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Niedersächsisches Kultusministerium Fachbezogene Leistungsüberprüfungen für die Realschule Schuljahrgang 10 Deutsch 1 An der Entwicklung der Empfehlungen für die Überprüfung der Schülerleistungsstände im Fach Deutsch im Abschlussjahrgang der Realschule haben folgende Lehrkräfte mitgewirkt: • Heidrun Bazoche, Göttingen • Karl-Otto Synatzschke, Verden Redaktion: Dieter Seefeldt (Kultusministerium) Herausgegeben vom Niedersächsischen Kultusministerium (1999) 30159 Hannover, Schiffgraben 12 2 Inhalt 1 Seite Empfehlungen für die fachbezogenen Überprüfungen in 4 den Abschlussklassen des Sekundarbereichs I der allgemein bildenden Schulen 2 Schriftliche Überprüfung 7 2.1 Fachbezogene Überprüfungsgegenstände 7 2.2 Bewertung 12 3 Mündliche Überprüfung 15 3.1 Allgemeine Hinweise 15 3.2 Fachspezifische Hinweise 16 4 Aufgabenbeispiele 17 3 1 Empfehlungen für die fachbezogenen Überprüfungen in den Abschlussklassen des Sekundarbereichs I der allgemein bildenden Schulen Zur Begründung der Überprüfungen Mit dem 01.08.1999 sind „Ergänzende Bestimmungen zur Verordnung über die Abschlüsse im Sekundarbereich I“ (Erlass des MK vom 22.06.1999, in: SVBl. 7/1999, S. 145; vgl. R. Bade: Leistungsüberprüfungen in den Abschlussklassen des Sekundarbereichs I, nachträgliche Versetzung und Überspringen eines Schuljahrgangs. In: SVBl. 10/1999, S. 256) in Kraft getreten, mit denen die Sicherung schulformspezifischer angemessener Leistungsstandards angestrebt wird. Die hiermit vorgesehenen fachbezogenen Überprüfungen der Schülerleistungsstände sind in den Abschlussklassen (9. oder 10. Schuljahrgang) aller Schulformen des Sekundarbereichs I mit Beginn des Schuljahres 1999/2000 durchzuführen. Diese Überprüfungen erfolgen als − schriftliche Überprüfung in Mathematik und je nach Wahl der Schülerin oder des Schülers in Deutsch oder in einer im 5. oder 7. Schuljahrgang begonnenen Pflichtoder Wahlpflichtfremdsprache, − mündliche Überprüfung in einem Fach nach Wahl der Schülerin oder des Schülers; zur Wahl stehen dabei die in Nr. 3.2 des Erlasses genannten Fächer. Die fachbezogenen Überprüfungen sind als eine weitere Maßnahme zur Qualitätssicherung und -entwicklung zu verstehen und damit in die gegenwärtige bildungspolitische und schulpädagogische Diskussion um Schulqualität einzuordnen. Die Frage, was die Qualität einer Schule ausmacht und wie sie gesichert und entwickelt werden kann, ist dabei nicht neu. Sie wird mit den Überprüfungen jedoch in der Weise akzentuiert, dass mit ihnen die besondere Bedeutung der Einzelschule für die Schulentwicklung und die Qualitätsverbesserung von Unterricht hervorgehoben wird. Ist die Schule aber „Motor der Schulentwicklung“ (Dalin) und Schulentwicklung daher wesentlich eine Aufgabe der einzelnen Schule, so bedeutet dies für die Qualität von Schule: Die einzelne Schule muss sich – auf der Grundlage von Bedingungen wie des schulrechtlichen Rahmens, der Ressourcen, der Ausstattung der Schule, der Qualifikation der Lehrkräfte, der Zusammensetzung der Schülerschaft – um ihre Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung bemühen und ist daher in starkem Maße selbst für die Qualität ihrer Arbeit und deren Wirkungen verantwortlich. 4 Schulprogrammentwicklung und Evaluation sind hierbei hilfreiche Instrumente. Angesichts des Gewichts der fachbezogenen Überprüfungen und des Arbeitsaufwandes für ihre Planung, Durchführung und Auswertung sollte die einzelne Schule deshalb prüfen, wieweit die fachbezogenen Überprüfungen und die Empfehlungen als Anlass genommen werden, die Frage des Unterrichtskonzepts, der Leistungsanforderung und Leistungsbewertung, der Differenzierung und Förderung als Schwerpunkte für die Schulprogrammentwicklung und interne Evaluation vorzusehen. Das wäre vom didaktisch- methodischen Stellenwert der Überprüfungen für die Unterrichtsentwicklung sinnvoll und aus arbeitsökonomischen Gründen nahe liegend. Mit diesen mit den fachbezogenen Überprüfungen zusammenhängenden Fragen klärt die Schule in wesentlichen Punkten ihre „pädagogische Grundorientierung“ und bearbeitet wichtige im „verbindlichen Kern“ des Schulprogramms vorgesehene Anliegen (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium: Schulprogrammentwicklung und Evaluation – Stand, Perspektiven und Empfehlungen. Hannover, September 1998, S. 11 und 14). Zum Stellenwert der Empfehlungen Die vorliegenden Empfehlungen dienen den Schulen als Leitlinie, Orientierung und Hilfe bei der Durchführung der schriftlichen und mündlichen Überprüfungen. Die Empfehlungen enthalten Hinweise zu den schriftlichen und mündlichen Überprüfungen sowie Aufgabenbeispiele und Bewertungsmaßstäbe für die schriftliche Überprüfung. Grundlagen der Empfehlungen sind die fachbezogenen Rahmenrichtlinien, der Grundsatzerlass für die betreffende Schulform, die „Verordnung über die Abschlüsse im Sekundarbereich I (AVO-S I)“ vom 07.04.1995 (in: SVBl.: 5/1994, S. 140) sowie die „Standards für den Mittleren Schulabschluss in den Fächern Deutsch, Mathematik und erste Fremdsprache“ (Beschluss der KMK vom 12.05.1995), wobei letztere nicht für das Gymnasium gelten. Die Empfehlungen sind schulform- und fachspezifisch angelegt. Es gibt also Empfehlungen für die Hauptschule, die Realschule, das Gymnasium und die Integrierte Gesamtschule, und zwar in Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch (mit Ausnahme der Hauptschule) sowie Latein (nur für das Gymnasium). Für die Schulzweige der Kooperativen Gesamtschule gelten die Empfehlungen der entsprechenden Schulformen. Für alle Empfehlungen wird vorausgesetzt, dass bei Aufgabenstellungen und Bewertungskriterien die Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler ausländischer Herkunft und aus Aussiedlerfamilien im Sinne der Nr. 2.4 des o.g. Erlasses berücksichtigt werden. 5 Leitlinie, Orientierung und Hilfe für die Schulen sollen die Empfehlungen in dreifachem Sinne sein: − Als Leitlinie dienen sie der Sicherung vergleichbarer Leistungsstandards unter den Schulen. Mit den Aufgabenbeispielen und den Bewertungsmaßstäben werden die auf der Grundlage der Rahmenrichtlinien in den Abschlussklassen der jeweiligen Schulform anzustrebenden fachspezifischen Leistungsstandards beschrieben. Die Aufgabenbeispiele repräsentieren dabei die unterrichtlichen Inhalte der Abschlussklasse, die bis zum Zeitpunkt der Überprüfung im Unterricht durchgenommen worden sind. − Sie stellen eine Orientierung und Anregung zur Entwicklung eigener Aufgaben und Bewertungskriterien durch die einzelne Lehrkraft oder – im Falle einer „Vergleichsarbeit“ – durch die Fachlehrkräfte dar. Die unterschiedlichen Aufgabenbeispiele zeigen exemplarisch verschiedene Möglichkeiten der Aufgabenstellungen im jeweiligen Fach. − Sie sollen Ausgangspunkt für eine didaktisch-methodische Diskussion über Aufgabenstellungen und Leistungsbewertung in den Fächern sein und damit Impulse zur Weiterentwicklung des Fachunterrichts geben. Die Empfehlungen haben also eine wichtige Funktion für die Arbeit der Schule – für die Lehrkräfte der betreffenden Fächer, für die Fachkonferenzen und die Schulleitung - , aber auch für die Schulbehörde. Letztere muss die Aufgabenstellungen und Ergebnisse der schriftlichen Überprüfungen im vorab festgelegten Fach auch auf der Grundlage der Empfehlungen analysieren und bewerten und den Schulen eine fachbezogene didaktisch-methodische Rückmeldung geben, die für die Weiterentwicklung im Fach hilfreich sein kann. 6 2 Schriftliche Überprüfung 2.1 Fachbezogene Überprüfungsgegenstände Gegenstand der Überprüfungen der Schülerleistungsstände im Schuljahrgang 10 der Realschule sind die im Deutschunterricht vermittelten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Diese ergeben sich aus den Rahmenrichtlinien für das Fach Deutsch. Der Deutschunterricht in der Realschule hat die Aufgabe, die Wahrnehmungs-, Denkund Ausdrucksfähigkeit durch die Auseinandersetzung mit Sprache zu erweitern und die Schülerinnen und Schüler in ihren sprachlichen Handlungsmöglichkeiten zu fördern. Sprache ermöglicht, sich über Gedanken, Bedürfnisse und Empfindungen Klarheit zu verschaffen, ihnen Ausdruck zu geben und sich anderen mitzuteilen. Sie dient dazu, Kenntnisse und Sachverhalte aufzunehmen und an andere weiterzugeben. Insofern hat Sprache Erkenntnisfunktion und ist soziales Handeln. Der Deutschunterricht der Realschule umfasst die drei Lernbereiche - Sprechen und Schreiben - Umgang mit Texten - Reflexion über Sprache und Rechtschreibung. Im Mittelpunkt unterrichtlicher Tätigkeiten steht dabei die Förderung der Schreibfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Das Schreiben verlangt einen hohen Grad an gedanklicher und sprachlicher Planung und Reflexion, einen differenzierten Gebrauch sprachlicher Möglichkeiten. Von daher findet im Teilbereich Schreiben eine Integration der Ziele, Aufgaben und Verfahren aller drei Lernbereiche statt. Inhaltlich orientieren sich die Gegenstände der Überprüfung an zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft: - Frieden und Gewalt - Umwelt und ihre Erhaltung - Begegnung fremder Kulturen - Faschismus/Nationalsozialismus - Strukturwandel - Verhältnis der Geschlechter und Generationen - Ungleichheit der Lebensverhältnisse - Medien/ Multimedia 7 Natürlich können nicht alle Unterrichtsinhalte und Lernziele des Faches bei der Überprüfung berücksichtigt werden. Die Überprüfung muss sich vielmehr auf solche Leistungen beschränken, die auf einen begründbaren Bewertungsmaßstab bezogen werden können. Anforderungen Die Anforderungen der Überprüfung unterscheiden sich nach der Arbeitsweise, der Komplexität und dem Grad der Selbstständigkeit der geforderten Leistung. Durch Zusammenfassung ähnlicher Anforderungen werden drei Anforderungsbereiche gebildet. Diese Einteilung erleichtert die Aufgabenstellung, die Beschreibung der erwarteten Leistung und deren Bewertung. Sie soll Einseitigkeit in der Aufgabenstellung vermeiden helfen, die Anforderungen transparenter machen und zu einer differenzierteren Leistungsbewertung beitragen. Die drei Anforderungsbereiche sind in wechselseitiger Abhängigkeit zu sehen und nicht immer scharf voneinander zu trennen. Daher können sich in der Praxis der Aufgabenstellung bei der Zuordnung einzelner Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen Überschneidungen ergeben. Anforderungsbereich I Im Anforderungsbereich I geht es um Kenntnisse und Fertigkeiten und deren Anwendung im gelernten oder vorgegebenen Zusammenhang. Dazu gehört: - Inhalt eines überschaubaren Textes wiedergeben - Textart und Strukturelemente eines Textes unter Verwendung zuvor im Unterricht gelernter Fachbegriffe (z.B. lyrische Sprachmittel) bestimmen - aus dem Unterricht bekannte Textsorten (z.B Inhaltsangabe, Personenbeschreibung, Erörterung) verwenden - aus dem Unterricht bekannte gestalterische Verfahren (z.B. Verfassen eines inneren Monologs oder einer Rede) verwenden - einen Standpunkt durch ein Argument begründen können - Sprache im Allgemeinen formal richtig verwenden - fachspezifische Arbeitstechniken beherrschen (u.a. Zitieren, Nachschlagen, Textüberarbeitung, Informationsentnahme aus Schaubildern und Tabellen). 8 Anforderungsbereich II Im Anforderungsbereich II geht es um die Verknüpfung fachbezogener Gegenstände. Dazu gehört: - wesentliche Aussagen eines Textes in Thesen zusammenfassen - Inhalt eines überschaubaren Textes wiedergeben und beurteilen - generalisierende Aussagen konkretisieren - aus dem Konkreten dessen allgemeine Bedeutung erschließen - eigene Erfahrungen in Texte einfließen lassen - in einer Argumentation andere Perspektiven wahrnehmen können. Anforderungsbereich III Im Anforderungsbereich III geht es um eine durchdachte Auseinandersetzung mit einem Text oder einem Problem mit dem Ziel, zu selbstständigen Folgerungen, Deutungen oder Urteilen zu gelangen. Dazu gehört: - die gedankliche Struktur eines Textes zeigen - sprachliche Mittel eines Textes auf ihre Funktion und Wirkung hin untersuchen - die Intentionen eines Textes ermitteln - aus den Ergebnissen einer Textanalyse Schlüsse ziehen - Standpunkte (eigene und fremde) argumentativ vertreten - bei gestalterischen Aufgaben selbstständige und zugleich text- und sachangemessene Lösungen erarbeiten. Aufgabenarten Die unterschiedlichen Formen schriftlicher Arbeiten im Fach Deutsch ergeben sich aus den Unterrichtsinhalten des Teilbereiches Schreiben der Rahmenrichtlinien. Sie sind den Aufgabenarten "Textanalyse" und "Erörterung" zuzuordnen. Textanalyse Bei dieser Aufgabenart sollen die Schülerinnen und Schüler nachweisen, dass sie selbstständig mit einem Text umgehen und zu einem angemessenen Textverständnis kommen können. Dabei muss das individuelle Textverständnis durch Textbelege begründet sein. Im gestaltenden, produktionsorientierten Umgang mit Texten muss eine Beziehung zwischen eigener Textproduktion und Ausgangstext erkennbar sein. 9 Es können je nach Aufgabenstellung vorgelegt werden: - ein kürzerer in sich geschlossener literarischer oder sachorientierter Text - kurze Texte (z.B. unterschiedlicher Textarten) im Vergleich - ein Textausschnitt aus einem umfangreicheren, im Unterricht behandelten Werk - eine Szene eines Drehbuchtextes, Standfotos aus einem im Unterricht behandelten Film. Im Einzelnen kann diese Aufgabenart je nach Aufgabenstellung folgende Leistungen überprüfen: - Inhalt, Problem des Textes erfassen und wiedergeben - Wirkungsmöglichkeiten des Textes einschätzen, eigene Erfahrungen in die Auseinandersetzung mit dem Text einbeziehen - Textintention mit Hilfe von Leitfragen erarbeiten - Stilmerkmale, Besonderheiten bestimmter Textarten, die im Unterricht behandelt wurden, beschreiben und zur Textaussage in Beziehung setzen - Aussagen über den Text durch ausgewählte Textstellen belegen - Ergebnisse der Textuntersuchung für eigene Textgestaltungen nutzen (u.a. Texte kommentieren, karikieren, aktualisieren, umschreiben, Parallel- oder Gegentexte schreiben, Leerstellen im Text füllen) - Sprache normengerecht verwenden und den eigenen Text mit Hilfe eines Wörterbuches überprüfen und überarbeiten - fachspezifische Arbeitsweisen anwenden. Problemerörterung Bei dieser Aufgabenart sollen die Schülerinnen und Schüler nachweisen, dass sie ein Problem, das in einem vorgelegten Text enthalten ist, selbstständig erschließen, sich damit auseinander setzen und abschließend Stellung beziehen können. Im vorausgegangenen Deutschunterricht muss eine gemeinsame Grundlage an Kenntnissen und Methoden, die zur Erörterung eines Problems notwendig sind, vermittelt worden sein. Die Textvorlage ist in der Regel sachorientiert und fordert zur kontroversen Stellungnahme auf. Sie kann durch Materialien ergänzt werden, z.B. durch Bilder, Karikaturen, Grafiken. Als Rahmen für eigene Textproduktion sollten nur diejenigen Textarten gefordert werden, die auch im Unterricht behandelt wurden. 10 Im Einzelnen kann diese Aufgabenart je nach Aufgabenstellung folgende Leistungen überprüfen: - Sachverhalte und Probleme in zusammenhängender Form darstellen, erklären und beschreiben - Argumente herausarbeiten und am Text belegen - Behauptungen begründen und durch Beispiele stützen - visuelle Vorgaben beschreiben und kommentieren - eigene Standpunkte formulieren - den Gesamtaufbau sinnvoll gliedern und die Gedankengänge folgerichtig entwickeln - das Problem in eine vorgegebene Kommunikationssituation übertragen, z.B. in Form eines Leserbriefes, eines Redeentwurfes, eines Dialogs - Sprache normengerecht verwenden und den eigenen Text mit Hilfe eines Wörterbuches überarbeiten. Insgesamt sollen die Überprüfungsaufgaben den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit geben, die genannten Kenntnisse und Teilfertigkeiten sinnvoll anzuwenden. Form der Überprüfung Der schriftlichen Überprüfung dient eine der im zweiten Schulhalbjahr zu zensierenden schriftlichen Lernkontrollen. Die Schule legt den Zeitpunkt der Überprüfung fest. Für die schriftliche Überprüfung sind im Vergleich mit der üblichen Dauer einer Lernkontrolle zusätzlich 45 Minuten vorzusehen. Die Lernkontrolle wird von der unterrichtenden Lehrkraft und einer von der Schulleiterin oder dem Schulleiter bestimmten weiteren Lehrkraft korrigiert und bewertet. Bei abweichender Bewertung entscheidet die Schulleiterin oder der Schulleiter nach Anhörung der beiden Lehrkräfte. Das Ergebnis der jeweiligen schriftlichen Überprüfung geht in die Gesamtnote des Faches so ein, als läge eine zusätzliche Lernkontrolle mit gleicher Wertung vor (doppelte Wertung). 11 2.2 Bewertung Die Bewertung obliegt der besonderen pädagogischen Verantwortung der Beurteilenden. Die Beurteilung der Leistung orientiert sich an den Anforderungen, die in der Aufgabenstellung enthalten sind. Leistungen, die in sinnvoller Weise von den Erwartungen abweichen, müssen in die Bewertung einbezogen werden, sofern sie im Rahmen der Aufgabenstellung liegen. Folgende Kriterien haben je nach Aufgabenart besonderes Gewicht und können für die Beurteilung konkreter Aufgabenstellungen hilfreich sein: - Erkennen und Darstellen des Problemgehaltes - Einfallsreichtum und Einfühlungsvermögen - Umfang und Differenziertheit der Kenntnisse - sachliche Richtigkeit - Unterscheidung von Wichtigem und Unwichtigem - Folgerichtigkeit der Aussagen - funktionale Einbeziehung eigener Erfahrungen - Anschaulichkeit und Angemessenheit der Ausdrucksmittel - Beachtung von Regeln zum Aufbau der Textform - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung). Bei der Korrektur werden in Randvermerken Vorzüge und Mängel der Arbeit im inhaltlichen und sprachlichen Bereich gekennzeichnet und eventuell kommentiert. Sprachliche Mängel sind je nach dem Ausmaß der dadurch hervorgerufenen Beeinträchtigungen zu gewichten. Eine Möglichkeit der Bewertung von Sprachrichtigkeit ergibt sich aus dem Verhältnis der Fehlerzahl (Grammatik-, Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler) zum Umfang des Textes. Die Fachkonferenz entscheidet über die Einführung eines Fehlerquotienten und über seine Gewichtung in Hinblick auf die Gesamtnote. Auf jeden Fall müssen die Leistungen in der Rechtschreibung und Zeichensetzung und schwer wiegende Verstöße gegen die äußere Form in die Benotung einfließen (s. Rahmenrichtlinien). Wiederholungsfehler werden in der Regel nur einmal gewertet. Es ist außerdem darauf zu achten, dass die Fehler im Bereich der Sprachrichtigkeit nicht doppelt - einmal bei der Ermittlung der Teilleistungen, dann bei der endgültigen Festsetzung der Zensur - gewertet werden. 12 Die Gesamtnote wird entsprechend der vorgesehenen Gewichtung der Anteile aus den einzelnen Anforderungsbereichen ermittelt. Eine Verbalbeurteilung, die sich auf die Randvermerke und die beschriebenen Anforderungen beziehen soll, kommentiert die Gesamtnote. Hinweise zum Erstellen von Aufgaben Bei der schriftlichen Überprüfung sind den Schülerinnen und Schülern mindestens zwei Themen zur Auswahl vorzulegen. Dabei sind beide Aufgabenarten zu berücksichtigen. Mindestens eine der gestellten Aufgaben muss - unabhängig von der Aufgabenart - auch gestaltende, produktionsorientierte Anteile aufweisen. Aus der Aufgabenstellung muss die Art der geforderten Leistung eindeutig hervorgehen. In der Regel tragen mehrteilige Arbeitsanweisungen dazu bei, den Blick der Schülerinnen und Schüler auf bestimmte Aspekte des Themas oder des Textes zu lenken, deren Bearbeitung in der vorgegebenen Arbeitszeit vordringlich zu leisten ist. Teilaufgaben sind konkret auf die jeweilige Textvorlage zu beziehen und benennen die Anforderungen des jeweiligen Themas. Die Teilaufgaben helfen außerdem zu vermeiden, dass die Leistung an unformulierten Ansprüchen gemessen wird; sie sichern eine lernzielorientierte Leistungsmessung und erleichtern damit den Vergleich individueller Leistungen. Jede Aufgabe muss - auch bei mehrteiliger Aufgabenstellung - eine thematische Einheit bilden und auf eine geschlossene Gesamtdarstellung zielen. Bei der Vorlage einer mehrteiligen Arbeitsanweisung sollte der Eindruck vermieden werden, als ob die Teilaufgaben isoliert voneinander zu lösen seien. Eine schematische Gliederung der Teilaufgaben ist daher wenig sinnvoll. In der Aufgabenstellung sollten der inhaltliche, der formale und der textübergreifende Aspekt abgedeckt sein. Zu diesen drei Aspekten bieten sich folgende Teilaufgaben an: Inhaltlicher Aspekt - Anfertigen einer Inhaltsangabe - Beschreiben von literarischen Charakteren und Interpretieren ihres Verhaltens - Aufgaben zur Erarbeitung von Sachzusammenhängen 13 Formaler Aspekt - Analyse der sprachlichen Mittel eines Textes und Deutung ihrer Funktion - Analyse der Textart, des Sprachniveaus und seiner Funktion Textübergreifender Aspekt - persönliche Stellungnahme zum Problemgehalt des Textes - Gestaltung eines eigenen Textes auf der Grundlage des vorgelegten Textes (z.B. Brief, Parallel- oder Gegentext, Tagebuchnotiz) Die Aufgaben zu Inhalt und Form sind integrativ zu verstehen und müssen dazu führen, das Charakteristische des vorgelegten Textes zu erschließen. Bei der Auswahl der Texte, Bilder oder graphischen Darstellungen ist darauf zu achten, dass sie sich an den Problemfeldern des Faches Deutsch (s.Kap.2) und am Verständnishorizont der Schülerinnen und Schüler orientieren und nicht zu komplex sind. Folgende Kriterien sind bei der Beurteilung des Schwierigkeitsgrades der Texte zu beachten: - Informationsdichte - Abstraktionsgrad - Grad der Abweichung von der Standardsprache - Umfang der voraussetzbaren Sachkenntnis - Sprachniveau, Komplexität des Satzbaus Bei der Länge des Textes sollte die zur Verfügung stehende Lesezeit berücksichigt werden. Die Text- und/oder Materialvorlage muss unter Anwendung der im Deutschunterricht vermittelten Kenntnisse und Methoden erschließbar sein. In den einzelnen Arbeitsanweisungen der gestellten Aufgabe sollten die Schülerinnen und Schüler den Bezug zum vorausgegangenen Unterricht erkennen. Die äußere Form der Text- und Materialvorlagen muss einwandfrei sein. Die Texte sind mit einer Zeilenzählung zu versehen. Kürzungen sind durch Auslassungszeichen deutlich zu machen. Autorin bzw. Autor, Titel und Erscheinungsjahr des Originaltextes oder die Quellen des Materials sollten in der Regel angegeben werden. Während der schriftlichen Überprüfung steht den Schülerinnen und Schülern ein Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung zu Verfügung. 14 3 Mündliche Überprüfung 3.1 Allgemeine Hinweise Die mündliche Überprüfung wird als Einzel- oder auch als Gruppenüberprüfung mit bis zu drei Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Der mündlichen Überprüfung liegt eine schriftlich formulierte Prüfungsaufgabe zugrunde, die sich auf die vorangegangenen Unterrichtsgegenstände in der Abschlussklasse bezieht, soweit sie bis zum Zeitpunkt der Überprüfung im Unterricht behandelt worden sind. Sie sollte so angelegt sein, dass die Schülerin oder der Schüler im ersten Teil Gelegenheit erhält, sich zu der in der Vorbereitungszeit bearbeiteten Prüfungsaufgabe in zusammenhängendem Vortrag zu äußern. In diesem Teil der Überprüfung sollte sich die prüfende Lehrkraft weitgehend zurückhalten und nur dann eingreifen, wenn dies aus pädagogischen oder prüfungspsychologischen Gründen oder zur Klärung des Verständnisses notwendig erscheint. Im zweiten Teil der Überprüfung sollte mit der Schülerin oder dem Schüler ein Gespräch geführt werden, das über die im Vortrag zu lösenden Aufgabenstellungen hinausgeht und größere fachliche Zusammenhänge zum Gegenstand hat. Ziel der mündlichen Überprüfung ist es also, der Schülerin oder dem Schüler Gelegenheit zu geben, sich zu einer Prüfungsaufgabe sachlich zutreffend zu äußern, Lösungen strukturiert vorzutragen und zu präsentieren sowie in einem Gespräch weitergehende Fragestellungen zu erörtern. Der mündlichen Überprüfung geht eine individuelle Vorbereitungszeit von zwanzig Minuten unter Aufsicht voraus. Im Falle einer Gruppenüberprüfung ist darauf zu achten, dass sich jede Schülerin und jeder Schüler zu dem für alle gleichen Prüfungsthema mit in der Regel für alle gleichen Aufgabenstellungen angemessen äußern kann. Dabei ist vorab zu klären, welcher Prüfungsgegenstand sich für eine Gruppenüberprüfung eignet. Über den Verlauf der mündlichen Überprüfung ist eine Niederschrift vom nicht prüfenden Mitglied des Fachprüfungsausschusses anzufertigen. Hierzu gehören der Vortrag der Schülerin oder des Schülers ebenso wie die Fragestellungen der Fachprüfungsausschussmitglieder und die sich daraus ergebenden Ausführungen. Zur Vorbereitung auf die mündliche Überprüfung sind die Schülerinnen und Schüler rechtzeitig zu beraten; bei Bedarf sollten ihnen vorbereitende Übungsmöglichkeiten gegeben werden; dies gilt insbesondere für den Fall der Gruppenüberprüfung. 15 3.2 Fachspezifische Hinweise Die allgemeinen Anforderungen sind aus den für die schriftliche Überprüfung beschriebenen Aufgabenbereichen und den ihnen zugeordneten Leistungsanforderungen herzuleiten. Es ist allerdings nicht angemessen, die Aufgabenmuster der schriftlichen Überprüfung unverändert in die mündliche Überprüfung zu übernehmen. Die mündliche Überprüfung besteht aus einer selbstständigen, zusammenhängenden Äußerung der Schülerinnen und Schüler zu der gestellten Aufgabe und einem mit dieser Aufgabe in Zusammenhang stehenden Prüfungsgespräch. Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine schriftlich formulierte Aufgabe, die der besonderen Situation einer mündlichen Prüfung entspricht und die in ihrer Struktur, ihrem Anspruch und ihrem Umfang so angelegt ist, dass es möglich ist, die Leistungsanforderungen in der festgesetzten Vorbereitungs- und Überprüfungszeit zu erfüllen. Der Aufgabe können zu Grunde liegen - ein Text oder mehrere Texte - visuelles Material - ein Text in Verbindung mit visuellem Material. Der Text sollte in der Regel - je nach Schwierigkeitsgrad - nicht mehr als ca. 300 Wörter betragen. Die Aufgabe bezieht sich auf den vorausgegangenen Unterricht und muss so angelegt sein, dass in der mündlichen Überprüfung grundsätzlich jede Note erreichbar ist, d.h. den Schülerinnen und Schülern soll Gelegenheit gegeben werden, auch anspruchsvollere Leistungen zu erbringen. Kriterien für die Bewertung Die in 2.2 beschriebenen Bewertungskriterien gelten grundsätzlich auch für die mündliche Überprüfung, sind aber zu ergänzen durch den Nachweis folgender Fähigkeiten: - in der gegebenen Zeit für die gestellte Aufgabe ein Ergebnis finden und es kurz in gegliedertem Zusammenhang vortragen - sich in deutlicher Artikulation äußern und gegebenenfalls einen kurzen Textabschnitt vorlesen - Inhalt der Textvorlage erfassen und das Thema bzw. Problem erläutern - fachspezifische Grundbegriffe anwenden - einen Text oder ein Problem in übergeordnete Zusammenhänge einordnen und gegebenenfalls eine eigene Stellungnahme vortragen - ein themengebundenes Gespräch führen und dabei auf Impulse eingehen. 16 4 Aufgabenbeispiele Die nachfolgende Sammlung enthält Aufgabenbeispiele für die schriftliche Überprüfung. Diese Beispiele sind den unter 2.1 beschriebenen Aufgabenarten „Textanalyse“ und „Problemerörterung“ zugeordnet. Ziel dieser Zusammenstellung ist es, die unterschiedlichen Aufgabenarten darzustellen, wie sie den Schülerinnen und Schülern vorgelegt werden können. Es ist nicht beabsichtigt, durch die Auswahl der Beispiele eine Empfehlung für Aufgaben einer bestimmten literarischen oder fachdidaktischen Richtung zu geben. Jedes Aufgabenbeispiel ist wie folgt gegliedert: - Aufgabenart - Thema - Aufgabenstellung - Texte und Materialien mit Quellenangaben - Erwartete Leistungen und ihre Zuordnung zu den Anforderungsbereichen. Die Beschreibung der von den Schülerinnen und Schülern erwarteten Leistungen und der Bezug der Aufgabenstellung zu den drei Anforderungsbereichen sind vor dem Hintergrund entsprechender unterrichtlicher Voraussetzungen vorgenommen worden und erfolgen in tabellarischer Form. Andere Voraussetzungen können hier zu anderen Einstufungen führen. Die Gewichtung der Anteile aus den einzelnen Anforderungsbereichen für die Bewertung der Arbeiten ist durch die Fachkonferenz vorzunehmen. Eine mögliche Gewichtung wird zu jedem Aufgabenbeispiel vorgeschlagen. Übersicht über die Aufgabenbeispiele § Textanalyse und Verfassen eines inneren Monologs zu Carl Zuckmayer „Der Hauptmann von Köpenick“ § Interpretation des Gedichts „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff § Charakterisieren von Personen aus „Sansibar oder der letzte Grund“ von Alfred Andersch § Erörterung zum Thema „Wer dazugehören will, muss sich dem Trend anpassen!“ § Erörterung zum Thema „Das Heim-Multimedia-TV“ § Erörterung zum Thema “Gewaltdarstellung in Video und Fernsehen“ 17 1. Aufgabenbeispiel - Aufgabenart Textanalyse - Thema Textanalyse und Verfassen eines inneren Monologs zu Carl Zuckmayers Drama „Der Hauptmann von Köpenick“ - Aufgabenstellung a) Vergleiche Voigt und seinen Schwager Hoprecht in ihrer Einstellung zur staatlichen Ordnung und zur Rolle des Menschen im Staat (14. Szene). Belege deine Aussagen durch treffende Zitate aus dem Text. b) Am Ende des Dialogs zwischen Voigt und Hoprecht in der 14. Szene sagt Hoprecht zu Voigt: „Willem, wat haste denn vor? Wat willste denn anfangen, Mensch! Sprich dich doch aus ...“ Welche Gedanken könnten Voigt an dieser Stelle durch den Kopf gehen? Verfasse einen inneren Monolog. - Texte und Materialien mit Quellenangaben Carl Zuckmayer, Der Hauptmann von Köpenick, Fischer Taschenbuch Nr. 7002, Frankfurt am Main 1995, S. 93ff. und S. 102 18 - Erwartete Leistungen und ihre Zuordnung zu den Anforderungsbereichen Erwartete Leistungen Anforderungsbereiche I II III zu Aufgabe a) - unterschiedliche Auffassungen Voigts und Hoprechts in Bezug auf die staatliche Ordnung und die Rolle des Menschen im Staat erläutern X - Hoprechts uneingeschränktes Vertrauen in den Staat darlegen X - Voigts Zweifel an der Übermacht des Staates darstellen X - die Frage nach der „Weltordnung“ als zentrale Dialogstelle erkennen und bewerten - treffende Zitate auswählen und in die Überlegungen einbeziehen X X - wesentliche Aussagen dieser Szene schlüssig zusammenfassen - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) X X zu Aufgabe b) - einen inneren Monolog verfassen X - Analyse des Dialogs (s. Aufgabe a) in die Überlegungen einbeziehen X - eine Verbindung zwischen den bisherigen persönlichen Erfahrungen Voigts und seinen möglichen Handlungsperspektiven herstellen X - eine „Lösung“ der Probleme aus Voigts Sicht entwickeln und begründen - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) Mögliche Gewichtung der Teilaufgaben: X X 1: 1 19 2. Aufgabenbeispiel - Aufgabenart Textanalyse - Thema Interpretation des Gedichts „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff - Aufgabenstellung a) Interpretiere das aus der Zeit der Romantik stammende Gedicht „Mondnacht“ und berücksichtige dabei auch die sprachlichen Besonderheiten. b) Schildere nun deine ganz persönlichen Gedanken und Empfindungen, die beim Lesen dieses Gedichts in dir ausgelöst werden. Das moderne Gedicht „Naturschutzgebiet“ von Sarah Kirsch (1982) kann dir dabei eine Hilfe sein. JOSEPH VON EICHENDORFF Mondnacht Es war, als hätt der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. 20 SARAH KIRSCH Naturschutzgebiet (1982) Die weltstädtischen Kaninchen Hüpfen sich aus auf dem Potsdamer Platz Wie soll ich angesichts dieser Wiesen Glauben was mir mein Großvater sagte Hier war der Nabel der Welt Als er in jungen Jahren mit seinem Adler Ein schönes Mädchen chauffierte. Durch das verschwundene Hotel Fliegen die Mauersegler Die Nebel steigen Aus wunderbaren Wiesen und Sträuchern Kaum sperrt man den Menschen den Zugang Tut die Natur das ihre durchwächst Noch das Pflaster die Straßenbahnschienen. - Texte und Materialien mit Quellenangaben Joseph von Eichendorff: Mondnacht. In: Echtermeyer. Deutsche Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Neugestaltet von Benno von Wiese. Ausgabe für Schulen, August Bagel Verlag, Düsseldorf 1973, S. 374 Sarah Kirsch, Erdreich. Gedichte. Stuttgart:DVA 1982, S.48. 21 - Erwartete Leistungen und ihre Zuordnung zu den Anforderungsbereichen Erwartete Leistungen Anforderungsbereiche I II III zu Aufgabe a) - erlernte Fachbegriffe anwenden X - wesentliche sprachliche Darstellungsmittel des X Gedichts erarbeiten: (Kreuzreim, Versausgang, Personifikation, Lautmalerei, konjunktivische Wendung) - X die Wirkung einzelner Darstellungsmittel zum Inhalt des Gedichts in Beziehung setzen - die Darstellung der Natur interpretieren X (menschliche Züge der Natur, Natur als Traumlandschaft, Natur in ihrer Stille) - das lyrische Ich erfassen X (Sehnsuchtsfantasie) und dabei - Aussagen durch Zitate erfassen X Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, X Zeichensetzung) zu Aufgabe b) - subjektive Eindrücke und Gefühle darstellen X - persönliche Erfahrungen beschreiben X - möglicher Vergleich mit dem Naturgedicht X von Sarah Kirsch - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) Mögliche Gewichtung der Teilaufgaben : 22 2 : 1 X 3. Aufgabenbeispiel - Aufgabenart Textanalyse - Thema Charakterisieren von Personen aus "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch. - Aufgabenstellung a) Der Junge befindet sich auf dem Fluchtboot. Entwirf einen inneren Monolog, der die Situation des Jungen mit allen seinen Gedanken, Wünschen und Ängsten spiegelt. Berücksichtige auch seinen familiären Hintergrund. b) Der Roman soll neu verfilmt werden. Du bist die Regisseurin oder der Regisseur. Wie soll die Schauspielerin oder sollen die Schauspieler aussehen, die Judith, Gregor, Knudsen, Helander oder den Jungen verkörpern? Wähle zwei Personen aus und beschreibe ihren Typ, ihr Äußeres, ihre Art. - Texte und Materialien mit Quellenangaben Alfred Andersch, Sansibar oder der letzte Grund, Diogenes Verlag, Zürich 1970. 23 - Erwartete Leistungen und ihre Zuordnung zu den Anforderungsbereichen Erwartete Leistungen Anforderungsbereiche I II III Zu Aufgabe a) - den inneren Monolog als eine Form der Erzähltechnik (Bewusstseinsstrom als unaufhörliche Kette von Assoziationen) anwenden - den situativen Kontext des Jungen kennen und berücksichtigen (Flucht aus der Bindung an die Mutter, an Rerik, an Knudsen; Sehnsucht nach Abenteuern; Angst vor dem Erwachsenwerden) - Textteile indirekt in den Bewusstseinsstrom einfließen lassen (nicht zitieren!) - durch Sprache und Ausdrucksform den Jungen charakterisieren (z.B. durch umgangssprachliche Wendungen, Gedankensprünge, rhetorische Fragen) - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) X X X X X X Zu Aufgabe b) - eine Personenbeschreibung verfassen - Personen anhand der Textvorlage aus der Vorstellungskraft heraus gestalten - Textbezüge durch Beschreibungen einzelner Merkmale erkennbar werden lassen - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) Mögliche Gewichtung der Teilaufgaben: 2 : 1 24 X X X X 4. Aufgabenbeispiel - Aufgabenart Problemerörterung - Thema Erörterung zum Thema „Wer dazugehören will, muss sich dem Trend anpassen!“ - Aufgabenstellung „Wer dazugehören will, muss sich dem Trend anpassen!“ Setze dich kritisch mit dieser häufig geäußerten Meinung auseinander. Beziehe dabei das Gespräch zwischen Mutter und Tochter sowie deine eigenen Erfahrungen in die Überlegungen ein. Immer mehr junge Menschen beziehen ihr Lebensgefühl aus ihrem Konsum. Ihr Ansehen, so denken sie, hänge entscheidend davon ab, welche Jeans und Pullis sie tragen und welchen Musikgeschmack sie haben. In einer Boutique ist es zu folgendem Gespräch zwischen einer Mutter und ihrer Tochter gekommen: „Echt cool, dieses Sweatshirt“, sagt Jennifer zu ihrer Mutter. „Ist es nicht ein bisschen weit und schlabberig?“ „Nö, das muss so sein, ist voll trendy.“ „Aber diese Farben – ich weiß nicht. Sollten wir nicht nach etwas Dezenterem schauen?“ „Ich lauf‘ doch nicht rum wie’n Oldie. Lisa und Anne haben auch ‘nen Chiemsee-Pulli.“ „Aber, Jennifer, hast du gesehen, was der kostet? So viel Geld geb‘ ich nicht für einen Pulli aus!“ „Qualität hat eben ihren Preis, Mama. Außerdem kann ich mich mit meinen alten Klamotten sowieso nirgends mehr sehen lassen. Mike und Ali gucken schon immer so blöd, wenn sie mich sehen. Die haben immer die fetzigsten Sachen an, nicht so öde wie ich.“ - Texte und Materialien mit Quellenangaben Gespräch in: Durchblick, GSW Geschichte/Politik 7/8. Realschule Niedersachsen, © Westermann Schulbuchverlag GmbH, Braunschweig 1997, S. 276 25 - Erwartete Leistungen und ihre Zuordnung zu den Anforderungsbereichen Erwartete Leistungen Anforderungsbereiche I - dem vorgelegten Dialog Informationen II III X entnehmen und - X diese für die eigene Stellungnahme nutzen die zentrale Problemstellung des Themas X erkennen und formulieren - X die Gegensätze zwischen Mutter und Tochter auf die In-Out-Problematik übertragen - X stützende Argumente und widerlegende Gegenargumente finden und gegeneinander abwägen (mögliche Gesichtspunkte: Gruppenzwang, Außenseiter, Anerkennung in der Gruppe, Jobben für Konsum, Kriminalität) - X veranschaulichende Beispiele in die eigenen Überlegungen übernehmen - X über persönliche Erfahrungen und Erlebnisse berichten - X eine sachangemessene persönliche Wertung vornehmen und begründen - die Erörterung folgerichtig und schlüssig X strukturieren - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) 26 X 5. Aufgabenbeispiel - Aufgabenart Problemerörterung - Thema Erörterung zum Thema „Das Heim-Multimedia-TV“ - Aufgabenstellung Das Schaubild zeigt dir eine Welt, die schon Wirklichkeit geworden ist. a) Gib die Informationen des Schaubildes in einem zusammenfassenden Text wieder. b) Setze dich kritisch mit dieser Multimedia-Welt auseinander. - Texte und Materialien mit Quellenangaben Massenmedien. Informationen zur politischen Bildung Nr. 260 / 3. Quartal 1998, Herausgeberin: Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), Bonn 1998, S. 54 27 - Erwartete Leistungen und ihre Zuordnung zu den Anforderungsbereichen Erwartete Leistungen I Anforderungsbereiche II III zu Aufgabe a) - - - dem Schaubild Informationen entnehmen (individuelle Steuerungsmöglichkeiten des Kommunikationsprozesses, TV als Zentrum multimedialer Kommunikation, Decoder und Modem, Nutzungsmöglichkeiten der Internet-Verbindung) die Möglichkeiten einer elektronischen multimedialen Verbindung des Einzelnen mit der Außenwelt insgesamt herausstellen (Vernetzung) Sprachrichtigkeit ( Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) zu Aufgabe b) - Informationen des Schaubildes nutzen und in die Überlegungen einbeziehen - die Problematik des Themas formulieren - die Erörterung folgerichtig strukturieren - stützende Argumente und widerlegende Gegenargumente finden und gegeneinander abwägen (Vorteile – Zeitersparnis, weite Wege entfallen, schneller und kostengünstiger Informationsaustausch durch e-mail Nachteile - Vereinsamung, mündlicher Kommunikationsverlust, künstliche Medienwelten ersetzen unmittelbare Erfahrungen, „gläserner Bürger“ ) - veranschaulichende Beispiele in die eigenen Überlegungen einbeziehen - über persönliche Erfahrungen berichten - eine sachangemessene persönliche Wertung vornehmen und Stellung beziehen - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) Mögliche Gewichtung der Teilaufgaben : 28 1 : 2 X X X X X X X X X X X 6. Aufgabenbeispiel - Aufgabenart Problemerörterung - Thema Erörterung zum Thema „Gewaltdarstellung in Video und Fernsehen“ - Aufgabenstellung a) Gib die Hauptgedanken der vorliegenden Leserbriefe wieder. b) Nimm Stellung zu den beiden Texten. Berücksichtige in deiner Stellungnahme auch deine eigenen Fernseh- und Videoerfahrungen. LESERBRIEFE zum Thema „Gewaltdarstellung in Video und Fernsehen“: Nicht nur Gewalt-Videos sollten verboten werden, sondern jede Gewaltdarstellung in Film, Video und besonders im Fernsehen, bei dem die zahlreichen Gewaltdarstellungen Millionen Zuschauer erreichen. Durch die laufende Berieselung mit Gewaltdarstellungen im Fernsehen wird nämlich die allen Lebewesen und damit auch die dem Menschen angeborene Hemmung vor Gewalt gegen den Nächsten abgebaut bzw. die natürliche Hemmschwelle immer weiter hinausgeschoben, bis sie endlich ganz fällt. (...) Unsere Fernsehintendanten zeigen die Gewalt in Großaufnahme, unter reichlicher Verwendung von Tomatenmark hautnah, Züge des Opfers grässlich verzerrt und erfüllen so ihren - von uns finanzierten Bildungsauftrag! (...) Ich werfe daher dem Deutschen Fernsehen, ARD und ZDF, vor, durch Senden von Gewaltszenen die natürlichen Hemmschwellen der Bürger systematisch abzubauen und durch Gewalttätigkeiten – von den Ausschreitungen nach Sportveranstaltungen bis zu Vergewaltigungen, von Raub bis zur Körperverletzung mitzuverschulden, mindestens aber ihren öffentlichen Bildungsauftrag erschreckend verkannt zu haben. Andererseits muss ich sagen, dass ich nicht begreife, wie ein normal konstruierter Mensch Gefallen an Gewaltszenen haben kann, in denen Menschen verletzt werden. Für mich sind solche Szenen so abstoßend, dass ich abschalte. Sind die Menschen - dank der Bemühungen der Fernsehintendanten - schon verroht? Das wäre erschreckend. (aus : DIE ZEIT) 29 Entscheidend ist, dass wir unsere Jugend über eine sachliche Benutzung der Videos informieren und die Möglichkeiten ausnutzen, die in der immer größer werdenden Zahl der für Bildungs- und Informationszwecke hergestellten Videofilme stecken. Wer aber kann diese Aufgabe leisten? Der Gesetzgeber setzt nur den rechtlichen Rahmen für die Rechte und die Ordnungsbehörden. Die Politiker können allenfalls die Leitlinien einer zukunftsorientierten Medienpolitik vorgeben. Die Umsetzung dessen, was die Politik der Gesellschaft anbietet, muss von ihr als Ganzes geleistet werden. Wir brauchen die Mitarbeit aller Bürger, Erzieher, Schulen, Volkshochschulen, Jugendverbände, und nicht zuletzt die Eltern dürfen die Heranwachsenden nicht ohne Hilfe und Rat vor einem immer größeren Videomarkt stehen lassen. (aus: DIE ZEIT) - Texte und Materialien mit Quellenangaben Leserbriefe aus: DIE ZEIT, 11.1.1985 In: Lesen, Darstellen, Begreifen; Lese- und Arbeitsbuch für den Literatur- und Sprachunterricht, Ausgabe B, herausgegeben von Prof. Dr. Gert Kleinschmidt und Prof. Dr. Franz Hebel, 10. Schuljahr, Frankfurt am Main, Hirschgraben-Verlag, 1986, S.176 ff. 30 - Erwartete Leistungen und ihre Zuordnung zu den Anforderungsbereichen Erwartete Leistungen I Anforderungsbereiche II III Zu Aufgabe a) - den Texten Informationen entnehmen X - die wesentlichen Aussagen der Texte bündig X zusammenfassen und dabei - X die unterschiedlichen Positionen der Verfasser erkennen und darlegen - die Auffassung der Verfasser durch Zitate aus X dem Text belegen - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung X und Zeichensetzung) Zu Aufgabe b) - die zentrale Problemstellung des Themas X erkennen und formulieren - die eigene Stellungnahme in strukturierter X Form anschaulich verfassen - X Gedanken aus den vorgelegten Leserbriefen übernehmen und Stellung beziehen X - die Problemfrage sachgerecht erörtern - Thesen und Antithesen der Problemfrage X erarbeiten und gegeneinander abwägen - persönliche Erfahrungen einfließen lassen - eine sachangemessene persönliche Wertung X X vornehmen - veranschaulichende Beispiele in die eigenen X Überlegungen einbeziehen - Sprachrichtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung X und Zeichensetzung) Mögliche Gewichtung der Teilaufgaben: 1 : 2 31 Niedersächsisches Kultusministerium Fachbezogene Leistungsüberprüfungen für die Realschule Schuljahrgang 10 Deutsch Niedersachsen 32 An der Entwicklung der Empfehlungen für die Überprüfung der Schülerleistungsstände im Fach Deutsch im Abschlussjahrgang der Realschule haben folgende Lehrkräfte mitgewirkt: Heidrun Bazoche, Göttingen Karl-Otto Synatzschke, Verden Redaktion: Dieter Seefeldt (Kultusministerium) Herausgegeben vom Niedersächsischen Kultusministerium (1999) 30159 Hannover, Schiffgraben 12 33 Inhalt Seite 1 Empfehlungen für die fachbezogenen Überprüfungen in den Abschlussklassen des Sekundarbereichs I der allgemein bildenden Schulen 4 2 Schriftliche Überprüfung 7 2.1 Fachbezogene Überprüfungsgegenstände 7 2.2 Bewertung 12 3 Mündliche Überprüfung 16 3.1 Allgemeine Hinweise 16 3.2 Fachspezifische Hinweise 16 4 Aufgabenbeispiele 18 34