Zoopädagogik aktuell Dezember 2011__Nr. 27

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Zoopädagogik aktuell Dezember 2011__Nr. 27
Zoopädagogik aktuell
Dezember 2011__Nr. 27
ISSN 0949 8362
Begegnung
ZOO
VORWORT
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn die Zeit dann so in gewohnter Betriebsamkeit voranschreitet und so allmählich der Zeitpunkt
naht, dass eine neue Ausgabe von „Begegnung Zoo“ erscheinen sollte, beginnt die Durchsicht der
eingesandten Artikel, diesmal waren es immerhin zwei (2)!
Leichtes Gruseln erfasst das Redaktionsteam: Ist nichts passiert? Ja, gibt es die Zoopädagogik noch?
Dank moderner Kommunikationstechnik lässt sich das klären, es ist Zeit zu telefonieren:
„Doch bei uns ist etwas passiert“. Es gibt sie noch, die Zoopädagogik...
Auf Nachfrage trudeln dann auch Berichte ein und es ist immer wieder erstaunlich, was so alles im
pädagogischen Bereich in unserern Zoos geschieht.
Wir hoffen, dass Sie beim Lesen viele Anregungen entdecken.
Auf der Jahreshauptversammlung der EAZA in Montpellier wurde die Südostasienkampagne 2012
gestartet. Zum ersten Mal findet sie in Zusammenarbeit mit dem IUCN/SSC (Species Survival Committee der Weltnaturschutz-Union) statt. Diese Zusammenarbeit zeigt, dass die Zoos mehr und mehr als
ernsthafte Partner im Naturschutz anerkannt werden. Wir wünschen uns, dass Sie im Rahmen ihrer
Tätigkeit diese wichtige Naturschutzkampagne nach Kräften unterstützen und wünschen Ihnen:
Viel Spaß beim Lesen
Das Redaktionsteam
Impressum
Begegnung Zoo Zoopädagogik aktuell
Nr. 27, Dezember 2011
Erscheinungsweise:
2 mal pro Jahr, Sonderheft
Redaktionsschluss
ist der 28.2.2012
Herausgeber:
Verband deutschsprachiger
Zoopädagogen e. V.
Titelbild:
Gestaltung/Satz:
Silvia Geser, VZP Büro
Saola, Photo: William Robichaud
Redaktion:
Jan Osterloh, Zoo Krefeld
Lothar Philips, Kölner Zoo
Monika Niehaus-Osterloh
Redaktionsanschrift:
Jan Osterloh
Auf der Reide 20 B
40468 Düsseldorf
[email protected]
2
Layout:
Anica Alsleben, [email protected]
Die Artikel geben nicht
notwendigerweise
die Meinung der Herausgeber
und der Redaktion wieder.
Artikel und Zuschriften bitte unformatiert
(Bilder extra, 304,2 dpi) auf CD oder per
E-mail einsenden.
ISSN 0949 8362
Begegnung Zoo,
Zoopädagogik aktuell 28
erscheint im April 2012
Wir freuen uns über Leserbriefe
und Manuskripte, behalten uns
allerdings Abdruck, Kürzungen
und Änderungen vor.
Zoopädagogik aktuell
Inhalt
Vorwort, Impressum........................................................................... ............................2
Inhalt................................................................................................................................. .3
Schule trifft Wissenschaft............................................................................................. 4
Besucherinformation im Zoo Wuppertal.................................................................. 10
Sonne im Zoo - ein Partnerprojekt............................................................................. 14
Die Zooschule Rostock als Partner der “Langen Nacht der Wissenschaften”.. 17
Vorankündigung: Länderübergreifendes Regionaltreffen ................................... 19
Kinder als “Brückenbauer” zwischen Mensch und Tier........................................ 20
Reiseimpressionen aus Frankreich 2011.................................................................. 22
“Behavioural Enrichment” im Unterricht................................................................. 28
Das “Besucherservice” im Tiergarten Schönbrunn............................................... 31
Ruf der Wildnis.............................................................................................................. 36
“Lebensgefährliche” Stachelschweine..................................................................... 38
Die EAZA/IUCN/SSC Südostasienkampagne 2012.................................................... 40
Was sind EAZA/IUCN/SSC?........................................................................................... 46
Urzeit Geistersee & Ida............................................................................................... 47
Autoren............................................................................................................................ 48
3
Schule trifft Wissenschaft –
ein Kooperationsprojekt zwischen dem Lessing Gymnasium
Lampertheim und Senckenberg
Dr. Renate Rabenstein & Dr. Gabriele Waldkircher
Kurzfassung
Messeler Fledermäuse
Schülerinnen der gymnasialen Oberstufe untersuchten
unter Anleitung von Wissenschaftlerinnen die Aktivität
von rezenten Fledermäusen. Bei Beobachtungen im
Weltnaturerbe Grube Messel wurde die Flugaktivität
in Abhängigkeit von abiotischen Faktoren untersucht.
Der laptopgestützte Einsatz zur Bestimmung von Temperatur, Luftfeuchte und Helligkeit wurde vermittelt
und eingeübt. Die mit Fledermausdetektoren erfassten
Ultraschalllaute konnten mehreren Arten zugeordnet
werden. Die Arbeit wurde im Wettbewerb „Jugend
forscht 2009“ mit einem Preis ausgezeichnet.
Die 47 Millionen Jahre alten Fledermausfossilien aus
dem Welterbe Grube Messel sind teilweise als komplette
Skelette überliefert, viele davon mit Hautschatten und
Mageninhalt (Abb.1).
Sieben Arten aus vier Familien wurden bisher
beschrieben. Ihre Untersuchung und der Vergleich mit
rezenten tropischen Fledermauspopulationen ergab,
dass die fossilen Fledermäuse flugbiologisch bereits
an unterschiedliche ökologische Nischen angepasst
waren und mittels Ultraschall nach Insekten jagten
(Habersetzer & Storch 1992; Habersetzer, Richter &
Storch 1994; Habersetzer et al. 2008; Sigé, Habersetzer &
Storch 1998; Storch, Sigé & Habersetzer 2002).
Die detailreich überlieferten Messeler Fossilien sind
bereits für Kindergarten- und Grundschulkinder
spannend, da sie Forschungsergebnisse anhand
großformatiger Bilder, z.B. in Form einer einfachen
Nahrungskette (Blatt  Blattkäfer  Fledermaus)
selbst nachvollziehen können (Rabenstein 2007).
Palaeochiropteryx tupaiodon – das komplette Skelett einer 47 Mio.
Jahre alten Fledermaus mit Mageninhalt (SMF ME 10). REM-Untersuchungen des Magen-Darm-Inhalts belegen, dass die Nahrung aus
Insekten bestand.
4
Logo Year of the Bat – im ersten Jahr stehen die europäischen Fledermäuse im Fokus, 2012 die weltweit ca. 1.200 Fledermausarten.
Zoopädagogik aktuell
Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren
in speziellen Fledermaus Dämmerungsführungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den fossilen und den rezenten Arten, die im Welterbe Grube
Messel nach Insekten jagen (Rabenstein 2011).
Anlässlich des „Year of the Bat 2011-2012“ (Abb. 2),
in dem die Zahl dieser Führungen verdoppelt wurde
(www.grube-messel.de), werden die Erfahrungen einer Kooperation zwischen dem Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt am Main und dem LessingGymnasium Lampertheim hier publiziert. Durch die
Initiative der beiden Autorinnen hatten Schüler/innen der gymnasialen Oberstufe Gelegenheit, sich
mit wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen, eigenverantwortlich Projekte zu entwickeln
und sie durchzuführen(Abb.3).
Nächtliches Arbeiten unter Freilandbedingungen in der Grube
Messel. Mit Laptops und Messfühlern werden die abiotischen Daten
aufgezeichnet (Pasco-System) und gleichzeitig mit einem professionellen Fledermausdetektor (Petterson D 240x) Ultraschalllaute
erfasst und notiert.
Breitenförderung im schulischen Bereich engagieren
(http://www.lgl.de). Ein wichtiger Schwerpunkt der
Arbeit im mathematisch-naturwissenschaftlichen
Fachbereich liegt auf experimentell ausgerichteten
fächerübergreifenden Projekten,die sowohl im Unterricht als
auch in außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften
durchgeführt werden. Die Auszeichnung mit dem
Siemens Award bestätigt die Qualität dieses
Engagements (Hessisches Kultusministerium 2009,
http://www.mint-ec.de). Das Lessing-Gymnasium verfolgt einen fächerübergreifenden und kompetenzorientierten Ansatz, bei dem es neben reiner Wissensvermittlung besonders um die Einübung von Methoden
wissenschaftlichen Arbeitens und deren praktische
Umsetzung geht. Schlüsselqualifikationen werden über
die bloße Fach- und Handlungskompetenz hinaus in
Teamprojekten besonders gefördert. Die Rolle der
Lehrkräfte beschränkt sich auf Unterstützung und
Projektbegleitung im Sinne des selbstorganisierten
Lernens (Herold & Landherr 2003; Greif & Kuntz 1998).
Ab August 2011 wurden in Hessen die Bildungsstandards
in den naturwissenschaftlichen Fächern verbindlich
eingeführt (http://www.kultusministerium-hessen.de).
Damit steht die Vermittlung von Kompetenzen
im Vordergrund des Lehrens und Lernens. Unser
Kooperationsprojekt spricht nicht nur den kognitiven
Bereich, sondern auch den kommunikativen, personalen und sozialen Bereich auf verschiedenen
Kompetenzstufen an. Durch die praktische Freilandarbeit liegt ein besonderer Schwerpunkt im
methodisch-kreativen Bereich (Ziener 2008).
Freilandarbeit – erste Erfahrungen
Eine sehr knappe Zusammenfassung dieser Aktivitäten
und die Arbeit an Fledermäusen in der Unter- und
Mittelstufe wurden bereits auf einer Geotop-Tagung
vorgestellt (Waldkircher & Rabenstein 2010).
Didaktisch-methodische Überlegungen
Kinder und Jugendliche für die Bedeutung von
Natur- und Artenschutz zu sensibilisieren und ihnen
die Möglichkeit zum persönlichen Engagement zu
geben, ist vordringliche Aufgabe einer Schule, die eine
ganzheitliche und zukunftsorientierte Entwicklung
von Schüler/-innen in den Blick nimmt. Als
zertifizierte MINT EC-Schule (Mathematik-InformatikNaturwissenschaften-Technik) gehört das LessingGymnasium Lampertheim zu den vier südhessischen
mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasien, die
sich besonders in der Früh-, Hochbegabten- und
Erste praktische Erfahrungen in der Freilandarbeit
sammeln die Schülerinnen am 08.05.2008. Pünktlich
um 19:00 Uhr sind sie am Treffpunkt und nehmen an
der Vorbesprechung und Einteilung der Teams für die
wissenschaftliche Kartierung der Fledermäuse auf die
Beobachtungsstellen im Welterbe teil (vgl. Rabenstein
2011, S. 42, Abb. 2). Noch ist es sonnig und warm...
„Um 21:00 Uhr sehen wir die erste Fledermaus ... an
der Kreuzung an der wir stehen.“ Mit zunehmender
Dunkelheit erfolgen die Fledermausnachweise ausschließlich akustisch mittels Ultraschalldetektoren.
Den Umgang mit diesen Geräten und Grundkenntnisse
in der Zuordnung von Ultraschalllauten einheimischer
Fledermäuse lernen die Schülerinnen am gleichen
Abend – und auch, dass es nach Sonnenuntergang
empfindlich kalt werden kann! Zudem üben sie die
arbeitsteilige Protokollierung (Abb. 4).
5
Ihr erstes Ergebnis zeigt Tabelle 1.
Die Schülerinnen notieren völlig korrekt dazu:
„Man bedenke (!): Wir erfassen nicht die Anzahl der
Fledermäuse, sondern nur die Anzahl der Rufe. Somit
kann es sein, dass wir immer die Rufe der gleichen
Fledermaus erfassen.“
Das Schülerteam mit Dr. Waldkircher bei der ersten Fledermausbeobachtung und dem Kennenlernen verschiedener Ultraschalldetektoren.
Tabelle 1: Zusammenstellung der am 08.05.2008 mit Ultraschalldetektoren von den Schülerinnen in jeweils 10 Minuten erfassten
Fledermausrufe.18 kHz entsprechen der Hauptfrequenz des Großen
Abendseglers (Nyctalus noctula), 45 kHz der der Zwergfledermaus
(Pipistrellus pipistrellus).
Beginn:
21:34 Uhr
22:04 Uhr
Frequenz:
18 kHz
45 kHz
18 kHz
45 kHz
Minuten
1
0
0
1
0
2
0
0
1
0
3
0
0
0
0
4
0
0
0
0
5
2
1
1
0
6
0
0
0
0
7
1
1
1
0
8
0
1
0
0
9
1
0
0
3
10
0
1
0
1
Summe Rufe
4
4
4
4
Orientierung- und Informationsphase
Durch die ersten praktischen Tätigkeiten erkennen
die Schülerinnen rasch, dass sie einen eigenen
Fledermausdetektor benötigen. Da das preisgünstig erstandene,sehr einfache Gerät sich als unzuverlässig und
daher für ihre Arbeit als ungeeignet erweist, wird dieses
Technikproblem durch den Kooperationspartner gelöst:
Die drei senckenbergischen Wissenschaftlerinnen Dr. E.
Schlosser-Sturm, Dipl.-Biol. J. Betz und R. Rabenstein,
die an der Kartierung der Fledermäuse im Welterbe und
der Vorbereitung eines Freilandprojektes in Bolivien
6
arbeiten, werden mit ihren Geräten die Dokumentation
der Ultraschalllaute übernehmen (Petterson D 240x,
Sound-Analyseprogramm Batsound Pro, HiFi AnalogRecorder, Laptop).
Die Schülerinnen informieren sich über die
Lebensweise der einheimischen Fledermäuse und
über die an der Schule vorhandene technische
Ausstattung. Der Umgang mit GPS, Laptop und PascoMeßwerterfassungssystem wird in einer separaten
Fortbildung in der Schule erlernt. Nachdem sie eine
eigene Fragestellung entwickelt haben – „Unter welchen
abiotischen Bedingungen fliegen Fledermäuse in der
Grube Messel?“ – finden im August und September 2008
fünf von den Autorinnen begleitete Freilandtermine
exklusiv für die Schülerinnen im Welterbe statt (21.
und 28.08., 04., 11. und 18.09.2008). Sie verwenden
dabei zwei baugleiche Ultraschalldetektoren aus dem
Bestand der Abteilung Messelforschung.
Freilandarbeit mit eigener Fragestellung –
Blick ins Welterbe kurz vor der Dämmerung (Abendnebel links
oben). Die Beobachtungsplätze lagen auf der gut erreichbaren
Westseite unterhalb der Halden aus weißen Ytong-Bruchsteinen (=
Beobachtungsstelle 1).
Tücken und Erfolge
Zum ersten Termin verspäten sich die Schülerinnen
um zwei Stunden; Navigationsgerät, Autoatlas und eine
Umleitung führten sie erst auf Umwegen zum Fahrtziel.
Deshalb werden eigene Daten erst beim zweiten
Freilandtermin erhoben. Auszug aus Protokoll und
Auswertung vom 28.08.2008: „Wir kamen um 20:15 Uhr
in der Grube an und bauten unsere Geräte auf...“(Abb. 6).
„Um 20:19 Uhr war der Beginn der Messung... Die
Beleuchtungsstärke nimmt nach ca. 14 Min. ab und
nähert sich den 0 lx an. Die Messungenauigkeiten bis
ca. 350s sind hierbei nicht zu beachten, es ist uns hier
ein Einstellungsfehler unterlaufen“ (Abb. 7).
Zoopädagogik aktuell
Parameter auf. „Leider war der Akku des Laptops so
schwach, dass wir die Zeit nicht weiterlaufen lassen
konnten. Um 20:52 Uhr haben wir die letzte Fledermaus
mit den Detektor wahrnehmen können und schätzen,
dass es dann ca. 12 °C waren.“ Diese Abschätzung
basiert auf der Datenauswertung zwischen 20:19 und
20:44 Uhr („Man erkennt deutlich, dass die Temperatur
kontinuierlich abnimmt“; Abb. 8).
Die Schülerinnen formulieren als Ergebnis ihrer
Untersuchung: „Unsere Auswertungen haben ergeben,
dass vor allem die Temperatur die Aktivität der Tiere
beeinflusst. Allerdings könnte das auch mit dem
Einrichtung der Laptops mit dem Pasco-Meßsystem in der Dämmerung zur Registrierung der abiotischen Parameter.
Fledermäuse werden beobachtet und ihre Rufe mit
Fledermausdetektoren erfasst. Parallel dazu erfolgt die
Registrierung abiotischer Faktoren.
Bei den nächsten Terminen gelingen Beobachtungen
mit Lautzuordnungen von einzelnen und von mehreren
gleichzeitig jagenden Tieren. „Beobachtungen vom
04.09.2008:...Wir beobachteten 11 Fledermäuse,darunter
zwei ... um 20:30 Uhr und 20:37 Uhr.“ Die Schülerinnen
bemerken, dass eine individuelle Unterscheidung mit
dieser Methodik nicht möglich ist und deshalb evtl. ein
Tier mehrmals gezählt werden kann. Ultraschalllaute
Temperaturrückgang am 04.09.2008 (s. Text).
verminderten Auftreten von Insekten und damit der
Nahrung der Fledermäuse zusammenhängen... Wir
können nur vermuten, dass die Temperatur sowie die
Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle dabei spielen.“
Diskussion
Abnahme der Helligkeit am 28.08.2008 (s. Text).
von 14 Tieren werden an diesen Abend erfasst. Ein
Wechsel zwischen zwei Beobachtungsplätzen wie am
28.08.2008 wird von den Schülerinnen aufgrund der
bisherigen Ergebnisse verworfen.
Die Arbeit verläuft konzentriert, die Protokollierung
wird detaillierter. „Wir hielten uns durchgehend an
Stelle 1 auf und vernahmen meistens die Rufe in
niedriger Frequenz bis auf zwei Rufe um 20:45 [Uhr]
bei 60 kHz und um 20:52 Uhr bei 57 kHz.“ Diesmal
treten Probleme bei der Erfassung der abiotischen
Von der Kooperation wurde im Idealfall die klassische
win-win Situation erwartet: Die Schülerinnen lernen
eigenständiges wissenschaftliches Arbeiten, und
ihre systematisch erhobenen abiotischen Parameter
ergänzen die Daten der Fledermauskartierung. Dieses
zweite Ziel wurde leider nicht erreicht. Aus Sicht der
Autorinnen, die beide in Europa und den Tropen
zahlreiche Freilandprojekte durchführten, konnten die
Schülerinnen grundlegende Erfahrungen sammeln:
(1) Sie erkannten, dass Freilanduntersuchungen
angemessen vorbereitet sein müssen. Dazu gehört
auch eine gründliche Überprüfung der Ausrüstung, um
potentiellen Datenverlust zu vermeiden.
(2) Sie lernten, dass im Freiland unerwartete Situationen und lange Wartezeiten auftreten können.
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Schulversuche hingegen finden in der Regel unter
kontrollierten Bedingungen statt.
(3) Sie erfuhren, dass elektronische Systeme im
Freiland ausfallen können, und Alternativen in die
Planung einbezogen werden müssen. Die Verwendung
von einfachen analogen Geräten, abgeglichen mit dem
digitalen Pasco-System,hätte zuverlässig Daten geliefert,
anhand derer die korrekten, aber sehr allgemeinen
Aussagen der Schülerinnen hätten spezifiziert werden
können.
Die Faszination, in der Dämmerung jagende Tiere
direkt beobachten und mit Ultraschalldetektoren ihre
Ortungslaute auch bei Dunkelheit hören zu können,
teilten die Schülerinnen mit den Teilnehmern der
inzwischen fest etablierten Fledermausführungen. Die
häufigen Arten Großer Abendsegler, Zwergfledermaus
und Mückenfledermaus werden regelmäßig beobachtet
und gerade diese Arten sind mit etwas Übung an ihrer
Hauptfrequenz gut zu unterscheiden. Besonders in
der Einarbeitungsphase kann der mit dem Petterson
D 240x gespeicherte Ruf so lange abgespielt werden,
bis die Hauptfrequenz sicher bestimmt ist. Arbeiten
zwei Teams bei dieser Datenaufnahme gleichzeitig,
werden auch keine Rufe verpasst. Die wiederholt
empfohlene Speicherung für eine anschließende
korrekte Bestimmung der Hauptfrequenz wurde leider
nicht vorgenommen, sondern die Frequenzen ah hoc
ermittelt.
Erste Hinweise auf verschiedene gleichzeitig jagende
Arten gibt die Größe der Tiere. „Da die Fledermäuse
... aussehen, als seien sie unterschiedlich groß, können
wir davon ausgehen, dass wir verschiedene Arten
sehen.... Wir konnten beobachten, dass Fledermäuse
mit niedriger Frequenz am frühen Abend (bis ca. 21
Uhr) jagten und später die mit höherer Frequenz“
(28.08.2008). Diese korrekte, aber zu allgemein
gehaltene Aussage kann anhand des Diagramms der
Schülerinnen spezifiziert werden: Die eingetragenen
Punkte (ohne Abgabe der Werte) entsprechen
Ultraschalllauten zwischen ca. 23-33 kHz (3 x), 48-51
kHz (4x) und 68-70 kHz (7x). Dies lässt aufgrund der
eigenen Beobachtungen (R.R.) den Schluss zu, dass
es sich bei den ersten drei Rufen um den Großen
Abendsegler (Nyctalus noctula, Hauptfrequenz 18 kHz)
handelt, gefolgt von der Zwergfledermaus (Pipistrellus
pipistrellus, 45 kHz) und der Mückenfledermaus
(P. pygmaeus, 55 kHz). Alle von den Schülerinnen
ermittelten Werte sind höher als die Hauptfrequenzen
dieser Arten; dies hängt mit der noch mangelnden
Übung zusammen. Es ist aber nicht auszuschließen,
8
dass am 28.08.2008 auch der Kleine Abendsegler (N.
leisleri, Hauptfrequenz 22-28 kHz) erfasst wurde (Tab.
2).
Tabelle 2: Zusammenstellung der Fledermausaktivität an den mit
den Schülerinnen eigens durchgeführten Terminen im Welterbe.
Ja / Nein = nachgewiesen / nicht nachgewiesen, ? = evtl. erfasst,
aber keine eindeutige Hauptfrequenz, --- = keine Datenerhebung (s.
Text).
Datum:
21.08.
Beginn d. Beob. 20:00
Erster Ruf
--Letzter Ruf
--Ende d. Beob.
22:30
Rufe insges.
--Nachgewiesene Arten:
N. noctula
--N. leisleri
--P. pipistrellus
--P. pygmaeus
---
28.08.
20:15
20:19
21:35
22:10
23
04.09.
20:10
20:15
20:52
21:50
14
11.09.
19:50
19:55
21:09
21:50
23
18.09.08
19:35
19:57
20:30
21:10
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ja
?
ja
ja
ja
?
ja
ja
?
nein
ja
ja
nein
nein
nein
ja
Das Verfassen der schriftlichen Arbeit für „Jugend
forscht“ und das Erstellen einer Präsentation als
Wettbewerbsbeitrag erfolgte in den Weihnachtsferien
unter intensiver Betreuung in der Schule. Hierbei
zeigten die Schülerinnen ein besonderes Engagement
bei der Recherche von Hintergrundinformationen
und der Formulierung ihrer eigenen Erkenntnisse. Die
Auszeichnung im Regionalwettbewerb von „Jugend
forscht“ war für die Schülerinnen hochmotivierend
und ein erfreulicher Abschluss des arbeitsintensiven
Projekts.
Dank:
Wir danken den Förderverein des Lessing-Gymnasiums für die materielle Unterstützung des Fledermausprojekts, Herrn OStR Martin Metzendorf (LGL) für
die messtechnische Ausstattung (Pasco), Frau Anika
Vogel (Senckenberg) für die Bildbearbeitung und
speziell Herrn Dipl.-Biol. Dirk Diehl (Biologo) für seine
Einweisung der Schülerinnen in die feldbiologische
Methodik.
Adressen:
Dr. Renate Rabenstein
Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt, Abteilung
Paläo­anthropologie und Messelforschung,
Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt a.M.
<[email protected]>
Dr. Gabriele Waldkircher
Lessing-Gymnasium Lampertheim, Fachbereich III
Mathematik und Naturwissenschaften,
Biedensandstrasse 55, D-68623 Lampertheim
<[email protected]>
Zoopädagogik aktuell
Literatur:
Greif, S. & Kuntz, H.-J. (Hrsg.) (1998): Handbuch
Selbstorganisiertes Lernen. – 2. Aufl., Verlag für
Angewandte Psychologie, 391 S., Göttingen.
Habersetzer, J. & Storch, G. (1992): Cochlea size in extant chiroptera and Middle Eocene microchiropterans
from Messel. – Naturwissenschaften, 79: 462-466;
Heidelberg.
Habersetzer, J., Richter, G. & Storch, G. (1994):
Paleoecology of early Middle Eocene bats from Messel,
FRG. Aspects of flight, feeding and echolocation. –
Historical Biology, 8: 235-260; London.
Waldkircher, G. & Rabenstein, R. (2010): Geotope
Protection making an Important Contribution to the
Conservation of Bats – Sucessful Co-operation between
Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt and LessingGymnasium Lampertheim (MINT EC certified school).
– Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für
Geowissenschaften (66): 130-131.
Ziener, G. (2008): Bildungsstandards in der Praxis.
Kompetenzorientiert unterrichten. – 1. Aufl., Erhard
Friedrich Verlag, 156 S., Seelze-Velber.
Habersetzer, J., Simmons, N. B., Seymour, K., Gunnell,
G. F. & Schlosser-Sturm, E. (2008): Die Evolution des
Fluges und der Echoortung: Fledermäuse. – Biologie in
unserer Zeit, 4/2008: 246-254, Wein­heim.
Herold, M. & Landherr, B. (2003): SOL Selbstorganisiertes
lernen. – Schneider, 210 S., Hohengehren.
Hessisches Kultusministerium (2009): MINT Schulen
in Hessen. – 39 S.,Wiesbaden
Rabenstein, R. (2007): Messel – Erste Schritte: Eine
paläontologische Einführung für 5- bis 8-jährige Kinder
in Deutschlands Weltnaturerbe. – Schriftenreihe der
Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Heft
51 / Abhandlungen der Geologischen Bundes­anstalt,
60, 147-156; Wien. http://www.geologie.ac.at /gbacgi/z_
separatum_1.cgi?id=ab0060_147_a (3,55 MB PDF)
Rabenstein, R. (2011): Fledermausführungen im Weltnaturerbe Grube Messel. – Begegnung Zoo, Zoopädagogik aktuell (26): 42-44.
Sigé, B., Habersetzer, J. & Storch, G. (1998): The deciduous dentition and dental replacement in the Eocene
bat Palaeochiropteryx tupaiodon from Messel: The
primitive condition and beginning of specialization
of milk teeth among Chiroptera. – Lethaia, 31: 349-358;
Oslo.
Storch, G., Sigé, B. & Habersetzer, J. (2002): Tachypteron
franzeni n. gen., n. sp., earliest emballonurid bat from
the Middle Eocene of Messel (Mammalia, Chiroptera).
– Paläontolgische Zeitschrift, 76 (2): 189-199; Stutt­gart.
9
Besucherinformation im Zoo
Wuppertal –
Grosskatzenanlage und
Pinguinhaus
Dirk Böing
Besucherinformationen zu Grosskatzen und Pinguinen im Wuppertaler Zoo
Anhand der beiden aktuellsten Großprojekte des Wuppertaler Zoos – des Großkatzenareals und des Pinguinhauses – beschreibt dieser Text einige Ansätze und
Erfahrungen zu den spezifischen Anforderungen an
gestaltete Besucherinformationen im Zoo.
Generell lässt sich feststellen: Erklärungen zu den Tieren werden von den Zoobesuchern aktiv wahrgenommen. Dies wird auch deutlich auf den Fotos, die jeweils
eine der größten Besuchergruppen – Familien mit Kindern – zeigen. Die Informationen richten sich an ein
breit gefächertes Publikum: von Kindergarten- oder
Schulkindern bis hin zu Erwachsenen, von Laien bis zu
10
fachlich Vorgebildeten.
Logenplatz oder Pausenauflockerung?
Ein idealer Standort für Informationen zu den Tieren
zeigt gleichzeitig die lebendigen Tiere und die dazu gehörenden Informationen. Der Aussichts- und Beobachtungsplatz im Zoo steht allerdings meist in räumlicher
Konkurrenz zu den erklärenden Besucherinformationen. Im Wuppertaler Pinguinhaus wurden Gehege
und Informationstafeln daher einander gegenüberliegend positioniert. Der Besucher dreht sich einmal um
und kann eigene Beobachtung und ausführliches
Fachwissen vergleichen und vertiefen. Bei der Anord-
Zoopädagogik aktuell
nung der Besucherinformationen zu den Großkatzen
stehen die Ausstellungseinheiten in räumlicher Nähe
zu den Sichtplätzen. Sie übernehmen darüber hinaus
eine über die reine Information hinausgehende Funktion, denn sie lockern längere Wegstrecken für den Besucher auf.
Flanierende Besucher – bewegende Ausstellung
Zooerlebnis heißt Bewegung, Bewegung der Besucher
im Zoo. Zu dieser flanierenden Fortbewegung passt
kein längeres Verweilen an einem Standort. Die Themenschwerpunkte und Aspekte rund um die jeweilige
Tierart wurden daher räumlich gestreut, auch aus Sicht
der Wahrnehmungspsychologie eine sinnvolle Entscheidung.
Am Beginn der Planungen standen die Fragen nach
inhaltlichen Einheiten und nach einer räumlichen Verteilung im Wechselspiel mit den Bewegungsräumen
der Tiere. Die Besucherinformation zur Themeneinheit
„Aufzucht“ befindet sich in räumlicher Nähe zum Gehege der Mutter mit Jungtieren, die Informationseinheit
„Jagd“ in der Nähe des Fütterungsplatzes.
Alterungsbeständige Druckqualität – langlebige
Grafik?
Informationsmedien erfüllen im Zoo oftmals ebenso
langjährig ihren Zweck wie die spezifische Architektur
für die jeweilige Tierart. Eine witterungsbeständige und
UV-stabile Drucktechnik bildet dafür die technische
Voraussetzung, doch ist sie keine Garantie für einen
anhaltend attraktiven Gesamteindruck der Besucherinformationen – auch Gestaltung ist nicht zeitlos und
kann altern.
In den beiden Wuppertaler Beispielen wurde daher auf
den Einsatz von grafischen Effekten und Trendschriften
verzichtet.Die Besonderheiten der Tiere wurden in eine
klare Gestaltungssprache übersetzt. Ihr geschmeidiger
Gang bildete die Inspiration bei den Informationen zu
den Großkatzen. Für die Pinguine ergibt sich aus ihrem
spezifischen Lebensraum – ober- und unterhalb der
Wasseroberfläche – der entsprechende Gestaltungsansatz.
Blickfang Lebensraum
Die Ausstellungstafeln zeigen pro Tafel ein Bild in formatfüllender Größe. Auch wenn aus inhaltlichen Überlegungen heraus mehrere Bilder wichtig sind, richtete
man sich nach der aus der Marketingforschung gewonnenen Erkenntnis, dass ein einziges herausgestelltes
Bild die Aufmerksamkeit stärker fesselt als mehrere
Der Besucher kann eigene Beobachtungen und ausführliches
Fachwissen vergleichen und vertiefen
gleichrangig nebeneinander gestellte Bilder. Aus diesem Grund bestand eine wichtige Aufgabe in der Auswahl von „Fokusbildern“ mit Blickfang-Qualität für die
unterschiedlichen Thementafeln. Weitere, vor allem
fachlich relevante Bilder wurden deutlich kleiner und
erläuternd eingesetzt.
Das Fokusbild übernimmt die wichtige Funktion, die
Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu zeigen, und es
unterstützt den Besucher dabei, den gedanklichen
Transfer zwischen Zoolandschaft und Naturraum herzustellen.
Verwendung fanden überwiegend lizenzfreie, also kostenneutrale Fotos aus dem Bildarchiv des Zoos, die von
Wissenschaftlern und aus Naturschutzprogrammen
stammten. Durch professionelle Bildbearbeitung kam
es auch bei ursprünglich eher unscheinbarem Bildmaterial zu einer guten Qualität. Nur vereinzelt mussten
Bildlizenzen erworben werden, um alle Naturräume
visuell abdecken zu können, beispielsweise die Unterwasseraufnahmen tauchender Pinguine zum Lebensraum Wasser.
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Zoopädagogik aktuell
Von der Überschrift zum Text
Dem Prinzip „Fokusbild“ entspricht
auf der Ebene des Textes eine in Formulierung und Typografie deutlich
abgesetzte Hauptüberschrift, die
das Themenfeld emotional anreißt.
Die Kombination mit einer Unterüberschrift ermöglichte sowohl die
anschauliche als auch die fachlich
korrekte Ansprache der Besucher.
Die folgenden Fachtexte wurden
in kleinere Einheiten aufgeteilt.
Ein Abschnitt mit 800 Zeichen (mit
Leerzeichen gezählt) war eine gute
Größe; dies entspricht ca. eine Minute beim Vorlesen des Textes. Längere Texte wurden durch Zwischenüberschriften gegliedert. Insgesamt
hat eine Tafel bis zu 2.500 Zeichen,
und der Inhalt kann einem Kind in Eine Kombination von Grafiken und Zeichnungen können großräumliche Zusammenhänge
drei Minuten vorgelesen werden. aufzeigen
Ausgehend vom Gemeinschaftserlebnis Zoo wurde daher keine eigeFoto – Zeichnung – Grafik
ne Kinderebene entwickelt, sondern alle Texte sind
Manche Inhalte sind nur schwer zu beschreiben.
möglichst allgemein verständlich aufbereitet.
Stärker noch als Fotos können Zeichnungen InFür eine gute Lesbarkeit ist die Zeilenlänge wichformationen selektiv darstellen. Die Zeichnungen
tiger als die Größe der Schrift. Analog zu einer Zeibildeten damit eine wertvolle Ergänzung, um komtung wurde mit einer kurzen Zeilenlänge von ca. 50
plexe Inhalte wie z. B. die Mimik der Katzen nachZeichen gearbeitet; das Auge findet den Weg provollziehbar aufzubereiten. Alle Zeichnungen wurblemlos zurück zum Zeilenanfang. Beide Faktoren,
den von einer Künstlerin ehrenamtlich angefertigt
die Textmenge und die Zeilenlänge, geben dem
und tragen die gleiche Handschrift.
Besucher das gute Gefühl, dass er die Inhalte überUm noch stärker als die Zeichnung zu abstrahieren
schauen kann.
und z. B. großräumliche Zusammenhänge aufzuzeigen, wurden Grafiken entwickelt, teilweise in Kombination mit Zeichnungen. Dass Pinguine nicht nur
in der Antarktis leben, wie viele Arten es von ihnen
gibt und wo sie zu Hause sind, ist auf einen Blick
erfassbar, und die beiden Pinguinarten im Gehege
können vom Besucher zugeordnet werden.
Zeichnungen bilden eine wertvolle Ergänzung, um komplexe
Inhalte wie z. B. die Mimik der Katzen darzustellen
Umweltschutz im Hintergrund?
Neben „positiven“ Informationen zu den gezeigten
Tieren kamen auch „negative“ Themen wie Umweltzerstörung und Artenbedrohung zur Vermittlung.
Der Zoo ist, aufgrund seines direkten Kontextes
mit den Tieren, dafür besonders geeignet und das
Thema sollte an diesem Ort Gewicht bekommen.
Gleichwohl wurden die Themenfelder Tier- und
Umweltschutz nicht zu groß herausgestellt, sondern
eher als Hintergrundinformation integriert: Der Be-
12
Zoopädagogik aktuell
sucher kann so ohne Belehrung mit dem Zeigefinger
die Informationen aufnehmen.
Bewegte Tiere – statische Information
In fast jeder modernen Ausstellung sind Medien dabei.
Als Exkurs zu aktuellen und veränderlichen Umweltthemen könnte das teilweise auch in einer Ausstellung
im Zoo sinnvoll sein. Eine dynamische Information
und gut sichtbare Schilder. Statt einer Gestaltung von
Schildern gibt es in Wuppertal daher eine Gestaltung
der Information – einfache, zurückhaltend gestaltete
Informationsflächen fügen sich in die Zoolandschaft
ein, ohne diese zu dominieren.
Dirk Böing
Inhaber von böing gestaltung, Berlin. Das Büro ist spezialisiert auf die Schnittstelle zwischen Publikum und
komplexen Inhalten.
Für die Pinguine ergibt sich aus ihrem spezifischen Lebensraum
– ober- und unterhalb der Wasseroberfläche – der entsprechende
Gestaltungsansatz
Konzeption und Inhalte:
Martina Schürer, Zoologischer Garten Wuppertal
Zeichnungen: Barbara Klotz
Fotos u.a.:
EAZA, Antarctic Research Trust, Kevin Schafer,
Tui De Roy
Gestaltung, Grafik, Textredaktion:
böing gestaltung, www.boeing-gestaltung.de
lenkt dann aber schnell von den Bewegungen der Tieren ab, die im Zoo im Mittelpunkt stehen.
Statische Informationstafeln unterstützen dagegen den
Besucher dabei, die Tiere mit mehr Verständnis zu beobachten. So haben die Ausstellungstafeln in Wuppertal
großzügige und lesefreundliche Abmessungen in den
Maßen 1,40 x 0,9 m bei den Großkatzen und 0,9 x 1,1
m bei den Pinguinen, ohne die Tierbeobachtung zu
stören.
Landschaftsmöbel oder Informationstafeln?
Die modernen Tiergehege bilden ganze
Landschaften nach. Damit stellt sich das
Problem, wie Informationsschilder in diese
Landschaft eingefügt werden können. In einigen Fällen werden die Schilder als Landschaftsmöbel gestaltet und mit dekorativen
Rahmen versehen, um sich dem vorgestellten Lebensraum und der dortigen Kultur einzugliedern.
Eine andere Möglichkeit wurde in Wuppertal
gewählt. Die Befestigung der Schilder wurde zurückhaltend und funktional gestaltet.
Dem Besucher ist ja die ganze Zeit bewusst,
dass er sich im Zoo befindet, ohne dass sein
Genuss des nachgebildeten Lebensraumes Statt einer Gestaltung von Schildern gibt es in Wuppertal eine
Gestaltung der Information
darunter leidet. Der Besucher erwartet in diesem Rahmen die notwendige Infrastruktur
13
Sonne im Zoo – ein DBU
Partnerprojekt zwischen dem
Tierpark Zittau e. V. (D) und
dem Zoo Liberec (CZ)
Doris Schwetz
Am 01.11.2010 begann ein gefördertes Partnerprojekt
zwischen dem Zoo Liberec (CZ) und dem Tierpark Zittau e.V. in Sachsen.
Das Ziel des gemeinschaftlichen Projektes ist die Installation von Nutzungselementen erneuerbarer Energiequellen, die Demonstration der Funktionsweise mittels
Informationstafeln und Modellen, sowie die Einrichtung von verschiedenen Unterrichtsangeboten zum
Thema Klimawandel in jeweils beiden Einrichtungen.
Vorbereitungen im Liberecer Zoo und der Anschaffung des ersten Elektromobils für den Tierpark Zittau
im Frühjahr diesen Jahres, sind im gemeinschaftlichen
Projekt „Sonne im Zoo“ nun auch die ersten Ergebnisse
für aufmerksame Besucher sichtbar.
Nach umfangreichen, planungsbedingt notwendigen
E-mobil für Transporte innerhalb des Zoos
Im Tierpark Zittau konnte im Mai die Photovoltaikstation installiert werden, mit der der neu entstehende Kassenbereich mit der nötigen Energie gespeist wird. Ausserdem wird öffentlich sichtbar und mit den nötigen
Informationen versehen, die Ladestation für das Elektromobil hier untergebracht werden. Das E-mobil, das
inzwischen auch im Zoo Liberec rollt, soll wie das gleiche umweltfreundliche Pendant in Zittau, hauptsächlich zu Transportzwecken innerhalb des Zoogeländes
zum Einsatz kommen. Damit wird unter anderem auf
die Problematik der Klimaveränderungen aufmerksam
gemacht.
Photovoltaikstation im Tierpark Zittau
14
Die ebenfalls für diesen Zweck völlig neu entwickelten
Umweltbildungsprogramme in beiden Einrichtungen
werden mittels ausgewählten Tierarten als Klimabotschafter mit dem Problem Klimawandel einen hoffentlich leichten Zugang zu den Kinderherzen finden. Be
Zoopädagogik aktuell
Unsere tschechischen
Freunde waren zu
Besuch mit Solarkocher, Solarspielzeug,
Infostand, usw.
sondere Raffinessen wie Solarspielzeug in Käfer- oder
Schmetterlingsform oder auch solarbetriebene Autos
machen dabei nicht nur den Kindern Spaß! Ihr Einsatz
wird dabei nur einen winzigen Einblick in die Nutzungsformen der Sonnenenergie geben Der Zoo Liberec hat
im Verlauf des Projekts den Einsatz zahlreicher weiterer
Tüfteleien und Modelle geplant, die gemeinsam mit
Studenten der TU Liberec und Schülern der Industrieschule Liberec entwickelt werden. Darauf dürfen wir
gespannt sein! Die regelmäßigen Zusammenkünfte der
Vertreter vom Zoo Liberec und Tierpark Zittau dienen
nicht nur der Information zum jeweiligen aktuellen
Stand der Dinge, sondern haben oftmals kreative Spontanideen zum Ergebnis. So war eine Delegation der Liberecer zum Handwerkermarkt am 11. September im
Tierpark Zittau zu Gast, wo man gemeinschaftlich das
Projekt der Öffentlichkeit vorstellte. Zu Besuch waren
unsere tschechischen Freunde mit Solarkocher, Solarspielzeug, Infostand usw. usf. Am 11.10.2011 startete das
Unterrichtsangebot zum Thema Klimawandel mit
Schülern einer polnischen Schule.
Im Rahmen dieses Projektes ist vom 14. – 16. März 2012
ein Workshop mit best-practice Beispielen zum Thema
„Regenerative Energien“ im Zoo Liberec geplant. Diese
Veranstaltung richtet sich an alle Zoos/Tiergärten, die
in dieser Hinsicht schon über Erfahrungen verfügen,
die sie gern bereit sind, an andere weiterzugeben, bzw.
die interessiert sind am Erfahrungsaustausch. Darüber
hinaus sind alle zoopädagogischen Einrichtungen gefragt, die das Thema Klimawandel behandeln. Auch da
gibt es eine Menge und auch hier die Frage nach der
Bereitschaft/ dem Interesse an der Teilnahme an diesem Workshop oder auch einfach nur der Weitergabe
von Informationen?! Genauso dürfen sich alle am Thema Interessierten angesprochen fühlen.
Als Vorträge sind folgende Themen von besonderem
Interesse: Erfahrungen in der Planung / Bau / Nutzung
von Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energien für
die eigene Einrichtung; Umweltbildungsprogramme
15
zum Thema Klimawandel. Ausdrücklich erwünscht sind auch kritische Beiträge zum
Thema, um Fehlentscheidungen vorzubeugen!
Wir freuen uns auf einen innovativen, kreativen und total ausgefüllten Workshop mit
den unterschiedlichsten Beiträgen.Wer noch
dabei sein möchte, möge sich so schnell wie
möglich per Mail:
[email protected]
oder per Telefon melden:
03583/5156997
Liebe Grüße aus dem Dreiländereck D-PlCz
Doris Schwetz
Tierpark Zittau e.V.
Unterrichtsangebot zum Thema Klimawandel
16
Zoopädagogik aktuell
Die Zooschule Rostock als
Partner der „Langen Nacht
der Wissenschaften“
Brunhilde Konradt, Annette Gerth, Wolfgang Krause
Seit 2004 findet in Rostock jährlich Ende April die
„Lange Nacht der Wissenschaften“ statt. Interessierte
haben an diesem Abend die Möglichkeit, verschiedene
wissenschaftliche Einrichtungen der Stadt Rostock
zu besuchen. Dazu gehören u.a. diverse Sektionen
der Universität Rostock, innovative Betriebe und Forschungseinrichtungen, einzelne Schulen und auch der
Zoo Rostock. Seit 2007 gibt es zudem einen Verbund
wissenschaftlicher Einrichtungen mit der Bezeichnung
„Rostock denkt 365°“, dem auch der Zoo Rostock angehört. Aktuell läuft die Bewerbung Rostocks als „Stadt
der kleinen Forscher“.
Die Zooschule als Bildungseinrichtung der Stadt beteiligt sich seit Jahren an dieser Veranstaltung. Exemplarisch möchten wir im Folgenden die Aktivitäten der
Zooschule Rostock während der „Langen Nacht der
Wissenschaften 2011“ vorstellen. In diesem Jahr lag
die Planung und Durchführung erstmals im Verantwortungsbereich der Zooschule. Flyer informierten im Vorfeld über die geplanten Aktivitäten an diesem Abend.
Es ist seit einiger Zeit schon zur Tradition geworden,
dass die Leiterin der Zooschule Rostock, Frau Konradt,
einen Vortrag in der Zooschule hält. In diesem Jahr
stand er unter dem Motto „Artenvielfalt-schön, hässlich, schnell, langsam-alles ist erlaubt“. Sie referierte
zunächst über eine geschichtlich sehr alte Reptiliengruppe, die Krokodile. Diese verfügen über besondere Lebensstrategien. So besitzen Krokodile u.a. Osteotherme unter den Hornplatten, die das Aufheizen des
Körpers in der Sonne unterstützen. In ihrem Blut wurden natürliche Antibiotika nachgewiesen, die für die
medizinische Forschung von Interesse sind. Ebenso
sind Krokodile ausgesprochen extreme Hungerkünstler. Dann wurde die Frage „Warum bekommen Spechte
keine Kopfschmerzen ?“ aufgeworfen. Im Mittelpunkt
stand dabei der besondere Bau des Spechtschädels.
Am Beispiel des Ochsen- und Erdbeerfrosches wurden raffinierte und mit höchstem Einsatz verbundene
Methoden zum Schutz der Nachkommen vorgestellt.
Dabei wies Frau Konradt auf die ökologische Bedeutung der Amphibien und die Notwendigkeit eines
umfassenden Schutzes dieser Wirbeltierklasse hin. Ein
weiterer Schwerpunkt des Vortrages war die Kommunikation bei Walen. Jeder hat seine eigene „Sprache“ und
von Jahr zu Jahr werden die Gesänge modifiziert.
Mit so vielen Neuigkeiten ausgestattet, konnten die
Besucher dann in den anderen Räumen seltene Tier-
„Lange Nacht der Wissenschaften“ im Zoo Rostock am 28.04.2011
Angebot
Ort
Zeit
„Fleißige Bienen“
Schau-Imkerei im Bienenwagen an der Seevogelvo- ab 18.00 Uhr
liere ( Zoo-Imker )
„Wüstenschiff“ Kamel-Präsentation
vor dem Zoonarium/Zooschule ( TierpflegerInnen ) 18.30 – 19.00 Uhr
Vortrag „Artenvielfalt - schön,hässlich,schnell, Zoonarium ( Frau Konradt )
langsam – alles ist erlaubt“
19.00 – 20.00 Uhr
Ausstellung seltener Tierpräparate
Zoonarium ( Frau Gerth, Herr Krause )
19.00 – 23.00 Uhr
Vorträge „Der schlaue Schwarm“
DARWIN-Box ( SchülerInnen der Werstatt-Schule )
20.15 – 21.00 Uhr
Schaufütterung
Seebären-Anlage ( TierpflegerInnen )
ab 21.00 Uhr
Vorträge „Der schlaue Schwarm“
DARWIN-Box ( SchülerInnen der Werstatt-Schule )
21.30 – 22.15 Uhr
Vortrag „Artenvielfalt - schön,hässlich,schnell, Zoonarium ( Frau Konradt )
langsam – alles ist erlaubt“
22.00 – 22.30 Uhr
17
präparate besichtigen. Darunter befanden sich u.a.
folgende Präparate : Pfeilschwanzkrebs, Roter Piranha,
Axolotl, Sandskink, Paradiesvogel, Hühnergans, Tukan,
Pirol, Kolibri, Merlin, Schwarzstorch, Koboldmaki.
Vor dem Zoonarium, in dem die Zooschule untergebracht ist, hatten die Besucher die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit einem Trampeltier zu treten. Dabei
beantworteten die beiden TierpflegerInnen geduldig
die vielen Fragen der Kinder und ihrer Eltern zur Anpassung der Kamele an ihren Lebensraum. In der DARWIN-Box konnten Interessenten die Präsentationen
von Schülern der Werkstatt-Schule zum Jahresthema
des Zoos „Der schlaue Schwarm“ verfolgen.
Ein weiterer Höhepunkt war dann die Schaufütterung
der Afrikanischen Seebären.Hier zeigten die trainierten
Tiere u.a. , dass sie recht gut klettern und sich wie ein
Delfin im Wasser springend fortbewegen können.
Der rege Besucherandrang an diesem Abend zeigte,
dass sich das große Engagement der Zooschule im
Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“ gelohnt hat.
Oben: Ausstellung seltener Präparate
Unten: Außenansicht der Darwinbox
18
Frau Konrad beim Vortrag
Wir möchten nicht vergessen, uns recht herzlich bei
den TierpflegerInnen für ihre tatkräftige Unterstützung
zu bedanken.
Brunhilde Konradt
Annette Gerth
Wolfgang Krause
Herr Hinze bei den Trampeltieren
Zoopädagogik aktuell
Vorankündigung
Länderübergreifendes
Regionaltreffen der
Zoopädagogen im Südwesten
Ralf Kohl
Zoo grenzenlos
Für Rückfragen: [email protected]
Länderübergreifendes Regionaltreffen der Zoopädagogen im Südwesten
Samstag, 15. September und
Sonntag, 16. September 2012
im Zoologischen Garten
der Landeshauptstadt Saarbrücken
Unter dem Motto: „Zoo grenzenlos!“ laden wir zum
grenzübergreifenden Treffen der Zoopädagogen ein.
„Zoo grenzenlos!“ wollen wir unter zwei Aspekten betrachten:
Zum einen die grenzüberschreitende Zoopädagogik
aller, die in der Nähe einer Länder- und/oder Sprachgrenze arbeiten, zum anderen zoopädagogische Programme außerhalb der Grenzen der regulären Zooöffnungszeiten.
An beiden Tagen wird es einige Vorträge geben, wir
wollen unseren Zoo und unsere Programme vorstellen,
es soll aber auch ganz viel Zeit zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch vorhanden sein.
Da uns leider die räumlichen Kapazitäten Grenzen setzen, müssen wir die Teilnehmerzahl auf 30 einschränken. Am Samstagabend wollen wir unser Übernachtungsprogramm vorstellen: Wer möchte, kann dann
auch im Forscherhaus des Zoos übernachten (1 Raum
für alle, Isomatte und Schlafsack erforderlich). Wir besorgen aber gerne auch Hotelzimmer.
Für die Veranstaltung ist ein Unkostenbeitrag von 40,00 €
zu entrichten. Das Mittagessen am Samstag und die
Hotelübernachtung trägt jeder Teilnehmer selbst. Das
genaue Programm folgt, sobald die Referenten feststehen.
19
Kinder als „Brückenbauer“
zwischen Mensch und Tier
Andreas Mäder
Im Kinder- und Jugendclub im Natur- und
Tierpark Goldau sind Schüler Botschafter der
Natur – und erleben Tiere aus ungewohnten
Blickwinkeln.
Larissa, Sandro und Yannik sind aufgeregt. Die drei Kinder aus dem Kinder- und Jugendclub stehen neben der
Tierpark-Tierärztin Sarah Strub und mustern mit einer
Mischung aus Neugierde und Schrecken die Spritzen,
Klemmen und Medikamente, die sie für eine Behand-
Natur zu erleben. Zusammen mit erfahrenen Zoopädagogen blicken sie hinter die Kulissen des Parks. Sie helfen beim Füttern mit, erforschen Amphibien, untersuchen einen Bach oder schauen Tierkindern bei ihren
ersten wackligen Schritten zu. So lernen sie spielerisch
die Natur kennen – und erweitern ihr Wissen über die
einheimische Tierwelt.
Wie schnell rennt ein Wolf?
Adrian und Nina sind schon seit fast zwei Jahren Mitglied im Kinder- und Jugendclub. Sie sind gerade daran, einen Infotisch zum Thema Bär und Wolf für die
Besucher einzurichten und bereiten sich auf mögliche
Fragen vor. „Weißt du noch, wie schnell ein Wolf rennen
kann?“ will Nina wissen. „Es sind 60 bis sogar 70 Kilometer pro Stunde“, weiss Adrian. Er stellt einen Wolfsschädel auf den Tisch und ordnet daneben ein Memo-
Tierärztin Sarah Strub und die Kinder des Kinder- und Jugendclubs
in der Praxis
lung in ihrer Praxis braucht.
„Wenn wir ein Wildtier untersuchen möchten, dann
müssen wir es zuerst betäuben und einfangen“, erklärt
die Tierärztin. Sie zeigt das Blasrohr und das Betäubungsgewehr, welche zu diesem Zweck zum Einsatz
kommen. Die Kinder machen grosse Augen. Und staunen über die vielfältige Aufgaben der Zootierärztin.Von
der Theorie geht es gleich über zur Praxis: Sarah Strub
hat für die Kinder eine Zielscheibe aus Karton aufgebaut, wo sie sich selber im Zielen mit dem Blasrohr
üben können. Selber Tierarzt sein, macht Spass. Larissa,
Sandro und Yannik wetteifern mit ihren Kollegen um
den besten Schuss.
Der Besuch in der Tierarzt-Praxis ist typisch für das Programm im Kinder- und Jugendclub im Natur- und Tierpark Goldau. Einmal pro Monat treffen sich die jungen
Entdecker zwischen 10 und 14 Jahren, um während
drei Stunden Abenteuer und Erlebnisse am Puls der
20
Oben und unten: Die Kinder stehen einen Nachmittag lang den
Besuchern als Experten zum Thema Wolf und Bär zur Verfügung
Zoopädagogik aktuell
Erklärungen zu Herdenschutzhunden
ry mit verschiedenen Gesichtsausdrücken der Tiere an.
Nina legt ein Bild eines Herdenschutzhundes auf den
Tisch. „Damit kann man schön zeigen, dass Schafe
dem Wolf nicht schutzlos ausgeliefert sind“, erklärt das
12-jährige Mädchen. Die beiden Kinder stehen einen
ganzen Nachmittag lang den Besuchern als Experten
zum Thema Bär und Wolf zur Verfügung. Dank dem
Coaching durch die Zoopädagogen können sie auch
knifflige Fragen nicht aus dem Konzept bringen. Und
die Jugendclub-Kinder sind bestens auf ihre Aufgabe
vorbereitet.An zwei vorhergehenden Nachmittagen haben sie die Bären- und Wolfanlage des Natur- und Tierparks Goldau genauestens kennen gelernt und dabei
spielerisch ihr Wissen über die beiden Arten erweitert.
25 Kindern dazu. Dank der finanziellen Unterstützung
durch den Schweizer Grossverteiler Migros kann der
Club kostendeckend betrieben werden. Das zoopädagogische Ziel, ist es, mit dem Kinder- und Jugendclub
eine begrenzte Anzahl Kinder anzusprechen, diese
aber umfassend zu betreuen und ihnen Hintergründe
über einen Tierpark als Betreib sowie über dessen tierische Bewohner mitzugeben. Mit speziellen Angeboten sollen die Kinder dem Tierpark in Zukunft auch als
Jugendliche die Treue halten. Die Grösse des Clubs ist
auf zwei Gruppen à maximal 25 Kinder begrenzt. Durch
die jährlichen Abgänge können aber trotzdem immer
wieder neue Kinder dem Club beitreten.
Der Kinder- und Jugendclub soll trotz Wandel bleiben,
was er schon heute ist: Ein abwechslungsreiches Angebot am Puls der Natur, welches junge Tierfans zu Brückenbauern zwischen Mensch und Tier ausbildet.
Feuertaufe bestanden
Das Ziel der Goldauer Zoopädagogen ist es, die Kinder
im zweiten Jahr der Jugendclub- Mitgliedschaft zu Botschaftern der Natur auszubilden. Das bedeutet, dass die
Kinder die Parkbesucher mit Infoständen oder kurzen
Führungen von Kindern für Kinder informieren und
ihr Wissen so weitergeben. Die Feuertaufe haben die
jungen Naturfans problemlos bestanden. Mit viel Witz
und Energie ist es ihnen gelungen, den Besuchenden
die Welt von Bär und Wolf näher zu bringen.
Der Kinder- und Jugendclub wurde im Natur- und Tierpark Goldau im März 2009 aus der Taufe gehoben. Im
ersten Jahr fanden die Programme in einer Gruppe mit
rund 20 Kindern statt. Im zweiten Jahr kam wegen dem
grossen Interesse eine zusätzliche Gruppe mit weiteren
21
Reiseimpressionen aus Frankreich 2011
Flops, ein berühmter Garten
und ein Safaripark
Text: Monika Niehaus-Osterloh, Fotos Jan Osterloh, Fotos Fossajunge: Emmanuel Mouton
Frühsommer 2011
Zoo Fréjus – Tristesse im Drahtverhau
Erwachsene 14,50 Euro, Kinder 10 Euro
Ein typisches Gehege
Ein einsamer Elefant auf einer öden Anlage
22
Wenn man sich die Internetseite des Zoos anschaut,
so erscheint sie optisch ansprechend und technisch
professionell gemacht. Allerdings erfährt man außer
Zufahrt und Tarifen und außer dem Gründungsdatum
(1971) nichts über die Betreiber und relativ wenig über
den Zoo, und das was man erfährt, ist allgemein und
Zugang zum Tierpflegerbereich
eher nichtssagend. Also selber
nachschauen!
Der Zoo von Frèjus liegt an der
Cote d’Azur und ist von allen
Richtungen gut ausgeschildert
und leicht zu finden. Der 20 Hektar große Park kann zu Fuß oder
mit dem Auto besucht werden,
obwohl sich die Tiere anders als
Sigean alle in Gehegen befinden.
Die Überraschung begann schon
am Eingang. Unsere 14,50 Euro
Eintritt pro Person wurden gerne
entgegengenommen, Tickets erhielten wir aber erst nach mehrmaligem Drängen – das sei nicht
üblich. Erst nach unserer Erklärung, wir bräuchten sie als Beleg
für die Steuer, hatte die Dame ein
Einsehen.
Zoopädagogik aktuell
Es war nachmittags, Juli,Vorsaison, und wir hatten den
Zoo so gut wie allein für uns. Und das, was wir sahen,
ließ uns froh sein, uns fürs Autofahren entschieden zu
haben. Nicht, weil es so heiß war, sondern weil man
rasch den Eindruck gewann, hier habe jemand ein Maschendrahtlager geerbt und sich nach Einheirat in eine
Betonfabrik entschieden, einen Zoo aufzumachen.
hinterher – den Zoo gibt es nicht mehr.Wahrscheinlich
sind die Grundstückspreise in dieser Toplage inzwischen so hoch, dass sich ein Zoo einfach nicht mehr
lohnt. Schade!
Ein einsamer asiatischer Elefant langweilte sich in
einem kleinen, kargen Gehege vor sich hin – ob er
Gesellschaft hatte, konnten wir nicht fragen, denn einen Tierpfleger sahen wir auf unserer ganzen anderthalbstündigen Rundfahrt/Rundgang nicht, und auch
das Internet macht keine Angaben darüber, wie viele
Elefanten, Schimpansen oder Tiger der Zoo sein eigen
nennt.
Die Villa Ephrussi-de-Rothschild
Das Freigehege für den (die?) Schimpansen.
Das Schimpansenfreigehege hatte von der Grundfläche etwa die Größe eines Karussells. Als wir da waren,
war sie unbesetzt. Wie viele Tiere sich diese Anlage gewöhnlich teilen, konnten wir nicht herausfinden, denn
sämtliche Häuser sind für Besucher unzugänglich.
Um etwas Positives zu sagen: Die Tigeranlage sah recht
anständig aus, aber insgesamt machte der Zoo auf uns
einen lieblosen, vernachlässigten Eindruck. Und während wir bei der Domaine des Fauves, einem kleinen
Privatzoo (gegründet 1968, also in derselben Zeit), den
wir letztes Mal vorgestellt haben, den Eindruck hatten,
das Management bemühe sich wirklich, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und die Situation zu
verbessern, haben wir in Fréjus dafür keine Anzeichen
entdeckt. Unser Fazit: Nicht empfehlenswert.
Der Zoo von Cap Ferrat – es war einmal …
Wir hatten uns sehr auf den Zoo gefreut, dessen herrliche Lage am Cap Ferrat vom Michelin-Führer hoch
gelobt wird. Doch selbst die neueste Ausgabe dieses
Standardwerks (2007) hinkte der Wirklichkeit offenbar
Die Villa Ephrussi-de-Rothschild – die Gärten
der Frau Baronin
Erwachsene 12 Euro (mit Audioguide), Kinder (7-17
Jahre) 9 Euro
Um nicht ganz vergebens auf die Halbinsel gekommen
zu sein und unsere botanische Ader zu stärken, haben
wir uns dann die direkt neben dem ehemaligen Zoo
gelegene Villa Ephrussi-de-Rothschild mit ihren herrlichen Gärten angesehen.
Die Villa, die im Stil eines italienischen Palazzos errichtet ist, liegt an einer besonders engen Stelle der Landzunge, so dass man auf beiden Seiten den Meerblick
genießen kann. Der mittlere Teil des Parks ist als streng
ornamentaler, französischer Garten angelegt, in dem
vor allem heimische Blütenpflanzen, Sträucher rund
Bäume gedeihen. Der spanische Garten ist von Granatapfelbäumen und duftenden Datura-Bäumen geprägt,
im florentinischen Garten finden sich Statuen, Brunnen
und Wasserspeier. Spaziert man weiter, gelangt man in
einen japanischen Garten, auf den ein Tropengarten
folgt. Und kommt man zu richtigen Jahreszeit, findet
man den Rosengarten der Gräfin in voller Blüte und
in vollem Duft.
23
Wegen der vielen Bäume ist ein Spaziergang auch bei
voller Mittagssonne ein Genuss. Ein Besuch, der sich
nicht nur für Pflanzenliebhaber lohnt!
Die Réserve Africaine de Sigean – ein Safaripark mit Anspruch
Erwachsene 27 Euro, Kinder (4-14 Jahre) 21 Euro
Der rund 15 km südlich von Narbonne in Südfrank-
haben und bei Sicherheitsverstößen (wie einer heruntergedrehten Fensterscheibe) sofort einschreiten.
Die ersten drei Anlagen (Park 1-3), die man durchquert, werden als „Brousse“ bezeichnet, was so viel
wie Buschland bedeutet. Dort trifft man zum Beispiel
auf afrikanische Steppenbewohner wie Strauße, Impalas, Springböcke, Gnus, Rappenantilopen, Kudus, Hartmann-Zebras und Giraffen, alle in mehr oder minder
großen Gruppen. Es folgen der Bärenpark (Park 4) mit
Kragenbären und der Löwenpark (Park 5). Das Löwenrudel, das nach unserer Zählung aus mindestens 10 Tieren besteht, ist immer eine besondere Attraktion. Ein
weiteres Highlight sind die Breitmaulnashörner, die
sich in der Savanne (Park 6 und 7) mit Badegelegenheit außerordentlich wohl zu fühlen scheinen.
Hier lässt sich auch als Nashorn wie Gott in Frankreich leben
reich gelegene Tierpark wurde 1970 im Mündungsgebiet der Berre am Rand der Etangs von Bages-Sigean
auf einem alten Salinengelände errichtet. Der Tierpark,
der diesmal Schwerpunkt unserer Reise war, umfasst
mehr als 300 Hektar; dort leben rund 3800 Tiere in „semi-liberte“. Sigean ist Mitglied der EAZA.
Das Gelände lässt sich in zwei große Bereiche einteilen:
Einen Bereich mit frei laufenden Wildtieren, der nur im
Auto durchquert werden darf, und einen weitläufigen
Bereich mit Gehegen, wo Schusters Rappe angesagt ist.
Auf Sicherheit wird schon aus Selbstschutz großer Wert
gelegt. Anders als in Fréjus trifft man ständig auf Zoomitarbeiter, die ein wachsames Auge auf die Besucher
Hyänenhunde mit Nachwuchs
24
Flamingos - ein eindrucksvolles optisches und akustisches Spektakel
Vorbei an Somalieseln, Warzenschweinen und GrantZebras (Park 8; Grevy-Zebras findet man im Gehegebereich) gelangt man aus dem „Autobereich“ heraus
und stellt das Fahrzeug ab. Hier wird man von einigen
frei lebenden Störchen begrüßt, die statt Fröschen
auch durchaus mit einem Hamburger zufrieden sind.
In diesem Bereich, der etwa ebenso groß ist wie die
8 erwähnten Parks zusammen, kann man sich ausgiebig die Beine vertreten. Hier nur ein paar Highlights:
Die Schimpansenanlage, die auch der Forschung dient,
ist so ausgedehnt, dass man Schwierigkeiten hat, die
Bewohner zu finden; sie ist mit einem kleinen Bach,
sehr hohem Schilf und „Schutzhütten“ sehr abwechslungsreich gestaltet und bieten den Menschenaffen einen naturnahen Lebensraum. Hier verbrachte das Krefelder Schimpansenmännchen Hubert einige Jahre, bis
es bei einem tragischen Unfall ertrank. Ebenfalls sehr
schön ist die Anlage für die Hyänenhunde. Das Rudel
ist sehr fortpflanzungsaktiv und hat auch 2011 wieder
Nachwuchs gehabt.
Zoopädagogik aktuell
Gerade an heißen Tagen empfiehlt sich eine Ruhepause auf einer Bank am Étang de l’Oeil de Ca mit seinem
reichen Vogelleben. Pelikan- und Flamingogruppen
suchen hier nach Nahrung und sorgen für lautmalerische Unterhaltung; besonders eindrucksvoll ist es, die
großen Vögel aus nächster Nähe im Flug beobachten
zu können.
Drei bis vier Stunden sollte man schon für den Besuch
einkalkulieren; lässt man sich Zeit und nimmt eventuell noch einen kleinen Imbiss, kann es auch mehr sein.
Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall; es empfiehlt sich
jedoch, relativ früh da zu sein, will man Wartezeiten bei
der Einfahrt an der Kasse vermeiden.
Nachtrag: Die Feuchtgebiete um Bourg-en-Bres-
se
Auf der Rückfahrt haben wir in Bourg-en-Bresse Station
gemacht, dessen Bresse-Hühner bei Feinschmeckern
über Frankreich hinaus hoch geschätzt sind. Aber es
waren andere Vögel, die uns begeistert haben: In den
Feuchtgebieten der Bresse wimmelte es um diese Jahreszeit (Juni) nur so von Störchen. Auf den Wiesen suchen sie nach Fröschen und Mäusen, auf den Äckern
folgen sie den Traktoren gravitätischen Schrittes, um
alles aufzuspießen, was hochgescheucht wird, und
überall ist ihr Klappern zu hören. Ein wahres Storchenparadies!
Herbst 2011
Das Museum Buffon/Daubenton in Montbard
Eintritt frei
Wer sich für die Geschichte der Zoologie interessiert,
dem ist der Name Georges-Louis Leclerc, Compte de
Buffon, ein Begriff Der große französische Naturforscher, Verfasser einer monumentalen Naturgeschichte,
wirkte vorwiegend in Paris, wo er 1786 auch starb; geboren wurde er jedoch 1707 in Montbard, einer Kleinstadt in der Nähe von Dijon. Seine Vaterstadt hat ihrem
berühmtesten Sohn denn auch eine kleine Gedenkstätte gewidmet, die im Stil alter Kuriositätenkabinetts
mehr oder minder verstaubte Erinnerungsstücke zeigt.
Für uns haben all die kleinen französischen Provinzmuseen, die oft in sehr schönen Stadthäusern (Hotels)
untergebracht sind, ein ganz eigenes Flair, das von den
knarzenden Dielen bis zu den alten Ausstellungsvitrinen reicht. Neben Buffon wird dort auch an einen an-
Drei Postkarten aus dem Museum Buffon
deren Sohn der Stadt erinnert, der ebenfalls Naturforscher war und zu Buffons Naturgeschichte zahlreiche
anatomische Artikel beigetragen hat: Louis Jean-Marie
Daubenton (1716-1799). Zoologen kennen ihn als Namenspatron der Wasserfledermaus (Myotis daubentonia) und des madagassischen Fingertiers (Daubentonia madagascariensis).
Wenn man in der Gegend ist, lohnt sich für den an Naturgeschichte Interessierten ein Besuch allemal.
Die Réserve Zoologique de Calviac – eine positive Überraschung
Erwachsene 8,50 €, Kinder (3-12 Jahre) 5 €, Zoomitarbeiter haben freien Eintritt
Gute Website: www.reserve-calviac.org
Der kleine Privatzoo von Calviac, der im August 2008
neu eröffnet wurde, liegt 10 Autominuten von dem mittelalterlichen Städtchen Sarlat entfernt, das im Sommer
ein Touristenmagnet ist. Nach unseren Erfahrungen in
Frejus waren wir nicht sicher, was uns erwartete. Wir
wurden angenehm überrascht. Gleich auf dem Parkplatz wurde deutlich, dass sich dieser kleine, bewaldete
Mähnenwolf im Zoo von Calviac
25
Zoo in Hanglage in jeder Hinsicht positiv abhob.
Der Gründer und Leiter,Emmanuel Mouton,hat ganz
bewusst auf attraktive Großtierarten wie Löwen, Elefanten und Giraffen, verzichtet und sich dem Konzept des Gründers des Zoos von Jersey, Gerald Durrell, verschrieben, dem es um den Erhalt bedrohter
Arten und letztlich um deren Wiederauswilderung
ging. Unterstützung erhielt er bei der Verwirklichung
seines Konzepts von Jacques Bouillault, dem Gründer des ersten französischen Privatzoos (1945) in La
Fleche (wir haben über diesen Zoo bereits berichtet).
Der Zoo von Calviac, Mitglied der EAZA, konzentriert
sich ganz bewusst kleinen bedrohten Arten, die keine Lobby haben wie so eindrucksvolle Flaggschiffarten wie Sibirische Tiger und Schneeleoparden, aber
ihre Art aber nicht weniger interessant sind. Das ca.
3 ha große Gelände ist in vier geographische Zonen
gegliedert: Südamerika (z.B. Mähnenwolf,Totenkopfäffchen, Tamarin, Flachlandtapir, Baumozelot), Euro
pa (z.B. Schleiereule,Waldrapp,Vielfraß, Ziesel) Ozeanien (z.B. Kronentaube, Wallabies) und Madagaskar (verschiedene Lemuren, Fossa) beherbergt ca.
130 Tiere aus 25 bedrohten Säuger- und Vogelarten.
Man muss etwas Zeit mitbringen, denn die Gehege sind groß, bewaldet und bieten den Tieren eine
Menge Versteckmöglichkeiten.
Besonders beeindruckt waren für von der madagassischen Fauna.
Zwei begehbare Gehege (Rotbauch-und Kronenmakis, Varis) erlauben hingegen direkten Kontakt
mit den sehr neugierigen, geselligen Bewohnern.
26
Oben und unten: Fossa-Nachwuchs im Zoo von Calviac
(Foto: Emmanuel Mouton)
Das absolute Highlight unseres Rundgangs war jedoch
der Besuch bei den Fossa. Dem Zoo ist die Nachzucht
dieser seltenen madagassischen Raubtiere gelungen
(was sonst regelmäßig nur Duisburg gelingt, wo auch
das Zuchtbuch
für die Art geführt wird) und
das Zwillingspaar
turnte
lebhaft
im Käfig mit der
großen Außenanlage herum. Monsieur Mouton war
so freundlich, uns
zum Fotografieren in die Anlage
zu lassen, aber
es war zu dunkel; daher hat er
uns einige seiner
Aufnahmen für
diesen
Artikel
zur Verfügung gestellt – junge Säuger haben stets einen ganz eigenen
Charme, und dieses verspielte Pärchen ist wirklich
eine Rarität.
Wir haben fast 2 Stunden für den 1,5 km langen Rund-
Zoopädagogik aktuell
gang gebraucht – nicht nur wegen der vielen Auf und
Abs, die an Wuppertaler Verhältnisse erinnern, sondern
auch wegen
der schönen Atmosphäre. Einen gelungenen Abschluss
des Rundgangs bildet das großzügiges Gehege der
Waldrapps, die sich perfekt in die baumbestandene
Felslandschaft einfügen.
Ein rundum gelungener Besuch – wir werden sicher
wiederkommen, wenn wir nochmals in der Gegend
sind. Zoofreunde kann man nur bitten, diesen kleinen
Zoo als Tipp weiterzugeben, damit die Réserve auch
die finanziellen Mittel erhält, ihre Ziele umzusetzen.
Und noch ein Tipp…
Als Frankreichfreundin und Katzenliebhaberin
fiel mir auf der Buchmesse 2011 auf und ist:
Rachael McKenna: Katzen – französische
Landsitze und ihre Bewohner
Knesebeck, 29,95 €
Die Katzen, die die Fotografin McKenna auf französischen Landsitzen aufgenommen hat, sind in
der Mehrzahl keine Rassetiere, sondern Waldund Wiesenkatzen, deren Adel allein in ihrer
persönlichen Ausstrahlung und Eleganz liegt. Es
ist ihr gelungen, den nostalgischen Charme von
Dörfern und ländlichen Herrensitzen und ihren
(mehr oder weniger wilden) felinen Bewohnern
festzuhalten, von denen einige kurz näher vorgestellt werden. Und die Fotos wirken bemerkenswert natürlich – statt Shootings zu arrangieren,
hat sich die Autorin Zeit genommen, bis ihre Modelle geruhten, sich ins rechte Licht zu setzen.
Ein Buch mit einem Flair, wie man es selten findet. Wer einmal angefangen hat zu blättern, wird
das Buch so schnell nicht mehr aus der Hand
legen, denn es sind Aufnahmen, die man einfach
gerne anschaut und die eine Geschichte erzählen. Mein persönlicher Favorit für Weihnachten.
27
„Behavioural Enrichment“
im Unterricht
Erwin Bastian, Joachim Haßfurther
Haben Schüler im Verlauf ihres Zoobesuches einen
direkten emotionalen Zugang zu den gezeigten
Tieren gewonnen, äußern sie immer wieder der
Wunsch, dass sie „den Tieren etwas Gutes tun “ und
zu ihnen Kontakt aufnehmen wollen. Das deutet
sich in der Regel dadurch an, dass sie gerne füttern
würden. Dieser Wunsch kann vom Zoolehrer kanalisierend genutzt werden, um Materialien für Behavioural Enrichment-Maßnahmen für Zootiere anferti-
Sisaltaue werden mit Pappmaterialien bestückt
gen zu lassen.
Wie mittlerweile allgemein bekannt, dienen Behavioural Enrichment - Maßnahmen kurz ausgedrückt
der Förderung des psychischen Wohlbefindens der
Tiere in Gefangenschaft durch Bereicherung ihrer
Umgebung. Das ist eine Tätigkeit, die in der Regel
von Zoomitarbeitern ausgeführt wird. „Denn nur,
wenn die Pfleger Abwechslung in den Alltag ihrer
Schützlinge bringen, die Tiere herausfordern, ihre
Sinne schärfen und sie zu natürlichen, artenspezifischen Verhaltensweisen animieren, fühlen sich die
Tiere auch wohl“ (Ohlendorff, J., 2010).
Bei verschiedenen Tierarten kann es durchaus praktikabel sein, dass Schülergruppen diese Arbeit über-
28
nehmen. Das betrifft insbesondere die intelligenteren
Tierarten. Für die Schülerempfindung (s.o.) sollten die
Beschäftigungsmöglichkeiten dabei interessant gestaltet und dennoch mit sehr einfachen Mitteln und geringem Zeitaufwand zu realisieren sein.
Projektbeispiele:
Im Erlebnis-Zoo Hannover ist dies bisher praxisnah mit
zwei Arten geschehen und in das Repertoire der Zooschule aufgenommen worden:
Bei Gorillas im Urwaldhaus und
bei den Aras in der Showarena.
Um die Akzeptanz der Tierpfleger für unser Projekt zu erhöhen,
wurden ihre Vorschläge, die sich
an den realen, zoointernen Gegebenheiten orientieren, übernommen und umgesetzt.
Die Maßnahmen sind geeignet
für Schüler der Sek I (Klassen
5-10), da für die pädagogische
Nachhaltigkeit nicht nur der
praktische Teil von Bedeutung ist,
sondern über ihn besonders die
Verbindung zum in situ – Schutz
und zu dem geographischen, politischen und gesellschaftlichen
Beziehungsgeflecht verdeutlicht
werden kann. D.h., es ist keine
reine Bastelarbeit, sondern über sie erhält man einen
kindgerechten Zugang in die Artenschutzproblematik
im Freiland bzw. im Zoo. Das würde Grundschüler überfordern, während Sek. II - Schülern dem praktischen Teil
wenig abgewinnen dürften.
In der Zooschule Hannover führt die Zooschule solche
kleinen Projekte in Zusammenarbeit mit den jeweiligen
Revierleitern nur für Schüler durch, die im Rahmen einer Projektwoche oder einer Arbeitsgemeinschaft den
Zoo besuchen. Eine Projektwoche ist eine Unterrichtsform, bei der die Schüler zu übergeordneten Themen
wie Regenwald, Artenschutz eine Woche lang den Zoo
als außerschulischen Lernort nutzen. Da immer mehr
Schulen eine offene Ganztagsbetreuung anbieten, wer-
Zoopädagogik aktuell
den zunehmend unterrichtsbegleitende AGs am Nachmittag angeboten, die für den Zeitraum eines Schulhalbjahres den Zoo regelmäßig besuchen und dabei
unterschiedliche Thematiken bearbeiten.
Der zeitliche Rahmen hierfür ist variabel. Die reine
Beobachtungszeit der Tiere während der Nutzung der
Materialien (Punkt 7 im nächsten Kapitel) ist auf ca. 30
Minuten limitiert, wenn er hinter den Kulissen stattfindet und die Arbeitszeit eines Tierpflegers erfordert.
Diese Unterrichtsform im Zoo erfüllt viele Kriterien, die
von dem Begriff der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ umfasst werden. Über eine praktische Arbeit wird
das Bedürfnis des einzelnen Tieres mit der Situation
der Freilandpopulation verknüpft. Es werden die Aufgaben der Zoologischen Gärten in Bezug gesetzt mit
der Frage der Wildtierhaltung in Menschenhand und es
wird das Bedürfnis der Schüler nach Hilfsmaßnahmen
direkt mit einem erfolgreichen Ergebnis verbunden.
Durchführung:
1. Beobachtung der Tiere in der Normalsituation
2. Information der Schüler über Besonderheiten der zu
beschäftigenden Tiere > Erläuterung der Situation im
Freiland im Vergleich zur Situation im Zoo > Aufgaben
der Zoos allgemein und der Tierpfleger im besonderen.
3. Die Bauanleitung für die Beschäftigungsmaterialien
wird vorgegeben und erläutert.
4. Die Materialien werden in Absprache von den Tierpflegern, der Zooschule oder den Schülern besorgt.
5. Erstellung der Materialien durch praktisches Tun.
Dies ist für viele Schüler eine neue Erfahrung und wurde bisher stets positiv bewertet.
6. Die Übergabe der Materialien in die Hände des Tierpflegers.
7. Beobachtung von einzelnen von den Schülern angefertigten Materialien bei der Nutzung durch die Tiere.
8. Wenn irgend möglich, erfolgt eine Evaluierung der
Materialien durch die Schüler, indem sie in altersabhängiger Weise die Nutzung der Materialien durch die
Tiere beobachten.
Karabinerhaken versehen und können immer wieder
verwendet werden. Der Zeitaufwand für das Anbringen der Pappmaterialien ist sehr gering und erfordert
keinerlei handwerkliches Geschick. Mit den fertigen
Exemplaren haben die Schüler dann die Tiershow besucht und die Tiere genauer kennengelernt. Danach
wurden die Tiere hinter den Kulissen besucht und in
der nüchternen Backstage- Atmosphäre die Haltungsbedingungen der Tiere näher analysiert. Die Tierpfleger
haben währenddessen Beschäftigungsfutter (Sämereien, Nüsse und Rosinen) in einige der Materialien versteckt und drei Taue den Aras in die Gehege gegeben.
Die Schüler konnten nun eine halbe Stunde lang das
Verhalten der Papageien beobachten, darüber reflektieren und erfahren, dass ihre Arbeit sinnvoll war. Der
Tierpfleger wurde als Experte angesehen und befragt.
Insgesamt ergab sich für beide Gruppen eine „Win-Win
Situation“, indem der Tierpfleger eine Arbeitserleichterung erfährt und die Schüler sich als Quasi-Mitarbeiter
fühlen konnten. Am meisten haben die Papageien profitiert, die so ihr Neugier- und Appetenzverhalten, Geschicklichkeit bei Klettern, Bearbeiten der Boxen, Fress-
Oben und unten: Die Schüler übergeben die fertigen Seile dem
Pfleger und beobachten dann, was die Aras damit anstellen
Beispiel 1 - Aras der Showbühne:
Eine Arbeitsgemeinschaft der Wilhelm-Raabe-Schule
Hannover, die sich aus Schülern der Klassenstufe 5 bis
7 zusammensetzt, hat an einem Nachmittag 15 Taue
aus Sisal mit Kartonkästen, Toiletten-Papierrollen, Eierkartons, dicken Wellpappen und ähnlichen für Aras unproblematischen Materialien bestückt. Ein fertiges Exemplar war vom Tierpfleger vorgegeben und diente als
Vorbild. Die unbestückten Seile sind oben mit einem
verhalten an neuen Objekten ausprobieren konnten.
29
Beispiel 2 – Gorillas im Urwaldhaus:
Mit der gleichen Schülergruppe wurden unter dem
Oberthemen Menschenaffen die Gorillas im Vorfeld
längere Zeit beobachtet.
Oben und unten: Die Schüler stellen Beschäftigungsmaterial
für Gorillas her
Die Tiere wurden individualisiert, die Sozialstruktur
analysiert und einfache Verhaltensweisen erfasst.
Die schwierige Situation der Gorillas im Freiland
(Bushmeat) schockierte die Schüler und ließ den
Wunsch aufkommen, „so etwas wie bei den Papageien auch mit den Gorillas zu machen.“
Im Winter bleibt die große Gorilla-Gruppe des Erleb-
30
nis-Zoos oft lange Zeit im warmen Innengehege. Das
ist eine besonders arbeitsintensive Zeit für die Tierpfleger, um Beschäftigungsmaßnahmen umzusetzen. Unser Wunsch fand also gerne Gehör. Nach den Vorgaben
des Revierleiters haben die Schüler kleine mit einer
Standbohrmaschine perforiert. In die Löcher wurden
verschiedene Sämereien gesteckt, die der Zoo zur Verfügung gestellt hat und normalerweise als Spielfutter
weitwürfig auf dem Gehegeboden verteilt werden.
Dabei sind mehrere Dinge zu beachten. Der Umgang
mit der Bohrmaschine ist zwar für die Schüler der Altersgruppe besonders faszinierend, birgt aber auch ein
Verletzungspotential. Um Verletzungen von Besuchern
auszuschließen, müssen die Äste sehr klein sein. Denn,
da als Absperrung des Gorilla-Geheges ein Graben
dient, können sie den Tieren in Hannover als Wurfgeschosse dienen, ...was sie auch taten. Für ca. 40 Äste
haben wir 35 Minuten gebraucht. Diese wurden an die
Tierpfleger übergeben. Aus organisatorischen Gründen konnten die Schüler
die Reaktion der Tiere auf das Beschäftigungsfutter nicht direkt beobachten.
Als Ersatz haben wir stattdessen die
aktuellen Enrichment Maßnahmen im
Gehege untersucht. Die Materialien können problemlos auch für anderen Menschenaffen eingesetzt werden.
Das ist der Beginn einer Entwicklung,die
vielleicht auf andere Arten ausgedehnt
werden kann. Wenn solche Beispiele
bekannt sind, bei denen mit einfachen
Mitteln in schneller Zeit und geringen
Mitteln Enrichment Materialien von
Schülern hergestellt werden können,
bitten wir um eine Mitteilung.
Literatur:
OHLENDORF, J. 2010: Die Nutzung verhaltensbereichernder Gehegeausstattung bei Orang-Utans. Bachelorarbeit. Universität Hildesheim. 71 Seiten
Zoopädagogik aktuell
DAS „BESUCHERSERVICE“ IM
TIERGARTEN SCHÖNBRUNN
Hanno Fürnwein
Das Besucherservice des Tiergarten Schönbrunn bietet
sehr unterschiedliche, informative und unterhaltsame
Veranstaltungen für alle Altersgruppen - für dreijährige Kinder genauso wie für betagte Großmütter und
-väter. Selbstverständlich steht immer das lebende Tier
im Mittelpunkt. Unser Ziel ist es, allen BesucherInnen –
maßgeschneidert auf das jeweilige Alter und Bildungsniveau – in entspannter und erholsamer Atmosphäre
liebevoll unsere Tiere nahezubringen. Wir fördern dabei das Verständnis für die Ansprüche und Bedürfnisse
der unterschiedlichen Tiere und machen auf die Bedrohungsfaktoren der einzelnen Tierarten und deren
Lebensräume aufmerksam. Natürlich weisen wir auch
darauf hin, welche wichtige Rolle ein wissenschaftlich
geführter Zoo beim Arten- und Biotopschutz spielt und
was jeder Einzelne durch sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen zum Schutz der Natur beitragen kann.
Kurz gesagt, wir bemühen uns, dem Mission-Statement
des Tiergarten Schönbrunn „Wir begeistern unsere Gäste für die Welt der Tiere und fördern das Bewusstsein
für Natur- und Artenschutz“ gerecht zu werden.
Lehrerinnen und Lehrer auch die Möglichkeit, ein
selbst formuliertes Führungsthema frei zu wählen.Wird
ein Thema aus unserer Themenliste gewählt, bekommt
die Kindergartenpädagogin bzw. Lehrerin nach der
Führung für ihre SchülerInnen Quizbögen, die auf das
gewählte Thema abgestimmt sind. Diese Quizbögen
können auch von unserer Homepage:
www.zoovienna.at
gratis heruntergeladen werden. Außerdem haben wir
spezielle „Lehrmittel-Taschen“ mit verschiedenen
Exponaten aus unserer Lehrmittelsammlung (Federn,
Haare, Schuppen, Schlangenleder, Wurfstange, Zähne,
Ei usw.), die bei den Unterrichtsführungen eingesetzt
werden.
Wir unterscheiden kostenfreie Angebote für Kindergärten und Schulen und kostenpflichtige Angebote für
Privatpersonen.
Angebote für Kindergärten und Schulen
Modellierkurs
Für Kindergärten und Schulen bietet unser Zoo als attraktiver, außerschulischer Lernort Führungen, Modellierkurse, Ethologie-Seminare und Heimtier-Seminare.
Die pädagogische Betreuung ist bei allen Kindergarten- und Schulveranstaltungen gratis. Beim Modellierkurs und beim Heimtierseminar muss zuzüglich zum
Eintritt lediglich ein Unkostenbeitrag für das Material
bezahlt werden.
Bei den Modellierkursen wird zuerst ein ausgewähltes
Tier (Robbe, Pinguin, Bär, Großkatze, Schildkröte oder
Krokodil) genau beobachtet und anschließend in unserem Kinderbetreuungsraum in der Orang.erie mit
selbsttrocknender Modelliermasse geformt. Durch
das Modellieren werden die Eindrücke, die die Kinder
beim Beobachten der Tiere gewonnen haben, spielerisch verstärkt. Da die Modelliermasse nicht gebrannt
werden muss, können die modellierten Tiere von den
Kindern sofort mit nach Hause genommen werden.
Modellierkurse dauern circa 1,5 Stunden und können
um 9:00 und 10:00 Uhr starten.
Die 50-minütigen Unterrichtsführungen werden für
Kindergärten und alle Schulstufen durchgeführt und
können um 9:00, 10:00, 11:00, 13:00, 14:00 und 15:00
Uhr starten. Zu jeder Startzeit können 4 Schulklassen
zeitgleich geführt werden. Seit rund 2 Jahren gibt es
fixe Führungsthemen, die auf den Lehrplan abgestimmt sind. Selbstverständlich besteht aber für alle
Für OberstufenschülerInnen eignet sich das dreistündige Ethologie-Seminar. Dieses Seminar ist in eine
Vorbesprechung (60 min), eine selbständige Beobach-
31
tungsphase (60 min) und eine Nachbesprechung
(60 min) gegliedert. Bei der Vorbesprechung erfolgt
eine kurze Einführung in die Ethologie, die genaue
Erläuterung der Aufgabenstellung und die Einteilung der SchülerInnen in Gruppen. In der Beobachtungsphase fertigen die SchülerInnen nach einer
kurzen „Einschauphase“ eine Gehegeskizze an, machen Verhaltensbeobachtungen anhand eines vorgegebenen Beobachtungsprotokolls und bereiten
ein kurzes Referat (ca. 10 min pro Gruppe) vor, das
sie im Rahmen der Nachbesprechung vortragen.
Ziel ist es, theoretische und praktische Erkenntnisse
der modernen Verhaltensforschung zu vermitteln.
Vorkenntnisse sind erwünscht, aber nicht unbedingt
erforderlich.
Ein relativ neues Angebot für Schulklassen sind die
90-minütigen Heimtier-Seminare im Heimtierpark
des Tiergartens. Gemeinsam mit dem Verein „Tierschutz macht Schule“ werden bei diesen Seminaren
grundlegende Kenntnisse für die Haltung von Kaninchen, Meerschweinchen & Wellensittichen nach
erlebnispädagogischen Richtlinien vermittelt. Für
jede Tierart gibt es Quizbögen, aber auch Merkblät-
Wie der Zoo als Lernort genutzt werden kann, erfahren ausübende oder angehende PädagogInnen bei
unserem LehrerInnen-Seminar „Klassenzimmer Tiergarten“, bei dem der Zoo als Unterrichtsstätte vorgestellt wird. Die Dauer beträgt 2 Stunden. Eintritt und
Betreuung sind für alle LehrerInnen ein kostenloses
Zooservice. Bei von uns vorgegebenen Sammelterminen können sich Einzelpersonen anmelden. Es sind
aber auch andere Wunschtermine möglich, sofern sich
mindestens 5 LehrerInnen für einen speziellen Termin
interessieren.
Relativ neu ist das LehrerInnen-Service. Dies ist ein
Newsletter, der zweimal jährlich - jeweils zu Semesterbeginn - über für Kindergärten und Schulen wissenswerte Tiergarten-Neuigkeiten informiert. Derzeit gibt es
14.770 AbonnentInnen.
Angebote für Privatpersonen
Interessante Angebote gibt es natürlich nicht nur für
Kindergärten und Schulen. Auch alle „Privatpersonen“
können aus einer Vielzahl spannender Veranstaltungen
wählen.
Bei unseren Themenführungen, die 1,5 Stunden dauern, kann das Thema frei gewählt
werden. Wer sich zum Beispiel besonders
für Elefanten interessiert, kann sich 90 Minuten ausschließlich über diese grauen Riesen
informieren lassen. Aber auch ein allgemeiner Tiergartenrundgang zu den beliebtesten
Highlights ist möglich. Themenführungen
können täglich stattfinden. Die Startzeit kann
man (natürlich nur innerhalb der Öffnungszeiten des Tiergartens) frei wählen.
Kleintier-Workshop
ter, auf denen die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Nach der Veranstaltung kennen die
SchülerInnen die Bedürfnisse dieser Tiere besser
und können ihnen, falls sie eines der Tiere zu Hause pflegen oder pflegen wollen, ein tiergerechteres
Leben bieten. Am Ende der Veranstaltung wird der
Klasse eine Urkunde, die sie als „Heimtierprofi“ auszeichnet, überreicht. Die Startzeit kann frei gewählt
werden. Das Mindestalter beträgt 8 Jahre.
32
Wer einen Blick „hinter die Kulissen“ des Tiergartens werfen möchte, kommt auch nicht zu
kurz. Backstage-Führungen im Regenwaldhaus, Polarium und Aquarienhaus gewähren
Einblicke, die dem „normalen“ Tiergartenbesucher verborgen bleiben. Bei der Backstage-Führung im
Aquarienhaus darf sogar eine Schlange berührt werden! Auch diese Führungen können bei freier Wahl der
Startzeit täglich stattfinden.
Eine ganz besondere Backstage-Tour ist der Erlebnisgutschein. Dieser ist zum Thema „Koala“, „Pinguin“,
„Nashorn“, „Riesenschildkröte“ und „Katta“ möglich.
Neben einem Rundgang durch das betreffende Revier,
bei dem man Informationen über die Lebensweise und
Zoopädagogik aktuell
Backstage im Aquarienhaus
Pflege der Tiere, aber auch über die verantwortungsvolle Tätigkeit des Tierpflegers bekommt, kann man bei
der Futterzubereitung mithelfen und hat sogar direkten
Kontakt zum Tier (allerdings nicht bei den Koalas und
Pinguinen!). Sämtliche Einnahmen dieser exklusiven
Veranstaltung kommen ausschließlich vom Tiergarten
geförderten Artenschutzprojekten zugute. Für die Erlebnisgutscheine gibt es nur ausgewählte, von uns vorgegebene Termine.
Exklusives Festpaket
einem Tierpfleger Workshop teilzunehmen. Bei der Mitarbeit in 2 Tiergarten-Revieren lernt man den Zooalltag
eines Tierpflegers kennen und gewinnt Eindrücke von
den verantwortungsvollen Aufgaben eines Tiergartens.
Nach der Mitarbeit gibt es ein Info-Gespräch, bei dem
man über die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten aufgeklärt wird. Alle TeilnehmerInnen erhalten
den Folder „Beruf und Berufung – Tierpfleger“, in dem
das Berufsprofil, die Ausbildungswege und Ausbildungsbetriebe in Österreich übersichtlich zusammengefasst sind.
Auch an die Frühaufsteher und an die Nachtschwärmer haben wir gedacht!
Aber auch über die richtige Pflege häufig gepflegter
Bereits um 8:00 Uhr in der Früh, eine Stunde bevor der
Heimtiere kann sich der Tierfreund bei uns informieren.
Zoo öffnet, kann man im Rahmen des Exklusiven FestBei Kleintier-Workshops erfahren die TeilnehmerInnen,
paketes in fachkundiger Begleitung den Tiergarten nawie man seinen Lieblingen mit einfachen Mitteln
hezu alleine besichtigen. Nach der 90-minütigen Erkunein schönes Leben bereitet, und wer die Sprache der
dungstour gibt es zur Stärkung ein köstliches - um nicht
Pferde lernen möchte, sollte sich einen Pferdeflüsterzu sagen „imperiales“ - Frühstück im architektonisch
Workshop nicht entgehen lassen.
interessanten Kaiserpavillon.
Für jene, die den Tiergarten gerne in der Dunkelheit
kennenlernen wollen, gibt es Nachtführungen. Die
Atmosphäre und Stimmung ist einzigartig, wenn Erlebnisgutschein Nashorn
man - ausgestattet mit Nachtsichtgeräten (Restlichtverstärkern) - bei Mondschein mit einem
Tiergarten-Mitarbeiter leise durch den Zoo pirscht,
um nachtaktive, aber auch schlafende Tiere zu beobachten.
In den frühen Abendstunden, wenn die letzten BesucherInnen den Zoo verlassen haben und Ruhe
eingekehrt ist, ist man bei den Abendführungen
unterwegs. Nacht- und Abendführungen dauern
ca. 1,5 Stunden und können täglich stattfinden.
Abendführungen werden allerdings nur in der
Sommerzeit angeboten.
Speziell für Jugendliche, die am Beruf „Tierpfleger/in“ interessiert sind, besteht die Möglichkeit, an
33
Organisatorisches
Das Besucherservice des Tiergartens besteht derzeit
aus insgesamt 37 MitarbeiterInnen:
Für die Betreuung der Veranstaltungen gibt es 34 teilzeitbeschäftigte MitarbeiterInnen, die in 3 Teams aufgeteilt sind:
Team „Führungen, Seminare & Workshops“
Team „Kindergeburtstage & Modellierkurse“
Team „e.motion-Equotherapie“
Alle diese MitarbeiterInnen sind entweder StudentInnen der Biologie oder bereits „fertige“ BiologInnen.
Sie werden laufend geschult. Die internen Schulungen
werden von den Zoologischen Kuratoren, Revierleitern
und mir durchgeführt. Zusätzlich gibt es aber auch
externe Schulungen (z.B. „Konflikttraining“). In regelmäßigen Team-Meetings werden sämtliche Fragen und
Probleme des Zooalltags besprochen und die Diensteinteilungen vorgenommen.
Tierpfleger Workshop
Der Workshop „Angst vor Spinnen“ kann für Menschen
mit Spinnenangst ein erster Schritt in eine angstfreie
Zukunft sein. Die Betreuung erfolgt durch eine Psycho
therapeutin und unseren Kurator für Aquarien und Terrarien.
2 MitarbeiterInnen sind in unserem Buchungscenter
für alle Anfragen und Buchungen zuständig. Sie sind
Montag bis Freitag (wenn Werktag) von 8:00 – 17:00
Uhr unter der Telefonnummer +43 1 877 92 94 500 erreichbar. Schriftliche Anfragen kann man unter [email protected] an uns richten.
Eine der beliebtesten Veranstaltungen, die wir nahezu
täglich durchführen, sind die Geburtstagspartys für Kinder. Die Eltern können zwischen fünf verschiedenen
Programm-Paketen („Tierbeobachtung“, „Als Naturforscher unterwegs“, „Wie funktioniert der Zoo“, „Auf den
Spuren des Zauberlehrlings“ & „Märchenhafte Reise“),
die für Kinder von 3 bis 14 Jahren geeignet sind, auswählen. Nach dem unterhaltsamen, 90-minütigen Programm gibt es noch eine köstliche Geburtstagsjause.
Es kann aus 3 verschiedenen Jausen-Varianten gewählt
werden.Täglich können vormittags und nachmittags jeweils 2 Partys stattfinden.
Geburtstagspartiys sind eine der beliebtesten Veranstaltungen im
Schönbrunner Tiergarten
Last but not least möchte ich noch kurz das „Technik
und Tiere Erlebniscamp“ erwähnen, das wir in den
Sommerferien gemeinsam mit dem Technischen Museum Wien für Volksschul-Kinder anbieten. Über diese
Veranstaltung habe ich bereits in der letzten Ausgabe
ausführlich berichtet. Es war auch heuer wieder ein
voller Erfolg. Wir waren restlos ausgebucht und hatten
ausschließlich positives Feedback.
Ich leite die Abteilung, bin Zoologe und seit 1997 im
Tiergarten tätig. Nach vielen Jahren, in denen ich selbst
Führungen durch den Zoo gemacht habe, bin ich nun
für die Konzeption neuer Veranstaltungen und die
laufende Organisation und die Kontrolle sämtlicher
Besucherservice-Veranstaltungen zuständig. Spezielle
Führungen – für besondere Gäste wie unsere Tierpaten
– übernehme ich nach wie vor gerne selbst.
34
Alle Besucherservice-Veranstaltungen sind in einem
eigenen Folder, dem Erlebnis Zoo-Folder übersichtlich
zusammengefasst. Sämtliche Details zu allen Veranstaltungen finden sich natürlich außerdem auf unserer
Homepage www.zoovienna.at.
Kontaktdaten:
Mag. Hanno Fürnwein
Leiter Besucherservice
Schönbrunner Tiergarten GmbH
Maxingstraße 13 b
A-1130 Wien, Austria
Tel: 0043-1-877 92 94-228
Fax: 0043-1-877 96 41
[email protected]
www.zoovienna.at
Workshop „Angst vor Spinnen“
35
Ruf der Wildnis
Martin Farjah
Serengeti-Park senkt Telekommunikationskosten durch neue Auerswald-Telefonanlage
Bei auslaufenden Leasing-Verträgen für TK-Anlagen sollten sich Unternehmen fragen, ob durch
einen Wechsel des Netzanbieters in Verbindung
mit einer neuen, modernen Telefonanlage Kostenund Nutzenvorteile erzielt werden können. Denn
neben einer möglichen Kostenersparnis sind mit
einem Wechsel oft auch weitere Annehmlichkeiten verbunden: Eine Handyeinbindung ist bei
modernen TK-Anlagen ebenso einfach möglich
wie ein zukünftiger Ausbau des Nummernkreises.
Zudem ermöglichen fortschrittliche Anlagen
dank ihrer großen Flexibilität Anwendern ein
bequemeres und zugleich effizienteres Arbeiten.
Der Serengeti-Park entschied sich für eine Auerswald-Telefonanlage und genießt jetzt die Vorzüge
dieser cleveren Kommunikationslösung.
Das 1975 gegründete Familienunternehmen SerengetiPark Hodenhagen GmbH stand Anfang 2011 vor der
Situation, dass der Leasingvertrag der bisher eingesetzten Telekom-Telefonanlage ausgelaufen war. Die
Anschaffung einer neuen TK-Anlage war somit unabdingbar. Die Geschäftleitung des Serengeti-Parks beauftragte die für TK- und EDV-Anwendungen verantwortliche Mitarbeiterin, nach Alternativen zu suchen, da die
alte Anlage den Kommunikationsanforderungen des
Serengeti-Parks nicht mehr gewachsen und zudem das
Preisleistungsverhältnis unbefriedigend war.
In dieser Phase kam die Geschäftsführung zu dem
Schluss, dass mit Anschaffung einer neuen TK-Anlage
auch ein Anbieterwechsel Kostenvorteile bringen
könnte. Nach Vorstellung verschiedener Konzepte zur
Umsetzung erhielt Vodafone mit seinem Kooperationspartner Bindt-Systeme aus Hannover den Zuschlag. Die
eindrucksvolle Konzeptpräsentation, die Möglichkeit
zur schnellen Umsetzung und ein attraktives Komplettangebot überzeugten die Geschäftsleitung.
Nach detaillierter Feststellung des Ist-Zustands hinsichtlich der vorhandenen TK-Anlage und der Endgeräte
wurde gemeinsam mit den Experten von Bindt-Systeme
der langfristige Soll-Zustand und die damit verbun-
36
denen Anforderungen an die neue Anlage definiert.
Ziel: eine deutliche Senkung der laufenden Telekommunikationskosten im Serengeti-Park. Dabei sollten die
Investitionskosten 12.000 Euro nicht übersteigen. Auch
anwendungsbezogene und technische Anforderungen
wurden an die zukünftige Anlage gestellt. Neben einfacher Handhabung und Administration war es der
Leitung des Serengeti-Parks wichtig, dass die Telekommunikation inklusive zentraler Erreichbarkeit des gesamten Parks über nur einen Nummernkreis möglich
ist. Dies schließt die Parkverwaltung, Geschäftsleitung
und Rezeption sowie die Lodges und zwei Restaurants
ein. Auch sollte die spätere Anbindung weiterer Abteilungen so einfach wie möglich einzurichten sein. Eine
besondere Anforderung bestand darin, auch mobile
Endgeräte problemlos in die Telefonanlage einbinden
zu können. Eingehende Anrufe wollte man durch vorgegebene Wahlmöglichkeiten und gesprochene Informationstexte steuern können.
Auf Basis dieses Anforderungskataloges empfahl
Bindt-Systeme die Auerswald TK-Anlage COMmander
Business. Dieses modulare ITK-System wird von der
kleinsten Ausbaustufe bis zum Vollausbau individuell
nach Kundenbedarf konzipiert. 38 Amtkanäle und 120
interne Ports sind realisierbar. Für die Verbindung mit
dem öffentlichen Telefonnetz stehen ISDN-Basisanschlüsse, ein S2M-Primärmultiplexanschluss und VoIPAmtkanäle zur Auswahl, während die internen Teilnehmer sich die analogen, ISDN- und IP-Anschlüsse teilen.
Die Anbindung von System- und Standardtelefonen
kann über 2-Draht- (UP0), 4-Draht- (S0) und IP-Schnittstellen (VoIP) realisiert werden. „Andere Hersteller
kamen zwar auch in Betracht, jedoch überzeugte uns
keine Anlage so wie der COMmander Business von Auerswald“, erklärt Carmen Splitt, Mitarbeiterin der Serengeti-Park-Verwaltung und zuständig für die Einführung
der neuen Anlage. Insbesondere die Ausbaufähigkeit
hinsichtlich eines größeren Nummernkreises und die
vielfältigen Telefonfunktionen entsprachen genau unseren Vorstellungen.“
Umstellung der TK-Anlage an einem Wochenende
Nachdem der Entschluss gefasst wurde, den COMmander Business von Auerswald einzusetzen dauerte es
Zoopädagogik aktuell
knapp zwei Wochen, bis mit der tatsächlichen Implementierung begonnen werden konnte. Hierfür stand
den Experten von Bindt-Systeme ein sehr knappes Zeitfenster zur Verfügung, denn der Abschluss der Arbeiten
war noch vor Saisonbeginn im Frühling zwingend erforderlich. Deshalb musste die Umstellung teilweise
während des laufenden Betriebs erfolgen. So waren
beispielsweise die Parkverwaltung und die Geschäftsleitung bereits im Dienst. Die eigentliche Umstellung
erfolgte dann an nur einem Wochenende. Die alte TKAnlage wurde abgeklemmt und die neue installiert
und in Betrieb genommen. An diesem Wochenende
wurden auch 85 Prozent der integrierten Endgeräte
aktualisiert und die Texte für die Sprachführung der
Anrufer erstellt. Die restlichen 15 Prozent der Endgeräte für die nachgeordneten Abteilungen wurden in
den darauf folgenden Wochen integriert. In diesem
Zeitraum wurden parallel auch Änderungs- und Ergänzungswünsche des Parks umgesetzt.
Mittlerweile sind 26 Telefone und sechs Faxgeräte in
verschiedenen Abteilungen an die Anlage angeschlossen. Zum Einsatz kommen hierbei die Auerswald-Systemtelefone COMfortel 2500sw und 1100sw. Weitere
Abteilungen folgen, sobald die Leitungsverbindung zur
Anlage aufgebaut ist. Auch die Handy-Integration wird
vervollständigt, sobald die Umstellung auf den neuen
Netzprovider erfolgt ist. Doch schon jetzt verzeichnet
man im Serengeti-Park erste Erfolge mit der neuen TKAnlage. „Bereits nach kurzer Zeit stellten wir sinkende
Telekommunikationskosten fest und auch die Erreichbarkeit des Parks über eine zentrale Nummer konnte
mit der neuen Anlage verbessert werden“, erläutert
Carmen Splitt. „Durch die zentrale Programmierung ist
nun auch die Administration der Anlage und die Programmierung der Telefone erheblich einfacher“.
ben“, so Carmen Splitt. Dies wird dann parallel mit der
fortlaufenden Ausweitung des Kabelnetzes geschehen.
Zukünftig sollen beim Serengeti-Park dann alle Geräte
inklusive Handys über die TK-Anlage von Auerswald
laufen.
Über den Serengeti-Park
Der Serengeti-Park wurde 1974 gegründet und wird
seitdem, mit großem Engagement von der Familie geführt. Im Jahr 1997 wurde in zweiter Generation die
Geschäftsführung von den Eltern Paolo und Lia Sepe
übernommen. Lia und Paolo Sepe nahmen bis 1997
die Parkleitung wahr und haben den Park durch umsichtiges, zielgerichtetes Management zu der Bedeutung und Beliebtheit gebracht für die der Park steht.
Heute präsentiert der Park seinen Gästen eine ganz
besondere Art der Tierhaltung. Die Tiere leben in großzügigen, weitläufigen Gehegen die dem natürlichen Lebensbereich der Tiere sehr ähnlich sind. In den letzten
Jahren wurden sowohl im Tierparkbereich als auch
im Bereich des Freizeitparks bedeutende Neuerungen
eingeführt. In der Tierwelt finden Besucher nun eine
Elefanten-Zuchtanlage und eine großzügige Freianlage für Weiße Tiger. Auch die 2001 erfolgte Einführung
Europas einziger Dschungel-Safari und die im Jahre
2010 eröffnete Aqua Safari sind weitere Highlights. Im
Laufe der Jahre kamen zahlreiche neue Attraktionen
hinzu, so dass der Serengeti-Park weiter an Attraktivität
gewonnen hat. Damit ist der Park heute einzigartig in
Europa.
Von der neuen Anlage profitieren besonders die Mitarbeiter, die das Telefon täglich nutzen. Weniger fehlgeleitete Anrufer und ein bequemeres Arbeiten durch
diverse neue Funktionen, wie beispielsweise die Weiterleitung auf Handys oder die Informationstexte zur
Sprachführung, bringen den Nutzern eine erhebliche
Zeitersparnis. „Wir sind mit der Auerswald-Anlage
schon jetzt rundum zufrieden, obwohl wir noch nicht
alle Abteilungen und mobilen Geräte angebunden ha-
37
„Lebensgefährliche“
Stachelschweine
Gerd Stadie
Tiere tragen mitunter irreführende Namen. Flughunde
gehören nicht zu den hundeartigen Raubtieren, von
denen keine Art fliegen kann. Es sind Großfledermäuse, die wiederum nicht zu den Mäusen gehören sondern zu den Fledertieren. Das Meerschweinchen ist
kein Schwein, sondern ein Nagetier, das aus seiner südamerikanischen Heimat per Schiff über das Meer nach
Europa gebracht wurde. Auch das Stachelschwein hat
systematisch nichts mit den Schweinen zu tun. Es ist
wie das Meerschwein ein Nagetier. So ließe sich die
Aufzählung von Tieren mit irreführenden Namen noch
beliebig fortsetzen. Doch bleiben wir beim Stachelschwein. So wie unser heimischer Igel trägt es fast über
den ganzen Körper, mit Ausnahme der Körperuntersei-
Weissschwanzstachelschwein (Hystrix indica, Foto. P. Dollinger)
te, ein schützendes Stachelkleid.
Vom Igel wissen wir, dass er sich zu einer wehrhaften
Kugel verwandelt, wenn er sich bedroht fühlt. Anders
verhält sich das Stachelschwein. Zoobesucher können
beobachten, dass die anliegenden Stacheln plötzlich
aufgestellt werden und zusätzlich noch rasselnde und
klappernde Geräusche zu hören sind. Alle Stachelschweine haben am Schwanzende besondere Gebilde.
Es sind gestielte, hohle Hornbecher, sogenannte „Rasselbecher“ von unterschiedlicher Länge. Diese werden
38
bei Erregung geschüttelt und aneinandergeschlagen,
sodass dieses rasselnde, klappernde Geräusch entsteht.
Die Tiere sind auch dazu in der Lage beim Schütteln
des Körpers einzelne, locker sitzende Stacheln dem
Gegner entgegenzuschleudern. Das geschieht zwar
unwillkürlich aber mit solcher Kraft, das sich die Stacheln tief in eine Holzbohle oder durch die Hosenbeine des Tierpflegers einbohren können. Eine junge,
unerfahrene Wissenschaftlerin des Tierparks Berlin, die
ahnungslos das Stachelschweingehege betrat, musste
diese schmerzhafte Erfahrung machen. Abgeworfene
Stachelschweinborsten verlocken Angler dazu, sich
diese aus dem Gehege zu holen um sie als leichte
Schwimmer (Posen) zu verwenden. Davor sei dringend
gewarnt! (Siehe oben).
Ein Vater, der offenbar über die Wehrhaftigkeit dieser Tiere wusste, ermahnte seinen Sprössling auf seine Weise, was für
mich Anlass zum Aufschreiben nachfolgendes Erlebnisses war.
Weißschwanzstachelschweine
und
auch Baumstachler gehören seit eh und
je zum Tierbestand des Tierparks Berlin.
Die beiden Arten sind im Bereich des
Kindertierparks untergebracht. Sie gehören mit zu den beliebtesten Tieren in
diesem Bereich, zumal wenn sich noch
Jungtiere oder abnormal Gefärbte (Albinos) in der Anlage tummeln. Da wir
um die Möglichkeit des „Stachelschießens“, wovon die Tiere bei Erregung
auch Gebrauch machen, wissen, ist die
Anlage mit einer ca. 1m hohen Mauer umgeben. Der
obere Abschluss besteht aus breiten, waagerecht angeordneten Kunststeinplatten. Für kleine Tierparkbesucher sind die Tiere dadurch nicht immer sichtbar, speziell wenn sie sich an der Mauer aufhalten. Das verleitet
die Kinder dazu auf die Abschlußkante zu klettern, um
so in die Anlage schauen zu können. So tat es auch
ein Dreikäsehoch, der mit seinem Vater gekommen
war. Stolz stand der Sprössling in voller „Größe“ auf der
Mauer und sah dem Treiben der Stachelschweine zu.
Die einzige Fürsorge und Sicherung des Kindes durch
Zoopädagogik aktuell
den Vater bestand in einem Kommentar, den der wohl
doch besorgte Vater in Urberliner Mundart parat hatte:
“Fall da bloß nicht rin, die machen dir alle!“
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Die EAZA/IUCN/SSC
Südostasien-Kampagne 2012
zusammengestellt von Lothar Philips
Südostasien ist die Heimat
einer faszinierenden Tierwelt. Sie braucht dringend
unsere Hilfe.
Südostasien ist eine der artenreichsten Regionen der
Erde, hier leben einige der
beliebtesten und schönsten Arten der Welt, wie
der Sumatra-Tiger, Asiatische Elefanten oder OrangUtans.
Die Südostasien-Kampagne will aber die weniger bekannten Arten vorstellen und beitragen, dass auch sie
in Zukunft überleben. Arten wie die fast unbekannte
Saola, die wenig bekannten Nashörner Asiens oder
die spektakulären Riesenfische in den majestätischen
Flüssen. Die IUCN / SSC hat die großen Tiere in Asien als besonders gefährdet eingestuft, da sie am meisten unter
illegalem Tierhandel, Jagd und Lebensraumverlust leiden. Wenn wir sofort handeln, können wir Arten wie
die Saola, von der es wahrscheinlich nicht mehr als ein
paar hundert Tiere gibt, retten. Obwohl einige der am stärksten gefährdeten Arten weitgehend unbekannt sind, spielen sie eine wichtige Rolle
für die Gesundheit der Ökosysteme, die sie bewohnen;
sie sorgen dafür, dass die tropischen Regenwälder, die
grüne Lunge unserer Welt, gesund und funktionsfähig
bleibt. Der illegale Handel ist der wichtigste Faktor des Artenschwunds in dieser Region, deshalb reicht es nicht,
die Wälder zu schützen - obwohl das eine wichtige Naturschutzmaßnahme ist - die Arten selbst müssen vor
nicht nachhaltiger Jagd geschützt werden.
Ziele der Kampagne:
•
•
•
•
Der europäischen Öffentlichkeit, den europäischen
Institutionen und der europäischen Wirtschaft verdeutlichen, wodurch die Tiere in Südostasien bedroht sind.
Einen Fonds von 750.000 € für die südostasiatischen Artenschutzprojekte einrichten.
Zur Verringerung des Handels mit südostasiatischen
Arten beitragen und den Jagddruck verringern.
Einfluss auf das Verhalten der europäischen Verbraucher nehmen und zeigen wie sich das positiv
auf den Naturschutz auswirket.
Warum die Saola?
Kollage, Georg Hastenrath
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Erst 1993 in Zentral-Vietnam entdeckt, ist die Saola
(Pseudoryx nghetinhensis) eine der spektakulärsten
zoologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. Die
einzig vergleichbare Entdeckung war die des Okapi
(Okapia johnstoni) 100 Jahre zuvor in Zentralafrika.Okapi und Saola sind in mehrfacher Hinsicht vergleichbar:
sie sehen unverwechselbar aus, leben einzeln im tiefen
tropischen Regenwald und wurden der Außenwelt erst
sehr spät bekannt. Die Saola ist deutlich bedrohter als
Zoopädagogik aktuell
Eine der wenigen Aufnahmen mit Kamerafalle,
William Robichaud
das Okapi. Die Saola ist in der Annamitischen Gebirgskette von Laos und Vietnam endemisch, d.h. sie kommt
nirgends sonst vor. Seit ihrer Entdeckung hat sie den
Status „vom Aussterben bedroht“ (2010 IUCN Red List),
vor allem wegen intensiver Jagd in ihrem Lebensraum.
Wegen der heimlichen Lebensweise der Saola und
unzureichender Forschung sind präzise Schätzungen
ihres Bestandes nicht möglich, wahrscheinlich gibt es
zwischen 10 und 400 Individuen. Die Saola ist heute eines der am stärksten bedrohten
Säugetiere der Welt, vergleichbar nur mit den beiden
südostasiatischen Nashörnern. Es gibt kaum ein anderes Tier in der Welt, dass die Kombination von drei Besonderheiten mit der Saola teilt:
1. Den Grad der Gefährdung („vom Aussterben bedroht“, das ist die letzte Stufe der Bedrohung in der
Roten Liste der IUCN vor „Ausgestorben“), und es gibt
keine „Reservepopulation“ in Menschenhand.
2. Die genetische Einzigartigkeit: Sie ist die einzige Art
ihrer Gattung und wahrscheinlich zu Recht eine eigene
Unterfamilie innerhalb der Rinder (Bovidae). Es gibt
nur wenige Fälle, dass eine ganze Gattung in den Roten
Listen als „vom Aussterben bedroht“ geführt wird.
3. Kaum jemandem ist klar, dass Naturschutzmaßnahmen notwendig sind (die Saola ist stärker gefährdet
als andere große Säugetiere in Asien, für die mehr Mittel aufgewendet werden, wie z.B den Tiger (Panthera
tigris), den Asiatischen Elefanten (Elephas maximus),
den Großen Panda (Ailuropoda melanoleuca) oder die
Orang-Utans (Pongo spp) .
Wildtierprodukten bedroht, sei es zum Verzehr oder
für die traditionelle asiatische Medizin (z. B., Schildkröten, Schlangen, Schuppentiere, Nashörner, Affen,
Bären, Großkatzen, etc., etc.) oder in Kombination von
beidem, als „Tonic Food“. Ironischerweise ist die Saola eines der wenigen großen Tieren in der Region, auf
das kein „Kopfgeld“ gesetzt ist. Die Chinesen kannten
die Saola nicht und deshalb kommt sie nicht in der traditionellen Medizin vor. Das lässt große Hoffnung und
die Chance, das Tier zu erhalten. Anders als bei den
Nashörnern, sind die Wilderer nicht auf die letzte Saola
scharf. Allerdings sind die Jagdmethoden, die von vielen Wilderern angewandt werden, nicht zielgenau und
viele Saolas verenden in Schlingen, die für andere Tiere ausgelegt wurden.
Die Annamitische Gebirgskette: Die Heimat der Saola ist eines der bemerkenswertesten und wichtigsten Ökosysteme der Welt. Seit Entdeckung der Saola sind darin mindestens eine neue
Gattung von Hirschen (Muntiacus), das Annamitische
Streifenkaninchen (Nesolagus timminsi), mehrere Vögel und eine Säuger-Familie (Diatomyidae), die als vor
Millionen Jahren ausgestorben galt, gefunden worden.
Neben einer Fülle von seltenen bereits bekannten Säugetieren sind in dem Gebiet (oder in der Nähe) weitere Entdeckungen gemacht worden, z.B. drei Arten von
Languren (Schlankaffen), Kleideraffen (Pygathrix ssp.),
der Tonking Scharzlangur (Trachypithecus francoisi),
zwei Arten des weißen Schopfgibbon (Nomascus leucogenys) und (N. siki), und eine bemerkenswerte Zibetkatze (Chrotogale owstoni), die weltweit keine näheren
Verwandte hat.
Es gibt Hoffnung: Die meisten gefährdeten Landwirbeltiere in Südostasien sind vor allem durch Handel mit Wildtieren bzw.
41
Die Annamitische Gebirgskette ist auch reich an endemischen höheren Pflanzen, Vögeln und Fischen. Mit
dem erfolgreichen Schutz der Saola, als Flaggschiff-Art,
werden in den Annamiten Tausende von anderen Arten geschützt.
Bis dato hat der Schutz der Saola vor allem aus gut gemeinten, aber unkoordinierten kurzfristigen und unter
Geldnot leidenden Versuchen bestanden. Auf dem ersten Treffen der IUCN / SSC Saola Arbeitsgruppe im August 2009, in Vientiane, in Laos, wurden
fünf Prioritäten für die Erhaltung der Saola benannt. 1. Schutz: Sofortiger Schutz wichtiger Saola-Standorte, insbesondere das Einsammeln von Fallen (Drahtschlingen).
2. Forschung: Oberste Priorität hat die Entwicklung von Methoden,
mit denen man effizient und zuverlässig die Saolas im
Freiland aufspüren kann (es gibt noch keine Methode,
mit der man Spuren oder Kot von Saolas von anderen
Huftieren unterscheiden kann; und Kamera-Fallen sind
sehr teuer.
3. Sensibilisierung: Wichtig ist es, Kontakte zu internationalen Geldgebern,
Naturschutzorganisationen, zu Regierungsvertretern
und den Anwohnern in den Saola-Gebieten zu knüpfen.
4. Aus- und Fortbildung: Junge einheimische
Naturschützer (Laos
und Vietnam) müssen für den Schutz
der Saola gewonnen
und ausgebildet werden.
5. Spenden sammeln: Geld wird gebraucht,
um die anderen vier
Prioritäten umzusetzen.
Noch bleibt ein Zeitfenster, um dieses außergewöhnliche Tier
zu retten, aber wir
müssen schnell und
gemeinsam handeln.
Kind mit Saola-T-Shirt,William Robichaud
Wenn Sie mehr erfahren wollen, hören Sie sich ein Interview mit William
Robichaud, dem Koordinator der IUCN/SSC Saola Arbeitsgruppe an:
http://www.santaferadiocafe.org/podcasts/?p=976
42
Bedrohungen
Die meisten großen
Tiere Süd-Ost-Asiens
sind vom Aussterben
bedroht. Die Ursachen der Bedrohung
sind je nach Arten, Lebensräumen und den
verschiedenen Teilen
der Region verschieden. Es lassen sich
mehrere, oft zusammenwirkende Gründe
nennen:
Ranger mit eingesammelten Schlingen, William Robichaud
•
•
•
•
Übernutzung: illegaler Tierhandel Lebensraumverlust (Umwandlung von Wald in
Plantagen, Fragmentierung), Umweltverschmutzung, invasive Arten (eingeschleppte Arten), Störungen
Effekte kleiner Populationen
Weltweit ist Lebensraumzerstörung für die biologische
Vielfalt das größte Problem, gefolgt von den Problemen, die invasive Arten schaffen. Anders ist für die
großen Tiere (> 1 kg) Süd-Ost-Asiens, die in den IUCN
Roten Listen als vom Aussterben bedroht oder gefährdet eingestuft sind, die Übernutzung das größte Problem. Obwohl es Ausnahmen gibt (einige stark bedrohte
große asiatischen Tiere werden durch andere Faktoren
bedroht), ergibt sich die Lage in Südost-Asien vor allem
aus zwei Gründen:
Die meisten Arten sind keine großen Tiere, sondern
Wirbellose, die der Öffentlichkeit nicht einmal bekannt
(und auch nicht wissenschaftlich beschrieben) und für
den Handel uninteressant sind. Größere Tiere werden
eher kommerziell oder für den Eigenbedarf genutzt als
Kleine, und somit ist diese Teilmenge der biologischen
Vielfalt (große Tiere) stärker von der Übernutzung betroffen als der allgemeine Querschnitt.
Auch wenn man die Größe außer Acht lässt, gibt es in
Südostasien eine unverhältnismäßig hohe Zahl von
großen Tieren, die (anders als anderswo) durch Übernutzung kurz vor dem Aussterben stehen. Das spiegelt
aber keine positive Lebensraumsituation wider: tatsächlich ist der Lebensraumverlust in der Region einer
der höchsten der Welt. Die Bedrohung kommt von der starken Nachfrage
nach Wildtier-Produkten durch die südostasiatischen
Zoopädagogik aktuell
Städter, die in den letzten Jahrzehnten zu Wohlstand
gekommen sind. Gleichzeitig hat die rasante Entwicklung der Infrastruktur es in fast ganz Südostasien möglich gemacht, dass von fast überall Produkte auf die
Märkte gelangen.
Lösungen?
Auslöser für die Jagd
auf Wildtiere für den
Handel ist nicht Armut, sondern Reichtum. Das zeigt der dramatische Anstieg des
Handelsvolumens
in den letzten Jahrzehnten, der den kometenhaften Aufstieg
der wirtschaftlichen
Macht Chinas und
mehrerer südostasiatischer Länder spiegelt. Langfristig wäre
die beste Lösung für
Schildkröten auf einem
das Problem ein Sinasiatischen Markt
ken der Nachfrage. Wie bei jedem raschen Wandel, braucht die Gesellschaft Zeit, sich anzupassen. In den Ost- und Südostasiatischen Ländern wird viel getan, um die Wildtiernutzung auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen, aber
das wird Jahrzehnte dauern. Die langfristigen Maßnahmen, die die schädliche Nachfrage des Handels senken sollen, müssen in dieser Übergangsphase durch
Schutzmaßnahmen für die Tierwelt vor Ort unterstützt
werden. Andernfalls besteht die sehr reale Gefahr, dass
viele Arten aus der Region verschwunden sein werden
bevor der Handel unter Kontrolle ist, oder dass die Populationen so klein geworden sind, dass eine Erholung
unwahrscheinlich ist. Weil so viele Arten nur in Südostasien vorkommen (und einige in den angrenzenden
Teilen des südlichen China und Nordost-Indiens und
unter dem gleichen Druck stehen) bedeuten die Verluste in diesen Regionen ein globales Artensterben.
Überall in Südostasien sind in den letzten Jahrzehnten
große Fortschritte bei der Schaffung und Sicherung von
Ressourcen für Schutzgebiete gemacht worden sowie
bei der Entwicklung von Management-Systemen (fast
immer irgendeine Form von Co-Management mit den
lokalen Gemeinden), die die Bedürfnisse der jeweili-
gen Schutzgebiete berücksichtigen. Kambodscha, das
noch unter dem blutigen Bürgerkrieg leidet, der erst
15 Jahre vorbei ist, hat heute mehrere Naturschutzgebiete, in denen sich heiß begehrte Beute-Arten wieder
erholen, weil sie wirksam geschützt werden. Es ist eine
Herausforderung für die internationale Gemeinschaft,
sowohl finanzielle als auch technische Ressourcen in
ausreichendem Umfang bereitzustellen, damit diese
erfreulichen Erfolge ausgebaut werden können. Naturschutzgebiete sind für alle durch die Jagd für den
Handel direkt gefährdeten Arten nötig, aber auch für
solche Arten, die nicht direkt gejagt werden, sondern
als Beifang verenden. Die heutige Situation ist noch
weit von diesem Minimum entfernt. Für viele stark bedrohte große Tierarten in der Region gibt es keine effektiven Naturschutzgebiete. Mit einfachen Worten: an
den wichtigsten Standorten in der gesamten Region
sind „Festungen“ für die Tierwelt notwendig.
Projekte, die unterstützt werden sollen
Die EAZA-IUCN/SSC Südostasien Kampagne will
750.000 € für Projekte zur Erhaltung der biologischen
Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten sammeln.
Die vorausgewählten Projekte decken taxonomisch die
Vielfalt der großen Tiere der Region (Fische, Reptilien,
Vögel und Säugetiere) und geografisch und hinsichtlich der Lebensräume einen Großteil der ASEAN-Region ab und konzentrieren sich auf dringende Naturschutzmaßnahmen etwas außerhalb der üblichen
Förderung.
Schutz der Saola, Kambodscha,Vietnam In Südostasien sind die meisten bedrohten Tierarten in
erster Linie durch den Handel mit Wildtieren bedroht.
Ironischerweise gibt es für die Saola kein „Kopfgeld“.
Die Chinesen kannten die Saola nie und deshalb wird
sie nicht in der Traditionellen Chinesischen Medizin
verwendet. Dies gibt Grund zur Hoffnung und eröffnet
Möglichkeiten für ihren Schutz. Die Wilderer kämpfen
nicht mit den Naturschützern um die letzte Saola. Deshalb lohnt es sich, in die Saola zu investieren.
Das Hukaung Tal, Myanmar
Das Naturschutzgebiet schützt eine sehr hohe biologische Vielfalt mit Säugetieren wie Tiger, Leoparden, Elefanten, Bären und Affen. Es beherbergt Hunderte von Vogelarten,Frösche,Fische,Schildkröten und Schmetterlinge,
aber auch eine Vielzahl von Pflanzenarten.Viele dieser
Arten sind gefährdet. Seit 1999 hat das Myanmar Pro-
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Korallenschnabelhornvogel, P. Hospodarsky
Sumatratiger, Zoo Melburne
gramm der Wildlife Conservation Society ein Programm entwickelt, um die erstaunliche Tierwelt und
die Ressourcen des Hukaung Tales zu erhalten.
Mekong Riesenwels, Thailand, Laos
Fischerei Co-Management-Vereinbarungen sind entwickelt worden und müssen ausgedehnt werden, um die
Mekong Riesenwels Arten und ihre Lebensräume zu
schützen.
Ein Moratorium für den Fang des Mekong Riesenwels
in Thailand für wissenschaftliche Zwecke wird befürwortet und die Umsetzung des laotischen Fischerei
Gesetzes, das seinen Fang in Laos verbietet, ist in Kraft
gesetzt.
Das Laichgebiet des Mekong Riesenwels im oberen
Mekong Bassin wird mit Schwerpunkt Ichthyoplankton
Forschung untersucht.
Mekong-Riesenwels, Zeb Hogan
44
Der Mari-it Wildlife Conservation Park,
Philippinen
Die Zucht-Zentren entwickelten erfolgreich Erhaltungszuchtprogramme. Allerdings ist das letztliche Ziel
solcher Programme die Sicherung des Fortbestands
der verbliebenen Wildpopulationen und deren Lebensräume und wenn es notwendig und praktikabel
ist, auch die Wiederansiedlung solcher Arten innerhalb
ihrer bekannten oder mutmaßlichen ehemaligen Verbreitungsgebiete.
Mehrere Erhebungen wurden durchgeführt, um mögliche Gebiete für die zukünftige Wiedereinführung bestimmter Arten zu identifizieren. Unter den begutachteten Standorten wurde die Sicogon Insel (auf der
Karte A) als gutes Gebiet für ein Pilotprojekt, ein Auswilderungsprojekt für zwei Arten, den Prinz-AlfredHirsch und den Tariktik-Hornvogel ausgewählt.
Der Mesangat See, Borneo Schwerer Holzeinschlag von den 1970er bis in die
1990er Jahre haben die unberührten Torfsumpfwälder
am Mesangat See in degradierten Sekundärwald, mit
invasiven Sträuchern und offenen Gewässern, verwandelt.
Zoopädagogik aktuell
Die primären Naturschutzziele richten sich auf den
Sunda Gavial (Tomistoma schlegelii) und das siamesische Krokodil (Crocodylus siamensis)umfassen aber
auch die Erhaltung anderer vom Aussterben bedrohter
Arten und das Management der genutzten Arten. Naturschutzprogramme für Schulen und Bürgerversammlungen sollen das Bewusstsein für die Notwendigkeit
des Naturschutzes verstärken.
Links:
www.vzp.de
www.southeastasiacampaign.org/
Sumatranashorn, Kamerafalle,YABI
Siam-Krokodil, Ralf Sommerlad
Auch sollen in Zukunft die Feuchtgebiete planmäßig
und nachhaltig genutzt werden; um langfristig stabile
Einkommen für eine nachhaltige Existenz der einheimischen Bevölkerung zu erreichen.
Der Way Kambas National Park, Sumatra
ist einer der wichtigsten Orte für den Schutz des vom
Aussterben bedrohten Sumatra-Nashorns. RhinoSchutz-Einheiten (RPUs) sind bestens ausgebildete
Anti-Wilderer-Teams, die wirksam Tier- und Pflanzenwelt im Way Kambas Nationalpark schützen. Er ist ein
Gebiet mit hoher biologischer Vielfalt und wichtig
für Populationen des Sumatra-Nashorns, des SumatraTigers und des Schabrackentapirs. Das Projekt soll
das Überleben des Sumatra-Nashorns sowie anderer vom Aussterben bedrohter Sumatra-Arten durch
intensiven Schutz und Überwachung gewährleisten.
Europas führende Zoos und Aquarien, Mitglieder der
EAZA (Europäischer Zoo- und Aquarienverband), arbeiten mit der Species Survival Commission (SSC) der
Internationalen Naturschutzunion (IUCN) zusammen,
um Spenden zu sammeln und die Gefährdung der Artenvielfalt in Südostasien zu stoppen.
45
was sind EAZA/IUCN/SSC ?
Lothar Philips
EAZA, der europäische Verband der Zoos und Aquarien, vertritt und verbindet mehr als 300 Mitgliedsorganisationen in 35 Ländern. Gegründet 1992, ist es Aufgabe der EAZA, die Zusammenarbeit der Europäischen
Zoos und Aquarien bei der Erreichung ihrer Bildung-,
Forschungs- und Naturschutz-Ziele zu fördern.
Die Mitglieder Zoos und Aquarien der EAZA halten
höchste Standards bei der Pflege und Zucht der von
ihnen gehaltenen Arten ein und ermöglichen den europäischen Bürgern, diese kennen zu lernen und einen
Beitrag zur Erhaltung der globalen Vielfalt des Lebens
zu leisten. Schätzungsweise ein Fünftel aller europäischen Bürger, mehr als 140 Millionen Menschen, besuchen jedes Jahr EAZA-Institutionen.
„Die EAZA hat den Auftrag, die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Zoo- und Aquarien-Gemeinschaft zu erleichtern, um durch die Steigerung der
Qualität in der Haltung und Präsentation von Tieren
diese für die Aufklärung der Öffentlichkeit nutzbar zu
machen und einen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung und zur Erhaltung der globalen Biodiversität zu
leisten. Sie will diese Ziele durch Anregung, Moderation
und Koordination der Bemühungen der Gemeinschaft
in den Bereichen Bildung, Naturschutz und wissenschaftlicher Forschung, durch den Ausbau der Zusammenarbeit mit allen relevanten Organisationen und
durch Einflussnahme auf die einschlägigen Rechtsvorschriften innerhalb der EU erreichen.“ (EAZA Strategie
2009-2012).
Die IUCN Species Survival Commission (SSC) ist ein
wissenschaftlich orientiertes Netzwerk von rund 7.500
ehrenamtlichen Experten aus fast allen Ländern der
Welt, sie alle arbeiten bei der Verwirklichung ihrer Vision zusammen:
„Eine Welt, die das heutigen Niveau der biologischen
Vielfalt wertschätzt und erhält.“
Die meisten Mitglieder sind in mehr als 100 Fachgruppen und Taskforces im Einsatz. Einige Gruppen beschäftigen sich mit dem Schutz bestimmter Gruppen
von Pflanzen oder Tieren, während andere sich mit aktuellen Themen, wie z.B. der Wiedereinbürgerung von
Arten in frühere Lebensräume oder Wildtier-Medizin
46
konzentrieren.
Zu den Mitgliedern gehören:
• Forscher
• Regierungsbeamte
• Wildtierärzte
• Mitarbeiter von Zoos und Botanischen Instituten • Meeresbiologen
• Manager von Naturschutzgebieten • Experten für Pflanzen,Vögel, Säugetiere, Fische,Amphibien, Reptilien und wirbellose Tiere.
In enger Zusammenarbeit mit dem Artenschutz Programm der IUCN, ist es Aufgabe des SSC, der IUCN Informationen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt,
über den besonderen Wert bestimmter Arten, über ihre
Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit und Funktion
von Ökosystemen, über die Bereitstellung von Ökosystem-Dienstleistungen, die menschliche Existenz ermöglichen, zu liefern. SSC-Mitglieder beraten NaturschutzOrganisationen, Regierungsbehörden und andere
Mitglieder der IUCN wissenschaftlich und unterstützen
die Umsetzung der multilateralen Umweltabkommen.
Die technischen Richtlinien von der SSC herausgegeben, bieten Leitlinien zu speziellen Naturschutzprojekten und -initiativen, wie z.B. Wiedereinbürgerung von
Tieren in ihren angestammten Lebensraum, Umgang
mit beschlagnahmten Tierindividuen und die Eindämmung von invasiven Arten.
Zoopädagogik aktuell
Urzeit Geistersee & Ida
Eine DVD gibt tiefe Einblicke in die Forschungen des
Senkenbergmuseums.
Die berühmten Fossilien aus Deutschlands erstem
UNESCO Weltnaturerbe, der Grube Messel, geben Einblicke in einen 47 Millionen Jahre alten Lebensraum einen See, umgeben von tropischem Urwald. Doch wie
könnten die Lebewesen zu jener Zeit wirklich ausgesehen haben und welche Geschichten erzählen sie uns?
Buch und Ideen:
Dr. K. Sparwasser (pp), Dr. J. Habersetzer (SGN), Dr. R. Rabenstein (SGN) © SENCKENBERG (SGN Frankfurt) und
perentie productions (pp Eppstein)
ISBN 978-3-929907-85-8
47
Zoopädagogik aktuell
Autoren
Erwin Bastian.....................................................Zoopädagoge...................................................................................................Zoo Hannover
Annette Gerth................................................................... Zoopädagogin....................................................................................................Zoo Rostock
Joachim Haßfurther...................................................... Zoopädagoge...................................................................................................Zoo Hannover
Martin Farjah.................................................................... Public Relations...................................................................... PROFIL MARKETING OHG
Hanno Fürnwein.............................................................. Leiter Besucherservice...............................................................Tiergarten Schönbrunn
Dr. Ralf Kohl...................................................................... Zoopädagoge............................................................................................. Zoo Saarbrücken
Brunhilde Konradt......................................................... Zoopädagogin....................................................................................................Zoo Rostock
Wolfgang Krause............................................................. Zoopädagoge......................................................................................................Zoo Rostock
Andreas Mäder................................................................. Zoopädagoge.......................................................................... Natur- und Tierpark Goldau
Monika Niehaus-Osterloh........................................... Autorin, Übersetzerin........................................................................................Düsseldorf
Jan Osterloh...................................................................... Zoopädagoge.......................................................................................................Zoo Krefeld
Lothar Philips................................................................... Zoopädagoge........................................................................................................Kölner Zoo
Dr. Renate Rabenstein................................................. Diplom-Biologin und -Pädagogin...........Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt
Martina Schürer.............................................................. Zoopädagogin............................................................................................... Zoo Wuppertal
Doris Schwetz................................................................... Zoopädagogin........................................................................................Tierpark Zittau e.V.
Dr. Gabriele Waldkircher............................................ Lehrerin ..................................................................... Lessing Gymnasium Lampertheim
Gerd Stadie........................................................................ Zoopädagoge i.R........................................................... Tierpark Friedrichsfelde, Berlin