Jahrbuch 2013+14 - Gesamtverband textil+mode

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Jahrbuch 2013+14 - Gesamtverband textil+mode
textil + modewelt
2013+14
I Inn hha l ta l t
textil+modewelt
2 0 1 3 +1 4
Vorwort Präsident Peter SchwartzeS. 3
Überblick
Dr. Wolf-Rüdiger Baumann und Dr. Uwe Mazura im Gespräch
S. 4
Die Textil- und Modebranche in DeutschlandS. 6
Tarifpolitik
Tarifrunde 2013: Rück- und Ausblick S. 10
tERA: Textiles Entgeltrahmenabkommen
S. 12
Bildung
t+m unterstützt WorldSkillsS. 14
Früh übt sich: t+m-Bildungsreise nach HelsinkiS. 16
Sozialpolitik
Arbeitskreis Arbeitssicherheit und GesundheitsschutzS. 18
Fachtagung Textil+Mode / Xing-GruppeS. 19
Das Verfahren um die Künstlersozialabgabe
S. 20
Internationale Märkte
Sicherheit im Zoll: Ein Thema auch für die Textil- und ModeindustrieS. 21
Globaler Freihandel schreitet voran
S. 22
SMART Myanmar: t+m leistet Entwicklungshilfe
S. 26
Service im Netz: t+m-Länderprofile reloadedS. 28
Außenwirtschaftstag textil+mode
S. 29
Europa
Wir sind Europa: Nationale Interessen auf EU-Ebene S. 30
Europawahl 2014
S. 32
Made in - Und täglich grüßt das MurmeltierS. 33
Forschung
Denkbares machen, statt nur Machbares zu denken
S. 34
Energie & Umwelt
Die Energiewende wird 2! Leider kein Anlass zum Feiern...
S. 38
Neue Kennzeichnungspflicht für mit Biozidprodukten behandelte WarenS. 39
Präsidium und KontaktS. 40
Impressum und BildnachweiseS. 42
VP eot err Swc how arr t tz e
Präsident
Gesamtverband textil+mode
Sehr geehrte Damen und Herren,
2013 war und 2014 wird ein spannendes Jahr. Nicht nur in der Welt, in der
Politik – auch beim Gesamtverband
textil+mode. Seit 20 Jahren führte
Dr. Wolf-Rüdiger Baumann t+m, nun
verabschiedet er sich in den wohlverdienten Ruhestand. Die Nachfolge tritt
Dr. Uwe Mazura an. Was er wie erreichen möchte, sagt er uns auf Seite 5.
Die deutsche Textil- und Modeindustrie ist noch immer ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sie hat in
den vergangenen Jahren ihre starke
Marktposition weiter ausgebaut. Die
Unternehmen setzen noch mehr auf
Innovationen und stärken damit ihre
Position im internationalen Wettbewerb. Die Commerzbank hat dies erkannt und stellte der Modebranche in
einem Branchenbericht ein sehr gutes
Zeugnis aus. Genaues zur Umsatzentwicklung lesen Sie ab Seite 6.
Selbstverständlich gehört auch
der Nachwuchs zu einer erfolgreichen Branche. Im Rahmen
der WorldSkills-Berufsolympiade konnten wir uns bestens
durch Sofie Kellner, einer
21-jährigen Auszubildenden im
Fach Modeschneiderin, repräsentiert
fühlen. Mehr zur Platzierung und zum
Event erfahren Sie ab Seite 14.
Über den Tellerrand Deutschlands
hinaus schauten die Kolleginnen und
Kollegen während der t+m-Bildungsreise nach Helsinki. Früh werden dort
bereits handwerkliche Fähigkeiten gefördert. Aber auch berufliche Erwachsenenbildung sowie Lehrerbildung
haben ein hohes Ansehen in Finnland.
Welcher Vergleich sich hier ziehen
lässt? Lesen Sie mehr auf Seite 16.
Im Sommer 2012 ging die Ausgleichsvereinigung textil+mode erfolgreich
an den Start. 2013 hat sich die Mitgliederzahl schon verdoppelt. Hinweise
zur Ausgleichsvereinigung sowie zum
Beitritt finden Sie auf Seite 20 dieses
Jahrbuches.
Ebenfalls 2012 entschied t+m sich
gemeinsam mit europäischen und
asiatischen Projektpartnern im Projekt
SMART Myanmar zu engagieren. Die
Hintergründe und Ziele dieses Projektes haben wir auf den Seiten 26 und 27
für Sie zusammengefasst.
Besonders ans Herz legen möchte
ich Ihnen den Außenwirtschaftstag
textil+mode, welcher am 10. April
2014 beim Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie in Berlin
stattfinden wird. Auf Seite 29 finden
Sie hierzu erste Informationen und
Ansprechpartner.
Auch auf europäischer Bühne werden die Karten neu gemischt. Am 25.
Mai 2014 finden die 8. Wahlen zum
Europaparlament statt. Wir dürfen
gespannt sein.
An dieser Stelle bleibt mir daher nur
noch zu sagen: Für alles Kommende
im Jahr 2014 wünsche ich Ihnen und
uns viel Erfolg und gutes Gelingen.
Herzlichst,
Peter Schwartze
3
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Herzlichen
Dank
&
D r. Wol f-R ü d ig er Ba u m a nn
Auf Wiedersehen
Stephanie Schmidt
Seit 20 Jahren ist Dr. Wolf-Rüdiger Baumann Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie. Im Gespräch mit Stephanie Schmidt
zieht er Bilanz, spricht über die Zukunft der
Branche und welches Kleidungsstück er sich
als Nächstes kaufen wird.
Anfang Januar 2014 wird der promovierte
Historiker 66 Jahre alt und scheidet bei t+m
aus.
Was werden Sie am 1. Januar 2014
machen? Haben Sie schon Pläne für das
kommende Jahr?
Den Augenblick genießen. – Neue Herausforderungen suchen. – Mit Volldampf
voran.
Seit Ihrem Start haben Sie viele Höhen
und Tiefen der deutschen Mode- und
Textilindustrie, wie Beschäftigungsrückgang, Abwanderung und Eurokrise
miterlebt. Zugleich zeigt die Industrie
immer wieder ihre Widerstandsfähigkeit, enorme Innovationskraft und ihre
Relevanz für den Wirtschaftsstandort
Deutschland. Wie sehen Sie die Zukunft
für die Branche?
Die Metamorphose der deutschen Textilund Modeindustrie sucht ihresgleichen. Sie
ist kreativ, innovativ und bestens aufgestellt. Wenn sie der Konkurrenz immer
eine Nasenlänge voraus bleibt, wird sie im
4
internationalen
Wettbewerb weiter
punkten.
Als „Brückenbauer zwischen
Politik und Wirtschaft“ betitelte
Sie einst Ministerpräsident Volker
Bouffier. Das
muss man erst
einmal von sich
sagen können…
Danach habe ich
den Verband ausgerichtet. Wenn mir das
gelungen ist, bin ich zufrieden.
Was geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf
den Weg?
Ruhig, besonnen und mit diplomatischem
Fingerspitzengefühl agieren. – Und viel
Erfolg bei der Durchsetzung der Interessen
unserer Industrie, national und international.
In einem Interview von 2006 wollten Sie
sich als nächstes Kleidungsstück eine Badehose kaufen. Was wird es dieses Mal sein?
Keine Ahnung. Doch keine Sorge: Ich
werde den Konsum anheizen.
Dr. Baumann, herzlichen Dank für das Gespräch, viel Erfolg und alles Gute für Sie!
Zur Person: Wolf-Rüdiger Baumann wurde
1948 in Gronau/Westfalen geboren. Nach
Ausbildungen zum Bank- sowie Außenhandelskaufmann studierte er Ökonomie.
Nach dem Studium promovierte er am
Europäischen Hochschulinstitut in Florenz.
Danach war er außenpolitischer Referent
in der CDU-Bundesgeschäftsstelle und der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Lange Jahre
war er ehrenamtlich im Zukunftsforum
Finanzplatz Frankfurt aktiv. Baumann war
ebenfalls Vorsitzender des Wirtschaftsrates
der CDU e. V. in Hessen, Mitglied im Bundesvorstand des Wirtschaftsrates sowie im
europapolitischen Ausschuss. In dieser Zeit
gehörte er auch dem Landesvorstand der
hessischen CDU an. 2009 wurde ihm das
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Herzlich
W iDr.
l l kUwe
o mMamzueran
& viel Erfolg
Prof. Dieter Hundt. Zusätzlich führte
er von 2002 bis 2011 die Geschäfte
der Kommunikationsagentur GDA.
Vorher war Mazura Abteilungsleiter
bei der Deutschen Post AG und war
verantwortlich für die Verbindungen
des Unternehmens in die Politik und
zu den Verbänden. Uwe Mazura
hat Geschichte studiert und ist an
der Universität Bonn promoviert
worden.
Zum 1. Januar 2014 übernimmt Uwe Mazura die Hauptgeschäftsführung bei t+m.
Mazura ist seit mehr als 25 Jahren aktiv
in der politischen Kommunikation und ist
in Politik und Verbandslandschaft bestens
vernetzt: Vor seinem Wechsel zu t+m war
er fast drei Jahre Leiter der Hauptstadtrepräsentanz der Randstad Deutschland
GmbH. Von 1997 bis März 2011 leitete er
die Kommunikation der Bundesvereinigung
der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
und war Sprecher von Arbeitgeberpräsident
Was hat Sie am meisten überrascht?
Am meisten beeindruckt bin ich
von der Innovationsfähigkeit und
-geschwindigkeit der Industrie.
Das nötigt mir riesigen Respekt
ab, vor allem weil dies in der
breiten Öffentlichkeit noch viel zu
wenig bekannt ist. So viele Hidden
Champions, so viele hoch kreative
Unternehmer, die es in einem äußerst
schwierigen Umfeld zur Weltmarktgeltung
gebracht haben, gibt es nur in ganz wenigen anderen Branchen. Darüber hinaus hat
die Industrie einen Internationalisierungsgrad erreicht, wovon andere Branchen nur
träumen können.
1. Weiterer Ausbau der politischen
Interessenvertretung,
2. Ausbau der Serviceleistungen für
unsere Mitglieder,
3. Intensivierung der Medienarbeit.
In allen Bereichen gehört t+m schon zur
Spitze in der Verbandslandschaft. Unser
Ziel muss es daher sein, diese ausgezeichnete Basis zu verbreitern und zum Beispiel
die Dienstleistungen für unsere Mitglieder
weiter auszubauen. Daneben wollen wir die
öffentliche Wahrnehmung der Industrie
stärken und deutlich machen, dass die
Textil- und Modeindustrie ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor in der Bundesrepublik
Deutschland ist.
Und auch die abschließende Frage an Sie:
Welches Kleidungsstück werden Sie sich
als Nächstes kaufen?
Ganz dringend: Einen neuen Judoanzug.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start
und viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer
Ziele!
Worin sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer
zukünftigen Arbeit und welche Ziele
haben Sie sich gesetzt?
Aktuell sehe ich drei gleichberechtigte
Schwerpunkte:
5
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
BDierTextila nundcModehe
branche in Deutschland
Marcus Jacoangeli
Als eine der klassischen Industrien des
verarbeitenden Gewerbes hat die Textilund Modeindustrie in den vergangenen
Jahrzehnten viele Wandlungen durchlebt
und es werden weitere Veränderungen auf
die Unternehmen der Branche zukommen. Innovation ist daher eine Grundvoraussetzung, um sich rasch auf ändernde
Bedingungen einzustellen. Die Textil- und
6
Modeunternehmen in Deutschland wissen
das aus Erfahrung und haben gerade in
den vergangenen Jahren die sich rapide
ändernden Bedingungen genutzt, um sich
eine starke Position im internationalen
Wettbewerb zu sichern.
Die Branche ist heute mit einem Umsatz
von etwa 28 Milliarden Euro und 120.000
Beschäftigten allein in Deutschland die
zweitgrößte Konsumgüterbranche.
International ist die Branche hervorragend
aufgestellt. Der Exportanteil steigt stetig an,
die Top-Unternehmen der Textilbranche
und damit viele der großen Marken der
Mode kommen aus Deutschland.
Internationale Märkte
Im Bereich Textil treiben insbesondere die
zukunftsträchtigen Technischen Textilien
das Wachstum. Deutsche Unternehmen
sind in diesem Segment führend: Ihr
globaler Marktanteil liegt bei knapp 50 %.
Zu internationalen Verflechtungen kommt
hinzu, dass die Textilindustrie insgesamt
zunehmend für andere Branchen als
Europapolitik
Forschung
Zulieferindustrie fungiert. Beispiele sind
der Fahrzeugbau, die Luftfahrtindustrie
oder die Medizintechnik, um nur einige
zu nennen. Auch kommt der Textilindustrie stimulierend zugute, dass in einigen
langfristig intakten „Megatrends“ große
Chancen liegen. Besonders hervorzuheben sind faserbasierte Werkstoffe, die
Umwelt & Energie
effizienzsteigernd und ressourcensparend
eingesetzt werden und damit dem Wunsch
nach steigender Mobilität bei gleichzeitig
knapp werdender Ressourcen entsprechen.
7
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Umsatzanteil durch Produktneuheiten im Jahr 2011.
8
Sozialpolitik
Internationale Märkte
Wesentliche Voraussetzung für die
Innovationskraft ist, dass die Branche seit
vielen Jahren viel in Forschung und Entwicklung investiert. 16 Textilforschungsinstitute treiben allein in Deutschland
gemeinsam mit den Unternehmen Innovationen voran. Im Branchenvergleich
zeigt sich dann auch, dass die Textil- und
Bekleidungsindustrie zu den innovativsten
Branchen in Deutschland gehört.
Auch die Mode in Deutschland ist ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor. Wesentliche Erfolgsfaktoren – neben den zahlreichen weltweit starken Marken – sind die
Erschließung zukunftsträchtiger Auslandsmärkte und die Investition in eigene
Vertriebskanäle und den Online-Handel.
Dennoch: An Herausforderungen fehlt
es nicht. Die Textil- und Modebranche
Europapolitik
Forschung
steht zwar momentan wirtschaftlich gut
da, allerdings wachsen die Bäume auch
für sie nicht in den Himmel. Ein Blick
in die aktuelle Exportstatistik zeigt, dass
die Krise insbesondere der europäischen
Nachbarn die Umsätze stagnieren lässt
und auch die in der jüngeren Vergangenheit so dynamischen Schwellenländer können dieses Manko nicht ausgleichen. Die
Preise für Rohstoffe wie Baumwolle und
Chemiefasern haben sich zwar etwas beruhigt, allerdings auf gleichbleibend hohem
Niveau. Im Inland bereiten den Textilunternehmen die steigenden Energiepreise
Sorgen. Höhere Steuern schmälern die
Konsumneigung in der Bevölkerung,
was in Deutschland überproportional zu
einem geringeren Konsum an textilen
Produkten führt.
Umwelt & Energie
Insgesamt stellt sich in der zweiten
Jahreshälfte 2013 nach einigen Jahren des
Wachstums eine leichte Stagnation ein.
Die Umsätze werden 2013 nicht das
Niveau des Vorjahres erreichen, wobei
es im Textilsegment einen Rückgang
von etwa 3 - 4 % geben wird, während
die Bekleidungsbranche nach wie vor
optimistisch ist und eine leichte Steigerung
der Jahresumsätze von 1,5 - 2,5 % erwartet.
Wachstumstreiber ist hierbei die Berufsund Sportbekleidung. Die Investitionen
werden – allerdings nach stürmischen
Zuwächsen von teils über 40 % in den
Vorjahren – im laufenden Jahr im Bekleidungsbereich stagnieren und im Textilsegment um etwa 15 % zurückgehen.
9
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Tarifrunde
Tarifrunde 2013:
Rück- und Ausblick
Hans-Joachim Blömeke
Rückblick 2012
Der Tarifabschluss 2012 erfolgte zeitgleich
mit dem Redaktionsschluss zum Jahrbuch
textil+modewelt 2012+13, so dass dort
eine ausführliche Berichterstattung nicht
mehr möglich war. Dennoch erscheint es
angebracht, in der gebotenen Kürze noch
einmal auf die Tarifrunde 2012 einzugehen,
denn Ablauf und Ergebnis waren bemerkenswert.
Monaten eine langfristige und verlässliche
Planungssicherheit für die Betriebe unserer Branche und für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erreicht werden.
Das war – rückwirkend aus Sicht des
Jahres 2013 – gerade jetzt von besonderer
Bedeutung. Zog Ende 2012 die Konjunktur
noch an, so dass wir uns langsam aus der
Talsohle der Jahre 2009 bis 2011 bewegten,
so bewegten sich von Jahresbeginn 2013
an alle Indikatoren und Prognosen wieder
in Richtung Talfahrt. Auftragsrückgänge
in bedeutenden in- und ausländischen
Märkten bedingt durch die Euro-Krise und
unkalkulierbar steigende Betriebskosten
sorgten und sorgen dafür, dass die finanziellen Verteilungsspielräume sich zwischenzeitlich zum Teil erheblich verringert
haben. Die langfristige Kalkulierbarkeit der
Personalkosten ist deshalb von besonderer
Bedeutung.
Zum einen konnte die Tarifrunde 2012 –
wie auch im Jahr 2011 – wiederum ohne
streikbedingte Arbeitsniederlegungen
beendet werden. Streikmaßnahmen gehörten in der Vergangenheit zum Bild der
Tarifverhandlungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Mit dieser „alten Tradition“ nun im zweiten Jahr hintereinander
gebrochen zu haben zeigt, dass es den
Tarifvertragsparteien durchaus möglich
ist, durch sachliche, offen und fair geführte Auch die im Tarifabschluss vereinbarten
„Stellschrauben“ trugen und tragen im
Verhandlungen zu einem angemessenen,
der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ent- laufenden Jahr zur Kalkulierbarkeit und
Planungssicherheit der Betriebskosten bei.
sprechenden und letztendlich allen Seiten
Einmalzahlungen und die erste Erhöhung
gerecht werdenden Abschluss zu komder Löhne und Gehälter konnten und
men. Wir hoffen, dass sich für kommende
können bei Beschäftigungszusage aus
Tarifrunden damit eine „neue Tradition“
wirtschaftlichen Gründen durch freiwillige
bildet, die unnötige Kosten streikbedingter
Betriebsvereinbarung wegfallen, verschoArbeitsausfälle vermeidet.
ben oder gekürzt werden. Mit den im
Tarifabschluss enthaltenen Werkzeugen ist
Der Abschluss 2012 ist aber auch noch
es den Betrieben deshalb möglich, die
aus einem anderen Grund bemerkenswert.
Erstmals konnte mit einer Laufzeit von 24
10
Tariferhöhungen den ganz speziellen betrieblichen Bedürfnissen anzupassen.
Der in den frühen Morgenstunden des
7. November 2012 in Bocholt vereinbarte
Abschluss umfasst:
-- Laufzeit: 24 Monate
-- Zwei Nullmonate im November und Dezember 2012
-- Einmalzahlungen in Höhe
von insgesamt 240 Euro für
die Monate Januar bis einschließlich April 2013.
(Diese Einmalzahlungen können aus
wirtschaftlichen Gründen auf Basis einer
freiwilligen Betriebsvereinbarung unter der
Bedingung einer Beschäftigungszusage
wegfallen, gekürzt oder um jeweils bis zu
vier Monate verschoben werden.)
-- Auszubildende erhalten insgesamt 100 Euro.
Internationale Märkte
--
Ab 1. Mai 2013 erfolgt eine
Erhöhung der Löhne und
Gehälter um 3 %.
(Diese ist aus wirtschaftlichen Gründen
auf Basis einer freiwilligen Betriebsvereinbarung unter der Bedingung einer
Beschäftigungszusage um einen Prozentpunkt bis einschließlich 30.11.2013
teilweise oder vollständig absenkbar.)
-- Die monatlichen Ausbildungsvergütungen werden ab 1. Mai
2013 tabellenwirksam um
50 Euro erhöht.
-- Ab 1. Juni 2014 erfolgt eine
weitere Entgelterhöhung um
2 %.
-- Die Tarifvertragsparteien
werden zudem ab Januar
2013 Tarifverhandlungen
zur Bewältigung des Demografischen Wandels führen.
Tarifverhandlungen Demografie
Europapolitik
Forschung
werden. In weiteren Arbeitsgruppen wurden dann die Themenbereiche Gesundheit und Qualifikation sowie Inhalt und
Aufbau eines Tarifvertrags Demografie
aufgegriffen.
Ziel ist es aus unserer Sicht, dass in einem
solchen Demografie-Tarifvertrag die Tarifvertragsparteien lediglich Empfehlungen
geben, wie der demografischen Entwicklung durch das Andenken geeigneter Maßnahmen begegnet werden kann. Inhaltlich
soll er Handlungsfelder und Vorschläge
für Lösungsmöglichkeiten aufzeigen,
die auf betrieblicher Ebene aufgegriffen
werden können. Den Arbeitgebern muss
es überlassen bleiben, diese Regelungen
auf freiwilliger Basis aufzugreifen und
umzusetzen. Verpflichtende Regelungen
mit gegen den Willen des Arbeitgebers
einklagbaren Ansprüchen gehören nicht
in einen solchen Tarifvertrag. Diese
Auffassung teilt die IG Metall nicht unbedingt. Sie wünscht das Festschreiben von
verpflichtenden Regelungen und fordert
mit Schreiben vom 26. Juni 2013:
-- einen Tarifvertrag zur Förderung einer
demografischen Altersteilzeit
-- einen Tarifvertrag zur unbefristeten
Übernahme Ausgebildeter sowie
-- Regelungen zum Belastungsabbau und
zur altersgerechten Arbeitsgestaltung im
Rahmen eines Tarifvertrags Demografie
Umwelt & Energie
Auf der Sitzung des Arbeitgeberverbundes
am 3. Juli 2013 in Herford wurden die Forderungen der IG Metall und die anstehenden Tarifverhandlungen ausführlich besprochen. Es wurde deutlich gemacht, dass
bei den Tarifverhandlungen nicht nur die
Interessen der Gewerkschaft, sondern auch
die der Arbeitgeber berücksichtigt werden
müssen, damit ein solcher Tarifvertrag von
allen Mitgliedern getragen werden kann.
Wir haben deshalb die IG Metall aufgefordert, bei den Tarifverhandlungen auch
folgende Themenbereiche verbindlich zu
regeln:
-- Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse,
insbesondere Abschaffung der Vereinbarung zur Optimierung der Maschinenlaufzeiten
-- Anpassung der Senioritätsprivilegien,
insbesondere Abschaffung der Tarifverträge zur Sicherung älterer Arbeitnehmer
-- Einführung von Lebensarbeitszeitkonten
Wir halten eine grundsätzliche Regelung auch dieser Punkte für erforderlich,
um mit modernen Tarifverträgen eine
Antwort auf die Herausforderungen des
demografischen Wandels bieten zu können.
Nur mit der Vereinbarung neuer, zeitgemäßer Regelungen und der Änderung seit
Jahrzehnten bestehender, unzeitgemäßer
und an sich unanwendbarer Regelungen
Im Tarifabschluss vom 21. Februar 2011
in Viernheim wurde festgelegt, dass die
Tarifvertragsparteien eine gemeinsame
zentrale Koordinierungsgruppe bilden,
in der demografierelevante Themen für
unsere Branchen aufgegriffen und Lösungsvorschläge erarbeitet werden sollen.
Die Gruppe hatte von Mai 2011 bis 2012 in
mehreren Workshops unter Leitung eines
Moderators das Themengebiet bearbeitet
und Handlungsfelder herausgebildet. Im
Tarifabschluss vom 7. November 2012 in
Bocholt wurde vereinbart, dass die Empfehlungen aus der Koordinierungsgruppe
weiter bearbeitet und ab Januar 2013
tarifpolitischen Verhandlungen zugeführt
11
Überblick
Tarifpolitik
Sozialpolitik
mann, Verhandlungsführer der Arbeitgeber, hat in der Eröffnungsdebatte noch
einmal auf unsere Ziele hingewiesen. Er
betonte erneut den ernsthaften Verhandlungswillen der Arbeitgeber, wies aber mit
Blick auf die sich seit Beginn des Jahres
2013 weiter verschlechternde wirtschaftliche Lage der Textil- und Bekleidungsindustrie darauf hin, dass die gemeinsam
anzustrebenden Lösungen betrieblich
tragbar, finanziell machbar, kostenneutral
und den Interessen der Unternehmen und
Beschäftigten gerecht sein müssen. Für die
nächste Verhandlungsrunde am 28. Oktober 2013 in Ingolstadt – damit nach Redaktionsschluss für dieses Jahrbuch – sicherte
er Lösungsvorschläge zu den Forderungen
beider Seiten zu. Wir sind zuversichtlich,
zu Ergebnissen kommen zu können, mit
denen den Auswirkungen der demografischen Entwicklungen in unserer Branche
begegnet werden kann. Über das Ergebnis
werden wir im Jahrbuch textil+modewelt
2014+15 berichten.
der Gespräche wurden von der IG Metall
abgesagt. Damit befinden wir uns nach wie
vor auf dem Stand des Jahres 2012.
--Ausrichtung des tERA an dem Tarifwerk
des ERA NRW Metall unter Berücksichtigung textilspezifischer Besonderheiten
--Anwendung des analytischen Verfahrens
--Aufbau von 14 Entgeltgruppen
--Anwendbarkeit der vereinbarten
Punkte-Zuordnung
-- Übernahme des Glossars mit noch zu
verhandelnden offenen Punkten
zeitbedingte Anpassungen der Vorlagen
des ERA NRW aus 2002 erforderlich sind.
Die IG Metall vertritt aber nach wie vor
die Auffassung, dass größere Änderungen
nur durch eine sogenannte „Politische
Gruppe“ vorgenommen werden könnten.
Sie beharrt aufgrund einer Beschlusslage
ihrer Gremien auf einer Eins-zu-EinsÜbernahme der (veralteten) Metall
NRW-Regelungen. Angekündigte eigene
Vorschläge hat die IG Metall deshalb
bisher nicht vorgelegt. Wir vertreten auch
weiterhin die Auffassung, dass erst dann,
wenn die Strukturen eines Entgeltrahmenabkommens und Fragen der Umsetzung
in der Technischen Kommission geklärt
sind, durch die Gremien der Tarifvertragsparteien diese in tarifpolitischen Verhandlungen abschließend zu beraten und zu
vereinbaren sind.
Wir haben genau aufgezeigt, an welchen
Stellen textilbedingte Änderungen und
Die für Januar, April und Juni 2013
vereinbarten Termine zur Fortsetzung
kann es gelingen, alte Krusten aufzubrechen und in Zeiten der Globalisierung
wettbewerbsfähig zu bleiben. Ziel auch
dieser Tarifverhandlungen muss es deshalb
sein, unsere Tarifverträge für Arbeitgeber
und Beschäftigte interessant, innovativ,
transparent und einfach anwendbar auszugestalten.
Die 1. Runde der Demografie-Tarifverhandlungen hat am 24. September 2013 in
Maintal stattgefunden. Wolfgang Brink-
Textiles Entgeltrahmenabkommen
Bereits im letzten Jahr hatten wir berichtet, dass wir uns mit der IG Metall nur in
sehr kleinen Schritten einem möglichen
Ergebnis nähern. In der letzten Sitzung der
gemeinsamen Technischen Expertenkommission am 4. Oktober 2012 wurde noch
einmal bestätigt, dass bisher Einigkeit
besteht über:
12
Bildungspolitik
Wir haben am 23. April 2013 in Köln
zu einer tERA-Sitzung der großen
Projektgruppe eingeladen und über die
bisher erreichten Ergebnisse sowie den
Gesprächsstand informiert. Es wurde angeregt festzustellen, ob sieben Jahre nach
Vereinbarung der Gespräche zu einem
Entgeltrahmenabkommen, dieses in der
betrieblichen Praxis noch als erforderlich
angesehen wird. Die von uns durchgeführte SWOT-Analyse führte zu folgenden
Ergebnissen:
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Ausgangslage
1. In der Textilindustrie sind die
Lohngruppenkataloge durch die weit
fortgeschrittene technische Entwicklung völlig veraltet. Eingruppierungen
der „neuen“ Tätigkeiten, insbesondere
bei „atypischen“ Textilfirmen wie Automobilzulieferer, können nur schwer
vorgenommen werden.
2. Die Eingruppierungen der Angestellten sind aufgrund der ausbildungsund tätigkeitsbezogenen Merkmale in
den Gehaltsgruppenkatalogen noch
möglich.
4. In der Bekleidungsindustrie gibt es
einen zeitgemäßen Lohnrahmen-Tarifvertrag. Die Notwendigkeit eines
Entgelt-Rahmenabkommens wird hier
nicht unbedingt gesehen.
3. Bei vergleichbaren Anforderungen
besteht eine Differenz zwischen Lohn
und Gehalt.
Die Stärken des Entwurfs liegen in einer
analytischen Bewertung der Tätigkeiten, die
für Gewerbliche und Angestellte gleichermaßen die Anforderungen der Aufgabe berücksichtigt und nicht mehr auf das Alter oder
die Person abstellt. So können neue technologische Entwicklungen ebenso
eingestuft werden wie Tätigkeiten
von „atypischen“ Textilfirmen.
Die Chancen der Einführung
eines Entgeltrahmenabkommens
liegen in der Aktualisierung der
gegebenen Eingruppierungen sowie
der Gleichstellung von Gewerblichen und
Angestellten. Für „atypische“ Textilfirmen
steht ein fachgerechtes Entgeltsystem zur
Verfügung.
Die Schwächen bzw. Problempunkte sind die noch fehlenden Regelungen
zur Konfliktlösung mit dem Betriebsrat bei
Eingruppierungen sowie zur Sicherstellung der Kostenneutralität.
Als Risiken sind insbesondere
der hohe Einführungsaufwand
sowie ein mögliches betriebliches
Konfliktpotenzial bei den Neu-Eingruppierungen zu sehen. Zudem ist die Kostenneutralität sicherzustellen.
Im Ergebnis ist also festzuhalten, dass ein textiles Entgeltrahmenabkommen nützlich wäre. Wann es allerdings fertig ausgearbeitet vorliegt und in Kraft treten kann, ist nach wie vor ungewiss.
13
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Bt+mI Lunterstützt
DUNG
WorldSkills
Karin Terdenge
Vom 2. bis 7. Juli 2013 fand die 42. WorldSkills-Berufsolympiade auf der Messe
Leipzig statt. Erstmals seit 40 Jahren
kehrte die WM der Berufe – das weltweit
größte Bildungsevent – nach Deutschland
zurück. Die Schirmherrschaft übernahm
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Im
Rahmen der Berufsolympiade wurden
„Weltmeister“ in 46 Berufsdisziplinen
gekürt. Über 3.000 Wettbewerber und
Experten der beruflichen Bildung aus
mehr als 60 Ländern und verschiedensten Regionen der Welt kamen zur
Berufsolympiade zusammen und mehr
als 1.000 der weltweit besten Fachkräfte – unter 22 Jahre – aus Industrie,
Handwerk und Dienstleistung, stellten
ihr Können unter Beweis.
Unsere Branche wurde durch die
Teilnahme von Sofie Kellner, einer
21-jährigen Auszubildenden im Fach
Modeschneiderin der Firma Strenesse,
repräsentiert. Die Teilnahme erfolgte
im Berufsfeld Fashion Technology.
Mit einer Stoppuhr auf dem Tisch
und unterstützt von einer erfahrenen
Schnittmacherin von Strenesse, hatte
Sofie Kellner für den Wettbewerb trainiert;
sie entwarf, schnitt zu, nähte und bügelte.
Eine intensive Vorbereitung war nötig, da
die Anforderungen für den Wettbewerb
über die Inhalte der Ausbildung hinausgehen.
14
In nur 22 Stunden galt es, ein Outfit,
bestehend aus Hose, Jacke und Shirt zu
fertigen, wobei sie die Schnitte zum Teil
selbst erstellen musste. Als Thema war den
Teilnehmern der Kategorie Mode-Technologie „Military Chic“ vorgegeben. Im
internationalen Feld mit 22 Mitbewerbern
Teilnehmerin aus Taiwan etwa, die im Skill
31 (Mode-Technologie) in Leipzig den
dritten Platz erreichte, hatte sich zwei Jahre
lang intensiv auf den Berufswettbewerb
vorbereiten können. Gewonnen hat den
Wettbewerb jedoch die Vertreterin aus
Finnland.
erreichte Sofie Kellner am Ende einen
würdigen Platz elf. Mit ihrer Platzierung
ist die 21-Jährige, die von den Verbänden
aufgrund ihrer sehr guten Ausbildungsleistungen erst im Dezember 2012 ausgewählt
wurde, in Anbetracht der vergleichsweise
kurzen Vorbereitungszeit zufrieden. Die
Parallel informierte der Gesamtverband
textil+mode über textile Ausbildungsberufe im Rahmen eines GO TEXTILE!-Standes in der Volkswagenhalle auf
dem Messegelände. Hier wurden nicht
nur Berufsfilme gezeigt, sondern auch im
Rahmen eines Interaktionsstandes mit
Internationale Märkte
Europapolitik
einer Nähmaschine und dem Nähen einer
Handytasche aus Filz gemeinsam mit den
Besuchern auf das Berufsfeld Textil und
Mode aufmerksam gemacht. Begleitet wurden die WorldSkills Leipzig 2013 von einem
internationalen Konferenzprogramm, das
führende Institutionen und Persönlichkeiten
Forschung
der Industrie, Wirtschaft und beruflichen
Bildung weltweit vernetzt.
So tagten in Leipzig neben der OECD mit
ihrer internationalen Konferenz zur Skills
Strategy und dem Beratenden Ausschuss
für Berufsbildung der Europäischen
Umwelt & Energie
Kommission auch die UNIDO zum Thema
„Green industrial skills for sustainable development“ in Kooperation mit WorldSkills
Germany und dem Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung.
WorldSkills
Die Berufsweltmeisterschaft findet alle zwei Jahre in unterschiedlichen Ländern statt. Vor 40 Jahren war sie das letzte
Mal in Deutschland. Die 46 unterschiedlichen Wettkampfdisziplinen verteilen sich auf die sieben Bereiche: Transport &
Logistik, Haus- und Bautechnik, Fertigungstechnik,
Kommunikations- & Informationstechnik, Kreative Kunst und
Modetechnologie, Soziale Dienstleistungen und Grüne Technologien für nachhaltige Entwicklung. Teilnehmen können junge
Fachkräfte bis 22 Jahre. Der nächste Austragungsort ist
2015 in São Paulo in Brasilien.
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Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Bildungsreise
Früh übt sich...
nach Helsinki
Karin Terdenge, Anja Merker
Struktur der finnischen
Berufsbildung
D
D
FI
e
ur
bildun
us
ildend
ub
Duale A
Ausz
g
Ein buntes Bild mit Fokus auf handwerkliche Fähigkeiten bietet die Berufsschule Omnia in Espoo. Ihr Angebot richtet sich nicht nur an Jugendliche,
sondern auch an Erwachsene, die sich weiterbilden möchten. Dafür bietet die Schule
20 Ausbildungsgänge sowie zahlreiche
Weiterbildungs- bzw. Spezialisierungskurse an. In Auswahlverfahren wird geprüft,
inwieweit sich Wünsche und Vorstellungen
der Auszubildenden mit den tatsächlichen
Anforderungen decken. Gelegentlich wird
dabei den Jugendlichen eine andere Ausbildung empfohlen.
Die finnische Berufsbildung ist eine
weitestgehend schulische Bildung.
Die Schulen sind in der Gestaltung
16
Aus- & Schulbildung:
Deutschland und Finnland im Vergleich
t
Ratakatu Norssi
Normal School,
09/2013
Aalto Universität (Kunsthochschule)
für die wenigen finnischen Studierenden im Jahr (ca. acht) ausgestattet, die
durch Kurse wie ‚Mathematik trifft auf
Kunst und Architektur‘, oder ‚Kreative Nachhaltigkeit‘ Einfallsreichtum
fördert. Die ausländischen Studenten
(ca. ein Dutzend), die ein oder mehrere Semester an der Aalto University
studieren, tragen mit dazu bei, Wissen
und Erfahrungen aktiv zu teilen und
Projekte gemeinschaftlich zu bearbeiten.
Abi
Anlässlich einer Bildungsreise vom 10. bis
13. September 2013 nach Finnland bekam
die Delegation mit Vertretern aus Verbänden, Schulen, Hochschulen sowie dem
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
die Chance, an einer Schulstunde im Fach
Textilunterricht zu hospitieren. So konnte
beobachtet werden, wie früh Kreativität
dort bereits gefördert wird. Jungen und
Mädchen lernen spielerisch und durch
Musik inspiriert, mit textilen Gegenständen zu experimentieren. Sie lassen ihren
Ideen freien Lauf und übertragen z. B. mit
verschiedenen Materialien Muster auf
textile Flächen. Neben Kreativität werden
auf diese Weise auch handwerkliche Fähigkeiten in frühem Alter geschult. Bestens ist
auch die Textilabteilung der
FI
ienten
ihrer Curri2011
Deutschlan
cula frei, der
Einwohner
80 327 900
praktische
Anteil der
davon
Ausbildung
Auszubildende
1 460 658
variiert, beträgt jedoch
Abiturienten
1 980 000
mindestens
30 %. Der
Quellen: Statistisches Bundesamt, Tilastokeskus
Anteil der
dualen Ausbildung, die vergleichbar zur deutschen
ist, beträgt nur ein Drittel der gesamten
finnischen Berufsbildung. Die duale Ausbildung entspricht aber eher einer dualen
Weiterbildung, da die Auszubildenden
häufig bereits eine Berufs- oder Fachprüfung abgelegt und einige Jahre gearbeitet
haben. Mittzwanziger stellen den größten
Internationale Märkte
Anteil der dual Auszubildenden.
Die berufliche Erwachsenenbildung
basiert in Finnland zum größten Teil auf
kompetenzbasierten Prüfungen. Die Anerkennung des Fachkönnens einer Person ist
ein großer Vorteil, die unabhängig von der
Erwerbsart (Berufserfahrung, Ausbildung,
o. ä.) ist. Prüfungen sind vorwiegend fachpraktischer Art, die in den entsprechenden
Unternehmen vor Ort vor Vertretern der
Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Lehranstalten abgelegt werden.
Hohes Prestige des Lehrerberufs
In Finnland genießt die Lehrerbildung ein
hohes Ansehen. Angehende Aspiranten
müssen Assessments durchlaufen, um einen Studienplatz zu erhalten. Nur die motiviertesten und glaubwürdigsten Bewerber
erhalten die Chance auf Lehramt zu studieren. Professorin Pirita Seitammaa-Hakkarainen verantwortet an der Universität
Helsinki, Department of Teacher Education, die textile Lehrerbildung. Sie erläuterte
den Teilnehmern, dass finnische Lehrer
im Laufe ihres Berufslebens mit aktueller
Bildungsforschung konfrontiert werden.
Sie haben die Verpflichtung zur Teilnahme
an Forschungsvorhaben.
chland
0
8
1,8 %
0
2,5 %
keskus
So gibt es zurzeit eine ForFinnland
schungsinitia5 401 267
tive im Bereich
Craft Science, d.
h. Handwerks190 700 3,5 %
wissenschaft,
die gemein109 035 2,0 %
schaftlich mit
einer weiteren
Universität und
Neuroscience
(Gehirnforschung) ins Leben gerufen
wurde. Ziel dieses Vorhabens ist die Erforschung des positiven Einflusses auf die
Gehirnregionen durch handwerkliche, textile Tätigkeiten. Was lässt uns entspannen,
bringt uns Beruhigung und Erholung?
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Fazit
Marimekko - Design made in Finland
Die Möglichkeiten,
Kreativität auszu1951 – als die
leben, handwerkMenschen sich
liches Geschick zu
in Finnland nach
schulen und zu
Fröhlichkeit und
designen, sind in
Wärme sehnfinnischen (Berufs-)
ten – entstand
Schulen zahlreich –
Marimekko als
auch dank umfangfinnisches
reicher Ausstattung.
Lifestyle-Design-Unternehmen, welches für seine farbenSo wird für die
frohen Drucke berühmt wurde. Die Idee der FarbenSekundarstufe
frohheit und der weitreichenden Gestaltungsfreiheit der
II die schulische
Designer wird seit mehr als 60 Jahren fortgeschrieben.
Berufsausbildung
So begegnet man dem Marimekko-Design überall, ob auf
stärker genutzt als
Kleidung, Accessoires, Schmuck, Haushaltswaren usw.
die Erlangung des
Längst ist das Unternehmen in aller Welt Aushängeschild
Abiturs über die
für finnisches Design.
gymnasiale Oberstufe. Die praktische Erfahrung
in Betrieben ist jedoch durch die starke
Was heißt das für uns?
Verschulung eher gering, so dass die
Auszubildenden sich nach Abschluss erst
Zum einen sollten wir schon die Grundin ihren Beruf einarbeiten müssen. Der
schüler im Blick haben, ihnen interessante
Eintritt ins Berufsleben gelingt mit der
Angebote machen und sie begleiten, die
dualen Ausbildung deutlich besser, die von
textile Welt für sie erlebbar machen. Lasden deutschsprachigen Ländern in Europa
sen wir sie die Möglichkeiten entdecken,
sowie Dänemark angeboten wird. So lag
handwerkliche Erfahrungen sammeln und
beispielsweise die Jugendarbeitslosigkeit
Fähigkeiten schulen. Zum anderen sollten
in Finnland im Juli 2013 bei 19,9 %, in
wir die Weiterentwicklung der betriebliDeutschland bei 7,7 %. Gründe dürften da- chen Lehre andenken, eventuell durch die
rin liegen, dass die Betriebe und die Auszu- Verbindung von Ausbildung mit akadebildenden mehrere Jahre Zeit hatten, sich
mischer Hochschulbildung. Der Wunsch
kennenzulernen und betriebsspezifische
nach Akademisierung ist da, nehmen wir
Tätigkeiten und Fähigkeiten vermittelt und
ihn ernst.
intensiv geübt werden konnten.
Jugendarbeitslosigkeit in Europa
DK
EU
F
23,4 %
ES
PT
37,4%
NL
26,0 %
56,1 %
FI
D
A
IT
39,5 %
FI - 19,9 % // DK - 11,9 % //
NL - 11,5 % // A - 9,2 % //
D - 7,7 %
Quelle: Eurostat, Juli 2013
(saisonbereinigt)
GR
62,9 %
17
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
pArbeitskreis
r
o
t
e
X
t
Arbeitssicherheit &
Gesundheitsschutz
Susanne Wicht
Schwerpunktthema:
Gefährdungsbeurteilung
Nachdem das Jahr 2012 der Themenermittlung und -gewichtung diente, befasste
sich der Arbeitskreis 2013 mit seinem ersten Schwerpunktthema: der Gefährdungsbeurteilung. Diese war 2013 angesichts der
mit denen sie in die Lage versetzt werden
eine Gefährdungsbeurteilung durchgezunehmenden öffentlichen Aufmerksamkönnen, die Gefährdungsbeurteilung
führt. Knapp 90 % der Betriebe haben
keit für psychische Erkrankungen stärker
selbständig durchzuführen. In Zusameine Gefährdungsbeurteilung für mehr
in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.
menarbeit mit der BG ETEM wurde im
als die Hälfte ihrer Arbeitsplätze und
Zudem hat der Bundestag die Änderung
Juli 2013 im Rahmen eines WebMeetings
immerhin 75 % der Betriebe haben eine
des Arbeitsschutzgesetzes verabschiedet,
eine (Blanko)-Dokumentationsvorlage für
Gefährdungsbeurteilung für mehr als drei
mit welcher klargestellt wird, dass auch
die Gefährdungsbeurteilung erstellt – zum
Viertel ihrer Arbeitsplätze.
psychische Belastungsfaktoren bei der
einen für Betriebe, die das UnternehmerArbeit im Rahmen der Gefährdungsmodell nutzen, zum anderen
beurteilung zu erfassen
9 8 % d e r ve r ba n dl i c h o r ga n i s i e r t e n Be t r i e be
für Betriebe, welche mit
sind. Auch wenn sich damit
d e r T e xt i l - un d Be k l e i dun gs br a n c he
einer
Fachkraft für Arbeitsgegenüber der bisherigen
h a b e n e i ne Ge fä hr dun gs be ur t e i l un g dur c hge führ t .
sicherheit zusammenarRechtslage nichts ändert,
beiten. In einer Sitzung im
ist davon auszugehen, dass
November 2013 sollen Muster-Dokumendie Thematik künftig eine größere Rolle
tationsvorlagen in Form von Checklisten
spielen wird. Bei den Teilnehmern des
für die Gefährdungsbeurteilung besonArbeitskreises stand vor allem die Umsetderer Textilmaschinen erstellt werden,
zung der Gefährdungsbeurteilung in der
zunächst für den Dampfkessel, den
betrieblichen Praxis im Fokus.
Foulard, die Krempelanlage, die Schärmaschine, den Spannrahmen sowie die
Um den aktuellen Status quo in den
Wasch-/Schleudermaschine. Es ist geplant,
Betrieben der Textil- und Bekleidungsindie Vorlagen über die jeweiligen Internetdustrie zu erheben, startete t+m im ersten
auftritte der t+m-Mitgliedsverbände sowie
Quartal 2013 in Kooperation mit seinen
der BG ETEM den Mitgliedsbetrieben zur
Mitgliedsverbänden eine bundesweite
Verfügung zu stellen.
Die größten Schwierigkeiten bestehen
Umfrage, an welcher sich 164 Unternehallerdings bei der ganzheitlichen und
men mit insgesamt 27.815 Beschäftigten
Das Schwerpunktthema für 2014 steht berechtssicheren Umsetzung der Gefährbeteiligt haben. Die Auswertung ergab
reits fest: die rechtssichere und ganzheitlidungsbeurteilung. Insbesondere kleinere
sehr erfreuliche Ergebnisse: 98 % der
che Umsetzung der Betriebsanweisung.
und mittlere Unternehmen bedürfen
verbandlich organisierten Betriebe der
einfacher und praktischer Werkzeuge,
Textil- und Bekleidungsbranche haben
18
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Fachtagung Textil+Mode am 04./05.06.2013
in Düsseldorf
Bereits zum zweiten Mal fand 2013 die Fachtagung speziell für Unternehmen der Textil-,
Bekleidungs- und Schuhindustrie statt. Themen waren unter anderem die Gefährdungsbeurteilung, die Unterweisung und Beinaheunfälle, das aktuelle Unfallgeschehen der Branche, der Einfluss des demografischen Wandels sowie Maßnahmen zur Bewältigung im
Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sowie die strafrechtliche Verantwortung
bei Arbeitsunfällen. Etwa 100
Betriebsleiter, Fachkräfte für
Arbeitssicherheit, Betriebsräte
und Verbandsvertreter der Branche nahmen an der praxisnahen
Tagung teil und nutzten die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.
Hans-Joachim Blömeke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer bei
t+m und für die Textil- und Bekleidungsindustrie Mitglied des Vorstandes der BG ETEM, und
Susanne Wicht, Leiterin des Referats Arbeits- und Sozialversicherungsrecht bei t+m und
für die Textil- und Bekleidungsindustrie Mitglied der Vertreterversammlung der BG ETEM,
unterstützen die Veranstaltung – unter anderem moderierend.
XING-Gruppe:
Arbeitssicherheit und
Gesundheitsschutz
in der Textil- und Bekleidungsindustrie
Auf Wunsch der Mitglieder des t+m-Arbeitskreises
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz wurde
die XING-Gruppe Ende 2012 ins Leben gerufen. Sie
dient als Plattform zum gegenseitigen Austausch
und zur Information über aktuelle Themen aus den
Bereichen Arbeitssicherheit, Arbeits- und
Gesundheitsschutz. Moderiert wird die Gruppe von
Susanne Wicht, Leiterin des Referats Arbeits- und
Sozialversicherungsrecht bei t+m und Leiterin des t+m-Arbeitskreises. Zwischenzeitlich
hat die Gruppe 27 Mitglieder, insbesondere Vertreter aus den Betrieben der Branche,
den t+m-Mitgliedsverbänden und der BG ETEM. Die relevantesten Themen des Jahres
2013 waren die aktualisierten Arbeitsstättenregeln, die BG ETEM-Fachtagung Textil+Mode, welche im Juni 2013 in Düsseldorf stattfand sowie die neue IFA-Datenbank zur
Gefahrstoffbeurteilung.
19
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
AusgleichsDas Verfahren um die
Künstlersozialabgabe
vereinigung
Susanne Wicht
Im Rahmen des Projektes „Optimiertes
Meldeverfahren in der sozialen Sicherung“
(OMS), welches bereits 2012 gestartet
war, untersuchte das Bundesministerium
für Arbeit und Soziales (BMAS) bestehende Arbeitgebermeldeverfahren in der
sozialen Sicherung im Hinblick auf ihre
Optimierungspotenziale. Im Rahmen dieses Projektes wurde die Querschnittsgruppe Künstlersozialkasse aus Vertretern der
Arbeitgeber, der Künstler und Publizisten,
des BMAS, der Künstlersozialkasse (KSK)
sowie der Gesetzlichen Krankenversicherung gebildet. Die Gruppe befasste
sich im Rahmen von drei Sitzungen mit
insgesamt drei Optimierungsvorschlägen,
die stellvertretend für die Arbeitgeberseite von der Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
eingereicht worden waren. Diese zielten
darauf ab, den bürokratischen Aufwand,
der für die Unternehmen mit dem Künstlersozialabgabeverfahren verbunden ist,
zu reduzieren – dies allerdings ohne die
Abgabe selbst oder die Künstlersozialkasse
in Frage zu stellen.
Zwei der drei Vorschläge wurden im Ergebnis zwar als grundsätzlich durchführbar bewertet. Aufgrund des erheblichen
Widerstands von Seiten der Künstler und
Publizisten konnten aber keine Feinkonzeptionierungen bezüglich der Vorschläge
erarbeitet werden, so dass hinsichtlich
der Machbarkeit der Vorschläge keine
20
abschließende qualifizierte Bewertung
getroffen werden konnte. Allerdings ließ
sich feststellen, dass die Belastung der
Verwerter offensichtlich danach divergiert, ob der Verwerter zu den klassischen
Verwertern oder den Eigenwerbern
zählt. Die Unternehmen der Textil- und
Bekleidungsindustrie, die im Rahmen
der Gruppe durch Susanne Wicht, Leiterin des Referats Arbeits- und Sozialversicherungsrecht bei t+m sowie des
Geschäftsbereichs Ausgleichsvereinigung
textil+mode bei der t+m Service GmbH,
vertreten waren, zählen zu den sogenannten Eigenwerbern. Dies sind qua gesetzlicher Definition Unternehmen, die nicht
nur gelegentlich Aufträge an selbständige
Künstler oder Publizisten erteilen, um
deren Werke oder Leistungen für Zwecke
ihres Unternehmens zu nutzen, wenn
im Zusammenhang mit dieser Nutzung
Einnahmen erzielt werden sollen (§ 24
Absatz 2 Künstlersozialversicherungsgesetz). Aufgrund des Zeitdrucks mit Blick
auf die anstehende Bundestagswahl wurde
entschieden, die weitere Befassung mit
den Vorschlägen vorwiegend mit Blick auf
die Eigenwerber aus dem Verfahren OMS
herauszunehmen. Das BMAS hat zugesagt, alle Vertreter zur weiteren Beratung
einzuladen, um gemeinsam auf sachlicher
Ebene und unter Berücksichtigung aller
Interessen Verbesserungen um das Abgabeverfahren zu erarbeiten.
Mitgliederzahl in 2013 verdoppelt
Nachdem die Ausgleichsvereinigung im Sommer
2012 endlich erfolgreich an den Start gegangen war,
hat sie im zweiten Jahr ihres Bestehens ihre Mitgliederzahl gleich verdoppelt: Zum 1. Januar 2013 sind
nun 29 Unternehmen Teilnehmer der Ausgleichsvereinigung textil+mode. Für eine mögliche Teilnahme
ab 2014 haben bereits neun weitere Unternehmen
Interesse angemeldet.
Die Ausgleichsvereinigung zieht von dem Unternehmen eine einfach zu ermittelnde jährliche Pauschale
ein und übernimmt mit befreiender Wirkung für das
Unternehmen die Entrichtung der Künstlersozialabgabe. So befreit die Teilnahme an der Ausgleichsvereinigung vom bürokratischen Aufwand, der mit dem
Künstlersozialabgabeverfahren verbunden ist. Ein
weiterer wesentlicher Vorteil ist die Rechtssicherheit.
Der nächstmögliche Termin zum Beitritt zur Ausgleichsvereinigung textil+mode ist der 1. Januar 2015.
Bei Interesse ist erforderlich, dass das Unternehmen
der Ausgleichsvereinigung bis zum 27. Juni 2014
seinen Teilnahmewunsch sowie die für die Teilnahme erforderlichen Daten mitteilt. Teilnehmen kann
grundsätzlich jedes Unternehmen, welches Mitglied
in einem der t+m-Mitgliedsverbände ist.
www.textil-mode.de/av
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Sicherheit im
Ein Thema auch für die
Textil- und Modeindustrie
Zoll
Felix Ebner
personeller und finanzieller Kapazitäten
Angesichts ihrer grenzüberschreitenden
legt der Gesetzgeber dem WirtschaftsbeWertschöpfungs- und Lieferketten
teiligten zusätzlich Verantwortung und
müssen sich Textil- und BekleidungsunPflichten auf, der die Einhaltung
ternehmen täglich mit einer Vielfalt
deutscher und europäischer und in
zoll- und außenwirtschaftsrechtlicher
vielen Fällen sogar US-amerikanischer
Vorschriften im Rahmen der Ein- und
Gesetze im Unternehmen organisieren
Ausfuhr auseinandersetzen. Nach den
Terroranschlägen 2001 in den USA sowie und verantworten muss.
im Rahmen des Reformprozesses des
europäischen Zollkodexes
und seiner Durchführungsverordnungen erfährt das
europäische Zollwesen
tiefgreifende Veränderungen.
Während der Wirtschaftszollgedanke, d. h. fiskalische
Einnahmen des Staates durch
Erhebung gesetzlich geschuldeter Einfuhrabgaben,
allmählich in den HinterDiese Entwicklungen betreffen alle
grund rückt, gewinnt das Thema
„Sicherheit“ zunehmende Bedeutung. Mit Wirtschaftsbeteiligten, sobald sie Waren
ein- oder ausführen beziehungsweise
der Bekämpfung von Terrorismus und
den betroffenen Personen oder OrganiBetrug, der politischen und wirtschaftlichen Sanktionierung bestimmter Staaten, sationen mittel- oder unmittelbar
„Gelder oder wirtschaftliche Ressourcen“
Organisationen und Personen sowie
zur Verfügung stellen – von kleinen
anderen Zielsetzungen (Schutz der
Unternehmen bis hin zu global agierenUmwelt, Gesundheit, Verbraucher usw.)
den Konzernen und unabhängig von der
stehen „Verbote und Beschränkungen“
Branche. Diese Pflichten dürfen allein
immer mehr im Mittelpunkt der
schon dann nicht außer Acht gelassen
lückenlosen Risikoanalyse und Überwawerden, wenn zollrechtliche Vereinfachung gesamter Lieferketten. Der Staat
chungen, wie beispielsweise im Rahmen
greift dadurch nicht nur zunehmend
des Status „Zugelassener Wirtschaftsberegelnd und beschränkend in den
teiligter“ (AEO) oder eine vereinfachte
Warenverkehr ein. Mangels eigener
Zollanmeldung in Anspruch genommen
werden, die mit entsprechenden
Bewilligungsvoraussetzungen einhergehen. Der subjektive Eindruck, dass eine
Ware als „harmlos“ erscheint, ist hierbei
nicht ausschlaggebend. Die entsprechende Sicherstellung der Konformität der
Ein- und Ausfuhrprozesse und der
Zollabwicklung mit der Vielzahl
außenwirtschaftlicher und
zollrechtlicher Vorschriften,
die auch unter dem Begriff
„Compliance“ zusammengefasst werden kann, stellt daher
eine Herausforderung für die
innerbetriebliche Organisation von Textil- und Bekleidungsunternehmen dar. Die
letztendliche Verantwortung
in Bereichen wie der Exportkontrolle obliegt hierbei primär der
Geschäftsleitung, die bei Verstößen
aufgrund von Organisationsdefiziten
persönlich haftet. Dies kann Geld- und
Freiheitsstrafen oder eine Bruttoerlösabschöpfung gegen das Unternehmen nach
sich ziehen.
Vor diesem Hintergrund sensibilisiert
der Gesamtverband textil+mode seine
Mitglieder regelmäßig für die Bedeutung
der Thematik. Auch 2013 wurden
entsprechende Informationsveranstaltungen der Mitgliedsverbände durch
textil+mode aktiv unterstützt.
21
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
AussenGlobaler Freihandel
schreitet
voran
wirtschaft
Felix Ebner
22
Angesichts ihres hohen
Internationalisierungsgrades hat die
exportorientierte deutsche Textil- und
die weltweiten Bestrebungen weiter
intensiviert, dies auf bilateralem Wege
zu erreichen. 2013 stieg die Gesamtzahl
der Vergangenheit regelmäßig geäußerter
Bekenntnisse zum multilateralen Ansatz,
hat auch die EU mit einer Vielzahl
Modeindustrie ein hohes Interesse an
der Liberalisierung des internationalen
Warenverkehrs und dem Abbau von
Handelsbeschränkungen – sowohl auf der
Export-, als auch der Beschaffungsseite.
Vor dem Hintergrund der zum
Stillstand gekommenen Bemühungen
auf multilateraler Ebene, den globalen
Handel im Rahmen des DOHA-Prozesses
der WTO zu liberalisieren, haben sich
entsprechender Handelsabkommen daher
weltweit weiter an, beziehungsweise
wurden neue Verhandlungen
aufgenommen. Prominente Beispiele
sind das angestrebte Handels- und
Investitionspartnerschaftsabkommen
(TTIP) zwischen der EU und den
USA und das Transpazifische
Partnerschaftsabkommen (TPP) der USA
mit der Asien-Pazifik-Region. Trotz in
von Drittstaaten Freihandelsgespräche
aufgenommen oder bereits abgeschlossen.
Handelsliberalisierung mit
Lateinamerika schreitet voran
Aus Sicht der EU stehen auch die
aufstrebenden Staaten Lateinamerikas
im Blickpunkt. Die seit Mai 2010 erneut
Internationale Märkte
aufgenommenen Verhandlungen mit
der südamerikanischen Freihandelszone
MERCOSUR, zu der neben Argentinien,
Paraguay, Uruguay und Venezuela
auch das wirtschaftlich bedeutendste
Schwellenland Brasilien zählt, machten
2013 allerdings nur geringfügige
Fortschritte. Demgegenüber konnte
die EU im Juni 2012 ein parallel mit
den Andenstaaten Peru und Kolumbien
verhandeltes Abkommen erfolgreich
abschließen, das gegenüber Peru seit
1. März 2013 und im Falle Kolumbiens seit
dem 1. August 2013 vorläufige Anwendung
findet. Für beide Vertragsparteien sind
hierbei individuelle Zollabbauschemen
vorgesehen. Während die EU ihre
Einfuhrzölle unmittelbar für alle Zolllinien
des Textil- und Bekleidungssektors
vollständig beseitigte, unterliegen
lediglich bestimmte, in Kolumbien
und Peru eingeführte, Ursprungswaren
der EU einigen Ausnahmen in Form
eines schrittweisen Abbaus der Zölle
von bis zu elf Jahren. Im Hinblick auf
die Ursprungsregeln für Textil- und
Bekleidungsprodukte finden prinzipiell
die gängigen Standardregeln Anwendung.
Allein für bestimmte Erzeugnisse mit
Ursprung Peru (Seile, Taue, Netze)
und Kolumbien (u. a. Unterwäsche,
Strumpfhosen, Socken) kann im
Rahmen jährlich festgelegter Zollquoten
(Höchstmengen) alternativ auch auf
vereinfachte Ausnahmeregelungen
zurückgegriffen werden. Für die
Ursprungskumulierung wurde
unter bestimmten Voraussetzungen
zudem die Möglichkeit eröffnet,
Vormaterialien aus anderen Ländern
Zentralamerikas (einschließlich Mexiko),
südamerikanischen Nachbarstaaten
oder der Karibik ursprungsunschädlich
einzusetzen.
Die Liberalisierung des Handels mit
Lateinamerika wurde zusätzlich ergänzt
durch das seit dem 1. August 2013
vorläufig angewendete Assoziierungsabkommen der EU mit den drei
zentralamerikanischen Staaten Honduras,
Nicaragua und Panama, das 2012 mit
diesen sowie Costa Rica, El Salvador
Europapolitik
Forschung
und Guatemala unterzeichnet wurde.
Die Einfuhrzollsätze der einzelnen
zentralamerikanischen Vertragsparteien,
die bislang von null bis 25 % reichten,
unterliegen je nach produktspezifischer
Zolllinie unterschiedlichen Abbaustufen
von bis zu zehn Jahren. Die EU hat
auch in diesem Fall ihre Einfuhrzölle
unmittelbar mit Inkrafttreten des
Abkommens für alle Zolllinien des
Textil- und Bekleidungssektors
vollständig beseitigt. Im Hinblick auf
die Ursprungsregeln für Textil- und
Bekleidungsprodukte finden ebenfalls
die gängigen Standardregeln Anwendung.
Lediglich bei bestimmten Erzeugnissen
der textilen Kapitel 61 und 62 kann im
Rahmen jährlich festgelegter Zollquoten
(Höchstmengen) alternativ auch auf
vereinfachte Ausnahmeregelungen
zurückgegriffen werden. Im Bereich
der Ursprungskumulierung wird unter
bestimmten Voraussetzungen zusätzlich
die Möglichkeit eröffnet, Vormaterialien
aus anderen südamerikanischen
Nachbarstaaten wie Bolivien, Kolumbien,
Ecuador, Peru und Venezuela
ursprungsunschädlich einzusetzen.
Unter besonderen Bedingungen kann
die erweiterte Kumulierung auch
auf Vormaterialien aus Mexiko bzw.
südamerikanischen oder karibischen
Staaten ausgedehnt werden.
Asien weiter im Blickpunkt
der EU
In Asien konnte die EU nach Südkorea
auch mit Singapur die Verhandlungen über
ein bilaterales Freihandelsabkommen im
Dezember 2012 erfolgreich abschließen,
die im März 2010 begonnen hatten. Damit
stellt es mit Inkrafttreten das zweite
Handelsabkommen der EU mit einem
asiatischen Staat dar. Angesichts der
ursprünglich gescheiterten Verhandlungen
zwischen der EU und dem Verband
südostasiatischer Staaten (ASEAN)
insgesamt, wird es nach dem Willen
der EU-Kommission als so genanntes
„Referenzabkommen“ für die individuell
aufgenommenen Freihandelsgespräche
Umwelt & Energie
mit den ASEAN-Staaten Malaysia
(seit September 2010), Vietnam (seit
Juni 2012) und Thailand (seit März
2013) herangezogen, deren Textil- und
Bekleidungssektoren bekanntlich
hohes Gewicht haben. Angesichts
der dynamischen Entwicklungen in
der Bildung von Freihandelszonen
seiner regionalen Wettbewerber
untereinander – allen voran China,
Südkorea und die ASEAN-Staaten –
und mit Handelspartnern außerhalb
Asiens, zeigte demgegenüber auch das
hochindustrialisierte, jedoch bislang
unter einer Deflation leidende Exportland
Japan ein offensives Interesse daran, den
Anschluss nicht zu verpassen. Dem seit
längerem geäußerten Wunsch Japans,
Freihandelsgespräche mit der EU zu
führen, stimmten die EU-Institutionen
letztendlich im Frühjahr 2013 zu.
Dadurch wurde der Weg zur offiziellen
Aufnahme von Verhandlungen im April
2013 frei. In Anbetracht vergleichsweise
niedriger Einfuhrzollsätze auf beiden
Seiten, wird der Schwerpunkt der
Liberalisierungen auf dem nichttarifären,
regulatorischen Bereich liegen, der
bislang die wesentlichen Handels- und
Marktzugangshemmnisse in Japan
darstellt. Dies wird insbesondere auch
für den Export Technischer Textilien
förderlich sein, der anspruchsvollen
Zertifizierungsanforderungen und
strengen technischen Standards in Japan
unterliegt.
Die mit dem Textilgiganten Indien seit
2007 laufenden Freihandelsgespräche, in
denen bereits viele Verhandlungskapitel
abgeschlossen werden konnten, sind
demgegenüber ins Stocken geraten. Sah
es lange danach aus, dass ein Abschluss
in greifbare Nähe rückt, konnten
unterschiedliche Positionen und
Interessen in einer Reihe von Sektoren und
Marktzugangsfragen nicht überwunden
werden. Im Textil- und Bekleidungssektor
konnte man sich auf eine umfassende
Liberalisierung aller Zolllinien auf
Grundlage der üblichen präferenziellen
Ursprungsregeln einigen.
23
Überblick
Tarifpolitik
Wichtige Themen wie der Zugang
ausländischer Direktinvestitionen
im indischen Einzelhandel oder die
seitens Indiens geforderte Möglichkeit,
Ausfuhrbeschränkungen auf Rohstoffe
auch in Zukunft zuzulassen, sind weiterhin
offen.
Transatlantisches Handelsund Investitionsabkommen
Die USA waren 2012 nach der Schweiz
und der Russischen Föderation sowie
noch vor der Volksrepublik China das
drittgrößte Zielland deutscher Textil- und
Bekleidungsausfuhren außerhalb der
EU. Wie schon in den Vorjahren konnten
aufgrund der vergleichsweise hohen
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Textilund Bekleidungsindustrie gegenüber
den USA auch 2012 Waren im Wert von
rund 475 Mio. Euro ausgeführt und ein
signifikanter Außenhandelsüberschuss
in Höhe von 190 Mio. Euro erzielt
werden. Die USA stellen somit einen
wichtigen Absatzmarkt insbesondere für
qualitativ und technisch anspruchsvolle
textile Vor- und Fertigerzeugnisse sowie
Markenprodukte des Bekleidungssektors
dar.
24
Bildungspolitik
Während die Einfuhrzölle auf beiden
Seiten bereits heute im Großen und
Ganzen niedrig sind, erschweren vielfältige
nichttarifäre Handelshemmnisse den
Marktzugang in den USA bzw. steigern
den finanziellen und administrativen
Aufwand beim Export und Absatz teilweise
signifikant. Hierzu zählen unter anderem
anspruchsvolle Verbraucherschutz- und
Sicherheitsstandards sowie Zertifizierungsund Testanforderungen im Rahmen
des „U.S. Consumer Products Safety
Improvement Act“ (CPSIA) und des „U.S.
Flammable Fabrics Act“ sowie strenge
Textilkennzeichnungsvorschriften.
Eine weitreichende Harmonisierung
des regulatorischen Bereiches bzw.
die gegenseitige Anerkennung von
Zertifizierungsverfahren und Standards
wird sich daher voraussichtlich
signifikanter zugunsten deutscher Textilund Bekleidungsausfuhren auswirken als
ein reiner Zollabbau. Der Gesamtverband
textil+mode unterstützt vor diesem
Hintergrund den Abschluss eines TTIP.
Reform der
Pan-Euro-Med-Zone
Im Rahmen der laufenden Verhandlungen
über die Revision der bilateralen
Präferenzabkommen zwischen
der EU, EFTA, Türkei und den
Mittelmeeranrainerstaaten Algerien,
Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon,
Marokko, Westjordanland, Gaza, Syrien
und Tunesien wurde 2013 der offizielle
Text der „Regionalen Übereinkommen
über die Pan-Europa-MittelmeerPräferenzursprungsregeln“ (Große
Konvention) veröffentlicht. Diese stellt
die künftige allgemeine
Rechtsgrundlage
der gemeinsamen
Präferenzzone dar,
welche das umfangreiche
Netzwerk der heutigen
bilateralen Abkommen ersetzen
soll. Auch die Westbalkan-Staaten
Albanien, Mazedonien, Bosnien und
Herzegowina, Montenegro, Serbien und
Kosovo, die Teilnehmer des Stabilisierungs-
Sozialpolitik
und Assoziierungsprozesses der EU
sind und mit denen bislang separate
Präferenzabkommen mit der EU bzw.
der Türkei bestehen (SAP-Matrix),
sollen künftig vollständig in die paneuro-mediterrane Präferenzzone
integriert werden. Hierdurch soll
ein einheitlicher Präferenzraum mit
kohärenten und möglichst lückenlosen
Kumulierungsmöglichkeiten geschaffen
werden. Der erste Schritt hin zu
einer flächendeckenden Anwendung
des Übereinkommens sieht die
Unterzeichnung und das Inkrafttreten
durch alle Teilnehmerstaaten
(Vertragsparteien) vor. Der zweite,
noch ausstehende Schritt beinhaltet
eine bilaterale Anwendung der neuen
Ursprungsprotokolle unter Verweis
auf das regionale Übereinkommen.
Angesichts der weiterhin schwierigen
Verhandlungen über das damit
zusammenhängende Ursprungsprotokoll,
welches u. a. die ursprungsbegründenden
Ver- und Bearbeitungsregeln enthält,
ist mit einer baldigen Anwendung
neuer Regelungen auch weiterhin
nicht zu rechnen. Insbesondere im
Textil- und Bekleidungssektor, der die
Präferenzverkehre der Pan-Euro-MedZone intensiv nutzt, bestehen weiterhin
sehr unterschiedliche Vorstellungen
zwischen den Vertragsparteien
über die künftige Ausgestaltung der
Ursprungsregeln.
Neues APS-Präferenzschema
ab 2014
Gegenüber diesen bilateralen
Handelsabkommen wird insbesondere
auf der Beschaffungsseite das neue
Präferenzschema des Autonomen
Allgemeinen Präferenzsystems der
EU (APS) zum Teil weitreichende
Auswirkungen für die Textil- und
Bekleidungsindustrie haben. Die
entsprechende APS-Verordnung trat am 20.
November 2012 in Kraft und wird ab dem
1. Januar 2014 für zehn Jahre Anwendung
finden. Von den bislang 176 begünstigten
Entwicklungsländern werden insgesamt
Internationale Märkte
nur noch rund 87 von Zollvorteilen
profitieren können. Im Fall der 49 „Am
wenigsten entwickelten Länder“ (LDC),
die von einer vollständigen Befreiung von
den Einfuhrzöllen in der EU begünstigt
werden, soll es ab 2014 keine Änderungen
geben. Eine Ausnahme stellt lediglich
das zur LDC-Gruppe zählende Myanmar
dar, für das die seit 1997 ausgesetzten
Handelspräferenzen rückwirkend ab dem
13. Juni 2012 mittlerweile wieder gewährt
werden.
Wie auch im bisherigen APS-Präferenzschema, werden im neuen System ab
Anfang 2014 auch Ursprungswaren
aus Entwicklungsländern, die sich zur
Einhaltung von 27 internationalen
Konventionen (Menschen- und
Arbeitnehmerrechten, Umweltstandards
sowie verantwortungsvoller
Regierungsführung) verpflichtet haben
und den Sonderstatus „APS+“ auf
Antrag erhalten, von Nullzollsätzen
bei der Einfuhr in die EU profitieren
und damit nicht unter die reguläre
APS-Präferenzmarge von 20 % fallen.
Neben Armenien, Bolivien, Kap Verde,
Ecuador, Georgien, Mongolei und
Paraguay hat auch Pakistan einen Antrag
gestellt, welche alle im September 2013
von der EU bewilligt wurden. Weitere
Länder, wie die Philippinen, werden
folgen. Die Möglichkeit, den Status
APS+ zu beantragen, eröffnet sich durch
veränderte Kriterien im neuen APSPräferenzschema speziell im Hinblick
auf Pakistan, in dem der Textil- und
Bekleidungssektor eine gewichtige Rolle
spielt. Wie schon zuvor der so genannte
WTO-Waiver (Ausnahmegenehmigung),
durch den die EU gegenüber Pakistan
Zollaussetzungen für 75, überwiegend
textile Zolllinien als Hilfsmaßnahme
infolge der Flutkatastrophe 2010 bis
Ende 2013 gewährte, war dies im Vorfeld
der Reform Gegenstand kontroverser
Diskussionen seitens der europäischen
Textil- und Bekleidungsindustrie. Für diese
Maßnahmen spielten jedoch ökonomische
Aspekte gegenüber außenpolitischen
Motiven letztendlich eine untergeordnete
Rolle.
Europapolitik
Forschung
Kein Freihandel ohne
Präferenzursprung
Trotz aller positiven Fortschritte der EU,
die Warenverkehre mit Drittstaaten weiter
zu liberalisieren, sind auch die jüngst
geschaffenen Präferenzregelungen aus
Sicht der deutschen Textil- und
Modeindustrie mit Makeln
behaftet. Neben teilweise
voneinander abweichenden
Ausnahmeregelungen
betrifft dies in erster
Linie die präferenziellen
Ursprungsregeln.
Ausschlaggebend,
ob eine Ware
zollbegünstigt
im Rahmen eines
Freihandelsregimes
exportiert werden kann
oder nicht, ist der Nachweis
deren präferenziellen
Ursprungs. Entsprechende
Voraussetzungen sind für alle
textilen Waren der Kapitel 50 - 63 in
Form von Ver- und Bearbeitungsregeln
(Listenregeln) festgelegt, die eine
bestimmte Mindestfertigungstiefe
vorschreiben. Wie in älteren
Präferenzregelwerken der EU, sind auch
die Ursprungsregeln der jüngeren Regime –
trotz zwischenzeitlicher Modernisierungen
– weiterhin sehr restriktiv und von hoher
Komplexität geprägt. Dabei sind gerade
vor dem Hintergrund des technologischen
Fortschritts, sich verändernder
Markt- und Industriestrukturen in
Europa sowie grenzüberschreitender
Wertschöpfungsketten weitgehend liberale,
einfache und kohärente Regeln dringend
erforderlich. Angesichts unterschiedlich
entwickelter Industriestrukturen in Europa,
die im Hinblick auf die Handelspolitik
der EU zu gegensätzlichen – liberalen
und protektionistischen – Sichtweisen
innerhalb der Industrien führen, ist
dieses Problem jedoch im Wesentlichen
hausgemacht und spiegelt sich in
den bislang überwiegend restriktiven
Vorschlägen der EU wieder. Die
deutsche Textil- und Modeindustrie
Umwelt & Energie
setzt sich hierbei kontinuierlich für
eine grundlegende Modernisierung
bestehender Präferenzregelwerke sowie
zeitgemäße Konzepte mit Blick auf
künftige Abkommen ein.
Wenngleich tiefgreifende Fortschritte
mittelfristig unrealistisch sind, dürften
sich die Positionen innerhalb der EU
angesichts sich verändernder Industrieund Marktstrukturen zumindest langfristig
ändern.
25
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
SMART
t+m leistet
Entwicklungshilfe
Myanmar
Juliane Schröder
Vordergründig mag man fragen, ob es
nichts Besseres zu tun gibt. Diese Frage
mag ihre Berechtigung haben. Aber
tatsächlich nehmen wir stellvertretend
für unsere Mitglieder gesellschaftliche
Verantwortung wahr.
Seit das Bewusstsein für
unternehmerische Verantwortung
in Politik, Öffentlichkeit und
Zivilgesellschaft steigt, ist CSR zum festen
Bestandteil des Themenportfolios von
t+m geworden. Mit der Entwicklung
eines freiwilligen Code of Conduct
für die Textilindustrie legte t+m das
Fundament für die
26
Selbstverpflichtung
seiner Mitglieder
und deren Zulieferer
zur Einhaltung
von Sozial- und
Umweltstandards und
statuierte ein Exempel
für weitere Branchen.
Der kürzlich eingebrachte
Vorschlag der EU-Kommission
über nichtfinanzielle Berichtspflichten
für KMU sowie der stetig wachsende
Wunschkatalog der Zivilgesellschaft
für noch mehr verpflichtende CSRMaßnahmen lassen uns aktiv
werden, um gesetzliche
Regelungen frühzeitig
zu verhindern. Gerade
vor dem Hintergrund
der wiederholten
Geschehnisse in
Textilfabriken in
Bangladesch zeigt
sich umso deutlicher,
wie richtig die
Entscheidung war,
sich gemeinsam
mit europäischen
und asiatischen
Projektpartnern im
SMART Myanmar
Projekt zu
engagieren.
SMART Myanmar (SMEs for
Environmental Accountability,
Responsibility and Transparency)
kommt zur rechten Zeit. Seit der
Aufhebung der Sanktionen gegen
die ehemalige Militärdiktatur
und der Wiedereinführung der
Handelspräferenzen im Rahmen des
Allgemeinen Präferenzsystems, gewinnt
das Land für internationale Auftraggeber
und Investoren sprunghaft an Bedeutung.
SMART Myanmar setzt an der richtigen
Stelle an – nämlich bei der Förderung
von sozial- und umweltverantwortlichen
Produktionsbedingungen in
myanmarischen Bekleidungsfabriken. So
sollen Vorkommnisse wie in Bangladesch
frühzeitig vermieden werden. Das
Projekt will einen Beitrag leisten, das
Wirtschaftswachstum Myanmars
nachhaltig zu gestalten sowie langfristige
Geschäftsbeziehungen zwischen
europäischen und verantwortlich
produzierenden myanmarischen
Bekleidungsunternehmen zu fördern.
Dies wird für beide Seiten von Vorteil
sein.
Internationale Märkte
Myanmar eröffnet durch seine
strategisch günstige Lage zwischen
Bangladesch, Laos, Thailand und den
zwei größten Schwellenmärkten der
Welt – Indien und China – den Zugang
zu einem angrenzenden Markt von
annähernd drei Milliarden
Menschen. Traditionell zählt
die Bekleidungsindustrie, mit
Schwerpunkt Konfektion,
zu den wichtigsten
Industriesektoren des Landes.
Mit seinem großen Angebot
an Arbeitskräften sowie
(noch) relativ niedrigen
Lohnkosten im regionalen
Vergleich, präsentiert sich das
Land als Produktionsstandort
mit erheblichem Potenzial
für die lohnintensive
Bekleidungsindustrie. Dennoch
gilt Myanmar als Land mit
noch großem Nachholbedarf, nicht nur
bei der logistischen und finanziellen
Infrastruktur, sondern auch in Bezug
auf das Bewusstsein für Sozial- und
Umweltstandards, die einen zunehmend
wichtigeren Stellenwert bei der Vergabe
von Produktionsaufträgen durch
europäische Modeunternehmen haben.
Über einen Zeitraum von drei Jahren
werden Aktivitäten im Rahmen
von SMART Myanmar mit einem
Gesamtbudget von rund 2 Mio. Euro
aus dem SWITCH-Asia Programm
der Europäischen Kommission
gefördert. Gemeinsam mit vier
weiteren europäischen und asiatischen
Projektpartnern und unter Leitung der
Sequa gGmbH, die u. a. von der BDA
getragen wird, leistet t+m einen Beitrag
zur Erreichung der drei Kernziele
des Projekts. Diese sind die Stärkung
des myanmarischen Industrie- sowie
Bekleidungsverbandes, die nachhaltige
Produktion von Bekleidung „Made
in Myanmar“ und die Entwicklung
einer Marketing- und Exportstrategie
für nachhaltig gefertigte Bekleidung
aus Myanmar. Einen ersten Beitrag zur
Organisations- und Strategieentwicklung
der myanmarischen Verbände lieferte
Europapolitik
Forschung
t+m im November 2013 im Rahmen eines
Advocacy Workshops in Rangun. Dr.
Christoph Schäfer vermittelte Vertretern
der größten Industrieverbände von
Myanmar Grundzüge und Strategien der
effektiven Interessenvertretung.
Juliane Schröder klärte im Rahmen
eines Code of Conduct Awareness
Workshops Vertreter des myanmarischen
Bekleidungsverbandes und
Fabrikbesitzer über die Notwendigkeit
auf, Sozialstandards in der Produktion
einzuhalten und somit den
Anforderungen internationaler Käufer
gerecht zu werden.
Auch brachte die t+m-Vertreterin den
Teilnehmern die Funktionsweise und
den Nutzen von Verhaltenskodizes
näher, womit die Basis für einen weiteren
Meilenstein des Projekts gelegt wurde: die
Entwicklung eines selbstverpflichtenden
Code of Conduct für die myanmarische
Bekleidungsindustrie.
Umwelt & Energie
Im Jahr 2014 unterstützt t+m u. a.
die Organisation einer Studienreise
von myanmarischen Verbands- und
Regierungsvertretern nach Deutschland,
während der sich die Teilnehmer ein Bild
von der Praxis in der deutschen Verbändeund Nachhaltigkeitslandschaft
machen können. Weiterhin
sieht das Projekt zwei
Messebeteiligungsreisen
für myanmarische
Bekleidungshersteller nach
Europa sowie die Organisation
einer von t+m durchgeführten
Delegationsreise von
deutschen und europäischen
Bekleidungsunternehmen
nach Myanmar mit B2BMatchmakinggesprächen vor.
Aktuelle Entwicklungen sind der
Projektwebsite unter
www.adfiap.org/smartmyanmar/
zu entnehmen.
Der Arbeitsplan ist umfassend, die
Projektziele sind ambitioniert. Dennoch
ist t+m der Überzeugung, dass es sich
lohnt, sich für die Verbesserung der
Produktionsbedingungen in Myanmar
einzusetzen. Das Engagement von t+m
in SMART Myanmar ergibt eine WinWin-Situation: SMART Myanmar macht
myanmarische Modeunternehmen
fit für den europäischen Markt,
auf dem die Einhaltung von
Umwelt- und Sozialstandards
einen immer größeren Stellenwert
einnimmt. So können sich aus dem
Projekt für beide Seiten langfristige,
nachhaltige und gewinnbringende
Partnerschaften ergeben. Dabei trägt
t+m für die deutsche Textil- und
Bekleidungsindustrie zur nachhaltigen
Entwicklung in Fernost bei und nimmt
auf diesem Wege gesellschaftliche
Verantwortung wahr.
27
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Service
im
netz
t+m Länderprofile reloaded
Besser informiert auf neuen Märkten
www.textil-mode.de/Laenderprofile
Juliane Schröder
Mit dem Online-Portal
„t+m-Länderprofile“ bietet der
Gesamtverband textil+mode
seinen Mitgliedern ein umfangreiches Informationsangebot
und Analysen zu Wirtschaft,
Branche, Politik und Entwicklung wichtiger internationaler
Zielmärkte der Textil- und
Modeindustrie. Im Rahmen der
2013 begonnenen, grundlegenden Überarbeitung des Portals
steht für jedes Land neben einem
Kurzprofil mit wirtschaftlichen
Kenndaten, Kontaktadressen vor
Ort und einer SWOT-Analyse
auch ein ausführlicher Länderbericht zum Download zur Verfügung. Dieser liefert neben einer
fundierten Analyse des Zielmarktes
auch detaillierte Informationen
rund um die Ein-/Ausfuhr, Zoll,
Vertrieb, Logistik, Steuern und
Messelandschaft. Dadurch soll eine
nützliche Entscheidungs- und Orientierungshilfe für Unternehmen
beim Eintritt in neue Zielmärkte
geboten werden. Das erste Profil im
neuen Format wurde zu Brasilien
erstellt und ist bereits online für
Mitglieder abrufbar.
28
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Vorankündigung
Außenwirtschaftstag textil+mode
am 10. April 2014
Felix Ebner, Juliane Schröder
Im Zuge ihrer strategischen und strukturellen Neuausrichtung über die vergangenen Jahrzehnte hat sich die exportorientierte deutsche Textil- und Modeindustrie
zu einem der größten europäischen Marken- und Qualitätsanbieter von Bekleidung
sowie Heim- und Haustextilien entwickelt
und ist als weltweiter Marktführer bei
Technischen Textilien ein wichtiger Zulieferer für zahlreiche Industriebranchen.
In einer globalisierten Welt gewinnen
wirtschaftliche Strukturen fortlaufend an
Komplexität, weshalb sich Unternehmen
kontinuierlich neu orientieren müssen, um
dem globalen Wettbewerb auf internationalen Märkten erfolgreich standzuhalten.
Modeindustrie“. Die eintägige Veranstaltung findet im Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie (BMWi) in
Berlin statt.
Modeindustrie sowie deren Zuliefer- und
Abnehmerbranchen bietet sich hierbei die
Möglichkeit, Kontakte zu Vertretern aus
Politik und Wirtschaft zu knüpfen.
In Foren und Workshops referieren Experten und diskutieren Praktiker über außenwirtschaftliche und handelspolitische Themen der Branche im globalen Wettbewerb
sowie praxisorientierte Strategieansätze
für die erfolgreiche Markterschließung im
Ausland. Für Unternehmen der Textil- und
Gerne stehen wir Ihnen für Fragen und
Informationen zum Programm zur Verfügung. Für technische und organisatorische
Fragen zur Anmeldung kontaktieren
Sie bitte Stephanie Schmidt (sschmidt@
textil-mode.de).
Um aktuelle Herausforderungen in grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten
aufzuzeigen sowie Chancen und Risiken auf internationalen Zielmärkten der
Textil- und Modeindustrie gegeneinander
abzuwägen, veranstaltet t+m am
10. April 2014 den ersten „Außenwirtschaftstag der deutschen Textil- und
29
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
Brüssel
Wir sind Europa!
Nationale Interessen auf EU-Ebene
Yvonne Hendrych
Parlamentarischer Abend in
Straßburg
Der Abgeordnete Markus Ferber zeigüber die energiepolitische Situation in
te besonderes Interesse an der „Made
Deutschland sowie Probleme durch das
in“-Thematik, welche durch den neuen
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und
Kommissionsvorschlag zur Produktsicherbeleuchtete die europäische Perspektive
Am 13. März 2013 veranstaltete der
heit und Marktüberwachung wieder auf
sowie politische
Gesamtverband
die politische Agenda in Brüssel gesetzt
Forderungen
textil+mode
worden war und regte an, dieses Thema
an den europäiseinen alljährlian einem gesonderten Termin nochmals
schen Gesetzgechen Parlamentakritisch und vertieft zu diskutieren.
ber. Unter anderischen Abend in
rem wurde ein
Straßburg.
In Folge dessen fand am 26. Juni 2013 ein
harmonisierter
Gespräch mit der EU-Kommission, Geneund liberalisierZentrale Themen
raldirektion Industrie und Unternehmen
ter europäischer
waren dieses Jahr
statt, bei dem t+m, vertreten durch Yvonne
Energiebinnendie Präsentation
Hendrych und Dr. Christoph Schäfer,
markt gefordert,
der „Perspekerneut die Bedenken gegen die Einführung
die Belange der
tiven 2025 –
Hans-Peter Mauch, W. Zimmermann GmbH &
einer verpflichtenden Made in-Kennzeicheuropäischen
Handlungsfelder
Co. KG und Dieter-Lebrecht Koch (MdEP)
nung sowie Alternativvorschläge vorbrachIndustrie sollten
für die Textilforten.
bei der Energiepolitik mehr Berücksichtischung der Zukunft“ sowie eine Präsengung finden und ein sicheres und intetation zur europäischen Energiepolitk.
griertes Energienetz sollte europaweit
vorangetrieben werden.
Dr. Klaus Jansen, Geschäftsführer des
Forschungskuratoriums Textil, präsentierte
Diese und weitere Themen, wie das
Highlights aus der Textilforschung der
Problem einer verpflichtenden HerZukunft. Die „Perspektiven 2025“ sind das
kunftskennzeichnung (Made in) wurde
Ergebnis eines einjährigen Diskussionsmit den Teilnehmern des Abends und
prozesses von Unternehmern, Forschern
den anwesenden Abgeordneten Marund jungen Akademikern über Ideen und
kus Ferber (CSU) und Dieter-Lebrecht
Lösungsvorschläge zum Einsatz TechniKoch (CSU) diskutiert.
scher Textilien in Wachstumsmärkten der
Peter Schwartze (t+m), Markus Ferber (MdEP)
Zukunft.
und Dr. Wolf-Rüdiger Baumann (t+m)
Die anwesenden Unternehmer unterstützten die politischen Forderungen mit
Im Anschluss daran gab Michael EngelBeispielen und Themen aus der
hardt, Leiter des Referats Energie, Umwelt
& Rohstoffpolitik bei t+m, einen Überblick unternehmerischen Praxis.
30
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
Parlamentskreis Mittelstand
Europa – Marktüberwachung
und Produktsicherheit
Am 4. September 2013 wurde durch den
Parlamentskreis Mittelstand Europa eine
Diskussionsrunde zum neuen Gesetzespaket „Marktüberwachung und Produktsicherheit“ organisiert. Initiatoren dieser
Runde waren die Europaabgeordneten
Markus Ferber, Markus Pieper, Werner
Langen und Andreas Schwab.
Schwerpunkt der Debatte war die geplante
Wiedereinführung einer verpflichtenden Made in-Kennzeichnung durch die
EU-Kommission.
Der Europaabgeordnete Markus Ferber
hatte sich bereits beim Parlamentarischen
Abend des Gesamtverbandes textil+mode
im März 2013 offen für dieses Thema
gezeigt und wollte nun mit dieser Diskussionsrunde das Thema mit Vertretern der
Wirtschaft und anderen Abgeordneten
vertiefen.
Neben dem Gesamtverband textil+mode
waren der BDI, der Deutsche Industrieund Handelskammertag, die Wirtschaftskammer Österreich, der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau sowie
Thomas Picard von Picard Lederwaren
anwesend.
Es wurde ausführlich über die Hintergründe und die Auswirkungen einer
verpflichtenden Ursprungskennzeichnung
diskutiert und das weitere Vorgehen
beschlossen.
Die anwesenden Wirtschaftsvertreter
erklärten, weitere Lobbyingaktivitäten im
Parlament und bei den nationalen Ministerien zu betreiben, um den kritischen Art. 7
zumindest auf Ratsebene zu blockieren.
Alle Anwesenden betonten die Wichtigkeit solcher Diskussionsrunden zwischen
Wirtschaft und Europaabgeordneten,
um wichtige und komplexe Themen in
aller Ausführlichkeit und anhand von
praktischen Beispielen aus der Industrie
umfassend zu erörtern.
Die anwesenden Europaabgeordneten werden den Artikel 7 des Gesetzesvorschlags,
welcher die Einführung der Ursprungskennzeichnung vorsieht, ablehnen und versuchen hierfür, die Unterstützung weiterer
Abgeordneter zu gewinnen.
Yvonne Hendrych (t+m, 6. v. l.) beim Parlamentskreis Mittelstand Europa
31
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
PE ou rloipta wi sa hcl h
e
2014
Agenda
Yvonne Hendrych
2014 finden die 8. Europawahlen statt und
EU-Parlament und EU-Kommission werden sich demzufolge neu zusammensetzen.
Der Zeitplan:
Mai 2014
Wahlen, Europäisches Parlament (Deutschland: 25. Mai 2014)
Juni 2014
Europäisches Parlament: Treffen der neuen
Europaabgeordneten, konstituierende
Sitzungen der Fraktionen, Debatte zwischen
den Kandidaten für das Amt des EP-Präsidenten
Europäischer Rat: Vorschlag eines Kommissionspräsidenten mit qualifizierter Mehrheit
unter Berücksichtigung des Ergebnisses der
EP-Wahlen
Juli 2014
Europäisches Parlament: Erste Plenarsitzung,
Wahl der Amtsträger
Europäisches Parlament: Plenarsitzung,
Wahl des Kommissionspräsidenten
August 2014
Europäische Kommission: Kommissionspräsident und Staats- und Regierungschefs
stellen die nächste Kommission zusammen;
27 Kommissare + Kommissionspräsident;
Nominierung der Kommissare auf Vorschlag der Mitgliedstaaten
32
September 2014
Europäisches Parlament: Anhörung der
nominierten Kommissare
Oktober 2014
Europäisches Parlament: Plenarsitzung,
Zustimmung zur neuen Kommission
(2014 - 2019) als Kollegium
November 2014
Europäische Kommission: Amtsantritt
Dezember 2014
Europäischer Rat: Amtsantritt des neuen
Präsidenten
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
M
U n dA
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g l i cE
h g r Iü ßN
t
das Murmeltier
Dr. Christoph Schäfer
Jedes Jahr am 2. Februar ist Murmeltiertag
in Punxsutawney, Pennsylvania. Die Menschen kommen zusammen, wenn Murmeltier Punxsutawney Phil aus seiner Höhle
gezogen wird. Sieht er seinen Schatten,
wird der Winter andauern. Phil Connors,
ein arroganter und zynischer TV-Moderator, berichtet von diesem Ereignis und
sitzt in einer Zeitschleife fest. Er durchlebt
den Murmeltiertag wieder und wieder.
Den Murmeltiertag gibt es wirklich – die
Zeitschleife nur in der Filmkomödie.
Die Diskussion um die verpflichtende
Herkunftskennzeichnung weist deutliche Ähnlichkeiten auf. Regelmäßig zieht
Brüssel Vorschläge für die verpflichtende
„Made in“-Kennzeichnung aus der Tasche
ans Tageslicht, die dann einen Schatten auf
den liberalen und unbürokratischen Handel werfen. Der jüngste Vorschlag stammt
überdies aus dem Februar.
Die Europäische Kommission hatte ab
2005 sieben Jahre lang erfolglos versucht,
„Made in“ für importierte Textilien einzuführen. Sie scheiterte am Widerstand
der Mitgliedstaaten. 2010 gab es parallel
Bestrebungen, „Made in“ in die neue
Verordnung zur Textilfaserkennzeichnung
zu integrieren. Auch hierfür fand sich in
den Mitgliedstaaten keine Mehrheit. Der
Vorschlag aus 2005 war kaum zurückgezogen (in einem Bericht im vergangenen
Jahrbuch hat sich t+m (zu früh) darüber
gefreut), als die Kommission
erneut eine verpflichtende Kennzeichnung mit dem Herkunftsland
vorgeschlagen hat. Im allerletzten Moment hat der italienische
Kommissar Tajani den Vorschlag
in das Produktsicherheits- und
Marktüberwachungspaket aufgenommen. Unterschiedslos sollen
EU- und Nicht-EU-Produkte
gekennzeichnet werden. Diesmal
soll „Made in“ als Maßnahme der
Produktsicherheit herhalten und
die Rückverfolgbarkeit erleichtern.
Die Kommission hat sich nicht
einmal mehr die Mühe gemacht, eine vernünftige Begründung zu erfinden. Wie die
Angabe des Herkunftslands die Marktüberwachung erleichtern soll, bleibt unklar.
Falls eine Gefahr von einem Produkt
ausgeht, wenden sich die Behörden an den
Importeur oder den EU-Hersteller – deren
Kontaktdaten stehen ohnehin verpflichtend
auf den Produkten, schon heute.
Wie üblich ist das Europäische Parlament
für die Kennzeichnung. Es glaubt noch immer, es würde etwas für den Verbraucherschutz tun. Die Tatsache, dass sich sogar
Verbraucherverbände gegen „Made in“
aussprechen, ignoriert es. Viele Mitgliedstaaten sind nach wie vor gegen die neue
Verpflichtung. Sie sehen schon lange neue
Bürokratie und haben verstanden, dass
es in einer globalisierten Welt meistens
nicht das eine Herstellungsland gibt. Der
Gesamtverband textil+mode vertritt seine
Position weiterhin allein und mit anderen
Partnern, da ein Konsens der Textilindustrie auf europäischer Ebnee nicht erzielt
werden konnte.
Die Zeitschleife im Film endete erst,
nachdem der Moderator einen ganzen Tag
nett zu seinen Mitmenschen war und sich
vernünftig verhalten hat. Was bedeutet
das für unser Kennzeichnungsmurmeltier? Müssen Kommission und Parlament
einsehen, dass „Made in“ unvernünftig
ist? Oder müssen die „Made in“-Gegner
nett zu den Kennzeichnungsbefürwortern
sein und einfach mal nachgeben? Solange
es keine übereinstimmende Antwort gibt,
ist in Europa auch weiterhin regelmäßig
„Herkunftslandtag“.
33
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
textil
f
o
rschu
n
g
Denkbares machen,
statt nur Machbares
zu denken
Dr. Klaus Jansen
Wie kann sich die Textil- und Modebranche erfolgreich auf ihre Zukunft vorbereiten? Welche Märkte werden entstehen
und wo besteht Bedarf für vorbereitende
Forschung? Welche neuen Anwendungsgebiete können mit faserbasierten Werkstoffen erschlossen werden? Welcher Bedarf
an neuem Wissen entsteht dadurch in Unternehmen und Forschungseinrichtungen?
Viele Fragestellungen, auf die im Projekt
„Perspektiven 2025“ mit der Methode der
Retropolation mit über 80 Mitwirkenden
Antworten erarbeitet wurden.
34
schließen. Eine einfache Fortschreibung
über 2015 hinaus wäre dem Anspruch
aber nicht gerecht geworden, Innovationssprünge anzuregen. „Flugstunden für
einen Pinguin“ – mit diesem Bild suchte
das Kernteam aus Industrie-, Forschungsund Verbandsexperten gezielt nach einem
Moderator für das neue Strategieprojekt
„Perspektiven 2025“, denn so wie der
Pinguin nicht durch bloßes Flügelschlagen
die Schwerkraft überwindet, so konnte
sich das Team aus eigener Kraft gedanklich
nicht aus der Gegenwart lösen.
Motivation
Methodik
Erfolgreiche Unternehmen erarbeiten
definierte Ziele und verfolgen eine unternehmensweite Strategie, um in enger
Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden den Geschäftserfolg vorausschauend
zu entwickeln. Das Forschungskuratorium
Textil (FKT) hat als industrielle Dachorganisation den Auftrag, einen fundierten
und strategischen Blick in die Zukunft zu
werfen und daraus Handlungsfelder für
die Forschungsaktivitäten abzuleiten. Dazu
bündeln Industriefachleute und Forschungsexperten in den Gremien des FKT
ihre Kräfte zur Stärkung der Innovationskraft unserer Branche. Bereits vor einigen
Jahren sind erstmals Leitlinien – „Perspektiven 2015“ – erarbeitet worden, die rückblickend eine große Hilfe waren, drohende
Technologie- und Wissenslücken gezielt zu
Für Thomas Strobel, den Zukunftsexperten
der FENWIS GmbH, ist das eine bekannte
und nachvollziehbare Erfahrung. Unser
Wissen und die gewonnenen Erkenntnisse
folgen unserer Vorstellung. Die persönliche Lebenserfahrung wirkt dabei wie ein
Filter, der nicht zu unserem Weltbild passende Hinweise und Ideen zügig ausblendet. Das, was unsere Erwartungen dagegen
bestätigt, ist willkommen und wird bevorzugt aufgenommen. Dieser extrapolative
Ansatz für den Blick in die Zukunft ist
für längerfristig abschätzbare Trends wie
Bevölkerungswachstum oder Demografie
wertvoll. Sie ändern sich – ausgenommen
bei Katastrophen – nicht sprunghaft und
können, auf Vergangenheitserfahrungen
und geeigneten Prämissen aufbauend, in
die Zukunft fortgeschrieben werden. Treten jedoch Diskontinuitäten oder Paradigmenwechsel ein, wie sie für technologische
oder gesellschaftliche Trends charakteristisch sind, entwickeln wir ein besseres
Verständnis für zukünftige Entwicklungen
durch die Betrachtung von Abhängigkeiten
und Wirkmechanismen aus einer neuen
Perspektive.
Internationale Märkte
Die im Projekt verwendete Methodik
der Zukunftslandkarten basiert auf einer
Zeitreise in eine ferne Zukunft, um von
dort aus in Richtung morgen und dann
in die Gegenwart zurückzublicken. Der
„Sprung nach übermorgen“ zwingt die
Beteiligten, sich von der naheliegenden
Fortschreibung eigener Erfahrungen in die
Zukunft (Extrapolation) zu lösen. Mit dem
Blick zurück aus der fernen auf eine nahe
Zukunft – in unserem Fall 2025 – werden
über Prämissen und Bilder Veränderungen
abgeleitet, die gemeinsam als wahrscheinlich angenommen werden. So entsteht eine
vollkommen neue Diskussionsgrundlage
für den „Bedarf von morgen“. Darüber
hinaus vermittelt das vorausschauende Arbeiten mit Zukunftsbildern den Beteiligten
ein erfahrungsbasiertes „Bauchgefühl für
morgen“, das nachhaltig den Umgang mit
Zukunftsfragen und die Entscheidungsvorbereitung verändert. Der Blickwinkel wird
weiter, mehr Zusammenhänge werden
berücksichtigt und zusätzliche Informationen gewinnen an Bedeutung, die sonst
von unseren Filtern ausgeblendet worden
wären.
Ablauf und Ergebnisse
Das Kernteam hat neben der Steuerung
des Gesamtprozesses die Formulierung
von Prämissen für die Zukunftsbilder
2050 übernommen. In fünf regionalen
Zukunftsworkshops wurden rund 80
Teilnehmer aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbänden und
junge Akademiker in die Bearbeitung der
Projektfragestellungen eingebunden. Die
darin bearbeiteten zehn Themenfelder
sind ausgewählte Blickwinkel, die das
Kernteam als möglichst lebensnah und
geschäftsrelevant für die Zielgruppe der
späteren Nutzer angesehen hat. Konkret
sind das Wohnen, Architektur, Zukunftsstadt, Ernährung, Gesundheit, Bekleidung,
Mobilität, Energie, Produktion/Logistik
und übergreifende Basisthemen.
Mehrere hundert Ideen wurden durch
diese Workshop-Arbeit gesammelt,
sortiert, anschließend verdichtet und von
den Experten auf ihr Marktpotenzial, ihre
Realisierungswahrscheinlichkeit und den
zeitlichen Umsetzungshorizont bewertet.
Europapolitik
Forschung
Ein Auszug wichtiger Projektergebnisse ist
zwischenzeitlich in der Druckbroschüre
„Perspektiven 2025“ für die Kommunikation aufbereitet worden.
Wohnen
Wohnen ist geprägt von Wohlbefinden,
Komfort, Interaktivität und Umgebungsintelligenz. Der Raum stellt sich
auf die Bedürfnisse des Nutzers ein und
passt Farbe, Helligkeit, Temperatur und
Luftfeuchtigkeit an. Flächen übernehmen Display-Funktionen und geben
Informationen wieder. Räume werden
multifunktional und lassen sich in Form
und Größe verändern. Ältere Bewohner
können gesundheitlich überwacht und in
selbstständiger Lebensführung unterstützt
werden. Textile Funktionsflächen können
computergesteuert leuchten, heizen, kühlen, wechseln die Farbe und Oberfläche,
detektieren Signale und sind als Display
nutzbar. Inneneinrichtungen aus faserverstärkten Leichtbaumaterialien steigern die
Standortunabhängigkeit und Flexibilität
der Raumnutzung.
Ernährung
Nahrungsmittel werden in Verbrauchernähe produziert. Vertikale und horizontale Flächen dienen dem Gemüseanbau,
Fleisch wird durch tierloses Zellwachstum
künstlich erzeugt. So werden erhebliche
Treibhausgasemissionen bei der Erzeugung
und dem Transport vermieden. Trinkwasser wird am Punkt der Nutzung aus
Brauchwasser erzeugt. Filtermaterialien
reinigen Luft und Wasser. Textile Träger
ermöglichen den Anbau und die Versorgung von Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen oder das Züchten von künstlichem
Fleisch auf geeigneten Substraten. Faseroptiken bringen Tageslicht an beliebige
Punkte in Gebäuden.
Bekleidung
Mode und Bekleidung wird individueller,
multifunktionaler, adaptiver. Intelligente
Fasern messen und steuern Assistenz- und
Therapiesysteme oder reagieren auf Umwelteinflüsse. Intelligente Bekleidung ist oft
energieautark, verschleißfest und vielfach
selbstreinigend.
Umwelt & Energie
Fasermaterialien übernehmen sensorische
Funktionen, erzeugen und speichern Energie, reagieren auf äußere Einflüsse durch
Farbwechsel, Abweisung und Permeabilitätsänderung. Eigenschaften der Textilien
werden steuerbar, um das individuelle
Wohlbefinden des Trägers zu fördern.
Gesundheit
Der demografische Wandel steigert den
Bedarf an Pflege-, Unterstützungs- und
Therapiemaßnahmen, um die Selbstständigkeit der Menschen länger zu erhalten.
Telemedizin und personalisierte Therapien
verbessern die Früherkennung, Heilung
und Gesundheitsvorsorge. Aktorische
Fasern unterstützen Bewegungen, Sensorfasern die Zustandserfassung, Depotfasern
die kontrollierte Freisetzung von Medikamenten und Wirkstoffen. Neue Materialien
ermöglichen die Züchtung körpereigener
Ersatzteile und Schutz vor bioaktiven
Gefahrstoffen aus der Umwelt.
Mobilität
„Nutzen statt Besitzen“ wird zum Mobilitätsmotto. Fortbewegung ist ein ganzheitlich neu gedachtes Konzept und schließt
alle Beförderungsmittel ein. Emissionsfreie
Fahrzeuge nutzen hybride Leichtbauwerkstoffe, die sortenrein wiederverwendbar
sind. Sensoren überwachen den Materialstatus, passen Komforteigenschaften an
das Nutzerbedürfnis an und unterstützen
Sicherheitssysteme. Sensorfasern integriert
in Verbundwerkstoffen, Fasern mit Heiz-,
Kühl-, Leucht- und Speicherfunktion und
textile Funktionsoberflächen zeichnen die
zahlreichen Formfaktoren von Fortbewegungsmitteln der Zukunft aus.
Zukunftsstadt
Neue Städte als ressourceneffizienter
Lebensraum entstehen in Wüsten und
Meeren. Sie versorgen sich von „innen“ mit
Nahrung, Energie und Lebensgütern. Versorgung und Entsorgung bilden geschlossene Kreisläufe. Intelligente Verkehrssysteme optimieren den Transport von
Menschen und Gütern. Textilien schützen
die Infrastruktur gegen Lärm, Hitze, Kälte
und erzeugen gleichzeitig Energie. Langlebigere Bauwerke entstehen mit textilem
35
Überblick
Tarifpolitik
Leichtbau, dessen Materialmix ressourcensparend und recyclingfähig ist.
Architektur
Gebäudekonstruktionen werden organischer und leichter. Adaptive Membrane
und faserverstärkte Werkstoffe eröffnen
neue Gestaltungsmöglichkeiten der
Gebäudehüllen und der Innenräume. Sensoren in Tragwerken informieren in Altund Neubauten über deren Zustand und
melden frühzeitig Hinweise auf Schäden.
Sie steuern ein intelligentes Gebäudemanagement und optimieren die Versorgung
mit Strom, Wasser, Licht und Wärme.
Sensorfasern messen Temperatur, Feuchte,
mechanische Kräfte und sonstige Parameter in Verbundstrukturen. Aktorische
und Funktionsfasern reagieren auf Signale
des automatischen Gebäudemanagements.
Faserverstärkte Leichtbaumaterialien sind
recyclingfähig und nutzen nachwachsende
Rohstoffe oder biobasierte Polymere.
36
Bildungspolitik
wege und Lagerzeiten. Die Branche handelt
sozial verantwortlich und belegt dies durch
Energie- und Materialmanagementsysteme.
Neue variable Produktionstechnologien
erlauben individualisierte, kundennahe
Textilherstellung. Biopolymere und nachwachsende Rohstoffe ersetzen erdölbasierte Materialien.
Energie
Energieerzeugung ist emissionsfrei. Ein
länderübergreifendes Netz bindet lokale
Kleinkraftwerke und Speicher ein, überträgt verlustfrei Elektrizität und gleicht
zeitliche und regionale Verbrauchsspitzen
aus. Gebäude erzeugen dann mehr Energie
als sie selbst verbrauchen. Fasermaterialien erzeugen aus Sonne, Druck, Bewegung oder Temperaturunterschieden
elektrischen Strom. Sie sammeln Wärme,
speichern elektrische und mechanische
Energie und dienen als Trägermaterial in
der Biomasseproduktion.
Produktion / Logistik
Basisthemen
Fossile Rohstoffe verknappen und führen
zu zunehmender Kreislaufführung von
Wertstoffen bis hin zu geschlossenen Cradle-to-Cradle-Konzepten. IT-Unterstützung
ermöglicht recyclinggerechtes Produktdesign und Materialauswahl sowie energieeffiziente Produktion in Losgröße 1 nahe
beim Kunden. Das minimiert Transport-
Eine durchschnittlich jüngere, wachsende
Bevölkerung in Asien und Afrika steht der
älter werdenden, schrumpfenden Population Europas gegenüber. Der Ressourcenverbrauch muss mittelfristig wieder unter die
Regenerationsfähigkeit des Planeten Erde
sinken und stellt damit hohe Ansprüche
an die Versorgung der Menschen mit
Sozialpolitik
Wasser, Nahrung und Energie. Nur durch
Emissionsreduzierung sind der Klimawandel und seine Folgen zu begrenzen. Neue
ressourcenschonende und nachwachsende
Rohstoffe, recyclinggerechte Produkte und
Textilien für den Umweltschutz gewinnen
Marktanteile. Der Bedarf an Schutztextilien steigt, Hilfsmittel für ältere, kranke
Personen sind notwendig.
Im Sinnbild der alten Seefahrer liegt
nun mit den „Perspektiven 2025“ eine
Entdeckerkarte vor uns, mit deren Hilfe
Unternehmer bei der Planung einer sicheren Route zwischen der aktuellen Position
und dem zukünftigen Unternehmensziel
navigieren können. Diese Karte gibt Managern eine wertvolle Orientierungshilfe für
Routenauswahl und Kommunikation, auch
wenn sie nicht alle Untiefen beinhaltet.
Die geleistete Grundlagenarbeit ermöglicht, neue, erfolgversprechende Wege zu
verfolgen; Erkenntnisgewinn entlang der
Strecke wird dann später für zielführende
Anpassungen berücksichtigt. Die Studie
„Perspektiven 2025“ des FKT endet an der
Stelle, an der konkrete Handlungsoptionen im Sinne von Strategien, Geschäftsmodellen und Businessplänen für ein
Unternehmen abgeleitet werden müssen.
Diesen Schritt muss jeder Unternehmer
für seine Geschäftsausrichtung entweder
aus eigener Kraft oder mit Unterstüt-
Internationale Märkte
Europapolitik
zung eines externen Fachmanns selbst
angehen.
Rollout
Schon das Lesen der entstandenen Broschüre, war den Projektteilnehmern schnell
klar, gibt einen guten Überblick über den
wahrscheinlichen Bedarf von morgen. Doch
das alleine reicht natürlich nicht aus, um die
darin verborgenen Potenziale und Entwicklungsspielräume zu erschließen. Das
FKT hat seinen Mitgliedsverbänden daher
Unterstützung angeboten, die Ergebnisse in Vorträgen und Diskussionsrunden
interessierten Unternehmen vorzustellen
und vertiefend zu nutzen. Der Verband der
Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in Münster hat sich für
diesen Transferschritt etwas Besonderes
einfallen lassen. Ein möglichst großer
Kreis von Mitgliedsunternehmen sollte die
Instrumente der Zukunftslandkarte und
der Retropolation kennenlernen und ihre
Anwendung für die eigene Firma im Rahmen eines eintägigen Workshops praktisch
erproben. Rund 40 Unternehmer waren der
Einladung gefolgt. Angeleitet von Zukunftsexperte Strobel stand das Netzwerken und
gemeinsame Ideenfinden im Mittelpunkt
des Tages.
Nach Vorstellung der Methoden und der
Ergebnisse des Projektes „Perspektiven 2025“
interviewten sich die Workshop-Teilnehmer in Zweiergruppen gegenseitig. Firma,
Branche, aktuelle Produkte und Kompetenzen wurden ausgetauscht und die Wünsche
und Gesuche jedes Unternehmers schriftlich formuliert. Die einseitigen Steckbriefe
stehen allen Besuchern zur Verfügung und
ermöglichen so auch im Nachgang zum
Workshop eine gezielte Kontaktaufnahme
zu Kollegen und Marktbegleitern.
In einem weiteren Arbeitsmodul diskutierten die Unternehmer in kleinen Gruppen an
wechselnden Arbeitsstationen zu den Themenfeldern der Projektarbeit. Welche neuen
Produkte und Dienstleistungen sind für
das eigene Unternehmen denkbar? Welche
Kooperationspartner können die Firma auf
ihrem Weg dorthin unterstützen? Alle Anwesenden haben die rund 150 gesammelten
Forschung
Umwelt & Energie
Ideen nach Leitthemen gegliedert in elektronischer Form erhalten und können nun
aus dem erarbeiteten Fundus schöpfen.
Ähnliche Veranstaltungen sind in weiteren
Verbänden der Textil- und Modebranche
geplant und werden den Teilnehmern helfen, sich dem oft mysteriös erscheinenden
Thema Zukunft zu nähern und ihre Gestaltung sicher in die Hand zu nehmen. Die
bisherigen Rückmeldungen der Teilnehmer
belegen, dass es die zunächst überraschende
Methodik der Zukunftslandkarte schnell
ermöglicht, die Erwartung an befreites
Denken und kreative Ideenentwicklung
durch Wissensträger im Dialog zu erfüllen.
„Denkbares machen, statt nur Machbares zu
denken“, beschreibt zutreffend das Motto
dieses Wissens- und Gedankenaustauschs.
Von der Idee in die Praxis –
Die Förderinstrumente
Die „Perspektiven 2025“ leiten aus den Themenfeldern bereits konkreten Forschungsbedarf ab, der innerhalb der kommenden
zehn bis 15 Jahre die Arbeiten der FKT-Forschungsinstitute bestimmen wird. Da
insbesondere der Mittelstand nur begrenzte
eigene Ressourcen für Forschungsaktivitäten zur Verfügung hat, ist die Zusammenarbeit der Unternehmen mit externen
Forschungseinrichtungen von besonderer
Bedeutung. Das hat das Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
bereits vor vielen Jahren erkannt und unterstützt mit dem Programm der Industriellen
Gemeinschaftsforschung (IGF) die Gewinnung technologiebezogener Basiserkenntnisse im vorwettbewerblichen Stadium. Sie
kommen all jenen Unternehmen zugute, die
sich in branchenbezogenen, gemeinnützigen
Forschungsvereinigungen wie dem FKT
unter dem Dach des AiF e.V. zusammengeschlossen haben. Das Förderprogramm
ist technologieoffen und stimuliert damit
branchenübergreifende Kooperationen.
Die Industrie begleitet die Projekte, deren
Ergebnisse prinzipiell allen Branchenunternehmen als Basis für eigenständige
Produkt- und Verfahrensentwicklungen zur
Verfügung stehen.
Effiziente
Geburtshilfe bei
der Realisierung
ihrer IGF-basierten wie auch
anderen betrieblichen Vorhaben bis zum Prototyp leistet das ebenfalls
vom BMWi geförderte Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). Extrem
erfolgreich ist es weit über Deutschland
hinaus als „Goldstandard“ der Innovationsförderung bekannt. Die Unternehmen schätzen seine Technologieoffenheit, Praxisnähe,
die kurzen Entscheidungsfristen und eine
geringe Bürokratiebelastung. Gefördert
werden im ZIM alle typischen FuE-Projektvarianten von einzelbetrieblichen Vorhaben
über Kooperationen von Unternehmen
untereinander oder/und mit Forschungseinrichtungen bis zu Netzwerken.
Erfolgreich überbrückt das ZIM das „Tal
des Todes“, wie die Überführung eines
vorwettbewerblichen Forschungsergebnisses in die betriebliche Praxis gerne genannt
wird. IGF und ZIM bilden damit eine
aufeinander abgestimmte Förderkette, in
der die wirtschaftlichen Risiken für KMU
bei der Entwicklung eines neuen Produktes,
eines Verfahrens oder einer Dienstleistung
verringert werden. Auf der Aachen-Dresden-International-Textile-Conference 2012
haben Forscher und Unternehmer in einer
eigens organisierten Transfersession neun
konkrete Beispiele vorgestellt. Die über 200
anwesenden Zuhörer konnten sich so aus
erster Hand über die Erfolge informieren
und inspirieren lassen.
37
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
UDie
n h Energiewende
a p p y B i r t hwird
d a y2!!
Leider kein Anlass zum
Feiern...
Michael Engelhardt
Als die Bundeskanzlerin im Jahr 2011
nach den Ereignissen in Fukushima die
Energiewende für Deutschland ausrief,
herrschte noch Optimismus und der
Glaube, die Energiewende könne für das
Industrieland Deutschland eine große
Chance werden. Gute zwei Jahre später ist
Ernüchterung eingetreten. Zwar ist der Anteil der Erneuerbaren Energien (EE) an der
Stromerzeugung auf ca. 25 % angestiegen.
Doch ist dies nur ein Durchschnittswert,
da die Erneuerbaren Energien nun einmal
schwankend einspeisen, mit der Folge,
dass mal zu viel und mal zu wenig Strom
im Netz ist. An der Strombörse führt
dies zu stark schwankenden Preisen, die
mal im negativen Bereich liegen und mal
exorbitant hoch sein können. Insbesondere
wenn viel EE-Strom im Netz ist, sinkt der
Preis bisweilen ins Bodenlose. Da aber die
garantierten Einspeisevergütungen für die
Anlagenbetreiber aufgebracht werden müssen, egal welchen Preis der Strom an der
Börse erzielt, steigt natürlich die EEG-Umlage. In 2014 liegt sie schon bei 6,24 Cent/
kWh und übertrifft damit die von der
Bundeskanzlerin 2011 zugesagte Kostenobergrenze von 3,5 Cent/kWh um fast
das Doppelte. Nun wird in der öffentlichen
Diskussion der Industrie vorgehalten, ihre
Sonderregelungen seien für die Steigerung
der EEG-Umlage verantwortlich. Dazu sei
gesagt: Selbst wenn man sämtliche Sonderregelungen des EEG für die Industrie
abschaffen würde, könnte die Umlage in
38
2014 bestenfalls um etwa 1,5 Cent/kWh
sinken. Es blieben also immer noch ca. 5
Cent/kWh, die allein aus der (Über)Förderung der EE - insbesondere der Photovoltaik - entstanden sind. Zudem würden in
einem solchen Szenario in den besonders
stromintensiven Bereichen unmittelbar
tausende Arbeitsplätze wegfallen, mit
den entsprechenden Wirkungen für die
Sozialsysteme. Es bleibt als einzig denkbare
Lösung für die „Altlasten“ des EEG die von
t+m vorgeschlagene, zumindest partielle
Finanzierung der Energiewende durch
Haushaltsmittel. Bleibt die EEG-Umlage
auf dem bisherigen Niveau oder steigt sie
gar weiter, droht der Industriestandort
Deutschland ernsthaft Schaden zu nehmen.
Erstes Anzeichen dafür ist die schon vorhandene geringere Investitionsbereitschaft
insbesondere in stromintensiven Branchen.
Aber nicht nur auf der Kostenseite wurden
die Hoffnungen in die Energiewende enttäuscht. Auch die Versorgungssicherheit,
die für die Industrie ein immens wichtiger
Standortfaktor ist, gerät in Gefahr. Da der
Netzausbau bisher nicht im notwendigen
Umfang realisiert wurde, bleibt immer
mehr Strom aus Erneuerbaren Energien
ungenutzt, wird aber trotzdem subventioniert. Es häufen sich die Situationen, in
denen die Netzbetreiber systemstabilisierende Eingriffe vornehmen müssen. Dass
hierbei irgendwann Fehler passieren und
es danach zu einem größeren Blackout
kommt,
erscheint
jedenfalls
nicht mehr
ausgeschlossen.
Auch die industriepolitischen
Träume im
Hinblick insbesondere auf die Photovoltaik haben sich nicht
erfüllt. Zu lange hat die Branche auf das
Füllhorn immerwährender Subventionen
vertraut und ist träge geworden. Notwendige Investitionen in Forschung und Entwicklung sind unterblieben, mit der Folge,
dass nunmehr chinesische Hersteller mit
brauchbaren und günstigen Produkten den
Markt dominieren. Die Subventionsmaschine EEG ist leider ein Lehrstück einer
vollkommen verfehlten Industriepolitik.
Es wird darauf ankommen, dass eine neue
Bundesregierung unmittelbar nach der
Bundestagswahl einen Neustart der Energiewende vornimmt. Dabei wird es angesichts der Dramatik der Situation keine
Schonfrist geben. Die deutsche Textil- und
Modeindustrie hat mit ihren Vorschlägen
zu einer Umfinanzierung der Energiewende bereits einen konstruktiven Beitrag zur
Reformdiskussion geleistet.
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
NEUE
Ken n zeichnungspflic ht für
m i t Bioz idprodukte n
b e ha ndelte W are n
Michael Engelhardt
Im Jahr 2012 hat uns die EU mit einer neuen Verordnung (EU 528/2012) beglückt.
Die Verordnung wurde am 1. September
2013 wirksam, seit diesem Datum gelten
also ihre Regelungen. Für die Textilunternehmen ist besonders die Kennzeichnungspflicht gem. Art. 58 wichtig. Danach
muss der Inverkehrbringer einer mit einem
Biozidprodukt behandelten Ware sicherstellen, dass das Produktetikett bestimmte
Informationen enthält, wenn er mit bioziden Eigenschaften wirbt oder die Zulassung des Biozidprodukts dies verlangt.
Folgende Informationen müssen dann auf
das Etikett:
Und so muss das Etikett aussehen:
Die Kennzeichnung muss deutlich lesbar, gut sichtbar und
hinreichend dauerhaft sein.
Wenn Größe und Funktion der behandelten Ware dies erforderlich macht, kann die Kennzeichnung auf der Verpackung,
der Gebrauchsanweisung oder dem Garantieschein angebracht werden.
Besondere Vorsicht ist bei Werbeaussagen
bezüglich der bioziden Eigenschaften eines
Produkts angebracht. Gehen diese zu weit,
wird aus einer behandelten Ware, die „nur“
• eine Erklärung, aus der hervorgeht, dass die behandelte Ware Biozidprodukte enthält;
• wenn dies angezeigt ist, die der behandelten Ware
zugeschriebene biozide Eigenschaft;
• die Bezeichnung aller Wirkstoffe, die in den Biozidprodukten
enthalten sind;
• die Namen aller in den Biozidprodukten enthaltenen
Nanomaterialien mit der anschließenden Angabe „Nano“ in Klammern;
• alle einschlägigen Verwendungsvorschriften, einschließlich
Vorsichtsmaßnahmen, die wegen der Biozidprodukte, mit
denen die behandelte Ware behandelt wurde, beziehungsweise die in dieser Ware enthalten sind, zu treffen sind.
gekennzeichnet werden muss, schnell
ein zulassungspflichtiges Biozidprodukt.
Leider hat es die EU-Kommission bisher
nicht geschafft, das angekündigte Erläuterungsdokument zur Biozid-Verordnung fertig zu stellen. Damit bleiben
wichtige Abgrenzungsfragen vorerst
unbeantwortet und die Unternehmen
müssen aktuell mit einer gewissen
Unsicherheit leben. Wir werden weiter
darauf drängen, dass dieses Dokument
schnellstmöglich vorgelegt wird.
39
Überblick
Tarifpolitik
Bildungspolitik
Sozialpolitik
textil+m
Präsidium
40
Präsident
Präsidium
Peter Schwartze
Donata Apelt-Ihling
Alfred Apelt GmbH
Dr. Klaus Faust
Lodenfrey Menswear GmbH
Vizepräsidium
Martina Bandte
Karl Conzelmann GmbH & Co. KG
Dr. Fritz Goost
Bierbaum Proenen GmbH & Co. KG
Wolfgang Brinkmann
bugatti GmbH
Klaus Berthold
HB Schutzbekleidung GmbH & Co. KG
Dr. Wilfried Holtgrave
WKS Textilveredlungs GmbH
Klaus Huneke
Heimbach GmbH & Co. KG
Wilfried Brandes
Wolf Dieter Kruse
Rolf A. Königs
AUNDE Achter & Ebels GmbH
Werner Braun
KARL OTTO BRAUN GmbH &
Co. KG
Thomas Lindner
Strumpfwerk Lindner GmbH
Ingeborg Neumann
Peppermint Holding GmbH
Dr. Alexander Colsman
Gebrüder Colsman GmbH & Co. KG
Georg Saint-Denis
Global Safety Textiles GmbH
Désirée Derin-Holzapfel
friedola Gebr. Holzapfel GmbH
Dr. Christian Heinrich Sandler
Sandler AG
Hans Digel
DIGEL AG
Justus Schmitz
Schmitz-Werke GmbH & Co. KG
Franz-Peter Falke
FALKE KGaA
Johannes Schulte
Vorwerk & Co. Teppichwerke GmbH &
Co. KG
Heiko A. Westermann
ROY ROBSON FASHION GmbH &
Co. KG
Internationale Märkte
Europapolitik
Forschung
Umwelt & Energie
mK oon tda ket
Hauptgeschäftsführer
Referate / Wirtschaftspolitik
Dr. Wolf-Rüdiger Baumann
Außenwirtschaft / Internationale
Kooperationen / Messen
Felix Ebner
Tel 030 726220-30
Mail [email protected]
Recht und Steuern
Dr. Christoph Schäfer
(bis 31. Dezember 2013)
Tel 030 726220-32
Mail [email protected]
Juliane Schröder
Tel
030 726220-33
[email protected]
Büros
Dr. Uwe Mazura (ab 1. Januar 2014)
Stellvertretender
Hauptgeschäftsführer
Hans-Joachim Blömeke
Kaufmännischer Leiter
Marcus Jacoangeli
Tel
030 726220-24
Mail [email protected]
AGV/Sozialpolitik
Arbeits- und Sozialversicherungsrecht
Susanne Wicht
Tel 030 726220-27
Mail [email protected]
Bildung
Karin Terdenge
Tel 030 726220-28
Mail [email protected]
Tarifpolitik
Hans-Joachim Blömeke
Tel
030 726220-21
Mail [email protected]
Energie und Umwelt
Michael Engelhardt
Tel 030 726220-36
Mail [email protected]
Forschung und Innovation
Dr. Klaus Jansen
Tel 030 726220-40
Mail [email protected]
Messen und Internationale Märkte
Claudia Saam
(bis 31. Dezember 2013)
Tel 030 726220-35
Mail [email protected]
Kommunikation, Presse und
Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Hartmut Spiesecke
(ab 1. Januar 2014)
Tel 030 726220-22
Mail [email protected]
Berlin
Gesamtverband der deutschen
Textil- und Modeindustrie e. V.
Reinhardtstr. 12-14
10117 Berlin
Tel 030 726220-0
Fax 030 726220-44
Mail [email protected]
Web www.textil-mode.de
www.facebook.de/textilverband
Brüssel
Yvonne Hendrych
(bis 31. Dezember 2013)
31, rue du Commerce
B-1000 Bruxelles
Tel +32 2 50089-64
Mail [email protected]
41
Impressum
Herausgeber:
Gesamtverband textil+mode
Reinhardtstr. 12 - 14, 10117 Berlin
www.textil-mode.de
www.facebook.de/textilverband
Redaktion & Gestaltung: Stephanie Schmidt
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