Kongressheft 2006 - Medizinkongresse.org

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Kongressheft 2006 - Medizinkongresse.org
O R G A N I S ATO R I S C H E S
18. DE UTSCH-TÜ RKISCH E R M E DIZI N-KONG RESS
für Gastroenterologie und gastroenterologische Onkologie in Istanbul/Türkei
Kongressdatum:
Dienstag, 6. Juni 2006
Uhrzeit:
9.00 - 18.00 Uhr
Kongresshotel:
CROWNE PLAZA / Sahilyolu Ataköy - 34 710 Istanbul
Tel. : 0090-212 560 81 00 · Fax : 0090-212 560 81 55
Themen:
Mucosektomie, Barrett-Karzinom,
Duodenal/Papillentumore, Chromoendoskopie,
Kapselendoskopie, High-end-Sonographie,
Pankreatits, Peritonitis, laparoskopische
Operationen, virtuelle Endoskopie.
Kongressveranstalter : Dr. med. Deniz Uyak
PD. Dr. med. Sükrettin Güldütuna
Prof. Dr. med. Tayfun Bozkurt
Kongressleitung
in Istanbul:
Prof. Dr. med. Ertugrul Göksoy/Istanbul
Prof. Dr. med. Can Gökdogan/Istanbul
Dr. med. Deniz Uyak/Wilhelmshaven
Kongressorganisation Aktuell Tourism · Ömer Duna / Istanbul
in der Türkei:
Tel. : 00 90 212 288 36 86 · Fax : 00 90 212 273 09 17
[email protected]
Flugorganisation
in Deutschland:
Hörster Reisen, Inge Hörster / Bonn
Tel. : (02 28) 47 15 15 · Fax : (02 28) 47 50 60
[email protected]
Reiseorganisation
in der Türkei:
Novitas Tourism · Gülsen Kirbas / Istanbul
Tel. : 00 90 (212) 251 28 08/09 · Fax : 00 90 (212) 292 08 78
Handy: 0090 532 236 51 27
[email protected]
Hotelunterbringung :
3. - 7. Juni 2006
Cinar Hotel und Crowne Plaza (3. - 7. Juni 2006 )
Pressekonferenz :
6. Juni 2006 um 12.00 Uhr
1
FAC T- S H E E T
(KU RZPORTRAIT)
Tagungstitel
18. Deutsch-Türkischer Kongress für Gastroenterologie
und gastroenterologische Onkologie
Tagungsort
Istanbul / Türkei
Tagungstermin
5. - 6. Juni 2006
7. Endoskopietagung - Montag, 5. Juni 2006
18. Gastro-Kongress - Dienstag, 6. Juni 2006
Programm
Während und nach dem Kongress findet ein umfangreiches Besichtigungs - / Reiseprogramm statt.
3. - 07. Juni 2006 Sehenswürdigkeiten in Istanbul
7. - 18. Juni 2006 Reise Kappadokien/Ostanatolien
Finanzierung
Firmen-Sponsoring
(Keine staatlichen oder anderweitigen Zuschüsse)
Die Kongressorganisation basiert auf ehrenamtlicher
Arbeit des Veranstalters.
Zertifizierung
Der 17. DEUTSCH-TÜRKISCHE KONGRESS für
Gastroenterologie 2005 in Istanbul wurde von der
Akademie für Ärztliche Fortbildung (Ärztekammer
Niedersachsen) im Rahmen der freiwilligen Zertifizierung mit 15 Punkten bewertet.
Kontakt
Dr. med. Deniz Uyak
August-Hinrichs-Str. 72
D-26386 Wilhelmshaven
Tel.: 0 44 21/ 6 49 08
Fax: 0 44 21/ 6 49 10
Handy: 0172/ 40 699 34
Handy mail: [email protected]
E-mail: [email protected]
Internet:www.medizinkongresse.org
2
Grußwort
des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz
Zum Deutsch-Türkischen Kongress für Gastroenterologie
und gastroenterologische Onkologie in Istanbul übermittle ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern meine
herzlichen Grüße.
Durch den herausragenden Einsatz von Herrn Dr. med. Deniz Uyak
findet der wissenschaftliche Kongress mit dem interessanten Rahmenprogramm bereits zum 18. Mal statt. Ich danke Herrn Dr. med.
Deniz Uyak für sein langjähriges und erfolgreiches Engagement.
Die Veranstaltung ermöglicht auf dem Gebiet der Gastroenterologie und der gastroenterologischen Onkologie einen intensiven Erfahrungsaustausch. Dieser internationale Austausch
ist besonders in diesem Bereich der Medizin notwendig, weil eine erstaunlich schnelle Entwicklung in den vergangenen Jahren stattgefunden hat. Ich hoffe, dass diese Vernetzung
des Fachwissens über Grenzen hinweg auch zu neuen Erkenntnissen in der Forschung
beiträgt, damit die einzusetzenden Verfahren von Diagnostik über Therapie bis zur Nachbehandlung weiterentwickelt werden können.
Darüber hinaus sehe ich in diesem Kongress einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung. Wir brauchen besonders in unserer Zeit eine solche „ Brücke“, die zum gegenseitig
besseren Verständnis, zu größerer Toleranz führt. Ich wünsche mir, dass über die wissenschaftliche und praktische Seite hinaus der Kongress auch in dieser Hinsicht erfolgreich ist.
Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wünsche ich einen ertragreichen Verlauf des 18.
Deutsch-Türkischen Kongresses für Gastroenterologie und gastroenterologische Onkologie, sowie einen angenehmen, erlebnisreichen Aufenthalt in der Türkei, besonders in der
faszinierenden Metropole Istanbul.
Kurt Beck
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz
3
V O R W O RT
des Organisators zum 18. Deutsch-Türkischen gastroenterologischen Kongress
„Kein Ziel ist so hoch, dass es unwürdige Praktiken rechtfertigt.“
(Albert Einstein)
Hosgeldiniz ! Welcome ! Herzlich Willkommen beim 18. Magen-Darm-Kongress hier
in Istanbul !
Ich begrüße alle Türkei-, Istanbul- und Gastrofans ganz herzlich und
hoffe Ihr seid gut in Istanbul, Stadt der zwei Kontinente angekommen
und die spannende und heiße Phase auf diesem Kongress für
Gastroenterologie, Chirurgie und Onkologie kann losgehen…
Als Mediziner, mit südländischer Abstammung, lege ich wie immer sehr viel Wert auf einen
Magen-Darm-Kongress auf hohem Niveau und einer persönlich/familiären Atmosphäre, der sich
von den anderen Massenveranstaltungen unterscheidet. Wichtig ist mir auch, dass die Gesamtveranstaltung einen außergewöhnlichen Touch erhält und alle Teilnehmer ihre Erfahrungen, Eindrücke und ihr Wissen mit nach Hause nehmen.
Nun zu den allgemeinen Kongress-News. Absolutes Topthema auf der Agenda der türkischen
Außenpolitik war auch 2005 der mögliche Beitritt zur Europäischen Union. Die Staats- und Regierungschefs der EU beschlossen Ende Dezember 2004 in Einstimmung die Beitrittsverhandlungen zwischen der Türkei und der EU für Anfang Oktober 2005 aufzunehmen. Der Grund dafür
sind die Demokratiefortschritte durch Reformen unter Ministerpräsident Recep Erdogan im politischen (stärkere Grundrechte im Bereich Meinungsäußerungsfreiheit und Minderheiten, weniger
Militäreinfluss im Nationalen Sicherheitsrat, Abschaffung der Todesstrafe) und wirtschaftlichen
Bereich (institutionelle Reformen, gute Verbesserung des DCEI-Wirtschaftsindex, massive Senkung der Inflation). In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob die Türkei die politische Durststrecke zur Erfüllung der Kopenhagen-Beitrittskriterien von 1993 (demokratische und rechtsstaatliche Grundordnung, funktionierende Marktwirtschaft, Menschenrechte und Grundrechtsschutz
etc.) durchhält. Daneben könnten weitere Konfliktlinien (Finanzierung des EU-Haushaltes, Einwanderungsprobleme, kulturelle/religiöse Unterschiede etc.) den Beitritt gefährden.
Topthema im medizinischen Bereich sind die so genannten virtuellen Untersuchungsmethoden
im Magen-Darm-Bereich, der Atemwege und der Blutgefäße. Diese werden mit Hilfe von speziellen Computertomographen oder dem Kernspintomographen angefertigt. War noch vor wenigen
Jahrzehnten die Diagnose von Organteilen nur durch eine chirurgische Abklärung möglich, sind
inzwischen patientenfreundliche und weniger eingreifende, sogenannte minimalinvasive, endoskopische Techniken auch im Magen-Darm-Bereich tägliche Routine. Mit der virtuellen Untersuchung ist eine neue Zeitepoche angebrochen, die eine Diagnose in jeder Hinsicht revolutioniert.
Zweidimensionale Bilder (CT/ MRT) werden mit Hilfe von Hochleistungsrechnern in dreidimensionale verwandelt. Um das räumliche Bild zu berechnen, wird der Helligkeitsunterschied zwischen Körperhöhle und Gewebe (Luft/Flüssigkeit) in der Umgebung genutzt. Dann wird mit Hilfe
spezieller Rekonstruktionstechniken die Kamerafahrt durch das Organ simuliert (virtual reality)
und das nur mit bildgebenden Verfahren ohne in den Patienten einzudringen.
5
Diese Methode eignet sich insbesondere zur Vorsorge bei Dickdarmkrebs, die sogenannte CT/MR-Kolonographie. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Qualität der virtuellen Bilder mit
einer „echten“ Magen-Darmspiegelung vergleichbar ist. Sogar Polypen werden mit ähnlich hoher
Sensitivität detektiert. Vorteile sind:
●
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gute Untersuchungsmöglichkeit
ganzheitliche Diagnostik im Bauchraum (Leber, Nieren, Pankreas, Gallenblase)
patientenfreundliche Untersuchung durch kurze Zeiten und ohne Schmerzen
kaum Risiken/Nebenwirkungen
langfristig geringere Kosten
Die virtuelle Untersuchung als „künstliche Zeitreise“ durch den Magen-Darm-Bereich ist allerdings nur als Diagnoseinstrument geeignet. Bei einer Magen-Darmspiegelung sind auch Eingriffe, wie Blutungsstillung, Gewebeentfernung, Probenentnahme möglich. In Zukunft wird der Patienten zur Früherkennung, Kontrolluntersuchung, Verlaufskontrolle (Prescreening) virtuell untersucht und nur bei konkretem Verdacht ein endoskopischer Eingriff vorgenommen.
Ich hoffe, dass wir diese neuen virtuellen Techniken in der Türkei ausprobieren können (Wissens/Technologietransfer, wissenschaftliche Untersuchungen etc.).
Ein weiterer medizinischer Meilenstein ist die Weiterführung und der Ausbau der Ersten
Deutsch-Türkischen Kongress für Medizin und Gesundheitspolitik, der am 7. / 8. Oktober 2005 in
der Charite/Berlin stattfand und von mir mitorganisiert war. Das Interessante daran:
● erster Deutsch-Türkischer Medizinkongress in Berlin von und für deutsche und türkische
Ärzte
● übergreifende (interdisziplinäre) medizinische Themen
Kardiologie, Gastroenterologie, Onkologie, Gynäkologie,
gesundheitspolitische Themen
deutsch-türkische Zusammenarbeit, Umgang mit türkischen Patienten
Die Kongressorganisation wird unterstützt durch die WISO-Gruppe (S.E.-Consulting), dem
Deutsch-Türkischen Gesundheitsforum, prominenten Persönlichkeiten aus Politik und Medizin.
Schirmherrschaft hatte der deutsche und türkische Gesundheitsminister. Der Kongress ist eine
Möglichkeit in Deutschland auch einen interessanten deutsch/türkischen Medizinkongress zu
veranstalten. „Die Kongressidee kommt an den Ursprung zurück“ mit vielen Möglichkeiten (Institutionen, Personen, Themen, Zielgruppen). Prof. Dr. Heinz J. Buhr bot mir an, den Medizinkongress
zusammen mit ihm, der WISO-Gruppe und dem Deutsch-Türkischen Gesundheitsforum zu organisieren. So kann ich meine fast zwanzigjährige Organisationserfahrung (Türkeikongresse) beim
2. Deutsch-Türkischen Kongress für Medizin und Gesundheitspolitik in Berlin kreativ nutzen. Der
Medizinkongress in Berlin ergänzt den Gastro-Kongress in Istanbul sehr gut. Wichtig für mich ist,
dass sich viele interessierte Unterstützer bei mir melden. Vielleicht können wir ein Treffen auf dem
Gastrokongress in Istanbul organisieren. „Projektgruppe Berlin-Kongress“.
Last but not least noch einige Kritik an die deutsch-türkischen Beziehungen im Medizinbereich.
Besonders ärgere ich mich über das Verhalten von einigen türkischen Tochterfirmen deutscher
Unternehmen. Es besteht kein Interesse an medizinische Beziehungen zwischen Deutschland/Türkei und betrifft die Bereiche Aus- und Fortbildung.
Es kann nicht sein, dass eine Konzernzentrale ohne Einfluss auf ihr Unternehmen in der Türkei
ist, auch dann nicht, wenn sie formaljuristisch eine unabhängige Tochterfirma ist. Gewisse Einflussmöglichkeiten sollten vertraglich abgesichert sein um weltweit einheitliche Standards zu
garantieren.
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Denn schließlich repräsentieren die Tochterfirmen ihre Muttergesellschaft. Für mich, als Organisator ist das ständig derselbe „Eiertanz“. Der Mutterkonzern würde gerne bestimmte medizinische Veranstaltungen in der Türkei unterstützen, die Tochterfirma aber zeigt kein Interesse, weil
sie nur ihre eigenen Ziele und nicht die des Gesamtkonzerns im Auge hat. Deutsche Unternehmen sollten sich daher überlegen, ob sie das Auslandsgeschäft nicht selber organisieren.
Der zweite Kritikpunkt ist die Zusammenarbeit von deutschen und türkischen Kongressveranstaltern im Bereich Medizin. Im letzten Jahr fand zeitgleich zu unserem Deutsch-Türkischen
Kongress in Istanbul ein nationaler hepatologischer Kongress statt.
Mein Vorschlag für die Zukunft:
● gemeinsame Projekte durch z.B. lokale Endo-Clubs
● gemeinsame Verbände
Für den 18. Deutsch-Türkischen Gastroenterologen-Kongress in Istanbul haben wir wieder
eine Reihe sehr interessanter Themen auf der Tagesordnung. Im Diagnostikbereich die Highend Sonographie, die Chromo- bzw. Zoomendoskopie und die Kapselendoskopie. Absolutes
Highlight in diesem Jahr die sogenannte virtuelle Untersuchung (VU) im Magen-Darm-Bereich
mit Hilfe hochentwickelter Computertomographen (UCT) und Magnetresonanztomographen
(MRT). Im Therapiebereich von Magen-Darm-Erkrankungen geht es unter anderem um die
Behandlung oft tödlich endender Bauchfellentzündungen (Peritonitis), der endoskopischen
Tumorentfernung (Mukosektomie) aus der Magen-Darmschleimhaut sowie die Behandlung
von Barett-Speiseröhrenkrebs.
Neben dem medizinisch-wissenschaftlichen Teil gibt es ein spannendes Kultur- und Reiseprogramm in Istanbul vom 3. - 7. Juni 2006 und in Ostanatolien vom 7. - 18. Juni 2006. In
Istanbul wird es ein Mix aus klassischem Besichtigungsprogramm der Altstadt mit Blauer
Moschee, Hagia Sophia, Topkapi-Palast, einen Ausflug ans Goldene Horn mit Aussichtsplattform und Cafe „Pierre Lotti“, die Chorakirche und einer Bosporus-Fahrt geben. Auch zum
Relaxen im Fischrestaurant und für Basareinkauf ist genügend Zeit eingeplant. Die Ostanatolienreise geht u.a. nach Kayseri, Erzurum und Sivas. Besichtigungshighlight und neben dem
UNESCO-Weltkulturerbe in Hattusa, ehemalige Hauptstadt der Hethiter, auch große Bergmassive wie der Vulkanberg Erciyas, der Ararat, die Rebhuhn-Schlucht und historische Baudenkmäler der Seldchuken, Felsengräber, Paläste, Moscheen, Kirchen und die ostanatolische Hochgebirgslandschaft.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten beim 18. Deutsch-Türkischen Gastroenterologischen Kongress. Vielen Dank an die Organisatoren in Deutschland und der Türkei, an die Sponsoren,
Referenten und Gäste. Besonderen Dank noch einmal an die Unterstützer für die
7. Endoskopie-Tagung. Ohne Unternehmen wie die Kurt&Kurt aus Ankara, Firma Pentax aus
Hamburg, Firma Hitachi Medical Systems aus Wiesbaden und MTW Endoskopie/ Wesel
wären die endoskopischen/endosonographische Praxisübungen in der Cerrahpasa Universität in Istanbul nicht möglich gewesen.
Über Kritik und Anregungen bezüglich des Kongress-, Reise- und Kulturprogramm würde ich
mich sehr freuen.
Ein Herzliches „Welcome“ noch einmal an alle!
Euer
Deniz Uyak
8
Vorwort aus Istanbul
Liebe
Kolleginnen
und
Kollegen !
Zwischen der Türkei und Deutschland sind seit fast 150 Jahren mehrere virtuelle Brücken entstanden,
eine davon ist der Türkisch-Deutsche Kongress für Gastroenterologie .
1989 hält in Istanbul an der medizinischen Fakultät Cerrahpasa Prof. Dr. med Safrany aus Deutschland
einen Vortrag über die ERCP. Ein kleiner Stein wird ins Wasser geschleudert, Wellen entstehen, die mit
der Zeit größer werden, so entwickelt sich der Türkisch-Deutsche Kongress, der mit großem Erfolg
besucht wird. Durch diesen Kongress lernen wir deutsche und türkische Kollegen aus Deutschland
kennen und Freundschaften entstehen. Durch ihn werden in Istanbul neue Methoden, Instrumente und
Entwicklungen veröffentlicht.
Die Veranstalter, Dr. Deniz Uyak aus Deutschland und wir aus Istanbul, können trotz Schwierigkeiten
seit vielen Jahren diesen Kongress mit Unterstützung verwirklichen. Dafür danken wir unseren nachfolgenden Kollegen herzlichst.
Prof. Dr. E. Kuntz, Prof. Dr. J. R. Siewert, Prof. Dr. V. Schumpelick,
Prof. Dr. P. Frühmorgen, Prof. Dr. H. J. Schmoll, Prof. Dr. H. J. Buhr,
Prof. Dr. T. Bozkurt, Priv. Doz. Dr. S. Güldütuna..
Erstmalig im Jahre 1995 wird der 7. Kongress in Istanbul und an der Medizinischen Fakultät der Erciyes-Universität in Kayseri durchgeführt. Danach werden dort ERCP-, Koloskopie- und Endoskopiekurse
verwirklicht. Wir bedanken uns für ihre Mitarbeit und Unterstützung bei Prof. Dr. R .Ottenjahn (✝) und
Prof. Dr. U. Bär.
Seit dem Jahr 2000 werden an der Cerrahpasa Universität in Istanbul Endoskopie- und Endosonographiekurse durchgeführt, in diesem Jahr zum siebten Mal. Wir danken unseren Kollegen in der Fakultät
und die uns unterstützenden Firmen.
Ein besonderer Dank geht an den Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Istanbul, Herrn
R. Möckellmann, für seine Unterstützung und Freundschaft.
Während unserer achtzehn Jahre langen Reise, verloren wir türkische und deutsche Lehrer, Kolleginnen und Kollegen, die uns in ewiger Erinnerung bleiben.
Atatürk, Gründer der modernen Türkei sagte “das ewige Licht brennt in der Wissenschaft” und zeigte
uns vor 83 Jahren den Weg zur Selbstentwicklung auf.
Sehr gerne möchten wir das Beispiel aus der Medizin auch in anderen Bereichen wiederfinden.
Wir wünschen, auch als Mitglieder der Medizinischen Fakultät an der Cerrahpasa Universität in Istanbul, unseren Gästen, Kolleginnen und Kollegen einen guten und erfolgreichen Aufenthalt in einer der
schönsten Städte der Welt.
(
(
Herzlich willkommen zum 18. Kongress in Istanbul am 6. Juni 2006!
Prof. Dr. med. Ertugrul Göksoy
Prof. Dr. med. Can Gökdogan
4
PROGRAMM
Kongress in Istanbul am 6. Juni 2006
EHRENPRÄSIDENTEN
Prof. Dr. E. Kuntz/Wetzlar
Prof. Dr. P. Frühmorgen/Ludwigsburg
Prof. Dr. C. Ell/Wiesbaden
Prof. Dr. J. R. Siewert/München
Prof. Dr. V. Schumpelick/Aachen
Prof. Dr. H. J. Schmoll/Halle
09.00 - 09.15 Uhr
ERÖFFNUNG DES KONGRESSES
09.15 - 10.45 Uhr
I. SITZUNG
Vors.: Prof. Dr. J.R. Siewert, Prof. Dr. P. Frühmorgen, Prof. Dr. I. Yurdakul
09.15 - 09.40 Uhr
1. Kapselendoskopie update. Magen- und Kolonkapsel?
Doz. Dr. S. Güldütuna /Frankfurt
09.40 - 10.05 Uhr
2. neue chirurgische Therapiestrategie
bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Prof. H. J. Buhr/ Berlin
10.05 - 10.30 Uhr
3. laparoskopische Operationen. Pro und Kontra
Prof. Dr. V. Schumpelick /Aachen
10.30 - 10.45 Uhr
Diskussion
10.45 - 11.15 Uhr
Kaffeepause / Besuch der Ausstellung
11.15 - 12.45 Uhr
II. SITZUNG
Vorsitzende: Prof. Dr. V. Schumpelick, Prof. Dr. H. J. Buhr
Prof. Dr. Ü. Balcisoy, Prof. Dr. N. Tözün
11.15 - 11.35 Uhr
4. Mukosektomie im oberen Gastrointestinaltrakt
Prof. Dr. L. Gossner / Karlsruhe
11.35 - 12.00 Uhr
5. neue Therapiestrategie bei Barret-Karzinom
Prof. Dr. J.R. Siewert /München
12.00 - 12.20 Uhr
6. endoskopische Therapie bei postoperativer
Komplikation am Gallengang.
Prof. Dr. T. Bozkurt /Koblenz
7. endosonographische Optionen bei Duodenalund Papillen-Tumoren
Dr. E. Burmester / Lübeck
12.20 - 12.40 Uhr
12.40 - 12.45 Uhr
Diskussion
12.45 - 14.00 Uhr
Mittagessen/Besuch der Ausstellung
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Kongress in Istanbul, am 6. Juni 2006
14.00 - 15.30 Uhr
PROGRAMM
III. SITZUNG
Vorsitzende: Prof. Dr. T. Bozkurt, Prof. Dr. W. Kurtz,
Doç. Dr. S,. Güldütuna, Prof. Dr. K. Bal
14.00 - 14.20 Uhr
8. Chromo-, Zoom- und Pit Pattern-Endoskopie:
Routineanwendung oder elektiver Einsatz
Prof. Dr. P. Frühmorgen / Ludwigsburg
14.20 - 14.40 Uhr
9. Was leistet die High-end Sonographie?
Prof. Dr. M. Gebel / Hannover
14.40 - 15.00 Uhr
10. Pankreatitis und Peritonitis medikamentöse und operative Behandlung
Prof. Dr. E. Klar - Dr. Förster / Rostock
15.00 - 15.20 Uhr
11. Standard in der Infektionsprophylaxe
bei endoskopischen Eingriffen
Prof. Dr. llkay S,ims,ek
15.20 - 15.30 Uhr
Diskussion
15.30 - 16.00 Uhr
Kaffeepause / Besuch der Ausstellung
16.00 - 18.00 Uhr
IV. SITZUNG
16.00 - 16.20 Uhr
Vors.: Prof. Dr. M. Gebel, Dr. E. Burmester, Prof. Dr. I. S,ims,ek
12. Hepatitis B-Verlaufsformen und
die neueste Therapiestrategien
Doz. Dr. G. Teuber/Frankfurt
16.20 - 16.40 Uhr
13. virtuelle Endoskopie
Dr. M. Juchems/Ulm
16.40 - 17.00 Uhr
14. cholostatische Lebererkrankung
Prof. Dr. W. Kurtz/Bremerhaven
17.00 - 17.20 Uhr
15. neue technologische Entwicklungen im Bereich
der Abdominal- und Endosonographie
Dr. F. Schön/Düsseldorf
17.20 - 17.40 Uhr
16. endoskopische Behandlung des Übergewichtes Studiendaten bei 22 Patienten mit Magenballon-Implantationen
Dr. D. Uyak/Wilhelmshaven
17.40 - 18.00 Uhr
Diskussion
18.00 Uhr
Schlusswort
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PROGRAM
Istanbul Kongresi 06. Juni 2006
ˆ
DÜZENLEME KOMiTESi
Prof. Dr. Ertugrul Göksoy
Dr. Deniz Uyak
Prof. Dr. Can Gökdogan
ˆ
O N U R S A L B A S, K A N L A R
Prof. Dr. E. Kuntz/Wetzlar
Prof. Dr. J. R. Siewert/München
Prof. Dr. P. Frühmorgen/Ludwigsburg
Prof. Dr. V. Schumpelick/Aachen
Prof. Dr. C. Ell/Wiesbaden
Prof. Dr. H. J. Schmoll/Halle
09.00 - 09.15
K O N G R E A C, I L I S, K O N U S, M A L A R I
09.15 - 10.45
I. OTURUM
B A S, K A N LA R :
Vors.: Prof. Dr. J.R. Siewert, Prof. Dr. P. Frühmorgen, Prof. Dr. I. Yurdakul
09.15 - 09.40
1. Kapsül endoskopisinde yeni gelismeler: mide ve
kalinbarsak kapsül endoskopisi?
Doç. Dr. S, . Güldütuna/Frankfurt
09.40 - 10.05
2. Kronik iltihabi barsak hastaliklarinda yeni cerrahi
tedavi stratejileri
Prof. H. J. Buhr/Berlin
10.05 - 10.30
3. Laparoskopik Ameliyatlar: Olumlu ve karsit görüsler
Prof. Dr. V. Schumpelick/Aachen
10.30 - 10.45
10.45 - 11.15
Tart l s, ma
Kahve molas l ve serginin gezilmesi
11.15 - 12.45
II. OTURUM
B A S, K A N LA R : Prof. Dr. V. Schumpelick, Prof. Dr. H. J. Buhr,
Prof. Dr. Ü. Balcisoy, Prof. Dr. N. Tözün
11.15 - 11.35
4. Üst gastrointestinal sistemde mukosektomi
Prof. Dr. Gossner/Karlsruhe
11.35 - 12.00
5. Barrett karsinomunda yeni cerrahi tedavi stratejileri
Prof. Dr. J. R. Siewert/Münih
12.00 - 12.20
6. Safrayollarinin postoperatif komplikasyonlarinda endoskopik tedavi
Prof. Dr. T. Bozkurt/Koblenz
12.20 - 12.40
7. Duodenum ve papilla tümörlerinde endosonografik seçenekler
Dr. E. Burmester/Lübeck
12.40 - 12.45
Tartls,ma
12.45 - 14.00
Ögle yemegi ve serginin gezilmesi
14
PROGRAM
Istanbul Kongresi 06. Juni 2006
14.00 - 15.45
III. OTURUM
B A S, K A N LA R : Prof. Dr. T. Bozkurt, Prof. Dr. W. Kurtz,
Doç. Dr. S,. Güldütuna, Prof. Dr. K. Bal
14.00 - 14.20
8. Kromo-, Zoom- ve Pit Pattern endoskopi. Rutin ve elektif giris,imler
Prof. Dr. P. Frühmorgen/Ludwigsburg
14.20 - 14.40
9. High-end Ultrasonografiyle neler yapilabilir?
Prof. Dr. M. Gebel/Hannover
14.40 - 15.00
10. Pankreatit ve Peritonitlerde medikal ve cerrahi tedavi
Prof. Dr. E. Klar - Dr. Förster/Rostock
15.00 - 15.20
11. Endoskopide infeksiyon profilaksisi yönünden hijyenik standartlar
Prof. Dr. I. S,ims,ek/Izmir
15.20 - 15.30
Tart l s, ma
15.30 - 16.00
Kahve molas l ve serginin gezilmesi
16.00 - 18.00
IV. OTURUM
B A S, K A N LA R :
Prof. Dr. M. Gebel, Dr. E. Burmester, Prof. Dr. I. S,ims,ek
ˆ
16.00 - 16.20
12. Hepatit B nin seyir degis,iklikleri ve yeni tedavi stratejileri
Doç. Dr. G. Teuber/Frankfurt
16.20 - 16.40
13. Sanal endoskopi
Dr. M. Juchems/Ulm
16.40 - 17.00
14. Kolestatik karaciger hastaliklari
Prof. Dr. W. Kurtz/Bremerhaven
17.00 - 17.20
15. Sonografi ve endosonografi alaninda yeni teknik gelis,meler
Dr. Schön/Düsseldorf
17.20 - 17.40
16. Morbid obesitede endoskopik tedavi ve tedavi edilmis,
22 hastanin istatistikleri
Dr. D. Uyak/ Wilhelmshaven
17.40 - 18.00
Tartls,ma
18.00
Kongre Kapanis, Konus,masi
ˆ
15
7. Deutsch-Türkische Endoskopie-Tagung
I STA N B U L 5 . J U N I 2 0 0 6
MEDIZINISCHE FAKULTÄT CERRAHPASA UNIVERSITÄT ISTANBUL
W I S S E N S C H A F T L I C H E O R G A N I S AT I O N
ˆ
Vorsitzende:
Prof. Dr. Erhun Eyüboglu
Cerrahi Tip Bilimlei Bölümü Bas,kani
Prof. Dr. Ümit Balcisoy
Genel Cerrahi Anabilim Dal Bas,kani
Prof. Dr. i brahim Yurdakul
i ç Hastaliklari Anabilim Dali Gastroenteroloji Bilim Dali Bas, kani
Genelsekretär:
Prof. Dr. Osman Tortum
Prof. Dr. i hsan Tas,ci
Mitglieder
Gastroenterologie:
Prof.
Prof.
Prof.
Prof.
Prof.
aus Deutschland:
Prof. Dr. Peter Frühmorgen/Ludwigsburg
Prof. Dr. Tayfun Bozkurt/Koblenz
Doz. Dr. S,ükrettin Güldütuna/Frankfurt
Dr. med. Eike Burmester/Lübeck
Türkisch-deutschwissenschafttliche
Koordination:
Prof. Dr. Ertugrul Göksoy ( i stanbul)
Dr. med. Deniz Uyak (Wilhelmshaven)
Prof. Dr. Can Gökdogan ( i stanbul)
Tagungsort:
Salon:
Medizinische Fakultät Cerrahpasa Universität Istanbul
MESEM
09.00 - 09.30 Uhr
Eröffnung
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Perihan Akin
Hülya Uzunismail
Hakan S,entürk
M.Murat Tuncer
Abdullah Sonsuz
Prof.
Prof.
Prof.
Doç.
Dr. Kadir Bal
Dr. Sebati Özdemir
Dr. Ahmet Dobrucal
Dr. Aykut Ferhat Çelik
ˆ
ˆ
PROGRAMM
Coloskopie und Polypektomie
09.30
13.00
09.00
14.00
-
09.45
14.00
13.00
16.00
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Prof. Dr. Peter Frühmorgen
Kaffeepause
Mittagessen
praktische Übungen
Endoskopie u. Endosonographie
Liveübertragung
Raum 1:
Prof. P. Frühmorgen
Colo-Ileoskopie und Polypektomie:
Kurs mit praktischen Übungen am
Erlangener- Endotrainer, Videoseminar
und Diagnose-Quiz
Raum 2:
Prof. T. Bozkurt
ERCP, Papillotomie
und Stentanlage
Raum 3:
Dr. med. E. Burmester
Endosonographie, interventionelle
Endosonographie
MTW Endoskopie - Kurt & Kurt A.S,.
12
Institut an der
Universität Duisburg-Essen
von Prof. Dr. Faruk Sen
,
Türkische Migranten in Deutschland
Bevölkerungs-, Bildungs- und- Selbständigendaten
Türkische Bevölkerungsdimension in Deutschland
Neben den fast 840.000 Türkischstämmigen, die mittlerweile per Einbürgerung oder per
Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, beläuft sich die Zahl der türkischen
Staatsbürger in Deutschland für das Jahr 2004 auf knapp 1,8 Millionen. Die Gesamtzahl
der Türken, die rund 3,1% der Bevölkerung in Deutschland ausmachen, übersteigt mit 2,6
Mio. die Bevölkerungszahl von vier Bundesländern (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen), und macht mehr als die Hälfte der Bevölkerung in weiteren
sechs Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, SchleswigHolstein und Thüringen) aus.
Tabelle 1: Türkischstämmige Bevölkerung in Deutschland (Ende 2004)
Türkische Staatsangehörige insgesamt
1.764.318
Eingebürgerte Türken insgesamt
661.000
Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit und mindestens ein türkischer
Elternteil (2000-2004)
Deutsche mit türkischer Herkunft Insgesamt
178.000
839.000
Türkischstämmige insgesamt
2.603.000
Migrantenbevölkerung ohne Aussiedler insgesamt (6,7 Mio. Ausländer +
2,1 Mio. mit Migrationshintergrund)
Türkischstämmige unter den Migranten in %
8.800.000
Türkischstämmige in Deutschland in %
29,6
3,1
Quelle: Statistisches Bundesamt
Zentrum für Türkeistudien
28
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Begriffe Migranten, Zuwanderer,
Migrationshintergrund und Ausländer die Lebenswirklichkeit der Zielgruppe nicht immer
genau abbilden. Ein Teil der Personen weist keinen unmittelbaren Migrationshintergrund - als
gebürtige Deutsche - mehr auf. Andere sind deutsche Staatsbürger und verstehen sich als
Inländer, die nicht auf ihre Herkunft reduziert werden wollen. Unter Berücksichtigung dieser
begrifflichen Zuordnungsproblematik wird auf eine akademische Diskussion verzichtet und
aus pragmatischen Gesichtspunkten die verschiedenen Begriffe der Zielgruppenbezeichnung auch im Text verwendet. Dabei wird jedoch der Begriff des Ausländers nicht mehr verwendet, sofern eine rechtliche Zuordnung dies nicht zwingend notwendig macht. Denn unabhängig von der sprachlichen und rechtlichen Zuordnungsproblematik sind diese Menschen
und Unternehmer längst Inländer und Bürger Deutschlands. Diese Tatsache drückt sich auch
in die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der türkischen Staatsangehörigen (ohne die Eingebürgerten) in Deutschland aus, die für das Jahr 2004 bei 19,5 Jahren liegt. Derselbe Wert liegt
bei allen ausländischen Staatsangehörigen bei 16,1 Jahren.
Neben der Aufenthaltsdauer verdeutlicht auch die Statistik über das Geburtsland, dass die
Türken ein Teil der hiesigen Gesellschaft geworden sind. So sind etwa 1 Mio. der 2,6 Mio. Türkischstämmigen in Deutschland geboren und hier aufgewachsen. Schon diese Tatsache verdeutlicht, dass der Ausländerstatus längst überholt ist.
Durch die Migration und den verstetigten Aufenthalt in Deutschland stieg auch die Zahl der
binationalen Ehen und die der Kinder aus diesen Ehen. In den Jahren 1960-2003 wurden
rund 110.000 deutsch-türkische Ehen geschlossen. Aus diesen Ehen sind insgesamt
130.000 Kinder hervorgegangen.
Entwicklung des Integrationsprozesses
Die Zukunft der zweiten und dritten Generation der eingewanderten Türken liegt in Deutschland. Der Grad gesellschaftlicher Integration stellt sich allerdings für die erste sowie die zweite und dritte Generation unterschiedlich dar. Für die erste Generation, die sich jetzt dem Rentenalter nähert, gilt: Trotz all ihrer Bemühungen hat sie ihre Anpassungsschwierigkeiten nicht
überwinden können, im Wesentlichen bedingt durch fehlende Deutschkenntnisse und eine
starke Verbundenheit mit dem Heimatland. Dies gilt für die zweite Generation in weit geringerem Maß.
Türken und Deutsche taten sich lange Zeit schwer, Schritte in Richtung auf ein gemeinsames
Zusammenleben zu realisieren. Die Antwort auf die Frage, inwieweit die Integration voranschreitet, fällt unterschiedlich aus - nicht zuletzt, weil bisher kein Konsens darüber erzielt worden ist, was erfolgreiche Integration kennzeichnet.
Sicher scheint nur eines: ohne gleichberechtigte Teilhabe an Ressourcen und Prozessen der
Aufnahmegesellschaft bei Respektierung kultureller Vielfalt gibt es keine Integration.
Geschlossene Parallelgesellschaften sind auf Dauer für das Zusammenleben äußerst problematisch; die vollkommene Assimilierung ist weder erstrebenswert noch realistisch. Nur durch
die Anerkennung der Migranten als ein fester und legitimer Bestandteil der bundesdeutschen
Gesellschaft einerseits und die Akzeptanz der Rechts- und Verfassungsordnung durch die
Migranten andererseits ist ein gleichberechtigtes Zusammenleben und damit Integration
möglich. In diesem Sinne bedeutet Integration eine permanente und wechselseitige Verständigung über gemeinsame Grundlagen und Regeln des Zusammenlebens in Deutschland auf
der Basis des Grundgesetzes. Die Integration ist somit ein gesellschaftlicher Prozess, der
30
nicht irgendwann abgeschlossen ist, sondern immer neu gefördert werden muss. Das Postulat der Integration richtet sich daher nicht allein an die zugewanderte Bevölkerung. Alle Institutionen und Organisationen der Mehrheitsgesellschaft wie der Zuwanderer müssen in diesem Prozess mitwirken.
Eine erfolgsversprechende und nachhaltige Integrationspolitik sollte nicht die türkischen
Migrantinnen und Migranten allein als defizitäres und problembehaftetes Klientel betrachten,
sondern ihre Potenziale und Ressourcen würdigen und einbeziehen. Gerade in Zeiten knapper Kassen würde eine problemorientierte Klientelpolitik, die die Zielgruppe als Objekte
betrachtet, nicht nur sozialpolitisch, sondern auch ökonomisch eine Vergeudung von Ressourcen bedeuten. Menschen mitzunehmen und aktiv einbinden sollte das Motto sein.
Obwohl ein solcher Prozess sehr schwierig und zeitaufwendig ist, gibt es hierzu langfristig
keine Alternative. Eine solche Orientierung erfordert von den türkischen Migranten ihr aktives
Einbringen. Auch für sie, aber auch für ihre Migrantenselbstorganisationen, bedeutet eine
solche Handlungsweise ein Paradigmenwechsel. Sie müssen selbst ihre Potenziale wahrnehmen und sich als Akteure für die eigenen wie auch die amtgesellschaftlichen Anliegen
einbringen.
Die Bandbreite des Migrationsverlaufs reicht von dem Versuch einer bewusst eingegangenen
Isolation von der Mehrheitsgesellschaft bis hin zur bewussten oder unbewussten assimilatorischen Anpassung. In dieser Bandbreite bewegen sich auch die Schicksale der Selbständigen, die im Folgenden untersucht werden. Fern der Frage des Integrationsverständnisses und
des Integrationsgrades lässt sich festhalten, dass der überwiegende Teil der türkischen Bevölkerung seine Zukunft in Deutschland sieht. Dies gilt in besonderem Maße für die Selbständigen, die ihre berufliche Zukunft als Unternehmer selbst in die Hand genommen haben.
Die türkischen Unternehmer in
Deutschland
Neben den fast 840.000 Türkischstämmigen, die
mittlerweile per Einbürgerung oder per Geburt die
deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, beläuft sich
die Zahl der türkischen Staatsbürger in Deutschland für das Jahr 2004 auf knapp 1,8 Millionen. Die
Gesamtzahl der Türken übersteigt damit die
Größenordnung von 2,6 Mio.. Somit besitzen 32%
der türkischstämmigen Migranten heute die deutsche Staatsbürgerschaft. Diese Relation verdeutlicht, dass türkischstämmige Menschen – unabhängig von der Integrationsdiskussion – de jure
und de facto ein Bestandteil der hiesigen Gesellschaft geworden sind. Das Zentrum für Türkeistudien beschäftigt sich seit seiner Gründung im
Jahre 1985 intensiv mit der dynamischen Entwicklung der Selbständigkeit unter der türkischen
Migrantenbevölkerung. Dabei wurden zahlreiche
empirische Haushalts- und Unternehmerbefragungen durchgeführt, die in dieser Größenordnung
32
der
türkischen
Tabelle
2:
Entwicklung
Selbständigen in Deutschland 1985-2005
Jahr
Anzahl
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
22.000
23.000
25.500
28.000
29.000
33.000
34.000
35.000
37.000
38.700
40.500
42.000
47.000
51.000
55.200
59.500
58.000
56.800
61.300
63.000
64.600
Veränderung in
%
4,5
10,9
9,8
3,6
13,8
3,0
2,9
5,7
4,6
4,7
3,7
11,9
8,5
8,2
7,8
-2,5
-4,5
7,9
3,3
2,5
Quelle: Zentrum für Türkeistudien, 2005
und spezieller Ausrichtung sonst nicht durchgeführt werden. Vor 20 Jahren, als das ZfT seine
Arbeit aufnahm, gab es bundesweit 22.000 türkischstämmige Selbständige. Bis 1990 war
diese Zahl bereits auf die beachtliche Größenordnung von 33.000 angewachsen. Insgesamt
ist die Zahl der türkischstämmigen Selbständigen für Mitte 2005 auf über 64.000 angewachsen. Somit hat sich die Zahl der türkischstämmigen Unternehmer in den letzten 20 Jahren fast
verdreifacht.
Tabelle 3: Entwicklung der Wirtschaftskraft der türkischen Selbstständigen in
Deutschland (1985-2005)
Jahr
Indikator
1985
1990
1995
2000
2005
Anzahl
22.000
33.000
40.500
59.500
64.600
Durchschnittl.
Investition pro Betrieb
88.400
88.400
104.800
116.600
114.000
(in €)
Investitionsvolumen
1,9
2,9
4,2
6,9
7,4
insg. (Mrd. €)
Durchschnittl. Umsatz
400.000
387.600
429.500
478.600
457.000
pro Betrieb (in €)
Jährlicher
8,8
12,8
17,4
28,5
29,5
Gesamtumsatz (Mrd. €)
Beschäftigte pro
3,5
3,3
4,1
5,5
5,0
Betrieb
Beschäftigung
77.000
100.000
168.000
327.000
323.000
insgesamt
Quelle:
Zentrum für Türkeistudien, Essen 2005
Sozio-demographische Daten der türkischen Selbständigen
Bei der vorliegenden empirischen Befragung wurden 624 türkischstämmige Selbständige im
Zeitraum Juni - Juli 2005 durch das ZfT befragt. Dabei wurden zunächst soziodemographische Daten ermittelt und bei der Auswertung auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Die so
ermittelten Daten lassen interessante Aussagen über die Altersstruktur der türkischen Selbständigen zu. Das Durchschnittsalter liegt bei 37,2 Jahren, d.h. die zweite Generation ist heute
mehrheitlich unter den türkischen Selbständigen vertreten.
Im Vergleich zur Verteilung der gesamten türkischen Bevölkerung weisen die türkischen
Selbständigen eine durchschnittlich höhere Aufenthaltsdauer auf. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der türkischen Selbständigen liegt bei 23,8 Jahren.
Die Befragungsergebnisse weisen auch im Bezug auf die Staatsangehörigkeit und das
Geschlecht interessante Aspekte auf. In der türkischstämmigen Gesamtbevölkerung liegt der
Anteil der deutschen Staatsbürger gegenwärtig bei 32%, bei den türkischstämmigen Selbständigen beträgt der Anteil 39,6%.
Rechtsform
Die überwiegende Mehrheit von 77,4% der befragten Unternehmer besitzt ein Einzelunternehmen. Hochgerechnet auf die gesamte türkische Unternehmerschaft bedeutet dies eine
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Größenordnung von 50.000 Einzelunternehmern. Knapp jeder Zehnte betreibt mit Partnern
eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) und 8,7% eine GmbH. Die anderen Rechtsformen wie z.B. AG, KG oder OHG trifft für 4,2% der Befragten zu.
Branchenstruktur
Tabelle 4: Branchenstruktur
Nicht nur das quantitative Wachstum der
Wirtschaftsbereiche
Anzahl
Prozent
22.400
34,6
türkischen Selbständigen kennzeichnet
Handel
16.600
25,7
den Gründerboom der letzten Jahre,
Gastronomie
14.700
22,8
Dienstleistungen
sondern auch die Vielfalt der Bran10.900
16,9
Handwerk,
chenaktivitäten. Türkische Selbständige
Verarbeitendes
sind mittlerweile in allen Branchen tätig.
Gewerbe,
Insgesamt wirtschaftet knapp die Hälfte
Baugewerbe,
der
türkischen
Selbständigen
in
Gesamt
64.600
100
Deutschland nicht mehr in den typisch
Quelle: Zentrum für Türkeistudien, Essen 2005
ethnisch geprägten Branchen. Handwerk, Verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe sind immerhin mit knapp 17% vertreten.
Größenordnung der türkischen Selbständigen
Die gängige Einteilung der Unternehmen nach Größenkategorien erfolgt zumeist anhand der
Mitarbeiterzahl. Die befragten türkischen Unternehmen hatten im Durchschnitt 5 Mitarbeiter.
Neben der Größenkategorie ist die Dauer der Selbständigkeit ein wesentlicher Einflussfaktor,
um den Erfahrungshorizont und die Stabilität der türkischen Selbständigen zu beurteilen. Der
durchschnittliche türkische Unternehmer hat eine kleine- oder mittlere Betriebsstätte und eine
relativ lange selbständige Erfahrung, die durchschnittlich bei 8,9 Jahren liegt.
Lieferanten- und Dienstleisterbeziehungen
Die Frage nach der Bedeutung der türkischen Selbständigen für die deutsche Volkswirtschaft
kann nicht allein durch ihre quantitative Entwicklung und den Wirtschaftsdaten beantwortet
werden. Die Marktintegration kommt in den Geschäftsbeziehungen zu deutschen Lieferanten
zum Ausdruck. Die Verflechtung der türkischen Selbständigen verdeutlicht die Erkenntnis,
dass zwei Drittel der befragten Unternehmer Waren und Dienstleistungen hauptsächlich von
deutschen Unternehmen (44,9%) oder gleichermaßen von deutschen und türkischen Zulieferern und Dienstleistern (29,4 %) beziehen. Lediglich 23,6% haben in erster Linie zu anderen
türkischen Unternehmen geschäftliche Beziehungen. Die wirtschaftliche Verflechtung ist nicht
nur einseitig. Die türkischen Selbständigen leben besonders auch von deutschen Kunden.
77,6% der Befragten gaben an, auch deutsche Kunden zu haben. Im Einzelfall kann die
Bedeutung der deutschen Kunden variieren
Umsatzdimension: 29,5 Mrd. Euro
Die türkischen Selbständigen haben auch hinsichtlich der primären wirtschaftlichen Indikatoren enorme Zuwächse zu verzeichnen. Die türkischen Selbständigen gaben für 2004 ein
durchschnittliches jährliches Umsatzvolumen von 457.000 Euro an. Gegenüber den Vorjahren
hat sich der Durchschnittsumsatz verringert. Diese Entwicklung ist auf die Gründungswelle im
Zuge der Hartz-IV Reformen (ICH-AGs) zu sehen. Hierdurch sind viele Kleinstgründungen
dazu gekommen. Der Gesamtumsatz aller türkischen Selbständigen erreichte 2005 die
Größenordnung von 29,5 Mrd. Euro.
36
Investitionsvolumen: 7,4 Mrd. Euro
Die Berechnungen aus der empirischen Untersuchung ergeben auch für das Investitionsvolumen einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Das Investitionsvolumen verringerte
sich um 0,1 Mrd. Euro auf 7,4 Mrd. Euro. Diese Verringerung spiegelt sich auch in den durchschnittlichen Investitionsvolumen pro Betrieb wieder. Dieser Wert verringerte sich von 119.000
Euro auf 114.000 Euro 2005. Die negative Veränderung entspricht einem Rückgang von 4,2%.
Der durchschnittliche Umsatzrückgang wie auch der Rückgang des durchschnittlichen Investitionsvolumens pro Betrieb haben die gleichen Ursachen. Die Erhöhung der Selbständigenzahl der letzten Jahre ging nicht in erster Linie auf wachstumsstarke Unternehmensgründungen zurück, sondern auf Kleinstgründungen im Bereich des Handels, der Dienstleistungen und der Gastronomie.
323.000 Mitarbeiter
Ein besonders wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit den ökonomischen Aktivitäten und
Erfolgen türkischer Unternehmen in Deutschland ist der Bereich der Beschäftigten. Die Zahl
der Mitarbeiter hat sich nach den Ergebnissen der empirischen Befragung pro Betrieb auf 5
Mitarbeiter verringert. Dennoch ist die Gesamtbeschäftigung aufgrund der Erhöhung der
Unternehmenszahl leicht angewachsen und erreicht die Größenordnung von 323.000. Hinzu
kommt, dass mit jedem neuen Jahr die etablierten Unternehmen ihren Erfahrungshorizont
ausbauen können. Insofern steckt in den mehrheitlich kleinen und familiengeführten türkischen Unternehmen ein Arbeitsplatzpotenzial, welches mit der Expansion der Unternehmen
auch zu neuen Arbeitsplätzen in der Zukunft führen wird.
Beteiligung am Bildungssystem als Basis einer erfolgreichen
Integrationspolitik
Die schulische Ausbildung bildet die zentrale Voraussetzung für die berufliche Ausbildung
und damit auch für die Integration in den Arbeitsmarkt. Im Schuljahr 2002/2003 besuchten
rund 961.000 ausländische Schüler deutsche Schulen, knapp 44% bzw. rund 420.000 davon
waren türkischstämmige Kinder und Jugendliche, gefolgt von Kindern aus dem ehemaligen
Jugoslawien mit 12%.
Zwar hat sich die Qualität der Schulabschlüsse der ausländischen Jugendlichen im Laufe der
Zeit verbessert, doch hat sich der Trend zu qualifizierten Abschlüssen seit 1993 merklich verlangsamt, die Diskrepanz zwischen den deutschen und den ausländischen Schülern ist nicht
geringer geworden, da auch hier ein Trend zu höheren Abschlüssen besteht. Die Verteilung
der ausländischen Schulabgänger im Vergleich zu den deutschen Abgängern zeigt, dass die
Voraussetzungen für ausländische Schüler für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt deutlich
schlechter sind: Rund 20% der ausländischen Jugendlichen und nur 8% der deutschen
Schüler verließen im Schuljahr 2002/03 die Schule ohne Abschluss. 11% der ausländischen
Schüler erwarben die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife, bei den deutschen waren es gut
26%. Die entsprechenden Werte für türkische Schüler sind sogar noch schlechter.
Da türkische und ausländische Jugendliche sich vor allem auf mittlere Schulabschlüsse konzentrieren, sind sie besonders auf die berufliche Ausbildung angewiesen. Eine qualifizierte
Ausbildung ist für die Integration der türkischen Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt eine zentrale Voraussetzung. Dennoch nimmt die Neigung zur beruflichen Ausbildung seit einigen
38
Jahren ab. Zwischen 1987 und 1994 hatte sich zunächst die Anzahl der ausländischen Auszubildenden verdoppelt. Seitdem sinkt ihre Zahl jedoch stetig. Von den 1,6 Mio. Auszubildenden in einer dualen Ausbildung waren 2002 nur noch rund 5% Ausländer. Dies entspricht
einer Zahl von 85.200 ausländischen Auszubildenden. Auch in diesem Kontext muss auf die
Problematik des Wegfalls der Eingebürgerten aus der Datenbasis hingewiesen werden.
Dadurch werden exakte Aussagen immer schwieriger. Fakt ist jedoch, dass die Ausbildungssituation ausländischer und speziell türkischer Jugendlicher in Zeiten knapper Ausbildungsplätze noch schwieriger wird.
Zwar studieren inzwischen rund 24.000 türkische Studenten mit türkischer Staatsangehörigkeit unter den 224.000 ausländischen Studenten insgesamt an deutschen Hochschulen, vor
allem Wirtschaft und Recht sowie Ingenieurswesen und Kulturwissenschaften. Sie stellen
1,4% aller Studierenden und rund 8% der 18-25-jährigen Türken. Von den deutschen Jugendlichen dieser Altersgruppe studieren jedoch rund 30%. Auch wenn man die Zahl der eingebürgerten Schüler und Studenten hinzurechnet, bleibt die Bildungsschere zwischen ausländischen und deutschen Jugendlichen im allgemeinen und zwischen türkischen und deutschen Jugendlichen im besonderen auseinandergeklafft.
Das Bildungsniveau hat sich zwar erhöht, bleibt jedoch weiterhin uneinheitlich. Die zweite
Zuwanderergeneration teilt sich in eine Gruppe mit eher hoher Qualifizierung und eine Gruppe, die über keine oder nur eine geringe Schul- und Berufsbildung verfügt. Schul-, Berufsbildung und Arbeitsmarkt greifen eng in einander, wobei die Schulbildung zwar Voraussetzung
für den beruflichen Erfolg ist, jedoch gerade für Migranten keine hinreichende Bedingung für
die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt darstellt. Ohne Schulabschluss ist es
kaum mehr möglich, eine Berufsausbildung zu absolvieren, ohne berufliche Ausbildung wiederum ist die Gefahr, arbeitslos zu werden, deutlich größer als mit. Eine bessere Integration
von Zuwanderern im Bereich der Bildung, Ausbildung und Beschäftigung setzt neben verbesserter Sprachkompetenz und besseren Bildungsabschlüssen auch den Abbau von
Zugangsbarrieren auf dem Arbeitsmarkt voraus.
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(Mustafa Kemal) Atatürk
"Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt." (Mustaal Atatürk)
Atatürk und die heutige Türkei
Auf dem Weg von einer autoritären (Militär)Demokratie
zu einem (EU)ropäischen Rechtsstaat ?
Ein Beitrag von Klaus Uyak M.A.
Wenn man als Tourist das erste Mal in die Türkei fährt, sieht man ihn fast
überall. In den Geschäften hängt er als Bild über der Tür, auf öffentlichen
Plätzen sieht man ihn als Denkmal und auch sonst taucht er ständig auf.
Die Rede ist von Mustafa Kemal Atatürk - dem Vater der Türken. Er wird verehrt wie ein kleiner (Ersatz)Gott und ist für jeden "anständigen" Türken eine
nationale Ikone. Kritik an ihm ist unerwünscht. Doch was ist Atatürk heutzutage wirklich, staatliche (institutionalisierte) Heldenverehrung oder Retter der modernen Türkei?
Geboren wurde er als Mustafa am 18. Mai 1881 im griechischen Saloniki (heute Thessaloniki).
1895 geht er auf das Militärgymnasium in Monastir (hier bekommt er den Zusatznamen Kemal).
Von 1899-1905 besucht er erfolgreich die Kriegsakademie in Istanbul.
Ab 1906 engagiert sich Atatürk politisch. So ist er Mitbegründer der Geheimorganisation "Vaterland und Freiheit" (in Damaskus) und wird kurze Zeit später Mitglied der Oppositionsgruppe
"Komitee für Einheit und Fortschritt".
1908 scheitert eine Gegenrevolution des Sultans um die Macht im Osmanischen Reich zu
sichern. Die "Aktionsarmee" der fortschrittlichen Jungtürken (Atatürk ist Armeechef) besetzt Istanbul
und zwingt Sultan Abdul Hamid II abzudanken. 1911 ist Mustafa Kemal Major im italienisch-türkischen Krieg. 1912 folgt der Balkan-Krieg (gegen Serbien, Montenegro, Bulgarien, Griechenland).
Atatürk nimmt am Ersten Weltkrieg als Bundesgenosse der Mittelmächte (mit Deutschland) teil. Mit
seiner 19. Division gelingt es ihm 1915 in den Dardanellen (Halbinsel Gallipoli) die Alliierten in die
Flucht zu schlagen. Oberbefehl hat ein deutscher General: Liman von Sanders. Die Deutschen
sind von den militärischen Erfolgen Atatürks so begeistert, dass er im Dezember 1917 zusammen
mit dem Thronfolger Sultan Mehmed Vahdeddin von Kaiser Wilhelm II. nach Deutschland eingeladen wird. Die türkische Delegation reist zuerst nach Bad Kreuznach (Treffen mit Kaiser Wilhelm
II., Generalfeldmarschall von Hindenburg, Erich Ludendorff). Von da aus geht es zur Kriegsfront an
die französische Grenze (Straßburg, Elsaß) und weiter zur Krupp-Waffenfabrik nach Essen. Letzte
Station der Deutschlandvisite ist Berlin (Rückfahrt nach Istanbul mit dem Orient-Express).
Zurück in der Türkei kämpft Atatürk im türkischen Unabhängigkeitskrieg ab 1919 unter anderem
gegen Russland, Griechenland, Italien, England, Frankreich. Die sogenannten Entente-Staaten,
wollten völkerrechtlich gestützt auf den Vertrag von Sevres (vom osmanischen Sultan 1920 unterschrieben), die Türkei auf das Gebiet von Zentralanatolien zusammenschrumpfen lassen. Atatürk
gelingt es, fast alle eroberten Gebiete, mit seiner nationalen Widerstandsarmee zurück zu erobern.
Die Alliierten erkennen schließlich die realpolitischen Machtverhältnisse im zerfallenen Osmanischen Reich an. Mit dem Vertrag von Lausanne wird völkerrechtlich der Schlussstrich gezogen:
Anerkennung der Türkei in den heutigen Grenzen.
Im Jahr 1923 wird die Türkische Republik ausgerufen. Der erste Staatspräsident wird Mustafa
Kemal Atatürk. Ankara wird die Hauptstadt der Türkei. Gleichzeitig wird die republikanische Volkspartei gegründet.
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Ab dem Jahre 1926 setzt Atatürk seine Reformen um. Er errichtet eine demokratische Republik
nach europäischem Vorbild. Außerdem werden westliche Kulturstandards eingeführt. Dazu
gehören lateinische (statt arabische) Schrift, das metrische Zahlensystem, europäische Zeit- und
Kalenderrechnung, weltliche Feiertage, Frauenrechte, modernes Outfit und last but not least die
Trennung von Staat und Kirche (Laizismus/ Säkularisierung).
Am 10. November 1938 stirbt Mustafa Kemal Atatürk im Dolmabahce-Palast in Istanbul an den
Folgen einer Leberzirrhose (vermutlich auch durch die Alkoholexzesse in den Jahren zuvor).
Die Staatsziele der Türkischen Republik orientieren sich an den sechs Prinzipien des Kemalismus (Atatürks Prinzipien). Dazu gehören:
1. Nationalismus (Nationalstaat und Nationalbewusstsein/kein Vielvölkerstaat/kein Kalifat)
2. Populismus (Mobilisierung des Volkes / Entwicklung von Gemeinsinn / Wahrnehmung von
Grundrechten)
3. Republikanismus (Staatsgewalt geht vom Volk aus/parlamentarisches System/kein Sultanat)
4. Laizismus/Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion/Religion ist Privatsache der Bürger)
5. Etatismus (staatliche Lenkung des Wirtschaftssystems/Schutz der türkischen Industrie vor ausländischen Produkten/Gründung von Staatsunternehmen)
6. Revolutionismus (Modernisierung des Landes/muss ständiger dynamischer Prozess sein/Gewaltlosigkeit).
Die Türkei heute basiert auf diesen kemalistischen Prinzipien. Dazu gehört eine Verfassung nach
westeuropäischem Vorbild, die sich im Bereich der Freiheitsrechte an der europäischen Menschenrechtskonvention (MRK) orientiert. Die sieben Teile (177 Artikel) der Türkischen Verfassung
(TV) sind in die Bereiche Grundsätze, Grundrechte/Grundpflichten, Grundorgane, Finanz- und Wirtschaftspolitik, diverse Haushalte, vorläufige Artikel und abschließendem Haushalt eingeteilt.
Besonders (vom Ausland) kritisiert wird die Tatsache, dass Grundrechtsartikel der Türkischen Verfassung durch einfaches Gesetz eingeschränkt werden können (dadurch leichte Einschränkung
von Verfassungsrechte, keine quasi "schrankenlose" Grundrechte). Daneben ist ein weiteres (ewiges) Einfallstor in die verfassungsmäßig garantierenden Grundrechte der Bereich innere Sicherheit. Dazu gehören die nationale Sicherheit (öffentliche Sicherheit und Ordnung), die Gefahr für die
Einheit des Staatsgebietes (nationale Souveränität) und Staatsgeheimnisse. In der Vergangenheit
wurden diese (verfassungsmäßigen) Grundrechtsschranken exzessiv als Rechtfertigung für Menschenrechtsverletzung genutzt.
Insgesamt ist die Türkei vom Staatsaufbau ein zentralistischer Einheitsstaat (unitaristisch), vergleichbar mit dem zentralistischen Staatssystem der französischen Republik (vor der Dezentralisierung Frankreich). Zu den drei Gewalten gehört die Türkische Nationalversammlung (550 Abgeordnete/Wahlen alle fünf Jahre) als Legislative.
Die Exekutive besteht aus einer Zentralverwaltung (Ankara) und Verwaltungseinheiten in den
Regionen (Provinzen, Stadt- und Dorfverwaltungen). Die Zentrale macht dabei die politischen Vorgaben (Policy) und hat die Rechts- und Fachaufsicht(!) über alle Verwaltungsentscheidungen. In
den Regionen haben die ausführenden Verwaltungen zum Teil eine gewisse Selbständigkeit
durch eine eigene Infrastruktur, eigenes Personal (zum Teil vor Ort gewählt) und eingeschränkter
eigener Steuerhoheit (Ressourcen). Atatürk hat in seinen Reformen weiterhin eine unabhängige
Justiz durchgesetzt. Das osmanische Recht wurde durch Kontinentalrecht aus verschiedenen
europäischen Rechtsordnungen ersetzt (Strafrecht: italienisch; Zivilrecht: schweizerisch; Handelsrecht: deutsch). In der Verfassung sind außerdem oberste Gerichtshöfe vorgesehen (Verfassungsgericht, hoher Gerichtshof, oberstes Verwaltungsgericht, Kompetenzkonflikgerichtshof etc.).
Die Wirtschaftsstruktur der Türkei ist insgesamt sehr ambivalent. Auf der einen Seite gibt es die traditionelle Landwirtschaft (primärer Sektor), in der immer noch 40% der Bevölkerung arbeiten
(Tabak, Baumwolle, Oliven, Zucker, Zitrusfrüchte). Auf der anderen Seite expandiert gerade der
Dienstleistungsbereich (tertiärer Sektor), wie Touristik, Transport und Kommunikation, aber auch
die Industrie (sekundärer Sektor) mit Produkten aus den Sparten Fahrzeugbau, Elektro, Metall und
Bekleidung. Die Unternehmensstruktur ist nicht ganz unproblematisch: das liegt zum einen an der
41
hohen Staatsquote (50%), wodurch viele Unternehmen noch immer in staatlicher Hand sind (z.B.
Etibank, Türk Elektrik). Die Unternehmen in Privatbesitz dagegen (Aktiengesellschaften) konzentrieren sich auf einige wenige Familien(Clan). Außerdem sind die großen Konzerne nicht sehr
homogen strukturiert, sondern haben eine große Produktbandbreite ("osmanischer Gemischtwarenhandel"), insbesondere die großen Holdings (Koc-Holding, Sabanci-Holding etc.). Die allgemeine Wirtschaftslage ist aber trotz der Finanzkrise (IWF-Auflagen) dynamisch. Das Reformprogramm
von Premierminister Bülent Ecevit scheint zu greifen (Begrenzung der Inflation, Privatisierung, Bankenreform, Haushalts- und Sozialreform).
Die Zukunftsperspektiven der Türkei sind sehr stark davon abhängig, ob die Regierung es
schafft Mitglied in der Europäischen Union (EU)zu werden. Und so makaber es klingt: das Erdbeben in der Türkei (17. August 1999) und die Bombenanschläge auf das World Trade Center (11.
September 2001) haben die demokratischen Rechtsstaaten in der Welt zusammenrücken lassen.
Die Türkei spielt wegen ihrer geo-strategischen Lage und als einer der wenigen demokratischen
Regierungen im arabischen Raum, eine wichtige (durchaus auch wirtschaftliche) Rolle. Doch die
EU-Mitgliedsländer verlangen von Ankara zu Recht Reformen im politischen (Institutionen), wirtschaftlichen (Privatisierung) und kulturellen Bereich (Menschenrechte). Im politischen Bereich ist
vor allem eine Dezentralisierung des Staatsaufbaus erforderlich. Ob man sich dann für eine Neuordnung des zentralen Einheitsstaates oder für einen föderalen Bundesstaat entscheidet, sollte
die politische Führung entscheiden. Jedenfalls müssen die Regionen bestimmte Angelegenheiten selbst regeln können (Wirtschaft, Kultur, kommunale Angelegenheiten) und dabei auch eigene politische Institutionen (regionale Regierung, regionales Parlament, regionale Hauptstadt), Infrastruktur und Ressourcen (Finanzmittel, Personal) haben. Das würde zu einer Belebung der Wirtschaft durch eine gesunde Konkurrenz der Provinzen untereinander führen. Die Zentralverwaltung
(Ankara) sollte die wichtigsten (hoheitlichen) Aufgaben (Militär, Polizei, Finanzen, Gesetzgebung
etc.) behalten und nur hier Rechts- und Fachaufsicht über die nachgeordneten Behörden haben.
Das kemalistische Prinzip der Revolution verlangt die ständige Fähigkeit, sich auch verändern zu
können (dynamisches Prinzip). Die Angst, dass der Vielvölkerstaat Türkei durch eine Dezentralisierung auseinander brechen würde, ist unbegründet. Der territoriale Bestand eines Landes hängt
von der Akzeptanz der Bevölkerung (siehe Schweiz, USA, Bundesrepublik) und nicht von der (zentralen) Organisationsstruktur (siehe DDR) ab. Neben institutionellen Reformen (Polity) ist auch eine
konsequente Bekämpfung von organisierter Kriminalität (OK), Korruption, politischem Extremismus
und anderen Gefahren für die innere Sicherheit erforderlich (Politics).
Im wirtschaftlichen Bereich müssen die Reformen weiter forciert werden. Das betrifft insbesondere die Privatisierung von Staatsbetrieben, die Reform des Bankensystems, des Sozialsystems und
der Wirtschaftsförderung (High-Tech). Den Monobesitzstrukturen wichtiger Unternehmen in privater Hand (Familien-Clan) muss entgegengesteuert werden.
Atatürk meinte dazu einmal: "so groß die militärischen und politischen Siege auch immer sein
mögen, wenn sie nicht durch wirtschaftliche Siege gekrönt werden, können die errungenen Siege
keinen Bestand haben."
Weiterhin muss für effektive Instrumente zur Durchsetzung der Menschenrechte gesorgt werden
(staatliche Sanktionen, Aufklärungsmaßnahmen, dienstinterne Kontrollen, Zusammenarbeit mit
internationalen Organisationen und NGO's etc.). Zwar existieren oftmals die entsprechenden
(Straf)Gesetze, doch es hapert am Vollzug (Implementierung) der Normen.
Als Fazit kann man sagen, dass die Türkei ohne tiefgreifende Reformen im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Sektor den Anschluss an die westliche Welt (und den Eintritt in die
EU) verlieren könnte. Der immer noch schwierige Partner Türkei hat den Schlüssel zum Erfolg selber in der Hand. Vielleicht führt die Kraft der atatürkischen Reformen ("Revolutionismus") das Land
in einen kritischen Dialog mit den europäischen Staaten und dadurch letztlich in die EU. Und die
Oppositionellen grübeln nicht im Stillen:" . . . oh, Mustafa Kemal Atatürk: denk ich an Türkiye in der
Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht."
Klaus UyaK M. A.
42
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52
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Rahmenprogramm in Istanbul
- Hos Geldiniz Übernachtungen im C I N A R H O T E L und C R O W N E P L A Z A H O T E L
SAMSTAG, 3. JUNI 2006
Ankunft am Atatürk Flughafen/Istanbul. Transfer zum Hotel. Nach kurzer Erholung fahren wir
zum Abendessen an den Bosporus in das alte jüdische Dorf Ortaköy.
SONNTAG, 4. JUNI 2006
ERSTE GRUPPE: Besichtigung in der Istanbuler Altstadt: Hippodrom, Blaue Moschee,
Hagia Sophia, Unterirdische Zisterne. Mittagessen in einem typischen Lokal am Sultanahmet Platz. Am Nachmittag Besichtigung des Topkapi-Palast mit seinen umfangreichen
Sammlungen.
ZWEITE GRUPPE: Dolmabahce-Schloss, Jagdhaus Ihlamur, Rumeli Festung
ERSTE UND ZWEITE GRUPPE: Bosporus-Schifffahrt, Abendessen in einem urigen
Fischrestaurant am Bosporus.
MONTAG, 5. JUNI 2006
( 7. Endoskopie Tagung)
ERSTE GRUPPE: Wir beginnen mit der Besichtigung der prächtigen Süleyman-Moschee
und den Sultansgräbern. Nach einem kleinen Bummel hinunter zum Goldenen Horn kommen
wir zur kleinen, aber ebenfalls prächtigen Rüstem Pasa Moschee und anschließend zum
benachbarten Ägyptischen Basar. Nach Einkaufsbummel und Mittagessen (im oder in Basarnähe) fahren wir am Goldenen Horn entlang zur berühmten Chorakirche. Nach Besichtigung dieser bedeutenden byzantinischen Kirche, mit ihren Fresken und Mosaiken aus dem
14. Jahrhundert, Weiterfahrt in den religiösen Stadtteil Eyüp, Besichtigung von Moschee und
Grabbau des Heiligen Eyüp. Weiterfahrt bis zum Aussichtshügel Goldenes Horn. Dort
genießen wir im alten Lokal “Pierre Lotti” bei einer Tasse türkischen Tee oder Mokka den herrlichen Ausblick auf das Goldene Horn und die Altstadt. Rückfahrt zum Hotel. Abendessen.
ZWEITE GRUPPE: Schifffahrt zur Prinzessininsel / Büyükada oder nach Sile an der
Schwarzmeerküste.
DIENSTAG, 6. JUNI 2006
(Kongresstag!)
ERSTE UND ZWEITE GRUPPE: am letzten Tag in Istanbul lassen wir uns ein bisschen
Zeit zum Einkaufen, für die asiatische Seite der Stadt und einen Besuch beim „Gedeckten
Basar“. Nach einem gemütlichen Bummel kehren wir zum Bus zurück und fahren bis auf den
Aussichtshügel Camlica auf der asiatischen Seite von Istanbul. Nachdem wir dort unseren
Tee getrunken haben, fahren wir zum europäischen Teil zurück. Der weitere Nachmittag steht
zur freien Verfügung. Letztes Abendessen in Istanbul.
Mittwoch, 7. Juni 2006
Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Deutschland oder Weiterflug nach Kayseri
ALLAHA ISMARLADIK ISTANBUL!
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ERINNERUNGSFOTOS AUS
SÜDOS-UND OSTANATOLIEN 2005
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ERINNERUNGSFOTOS AUS
SÜDOS-UND OSTANATOLIEN 2005
18
Rahmenprogramm in Kappadokien und Ostanatolien
Reiseführer: Suheyl Hidir SENGÜL
PK 122-09400 Kusadasi/ Türkei
Tel: 0090 256 667
Fax: 0090 256 667 14 57
Handy: 0090 532 614 26 14
E-mail: [email protected]
Eine ungewöhnliche
Reise in anatolischen Hochkulturen
1. Tag, Mittwoch, 7. 6. 2006
Am frühen Morgen Flug nach Kayseri (alte Ceasereia), Provinzstadt am Nordfuß des 3.916 m
hohen Vulkanberg Erciyas. Besichtigung: Döner Kümbet (Mausoleum 12. Jahrhundert),
Honat Hatun Moschee, Kayseri Zitadelle. Nach einem Altstadtbummel mit bedecktem
Basar (orientalisch-islamischer Markt ohne Touristenläden) Weiterfahrt nach Kappadokien.
Wanderung durch das Rote Tal in Güllü dere (Rosental), 2 -3 Stunden, mittel bis anspruchsvoll. Übernachtung in Hotel Peribacasi Nevsehir.
2. Tag, Donnerstag, 8. 6. 2006
Göreme-Tal in Kappadokien: ausführliche Kirchenbesichtigung mit sehr schöner Malerei
aus der christlichen Kunst: Apfel-Kirche, Barbara-Kirche, Karanlik-Kirche (sehr gut erhaltene
Fresken), Sandalen-Kirche und Tokali-Kirche. Nachmittags schöne Wanderung durch das
Taubental, 2 - 3 Stunden, mittel bis anspruchsvoll. Übernachtung in Peribacasi Nevsehir.
3. Tag, Freitag, 9. 6. 2006
Besichtigung der unterirdischen Stadt Derinkuyu. Weiterfahrt ins Ihlara-Tal, interessante
Wanderung, 4 Stunden, mittel. Übernachtung in Peribacasi Nevsehir.
4. Tag, Samstag, 10. 6. 2006
Morgens früh Fahrt nach Hattusa: Hauptstadt der Hethiter mit mehreren Grabungsstätten,
wird von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Besichtigung: Löwentor, SphenksenKönigstor, großer Palast Potern und Yazilikaya. Weiterfahrt nach Amasya: Hauptstadt des
Pontischen Reiches, eine sehr malerische Stadt am Grünen Fluss Yesil Irmak. Hier wurden
die osmanischen Königssöhne erzogen. Übernachtung in Amasya.
5. Tag, Sonntag, 11. 6. 2006
Vormittags Besichtigung der Felsengräber. Stadtbummel in Amasya. Weiterfahrt nach
Sivas, eine bedeutende seldchukische Stadt an der Handelsstraße. Verfolgung der jungen
Christen durch die Römer (12. Legion“Fulminata“). Übernachtung im Hotel Büyük Sivas.
6. Tag, Montag, 12. 6. 2006
Am Vormittag Besichtigung in Sivas: bedeutende Baudenkmäler der Seldchuken aus dem
12. /13. Jahrhundert: Sifahiye Heilzentrum, Buruciye-Cifte Minare Medrese. Nachmittags
Weiterfahrt nach Erzurum, Stadt an der Seidenstraße von Persien zum Schwarzen Meer.
Übernachtung im Polat-Hotel.
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Rahmenprogramm in Kappadokien und Ostanatolien
7. Tag, Dienstag, 13. 6. 2006
Besichtigung in Erzurum: Cifte Minareli Medrese, Karanlik Kümbet, Ulu Moschee. Tagesausflug zu den Georgischen Kirchen (Kreuzkirche Osk, Vank Ishan und Dört Kilise). Übernachtung in der Stadt Artvin im Ostpontiusgebiet, Land der Lazen (türkische Ostfriesen).
8. Tag, Mittwoch, 14. 6. 2006
Morgens Fahrt nach Kars, dort Altstadtbesichtigung und Apostel-Kirche (armenische Kirche
aus dem 10. Jahrhundert). Nachmittags Weiterfahrt an die armenische Grenze nach Ani mit
seiner imposanten armenischen Architektur aus dem 10./13. Jahrhundert mit Erlöser-Kirche,
Tigran Honenz Kathedrale, Mencuher Mosche, Abugambrenz-Kirche, Gagik-Kirche u.a..
Übernachtung im Hotel Toprak in Sarikamis.
9. Tag, Donnerstag, 15. 6. 2006
Vormittags Wanderung in der Rebhuhnschlucht, 2 - 3 Stunden, mittel bis anspruchsvoll.
Nachmittags Weiterfahrt nach Dogubeyazit, dort schöne Aussicht auf den berühmten
majestätischen Ararat-Berg in 5.137m. Übernachtung in Dogubeyazit.
10. Tag, Freitag, 16. 6. 2006
Besichtigung Ishakpasa Palast, anschließend 3 – 4 Stunden Wanderung. Bei schönem Wetter atemberaubender Blick zum Ararat. Nachmittags Weiterfahrt bis Van mit Besichtigung
der Zitadelle. Übernachtung im Hotel Merit Sahmaran (in Van).
11. Tag, Samstag, 17. 6. 2006
Besichtigung: Ausgrabungsstätte Cavustepe, eine uraträische Stadt aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. Nachmittags Bootsfahrt zur Insel Akdamar, dort Besichtigung einer einmaligen armenische Kirche aus dem 10. Jahrhundert mit einem wunderschönen Relief.
Übernachtung im Hotel Merit Sahmaran (in Van).
12. Tag, Sonntag, 18. 6. 2006
Rückflug nach Deutschland.
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TÜRKEI-INFORMATION
WAHLSPRUCH: YURTTA SULH, CIHANDA
(türk. ,,Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt’’)
SULH
Die REPUBLIK TÜRKEI (Türkiye Cumhuriyeti) ist der Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches und
ging nach dem Ersten Weltkrieg aus diesem hervor. Die Türkei ist eine laizistische Republik. Der Laizismus geht auf den Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zurück. Atatürk war bestrebt, durch viele
gesellschaftliche Reformen die Türkei nach dem Vorbild Europas zu modernisieren.
■ GEOGRAPHIE
Die Türkei erstreckt sich geographisch über zwei Kontinente. Der größte Teil des türkischen Staatsgebiets liegt mit ca. 97 % auf dem asiatischen Kontinent. Lediglich 3 % der Gesamtfläche (23.623 km 2)
befinden sich auf dem europäischen Kontinent. Der europäische Teil der Türkei wird auch als Thrakien
bezeichnet und der asiatische Landesteil als Anatolien. Die Türkei bildet somit geographisch eine
Schnittstelle zwischen Okzident und Orient.
Die Türkei besitzt eine 7.200 km lange Küste. Im Westen der Türkei liegt das Ägäische Meer, im Süden
das Mittelmeer und im Norden das Schwarze Meer. Daneben besitzt die Türkei Landgrenzen zu 8 Nachbarländern, die insgesamt eine Länge von 2.648 km haben. Im Nordwesten grenzt sie an Griechenland
(206 km Grenze) und Bulgarien (240 km), im Nordosten an Georgien (252 km), Armenien (268 km), Aserbaidschan (Exklave und autonome Republik Nachitschewan, mit der die Türkei einen 9 km langen
Grenzstreifen teilt), im Osten an den Iran (499 km) und im Süden an den Irak (352 km) und Syrien (822 km).
■ Verwaltung und Politik
In der Türkei herscht, wie in allen westlichen Demokratien, eine Gewaltenteilung zwischen der Legislative, Exekutive und der Judikative. Nach der Verfassung aus dem Jahre 1982 ist die Türkei eine parlamentarische Demokratie mit einem relativ mächtigen Präsidenten und einer unabhängigen Justiz.
Gesetzgebendes Organ (Legislative) ist in der Türkei die Große Nationalversammlung (Türkiye Büyük
Millet Meclisi). Sie besteht aus 550 Parlamentariern die vom Volk direkt für fünf Jahre gewählt werden.
Ab dem 18. Lebensjahr ist jeder Staatsbürger in der Türkei wahlberechtigt. Gewählt werden darf jedoch
nur innerhalb der Türkei, eine Wahlbeteiligung aus dem Ausland z.B. durch eine Briefwahl für im Ausland lebende türkische Staatsbürger existiert nicht. Aufgrund dieser Reglung sind Millionen von türkischen Staatsbürgern die im Ausland (vor allem in der EU) leben und arbeiten von den Wahlen ausgeschlossen. Staatsoberhaupt ist der vom Parlament für sieben Jahre gewählte Staatspräsident. Eine Wiederwahl des Staatspräsidenten ist per Verfassung verboten. Der Staatspräsident beauftragt den
Parteivorsitzenden der Mehrheitspartei mit der Bildung der Regierung. Regierungschef ist der Ministerpräsident der die Mehrheitspartei bzw. die Regierungskoalition repräsentiert. Der Staatspräsident segnet die Minister der Regierung ab. Das Verfassungsgericht ist der oberste Gerichtshof der Türkei. Sie
entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der vom Parlament verabschiedeten Gesetze.
Die Türkei und überstaatliche Organisationen
Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und seit 1963 assoziiertes Mitglied in den Vorläuferorganisationen der EU und strebte seit Jahrzehnten Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft zuerst in der
EWG später der EG und zuletzt in der Europäischen Union an. Daneben ist die Türkei u.a. Mitglied: Vereinte Nationen (1945) mit Sonderorganisationen; (1952); Europarat (1952); OECD (1948); Organisation
der Islamischen Konferenz (OIC, 1969); EG-Assoziierungs-Abkommen (1963); EU-Zollunion seit dem
1. Januar 1996; assoziiertes Mitglied der WEU (1995-2000). Ende des Jahres 2004 wurde vom Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der
Türkei beschlossen.
Verwaltung
Die Kommunalverwaltung ist in der Türkei in 81 Provinzen unterteilt die durch den Gouverneur (Vali) verwaltet werden. Die einzelnen Provinzen sind weiter in einzelne Bezirke und Gemeinden unterteilt. Die
Bezirke werden von einem Kaymakam geleitet, der vom Innenminister ernannt wird. Die Bürgermeister
und Dorfvorsteher werden vom Volk gewählt.
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■ Kultur
Die heutige türkische Kultur ist eine Verschmelzung verschiedener Kulturen. Dazu können die alttürkische Nomadenkultur Zentralasiens und Sibiriens, die Kultur im osmanischen Reich mit ihren arabischen, byzantinischen und persischen Einflüssen, sowie die starke europäische Richtung seit Gründung der Republik durch Atatürk gezählt werden. Als Kulturzentrum der Türkei ist die Stadt Istanbul zu
sehen, wobei die Stadt eine Synthese von verschiedenen Kulturen darstellt.
Die Türkei hat eine große Zahl Künstler hervorgebracht. Dazu gehören u. a. der Filmregisseur Yilmaz
Güney (Goldene Palme in Cannes für Yol - Der Weg (1982)), die Dichter Orhan Veli und Nâzim Hikmet,
die Schriftsteller Yasar Kemal, Orhan Pamuk oder Aziz Nesin. Türkische Popsänger wie Sezen Aksu,
Tarkan und Mustafa Sandal waren in letzter Zeit auch im Ausland recht erfolgreich. 2003 siegte die Türkei beim Eurovision Song Contest mit dem Titel Everyway That I Can von Sertab Erener.
■ Geschichte
Vor etwa 10.500 Jahren entstand im Südwesten der Türkei die älteste z. Z. bekannte Stadtanlage der
Welt, Catal Hüyuk. Anatolien (Kleinasien) ist die Wiege einer Vielzahl von teilweise bisher nur schlecht
erforschten Kulturen und Reichen des Altertums. Zu dieser Zeit lebten in Anatolien allerdings noch
keine Türken, deren Heimat war Zentralasien. Die Seldschuken waren die erste türkische Dynastie,
deren Heere im 11. Jahrhundert n. Chr. Teile Anatoliens eroberten und in der Folge große Teile des
Byzantinischen Reiches unterwarfen.
Frühe Besiedlung Anatoliens
Die Hethiter besiedelten in der Bronzezeit das Gebiet der heutigen Türkei zwischen 1900 und 1200 v. Chr.
Das Reich der Hethiter wurde im Zuge der sog. ägäischen Wanderung durch diverse Seevölker (z.B. die
Phryger) zerstört. Die hethitische Kultur überlebte jedoch bis um 700 v. Chr. in diversen Kleinstaaten in Ostanatolien, zum Beispiel in Milid, der heutigen türkischen Stadt Malatya. In diese Zeit fällt wahrscheinlich
auch die Zerstörung der westanatolischen Stadt Troja. Nach der Zerstörung der Hethiter errichteten die
Phryger unter ihrem König Midas ein Reich, das im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. Anatolien beherrschte.
Um 700 v. Chr. begann die griechische Besiedlung entlang der anatolischen Agäisküste (Ionien) mit
Koloniestädten wie z.B. Milet, Ephesos und Priene. Zur gleichen Zeit besiedelten noch andere Völker
Anatolien. Die Kimmerier besiedelten Westanatolien, nachdem sie das Phrygerreich 700 v. Chr. zerstört
hatten. Die Lydier gründeten an der ägäischen Küste ein Königreich mit der Hauptstadt Sardes. Ihr letzter König war der nach seinem großen Reichtum aus der griechischen Mythologie bekannte Krösus.
Von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis 333 v. Chr. (Schlacht bei Issos) herrschten die Perser über weite
Teile Kleinasiens, bis Alexander der Große sie besiegte und das Alexanderreich errichtete. Nach dem
Ende des Alexanderreiches wurde Anatolien durch diverse Völker besiedelt. Bedeutende Reiche waren
Bithynien, Pontos, Kappadokien, das keltische Galatien sowie Pergamon. Im 2. und 1. Jhr. v. Chr. brachten die Römer Anatolien unter ihre Kontrolle. Die Herrschaft des vereinten Römischen Reiches hielt bis
ins 4. Jahrhundert n. Chr. Danach fiel Kleinasien, nach der Teilung des Römischen Reiches, an Ostrom
(siehe Byzantinische Reich). Gegen die Araber konnte Anatolien - anders als die weiter südlichen
Reichsteile - erfolgreich verteidigt werden, und es wurde zur neuen Kornkammer des Reiches nach
dem Verlust Ägyptens. Die ersten türkischen Stämme tauchten erst im 11. Jhr. n. Chr. in Anatolien auf.
Die Seldschuken fielen in Kleinasien ein und schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht von
Mantzikert im Jahre 1071 vernichtend. Daraufhin eroberten sie große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens.
Die Seldschuken errichteten neben dem Sultanat Bagdad das Sultanat Rum (was "Rom" bedeutet,
nach dem Oströmischen Reich; Hauptstadt war das heutige Konya), das im 12. und 13. Jahrhundert
über weite Gebiete Anatoliens herrschte. Im 13. Jahrhundert überfielen die Mongolen das Seldschukische Reich und plünderten 1258 Bagdad. Im Zuge dieses Machtverlustes von Rum nutzten die türkischen Stämme ihre Freiheit und verselbständigten sich weitestgehend. In ganz Anatolien, so auch an
der Ostgrenze des Byzantinischen Reiches, formierten sich kleine und mittelgroße türkische Fürstentümer. Die Osmanen waren eines dieser Fürstentümer, die schließlich ihre Macht soweit ausdehnten, bis
sie Konstantinopel eroberten und so das Byzantinische Reich zerstörten.
Osmanisches Reich
Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Nachfolger der Seldschuken, die
Osmanen, über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, der Krim, des Kaukasus' und des Balkans. Im
späten 17. Jhr. begann der Niedergang des Osmanischen Reiches, das immer weiter aus seinen europäischen Besitzungen zurückgedrängt wurde. Das ab dem 19. Jhr. stark zunehmende Unabhängigkeitsstreben diverser Nationen im Vielvölkerstaat des Osmanischen Reiches, die Besetzung Nordafrikas durch europäische Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.
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Atatürk gründet die türkische Republik
Nachdem alle ausländischen Kräfte aus Anatolien vertrieben wurden, rief Mustafa Kemal am 29.
Oktober 1923 die Republik aus und verlegte die Hauptstadt nach Ankara. Später erhielt er den Beinamen Atatürk ("Vater aller Türken") und war der erste Präsident der Republik. Im laufe seiner Amtszeit führte Atatürk tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, die die Türkei in
einen modernen, säkularen, weltlichen und am Westen orientierten Staat verwandelten. Unter anderem
wurde im Jahre 1922, noch vor der Ausrufung der Republik, das Sultanat abgeschafft und am 29. Oktober 1923 das Kalifat. 1924 schaffte die Türkei die religiösen Gerichte ab, und 1925 wurde im Zuge einer
umfassenden "Kleiderreform" das Fez (traditionelle türkische Kopfbedeckung der Männer) und der
Schleier für die Frau verboten und die Koedukation eingeführt. Im selben Jahr wurde die islamische
Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System eingeführt.
In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und
den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das schweizer Zivilrecht und damit die
Einehe und die Gleichstellung von Mann und Frau übernommen. Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht. Die Gleichstellung der Geschlechter gelang allerdings nur teilweise. 1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im gleichen Jahr die Arabische Schrift durch
die Lateinische ersetzt. Im Zuge weiterer Reformen wurde in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht eingeführt, und seit 1934 dürfen sich Frauen auch selbst zur Wahl stellen (passives Frauenwahlrecht). Nur wenige der Reformen, etwa Atatürks Idee, dass in den Moscheen statt auf Arabisch nur noch
auf Türkisch gebetet werden sollte, erwiesen sich als undurchführbar und wurden zurückgenommen.
Grundlage Atatürks Handelns war die Ideologie des Kemalismus, welcher auf sechs Prinzipien basiert:
● türkischer Nationalismus: betonte die ruhmreiche türkische Geschichte und das Recht der Türken
● auf einen eigenen, modernen und souveränen Staat
● Laizismus: vollständige Trennung von religiösen Einrichtungen und Staatsgeschäften
● Republikanismus: Betonung der Prämisse der Volkssouveränität
● Etatismus: staatliche Lenkung der Wirtschaft mit dem Ziel der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung
● Revolutionismus: alle zur Modernisierung notwendigen Maßnahmen sollen sofort und in vollem
● Umfang vollzogen werden mit dem Ziel der Entwicklung einer modernen türkischen Gesellschaft
● Populismus: Idee einer Großen Nationalversammlung die alle wirtschaftlichen und
● sozialen Interessen vertritt
Geschichte der Türkei nach der Atatürk-Ära
Nachdem am 10. November 1938 Atatürk starb, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü der zweite
türkische Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die
außenpolitische Neutralität beizubehalten. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde es
immer schwieriger, die außenpolitische Neutralität beizubehalten. Sowohl Nazideutschland als auch
die Alliierten versuchten, die Türkei auf ihrer Seite in den Krieg einzubeziehen. Am 1. August 1944 brach
die Türkei die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab und erklärte am 23. Februar 1945
Deutschland und Japan symbolisch den Krieg, um anschließend die UN-Charta mit zu unterschreiben.
Nachdem Kriegsende drängte die Sowjetunion die Türkei zu Grenzkorrekturen an der Ostgrenze und
versuchte, Kontrolle über die türkischen Meerengen zu bekommen. Der Versuch der Sowjetunion, Kontrolle über die Türkei auszuüben, führte dazu, dass die Türkei ihre außenpolitische Neutralität aufgab.
Sie versuchte nun ihre Bindung an die USA zu intensivieren und wollte daher in die NATO eintreten.
Nach anfänglicher Ablehnung, vor allem durch die europäischen NATO-Mitglieder, wurde die Türkei
1952, gemeinsam mit Griechenland, Mitglied in der NATO. Diese Entscheidung wurde durch die Teilnahme der Türkei auf amerikanischer Seite am Korea-Krieg von 1950 begünstigt.
1946 wurde in der Türkei zum erstenmal eine zweite politische Partei zugelassen. Die DP (Demokratische Partei) errang bei den Wahlen am 14. Mai 1949 die Mehrheit der Stimmen. Damit endete die seit
Republikgründung herrschende Einparteienherrschaft der CHP. Die DP unter ihrem Ministerpräsidenten Adnan Menderes führte in seiner Regierungszeit zwischen 1950 und 1960 eine stärkere wirtschaftliche Liberalisierung durch. Trotz eines raschen wirtschaftlichen Wachstums nahmen die sozialen
Spannungen in der Türkei nun stärker zu als zuvor. Zunehmend ging die DP dazu über, die oppositionelle CHP politisch zu unterdrücken.
1960 putschte sich das Militär an die Macht, um die Staatskrise, die durch Spannungen zwischen den
politischen Parteien ausgelöst wurde, zu beenden. Menderes und andere Politiker wurden unter Korruptions-Vorwurf zum Tode verurteilt und 1961 gehängt. Nachdem das Militär 1961 eine neue Verfassung
einführte, gab es die Macht an eine Zivilregierung ab. Die neue Verfassung beinhaltete moderne wirtschaftliche und soziale Prinzipien und Gesetze, die die Unterdrückung der Opposition verhindern sollten.
48
1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziations-Abkommen ab. Aber auch die Folgeregierung konnte die Probleme nicht in den Griff bekommen. Linke und rechte Terror-Aktivitäten nahmen
zu, und die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. 1971 griff die Armee erneut ein, und es kam zu
repressiven Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung.
Das Militär putschte sich 1980 zum dritten Mal an die Macht. Auslöser war die sehr instabile Phase in
den 1970er Jahren, die durch wechselnde politische Koalitionen, politische und wirtschaftliche Instabilität und Terrorakte durch das extrem rechte und linke politische Spektrum geprägt war. Das Militär unter
General Kenan Evren verhängte über das Land das Kriegsrecht und verbat alle politischen Parteien.
Nach dem es November 1982 durch einen Volksentscheid die dritte türkische Verfassung eingeführt
hatte, gab es die Macht 1983 wieder an eine Zivilregierung ab.
Nach der Stichwahl zum Parlament im November 1983 gewann die konservative Mutterlandspartei
(ANAP), unter dem Wirtschaftsfachmann Turgut Özal, die Wahl. Özal leitete in seiner Regierungszeit
marktwirtschaftliche Reformen ein und vereinte in seiner Mutterlandspartei Technokraten, aber auch islamische Kreise. Nachdem Özal zum Staatspräsidenten gewählt wurde, wurde 1989 Yildirim Akbulut
Regierungschef.
Die 1990er Jahre waren in der Türkei wieder durch wechselnde politische Mehrheiten und ständige
Neuwahlen gekennzeichnet. Nachfolger von Akbulut wurde 1991 Mesut Yilmaz. Nachdem die ANAP die
Wahlen verlor, wurde 1993 Tansu Çiller, mit ihrer Partei, der DYP, Regierungschefin.
Mitte der 1990er Jahre stieg die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung und den etablierten Parteien stark und alte Splitterparteien sowie neue Parteien konnten bei den Wahlen seitdem große
Erfolge erlangen. So ging aus den Parlamentswahlen am 24. Dezember 1995 zum ersten mal in der türkischen Geschichte eine islamistische Partei, die Wohlfahrtspartei (RP), als stärkste politische Kraft hervor. Da sie keine Koalitionspartner fand, erhielt die zweitstärkste Kraft, die DYP, den Auftrag, die Regierung zu bilden. Die DYP ging mit der ANAP eine Koalition ein.
Am 1. Januar 1996 wurde zwischen der EU und der Türkei eine Zollunion eingeführt.
Die Koalition zwischen der DYP und ANAP hielt aber nicht lange, weil Mesut Yilmaz nach einem Misstrauensvotum im Juni 1996 zurücktreten musste. Daraufhin bekam die RP im Juni 1996 unter Necmettin Erbakan den Auftrag, die Regierung zu bilden. Die RP ging mit der DYP eine Koaliton ein. Mit seiner
Politik geriet Erbakan in Widerspruch zu der von Kemal Atatürk begründeten laizistischen Staatsdoktrin,
als deren Stützen sich vor allem die Militärs sahen. Am 30. Juni 1997 musste Necmettin Erbakan auf
Druck der Militärs zurücktreten.
Am 17. August 1999 verwüstete ein schweres Erdbeben Izmit und die Marmararegion. Bei diesem verheerenden Erdbeben kamen 20.000 Menschen ums Leben, auch in Folge der mangelhaften Einhaltung
der Bauvorschriften. Vor allem die ärmsten Bevölkerungsteile leiden bis heute unter den Folgen.
Nach einer weiteren kurzen Regierungsphase (Juni 1997-November 1998) von Mesut Yilmaz war Ecevit
(zu dieser Zeit in der DSP (Demokratische Links Partei)) unter wechselnden Koalitionen zusammen mit
der ANAP, der DYP und der rechtsextremen MHP (Partei der Nationalen Bewegung) bis 2002 Ministerpräsident.
Nach den Wahlen am 3. November 2002 gewann die neu gegründete islamisch orientierte AKP die
Wahlen. Ministerpräsident wurde zunächst Abdullah Gül. Der Führer und wichtigste Mann der AKP
Recep Tayyip Erdogan durfte dieses Amt nicht übernehmen, da er 1998 wegen der "öffentlichen Äußerung islamistischer Parolen" (Zitierung eines religiösen Gedichts) verurteilt und vorbestraft worden war.
Erst nach Änderung von Gesetzen (Abschaffung des Verbots der politischen Tätigkeit von in dieser Art
Verurteilten) konnte er durch eine Nachwahl am 9. März 2003 in der Provinz Siirt am 11. März 2003 das
Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.
Im November 2003 verübte eine türkische Zelle der Al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul.
Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat
und die Filiale der britischen HSBC-Bank.
Nachdem die damalige EG 1989 einen Antrag der Türkei auf Vollmitgliedschaft abgelehnt hatte, wurde
auf dem EU-Gipfel in Luxemburg 1997 entschieden, dass die Türkei für einen Beitritt in Frage kommt. Am
11. Dezember 1999 bekam die Türkei offiziell den Beitritts-Kandidaten-Status zuerkannt. Auf dem Gipfel
von Kopenhagen 2002 setzte die EU fest, dass im Dezember 2004 über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen entschieden wird. Dazu muss die Türkei die Kopenhagener Kriterien erfüllen.
Im Februar 1994 wurde die gewählte kurdische Parlamentarierin der DEP-Partei (Leyla Zana) unter dem
Vorwurf verfassungsfeindlichen Handelns inhaftiert. Mitte 2004 wurden sie und drei weitere inhaftierte
DEP-Abgeordnete nach heftigem Druck der EU freigelassen.
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Am 17. Dezember 2004 entschieden die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel, dass ab dem
3. Oktober 2005 mit der Türkei Verhandlungen über den EU-Beitritt aufgenommen werden. Voraussetzungen dafür sind jedoch die Fortsetzung der begonnenen Reformen, eine weitere Verbesserung der
Menschenrechtssituation und insbesondere die Unterzeichung eines Abkommens über eine Zollunion
mit den 10 neuen EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Zypern, noch vor Beginn der Verhandlungen am
3. Oktober 2005.
■ Wirtschaft
Die Wirtschaftspolitik der Türkei änderte sich nach dem Jahre 1980. Damit veränderte sich die Geld-,
Finanz-, Außenhandels- und Devisenpolitik radikal. Die Wirtschafts- und Industriepolitik vor 1980 war auf
Importsubstitution und Versorgung des Binnenmarktes gerichtet. Nach 1980 ging die Wirtschaftspolitik
zu einer liberaleren und auf exportenbasierende Industrialisierung über. Zunehmend wurde der Privatsektor gefördert und parallel öffentliche Unternehmen privatisiert.
Durch die zunehmende Senkung der Importbarieren steigt auch der Konkurrenzdruck auf die türkischen
Betriebe. Der Höhepunkt der bisherigen Entwicklung ist der beitritt zur europäischen Zollunion 1996.
Die dynamische Entwicklung der Wirtschaft, mit Wachstumsraten des BSP von über 5%, wurde in den
letzten zehn Jahren immer wieder durch schwere Wirtschaftskrisen (1994, 1999 und 2001) unterbrochen.
Die letzte Krise wurde durch ein steigendes Leistungs- und Handelsbilanzdefizit, verbunden mit einem
maroden Bankensystem und einer Staatskrise ausgelöst. Aufgrund dieser Probleme kam es zu Spekulationen und Kapitalflucht, was die türkische Zentralbank dazu zwang, die türkische Lira freizugeben.
Durch den starken Wertverlust der Lira (innerhalb weniger Stunden 40 %) stiegen die ausländischen
Schulden (in Lira gerechnet) in unbezahlbare Höhen, woraufhin viele Unternehmen in den Konkurs gingen und die Arbeitslosigkeit stark anstieg. Resultat war eine der schwersten Rezessionen der türkischen Geschichte (die türkische Wirtschaftsleistung schrumpfte um über 8 %). Um einen Staatsbankrott abzuwenden gewährte der IWF der Türkei, im Zeitraum von 2002-2004, einen Kredit in Höhe von
insgesamt 31 Mrd. $. Aufgrund der strikten Austeritätspolitik der Regierungen seit 2001 und der Auflagen des IWF hat die Türkei die schwere Finanzkrise von 2001 überwunden.
Aktuelle Kennzahlen:
Bruttosozialprodukt:
3100 $ / 6.700* $ (2003)
Bruttoinlandsprodukt:
199,9 Mrd. $ / 455.3** Mrd. $ (2003)
Bruttosozialprodukt
238 Mrd. $ (2003)
Arbeitslosigkeit:
9,2 % (offizielle Angaben)
Inflation:
9,4% (2004)
Schuldenstand:
134,4 Mrd. $ (Stand 2002)
Verschuldungsgrad am BSP 78 % (2004)
* je Einwohner in Kaufkraftparität / ** BIP in Kaufkraftparität
Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung für die Türkei stellt der hohe Schuldenstand dar. Bezogen
auf das BSP beträgt sie 78,7 % (Stand 2003). Damit bekleidet die Türkei weltweit den 22. Platz der relativ am wenigsten verschuldeten Staaten. Zum Vergleich: die relativen Verschuldungsgrade der EU-Länder Italien, Belgien, Griechenland und Deutschland betragen:
Italien (106,4 %), Belgien (102 %), Griechenland (100,9%), Deutschland (64,2%).
Derzeitig konzentriert sich die Wirtschaftspolitik der Regierung auf die Inflationsbekämpfung. Die "chronische Inflation" in der Türkei erreichte zeitweise dreistellige, beinahe hyperinflationäre Zahlen
(1994/1995 betrug sie 150 %), für 2003 sank sie auf 18,4 %, nach Schätzungen wird ca. 11 % in 2004
erwartet. Am 1. Januar 2005 wurde die alte "Türkische Lira" durch die "Neue Türkische Lira" (Yeni Türk
Lirasi) ersetzt. Damit verliert die Türkische Lira 6 Nullen. Außerdem wird die Untereinheit der Lira, der
Kurus, wieder eingeführt. Der Kurus wurde vor ca. zwei Jahrzehnten abgeschafft, weil aufgrund der
hohen Inflation die Lira stark an Wert verloren hatte. Auf den Vorderseiten der 20, 50 und 100 Lira-Scheine wird wie bis jetzt der türkische Staatsgründer Atatürk zu sehen sein. Bis Ende 2005 sind beide
Währungen gültig.
Außenwirtschaftlich sucht die Türkei eine engere Anbindung an die EU und zugleich eine stärkere Einflussnahme auf die zentralasiatischen Turkvölker (u.a. Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Aserbaidschan). Deutschland ist mit über 13 % (9,4 Mrd $) der Importe und ca. 17 % (9,4 Mrd. $) der Exporte der
größte Handelspartner der Türkei. Weitere wichtige Handelspartner sind die USA (Exporte 3,7 und Importe 3,4 Mrd. $), Großbritannien (Exporte 3,7 und Importe 3,5 Mrd. $), Italien (Exporte 3,2 und Importe 5,4 Mrd.
$), Russland (Exporte 1,5 und Importe 5,4 Mrd. $) und Frankreich (Exporte 2,8 und Importe 4,2 Mrd. $).
50
Struktur
Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist immer noch sehr widersprüchlich. Einerseits besteht eine
sehr große Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und ihrer modernen Industrie (insbesondere
den großen Metropolen) und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten. Der
Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 % des durchschnittlichen Einkommens der 15 "alten" EUStaaten, der Osten hingegen nur 7 %. Diverse Projekte, u.a. die großen Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt (GAP)) sollen dem Osten helfen, sich besser zu entwickeln.
Zudem gibt es innerhalb der türkischen Volkswirtschaft erhebliche strukturelle Probleme. So trägt die
Landwirtschaft zum BSP lediglich 11,9 % bei, beschäftigt aber 40 % der Arbeitskräfte. Die Industrie trägt
29,6 % zum BSP bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie arbeiten 20,5 % aller Erwerbstätigen und in der Dienstleistung 33,7 %.
Wirtschaftssektoren
Die Textilindustrie ist der wichtigste Industriesektor der Türkei und stellt zugleich den größten Anteil bei
den Ausfuhren dar. Allein 2004 exportierte die türkische Textilindustrie Waren im Wert von ca. 20 Mrd.
$ (2003 waren es noch 15 Mrd. $). Begünstigt wird die starke Stellung der türkischen Textilindustrie
dadurch das die Türkei der sechst größte Baumwollhersteller der Welt ist.
Zunehmend gehen die türkischen Textilunternehmen dazu über, statt billiger Massenware Markenmode zu produzieren und zu vertreiben. Dadurch versuchen die türkischen Unternehmen der Konkurrenz
aus China auszuweichen. Die Türkei gehört weltweit zu den wichtigsten Textilproduzenten.
Die Textilindustrie konzentriert sich überwiegend um die Städte Istanbul und Bursa. Insgesamt
beschäftigt ca. 4 Millionen Menschen.
Die Nahrungsmittelindustrie konzentriert sich auf Westanatolien. Der Staat ist noch mit Unternehmen
wie Zucker, Tee, Tabak und alkoholische Getränken tätig.
Daneben gewinnen die Automobilindustrie und die Elektronikbranche zunehmend an Bedeutung. In
der Türkei wurden 2004 862.000 Autos produziert, von denen 519.000 exportiert wurden. Zentrum der
Automobilindustrie ist die Stadt Bursa. Die Autozuliefererindustrie exportierte 1999 2,2 Milliarden Dollar.
Etwa 500.000 Menschen arbeiten in dieser Branche.
Eine besondere Stärke wurde in den letzten Jahren die Produktion von Fernsehgeräten. Nahezu alle
großen Markenhersteller lassen bei den drei türkischen Unternehmen Vestel, Beko oder Profilo-Telra
bauen. Ein Drittel aller in Europa verkauften Fernseher wird in diesen Firmen hergestellt.
Zuletzt hat aufgrund dieser Stärke die Beko Electronic A.S. das traditionsreiche deutsche Unternehmen
Grundig AG aufgekauft. 1999 betrug die Produktion in der Elektroindustrie 2,4 Milliarden Dollar. Farbfernsehgeräte im Wert von 674 Millionen Dollar wurden 1999 exportiert.
Die Investitionen von ausländischen Investoren in der Türkei liegen bei ca. 1 Mrd. US-Dollar (2003).
Obwohl diese Zahl im internationalen Vergleich nicht sehr hoch ist, gibt es dennoch ein nennenswertes Engagement ausländischer Unternehmen.
So lassen die Unternehmen MAN und DaimlerChrysler Busse in der Türkei bauen. Die BSH (Bosch-Siemens Hausgeräte) stellt am Rande von Istanbul Kühlschränke und Küchengeräte her. Das in Iskenderun gebaute Steinkohlekraftwerk ist das größte deutsche Investitionsprojekt, bei dem die Firmen Steag
und RWE ca. 1,5 Mrd. US-Dollar investiert haben.
Die Türkei ist ein bedeutender Chromerzförderer der Welt daneben werden Steinkohle, Braunkohle,
Eisen-, Blei-, Zink-, Kupfer-, und Silbererz gefördert. Im Südosten gibt es geringe Erdöl vorkommen.
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftssektor der Türkei und einer der wichtigsten Devisenquellen
des Landes. 2004 erreichte die Zahl der ausländischen Touristen mit 17,5 Mio. Urlaubern einen neuen
Rekordstand (2003 waren es noch etwa 14 Mio.). Die größte nationale Gruppe unter den Türkei-Touristen
stellen mit ca. 4 Millionen die Deutschen gefolgt von den Russen (1,6 Mio) und den Briten (1,3 Mio).
Touristische Zentren sind die südliche Ägäis-Küste und die türkische Riviera zwischen Antalya und Kap
Anamur.
Überblick über die Entwicklung der türkischen Wirtschaft (seit 2000)
2000
2001
2002
2003
BSP-Wachstum in %
+6,3
-9,5
+7,9
+5,9
+10
Inflation in %
39,0
68,5
29,7
18,4
11
Staatsdefizit in % des BSP
18,9
21,1
12
9,8
7,0
51
2004 (Prognose)
Esat Nermi Erendor, Polizei-Präsident a.D.
Die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung
in der Türkei ähnelt einem Mosaikstein
Die aus Mittelasien entstandene Türkenbevölkerung der Kasachen, Usbeken, Kirgisen, Aserbaidschaner, Uiguren hat im Jahre 1071 zum ersten Mal den Krieg gegen Byzanz gewonnen und trat
als türkischer Volksstamm in Ostanatolien auf. Zu dieser Zeit lebten in Ostanatolien Uraten, Armenier, Georgier, Gagausen, Mescheten, Krimtataren und Abstämme von Lasen. Mehrere Völkergruppen in Ostanatolien waren damals christlichen Glaubens. Sie mussten hier mit Menschen
leben, die eine andere Sprache und eine andere Religion hatten. So entstehen Toleranz und Verständnis gegenüber anders denkenden Menschen. Später kommen die Turkvölker nach Anatolien bzw. Mittelanatolien, türkische Völkergruppen entstehen, die das seldschukischen Land gründen. Nach einigen hundert Jahren werden die Seldschuken vom Westen durch die Kreuzfahrer
und vom Osten durch die Mongolen überfallen. Einige Mongolen und Kreuzfahrer bleiben in Anatolien. Wieder entsteht eine ethnische Mischung. Nachdem das seldschukische Land zerfiel, herrschten kleinere türkische Völkerregierungen in Anatolien. Am Ende eroberte eine Gruppe Istanbul,
das sind die Osmanen. Das Land wird nach Osten und Westen vergrößert. Die Osmanen erobern
den ganzen Balkan (Bulgarien, Rumänien, Moldavien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien
und Ungarn). Nach der Eroberung des Westens wandern sehr viele Türken aus Anatolien ab. Vom
Westen kommen viele Europäer nach Anatolien. Wieder findet eine ethnische Mischung statt. Das
Osmanische Reich entsteht nach der Eroberung von Syrien, Libanon, Irak, Saudi Arabien, Ägypten,
Libyen, Tunesien und Marokko. Wieder ergibt sich eine riesige Völkermischung bzw. ethnische
Mischung. Auch sind viele Ägypter oder Araber in die Gegenrichtung gewandert, so fand eine östliche Mischung statt. Die osmanischen Imperatoren finden in Richtung Sowjet-Union (Kaukasus,
Krim, Tartarenland) ihre Eroberung und so ergibt sich durch die hier lebenden Menschen teilweise eine erneute Völkermischung. Die Osmanen bringen von Europa die christlichen Kinder nach
Istanbul. Hier gründet sich die christliche Armee, die Yeniceli-Armee. Später sind viele Generäle
aus dem Osmanischen Reich von christlich-europäischer Abstammung. So auch Vertreter osmanischer Könige und deren Ehefrauen. Im Osmanischen Reich findet sich eine exzellente Kulturmischung, von der Musik angefangen bis zu verschiedenen Kunstarten. Die Osmanen sind gut zu
erkennen, da sie die Religionen und die Sprache bei der eroberten Bevölkerung nicht beeinflussen, keinen Zwang ausüben. Nachdem das Osmanische Reich zerfällt, Makedonien, Nordafrika
und die arabischen Länder verliert, kehren sehr viele Völkergruppen nach Anatolien zurückgekehrt.
So entsteht eine erneute multikulturelle Mischung im heutigen Anatolien und auch in Istanbul.
Nach Beendigung des Osmanischen Reiches wird durch Kemal Atatürk die Republik Türkei gegründet. Die Menschen, die in der heutigen Türkei leben, sind Türken, es gibt keinen ethnischen
Unterschied. Bei den Volkszählungen wird die Frage nach ethnischer Abstammung nicht gestellt.
Auch das Wort Atatürks ist so besser zu verstehen. Er sagte, um die verschiedenen ethnischen
Gruppen zusammen zubringen: ,,Stolz muss man sein, wenn man sagt ich bin ein Türke". Er
wollte die Differenzen der ethnischen Gruppen mit diesem Satz völlig beheben bzw. verschwinden
lassen. Insgesamt kann man sagen die ethnischen Gruppen in der Türkei sind Türken, Kurden,
Zaza, Araber, Tscherkesen, Georgier, Armenier, Griechen, Assyrer, Bosnier, Albaner, Lasen, Abachen, Tschetschenen, Bulgaren, Tataren, Krimtataren, Gagausen, Mescheten, Aserbaidschaner,
Kasachen, Usbeken, Kirgisen und Uiguren. Am Ende ist das türkische Volk stolz multikulturell zu
sein, denn dadurch entstehen größere Toleranzen gegen andere Kulturen, andere Sprachen,
andere Religionen.
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Presse-Information
Radar-Auge hilft bei Dickdarmspiegelung (Scope Guide)
Premiere-Start auf Istanbuler Magen-Darm-Kongress.
Wilhelmshavener Mediziner eröffnet größten regelmäßigen Gastroenterologen-Kongress in der Türkei/ Istanbul mit vielen Neuheiten (Virtuelle Untersuchungen mit
MRT/ CT, Endomikroskopie, Endosonographie)
Die Statistiken sind beängstigend: Dickdarmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung (nach
Lungenkrebs) in Deutschland. Jedes Jahr bekommen 60.000 Deutsche die Diagnose „Dickdarmkrebs“. Ungefähr 30.000 Patienten sterben an dem Tumor.
Der Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) wird definiert als bösartiger (maligner) Tumor, der sich aus
den Schleimhautzellen des Dickdarms (meistens in Form von Polypen) entwickelt.
Bei den Ursachen des Dickdarmkrebses unterscheidet man in innere (endogene) und äußere
(exogene) Faktoren. Zu den inneren Ursachen gehört insbesondere die Frage, in wie weit Erbanlagen (Gene) eine Rolle für den Ausbruch der Krankheit spielen. Bei den äußeren Faktoren handelt
es sich um frühere Operationen im Magen-Darm-Bereich, Infektionskrankheiten sowie allgemeine
Bedingungen der Lebensführung (Sport, Ernährung, Tabak-Konsum etc.).
„Das problematische am Dickdarmkrebs ist, das es kaum Frühsymtome gibt. Erst ab einer
bestimmten Tumorgröße treten die typischen Beschwerden wie allgemeine Schwäche, Darmkrämpfe, Blut und Schleim im Stuhl sowie veränderte Form und Geruch auf,“ so Dr. med. Deniz
Uyak, der Veranstalter des 18. Deutsch-Türkischen Kongresses für Gastroenterologie.
Um den Dickdarmkrebs zuerkennen, können die klassischen Diagnosemittel aus der Medizin
genutzt werden (Vorgeschichte, Allgemeine Untersuchungen, Labordiagnostik, Bildgebende Verfahren, Dickdarmspiegelung, etc.).
Die Behandlung (Therapie) des Dickdarmkrebses hängt vom allgemeinen Gesundheitszustand
des Patienten und dem Tumor-Stadium ab. Die Überlebensrate bei Dickdarmkrebs (5 Jahre) liegt
im Durchschnitt bei ca. 40-60 %. Auch für den Therapie-Bereich gibt es international einheitliche
Behandlungsschemata (FOLFOX, FOLFIRI). Wichtigste Therapie ist auch heute noch der chirurgische Eingriff (OP). Daneben werden aber auch chemische Verfahren zu Tumorbekämpfung
(Chemo-Therapie), Strahlen-Therapie (Röntgen) und biologische Verfahren bzw. mit Hemmstoffen
der Zellwachstumfaktoren (VEGF, Xelos, 5FUFS) zum Teil als Kombinations-Behandlung eingesetzt.
„Ungefähr die Hälfte der 15.000 Dickdarm-Toten könnte noch leben. Wichtig sind deshalb eine
gesunde Lebenshaltung (Viel Bewegung, nicht rauchen, kein Übergewicht, wenig Fett und viel
Gemüse und Obst) sowie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (Stuhl-Test, Darmspiegelung).
Echte Heilungschancen bestehen dann, wenn der Tumor im Frühstadium entdeckt wird.“ so Dr.
Deniz Uyak.
Einer der Fortschritte im Diagnostischen Bereich ist die elektromagnetische Positionsbestimmung (dreidimensional) des Endoskops. Das endoskopische Ortungssystem mit dem Namen
„Scope Guide“ wurde von der Firma Olympus entwickelt. Es basiert technisch auf kleinen Minisendern die am Ende des Endoskops eingebaut sind und elektromagnetische Wellen senden. Eine
Radar-ähnliche Antenne bestimmt dabei (mit Hilfe von intelligenter Software) die Position in Darm.
Dadurch kann das Scope Guide System die Lage des Endoskops als dreidimensionales Bild in
Echtzeit abbilden. Der untersuchende Arzt sieht auf einem PC-Bildschirm (neben dem eigentlichen
Endoskopiebild) schematisch abgebildet die Lage seines Koloskopiegeräts (Lage, Schlingenbildung).
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Das „Dickdarm-Radar“ kostet ca. 60.000 Euro. Das Scope Guide Ortungssystem wiegt ca. 50 kg und ist
eine mobile Einheit (Rollensystem). Das Scope Guide System hat folgende Vorteile:
●
●
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●
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Genaue Lagebestimmung des Endoskops (Dreidimensional, Echtzeit)
Selbstständiges (unabhängiges) Arbeiten der Gastroenterologen (ohne zusätzliche
Hilfe der Röntgenabteilung)
Keine Strahlenbelastung (Röntgen)
Schneller und sicherer Untersuchungsablauf (Kostenersparnis)
Schmerzfreiere Untersuchung für den Patienten (keine Endoskopie-Schlingen die
sich im Dickdarm verfangen)
„Das Dickdarm-Radar (Scope Guide) ist eine pfiffige Idee und zeigt, dass auch kleine Erfindungen eine
große Hilfe im medizinischen Alltag sein können. Durch die großen Anzahl an Vorsorgeuntersuchungen
wird das Scope Guide System sicher bald zur Standardausstattung gehören. Besonders interessant ist
das Ortungssystem für schwierige Darmspiegelungen und Anfänger, “ so der Kongressveranstalter.
Weitere medizinische Highlights auf dem 18. Deutsch-Türkischen Gastro-Kongress in Istanbul sind die
so genannten virtuellen Untersuchungsverfahren mit Kernspintomographen (MRT) und Computertomographen (CT) (Dreidimensionale „Kamerafahrt“ durch den Magen/ ähnlich einer echten Darmspiegelung)
sowie der Endomikroskopie (starke mikroskopische Vergrößerung der Zellen).
Neben dem medizinischen Top-Thema hat der 18. Deutsch-Türkische Kongress für Gastroenterologie
am 6. Juni 2006 aber auch noch einige andere interessante Themen zu bieten:
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Endosonographische Eingriffe beim Bauchspeicheldrüsenkrebs (Onkologie)
Neue Therapie-Strategien bei Speiseröhrenkrebs (Chirurgie)
Behandlung der Bauchfellentzündung (medikamentös, chirurgisch))
Pillen-Kamera zur Speiseröhren-und Dünndarmuntersuchung (Kapselendoskopie)
Ein Tag vor dem eigentlichen Kongress findet am Montag, den 5. Juni 2006 außerdem ein Workshop
(endoskopisch/ endosonographisch) zu folgenden Themen statt:
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Praktisch Übungen am Erlanger Endoskopie-Trainer („Endoskopie-Führerschein“)
Endosonographische Eingriffe am Patienten (live mit Video-Übertragung)
Endoskopische Gallensteinentfernung am Patienten
Farb-Diagnose zur Erkennung von Speiseröhre, Magen und Dickdarmkrebs (Chromo-Endoskopie)
Touristisches Highlight auf dem 18. Deutsch-Türkischen Gastro-Kongress ist natürlich auch wieder das
Reiseprogramm. Dazu gehört das Rahmenprogramm in Istanbul vom 3. - 7. Juni 2006 (Besichtigungen,
Bootsfahrt, Einkaufen, Abendprogramm). Zweiter Teil des Kulturprogramms ist eine (Zeit) Reise nach
Kappadokien/ Ostanatolien die vom 7. - 18. Juni 2006 stattfindet. Dabei führt die Fahrt in interessante
Städte der Region bis zum Berg Ararat. „Auch dieses Jahr haben wir wieder eine interessante
Mischung aus medizinischen Entwicklungen im gastroenterologischen Bereich (Diagnostik/ Therapie)
und einem Kultur-und Rahmenprogramm das es bei keiner Pauschalreise gibt. (Istanbul/ Ost-Anatolien). Interessierte Bürger können sich zwecks Mitreise gerne bei mir melden, “ so Uyak.
Der 18. Deutsch-Türkische Kongress für Gastroenterologie und Onkologie findet am Dienstag, den 6.
Juni 2006 (Workshop: Montag, den 05.Juni 2006) in Istanbul statt. Inzwischen ist der von einem in
Deutschland lebenden Arzt türkischer Abstammung ehrenamtlich organisierter Medizinkongress der
größte seiner Art in der ganzen Türkei. Allein aus der Bundesrepublik kommen 15 renommierte Fachreferenten. Insgesamt werden 300 Besucher erwartet. Das Gesamtbudget des gemeinnützigen Kongresses beträgt ca. 50. 000 Euro (nur Spendengelder).
Interessierte Journalisten sind herzlich zur Pressekonferenz am Dienstag, den 6. Juni 2006 im Hotel Crowne Plaza (Stadtteil Ataköy/ Istanbul) eingeladen (für Essen und Getränke wird gesorgt). Nach Absprache
ist auch die Teilnahme an weiteren Veranstaltungen (Rahmenprogramm, Kongressreise, Fachgespräche
etc.) möglich.
Wilhelmshaven, den 17. April 2006
Dr. med. Deniz Uyak
Klaus Uyak M. A.
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