Seite 3.qxp - Deutsches Sportabzeichen

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Seite 3.qxp - Deutsches Sportabzeichen
Ausgabe 1/2005
OLYMPISCHES
F E
E R
Zeitschrift des
Nationalen Olympischen Komitees
für Deutschland
und der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
EDITORIAL Inhalt
Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion
Auf ein Neues mit der Zeitschrift "Olympisches Feuer"!
Doch die gestalterischen Veränderungen und die anderweitige verlegerische Betreuung verlangen von Ihnen,
liebe Leserinnen und Leser, keine grundsätzliche inhaltliche Umorientierung. Das gewohnt anspruchsvolle Angebot soll vor allem grafisch überzeugender und noch
vielfältiger präsentiert werden. Außerdem erlaubt die
jetzt wieder sechsmalige Erscheinungsweise pro Jahr
zumindest eine vorsichtige Annäherung an aktuelle
Gegebenheiten, wenn dies sinnvoll erscheint, wobei wir
natürlich auch künftig keine vordergründigen Aktualisierungsansprüche erfüllen können und wollen.
"Grundsätzliches von möglichst zeitloser Bedeutung"
bleibt das OF-Markenzeichen. Schließlich: Farbe bis in die
amtlichen Teile hinein soll bei erweitertem Umfang die
bunte Welt des Sports mit all ihren Gesellschaftsbezügen
auch im OF so attraktiv darstellen wie sie wirklich ist.
Dies alles wird von einigen sportpolitischen und personellen Veränderungen begleitet. Das Nationale Olympische Komitee wird sich noch stärker als bisher für die
Zeitschrift engagieren, ohne allerdings das bewährte und
vertrauensvolle Partnerschaftsverhältnis zum Mitherausgeber Deutsche Olympische Gesellschaft zu verändern.
Das Herausgebergremium ziert nicht nur mit Bernhard
Schwank (NOK-Generalsekretär) und Dieter Krickow
(DOG-Vizepräsident) zwei neue Namen. Hinzu kommen
mit Steffen Haffner, dem früheren langjährigen Leiter der
Sportredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und
mit Michael Gernandt, in gleicher Funktion viele Jahre
bei der Süddeutschen Zeitung tätig gewesen, zwei
renommierte Journalisten, deren Erfahrungen dem OF
sicher gut tun. Die Redaktion ist jedenfalls besten Willens
und guter Hoffnung, den gewachsenen eigenen Ansprüchen und den höheren Erwartungen von außen entsprechen zu können. Vielleicht ist die Themenvielfalt dieses
Heftes und ihre Präsentation bereits ein überzeugender
Wegweiser in die künftige Richtung.
Ihr Harald Pieper
OF Mosaik
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OF-Podium
Adolf Ogi
6
Wissenschaft und Hochleistungssport:
Ein nicht immer problemfreies Verhältnis
Prof. Dr. Helmut Digel
8
Sport-Ethos braucht keinen staatlichen Schutz
Zur Dauer-Diskussion über ein Anti-Doping-Gesetz
Holger Schück
13
Die Krise der Leistung: Verfall eines Wertes?
Dr. Andreas Höfer
Korruption im internationalen Sport vielfältig, aber nicht wachstumsstark
Prof. Dr. Wolfgang Maennig
OF-Kommentare
Michael Gernandt, Hans-Dieter Krebs, Harald Pieper,
Sylvia Schenk
16
20
24
Kipchogo Keino:
Eine olympische Ikone im sozialen Auftrag
Robert Hartmann
26
Zurück zu den Wurzeln oder
Übersättigt von Sporttrends und Sportevents
Bianka Schreiber-Rietig
28
Zukunftsweisende Impulse für einen „besseren“ Schulsport 30
Dr. Detlef Kuhlmann
Was macht eigentlich ... Georg Thoma
Steffen Haffner
32
Max Schmeling - Idol eines Jahrhunderts
Hans-Joachim Leyenberg
34
Das Nationalspiel der Deutschen oder
Was Handball und Fußball verbindet
Erik Eggers
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Von Fausto Coppi bis Emil Zatopek: Helden des Sports
und ihr Schicksal ... literarisch betrachtet
Manfred Lehnen
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Über die Leichtigkeit des sportlichen Seins
Herbert Somplatzki
44
OF-Galerie
Im Gegenlicht - Fotokunst von Albrecht Gaebele
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Nachrichten des Nationalen Olympischen Komitees
Nachrichten des Deutschen Olympischen Instituts
Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft
Deutsches Sport & Olympia Museum
Impressum
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67
75
74
3
Olympische Solidarität
Laufen als Sport
für alle
von Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Comitees (IOC)
ie Flutkatastrophe in Asien hat uns
alle erschüttert. Die Fluten haben
uns die Ohnmacht der Menschen
gegenüber der Gewalt der Natur aufgezeigt. Im Namen der Olympischen
Bewegung habe ich allen Opfern unsere
aufrichtige Anteilnahme ausgedrückt.
D
Das IOC und der Sport können aber vor
allem in einer zweiten Phase, beim
Wiederaufbau aktiv mitwirken, um den
betroffenen Menschen zu helfen, ihnen
aber auch Mut zuzusprechen und Perspektiven aufzuzeigen. Der Sport hat die
Kraft und das Potenzial, ein wenig
Den Worten müssen aber auch Taten
folgen. Der Sport hat in dieser Situation
seine soziale Verantwortung wahrzunehmen. Er kann und muss als Katalysator zwischen Elend und Hoffnung
wirken.
Zuversicht und Freude zurückzubringen.
Der Wiederaufbau von Sportinstallationen, die Organisation von Wettkämpfen
und die körperliche Ertüchtigung im
Rahmen des Breitensports sind mögliche
Mittel, um den betroffenen Menschen
zu helfen.
Das Internationale Olympische Comitee
(IOC) wie verschiedene Internationale
Sportverbände haben sehr schnell mit
Spenden für Soforthilfsmaßnahmen
reagiert. Damit unterstützt der Sport die
humanitäre Hilfe. Das IOC hat solche
Spenden auch bei anderen Katastrophen
versprochen wie etwa bei der Überschwemmungskatastrophe in Haiti oder
bei den Kriegswirren im Darfur. Das IOC
zählt dabei auf verschiedene Partner wie
UNO-Organisationen, seine eigenen
Nationalen Komitees, aber auch das
Rote Kreuz. Sie wissen diese Gelder
effizient einzusetzen.
4
Die Flutkatastrophe in Asien hat uns
aufgezeigt, dass Solidarität kein leeres
Wort ist. Weder im Sport, noch in anderen Teilen der Gesellschaft. Dies ist
erfreulich. Solidarität darf aber nicht ein
Strohfeuer sein, das gerade entflammt,
wenn es irgendwo brennt, sondern muss
konstant wirken. Das IOC, dank seines
großen Netzwerkes der Olympischen
Bewegung, kann diese Garantie bieten.
Wir haben diese Verantwortung und
wollen sie auch wahrnehmen.
L
aufen kann man überall … und
immer: Das Laufjahr begann am 1.
Januar mit den Neujahrsläufen und
endete am 31. Dezember mit zahlreichen Silvesterläufen in allen Teilen des
Bundesgebietes und anderswo. Der
Laufkalender 2005 des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes (DLV) registriert in Deutschland insgesamt 3.562
(offizielle) Läufe, die sich vorzugsweise
auf die Wochenenden des ganzen
Jahres verteilen. Neben den 3.185
Volksläufen mit unterschiedlichen
Distanzen von 5 km, 10 km über Halbmarathon und Marathon (42,195 km)
bis zu (ganz wenigen) Läufen über 100
km werden neuerdings die 282 Crossläufe und 95 Bergläufe hier gesondert
aufgeführt. Volksläufe sind im wahrsten
Sinne des Wortes "Sport für alle", hier
können alle jungen und älteren Männer
und Frauen teilnehmen, eine Mitgliedschaft im Sportverein ist nicht erforderlich. Für Kinder und Jugendliche
werden bei den Läufen meist kürzere
Distanzen angeboten; die Jüngsten
können bei sogenannten BambiniLäufen starten. Die meisten Veranstalter
haben längst Walker und NordicWalker sowie Rollstuhlfahrer und
Inlineskater integriert, sofern es die
Streckenbeschaffenheit zulässt.
Die Laufszene in Deutschland boomt
nach wie vor. Im vergangenen Jahr hat
es wiederum eine beachtliche Steigerungsrate von insgesamt 8,2 % bei den
Teilnehmerzahlen der DLV-Laufveranstaltungen gegeben. Hier wurden für
das Jahr 2004 genau 1.576.782 Läuferinnen und Läufer bei 3.537 Events
gezählt.
OF-MOS AIK OF-MOS AIK
Neue Sportbriefmarken
DSB Galerie:
Schüler malen Olympia
D
ie DSB-Galerie im Frankfurter Haus
des deutschen Sports zeigt noch
bis April die Ausstellung „Schüler malen
Olympia“. Präsentiert werden Kunstwerke aus dem gleichnamigen Schülermalwettbewerb des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und
der Deutschen Olympischen Gesellschaft aus Anlass der Olympischen
Spiele in Athen. Aus insgesamt 6.000
D
ie neue Sportbriefmarken-Serie "Für
den Sport 2005" wurde
in Berlin offiziell vorgestellt. Die fünf Sportbriefmarken stehen
unter dem Motto "Internationale Sportereignisse
in Deutschland". Drei
Briefmarken-Motive
greifen mit der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf, dem Internationalen Deutschen Turnfest in
Berlin und der Fecht-WM in Leipzig die drei Sporthöhepunkte 2005 in Deutschland auf. Zwei Briefmarken-Motive weisen auf die Fußball-Weltmeisterschaft
2006 in Deutschland hin: der Fußball-Globus von
André Heller und das WM-Maskottchen Goleo VI.
Grünes Band auch im Jahr 2005
er Wettbewerb um "Das Grüne
Band für vorbildliche Talentförderung im Verein" wird auch im Jahr 2005
fortgesetzt. Damit ist
sichergestellt, dass durch
diese Gemeinschaftsinitiative der Dresdner
Bank und des Deutschen
Sportbundes (DSB)
erneut 70 Vereine aus 50
Fachverbänden mit einer
Förderprämie von je
5.000 Euro rechnen
können. "Für die Dresdner Bank ist die
Verbindung von Sport und Wirtschaft
D
Turnerin der achtjährigen Tanja
Schäfer (Frankenthal)
eingesandten Bildern wurden die 28
besten Arbeiten junger Künstlerinnen
und Künstler zwischen 8 und 19 Jahren
für die Ausstellung ausgewählt.
Die Ausstellung kann Montag bis
Freitag von 9 bis 18 Uhr besichtigt
werden. Für alle, die nicht die Möglichkeit haben, ins Haus des deutschen
Sports (Otto-Fleck-Schneise 12, 60528
Frankfurt) zu kommen, liegt eine digitale Präsentation der Kunstwerke unter
http://www.olympia-bewegt-alle.de/
initiativen_wettbewerbe.htm bereit.
überzeugend, denn in beiden Bereichen
werden die gleichen Werte gelebt:
Leistung und Wettbewerb, Fairplay und
Teamgeist", begründet
Dr. Herbert Walter,
Vorstandsvorsitzender
der Dresdner Bank, das
Sponsoring. Seit dem
Start des größten Talentwettbewerbs im Jahr
1987 hat die Dresdner
Bank bis heute rund 6
Millionen Euro für die
Nachwuchsförderung im deutschen
Sport zur Verfügung gestellt.
World Games auf Rekordkurs
B
ei den World Games 2005 in Duisburg werden die Kernsportarten der
International World Games Association
(IWGA) den Medaillenspiegel bilden. Das
bedeutet: jeweils 168 mal ist Gold,
Silber und Bronze zu vergeben. In den
Einladungssportarten kämpfen die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer 9 x
um Gold, Silber und Bronze. Die Ergebnisse werden dabei in eine eigene
Medaillentabelle eingewebt. Bei der
Anzahl der teilnehmenden Nationen
sind die World Games 2005 auf Rekordkurs: Während 2001 in Akita noch
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 93
Ländern anreisten, werden in Duisburg,
Oberhausen, Bottrop und Mülheim an
der Ruhr Sportlerinnen und Sportler
aus mehr als 100 Staaten der Welt
erwartet.
OF-MOS AIK OF-MOS AIK
5
S
port und Spiel vermitteln jungen Menschen die
Bedeutung fundamentaler Werte wie gegenseitige Achtung und Respekt vor dem Gegner,
den Regeln und den Entscheidungen des Schiedsrichters. Ganz wichtig ist auch die Erkenntnis, dass sich
das Hochgefühl des Sieges nicht konservieren lässt,
dass nur kontinuierliches Training Erfolg verspricht und
dass man auch und gerade aus Niederlagen zu lernen
vermag. Insbesondere der Mannschaftssport fördert
zudem die Fähigkeit zur Integration und führt allen
Beteiligten die Notwendigkeit, aber auch die Chancen
der Kooperation vor Augen. Und nicht zuletzt: Regelmäßige Bewegung dient in vielfältiger Weise der
Gesundheit.
Wenn der Sport also einen Beitrag für eine positive
Entwicklung der Menschheit sowie einen weltweiten
und dauerhaften Frieden leistet, entspricht dies exakt
der Zielsetzung der Vereinten Nationen. Vor diesem
Hintergrund hat ihr Generalsekretär, Kofi Annan, einen
Sonderbeauftragten bestellt, dessen Auftrag darin
besteht, das spezifische Potenzial des Sports im Sinne
der UNO-Charta nutzbar zu machen. Mit großer Freude
habe ich diese ebenso reiz- wie ehrenvolle Aufgabe
übernommen.
Die Chancen sind groß, aber es ist auch eine Herausforderung. Denn ähnlich wie die Vereinten Nationen es
sind, ist auch die Welt des Sports weit davon entfernt,
perfekt zu sein. Schon von daher sind wir noch auf
dem Weg, nicht zuletzt auf dem Weg zu einer globalen
Verantwortungsgemeinschaft und damit zu einer
friedlichen und besseren Welt. Die Vereinten Nationen
sind bereit, vom Sport zu lernen. Gemeinsam wollen
wir ein "winning team" bilden.
Inspiriert durch Kofi Annans 1999 beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos vorgetragenen Aufruf zu globaler Kooperation und Verantwortung rückte der Sport in
den Fokus der Vereinten Nationen und wurde zu einem
Bestandteil ihrer Aktivitäten. So haben wir in Verbindung mit der Generaldirektorin der UNCEF, Carol Bellamy, einen Bericht für den UNO-Generalsekretär erarbeitet, in dem die Möglichkeiten des Sports für die
Verwirklichung der im Jahr 2000 im Rahmen des "Millennium Summit" in New York von 189 Staaten verabschiedeten Katalogs der "Millennium Development
Goals" (MDGs) - etwa die Bekämpfung von Armut und
Hunger, die Förderung von Erziehung und Bildung für
6
alle, die Gleichstellung von Frauen, den Kampf gegen
HIV/Aids und Kindersterblichkeit oder den Schutz der
Natur - aufgezeigt werden.
Im Blick auf den praktischen Nutzen entsprechend
ausgearbeiteter Projekte haben wir konkrete Forderungen formuliert: Der Sport muss in die Agenden von
Regierungsprogrammen aufgenommen werden. Der
Sport soll für die oben genannten Ziele der Staatengemeinschaft nutzbar gemacht werden; Sport soll, soweit
möglich und
sinnvoll, bei
der Planung
und Durchführung von
UN-Programmen
Berücksichtigung finden. Zu
diesem
Zweck sind
konkrete
Partnerschaften
zwischen
den Vereinten Nationen und der
Organisation
des Sports
zu bilden;
mehr als
bisher müssen Regierungen Initiativen für den Breitensport,
Stichwort "Sport for all", im In- und Ausland ergreifen
und fördern; die Medien sollen für Kooperationen
gewonnen werden. Ein noch stärkeres Gewicht erhielten diese Forderungen im November 2003 durch die
Verabschiedung der UN-Resolution 58/5.
Ein wichtiger Meilenstein aber war die Entscheidung
der UN-Mitgliedsstaaten, ein "Internationales Jahr des
Sports und der Leibeserziehung" auszurufen. Ich bin
fest davon überzeugt, dass uns diese Initiative helfen
wird, unseren ehrgeizigen Zielen näher zu kommen.
Optimistisch stimmt mich die Vielzahl der bereits laufenden Projekte, die nicht zuletzt auch in Krisenregionen wie Israel und Palästina, im Kosovo oder in
Mozambique ein Zeichen gegen Krieg und Hoffnungslosigkeit setzen.
Erst kürzlich konnte ich mich in Brasilien persönlich
vom Erfolg eines von Präsident Lula persönlich unterstützen Programms unter dem Titel "Segundo Tempo"
überzeugen, dessen Ziel es ist, bis Ende des laufenden
Jahres zwei Millionen Straßenkindern nicht nur sportliche Aktivitäten zu ermöglichen, sondern auch Schulunterricht und Verpflegung. Ähnliche Zielsetzungen
for Peace" wurde das Projekt "Right to Play" ins Leben
gerufen, das eine monatliche Begegnung von israelischen und palästinensischen Jungen und Mädchen
ermöglicht und in Ramallah und Jericho spezielle Programme für Flüchtlinge anbietet.
Selbstverständlich ließen sich viele andere Aktivitäten
ähnlichen Zuschnitts anführen, doch soll an dieser
Stelle nur deutlich gemacht werden, wie weitreichend
der Sport das Bemühen der Vereinten Nationen um
OF-PODIUM
Sport die beste Schule des Lebens
Von Adolf Ogi,
Sonderberater des UNO-Generalsekretärs für Sport
im Dienst von Entwicklung und Frieden
verfolgt man etwa in Medellin, wo 1994 der kolumbianische Nationalspieler Andrés Escobar nach seiner
Rückkehr von der Fußball-WM auf offener Straße
erschossen wurde. Zu dieser Zeit lebte der deutsche
Sportsoziologe Jürgen Griesbeck in Medellin, der
daraufhin das Projekt "Football for Peace" ins Leben
rief. Dieses Programm wird inzwischen von örtlichen
Organisationen, der kolumbianischen Regierung sowie
von UNICEF unterstützt. Anfang Februar wurde vor Ort
ein entsprechendes Event durchgeführt mit Teilnehmern aus Argentinien, Ecuador, Ruanda und Deutschland. Auch in Uganda und Kenia wurden in Kooperation mit dem UNHCR vor kurzem internationale Sportbegegnungen durchgeführt. Und um ein letztes Beispiel zu nennen: In Verbindung mit dem "Peres Center
humane Lebensbedingungen in einer friedlichen Welt
befördern kann. Dieses Potenzial zu nutzen, sind wir
alle aufgerufen. Dabei muss sich unser Augenmerk im
Sinne einer richtig verstandenen Globalisierung vor
allem auf solche Länder richten, die Hilfe brauchen,
und muss eben jene integrieren, die ansonsten ausgeschlossen bleiben. Dies ist der Auftrag des nun begonnenen "Internationalen Jahres des Sports und Leibeserziehung", seine Herausforderung und seine Chance.
Das Ziel ist eine friedliche und bessere Welt. Und welches Ziel würde unser Engagement mehr verdienen als
dieses!
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Wissenschaft und
Hochleistungssport:
Ein nicht immer
problemfreies Verhältnis
Von Helmut Digel
8
W
issenschaftler, die sich mit Fragen des Sports
beschäftigen, haben in dieser Zeit Konjunktur. Ihr
Einfluss ist größer denn je. Die Beratungsleistungen, die Wissenschaftler in den nationalen Systemen des
Sports erbringen, werden als zunehmend bedeutsam eingeschätzt. Wissenschaftliche Dienstleistungen werden vermehrt
nachgefragt, und in der öffentlichen Meinung werden sportliche Leistungen immer öfter auch auf die Beratungsleistungen von Wissenschaftlern zurückgeführt. Damit geht einher,
dass bestimmten Institutionen der Wissenschaft immer
größere Bedeutung zukommt. Dies gilt vor allem für zentrale,
nationale sportwissenschaftliche Einrichtungen, die sich der
direkten Beratung von Verbänden, Mannschaften und Athleten verpflichtet haben. Fast alle erfolgreichen Nationen im
olympischen Leistungssport besitzen solche zentralen Einrichtungen, und in fast allen Schwellenländern wird auf die
Einrichtung solch sportwissenschaftlicher Institutionen
gesetzt, um auf diese Weise den Anschluss an die Weltspitze
zu schaffen.
Auch für Deutschland stellt sich die Frage, ob ein derartiges
Institut des Hochleistungssports nicht zwingend erforderlich
geworden ist, nachdem sich die föderalen Strukturen nur
bedingt als effektiv erwiesen haben. Besonders eindrucksvoll
konnte die neue Rolle der zentralen sportwissenschaftlichen
Institute aus Anlass der Olympischen Spiele in Athen wahrgenommen werden. Der große Erfolg der japanischen OlympiaMannschaft wurde direkt dem japanischen Institut für Sportwissenschaft zugeschrieben; die Erfolge der chinesischen
Athletinnen und Athleten wurden ebenfalls mit den Beratungsleistungen chinesischer sportwissenschaftlicher Institute
in Verbindung gebracht. Auch den schon seit längerem anhaltenden Erfolg Australiens im internationalen Hochleistungssport sieht man in einer direkten Verbindung mit dem "Australien Institute of Sport" in Canberra.
Betrachtet man den Hochleistungssport in seinem Verhältnis
zur Sportwissenschaft als Institution und zur Sportwissenschaft als einem Gefüge von Sportwissenschaftlern etwas
genauer, so ist zu erkennen, dass sich dieses Verhältnis durch
heterogene Merkmale auszeichnet. Dabei macht es kaum
Unterschiede, ob man über das Verhältnis des Hochleistungssports zur Sportwissenschaft spricht oder ob das Verhältnis
des Breiten- und Gesundheitssports in seiner Beziehung zur
Sportwissenschaft betrachtet wird.
Setzt man sich mit dem Hochleistungssport und dessen
Beziehungen zur Sportwissenschaft auseinander und geht
dabei der Frage nach, wie sich uns dieses Verhältnis zur Zeit
darstellt und wie es sich, sollte es Probleme in dieser wechselseitigen Beziehung geben, in der Zukunft optimieren lassen
könnte, so ist auffällig, dass die Sportwissenschaft vor allem
in fragwürdigen Formen sportwissenschaftlicher Technologien
zum Tragen kommt, wenn sie sich dem Spitzensport zuwen-
det - oder wenn sie umgekehrt von den Verantwortlichen des
Spitzensports nachgefragt wird. Sportwissenschaft hat dabei
ausschließlich instrumentellen Charakter, und die Erkenntnisse, die sie bereitstellt, sollen einen möglichst direkten Beitrag
zur Leistungssteigerung leisten. Dass diese Art von eindimensionaler Partnerschaft für beide Seiten eher unbefriedigend
ist und dass sie darüber hinaus eine grundlegende Gefährdung für beide Partner darstellen kann, wird angesichts der
ohne Zweifel aufzuweisenden Erfolge in der Regel großzügig
übersehen. Ja, es scheint vielmehr so zu sein, dass die damit
verbundenen Fragen deshalb nicht diskutiert werden können,
weil es sowohl im Sport als auch in der Sportwissenschaft an
der notwendigen Sensibilität für eine entsprechende fachliche Diskussion mangelt.
Dabei ist das Problem offensichtlich: Wird das sportwissenschaftliche Handeln auf das einer Technologie verkürzt und
sind es externe Technologien, die ganz wesentlich den sportlichen Erfolg definieren, so siegt im sportlichen Wettkampf
nicht mehr der Athlet allein, sondern immer der Athlet in
Verbindung mit der ihm offerierten und angewandten
Erfolgstechnologie. Die im modernen Sport vorausgesetzte
"ursprüngliche" Natürlichkeit der erforderlichen Leistung wird
auf diese Weise in Frage gestellt. Man muss von der dezimierten Authentizität der originalen Leistung sprechen, woraus
nicht zuletzt auch eine reduzierte Chancengerechtigkeit folgt.
War der moderne Sport in seinen Anfängen an die natürlichen, personenbedingten Ressourcen gebunden, so scheint er
heute von der überall um sich greifenden Idee des Qutsourcing grundlegend gefährdet zu werden. Beim Radsport steht
nicht nur der Athlet auf dem Siegerpodest, sondern der
Ingenieur, der sein Rad konstruiert hat. Der Rodler ist nicht
der alleinige Olympiasieger, ebenfalls zu ehren ist der Materialwissenschaftler, der die Kufen zu verantworten hat. Damit
wird nicht nur ungerechtfertigt die individuelle Leistung des
Athleten relativiert, es wird dadurch vor allem das Fundament
des Hochleistungssports verletzt, das Prinzip des Fair Play,
welches auf das Engste an die Maxime der Chancengerechtigkeit gebunden ist. Genau diese wurde jedoch längst über
Bord geworfen, seit man zulässt, dass gleichsam in geheimwissenschaftlicher Mission Technologen Sportausrüstungen
entwickeln, die den Konkurrenten vorenthalten werden, um
auf diese Weise den Ausgang der Wettkämpfe entscheidend
zu beeinflussen.
Das vom Westen in der Auseinandersetzung der gesellschaftlichen Systeme noch bekämpfte System der sozialistischen
Geheimforschung, wie es vor allem in der DDR und in der
Sowjetunion existierte, hat somit in jüngster Zeit immer mehr
Nachahmer gefunden. Wurden damals Dissertationen und
Habilitationen nicht veröffentlicht und deren wissenschaftliche Erkenntnisse nur für die eigenen Interessen und den
eigenen Gebrauch definiert, so verfolgen heute einige wissenschaftliche Einrichtungen solche Absichten in vergleichba-
9
rer Weise. Deshalb kommen nur die eigenen Athleten in den
Genuss neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse oder ausgewählte bezahlende Kunden. Von einer "Scientific Community", die durch anerkannte ethisch-moralische Prinzipien sich
selbst ihren Rahmen steckt, kann dabei nicht die Rede sein.
Der Anzug des Skifliegers, der eigens konstruierte Kunststoffboden beim Davis Cup oder der im Windkanal entwickelte
Bob können dabei nur Beispiele für viele sein. Allerdings muss
hier erwähnt werden, dass es immer auch schon Regelwerke
gibt, die diesbezüglich Spielräume eröffnen. Skier, Tennisschläger, Formel 1-Boliden, Rennmotorräder und Boote
haben in erster Linie über die Regeln der Sportverbände eine
begünstigende oder eine benachteiligende Funktion für die
Athleten.
Angesichts dieser Art von technologischer Beziehung zwischen Sportwissenschaft und Leistungssport kann es kaum
überraschen, dass dabei nur ganz wenige Teildisziplinen der
Sportwissenschaft angefragt werden und genau diese wiederum auch am direktesten in die Organisation des Sports
eingebunden sind. Kommt es zu einer professionellen Beziehung und beschäftigen Sportorganisationen gar Sportwissenschaftler, so sind es in der Regel nur solche, die diesen Teildisziplinen verpflichtet sind. Die größte Bedeutung hat dabei
die Sportmedizin, ihr folgt die Biomechanik, gefragt sind
auch die Trainingswissenschaften, eine eher nachgeordnete
Rolle spielt die Sportpsychologie. Disziplinen wie die Sportsoziologie, die Sportpädagogik, die Sportökonomie, die Ethik
und die Philosophie des Sports spielen dabei gar keine oder
nur eine sehr bescheidene Rolle.
Die Sportwissenschaft wird in aller Regel nur dann kontaktiert, wenn sie direkt beratend Hilfestellungen anbieten oder,
wenn ihre Rückmeldungen in relativ kurzfristiger Weise zu
einer direkten Anwendung führen kann. Beispielhaft kann
dies an der Biomechanik gezeigt werden. Athleten und Trainer, die auf die Erkenntnisse der Biomechanik setzen, gehen
davon aus, dass Messungen im Training und im Wettkampf
durchgeführt werden, dass dabei Flugkurven, Kraftverhältnisse, Anlaufgeschwindigkeiten, Kraft, Schnelligkeit, Sprungund sonstige Vektoren in einer systematischen Weise erfasst
und diese möglichst innerhalb weniger als einer halben
Woche als relevante Daten für den Trainingsprozess an den
Athleten und den Trainer rückgemeldet werden. Fühlen sich
Athlet und Trainer selbst als Objekt in Versuchsreihen ausgenutzt, so stellen sie die Intervention der Sportwissenschaften
schnell in Frage. An weiterführenden systematischen Auswertungsarbeiten sind sie nicht interessiert. Theoretisch-kritische
Fragen, die möglicherweise den Biomechaniker in diesem
Zusammenhang selbst beschäftigen, interessieren die Praxis
nicht. Kaum anders stellen sich die Verhältnisse dar, wenn die
Sportpsychologie neuerdings kontaktiert wird. Es geht zum
Beispiel um die Optimierung des Vorstartzustandes durch
mentale Selbstbeeinflussung, und es kommt dabei eine
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psychologisch fundierte Technik zum Tragen. Auch hier wird
die Intervention durch eine besondere technische Qualität
dominiert. Nicht anders verhält es sich, wenn Pädagogen
Schulen und Vereine beraten und dabei bestimmte Lehr- und
Lernhilfen oder gar spezielle Trainingsmethoden bereitgestellt
werden. Gleiches gilt auch für die Ökonomen bezüglich ihrer
Managementberatung von Verbänden und Organisationen.
Letztlich sind auch deren Interventionen durch materiegebundene Technologien geprägt.
Die Praxis, das wird an diesem Beispiel deutlich, ist offensichtlich nur an der halben, d. h. an der technologischen
Komponente der Wissenschaft interessiert. So, wie der Biomechaniker über seine Leistungsdiagnostik direkt in die Praxis
eingebunden werden sollte, so wird dies auch vom Sportmediziner, vom Trainingsexperten und vom praktizierenden
Psychologen erwartet.
Aus der Sicht des Hochleistungssports ist diese Haltung
naheliegend und auch verständlich. Für ihn muss Wissenschaft instrumentellen Charakter haben. Man benutzt sie wie
die anderen Instrumente, die zur Erbringung sportlicher
Höchstleistungen erforderlich geworden sind. Kurzfristig
scheint solch eine Haltung sogar sinnvoll zu sein. Mittel- und
langfristig wirft sie jedoch Fragen auf. Bei einer derart verkürzten Konzeption sportwissenschaftlicher Kooperation
können die Probleme und Fehlentwicklungen kaum noch
überraschen, die insbesondere durch solche Athleten, Trainer
und Funktionäre hervorgerufen werden, für die ganz offensichtlich jedes Mittel angemessen ist, wenn damit der Sieg
über den Gegner wahrscheinlicher gemacht werden kann. Mit
der Manipulation durch pharmakologische Substanzen wird
nicht nur die Leistung des mündigen Athleten in Frage
gestellt - sondern auch die Arbeit und das Können eines
Trainers wird in schändlicher Weise angegriffen, ja der ganze
Sport wird dadurch diskreditiert.
Die problematischsten Rollen spielen dabei jene wissenschaftlich ausgebildeten Experten, die mittels ihrer im Umfeld
des Athleten erstellten Expertise die Grundlage für den
kriminellen Betrug im und am Hochleistungssport schaffen.
Biochemiker, Pharmakologen und Mediziner führen dabei ihre
eigenen ethisch-moralischen Prinzipien ad absurdum, werden
Teil eines kriminellen ökonomischen Kalküls und lassen die
Wissenschaft zur Hure der sportlichen Höchstleistung verkommen. Wissenschaft prostituiert sich dabei selbst. Dies tut
sie meist für gutes Geld, und sie zeigt dabei auf besonders
drastische Weise, was aus ihr werden kann, wenn die wissenschaftliche Arbeit zu einer Technologie ohne Moral
verkommt.
Das, was Wissenschaft als Beratungsleistungen erbringen
kann, wird durch die heute in der Sportpraxis übliche und
meist unreflektiert vorgenommene Reduktion auf die techno-
logische Seite wesentlich verkürzt und eingeschränkt. Die
eigentliche Qualität wissenschaftlicher Beratungsleistungen
kann - gerade auch unter instrumentellen Gesichtspunkten damit aber nur bedingt jenen Ansprüchen genügen, durch die
sich wissenschaftliche Beratung auszuzeichnen vermag.
Erstarrt Wissenschaft zur Technologie, so hat sie überwiegend
affirmative Bedeutung. Der Wissenschaftler handelt als
Rädchen im Getriebe nach vorgegebenem Muster, und sein
Handeln hat es dabei eigentlich nicht mehr verdient, mit dem
Attribut "wissenschaftlich" ausgezeichnet zu werden. Der
kritisch-selbstreflexive Prozess, durch den sich der Wissenschaftler auszeichnen sollte, findet gar nicht oder nur noch
am Rande statt. Ein notwendiger Prozess der Theorieentwicklung ist nicht zu erkennen, und ein fruchtbarer Austausch
zwischen Anwendungsorientierung und grundlagentheoretischer Konzeption kann keine Früchte tragen.
Neben seiner technologischen Komponente, die die Sportwissenschaft ganz ohne Zweifel zu prägen hat, müsste deshalb
auch die andere Seite der Medaille zur Beachtung gelangen.
Es muss um eine verantwortlich handelnde Sportwissenschaft
gehen, die sowohl über ihre Grundlagen als auch bei ihrer
Anwendung an ethisch-moralisch Prinzipien gebunden ist.
Technologien, das müsste dabei erkannt werden, können
immer nur Mittel zu bestimmten Zwecken liefern. Sie geben
vor, was man tun kann. Sie eröffnen Möglichkeiten. Sie sind
jedoch nicht in der Lage über das zu sprechen, was man tun
soll. Die Frage nach dem Gewünschten und nach dem Erforderlichen ist dabei an die Frage nach der Verantwortung
gebunden, d. h. die Differenz zwischen Können und Sollen
wird von den moralisch blinden Technologien nicht wahrgenommen. Die Frage nach dem Sollen verweist uns auf das
Ethos der Wissenschaft. Sie verweist auf die Frage nach dem
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Wert der Erkenntnisse, die innerhalb der Sportwissenschaft
hervorgebracht werden, ebenso wie auf die Frage nach der
erlaubten und erwünschten bzw. nach der sich selbst verbietenden Beratung. Stellt man diese Fragen, so werden ethische
Maximen ernst genommen und man erkennt, dass Wissenschaft, die sich nur als Technologie erweist, eine moralisch
amputierte Wissenschaft ist.
Dabei bedarf die aktuelle und zukünftige Entwicklung des
Hochleistungssports genau dieser besonderen qualitativkritischen Begleitung. Die Fragen türmen sich, die sich innerhalb des Systems Hochleistungssports stellen und deren
Beantwortung immer schwieriger wird. Es kann nicht überraschen, dass immer mehr die Frage nach der Psyche gestellt
wird, wenn der menschliche Körper an die Grenze seiner
Leistungsfähigkeiten gelangt. Es ist auch naheliegend, dass
man immer intensiver die Antwort auf die Frage nach dem
geeigneten Organisationssystem sucht, wenn die Umweltbedingungen, in denen sich der Athlet mit seiner sportlichen
Leistung befindet, immer komplexer und weniger durchschaubar werden. Dies alles gipfelt in der Frage nach den
Möglichkeiten des humanen Leistens, wenn dieses Leisten
dem typischen Code "Sieg - Niederlage" des Hochleistungssports unterstellt bleibt. Betrachten wir in diesem Zusammenhang die kodifizierten ethischen-moralischen Grundlagen,
denen sich der organisierte Sport ebenso wie die organisierte
Sportwissenschaft verpflichtet hat, so erkennen wir, dass sich
beide - der deutsche Sport mit seinen Organisationen und
Mitgliedern und die deutsche Sportwissenschaft - den Prinzipien und Maximen des humanen Leistens im Hochleistungssport verpflichtet haben. Einem Ethos der Organisationen des
Sports steht ein Ethos der Sportwissenschaft gegenüber.
Gegen beide wird jedoch derzeit nicht selten verstoßen.
Bei der Suche nach Antworten in Bezug auf die alles entscheidende Frage nach dem Menschlichen in der Zukunft des
Hochleistungssports lässt heute zum einen die Sportwissenschaft den Hochleistungssport im Stich, zum anderen wird sie
danach schon gar nicht gefragt. Sportwissenschaft wird wohl
an nahezu allen Universitäten in Deutschland gelehrt und
geforscht. Der Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und
Lehre wird dabei nahezu willkürlich vervielfältigt, und an
Allgemeinheit kann die Sportwissenschaft kaum noch übertroffen werden. Die Institutionen, in denen die Wissenschaftler arbeiten, führen auch meist noch den Begriff des Sports in
ihrem Namen, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist,
dass die institutionelle Entwicklung der Sportwissenschaft in
Deutschland vorrangig dem organisierten Sport zu verdanken
ist. Der Sport selbst kommt jedoch, zumindest bei einigen
Wissenschaftlern dieser Institute, sowohl in der Lehre als
auch in der Forschung nur noch am Rande vor. Von der
menschlichen Bewegung, vom Körper, von der Motorik, von
der Gesundheit ist dabei die Rede, und Sportwissenschaftler
sehen sich eher als Bewegungs-, Gesundheits- und Körper-
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wissenschaftler. Der institutionelle Sport und dabei vor allem
der Hochleistungssport wird allenfalls aus einer kritischen
Distanz beobachtet, ohne dass man dabei erkennen könnte,
dass das Phänomen des Hochleistungssports den Sportwissenschaftlern auch nur annähernd vertraut wäre. Hochleistungssport ist an vielen Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen in Deutschland fast zu einem Fremdkörper geworden.
Die wenigen meist technologisch ausgerichteten Wissenschaftler beschäftigen sich als Außenseiter mit den Fragen
des Hochleistungssports, und aus der Sicht nicht weniger
Sportwissenschaftler sind jene suspekt, die sich in einer
engen Beziehung zu den Sportverbänden befinden. Bei all
diesen Be- und Verurteilungen ist viel Heuchelei im Spiel.
Neid und Missgunst sind dabei ebenso zu beobachten wie
Bequemlichkeit, die nicht selten mit Ignoranz gepaart ist.
Dabei könnte die Sportwissenschaft in vielerlei Hinsicht sowohl als Institution als auch in Form von Lehr- und Forschungsleistungen einzelner Persönlichkeiten - eine wegweisende Hilfe für die Zukunft des Hochleistungssports in
Deutschland sein. Die Problemstellungen des Hochleistungssports haben stellvertretende Relevanz für unsere Gesellschaft. Das wissenschaftliche Handeln in diesen Problemfeldern ist eine interessante Herausforderung für Forscher und
Forschungseinrichtungen, die an den handelnden Menschen
im Hochleistungssport interessiert sind und die mit ihrer
Arbeit einen Beitrag zu einer humanen Weiterentwicklung
des Sports in unserer Gesellschaft leisten möchten.
Gerade deshalb könnte die Gründung eines nationalen wissenschaftlichen Instituts zur Erforschung des Hochleistungssports eine besondere Chance sein. Damit könnte das Problem
der Distanzierung vom Hochleistungssport von Seiten der
Wissenschaft einer Lösung näher gebracht werden, und bei
einer entsprechenden Führung und inhaltlichen Konzeption
wäre auch Gewähr zu bieten, dass die Sportwissenschaft
nicht nur auf ihre technologische Komponente beschränkt
würde. Hierzu wäre freilich notwendig, dass sich dieses Institut als unabhängig darstellt und dass seine Finanzierung von
jenen gesichert wird, die an den sportlichen Spitzenleistungen interessiert sind: Vom Steuerzahler und damit also vom
Staat, von der Wirtschaft und von den Medien. Eine Stiftung
könnte dabei die angemessene Rechtsform sein, und in
diesem neu zu schaffenden Institut könnten auch jene kleineren sportwissenschaftlichen Einrichtungen wie z. B. das
Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), das Institut für
Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) und das Institut für
Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) aufgehen,
die sich bislang in ihrer Beziehung zueinander eher als konfliktträchtig erwiesen haben.
Sport-Ethos braucht keinen staatlichen Schutz
Zur Dauer-Diskussion über ein Anti-Doping-Gesetz
von Holger Schück
as ist gut so: Empörende Ruckreden und beseelte
Debatten, wie der Anti-Doping-Kampf effektiver
gestaltet werden kann, begleiten die Initiativen des
Sports, vor allem der WADA. Seit Ende 1999 baute die vom
IOC initiierte Welt-Anti-Doping-Agentur ein gewaltiges
Bollwerk auf, um die grassierende Dopingseuche im Spitzensport entscheidend einzudämmen. Qualität und Quantität der
Maßnahmen, die im Welt-Anti-Doping-Code gebündelt
wurden, sind zeitgerechter geworden, wenngleich noch nicht
Entwarnung ausgerufen werden kann.
D
überflüssig, dass der Staat entweder mit "Samthandschuhen"
(wie die FAZ schrieb) oder mit harten Bandagen den Dopingsumpf trockenlegen muss. De facto könnte er es auch gar
nicht. Oppositionspolitiker und die Mehrzahl der Sportfunktionäre sprechen davon, dass durch Vollzüge mit harter
Gangart Sportler kriminalisiert würden (was Quatsch ist). Und
meinen auch: Griffe der Staat mit seinem Sanktionsapparat
in Einzelfällen durch, bedeute dies doch auch, dass der Sport
die Flagge der Niederlage hisst, dass er letztendlich bei einer
seiner Kernkompetenzen kapituliert.
Es geschieht fast zyklusartig: Immer wieder erschallt in
Deutschland der Ruf nach dem Gesetzgeber. Rudolf Scharping (SPD) war der erste, der sich Anfang Februar 2005 mit
seiner Erkenntnis zu Wort meldete, der Gesetzgeber sei nunmehr zum Handeln gezwungen. Ein Jahr lang herrschte in
den Parteizentralen und Fraktionsbüros Ruhe: Es gab eine Art Burgfrieden, denn eigentlich wollten Sport
und Politik abwarten, welches Maßnahmenpaket hochkarätige Juristen
aus der Praxis und den Spitzenverbänden vorlegen. Die "Rechtskommission des Sports gegen Doping"
will im Frühjahr 2005 ihr Votum
dazu veröffentlichen, was im Sinne
einer effektiven Dopingbekämpfung
getan werden sollte. Sie setzt sich
mit der Kernfrage auseinander:
Brauchen wir mehr staatliche Kompetenz, oder genügt die Autonomie
des Sports, die pharmazeutischen
Wettkampfmanipulationen aufzuklären und zu verhindern? Staatsanwalt
einerseits - oder Aufklärung, Untersuchung und Sanktionen durch den
Sport selbst?
Wer eine strafrechtliche Aburteilung von Dopingtätern verlangt, wer also hier aus ideologischen oder moralischen
Gründen nach dem starken Staat ruft, bewertet den Status
quo falsch: Verbandsgerichte wenden freiwillig unter den
Bedingungen der Privatautonomie, im zivilrechtlichen Verfah-
Die immer noch gültige Praxis, dass
der autonome Sport Dopingverstöße
selbst ahndet, hat sich bewährt. Es
gibt keinen begründeten Zwang, das
bisherige Sanktionssystem gegen
aktives Doping auszuhebeln. Es ist
13
ren also, strafrechtliche Prinzipien an. Dabei beziehen sie sich
auf fundamentale Rechtsüberzeugungen der staatlichen
Gemeinschaft. Bei Dopingstrafen üben Verbandsgerichte wie
ein staatliches Gericht Macht über einen Sportler aus - und
das mit einer nachvollziehbaren Klugheitswahl. Gewährleistet
ist ein angemessenes Verhältnis zwischen Sportautonomie
und Grundprinzipien unserer Rechtsordnung (im Wesentlichen: Untersuchungsgrundsatz, Opportunitätsprinzip, faires
Verfahren, Anspruch auf rechtliches Gehör und Trennung
zwischen Ankläger und Richter).
Eine Änderung des Strafgesetzbuches, das Dopen durch
Sportler selbst unter Strafe stellte, wäre kein Allheilmittel,
sondern schnödes demonstratives Handeln. Die Abschreckung
durch eine Generalprävention ist auch im Sportsystem verankert. Praktisch gesehen wären Strafverfolgungsbehörden
personell gar nicht im Stande, Dopingvergehen mit Härte und
Strenge zu verfolgen. Die meisten Verfahren würden wegen
geringer Schuld gegen Geldauflage eingestellt werden.
Immer wieder ist das Argument zu hören: Der Staat stelle in
seiner Administration professionellere Teams, die schneller,
effektiver zugreifen, Sachverhalte ermitteln und dann Sanktionen vorbereiten und aussprechen können. Es gäbe nun
einmal die strafrechtliche Dogmatik für die Legitimation von
staatlichen Grundrechtseingriffen. Wer so denkt, der verleugnet das Prinzip der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Er träumt
davon, dass die Ordnungsmacht mit schlagkräftigen Aktionen
einschreitet: Razzia frühmorgens um sechs Uhr, so spektakulär wie möglich, nur weil vielleicht Neider oder Wichtigtuer
einen Sportler beschuldigen, er habe in seinem Wohnumfeld
Pillen und Ampullen gebunkert - und Kamerateams werden
rechtzeitig bestellt, damit der Boulevard mitsamt Print- und
TV-Produkten brisant berichten kann. Auf diese Weise wird
vorhandener Sensationshunger befriedigt, der sich noch
weiter potenzieren dürfte, je mehr der Spitzensport ferngelenkt ins Fach des Entertainments abdriftet.
Der Verweis auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen
wegen der Schiedsrichter-Skandale im Fußball ist wenig
hilfreich. Ermittelt wird hier nämlich wegen Verdacht auf
Wettbetrug - geschädigt waren Buchmacher, die durch
Spielabsprachen hohe Verluste erlitten. Das stellt eine andere
Qualität dar.
Regelungsfülle und -dichte des bis jetzt praktizierten Systems
reichen in allen Punkten aus. Die Umsetzung von moralischen
Forderungen, das Doping zu bekämpfen, ist längst in Recht
umgesetzt, das allseitig im Sport Geltung hat. Ausdifferenzierte sportrechtliche Lösungen brauchen nicht durch in der
Endkonsequenz kompliziertere Abwehransätze ersetzt werden.
Der Staat sollte nur dann aktiv werden, wenn die Gesellschaft
in Subsystemen mehr Recht und Gerechtigkeit verlangt. In
der heutigen Anti-Doping-Bekämpfung scheint diese subsi-
14
diäre Mangellage nicht zu existieren, denn das bisherige
Verfahren entspricht dem Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden der Menschen - im Sport und auch außerhalb.
Eine Änderung des Strafgesetzbuches, das Dopen durch
Sportler selbst unter Strafe stellte, wäre kein Allheilmittel. Die
deutschen Strafverfolgungsbehörden wären personell gar
nicht in der Lage, dem Dopingproblem zu Leibe zu rücken. Die
meisten Verfahren würden wegen geringer Schuld gegen
Geldauflage eingestellt werden. Käme es tatsächlich zu einer
Verhandlung vor dem Amtsrichter, müsste er den Verschuldensgrad anders als heute gewichten. Ein auf die Tränendrüsen drückender Sportler, Ersttäter mit günstiger Sozialprognose, käme mit einer Mini-Sperre davon. Dopen lohnte sich
sogar wieder, könnte die Kalkulation im Dunkelfeld lauten.
Der organisierte Sport besitzt genügend Möglichkeiten, mit
dem ihm eigenen, funktionierenden System der Dopingbestrafung sportliches Fehlverhalten zu ahnden. Es ist nicht
nötig, dass der Staat einen strafrechtlichen Schutz zur Wahrung des Sportethos garantiert. Chancengleichheit bei sportlichen Wettkämpfen und der Schutz der Prinzipien des Fair
Play unterliegen ohnehin nicht der staatlichen Regelungskompetenz.
Juristische Praktiker halten das Ansinnen politischer Kreise
nach wie vor für nicht durchsetzbar, dass sich selbst dopende
Sportlerinnen und Sportler zukünftig strafbar machen sollen.
Im deutschen Strafrecht ist nämlich der Grundsatz der straflosen Selbstbeschädigung und Selbsttötung fest verankert.
Deshalb wird der Konsum von harten Drogen nicht bestraft
(der Handel hingegen schon). Eine Konfliktlinie zum Betäubungsmittelgesetz entstünde - ja, ein Anti-Doping-Gesetz
führte zu einem Systembruch im deutschen Strafrecht.
Noch schwerere Bedenken haben Verfassungsjuristen: Ein
strafbewehrtes Selbstdopen griffe in die durch das Grundgesetz geschützte allgemeine Handlungsfreiheit des Menschen
ein, die sich aus dem von unserer Verfassung verbürgten
Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ableitet. Es
gewährt jedem Staatsbürger auch die Freiheit zu anderweitig
risikobehafteter Lebensführung, etwa der durch Konsum von
Nikotin, Alkohol und Drogen potenziell geschädigten.
Die Befürworter des Ebenenwechsels bei der Ahndung von
Dopingsündern wollen die pharmazeutische Manipulation
indes zugleich als Wettbewerbsverstoß verstanden wissen,
einen neuen Betrugstatbestand schaffen und letztlich mit
einem "Gesetz zum Schutze des Sports" ihr eigentliches
Anliegen verkleistern. Den strafrechtlichen Schutz des lauteren Wettbewerbs im Wirtschaftsalltag wollen sie um einen
neuen Tatbestand erweitern: Mit einem Relativsatz sollen
Regelverstöße im Sport strafbewehrt werden. Da Vermögensvorteile allenfalls im Hochleistungssport im Vordergrund
stehen, dürfte dieser Weg in eine Sackgasse führen. Die
Gesellschaft will den Schutz eines fairen, sauberen Sports
durchgesetzt sehen - das kann staatliche Politik zwar verlangen, aber letztlich nicht durchsetzen. Eine juristisch gedrechselte "Krücke" dieser Art ist untauglich, zumal sie damit den
Sport per se als wirtschaftliche Tätigkeit definiert.
Andere Initiativen sind gefragt: Durch geeignete Maßnahmen
müsste unterbunden werden, dass auf einem illegalen Markt
neue Präparate oder noch im Entwicklungsverfahren stehende Arzneimittel vertrieben werden, deren Substanzen noch
gar nicht auf den Anti-Dopinglisten stehen. Hier hat die
ministerielle Aufsicht jahrelang den Mantel des Schweigens
über Missstände ausgebreitet. Der im Oktober 2003 bekannt
gewordene Skandal über THG verlangt ebenso Konsequenzen:
Designer-Drogen bzw. Designer-Steroide, also auf Bestellung
hergestellte Dopingpräparate, sind schon seit einigen Jahren
gefragt. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, das Herstellen und
Vertreiben solcher Produkte zu unterbinden. Wie Biochemiker
in Kanada herausfanden, gibt es bereits über 1.000 verschie-
dene, unentdeckte Varianten, aus gängigen Anabolika-Präparaten leicht veränderte Wirkstoffe herzustellen. Wegen der
Unterfinanzierung der Labors, die Dopingproben lediglich
konventionell untersuchen, können diese nicht aufgespürt
werden.
Im deutschen Arzneimittelrecht gibt es erhebliche Rechtslücken, die aus gesundheitspolitischen Gründen geschlossen
werden sollten. Das Dopingproblem könnte zumindest
ansatzweise entschärft werden, wenn man es an der Wurzel
packte. Mit einer effektiveren Doping-Analytik könnten
solche Täter überführt werden, die intelligent betrügen, also
neue Substanzen nehmen, welche noch nicht im Fokus der
Fahndung stehen. Der Staat ist herausgefordert, diesem
Missstand mit einer aufgestockten Mittelbereitstellung zu
begegnen.
Das wäre verdienstvoller, als in Ministerialstuben aus populistischen Motiven heraus wieder einmal ein überflüssiges
Gesetzeswerk fabrizieren zu lassen.
15
Die Krise der Leistung:
Verfall eines Wertes?
Von Andreas Höfer
eistung ist der Quotient aus einer verrichteten Arbeit
und der dafür benötigten Zeit. Mit anderen Worten: P
gleich W durch t. Glaubt man den Gesetzen der Physik,
stellt sich die Sache ganz einfach dar. Oder auch nicht.
Immerhin unterscheidet die zuständige Abteilung der Naturwissenschaften zwischen der durchschnittlichen und der
momentanen und etwa auch zwischen einer mechanischen
und einer elektrischen Leistung, welch selbige bisweilen als
sogenannte Wechselleistung daherkommt.
L
16
So weit, so gut. Allein: Klassische Halbbildung und Lexikonwissen führen im Sinne unserer Fragestellung nicht zum Ziel.
Schließlich soll es im Folgenden nicht um das physikalische,
sondern um ein übergreifendes Verständnis des in Rede
stehenden Phänomens gehen, womit die Formulierung einer
allgemeingültigen und allgemein verständlichen Definition
schon größere Schwierigkeiten bereitet. Wer vermag schon
griffig und konsensfähig auf den Punkt zu bringen, was unter
(einer) "Leistung" eigentlich zu verstehen und wie diese zu
ermessen oder zu bewerten ist? Dieses Problem steht etwa
dem seit längerem angekündigten, manchen als dringend
geboten, anderen als utopisch, den Betroffenen vielleicht
bedrohlich anmutenden Versuch im Wege, die Besoldung von
Staatsdienern nicht mehr nur schematisch an Dienstgraden
und Lebensjahren auszurichten, sondern auch die Qualität
und den Ertrag ihres Tuns zu berücksichtigen - also, einfach
ausgedrückt, Beamtinnen und Beamte eben nach Leistung zu
bezahlen.
Wie problematisch sich die Sache selbst bei vermeintlich klar
fixierten Maßstäben darstellt, wissen etwa Schülerinnen und
Schüler zu bestätigen, deren Deutschaufsätze von diesem
Lehrer als sehr gut, von jenem vielleicht als gerade ausreichend beurteilt werden. Dass Noten oder Punktzahlen relativ
und im Zweifel wenig aussagekräftig sind, wird nicht nur von
Betroffenen, sondern auch von Kennern der Materie vielfach
beklagt. Und wie fatal die Folgen von Fehleinschätzungen
sein können, ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich vor
Augen führt, dass in unserem System bereits nach vier
Grundschuljahren die Weichen für ein ganzes Lern- und
Arbeitsleben gestellt werden. So lastet bereits auf den Jüngsten ein Druck, der sich im Sinne einer langfristig gesunden
Entwicklung oft als kontraproduktiv erweist. Vor diesem
Hintergrund sind - die quälenden, bisweilen selbstquälerischen Diskussionen zum Thema mag man kaum mehr hören die Ergebnisse der PISA-Studie doppelt bedenklich, scheinen
sie doch einen aufgeregten Aktionismus provoziert zu haben,
infolgedessen die - vielleicht gar nicht so desolate - Lage
wahrscheinlich nur verschlimmbessert wird.
Natürlich bestimmt der typisch deutsche Klageton die Melodie der Wortbeiträge, deren Urheber mindestens den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören. Zum Gebot der
Stunde werden Sofortmaßnahmen am Unfallort erhoben, die
schnelle Abhilfe, zumindest eine Beschwichtigung der Kritik
versprechen - jedenfalls bis zur nächsten Studie. Beim PISAPrimus Finnland geht man die Dinge offenbar viel lockerer an.
Dort nämlich, so war zu lesen, duzen die Schüler die Lehrer
und in den Mensen der Ganztagsschulen werden häufig
Erbensuppe und Pfannkuchen kredenzt. Wenn das keine
Rezepte sind!
Hier zu Lande setzt man dagegen üblicherweise auf den
großen Wurf. Fast reflexartig ertönt der Ruf nach der Reform,
selbst wenn alle Erfahrung, von den Renten, über die Krankenversicherung und den Föderalismus bis hin zur Rechtschreibung, die Resistenz unseres Gemeinwesens gegenüber
jedem Bemühen um einschneidende Veränderungen zu
belegen scheint. Am Ende stehen allenfalls Reförmchen,
deren Effekte sich meist umgekehrt proportional zur Dauer
der Debatte und zum Umfang der entsprechenden Gesetzeskonvolute ausnehmen. Vielleicht wird dann auch nur eine
Behörde umbenannt und/oder ein längst verworfenes Kon-
zept als der neue Stein der Weisen ausgewiesen. Irgendwie
scheint mehr die Verwaltung des - tatsächlichen oder nur so
empfundenen - Mangels als dessen Beseitigung angesagt,
auch wenn dies neuhochdeutsch als Qualitätsmanagement
verkauft wird: Alle Macht den Controllern! Offenbar haben
die Deutschen weit weniger Talent zum Lösen von Problemen,
als zum Räsonieren über dieselben. Im Schlechtgehen sind
wir jedenfalls so richtig gut. Deutschland einig Jammerland.
Allenthalben steht eine Krise in Rede. Denn nicht nur das
Bildungssystem macht uns Sorgen, auch die volkswirtschaftlichen Daten liefern immer wieder das Wasser für die Mühlen
der Schwarzmaler. Dazu kommt noch dieses und jenes - und
dann natürlich auch der Sport. Zwar kam mit Jürgen Klinsmann ein Hoffnungsträger, ja ein potenzieller Heiland aus der
Tiefe des Raums, doch ansonsten, so suggeriert das allgemeine Lamento, scheint vieles, fast alles im Argen. Wer diesbezüglich noch den Hauch eines Zweifels hegte, wurde von
einer - was sonst - neuen Studie belehrt, die unter dem
sinnigen Kürzel "SPRINT" auf wissenschaftliche Weise nun
endlich auch den erbärmlichen Zustand des Schulsports
dokumentierte. Als ob wir dies nicht ohnehin geahnt, ja
eigentlich längst gewusst hätten.
Ist die Gegenwart schon dunkel genug, sind nun auch noch
die Aussichten trübe. Denn wer in jungen Jahren nicht richtig, wenn überhaupt bewegt wird, der kann später auch keine
Medaillen gewinnen und schon gar nicht Fußball-Weltmeister
werden. Nichts mehr als dies aber scheint, dem allgemeinen
Tenor entsprechend, dem Wohl der Nation auf die Sprünge
helfen zu können, so wie umgekehrt der Misserfolg auf den
sportlichen Feldern der Ehre als Beleg für den allgemeinen
Niedergang interpretiert wird. So ist es an den Sportlerinnen
und Sportlern, die Kastanien aus dem (Olympischen) Feuer zu
holen, um die Nation vor dem Absturz ins Unermessliche zu
bewahren. Wer möchte die Zukunft schon in die Hände der
Politikerinnen und Politiker legen? Von daher versteht sich,
dass wir unsere Zeit immer weniger mit Übertragungen aus
dem Deutschen Bundestag verplempern und immer mehr
dabei sind, wenn das Geschehen in der Arena über die Mattscheibe flimmert. Umso bedrohlicher aber muss es erscheinen,
wenn zunehmend auch auf diesem Sektor Erwartungen
enttäuscht werden. Wie anders ist das allgemeine Wehklagen
über die Ergebnisse unserer Mannschaft in Athen zu verstehen. Sicher: Die deutschen Farben waren auf dem Treppchen
weit weniger häufig vertreten als noch vier, acht oder zwölf
Jahre zuvor, von der guten alten Zeit zu schweigen. Der von
manchen Berufsoptimisten angepeilte dritte Platz bei der
Mustermesse der Superlative wurde einigermaßen deutlich
verfehlt, und man muss kein eingefleischter Pessimist sein,
um zu vermuten, dass dieser auf absehbare Zeit unerreichbar
sein wird. Im Gegenteil: Selbst wenn das Unmögliche, sprich
die nun auch vom Sport in Angriff genommene Reform
tatsächlich möglich werden sollte, dürften in vier, acht oder
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zwölf Jahre nicht mehr, sondern weniger Medaillen auf dem
nationalen Konto zu Buche schlagen. Wie gesagt: Kaum Licht
am Ende des Tunnels. Bleibt nur die Frage: Was kann man
auch im Dunkeln sehen? Oder anders gefragt: Sind die Aussichten tatsächlich so trübe?
Nichts gegen eine gute Bilanz, selbst wenn es sich um die
"eigene" handelt. Was spricht gegen tief empfundene Freude
über Titel und Triumphe sportiver Landsleute? Diesbezüglich
darf es immer gern ein bisschen mehr sein. Doch kann ein
bisschen weniger bisweilen nicht auch genug sein? Hier hilft
vielleicht der Gedanke an den - stetig steigenden - Preis für
die Stücke und Stückchen des sportlichen Kuchens. Es ist
noch gar nicht allzu lange her, dass sich die DDR mit einiger
Berechtigung als das Musterland der Sieger feiern durfte,
doch die Zinsen für die dafür notwendigen Investitionen
werden heute noch, vor allem in Form der Spätfolgen einer
von Staats wegen verordneten Dopingpraxis abgetragen, und
zwar am wenigsten von denen, die diese organisiert und zu
verantworten haben. Und noch ein Beispiel mag erlaubt sein:
Ein einziges Mal in der langen Geschichte der Olympischen
Spiele rangierte eine deutsche Mannschaft an der Spitze des
Medaillenspiegels, und zwar, bezeichnenderweise, 1936 in
18
Berlin. Die Frage, ob dies als ein Gütesiegel für das betreffende Gemeinwesen anzusehen ist, erübrigt sich wohl.
Im Sinne dieser, hier, zugegeben, arg simplifiziert vorgetragenen Argumentation, dürfte es sich leichter verschmerzen
lassen, wenn die eigenen Favoriten zukünftig häufiger als
gewohnt das Nachsehen haben und weniger Rekorde und
Medaillen nach Hause bringen. Und wenn man sich zudem
vor Augen führt, dass in unserer Wohlstandsgesellschaft
inzwischen knapp zwei Millionen (!) Kinder von Sozialhilfe
leben und die Zahl der Arbeitssuchenden, die Dunkelziffer
nicht eingerechnet, im Laufe des Jahres 2005 die FünfMillionen-Marke übersteigen könnte, dann lässt sich, frei
nach Berthold Brecht, dafür plädieren: Erst kommt das Fressen, dann die Medaille. Wenn überhaupt: Wie schnell, gleichsam aus heiterem Himmel, sich die vermeintlich wichtigen
Dinge des Lebens zu relativieren vermögen, hat eine katastrophale Laune der Natur kurz nach Weihnachten in aller Grausamkeit vor Augen geführt.
Natürlich darf jedes Individuum, wie auch ein Kollektiv für
sich in Anspruch nehmen, nur das Beste für gut genug zu
erachten, doch in Zeiten einer größer werdenden Schere
zwischen arm und reich, unten und oben, Verlierern und
Gewinnern, kann es keinen verbindlichen Maßstab für persönliches und allgemeines Wohlergehen mehr geben. So
versteht sich von selbst, dass im Zuge der hier skizzierten
Entwicklung auch die Werte einem tiefgreifenden Wandel
unterzogen sind. Dies gilt auch für die Leistung. Zählt diese
noch immer zu den tragenden Prinzipien unserer Gesellschaft, hat sie doch auf der Prioritätenliste des menschlichen
Daseins an Bedeutung verloren. Die Süße des Lebens wird
eben nicht mehr vorrangig, schon gar nicht allein in der
Arbeit gesucht, und schon von daher haben hier zu Lande
traditionell hoch im Kurs stehende Tugenden wie Fleiß und
Pünktlichkeit ihren Nimbus verloren. In einer freien, pluralistischen und multikulturellen Gesellschaft sind idealtypische,
normierte und TÜV-geprüfte Biographien weder programmierbar noch wünschenswert.
Die Qualität - und die Leistung - einer Gesellschaft ergibt sich
aus der Summe individueller Lebensleistungen. Diese wiederum sollten nicht mit - konventionell definiertem - Erfolg
verwechselt werden. Gerade in Zeiten größer werdender
sozialer Sorgen, steigender Kriminalitätsraten und zunehmender, vor allem psychischer Zivilisationskrankheiten zählt zu
einer persönlichen Leistungsbilanz nämlich mehr als die
Resultate im Lesen und Rechnen oder Springen und Werfen
beziehungsweise der jeweilige Beitrag zum Wirtschaftswachstum oder zur Medaillenstatistik. Zum Beispiel die Bereitschaft,
Menschen in Not, etwa den Opfern der Flutkatastrophe, zu
helfen.
Um einem möglichen Missverständnis zu begegnen: Es ist
nicht das Allergeringste dagegen einzuwenden, wenn
Jugendlichen ein qualitativ hochwertiger Sportunterricht
zuteil wird, der sie dazu motiviert, sich ein ganzes langes
Leben lang im Verein oder außerhalb desselben zu bewegen.
Auch kein Einwand dagegen, wenn die Guten und Besten von
ihnen nach höheren und höchsten Weihen streben, während
die Masse der Nicht-Auserwählten ihre Anteilnahme mit der
Fernbedienung zum Ausdruck bringt. Und wenn dann der
eine oder die andere auch noch mit der Formel P gleich W
durch t etwas anzufangen weiß, dann lässt sich mit Fug und
Recht behaupten: Noch ist Deutschland nicht verloren.
19
S
chiedsrichter Hoyzer hat einen Skandal ausgelöst, der
sich ausweitet und bereits an den Fußball-BundesligaBestechungsskandal von 1971 erinnert. Damals erhielten 52 Spieler und 2 Trainer aus 9 Bundesligavereinen
Schmiergelder zwischen je 2.300 und 15.000 DM, insgesamt
rund eine halbe Million DM zwecks Manipulation des Aufbzw. Abstiegskampfes. Als der Skandal bekannt wurde, sanken
die Zuschauerzahlen dramatisch. Die Beteiligten erhielten
Olympia-Bewerberkomitee dem Vernehmen nach nicht das
erste mit solchen Verhaltensweisen gewesen sein.
Der Fall von Salt Lake City führte zum Ausschluss von sechs
IOC-Mitgliedern. Vier traten zurück, zehn weitere erhielten
Verwarnungen. Darüber hinaus kam es innerhalb kurzer Zeit
zu einer umfassenden, drastischen Strukturreform des IOC,
die grundsätzlich optimistisch stimmt, dass sich Ähnliches
Korruption im internationalen Sport vielfältig, aber nicht wachstumsstark
Von Wolfgang Maennig
vom DFB zunächst einen lebenslangen Lizenzentzug, der
später in zeitlich begrenzte Sperren von durchschnittlich zwei
Jahren innerhalb Deutschlands (nicht jedoch für das Ausland!) umgewandelt wurde. Die Beteiligten durften ferner
nicht an der Fußball-WM 1974 in Deutschland teilnehmen.
Korruption gab es allerdings auch schon "in den guten alten
Zeiten" des Sports. Im ersten dokumentierten Fall bestach der
Athlet Eupolos aus Thessalia drei seiner Gegner im Faustkampf-Turnier der Olympischen Spiele von 388 v.Chr., unter
ihnen den amtierenden Olympiasieger Phormion aus Halikarnassos. Der Fall des Damonikos von Elis (12 v.Chr.) ist ebenfalls erwähnenswert, weil die olympische Korruption erstmalig einen "Funktionsträger" involvierte. Damonikos, Vater des
olympischen Ringers Polyktor, bestach Sosandros, damit dessen gleichnamiger Sohn den Olympiasieg Polyktor überließe.
Der wohl berühmteste Korruptions-Skandal im Weltsport
rankte sich wohl um die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2002 an Salt Lake City. Die Führung des dortigen
Bewerbungskomitees um den Vorsitzenden Tom Welch und
seinen Stellvertreter Dave Johnson soll Mitglieder des IOC mit
Reisen, Immobiliengeschäften, Barzahlungen und sonstigen
Vorteilsgewährungen wie z.B. Aufenthaltsgenehmigungen
und Uni-Stipendien für Angehörige im Wert von rund 1,2
Mio. US-Dollar beeinflusst haben. Freilich dürfte das US-
20
nicht wiederholt. Allerdings gelang es im Jahr 2004 britischen
Journalisten, die sich als Unterstützer der Londoner Olympiabewerbung für 2012 ausgaben, das IOC-Mitglied Ivan Slawkow vor versteckter Kamera zur Einwilligung in einen Stimmenkauf zu bewegen. Slawkow wurde von der IOC-Exekutive
suspendiert.
Die Spiele von Salt Lake sind mit einem weiteren Korruptionsfall behaftet. Die französische Schiedsrichterin Marie-Reine Le
Gougne hat den Russen Yelena Berezhnaya und Anton Sikharulidze eine unangemessen hohe Benotung zukommen lassen
und damit deren Olympiasieg im Olympischen Paarlauf gesichert. Im Gegenzug soll ein russischer Schiedsrichter den
Franzosen Marina Anissina und Gwendal Peizerat die Goldmedaille im Eiskunstlauf gesichert haben. Auch hier reagierten das IOC und die betroffenen Eislaufverbände schnell. Den
geschädigten Kanadiern Jamie Sale und David Pelletier wurde
vom IOC eine zweite Goldmedaille im Paarlauf verliehen.
Marie-Reine Le Gougne und der Präsident des französischen
Eislaufverbandes wurden für jeweils 3 Jahre gesperrt und von
den Olympischen Winterspielen 2006 ausgeschlossen. Ferner
hat der internationale Eislaufverband ein neues Bewertungssystem eingeführt, welches angesichts der Traditionsverhaftung dieses Verbandes als durchaus "revolutionär" bezeichnet
werden kann. Unter anderem wurden A- und B-Note zu
Gunsten einer einheitlichen Bewertung abgeschafft. Nun-
mehr bewerten 14 Preisrichter anonym, dann wählt ein
Computer 9 Noten per Zufall aus. Nach jedem Wettbewerbssegment wird die Notengebung überprüft. Eine "Judges´
Assessment Commission" untersucht die Notengebung jedes
Schiedsrichters auf Anomalien nach dem Grand Prix-Finale.
Fällt ein Schiedsrichter wiederholt mit einer fehlerhaften
Bewertung auf, werden seine Anonymität und Lizenz aufgehoben.
Der Skandal
um die olympischen Boxkämpfe von
1988 wurde
erst durch die
Offenlegung
der StasiAkten dokumentiert. Die
Kampfrichter
erhielten
demnach
Bestechungsgelder, damit
Koreaner als
Sieger hervorgehen. Hauptbetroffener:
US-Supermittelgewichtsboxer Roy Jones, der hinter dem
Koreaner Park Si-Hun "nur" Silber gewann. Der US-Boxer hat
seine Goldmedaille noch immer nicht zuerkannt bekommen.
Ein Ringrichter wurde - aber erst 1996 - lebenslang gesperrt,
und die Wertungsregeln wurden vergleichbar radikal geändert
wie im Eiskunstlauf.
Der damalige südkoreanische NOK-Präsident und zwischenzeitlich zum IOC-Vize avancierte Kim Un-Yong soll übrigens
bis vor kurzem Mitgliedschaften im NOK von Südkorea verkauft und dafür etwa 330.000 US-Dollar eingenommen
haben. Er wurde in Korea zu zwei Jahren Haft verurteilt und
von seinem IOC-Amt suspendiert.
Ach ja, schon fast vergessen: die Vergabe der Bauaufträge für
die Allianz-Arena in München. Karl-Heinz Wildmoser, Sohn
des damaligen Präsidenten des TSV München 1860, soll 2,8
Mio. Euro dafür erhalten haben, dass er ausschreibungsrelevante Informationen an die Alpine-Mayreder Bau-GmbH in
Salzburg gegeben hat. Diese Informationen ermöglichten es
der Firma, ihre Konkurrenten gezielt zu unterbieten und sich
den Bauauftrag über 280 Mio. Euro zu sichern. Die Firma
sieht ihre Zahlungen allerdings als branchenübliche Provision
an. Wildmoser sitzt zurzeit in Haft und wurde vom Staatsanwalt angeklagt.
Als im Dezember 2004 Vorwürfe aufkamen, das FußballZweitliga-Duell RW Oberhausen - Erzgebirge Aue solle beeinflusst worden sein, um damit Wettgelder zu erwirtschaften,
hatte der DFB seine anfänglichen Ermittlungen - gegen den
Widerstand betroffener Wettbüros - relativ schnell eingestellt.
Immerhin wollte der DFB prüfen, ob ein Wettverbot für
Profifußballer erlassen werden soll. Der Fall Hoyzer wird nun
wahrscheinlich zu drastischeren Maßnahmen führen, wobei
es im internationalen Sport gute Beispiele für eine effiziente
Korruptionsbekämpfung gibt. So sind Wetten für Athleten
(und Schiedsrichter) im US-Collegesport und im britischen
Pferderennen längst Gesetz, nachdem es dort über Dekaden
immer wieder zu Betrugs- und Korruptionsfällen kam; die
britischen Jockeys dürfen auf den Rennbahnen noch nicht
einmal Handys mitführen.
Die Aufzählung von Korruptionsfällen im modernen internationalen Sport ließe sich noch fortsetzen, wobei typischer
Weise Sportarten, bei denen es um hohe Geldeinsätze geht,
am häufigsten betroffen sind: Der leidgeprüfte Fußballsport
wurde allein im Jahr 2004 in Portugal, Tschechien und Südafrika von Korruptionsskandalen erschüttert. Es dürfte jedoch
lohnender sein, sich der Korruption ein wenig grundsätzlicher
zu nähern.
Unter Korruption im Sport wird im Falle von Athletinnen und
Athleten ein Verhalten verstanden, bei dem diese nicht den
sportüblich hohen Einsatz zur Erringung eines sportlichen
Sieges oder Ranges leisten und anderen Athleten diesen
vorsätzlich überlassen, weil sie hierdurch finanzielle oder
andere Vorteile von einer bevorteilten Person für sich, etwaige Bekannte oder nahe stehende Institutionen erhalten oder
erhoffen.
Bei Funktionsträgern wird unter Korruption die Ausübung
eines Amtes verstanden, bei welcher diese die ihnen übertragenen Aufgaben bewusst nicht entsprechend den Zielsetzungen und moralischen Werten des Verbandes, des Wettkampfsportes im Allgemeinen und/oder der Gesellschaft, in welcher
sich der Sport bewegt, erfüllen. Die bei den Athleten genannten Vorteile sind auch hier die Motivation. Die Ausprägung
der Korruption von Funktionsträgern ist allerdings weiter
gefächert. Anzutreffen sind neben den Manipulationen von
Wettkampfergebnissen insbesondere korrupte Managemententscheidungen über
- die Austragungsorte von wichtigen Wettkämpfen,
- die Vergabe von (Fernseh-)Sportrechten,
- die Ernennung bei (Ehren-)Ämtern und
- die Beauftragung von Sportstättenbaumaßnahmen.
Allerdings bleibt es trotz dieser Abgrenzungen in vielen Fällen
schwierig, von eindeutig korruptem Verhalten zu sprechen.
Dies liegt zum einen daran, dass Korruption von Nation zu
Nation unterschiedlich ausgelegt wird. Ein Beispiel hierfür ist
21
die Vergabeentscheidung der Fußball-WM 2006 nach
Deutschland. Hier gibt es Vorwürfe, es sei mit Hilfe der Vereinbarung von Freundschaftsspielen des FC Bayern München
mit Mannschaften aus Thailand, Tunesien, Trinidad und Malta
nachgeholfen worden, für welche ferner lukrative FernsehLizenzverträge zu Gunsten der fremden Verbände abgeschlossen wurden. Der Fall veranschaulicht das Spannungsfeld
zwischen "international üblichen" (Franz Beckenbauer)
Freundschaftsgesten und einer puristischen Auslegung eines
sauberen Verhaltens.
Zum anderen wandelt sich der Korruptionsbegriff im Lauf der
Zeit mit den allgemeinen Wertevorstellungen und mit den
Regeln im Sport: Obwohl schon 1904 bei der Tour de France
"Teams" existierten, gab es eine klare Anweisung, die einen
"reinen Kampf der Einzelfahrer" vorschrieb. Lucien Pothier
und Bruder César Garin überließen dem Teamkollegen Maurice Garin dennoch den Gesamtsieg und begnügten sich mit
Platz zwei und drei. Die Höhe der Vergünstigung ist unbekannt. Vier Monate nach dem Ende der Tour wurden alle drei
Fahrer vom französischen Fahrradbund disqualifiziert und
Henri Cornet zum Sieger erklärt. Im Gegensatz zu damals ist
heute ein Fahren der einzelnen Fahrer "für den Kapitän" des
Rennstalles bei der Tour selbstverständlich, allen bekannt und
regelgerecht. Bei anderen Sportevents wird solches Verhalten
von der Gesellschaft (noch) nicht akzeptiert.
Beispiel hierfür war die "Stallorder" bei der Scuderia Ferrari,
beim Formel 1 - Grand Prix von Österreich 2002, als Rubens
Barrichello seinen Teamkollegen Michael Schumacher kurz
vor dem Ziel passieren ließ. Eine solche "Stallorder" kann mit
Korruption insofern in Zusammenhang gebracht werden, als
dass mit deren Befolgung ein Sportler auf eine bessere sport-
22
liche Platzierung verzichtet, um sich seinen Arbeitsplatz zu
erhalten. Die Stallorder ist inzwischen in der Formel 1 verboten.
Die Abgrenzung korrupten Verhaltens anhand der obigen
Beschreibung ist jedoch nicht nur auf Grund regional unterschiedlicher Verhaltensweisen und/oder des allgemeinen
Wertewandels problematisch. So könnte erstens die Praxis der
allermeisten der (inzwischen 27) Welt-Profiboxverbände und
deren Funktionäre korrupt genannt werden, Weltranglistenplätze zu verkaufen und/oder Titelkämpfe mit nicht gelisteten
Athleten gegen (Schmiergeld-)Zahlungen anzusetzen. Allerdings nur, wenn diese als "normale" Sportverbände angesehen würden, bei denen es darum geht, systematisch die
besten Athleten in Wettkämpfen zu ermitteln. Werden solche
Verbände hingegen als Unternehmen gewertet, die ihr Einkommen und das ihrer Mitglieder unter anderem dadurch
maximieren, dass sie gegen Entgelt Sport-events mit (fernseh-) zuschauer- und sponsorträchtigen Athleten an geeigneten Orten auf der Grundlage von "Ranglisten" inszenieren,
können die genannten Zahlungen auch als übliche Einnahmeart angesehen werden.
Auch sollte zweitens erwähnt werden, dass Sportvereine und
-verbände durchaus auch in Deutschland im Zuge einer
"modernen Public Relations"-Arbeit dazu neigen, Medien und
Journalisten in einer potenziell korrumptiven Weise zu
behandeln. Sogenannte "PR-Anzeigen", also bezahlte Artikel,
die jedoch nicht von normalen redaktionellen Beiträgen
optisch oder anderweitig abgegrenzt werden, sind insbesondere im Zusammenhang mit großen Sportveranstaltungen
üblich. Ausgewählte Journalisten, deren Veröffentlichungen
anschließend durchaus beobachtet werden, fliegt man in
Sponsorenflugzeugen zu Wettkämpfen und bringt sie auf
Sponsorenkosten großzügig unter.
Die Deutsche Telekom bzw. ihre Tochter T-Mobile engagierte
gleich den ARD-Sportchef Hagen Bossdorf bis einschließlich
2004 als "Berater". Der ARD-Berichterstattung über das TMobile-Team bei der Tour de France dürfte dies zumindest
nicht geschadet haben. Maßnahmen der Staatsanwaltschaft,
des Presserates oder Anderer sind nicht bekannt. Vielleicht
haben sich die deutsche Öffentlichkeit und die deutschen
Medien mit ihren Moralvorstellungen an die auch sonst nicht
zimperliche Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Telekom
gewöhnt. Erstaunlich nur, dass den Nebeneinkünften deutscher Politiker so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Insgesamt muss festgehalten werden, dass Korruption im
Sport keine Einzelfallerscheinung ist. Angesichts von Schätzungen, dass höchstens 5% der Korruptionsfälle aufgedeckt
werden, ist die Korruption für den Sport mit seinem Primat
des fairen, pädagogisch vorbildlichen Wettkampfes damit von
ähnlicher Problematik wie das Doping.
Dennoch darf dies nicht in die Richtung interpretiert werden,
dass die Korruption im Sport zunimmt. Es ist zu beachten,
dass auf Grund der verbesserten Archivierungs- und internationalen Kommunikationstechnologien auch über die Korruption im Sport die Informationen besser verfügbar werden.
Klare empirische Belege zur These einer verstärkten Korruption im Sport liegen jedenfalls bisher nicht vor.
hinaus geht. Vielmehr setzt sich die Auffassung durch, dass
die These von der Korruption in Wirtschaft und Politik als
Ausnahmefall nicht mehr haltbar ist. Zudem scheint - ohne
dass dies eine Entschuldigung sein soll - auch die Höhe der
Bestechungsgelder im Sport kleiner zu sein als in anderen
Bereichen, wo inzwischen bis zu 30% der Summe des Auftrages erreicht werden, der "an Land gezogen" werden soll. (Die
50.000 Euro für Hoyzer stellen gerade rund 2% der wohl
vereinnahmten Wettgelder dar.) Angesichts der vielen täglichen Sportbegegnungen in der Welt relativieren sich die
nachgewiesenen Korruptionsfälle im Sport nochmals.
Selbst das Ausmaß der IOC-Korruption Ende der letzten
Dekade relativiert sich: Nach intensiven Ermittlungen wurden
keine 10% der IOC-Mitglieder bestraft; der überwältigende
Teil der etwa 100 Mitglieder hat sich korrekt verhalten. Und
die wenigen, damals bestraften IOC-Mitglieder können durchaus auch als Beispiel dafür genommen werden, dass die
konkrete Be- und Verurteilung der Korruption oft auf Probleme stößt. Immerhin wurde die Anklage des US-Justizministeriums gegen die genannten ehemaligen Chefs des Bewerbungskomitees von Salt Lake City vom US-Bundesgericht in
Utah zurückgewiesen.
Ein Freispruch erster Klasse. Vielleicht war der berühmteste
Korruptionsfall des Sportes keiner. Vielleicht sind die Gesetze
nicht hinreichend gut. Vielleicht sollten gegen die Korruption,
die wie kaum eine andere Form der Kriminalität ökonomisch
bestimmt ist, verstärkt ökonomische Gegenmaßnahmen
eingesetzt werden.
Auch dürfen die obigen Beispiele nicht als Indiz dafür
genommen werden, dass die Korruption im Sport über diejenige in anderen Bereichen menschlichen Zusammenlebens
23
Sportliche Überläufer
er Sportfreund hier zu Lande liebt das Mannschaftsspiel
mit dem Ball. Es ist wie sein Alter Ego, in ihm erkennt er
seine besten Seiten wieder: Deutsche Tugenden regeln den
Sieg. Fußball ist für ihn Obsession. Handball reklamiert er gar
als seine Erfindung, obwohl, wie in diesem Heft zu lesen ist,
das nur der halben Wahrheit entspricht. Hockey verehrt er
zumindest im Vierjahresrhythmus, der meist zuverlässigen
Medaillengewinne wegen bei Olympia. Mit den Überseeimporten Basketball und Volleyball hat er sich erst arrangieren
müssen, wobei die Nachhilfe des Würzburger Hünen Dirk
Nowitzki zuletzt gut angeschlagen hat. Nur Wasserball
scheint seine Sache nicht zu sein. Zu wenig bodenständig für
den Deutschen?
D
Vom Fußball abgesehen ist die Zuneigung zu den anderen
Spielen naturgemäß stark abhängig vom Erfolg bei Olympischen Spielen. Als 1996 und 2000 nur der Fußball dort Lorbeer erntete, ging das Wort von der Krise um - die, bitte
schön, bis 2004 zu beheben ist. Aus Athen konnte Vollzug
gemeldet werden: Vier Medaillen gab`s, das Gold der Hockeyspielerinnen glänzt bis heute.
Über die naheliegenden Gründe für den Aufschwung werden
die Experten zu berichten wissen. Weiter hergeholt könnte
der Nachschub angeführt werden, den die Teams von der
Leichtathletik erhalten, der Mutter aller sportlichen Betätigung. Sportler, die hier ihre Basis haben, besitzen all die
Stärken, die im Mannschafts-Ballsport gefragt sind: Schnelligkeit, Sprungkraft, Beweglichkeit - aber oft nicht die Geduld
für den langen, mühsamen Weg nach oben. Der jährliche
Aderlass der Leichtathletik ist deshalb beträchtlich und der
Absprung zu trendigen Disziplinen und zum "bequemeren"
Teamsport die Folge. Zu Hunderten sind mittelmäßig begabte
Leichtathleten übergelaufen, und selbst Koryphäen, deutsche
Jugendmeister, fanden ihre eigentliche Bestimmung im
Mannschaftssport: Die Kugelstoßerin Birgit Palzkill stieg zum
Kapitän der Basketball-Nationalmannschaft auf, Weit- und
Dreispringer Hans-Peter Briegel feierte als Fußball-Internationaler Triumphe und Speerwerfer Dieter Scherrenbacher als
Handball-Bundesligist. Weil sich das Problem nicht lösen
lässt, dürfen sich die Ballspielklubs freuen: Ihr Zufluss von der
Leichtathletik versiegt nicht.
Michael Gernandt
Handlungsbedarf im Kulturgut Sport
D
en Begriff "Kulturgut Sport" nehmen viele in den Mund.
Das ist auch richtig so. Denn in Zeiten der Sparattacken
auf die Kultur ist jede Stimme für dieses "Überlebensmittel",
wie es einmal der Sportfreund August Everding ausgedrückt
hat, notwendig, um gegen den Abbau zu protestieren. Indes,
allein Bekenntnisse zum Kulturgut Sport, das für manche
eher von den teuren Beinen einiger Profikicker verkörpert
wird, reichen nicht aus. Immer wieder muss der Öffentlichkeit
und vor allem den (weg)rationalisierenden Funktionsträgern
nachdrücklich klar gemacht werden, dass das Kulturgut Sport
in seinen vielen Facetten gesichert und den Menschen
zugänglich gemacht werden muss, um das Blickfeld zu schärfen und entscheidende Profile des Sports sichtbar zu machen.
Auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen haben sich jüngst
Entwicklungen angebahnt, die für einen Hauch Hoffnung
sorgen. Das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln ist
als gemeinschaftliche Verpflichtung des deutschen Sports
unter Willi Daume mit Unterstützung des Bundes, des Landes
Nordrhein-Westfalen und der Stadt Köln auf den Weg
gebracht worden. Wenngleich dieses Museum wie kaum ein
anderes Institut in Deutschland den höchsten Einnahmeanteil
aus dem Verkauf von Eintrittskarten erreicht, bleibt es auf die
24
solidarische Hilfe aus dem Sport angewiesen. Den Löwenanteil tragen das NOK, der Landessportbund Nordrhein-Westfalen und der DSB. Eine aufgetretene Finanzierungslücke wird
nun von den Landessportbünden geschlossen. Sie anerkennen
im Museum eine nationale Gemeinschaftsaufgabe - ein
konkretes Ja zum sichtbaren Kulturgut Sport, zugleich ein
Vertrauensvorschuss auf die zukünftige Entwicklung des
Museums.
Eine gerade erschienene kommentierte Bibliographie "Fußball
als Kulturgut" ist mehr als selbstbestätigende Bestandsaufnahme; im Gegenteil: Dieses Buch zwingt zum Nachdenken,
ob das gern so dahin geschwätzte Wort vom Kulturgut sich
im Alltag gegen Torjubel, Fanatismus, Starkult und Geschäft
behaupten kann und wirklich ein gesamtgesellschaftliches
Phänomen darstellt. Diese Auseinandersetzung ist unabdingbar, wenn im Zeichen der Fußball-WM 2006 zwar das Kulturgut als Legitimation für die Subventions-Millionen beschworen wird, aber im sozialen Bewusstsein ins totale Abseits
verschoben wird.
Hans-Dieter Krebs
OF-KOMMENTAR
Gesundheitsstützpunkt Der Sport muss Sport
Sportverein
bleiben
ie Volksweisheit, dass der Fortschritt eine Schnecke ist,
findet vor allem in der Politik vielfache Bestätigung. Ein
geradezu leuchtendes Beispiel liefert das aktuelle Geschehen
um die Gesundheitsreform. Das Präventionsgesetz, zur Zeit
auf dem Weg durch die politischen Instanzen, wurde von
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt höchstpersönlich
mit einer sportlichen Empfehlung bedacht. Vorsorge nach
dem Vorbild der Trimm-Aktion wünscht sich die Ministerin.
Und damit hat sie gleich mehrfach in Schwarze getroffen.
War es doch die groß angelegte Fitness-Kampagne des Deutschen Sportbundes, die vor mehr als drei Jahrzehnten den
unschlagbaren Gesundheitsfaktor "Bewegung" ins öffentliche
Bewusstsein hievte. Und bereits damals wurde - wie zum
Hohn auf alle nachfolgenden Diskussionen - das "Grüne
Rezept" zu einer zentralen Trimm-Botschaft .
D
Genau da sind wir - apropos Fortschritt - heute wieder angelangt. Sport und Spiel fehlen mittlerweile in keinem Leitfaden
für eine gesunde Lebensweise. Sie haben Eingang gefunden
ins Komplett-Repertoire moderner Daseins- Vor- und Fürsorge. Vom Kindergarten bis ins Altenheim sollten und müssten
die Segnungen des Gesundheitselixiers Sport eigentlich
reichen. Der fachlich fundierten Argumentationskette ist
jedenfalls nichts mehr hinzuzufügen. Andererseits liefert der
Wohlstands-Alltag immer häufiger Besorgnis erregende
Fakten: Bewegungsmangel-Erscheinungen und falsche Ernährung schon im Kindes- und Jugendalter, Anti-Sport-Karrieren
wider besseres Wissen und gegen jede Vernunft in späteren
Jahren mit den entsprechenden Folgen.
Beispielsweise der, dass die Krankheitskosten der Deutschen
inzwischen 250 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Ob das
neue Präventionsgesetz nun Wunder bewirken und die Kostenexplosion spürbar eindämmen kann, wird sich erst mittelund langfristig zeigen. Aus der Sicht des Sports reagiert man
immerhin mit gedämpftem Optimismus auf die Tatsache, dass
sein Vorsorgepotenzial wenigstens bescheidene gesetzliche
Berücksichtigung fand. Nicht nur parteipolitische Kritiker
fragen sich allerdings, warum dieser Weg nicht wesentlich
offensiver beschritten wurde. Immerhin können von 90.000
Sportvereinen in Deutschland bereits mehr als 10.000 mit
ihren Güte- und Qualitätssiegeln Gesundheitskompetenz vom
Feinsten nachweisen - Tendenz steigend. Wer dieses flächendeckende und noch dazu sozialverträgliche Angebot nur
unzureichend nutzt, der bewegt sich - Grünes Rezept hin,
Fortschritt her - weiterhin im Schneckentempo.
S
port - die schönste Nebensache der Welt? Das war einmal, lang, lang ist's her. Als milliardenschwerer Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber für Zehntausende von Menschen ist der Sport inzwischen ein Tummelplatz für Juristen
geworden. Dies ist die Kehrseite der Professionalisierung und
Kommerzialisierung, aber auch ein Beleg für die zunehmende
Verrechtlichung in unserer globalisierten Gesellschaft. Für die
Sportverwaltung oder Sportwirtschaft im engeren Sinne kein
Problem, schwierig wird es allerdings dort, wo es eigentlich
"nur" um Sport gehen sollte.
Wenn der Europäische Gerichtshof über Nominierungen
entscheidet, die Siegerehrungen bei Olympia gleich reihenweise zu Makulatur oder Fußballspiele am Richtertisch
gewonnen werden, kann das leicht die Freude am unmittelbaren Erlebnis des Sports verderben. Auf welchen Sieg ist
denn noch Verlass? Die Verärgerung vieler Sportfans ist
verständlich, auch die Sorge der Verantwortlichen, man
müsse sich bei großen Sportereignissen künftig schon im
Vorhinein mit juristischem Sachverstand bestens ausrüsten,
um überhaupt alle Chancen wahrnehmen zu können.
Nicht immer kann das Recht ohne weiteres im Sport die
Ordnung wieder herstellen, ein wesentliches Element ist dabei
oft die Verfahrensdauer. So ist also ein Balanceakt nötig
zwischen sportlichen Anforderungen - "entscheidend ist auf
dem Platz" - und dem individuellen Interesse an rechtlich
einwandfreiem Ablauf. Letztlich ist es jedoch zu begrüßen,
wenn die Professionalisierung im Sport auch dazu führt, dass
die Führungspersonen weniger aus dem Bauch heraus entscheiden, sondern nach objektiven, rechtlich nachprüfbaren
Kriterien.
Wer in die Berufsfreiheit eingreift, muss der damit einhergehenden Verantwortung genauso gerecht werden wie z. B.
Präsidenten von internationalen Fachverbänden, die wirtschaftlich weitreichende Maßnahmen nicht einfach ohne
Rücksichtnahme auf Bestimmungen der Europäischen Union
treffen können. Damit der Sport Sport bleibt und nicht in
seinem Wesen beeinträchtigt wird, braucht es dann aber auf
allen Seiten Juristinnen und Juristen, die die sportlichen
Belange mit den rechtlichen Notwendigkeiten auf einen
Nenner bringen. Dem DFB-Sportgericht und allen anderen
Beteiligten ist das in Sachen des verpfiffenen Pokalspiels
Hamburger SV gegen Paderborn gerade eindrucksvoll gelungen.
Harald Pieper
OF-KOMMENTAR
Sylvia Schenk
25
Kipchoge Keino:
S
Eine olympische Ikone
im sozialen Auftrag
Von Robert Hartmann
elbst für Kipchoge Keino war
der Anruf ungewöhnlich.
Gegen Ende des Jahres 2003
rief ein junger Amerikaner an und
fragte, ob er sieben Jugendlichen
eine neue Heimat geben möchte.
Sofort, selbstverständlich. Er handle
im Auftrag der UNESCO. Zwar
unterhält der heute 65 Jahre alte
Kenianer in der Nähe der 250.000
Einwohner zählenden Stadt Eldoret
im Nordwesten eine große Farm,
Kazi Mingi oder "Viel Arbeit". Und er
besitzt ein Herz für Waisenkinder,
denn er hat schon weit über hundert groß gezogen, aber gleich so
viele auf einmal? Ausländer, die
weder Englisch noch Suaheli sprechen? Und dann auch noch Kindersoldaten aus dem Süden des Nachbarlandes Sudan! Dort mündete
gerade erst an Weihnachten 2004
ein 18 Jahre dauernder brutaler
Bürgerkrieg in einen Friedensabschluss zwischen den muslimischen
Machthabern in Khartum und den
nach Selbständigkeit strebenden
Christen und Animisten.
Kip zögerte keine Minute. Es wurden sogar neun Jungen, die wenige
Tage später zur Farm gebracht
wurden, darunter auch zwei kleine
Kinder, Jahrgang 1990 und 1992,
deren Vater ein Offizier der Befreiungsarmee und im Krieg gefallen
war. Wohin mit seinen Söhnen?
Jade, der Amerikaner, erzählte, dass
er sich kaum traute, den berühmten
früheren Sportler erneut anzurufen.
"Mir wurde überhaupt erst später
gesagt, wer dieser Mister Keino war,
den ich da am Telefon hatte. Mir
schlug das Herz bis zum Hals, und
dann sagte er einfach nur: ‚Okey'."
Zu seinem Standard-Repertoir
gehören zwei Sätze, wenn er wieder
einmal nach seinem ungewöhnlichen sozialen Engagement gefragt
wird. Sie heißen: "Wir kommen mit
nichts, und wir gehen mit nichts"
und "Wir teilen, was wir haben."
26
Seit dem Jahr 2000, als Kipchoge Keino in Sydney vom
Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zum Mitglied
gewählt wurde, mit den Bürgen Thomas Bach und Prinz
Alexander der Niederlande - es scheint, als halte sich jeder
viel zu Gute für seine Freundschaft mit dieser afrikanischen
Ikone: Olympiasieger in Mexico 1968 und München 1972
über 1.500 m und 3.000 m Hindernis - ist der Mann vom
Millionenvolk der Nandis offensichtlich der älteste Nomade
der Welt. Im April 2002 nahm er sogar am Londoner Marathon teil, nur um Geld zu sammeln. Für andere Bedürftige.
3.000 Pfund kamen zusammen. Soviel zu seinem großen
Herz.
Jacob Odeng, Jahrgang 1987. Früherer Kindersoldat. "Mit
neun büchste ich von daheim aus. Ich kam für neun Monate
in ein Trainingslager im Norden von Uganda. Als wir in
unsere erste Schlacht zogen, waren wir 1.700 Kinder. Tausend starben sofort." Er war also zehn, und er war schon ihr
stellvertretender Kommandeur. Sein Vorgesetzter war 15 und
wurde sofort getötet. Jacob verbrachte die Jahre 1996 bis
2003 im Krieg. Er erzählte, dass eine Mutter seines Dorfes
ihre vier Söhne nicht von der Kriegsbegeisterung abbringen
konnte. "Alle starben. Sie ist darüber verrückt geworden."
Jacob und seine sechs Freunde standen mindestens drei
Jahre lang unter Waffen. Nie ein Dach überm Kopf, nie ein
Schluck Milch, aufgewachsen ohne Elternliebe. Jade sagte, es
habe einige Wochen gedauert, bevor der erste Junge ihn
anlächelte. Es war der Jüngste, der sich traute, Tabaan.
Irgendwann waren sie auch zu ersten körperlichen Berührungen fähig.
Nach über einem Jahr auf der Kazi Mingi-Farm verblüffen
die Veränderungen. Zum ersten Mal besuchen sie eine richtige Schule. Daheim im sudanesischen Kriegsgebiet entspricht
der höchste Bildungsgrad dem Niveau eines Drittklässlers.
Unsere Gruppe wurde in Eldoret geprüft und je nach Intelligenz immerhin sofort in die Klassen vier bis sechs eingeschult. Primary-School. Ihre neuen Klassenkameraden waren
zehn, elf Jahre alt. Sie selbst sind heute zwischen 18 und 22.
Das Zusammenleben ist nicht einfach. In kürzester Zeit
lernten sie, die Arabisch sprechen, die neuen Fremdsprachen
Suaheli und Englisch. Sie können dem Unterricht so gut
folgen, dass ihre ersten Zeugnisse sehr vielversprechend
ausfielen. Kip ist glücklich. Sie rufen ihn "Daddy", und man
hat den Eindruck, als zählten sie zu seinen liebsten Kindern.
Vier von ihnen laufen fast täglich. Nur 300 m vom Haupthaus entfernt steht das Trainingscamp, das Kip im Namen
des IOC und des Weltverbandes der Leichtathleten errichtete,
1999. Sie befinden sich somit mitten im Läuferland. Wenn
man den Bogen weiter spannt, befinden sich neunzig Prozent der kenianischen Weltklasseläufer in einem Umkreis von
nur hundert Kilometern. Auf Kazi Mingi lebt Hezekil Kemboi,
der Olympiasieger über 3.000 m Hindernis in Athen 2004.
Zwei Kilometer entfernt steht eine Farm des 3.000-mWeltrekordlers Daniel Komen. Die Sudanesen trainieren auf
einer von ihm und Kips Sohn Martin errichteten 1.670 m
langen Grasbahn. Oder sie laufen nachmittags bis nach
Eldoret und zurück.
Anfangs kannten sie nicht die Streckenlänge und nicht die
Zeiten, die sie erreichten. Einfach deshalb, weil sie keine
Uhren besaßen. Woher auch? Ich besorgte eine Stoppuhr,
wofür sie herzlichen Beifall spendeten, und am nächsten Tag
kam ihr Ältester, Hashim Sudi, und sagte freudestrahlend:
"Einundsiebzig Minuten." Die Länge kennen sie bis heute
noch nicht. Vielleicht 16 Kilometer. Die Mädchen auf der
Farm hatten erzählt, dass die Sudanesen nach jedem Auslauf
völlig erschöpft aufs Gras sanken und heftig nach Luft
rangen. Verrückt, nicht wahr. In Ermangelung eines Psychologen schienen sie ihre eigene Form gefunden zu haben, die
schlimmen Erlebnisse um Todesgefahr und nahem Tod auszuschwitzen. Das wird deutlich, wenn sie von ihren nächtlichen Albträumen sprechen. Abdul sagte zum Beispiel, er
fliege immer in den Himmel.
Es fällt auf, dass sie eine wunderbare Familie bilden. Ihre
vorgelebte Harmonie ist eines der Wunder, die Tag für Tag zu
beobachten sind. Auch die Weitläufigkeit des Geländes hilft
ihnen, zur Normalität zu finden. Und das helle Licht, das
beste Mittel gegen Depressionen. Die Farm liegt in einer
Höhe von 2.100 m.
Jetzt ist der Januar zu Ende gegangen, und wie erbeten,
bringe ich ihnen allen bei meinem neuen Besuch gebrauchte
Joggingschuhe mit und besonders auch ein englisch-sprachiges Trainingsbuch von Peter Coe, dem Vater des 1.500-mOlympiasiegers 1980 und 1984. Es sei das beste auf dem
Markt, sagte mir der Chefredakteur von Runner's World. Bei
einem Vierkilometer-Stadtlauf in Eldoret waren Mubarak
und Sudi im vorigen September Vierter und Elfter geworden.
Toll!
Als Anfang Januar IOC-Präsident Jacques Rogge in Kenia
war, gab sein Hausherr Kip bekannt, nach der KipkeinoPrimary-School am anderen Ende von Eldoret wolle er bald
eine Secondary-School bauen. Die Südsudanesen werden
den kürzesten Weg zu ihr haben. Ihr akademischer Ehrgeiz
ist schier unermesslich. Fünf wollen Ärzte werden, zwei
Lehrer. Sie verfolgen hohe Ziele. Und Kip bietet sich als ein
lebenssattes Vorbild an. Als er damals in Sydney zum neuen
IOC-Mitglied gewählt wurde, mit der höchsten Stimmenzahl,
sagt er: "Mir zitterten die Knie. Du weißt doch, woher ich
komme." In seiner Jugend hatte sich der Halbwaise seinen
Unterhalt mit dem Ausheben von Latrinen und Brunnen
verdient. Über Lebensläufe in Afrika kann man jetzt gerne
einmal nachdenken.
27
Zurück zu den Wurzeln oder Übersättigt
von Sporttrends und Sportevents
Von Bianka Schreiber-Rietig
ove over", röhrt Janis Joplin durch die Halle, und
die Musik bringt selbst müde Beine in Bewegung.
Trotz Atemknappheit versuchen einige, die da
rhythmisch Becken und Arme schwingen, mitzusingen. Ein
Hauch von Woodstock packt nicht nur die sportlichen Mittfünfziger auf dem Parkett, sondern auch jene, die sich mal
von der Bank aus anschauen wollen, wovon ihre Bekannten
so schwärmen: Bei Rock und Blues, Swing und Jazz kommt
mancher eingerostete Körper auf einmal in Schwung. Der
Schweiß fließt, der Muskelkater ist die ersten paar Mal
fürchterlich, aber die "Woodstock-Mover" können es nicht
lassen. Endlich haben sie etwas gefunden, was sie in jeder
Beziehung anspricht: Zu Musik aus ihrer Zeit ein entsprechendes Bewegungsangebot. Sie hatten die Nase voll vom
dumpfen Techno-Gestampfe, mit dem sie bei Workout- oder
Aerobic-Kursen vollgedröhnt wurden. Übungsleiterin Bettina
erzählt, dass sie und ihre Kollegen die ständige Fluktuation
gerade in diesen Altersgruppen nicht erklären konnten. Seit
sie dem Musikgeschmack der Klientel entsprechen, ist die
Bude voll. Für diese Gymnastik-Kurse des Vereins gibt es eine
Warteliste. Kleine Ursache, große Wirkung - Oldies als Animateure.
"
M
Seit Jahren wird auch der Sporttreibende zum ständigen
Konsumieren animiert, wird mit Trends und Trend-Sportarten,
die oft nur aufgepeppte Mogelpackungen sind, und angeblich
unverzichtbaren Neuheiten zugemüllt. Viele ärgern sich auch
über Verbände, die sich "für alles erwärmen, Lobbyarbeit für
andere machen und erst hinterher merken, was für ein Mist
das ist", wie ein Vereinsmitglied schimpft. Am Tanz um das
"Goldene Kalb Sport" will das Fußvolk so nicht mehr teilnehmen. Nicht nur aus finanziellen Gründen - auf Dauer kann
Sport treiben nämlich ziemlich teuer werden, wenn man "in"
sein will - wollen es viele heute wieder etwas schlichter.
Sein "Back-to-the-roots-Erlebnis" hatte der 63-jährige Bruno
Schinner vor zwei Jahren. Der passionierte Skifahrer war
mindestens dreimal im Jahr in Skiurlaub. Liftschlange, Berg
rauf, Berg runter, Liftschlange, ein bisschen Hüttenzauber. Das
war's. "Als ich da an Ostern wieder mal am Lift anstand,
wurde mir plötzlich klar, dass das eigentlich nicht das Skifahren ist, das ich gerne wollte. Ich bin nur runtergerast, hab'
28
von der Landschaft nichts
mitbekommen. Irgendwie
war alles plötzlich langweilig." Und er erinnerte sich an
seine Studentenzeiten, wo er
sich selbst den Berg hinaufgequält hat und die Abfahrt
genoss. Nun unternimmt er
mit dem Alpenverein geführte Touren und findet:
"Ich habe für meine Sportart, für mich selber und vor
allem für die Natur ein völlig neues und gutes Gefühl." Die
Begegnung mit der Natur suchen sportlich ambitionierte
Zeitgenossen wieder mehr und mehr.
Klettern an alten Fabrikmauern, an Türmen oder extra aufgebauten Kletterwänden ist als angeblich exzentrische Trendsportart Climbing für Solisten gestartet, aber die Trendsetter
finden sich dann oft als Seilschaften in den Bergen wieder,
wo sie nicht nur eine "Wand" bezwingen, sondern am Ende
auf dem Gipfel das Naturschauspiel genießen wollen. Immer
mehr Frauen haben einen Hang zum Berg, wie die Zuwachszahlen im Alpenverein zeigen. Und auch für Familien gibt es
mittlerweile preiswerte Angebote, wo sie neben sportlicher
Betätigung auch Flora und Fauna in luftiger Höhe genießen
können.
Wasserspiele wie Rafting wurden jahrelang als jugendlichdynamische Trendsportart vor allem von Fremdenverkehrsorten zelebriert. Nur was für echte Kerle und fitte Mädels, die
am besten auch noch Laufsteg-geeignet sind! Vor Jahren war
ein schnelles Motorboot die Leidenschaft von Bernd Klein.
Heute sitzt er in einem flotten Alt-Herren-Achter und fragt
sich manchmal, wie er eigentlich auf die Schnapsidee kam,
auf einem kleinen See mit einem Motorflitzer herumzurasen.
"Ich genieße das Rudern einfach. Ich bin hundemüde, wenn
ich aus dem Boot aussteige, aber ich habe Luft und Wind
noch immer in der Nase." Einige, die auf dem Ausflugsdampfer durch die Gegend schippern, entdecken plötzlich neue
Seiten ihrer unmittelbaren Umgebung. Und mancher landet
dann im Ruderboot oder Kanu und durchquert geheimnisvolle Kanäle. Auch ins Wasser - und zwar nicht ins gekachelte
Becken, sondern in der freien Natur wagen sich immer mehr,
die sich gerne mal als Langstreckenschwimmer versuchen
oder in heimische Gewässer eintauchen. Schwimmerin
Marion, die jeden Morgen in einem kleinen See trainiert,
genießt "vor allem die Ruhe und die Begegnung mit Enten
und Schwänen".
Ruhe statt Massenandrang suchen viele, die in ihrer Sportart
wieder zu den Wurzeln zurückkehren. Doch manchmal ist das
gar nicht so einfach, wie Susi Höfel feststellt. "Seit über
dreißig Jahren bin ich Walkerin. Ich habe in Skandinavien
diesen Sport kennen gelernt und damit weiter gemacht, als
ich zurückkam. Fragen Sie nicht, wie mich manche angeguckt
haben, wenn ich ihnen da Stock schwingend über den Weg
gelaufen bin." Heute schaut kaum noch einer hinterher, denn
Walker begegnen einem nahezu überall. Die 65-Jährige freut
sich zwar über die Entwicklung "ihrer" Sportart, aber mit
Bedauern stellt sie fest, dass es auch da mehr um Quantität
statt Qualität geht. Die Philosophie des Walkens werde gar
nicht richtig vermittelt. Susi hat in den letzten Monaten ihre
tägliche Strecke mehrmals verändert, "weil ich von den
Mengen, die da in den Wald stürmen, nicht überrollt werden
möchte".
Diejenigen, die gerne durch die Gegend laufen, müssen
manchmal das Weite suchen oder ganz früh am Morgen ihrer
Passion nachgehen, wenn sie gerne auch ihren Gedanken
nachhängen möchten. "An manchen Tagen hat man das
Gefühl, alle Welt hat Frauenzeitungen gelesen, wo Joggen
mal wieder als trendiger Bodyformer angepriesen wurde. Da
sind auf einmal Massen von Frauen unterwegs", sagt Claudia
Schmidt, die dann schon mal von ihrem Kurs abweicht und
sich in die Büsche schlägt.
Auch passionierte Radfahrer haben Horrorvisionen: Wochenenden, wenn smarte Banker und PR-Berater sich in den Sattel
schwingen und plötzlich zu durchgestylten Rennfahrern
mutieren und im Rudel alle niedermachen, die ihnen entgegenkommen oder sie überholen möchten. Auch Günther war
einer von ihnen, der aber heute lieber mit Familie und Picknickkorb auf dem Gepäckträger ins Wochenende radelt. "Den
absoluten Leistungsdruck, den die im Berufsleben jeden Tag
haben, setzen sie auf ihren Rennmaschinen fort. Da ist ein
unbändiger Ehrgeiz, der nicht selten bei uns in der Gruppe
immer mit Ärger endete. Das war mir einfach zu blöd." Den
Spaß am Radfahren hat er nach wie vor - eben auf dem
Tourenrad, über das seine früheren Team-Kollegen als "Tanten-Fahrrad" lästern.
"Das mit der Ausrüstung", so ärgert sich nicht nur Günther,
"ist auch so ein Punkt, weshalb ich da ausgestiegen bin.
Teilweise wird ein ungeheuerer Markendruck
ausgeübt in solchen
Gruppen. Es muss immer
das Neueste, das Teuerste
sein. Was macht beispielsweise eine vergoldete Fahrradkette für
einen Sinn?" Und die
Konzentration mehr auf
das Äußere als auf Bewegungsabläufe und den
Gesundheitsaspekt
brachte schon einige
Akteure ins Straucheln: Etwa die Läuferin, die sich beim
Joggen die Lippen nachziehen wollte, dabei die entgegenkommende Frau mit angeleintem Hund übersah und unelegant zu Boden ging: Knöchelprellung und ausgerenkte Schulter waren die schmerzhaften Folgen der völlig deplazierten
Make-up-Aktion. Manche Akteure, so hat eine Reihe von
Wissenschaftlern und Freizeitforschern in ausführlichen
Studien festgestellt, verwechseln Sportlichkeit mit sportivem
Lebensstil: Mit einem teueren Trainingsanzug ist man noch
keineswegs sportlich. Sportives Aussehen kann man kaufen,
Sportlichkeit nicht. Leider vergessen das viele.
Sport wird hauptsächlich nach wie vor von Industrie und
Werbung unter dem Aspekt Jugend, Schönheit, Fitness verkauft. Dabei gehen viele, vor allem die immer größer werdende Zahl der über 50-Jährigen, ihre eigenen Wege: In erster
Linie kümmern sie sich um die Bewegung und den daraus
resultierenden Effekt für Körper und Seele und nicht um
aufoktroyierte Trendumsetzung, um nicht als Outsider aus der
uniformen Masse zu fallen. Es darf alles eine Nummer kleiner
sein.
Madeleine ist ein Sportfan, der nicht nur Sport treibt, sondern bisher auch gerne Zuschauerin war. Seit längerem sitzt
sie kaum noch vor der Glotze. "Diese ganzen so genannten
Mega-Events sind für mich nur noch Verkaufsmessen für
Produkte und Menschen, die mich an modernen Sklavenhandel erinnern. Auch die Art der Präsentation durch Journalisten, die eigentlich kritische Begleiter und nicht Verkaufsvertreter sein sollen, nervt mich." Madeleine hat noch eine
Möglichkeit gefunden, den Ursprung körperlicher Bewegung
umzusetzen: Sie bearbeitet Holz, und eigene BewegungsErfahrung findet sich in Plastiken wieder.
Übersättigt von Sportevents und Sporttrends, versuchen
mittlerweile viele, sich auf den ursprünglichen Sinn des
Sporttreibens als homo ludens zu konzentrieren - Freude an
Bewegung und Ertüchtigung. Also zurück zu den Wurzeln:
Die Bewegungs-Reise in der Halle endet gerade - mag es
Zufall sein - mit einem Hit der Rolling Stones: "Satisfaction".
29
E
inen "Sprint" kennt jeder … der im Sport schon mal
versucht hat, eine kürzere Strecke möglicht schnell
zurückzulegen, sei es laufend, Rad fahrend, schwimmend oder auf andere Art. Seit ein paar Wochen hat der
Sprint im Sport eine neue zusätzliche Bedeutung mit weiter
öffentlicher Resonanz erhalten: Die "Sprint"-Studie sollten
seitdem all diejenigen wenigstens vom Hörensagen kennen
oder kennen lernen, die irgendwo und irgendwie im Lande
Verantwortung für den Schulsport tragen, sei es als Sportlehrkraft "vor Ort", sei es als Schulleitung oder in der Schulverwaltung bis hinein in die ministeriellen Etagen. Die
Bezeichnung "Sprint" steht nämlich als - sicher nicht
gleich auf Anhieb erkennbare - Abkürzung für den
"Sportunterricht in Deutschland". Dahinter verbirgt
sich eine bundesweit angelegte empirische Studie als
erste Bestandsaufnahme über die aktuelle Situation
von Sportunterricht bzw. Schulsport in Deutschland,
deren erste Ergebnisse medienwirksam kürzlich in
Berlin vorgestellt wurden.
Vordergründig könnte man vermuten, "Sprint" sei nun
die sportliche Antwort auf PISA, wo der Sportunterricht bekanntermaßen aus welchen Gründen auch
immer als Unterrichtsfach nicht berücksichtigt wurde.
Doch diese Vermutung ist gleich in mehrfacher Hinsicht völlig falsch: Abgesehen davon, dass es sich bei
"Sprint" um keinen internationalen Vergleich mit
anschließendem Länder-Ranking handelt, bei dem
irgendwelche motorischen Fertigkeiten oder andere
Sport bezogene Kern-Kompetenzen von Schülerinnen
und Schülern getestet bzw. abgefragt und dann in eine
Rangfolge gebracht wurden, besteht beispielsweise ein
eklatanter Unterschied zwischen "Sprint" und PISA in der
Urheberschaft. Die "Sprint"-Studie wurde nicht von den in
unserem Lande für Bildung und Erziehung zuständigen
Kultusministerien in Auftrag gegeben, sondern sie kam auf
Initiative des Deutschen Sportbundes (DSB) zu Stande, nachdem es kurzfristig gelang, in Verbindung mit dem Nationalen
Olympischen Komitee für Deutschland (NOK) die deutschen
Bewerberstädte für die Olympischen Spiele in Deutschland
2012 (Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart
sowie Cuxhaven, Kiel, Lübeck und Rostock) anteilmäßig zur
Finanzierung dieses groß angelegten Forschungsprojektes
zusammen mit dem DSB selbst zu gewinnen.
Dabei hat der Deutsche Sportbund seit seiner Gründung als
Träger der gemeinnützigen Sportbewegung in unserem Lande
stets und in unterschiedlicher Hinsicht Mit-Verantwortung
für den Schulsport übernommen, ohne jedoch dessen staatliche Zuständigkeit im Rahmen der Kulturhoheit der Länder
dabei in Frage stellen zu wollen. In partnerschaftlicher
Zusammenarbeit wurden beispielsweise immer wieder richtungsweisende Initiativen seitens des DSB auf den Weg
gebracht - sei es in bildungspolitischen Erklärungen, den
30
Aktionsprogrammen und Aktionsbündnissen für den Schulsport oder zuletzt mit dem sogenannten Orientierungsrahmen zum Schulsport aus dem Jahre 2000. In diese bunte
Reihe von schulsportpolitischen Aktivitäten des DSB reiht sich
im Grunde nun die erste nationale Schulsport-Studie ein.
Dabei ist sie wegen Anfangs fehlender "Sponsoren" wahrlich
nicht im Sprint auf den Weg gebracht worden: "Sprint" hatte
schließlich eine rund zwölfjährige Vorlaufzeit, bis endlich
sämtliche Forschungsaufträge an mehrköpfige Teams von
Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftlern in
Augsburg, Essen, Frankfurt, Köln, Magdeburg und Paderborn
Zukunftsweisende
Impulse für einen
"besseren" Schulsport
Detlef Kuhlmann
unter der koordinierenden Federführung von Prof. Dr. WolfDietrich Brettschneider (Universität Paderborn) vergeben
werden konnten, der sich schon in der Vergangenheit durch
mehrere größere Studien zum organisierten (Jugend-) Sport
bundesweit und international einen Namen gemacht hat.
Die Projektaufträge von "Sprint" basierten auf einer vom DSB
frühzeitig erstellten Rahmenkonzeption, die durch acht
sogenannte Module gekennzeichnet war, für die jeweils ganz
bestimmte Forschungsleistungen erbracht werden sollten.
Dabei ging es darum, den Schulsport einerseits möglichst
differenziert aus unterschiedlichen Perspektiven zu erfassen,
aber zugleich auch in überschaubare Untersuchungsteile zu
zerlegen: also auf der einen Seite den für alle Schülerinnen
und Schüler verpflichtenden Sportunterricht zu untersuchen,
aber auf der anderen Seite die Angebote des eher freiwillig
stattfindenden außerunterrichtlichen Schulsports nicht zu
vergessen. Die Sichtweisen der Schülerinnen und Schüler im
Schulsport waren genauso gefragt wie die der unterrichtenden Sportlehrkräfte. Ein weiteres Modul galt der Bestandsaufnahme programmatischer Grundlagen für den Schulsport,
wie sie durch Richtlinien und Lehrpläne in den einzelnen
Bundesländern vorgegeben sind - pauschal gefragt: Wann
wird was mit welchen Zielen wo unterrichtet? Schließlich
sollten noch die tatsächlich genutzten Sportstätten für den
Schulsport ermittelt und genauer inspiziert werden. Zu diesen
acht Modulen sind seinerzeit knapp hundert vorläufige Leitfragen formuliert worden, zu denen der DSB als Auftraggeber
verlässliche Antworten von "Sprint" erwarten würde.
Welche Ergebnisse hat die Untersuchung nun zu Tage befördert? Wir wissen jetzt nachweislich, dass der für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtende Sportunterricht nicht in
dem Umfang erteilt wird, wie er laut Stundentafel bzw. durch
die Lehrplanvorgaben der Kultusministerien der einzelnen
Bundesländer vorgesehen ist: Von 3 Stunden Sportunterricht
"auf dem Papier" werden rein rechnerisch nur 2,2 Stunden
tatsächlich pro Woche erteilt; besonders betroffen von diesem verminderten Umfang sind übrigens die Hauptschulen.
Was die Qualifikationen (die sogenannten Fakultas) der Lehrkräfte anbelangt, die an den Schulen das Fach Sport unterrichten, wissen wir nun ebenfalls nachweislich, dass beispielsweise in der Grundschule in einigen Bundesländern der
Sportunterricht bis zu zwei Drittel fachfremd erteilt wird. In
diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass vor allem
Berufsanfänger das Fach Sport ohne eine besondere Qualifikation unterrichten - ob auf eigenen Wunsch oder eher
unfreiwillig, sei dahingestellt.
Der Sportlehrer in Deutschland ist im Durchschnitt 45 Jahre
alt, die durchschnittliche Sportlehrerin ist zwei Jahre jünger.
Die populäre These von der Überalterung bzw. Vergreisung
der Kollegien an den Schulen erhält somit eine sportspezifische Ausformung. Allerdings lässt sich die für manche nahe
liegende Vermutung, dass die Sportlehrkräfte mit zunehmen-
dem Alter aus dem Sport flüchten und sich verstärkt um
einen Einsatz in ihrem anderen Unterrichtsfach bemühen, mit
den Ergebnissen von "Sprint" nicht untermauern. Bestätigt
wird aber die Annahme, dass der Sportunterricht für Schülerinnen und Schüler ein wichtiges und damit sehr beliebtes
Fach ist; lediglich 13 % halten ihn für unwichtig. Auch bei
Schulleitern und Eltern ist die Akzeptanz des Faches Sport
durchaus erfreulich hoch - pointiert formuliert: Schulleiter
schätzen ihn, und Eltern sind von seiner Bedeutung überzeugt. Und was die Ansprüche der Schüler an einen "guten"
Sportunterricht ausmacht, lassen sich wichtige Kriterien
"willentlich" nach "Sprint" nun so zusammenfassen: Sie
wollen sich anstrengen, sie wollen ihre Leistungen gewürdigt
sehen, sie wollen immer wieder Neues lernen, und sie wollen
ihr Können verbessern …
Diese und weitere Ergebnisse, die im Laufe dieses Jahres von
den beteiligten Sportwissenschaftlern erst noch vorgelegt
werden, sollen nun vor allem dazu dienen, in einen konstruktiven und wissenschaftlich gestützten Dialog mit all denjenigen einzutreten, die im Schulsport hier zu Lande Verantwortung tragen. Die DSB-"Sprint"-Studie gilt in der Geschichte
der Bundesrepublik Deutschland als bisher einzigartig. Sie ist
eine Premiere und bietet zugleich eine historische Chance, an
zukunftsweisende Impulse für einen "besseren" Schulsport in
Deutschland zu denken. So gesehen passt die Verkündung der
ersten Ergebnisse der Studie am Ende des Europäischen
Jahres der Erziehung durch Sport 2004 und zu Beginn des
UN-Jahres des Sports und der Leibeserziehung 2005 einerseits ganz gut in den Kalender, andererseits auch ganz gut in
die sport- und bildungspolitische Landschaft. Es könnte
nämlich auf diese Weise auch gelingen, mit "Sprint" an die
zahlreichen Debatten anzuknüpfen, die derzeit national,
regional und lokal Konjunktur haben: Schulprogramme,
Schulsportkonzepte, Bewegte Schule, Bildungsstandards,
Kerncurricula, Qualitätsentwicklung, Arbeitszeitmodelle für
Sportlehrkräfte, Ganztagsschulen und die Beiträge des
Sports … das sind nur einige Stichworte, zu denen sich mit
"Sprint" Anschlüsse herstellen ließen.
Dennoch sind Behutsamkeit und Bescheidenheit bei allen
Diskussionen angesagt, die jetzt über die alten und neuen
Erkenntnisse zur Situation des Sportunterrichts bzw. des
Schulsports in Deutschland geführt werden. Mit "Sprint"
allein ist es nämlich nicht getan: Das ist nicht die Zauberformel für die Lösung aller Probleme des Schulsports in
Deutschland - "Sprint" kann aber sehr wohl die bestehenden
Probleme des Schulsports sichtbar machen. Dabei darf nicht
vergessen werden: Wissenschaftliche Ergebnisse und politische Konsequenzen sind ohnehin stets zwei verschiedene
Paar Schuhe. Und gerade deswegen gilt: Für die nachhaltige
Umsetzung der Ergebnisse von "Sprint" ist wohl weniger
Schnelligkeit, sondern hauptsächlich Ausdauer gefragt ... aber
die kann man bekanntlich ganz gut trainieren.
31
Was macht eigentlich ...
Georg Thoma
Von Steffen Haffner
eorg Thoma hat für das Gespräch einen sinnträchtigen Platz vorgeschlagen. Im Georg-Thoma-Zimmer
des von ihm gegründeten Schwarzwälder Skimuseums in Hinterzarten sind die Erinnerungsstücke einer großen
Karriere liebevoll arrangiert. Natürlich die olympische Goldmedaille in der Nordischen Kombination, die der nur 1,68
Meter messende Sportler 1960 gewonnen hat. Jeweils ein
antik wirkender Langlauf- und Sprungski ist zu sehen, mit
denen der kleine Alemanne die Sensation von Squaw Valley
vor dem favorisierten Norweger Tormod Knudsen und dem
Sowjetrussen Nikolai Gusakow schaffte. Ausgerechnet im Tal
der Indianerin, wo der Karl-May-Liebhaber nun eine ähnliche
Großtat vollbrachte wie sein Idol Winnetou. Auf Knopfdruck
ertönt aus einem alten AEG-Radiogerät die Originalreportage
von der Siegerehrung in der kalifornischen Sierra Nevada. Der
Reporter, der in seinem Pathos an Herbert Zimmermann
erinnert, hat richtig beobachtet, dass Thoma das Zeremoniell
verlegen über sich ergehen ließ. "Ich bin da oben gestanden
andächtig wie in der Kirch'."
G
NOK-Präsident Karl Ritter von Halt hatte nach dem Wettkampf gesagt: "Thoma, Sie sind Olympiasieger. Ziehen Sie sich
um für die Siegerehrung." Der Schwarzwälder Bub wollte das
gar nicht glauben: "Die müssen sich verrechnet haben. Das
können doch nur die Norweger gewinnen." Auf dem Eisschnelllaufplatz haben sie den verdutzten Deutschen ganz
oben auf ein Schneepodest gestellt. "Da hab ich gedacht:
Mensch, das ist ja doch wahr. Jetzt musst du dich konzentrieren auf die deutsche Hymne. Das gibt's nur einmal in deinem
Leben." Wie irritiert war er aber, als die Kapelle eine ganz
andere Melodie spielte. "Hinterher habe ich zu Ritter von Halt
gesagt: ‚Die Amerikaner haben ja falsch gespielt. Das war
doch nicht unsere Hymne." Der NOK-Präsident hat ihn aufgeklärt, dass für einen Olympiasieger der gesamtdeutschen
Mannschaft Beethovens Freude schöner Götterfunken
gespielt wurde. Ein sportpolitischer Kompromiss.
"Jetzt war ich Olympiasieger. Von diesem Moment an war der
Georg nicht mehr der Georg. Ich hab's noch gemeint. Aber
32
ich hatte keine Chance." Ein für damalige Verhältnisse
unglaublicher Rummel brach los. Ganz Hinterzarten stand
Kopf, 20.000 Menschen feierten mit einem triumphalen Korso
ihr "Gold-Jörgli" im VW-Cabrio. Seine Mama, eine scheue
Frau, die sich nur widerwillig auf die Ehrentribüne hatte
platzieren lassen, raunte ihm zu: "Jörgli, was hettst denn du
da agestellt." Sogar Walter Ulbricht schickte ein Glückwunschtelegramm. Wie populär der kleine Schwarzwälder
war, zeigt die Tatsache, dass er im gleichen Jahr zum "Sportler des Jahres" gewählt wurde, noch vor Armin Hary, dem
100-Meter-Olympiasieger von Rom. Dem Trubel fühlte sich
Georg Thoma hilflos ausgeliefert: "Ich bin im Wald unter
Tieren aufgewachsen. Ich war zu leichtgläubig. Und so bin ich
von einem Fettnäpfchen ins andere reingetappt." Viele Jahre
hat der Onkel von Dieter Thoma, dem Weltmeister und
Mannschafts-Olympiasieger im Skispringen, gebraucht, um
sich mit seiner Rolle als öffentlicher Person zu arrangieren.
"Gewöhnt hab ich mich eigentlich nie so richtig dran."
Aber der Ehrenbürger von Hinterzarten, wo er noch am
ehesten er selbst bleiben darf, hat sich längst in die Pflicht
genommen. Der heute immer noch kernige Siebenundsechzigjährige, der sich mit seiner vom Kaiserstuhl stammenden
Frau Annemarie und seiner Adoptivtochter Marie-Luise samt
zweijährigem Enkelsöhnchen hier behaglich eingerichtet hat,
geht mit Prominenten auf Skitouren, hält, wenn auch widerstrebend, beim Sommer-Skispringen die VIPs bei Laune oder
unterhält mit alemannisch eingefärbten "Skigeschichten" (so
der Titel seiner CD), illustriert durch Dias und alte Filme, Gäste
im Skimuseum, führt Touristen zur Wildfütterung. Thoma
bezeichnet sich nicht als reich, ist aber dankbar dafür, dass er
mit seiner Familie gut leben kann. Seine Skischule hatte
zeitweise zwanzig Skilehrer. Er selbst hat die staatliche AlpinSkilehrerprüfung mit Bravour bestanden und unter Vater
Albert Thoma, "einem strengen Chef", ein harte Lehrzeit
absolviert. Ein überschaubares Ferienhaus "Georg Thoma"
sorgt für Einkünfte, während der Namenspatron mit dem
Skilift "Georg Thoma" wirtschaftlich nichts mehr zu tun hat.
Vier Patenkinder in Indien profitieren von dem Wohlstand.
Auch wenn die
Bäume nicht in
den Himmel
wuchsen, kommt
Georg Thoma sein
Aufstieg selbst so
traumhaft vor wie
die Karriere vom
Tellerwäscher zum
Millionär. Der
Siebenjährige
wurde für sechs
Jahre als "Hirtebub" auf den
Wunderlehof im
Feldberggebiet gegeben, der nicht einmal Strom hatte. Der
Vater war im Krieg. Die Mutter konnte die vier Jungen und
drei Mädchen nicht mehr allein ernähren. Der Kleine musste
mit seinem Heimweh fertig werden und mit der harten
Arbeit. Um vier, halb fünf jeden Morgen musste er aufstehen,
die Kühe melken, den Stall ausmisten, im Sommer die Sense
dengeln und Gras mähen, die Geißen hüten, im Fass buttern,
Brot backen. "Ich selbst hab oft nur den schimmligen Rest
gekriegt." Sein Jahresgehalt: 30 D-Mark. Auf dem Schulweg
von zwölf Kilometern (hin und zurück) lernte Georg Ski
laufen und holte sich die Zähigkeit, die ihm später im Wettkampf zugute kam. Im Sommer musste er die Strecke barfuß
zurücklegen. Für Schuhe fehlte das Geld. Aus seinem Wunsch,
Zimmermann zu werden, wurde wegen der geringen Körpergröße von 1,68 Meter nichts. Stattdessen führte er als Holzfäller wiederum ein strapaziöses Leben.
im Hochschwarzwald seine Kondition für den Olympiasieg, im
Sommer mit dem Fahrrad, im Winter auf Ski. Längste Strecke:
32 Kilometer. Bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck
1964 wurde Thoma Dritter: "Ich konnte damit leben, hätte
leicht auch nur Achter oder Zehnter werden können. Doch
das Umfeld war enttäuscht. Die Presse hatte mich zum Favoriten hochgeschrieben." Seine schönsten und ihm wichtigsten
Erfolge erkämpfte der Hinterzartener in Skandinavien. Vier
Mal hintereinander gewann er am Holmenkollen vor den
Toren von Oslo den Königspokal als bester Nordischer Kombinierer, 1966 damit zugleich den Weltmeistertitel nach einem
dramatischen Kampf mit dem aufstrebenden Allgäuer Franz
Keller, dem Olympiasieger von Grenoble 1968. Es sollte Thomas letzter Auftritt als Spitzensportler sein.
Die Wende zum Guten kam mit dem Sport. Die Kinder bauten
sich ihre Sprunghügel, malten sich Startnummern und wagten die ersten Sprünge: "Ich war immer der Sepp Kleisl oder
der Sepp Weiler." Mit zwölf hat er seinen ersten Wettkampf
gewonnen. "Der erste Preis: ein Wurstbrot, das besonders gut
geschmeckt hat." Im Sommer trainierte Georg Thoma bei
Woldemar Gerschler, dem Erfinder der Intervalltechnik und
Betreuer des britischen Wunderläufers Gordon Pirie, lief die
100 Meter in 11,4 Sekunden und sprang 6,75 Meter weit. Aus
dieser Zeit stammt noch die Freundschaft mit Heinz Fütterer,
Manfred Germar und Martin Lauer, von denen er gelernt hat,
wie man als Amateur am günstigsten Spesen abrechnet.
Probleme mit den Gelenken und den Achillessehnen haben
den Aktionsdrang ein wenig gebremst. Es bleiben vor allem
die Skitouren in die Natur des Schwarzwaldes, den er so liebt.
Es bleibt aber auch die Begeisterung für den Sport, vom
Sport-Club Freiburg bis zum KSC, die Freude an den Skilangläufern und "seinen" Kombinierern. Da sei die Welt noch in
Ordnung. Dagegen gefiel ihm nicht, wie die Skispringer
Martin Schmitt und Sven Hannawald hochgepuscht wurden.
"Die saßen gleich neben dem Herrgott. Ich hab immer gesagt:
Die kommen auch wieder runter." Und schon ist es passiert.
Seine große Leidenschaft aber blieb der Wintersport, zum
Beispiel die Vierer-Kombination, bestehend aus Slalom,
Abfahrt, Skilanglauf und Skispringen und natürlich die Nordische Kombination, in der er zwischen 1958 und 1966 von
keinem Deutschen zu besiegen war. Nebenbei war er einer
der besten deutschen Skispringer. Zwölf Mal wurde er deutscher Meister, dazu sieben Mal bei der Jugend. Vor den Spielen von Squaw Valley holte sich Georg Thoma, der inzwischen
bei der Bundespost war, als schwer bepackter Landzusteller
Das Wettkampffieber aber hat ihn nicht mehr losgelassen.
Sämtliche Skimarathons rund um die Welt hat er absolviert.
Besonders der berühmte Wasa-Lauf in Schweden hat es ihm
angetan, den er zwölfmal bestritt. Unter rund 15.000 Teilnehmern wurde er einmal 56. und verfehlte damit knapp sein
Ziel, einmal unter die besten 50 zu kommen. Den knallharten
Rucksacklauf über 100 Kilometer von Schonach zum Belchen
hat er einmal in 5:51 Stunden zurückgelegt. Dieser Rekord
steht noch heute: "Der letzte, der mir geblieben ist." Ähnliche
Leistungen vollbrachte der Wintersportler auf dem Rennrad.
Dreimal hat er unter anderem den Radmarathon von Trondheim über 560 Kilometer nach Oslo mitgemacht. "Radsport
liebe ich. Deshalb gehe ich Jahr für Jahr zur Tour de France,
an die schwierigsten Stellen natürlich." Doping? "Man will's
nicht so richtig wissen, schiebt's von sich weg. Sonst kann ich
zu keinem Radrennen mehr gehen."
"Für uns war der Sport noch die schönste Nebensache der
Welt. Wir waren arm wie die Kirchenmäuse, aber wir waren
begeistert, hatten Freude." Davon ist Georg Thoma viel
geblieben in der Erinnerung, aber auch als verwurzelter
Hinterzartener, der in mehreren Vereinen zu Hause ist und
gerne zu seinen Musikerfreunden geht. "Und wenn wir alle
gut drauf sind, dann darf ich auch mal die große Trommel
schlagen."
33
Max Schmeling - Idol eines Jahrhunderts
Von Hans-Joachim Leyenberg
34
K
eine Blitzlichter, keine Kameras, keine staatstragenden
Reden, kein Aufhebens bitte! In aller Stille ist Max
Schmeling im biblischen Alter von 99 Jahren am 4.
Februar zu Grabe getragen worden. Im Beisein eines Pastors,
einer trauten Runde von Wegbegleitern seines letzten Jahrzehnts. Erst dann ist die Max-Schmeling-Stiftung mit der
Nachricht vom Tod am 2. Februar an die Öffentlichkeit
gegangen. So hatte es das Idol eines Jahrhunderts, der
Methusalem des deutschen Sports,
gewollt. Eine Meisterleistung an
Diskretion auch der Gemeinde
Hollenstedt, deren prominenter
Mitbürger er war. "Maxe", wie ihn
alle Welt in der Blüte seines Lebens
nannte, war der Gegenentwurf zu
einer Figur namens Mooshammer,
vor wenigen Wochen erst beigesetzt
mit dem Prunk eines Faschingszuges. Vor Max Schmeling ist kein
Berufsboxer, die allesamt durch das
Fegefeuer der Fäuste gingen, in
Würde und Wohlstand so alt geworden. Und es wird keinen dieser
Zunft mehr geben, der einen Kaiser
überlebte, den Reichspräsidenten,
den Diktator. Er sah Bundeskanzler
kommen und gehen. Jetzt ist er
selbst gegangen.
Max Schmeling - ein Monument
von einem Mann, zeitlos in seiner
Popularität. Weltmeister im
Schwergewicht von 1930 bis 1932.
Was ihn zum Mythos werden ließ, war nicht der Sieg über
Jack Sharkey, sondern der Triumph über den als unschlagbar
geltenden Joe Louis im Jahr 1936. Deutsche Heldentaten wie
die der Fußballer um Fritz Walter oder die Eroberung Wimbledons durch den Teenager Boris Becker sind stets auch solche
vom hingebungsvoll kämpfenden Außenseiter, der das schier
Unmögliche vollbringt. Aber Schmeling blieb ein deutscher
Heros, unabhängig von Niederlagen innerhalb und außerhalb
des Rings. Als Figur stand und steht Schmeling für Generationen als Beispiel für Fairness, weil er selbst nach der (umstrittenen, unverdienten) Punktniederlage gegen Sharkey Größe
zeigte, die K.o.-Niederlage noch in der ersten Runde im
Rückkampf gegen Joe Louis ohne Wenn und Aber akzeptierte.
Und Max Schmeling stand als Beispiel des anständigen Deutschen, der sich nicht verbiegen ließ. Ein Freund der kleinen
Leute, der Liebling des Boulevards einer lebenshungrigen
Epoche zwischen den Weltkriegen. "Mit Schmeling ist der
letzte Repräsentant der Weimarer Republik und ihrer kulturellen Blüte gestorben", registrierte das Feuilleton der F.A.Z in
einem Nachruf: "Die Intellektuellen und Künstler dieser Ära
schätzten ihn seiner Selbstbescheidung, seiner zutiefst zivilen
Haltung wegen ebenso wie ihn die Massen liebten, die in dem
Mann einen der Ihren sahen. Heinrich Mann bewunderte den
Sportler, Bert Brecht, Fritz Kortner, Egon Erwin Kisch, Kurt
Tucholsky und Heinrich George suchten seine Freundschaft.
Während Fernand Léger stählerne Maschinenmenschen als
Typus der neuen Zeit malte, malte George Grosz Max Schmeling als das beseelte Gegenbild der Moderne."
Der Boxer wurde eine politische Figur, ohne es sein zu wollen.
Er machte sein sportliches Glück in Amerika, wurde von den
Nazis hofiert, ohne den Pakt mit ihnen in letzter Konsequenz
einzugehen. Eine sehr deutsche Karriere mit den Anfechtungen ihrer Zeit, dem Verlust der Heimat im Osten, dem Wiederbeginn in Hamburg, dem abermaligen sozialen Aufstieg,
diesmal als Geschäftsmann. Mit dem Startkapital, das er sich
als Preisboxer in den Nachkriegsjahren verdiente. Das Brot der
späten Jahre im Herbst einer Sportlerkarriere. Nie hat Schmeling wehmütig zurückgeblickt, er strebte lieber nach vorne. Er
blieb bis ins neunte Jahrzehnt seines Lebens ein bejahendes
Kraftwerk von einem Mann, dessen Optimismus sich auf
andere übertrug. Wie geschaffen für die Jahre des Wirtschaftswunders. Er brauchte keinen Boxring für seine gewinnende Aura. Ein Boxweltmeister aller Klassen, als es noch
keine Titelträger zweitklassiger oder drittklassiger Profiboxverbände gab. Wer sich bis zum Weltmeister durchschlug, war
tatsächlich der Beste der Welt. Das Entwaffnende an Schmeling war, dass er sich in einer Epoche, die vom Größenwahn
eines Deutschen geprägt war, eher kleiner als größer gemacht
und dieses Prinzip durchgehalten hat.
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Max Schmeling hatte es nie nötig, seine Gegner herabzusetzen. Er begegnete ihnen mit Respekt - und er erfuhr Respekt.
Skeptisch hat er später die kunterbunte Preisboxerszene der
Gegenwart zur Kenntnis genommen mit ihren Showeffekten,
sich aber aus dem Tagesgeschäft herausgehalten. Die Hausbesuche der Axel Schulz, Henry Maske oder der KlitschkoBrüder glichen Pilgerfahrten zu einem, der die reine Boxlehre
lebte. Und die Jünger begriffen: Hier stand einer längst über
den Dingen. Ein Mann, ein Bürger ohne Affären, ohne Allüren.
Seine Musterehe mit der Prager Schauspielerin Anny Ondra
rührte einst das Publikum. Er kam bei den Reichen und Schönen wie bei den Armen und Beladenen an.
Sein Leben besichtigend, war ihm die gängige Formel vom
Max im Glück zu griffig, zu kurz geraten. Es hat auch überschattete Kapitel in seinem Leben gegeben: etwa den Tod
seiner Schwester, die im Beiwagen des von Schmeling
gesteuerten Motorrads starb. Oder die Verurteilung durch ein
britisches Militärgericht zu drei Monaten Haft wegen unerlaubten Hausbaus. Es war jene Zeit, als er zusammen mit Axel
Springer eine neue Existenz aufbauen wollte und sich dann
notgedrungen doch als selbstständiger Unternehmer durchschlug. Vielleicht hat er sich, als die Naziherrschaft vorbei
war, tatsächlich wie so viele andere auch als zu brav gegenüber den braunen Machthabern gesehen, ohne es jemals
zuzugeben. Kein Nazi, aber ein Mann der Nazis. Wer wäre
geeigneter gewesen, für das Regime der "arischen Rasse" zu
werben, als der Meister im Schwergewicht?
Er reichte Hitler die Hand, nahm die Einladung zu Kaffee und
Streuselkuchen an, ohne sich von seinem jüdischen Manager
Joe Jacobs zu trennen. Er warb für die Olympischen Spiele
1936 in Berlin und hielt zugleich diskreten Abstand zum
Regime. Er sprach bei den Amerikanern vor und sah später,
wie Adolf Hitler dem schwarzen Leichtathleten Jesse Owens
den Glückwunsch verweigerte. In seiner Biographie schreibt
er: "Im nachhinein wird mir die grenzenlose Naivität deutlich,
mit der ich mich für Dinge verbürgte, die gänzlich außerhalb
meiner Macht lagen." Die Fotografien, auf denen Schmeling
1940 als Fallschirmjäger zu sehen ist, zeigen einen Mann, zu
dem die Uniform nicht so recht passen will. Schmeling hielt
sich mit der Witterung eines Jägers und Gejagten zugleich
schadlos, ohne dauerhaft als Liebling der Götter durchzugehen. Die zu allen Zeiten den Atlantik überbrückende Freundschaft zu Amerika war Schmeling Trost und Beleg dafür, nicht
viel falsch gemacht zu haben.
Eine Geschichte, die viel sagt über den Menschen Max
Schmeling, ist erst Ende der achtziger Jahre nicht von ihm
sondern von emigrierten deutschen Juden erzählt worden: In
der Reichskristallnacht hatte er zwei Söhne eines jüdischen
Freundes bei sich versteckt. In Los Angeles haben sie ihn zum
Ehrenbürger gemacht, in Canastota, einem Flecken in den
Vereinigten Staaten, haben sie den Faustkämpfer längst in die
36
Hall of Fame der großen Boxer aufgenommen. So wie Joe
Louis, um den sich Schmeling kümmerte, als es dem Amerikaner schlechter und schlechter ging, wie Muhammad Ali und
viele, viele andere. Schließlich ist Amerika das Land, wo ein
Schwergewichtsmeister "der große Zeh Gottes ist", wie Norman Mailer schrieb. "Er hatte eine Menge Respekt für Joe
Louis im und außerhalb des Rings. Ich bin sicher, er ist im
Himmel." Das ist das kurze und knappe Urteil des boxenden
Jahrhundertgenies Muhammad Ali über den Jahrhundertboxer Max Schmeling.
Die Erinnerung an dessen große Kämpfe ist hinter dem Horizont verblasst, aber die Erinnerung an sein soziales Engagement, sein Eintreten für den Sport als die Summe von Toleranz, Fairness und Leistung wird sein Vermächtnis bleiben.
Max Schmeling war Kurator der Stiftung Deutsche Sporthilfe
und er war zugleich ihr Mäzen. Über die Jahre sind über eine
Million Euro für das Sozialwerk des deutschen Sports zusammengekommen. Schmeling war sich sicher, mit der Sporthilfe
einer guten Sache zu dienen. So wie vielen anderen Institutionen auch, in denen er sich mit Rat und Tat engagierte. Das
"Herz eines Boxers" - Schmeling machte das Liedchen mit
seinem unbeholfenen und dennoch souveränen Sprechgesang
zu einem Schlager - war ein großes Herz. Es schlug heftig für
seine Anny Ondra, mit der er bis zu ihrem Tod 1987 eine
Bilderbuchehe führte und verlässlich für alle, von denen der
große Max das Gefühl hatte, sich redlich zu bemühen,
anständig zu sein. Ihnen begegnete er auf eine entwaffnende
Weise höflich. Mit einem "Lächeln, von dem man nicht weiß,
ob es von einer noch immer jugendlichen Schüchternheit
herrührt oder von jener Art unbewußten Selbstvertrauens,
wie ihn Ausnahmeathleten seines Kalibers eben haben müssen", wie der Schriftsteller und bekennende Boxfreak Wolf
Wondratschek nach der Begegnung mit dem "Buddha an
Bescheidenheit" schrieb.
Die letzten Jahre tat Schmeling das, was man am besten tut,
um seinen Mythos nicht in Gefahr zu bringen: Er machte
sich ohne Kalkül rar, seinem Instinkt für das Gebot der Stunde
folgend. Der Methusalem des deutschen Sports hat in Ehren
100 Jahre alt werden wollen, er ist in Ehren 99 geworden.
Solange seine Anny lebte, war der Tod für ihn tabu. Aber
seitdem er erstmals an ihrem Grab verweilte, mit dem schützenden Blätterdach einer Trauerweide über dem Grabstein
mit der Inschrift, die Raum ließ für ihn, hat Max Schmeling
davon gesprochen, ganz abzutreten. Er verließ die große
Bühne als stiller Held, dessen letzter Wunsch respektiert
wurde. Keine Blitzlichter, keine Kameras, keine staatstragenden Reden. In seinem erfüllten Leben gab es genug davon.
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Das Nationalspiel der Deutschen oder
Was Handball und Fußball verbindet
Von Erik Eggers
ie Fahndung war wahrlich lange ergebnislos verlaufen, nun aber schien es endlich gefunden: das Nationalspiel der Deutschen. "Ein reines deutsches Spiel ist
Handball", schwärmte Bruno Fühler 1930 in einer von ihm
zusammengestellten Handball-Fibel, "von Deutschen erfunden, von Deutschen gelehrt und verbreitet, von Deutschen in
die weite Welt getragen. Das Nationalspiel des deutschen
Volkes ist das Handballspiel." Mit dieser Ansicht stand der
Spielwart bei der Deutschen Sportbehörde für Athletik
(DSBfA) nicht allein. "Handball ist ein
deutsches Spiel", bekräftigte etwa Turnfunktionär Karl Otto nach dem Deutschen
Turnfest in Köln 1928, und die Deutsche
Turnerschaft (DT) sei berufen, es zum
"Volkskampfspiel auszubauen". Fußball sei
genuin englisch, "der Gedanke des reinen
Wurfes aber ist deutsch", behauptete gar
forsch der Turnhistoriker Hans Neubarth,
daher sei auch Handball "echt deutsch".
Und als 1936 die Olympischen Spiele in
Berlin anstanden, verkündete Reichstrainer
Otto-Günther Kaundinya: "Ein deutsches
Spiel beim Deutschen Olympia im Zeichen
des neuen Deutschland."
D
Die Begeisterung um das neue Spiel war
jedenfalls spürbar bei den deutschen
Sportfunktionären in der Weimarer Republik. Kein Wunder: Schon 1921, als die
ersten Spielregeln publiziert wurden, hatte
der kaum erfundene neue Sport bereits
"eine Ausdehnung erfahren, die noch Gewaltiges von diesem
Spiel erwarten lässt!", wie der Verfasser dieser Regeln, Helmut
Lemcke, erklärte. Euphorischer noch vermeldete Carl Schelenz, einer der Schöpfer des Spiels und als "Vater des Handballs" gefeiert, dass wohl selten "ein neues Spiel so schnell
eine so große Anhängerschaft erworben" hatte. 1926 feierte
Schelenz seinen Sport bereits unwidersprochen als "Spiel der
breiten Masse". Ein Autor aus dem Arbeitersport nannte die
Hausse 1927 einen "ungeheuerlichen Siegeszug" und prog-
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nostizierte dem Fußball ernsthafte Konkurrenz: "Hält das
Entwicklungstempo noch einige Jahre an, dann kann sich das
Handballspiel an Zahl, Ansehen und Macht würdig neben
dem Fußballspiel sehen lassen." In der Tat: Am Ende der 20er
Jahre wurde Handball bereits von Hunderttausenden in
Vereinen, Universitäten, Schulen und beim Militär betrieben.
Die Emphase, mit der die Funktionäre das Spiel als "genuin
deutsch" einstuften, war aus damaliger Sicht nachvollziehbar.
Einerseits beschränkte sich Handball noch auf den deutschsprachigen Raum: Neben dem Boom in Deutschland zeigte
nur Österreich größeres Interesse an diesem Sport. Dazu war,
so wurde in der Fachpresse wieder und wieder betont, dieses
Spiel in Deutschland aus der Taufe gehoben worden: Ein
zuvor unauffälliger Berliner Turnfunktionär namens Max
Heiser hatte es 1915 unter dem Namen "Torball" als reines
Frauenspiel kreiert, 1917 wurde es "Handball" genannt und
regelmäßig von Frauen im Berliner Turnkreis IIIb betrieben.
Seit 1919 schließlich hatte vor allem der Sportlehrer Schelenz, von Carl Diem angetrieben, das ursprüngliche Turnspiel
an der eben gegründeten Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHFL) "versportet", d. h. durch zahlreiche Regelmodifizierungen athletischer, aggressiver, dynamischer und
schneller gemacht. Erst als harter Männersport reüssierte
sodann Handball, der zudem seit 1921 in der DT und im
Leichtathletik-Dachverband als (Winter-)Ausgleichssport
institutionalisiert wurde, zu einem populären Spiel. Wenn die
Funktionäre nun in den 20er Jahren ihr Spiel als "genuin
deutsch" bejubelten, befreiten sie sich damit aus einer misslichen Lage, in der sie sich seit dem Beginn des Sportzeitalters
am Ende des 19. Jahrhunderts befunden hatten: der Öffentlichkeit zu erklären, warum die populären Sportarten Leichtathletik oder Fußball englischen Ursprungs waren. Musste
ausgerechnet der Erzfeind und der Sieger des "Großen Krieges" das Vorbild für alle Körperertüchtigung sein? Die Beantwortung dieser Frage war immer mit gedanklichen Verrenkungen verbunden gewesen. Schon im Kaiserreich hatten
konservative Sportideologen große Schwierigkeiten gehabt,
etwa den Fußball - und zwar vermittels einer radikalen "Germanisierung" der englischen Sportsprache durch den deutschen Sprachverein - gewissermaßen einzudeutschen und
damit mehrheits- und salonfähig zu machen. In derlei Malaisen befanden sie sich in den 1920er Jahren nun nicht mehr.
Dank Handball, das nach dem Willen seiner Deuter und
Förderer fortan die deutsche Seele spiegeln sollte.
In der Realität handelte es sich bei dieser Vereinnahmung des
Handballs indes um einen Treppenwitz der Sportgeschichte das bewies zu Beginn der 1940er Jahre ein deutscher Wissenschaftler namens Walfried Riekhoff. Der Hamburger Historiker
machte in seinen 1943 erschienenen "Historischen Untersuchungen über die Vorläufer und Anfänge des Deutschen
Handballspiels" nämlich rund 20 in- und ausländische Spiele
als Urformen des Handballs aus. Die wichtigen HandballVorläufer aus Skandinavien, ermittelte er gewissenhaft,
hatten die nationalen Sportexegeten bei der Instrumentalisierung des Handballs schlichtweg ignoriert. Sie verschwiegen
das 1898 in Dänemark konzipierte "Handboold" genauso wie
den schwedischen "Handboll", der ebenfalls seit Beginn des
20. Jahrhunderts an schwedischen Schulen betrieben wurde.
Und auch das tschechische "Hazena", das an der östlichen
Front des Ersten Weltkrieges viele Freunde gewonnen hatte,
wurde von den deutschen Sportgeschichtsklitterern in den
1920er Jahren einfach ausgeblendet. Vor allem aber wurde,
als es darum ging, dem Handball originär deutsche Eigenschaften zuzusprechen, die wichtigste Basis dieser Sportart
schlichtweg unterschlagen: der englische Fußball!
Gewiss: Riekhoff stieß, als er die Geschichte des Handballs
rekonstruierte, auf eine Reihe von deutschen Spielen, die man
zu Frühformen des Handballs zählen musste. Zu den wichtigsten gehörte "Raffball", den der Braunschweiger Fußballpionier Konrad Koch, der 1873 als erster das Rugbyspiel in
Deutschland eingeführt hatte, 1891 in
einer Turnzeitschrift erstmals präsentierte.
Doch dem Koch'schen Raffball, das auf
Grund seines wilden und rauen Charakters
nicht selten in unkontrollierbare Prügeleien zwischen den Parteien ausartete, ging
es wie dem von Eduard Hagelauer erfundenen "Wiesbadener Torballspiel" (1897),
dem von August Stober konzipierten
"Pforzheimer Torballspiel" (1911) oder dem
"Königsberger Ball" (1909): Sie alle setzten
sich, obwohl regional teilweise durchaus
verbreitet, letztlich nicht durch. Weil sie
nichts anderes waren als schlechte Plagiate des Fußballs, des erfolgreichsten Sports
jener Tage.
Der Transfer des Fußball nach Deutschland
ist oft beschrieben worden; er erfolgte
über englische Kaufleute, Ingenieure und
Studenten, die es zunächst "wild" in ihrer
Freizeit betrieben und bald deutschen
Jugendlichen beibrachten. Der entscheidende Punkt dabei
war: Fußball wurde am Ende des 19. Jahrhunderts populär
entgegen großer Widerstände in den Schulen und Behörden.
Fußball übte einen solch enormen Reiz aus, dass die Jugend
es trotz vieler Verbote spielte, und es entstanden bald eigenständig gegründete Vereine, mithin eine Sportbewegung "von
unten". Als das damalige Establishment der damaligen Körperkultur in Deutschland, die mitgliederstarke Deutsche
Turnerschaft, den Fußball als Konkurrenz begriff, bekämpfte
39
es diesen neuen, heute würde man sagen: "trendigen Sport"
als "undeutsch" und unästhetischen "englischen Aftersport" berühmt geworden ist die 1898 im Kohlhammer-Verlag
erschienene Polemik "Fusslümmelei" des Stuttgarter Turnlehrers Karl Planck. Aber die Turnfunktionäre beließen es nicht
bei unflätigen Beschimpfungen. Eine weitere Reaktion
bestand nun darin, dem verhassten englischen Fußball ein
Konkurrenzspiel entgegenzustellen. Die meisten Spiele, die
Riekhoff später als Handball-Vorläufer einordnete, waren von
eifrigen Turnlehrern, die sich am Spielkonzept des Fußballs
orientierten, erfunden und angeregt worden. Der "Raffball"
Kochs bildete also nur den Anfang des verzweifelten Versuches, mit einem eigenen "Turnspiel" dem Fußball und damit
dem ideologischen Gegner Sport, dem viele Jugendliche
zuströmten, die Klientel wieder abspenstig zu machen. Am
Ende dieser rund drei Jahrzehnte währenden Entwicklung, in
denen zahlreiche Spielformen sozusagen "von oben" geklont
wurden, blieb allein ein Spiel übrig: Handball.
Beeindruckt von der Attraktivität des Fußballs, hatten die
Spielerfinder aus den Reihen der Turner dem Fußball viele
seiner Grundideen gestohlen. So hatte nicht nur Gymnasiallehrer Hagelauer beim "Wiesbadener Torballspiel" seine
Bemühungen darauf gerichtet, "analog zu den Strukturen des
Fußballspiels ein neues Wurfspiel zu entwickeln" (Riekhoff). Es
beinhaltete bereits 1897 jeweils elf Spieler, die ähnlich der
damals üblichen taktischen Fußball-Aufstellung (fünf Stürmer, drei Läufer, zwei Verteidiger, ein Torwart) einen Ball ins
Tor trieben. Hagelauer führte dieses Spiel 1908 den TurnFunktionären ganz ausdrücklich als Alternative zum Fußball
vor. Auch der Schöpfer des Pforzheimer Torballspiels platzierte die elf Spieler wie beim Fußball, das Spielfeld orientierte
sich ebenfalls an den Maßen des Fußballfeldes. Insofern
entwickelte sich das zukünftige Spiel Handball 1915 kurzzeitig wieder zurück, als Max Heiser es in Berlin zu einem "weichen" (d. h. fast ohne Körperkontakt funktionierenden) Frauen- und Hallenspiel umformte - der eingetretene Krieg und
die damit gewandelten gesellschaftlichen Verhältnisse erforderten nun auch die körperliche Fitness des weiblichen
Geschlechts. Aber als Carl Schelenz im Auftrag Diems und der
DHfL eine Spiel-Konkurrenz zum verhassten Fußball entwickeln sollte, setzte Schelenz wieder ganz auf eine Kopie des
harten Männersports Fußball. Ziel war es, wie der Handballhistoriker Riekhoff später urteilte, möglichst schnell "ein
Fußballspiel mit der Hand auf großem Felde zu schaffen". Im
neuen Regelwerk fanden sich sodann nicht nur die äußeren
Maße des Fußballplatzes wieder, d.h. Spielfeld- oder Strafraummaße. Es blieb auch weiterhin bei elf Spielern und der
taktischen 2-3-5-Aufstellung. Schelenz vergrößerte zudem
das Tor, das ursprünglich Hockeymaße hatte, auf Fußballdimensionen und übernahm die Abseitsregel. Vor allem aber
durfte der Ball nun während des Spielflusses aus der Hand
des Gegners geschlagen werden, was das Spiel so rau und
aggressiv wie den "großen Bruder" Fußball machte. Mit einem
40
Satz: Schelenz schloss an diverse Vorläufer an und funktionierte das Fußballspiel, das Hunderttausende von Soldaten
während des Krieges schätzen gelernt hatten, schlicht zu
einem Wurf- und Fangspiel um. Der Feldhandball war geboren.
Während das Ausland das neue Spiel als schlechte Kopie des
Fußballs betrachtete, avancierte der Feldhandball in Deutschland bis in die 1960er Jahre zur zweitpopulärsten Spielsportart. Neben der ideologischen Vereinnahmung gab es noch
weitere Gründe für diesen Erfolg. Es stellte sich als förderlich
heraus, dass sich die Regeln des neuen Sports nur in Nuancen
vom Fußball unterschieden - das erleichterte das Verständnis
bei Anfängern, so sie denn bereits mit Fußball in Kontakt
gekommen waren, sehr. Dazu kam die außerordentliche
institutionelle Unterstützung durch DHfL sowie durch Turner
und Leichtathleten, die Handball als perfekten Ausgleichssport betrachteten (und, nebenbei bemerkt, sich um den
Ruhm als wahrer Schöpfer dieser Sportart einen wahren
Wettkampf lieferten). 1934 schließlich bekam der vergleichsweise junge Sport mit dem "Fachamt Handball" eine eigene
Interessenvertretung. Weiterhin popularisiert wurde Feldhandball, indem es die deutschen Organisatoren der Olympischen Spiele von 1936 als olympische Sportart durchsetzten
und Deutschland vor 100.000 Zuschauern das Endspiel
gewann. Und auch die von den deutschen Nationalmannschaften überlegen geführten Premiere-Weltmeisterschaften
1938 in der Halle und auf dem Feld mehrten die Anhänger.
Dennoch: Zum "Spiel der Deutschen", wie es seine Förderer in
den 1920er Jahren gewünscht hatten, entwickelte sich der
Feldhandball trotz aller Erfolge freilich nicht. Auch weil die
Deutschen in dieser Sportart international konkurrenzlos
bleiben; sie siegten sich gewissermaßen tot in den nächsten
Jahrzehnten, in denen die deutsche (respektive bundesdeutsche) Auswahl nur vier Niederlagen hinnehmen musste. Ende
der 1960er Jahre ging es mit dem Feldhandball endgültig zu
Ende. Zwar wurde Handball 1972 in München nach 36jähriger Abstinenz erneut olympisch - was unter anderem auf die
Initiative des früheren Präsidenten des Deutschen HandballBundes (DHB), Willi Daume, zurückzuführen war. Doch längst
wurde Handball nur noch in der Halle gespielt. Diesen internationalen Trend hatten die deutschen Funktionäre und
Traditionalisten, immer noch auf eine Fortsetzung des "deutschen Spiels" hoffend, verschlafen. Für das Spiel selbst war es
ein Segen. Erst mit dem Sprung in die Halle gelang gewissermaßen die technische und taktische Emanzipation von seinem ursprünglichen Vorbild Fußball. Erst danach, nach zahlreichen moderaten Regeländerungen, hat sich Hallenhandball
zu einem modernen Spiel mit einem eigenen Charakter
gemausert. Das "deutsche Spiel" hingegen, in dem sich nationale Sehnsüchte, Hoffnungen und auch Depressionen spiegeln, ist und bleibt weiterhin jene Sportart, ohne die der
Handball nicht entstanden wäre: Fußball.
Von der Historie zur großen
Zeit des Feldhandballs
41
Von Fausto Coppi bis Emil Zatopek:
ie schlechte Note hatte er dem Radsport zu verdanken. Der italienische Schriftsteller Ugo Riccarelli
wurde in der Schule einst zum Monte Ventoso
befragt, dem Berg bei Avignon, der durch die Tour de France
besser bekannt ist als Mont Ventoux. Er antwortete, es handele sich um den Berg, wo der
legendäre Radrennfahrer Tom
Simpson - wenn auch nach
Dopingmissbrauch - für immer
geblieben war. Der Engländer war
hier gestorben, an dem Berg, den
sie die Glatze der Provence nennen, weil im oberen Teil alles kahl
ist, weil hier selbst keine Bäume,
kein Strauch, weil nichts mehr
wächst. Kurz vor dem Gipfel des
Berges haben Radsportfans dem
toten Tom Simpson eine Gedenkstätte gewidmet. In der Schule ist
allerdings der Mont Ventoux
etwas anderes. Der Schriftsteller
Francesco Petrarca hat ihn als
Erster bestiegen und beschrieben.
Aber Ugo Riccarelli, der Schüler,
schwärmte von Simpson anstatt
von Petrarca. Und deshalb sagte
die Lehrerin: Hier geht es um
Literatur und nicht um Radsport.
Das ist kein Spaß. Ugo Riccarelli hat vor kurzem eine Sammlung von Kurzgeschichten veröffentlicht, die alle im Milieu
des Sports spielen. Er schildert, wie die Helden der Jugend oft
Helden des Sports sind, die den Menschen auch später bis in
seine Träume hinein prägen.
D
Fausto Coppi, den viele für den größten Radrennfahrer aller
Zeiten halten, wird beschrieben. Ebenso der AutomobilRennfahrer Guy Moll, der schon mit 24 Jahren starb. Der
brasilianische Fußballstar Garrincha tritt auf und Jack Johnson, der erste schwarze Box-Weltmeister im Schwergewicht.
An den Auto-Rennfahrer mit dem schönen Namen Tazio
Nuvolari wird erinnert und an den Langstreckenläufer Emil
Zatopek. Tragisch wird es beim Schicksal, das den Torwart
einer Gefangenenmannschaft in Kiew in der Nazizeit
beschreibt. Die Besteigung des Matterhorns wird geschildert.
Der Regisseur Pasolini und seine
Fußballbegeisterung rücken in
den Mittelpunkt, das Leben eines
Intellektuellen, das mit Ermordung endet.
Fausto Coppi begegnet in einer
Erzählung seinem Todesengel, der
ihn auf einem alten Fahrrad
überholt. Coppi maß seine Kräfte
mit Bartali und Magni, mit Ferdi
Kübler und Louison Bobet, mit
Jean Robic und Hugo Koblet.
Coppi, der Große, lernte auch das
Gefühl der Ohnmacht kennen:
Das ist es, was den Rennfahrer
entsetzt, den Rücken zu sehen,
den anderen vorankommen zu
sehen, ohne dass er sich umdreht.
Coppi, der Mann mit der SiebenLiter-Lunge, Sieger des Giro dItalia und der Tour de France,
fuhr zusammen mit seinem
französischen Kollegen Raphael Geminiani nach Afrika, um
auf die Jagd zu gehen und Rennen zu fahren. Er kehrte
zurück mit Malaria. Die Ärzte erkannten die Krankheit nicht
und behandelten ihn falsch. Er starb mit 41 Jahren.
Der Fußballer Manuel Francisco dos Santos wurde in einer
Stadt nahe Rio de Janeiro im Armenviertel geboren, lernte
den Ball behandeln, einen Ball aus Lumpen. Er wurde Garrincha genannt, wie ein kleiner Vogel, wie ein Spatz. Die Kinderlähmung hatte in seiner Jugend die Beine verformt. Er machte aus seiner Verformung sein Markenzeichen. Er entwickelte
Helden des Sports und ihr Schicksal ...
42
Tricks, die ein Gegner kaum durchschaute. Er spielte zusammen mit Pele und wurde zwei Mal Fußball-Weltmeister. Er
starb schon mit 50 Jahren, einsam und vergessen.
Der schwarze Boxer Jack Johnson hatte kein leichtes Leben.
Er verließ die USA und kämpfte auf Kuba, in der Sonne von
Havana. Einer sagte ihm: Jack, du hast die falsche Farbe. Jack
London schrieb über ihn. Er starb
mit 68 an einem Verkehrsunfall.
Tazio Nuvulari, in dessen Geburtsort
bei Mantua eine Gedenktafel an
seine Erfolge erinnert, steuerte
seinen Rennwagen wie ein folgsames Pferd aus Stahl. Sie nannten
ihn Nuvo, die Wolke. Er starb trotz
seiner oft riskanten Manöver im
Bett, an einer Lungenkrankheit. Er
wurde 61. Emil Zatopek, der dreimalige Sieger der Olympischen Spiele
1952 in Helsinki über 5.000, 10.000
m und im Marathon, erhielt als
ersten Siegespreis einen goldenen
Füllfederhalter. Er siegte und siegte
für sein Land. Aber als er das Manifest der 2.000 Worte des ReformSozialisten Dubcek unterschrieb,
wurde der Berufsoffizier aus der
Armee entlassen und aus der Partei
ausgeschlossen. Zatopek wurde die
menschliche Lokomotive genannt. Er quälte sich beim Laufen
und kommentierte das so: Mein Talent reicht nicht aus, um
zu laufen und gleichzeitig zu lächeln.
Die kommunistischen Schikaneure schickten ihn als Maurer
an den Bau. Schließlich musste er sogar in einem Uranbergwerk schuften. Seltsam sind die Geschichten, in denen einem
Sportler der Sieg zum Verhängnis wird. Zum Beispiel dem
Boxer, der in Todesgefahr gerät, weil er in Gefangenschaft in
einem Boxduell seinen Bewacher k.o. schlägt. Oder auch in
der Geschichte einer Fußballmannschaft in Kiew, die während
der Nazibesatzung Fußball spielen und siegen wollte. Sie
spielten gegen Mannschaften der Besatzer. Auch gegen eine
Auswahl der Flakelf, also der Fußballelf der Wehrmacht.
Sieg bedeutet Tod oder Sklaverei. Ein gewonnenes Spiel auf
dem Fußballfeld konnte zum Todesspiel werden. Ein ungarischer Regisseur hat darauf einen Film gemacht: Zwei Halbzei-
ten in der Hölle. Auch John Huston hat sich dem Thema
gewidmet: Flucht oder Sieg. Manchmal scheitert die Sportbegeisterung auch im Alltag. Pier Paolo Pasolini war Schriftsteller, Dichter und Regisseur. Er bekannte sich zu seiner Homosexualität - was zu seiner Zeit ungewöhnlich war - und
spielte Fußball in einer römischen Straßenmannschaft. Er
formulierte seine Begeisterung so: Der Fußball ist ein System
von Zeichen, also eine Sprache ... beziehungsweise die einer
geschriebenen, gesprochenen Sprache. Pasolini, der Anhänger
des FC Bologna war, spielte Fußball auf der Straße und auf
einfachen Fußballfeldern. Ironie des Schicksals, dass er auf
einem Fußballfeld in Ostia ermordet wurde, einem Vorort von
Rom. Er wurde 51 Jahre alt.
Den Helden, die hier geschildert werden, haftet etwas Tragisches an. Selbst wenn sie die schlimmste Zeit ihres Lebens
überstanden haben, so wie Emil Zatopek. Ihm wurde am Ende
seines Lebens - er wurde 78 Jahre - noch ein Bein amputiert,
was für einen Läufer sicherlich eine tragische Demütigung
bedeutet. Emil Zatopek musste seine Gesundheit riskieren,
weil er nicht nur an den Sport dachte, sondern auch an
Politik, an die politische Geschichte seines Volkes. Denn er
kannte einen Unterschied, wie viele Helden des Sports, die
hier beschrieben sind: Er kannte den Unterschied zwischen
Laufen und Davonlaufen.
literarisch betrachtet
Von Manfred Lehnen
43
D
urch den "digitalen Sprung" in das Massenmedium
Fernsehen ist der Aufmerksamkeitswert des Sports
planetenweit vergrößert worden. Denn nun können
Millionen Menschen an einem sportlichen Wettbewerb teilnehmen, ohne körperlich in der Nähe dieses Ereignisses sein
zu müssen. Was früher höchstens einigen tausend "Live"Zuschauern vorbehalten war, ist heute weltweit sicht- und
hörbar geworden und ermöglicht so dem Zuschauenden eine
Betrachtung aus tausenden Kilometern Entfernung; sogar aus
Perspektiven, wie sie in der "Natürlichkeit" einer Sportstätte
kaum gegeben ist.
Dass diese Art der sportlichen Teilhabe ihre Rückwirkungen
hat, ja haben muss, ist selbstverständlich: Ist dadurch doch
der Marktwert jener Sportarten, die man als "Publikumsmagneten" zu bezeichnen pflegt, in Höhen gestiegen, von denen
ten. Das heißt, hier wird nach Maßstäben geurteilt, die aus
den Untiefen einer so genannten "Ellbogengesellschaft"
stammen, in der nur noch der Erste zählt, der Zweite jedoch
schon als "Looser" bezeichnet wird - selbst wenn es ein
Wettbewerb mit einigen tausend Läufern war. Hier also
stimmen die Relationen nicht nur bedenklich, sondern überhaupt nicht mehr!
Zugegeben, solche Ansichten sind zwar die Ausnahme, aber
scheinbar doch nicht so exorbitant, dass eine derartige Äußerung einen Aufschrei der Entrüstung entfachen würde, selbst
wenn sie in einem Massenmedium veröffentlicht wird.
Nun sollte man aber aus der hier geäußerten Meinung des
Autors nicht vorschnelle Schlüsse ziehen; denn hier wird
nicht in Frage gestellt, dass ein besonderer Reiz des Sports
Über die Leichtigkeit des sportlichen Seins
Von Herbert Somplatzki
unsere sportlichen Altvorderen nicht einmal träumen durften;
allerdings auch mit Begleiterscheinungen, die unschön genug
sind, um hier nicht noch ausdrücklich erwähnt zu werden.
Ja, der Sport findet nicht auf einer Insel der Seligen statt.
Sportler sind Menschen wie du und ich, eingebettet in das
komplizierte Gefüge ihrer Zivilisationen, ihrer Umwelt und in
jene Eigenarten der Weltkulturen, die dazu beigetragen
haben, dass sich die sogenannte "schönste Nebensache der
Welt" in so zahlreichen und unterschiedlichen Möglichkeiten
realisieren konnte, wie es die Olympischen Spiele, und nicht
nur die, so augenscheinlich zeigen.
Dieses Eingebettetsein ist Verpflichtung und Chance zugleich.
Als Verpflichtung, indem sich der Sport den Regeln seiner
kulturellen Umgebung anzupassen bemüht, als Chance,
indem er sich eigene "Spielräume" schafft, in denen eigene
Spielregeln gelten.
Doch inzwischen hat sich auch im Sport eine Sichtweise
entwickelt, entstanden im Regelkreis der uns umgebenden
Gesellschaft, die wir als "Prioritäts-Wahn" bezeichnen möch-
44
seine Möglichkeit zum Siegen ist. Ohne die Möglichkeit des
Sieges wäre der Sport nicht nur eines wesentlichen Anreizes
beraubt, sondern er wäre sogar in seiner derzeitigen Ausformung und Größe nicht lebensfähig. Ist doch der Wettbewerb
existenziell auf die zutiefst im Menschen verankerte Grundvoraussetzung des Vergleichs mit anderen angewiesen, um
sein Ich, seine Individualität zu entwickeln und zu festigen.
"Der Mensch wird am Du zum Ich", sagte Martin Buber, dem
man als Religionsphilosophen nicht nachsagen kann, ein
Vertreter der "Ellbogengesellschaft" gewesen zu sein. Und
selbst Schillers berühmter Satz, dass der Mensch nur da ganz
Mensch sei, wo er spielt, schließt auch im Spiel den Vergleich
ganz gewiss nicht aus.
Nur, der Sieg ist nicht alles im Sport - wie auch die bloße
Teilnahme nicht alles sein dürfte. Denn zur Ganzheit des
Sports gehört eine Komponente, die zwar nicht den gesellschaftlichen Stellenwert des Sieges besitzt, jedoch eine der
stärksten Triebfedern ist, allerdings in einer menschlichen
Dimension, die nicht so sehr der Ratio verpflichtet ist wie der
offensichtliche Gewinn.
Die Rede ist hier von dem menschlichen Urbedürfnis nach der
"gelungenen Gestalt". Es ist jenes Phänomen, das uns bei
unserer Menschwerdung befähigte, auf den Höhlenwänden
der Vorzeit Bildnisse entstehen zu lassen und in späteren
Zeiten dann harten Marmor in menschliche Abbilder verwandelte; das mit Gesang und Musik, mit Tanz, Theaterspiel und
durch sportliche Bewegungsvielfalt jenen Bereich des Dasein
schuf, den wir als Kunst, als Kultur bezeichnen.
Es sind inzwischen 110 Jahre vergangen, da der französische
Baron Pierre de Coubertin am 23. Juni 1894 auf dem von ihm
einberufenen Internationalen Athletik-Kongress in der Pariser
Sorbonne den Beschluss zur "Wiederbegründung der Olympischen Spiele" verkündete. Damit wurde ein Ereignis angestoßen, das auch in der Neuzeit die geformte menschliche
Bewegung als "Körper-Kultur" verdeutlichte - und ihr einen
besonderen Rang im Kanon der allgemeinen menschlichen
Kultur einräumte.
Um einem Missverständnis vorzubeugen, das sich vielleicht
mit diesem Begriff verbinden könnte: Unter "Körper-Kultur"
sollten nicht etwa jene Gestaltungen verstanden werden, die
im sogenannten "Tausendjährigen Reich", das Gottseidank
nur 12 Jahre dauerte, die Ansichten der Leiber von "Modellathleten" - Arno Breker war Zeuge - zu "Heldenkörpern" aus
Stein und Bronze verwandelte. Denn das hatte damals System, einen direkten und zweckdienlichen Sinn. Hier wurde der
menschliche Körper zu einem Denkmal stilisiert, das die
Überlegenheit jener sich als "arisch" gebärdenden Rassisten
symbolisieren sollte; "allzeit bereit" zum Kampf und zur
Herrschaft über die befohlene Minderwertigkeit sogenannter
"Untermenschen".
Das ist keinesfalls gemeint, umfasst doch die "Körper-Kultur"
als "Bewegungs-Kultur" auch die Ästhetik der menschlichen
Motorik. Das kann sich in der Schönheit mancher Momente
eines Fußballspiels ebenso offenbaren wie in der gelungenen
Flugphase eines Skisprungs, in der Abwehr eines blitzschnellen Angriffs im Florettfechten oder im eleganten Stil einer
Delphinschwimmerin. Wobei sich die größte Leistung und die
höchste Ästhetik nicht ausschließen, sondern ergänzen, ja
oftmals sogar bedingen.
Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass ich beispielsweise bei meinem weitesten Sprung fast das Gefühl eines
Fluges hatte, als wäre ich aus der Schwerkraft entlassen. Ich
bewegte mich mit einer so großen Mühelosigkeit und Leichtigkeit, dass ich sehr erstaunt war, als ich dann die gesprungene Weite erfuhr. Das lässt mich vermuten, dass Hochleistung und ästhetisches Empfinden kein Gegensatzpaar sondern Partner sind, die sich im Idealfall deckungsgleich verhalten. Diese Kongruenz könnte ihre Ursache in einem "Idealbild"
haben, dass wir von unseren Bewegungsmustern, unserer
menschlichen Gestalt in uns tragen; tief versteckt im Milliardendschungel der Synapsen unseres Unbewussten.
Das könnte also durchaus bedeuten, dass wir gar nicht den
höchsten Sprung, den weitesten Wurf, den kompliziertesten
Schraubensalto oder den raffiniertesten Ballwechsel vollziehen wollen, sondern einfach nur den schönsten; wobei unser
Verstand das Gegenteil behauptet, um unseren unbewussten
Wunsch zu "rationalisieren." Dass auch ein Zuschauer des
ästhetischen Empfindens teilhaftig sein kann, der selber noch
nie die Praxis der gerade stattfindenden Sportart ausgeübt
hat, ist ebenfalls eine Tatsache. Wenn es nämlich anders wäre,
dann gäbe es wesentlich weniger Zuschauer, die durchaus
beurteilen können, ob etwa ein Spiel oder ein sportlicher
Kampf gut oder schlecht gewesen ist, unabhängig vom
zählbaren Ergebnis.
"Welch ein Meisterwerk ist der Mensch ... In Gestalt und
Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig ...", sagt William Shakespeare in seinem "Hamlet". Hat der Dichter mit
diesen Worten das gemeint, was wir mit "Körper-Kultur"
bezeichneten? Es ist jedenfalls eine Tatsache, dass der
menschlichen Gestalt im Sport zunehmende Aufmerksamkeit
widerfährt; denn der Augenschein der visuellen Medien
verlangt geradezu nach Körperlichkeit. Und so explodiert die
"Körper-Kultur" zum "Körperkult". Wie anders wäre der für
manche Zeitgenossen geradezu beängstigende Ansturm auf
Fitness-Center, auf Muskelaufbau-Stationen zu erklären? Ist
das nur der Befriedigung der menschlichen Eitelkeit zuzuschreiben? Oder etwa dem kinomatographischen "Vor-Bild"
eines Arnold Schwarzenegger, dessen leinwandfüllende Bizeps
ihn bis in die politische Höhenlage eines Gouverneurs von
Kalifornien hoben?
Es könnte jedoch auch das menschliche Urbedürfnis nach der
"gelungenen Gestalt" sein, das sich hier äußert. Denn je mehr
wir unsere Umwelt, unseren Lebens-Raum zerstören, desto
intensiver scheinen sich zahlreiche Menschen in unserer
Zivilisation dem eigenen Körper zuzuwenden. Eine Flucht vor
der Wirklichkeit? Vielleicht aber auch eine WiderstandsBewegung, die sich in jenen Tiefen unseres Seins zu formen
beginnt, die der Ratio unzugänglich bleiben; als unbewusste
Triebfeder eines ästhetischen Widerstandes gegen die Zerstörungsversuche des "bedeutenden und wunderwürdigen
Meisterwerks Mensch", wie es William Shakespeare einst
formulierte. Und dass der Sport, diese große humane Erfindung, mit seiner oft unterschätzten, dem Menschen so nahen
Ästhetik, einen wirkungsvollen Beitrag zu diesem Widerstand
leisten kann, ist so selbstverständlich, dass wir es nur der
Vollständigkeit halber am Ende doch noch einmal erwähnen
möchten.
45
OF-G ALERIE
Im Gegenlicht: Fotokunst von Albrecht Gaebele
Sportvariationen im Gegenlicht - und die tragen des Gütesiegel
des Fotografen und Fotokünstlers Albrecht Gaebele. Kein
Unbekannter ist er den Nostalgikern der Sportfotografie. Die
Leser der Zeitschrift "Olympisches Feuer" beispielsweise kennen
und schätzen die Arbeiten des eigenwilligen Mannes aus dem
württembergischen Öhringen seit Jahrzehnten. Auch die
legendären NOK-Standardwerke der Olympischen Spiele
früherer Jahre hat er entscheidend mit geprägt. Doch es geht
keineswegs nur um Blicke zurück. Denn nicht nur Ästheten
werden bestätigen: Albrecht Gaebeles Fotokunst ist von zeitloser Faszination.
46
47
Nachrichten des NOK
Gelungener NOKNeujahrsempfang in
Frankfurt/M.
Zahlreiche Ehrengäste, Olympiateilnehmer,
Vertreterinnen und Vertreter aus Sport,
Wirtschaft, Medien, Kultur und Politik
beehrten das Nationale Olympische Komitee
zum traditionellen Neujahrsempfang am 27.
Januar 2005 in den Räumen der Deutschen
Bank in Frankfurt am Main. Direkt im
Anschluss daran traf sich das NOK-Präsidium zu seiner ersten Sitzung im neuen Jahr.
Auf der Tagesordnung standen Fragen der
Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele Turin 2006, die Strukturdiskussion
Deutsche Bank-Managing Director Michael
Hölz und ZDF-Intendant Markus Schächter.
Der Neujahrsempfang begann mit einer
Schweigeminute für die Opfer der NaziVerfolgung unter denen auch viele jüdische
Sportler waren. Markus Schächter sprach
über die Verantwortung des Fernsehens für
die olympische Berichterstattung und lobte
Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann als
Vorbild und Ideengeber, von denen das Land
noch viel mehr benötige. Bankmanager Hölz
betonte, dass Wirtschaft und Sport weit
mehr verbinde als eine bloße Sponsorenbeziehung, nämlich ein gemeinsames Wertesystem. Nicht verwunderlich sei daher das
Engagement beider bei der Talentförderung
und bei der Finanzierung des Anti-DopingKampfes. Die Rolle von Frankfurt am Main
insbesondere die Verleihung der Olympischen Silbermedaille an Nadine Kleinert.
Kleinert hatte am 18. August 2004 zum
Auftakt der olympischen LeichtathletikWettbewerbe zunächst Bronze gewonnen,
war aber durch die dopingbedingte Disqualifikation der Russin Irina Korschanenko auf
den Silberrang vorgerückt. "Wie Du weißt,
hat die Medaille lange auf sich warten
lassen. Wir bedauern das, aber das Verfahren des Internationalen Olympischen Komitees sieht vor, dass die Medaille zunächst
von dem NOK, das die disqualifizierte
Athletin entsandt hat, zurückgegeben wird.
Dieser Prozess hat im vorliegenden Falle fast
ein halbes Jahr in Anspruch genommen.
Aber wir wollen nicht nachkarten, sondern
uns heute ganz einfach nur mit Dir freuen",
sagte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach,
bevor IOC-Mitglied Prof. Walther Tröger
Nadine Kleinert die verdiente Medaille
umhängte.
In seiner Begrüßungsansprache hatte Dr.
Steinbach zuvor auf die Notwendigkeit von
Reformen im deutschen Sport hingewiesen:
"Wir wollen ein Spitzenstandort sein. Wir
dürfen uns nicht mit Mittelmaß zufrieden
geben", sagte Steinbach.
Endlich vereint: Stolz präsentiert Nadine Kleinert die Olympische Silbermedaille, die ihr von
IOC-Mitglied Prof. Walther Tröger beim NOK-Neujahrsempfang nachträglich verliehen
wurde. Foto: Getty
NOK/DSB, der IOC-Zeitrahmen für Bewerbungen um Olympische Spiele, die Aufarbeitung der Geschichte des NOKs der DDR
sowie die Kooperation des NOK mit Jugend
trainiert für Olympia und World Games
2005.
als Sportstadt unterstrich Oberbürgermeisterin Petra Roth. In Frankfurt könnten sich
alle Verbände weiterhin zu Hause fühlen.
"Sie geben unserer Stadt sozial- und gesellschaftspolitisch einen hohen Stellenwert",
sagte Roth.
Zu den Programmpunkten auf dem NOKNeujahrsempfang zählten Ansprachen von
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth,
Zu den Höhepunkten der Veranstaltung
zählte neben der Ehrung des langjährigen
NOK-Generalsekretärs Heiner Henze mit der
Pierre de Coubertin-Medaille des IOC
48
Noch keine endgültige Entscheidung zu künftigen
Olympiabewerbungen
In der anschließenden Präsidiumssitzung
wurde u.a. die Einkleidung für die Olympiamannschaft Turin 2006 präsentiert. Darüber
hinaus stand das Anliegen verschiedener
deutscher Städte nach einer neuerlicher
Olympiabewerbung auf der Tagesordnung.
Nach engagierter und zum Teil kontroverser
Diskussion fasste das Präsidium hierzu
folgenden Beschluss:
1. Das NOK-Präsidium nimmt mit Freude
zur Kenntnis, dass in den vergangenen
Monaten mehrere Städte in Deutsch-
Sport und Olympia 2005: NOK-Präsident Dr. Klaus
Steinbach begrüßte zum NOK-Neujahrsempfang in
Frankfurt am Main. Alle Fotos auf dieser Seite: Getty
Schüler-Malwettbewerb: DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein (2. von rechts)
und NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach verliehen in der Zentrale der Deutschen
Bank die Zertifikate des gemeinsamen Wettbewerbes 2004.
Städtepartner: Oberbürgermeisterin Petra Roth baut
auf die solide Partnerschaft zwischem dem Standort
Frankfurt und den Dachorganisationen des deutschen
Sports.
Medienpartner: ZDF-Intendant Markus Schächter präsentierte seinen Sender
als zuverlässigen und kompetenten Olympiasender.
Gastgeber: Michael Hölz, Managing Director seines
Unternehmens, begrüßte Mitglieder und Gäste des
NOK in den Räumlichkeiten der Deutschen Bank.
Ehre wem Ehre gebührt: NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger überreicht
dem ehemaligen NOK-Generalsekretär Heiner Henze die Pierre de CoubertinMedaille des IOC.
49
land ihre Bereitschaft zur Bewerbung
um Olympische Spiele signalisiert haben.
Das zeugt von der Lebendigkeit der
olympischen Bewegung in unserem
Lande.
2. Das NOK-Präsidium bekräftigt seinen
Beschluss vom 28.6.2004 betreffend des
10 Punkte-Papiers zu einer erneuten
deutschen Olympiabewerbung (siehe
Kasten).
Neue Chance für Waldi? Das Maskottchen
der Olympischen Spiele 1972 ist ein zeitloser Sympathieträger. Foto: dpa
3. Das Präsidium hat die sofortige Einsetzung einer Präsidialkommission Olympiabewerbung beschlossen und den
Präsidenten beauftragt, mit einem
benannten Kreis geeigneter Persönlichkeiten eine Teilnahme abzuklären.
In seinem Beschluss vom 28.6.2004 hatte
das Präsidium neben einer sorgfältigen
Vorbereitung einen nationalen Schulterschluss und die alleinige Orientierung an
den Vergabekriterien des IOC zu Voraussetzungen einer künftigen Bewerbung erklärt.
10 Punkte-Papier Olympiabewerbungen
Bilanz der Olympiabewerbung 2012 nach
dem Ausscheiden Leipzigs aus dem Kreis der
Kandidaten am 18.05.2004 in Lausanne
Die vom Präsidium in seiner Sitzung am
04.06.2004 eingesetzte Arbeitsgruppe
"Olympiabewerbung 2012" mit den Herren
Dr. Steinbach, von Richthofen, Brechtken,
Rapp, Krämer und Schwank hat am 18. Juni
2004 in Frankfurt am Main getagt. Sie hat
den Bewerbungsprozess Leipzigs um die
Olympischen Spiele 2012 sorgfältig und
kritisch analysiert und daraus Eckpunkte für
50
eine zukünftige Bewerbung des NOK für
Deutschland um Olympische Spiele abgeleitet:
1. Das NOK für Deutschland sieht in der
Durchführung Olympischer Spiele
unverändert eine große Chance für die
Entwicklung des Sports in der Bundesrepublik Deutschland. Das NOK wird sich
daher zu einem geeigneten Zeitpunkt
erneut um die Olympischen Spiele
bewerben. Es wird gemeinsam mit den
Sportfachverbänden prüfen, ob eine
Bewerbung für die Sommer- oder für
die Winterspiele erfolgen wird.
2. Leitlinie einer zukünftigen Bewerbung
um Olympische Spiele ist die alleinige
Ausrichtung an der internationalen
Durchsetzungsfähigkeit der Bewerberstadt. Dabei werden ausschließlich die
für die Auswahl der Bewerberstädte
gültigen Kriterien des IOC maßgeblich
sein. Zukünftige Entscheidungen des
IOC bei der Vergabe von Olympischen
Spielen werden berücksichtigt.
3. Das NOK für Deutschland stellt fest,
dass ein nationales Bewerbungs- und
Auswahlverfahren in der praktizierten
Form nicht mehr durchgeführt wird.
4. Die Auswahl einer zukünftigen Bewerberstadt wird durch das Präsidium des
NOK für Deutschland vorgenommen
und der Mitgliederversammlung des
NOK zur Beschlussfassung empfohlen.
Bei Interesse mehrerer Städte wird das
NOK für Deutschland einen internen,
eng gesteuerten Auswahlprozess durchführen.
5. Die Bewerberstadt muß die jeweils
geforderten Kriterien des Internationalen Olympischen Komitees als eine
Bewerberstadt unzweifelhaft erfüllen
können. Sie muß bereit sein auch für
wiederholte Bewerbungen zur Verfügung zu stehen.
6. Ein zukünftiger Bewerbungsprozess um
Olympische Spiele erfordert eine starke
zentrale und eng geführte Steuerung
durch das NOK für Deutschland in enger
Kooperation mit den anderen Gremien
des deutschen Sports. Dem Sachverstand internationaler Experten und den
deutschen Vertretern in internationalen
Fachverbänden und Gremien wird
hierbei hohe Bedeutung beigemessen.
7. Eine erneute Bewerbung um Olympische
Spiele kann nur erfolgreich sein, wenn
sie als nationales Anliegen von allen
Regionen des Landes gewollt und
mitgetragen wird. Dieser "nationale
Schulterschluss" erfordert einen engen
Verbund von Sport, Politik und Wirtschaft und deren klares Bekenntnis zu
einer nationalen Aufgabe "Olympische
Spiele". Der deutsche Sport muss sich
kraftvoll hinter einer Bewerbung um
Olympische Spiele bündeln. Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland wird dieser Aufgabe in engster
Partnerschaft zu DSB und den Sportfachverbänden nachkommen. Als
Voraussetzung für eine erfolgreiche
Bewerbung ist es erforderlich, dass
Regierungen und Parlamente in Bund
und Ländern vor Eintritt in eine Bewerbung ihren uneingeschränkten Willen
zur Bewerbung um Olympische Spiele
manifestieren. Unabdingbare Voraussetzung für eine Bewerbung ist die Unterstützungszusage der deutschen Wirtschaft vor Eintritt in die Bewerbung um
Olympische Spiele.
8. Der deutsche Sport wird sich die Verstärkung seiner internationalen Präsenz
und Sportpolitik zur Aufgabe machen.
Eine intensive Unterstützung zukünftiger Bewerbungen durch die auswärtige
Kulturpolitik sowie durch die Maßnahmen zur Förderung des Sports in Ländern der Dritten Welt sind unabdingbar.
9. Um unverändert seinen Beitrag zur
Sicherung Deutschlands als Standort
internationaler Sportereignisse zu
leisten, wird sich der deutsche Sport wie
bisher auch in Zukunft um internationale Sportgroßveranstaltungen wie
Welt- und Europameisterschaften in
Deutschland bewerben. Das NOK weist
darauf hin, dass dafür die jeweils
steuerrechtlichen Rahmenbedingungen
bestehen müssen.
10. Das NOK für Deutschland wird zum
Zwecke der ständigen Befassung mit
dem Thema "Bewerbung um Olympische
Spiele" eine Präsidialkommission einrichten, die das Präsidium laufend über
entsprechende Entwicklungen unterrichtet.
Beschlossen vom NOK-Präsidium am
28.06.2004 in Frankfurt/M.
Sportlerehrungen 2004
ging an die Fußballer von Werder Bremen
(1582) als Double-Gewinner.
Noch im alten Jahr galten die Glückwünsche des NOK-Präsidenten Dr. Klaus Steinbach den Sportlern des Jahres, die am
19.12.2004 im Kurhaus Baden-Baden
präsentiert wurden.
Umgekehrt wählten Deutschlands Spitzenathleten die Sportjournalisten des Jahres. In
sechs Kategorien des Sportjournalismus
wurde bei einer Feier im Hamburger Hafen
Anfang Januar der "Herbert Award" verliehen. Benannt ist ist diese neue Auszeichnung nach dem Hamburger RundfunkModerator Herbert Zimmermann, der mit
seiner Reportage des Endspiels der FußballWM 1954 berühmt wurde. Weit über
viertausend Athleten - darunter die von den
zwanzig Olympia-Stützpunkten betreuten
Mitglieder der A- und B-Kader sowie Spieler
der Bundesligen im Fußball, Basketball,
Volleyball, Eishockey, Handball und Hockey hatten die Wahl. Rund 55 Prozent davon
gaben ihre Stimme ab, sagte Paul Wagner,
Geschäftsführer der Olympiastützpunkte
GmbH. Die Sportredaktion der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung belegte in der Kategorie "Tages-/Wochenzeitung" mit 1890
Punkten Platz eins vor der Süddeutschen
Zeitung (1754) und der Welt am Sonntag
(1522). Die weiteren Sieger: Günther Jauch
(RTL/Kategorie Fernsehmoderatoren), Johannes B. Kerner (ZDF/Fernseh-Livekommentar),
ARD-Sportschau (Fernsehsendung) Sportbild
(Fachzeitschrift) und Stern (Zeitschriften).
Deutschlands erfolgreichste Olympiateilnehmerinnen aus Sommer und Winter, die
Kanutin Birgit Fischer und die Eisschnelläuferin Claudia Pechstein, gehörten neben
vielen anderen Spitzenathleten zu den
Laudatoren in Hamburg. Seit fast sechzig
Jahren wählen Journalisten die "Sportler des
Jahres" - die Idee, den Spieß umzudrehen
und Punkte für sportjournalistische Leistungen zu vergeben, kam unter den Athleten
sehr gut an.
Kanutin Birgit Fischer und Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher waren von den
deutschen Sportjournalisten zu den Sportlern des Jahres 2004 gewählt worden. In der
Mannschaftswertung siegten die Olympiasiegerinnen im Hockey. Es war die insgesamt
58. Wahl, die seit 1947 von der Internationalen Sport-Korrespondenz (ISK) Böblingen
unter den Sportjournalisten durchgeführt
wurde. Die Gewinner traten die Nachfolge
von Hannah Stockbauer (Schwimmen), Jan
Ullrich (Rad) und den Fußball-Weltmeister-
Sportlerin des Jahres: Birgit Fischer (vorne)
auf dem Weg zu ihrer achten Olympischen
Goldmedaille in Athen. Foto: dpa
frauen 2003 an. Birgit Fischer, mit achtmal
Gold die erfolgreichste deutsche Olympionikin aller Zeiten, setzte sich zum ersten Mal
in ihrer langen Laufbahn durch. Die 42Jährige verwies mit 4282 Punkten Eisschnellläuferin Anni Friesinger (1298), die
nach EM- und WM-Gold wie im Vorjahr
Zweite wurde, und Judith Arndt (1213),
Olympiazweite und Radweltmeisterin auf
der Straße, mit weitem Abstand auf die
Plätze. Nach seinem siebten WM-Titel
gewann Michael Schumacher in der Männer-Wertung bereits zum zweiten Mal nach
1995 den Titel Sportler des Jahres. Der
Ferrari-Fahrer (2460), im Vorjahr auf Rang
zwei, hielt dabei Skilangläufer Rene Sommerfeldt (1842) als Weltcupgewinner und
den Tour-Zweiten Andreas Klöden (1752)
auf Distanz. In der Mannschaftswertung fiel
die Wahl erstmals auf die Hockey-Frauen
(3334), die das Duell mit den HandballMännern (2937) zu ihren Gunsten entschieden. Ihr Überraschungsgold bei Olympia
wog schwerer als der EM-Titel und das
Silber in Athen für die Handballer. Platz 3
Das NOK gratulierte
Glückwünsche des NOK-Präsidiums galten
im Berichtszeitraum dem Deutschen Leichtathletik-Verband und seinem Präsidenten
Dr. Clemens Prokop für die erfolgreiche
Bewerbung um die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin. Darüber hinaus
gratulierte NOK-Präsident Dr. Steinbach Dr.
Christa Thiel, Claus Umbach, Gordon Rapp
und Rainer Brechtken zur erfolgreichen
Wiederwahl in Präsidentenämter des Deutschen Schwimmverbandes, der Bundesvereinigung Deutscher Gewichtheber, des Deutschen Fechterbundes und des Deutschen
Turnerbundes sowie Klaus Schormann zur
Wiederwahl als Präsident des Nationalen
und des Internationalen Verbandes für
Modernen Fünfkampf.
Erfolg: Dr. Clemens Prokop (rechts), Klaus
Wowereit (Mitte), Otto Schily und Klaus
Böger (links) freuen sich auf die Leichtathletik WM 2009 in Berlin. Foto: dpa
Erfolgreiches deutsches
EYOF-Team aus Monthey
zurückgekehrt
Mit 11 Medaillen (2 Gold, 4 Silber und fünf
Bronze) ist das deutsche Team von den 7.
Europäischen Olympischen Jugend-Winterspielen in Monthey/Schweiz zurückgekehrt.
Erfolgreichste Teilmannschaft war das
Short-Track-Team mit vier Einzelmedaillen
(2 Silber, 2 Bronze)- und zwei StaffelMedaillen (1 Silber, 1 Bronze), gefolgt von
den Skilangläufern (drei Einzelmedaillen, 1
Gold, 1 Silber, 1 Bronze), Ski alpin (1 Einzelmedaille, 1 Gold) und Curling (1 Bronze
Jungenteam).
Die beiden deutschen Goldmedaillen gewannen Laura Gruber (BSC Oberhausen) im
Ski-Alpin Slalom und Denise Hermann vom
WSC Erzgebirge Oberwiesenthal im Skilanglauf. Emsigste deutsche Medaillensammlerin
war Short-Trackerin Julia Riedel aus Dresden. Sie gewann Silber über 1000 m Bronze
über 1500 m und 500 m und gehörte auch
der erfolgreichen 2000m Staffel an.
Das NOK hatte eine starke Mannschaft mit
insgesamt 42 15- 18-jährigen Jugendlichen
aus den Bereichen Alpiner Skilauf (6 Aktive),
Langlauf (6 Aktive), Biathlon (6 Aktive),
Eiskunstlauf (2 Aktive), Short-Track (6
Aktive), Curling (10 Aktive) und Snowboard
(6 Aktive) zu dem insgesamt siebten Euro-
51
päischen Jugendfestival entsandt. Die
Mannschaftsleitung lag in den Händen von
Horst Klehr (Mainz) und Sandra Logemann
(NOK-Geschäftsstelle Frankfurt/M.).
Die deutschen Jugendlichen trafen in
Monthey auf die besten europäischen
Nachwuchsathleten im Alter von 16 -18
Jahren. Auf dem Wettkampfprogramm
standen Alpiner Skilauf, Eiskunstlauf,
Eishockey, Curling, Short Track, Nordischer
Sikluaf, Biathlon und Snowboard. 10.000
meist jugendliche Besucher waren als
Zuschauer an die Wettkampfstätten gekommen.
Initiiert vom heutigen IOC-Präsidenten und
ehemaligen EOC-Präsidenten Dr. Jacques
Rogge verfolgt die erstmals im Jahre 1990
aufgelegte Veranstaltung das Ziel, die
besten europäischen Jugendlichen an die
Olympische Bewegung und die Anforderungen des internationalen Spitzensports
heranzuführen. "Das Festival führt die
europäischen olympischen Athleten von
morgen zusammen und wirbt insbesondere
bei der jüngeren Generation für den Spitzensport", sagte Rogge zur Eröffnung.
Zugleich symbolisiere die Veranstaltung die
Einheit der europäischen Nationen zusammen mit der reichen und differenzierten
Kultur, die auf dem europäischen Kontinent
anzutreffen sei.
Die Europäischen Olympischen Jugendfestivals finden in einem Zweijahresabstand
jeweils in olympischen Winter- und Som-
mersportarten statt. Zahlreiche Stars haben
bei den EYOF erste internationale Erfolge
erzielt. Zu ihnen zählen u.a. die belgische
Tennis-Spielerin Justin Henin sowie die
Skiläufer Anja Pearson, Ivica und Jana
Kostelic. Die Winter-EYOF waren das größte
Sportereignis in der Schweiz in diesem
Winter. Sie wurden unter der Schirmherrschaft von Swiss Olympic mit einem Budget
von sechs Millionen Schweizer Franken
durchgeführt.
sei auf der Basis dieser Ausarbeitungen sehr
fruchtbar und konstruktiv diskutiert worden.
Dabei habe man sich auf eine Klausurtagung im März 2005 verständigt, bei der es
wie bei den dann noch ausstehenden
turnusmäßigen Zusammenkünften schwerpunktmäßig um die Vorbereitung eines
Grundsatzpapiers gehen solle. Dieses umfas-
Nähere Informationen über die Veranstaltung auf der Homepage:
http://www.monthey2005.ch .
Präsident Dr. Steinbach
informierte zur Strukturdiskussion DSB/NOK
Dr. Steinbach informierte das NOK-Präsidium am 27.01.2005 über die Arbeit der von
DSB und NOK eingesetzten Strukturkommission. Diese habe sich am 16. November
2004 auf einen Zeitplan und auf die vorrangig zu behandelnden Themenfelder Leistungssport, Sportentwicklung, Internationale Beziehungen, Bildung und Ausbildung,
Sportjugend sowie Finanzen geeinigt. Die
Generalsekretäre seien gebeten worden, die
sechs Themenfelder entsprechend aufzuarbeiten. In der Sitzung am 24. Januar 2005
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (links)
und DSB-Präsident Manfred von Richthofen denken über eine Fusion des deutschen
Sports nach. Foto: dpa
se 1. die Funktion einer gemeinsamen
Dachorganisation, 2. eine gemeinsame
Verständigungsplattform 3. Grundsätze der
neuen Organisationsstruktur. Die Generalsekretäre informierten die Öffentlichkeit wie
vereinbart am Ende jeder Sitzung der
Strukturkommission. Sobald wie möglich
sollten nun auch die jeweiligen Mitgliedsorganisationen in die Beratungen einbezogen
werden.
33. Generalversammlung
Die deutschen Medaillen-Gewinner von Monthey auf einen Blick:
der EOC in Dubrovnik
Ski alpin
Laura Gruber (Oberhausen), Slalom
Gold:
Ski nordisch
Denise Herrmann, (Oberwiesenthal), 7,5 km free
Gold:
Bronze: Claudia Straube (Goldlauter), 7,5 km free
Silber: Claudia Straube (Goldlauter), 7,5 km Verfolgung
Short Track
Silber: Julia Riedel (Dresden), 1000 m
Bronze: Julia Riedel (Dresden), 500 m
Bronze: Julia Riedel (Dresden), 1500 m
Silber: Robert Seifert (Dresden), 1000 m
Silber: Hannes und Torsten Kröger (Rostock), Robert Seifert (Dresden) 2000 m Staffel
ulia Riedel, Katja Prahl (Dresden), Juliane Sandek (Rostock) 2000 m Staffel
Bronze: Ju
Curling
Bronze: Nico Erlewein (Füssen), Konstantin Harsch (Baden), Christian Neuner (Riessersee),
Sven Rausder (Geising) und Florian Zahler (Riessersee)
52
NOK-Präsident Dr. Steinbach, Ehrenpräsident Professor Tröger, Generalsekretär
Schwank, und Abteilungsleiterin Merkel
(Internationales) besuchten vom 3.-5.
Dezember 2004 die 33. Generalversammlung der Vereinigung Europäischer Olympischer Komitees (EOC) in Dubrovnik, an der
eine Rekord-Teilnehmerzahl aus 48 Europäischen Olympischen Komitees und Repräsentanten vieler weiterer Organisationen
teilnahmen. Delegationen der Organisationskomitees der Olympischen Spiele 2006
(Turin), 2008 (Peking) und 2010 (Vancouver),
die Ausrichter der Europäischen Olympischen Jugendspiele 2005 (Monthey und
Lignano Sabbiadoro) sowie 2007 (Jaca und
Belgrad) berichteten genauso vor der
Versammlung wie die Welt-Anti-Doping-
Agentur (WADA), das Internationale Paralympics Komitee (IPC), die Kandidaten für
die Ausrichtung der Olympischen Spiele
2012, Paris, New York, Moskau, London und
Madrid und Special Olympics. Zu den
prominentesten Gästen der Veranstaltung
zählten der frühere EOC- und heutige IOCPräsident Dr. Jacques Rogge und der Präsident der Republik Kroatien, Steipan Mesic.
Vor genau 35 Jahren hatte das erste Meeting der Vereinigung Europäischer NOKs
ebenfalls in Dubrovnik stattgefunden.
Athen 2004 - MarketingReport erschienen
Der IOC-Marketing-Report für die Spiele der
XXVIII. Olympiade Athen 2004 ist jetzt
erhältlich. Der Bericht enthält alle relevanten Daten und Informationen im Zusammenhang mit Marketing-Aktivitäten für die
Athener Spiele, so u.a. zum Sponsoring, zur
Fernsehverwertung, zum Ticketing, zum
Merchandising, dem Olympischen Staffellauf und der Image Kampagne "Celebrate
Humanity". "Der Athener Marketing Report
zeugt vom Erfolg der Olympischen Marketing Programme und der Bedeutung der
Olympischen Partnerschaften", unterstreicht
IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge in der
Einleitung zum Bericht. Die Olympischen
Spiele Athen 2004 haben das weltweite
olympische Sponsoring laut IOC-Pressemitteilung (vom 28.01.2005) in neue Dimensionen geführt und die Olympischen TOP
Partner in die Lage versetzt, ihre Verbindung
mit dem weltweit größten Sportereignis in
Wer steckt hinter der Vermarktung der Ringe?
Die Olympischen Ringe stehen für weltweite
Bekanntheit und haben ein erstklassiges
Image, das nach Meinung von Experten
noch vor Marken und Organisationen wie
UNICEF, Fußball-WM oder Disney steht.
Seine Einzigartigkeit macht das Olympische
Signet zu einem ganz besonderen Element
im sog. Marketing-Mix.
Die Deutsche Sport-Marketing GmbH in
Frankfurt am Main (http://www.dsmolympia.de) ist Lizenzgeber des nationalen
Vermarktungssignets mit den Olympischen
Ringen. Sie vermarktet das Symbol für die
Unternehmenskommunikation ihrer Partner
und deren Produkte. National wie international sind die Rechte an der Verwendung
Olympischer Symbole und Bezeichnungen
streng geschützt. In Deutschland ist seit
dem 1.7.2004 das Olympiaschutz-Gesetz in
vollem Umfang wirksam. Es bildet die
rechtliche Grundlage zur Bekämpfung
missbräuchlicher Verwendung der Olympische Ringe und der Olympischen Bezeichnungen. International ist es das Internationale Olympische Komitee, dass die Rechte
an Olympischen Spielen sowie Olympischen
Symbolen und Kennzeichen hat. Die Ver-
einer bedeutsameren Weise als jemals zuvor
umzusetzen. Die weltweite Übertragung der
Spiele war so umfangreich wie nie zuvor.
3,9 Milliarden Menschen in 220 Ländern
wurden erreicht. Im bisher kleinsten Gastgeberland veranstaltet, übertrafen auch die
Ticket-Verkäufe die Erwartungen. Etwa 4000
verschiedene Produkte, die das Logo der
Olympischen Spiele Athen 2004 trugen, und
an 10.000 Verkaufsstellen in ganz Griechenland veräußert wurden, führten das LizenzProgramm zum Erfolg. Der MarketingReport im Internet:
http://www.olympic.org/uk/utilities/reports/
level2_uk.asp?HEAD2=148&HEAD1=8
Turin 2006:
Run auf die Tickets
IOC-Präsident Rogge verbucht Athen 2004
auch wirtschaftlich als Erfolg. Foto: dpa
Die zweite freie Verkaufsphase für Tickets zu
den Olympischen Winterspielen 2006 hat
am 10. Feburar 2005 begonnen. Zwischen
dem 19.12.2004 und diesem Datum hatten
marktungsstrategie des IOC ist dabei an
folgende Regeln geknüpft: Das IOC-Executive Board überprüft und überwacht die
Vermarktungsvorschläge der IOC-Marketing-Kommission Die IOC-Marketing Kommission stellt sicher, dass die Vermarktung
modernen Anforderungen und den fundamentalen Prinzipien des Olympismus
gerecht wird und schlägt der IOC-Exekutive
entsprechende Vermarktungsmaßnahmen
zur Beschlussfassung vor. Repräsentiert wird
das IOC in allen Vermarktungsfragen durch
die Agentur Meridian. Meridian ist eine
100% Tochtergesellschaft des IOC und mit
der Ausarbeitung von Marketingstrategien,
Geschäftsentwicklung, Verkauf, Finanzmanagement, Markenentwicklung und Markenschutz. Veranstaltungs-Planung und Entwicklung sowie Vermarktungs-Kommunikation beschäftigt. Vermarktungskontakte:
Deutsche Sportmarketing, Schaumainkai 91,
60596 Frankfurt am Main, Tel.:
+49696958010, Fax: +496969580130,
http://www.dsm-olympia.de , Meridian
Management S.A., Case postale 270, SignyCentre, CH-1274 Signy 2, Suisse, Tel.:
+4122-3654747, Fax: +4122-3654748.
die Veranstalter der Spiele den Bestand der
nach der ersten Verkaufsphase verbliebenen
Eintrittskarten sortiert und mit einem
Losverfahren über den Zugang zu überbuchten Veranstaltungen entschieden.
In der jetzt gestarteten Verkaufsphase sind
manche Events und Preiskategorien nicht
mehr verfügbar: "Wir können heute schon
sagen, dass für manche Ereignisse und
günstige Sitzplatz-Kategorien der populärsten Sportarten ein Losverfahren eingesetzt
werden muss", teilte TOROC-Sprecher Paolo
Rota mit. Betroffen sind vor allem Eiskunstlauf- und Eisschnellauf-Wettbewerbe,
Skispringen und das Männer Finale im
Eishockey. Bei allen Events, bei denen die
Nachfrage sehr viel höher als die verfügbaren Tickets war, ermittelte ein Zufallsgenerator unter notarieller Aufsicht die glücklichen Karteninhaber.
In der ersten Verkaufsphase vom 4. November 2004 bis zum 19. Dezember 2004
wurden Tickets im Wert von 5 Millionen
Euro geordert. Im Gegensatz zur ersten
Phase können die verbliebenen Tickets jetzt
53
nicht mehr nur ausgewählt und reserviert,
sondern nach dem first come first serve Prinzip auch sofort gekauft werden.
Neben der Bestellung über Internet
(http://www.torino2006.org) ist der Kartenverkauf jederzeit auch über die lizenzierten
Generalagenturen der Nationalen Olympischen Komitees möglich. In Deutschland ist
dies die Agentur DER TOUR. Um Ticketfäl-
Darüber sind waren drei ParalympicsTermine im Skilanglauf, Biathlon und
Rollstuhl-Curling zu erwähnen. Das Rollstuhl-Curling feiert sein Debut bei den
Paralympics Turin 2006. "Während der
Sportveranstaltungen 2005 war ein großer
Teil des TOROC-Stabes zusammen mit etwa
2.500 Volunteers im Einsatz und testete
dabei die geplanten Dienstleistungen
gegenüber der Öffentlichkeit, den Aktiven,
Vorfreude: Die XX. Olympischen Winterspiele Turin 2006 werfen ihre Schatten voraus. Im
Bild das Logo mit der Bergkette von Turin in Form von Eiskristallen. Foto: dpa
schern das Handwerk zu legen, werden allen
Käufern zunächst nur Gutscheine zugesandt. Die Original-Eintrittskarten werden
dann wenige Wochen vor den Spielen
nachgereicht
Erfolgreiche
Testveranstaltungen
Einen ganzen Kalender erfolgreicher Veranstaltungen im Winter 2005 können die
Organisatoren der Olympischen Winterspiele
2006 (TOROC) vorweisen. Zehn Groß-Events
sollten die Tragfähigkeit der Organisation
für die Olympischen Winterspiele und die
Winter-Paralympics 2006 unter Beweis
stellen. Vom 20. Januar noch bis zum 15.
März 2005 standen und stehen Offizielle
und Sportstätten auf dem Prüfstand, wenn
nacheinander zehn Weltcup-Veranstaltungen im alpinen Skilauf, Bobsport, Skeleton,
Schlitten, Skilanglauf, Biathlon, Nordischer
Kombination, Skispringen, Freestyle und
Snowboard und eine Junioren-Weltmeisterschaft im Curling durchgeführt werden.
54
den Journalisten und den Fernsehanstalten.
Die Veranstaltungen erlaubten darüber
hinaus die Evaluierung der organisatorischen Maßnahmen und aller zum Einsatz
kommenden Materialien. Sie waren eine
einmalige Gelegenheit, Entscheidungen im
Hinblick auf unsere Planungen zu bestätigen oder zu korrigieren", sagte TOROCPräsident Valentino Castellani.
Olympischer Fackellauf
Das Olympische Feuer wird am 7. Dezember
2005 in Rom erwartet. Das gab das Organisationskomitee der XX. Olympischen Winterspiele genau ein Jahr vor diesem Ereignis
bekannt. Wenige Tage zuvor soll das Feuer
in Olympia entzündet werden. Über 64 Tage
hinweg wird das Feuer dann in einem
Olympischen Fackellauf durch ganz Italien
geführt. Dabei wird es von mehr als 10.000
Läufern insgesamt 11.000 km durch alle
Provinzen und Regionen getragen. Die
Olympische Flamme wird dabei Station an
vielen charakteristischen Sehenswürdigkeiten Italiens machen, so u.a. am schiefen
Turm von Pisa, dem Canale Grande, dem
Taormina Theater, der Piazza della Signoria
in Florence, dem Mont Blanc, der Insel
Lampedusa etc. Erster Fackelträger soll der
italienische Marathon-Olympiasieger Stefano Baldini sein. Zu den weiteren Fackelträgern zählen zahlreiche Persönlichkeiten aus
Sport, Unterhaltung, Kunst und Kultur.
Neben staatlichen Behörden und kommunalen Einrichtungen, gilt der Dank der Veranstalter den IOC Sponsoren Coca-Cola und
Samsung, die den offiziellen OlympiaFackellauf präsentieren werden.
Die Olympische Fackel, eines der wichtigsten
Symbole der Olympischen Winterspiele Turin
2006, wurde am 20. Januar 2005 in Mailand
präsentiert. Das designerische Konzept ist
eine moderne Interpretation der traditionellen Holzfackel, denn die Flamme umhüllt
den Körper der Fackel, anstatt aus einer
Hülle am Kopf zu kommen, wie in der
Vergangenheit praktiziert, heißt es in
offiziellen Verlautbarungen der Veranstalter
(TOROC) und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Die gesamte Fackel ist
77 cm hoch, hat einen Durchmesser von
10,5 cm und wiegt 1,85 kg. Sie kann nicht
wieder gefüllt werden und ist wetterresistent. Die Flamme jeder Fackel brennt für 15
Minuten und ist etwa 10 cm hoch. Die
äußere Hülle ist aus Aluminium, das einen
Stahl-Kupfer-Kern umgibt. Das Cover ist aus
einer hitzebeständigen Spezialfarbe. Die
Olympische Flamme trägt die Signatur von
Pininfarina, dem offiziellen Zulieferer von
TOROC, dem Organisationskomitee der
Spiele. Der international bekannte Designer
ist laut Partnerschaftsvertrag für Layout,
Funktionalität und Produktion der über
12.000 Exemplare der Fackeln zuständig.
Pininfarina hat eng mit dem TOROCVeranstaltungs-Department zusammengearbeitet und die Fackel ist daher mit den
grundlegenden Kommunikationselementen
der XX. Olympischen Winterspiele kompatibel.
Peking 2008 - Sorge um
Menschenrechte
Bereits zu Beginn der neuen Olympiade
(2004-2008) und fast vier Jahre vor der
Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am
8. August 2008 in Peking hat die Betroffenheit über die Menschenrechtssituation in
China zugenommen und in der Geschäfts-
stelle des Nationalen Olympischen Komitees
(NOK) für Deutschland zu zahlreichen
Anfragen im Zusammenhang mit der
Besetzung Tibets, der Situation der politischen Opposition oder der freien Religionsausübung geführt.
Das Nationale Olympische Komitee (NOK)
für Deutschland nimmt diese Anfragen sehr
ernst und wird sich in den kommenden vier
Jahren bis zum Beginn der Olympischen
Spiele 2008 immer wieder damit auseinandersetzen.
Handlungsgrundlage ist dabei zunächst die
vom Internationalen Olympischen Komitee
herausgegebene Olympische Charta. Dort
wo sich diese Olympische Charta ausdrücklich auf die Menschenrechte bezieht, tut sie
dies zunächst nur im Zusammenhang mit
dem Recht auf die Teilnahme an Sportereignissen. Sie sagt aus, dass die Vergabe
Olympischer Spiele durch das IOC mit dem
Ziel verfolgt, die weltbesten Sportler ungeachtet ihrer politischen, wirtschaftlichen
oder ethnischen Unterschiede zusammenzubringen.
Selbstverständlich ist dem NOK die Situation
der Menschen in China deshalb nicht
gleichgültig. Die Olympische Bewegung ist
zwar nicht in der Lage, die Einhaltung der
Menschenrechte zu überwachen oder
durchzusetzen. Informationen zur Menschenrechtssituation, die persönlichen
Schilderungen und Erkenntnissen von
Organisationen wie amnesty international
oder Human Rights Watch zu verdanken
sind, hat IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge
jedoch bereits mehrfach zum Anlass genommen, an die Verantwortlichen in China
zu appellieren. Zuletzt äußerte sich Rogge
am 1.12.2004 in einem Interview der BBC,
in dem er sagte: "Die ganze Welt wird auf
China blicken. Wir haben den Veranstaltern
deutlich gemacht, dass sie die Menschenrechte einhalten müssen." Allerdings weist
auch der IOC-Präsident darauf hin, dass die
Olympische Familie die Einhaltung der
Menschenrechte nicht überwachen oder
durchzusetzen kann: "Bitte machen Sie
einen Unterschied zwischen unserem
Glauben an die Menschenrechte und der
Tatsache, das wir nicht selbst Inspektoren
um die Welt schicken können, um deren
Einhaltung zu überprüfen", erklärte Rogge
auf einer Pressekonferenz im Rahmen der
Olympischen Sommerspiele in Athen.
Die Anwesenheit von 20.000 Medienvertretern, Hunderttausenden von Besuchern und
Milliarden TV-Nutzern aus dem Ausland
wird jedoch, so die Annahme von IOC und
NOK, während der Spiele 2008 zu einer
weiteren Öffnung und Demokratisierung
Chinas beitragen und diejenigen Kräfte in
der chinesischen Gesellschaft stützen kann,
die eine derartige Entwicklung anstreben.
Das NOK geht davon aus, dass die Olympische Familie auch durch diese Überlegungen
dazu bewogen wurde, die Olympischen
Spiele an Peking zu vergeben.
analysiert die Kommission die Bewerbungsdokumente und unternimmt entsprechende
Besuche in den Städten.
Am Ende der Kommissionsarbeit steht ein
Abschlussbericht, der an die IOC-Mitglieder
geschickt wird und vor dessen Votum auch
der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt
wird. Vorsitzende der Evaluierungskommission ist Nawal El Moutawakei (Marokko). Sie
wird am 6. Juli 2005 vor der 117. IOCSession in Singapur berichten, bevor die
Mitglieder zur Wahl der Gastgeberstadt
schreiten.
Die Mitglieder der Evaluierungskommission
wurden durch den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees ernannt. Sie
repräsentieren neben internationalen
Fachleuten IOC-Mitglieder, Repräsentanten
der Internationalen Fachverbände, der NOKs,
der Athleten und des Internationalen
Paralympics Komitees. Mitglieder der Kommission sind:
Nawal El Moutawakei (Marokko, Vorsitz),
Simon Balderstone (Australien), Philippe
Bovy (Schweiz), Els van Breda Vriesmann
(Niederlande), Bob Elphinston (Australien),
Frank Fredericks (Namibia), Paul Henderson
(Kanada), Patrick Jarvis (Kandada), Mustapha
Larfaoui (Algerien), José Luis Marco (Argentinien), Ser Miang Ng (Singapur), Sam
Ramsamy (Südafrika) und IOC-Direktor
Gilbert Felli.
Olympiabewerbung 2012:
IOC-Evaluierungskomission UN-Vollversammlung eröffnete Internationales
besucht Candidate Cities
Jahr des Sports
Vom 3. Februar bis zum 17. März 2005
inspiziert die IOC-Evaluierungskommissin
die offiziellen Kandidatenstädte für die
Ausrichtung der Spiele der XXX Olympiade
2012. Die Besuchstermine sind 3.-6. Februar
(Madrid), 16. bis 19. Februar (London), 21bis 24. Februar (New York), 9. - 12. März
(Paris) und 14.-17. März (Moskau). Dies
teilte das IOC am 01.02.2005 mit.
Seit den Reformen von 1999, die u.a.
Besuche von IOC-Mitgliedern in Kandidatenstädten nicht länger erlauben, spielt die
IOC-Evaluierungs-Kommission eine Schlüsselrolle bei der Eignungs-Prüfung der
Kandidaten, heißt es in der IOC-Pressemitteilung. Für die aktuelle Bewerbung 2012
Während ihrer Vollversammlung vom 26. bis
27. Oktober 2004 in New York beschlossen
die Vereinten Nationen (UN),
1. den Bericht des Generalsekretärs zum
Internationalen Jahr des Sports und der
Sporterziehung 2005 zur Kenntnis zu
nehmen.
2. die Resolution A/59/L.9 "Sport als Mittel
zur Förderung von Bildung, Gesundheit,
Entwicklung und Frieden" anzunehmen
und am 5. November 2004 das Internationale Jahr des Sports und der Sporterziehung 2005 zu eröffnen.
55
Der ehemalige Schweizer Präsident Adolf
Ogi wurde 2001 vom UN-Generalsekretär
Kofi Annan als "Special Adviser" für "Sport,
Entwicklung und Frieden" eingesetzt. Die
zwei Hauptziele des Special Advisers sind:
die "Sport For All" Bewegung zu propagieren und Sportorganisationen zu motivieren,
sich mehr in UN-Aktivitäten im Rahmen
von Partnerschaften zu involvieren.
Zur globalen Koordinierung des Internationalen Jahrs des Sports wurde ein Büro unter
der Führung von Adolf Ogi in Genf eingerichtet. Dieses Büro arbeitet eng mit dem
United Nations Fund for International
trie, Sportverbände, Athleten und Sportmedien) zu wecken und die Bildung von
Partnerschaften zu erleichtern, d) Initiativen
zu unterstützen, bei denen Sport als Plattform eingesetzt wird, um interkulturellen,
friedensstiftenden bzw. einen "post-Konflikt" Dialog zu fördern sowie e) Informationsarbeit hinsichtlich der Bedeutung des
Sports und der Sporterziehung für Entwicklung und Frieden zu betreiben, damit Sport
besser in Entwicklungsstrategien, Programmen und Aktivitäten integriert wird.
Das Budget zur Förderung von Maßnahmen
im Rahmen des Internationalen Jahrs des
zu beteiligen. Die Mitgliedstaaten werden
unter anderem aufgerufen, die Bedeutung
des Sports für das Bildungssystem sowie für
die Gesellschaft im Bereich der Gesundheitsvorsorge und Völkerverständigung mit
spezifischen Maßnahmen zu fördern. Der
Beitrag der Olympischen Spiele zu einer
friedlichen Völkerverständigung wird durch
die Resolution anerkannt. Die Vollversammlung unterstrich die Notwendigkeit, die
Kooperation mit internationalen Sportverbänden zu suchen, einen "code of good
practice" auszuarbeiten und die Regierungen aufzurufen, die Ausarbeitung der
internationalen Anti-Doping-Konvention zu
beschleunigen.
Am 5. November 2004 läuteten UN-Generalsekretär Kofi Annan, UN-Untergeneralsekretär Adolf Ogi und Tennis-Champion
Roger Federer auf einer Pressekonferenz in
New York das Jahr des Sports 2005 ein. Dort
wurde noch einmal unterstrichen, dass es
dessen Ziel sei, Sport als festen Bestandteil
von Programmen zur Förderung der Ausbildung, Gesundheit, Entwicklung und des
Friedens auf der ganzen Welt zu etablieren.
"Der Sport kann der Politik
den Weg bereiten"
Internationales Jahr des Sports und der Leibeserziehung 2005: UN-Sonderberater Adolf Ogi
(links) überreicht UN-Generalsekretär Kofi Annan zum offiziellen Auftakt in New York eine
Glas-Schale mit dem Logo. Foto: dpa
Partnerships (UNFIP) und mit der United
Nations Educational, Scientific and Cultural
Organization (UNESCO) zusammen. Ein
Anliegen des Koordinierungsbüros in Genf
ist es, dass nationale Komitees in den
Mitgliedstaaten gegründet werden, die das
thematische Jahr auf nationaler Ebene
begleiten. Im Rahmen des Internationalen
Jahrs des Sports 2005 soll unter anderem
aufgezeigt werden, dass Sport Positives zu
den Bereichen Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden beitragen kann. Ziele
des Sport-Jahres sind im Speziellen: a) Die
"Sport for All"-Bewegung zu propagieren
und zu unterstützen, b) Auf die Notwendigkeit der Sporterziehung als integralen
Bestandteil eines ausgeglichenen Lehrplans
hinzuweisen, c) Interesse an Entwicklungsfragen in der Welt des Sports (Sportindus-
56
Sports und der Sporterziehung ist gering.
Deshalb ist geplant, einen Appell an Regierungen, NGOs und Stiftungen zu richten,
sich finanziell am thematischen Jahr zu
beteiligen. In Deutschland hat das BMI
700.000 Euro zur Verfügung gestellt. Der
deutsche Sport hat daraufhin ein Konzept
zur gemeinsamen Beschlussfassung vorgelegt.
Am 27. Oktober 2004 hat die UN-Vollversammlung die Resolution "Sport als Mittel
zur Förderung von Bildung, Gesundheit,
Entwicklung und Frieden" angenommen. In
dieser Resolution werden die Ziele des
Internationalen Jahrs des Sports und der
Sporterziehung aufgegriffen, und die
Regierungen, Programme und Einrichtungen der Vereinten Nationen sowie Sportorganisationen angehalten, sich aktiv daran
Fragen an Adolf Ogi, UNO-Sonderberater
für das Internationale Jahr des Sports und
der Leibeserziehung
"Deutschland gehört zu einem Kreis von
Ländern, die im internationalen Kontext
eine Vorreiterrolle einnehmen´, sagt Adolf
Ogi, der als UNO-Sonderberater für das
Internationale Jahr des Sports und der
Leibeserziehung 2005 verantwortlich ist. Im
Interview mit der DSB PRESSE äußerte sich
der ehemalige Bundespräsident der Schweiz
zu den Erwartungen, die er an Deutschland
stellt und zur Rolle des Sports in der Friedensförderung.
Welche Rolle nimmt der Sport in der Friedensförderung ein und welche Vorteile hat
er gegenüber der Politik? Was kann er
beispielsweise in Krisengebieten wie etwa
Israel und Palästina bewirken?
OGI: Der Sport kann dort in die Bresche
springen, wo die Politik mit ihren herkömmlichen Mitteln der Friedensförderung nicht
weiterkommt. Da der Sport im Gegensatz
zur Politik als `harmloser´ gilt, kann er
unvoreingenommen und unparteiisch seine
brückenschlagende Wirkung ausspielen. Der
Sport kann also - wie schon im historischen
Cricket-Match zwischen Indien und Pakistan
vor einigen Monaten - der Politik quasi den
Weg bereiten.
Welche Hilfestellungen sind Ihrer Meinung
nach in den Krisengebieten wichtig, die aus
anderen Ländern kommen müssen?
OGI: Sobald die existenziellen Grundbedürfnisse sicher gestellt sind, kann der Sport
zum Zug kommen. Ich habe selbst gesehen,
was Sport in Krisengebieten auslösen kann.
Oft ist der Sport gerade für Kinder die
einzige Möglichkeit, für ein paar Minuten
aus ihrem traumatisierten Zustand herauszukommen. Zudem ist der Sport ein relativ
kostengünstiges Mittel zur Entwicklungsförderung. Die Geberländer würden gut daran
tun, Sport systematischer in ihre Entwicklungsprogramme zu integrieren. Nach der
Flutkatastrophe in Südostasien sind zum
Beispiel langfristige Kooperationen von
enormer Bedeutung.
Was erwarten Sie von Deutschland im
Internationalen Jahr des Sports und der
Leibeserziehung auf nationaler Ebene und
im internationalen Kontext?
OGI: Ich erwarte von Deutschland eine
aktive Beteiligung am Internationalen Jahr
des Sports und der Leibeserziehung, wobei
ich keine Zweifel habe, dass dies der Fall
sein wird. Deutschland zeigt seit Jahren
sowohl auf der Ebene der Regierung als
auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft
großes Engagement. Da bereits ein nationales Komitee für die Planung und Durchführung der Aktivitäten in Deutschland existiert, bin ich mir gewiss, dass das Jahr zu
einem großen Erfolg wird. Mit diesen
Vorraussetzungen gehört Deutschland zu
einem Kreis von Ländern, die im internationalen Kontext eine Vorreiterrolle einnehmen. Es wäre wünschenswert, dass sich
daraus Kooperationen und nachhaltige
Partnerschaften im Bereich von Sport und
Entwicklung ergäben.
sollten sämtliche Interessengruppen aus
dem Sport sowie der Entwicklungs- und
Friedensförderung in die Planung und
Umsetzung der Aktivitäten eingebunden
werden. Regierungen und ihre Ministerien,
Sportverbände, andere Nicht-RegierungsOrganisationen und die Wirtschaft müssen
Partnerschaften bilden. Dann ist die Koordinierung mit den verschiedenen Organisationen des UNO-Systems und anderen Entwicklungsorganisationen wichtig. Wenn alle
Beteiligten nach gemeinsamen Richtlinien
handeln, wird das Internationale Jahr des
Sports und der Leibeserziehung Kräfte
entfalten, die weit über das Jahr 2005
hinaus wirken werden. (Quelle: DSB-Presse
1/05)
Interministerieller Ausschuss sagte Entwicklungs- NOK-Entwicklungshilfeprojekte 2005 angelaufen
hilfe-Mittel für 2005 zu
Das Nationale Olympische Komitee für
Deutschland, die in der Sportförderung mit
Ländern der 3. Welt federführende Organisation des deutschen Sports, wird auch im
Jahr 2005 in bewährter Zusammenarbeit
mit dem Auswärtigen Amt, dem Deutschen
Sportbund und den Spitzenverbänden
zahlreiche Projekte in Ländern der Dritten
Welt durchführen. Dies ergab eine Sitzung
des Interministeriellen Ausschusses (IMA)
aus Vertretern von Auswärtigem Amt, BMI,
Bundesverwaltungsamt sowie Repräsentanten von NOK, DSB, DFB, DLV, GTZ und Uni
Leipzig Anfang Dezember 2004 in Berlin.
Das Auswärtige Amt stellt im Rahmen der
Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik im
Jahr 2005 2,755 Millionen Euro zur Verfügung, was nach einer Steigerung um
250.000 Euro im Haushalt 2004 dem Etat
des Jahres 2003 entspricht. Ein großer Teil
Welche nächsten Schritte sind für die
teilnehmenden Länder als Vorbereitung für
das UNO-Jahr wichtig?
OGI: Der erste Schritt ist die Bildung nationaler Komitees. In einem zweiten Schritt
des Geldes fließt in Kurz- und Langzeitprojekte in Afrika, Lateinamerika und Asien. Zu
befürchtende Mittelkürzungen in den
Folgejahren scheinen eine erste Tendenz zu
künftig weniger Langzeitprojekten aufzuzeigen. Das NOK wies diesbezüglich auf die
Bedeutung der Langzeitprojekte für strukturbildende Arbeit und nachhaltige Förderung hin und wird nicht müde werden, um
dieses wichtige Instrument dieses Programmes zu kämpfen. Neben. Sportgerätespenden und Fortbildungen ausländischer Trainer
an den Trainerschulden des Deutschen
Fußball-Bundes, des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und der Universität Leipzig
werden aus IMA-Mitteln auch Maßnahmen
anlässlich der 40-jährigen deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen durchgeführt.
Völkerverbindend: Eintwicklungshilfeprojekte des NOK leisten seit 1960 Beiträge
zum Frieden. Foto: Lars Isecke
Zu einer kurzfristig möglich gewordenen
Maßnahme brach Björn Wangemann von
seinem derzeitigen Aufenthaltsort im
Rahmen des Langzeitprojekts Uruguay
(Montevideo) nach Bolivien auf. Dort
richtete er sich vom 14. Januar an zwei
Standorten im Landesinneren Oruro und
Tarija in jeweils über 4.000 m Höhe bis zum
4. Februar an Sportlehrer, Trainer, Jugendleiter und Eltern, um sie über "Neue Wege in
der Kinder- und Jugendleichtathletik" zu
informieren. Darüber hinaus sind Gespräche
mit dem Präsidenten des bolivianischen
Leichtathletik-Verbandes und dem Deutschen Botschafter in La Paz vorgesehen. Das
Vorhaben knüpft an zwei Langzeitprojekte
an, die in der Vergangenheit in Bolivien
durchgeführt wurden und die wesentlich
zum heutigen Entwicklungsstand der
Sportart beigetragen haben. Wangemann
unterstützte die Zielgruppen bei seinem
einmonatigen Aufenthalt auch bei der
Herstellung von einfachen LeichtathletikGeräten aus Abfallprodukten wie gebrauchten Fahrradreifen, Kartons, Plastikflaschen
usw. Zum Abschluss fanden gemeinsame
Leichtathletik-Events statt. Björn Wangemann war über 17 Jahre hinweg Entwicklungshilfe-Direktor des Internationalen
Leichtathletik-Verbandes (IAAF) und hat
zahlreiche Projekte für das NOK und den
DLV durchgeführt.
57
Am 16. Januar reiste Fußball-Experte Klaus
Stärk (51) nach Kasachstan. Stärk stammt
aus dem schwäbischen Dauchingen und
zwar zuletzt für NOK und DFB in Afghanis-
schafter, Pius Fischer. Mit Anja Fredrich und
Kevan Naylor befinden sich derzeit zwei
Deutsche als NOK-Berater in Phnom Penh,
wo kürzlich im Nationalen RehabilitationsZentrum ein grundsanierter Sportkomplex
wiedereröffnet wurde.
Dass auch Kurzzeitprojekte nachhaltig
wirken können, machte die vorweihnachtliche Stippvisite von Holger Obermann beim
Nationalen Olympischen Komitee für
Deutschland deutlich. Der langjährige NOKExperte, Fußballlehrer und frühere ARDFernsehjournalist kam mit 50 nagelneuen
Fußbällen im Gepäck. Bestimmungsort:
Cherikat in Afghanistan (Provinz Parwan).
Lizenzen: Botschafter Fischer überreichte in
Dort hatte Obermann im Jahr 2003 gemeinPhnom Penh NOK-Ausbildungszertifikate
sam mit dem heutigen NOK-AfghanistanEntsandten und afghanischen Ex-Nationaltan und Südafrika tätig. Bereits im Dezemspieler Ali Askar Lali ein Strassenfußballprober 2003 hatte er einen Fortbildungskurs für jekt ins Leben gerufen. Mittlerweile trainie40 Fußball-Lehrer in Almaty, der Hauptstadt
ren dort rund 400 Kinder und Jugendliche,
Kasachstans geleitet. Der aktuelle Kurs, zu
viele elternlos oder aus ärmsten Verhältnisdem das NOK Klaus Stärk wieder in enger
sen. Obermann kann die Bälle dank der
Abstimmung mit dem DFB entsandte,
Unterstützung des Fußballbundesligisten
richtete sich an Nachwuchstrainer, die mit
Eintracht Frankfurt und von UNICEF ins
Jugendnationalmannschaften und Auswahl- Rollen bringen. Einer privaten Initiative
teams arbeiten. An ihm nahmen etwa 29
verdankt das deutsche Projekt zum Wiederaufbau des Fußballs
in Afghanistan eine
weitere Ballspende.
Timo Tönges
(Niederelbert),
ehemaliger Mitarbeiter des Projekts,
der diesem auch
seine sportwissenschaftliche Examensarbeit widmete, hat für sein
Engagement im
familiärem Umkreis
so viel Resonanz
erzielt, dass seine
Runde Sache: Afghanische Kinder freuen in Kabul über deutsche
Eltern angesichts
Fußbälle. Foto: Holger Obermann
einer Jubiläumsfeier
auf Geschenke
Fußball-Lehrer teil. Er vermittelte moderne
verzichteten und um Geldspenden für das
Trainingsmethoden in Abwehr und Angriff
Projekt baten. Die für die gesammelten
und beinhaltete auch das Torwarttraining.
1.000 Euro der Familie gekauften Bälle
nahm Ali Askar Lali, der das Projekt im Jahr
Unterdessen berichtete der General-Sekretär 2003 zusammen mit dem NOK-Auslandsexder Kambodschanischen Volleyball-Liga der
perten Holger Obermann aufgenommen
Behinderten, Christopher Minko, in einem
hatte, dankbar in Kabul entgegen.
aktuellen Schreiben an das NOK von wichtigen Impulsen des deutschen EntwicklungsEinen Scheck des Nationalen Olympischen
hilfe-Programmes in Phnom Penh und
Komitees (NOK) für Deutschland in Höhe
übermittelte Bilder von der Übergabe von
von 20.000 Euro hat der deutsche BotschafAusbildungszertifikaten an Trainer und
ter im Iran, von Maltzahn am 7. Dezember
Übungsleiter durch den deutschen Bot2004 an den Präsidenten des iranischen
58
NOK übergeben. Die Mittel sind für den
Wiederaufbau von Sportstätten in der
iranischen Region Bam bestimmt, die vor
genau einem Jahr von einem verheerenden
Erdbeben heimgesucht worden war. Wie die
deutsche Botschaft in Teheran mitteilt fand
die Scheck-Übergabe im Beisein zahlreicher
Medienvertreter statt. Der Präsident des
iranischen NOK bedankte sich bei dem von
freundlicher Atmosphäre geprägten Treffen
beim deutschen NOK und hob die gute
gegenseitige Zusammenarbeit hervor.
Bereits am 22.11. hatte NOK-Präsident Dr.
Klaus Steinbach die Spende angekündigt
und erklärt, damit einen kleinen Beitrag zur
Rekonstruktion von Sportanlagen leisten zu
wollen.
Horst Kriete (60) , Fußball-Experte aus Lotte
(Niedersachsen) war bereits im Dezember im
Rahmen eines Fußball-Langzeitprojektes
nach China aufgebrochen. Dort unterstützt
er den Auf- und Ausbau des Fußballsports
auf regionaler Ebene und Verbandsebene.
Sein besonderes Augenmerk lag auf der
Jugendarbeit sowie der Aus- und Fortbildung von Trainern, Übungsleitern und
Schiedsrichtern. Darüber hinaus wird er
Lehrmaterial erarbeiten und ein Instrumentarium zur Sichtung und Förderung des
Fußball-Nachwuchses entwickeln. Auch die
Planung, Organisation und Durchführung
von Meisterschaften auf vielen Ebenen zählt
neben der Betreuung von National-Kadern
zu den Vorhaben. Kriete ist im Besitz der
DFB-Fußball-Lehrer-Lizenz und hat seit
1979 umfassende Erfahrungen in der
Entwicklungshilfe im Sport gesammelt.
Dabei war er, unter anderem auch als FIFAInstruktur in 23 verschiedenen asiatischen,
Spender: NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach freute sich über einen Scheck an das
iranische NOK. Foto: Getty
afrikanischen und zentralamerikanischen
Ländern tätig. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt finanziert und vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für
Deutschland in enger Zusammenarbeit mit
dem Deutschen Fußball-Bund koordiniert.
fehlenden Sportanlagen wurde eine Gesamtkonzeption für die Region mit allen
Beteiligten erstellt. Klaus Blessing zeigte
eine Bilddokumentation von dieser Reise
und erläutert die praktische Arbeit in der
Konfliktprävention.
Spiel und Sport als Chance der Konfliktprävention im Grenzgebiet Südserbien, Kosovo,
Mazedonien und Albanien waren Gegenstand eines Vortrags des NOK-Entwicklungsexperten Klaus Blessing am 24. Januar 2005
in den Frankfurter Römerhallen. Die Veranstaltung war Teil der Ausstellung "Frieden
braucht Fachleute", die bis zum 29. Januar
2005 im Frankfurter Römer gastierte.
Zusammen mit der Friedensfachkraft Branca
Jovanovic hat Blessing eine Kooperation
aufgebaut und im November 20054 die
Region Bujanovac im Grenzgebiet in Südserbien besucht. Es konnten bereits albanisch-serbisch übersetzte Spiel- und Sportanleitungen und Texte zur olympischen
Erziehung für Schulen und Jugendzentren
erstellt und übergeben werden. Es wurde
vereinbart, die entsprechenden Themen wie
Fairness, Frieden und Völkerverständigung
zu vertiefen und im Mai 2005 "Schülerolympiaden" durchzuführen. Für die überall
Prof. Dr. Dietmar Schmidtbleicher (55),
Lehrstuhlinhaber an der Johann Wolfgang
Goethe-Universität Frankfurt am Main hat
im Februar 2005 eine begleitende Kurzzeitmaßnahme zum Leichtathletik-Langzeitprojekt des deutschen Experten Günter Lange
in Nepal durchgeführt. Dabei ging es um die
Vermittlung von Erkenntnissen zum modernen Krafttraining. Die Maßnahme erfolgte
zur Förderung von Sportbeziehungen mit
Ländern der Dritten Welt im Rahmen der
Auswärtigen Kulturpolitik aus Mitteln des
Auswärtigen Amtes. Unter anderem wurde
von Schmidtbleicher im Rahmen dieses
Projekts in Kathmandu in einem nationalen
Trainingszentrum mit Hilfe einer deutschen
Gerätespende ein kompletter Kraftraum
eingerichtet. Im Rahmen mehrtägiger
workshops sprach Prof. Dr. Schmidbleicher
zudem unter anderem zum muskulären
System, zu kraftlimitierenden Faktoren, zur
Physiologie der Kraft, Trainingsmitteln und -
methoden, neuronale Adaptation, Risken
und Prävention, Dysbalancen, komplexem
Training, Periodisierung, etc. Prof. Dr.
Schmidtbleicher hat sich in ca. 250 Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Zeitschriften, darunter mehreren
Büchern und rund 300 Vortragspublikationen als Experte für Trainings- und Bewegungswissenschaft ausgewiesen. Seit 1991
ist er Inhaber des Lehrstuhls für den gleichnamigen Arbeitsbereich an der JohannWolfgang Goethe-Universität Frankfurt.
NOK unterstützt
World Games 2005
Auf der NOK-Präsidiumssitzung am
27.01.2005 unterstrich NOK-Generalsekretär
Bernhard Schwank die enge Kooperation
des NOK mit den Organisatoren der World
Games 2005 in Duisburg. Die Notwendigkeit
ergebe sich unter anderem auch aus der
Schirmherrschaft des IOC für diese Veranstaltung, sagte Schwank. IOC-Präsident Dr.
Jacques Rogge hatte die NOKs Ende des
Hilfe des deutschen Sports für Menschen in Not
Geemeinsame Entschließung der Präsidien von DSB und NOK zur Flutkatastrophe in Süd-Ost-Asien (Januar 2005)
Die Präsidien des Deutschen Sportbundes
und des Nationalen Olympischen Komitees
für Deutschland sind zutiefst erschüttert
über die Folgen des verheerenden Seebebens in Südostasien, das unzählige Menschenleben gekostet und die Infrastruktur in
vielen Regionen zerstört hat. Die Präsidien
zeigen sich zugleich beeindruckt von der
außergewöhnlichen weltweiten Hilfsbereitschaft und unterstreichen, dass auch der
deutsche Sport seinen Beitrag dazu leisten
will, den betroffenen Menschen und Ländern beim Wiederaufbau, besonders im
sportlichen Bereich, zu helfen. Sie sind der
Ansicht, dass der Sport durch seine vielfältigen Möglichkeiten der Begegnung und
Zusammenarbeit zur Rückgewinnung der
Lebensfreude sowie zur Überwindung von
Perspektivlosigkeit beitragen kann. Mit Blick
auf die langfristige Hilfe gilt es, die Initiativen und Aktionen des Sports unter Feder
führung von DSB und NOK zu bündeln. Mit
Schreiben vom 11. Januar wurde dem
Bundeskanzler die Bereitschaft des Sports,
sich an dem Wiederaufbau in der betroffenen Region zu beteiligen, bereits mitgeteilt.
Konkret werden folgende Maßnahmen der
Unterstützung vorgeschlagen:
1. DSB und NOK fördern alle Initiativen in
den verschiedenen sportlichen Bereichen,
auch von Vereinen und Verbänden, ideell,
insbesondere durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit.
2. NOK und DSB sind der Auffassung, dass
Maßnahmen im UNO-Jahr des Sports
2005 in den Dienst der Hilfe für die
Flutopfer bzw. für den Wiederaufbau der
sportlichen Infrastruktur gestellt werden
können.
3. Das NOK intensiviert die Kontakte zu den
Nationalen Olympischen Komitees der
betroffenen Länder und ermittelt in
Abstimmung mit Experten konkrete
Hilfsmaßnahmen.
4. DSB und NOK werden die internationalen Weltorganisationen des Breitensports
dazu nutzen, konkrete Hilfsmöglichkeiten
im sportlichen Bereich zu ermitteln.
5. NOK und DSB werden die Stiftung
Deutsche Sporthilfe bei der Vermittlung
von Patenschaften unterstützen, die für
betroffene Sportlerinnen und Sportler
aus den Gebieten der Flutkatastrophe bis
zu den Olympischen und Paralympischen
Spielen in Peking übernommen werden
sollen.
6. Die Deutsche Sportjugend wird die
Übernahme von Patenschaften initiieren,
die insbesondere den Aufbau von Einrichtungen zur Betreuung von Kindern,
die durch die Flutkatastrophe selbst zu
Schaden gekommen sind oder ihre Eltern
verloren haben, nachhaltig unterstützen.
59
Für alle ein Gewinn: Allwin, das Logo der
World-Games 2005. Foto: World Games
Jahres 2004 zur Mitwirkung aufgefordert.
Adidas stattet das deutsche World Games
Team aufgrund einer Initiative von NOKPräsident Dr. Steinbach mit Mannschaftskleidung aus. Ferner plant das NOK einen
Empfang für IOC-Mitglieder, die die Veranstaltung besuchen, berate die Organisatoren
bei Protokollfragen und sei Mitorganisator
eines wissenschaftlichen Symposiums.
Internationaler Kongress
"Women and Leadership"
Die jüngste Erfolgsmeldung wurde in der
aktuellen Dokumentation "Frauen tun dem
Sport gut", die der deutsche Sport auf dem
Kongress "Frauen an die Spitze" (9.11.12.2004) in Berlin vorgestellt hat, nicht
mehr berücksichtigt: Im Ende November
2004 neu gewählten Präsidium des Deutschen Turnerbundes gibt es erstmals in der
Geschichte des DTB mehr Frauen als Männer
im Führungsgremium des von fast 70
Prozent weiblichen Mitgliedern dominierten
Verbandes. Die Statistik belegt darüber
hinaus, dass der vom IOC angestrebte
Mindestanteil von 25% Frauen in Führungspositionen bislang nur von einem verschwindend geringen Teil der Sportorganisationen erreicht wird. Ein Aktionsbündnis
zur Steigerung des Frauenanteils in den
Führungspositionen des Sports" existierte
von August 2001 bis Dezembr 2004. Das
Gesamtprojekt unter der Federführung von
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper (Freie Universität Berlin) und Prof. Dr. Dr. Gertrud Pfister
(Universität Kopenhagen) wurde vom
Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend gefördert. Ein Wissenschafts-Teil war an die Freie Universität
Berlin angegliedert, der Praxis-Teil war bis
April 2003 beim Nationalen Olympischen
Komitee für Deutschland (NOK) verankert.
Seit Dezember 2003 wurde er in Kooperation mit dem Deutschen Sportbund fortgeführt. Dabei wurden und Verbände bei
Maßnahmen zur Personalentwicklung von
Frauen auf der Führungsebene des Sports
beraten und unterstützt. Darunter sind
Programme wie z.B. Mentoring, Coaching
oder Netzwerkbildung zu verstehen. Dokumentation und Werkheft "Frauen tun dem
Sport gut" können bestellt werden im Haus
des deutschen Sports, Tel.: 069/67000, Fax:
069/674095.
Über Projekt und Aktionsbündnis Frauen an
die Spitze gibt auch die Homepage:
http://www.femtotop.de Auskunft.
Internationale Workshops
für Sportentwicklung
Ein internationaler Workshop für Sport und
Entwicklung fand am 15. und 16.12.2004 im
Hauptquartier der Vereinten Nationen in
Genf statt. Im Rahmen der feierlichen
Eröffnung präsentierten IOC-Vizepräsidentin
Gunilla Lindberg, Adolf Ogi, Sonderberater
des UN-Generalsekretärs für Fragen von
Sport, Entwicklung und Frieden sowie Bruce
Jenks, stellvertretender Direktor für Ressourcen und Strategische Partnerschaften
des UN-Entwicklungsprogrammes (UNDP)
beispielhafte Projekte zum Beitrag des
Sports für gesellschaftliche Entwicklung.
"Um unsere langfristigen Entwicklungsziele
zu erreichen sind umfassende Anstrengungen notwendig, nicht allein von Regierungen, sondern auch von der Gesamtgesellschaft und letztlich von jedem von uns",
sagte UNDP-Sprecher Mark Malloch Brown.
"Das Entwicklungsprogramm der Vereinten
Nationen blickt voller Zuversicht auf die
Netzwerke der Nationalen Olympischen
Komitees und glaubt, dass sie eine außerordentlich positive Dynamik für das Erreichen
der Entwicklungsziele entfalten werden."
"Sport vermittelt Werte und seine Fähigkeit,
soziale, kulturelle und religiöse Brücken zu
überwinden ist essentiell, um die gesetzten
Entwicklungsziele zu erreichen. Sport ist
darüber hinaus ein ganz entscheidender
Faktor bei der Mobilisierung von Menschen",
betonte der ehemalige Schweizer Präsident
und UN-Sonderberater Adolf Ogi.
Überzahl: DTB-Präsident Rainer Brechtken (5. von rechts) freut sich über die
Zusammensetzung des neugewählten DTB-Präsidiums, dem mehr Frauen als Männer
angehören. Foto: DTB
60
IOC-Vizepräsidentin Gunilla Linderberg
unterstrich die Bedeutung des Sports als
wesentlicher Bestandteil einer Zivilgesellschaft, der die soziale und ökonomische
Entwicklung sowohl beeinflusse als auch
von ihr abhängig sei. "Lassen Sie mich heute
erneut die Bereitschaft des IOC bestätigen,
durch seine Kernkompetenz, den Sport,
einen Beitrag zur langfristigen Entwicklung
zu leisten."
Deutschland war Mitveranstalter und stellte
exemplarisch Entwicklungshilfeprojekte vor.
Auch an der Evangelischen Akademie Bad
Boll fand vom 13.-15. Februar 2005 ein
Internationales Forum zu Fragen von Sport
und Entwicklung statt. Zu den Organisatoren der Veranstaltung "Sport und Entwicklung - Ökonomie, Kultur und Ethik zählten
neben der Evangelischen Akademie der
Weltrat für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE) sowie die Schweizer
Akademie für Entwicklung. Das NOK für
"2005 wurde von den Vereinten Nationen
zum Internationalen Jahr des Sports und
der Leibeserziehung erklärt. In diesem Licht
will die Akademie in Bad Boll und ICSSPE
den bei einer Entwicklungskonferenz im
Februar 2003 in Magglingen initiierten
Diskussionsprozess in Gang halten und die
weltweite Rolle des Sports unter Hinzuziehung ethischer Besonderheiten reflektieren",
verlautbarten die Veranstalter. Zur Eröff-
nung sprach auch hier UN-Sonderberater
Adolf Ogi. Für das NOK-Präsidium referierte
Rainer Brechtken. Die Keynotes kamen von
Aneesa Al Hitmi (NOK Qatar) zum Einfluss
des globalen Sports auf die lokale Entwicklung, Prof. Joseph Maguiere (Loughborough
Universität) zu ökonomischen Aspekten der
Entwicklung durch Sport und Prof. Dr.
Roland Renson (Universität Leuven, Belgien)
zu kulturellen Aspekten der Entwicklung
durch Sport.
AUSSCHREIBUNG
DER 7. LEHRERFORTBILDUNGSVERANSTALTUNG
IN OLYMPIA/GRIECHENLAND
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir unterrichten Sie hiermit über die Ausschreibung für die 7. Lehrerfortbildungsveranstaltung des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) in Olympia, Griechenland.
Das NOK für Deutschland hat sich in den letzten Jahren zunehmend für die Verbreitung des olympischen Gedankens in der Erziehungs- und Bildungsarbeit eingesetzt. Die bisherigen sechs Lehrerfortbildungsveranstaltungen im Zeitraum von 1991 - 2003 in
Olympia offenbarten das große Interesse der Schulen an dieser Thematik sowie die vielfältigen Möglichkeiten ihrer unterrichtlichen
Umsetzung, und zwar nicht nur im Sportunterricht, sondern auch in den Fächern Geschichte, Deutsch, Sozialkunde, Religion/Ethik,
Kunst und den alten Sprachen. Eine große Zahl von Rückmeldungen über Unterrichtsaktivitäten von der Einzelstunde bis hin zur
fächerübergreifenden Projektwoche belegt dies.
Das NOK plant daher erneut, eine einwöchige Lehrerfortbildung vom
10. bis 18. September 2005
in der Internationalen Olympischen Akademie (IOA) in Olympia/Griechenland durchzuführen.
Das Thema lautet:
"OLYMPISCHE ERZIEHUNG IN DER SCHULE - ERZIEHUNG ZU
FAIRPLAY, LEISTUNG UND GEGENSEITIGER ACHTUNG"
Wir verbinden mit dem Studienaufenthalt in Olympia folgende Zielsetzungen:
Auseinandersetzung mit der Olympischen Idee
- Die historische Entwicklung
- Die pädagogische Dimension
- Olympische Spiele heute - Probleme und Chancen
Erfahrungsaustausch zur olympischen Erziehung in verschiedenen Ländern der Europäischen Union:
- Fairplay- und Werteerziehung im europäischen Kontext
- Nationale Programme und Aktivitäten
Erarbeitung, Vorstellung, Erprobung praktischer Unterrichtsmöglichkeiten für alle Schularten zu den Themen:
- Werteerziehung, Fairplay-Erziehung
61
- Erziehung zu Leistungsbereitschaft und Könnensbewusstsein
- Schülerolympiaden / Olympische Spielfeste
- Erfahrungsaustausch / Ideenbörse
Kennenlernen von Kult und Agonistik im antiken Griechenland:
- Die Panhellenischen Spiele in Nemea, Isthmia, Olympia und Delphi
- Der kulturgeschichtliche Ursprung und Hintergrund antiker Sportwettkämpfe
- Archäologische Stätten und Museen in Athen, Mykene, Nemea, Epidauros, Isthmia, Olympia und Delphi.
75 Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten mit Sportfakultas oder anderen schulsportlichen Erfahrungen können an dem Studienaufenthalt in Olympia teilnehmen. Dazu werden Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern der Europäischen Union eingeladen.
Unter Beachtung eines der Größe der Bundesländer entsprechenden Verteilerschlüssels werden Bewerber/innen aller Bundesländer
berücksichtigt. Sofern mehr Anmeldungen als Teilnehmerplätze vorliegen, entscheidet das Kuratorium Olympische Akademie und
Olympische Erziehung des NOK über die Vergabe der Plätze.
Von den Teilnehmern/innen erwarten wir:
- Interesse an der Entwicklung der Olympischen Bewegung und ihrer erzieherischen Möglichkeiten
- Bereitschaft zur gezielten Vorbereitung auf den Studienaufenthalt und zur aktiven Mitarbeit während der Zeit in Griechenland
- Bereitschaft, über eigene Unterrichtserfahrungen zu berichten
- Bereitschaft, sich auch an sportpraktischen Programmpunkten des Seminars zu beteiligen
- Bereitschaft zur Integration der Prinzipien der olympischen Erziehung in den Unterrichtsalltag
- Bereitschaft zur Durchführung olympiabezogener Aktivitäten im weiteren Rahmen der Schule (Projektwochen, Diskussionsveranstaltungen, Olympiatag, Fairplay-Wettbewerbe etc.)
Hinsichtlich der organisatorischen Rahmenbedingungen für diese Veranstaltung möchten wir Ihnen mitteilen, dass die Hin- und
Rückreise mit der Deutschen Lufthansa erfolgt. Für die Transfers innerhalb von Griechenland stehen komfortable Reisebusse zur
Verfügung, die Unterbringung erfolgt in 2-Bett-Zimmern.
Die Kosten für den Flug, die Unterbringung und Verpflegung in Griechenland, örtliche Transfers sowie alle weiteren im Programm
ange-gebenen Leistungen betragen EURO 1.150,--, wozu das NOK einen Zuschuss von EURO 400,-- gewährt. Von den Teilnehmern/innen ist ein Eigenanteil von Euro 750,-- pro Person zu entrichten, der in der Regel steuerlich geltend gemacht werden kann.
Anmeldungen nimmt das NOK für Deutschland bis zum 29. April 2005 entgegen (Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt am Main
oder per Fax-Nr.: 069/6771229 bzw. E-mail: [email protected]).
Besonderer Hinweis:
Wenn Sie an der Lehrerfortbildungsveranstaltung interessiert sind, wenden Sie sich bitte neben der Schulleitung auch an die zuständige Schulbehörde, bzw. an das zuständige Lehrerfortbildungsinstitut, damit Dienstbefreiung für die Veranstaltung und eventuell auch
ein im Rahmen der Haushaltsmittel möglicher Zuschuss gewährt werden können.
Bei Bedarf erteilt das NOK für Deutschland gerne weitere Auskünfte über diese Veranstaltung (Achim Bueble, Telefon-Nr.: 069/6700231, E-Mail: [email protected]).
NATIONALES OLYMPISCHES KOMITEE
für Deutschland
- Kuratorium Olympische Akademie & Olympische Erziehung -
Frankfurt/Main, im Dezember 2004
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Nachrichten des DOI
Am Kleinen Wannsee:
Elfeinhalb Berliner Jahre
Nach elfeinhalb Jahren ist ein gewisser
Wehmut nachvollziehbar, zumal der Aufbruch zu neuen Ufern nicht ganz freiwillig
erfolgte. Vielmehr war es die Macht des
Faktischen, die den Umzug des Deutschen
Olympischen Instituts (DOI) vom Kleinen
Wannsee an den Main unvermeindlich
erscheinen ließ.
fünfziger Jahre fixiert, dann immer wieder
einmal aufgegriffen worden, bis sie im Vorund Umfeld des 11. Olympischen Kongresses, 1981 in Baden-Baden, Kontur annahm.
Treibende Kraft war NOK-Präsident Willi
Daume, der in seiner Verantwortung für die
Durchführung des Kongresses die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Beschäftigung
mit aktuellen und übergreifenden Fragen
des olympischen Sports erkannt hatte, um
damit auch einer in IOC-Charta und NOKSatzung verankerten Verpflichtung nachzukommen.
Am alten Standort war das Institut auf
Dauer aus eigener Kraft nicht mehr funktionsfähig, nachdem das Land Berlin seine
Die Vorbereitung wurde einer Arbeitsgruppe
unter der Federführung August Kirschs,
NOK-Vizepräsident und Direktor des Bun-
als Studien- und Begegnungs-, Forschungsund Informationszentrum aufnehmen
konnte. Die feierliche Eröffnung fand, nicht
zufällig, am 24. Mai 1993 statt - es war der
achtzigste Geburtstag Willi Daumes.
Weil sich den üblichen Anlaufschwierigkeiten auch einige hausgemachte Probleme zur
Seite stellten, war die Startphase von
einigen Misshelligkeiten getrübt, doch ist zu
betonen, dass die hochgesteckten Ziele des
Instituts auch deswegen nicht immer
vollumfänglich realisiert werden konnten,
weil bezüglich der Ausstattung zwischen
Soll und Ist von allem Anfang an eine
signifikante, im Laufe der Jahre stets größer
werdende Diskrepanz bestand.
Vor diesem Hintergrund kann sich die Bilanz
der Berliner Jahre freilich sehr wohl sehen
lassen. Unter der Führung des Gründungsdirektors Prof. Dr. Herbert Haag beziehungsweise der ihm folgenden Wissenschaftlichen
Leiter Dr. Sven Güldenpfennig und, seit April
2002, Dr. Andreas Höfer sowie, seit August
1996, des Geschäftsführers Dieter Krickow
wurde ein beachtliches Pensum geleistet,
etwa eine Fülle von Veranstaltungen durchgeführt, deren Ergebnisse sich seit 1997 in
den Jahrbüchern des Instituts oder speziellen Tagungsberichten dokumentiert finden.
Förderung zunächst über Jahre schleichend,
dann mit Wirkung vom 1. Januar 2003
gänzlich eingestellt hatte. Damit hatte man
sich einer selbst auferlegten Pflicht entzogen, denn Ende der achtziger Jahre war die
Wahl nicht nur aus sportpolitischen Gründen, sondern auch aufgrund fester finanzieller Zusagen auf die Hauptstadt als Sitz
des DOI gefallen.
Die Idee zur Schaffung einer entsprechenden Einrichtung war erstmals Anfang der
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desinstituts für Sportwissenschaft, überantwortet, die sich alsbald allerdings mit einer
ungeahnten Fülle von Fragen und Problemen konfrontiert sah. Nach einem langwierigen Klärungsprozess erfolgte im November
1988 der entsprechende Beschluss der NOKMitgliederversammlung, zwei Jahre später
die Gründung des "Vereins Deutsches
Olympisches Institut". Weitere zweieinhalb
Jahre sollten vergehen, bis die neue Einrichtung in einem zweckgerecht umgebauten
Gebäude am Kleinen Wannsee ihre Arbeit
Aus der Vielzahl der Themen und Titel seien
nur die folgenden genannt: "Gibt es eine
eigene Ethik des olympischen Sports?", "Wie
unparteiisch sind die Unparteiischen",
"Friedenserziehung durch Sport", "Was
verdienen Spitzensportler", "Erinnerungskultur im deutschen Sport". Mehrfach organisierte das DOI auch den Neujahrsempfang
des NOK für Deutschland, wobei von
Jacques Rogge über Bischof Wolfgang
Huber bis Otto Schily hochkarätige Gäste
begrüßt werden konnten. Dass auch die
Mitglieder regen Gebrauch vom DOI machten und etwa zahlreiche Sitzungen, Tagungen und Workshops am Kleinen Wannsee
durchführten, war ebenso dem stets hervorragenden Service wie dem anregenden
Ambiente und nicht zuletzt der Möglichkeit
geschuldet, vor Ort auch übernachten zu
können und bewirtet zu werden.
Diesen speziellen Service wird das DOI in
Zukunft nicht mehr bieten können, doch
dürfen die Mitglieder sowie die übrigen
Partner aus dem Bereich des Sports versichert sein, dass das Institut auch am neuen
Standort seine satzungsgemäßen Aufgaben
und Ziele mit größtem Engagement verfol-
10 Jahre DOI, 90 Jahre Willi Daume:
NOK-Präsident Steinbach eröffnet das
Symposium „Olympische Dimensionen“.
gen wird. Im übrigen bietet die Sportart
Frankfurt, in dessen Zentrum, der OttoFleck-Schneise, das DOI sein neues Domizil
gefunden hat, und die dadurch gegebene
räumliche Nähe zu NOK und DSB sowie den
übrigen Verbänden und Einrichtungen neue
Chancen und Herausforderungen, die einen
gesunden Optimismus gerechtfertigt erscheinen lassen.
Im Haus des Sports:
Neustart in Frankfurt
dass allein die mehr als 6000 Bände der
Bibliothek einem Volumen von etwa 300
Kartons entsprechen, lässt sich der Gesamtaufwand der Umsiedlung ermessen. Hinzu
kamen umfangreiche Archivbestände,
Mobiliar und technische Ausrüstung.
Auch wenn, schon aus Platzgründen,
erhebliche Teile des Interieurs in Berlin
verbleiben mussten, ist die Funktionsfähigkeit des Instituts am neuen Standort inzwischen gewährleistet. Schließlich wurde im
Erdgeschoß ein ganzer Flur freigemacht, der
den Mitarbeitern sowie dem umfangreichen
Bücher- und Aktenbestand hinreichend
Raum bietet. Von Vorteil ist auch, dass die
im Haus des Sports vorhandenen Tagungsräume für Aktivitäten des DOI genutzt
werden können. Im übrigen ist ohnehin
daran gedacht, größere Veranstaltungen,
ihrem jeweiligen Thema und Charakter
entsprechend, in geeigneten Räumlichkeiten
der Stadt durchzuführen, wobei sich der
Aktionsradius des Instituts keineswegs auf
den Frankfurter Raum beschränkt.
Wie in der Vergangenheit werden die
Verantwortlichen auch am neuen Ort
bemüht sein, für einzelne Projekte geeignete Partner zu finden. Entsprechend positive
Erfahrung hat man bereits im Vorfeld der
Olympischen Spiele von Athen gemacht, als
das Institut mit einer hochkarätigen Präsentation der Olympischen Hymnen eine erste
Visitenkarte am Main abgab und mit Hilfe
der Wirtschaftsinitiative Metropolitana ein
im Frankfurter Westhafen angesiedelter
Förderer gewonnen werden konnte.
Mehr als hilfreich ist zudem die Unterstützung, die das Land Hessen nicht nur zugesagt, sondern im Geschäftsjahr 2004 bereits
gewährt hat. So wurden vom Ministerium
für Wissenschaft und Kunst Mittel für ein
Forschungsprojekt bewilligt, das die Sichtung und Dokumentation eines umfangreichen Bestandes aus dem Archiv Willi Daumes zum Ziel hat, während das Ministerium
des Innern und für Sport in erheblichem
Maße zu einer Deckung des Haushalts
beiträgt.
Der wichtigste Partner ist und bleibt aber
das NOK für Deutschland, mit dem das DOI
seit jeher aufs Engste verbunden ist und
nun, schon aufgrund der räumlichen Nähe,
noch effektiver kooperieren wird. In Arbeit
ist etwa eine profilierte, gemeinsam verantwortete Veranstaltungsreihe, über deren
Zuschnitt in Kürze berichtet werden wird.
Dies gilt auch für das weitere Programm des
DOI, das etwa eine perspektivisch angelegte
Bilanzierung der Spiele von Athen oder eine
grundlegende Diskussion zur Bedeutung des
Leistungsgedankens in Sport und Gesellschaft vorsieht.
Nicht zuletzt aber wird das DOI auch in
Frankfurt seine Aufgabe als Informationsund Servicecenter wahrnehmen. So steht
die Bibliothek jedem Interessenten, insbesondere Fachkollegen, Studierenden und
Journalisten offen, und auch Anfragen aus
dem weit gefächerten olympischen Themenbereich sind jederzeit willkommen.
Am 10. Februar stellte sich das DOI den
Anrainern der Otto-Fleck-Schneise als neuer
Partner im Haus des Sports vor. Nach einer
Begrüßung durch den Generalsekretär des
NOK für Deutschland, Bernhard Schwank,
stelle Prof. Ommo Grupe in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Direktoriums den
zahlreich erschienen Gästen die Aufgaben
und Ziele des Instituts vor. Zugleich warb er
um eine wohlwollende Aufnahme und
Unterstützung der Mitarbeiter.
Der Wissenschaftliche Leiter, Dr. Andreas
Höfer, hatte bereits im Oktober vergangenen
Jahres seinen Arbeitsplatz von Berlin nach
Frankfurt verlegt, um den Neustart des
Instituts vor Ort zu koordinieren, während
Geschäftsführer Dieter Krickow den Auszug
in Berlin beaufsichtigte. Wenn man weiß,
Ein neues Aushängeschild in Frankfurt:
Prof. Dr. Ommo Grupe, Dr. Andreas Höfer, Prof. Walther Tröger. Copyright: FAZ
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Zapfenstreich in Berlin:
Das DOI verabschiedet sich
mit einer Matinee
"Kann man eine Idee zerstören? Man kann
gewiss dem Inhalt und der Gestalt Schaden
zufügen, aber die Idee bleibt wohl. Es ist
wichtig, dass diese Idee fortbesteht, die wir
vor zwölf Jahren in dieses Haus eingebracht
haben." Mit diesen Worten begrüßte der
lung des internationalen Sports der beiden
vergangenen Jahrzehnte, um dabei einige
nachdenkliche und durchaus kritische
Positionen zu vertreten.
Dem Anlass entsprechend stand die Veranstaltung aber naturgemäß im Zeichen des
Abschieds. So lenkten auch die Ausführungen des Vorsitzenden des Direktoriums, Prof.
Ommo Grupe, den Blick auf das Gewesene.
Ohne die zuletzt schwierige Situation zu
beschönigen, hob er Leistungen des Instituts
hervor und verwies dabei unter anderem
haben, danke ich sehr herzlich. Wir haben
viel in dieses Haus investiert, finanzielle
Aufwendungen, Arbeit und Einsatz, Atmosphäre und Geist. Möge es den künftigen
Bewohnern nützen."
In dem Bewusstsein, dass nun - der Senat
hatte die Liegenschaft am Kleinen Wannsee
inzwischen an einen privaten Käufer veräußert - auch der letzte Koffer in Berlin
gepackt werden muss, ergriff die Anwesenden beim abschließenden Imbiss doch eine
melancholische Stimmung. Als dann Wolfgang Behrendt, Box-Olympiasieger von
1956 und häufiger Gast im DOI, mit seiner
Trompete den "Zapfenstreich" blies, wurde
vielleicht sogar manche Träne verdrückt.
Servicecenter DOI:
Die Bibliothek
Ein letzter Vortrag am Kleinen Wannsee: Dr. Roland Baar.
Ehrenpräsident des NOK für Deutschland,
Prof. Walther Tröger, die Teilnehmer der
Abschiedsveranstaltung des DOI am 19.
Dezember 2004 in Berlin.
"Wir verlieren etwas, wir wollen das nicht
bestreiten. Dieses Haus war ja nicht nur
Hülle, mit seinem Genius loci hat es Atmosphäre und Geborgenheit vermittelt und die
Verwirklichung unserer Vorstellungen
mitgestaltet. Viele von Ihnen haben das
über die Jahre miterlebt und genossen."
Ein letztes Mal hatte das DOI in seine
Räumlichkeiten am Kleinen Wannsee
geladen, und viele derjenigen, die das
Institut in den vergangenen Jahren kritisch
begleitet und gefördert haben, waren gerne
erschienen, zumal mit Dr. Roland Baar ein
prominenter und profilierter Referent
angekündet war. In seinen Ausführungen
unter dem Titel "Olympische Zeitenwende"
reflektierte er auf der Grundlage seiner
Erfahrungen als IOC-Mitglied die Entwick-
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auf gut 400 Veranstaltungen, das Jahrbuch
sowie eine Vielzahl von Publikationen der
jeweiligen Wissenschaftlichen Leiter.
Wie Tröger erinnerte auch Grupe daran,
dass man sich seinerzeit bewusst für Berlin
entschieden und auf die zugesagte Förderung verlassen habe. Schon von daher sei
der nun erzwungene Weggang schmerzlich,
auch wenn die Möglichkeiten, die der neue
Standort sowie die Unterstützung seitens
des NOK für Deutschland und des Landes
Hessen bieten, als eine Chance des DOI zu
sehen und zu nutzen sei. Dies war auch der
Tenor einer Gesprächsrunde mit den Professoren Grupe, Lämmer, Tröger und Vedder,
die allesamt zu den Wegbereitern des
Instituts zählten.
Walther Tröger, der das Haus im Mai 1993
als frisch gewählter Präsident des NOK
eröffnet hatte, fand ganz persönliche
Worte: "Allen, die diesem Institut mit
hohem Einsatz gedient haben und all denen,
die es in vielerlei Hinsicht unterstützt
Das Deutsche Olympische Institut versteht
sich nicht zuletzt auch als ein Informationsund Servicecenter. Von besonderer Bedeutung ist dabei naturgemäß die Bibliothek,
die selbstverständlich auch am neuen
Standort allgemein zugänglich ist. Erfreulich
ist, dass der ursprünglich circa 6000 Bände
umfassende Bestand durch Integration der
Bibliothek der Deutschen Olympischen
Gesellschaft sowie eines umfänglichen
Konvoluts des NOK für Deutschland um
mehr als 1000 Titel erweitert werden
konnte.
Den Themenschwerpunkte des Instituts
entsprechend, findet sich insbesondere
Literatur zur Olympischen Bewegung, den
Olympischen Spielen und zur Olympischen
Idee. Darüber hinaus ist auch eine Reihe
von Zeitschriften und Nachschlagewerken
sowie eine größere Anzahl von Monographien zur Geschichte des Sports im Allgemeinen und ausgewählter Sportarten
vorhanden. Natürlich sind auch die vom DOI
selbst herausgegebenen Bände wie die
Jahrbücher oder die Reihe "DOI-Dokumente" verfügbar.
Die Bibliothek steht allen Interessierten
grundsätzlich jederzeit offen, wobei eine
vorherige Absprache hilfreich ist. Eine
Ausleihe ist nur in Ausnahmefällen möglich.
Anfragen sind zu richten an Tobias Knoch,
Tel. 069/6700396 oder [email protected].
Nachrichten der DOG
"Kinder bewegen":
Mit Volldampf ins
neue Jahr gestartet
Hamburger Projektauftakt
Mit dem ersten Modellkindergarten in
Hamburg startete die Initiative "Kinder
bewegen" der Deutschen Olympischen
Gesellschaft am 13. Januar ins neue Jahr. Im
"Mit dem Traum von Olympia wollen wir
Kinder für Sport und Bewegung begeistern
- und die Erzieherinnen und Eltern gleich
mit", erläuterte Dr. Hans-Joachim Klein.
Dazu steht jedem Modellkindergarten ein
sportlicher Pate zur Seite. In Hamburg wird
dies gleich die komplette FußballbundesligaMannschaft des Hamburger Sportvereins
sein. Neben der gesunden Entwicklung der
Kinder hat die Deutsche Olympische Gesellschaft auch die soziale Kompetenz im Blick:
"Bei alltäglichen sportlich-spielerischen
Aktivitäten lernen die Kinder Werte wie
Regionaldirektor Horst Tappert. "Deshalb
sehen wir uns in der gesellschaftlichen
Verantwortung, Kindern bereits vor der
Einschulung diese Grundvoraussetzungen
zu vermitteln."
Die DOG Hamburg hat das Modell mit der
Kita vor Ort vorbereitet und wird es für
auch betreuen. Olympiasiegerin Christiane
Krause-Todd, Vorsitzende der Zweigstelle,
freute sich, "dass es in idealer Weise gelungen ist, diese Aktion der DOG in ein olympisches Umfeld einzubinden." Die Integrations-Kita "Alter Teichweg" befindet sich in
unmittelbarer Nähe des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein und der
Gesamtschule Alter Teichweg, die Partnerschule des Leistungssports ist.
Zu den bewegten Zukunftsplänen erklärte
der Projektverantwortliche der DOG Hamburg, Norbert Baumann: "Es geht nicht
darum, aus Kindern Spitzensportler zu
machen, sondern ihren natürlichen Bewegungsdrang zu unterstützen." Dazu werden
die Projektpartner zunächst den Bedarf an
Sport- und Spielmitteln decken. Nach der
fachlichen Qualifizierung des Kindergartenpersonals wird die Zahl der wöchentlichen
Bewegungsangebote erhöht. Abwechslung
in den Kindergartenalltag sollen Partnerschaften mit Sportvereinen bringen. Unter
anderem sind die Kinder ab Februar "Ringen
und Raufen" in der ATW-Aula. Neben den
Fußballern des Hamburger Sportvereins
stehen die Landesunfallkasse Hamburg, die
AOK Hamburg und das Forum Spielräume
der Universität Hamburg als Partner bereit.
Sie wollen gemeinsam Schwung in die Hamburger Integrations-Kita "Alter Teichweg" bringen:
O2-Regionaldirektor Horst Tappert, Christiane Krause-Todd, Vorsitzende der DOG Hamburg,
DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein, HSV-Maskottchen Hermann der Dino, Kita-Leiterin
Petra Daszkowski und Rodolfo Cardoso vom Hamburger Sportverein (von links).
Beisein von DOG-Präsident Dr. HansJoachim Klein und 02-Regionaldirektor
Horst Tappert als Vertreter des Sponsors
wurde die Integrations-Kita "Alter Teichweg"
feierlich in das Modellprojekt aufgenommen.
Fairness, Teamgeist und Völkerverständigung quasi nebenbei", so Klein.
"Motorische Fähigkeiten und Bewegungsfreude sind die Basis der Mobilität, für die
unser Unternehmen steht", betonte O2-
Mehr Raum zum Toben
Für einen besonderen Samstags-Arbeitseinsatz konnte der Karlsruher Kindergarten St.
Judas Thaddäus kürzlich mobilisieren. Am
15. Januar packten Erzieherinnen, Eltern
und Kids gemeinsam an, um die Bewegungsbaustelle der Einrichtung auf Vordermann zu bringen. Die Karlsruher Einrichtung
ist einer von derzeit 18 Modellkindergärten,
die im Projekt "Kinder bewegen" der Deut-
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schen Olympischen Gesellschaft und ihrer
Partner Opel und O2 gefördert werden.
Die zahlreichen großen und kleinen helfenden Hände bastelten und werkelten fachmännisch. Mit viel Begeisterung, Motivation
und guten Ideen bauten die Eltern und
erstellten eine Bewegungsbaustelle. Dabei
wurden alte Module repariert und wieder
instand gesetzt und auch neue Kombinationen in Holz gebaut.
Eine Bewegungsbaustelle ist ein Fundus an
Holzkisten, Leitern, Stegen, Stoffbändern
und Schläuchen, welche die Kinder zum
kreativen Spielen und Gestalten anregen
sollen. So können ganze Geschichten und
Landschaften erstellt werden - wahre
Anforderungen an Kreativität und Bewegungskompetenz, wenn die Kinder das
Krabbeln und Balancieren spielerisch üben.
Dass dies beim Spielen wirklich sehr viel
Spaß macht, konnte schon beim ersten
fen/Edigheim als eine Modelleinrichtung der
Aktion "Kinder bewegen" von der Deutschen
Olympischen Gesellschaft - Zweigstelle Pfalz
betreut.
Zum Standardprogramm der Bewegungsangebote dieses Kindergartens gehört ein
wöchentlicher Lauf im freien Gelände. Zwei
Gruppen sind unter der Anleitung eines
Die Kids von der „Wolfsgrube“ beim Geländelauf.
erfahrenen Langläufers und ihren Betreuerinnen aktiv. Die Kinder sind mit Freude bei
der Sache und werden beim Bambinolauf
innerhalb des Run Up der TSG Maxdorf am
23. April mit ihrem Betreuer Jakob Kapper
an den Start gehen.
Wolfgang Ziegler
Münchner
Schwimm-Abenteuer
Groß und Klein fassten für die neue
Bewegungsbaustelle mit an.
Wo in aller Welt ließe sich ein Projekt der
Deutschen Olympischen Gesellschaft besser
darstellen als an olympischer Stätte, wo der
(gelegentlich überstrapazierte) Geist Olympias tatsächlich zu spüren ist? Dass sie ihn
je in realiter erlebt haben, durfte von etwa
zwei Dutzend Kindern im Vorschulalter und
ihren sie begleitenden jungen Müttern nicht
vorausgesetzt werden. Gleichwohl schien
die Gruppe olympisch berührt zu sein, als
sie, andächtig lauschend, ihr kleines Abenteuer in der Münchner Olympia-Schwimmhalle startete. Dorthin waren die jungen
Menschen Mitte Januar von der DOG
München und Christian Tröger gebeten
worden: zum ersten Praxiskurs im Rahmen
des DOG-Modellprojekts "Kinder bewegen".
Die Münchner Stadtgruppe und das Sportamt der Landeshauptstadt hatten sich für
die Kindertagesstätte an der Schwanthaler
Straße entschieden, und es war bei den
Übungen mit dem Projektpaten und früheren Olympiamedaillengewinner im Schwimmen, DOG-Vizepräsident Tröger, schnell
festzustellen, dass man eine gute Wahl
getroffen hatte - der Nachwuchs nahm das
Angebot für die Bewegung im nassen
Element gerne an.
Auf besonderes Interesse stieß das DOGProjekt bei den Münchner Behörden. Bürgermeisterin Gertraud Burkert persönlich
kam zur Demonstration im Olympiabad,
zudem hatte Sportamtsleiter und DOGGeschäftsführer Rudolf Behacker seine
Verantwortlichen aus dem Bereich Kinderbetreuung mitgebracht. Schließlich war der
20. Januar auch für Dr. Martin Halle ein
Pflichttermin: Der leitende Arzt an der
Zentralen Hochschul-Sportanlage der Uni
München ist auf das Thema Prävention
Belastungstest der Bewegungslandschaft
festgestellt werden.
Das gemeinsame tolle Engagement der
Eltern für "Kinder bewegen" ermöglichte es,
dass ein weiterer Baustein des Plans des
ersten (Förder-)Jahres fertig gestellt werden
konnte. Der Dank gilt der tatkräftigen
Gruppe von Eltern und Betreuerinnen, die
den Kindern einen fantastischen "BastelTag" und dem Modellkindergarten eine
verbesserte, erweiterte Bewegungslandschaft bescherte.
Bewegung in der Wolfsgrube
Seit nunmehr zehn Monaten wird der
Kindergarten "Wolfsgrube" in Ludwigsha-
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Spaß im Wasser: Christian und seine Münchner Patenkinder
Foto: Mühldorfer
konzentriert. Logisch, dass er ein Auge auf
"Kinder bewegen" geworfen hat.
Die Stadt München sei bereit, "gerne mitzumachen", bekannte Gertraud Burkert,
Anstöße zu bekommen, sich zu bewegen,
seien "dringend, dringend nötig". Zumal für
Kinder in der Enge der Großstadt. Wichtigstes Thema unter den Erwachsenen am
Rande des Nichtschwimmerbeckens im
Olympiabad: Wie kann das vom Automobilkonzern Opel gesponserte DOG-Projekt in
München Verbreitung finden, die Stadt ist
schließlich in 16 Kindergarten-Bezirke
eingeteilt? Der das Projekt im Sportamt
betreuende Diplomsportlehrer Jürgen
Triftshäuser sagte, wichtig sei zunächst mal,
vorsichtig mit dem zur Verfügung stehenden Geld umzugehen, damit "sauber arbeiten". Opels 5.000 Euro sollen zu je einem
Drittel gesteckt werden in: die bauliche
Ausstattung der Kindergärten (die Stadt will
sich mit finanzieller Ergänzung nicht zurückhalten), in Veranstaltungen und in die
Fortbildung der Erzieher. Hoffnung auf
Mithilfe ruht im Übrigen auch auf den
olympischen Geist. Der hat in München
bekanntermaßen besonders viele Anhänger.
September 2004 gegründet, um die verschiedenen Akteure zu gemeinsamen
Aktionen gegen Übergewicht und Bewegungsmangel zusammenzuführen. Der
Parlamentarische Staatssekretär kündigte
verschiedene Informationsmaterialien
insbesondere zum Thema Ernährung sowie
Aktionstage in zahlreichen Städten an.
Zudem wolle die Plattform die Nahrungsmittelindustrie stärker in die Pflicht nehmen, so Berninger.
Wildor Hollmann wurde 80
Genau wie das Modellprojekt "Kinder
bewegen" hatte die Bundestagsfraktion
Bündnis 90 / Die Grünen ihre Tagung zu
Sport- und Bewegungsmöglichkeiten im
Vorschulalter am 28. Januar in Berlin
betitelt. Grund genug also für die Deutsche
Olympische Gesellschaft, ihre eigene Aktion
für mehr Bewegung im Kindergarten vor
den rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Sport, Politik, Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft vorzustellen.
Hauptreferentin Prof. Renate Zimmer
(Universität Osnabrück) führte in die Notwendigkeit von Bewegung für Kinder ein,
präsentierte Handlungsalternativen und
formulierte Forderungen. Verschiedene
Projekte stellten Lösungsansätze für Auswege aus der Trägheitsfalle vor.
Über die geplanten Aktivitäten der Plattform Ernährung und Bewegung e.V. berichtete Matthias Berninger vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung
und Landwirtschaft. Die Plattform wurde im
Der Bundespräsident zeichnete Prof. Dr.
Wilder Hollmann 1990 mit dem Großen
Verdienstkreuz mit Stern aus; Ministerpräsident Rau verlieh ihm 1993 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Hollmann ist Ehrenpräsident des Weltverbandes für Sportmedizin (FIMS) und des
Deutschen Sportärztebundes und Ehrenbürger der Deutschen Sporthochschule Köln.
Die Deutsche Olympische Gesellschaft
gratuliert Prof. Dr. Dr. Wildor Hollmann ganz
herzlich.
DOG-Jugend
Olympisch bewegt ins
neue Jahr
Im mittelfränkischen Schloss Wernfels
feierte die Jugendorganisation der Deutschen Olympischen Gesellschaft gemeinsam
den Start ins neue Jahr und führte unter
der Leitung des BundesjugendausschussVorsitzenden, Oliver Buttler, ein Seminar
unter dem Motto "Events gestalten" durch.
Michael Gernandt
Grünen-Tagung
zin (FIMS) von 1986 bis 1998.
Wildor Hollmann
Der frühere Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Prof. Dr. Dr. Wildor
Hollmann, feierte am 30. Januar seinen 80.
Geburtstag. Während seiner Amtszeit
zwischen 1994 bis 1997 lag das Hauptaugenmerk auf der Fair-Play-Initiative. Heute
berät und unterstützt er die Deutsche
Olympische Gesellschaft als Mitglied des
Kuratoriums.
Hollmann's Name ist zudem untrennbar mit
dem Institut für Kreislaufforschung und
Sportmedizin an der Kölner Sporthochschule verbunden, das er 1958 gründete. 1965
wurde Prof. Hollmann erster gewählter
Prorektor der Deutschen Sporthochschule
Köln und war von 1969 bis 1971 deren
Rektor. Als er im Februar 1990 emeritiert
wurde, hatte er der Kölner Hochschule über
vier Jahrzehnte gedient und ihr ganz
wesentlich mit zur heutigen Weltgeltung
verholfen. Über seinen Beruf hinaus engagierte sich Prof. Hollmann in zahlreichen
Ehrenämtern und Funktionen, so u. a. als
Präsident des Weltverbandes für Sportmedi-
"Das Seminar sollte dazu dienen, Jungfunktionäre in die Materie der Eventorganisation
und Eventgestaltung einzuführen", so
Buttler. Sein umfassender theoretischer
Überblick über die Planung und Gestaltung
von Veranstaltungen stimmte die Teilnehmer auf die anschließenden Workshops ein.
Der Spaß kam nicht zu kurz beim
Silvesterseminar der DOG-Jugend auf
Schloss Wernfels
Am Beispiel des "Olympic Day Run", der im
Gedenken an den Gründungstag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)
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jährlich in verschiedenen Regionen
Deutschlands stattfindet, legten sie ihre
Ziele für die folgende Gruppenarbeit fest.
"Gar nicht so einfach, alle organisatorischen
Dinge unter einen Hut zu bekommen",
stellte die 17jährige Sabrina Weithmann aus
Ulm fest, "doch es bereitet viel Freude,
miteinander an einem großen Projekt zu
feilen". Anhand der einzelnen Checklisten
für Personalplanung, Verpflegung und
Marketing erstellten sie einen Kostenplan,
der die Grundlage für das Gesamtkonzept
darlegte. Bei einer abschließenden Präsentation der Ergebnisse verdeutlichten die
jungen Akteure neben ihrem organisatorischen Talent auch ihre kreativen und
künstlerischen Fähigkeiten.
"Anhand der gemeinsamen Ausarbeitung
der Veranstaltung erhielten die Teilnehmer
Einblick in die notwendigen Grundlagen der
Ausrichtung, Durchführung und Vermarktung einer Sportveranstaltung", resümierte
Seminarleiter Oliver Buttler das Silvesterwochenende, der sich auf ein erfolgreiches
Jahr 2005 der DOG-Jugend freut.
Robert Schertz
Bremen
Hans Claussen zum Ehrenvorsitzenden ernannt
Auf der Mitgliederversammlung der DOG
Bremen wurde der langjährige 2. Vorsitzende Hans Claussen zum Ehrenvorsitzenden
ernannt. Der 82-jährige ehemalige Geschäftsführer der Stadthalle ist ein Mann
der ersten Stunde der DOG, der lange Jahre
im Vorstand tätig war. In seiner Laudatio
würdige der amtierende Vorsitzende, HansJoachim Genzmer, das außerordentliche
Engagement von Claussen.
Insgesamt konnte Genzmer eine positive
Bilanz der Landesgruppe Bremen ziehen. So
wurden wieder einige Projekte finanziell
unterstützt. Unter anderem der "Tag des
Sporttalents 2002" mit 1.000 Euro, die
Sportlerin Tina Ahlbrecht mit 500 Euro und
das Projekt "Krebsnachsorge" des Landessportbund Bremen mit 1.000 Euro. Aus dem
Überschuss der gemeinsam mit dem Landessportbund veranstalteten, traditionellen
Mitternachtstombola konnten LSB und DOG
weitere Projekte in Bremen fördern, u.a. drei
Schulen mit sportlichem Profil und den
Wassersportverein Hemelingen für das Boot
der 470er Klasse von Marit Jordan und
Svenja Müller.
Das Konzept des Balls des Sports mit dem
Umzug vom Park Hotel ins CongressCentrum Bremen (CCB) ist insgesamt positiv
aufgenommen worden. LSB und DOG haben
die Sport-Service GmbH des LSB mit der
Planung und Durchführung des Balls des
Sports beauftragt. Genzmer bedanke sich
hier besonders bei Wolfgang Häseker von
der Sport-Service GmbH für die gute
Zusammenarbeit. Der Ball des Sports habe
sich in den vergangenen Jahren sehr gut
entwickelt, so Genzmer. Über 1.200 Besucher werden auch in diesem Jahr (Termin
Samstag, 5. März 2005) erwartet. Im Mittelpunkt steht dann auch wieder die Wahl der
Bremer Sportler des Jahres 2004 - eine
Gemeinschaftsaktion der beiden Organisationen und des Bremer Weser-Kuriers.
Bei den Neuwahlen wurde Hans-Joachim
Genzmer für weitere drei Jahre als Vorsitzender bestätigt. Neu im Vorstand sind
Oliver Rau (Werder Bremen) als stellvertretender Vorsitzender (für Hans Claussen) und
Wolfgang Häseker (LSB). Er löst Bernd
Ziemehl als Geschäftsführer ab.
Dem Beirat gehören an: Gerda Bednareck,
Klaus-Peter Berg, Christian Hannig, Reinhard Hoffmann, Paul Pätzel, Wolfgang
Schaper, Peter Schlee, Wilfried Schmädicke,
Godehard Trentmann, Erich Stender, Harald
Wolf, Bernd Ziemehl, Waltraud Erhardt, Dr.
Ulrich Mix, Ingelore Rosenkötter und Frank
Schildt.
Erfurt
Olympia-Ausstellungen auf
Reisen
Von links: Bernd Ziemehl, Hans Claussen, Hans-Joachim Genzmer.
Foto: Roland Scheitz
70
Nach mehr als einjähriger intensiver Arbeit
von 50 Sportschülern des Erfurter Pierrede-Coubertin-Gymnasiums sind auch die
englische und französische Version der
Schülerausstellung "Pierre de Coubertin Leben und Werk eines Humanisten" fertiggestellt. Auf insgesamt 14 Schautafeln wird
die Vielfalt des Gesamtwerkes des französischen Humanisten dargestellt, den die
Allgemeinheit lediglich als Begründer der
Olympischen Spiele der Neuzeit kennt.
Ziel der Ausstellung ist es, die ursprünglichen Ideale der Olympischen Bewegung, die
vor mehr als 100 Jahren von Coubertin
aufgestellt wurden, hervorzuheben, aber
auch auf aktuelle Gefahren wie z.B. zunehmende Kommerzialisierung, Politisierung,
Doping oder Gigantismus hinzuweisen.
Damit wollten die Sportgymnasiasten im
Europäischen Jahr der Erziehung durch
Sport, das gleichzeitig Jahr des Thüringer
Schulsports 2004 war, einen Beitrag zur
Olympischen Erziehung leisten.
Inzwischen fand diese Ausstellung sowohl
in Thüringen als auch über die Landesgrenzen hinaus große Anerkennung. Nach einer
erfolgreichen Präsentation der englischen
Version während der WM im Modernen
Fünfkampf in Moskau im Juni 2004, zog die
Schülerausstellung auch während der
Olympischen Spiele in Athen viele Besucher
ins Goethe-Institut der Olympischen Metropole. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen
bereits Übersetzungen in sieben Sprachen
vor; weitere fünf Sprachen sind in Vorbereitung.
Die Deutsche Olympische Gesellschaft,
Zweigstelle Erfurt und das NOK unterstützten dieses Projekt, das wissenschaftlich von
Prof. Norbert Müller beraten wurde. Weitere
Sponsoren und Partner sind die Agentur
Neues Erfurter Werbebüro, die den Großdruck der Tafeln und die Vorbereitung der
Ausstellung auf die Reise durch Europa und
nach Übersee ermöglichte, und das Autohaus Glinicke Erfurt sowie das Internationale Pierre-de-Coubertin-Komitee, die Thüringer Sportakademie und der Förderverein des
Internationalen Verbandes des Modernen
Fünfkampfes.
leiter Rudolf Müller mit der silbernen
Leistungsplakette für besondere Leistungen
im Sport.
Carl-Heinz Engelke erhielt für sein langjähriges Engagement als Beauftragter des
Deutschen Sportbundes die Ehrenplakette
der Deutschen Olympischen Gesellschaft in
Bronze. Zudem wurden Nicole Makowski,
Sieglinde Schlumbohm, Wolfgang Schlumbohm, Ingeborg Friedmann und Helmut
Bergen für ihre ehrenamtliche Arbeit mit
der Ehrenpreis-Plakette am Bande ausgezeichnet.
"Die Ehrungen der ehrenamtlich Tätigen
durch die Deutsche Olympische Gesellschaft
haben einen hohen Stellenwert und wirken
überaus motivierend. Sie sind immer ein
Höhepunkt unserer Jahrestagung", erklärte
Peter Lenz, der als DOG-Mitglied die ehrenvolle Aufgabe des Auszeichnens vom
Hannoveraner DOG-Aktivisten Hermann
Bielefeld übernommen hat.
Köln/Leverkusen
Wechsel an der Spitze
Einstimmig wählten die Mitglieder der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
Köln/Leverkusen Dr. Britta Siegers am 06.
Dezember 2004 zu ihrer neuen Vorsitzenden.
Sie übernimmt das Amt von Klaus Wolf, der
nach elf Jahren nicht wieder für diese
Position kandidierte. "Ich will mit nunmehr
70 Jahren Jüngeren Platz machen", so Klaus
Wolf. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden der
Zweigstelle gewählt.
In ihrer Antrittsrede dankte Britta Siegers
ihrem Vorgänger für die erfolgreichen Jahre.
Wolf habe entscheidende Zeichen in seiner
Amtszeit gesetzt. So sei es seinem Wirken
zu verdanken, dass der Behindertensport
innerhalb des Sports, aber auch in der
Öffentlichkeit einen höheren Stellenwert
erhielt. Ihm sei es auch zu verdanken, dass
Köln und Leverkusen sich zu Beginn der
Neunziger Jahre zur Bezirksgruppe Köln/Leverkusen formierten.
Zu seinen Errungenschaften gehört außerdem die Einrichtung des Olympiaballs.
Dieser fand in 2004 zum 8. Mal im Bayer
Kasino Leverkusen statt und wird alljährlich
von 600 Sportlern, Sponsoren und auch
Vertretern aus Politik und Wirtschaft als das
gesellschaftliche Highlight in Leverkusen
bewertet.
Mit der 38jährigen Britta Siegers, steht nach
dem damaligen Kölner Regierungspräsidenten Dr. Günther Heidecke und dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Wolf erstmals ein
Die Wanderausstellung kann für sportliche
oder internationale Höhepunkte ausgeliehen
werden. Für Schulen und Sportvereine ist
die Ausleihe kostenlos. Telefonische Anmeldung unter 0361/3481-421.
Hannover
Ehrenplaketten vergeben
Auf der Jahrestagung der Prüfergemeinschaft des Stadtsportbundes Hannover e.V.
am 3. Dezember 2004 ehrte der Vorsitzende
Peter Lenz im Auftrag der Deutschen
Olympischen Gesellschaft den Stützpunkt-
Der neue Vorstand (von links): Prof. Manfred Lämmer (stellv. Vorsitzender), Michael Scharf
(Leiter OSP), Mark Hoyer (Geschäftsführer), Dieter Büttner, Dr. Britta Siegers (Vorsitzende),
Harald Rösch (stellv. Vorsitzender) und Karl-Heinz Kleedörfer (Schatzmeister).
71
Sportlerin an der Spitze der mitgliederstarken Zweigstelle.
In ihrer Antrittsrede betonte Britta Siegers,
dass sie das Erbe von Klaus Wolf mit dem
neuen Vorstand bewahren werde. Auch die
Integration des Behindertensports gelte es
weiter aktiv nach vorne zu bringen. Aber
auch neue Ideen finden Einzug in die DOG.
So wird es bereits am 11. März im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln
die Nacht der Sportler geben. Hier treffen
sich die Sportler aus den olympischen
Disziplinen zur Party mit Interviewecke und
den Erinnerungen an Athen 2004.
Als weiteren besonderen Programmpunkt
des Abends schilderte einer der erfolgreichsten Tischtennisspieler bei den Paralympics,
Rainer Schmidt, im Interview seine Eindrücke von den Paralympics in Athen. Ferner
gewährte er aus seinem gerade erschienenen Buch "Lieber Arm ab, als arm dran"
Einblicke in sein Leben.
Miltenberg-Obernburg
DOG-Sportforum
Auf Olympia 2004 blickte das DOG-Sportforum am 28. Oktober 2004 im Bürgerzentrum Elsenfeld zurück. Für die spannende
Gesprächsrunde konnte die DOG Miltenberg-Obernburg den beliebten Sportredakteur Michael Antwerpes, Olympia-Pfarrer
Hans-Peter Schütt, Dr. Wolfgang Dillmann,
Mannschaftsarzt beim Deutschen KanuVerband, Bogenschützin Maria Droste, die
bereits viermal an den Paralympics teilgenommen hat, Fechterin Claudia Bokel,
Ringer Jannis Zamanduridis und Ruderer
Klaus Rogge gewinnen.
Die zahlreich erschienenen Gäste kamen voll
auf ihre Kosten. Auf Stichworte und kritische Fragen des Moderators Antwerpes
plauderten die sechs Olympiafahrer über
ihre Eindrücke, Emotionen und Erfahrungen
bei den Spielen in Athen. Und so erfuhr der
interessierte Zuhörer von der perfekten
Organisation, den rigiden Sicherheitsmaßnahmen, dem Desinteresse der Gastgeber
am Behindertensport, dem sportfreien
Alltag eines Ruder-Ersatzmanns und die
Chancen des Anti-Doping-Kampfes. Alles in
allem ein unterhaltsamer Abend!
72
Neckar-Odenwald
Gerd Teßmer feierte
60. Geburtstag
Gerd Teßmer (Binau), seit Gründung der
DOG-Zweigstelle Neckar-Odenwald im
August 1999 deren stellvertretender Vorsitzender, beging am 21. Januar seinen 60.
Geburtstag. Seine beachtliche Präsenz in
den lokalen Medien zeugt von seinem
hohen Bekanntheitsgrad und dokumentiert
seinen prall gefüllten Terminkalender.
"Häufige Präsenz ist besser als Selbstdarstellung!" meint der Jubilar dazu. Er lege gerade
als Landtagsabgeordneter großen Wert auf
Bürgernähe als Basis dafür, sich mit den
Problemen hautnah und effizienter auseinandersetzen zu können. Für Familie und
Hobby bleibe da viel zu wenig Zeit, so
Teßmer.
Neben seiner Abgeordnetentätigkeit ist der
Sozialdemokrat noch vielseitig engagiert. So
hat er sich im Landtag als Agrarexperte
einen Namen gemacht, ist aber auch
eingehend mit den Belangen der Bundeswehr-Reservisten, der Polizei und der
Feuerwehr vertraut. Der frühere Realschullehrer engagiert sich aber auch für die
Vereine und das Ehrenamt. "Wir brauchen
unsere Vereine!", ist seine Maxime. "Und die
Vereine brauchen das Ehrenamt!", so sein
Appell an Mitbürger und Politik. Er selbst ist
engagiert bei den Pfadfindern, dem DRK,
der DLRG sowie den Naturfreunden sowie
im heimatlichen Sportverein, ist Vorsitzender beim SPD- und AWO-Ortsverein.
Und er ist aktiv bei der DOG Neckar-Odenwald, zu deren positiven Entwicklung sein
Einsatz wesentlich beigetragen hat. Zusammen mit seinen Angehörigen, Freunden und
Bekannten gratuliert auch die Deutsche
Olympische Gesellschaft - die Zentrale
sowie die Zweigstelle - zum Jubelfeste,
dankt für sein Engagement und wünscht
ihm für die Zukunft Gesundheit und Glück,
Wohlergehen und Erfolg.
Walter Jaufmann
4. Fairnesspreis-Verleihung
Gut frequentiert war die Mitgliederversammlung 2004 der DOG Neckar-Odenwald,
die inzwischen bereits 45 Mitglieder zählt.
Vorsitzender Michael Knaus konnte eine
positive Bilanz ziehen mit dem erfolgreichen
"Olympic Day Run" und einem interessanten
Infoabend mit IOC-Vorstandsmitglied Dr.
Thomas Bach. Im Mittelpunkt des Abends
stand jedoch die nunmehr vierte Fairnesspreis-Verleihung.
Vor zahlreichen Repräsentanten aus Sport,
Wirtschaft und Politik betonte Knaus, dass
man mit diesen Auszeichnungen den
Stellenwert der Fairness wieder mehr ins
Bewusstsein rücken und auch das Ehrenamt
als tragende Säule des Vereins- und Breitensportes gebührend würdigen möchte. Er
umriss Arbeitsfelder und Ziele der Zweigstelle, ging auch auf die Diskussionen um
die notwendige Fusion zwischen NOK und
DSB ein .
Den Reigen der Gastredner eröffnete
Buchens Bürgermeister Dr. Brötel mit einem
"flammenden" Grußwort. Er unterstrich die
Bedeutung des Slogans "Sport verbindet!"
und begrüßte die DOG-Bemühungen um
den Schul- und Jugendsport. Grußworte
entboten auch Volksbankvorstand Holderbach als Gastgeber des Abends und BSBPräsident Janalik.
Die Spannung stieg, als Michael Knaus dann
die Preisträger 2004 bekannt gab. Der
Fairnesspreis ging an die Fußballteams von
der Spvgg Hainstadt und vom SV MosbachBergfeld, die es schafften, über eine gesamte Spielrunde bußgeld- und straffrei zu
bleiben. Erstmals wurde auch der Bereich
Schule einbezogen. Die Buchener JakobMayer-Grundschule bekam einen Ehrenpreis
als erfolgreichste Grundschule des Kreises
im Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia". Mit dem Ehrenpreis für vorbildliches
Engagement im Ehrenamt wurden drei
verdienstvolle Vereinsfunktionäre bedacht:
Walter Künkel (TSV Götzingen), seit 1961
außerordentlich engagiert, Heinrich Treiber
(SV Neunkirchen), seit 32 Jahren in Vereinsdiensten, und Renate Künzig (TSV Buchen),
die seit nunmehr 50 Jahren in ihrem Heimatverein beispielhaft engagiert ist. Reichlich Beifall gab es für alle Geehrten.
Gerd Teßmer, stellvertretender Vorsitzender,
nutzte das Schlusswort für ein kurzes Fazit
und umfassenden Dank. Man bemühe sich
um Stärkung der Faktoren Fairness und
Ehrenamt und finde dabei erfreulicherweise
auch Unterstützung durch Sponsoren. Sein
Dank galt Geehrten und Sponsoren sowie
dem Vorsitzenden Michael Knaus. Mit
Genugtuung stellte er abschließend fest:
"2004 war für die DOG Neckar-Odenwald
ein sehr erfolgreiches Jahr, so möge es
weitergehen, die Flamme soll weiterhin
brennen".
davon gefördert mit Mitteln des bundesweiten DOG-Modellprojekts, betreuen. Sie
berichten begeistert von den Besuchen in
den Kindergärten.
Durch zwei Schüler-Olympiaden in den
Schulen Erbachs wurde auch die Zusammenarbeit mit den Schulen vorangebracht.
Walter Jaufmann
In Sachen Mitgliederentwicklung zeigte sich
Hey ebenfalls zufrieden: "Mit zehn Neuzugängen im vergangenen Jahr konnten wir
den naturgemäßen Mitgliederschwund voll
auffangen - eine Tatsache, die uns mit 120
Mitgliedern hoffnungsvoll stimmt." Mit dem
Einsetzen des Jugendobmanns Florian Keil
soll die DOG-Mitgliedschaft für junge
Athleten künftig attraktiver gestaltet
werden. Dazu ist ein Ganztagesausflug zum
in Kürze neu zu eröffnenden Fußballstadion
in Frankfurt geplant.
Odenwald
Volles Programm
Mit einer Vorstandssitzung am 18. Januar
startete die DOG Odenwald in das neue
Jahr.
Der Vorsitzende der Kreisqruppe, Hubert
Hey, blickte zunächst auf das Jahr 2004 als
ein erfolgreiches Jahr mit neuen Höhepunkten zurück: "Die enge Verbindung mit den
Vereinen hat uns zu einer stärkeren DOGPräsenz im Odenwald verholfen", erläuterte
er und stellte fest: "Überhaupt erweist sich
dieser Kontakt als eine sehr dankbare
Plattform für die Mitgliederwerbung. Kaum
ein Vereinsjubiläum ist ohne uns denkbar,
zudem unterstützen wir die Vereine ideell."
So hat die DOG in 2004 die Initiative
"Zuwandererjugend in die Vereine" ins
Leben gerufen: ein konzeptioneller Denkanstoß für Vereine und Kommunen, aktiv auf
die Zuwandererjugend zuzugehen und
ihnen die Überzeugung zu vermitteln, dass
Höhepunkt bei der Präsentation "Junge
Könner brauchen Gönner" 2004 war das
Showprogramn von Liv-Denise Orth vom
TSV Seckmauern. Sie stellte mit ihrem
Trainer Erwin Münch einige Übungsteile
des Kicksports vor.
sie in der Vereinsarbeit gebraucht werden,
aber auch als Menschen und Partner des
Sports willkommen sind.
Positiv bewertete der Vorsitzende auch die
Verbreitung der Aktion "Kinder bewegen". Er
dankte insbesondere den Verantwortlichen
Ute Schodterer und Philipp Schmitt, die
insgesamt drei Patenkindergärten, einer
Für das neue Jahr kündigte Hey die systematische Fortführung der aktiven Arbeit an.
Auch 2005 soll das Jahr mit der 11. Auflage
der Aktion "Junge Könner brauchen Gönner"
abschließen, die mittlerweile zum Markenzeichen der DOG Odenwald geworden ist.
Jährlich sind es 25 junge Athleten, die sich
auf die Förderhilfen freuen können. Etwa 50
Freunde und Gönner sorgen Jahr für Jahr
für ein Spendenaufkommen von 4.500 Euro.
Allein die HSE Heag-Südhessische Energie
AG Darmstadt unterstützt die Aktion
jährlich mit zwei Stipendien in Höhe von je
600 Euro.
Südniedersachsen
Neue Patenschaften
Nein, wie Al Pacino sieht er nicht aus an
diesem Dezembertag im Göttinger
Schwimmbad "Eiswiese". Und doch ist
Erhard Schminke genauso wie der Hollywoodstar im gleichnamigen Film ein "Pate".
Schminkes Tätigkeit hat indes nichts mit
Mafia-Methoden, sondern viel mit sozialem
Engagement zu tun. Der 61-jährige Bovender unterstützt im "Paten schaffen Bewegung"- Programm der Deutschen Olympischen Gesellschaft den talentierten Göttinger Nachwuchsschwimmer Daniel Schäfer.
Abschluss der Aktion "Junge Könner brauchen Gönner" 2004 der DOG Odenwald:
Vorsitzender Hubert Hey, Klaus Herrmann (Heag/Südhess. Energie AG Darmstadt), Stipendiaten BärbeI Thierolf und Kirsten Müller sowie der 2. Vorsitzende Horst Neff (von links).
"Ich weiß, wie wichtig Sport für die Entwicklung von Kindern ist. Insofern habe ich
keinen Moment gezögert, als Hans Halve bei
73
mir anfragte, ob ich nicht als Sponsor im
Programm mitarbeiten möchte." Das war im
Mai diesen Jahres. Halve vermittelt im
Auftrag der DOG-Bezirksgruppe Südniedersachsen die Patenschaften. Einen Paten
hatte er mit Schminke schon, fehlte also
nur noch das talentierte Patenkind. "Über
die Presse bin ich dann auf die herausragenden Leistungen von Daniel Schäfer im
Schwimmbecken aufmerksam geworden",
erinnert sich Halve, "der Kontakt zwischen
Daniel und Herrn Schminke war dann
schnell hergestellt."
Schminke greift seinem Schützling seitdem
bei anfallenden Fahrtkosten, Materialanschaffungen und den Kosten für Sportbekleidung finanziell unter die Arme. "Ich habe
mich riesig gefreut über die Unterstützung
Doch Daniel ist nicht der einzige Schwimmer im Patenschaftsprogramm der DOG
Südniedersachsen. Mit Marcel Jerzyk profitiert noch eine weitere "schwimmende
Nachwuchshoffnung" von der Fördermaßnahme. Der 12-Jährige von der Waspo
Göttingen ist Mitglied im niedersächsischen
Landeskader. Auch für ihn steht der Sport
im kühlen Nass im Mittelpunkt. "Nur Samstags wird nicht trainiert, sonst eigentlich
jeden Tag", berichtet er. Für ihn öffnet eine
Versicherung immer mal wieder die Schatulle, um ihm das leistungsbezogene Training
zu ermöglichen.
Insgesamt vier Patenschaften hat Halve so
mittlerweile auf den Weg gebracht. Die
geschlossenen Patenschaften laufen jeweils
über ein Jahr.
Stefan Klüttermann
Wernigerode
Olympia-Forum
Mit Olympiamedaillengewinnerin Nadine
Kleinert und Handball-Manager Bernd-Uwe
Hildebrandt konnte der Zweigstellenvorsitzende Klaus Kirchner zwei Stargäste zum
vorweihnachtlichen Olympia-Forum der
DOG Wernigerode in der städtischen Sparkasse begrüßen.
Hans Halve (oben links) und Eberhard
Schminke mit den Patenkindern Marcel
Jerzyk (unten links) und Daniel Schäfer
von ihn", erklärt der 13-jährige Daniel, der
infolge einer Behinderung am rechten Arm
im Behindertenschwimmbereich aktiv ist.
Und das sehr erfolgreich: viermal Gold,
zweimal Silber und einmal Bronze bei den
Deutschen Meisterschaften in Berlin, und
viermal Gold und einmal Silber bei den
nationalen Titelkämpfen über die Kurzbahn
vor zwei Wochen in Chemnitz holte er für
den ASC Göttingen. Kein Wunder also, dass
Daniel im Nachwuchskader des Behindertensportbundes ist und nach einem Besuch
der Olympischen Spiele in Athen sein
sportliches Ziel kurz und knapp formuliert:
"Peking 2008!"
74
Die Kugelstoßerin aus Magdeburg hatte bei
den Olympischen Spielen in Athen Silber an
historischer Stätte in Olympia geholt.
Hildebrandt zieht nicht nur die Fäden beim
Handball-Bundesligisten SC Magdeburg,
sondern ist zugleich Geschäftsführer des
Olympiastützpunktes Magdeburg.
Im Fokus einer interessanten Gesprächsrunde standen jedoch nicht die zurückliegenden Ereignisse von Athen. Vielmehr berichteten die Gäste von der bereits jetzt beginnenden gezielten Vorbereitung der Magdeburger Talente auf die Spiele in Peking 2008.
Dabei zeigte sich insbesondere Bernd-Uwe
Hildebrandt optimistisch, dass viele Magdeburger Athletinnen und Athleten die Reise
in die chinesische Hauptstadt antreten
können.
Impressum
Olympisches Feuer
Zeitschrift des Nationalen Olympischen Komitees
für Deutschland und der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
Herausgeberkollegium:
Bernhard Schwank (NOK), Dieter Krickow (DOG),
Steffen Haffner, Michael Gernandt
Chefredakteur: Harald Pieper
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,
Kerstin Rehhahn
Redaktionsanschrift:
Dr. Stefan Volknant
Nationales Olympisches Komitee für Deutschland
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt
Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27
E-Mail: [email protected]
Harald Pieper
Stieglitzstraße 2
63263 Neu-Isenburg
Telefon: 0 61 02 / 5 22 62
Herstellung, Vertrieb & Verlag:
Peter Kühne Verlag
Theodor-Heuss-Straße 11
63303 Dreieich
Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,
Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71
E-Mail: [email protected]
Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich
Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne
Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der
Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.
Druck: HMS-Druckhaus GmbH
Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich
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Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:
Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen
Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,
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Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,
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Frankfurter Sparkasse,
Kontonummer 200313592,
Bankleitzahl: 500 502 01
Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht
unbedingt der Meinung der Redaktion, des NOK
bzw. der DOG entsprechen.
Titelgrafik: Eberhard Stroot
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:
Bongarts Sportfotografie
dpa
Getty
Fred Marcus
Sportimage
Eberhard Stroot
P. Virot
Deutsches Sport & Olympia Museum
Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum
Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen
Redaktion: Ansgar Molzberger
Internet: www.sportmuseum-koeln.de
Sportlerehrung
wurde am 18. Dezember 2004 im WDRFernsehen ausgestrahlt.
Seit vielen Jahren stellen die Ehrungen der
Sportler des Jahres einen der Höhepunkte
zum Abschluss des Sportjahres dar. In
Nordrhein-Westfalen wird diese Ehrung
Zu Beginn stimmte der Sportchef des
Westdeutschen Rundfunks, Heribert Faßbender, auf die Veranstaltung ein und fasste
das außergewöhnliche Sportjahr 2004 mit
NRW-Sportlerin des Jahres, Anne Poleska, im Gespräch
mit Klaus Lufen
gemeinsam vom Westdeutschen Rundfunk,
dem LandesSportBund NRW, dem Sportministerium NRW und den Westdeutschen
Sportjournalisten durchgeführt. Gemeinsam
rufen Sie die Hörer von WDR 2, die Zuschauer der Sendung "Sport im Westen"
und die Nutzer des WDR-Webportals auf,
Ihre Stimme abzugeben.
seinen Großereignissen "Olympische Spiele"
und "Fußball-Europameisterschaft", untermalt von spannenden Einspielern, zusam-
Geehrt werden die Mannschaft, der Sportler
und die Sportlerin des Jahres.
Zusätzlich loben der LandesSportBund und
das Land Nordrhein-Westfalen jeweils einen
Sonderpreis aus.
Die Gala zur Wahl der Sportler des Jahres, in
deren Rahmen auch die Ehrungen vorgenommen wurden, fand am 16. Dezember
2004 im Deutschen Sport & Olympia Museum statt. Eine Zusammenfassung der
Veranstaltung, die 400 geladene Gäste aus
Sport, Politik und Wirtschaft miterlebten,
Sabine Hartelt interviewt Britta Siegers
und Dr. Michael Vesper
men. Anschließend übergab er die Leitung
des Abends an die WDR-Sportmoderatoren
Sabine Hartelt und Claus Lufen.
Alemannia Aachen wurde zur besten Mannschaft des Jahres gewählt und verwies die
Jahrgang 25 - Heft 1/2005
Hockey-Nationalmannschaft der Damen
und die Handball-Nationalmannschaft der
Herren auf die Plätze. In Aachen ist man
stolz, den "schönsten Fußball der Zweiten
Liga" zu spielen. Auch wenn der Aufstieg in
die 1. Bundesliga knapp verpasst wurde, war
die Saison 2003/2004 die erfolgreichste der
Vereinsgeschichte. Die Mannschaft zog ins
DFB-Pokalfinale ein und schaltete auf dem
Weg dorthin namhafte Gegner wie den FC
Bayern München und Borussia Mönchengladbach aus. Trotz der Endspielniederlage
im Berliner Olympiastadion gegen den SV
Werder Bremen darf Alemannia Aachen, da
Bremen das Double gelang, in der laufenden
Saison den Traum UEFA-Cup erleben. Das
Team erhielt 41,48 Prozent der Stimmen.
Bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres war
das Rennen sehr knapp. Letztendlich setzte
sich die Schwimmerin Anne Poleska mit
27,56 Prozent der Stimmen gegen ihre
Konkurrentinnen Marion Rodewald, HockeyNationalmannschaft der Damen, und Silke
Rottenberg, Frauen-Fußballnationalmannschaft, durch. Auf den weiteren Plätzen
folgten Speerwerferin Steffi Nerius und
Fechterin Britta Heidemann.
Die Siegerin Anne Poleska war bei den
Olympischen Spielen in Athen die große
Ausnahme in der Frauen-Schwimmmannschaft. Nachdem Hannah Stockbauer und
Franziska van Almsick die in sie gesetzten
Erwartungen nicht erfüllen konnten, gewann Poleska Bronze über 200 m Brust und
sorgte damit für positive Schlagzeilen. Die
Krefelderin, die in den USA lebt und trainiert, richtet den Blick nun auf den Gewinn
einer Goldmedaille bei den Spielen in Peking
2008.
Glasklar fiel die Entscheidung bei den
Sportlern aus. Lukas Podolski, der ShootingStar des 1 FC. Köln, erhielt 55,54 Prozent
der Stimmen und ließ damit seinen Mit-
75
streitern keine Chance. Der Schwimmer
Thomas Rupprath belegte Platz zwei vor
dem Kanuten Tomasz Wylenzek. Der strahlende Sieger Podolski, erlebte 2004 ein
Sportjahr voller Höhen und Tiefen. Auf den
bitteren Abstieg des 1 FC Köln in die 2.
Fußball-Bundesliga folgte das tragische Aus
bei der Junioren-Europmeisterschaft und die
verpasste Qualifikation für die Olympischen
Spiele in Athen. Doch zum Sommer wendete sich das Blatt. "Poldi" wurde in die ANationalmannschaft berufen und stürmte
lief er zudem Weltrekord in 39,5 Sekunden.
Zwischen 1954 und 1962 erhielt er 52
Berufungen in die Nationalmannschaft. Er
erreichte sechs Europa- und neun deutsche
Rekorde und ist 23-facher Deutscher
Meister. 1957 wurde der Kölner zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt. Nach
dem Ende seiner sportlichen Karriere zeichnete sich der Diplom-Kaufmann und
Hobbygolfer als erfolgreicher Organisator
des Sportfestes "Weltklasse in Köln" aus, das
der ASV Köln ausrichtete, dessen Präsident
Germar war. Heute ist das persönliche
WDR-Sportchef Heribert Faßbender im
Kreise der Kandidatinnen zur Wahl der
Sportlerin des Jahres
Manfred Germar (Bildmitte) freut sich mit
den LSB-Präsidiumsmitgliedern Walter H.
Probst, Richard Winkels, Josef Bowinkelmann und Walter Schneeloch (v.l.) über die
Auszeichnung für sein Lebenswerk. Alle
Fotos: Andrea Bowinkelmann, LSB NRW
mit seinem Verein in der laufenden Saison
an die Spitze der 2. Bundesliga. In Köln
wurde er schnell zum Idol, da er dem 1. FC
Köln trotz lukrativer Angebot aus der
Bundesliga treu geblieben ist.
Den Sonderpreis für den BehindertenSportler des Jahres überreichte NRWSportminister Dr. Michael Vesper an Britta
Sieger, die im Schwimmen seit 1984 insgesamt acht Goldmedaillen bei den Paralympics gewann. Auch im Rollstuhltennis war
Siegers bei bedeutenden nationalen und
internationalen Turnieren erfolgreich. Im
Herbst übernahm Siegers den Vorsitz der
DOG Köln/Leverkusen.
Mit dem Sonderpreis des LandesSportBundes NRW wurde die Kölner Sprint-Legende
Manfred Germar durch LSB-Präsident
Richard Winkels für sein Lebenswerk geehrt.
Germar, der seinerzeit auch der "Weiße
Blitz" oder die "Gazelle vom Rhein" genannt
wurde, war der erste Deutsche, der nach
dem Zweiten Weltkrieg in ein olympisches
100-Meter-Finale vorstieß. Als einziger
Europäer belegte er im Endlauf bei den
Olympischen Spiele 1956 in Melbourne in
10,7 Sekunden Platz fünf. Bronze gewann er
dort mit der Sprintstaffel und zwei Jahre
später wurde er Europameister über 200 m
und mit der 4x100 m Staffel. Mit der Staffel
76
NOK-Mitglied unter anderem Vorstandsmitglied des Vereins Deutsches Sport & Olympia Museum.
Nach Ende der Aufzeichnung wurde in den
Räumen des Deutschen Sport & Olympia
Museums noch bis tief in die Nacht gefeiert.
Für nicht wenige der anwesenden Sportlerinnen und Sportler war der Glanz der
Siegertrophäen Ansporn für die kommende
Saison.
Eishockey-Kunst
Wenn die Eishockey-Bundesliagsaison mit
den Play-Off-Spielen Ihrem Höhepunkt
entgegen strebt, rückt sie für einige Wochen
in den Mittelpunkt des sportlichen Interesses, insbesondere in den Hochburgen, Köln,
Frankfurt, Berlin, Hamburg und Mannheim.
Anlässlich der entscheidenden Phase der
DEL-Saison 2004/05 zeigt das Deutsche
Sport & Olympia Museum eine Ausstellung
zum Thema Eishockey, in deren Mittelpunkt
Zeichnungen und Gemälde des verstorbenen Marburger Künstlers Gerhard Prangel
stehen. Die Kunstwerke - und ebenso eine
Vielzahl historischer und aktueller Eishockey-Exponate wie beispielsweise der
Kölner Haie, der Frankfurt Lions, der Berliner
Eisbären und Adler Mannheim - sind vom 8.
März bis zum 10. April 2005 in der Galerie
des Museums zu sehen.
"Lichtgestalten"
Holografische Kunst zeigt dann die Ausstellung "Lichtgestalten - Sportlerhologramme
von Andreas Zickgraf", die vom 14. April bis
zum 29. Mai 2005 präsentiert wird.
Hier kann der Besucher Sport in der dreidimensionalen Aufnahmetechnik der Holografie erleben: Er sieht, wie sich die Figuren
synchron zur Geschwindigkeit seiner eige-
Im Deutschen Sport & Olympia Museum
freut man sich schon jetzt darauf, wenn es
im Dezember wieder heißt: Und der Gewinner ist...
Ausstellungsvorschau
Eishockey-Kunst, "Lichtgestalten" und
"Weltsprache Fußball", so lauten die Titel der
Präsentationen, die das Deutsche Sport &
Olympia Museum auch im 1. Halbjahr 2005
wieder zum Publikumsmagneten werden
lassen, der Startschuss für das DSOMAusstellungsjahr fällt im März:
Kunstspringer, 2004
Foto: Andreas Zickgraf
nen Bewegung in ihren Räumen zusammensetzen, plötzlich auseinanderfallen, um
sich dann wieder neu zusammenzufügen.
Unerwartet entstehen dabei oft Metamorphosen und Verfremdungen oder auch ein
Absinken ins Diffuse, Unscharfe.
Dazu der Künstler Andreas Zickgraf: "Sport
ist Bewegung und seinem Wesen nach
immer auch spielerisch. Dies übertrage ich
auf meine holografische Arbeit, meine
Hologramme fordern den Betrachter geradezu auf, sie spielerisch wahrzunehmen."
Die "Lichtgestalten" der Ausstellung sind
Kunstspringer, Boxer und Capoeira-Sportler,
insgesamt werden 15 dieser Hologramme
erstmals präsentiert.
"Weltsprache Fußball"
Und vom 8. Juni bis zum 20. Juli 2005 steht
dann das Deutsche Sport & Olympia Museum im Zeichen des weltumspannenden
Faszinosums Fußball, das weder nationale
noch kulturelle Grenzen kennt: Anlässlich
zeigen einen internationalen Streifzug
durch eine Vielzahl von Themenbereichen,
die mit dem Phänomen Fußball verknüpft
sind, u.a. Fairness, Geschlechterrollen,
Kommerzialisierung und Religion.
Indem die kulturübergreifenden Verbindungspunkte der Sportart Fußball aufgezeigt werden, soll die Ausstellung, die im
Vorfeld der FIFA Fußball-WM Deutschland
2006 in 77 Ländern präsentiert wird, dazu
beitragen, die Weltoffenheit Deutschlands
zu unterstreichen und zeigen, dass der WMGastgeber seine Rolle ernst nimmt, indem er
bei der kulturellen Aufbereitung des Themas
die Gäste und deren Lebenswirklichkeit
einbezieht.
Basketball
"German Wunderkind" und "Dunking
Deutschman" zu Gast im DSOM
Kometou, Kamerun, 1998,
Foto: Harry Gruyaert/Magnum Photos
des FIFA Confederations Cup 2005 und im
Hinblick auf die FIFA Fußball-WM Deutschland 2006 zeigt das DSOM zusammen mit
dem WM-Büro 2006 der Stadt Köln die vom
Goethe-Institut in Kooperation mit der
Teheran, Iran, 1998,
Foto: Abbas/Magnum Photos
weltweit renommierten Agentur MAGNUM
PHOTOS erstellte Fotoausstellung "Weltsprache Fußball".
Fünfzig großformatige Aufnahmen so
namhafter Fotografen wie Henri CartierBresson, Abbas, Martin Parr und Herbert List
Bei einer Festveranstaltung des Deutschen
Basketball-Bundes im Jahre 2003 im
Deutschen Sport & Olympia Museum, dem
ein Spiel der Europameister von 1993 gegen
die aktuellen Nationalspieler vorausgegangen war, erhielt das DSOM das Trikot eines
der "Helden von München", die 1993 im
packenden Finale der Basketball-Europameisterschaft gegen den 14maligen Champion und haushohen Favoriten Russland mit
71 : 70 gewannen: die Nummer 13 von Kai
Nürnberger.
DBB-Pressesprecher Christoph Bücker
überreicht dem Vorstandsvorsitzenden des
DSOM Professor Walther Tröger das Trikot
von Dirk Nowitzki für die Sammlung des
Museums.
NBA-Laufbahn genannt wurde, 1990 zum
Basketball kam, sammelte er aber Erfahrungen im Turnen, in der Leichtathletik und im
Tennis, wo er 1992 sogar ins Halbfinale der
bayerischen Nachwuchs-Meisterschaft
vorstieß.
Erste basketballerische Meriten verdiente er
sich beim Zweitligisten DJK Würzburg, bei
dem er bis 1998 spielte.
Damals wurde vereinbart, dass der DBB dem
Sportmuseum auch Objekte von Dirk Nowitzki, dem aktuellen Superstar des deutschen Basketballs, zur Verfügung stellen
wird. Ende 2004 war es dann schließlich
soweit: Am 13. Dezember übergab DBBPressesprecher Christoph Büker im Rahmen
der DSOM-Mitgliederversammlung ein
signiertes Trikot nebst Schuhen sowie
Nowitzkis Bronzemedaille der WM 2002.
Prof. Walther Tröger, selbst ehemaliger
Basketballer und seiner Sportart nach wie
vor verbunden, nahm die wertvollen Exponate freudig entgegen. Sie erhielten unverzüglich einen Ehrenplatz im Foyer des
Museums.
Dem in Würzburg geborenen Sohn eines
Handballers und einer Basketball-Nationalspielerin wurde das Ballgefühl praktisch in
die Wiege gelegt. Bevor das "German
Wunderkind", wie Nowitzki zu Beginn seiner
Präsentation des Nowitzki-Trikots im Foyer
des DSOM
77
Der steile Aufstieg des 2,11 m großen und
110 kg schweren Talents begann aber mit
seinem Eintritt in die amerikanische ProfiLiga NBA, wo er zum Top-Spieler der Dallas
Mavericks avancierte.
Nowitzki hatte 2001 maßgeblichen Anteil
am vierten Platz bei den Europa-Meisterschaften und war auch beim Gewinn der
Bronzemedaille bei der WM 2002 der
überragende deutsche Spieler.
Das "KLEQZ-Programm 2005" hat erstmalig
alle Aus- und Fortbildungen der Partnerverbände auf einen Blick zusammengefasst. Es
kann in den Geschäftsstellen als Broschüre
bezogen oder im Internet unter www.qualifizierungszentrum-kleqz.de eingesehen
werden. Dort sind auch alle weiteren Informationen, die für Auswahl, Anmeldung und
Teilnahme wichtig sind, hinterlegt.
In den USA nominierte man den "Dunking
Deutschman" bereits mehrfach für das AllStar-Game, von der Gazetta dello Sport
wurde er 2003 zu "Europas Basketballer des
Jahres" gewählt.
KLEQZ, das Qualifizierungs-Zentrum des
Sports im Großraum Köln
KLEQZ
KLEQZ nennt sich das QualifizierungsZentrum im Sport, das auf dem Verbund der
drei Sportbünde Köln, Leverkusen und
Rhein-Erft, den jeweiligen Sportjugenden
und der Verbund-Außenstelle des Bildungswerkes SSB Köln/KSB Rhein-Erft basiert.
Die Partner wollen für die Zukunft den
Bedarf und die Wünsche an Aus- und
Fortbildungen gemeinsam analysieren,
Schwerpunkte setzen und so das neue
QualifizierungsZentrum in der Region zu
einem Zentrum für Beratung und Ausbildung für alle Fragen der Qualifizierung im
Sport partnerschaftlich entwickeln. Alle
Qualifizierungen werden gemeinsam konzipiert, geplant, organisiert und durchgeführt.
Unterstützt wird die Kooperation vom
Bildungswerk des LSB NRW e.V.
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Einen ausführlichen, reich bebilderten
Bericht zur Sammlerbörse können Sie in der
nächsten Ausgabe lesen.
Personalwechsel
Mit 53 Punkten erzielte er im Dezember
2004 beim 113 : 106 - Sieg der Dallas
Mavericks über die Houston Rockets einen
neuen NBA-Saisonrekord.
Am 20. Januar 2005 hatten der Präsident
des StadtSportBundes Köln e.V., Herr Dr.
Bertold Reinartz, der Präsident des SportBundes Leverkusen e.V., Herr Helmut Soelau,
und der Präsident des KreisSportBundes
Rhein-Erft e.V., Harald Dudzus, ins Studio
des Deutschen Sport & Olympia Museums
eingeladen, um der Öffentlichkeit das
KLEQZ-Qualifizierungsprogramm 2005
vorzustellen.
herausgab. Zum einen den Sonderstempel
des Kölner WM-Büros 2006 "WM-Stadt
Köln - noch 467 Tage bis zum Start", zum
anderen den IMOS-/DSOM-Sonderstempel
"25 Jahre Olympische Spiele in Lake Placid
und Moskau".
Sammlerbörse
Zahlreiche Raritäten, Sammlerstücke und
Originalobjekte bot die Sammlerbörse im
Deutschen Sport & Olympia Museum am 27.
Februar 2005. Wieder wurde das Museum
zum Ziel der Sport- und Olympiasammler:
Von 10.00 - 17.00 Uhr wurde während der
sechsten Auflage, der schon zur schönen
Tradition gewordenen Sammlerbörse, die
das Museum alljährlich zusammen mit den
"Internationalen Motivgruppen Olympiaden
und Sport e.V." (IMOS) veranstaltet, gesucht,
gehandelt und getauscht.
Händler und Privatsammler aus Übersee und
Europa hatten wieder attraktive Objekte aus
den Bereichen Sportphilatelie, Sportliteratur
und Sportmemorabilia im Angebot, darüber
hinaus war das WM-Büro 2006 der Stadt
Köln an diesem Tag zu Gast bei Freunden im
Deutschen Sport & Olympia Museum und
stimmte auf die bevorstehenden internationalen Fußballfeste Confederations Cup und
Weltmeisterschaft ein.
Ein besonderer "Leckerbissen" für alle
Philatelisten war das Sonderpostamt der
Deutsche Post AG, das an diesem Tag im
Museum zwei Sonderstempel kostenlos
Mit Hans Hansen, Ehrenpräsident des
Deutschen Sportbundes, Richard Winkels,
Präsident des LandesSportBundes NRW, und
Franz Irsfeld, Mitglied des Rates der Stadt
Köln, haben drei langjährige Mitstreiter zum
Jahresende 2004 den Vorstand des Vereins
Deutsches Sport & Olympia Museum verlassen.
Als Nachfolger von Hansen, der dem Vorstand seit 1992 angehörte und von 1992 bis
1994 den Vorsitz führte sowie seit 1994 bis
zu seinem Ausscheiden als stellvertretender
Vorsitzender fungierte, wurde Ingo Weiss,
Vorsitzender der Deutschen Sportjugend,
vom Deutschen Sportbund benannt.
Für Richard Winkels, Mitglied des Vorstandes seit 1986, wurde Walter Probst, Hauptgeschäftsführer des LandesSportBundes
NRW, als weiterer Delegierter des Deutschen
Sportbundes neu in den Vorstand entsandt.
Seit 1989 hatte Franz Irsfeld, zeitweiliger
Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt
Köln, sein Amt im Vorstand ausgeübt, dem
nun Wolfgang Bosbach, 2. stellvertretender
Vorsitzender des Sportauschusses der Stadt
Köln nachfolgte.
Unser herzlicher Dank begleitet alle drei
scheidenden Wegbegleiter, ohne deren
aktives Mitwirken die Realisierung des
Deutschen Sport & Olympia Museums nicht
möglich geworden wäre.
Wir begrüßen die neuen Mitglieder des
Vorstandes und wünschen Ihnen für Ihre
neue Tätigkeit alles Gute und viel Erfolg.