Erfahrungsbericht Université de Genève
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Erfahrungsbericht Université de Genève
1 Erfahrungsbericht Université de Genève - ETI von Anke Schnatz WS 2007/08 Inhalt 1. Allgemeine Informationen 1.1 Die Stadt Genf 1.2 Die Universität Genf 2. Planung und Vorbereitung des Auslandssemesters 2.1 Bewerbung um einen ERASMUS-Platz 2.2 Das Einschreibungsverfahren 2.3 Die Wohnungssuche 3. Die Cité Universitaire de Genève 4. Verkehr 5. Die Universität Genf 5.1 Die Informationsveranstaltungen zu Semesterbeginn 5.2 Die ETI – École de Traduction et d’Interprétation 5.3 Die Studienbedingungen 5.3.1 Die Computerräume 5.3.2 Die Bibliothek 5.3.3 Die Centrale des polycopiés 5.3.4 Kopieren 5.3.5 Die Mensen 5.4 Die Kurse an der ETI 5.5 Die Sprachkurse 6. Tandem linguistique 7. Finanzen 8. Freizeit 9. Fazit 1. Allgemeine Informationen 1.1 Die Stadt Genf Die Stadt Genf liegt im südwestlichen Ende der französischsprachigen Schweiz und des Genfersees, direkt an der Grenze zu Frankreich. Genf ist mit 185.000 Einwohnern nach Zürich nicht nur die bevölkerungsreichste Stadt der Schweiz, sondern auch diejenige mit dem höchsten Ausländeranteil (45%). Genf ist eine internationale Stadt par excellence: Zahlreiche internationale Organisationen haben hier ihren Sitz, u.a. die Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation oder das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung. Das Wahrzeichen Genfs ist der Jet d’eau, eine Wasserfontäne, die rund einen halben Kubikmeter Wasser pro Sekunde auf 140 Meter Höhe schießt. 1.2 Die Universität Genf Die Université de Genève wurde im Jahre 1559 von Johann Calvin gegründet und ist heute die zweitgrößte Hochschule der Schweiz. Sie zählt 13.732 Studenten und ist in neun Fakultäten aufgeteilt, darunter die École de Traduction et d’Interprétation (ETI), an der ich während meines einsemestrigen Aufenthaltes eingeschrieben war. Erfahrungsbericht Université de Genève von Anke Schnatz WS 2007/08 2 2. Planung und Vorbereitung des Auslandslandssemesters 2.1 Bewerbung um einen ERASMUS-Platz Da die Partnerschaft zwischen dem ITMK und der École de traduction et d’Interprétation erst seit Anfang 2007 besteht, habe ich sehr spät von der Möglichkeit erfahren, mein Auslandssemester in der Schweiz verbringen zu können. Ich gab die Universität Genf als Erstwunsch an und konnte mich bald darauf über eine Zusage freuen. Pro Semester vergibt das ITMK nur eine begrenzte Anzahl an ERASMUS-Plätzen für die Uni Genf. Das Bewerbungsformular ist bei der Betreuungsdozentin Frau Trageser einzureichen. 2.2 Das Einschreibungsverfahren Das Einschreibungsverfahren an der Uni Genf erwies sich als relativ umfangreich. Nach Erhalt meiner Zusage bekam ich sogleich einen großen Umschlag mit sämtlichen Infomaterialien und Einschreibungsformularen zugesandt. Bis zum 15. Mai mussten alle erforderlichen, vollständig ausgefüllten Unterlagen auf dem Postweg nach Genf zurückgeschickt werden, darunter ein Formulaire de Candidature ERASMUS mit Lichtbild, ein Einschreibeformular für die ETI, eine Auflistung mit allen Kursen, die man zu besuchen gedenkt (Contrat d’études), ein Bewerbungsformular für einen Wohnheimplatz beim Bureau des Logements et Restaurants Universitaires (BLRU) ebenfalls mit Lichtbild, eine Kopie des Personalausweises sowie zwei weitere Lichtbilder. Zusätzlich bedurfte es einer Online-Einschreibung auf der Homepage der Universität Genf. 2.3 Die Wohnungssuche Am schwierigsten gestaltete sich die Suche nach einer Unterkunft in Genf. Da in Genf eine große Wohnungsnot herrscht und selbst ERASMUS-Studenten keine Garantie auf einen Wohnheimplatz gegeben werden kann, hatte ich große Sorge, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu finden. Über das Internet erfuhr ich, dass einige Austauschstudenten selbst wenige Tage vor Semesterbeginn noch keine Bleibe gefunden hatten. Daher bewarb ich mich bei sämtlichen in Genf ansässigen Studentenwohnheimen und hoffte auf wenigstens eine Zusage. Tatsächlich erhielt ich auch nur eine einzige Zusage, und zwar von der Cité Universitaire de Genève, dem größten Studentenwohnheim der Stadt. Von allen anderen Wohnheimen, ob privat, christlich oder universitär, habe ich entweder eine Absage, in vielen Fällen gar keine Antwort erhalten. Zukünftigen ERASMUS-Studenten kann ich darum nur empfehlen, sich so früh wie möglich auf Zimmersuche zu begeben, da viele Wohnheime schon einige Monate vor Semesterbeginn eine Auswahl treffen. Darüber hinaus ist es ratsam, sich um eine Privatunterkunft zu bemühen. Das Bureau de Logement de l’Université bietet Studenten die Möglichkeit, in einer Internetbörse nach einem Zimmer zur Untermiete innerhalb der Genfer Bevölkerung zu suchen (http://www.unige.ch/dase/bulog unter „offres en ligne“). Gewiss ist die Wohnungssituation in Genf deutlich angespannt. Dennoch habe ich während meines fünfmonatigen Aufenthalts niemanden kennen gelernt, der nicht in letzter Minute doch noch eine Bleibe gefunden hat. Geduld zahlt sich aus. Gerade in den ersten Wochen nach Semesterbeginn kann sich noch einiges ergeben. 3. Die Cité Universitaire de Genève Die Cité Universitaire ist mit über 600 Bewohnern und drei Gebäuden eines der größten Studentenwohnheime Genfs. Sie liegt ungefähr zwanzig Minuten vom Stadtzentrum entfernt im Stadtteil Champel und ist mit den Buslinien 3 (Richtung Champel) und 21 (Richtung Louis Hubert bzw. Gare Eaux-Vives) über die Haltestelle Crêts de Champel zu erreichen. Auch wenn ich vor meiner Ankunft viel Negatives über die Cité gehört und gelesen habe, so kann ich nach meinem fünfmonatigen Aufenthalt dort fast ausschließlich Positives berichten. Mein Zimmer auf der sechsten Etage des Bâtiment B war zwar nicht sehr modern, aber relativ groß, komplett möbliert und mit Waschbecken und Spiegel ausgestattet. Besonders genossen habe ich den traumhaften Ausblick auf den Salève, einen hinter der Grenze Frankreichs gelegenen Berg der Voralpen. Dusche, WC und Küche befinden sich auf dem Gang und müssen mit den übrigen Mitbewohnern des Ganges geteilt werden. Putzfrauen reinigen regelmäßig die Gemeinschaftsräume und alle vierzehn Erfahrungsbericht Université de Genève von Anke Schnatz WS 2007/08 3 Tage auch die einzelnen Zimmer. Im Erdgeschoss des Bâtiment A befindet sich eine Rezeption, die unter der Woche ganztägig und am Wochenende zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Hier bekommt man die Schlüssel für die Waschmaschinen im Untergeschoss, Telefonkarten, Bustickets, diverse Auskünfte usw. Die Mitarbeiter der Cité sind sehr nett, ausgesprochen hilfsbereit und haben stets ein offenes Ohr für die Bewohner. Des Weiteren gibt es in der Cité eine Cafeteria, eine Diskothek, Tennis- und Grillplätze, eine Sporthalle und sogar ein eigenes Theater, die Cité Bleue. 4. Verkehr Für alle, die nicht unmittelbar im Stadtzentrum oder in Uninähe wohnen, empfiehlt es sich, eine Fahrkarte zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu kaufen. Monats- (45 CHF) und Wochentickets (23 CHF) gibt es an den Verkaufsstellen der Transports Public Genevois (TPG). Wer zum ersten Mal ein solches Ticket kauft, sollte unbedingt ein Passbild mitnehmen. An den Fahrkartenautomaten an den Haltestellen kann man ausschließlich Tickets für einen Tag, eine Stunde oder für Kurzstrecken kaufen. Leider geben die Automaten kein Wechselgeld, so dass man entweder passend zahlen, sich eine Guthabenkarte kaufen oder sich das Restgeld in einer TPGFiliale erstatten lassen muss. Genf verfügt über ein dichtes Verkehrsnetz. Busse und Straßenbahnen fahren wochentags im Fünfbis Zehn-Minuten-Takt; Umsteigen klappt meist problemlos ohne langes Warten. Am Wochenende fahren Nachtbusse mehrmals stündlich bis drei Uhr in der Früh. Die Wassertaxen, die sog. mouettes, zählen ebenfalls zu den Verkehrsmitteln der TPG und können gegen Vorlage des normalen Fahrausweises für Bootsfahrten über den Genfersee beliebig oft genutzt werden. 5. Die Universität Genf 5.1 Die Infoveranstaltungen zu Semesterbeginn Mein Auslandssemester in Genf begann am 13.09.2007 mit zwei verschiedenen Informationsveranstaltungen. Für den Vormittag war eine allgemeine Infoveranstaltung für alle Austauschstudenten jeglicher Fachrichtung angesetzt, in der sämtliche Formalitäten und administrativen Dinge geregelt wurden. Zudem gab uns das Team der Relations Internationales hilfreiche Tipps zur Organisation unseres Aufenthaltes in Genf. Nach Zahlung der Semestergebühr von 65 CHF erhielten wir am nächsten Tag sogleich den ersten Teil unserer Bourse ERASMUS (750 CHF) in bar ausgezahlt. Den zweiten Teil (500 CHF) bekamen wir am Ende des Semesters auf unser Schweizer Konto überwiesen, nachdem wir einen ein- bis zweiseitigen Erfahrungsbericht über unser Semester an der Uni Genf verfasst und bei den Relations Internationales eingereicht hatten. Am Nachmittag des 13.09.2007 fand die Informationsveranstaltung der École de Traduction et d’Interprétation (ETI) statt. Hier wurden alle akademischen Fragen geklärt und man informierte uns über die Kurswahl und –einschreibung sowie über den Ablauf der Prüfungsphase am Semesterende. 5.2 Die ETI - École de Traduction et d’Interprétation Die École de Traduction et d’Interprétation wurde im Jahre 1941 gegründet und zählt zu den ältesten und bekanntesten Übersetzer- und Dolmetscherschulen der Welt. Beeindruckend ist vor allem die sprachliche Vielfalt. Die über 500 eingeschriebenen Studenten wählen ihre Sprachkombination aus sieben verschiedenen Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Arabisch und Russisch. Die ETI befindet sich auf der sechsten Etage des Unigebäudes Uni Mail. 5.3 Die Studienbedingungen 5.3.1 Die Computerräume Als Student der Universität Genf profitiert man von optimalen Studienbedingungen und nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Gleich zu Beginn des Studiums erhält jeder Student einen Benutzernamen sowie ein sechsstelliges Passwort und hat somit direkten Zugang zu den zahlreichen PCs in der Bibliothek und den Computerräumen, zum unieigenen E-Mail-Programm Erfahrungsbericht Université de Genève von Anke Schnatz WS 2007/08 4 und zur Internetplattform Moodle. Die ETI verfügt über drei Salles informatiques, von denen zwei regelmäßig für Lehrveranstaltungen und praktische Übungen genutzt werden. Der dritte steht den Studenten stets zur freien Verfügung. Ein Moniteur beantwortet Fragen und hilft bei technischen Problemen. Die PCs sind neben den Standardanwendungen mit elektronischen Wörterbüchern, Übersetzungsspeichern, Software zur automatischen Übersetzung etc. ausgestattet. Als Austauschstudent erhält man am Anfang des Semesters ein Gratisguthaben von 30 CHF zur Nutzung des Druckers. Sobald dieses Guthaben aufgebraucht ist, kann man beim Moniteur ein neues Guthaben erwerben. 5.3.2 Die Bibliothek Die Bibliothek der Universität Genf gehört zu den spezialisiertesten und bestausgestattetsten Bibliotheken Europas. Die Bibliothek der ETI befindet sich auf der zweiten Etage, ist allerdings nur über den Eingang im ersten Stock zugänglich. Hier findet man Wörterbücher, Nachschlagewerke und Fachliteratur in sämtlichen Sprachen, Fachzeitschriften und Tageszeitungen aus vielen verschiedenen Ländern, Diplomarbeiten und Dissertationen ehemaliger Studenten und Professoren, sogar eine umfangreiche Mediathek. 5.3.3 Die Centrale des Polycopiés Im Erdgeschoss der Uni Mail befindet sich die Centrale des Polycopiés. Dort kann man in den ersten Wochen eines neuen Semesters die Skripte der Professoren in gebundener Form käuflich erwerben. Nur wenige Dozenten stellen ihr Vorlesungsmaterial ins Internet oder in die Bibliothek. 5.3.4 Kopieren Kopieren kann man entweder in der Bibliothek oder aber an den Kopierern im Erdgeschoss. Kopierkarten können am accueil gekauft und an speziellen Automaten wieder aufgeladen werden. 5.3.5 Die Mensen Im Erdgeschoss befinden sich ebenfalls zwei Mensen bzw. Cafeterien, die wochentags bis 17 Uhr geöffnet sind. Für ein Gericht zahlt man zwischen 8 und 12 CHF, belegte Baguettes sind schon ab 3 CHF erhältlich. 5.4 Die Kurse an der ETI Da das Kursangebot der ETI sehr umfangreich ist, hatte ich anfangs Schwierigkeiten zu entscheiden, welche Fächer ich belegen wollte. Austauschstudenten genießen die totale Freiheit und können sowohl Kurse aus dem Bachelor- als auch aus dem Masterprogramm wählen. Glücklicherweise konnten wir während der ersten drei Semesterwochen beliebig viele Vorlesungen besuchen und ausprobieren, bevor wir uns endgültig einschreiben mussten. Doch auch nach der Einschreibung war mein Stundenplan noch so umfangreich, dass ich einige Kurse im Laufe des Semesters aufgeben habe. Auch wenn die Bachelor-Studiengänge an der ETI (Communication multilingue) und am ITMK (Mehrsprachige Kommunikation) den gleichen Titel tragen, gibt es doch einige grundlegende Unterschiede. So liegt beispielsweise bei Communication multilingue der Hauptschwerpunkt auf dem Übersetzen. Die Studenten haben ab dem ersten Semester Übersetzungskurse, in denen sie sowohl in die Muttersprache, als auch in die Fremdsprache übersetzen lernen. Übersetzt wird grundsätzlich nur mit einsprachigen Wörterbüchern, in manchen Prüfungen sind keinerlei Hilfsmittel erlaubt. In den sehr praxisorientierten Informatikkursen lernen die Studenten zudem die vielen technischen Hilfsmittel kennen, anzuwenden und in den Übersetzungsprozess zu integrieren. Kurse aus den Bereichen Wirtschaft, Recht, Landeskunde und Kommunikationswissenschaft gehören zwar zu den Pflichtfächern, nehmen aber einen vergleichsweise geringen Stellenwert ein. Im Vordergrund steht also die Ausbildung von Kompetenzen in Fremd- und Muttersprache im Hinblick auf eine spätere Dolmetscher- oder Übersetzertätigkeit oder aber eine Tätigkeit im Bereich der Sprachdatenverarbeitung. Darüber hinaus konnte ich feststellen, dass der Alltag eines Studenten der Uni Genf wesentlich anstrengender und arbeitsintensiver ist als der eines Studenten der FH Köln. Dies liegt in erster Erfahrungsbericht Université de Genève von Anke Schnatz WS 2007/08 5 Linie daran, dass an der ETI viele Leistungen bereits während des Semesters erbracht werden müssen. Jede Woche müssen Texte übersetzt, Fragebögen online bearbeitet und sog. TPs (travaux pratiques) abgegeben werden, die bewertet und in die Endnote eingerechnet werden. Die Atmosphäre in den Kursen habe ich als sehr angenehm empfunden. Es war faszinierend, wie viele verschiedene Nationalitäten in den Vorlesungen vertreten waren. Leider blieben die jeweiligen Landsleute vorwiegend unter sich, so dass es sehr schwierig war, mit anderssprachigen Studenten in Kontakt zu kommen. Erwähnenswert ist ferner das Engagement der Lehrenden an der École de Traduction et d’Interprétation. Die Dozenten sind stets erreichbar, sei es in ihrem Büro, per E-Mail oder in den Foren der Internetplattform Moodle, beantworten Fragen und helfen, falls es Probleme gibt. Besonders profitiert habe ich davon, dass die Dozenten in den Übersetzungskursen jede Woche eine individuelle Korrektur der Übersetzungen eines jeden Kursteilnehmers anfertigen. 5.5 Die Sprachkurse Zusätzlich zu den regulären Vorlesungen an der ETI habe ich während meines Aufenthalts in Genf zwei Sprachkurse an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Genf absolviert. Die École de langue et de civilisation française (ELCF) bietet sog. Cours d’appui de langue française für alle an der Uni Genf immatrikulierten nicht-frankophonen Austauschstudenten an, die ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten. ERASMUS-Studenten dürfen pro Semester zwei Kurse kostenlos besuchen, jeder weitere Kurs kostet 250 CHF. Das Angebot ist vielfältig: neben diversen Grammatik-, Phonetik-, Konversations- und Schreibkursen stehen ferner Literatur- und Landeskundliche Kurse zur Auswahl. Sie sind in drei verschiedene Sprachniveaus eingeteilt: Intermédiaire 1, Intermédiare 2 und Avancé. Ein Selbsteinstellungstest ermöglicht herauszufinden, welches Kursniveau angemessen ist. Ich habe mich für die Kurse Grammaire 3 und Techniques de l’écrit informatif et argumentatif 3 entschieden und von beiden enorm profitiert. Die geringe Anzahl an Teilnehmern ermöglicht ein effizientes und intensives Arbeiten und sorgt für ein angenehmes Kursklima. Bearbeitete Aufgaben und selbst geschriebene Texte können stets zur Korrektur beim Dozenten eingereicht werden. Zum Teil bieten die Dozenten zusätzliche Übungsstunden an, in denen Kursinhalte durch spezielle Übungen am PC gezielt angewendet und vertieft werden können. 6. Tandem linguistique Der einzige Nachteil meines Aufenthalts in Genf ist die Tatsache, dass ich leider nur selten Gelegenheit hatte, Französisch zu sprechen. Ich hatte nicht erwartet, dass es sich als dermaßen schwierig erweisen würde, französische Muttersprachler kennen zu lernen. Angesichts der vielen ERASMUS- und schweizerdeutschen Studenten ist man selten gezwungen, sich auf Französisch zu verständigen. Daher empfiehlt es sich, sich bei den Relations Internationales um einen Tandempartner zu bemühen. Leider begann man mit der Zuteilung der Tandempartner erst Ende Oktober. Ich hatte Glück und habe mich mit meiner Tandempartnerin Elena, einer echten Genferin, sehr gut verstanden. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, uns stundenlang unterhalten und Teile von Genf erkundet, die ich bisher noch nicht kannte. 7. Finanzen Genf ist eine teure Stadt. Wer hier sein Auslandssemester verbringen möchte, braucht eine dicke Brieftasche – oder einen Nebenjob. Das Bureau de Placement (http://www.unige.ch/dase/bupla) bietet zahlreiche studentische Aushilfstätigkeiten, die mitunter sehr gut bezahlt werden. Für all jene, die mehr von der Schweiz und der Genferseeregion erkunden möchten, lohnt sich die Anschaffung eines Abonnement demi-tarif der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Gegen eine jährliche Gebühr von 150 CHF zahlt man für Zugfahrten im gesamten Schweizer Bundesgebiet grundsätzlich nur die Hälfte des regulären Fahrkartenpreises. Mit dem Voie 7 kann man zudem täglich nach 19 Uhr kostenlos Bahn fahren. Erfahrungsbericht Université de Genève von Anke Schnatz WS 2007/08 6 Grundsätzlich gilt: Wer sich von den teuren Preisen beeindrucken lässt, verliert schnell den Spaß. Zwar sind die Lebenshaltungskosten hoch, jedoch nicht so hoch wie in Paris oder London. Nicht alles ist teuer: So zahlt man für Kleidung, Bücher und Multimedia-Artikel bspw. ebenso viel bzw. wenig wie in Deutschland. Zudem bieten die meisten Supermärkte preisgünstige Hausmarkenartikel an. Lediglich bei Kosmetika empfiehlt es sich, Vorräte von zu Hause mitzubringen. 8. Freizeit Genf ist eine wunderschöne Stadt. Es lohnt sich daher, sich neben den universitären Verpflichtungen auch die Zeit zur Erkundung der kleinsten Großstadt der Welt zu nehmen, ihren eigenen Charme und das internationale Flair zu entdecken und auf dem Spuren Henri Dunants und Jean Calvins zu wandeln. Sehenswert sind vor allem der Sitz der Vereinten Nationen, die Kathedrale Saint-Pierre im Herzen der Genfer Altstadt sowie der pittoreske Stadtteil Carouge. Darüber hinaus sollte man unbedingt eine Bootstour über den Genfersee machen, den Salève besteigen und den traumhaften Ausblick auf Genf und den Lac Léman genießen. Diejenigen, die ein Wintersemester in Genf absolvieren, sollten keinesfalls die Fête de l’Escalade verpassen. Das historische Stadtfest wird alljährlich Anfang Dezember gefeiert und erinnert an den Sieg der Genfer über die Savoyarden im Jahre 1602. Lohnenswert sind zudem Ausflüge in andere Städte der Genferseeregion wie z.B. Lausanne, Montreux und Vevey oder aber nach Frankreich in die kleine romantische Stadt Annecy. 9. Fazit Abschließend möchte ich festhalten, dass ich meine Wahl, mein Auslandssemester an der Universität Genf zu verbringen, nicht bereut habe. Der Aufenthalt war gut organisiert und ich habe mich in Genf so wohl gefühlt, dass ich gerne noch länger geblieben wäre. Mein Französisch hat sich deutlich verbessert und ich habe viele neue Freunde gefunden, zu denen ich auch nach meiner Rückkehr nach Deutschland Kontakt halte. Ich habe viel erlebt und tolle Erfahrungen gesammelt, die mein Leben sehr bereichert haben. All das möchte ich nicht mehr missen. Erfahrungsbericht Université de Genève von Anke Schnatz WS 2007/08