GR_No_21 - David Torcasso

Transcription

GR_No_21 - David Torcasso
N˚2
SEPTEMBER 2011
FR. 12
GENTLEMEN'S REPORT
DAS M AGA ZIN FÜR M ÄNNER
WWW.GENTLEMENSREPORT.COM
MITARBEITER DIESER AUSGABE
A L E L I
T E R E S A
N I C O L A
L E A L
B Ü C K E R
C A R P I
Interieur-Stylistin u.a. für Vitra,
NZZ am Sonntag oder Navyboot,
Mitinhaberin von Edition
Populaire in Zürich. Mit ihrem
Auge für schöne Objekte hat
sie für GR die charakterstärksten
Stühle inszeniert.
Bloggerin und Autorin bei FAZ
Online mit einer Kolumne über
die digitale Gesellschaft. Derzeit
arbeitet Bücker – gemeinsam
mit einem Mann – an einem Buch
über Feminismus. Teresa Bücker
lebt in Berlin.
AM
LIMIT
Grafi ker und Illustrator sowie
Partner des Grafi kkollektivs
CinCin in Bern. Mit seinen
Illustrationen hat Carpi die neue
Weichheit und unkonstruierte
Form der Männerjacken lebendig
in Szene gesetzt.
P A T R I K
M A R I E -
H A N N E S
D A V I D
R E T O
F U C H S
C H R I S T I N E
G R A S S E G G E R
T O R C A S S O
C A P R E Z
G E R B E R
Der Zürcher Fotograf bezeichnet
sich als fotografischer Sammler.
In dieser Ausgabe sind gleich
drei seiner Trouvaillen zu fi nden:
Eine Weintour durch die Wachau,
ein charismatischer Hund sowie
stilvolle Uhren.
Lebt und arbeitet als Fotografi n
in Zürich und setzt sich mit
Still-Life und Arrangements
auseinander. Ihre «Baskets»
thematisieren die Turbulenzen an
den internationalen Finanzmärkten auf erfrischende Weise.
Als Reporter schreibt er u. a. für
Du, Das Magazin oder Financial
Times Deutschland. Auf die Reise
zu Doug Aitken nach Los Angeles
freute sich der Kunstkenner
doppelt – die Millionenmetropole
zählt zu seinen liebsten Städten.
P H I L I P P
M A R T I N
H I L P O L D
J U N K E R
W A R T M A N N
M E R T
Transportation Fotograf, arbeitet
u. a. für Volkswagen. Normalerweise rückt Mert bei seiner
Arbeit die Autos ins Zentrum –
für den Gentlemen’s Report hat
Mert es nun genau umgekehrt
gemacht. Mert lebt in Düsseldorf.
Stylist, arbeitet u. a. für GQ,
die NZZ am Sonntag, Bolero oder
Strellson. Mit seiner Gabe, für
jedes Invididuum passende Looks
zu fi nden, hat Junker auch Velokuriere in piekfeine Gentlemen
verwandelt. Er lebt in Zürich.
Brauerei-Pionier und wohl
der fundierteste Bierkenner
der Schweiz. Er lancierte 1982
die Bierspezialität Ittinger,
welches heute als Vorrreiter einer
neuen Bier-Generation gilt.
Wartmann lebt in Frauenfeld.
Schreibt u. a. für Brand Eins,
Das Magazin oder Die Zeit über
Gesellschaft sthemen. Torcasso
hat die Umsetzung des zweiten
Gentlemen’s Report als Blattmacher entscheidend geprägt.
Er lebt in Berlin und Zürich.
T H O M A S
D E
M O N A C O
Spezialist für Still-Life-Fotografie
und versierter Arrangeur von
Objekten. Für diese Ausgabe hat
sich De Monaco dem Lieblingsgetränk der Nation gewidmet
und zeigt Bier aus einer völlig
neuen Optik.
M A R I S A
P H I L I P P
V A L E N T I N
P I C H L E R
M U E L L E R
J E C K
Betreibt die Design- und Consulting-Agentur Hopehope in Zürich,
zu der auch der gleichnamige Blog
gehört. Mit ihren inszenierten
Körben bringt Pichler die Vorzüge
und Chancen von Anlagestrategien
auf den Punkt.
V A N
R O O I J E N
S T E P H A N
Verantwortlicher für Stil beim
Standard in Wien. Hilpold weiss
nicht nur, was ein Gentleman
anzieht, sondern ist auch Weinkenner, stammt er doch aus einer
Winzerfamilie und kraxelte
schon als Bub in der Wachau herum.
neue Männerzeitschrift zu machen, welche
die Konventionen dieses Genres hinter sich
lässt und auch kommerziell etwas anders
funktioniert, nämlich mit einem partnerschaftlichen Modell, welches die Karten
offen auf den Tisch legt. Der Leser sollte
wissen und nicht nur anhand der Anzeigen erahnen, wer dieses Magazin möglich
macht:
J E R O E N
Zürcher Fotograf, arbeitet u. a. für
Vogue Uomo, Das Magazin, GQ
oder Zoo Magazine. Von Mueller
stammen auch Porträits von
David Garrett und Kim Wilde.
Für dieses Magazin fotografierte er
Velo-Afficionados. Lebt in Paris.
Fotograf und Kameramann,
arbeitet u. a. für Vogue,
IWC und Gucci. Für seine Fotostrecke mit Stuhlklassikern hat
Jeck ohne digitale Tricks und
Hilfsmittel kunstvolle Skultpturen
aufgetürmt. Lebt bei Zürich.
Geschäft sführer und Inhaber von
Al Ferano, dem Schweizer Marktführer für Masskonfektion
mit Sitz in Zürich. Lebt in der
Nähe von Zürich.
Journalist und Stilfachmann,
schreibt für die Neue Zürcher
Zeitung und ist Autor von
Mode-Sachbüchern. Lebt in der
Nähe von Zürich.
Die Zeiten sind zwar unzweifelhaft turbulent, aber sie bieten weit mehr als
nur Anlass für Gejammer – nämlich Chancen. Chancen, die Dinge zu überdenken,
anders anzugehen, besser zu machen, nach
anderen Maximen zu suchen, gemäss denen
man lebt. Chancen, seine Grenzen auszuloten, und sie dann mutig zu überschreiten.
In diesem Sinn und Geist sind
wir den zweiten Gentlemen’s Report angegangen: Auf der Suche nach Männern, die
furchtlos und ohne Rücksicht auf Konventionen ihren Idealen nachgehen und dabei
so manches Limit hinter sich lassen. Ob das
einer ist wie Doug Aitken (ab Seite 37), dessen Kunst tatsächlich kaum Grenzen kennt,
einer wie Designer Joseph Walsh (Seite 65),
dessen Businesskonzept auf dem Papier unrealisierbar aussieht, in Tat und Wahrheit
aber nicht nur lukrativ, sondern auch erfüllend ist – oder einer wie unsere furchtlosen
Velo-Afficionados (ab Seite 22), die sich am
liebsten auf zwei Rädern – aber mit viel
Stil! – in den Stadtverkehr stürzen. Weil sie
so schneller, unabhängiger und wendiger
sind. Das sind die Qualitäten, die in Zeiten
extremer Dynamik zählen.
Ein knappes halbes Jahr ist vergangen seit wir Anfang April dieses Jahres den
ersten Gentlemen’s Report lanciert haben.
Auch dieses Projekt war ambitioniert: Eine
EDITORIAL 3
Hinter diesem Abenteuer steckt
zum ersten eine sehr kleine, schlanke Redaktionstruppe sowie das Kreativteam der
dd com, die fest daran glaubt, dass es in
der Welt der erwachsenen Männer mehr zu
erzählen gibt als Geschichten über schnelle
Autos, dicke Zigarren, ewig juvenile Libido
und grosse Brüste.
Da sind zum zweiten acht kommerzielle Kompentenzpartner, die überzeugt sind, dass ihre Dienstleistungen und
Produkte genau zu diesem intelligenten
Mann mit Stil passen. Vergangenen Frühling waren es fünf: die Al Ferano Mode
AG, die Amag Automobil- und Motoren
AG, Mövenpick Weine, Vontobel Private
Banking und Zingg-Lamprecht Wohnen.
Diesen Herbst sind wir schon zu acht: neu
begrüssen wir den Uhrenspezialist Embassy
AG, die Bierspezialität Ittinger und das
Warenhaus Jelmoli an Bord.
Und zum dritten freuen wir uns
sehr über den enthusiastischen Support der
«Neuen Zürcher Zeitung», der dieses Magazin am Samstag, 17. September wiederum
beiliegt und die massgeblich daran mitarbeitet, den Gentlemen’s Report auf dem
Markt zu etablieren.
Sie verstehen also, wenn wir nicht
von Krise sprechen wollen. Aber sehr wohl
von einer dynamischen, fordernden Zeit.
Reto Caprez und Jeroen van Rooijen,
Verleger des «Gentlemen’s Report»
JASPER
THE GENTLEMEN'S GUIDE
SEITE 21, 55, 69
SEITE 80
STÜHLE
SEITE 59
STIL
SEITE 22
JACKEN
SEITE 66
AUTOMOBIL
SEITE 16
UHREN
SEITE 12
DUFT
SEITE 21
FINANZ
SEITE 44
PORTRAIT
BIER
SEITE 37
WACHAU
SEITE 50
NEWS
SEITE 70
SEITE 05
INHALT 4
INHALT 5
WEINANBAU
AM STEILHANG
Text: Stephan Hilpold
Fotografie: Patrik Fuchs
Die Winzer der österreichischen Wachau haben ihre unwegsame,
schwer kultivierbare Landschaft an der Donau über Jahrhunderte
zu einem einzigartigen Weinkulturgut geformt.
GENUSS 7
PLATZ IST BEI UNS
MANGELWARE.
Franz Hirtzberger
Der Eintritt in ein Museum erfolgt normalerweise durch
eine mächtige Tür. In diesem Fall ist die Tür eine Kurve. Biegt man
gleich hinter Krems um sie, dann öffnet sich eine Landschaft wie
aus einem Gemälde. Schroffe Hügel. Ein sich in mehreren Schlaufen dahinwindender mächtiger Strom. Verfallene Burgen. Kurz: Ein
Freiluftmuseum. Doch die Hauptrolle spielen in ihm nicht stolze
Ritter und blond gelockte Burgjungfrauen, sondern pausbäckige,
knorrige Männer wie Franz Hirtzberger, Emmerich Knoll oder
Franz Xaver Pichler. Sie gehören zu den bekanntesten Winzern der
Wachau. Es ist ihnen und ihren Vorfahren zu verdanken, dass die
Wachau, eine 30 Kilometer lange Flusslandschaft zwischen Melk
und Krems, zu den wundersamsten Flecken Österreichs gehört.
Die Winzer haben diesen unwegsamen Landstrich an der
Donau zur Kulturlandschaft geformt. Jahrhundertelang stapelten sie von Hand die Trockensteinmauern, die sich über mehrere hundert Höhenmetern an den felsigen Untergrund schmiegen.
Den steilen Abhängen wurden so Tausende schmale Terrassen
abgetrotzt. «Ohne sie», sagt Franz Hirtzberger, «wären unsere
Weissweine nicht das, was sie sind.» Grüner Veltliner und Riesling
sind die Sorten, die auf den insgesamt 1450 Hektar Weinbaugebiet
am besten gedeihen. Hirtzberger steht an diesem Nachmittag im
Singerriedel, dem steilen Weinberg gleich hinter seinem mächtigen Gehöft. 600 Jahre alt ist es, doch wirklich viel hat sich hier in
den vergangenen Jahrhunderten nicht verändert. Zur Donau hin
schirmen dicke Wehrmauern den trotzigen Bau ab, die Wasserversorgung erfolgt über einen Brunnen im Innenhof, die Wohnräume
befinden sich im verwinkelten ersten Stock.
Wenig Platz, viel Zeitaufwand
FAMILIE KNOLL
Emmerich Knoll und sein Sohn gehören
zu den bekanntesten Winzern der Wachau.
Wer in der Wachau ihre Weine trinken
möchte, besucht am besten das Restaurant
Loibnerhof in Unterloiben, das
von Cousin Josef Knoll geführt wird.
GENUSS 8
«Platz ist bei uns Mangelware», sagt Hirtzberger und zeigt
dann hinauf auf die Terrassen, die sich bis auf eine Höhe von etwa
400 Metern um die Hügel winden. Sein Weingut liegt in Spitz, einer kleinen, an die Donau geschmiegten Ortschaft, in der das Tal
etwas enger wird. Hirtzberger selbst hat bei der Re-Kultivierung
alter Terrassen in den vergangenen Jahrzehnten oft genug selbst
Hand angelegt. Als er Anfang der Siebziger den Hof von seinem
Vater übernahm, wurden nur auf wenigen Hektar Wein angebaut.
Der Rest war für die Viehwirtschaft und die berühmten Wachauer Marillen reserviert, die in dieser Gegend bis heute das zweite
wichtige Standbein der Bauern sind. Um einen wirklich guten
GENUSS 9
DAS BEWIRTSCHAFTEN
DER STEILLAGEN
IST ZEITINTENSIV.
Franz Hirtzberger
GENUSS
11
Hier am Ende der Wachau flachen die Hügel bereits etwas
ab, zur Stabilisierung des erosionsgefährdeten Bodens durchziehen auch hier Natursteinmauern die Hänge. Die besten und wertvollsten Weine der Wachau. Sie tragen die Bezeichnung Smaragd;
die beiden anderen Kategorisierungen sind der leichtere Steinfeder
und der klassisch trockene Federspiel. Sie werden fast ausschliesslich auf den Terrassenlagen gewonnen, neben dem besonders sauren
Verwitterungsboden aus Gneis, Glimmer und Schiefer, der hier zu
finden ist, tragen auch die Mauern dazu bei. Sie speichern nämlich
die Wärme des Tages und geben sie in der Nacht wieder ab. Bis zu
fünf Grad kann die Temperatur im terrassierten Weingarten höher
liegen als in der Umgebung. In einer klimatischen Randzone wie
der Wachau ist das besonders wichtig. Die pannonische Klimazone
trifft hier auf die kontinentale. Kühle Ströme aus dem nördlich
gelegenen Hochplateau des Waldviertels ziehen sich zudem wie
Klima-Fjorde durch die Seitentäler Richtung Donau. Das besondere Mikroklima, das dadurch entsteht, ist mitunter für besondere
Wetterphänomene verantwortlich.
Wein produzieren zu können, wusste Hirtzberger, brauche er noch
einige Hektar mehr: vor allem von den damals kaum, heute dafür
aber umso heisser begehrten Steillagen.
«Ihre Bewirtschaftung» erzählt Hirtzberger «ist etwa drei
bis fünf Mal zeitintensiver als die Lagen herunten an der Donau.»
Statt 250 Arbeitsstunden pro Hektar benötigen die Steillagen meist
über 1000. Die meisten Arbeiten müssten nämlich von Hand gemacht werden, grössere Maschinen wie Traktoren scheiden im unwegsamen Gelände aus. Wann immer man gegen Ungeziefer und
Krankheiten vorgehen müsse, schnallen sich Hirtzberger und seine Mitarbeiter kleine Spritzpumpen auf den Rücken und ziehen
durch die Rebzeilen. Eine zeitintensive Arbeit. Und trotzdem bieten die Winzer heute hohe Summen für die hin und wieder (aber
selten genug) zum Verkauf stehenden Steillagen. Die Weissweine
aus diesen Lagen gehören nämlich zu den besten der Welt.
Das war nicht immer so. Zwar ist der Weinanbau in der
Wachau schon seit gut 1000 Jahren gut dokumentiert (ältere Zeugnisse gehen sogar zurück bis in die Römerzeit) und die Qualität
wurde schon immer gerühmt, zur Weltklasse stiessen die Weine
von den Hängen an der Donau aber erst in den vergangenen 20,
30 Jahren vor, als Männer wie Franz Hirtzberger oder Emmerich
Knoll es sich in den Kopf setzten, nur mehr Weine von höchster
Qualität zu produzieren. Letzterer bewirtschaftet zusammen mit
seinen zwei Söhnen ein Weingut in Unterloiben, einige Kilometer
stromabwärts. Ihre Devise: Natur und sonst nichts. Sprich: Auf jegliche Anreicherung, künstliche Konzentrierung, auf Aromatisierung und Franktionierung des Weines wird ausnahmslos verzichtet.
Erfahrung ist wichtiger als das Experiment. «Ich bin schon in den
70ern gegen den Strom geschwommen, als ich die alten Terrassen
wieder kultiviert habe», erzählt Emmerich Knoll und führt einen
dann in seinen, wie er sagt «konservativen Keller».
Seit vielen, vielen Jahren, erklärt Franz Xaver Pichler, sei
über seinem Weingut kein Hagel mehr niedergegangen. Weingüter
in anderen Gegenden müssten dagegen jedes Jahr mit dem unheilvollen Eisregen rechnen. Pichler ist ein knorriger Mann, der Kontrast zu dem schicken quaderförmigen Kellergebäude aus Glas und
Naturstein, in dem er sitzt, könnte nicht grösser sein. Zusammen
mit seinem Sohn Lucas betreibt F. X. Pichler eines der ambitioniertesten Weingüter der Wachau. Nachdem das alte Wirtschaftsgebäude regelmässig bei Donau-Hochwassern unter Wasser stand,
beschloss man einen Neubau. Es sollte ein zeitgenössischer Bau
werden. Auch das gibt es in der Wachau.
«Es war alles andere als einfach, diesen Bau zu realisieren»,
erzählt Pichler. Vor einigen Jahren wurde die Wachau zum Unesco
Weltkultur- und naturerbe geadelt, seitdem werden Veränderungen
in der Landschaft noch genauer beäugt. Eine gläserne Glocke will
man dann aber doch nicht über das Gebiet stülpen. Genauso wie
der Wein aus der Wachau müsse sich auch das Landschaftsbild weiterentwickeln, ist Sohn Lucas Pichler überzeugt: Schliesslich, sagt
er, sei man ja kein Heimatmuseum.
Grosse Familientradition
Eine steile Steintreppe führt hinab in die kühlen Kellergewölbe, wo alles noch ganz ähnlich aussieht wie zu Zeiten des
Gross- und Urgrossvaters. Ein 4000-Liter-Holzfass ist neben das
andere gereiht, nur im hinteren Teil des Kellers lagern einige Edelstahlbehälter. Seit beinahe 200 Jahren ist das Haus im Besitz der
Familie. Auch hier hat sich im Grunde nicht viel getan. Ein Museum. Statt vier Hektar wie weiland der Vater bewirtschaften die
Knolls heute allerdings 16 Hektar. 15 Parzellen (zu je 1500 Quadratmeter) davon liegen am Loibenberg, dem Hausberg des Ortes,
einem der besten Riede der Wachau.
GENUSS 12
GENUSS 13
LUCAS PICHLER, 38
F. X. Pichler gehört zu den bekanntesten
Weissweinproduzenten der Welt. Um an
seine Spitzenweiner heranzukommen braucht
es meist eine Vorbestellung. Das Weingut
wird in der vierten Generation geführt.
www.gentlemensreport.com/genuss
ES GEHT
AUCH
EINFACH
Text: Jeroen van Rooijen
Fotografie: Patrik Fuchs
Schweizer Qualitätsuhren müssen nicht kompliziert, vergangenheitsverliebt und stinkteuer sein.
Uhren-Konstrukteur Ludwig Oechslin und seine
Partner von Embassy in Luzern zeigen mit der
Neulancierung der Marke Ochs und Junior, dass
man den Traditionen treu bleiben und trotzdem
mutig den Blick in die Zukunft wenden kann.
Wer früher Quartett spielte, etwa mit Sportwagen, der versuchte, jene Karten zu ergattern, auf denen Autos abgebildet waren,
die möglichst schnell fahren konnten, viele PS hatten, sowie ein
hohes Gewicht und einen entsprechenden Sprit-Verbrauch ausweisen konnten. Das war der Stoff, aus dem die Bubenträume waren.
Heute sucht man nach anderen Superlativen, nach einer
Formensprache der Klarheit und Präzision, nach der Reduktion
der Komplikation und einer radikal modernen Anwendung von
zeitgenössischen Technologien. Diese Maximen gelten inzwischen
fast überall - im Produktdesign, in der Grafik, im Innenausbau
wie der Architektur. Oder um es noch einmal mit dem Beispiel des
Quartetts zu benennen: Heute sind die leichten, leisen, verbrauchsarmen und dennoch leistungsfähigen Autos die Stars. Die Lösung
«Less is better» (nicht: «Less is more») des deutschen Design-Pioniers Dieter Rams ist im Zeitalter von Nachhaltigkeit, Mässigung
und Ressourcenschonung aktueller denn je.
Nur in der Uhrenbranche hat der zeitgeistige Paradigmenwechsel noch nicht stattgefunden. Es wird die Historie bemüht statt Modernität zelebriert, an irrwitzigen Komplikationen
gewerkelt statt an bewährter Mechanik gefeilt und einer Ästhetik der Opulenz und Vergangenheitsverliebtheit gehuldigt. Unter
dem Stichwort «Retro» wird auch der letzte Zeitzeuge vergangener Glanzzeiten in die Gegenwart gezerrt. Dabei gäbe es durchaus
Gründe und Wege, auch im Bereich der Zeitmessung mit der Zeit
zu gehen und radikale Modernität an den Tag zu legen.
DIE TINTA-FAMILIE
Von links nach rechts: Die Mondphasenuhr
«Selene Tinta», 8000 Fr., die Kalenderuhr
«Mese Tinta», 6000 Fr. und die
Zweizonenuhr «Due Ore Tinta», 6000 Fr.
FARBE BEKENNEN
Die Farben der Zifferblätter, Zeiger
und Lederbänder der «Tinta»-Reihe von
Ochs und Junior sind frei wählbar
und sorgen damit für viel individuellen
Spielraum.
Die noch relativ junge Uhrenmarke Ochs und Junior hat
sich dafür entschieden, eine Uhrenfamilie zu entwickeln, die mit
allerhöchster Sorgfalt und nach allen Regeln der Handwerkskunst
UHREN 14
UHREN 15
in der Schweiz gebaut wird, aber dennoch mit allen Wesenszügen
ja zum «Jetzt» sagt. Weil sie nicht nur diskret und formal klar ist,
sondern auch auf intelligente Weise einfach. Hinter dem Projekt
stecken Ludwig Oechslin, Doktor der theoretischen Physik, Restaurator der bedeutendsten astronomischen Zeitmesser und Konstrukteur der raffiniertesten Innovationen für Ulysse Nardin, sowie
das Luzerner Uhrengeschäft Embassy, das nicht nur die wichtigsten internationalen Topmarken verkauft, sondern bis weit über die
Landesgrenzen hinaus einen guten Ruf für exklusive Spezialitäten (wie Haldimann, Hautlence oder Romain Gauthier) geniesst.
Ludwig Oechslin, Mastermind und Namensgeber der neuen Marke, ist nicht nur ein begnadeter Konstrukteur, sondern auch einer,
der die Uhrenbranche wie kaum ein anderer kennt. Schliesslich
ist er auch Kurator des Musée International de la Horlogerie in
La-Chaux-de-Fonds, das die Geschichte und Tradition der Schweizer Uhrmacherkunst dokumentiert, kommentiert und konserviert.
Die neuen Uhren, die Oechslin nun unter seinem eigenen,
leicht verballhornten Namen entwickelt, versuchen das, was die
mechanische Zeitmessung so spannend macht, in möglichst klare
Formeln zu fassen – das Komplexe in seiner einfachsten Darstellung. Oechslins ästhetische Maxime ist die Funktion, nicht das
Design. Das Resultat sind Uhren, die hochgradig funktionell sind,
ein charakterstarkes Design haben und auf neuen Wegen hergestellt
werden. Uhren mit Persönlichkeit, für Menschen mit Rückgrat, die
nicht primär eine wohlklingende Marke und das damit verbundene
Prestige am Handgelenk haben wollen, sondern eine Uhr, die bewusst anders ist und zum Nachdenken anregt.
Einen Markenschriftzug sucht man auf den schlichten Zifferblättern vergebens: das einzige «Branding» der Uhr ist ein innen
im Armband mit einem echten Brandstempel geprägtes Logo. Auch
auf Ziffern wird weitgehend verzichtet: Zeitmessung, so ist Oechslin
überzeugt, muss sich intuitiv und ohne viel Krücken erschliessen.
Charakteristisch für Oechslins Uhren sind gefräste Kreise und
Punkte, die auf «analoge» und emotionale Weise das Datum, den
Stand des Mondes oder – etwa im Falle der Kinderuhr «Settimana
Junior» – den Wochentag anzeigen. Im Falle der «Tinta»-Baureihe
ist ausserdem die Kreativität des Kunden gefragt: diese Uhr ist in
allen nur erdenklichen Farbkombinationen bezüglich Zifferblatt,
Zeiger und Lederband lieferbar.
Dass Oechslin und Embassy auch in der Kommunikation
neue Wege gehen, versteht sich von selbst: Statt auf stimmungsvolle Nahaufnahmen von Uhrwerken oder emotionale Bilder von Vätern, die ihren Söhnen ihre Uhr zeigen, setzt Ochs und Junior auf
witzige Cartoons, welche die Maximen der Marke illustrieren. Dabei legt die Firma sehr viel über ihr Know-how offen und zeigt, wie
sie – dank Oechslins mathematischem Know-how – auch grosse
Komplikationen der Uhrmacherkunst auf einfachste Formeln und
Bauweisen reduziert. Oechslins Credo lautet: Die Reduktion der
Komplikation auf die minimale Anzahl beweglicher Teile mit dem
grösstmöglichen funktionellen Nutzen. Anders gesagt: Wo andere Dutzende, ja Hunderte von Teilen zusammenbauen, genügen
Ludwig Oechslin gerade einmal fünf Teile und ein epizyklisches
Getriebe, um den genausten mechanischen Mondphasenmechanismus einer Armbanduhr zu konstruieren.
EINFACH UND KLAR
Die Anzeige des Kalendertages auf der
«Mesa Tinta» von Ochs und Junior
geschieht «analog» und mit Hilfe von 31
ausgefrästen Punkten, die in Fünferschritten auf dem Zifferblatt markiert sind.
handwerkliche Bearbeitung aufzeigen. Absichtlich lässt Ochs und
Junior gewisse Dinge unverschliffen und unpoliert, um den Blick
auf das zu lenken, was zählt: die Funktion der Uhr. Das Lederband
ist aus natürlich gegerbtem Ecopell-Leder aus dem Allgäu gefertigt.
Hergestellt werden die Uhren in Schweizer Ateliers, etwa bei Paul
Gerber in Zürich, der 2005 schon Ludwig Oechslins Aufsehen erregende MIH-Museums-Uhr baute, oder in den Embassy-eigenen
Werkstätten, wo der junge Uhrmacher Lukas Messerli tätig ist.
Verkauft werden die Uhren von Ochs und Junior direkt
übers Internet sowie exklusiv bei Embassy in Luzern – nur durch
den Verzicht auf Zwischenhandel kann Ochs und Junior sicherstellen, dass seine hochgradig durchdachten, in kleinen Serien
hergestellten Uhren, die zwischen 2900 und 44 800 Franken kosten, auch bezahlbar bleiben. Und selbst für diesen letzten Akt hat
sich die junge Marke eine kleine Provokation ausgedacht, die zum
Nachdenken anregt: Statt eine schwere Edelholzschachtel oder ein
echtledernes Etui bekommt man seine Uhr nur auf einem einfachen Stück Wellkarton überreicht. Weil Ludwig Oechslin und Beat
Weinmann, sein Sparring-Partner bei der Embassy, beide finden,
dass der Kunde sein Geld für die Uhr und nicht für den ganzen
Schnickschnack darum herum ausgeben sollte.
Die Bauteile liefert der Hinwiler Peter Cantieni, der sonst
Zutaten zu Formel-1-Boliden oder Linienflugzeugen herstellt.
Sichtbare Bearbeitungsspuren, wie sie etwa die Schliesse des
Armbandes und die Bandanstösse des Gehäuses zeigen, sind gewollte «Imperfektionen»: solche Details sollen die Herkunft und
UHREN 16
UHREN 17
Die Uhrmacherlaufbahn des Luzerners Ludwig Oechslin,
Jahrgang 1952, begann erst an der Universität, wo er
Griechisch, Latein, Alte Geschichte und Archäologie studierte.
Als er den Doktor machte, entwickelte er bereits Konzepte
für komplexeste, mechanische Uhrwerke. Während vieler Jahre
setzte Oechslin seine Ideen für die Schweizer Uhrenmarke
Ulysse Nardin um. 2005 wurde er als Kurator an das Internationale Uhrenmuseum berufen. Dort lancierte er die MIH-Uhr,
die stilistisch wie intellektuell der Vorläufer zu seiner neuen,
eigenen Uhrenmarke Ochs und Junior war, die er zusammen mit
dem Luzerner Fachgeschäft Embassy lancierte.
www.gentlemensreport.com/uhren
lassen dabei aber nicht einfach Teile weg oder setzen leichtere Baustoffe ein, sondern sie verfolgen eine «Hybrid-Bauweise». Dabei soll
das richtige Material an der richtigen Stelle verwendet werden.
Sachlich und mit leichtem Stolz erklärt der Audi-Ingenieur Martin Schromm in einem Sitzungsraum der streng geheimen
Prototypen-Abteilung, wie Audi beim neuen A6 Gewicht reduzieren konnte. Die Karosserie des um 70 Kilo abgespeckten, nunmehr
1575 Kilo schweren Autos besteht weiterhin aus Stahl in verschiedenen Festigkeiten, wird aber ergänzt mit Bauteilen aus Aluminium.
Bei anderen Modellen, wie etwa dem Nachfolger des aktuellen Q7,
ist das Ziel mit 350 bis 400 Kilogramm Gewichteinsparung noch
ehrgeiziger. Audi ist überzeugt, dass weniger mehr ist. Das zeigt
auch der diesjährige Sieg im 24-Stunden-Rennen von Le Mans,
bei dem Audi nicht zuletzt dank der ultraleichten Bauweise seines
Rennwagens R18 die Konkurrenz hinter sich gelassen hat und den
Gesamtsieg davontrug.
Richtige Mischung dank Superrechner
WENIGER
IST MEHR
Text: David Torcasso
Schromm zeigt am fabrikneuen Audi A6, der mitten
in der Eingangshalle einer Produktionsstätte eisblau glänzend
dasteht – und selbst von den vorbeilaufenden Audi-Ingenieuren
immer wieder bestaunt wird – wo sein Team Einsparungen vorgenommen hat. Die Leitungen wurden teilweise von Kupfer auf Aluminium umgestellt. Die Räder sind nicht mehr gegossen, sondern
geschmiedet. Die Türen sind aus Aluminium und 20 Kilogramm
leichter, und auch beim Motor konnten die Autobauer mehrere
Kilogramme einsparen.
Fotografie: Mert
In den vergangenen Jahren haben Autos immer mehr an
Gewicht zugelegt. Mehr Technik, mehr Komfort und mehr Sicherheit musste in die neuen Modelle hineingepackt werden. Und so
wiegt alleine der voluminöse Kabelstrang für die Anbindung von
GPS, Medien, Bordcomputer oder Soundsystem heute so viel, dass
er nur noch von vier Leuten getragen werden kann. Die Waage zeigt
bei neuen Automodellen meist mehr Gewicht an als noch bei der
Vorgänger-Generation.
TROTZ ZUNEHMENDER TECHNISCHER KOMPLEXITÄT WERDEN AUTOS WIEDER LEICHTER — NUR
SO KÖNNEN DIE HERSTELLER DIE UMWELTBE LASTUNG IM GEFORDERTEN MASS REDUZIEREN.
MOBILITÄT 18
Doch Autos müssen in Zukunft leichter sein – dieser
Grundsatz mahnt die Autobauer stetig, sei es von der Führungsebene oder von ethischen Käufern. Nur so lassen sich der Benzinvebrauch und der CO2 -Ausstoss reduzieren und die vielgelobte
Umweltfreundlichkeit konkret umsetzen. Der Aufbruch in ein
ökologisches Zeitalter wird deshalb auch vom Gewicht der Autos
abhängig sein.
Ultra-leicht ist der Anspruch
Schaut man sich im Gebäude T22, dem gut gehüteten Herzen und Audi-Entwicklungszentrum auf dem riesigen Werksgelände in Ingolstadt um, wird klar: Leicht reicht dem Autohersteller
mit den vier Ringen nicht. Bei Audi heisst das Thema Leichtbau
neuerdings «Ultra». Denn leicht machen auch andere, ultra-leicht
muss der Anspruch für die Zukunft sein. Die Audi-Entwickler
Der 38-jährige Ingenieur betont: «Es geht nicht darum,
einfach da und dort ein Teil einzusparen oder durch ein leichteres
zu ersetzen – denn das Auto muss ja mit weniger Gewicht mehr
Funktionen erfüllen». Schromm und seinem Team gelingt die optimale Berechnung von Gewicht und Funktionalität dank einem
Hochleistungsrechner, der in 16 Metern Tiefe vor den Produktionshallen im Boden versenkt ist. Mit Simulationen können die Ingenieure nun nicht aus den besten fünf, sondern aus den besten
500 000 Varianten auswählen. Doch nicht nur die Entwickler von
Audi tragen zu leichteren Autos bei, sondern auch die Zulieferer,
die in den letzten Jahren ihre Werkstoffe verbessert haben. «Als
die Autohersteller vermehrt auf Aluminium setzten, wurden die
Stahlproduzenten wachgerüttelt und arbeiteten unter Hochdruck
an neuen Stählen», sagt Schromm. Die Werkstoffhersteller haben
sich ein Wettrennen geliefert, von dem Audi letztlich profitieren
konnte.
Dass das Thema Leichtbau eine über das «Lebendgewicht»
von Autos hinausgehende Angelegenheit ist, wird im Gespräch mit
Martin Schromm klar: «Es geht eben nicht nur darum, wie wenig
CO2 ein Auto während des Fahrens ausstösst, sondern man muss
die Emissionen auf die ganze Lebensdauer eines Autos betrachten», sagt der Ingenieur und beginnt einige Kurven zu zeichnen.
Bereits die Herstellung eines Autos setzt CO2 frei, «Wenn unsere
Pressen zum Beispiel 55 000 Kilogramm auf eine Autokarosserie
geben, wird schon einiges an Energie benötigt», sagt Schromm.
Noch bevor ein Auto einen einzigen Kilometer gefahren sei, habe
es bereits CO2 freigesetzt. «Ein umfassendes und nachhaltiges
MOBILITÄT 19
Leichtbau-Konzept beginnt daher beim Werkstoff, geht über die
Herstellung des Autos und endet beim Recycling», sagt Schromm.
Überall soll gespart werden, nicht nur beim Endprodukt.
Nie ein reines Aluminium-Auto
Der R8, Audis teuerstes Modell, besteht zum grossen Teil
aus Aluminium und Karbon. Ganz zu schweigen vom neuen Lamborghini Aventador, dessen Karosserie vollständig aus Karbon gefertigt ist. «In dieser Preisklasse kann man diese Stoffe problemlos
einsetzen, weil die Stückzahl gering ist», so Schromm. Bei einem
Modell wie dem A6 würde die Belastung der Umwelt zu gross sein.
Deshalb besteht die Herausforderung von Ingenieur Schromm nicht
darin, einfach mit teurem oder schwer rezyklierbarem Werkstoff zu
klotzen, sondern sich an die gegebenen Umstände anzupassen.
Dass das Thema Leichtbau die Autobauer noch lange
beschäftigen wird, ist für Martin Schromm klar. Aber: «Es wird nie
einen Werkstoff geben, der alle Probleme auf einmal lösen kann»,
sagt er. In Zukunft kämen sicher auch neue Kunststoffe oder Legierungstechniken dazu, oder Materialien wie Karbon lassen sich
günstiger herstellen. Es werde aber nie ein komplettes «AluminiumAuto» in Serie geben, ist sich Schromm sicher. Die Herausforderung
wird in Zukunft sein, die richtige Mischung zu finden und Verfahren
zu verbessern. «Stahl und Aluminium kann man nicht miteinander
verschweissen. Diese Stoffe vertragen sich chemisch nicht», erklärt
Schromm. Deshalb müsse man es kleben oder nieten – «irgendwann
schaffen wir es aber vielleicht, auch dieses Problem anders zu lösen,
weil die Stückzahl gering ist», so Schromm.
www.gentlemensreport.com/mobilitaet
MOBILITÄT 21
The Gentlemen’s Guide
Apply perfume
Text: Jeroen van Rooijen
Meisterparfümeur und Duftkreateur Serge Lutens über die
Kunst, als Mann souverän mit
Düften umzugehen.
Monsieur Lutens, wie sollte sich
ein Gentleman parfümieren, welche Stellen des Körpers besprüht
man am besten?
Es gibt in diesem Bereich keine klaren Regeln, sondern nur persönliche Vorlieben.
Jeder definiert das für sich
selbst. Bei Personen wie der
Romanfigur Jean Floressas Des
Esseintes (aus Joris-Karl Huysmans «À rebours»), dem Dandy
Beau Brummel und Schriftsteller Charles Baudelaire war das
Parfum ja immer mehr als nur
ein Duft, es war auch Symbol
von Laster und Gefahr, und es
wurde entsprechend am Körper
eingesetzt.
Würden Sie auch dazu raten, die
Kleidung zu parfümieren?
Ich würde tatsächlich
nicht empfehlen, seine Kleidung zu parfümieren. Die Haut
ist in der Regel frisch und gewaschen, wenn man sich parfümiert, was man von Kleidung
nicht immer sagen kann. Dies
verfälscht den Geruch eines
Parfums, ausserdem «altert» ein
Duft auf Textilien nicht gut.
Sollte ein Gentleman immer ein
Parfum tragen? Ein prominenter
amerikanischer Modemacher, der
selber auch Parfums herstellt, behauptet ja gerne, sogar parfümiert
zu Bett zu gehen …
Er hält sich wohl für
die Reinkarnation von Marilyn
Monroe? Ein Gentleman sollte
sich selbst sein, dort wo er gerade ist, mit oder ohne Parfum.
Aber wie sollte ein eleganter Mann
denn riechen – soll man ihn auf
vier Meter Abstand wahrnehmen
oder muss er bemüht sein, den
Duft möglichst diskret einsetzen?
Ein Gentleman, der
seinen Duft mag und ihn gerne
trägt, parfümiert sich nicht für
andere, sondern in erster Linie
für sein eigenes Vergnügen.
Wie viele Düfte muss ein Mann
heute haben, und sollten sie für
verschiedene Gelegenheiten gewechselt werden?
Wenn sich ein Gentleman an der Anzahl der Flakons
messen möchte, die er besitzt,
gibt er sich der höchsten Lächerlichkeit preis. So etwas
macht ihn in keiner Weise anziehender. Ein Mann mit Stil
sollte seine Mitte gefunden
haben und sie selbstbewusst
strahlen lassen.
Finden Sie es ratsam, Parfums im
Kühlschrank aufzubewahren?
Für mich verwechselt
derjenige, der das tut, die Liebhaberei mit dem Manierismus.
Allerdings bin ich schon der
Meinung, dass Parfums nicht
in der Sonne stehen sollten und
sich florale Noten noch besser
entwickeln, wenn sie etwas
kühler gelagert werden. Sie deswegen in den Kühlschrank zu
stellen ist aber nicht nötig.
Spray oder Splash?
Der Macho-Typ, der
sich im Stil der fünfziger Jahre
mit zwei hohlen Händen von
beiden Seiten das Parfum an
die Wangen klatscht, ist für
mich schon fast eine Karikatur.
Ich selbst bevorzuge es, einen
Waschlappen mit Parfum zu
tränken, mich damit ausgiebig
einzureiben und mich dann anzuziehen.
Serge Lutens stellt Düfte für Kenner her. Kreationen wie
«Gris Clair», «Fille En Aiguilles» oder «Chergui» kosten
bei Jelmoli im 50-ml-Flakon Eau de Parfum 128–159 Franken.
MEIS TER DER DÜF TE
Serge Lutens, 1942 im französischen
Lille geboren, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Kreateure von
Düften. Doch ist er selbst keine
«Nase» (Parfümeur), sondern ein
begnadeter Arrangeur und Inszenierer von Duft- und Schönheitskonzepten. In frühen Jahren arbeitete
Lutens als Fotograf, machte sich in
den sechziger Jahren als Stylist und
Make-up-Artist einen Namen und
arbeitete mit Legenden wie Richard
Avedon und Irving Penn.
HOW TO 23
www.gentlemensreport.com/howto
GENTLEMEN,
ON YOUR BIKES
Text: David Torcasso
Fotografie: Philipp Mueller
Styling: Philipp Junker
Das Fahrrad ist heute weit mehr als ein Sportgerät oder Verkehrsmittel – es repräsentiert
einen neuen, urbanen Lebensstil, zu dem sich
gestandene Männer begeistert hingezogen fühlen.
THOMAS «WÄLDE»
WALTHER, 37
Besitzer des Veloladens «Opignon» in Zürich,
fährt ein Ciöcc-Bahnvelo
Hair & Make-up: Helve Leal, Nicola Fischer und Tanya Koch Styling Assistenz: Eva Buehler und Stephanie Hille. Einen herzlichen Dank an die offene Rennbahn in Oerlikon.
Mode: Al Ferano und Jelmoli (Polo Ralph Lauren, Burberry, Boss, Thommy Hilfiger, Canali, Corneliani, Drykorn, G-Star, Levis, Nike)
«Dieses Starrlauf-Velo von
Ciöcc ist fürs Bahnfahren optimal geschaffen – der Rahmen
ist so gebaut, dass er sehr nahe
am Rad steht. Durch diese
Geometrie entsteht eine einzigartige Dynamik. Ich fahre
dieses Velo so gerne, weil
es eine echte Herausforderung
ist, den Fluss des Fahrens ohne
Bremsen zu gestalten. Ich
fühle mich wie eine Schwalbe
und setze beim Fahren meinen
ganzen Körper ein. Dies gibt
mir ein unglaubliches Gefühl.»
STIL 26
STIL 27
MEIN VELO HAT
EINEN CHARAKTER.
Johannes Elmer
WERNER LADINIG, 33
Unternehmer aus Zürich, fährt ein Bianchi-Velo
«Ich mag es, wenn Dinge Geschichten erzählen und sich diese
erst bei näherer Betrachtung
erschliessen. Dieses Bianchi-Velo
bekam ich als Geschenk, als
ich nach Zürich zog. Mir gefällt,
dass es ein Produkt einer traditionsreichen italienischen Manufaktur ist und dennoch eine hohe
Funktionalität hat. Generell bin
ich ein Typ, der versucht, alte
Werte wiederzubeleben und mit
einem Umweg über die Vergangenheit in die Zukunft reist, was
nicht immer ganz einfach ist.»
HARUN «SHARK»
DOGAN, 39
Urban-Art-Künstler und Inhaber der Agentur
«Raw Cut» in Zürich, fährt ein FixInc-Velo
«Mein Velo entstand aus einer
Zusammenarbeit mit dem
deutschen Hersteller FixInc,
für den ich dreissig Fahhräder
indviduell mit meiner Kunst
verziert habe. Die Velos wurden
bei meiner letzten Ausstellung
verlost. Fixies gefallen mir,
weil sie eine reduzierte Ästhetik kultivieren und nicht so
sehr wegen der abgespeckten
Funktion, denn die beherrschen eigentlich nur eingefleischte Velokuriere.»
MARCEL ITEN, 46
BEDA SENN, 51
Betreiber des «Saft lades» und der «Vitus»
Biomarkthalle in Zürich, fährt ein SevenRennvelo
Musikberater aus Zürich, fährt ein Electra-Velo
«Dieses Velo wirkt mit dem
schwarzen Rahmen und
dem goldenen Schriftzug sehr
elegant. Es ist ein typisches
Hollandrad, wie man es auch
in Amsterdam sieht. Ich liebe
diesen Fahrradtyp, weil man
aufrecht wie auf einem Pferd
sitzt. Ich sitze bequem im Sattel
und cruise eher gemächlich
durch die Strassen. Somit kann
ich mir die Welt in Ruhe anschauen und eine Fahrt von A
nach B mehr geniessen, als
wenn ich mit einem Rennvelo
durch die Gegend jage.»
«Dieses Vehikel ist eines von
sechs Rennvelos, die ich besitze. Das exklusivste Exemplar
kostet rund 17 000 Franken,
wiegt aber nur gerade 5,5 Kilogramm. Ich fahre am liebsten
Pässe und Bergtouren, aber
verreise auch in die Ferien
meist mit dem Velo. Pro Jahr
lege ich rund 15 000 Kilometer
zurück. Mir gefällt die Welt
der Rennvelofahrer – es sind
Underdogs, ein wenig wie
Boxer, die sich mit einem Stahlding so richtig abrackern.»
STIL 28
STIL 29
SILVAN MEILER , 23
arbeitet bei einer Media-Agentur in Zürich,
fährt ein faltbares Coronado-Velo
«Obschon ich könnte, klappe
ich mein altes CoronadoFaltrad nie zusammen. Für
mich steht der Komfort dieses
Velos im Vordergrund: Mit
einem Renner mag man wohl
bestimmt schneller unterwegs
sein, aber mit meinem
‹Babyvelo› sitze ich aufrecht
und habe so einen besseren
Überblick über den Verkehr
und das Treiben in den
Strassen. Zudem kann ich
blitzschnell absteigen,
und das gibt mir ein Gefühl
von Sicherheit.»
DANIEL «GUMMI»
RIETMANN, 32
Snowboard-Profi, Koch und Initiant der
Safer-Sex-Kampagne «Gummilove», lebt in
Zürich, fährt ein Villiger-Rennvelo
«Ich bin im Herzen ein Freestyler – das kommt natürlich
vom Snowboarden. Auch mit
meinem Rennvelo hüpfe ich
über jeden Bordstein. Mit dem
Velo komme ich manchmal
in einen kleinen Rausch hinein:
Der Fahrtwind, die Geschwindigkeit, die Weite der Landschaft. Das ist ein ähnliches
Gefühl wie mit meinem Board
auf einer verschneiten Piste –
nur eben mitten in der Stadt.»
BEAT ETTLIN, 37
Inhaber des Outdoorladens «Perlavia» in
Zürich, fährt ein Pashley Guv'nor
«Ich besitze eine Handvoll
Velos, drei davon stehen
in Kopenhagen, wo ich zeitweise wohne. Die dänische
Hauptstadt ist schliesslich die
europäische Velostadt schlechthin. Pashley ist eine englische
Traditionsmarke, die alles
von Hand und noch wie in den
dreissiger Jahren baut. Das
Velo ist in jeder Hinsicht wunderschön: Die Geometrie des
Rahmens, die Ledergriffe am
Lenker und die Goldränder auf
den Felgen. Es ist ein kleines
STIL 30
Meisterwerk. Wenn ich mit
diesem Velo herumfahre,
ist jeder Tag ein bisschen wie
Sonntag. Meistens habe ich
auch meinen Hund dabei, der
ebenfalls englischen Ursprungs
ist und mit seinem schwarzbraunen Fell sogar farblich
ideal zu diesem Velo passt.»
STIL 32
STIL 33
WALTER PFEIFFER, 65
Künstler und Fotograf aus Zürich,
fährt ein altes MBK Mirage
«Ich bin schon immer Velo
gefahren. Früher, als ich noch
jung war und noch auf dem
Land wohnte, sass ich jede
Woche stundenlang im Sattel.
Heute habe ich leider wegen
meinen Reisen und vielen
Verpflichtungen kaum mehr
Zeit, mich aufs Velo zu setzen.
Doch ehrlich gesagt möchte ich
auch nicht mehr so viel Velo fahren, denn in der Stadt ist es heute
recht gefährlich geworden.»
FLORIAN RASCHKE, 31
JOHANNES ELMER, 28
Maschineningenieur aus Zürich, fährt
ein komplett selbst gebautes Velo
Mitbetreiber des «Café Sisu» in Zürich,
fährt ein selbstgebautes Rennvelo
«Ich habe eine ganze Sammlung von Velos – vier davon
sind derzeit fahrbereit. Dazu
gibt's unzählige Einzelteile.
Ich habe einen Bürojob, bin
aber im Grunde ein Bastler.
Das Velobauen gibt mir Ruhe.
Wenn ich meine Hände zwischendurch etwas schmutzig
mache, dann tut mir das gut.
Ich würde mir nie ein Velo
im Laden kaufen, das ist mir zu
einfach. Das Velo drückt jetzt
etwas von mir aus, weil es individuell ist.»
«Ich habe einen alten «Racer»Rahmen von einem befreundeten Kurier abgekauft und die
Teile selbst angebaut. Das Velo
ist für mich ein perfektes
Fortbewegungsmittel für die
Stadt. Du bist flink, schnell
und kommst überall rechtzeitig an. Mein Velo hat einen
Charakter und es macht mir
Spass, dies auf der Strasse
auszuleben. Die Spannung der
Strasse überträgt sich auf meinen Körper, und das ist jeden
Tag wieder ein gutes Gefühl.»
DOMINIK «DODO» STUCKI, 20
Velokurier bei «Flash» in Zürich und Rennvelofahrer, fährt ein selbstgebautes Cilo-Rennvelo
«Ich fahre Strassen- und Bahnrennen und bin Mitglied der
Schweizer Bahnnationalmannschaft. Ich besitze fünf Rennvelos, für die Freizeit sowie für
meinen Sport. Das Teuerste hat
wohl 12 000 Franken gekostet.
Ich habe auch ein Starrlaufvelo und möchte mir bald noch
ein weiteres Fixie bauen. Pro
STIL 34
Woche trainiere ich etwa vierzehn Stunden, denn ich möchte Profifahrer werden, und
gebe mir drei Jahre Zeit dafür,
diesen Plan umzusetzen. Gute
Resultate bei Rennen machen
mich glücklich. Und natürlich
bin ich durch den Sport schon
in viele spannende Länder
gekommen.»
STIL 35
STIL 36
STIL 37
MR. L.A.
Text: Hannes Grassegger
Er ist der Lieblingskünstler der Hollywood-Stars
und seine Kunst verkörpert geradezu die grenzenlose Stadt Los Angeles. Zu Gast bei Doug Aitken.
Seine Werke sprengen Grenzen – er bleibt casual. Der
hochgeschossene, schlanke Mann in T-Shirt, schmalen
Jeans und Stoffschuhen, der uns durch seinen schattigen
Steingarten führt, vorbei an meterhohen Leuchtbuchstabenskulpturen YES, SEX, ART, ist einer der bekanntesten
Künstler der USA und der Darling Hollywoods. Einer
der dort weitergeht, wo Filmemacher in Genres bleiben
müssen. Manche sagen, Doug Aitken sei ein Regisseur, als
Künstler getarnt, um mit dem Filmbusiness zu spielen.
Und das Business spielt mit. Chloé Sevigny, Tilda Swinton,
John Baldessari, Robert Altman, sie alle kamen schon,
wenn Aitken rief. Seine Arbeiten und Videofragmente
inszeniert er in ausufernden architektonischen Installationen. Performances sowie Bild- und Fotostrecken zeigte
Aitken im New Yorker MOMA, in der Londoner Serpentine Gallery oder auf der Art Basel, so 2010 in der «Art
Unlimited». «Frontier» hiess seine hausgrosse Videoskulptur, ein weisser Kasten, von innen bespielt mit Videos die
den kalifornischen Kunst-Übervater Ed Rusha zeigten.
Mr. Aitken, Jahrgang 1968, versteckt sein Studio in Venice
Beach hinter jungem Bambus. Er nennt es seinen «Workshop». Erfolgsmensch Aitken überrascht in der sonst
manchmal trockenen Kunstwelt durch seine entspannte
Nonchalance, weiche Sprache und jugendliche Art. Durch
seine Adern fliesst der Spirit von Los Angeles, dieses die
Grenzen immer verschiebende, dezentrale, nur lose regulierte Stadt-Wesen, das man am besten versteht, wenn man
nachts über diese Frontstadt der westlichen Welt fliegt.
Wie eine Welle aus Licht flutet die Metropole die sie umgebende Wüste, fliessend, gleichzeitig platinenhaft gerastert
durch funkelnde Strassenzüge. Nirgends ist ein Zentrum auszumachen. Der britische Architekturtheoretiker
Reyner Banham versuchte einst diesen Geist zu erhaschen,
nach dem alle suchen, die sich auf der Suche nach dem
Zentrum von L. A. verloren haben. L. A., so Banham, sei
ein System aus vier Bezugspunkten: Strand, Strasse, Hügel und Ebene. Doug Aitkens vier künstlerische Elemente
sind Film, Struktur, Ton und Bewegung.
«Das ist der Blick auf meinen Gebur tsor t
Redondo Beach, im Süden von Los Angeles»
DOUG AITKEN, 43
Doug Aitken wurde in Redondo Beach
in Kalifornien geboren und gehört
heute zu den renommiertesten Vertretern
der zeitgenössischen Kunst. Mit seiner
preisgekrönten Videoinstallation «Electric
Earth» erregte er 1999 an der Biennale in
Venedig erstmals grosses Aufsehen.
erklärt Aitken den Bildschirmhintergrund seines Computerbildschirms. Auf seinem Schreibtisch liegt ein Stapel
Schallplatten. Los Angeles ist eine Musikstadt. Letztes Jahr
inszenierte Aitken hier ein Zusammenspiel von Beck mit
dem brasilianischen Musikgott Gaetano Veloso. An der
Wand, über Aitkens Skizzenbrett hängt ein Schriftzug:
«Vulnerable», verwundbar. Die Buchstaben sind ausgeschnitten aus einem Pazifik-Panorama. Die Lesezeichen
seines Browsers sind Seiten die den Wellengang anzeigen.
Das alles, was er da vorantreibt, ein Ende haben kann,
realisierte Doug Aitken schon mit Ende zwanzig. An einem
Tag im Ozean. Stoppen konnte es ihn nicht.
« I c h s u r f e n u r g e l e g e nt l i c h . »
Es bleibt auch wenig Zeit dafür. Doug ist gerade zurück aus dem Libanon. Davor, Ende Juli, realisierte er in
Griechenland, inmitten der Strassenkrawalle und Verteilungskämpfe, «Black Mirror» eine seiner grössten
Performances anhin. Wer dachte, dass Aitkens fast sportKULTUR 39
platzgrosse Videoprojektionen an New Yorker Hochhäusern von 2006 («Sleepwalkers») kaum zu überbieten sind,
irrt. Doug Aitken geht immer ein Stück weiter.
«Wir haben diese ausrangier te Fähre zu einem
Theater umgebaut. In der Mitte ist Chloé (Sevigny).
Sie spielt in einer Ar t of fenem Hotelzimmer-Setting,
umgeben von Videoprojektionen, die ich mit ihr unter anderem in Mexiko geschossen habe. Das Schif f
f ähr t. Alles ist in Bewegung.»
Die fragmentartigen Videoskizzen des Kaliforniers, der
1999, mit nur dreissig Jahren, einen Goldenen Löwen in
Cannes gewann, verlangen dem Betrachter einiges ab. Immer wieder wähnt man sich nahe am Verständnis, dann
kommt ein sanfter Schnitt. Wie gewann Aitken den Weltstar Chloé Sevigny? Denn mit einem Bein leben auch
Künstler in der Realität von Einnahmen und Ausgaben.
Aitken, der ständig um die Welt reist, unterhält ein Studio
mit vier bis fünf Assistenten. «Doug Aitken» steht für ein
kleines Unternehmen. Kennt es finanzielle Grenzen?
«Ideen sind stärker. Chloé wollte kein Geld. Mit
ihr arbeitete ich schon Anfang der neunziger Jahre, vor ihrem Durchbruch in «Kids ». Stars sind
auch einfach nur Menschen. Und wenn das Konzept diese Menschen überzeugt, verschwinden
f inanzielle Limits. Dabei war die Vorbereitung, des
Videodrehs mit Chloé in Mexiko Cit y eine mörderische Anstrengung. Ich hatte diesen radikalen
Zeitplan aufgestellt, pro Tag Drehs in je fünf Hotelzimmern. Chloé hatte nur minimale Text vorgaben, der Rest war ihre Improvisation. Wenn ich
dran bin, setze ich Grenzen nur um sie zu überschreiten. Dann will ich immer weiter, bis zur
Erschöpfung. »
S L E E P WA L K E R S ( 20 07 )
Doug Aitkens 13-minütiger Videozyklus, in
der u. a. Tilda Swinton eine Hauptrolle spielt,
war die grösste Videoinstallation, die das
Museum of Modern Art in New York je zeigte.
L A S T B L A S T ( 20 0 8)
Von der rückbeleuchteten Videobox mit
Kraftworten baute Aitken vier Stück.
Was war die Idee?
«Manche Menschen wollen eine straighte Stor y, etwas Geradliniges. Aber ist es wirklich so, dass nur
in einer linearen Stor y Wahrheit liegen kann? Ist
mein Leben wirklich wie ein neunzigminütiger Film
oder ein zweihunder tseitiger Roman? Oder sind das
nur Formate? Ich sehe überall Leute, die Formate
reproduzieren, um ihre Idee reinzupacken. Warum
denken sie, sie müssten innerhalb eines Formates
eine Idee er forschen? Kann nicht auch ein Format
selber er forscht werden? Und ist das Drif ten nicht
Teil des Lebens? Wir führen dieses Gespräch, und
es ist wahrscheinlich, dass während dieser Zeit, die
wir verbringen, unsere Gedanken anfangen zu wandern. Das Verlassen der Linearität, das Drif ten, ist
essentiell. »
«Es geht um unser modernes Leben. Wir sind ständig
in Bewegung, aber immer in dieser uns begleitenden Wolke aus Informationen. Ich wollte das ref lektieren. Mitten in der Per formance auf dem Boot
kommen Statisten aus dem Publikum und bauen
die Holzträger ab, die Struktur von Chloés Zimmer.
Zurück bleibt sie mit den Bildern. Das Werk hat
sich aus einer Opernhausauf führung in Basel 2009
entwickelt, in der mehrere Figuren auf tauchten. Mir
gef iel der Gedanke, eine Bühne zu bespielen, doch
jetzt wollte ich eine Persönlichkeit im Zentrum, die
etwas verkörper t.»
Fliessend entwickeln sich Doug Aitkens Werke, eines aus
dem anderen. Was sie auf den ersten Blick eint, ist die Dimension. Für die Klangskulptur «Sonic Pavillion» in Südost-Brasilien liess Aitken vor ein paar Jahren ein 200 Meter
tiefes Loch bohren, um mittels eines Mikrofons die Erde
zu belauschen. Doch das vordergründige Spiel mit der
Grösse ist eben nicht der Kerngedanke von Aitkens Kunst.
Wer L. A. verstehen will, muss anders denken. Dezentraler.
Manche vermissen bei Doug Aitken den Handlungsfaden,
so wie sie bei L. A. das Zentrum vermissen. Und hier liegt
seine künstlerische Befreiung von Einschränkungen.
M I G R AT I O N ( 20 0 8)
Für einen weiteren Kunstclip filmte Doug
Aitken Wildtiere in Hotelzimmern.
Der Biber suchte rasch den Weg zum Wasser.
Aber ist der künstlerische Prozess nicht jeweils einer des
Setzens von Grenzen, des Ein- und Ausschliessens, um der
Idee eine präzisere «Form» zu geben?
«Kunst dreht sich nicht ums Eingrenzen. Ich nutze Grenzen in meinem Arbeitsprozess, um sie zu
sprengen. Es geht um Reibung. Reibung kann nur
dor t stattf inden, wo zwei oder mehr Elemente sich
tref fen und bewegen. Daraus entsteht Energie.»
www.gentlemensreport.com/kultur
KULTUR 40
KULTUR 41
WALLY POWER
118 SUPERYACHT
H
I
I
Text: Jeroen van Roojien
M
Die Wally Power 118 ist die Rennyacht
schlechthin. Sie hat ein martialischparamilitärisches Design, fährt so
schnell wie ein Auto auf der Autobahn
und kostet 14 Millionen Franken.
M
I
A
A
I
C
C
K
M
D
D
L
2005 hatte die Wally Power 118,
von dem bis dato nur ein einziges Exemplar gebaut wurde, einen Auftritt im Kinofilm «Die Insel» mit Scarlett Johansson
und Ewan McGregor. Seit dem Frühjahr
2011 steht die berühmte Superyacht bei
Edmiston zum Verkauf: rund 14 Millionen
Franken sollte man dafür bereit liegen haben, sowie natürlich einen entsprechend
dimensionierten Liegeplatz, vorzugsweise
nicht am Türler- oder Greifensee.
N
E
K
M
Eine Wally zu besitzen ist kein billiges Vergnügen – schon der kleinste Tender
aus der Werft des in Monaco ansässigen
Yachtbauers Luca Bassani, die Wally One,
kostet mit gut 600 000 Franken ein Vielfaches dessen, was andere für vergleichbar
13 Meter Länge verlangen. Stilistisch orientiert sie sich, wie alle Schiffe des selbstbewussten Herrn Bassani, an dessen bisher
spektakulärsten und extremsten Wurf, der
Wally Power 118, aus dem Jahre 2002. Die
36 Meter lange Poweryacht schockierte die
Fachwelt durch ihr aggressives, an Tarnkappenbomber erinnerndes Techno-Design
und seine überwältigende Leistung.
Das Schnellboot wird von drei
Gasturbinen mit einer Leistung von gut
16 700 PS sowie zwei Cummins-Dieselmotoren mit einer Power von 740 Pferdestärken übers Wasser gejagt. Sie erreicht
eine Spitzengeschwindigkeit von 60 Knoten,
resp. 111 km/h, und gilt damit als schnellste
Yacht der Welt. Allerdings blasen die fünf
Motoren unter Vollast auch einen Liter Diesel pro Sekunde in die Luft, sodass der Tank
bei Fullspeed nach 380 Seemeilen leer ist.
I
N
B
B
E
O
P
P
Deutlich günstiger, nämlich für
etwa 20 Franken, lässt sich dieser populäre Männertraum realisieren, wenn man die
Wally Power 118 mit dem hier abgebildeten
Schnittbogen selber baut, etwa im Massstab 1:40. Einen Bogen robusten Graukarton bekommt man für sieben Franken, das
Skalpell zum Zuschneiden für etwa fünf
Franken und eine Tube Leim für drei Franken. Mit etwas Geschick ist das Boot in rund
vier Stunden bereit zum Stapellauf.
O
X
Y
F
F
Z
Für ambitionierte Freizeit-Bootsbauer steht auf der Homepage des Gentlemen’s
Report eine detaillierte Bauanleitung zum
Download bereit.
Q
G
G
www.gentlemensreport.com/doityourself
DO IT YOURSELF 42
DO IT YOURSELF 43
Zum Geniessen und
Weiterempfehlen.
Mehr unter www.ittinger.ch
Ein Gentleman geniesst und schweigt, heisst es.
Doch das stimmt nicht immer. Insbesondere
dann nicht, wenn er das perfekte Bier für sich
entdeckt. Da kann es, mit Verlaub, durchaus
auch mal passieren, dass er es in seiner
Begeisterung weiterempfiehlt.
Erhältlich im Schweizer Detailhandel sowie in ausgewählten Bars und Restaurants.
Das Schweizer Amber-Bier
01
DIE HERREN,
ENTSCHEIDEN
SIE SICH
Fotografie: Marie-Christine Gerber
02
GRIECHENLAND:
BONDBASKET
SCHWEIZ:
AKTIENBASKET
Die Meinungen sind gemacht, alle
sind sich einig: Griechenland ist wirtschaftlich ein hoffnungsloser Fall. Der Bankrott
ist eine sichere Sache, nur der Zeitpunkt ist
noch unklar. Diese Aussicht widerspiegelt
sich auch im Wert griechischer Anleihen, die
schon einen sicheren Ausfall implizieren. Es
ist auch nicht das erste Mal, dass Griechenland zahlungsunfähig wird; Dies ist in den
vergangenen Jahrhunderten schon mehrfach passiert. Die Geschichte wiederholt
sich. Oder vielleicht doch nicht? Wann immer die Herde von Investoren in die gleiche
Richtung marschiert, ist Vorsicht angesagt.
Es gibt für Griechenland gegenüber früher
einen wichtigen Unterschied: Griechenland
ist nicht mehr alleine. Griechenland ist Teil
der europäischen Idee, der europäischen
Einheit. Und diese Einheit wehrt sich vehement gegen ein Auseinanderbrechen. Wenn
der Druck am grössten und die Nacht am
dunkelsten ist, werden sich sogar die trägen europäischen Politiker zusammenraufen und eine europäische Lösung finden,
die die strukturellen Defizite der jetzigen
Union beseitigen wird. Dieser Entscheid
ist schwierig und schmerzhaft, weil er mit
gewissen Einschnitten in die Souveränität
der einzelnen Länder einhergehen wird,
aber er wird für alle europäischen Mitglieder eine längerfristig attraktive Perspektive
darstellen. Griechenland wird zur neuen
europäischen Union dazugehören und die
momentan am Boden bewerteten griechischen Anleihen werden – zur grossen Überraschung der Herde – die beste Anlage über
die folgenden Monate sein!
Und die Schweiz ist eben doch
eine Insel! Während sich unsere nächsten
und nahen Nachbarn mit immensen Staatsschulden und politischen Irrungen und Wirrungen herumschlagen, ist und bleibt die
Schweiz ein Ort von Stabilität und hoher
(Lebens-)Qualität. Viele Unternehmen gehören zu den Marktleadern in ihren Bereichen und zeichnen sich durch hohe ethische
und unternehmerische Ansprüche aus. Die
seit Jahrzehnten vorangetriebene Internationalisierung vieler Schweizer Firmen
trägt jetzt Früchte: Trotz geringer Wachstumsraten im europäischen Wirtschaftraum
profitieren Schweizer mehr denn je von
ihrer starken Marktstellung in den Wachstumsländern in Asien und teilweise auch in
Lateinamerika und Osteuropa. Der starke
Schweizer Franken, als Ausdruck der
Schweizer Solidität und Gesundheit, stellt
eine hohe Herausforderung für die exportorientierten Unternehmen dar, doch ist die
Stärke des Frankens seit jeher auch ein nicht
unwesentlicher Antrieb für die hohe Innovationskraft hiesiger Unternehmer. Zudem
werden durch überdurchschnittliche Ausbildungsstätten lokal und international tätige Talente angezogen, die für die Schweizer
Wirtschaft einen unschätzbar wichtigen
Nachschub an Wissen und Unternehmertum liefern. Ausländische Investoren werden sich in naher Zukunft noch vermehrt
der Attraktivität vieler Schweizer börsenkotierter Gesellschaften bewusst werden,
weshalb der Schweizer Markt als Insel in
Europa über die nächsten zwölf Monate die
beste Anlage sein wird.
Styling: Marisa Pichler
Wo investiert man in dieser turbulenten Zeit
sein Geld am besten? Griechenland oder Gold?
Apple oder ABB? Wir haben zusammen mit
unseren Finanzfachleuten fünf thematische
Baskets zusammengestellt, deren Performance
wir bis Ende Jahr genau verfolgen.
Die globalen Finanzmärkte sind derzeit geprägt von einer
äusserst unsteten Entwicklung. Betroffen von dieser Berg- und Talfahrt sind Aktien, Obligationen, Devisen und Rohstoffe gleichermassen: Nach einem starken Jahresauftakt verloren die allermeisten
Indizes an Schwung. Die Ereignisse in Japan, die Umwälzungen
in Nordafrika, im Nahen und Mittleren Osten sowie der neuste
Schulden-Fieberschub in Europa, kombiniert mit der nach wie vor
drückenden Überschuldung in den USA, lässt auch krisenresistente
Anlageprofis nicht kalt. Umso mehr gilt es jetzt, die Ruhe zu bewahren und die persönliche Anlagestrategie nicht aus den Augen
zu verlieren. Sonst wird aus dem geplanten Besuch in der Massschneiderei an der Londoner Savile Row schnell ein nüchterner
Trip in die nächstgelegene Outlet-Factory.
01 GRIECHENLAND
02 SCHWEIZ
03 CHINA
04 USA
05 GOLD
Wie also, und viel wichtiger, wo investiert der geneigte
Gentleman im zweiten Halbjahr 2011 sein Vermögen? Die Anlageexperten der Bank Vontobel haben, stellvertretend für die Vielzahl
an Möglichkeiten, fünf Themenbaskets (Griechenland-Bonds,
Schweizer Aktien, China, US-Aktien, Gold) zusammengestellt,
deren Performance im vierten Quartal des Jahres 2011 für die
Leserinnen und Leser des Gentlemen’s Report genau verfolgt wird.
Wer im Gewinnspiel auf den richtigen Korb tippt, gewinnt Gold.
Wo würden Sie investieren? Wer bis Ende Oktober
richtig tippt, gewinnt vielleicht eine Feinunze Gold.
Wettbewerb und Teilnahmebedingungen unter
www. gentlemensreport.com/finanz
Gentlemen, place your bet. Entscheiden Sie sich für einen Basket. Sind Sie der sicherheitsorientierte Anleger (Gold), der
solide Investor (Aktien), der auf Wachstum fokussierte Spekulant
(China) oder der Risikosuchende und gegen den Trend wettende
Gambler (Griechenland)? Ihnen ist natürlich klar, dass hier in erster
Linie dem Spieltrieb gefrönt wird. Wer sein Vermögen auf einer
breit abgestützten Expertise investiert und/oder verwaltet wissen
will, vereinbart einen persönlichen Termin bei einem Kundenberater von Vontobel Private Banking. Denn wie sagte schon der Börsenguru André Kostolany: «Wenn alle Investoren auf eine angeblich
todsichere Sache spekulieren, geht es fast immer schief.»
FINANZ 44
FINANZ 45
03
CHINA:
SCHWELLENLANDBASKET
Das Reich der Mitte hat die mit
Abstand höchsten Wachstumsraten aller Industrienationen. Während wir in den westlichen Hemisphären mit allen monetären
und fiskalischen Massnahmen versuchen
ein Fünkchen Wachstum zu generieren,
besteht in China die Herausforderung darin, eine Überhitzung der Wirtschaft zu
verhindern. Diese Befürchtungen sind der
Hauptgrund, weshalb die chinesische Börsen eine Verschnaufpause eingelegt haben.
Doch die Angst ist ungerechtfertigt, denn
China ist durch die zentralistisch aufgebaute Führung, welche (wirtschaftliche)
Entscheidungen schnell und pragmatisch
trifft, sehr effektiv in Sachen Wirtschaftspolitik. Strukturelle Probleme oder eine
potenzielle Inflation können schnell und
zielgerichtet angegangen werden. Zudem
sind die 1.3 Mrd. Einwohner ambitioniert
und leistungsfähig und werden dafür sorgen, dass die chinesische Wachstumslokomotive auch weiterhin kräftig zieht.
Auch wenn die Exportindustrie durch die
Schwäche der USA und Europas etwas an
Fahrt einbüssen wird, kann das durch ein
steigendes Binnenwachstum mehr als ausgeglichen werden. Denn der chinesische
Konsument erwacht, die Ansprüche an den
eigenen Lebensstandard steigen. Und das
Politbüro wird durch griffige, undemokratische Massnahmen dafür sorgen, dass der
chinesische Schnellzug nicht entgleist. Die
Börse wird dieser Kraft wieder vermehrt
Rechnung tragen und den chinesischen
Markt zum klaren Outperformer über die
nächsten Monate machen.
04
05
USA:
AKTIENBASKET
Die USA sind die grösste Wirtschaftsnation der Welt. Zwar ist die Staatsverschuldung beunruhigend und die
Arbeitslosenquote nach wie vor überdurchschnittlich hoch, doch kommen die USA ja
auch gerade aus der schwersten Wirtschaftsund Finanzkrise seit der grossen Depression
in den dreissiger Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Die USA befinden sich nicht zum
ersten Mal in Schwierigkeiten; Banken und
Finanzkrisen gehören zu Amerika wie Hamburger und Baseball. Es sind vor allem die
Krisen, welche die amerikanische Erfolgsstory ausmachen. Krisen sind lehrreich und
bilden durch den kreativen Prozess des Niedergangs und der Erneuerung das evolutionäre Fundament der Verbesserung. Auch dieses
Mal wird es nicht anders sein. Obwohl viele
schon den Untergang des amerikanischen
Zeitalters prognostizieren, werden sich die
USA erholen und stärker denn je aus diesem
Schlamassel hervorgehen. Wieso? Kein anderes Land verfügt über eine solche Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit. Zudem
sind die USA in kürzester Zeit zu grossen
Entscheidungen fähig – etwas, was man von
der EU nicht behaupten kann. Schon Henry
Ford wusste: «What’s right about America
is that although we have a mass of problems, we have great capacity – intellect
and resources – to do something about
them». Deshalb werden die USA die Anleger durch entschlossene Massnahmen
und ihren unbändigen Erfolgswillen positiv überraschen, was sich durch die beste
Performance aller Anlagen an den Börsen
manifestieren wird.
FINANZ 46
Die Beratungsmandate von Vontobel
Private Banking, dem Finanz-Kompetenzpartner des Gentlemen’s Report,
kombinieren das Beste aus zwei Welten:
Eine leistungsfähige IT-Lösung, gepaart mit
der persönlichen Erfahrung und
Expertise der Kundenberater. Anlassbezogen erhält der Kunde passende Kaufund Verkaufsempfehlungen. Das Portfolio
wird dabei täglich systemgesteuert
überwacht.
DEM GELD DARF
MAN NICHT
NACHLAUFEN, MAN
MUSS IHM ENTGEGENGEHEN.
Gentlemen’s Financial Behaviour Rule No 1
(Aristoteles Onassis)
GOLD:
EDELMETALLBASKET
Gold wird schon seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel verwendet. Kulturen und Imperien kamen und gingen, doch
Gold hat nie an Bedeutung verloren. Es wird
über alle Grenzen hinweg als Zahlungsmittel akzeptiert, ist allgemein verfügbar
und einfach transportierbar. Der Wert des
Goldes glänzt vor allem in schwierigen Zeiten; während Kriegen und Katastrophen
steigt der Wert des gelben Edelmetalls an.
Während vergangener wirtschaftlicher Krisen hat sich Gold als sicherer Hafen bewährt.
Auch in der aktuellen Wirtschafts- und
Finanzkrise ist der Wert des Goldes bereits
stark angestiegen. Seit der Goldstandard
aufgelöst wurde, gibt es keine Beschränkung der Zentralbanken, Papiergeld in
Massen zu produzieren – zum Schaden von
Kreditgebern und andern Gläubigern. Das
Misstrauen der Anleger gegenüber Staaten,
die ihre Schulden durch das stetige Drucken
von Papiergeld zu lösen versuchen, steigt –
und mit ihm der Wert des Goldes. Während
Politiker und Zentralbanken in der westlichen Hemisphäre debattieren und parlieren,
statt die Probleme im Kern anzugehen, freuen sich die Investoren, die statt in Aktien
oder (Staats-)Obligationen in Gold investieren. Goldinvestoren profitieren von Unsicherheiten an den Märkten – Angst und
Panik erhöhen den Goldpreis. Und da weder
die hohe Staatsverschuldung in den USA
noch die strukturellen Probleme in Europa
in absehbarer Zukunft gelöst werden, wird
der Wert des Goldes weiter kontinuierlich
ansteigen und alle andern Anlagen in den
nächsten zwölf Monaten in den Schatten
stellen.
www.gentlemensreport.com/finanz
FINANZ 47
Bekleidung nach Mass
Für eine Terminvereinbarung:
Telefon 044 287 22 22
www. alferano.com
DIE NEUE BIERKENNERSCHAFT
Text: Martin Wartmann
Fotografie: Thomas De Monaco
BIER HAT SICH DANK GEHOPFTEN SPEZIALITÄTEN
VOM GLEICHFÖRMIGEN MASSENARTIKEL ZUM GENIESSERPRODUKT FÜR KENNER ENTWICKELT. EINE
SPURENSUCHE NACH DEM WANDEL DER BIERKULTUR IN DER SCHWEIZ.
GENUSS 52
Man erinnert sich noch an die Stammtisch-Streitgespräche: Was wohl das bessere Bier sei, Feldschlösschen, Haldengut oder
Hürlimann. Wädenswiler war bitter, Calanda trank man im Militär. «Schtange» und «Chübeli», dicke Bierteller und Stumpenrauch
begleiteten diese hitzigen Diskussionen. Zuhause rümpfte Frau die
Nase: Bier war nach ihrer Meinung Proletarier- und BauarbeiterGesöff. Man hört die abschätzige Antwort heute noch, meist von
Damen nahe dem Pensionsalter: «Bier? Nein, bei uns nicht. Und
wenn, dann nur im Sommer, wenn’s ganz heiss ist, einen kleinen
Schluck, gut gespritzt …»
EIN WAHRES
GAUMENTRAINING
Irgendwann in dieser grauen Kartellzeit, mitten in der Monotonie der «Lager hell» und «Spezli», kam die Idee, es doch mal anders rum zu versuchen. Fünfzig Prozent der Schweizer Bevölkerung
trank nämlich gar kein Bier. Ein riesiges Potential! Wäre es nicht
einfacher, mit denen zu reden, statt den Herren am Stammtisch zu
erklären, dass sie über Marken streiten, deren nach fast gleichen Rezepten gebrauten Lager-Biere eigentlich austauschbar waren? Was
für ein Bier würde wohl den «Nichtbiertrinkern» schmecken? Den
Geniessern, die mit «Schtange hell» und Bügelverschluss nichts
anfangen konnten?
Aus dieser Idee entstand Anfang der achtziger Jahre das
erste Amber-Bier der Schweiz – die fein gehopfte, aromatische,
brillant-glänzende, bernsteinfarbene Bierspezialität Ittinger. Bei
Kennern machte sich die Marke rasch beliebt. Man sprach über das
«neue» Bier. Und die Bierspezialität erfreute sich sehr schnell einer grossen Fan-Gemeinde. «Amber» wurde zum Gattungsbegriff.
Heute schreibt fast jede Brauerei auf ihr halbdunkles Bier den StilBegriff «Amber».
Die kleinen Wilden
In den boomenden neunziger Jahren verlustierte sich die
In-Szene mit Cüplis. 10 Franken das Gläsli. Weil die so klein und
schnell leer waren, gab’s nach einem erfolgreichen Arbeitstag happige Apéro-Rechnungen. 100 Franken waren schnell weg. Plötzlich
drehte der Wind. Es wurde kalt an der Börse, das Sackgeld wurde
knapp. Das war die Stunde der Bierspezialitäten: für acht Franken
gab’s in der anderen Bar als Alternative zum Cüpli ein gepflegtes
Bier – zum Beispiel das neue, unbekannte Ittinger. «Kennst Du
es nicht? Schmeckt prima. Ich zahl’ Dir eines.» Und alle sahen
das auffällige, andere Label, das anzeigte, dass hier kein «billiges»
Bier weggespült wurde. Als «Bierkenner» rettete man nun mit halben Kosten und ohne Gesichtsverlust den Abend. Ein neuer Markt
entstand. In gepflegten Szenenlokalen, in Clubs und an Partys, in
Kühlschränken der Konzernsitze und Bierläden, an der Biermesse –
überall tauchten sie plötzlich auf, die kleinen «Wilden» der Bierwelt.
Die Belgier mischten mit. Bald folgten die ersten Amerikaner. Die
Vielfalt nahm zu – und damit das Interesse. Bierkenner sein wurde
im jungen, sprachkundigen, gut verdienenden und weltgewandten
Segment zum Stilmerkmal. Es entwickelte sich still und leise eine
dynamische Bierkultur, die in Dutzenden von Startups gipfelte.
Der Hopfen macht den Unterschied
Bis heute sind die echten, schön gehopften, schaumintensiven, brillanten Bitterbiere aber die Domäne der Männer geblieben.
Die Verwendung von Aromahopfen, wie ihn die Kartause Ittingen
im Hopfengarten vor den Klostermauern seit zwanzig Jahren exklusiv für Ittinger anbaut und pflegt, ist von grosser Bedeutung. Erst
der qualitativ hochwertige und richtig gemischte Hopfen gibt dem
Bier seinen unverwechselbaren Charakter. Die gehopften Biere sind
Stolz und Geheimnis jedes Braumeisters. Die richtige Mischung
von Bitter- und Aromahopfen, Zeitpunkt und Kochzeit erfordern
Wissen und Erfahrung.
In früheren Zeiten setzte man viel Hopfen ein, weil er
Bier vor dem Sauerwerden bewahrte. Deshalb begleiteten stark gehopfte Biere Seeleute und Piraten über die Meere der Welt, oder
Siedler durch die Wüsten des Westens. Doch damals gab es nur
zwei Varianten: Verdursten oder Bitterbier. Bitterbiere schmecken
nicht jedem. Bis man hinter die letzten Geheimnisse eines echten
India Pale Ale oder Russian Imperial Stout kommt, braucht es Zeit
und Erfahrung. Mit der Zeit öffnet sich dann eine Wunderwelt an
Geschmacksnuancen. Die Palette reicht vom berühmten CascadeAromahopfen mit der typischen Zitronengrasnote aus dem kalifornischen Yakimatetal bis zum trockenen Abgang aus dem englischen
First-Gold Bitterhopfen im schwarzen Stout. Die Kunst des wahren
Bierkenners ist es darum, mit Freunden und Profis den verschiedenen Aromen im Pale Ale nachzuspüren: Kommt die Nuss-Note vom
Cascade – oder war es doch Hallertauer?
Geforderter Geschmackssinn
Heute betreiben Bierkenner ein wahres Gaumen-Training
mit Bier-Spezialitäten. Die Kombination von süss und sauer, bitter
und salzig fordert unserem Geschmackssinn einiges ab. Es gibt
tausende von Bieren, und rund sechzig Bierstile. Die grossen Biernationen Deutschland, Belgien und England bilden das Dach, mit
norddeutschem Pils, bayrischem Weissbier, belgischen Trappistes
und englischen Stouts und Ales. In Nordamerika haben Siedler
aus allen Ländern das Wissen um alte Bierrezepte am Leben erhalten. Sie sind heute die Basis einer wachsenden Fan-Gemeinde
von Bierkennern, Geniessern und Liebhabern. Und nun schwappt
dieser Trend auch zu uns in die Schweiz. Es wird Zeit, sich damit
zu befassen. Spätestens wenn einem der Barman bei der nächsten
Bestellung seine zwölf Biere aufzuzählen beginnt, ist klar, was es
geschlagen hat. Cheers!
Und auch die Emanzipationswelle liess nicht lange auf sich
warten: leichtes mexikanisches Bier mit Zitronenschnitz oder Bier
mit Tequila-Geschmack, Lemon-Beer, sexy Flaschen – die Girls enterten die Bierwelt. Allerdings: süss musste es sein. Die Antwort der
Industrie auf diesen Trend waren Citrus-, Pfirsich-, Aprikosen- und
Mango-Aromen, ungehopfte Draft-Biere und extraktreduzierte
Leichtbiere in modisch gestylter Verpackung.
GENUSS 54
GENUSS 55
www.gentlemensreport.com/genuss
The Gentlemen’s Guide
Tulpen oder schlanke Stangen
gebräuchlich, nie aber ein Glas
mit Henkel.
Muss man das Glas vorher abspülen und temperieren?
Am besten ist es, ein
sauberes, kalt gespültes Glas
mittels Bierdusche nochmals
kalt auszuspülen, damit bringt
man definitiv die letzten Reste Waschmittel raus und kühlt
das Glas um 1–2 Grad runter,
so erhält man das «Krägli», das
einem Bierfreund anzeigt, dass
das Glas absolut sauber war.
Drink beer
Text: Jeroen van Rooijen
Beat Hofmeister, ist Bierfachmann und Markenbotschafter
der Bierspezialität Ittinger. Sein
Bier trinkt er niemals aus der
Flasche, und nie mit Cola.
Beat Hofmeister, wie schmeckte Ihr
erstes Bier?
Das war 1978, und es
schmeckte bitter und frisch.
Trinken Sie Bier heute anders als
damals?
Heute trinke ich Bier
mit Leidenschaft und als Genussmittel, nicht als Durstlöscher. Ich probiere je nach
Gelegenheit auch gerne verschiedene Bierstile aus.
Trinkt man ein zeitgenössisches
Genuss- oder Spezialitätenbier aus
der Flasche oder aus dem Glas?
Ein Bier sollte man immer aus dem Glas trinken, ansonsten gehen Auge und Nase
verloren, bei Genussbieren im
Speziellen.
Wie soll das Glas beschaffen sein?
Das kommt auf den
Bierstil an. Genuss- oder Spezialitätenbiere trinkt man aus
Gefässen, die einem Weinglas
nahe kommen, sonst sind auch
Wie schenkt ein Kenner wie Sie
sein Bier ein?
Wenn es aus der Flasche kommt: Schräg ansetzen,
nicht zu langsam eingiessen,
damit eine gute Schaumentwicklung entstehen kann und
dann senkrecht auffüllen.
Grundsätzlich soll man lieber
etwas zuviel Schaum zulassen,
damit man noch an der Krone
arbeiten kann. Bevor man diese zu Ende «aufschichtet», soll
man das Bier eine halbe Minute
setzen lassen.
Ittinger wird nach einem alten Rezept
aus vier verschiedenen Gersten- und
Weizenmalzen gebraut und mit Hopfen aus
dem Klostergarten der Kartause Ittingen
bei Frauenfeld gewürzt.
Kann man Bier auch zu einem gepflegten Dinner trinken?
Selbstverständlich,
doch ist es ganz wichtig, den
Bierstil passend zum Essen zu
wählen. Ein gutes Ittinger passt
hervorragend zu Wild, Guinness passt dagegen gut zu Austern, und die hellen, herben
Lagerbiere begleiten die asiatische Küche sehr gut.
Ist es eine Option, sein Bier «auf
Ex» zu trinken?
Bei Genussbieren ist
dies ganz sicher keine Option,
und bei einem Lagerbier eigentlich auch nicht.
Kann man Bier auch mixen, etwa
mit Cola oder als Panache?
Mit Spezialitätenbieren ist dies ganz sicher keine
gute Idee, und bei einem Lagerbier im Grunde auch nicht.
Dadurch würden der feine Geschmack, die Röstnote und die
Hopfenblume zugedeckt. Meine Empfehlung für Panache:
ein helles, einfaches Lagerbier
verwenden. Und bitte niemals
Bier mit Cola mixen!
MEIS TER DER BIERE
Bierkenner Beat Hofmeister ist 46
Jahre alt und lebt mit seiner Frau
und zwei Kindern in Zürich. Er vertritt die Bierspezialität Ittinger in
der Öffentlichkeit und hat durch
seine Arbeit ein grosses Bierwissen
aufgebaut. In seiner Freizeit widmet
sich Beat Hofmeister dem Fussball
und dem Kino.
HOW TO 57
www.gentlemensreport.com/howto
dd com
FR AUEN KÖNNEN UNS
VIELLEICHT DEN
VERSTAND R AUBEN.
ABER NICHT DEN STIL .
WILLKOMMEN IN DER GRÖSSTEN* HERRENABTEILUNG DER SCHWEIZ .
*Apropos Grösste: falls Sie Ihrer Angebeteten etwas Besonderes schenken möchten, das auch Ihren
Puls höher schlagen lässt, finden Sie im Jelmoli die grösste Auswahl an Lingerie-Marken der Schweiz.
IN
EXTREMIS
Text: David Torcasso
Fotografie: Valentin Jeck
Styling: Aleli Leal
Stühle sind mehr als nur
Krücken zum Sitzen – sie sind
Charakterdarsteller, der jeder
für sich eine ganz bestimmte
Haltung an den Tag legt
und Persönlichkeit ausstrahlt.
Zwölf moderne Klassiker,
die ein Mann haben – oder doch
zumindest kennen – muss.
Der Hochalpine: ST10-Stuhl von Hussl
Hinter der Idee des ST10 von Hussl steht das Prinzip der Sandwichtechnologie aus der Ski-Industrie: Die Hinterbeine bestehen
aus aluminiumverstärkten Zugschichten, die mit einem Mittelkern
aus Holzverbundwerkstoff verleimt sind. Die Lehne ist filigran und
federt unter Belastung leicht.
LIVING 61
Der Stapelkönig: 40/4 von Howe
Dieser Stuhl entstand während dem 2. Weltkrieg: Der amerikanische Pilot David Rowland hielt es auf den unbequemen Sitzen
in den Flugzeugen kaum aus. Daheim begann er ein Studium in
Industriedesign und setzte die Idee seines Stuhles um. Der 40/4
wurde im 20. Jahrhundert zu einem der am häufigsten ausgezeichneten Stühlen. Er ist leicht, weist trotzdem viel Stabilität auf und ist
anatomisch so entwickelt, dass man bequem darauf sitzt. Bekannt
ist der 40/4 als Stapelstuhl – man kann ihn auch dutzendfach gestapelt noch sicher transportieren.
Der Provokateur: Tudor Chair von Established & Sons
Der harte Typ: Pagholz-Stuhl von Hüba
Der Tudor Chair vom Designer Jaime Hayon glänzt mit viel Originalität. Die polierte Polsterung ist traditionell gesteppt, so dass
der Stuhl trotz seiner modernen Linien eine feine Dekadenz ausdrückt. Aussergewöhnlich sind auch seine goldenen Glasbeine.
LIVING 62
Das auch Pagholz genannte, gebogene Kunstharzpressholz ist
kratz- und stossfest, chemiebeständig, schwer entflammbar und
somit fast unzerstörbar. Aus diesem Grunde wird der Pagholzstuhl
oft in Universitäten, Bibliotheken und Wartesälen eingesetzt.
LIVING 63
Der Feingeistige: China Chair von Fritz Hansen
Der Futurist: Chair One von Magis
Der 1944 vom Dänen Hans J. Wegner entworfene China Chair ist
eine Hommage an die chinesischen Stühle aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Wegner bewies mit diesem zeitlosen Klassiker sein Gespür für expressiven und skulpturalen Funktionalimus.
Der Chair One ist wie ein Fussball konstruiert – aus Polygonen setzt
sich eine Sitzfläche zusammen, die an die Ästhetik eines amerikanischen Tarnkappenbombers erinnert. Mit diesem Wurf festigte
der Münchner Konstantin Grcic seinen Ruf als Ausnahmedesigner.
Der Vielseitige: NAP-Schalenstuhl von Fritz Hansen
Das Leichtgewicht: Holzstuhl Foglia von Billiani
Für den NAP-Stuhl aus Stahl und Nylon lautete die Maxime von
Stardesigner Kasper Salto, in möglichst vielen Positionen bequem
darauf sitzen zu können. Der Name NAP setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Normal, Aktiv und Passiv zusammen.
Nicht in erster Linie auffällig, dafür sehr leicht: Die festeren
Seitenwangen dieses nur gerade 3,5 Kilogramm leichten Sitzmöbels
sind nur durch gebogene Schichtholzplatten miteinander verbunden. Die Linien des Fliegengewichts sind klassisch und zeitlos.
LIVING 64
LIVING 65
NEUN MONATE FÜR EIN MÖBELSTÜCK
Text: David Torcasso
Der Tisch «Enignum» mit seinen
filigranen, gewundenen Beinen und ineinander verschlauften, fliessenden Flächen
löst unweigerlich eine starke Faszination
aus. So wie die meisten Objekte des irischen
Designers Joseph Walsh. Sie sind schräg und
einzigartig, futuristisch und zeitlos zugleich.
Sie wirken trotz ihrer extremen Formen nie
aufgesetzt, sondern auf überraschende Weise stilvoll. Es sind Kunstwerke, die sich als
Möbel benutzen lassen. «Wir möchten die
Sinne der Leute ansprechen und eine Interaktion mit dem Möbelstück stattfinden
lassen», sagt der Designer über sein Tun.
Ein Stuhl von Joseph Walsh ist nicht einfach nur bequem – obwohl er schon auf
den ersten Blick so aussehen mag – sondern
auch raffiniert in Struktur und Oberfläche.
Walsh’Möbel strahlen einen kultivierten
Geist aus und erzählen vom respektvollen
Umgang mit dem Holz.
Der Warmherzige: Nussbaum Stuhl von Gubi
Die Sitzschale dieses modernen und zeitlosen Stuhls ist aus dreidimensional geformtem Schichtholz gefertigt und strahlt trotz
dieser ausgesprochen technologischen Fertigung eine freundliche,
einladende Wärme aus. Auch mit Kufen erhältlich.
Der Nahtlose: Sting Alu Chair von Blå Station
Der Alu-Stuhl Sting von Fredrik Mattson und Stefan Borselius
wird aus rund sechzig Meter langen, extrudierten Aluminiumbändern geschnitten und ohne Schrauben und Beschläge, sondern
nur mit zwei seitlich eingesteckten Beinkufen zusammengehalten.
Der Kantige: Shanghai-Chair von Inch Furniture
Ein Stuhl mit viel Charakter: Der aus Teakholz in Indonesien gefertigte Shanghai-Chair des Basler Duos Inch Furniture (Yves Raschle
und Thomas Wüthrich) hatte seine Premiere 2010 im Schweizer
Pavillon der Weltausstellung in Shanghai.
LIVING 66
Dass seine Tische oder Stühle
bisweilen an hölzerne Riesenschnecken,
überdimensionale Spinnenbeine, den Elfenbeinturm aus «Die unendliche Geschichte» oder Gewächse aus fernen Galaxien
erinnern, amüsiert Joseph Walsh: «Ich hatte
immer den Anspruch, Holz völlig neu zu
bearbeiten, darzustellen und dabei Grenzen zu verschieben». Der Ire ist Autodidakt
und experimentierte jahrelang mit der Beschaffenheit von Holz oder Stein, um die
Kontrolle über diese Naturprodukte zu gewinnen. So setzte er bei der «Enignum»Serie eine besondere Leim-Lösung ein, mit
der er es schaffte, Holz in dünnen Schichten
zu modellieren. Und so scheint es, als sei der
monumentale Holztisch auf organische Art
in seine Form gewachsen. «Ich versuche den
Verlauf der Natur ins Design zu übersetzen»,
erklärt der Designer seine Ideen.
JOSEPH WALSH, 31
Der irische Möbeldesigner geht mit seinen
Möbelentwürfen manchmal hart ans Limit
des Materials: Der kunstvoll gewundene
Tisch namens «Enignum» scheint fast ein
Eigenleben zu führen.
1999 gründete Joseph Walsh im
zarten Alter von knapp zwanzig Jahren
sein Studio in seinem Geburts- und Arbeitsort, dem südirischen Cork. Heute, mit
nur 31 Jahren, beschäftigt er nun bereits
ein achtköpfiges Team von Designern aus
Kanada, Japan, Schweden, Italien oder
England. Der Erfolg hat ihn nicht abheben
lassen – Joseph Walsh sagt nur, «dankbar»
zu sein, dass er mit einem eigenen Team
seine Ideen ausdrücken kann. Walsh pendelt zwischen Irland und Mailand, wo seine Partnerin als Schuhdesignerin tätig ist.
Auch seine Kunden sind Kosmopoliten.
Und um sich Walsh’ individuelle Stücke
ins Haus zu stellen, greifen sie tief in die
Tasche: Ein Bett kostet rund 75 000 Euro.
«Das ist viel Geld – ich könnte mir das
nicht leisten», lacht Walsh. Doch der enorme Aufwand bei der Konstruktion erklärt
den Preis: Sein Team arbeitet bis zu neun
Monate an einem einzigen Möbel – von der
aufwändigen Suche der besten Materialien
über detailversessene Handarbeit bis zum
Feinschliff. So ein Möbelstück ist dafür
höchst exklusiv: Walsh produziert nur rund
zwölf bis achtzehn Objekte pro Jahr.
www.gentlemensreport.com/living
LIVING 67
LEICHTER,
FREIER,
VIELSEITIGER
Text: Jeroen van Rooijen
Gerade im modischen Bereich fällt heute nicht nur eine
weichere Struktur und natürlichere Schulter, sondern auch eine
neue Länge und Köprerbetonung auf. «Die neuen Jacken sind
kürzer und schlanker geschnitten», bestätigt Pietro de Angelis,
«Man trägt sie sehr körpernah.» Für ihn sei das neue Ideal «ein
Bild von Schlankheit und guter Passform zu vermitteln, ohne
eingeengt auszusehen.» Denn auch heute gilt: Ein gutes Jackett
optimiert und verlängert die Silhouette des Mannes. Allerdings
warnt de Angelis auch davor, blindlings der sehr körperbetonten
Mode zu folgen: «Es kann nicht jedem Mann dazu geraten werden, solch schlank geschnittene Jacketts zu tragen – je nach Körperform kann das Resultat richtiggehend lächerlich sein. Jeder
Mann sollte sich seiner Struktur bewusst sein und sein Spiegelbild ehrlich beurteilen können, bevor er sich für ein Kleidungsstück entscheidet.»
Illustration: Nicola Carpi
Wer heute einen Veston oder Blazer kauft, der
wird feststellen, dass er für sein Geld wesentlich
«weniger» bekommt als einst, denn die Jacken
sind leichter und unkonstruierter denn je. Dafür
sind sie bequemer und vielseitiger geworden.
Wenn es in Europa jemanden gibt, der die Evolution des
männlichen Jacketts akribisch dokumentiert und in seinen Kollektionen vorbildlich umgesetzt hat, dann ist es die Sartoria Raffaele
Caruso in Soragna bei Parma. Der Traditionsbetrieb, der 1958 von
einem neapolitanischen Schneider gegründet wurde und heute
600 Angestellte beschäftigt, davon 50 Schneidermeister, ist einer
der Speerspitzen, wenn es um die neue Leichtigkeit des Vestons
geht. Bei Caruso lassen Weltmarken wie Ralph Lauren, Christian
Dior oder Lanvin ihre Herrensakkos nähen, sowie eine Reihe anspruchsvoller Masskonfektionäre, wie Al Ferano aus Zürich. Alleine im Bereich der Massbekleidung hat Caruso im letzten Jahr
12 000 Teile ausgeliefert, Tendenz steigend.
Leichtere Stoffe, weniger Konstruktion und Einlagen,
Teilfütterungen oder futterlose Verarbeitungen: Das Weglassen
von traditionellen Bausteinen bedeutet für die Schneider keineswegs nur immer eine Erleichterung. Denn soviel ist sicher: Die
leichteren und weicheren Jacken brauchen einen guten strukturellen Support. «Eine Jacke so leicht wie möglich
zu machen ist eine delikate Sache, besonders dann, wenn der Stoff selbst
schon sehr leicht ist», so Pietro
de Angelis, und: «Was die
Passform betrifft, hängt
alles vom Talent eines
Schneidermeisters
ab.»
Caruso pflegt die handwerkliche Tradition, aber fühlt sich
gleichzeitig der Zukunft der Schneiderei verpflichtet. Aus diesem
Grund entstehen in den «Labors» in Soragna jährlich rund tausend Prototypen, mittels derer an der Evolution des Jacketts gefeilt
wird. An der Spitze dieses Forschungsbetriebs der Männermode
steht CEO und Mehrheitsaktionär Umberto Angeloni, der sich
über Jahre bei Brioni einen Namen als profunder Connaisseur der
Männermode gemacht hat und der von Caruso auch seine eigene,
hypernoble Spezialitätenlinie «Uman» nähen lässt. Was das Handwerk betrifft, verlässt sich Angeloni gerne auf Pietro de Angelis, der
als «Style Coordinator» die Innovationen bei Caruso vorantreibt.
Auffallend ist auch,
dass der Veston
heute auch jünger
getragen wird, also
in unkoventionellen
Kombinationen wie
etwa zu Baumwollhosen, sowie
zunehmend eine
freizeitliche Bedeutung bekommt.
Man fertigt bei
Caruso darum immer
öfter auch Jacketts mit
funktionalen Extras und technischen Details, die dem Klassiker eine entspannte, sportive Note geben. Dagegen haben
die sehr luxuriösen Stoffe und Naturfasern wie
Seide oder Cashmere heute oft einen betont
freizeitlichen, entspannten Appeal.
«Die Jacken sind heute kürzer geschnitten, weicher konstruiert und weniger steif in den Schultern», bestätigt Pietro de
Angelis die Tendenz der letzten Jahre. Das Gewicht der Jacken
sei in den meisten Fällen deutlich geringer als früher, ausserdem
würden die Vestons heute aus leichteren Stoffen geschnitten, die
überdies oft eine technologische Komponente haben, also geringe Beimischungen von Kunstfasern, um die Haltbarkeit, Knitterfestigkeit und Fleckenresistenz zu verbessern. Das neue, weichere
Jackett bedeutet aber nicht, dass sich die Schneiderei von Themen
wie Passform oder Sexappeal verabschiedet hätte, so de Angelis:
«Was wichtig geblieben ist, ist die Figur und die optimale Darstellung der männlichen Physis.»
Nicht selten werden die neuen Jacken
auch gewaschen, um ihnen den Look authentischer
Fundstücke mit Vintage-Qualitäten zu verleihen. Dies geschieht
oft vor dem Zuschnitt der Stoffe, manchmal aber auch als fertig
genähtes Kleidungsstück, das man in diesem Falle als «garment
washed» bezeichnet. Pietro de Angelis rät jedoch davon ab, einen
handelsüblichen Blazer als Selbstversuch einfach in die Waschmaschine zu stecken, um diesen Effekt zu imitieren: «Eine gute
Jacke kann auch heute noch nicht in der Maschine gewaschen
werden, sondern gehört in die Reinigung», sagt der Entwicklungschef von Caruso, und: «Eine gute Jacke altert in Würde, wie
sein Träger.»
STIL 68
www.gentlemensreport.com/stil
STIL 69
The Gentlemen’s Guide
etwas aus, auch Marken vermitteln schon eine gewisse Erwartung. Das ist ganz natürlich,
wir sind ja «social animals» und
haben ständig das Bedürfnis,
andere aufgrund äusserer Merkmale einzuordnen. Wenn man
von Luxus spricht, sollte man
es aber vermeiden, die Leute
kategorisieren zu wollen. Jeder
hat seine eigene Geschichte und
seinen eigenen Wertekatalog.
Darf man sein Telefon während
eines Businessmeetings auf den
Tisch legen?
Ja klar, warum denn
nicht?
Darf man sein Telefon am Gürtel
tragen?
Wenn jemand das cool
findet, von mir aus – aber mein
Stil ist es gewiss nicht.
Soll man erst die Festnetznummer
anrufen und dann erst das Handy?
Ich denke, die Unterscheidung wird es in Zukunft
kaum noch geben. Man wird
eine einzige Nummer haben,
auf der man überall erreichbar
ist. Festnetznummern geben
einem ja heute schon keine
wesentlichen Vorteile mehr,
noch nicht mal bei den Kosten.
Vor welcher Uhrzeit soll man andere Menschen nicht auf dem
Handy anrufen?
Nicht vor acht oder
neun Uhr, schätze ich. In Finnland geht es ab etwa halb neun
schon, in Italien erst ab halb
zehn Uhr. Ausser es handelt sich
um einen Notfall. Und abends
um zehn Uhr sollte man auch
Schluss machen und andere
Leute in Ruhe lassen.
Use a mobile phone
Text: Jeroen van Rooijen
Der Holländer Perry Oosting,
Chef des Luxusmobiltelefonherstellers Vertu, über den stilvollen Gebrauch des Handys.
Perry Oosting, ist es in Ordnung,
wenn jemand seinen Status damit
hervorzuheben versucht, indem er
ein besonders exklusives Telefon
sichtbar zur Schau trägt oder auf
den Tisch legt?
Wenn jemand seiner
selbst nicht ganz sicher ist, wird
er so etwas vielleicht tun, und in
besonderen Altersgruppen, etwa
bei Teenagern, sieht man dieses
Verhalten recht häufig. Es gehört
in gewisser Weise zum Erwachsenwerden. Deshalb würde ich
sagen: Wenn jemand seinen
Status mit materiellen Dingen
zeigen will, soll er das tun,
und ich bin nicht dazu geeignet, dies verurteilen zu wollen.
Es ist menschlich, mehr noch:
Sogar Tiere wollen einander
beeindrucken!
Also kann man andere Leute
anhand Ihres Mobiltelefons einschätzen?
Ein Mobiltelefon ist
heute sicher ein wichtiges
Accessoire, und selbstverständlich sagt jedes Gerät irgendwie
Und während eines privaten Dinners, etwa mit einer schönen Frau,
die man anbetet?
Da wäre ich kritischer.
Wenn man in einer intimen
Situation ist, finde ich es kein
gutes Signal, denn es sagt unterschwellig auch, dass das, was aus
diesem Gerät kommen könnte,
vielleicht wichtiger ist als diese Begegnung, und so etwas
ist – nach meiner persönlichen
Meinung – kein besonders raffinierter Zug. Etwas anderes ist
es mit Freunden, die man schon
lange kennt und denen man
nichts mehr vormachen muss.
Wofür plädieren Sie: Klingelton
oder Vibracall?
Kommt ganz auf die
Situation drauf an! An einem
Tisch mit vier Leuten, im privaten Rahmen, würde ich das
Gerät auf lautlos stellen. Aber
wenn es laut ist, zum Beispiel
in einer Bar, dann lasse ich es
auch mal klingeln, denn ich will
für meine Familie und Kinder
erreichbar sein, wenn sie mich
brauchen. Das ist für mich
wichtiger als alles andere.
Ist es in Ordnung, manchmal
auch unerreichbar zu sein und sein
Telefon auszustellen?
Oh ja, absolut – man
muss zeitweise sogar unerreichbar sein. Das wird in Zukunft
echter Luxus sein: Sich die Freiheit zu gönnen, auch mal nicht
erreichbar zu sein. Wenn ich in
den Ferien bin, konzentriere
ich mich gerne ganz darauf und
stelle das Telefon ab.
Vertu ist der führende Luxus-MobiltelefonHersteller und besonders stolz auf den
Concierge-Service seiner Geräte. Das abgebildete Modell heisst «Constellation».
P E R R Y O O S T I N G , 50
Perry Oosting ist seit Sommer 09
Präsident und COO von Vertu, dem
führenden Anbieter von Luxusmobiltelefonen. Davor hat sich der
Holländer bei Firmen wie Bulgari,
Prada, Gucci und Escada einen Namen als Kenner der Luxusindustrie
gemacht. Vertu ist eine unabhängige Tochtergesellschaft von Nokia
aus Finnland. Die Geräte von Vertu
werden von Hand in England zusammengebaut und weltweit über
rund 500 Geschäfte vertrieben,
davon 80-Vertu-Boutiquen.
HOW TO 71
www.gentlemensreport.com/howto
3
wie bei Colette in Paris oder
Walter Keller in Zürich zu kaufen
sind, hat Corinne Stoll seit 2009
bereits publiziert. Das jüngste
mit dem Titel «Braveheart», dreht
sich um Parkour, bzw. Yamakazi
– junge Männer, die sich im Pariser Stadtpark Bery treffen, um
gemeinsam über Hindernisse zu
springen, hüpfen und hechten.
Corinne Stoll hat sie porträtiert
und dabei ihre Energie, Präzision und ihren Wagemut hautnah
eingefangen. Die Sportart ist bei
Youngsters in ganz Europa im
Kommen – ein wunderschönes
Kompendium zu einem ungestümem Stück Zeitgeist.
DAS
MAGAZIN
4
5
Fast alle mögen Berlin
– so lange es Frühling, Sommer
oder Herbst ist. Denn der Winter – «der macht dich fertig!»,
sagen sogar die Einheimischen.
Im Winter verkriechen sich
die Berliner zu Hause. Wenn
sie doch raus müssen, laufen
sie schlotternd und fluchend
durch die Strassen. Deshalb hat
die Outerwear-Marke Woolrich
zusammen mit dem beliebten
Berliner Streetwear-Geschäft
14 oz. eine Sonderedition ihres
legendären Artic Parkas der deutschen Hauptstadt gewidmet.
Ein praktischer Begleiter,
wenn man auch bei Temperaturen im tiefen Minusbereich
eine Entdeckungstour durch
die Metropole machen möchte.
Natürlich kann man den Arctic
Parka auch in New York, Moskau oder Toronto tragen. Denn
etwas schafft der Arctic Parka, was andere Daunenjacken
oft nicht schaffen: Er sieht in
seinen fünf leuchtenden Farben auch unverschämt gut aus.
Dank der fortlaufenden Nummerierung hat er zudem das
Potenzial, zum Sammlerstück
zu werden.
NEWS 73
DER
PARKA
Das zum Zürcher Museum für Gestaltung gehörende Museum Bellerive gehört
zu den besten Adressen der
Schweiz, wenn es um Design
und Kunsthandwerk geht.
Die jüngste Ausstellung mit
dem Titel «Cartier Time Art»
dreht sich um die Geschichte
und handwerkliche Tradition des Hauses Cartier, mit einem besonderen Blick auf die
Zeitmessung. Gezeigt werden
über hundert historische Uhren aus der Sammlung, darunter die grossen Klassiker des
Hauses sowie einige kostbare
Raritäten wie die abgebildete,
hoch komplizierte Taschenuhr
mit Minutenrepetition und
Doppelzeiger-Chronograph,
ewigem Kalender und Mondphasenanzeige von 1927. Das
Werk der Taschenuhr stammt
von LeCoultre, die Spiralfeder
von Breguet. Gezeigt wird
überdies die in Fachkreisen
heiss disktuierte Zukunftsuhr «ID-One» oder eine relativ aktuelle «Santos 100», die
weitgehend skelettiert wurde.
Beim Skelettieren versuchen
die Uhrmacher, so viel Material an Uhrwerk und Zifferblatt
wie möglich zu entfernen, um
die Uhr transparent und filigran zu gestalten. Das Museum
Bellerive in Zürich ist bis zum
6. November 2011 die erste Station dieser Ausstellung.
DIE
RETROSPEKTIVE
historischen Vorlagen, Stoffen
und Materialien, zerschnipselte
sie und fand unerwartete neue
Verwendungen. Was bei einem
Schweizer Mann Erinnerungen
an kilometerlange Märsche in
der Rekrutenschule weckt, ist
schliesslich doch sehr tragbar,
etwa die moderne Interpretation
einer Schweizer Rekruten-Kappe, die aus Militärwolljacken
und umgefärbten Bettlaken hergestellt ist.
Seit das iPhone zum
Taschenmesser des digitalen
Zeitalters avanciert ist, schaut
sich Victorinox auch auf anderen
Märkten um – und da bietet sich
natürlich der Fashion-Bereich
an. Das für das Schweizer Armeemesser weltbekannte Unternehmen hat in den letzten Jahren
bereits innovatives Gepäck lanciert, nun folgt ein weiterer
Schritt in Richtung Lifestyle.
Mit einem neuen Ladendesign
(mit Kleiderbügeln in Form von
Wilhelm Tell's Armbrust) und
der limitierten Capsule Collection «Remade in Switzerland»
möchte Victorinox auch im Bereich der urbanen Mode punkten. Dafür hat man den jungen
britischen Designer Christoper
Raeburn (Bild) verpflichtet, der
vor allem mit seiner Militär
angehauchten Mode für Furore
sorgte: Für Victorinox sammelte er in Zeughäusern nach
2
Seit es das Internet und
damit die Stilblogs gibt, hat in
der Welt der Lifestyle-Rezeption
eine seltsame Zäsur stattgefunden: In den gedruckten Magazinen finden sich fast nur noch
ästhetisierte Traumwelten mit
relativ starken kommerziellen
Verquickungen, während sich
die Darstellung der gelebten,
inspirierten Mode der Strasse
fast ganz auf Online-Magazine
und Blogs beschränkt. Doch es
gibt Ausnahmen, und eine der
schönsten ist das kleine, feine
«Piczine» der in Paris lebenden
Schweizer Fotografin Corinne
Stoll, welche Unmittelbarkeit,
Echtheit und Emotionalität zurück aufs Papier bringt. Piczines
sind Magazine, die sich fast ohne
Text einem ganz bestimmten
Thema widmen, wobei es sich
meist um Mode, Jugendkultur
und Stadtleben dreht. Elf solcher
Piczines, die in beschränkten
Mengen an den besten Adressen
1
denkenden Gentleman: Das
handliche, rasch auf- und zuklappbare Velo kann bequem
in der U-Bahn oder im Tram
mitgenommen werden, wenn
grössere Strecken zu meistern
sind. Am Zielort legt man die
letzte Distanz radelnd zurück.
Dank den fein ausgearbeiteten Verschlüssen, dem elegant
geschwungenen Rahmen und
einem hochwertigen Ledersattel macht das Tern im ausgeklappten Zustand manch einem
«normalen» Bike Konkurrenz
in Sachen Schönheit und Leistung. Profis schaffen es, das
neue Faltrad in weniger als
dreissig Sekunden in ein kompaktes Paket zu verwandeln.
Einige Airlines erlauben sogar,
dass Faltrad als Handgepäck
mitzuführen.
DER
HUT
Steigende Benzinpreise, die Belastung der Umwelt
und eine wachsende urbane Bevölkerung machten das Velo für
mehr und mehr Menschen zum
sinnvollen Fortbewegungsmittel in der Stadt. In grossen Metropolen wie Tokio, Paris und
New York, wo teilweise weite
Strecken zurückzulegen sind,
stösst das Fahrrad aber an seine Grenzen, denn es ist nicht
jedermanns Sache, schweissgebadet von Down- nach Uptown oder von Prenzlau nach
Potsdam zu fahren. Die Fahrradmarke Tern schliesst mit
seinen stilvollen Faltvelos nun
die Lücke für den ökologisch
Text: Jeroen van Rooijen und David Torcasso
13 FÜR JETZT
GENTLEMEN'S REPORT SELECTED – EINE AUSWAHL STILVOLLER
ANSCHAFFUNGEN UND MOMENTE FÜR DEN HERBST
DAS
FAHRRAD
DER
TISCH
Die Italiener beherrschen das Furnieren von Möbeln so gut wie kaum eine
andere Designnation. Nur eben:
Furnier ist «nur» furniert, dagegen ist Massivholz doch eine
ganz andere Disziplin. Riva gehört zu den traditionsreichsten
Massivholzmöbel-Manufakturen in Italien und produziert
auch noch heute alles von
Hand in eigenen Betrieben.
Das ermöglicht der italienischen Manufaktur eine enorme
Fertigungstiefe und Qualität.
7
Wenn der Blazer des
Mannes immer leichter, weicher
und elastischer wird (vergleiche
auch Artikel Seite 66/67), ist es
nur eine Frage der Zeit, bis er
die Parität mit einem anderen
unverwüstlichen winterlichen
Begleiter erreicht: der Strickjacke. Früher trug sie Opa, Pfeife rauchend in der Bilbiothek
sitzend, doch heute ist sie ein
wichtiges Mittel, um auch in
Genau deshalb arbeiten zahlreiche bekannte Designer und
Architekten, unter andern auch
der Schweizer Mario Botta oder
der Mailänder Designer Matteo
Thun für Riva. Ein besonderes
Objekt der italienischen Manufaktur ist der Esstisch Ludo
von Designer Terry Dwan: Auffallend sind die beiden scheinbar überflüssigen Beine in der
Mitte des Tisches. Sie verleihen
dem markanten Möbel, das bei
Zingg-Lamprecht und auch auf
individuelles Kundenmass erhältlich ist, nicht nur eine spezielle Optik, sondern auch eine
Extraportion Stabilität.
DAS
ACCESSOIRE
Ein Name verpflichtet – mit der «Tribute to the
Mont Blanc»-Initiative möchte der Schreibgeräte-, Accessoires- und Uhrenhersteller
Montblanc das gleichnamige
Bergmassiv schützen und ehren. Das Projekt hat bereits
dazu geführt, dass die Unesco
dem höchsten Berg Europas
unlängst den Status eines Weltkulturerbes verliehen hat. Das
Engagement für die gute Sache
hat aber auch eine Kollektion
vermitteln subtil, dass es heute
nicht mehr nur um das Transportmittel, sondern um das ganze Lebensgefühl geht, das mit
einem neuen Auto einhergeht.
Und je stärker sich die Baureihen
innerhalb einer Marke gleichen,
umso wichtiger werden diese feinen Zwischentöne.
DIE
BRILLE
stilvoller Lederwaren geboren:
Die schneeweisse Edition von
echtledernen Accessoires soll
die natürliche Schönheit des
Mont Blanc mit seinen Felsen,
Schnee, Eis und Felsen repräsentieren. Die liebevoll gearbeiteten Details kombinieren
einen modernen Designanspruch mit klassischer Anmutung. Unser Favorit: das fein
genarbte iPad-Etui.
den Brillen von berühmten Architekten, Politikern, Künstlern,
Industriedesignern und Professoren der vierziger bis sechziger
Jahre nachempfunden sind.
9
DER
CARDIGAN
8
10
NEWS 75
In der Welt des Lifestyle
kommt es zu einem neuen Gipfeltreffen. Dita, einer der innovativsten Brillenmarken unserer
Zeit, und Thom Browne, mit Sicherheit einer der stilprägendsten
Modemacher von heute, bringen
zusammen eine Kollektion auf
den Markt. Für Dita ist es die
erste solche Lizenzvereinbarung
überhaupt. Die Sehhilfen und
Sonnenbrillen, die ab Herbst
2001 erhältlich sind, werden wie
alle Dita-Modelle von Hand in
Japan hergestellt. Das Design
besorgten die Gründungsväter
der neuen Marke gleich selbst:
Jeff Solorio und John Juniper,
die sich selbst als «Revolutionäre
gegen Mittelmass und Uniformität» sehen, haben dem US-Amerikaner Thom Browne zwanzig
Vorschläge gemacht, die allesamt
Business-Looks diese entspannte
Casual-Crossover-Styles zu erreichen, welche derzeit die Mode
prägen. Das abgebildete Modell
ist von der in Stephanskirchen bei
München domizilierten, international tätigen Marke Marc O’Polo,
die dank gut gemachter Kollektionen dabei ist, vom Mainstream
ins Feld der Premiummarken
aufzurücken. Der Cardigan, der
etwa bei Jelmoli erhältlich ist, hat
eine doppelte Verschlussleiste,
aufgesetzte Taschen, eine vorverlegte «French»-Schulter und ist
aus reiner Baumwolle in kerniger
Grobstrick-Optik.
In der klassischen Werbung werden Autos wie langbeinige, blonde Models perfekt
ausgeleuchtet und grossflächig
zelebriert: Glänzende Felgen,
glitzernde Konturen und scharf
leuchtende Xenon-Scheinwerfer.
Das Auto in seiner imposanten
Form und Grösse, im Hintergrund allenfalls noch nächtliche
Grossstadtlichter oder tiefblaues
Meer. Beim neuen Audi Q3, dem
kleineren Bruder des grossen Q5
und Q7, sucht man das Auto auf
den ersten Blick vergebens. Erst
bei genauer Betrachtung erkennt
6
man das edle «SÜVchen» mitten
im Grossstadtleben in einer unauffälligen Ecke oder Seitenstrasse. Im Vordergrund stehen
Palmen, glänzen Schaufenster
oder flanieren Passanten. Dieses Understatment passt gut zum
Q3. Konnten Geländewagen vor
einiger Zeit nicht gross genug
sein, geben sich die Autohersteller heute zurückhaltender.
Das Schmuckstück mit den eleganten Konturen ist zwar durch
seine Anmut sehr präsent, aber
nicht unter dem Motto «Strasse frei, ich komme!». Offenbar
möchte Audi sein neues Vorzeigemodell Q3 nicht nur als
typisch Hightech-Auto an den
Käufer bringen, sondern ihm
gleich noch eine Welt von Lifestyle-Werten dazu vermitteln.
Südländische Architektur mit
Patina, romantische Balkons
und Fussgänger in engen Gassen
DAS
AUTO
sich Männer über alles aus, was
das moderne Leben ausmacht.
Denn jeder hat die ähnlichen
Probleme, folgt aber seiner eigenen Linie. Moritz Bleibtreu als
Braun-Gesicht pflegt sich, sagt
aber auch: «Ich habe auch Haare, die rasiere ich nicht. Ausser
natürlich im Gesicht». Der Braun
Series 5 550cc schneidet die Barthaare gründlich in schwierigen
Teilen des Gesichts und setzt
dabei einen selbstbewussten Akzent in Sachen Design.
13
NEWS 77
DER
RASIERER
Es gibt wenig Parfums, die fast immer «richtig»
sind – die Familie der VetiverDüfte gehört mit ihrem herben, maskulinen Ton dazu.
Die Basis des Vetivers ist ein
tropisches, ursprünglich aus
Asien stammendes Süssgras,
aus dessen langen Wurzeln per
Wasserdampfdestillation ein
balsamisch-erdiges Öl gewonnen wird. Das altehrwürdige,
in Paris ansässige Dufthaus
Creed, seit 240 Jahren im Familienbesitz der Creeds, hat
sich des Klassikers mit «Original Vetiver» angenommen und
viel Kreativität reingepackt.
Das Duftwasser riecht, so Creed
schwärmerisch, nach Zitrone,
Mandarine und Bitterorange,
kombiniert mit einem würzigen Hauch Ingwer, rosa Beeren,
russischem Koriander und weissem Pfeffer. Klingt ein bisschen kompliziert, zumal es am
Ende dann doch der Vetiver aus
Haiti ist, der den Ton angibt,
kombiniert mit Sandelholz aus
Mysore. Erhältlich bei Jelmoli.
DER
DUFT
DIE
MODELEGENDE
Seit mehr als drei
Jahrzehnten arbeitet der belgische Modedesigner Walter
van Beirendonck an seiner
Karriere und hat sich vom
Strippenzieher und Geheimtipp der Antwerper Modeszene zu einem der originellsten
Köpfe der Männermodewelt
entwickelt. Seine Arbeit bündelt Themen aus Technologie,
Politik, Kunst, Popkultur und
Ethnokultur und setzt diese
in aussergewöhnliche und farbenfrohe Silhouetten um. Das
angesehene Modemuseum im
Zentrum Antwerpens zeigt in
einer umfassenden Werkschau
Walter van Beirendoncks Faszination für Ethnographie, für
tribale Rituale und ScienceFiction. Die Ausstellung dokumentiert, wie Van Beirendonck
die Grenzen der Schönheit
stets wieder verschiebt – ob
auf dem Laufsteg oder in Kostümen für die Band U2. Bis
19. Februar 2012.
Der deutsche Schauspieler Moritz Bleibtreu («Der
Baader-Meinhof-Komplex »,
«München», «Lola rennt») ist erfolgreich und charismatisch. Er
definiert Männlichkeit mit der
richtigen Mischung aus Stärke, Kraft und Lässigkeit. Genau
dieser Mix macht den modernen
Mann aus. Bleibtreu ist ein Typ,
von dem Frau sich gerne verführen lässt, mit dem ein Mann aber
auch gerne ein Bier in der Kneipe
trinkt. Diesen Sommer startete
Braun auf Facebook die «League
of Gentlemen». Dort tauschen
11 12
Die Bezugsquellen finden Sie auf Seite 79. www.gentlemensreport.com/news
DER MANN
IM SPIEGEL
DER MEDIEN
Text: Teresa Bücker
Dominique Strauss-Kahn, Tiger
Woods, Karl-Theodor zu Guttenberg, Silvio Berlusconi, Anthony Weiner – manch
ein Mann sehnt womöglich zumindest
die Frauenquote für die Schlagzeilen der
Tageszeitungen herbei, weil diese einen
langen Schatten auf die Virilität geworfen
haben. Um die holde Weiblichkeit ist die
Kulturkritik seit langem besorgt, blickt sie
auf Magazine, die Frauen vermeintlich in
die Kaufsucht, Anorexie, in tiefe Selbstzweifel und Dummheit stossen. Das klingt
zwar hysterisch, doch noch haben klassische Frauenmedien eine Orientierungsfunktion und einen nicht unbedeutenden
Einfluss darauf, was heute als normiertes
Wesen der Dame betrachtet wird. Besitzen Männermagazine eine vergleichbare
Suggestionskraft?
Ein Stapel aktueller maskuliner
Lifestyle-Zeitschriften liegt für die Jagd
auf den Mann im Spiegel der Medien bereit. Am Schreibtisch, fernab meiner Kollegen, Affären, väterlichen Rats und dem
besten Freund, stürze ich mich in das viele
Papier, das in Text, Fotografie, Infografiken und zwischen den Zeilen darüber Auskunft geben soll, was Wesen und Seele des
Mannstücks, des echten Kerls, des Jünglings, des Partners, des starken Geschlechts
ausmachen. Nach dem ersten Tauchgang
weiß ich: die Waffe des Mannes ist seine
Armbanduhr. Homosexualität gibt es nur
in der Welt der Mode. Frauen sind Sexobjekte, die den Mann trotzdem verletzlich
machen. Ironie ist DAS Stilmittel. Männer
kleiden sich mutig, farbenfroh und experimentell. Sie sind Götter an Grill und Herd.
Kinder schlüpfen weit nach dem Vorschulalter aus dem Ei. Soziale Probleme fernab
von Flirtschwierigkeiten existieren nicht.
Die Art von Charmeur, wie das
Herrenblatt ihn zeichnet, ist mir allerdings
in knapp drei Jahrzehnten Lebenszeit noch
nicht begegnet. Nicht im Bundestag. Nicht auf
der Fashionweek. Nicht auf elitepartner.ch
– und den Strand in Palma habe ich noch
nie betreten. Denn der Mann im Magazin ist
derart schizophren, dass selbst die Therapeutendichte von Manhattan nicht ausreichen
würde, um einen Fleck des Bedarfs zu stillen.
Die frivol sportiven Publikationen kennen die
Frau als solche nur als dralles, weichgezeichnetes Dessousmodel, das nichts zu sagen hat
außer Worthülsen. Gleichsam kokettieren die
Redakteure mit ihrer eingeschränkten Sicht
KOLUMNE 79
auf die Objekte der Begierde. Wie auch
die Lingeriebilder sind die Fotostrecken
in Männermagazinen so uninspiriert und
auf Kurven und Photoshop fixiert, dass
die durchschnittliche Frauenzeitschrift
im Vergleich wirkt wie ein High-FashionMagazin. Müssen Brüste so lieblos fotografiert werden?
Frauen, das sind in Männerzeitschriften Menschen, die der Leser – nachdem er alle Eroberungsratschläge aus den
Heften befolgt hat – zur Fitness am Laken
verführen kann. In einer Rolle als intellektuelle Gefährtin, als Geschäftspartnerin
oder als Mutter der Kinder taucht sie niemals auf. Aber auch zu anderen Personen
jenseits des Skripts für den Mann von Welt
stellen Männermagazine keine Beziehung
her: die Liebe zu anderen Männern ist tabu,
die Gesellschaft jenseits der eigenen Klasse wird nicht porträtiert, von Kindern und
Babies keine Spur. Stilecht ist nur der Egoismus, der sich um Luxusuhren, Geld, Genuss und Weltherrschaft entspinnt. Denn
sogar beim Kochen, geht es nicht um Genuss oder andere zu beglücken, sondern
um höheres, wie die Titelschlagzeile eines
deutschsprachigen Männermagazins aufzeigt: «So werden Sie zum Grill-Gott: Erst
selbst wursten. Dann unsterblich werden!»
Doch den gut situierten Sexgöttern
und Meisterköchen sollte man raten, die
Menschen um sich herum einmal ein wenig
genauer zu betrachten, denn das in Magazinen gezeichnete Klischee ist intellektuell
und emotional auf die Abmessungen der
Heftseiten begrenzt und wird mit modernen Menschen kaum interagieren können.
Es ist den lesenden Männern und ihren
Magazinen darum zu wünschen, dass sie
in Zukunft mehr sein wollen als ein Bündel
Klischees. Dass Redaktionen beginnen eine
Welt zu entwerfen, die aus mehr besteht als
materiellen Statussymbolen, und die Überlieferung des Mannsbildes zu einer Charakterfrage macht. Den Männern, die sich zur
Zeitungslektüre eine leicht bekleidete Frau
wünschen, sei die französische Vogue empfohlen. Denn ihre Editorials inszenieren
nackte Haut um ein Vielfaches erotischer
als jedes Herrenheft.
Der moderne Mann würde vermutlich sogar noch ein Stück weiter gehen:
er teilt die Lektüre seines Lieblingsmagazins mit seiner Liebe. Mal im Bett, mal
im Café. Mal auf dem Sofa seiner Mutter.
Denn 57 Uhren auf 194 Seiten Lifestylezeitschrift haben ihn an eines erinnert:
sein Statussymbol ist weder die schöne
Frau noch die Armbanduhr, sondern die
davon tickende Zeit.
LESERBRIEFE
Gentlemen's Report N° 1 — Frühling 2011
Euer Debüt ist ausgesprochen überzeugend, ja beinahe
perfekt. Sogar die Details des biederen Phaetons wirken toll, aber
nur diese – die Seitenansicht gehört an die Olma. Hund Jasper
scheint von der Schneidewelle wenig begeistert und wirkt richtiggehend verstört. Das ist weder originell noch lustig.
IMPRESSUM
Der «Gentlemen's Report» ist eine regelmässig
erscheinende Publikation für Männer. Sie erschien
erstmals am 2. April 2011. Die zweite Ausgabe liegt
der «Neuen Zürcher Zeitung» vom 17. September
2011 bei.
Fritz A.
PARTNER
Stil, Al Ferano / alferano.com
Mobilität, AMAG / amag.ch
Genuss, Mövenpick Wein / moevenpick-wein.com
Finanz, Vontobel Private Banking / vontobel.ch
Living, Zingg-Lamprecht / zingg-lamprecht.ch
Stil, Jelmoli AG/ jelmoli.ch
Uhren, Embassy AG /embassy.ch
Genuss, Original Ittinger Klosterbräu/ ittinger.ch
Auffallend schön, aus einem Guss, tolle Fotografie und super Trüffelhund …! Kompliment.
Jasmin G.
Euer Magazin ist ein wahrer Genuss und deckt eine Marktlücke ab: hochstehende und informative Männerliteratur im «Heftliformat» – made (mainly) in Switzerland. Habe die Erstausgabe
gleich verschlungen. Liegt so irgendwo zwischen Monocle und Intelligent Life, auf Deutsch und mit Fokus auf Männerinteressen.
Well done!
Die Partner ermöglichen mit ihrem Engagement
und Know-how die Herausgabe des «Gentlemen's
Report». Sie sind gleichzeitig die ausschliesslichen
Anzeigeberechtigten dieses Magazins und distribuieren das Magazin über ihre Kanäle.
REDAKTIONSLEITUNG
Jeroen van Rooijen / [email protected]
Thomas G.
BLATTMACHER
David Torcasso / [email protected]
Subtanz – was für ein Tanz!? Ein peinlicher Druckfehler
auf der Rückseite. Glücklicherweise gilt hier aber nicht, dass alles
nur gut ist, wenn es auch das Ende ist: Der verunglückte Schlusspunkt Eurer Erstausgabe macht nicht vergessen, dass das Magazin
sonst in Text und Bild schön gemacht ist.
GENERAL MANAGER
Reto Caprez / [email protected]
KREATION / PRODUKTION
CREATIVE DIRECTOR Daniel Müri
ART DIRECTOR Cornelia Hess
PRODUKTION Laila Müller
ddcom.ch / [email protected]
Daniel W.
Vor kurzem ist mir Euer neues Männermagazin in die
Hände gekommen. Grosses Kompliment! Auch als Lady finde ich
es ein superschönes Heft.
ANSCHRIFT
Tailor Made Editions GmbH
Weinbergstrasse 52
CH-8006 Zürich
gentlemensreport.com
Juliette C.
PREISE
Einzelverkauf 12 Franken
2 Ausgaben/Jahr 20 Franken
[email protected]
Druck
NZZ Print Schlieren
BEZUGSQUELLEN
Aufl age
85 000 (davon 63 000 als Beilage der NZZ Zürich
und Region)
Al Ferano www.alferano.com – AMAG www.amag.ch – Audi www.audi.com – Museum Bellerive www.museum-bellerive.ch – Braun www.braun.com – Cartier www.cartier.com – Caruso www.raffaelecaruso.it – Creed www.creedfragrances.co.uk – Dita Eyewear www.dita.com – Doug Aitken www.dougaitkenworkshop.com – Embassy www.embassy.
ch – Ittinger www.ittinger.ch – Jelmoli www.jelmoli.ch – Joseph Walsh www.josephwalshstudio.com – Marc O'Polo
www.marc-o-polo.com – Montblanc www.montblanc.de – Modemuseum Antwerpen www.momu.be – Mövenpick
www.moevenpick.com – Mykita wwwmykita.com – Navyboot www.navyboot.com – Ochs und Junior www.ochsundjunior.ch – Piczine thepiczine.com – Riva www.riva1920.com – Serge Lutens www.sergelutens.com – Tern www.ternbicycles.
com – Thom Browne www.thombrowne.com – Vertu www.vertu.com – Victorinox www.victorinox.com – Vontobel www.
vontobel.com – Wally www.wally.com – Woolrich www.woolrich.com – Zingg-Lamprecht www.zingg-lamprecht.ch
Copyright
Alle Texte sowie der Hauptteil der Bilder wurden
exklusiv für den «Gentlemenˇs Report» erstellt.
Jede weitere Verwendung, insbesondere Vervielfältigung, Speicherung und Bearbeitung, ob gedruckt
oder auf digitalen Kanälen, bedarf der schriftlichen
Zustimmung der Redaktion, bzw. der Autoren und
Fotografen. © Tailor Made Editions GmbH, Zürich
LESERBRIEFE 81
IT’S A
MAN’S
WORLD
Jeder hat seine eigene Meinung über stilvolles Wohnen,
edlen Wein, tolle Mode, schöne Autos und gute Investments. Sagen Sie uns deshalb bitte, worfür Ihr Herz
schlägt. Wir belohnen Sie mit schönen Preisen.
JASPER HAT
SEINE LOCKEN WIEDER
Fotografie: Patrik Fuchs
Das Bild unseres rasierten Redaktionshunds Jasper (*2008, Lagotto Romagnolo,
italienischer Trüffelhund) im ersten
Gentlemen’s Report löste ein starkes Echo
aus. Mittlerweile sind seine Prachtslocken
wieder nachgewachsen und Jasper ist
bereit für den Herbst.
1.
2.
3.
Biersommelier,
inkl. 100 Liter frisch
gezapftem Ittinger
Ein Logenplatz
der Bank Vontobel
im Hallenstadion
4.
5.
6. 10.
Ein Füllfederhalter «Meisterstück»
von Montblanc,
Dreiteiliges
Reisegepäck- und
Kofferset von
5 Weingutscheine
im Wert von je 500
Franken von
Ein Massanzug,
mit massgefertigtem
Hemd, von Al Ferano.
Den unten angefügten Talon ausschneiden, ausfüllen, frankieren und ab die Post. Wir bedanken uns herzlich für Ihr Interesse – Ihr Gentlemen’s Report. www.gentlemensreport.com
bis
Über die Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Mit der Teilnahme geben Sie Tailor Made Editions
GmbH das Recht, E-Mail- und Postadresse für Werbezwecke zu verwenden.
Mitarbeitende der Partnerunternehmen des «Gentlemen’s Report» sind von
der Teilnahme ausgeschlossen. Teilnahmeschluss: 30.11.2011. Die Gewinner
des ersten Wett bewerbs sind auf www.gentlemensreport.com publiziert.
MODE
Ihr liebstes Kleidungsstück?
STIL
Ihr liebster täglicher Begleiter?
stamp here
please
FINANZEN/VORSORGE
Wo investieren Sie Ihr Geld?
GENUSS
Ihr Lieblingsgetränk?
WOHNEN/EINRICHTEN
Ihr privater Wohntraum?
MOBILITÄT
Ihr Traumauto?
KUNST
Ihr Lieblingskünstler?
UHREN
Die schönste Uhr aller Zeiten?
NAME / VORNAME
ADRESSE
ALTER
ZULETZT 82
Tailor Made Editions
Weinbergstrasse 52
CH-8006 Zürich
OHNE TITEL
Das Wandobjekt der jungen Künstlerin Gian Michelle
Grob aus Luzern ist ganz aus Wolle gearbeitet und
macht eine eindeutig zweideutige Szene auf elegante
Art anschaulich, ohne alle Details preiszugeben.
www.kuenstlerarchiv.ch/michellegrob
RUBRIK 85
cartier.com - 044 580 90 90
rotonde de cartier
ASTRORÉGULATEUR KALIBER 9800 MC
DAS KALIBER 9800 MC VON CARTIER TRÄGT EINE BEDEUTENDE INNOVATION ZUR OPTIMIERTEN PRÄZISION MECHANISCHER
UHREN BEI: DAS ASTRORÉGULATEUR-UHRWERK. DIESE NEUE, VON DER MANUFAKTUR CARTIER ENTWICKELTE KOMPLIKATION
VERHINDERT SCHWERKRAFTBEDINGTE GANGABWEICHUNGEN, UND ZWAR DANK EINEM MIKROROTOR, DER DAS GESAMTE
REGULIERORGAN MIT HEMMUNG UND OSZILLATOR (UNRUH/SPIRALFEDER) SOWIE EINE KLEINE SEKUNDE TRÄGT. DADURCH
BLEIBT DER SCHWERPUNKT DES OSZILLATORS IN DEN VERTIKALEN POSITIONEN STETS GLEICH, WODURCH STÖRUNGEN DER
SCHWINGUNGSFREQUENZ VERMIEDEN WERDEN.
GEHÄUSE AUS NIOBIUM-TITAN, GEPERLTE, MIT EINEM SAPHIRCABOCHON GESCHMÜCKTE KRONE AUS TITAN, AUTOMATISCHES
ASTRORÉGULATEUR-MANUFAKTURUHRWERK, KALIBER CARTIER 9800 MC (43 RUBINE, 21'600 HALBSCHWINGUNGEN PRO
STUNDE, CA. 54 STUNDEN GANGRESERVE), ANZEIGE DER STUNDEN UND MINUTEN AUS DER MITTE, KLEINE SEKUNDE AUF DER
SCHWINGMASSE MIT DEM REGULIERORGAN.
ERHÄLTLICH IN DEN CARTIER BOUTIQUEN IN GENF, ZÜRICH, ST.MORITZ UND BEI DEN FOLGENDEN AUSGEWÄHLTEN KONZESSIONÄREN:
GENF : B & B - LES AMBASSADEURS – LUZERN : EMBASSY – ZÜRICH : BEYER – LES AMBASSADEURS