABB Hochspannung. Sechs Personen erwähnen, dass sie regelmässig bis öfters ihr Essen in
der Neumarkt-Gourmessa einkaufen oder ins „Center Eleven“ gehen. Eher selten werden Restaurants wie das „Chayenne“ oder das „Mamma Mia aufgesucht. Eine IBM-Angestellte erwähnt, dass sie ihr Essen von der firmeninternen Cafeteria bestellen kann.
Seite 23
Das bestehende Gastronomie- und Verpflegungsangebot in Oerlikon wird von den Interviewten
mehrheitlich als „gut“, „angemessen“ oder „ausreichend“ beurteilt. Dennoch befürworten sechs
der neun Interviewten zusätzliche Gastronomieangebote im Zentrum Zürich Nord – unter anderem in der Hoffnung, dass dies zur Belebung des Quartiers beitragen würde. Bei den Spontangesprächen wurde die Frage nach zusätzlichen Angeboten von 11 Personen mit „ja“ oder „eher
ja“ beantwortet, 13 negierten einen zusätzlichen Bedarf wie auf dem folgenden Diagramm 5
dargestellt:
Diagramm 5: Braucht es zusätzliche Gastronomieangebote in Neu-Oerlikon
10
9
8
6
6
5
4
4
2
0
JA
eher JA
eher NEIN
NEIN
Bei den BefürworterInnen eines zusätzlichen Angebots besteht der Wunsch entweder nach kleinen Imbissmöglichkeiten wie Take Aways, Cafés, Bars, Bistros (mit freundlicher Atmosphäre,
genügend Platz, Gartenwirtschaft) oder nach innovativer Gastronomie à la Movie. Wichtig ist
den Befragten, dass es schnell geht und preiswert ist, wie folgende Aussagen bezeugen:
„Lässig wäre eine Bar sicher auch für die Bewohnerschaft“, sagt eine ABB-Angestellte. „Es sollte einen Ort geben, wo sich Leute kennen lernen und soziale Kontakte pflegen können unabhängig vom Büroalltag. Oder ein Lokal für über Mittag, wo’s nur Kleinigkeiten gibt wie einen
Suppentopf und Brot für 6 Franken.“ Eine IBM-Angestellte: „Ein besseres Restaurant mit mehr
Platz wäre toll. Einfach schönere Lokalitäten, auch wenn’s nur ein Menu gibt. Es hat sehr viele
Personalrestaurants. Auch die Migros ist in Ordnung, aber immer überfüllt.“
In Anbetracht dessen, dass immer mehr Firmen ihren Sitz ins Zentrum Zürich Nord verlegen –
beispielsweise bezieht PricewaterhouseCoopers im 2005 mit 1200 Angestellten die Überbauung
Zürich City –, wäre die Rentabilität eines öffentlichen Restaurants neu zu prüfen.
Nachdem der Schwerpunkt bei den Spontangesprächen auf den Verpflegungsmöglichkeiten lag,
konnten im Rahmen der Interviews auch Fragen zu den Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten und
dem entsprechenden Verhalten gestellt werden.
2.4.6.2
Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufsverhalten
Die Hälfte der Interviewten nutzt die Einkaufsmöglichkeiten in Oerlikon. Die Orientierung liegt
dabei eher Richtung Zentrum Oerlikon/Marktplatz als Richtung „Center Eleven“. Explizit erwähnt
werden neben dem Neumarkt, Schuhläden, die Papeterie Nievergelt, Apotheken und das Modehaus Schild. Die Ladenöffnungszeiten bis 20 Uhr werden geschätzt. Anscheinend werden in
Oerlikon weniger Wochenendeinkäufe getätigt, sondern eher ergänzende Einkäufe von Lebensmitteln und Artikel des täglichen Bedarfs oder Kleider. Zudem werden Coiffeurbesuche genannt. Auch aus der Spontanbefragung geht dieses Einkaufsverhalten hervor. Befragte im Personalrestaurant Torondo und Cityport kaufen ebenfalls im „Center Eleven“, in der Migros Neumarkt und im Coop ein – in der Regel einmal wöchentlich als Ergänzung zum Wocheneinkauf.
Aus der Spontanbefragung ging zudem hervor, dass je länger die Befragten in Oerlikon arbeiten
Seite 24
und je näher ihr Arbeitsort geografisch beim Zentrum Oerlikon liegt, desto häufiger nutzen sie
die bestehenden Angebote. Das Einkaufsverhalten hat offenbar viel mit Vorlieben und Gewohnheit zu tun. Zwei der Interviewten geben an, gewohnt zu sein, ihre Einkäufe an ihrem Wohnort
zu tätigen und die Angebote in Oerlikon nicht zu nutzen. Fünf Interviewte fänden es gut, wenn
das Einkaufsangebot bereichert würde. Je zweimal wird der Wunsch nach einem H&MKleiderladen für junge Mode, einem Manor sowie einer zusätzlichen, grossen Buchhandlung
geäussert. Mehr Plattenläden und CD-Shops sowie ein Media Markt würden ebenfalls begrüsst.
2.4.6.3
Freizeitangebote und Freizeitverhalten
Vier von neun Interviewten verbringen ihre Freizeit nicht in Oerlikon. Zum Einen, weil sie das
Angebot nicht kennen und also gar nicht wissen, wohin sie gehen sollen, zum Andern weil sie
es nicht attraktiv finden. „In Oerlikon muss man nicht in den Ausgang wollen. Es hat kein Tanzlokal und nur zwei bis drei ansprechende Bars. Ich kenne mich allerdings auch nicht so gut aus
hier“, schildert die Angestellte von Chili Solution ihre Wahrnehmung.
Die fünf Interviewten, die Freizeitangebote in Oerlikon nutzen, erwähnen die Eiskunstbahn, Hockeymatches und Konzerte im Hallenstadion sowie das Schachspielen auf dem Marktplatz Oerlikon. Sie besuchen das Fitnesszentrum Nordfit, halten ihren Feierabendumtrunk mit Kollegen
im Pub ab oder besuchen Bekannte und Verwandte, die in der Umgebung wohnen. Das gleiche
Bild zeigt sich in den Spontangesprächen: gelegentliche Besuche von kulturellen oder sportlichen Veranstaltung in der Eventhalle 550 oder im Hallenstadion, sporadische Aufenthalte im
Sommer in den Parkanlagen in Neu-Oerlikon oder im Bad Allenmoos. Den „Ausgang“ verbringen die Interviewten eher in der Nähe ihres Wohnorts oder dann in der City von Zürich. Deshalb
wird auch kein konkreter Bedarf an zusätzlichen Freizeitangeboten geäussert. Für einige der Interviewten fehlt als Anreiz etwas wie ein „Tivoli Center“ oder ein vergleichbarer Freizeitpark mit
Bowling, Minigolf, Indoorskating und -klettern oder eine Art „Säntispark“, damit sie ihre Freizeit
vermehrt in Oerlikon verbringen würden. Auch ein Musicaltheater oder ein anderes Theater
könnte allenfalls dazu verführen, vermehrt die Freizeit in Oerlikon zu verbringen. „Es fehlt etwas
Gemütliches“, sagt die Angestellte von Chili Solution, „eine nette Bar und ein gutes Esslokal,
das auch abends offen hat, damit ich in Oerlikon vermehrt auch den Abend geniessen würde.“
2.4.7
2.4.7.1
Bisherige Entwicklung, Massnahmen und Wunsch nach Mitwirkung
Beurteilung der bisherigen Entwicklung in Neu-Oerlikon
Diagramm 6: Wie wurde die bisherige Veränderung im Zentrum Zürich Nord erlebt?
12
12
10
7
8
6
4
2
2
0
positiv
gleich
negativ
3
weiss nicht
Wie in Diagramm 6 dargestellt, beurteilt die Hälfte der in den Spontangesprächen Befragten die
bisherigen Veränderungen in Neu-Oerlikon positiv. Es handelt sich dabei auch um Personen,
Seite 25
die im Zentrum Zürich Nord leben. Personen, die erst seit kurzem in Neu-Oerlikon arbeiten,
wagten keine Beurteilung abzugeben oder waren diesbezüglich eher unentschieden.
Spontane Bemerkungen zu dieser Frage betrafen den Rückgang von Arbeitsplätzen und die vielen Baustellen. Es wurde bemängelt, dass die Entwicklung sehr langsam vorangeht und zu viel
Zeit benötigt. Positiv verändert habe sich die Architektur; es seien gute Wohnbauten erstellt
worden.
Auch in den Interviews werden die bisherigen Veränderungen mit einer Ausnahme positiv beurteilt. Die Veränderungen werden interessiert verfolgt. Die vielen Baustellen werden zwar als
bemühend erlebt, aber grundsätzlich läuft die Entwicklung dynamisch. Speziell gefällt einer Interviewten das Kunstwerk von Silvia Mattioli beim Emil-Oprecht-Platz. Ein ABB-Angestellter
sagt: „Es freut mich, dass das Gebiet keine Industrieruine mehr ist. Es stehen keine ungenutzten Hallen mehr rum. Es wurden Wohnraum und Geschäftsflächen erstellt. Das finde ich toll.
Der Strukturwandel ist ein spannender Prozess. Es ist viel Neues entstanden. Traurig ist, dass
durch den Strukturwandel auch einige Arbeitsplätze verloren gingen. Früher waren hier Fabriken
voll von Menschen, das gibt es nicht mehr.“ Eine Angestellte der Oerlikon Contraves sagt: „Ich
empfinde die Öffnung des Areals gut. Ich bin schneller am Arbeitsort. Alles wurde offener und
lebt mehr. Die Abrisse und die Bauerei stören mich allerdings.“
2.4.7.2
Veränderungsbedarf
Diagramm 7: Braucht es im Zentrum Zürich Nord Massnahmen zur
Attraktivitätssteigerung oder zur Belebung in Neu-Oerlikon?
10
10
8
6
6
4
4
3
2
0
1
JA
eher JA
eher NEIN
NEIN
weissnicht
Bei den Spontangesprächen wird dieser Frage mit 16 Nennungen mehrheitlich zugestimmt, wie
in Diagramm 7dargestellt. Ein Angestellter der Oerlikon Contraves, der im Quartier lebt, präzisiert: „Es braucht Massnahmen zur Belebung, jedoch nicht zur Attraktivitätssteigerung.“ Offenbar empfindet er den Stadtteil als baulich und architektonisch bereits attraktiv. Während dem die
Befragten im Octavo erneut Veränderungsbedarf anmelden, wünschen Befragte im Torondo
und Cityport eher keine zusätzlichen Massnahmen. Eine befragte Person vertrat die Ansicht,
dass die neuen BewohnerInnen zur Belebung beizutragen haben und dies von unten her wachsen sollte. Auch die Mehrheit der interviewten Personen befürwortet Massnahmen zur Belebung
oder Attraktivitätssteigerung von Neu-Oerlikon.
Seite 26
2.4.7.3
Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung oder zur Belebung
Die geäusserten Wünsche sind vielfältig. Die häufigsten Nennungen betreffen die Stärkung des
kulturellen Angebots, eine vielfältigere Gastronomie und die Belebung der Parkanlagen:
Die Nennungen zum kulturellen Angebot reichen von generell mehr Anlässen, vor allem Kulturveranstaltungen abends nach 16 Uhr bis hin zu klaren Vorstellungen, etwa der Forderung
nach einem Kino. Aber auch eine verbesserte Information über die aktuellen Anlässe sei notwendig – inklusive aktualisierter Veranstaltungskalender, auf denen ersichtlich ist, wo die Anlässe stattfinden. Die Vorschläge zur Gastronomie betreffen wie bereits erwähnt neue Pubs, kleineren Restaurants und Cafés. Grünräume zum Verweilen, mehr Grün, mehr Wald und Wiese
zum Joggen und zur Erholung und für die sportliche Betätigung werden ebenfalls erwähnt. "Die
Parkanlagen sollen weiterhin so gut gepflegt werden wie bisher", wünscht der Angestellte der
ABB Hochspannung. Ebenfalls drei Nennungen betreffen die Belebung des Quartiers durch
die Schaffung eines „Dorfkerns“, in dem das Quartierleben spürbar ist. Es sollen multifunktionalen Nutzungen geschaffen werden zum Wohnen und Arbeiten für Industrie, Gewerbe und
Dienstleistungen und für die Freizeit (Shoppingmalls oder Vergnügungsparks).
2.4.7.4
Einschätzung der weiteren Entwicklungen in Neu-Oerlikon
Diagramm 8: Wie schätzen Sie die Entwicklung von Neu-Oerlikon in Zukunft ein?
16
14
12
10
8
6
4
2
0
16
3
positiv
gleich
2
negativ
3
weiss nicht
Wie in Diagramm 8 dargestellt, schätzen 16 Befragte die zukünftige Entwicklung von NeuOerlikon positiv ein. Der Standort eigne sich gut für Dienstleistungserbringer und habe viel Potenzial. Wichtig scheint einigen Befragten, dass auch eine gute Lösung für den motorisierten Individualverkehr gefunden wird und es gelingt, dass die Quartierteile zusammenwachsen. Fünf
der interviewten Personen schätzen die zukünftige Entwicklung positiv ein. „Ich bin zuversichtlich, dass es mehr Leben gibt. Neu-Oerlikon soll sich weiterhin zu einem Dienstleistungs- und
Wohnquartier entwickeln“, betont ein CS-Angestellter. Ein UBS-Angestellter hofft, dass die Entwicklung der Umgebung angepasst wird: "Es kann in Neu-Oerlikon nicht so werden wie im Kreis
1. Oerlikon muss ein Geschäfts- und Wohnquartier bleiben. Dazu gehört auch, dass der Support
für die KMU stärker wird. Die Preise sind heute zu teuer". "Die Architektur sollte der Umgebung
angepasst werden“, fordert eine ABB-Angestellte. „Es sollten Farben und Materialien eingesetzt
werden, die Wärme ausstrahlen und Wohlgefühl vermitteln, damit sich die Leute wohl fühlen
und nicht in die weitere Agglomeration abwanden." Zudem wird die Hoffung geäussert, dass es
besser werde, wenn mehr preiswerte Wohnungen für Familien erstellt sein werden und sich dadurch mehr Menschen im Quartier aufhalten. „Es wäre gut, wenn mehr Familien mit Kindern ins
Quartier kommen“, wünscht sich die Angestellte von Chili Solution, die einzige Mutter unter den
Interviewten. „Eine gute Bevölkerungsdurchmischung ist wichtig und sinnvoll. Und man sollte
darauf hinarbeiten, dass Arbeitsplatz und Familienwohnsitz näher beieinander liegen . Zudem
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sollte das Abendleben verbessert werden.“ Dass diese Entwicklung Zeit benötigt, ist sich ein Befragter bewusst. Er hofft, dass sich das Erscheinungsbild verbessert, wenn die alten Fabrikhallen abgerissen sind und die Fusswege nicht mehr durch Baustellenabsperrungen behindert
werden. Die Glatttalbahn und gutes Verkehrsregime werden als wichtige Faktoren genannt,
welche die Entwicklung beeinflussen. Die Realisierung der geplanten Tramlinie würde das Quartier aufwerten.
2.4.7.5
Wunsch nach Mitwirkung und Informationsbedarf
Die Bereitschaft zur persönlichen Beteiligung an der Entwicklung ist gering. 16 Befragte verneinen die Frage, ob sie sich vorstellen können, selbst etwas zur Entwicklung in Neu-Oerlikon beizutragen. Vier der Befragten können sich ein stärkeres Engagement vorstellen, wobei durchaus
ein Eigeninteresse dahintersteht. So wünscht sich ein Lehrling z.B. die Errichtung einer Skateranlage und bietet seine Mithilfe an. Beim Aufbau eines Robinsonspielplatzes für die Kinder des
Quartiers würde sich der Angestellte der Oerlikon Contraves, der auch im Quartier wohnt, engagieren. Weitere zwei Befragte äussern Interesse, bei der Umnutzung der Fabrikgebäude oder
bei der Organisation eines Quartierfestes mitzuwirken. Die meisten Befragten sehen sich aber
eher als potenzielle KonsumentInnen der verschiedenen Angebote.
Viele der befragten Angestellten informieren sich über Quartierzeitung und Websites über die
laufenden Entwicklungen. Die Berichterstattung in anderen Medien wird eher zufällig wahrgenommen. Es wäre wünschenswert, wenn auch die firmeninternen Informationskanäle dazu genutzt würden, auf die aktuellen Bauvorhaben und Angebote hinzuweisen, oder wenn entsprechende Flyer aufgehängt würden. „Die Informationsvermittlung müsste verbessert werden", fordert eine Angestellte der IBM, „gerade wenn es viele neue MitarbeiterInnen gibt.“ Firmeninterne
Ansprechpersonen kümmern sich vorwiegend um den Bereich „Öffentlicher Verkehr“ und um
Essensvergünstigungen. In die laufende Quartierentwicklung bringen sie sich kaum ein.
2.4.8
Zusammenfassung
Neu-Oerlikon wird als ein sich wandelndes, dynamisches Gebiet wahrgenommen, das sich zum
Positiven hin entwickelt hat und sich auch weiterhin zufriedenstellend entwickeln wird. Es wird
allerdings noch als unbelebt empfunden. Moderne Architektur, ein grosses Einkaufszentrum,
grosszügige Parklandschaften und Bürokomplexe sind vorhanden, ein „Dorfkern“ als Identifikationspunkt, – ein Ort, wo Leben und Begegnung stattfindet –, wird jedoch vermisst. Massnahmen zur Belebung werden von zwei Dritteln der Befragten begrüsst – im Besonderen was die
Schaffung eines kulturellen Angebots und einer vielfältigeren Gastronomie sowie die Belebung
der Parkanlagen anbelangt. Der persönliche Beitrag für eine positive Entwicklung liegt in der
Nutzung der Angebote als KonsumentInnen und KundInnen. Die zukünftige Entwicklung beurteilen viele der Befragten optimistisch, wobei als wichtiger Faktor die Verkehrssituation insbesondere gute Verkehrsverbindungen, die Pünktlichkeit der Züge, keine Behinderungen durch Staus
und Baustellen als zentrale Anliegen genannt werden.
Seite 28
2.5 Aktuelle Themen- und Handlungsfelder in Neu-Oerlikon
In diesem Kapitel werden die Anliegen der verschiedenen Interessen- und Akteurgruppen und
die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Kapiteln thematisch dargestellt. Das Kapitel enthält
daher teilweise ein paar Wiederholungen. Diese Passagen werden jedoch knapp gehalten und
wo nötig werden Querbezüge hergestellt oder auf frühere Monitoringberichte verwiesen.
2.5.1
Fehlendes Quartierleben und mangelhafte Versorgungsstrukturen
QuartierbewohnerInnen, Angestellte, Verwaltungen, Investoren, Fachpersonen beklagen „mangelndes Leben“ im neuen Stadtteil. Diese Stimmen finden sich auch in zahlreichen Presseberichten wieder. Leider finden die laufenden Massnahmen zur Belebung des Stadtteils wie das
NORDfest, das Parkcafé, das Openair Kino und weitere Aktivitäten meist nur in der Lokalpresse
Niederschlag. Das Zentrum Zürich Nord wirkt vor allem am Morgen und kurz nach Büroschluss
belebt, wenn zahlreiche Angestellte in und aus den Büros eilen. Abends und an Wochenenden
wirkt der Stadtteil leer. Neu-Oerlikon wird kaum genutzt. Dies ergab eine Online-Umfrage in der
Regionalzeitung „Vorstadt“ im Sommer 2003. Lediglich 26,1 Prozent der Befragten bejahten die
Frage „Nutzen Sie Neu-Oerlikon als Lebens- und Freizeitraum?“. Auch aus den Spontanbefragungen und Interviews geht hervor, dass die befragten Personen die Parkanlagen und bestehenden Angebote eher selten nutzen.
Was für Bilder verknüpfen die Befragten mit dem Begriff „Quartierleben“? Sie skizzieren einen
Raum mit ansprechender Architektur, mehr Grün, Zentrumsplätzen und Begegnungsorten, wo
sich viele Menschen aufhalten, wo es Einkaufsläden, Restaurants, Strassencafés gibt und kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Eine Art „Dorfkern“, wo man sich auch gerne nach Arbeitsschluss aufhält und sich mit KollegInnen, FreundInnen und Gästen trifft. Neben dem „Center
Eleven“ und den Personalrestaurants sind keine weiteren Läden und Restaurants vorzufinden.
Eine Post, eine Kirche, öffentliche Treffpunkte oder Arztpraxen und Lokalitäten für lokale Gewerbetreibende fehlen ebenso wie siedlungsnahe Versorgungsmöglichkeiten in Detailhandelsgeschäften. Dieser imaginierte Raum – das Zentrum in Neu-Oerlikon – soll laut Aussagen von
Planern und Investoren4 am Max-Bill-Platz realisiert werden. Dieser ist derzeit im Bau.
Wie im Monitoringbericht 1 geschildert, kam es kaum zu Zwischennutzungen, zum Beispiel im
soziokulturellen und künstlerischen Bereich. Auch ist es bisher noch nicht im gewünschten
Ausmass gelungen, belebende Erdgeschossnutzungen mit öffentlichen Funktionen zu etablieren. An das Schulhaus „im Birch“ werden daher grosse Erwartungen gestellt. Es soll als offenes
Schulhaus konzipiert werden und verschiedene Quartiernutzungen zulassen.
In der „Vorstadt“ vom 20. August 2003 äussert sich Dr. Alain Thierstein, Professor für Raumordnung an der ETH Zürich dahingehend, dass eine gewisse Unbelebtheit in der ersten Zeit logisch
sei. Es brauche Zeit bis sich ein Quartierleben entwickle; dieses lasse sich nicht programmieren.
Im ZZN bestünde eine Tabula-Rasa-Situation, alles werde abgerissen. So entstünde ein Orientierungsvakuum. Thierstein plädiert dafür, dass gewisse Fixpunkte erhalten bleiben. Einige der
alten Fabrikgebäude sollen bestehen bleiben und als Anhalts- und Gedächtnispunkte dienen.
Der Erhalt und die Umnutzungen alter Fabrikhallen wurden an einem Rundgang mit PolitikerInnen auch von Jugendlichen gewünscht. Der Anlass war vom Projekt „Megaphon“ zusammen mit
der Offenen Jugendarbeit Oerlikon (OJA) organisiert worden (vgl. Kapitel 3.2). Die historische
Bedeutung des ehemaligen Industriestandorts Oerlikon drängt sich vermehrt in das Bewusstsein
der Oerliker Bevölkerung. Der Vorstand des neu gegründeten ortgeschichtlichen Vereins Oerlikon strebt ein Museum in einer der alten Industriehallen an (vgl. Kapitel 3.2).
4
Veranstaltung der Zürcher Studiengesellschaft für Bau- und Verkehrsfragen Ende Januar 2004
Seite 29
Neu-Oerlikon wurde als multifunktionales Gebiet konzipiert, in dem Wohnen, Einkaufen und Arbeiten räumlich möglichst nahe beieinander stattfinden. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre es
laut Thierstein wichtig, dass Grossfirmen in den Überbauungen höhere Wohnanteile einplanen,
um den Angestellten Wohnraum anbieten zu können. Zudem benötige es günstigen Wohnraum
für Familien mit Kindern. Die zahlreichen Wohn- und Dienstleistungsbauten, die derzeit erstellt
werden, tragen zur Quartierbelebung bei.
2.5.2
Architektur und optisches Erscheinungsbild
An der modernen, urbanen Architektur in Neu-Oerlikon scheiden sich die Geister. Wie bereits im
Kapitel 2.4.4 dargelegt, sprechen die einen von städtebaulich interessanten Konzepten, innovativen Projekten, würdigen die optisch geglückten Bauten und schätzen den internationalen
Touch – andere jedoch kritisieren die riesigen Gebäudemassstäbe, die Weitläufigkeit, die Monotonie der Bauten, die kühlen Kunstlandschaften und die Designerparks; sie sprechen von Fehlplanung. Es macht den Anschein, dass es in der Bewertung keine Zwischentöne gibt.
2.5.3
Erscheinungsbild, Alltagstauglichkeit und Belebung des öffentlichen Raums
Ähnliche kontroverse Haltungen bestehen bezüglich Erscheinungsbild und Beurteilung des öffentlichen Raums. Durch die neuen Parklandschaften konnte die Versorgung mit öffentlichen
Freiräumen in Oerlikon stark verbessert werden. Die neuen Parkanlagen stellen ein grosses Potenzial für die Region dar. Für den MFO-Park sollte das geplante übergeordnete Nutzungskonzept für imagefördernde Anlässe mit überregionaler Ausstrahlung jedoch bald vorgelegt werden.
Dabei sollte berücksichtigt werden, dass zusätzliche Grossevents weitere Lärmemissionen für
die Bewohnerschaft im „Center
Eleven“ auslösen.
Intellektualität und Überplanung der
öffentlichen
Räume
scheinen
hauptsächlich LandschaftsplanerInnen
zu begeistern und elitäre Schichten
anzusprechen. Zwar würdigen auch
BewohnerInnen und Angestellte die
Parkanlagen, genutzt werden sie
allerdings eher selten. An Quartierveranstaltungen wurden die Parkanlagen in Neu-Oerlikon leider auch
schon als Negativbeispiele für sterile Planung angeführt. Dies mag unter anderem auch darauf
zurückzuführen sein, dass vieles planerisch vorgedacht wurde, BenutzerInnenanliegen aber leider kaum Gehör fanden und nur rudimentär in die Planung eingeflossen sind, wie BewohnerInnen und pädagogische Fachkräfte konstatieren. Als Beispiel wird die Auswahl der Spielgeräte
für den Louis-Häfliger- und den Wahlenpark angeführt.
Die Bezeichnung „Designerpark“ wird im negativen Sinne verwendet. Für KritikerInnen sind die
Parkanlagen "steril, kahl, ungemütlich" und "wenig belebt". Sie vermissen Grün, Bäume, Wiesen
zum Rumtollen und Wasserelemente. Vor allem für Eltern mit Kindern bieten die Parkanlagen
zu wenig Raum, den die Kinder selber gestalten können. Interessanterweise haben sich in Zürich Nord und in Höngg im letzten Jahr Elterninitiativen entwickelt, welche die altbewährten Konzepte der Abenteuer- und Robinsonspielplätze aufleben lassen wollen. Bis solche Initiativen in
wirkliche Spielplätze umgesetzt werden, bleiben die umliegenden Felder, Wiesen und Wälder
wichtige Alternativen für die Kinder. Der Forderung des soziokulturellen Mittagstisches Oerlikon
nach verbesserter Signalisation der Wege, die zu diesen Naherholungsgebieten führen (wie z.B.
die Gugel-Anwandl-Unterführung nach Seebach), sollte Rechnung getragen werden.
Seite 30
Der Turm im Oerliker Park und das Stahlgerüst im MFO-Park werden in den warmen Jahreszeiten abends und nachts von Jugendgruppen frequentiert. Es kam zu kleineren Vandalenakten.
Die Schäden werden durch die zuständigen Stellen sehr speditiv und gründlich behoben, um
nicht den Eindruck von Verwahrlosung entstehen zu lassen. Einzelne BewohnerInnen fürchten
sich davor, sich nachts in den Parkanlagen aufzuhalten, da sie schon unliebsame Begegnungen
mit Jugendlichen hatten.
Die Jugendlichen, die am Rundgang mit politischen InteressenvertreterInnen teilnahmen, haben
nicht das Bedürfnis, sich in den Parkanlagen aufzuhalten. Sie empfinden diese mehr als Kunstwerke, denn als anziehende Aufenthaltsorte. Unter anderem fehle ein Kiosk. Der Holzboden im
Oerliker Park ist für Rollhockeyspiele ungeeignet. Auch für Flohmärkte ist der Boden nicht optimal, beklagt ein Vertreter des soziokulturellen Mittagstisches. Er sieht die Welt mit Kinderaugen
und vertritt die Anliegen der Kinder. „Auf dem Oerliker Park-Turm lassen sich nicht einmal Papierflieger starten wegen des Drahtzauns“, kritisiert er. QuartierbewohnerInnen und in NeuOerlikon Beschäftigte äussern sich mit weiteren Anliegen, die die Alltagstauglichkeit des öffentlichen Raums betreffen. Sie bemängeln das spärliche Vorkommen von schattigen Plätzen, die
geringe Anzahl Sitzplätze und das Fehlen öffentlicher Toilettenanlagen. Zudem vermissen sie
Robidog- und Abfallbehälter. Das Thema Abfall ist auch für die privaten Liegenschaftenverwaltungen ein Problem. Ihre Angestellten finden jeweils viel Unrat vor – so z.B. auf der Dachterrasse im „Center Eleven“.
Der Louis-Häfliger Park stellt eine gute Ergänzung der Naherholungsräume für die BewohnerInnen des „Regina Kägi Hofs“ dar. Seine Eröffnung im August 2003 wurde mit Freude aufgenommen. Vor allem die grösseren Kinder
der Siedlung halten sich oft zum Spielen
dort auf. Das Spielfeld wird rege genutzt. Bis
jetzt seien auch keine Reklamationen eingetroffen und die Nachtruhe ab 22 Uhr werde
eingehalten,
weiss
die
Siedlungskommission. Allerdings fehlen auch im
Louis-Häfliger Park Robidog-Behälter. „Grün
Stadt Zürich“ wird für den guten Unterhalt
gelobt.
Die hintere Eingangstüre zum nah
gelegenen Gustav Amman Park scheint nach einem Vandalenakt eher zufällig offen zu stehen.
Die Siedlungskommission regt an, ein Schild mit Öffnungszeiten anzubringen.
Mit zahlreichen Projekten, Initiativen und Anlässen versuchen Einzelpersonen, Gruppierungen
und Organisationen, die Pärke zu beleben: Der MFO-Park bot sich als ideale Kulisse an für den
Zirkus Chnopf, das Openair Kino des cineclub Nord und für das NORDfest des Vereins festivalOERLIKON (vgl. Kapitel 2.2).
BewohnerInnen der Siedlung „Züri50“ wollen im roten Pavillon im Oerliker Park in ehrenamtlicher Arbeit ein Parkcafé betreiben – von April bis Oktober jeweils jedes zweite Wochenende.
Dieses Projekt geniesst die Unterstützung verschiedener städtischer Stellen. Zur Freude der InitiantInnen wurde die Finanzierung der Pilotphase durch das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement im Rahmen des Legislaturschwerpunkts „Neue Impulse für Zürich Nord“ gesprochen. Die
Eröffnung ist auf April 2004 vorgesehen.
Das Gemeinschaftszentrum „Tezet“ Oerlikon trat im Herbst 2003 für ein Wochenende an die Öffentlichkeit und brachte der Quartierbevölkerung im Oerliker Park seine Angebote näher. Die
VertreterInnen der „Grün Stadt Zürich“ wurden vom „Tezet“ für ihre kooperative und hilfsbereite
Zusammenarbeit gelobt. Beschwerlicher war es für das „Tezet“, die Bewilligung für den Anlass
zu erhalten. Weil es von den Bewilligungsinstanzen nicht als öffentlich-rechtlicher Verein anerkannt ist, ist es auf die Unterschrift weiterer ortsansässiger Vereine angewiesen, um EinzelaktiSeite 31
onen im öffentlichen Raum durchführen zu können. Zudem waren zahlreiche Diskussionen mit
VertreterInnen der Verwaltungspolizei nötig, damit die Bewilligung erteilt werden konnte.
Grundsätzlich würde es auch von anderen soziokulturellen Organisationen in Oerlikon sehr begrüsst, wenn die Bewilligungsverfahren für soziokulturelle Aktivitäten und Veranstaltungen im öffentlichen Raum vereinfacht, unbürokratischer gehandhabt und die Bewilligungskosten niedriger
ausfallen würden. Viele gute Initiativen und Projekte scheitern regelmässig an diesen Punkten.
2.5.4
Charakter und Image
In Anbetracht der kontroversen Beurteilung der Architektur und des noch weitgehend fehlenden
Quartierlebens, erstaunt es nicht, dass Neu-Oerlikon als Gebiet ohne „Gesicht“, ohne Charakter
und ohne Charme beschrieben wird. Es wird als "Niemandsland" oder "Schlafstadt" bezeichnet,
das (noch) keine Identität besitzt. Wie Edi Martin in seiner Studie beschreibt, ist das Image des
Ortes und seiner Menschen noch nicht eindeutig bestimmt und bildet sich erst langsam heraus.
Die Menschen befinden sich in einer sozial nicht vordefinierten Situation, und das Gemeinwesen
ist erst in der Entstehung begriffen. Diese Situation kann als Chance betrachtet werden.
Der Begriff „Zentrum Zürich Nord“ ist für die Befragten nicht einprägsam und hat sich als „Adresse“ nicht etabliert. Die BewohnerInnen identifizieren sich eher mit dem Namen der Wohnüberbauung, die Angestellten mit der Ortsbezeichnung Oerlikon, als dass sie den Begriff „Zentrum Zürich Nord“ oder die Abkürzung ZZN verwenden. Längerfristig gesehen dürften sich wohl
eher die Begriffe „Oerlikon Nord“ und „Oerlikon Süd“ oder alt und neu Oerlikon einprägen, entsprechende Namen wurden für die Bezeichnung der ÖV-Haltestellen gewählt. Und vielleicht
wird sich in ein bis zwei Generationen Neu-Oerlikon zu einem eigenständigen 26. Stadtquartier
entwickeln.
Die Entwicklung in Neu-Oerlikon ist Gegenstand verschiedener Untersuchungen und Forschungsarbeiten, Diplomarbeiten und Aufsätze. Neben den in diesen Bericht eingeflossenen
Resultaten der Untersuchungen von Edi Martin und der Semesterarbeit von Regula Arpagaus,
beschäftigt sich Dr. des. Dipl. arch. ETH Gabriela Muri im Rahmen des Nationalen Schwerpunktprogramms NFP 52 zum Thema „Kindheit, Jugend und Generationenbeziehungen im gesellschaftlichen Wandel“ mit Bühnen und Akteuren in der Öffentlichkeit. Sie fokussiert dabei auf
Kinder- und Jugendszenen in Zürich und Zürich Nord. Das Projekt startete im Mai 2003 für eine
Laufzeit von drei Jahren. Die Untersuchung soll klären, inwiefern die gebaute Stadt als Raum für
die Öffentlichkeit Funktionen übernimmt und Chancen bietet, Verständigungsprozesse und Solidarität zwischen den Generationen zu fördern. Sie untersucht, wo sich Konflikte oder Entfaltungsmöglichkeiten ergeben und mit welchen Massnahmen diese beeinflusst oder gefördert
werden können.
Auch finden sehr viele Führungen in Neu-Oerlikon statt. Die Mitglieder der Siedlungskommission „Regina Kägi Hof“ berichten, dass fast jede Woche Gruppen in der Siedlung vorbeikommen.
Es handle sich dabei auch um auswärtige Studiengesellschaften. Als SiedlungsbewohnerIn fühle man sich ab und zu ausgestellt und beobachtet.
An Imageproblemen leidet nicht nur Neu-Oerlikon, sondern auch Oerlikon, Zürich Nord und das
ganze Glattal. Obwohl Oerlikon eine wichtige Zentrumsfunktion für die Region Glattal zugebilligt
wird, haftet der Region Zürich Nord das Vorurteil des Niemandlandes hinter dem Milchbuck an.
Betrachtet man Oerlikon genauer – wie dies das RZU-Team im Beitrag „Nordstadt“ dargestellt
hat (vgl. Kapitel 3.2) – besteht Oerlikon aus drei Zentren: dem Arbeitsplatzzentrum ZZN, dem
historischen Zentrum Oerlikons – dem aber kaum emotionale Aufenthaltsqualität zugestanden
wird – und der Messestadt. Jedes Gebiet erfüllt spezifische Funktionen und hat ein eigenes
Stärken/Schwächen-Profil. Alle Massnahmen zur Entwicklung und Belebung von Oerlikon sollten letztlich darauf hinzielen, Synergien zwischen den Gebieten herzustellen.
Seite 32
2.5.5
Parkierung, Strassenbau & Verkehr
Wie im Montoringbericht 2 ausgeführt, fehlt
nach wie vor die rechtliche Grundlage für
die Verhängung von Bussen auf den
Mischverkehrsflächen in Neu-Oerlikon.
Die privaten Liegenschaftenverwaltungen
sprechen für ihren Privatgrund richterliche
Verbote aus und arbeiten mit Verzeigungen.
Die Parkplatzsituation wird von verschiedenen Akteuren (Mieterschaft, Verwaltungen, Angestellten, FirmeninhaberInnen,
KundInnen und LieferantInnen) weiterhin als
unbefriedigend erlebt. Die geringe Anzahl
Parkplätze in den Wohnsiedlungen und in
der Nähe der Firmenhauptsitze geben ebenso zu Klagen Anlass, wie die geringe Anzahl Besucherparkplätze und das Fehlen einer blauen Zone im Quartier und die hohen Platzmieten und
Parkhaustarife. Ein Angestellter der Selfix AG klagt: „Unsere Parkplätze sind dauernd von Drittpersonen belegt. Unsere Kunden und Lieferanten wissen nicht, wo sie parkieren sollen.“ Eine
Verwalterin schildert, dass die Ansprüche der Mieter hoch sind und viele Konkubinatspaare zwei
Parkplätze fordern, die sie ihnen leider nicht anbieten kann. Mittlerweile bestehen lange Wartelisten für einen Zweitparkplatz.
Die Erstellung des Strassennetzes ist weit vorangeschritten. Die Himmeribrücke wurde saniert
und für den Busbetrieb erweitert. Das Gebiet ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen
(Bus 75, 64 und 80). Die Orientierung im Gebiet, die Fussgängerführung bedarf noch der Verbesserung, insbesondere beim Bahnhof Oerlikon Nord. Ebenso weist das Fahrradwegnetz noch
Lücken auf. Eine bessere Signalisation bei der Fuss- und Fahrradunterführung an der Neunbrunnenstrasse ins Naherholungsgebiet Gugel-Anwandl wünschen sich VertreterInnen des soziokulturellen Mittagstischs Oerlikon.
Die Zuständigkeiten und Abläufe auf Planungsebene für sichere Schulwege zum Schulhaus „im
Birch“ sind geklärt. Das Quartiersekretariat hat eine Koordinationssitzung mit den beteiligten
Verwaltungsstellen organisiert. An einer Begehung wurden die Schulwege definiert und notwendige bauliche Massnahmen in Auftrag gegeben. Leider brachten die Schutzinseln und Fussgängerstreifen auf der Binzmühlestrasse nicht die gewünschte Verkehrssicherheit. Auf der Binzmühlestrasse wird nach wie vor gerast, die
Strecke Birchstrasse bis Chaletweg ist für
Kinder und Erwachsene gefährlich. Inseln
wurden
umgefahren.
Automobilisten
gewähren oft den Vortritt nicht. Das Queren
der Strasse ist für Kinder und Erwachsene
gefährlich.
Die
Siedlungskommission
„Regina Kägi Hof“ und Eltern aus anderen
Siedlungen fordern daher weitere verkehrsberuhigende
Massnahmen.
Die
Vorschläge reichen von Radargeräten, über
bauliche Verengungsmassnahmen und
Schwellen, bis zur Einführung einer Tempo30-Zone und der Pflanzung spezieller Signalisationstafeln (Achtung Kinder). Vor allem ist ein
breiterer Gehsteig erforderlich. Der zuständige Beamte der Dienstabteilung Verkehr weiss um
die Situation. Ein Radargerät wurde beantragt. Die Signalisierung an der Kreuzung wurde entsprechend eingerichtet, dass das Gelände über die Birch- und Regensbergstrasse verlassen
werden sollte. Leider ist es aufgrund der Personalknappheit nicht möglich, zusätzliche Ver-
Seite 33
kehrskontrollen durchzuführen. Die Schliessung der Birchstrasse ab Höhe Kreuzung Binzmühlestrasse dürfte für einen grossen Teil der Siedlungen Verkehrsberuhigung bringen.
3 Entwicklungen im Zentrum Oerlikon
3.1 Einleitung
Nachdem in den vorausgegangenen Kapiteln das Schwergewicht auf den Entwicklungen im
Zentrum Zürich Nord lag, wird das Augenmerk nun auf den gewachsenen Teil von Oerlikon
(südlich vom Bahnhof Oerlikon rund um den Marktplatz) gerichtet. Nach einem Rückblick auf
wichtige Quartierereignisse, die sich zwischen August 2002 und Dezember 2003 zugetragen
haben, werden in diesem Kapitel aktuelle Themen und Prozesse beschrieben, die sich mit den
Entwicklungen im gewachsenen Teil von Oerlikon befassen.
3.2 Rückblick auf wichtige Ereignisse im Zentrum Oerlikon
Oerlikon beteiligt sich am Wettbewerb der RZU (Regionalplanung Zürich und Umgebung) und gewinnt den 3. Platz! Kurt Hoffmann, Präsident des Quartiervereins Oerlikon, bildete 2002 ein Projektteam aus kompetenten Landschafts- und Verkehrsplanern, Architekten und
Kommunikationsprofis. Das Team bestehend aus Daniel Racine, Paul Romann, Hannes Müller,
Fredy Ungricht, David H. Guggenbühl-Meile beteiligte sich am Wettbewerb der RZU (Regionalplanung Zürich und Umgebung) zur Attraktivitätssteigerung von Quartierzentren. Es entwickelte
spannende städtebauliche Visionen und vier Massnahmen zum Bahnhof Oerlikon, Marktplatz,
Hotel-Restaurant Sternen sowie Sternen-Kino. Nach Meinung des Projektteams wird Oerlikon in
der Zukunft eine wichtige Rolle als Zentrum der umliegenden 27 Teilgemeinden, der sogenannten Glattalstadt, einnehmen. Der Bahnhof Oerlikon wird sich durch den Bau der Glatttalbahn zu
einem wichtigen Umsteigezentrum in Richtung Hauptbahnhof Zürich und umliegende Gemeinden entwickeln. Ein Teil des Wettbewerbbeitrages befasst sich deshalb mit den Anschlüssen
des öffentlichen Verkehrs und der Lage des oben erwähnten Umsteigezentrums, da die heutige
Situation mit den weit auseinandergelegenen Haltestellen den zukünftigen Ansprüchen nicht
mehr genügen wird. Als zentrale Lösung und Vision wird eine 50 Meter breite Halle mit Tramund Bushaltestellen sowie direkten Zugängen zu den Perrons zwischen Ohm- und Edisonstrasse vorgeschlagen. Um das Zusammenwachsen von Neu-Oerlikon und des Zentrums von Oerlikon zu unterstützen, wird baldige Realisierung der grosszügigen Bahnhofunterführung gefordert.
In kultureller Hinsicht wird ein Kulturbetrieb im ehemaligen Kino Sternen Oerlikon an der Franklinstrasse 9 vorgeschlagen. Zudem wird eine grössere Überbauung am Hotel Sternen Oerlikon
vorgeschlagen, um damit ein markantes und identitätsstiftendes nördliches Eingangsportal ins
Zentrum Oerlikon zu schaffen. Das Projektteam veröffentlichte seine Visionen in einer Sonderausgabe der Lokalzeitung Vorstadt und lancierte damit den Titel „nordstadt“. Die „nordstadt“
wurde an 30'000 Haushalte in Zürich Nord verteilt. Die RZU-Jury würdigte den Beitrag Oerlikons
mit dem dritten Rang und einem Preisgeld von 25'000 Franken.
Feiern und Festen auf dem Marktplatz Oerlikon. Zur Freude der Quartiervereine beschloss der Stadtrat im Juli 2002 auf Quartierfestgebühren für Festveranstaltungen, die auf öffentlichem Grund stattfinden und von quartieransässigen Vereinen organisiert werden, zu verzichten.
Die Quartierbevölkerung feierte am 1. August 2002 das 25-jährige Bestehen des Marktplatzes
Oerlikon. Wie jedes Jahr organisierte der Quartierverein auch im 2002 und 2003 – jeweils am
Seite 34
letzten Wochenende im August - das beliebte und traditionelle Oerliker „Märtplatz-Fäscht“. Zudem war der Marktplatz am 12. und 13. September 2002 Austragungsort für das vierte OpenAir-Kino des Cine Club Nord.
Neuer Standort für das Zentrum ELCH: Am 16. November 2002 eröffnete das Zentrum
ELCH an der Regensbergstrasse 209 seine Türen. In Anwesenheit von Stadträtin Monika Stocker wurden die Arbeit des Zentrums ELCH gewürdigt und die neuen, attraktiven Räume in Beschlag genommen. Unter einem gemeinsamen Dach umfasst das vielseitige Angebot für Eltern
und Kinder eine „Kinderhüeti“, Krabbelgruppen, Kursgruppen, Kinderartikelbörse, Kafi, Bewegungsraum. Ebenfalls befindet sich die Kinderkrippe „Goldräge“ in der neuen ABZWohnüberbauung.
Die neue Regionalwache Oerlikon wurde am 21. September 2002 öffentlich eingeweiht und
anlässlich eines Tages der offenen Türe der Bevölkerung vorgestellt. Der Umbau von der Kreiszur Regionalwache dauerte von April 2001 bis Anfang Juni 2002. 65 Beamte des Verkehrskontrolldienstes, der Sicherheitspolizei und des Detektivpostens arbeiten nun im 24-Stunden-Takt
für die Sicherheit der Bevölkerung in Zürich Nord.
Neuer Szenenclub in Oerlikon: Seit Dezember 2002 kommen Jazzfans in Oerlikon auf ihre
Kosten. Der Inhaber Nenad Knezevic eröffnete den 450 m2 grossen Jazzclub „Dionis Music
Bar“ an der Franklinstrasse 27. Der Club bietet Platz für 250 Gäste und bereichert Oerlikons
Musikkultur regelmässig mit einem vielseitigen Programm.
Tiefbauarbeiten prägten das Bild Oerlikons im Jahr 2003. Verschiedene Tiefbauarbeiten
im Zentrum Oerlikons nötigten KundInnen und GeschäftsinhaberInnen im Jahr 2003 zu einschneidenden Umstellungen ihrer Gewohnheiten. Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen
wurden ersetzt. Parallel dazu wurde der Franklinplatz als zentraler Knotenpunkt mit neuen Gestaltungselementen (Begrünung, Skulpturen und Sitzmöglichkeit, neue Verkehrsführung) aufgewertet. Die Kosten für die Sanierungs- und Umbauarbeiten betrugen rund 7 Mio. Franken. Die
zehnmonatigen Bauarbeiten wurden in drei Phasen durchgeführt. Dank der guten Informationspolitik des Tiefbauamtes fand das Vorhaben breite Akzeptanz in der Bevölkerung und konnte
ohne grössere Zwischenfälle durchgeführt werden. Den Abschluss der Strassensanierungen an
der Schulstrasse feierten die Gewerbetreibenden im Rahmen des Schulstrassenfests Mitte Juni
2003 zusammen mit der Bevölkerung. Sie bedankten sich für die Treue der Kundschaft. Der neu
gestaltete Franklinplatz wurde am 24. November 2003 unter Jazzklängen bei Punsch und Marroni eingeweiht. An der Ecke Edison-/Querstrasse befindet sich seit Sommer auf einem Elektroverteilkasten eine schöne, massangefertigte Glasvitrine. Der neue Schaukasten ist ein Geschenk des Tiefbau- und Entsorgungsdepartments für das Quartier und wurde am 22. August
2003 dem Quartierverein übergeben. Die Stromkosten werden für die nächsten 99 Jahre vom
EZW gesponsert.
Politische Erfolge für Oerlikon und Zürich Nord: Nach der Wahl des SP-Politikers Martin
Waser in den Stadtrat freuen sich viele „Züri-Nördler“ über ihre neue Vertretung im Zürcher
Stadtrat. Im April 2003 wurde SVP-Politiker Bruno Sidler zum Gemeinderatspräsidenten ernannt. Seine Ernennung wurde mit einem Apéro auf dem Marktplatz mit der Bevölkerung gefeiert.
Die Primarschule Holunderweg wurde aufgelöst. Betroffene Eltern setzten sich erfolglos
zur Wehr gegen die Auflösung der Primarschule Holunderweg. Ab Juni 2002 wurde die Primarschule in einer Pavillon-Anlage mit 6 Klassenzimmern untergebracht, die auf dem Sportplatz der
Kantonsschule Oerlikon aufgestellt war. Der Aufenthalt war bis zu den Sommerferien 2004 festgelegt. Die Auflösung wurde jedoch früher erforderlich, weil die Kantonsschule Riesbach nach
Seite 35
Oerlikon verschoben wurde und zusätzliche Räumlichkeiten benötigte. Im Juli 2003 nahmen die
Eltern, Kinder und die Lehrerschaft wehmütig Abschied vom Schulhaus.
Nun doch ein Sexkino an der Franklinstrasse 9? Die East Cinema AG betreibt als Mieterin
der Franklinstrasse 9 nebst einem Sexshop seit Dezember 2002 auch ein Sexkino. Sofern es
seitens des Quartiers nicht gelingt bis Ende 2004 eine Alternativnutzung vorzuschlagen und zu
finanzieren, bleibt das Sexkino bestehen.
Der Quartierverein Oerlikon entwickelte in Zusammenarbeit mit Stephan Stucki, Leiter der Firma
ARTcommunication, ein Konzept für ein Kulturzentrum Franklinstrasse 9. Wie in der „Vorstadt“
vom 11. Juni 2003 zu erfahren war, soll das Kulturzentrum Sternen Oerlikon eine Plattform bieten, auf der viele Kultursparten Platz finden. Im Saal soll es Filmvorführungen, Theaterproduktionen, Lesungen und Ausstellungen geben. Es ist keine feste Möblierung vorgesehen, sondern
stapelbares Mobiliar. Das Restaurant im Parterre soll gemäss Wirt Jan Walitza, der das Restaurant seit 18 Jahren führt, um ein Foyer erweitert werden. Die Umbaukosten (Zwischendecke
muss herausgerissen werden, ein Behindertenlift wird eingebaut) belaufen sich auf 300’000
Franken, die Neumöblierung und die Sanierung der Infrastruktur kommt auf 400’000 Franken zu
stehen. Die Finanzierung ist derzeit noch offen. Es soll ein Trägerverein gegründet werden. Gespräche mit potenziellen Sponsoren sind gemäss Quartiervereinspräsident Kurt Hoffmann im
Gange. Die Konzeptentwicklung fand weitgehend ohne Einbezug von interessierten Quartiergruppierungen und Einzelpersonen statt, wie diese mit Bedauern feststellen.
Rundgang mit Jugendlichen und PolitikerInnen durchs ZZN und durch Oerlikon im
Herbst 2003. Der Anlass wurde von „Megaphon“ in Zusammenarbeit mit der OJA Oerlikon organisiert und will die Kinder- und Jugendpartizipation fördern. Gestartet wurde im roten Pavillon
im Oerliker Park. Der Anlass brachte ein paar wesentliche Erkenntnisse an den Tag. So stellen
die öffentlichen Plätze für die Jugendlichen meist nutzlose Flächen dar, die nicht leben. Sie seien architektonische Kunstwerke, aber keine Orte zum Verweilen. Zudem vermissen die Jugendlichen Treffpunkte im Quartier.
Tragisches Zugsunglück beim Bahnhof Oerlikon. Am Freitag 24. Oktober 2003 kam es
beim Bahnhof Oerlikon zu einer dramatischen Kollision von zwei Schnellzügen. Obwohl der Lokführer des den Unfall verursachenden Zugs sofort die Bremsung einleitete, entgleisten durch
den heftigen Aufprall mehrere Waggons. Der Bahnhof Oerlikon bot ein Bild der Zerstörung.
Beim Unfall kam eine junge Frau ums Leben, und 61 Personen wurden verletzt. Die Unfallursache ist auf menschliches Versagen zurückzuführen; die Bremshähne zwischen zwei Wagon des
Unfall verursachenden Zugs waren geschlossen.
Bereicherung des Vereinsleben in Oerlikon durch neue Vereinsgründungen.
Am 21. November 2003 fand im Saal des Hotels „Sternen“ die öffentliche Gründungsversammlung des ortsgeschichtlichen Vereins Oerlikon statt. Im Vorstand wirken Adolf Widmer, Heinz
F. Steger und Erich Lang. Zusammen mit Werner Egli, dem Initianten der Idee, will sich der Vorstand dafür einsetzen, dass wichtige Zeitdokumente, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen,
gerettet werden. Sie wollen die Sammlung diverser Schriften, Fotos und Gegenstände bewahren und öffentlich zugänglich machen.
Ebenfalls im November 2003 wurde der Verein für Jugend und Kultur aus der Taufe gehoben.
Jugendliche der Kantonsschule Oerlikon bestellen den Vorstand. Dimitri Kugler wurde für das
Präsidium gewählt. Der Verein wird von der Offenen Jugendarbeit Oerlikon (OJA) begleitet. Der
Verein organisiert jeweils Mittwoch und Freitag bei der OJA an der Dörflistrasse einen Treffpunkt für Jugendliche, und er bezweckt die Förderung der Jugendkultur, indem er monatlich
Konzerte oder Partys organisiert.
Seite 36
Vieles bewegte sich in der „Messestadt“ Oerlikon: Wie der „Vorstadt“ vom 2. April 2003
zu entnehmen war, beantragte der Regierungsrat dem Kantonsrat einen Kredit von 2,5 Mio.
Franken aus dem Fonds für gemeinnützige Zwecke für die Sanierung des Theaters Stadthof11. Es ist eine Erhöhung auf 1400 Sitzplätze, eine Erweiterung des Foyers und des Bühnenbereichs sowie die Verlegung des Publikumseingangs in den Bereich Thurgauer/Wallisellenstrasse vorgesehen. Die Kosten für Umbau und Sanierung betragen 25,5 Mio. Franken, davon bezahlt die Stadt Zürich 15 Mio. Franken; die MCH Messe Zürich AG und die Fredy
Burger Management beteiligen sich mit je 5 Mio. Franken. Nebst den bisherigen Tanz- und
Theaterproduktionen sollen neu auch Musicals mit Weltformat gezeigt werden
Die offene Rennbahn Oerlikon hat eine neue Betreiberin: Es ist dies die IG Offene Rennbahn Oerlikon (Igor). Sie will den Sport jungen Menschen vertraut machen und plant jährlich 23
Rennen. Die Besitzerin der Rennbahn Oerlikon, die Hallenstadion AG, hatte ursprünglich mehr
Interesse an einem Grossparkplatz. Dank der Igor soll die Rennbahn nun wieder Treffpunkt für
Velofans und andere Sportbegeisterte werden. Nachdem die Hallenstadion AG und Swiss Cycling gemeinsam die Schirmherrschaft übernommen haben, hat die Igor personelle Strukturen
geschaffen. Mit einem Budget von 200’000 Franken pro Saison will sie den Betrieb weiterführen.
Das Hallenstadion wird saniert und verliert seinen langjährigen Direktor: Das Stimmvolk
hiess den Kredit von 56,4 Mio. Franken für den Umbau des Hallenstadion am 18. Mai 2003 gut.
Der Umbau des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wird 14 Monate dauern und beginnt
im Juni 2004. Mit der Sanierung der Arena wird im Herbst 2005 gestartet. Nach dem Umbau
bietet das Hallenstadion 13’000 Sitzplätze und 20 VIP-Logen. André Béchir trat als Hallenstadion-Direktor auf Ende 2003 zurück.
3.3 Aktuelle Themen im Zentrum Oerlikon
3.3.1
Stadtteilentwicklungsprozess zur Stärkung des Zentrums Oerlikon
Zur Stärkung des Einkaufs-, Dienstleistungs- und Wohnstandortes Zentrum Oerlikon startete die
Fachstelle für Stadtentwicklung am 16. September 2003 den Stadtteilentwicklungsprozess „Zukunft Zentrum Oerlikon“. Dem Prozess ging eine umfassende Befragung von Eigentümern, GeschäftsinhaberInnen und PassantInnen im Zentrum Oerlikons voraus. Das GfS-Forschungsinstitut führte mit 406 Geschäfte und Büros sowie 121 Eigentümer und Verwaltungen eine
schriftliche Befragung zur Entwicklung und Beurteilung des Zentrums von Oerlikon durch. Der
Rücklauf betrug erfreuliche 50 Prozent. Parallel zur schriftlichen Befragung wurden 308 PassantInnen an zentralen Standorten befragt. Anfang Juli 2003 präsentierte die Fachstelle für Stadtentwicklung die Resultate unter einleitenden Voten von Stadtrat Martin Waser und Hansueli Züllig, Vorstandsmitglieder der Vereinigung „z’Örlike gits alles“, den zahlreich anwesenden Gästen
im Swissôtel Oerlikon.
Aus der Befragung wurde für Oerlikon ein Stärken/Schwächen-Profil entwickelt. Positiv wurde
die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr, der Wochenmarkt, die Angebotsvielfalt in Oerlikon beurteilt. Die Schwächen wurden beim mangelnden Image und Charakter, den ungenügenden Parkierungsmöglichkeiten und einem fehlenden Freizeit- und Kulturangebot ausgemacht.
Auch wurden Sicherheit und Sauberkeit bemängelt und das gastronomische Angebot wurde als
ungenügend beurteilt. Interessanterweise benoteten die PassantInnen den Standort Oerlikon
deutlich höher als die beiden anderen Gruppen. Bezüglich Charakter/Image des Quartiers nehmen die PassantInnen gar eine signifikante Verbesserung der Situation wahr. Dies erstaunt
nicht, betrachtet man die Dynamik im Detailhandel in den vergangen eineinhalb Jahren z.B.
rund um den Sternen Oerlikon. Es wurden einige Läden oder Restaurants modernisiert oder neu
eröffnet. Einige Beispiele dazu, wie sie der Lokalpresse zu entnehmen waren:
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August 2002
Sept. 2002
Oktober 2002
Nov. 2002
Dez. 2002
Januar 2003
März 2003
Oktober 2003
Nov. 2003
Dez. 2003
Das Swissôtel feiert sein 30-jähriges Bestehen.
Wiedereröffnung von Santa Lucia mit neuem Eingangsbereich und Ambiente
Neueröffnung Asia-Center, Tramstrasse 19
Umbau des Ladenlokals Ohmstrasse 14, Umzug Kochopitk
Einweihung Züri11 Shopping mit Modehaus Oviesse, Drogeriemarkt Estorel.
Neu-Positionierung von Coiffine und Fust
Eröffnung Café und Restaurants Nannini im Züri 11 Shopping
Neueröffnung Pizza-Blitz, Dörflistrasse 117, mit Take away und Essen vor Ort
Modernisierung Denner im Neumarkt Oerlikon
Bäckerei Stützli-Brot, Franklinstr. 20 (Nachfolge Konditorei Speck)
Wiedereröffnung Modehaus Bossard nach Umbau an der Schulstrasse
Optic2000 (vormals Zolliker Optik) eröffnet an der Franklinstr. 3
Neueröffnung der Raiffeisenbank an der Schaffhauserstrasse
Neuer Empfangsbereich im Hotel „Sternen“ wird in Betrieb genommen
Umbau der Post wird gefeiert.
Eröffnung Burger King Filiale an der Hofwiesenstrasse 378, ehemals
Restaurant „alte Post“
...und weitere Eröffnungen sind vorgesehen, wie die Eröffnung einer Tschibo–Filiale beim Sternen Oerlikon.
Es macht den Anschein, dass der Detailhandel das Entwicklungspotenzial erkannt hat und sich
auf die Bedürfnisse der Bevölkerung von Zürich Nord einstellt. Handelt es sich auch nicht um
Fachkaufhäuser für anspruchsvolle Kundschaft mit hoher Kaufkraft – deren Weggang oftmals
beklagt wird – prägen die neuen Läden und modernisierten Schaufenster dennoch vermehrt das
Strassenbild Oerlikons und tragen zur Angebotsvielfalt und Belebung bei.
In der GfS-Studie wird als wichtigste Massnahme zur Attraktivitätssteigerung die Schaffung
eines attraktiven Ladenangebots genannt. Dieser Prozess ist wie oben beschrieben bereits im
Gange. Im Weiteren werden bessere Wegverbindungen, die Ausweitung der Fussgängerzonen,
kundenfreundliche Geschäfte, ein vergrössertes und innovativeres Angebot im Gastronomiebereich sowie zusätzliche Parkierungsmöglichkeiten gefordert. Es fehlen gepflegte Restaurants,
attraktive Bars und Strassencafes. Zudem wird ein Nachholbedarf im Freizeit- und Kulturbereich
geortet.
Dem Zentrum Oerlikons wird „eine gewisse überregionale Funktion“ zugebilligt. Das Zentrum
wird jedoch „funktional“ genutzt zum Einkaufen und zum Kommissionen erledigen. Es wird kaum
als "emotionaler Aufenthaltsraum" – als Ort zum Verweilen – wahrgenommen und beansprucht.
Stadtrat Waser betonte in einem Interview in der „Vorstadt“, dass die Flanierqualität erhöht werden müsse, damit die Aufenthaltszeit der BesucherInnen in Oerlikon verlängert werden kann.
Auch er wünscht sich ein breiteres Gastronomieangebot und den Ausbau von Flanierzonen.
Am 16. September 2003 lancierte die Fachstelle für Stadtentwicklung den ersten Workshop des
Stadtteilentwicklungsprozesses. Das Ziel des Prozesses besteht darin, in einem gemeinsamen
Vorgehen auf Bestehendem aufzubauen, die Schwächen zu bekämpfen, Stärken auszubauen,
Potenziale sichtbar zu machen und gemeinsam zu Nutzungsvorstellungen zu kommen und konkrete Massnahmen zur Stärkung des Zentrums von Oerlikon zu entwickeln. Die Zukunft Oerlikons soll dabei nicht neu erfunden werden. Der Prozess orientiert sich neben den umfassenden
Befragungen: am Entwicklungsrichtplan Bahnhof Oerlikon
am Positionspapier des Runden Tisches Oerlikon 3. Auflage
an der Vision Nordstadt (RZU-Wettbewerb, Team Oerlikon, 2003).
Seite 38
Die verschiedensten Visionen sollen weitergeführt und konkretisiert werden. Der Prozess „Zukunft Zentrum Oerlikon“ wurde als mehrstufiges Verfahren mit Plenumsworkshops und Arbeitsphasen der einzelnen Arbeitsgruppen konzipiert.
Am ersten Workshop beteiligten sich rund 60 Personen aus Gewerbe, Detailhandel,
LiegenschaftenbesitzerInnen und Verwaltungsangestellte. Die TeilnehmerInnen entwickelten
zuerst ein gemeinsames Zukunftsbild für das Zentrum Oerlikon. Das Zielbild liest sich wie folgt:
„2013 besitzt Oerlikon eine „Kulturmeile“, analog zur Messe- und Sportmeile. Im
MFO-Park – einem Herzstück der Kulturorte – finden tolle Events statt. Das verkehrsarme Zentrum bietet eine super Aufenthaltsqualität. Unter dem Marktplatz
befindet sich ein zentrales Parkhaus, und der Markt findet neu täglich statt. Oerlikon lebt, auch abends, samstags und sonntags. Kulturangebote, moderne Geschäfte, ein Fachkaufhaus und attraktive Liegenschaften machen das Zentrum
Oerlikons zu einem beliebten Wohnort. 2013 hat sich in Oerlikon eine eigenständige Identität entwickelt. Neuartige Angebote strahlen von hier in die ganze
Schweiz aus. Die Erdgeschosse von Neumarkt und Swissôtel sind mindestens
durchlässig geworden, die beiden Gebäude allenfalls sogar gesprengt, so dass
sich eine neue Verbindung zum Bahnhof Oerlikon und darüber hinaus ergibt. Das
10er Tram wendet unten an der Messe und nicht mehr mitten im Zentrum. Die
Einfahrt ins Parkhaus liegt neu nicht mehr mitten in der Fussgängerzone. Der
Marktplatz ist allwettertauglich hergerichtet, attraktive Cafés laden zum Sitzen,
Plaudern und Schauen ein. Unter und über den Bahnhof Oerlikon führen nun attraktive Verbindungen ins Zentrum Zürich Nord, und der neue Busbahnhof hat seinen Betrieb aufgenommen. Der Durchgangsverkehr Richtung Seebach und Opfikon geht nicht mehr durch das Zentrum von Oerlikon, und dank neuen Parkplätzen ist aus dem ganzen Zentrum Oerlikon eine Flanierzone geworden. Dank neuen Restaurants, Kulturangeboten und attraktiven Aussenräumen herrscht nun ein
gesundes Mass an Betriebsamkeit. Das erhöht auch die Sicherheit und schränkt
die Kriminalität ein. Aktive Kräfte im Zentrum Oerlikons schaffen immer wieder
neue Plattformen. Dort werden Traditionen gepflegt und die einzigartige Identität
des Zentrums von Oerlikon weiterentwickelt. Und endlich bietet auch in Oerlikon
eine Bäckerei am Sonntag morgen frisches Brot an.“
(Protokoll Workshop 1, 16.9.2003, Fachstelle für Stadtentwicklung)
Nachdem Handlungsfelder definiert worden waren, bildeten sich 8 Arbeitsgruppen, die am zweiten Workshop am 12. November 2003 ihre Zwischenergebnisse vorstellten:
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AG Angebotsübersicht/Events > Die AG präsentiert einen Veranstaltungskalender mit
dem Namen „GO – Guide Oerlikon“ und klärt die Realisierbarkeit ab.
AG Bahnhofplanung > Fordert die Achse Edisonstrasse–Max-Frisch-Platz als Standort für
die Unterführung und sieht eine Verlegung der Einfahrten zu den Parkhäusern von der
Schul- in die Franklin- bzw. Nansenstrasse vor, was die Schaffung einer grosszügigen
Fussgängerzone ermöglichen würde. Flanierverbindungen über den Geleisen sowie die Bildung eins Projektteams „Gesamtkonzept Bahnhof Oerlikon“ sind weitere Anliegen.
AG Deblockierung Stanortfrage Parkhaus > Stellt das Wohl der KundInnen über politische Ränkespiele. Es wird eine Erhöhung der Parkplatzzahl resp. eine zentrale
Parkhausanlage mit peripherer Zufahrt gefordert.
AG Fachkaufhaus/Förderung Angebotsvielfalt > Die AG hat Frequenzzählungen durchgeführt und Kundenströme erfasst. Sie legt eine Bestandesaufnahme der Qualität der Geschäfte in Oerlikon vor. Sie will ihre Bestandesaufnahme verfeinern und nötige Massnahmen definieren. Das Thema Fachkaufhaus wird sekundär aufgegriffen.
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AG Imagearbeit > plant eine qualitative Analyse vor und will einen Massnahmenkatalog zur
Stärkung des Images erstellen.
AG Kulturmeile > hat sich umbenannt in AG Kultur. Ihr Anliegen ist die Eröffnung eines Kinos und/oder eines Cabarets/Cafés für junge, unbekannte Künstler.
AG Nutzung Marktplatz > Präsentiert erste Ideen für eine intensivere Nutzung des Marktplatzes. Die Diskussion dreht sich um eine Umgestaltung, die eine ganzjährige Nutzung des
Platzes ermöglicht.
AG Gestaltung Plätze und Förderung der Durchlässigkeit ZZN-Oerlikon > Die AG hat
Problembereiche aus Sicht der Fussgänger identifiziert und erarbeitet Verbesserungsvorschläge.
Das Engagement der Fachstelle für Stadtentwicklung im Erneuerungsprozess wurde positiv
aufgenommen. Die Arbeitsgruppen sind sehr motiviert und engagiert. Es ist eine Aufbruchstimmung feststellbar. Durch den Prozess wurden jedoch auch politisch brisante und verfahrene
Diskussionen neu entfacht wie etwa die Parkplatzfrage sowie die Bahnhofplanung Oerlikon. So
bringt das Gewerbe seine langjährige Forderung nach einem unterirdischen Parkhaus unter
Marktplatz wieder in die Debatte ein. Diese Forderung, als Postulat von Theo Hauri und Köbi
Möri eingebracht, hatte der Gemeinderat Mitte März 2003 mit 58 zu 52 Stimmen knapp abgelehnt. Das Gewerbe vertritt allerdings die Ansicht, mit einem Parkhaus könnten der Suchverkehr
beseitigt und mehr Kunden ins Zentrum gelockt werden. Damit könnte letztlich der Umsatz gesamthaft gesteigert werden.
Es bleibt zu hoffen, dass die gute Stimmung, die Motivation und der Elan, die der Prozess
ausgelöst hat, nicht durch politische Ränkespiele gebremst wird. Der Prozess bietet eine
einmalige Plattform, aufgrund einer gemeinsam entwickelten Vision die bisherigen Positionen zu
verlassen, aufeinander zuzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln. Dabei sind
differenzierte Sichtweisen erforderlich.
3.3.2
Herausforderung Bahnhof Oerlikon und Auswirkungen Bahnhof Löwenstrasse
Die Nähe zum Bahnhof Oerlikon, die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die damit
verbundene Mobilität ist ein wichtiger Standortvorteil, den Oerlikon zu bieten hat.
Angestellte wünschen sich einen Ausbau des S-Bahn-Angebotes und bessere Verbindung in
Richtung Ostschweiz. Dieser Wunsch deckt sich mit den Erfahrungen von Herr Höhener, Leiters
der SBB-Abteilung Personenverkehr. Leider können aufgrund des politischen Spardrucks für die
Umsetzung der Forderungen nötige Tunnelbauten zurzeit nicht realisiert werden.
Der Bahnhof Oerlikon bildet nach wie vor das trennende Element zwischen dem Zentrum Oerlikons und dem Zentrum Zürich Nord (vgl. dazu Monitoringberichte 1 und 2). Die Bahnlinie bildet
auch eine Grenze im Kopf, ein anscheinend nicht leicht überwindbares mentales Hindernis. Das
Erscheinungsbild des Bahnhofs Oerlikon wird kritisiert: dunkles Mausloch, ungemütlich, unattraktiv und hässlich. Wie Kurt Hoffmann, Präsident des Quartiervereins Oerlikon ausführte, hatte
der Quartierverein bereits 1995 eine attraktivere Verbindung gefordert.
Das Tiefbauamt hat die Planung der Bahnhofunterführung nun vorangetrieben. Funktion, Lage
und Ausgestaltung der Unterführung wurden bestimmt, das Vorgehen definiert. Die Unterführung soll als Umsteigeort und für die Verbindung der Quartierteile dienen. Die bestehende
Hauptunterführung wird an der Westseite um eine tieferliegende Ebene erweitert. Aufgrund fehlender Rentabilität und um lokales Gewerbe nicht zu konkurrenzieren, sind keine kommerziellen
Nutzungen vorgesehen. Das städtische „Entscheidungsgremium Entwicklungsgebiete“ hat beschlossen, dass ein 3-stufiger Wettbewerb (2 Stufen für den Planungswettbewerb, die 3. Stufe
für das Vorprojekt) mit geladenen Architektenteams durchgeführt wird. Ein Knackpunkt scheint
die Lage der Ab- und Aufgänge darzustellen. Zudem muss auch die Situation der Fahrradab-
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stellplätze optimiert werden. Der Spatenstich soll noch in der laufenden Legislatur (2002–2006)
erfolgen.
Bezüglich Bahnhofunterführung zeichnete sich im Rahmen des Stadtteilentwicklungsprozesses
„Zukunft Zentrum Oerlikon“ ein Konflikt ab: Kreise, die am Runden Tisch vertreten waren, fordern die schnelle Realisierung der Bahnhofpassage und stützen die Vorgehensweise der Stadtverwaltung. Eine Arbeitsgruppe, die sich im Stadtteilentwicklungsprozess „Zukunft Zentrum Oerlikon“ gebildet hat, fordert dagegen einen Marschhalt. Sie will eine Gesamtkonzeption für den
Bahnhof Oerlikon anregen und brachte Ideen aus dem RZU-Wettbewerb (vgl. Kapitel 3.2) wieder ins Gespräch. Anstelle der vorgesehenen Lage der Unterführung bevorzugt sie die Edisonstrasse. Klärende Gespräche zwischen den Interessensgruppen und den zuständigen Verwaltungsabteilungen sind im Gange.
Der Bau des Bahnhofs Löwenstrasse wird massive Auswirkungen auf Oerlikon haben. Der
CVP-Gemeinderat Kurt Mäder reichte Ende 2002 eine Motion ein, in der er die Überdeckung
des Bahneinschnitts bei der Regensbergstrasse fordert. Eine Interpellation von Peter Stähli
Barth und Corine Mauch forderte im Frühling 2003 ein städtebauliches Konzept für den öffentlichen Raum, da der bestehende Einschnitt um zwei Gleisspuren erweitert und die bestehenden
Stützmauern auf der Seite Hofwiesenstrasse verschoben werden müssen. In einer On-lineUmfrage der „Vorstadt“ stimmen 81 Prozent der Teilnehmenden für eine Überdeckung der
Bahnlinie.
Die Kosten für den Bau des Streckenabschnitts zwischen Weinbergtunnel und Bahnhof Oerlikon
– ein neuer zweispuriger Tunnel – wurde mit rund 230 Mio. Franken veranschlagt.5 Die Aufnahme der Bauarbeiten ist ab 2006 zu erwarten. Die Lärmimmissionen werden stark zunehmen.
Die Erweiterung des Bahnhofs Oerlikon um ein 7. und 8. Gleis ist erst nach 2012 vorgesehen,
berichtete Gerhard Steiner, der SBB-Verantwortliche für den Planungsabschnitt Oerlikon.
3.4 Zusammenfassung
Auch im gewachsenen Zentrum von Oerlikon rund um den Marktplatz Oerlikon bis hin zur Messestadt ist vieles im Aufbruch und Wandel. Bauliche Sanierungen öffentlicher Plätze und Strassenräume wurden durchgeführt. In einem innovativen Stadtteilentwicklungsprozess, der sich mit
der Zukunft des Zentrums befasst, wirken QuartiervertreterInnen, Liegenschaftenbesitzer und
Geschäftsinhaber mit und packen gemeinsam bauliche, gesellschaftliche, wirtschaftliche und
kulturelle Themen an. Neu-Oerlikon, das Zentrum von Oerlikon, als auch die Messestadt Oerlikon stehen vor der Herausforderung, sich als wichtiges städtisches Nebenzentrum noch stärker
zu positionieren, ihr Image aufzuwerten und wichtige gesellschaftliche Funktionen für die Region
Glattal wahrzunehmen. In Zukunft wichtig sein, Oerlikon als ganzes zu betrachten. Es gilt, die
besonderen Stärken und Potenziale der einzelnen Quartierteile zu fördern, die verschiedenen
privaten und städtischen Prozesse und Massnahmen stärker zu koordinieren und in eine gemeinsame Strategie einzubinden.
5
Vorstadt vom 6.November 2002
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4 Ideen- und Massnahmenkatalog zur Quartierbelebung
und zur Förderung der Lebens- und Aufenthaltsqualität
4.1 Einleitung
In diesem Kapitel wird zusammengefasst, was sich in den vorangehenden Kapiteln an Ideen,
Forderungen, Wünschen und Handlungsmöglichkeiten herauskristallisiert hat. Im Besonderen
wird darauf eingegangen, wie die Stadtverwaltung die weitere Entwicklung beeinflussen kann
und welche Massnahmen bereits eingeleitet sind. Eine Tabelle, in der die zahlreichen Ideen und
Vorschläge zur Quartierbelebung und für die Förderung der Lebens- und Aufenthaltsqualität
aufgelistet sind, schliesst den Monitoringbericht 3 ab.
4.2 Einflussmöglichkeiten und laufende Aktivitäten der Stadtverwaltung
Ein Grossteil der im Herbst 2003 befragten Personen schätzt die weitere Entwicklung im Zentrum Zürich Nord positiv ein (vgl. Kapitel 2). Es wird davon ausgegangen, dass die sich im Bau
befindenden Wohnungs- und Dienstleistungsbauten und die damit verbundene Zunahme der
Wohn- und Arbeitsbevölkerung das Quartierleben positiv beeinflussen werden. Dennoch gibt es
kritische Stimmen aus Gewerbekreisen und von alt-eingesessenen OerlikerInnen, welche die Situation in Oerlikon weiterhin kritisch beurteilen und von einem Quartierzerfall des Zentrums von
Oerlikon warnen. Die Initiative „Stadtteilentwicklungsprozess“ der Fachstelle für Stadtentwicklung wird daher begrüsst und als Schritt in die richtige Richtung verstanden, denn der Entwicklungsprozess will das Zentrum von Oerlikon stärken und Innovationen auslösen.
Nach der Genehmigung der Sonderbauvorschriften im Jahr 1998 durch den Kanton war die
bauliche Entwicklung dem Wohnungsmarkt überlassen und die Vermietungspolitik Sache der
privaten Investoren. Einzelne VertreterInnen privater Liegenschaftenverwaltungen fordern, dass
die Stadt in der Wohnbaupolitik eine regulierende Funktion wahrnehmen und den preisgünstigen Wohnungsbau für Familien mit Kindern fördern soll, da der Bedarf an Wohnungen im oberen Preissegment langsam gedeckt sei. So sehr diese Forderungen berechtigt scheint, sind die
Einflussmöglichkeiten der Stadt zum Beispiel auf die Bevölkerungszusammensetzung, belebende Erdgeschossnutzungen oder auf die Ansiedlung von Kleingewerbe eher gering. Das Amt für
Städtebau berät Projektentwickler und Bauherren auf freiwilliger Basis und signalisiert entsprechenden Handlungsbedarf. Im Rahmen der Baubewilligungsverfahren beurteilen die betroffenen
Verwaltungsabteilungen vor dem Hintergrund ihres Leistungsauftrags die einzelne Bauprojekte.
Eine regelmässige gesamtheitliche Betrachtung der Bautätigkeiten in Oerlikon im Sinne eines
umfassenden Qualitätsmanagements, das auf einem konkretisierten Zielbild für den Stadtteil
basiert und klare Aussagen zur gewünschten Alltagsqualität und Nutzungsvielfalt beinhaltet, wäre erstrebenswert. Das Quartiersekretariat ZZN-Oerlikon leistet durch die Monitoringarbeit entsprechende Grundlagenarbeit. Die Erkenntnisse könnten rückgekoppelt werden und im Sinne
eines Qualitätsmanagements in die freiwillige Projektberatung und in die Beurteilung der Baugesuche zurück fliessen. Zudem stellt die öffentliche Hand durch die Erstellung der Parkanlagen
und des Schulhauses im Birch wichtige Infrastrukturen zur Verfügung, in denen öffentliches Leben stattfindet. Im Rahmen des Legislaturschwerpunkts „Impulse für Zürich Nord“ laufen des
weiteren viele Schlüsselprojekte – wie etwa die Unterführung Bahnhof Oerlikon.
Nachdem die Forderung aus dem Quartier und von verschiedenen Fachexperten, alte Fabrikgebäude als Zeitzeugnisse der industriellen Fertigung zu erhalten und damit Identifikationspunkte zu schaffen, stärker wird, trifft das Amt für Städtebau entsprechende Abklärungen. Es prüft
unter anderem die Revision der Sonderbauvorschriften. Zudem hat es einen Prozess namens
„Chance Oerlikon“ in Gang gesetzt, um die Situation in Oerlikon und im Zentrum Zürich Nord
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zusammen mit Investoren im Sinne einer „public-privat-partnership“ anzugehen und gemeinsam
einen 10-Punkte-Massnahmenplan auszuarbeiten und entsprechende finanzielle Mittel freizusetzen.
Auf Herbst 2004 planen die Gemeinwesenarbeit Zürich Nord, die reformierte Kirche Oerlikon
und das „Tezet Quartierzentrum Oerlikon“ eine Quartierwerkstatt für und mit BewohnerInnen
zum Thema "Wohnen und Leben im Zentrum Zürich Nord" durchzuführen. Das Ziel besteht darin, den siedlungsübergreifenden Kontakt unter den BewohnerInnen im Zentrum Zürich Nord zu
fördern und mit ihnen zusammen im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Lösungen zur Belebung des
Stadtteils zu entwickeln. Dieses Projekt ist in den Legislaturschwerpunkt "Neue Impulse für Zürich Nord" eingebettet.
Anders als in Zürich West existiert für die Entwicklungsgebiete in Zürich Nord kein umfassendes
Gebietsmanagement. In Oerlikon wird diese Funktion teilweise durch das Quartiersekretariat
und seine Dienstleistungen Monitoringarbeit, Dialog Oerlikon und Verwaltungskoordinationstreffen wahrgenommen. Zudem gibt es eine verwaltungsinterne Gruppe „Koordination Oerlikon“, in
der das Tiefbauamt, die Fachstelle für Stadtentwicklung und das Sozialdepartement ihre Tätigkeiten und Projekte koordinieren. In Anbetracht der zahlreichen Aktivitäten und vielen laufenden
und geplanten Prozesse sollten diese Strukturen und Gefässe evaluiert und optimiert werden.
4.3 Massnahmen- und Ideenkatalog
Ein aktives und attraktives Quartierleben bedingt das Zusammenspiel vieler Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen. Dementsprechend wurden in den Spontangesprächen und Interviews, auf
Rundgängen und an Lehrveranstaltungen auch viele Ideen formuliert und Massnahmen vorgeschlagen beziehungsweise gefordert. Zur besseren Orientierung werden die Aussagen tabellarisch dargestellt. Die Inhalte der Übersicht werden nicht gewichtet, die Liste ist als Ideenpool zu
verstehen.
Themenbereich
Massnahme/Idee
Rechtsgrundlagen
•
•
Architektonisches Erschei•
nungsbild bei neuen Bauprojekten
•
•
Strassenbau, Verkehrsregime,
Parkierung
•
•
•
•
•
Revision der Sonderbauvorschriften wird durch das Amt
für Städtebau geprüft. Es wird geprüft, ob Nutzungen pro
Baufeld und Zentrumszonen definiert sowie bestehende
Industriebauten erhalten werden sollen.
Schaffung von Rechtsgrundlagen für die Sanktionierung
unberechtigten Parkierens auf den Mischverkehrsflächen
Kleinräumigere Baukörper und/oder bessere Durchlässigkeit zwischen den Gebäuden
Optimale Anpassung an umliegende Siedlungen
Andere Baumaterialen und Farbgebungen bei der Fassadengestaltung
Fertigstellung des Fahrrad- und Fussverkehrsnetzes.
Baustellensicherung
Attraktivität der Fusswege optimieren z.B. entlang Binzmühlestrasse
Trottoirverbreiterung
Verkehrsberuhigende Massnahmen an der Binzmühlestrasse durch Radargeräte und/oder bauliche Massnahmen.
Parkierungssituation verändern durch die Schaffung von
mehr oberirdischen Besucherparkplätzen,
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•
Öffentlicher Raum,
Parkanlagen
•
•
•
•
Erdgeschoss- und Zwischennutzungen
•
•
•
•
Versorgungs- und Verpflegungssituation
•
•
Freizeitnutzungen
(Sport und Kultur)
•
Wohnungsbau und
Bevölkerungsdurchmischung
•
Reduktion der Parkierungsgebühren
Evaluation des Fahrtenmodells. Eventuell Revision der
Sonderbauvorschriften für die Schaffung von mehr Kurzzeitparkplätzen und blauen Zonen (politischer Entscheid)
Bedürfnis nach mehr Grün, Spielwiese und Wald wird
durch den Wahlenpark abgedeckt.
Wohn- und Arbeitsbevölkerung sind über die bestehenden
Nutzungskonzepte der Parkanlagen auf geeignete Weise
zu informieren.
Belebende soziokulturelle und kulturelle Aktivitäten im öffentlichen Raum wie NORDfest, Serenaden- und Feierabendkonzerte) sowie BewohnerInneninitiativen wie
„Parkcafé 50“ weiterhin schnell und unkompliziert fördern
und unterstützen.
Bewilligungsverfahren durch Verwaltungspolizei vereinfachen bzw. entsprechende Sonderverfahren im Rahmen
des Legislaturschwerpunkts einleiten.
Konzept für überregionale Events im MFO-Park umsetzen.
NutzerInnen länger zum Verweilen in den Parks einladen
durch entsprechende Angebote und Verpflegungsmöglichkeiten wie Kiosk, Take-aways in den Parkanlagen selber.
Nutzerfreundliche Ausgestaltung der Parkanlagen durch
mehr Sitzmöglichkeiten, Beschattungselemente, Abfallentsorgungsmöglichkeiten, sanitäre Einrichtungen usw.
Sorgfältigen Unterhalt der Parkanlagen weiterführen
Rentabilitätsstudie verfassen
Förderung von Kleingewerbe durch kostengünstige Mietkonditionen (Staffelmieten) oder die Schaffung eines
Kleingewerbeparks in einer alten Fabrikhalle (bedingt Revision der Sonderbauvorschriften)
Innovationsprämie oder gestaffelte Mietzinse für innovative Gastronomiebetriebe
Standortmarketing zur Ansiedlung von weiteren Detailhandel- und Spezialgeschäfte wie Bäckereien, Kleidergeschäfte (z.B. H&M oder Vilan), Papeterien, Bio-Laden,
Buch- und CD-Läden, Kiosk
Ausweitung des Gastronomieangebotes durch kleine
günstige (nach der Devise günstig und schnell), innovative
oder luxuriöse Restaurants, Cafés, Bars, Pubs, Bistros,
Kiosk-Strassencafés und Take-aways (in den Parkanlagen)
Behebung des Defizits an kulturellen und sportlichen Nutzungsmöglichkeiten in Neu-Oerlikon: Kulturveranstaltungen nach Feierabend, Kino, Musical, Theater, ein Freizeitpark (analog „Säntispark“), Möglichkeiten zum Spielen
(Bowling, Billard, Minigolf, Badmington), zum Klettern, Indoor-skaten usw.
Schaffung von Wohnraum für Familien mit durchschnittlichem oder kleinem Einkommen zur Optimierung der Bevölkerungsdurchmischung und zur Quartierbelebung.
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•
•
Gemeinwesenaufbau,
Förderung sozialer Zusammenhalt
•
•
•
Verbindung zwischen ZZN und
Zentrum Oerlikon
•
•
Quartieridentität,
Imageförderung
•
•
•
•
Bevölkerungspartizipation,
Begleitstrukturen
•
•
Aktive Vorreiterrolle von Stadt und Genossenschaften für
zusätzlichen preiswerten Wohnungsbau.
Wohnen im Alter wird durch die Seniorenresidenz im Max
Bill Platz gefördert. Weitere Alterwohnformen und entsprechendes Wohnungsangebot z.B. auch für junge Erwachsene/Studierende sind zu prüfen.
Unterstützung bzw. Verbesserung von siedlungsübergreifenden Kontakten und Schaffung einer siedlungsübergreifenden Kommunikationsplattform > Quartierwerkstatt ist in
Planung durch GWA Nord, Ref. Kirche und Tezet Oerlikon
Öffnung von Siedlungs- und Kolonielokalen sowie Schaffen von öffentlichen Treffpunkten und Begegnungsorten
(Innenräume).
Öffnung des Schulhauses im Birch für Quartieraktivitäten.
Erarbeitung von entsprechenden Rahmenbedingungen
durch die zuständigen Verwaltungsabteilungen.
Bau der Bahnhofunterführung vorantreiben unter Berücksichtigung der Quartieranliegen bezüglich Lage und Ausgestaltung der Aufgänge und Führung der Passantenströme.
Gesellschaftliche Vernetzungen weiterhin fördern durch
Veranstaltungen im Rahmen von „Dialog Oerlikon“.
Verwendung einer neuen Terminologie für das ZZN z.B.
"Neu Oerlikon" oder „Oerlikon Nord“
Voting im Rahmen
der Quartierwerkstatt
Identifikationsbildende Orte schaffen – unter anderem einzelne Fabrikgebäude stehen lassen und in Quartier- und
Kulturtreffpunkt umfunktionieren.
Zentrumsgebiete definieren (z.B. Max-Bill-Platz) und entsprechende funktionale Gebäude- und Aussenraumgestaltung (Pocket Parks)
Medium für die Information über die Gebietsentwicklung
inklusive Veranstaltungskalender entwickeln (Bulletin,
Rubrik in Lokalpresse, Internetplattform o.ä.).
Die Einführung eines umfassenden Gebietsmanagements
durch die Stadtverwaltung prüfen. Bestehende Gefässe
und Strukturen evaluieren und konsolidieren.
Bestehende Partizipationsprozesse evaluieren. Verwaltungsinternes Partizipationsverständnis entwickeln. Eventuell neue Kommunikations- und Partizipationsgefässe
(Begleitstrukturen) zur Quartierentwicklung in Oerlikon
entwickeln und einführen.
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