Nicht echt, aber gut!
Transcription
Nicht echt, aber gut!
C hightech Automobiler Traum: Michael Gehrke und sein Chamonix-Spyder 80 Dez em ber 2 0 0 8 NICHT ECHT, ABER GUT James Dean ist tot, doch sein Auto lebt weiter. Bei einem Porsche-Fan aus Hannover gibt es den 550 Spyder als Bausatz oder fertiges Auto. Nur ein Beispiel dafür, dass ein automobiler Traum in Kopie fast so gut sein kann wie das Original er Typ wird stoppen. Der sieht uns schon.“ Die letzten Worte von Schauspiellegende James Dean waren eine tragische Fehleinschätzung. Der Kerl im anderen Auto stoppte nicht. Er übersah den silbernen Porsche und nahm ihm die Vorfahrt. Der Hollywood-Star verunglückte in seinem 550 Spyder tödlich. Sein Beifahrer, Porsche-Mechaniker Rolf Wütherich, überlebte mit Knochenbrüchen. Vor 53 Jahren war das. James Dean hatte seinen Porsche gerade erst bekommen. Mit nicht einmal 1000 Kilometern auf dem Tacho D Porsche 550 Spyder Fotos: Dieter Rebmann für Playboy, Bettman/Corbis Dezember 2008 81 C hightech Gehrke investiert viel Handarbeit: Am Ende haben 130 PS mit gerade einmal 580 Kilogramm leichtes Spiel endete sein „Little Bastard“, wie er seine Fahrmaschine getauft hatte, in der Seite eines Ford Tudor Coupé. Das Bild vom 24-jährigen Leinwandhelden, wie er kurz vor seinem Tod lässig im weißen T-Shirt an seinem Porsche lehnt, ist Legende. Genauso wie das Auto selbst. Lediglich 124 Exemplare des 550 mit seinem bis zu 135 PS starken Königswellenmotor wurden von 1954 bis 1958 gebaut. Ein Original ist praktisch nie auf dem Markt, und wenn doch, dann nur für Abramowitsch & Co. bezahlbar. Deutlich günstiger kommt ein Nachbau. Die brasilianische Firma Chamonix fertigt seit Jahrzehnten Kopien des Porsche 356 und eben auch des 550 Spyder. Als Basis für den 356 dient ein ausrangiertes VW-Käfer-Chassis, beim 550 ist ein selbst gefertigter Leiterrahmen das tragende Gerüst. Darüber kommt eine Kunststoffkarosserie, in der Ledersitzschalen verschraubt werden. Viel mehr Auto bekommt der Kunde nicht. Eine pure Fahrmaschine eben. Die elektrische Verkabelung schafft der ambitionierte Schrauber in Heimarbeit. Doch obwohl sich das Ergebnis durchaus sehen lassen kann, verwehrt Porsche seinen Werkssegen. Deshalb dürfen diese Kit Car genannten Modelle keine Logos aus Zuffenhausen tragen. Aber auch ohne Embleme erkennen selbst Laien die Sorgfalt, mit der diese Autos gefertigt werden. Michael Gehrke, einst Bundeswehr-Versorgungsoffizier, war seinerzeit so begeistert von den Replika-Porsches, dass er inzwischen den offiziellen Chamonix-Import für Deutschland übernommen hat. Sein eigenes Modell baute er in nicht mal zwei Wochen zusammen. In seiner geräumigen Werkstatt stapeln sich die Kartons mit Einzelteilen für weitere Kunden: Nachbauten der chromgefassten Rundinstrumente, Holzlenkräder mit filigranen Aluspeichen. „Es gibt im Zubehör einfach alles“, sagt der 37-Jährige. Chamonix bedient sich bei der Konzeption des Spyder im großen VW- und PorscheRegal. Teile der Hinterachse stammen aus dem bei Markenfans wenig geliebten Porsche Lotus Super Seven Tief fliegen wie Colin Chapman Irmscher aus Remshalden bei Stuttgart ist jedem Opel-Fan als Tuner seit Jahrzehnten ein Begriff. Weniger bekannt ist, dass die Schwaben auch den Super Seven als Hommage an den legendären Lotus-Rennwagen-Konstrukteur Colin Chapman bauen (www.irmscher7.de). Komplette Fahrzeuge kosten 55.900 Euro. Dafür gibt es 210 Turbo-PS (Opel 2.0-l-Vierzylinder) an der Hinterachse, eine Alu-Kunststoff-Verbundkarosserie auf einem kunststoffbeschichteten Stahlgitterrohr-Rahmen und reichlich chromgefasste Rundinstrumente im engen Cockpit. Mit einstellbarem Gewindefahrwerk und einem Leergewicht von 725 kg ist der Fahrspaß programmiert. Dank modernster Abgasreinigung in der Auspuffanlage aus Edelstahl darf der Fahrer sogar eine grüne Feinstaubplakette in die Windschutzscheibe kleben. Die Variante mit 265 PS startet bei 63.900 Euro. Wer seinen Super Seven selber komplettieren will: Bausätze ohne Motor und Getriebe fangen bei 17.900 Euro an. 82 Dez em ber 2 0 0 8 Fotos: Dieter Rebmann für Playboy, PR (2) C hightech Sicher heizen: Die Motorhaube wird zusätzlich von Lederriemen gehalten Sauber arbeiten: Filigrane Details machen den 550 so begehrt Schöner tanken: Unter dem Rennverschluss lauert ein 40-Liter-Käfertank 924. Die Vorderachse hat er vom seligen Käfer übernommen. Allerdings sind einstellbare Federbeine montiert. Auch der Antrieb kommt vom Käfer. Die Komplettüberholung des gebrauchten Aggregats erledigt Gehrke selbst. Vollständig zerlegt und revidiert, strahlt sein getunter, luftgekühlter Vierzylinder wie frisch vom Montageband. Der 1,9-l-Boxermotor reicht gut 130 PS an das überholte Vierganggetriebe weiter. Und da sich der Chamonix auch beim Gewicht am Original orientiert, bringt der Wagen nur 580 kg auf die Waage – gerade mal 30 Kilo mehr als das Original. Genug Kraft also für ansehnliche Beschleunigungswerte: Null auf 100 km/h schafft das Auto in 6,5 Sekunden – das lässt selbst moderne Fahrer verblüfft ins mittig angebrachte Endrohr schauen. Was dort ungefiltert rauskommt, sehen die Behörden jedoch weniger gern. Deshalb bietet Gehrke auch eine saubere Variante mit Katalysator an. Natürlich kann der Kunde nur den Bausatz ordern und sich den Antrieb selbst besorgen. Die Nähe zum Original bestimmt am Ende allein das Portemonnaie des Käufers. Shelby Cobra MK III Karmann Ghia Rasen wie Carroll Shelby Der Name Carroll Shelby hat einen Ruf wie Donnerhall. Seine 427er-Cobra war eines der brutalsten Autos, die je gebaut wurden. Leider war nach nicht mal 350 Exemplaren Feierabend. Doch die Firma Kitz (www.gt-classics.de) vertreibt seit 2006 die Cobra MK III, deren Karosserie und Chassis neu in Südafrika von Hand gefertigt und dann nach Amerika verschifft werden. Dort pflanzt die Firma Superformance dem Kunststoffrenner einen V8-Motor mit mindestens 380 PS ein. Ab 75.000 Euro kostet die von Shelby lizenzierte Cobra MK III. Das Modell entspricht weitgehend dem Original: Hauben und Türen aus Kunststoff, der Rest ein Stahl-Monocoque. Wer heute bestellt, kann in knapp zwölf Monaten das Le-Mans-Feeling selbst erleben. 84 Das Komplettvergnügen startet bei 29.000 Euro (www.gehrke-classic-cars.com). Zum Vergleich: Das Original kostete 1954 um die 24.000 Mark. Dafür gab es damals fünf VW Käfer. Der heutige Wert entspricht in etwa 42 VW Golf. Frank Wilke, Oldtimer-Experte von Classic Data, sagt: „Ein echter 550 Spyder ist nicht unter 700.000 Euro zu bekommen.“ Das Problem allerdings seien die vielen Fälschungen, die als Originale angeboten werden. Frank Wilke: „Von den 124 gebauten Exemplaren haben etwa 200 überlebt.“ Dann doch lieber gleich eine gute Replik. Stefan Diehl ] Cruisen wie Frollein Schmidt In den 1950er-Jahren fuhr dieses Auto direkt in die Herzen der deutschen Fräuleins, auch wenn sich das VW Karmann Ghia Cabrio schnell als üble Rostschleuder erwies. Heute gibt es den Wagen in viel besserer Qualität. Schon 1992 begann Ralf Rudolph (www.rudolph-roadster.de) mit dem Nachbau, sogar mit Erlaubnis des Osnabrücker Unternehmens Karmann. Den Classic Roadster aus Mechernich bei Köln gibt’s als Bausatz oder Komplettfahrzeug. Ein gesandstrahltes und versiegeltes Chassis des VW Käfer dient als fast neuwertige Basis. Die Technik wie Motor, Getriebe und Achsen sind Neuteile. Für ein fertiges Exemplar stehen mindestens 23.000 Euro auf der Rechnung. Dafür gibt es das schmucke Cabrio mit einem 1,6-Liter-VierzylinderBoxermotor und 50 PS. Ein Kat kostet 1200 Euro extra. Ab 2009 soll es sogar eine Elektro-Version mit 40 PS geben, mit Tempo 180 und 300 Kilometer Reichweite. Für gut 30.000 Euro. Auch im Rudolph-Programm: eine Lotus-SuperSeven-Variante namens Diardi und ein optisch an den Porsche 550 Spyder angelehntes Modell, der Rudolph Spyder S. Dez em ber 2 0 0 8 Fotos: PR