Integration

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Integration
Städtebauliches Gutachten
Integration
City Leverkusen-Wiesdorf
Rahmenbedingungen zur
Anpassung der Innenstadt
Walter Ackers
Auftraggeber
Stadt Leverkusen
Gutachter
Prof. Walter Ackers
Adolfstraße 15
38102 Braunschweig
[email protected]
ww.staedtebau-ackers.de
In Zusammenarbeit mit der Stadt Leverkusen
Fachbereich Stadtplanung + Bauaufsicht
Projektbetreuung
Dipl.-Ing. Werner Winkel, Stadtplaner
Dipl.-Ing. Gerd Ziemert, Stadtplaner
BauAss. Dipl.-Ing. Lena Zlonicky, Stadtplanerin
Projektorganisation
Ute Leiverkuß
Alle Rechte vorbehalten
© Prof. Walter Ackers, Braunschweig, Februar 2007
Projektbearbeitung Städtebau Prof. Ackers
Prof. Dipl.- Ing. Walter Ackers, Architekt und Stadtplaner
Dipl.- Ing. Sandra Pechmann, Architektin [Projektleitung]
Dipl.- Ing. Dipl.- Des. Manuel Windmann
Dipl.- Ing. Hermann Mensink, Stadt- und Regionalplaner
Fotographie
Prof. Walter Ackers
Gestaltung
Städtebau Prof. Ackers
Städtebauliches Gutachten
Integration
City Leverkusen-Wiesdorf
Rahmenbedingungen zur
Anpassung der Innenstadt
Aufgabe
Mit dem Neubau eines ECE Einkaufscenters
in Leverkusen-Wiesdorf werden Fragen nach
der zukünftigen Struktur und Qualität der
Stadtmitte aufgeworfen. Gesamtstädtisch
wird Leverkusen zweifelsohne als Einkaufsstandort gestärkt. Innerhalb Wiesdorfs muss
diese Maßnahme als Initiale eines Erneuerungsprozesses verstanden werden, der alle
Potentiale für eine aktive Stadtentwicklung
ausschöpft, negative Auswirkungen auf das
Standortgefüge minimiert und bestehende
Defizite soweit möglich ausgleicht. Die zu
erwartende Dynamik ist als Chance für die
Innenstadt zu verstehen. Hierfür sind städtebauliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
5
Walter Ackers
Inhalt
Vorwort
4
1 Grundlagen
5
1.1
1.2
Vorgehensweise
Handlungsfelder
2 Übergeordnete Ziele als
Leitvorstellungen städtischer
Entwicklung
8
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
Stadtgrundriss: Gegensätze vermitteln!
Integration übergeordnete Konzepte: Freizeitachse Wiesdorf
Vernetzung: Zusammenhänge weiterentwickeln!
Öffentlicher Raum: Tragendes Gefüge aus Straßen und Plätzen!
Wohnen: Grundsubstanz der Stadt!
Einkauf und Handel: Stärkung der Innenstadt durch ECE!
3 Von der Analyse und
22
Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.1
3.2
3.9
3.10
3.11
3.12
3.13
3.14
Wöhlerstraße: Empfangsraum anstatt Hinterhof!
Fußgängerzone Wiesdorfer Platz:
Kontinuität des öffentlichen Raums!
ECE-Architektur: Austausch mit dem Umfeld!
Rathaus: wichtigste öffentliche Funktion!
Neuer Stadtplatz mit Kino und Bibliothek
Marktplatz: Räumlicher Schwerpunkt und Veranstaltungsfläche!
Umfeld Christus Kirche: zusammenhängendes System aus
Gärten und Plätzen!
City A und C: Herausforderung einer strukturellen
Erneuerung und funktionalen Profilierung!
Busterminal und Bahnhof: Empfangsraum für die Innenstadt!
Hauptstraße: lebendige Wohn- und Geschäftsstraße!
Breidenbachstraße: Wiesdorfs wichtigste innere Nord-Süd-Achse
Nobelstraße: Schnittstelle Verkehr
Wiesdorf Süd: Entwicklungspotential
Stellplätze Kinopolis: Errichtung eines Parkhauses?
4.1
4.2
4.3
Stadtmarketing: Hochwertiges Konzept für die Innenstadt
Präsentation im öffentlichen Raum
Licht im öffentlichen Raum
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
4 Weitere Handlungsfelder:
vom Stadtmarketing bis zur
Präsentation der Einzelhändler
48
5 Fazit
52
6 Agenda
54
Quellen
56
Vorwort
Die Einzelhandelslandschaft verändert sich
– und mit ihr wandeln sich die Innenstädte.
Dieses Prinzip des stetigen Wandels ist das
Einzige, das generell in der Stadt beständig
ist. Kritisch ist vor allem der Stillstand als
Indiz für einen langsamen Niedergang.
Leverkusen hat sich bereits in den frühen
70er Jahren starke Partner in die Stadt
geholt, um Wiesdorf im gesamten Stadtgefüge als Stadtmitte zu etablieren. Die
Handelsstrukturen, die damals geschaffen
wurden, prägen das Bild von Leverkusen.
Auch damals ist Leverkusen Wiesdorf in
Bewegung geraten.
Doch neue Konkurrenten haben sich
inzwischen breit gemacht. Großflächiger
Einzelhandel der Peripherie, Versandhandel
und Internet nehmen den Innenstädten
ebenfalls große Marktanteile ab.
Die Städte müssen sich erneuern, wenn sie
ihre Zentrumsfunktion nicht verlieren wollen. Diese ist stark von der traditionellen
Markt- und Handelsfunktion abhängig.
Die Kaufhäuser haben ihre Attraktivität mit
den Jahren eingebüßt. Die neuen Einkaufscenter übernehmen heute ihre Rolle als
wichtige Motoren der Innenstadtentwicklung. Mit dem ECE Center erhält die Stadtmitte einen neuen »Herzschrittmacher«.
Die Kraft, die von hier ausgeht, muss für
die Stadtmitte insgesamt produktiv
werden. Die Kaufkraft, die hier angezogen wird, muss auch den Handel und
die Gastronomie in Wiesdorf erreichen.
Erreichen können: Die Voraussetzung ist
zum einen die physische Erreichbarkeit
– und zum anderen die Attraktivität und
Atmosphäre, die Wiesdorf dem Besucher
bietet. Gepflegte Straßen, erlebnisreiche
Veranstaltungen, breites und interessantes
Einkaufsangebot, anregende Plätze sind
hierzu Voraussetzung.
Hinter der Forderung einer städtebaulichen
Integration verbergen sich unterschiedliche
Erwartungen: die gestalterische Einbindung
des Baukörpers zum Beispiel. Oder die
verkehrsgerechte Erschließung. Oder die
Integration in das bestehende Gefüge des
Einzelhandels. Hier muss auf die grundsätzliche Dimension der Aufgabe hingewiesen
werden. Ein Einkaufszentrum mit ca.
15.000 Quadratmetern zusätzlicher Ver4
kaufsfläche will und wird ein »Zentrum«
sein. Es integriert sich nicht folgenlos in ein
Umfeld, es definiert die Strukturen neu.
Das Umfeld wird sich anpassen müssen.
Da das neue ECE Center in Leverkusen
sich in die bestehenden Cities A, B und
C einfügt trifft dies die Stadtmitte nicht
so dramatisch, wie es viele befürchten.
Die Stadtmitte Wiesdorf ist auf die Lage
dieses neuen Centers bereits seit dreißig
Jahren ausgerichtet. Die Grundstrukturen
werden nicht in Frage gestellt, aber die
Konkurrenz wird stärker. Die Qualitätsansprüche werden zunehmen. Beantworten
muss dies die Stadt durch eine begleitende
Entwicklung der Stadtmitte und durch die
Qualifizierung der öffentlichen Räume.
Aber beantworten muss dies auch der
örtliche Einzelhandel und die Gastronomie
mit einer Modernisierung ihrer Läden, der
Verbesserung und standortgerechten Profilierung ihres Angebots – und letztlich auch
die Eigentümer über die äußere und innere
Gestaltung ihrer Substanz mit standortund zeitgemäßen Mieten. Nur mit einem
abgestimmten, öffentlichen und privaten
Einsatz kann es zu einer gleichgewichtigen Erneuerung des Zentrums Wiesdorf
kommen.
Die Aufgabe, Leverkusen Wiesdorf als
Einkaufsmittelpunkt der Stadt attraktiv
zu halten, kann nicht allein dem neuen
»Herzschrittmacher« überlassen werden.
Wiesdorf und seine Mitte müssen sich
selbst fit machen, damit die Stadt im Wettkampf des Marktes bestehen kann.
Das wird letztlich allen gut tun: dem Handel, der Gastronomie, den Eigentümern,
den Bewohnern. Und der Politik, wenn der
Wandel gelingt.
1 Grundlagen
1.1 Vorgehensweise
Die Fokussierung von Einzelhandelsflächen
verschiebt die Hierarchie der Geschäftslagen
und erfordert funktionale und gestalterische
Anpassungen in der baulichen Substanz
und im Umfeld. Nur aus einer klaren Profilierung der verschiedenen Teilbereiche
und Stadträume kann sich ein sinnvolles
Nutzungsgefüge mit einer produktiven Kooperation entwickeln lassen. Dies erfordert
ein Spektrum öffentlicher und privater
Maßnahmen und deren Koordination in
einem übergreifenden Handlungskonzept.
Das städtebauliche Gutachten beinhaltet
deshalb zwei Arbeitsphasen:
Handlungsbedarf aus der Analyse
Hier wird der Bestand durch Abstimmungsgespräche und Begehung vor Ort unter
folgenden Fragestellungen problemorientiert erfasst:
▪ Welches sind die tragenden Grundstrukturen
der städtischen Entwicklung?
▪ Was sind bereits vorhandene Qualitäten?
▪ Wo liegen Defizite?
Die Stärken und Schwächen werden aufgezeigt, sowie die wesentlichen Aufgaben,
Ziele und Handlungsansätze für Teilbereiche
formuliert.
Handlungskonzept
Zur Profilierung und Stärkung der Stadtmitte wird ein integratives Maßnahmen-
und Handlungskonzeptes erstellt und eine
Agenda erarbeitet.
Verbunden wird das gesamte Projekt durch
ein den jeweiligen Erfordernissen angepasstes Abstimmungs- und Beteiligungsverfahren. Hier werden alle projektrelevanten
Informationen der verschiedenen Fachbereiche ausgetauscht, wichtige Akteure aus
Politik, Wirtschaft, Bürgerschaft einbezogen
und die Entscheidungen für die Gremien
transparent und verständlich aufbereitet
und vermittelt [Abb. 1.2].
Im weiteren Verfahren ist die Vertiefung der
erarbeiteten Agenda zu einem räumlichgestalterischen Gesamtkonzept als Masterplan Stadtmitte Wiesdorf sinnvoll. Die
Maßnahmen sollen in diesem Zusammenhang stadträumlich, baulich, gestalterisch
und organisatorisch konkretisiert werden.
Die gebaute Stadt
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in einer
morphologischen1 Betrachtung der Stadtmitte mit der Stärkung der dauerhaften
städtischen Strukturen. Die Stadtgestalt
wird auf folgenden Ebenen charakterisiert:
▪ Stadtgrundriss: Topologie2, Netz
▪ Raum: Öffentlichkeit, Form, Atmosphäre
▪ Baustruktur: Proportion, Relation
▪ Architektur: Ästhetik3
Abb. 1.1 Neukonzeption Stadtmitte Leverkusen, Stand: August 2006,
[Quelle: Investor: ECE Projektmanagement GmbH & Co.KG, Hamburg
Entwurf: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner KG, Düsseldorf]
5
Grundlagen
Die aktive Stadt
Die aktive Stadt ist einem ständigen Wandel
unterlegen:
▪ Nutzung: Funktion
▪ Gebrauch: Vielfalt, Aufgabe, Anspruch
▪ Gestaltung: Bedeutung, Ausstattung,
Atmosphäre
▪ Präsentation: Konzept, Koordination,
Anspruch
Alle Überlegungen und Planungen zielen
auf eine bestmögliche Integration des ECE
Einkaufscenters in die vorhandene Stadtmitte, aber gleichzeitig unter optimaler
Integration der Stadtmitte in ein gesamtstädtisches Raum- und Nutzungsgefüge
[Abb. 1.3]. Es ist zu berücksichtigen, dass
bereits grundlegende Entscheidungen zum
Neubau des ECE Einkaufscenters getroffen
wurden, z.B. zu Volumen, Lage und Orten
der Anlieferung.
Verkehr
Die verkehrliche Beurteilung des Projekts
wurde in einer eigenen Studie durchgeführt: „Neukonzeption Stadtmitte Wiesdorf, Verkehrliche Bewertung zur Erschließung über den Knoten Dhünnstraße /
Wöhlerstraße“, Juli 2006, 1. Ergänzung
Oktober 2006, ISAPLAN Ingenieur GmbH.
Das bestehende Verkehrssystem wird hierbei als leistungsfähig bestätigt.
Das Thema Verkehr ist daher kein eigener
Bestandteil des städtebaulichen Gutachtens. Hier werden lediglich ergänzende
qualitative und raumbezogene Zielsetzungen formuliert.
1
Morphologie – die Lehre der Formen und Gestalten, hier:
die Untersuchung städtischer Erscheinungsformen nach ihrer
Eigenart, Entwicklung und Gesetzlichkeit
2
Topologie – Das Wissen von den räumlichen Beziehungen,
hier: die Untersuchung des Raumgefüges mit seinen Zentren,
Hierarchien, Zusammenhängen, Brüchen
3
Ästhetik – die Lehre von den Sinneserkenntnissen, hier: die
Wahrnehmung des Raums und seiner Gestalt
6
Integration City Leverkusen
Verfahren
Phase 1: Handlungsbedarf
Abstimmungstermine
1. Stadt
Leverkusen:
Fachbereiche
2. Lokale
Akteure I
3. Lokale
Akteure II
Einarbeitung der Anregungen
Ausarbeitung erster Ziele
Phase 2: Handlungskonzept
Zwischenpräsentation
Verwaltung
Erste Ziele und Maßnahmen
Konkretisierung Ziele und Maßnahmen
Vertiefung Teilbereiche
Präsentation: Städtebauliches
Gutachten
Bau- und Planungsausschuss
Werkstatt Wiesdorf
Abb. 1.2 Schema Vorgehensweise
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
1.2 Handlungsfelder
Die Vorschläge zur Entwicklung der Stadtmitte Wiesdorf berücksichtigen die unterschiedlichen Kompetenzbereiche und Verantwortungen von Stadt, Eigentümern und
anderen Akteuren. Maßnahmen können in
diesen Bereichen entwickelt werden:
▪ private Handlungsfelder
▪ öffentliche Handlungsfelder
▪ hoheitliche Handlungsfelder
▪ Stadtmarketing
▪ PPP [Public Private Partnership]
Die Handlungsspielräume sind deutlich
begrenzt. Daher müssen die hohen Erwartungen in Leverkusen, durch geniale Ideen
einfache Lösungen für ein komplexes
Problem zu erhalten, deutlich relativiert
werden. Ansätze für wirkungsvolle Maßnahmen sind vor allem in einer verstärkten
innerstädtischen Vernetzung und räumlichen Aufwertung zu sehen.
und Neugestaltung können dabei zwangsläufig nur auf einzelne Abschnitte oder
Punkte konzentriert werden. In anderen
Fällen sind die Handlungsmöglichkeiten
sehr stark eingeschränkt. Die vorhandenen
strukturelle Eigenart des Einzelhandels,
einzeln zu handeln, kann nicht mit gestalterischen Maßnahmen kompensiert werden.
Hier sind langfristige Umstrukturierungen
notwendig.
Die städtischen Handlungsmöglichkeiten
werden deshalb durch Vorschläge für
den privaten Bereich der Eigentümer und
Einzelhändler ergänzt. Die Entwicklung der
Innenstadt kann nicht ohne die Initiative
der privaten Akteure gelingen. Hierzu ist
ein konzertiertes Handeln zwischen öffentlichen und privaten Akteuren erforderlich,
um die Einzelmaßnahmen in einen sinnvollen Zusammenhang zu stellen.
Die städtischen Eingriffe beschränken sich
hauptsächlich auf Maßnahmen im öffentlichen Raum. Umbau, Umstrukturierung
Abb. 1.3 Vorgehensweise
Integration
atmosphärische und räumliche Ziele
Übergeordnete Ziele
7
2 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen
städtischer Entwicklung
2.1 Stadtgrundriss: Gegensätze vermitteln!
Der Stadtgrundriss von Leverkusen-Wiesdorf ist geprägt durch differenzierte Strukturen und spannungsreiche Gegensätze.
Im Wesentlichen kann man fünf Strukturen
unterscheiden, die durch eine starke Hierarchie des Öffentlichen geprägt sind:
[Abb. 2.1]
1. Der grüne Bogen, der sich vom Rheinufer
entlang der Autobahn in Richtung Osten
entwickelt und stark durch Freizeit und
Erholung gekennzeichnet ist [Abb. 2.2]:
In ihn betten sich im Osten große bauliche
»Freizeitkörper« ein. Leverkusen ist nicht
mehr »die« Chemiestadt, sondern wird
heute auch durch landschaftliche Qualitäten
geprägt – den Parks als Orten der Ruhe
und Erholung mit zahlreichen Freizeitaktivitäten. Die Landesgartenschau 2005
hat entscheidend dazu beigetragen diese
Qualitäten sichtbar und erlebbar zu machen.
2. Die Anfang des 20. Jahrhunderts
errichtete Wohnkolonie im Norden und das
Wohnen östlich der Bahngleise [Abb. 2.3]:
Die Kolonie zeichnet sich besonders durch
die Kleinteiligkeit der Bebauung, eine
starke Durchgrünung der Grundstücke
und ein hohes Maß an Privatheit aus. Die
fast dörflichen, durchgrünten Strukturen
dort kontrastieren zu der städtischen
Prägung der südlichen Hälfte Wiesdorfs,
vor allem zu der City-Bebauung an der
Wöhlerstraße: Die Kolonie ist ein wichtiger
Bestandteil der Gründungsgeschichte im
Zusammenhang mit dem Bayer-Werk. Sie
führt in ihrer Gestalt und Lage ein starkes
Eigenleben. Neue Qualitäten eröffnen sich
mit der Entwicklung des grünen Bogens
zum Landschaftspark. Die Kolonie bildet
eine hervorragende architektonische Vervollständigung hierzu.
3. Die seit der Gründung entstandenen,
städtischen Strukturen, die sich entlang der
Hauptstraße vom Rhein her und entlang
der Breidenbach- und Dönhoffstraße
entwickeln [Abb. 2.4]: Die Mischung mit
Geschäften, Betrieben und öffentlichen
Einrichtungen stützt sich auf einen klassischen öffentlichen Stadtraum, in dem auch
das Wohnen stets präsent ist.
4. Die Großstrukturen der neuen Stadtmitte,
die in den 60er und 70er Jahren des 20.
Jahrhundert entstanden sind [Abb. 2.5]:
Mit dem Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit wuchsen auch die baulichen Möglichkeiten. Während die 60er Jahre bundesweit noch durch aufgelockerte Bauweisen4
und landschaftliche Gliederung gekennzeichnet waren, wurden diese Vorstellungen
1
2
4
3
5
8
Abb. 2.1.
Stadtgrundriss:
Fünf städtebauliche
Strukturen
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Abb. 2.2 Grüner Bogen
Abb. 2.3 Bayer-Wohnkolonie
Abb. 2.4 gewachsene Strukturen: Dönhoffstraße
Abb. 2.5 Großstrukturen: City A
um 1970 durch das Leitbild »Urbanität
durch Dichte« kritisch reflektiert und
letztlich abgelöst. Dessen Ergebnis waren
Großsiedlungen bis hin zu ganzen Satellitenstädten mit größerer Konzentration
und höherer Geschosszahl. Durch derartige
Konzepte war auch die Kolonie Wiesdorf
in ihrer Existenz bedroht. Der »Lindwurm«
mit bis zu 20 Geschossen und 1,5 Kilometer
Länge konnte in den 70er Jahren glücklicherweise verhindert werden.
Die Cities kennzeichnen sich durch introvertierte Großstrukturen mit vertikal orientierten Wohntürmen. Der Schwerpunkt liegt
auf den Themen Einkauf und Handel. Es ist
eine hohe Besucherdichte gewünscht und
zur Belebung auch notwendig.
5. Im Süden angrenzend das Bayer-Werk
[Abb. 2.6].
Das Stadtbild ist geprägt durch die spannungsreichen Gegensätze dieser Strukturen,
die bereits im Stadtgrundriss klar zu erkennen sind. Eine »Harmonisierung« dieser
unterschiedlichen Strukturmerkmale ist
nicht möglich − wäre auch nicht wünschenswert. Leverkusens Profil liegt nicht
zuletzt in diesem Kontrastreichtum. Als
Schwäche muss jedoch die Zufälligkeit
gesehen werden, wie sich diese Strukturen
unvermittelt gegenüber stehen. Der öffentliche Raum muss diese »Vermittlung«
durch eine unverkennbare Gestaltung und
Profilierung leisten [Abb. 2.8]. Als positives
Beispiel ist hier die Umgestaltung der Peschstraße zu nennen. Wenn die Planungen
einer baulichen Kante in Wiesdorf Süd
umgesetzt sind, wird die Peschstraße als
städtische Magistrale mit ihren begleitenden Baumreihen zwischen Bayer-Werk und
Wiesdorf- Süd vermitteln und der Stadt
einen formalen Abschluss geben.
Handlungsbedarf wird insbesondere in
der Wöhlerstraße und den angrenzenden
Räumen gesehen. Der Nordrand der City
A/B ist gekennzeichnet durch offene Anlieferzonen, die die gesamte Wöhlerstraße
beeinträchtigen und ihr den Charakter einer
Anlieferstraße mit Hinterhofatmosphäre
verleihen – obwohl diese Straße in den
letzten Jahren aufwendig neu geordnet
worden ist.
Abb. 2.6 Bayer-Werk
9
Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen
städtischer Entwicklung
Der Europaring [B8] bildet eine starke stadträumliche Zäsur in Nord-Süd-Richtung. Das
Gebiet zwischen Bahntrasse und Europaring ist mit der Innenstadt lediglich punktuell über Brücken verknüpft. Die Gestaltung
des Europaringes ist ausschließlich auf den
motorisierten Verkehr ausgerichtet.
Fußgängern und Radfahrern werden keine
Flächen zur Verfügung gestellt.
Der Europaring hat durch seine Tieflage die
gesamte Struktur der Innenstadt geprägt
[Abb. 2.7]. Rampen, Verkehrsknoten, Brücken und Überwege bestimmen das Netz
der räumlichen Verbindungen. Eine stärkere
Integration erscheint nur unter grundlegender struktureller Veränderung möglich,
nämlich einer ebenerdigen Führung und
Einbindung des Rings. Dieser Gedanke verbietet sich angesichts der zu erwartenden
Kosten für den Umbau und die gesamten
Anpassungen. Zuletzt wurde diese Situation
durch den Bau des »Rialtoboulevards« im
Jahre 2002 / 2003 zusätzlich verfestigt.
Andererseits führen die permanenten und
wiederkehrenden Kosten für Instandhaltung und Sanierung der Anlagen zu der
notwendigen Frage einer langfristigen Kosten-Nutzen-Betrachtung, vor allem, wenn
hierdurch zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet werden. Unter heutigen
Abb. 2.7 Städtebauliches Modell Wiesdorf: Europaring
[Quelle: Stadt Leverkusen]
Verkehrsbedingungen würde bei einer Neuanlage von einer Integration ausgegangen.
Hierzu sind, unter Wahrung der Tieflage, in
den letzten Jahren bereits erste Maßnahmen
mit der Reduzierung der Fahrspuren und
die Pflanzung von Bäumen geleistet worden.
Ziele
▪ Gegensätze im Stadtgrundriss erhalten
▪ Gestaltung und Profilierung der
Übergangsräume
4
»Die gegliederte und aufgelockerte Stadt« – ein eingängiges Stadtmodell, das von Göderitz, Hoffmann und Rainer
in ihrer gleichnamigen Veröffentlichung dargestellt wurde
und ebenso wie der Begriff der »organischen Stadt« und der
»autogerechten« Stadt – beides modellhafte Gedanken von
Walter Reichow − schlagwortartig zu Leitbildern des Städtebaus der 50er und 60er Jahre wurden
5
Anm. des Verfassers: 1974 habe ich selbst als Mitarbeiter
im Büro Prof. Martin Einsele in Gladbeck an der Planung
Leverkusen-Wiesdorf mitgearbeitet. Das Büro hatte sich unter
anderem einen Namen durch respektvollen Umgang mit
Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet gemacht. In der Zusammenarbeit mit dem damaligen Leiter des Planungsamtes Otto
Flagge konnte durch erhaltende Planungskonzepte eine Zerstörung der Kolonie abgewendet werden. Bearbeiter waren
Christel Frank, Hermann Sträb und der Verfasser [Walter Ackers].
6
markanter trennender Einschnitt im Stadtgrundriss ohne
eigenen Gestaltanspruch im Sinne eines städtischen Raums
Abb. 2.8
Gegensätze
vermitteln
10
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
2.2 Integration in übergeordnete Konzepte: Freizeitachse Wiesdorf
Die »Freizeitachse Leverkusen« ist die
Verbindung des Sportparks Leverkusen mit
dem Neuland-Park. Der Sportpark mit den
»Freizeitspots« BayArena, WilhelmDopatka-Halle und CaLevornia ist auch
heute schon Anziehungspunkt in der Region.
Die Freizeitachse Leverkusen erstreckt sich
vom Sportpark über das Forum, das Multiplex-Kino »Kinopolis« und die Wiesdorfer
Fußgängerzone, dem Bayer-Erholungshaus
mit angrenzendem Park bis zum Ufer des
Rheins [Abb. 2.10]. Es wird ein differenziertes
Angebot aus Breiten- und Spitzensport,
Konsum und Erholung geboten.
Während die Freizeitachse im Sportpark
auch durch starke bauliche Schwerpunkte
verankert ist, fehlt am Ufer des Rheins
noch ein westlicher Schwerpunkt [Abb. 2.9].
Die dort vorhandene Bürgerhalle und die
Gastronomie am Rhein können diesem Anspruch nicht ausreichend gerecht werden.
Der Ort ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Natur, Bayer-Werk und Stadt. Räumlich sind hier Potentiale für eine bauliche
Setzung zum Thema Freizeit möglich. Die
Nähe zur Industrie ist problematisch, sollte
jedoch nicht hindernd sein.
Durch die Bebauung »Stadtkante« kann
hier auch die diffuse räumliche Situation an
der St. Antonius Kirche verbessert werden.
Der St. Antonius Platz wird städtebaulich
nach Norden eingefasst.
Abb. 2.9 Wiesdorf West: räumliches Potential am Rheinufer
Der Standort des ECE Einkaufscenters bildet
ein Gelenk innerhalb der Freizeitachse. Die
Verknüpfung über ein stabiles Wegenetz
ist nicht nur im Bereich ECE, sondern auch
als Quervernetzung am Bayer-Erholungshaus mit dem angrenzenden Park von
Bedeutung.
Abb. 2.10 Modell Freizeitachse Leverkusen [Quelle: Stadt Leverkusen, Fachbereich Stadtplanung - 613, 02/2002]
11
Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen
städtischer Entwicklung
Abb. 2.11 Freizeitachse Leverkusen: Aktivitäten zwischen Neulandpark [LaGa] und Sportpark – Besucherzahlen der
verschiedenen Freizeiteinrichtungen, Stand 2002 [Quelle: Stadt Leverkusen, Fachbereich Stadtplanung - 613, 02/2002]
Ziele [Abb. 2.12]
▪ Integration der Einkaufs- und Handelsstadt in das übergeordnete Konzept
der Freizeitachse Leverkusen [1]
▪ Ausbildung eines Schwerpunktes
am Rheinufer [2]
▪ Differenzierung und Qualifizierung
von Teilräumen, insbesondere der Einkaufsund Handelsstadt [3]
▪ Vernetzung [4]
▪ Einbindung des Parks am Bayer-Erholungshaus [5]
Die Zusammenfassung der einzelnen Einrichtungen durch ein Gesamtkonzept trägt
deutlich zur Profilierung der Gesamtstadt
bei. Jedes der vorhandenen Angebote muss
hierzu durch eigene Stärken beitragen.
Die Einkaufs- und Handelsstadt weist in
diesem Sinne noch Defizite auf, die durch
den Neubau des ECE Einkaufscenters teilweise ausgeglichen werden.
In einem weiteren Schritt muss diese neue
Kraft auch für das Gesamte nutzbar
gemacht und auf die gesamte Einkaufsund Handelsstadt übertragen werden.
4
5
1
4
3
3
2
Abb. 2.12 Freizeitachse
Leverkusen: Ziele
[Erläuterungen
Siehe Ziele]
12
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
2.3 Vernetzung: Zusammenhänge weiterentwickeln!
Wegenetz für Fußgänger und
Radfahrer geschwächt
Die Nord-Süd-Achse Friedrich-Ebert-Straße /
– Dhünnstraße stellt eine wichtige Radund Fußwegebeziehung der Stadt Leverkusen dar und ist Teil der großräumigen
Fahrradroute von der Fußgängerzone zum
Dhünn-Radweg.
Fußgängerzählung Ypsilonbrücke / Rialtoboulevards / Brückensteg am Forum, VIA
Planungsbüro, 2003].
Ein nicht zu beziffernder Anteil hiervon
wählt im weiteren Verlauf die FriedrichEbert-Straße nach Süden.
Durch den Neubau des ECE-Einkaufcenters
wird die Nord-Süd-Achse räumlich unterbrochen. Mit der Einrichtung einer Passage
bleibt die Durchlässigkeit generell zwar
bestehen, wird aber für den Radverkehr
deutlich eingeschränkt. Noch gravierender
ist der Einschnitt bei der Ost-West-Verbindung über die Ypsilon-Brücke. Sie wird für
Radfahrer vollständig unterbrochen und
für Fußgänger zeitlich eingeschränkt.
Den Fußgängerüberweg Wöhlerstraße
nutzten bei einer Zählung von 8.00 bis
16.00 Uhr im Jahr 2003 rd. 2.250 Fußgänger
und Radfahrer, durchschnittlich 210 Fußgänger pro Stunde und in Spitzenzeiten bis
zu 300 Fußgängern pro Stunde.
Vormittags sind die meisten in Richtung
Fußgängerzone unterwegs und nachmittags in Richtung Wohngebiet. Zusätzlich
nutzten durchschnittlich 70 Radfahrer pro
Stunde den Überweg [Quelle: Fußgängerzählung und Verhaltensbeobachtung am
Fußgängerüberweg Wöhlerstraße, Stadt
Leverkusen, Fachbereich Tiefbau, 2003].
Das Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer
wird hierdurch geschwächt. Man wird in
das Einkaufscenter gelenkt oder zu deutlichen Umwegen gezwungen. Dies kollidiert mit dem Anspruch der Stadt als
»Fahrradfreundliches Leverkusen«.
Der Brückensteg am Forum ist eine wichtige
Ost-West-Wegebeziehung. Eine Zählung
aus dem Jahr 2003 hat hier zwischen 7.00
und 21.00 Uhr rd. 2.670 Querungen durch
Radfahrer und Fußgänger verzeichnet,
rd. 450 Radfahrer- und 1280 Fußgänger
davon mit Richtung Innenstadt [Quelle:
Abb. 2.13 Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer
geschwächt
[Quelle: Fußgängerzählung und Verhaltensbeobachtung am Fußgängerüberweg Wöhlerstraße, Stadt
Leverkusen, Fachbereich Tiefbau, 2003 / Fußgängerzählung Ypsilonbrücke / Rialtoboulevard / Brückensteg
am Forum, VIA Planungsbüro, 2003]
R 407
F 537
R 268
F 684
2.251
74
2.6
R 453
F 1.277
R 267
F 1.012
40
R 195
F 466
1.3
R 220
F 459
5
50
R9
F 262
R7
F 227
13
Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen
städtischer Entwicklung
Abb. 2.14 Ypsilonbrücke
Hier ist auf die Bedeutung der Fußgänger
und Radfahrer aus innenstadtnahen Wohngebieten hinzuweisen, die als »Stammkunden« die Stadtmitte Wiesdorf meist
intensiver nutzen als die Besucher mit dem
Auto. Sie stützen sich auf ein stabiles Netz
von Beziehungen und Qualitäten, das
weiterhin gepflegt und ergänzt werden
muss. Die Benutzung des Fahrrades muss
u.a. durch die Ergänzung der Sammelstandorte für Fahrräder an den Eingängen
zur Fußgängerzone weiter gestärkt werden
[Abb. 2.19]. In der Plandarstellung sind
die vorgeschlagenen Standorte erkennbar.
Die bereits erläuterten Wegeverbindungen
zeigen, dass ein Schwerpunkt im Bereich
der Wöhlerstraße liegen sollte. Außerdem
können die Stellplätze hier baulich sehr
gut eingebunden werden [s. Kap. 3.1] und
somit überdachte Stellplätze ermöglicht
werden.
Funktionsfähigkeit der Stadt sichern
– alternative Wegeverbindungen
gewinnen an Bedeutung
Bezüglich des Bauvolumens und der überbauten Wegebeziehungen wurden bereits
vor dem städtebaulichen Gutachten grundlegende Entscheidungen getroffen. Das
Ziel kann daher nur lauten, die Funktionsfähigkeit der Stadt zu sichern. Alternativen
zu den bisher konstituierenden Wegebe-
Abb. 2.15 Verbindungsweg vom Wiesdorfer Platz zur
Wöhlerstraße
ziehungen gewinnen damit deutlich an
Bedeutung.
Voraussichtlich wird der Rialtoboulevard
als alternative Ost-West-Verbindung
zusätzlichen Verkehr aufnehmen müssen.
Diese Wegeverbindung ist insbesondere für Radfahrer unverzichtbar. Bereits
2003 wurden hier hohe Querungszahlen
gezählt: Rd. 16.300 Querungen zwischen
7.00 und 21.00 Uhr, davon rd. 800 Radfahrer und 7.800 Fußgänger in Richtung
Innenstadt bzw. rd. 900 Radfahrer und
7.700 Fußgänger in Richtung Bahnhof.
Zu berücksichtigen ist, dass die Wegeverbindung auf der Rialto-Brücke nicht durch
Ausstattung im öffentlichen Raum z.B.
Werbeaufsteller in der Mittelzone eingeschränkt wird [Abb. 2.17].
g
Ste
m
srau
ang
f
Emp
raße
YpsilonBrücke
lerst
Wöh
Zielv
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hr
erke
erke
Zielv
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hr
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r Pla
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sd
Wie
FriedrichEbertPlatz
R 926
F 7.724
R 844
F 7.769
14
16.337
levard
Rialtobou
Abb. 2.16
Variante A:
alternative parallele
Wegeverbindung
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Bei einer Alternativendiskussion des Radwegekonzeptes werden folgende Varianten
erkennbar:
Variante A: Parallele Wegeverbindungen
Die parallel zur Friedrich-Ebert-Straße verlaufenden Wege zwischen P&C und ECE,
bzw. zwischen P&C und City A gewinnen
an Bedeutung und müssen für Fußgänger
und Radfahrer qualifiziert werden. Diese
Verbindung ist auch für die Fußweganbindung in das nördliche Wohngebiet der
Kolonie von entscheidender Bedeutung.
In Verlängerung des Weges zwischen P&C
und ECE ist eine Querungsmöglichkeit der
Wöhlerstraße vorhanden. Hier gibt es außerdem eine orientierungswirksame Sichtbeziehung von der Fußgängerzone zum
Wasserturm.
Radfahrer dürfen die Fußgängerzone
jedoch in diesem Bereich nicht queren und
finden den Anschluss an die bisherige Radwegeachse nur über Umfahrungen.
Die aufgezeigten Wegeverbindungen sind
entscheidend für einen Zielverkehr in die
Fußgängerzone, stellen jedoch keinen adäquaten Ersatz zur Nord-Süd-Hauptachse dar.
[Abb. 2.16]
Variante B: Fuß- / Radweg westlich der B8
Eine Alternative ist die Realisierung eines
Fuß- und Radweges westlich der B8. Eine
Abb. 2.17 Rialtoboulevard
Möglichkeit ist die aufgrund der ECE-Anlieferung hochgelegene Verbindung bis
zum City-Point. Eine weitere Möglichkeit
ist die Verbindung entlang des Europarings
bis Manforter Straße. Beide Maßnahmen
sind aufwendig, die Rahmenbedingungen
für eine Realisierung [Höhen, Gestaltung
etc.] müssen im weiteren Verfahren geklärt
werden. Die Maßnahme scheint jedoch
eine sinnvolle Zielrichtung für den Durchgangsverkehr. [Abb. 2.18]
Variante C: großräumige Umfahrung der
Fußgängerzone [westlich oder östlich]
Es ist eine westliche Umfahrung der Fußgängerzone für den Radverkehr aus der
Dhünnstraße und von Osten kommend
über die Wöhlerstraße in die Nobelstraße,
weiter über die Breidenbachstraße in Richtung Süden denkbar.
Abb. 2.18
Variante B:
Fuß-/Radweg
westlich der B8
15
Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen
städtischer Entwicklung
▪ Rialtoboulevard als leistungsfähige
Wegebeziehung für Radfahrer sichern
▪ Durchlässigkeit der Nord-Süd-Passage
maximieren
▪ zentrale Standorte für Fahrradabstellanlagen
Es besteht außerdem die Möglichkeit den
Radweg bereits an dem vorhandenen
Dhünnradweg über die neue Forum Brücke
zu führen, vorbei Am Bücheler Hof, weiter
in Richtung Brücke Rathenaustraße und
Busbahnhof, entlang der B8 und Richtung
Carl-Duisberg-Straße nach Süden. Aufgrund
des geringen Anteils motorisierten Verkehrs
im Bereich Forum und der eigenständigen
Führung als Radweg ist dies eine attraktive
Verbindung nach Süden.
Eine großräumige Umfahrung der Fußgängerzone scheint jedoch keine adäquate
Alternative. Umwege werden ungern
angenommen. Positive Synergieeffekte für
die Stadtmitte Wiesdorf durch Stärkung
der Radverbindung sind insbesondere bei
einer östlichen Umfahrung nicht realisierbar.
Ziele
▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern:
Stabiles, engmaschiges Wegenetz für
Fußgänger und Radfahrer
▪ alternative Wegeverbindungen für den
Durchgangsverkehr [Radfahrer]
ermöglichen
▪ Qualifizierung der alternativen Nord-SüdVerbindungen für den Zielverkehr
Abb. 2.19 Standorte für Fahrradabstellanlagen
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ECE Einkaufscenter
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Integration City Leverkusen-Wiesdorf
2.4 Öffentlicher Raum: Tragendes Gefüge aus Straßen und Plätzen!
Der öffentliche Raum bildet einen nicht
unwesentlichen Standortfaktor und kann
gleichzeitig Impulse für Standortentwicklungen geben. In diesem Sinne werden
übergeordnete Ziele zur Gestaltung des
öffentlichen Raums formuliert.
Prägnante Raumbildung
Ziel ist die Ausbildung von prägnanten
Raumfolgen mit unterschiedlichen Straßen,
Plätzen und jeweiligen Atmosphären. Jeder
Platz wird mit einer aus der räumlichen
Situation und der beabsichtigten Nutzung
abgeleiteten eigenen Charakteristik gestaltet
und bespielt. Erste Voraussetzung ist
hierzu die Klärung des Typus: Jeder Raum
muss eindeutig definiert sein als Straße,
Hof, Platz, Gasse, Garten oder Park. Hieraus leiten sich wesentliche Gestaltungsprinzipien ab, die für das Zusammenwirken
notwendig sind.
Klare Differenzierung zwischen
öffentlich und privat
Die wichtigste Aufgabe der Straßen und
Plätze ist die Gewährleistung des Öffentlichen. Je prägnanter der Raum gefasst ist
und je stärker der öffentliche Raum auf ein
erforderliches Minimum konzentriert wird,
umso tragfähiger ist er als öffentlicher
Raum. Räumliche Mängel führen zu einer
allgemeinen Schwächung des Öffentlichen
und des Privaten.
Sie werden als diffuse Auflösung städtischer
Qualitäten empfunden.
Das Eindringen des Öffentlichen in die
inneren Hofbereiche, die Auflösung des
Privaten und das Verwischen der physischen Grenzen stellen eine Gefährdung
der jeweiligen Eigenschaften dar [z.B. Dönhoffstraße]. Es schwächt darüber hinaus
die Einzelhandelsfunktion, beeinträchtigt
das Wohnen und lässt den Charakter der
Räume verschwimmen. Innenbereiche
sollten als private Flächen eindeutig zu
identifizieren sein. Die Grenzen zum öffentlichen Raum sind deshalb immer durch
bauliche Ergänzungen, Mauern, Gitterzäune und Tore in anspruchsvoller Gestaltung
auszubilden.
Keine Isolierung der Stadtmitte
Die Betonung der Einkaufsfunktion darf
nicht zu einer einseitigen funktionalen Entwicklung führen. Die Stadtmitte Wiesdorf
ist keine »Zone«, sondern ein Gefüge von
lebendigen Stadträumen. Für die Mitte
ist die Integration und Einbindung in das
städtische Raumgefüge besonders wichtig.
Dieser Zusammenhang kann nur erlebt werden, wenn Wege und Straßen ein sicheres
und anregendes Kontinuum von Stadträumen bieten. Fußgänger und Radfahrer sind
hierauf angewiesen. Gleichzeitig sind sie Teil
einer Wohnumwelt und erfüllen wichtige
kommunikative und soziale Funktionen.
Die Ästhetik dieser Straßen erschließt die
Geschichte und Schönheiten der Stadt. Sie
ist gekoppelt an das Erleben einer sicheren
und angenehmen Atmosphäre.
Das Verkehrssystem darf deshalb nicht als
eigenständiges System verstanden werden,
das die Handelsfunktionen von dem übrigen Stadtkörper trennt.
Empfangsräume für die Stadt
Der Besucher kommt nicht erst in der
Fußgängerzone an, vielmehr wird das Bild
bereits bei der Ankunft in der Stadt und
beim Parken geprägt – und damit die
Qualität des Einkaufens beeinflusst.
Aus diesem Grund müssen sich die Hauptstraßen über die Verkehrsfunktion hinaus
als städtische Straßen mit eigener Atmosphäre und besonderen Qualitäten bewähren.
Ihre Erscheinung und ihr Charakter lassen
sich nicht aus dem Regelwerk der Verkehrsplanung ableiten. Sie bedürfen einer
eigenen ästhetischen Gestaltung, die das
städtische Raumgefüge positiv verbindet
und nicht trennt.
Aufenthaltsqualität und
Aufenthaltsanlässe
Gegenüber den klimatisierten Innenwelten
einer Shoppingmall sollten die natürlichen
Qualitäten der Innenstadt wie das Erleben
der Jahreszeiten und die Vielseitigkeit der
Räume herausgearbeitet werden. Gleichzeitig müssen verlorene Qualitäten unserer
öffentl. Räume zurückerobert werden.
Eine Orientierung an dem rigiden Management von Shopping-Malls kann hier
helfen: einheitliche Ladenöffnungszeiten,
Sauberkeit, Sicherheit, Ästhetik, gemeinschaftliche Präsentation, Organisation
von Veranstaltungen, Gestaltungskonzept
öffentlicher Raum, Aufwertung und Pflege
der Ausstattung.
17
Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen
städtischer Entwicklung
In der Gestaltung und Ausstattung verschiedener Teilbereiche der Stadt, z. B.
Marktplatz [s. Kap. 3.6] sind deutliche
Defizite erkennbar.
Teilweise Verbesserung des räumlichen
Gefüges durch ECE
Der Entwurf des ECE Einkaufscenters verbessert das räumliche Gefüge am Wiesdorfer Platz durch klar definierte räumlich
Einfassung und Erhöhung der Aufenthaltsqualität des Friedrich-Ebert-Platzes. An
der Wöhlerstraße findet keine Klärung der
Situation statt – abweisende Fassaden,
Anlieferzonen und Zufahrten bestimmen
vorrangig den Charakter des Raums. Hier
wird noch deutlicher Handlungsbedarf
gesehen.
Ziele
▪ Definition der Räume und deren Syntax
▪ Differenzierung von Teilräumen
▪ Qualifizierung aller öffentlichen Räume
als hochwertige innerstädtische Räume
für Fußgänger
▪ Raum für städtische Ereignisse außerhalb
des Centers bieten: unterschiedliche Raumsituationen gestalten, neue Aufenthaltsqualitäten im Freiraum
Abb. 2.20 Dönhoffstraße: keine klaren Übergänge
zwischen öffentlich und privat
18
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
2.5 Wohnen: Grundsubstanz der Stadt!
Die Grundsubstanz der Stadt ist das Wohnen. Auch in Wiesdorf kann man erwarten,
dass eine stabile Bevölkerung zum Leben
auf Straßen und Plätzen beiträgt. Dies gilt
selbst für die Fußgängerzone Wiesdorfer
Platz. Eine einseitige Ausrichtung dieser
Straßen ausschließlich für Einkauf und
Gastronomie gefährdet deren Stabilität
und Attraktivität. Die Qualität des Wohnens
steht in direktem Zusammenhang mit der
Atmosphäre und Qualität der öffentlichen
Räume und den Rückzugsmöglichkeiten
im Privaten. Geschützte Innenbereiche sind
hier besonders wertvoll, stehen jedoch
zwangsläufig in Konkurrenz zu Anlieferung
und Parken. Gerade die kleinteilige,
verwinkelte Bausubstanz bietet jedoch
besondere Gestaltungsmöglichkeiten mit
Innenhöfen, Terrassen und Dachgärten.
Diese Individualität sollte hier zum Merkmal
gemacht werden.
Das Wohnen muss im öffentlichen Raum
erlebbar sein und durch die Gestaltung der
Straßen und Plätze ausreichend Schutz und
Sicherheit für Kinder und ältere Menschen
bieten. Besonders das westliche Wiesdorf
und die Kolonie bieten solche Qualitäten.
Das Wohnen in der City A und City C ist
hingegen durch die funktionale Trennung
und Vertikalisierung nicht als soziale Komponente im Raum erlebbar.
Je mehr Bewohner in Fuß- und Radentfernung der Innenstadt wohnen, umso
stabiler ist die Situation der Innenstadt.
Die gute Erreichbarkeit auch aus den
Hauptwohngebieten – Hauptstraße, Kolonie,
östlich der Bahn – über gefahrlose und
attraktive Wege sichert der Innenstadt
eine verlässliche Kundschaft. Umgekehrt
erhöht dies die Wohn- und Lebensqualität
innerstädtischer Wohnlagen.
Abb. 2.21 Neulandpark: Erholungsqualitäten für das
Wohnen
Wiesdorf ist das Wohnen zu stärken, z.B.
mit dem Projekt »Stadtkante«.
Im Park am Bayer-Erholungshaus und insbesondere im für die Landesgartenschau
2005 angelegten Neulandpark sind landschaftliche Qualitäten und Erholungsräume
für das Wohnen vorhanden. Die Parks als
Ort der Ruhe und Erholung sind zu erhalten,
zu pflegen und weiterzuentwickeln.
Ziele
Stärkung des Wohnens durch:
▪ Förderung neuer Wohnbauprojekte
▪ Förderung von Wohnen im Bestand
▪ Erhalt und Verbesserung des Wohnumfelds
Abb. 2.22 Kolonie / Wohntürme der City A
Die Wohn- und Bevölkerungsstruktur des
westlichen Wiesdorf hat sich in den Jahren
zwischen 1970 und 1990 stark verändert
und durch zahlreiche Häuserabrisse verringert. In Nachbarschaft zum Bayer-Werk ist
die Realisierung von neuer Wohnbebauung problematisch. Ziel sollte es jedoch
sein, durch Wohnumfeldverbesserungen
und Pflege des Bestandes das vorhandene
Wohnen zu schützen. Durch die Förderung
neuer Wohnbauprojekte im westlichen
19
Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen
städtischer Entwicklung
2.6 Einkauf- und Handel: Stärkung der Stadtmitte durch ECE!
Der engere Einkaufsbereich muss durch
eine Verdichtung von Einzelhandel und
Gastronomie, die Entfaltung einer eigenen
Atmosphäre und die Gestaltung von Räumen
für städtische Ereignisse gestärkt werden.
Insbesondere für Fußgänger und Radfahrer
ist eine Qualifizierung notwendig. Hierzu
müssen u.a. an den zentralen Orten zur
Fußgängerzone ausreichend Stellplätze für
Fahrräder vorgesehen werden [s. Kap. 2.3].
Die Einkaufs- und Handelsstadt wird durch
die Ausbildung eines Schwerpunktes in der
Fußgängerzone gestärkt. Das ECE Einkaufscenter übernimmt eine funktionale und
städtebauliche Gelenkfunktion zwischen
der City A und City C. Die baulichen Schwerpunkte der City A und City C stehen vor
einer Herausforderung und müssen sich
weiter profilieren und qualifizieren. Als
Focuspunkt innerhalb der Fußgängerzone
und Anziehungspunkt innerhalb der Region
kann das ECE Einkaufscenter zum »Motor«
für eine Innenstadtentwicklung werden.
Um eine positive »Kraftentfaltung« und
einen anregenden Austausch über den
öffentlichen Raum zu erzielen, muss die
Einbindung des Centers in das vorhandene
städtische Gefüge aus Wegen und Räumen
gewährleistet werden. Das Center muss
sich in ein wiederum anregendes System
von lebendigen Wohn- und Geschäftsstraßen mit eigenen räumlich-atmosphärischen
Qualitäten einbetten. Eine klare Raumbildung mit Plätzen und Straßen bildet das
tragende Gerüst der Stadtmitte Wiesdorf.
Die Straßenzüge Wiesdorfer Platz und
Dönhoffstraße bilden sich ergänzende Systeme aus [Abb. 2.24]. Der Wiesdorfer Platz
bildet den Schwerpunkt für Einkaufen und
Gastronomie. Die Dönhoffstraße sollte als
ergänzendes System insbesondere zu den
Themen Kinderspiel, Erlebnis, Ruhe und
Gastronomie weiterentwickelt werden. Sie
stellt zusätzlich eine wichtige Beziehung
zwischen Marktplatz und City C und weiter zum Bahnhof dar.
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3
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Abb. 2.23
Entwicklung
der Innenstadt
[Erläuterungen
Siehe Ziele]
20
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Abb. 2.24 Wiesdorfer Platz und Dönhoffstraße als sich ergänzende Systeme
Der Marktplatz und das Umfeld Christuskirche stellen hier besondere Entwicklungspotentiale dar. Der Marktplatz ist als räumlicher Schwerpunkt und Gegenpol zum
Friedrich-Ebert-Platz umzugestalten und
speziell für Veranstaltungen zu qualifizieren.
Der Einzelhandel sollte jedoch westlich des
Europarings begrenzt werden.
Mit dem neuen Einkaufscenter werden
auch zusätzliche neue Kunden Leverkusen besuchen. Diese Kaufkraft kann
für den bestehenden Einzelhandel und
die Gastronomie nur wirksam werden,
wenn das gesamte städtische System
attraktiver wird. Die im folgenden
Kapitel genannten Maßnahmen sind
hierzu Voraussetzung.
Ziele [Abb. 2.23]
▪ Einbindung des ECE Einkaufscenters in die
Stadt: Wegenetz, Raum [1]
▪ Qualifizierung baulicher Schwerpunkte der
City A und City C [2]
▪ klare Raumbildungen: Plätze und Straßen
als tragendes Gerüst
▪ Einbindung in ein System von lebendigen
Wohn- und Geschäftsstraßen
▪ Stärken des engeren Einkaufsbereichs
▪ Wiesdorfer Platz und Dönhoffstraße als
sich ergänzende Systeme
▪ Wiesdorfer Platz: Schwerpunkt Einkaufen,
Gastronomie [3]
▪ Dönhoffstraße: Kinderspiel, Ruhe, Erlebnis,
Gastronomie [4]
▪ Friedrich-Ebert-Platz und Marktplatz als
räumliche Schwerpunkte [5]
21
3 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.1 Wöhlerstraße: Empfangsraum anstatt Hinterhof!
Zunächst werden hier für Teilbereiche
Störungen und Mängeln, sowie Qualitäten
und Potentiale identifiziert und zwar in
Bezug auf Raum, Architektur, Gebrauch,
Öffentlichkeit und Privatheit. Auf dieser
Grundlage werden individuelle räumlichatmosphärische und funktionale Ziele
formuliert und erste Maßnahmen vorgeschlagen.
Die Wöhlerstraße stellt einen wichtigen
Zugang zur Stadtmitte Wiesdorf dar.
Der Raum wird stark durch den Verkehr
definiert. Das Grün des Mittelstreifens mit
seinen begleitenden Bäumen vermittelt
dem Raum eine positive Atmosphäre.
Der begleitende Fußweg ist in großen Bereichen zu schmal und entspricht nicht der
stadträumlichen Bedeutung. Querungen
sind nur punktuell möglich.
Nach Norden schließt sich das qualitätvolle
Wohnen in der ehemaligen Bayerkolonie an.
Nach Süden wird der Straßenraum nur unzureichend gefasst, da die Großstrukturen
der City A und City B keine klaren Raumkanten zur Wöhlerstraße ausbilden. Die
Baukörper und insbesondere die Erdgeschosse sind als Rückseiten abweisend gestaltet und nicht unter den Aspekten eines
anregenden Aufenthalts, der Präsentation
oder der Orientierung. In Teilabschnitten
grenzen Parkplätze und Anlieferzonen an
den Straßenraum. Es gibt keine klare Trennung zwischen öffentlichen und privaten
Räumen. Die Südseite der Wöhlerstraße
vermittelt hierdurch einen »Hinterhofcharakter«, der dem öffentlichen Anspruch
nicht gerecht wird.
Abb. 3.1 Ausbildung der Anlieferbereiche als Höfe,
M 1:1.250 [Erläuterungen siehe Maßnahmen]
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ECE Einkaufscenter
Peek & Cloppenburg
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22
Friedrich-Ebert-Platz
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Abb. 3.2 Parkplätze und Anlieferzone an der Wöhlerstraße
Das Wohnen in der angrenzenden Kolonie
ist durch die starke Verkehrsfunktion und
die Gestaltung des Gegenübers beeinträchtigt.
Der Neubau des ECE Einkaufscenters sollte
daher als Chance verstanden werden, diesen
Raum weiter zu qualifizieren.
Die im Wettbewerbsentwurf dargestellte
bauliche Ergänzung durch den Bau einer
Volkshochschule parallel zur Wöhlerstraße
würde zur Klärung der Situation beitragen,
ist jedoch aufgrund der Eigentümerverhältnisse, der Anlieferflächen und des zur Verfügung stehendem Raumes nicht realistisch.
Die Anlieferungsbereiche des ECE Centers
und des Kaufhauses P&C sollten als
geschlossene Höfe ausgebildet werden.
Hierzu soll das Motiv der Mauer in Verbindung mit überdachten Fahrrad- und Autostellplätzen eingesetzt werden, die den
Straßenraum begleitend eine klare Trennung zu den Höfen ausbilden. Während die
Radwege dem öffentlichen Raum zugeordnet und von der Nordseite erschlossen
sind, werden PKW-Stellplätze von der
Hofseite angefahren. Dieser bauliche
Riegel formt eine klare Trennung zwischen
Anlieferhof und Straßenraum. Nach Osten
und Westen sind die Höfe durch Mauern
und Hecken klar abzutrennen um die
wichtigen Nord-Süd-Wegebeziehungen für
Fußgänger und Radfahrer zu qualifizieren.
Ziele
▪ Klärung des Verhältnis von öffentlichem
und privatem Raum
▪ Qualifizierung als öffentlicher Raum:
Ränder, Grenzen, Raum
▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern:
Qualifizierung eines stabilen Netzes von
Beziehungen für Fußgänger und Radfahrer
▪ Wöhlerstraße als Promenade mit Qualitäten
für Fußgänger und Radfahrer
Maßnahmen [Abb. 3.1]
▪ Verkehr den Zielpunkten zuordnen:
getrennte Zufahrten ausbilden
▪ Passagen für Fußgänger und Radfahrer
ausbilden
▪ klare Trennung durch Mauern [1], Hecken
[2] und bauliche Ergänzungen − einerseits
zwischen Parksuchverkehr der Tiefgarage
P&C und des Parkdecks ECE, sowie andererseits zwischen der Anlieferung und
Fußgängern bzw. Radfahrern. Die Wegeverbindungen für Fußgänger / Radfahrer
von Anlieferung und Querungsverkehr
freigehalten
▪ Überdachte Fahrradstellplätze [3] bzw.
PKW-Stellplätze [4] begleitend zur Wöhlerstraße einrichten – als klare Trennung
zwischen Hof und Straßenraum
23
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.2 Fußgängerzone Wiesdorfer Platz:
Kontinuität des öffentlichen Raums!
Der Wiesdorfer Platz wird als wichtiger
städtischer Raum durch seine Funktion als
Fußgängerzone bestimmt. Südlich wird er
begrenzt durch eine attraktive kleinteilige
Bebauung mit vielfältigem Geschäftsbesatz
und Wohnen. Die Nordseite wird durch die
Großstrukturen der City A mit den Wohntürmen und durch das neue Einkaufscenter
gebildet.
Die Atmosphäre wird durch die Baumsolitäre in der räumlichen Aufweitung vor P&C
und durch Fassaden begleitende Bäume
vor dem Bayerkaufhaus geprägt. Diese
sollten erhalten werden.
Umfangreiche Einbauten wie Stahl-GlasÜberdachungen und Ausstattung definieren
den Raum stark [z.B. vor P&C und vor
Galeria Kaufhof] und schränken eine Bespielung des Raumes ein. Solche Einbauten
sollten deutlich reduziert werden.
Die Kontinuität der gestalteten Fassaden
wird im Bereich des Kaufhauses neben der
Kirche unterbrochen. Die Arkaden vor
Abb. 3.3 Wiesdorfer Platz
Galeria Kaufhof werden nicht atmosphärisch wirksam. Gestaltungsdefizite werden
bei der Außenpräsentation der Geschäfte
und der Außengastronomie sichtbar.
Innerhalb der Fußgängerzone und den
angrenzenden Bereichen [Abb. 3.4] ist ein
Zusammenhang des öffentlichen Raums zu
wahren.
Der Friedrich-Ebert-Platz ist als Teil des
öffentlichen Raums zu gestalten. Entweder
sind Bezüge zu der vorhandenen angrenzenden Gestaltung aufzunehmen oder es
ist eine Gesamtumgestaltung in Bezug auf
Oberflächen, Beleuchtung und Ausstattung
notwendig.
Ziele
▪ Zusammenhang des öffentlichen Raumes:
Oberflächen, Beleuchtung, Ausstattung
▪ flexible Gestaltung für Veranstaltungen
▪ Reduzierung von Einbauten
Abb. 3.4 Zusammenhang des öffentlichen Raums: Oberflächen, Beleuchtung, Ausstattung, M 1:4.000
24
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Integration City Leverkusen-Wiesdorf
3.3 ECE-Architektur: Austausch mit dem Umfeld!
Die bereits vorhandenen Visualisierungen
des ECE Einkaufscenters zeigen einen
hohen architektonisch-gestalterischen
Anspruch. Die starke Gliederung der Baumasse, die differenzierten Fassaden und
die Gestaltung des Daches als fünfte
Fassade werden als Qualität empfunden.
PKW-Stellplätze auf dem oberen Geschoss
sind in den Entwürfen der Architekten HPP
konsequent filigran überdeckt.
Dies ist für das architektonische Konzept
entscheidend und respektiert die Bedeutung des hierüber schwebenden Baukörpers
des Ratssaals. Ein Verzicht auf diese Überdeckung wäre nicht denkbar. Der Anspruch
des Rathauses wäre durch einen rein funktional gestalteten Parkplatz mit zahlreichen
Technikbauten geradezu persifliert. Deshalb
sind Maßnahmen zur gestalterischen Integration, ähnlich den bereits in den Perspektiven vermittelten Maßnahmen, zwingend
notwendig.
Die bereits dargestellten Qualitäten müssen
auch im weiteren Verfahren und Planungsprozess erhalten bleiben und dürfen keinesfalls funktionalen oder wirtschaftlichen
Aspekten zum Opfer fallen.
Die Stadtmitte Wiesdorf soll von dem Bau
eines ECE Einkaufcenters durch einen anregenden Austausch profitieren. Die konzeptionelle Introvertiertheit einer Mall wirkt in
diesem Sinne kontraproduktiv. Auch wenn
sie nicht grundsätzlich in Frage gestellt
werden kann, sind hier weitergehende Anforderungen zu stellen. Durch die örtliche
Situation eines Eckgrundstückes und die
Überbauung von zwei wichtigen Wegebeziehungen ergeben sich insgesamt vier
Ein- bzw. Ausgänge der inneren Passage
zur Fußgängerzone, drei davon direkt zum
Friedrich-Ebert-Platz. Diese Verknüpfung
regt den Austausch zwischen Center und
Fußgängerzone zwar an, ist jedoch nicht
ausreichend. Die Außenorientierung zum
Friedrich-Ebert-Platz muss durch die Fassadengestaltung, durch Außengastronomie,
Läden mit Außenanbindung und eine
positive Schaufenstergestaltung deutlich
erhöht werden.
Architektonische Fassaden, die ein »Gesicht
zur Stadt« bilden, sind ein unverzichtbarer
Anspruch, der für alle Seiten des Gebäudes
gilt. Es dürfen keine Rückseiten mit unattraktiven Anlieferzonen ausgebildet werden.
Bei der Ausbildung der Nord-Süd-Passage
im ECE Einkaufscenter sind daher folgende
Punkte zu berücksichtigen:
▪ Die Passage muss auf voller Straßenbreite
transparent und durchlässig ausgebildet
werden.
▪ Die Durchlässigkeit muss auch visuelle Verbindungen eröffnen und die Öffentlichkeit
des Raumes signalisieren.
▪ Die lichte Höhe der Passage sollte hierzu mind. fünf Meter betragen und nicht
durch Werbung verbaut werden.
▪ Die Durchgänge sind barrierefrei auszubilden.
▪ Die Passage sollte 24 Stunden täglich für
Passanten offen sein.
Am Beispiel der »Münster Arkaden« ist ersichtlich, wie solche Verbindungen positiv
ausgebildet werden. Bei guten Wetterverhältnissen versinken die Fassaden der
Eingangsbereiche komplett im Boden und
es ist ein barrierefreier Wechsel zwischen
Center und Umfeld möglich.
Auch die Werbung des Centers wird den
öffentlichen Raum prägen. Zu ihrer rechtzeitigen Einordnung in den öffentlichen Raum
sind Hinweise notwendig. Die Größe, Farbe
und Lichtstärke der Logos und Leuchtreklame ist ebenso maßstäblich auf den Raum
abzustimmen wie jede weitere Werbung.
Besonders digitale Großdrucke mit 30 - 50
Quadratmetern bedürfen der Regelung. Sie
haben keineswegs mehr Seltenheit. Durch
ihre »Sendestärke« erdrücken sie ihr Umfeld. Auch hinter Verglasung können sie in
diesen Dimensionen die kleineren Maßstäbe
des Stadtraums diskriminieren.
Ziel
▪ Bezug nach außen zur Stärkung des öffentlichen Raums
Maßnahmen
▪ Gliederung der Baumasse und Differenzierung der Fassaden in der geplanten
Qualität umsetzen
▪ keine Rückseiten mit unattraktiven
Anlieferzonen ausbilden
▪ Schaufenstergestaltung
▪ architektonische Gestaltung der Dachansicht als fünfte Fassade in der geplanten
Qualität umsetzen
▪ dezentrale Eingänge der Geschäfte: Um
einen regen Austausch mit dem Umfeld
zu ermöglichen sollten die zur Fußgängerzone orientierten Geschäfte nicht nur von
der inneren Passage sondern auch direkt
von der Fußgängerzone erschlossen werden
▪ hochwertige Gestaltung der Passage
▪ Transparenz in den Eingangsbereichen
▪ abgestimmtes Lichtkonzept für die NordSüd-Achse Friedrich-Ebert-Straße
▪ Einordnung der Leuchtreklame und jeder
Werbung in Architektur und Stadtraum
25
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.4 Rathaus: wichtigste öffentliche Funktion!
Das Rathaus bildet die wichtigste öffentliche Funktion ab. Im Zuge des Neubaus
kommt ihm als öffentlicher Baukörper eine
Sonderstellung zu, die sich in der Architektur
widerspiegeln muss. Eine klare Trennung
zwischen der kommerziellen und der
kommunalen Nutzung ist unabdingbar. Die
Visualisierung des ECE Entwurfs zeigt positiv die Ausbildung als Stadtbild prägendes
Element, das sich vom Sockelgeschoss
abhebt. Der Eingang mit Aufzug und Treppe
bildet sich deutlich als eigener Körper in der
Fassade ab.
Abb. 3.5 Neukonzeption Stadtmitte Leverkusen, Stand: August 2006,
[Quelle: Investor: ECE Projektmanagement GmbH & Co.KG, Hamburg
Entwurf: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner KG, Düsseldorf]
Ziele
▪ Funktionstrennung zwischen Rathaus und
Center
▪ Abbildung in der Architektur
Maßnahmen
▪ Einganssituation als eigenständiger,
direkter und repräsentativer Zugang vom
Friedrich-Ebert-Platz
▪ Gestaltung des Baukörpers als Stadtbild
prägendes Element
▪ keine Werbeanlagen im Bereich des
Rathausbaukörpers
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Kinopolis
Stadtbibliothek
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Abb. 3.6 Rathaus und
Stadtbibliothek als
öffentliche Funktionen, M 1:2.000
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
3.5 Neuer Stadtplatz mit Kino und Bibliothek
Wesentliche Festlegungen sind bereits vor
Beginn des Städtebaulichen Gutachtens
getroffen worden, unter anderem die Überbauung der Nord-Süd-Wegebeziehung.
Bisher gibt es eine Sichtbeziehung vom
Friedrich-Ebert-Platz zum Kinopolis an der
Wöhlerstraße, durch die sich das Kino auch
in der Fußgängerzone verankert. Durch die
Überbauung wird dieser Sichtbezug nicht
mehr vorhanden sein und das Kino aus
dem inneren Stadtraum und der Wahrnehmung ausgeblendet.
Die vorhandene Stadtbibliothek wird
baulich durch das neue ECE Einkaufscenter
stark eingebunden. Der Zugang ist nach
vorliegenden Planungen nur durch das
Center möglich. Als Bauwerk tritt sie zur
Stadtseite nicht mehr in Erscheinung. Als
öffentliche Nutzung kommt ihr jedoch
eine hohe Bedeutung innerhalb der Stadt
zu, die in der Architektur und im Raum
ablesbar sein muss. Wichtig ist dabei die
Präsenz der Stadtbibliothek im öffentlichen
Raum durch einen eigenständigen Eingang.
Dies ist zum Friedrich-Ebert-Platz hin entsprechend der Konzeption nicht mehr
möglich. Lediglich im Norden könnte mit
einem eigenständigen Eingang eine neue
Qualität gewonnen werden, die diesen bisher sehr schwachen Raum stärken würde.
Im bestehenden Bibliotheksgebäude müsste
hierzu das Erdgeschoss angepasst und der
Eingangsbereich neu gestaltet werden. Der
Zugang erfolgte dann von diesem Platz,
der als Durchgang zur Bushaltestelle und
zum Überweg über den Europaring noch
mehr Bedeutung erhalten wird.
Das Kino muss in diesem räumlichen Kontext
mit betrachtet werden. Es verliert zunächst
durch das Gebäude des ECE Centers seine
Adresse am Friedrich-Ebert-Platz und rückt
von dort aus gesehen in die zweite Reihe.
Umso wichtiger ist die besondere Ausbildung dieses Raums als neuer Stadtplatz
und seine sorgfältige Einbindung in die NordSüd-Achse. Die hier aus der Überbauung
entstehende Passage soll daher vollständig
transparent ausgebildet werden, um Durchlässigkeit zu vermitteln und einen räumlichen Bezug zum Kinopolis zu ermöglichen.
Gleichzeitig muss das Lichtkonzept diese
Beziehung herausarbeiten [s. Kap. 3.3].
Um diesen Platz nicht nur im Raum, sondern
auch im Bewusstsein zu verankern, ist eine
sinnstiftende Namensgebung für diesen
Platz erforderlich. Bezug genommen werden
sollte auf das Kino oder die Stadtbibliothek.
Denkbar wäre z.B. eine gezielte, mediale
Gestaltung des Platzes mit Projektionsflächen, Lichtreklamen – unter dem Titel
»Medienplatz«. Hierunter ließen sich auch
die Bibliothek und das Kino subsumieren.
Ein umfassendes Gestaltungskonzept für
diesen Platz muss gewährleisten, dass es
sich hier nicht um eine vernachlässigte
Rückseite des ECE Centers handelt.
Der Platz vor dem Kino muss deshalb auch
durch sein Licht durch die Passage hindurch
optisch wirksam sein. Die Beleuchtung der
Passage darf diese Verbindung nicht durch
zu große Helligkeit »ausblenden«.
Ziele
▪ Funktionstrennung zwischen Bibliothek und
Center und Abbildung in der Architektur
▪ Präsenz der Stadtbibliothek im öffentlichen
Raum
▪ Raum zwischen Kinopolis und ECE Center
als eigenen, öffentlichen Platz gestalten
Maßnahmen
▪ repräsentative Eingangssituation zur
Stadtbibliothek
▪ Namensgebung und Gestaltung im
inhaltlichen Zusammenhang
▪ keine Rückseitenbildung des ECE zum
Kinopolis: Außenorientierung, keine
Neben- und Technikräume
Abb. 3.7 Platz zwischen Kinopolis, Stadtbibliothek
und ECE Einkaufscenter
27
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.6 Marktplatz: Räumlicher Schwerpunkt und Veranstaltungsfläche!
Der Marktplatz ist durch eine starke räumliche Zweiteilung in Aufenthaltsbereich
und Parkplatz geprägt. Die Flächen sind
hierbei deutlich zugunsten des Parkens aufgeteilt. Zahlreiche Ausstattungselemente
wie Bänke und ein Brunnen geben durch
die Orientierung und Höhengestaltung
starke Restriktionen für den Gebrauch vor.
Die Aufstellung der Bänke wirkt als Barriere
zur Breidenbachstraße. Eine flexible Nutzung
des Platzes ist nicht möglich.
Der Platz wirkt ungepflegt und die Ausstattung verwahrlost. Der Zustand wird
besonders durch das Erscheinungsbild des
Kioskes und die an der Dönhoffstraße befindliche Ansammlung von Telefonzelle,
Stromkästen und Wertstoffcontainern noch
verstärkt.
Die Ränder nach Norden und Osten sind
vorwiegend durch Wohnen und kirchliche
Nutzung ohne starken räumlichen Bezug
bzw. Austausch mit dem Platz geprägt.
Die ursprüngliche Marktnutzung hat sich in
die Breidenbachstraße bis zum Wiesdorfer
Platz verlagert. Die Fläche des Marktplatzes
dient während der Marktzeiten lediglich als
Parkplatz für die Marktbeschicker.
Eine Neugestaltung des Marktplatzes ist notwendig, um den Platz als räumlichen
Schwerpunkt in der Innenstadt für unterschiedliche Nutzungen zu qualifizieren.
Die Gestaltung muss zur Einprägsamkeit
im Gefüge der Stadtmitte-Wiesdorf und
zur Orientierung als ein Startpunkt der
Fußgängerzone beitragen.
Abb. 3.8 Markt in der Breidenbachstraße
Im Rahmen des Gutachtens werden zwei
Varianten aufgezeigt. Beide Möglichkeiten
verschieben die Proportionen zugunsten
der Platzfläche durch Reduzierung der
Stellplätze. Ein ebenerdig eingebautes Fontänenfeld ist nicht nur visuell-akustischer
Mittelpunkt, sondern atmosphärisches
und spielerisches Element [Abb. 3.13].
Die Fontänen können für Veranstaltungen
abgedeckt werden und sind überfahrbar
auszubilden. Die Bänke werden so angeordnet, dass der Blick sich auf den Platz
und zur Breidenbachstraße öffnet. Ein
spezielles Baumkonzept unterstützt die
Gesamtwirkung.
Variante A: lockere Streuung der Fontänen und Bäume, teilweise Integration
vorhandener Bäume
Abb. 3.9
Marktplatz:
Gestaltungsbedarf
vorhanden
28
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Abb. 3.10 Variante A, M 1:1.000
tz
er Pla
dorf
Wies
Herz-Jesu-Kirche
raße
chst
enba
Breid
e
traß
offs
h
Dön
29
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
Variante B: geometrische Ordnung
der Fontänen und Bäume, Bäume als
geschnittene Baumpakete
Die Entwicklung des öffentlichen Raums
ist auch als Förderung der Standortqualität
und Anregung privater Investition im Einzelhandel zu verstehen. Eine Verdichtung
des Einzelhandels und der Gastronomie
wäre zur Verbesserung der Platzwände
und Belebung des Platzes wünschenswert.
Potentiale hierfür werden in der nördlich
angrenzenden Bebauung [Eigentum der
Kirche] gesehen. Langfristig sind auch
Umstrukturierungspotentiale in den östlich
angrenzenden Grundstücken vorhanden.
In diesem Zusammenhang ist eine Passage
zwischen Wiesdorfer Platz und Marktplatz
wünschenswert. [Abb. 3.10]
Märkte als Frequenzbringer
Der Wochenmarkt ist als Frequenzbringer
ein entscheidender Faktor; es sollte versucht
werden, diesen wieder dauerhaft auf dem
Marktplatz einzurichten. Bei einer Etablierung auf dem Marktplatz kann sich dieser
bis in die Breidenbachstraße ziehen und am
Wiesdorfer Platz sichtbar werden. Es ist
jedoch ein hoher gestalterischer Standard
Abb. 3.12 Organisationsprinzip Marktstände,
Wiesdorfer Platz
Bisherige Organisation
Kommunikative Organisation
Abb. 3.11 Organisationsprinzip Marktnutzung, Marktplatz
und Zusammenhang der Stände auf
diesem Platz auszuformen, ansonsten
bleibt die erwünschte Wirkung aus.
Auch sonstige Märkte wie Biomarkt, Blumenmarkt u. ä. sind hier als regelmäßige
Einrichtung zu empfehlen. Der Weihnachtsmarkt sollten ebenfalls hier angesiedelt
werden, um einen Gegenpol zum Friedrich
-Ebert-Platz aufzubauen. Beim bisherigen
Standort des Weihnachtsmarktes am Wiesdorfer Platz stehen die Buden als geschlossene Reihe im Raum und richten sich mit
den Rückseiten zu den Geschäften aus.
Diese Organisation ist kontraproduktiv für
einen anregenden Austausch zwischen
Einzelhandel und Markt. Sollte der Weihnachtsmarkt entgegen der eigentlichen
Zielsetzung am Wiesdorfer Platz erhalten
bleiben, ist eine kommunikativere Organisation notwendig. Die Stände sollten zwei
Gassen zu den Geschäften bilden.
An allen Querungsstellen formen jeweils
zwei Buden einen kleinen Platz. Die Zufahrtsmöglichkeit für die Feuerwehr ist zu
berücksichtigen und ggf. bei einer Umgestaltung der Fußgängerzone von vornherein zu berücksichtigen.
Ziele
▪ Marktplatz zu einem räumlichen Schwerpunkt in der Innenstadt aufwerten
▪ flexible Nutzbarkeit des Platzes gewährleisten: Raum für städtische Ereignisse bieten
▪ Abwechslungsreichtum der Aktivitäten
nach Tageszeiten und Jahreszeiten:
Veranstaltungskonzept
30
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
▪ Entfaltung einer eigenen Atmosphäre
durch eine neue Platzgestaltung
▪ Berücksichtigung des lokalen Maßstabs
▪ Verbesserung der Platzwände durch Verdichtung von Einzelhandel und
Gastronomie
▪ Veranstaltungskonzept, z.B. Wochenmarkt
wieder etablieren
Abb. 3.13 Kinderspiel
Maßnahmen
▪ Verschiebung der Proportionen zugunsten
der Platzfläche mit Aufenthaltsqualitäten
durch Reduzierung der Parkplatzfläche
▪ ebenerdiges Fontänenfeld [für Veranstaltung abzudecken, befahrbar ausgebildet]
▪ Bänke nach Norden und ggf. nach Osten
▪ Baumkonzept
Abb. 3.14 Skizze Variante B: Fontänenfeld
rfer
do
Wies
Platz
Herz-Jesu-Kirche
raße
chst
enba
Breid
ße
fstra
hof
Dön
Abb. 3.15
Variante B,
M 1:1.000
31
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.7 Umfeld Christuskirche: zusammenhängendes System
aus Gärten und Plätzen!
Die Dönhoffstraße spielt im Raumgefüge
eine neue Rolle. Als Parallelstraße zum
Wiesdorfer Platz und Verbindung zu
Rialto-Brücke und Bahnhof kann sie eine
ergänzende Funktion übernehmen und
stadtstrukturell aufgewertet werden. Die
Geschäftslagen an der Dönhoffstraße werden hierdurch mittelfristig profitieren.
Die Dönhoffstraße kann unter Nutzung der
angrenzenden Freiräume und Platzflächen
ein eigenes Profil erhalten. Sie bietet als
Kontrast zur reinen Einkaufsstraße Wiesdorfer Platz mehr Ruhe, Rückzugs- und
Bewegungsfläche, Raum für Spiel und
Grün. Die Umgestaltung des Marktplatzes
ist eine Maßnahme hierzu. Im Umfeld der
Christuskirche ist durch die bereits vorhandenen Grünflächen ein weiteres Potential
vorhanden. Diese Flächen sind momentan
nicht zugänglich.
In Abstimmung mit der Kirchengemeinde
ist hier die Gestaltung eines zusammenhängenden Systems aus Gärten und
Plätzen, gegliedert durch Hecken, sinnvoll.
Durch die Öffnung und Umgestaltung der
Flächen, insbesondere an der Ecke OttoGrimm-Straße entsteht ein Ruhe- und
Rückzugsraum als Ergänzung zum Markt-
Abb. 3.16 Grünbereiche Ev. Gemeindehaus bis Christus Kirche
platz und zum Friedrich-Ebert-Platz – ohne
kommerzielle Bespielung – mit hoher
Qualität für Wiesdorf.
Durch eine ansprechende Gestaltung der
Oberflächen, der Beleuchtung, Abgrenzung privater und öffentlicher Flächen in
der Dönhoffstraße kann die beabsichtigte
planerische Aufwertung der Straße unterstützt werden.
Ziele und Maßnahmen
▪ Zusammenhängendes System aus Gärten
und Plätzen entwickeln / ausbauen
Abb. 3.17 Zusammenhängendes System aus Gärten, M 1:1.000
Christuskirche
Ev. Gemeindehaus
ße
-Stra
mm
-Gri
Otto
32
e
traß
offs
h
Dön
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
3.8 City A und C: Herausforderung einer strukturellen Erneuerung
und funktionalen Profilierung!
Mit dem ECE Einkaufszentrum erwächst
den bestehenden Einzelhandelszentren
City A und C eine besondere Herausforderung. Größe und Vollständigkeit des
Angebots verbinden sich mit perfekter
Organisation, Gestaltung und Atmosphäre.
Diesem Anspruch kann allenfalls die City A
mit ihren Luminaden standhalten. Die erst
kürzlich erfolgte umfassende Modernisierung
und Überdachung bietet ein zeitgemäßes
Erscheinungsbild und adäquate Präsentation. Ihre Orientierung zum Wiesdorfer
Platz wird beantwortet von der kleinteiligen
Nutzungsmischung gegenüber. Anpassungsleistungen durch Modernisierung müssen
jedoch auch hier erfolgen. Eine stärkere
Entwicklung zu Gastronomie kann hier
erwartet werden.
City C: Einbindung in die Innenstadt
Anders ist die Situation für die City C,
obgleich auch hier mit der Überdachung
eine wesentliche Voraussetzung für diese
Art des Centers geschaffen wurde. Im
Gegensatz zur City A liegt sie leicht abseits
von der Fußgängerzone. Die Nordfassade
[Schmalseite] grenzt an den Vorplatz des
Rialtoboulevards – wichtiger Ziel- und
Quellpunkt mit hoher Fußgängerfrequenz
und Hauptwegeverbindung zu Busterminal
und Bahnhof. Das Gegenüber in der Friedrich-Ebert-Straße ist vorrangig mit Wohnen
besetzt. Aufgrund der funktionalen Introvertiertheit zur Passage und der baulichen
Ausprägung der Fassaden erfolgt keine
Außenorientierung zur Straße. Durch den
Niveauunterschied zwischen Erdgeschoss
und Passage und die Zufahrten der Tiefgarage entsteht außerdem eine Barrierewirkung. Dennoch ist hier ein reger fußläufiger
Passantenstrom von Besuchern der Innenstadt zu verzeichnen, die die kostenlosen
Parkplätze des Smidt Wohncenters nutzen.
Der nördliche Vorplatz am Rialtoboulevard
ist nicht klar ausgebildet. Eine Vielzahl von
Einzelbaukörpern löst den Raum auf und
erschwert die Orientierung. Ein kreisrunder
Pavillon bildet den Mittel- und Blickpunkt.
Durch die zusätzlichen kleinteiligen Pavillonbauten der City C kann dieser jedoch
nicht dementsprechend wahrgenommen
werden. Zahlreiche Sachzwänge wie die
Tiefgarage schränken den Gestaltungsspielraum stark ein [atmosphärische Auf-
Abb. 3.18 City A, Luminaden
Abb. 3.19 City C: Vorplatz am Rialtoboulevard
Abb. 3.20 City C: Passage
wertungen, z.B. durch Baumpflanzungen,
sind deshalb an dieser Stelle nicht möglich].
Ziel für diesen Ort ist, das räumliche Gefüge zu vereinfachen, übersichtlicher zu
gestalten und einen klaren Vorplatz mit
dem runden Pavillon als Mittelpunkt auszubilden [Abb. 3.21].
Innere Organisation
Am Eingang der inneren Passage hat man
schon einen vollständigen Überblick über
Angebot und vorherrschenden Standard.
So belegt das Warenhaus »Woolworth«
einen großen Teil der Längsseite. Besonders in den Obergeschossen bilden sich
sogar Rückseiten aus. Bei der Betrachtung
des Grundrisses fällt die unklare, verschachtelte Grundrissgestaltung mit einer
33
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
Maximierung der Passagenflächen auf. Die
»Fassadenflächen« wirken ernüchternd
und können nicht adäquat bespielt werden. Der vorhandene hohe Leerstand wirkt
sich negativ auf die gesamte Atmosphäre
aus. Im Vergleich sieht die Grundrissgestaltung eines ECE Einkaufscenters eine
Konzentration des Passagenraums, klare
Kanten und Grundrissbildung vor. An den
Endpunkten befinden sich flächenintensive Nutzungen [Anker] und dazwischen
kleinteilige Strukturen.Die City C muss sich
mittel- bis langfristig neu strukturieren und
mit baukörperlichen Veränderungen auf
den Markt reagieren. Die aktuelle Präsentation ist nicht angemessen. Die langfristiges Profilierung des Nutzungskonzept mit
einer Spezialisierung bzw. Thematisierung
erscheint zwingend notwendig, z.B. als Erlebniswelten, Urban Entertainment Center,
Wellness und Gesundheit oder besondere
Fachmärkte mit regionalem Einzugsbereich.
zentrale Lage, die sehr gute Anbindung an
den öffentlichen Nahverkehr und die geringe
Immissionsempfindlichkeit sind gute Voraussetzungen für eine Entwicklung. Eine
zusätzliche Anbindung über eine weitere
Fußgängerbrücke im Bereich der Sparkasse
bindet die City C stärker ein und erhöht
die Verknüpfung über den Europaring.
Unterbringung des temporären
Bürgerbüros
Das Bürgerbüro [Fachbereich 33] wird in
den Rathausneubau integriert. Während
der Bauphase soll ein Containerprovisorium
für 13 Mitarbeiter am Standort Wiesdorf
eingerichtet werden. Containerbauten
wirken im Regelfall atmosphärisch nicht
ansprechend. Die Einrichtung eines solchen
Provisoriums scheint besonders angesichts
leer stehender Flächen in der City C als
nicht sinnvoll. Es wird daher vorgeschlagen,
die vorhandenen Potentiale in der City C
für das provisorische Bürgerbüro zu nutzen
– vorrangig mit Orientierung [auch im
1. Obergeschoss] zum Vorplatz. Alternativ
wäre eine Einbindung am Verwaltungsstandort Elberfelder Haus in der Hauptstraße
sinnvoll.
Wichtiges Entwicklundspotential
Bürostandort City-Leverkusen
Zum Europaring wird keine unmittelbare
Beziehung aufgenommen. Städtebaulich
findet die City C auch kein entsprechendes
Gegenüber. Der Bereich zwischen Bahn
und Europaring stellt jedoch einen wichtigen
Entwicklungsbereich dar. Dies kann durch
das Projekt Bürostandort City-Leverkusen erfolgen, das vorsieht den Bereich zwischen
Bahntrasse und Europaring als Dienstleistungs- und Bürostandort auszubauen. Die
[1] Teilabriss
[2] Erweiterung nach Norden
[3] Möglichkeit der Integration des
Aufgangs Tiefgarage und des Zugangs
zur Diskothek prüfen!
Abb. 3.21 Vorplatz City C, M 1:1.000
3
2
Rialtoboulevard
1
Pavillion
ert-Straße
Friedrich-Eb
34
City C
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
3.9 Busterminal und Bahnhof:
Empfangsraum für die Innenstadt!
Ziele
▪ bauliche und funktionale Konzentration
und Qualifizierung
▪ Klärung der Raumkanten des Vorplatz am
Rialtoboulevard [Abb. 3.21]
▪ langfristige Profilierung des Nutzungskonzeptes
Maßnahmen [Abb. 3.22]
▪ Raumbildung innerhalb der Passage:
»Platz - Straße - Platz«
▪ Strukturierung nach Raumtypen:
»Straße« mit kleinteiliger Nutzung,
»Plätze« mit Magnet, Fachmarkt und
Gastronomie
▪ Orientierung der Fassaden zur Straße,
punktuelle Außengastronomie
▪ Ausbildung eines südlichen Vorplatzes an
der Friedrich-Ebert-Straße: keine Zwangsführung der Fußgänger durch Umlenkung
des Fußweges in die City C
▪ Aktivierung der Tiefgarage: neue Zufahrt
zur Tiefgarage direkt vom Europaring,
repräsentativer südlicher Aufgang der
Tiefgarage
▪ Ausbildung eines städtebaulichen Gegenübers am Europaring durch das Projekt
»Bürostandort City-Leverkusen«
▪ zusätzliche Brücke zwischen der City C und
dem geplanten Bürostandort Leverkusen
▪ Marketing
Abb. 3.22 City C: bauliche Umstrukturierung
Der Besucher kommt nicht erst in der Fußgängerzone an, vielmehr prägt bereits das
Ankommen mit dem PKW, dem öffentlichen
Nahverkehr oder der Bahn das Bild der Stadt.
Kurze und attraktive Wegebeziehungen
in die Innenstadt sind zu gestalten. Eine
gezielte Beschilderung durch Parkleit- und
Besucherleitsystem ist lediglich ein ergänzendes Hilfsmittel.
Bahnhof und Busbahnhof LeverkusenWiesdorf sind Aushängeschilder der Stadt.
Die heute hier Ankommenden werden
allerdings durch eine inzwischen trostlose
Gestaltung empfangen, die lediglich nackte
Funktion, Organisation und Vernachlässigung vermitteln. Eine Orientierung mit
städtebaulichen, räumlichen und gestalterischen Mitteln fehlt. Als Identitätsanspruch
wird hier »Trostlosigkeit« und »Vorort«
vermittelt. Der Busbahnhof aus den Jahren
1968/1969 wurde unter Annahme eines
deutlichen Bevölkerungswachstum und anderem Mobilitätsverhalten konzipiert und
entspricht im Umfang nicht dem heutigen
Bedarf. Er sollte daher dringend reduziert
und saniert werden. Gleiches gilt für den
Bahnhof mit dem Eingangsgebäude und
dem Vorplatz, die eine Umgestaltung
benötigen.
Ziel: Busterminal und Bahnhof als Empfangsraum für die Innenstadt gestalten
Abb. 3.23 Bahnhof, Busterminal und Rialtoboulevard
g
Europarin
Abb. 3.24 Blick zum Bahnhof
ert-Straße
b
Friedrich-E
35
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.10 Hauptstraße: lebendige Wohnund Geschäftsstraße!
Die Hauptstraße ist die westliche Verlängerung der Fußgängerzone Wiesdorfer Platz.
Der Straßenraum zeichnet sich besonders
durch kleinteilige Parzellierung mit ursprünglicher Bebauung aus. Ein Grossteil der
gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshäuser ist aufwendig und geschmackvoll
restauriert. Hier ist noch ein Teil der Wiesdorfer Geschichte ablesbar. Große Bäume
entlang der Straße schaffen eine angenehme
Stimmung und hohe Aufenthaltsqualität.
Die unterschiedlichen Nutzungen prägen
den Charakter der Straße. Bürgersteige mit
gastronomischer Möblierung laden zum
Verweilen ein.
Die Vielfalt an Aktivitäten aus Wohnen,
Gastronomie, Dienstleistungen und dem
Verkehr erzeugt eine urbane Atmosphäre
und kennzeichnet die Hauptstraße als
lebendige Wohn- und Geschäftsstraße.
Stadtfeste, wie »Streetlife«, Karneval,
Schützen- und Straßenfest machen die
Hauptstraße positiv erlebbar.
Einbahnstraßenregelung
westliche Hauptstraße
Der westliche Bereich zwischen Barmerstraße und Schießbergstraße ist durch die
Einbahnstraßenregelung [Fahrtrichtung
nach Westen] vom restlichen Teil der
Hauptstraße abgeschnitten. Es gibt keine
Abb. 3.25 Außengastronomie
Abb. 3.26 Übergang − Fußgängerzone - Hauptstraße
Abb. 3.27 historische Bausubstanz
direkte Wegebeziehung − eine Umfahrung
über die Schießbergstraße ist notwendig.
Die Regelung beruht auf der Zielsetzung
einer Verkehrsberuhigung. Im Sinne einer
Belebung ist die Fahrtrichtung nach Osten
zu wechseln.
3.28 lebendige
Wohn- und
Geschäftsstraße
36
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
stimmungsvollen Akustik die Atmosphäre.
Die Hauptstraße hat hier einen besonderen
Klang. Nach Schulschluss ist dieser Raum
für das städtische Leben jedoch wirkungslos. Eine sorgfältige Gestaltung der Trennelemente wirkt aufwertend.
Abb. 3.29 Schulgelände mit Sportplatz
Abb. 3.30 Barmer Platz
Übergang zur Fußgängerzone
Der Übergang der Fußgängerzone in die
Hauptstraße wird als Schwachstelle im
städtischen Gefüge empfunden. An dieser
Stelle ist eine Umgestaltung notwendig.
[s. Kap. 3.12]
Qualitäten, Defizite und Potenziale
des Raums
Die Nordseite des Straßenraumes ist durch
die Bebauung klar ausgebildet. Die Südseite ist heterogen und in Teilbereichen nicht
klar gefasst. Der Barmer Platz ist einseitig
als Parkplatz gestaltet und nicht adäquat
baulich gerahmt. Atmosphärische Qualitäten fehlen. Besonders auffällig sind die
zwei Gebäude der Städtischen Verwaltung
[Elberfelder Haus]: Die vorhandene Form
des linearen Raums der Straße und die
bauliche Struktur ignorierend, machen sie
sich unabhängig von allen Rahmenbedingungen und stehen schräg und bindungslos
auf einer Grünfläche.
Im weiteren Verlauf öffnet sich der Straßenraum erneut. An dieser Stelle grenzt der
Schulhof mit dem Sportplatz direkt an
die Straße. Die Kinder sind im städtischen
Raum erlebbar und prägen mit ihrer
Die Straße besitzt insgesamt eine typische
Atmosphäre und eine eigene strukturelle
Stärke, die sich aus der kleinteiligen Mischung
von Wohnen, Geschäften, Restaurants und
Kneipen, städtischen Einrichtungen und der
Bündelung der Bewegung entfaltet. Dazu
gehört neben dem Fahrrad auch unbedingt
der Autoverkehr. Kunden- und Anlieferverkehr sind wesentlicher Teil des Lebens,
ebenso wie der Busverkehr.
Natürlich liegen in der Vielfalt der täglichen
Aktivitäten auch gegenseitige Störungen
und Behinderungen. Doch alle planerischen
Versuche, diese Störungen zu eliminieren,
beseitigen gleichzeitig immer auch die
eigentliche Stärke dieser klassischen Straßenstrukturen.
Ihre Lebenskraft ist abhängig von der
Vielfalt aller Nutzungen – und der Vielfalt
der Akteure, die sich permanent den sich
verändernden Bedingungen anpassen.
Der zwischenzeitliche Leerstand einzelner
Läden ist somit als Teil dieses Anpassungsprozesses zu verstehen. Die Interessen der
Eigentümer decken sich nicht zwangsläufig
mit den Interessen der Ladeninhaber, Gastronomen, Gewerbetreibenden und Mietern.
Dennoch wird sich hier immer wieder ein
neues Gleichgewicht einstellen. Wesentlich
hierbei ist es, die öffentlichen Qualitäten
des Stadtraums zu bewahren und das
vorhandene Profil der Mischung in ihrer
Vielfalt weiter zu stärken.
In dieser Hinsicht wird die Hauptstraße
relativ unabhängig bleiben von der durch
das ECE Center ausgelösten Entwicklung.
Ihr Einzugsbereich bleibt vor allem die
Wohnbevölkerung im Nahbereich und
die Arbeitsplätze in der Verwaltung. Ihr
Schwerpunkt wird weiterhin in der Nahversorgung und der Gastronomie liegen.
Diese wird voraussichtlich stärker nachgefragt werden und profitiert von der Nähe
zur »City« – ohne unmittelbar dazu zu
gehören. Geschäfte für speziellen Bedarf
als ergänzende Funktion der City finden
hier ebenfalls ihren Standort.
37
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
Erhöhung der räumlichen Vielfalt
Von Seiten der Stadt kann diese Entwicklung durch gestalterische Maßnahmen im
öffentlichen Raum gestärkt werden. Die
Folge von unterschiedlichen, angrenzenden
Räumen soll als besondere Qualität herausgearbeitet werden, besonders hinsichtlich
Spiel und Aufenthalt.
▪ Barmer-Platz als Quartiersplatz
▪ Grünfläche Elberfelder Haus als Park
[Abb. 3.33]
▪ Sportplatz als Spielraum mit Nutzungsmöglichkeiten für das Quartier
[Abb. 3.31 / 3.32]
Über diese Räume können die südlich liegenden Gebiete angeschlossen werden.
Die Verkehrsfunktion bleibt ein wichtiger
Bestandteil der Vielfalt in der Hauptstraße.
Die mehrfach diskutierte Einrichtung einer
Fußgängerzone scheint in diesem Sinne
nicht produktiv und äußerst risikobehaftet.
Eine Gestaltung als Mischfläche wird
westlich der Schulstraße ebenfalls nicht
empfohlen, da der Aufwand an Sekundärelementen zu Klärung der Situation mit
Fahrstreifen, Parkbuchten, Einfahrten etc.
sehr hoch ist. Die bisher klare Trennung
zwischen Fahrbahn und Fußweg entspricht
dem Typus dieser Wohn- und Geschäftsstraße und bleibt wünschenswert.
Auch die diskutierte Verlängerung der Fußgängerzone über die Breidenbachstraße
hinweg bis zur Schulstraße würde zu umfangreichen Verkehrsverlagerungen und
Anpassungen des Erschließungssystems
führen und kann nicht empfohlen werden.
Abb. 3.31 Organisationsprinzip Sportplatz
Hauptstraße
Haltestelle
Schulhof
38
Schulstraße
Sportplatz
Die Verbindung zur Nobelstraße wäre
unterbrochen. Hier ist die Einrichtung einer
Mischfläche, die Gestaltungsaspekte der
Fußgängerzone aufnimmt, denkbar
[s. Kap. 3.12].
Städtebauliches Umfeld
Im Norden schließen dichte Strukturen
mit umfangreicher Wohnbebauung an die
Hauptstraße an. Nach Westen in Richtung
Rhein und Süden in Richtung Bayer-Werk
bricht diese Struktur auf. Der Einzugsbereich ist hier für die Belebung der Hauptstraße zu schwach, besonders für die Gastronomie. Durch ergänzende Nutzungen
[Wohnen und Arbeiten] im Umfeld soll dies
verbessert werden.
In Wiesdorf Süd sind noch Potentiale für
eine bauliche Entwicklung mit dem Schwerpunkt
Dienstleistungen, Verwaltung, kleinere Unternehmen, Selbständige, die sich in ihrer
Nahversorgung auf die Hauptstraße
beziehen werden. Die in Nord-Süd-Richtung
verlaufenden Strukturen und Räume sind
hierzu besonders zu stärken. Die Beziehung
zum Werk stabilisiert zusätzlich die Nachfrage in der Hauptstraße.
Gleichzeitig kann eine prägnante Raumkante zum Bayer-Werk ausgebildet
werden. Auch die Verwaltungsgebäude
können baulich ergänzt werden und somit
zum Standort für das Technische Rathaus
werden. Im Westen trägt die Ergänzung
durch Wohnen [Projekt »Stadtkante«] zur
Stärkung des Quartiers bei.
Abb. 3.32 Skizze: Anbindung Sportplatz − Gitterzaun mit beidseitiger Sitzmöglichkeit
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Ziele [Abb. 3.34]
▪ vorhandenes Profil [Mischung, Schwerpunkt
Gastronomie] stärken
▪ Erhalt der historischen Bausubstanz
▪ Erhalt der Verkehrsfunktion
▪ Erhöhung der räumlichen Vielfalt: von der
Straße zum Raumgefüge
▪ Stärkung des Einzugsbereichs
Maßnahmen [Abb. 3.34]
▪ gestalterische Aufwertung in Teilbereichen
z.B. Oberflächen, Ausstattung, Pflege der
Baumscheiben
▪ Belebung der westlichen Hauptstraße
durch eine Richtungsänderung der Einbahnstraße: Fahrtrichtung nach Osten [1]
▪ Gestaltung einer Raumfolge aus Quartiersplatz [2], Park [3], Spielraum [4]
▪ Nutzungen im Umfeld ergänzen: weitere
Arbeitsplätze unter Ausbildung einer
Raumkante zum Bayer-Werk [5],
Standort für das Technisches Rathaus [6],
Wohnprojekt »Stadtkante« [7]
▪ Ausbildung eines Schwerpunkts am
Rhein [8]
▪ Umgestaltung des Überganges Fußgängerzone – Hauptstraße [9] [s. Kap. 3.12]
Abb. 3.33 Skizze: Park am Elberfelder Haus
Abb. 3.34 Entwicklung der Hauptstraße, M 1:5.000, [Erläuterungen Siehe Ziele und Maßnahmen]
9
7
4
ße
tstra
Haup
1
2
3
8
5
6
5
39
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.11 Breidenbachstraße: Wiesdorfs
wichtigste innere Nord-Süd-Achse
Innere Nord-Süd-Achse
Morphologisch bilden die Breidenbachstraße
und ihre Verlängerung nach Norden, die
Nobelstraße, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung innerhalb Wiesdorfs. Sie ist Teil
des Achsenkreuzes mit der HauptstraßeWiesdorfer Platz und konstituiert mit ihr
das gesamte städtische Gefüge Wiesdorfs.
Gleichzeitig verbindet sie das Bayer-Werk
mit der Stadt und der Kolonie im Norden.
Im Gegensatz zur Hauptstraße, die historisch einen Längsschnitt mit relativ einheitlichem Profil darstellt, ist diese Nord-SüdAchse ein Querschnitt durch die Stadt.
Entsprechend unterschiedlich bilden sich
ihre einzelnen Abschnitte ab [s. Kap. 3.12].
Südlicher Abschnitt
Die Breidenbachstraße südlich des Marktplatzes [außerhalb der Fußgängerzone]
ist durch eine Mischung aus kleinteiligem
Geschäftsbesatz und Verkehr geprägt. Die
vorhandenen Bäume geben der Straße
eine besondere Atmosphäre. Die Breite des
Bürgersteigs ist durch den auf dem Bürgersteig verlaufenden Fahrradweg [Abb. 3.36]
eingeschränkt. Aufgrund der Reduzierung
des Bayer-Personals vor Ort und neuer PKWParkmöglichkeiten im westlichen Wiesdorf
ist auch der Radverkehr zum Werk zurückgegangen.
Die Radfahrer bevorzugen heute verständlicherweise die Straße, hingegen wird der
Radweg kaum benutzt. Der bestehende
Radweg sollte daher entfernt werden.
Abb. 3.36 Breidenbachstraße, Ecke Dönhoffstraße
BayerErholungshaus
e
lstraß
Nobe
Ziel
Breidenbachstraße-Nobelstraße als wichtigste innere Nord-Süd-Achse gestalten
Abb. 3.35 Abschnitt Fußgängerzone
Maßnahme
Radfahrer auf der Straße führen
Marktplatz
bac
iden
Bre
aße
hstr
Abb. 3.37 Raumfolge
Horst-Henning-Platz
- Breidenbachstraße
- Nobelstraße - Park am
Bayer-Erholungshaus
40
HorstHenningPlatz
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
3.12 Nobelstraße: Schnittstelle Verkehr
Die Nobelstraße als nördlicher Abschnitt
dieser Nord-Süd-Achse bindet den Stadtteil
Küppersteg und die gesamte Kolonie an die
Stadtmitte. Vor allem wird über die Nobelstraße auch der Park am Bayer-Erholungshaus erschlossen, der von Süden her nur
noch über die Kaiserstraße erreichbar ist.
Hieraus leitet sich eine besondere Verantwortung für die Nobelstraße ab, mit besonderen Qualitäten diesen Park stärker für
die Allgemeinheit zugänglich zu machen
– ein Potential der Stadtentwicklung, das
ansonsten nicht stärker zu nutzen ist. Der
Verkehrskreisel Nobelstraße-Wöhlerstraße
bildet einen scheinbaren Abschluss und
vermittelt über seine Gestaltung nicht
diese Bedeutung für Fußgänger.
Die Nobelstraße im Bereich Galeria Kaufhof,
zwischen Kreisel und Fußgängerzone, ist
durch die Addition von Funktionen [z.B.
Stellplätze, Zufahrt Tiefgarage für die
Anlieferung, Ausgang Tiefgarage] ohne
gestalterischen Zusammenhang bestimmt.
Das Parken zeigt Defizite in der Organisation und Gestaltung auf, ist aber ein
wesentlicher funktionaler Bestandteil dieses
Raums. Galeria Kaufhof orientiert sich nicht
zum Straßenraum. Die Westseite ist allerdings durch eine kleinteilige Bebauung mit
vielseitigem Geschäftsbesatz positiv besetzt.
Wie bereits im Kapitel 3.10 erwähnt wird
der Übergang zwischen der Fußgängerzone
und der Hauptstraße als Bruch empfunden.
Abb. 3.38 Nobelstraße in Richtung Norden
Aus der Fußgängerzone kommend weitet
sich der Raum der Nobelstraße nach Norden
auf und vermittelt eine Hinterhofatmosphäre. Die Oberflächengestaltung bricht ab.
Ziel ist die Gestaltung eines prägnanten
Stadtraumes mit eigener Atmsphäre. Eine
Außenorientierung von Galeria Kaufhof
würde den östlichen Rand stärken, ist jedoch
aus seiner bisherigen inneren Struktur
unrealistisch.
Ziele
▪ Ausprägung als prägnanter Straßenplatz
mit Verbindungsfunktion zum Park
▪ Gestaltungskonzept für den Übergang
Fußgängerzone-Hauptstraße
▪ Strukturierung Parken
▪ atmosphärisches Konzept für den
gesamten Raum
Abb. 3.39 Starke
Prägung durch
Anlieferung und
Verkehr
41
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
Maßnahmen
Im Rahmen des Gutachtens werden zwei
Varianten zur Umgestaltung der Nobelstraße
aufgezeigt:
Variante A: Unter Beibehaltung des Fahrbahnverlaufs wird das Parken neu geordnet
und durch geschnittene Hecken charakteristisch gestaltet. Die Einbauten im Übergang
zur Fußgängerzone werden bis auf den Aufgang der Tiefgarage reduziert. Eine lockere
Anordnung von Bäumen unter Einbeziehung
bereits vorhandener Standorte prägt das Bild.
Das Material der Fußgängerzone wird als
Mischfläche bis zur Schulstraße fortgeführt.
Abb. 3.40 Skizze Variante A
raße
lerst
Wöh
Galeria Kaufhof
lstraß
Nobe
e
Aufgang
Tiefgarage
latz
fer P
sdor
Wie
Abb. 3.41
Variante A,
M 1:1.000
aße
ptstr
Hau
chenba
Breid
e
straß
42
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Variante B
Die Fahrbahn wird nach Osten verschoben
und der Straßenraum neu geordnet. Vor den
Geschäften an der Westseite wird somit
deutlich mehr Raum geschaffen. Das
Parken wird neu organisiert – auf der Ostseite in Schrägaufstellung und gegenüber
als Längsparkplätze. Es wird eine Kontinuität der Oberflächen bis zur Westseite der
Nobelstraße hergestellt. Der Eckbereich
Nobelstraße / Hauptstraße wird als Mischfläche ausgebildet. Die Einbauten werden
ebenfalls wie in Variante A reduziert.
Abb. 3.42 Nobelstraße von Norden
raße
lerst
Wöh
Galeria Kaufhof
lstraß
Nobe
e
Aufgang
Tiefgarage
latz
fer P
sdor
Wie
Abb. 3.43
Variante B,
M 1:1.000
chenba
Breid
e
straß
aße
ptstr
Hau
43
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
3.13 Wiesdorf Süd: Entwicklungspotential
Abb. 3.44 Wiesdorf-Süd: Peschstraße
Wiesdorf-Süd bildet die Nahtstelle zwischen dem großflächigen Industriegebiet
des Bayer-Werks und den Wohn- und Einkaufsbereichen der Leverkusener City. Aus
der Gemengelage von Industrie, Gewerbe,
Verkehr und Wohnen ergeben sich verschiedenste Nutzungskonflikte. Seit 1993
ist Wiesdorf-Süd förmliches Sanierungsgebiet mit dem Ziel einer Revitalisierung und
Neuordnung des Übergangsbereiches.
Im Süden, am Ludwig-Erhard-Platz, ist
durch den städtebaulich gefassten Kreisverkehr ein repräsentativer, vom Verkehr
entlasteter südlicher Stadteingang ausgebildet.
Die Gestaltung der Peschstraße in Form einer »grünen Achse« mit drei Baumreihen,
breitem Radweg und zukünftig schattigen
Gehwegen vermittelt positiv zwischen den
unterschiedlichen Maßstäben industriellgewerblicher und Wohn- bzw. Mischnutzung.
Weitere Planungen sehen konsequent die
bauliche Fassung dieses südlichen Randes
vor. Am Endpunkt der Breidenbachstraße
entsteht so ein kleiner Platz und betont
diesen Nordeingang des Bayer-Werks.
Das Prinzip städtebaulicher Verdichtung
und Klärung der Raumverhältnisse sollte
auch in der Fortsetzung nach Westen hin
erfolgen. Dieser Südrand der städtischen
Strukturen sollte ein eigenes Gesicht Wiesdorfs vermitteln. Auf dieses Potential für
Dienstleistungen, Büros u. ä. wurde bereits
unter dem Kapitel 3.10 Hauptstraße hingewiesen.
44
Die ehemalige Ganser Brauerei an der
Friedrich Ebert-Straße beinhaltet ein weiteres Entwicklungspotential, in das ggf.
die südlich angrenzenden Grundstücke mit
den beiden ypsilonförmigen Wohnbauten
einbezogen werden können. Die Maßstäblichkeit der Bebauung sollte hier eindeutig auf die gründerzeitlichen Strukturen
Bezug nehmen. Großmaßstäbliche und
großflächige Nutzungen sollten unbedingt
auf die Ostseite der Friedrich-Ebertstraße
beschränkt bleiben. Auch in den Nutzungen ist ein Zusammenhang mit den typisch
innerstädtischen Mischungen inklusive
Wohnen anzustreben, mit Praxen, Büros,
Dienstleistungen, Geschäften, Gastronomie bis Hotel.
Ein Thema, das über den Rahmen dieses
Gutachtens hinausführt, soll jedoch zumindest angerissen werden.
Bei stärkerer Öffnung des bisher abgeschlossenen und gesicherten Bayer-Werks
würden sich vollkommen neue Rahmenbedingungen für die Stadtentwicklung bieten.
Eine sukzessive Entwicklung zu einem
städtischen Gewerbepark mit zahlreichen
Verpflechtungen sollte deshalb vorausgesehen werden.
Von der Stadt Leverkusen wurden bereits
erste Schritte zur Entwicklung von Wiesdorf-Süd umgesetzt.
▪ Neuordnung der Nutzungsstruktur unter
Berücksichtigung der Immissionsbelastungen
▪ Neuordnung der Parzellenzuschnitte über
Tausch und freiwilligen Grunderwerb mit
dem Ziel adäquater und vermarktbarer
Block- und Grundstücksgrößen
▪ Schaffung der planungsrechtlichen
Voraussetzungen für die Neuordnung des
Gebietes
▪ verschiedene Neuansiedlungen am
Standort Leverkusen
Ziele
▪ Fortsetzung des bereits begonnenen Entwicklungsprozesses
▪ bauliche Fassung dieses südlichen Randes
zum Bayer-Werk [Ansiedlung von z.B.
Dienstleistern, Büros und Zulieferbetrieben]
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
3.14 Stellplätze Kinopolis:
Errichtung eines Parkhauses an der Dhünnstraße?
Die eigentlich dem Kino zugeordneten Stellplätze befinden sich dezentral in WiesdorfSüd. Die Besucher des Kinopolis nutzten
bisher in der Regel die städtische Tiefgarage
unter dem Friedrich-Ebert-Platz. Mit dem
Neubau eines ECE Einkaufscenter in Leverkusen-Wiesdorf entfällt diese Tiefgarage.
Das Parken des ECE Einkaufscenters wird
in den oberen Geschossen des Neubaus
integriert.
Es ist ein Handlungskonzept für die Stellplätze des Multiplexkinos mit Abrissbeginn
der Tiefgarage notwendig. In diesem
Zusammenhang ist zu klären, inwieweit die
Errichtung eines Parkhauses mit ca. 250
Stellplätzen auf dem Kinopolis gegenüber
liegenden Grundstück an der Dhünnstraße
städtebaulich sinnvoll bzw. welche Rahmenbedingungen hierfür notwendig sind.
Die Wöhlerstraße bildet bisher im Stadtgrundriss eine klare Trennung zwischen
der kleinteiligen Bebauung der Kolonie
und den Großstrukturen der Cities. Ein
»Übergreifen« der Baustrukturen südlich
der Wöhlerstraße auf die nördliche Seite
trägt nicht zur Klärung des städtebaulichen
Umfeldes bei, sondern kann lediglich rein
funktionalen Aspekten geschuldet sein.
Bereits heute ist das Wohnen in der Kolonie,
besonders im Bereich der Wöhlerstraße
und durch den Parksuchverkehr innerhalb
des Quartiers beeinträchtigt.
Abb. 3.45 Fußgängerüberweg Wöhlerstraße
Abb. 3.46 Wohnhäuser in der Kolonie
Ein Parkhaus für ca. 250 Stellplätze zieht,
wie die rein funktional ausgerichtete Teststudie zeigt [Abb. 3.49], eine bauliche
Dimension nach sich, die auf dem vorhandenen Grundstück nur schwer zu realisieren ist: Aus den Abstandsflächen an der
Dhünnstraße [in der Teststudie wird von
einer Höhe von 9 m und ebenfalls 9 m
Abstand ausgegangen] und den Rahmenbedingungen der benachbarten Straßen
Abb. 3.47 potentielles Grundstück
für ein Parkhaus?
45
Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen
und räumlichen Zielen
Abb. 3.48 Grundstück an der Dhünnstraße
Abb. 3.49 Parkhaus-Teststudie, M 1:1000
ring
opa
Eur
raße
Dhünnst
Bayer-Kolonie
46
ße
stra
hler
Wö
Teststudie:
3 Geschosse
228 Stellplätze
Kinopolis
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Europaring und Wöhlerstraße ergibt sich
ein dreieckiges Grundstück, das an seiner
breitesten Stelle ca. 46 m lang ist. Neben
der rein funktionalen Betrachtung der Größe, ist die Größe eines solchen Parkhauses
an der Dhünnstraße nicht mit dem Maßstab der Architektur innerhalb der Kolonie
zu vereinen.
Der Knotenbereich der Wöhlerstraße ist
bereits durch die bereits vorhandenen Verkehrsströme und die erwarteten Verkehrsströme des ECE Einkaufscenters belastet,
so dass die Errichtung eines weiteren Parkhauses verkehrliche Probleme vermuten
lässt, die im weiteren zu quantifizieren wären. Durch die Parkhausbesucher wäre eine
zusätzliche Beeinträchtigung des Wohnens
in verkehrlicher sowie schalltechnischer
Hinsicht absehbar.
Kinopolis bildet durch seine Lage im Stadtraum und die ausgeprägte Architektur einen
signifikanten Blickpunkt vom Europaring
und signalisiert den Eingang zur Innenstadt.
Lediglich die Abschirmung zum Europaring,
die durch eine mögliche Bebauung an der
Dhünnstraße teilweise zu realisieren wäre,
könnte als positiv angesehen werden.
Diese ist jedoch nicht mit einer stark verkehrsträchtigen Nutzung eines Parkhauses
und dessen Größe zu vereinen. Des Weiteren
sind für eine mögliche abschirmende
Bebauung hohe architektonische Anforderungen bezüglich des Baukörpers und der
Ausbildung der Fassade zu berücksichtigen:
Abb. 3.50 Kinopolis
▪ Baukörper als Solitär
▪ Bezug der Gebäudehöhe auf die des Glaskörpers von Kinopolis
▪ architektonisch hochwertige Gestaltung
[Ausbildung Fassaden]
▪ Ausbildung eines Tores zur Innenstadt
Ziele
Eine rein funktionale Besetzung des Grundstücks und Gestaltung des Baukörpers
wird dem Grundstück und seinem städtebaulichen Umfeld nicht gerecht. Es ist daher sinnvoll, eine Regelung zu treffen, die
die Stellplätze für Kinopolis auf dem unmittelbar daneben gelegenen ECE-Parkdeck
unter Berücksichtigung der schalltechnischen Rahmenbedingungen integriert. Ein
repräsentativer und direkter Zugang zum
Parkdeck wäre zwingend notwendig.
Abb. 3.51Stadteingang Wöhlerstraße
47
4 Weitere Handlungsfelder: vom Stadtmarketing bis
zur Präsentation der Einzelhändler
4.1 Stadtmarketing: Hochwertiges Konzept für die Innenstadt
Zielaussagen oder Maßnahmenvorschläge
zum Stadtmarketing gehören in der Regel
nicht zu den Kerninhalten eines städtebaulichen Gutachtens. In den letzten Jahren
sind die Überschneidungsbereiche von Stadtmarketing und städtebaulich-gestalterischer
Entwicklung der Innenstadt jedoch größer,
die Übergänge fließender geworden.
Die Befragung der Bewohner und Einpendler
aus dem Jahre 2000 zeigt das Image einer
Sportstadt. Die befragten Bewohner sehen
Leverkusen jedoch auch als Freizeit- und
Kulturstadt. Hierin ist erkennbar, dass die
Imagebildung des Stadtmarketings nach
außen noch Potentiale aufweist. Ähnlich
ist auch die Präsentation der Einkaufs- und
Handelsstadt von Bedeutung. Diese sollte
sich jedoch nicht einseitig auf ECE konzentrieren, sondern Leverkusen-Wiesdorf und
seine Vielfalt insgesamt herausstellen.
Denn Einkaufen ist in der heutigen Zeit nicht
nur um des reinen Selbstzwecks interessant.
Vielmehr wird vor allem in Verbindung mit
größeren Einkäufen ein Gesamterlebnis aus
Anregung, Ästhetik, Unterhaltung, Austausch und Begegnung aller Art gesucht.
Themen wie Identität, Geschichte, Wohnen
in der Stadt, Ankommen in der Stadt,
Kultur, Verweildauer und Grüngestaltung
spiegeln die Qualität der Innenstadt wider
und sind somit ein wichtiger Bestandteil
des Einkaufserlebnisses.
Der städtische Raum muss sich durch seine
Gestaltung und Ordnung als Bühne des
öffentlichen Lebens qualifizieren. Das Thema
Freizeit in den Innenstädten nimmt immer
größeren Umfang ein. Es ist ein umfangreiches und hochwertiges Veranstaltungskonzept für die Innenstädte erforderlich.
Es werden enorme Anstrengungen unternommen, um unsere Innenstädte weiter zu
entwickeln und den Einzelhandel konkurrenzfähig zu machen. Es sind jedoch nicht
nur die Maßnahmen von öffentlicher Hand,
sondern auch die private Initiative wesentlich für den Erfolg. Durch Koordination der
Abb. 4.1 / 4.2
Bürgerbrunch
Braunschweig:
1.000 Tische in
der Innenstadt
48
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
4.2 Präsentation im
öffentlichen Raum
einzelnen Maßnahmen, Unterstützung und
Beratung der Einzelhändler und Eigentümer
kann der Erneuerungsprozess intensiviert
werden. Kontinuierliche Werbung und Bewusstseinsbildung für ein Einkaufserlebnis
in Leverkusen-Wiesdorf und die Präsentation in der Region müssen die erreichten
Ziele und strukturellen Veränderungen
nach außen sichtbar machen.
Stadtmarketing ist daher eine wesentliche
Aufgabe, die durchaus als eigenständige
Gesellschaft zwischen Stadtverwaltung
und Einzelhandel zu sehen ist.
Selbst deutlich kleinere Städte organisieren
inzwischen ihr Stadtmarketing durch eigenständige Gesellschaften mbH, meist in
Zusammenarbeit mit der IHK und örtlichen
Unternehmen. Dies erscheint auch für
Leverkusen sinnvoll, um in der Konkurrenz
der Städte und im Wettbewerb um Einwohner, Wirtschaftsunternehmen, Gewerbetreibende, Einzelhändler, Kunden und
Besucher bestehen zu können. Nur so kann
eine umfassende Entwicklungsstrategie
umgesetzt und wirksam werden.
Ziele
▪ Betonung der »weichen« Standortfaktoren
▪ Verbesserung des Freizeit- und Kulturangebotes
▪ Verbesserung der Einkaufsqualität in der City
▪ Senkung der Laden-Leerstandsquote
▪ Erreichen eines gesunden Branchenmixes
▪ Stärkung der vorhandenen Einzelhandelsstrukturen
▪ Förderung des Images und die Identifikation
der Bürger
Maßnahmen
▪ ganzjähriges Veranstaltungskonzept
▪ Organisation von Veranstaltungen
▪ Stadtwerbung [Unterstützung Einzelhandel,
Faltblätter, Investoren, …]
▪ Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung
[Unterstützung BID Prozess, …]
▪ einheitliche Darstellung nach außen
[Internet, Informationsservice, …]
▪ Durchführung überregional bedeutsamen
Veranstaltungen in der City
Das gesamte Erscheinungsbild der Stadtmitte Wiesdorf prägt den Eindruck und die
Atmosphäre. Eine positive Gestaltung und
ein erkennbar gepflegter Zustand der Straßen und Plätze sind hierzu unverzichtbar.
Die Ausstattung des öffentlichen Raums
mit Leuchten, Bänken, Abfallbehältern,
Pflanztrögen und sonstigem Grün ist kostenträchtig. Sie sind Teil des Stadtbilds und der
Atmosphäre des jeweiligen Raums. Aber
die teuerste Einrichtung wird zwecklos,
wenn Vernachlässigung, Verschmutzung
oder gar Zerstörung sichtbar sind. Sie
werden als Kennzeichen des schlechten
Zustands des Öffentlichen insgesamt wahrgenommen. Nicht zuletzt über dezidierte
Pflege und Ästhetik qualifizieren sich die
großen Einkaufszentren gegenüber den
Innenstädten!
Aus diesem Grund müssen alle Ausstattungen die Wertschätzung des öffentlichen
Raums verdeutlichen. Neben einer deshalb
»wertvollen«, aber gleichwohl robusten
Gestaltung aller Teile ist es vor allem die
kontinuierliche Pflege, die sich abbilden
muss. Nicht ohne Grund sind Bepflanzungen
mit Blumen auch so beliebt. Generell ist
natürliches Grün immer auch Zeichen einer
ständigen Erneuerung, vor allem, wenn die
Pflege sichtbar ist. Kaum etwas ist so wirksam wie Hecken mit ihrem regelmäßigen
Schnitt, während andere Gehölze im öffentlichen Raum als Gebüsch in der Regel
unangenehm wirken.
Die permanente Sauberkeit der Flächen,
die sofortige Beseitigung von Graffiti,
Zerstörungen und Verschmutzungen aller
Art gehören zwingend zum Standard einer
gepflegten Innenstadt.
Die öffentliche Ausstattung und Gestaltung
muss mit den privaten Aktivitäten abgestimmt sein, denn besonders Einzelhandel
und Gastronomie aber auch andere Dienstleistungen bestimmen mit ihrer Art der
Werbung und Außennutzung das Erscheinungsbild mit. Für ein positives Gesamtbild
müssen sich die einzelnen in eine übergeordnete Qualität integrieren. Dies wird
unter anderem sichtbar in der Warenpräsentation und Außenwerbung, bei Stühlen
und Tischen, Blumenschmuck, Fassaden
und Beleuchtung.
49
Weitere Handlungsfelder
Qualitätssicherung durch Satzungen
Sehr wirksame Mittel der Städte, die
Gestaltung des öffentlichen Raums durch
Private in geordnete Bahnen zu lenken,
sind Sondernutzungssatzung und Werbesatzung. Die in Leverkusen vorhandene
Verwaltungsrichtlinie für die Erteilung von
Sondernutzungserlaubnissen für die Fußgängerzone aus dem Jahr 2001 verfügt in
diesem Zusammenhang nur über wenige
klare Regelungen und lässt viel Ermessensspielraum. Festsetzungen zu den zunehmend
massiver werdenden Werbeanlagen und
zu Sanktionen bei Nichteinhaltung fehlen
vollständig.
Zur Sicherung von Mindestqualitäten im
öffentlichen Raum sollte daher eine neue
Sondernutzungssatzung und eine Werbesatzung erarbeitet werden. Es sind prägnante und einfach nachvollziehbare Regelungen
zu treffen, die den Händlern weiterhin große
Handlungsspielräume ermöglichen. Die
Satzungen müssen allerdings durch Kontrollen konsequent durchgesetzt werden.
Im Rahmen der Satzungsaufstellung sollten
die privaten Akteure in eine Gestaltungsdiskussion eingebunden werden. Wichtige
Aspekte für die Entscheidungsfindung sind
dabei:
▪ Chancengleichheit durch klarere Regeln
▪ von höherer Attraktivität des Standortes
durch ein höheres Gestaltungsniveau
profitieren [fast] alle
▪ Werbung soll den speziellen Charakter
des Raumes und somit den Anspruch der
städtischen Identität unterstützen
▪ Wegebeziehungen dürfen nicht eingeschränkt werden dies gilt besonders für
die Bürgersteige
Die Satzungen sollten beinhalten:
▪ Ausweitung des Geltungsbereichs über
die Fußgängerzone hinaus: Hauptstraße
östlich Adolfstraße, Nobelstraße südlich
Wöhlerstraße und Dönhoffstraße östlich
der Breidenbachstraße
▪ Gestaltungskanon für öffentliche und
private Ausstattungselemente wie Möblierung, Beleuchtung und Müll
z.B. gastronomische Möblierung qualitativ
hochwertig gestalten, abgestimmte Farbgebung [Stühle nicht in Plastik, Schirme
ohne Werbung]
z.B. Erlaubnispflicht für Abgrenzungen
durch Grünkübel
50
Abb. 4.3
Luminale 2006,
Frankfurt
▪ Einschränkung der Warenauslagen
z.B. in der Fußgängerzone vor den Läden
maximal 1 Meter, außerhalb der Fußgängerzone max. 10% der Gehwegbreite bzw.
50 cm in den Gehweg hineinragend
▪ Beschränkung der maximal belegbaren
Fläche für Waren im öffentlichen Raum
z.B. maximal 2 qm
▪ Regelungen zu mobilen Verkaufsständen
[Festlegung aus Richtlinie kann übernommen
werden]
▪ Einschränkung der Zulässigkeit individueller,
mobiler, von den Geschäften aufgestellter
Fahrradständer
z.B. nur in den Nebenbereichen
[die Positionierung ist in Bezug auf Lauflinien, Rettungswege und Zonierungen zu
überprüfen, im Gegenzug Anzahl der zentralen Fahrradstellplätze an den Eingängen
der Fußgängerzone erhöhen bzw. zusätzliche Standorte schaffen]
z.B. Einsatz von Fahrradständern aus
verzinktem oder dunkelgrau gestrichenem
Stahl, damit verbundene zurückhaltende
Werbung ist möglich
[leuchtend weiße oder farbige Lackierungen
sollten vermieden werden]
▪ Beschränkung ständiger Werbeanlagen
z.B. bis 30 cm in den Gehweg hinein, max.
0,8 m², maximal 5% der Gehwegbreite
[bei Straßenräumen mit Bürgersteig besteht weniger Spielraum]
▪ Beschränkung temporärer Werbeanlagen
z.B. max. 3 m Höhe, 10 cm in Gehweg hinein
▪ Einschränkung der Zulässigkeit von Werbeaufstellern
z.B. nur für Betriebe, die nicht unmittelbar
an der Straße liegen und über kein Schaufenster verfügen
▪ Festlegungen zu Sanktionen
z.B. Geldbuße, Ersatzvornahme
Ziel
gepflegtes Erscheinungsbild und hochwertige Präsentation
Maßnahme
Ausarbeitung Satzung
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
4.3 Licht im öffentlichen Raum
Künstliches Licht ist mit seiner Entwicklung
vom Gaslicht bis zu Tageslicht ähnlichem
Halogenlicht immer stärker zum Gestaltungsmittel und Verkaufsargument geworden.
Die Warenpräsentation erreicht vor allem
bei äußerer Dunkelheit eine sonst unerreichbare Brillanz und Fokussierung der
Aufmerksamkeit.
Während die allgemeine Beleuchtung in
unseren Innenstädten in den letzten Jahrzehnten vorrangig durch technisch-funktionale Aspekte [Sicherheit im Verkehrsablauf und Sicherheit bei fehlender sozialer
Kontrolle] bestimmt war, erwartet der Kunde
und Besucher heute bühnenähnliche Inszenierungen der Räume. Während früher
allenfalls einzelne, besondere Fassaden
angestrahlt wurden, werden heute umfassende Lichtkonzepte für ganze Innenstädte
entwickelt – teilweise mit Steuerungsmöglichkeiten für Farbe, Intensität und Schwerpunktsetzung. Die Mittel des Theaters
werden zunehmend im öffentlichen Raum
eingesetzt und verwandeln Straßen und
Plätze in eine öffentliche Bühne. Dieses
Thema kann für Leverkusen nicht ausgeblendet bleiben, wenngleich Überinszenierungen und kitschige Ausleuchtungen
mancherorts bereits sichtbar werden und
generell mit Ermüdungs- und Verbrauchserscheinungen gerechnet werden kann. Es
wird also auch hier auf einen maßvollen
und ortsbezogenen Einsatz der Mittel
ankommen. Mit einer Ausweitung der
Ladenöffnungszeiten in die Abend- und
Nachtstunden hinein wird dieser Aspekt
noch bedeutsamer.
Folgende Kriterien sollten bei der Beleuchtung berücksichtigt werden:
▪ Generell sind der Charakter und die
Atmosphäre der Stadträume zum Maß zu
machen.
Abb. 4.4 Kohlmarkt, Braunschweig
▪ Hierzu sind unbedingt das Eigenleben der
unterschiedlichen Straßen und Plätze und
dessen Lichtspuren im Raum erlebbar zu
halten. Von innen erleuchtete Fenster machen das Leben in den Häusern sichtbar.
Sie unterstützen das Gefühl einer lebendigen Stadt. Die Überstrahlung der Fassaden
mit Scheinwerfern von außen unterdrückt
diese Information und stört gleichzeitig die
Privatheit und Wohnqualität im Inneren.
▪ Besondere Effekte wie farbiges Licht,
Installationen im Raum, bewegtes oder
dynamisches Licht sollten auf kurzzeitige
Einzelinszenierungen beschränkt bleiben.
Die Entwicklung abgestimmter Lichtkonzepte ist deshalb von großer Bedeutung.
Es muss atmosphärisches, leitendes und
funktionales Licht in Einklang bringen und
die kommerzielle Beleuchtung in ein übergreifendes räumliches Erleben einbinden.
Über das Licht können besser als am Tage
Zusammenhänge und räumliche Führung
signalisiert werden: z.B. vom Wiesdorfer
Platz in die Hauptstraße.
Zahlreiche Projekte zeigen, dass Lichtkonzepte im öffentlichen Raum in Kombination mit temporären Lichtevents [z.B.
»Luminale« in Frankfurt am Main] Interesse
bei den Bürgern weckt und Einkauf und
Handel belebt. Licht ist in diesem Sinne als
Teil des Stadtmarketings zu verstehen.
Es ist jedoch nicht ein Rezept für jedes
Problem. Wie auch bei anderer Ausstattung im öffentlichen Raum ist hier Maß
und Form ausschlaggebend.
Leverkusen bei Nacht
Leverkusens Identität wird nachts deutlich durch das Licht des Bayer-Werks und
dessen Logo geprägt. Das Erscheinungsbild
der Stadt müsste ähnlich prägnant sichtbar werden. Die dramatische Kulisse der
City mit ihren Wohnhochhäusern kann
durchaus ein starker Beitrag mit Fernwirkung sein. Die Straßen und Plätze selbst
benötigen eigene, differenzierte Lichtkonzepte mit eigenen Stimmungen. In jedem
Fall können öffentliche Investitionen für
die Umsetzung eines Lichtkonzepts nur
sinnvoll sein, wenn auch für das Erscheinungsbild der Geschäfte und Gastronomie
ein verbindlicher Rahmen vereinbart ist.
Ziel: Lichtkonzept
51
5 Fazit
Das neue ECE Center wird baulich und
wirtschaftlich eine große eigene Stärke
entwickeln. Konzeptionsbedingt ist dieses
Center weitgehend unabhängig. Dies
drückt sich in einer konsequenten Innenorientierung nach dem Prinzip der Einkaufsmall aus. Ein umfassendes Warenangebot
und der unmittelbare Zusammenhang mit
dem Parken in den Obergeschossen betonen den Anspruch der Autonomie.
Dies darf jedoch nicht zu einer Rückseitenbildung und einer Abwertung der
angrenzenden Räume führen. Die Fronten
zur Wöhlerstraße und zum Multiplexkino
»Kinopolis« müssen gleichwohl städtische
Räume ausbilden und auch hier den
Zusammenhang des Öffentlichen gewährleisten. Dies trifft in erhöhtem Maß
auf den Raum zum Kino zu, der als städtischer Platz und als neue Adresse auszubilden
ist. Deshalb sollte hier unbedingt auch
der Haupteingang zur Stadtbibliothek
angeordnet werden.
Das städtische Standortgefüge wird
durch den Neubau nicht grundsätzlich
verändert, sondern lediglich der Schwerpunkt der bisherigen City A/B/C verstärkt.
Insofern werden die städtischen Strukturen
nicht in Frage gestellt, die Einkaufslagen
nicht großräumig verschoben oder die
Verkehrsströme generell neu geordnet.
Dennoch erwächst der Innenstadt aus
diesem neuen Center als Organisationsform einer modernen Marktstrategie eine
starke Konkurrenz, die zu Verschiebungen führen wird, wenn die Stadtmitte Wiesdorf nicht mit einer eigenen
Modernisierung und umfassenden
Aufwertung reagiert. Der Schwerpunkt
am Rande Wiesdorfs am Europaring findet
derzeit keinen aktiven Gegenpol im Westen.
Hier rücken die Potentiale und Stärken des
»Grünen Bogens« in das Blickfeld, der
jedoch am entscheidenden westlichen
Ende der Hauptstraße mit einer eigenen
Schwerpunktsetzung im Bereich Freizeit,
Spiel, Unterhaltung u.ä. stark weiterentwickelt werden müsste.
So muss sich die »Kraftübertragung« auf
die vorhandenen räumlichen und baulichen
52
Strukturen stützen. Diese bieten jedoch
nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten im System und in der Gestaltung
des öffentlichen Raums.
Die Morphologie Wiesdorfs, wesentlich
bestimmt durch den harten Rahmen
»Europaring, Bayer-Werk, Rhein und
Autobahn« ist zwar im Stadtgrundriss
übersichtlich, durch die Verdichtung der
City-Bauten und Verkehrsführungen auf
mehreren Niveaus jedoch äußerst komplex.
Dies führt bereits in der Konzeption des
ECE Centers zu Eingriffen in das Fußund Radwegenetz, das in wichtigen
Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen in
der Qualität deutlich eingeschränkt wird.
Alternative Lösungen hierzu sind notwendigerweise aufwendig oder gar nicht
vorhanden, da die Probleme komplex und
mehrdimensional sind.
Dies gilt auch für die Entwicklungsprobleme der City C und deren Lösungen.
Die hier erkennbaren Strukturprobleme
resultieren letztlich nicht aus dem Neubau
des ECE Centers, sondern aus der veralteten inneren Organisation und Gestalt
dieses Komplexes. Die neue Konkurrenz
wird allerdings zu schnellem Handeln und
grundlegendem Umbau zwingen.
Strukturelle Schwächen sind auch im
städtischen Umfeld auszumachen. Marktplatz und Dönhoffstraße haben in der
Vergangenheit keine bedeutsame Rolle
im Stadtgefüge übernommen, obwohl sie
aufgrund ihrer Lage Potentiale aufweisen.
Die traditionell seit den 70er Jahren bestehende Orientierung auf die »Cities« hat
diesen Bereich von der Entwicklung ausgeblendet. Als direkte Verbindung zur
neuen Rialto-Brücke und zum Bahnhof
könnte dieser Bereich aufgewertet werden.
Mit einer neuen Nutzung und Gestaltung des Markts würden Impulse für eine
sukzessive Verbesserung geleistet. Wirklich
eingebunden in das Netz wird diese Verbindung erst nach erfolgtem Umbau und
Öffnung der City C.
Hauptstraße und Breidenbachstraße
bieten aufgrund ihrer traditionellen kleinteiligen Bau- und Nutzungsstruktur ein
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
Gefüge, das sich insgesamt als stabil
und gleichzeitig anpassungsfähig
bewiesen hat. Ihre Stärke beziehen diese
Strukturen nicht zuletzt aus ihrer Nahversorgungsfunktion und sind somit auf die
Wohn- und Arbeitsplätze im Umfeld angewiesen. Flächenreserven südlich der Hauptstraße mit Randbildung zum Bayer-Werk
müssen als Potential zur Stärkung dieser
Funktion gesehen und genutzt werden.
Die Gastronomie ist wichtiger Bestandteil
dieser Nahversorgung in der Hauptstraße,
sie ergänzt aber auch die City-Funktionen
und wird Gäste anziehen. Ein entsprechendes Ambiente im öffentlichen Raum
muss dazu gewährleistet sein. Hier können
zusätzliche Plätze an der Hauptstraße
zur Stärkung dieser Ost-West-Achse attraktiv ausgebildet werden.
Der Anspruch an gezielte Bündelung aller
Aktivitäten wird in Zukunft höher sein.
Auch hier werden durch ECE eigene Maßstäbe gesetzt. Ein leistungsfähiges Stadtmarketing, Standortmarketing und
Citymanagement muss die Stärken der
Stadtmitte Wiesdorf jedoch insgesamt
fokussieren und nach außen vermitteln.
Der Impuls, der durch den Bau des ECE
Centers geleistet wird, sollte durch eine
konsequente Entwicklung Wiesdorfs
insgesamt aufgegriffen werden. Potentiale nach Süden und Westen stehen zwar
nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit
der City-Funktion »Einkaufen«, würden bei
einer entsprechenden Ausschöpfung jedoch
eine wertvolle strukturelle Ergänzung
bieten. Generell gilt es, den Blick offen zu
halten für die grundsätzlichen Qualitäten
der Stadt und Wiesdorf als Wohn- und
Lebensstandort auszubauen. Eine lebendige Stadtmitte wird immer attraktiv bleiben. In gegenseitiger Ergänzung werden
sich die traditionelle Stadt und das neue
Center untereinander stärken.
Die Initiative der privaten Akteure −
Einzelhändler und Eigentümer − trägt
entscheidend zum Gelingen einer positiven
Entwicklung der Innenstadt bei.
Ein konzertiertes Handeln zwischen
öffentlichen und privaten Akteuren kann
Einzelmaßnahmen in einen sinnvollen
Zusammenhang stellen.
Walter Ackers
Prof. Dipl.-Ing. Architekt und Stadtplaner SRL
Abb. 5.1 Wiesdorfer Platz
53
6 Agenda
11
1
5
3
4
2
9
7
10
6
12
8
11
12
1 Übergeordnete Ziele
Stadtgrundriss [s. Kap. 2.1]
▪ Gegensätze im Stadtgrundriss erhalten
▪ Gestaltung und Profilierung der
Übergangsräume
Integration übergeordnete Konzepte
[s. Kap. 2.2]
▪ Integration der Einkaufs- und Handelsstadt in das übergeordnete Konzept der
Freizeitachse Leverkusen
▪ Ausbildung eines Schwerpunktes am
Rheinufer
▪ Differenzierung und Qualifizierung
von Teilräumen, insbesondere der
Einkaufs- und Handelsstadt
▪ Vernetzung
▪ Einbindung des Parks am Bayer-Erholungshaus
Vernetzung [s. Kap. 2.3]
▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern:
Stabiles, engmaschiges Wegenetz für
Fußgänger und Radfahrer
▪ alternative Wegeverbindungen für den
Durchgangsverkehr [Radfahrer]
ermöglichen
▪ Qualifizierung der alternativen Nord-SüdVerbindungen für den Zielverkehr
▪ Rialtoboulevard als leistungsfähige
Wegebeziehung für Radfahrer sichern
▪ Durchlässigkeit der Nord-Süd-Passage
maximieren
▪ zentrale Standorte für Fahrradabstellanlagen
54
Öffentlicher Raum [s. Kap. 2.4]
▪ Definition der Räume und deren Syntax
▪ Differenzierung von Teilräumen
▪ Qualifizierung aller öffentlichen Räume
als hochwertige innerstädtische Räume
für Fußgänger
▪ Raum für städtische Ereignisse außerhalb des Centers bieten: unterschiedliche
Raumsituationen anbieten, neue Aufenthaltsqualitäten im Freiraum
Wohnen [s. Kap. 2.5]
Stärkung des Wohnens durch:
▪ Förderung neuer Wohnbauprojekte
▪ Förderung von Wohnen im Bestand
▪ Erhalt und Verbesserung des Wohnumfelds
Einkauf und Handel [s. Kap. 2.6]
▪ Einbindung des ECE Einkaufscenters in die
Stadt: Wegenetz, Raum
▪ Qualifizierung baulicher Schwerpunkte der
City A und City C
▪ klare Raumbildungen: Plätze und Straßen
als tragendes Gerüst
▪ Einbindung in ein System von lebendigen
Wohn- und Geschäftsstraßen
▪ Stärken des engeren Einkaufsbereichs
▪ Wiesdorfer Platz und Dönhoffstraße als
sich ergänzende Systeme
▪ Wiesdorfer Platz: Schwerpunkt Einkaufen,
Gastronomie
▪ Dönhoffstraße: Kinderspiel, Ruhe, Erlebnis,
Gastronomie
▪ Friedrich-Ebert-Platz und Marktplatz als
räumliche Schwerpunkte
Integration City Leverkusen-Wiesdorf
2 Räumlich-atmosphärische Ziele
Wöhlerstraße (1) [s. Kap. 3.1]
▪ Klärung des Verhältnis von öffentlichem
und privatem Raum
▪ Qualifizierung als öffentlicher Raum:
Ränder, Grenzen, Raum
▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern:
Qualifizierung eines stabilen Netzes von
Beziehungen für Fußgänger und Radfahrer
▪ Wöhlerstraße als Promenade mit Qualitäten
für Fußgänger und Radfahrer
Fußgängerzone Wiesdorfer Platz (2)
[s. Kap. 3.2]
▪ Zusammenhang des öffentlichen Raumes:
Oberflächen, Beleuchtung, Ausstattung
▪ flexible Gestaltung für Veranstaltungen
▪ Reduzierung von Einbauten
ECE-Architektur (3) [s. Kap. 3.3]
▪ Bezug nach außen zur Stärkung des
öffentlichen Raums
Rathaus (4) [s. Kap. 3.4]
▪ Funktionstrennung zw. Rathaus und Center
▪ Abbildung in der Architektur
Neuer Stadtplatz mit Kino und
Bibliothek (5) [s. Kap. 3.5]
▪ Funktionstrennung zwischen Bibliothek und
Center und Abbildung in der Architektur
▪ Präsenz der Stadtbibliothek im öff. Raum
▪ Raum zwischen Kinopolis und ECE Center
als eigenen, öffentlichen Platz gestalten
Marktplatz (6) [s. Kap. 3.6]
▪ Marktplatz zu einem räumlichen Schwerpunkt in der Innenstadt aufwerten
▪ flexible Nutzbarkeit des Platzes gewährleisten: Raum für städtische Ereignisse bieten
▪ Abwechslungsreichtum der Aktivitäten
nach Tageszeiten und Jahreszeiten:
Veranstaltungskonzept
▪ Entfaltung einer eigenen Atmosphäre
durch eine neue Platzgestaltung
▪ Berücksichtigung des lokalen Maßstabs
▪ Verbesserung der Platzwände durch Verdichtung von Einzelhandel und Gastronomie
▪ Veranstaltungskonzept, z.B. Wochenmarkt
wieder etablieren
Umfeld Christuskirche (7) [s. Kap. 3.7]
▪ Zusammenhängendes System aus Gärten
und Plätzen entwickeln / ausbauen
City C (8) [s. Kap. 3.8]
▪ bauliche und funktionale Konzentration
und Qualifizierung
▪ Klärung der Raumkanten des Vorplatz am
Rialtoboulevard
▪ langfr. Profilierung des Nutzungskonzeptes
Busterminal und Bahnhof (9) [s. Kap. 3.9]
▪ Empfangsraum für die Innenstadt gestalten
Hauptstraße (10) [s. Kap. 3.10]
▪ vorhandenes Profil [Mischung, Schwerpunkt
Gastronomie] stärken
▪ Erhalt der historischen Bausubstanz
▪ Erhalt der Verkehrsfunktion
▪ Erhöhung der räumlichen Vielfalt: von der
Straße zum Raumgefüge
▪ Stärkung des Einzugsbereichs
Breidenbachstraße / Nobelstraße (11)
[s. Kap. 3.11]
▪ als wichtigste innere Nord-Süd-Achse
gestalten
Nobelstraße (12) [s. Kap. 3.12]
▪ Ausprägung als prägnanter Straßenplatz
mit Verbindungsfunktion zum Park
▪ Gestaltungskonzept für den Übergang
Fußgängerzone-Hauptstraße
▪ Strukturierung Parken
▪ atmosphärisches Konzept für den
gesamten Raum
Wiesdorf Süd (10) [s. Kap. 3.13]
▪ Fortsetzung des bereits begonnenen Entwicklungsprozesses
▪ bauliche Fassung dieses südlichen Randes
zum Bayer-Werk [Ansiedlung von z.B.
Dienstleistern, Büros und Zulieferbetrieben]
Stellplätze Kinopolis [s. Kap. 3.14]
▪ Stellplätze für Kinopolis auf dem ECEParkdeck
▪ Berücksichtigung der schalltechnischen
Rahmenbedingungen
▪ repräsentativer und direkter Zugang
zum Parkdeck
3 Weitere Ziele
Stadtmarketing, Standortmarketing
[s. Kap. 4.1]
▪ Betonung der »weichen« Standortfaktoren
▪ Verbesserung des Freizeit- und Kulturangebotes
▪ Verbesserung der Einkaufsqualität in der City
▪ Senkung der Laden-Leerstandsquote
▪ Erreichen eines gesunden Branchenmixes
▪ Stärkung der vorhandenen Einzelhandelsstrukturen
▪ Förderung des Images und die Identifikation
der Bürger
Präsentation im öff. Raum [s. Kap. 4.2]
▪ gepflegtes Erscheinungsbild und hochwertige Präsentation [Satzung]
▪ Licht im öffentlichen Raum [s. Kap. 4.3]
Lichtkonzept
55
Quellen
»Städtebaubericht 2006, Bauten – Projekte – Visionen«, Stadt Leverkusen,
Dezernat Planung und Bau, 2006
»Städtebauliche Wirkungsanalyse eines geplanten Einkaufscenters in Leverkusen
– Stadtmitte Wiesdorf«, Junker und Kruse, August 2006
»Neukonzeption Stadtmitte Wiesdorf, Verkehrliche Bewertung zur Erschließung
über den Knoten Dhünnstraße / Wöhlerstraße«, ISAPLAN Ingenieur GmbH, Juli 2006
»Neukonzeption Stadtmitte Wiesdorf, Verkehrliche Bewertung zur Erschließung über
den Knoten Dhünnstraße / Wöhlerstraße, 1. Ergänzung«, ISAPLAN Ingenieur GmbH,
Oktober 2006
»Fußgängerzählung und Verhaltensbeobachtung am Fußgängerüberweg Wöhlerstraße«, Stadt Leverkusen, Fachbereich Tiefbau, 2003
»Fußgängerzählung Ypsilonbrücke / Rialtoboulevard / Brückensteg am Forum«,
VIA Planungsbüro, 2003
»Stadt Leverkusen, Rathausgalerie Leverkusen, Schalltechnische Untersuchung
zur Bauvoranfrage«, FIRU mbH, November 2006
»Chronik des 20. Jahrhunderts, Leverkusen, Leichlingen, Burscheid 1900 -1999«,
Leverkusener Anzeiger, Kölner Stadt-Anzeiger
»100+1 Idee für die Innenstadt, Herausgeber: Ulrich Hatzfeld, Jens Imorde,
Frauke Schnell, Stadtanalyse Verlag, 2006
»Neue Leverkusener Fahrradkarte«, Stadt Leverkusen, 3. Auflage 2003
»Forum Leverkusen«, ECE, Präsentation 14.11.2005
»Rathaus-Galerie Leverkusen«, ECE, Präsentation 18.10.2006
Stadt Leverkusen: www.leverkusen.de
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Persönlicher Dank
Es ist nicht das erste Mal, dass ich für die
Stadt Leverkusen stadtplanerisch tätig sein
durfte. 1973-1974 hatte der damalige Leiter
des Planungsamtes Dr. Otto Flagge das
Büro Prof. Martin Einsele in Gladbeck mit
einer Planung für Leverkusen Wiesdorf
beauftragt. Die Planungen für die zwanziggeschossigen Wohnanlagen anstelle der
Kolonie waren meiner Erinnerung nach
noch akut. Im Mittelpunkt stand die Frage
nach einer etwas milderen Wohnverdichtung
und einer schützenden Stadteinfassung
gegen die Autobahn im Norden und den
Europaring. Doch auch hierzu hätten große
Teile der Kolonie beseitigt werden müssen –
für uns damals bereits unvorstellbar. Wir als
junge Mitarbeiter hatten intensiv über den
Erhalt von Zechensiedlungen im Ruhrgebiet
gearbeitet, die damals allerorts gefährdet
waren. Ich denke, unsere damaligen Argumente und Überlegungen haben dazu beigetragen, dass der seelen- und maßstabslose
Lindwurm Leverkusen damals nicht verschlungen hat.
Es ist deshalb eine Freude, diese Kolonie
nach über dreißig Jahren als wertvolles
innerstädtisches Wohngebiet mit eigenem
Charme gut erhalten vorzufinden. Hätten
alle Neubaugebiete doch nur annähernd
ähnliche Qualitäten.
Deshalb ist es für mich eine besondere Herausforderung gewesen, ein weiteres Mal für
Leverkusen Wiesdorf planerisch tätig sein zu
dürfen – diesmal mit Schwerpunkt »Mitte«.
Ich hoffe, dass die Antworten auf die
Frage nach der Integration des neuen ECE
Centers ebenfalls produktiv für die Entwicklung Leverkusens sein werden.
Die Ergebnisse beruhen auf der engagierten
Zusammenarbeit mit den Planern und
Mitarbeitern der Stadt Leverkusen und auf
der anregenden Beteiligung der örtlichen
Vertreter an den Arbeitsgesprächen. Nur so
konnte in der relativ kurzen Zeit die Tiefe
der Aufgabe und die Komplexität der Stadt
erschlossen werden.
Für das Vertrauen bedanke ich mich.
Walter Ackers