Curia News, 01/2016
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Curia News, 01/2016
Aktuelle Rechtssprechung der Unionsgerichte – Rassegna della giurisprudenza europea Brüssel, 29. Januar 2016 - Bruxelles, 26 gennaio 2016 01/2016 Landwirtschaft und Fischerei – Agricoltura e pesca ......................................................................... 2 Ein Gesetz zur Einführung eines Mindestverkaufspreises pro Alkoholeinheit verstößt gegen das Unionsrecht, sofern weniger einschränkende steuerliche Maßnahmen erlassen werden können ........................................ 2 Una legge che impone un prezzo minimo di vendita per unità di alcool è contraria al diritto dell’Unione dal momento che possono essere attuate misure fiscali meno restrittive ......................................................... 3 Steuerrecht – Fiscalità ..................................................................................................................... 4 Flugscheine, die nicht benutzt wurden und für die keine Erstattung erfolgt, sind mehrwertsteuerpflichtig ....... 4 L’IVA è esigibile sui biglietti aerei non utilizzati e non rimborsabili ............................................................. 5 Niederlassungsfreiheit - Libertà di stabilimento............................................................................... 6 Die Niederlassungsfreiheit steht einer nationalen Regelung entgegen, die die Genehmigung für die Ausübung eines Gewerbes auf ein bestimmtes geografisches Gebiet beschränkt, wenn diese Regelung nicht in kohärenter und systematischer Weise das Ziel des Schutzes der öffentlichen Gesundheit verfolgt. ................ 6 La direttiva «servizi» si applica anche a professioni che comportano lo svolgimento, oltre ad attività economiche private, di servizi di interesse economico generale ................................................................. 8 Freizügigkeit – Libera circolazione delle persone ........................................................................... 10 Rechtsvorschriften über Ansprüche auf Altersruhegeld, die Wanderarbeitnehmer gegenüber Arbeitnehmern, die den Staat nicht verlassen, benachteiligen, verstoßen gegen das Unionsrecht ........................................ 10 Una normativa sui diritti alla pensione, che svantaggia i lavoratori migranti rispetto a coloro che non si spostano da uno stato, è contraria al diritto dell’Unione .......................................................................... 11 2- 2 - Landwirtschaft und Fischerei – Agricoltura e pesca Ein Gesetz zur Einführung eines Mindestverkaufspreises pro Alkoholeinheit verstößt gegen das Unionsrecht, sofern weniger einschränkende steuerliche Maßnahmen erlassen werden können (Urteil in der Rechtssache C-333/14, Scotch Whisky Association u.a. / Lord Advocate) 2012 verabschiedete das schottische Parlament ein Gesetz über den Mindestpreis für alkoholische Getränke in Schottland. Dieser Mindestpreis ist von jedermann einzuhalten, der in Schottland aufgrund einer Konzession alkoholische Getränke im Einzelhandel verkaufen darf. Er errechnet sich anhand einer Formel, die den Alkoholgehalt und das Alkoholvolumen in dem Erzeugnis berücksichtigt. Das schottische Gesetz soll die Gesundheit und das Leben von Menschen schützen. Ein Mindestpreis pro Alkoholeinheit hätte nämlich zur Folge, dass der zurzeit geringe Preis bestimmter stark alkoholhaltiger Getränke steigen würde. Diese Art von Getränken wird häufig von Verbrauchern mit Alkoholproblemen gekauft. Nach Ansicht des schottischen Gesetzgebers ließe sich dieses Ziel mit steuerlichen Maßnahmen nicht mit demselben Erfolg erreichen. Hersteller alkoholischer Getränke haben gegen dieses Gesetz Klage erhoben. Ihrer Ansicht nach sei das Gesetz eine mit dem Unionsrecht unvereinbare mengenmäßige Beschränkung des Handelsverkehrs und ließen sich die mit dem Gesetz verfolgten Ziele auf weniger einschränkende Weise durch steuerliche Maßnahmen verwirklichen. In diesem Zusammenhang möchte der Oberste Gerichtshof Schottlands wissen, ob die Einführung eines Mindestpreises mit dem Unionsrecht vereinbar sei. In seinem Urteil vom 23.12.2015 vertrat der Gerichtshof die Auffassung, dass sich die schottischen Rechtsvorschriften sehr einschränkend auf den Markt auswirken. Dies könnte vermieden werden, wenn anstelle einer Maßnahme, die einen Mindestverkaufspreis pro Alkoholeinheit vorschreibt, eine steuerliche Maßnahme mit dem Ziel einer Erhöhung des Preises für Alkohol eingeführt würde. Der Gerichtshof wies darauf hin, dass diese Maßnahme geeignet ist, alkoholhaltigen Getränken aus anderen Mitgliedstaaten den Zugang zum britischen Markt zu erschweren. Dieser Umstand sei ausreichend, um sie als Hindernis für den freien Warenverkehr einzustufen. Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs lässt sich eine solche Maßnahme nur mit Gründen des Gesundheitsschutzes rechtfertigen, wenn sie gemessen an dem mit ihr verfolgten Ziel verhältnismäßig ist.1 Auch wenn die Vorgabe eines Mindestpreises pro Alkoholeinheit geeignet ist, den Alkoholkonsum zu verringern, ist das Vorgehen wie das in Schottland nicht gerechtfertigt, wenn die Gesundheit ebenso wirksam durch weniger einschränkende steuerliche Maßnahmen geschützt werden kann. Nach Auffassung des Gerichtshofes kann eine fiskalische Maßnahme, mit der die Steuern auf alkoholische Getränke erhöht werden, weniger einschränkend sein, da es den Wirtschaftsteilnehmern die Freiheit belässt, ihren Verkaufspreis selbst festzulegen. Der Gerichtshof wies darauf hin, dass es letztlich dem nationalen Gericht obliegt, festzustellen, ob andere Maßnahmen als die, die das schottische Gesetz vorsieht, geeignet sind, die Gesundheit und das Leben von Menschen ebenso wirksam zu schützen wie die derzeitige Rechtsvorschrift, gleichzeitig aber den Handel von Waren innerhalb der Union weniger einschränken. Link zum vollständigen Urteil 1 Vgl. Urteil des Gerichtshofs vom 26. April 2012, ANETT (C-456/10). 3- 3 - Una legge che impone un prezzo minimo di vendita per unità di alcool è contraria al diritto dell’Unione dal momento che possono essere attuate misure fiscali meno restrittive (Sentenza nella causa C-333/14, Scotch Whisky Association u.a. / Lord Advocate) Nel 2012 il parlamento scozzese ha emanato una legge relativa al prezzo minimo delle bevande alcoliche in Scozia. Questo prezzo minino deve essere rispettato da ogni titolare della licenza richiesta per vendere bevande alcoliche al dettaglio in Scozia. Esso è calcolato applicando una formula che tiene conto del tenore e del volume di alcool nel prodotto. La legge scozzese mira a tutelare la salute e la vita delle persone. Infatti, un prezzo minimo di vendita per unità di alcool produrrebbe un aumento del prezzo attualmente modico di determinate bevande ad alto tasso alcolico. Questo tipo di bevande è spesso acquistato da consumatori che soffrono di problemi di alcolismo. Secondo il legislatore scozzese, misure di carattere fiscale non consentirebbero di realizzare tale scopo con gli stessi risultati. Imprese del settore delle bevande alcoliche hanno proposto ricorso contro tale legge. Esse ritengono che la legge costituisca una restrizione quantitativa al commercio incompatibile con il diritto dell’Unione e che delle misure fiscali potrebbero far conseguire in modo meno restrittivo gli scopi perseguiti dalla legge. In tale contesto, la Corte d’appello civile in Scozia ha chiesto alla Corte di giustizia se l’introduzione di un prezzo minimo fosse compatibile con il diritto dell’Unione. Nella sentenza del 23 dicembre 2015, la Corte di giustizia ha dichiarato che la normativa scozzese ha un effetto assai restrittivo sul mercato, che potrebbe essere evitato con l’adozione di una misura fiscale che aumenti il prezzo dell’alcool in luogo di una misura che impone un prezzo minimo di vendita per unità di alcool. La Corte ricorda che detta misura puó ostacolare l’accesso al mercato britannico delle bevande alcoliche provenienti da altri Stati membri. Questo fatto è sufficiente a concludere che essa costituisce un ostacolo alla libera circolazione delle merci. Secondo la giurisprudenza della Corte, una simile misura può essere giustificata da ragioni di tutela della salute solo se è proporzionata all’obiettivo perseguito2. Sebbene l’imposizione di un prezzo minimo per unitá di alcool dell’alcool a basso costo sia idonea a ridurre il consumo di alcool, una prassi come quella adottata in Scozia non è giustificata qualora la salute possa essere tutelata con pari efficacia attraverso misure fiscali meno restrittive. Secondo la Corte, una misura fiscale che aumenta la tassazione sulle bevande alcoliche può essere meno restrittiva, in quanto gli operatori economici sono sempre liberi di determinare il loro prezzo di vendita. La Corte ricorda che spetta al giudice nazionale determinare da ultimo se misure diverse rispetto a quella pre vista dalla legge scozzese, siano atte a tutelare la salute e la vita delle persone in modo altrettanto efficace della normativa attuale, pur essendo meno restrittive del commercio di tali prodotti all’interno dell’Unione. Link alla versione integrale della sentenza 2 V. sentenza della Corte del 26 aprile 2012, ANETT (C-456/10). 4- 4 - Steuerrecht – Fiscalità Flugscheine, die nicht benutzt wurden und für die keine Erstattung erfolgt, sind mehrwertsteuerpflichtig (Urteil in den verbundenen Rechtssachen C-250/14 und C-289/14, Air France-KLM und Hop!-Brit Air/Ministère des Finances et des Comptes publics) Von einem französischen Luftfahrtsunternehmen in Frankreich durchgeführte Inlandsflüge unterliegen einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 5,5%. Seit dem Jahr 1999 führte ein französisches Luftfahrtsunternehmen an den französischen Fiskus keine Mehrwertsteuer mehr auf den Verkaufserlös aus den Flugscheinen ab, die von den Fluggästen nicht benutzt wurden und für die keine Erstattung erfolgte. Da die Finanzverwaltung diese Flugscheine für mehrwertsteuerpflichtig ansah, erließ sie gegen das Luftfahrtsunternehmen Nacherhebungsbescheide in Höhe von 4 Millionen Euro (ohne Verzugszinsen) für einen Zeitraum von drei Jahren. Außerdem erbrachte eine Tochtergesellschaft des französischen Luftfahrtsunternehmens im gleichen Zeitraum Beförderungsleistungen für Fluggäste im Rahmen eines mit dem französischen Luftfahrtsunternehmen geschlossenen Franchisevertrages. Letzterer oblagen Vertrieb und Verwaltung der Flugscheine für die von der Tochtergesellschaft betriebenen Linien. Für verkaufte, aber nicht benutzte Flugscheine zahlte das französische Luftfahrtsunternehmen jährlich einen pauschalen Ausgleich, der einem prozentualen Anteil von 2% des auf den im Rahmen des Franchisevertrages betriebenen Linien erzielten Jahresumsatzes (einschließlich der Mehrwertsteuer) entsprach. Da die Tochtergesellschaft für diesen Pauschalbetrag keine Mehrwertsteuer abführte, erließ die Finanzverwaltung auch gegen sie Nacherhebungsbescheide. Der französische Conseil d’État fragt sich, ob Flugscheine, die nicht benutzt werden, der Mehrwertsteuer unterliegen können. In seinem Urteil vom 23.12.2015 bejahte der Gerichtshof diese Frage. Er wies zunächst darauf hin, dass die Mehrwertsteuer anfällt, sobald zum einen der von dem Kunden an die Fluggesellschaft gezahlte Betrag unmittelbar mit einer Leistung (im vorliegenden Fall der Beförderung als Fluggast) verbunden ist und zum anderen die betreffende Leistung erbracht wird. Der Gerichtshof führte jedoch weiter aus, dass die Gegenleistung für den beim Erwerb des Flugscheins entrichteten Preis nicht von der körperlichen Anwesenheit des Fluggastes beim Anbordgehen abhängt, sondern in dem sich daraus ergebenden Recht des Fluggastes besteht, in den Genuss der Durchführung der Beförderungsleistung zu kommen, unabhängig davon, ob er dieses Recht wahrnimmt. Der Gerichtshof präzisiert insoweit, dass der Mehrwertsteueranspruch mit der Vereinnahmung des Preises für den Flugschein entsteht. Außerdem stellte der Gerichtshof fest, dass dann, wenn ein Dritter die Flugscheine einer Fluggesellschaft im Rahmen eines Franchisevertrags vertreibt und an Letztere für ausgegebene und verfallene Flugscheine einen Pauschalbetrag zahlt, auch auf diesen Pauschalbetrag Mehrwertsteuer anfällt. Link zum vollständigen Urteil 5- 5 - L’IVA è esigibile sui biglietti aerei non utilizzati e non rimborsabili (Sentenza nella cause riunite C-250/14 und C-289/14, Air France-KLM und Hop!-Brit Air/Ministère des Finances et des Comptes publics) All’interno del territorio francese, i voli offerti da una compagnia francese sono soggetti ad un’aliquota ridotta dell’IVA del 5,5%. A partire dal 1999, la compagnia aerea ha deciso di non versare più all’amministrazione tributaria francese l’IVA percepita sul prezzo dei biglietti che i passeggeri non avevano utilizzato e che non potevano farsi rimborsare. Ritenendo che su tali biglietti l’IVA fosse dovuta, l’amministrazione tributaria notifivaca all’azienda avvisi di accertamento per IVA per un importo pari a 4 milioni di Euro (esclusi gli interessi di mora) per un periodo di tre anni. Inoltre, una controllata della compagnia aerea effettuava nel medesimo periodo servizi di trasporto aereo di passeggeri nell’ambito di un contratto di franchising concluso con la stessa. Quest’ultima era incaricata della commercializzazione e della gestione dei biglietti per le tratte aeree operate in franchising dalla societá controllata. Per quanto riguarda i biglietti non utilizzati dai passeggeri, l’azienda madre versava alla controllata una compensazione forfettaria annuale corrispondente al 2% del fatturato annuo (IVA inclusa), realizzato sulle tratte aeree operate in franchising. Poiché quest’ultima non aveva assoggettato tale somma forfettaria all’IVA, l’amministrazione fiscale francese le notificava del pari avvisi di accertamento. Il Conseil d’État francese si chiede se i titoli di trasporto non utilizzati possano essere soggetti all’IVA. Nella sua sentenza del 23 dicembre 2015, la Corte di giustizia risponde a tale questione in senso affermativo. La Corte ricorda anzitutto che l’IVA è dovuta, da un lato, allorché la somma versata dal cliente alla compagnia aerea è direttamente connessa ad un servizio (nel caso di specie, il trasporto aereo) e, dall’altro, quando la prestazione del servizio ha luogo. Tuttavia, la Corte precisa che la controprestazione del prezzo del biglietto non dipende dalla presenza fisica del passeggero all’imbarco, ma è costituita dal diritto che ne deriva per il passeggero di usufruire dell’esecuzione del servizio di trasporto, indipendentemente dal fatto che il passeggero si avvalga di tale diritto. Al riguardo la Corte precisa che l’IVA diviene esigibile all’atto dell’incasso del prezzo del biglietto. La Corte aggiunge altresì che, nell’ipotesi in cui un terzo commercializzi i biglietti di una compagnia aerea nell’ambito di un contratto di franchising e a questa versi una somma forfettaria per i biglietti emessi e scaduti, l’IVA deve applicarsi anche a tale somma forfettaria. Link alla versione integrale della sentenza 6- 6 - Niederlassungsfreiheit - Libertà di stabilimento Die Niederlassungsfreiheit steht einer nationalen Regelung entgegen, die die Genehmigung für die Ausübung eines Gewerbes auf ein bestimmtes geografisches Gebiet beschränkt, wenn diese Regelung nicht in kohärenter und systematischer Weise das Ziel des Schutzes der öffentlichen Gesundheit verfolgt (Urteil in der Rechtssache C-293/14, Gebhart Hiebler/Walter Schlagbauer) In Österreich ist ein Rechtsstreit zwischen zwei Rauchfangkehrern anhängig, die eine Gewerbeberechtigung für zwei verschiedene Kehrgebiete haben. Der Rauchfangkehrer, der eine Gewerbeberechtigung für das Kehrgebiet „A“ besitzt, warb Kunden, die im Kehrgebiet „C“ ansässig waren, mit Postwurfsendungen und wurde bei einigen von ihnen tätig. Diese Tätigkeit zog für einen Rauchfangkehrer des Kehrgebietes „C“ einen Verdienstausfall nach sich. Er erhob daher Klage auf Schadenersatz und Unterlassung. Der Beklagte beantragte die Abweisung der Klage, wofür er geltend machte, die Richtlinie 2006/123 3 stehe der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden österreichischen Regelung entgegen, soweit diese eine territoriale Beschränkung der Berechtigung zur Ausübung privatwirtschaftlicher Tätigkeiten der Rauchfangkehrer vorsehe. Der österreichische Oberste Gerichtshof (OGH) hat beschlossen, das Verfahren auszusetzen, und dem Gerichtshof zwei Fragen zur Vorabentscheidung vorgelegt. Erstens fragte der OGH, ob die Richtlinie 2006/123 dahin auszulegen ist, dass die Ausübung eines Gewerbes wie des Rauchfangkehrers insgesamt vom Anwendungsbereich dieser Richtlinie ausgenommen ist, weil dieses Gewerbe nicht nur die Ausübung privatwirtschaftlicher Tätigkeiten umfasst, sondern auch die Erfüllung von Aufgaben der „Feuerpolizei“. Mit der zweiten Frage wollte der OGH wissen, ob die Art. 10 und 15 der Richtlinie 2006/123 einer nationalen Regelung entgegenstehen, die die Genehmigung zur Ausübung des Rauchfangkehrergewerbes insgesamt auf ein bestimmtes geografisches Gebiet beschränkt. In seinem Urteil vom 23. Dezember 2015, stellte der Gerichtshof fest, dass die Aufgaben der „Feuerpolizei“, mit denen die Rauchfangkehrer betraut sind, nur helfende Tätigkeiten bei der Ausübung öffentlicher Gewalt umfassen, da die Rauchfangkehrer über eigene Vollzugs-, Verbots- oder Zwangsbefugnisse gegenüber ihren Kunden nicht verfügen. Hieraus folgt, dass die von den Rauchfangkehrern durchgeführten Aufgaben der „Feuerpolizei“ als solche nicht mit der Ausübung hoheitlicher Gewalt verbunden sind und deshalb nicht gemäß dieser Bestimmung vom Anwendungsbereich der Richtlinie „Dienstleistungen“ ausgenommen sind. Darüber hinaus fielen diese Aufgaben selbst dann in den Anwendungsbereich dieser Richtlinie, wenn sie als mit der Erfüllung einer Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse verbunden eingestuft werden müssten. Es wird in der Richtlinie ausdrücklich angegeben, dass die aufgestellten Regeln grundsätzlich auf alle Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse anwendbar sind, da von ihrem Anwendungsbereich nur nicht wirtschaftliche Dienstleistungen von allgemeinem Interesse ausgenommen sind. Hinsichtlich der zweite Frage, stellte der Gerichtshof fest, dass unter bestimmten Bedingungen sowohl Art. 10 als auch Art. 15 der Richtlinie die Möglichkeit vorsehen, eine territoriale Beschränkung der Niederlassungsfreiheit zu rechtfertigen. Diesen Bedingungen wären: die Beschränkung stellt keine Diskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit dar; sie ist ferner durch einen zwingenden Grund des Allgemeininteresses gerechtfertigt; sie ist zur Verwirklichung des verfolgten Ziels geeignet. Schließlich geht sie nicht über das hinaus, was zur Erreichung dieses Ziels erforderlich ist und kann nicht durch andere weniger einschneidende Maßnahmen ersetzt werden, die zu dem gleichen Ergebnis führen. Im vorliegenden Fall ist nach Ansicht des EuGH die Verhältnismäßigkeit der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden territorialen Beschränkung zu prüfen, wofür zu klären ist, ob diese Beschränkung zur 3 Richtlinie 2006/123/EG über Dienstleistungen im Binnenmarkt. 7- 7 Verwirklichung des verfolgten Ziels geeignet ist: Der Gerichtshof wies darauf hin, dass die staatliche Regelung die Abgrenzung der geografischen Gebiete nicht unmittelbar festlegt und für diese Abgrenzung nicht mittels kohärenter Kriterien einen Rahmen mit dem Ziel festlegt, eine gleichmäßige Verteilung der Wahrnehmung sowohl der privatwirtschaftlichen Tätigkeiten als auch der Aufgaben der „Feuerpolizei“ durch die Rauchfangkehrer in diesen Gebieten sicherzustellen. Nach Ansicht des Gerichtshofes besteht daher die Gefahr, dass bei der Umsetzung der Regelung keine gleichmäßige Verteilung der Ausübung der privatwirtschaftlichen Rauchfangkehrertätigkeiten über das gesamte betroffene Gebiet und somit auch kein entsprechendes Niveau des Schutzes der öffentlichen Gesundheit auf der Gesamtheit dieses Gebiets sichergestellt ist. Link zum vollständigen Urteil 8- 8 - La direttiva «servizi» si applica anche a professioni che comportano lo svolgimento, oltre ad attività economiche private, di servizi di interesse economico generale (sentenza nella causa C-293/14, Gebhart Hiebler/Walter Schlagbauer) In Austria, pende una disputa tra due spazzacamini, che posseggono una licenza commerciale per due diverse “zone di spazzatura dei camini”. Lo spazzacamino, in possesso di una licenza per la zona “A”, pubblicizza mediante servizio postale i propri servizi presso clienti residenti nella zona “C” e ha lavorato presso alcuni di loro. Ciò ha determinato una perdita di guadagno per lo spazzacamino in possesso della licenza per l’area C. Egli ha quindi presentato un ricorso per ottenere un provvedimento inibitorio nonché il risarcimento dei danni. Il convenuto ha chiesto il rigetto del ricorso, sostenendo che la normativa nazionale è contraria alla direttiva 2006/123/CE4, in quanto prevede una limitazione territoriale per al diritto di esercitare un’attività professionale del settore privato, quale quella dello spazzacamino. L'Oberster Gerichtshof ha deciso di sospendere il procedimento e di sottoporre alla Corte di giustizia due questioni pregiudiziali. Con la prima questione si chiede, in sostanza, se la direttiva «servizi» debba essere interpretata nel senso che l’esercizio di una professione come quella di spazzacamino è esclusa dall’ambito di applicazione della stessa, a causa del fatto che tale professione implica lo svolgimento anche di compiti rientranti nel «servizio antincendi». Con la seconda questione il giudice del rinvio chiede, in sostanza, se gli articoli 10 e 15 della direttiva ostano a una normativa nazionale che limita l’autorizzazione all’esercizio della professione di spazzacamino nel suo complesso a un settore geografico determinato. Nella sentenza del 23 dicembre 2015 la Corte precisa che i compiti rientranti nel «servizio antincendi» costituiscono attività ausiliarie all’esercizio di pubblici poteri, senza che gli spazzacamini dispongano di poteri propri di esecuzione, di coercizione o di potestà coercitiva nei confronti dei loro clienti. Ne discende che i compiti rientranti nel «servizio antincendi» svolti dagli spazzacamini non sono connessi, in quanto tali, all’esercizio di pubblici poteri e non costituiscono quindi attività che esulano dall’ambito di applicazione della direttiva «servizi». Inoltre, anche nel caso in cui tali compiti dovessero essere qualificati come compiti connessi a un servizio d’interesse economico generale, essi rientrerebbero nell’ambito di applicazione della direttiva. Dalla direttiva risulta infatti espressamente che le regole si applicano, in linea di principio, a qualsiasi servizio di interesse economico generale, essendo esclusi soltanto i servizi di interesse generale non economici. Per quanto riguarda la seconda questione, la Corte rileva che gli articoli 10 e 15 della direttiva prevedono la possibilità di giustificare limitazioni territoriali nell'esercizio di attività di servizi, a condizione che tale restrizione non sia discriminatoria in base alla cittadinanza, che sia giustificata da un motivo imperativo di interesse generale e che sia atta a garantire la realizzazione dell’obiettivo perseguito, non andando al di là di quanto necessario per raggiungerlo e non potendo essere sostituita con altre misure meno restrittive che permettono di conseguire lo stesso risultato. Nel caso di specie, secondo la Corte, è necessario dimostrare la proporzionalità della limitazione territoriale posta in essere dalla normativa nazionale, al fine di provare che essa sia atta alla realizzazioni degli obiettivi per la realizzazione dei quali è stata posta in essere. La Corte rileva tuttavia che la normativa nazionale in esame non inquadra la delimitazione dei settori geografici per mezzo di criteri coerenti con l’obiettivo di garantire una ripartizione equilibrata dell’esercizio, da parte degli spazzacamini, delle loro attività economiche private e, nel contempo, dei loro compiti rientranti nel «servizio antincendi». In tal modo, secondo la Corte, la normativa rischia, in sede di applicazione, di non garantire una ripartizione equilibrata dell’esercizio delle attività economiche private di spazzatura dei camini nel territorio interessato e, pertanto, neppure un livello di tutela della sanità pubblica equivalente in tutto il territorio di cui trattasi, non perseguendo in modo coerente e sistematico tale obiettivo. 4Direttiva 2006/123/CE del 12 dicembre 2006 relativa ai servizi nel mercato interno 9- 9 Link alla versione integrale della sentenza 10- 10 - Freizügigkeit – Libera circolazione delle persone Rechtsvorschriften über Ansprüche auf Altersruhegeld, die Wanderarbeitnehmer gegenüber Arbeitnehmern, die den Staat nicht verlassen, benachteiligen, verstoßen gegen das Unionsrecht (Urteil in der Rechtssache C-515/14 Kommission/Zypern) Das Unionsrecht gewährleistet die Freizügigkeit der Arbeitnehmer innerhalb der Union 5. Für Wanderarbeitnehmer besteht die Möglichkeit der Zusammenrechnung aller Versicherungszeiten, um im Bereich der sozialen Sicherheit die Einheit ihrer beruflichen Laufbahn zu garantieren6. Nach Ansicht der Kommission benachteiligen die zyprischen Rechtsvorschriften Wanderarbeitnehmer gegenüber Arbeitnehmern, die ihre Beschäftigung nur in Zypern ausüben. Nach diesen Rechtsvorschriften erhält ein Beamter, der, ohne das 45. Lebensjahr vollendet zu haben, aus dem zyprischen öffentlichen Dienst ausscheidet, um eine berufliche Tätigkeit in einem anderen Mitgliedstaat auszuüben oder eine Tätigkeit bei einem Unionsorgan oder einer anderen internationalen Organisation aufzunehmen, nur einen pauschalierten Betrag und verliert seine Anwartschaft auf das Altersruhegeld. Bei Beamten, die weiter in Zypern einer Berufstätigkeit nachgehen, ist dies indessen nicht der Fall. Nach Ansicht Zyperns könnten Änderungen der Voraussetzungen für die Gewährung von Vorteilen bei der sozialen Sicherheit das Gleichgewicht des zyprischen Systems gefährden, das das Gleichgewicht der dienstrechtlichen Regelung für die Beamten unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit schützen soll. Mit dem Urteil vom 21. Januar 2016, gibt der Gerichtshof der Vertragsverletzungsklage der Kommission statt. Der Gerichtshof stellt zunächst mit Hinweis auf den Vertrag fest, dass Wanderarbeitnehmer nicht deshalb ihre Ansprüche auf Leistungen der sozialen Sicherheit verlieren oder geringere Leistungen erhalten dürfen, weil sie das ihnen durch den Vertrag verliehene Recht auf Freizügigkeit ausgeübt haben. Der Gerichtshof hebt sodann hervor, dass die staatliche Regelung der Ausübung des Freizügigkeitsrechts durch Beamte entgegenstehen oder die Ausübung für sie weniger attraktiverscheinen lassen könnte und daher ein Hindernis für die Freizügigkeit der Arbeitnehmer darstellt. Der Gerichtshof weist darauf hin, dass eine nationale Regelung eine gerechtfertigte Beschränkung einer Grundfreiheit darstellen kann, wenn sie durch wirtschaftliche Gründe, mit denen ein im Allgemeininteresse liegendes Ziel verfolgt wird, bestimmt wird. Erlassen die zuständigen nationalen Stellen eine Maßnahme, die von einem im Unionsrecht verankerten Grundsatz abweicht, müssen sie in jedem Fall nachweisen, dass diese Maßnahme geeignet ist, zu gewährleisten, dass das geltend gemachte Ziel erreicht wird, und sie nicht über das hierfür Erforderliche hinausgeht. Nach Ansicht des Gerichtshofs fehlt es im vorliegenden Fall an einer solchen Beweisführung. Link zum vollständigen Urteil 5 Art.45 Abs.1 AEUV 6 Art.48 AEUV 11- 11 - Una normativa sui diritti alla pensione, che svantaggia i lavoratori migranti rispetto a coloro che non si spostano da uno stato, è contraria al diritto dell’Unione (Sentenza nella causa C-515/14 Commissione/Cipro) Il diritto dell’Unione garantisce la libera circolazione dei lavoratori all’interno dell’Unione 7. I lavoratori migranti beneficiano della totalizzazione di tutti i periodi assicurativi, in modo che sia garantita l’unità della loro carriera in materia di previdenza sociale8. La Commissione sostiene che la normativa cipriota ponga in una situazione di svantaggio i lavoratori migranti rispetto a quelli che esercitano la loro attività lavorativa solo a Cipro. Secondo tale normativa, un dipendente pubblico di età inferiore a 45 anni che si dimetta dal proprio impiego nella funzione pubblica cipriota per esercitare un’attività lavorativa in uno Stato membro che non sia Cipro o una funzione nell’ambito di un’istituzione dell’Unione o di un’altra organizzazione internazionale, percepisce unicamente una somma forfettaria e perde i suoi futuri diritti a pensione. Tuttavia, questo non si verifica quanto ai dipendenti pubblici che continuino ad esercitare un’attività lavorativa a Cipro. Secondo Cipro, variare i requisiti per la concessione dei benefici di previdenza sociale potrebbe mettere a rischio l’equilibrio del sistema cipriota, che è inteso a garantire l’equilibrio del regime professionale dei dipendenti pubblici, nel rispetto del principio di proporzionalità. Con la sentenza del 21 gennaio 2016, la Corte accoglie il ricorso per inadempimento della Commissione. La Corte dichiara, in primo luogo, in riferimento al Trattato, che i lavoratori migranti non devono né perdere i diritti alle prestazioni di previdenza sociale né subire una riduzione dell’importo delle stesse per il fatto di aver esercitato il diritto alla libera circolazione che è loro conferito dal Trattato. La Corte sottolinea quindi che la normativa nazionale è tale da pregiudicare o da rendere meno interessante l’esercizio, da parte dei dipendenti pubblici, del loro diritto alla libera circolazione e costituisce, pertanto, un ostacolo alla libera circolazione dei lavoratori. La Corte ricorda che una normativa nazionale può costituire un ostacolo giustificato ad una libertà fondamentale qualora sia dettata da motivi di ordine economico che perseguono un obiettivo d’interesse generale. Le autorità nazionali competenti, qualora adottino un provvedimento di deroga ad un principio sancito dal diritto dell’Unione, devono provare, caso per caso, che tale provvedimento sia idoneo a garantire la realizzazione dell’obiettivo invocato e non vada al di là di quanto necessario ai fini del suo conseguimento. Secondo la Corte, tale dimostrazione manca nella specie. Link alla versione integrale della sentenza Quelle: curia.europa.eu Fonte: curia.europa.eu 7 Articolo 45, paragrafo 1, TFUE 8 Articolo 48 TFUE 12- 12 - Abteilung Präsidium und Außenbeziehungen Ripartizione Presidenza e relazioni estere PROVINCIA AUTONOMA DI TRENTO Dipartimento Affari istituzionali e legislativi CURIA-News ist eine gemeinsame Initiative der Abteilung Präsidium und Außenbeziehungen der Autonomen Provinz Bozen, des Dipartimento Affari istituzionali e legislativi der Autonomen Provinz Trient, sowie der Abteilung Südtirol, Europaregion und Außenbeziehungen des Landes Tirol und wird mit Unterstützung der gemeinsamen Vertretung der Europaregion Tirol –Südtirol–Trentino in Brüssel erstellt. CURIA-News è un’iniziativa congiunta della Ripartizione Presidenza e Relazioni estere della Provincia Autonoma di Bolzano, del Dipartimento Affari istituzionali e legislativi della Provincia autonoma di Trento e della Abteilung Südtirol, Europaregion und Außenbeziehungen del Land Tirolo ed è realizzata con il supporto della Rappresentanza comune della Regione europea Tirolo-Alto Adige-Trentino a Bruxelles. CURIA – News arbeitet auch mit dem Osservatorio del Dipartimento di Scienze Giuridiche dell’Università degli Studi di Trento zusammen. CURIA – News collabora anche con l’Osservatorio del Dipartimento di Scienze Giuridiche dell’Università degli Studi di Trento.