März - Johanneswerk
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März - Johanneswerk
Unser Werk Z E I T S C H R I F T F Ü R F R E U N D E U N D F Ö R D E R E R D E S E VA N G E L I S C H E N J O H A N N E S W E R K E S E . V. NR. 1 PLAUSCH MIT DE R MÄRZ 2009 PR IN Z SIN ES KÖNIGLICHER BESUCH WARF BESONDEREN GLANZ AUF DIE ERÖFFNUNG DES BÜLTENHAUSES. PRINZESSIN MARGRIET DER NIEDERLANDE NAHM SICH ZEIT FÜR GESPRÄCHE MIT DEN BEWOHNERN DES ERSTEN GRENZÜBERBRÜCKENDEN WOHN- UND PFLEGEHEIMS. Liebe Freunde und Förderer unseres Werkes, zwei Ereignisse stehen im Mittelpunkt der ersten Ausgabe von Unser Werk im Jahre 2009: Die Einweihung des Bültenhauses in Dinxperlo-Suderwick am 16. Januar und der Rückblick auf die Jahrestagung im Dezember letzten Jahres. Das eine Ereignis war gekennzeichnet von der Besonderheit, dass ein Mitglied des holländischen Königshauses bei der Einweihung dieser grenzüberschreitend arbeitenden Alteneinrichtung mitwirkte und sich damit ein gesellschaftlicher Rahmen ergab, der für die Diakonie etwas völlig Ungewohntes war. Bei der anderen Veranstaltung trafen sich die leitenden Mitarbeitenden unseres Werkes, um nach einem gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes die Ereignisse des Jahres 2008 in unserem Werk Revue passieren zu lassen und miteinander zu diskutieren. Hier zeigte sich die Arbeit unseres Johanneswerkes zwar exemplarisch, aber wohl in seiner ganzen Vielfalt. Ich hoffe, dass wir Ihnen mit diesem Heft etwas von dieser Vielfalt vermitteln können und Sie mit Interesse diese Ausgabe lesen. Schön wäre es, wenn Sie nach dem Lesen sagen könnten, dass Sie sich gut informiert fühlen. Mit freundlichen Grüßen auch von meinen Vorstandskollegen Ihr 2 2| Unser Werk Karsten Gebhardt Vorsitzender des Vorstands UNSER WERK März 2009 180 Führungskräfte bei Jahrestagung 10-11 Behindertenarbeit Bewerbung für besten Clown läuft Beim Handy-Recycling gewinnen alle 20-21 Offene Diakonische Arbeit 18 Pädagogische Arbeit Sozialdezernent besucht Beratungsstelle Jugendtreff Am Alten Dreisch wieder eröffnet 28 28-29 Spatzen fahren zur Peter-Maffay-Stiftung 22-23 Gesundheit Nach 84 Jahren zu Besuch in Grünau 23-24 Familienfreundlichkeit bekommt Priorität 30 Ausbildungscafé in Bad Salzuflen eröffnet 25-26 Gesundheitswesen in OWL: Für die Zukunft gerüstet? 31 Junge Redakteure erkunden Unser Werk 27 Altenarbeit Hund Paul hat Frühdienst im Dorothee-Sölle-Haus Fitness-Gutschein für Mitarbeiter der Region Gütersloh 32 Johanneswerk vergibt Sonderpreis für Kurzfilm 34 16-17 Personalien Kirche spendet Inventar für Andachtsraum 29 Neuer Regionalgeschäftsführer in Bochum/Herne 35 Diskussion zur Pflege mit MdB Klaus Brandner 33 Alfred Müller feiert 80. Geburtstag 36 Lieblingsorte als Kalender festgehalten 34 Personalien Stiftung mitLeidenschaft Zum ersten Mal den Enkel in Nürnberg besucht 19 36-38 Pastor Otto Christiansen verstorben 39 Impressum 40 Unser Werk ist auf 100 Prozent Recycling-Papier gedruckt. U NSER W ERK Südkoreaner zu Besuch in Bochum Eine südkoreanische Delegation und die Behindertenbeauftragte Angelika Gemkow schauten sich Einrichtungen in der Region Bochum/Herne an. (12-13) Unser Werk Black Rocky wirbt für Haus Nordpark 35 Jahre hat Udo Wieden im Gefängnis verbracht. Jetzt hat er mit Hilfe des Hauses Nordpark den Aufbruch ins Leben geschafft. (14-15) JETZT UNTER WWW . JOHANNESWERK . DE TITELFOTO: DIRK BANNERT TITEL Prinzessin Margriet weiht Bültenhaus ein Königlicher Besuch aus den Niederlanden und NRW-Europaminister Andreas Krautscheid bescherten der Eröffnung des ersten grenzüberschreitenden Wohn- und Pflegehauses große Aufmerksamkeit. (4-9) 3 Unser Werk 4 Prinzessin Margriet weiht grenzüberbrückendes Wohn- und Pflegehaus ein Symbol für zusammenwachsendes Europa eröffnet Unser Werk FOTOS: DIRK BANNERT Das rote Band wird durchschnitten: (v.l.) Andreas Krautscheid, Karsten Gebhardt, Prinzessin Margriet, Pastor Rolf Gräfe vom Johanneswerk und Anja Enserink (Vorsitzende Europaproject) 5 “Dieses Projekt ist symbolträchtig für das Zusammenleben der Menschen in Europa“, sagte NRW-Europaminister Andreas Krautscheid bei der Eröffnung der Alteneinrichtung Bültenhaus des Ev. Johanneswerks. Das erste grenzüberbrückende Wohn- und Pflegehaus zwischen der deutschen Stadt Bocholt und der niederländischen Gemeinde Aalten sei trotz der komplizierten Umstände zum Vorbild für das zusammenwachsende Europa geworden. Aus den wertvollen Erfahrungen könne man viel für die Zukunft lernen. BOCHOLT/AALTEN. K öniglicher Besuch warf einen besonderen Glanz auf den internationalen Festakt. Unter der Wohnbrücke, die das Bültenhaus mit der niederländischen Alteneinrichtung Careaz Dr. Jenny Woonzorgcentrum verbindet, zerschnitt Prinzessin Margriet der Niederlande feierlich das rote Band. Anschließend besichtigte sie in Begleitung Krautscheids und des Vorsitzenden des Johanneswerk-Vorstands Karsten Gebhardt das Bültenhaus und die Wohnbrücke. Diese ist das Herzstück der Einrichtung, hier befindet sich das Wohnzimmer der binationalen Wohngemeinschaft sowie ein Begegnungszentrum der Kulturen, die „Taverne“. Wissensschatz international nutzen 6 Unser Werk „Hier wächst zusammen, was zusammen gehört“, sagte Dr. Bodo de Vries bei der Eröffnungsfeier. Das Vorstandsmitglied des Ev. Johanneswerks erklärte, dass der besondere Schatz des beim Europaproject gesammelten Wissens nicht nur in beiden Ländern, sondern auf europäischer Ebene genutzt werden solle. „Auf diesem Weg können die lebensweltlichen Zusammenhänge hilfs- und pflegebedürftiger Menschen in Europa verbessert werden.“ Das Bültenhaus in Bocholt-Suderwick bietet in zwölf Wohneinheiten des betreuten Wohnens sowie in einer Wohngemeinschaft für neun ältere Menschen Pflege- und Versorgungsdienste an. Die ersten Bewohner sind bereits im August 2008 eingezogen. Das Europaproject ermöglicht insbesondere Suderwicker Bürgern, eine wohnortnahe Versorgung im Alter in Anspruch zu nehmen. Dies wäre sonst nur im rund zehn Kilometer entfernten Bocholt möglich. Anfang November 2008 wurde im Bültenhaus zusätzlich ein Informationsbüro für Bürger beider Staaten eingerichtet, das Auskunft gibt zu Fragen, die sich mit dem Leben im Alter beschäftigen. Plausch mit der Prinzessin Prinzessin Margriet nahm sich bei ihrem Rundgang durch das Bültenhaus viel Zeit für die Bewohner. Beim gemütlichen Plausch auf dem Sofa erkundigte sie sich in Niederländisch und in Deutsch nach deren Erfahrungen. Bevor sie sich auf den Heimweg machte, hatten 170 Kinder noch eine fröhliche Überraschung vorbereitet. Sie sangen deutsche und holländische Lieder und schwenkten zum Abschluss Das Europaproject „Grenzüberbrückendes Leben im Alter“ wird unterstützt durch die Europäische Union im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative INTERREG-IIIA, durch das Bundesland Nordrhein-Westfalen, die Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen, die ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“, den Kreis Borken, die Stadt Bocholt, das niederländische Gesundheitsministerium, die Provinz Gelderland, die Gemeinde Aalten und die Woningstichting Dinxperlo. [AK] Unser Werk Fähnchen in den Landesfarben. Ein bewegender Abschied für ein symbolträchtiges Projekt. Empfang im Begegnungszentrum in der Wohnbrücke: (v.l.) Kläre Paffrath, Bewohnerin des Bültenhauses, Andreas Krautscheid und Prinzessin Margriet 7 Königlicher Glanz macht viel Arbeit Ebenso ungewöhnlich wie das Projekt insgesamt war die Einweihung des Bültenhauses. Absperrgitter, hohe Präsenz von Sicherheitskräften – der königliche Besuch forderte seinen Tribut. Der Hellweg, die offizielle Staatsgrenze zwischen Deutschland und den Niederlanden, wurde für diesen Vormittag zur Fußgängerzone umgewandelt und war Treffpunkt für einige hundert Zuschauer. Auch rund 40 Medienvertreter waren vor Ort, darunter Fernsehsender, Tageszeitungen aus ganz Deutschland, niederländische Presse und sogar ein Vertreter der BBC. Die winterlichen Temperaturen dämpften zwar die zaghaft aufkommende Feststimmung, aber dafür versöhnte die zeitweilig durchscheinende Sonne. 8 Unser Werk Auch wenn der Programmauftakt einem Kreis geladener Gäste – inklusive Minister und Prinzessin – in der Kirche De Goede Herder (Der gute Hirte) vorbehalten war, so hatten Pastor Helmut Dessecker und Andreas J. Theisen als Projektleiter doch von Anfang an auf Möglichkeiten zur Teilnahme für alle interessierten Bürger geachtet. Als der „königliche Glanz“ nachmittags langsam verblasste, war Gelegenheit für Suderwicker und Dinxperloer Bürger, das Europaproject zu feiern. Richtig gemütlich wurde es am Nachmittag in der voll besetzten „Taverne“, dem einzigartigen Brückencafé. Derweil Kooperationsvertrag unterzeichnet Diese drei werden wohl noch häufig an diese ungewöhnliche Einweihung zurückdenken. Durchaus mit gemischten Gefühlen. Die Zahl der Telefonate, Besprechungen und Sitzungen rund um dieses Ereignis hat zwar niemand aufgelistet. Aber es war – diplomatisch gesagt – das dominierende Thema rund um den Jahreswechsel 2008/09. Das Team Dessecker/Theisen, das wochenlang unter Hochspannung stand, konnte am Einweihungsabend jedoch zufrieden auf den Tag zurückblicken. „Alles hat gut geklappt“, zog Pastor Dessecker zwischendurch Bilanz. Und Anja Zimmermann erinnert sich gern an die Einladung von Bültenhaus-Bewohnerin Inge Heidemann, die die Johanneswerk-Verantwortlichen nach Abflauen des Rummels zur Verschnaufpause auf ihrem Sofa einlud. [ER] [ANJA ZIMMERMANN, LEITUNG STABSBEREICH EUROPA] Unser Werk waren Helmut Dessecker und Andreas Theisen schon wieder nonstop als Führer durch das Bültenhaus unterwegs und Anja Zimmermann, Leiterin Stabsstelle Europa im Ev. Johanneswerk, sprang spontan ein als Ansprechpartnerin für Bürgerfragen. Im Zuge der Einweihung des Bültenhauses wurde auch der Kooperationsvertrag zwischen Johanneswerk und dem niederländischen Partner Stiftung Careaz unterzeichnet. Er regelt die Zusammenarbeit der beiden Träger hinsichtlich der Versorgung der Menschen im Bültenhaus und des Betriebs der Taverne. Jeder Partner erhielt eine Ausführung des Vertrages in deutscher und in niederländischer Sprache. Freuen sich auf die Kooperation: (vorne v.l.) Liedy Vennegoor (Careaz), Bodo de Vries (Vorstandsmitglied Johanneswerk), (hinten v.l.) Anja Enserink (Stiftung Europaproject), Anja Zimmermann (Leitung Stabsbereich Europa Johanneswerk), Andreas J. Theisen (Projektkoordinator). 9 Gottes Segen für den neuen Vorstand: (v.l.) Burkhard Bensiek, Karsten Gebhardt, Hans Werner Schneider, Doris Damke, Dr. Bodo de Vries und Thomas Sopp Rund 180 Führungskräfte bei Johanneswerk-Jahrestagung Der diakonischen Kultur Farbe und Kontur verleihen „Das innerliche Angerührtsein müssen wir pflegen und weitergeben. Nur so können wir diakonische Kultur leben“, sagte Karsten Gebhardt, Vorsitzender des Vorstands bei der Jahrestagung 2008 des Ev. Johanneswerks in der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld. „Deshalb sollte es auch in Zukunft in der Hand der Führungskräfte liegen, der diakonischen Grundhaltung Kontur und Farbe zu verleihen“, betonte er vor 180 leitenden Mitarbeitenden. 10 Unser Werk BIELEFELD. es im Johanneswerk immer gewohnt gewesen, die Sache selbst anzupacken. Wir halten es da mit den Worten des Johanneswerk-Gründers Karl Pawlowski: ‚Im Johanneswerk wird ausschließlich mit dem Blick nach vorne gearbeitet!’“ Die Jahrestagung begann mit einem Gottesdienst. Der Johanneswerk-Verwaltungsratsvorsitzende Hans Werner Schneider (Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg) und seine Stellvertreterin Doris Damke (Oberkirchenrätin Bielefeld) stellten den neuen Vorstand unter Gottes Segen. Neben dem Vorsitzenden des Vorstands Karsten Gebhardt sind Dr. Bodo de Vries, Thomas Sopp und Burkhard Bensiek als neue Vorstandsmitglieder im Amt. Zudem wurde die Diakonin Martina Schoeler-Tillmanns als Seelsorgerin für die Region Essen/Gelsenkirchen des Johanneswerks eingeführt. [AK] FOTO: WERNER KRÜPER „W ir müssen dieses Ziel auch in Zeiten von Arbeitsverdichtung und fehlenden Personalressourcen verfolgen“, so Gebhardt. Deshalb werde das Johanneswerk eine neue Bildungsoffensive starten, um Führungskräfte noch sprachfähiger in Glaubensfragen zu machen. Auch im hektischen Arbeitsalltag müsse immer Raum für die Gestaltung christlicher Traditionen sein. Die Bewahrung der Schöpfung ist eine christliche Tradition, die im kommenden Jahr weiter in der Arbeit des Johanneswerks verankert wird. „Das neue Umweltkonzept, das der Vorstand in diesem Jahr verabschiedet hat, wird 2009 in den Regionen umgesetzt. Mit diesem Umweltmanagement wird es eine noch stärkere Einbindung von ökologischen Fragen in das unternehmerische Handeln geben.“ Mit Blick auf das kommende Jahr sagte Gebhardt: „Finanzkrise und Wahljahr werden der diakonischen Arbeit ein schwieriges Jahr bescheren. Wir können keine Hoffnungen auf starke Unterstützung von außen setzten. Aber wir sind Jahresbericht erhältlich Der Jahresbericht 2008 liegt jetzt in gedruckter Form vor. Das Heft kann telefonisch oder per E-Mail bestellt werden: Tel. 0521/801-2131, E-Mail: [email protected] Der Jahresbericht ist auch im Internet abrufbar unter www.johanneswerk.de Unser Werk Mit dem Blick nach vorne arbeiten 11 Angelika Gemkow (2.v.r.) und Dr. Bodo de Vries (2.v.l.) lassen sich von Beschäftigten der Altenbochumer Werkstätten die Arbeitsabläufe zeigen NRW-Behindertenbeauftragte Gemkow besucht Altenbochumer Werkstätten „Die Menschen fühlen sich wohl an ihrem Arbeitsplatz“ Die berühmten zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen ist der Landesbehindertenbeauftragten Angelika Gemkow bei ihrem Besuch in den Altenbochumer Werkstätten gelungen. Zum einen nutzte der Fachausschuss Soziale Arbeit und Gesundheit (SAG) des Verwaltungsrates des Ev. Johanneswerkes, dem Gemkow seit Jahren angehört, die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von einer der über 70 Einrichtungen zu machen. Zum anderen konnte die Politikerin ihr engagiertes Bestreben, den Menschen mit Behinderung direkte Ansprechpartnerin zu sein, umsetzen. BOCHUM. Dr. Bodo De Vries, Vorstandsmitglied des Johanneswerkes, eröffnete den Nachmittag und übergab das Wort an Georg Gorihs, Leiter der Altenbochumer Werkstätten. Mit Leidenschaft nahm Gorihs nach nur wenigen Sätzen seine Zuhörerschaft für die Werkstattbelange ein. „Menschen mit Behinderung haben einen Anspruch auf sinnvolle Beschäftigung und Teilhabe“, stimmte die Landesbeauftragte Gemkow zu und appellierte an die Wirtschaft, der Werkstatt weiter Arbeitsaufträge zu erteilen. Seit Jahren arbeiten die Altenbochumer Werkstätten eng mit Industrie und Wirtschaft im und ums Ruhrgebiet zusammen und tragen dafür Sorge, dass die zurzeit 250 Beschäftigten in den Arbeitsmarkt eingebunden sind. 12 Unser Werk Erweiterung der Werkstatt bewegt Beschäftigte Gemkow setzt sich seit drei Jahren als Landesbeauftragte in NRW für die Belange der Menschen mit Behinderung ein. Im Rahmen des Werkstattrundgangs stellte sie den Beschäftigten Fragen, ließ sich Arbeitsabläufe zeigen und nahm aufrichtig Anteil. An „Politik zum Anfassen“ werden sich die Beschäftigten erinnern. „Man merkt, dass sich die Menschen hier an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen. Was sie momentan sehr bewegt, ist die lang ersehnte Werkstatterweiterung im kommenden Jahr“, so Gemkow. „Dies bedeutet eine Vielzahl an räumlichen und personellen Umstrukturierungen.“ Mit der Erweiterung um eine Zweigwerkstatt werden laut Gorihs für Bochum dringend erforderliche weitere Arbeitsplätze für Menschen mit Schwerstbehinderung geschaffen. Am Werkstattladen der Altenbochumer Werkstätten konnte die Landespolitikerin zum Abschluss jedoch nicht vorbeigehen. Die Produkte, die auch per Internet bestellt werden können, stammen allesamt aus der Hand Werkstattbeschäftigter. Ein breites Spektrum an Holz- und Textilarbeiten findet sich hier. Was Gemkow erstand, musste aber ein Geheimnis bleiben. [STEPHANIE BOYKE, REGIONALE MARKETINGBEAUFTRAGTE] Die südkoreanischen Gäste sahen viel Neues - in ihrer Heimat gibt es wenige Angebote für Menschen mit Behinderung Südkoreanische Delegation besucht Bochumer Einrichtungen Ein Hauch von Fernost tief im Westen FOTOS: GUIDO FREBEL Mit gezückten Stiften und großem Interesse hat eine zwölfköpfige Gruppe von Sozialarbeiterinnen aus Südkorea einen Tag in Einrichtungen des Ev. Johanneswerks verbracht. BOCHUM. I m Auftrag von Prof. Dr. Jae-Hoon Jung, Professor an der Seoul Women´s University, besuchte die Delegation den Goerdthof und die Altenbochumer Werkstätten in Bochum, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. In den Altenbochumer Werkstätten ergab sich ein spannender Austausch der Kulturen. Werkstattleiter Georg Gorihs und Peter Fleischfresser, Pädagogischer Leiter der Werkstatt, stellten der Studiengruppe die verschiedenen Arbeitsbereiche vor, erfuhren aber auch einiges über die Behindertenarbeit in Südkorea: Im ganzen Land gibt es dort nur zwei solcher Einrichtungen. Im Snoezelen-Raum, einer Rückzugsmöglichkeit für schwerstmehrfachbehinderte Menschen, erlebten die südkoreanischen Gäste zum ersten Mal den Bereich der inszenierten Sinneserfahrung. Besonders faszinierte sie das große Wasserbett mit seiner Möglichkeit der taktilen Bass-Vibration. Werkstattleiter Georg Gorihs (Mitte) und der pädagogische Leiter Peter Fleischfresser begrüßen die südkoreanische Delegation in den Altenbochumer Werkstätten Beim anschließenden Besuch des Goerdthofes informierten sich die Besucher über Rahmenbedingungen wie die Finanzierung, das Aufnahmeverfahren und die Qualifikation des Personals. „Es war für die Gruppe ein aufregender Tag mit unzähligen Eindrücken und Informationen“, sagt Susanne Baumgart, Leiterin des Goerdthofs. Beschäftigte und Bewohner freuen sich, dass sie auf vielen Fotos im fernen Osten verewigt bleiben werden. [STEPHANIE BOYKE, REGIONALE MARKETINGBEAUFTRAGTE/AJU] Unser Werk Der Besuch war Teil der Zusammenarbeit zwischen dem Nationalverband der Sozialeinrichtungen für Menschen mit Behinderung in Korea und der Seoul Women’s University Fachbereich Sozialpolitik/Soziale Arbeit. 13 Haftentlassener wirbt für Haus Nordpark Black Rocky wird häuslich Einen häuslichen Typen stellt man sich irgendwie anders vor. Auf Udo Wiedens Unterarm leuchtet der rote Schopf eines barbusigen Tattoo-Pinups, unter seinem Ärmel lugen die blassblauen Initialen „BR“ hervor. „Black Rocky“ wurde er früher genannt, wegen der schwarzen Klamotten und der Rockmusik. Er sitzt breitbeinig da, Lederstiefel zu den Jeans, die langen grauen Haare zu einem Zopf gebunden. Und er sagt: „Ein gemütliches Heim ist das allerwichtigste.“ BIELEFELD. 14 Unser Werk Wahrscheinlich, weil er fast sein ganzes Leben lang darauf verzichten musste. Insgesamt 35 Jahre hat Udo Wieden in Haft verbracht. Mit 16 wurde er das erste Mal wegen Diebstahls verhaftet. Es folgten weitere, schlimmere Delikte. Die straffreien Phasen zwischen den Haftstrafen hielten nie lange an. Doch das ist Vergangenheit: Seit drei Jahren führt der 60-Jährige ein Leben in Freiheit, hat seinen Alltag im Griff. Und ein neues Hobby: Er ist Model. Wieden ist das Gesicht der neuen Kampagne der Stabsstelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks. „Aufbruch ins Leben“ macht aufmerksam auf Haus Nordpark, eine Rehabilitationseinrichtung des Ev. Johanneswerks für haftentlassene Männer und Frauen. Sowohl im stationären Bereich als auch im Betreuten Wohnen geht es um die gesellschaftliche Integration des Einzelnen. Die Mitarbeiter von Haus Nordpark helfen bei der Suche nach einer Wohnung und einem Arbeitsplatz und unterstützen die Betroffenen in allen Lebenslagen. Auch Udo Wieden hat das Konzept des Betreuten Wohnens bei seinem persönlichen „Aufbruch ins Leben“ geholfen. Zweieinhalb Jahre lang haben HausNordpark-Mitarbeiter ihn in seiner Wohnung regelmäßig besucht und bei Problemen unterstützt. „Über das Haus Nordpark kommt man gleich in ein gesichertes soziales Umfeld – und das war unglaublich wichtig für mich“, erzählt Wieden, der im Gefängnis eine Lehre als Kunstund Bauschlosser gemacht und bis zum letzten Jahr in seinem Beruf gearbeitet hat. Ein gesichertes soziales Umfeld – „unglaublich wichtig“ Dass er der Kampagne „Aufbruch ins Leben“ sein Gesicht leihen soll, stand schnell fest. „Beim Fotoshooting waren alle Beteiligten sofort begeistert von Udo Wiedens authentischer, sympathischer Ausstrahlung“, erzählt Ulrike Thiele, Zentrales Marketing. FOTO: VEIT METTE Sozialpädagogik-Studenten aus dem Leben erzählt nicht passieren. Manchmal frage ich mich: Konnte ich nicht vor 35 Jahren so sein wie jetzt?“ Mit seiner bewegten Vergangenheit offen umzugehen, damit hat Wieden kein Problem – im Gegenteil: An der Fachhochschule Bielefeld hat er die Johanneswerk-Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte Andrea Techentin begleitet und Sozialpädagogik-Studenten aus seinem Leben erzählt. „Ich bin stolz auf die Kampagne und freue mich, wenn ich anderen mit meinen Erfahrungen helfen kann“, sagt er. „Ich habe fast drei Viertel meines Lebens weggeworfen – das soll anderen Für die Zukunft wünscht Udo Wieden sich deshalb vor allem, dass alles bleibt, wie es ist. Unerfüllte Träume hat er eigentlich nicht. Nach San Francisco würde er vielleicht gerne mal fliegen, das ist nämlich seine Lieblingsstadt. Aber wahrscheinlich würde er sich doch am meisten aufs Nachhausekommen freuen: Zu Freundin Birgit und seinen zwei Katzen in sein gewohntes soziales Umfeld, für ihn „der stärkste Halt, den es gibt.“ [AJU] Unser Werk 35 Jahre hat Udo Wieden im Gefängnis verbracht. Er geht mit seinen Erfahrungen an die Öffentlichkeit, weil er hofft, dass das andere abschreckt 15 Vor einem Jahr ist neue Bewegung ins Dorothee-Sölle-Haus gekommen Alle freuen sich, wenn Morgens läuft Paul zuerst in den Übergaberaum des DorotheeSölle-Hauses. Dort schnappt er sich den Rucksack mit seinen Sachen, macht den Reißverschluss auf und holt raus, worauf er gerade Lust hat. Damit geht’s dann weiter zu den Mitarbeitern oder Bewohnern der Alteneinrichtung des Johanneswerks. Falls jemand gerade mal kein Interesse zeigt, mit Pauls Tennisball oder Stoffpuppe zu spielen, hilft ein freundliches Bellen und schon geht’s los. Frühdienst hat BIELEFELD. h „Für mich interessiert sich eigentlich niemand mehr“, seufzt Pauls Besitzerin Christina Creuziger. Die Mitarbeiterin der Bielefelder Alteneinrichtung grinst: „Wenn wir morgens zur Tür reinkommen, heißt es von allen Seiten ‚Oh, da ist ja der Paul’. Er hat das Herz aller Bewohner im Sturm erobert.“ Die Kollegen hätten den Border-Collie-Mischling schon zum Mitarbeiter des Monats gekürt. Creutziger arbeitet seit der Eröffnung vor fünf Jahren im Dorothee-Sölle-Haus. In der Alteneinrichtung leben die Bewohner in Hausgemeinschaften zusammen, die die Möglichkeit zum gemeinsamen und gleichzeitig zum selbstbestimmten Leben bieten. „Ich wollte unheimlich gerne einen Hund haben“, sagt die 41-Jährige. „Aber aufgrund meines Jobs bin ich oft nicht zu Hause. Deshalb habe ich die Anschaffung davon abhängig gemacht, ob mein Hund mich zur Arbeit begleiten darf, ob er hier in den Alltag passt.“ Der Hund bleibt immer ruhig Von der Einrichtungsleitung bekam sie grünes Licht, also machte sich Creutziger auf die Suche nach einem Welpen. Vorgestellt hatte sie sich einen kurzhaarigen, großen Hund. Dass aus dem kleinen wuseligen Fellbündel, das dann gleich auf sie losstürmte, im Lauf der Zeit eher ein langhaariger mittelgroßer Vierbeiner werden würde, war klar. Aber der Charme des Energiebündels war so umwerfend, dass Creutziger nach einer Nacht Bedenkzeit alle Vorstellungen über den Haufen warf und den Border-Collie-Rüden mit nach Hause nahm. 16 Unser Werk Paul sorgt dafür, dass Joachim Schwoch sich vom Rollstuhl aus sportlich betätigt Genau die richtige Entscheidung. Das Fellbündel erfreute vom ersten Tag an Bewohner und Kollegen. „Paul ist sozusagen im Dorothee-Sölle-Haus aufgewachsen“, sagt Creutziger. „Sein Verhalten ist ideal. Er springt nicht, er schnappt nicht, er lässt sich nicht provozieren. Falls er mal genervt FOTOS: WERNER KRÜPER Bewohnerin Inge Gerdener (r.) bekommt gar nicht genug vom Spielen mit Paul, der hier gerade mit Besitzerin Christina Creutziger kuschelt Paul hält die Bewohner körperlich und geistig auf Trapp. Mit Begeisterung spielen die alten, zumeist dementen Menschen mit dem Hund. Sie heben Bälle auf und werfen sie, streicheln und kraulen sein Fell. „Wenn jemand traurig ist, schafft Paul es, ihn aufzumuntern. Es passiert auch, dass jemand, der Schmerzen hat, diese vergisst, wenn Paul ihm die Hand leckt“, sagt Creutziger. Manchmal vermutet die gelernte Krankenschwester auch, dass das Tier einen siebten Sinn hat: „Er merkt, wenn es jemandem schlecht geht. Dann ist er zu Stelle und lässt sich auch durch die größte Unruhe nicht vertreiben.“ Von 50 Leuten gestreichelt Paul kommt vier bis fünf Tage hintereinander mit zum Frühdienst, der um halb sieben Uhr morgens beginnt. Gegen elf oder zwölf Uhr ist er dann meistens völlig erschöpft. „Bis dahin ist er unaufhörlich herumgelaufen und durchschnittlich 50 Leute haben ihn gestreichelt“, hat Creutziger ausgerechnet. Danach braucht er erst einmal ein bis zwei Tage Erholung. Spätdienst dagegen ist nicht Pauls Ding, denn er geht gerne früh schlafen. Klar, denn Paul hat einen anstrengenden Job. Als Hütehund muss er die beiden Wohngemeinschaften, in denen er unterwegs ist, zusammenhalten; deshalb müssen Fremde und Besucher natürlich kontrolliert werden. So wie letztens. Als auf dem gemütlichen Sofa im Flur, auf dem sich immer die drei netten Bewohnerinnen unterhalten, plötzlich eine fremde Frau dazwischen saß. Da hat er erst mal solange gebellt, bis die Mitarbeiter darauf aufmerksam geworden waren und ihr OK gegeben haben. Muss ja schließlich alles seine Ordnung haben! [AK] Vierbeiner finden Zugang zu Demenzkranken Paul ist nicht allein. In vielen Einrichtungen des Johanneswerks erfreuen fröhliche Vierbeiner Bewohner und Mitarbeiter. Hündin Lady beispielsweise findet durch ihr Verhalten Zugang in die sensible Welt der demenzkranken Menschen. Im Philip-Melanchthon-Haus in Bad Driburg ist der Australian Shephard mit Altenpflegerin Gudrun Hamann einmal die Woche zu Gast. Hamann lässt Lady zur Therapiehündin ausbilden. Im Bochum kommt Hund Osborne mit Hausleitung Katja Kießling ins Wichern-Haus und erfreut besonders gerne alte Menschen, die wenig Besuch bekommen. Im Haus Stephanus in Hiddenhausen ist der irische Hütehund Dundee von Renate Schnarr als Therapiehund ehrenamtlich unterwegs. Nicht nur im Demenzbereich sorgt er für willkommene Abwechslung. [AK] Unser Werk ist, dreht er sich einfach um und geht weg.“ Außerdem ist Paul geimpft, wird häufig entwurmt und ist sehr hoch haftpflichtversichert. 17 FOTO: CHRIS CORRADO Begeisterte Jury und Zuschauer beim vergangenen Lüdenscheider Lachsack: Sieger Clown Klikusch Integrative Kulturwerkstatt sucht Deutschlands besten Clown Große Bühne für komische Kleinkünstler LÜDENSCHEID. Große Bühne für komische Kleinkünstler: Die Integrative Kulturwerkstatt Alte Schule des Ev. Johanneswerks schreibt zum dritten Mal den Wettbewerb Lüdenscheider Lachsack aus. Gesucht wird der lustigste Clown oder Künstler. Beim Sommerfest des Johannes-Busch-Hauses, eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, wird das gesamte Gelände zur Spielwiese für Clownerie, Jonglage, Zauberei, Artistik oder Walking-Acts. Von allen Bewerbern werden sechs Einzelkünstler oder Gruppen ausgesucht, die am 23. August 2009 die Festbesucher mit ihrem Können unterhalten. Der Sieger wird gemeinsam von einer Fachjury und dem Publikum ermittelt. Der beste Künstler des 3. Lüdenschei- der Lachsacks gewinnt 500 Euro und die Möglichkeit eines Engagements bei der Kulturwoche Augenschmaus & Ohrenweide. Der stolze Gewinner des letzten Wettbewerbs, der alle zwei Jahre stattfindet, war Clown Klikusch. Interessierte richten ihre schriftliche Bewerbung bitte an: Integrative Kulturwerkstatt Alte Schule, Thomas Wewers, Altenaer Str. 207, 58513 Lüdenscheid. Die Bewerbungsfrist läuft bis 19. Juni 2009. Weitere Anfragen unter Tel. 02351/66 11 52 oder E-Mail: [email protected]. Weitere Informationen gibt es unter: www.kulturarbeit.com. Alle Wettbewerbsteilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro sowie Essens- und Getränkegutscheine. [AK] Integrative Kulturwerkstatt startet theaterpädagogische Fortbildung Kreativ Arbeiten mit Menschen mit Behinderung 18 Unser Werk LÜDENSCHEID. Grundlagen, Spielgeschichten und jede Menge Spielfreude: „Integrative Theaterarbeit“ macht fit für die Theaterarbeit mit Menschen mit Behinderungen. Ab sofort können sich Interessierte für das Fortbildungsprogramm der Integrativen Kulturwerkstatt Alte Schule des Ev. Johanneswerks anmelden. Die theaterpädagogische Fortbildung richtet sich an alle, die Menschen mit Behinderungen in der Methode des Improvisationstheaters anleiten möchten. In sieben Fortbildungsblöcken lernen die Teilnehmer, Mitspielende zu motivieren und zu coachen, Spielgeschichten zu entwickeln und auch unter Zeitdruck kreativ zu arbeiten. Zum Abschluss der Fortbildung wird eine Spielgeschichte entwickelt und aufgeführt. Die Gebühren betragen 1.250 Euro (ohne Übernachtung und Verpflegung) und können in Raten gezahlt werden. Die Übernachtung in der Alten Schule ist möglich. Die Fortbildung beginnt im September 2009. Veranstaltungsort ist die Integrative Kulturwerkstatt Alte Schule, Altenaer Str. 207, 58513 Lüdenscheid. [AJU] Anmeldungen und weitere Informationen bei Thomas Wewers unter Tel. 02351/918171 oder [email protected] FOTO: ANDREAS ZOBE mitLeidenschaft Die Stiftung mitLeidenschaft wurde 2001 gegründet als Stiftung des Ev. Johanneswerks zur Förderung und Unterstützung innovativer Projekte in der Diakonie. Die Stiftung hilft vor allem älteren Menschen und Familien, die in Armut leben müssen. Sie fördert Projekte für Kinder und Menschen mit Behinderung sowie Projekte auf dem Gebiet der Demenz. Vorsitzender des Vorstands ist Karsten Gebhardt. Geschäftsführerin der kirchlichen Stiftung ist Elke Wemhöner. Spaß im Schnee mit der richtigen Kleidung: Dank der Spenden konnten viele Kinder aus armen Familien das Winterwetter richtig ausnutzen Herzlichen Dank für Ihre Spenden für „Armut zum Fest“ EB7@67@ 7D?A9>;5:7@ I;@F7D>;5:7@ EB3EE BIELEFELD. Alle Jahre wieder: Auch 2008 hat die Stiftung mitLeidenschaft mit ihrer Weihnachtsspendenaktion zahlreichen Familien geholfen. Für eine besonders schöne Aktion sorgten wieder die Grundschüler aus Bielefeld-Ubbedissen. Familie Frechner* zum Beispiel freute sich ganz besonders über ein neues Bett für die schwangere Mutter. Robert Kress hatte zum ersten Mal Geld, seinen Enkelsohn in Nürnberg zu besuchen. Mehrere Familien konnten ihre Kinder endlich mit Winterbekleidung ausstatten – und die Kinder konnten die verschneiten Weihnachtsferien richtig genießen. „Die Freude war durch die Bank riesig“, erzählt Nuray Sen vom Ev. Gemeindedienst im Ev. Johanneswerk, die gleich mehreren Familien frohe Botschaften über eine Unterstützung überbringen konnte. Elke Wemhöner, neue Geschäftsführerin der Stiftung, freut sich besonders über die Spendenbereitschaft: „Unser Dank gilt all denjenigen, die mit großen und kleinen Spenden geholfen haben, arme Familien zu unterstützen.“ Unterstützung leisteten bereits zum dritten Mal viele fleißige Weihnachtswichtel aus der Grundschule im Bielefelder Ortsteil Ubbedissen: Die Schüler spendeten über 150 bunt verpackte Geschenke an Kinder, deren Eltern sich selbst keine Geschenke leisten können. [CH] Unser Werk * alle Namen geändert. 19 BIELEFELD. In regelmäßigen Abständen kommt der Aufruf: Spenden Sie doch Ihr Handy an die Stiftung mitLeidenschaft. Für den guten Zweck. Doch was geschieht dann mit den Telefonen? Und welchen guten Zweck kann denn ein ausrangiertes Handy erfüllen? Erklären lässt sich das an einem Beispielhandy. Sagen wir, es heißt Horst. Horst ist alt und kaputt. Seit Wochen und Monaten versauert er in einer Schublade – sein Leben als aktives Handy scheint vorbei zu sein. Doch plötzlich nimmt sein trostloses Dasein eine unerwartete Wendung: Sein Besitzer hat von einem Aufruf der Stiftung mitLeidenschaft gehört. Und beschlossen, Horst zu spenden. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Handys trudelt Horst in der Stiftung ein. Die SIM-Karte hat er vorher abgegeben, um keine persönlichen Daten mit sich herumzutragen. Nach einiger Zeit landet er in einem riesigen Karton – zusammen mit alten und nicht so alten, kaputten und funktionstüchtigen, verkratzten und gut erhaltenen Handys. Unser Werk FOTOMONTAGE: ISABEL WIENOLD 20 Die Stiftung schickt den Karton an die Firma Greener Solutions GmbH. Dieses Unternehmen bezahlt für Horst einen Pauschalpreis an die Stiftung – genau wie für jedes andere eingesendete Telefon. Mit diesem Geld kann die Stiftung dann Projekte entwickeln oder fördern: zur Unterstützung von Kindern, alten oder behinderten Menschen oder Familien, die in Armut leben. Handy-Recycling ein Gewinn für alle Greener Solutions teilt Horst und seine Kollegen dann in zwei Gruppen auf: Neuere Telefone werden aufgewertet und auf dem Gebrauchtmarkt weiterverkauft. Ältere oder unbrauchbare Handys dagegen schmelzt die Firma ein oder schreddert sie. Und trennt so die wiederverwertbaren Metalle vom Müll. Mit den gewonnenen Rohstoffen verdient Greener Solutions Geld. Die restlichen Stoffe, zu denen auch giftige Substanzen wie zum Beispiel Arsen oder Quecksilber gehören, entsorgt das Unternehmen sachgemäß auf dem Sondermüll. So entsteht für alle Beteiligten ein Gewinn: Die Stiftung mitLeidenschaft bekommt Geld für ihre gemeinnützige Arbeit. Die Firma Greener Solutions verdient an den eingesendeten Handys. Die Handybesitzer sind ihr altes Telefon los, haben die Umwelt geschont, das Müllaufkommen reduziert und nebenbei die gute Sache unterstützt. Und Horst muss nicht länger tief unten in einer Schublade liegen. Sondern bekommt eine zweite Chance. Wenn auch Sie ein altes Handy spenden möchten – ganz egal wie es heißt –, können Sie es jederzeit gerne abliefern im Torhaus des Ev. Johanneswerks oder per Post schicken an die Stiftung mitLeidenschaft, beides in der Schildescher Str. 101-103, 33611 Bielefeld. [CH] Weitere Informationen unter Tel.: 0521/136 44 44. Farbe, Marke und Zustand ganz egal: Claudia Herrmann von der Stiftung mitLeidenschaft nimmt jedes ausrangierte Handy gern entgegen Sie können das Johanneswerk durch Spenden an die Stiftung mitLeiden- schaft unterstützen. Spendenkonto KD-Bank: 888 888 888 (BLZ 350 601 90). Spenden anlässlich eines Geburtstags, Jubiläums oder aufgrund eines Trauerfalls helfen uns sehr. Bei Fragen zu Spenden oder Vermächtnissen können Sie sich mit Geschäftsführerin Tel. 0521/1364444. Auch ein altes Handy enthält noch wertvolle Metalle – sie werden vom Müll getrennt und weiterverwertet Unser Werk FOTOS: ANDREAS ZOBE Elke Wemhöner in Verbindung setzen, 21 FOTO: ANDREAS ZOBE PÄDAGOGISCHE ARBEIT Erinnern sich gern an einen aufregenden Mallorca-Urlaub: (v.l.) Lenka (13), Juliana (11) und Natalia (11) Sieben Kinder aus Grünau erleben einen unvergesslichen Urlaub Spatz triff t Tabaluga „Überall war Tabaluga drauf“, erzählt die 11-jährige Natalia. „Auf der Bet twäsche, auf dem Geschirr, auf dem Bulli – überall!“ Wo Tabaluga ist, ist Peter Maffay nicht weit. Tatsächlich war es die PeterMaffay-Stif tung , die die „Spatzen-Gruppe“ des heilpäda– gogischen Zentrums Grünau, einer Einrichtung des Ev. Johanneswerks, eingeladen hat te. Und zwar auf eine Finca. Nach Mallorca. Urlaub unter Palmen – für Joel (8) trotz Regen ein Grund zur Freude FOTO: CAROLINE HINKE 22 Unser Werk BAD SALZUFLEN/MALLORCA. „W In der Spatzen-Gruppe wohnen sieben schwerst traumatisierte Kinder. Ein multiprofessionelles Team betreut die Jungen und Mädchen, die alle in ihren jungen Jahren schon körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt erlebt haben. „Sieben Kinder, sieben Einzelzimmer, sieben verschiedene Schicksale“, bringt es Caroline Hinke auf den Punkt. Auch die PeterMaffay-Stiftung fand nach der Bewerbung, dass diese Kinder eine Erholung verdient haben. Und lud sie für eine Woche ein, nach Pollenca auf der Ferieninsel Mallorca. betreut. Die Kinder können die mallorquinische Natur erleben, kreative Angebote nutzen oder einfach mal entspannen. Peter Maffay haben die Spatzen nicht getroffen – dafür aber seine Hunde: Auf seinem Anwesen, das sie heimlich ein bisschen erkundet haben. Was am allerbesten war? „Das Fliegen“ strahlt Vanessa. Natalia erzählt vom Fußballspielen am Strand: „Mit Foulen!“. Juliana denkt gern an das „leckere spanische Essen“ zurück, das die Hauswirtschafterin auf der Finca zauberte. Und den Kindern noch etwas mitgab: „Hola heißt hallo, buenos días guten Morgen und gracias heißt danke“, erzählt Juliana stolz. Dominik erinnert sich am liebsten ans Kickern. „Die Mannschaften für das allabendliche Kicker-Turnier wurden ausgelost“, sagt Caroline Hinke. „So entstand eine Gruppendynamik, durch die sich auch Kinder näher kamen, die das zunächst gar nicht wollten.“ Peter Maffays Hunde Das Kinderferienhaus auf der Finca C’an Llompart bietet traumatisierten Kindern die Möglichkeit zu einem Urlaub. In Kooperation mit der Tabaluga-Stiftung werden die Gruppen Obwohl der Urlaub in die Schulzeit fiel, waren die Schulen kooperativ und ließen die Kinder fahren – Hausaufgaben standen trotzdem jeden Tag auf dem Programm. „Von den Lehrern haben wir nach dem Urlaub viele positive Rückmeldungen bekommen“, so Caroline Hinke. „Wir haben alle viel Kraft getankt und uns richtig erholt.“ Allen hat es so gut getan und so gut gefallen, dass die Spatzen-Gruppe sich auf jeden Fall noch mal bei Peter Maffay und Tabaluga bewerben will – und beim nächsten Mal wird auch das Wetter besser. [CH] PÄDAGOGISCHE ARBEIT ir mussten um halb zwei in der Nacht zum Flughafen losfahren“, erzählt Dominik aufgeregt. Für die meisten Kinder war es der erste Flug – und der erste richtige Urlaub. Allein das Wetter spielte nicht so recht mit: „Es hat nicht geregnet, es hat geschüttet. Nur am An- und Abreisetag schien die Sonne“, erinnert sich die Heilpädagogin und Teamleiterin Caroline Hinke. Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch: Ausflüge nach Palma de Mallorca, in eine Glaserei, eine Tropfsteinhöhle oder an verborgene Buchten standen auf dem Programm. „Am Strand haben wir in Pfützen geplanscht“, erzählt Natalia und fügt entschuldigend hinzu: „Nass waren wir ja eh schon.“ Heinrich Meyer kommt vom Kinderheim in eine vermögende Familie Nach 84 Jahren auf den Spuren seiner Kindheit Heinrich Meyer hoffte, mehr über seine frühe Kindheit zu erfahren. Deshalb nahm der 89-Jährige Kontakt zu den heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtungen GrünauHeidequell auf. Denn dort verbrachte er als Kind einige Jahre. Auf welchem Weg er 1921 dorthin kam, konnte er allerdings nicht mehr nachvollziehen. BAD SALZUFLEN. Meyer wird am 14. März 1919 in Tilsit geboren. In den Nachkriegswirren des ersten Weltkriegs werden seine leiblichen Eltern vermutlich von marodierenden polnischen Einheiten erschossen. 1920/21 gelangt er auf nicht nachvollziehbaren Wegen – wahrscheinlich in Begleitung seines leiblichen Großvaters – nach Bad Salzuflen. Etwa 1921 wird er in Grünau als Zweijähriger aufgenommen. Meyer erinnert sich noch sehr lebhaft an die Diakonissen mit ihren Hauben und Trachten. Ein Bild ist ihm in diesem Zusammenhang noch sehr präsent: Er und andere Kleinkinder sitzen in Reihe auf ihrem „Töpfchen“. Eine Diakonisse geht von Kind zu Kind Unser Werk Meyer besuchte jetzt die Johanneswerk-Einrichtung in Begleitung einer guten Freundin, Sabine Frees. Vor Ort schilderten die beiden Meyers bewegtes Leben Bärbel Thau von der Geschichtsschreibung des Johanneswerks und Delf Dunker, Marketingbeauftragter der Region. 23 FOTO: ANDREAS ZOBE PÄDAGOGISCHE ARBEIT Heinrich Meyer (l.), der sich noch lebhaft an die Diakonissen Anfang des Jahrhunderts erinnern kann, sprach mit Sabine Frees und Delf Dunker über sein Leben und schaut, ob die Kinder fertig sind. Wer noch nicht Blase oder Darm entleert hat, bekommt es mit einem kleinen „Stöckchen“ kurz auf das Gesäß. Meyer beschreibt, dass er diesbezüglich nie Schwierigkeiten bekommen habe, da das „Heinzchen“ stets eine gute Verdauung hatte und immer „fertig“ war, wenn eine der Diakonissen in sein „Töpfchen“ sah. Bei dieser Schilderung lacht Meyer, seine Augen beginnen zu leuchten. 1938 wird Meyer gemustert und tritt dem Reichsarbeitsdienst bei. Im gleichen Jahr wird er von der Wehrmacht eingezogen. Weil er „schlechte Augen“, aber „gute Füße“ hat, erzählt Meyer, kann er nicht Pilot werden, sondern geht zur Infanterie, zu den Pionieren. Er wird in Köln stationiert und erlebt hier 1942 verheerende Bombenangriffe auf die Stadt. Im gleichen Jahr wird Meyer an die Ostfront abkommandiert. 1924 wird Meyer fünfjährig aus Grünau entlassen. Die in Bad Salzuflen angesehene Familie Reuter hat ihn an Kindes statt genommen. Auch hier sind die Erinnerungen von Meyer sehr bildhaft und lebendig. Er weiß noch, dass in diesem Winter der Schnee sehr hoch liegt und ein Mann – vermutlich ein Hausdiener der Familie Reuter – ihn auf dem Fahrrad in die „Villa Doris“ – dem Wohnsitz der Familie Reuter – bringt. Mindestens einmal sind der Fünfjährige und sein Begleiter mit dem Fahrrad ausgerutscht und im Schnee gelandet. Von 1943 bis 1949 gerät er in russische Gefangenschaft. Er lernt russisch und ist aufgrund seiner Begabung, Radios und andere elektrische Geräte zu reparieren, für die russischen Soldaten wertvoll und kriegswichtig. Er ist in seiner Gefangenschaft daran beteiligt, zwei russische E-Werke wieder aufzubauen. 1937 macht er seinen Großvater ausfindig 24 Unser Werk Meyer wird 1925 in die Bad Salzufler Volksschule eingeschult. 1927 wechselt er an die Bürgerschule. Hier gibt es drei Jahrgänge. „Reich“ und „Arm“ sind hier klassenweise aufgeteilt. Heinrich Meyer gehört jetzt zu den vermögenderen Familien. Von 1933 bis 1937 macht Meyer eine Lehre als Klempner, Installateur und Elektriker bei Heinrich Overdiek in Lemgo. Im Jahr seines Lehrabschlusses wird ihm besonders beim Unterschreiben seines Gesellenbriefes schmerzhaft bewusst, dass er nicht mit Reuter unterzeichnen darf und fühlt sich nicht mehr als richtiges Mitglied der Familie. Meyer macht seinen Großvater ausfindig und zieht 1937 zu ihm. 1949 wird Meyer aus der russischen Gefangenschaft entlassen und kehrt auf abenteuerlichen Wegen – teils zu Fuß, teils mit dem Fahrrad – erst nach Magdeburg, dann nach Friedland zurück nach Deutschland. 1950 heiratet er seine Lotti. Bis 1955 werden dem Ehepaar Meyer drei Töchter geboren. Die Familie Meyer wohnt zu diesem Zeitpunkt in Vlotho. Meyer verdient von da an seinen Lebensunterhalt als Brunnenbauer und Heizungsinstallateur, als erster Monteur. Er zieht innerhalb NRWs mit seiner Familie häufiger um, auch um sich immer wieder interessanten beruflichen Herausforderungen zu stellen. 1983 geht Meyer in Bad Harzburg in den Ruhestand. Hier lebt er noch heute. 2009 feiern die heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtungen Grünau-Heidequell ihr 160-jähriges Bestehen. Heinrich Meyer ist als Ehrengast eingeladen und hofft kommen zu können. [DELF DUNKER/AK] Heilpädagogische Einrichtung eröffnet Ausbildungscafé Endlich war es soweit. Das Ausbildungscafé „KleinerGrünauer“ wurde feierlich eröffnet. Der Einladung der Ursula-und-AlfredKleiner-Stiftung und der heilpädagogischtherapeutischen Einrichtungen Grünau-Heidequell des Ev. Johanneswerks kamen viele Gäste nach. BAD SALZUFLEN. Historisches Gebäude mitten in Bad Salzuflen Die Ursula-und-Alfred-Kleiner-Stiftung wurde mit dem Ziel gegründet, die Kinder und Jugendlichen der heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtungen Grünau-Heidequell schulisch und beruflich zu fördern. In Grünau werden Kinder und Jugendliche betreut, die schwer verhaltensgestört und traumatisiert sind. Die vorhandenen Mittel erlaubten schließlich die Idee des Ausbildungscafés zu entwickeln und mit großer Sorgfalt umzusetzen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Entstanden ist ein Café, das traditionell und edel wirkt und mit seinem besonderen Ambiente in Bad Salzuflen neue Maßstäbe setzen soll. Unser Werk Ein ganz besonderes Haus: das Ausbildungscafé an der Wenkenstraße Gastgeber waren Ulrike Masurek, Regionalgeschäftsführerin der Johanneswerk-Region Pädagogik OWL, und Dr. Hartmut Bessler, Vorstandsvorsitzender der Kleiner-Stiftung. Neben Johanneswerk-Vorstandsmitglied Burkhard Bensiek und Marianne Thomann-Stahl, Regierungspräsidentin der Bezirksregierung Detmold, nahmen viele weitere Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem Freundeskreis von Grünau-Heidequell die Einladung gerne an. Die Bewirtung übernahm selbstverständlich das künftige Team des Cafés mit seinen stolzen und geschickt agierenden Auszubildenden. PÄDAGOGISCHE ARBEIT KleinerGrünauer bietet Jugendlichen große Chancen 25 FOTOS: GERD BELLERMAN PÄDAGOGISCHE ARBEIT Mehrgenerationenhaus geplant Glanzvoller Start für das ServiceTeam: Sabine Heithölter, Catrin Zurheide-Oberhokamp (hinten v.l.), Madelene Lässig, Anja Viktoria Kutschera (Mitte v.l.) sowie Kristina Medzidova, Jacquelin, Lisbeth Schmidt und Isabell Kreft (vorne v.l.) Zu diesem Zweck erwarb die Kleiner-Stiftung ein historisches Gebäude in zentraler Lage an der Wenkenstraße 1 in Bad Salzuflen und ließ das Erdgeschoss zum Café ausbauen. Vier Jugendliche können im Café eine Berufsausbildung in den Bereichen Gastronomie und Hauswirtschaft erlernen, zwei Plätze gibt es für den Bereich Arbeitstraining. 26 Unser Werk Ein Kooperationsvertrag, vereinbart zwischen der KleinerStiftung, dem Staatsbadhotel Maritim Bad Salzuflen und den Einrichtungen Grünau-Heidequell, sichert alle fachlichen Erfordernisse. Auf dieser Basis war es auch möglich, dass die Industrie- und Handelskammer bereits einem Ausbildungsbeginn vor Fertigstellung des Cafés zustimmte. Die Ausbildung ist, gemäß Vereinbarung mit dem Landesjugendamt Westfalen-Lippe und dem Jugendamt Bad Salzuflen, Bestandteil des Leistungskataloges von GrünauHeidequell. Die Besonderheit des Gebäudes ermöglicht die Vision eines „Mehrgenerationenhauses“. Des Weiteren werden die Heilpädagogische Ambulanz Grünau, die Seniorenberatung Bethesda und die Ev. Lutherische Kirchengemeinde Bad Salzuflen ein Büro neben dem Café beziehen. Und auch ein Kinderladen, genannt „Spielzeit“, wird unter Leitung von Grünau eine Kinderbetreuung für bis zu drei Stunden anbieten, wenn Eltern in Ruhe einkaufen möchten, einen Arzt aufsuchen oder ähnliches. Bereits im Sommer 2008 bezogen die künftigen Auszubildenden eine neue Wohngruppe im Anwesen an der Wenkenstraße. Eine Besonderheit wird es im Ausbildungscafé geben: Das Team besteht aus Mitarbeitenden der Einrichtungen Grünau-Heidequell und der Ursula-und-Alfred-Kleiner-Stiftung sowie ehrenamtlichen Kräften. Somit wird deutlich, was mit dem Ausbildungscafé entsteht: Eine Bündelung von Ressourcen im Rahmen von Vernetzung, um auch im Sinne unserer Gesellschaft der Jugend eine Chance zu geben. [ULRICH WICKNER, QUALIT UALITÄ ÄTSMANAGEMENT Ä TSMANAGEMENT GRÜNAU-HEIDEQUELL] In Grünau entsteht eine heiminterne Zeitung Die Kinder und Jugendlichen waren sehr gespannt und auch ein wenig aufgeregt, als sie professionellen Redakteuren über die Schulter schauen konnten. Unser Werk, uw.Info und jonet: Einen Tag lang konnten die sieben Jungen und Mädchen aus der heilpädagogischtherapeutischen Einrichtung GrünauHeidequell des Ev. Johanneswerks in die Welt der Informationsmedien eintauchen. BIELEFELD/GRÜNAU. Bei der kleinen Gruppe handelte es sich um das Redaktionsteam der heiminternen Grünauzeitung. Begleitet bei ihrem Ausflug nach Bielefeld wurden sie von der pädagogischen Mitarbeiterin Michaela Wetter und Delf Dunker, Bereichsleitung und Marketingbeauftragter der Region. Die Kinder und Jugendlichen erfuhren einen herzlichen Empfang und wurden durch ein gut organisiertes Tagesprogramm geführt. Anne Kunzmann referierte über die Entstehung von Unser Werk und der Online-Mitarbeiterzeitung uw.Info und erklärte die Abläufe vom Redaktionskreistreffen bis zum Druck. Archivarin Bärbel Thau führte die Gruppe durch die historische Sammlung des Johanneswerks. Lars Bienek erläuterte den Kinder und Jugendlichen das Intranet jonet und zum Schluss konnten die jungen Redakteure erleben, wie Michael Elbers Bildmaterial der nächsten Grünauzeitung professionell verbesserte. Auch für das leibliche Wohl war ausreichend gesorgt. Im Kinderheim Grünau-Heidequell gibt es bereits seit Oktober 2006 ein kleines Redaktionsteam von Kindern und Jugendlichen, welches regelmäßig eine heiminterne Zeitung herausbringt. Bereits im Dezember 2006 kam die erste Ausgabe heraus. Jährlich werden nun vier Zeitungen erstellt und vervielfältigt. Die Kinder und Jugendlichen gestalten kreativ und mit viel Spaß und Engagement ihre Artikel. Berichtet wird über aktuelle Geschehnisse, interne Veranstaltungen und Gegebenheiten in und um Grünau herum. Kreativität macht Spaß PÄDAGOGISCHE ARBEIT Junge Redakteure erkunden Unser Werk Im Laufe der Zeit kam die Idee auf, einmal mit hauptberuflichen Redakteuren zu sprechen und sich eine echte Redaktion anzuschauen. Gesagt getan, die Abteilung der Öffentlichkeitsarbeit hat das engagierte junge Redaktionsteam eingeladen. Die Kinder und Jugendlichen waren tief beeindruckt und versuchten sofort, das Gesehene und Erlernte umzusetzen, was mit der Dezemberausgabe 2008 auch gelungen ist. Es war beeindruckend, mit welcher Ernsthaftigkeit das junge Redaktionsteam bei der Sache war. Ein großes Danke an alle Beteiligten! [MICHAELA WETTER] FOTO: ELKE WEMHÖNER Unser Werk Live dabei – die Jugendlichen aus Grünau schauen den Profis über die Schulter: (vorne v.l.) Wolfgang Vehling, Eric Will, Michael Elbers, Lars Bienek, Franziska Arwers, (hinten v.l.) Michaela Wetter, Yvonne Landen, Patrick Lehmeier, Isabell Kreft und Steven Grimpe 27 FOTO: JENS SCHÖNLAU Freuen sich über die neuen Räume: (v. l.) Carola Wolf, Leitung des Fachbereichs Pädagogik im Ev. Gemeindedienst, Tim Kähler, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld, Gabriele Walczak, Leitung Ev. Gemeindedienst, und Anne KrügerGembus, Koordinatorin der Beratungsstelle „Präventive Arbeit steht im Vordergrund“ BIELEFELD. Größer, schöner, praktischer und den Erfordernissen der Beratungssituationen besser angepasst: So präsentiert sich die Erziehungs-, Familien- und Krisenberatung des Evangelischen Gemeindedienstes im Johanneswerk nach ihrem Umzug in die Paulusstraße 24. In seinem Impulsreferat zur Eröffnung stellte Tim Kähler, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld, deutlich den präventiven Gedanken von sozialer Arbeit in den Vordergrund. In die- sem Bereich sei die Beratungsstelle mit ihren Angeboten in Familienzentren und Schulen bestens positioniert und leiste so ihren Beitrag zur Familienfreundlichkeit in Bielefeld. In akuten Krisensituationen können sich die Ratsuchenden an das Krisentelefon der Beratungsstelle unter 0521/80148 00 wenden und erhalten sowohl telefonisch als auch im persönlichen Gespräch sofortige Hilfe und Unterstützung. [ANNE KRÜGER-GEMBUS] Freizeitspaß mit Kicker, Billard und Tischtennis Nach langer Wartezeit ist die Freude der Jugendlichen jetzt doppelt so groß: Anderthalb Jahre war der Jugendtreff Am Alten Dreisch wegen Renovierung geschlossen – jetzt ist der Stadtteiltreff des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk wieder für Jugendliche ab 14 Jahren geöffnet. 28 Unser Werk BIELEFELD. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun wieder eine Anlaufstelle für die Jugendlichen anbieten können“, sagt Carola Wolf, Leiterin des Fachbereichs Pädagogik im Ev. Gemeindedienst. In den neu eröffneten Räumlichkeiten können sich die Teenager bei Kicker, Billard, Airhockey, Tischtennis und vielen anderen Spiele vergnügen. Übergangsweise stand ihnen die Stadtteileinrichtung Lipper Hellweg zur Verfügung, zu der die Einrichtung Am Alten Dreisch gehört. Doch viele fragten immer wieder nach, wann sie sich wieder zur gemeinsamen Freizeitgestaltung in ihren gewohnten Räumen treffen könnten. Wie gern die Jugendlichen den Treffpunkt nutzen, zeigte auch die Eröffnung: „Die Feier war ein Riesenerfolg – etwa 80 Leute haben uns besucht“, freut sich Olaf Seifert, Leiter der Stadtteileinrichtung Lipper Hellweg. Weil der Bedarf so groß ist, haben die Mitarbeiter das Angebot erweitert und öffnen zweimal statt wie bisher einmal wöchentlich. Außerdem gibt es ab dem neuen Jahr neue Angebote für Mädchen und Jungen: Kinder ab zwölf Jahren können im Mädchentreff und der Jungengruppe gemeinsam ihre Freizeit nach ihren Interessen gestalten. [AJU] Thomaskirche spendet Inventar für Andachtsraum BIELEFELD. „Durch das neue Inventar aus der Thomaskirche ist unser Andachtsraum viel festlicher und ansprechender geworden“, sagt Stefan Akkermans, Seelsorger im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Altar, Kerzenleuchter, Stehpult und andere Gegenstände aus der evangelischen Kirche in Bielefeld-Schildesche haben zur Freude der Bewohner und Mitarbeiter in der Johanneswerk-Alteneinrichtung einen neuen Platz gefunden. Da die Thomasgemeinde mit der Stiftskirchengemeinde Schildesche zusammengelegt und die ehemalige Thomaskirche abgerissen wird, konnte das Inventar dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus gespendet werden. Weil der Andachtsraum der Einrichtung auf dem Johannesstiftsgelände bisher kaum mit religiösen Gegenständen ausgestattet war, hatte sich Seelsorger Akkermans an die Superintendentin des Kirchenkreises Bielefeld, Regine Burg, gewandt. Sie stellte den Kontakt zu Martin Féaux de Lacroix her, Pfarrer der Thomasgemeinde. Gemeinsam mit Akkermans organisierte er die Spendenübergabe. FOTO: WERNER KRÜPER Beim Einweihungsgottesdienst konnten Bewohner und Mitarbeiter schon die neue Atmosphäre des Andachtsraums genießen. „Alle waren von der neuen Ausstattung begeistert – und freuen sich auf viele weitere gemeinsame Andachten“, sagt Akkermans. [AJU] Freuen sich über die Neueröffnung des Jugendtreffs: (hinten v.l.) Olaf Seifert, Lars Senne (Pädagogische Arbeit), Gerhard Henrichsmeier (Bezirksvorsteher Bezirksvertretung Stieghorst), Michael Wendt (stellvertretender Leiter Amt für Jugend und Familie), Bernd Beckendorf (Stadt Bielefeld, Immobilienservice); (vorne v.l.) Regina Prizebilla-Voigt (Jugendhilfeplanerin Stadt Bielefeld), Claudia Crossley-Cramp (Hausmeisterservice), Carola Wolf Unser Werk FOTO: WERNER KRÜPER Pfarrer Martin Féaux de Lacroix (l.) und Stefan Akkermans transportieren Gegenstände von der Thomaskirche ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus 29 FOTO: WERNER KRÜPER Flexible Arbeitszeiten erleichtern die Organisation des Privatlebens Pilotregionen erarbeiten Audit Beruf und Familie vereinbaren können Zu den gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre gehört auch der Wandel der familiären Lebensformen. Das Miteinander und die Möglichkeiten zur Unterstützung der Generationen untereinander haben sich geändert. Patchworkfamilien und Alleinerziehende repräsentieren einen Großteil der bestehenden Familienstrukturen. Immer häufiger stellt die plötzlich notwendige Pflege von Angehörigen Berufstätige vor neue Herausforderungen. Mitarbeitende erleben die Doppelbelastungen in Beruf und Familie oft als stressig. Dies kann dazu führen, dass gesundheitliche Probleme auftreten und die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt wird. Das Ev. Johanneswerk hat sich zum Ziel gesetzt, auf diese Veränderungen zu reagieren und Maßnahmen zu fördern, die zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen. Die Chancen und Vorteile einer nachhaltigen familienfreundlichen Personalpolitik sind klar. Es ist wichtig, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass es für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich ist, Beruf und Familie zu vereinbaren. Im Geschäftsbereich Personal, Bereich Personalmanagement und -entwicklung, wird bei der Entwicklung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der Punkt „Familienfreundlichkeit“ mit besonderer Priorität bearbeitet. 30 Unser Werk Dabei werden die vielen guten Beispiele beachtet, die es bereits in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Teams des Johanneswerks gibt. Diese Regelungen und Absprachen sind allerdings oft „fallbezogen“ und werden kurzfristig eingesetzt, wenn eine individuelle Lösung gefunden werden muss. In Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld wurde eine Studie mit dem Thema “Familienfreundliche Arbeitswelten“ entwickelt. Zwei Studierende der Fakultät Wirtschaftswissenschaften haben im Rahmen ihrer Diplomarbeit untersucht, welche Regelungen und Vereinbarungen es bereits gibt. Dazu wurde eine qualitative Mitarbeiterbefragung in vier Einrichtungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die bestehenden Regelungen meist nicht im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wahrgenommen werden. Dazu gehört z.B. die Organisation der Arbeitszeiten. Bestehende Angebote wenig bekannt Die Ergebnisse dieser Studie führen zu weiteren Schritten. Vier Pilotregionen entwickeln zu einem Konzept „Familienfreundlichkeit“ das audit berufundfamilie® der Hertie-Stiftung. Das Audit steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie für Wirtschaft und Technologie. Dieser Auditierungsprozess hat zunächst mit einer Ist-Analyse in acht Handlungsfeldern begonnen. Anschließend entwickeln die Projektteilnehmenden einen Maßnahmenplan. Im Frühjahr 2009 wird entsprechend das Grundzertifikat erteilt. Für die Umsetzung der Maßnahmen sind drei Jahre vorgesehen. Während dieser Zeit erhalten die vier Pilotregionen professionelle Unterstützung und Begleitung durch die berufundfamilie gGmbH. Anschließend erfolgt die eigentliche Zertifikatsvergabe. [WILMA WEBER, GESCHÄFTSBEREICH PERSONAL] FOTO: ZIG 500 Spielzeuge machen Familien glücklich Diskutierten beim OWL Forum Gesundheitswirtschaft: (v.l.) Peter Schwarze (Vorstand ZIG), Karsten Gebhardt, Dr. Michael Müller (medi-owl), Brigitte Meier (Geschäftsführerin ZIG), Wolfgang Diembeck (Vorstand Bertelsmann BKK) und Uwe Borchers (ZIG) Versorgungslücken im ländlichen Raum – ist OWL gerüstet? Das Gesundheitswesen verändert sich in den nächsten Jahren grundlegend. Während sich in den Städten die medizinischen Leistungsangebote konzentrieren, dünnt das Versorgungsangebot auf dem Land aus. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, hochqualifizierte Fachkräfte für eine ländlich geprägte Region zu gewinnen. Außerdem geht es immer stärker auch um zukunftsweisende Versorgungsmodelle für ältere Menschen. BIELEFELD. OERLINGHAUSEN. „500 Spielzeuge haben die Menschen gespendet – einfach toll!“, freut sich Pastorin Martina Wehrmann. „Damit konnten wir das Vorjahresergebnis sogar um hundert Spielzeuge toppen“, erzählt die Seelsorgerin der Hellweg-Klinik Oerlinghausen. Die gebrauchten, gut erhaltenen Teddys, Spiele und Bücher haben zu Weihnachten viele Kinderaugen strahlen lassen: Die Patienten der Suchtklinik des Ev. Johanneswerks nahmen die Spielsachen mit zu ihren Familien. Vor drei Jahren rief Wehrmann die Spielzeugsammlung in der Adventszeit ins Leben. Inzwischen ist die Aktion zur Tradition geworden – und das aus gutem Grund, denn der Bedarf ist groß. Die Männer haben meist ihre Arbeitsstelle verloren und befinden sich in finanziellen Schwierigkeiten. Umso schwerer ist es für sie, an Weihnachten die Familie zu beschenken. „Die Menschen aus Oerlinghausen und Schloss HolteStukenbrock haben mit ihren Spenden viele Familien glücklich gemacht – tausend Dank dafür!“, sagt Martina Wehrmann. [AJU] Experten und Praktiker, darunter der Vorsitzende des Johanneswerk-Vorstands, Karsten Gebhardt, und Vorstandsmitglied Dr. Bodo de Vries, diskutierten in Fachforen über innovative Ansätze und konkrete Projekte. Im anschließenden Plenum standen die gesundheitspolitischen Fragen im Vordergrund: Vertreter aus den Bereichen Politik, Krankenkasse, Medizin, Pflege, Krankenhaus und Wissenschaft diskutierten die Frage, wie innovative Ansätze einer sektorübergreifenden Versorgung für Ostwestfalen-Lippe weiterentwickelt werden können. [ZIG] Unser Werk Das neunte OWL Forum Gesundheitswirtschaft machte die Gestaltung der regionalen Versorgungsstrukturen zum Thema. Der Veranstalter, das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG), suchte Antworten auf drängende Fragen: Versorgungslücken im ländlichen Raum – stimmt die Diagnose? Wie verändern sich die Strukturen für die Gesundheitsregion Ostwestfalen-Lippe? Ist die Gesundheitsversorgung in Ostwestfalen-Lippe gut genug gerüstet für die Bedürfnisse von morgen? Mit welchen Strategien begegnen wir in OWL diesen Herausforderungen? 31 Alteneinrichtungen kooperieren mit Sportclub Ampano Gesundheitskonzept bringt Mitarbeiter in Bewegung „Gesundheit ist ein wichtiges persönliches und gesellschaftliches Gut,“ sagt Siegfried Wolff. Der Personalreferent ist für das Betriebliche Gesundheitsmanagement in den fünf Alteneinrichtungen des Ev. Johanneswerkes im Kreis Gütersloh und Beckum verantwortlich. „Wir sind alle aufgefordert, uns für die Förderung und Erhaltung unserer Gesundheit einzusetzen. Gesundheitsfürsorge am Arbeitsplatz gilt als zentrale Aufgabe jedes Unternehmens. Im Ev. Johanneswerk ist die Förderung und Unterstützung der Gesundheit aller Mitarbeitenden in den Unternehmenszielen verankert,“ so Wolff weiter. 32 Unser Werk Als Piloteinrichtung arbeiten Mitarbeiter im Katharina-Luther-Haus in einem Qualitätszirkel seit zehn Monaten an Konzept und Maßnahmen für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement. Es gibt zwei wesentliche Aufgaben: Im Rahmen der „Verhältnisprävention“ werden unter anderem betriebliche Abläufe optimiert, die demographische Tendenz in der Mitarbeiterschaft prognostiziert und die Arbeitsplätze auf Ergonomie und vorhandene Hilfsmittel überprüft. Aber auch weiche Faktoren wie Führungsverhalten und Betriebsklima rücken in den Fokus. Im Bereich der „Verhaltensprävention“ gibt es eine ganze Reihe von Aktionen und Angeboten für die Mitarbeitenden. Eine Mitarbeiterin im Katharina-Luther-Haus ist nebenberuflich im Ampano Sport- und Wellnessclub tätig. So kam der Kontakt zustande. „Ich war sehr froh, als Janina Gassei vom Ampano auf uns zukam, in einer Phase, in der wir mit Hochdruck an unserem Maßnahmeplan 2009 für das Betriebliche Gesundheitsmanagement arbeiteten,“ so Wolff. Das Ergebnis der Gespräche kann sich FOTO: SABINE KELLER GÜTERSLOH. Janina Gassei überreicht symbolisch den Gutschein an Siegfried Wolff Gutschein für alle Mitarbeitenden im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Für die 220 Mitarbeitenden, die in Gütersloh tätig sind, gab es zu Weihnachten einen Gutschein für vier Wochen gratis Fitness, Wellness und Gesundheit. „Jedem Mitarbeiter, der dieses Angebot annehmen möchte, garantieren wir eine kompetente Beratung und die Erarbeitung eines individuellen Trainingsplanes,“ verspricht Gassei. Die Benutzung des Sauna- und Wellnessbereiches ist selbstverständlich inklusive. [SIEGFRIED WOLFF] FOTO: SILKE DERKUM Experten diskutieren über die Pflegereform Pflege gibt’s nicht zum Nulltarif Verbesserungen für Demenzpatienten – das ist, da sind sich alle Beteiligten einig, der große Gewinn durch die Pflegereform. Doch bei anderen Details waren die Vertreter der verschiedenen Interessengruppen naturgemäß unterschiedlicher Meinung. Bundestagsmitglied Klaus Brandner hatte im Namen der SPD-Bundestagsfraktion zur Diskussion ins Versmolder Katharina-von-Bora-Haus geladen. Experten in Sachen Pflege: Bielefelds Demographiebeauftragte Susanne Tatje stellte ihr kommunales Handlungskonzept vor. Anschließend diskutierte sie mit Jörg Müller (v. l.), Peter Christian König sowie Klaus Brandner unter der Moderation von Bürgermeister Thorsten Klute über die Pflegereform VERSMOLD. Dies werde sich künftig ändern, prognostizierte Jörg Müller, Leiter des Referats Pflege der Vereinigten IKK. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen und das Bielefelder Institut für Pflege und Gesundheitswissenschaften entwickelten Fünf statt drei Pflegestufen Bereits in der Pilotphase sind die Pflegestützpunkte. Insgesamt 160 sollen allein in Nordrhein-Westfalen eingerichtet werden. 60 Millionen Euro stellt die Regierung dafür bundesweit zur Verfügung. Dort soll jeder Pflegebedürftige und dessen Angehörige individuell beraten werden. Ein Anspruch, der bereits ab Januar 2009 gesetzlich festgeschrieben ist. Ein weiterer wichtiger Punkt der Pflegereform, deren Eckpunkte Klaus Brandner, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, skizzierte, ist die Pflegezeit. Berufstätige können sich bis zu sechs Monate freistellen lassen, um die Pflege eines nahen Angehörigen zu organisieren. Für Beschäftigte in Kleinstbetrieben mit bis zu 15 Mitarbeitern gilt dies für zehn Tage. Diese und andere soziale Standards könne es jedoch nicht zum Nulltarif geben, sagte der Politiker. Wer höhere Nettogehälter zu Ungunsten der Sozialversicherungsbeiträge fordere, nehme damit in Kauf, dass Leistungen aus dem Katalog gestrichen werden. [SILKE DERKUM, HALLER KREISBLATT] Unser Werk Die Pflegereform, der große Wurf? Die Frage vom Versmolder Bürgermeister Thorsten Klute, der die Runde moderierte, beantwortete Peter Christian König mit einem klaren Nein. Sie sei eher ein Reförmchen, sagte der Regionalgeschäftsführer des Ev. Johanneswerkes. Er begrüßte zwar die Aufweichung zwischen ambulantem und stationärem Angebot, die nun auch Pflegeheimen erlaube, ihr Leistungsspektrum zu erweitern. Doch brauche man vor allem noch eine andere Definition von Pflegebedürftigkeit. Derzeit fielen die leicht dementiell Erkrankten durchs Raster. ein Pflegestufenmodell mit fünf anstelle der bisherigen drei Pflegestufen. Dort werden Pflegebedürftige dann danach beurteilt, inwieweit sie in der Lage sind, am täglichen Leben teilzuhaben. 33 Lieblingsorte begleiten Bewohner das ganze Jahr BAD SALZUFLEN. Etwas ganz Besonderes haben sich die Mitglieder des Fördervereins des Altenzentrums Bethesda für den Basar einfallen lassen. Sie betrauten die Fotografin Carmen Kirchhain mit der Aufgabe, die Bewohner nach ihren Lieblingsplätzen zu befragen. Sie suchte zusammen mit ihnen diese Orte auf und es entstanden Fotos, die einen ganz persönlichen Einblick geben. Entstanden ist ein schöner, aber auch sehr persönlicher Kalender, der für einen Spendenbeitrag von sieben Euro erworben werden konnte. Das Geld fließt in die Arbeit des Fördervereins zugunsten der Bewohner des Altenzentrums Bethesda. Der Förderverein unterstützt mit diversen Projekten die Alltagssituation der Bewohner. Es wurden bereits Gartenmöbel für den Sinnesgarten, Spezialrollstühle und Spiele angeschafft, die das eigenständige Leben der alten Menschen erleichtern. „Unser Anliegen ist, Hilfestellung dabei zu geben, dass pflegebedürftige Menschen ein neues Zuhause finden, dass sie im Altenzentrum Bethesda ihre Vorlieben und Hobbys ausleben und aktiv am Leben teilnehmen können“, sagt Gerhard Schröder vom Vorstand des Fördervereins. Hanna Wöhler entspannt auf ihrer Lieblingsbank am Gradierwerk in Bad Salzuflen FOTO: FILMHAUS BIELEFELD [KATRIN SONNENBERG, REGIONALE MARKETINGBEAUFTRAGTE] Johanneswerk vergibt Sonderpreis bei Filmwettbewerb Von einer roten Welle überrollt BIELEFELD. Eine rote Welle überrollt den Zuschauer – leise aber bedrohlich. So fühlt es sich an, wenn Scham über einen Menschen hereinbricht, wenn das Rotwerden für Erwachsene zur seelischen Qual wird, wenn die feuerroten Haare das Kind zum Spott der Mitschüler werden lassen. Für die feinfühlige Darstellung von körperlichen und seelischen Nöten erhielt Lynn Kossler für ihren Film „Rot“ den Sonderpreis des Ev. Johanneswerks. Anne Kunzmann (2.v.r.) überreicht den Gutschein für ein Wochenende in Berlin an Regisseurin Lynn Kossler Der Film- und Videowettbewerb wird gemeinsam vom Filmhaus Bielefeld und dem WDR-Studio Bielefeld veranstaltet und vom Kultusminister des Landes NRW gefördert. Der 19. Wettbewerb drehte sich um das Thema Scham mit dem Motto „Oh, wie peinlich!“ Den Sonderpreis des Johanneswerks hat Anne Kunzmann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Johanneswerks, überreicht. Er besteht aus einem Wochenende in Berlin inklusive eines Besuchs im Filmmuseum. [AK] Altenseelsorge und demografischer Wandel „Alte Menschen in unserer Gesellschaft – Schatz im Acker oder Klotz am Bein“: Unter diesem Motto findet das 6. Symposium Altenseelsorge in Wuppertal statt. Im Mittelpunkt stehen der demografische Wandel und seine Herausforderungen und Möglichkeiten für die Seelsorge in Gemeinden und Einrichtungen. Referenten sind Dr. Wolfgang Drechsel und Dr. Andreas Kruse, Professoren an der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Ulrich H. J. Körtner von der Universität Wien, Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer von der Universität Gießen sowie Dr. Henning Scherf, bis 2005 Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen. 34 Unser Werk Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe veranstaltet das Symposium vom 28. bis 30. September 2009.Das Johanneswerks ist einer der Kooperationspartner; Pastor Rolf Gräfe, Leiter des Pastoralen Dienstes, ist Mitglied des Vorbereitungskreises. Anmeldung und Informationen unter E-Mail: [email protected] [AK] Ronald Hampel ist neuer Regionalgeschäftsführer in Bochum/Herne Die Einrichtungen im Blick „Ich habe den Ruf, die Einrichtungen im Blick zu haben“, sagte Ronald Hampel beim Neujahrsempfang der Region Bochum/Herne. „Und ich werde das, was ich tue, tun, um die Häuser zu stabilisieren, die Arbeit vor Ort zu stärken und Ressourcen zu binden für die Arbeit mit und an den Menschen, für die wir Verantwortung tragen“, betonte der neue Geschäftsführer der Region. Hampel arbeitet seit 20 Jahren im Johanneswerk, der 48-Jährige ist Fachleiter im Geschäftsbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. FOTOS: WERNER KRÜPER BOCHUM. Dr. Arnulf Husmann koordiniert die anstehenden strukturellen Veränderungen im Johanneswerk an staatliche Vorgaben, Markt und diakonisches Profil koordinieren“. Konsequenterweise schließt insofern auch Hampel seine Begrüßungsrede mit den Worten: „Alles, was ich entscheiden muss, wird die anstehenden Strukturveränderungen berücksichtigen. Aber ich werde viel dafür tun, dass dies auf der Grundlage einer guten Arbeitsbeziehung geschehen kann.“ [STEPHANIE BOYKE, REGIONALE MARKETINGBEAUFTRAGTE] Unser Werk Dr. Bodo de Vries hieß seinen Kollegen im Namen des Vorstands des Johanneswerkes im neuen Aufgabenbereich willkommen. Er dankte an dieser Stelle dem bisherigen Geschäftsführer Dr. Arnulf Husmann (51) für dessen geleistete Arbeit und umfassendes Engagement. „Im Johanneswerk stehen vielfältige strukturelle Veränderungen an, für die Husmann die Projektleitung übernimmt“, kündigte de Vries an. „Dr. Husmann wird die Anpassungsleistungen des Werkes als Unternehmen Ronald Hampel ist neuer Geschäftsführer der Region Bochum/Herne 35 Ehemaliger Vorstand Pastor Otto Christiansen verstorben FOTO: G. RUDOLF Diakonische Ausrichtung des Johanneswerks gestaltet Am 28. Januar ist Pastor Otto Christiansen, langjähriges Vorstandsmitglied im Ev. Johanneswerk, im Alter von 77 Jahren plötzlich verstorben. Mehr als 33 Jahre hat er die Arbeit des Johanneswerkes geprägt und mitgestaltet. Die Mitte seiner Arbeit und seines Engagements im Johanneswerk waren die Seelsorge und der unmittelbare Kontakt zu den Menschen, denen diakonische Arbeit gilt. BIELEFELD. Christiansen als Redner beim Sennetreffen in den 60er Jahren Pastor Otto Christiansen war theologischer Vorstand im Johanneswerk 1974 wurde Pastor Christiansen in das geschäftsführende Leitungsteam des Ev. Johanneswerkes berufen. Als einziger Theologe in der Geschäftsführung war er damals für die diakonische Ausrichtung des gesamten Werkes verantwortlich. Bei allen Entscheidungen der Leitungsebene war es Christiansen wichtig, dass theologische und diakonische Gesichtspunkte eine tragende Rolle spielten. In Vorträgen und Veröffentlichungen setzte er sich mit aktuellen ethischen Fragen auseinander. Als Pastor Otto Christiansen 1993 in den Ruhestand ging, hatte er zahlreichen Menschen Orientierung vermitteln und Wegweisung geben können. Die Verbindung zum Johanneswerk ist auch in den Jahren danach nicht verloren gegangen. Von Zeit zu Zeit hielt Christiansen noch Gottesdienste in verschiedenen Einrichtungen und nahm an den Tagungen der Johanneswerk-Pastoren teil. Das Johanneswerk ist Pastor Christiansen dankbar für seinen Dienst, der immer ganz nah am einzelnen Menschen orientiert war. Es wird ihm ein bleibendes Andenken bewahren. [BÄRBEL THAU, GESCHICHTSSCHREIBUNG] Unser Werk Vielen Menschen Orientierung vermittelt FOTO: ULF FROREICH Christiansen studierte Theologie in Bielefeld, Erlangen, Münster und Tübingen und kam nach seinem Vikariat 1959 in das Johanneswerk. Der junge Pastor, der während seiner Hochzeitsreise die Nachricht erhalten hatte, dass er in das Johanneswerk berufen sei, fand ein umfangreiches Tätigkeitsfeld vor. Zu seinen Aufgaben gehörte die Seelsorge am gerade neu eröffneten Ev. Johannes-Krankenhaus und der Unterricht an verschiedenen Schulen für pflegerische und soziale Berufe. 39 Thema: Angehörige im Mittelpunkt Impressum Unser Werk Zeitschrift für Freunde und Förderer des Ev. Johanneswerks e.V. Postfach 10 15 53; 33515 Bielefeld Herausgeber: Karsten Gebhardt (v.i.S.d.P.) Redaktion Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks Elke Wemhöner [ER] (Leiterin) Anne Kunzmann [AK] (Redaktionsleitung) Claudia Herrmann [CH] (Stiftung mitLeidenschaft) Anika Jurkuhn [[AJU] (Volontärin) Die neue Broschüre ist in der Öffentlichkeitsarbeit erhältlich. Herstellung Fotos: Dirk Bannert, Gerd Bellerman, Chris Corrado, Silke Derkum, Filmhaus Bielefeld, Guido Frebel, Ulf Froreich, Caroline Hinke, Sabine Keller, Carmen Kirchhain, Werner Krüper, Veit Mette, G. Rudolf, Jens Schönlau, Elke Wemhöner, ZIG, Andreas Zobe Grafik und Satz: Wienold deSign Druck: art+image gmbH, Minden Versand: Lettershop Integra, Lüdenscheid Redaktionsanschrift: Ev. Johanneswerk e.V., Schildescher Straße 101-103, 33611 Bielefeld Telefon 0521/801-2563; Telefax 0521/801-2569 E-Mail [email protected] Bestellung und Abmeldung bitte unter dieser Adresse. Beratender Redaktionskreis: Burkhardt Bensiek, Stephanie Boyke, Delf Dunker, Katja Grzybinski, Marcus Fischer, Daniela Jazy, Sandra Knop, Holger Leitsch, Ditha Menzel, Erich Mischer, Wolfgang Müller, Pastor Günter Niemeyer, Marion Plaß, Gabriele Rahrbach-Reinhold, Dagmar Ribbert, Dr. Karin Schreiber-Willnow, Katrin Sonnenberg, Bärbel Thau, Heike von Loh, Gabriele Walczak, Silvia Wiechers, Siegfried Wolff, Anja Zimmermann Unser Werk steht allen Lesern für Beiträge und Meinungsäußerungen offen. Anonyme Beiträge können nicht veröffentlicht werden. Die Redaktion Weitere Hefte der Themen-Reihe • Dekubitus • Demenz • Ehrenamt • Einfach ganz normal • Netzwerk Gesundheit • Hospizarbeit • Wohnformen der Zukunft behält sich Kürzungen vor. Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei den meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen die männliche Form gewählt. www.johanneswerk.de Das Ev. Johanneswerk ist einer der großen diakonischen Träger Europas mit Sitz in Bielefeld. Rund 6.000 Mitarbeitende sind in mehr als 70 Einrichtungen tätig. Die diakonischen Angebote richten sich an alte, kranke und behinderte Menschen, Kinder und Jugendliche und schließen die offene diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld ein. Gegründet wurde das Werk 1951. Der Vorsitzende des Vorstands ist Karsten Gebhardt. U