Zoopädagogik aktuell April 2009__Nr. 23
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Zoopädagogik aktuell April 2009__Nr. 23
Zoopädagogik aktuell April 2009__Nr. 23 ISSN 0949 8362 Begegnung ZOO VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, Hinweis an alle (zukünftigen) Autoren: wieder einmal ist es uns gelungen eine “Begegnung Zoo” fertig zu stellen: Diesmal den Tagungsband unserer VZPTagung “Rund um die Katz” in Wuppertal 2008. Die Lektüre der Artikel hat bei mir viele angenehme Erinnerungen an diese hervorragend organisierte Tagung wach gerufen. Ich hoffe, Ihnen wird es genauso ergehen. Gedankt sei allen, die zum Erscheinen der Zeitung beigetragen haben. Eine besondere Freude ist es mir, an dieser Stelle den Kolleginnen und Kollegen der Zooschule Wuppertal gratulieren zu dürfen: Die Zooschule Wuppertal wird dieses Jahr 25! Ich bin sicher, dass sie auch in den nächsten 25 Jahren die naturwissenschaftliche Bildung in ihrer Region befördern wird. Herzlichen Glückwunsch! Das Setzen einer Zeitung ist so ein bisschen wie Kochen. Man liest das Rezept, geht einkaufen, legt die Zutaten bereit und beginnt mit der Zubereitung. Niemand käme auf die Idee, die Zutaten erst einmal auszupacken und alle in einen Topf zu schmeißen. Man müsste sie dann ja wieder aus dem Topf holen, säubern zurechtlegen und könnte dann beginnen. Für die Zeitung bedeutet das: man braucht Texte, Bilder und Graphiken (einzeln!). Deshalb bitten wir um unformatierte Artikel: Unformatiert heißt: Text, Bild und Graphik getrennt. Alle formatierten Texte, das heißt Texte, in denen die Bilder und Graphiken eingefügt sind, müssen erst einmal auseinandergenommen werden. Das ist eine aufwändige Arbeit, die Sie uns ersparen können. Deshalb: Bitte schicken Sie Artikel unformatiert ein. Viel Freude beim Lesen dieses Bandes wünscht Lothar Philips Impressum Begegnung Zoo Zoopädagogik aktuell Nr. 23, April 2008 Sonderband VZP Tagung 2008 in Wuppertal „Rund um die Katz“ Herausgeber: Verband deutschsprachiger Zoopädagogen e. V. Redaktion: Jan Osterloh, Zoo Krefeld Lothar Philips, Kölner Zoo Monika Niehaus-Osterloh Redaktionsanschrift: Jan Osterloh Auf der Reide 20 B 40468 Düsseldorf [email protected] 2 Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr, Sonderheft Redaktionsschluss ist der 31.08.2009 Titelbild: Diederich Kranz Gestaltung/Satz: Lothar Philips, Köln Die Artikel geben nicht notwendigerweise die Meinung der Herausgeber und der Redaktion wieder. Layout: Anica Alsleben, [email protected] ISSN 0949 8362 Begegnung Zoo, Zoopädagogik aktuell 24 erscheint im Oktober 2009 Artikel und Zuschriften bitte unformatiert (Bilder extra, 304,2 dpi) auf CD oder per E-mail einsenden. Wir freuen uns über Leserbriefe und Manuskripte, behalten uns allerdings Abdruck, Kürzungen und Änderungen vor. Zoopädagogik aktuell Inhalt Vorwort, Impressum...................................................................................................... .2 Inhalt.................................................................................................................................. 3 Programm der VZP-Tagung März 2008 in Wuppertal..................................................4 Eröffnung der Tagung des Verbandes deutschsprachiger Zoopädagogen............. 5 Die neuen Tiger- und Löwenfreianlagen im Wuppertaler Zoo............................... 6 Die Eingewöhnung von Mensch und Tier in den neuen Freianlagen..................... 9 Schneeleoparden – Zucht, Haltung und Präsentation im Zoo Krefeld............... 10 Evaluation der Informationssysteme im Frankfurter Katzendschungel............. 13 „Katzenspielereien“ – der Zoo Dortmund als Erlebnisspielraum...................... 15 „Der Löwe tritt auf“...................................................................................................... 17 Von der Katze zum Wolf ............................................................................................... 20 Stressfreier Einsatz von Raubwanzen zur Blutgewinnung bei Zootieren............. 23 Was zum Teufel sind bloß EEP, ESB und EKG........................................................... 26 Hund, Katze, Maus – (un)bekannte fossile Vorfahren heutiger Zootiere............. 29 „Auf Tuchfühlung“ - ein Schlüssel für den Unterricht im Zoo................................ 33 Die erfolgsorientierte Zooschule als Wirtschaftsfaktor des Zoos Osnabrück.... 35 Privat geht’s auch, die Heidelberger Zooschule berichtet.................................... 37 “Hilfe für Kermit” - Startkampagne zur Amphibienkrise ......................................39 Artenschutz und Umweltbildung am Naturschutzzentrum Bruchhausen............. 41 Die Amphibienkrise - Stand der Aktivitäten............................................................. 43 Die Prinzessin mit der goldenen Kugel..................................................................... 46 Autoren............................................................................................................................ 51 3 Programm der VZP-Tagung März 2008 in Wuppertal Mittwoch, den 06.03.08 ab 16 Uhr Tagungsbüro in der TA, Hubertusallee geöffnet ab 19 Uhr Gemeinsames Treffen und Abendessen auf eigene Rechnung im Restaurant Chicano, S-Bahnhof, Siegfriedstr Donnerstag, den 06.03.08 Beginn: 9 Uhr Begrüßung Gastgeber: Frau Bürgermeisterin Kaut, Herr Leitender Regierungsschuldirektor Wiese, Herr Schulamtsdirektor Reichert, Herr Dr. Schürer, Direktor des Zoologischen Gartens Bioakustische Untersuchungen an Feliden im Zoo 10.30 Uhr Kaffeepause Die neuen Tiger- und Löwenfreianlagen im Wuppertaler Zoo Die Eingewöhnung von Mensch und Tier in den neuen Freianlagen Schneeleoparden – Zucht, Haltung und Präsentation im Zoo Krefeld 12.30 Uhr Mittagessen in der TA Evaluation von Informationssystemen im Frankfurter Katzendschungel „Katzenspielereien“ – Der Zoo Dortmund als Erlebnisspielraum Der Löwe tritt auf – biologische Untersuchungen und physikalische Berechnungen 15.30 Uhr Kaffeepause Von der Katze auf den Wolf gekommen – Integration von Jungwölfen ins Wolfsrudel des Alpenzoo Innsbruck Stressfreier Einsatz von Raubwanzen zur Blutgewinnung bei Zootieren Was zum Teufel sind bloß EEP, ESB und EKG? 17.30 Uhr Ende der Vorträge 17.45 Uhr Treffen an der Haltestelle Zoo/Stadion zur Schwebebahnfahrt mit dem Kaiserwagen als Stadtrundfahrt ab 19.30 Uhr Gemeinsames Abendessen und gemütliches Beisammensein im Brauhaus, Barmen Freitag, den 07.03.08 Beginn: 9 Uhr Mitgliederversammlung des Verbandes – Kaffeepause - Wahlen 12 Uhr Mittagessen 15 Uhr Treffen am Musikpavillon im Zoo zum Pressefoto 15.15 – 18 Uhr Zooführungen in 5 Gruppen 18- 22.30 Uhr Gemütlicher Abend im Menschenaffenhaus mit Buffet und Musik auf Einladung des Zoologischen Gartens Samstag, den 08.03.08 Beginn: 9 Uhr Hund, Katze, Maus – (un)bekannte fossile Vorfahren heutiger Zootiere aus dem Weltnaturerbe Messel „Auf Tuchfühlung“ - ein Schlüssel für den Unterricht im Zoo, dargestellt an einer Projektwoche mit Mehrfachbehinderten im Erlebniszoo Hannover Die erfolgsorientierte Zooschule als Wirtschaftsfaktor des Zoos Osnabrück Privat geht’s auch – die Heidelberger Zooschule berichtet 10.40 Uhr Kaffeepause Hilfe für Cermit - Startkampagne zur Amphibienkrise Artenschutz und Umweltbildung am Naturschutzzentrum Bruchhausen, Erkrath – am Beispiel des Projektes zur Rettung der Geburtshelferkröte Die Amphibienkrise – Stand der Aktivitäten Die Prinzessin mit der goldenen Kugel - oder - Frösche bringen Glück 12.30 Uhr Mittagessen 14 Uhr Besuch des Neanderthalmuseums mit Fundstelle 14.30 Uhr Treffpunkt: Zooeingang / Bronzekamel zum zweiten ausgiebigen Zoobesuch ab 19 Uhr Gemeinsames Abendbuffet auf eigene Rechnung im Restaurant China-Pavillon, Hubertusallee (gegenüber des Zooeinganges) Sonntag, den 09.03.08 Abreise oder Besuch anderer Zoos in der Umgebung auf Anmeldung (Teilnehmerlisten) 4 Zoopädagogik aktuell Eröffnung der Tagung des Verbandes deutschsprachiger Zoopädagogen Dr. Ulrich Schürer Mehr als 250 000 Schüler und Schülerinnen haben hier im Wuppertaler Zoo schon Unterricht an den lebenden Tieren erhalten. Sehr geehrte Frau Bürgermeister Kaut, meine sehr geehrten Herren Wiese, Reichert und Platte, lieber Lothar Philips, lieber Gustav Peters und Robert Pies-Schulz-Hofen, sehr geehrte Zoopädagogen! Rund um das 125-jährige Bestehens des Zoologischen Gartens der Stadt Wuppertal haben wir Kolleginnen und Kollegen aus allen Sparten der Tiergärtnerei eingeladen. Die Zoodirektoren und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter, die Zootierärzte und die Verwaltungsleiter hatten Ihre Tagungen in Wuppertal. Heute ist es mir eine besondere Freude , die Zoopädagoginnen und die Zoopädagogen im Wuppertaler Zoo begrüßen zu dürfen. Ich freue mich, dass Sie in so großer Zahl der Einladung der Wuppertaler Zooschule gefolgt sind. Die erste Zooschule, von der ich genauere Kenntnis habe, ist am 30. Juli 1940 im Zoologischen Garten von Pretoria eröffnet worden. In Deutschland waren es anfangs vor allem der Zoologische Garten Frankfurt, in dem Frau Dr. Rosl Kirchshofer viele Jahre als Zoopädagogin gewirkt hat, der Aquazoo in Düsseldorf mit Frau Inge Lackinger als Zoopädagogin, und Herr Wolf Haferkamp aus dem Kölner Zoo, die als Vorbilder fungierten. Eine besondere Blüte erlebte die Zoopädagogik in den 80er Jahren. Die Zoopädagogik wurde explizit in der Satzung des VDZ, des Verbandes der Deutschen Zoodirektoren, als Pflichtaufgabe verankert. Die Zoopädagogen sind heute wegen Ihrer erfolgreichen Arbeit aus keinem Zoo mehr wegzudenken. Ich hoffe, dass Ihre Tagung mit den auf Katzenhaltung fokussierten Beiträgen erfolgreich ist und wünsche Ihnen einen ergebnisreichen und angenehmen Verlauf. Vielen Dank und ein gutes Gelingen! Herzlich Willkommen im Wuppertaler Zoo! Die Zoopädagogik, die hier dank Herrn Schmiedel und meiner Frau seit 1985 etabliert ist, ist für unseren Zoo überaus wichtig. Mittlerweile arbeiten sechs Zoopädagogen in der Abteilung. Ich möchte auch die anderen vier Pädagogen namentlich erwähnen: Frau Angelika Forker, Frau Renate Jungkeit, Frau Petra Schmidt und Frau Sybille Zanner. Das Gebäude, in dem die Zooschule untergebracht ist, ist ein Geschenk des ZooVereins Wuppertal e.V. 5 Die neuen Tiger- und Löwenfreianlagen im Wuppertaler Zoo Renate Jungkeit und Petra Schmidt Seit Mai 2007 können die Besucher des Wuppertaler Zoos Löwen und Tiger in neuen, großzügigen Freianlagen beobachten. Um diesen artgerechten Lebensraum für die Tiere und die faszinierenden Beobachtungsmöglichkeiten für die Gäste zu erreichen, war eine längere Planungs- und Umsetzungsphase nötig. Bereits im Jahr 1999 wurde mit dem Entwicklungskonzept „Zoo 2006“ der Bau neuer Freianlagen für Löwen und Tiger angestrebt. Ein Strukturförderprogramm der Landesregierung NRW in Zusammenarbeit mit dem Städtedreieck Wuppertal, Remscheid, Solingen ermöglichte die Finanzierung dieses ehrgeizigen Projekts. Die benötigte Fläche konnte durch die Umnutzung einer angrenzenden Heuwiese sowie eines städtischen Grundstücks zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt standen so circa vier Hektar als Erweiterungsgelände für die Planung zur Verfügung. Eine Dresdener Arbeitsgemeinschaft von Architekten und Landschaftsarchitekten erhielt als Sieger des Realisierungswettbewerbs den Auftrag. Geplante Fertigstellung für die neuen Großkatzenanlagen war der Herbst 2006. 6 Der erste Spatenstich erfolgte am 15. September 2005 und das Gelände rund um die Sambatrasse, einer ehemaligen Bahnstrecke, mutierte zu einer Baustelle. Jedem, dem die topografische Lage des steilen Geländes bekannt war, wusste um die schwierige Umsetzung der Pläne. So kann man sich leicht vorstellen, wie viele Bodenbewegungen bewältigt werden mussten. Hinzu kam die Auflage, die ehemalige Sambatrasse so in das Gelände einzubinden, dass sie später außerhalb des eigentlichen Zoogeländes als Fahrradweg zu nutzen ist. Für das Tigertal bedeutete das, dass über es hinweg der neue Fahrradweg über eine Brücke geführt werden musste. Die neue Tigeranlage musste also so gebaut werden, dass das Gehege für die Tiere weit genug von der Brücke entfernt war, um eventuelle Unfälle auszuschließen. Diese Auflagen ergaben sich aus der Gesamtfinanzierung der Baumaßnahme. Zunächst schritten die Arbeiten trotz aller Schwierigkeiten zügig voran. Ende 2005 waren das Löwen- und Tigerhaus im Rohbau fast fertig gestellt. Aber dann sorgte ein kalter und schneereicher Winter für einige Verzögerungen im Zeitplan. Schließlich waren alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen und die Künstler, die für die Gestaltung der Kunstfelsen zuständig waren, konnten ihrem Auftrag nachkommen und ihre schwierige Arbeit in Angriff nehmen. Zoopädagogik aktuell Lange Zeit blieb den Zoobesuchern nur der Blick durch den Bauzaun. Nachdem die Katzen um- bzw. eingezogen waren und sich mit den neuen Gegebenheiten auseinandergesetzt hatten, war es aber endlich soweit: die neue Großkatzenanlage konnte dem neugierigen Publikum vorgestellt werden. Zoodirektor Dr. Schürer eröffnete gemeinsam mit dem Wuppertaler Oberbürgermeister und dem Zoodirektor aus der Wuppertaler Partnerstadt Schwerin am 24. Mai 2007 die neuen Gehege für Amurtiger und Löwen. Von den knapp vier Hektar des Erweiterungsgeländes südlichen Rand der Freianlage und ist für die Zoobesucher nicht begehbar. Allerdings lädt ein höhlenartig gestalteter Raum ein, von hier aus einen Blick in eines der Innengehege zu werfen. Derzeit hält sich die Löwenmutter mit ihren Jungtieren in diesem innen liegenden Gehege auf. Hier finden auch die Schaufütterungen statt. Der Aufenthalt in der künstlichen Höhle fördert atmosphärisch die Beobachtung und bietet Schutz bei schlechtem Wetter. Ein ebenfalls von hier aus einsehbares weiteres Außengehege kann tagsüber zur Abtrennung einzelner Löwen genutzt werden und ermöglicht den nahen Tierkontakt. Zur Zeit leben neun Löwen in der neuen Anlage. Davon haben vier den Umzug vom alten Großkatzenhaus in die neue Freianlage mitgemacht. Drei junge Löwenkater kamen im Mai aus dem Zoo Münster. Noch im Jahr 2007 wurden zwei Jungtiere in der neuen Anlage geboren. Rund um die neuen Anlagen werden auf großformatigen Schautafeln mit zahlreichen Bildern die Löwen und Tiger, deren Biologie und Lebensweisen vorgestellt. Die Schautafeln wurden von Martina Schürer in Zusammenarbeit mit Studenten der Universität Duisburg/Essen sowie dem früheren Zookurator Dr. Sliwa und dem heutigen Kurator Herrn Stadler entwickelt. bewohnen die Löwen heute etwa einen Hektar. Damit ist diese Freianlage die bislang größte in einem deutschen Zoo. Sie befindet sich am höchstgelegenen Punkt des Zoos, angrenzend an ein Waldgebiet. Die Konzeption der Anlage ermöglicht den Besuchern unterschiedliche Beobachtungsmöglichkeiten und beeindruckende Einblicke. Eine große Wiesenfläche erzeugt den Eindruck einer afrikanischen Savanne. Kunstfelsen im Stil von verwitterten afrikanischen Felsformationen ergänzen diese Vorstellung und werden darüber hinaus als Begrenzung genutzt. In die Kunstfelsen sind großflächige Scheiben eingelassen, die den Besuchern an verschiedenen Stellen den Blick auf die Anlage und die Tiere eröffnen. Ein breiter Wassergraben dient sowohl der Begrenzung als auch der offenen Sicht. Während ein Beobachtungsturm den Blick eher auf die Weite richtet, bietet der Spähfelsen, mitten im Gehege liegend, die Möglichkeit der nahen Tierbeobachtung. Beheizbare Felsplatten vor den Fenstern dieses Aussichtspunktes sollen die Löwen vor die Scheiben locken. Der Spähfelsen wird durch einen unterirdischen Tunnel erreicht, der insbesondere bei Kindern Neugierde und Spannung erzeugt. Ein eingearbeitetes Lochblech lässt den Löwengeruch durchdringen. Das Löwenhaus liegt versteckt hinter der Kunstfelskulisse am Neben der beschriebenen Löwenanlage befindet sich das Tigertal. Die neuen Tigergehege sind in die natürlichen Gegebenheiten des sie umgebenden Waldtales eingepasst worden und bieten somit den Besuchern, die vom oben gelegenen Löwengehege kommen, einen umfassenden Einblick. So kann man manchmal schon von weitem die beiden männlichen Amurtiger in dem größeren der beiden Gehege sehen, wenn sie sich im vorderen leicht abschüssigen Wiesenbereich aufhalten. Die Tigeranlage ist dem Lebensbereich der Amurtiger naturnah nachempfunden. Ein 7 Wassergraben gibt den Tieren die Möglichkeit zum Schwimmen. Die beiden männlichen Amurtiger sind ein Geschenk unserer Partnerstadt Schwerin. Bislang lebten im alten Großkatzenhaus Sumatratiger. Bei der Planung der neuen Anlage entschied man sich für Amurtiger, da diese mit unseren klimatischen Bedingungen besser zurecht kommen. Die Zoobesucher haben die Auswahl zwischen verschiedenen Beobachtungsplätzen, da die Tigeranlage durch mehrere Scheiben einzusehen ist. Eingelassen sind diese Scheiben in Kunstfelsen, die allerdings völlig anders als bei der Löwenanlage gestaltet sind. Sie sind der Grauwacke, einem im Bergischen Land vorkommenden Gesteinstyp, nachempfunden. Der Architekt hat aus diesem Gesteinstyp eine ganze Felsenlandschaft bauen lassen, so dass der breite Weg zwischen den beiden Gehegen wie eine Schlucht wirkt. Auf der anderen Seite dieser Schlucht ist die sogenannte Mutter-und-Kind-Anlage. Sie wird von der Tigerkatze bewohnt. Insgesamt pflegt der Zoo Wuppertal jetzt also drei Amurtiger. Für die Besucher nicht einsehbar ist das Tigerhaus mit den Nachtquartieren, das am Ende der Schlucht steht und beide Gehege miteinander verbindet. Von pädagogischer Seite aus ist die neue Großkatzenanlage 8 eine Bereicherung und wir konnten seit der Eröffnung schon viele Erfahrungen mit Kindern aller Altersklassen sammeln. Zur Zooschule gehört auch der Elementarbereich, den wir unter dem Begriff „Hummelschule“ zusammengefasst haben. Die Hummelschule, das Klassenzimmer für die jüngsten Schüler, ist in unserem ehemaligen Bienenhaus untergebracht. In der Hummelschule werden die Kinder zuerst ihrem Alter entsprechend „unterrichtet“. Hier haben sie auch Gelegenheit zum Anfassen der verschiedensten Materialien. An den Gehegen vertiefen sie dann später ihre erworbenen Kenntnisse. Um die Tiere auch aus der Entfernung beobachten zu können, haben wir vom Zooverein Ferngläser bekommen. Es ist für die Kinder immer ein Aha-Erlebnis, wenn sie beispielsweise die Löwen ganz nah vor Augen haben. Um den Kindern Gelegenheit zur ruhigen Beobachtung zu geben, bekommen sie an den jeweiligen Beobachtungspunkten genug Zeit auf das Sich-Einlassen auf die Tiere. An der Tigeranlage ist allerdings manches Mal Geduld gefragt. Im Winter sind die Tiere nicht so schwer auszumachen, da der Wald nicht belaubt ist. Im Sommer hingegen haben sie in dem Waldstück Rückzugsmöglichkeiten und sind manchmal nicht sofort zu sehen. Bisher hat sich unsere Geduld aber immer ausgezahlt und dann war es nach gestiegener Spannung besonders schön, wenn der erste aus der Gruppe einen Tiger erblickte, der in solch einem Moment besonders eindrucksvoll wirkt. Auch die älteren und ältesten Zoobesucher lieben solche Eindrücke, haben aber das Problem, dass der Weg zu den neuen Gehegen steil ist. Aus diesem Grund sind die Zooführungen mit dem Zoomobil, die schon seit dem Frühjahr 2006 angeboten werden, beliebt. Mit diesem Elektroauto können sieben Zoobesucher nahezu lautlos durch den Zoo gefahren werden. Das Zoomobil wird in der Zooschularbeit eingesetzt, um behinderte Kinder zu den Gehegen zu bringen. Vor allem aber in der Seniorenarbeit, die seit 2006 einen neuen Schwerpunkt der zoopädagogischen Arbeit darstellt, leistet es wertvolle Dienste. Die Anschaffung der beiden Elektrowagen wurde durch Spendengelder möglich. Die kommentierten Zoorundfahrten werden von älteren Wuppertalern mit großer Begeisterung genutzt, denn viele von ihnen haben eine enge Bindung an „ihren“ Zoo und sind sehr dankbar, ihn auf diese Weise auch im Alter noch erleben zu können. Das Seniorenprogramm bietet aber mehr. Dabei reicht die Palette von Kursen, über Ausflugsangebote zu Fuß und dem Seniorencafé bis hin zu dem Programmpunkt „Zoo unterwegs“, bei dem ein Bildervortrag in Senioreneinrichtungen gehalten wird. Zoopädagogik aktuell Die Eingewöhnung von Mensch und Tier in den Neuen freianlagen Tatjana Peters Im alten, seit 1970 bestehenden Raubtierhaus wurden vor dem Umzug neben Goldkatzen, Nebelpardern, Leoparden auch insgesamt 4 Löwen und 1 Sumatratiger gehalten. Der Sumatratiger wurde nicht in die neue Anlage umgesiedelt, da dort ausschließlich sibirische Tiger gehalten werden sollen. Er ist in einen schwedischen Zoo vermittelt worden. Von den Löwen, ein Kater und drei Katzen sind alle in die neue Löwenanlage umgezogen. Dazu sind noch drei junge Kater aus dem Allwetterzoo Münster hinzugekommen. die neue Anlage. Die zwei sibirischen Tigerkater, zwei Brüder, wurden von unserem Tierarzt aus Schwerin mit dem Auto abgeholt, während die Katze aus Moskau mit dem Flugzeug anreiste. Alle drei haben den Transport sehr gut überstanden, so dass wir die zwei Jungs schnell in die neue Außenanlage lassen Für den Umzug mussten die Löwen in Narkose gelegt und in Transportkisten gebracht werden. Die Transportkisten wurden dann per Hand in einen Transporter verladen und zur neuen Anlage gefahren. In den neuen Stallungen angelangt, wurde dann ein Gegenmittel zur Narkose gespritzt und nach ca. 20 min erblickten die Löwen ihr neues Zuhause. Schon nach einer relativ kurzen Eingewöhnungszeit in den Innenställen der neuen Löwenanlage konnten wir die Löwen auch auf die Außenanlage lassen. konnten. Im Gegensatz zu den Löwen haben die Tiger einen bewaldeten Abschnitt auf ihrer Anlage, der zu Beginn auch intensiv genutzt wurde. Leider konnten die Besucher sie da nur schwer beobachten. Deshalb war es nötig sich mit den Besuchern auseinanderzusetzen und ihnen die neue Situation zu erklären, nämlich dass die Tiere nicht mehr wie im Museum jeder Zeit zu sehen sind sondern wann und wo sie jetzt zu sehen sind. Es half auch eine Alternative zu bieten, zum Beispiel konnten sie sich die Löwen auf der Löwenanlage anschauen. Insgesamt kommen die Anlagen sehr gut bei den Besuchern an und sind seit der Eröffnung eine der Hauptattraktionen im Zoo Wuppertal. Während der Kater sich bis zum nächsten Tag im hohen Gras versteckte, erkundeten die drei Katzen sehr selbstbewusst 9 Schneeleoparden – Zucht, Haltung und Präsentation im Zoo Krefeld Gaby Borg Schneeleoparden (Uncia uncia) gehören zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten. Die Haltung und Zucht dieser Art ist seit den 1960er Jahren ein Schwerpunkt des Zoo Krefeld. Im Rahmen des Vortrags wurde kurz auf die Biologie der Schneeleoparden eingegangen. Im Anschluss wurden die Haltung und die Zuchterfolge in Krefeld sowie die Präsentation der Art in Didaktik und Öffentlichkeitsarbeit erläutert sowie zwei in-situ-Schutzprojekte vorgestellt. Schneeleoparden biologisch Schneeleoparden leben als ortstreue Einzelgänger im Hochgebirge Zentralasiens. Ein Vorkommen ist aus 12 Ländern bekannt, z.B. Kirgisien, Tibet (hier lebt die größte Freilandpopulation), China, Mongolei, Russland, Afghanistan, Indien und Nepal. Er bewohnt felsige Gebirgshänge bis 6000 m Höhe und ist damit die einzige an das Leben im Hochgebirge angepasste Großkatze. Als besondere anatomische und physiologische Anpassungen an die Kälte zeigt er einen kleinen Kopf mit kleinen Ohren, große Nebenhöhlen, kurze Gliedmaßen, dichtes Fell mit Unterwolle, behaarte Pfoten, einen langen, dicht behaarten Schwanz und eine gute O2-Speicherung im Blut. Aufgrund der geringen Dichte ihrer Beutetiere ist auch die Populationsdichte der Schneeleoparden geringer als die anderer Großkatzen. Schätzungen zufolge gibt es nur noch 4000 –7000 freilebende Tiere. Bedroht sind sie wie so viele andere Arten durch Lebensraumverlust und Jagd. Ein Fell ist ca. 1000 € wert, weitere Körperteile (z.B. Knochen, Nägel, Zähne) werden zu Medizin und Schmuck verarbeitet. Bis in die 1970er Jahre war auch die Wildentnahme für Zoos üblich. 90 % aller Zoowildfänge kamen aus Kirgisien. Im Jahr 2004 gibt das Zuchtbuch ca. 600 Tiere in den Zoos der Welt (ohne China) an, davon mittlerweile 99 % zoogeboren. 10 Haltung und Zucht im Zoo Krefeld Auch das erste im Zoo Krefeld gehaltene Tier, das Weibchen Nuschka, war ein Wildfang, das 1962 in Krefeld eintraf und seit 1966 den Grundstein für die Krefelder Zucht legte. Die ersten Hochzeitsreisen führten nach Arnheim, seit den 1970/80er Jahren wurde die Schneeleopardenzucht in Zuchtgemeinschaft mit zunächst vor allem Helsinki und Zürich ein Krefelder Schwerpunkt. Mittlerweile wurden 85 Tiere in Krefeld gehalten, davon 70 hier geborene Jungtiere. Mittlerweile erfolgt die Zucht in 5. Generation. Gut die Hälfte der Jungtiere erreichte das zuchtfähige Alter. Gab es in den ersten Jahren noch große Verluste durch Krankheiten wie Atemwegsinfekte, Parvovirose, Katzenseuche und –schnupfen macht veterinärmedizinische Prophylaxe wie Impfungen und Wurmkuren heute einen nahezu 100 %igen Aufzuchterfolg möglich. Mussten die Pfleger früher häufig problematische Handaufzuchten der Jungtiere vornehmen, da die Muttertiere ihren Nachwuchs vernachlässigten, ist heute eine natürliche Aufzucht selbstverständlich. Das aktuelle Krefelder Zuchtpaar Leonardo, geboren 1995 in Krefeld, und Odette, geboren 1999 in Tallin, harmoniert sogar so gut, dass der Kater bei der gesamten Aufzucht dabei sein kann und keine Abtrennung nötig ist. Das bringt u.a. den Vorteil, dass die Tiere die gesamte Anlage gleichzeitig nutzen können. Wurde früher meist ein Tier pro Gehege gehalten (3 Weibchen und 1 Männchen), stehen nun ständig allen Tieren die 297 m² der 4 miteinander verbundenen Außengehege zur Verfügung. Zur in mehreren Abschnitten zwischen 1965 und 1982 erbauten Anlage gehören auch 4 Abtrenngehege von insgesamt 40 m² sowie Innenboxen. Ausgestaltet sind alle Außengehege mit natürlichem Boden (Sand), großen Felsen, Höhlen und Kletterstämmen. Besonders die höher gelegenen Aussichtspunkte werden von den Tieren gerne genutzt. Selbstverständlich darf bei Zoopädagogik aktuell moderner Haltung auch Enrichment nicht fehlen – z.B. Ganzkörperfütterung, Duftstoffe und in Bällen verstecktes Futter. In den nächsten 10 Jahren ist der Bau einer neuen, Abb. 3 und 4: Schneeleopardennachwuchs (Wurf 2005) in Krefeld. Fotos Gaby Borg. weitläufigen Anlage geplant. Abb. 1: Gehegeskizze Didaktische Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit Vor ca. 15 Jahren entstand unter Mitwirkung der Zoolehrer die noch heute gültige Gehegebeschilderung mit den Basisdaten zur jeweiligen Tierart. Mittlerweile wird sie für besonders „wichtige“ Arten durch großformatige Tafeln mit ins Auge fallenden Abbildungen und informativen Zusatzinformationen, vor allem auch zu Bedrohung und Schutz der Arten, ergänzt. Abb. 5: Alte Basisbeschilderung an den Gehegen. Foto Jan Osterloh. Abb. 2.: Blick in das Schneeleopardengehege. Foto Jan Osterloh. Leonardo und Odette ziehen momentan (Frühjahr 2008) ihren dritten gemeinsamen Wurf, zwei im Mai 2007 geborene Kater auf. Aufgrund eines sehr milden Winters 2006/07 schienen sie zunächst nicht in Paarungsstimmung zu kommen, doch einige frostige Tage brachten dann doch den benötigten Kältereiz. Zusammen mit ihrem jetzt in Leipzig lebenden Erstling Onjegin (* 2003) und einem Dreierwurf von 2005 (u.a. lebt Dinah jetzt in Magdeburg) haben sie schon jetzt kräftig ihren Teil dazu beigetragen, dass die Krefelder Zucht zusammen mit Helsinki und Zürich nach wie vor die erfolgreichste ist. Abb. 6: Neues Großschild im Zoo Krefeld. Foto Jan Osterloh. 11 Schutzprojekte Abschließend möchten wir noch kurz zwei in situSchutzprojekte vorstellen, die auch vom Zoo Krefeld unterstützt werden. Natürlich sind unsere Schneeleoparden auch ein beliebter Anlaufpunkt im Rahmen von Zooführungen. Unter anderem im Rahmen einer Nachtsafari und bei den Themen Artenschutz, Weltreise, Olympiade (16 m-Sprünge!), Tierfamilien und Enrichment darf ein Besuch bei ihnen nicht fehlen. Die Attraktivität unserer Großfamilie sprach sich auch bei der Presse herum. Initiiert durch eine freie Journalistin aus Krefeld, Barbara Siemes, übernahm die WDR 5-Radiosendung für Jugendliche „Lilipuz“ die Patenschaft für die 2005 geborenen Dinah, Merlin und Tarim. Von der Paarung über Geburt, Aufwachsen, Krankheiten/Impfungen, Taufe bis hin zur Abgabe in andere Zoos wurde unsere Schneeleo-Familie redaktionell begleitet. Eine einstündige Auftaktsendung, eine Ü-Wagen-Live-Sendung aus dem Zoo zur Taufe und ca. 5minütige Studiobeiträge alle 3 bis 6 Wochen brachten unser Trio einer breiten Öffentlichkeit näher. Interviews mit Pflegern, Tierarzt und Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen sorgten für Informationen aus erster Hand. Ein Namens- und Zeichenwettbewerb aktivierte die jugendlichen Zuhörer zusätzlich, die zudem weitere Informationen über Schneeleoparden in Krefeld und der Natur auf der Internetseite von Radio Lilipuz erhielten. Ausführliche Berichte, Tagebuch und Webcam sorgten für Rundumversorgung. Im Rahmen unseres Vortrags spielten wir Ausschnitte der Radiosendungen vor, die sich hier leider nicht wiedergeben lassen... Die Resonanz auf die Aktion war sehr gut, wie viele Anfragen und Briefe an den Zoo und den WDR bewiesen. Ob sich die Aktion auch positiv auf den Besucherzuspruch im Zoo auswirkte, kann aber nicht signifikant gesagt werden. 12 Dem Projekt Snowleopardtrust (www.snowleopard.org) werden z.B. Einnahmen aus Zooführungen übergeben (ein Teil der Führungsgebühr von Elefantensonderführungen). Die Projektarbeit erfolgt in 5 Hauptverbreitungsgebieten in Zusammenarbeit mit internationalen Schutzorganisationen, Forschern und Zoos. Eine erste Langzeitstudie an wildlebenden Schneeleoparden brachte neue Erkenntnisse, die einen Schutz in Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung erlauben. Zudem wird in Umweltbildung für Einheimische investiert. Ein weiteres Schutzprojekt steht unter der Federführung des NABU (www.NABU.de). Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Schutz der zweitgrößten Freilandpopulation in Kirgisien (260 – 700 Tiere). Der NABU initiierte und betreut seit 1989 das Biosphärenreservat Issyk-Kul, das die Kernverbreitungszone der Schneeleoparden in Kirgisien umfasst. In Kooperation mit der kirgisischen Regierung wurde ein Artenschutzzentrum mit Forschungsstation und Umweltbildungszentrum errichtet, eine Wildhütereinheit finanziert, Ökotourismus gefördert und Hilfe bei nachhaltiger Produktvermarktung (Filz) geleistet. Selten gelingt es, gewilderte noch lebende Tiere zu beschlagnahmen. Diese werden im Rehazentrum aufgepäppelt und auf eine Wiederauswilderung, meist im angeschlossenen Freilandgehege, vorbereitet. Selten werden verletzte und in der Natur nicht mehr überlebensfähige Tiere auch zur Blutauffrischung der Zoopopulation zur Verfügung gestellt. Ende der 1990er Jahre präsentierte der Zoo Krefeld das Schutzprojekt im Rahmen der Ausstellung „Natur und Kultur und Kirgisistan“ in der Zooscheune sowie mit Aktionstagen (Verkaufsausstellung Filzprodukte) in der Krefelder Innenstadt. Zoopädagogik aktuell Evaluation der Informationssysteme im Frankfurter Katzendschungel Martina Weiser 2001 wurden im Zuge des Neubaus des Katzendschungels neue interaktive Informationssysteme entwickelt. Auf insgesamt 17 Tafeln und interaktiven Elementen unter dem Motto „Die Katze- ein Leben als Jäger“ können Besucher die Spezialisierung der Katzen erfahren und werden auch über Bedrohungsfaktoren, hier speziell Sumatratiger, aufgeklärt. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Didaktik der Biologie der Johann Wolfgang-Goethe-Universität wurde im Dezember 2004 und Januar 2005 von Frau Kornelia Weber eine quantitative Evaluation der Besucherinformationssysteme durchgeführt um zu untersuchen, ob der selbstgestellte Anspruch an die Informationssysteme in Bezug auf die Besucher auch erreicht wurde. Die Untersuchung wurde als schriftliche Befragung mittels Fragebogen durchgeführt. Die Ratingskala war vierstufig, damit Befragte nicht auf den neutralen Mittelwert ausweichen konnten. Die Besucher wurden am Hinterausgang des Katzendschungels angesprochen und gebeten, den Fragebogen auszufüllen. Es wurde bewusst auf eine direkte Interviewsituation verzichtet, damit ein eventueller Einfluss des Befragers ausgeschaltet werden konnte. Etwa 75% der angesprochenen Personen beteiligten sich an der Befragung. 201 auswertbare Fragebogen wurden letztendlich ausgewertet. Die im Rahmen dieser summativen Evaluation Befragten gehören in überwiegender Mehrheit einer höheren Bildungsschicht an, sind in einem mittleren Alter und besuchen den Zoo hauptsächlich um sich zu erholen, um Tiere zu sehen und einen Ausflug mit ihren Kindern zu machen. Ausgehend von einem allgemeinen Interesse an Informationen über die gehaltenen Tierarten und die Individuen gelingt es dem Informationsangebot im Katzendschungel des Frankfurter Zoos einem sehr großen Teil der Besucher der Neugier und dem Informationsbedürfnis gerecht zu werden. Die Texte und deren Präsentation werden als ansprechend und verständlich empfunden. Positiv bemerkt wurde, dass 13 auch neue, bisher unbekannte Informationen zu finden sind. Ein Teil der Besucher fühlt sich angeregt die Katzen aufgrund der Tafeln genauer zu beobachten. Besonders auffällig ist der Zusammenhang zwischen interaktiven Elementen, deren Nutzung und die positive Beurteilung durch die Besucher. Denn die Texttafeln, die mit der Nutzungsmöglichkeit eines interaktiven Elements verbunden sind, werden am häufigsten gelesen und als am interessantesten eingeschätzt. Weiterhin ist eine Sensibilisierung für die Thematik des Natur- u. Artenschutzes zu verzeichnen, ein Teil der Besucher wäre bereit sich vor Ort aktiv für selbigen einzusetzen. -----------------------------------------------------------------------Vielleicht nützt folgende Zusammenfassung aus der abschließenden Literaturangabe für eigene Erstellungen von Fragebögen (vergl. Bortz & Döring 2003 und Beller 2004). Wie baue ich den Fragebogen auf ? Damit Fragebögen in der intendierten Weise von den Besuchern benutzt werden können Müssen die Anleitungen für den Gebrauch der Bögen eindeutig und unmissverständlich sein. Ein Vortest der Fragebögen mit Personen, die zukünftig befragt werden sollen ist sinnvoll, da die Sprache des Gestalters nicht zwangsläufig der der Untersuchungsteilnehmer entsprechen muss. So werden eventuelle Missverständlichkeiten im Vorfeld erkannt. Sozialstatistische Angaben (Alter, Geschlecht etc.) werden in der Regel an den Anfang gesetzt, auf eine Blockbildung von inhaltlich homogenen Fragen sollte verzichtet werden und der Fragebogen sollte zudem mit einer einfachen Frage schließen. Wie formuliere ich Fragen ? Der Kern eines Fragebogens sind die Fragen, auch Items genannt. Folgende Grundsätze gilt es zu beachten. Die Fragen sollten: einfach zu verstehen sein- eindeutig sein - nicht suggestiv sein - also keine Antwort nahe legen bzw. als wahrscheinlicher als eine andere erscheinen lassen - nicht zu allgemein, also auf einen Sachverhalt 14 gerichtet sein - den Befragten nicht in Verlegenheit bringen keine Negation enthalten, weil die Frage sonst uneindeutig wird. Es gibt drei übliche Itemvarianten. So unterscheidet man Items mit offener Beantwortung, halboffener Beantwortung und Antwortvorgaben. Diese werden auch geschlossene Fragen genannt. Vor- und Nachteile von Items mit offener Beantwortung: Bei dieser Itemvariante können Antworten gegeben werden, die nicht im engeren Sinne richtig oder falsch sein müssen. Da dem Untersuchungsteilnehmer völlig frei steht, wie er eine solche Aufgabe löst, ergeben sich bei der Auswertung evtl. Schwierigkeiten. Praktische Probleme können sich bei der Auswertung auch beim Lesen der Schrift ergeben, da viele Fragebögen per Hand ausgefüllt werden. Gleichzeitig lassen sich auf diese Weise aber auch gegebenenfalls Erkenntnisse gewinnen, die beim Konzipieren des Items nicht für möglich gehalten wurden. Sie dienen häufig als Materialbasis für spätere Tests, weil sie aufgrund ihres offenen Charakters oft in beschreibenden Erkundungsstudien, in denen ein wissenschaftliches Problem erstmals untersucht wird, eingesetzt werden. Vor- und Nachteile von Items mit halboffener Beantwortung: Die Beantwortung der Frage vollzieht auch in diesem Fall der Untersuchungsteilnehmer, doch kann man mit dieser Variante Wissen besser prüfen als mit der offenen, weil die Fragen so formuliert werden sollten, dass nur eine richtige Antwort gegeben werden kann. Dies lässt eine weitgehend objektive Beurteilung des Tests zu. Trotzdem sind gewisse Objektivitätseinbußen kaum zu vermeiden, da häufig kleine Formulierungsnuancen den Tester zweifeln lassen, ob der Untersuchungsteilnehmer auch wirklich die richtige Antwort meint. Vor- und Nachteile von geschlossenen Fragen: Diese Variante hat die höchste Auswertungsobjektivität, weil der Untersuchungsteilnehmer sich zwischen verschiedenen, vorgegebenen Antwortmöglichkeiten für die richtige(n) entscheiden muss (Multiple Choice). Aus diesem Grund, ist sie auch diejenige Variante, die am schnellsten auszuwerten ist, also die höchste Auswertungsökonomie besitzen. bei der Bei der Itemformulierung sollte darauf geachtet werden, dass alle Antwortmöglichkeiten gleich wahrscheinlich erscheinen. Halboffene und geschlossene Fragen Halboffene Items vermindern die Auswertungsobjektivität, minimieren aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Untersuchungsteilnehmer die richtige Antwort rät, wie es bei einer geschlossenen Frage der Fall sein könnte. Bortz, J.; Döring, N.: Forschungsmethoden und Evaluation für Humanund Sozialwissenschaftler. 3. überarb. Auflage. Springer-Verlag. Berlin u.a. 2003. Zoopädagogik aktuell „Katzenspielereien“ – der Zoo Dortmund als Erlebnisspielraum Brigitta Gines Aus dem gesellschaftlichen Leben der Stadt Dortmund ist der Zoo nicht mehr wegzudenken. Zunächst als bescheidener städtischer „Tierpark“ im Jahre 1953 gegründet, entwickelte sich der Zoo Dortmund in den Folgejahren zum Zoologischen Garten von internationalem Rang. Der Großteil der Besucher nutzt den Zoo noch immer für den „klassischen“ Spaziergang. Das bietet sich im „Tierpark“ auch an. Denn gerade der alte Zooteil integriert die Tiergehege in eine wunderschöne Parklandschaft. Zur Erkundung des Parks auf eigene Faust lässt der Zoo seine Besucher nicht im Stich. Kleine (Din A4) und große Informationstafeln (140 x 80 cm) geben dem interessierten Gast spannende Informationen über die „Zoobewohner“. Die Schilder sollen nicht nur biologisches Basiswissen vermitteln, sondern auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in allgemein verständlichen, kurzen Texten darstellen. Da das Beschilderungssystem jedoch schon fast so alt wie der Zoo selbst ist, wurde im Jahr 2005 mit der Erneuerung der Gehegebeschilderung begonnen. Dabei legt der Zoo Dortmund großen Wert auf eine optisch ansprechende Gestaltung der Schilder. Große Bilder und „spannende“ Überschriften sollen das Interesse des Besuchers wecken und ihn zum Lesen der Texte verführen. Für Schulklassen und besonders interessierte Privatpersonen bietet der Zoo Dortmund des weiteren alters- und themenbezogene Rallyes an. Das derzeitige System besteht aus einem Fragenkatalog im „multiple-choice“ System. So haben Kinder (und Erwachsene) die Möglichkeit, den Zoo ohne Hilfestellung einer Begleitperson auf eigene Faust zu erkunden. Ein neues Rallyesystem ist derzeit in Bearbeitung. Es richtet sich gezielt auf bestimmte, stark umgrenzte Themen (z.B. Katzen). So soll den Kindern spielerisch weiterführendes Wissen durch eigenständige Arbeit beigebracht werden. Alle Antworten finden die kleinen Forscher auf ihrer Tour durch den Zoo auf den Informationstafeln wieder. Doch auch für Besucher, die den Park nicht alleine erkunden möchten, gibt es anregende Programme, wie z.B. „tierische“ Kindergeburtstage. Dabei erzählen freiberufliche Zoolotsen den teilnehmenden Kindern Interessantes und Wissenswertes über die Lieblingstiere des Geburtstagskindes. Wer noch nie einen echten Giraffenzahn gesehen oder Kamelwolle gerochen hat, wer nicht weiß, wie die Orang-Utans heißen oder wie alt der Riesenotternachwuchs ist, für den ist diese Führung ein absolutes Muss. Im Vorfeld können die Eltern des Geburtstagskindes gezielt das Thema des Ausflugs – und somit auch das eventuelle „Highlight“ – auswählen. Während eines 90 min. Rundgangs besteht die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen des Zoos zu werfen. Bei einem Raubtiergeburtstag beispielsweise können die Kinder durch ein engmaschiges Gitter vom Absperrgehege aus mit den Löwen auf „Tuchfühlung“ gehen. Die ungewohnte Blickweise ermöglicht eine völlig neue Sicht auf die großen Katzen. Bei solchen „Highlights“ ist immer ein extra hierfür freigestellter Tierpfleger anwesend, der gerne Fragen beantwortet und Geschichten über „seine“ Tiere erzählt. Gut integrieren lassen sich auch die vielfältig vorhandenen interaktiven Stationen im Zoo Dortmund: Tasten, Fühlen, Springen und Kriechen erlauben den Kindern kurzzeitig in die Haut unterschiedlichster Zoobewohner zu schlüpfen. Schon mal wie ein Brillenbär geklettert? Wie ergeht es einer 15 Schildkröte in ihrem Panzer? Katzenbegeisterte Geburtstagskinder können zum „Tiger reiten“ geführt werden. Hierzu dient die Plastiknachbildung eines lebensgroßen Amurtigers im ehemaligen Tigerkäfig des Zoo Dortmund. Während die wagemutigen Entdecker auf dem Rücken der großen Katze „Rasputin“ in neue Gefilde aufbrechen, haben die Eltern ausgiebig Zeit schöne Erinnerungsfotos der Geburtstagssafari anzufertigen. Doch nicht nur Abenteurer kommen im alten Tigerkäfig auf ihre Kosten. Drei Informationstafeln zum Thema „Zootierhaltung damals und heute“ veranschaulichen die Geschichte der Zoologischen Gärten von der Menagerie zum modernen Zoo. In den Oster-, Sommer- und Herbstferien finden spezielle Kinder-Ferienprogramme statt. Dort können Kinder ab sechs Jahren mit ständig wechselnden Themen Spannendes über und mit Tieren entdecken. Wer wollte nicht schon immer mal Indianer sein? Oder in die Unterwasserwelt von Seelöwe und Otter „abtauchen“? Auch hier stellen die Zoolotsen in Eigenregie thematisch gestaltete Wochenprogramme zusammen und betreuen die Kinder während des Programms. Didaktisch im Vordergrund stehen Gruppendynamik, Anregung von Selbstbildungsprozessen und – wie immer – Lernen mit Spaß! Natürlich macht der Zoo Dortmund auch Schule. Neben zwei Lehrerinnen begleiten die Zoolotsen außerhalb der Ferien fast täglich Schulklassen der Sekundarstufe I und II durch den Zoo. Diese ebenfalls thematisch buchbaren Rundgänge bestechen durch spielerisches Begreifen und sinnliches Erleben der mitgeführten Materialien. Von Schlangenhaut über Straußenei bis hin zum Hirschgeweih wird alles zur Verfügung gestellt. Sehr stolz ist der Zoo Dortmund auf eine Kooperation mit der DSW 21, aus der im Jahr 2005 ein reizvolles Kinderhörspiel unter der Regie von Bernd Gieseking entstand: die „Yurumi16 Gang“. „Yurumi“ (Röhrenmund) ist der einheimische Name des Großen Ameisenbären (Myrmecophaga tridactyla) und gleichzeitig die Bezeichnung für eine „Dortmunder-Gang“. Die tierlieben und ameisenbärenbegeisterten Hauptakteure des Hörspiels suchten sich den ungewöhnlichen Namen aufgrund ihrer Patenschaft über die Ameisenbärin „Sandra“ aus. Im Verlauf der ebenso dramatischen wie spektakulären und witzigen Geschichte retten die drei cleveren Detektive ihre entführte Tierfreundin aus dem Privatzoo der Bösewichte „Mantel“ und „Klunker“. Das Hörspiel wurde an Dortmunder Schulen in vom Alter her passenden Klassen verteilt und erfreute sich einer so großen Beliebtheit, dass es mittlerweile eine Fortsetzung der „Yurumi-Gang“ gibt. Zoopädagogik aktuell „Der Löwe tritt auf“ Holger Siegesmund Kurzfassung Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten für die Gestaltung eines interdisziplinären Unterrichts wurde in Zusammenarbeit mit Lehrern verschiedener Fachgebiete das Projekt „Die Schule im Grünen“ an der Zooschule Schwerin entwickelt. Der Vortrag verweist auf ein fachübergreifendes Beispiel welches auch für andere Zoologische Gärten modifiziert und von Lehrern einfach umgesetzt werden kann. In dem Unterrichtsprojekt „Als Scout im Zoo“ werden in unterschiedlicher Form Module aus den Bereichen Mathematik, Physik, Informatik, Kunst und Biologie miteinander verknüpft. Die vorgestellten Fachmodule lassen sich in unterschiedlichen Relationen miteinander koppeln, wodurch das dargebotene Thema für die verschiedenen Rahmenpläne existierender Schularten, Altersgruppen und Unterrichtsfächer adaptiert angeboten werden kann. „Der Löwe tritt auf“ – ein interdisziplinäres Unterrichtserlebnis Einführung Bildung für unsere Umwelt bedeutet zu allererst Bildung in unserer Umwelt. Der Weg durch den Schweriner Zoo ist einfach: „Immer geradeaus“. Ganz gleich welche der vielen Abzweigungen ein Besucher wählt, gemäß des Kreisprinzips kann er sich nach und nach alle Gehege- und Tierarten erschließen. Die vom Besucher eingeschlagene Route mag durch viele Einflüsse verändert werden, oft sind es jedoch die Augenblicksentscheidungen der Kinder. Ohne den Blick für das Ganze begeistern sie schnell erfassbare Einzelheiten (Bewegungen, Laute, Fütterungen...) und lassen sie ihren Eltern vorauseilen. Dieser „besondere Kinderblick“ wirft jedoch auch überraschende Fragen auf. Welchen Gedanken mag das Kind vor dem Tigergehege wohl nachgehangen haben als es von einer Gruppe junger Karikaturisten des Schliemann-Gymnasiums SN beobachtet wurde? Zeichnung: Schülergruppe Schliemann Gymnasium - Klasse 8 „Ostern im Zoo“ Auf der Suche nach neuen Sichtweisen für die Gestaltung des angestrebten interdisziplinären Unterrichts in der Zooschule SN können derartige „Kinderblicke“ inspirierend wirken. In Analogie zum aufgeführten Zooweg suchen alle zu integrierenden Unterrichtsfächer (Ma/Ph/Ch/Info/En/ Geo/Ku) auf den Seitenwegen nach ihren Schwerpunkten. In folge werden rahmenplanbezogene Fachmodule entwickelt und auf Übereinstimmung mit den Umweltbildungs- und Erziehungszielen der tiergärtnerischen Einrichtung überprüft. Ziel ist es, alle Module auf einem Hauptweg zu vereinen und den Schülern somit einen Einblick in die Ganzheitlichkeit von Lebens- und Schulanforderungen am Beispiel zoospezifischer Möglichkeiten zu verschaffen. Der Auflagedruck „p“ im Tierreich Eine Masse unterliegt auf unserer Erde der auf sie einwirkenden Erdanziehung „g“. Ableitend ist jede ausgeführte Taxis das Ergebnis der Überwindung dieser Anziehungskraft – im Tierreich das Ergebnis des Zusammenspiels zwischen Exo- oder Endoskelettelementen und Muskelarbeit. Im Augenblick des Widerauftritts auf die Erdoberfläche übt der Tierkörper einen Auflagedruck „p“ aus. Ob der Organismus hierbei einsinkt oder den Boden zwischen zwei Schritten nur leicht berührt hängt von mehreren Faktoren ab. Neben 17 der Laufgeschwindigkeit und den Bodenverhältnissen üben vor allem die Größe, Körpermasse und Kontaktfläche des Tieres mit dem Untergrund entscheidenden Einfluss aus. Ein einfacher Ziegelsteinversuch verdeutlicht dies den Schülern eindrucksvoll: Tierbeobachtungen im Zoo lassen erkennen, dass sich die Körpermasse vieler Säuger auf vier Berührungspunkte verteilt. Der Auflagedruck „p“ pro Gliedmaße steht folglich in direkter Proportionalität zu deren Flächenanteil. Um die Auflagefläche einzelner Tierarten zu ermitteln betreten Schülergruppen ausgesuchte Gehege und fertigen von den dort aufzufindenden Spuren Gipsabdrücke an. Fotos: Siegesmund Sollten zeitgleich unterschiedliche Klassen ihren Unterricht in den Zoo verlegt haben, lassen sich diese Momente hervorragend dazu nutzen Videosequenzen mit besonderem Bezug zwischen Schülererlebnis – Unterrichtsanforderung und Zoo- bzw. Umweltstrategien zu erarbeiten. Schüler der Sekundarstufe II müssen den Umgang mit Videoschnittprogrammen erlernen. Im Computerkabinet unserer Zooschule erhalten sie hierfür eine Einführung und erarbeiten im Anschluss eigene Kurzfilme zu den unterschiedlichsten Tierarten. Die jeweilige Auflagefläche der Tiere lässt sich im Annäherungsverfahren durch Übertragen der Gipsspur auf Millimeterpapier ermitteln. Vorgefundene Unterschiede werden an dieser Stelle für die Einführung/ Wiederholung von Chara18 kteristika im Skelettbau verschiedener Säugerarten genutzt: 3. Ordne die im Zoo beobachteten Tierarten den 3 gezeigten Fußskeletten zu und erläutere Beziehungen zu den festge- stellten Fortbewegungsformen und Gehegemerkmalen! Über die, zum Beispiel aus neuen Medien ermittelten Körpermassen lässt sich nun der Auflagedruck „p“ berechnen. Die Ergebnisse ermöglichen eine Diskussion über grundlegende Beziehungen im Tierreich: - z.B.: ►den Zusammenhang zwischen Körpermasse und Auflagedruck ►den Zusammenhang zwischen Skelettbau und Auflagedruck ►den Zusammenhang zwischen Skelettbau und Laufgeschwindigkeit ►den Zusammenhang zwischen Auflagedruck und vorherrschenden Bodenverhältnissen im Biotop ►den Zusammenhang zwischen artgerechter Hälterung und gehegebaulichen Maßnahmen. Zoopädagogik aktuell Im Anschluss vergleichen die Schülergruppen ihre Berechnungsergebnisse miteinander und ziehen Schlussfolgerungen für die mathematische Unterscheidung der Gängertypen. Um ihnen effizientere Möglichkeiten der Datenerfassung und – berechnung zu vermitteln ist im Weiteren die Einbeziehung digitaler Verfahren möglich. So werden z. B. Flächen des eigenen Fußabdruckes im PC-Kabinett eingescannt, deren Größe über Pixelanalyse ermittelt und die Ergebnisse mit den „Tierwerten“ vergleichend diskutiert. In Abhängigkeit von der Altersstruktur können die Schülergruppen die hierfür benötigten Programmstrukturen auch selbst programmieren und für die Datenaufarbeitung verwenden. Die Einbeziehung des Menschen in die Untersuchungstätigkeit der Schülergruppen erweitert die angestrebte Kompetenzentwicklung im Hinblick auf Sozial- und Methodenkompetenz. In der Schule im Grünen werden hierfür Schablonen körpereigener Maße erstellt und mittels spezieller Software ausgewertet. Adaptiv hierzu kann eine Informatikgruppe bei Bedarf die Programmierung einer pixelgestützten Flächenanalyse erlernen und im Anschluss ihr neu erworbenes Wissen anhand interessanter Objekte erproben. Wie an diesem Beispiel ersichtlich, wird die Anwahl der einzelnen Module aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln heraus erfolgen und animiert somit Kollegen der verschiedensten Fachgebiete einen Teil ihres Unterrichts in die tiergärtnerische Einrichtung zu verlegen. In Erfahrung der letzten Jahre besucht ein Schüler unsere Einrichtung im Verlaufe seiner zehn- bzw. zwölfjährigen Schulzeit unter Anwahl fachgebundener Module signifikant häufiger. Sich entwickelnde emotionale Bindungen an „seine Tiere“ werden in verschiedenen Phasen seiner persönlichen Entwicklung adaptiert und von uns für die Herausbildung einer Einstellung zum nachhaltigen Umgang mit Biodiversität besser nutzbar. Zudem erlebt der Schüler die Verwirklichung angestrebter Inhalte und Ziele von Forschungs- und Schutzprogrammen durch die kontinuierlichen Besuche über mehrere Jahre hinweg – die wohl beste Grundlage für viele von ihnen auch später Unterstützung oder gar aktive Hilfe in unserer Umwelt für unsere Umwelt zu leisten. Holger Siegesmund Schule im Grünen/Zoo Schwerin 19061 Schwerin / Waldschulweg 1 [email protected] 19 Von der Katze zum Wolf – Integration von Jungwölfen ins Wolfsrudel des Alpenzoo Innsbruck Eva Oberauer Als 1999 die neue Wolfsanlage des Alpenzoo Innsbruck errichtet wurde, entschloss man sich für den Besatz durch handaufgezogene Wölfe. Der Grund dafür liegt in der speziellen Situation und Lage des Zoos. Zwar ist der Alpenzoo Innsbruck durch seine Lage oberhalb der Hauptstadt von Tirol kein typischer Stadtzoo, doch mit nur 5 ha weist er eine geringe Größe auf, ein Umstand, der sich leider auch in Zukunft nicht ändern wird. Zudem ist die Anlage steil, was vor allem für bauliche Maßnahmen zum Problem werden kann. Die Situation des Alpenzoo spiegelt sich natürlich auch 20 im Wolfsgehege wieder: es befindet sich im abschüssigen Geländeteil des Zoos und ist mit nur 750m² nicht wirklich groß, doch durch eine reiche Strukturierung und Bepflanzung bietet es den Tieren entsprechende Gelegenheiten für den Rückzug und dem Besucher bei mehreren Einsichtmöglichkeiten immer wieder ein neues Bild. Europäische Wölfe gelten als scheue Zootiere. Eine Handaufzucht verringert diese natürliche Scheu gegenüber dem Zoobesucher - der Hauptgrund für eine Handaufzucht. Ein weiterer Vorteil ist die Erleichterung der medizinischen Zoopädagogik aktuell Versorgung (Impfungen, Zahnkontrollen, etc.). Vor allem aber erlaubt die verminderte Scheu dem Besucher, Wolfsverhalten aus nächster Nähe zu beobachten, wodurch ein besseres Verständnis für die Tiere erreicht wird – was speziell für „negativ belegte“ Tierarten wie den Wolf von großer Bedeutung ist. 1999 erfolgte also die Handaufzucht parallel zur bzw. kurz nach der Neueröffnung des Geheges statt. Drei Wolfswelpen, die zwei Männchen Tristan und Jaskov und das Weibchen Shiva, wurden von einer Biologin und damaligen Praktikantin im Alpenzoo, Pascale Jüch, aufgezogen. Alle drei sind Geschwister und stammen aus dem Bayerwald Tierpark Lohberg. Die ersten Wochen verbrachten sie mit ihrer Ziehmutter bei Erik Ziemen, bevor sie im Alter von elf Wochen an einem lauen Sommerabend das Wolfsgehege im Alpenzoo bezogen. Die Aufzuchtsarbeit von Pascale Jüch dauerte bis zum Herbst an, wo sie Innsbruck verließ, um einer anderen Tätigkeit nachzugehen. Bei ihren anschließenden regelmäßigen Besuchen wurde sie aber als „Ziehmutter“ von ihren „Kindern“ immer wieder freudig begrüßt, was vor allem bei den Zoobesuchern großen Anklang fand. Außerdem wurde dieser Kontakt zu den Wölfen für Impfzwecke und zur allgemeinen medizinischen Untersuchung genutzt. Tristan setzte sich als Rudelführer durch, verpaarte sich mit Shiva und sorgte zweimal für Nachwuchs, mit 3 bzw. 6 Jungtieren. Zu Ostern 2006 starb Shiva an einer bakteriellen Erkrankung und der Alpenzoo stand vor einem Problem: er hatte ein „Rudel“ aus zwei erwachsenen männlichen Wölfen, welche mit 7 Jahren noch relativ jung waren. Eine Zusammenführung mit erwachsenen Tieren ist in einem solchen Fall kaum möglich. Doch hatten die beiden Wölfe bereits Erfahrung mit der Aufzucht von Jungtieren. Was wäre also, wenn man zu den beiden männlichen Tieren Jungwölfe gäbe, die von derselben Person aufgezogen wurden? Die Aufzucht würde dieses Mal im Zoo stattfinden. Damit wäre ein regelmäßiger Kontakt von Pascale Jüch zu den Altwölfen während der Aufzucht möglich und somit gewährleistet, dass ein geruchliches wie akustisches Kennenlernen von Jung und Alt schon vor der Integration erfolgen könne. Wir entschlossen uns, diesen Versuch zu wagen. Die drei Jungwölfe der Handaufzucht 2007 kamen aus dem Wildpark Schorfheide und setzten sich aus den beiden Schwestern Rakscha und Rabea und ihrem um 2 Tage jüngeren Halbbruder Rovan zusammen. Im Alter von 2 Wochen kamen die Welpen – mit entsprechender Medienpräsenz - nach Innsbruck und wurden zuerst im Gästezimmer des Alpenzoo aufgezogen. Mit 5 Wochen übersiedelten sie in das ausgediente Gämsengehege, wo sie sich die ersten Tage hauptsächlich im Stallgebäude, das anfänglich auch Pascale bewohnte, aufhielten. Dazwischen besuchte die „Wolfsmutter“ immer wieder die beiden adulten Männchen, die natürlich ein besonderes Interesse am „Babygeruch“ an Pascales Kleidung zeigten. Mit der Zeit wagten sich die Jungwölfe mehr und mehr ins Freie und erregten dabei enormes Interesse bei den Zoobesuchern. Um dem gerecht zu werden, stand Pascale 2 Mal täglich offiziell für Fragen zur Verfügung, was von den Besuchern mit Enthusiasmus angenommen wurde. Am 23. Juli 2007 war es dann soweit: Rovan, Rakscha und Rabea sollten ihr neues Zuhause und ihre neuen Zieheltern kennen lernen. Der erste Kontakt erfolgte durchs Gehegegitter, aber bald gab es nichts mehr, das die Kleinen von den Großen trennte. Bereits nach wenigen Minuten wurden die Neuankömmlinge vom Rudelführer Tristan in ihre neue Welt eingeführt. Die Kleinen schienen dabei zu wissen, wie sie sich wolfstypisch 21 gegenüber dem Alpha-Männchen zu verhalten haben, und zeigten angemessenes Demutsverhalten bzw. wurden von Tristan durch Drohgebärden oder Scheinbisse entsprechend belehrt. Missverständnisse traten keine auf – und somit gab es ein neues, friedliches Wolfsrudel im Alpenzoo Innsbruck. Pascale besuchte weiterhin die Wolfsfamilie, hielt sich jedoch dabei immer etwas im Hintergrund, um Tristans Rolle als Familienoberhaupt nicht in Frage zu stellen. Ihre Besuche bei den Wölfen wurden sowohl von den Besuchern als auch von den Medien - und somit von der lokalen Bevölkerung - mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Selbst „Familientreffen“, welche nach mehreren Wochen oder gar Monaten erfolgten, wurden mit regem Interesse von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Mittlerweile ist Pascale selbst Mutter und kommt nur noch selten nach Innsbruck, um die Entwicklung des Rudels zu verfolgen. Innerhalb der Jungwölfe zeichnet sich bereits eine Rangfolge ab, welche während der Paarungszeit im Frühjahr 2009 an Bedeutung gewinnen wird. Im Augenblick sieht es so aus, als hätte Rabea das Rennen um das Alpha-Weibchen gemacht. Was vermuten lässt, dass Tristan sich mit ihr verpaaren wird, und sie beide als Alpha-Tiere das Rudel im Alpenzoo anführen werden. Man wird sehen… 22 Zoopädagogik aktuell Stressfreier Einsatz von Raubwanzen zur Blutgewinnung bei Zootieren Andre Stadler Der Einsatz der südamerikanischen Raubwanze Dipetalogaster maxima in Zoologischen Gärten An in Zoologischen Gärten gehaltenen Wildtieren kann in den meisten Fällen nicht ohne eine Betäubung oder Fixierung des Tieres eine Blutprobe gewonnen werden. Dieses wiederum bedeutet einen hohen Stressfaktor und ein Narkoserisiko für die zu untersuchenden Tiere. Der Einsatz von Raubwanzen zur Gewinnung von Blutproben stellt eine einfache Methode dar und ist für Mensch und Tier gefahrlos und stressfrei. Dies belegen verschiedene Untersuchungen (u.a. VOIGT et al. 2004). Während bisher die Blutentnahme über Raubwanzen v.a. zum Nachweis von Parasiten bzw. zur Bestimmung von Hormontitern eingesetzt wurde, sollen unsere Untersuchungen überprüfen, ob sich die Raubwanzen der Familie Reduviidae ebenfalls gut zur Bestimmung klinisch relevanter Blut-Parameter bei Zootieren eignen (STADLER et al., 2007). Bei der Insekten-Familie Reduviidae, zu der Dipetalogaster maxima gehört, ernähren sich bei den mehr als 130 Arten der Unterfamilie Triatominae alle postembryonalen Stadien ausschließlich von Blut (LENT & WYGODZINSKY 1979, SCHOFIELD 1994). Diese größten blutsaugenden Insekten 23 besitzen Speichelkomponenten, die eine Reizleitung unterbinden, so dass der Anstich und die bis zu 20 Minuten andauernde Aufnahme von bis zu 3,8 ml Blut vom Wirt nicht wahrgenommen werden (SCHAUB & POSPISCHIL 1995, DAN et al. 1999). Triatominen nehmen das 6-12fache ihres Körpergewichtes an Blut auf, das zunächst in den großen erweiterbaren Abschnitt des Mitteldarmes, den Magen gelangt, durch die rasche Entnahme der wässrigen Blutbestandteile aufkonzentriert wird und – abgesehen von einer Lyse der Blutzellen ca. 3-4 Tage nach Beendigung der Blutaufnahme – unverändert gelagert wird (BAUER 1981, SCHAUB 2001). Triatominen kommen fast nur in Lateinamerika vor, vom Süden der USA bis nach Argentinien, und können dort den Erreger der Chagas Krankheit übertragen, den Einzeller Trypanosoma cruzi (SCHAUB 1996). Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit eingesetzte Art Dipetalogaster maxima findet sich nur in der Nebelwüste auf der Baja California Sur in Mexiko und ist mit 33-42 mm die größte bekannte Triatominen-Art (RYCKMAN & RYCKMAN 1963, LENT & WYGODZINSKY 1979). Wegen der lebensfeindlichen klimatischen Bedingungen sind diese Raubwanzen sehr aggressiv und stechen die Wirte rasch an. Sie saugen an allen warmblütigen Vertebraten, Reptilien und kleinen terrestrischen oder baumlebenden Säugetieren sowie Vögeln und sind im Gegensatz zu den meisten nur nachtaktiven Triatominen auch tagaktiv (RYCKMAN & RYCKMAN 1963, LENT & WYGODZINSKY 1979). Auf Grund dieser Eigenschaften werden sie auch für die Xenodiagnose empfohlen (MARSDEN et al. 1979). Neben der Xenodiagnose werden Triatominen aus Laborzuchten in den letzten Jahren zunehmend als „lebende Spritze“ zur Blutgewinnung von kleinen Vertebraten eingesetzt, bei denen die Entnahme mit einer Kanüle risikoreich ist (VOIGT et al. 2004, 2006, BECKER et al. 2005, THOMSEN & VOIGT, 2006). Diese Methodik war bisher an Fledermäusen (Microchiroptera), Flussseeschwalben (Sterna hirundo), Primaten und Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) u.a. zur Untersuchungen zum Energieaufwand der nektarsaugenden Fledermäusen bzw. zur Hormonanalytik bei Kaninchen erfolgreich eingesetzt worden. In unseren Untersuchungen wurde der Einsatz der Raubwanzen im Zoo mit speziellem Augenmerk auf die veterinärmedizinische Diagnostik und ihrem Einsatz im Zooalltag weiter überprüft. Hierzu wurden zunächst bis zu 23 wichtige Blutparameter aus venös gewonnenem Blut mit den Werten von Blut, das gleichzeitig vom selben Tier über die Raubwanzen entnommen worden war, verglichen. Über die Raubwanzen wurde im Rahmen dieser Arbeit in 24 verschiedenen Zoologischen Gärten das Blut von insgesamt 39 Wirbeltierarten entnommen. Hierzu wurden die Raubwanzen in drei verschiedenen Weisen an die zu untersuchenden Tiere gebracht. Die erste Variante war entsprechend der generellen Praxis bei Xenodiagnosen das Anhalten eines Gefäßes, bei dem die Öffnung mit Gaze verschlossen war, durch die hindurch die Raubwanzen das zu beprobende Tier anstechen konnten. Dies wurde im Zoo bereits erfolgreich vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW, Berlin) bei Primaten eingesetzt (HOFFMANN et al. 2005), wobei die im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen eingesetzten durchsichtigen Plastikbecher keine Vorrichtung zum Fixieren der Raubwanzen enthielten, sondern – wie bei der Xenodiagnose – nur kleine Pappkartons, an denen sich die Tiere frei bewegen konnten, um den Wirt in Verlängerung ihrer Körperachse anstechen zu können, was meistens eine rascheres Anstechen bewirkt als die Verwendung eines Gefäßes ohne Karton (SCHAUB 1990). Vor dem Ansetzen der Gläser wurde mehrmals kräftig in die Gläser geatmet, um die Saugbereitschaft der Wanzen zu erhöhen. Bei der zweiten Variante wurde die Raubwanze direkt auf das Untersuchungsobjekt gebracht. Teilweise wurden die Raubwanzen hierbei, zum erleichterten Wiederfinden, mit weißen Bindfäden markiert. Diese wurden entweder mit Sekundenkleber am Thorax der Raubwanze befestigt oder um selbigen geknotet. Diese Methode wurde u.a. an Okapis und Tapiren eingesetzt. Eine dritte Variation der Positionierung der Raubwanzen ist bei Tieren zu präferieren, die bestimmte Positionen in Ruhezonen einnehmen. Bei ihnen kann unter die Ruhezone eine Schublade mit den Gefäßen der Raubwanzen eingebracht werden. Diese Methode wurde problemlos in den Schlafboxen der Erdmännchen (Suricata suricatta) (STADLER 2005) und bei Sandkatzen (Felis margarita) eingesetzt. Die Schublade wies einen modifizierten Boden auf, der an sechs verschie denen Stellen mit einer Metallgaze verschlossene Öffnungen aufwies. Darunter befanden sich die Plastikgefäße mit den Raubwanzen. Durch die Gaze konnten die Larven an den ruhenden Erdmännchen Blut saugen, ohne dass die Erdmännchen durch die Raubwanzen gestört wurden bzw. ohne dass die Wanzen von den Erdmännchen aufgefressen werden konnten. Die Blutprobenentnahme mit Hilfe von Dipetalogaster maxima beschränkte sich in der Regel auf ca. 10 Minuten. Dadurch scheint die Methode besonders für Tiere ideal zu sein, bei denen eine Blutprobengewinnung nicht ohne Fixieren oder Anästhesieren möglich ist. Gerade selten in Zoologischen Gärten gehaltene Arten könnten hiervon profitieren, z.B. Zoopädagogik aktuell Okapis. Die im Rahmen dieser Untersuchungen erzielten Ergebnisse zeigen, dass sich Blutproben, welche mit Raubwanzen gewonnen wurden, zur Bestimmung der klinisch relevanten Parameter via photo- und potentiometrischer Methoden eignen. Bisher liefert die Blutentnahme über die Wanze sehr viele Vorteile, so dass sie in größeren Stil im Zoologischen Garten eingesetzt werden sollte. Literatur BAUER, P.G. (1981): Ultrastrukturelle und physiologische Aspekte des Mitteldarms von Rhodnius prolixus Stal (Insecta, Heteroptera). Doktorarbeit, PhilosophischNaturwissenschaftliche Fakultät, Universität Basel BECKER, H., VOIGT, C., ARNOLD, J., & NAGEL, R. (2005): A non-invasive technique to bleed incubating birds without trapping: a blood sucking bug in a hollow egg. J. Ornithol. 147, 115-118 DAN, A., PEREIRA, M., PESQUERO, J.L., DIOTAIUTI, L., & BEIROA, P.S.L. (1999): Action of the saliva of Triatoma infestans (Heteroptera: Reduviidae) on sodium channels. J. Med. Entomol. 36, 875- 879 HOFFMANN, H., VOIGT, C.C., & THOMSEN R. (2005): Patentsschrift: DE 102004004066B32005.06.09 Vorrichtung zur minimal-invasiven Blutentnahme bei Tieren mittels blutsaugender Raubwanzen. Deutsches Patent- und Markenamt LENT, H., & WYGODZINSKY, P. (1979): Revision of the Triatominae (Hemiptera, Reduviidae), and their significance as vectors of Chagas disease. Bull. Am. Museum Nat. Hist. 163, 123-520 MARSDEN, P.D., BARRETO, A.C., CUBA, C.C., GAMA, M.B., & ACKERS, J. (1979): Improvements in routine xenodiagnosis with first instar Dipetalogaster maximus (Uhler, 1894) (Triatominae). Am. J. Trop. Med. Hyg. 28, 649- 652 RYCKMAN, R.E., & RYCKMAN A.E. (1963): Loma Linda Univerity’s 1962 expedition to Baja California. Med. Arts Sci. 17, 65-76 SCHAUB, G.A. (1990): Membrane feeding for infection of the reduviid bug Triatoma infestans with Blastocrithidia triatomae (Trypanosomatidae) and pathogenic effects of the flagellate Parasitol. Res. 76, 306-310 – (1996): Auswirkungen der Parasiten auf ihre Vektoren. Nova Acta Leopoldina NF 71, 115-126 – (2001): Kissing bugs. In: MEHLHORN, H. (ed.) Encyclopedic reference of parasitology. Vol. 1 Biology, structure, function. 2nd ed. Parasitology in Focus. SpringerVerlag, Heidelberg, 326-329 – , POSPISCHIL, R. (1995): Chagas (Teil 2) - Epidemiologie, Vektorbiologie und Bekämpfung. Reisemedizin Nr. 2, 19-20 SCHOFIELD, C.J. (1994): Feeding behaviour and bloodmeal digestion. In: SCHOFIELD, C.J. (ed.) Triatominae Biology & Control, Eurocommunica Publications, West Sussex, 37 - 42 STADLER, A. (2005): Einfluß des Geschlechts und psychoneuroimmunologischer Faktoren auf die Parasitierung von Zootieren. Diplomarbeit, Fak. Biol., Ruhr-Universität Bochum STADLER, A., LAWRENZ, A. & SCHAUB, G.A. (2007): Der Einsatz von Raubwanzen zur Gewinnung von Blutproben bei Zootieren. Zeitschrift des Kölner Zoo 50, 163- 173 THOMSEN, R., & VOIGT, C.C. (2006): Non-invasive blood sampling from primates using laboratory-bred bloodsucking bugs (Dipetalogaster maximus; Reduviidae, Heteroptera). Primates 47, 397-400 VOIGT, C.C., FAßBENDER, M., DEHNHARDT, M., WIBBELT, G., JEWGENOW, K., HOFER, H., & SCHAUB, G.A. (2004): Validation of a minimally invasive blood-sampling technique for the analysis of hormones in domestic rabbits, Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha). Gen. Comp. Endocrin. 135, 100-107 VOIGT, C.C., PESCHEL, U., WIBBELT, G., & FRÖLICH, K. (2006): An alternative, less invasive blood sampling collection technique for serologic studies utilizing triatomine bugs. J. Wildl. Dis. 42, 446-469 25 Was zum Teufel sind bloss EEP, ESB und EKG ? Dr. Leopold-Slotta-Bachmayr Die vielen Abkürzungen machen es nicht nur in der Zoowelt schwer, sich zurecht zu finden. Im Hinblick auf internationale Zuchtkooperationen, eines der wichtigsten Werkzeuge eines Zoos, sollten aber auch die Zoopädagogen die wichtigsten Fachbegriffe kennen. Innerhalb der EAZA (European Assoziation of Zoos and Aquaria) existieren sowohl EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm oder European Endangered Species Programme) als auch ESB (Europäische Zuchtbuch oder European Studbook). Koordinierte Zuchtprojekte gibt es allerdings nicht nur in europäischen Zoos sondern auf der ganzen Welt: • EEP – Europäisches Erhaltungszuchtprogramm • SSP – Species Survival Program • JMSP – Joint Management Species Program • APP – African Propagation Program • AMAZOO – Erhaltungszuchtprogramm mittelamerikanischer Zoos • ASMP – Australian Species Management Program • SSCJ- Komitee für Artenschutz in Japan • CACG – chinesisches Erhaltungszuchtprogramm • SZB – brasilianisches Erhaltungszuchtprogramm • IESBP – Indian Endangered Species Breeding Program • SEAZA - südostasiatisches Erhaltungszuchtprogramm Die Aktivitäten zur Erhaltung gefährdeter Arten innerhalb der EAZA werden von den sogenannten TAGs (Taxon Advisory Group) koordiniert. Abbildung 1: Die verschiedenen TAGs innerhalb der EAZA, aufgeteilt nach Wirbeltiergruppen und wirbellosen Tieren. 26 Eine TAG setzt sich aus mehreren Experten, meist Kuratoren, zusammen, die die Grundlagen für den Schutz einer ganzen Artengruppe erarbeiten. In der EAZA existieren derzeit 40 TAGs, die sich in erster Linie mit Vögeln und Säugetieren beschäftigen. Eine TAG zeichnet somit für mehrere Arten verantwortlich, die in unterschiedlichen Programmen organisiert sind. Am Beispiel der Felid-TAG ist ersichtlich, dass sich dieses Expertengremium um insgesamt 17 Arten und zusätzlich 7 Unterarten kümmert, für die je nach Gefährdungsstatus entweder ein EEP oder ein ESP eingerichtet wurde. Tabelle 1: Arten, die in der Felid-TAG betreut werden In den Verantwortungsbereich einer TAG fällt der Regional Collection Plan (RCP). Damit soll gewährleistet werden, dass sich die Zoos im Hinblick auf die gepflegten bzw. präsentierten Arten koordinieren. Es gibt dabei einige Rahmenbedingungen die eine TAG beachten muss: • Die Population in menschlicher Obhut einer Art muss so groß sein, dass sie sich selbst erhält. • Die Größe der Population in menschlicher Obhut richtet sich nach dem vorhandenen Platz in den beteiligten Zoos bzw. notfalls müssen auch zusätzliche Plätze geschaffen werden, um die Überlebensfähigkeit der Population zu garantieren. • Der Gefährdungsstatus der Tierart im Freiland spielt eine Rolle. • Der pädagogische Wert einer Art wird berücksichtigt. Zoopädagogik aktuell • Wie schwierig bzw. wie anspruchsvoll ist es, eine Art zu pflegen? Dazu werden Haltungsrichtlinien (Husbandry Guidelines) erarbeitet. • Wie sieht es mit der Haltung der Art in anderen Regionen aus, die eigene Zuchtprogramme betreiben? Zur Beurteilung des Gefährdungsstatus greifen die TAGs auf die Daten der IUCN (International Union for Conservation of Nature) zurück. Die IUCN führt eine weltweite Rote Liste, aus der der Gefährdungsstatus einzelner Arten abgerufen werden kann. Sie liefert aber auch detaillierte Daten z.B. über die Verteilung gefährdeter Arten in verschiedenen Ländern und erarbeitet zum Schutz von Tier- und Pflanzenarten Actionplans, in denen sowohl der Status einer Art oder Artengruppe, deren Biologie und notwendige Schutzmaßnahmen beschrieben werden. Zusätzlich stellt die IUCN verschiedene Artenschutzwerkzeuge, wie Ein EEP wird von einem Zuchtbuchkoordinator geführt, der einerseits die Daten der enthaltenen Tiere sammelt und andererseits für ein entsprechendes Populationsmanagement sorgt. Zur Erfassung der Einzelindividuen gibt es ein gemeinsames Computerprogramm ARKS (Animal Records Keeping System). Mit Hilfe von ARKS kann die Geschichte eines Individuums von der Geburt bis zum Tod nachvollzogen werden bzw. lassen sich dadurch auch die verwandtschaftlichen Beziehungen der Individuen untereinander nachvollziehen bzw. bestimmen. Abbildung 3: ARKS-Report eines Springtamarins (Callimico goeldii). Das Tier wurde in Chicago geboren und gelangt über Köln nach Wels, wo es im Alter von fast 13 Jahren verstarb. • Richtlinien für die Ausbürgerung von Arten • Leitfaden zur Evaluierung der Risiken beim Aussetzen einer Art • Computerprogramm zur Simulation von Populationsentwicklungen • oder ein Manual zur Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit bei Schutzprojekten zur Verfügung. Zum Schutz einer gefährdeten Art gibt es innerhalb der Europäischen Zoos das EEP. Insgesamt existieren derzeit 172 EEPs, davon betroffen sind in erster Linie Säugetiere. Welches Populationsmanagement letztendlich notwendig ist, hängt von den einzelnen Arten ab. So war es bei Nashörner z.B. nötig die Zuchterfolge zu verbessern. Dazu wurde innerhalb des EEPs ein reproduktives Monitoring durchgeführt um festzustellen, welche Individuen sich überhaupt noch fortpflanzen können. Dann wurden die fortpflanzungsfähigen Individuen zur Stimulation der Zucht ausgetauscht und es wurden Techniken zur künstlichen Besamung entwickelt. Bei anderen Arten, wie z.B. dem Przewalski-Pferd, war es nötig, die genetische Vielfalt zu erhöhen. Das geschah, indem man möglichst entfernt verwandte Tiere miteinander verpaarte. Beim Przewalski-Pferd ist es dadurch gelungen, mit Einführung des Zuchtbuchs den Inzuchtkoeffizienten innerhalb der Gefangenschaftspopulation deutlich zu verringern. Abbildung 2: Der verschiedenen EEPs innerhalb der EAZA, aufgeteilt nach den Wirbeltiergruppen und wirbellosen Tieren. Abbildung 4: Auswirkung von Zuchtbüchern im Tiermanagement. 27 Ist eine Art nicht so extrem gefährdet, dann reicht es oft, zumindest den Überblick über den Bestand in Gefangenschaft zu bewahren. Dazu wird ein Europäisches Zuchtbuch (ESB) eingerichtet. Beim ESB sammelt der Zuchtbuchführer die Daten und macht sie im Zuchtbuch verfügbar. In der EAZA existieren derzeit 165 ESBs. Den Schwerpunkt bilden Vögel und Säugetiere gleichermaßen. Abbildung 5: Der verschiedenen ESBs innerhalb der EAZA, aufgeteilt nach den Wirbeltiergruppen und wirbellosen Tieren. Während es in früheren Jahren im Rahmen der Zuchtprogramme in erster Linie um die Erhaltung und Nachzucht gefährdeter Arten gegangen ist, bekommen nun auch Information und Bildung einen immer größeren Stellenwert. Im Rahmen der amerikanischen Zuchtprogramme gibt es eine sogenannte Education Liaison, bei der Zoopädagogen Erfahrungen, Materialien zur Bewusstseinsbildung bzw. auch für in-situ Projekte einbringen. 28 Beispiele dafür wären die Erarbeitung der „Bunny Basics“ – Basisinformation zur Gruppe der Hasen, die Beträge zu den grundsätzlichen Zielen und Inhalten der Elefanten TAG oder die Erarbeitung von Programmen zum Schutz des Baumkängurus. Auch innerhalb der EAZA wäre es wünschenswert, wenn mehr und mehr Zoopädagogen in einzelnen TAGs oder EEPs Einzug halten. Zoopädagogik aktuell Hund, Katze, Maus – (un)-bekannte fossile Vorfahren heutiger Zootiere aus dem Weltnaturerbe Messel Dr. Renate Rabenstein Mit den Säugetierfossilien aus dem Weltnaturerbe Grube Messel wurde auf der zoopädagogischen Verbandstagung 2008 (Wuppertal) auf Einladung von Martina Schürer erstmals ein paläontologisches Thema vorgestellt. Zusammen mit der Messelausstellung im Senckenbergmuseum, die die Fossilien nach Lebensräumen präsentiert, und dem Frankfurter Zoo bildet die nur 20 km südlich von Frankfurt gelegene Fundstätte eine sehr gute thematische und räumliche Kombination ausserschulischer Lernorte. Die Messeler Fossilien eignen sich durch ihr mit 47 Mio. Jahren relativ junges Alter, ihre Ähnlichkeit mit rezenten Lebewesen und ihre hervorragende Erhaltung ausgezeichnet für pädagogisches Arbeiten mit Schülern wie Erwachsenen (Rabenstein 2006, 2007). Wirbeltiere aus dem Welterbe sind häufig als vollständige und zudem artikulierte Skelette überliefert. In Verbindung mit Weichteilkonturen („Hautschatten“ = durch fossilisierte Bakterien nachgezeichnete Federn, Haare und Haut, z.B. Flughaut der Fledermäuse) und Mageninhalt erlauben sie detaillierte paläoökologische Aussagen (Übersicht s. Koenigswald & Storch 1998, Vernissage 2005). Die berühmten Messeler Säugetiere dokumentieren die weltweit erste Radiation dieser Gruppe nach dem Aussterben der Dinosaurier und sind mit bisher 45 Arten aus den Lebensräumen Land, Wasser und Luft beschrieben (Morlo et al. 2004). Für einen fossilen Lebensraum ist dies eine hohe Anzahl. Trotzdem ist ein Fossilrekord naturgemäss immer lückenhaft, so dass z.B. bis heute keine katzenartigen Raubtiere, wohl aber andere Messeler Carnivoren bekannt sind (s.u.). Der Titel trägt daher der Tatsache Rechnung, dass die Grube Messel aufgrund ihrer Säu- getierfossilien im Dezember 1995 zum ersten und bis heute einzigen Weltnaturerbe Deutschlands ernannt wurde und berücksichtigt zugleich, dass die Mehrzahl der Zoobesucher vor allem an Säugetieren interessiert sind. Weit über 30.000 Fossilien von Pflanzen, wirbellosen Tieren und Wirbeltieren wurden bisher in Messel geborgen, präpariert und katalogisiert. Überliefert wurden sie in einem weichen, mit dem Messer schneidbaren Gestein, dem sog. „Ölschiefer“ (geologisch: Schwarzpelit). Beschrieben sind 74 Pflanzenfamilien (Wilde 2004), 20 Ordnungen von Wirbellosen (Wedmann 2005) und 132 Wirbeltierarten (Morlo et al. 2004). Alle Klassen der Wirbeltiere sind vertreten: Fische (8 Arten), Amphibien (5), Reptilien (31), Vögel (43) und Säugetiere (45). Aus den Fossilien und den geologischen Befunden (Felder und Harms 2004) wird ein kleiner, tiefer See inmitten eines tropenähnlichen Urwaldes rekonstruiert. Morphologisch und klimatisch vergleichbare und vor allem anthropogen unberührte Lebensräume gibt es heute nur noch auf der indonesischen Insel Sumatra (Rabenstein et al. 2004). Vor 47 Mio. Jahren (frühes Tertiär, genauer Eozän: Zeitalter der Morgenröte nach der griechischen Göttin Eos) lebten im damals tropisch-warmen Deutschland bekannte und unbekannte Vorfahren heutiger Zootiere. Von den 12 Ordnungen Messeler Säugetiere (Morlo et al. 2004) bestehen die meisten bis heute, rein fossil sind die Creodonta (Scheinraubtiere; s.u.). Unter den 25 nachgewiesenen Messeler Säugetierfamilien haben sieben auch rezente 29 Vertreter, 18 sind lediglich fossil bekannt. Die nachfolgend vorgestellte Auswahl von 12 der 45 Messeler Säugetierarten und ihre Gliederung in fünf Kategorien basiert auf eigenen langjährigen zoo- und museumspädagogischen Arbeiten (Führungen, Lehrerfortbildungen etc.). 1. „Vertraute Exoten“: Die habituelle Zuordnung zwischen den vollständig überlieferten Skeletten der Fossilien bzw. der 3D-Rekonstruktion und heutigen Lebewesen gelingt paläontologischen Laien problemlos. - Eomanis waldi (Schuppentier, Manidae): GL (= Gesamtlänge) ca. 50 cm, alle Schlüsselmerkmale heutiger Schuppentiere: zahnloser Unterkiefer aus dünnen Knochenspangen, Vorderextremitäten kräftige Grabhacken, dachziegelartige Hornschuppen; älteste und vollständigste fossile Schuppentiere; rezente Verbreitung: tropisches Afrika und Südostasien; äusserst selten in Zoos (Nahrungsspezialist), nicht in Frankfurt. - Eurotamandua joresi (Ameisenbär, Myrmecophagidae): GL ca. 90 cm, Unikat in hervorragender Erhaltung, einziger, ältester und vollständigster Fossilnachweis ausserhalb von Südamerika; zahnloser, spangenförmiger Unterkiefer, röhrenförmiger Schädel, kräftige Vorderextremitäten mit ausgeprägtem Mittelfinger; rezent nur in der Neotropis; häufig in Zoos, auch in Frankfurt. - Europolemur kelleri („Messeler Halbaffe“ †, Notharctidae): katzengroßer Halbaffe, Fragmente von vier Individuen, darunter zwei Männchen (Farbabbildungen s. Rabenstein & Habersetzer 2007; PDF per Internet); nächste Verwandte: Lemuridae aus Madagaskar, häufig in Zoos, auch in Frankfurt. 2. Säugetiere ohne direkte Nachfahren: Vermutungen zur Lebensweise der komplett, teilweise sogar mit Fellumriss („Hautschatten“) überlieferten Fossilien erfolgen vor allem über die Körperform. Aufgrund ihrer hervorragenden Erhaltung sind diese Messeler Fossilien bereits für die Primar- und Eingangsstufe geeignet (Rabenstein 2007; PDF per Internet, dort alle Fossilen in Farbabbildungen). 30 - Buxolestes piscator („Messelotter“, Pantolestidae †): GL ca. 80 cm, Knochenfortsätze am Schädel und an der Schwanzwurzel sprechen für eine für schwimmende Säugetiere charakteristische starke Nacken- und Schwanzmuskulatur, bisher keine Überlieferung von Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen, Mageninhalt: u.a. Fischreste; Otterarten häufig in Zoos, auch in Frankfurt. - Kopidodon macrognathus („Urhuftier“, Paroxyglenidae †): GL ca. 120 cm, baumlebendes Säugetier mit speziellen Kletteranpassungen: Sichelkrallen, große Beweglichkeit der Extremitäten in Schulter- und Hüftgelenk, Drehbarkeit von Unterarm und Unterschenkel; nach dem buschigen Schwanz von Laien oft als „Rieseneichhörnchen“ bezeichnet; baumlebende, kleinere Hörnchen häufig in Zoos, auch in Frankfurt. - Pholidocercus hassiacus („Hessischer Schuppenschwanz“, Amphilemuridae †): GL ca. 40 cm, entfernter bodenlebender Verwandter der Igel mit rezent unbekannten Schutzanpassungen: namensgebende Röhre aus kleinen, überlapAbb. 1: Vollständig überliefertes Skelett mit Mageninhalt (bei der Präparation für die wissenschaftliche Untersuchung entnommen) von Leptictidium nasutum (Holotypus). Kombiniert nach verschiedenen Publikationen. Fundstück: SMF-ME 1143. Foto: S. Tränkner, Zeichnung: A. Helfricht, © Senckenberg, Messelforschung. Zoopädagogik aktuell penden Knochenplättchen um den Schwanz, Rückenfell aus steifen Borsten, Hornplatte oder ledrige Stirnschwiele; Igel: allgemein bekanntes Säugetier. 3. Säugetiere mit rezenten Pendants: Anatomisch-morphologische Vergleiche zwischen fossilen und rezenten Säugetieren mit vergleichbarer Lebensweise erlauben wissenschaftliche Rückschlüsse zu Aussehen, Ernährung und sogar zur Echoortung der Messeler Fledermäuse, die auch Laien nachvollziehen können. - Leptictidium nasutum (kein Trivialname, Pseudorhyncocyonidae †; Abb. 1): GL ca. 75 cm, sehr kurze Vorder-, aber lange, kräftige Hinterbeine, extrem langer Schwanz (45 cm); funktionsmorphologische Interpretation als wendiger zweibeiniger Läufer (keine rezenten Säugetiere) oder Hüpfer (Wüstenspringmäuse, Känguruhs); afrikanische Rüsselhündchen (Rhynchocyon spp.) dienten als Vorlage für die Gesamtrekonstruktion und Animation („Die Erben der Saurier“, BBC 2002); selten in Zoos, Rhynchocyon chrysopygus ehemals in Frankfurt (Zool. Garten Frankfurt 1993). - Heterohyus nanus ( „Messeler Langfinger“, Apatemyidae †): GL ca. 31 cm, Anpassungen an die Erbeutung von holzlebenden Insekten: 2. und 3. Finger stark verlängert, charakteristisches Gebiss mit großen Schneidezähnen; rezent: Daubentonia madagascariensis (Aye Aye, Fingertier; Halbaffe aus Madagaskar): 3. und 4. Finger stark verlängert, reduziertes Gebiss mit großen Schneidezähnen, ebenso rezent: Dactylopsila trivirgata (Beuteltier aus Papua Neuguinea): 4. Finger stark verlängert, vergrößerte Schneidezähne; sehr selten in Zoos, D. madagascariensis aber in Frankfurt. - Palaeochiropteryx tupaiodon („Kleine Messeler Fledermaus“, Palaeochiropterygidae †): GL ca. 8 cm, Spannweite: 25-30 cm, kleinste Messeler Fledermaus, Flughaut und Ohrmuscheln als Hautschatten überliefert, aufgrund erhaltener Mageninhalte insectivor, Nachweis der Echoortung durch mikro-radiologische Untersuchungen der Gehörschnecke (Cochlea); vergleichbare Echoortung rezent: südamerikanische, vorwiegend frugivore (!) Carollia pers- picillata (Brillenblattnase; Farbabbildungen und Literatur s. Rabenstein & Habersetzer 2007; PDF per Internet); häufig in Zoos, auch in Frankfurt. 4. Säugetiere der Ordnung Rodentia: Unter den Nagetieren gab es vor 47 Mio. Jahren und gibt es auch rezent Tiere ganz unterschiedlicher Körpergröße. Die Zuordnung erfolgt anhand der charakteristischen wurzellosen Nagezähne (besonders gut sichtbar im Röntgenbild). - Masillamys beegeri („Messelmaus“, Ischyromyridae †): GL ca. 40 cm, davon 20 cm Schwanz, kurze Extremitäten deuten auf Bodenleben; vergleichbar große bodenlebende Nager häufig in Zoos, auch in Frankfurt. - Ailuravus macrurus („Riesenmaus“, Alagomyidae †): GL ca. 100 cm, davon 60 cm Schwanz, am Ende buschig behaart; baumlebend aufgrund von Kletterkrallen und Mageninhalt (Blätter von Bäumen), Schwanz dient als Steuerorgan bei Sprüngen im Geäst; rezent: indomalaiische Riesenhörnchen (Ratufa spp.), selten in Zoos. Abb. 2: Jungtier von Lesmesodon behnkeae (Holotypus) als vollständiges Skelett mit Hautschatten, Umzeichnung des komplett überlieferten Skeletts und wissenschaftliche Rekonstruktion, wobei selbst das Fellmuster auf Rezentuntersuchungen basiert. Kombiniert aus Morlo & Habersetzer (1999). Fundstück: HLMD Me 15566. Foto: S. Tränkner, Skelettzeichnung: M. Morlo, Zeichnung: G. Eder, © Senckenberg, Messelforschung 31 5. Säugetiere der Ordnung Creodonta † (Scheinraubtiere): In Messel belegt sind bisher je zwei Arten der Ordnungen Carnivora (Raubtiere; Paroodectes feisti, Messelogale kessleri; alle Funde fragmentarisch) und Creodonta (Scheinraubtiere; Lesmesodon behnkeae, L. edingeri). Hervorragend erhalten und daher für den Vergleich zwischen wissenschaftlicher Rekonstruktion und Fossil besonders gut geeignet (Rabenstein 2006) ist davon - Lesmesodon behnkeae („Messeler Scheinraubtier“; Abb. 2): GL ca. 45, Holotypus, neue Gattung und Art (Morlo & Habersetzer 1999), Jungtier, Vertreter der ausgestorbenen Creodonta (= Schwestergruppe der Carnivora), bodenlebend; rezenter Ökotyp: marderartige Säugetiere, häufig in Zoos, auch in Frankfurt. Ausblick Messeler Fossilien eignen sich durch ihre aussergewöhnlich detaillierte Erhaltung und ihr mit ca. 50 Mio. Jahren relativ junges Alter bestens für paläontologisch-pädagogisches Arbeiten. So gelingt die Klassifizierung ausgewählter Fossilien nach selbstdefinierten Kriterien wie z.B. Systematik oder Lebensraum ohne Vorkenntnisse Kindern und Erwachsenen (Rabenstein 2006). In akkreditierten Lehrerfortbildungen, die seit 2006 regelmässig von der Autorin in Zusammenarbeit mit der Bertha Heraeus und Kathinka Platzhoff Stiftung (http://www.bhkp-stiftung.de) durchgeführt werden, erfolgt zur Zeit die Erarbeitung spezifischer Unterrichtsmaterialien zum senckenbergischen M4-Projekt (Geologie, Urpferdchen, Halbaffe, Fledermaus; Rabenstein & Habersetzer 2007; PDF per Internet). Mittelfristig sollen weitere Unterrichtsmodule für fossile, später auch rezente Tiere und Pflanzen des Welterbes (Rabenstein 2000-2004, unpubl.) ausgearbeitet werden. Frankfurt bietet durch die räumliche Nähe von Senckenbergmuseum, Zoo und Palmengarten für den Unterricht optimale Voraussetzungen: Derzeit kann nur hier der Messeler Langfinger mit dem rezenten Ökotyp, dem sehr selten in Zoologischen Gärten lebenden Fingertier, direkt verglichen werden. Dabei kann künftig die „klassische“ Zusammenarbeit (= Ringprogramme) zwischen Zoo, Palmengarten und Senckenbergmuseum durch BioFrankfurt, das Netzwerk für Biodiversität, 32 (http://www.biofrankfurt.de) auch ganz andere, neue Adressaten erreichen. Literatur: Literatur auf Anfrage von der Autorin <Renate. [email protected]> Adresse der Autorin: Dr. Renate Rabenstein Messelforschung Forschungsinstitut Senckenberg Senckenberganlage 25 D-60325 Frankfurt/Main <[email protected]> Zoopädagogik aktuell „Auf Tuchfühlung“ - ein Schlüssel für den Unterricht im Zoo Joachim Haßfurther Projektwochen mit dem Taubblindenzentrum in Hannover Wombat, Tapir, Elefant und Gespenstschrecke. Man kann Die Zooschule Hannover organisiert 120 Projektwochen pro Jahr für Grund- und Förderschulen. Eine besondere Bedeutung haben die Wochen im Zoo mit Schwerstbehinderten, wie z.B. mit taubblinden Schülern aus dem Deutschen Taubblindenwerk, die 4 mal für je eine Woche mit 2 Gruppen direkt an Tieren im Zoo unterrichtet werden. Diese Zusammenarbeit besteht seit über 30 Jahren und ist im äußeren Rahmen standardisiert worden: nicht verallgemeinern, welche Tierarten für den Unterricht geeignet sind, da Handaufzuchten, Dressur, Zahmheit bestimmter Haustierrassen wesentliche Faktoren sind, die von der Zooschule nicht vorhersagbar sind. Terminabsprachen mindestens 2 Jahre im voraus Inhaltliche Absprachen (Behinderungsgrad der Schüler, Unterrichtsform, Auswahl der Tiere) mit sämtlichen Pädagogen und Erziehern eine Woche vorher im Taubblindenzentrum Einige Tage im voraus Absprachen mit den Tierpflegern Die Auswahl der Tiere hat sich in den vielen Jahren stetig verändert. Über 30 Tierarten sind bisher für den Unterricht verwendet worden, z.B. neben den typischen Streicheltieren Meerschweinchen, Ziege, Pferd auch Walross, Königspython, Eine Unterrichtsform ist die praktische Arbeit im Zoo in Tierställen, z.B. in Ziegen- oder Rinderställen. Zu den Lernzielen gehören die Kontinuität über mehrere Tage zu 33 erfahren, die bei der Pflege von lebenden Tieren nötig ist, Verbesserung der körperlichen Motorik, Learning by Doing und die Erfahrung, was Tiere für Bedürfnisse haben. Auch der Angstabbau bei den Schülern ist wesentlicher Teil der Lernziele, wobei bei den behinderten Schülern dies zumeist erst nach Tagen einsetzt und sichtbar wird. Die Unterrichtsmethoden sind einerseits sehr vielfältig, aber andererseits gibt es einige Grundmuster: • Kontaktaufnahme durch Füttern der Tiere • Streicheln von Jungtieren • Annäherung an Tiere über eine Absperrung hinweg, so dass Rückzug jederzeit möglich ist • Vormachen der Kontaktaufnahme (Schüler hält Lehrerhand, die streichelt) • Der vertraute Lehrer des Taubblindenzentrums führt den Unterricht durch Weitere Lernziele sind • Ertasten der Körperproportionen, der Oberflächenstruktur • Entdecken der Wärme, bzw. der Kälte des Tieres • Fühlen des Herzschlages • Wahrnehmen des Geruchs der Tiere und des Futters • Der Schüler soll selbstbewusster werden • Der Schüler soll seinen Erlebnishorizont erweitern An Hand einer Bildauswahl werden diese didaktischen Überlegungen deutlich gemacht. 34 Zoopädagogik aktuell Die erfolgsorientierte Zooschule als Wirtschaftsfaktor des Zoos Osnabrück Achim Speer Die Zooschule des Osnabrücker Zoos wurde im Jahre 1976 ins Leben gerufen. Ihre Leitung liegt seit dem in den Händen des/der Zoodirektors/in. Seit einigen Jahren gibt es einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, der sich auch um die Zooschule kümmert. Die Lehrkräfte arbeiten auf Honorarbasis. Es gibt z.Zt. 3 Stammkräfte, die seit mehreren Jahren dabei sind und auch fast zu jeder Zeit und zu jedem Thema eingesetzt werden können. Die Anzahl der weiteren Kollegen schwankt zwischen 5 - 10; es handelt sich hier hauptsächlich um PädagogikStudenten (Biologie) und Dipl. Biologiestudenten. Die Kollegen sind aufgrund ihres Studiums nicht immer greifbar und stehen nach Beendigung ihres Studiums meist nicht mehr zur Verfügung. An Räumlichkeiten stehen z. Zt. ein veralteter Hörsaal aus dem Anfangsjahr und ein umgebautes Tierhaus zur Verfügung. Beide werden selten genutzt, der Unterricht spielt sich hauptsächlich an den Gehegen oder in den Tierhäusern ab. Die neue Geschäftsleitung plant im Neubau des Eingangsbereichs einen Unterrichtsraum. Einzugsbereich ist Norddeutschland. Ca. die Hälfte der Schüler kommen aus der Stadt oder dem Landkreis Osnabrück. 1/3 der Schulklassen reisen aus dem Raum Minden, Detmold, Herford, Bielefeld sowie Gütersloh an. Eine gute Entwicklung ist aus Richtung Oldenburg, Wilhelmshaven, Leer, Emden und Aurich zu beobachten. Die Zooschule arbeitet bei der Erfassung der Schulklassen mit dem Postleitzahlensystem. Nach Auswertung der Ergebnisse wurden und werden durch gezielte Maßnahmen in den einzelnen Regionen die Besucherklassenzahlen gesteigert. Eine ständige Erweiterung des Themenangebotes und die Differenzierung auf die verschiedenen Altersstufen wirkt sich positiv auf die Schülerzahlen aus. Spezialangebote wie Basteln, Tonen, Unterricht in Englisch oder Blindenführungen runden das Angebot ab. Bei dem häufigen Lehrkräftewechsel ist es notwendig, ständig neue Kollegen mit einer gezielten Ausbildung auf die Zooschularbeit vorzubereiten. Hierzu wird in den Wintermonaten ein Grundlagenprogramm angeboten. Den Erfolg der Zooschularbeit dokumentieren die Schülerzahlen. Waren es 1986 knapp 6.000 Schüler, konnten 2002 17.500 Schüler registriert werden. Der Kracher war das Jahr 2003. Die Einbeziehung der Kirche durch unsere kaufmännische Geschäftsleitung im Jahr der Bibel führte dazu, dass knapp 25.000 Schüler die Zooschule besuchten. Das entsprach einer Steigerung von über 40 %. Allen war klar, dass dieses Ergebnis kurzfristig nicht zu toppen ist. In punkto Werbung lief in den ersten Jahren lediglich die sogenannte „Mund- zu Mundpropaganda“, die Anfang der 80er-Jahre durch die „Zooschulmitteilungen“ im Umkreis Osnabrücks ergänzt wurde. Die Einführung der „Grünen Freikarte“ für alle Zooschulschüler erwies sich als eine Motivation, den Zoo noch einmal mit den Eltern zu besuchen. Diese Freikarte berechtigt den Zooschulschüler in Begleitung eines zahlenden Erwachsenen den Zoo noch einmal kostenlos zu besuchen. Diese Möglichkeit wird durchschnittlich von 20 % der Schüler in Anspruch genommen, was durch den Erwachseneneintritt zu weiteren Einnahmen führt. Im Jahr 2000 wurden 1.600 Schulen in Norddeutschland angeschrieben. Den Erfolg dieser Aktion versuchen wir mit dem Postleitzahlensystem zu messen, um dann mit gezielten Aktionen sogenannte „weiße Flecken“ zu bearbeiten. Klassen aus sogenanntem „Zooschulneuland“ (weiße Flecken) werden von einem erfahrenen Pädagogen betreut, der nach erfolgreichem Unterricht mit dem/der Klassenlehrer/ in ein Informationsgespräch hinsichtlich der weiteren Möglichkeiten des Zooschulunterrichts führt. Grund hierfür 35 ist hauptsächlich immer noch die Mund- zu Mundpropaganda der Lehrer untereinander. 2007 führten wir eine Befragung aller Zooschulen unter dem Motto „Ihre Meinung ist uns wichtig“ durch. Gefragt wurde, wie es den Schülern gefallen habe, ob der Zooschulunterricht in der Schule vorbereitet worden sei, bzw. ob er nachbesprochen würde. Des weiteren wollten wir wissen, ob das Angebot der Zooschule erneut wahrgenommen wird. 270 Klassen haben unsere Fragen beantwortet. Das Ergebnis war durchweg positiv. Es gab einige sinnvolle Verbesserungsvorschläge, an denen gearbeitet wird. Die Kritikpunkte „Zu schnell erklärt“ und „Das Thema wurde nur am Rand behandelt“ resultieren ziemlich sicher aus den Stoßzeiten (vor den Sommerferien), nämlich dann, wenn die Anmeldungen nicht mehr alle von dem ausgebildeten Pädagogenteam abgedeckt werden können und noch nicht fertig ausgebildete Kräfte eingesetzt werden. 2008 haben wir eine weitere Befragung begonnen. Erfasst werden sollen jetzt alle „Zooschulverweigerer“. Hier versprechen wir uns ein interessantes Ergebnis, welches wir dann gezielt bearbeiten werden. Neben dem Werbeeffekt - sehr viele Schulen werden durch den Zoopädagogen zu weiteren Zoobesuchen animiert - ist die Zooschule auch finanziell für den Zoo interessant. Bei einem Klassenschnitt von ca. 25 Schülern und einem Zooschulpreis von 6,00 € (incl. Eintritt) wird pro Klasse 150,00 € eingenommen. Ein Rücklauf von 20 % „Grüne Freikarten“ bedeutet ca. 50,00 € Einnahme durch den Erwachseneneintritt. Dem gegenüber stehen Verwaltungskosten und die Honorare für die Zoopädagogen, die z.Zt. zwischen 19,00 und 30,00 € liegen. 36 Zoopädagogik aktuell Privat geht’s auch die Heidelberger Zooschule berichtet Dr. Arndt Löwenberg Die Bildung eines ehrenamtlich geführten gemeinnützigen Vereins war Mitte 2004 die einzige Möglichkeit, die Pädagogik im Heidelberger Zoo zu retten. Da der Zoo die Stelle eines Zoopädagogen nicht mehr weiter tragen konnte, musste der Verein die benötigten Mittel selbst erwirtschaften. Der Bericht legt dar, mit welcher Struktur dies bewältigt werden konnte. Von Null auf Hundert „Als einziger hatte der Heidelberger Zoo noch nie eine pädagogische Einrichtung“, stellte Rosl Kirchshofer in einem Bericht zum Stand der Zoopädagogik im Jahre 2000 fest [1]. Eine solche Ausgangslage stellt, so komisch es klingen mag, einen Idealfall dar. So konnte bei allen Angeboten, die seit der Gründung der Zooschule im September 2000 entwickelt wurden, darauf geachtet werden, dass sie einen gewissen Ertrag erbringen. Heidelberg hat früh auf den Einsatz von Zoobegleitern gesetzt, die bereits aufgrund der Vielzahl ihrer Einsätze höhere Summen erwirtschaften. Beginnend mit dem Frühjahr 2000 konnte das Team der InfoRanger weiter vergrößert werden, das bereits seit dem Jahr 1998 im Zoo aktiv ist [2]. Als Zoobegleiter bieten sie Kindergeburtstage und Erwachsenenführungen an, sind aber mit vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten auch bei Kinderfesten und anderen Zooangeboten aktiv. Mittlerweile liefert die Gruppe, die auf 40-45 Personen angewachsen ist, mit über 1.700 Ein- 37 sätzen den größten Anteil der zoopädagogischen Angebote (siehe www.initiative-zooerlebnis.de). Im Jahr 2007 konnten wir über 17.500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in kleinen Gruppen durch den Zoo begleiten bzw. in Programmen betreuen. Um die Qualität der Zoobegleiter zu sichern, wurde ein Stufensystem entwickelt. Zunächst kann jeder Interessent bei den regelmäßigen Schulungen und Weiterbildungen teilnehmen. Nach der mehrmaligen Teilnahme an Rundgängen geschulter Info-Ranger darf der Neuling die ersten Kindergeburtstage selbst anbieten. Durch die Teilnahme an spezielleren Angeboten kann er sich mit der Zeit immer neue Kompetenzen zulegen. Mittlerweile hat sich eine Struktur von Spezialisten entwickeln, die für bestimmte Angebote, z.B. Behindertengruppen, Schulklassen, Ganztagesangebote usw. zugelassen sind und das Angebot selbst leiten dürfen. Nur in bestimmten Bereichen, wie zum Beispiel zur Begleitung von Schulklassen, setzen wir ausschließlich ausgebildete Biologen, Lehramtsstudierende und Lehrer ein. Die Angebote selbst besitzen standardisierte Abläufe mit Themen, die deutlich von anderen Angeboten abgegrenzt sind. Geschulte Info-Ranger können sich ihr Material selbst zusammenstellen und das Programm eigenständig anbieten. Zur Einhaltung der Termine ist jeder Ranger selbst verantwortlich. Wer z.B. für einen Termin verhindert ist, sucht ohne die Verwaltung zu bemühen eigenständig nach Ersatz. Der Info-Ranger bzw. Zooschullehrer erhält sofort nach seinem Einsatz von der Zookasse sein Geld. Er erhält eine so genannte Ausbildervergütung, die bis zu einem Freibetrag von Euro 2100,- pro Jahr steuerfrei ist. Der Empfänger hat die Beträge eigenständig beim Finanzamt zu melden und ggf. selbst zu versteuern. Verwaltungsaufwand minimal Der Trägerverein der Heidelberger Zooschule, die Initiative Zooerlebnis e.V., wurde aufgrund seiner Bildungsarbeit als gemeinnützig anerkannt. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich, er ist unter anderem mit dem Direktor und dem kaufmännischen Geschäftsführer des Zoos besetzt. Nur so kann die enge Verzahnung gewährleistet werden, die für die gemeinsame Arbeit wichtig ist. Die finanzielle Verwaltung des Vereines ist naturgemäß über die Organe des Vorstandes organisiert. Da die Einnahmen über die Zookasse eingehen, liegt die Kontrolle des täglichen Zahlungseinganges ebenfalls bei der Zooverwaltung. Die Leitung der Zoopädagogik besteht aus einer Vollzeitstelle, einer halben Stelle, einer Mitarbeiterin mit Tarifgleitzone sowie einer Helferin im „Freiwilligen ökologischen Jahr“. 38 Fazit Die Menge und Vielfalt der Angebote konnte sich nur entwickeln, da wir ein unkompliziertes Buchungssystem, Ticketvorverkauf, einen Newsletter, eine informative Homepage und aktuelle Flyer anbieten. Mit intelligenten Sponsoring-Ideen und einem Schwerpunkt auf der Arbeit mit behinderten Menschen wurden wir im letzten Jahr als offizielles Projekt der UNESCO-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Mit dem beeindruckenden Einsatz des Vorstandes, der Mitarbeiter und der Zoobegleiter konnten wir im ersten Halbjahr 2008 sogar den Umbau eines alten Restaurants zu einer neuen, größeren Zooschule bewerkstelligen. Literatur [1] Kirchshofer, R. (2000): Zum Stand der Zoopädagogik in deutschsprachigen Ländern- Ergebnisse einer Umfrage von 1996. Begegnung Zoo 9, 5- 12 [2] Reichler, S. (2002): Der Einsatz von Volontären als effektive Art der Kommunikation im Zoo. In: Gansloßer, U. (Hrsg.) Zoopädagogik 183- 193 Zoopädagogik aktuell “Hilfe für Kermit” Startkampagne zur Amphibienkrise Susanne Lechner 39 40 Zoopädagogik aktuell Artenschutz und Umweltbildung am Naturschutzzentrum Bruchhausen Karin Blomenkamp am Beispiel des Projektes zur Rettung der Geburtshelferkröte Photos: Susan Walker; Peter Janzen Wo einst die Schüler der Umgebung in Deutsch, Geschichte und Mathematik unterrichtet wurden, stehen heute ganz andere Themen auf dem Stundenplan. Die umgebende Landschaft und die Einrichtungen des Naturschutzzentrums selbst, bieten sich an für Entdeckungen und Erfahrungen im Wald, in Obst- und Feuchtwiesen, in einer Sandgrube oder zum „Tümpeln“ im naturnahen Garten. Eine wichtige Zielsetzung in dem Konzept der Umwelterziehung dieser Einrichtung ist die Abwendung vom blinden Aktionismus und eine Hinführung zu differenziertem Denken in ökologischen Zusammenhängen. Das heißt konkret, junge wie alte Besucher des Naturschutzzentrums sollen in Bezug auf den Natur- und Umweltschutz nicht nur ein Handlungsbedürfnis, sondern auch die erforderliche Handlungskompetenz entwickeln. Zu den zahlreichen umweltpädagogischen Aktivitäten in Bruchhausen zählen u.a. regelmäßige Führungen und Vorträge für naturbegeisterte Bürger, Exkursionen und Unterrichtsgänge für Schulklassen sowie Projekte im Bereich der Offenen Ganztagsschulen, Betreuung von Facharbeiten im Biologieunterricht, Ausrichtung von Kindergeburtstagen und Ferienprogrammen, Kooperation mit anderen Umweltbildungsinstitutionen, Organisation von Kinder- und Jugendgruppen im Freizeitbereich und vieles mehr. Im Naturschutzzentrum Bruchhausen wird nicht nur über die Belange der Natur geredet, sondern es werden vor allem tatkräftig naturschutzfachlich fundierte Schutzprojekte entwickelt und durchgeführt. Das wechselseitige Miteinander von ökologischen Konzepten und umweltpädagogischen Programmen macht die besondere Authentizität und den ganzheitlichen Ansatz der Arbeit dieser Naturschutz- und Bildungseinrichtung aus. So wird in Bruchhausen ein wesentlicher Beitrag zum Artenund Biotopschutz im Kreis Mettmann geleistet. Einen besonderen Schwerpunkt im Bereich des Artenschutzes bildet derzeit das Projekt „Rettung der Geburtshelferkröte“. Die Geburtshelferkröte ist im Raum Niederberg vom Aussterben bedroht. Hauptursache hierfür ist die Zerstörung ihrer Lebensräume. Ursprünglich lebte diese Art an unverbauten Bach- und Flussufern mit großflächigen Blockschutthalden, Kolken und Geschiebetümpeln. Diese natürlichen Lebensräume sind in unserer „aufgeräumten“ und „begradigten“ Landschaft nahezu völlig verschwunden, so dass die Geburtshelferkröte bei uns nur noch in Biotopen aus zweiter Hand lebt. Solche so genannten Sekundärbiotope für die Geburtshelferkröte sind vor allen Dingen Steinbrüche und andere Abgrabungen. Aber auch in diesen Lebensräumen aus Menschenhand ist ihr Fortbestand nicht dauerhaft sicher. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde am Naturschutzzentrum Bruchhausen in Kooperation mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann eine Initiative zur Rettung der Geburtshelferkröte gestartet. Es gilt durch entsprechende Pflegemaßnahmen und Nutzungskonzepte die einstigen Lebensräume der Geburtshelferkröte wieder herzustellen und die Lebensbedingungen für die noch bestehenden 41 „Restbestände“ zu optimieren. So muss auch für die Verbreitung und Erhaltung dieser Art eine Hilfestellung durch den Menschen gegeben werden. Am Naturschutzzentrum Bruchhausen wird zu diesem Zweck eine Station zur geschützten Vermehrung der Geburtshelferkröte betrieben. Hierzu wurde eine Freilandanlage mit optimalen Lebensbedingungen für die Tiere entwickelt. Durch das Ausschalten bzw. die Kontrolle der möglichen Fressfeinde, von Krankheiten und durch ausreichend Nahrung in diesem Bereich können höhere Zahlen von fortpflanzungsfähigen Nachkommen erzielt werden als in der freien Natur. Ein Teil der so gewonnenen Nachzuchten wird zur Wiederansiedlung in geeigneten Lebensräumen verwendet. Unterstützt wird die Arbeit am Naturschutzzentrum durch das Jugend-forscht-Team des Helmholtz-Gymnasiums in Hilden. Eine Anschubfinanzierung wurde durch das Land Nordrhein-Westfalen geleistet, so dass dieses bedeutsame Artenschutzprojekt überhaupt erst ermöglicht wurde. Glücklicherweise findet dieses Projekt sehr viel positiven Zuspruch und die Zahl der Kooperationspartner und Mitstreiter steigt beständig. Inzwischen gibt es neben der engen Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden des Kreises Mettmann und der Stadt Wuppertal auch gemeinsame Projekte mit dem Wuppertaler Zoo. Im Zoo Wuppertal wurde im Rahmen dieser Schutzkampagne der Wassergraben der neuerrichteten Löwenanalge so gestaltet, dass hier ein idealer Lebensraum für die Geburtshelferkröte entstanden ist. Durch die Ansiedlung von Kaulquappen aus der Aufzuchtstation des Naturschutzzentrums läuft hier nun ein Pilotprojekt zur dauerhaften Ansiedlung dieser Art auf dem Zoogelände. Am Beispiel des Projektes zur Rettung der Geburtshelferkröte wird deutlich, dass Naturschutzarbeit nur durch ein Miteinander vieler engagierter Institutionen und Personen erfolgreich sein kann. Ansprechperson: Karin Blomenkamp Naturschutzzentrum Bruchhausen Bruchhauser Str. 47-49 40699 Erkrath Telefon: 02104-797989 Fax: 0210439821 Email: [email protected] Homepage: www.naturschutzzentrum–bruchhausen.de 42 Photos: Susan Walker; Peter Janzen Zoopädagogik aktuell Die Amphibienkrise – Stand der Aktivitäten Ruth Dieckmann, Lothar Philips Im März 2006 auf der mittlerweile traditionellen gemeinsamen Sitzung der Vorstände der Zooverbände im Wildpark Schwarze Berge bei Hamburg kam die Idee auf ein gemeinsames Naturschutzprojekt durchzuführen. Ziel war, dass Zoos in der Öffentlichkeit als aktive Naturschutzorganisationen wahrgenommen werden. Beteiligt an diesem Treffen waren VDZ, BdZ, DTG, DWV, GdZ und VZP (Zoodirektoren, Tierpfleger, Tierparkgesellschaft, Wildgehegeverband, Zooförderer und Zoopädagogen). Die Idee fand allgemein Anklang und man ging auseinander mit der Hausaufgabe, auf dem nächsten Treffen konkrete Vorschläge zu machen. Im Juni 2006 auf der VDZ-Tagung in Wuppertal hielt Dr. Alex Rübel, der Direktor des Zoo Zürich einen aufrüttelnden Vortrag „Das Schweigen der Frösche“, in dem er auf die Amphibienkrise aufmerksam machte. Sofort war allen am Treffen in Schwarze Bergen Beteiligten klar, dass die Amphibienkrise drängend war und ein gemeinsames Vorgehen geradezu herausforderte. Im September 2006 auf der WAZA-Tagung in Leipzig wurde dann Amphibian Ark, die Kooperation der IUCN und WAZA (Weltnaturschutzorganisation und Weltzooverband) begründet. Nach Vorbereitung und Absprache der beteiligten Verbände kam es dann unter Leitung der WAZA im Juni 2007 in Chemnitz zum ersten Amphibienkurs. (Das ist jetzt die absolute Kurzfassung, wer’s genauer wissen will oder sich übergangen fühlt, guckt bitte unter: http://www.waza.org/ conservation/frog_pages.php?id=1, gell Lieber E.) Der 124 seitige Verhandlungsbericht dieses Amphibienkurses liegt mittlerweile (wie im Vortrag versprochen) allen Verbandsmitgliedern vor, deshalb spare ich hier den Bericht über Chemnitz aus. Erwähnt werden muss jedoch, dass sich in Chemnitz OZO, Zoo Schweiz, Stiftung Artenschutz und DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde) dem gemeinsamen Amphibienprojekt der Zooverbände im deutschsprachigen Raum anschlossen (auf die Gefahr hin, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt, spreche ich ab hier über das „WAZA-Amphibienprojekt im deutschsprachigen Raum“, kurz „WAZA-Amphibienprojekt“). Im Oktober 2007 startete die EAZA auf ihrer Jahreshauptversammlung in Warschau die Amphibian Alarm Campaign. Wie alle EAZA-Kampagnen wird auch diese nur ein Jahr laufen. Im November 2007 erklärte AArk (Amphibienark) das Jahr 2008 zum YOTF (Year of the Frog, Jahr des Frosches). Die meisten am WAZA-Amphibienprojekt beteiligten EAZAZoos beteiligen sich auch an der EAZA-Kampagne und nutzen sie als Einstieg in das langfristige WAZA-Amphibienprojekt. Ziele dieses Projekts sind einerseits der Amphibienschutz sowohl lokal wie global, andererseits aber auch das Zooimage: Zoos sollen von der Öffentlichkeit als aktive Naturschutzorganisationen wahrgenommen werden. Gleichzeitig soll dem Publikum die enge Kooperation der Institutionen verdeutlicht werden. Geplante Maßnahmen: eine gemeinsame Öffentlichkeitskampagne, Teilnahme an der EAZA Amphibian Alarm Campaign, Start des WAZA-Amphibienprojekts im deutschsprachigen Raum. Das WAZA-Amphibienprojekt verfolgt insbesondere folgende Ziele: Schulung von Tierpflegern (erster Kurs hat im Februar in 43 Köln stattgefunden, weitere sind in Vorbereitung), ex-situ Zucht von Amphibien in den beteiligten Institutionen, viele haben mit der Amphibienhaltung begonnen, einige haben ihre Haltungen ausgebaut, Unterstützung von in-situ Maßnahmen durch Fachleute aus den beteiligten Verbänden vor Ort, lokal: Schutz heimischer Arten, Schaffung von Lebensräumen für Amphibien in den Zoos, Kooperation mit örtlichen Naturschutzorganisationen, finanzielle, technische, personelle Unterstützung, global: Fundraising, Spenden für AArk sammeln. Ferner wurde in Chemnitz vereinbart, dass für die pädagogischen Aspekte des Projekts Stiftung Artenschutz und VZP verantwortlich sein sollen. Das umfasst die Bereiche: Information, Übersetzung der Info- Packs EAZA,WAZA (StA), Koordination EAZA Kampagne(StA), Infobroschüre (StA/VZP), Unterrichtsmaterialien (VZP), Lehrerfortbildungen (Zooschulen). Die Übersetzung der Infopacks ist erfolgt. Die Informationsbroschüre soll gleichzeitig zu Informationsund Bildungszwecken genutzt werden können. Zielgruppe der Broschüre sind neben der Klientel der Zooschulpädagogik alle interessierten Lehrkräfte der Primar- und Sekundarstufe I, Multiplikatoren des Arten-, Natur- und Umweltschutzes, engagierte Personen im Amphibienschutz, Vertreter außerschulischer Umweltbildungseinrichtungen etc. (Da die Broschüre derzeit [August 2008] in der Endredaktion ist und allen Mitgliedern des Verbandes zugehen wird, spare ich mir hier die Einzelheiten). Der spezifische unterrichtliche Einsatz des Materials wird durch fertige Arbeitsblätter erleichtert. Diese Arbeitsblätter werden ständig ergänzt und können von den Hompages des VZP, der WAZA, Stiftung Artenschutz, Kölner Zoo downgeloadet werden. (Alle sind herzlich eingeladen ihre 44 Homepages zu verlinken bzw. die Arbeitsblätter direkt auf ihren Seiten zum Download anzubieten. L.P. Der Kölner Zoo setzt sich auf verschiedenen Ebenen für die Amphibien ein. In Vietnam betreiben wir schon länger Naturschutzaktivitäten für Amphibien, ein Ausbau der Räumlichkeiten hinter den Kulissen des Aquariums ermöglicht nun auch verstärkt in situ-Zuchtbemühungen. Doch wollten wir unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf tropische Amphibien richten, sondern auch im lokalen Bereich tätig werden. Gemeinsam mit dem NABU Stadtverband Köln, einem Kooperationspartner, mit dem wir schon lange gut zusammenarbeiten, und in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde (ULB) initiierten wir ein Naturschutzprojekt „vor der Haustür“ im Norden Kölns, dem Nüssenberger Busch. In diesem Landschaftsschutzgebiet müssen Amphibienbiotope gepflegt und teilweise neu angelegt werden. Neben unserem aktiven Engagement wollen wir den Zoobesuchern die kritische Situation Amphibien näher bringen. Auch von den 21 heimischen Amphibienarten sind zwei Drittel akut gefährdet. Deshalb haben wir eine Ausstellung mit lebenden heimischen Amphibien eingerichtet. Dafür wurde im hinteren Bereich des Insektariums ein neuer Schauteil mit Terrarien geschaffen, die von einem dahinter gelegenen Gang versorgt und gepflegt werden. Um die Besucher für die Thematik zu gewinnen, setzten wir Frosch-Cartoons ein, die uns vom Zoo Zürich zur Verfügung gestellt wurden. Das Ausstellungsplakat zeigt einen Froschkönig mit dem Ausspruch „Haste mal’n paar Kröten?“ und verweist schon auf verschiedene Dimensionen: Zum einen soll Geld für Amphibienprojekte gesammelt werden, zum anderen wird um Aufmerksamkeit für die heimischen Amphibien geworben: „Haste mal Zeit für Kröten?“, „Haste auch ‚’nen Frosch im Garten“ sind Spielarten des Leitspruchs, Zoopädagogik aktuell die auf Anstecknadeln oder „Satellitenschildern“ (s.u.) zur Geltung kommen. Durch weitere Cartoons werden die Besucher dann in den eigentlichen Ausstellungsbereich geführt. Die komplexe Problematik des Amphibiensterbens wird so auf anschauliche und humorvolle Weise angesprochen. (Ausstellungsplakat, verschiedene Cartoons/ Tafeln) Begleitend zur Ausstellung weisen wir im Zoo auf weitere Orte hin, an denen es Amphibien zu sehen gibt (Kamelgraben, Tropenhaus). Diese Stationen sollen als Satelliten die Ausstellung flankieren. So wurde in Zusammenarbeit von unseren Gärtnern und Mitarbeitern des NABU ein künstlicher Teich im hinteren Bereich des Zoos angelegt. Dieser Teich soll als „Modellteich“ den Besuchern zeigen, was bei der Anlage eines amphibiengerechten Teiches beachtet werden sollte. Auch der Botanische Garten macht mit unserem „Satellitenschild“ auf „seine“ heimischen Amphibien und die Ausstellung im Zoo aufmerksam. Um das „Jahr des Frosches“ über die Ausstellung hinaus lebendig zu machen, wurden zahlreiche pädagogische Maßnahmen initiiert. So fanden bereits zwei Fortbildungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer statt, die die Bedeutung des Themas für den Schulalltag verschiedener Schulformen und Jahrgangsstufen und Methoden der Aufarbeitung aufzeigten. Der VZP hat zahlreiche Materialien zu Amphibien entwickelt und im Internet eingestellt (www.vzp.de; www.zoo-koeln. de). Die Zoobegleiter des Kölner Zoos entwickelten ein Programm „Amphibien-Botschafter“ für Schulen und Kindergärten. Mit lebenden Amphibien und Reptilien, zahlreichen Anschauungsmaterialien und Tonbeispielen besuchen sie Schulklassen und Kindergärten und vermitteln den Kindern die faszinierende Lebensweise der Amphibien, ihre Bedrohung und Möglichkeiten, auch für Schulen und Kindergräten, sich für heimische Amphibien zu engagieren. Im Zoo selbst finden an drei Sonntagen Aktionstage unter dem Motto „Froschkönig und Co.“ statt. Mit einem Laufpass werden Stationen über den ganzen Zoo verteilt angelaufen, an denen es Wissenswertes über das Leben und die Bedrohung der heimischen und der tropischen Amphibien zu erfahren gibt. Spezielle Führungen stellen die ansonsten wenig beachtete Welt der Lurche in den Vordergrund. Der NABU stellt seine Amphibien- und Reptiliengruppe vor und gibt Tipps zur Anlage amphibiengerechter Teiche und weitere Möglichkeiten des Engagements für heimische Amphibien. R.D. Unten: Gemeinsam mit dem NABU renaturieren Mitarbeiter des Kölner Zoos den “Nüsseberger Busch”. Erste Amphibien sind wieder da. 45 Die Prinzessin mit der goldenen Kugel - oder Frösche bringen Glück Katrin Matthieu Man muss viele Frösche küssen, bevor man einen Prinzen trifft Möglichkeiten eines kleinen Zoos, sich an der Amphibienkampagne nachhaltig zu beteiligen am Beispiel des Naturschutz-Tierparks Görlitz Folgende Aktionen hat sich der Naturschutz-Tierpark Görlitz 2008 im Rahmen der Amphibienkampagne vorgenommen: 1. Spenden und Unterschriften sammeln Dafür wird im Heimtierraum des Naturschutz-Tierparks Görlitz ein Informationsstand mit Frosch – Spendenbüchse eingerichtet. Die Petition liegt aus. Schon an der Kasse des Naturschutz-Tierparks Görlitz sollen die Besucher auf die Amphibienkampagne mit Hilfe einer Ausstellung aufmerksam gemacht werden. 2. Terrarien für Amphibien Für diese Arten werden passend zur inhaltlichen Ausrichtung des Tierparks Terrarien neu eingerichtet. Am lebenden Objekt kann dem Besucher diese Tiergruppe am besten vorgestellt werden. 3. Gemeinschaftsprojekt mit dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft Geplant sind folgende Aktivitäten: Öffentlichkeitsarbeit für ein Naturschutz-Projekt zur Erhaltung der Amphibien im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft. Um Nachhaltigkeit zu erreichen, soll dieses Projekt über das Jahr 2008 hinaus verfolgt werden. 4. Exkursion zur Krötenwanderung ins Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, entlang des Krötenzaunes bei Steinölsa, gemeinsam mit den Mitarbeitern des Biosphärenreservates, die seit Jahren am Krötenzaun die Amphibien zählen. Nachtexkursion zu den Fröschen ins Teichgebiet KrebaNeudorf 5.Öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Amphibienkampagne a) Auf dem Veranstaltungsplan des Tierparks spiegelt sich das Thema als Jahresthema des Tierparks wieder. „Gequake“ im Naturschutz-Tierpark Görlitz 2008 24. März 10.00 – 12.00 Auf der Suche nach Oster- und Stallhase mit Mistkarrenrennen der Storchianer, Start der Aktion „Krötenretter gesucht!“ Chinesische Rotbauchunke Bombina orientalis Fotos: Axel Gebauer 5. April 9.00 – 12.00 Wanderung zur Krötenwanderung : die Tour der Kröten in Steinölsa 20. April 14.30 – 17-00 Eine Ruine für stachlige Gesellen Einweihung des neuen Stachelschweingeheges, ein Terrarium für tibetische Kröten Krokodilmolch Tylototriton verrucosus Schwarznarbenkröte Bufo melanosticus 46 12. Mai 14.30 – 17.00 Storchis für die Kröten für die Storchis, Storchianertreffen, Froschkonzert, „Die Prinzessin mit der goldenen Kugel“ Zoopädagogik aktuell 25. Mai 10.00 – 12.00 Ein aktionsreicher Spaziergang Sachsenweiter Frühlingsspaziergang mit Schülern in die Froschwelt 29. Mai 9.00 – 16.00 Froscholympiade zum Internationalen Kindertag 14. Juni 20.00 – 24.00 Froschexkursion in das Oberlausitzer Teichgebiet zum GEO-Tag der Artenvielfalt 20. September Frösche bringen Glück! Theater mit Kindern, die Nacht der Storchilinos zur Langen Nacht der Museen 28. September Der Tag der Krötenretter, die schönste Kröte Sachsens, Vorstellung der besten Kröten-Rettungsaktionen b) Aktion: Storchis für die Kröten für die Storchis Zum 50. Geburtstag des Naturschutz-Tierparks Görlitz 2007 wurde, entsprechend dem Logo des Tierparks ein „Werbevogel“ kreiert, der Storchi. Dieser wurde von Handwerkern der Region aus Holz hergestellt. Von Firmen, Einrichtungen und Privatpersonen gekauft, gestalteten häufig Kindergärten oder Schulen diesen Holzvogel wunderschön. Die Storchis wurden in den Einrichtungen, in der Stadt und für längere Zeit im Tierpark ausgestellt. Besucher des Tierparks konnten 2007 den schönsten Storchi küren. Für den kleineren Geldbeutel wurden „Storchilinos“ – die Miniaturausgabe des Storchis zum Kauf angeboten. Da diese Aktion eine sehr gute Resonanz hatte, sollen Storchis und Storchilinos 2008 für die Amphibien werben. Der Verkaufserlös von jedem 2008 verkauften Storchi und Storchilino kommt der Rettung der Amphibien zu gute. Jeder kann seinen Storchi –oder Storchilino- Rohling ganz individuell gestalten und bis zum 5. Mai im Naturschutz-Tierpark Görlitz abgeben. Wer einen Storchi erwirbt, kann diesen aber auch am 12. Mai zum Storchenfest gemeinsam mit den Besuchern des Tierparks kreativ bearbeiten. Die Storchis bleiben bis zum Zootag (28. September) im Tierpark. Die Storchis und Storchilinos werden vom 12. Mai (Storchenfest) bis 28. September (Zootag) im NaturschutzTierpark ausgestellt und am Zootag besonders gewürdigt. c) Aktion: Krötenretter gesucht Jeder (Einzelpersonen, Schulklassen, Gruppen, Betriebe, Vereine, Institutionen), der zwischen dem 24. März (TierparkFrühlingsfest) und dem 28. September (Deutscher Zootag) den Kröten und Fröschen ganz praktisch, ideell oder finanziell auf die Sprünge hilft, wird „Krötenretter“! Dafür muss man die Aktion formlos und kurz mit Foto, kurzer Beschreibung, Ort und Zeit der Aktion dokumentieren und diese Dokumentation im Tierpark abgeben. Jede Rettungsaktion wird im Tierpark präsentiert, in dem sich mit jeder Aktion ein Froschlaich- Ei nach dem anderen an der im Naturschutz-Tierpark Görlitz angebrachten symbolischen Froschlaichkette in Frösche verwandelt. Auf den Fröschen werden die Hilfsaktion und die beteiligten Akteure benannt. Am 28. September 2008, zum Zootag im Naturschutz-Tierpark Görlitz, erhält jeder Lebensretter für die gelungen Rettungsaktionen einen Krötenretterbutton und eine Krötenretterurkunde. So könnte den Kröten beispielsweise geholfen werden: ·einen Gartenteich lurchgerecht anlegen, d.h. keine Fische einsetzen, die den Laich fressen, · eine Wildwiese anlegen oder einheimische Gehölze pflanzen, die den Nahrungstieren der Frösche (Insekten) helfen, ·Kompost- oder Totholzhaufen zum Verstecken und Überwintern anlegen, · Amphibien aus Gruben, Kellern, von Straßen etc. retten, · Krötenzaunaktionen unterstützen, ·Straßen mit vielen überfahrenen Amphibien der Naturschutzbehörde melden, · zur Überwindung der Amphibienkrise eine Spende einzahlen, dazu vielleicht sogar eine Sammelaktion in der Schule oder Behörde oder anderen Einrichtung durchführen, · für die Amphibien werben, indem Sie z. B. in Schulen und Einrichtungen Informationstafeln anbringen. In Form des Flyers „Storchis für die Kröten für die Storchis“ werden die Aktionen unter 2. und 3. beworben. d) Aktion: Froscholympiade Die „Froscholympiade ist ein für Kinder erarbeitetes Stationsprogramm zum Thema einheimische Froschlurche. Stationen: 1. Froschsprung (Wie springt ein Frosch und warum kann er so weit springen?) 2. Froschlurch – Memory (Kennen lernen der einheimischen Froschlurch – Arten) 3. Erdkröten – Huckepack (Warum klammern sich die Männchen an die Weibchen?, Warum tun das Erdkröten schon 47 auf dem Weg zum Laichgewässer?) 4. Wir quaken, um uns zu finden (Vorstellung der verschiedenen Froschlurchstimmen per CD) 5. Das Hüpfen der Origami – Frösche (Basteln von Springfröschen) 6. Verwandlungsstation (Arbeitsblatt zur Metamorphose) 7. Tarnung (Welche Papierfrösche sind leichter zu finden, die grünen oder die roten?) Vor der Durchführung erhält jedes Kind einen Krötenretterausweis. Wurde eine Station erfolgreich absolviert, bekommen die Kinder einen Stempel in ihren Ausweis. 8. Forschlurch-Memory, ein interaktives Spiel im Heimtierraum des Tierparks und als Tischspiel zum Kennen lernen der einheimischen Froschlurcharten. Spielregel: Die Karten sind auszuschneiden, an der Linie zwischen Foto und Text zu falten und zusammen zu kleben. Die Karten werden gemischt und mit der Frageseite nach oben auf den Tisch gelegt. Bevor eine Karte umgedreht wird, muss die Frage beantwortet werden. Danach wird die Karte umgedreht, so dass jeder Mitspieler erkennen kann, ob die Frage richtig oder falsch beantwortet wurde. Wurde die Frage falsch beantwortet, wird die Karte wieder mit der Frageseite nach oben hingelegt und der nächste Mitspieler wählt eine Karte aus. Wurde die Frage richtig beantwortet, sucht sich der Mitspieler die zu dem Tier passende 2. Frage und dreht die Karte um. Stimmen die Karten überein, erhält der Spieler das Kartenpaar und darf weiterspielen. Stimmt es nicht überein, ist der nächste Mitspieler dran. Gewonnen hat der Mitspieler, welcher die meisten Kartenpaare aufweisen kann. Spielkarten siehe: Amphibienkampagne NTP Memory. Cdr 9. Froschkurse für Schulklassen 48 Beispiel 1 Nach dem Spielen des Froschluch-Memories lässt sich folgende Aufgabe sehr gut lösen: Grafik: Knopek&Clauss Welche Froschlurch-Arten leben bei uns? Ergänze die Tabelle! Danach löse das Rätsel! Das Lösungswort sagt Dir, mit welchem Titel Du Dich ab sofort bezeichnen darfst! Beispiel 2 Achtung Krötenwanderung! Rettet uns an den Straßen durch: Zoopädagogik aktuell Rätsellösungen 10. „Die Prinzessin mit der goldenen Kugel“ oder „Frösche bringen Glück“. Das Märchen vom Froschkönig kennen alle, doch was vermittelt das Märchen über Frösche? „Was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei seinesgleichen und quakt, und kann keines Menschen Geselle sein...“ „ Da fing die Königstochter an zu weinen, sie fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren getraute, und der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte.“ Heute würde sich die Geschichte ganz anders zutragen: Zu Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, Feen und Elfen durch Wälder tanzten und Tiere die Sprache der Menschen sprechen konnten, lebte ein König mit seiner Frau und seinen drei Töchtern. Nun trug es sich eines Tages zu, dass die Prinzessin wieder mit ihrer goldenen Kugel am Teich spielte. Es war schon Herbst. Überall lösten sich die gelben und roten Blätter von den Ästen, der Wind trug sie zum Wasser und dort schwammen sie dann wie Schiffchen über den Teich. Gerade warf Sophie die Kugel wieder in die Luft, da sah sie die Elfen zwischen den herabschwebenden Blättern tanzen. Nie hatten sie sich so herrlich und so schnell gedreht wie an diesem Tag und in diesem Moment. Und wie ihr Blick auf die Feen und Elfen fiel, vergaß sie ihre Kugel und sie rollte in den Teich. Der Teich aber war tief und das Wasser kalt. Und die Elfen und Feen konnten ihr nicht helfen, ihr Zauber reichte nicht in das Wasser hinein. So verlor Sophie die goldene Kugel, mit der sie am liebsten gespielt und die ihr einst ihr Vater geschenkt hatte. Alles hätte sie getan, um sie wiederzubekommen. Traurig blickte Sophie ins Wasser, ihre goldene Kugel aber sah sie nicht. Doch auf einem Seerosenblatt erblickte sie zwei Frösche, die sie musterten. Sophie mochte Frösche überhaupt nicht. Für sie waren sie nichts anderes als unnütze, schleimige Teichbewohner. Es widerstrebte ihr sehr, doch sie überwand sich und fragte die beiden zögernd: „Wer seid ihr?“ „Wir sind harmlose Seefrösche“, antworteten sie nur. „Und wie heißt ihr?“, wollte Sophie wissen. Der etwas größere Frosch von beiden antwortete: „Ich heiße Susi und mein Freund heißt Siggi. Wir haben gesehen, dass dir deine goldene Kugel ins Wasser gefallen ist.“ Mit flehenden Augen sah Sophie die beiden an: „Bitte, bitte liebe Frösche im See, könnt ihr mir die Kugel vom Grunde des Teiches holen? Ihr werdet auch reich belohnt werden!“ Aber Susi und Siggi benötigten keinen Reichtum aus Gold und Silber. Und doch halfen sie Sophie und tauchten unter. Sie schwammen zum Grund des Teiches und bemühten sich, die Kugel nach oben zu schaffen. Doch sie war viel zu schwer. So kehrten sie mit leeren Händen an die Wasseroberfläche zurück. „Gibt es nicht noch mehr Frösche im Teich, die beim Tragen helfen könnten?“, fragte die Prinzessin enttäuscht. „Jetzt im Herbst sind die anderen Frösche auf dem Weg in ihre Winterquartiere. Sie verstecken sich an Orten, wo Frost nicht hingelangen kann, zum Beispiel in Erdlöchern oder Laubhaufen“, antwortete Susi. „Die meisten unserer Verwandtschaft leben in zwei Welten, im Herbst und Winter an Land wie du und im Frühling und Sommer im Wasser. „Im Frühjahr ist alles ganz anders, da bekommen wir immer Besuch von unseren Verwandten, die den Winter an Land verbracht haben.“ Und so zählte Seefrosch Siggi alle seine Verwandten auf: Willi und Winzig, die Kleinen Wasserfrösche, Tina und Toni, die Teichfrösche, Moni und Manni, die Moorfrösche, Gala und Gerd, die Grasfrösche, Wanda und Walter, die Wechselkröten, Emma und Eduard, die Erdkröten, Karla und Karl, die Kreuzkröten, Kosima und Klaus, die Knoblauchkröten, Rita und Richard, die Rotbauchunken und dann noch Lotti und Lothar, die Laubfrösche. Da staunte Sophie: „Ihr seid aber eine große Familie!“ „Ja“, meinte Siggi, „und wenn Du willst, dass sie dir im Frühjahr helfen, deine goldene Kugel vom Grund des Teiches zu holen, solltest du sie im Frühjahr alle persönlich bitten.“ Das kann ich nicht, antwortete Sophie enttäuscht, ich kann euch doch gar nicht auseinander halten!“ Tränen rannen über ihr Gesicht dass es einen erbarmen konnte. So bekamen die beiden Seefrösche Mitleid und tuschelten ein wenig miteinander. Dann versprachen sie Sophie: „Keine Sorge, dabei wir werden dir helfen! Wenn du Lust hast, schauen wir uns gemeinsam unser Zauberbuch mit unserer Froschverwandtschaft an.“ „Präge du dir nur unsere Namen und Besonderheiten gut ein, dann kannst du unsere Verwandten im Frühjahr herzlich begrüßen und sie freundlich fragen, ob sie dir helfen, deine goldene Kugel aus dem Teich zu holen.“ „Im nächsten Jahr, wenn der Frost vorbei ist, werde ich eure Familie kennen lernen und meine goldene Kugel wiederbekommen!“, rief Sophie den Seefröschen erfreut zu. Doch deren Blick erfüllte sich mit Sorge und sie wandten ihre 49 Gesichter von ihr ab. „Wenn sie nur alle wieder zum Teich kommen. So viele haben dieses Jahr den Weg zu unserem Teich nicht geschafft. Tim und Tom, Karola und Knut, Ella, Gerti und Lilo, sie alle haben wir in diesem Jahr nicht gesehen.“, erklärte Siggi. „So viele nicht?“ Sophie war fassungslos. „Ihr habt euch doch wohl nicht zerstritten!“ „Oh nein!“, erwiderte Susi. „Wir quaken viel durcheinander, das ist wahr, aber wir kommen gut miteinander aus. Viele unserer Verwandten sind ja nur für kurze Zeit im Teich.“ „Also wollen eure Verwandten euch im Frühjahr im Teich besuchen, aber sie können nicht!“ „Oh ja, sie möchten nur zu gern in den Teich kommen, doch es ist nicht leicht für sie, den Weg hier her zurückzulegen. Auf ihrer Wanderung lauern viele Gefahren! Und der Weg bis in den Teich ist für so einen kleinen Frosch ganz schön lang! Hunderte von Metern müssen wir laufen. Erdkröten wandern manchmal 3 km! „Sophie, wie weit musst du vom Teich bis nach Hause ins Schloss laufen? Ist dein Weg gefährlich?“, fragte Susi. Sophie stellte sich den Weg vor: „Ich muss durch den Rosengarten hindurch. Wenn es dunkel ist, sehe ich nicht, wie sie in den Weg hinein ragen. Und so kratzen mich dann manchmal ihre Dornen. Dann muss ich eine Strasse überqueren, den so einige halsbrecherische Kutscher befahren. Die Königin sagt mir immer, dass ich sehr aufpassen soll, damit ich nicht überfahren werde.“ Liebe Sophie, wenn du uns hilfst, sicher über die Straße zu kommen, werden dir die Frösche, Unken und Kröten sich auch helfen, deine goldenen Kugel aus dem Teich zu holen. Wenn die Frösche glücklich im Teich angekommen sind, ist Paarungszeit! Plötzlich bewegt sich etwas im Wasser, dass aussieht wie Perlenketten oder -haufen. Das ist Laich und in diesem Laich entwickelt sich ein Keimling. Es wackelt in diesen Perlen... Nach einiger Zeit verlassen die Keimlinge die Eihülle. Die Perlen gehen kaputt und viele kleine Kaulquappen schwimmen durch das Wasser. Weil das Wasser im Teich Zauberwasser ist, verwandeln sich diese kleinen Wesen und werden größer. Doch ganz so einfach ist diese Verwandlung vom Ei zum Frosch nun auch nicht... Die Kaulquappen leben gefährlich. Nicht nur, dass sie von Insektenlarven, wie denen des Gelbrandkäfers gefressen werden, nein, sie müssen auch vor den Goldfischen flüchten, die Sophie jedes Jahr in den Teich setzt! Wenn Sophie ihre goldene Kugel wiederhaben will, muss sie ihre Goldfische in eine anderen Teich setzen. Das muss wohl der königliche Gärtner übernehmen. Aber Sophie hilft mit, 50 einen Teich für die Goldfische einzurichten. Dreimal hat Sophie nun den Fröschen geholfen. Dafür bekommt sie eine Krötenrettermedaille! Außerdem sind jetzt so viele Frösche im Teich, dass sie Sophies größten Wunsch erfüllen können. Sie holen gemeinsam die goldene Kugel vom Grund des Teiches. Sophie bekommt von Siggi und Susi einen Orden für ihre Hilfe für die Frösche und zeigt sie fortan stolz allen, die noch nicht wissen, was sie tun können, um den Fröschen zu helfen und erklärt es ihnen dann. Und wenn sie nicht gestorben ist, so geht sie noch heute durch die Welt auf der Suche nach neuen, unerschrockenen Krötenrettern. Seitdem weiß Sophie: Frösche bringen Glück, nicht nur der Prinzessin mit der goldenen Kugel Aquarelle: Ulrike Heyne Zoopädagogik aktuell Teilnehmer der Tagung Vorname Name Nicole Bachmann Sabine Bartel Kerstin Bartesch Erwin Bastian Roy Bäthe Dr. MartinBecker Sylvie Bonne Gaby Borg Ina Brockmann Ruth Diekmann Christian Dienemann Angelika Eilting Dr. Elmar Finke Katja Follert Angelika Forker Dr. Frank Georgi Anette Gerth Silvia Geser Brigitta Gines Roger Graf Katja Grube Andreas Haeser-Kalthoff Joachim Haßfurther Georg Hastenrath Julia Haubs StephanieHeinzelmann Dr. Andreas Heldstab Michael Henke Renate Hofmann Keike Johannsen Renate Jungkeit Karsten Jungkurth Barbara Kaiser Tamara Kalmbach Irmtraud Katzur Ralf Dietmar Klaus Udo Kleinschmidt Lore Köhler BrunhildeKonradt Wolfgang Krause Rainer Kuhfeld Brigitta Küppers Susanne Lechner Hans Lichei Sven Lorenz Dr. Arndt Löwenberg Katrin Matthieu Beate Moenikes Christina Neuenhagen Eva Oberauer Christina Obermayr Elke Ogrissek Einrichtung Zoo Basel Zoo Am Meer Bremerhaven Tierpark Hellabrunn München Zoo Hannover Thüringer Zoopark Erfurt Opel-Zoo Kronberg Parc Merveilleux Luxemburg Zoo Krefeld Tierpark Nordhorn Zoo Köln Zoo Köln Naturzoo Rheine Aquazoo Düsseldorf Opel-Zoo Kronberg Zoo Wuppertal Zoo Rostock Zoo Rostock IZE/WAZA Bern Zoo Dortmund Zoo Zürich Zoo Karlsruhe Zoo Wuppertal Zoo Hannover Zoo Köln Zoo Landau Natur- und Tierpark Goldau Zoo Basel Natur- und Umweltpark Güstrow Tierpark Sababurg Tierpark Hagenbeck, Hamburg Zoo Wuppertal Zoo Dortmund Thüringer Zoopark Erfurt Tiergarten Worms Zoo Schwerin Zoo Köln Tierpark Üeckermünde Tierpark Fauna Solingen Zoo Rostock Zoo Rostock Tierpark Hagenbeck Hamburg Zoo Krefeld LechnerDesign Neuss Tiergarten Nürnberg Tierpark Hagenbeck Hamburg Zoo Heidelberg Tierpark Görlitz Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen Tierpark Hellabrunn München Alpenzoo Innsbruck Zoo Köln Zoo Schwerin Jan Osterloh Zoo Krefeld Norbert Pantel Landschaftspflegeverband der Stadt Augsburg Beate Pelzer Aquazoo Düsseldorf Carmen Peter Zoo Schwerin Lothar Philips Zoo Köln Robert Pies-Schulz-Hofen Berlin Esther Pyro Zoo Köln Dr. Renate Rabenstein Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt Barbara Reinhard Tiergarten Nürnberg Maren Reinhardt Zoo Augsburg Stefanie Reska Wilhelma Stuttgart Johanna Rode Van Hall Institut, NL Hans Röttger Naturzoo Rheine Dr. Susanne Salinger BUND Berlin Petra Schmidt Zoo Wuppertal Friedemann Schmiedel Zoo Wuppertal Rom Schoos Parc Merveilleux Luxemburg Lucia Schröder Zoo Köln Martina Schürer Zoo Wuppertal Jeannine Schützendübe Zoo Landau Holger Siegesmund Zoo Schwerin Dr. Leopold Slotta-Bachmayr Tiergarten Wels Achim Speer Zoo Osnabrück Britta Spenner Zoo Duisburg Gerd Stadie Tierpark Friedrichsfelde André Stadler Zoo Wuppertal Dr. Anita Stangl Medien LB München Dr. UlrikeStephan Zoo Karlsruhe Mirko Thiel Zoo Neuwied Pamela Tröster Zoo Heidelberg Christof Trzebitzky Vogelpark Steinen Frank Velte Vivarium Darmstadt Elke Voigt Zoo Halle Prof. Dr. Klaus Wayß Zoo Heidelberg Sibylle Wayß Zoo Heidelberg Martina Weiser Zoo Frankfurt Dr. Wilfried Werner Tierpark Bochum Kerstin Willemeit Zoo Dortmund Angela Wittig Tierpark Cottbus Gabriele Wolf Zoo Halle Elke Zach-Heuer Biologische Station Ennepetal Sybille Zanner Zoo Wuppertal 51 Autoren Karin Blomenkamp........................................................ .....................................................................................Naturschutzzentrum Bruchhausen Gaby Borg........................................................................... Zoopädagogin.....................................................................................................Zoo Krefeld Ruth Dieckmann.............................................................. Zoopädagogin......................................................................................................Kölner Zoo Brigitta Gines................................................................... Zoopädagogin................................................................................................Zoo Dortmund Joachim Haßfurther...................................................... Zoopädagoge...................................................................................................Zoo Hannover Renate Jungkeit.............................................................. Zoopädagogin.................................................................Zoologischer Garten Wuppertal Susanne Lechner............................................................Grafikerin...................................................................................................... LechnerDesign Dr. Arndt Löwenberg..................................................... Zoopädagoge................................................................................................Zoo Heidelberg Katrin Mathieu................................................................. Zoopädagogin........................................................................ Naturschutztierpark Görlitz Eva Oberauer.................................................................... Zoopädagogin...................................................................................... Alpenzoo Innsbruck Tatjana Peters.................................................................. Tierpflegerin...................................................................Zoologischer Garten Wuppertal Lothar Philips................................................................... Zoopädagoge........................................................................................................Kölner Zoo Dr. Renate Rabenstein..................................................Messelforschung ......................................................-Forschungsinstitut Senckenberg Dr Ulrich Schürer........................................................... Direktor............................................................................Zoologischer Garten Wupperta Holger Siegesmund.............................. ............Schule im Grünen..................................................................................................Schwerin Dr. Leopols Slotta-Bachmayr............................Leiter...............................................................................................................Tierpark Wels Petra Schmidt................................................................... Zoopädagogin.................................................................Zoologischer Garten Wuppertal Achim Speer...................................................................... Zoopädagoge ............................................................................................... Zoo Osnabrück Andre Stadler.................................................................... Kurator.............................................................................Zoologischer Garten Wuppertal Martina Weiser................................................................ Zoopädagogin...................................................................Zoologischer Garten Frankfurt