Nicht echt, aber gut!

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Nicht echt, aber gut!
C hightech
Automobiler Traum:
Michael Gehrke und sein
Chamonix-Spyder
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NICHT
ECHT,
ABER
GUT
James Dean ist tot, doch sein Auto
lebt weiter. Bei einem Porsche-Fan
aus Hannover gibt es den 550 Spyder
als Bausatz oder fertiges Auto.
Nur ein Beispiel dafür, dass ein
automobiler Traum in Kopie fast so
gut sein kann wie das Original
er Typ wird stoppen. Der sieht
uns schon.“ Die letzten Worte
von Schauspiellegende James
Dean waren eine tragische
Fehleinschätzung.
Der Kerl im anderen Auto stoppte nicht.
Er übersah den silbernen Porsche und nahm
ihm die Vorfahrt. Der Hollywood-Star
verunglückte in seinem 550 Spyder tödlich. Sein Beifahrer, Porsche-Mechaniker
Rolf Wütherich, überlebte mit Knochenbrüchen.
Vor 53 Jahren war das. James Dean hatte
seinen Porsche gerade erst bekommen. Mit
nicht einmal 1000 Kilometern auf dem Tacho
D
Porsche
550 Spyder
Fotos: Dieter Rebmann für Playboy, Bettman/Corbis
Dezember 2008
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C hightech
Gehrke investiert viel Handarbeit:
Am Ende haben 130 PS mit gerade
einmal 580 Kilogramm leichtes Spiel
endete sein „Little Bastard“, wie er seine
Fahrmaschine getauft hatte, in der Seite eines
Ford Tudor Coupé.
Das Bild vom 24-jährigen Leinwandhelden, wie er kurz vor seinem Tod lässig
im weißen T-Shirt an seinem Porsche lehnt,
ist Legende. Genauso wie das Auto selbst.
Lediglich 124 Exemplare des 550 mit seinem
bis zu 135 PS starken Königswellenmotor
wurden von 1954 bis 1958 gebaut.
Ein Original ist praktisch nie auf dem
Markt, und wenn doch, dann nur für Abramowitsch & Co. bezahlbar. Deutlich günstiger kommt ein Nachbau. Die brasilianische
Firma Chamonix fertigt seit Jahrzehnten
Kopien des Porsche 356 und eben
auch des 550 Spyder.
Als Basis für den 356 dient ein ausrangiertes VW-Käfer-Chassis, beim 550 ist
ein selbst gefertigter Leiterrahmen das tragende Gerüst. Darüber kommt eine Kunststoffkarosserie, in der Ledersitzschalen verschraubt werden. Viel mehr Auto bekommt
der Kunde nicht. Eine pure Fahrmaschine
eben.
Die elektrische Verkabelung schafft der
ambitionierte Schrauber in Heimarbeit.
Doch obwohl sich das Ergebnis durchaus
sehen lassen kann, verwehrt Porsche seinen
Werkssegen. Deshalb dürfen diese Kit Car
genannten Modelle keine Logos aus Zuffenhausen tragen. Aber auch ohne Embleme
erkennen selbst Laien die Sorgfalt, mit der
diese Autos gefertigt werden.
Michael Gehrke, einst Bundeswehr-Versorgungsoffizier, war seinerzeit so begeistert
von den Replika-Porsches, dass er inzwischen den offiziellen Chamonix-Import für
Deutschland übernommen hat. Sein eigenes
Modell baute er in nicht mal zwei Wochen
zusammen.
In seiner geräumigen Werkstatt stapeln
sich die Kartons mit Einzelteilen für weitere
Kunden: Nachbauten der chromgefassten
Rundinstrumente, Holzlenkräder mit filigranen Aluspeichen. „Es gibt im Zubehör
einfach alles“, sagt der 37-Jährige.
Chamonix bedient sich bei der Konzeption des Spyder im großen VW- und PorscheRegal. Teile der Hinterachse stammen aus
dem bei Markenfans wenig geliebten Porsche
Lotus
Super Seven
Tief fliegen wie Colin Chapman
Irmscher aus Remshalden bei Stuttgart ist jedem Opel-Fan als Tuner seit
Jahrzehnten ein Begriff. Weniger bekannt ist, dass die Schwaben auch den
Super Seven als Hommage an den legendären Lotus-Rennwagen-Konstrukteur Colin Chapman bauen (www.irmscher7.de). Komplette Fahrzeuge kosten
55.900 Euro. Dafür gibt es 210 Turbo-PS (Opel 2.0-l-Vierzylinder) an der
Hinterachse, eine Alu-Kunststoff-Verbundkarosserie auf einem kunststoffbeschichteten Stahlgitterrohr-Rahmen und reichlich chromgefasste Rundinstrumente im engen Cockpit. Mit einstellbarem Gewindefahrwerk und einem
Leergewicht von 725 kg ist der Fahrspaß programmiert. Dank modernster
Abgasreinigung in der Auspuffanlage aus Edelstahl darf der Fahrer sogar eine
grüne Feinstaubplakette in die Windschutzscheibe kleben. Die Variante
mit 265 PS startet bei 63.900 Euro. Wer seinen Super Seven selber komplettieren will: Bausätze ohne Motor und Getriebe fangen bei 17.900 Euro an.
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Fotos: Dieter Rebmann für Playboy, PR (2)
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Sicher heizen: Die Motorhaube wird
zusätzlich von Lederriemen gehalten
Sauber arbeiten: Filigrane Details machen
den 550 so begehrt
Schöner tanken: Unter dem Rennverschluss lauert ein 40-Liter-Käfertank
924. Die Vorderachse hat er vom seligen Käfer übernommen. Allerdings sind einstellbare
Federbeine montiert.
Auch der Antrieb kommt vom Käfer. Die
Komplettüberholung des gebrauchten Aggregats erledigt Gehrke selbst. Vollständig
zerlegt und revidiert, strahlt sein getunter,
luftgekühlter Vierzylinder wie frisch vom
Montageband. Der 1,9-l-Boxermotor reicht
gut 130 PS an das überholte Vierganggetriebe weiter. Und da sich der Chamonix auch
beim Gewicht am Original orientiert, bringt
der Wagen nur 580 kg auf die Waage
– gerade mal 30 Kilo mehr als das
Original.
Genug Kraft also für ansehnliche Beschleunigungswerte: Null auf 100 km/h
schafft das Auto in 6,5 Sekunden – das lässt
selbst moderne Fahrer verblüfft ins mittig angebrachte Endrohr schauen. Was dort ungefiltert rauskommt, sehen die Behörden jedoch
weniger gern. Deshalb bietet Gehrke auch
eine saubere Variante mit Katalysator an.
Natürlich kann der Kunde nur den Bausatz
ordern und sich den Antrieb selbst besorgen.
Die Nähe zum Original bestimmt am Ende
allein das Portemonnaie
des Käufers.
Shelby
Cobra MK III
Karmann
Ghia
Rasen wie Carroll Shelby
Der Name Carroll Shelby hat einen Ruf wie Donnerhall. Seine
427er-Cobra war eines der brutalsten Autos, die je gebaut
wurden. Leider war nach nicht mal 350 Exemplaren Feierabend. Doch die Firma Kitz (www.gt-classics.de) vertreibt seit
2006 die Cobra MK III, deren Karosserie und Chassis neu in
Südafrika von Hand gefertigt und dann nach Amerika verschifft
werden. Dort pflanzt die Firma Superformance dem Kunststoffrenner einen V8-Motor mit mindestens 380 PS ein. Ab 75.000
Euro kostet die von Shelby lizenzierte Cobra MK III. Das Modell
entspricht weitgehend dem Original: Hauben und Türen aus
Kunststoff, der Rest ein Stahl-Monocoque. Wer heute bestellt,
kann in knapp zwölf Monaten das Le-Mans-Feeling selbst erleben.
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Das Komplettvergnügen startet bei
29.000 Euro (www.gehrke-classic-cars.com).
Zum Vergleich: Das Original kostete 1954
um die 24.000 Mark. Dafür gab es damals
fünf VW Käfer. Der heutige Wert entspricht
in etwa 42 VW Golf. Frank Wilke, Oldtimer-Experte von Classic Data, sagt: „Ein
echter 550 Spyder ist nicht unter 700.000
Euro zu bekommen.“
Das Problem allerdings seien die vielen
Fälschungen, die als Originale angeboten
werden. Frank Wilke: „Von den 124 gebauten Exemplaren haben etwa 200 überlebt.“ Dann doch lieber gleich eine gute
Replik.
Stefan Diehl ]
Cruisen wie Frollein Schmidt
In den 1950er-Jahren fuhr dieses Auto direkt in die Herzen
der deutschen Fräuleins, auch wenn sich das VW Karmann
Ghia Cabrio schnell als üble Rostschleuder erwies. Heute gibt
es den Wagen in viel besserer Qualität. Schon 1992 begann
Ralf Rudolph (www.rudolph-roadster.de) mit dem Nachbau,
sogar mit Erlaubnis des Osnabrücker Unternehmens
Karmann. Den Classic Roadster aus Mechernich bei Köln
gibt’s als Bausatz oder Komplettfahrzeug. Ein gesandstrahltes und versiegeltes Chassis des VW Käfer dient
als fast neuwertige Basis. Die Technik wie Motor, Getriebe
und Achsen sind Neuteile. Für ein fertiges Exemplar stehen
mindestens 23.000 Euro auf der Rechnung. Dafür gibt
es das schmucke Cabrio mit einem 1,6-Liter-VierzylinderBoxermotor und 50 PS. Ein Kat kostet 1200 Euro extra. Ab
2009 soll es sogar eine Elektro-Version mit 40 PS geben,
mit Tempo 180 und 300 Kilometer Reichweite. Für gut
30.000 Euro. Auch im Rudolph-Programm: eine Lotus-SuperSeven-Variante namens Diardi und ein optisch an den Porsche
550 Spyder angelehntes Modell, der Rudolph Spyder S.
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Fotos: PR