PDF Datei aus "Global Angler" 1-2011
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JARDINES DE LA REINA KUBA KUBA JARDINES DE LA REINA KUBA J ardines de la Reina – vier spanische Worte. Süß wie Honig, feurig wie Salsa klingen sie und heißen ins Deutsche übersetzt „Die Gärten der Königin“. Die Schönheit dieser Gärten findet man jedoch nicht etwa in Form gestalteter Landschaften, sondern direkt über und unter dem Meeresspiegel. In schier unendlich erscheinenden Mangrovenwäldern und prächtigen Korallenriffen wimmelt es von marinem Leben aller Art. Das Naturschutzgebiet der „Jardines liegt der größten Antilleninsel vorgelagert an der Karibikseite im Süden Kubas und besteht aus mehr als 650 Koralleninseln. Auf dem nur mit einer mehrstündigen Bootsfahrt erreichbaren Archipel gibt es keine Siedlungen, keine Dörfer, keine Hotels. Mirjana Pavlic von FLYFISHING EUROPE bewundert einen blitzeblanken kubanischen Bonefish aus den Gärten der Königin. Text: Thomas Michael Fotografie: Michael Bolscho, Thomas Michael 28 GLOBALGAME ANGLER GLOBALGAME ANGLER 29 JARDINES DE LA REINA KUBA Auf dem nur mit einer mehrstündigen Bootsfahrt erreichbaren Archipel gibt es keine Siedlungen, keine Dörfer, keine Hotels. Nur eine Handvoll kubanischer Fischer gehen hier gelegentlich dem Fischfang nach. Doch auch sie können in dieser abgeschiedenen Wasserwelt nur kurze Zeit verbringen. So sind die kleinen Inselchen einer der letzten, wirklich unberührten Flecken auf diesem Globus, wo so begehrte Fischarten wie der Bonefish, der Tarpon und der Permit auf uns Fliegen- und Spinnfischer in großer Zahl warten. Entsprechend erwartungsvoll fantasierten wir von den bevorstehenden Erlebnissen, als wir unsere Seesäcke, Taschen und Rutenrohre auf das Boot verluden, das uns von dem kleinen Fischerdorf Jucaro zu den Jardines de la Reina bringen würde. Wir, das waren die Münchner Freunde Lothar, Michel und Bertel sowie Mirjana Pavlic von Flyfishing Europe und ich. In einem klimatisierten Reisebus hatte man uns und 8 weitere Angler mit einer entspannten mehrstündigen Fahrt von Havanna hierher gebracht. Seit fünf Uhr in der Früh waren wir schon wach und hatten von unseren bequemen Sitzen aus die weitläufige Landschaft Kubas mit Zuckerrohrplantagen, Weideflächen, kleinen Palmenhainen und winzigen Siedlungen mit bunten Häuschen und ihren überaus entspannt wirkenden Bewohnern in zum Teil noch bunterer Garderobe angeschaut. Nun plauderten wir mit den anderen Anglern, die genau wie wir, auf dem Weg zu den Jardines waren. Auf unserem Boot hatten wir die Gesellschaft von einem italienischen Spinnangler und einem argentinischen Fliegenfischer. Die anderen sechs Angler stammten allesamt aus Argentinien und bestiegen ein zweites Transferboot. Alle waren in freudiger Erwartung, alle fantasierten von den erhofften Fängen, die häufigsten und in dem Sprachengewirr aus Deutsch, Italienisch und Spanisch alle Sprachbarrieren überspringenden Worte lauteten „Bonefish“, „Permit“ und „Tarpon“. Zwischen zahlreichen Booten, Flats-Skiffs und Kajaks, die auf dem 30 GLOBALGAME ANGLER Vorplatz der kleinen Hafenanlage standen, wuselten Kubaner um uns herum, die sich uns als unsere Guides und Lodgepersonal vorstellten. Sie hatten das Wochenende daheim bei ihren Familien verbracht, um nun wieder für eine längere Zeit zu ihrem Arbeitsplatz aufzubrechen: Den Gärten der Königin. KUBA JARDINES DE LA REINA Die „Tortuga“ liegt als schwimmende Lodge mitten in der Inselwelt der Jardines de la Reina. Die Zahl und Größe der Bonefishflats in den „Jardines“ erscheint endlos.Viele der Flats sind wunderbar zu bewaten. Mit dumpfem Brabbeln sprang der Motor unseres Transferbootes an, das Zeichen zum Aufbruch. Leinen los und innerhalb weniger Minuten wurde der Hafen hinter uns kleiner und kleiner bis er schließlich hinter dem weiß schäumenden Schraubenwasser in weiter Ferne verschwand. Vorbei an leuchtenden Riffstrukturen und einigen kleinen, mit Mangroven und Buschwerk bewachsenen Inseln fuhren wir auf das türkisfarbene Wasser des offenen Meeres hinaus, das bis zu den Jardines flach blieb und niemals eine dunklere Farbe als ein sattes Mittelblau erreichte. Hier und da raubten Fische an der Oberfläche, hier und da sauste ein Houndfish auf der Schwanzflosse über den Meeresspiegel, da und dort sahen wir Delfine. Ich atmete tief durch, genoss die frische Meeresluft und den kühlen Fahrtwind. Meine Freunde hatten es sich auf den Sitzen im Boot bequem gemacht, die Guides lagen entspannt auf dem Boden oder rauchten Zigaretten auf dem Achterdeck. Bald verstummten die Gespräche zwischen den Anglern, die mehr und mehr in eine Art Trancezustand verfielen und, Mit Vollgas hinaus auf die Flats. Der Fahrtwind vertreibt die letzten Gedanken an den Alltag. mit offenen Augen träumend, auf die Ankunft an unserem Zielort warteten. Die „Floating Lodge“ Nach einer Weile tauchten Inseln vor uns auf, deren Bewuchs mit schwarzen und weißen Mangroven mich gleichermaßen an die Vegetation in den Bahamas wie auch an Floridas Golfküste erinnerte. Eine, wenn auch nicht spektakuläre, für mich jedoch besondere Kulisse. Hatte ich doch diese Kombination noch an keinem anderen Ort der Welt gesehen. Und wenig später dann bog unser Boot in einen in allen Blautönen schillernden Kanal ein, der tief in den Mangrovenwald hineinführte, bis sich die schmale Durchfahrt in eine große Lagune öffnete, in deren Zentrum unser schwimmendes Hotel auf uns wartete. Die „Tortuga“, ein 33 Meter langes, doppelstöckiges Hausboot. Bei einem kalten WelcomeDrink ließen wir uns in die gemütlichen Stühle auf dem vorderen Deck sinken, während die Crew unser Gepäck in unseren Kabinen verstauten. Tony, der Manager unserer schwimmenden Lodge, weihte uns in die Gebräuche und bevorstehenden Tagesabläufe ein und gemeinsam mit den Guides gab er uns Tipps und Hinweise zur Fischerei. Zustimmend nickenden Blicken in unsere Fliegendosen folgte das allgemeine Zusammenbauen der Angelausrüstungen. Während wir und unser argentinischer Kollege einen Wald aus Fliegenruten an Deck aufstellten, schraubte der Italiener Stellas und Dogfights an seine schweren Spinnruten. Offensichtlich hatte er vor, an den Riffen mit großen Topwater Lures zu fischen und erzählte mit strahlenden Augen von seinen bevorstehenden Auseinander- GLOBALGAME ANGLER 31 JARDINES DE LA REINA KUBA KUBA JARDINES DE LA REINA Nahrungsüberfluss schlemmenden Fische mit ihrer Tarponfliege betören zu können. Nach etlichen Versuchen verstaute Arjelios den Pushpole wieder, warf den Motor an und fuhr an eine andere Stelle, wo wir die Skiffs ankerten und auf einem dem Strand vorgelagerten Riffplateau zu Fuß auf die Suche nach Bonefish zu gingen. Arjelos mit Mirjana an seiner rechten Seite schlichen voran, gefolgt von Michel und mir mit unseren schussbereiten Fotoapparaten. Leonardo blieb währenddessen bei den Booten. Nach wenigen Minuten war die erste Schule Bonefish gesichtet und wurde von Arjelos und Mirjana in geduckter Hal- setzungen mit gewaltigen Crevalle Jacks und Cubera Snappern. Bald war alles aufgeriggt und die Ruten hingen übersichtlich sortiert in den Rutenhalten am Vordeck. Nach einem schnellen, schmackhaften Snack bestiegen wir für ein paar Stunden Nachmittagsfischerei die bereitstehenden Dolphin Flats-Skiffs. Michel und Mirjana begaben sich in die Obhut von Arjelios, den seine Guide-Kollegen wegen seiner äußerst dunklen Hautfarbe „El Negrito“ nannten. Lothar und Bertel stiegen in das Boot von Eduardo. Und ich schüttelte die Hand eines jungen Kubaners, der sich mir mit einem Sonnenscheinlächeln als Leonardo vorstellte. Ihm stand eine besondere Aufgabe bevor, denn wir beide würden die Fische vornehmlich mit der Kamera und nur eher selten mit der Fliege fangen. Wir waren das „Kameraboot“ und wollten die anderen beiden Boote auf ihren Ausfahrten begleiten, um Fotos und Videos zu schießen. Nach einem intensiven Briefing über das Was und Wie starteten wir die Motoren, tuckerten im Standgas durch einen der zahlreichen, aus der Lagune hinausführenden Channels, um dann an dessen Mündung in die offene Weite der Flats die ultraflachen Boote zu beschleunigen und mit Höchstgeschwindigkeit förmlich über den Wasserspiegel zu fliegen. Erste Fischkontakte Bald schon mussten wir die Geschwindigkeit drosseln, denn ein kräftiger Wind pustete Wellen aufs Meer. Unsere Guides brachten uns in den Windschatten hinter den Inseln, Lothar und Bertels Boot legte neuen Kurs an und so trennten sich unsere Wege. Leonardo und ich hängten 32 GLOBALGAME ANGLER Etliche Würfe und zwei Bonefish später traten wir bei schon tiefstehender Sonne die Rückfahrt zur „Tortuga“ an, um dort die Erlebnisse des ersten Nachmittags bei köstlichen Kaltgetränken mit mal mehr, mal weniger Alkoholgehalt und schließlich einem opulenten Meeresfrüchte-Dinner in angeregten Gesprächen miteinander auszutauschen. Auch Bertel und Lothar hatten erste Fischkontakte mit Tarpon und Bonefish gehabt. Mojitos begleiteten den spektakulären Sonnenuntergang mit dem Aroma von Minze und Rum, wir hatten den Zustand genussvollster Urlaubsstimmung erreicht. Der Alltag war vergessen. Als wir in die Betten in unseren geräumigen Kabinen fielen, drehten sich die Gedanken und Träume nur noch um die glitzernden Flossen, grün schimmernden Rücken und pfeilschnellen Fluchten der faszinierenden Fische dort draußen, in den prächtigen Gärten der Königin. Looki to mi – strippi di slow Den ersten ganzen Angeltag begrüßte ich auf dem Sonnendeck der „Tortuga“. Kaffee schlürfend lauschte ich dem fast unhörbaren Plätschern winziger Wellen, die rings um das Mutterschiff das Gewirr des Mangrovenwurzelwerks umspülten, übertönt von leisen Stimmen und dem Geklimper von Geschirr aus der Küche, wo Schiffskoch und Helferinnen sich fleißig um das Frühstück kümmerten. Die Sonne kroch über den dunklen Schattenriss des Mangrovenwaldes und hauchte ein zartes Violett mit rosa Schleiern über die Szenerie der Ruhe. Tief in den Mangroven auf der Suche nach Tarpon. Michel mit einem stattlichen Bonefish, den er trotz Starkwind und Wellen erspähte und dann an seine Fliege locken konnte. Die Jardines haben einen hervorragenden Bestand von standorttreuen Baby-Tarpon, die zu jeder Jahreszeit eine spannende Fischerei bieten. uns in Arjelios Kielwasser und wollten bei ihm, Michel und Mirjana bleiben. Als perfekter Gentleman ließ Michel unserer Fliegenfischerin den Vortritt und Mirjana stellte sich mit der 8-er Fliegenrute aufs Casting Deck, machte sich wurfbereit und hielt mit der Bonefishfliege in der Hand und auf dem Deck ausgelegter Flugschnur Ausschau nach Fischen. Es war offensichtlich, dass sie bereits einige Erfahrung im Salzwasserfliegenfischen hat, was auch Arjelios mit einem anerkennenden Nicken wahrnahm. Wellen und Wind machten jedoch das Aufspüren und Sichten von Fischen in dem aufgewühlten und leicht angestaubten Flachwasser zu einem Expertenjob. So fuhren wir von einer zur nächsten Angelstelle, auf der Suche nach sichtigerem Wasser. Schließlich fanden wir einen Ufersaum entlang eines langen Sandstrandes, wo es von Futterfischen nur so wimmelte. Hier und da durchbrach der Rücken eines rollenden Tarpon den Wasserspiegel. Mirjana tauschte die Achter gegen eine Zehner Rute und legte den Silver Kings die Fliege vor die Nasen. Jedoch ohne die im Guide Arjelios releast einen Barrakuda. Wohl vierzig, vielleicht fünfzig Snapper pendelten zwischen dem Dunkel unter dem Schiffsrumpf und dem blaugrau schimmernden Wasser der Lagune hin und her. Zwei Houndfish zogen schlängelnd ihre todverheißenden Kreise um einen Schwarm kleiner Futterfische. Da unten im Wasser spielte die Natur bereits morgens um kurz nach sechs das Spiel vom Fressen und Gefressenwerden. Nach und nach tauchten meine Freunde mit Kaffeetassen in den Händen und verschlafenen Gesichtern auf. Still begrüßten wir uns und genossen gemeinsam, doch auch irgendwie jeder für sich ganz persönlich, die beeindruckende Stille und Schönheit des erwachenden Tages. Munterer wurde es dann im Speiseraum beim Schlemmen eines reichhaltigen Frühstücks, das uns eine gute Grundlage für die bevorstehenden Anstrengungen gab, welche fast schon ein wenig euphorisch von uns und unseren argentinischen und italienischen Mitanglern herbeigeplappert wurden. Während der Italiener von den großen Cuberas schwärmte, hatte der Argentinier es ausschließlich auf den Permit abgesehen. Wir hingegen wollten einfach nur schauen, welches Programm Petrus für uns bereithielt und alles fangen, was die Flats zu bieten hätten. Nach einer riesigen Portion Eier mit Schinken und Toast, gefolgt von saftigen Papaya und Ananas, bestiegen wir die Boote und fuhren neuen Abenteuern entgegen. tung angeschlichen. Doch die Fische schwammen mit exakt der gleichen Geschwindigkeit fressend und tailend weiter, wie die beiden Jäger versuchten, sich ihnen auf leisen Sohlen zu nähern. Endlich blieb der Schwarm für einen Moment an einer Stelle stehen, vielleicht weil dort gerade etwas besonders Schmackhaftes am Gewässergrund im Angebot war, und die Bonefish-Jäger konnten sich den Fischen auf bequeme Wurfdistanz nähern. Einen schnellen Wurf mit nur zwei Leerschwüngen, drei Sekunden Fliegenabsinkphase und vier kurze Strips an der Flugschnur später stand Mirjana mit tief verbeugter Fliegenrute da, die Rolle gab singend Schnur frei und ein Bonefish sauste mit Höchstgeschwindigkeit davon. Seine Versuche, das Flachwasser über die von kleinen Wellen überspülte Kante des Riffplateaus in Richtung des tiefen Wassers zu verlassen, parierte Mirjana mit fein dosiertem Gegendruck. So bekamen wir unsere ersten Fotos für diese Geschichte. Mit einem blitzeblanken, gut vierpfündigen Bonefish in den Händen einer freudestrahlenden Fliegenfischerin. GLOBALGAME ANGLER 33 JARDINES DE LA REINA KUBA KUBA JARDINES DE LA REINA Mirjana Pavlic von FLYFISHING EUROPE mit dem ersten gelandeten Tarpon unserer Kuba-Tour. Zunächst begleiteten wir Lothar und Bertel, die ihr Guide Eduardo heute an den Tarpon bringen wollte. Der Wind hatte seit dem gestrigen Tag erheblich aufgefrischt und schon bei der Überfahrt durch den ersten Channel bekamen wir alle mehrere kräftige Meerwasserduschen, so hoch waren die Wellen auf dem Meer, das sich offenbar den Teufel darum scherte, dass wir eigentlich spiegelglatte Flats erwartet hatten. Eduardo kurvte auf der Suche nach windgeschützten Angelstellen tiefer und tiefer in die schmalen Wasserstraßen zwischen dem Mangrovendickicht hinein bis wir schließlich 34 GLOBALGAME ANGLER auf einem kleinen Flat ankamen, das ringsum von dichtem Mangrovenwald umgeben war. Behutsam stakte Eduardo das Skiff entlang der Mangrovenwurzeln, den Blick konzentriert aufs Wasser gerichtet. Lothar und Bertel waren beide wurfbereit mit ihren Fliegenruten. Einer im Bug, einer im Heck des Bootes. Und es dauerte nicht lange, bis Eduardos raue Stimme in gebrochenem Englisch verkündete: “Tarpon five o clock,“ (Tarpon auf 5 Uhr). Lothar schaute nach fünf Uhr, aber da war nichts zu sehen. „Long cast!” (Langer Wurf), rief Eduardo und Lothar warf seine Fliege so weit er konn- te. Doch scheinbar nicht genau dahin, wohin er hätte werfen sollen. „Looki to mi, strippi di slow” (Schau wohin ich zeige, langsam einstrippen), und Lothar tat wie ihm geheißen, aber wohl auch nicht exakt nach Eduardos Vorstellungen. „More wait, more wait!” (länger warten, länger warten), Eduardo wurde etwas nervös. Lothar wartete, die Fliege sank zu Boden, der Tarpon war verschwunden. Nur Minuten später kam der nächste Tarpon aus dem Gewirr der Mangrovenwurzeln ins Freiwasser und es war an Bertel, sein Glück zu versuchen. Doch ihm erging es genau wie seinem Freund zuvor. Er warf den Fisch an, so gut es ging, begleitet von Eduardos Ansagen: „Nonono, ischu looki to me, make a long cast and strippi di slow, more slow, more slow.” Auch dieser Fisch bekam die Fliege nicht zu Gesicht und paddelte lässig seines Weges. „Oh, oh, shit. Gone away. You must listen to me. Not stripping fast, slow, slow!!! (Oh Sch…, er ist weg. Du musst mir zuhören. Nicht schnell strippen, langsam, langsam!!!) Nun, es dauerte nicht lange bis die beiden Münchner Fliegenfischer sich an Eduardos spezielles Englisch gewöhnt hatten und seine Kommandos besser und besser umsetzten. Die Belohnung folgte auf dem Fuße. In Form eines silberblanken Fisches, der Bertels Fliege inhalierte, sofort nach dem Biss hoch aus dem Wasser sprang... und den Haken abschüttelte. Aber, so ist halt Tarponfischen. Eduardo fand immer wieder neue windgeschützte Plätze und auch immer wieder einige Tarpon, denen die Freunde ihre Fliegen anbieten konnten. Doch heute blieb es bei einigen Kontakten mit den Silverkings, die ohne Fischlandung ausgingen. Trotzdem, Bertel und Lothar berichteten am Abend voller Begeisterung von ihren Erlebnissen und waren fest davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, wann sie den ersten Tarpon bis and Boot drillen würden. Michel und Mirjana erzählten von Barrakudas, Bonefish und auch gesichteten Permit, die sie aber nicht hatten anwerfen können. Und von einem Tarpon, der nach seinen ersten Sprüngen eine Fliegenrute in mehrere Teile zerlegt hatte. Unser italienischer Kollege hatte mit seiner Spinnausrüstung und großen Poppern mehrere stattliche Horseye und Crevalle Jacks gefangen. Und der Argentinier? Er zeigte uns ein paar Fotos, die sein Guide heute von ihm gemacht hatte. Von ihm und einem herrlichen Permit, der auf die „AvalonFliege“, ein von den hiesigen Guides entwickeltes Erfolgsmuster, hereingefallen war. Auf dem gemütlichen Deck verplauderten wir alle gemeinsam die Abendstunden an der gut sortierten Bordbar, schlürfen Mojitos, ein kühles Bierchen oder ein Glas Wein, lauschten Tonis Geschichten von Anglern und Fischen und beobachteten Franco, das gut zwei Meter lange amerikanische Krokodil (Crocodylus akutos), das sich allabendlich zum Dinner einfand. Es schwamm gemächlich näher, Guide Arjelios versorgt uns mit frischen Kokosnüssen. blinzelte uns aus seinen geschlitzten Augen an und wartete geduldig, dass jemand ein Hühnchen oder einen Fisch aus der Küche holte und es ihm mundgerecht, an einer Angelschnur baumelnd, vor sein zähnestarrendes Maul hielt. Kaum baumelte der Leckerbissen vor seiner Nase, schnappte Franco herzhaft zu und drehte sich ein paar Mal in Krokodilmanier um seine Längsachse bis das Wasser schaumig geschlagen und der Leckerbissen von der Angelschnur abgerissen war. Ein beeindruckendes Spektakel und eine wunderbare Abschlussvorstellung vor dem Zubettgehen. Geisterjagd bei Starkwind Angeregt vom Erfolg unseres argentinischen Mitanglers brach Michel am nächsten Morgen mit Arjelio auf, um sich an einem Permit zu versuchen. Spukte der Traum vom Fang dieses Fisches doch schon so lange durch seinen Kopf. In Belize hatte Michel sich schon die Zähne an den scheuen und wählerischen Fischen ausgebissen. Vielleicht würde er ja hier in Kuba mehr Glück haben. So ergab sich für meinen Guide Leonardo mit mir und Mirjana an Bord erstmals wieder die Möglichkeit, nicht nur auf die Jagd nach Fotos sondern auch nach Fischen zu gehen. Bertel und Lothar wollten es, nun wo sie Eduardos sehr spezielles Englisch zu verstehen gelernt hatten, noch einmal auf Tarpon versuchen. Und so trennten sich die Wege unserer drei Boote wenige Minuten nachdem wir gemeinsam von unserer schwimmenden Lodge losgefahren waren. Sonne, blauer Himmel und ein herrlicher Bonefish Lothar im Paradies. GLOBALGAME ANGLER 35 JARDINES DE LA REINA KUBA KUBA JARDINES DE LA REINA Mirjana Pavlic von FLYFISHING EUROPE schließt Freundschaft mit einer Hutia, einer karibischen Baumratte, die sich hocherreut mit frischem Obst füttern lässt. spannender Pirsch und tollen Drills an der 8-er Fliegenrute. Bertel fing diesen Tarpon an einer Abrruchkante zwischen einem Flat und dem gut fünf Meter tiefen Wasser über einem herrlichen Korallengarten. Wieder schlug ein frischer Wind weißen Schaum auf das Meer, wieder suchten unsere Guides nach geschützten Stellen im Windschatten von Inseln und Mangrovenwäldern. Wieder gestaltete es sich als eine echte Herausforderung, Fische unter der unruhigen Wasseroberfläche zu sehen. Leonardo stakte das Boot entlang eines langen, gelb schimmernden Sandstrandes. Vogelstimmen klangen leise aus dem üppigem Buschwerk, vom pfeifenden Wind fast zur Unhörbarkeit überschallt. Die Wellen schlugen in kurzer Kadenz so laut und schnell gegen den Bootsrumpf, dass es mich an stürmisches Beifallklatschen erinnerte. Vor uns, fast verborgen unter dem Wellenteppich, erstreckte sich ein dichtes Seegrasfeld so weit das Auge reichte. Hier und da unterbrachen gelb oder türkis leuchtende Sandflächen das Dunkelgrün des Bodenbewuchses. Unter diesen Bedingungen Fische zu sehen verlangt ein besonders geübtes Auge, erst recht wenn man nach Bonefish suchte, die nicht von ungefähr als „Geister der Flats“ bezeichnet werden. Unser junger Guide Leonardo besaß jedoch ganz offensichtlich diese Gabe, denn schon nach wenigen Minuten konzen- 36 GLOBALGAME ANGLER trierten Schauens flüsterte er uns zu, dass er eine Schule Bonefish gesichtet hatte. Mirjana war blitzschnell wurfbereit auf dem Casting Deck im Bug des Bootes und wir schauten beide gespannt die Richtung wo Leonardo uns die Fische ansagte. Nur ein paar undeutliche Bewegungen waren durch den von Wellen zerrissenen und verzerrten Wasserspiegel auszumachen, mehr zu ahnen als zu sehen. Auf Leonardos Ansage brachte Mirjana die Flugschnur in die Luft und korrigierte die Wurfrichtung und Distanz während dreier Leerwürfe nach Leonardos exakten Angaben. Etwas mehr nach links, etwas mehr Schnur, jetzt ablegen, die Fliege auf den Grund sinken lassen, und anfangen sie einzustrippen bevor sie das Seegras berührt. Doch die Fliege blieb unbeachtet. Mirjanas nächster Wurf platzierte die olivfarbene, einem Crazy Charlie ähnliche Bonefishfliege einen guten Meter vor dem Führungsfisch. Prompt nahmen dieser und sein „Adjudant“ das vermeintliche Leckerchen wahr und beide Fische folgten der mit kurzen Hopsern knapp über dem Grasteppich weghuschenden Fliege. Wie meistens war der etwas kleiner Adjudant schneller als der große Anführer der Schule und haschte ihm die Fliege vor der Nase weg. Mit einem kleinen Freudenjuchzer setzte Mirjana den Haken, hob die Fliegenrute an und genoss sichtlich die erste, lange Flucht des blitzschnellen Fisches. Gute zwanzig Meter Backing hatten den Spitzenring passiert bis der Bonefish langsamer wurde, stehen blieb und endlich Mirjanas Zug folgte. Ein paar kürzere Fluchten und munteres Kreiseziehen um den Bug des Bootes später war der erste Fisch des Tages reif für die Landung. Er mochte wohl etwa drei einhalb Pfund wiegen und war in allerbester Kondition. Schade, dass wir nicht den Anführer der Schule erwischt hatten, der annähernd doppelt so groß gewesen war. Entlang des fast zwei Kilometer langen Seegrasfelder fing Mirjana noch zwei weitere Bonefish in ähnlicher Größe. Als der Grasteppich immer löchriger wurde und Sandboden die Vorherrschaft übernahm, verließen wir das Boot, um watend weiterzufischen. Sich auf leisen Sohlen an gesichtete Bonefish anzuschleichen, ist noch um ein Vielfaches spannender als sie vom Boot aus anzuwerfen. Wir mussten ein gutes Stück weit gehen bis wir die ersten Fische fanden, doch die belohnten unsere Mühen mit Mittagessen bei Familie Hutia Zur Mittagszeit steuerten wir auf eine wohl zwei bis drei Meter tiefe, unter dem klaren, harten Sonnenlicht in strahlendem Türkis leuchtende Lagune zu. Fasziniert beobachtete ich die weißen Seidenreiher, die in lebhaftem Kontrast zum Dunkelgrün des Mangrovenlaubs, Hellblau des Himmels und Türkis des Wassers im Geäst saßen. Leonardo fuhr durch eine kleine Nische zwischen dem Unterholz und machte das Boot an den Mangrovenwurzeln fest. Motorengeräusch kündigte die anderen beiden Boote an, mit denen wir uns hier zum Mittagessen trafen. Sandwiches mampfend und Softdrinks schlürfend erzählten wir uns von den Begebenheiten des Vormittags. Und während wir so über verpatzte Würfe, „strippi di slow“-Erlebnisse, Tarponsprünge und gerissene Vorfächer lachten, kündigte sich Besuch mit lauten Pfeifgeräuschen an, die aus dem Mangrovendickicht immer näher kamen. Dackelgroße Rattentiere mit putzigen Knopfaugen balancierten über die geschwungenen und gebogenen Mangrovenwurzel. In einer Mischung aus Neugier und Vorsicht kletterten die possierlichen Kerlchen immer näher. Manchmal hoben sie ihre Köpfe und schnüffelten mit zitternden Schnurbarthaaren den köstlichen Duft unserer Mahlzeit ein. Unsere Guide erklärten uns, dass die „Hutias“ (Baumratten, nicht mit unseren europäischen Ratten verwandt) ganz scharf auf Obst seien und so legten wir Mangostücke aus unserem Obstvorrat auf die Wurzeln. Es dauerte nicht lange, bis die braunfelligen Kerlchen zufrieden schmatzend in „Männchenhaltung“ rund um uns saßen, Obst zwischen ihren Vorderpfoten hielten und mit sichtlichem Genuss an den saftigen Leckerbissen knabberten. Manche ließen sich bald sogar mit der Hand füttern. Auch wir kamen schließlich bei der Nachspeise an und labten uns an frischen Papaya, Mangos und Melonen aus unseren Kühlboxen. Nach einer guten halben Stunde war es wieder Zeit, fischen zu gehen. Und so verabschiedeten wir uns von unseren neuen pelzigen Freunden und fuhren wieder unseres Weges. Tarpon und Ostfriesennerz Der Wind war über die Mittagszeit noch stärker geworden und stellte unsere Guides vor echte Probleme. Wo konnte man überhaupt bei diesem Wind mit der Fliegenrute werfen? Wo würde man Fische finden und überhaupt sehen? Leonardo löste dieses Problem schon bald und ließ Mirjana das von einem Mangrovensaum beschattete Wasser mit Blindwürfen abfischen. Sie fing einen Mangrove Snapper nach dem anderen, bekam eine nervenkitzelnde Barrakuda-Attacke und die Chance, zwei gewaltige Crevalle Jacks anzusprechen, die im Schlepptau eines gut zwei einhalb Meter langen Zitronenhais aus einer Vertiefung zwischen den Mangroven herausschwammen, doch Mirjnas Tarponfliege lässig ignorierten. Dann GLOBALGAME ANGLER 37 JARDINES DE LA REINA KUBA KUBA JARDINES DE LA REINA Wir hatten uns so sehr auf die Fischerei konzentriert, dass wir die dunkle Gewitterfront gar nicht wahrgenommen hatten, die drohend den Horizont verdunkelte und immer näher kam. Leonardo nahm Kurs auf unsere Lodge, denn er wollte keinerlei Risiko eingehen. Trotz vorsichtiger Fahrt schwappten Wellen über den Bug des Bootes als wir bei der Überfahrt das tiefe Wasser passierten und es wurde uns klarer und klarer, dass wir die Lodge nicht rechtzeitig vor dem Gewitter erreichen würden. Leonardo zog gelbe und orange Regenjacken aus einem Staufach des Bootes, die wir überzogen, um dann im „Ostfriesennerz“ durch die Karibik zu schippern. Als die Regenfront immer näher kam, suchten wir Schutz in einem Mangrovenwald. Das Boot an den Wurzeln vertäut, hockten wir in unseren bunten Jacken in einer grünen Höhle, durch deren Blätterdach der Regen auf unsere Kapuzen herunterprasselte. Wie aus Eimern schüttete es und wir lachten minutenlang über uns gelb- und orangeleuchtenden Kapuzenzwerge im strömenden Regen. Als der Regen ein wenig nachließ, wagten wir uns wieder aus unserem Versteck hervor und erreichten platschnass doch in bester Laune die „Tortuga“, wo sowohl trockene Kleider als auch schmackhafte Getränke und ein opulentes Mahl mit kiloweise Langusten und knusprig gebratenem Snapper auf uns warteten. Bonefishdrill auf einem sehr produktiven Grasflat. sahen wir den ersten Tarpon. Ein junges, vielleicht zehnpfündiges Exemplar, das majestätisch rollend immer wieder seinen Rücken den Wasserspiegel durchbrechen ließ. Doch auch er zeigte kein Interesse an der Fliege. Der nächste Tarpon schenkte der Fliege einen kurzen Blick, um dann gelangweilt weiter seines Weges zu ziehen. Zehn, oder waren es elf Begegnungen mit Tarpon folgten, aber trotz Fliegenwechselns nahmen alle den selben unbefriedigenden Verlauf. Die Silver Kings waren nicht in Fresslaune. 38 GLOBALGAME ANGLER Wir suchen im Mangrovenwald Schutz vor dem Unwetter. Das Wetter, das Wetter... Auch während der folgenden Tage wollte das Wetter weiter für die Jahreszeit völlig unübliche Kapriolen schlagen. Schon am frühen Morgen blies uns ein starker Wind den Schlaf aus den Augen und das Gewitter wurde zum Dauergast an den Nachmittagen. Frust in den Augen unserer Guides, die immer wieder nach Optionen suchten, uns trotz der widrigen Bedingungen an den Fisch zu bringen. Gute Laune in den Gesichtern meiner Angelfreunde, die sich durch nichts und niemanden die Freude an diesem Angelurlaub vermiesen ließen. Sie fischten ausdauernd, genossen jede Minute und machten immer das Beste daraus. Michel, der sich auf Permit konzentrierte, stand stundenlang auf dem Casting Deck des schwanken- Gerade rechtzeitig vor dem Gewitter erreichen wir unsere schwimmende Lodge. den Skiffs und schaute sich die Augen aus dem Kopf, um in dem aufgewühlten, milchigen Wasser einen der hochrückigen, silbernen Traumfische zu entdecken. Zwei Chancen bekam er, doch die Fliege landete unglücklich und wurde niemals von den Permit wahrgenommen. Als Belohnung für seinen hartnäckigen Einsatz fing er einen wunderbaren, großen Bonefish, den er selbst im windgepeitschten Wasser auf einem offenen Flat erspäht hatte und nach langem, spannenden Drill vor die Kamera halten durfte. Eröffnung des Tarpon-Buffets Zwei Tage lang konzentrierten wir uns auf die Silver Kings, die Tarpon. Nach sehr feuchten frühmorgendlichen Überfahrten durch die windgepeitschten tiefen Channels zwischen den Inseln erreichten wir ein ausgedehntes Flat mit einer Wassertiefe zwischen etwa einem und drei Metern. Boca Grande - große Bucht - nannten unsere Guides diese Angelstelle. Wie es auch in den Florida Key üblich ist, legten unsere Guide die Skiffs mit in den Boden gerammten Pushpoles per „stakeout“ in etwa 50 Metern Abstand voneinander fest und mit jeweils einem wurfbereiten Fliegenfischer auf dem Casting Deck warteten wir auf die hoffentlich in Wurfweite vorbeiziehenden Tarpon. Es dauerte nicht lange bis die erste Tarponschule heranrollte. Die grünschimmernden Rücken der großen Fische durchbrachen immer wieder den Wasserspiegel. Je näher die Fische sich auf uns zubewegten um so mehr stieg die Spannung. Bertel konnte als erster seine Fliege vor den Schwarm legen und bekam auch prompt einen Biss. Doch fand der Haken keinen Halt im harten Maul des Fisches. Dann hatten die Tarpon Eduardos Boot passiert und bewegten sich auf bogenförmigem Kurs auf Arjelios Skiff zu. Das war die Chance für Michel, der unter gleichzeitigen Anweisungen und Rufen von Arjelio und Mirjana seine Flugschnur in die Luft brachte. Doch die Tarpon hatten ihre Schwimmrichtung geändert und Michels Wurf fiel zu kurz aus. Ähnliche Situationen wiederholten sich in den nächsten zwei Stunden wieder und wieder. Manchmal schenkten die Tarpon den Fliegen einfach keine Beachtung. Und wenn dann doch mal einer sein weit geöffnetes Maul über eine Fliege stülpte, wollte der Haken nicht greifen. Doch endlich war der Bann gebrochen. Von Arjelios Boot schallten aufgeregte Stimmen durch den Wind, Mirjana stand mit bis ins Handteil gebogener 12-er im Bug, die Rutenspitze zeigte gen Horizont und in ihrer gedachten Verlängerung tanzte ein gewaltiger silberner Fisch über das hellblaue Wasser. Als Leonardo unser Kameraboot näher an den Ort des Geschehens gebracht hatte, war der Tarpon schon weit im Backing und zog unaufhaltsam immer mehr Schnur von der singenden Rolle. Mirjana drehte die Rollenbremse vorsichtig ein wenig fester, stemmte den Fighting Butt der Rute seitlich gegen die Hüfte und baute mit seitlich abgewinkelter, flach gehaltener Rute maximalen Druck gegen den Fisch auf. Schließlich konnte sie den Wüterich stoppen, ihn auf einen bogenförmigen Kurs lenken und mit konstantem seitlichen Druck wenden. Nach wohl fünf Minuten gelang es ihr erstmals, wieder Backing auf die Rolle zurück zu kurbeln. Doch dann wurde der Eintrittswinkel der Schnur ins Wasser immer flacher und die Rolle gab mit immer schnelleren Umdrehungen der Spule Schnur frei. Ein sicheres Zeichen dafür, dass der Tarpon auf dem Weg an die Oberfläche war und wieder springen würde. Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, sprang der Tarpon. Dreimal hintereinander. Von diesem Spektakel zeugte Sekunden später nur noch ein schaumiger Schwall mit mehreren Metern Durchmesser. Jubelschreie unserer Fliegenfischerin begleiteten diese und die nächsten zwei Sprungserien des Tarpon. Doch trotz aller Begeisterung und Adrenalinausschüttungen behielt Mirjana einen klaren Kopf. Sie drillte mit äußerster Konzentration und nach weniger als zwanzig Minuten schlüpfte das hintere Ende der Flugschnur wieder in den Spitzenring. Ein paar Kurbelumdrehungen später waren auch schon die ersten Meter Flugschnur zurück auf der Rolle und ein Tauziehen zwischen Anglerin und Tarpon läutete die Schlussphase des Kampfes ein. GLOBALGAME ANGLER 39 JARDINES DE LA REINA KUBA KUBA JARDINES DE LA REINA i ANGELGERÄT Unsere Angler benutzten auf dieser Reise im wesentlichen folgendes Angelgerät: Fliegenruten: WINSTON Boron IIIX #8, 9 und 10 THOMAS & THOMAS Horizon II #8 und 10 Ein weiterer Bonefish, den Mirjana Pavlic von FLYFISHING EUROPE beim Watfischen auf einem von Mangroven gesäumten Sandflat fing. Die Guides machen eine Pause nach dem Fischen, bevor sie an die Reinigung der Boote gehen. Immer wieder zwang Mirjana den störrischen Fisch, im Kreis um das Boot zu schwimmen. Und dann hüpfte sie vom Boot ins Wasser, um die letzte Minute des Kampfes im kühlenden Nass zu genießen. Leonardo hatte unser Boot mit dem Pushpole festgelegt und ging gemeinsam mit Arjelios zur Landung des Fisches ebenfalls ins Wasser. So würden sie den Fisch nicht in Boot heben müssen und konnten die Landung und das Hakenlösen für den Tarpon so schonend wie möglich vornehmen. Nach einer schnellen Fotosession war Mirjana mit ihrem Tarpon allein im Wasser, hielt ihn behutsam, bewegte ihn vor und zurück bis er wieder bei Kräften war und sich mit einem kräftigen Schlag seiner gewaltigen Schanzflosse von ihr verabschiedete. Mehr Tarpon Am nächsten Tag fingen sowohl Mirjana als auch Michel und Lothar jeweils einen Tarpon, nur Bertel hatte immer noch mit dem fehlenden letz- 40 GLOBALGAME ANGLER ten Quäntchen Glück zu hadern. Alle fischten auf den Rat der Guides mit schwarzen oder purpurnen TarponBunnies aus verführerisch spielenden Kaninchenfellstreifen. Ob diese Muster hier in den Jardines tatsächlich fängiger sind als klassische Keys Style Tarponfliegen oder die in den letzten Jahren so berühmt gewordenen Tasty Toad Muster, weiß ich nicht. Denn wir überließen unseren erfahrenen Guides die Auswahl der Fliegen und die favorisierten nun mal die dunklen Bunnies. Die meisten Tarpon, die wir entlang der Mangroven sichteten, mochten wohl zwischen 10 und 20 lb auf den Gräten gehabt haben. Etwas größeren Exemplaren begegneten wir auf den Grasflats, wo die Tarpon sich an den gewaltigen Minnow-Schwärmen gütlich taten und wegen des Nahrungsüberangebotes nur schwer für eine Fliege zu interessieren waren. Wenn sich jemand unserer Fliegen erbarmte, war es meist ein Barrakuda. In der Bucht namens Boca Grande jedoch waren die zweifellos größten Tarpon unterwegs, die ich auf zwischen etwa 30 und 60 lb schätzte. Doch es gab noch eine andere, relativ ungewöhnliche Stelle, an der wir auf Silverkings fischten. Eine lange Riffkante zwischen den Flats und dem offenen Wasser, die von etwa einem Meter auf gute sechs bis sieben Me- Fliegenrollen: ABEL Super 8 und 10 Large Arbor NAUTILUS NV Ten-Eleven Flugschnüre: TEENY Bruce Chard WF floating #8, 9, 10 TEENY TS-T 200 und 400 Backing: BIONIC BRAID Vorfächer: FROG HAIR gezogene Fluorocarbon-Votfächer, selbstgeknüpfte Tarponvorfächer aus MASON Hardmono, TYGer Stahlvorfächer. Bekleidung: Hemden, Hosen, Handschuhe und FlatsBoots von SIMMS. ter Tiefe abfiel. Wie in ein Aquarium fiel der Blick ins Tiefe, auf gewaltige Fächerkorallen und Schwämme, zwischen denen sich Tausende bunter Fische tummelten. Ein Taucherparadies mit einer für die Karibik absolut ungewöhnlichen Artenvielfalt, insbesondere was die verschiedenen Korallen betrifft. Und ganz offenbar auch ein Paradies für Tarponfischer. Blindcasting mit dem Tarpon Bunny an einer Intermediate-Schnur brachte erste Bisse, einen etwa zwanzigpfündigen Tarpon für Lothar und am letzten Angeltag noch den langerhofften Fisch für Bertel, dessen Standhaftigkeit und Ausdauer mit der Landung eines herrlichen Silver Kings belohnt wurde. Fazit zur Destination So fingen alle meine Freunde trotz der denkbar miserablen Wetterbedingungen ihren kubanischen Tarpon und auch unser argentinischer Mitangler landete zwei der begehrten Silver Kings. Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr unsere Fänge von den außerordentlichen Fähigkeiten unserer kubanischen Guides abhängig waren. Die Burschen stakten sich die Seele aus dem Leib, verfolgten Tarpon- und Bonefish-Schulen auf hartem Abfangkurs gegen den Wind und die Strömung. Nur wer jemals ein Boot mit einem Pushpole gestakt hat, kann diese enorme Leistung beurteilen. Sie fanden Fische bei Starkwind und bei Regen und begeisterten uns mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Freundlichkeit. Am letzten Abend vor unserer Abreise luden wir unsere Guides zu einer gemütlichen Abschiedsfeier ein. Mit Kaltgetränken, dem obligatorischen Besuch von Krokodil Franco und kubanischer Musik. Die Stimmung an Bord erreichte ihren Höhepunkt, als unsere Guides uns gemeinsam mit den fleißigen Mädels vom Küchenpersonal zeigten, wie man richtig Salsa tanzt. Gegen Mitternacht löste sich die lustige Gesellschaft langsam auf. Es wurde still an Bord der Tortuga. Der Wind war abgeflaut. Natürlich, denn ab morgen mussten uns die Fische ja nicht mehr fürchten. Es war der perfekte Moment, um die Woche Revue passieren zu lassen. Eine Woche voller faszinierender Erlebnisse, mit erstklassiger Fischerei selbst bei widrigen Bedingungen. Mit exzellenten Guides und gepflegten Flats Skiffs. Mit hervorragendem Service, fantastischer Verpflegung und den besten Unterkünften, die man sich mitten im Nirgendwo zwischen Mangroven und Flats vorstellen kann. Eine Woche, die man baldmöglichst, mit etwas besserem Wetter natürlich, wiederholen sollte. Das dachten wohl auch meine Freunde, die, jeder für sich, irgendwo an Bord mit der Seele baumelten während ich auf dem Sonnendeck auf dem Dach der Tortuga stand. Hoch über uns spannte sich ein klarer, tiefschwarzer Karibikhimmel, übersät mit tausend funkelnden Sternen. Rund ums Boot platschen ein paar Jacks bei ihrer nächtlichen Kleinfischjagd im Lichtschein der Bootsbeleuchtung. Die Silhouette eines Nachtreihers hockte wie ein Scherenschnitt auf der Krone einer großen Mangrove. Es ist immer ein tolles Gefühl, an einem der schönsten und entlegensten Orte der Welt fischen zu dürfen. Aber diesmal war es mehr als das. Ich hatte mich wirklich verliebt. Franco, das „Hauskrokodil“ kommt zur Lodge, um sich sein Abendessen abzuholen. i KUBA - CAYO ROMANO Anreise: Sowohl CONDOR ( www.condor.de) als auch Airberlin ( www.airberlin.com ) und Iberia (www.iberia.com) fliegen von verschiedenen deutschen Flughäfen nach Kuba. Telefon: Deutsche Handys funktionieren in Havanna ohne Probleme. In der Lodge gibt es kurioser Weise nur eine Stufe auf der Veranda, auf der man Empfang hat. Einreise: Reisende mit Wohnsitz in der EU benötigen für die Einreise nach Kuba einen mindestens noch 6 Monate gültigen Reisepass und eine Touristenkarte, die ein Visum ersetzt. Diese ist für einen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen gültig. Die Touristenkarte ist in zahlreichen Reisebüros erhältlich, die Kubareisen anbieten. Sie kann auch unter Beifügung von € 22,- mit Verrechnungsscheck und eines frankierten Rückumschlags in der Konsularabteilung der Außenstelle Bonn der Botschaft von Kuba formlos angefordert werden. Strom: Sie benötigen fast überall einen USAdapter, um die Akkus Ihres Fotoapparates oder Ihrer Videokamera laden zu können. Adresse: Botschaft Kuba-Außenstelle BonnKonsularabteilung, Kennedyallee 22-24, 53175 Bonn Bad Godesberg internet: http://emba.cubaminrex.cu/Default.aspx?tabid=10310 Fluggäste von CONDOR erhalten die Touristenkarte von der Airline am Flughafen in Deutschland am Ticketschalter. Kuba-Urlauber müssen seit Mai 2010 bei der Einreise den Nachweis einer Auslands-Krankenversicherung erbringen. Dazu ist es notwendig, Versicherungspolice, Versicherungsschein oder Versicherungskarte der jeweiligen Reisekrankenversicherung mitzuführen. Es ist aber auch möglich, auf dem Flughafen in Havanna eine kubanische Krankenversicherung abzuschließen: Die Kosten liegen zurzeit bei 3,40 US-Dollar - umgerechnet rund 2,60 Euro - pro Tag und decken medizinische Ausgaben bei Krankheit und Unfall bis 28 000 Dollar und Transportkosten bis 7840 Dollar ab. Impfungen: Es sind keine Impfungen vorgeschrieben. Kuba ist kein ausgewiesenes Malariagebiet. Sprache: Amtssprache ist spanisch. Englisch und Deutsch werden teilweise auch außerhalb der Touristenzentren verstanden. Geld: Kubanische Landeswährung ist der Peso Cubano(CUP). Für Touristen ist diese Währung jedoch unwichtig. Seit 2004 müssen Touristen innerhalb Kubas den Peso convertible (CUC) als Zahlungsmittel verwenden. Dieser ist am günstigsten gegen den Eintausch von Euro in allen Hotels sowie am Flughafen zu erwerben. In der Angellodge ist ein Umtausch nicht möglich, Sie sollten daher bereits in Havanna bei der Anreise sich entsprechend eindecken. Klima: Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt 25 ° Celsius. Es gibt keinen Sommer oder Winter. Von November bis April ist es eher trocken, von Mai bis Oktober kann es ab und an regnen. Am heißesten sind der Juli und August mit 32°. Nachts kühlt es dann auch nur auf 24° ab. Sicherheit: Kuba ist ein sehr sicheres Land. Selbst nachts in Havanna kann man sich ohne Probleme bewegen. Lassen Sie dennoch ihre Wertsachen nicht unbeaufsichtigt. Deutsche Botschaft: Die Deutsche Botschaft finden Sie: Calle 13, No.652, esq. Calle B ( Vedado ), Ciudad de La Habana, Tel. 07/ 833 2569 Fremdenverkehrsamt: Kubanisches Fremdenverkehrsamt, Kaiserstrasse 8, D-60311 Frankfurt/Main, Telefon: ++49(0)69-288322 Fax: ++49(0)69-296664 E-Mail: [email protected] www.cubainfo.de Preise: Je nach Saison kostet basierend auf Unterkunft im Doppelzimmer und 2 Anglern pro Boot ein Arrangement mit 2 Zwischenübernachtungen im 5-Sterne Hotel in Havanna, Bustransfers zwischen Hotel und Jucaro, Bootstranfers zwischen Jucaro und Tortuga, 6 Übernachtungen auf der Tortuga mit Vollverpflegung und 5 ganzen sowie 2 halben Angeltagen mit Boot und Guide zwischen 3.980,- und 5.980 US-$ pro Person. US-$ 1.700,- Zuschlag bei alleiniger Nutzung von Boot mit Guide. Einzelzimmerzuschlag für das Arrangement derzeit 1.700,- US-$. AVALON - CUBAN FISHING CENTERS Tel: +549-2615675576 E-mail: [email protected] Skype: avalonfishing www.cubanfishingcenters.com Kuba ist eine der wenigen Destinationen, die durch konsequentes Resourcenmanagement der lizensierten AngelLodge-Betreiber eine gleichbleibend gute Fischerei auf hervorragende Fischbestände bieten. So gibt es keinerlei nennenswerten Befischungsdruck, weder durch kommerzielle noch durch Freizeitangelei. Die von AVALON betreuten Reviere gehören zu den besten Kubas und mit erstklassigem Service, besten Unterkünften und Guides der Spitzenklasse ist eine Reise hierher jeden einzelnen Cent wert. Ihr Thomas Michael GLOBALGAME ANGLER 41