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Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
Departement School of Management and Law
Mobile Banking und Payment: Status und Trends
Bachelorarbeit
Gämperli Sarah
Hummelbergstrasse 48a, 8645 Jona
[email protected]
Vertiefung in Banking & Finance
Matrikelnummer: 10-278-166
Dozent:
Dr. Titus Spirig
Abgabedatum: 24. Mai 2013
Wahrheitserklärung
„Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig, ohne Mithilfe Dritter
und nur unter Benützung der angegebenen Quellen verfasst habe und dass ich ohne
schriftliche Zustimmung der Studiengangleitung keine Kopien dieser Arbeit an Dritte
aushändigen werde.“
Gleichzeitig werden sämtliche Rechte am Werk an die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) abgetreten. Das Recht auf Nennung der Urheberschaft
bleibt davon unberührt.
Name des/der Studierenden (Druckbuchstaben)
………………………………………..
Name des/der Studierenden (Unterschrift)
…………………………………………..
Herausgabeerklärung des Dozenten
Herausgabe1) der Bachelor-Arbeit „Mobile Banking und Payment: Status und Trends“
Die vorliegende Bachelor-Arbeit wird

nicht herausgegeben

nicht herausgegeben werden bis ins Jahr ………

für eine uneingeschränkte Herausgabe freigegeben.
______________________________________________________________________
(Ort, Datum)
1)
(Unterschrift des Dozenten)
Unter ”Herausgabe” wird sowohl die Einsichtnahme im Hause wie auch die Ausleihe
bzw. die Abgabe zu Selbstkostenpreisen verstanden.
Management Summary
Die technologische Entwicklung und der demographische Wandel stellen Banken vor
grosse Herausforderungen. Bankenfremde Wettbewerber treten mit mobilen Bezahlsystemen auf den Markt und setzen Schweizer Banken unter Druck. Um ihr Geschäft gegen
Non-Banks verteidigen zu können, müssen Banken auf den digitalen Strukturwandel
reagieren.
Ziel der Bachelorarbeit ist es, den Status und die Trends im Mobile Banking und Payment darzustellen, um Implikationen für Schweizer Banken herzuleiten. Im theoretischen Teil werden anhand einer Literaturrecherche die Entwicklung von Mobile Banking und Payment in den USA und der Schweiz aufgezeigt und Beobachtungen zum
aktuellen Stand festgehalten. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Angebot von bankenfremden Wettbewerbern. Aus den Beobachtungen werden fünf Hypothesen abgeleitet, die im
empirischen Teil mittels qualitativer und quantitativer Befragungen überprüft werden.
Basierend auf den Ergebnissen werden Implikationen für Schweizer Banken aufgezeigt.
Mittlerweile bieten die meisten Schweizer Banken in irgendeiner Form Mobile Banking
an. Die Angebote reichen vom blossen Abfragen von Finanzinformationen bis hin zu
umfangreichen Lösungen mit denselben Funktionen wie im Online Banking. Trotzdem
wird das mobile Angebot erst von einer Minderheit der Kunden genutzt. Die Gründe
dafür sind, dass Kunden Bedenken betreffend der Sicherheit haben oder sich dem mobilen Angebot zu wenig bewusst sind. Banken sollten deshalb vermehrt in das Marketing
für ihren mobilen Service investieren. Im Hinblick auf Mobile Payment verfolgen die
Banken eine zurückhaltende Strategie. Die empirische Untersuchung zeigt, dass die
Bereitschaft mit einem Mobilgerät zu bezahlen in der Schweiz gross ist. Um im Zahlungsverkehr keine Marktanteile an bankenfremde Wettbewerber zu verlieren, müssen
Banken eigene Lösungen für mobile Zahlsysteme entwickeln. Eine mögliche Umsetzung ist ein Mobile Wallet, welches das mobile Bezahlen sowohl am Point of Sale als
auch im mobilen Internet ermöglicht. Banken sind in einer guten Ausgangsposition ein
eigenes Mobile Wallet anzubieten, denn ihnen wird im Zahlungsverkehr ein grosses
Kundenvertrauen entgegengebracht und sie verfügen über eine gut ausgebaute Zahlungsverkehrsinfrastruktur. Zudem können Banken ihr bestehendes Mobile Banking als
Plattform für Mobile Payment-Funktionen nutzen.
Die Bachelorarbeit zeigt, dass Banken eine klare Strategie entwickeln müssen, um das
Potenzial von Mobile Banking und Payment zu nutzen. Je mehr Transaktionen bargeldlos abgewickelt werden, desto eher können Banken ihr Bancomatennetz reduzieren und
Filialen für die Kundenberatung umgestalten. Die persönliche Beratung ist nach wie vor
entscheidend für eine langfristige Kundenbindung. Für weitere Forschungen wäre das
Potenzial für Kosteneinsparungen aufgrund steigender bargeldloser Transaktionen von
Interesse.
Inhaltsverzeichnis
I
Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... III
II
Tabellenverzeichnis ........................................................................................... IV
III Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................... V
1
Einleitung............................................................................................................. 1
1.1
Problemstellung .............................................................................................. 1
1.2
Zielsetzung ..................................................................................................... 2
1.3
Abgrenzung .................................................................................................... 2
1.4
Methodik ........................................................................................................ 2
1.5
Aufbau ............................................................................................................ 3
Theoretischer Teil
2
Grundlagen .......................................................................................................... 4
2.1
3
4
Eingliederung und Definitionen ...................................................................... 4
2.1.1
Mobile Banking ....................................................................................... 4
2.1.2
Mobile Payment ....................................................................................... 6
2.2
Mobilfunknetze ............................................................................................... 6
2.3
Mobile Technik............................................................................................... 7
2.3.1
SMS ........................................................................................................ 7
2.3.2
Wireless Application Protocol (WAP)...................................................... 8
2.3.3
Applikation .............................................................................................. 8
2.3.4
QR-Codes ................................................................................................ 8
2.3.5
Near Field Communication (NFC) ........................................................... 8
Entwicklung ......................................................................................................... 9
3.1
Mobile Banking in der Schweiz ...................................................................... 9
3.2
Mobile Payment in der Schweiz .................................................................... 12
3.3
Mobile Banking in den USA ......................................................................... 16
3.4
Mobile Payment in den USA ......................................................................... 17
Beobachtungen und Hypothesen ...................................................................... 21
4.1
Mobile Banking ............................................................................................ 21
4.2
Remote Mobile Payment ............................................................................... 23
4.3
Proximity Mobile Payment ........................................................................... 23
I
4.4
Bankenfremde Konkurrenz ........................................................................... 25
4.5
Mobile Wallet ............................................................................................... 25
Empirischer Teil
5
6
Methodisches Vorgehen .................................................................................... 27
5.1
Ausgangslage und Zielsetzung ...................................................................... 27
5.2
Forschungsdesign ......................................................................................... 27
5.2.1
Methoden............................................................................................... 28
5.2.2
Auswahlverfahren .................................................................................. 29
5.2.3
Aufbereitungs- und Auswertungsverfahren ............................................ 29
5.3
Durchführung der leitfadengestützten Experteninterviews ............................. 30
5.4
Durchführung der Online-Befragung ............................................................. 31
Ergebnisse .......................................................................................................... 33
6.1
6.1.1
Aktuelle Situation .................................................................................. 33
6.1.2
Ausblick ................................................................................................ 34
6.2
Analyse der Online-Befragung ...................................................................... 34
6.2.1
Internetzugang ....................................................................................... 34
6.2.2
Mobile Banking ..................................................................................... 37
6.2.3
Mobile Payment ..................................................................................... 40
6.3
7
Auswertung der Experteninterviews .............................................................. 33
Überprüfung der Hypothesen ........................................................................ 44
Diskussion .......................................................................................................... 48
7.1
Implikationen für Schweizer Banken............................................................. 48
7.2
Kritische Stellungnahme ............................................................................... 50
7.3
Weiterführende Gedanken............................................................................. 51
8
Literaturverzeichnis .......................................................................................... 52
9
Anhang............................................................................................................... 68
II
I
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Typen von Mobile Payment ..................................................................... 6
Abbildung 2: Kosten pro Transaktion je Kanal ............................................................ 22
Abbildung 3: Anwendungsmöglichkeiten eines Mobile Wallets .................................. 26
Abbildung 4: Geschlecht und Altersstruktur der Stichprobe in der Schweiz ................ 35
Abbildung 5: Geschlecht und Altersstruktur der Stichprobe in den USA ..................... 35
Abbildung 6: Genutzte Vertriebskanäle in der Schweiz ............................................... 36
Abbildung 7: Besitz eines internetfähigen Mobilgeräts ................................................ 36
Abbildung 8: Nutzung von Mobile Banking ................................................................ 37
Abbildung 9: Häufigkeit und Form der Nutzung von Mobile Banking in der Schweiz . 38
Abbildung 10: Ablehnungsgründe von Mobile Banking in der Schweiz ...................... 39
Abbildung 11: Genutzt Funktionen im Mobile Banking in der Schweiz....................... 40
Abbildung 12: Nutzung von Mobile Payment.............................................................. 41
Abbildung 13: Form der Nutzung von Mobile Payment in der Schweiz....................... 41
Abbildung 14: Ablehnungsgründe von Mobile Payment in der Schweiz ...................... 42
Abbildung 15: Potenzial von Mobile Payment in der Schweiz ..................................... 43
Abbildung 16: Bevorzugte Art der Abrechnung von Mobile Payment in der Schweiz . 44
III
II
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Funktionen des Mobile Bankings .................................................................. 5
Tabelle 2: Mobilfunknetze ............................................................................................ 7
Tabelle 3: Varianten der Befragung ............................................................................. 29
IV
III Abkürzungsverzeichnis
App
Applikation
BFS
Bundesamt für Statistik
EDGE
Enhanced Data Rates for GSM Evolution
GSM
Global System for Mobile Communications
HSPA
High Speed Packet Access
LTE
Long Term Evolution
MFS
Mobile Financial Services
NFC
Near Field Communication
NZZ
Neue Zürcher Zeitung
P2P
Person-to-Person
QR-Code
Quick-Response-Code
SBB
Schweizerische Bundesbahnen
SMS
Short Message Service
SNB
Schweizerische Nationalbank
UMTS
Universal Mobile Telecommunications System
WAP
Wireless Application Protocol
WML
Wireless Markup Language
V
1
Einleitung
Das Mobiltelefon wird immer mehr zum ständigen Begleiter vieler Menschen. Durch
die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere der Globalisierung, nimmt die Forderung
nach Mobilität laufend zu (Tiwari & Buse, 2006: 2). Zudem fasst dank dem technischen
Fortschritt der Mobilgeräte, insbesondere seit der Lancierung des iPhones von Apple im
Jahr 2007, und der schnelleren Datenübertragung, das mobile Internet zunehmend Fuss.
Im Jahr 2010 griffen in der Schweiz bereits rund 2,2 Millionen Personen, d.h. ein Drittel
der Bevölkerung ab 15 Jahren, über ein mobiles Endgerät auf das Internet zu (Bundesamt für Statistik [BFS], 2012: 23). Aufgrund der technologischen Entwicklung und dem
demographischen Wandel, werden mobile Finanzdienstleistungen gefordert, die unabhängig von Zeit und Ort in Anspruch genommen werden können. Mobile Finanzdienstleistungen können in Mobile Banking und Mobile Payment unterteilt werden. Mittlerweile bieten die meisten Schweizer Banken ihren Kunden in irgendeiner Form Mobile
Banking an. Gleichzeitig versuchen sich nebst den Banken sowohl Internetunternehmen, Kreditkartengesellschaften, Mobilfunkanbieter als auch Start-ups im Bereich des
Mobile Payment (Jacob, 2007).
1.1
Problemstellung
„Banking is necessary, banks are not”, soll Microsoft-Gründer Bill Gates vor bald 20
Jahren gesagt haben und könnte damit nun doch noch recht bekommen. Seit einiger Zeit
gerät die Finanzbranche zunehmend unter Druck. Steigender Kostendruck, technologische Innovationen und erhöhte regulatorische Anforderungen stellen Schweizer Banken
vor grosse Herausforderungen. Klassische Bankdienstleistungen werden zunehmend
von webbasierten Finanzservices abgelöst und es drängen bankenfremde Wettbewerber
wie PayPal und Google auf den Markt. Obwohl bisher der Grossteil der monetären
Transaktionen nach wie vor über die Banken läuft, haben Non-Banks im Bereich der
mobilen Zahlungen im Jahr 2010 bereits 6 Prozent der Transaktionen abgewickelt
(Dapp, Stobbe & Wruuck, 2013: 6). Um ihr Geschäft gegen bankenfremde Konkurrenten verteidigen zu können, müssen Schweizer Banken auf den digitalen Strukturwandel
reagieren (Ernst & Young, 2012).
1
1.2
Zielsetzung
Das Ziel dieser Arbeit ist es, in einem ersten Schritt die Entwicklung des Mobile Banking und des Mobile Payment in der Schweiz und den USA aufzuzeigen und den aktuellen Stand der Angebote in diesen Bereichen darzustellen. Ein Schwerpunkt wird dabei
auf das Angebot von bankenfremden Konkurrenten gelegt. Mittels einer empirischen
Untersuchung sollen die gemachten Beobachtungen überprüft und Trends für das Mobile Banking und Payment in der Schweiz festgestellt werden. Basierend auf diesen Untersuchungen werden Implikationen für Schweizer Banken aufgezeigt.
1.3
Abgrenzung
In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern hatten bisher grosse Teile der Bevölkerung keinen, oder nur einen unzureichenden, Zugang zu Bankdienstleistungen (Tiwari,
2008). Grund dafür ist die schlechte Infrastruktur in diesen Ländern. Bankfilialen sind
oftmals dünn gesät und Festnetzanschlüsse gibt es fast keine. Auf der anderen Seite
führte das fehlende Festnetz zu einer hohen Ausbreitung von Mobiltelefonen. Weltweit
besitzen 20 Millionen Menschen zwar ein Mobiltelefon, aber kein Bankkonto (Pressetext, 2009). Mit mobilen Finanzdienstleistungen erhalten viele Menschen erstmals Zugang zu elementaren Bankdienstleistungen. Aus diesem Grund haben sich Lösungen,
wie zum Beispiel M-Pesa, bereits vor mehreren Jahren durchgesetzt (Warner, 2013).
Obwohl das Angebot in Drittweltländern einen Einfluss auf die Entwicklung von mobilen Finanzdienstleistungen in Industrieländern hat, wird in dieser Arbeit nicht weiter
darauf eingegangen. Stattdessen beschränkt sich die vorliegende Arbeit auf das Mobile
Banking und Payment in der Schweiz und den USA. Für den Markt in der Schweiz
werden Grossbanken, Raiffeisenbanken, einzelne Kantonalbanken, die PostFinance sowie bankenfremde Wettbewerber untersucht. In den USA liegt der Fokus neben NonBanks hauptsächlich auf der Bank of America, JPMorgan Chase & Co., Citibank, Wells
Fargo & Co. und der U.S. Bank. Die Untersuchungen umfassen Entwicklungen bis Ende April 2013.
1.4
Methodik
Um die Zielsetzung dieser Arbeit zu erreichen, wird das Thema Mobile Banking und
Payment sowohl theoretisch als auch empirisch untersucht. Im theoretischen Teil werden anhand einer Literaturrecherche die Grundlagen des Mobile Banking und Payment
erläutert sowie die Entwicklung und den aktuellen Stand in der Schweiz und den USA
2
dargestellt. Als Quellen dienen nebst Fachbüchern und Artikeln aus Fachzeitschriften
vor allem Online-Zeitungen und Pressemitteilungen. Die empirische Forschung umfasst
eine quantitative sowie eine qualitative Befragung. Mittels qualitativen Experteninterviews werden die Beobachtungen aus dem theoretischen Teil überprüft und ergänzt. Die
quantitative Befragung wird in Form einer Online-Befragung durchgeführt und soll die
Einstellung der Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber Mobile Banking und
Payment untersuchen. Die Online-Befragung wird in der Schweiz und den USA durchgeführt, um allfällige Unterschiede zu identifizieren.
1.5
Aufbau
Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut. Nach der Einleitung (Kapitel 1) folgt der theoretische
Teil. In Kapitel 2 werden Grundlagen zum Mobile Banking und Mobile Payment erläutert. Es folgt Kapitel 3 über die Entwicklung von Mobile Banking und Payment in der
Schweiz und den USA. Kapitel 4 fasst die aus dem theoretischen Teil gewonnen Beobachtungen zusammen und stellt fünf Hypothesen auf. Im empirischen Teil wird zuerst
das methodische Vorgehen erläutert (Kapitel 5) und anschliessend auf die Ergebnisse
der Untersuchung (Kapitel 6) eingegangen. Die Arbeit schliesst mit einer Diskussion
(Kapitel 7) ab.
3
Theoretischer Teil
2
Grundlagen
In diesem Kapitel werden die Grundlagen des Mobile Banking und Mobile Payment
erklärt. Zuerst werden die zwei Begriffe innerhalb des Mobile Commerce eingegliedert
und definiert. Anschliessend folgen Ausführungen zu den derzeit verwendeten Technologien.
2.1
Eingliederung und Definitionen
Mobile Commerce (M-Commerce) wird gemäss Duden Online (2013) als „elektronischer Handel mithilfe von mobilen, internetfähigen Geräten“ beschrieben. Der MCommerce umfasst Transaktionen und den Handel von Gütern, Dienstleistungen und
Informationen sowie die Bezahlung mittels mobilen Endgeräten (ITWissen, 2013). Unter mobilen Endgeräten (engl. mobile devices) bzw. Mobilgeräten werden im allgemeinen Sprachgebrauch Mobiltelefone, Smartphones, Tablet-Computer und Personal Digital Assistants (PDAs) zusammengefasst. Mobile Financial Services (MFS) bilden einen Eckpfeiler des M-Commerces (Tiwari & Buse, 2007). MFS werden definiert als
“the use of a mobile phone to access financial services and execute financial transactions” und beinhalten sowohl Mobile Banking als auch Mobile Payment (Mobile Financial Services Working Group [MFSWG], 2012).
2.1.1 Mobile Banking
Georgi & Pinkl (2005) definieren Mobile Banking (M-Banking) als „die Abwicklung
von Bankdienstleistungen, bei denen der Kunde ein mobiles Endgerät […] benutzt“. Die
Dienstleistungen können grundsätzlich in die Anwendungsbereiche mobile Kontoführung (Mobile Accounting), mobile Depotführung (Mobile Brokerage) und mobile Finanzinformationen (Mobile Financial Information) eingeteilt werden (Tiwari & Buse,
2007: 63). Tabelle 1 listet die gebräuchlichsten Funktionen im Mobile Banking auf.
In der Kategorie „Mobile Accounting“ werden alle mobilen Bankdienstleistungen rund
um das Konto zusammengefasst (Georgi & Pinkl, 2005). Unter „Mobile Brokerage“
fassen Georgi & Pinkl (2005) alle mobilen Bankdienstleistungen rund um das Depot
zusammen. Sowohl beim „Mobile Accounting“ als auch beim „Mobile Brokerage“
werden zusätzlich Funktionen für die Verwaltung der Konten bzw. Depots benötigt
(Tiwari & Buse, 2007: 77).
4
„Mobile Financial Information“ enthält alle
Mobile Kontoführung
mobilen Informationsdienste ohne Transakti-
Kontostand und Bewegungen
onen und kann in „Account Information“ und
Kontoüberträge
„Market
In- und Auslandzahlungen
Information“
unterteilt
werden
(Tiwari & Buse, 2007: 78). Informations-
Zahlungsvorlagen / Zahlungslisten
dienstleistungen sind ein wesentlicher Be-
E-Rechnungen
standteil von „Mobile Accounting“ und „Mo-
Scan & Pay
bile Brokerage“, können aber auch unabhän-
Gesprächsguthaben aufladen
gig davon angeboten werden (Tiwari & Buse,
Kontoinformationen
Mobile Depotführung
2007: 78).
Portfolioübersicht (Depotauszug)
Das Mobile Banking kann in Form von SMS,
Wertschriftentransaktionen
über den mobilen Browser oder über spezielle
Auftragsbuch verwalten
Applikationen abgewickelt werden (Dohmen
Watchlist
& Moormann, 2011: 9). Beim Mobile Ban-
Depotinformationen
king mittels SMS sendet der Kunde seiner
Mobile Finanzinformationen
Bank ein SMS-Code und erhält daraufhin die
Markt- und Finanzinformationen
gewünschte Information wie zum Beispiel
Währungsrechner
den Kontostand oder die letzten Bewegungen
per SMS zurück. Eine zweite Funktion von
Mobile Banking via SMS ist der Benachrich-
Standorte (Bancomaten, Geschäftsstellen)
Informationen zur Bank
Tabelle 1: Funktionen des Mobile Bankings
tigungsdienst. Aufgrund gewisser Ereignisse
wie zum Beispiel einem Kontoüberzug, schickt die Bank dem Kunden eine SMSBenachrichtigung. Zusätzlich können bei einigen Banken sogar Kontoüberträge per
SMS ausgeführt werden. Das Mobile Banking kann auch mit dem Browser des Mobiltelefons genutzt werden. Dem Kunden stehen dabei praktisch alle Funktionen des herkömmlichen Online Banking zur Verfügung. Die dritte Möglichkeit, das Mobile Banking zu nutzen, ist mittels einer Applikation. Diese mobilen Apps können auf das
Smartphone heruntergeladen werden und verbinden den Nutzer direkt mit dem Server
der Bank.
5
2.1.2 Mobile Payment
Karnouskos & Fokus (2004: 44) beschreiben Mobile Payment
folgendermassen:
Mobile Payment
“Any payment where a mobile device is
used in order to initiate, activate, and/or
confirm this payment can be considered a
Proximity Mobile
Payment
Remote Mobile
Payment
mobile payment.”
Wie in Abbildung 1 ersichtlich, kann grund-
NFC
WAP / mobile
Web
QR-Code
App
sätzlich zwischen Proximity Mobile Payment und Remote Mobile Payment unterschieden werden. Beim Proximity Mobile
Payment findet die Zahlung am Point of
SMS
Sale zwischen zwei Geräten statt. Für das
Bezahlen mittels Near Field Communication (NFC) hält der Kunde sein NFC-fähiges
Abbildung 1: Typen von Mobile Payment
Mobiltelefon an ein speziell ausgerüstetes
Terminal und löst dadurch die Zahlung aus (Andys, 2011). Eine andere Art des Proximity Mobile Payment basiert auf einem zweidimensionalen QR-Code (Smart Card Alliance, 2011: 12). Zum Bezahlen wird der Code entweder auf dem Bildschirm des Mobiltelefons angezeigt und am Point of Sale gescannt oder er wird am Terminal angezeigt
und von der Kamera des Mobiltelefons gescannt (Smart Card Alliance, 2011: 12). Im
Gegensatz dazu, braucht es beim Remote Mobile Payment kein Gegengerät. Die Bezahlung von Gütern und Dienstleistungen findet nicht vor Ort statt, sondern kann mittels
SMS, mobilem Browser oder App abgewickelt werden (Smart Card Alliance, 2011: 9).
Der Betrag wird entweder der Telefonrechnung, einer Kredit-, Debit- oder Prepaidkarte
oder direkt dem Bankkonto belastet (Gross, Hogarth & Schmeiser, 2012: 11).
2.2
Mobilfunknetze
Um die Zusammenhänge in der Entwicklung des Mobile Banking und Payment besser
zu verstehen, muss kurz auf die aktuellen Technologien im Mobilfunk eingegangen
werden. Die Mobilfunknetzwerke können grundsätzlich in vier Generationen von Technologien eingeteilt werden. Die derzeit in Betrieb befindlichen Mobilfunknetze werden
in Tabelle 2 zusammengefasst.
6
Generation
Technik
2G
GSM
9,6 kbit/s
EDGE
256 kbit/s
UMTS
384 kbit/s
HSPA
14,4 Mbit/s
HSPA+
28,8 Mbit/s
LTE
100 Mbit/s
3G
4G
Bandbreite
Tabelle 2: Mobilfunknetze
(in Anlehnung an Elektronik-Kompendium.de, 2013a)
Das GSM (Global System for Mobile Communications) ist der gängige internationale
Standard für den digitalen Mobilfunk und wurde in der Schweiz 1993 eingeführt. GSM
wird hauptsächlich für Telefonie, aber auch für leitungsvermittelte und paketvermittelte
Datenübertragung sowie Kurzmitteilungen (SMS) genutzt. Mit der Einführung von
EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) wurde die Datenübertragungsrate auf
dem GSM-Mobilfunknetz erhöht. Heute können mehr als 99 Prozent der Schweizer
Bevölkerung mit der 2G Technologie GSM/EDGE telefonieren und auf mobile Datendienste zugreifen (Swisscom, 2013). Die Geschwindigkeit des Datenverkehrs ist jedoch
relativ langsam. Eine Verbesserung brachte die Einführung von UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), welches Dienste wie Videotelefonie, Streaming und
Download ermöglicht. HSPA (High Speed Packet Access) und HSPA+ sind Weiterentwicklungen von UMTS und erlauben deutlich schnellere Datenraten (ElektronikKompendium.de, 2013b). In der Schweiz steht das UMTS/HSPA-Netz rund 93 Prozent
der Bevölkerung zur Verfügung (Swisscom, 2013). Mit der vierte Mobilfunkgeneration,
LTE (Long Term Evolution), wird den Konsumentinnen und Konsumenten in Zukunft
ungefähr sieben Mal mehr Datenvolumen zur Verfügung stehen (Swisscom, 2013b).
2.3
Mobile Technik
Mobile Banking und Remote Mobile Payment können entweder mittels SMS, einem
mobilen Browser oder einer speziell entwickelten Applikation genutzt werden. Beim
Proximity Mobile Payment kommen QR-Codes und NFC zum Einsatz. Im Folgenden
werden die zurzeit verwendeten Techniken kurz vorgestellt.
2.3.1 SMS
Der Kurzmitteilungsdienst (engl. Short Message Service [SMS]) wurde für den GSMMobilfunk entwickelt und ist ein Telekommunikationsdienst zum Versenden und Emp7
fangen kurzer Textnachrichten mit bis zu 160 alphanumerischen Zeichen (Sjurts, 2013).
Die Vorteile von SMS sind die einfache Nutzung und die verbreitete Akzeptanz (Lerner, 2013: 45).
2.3.2 Wireless Application Protocol (WAP)
WAP ist eine Technologie, die es den Benutzern ermöglicht, mit mobilen Endgeräten
speziell aufbereitete Websites aufzurufen (Gerber, 2001). Für die Darstellung auf dem
Bildschirm wurde die Programmiersprache WML (Wireless Markup Language) entwickelt (Computer-Wörterbuch.de, 2013). Umfangreiche Bilder und Grafiken können jedoch nicht angezeigt werden. Mit dem Aufkommen von grösseren und farbigen Bildschirmen und der Einführung von UMTS wurde WAP weitgehend vom mobilen Internet abgelöst.
2.3.3 Applikation
Eine Applikation, kurz App, ist ein weit gefasster Oberbegriff für Problemlösungen
mithilfe eines Softwaresystems (Lackes & Siepermann, 2013). Als Mobile Apps werden
Anwendungssoftwares für Mobilgeräte, wie Smartphones und Tablets, bezeichnet. Im
Gegensatz zu einem integrierten Softwaresystem eines Computers, bieten Apps limitierte und alleinstehende Funktionalitäten an (Janssen, 2013). Konsumenten können dadurch selber entscheiden, welche Funktionen ihr Mobilgerät haben soll. Praktisch jedes
Betriebssystem hat einen eigenen Online-Shop, über den die Apps vertrieben werden.
2.3.4 QR-Codes
Der QR-Code steht für Quick-Response-Code und ist ein zweidimensionaler Code, der
von vielen Mobiltelefonen und Tablets mit eingebauter Kamera gelesen werden kann.
Er wurde 1994 von der japanischen Firma Denso Wave, einer Tochtergesellschaft von
Toyota, zur Verbesserung der Logistik eines Autoherstellers entwickelt (Bendel, 2013).
In QR-Codes können Webadressen, Telefonnummern, Kurznachrichten und freier Text
untergebracht werden (Lerner, 2013: 47).
2.3.5 Near Field Communication (NFC)
NFC ist ein internationaler Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten über kurze Strecken von bis zu zehn Zentimetern (Langer & Roland, 2010: 87). Die
NFC-Technologie wurde 2002 von NXP Semiconductors und Sony entwickelt. Sie kann
neben dem Proximity Mobile Payment für weitere Anwendungen, wie zum Beispiel das
8
Öffnen von Fahrzeugen, als Ticket bei Veranstaltungen oder als Fahrkarte für den öffentlichen Verkehr, eingesetzt werden (pureSpekt, 2013: 2).
3
Entwicklung
Dieses Kapitel zeigt zunächst die Entwicklung mobiler Finanzdienstleistungen in der
Schweiz und anschliessend in den USA auf. In einem ersten Schritt wird jeweils auf
Mobile Banking und in einem zweiten Schritt auf Mobile Payment eingegangen.
3.1
Mobile Banking in der Schweiz
In der Schweiz begann die Internet-Banking-Ära gegen Ende der 1990er Jahre. Die
Credit Suisse lancierte 1997 als erste Bank ein umfassendes Online Banking-Angebot.
Mit der Einführung von „Direct Net“ bot sie ihren Kunden verschiedene Dienstleistungen, wie die Konto- und Depotübersicht, den Zahlungsverkehr, aktuelle Kursinformationen sowie die Abwicklung von Börsengeschäften an (Handelszeitung, 1998). Auch die
Zürcher Kantonalbank brachte im selben Jahr ein Online Banking auf den Markt (Handelszeitung, 1998).
In den folgenden Jahren boten immer mehr Banken Online Banking an und die Anzahl
der Nutzer stieg ständig an. Im Jahr 1999 führten bei der Credit Suisse rund 65‘000
Kunden mehr als 1,5 Millionen Transaktionen pro Monat aus (Ruoss, 1999). Die UBS
zählte im selben Jahr rund 6‘000 neue Nutzer pro Monat und die Zürcher Kantonalbank
verzeichnete einen Zuwachs von monatlich 2‘000 bis 3‘000 Online Banking-Nutzern
(Cavelti, 1999).
Mobile Banking wurden in der Schweiz 1999 erstmals aktuell. Während die Zürcher
Kantonalbank sowie die Grossbanken UBS und Credit Suisse noch an Pilotprojekten
arbeiteten, bot die PostFinance bereits Kontoabfragen über das Mobiltelefon an (Lipp,
1999). Für 50 Rappen konnten Kunden den Saldo und für 1 Franken die letzten fünf
Buchungen abfragen.
Ende 1999 kam das erste WAP-fähige Mobiltelefon auf den Markt. Doch die Banken
waren zu Beginn zurückhaltend mit dem Anbieten von Online Banking via Mobiltelefon (Wohlwend, 1999). Im September 2000 lancierte die UBS schliesslich den Börsenhandel über das WAP-Handy (Cavelti, 2000). Mit dem „Mobile Broking“ der UBS
konnten Kunden mit ihrem Mobiltelefon nicht nur an den 200 wichtigsten Börsenplätzen der Welt Wertpapiere kaufen und verkaufen, sondern auch Konto- und Depotstände
9
abfragen, Kontoüberträge tätigen und die letzten News abrufen (Schilliger, 2001). Kunden der Credit Suisse konnten zu diesem Zeitpunkt erst Kurse, Marktinformationen und
Charts der an den Börsen von Zürich, New York, Frankfurt und Mailand gehandelten
Wertpapiere abrufen (Chip Online, 2000). Im Oktober zog die Credit Suisse nach und
ermöglichte mit „Youtrade on Wap“ den Wertpapierhandel an den Börsen in Frankfurt,
Zürich und New York (Chip Online, 2000). Trotz der Möglichkeit, schnell auf kursrelevante Informationen reagieren zu können, schaffte Mobile Banking den Durchbruch
nicht. Einerseits war die Internetverbindung zu langsam und andererseits gab es erst
wenige WAP-fähige Mobiltelefone, die die Sicherheitsstandards der Banken erfüllten.
Auch als 2004 die Mobilfunktechnologie UMTS eine schnelle mobile Internetverbindung ermöglichte und die Anzahl an UMTS-Handys stieg, blieb die Trendwende vorerst
aus (Zschunke, 2010). Per 1. Februar 2006 stellte die UBS ihr Mobile Banking sogar
wieder ein, weil die Zahl der Nutzer stetig zurückging (Weber, 2007). Das mobile Angebot der Credit Suisse bestand in diesem Zeitpunkt nur noch aus dem Empfangen von
aktuellen Unternehmens- und Börseninformationen (Weber, 2007).
Erst mit dem Aufkommen von Smartphones, insbesondere mit dem iPhone von Apple
2007, wurde das mobile Internet massentauglich. Im Jahre 2006 besassen in der
Schweiz 114‘806 Personen ein Mobiltelefonabonnement mit Zugriff auf UMTS, welches dem Nutzer einen komfortablen Internetzugang gewährte. Diese Zahl stieg bis
2011 auf 4‘817‘333 Personen (BFS, 2013). Das Mobile Banking wurde wieder zu einem Thema.
Seit 2009 ermöglicht die PostFinance die Geldüberweisung per SMS. Kunden können
mittels einer SMS bis zu 100 Franken auf ein anderes Postkonto überweisen (Schweizer
Bank, 2009). Anfangs September 2010 brachte die PostFinance eine weitere Neuheit
auf den Markt: die erste iPhone-App mit Zahlungsfunktion (Schweizer Bank, 2010).
Mit der Applikation können, gleich wie per SMS, Beträge bis zu 100 Franken von einem Postkonto auf ein anderes transferiert werden. Zudem können Konto- und Börseninformationen sowie Informationen zur nächsten Filiale, Poststelle oder einem Postomaten abgerufen werden (Schweizer Bank, 2010). Prepaid-Handy-Besitzer können mit der
App bis zu 400 Franken Guthaben aufladen (Schweizer Bank, 2010). Im ersten Quartal
2011 wurde das Angebot bereits von über 100‘000 Kunden genutzt und täglich kamen
500 neue Nutzer hinzu (Schweizer Bank, 2011a). Ende Oktober stellte die PostFinance
ihre Mobile-App erstmals auch für Android zur Verfügung und baute gleichzeitig den
10
Funktionsumfang aus (Weber, 2011b). Seither sind fast alle Funktionen des Online
Bankings wie Kontoabfragen, Zahlungsaufträge und das Freigeben von E-Rechnungen
möglich (Weber, 2011b). Zusätzlich können dank der Funktion „Scan & Pay“ Einzahlungsscheine mit dem Mobiltelefon gescannt und die Rechnungen anschliessend direkt
über die App bezahlt werden (Weber, 2011b). Einzig das Login-Verfahren der PostFinance ist umständlich, da ein Kartenlesegerät benötigt wird (Weber, 2011b).
Die Banken hatten 2011 grosse Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit bei iPad- und
iPhone-Verbindungen und entwickelten deshalb Applikationen, die keine Zahlungen
zuliessen (Schweizer Bank, 2011b). Die Raiffeisen mit ihrer App für das iPad und die
Credit Suisse mit der iPhone-App boten ihren Kunden lediglich Konto- und Depotinformationen an. Die iPhone-App der UBS beschränkt sich ebenfalls auf das Abfragen
von Informationen. Zusätzlich lassen sich Einzahlungsscheine fotografieren und an das
Online Banking übermitteln, wo die Zahlungen ausgeführt werden können (Weber,
2011a). Der mobile Dienst der UBS ermöglicht zudem die SMS-Abfragen von Kontooder Depotbewegungen sowie einen Benachrichtigungsdienst per E-Mail oder SMS
(Weber, 2011a). Im Dezember 2011 gab die Grossbank ihre Mobile Banking-App für
Android frei. Zahlungen sind mit der UBS-App aber nach wie vor nicht möglich (Weber, 2011c). Die App der Postfinance blieb vorerst die einzige, über die auch Zahlungen
vorgenommen werden konnten (Schweizer Bank, 2011c).
Im März 2012 stellte die Raiffeisen eine neue Mobile Banking-Lösung vor. Diese ist
komplett webbasiert, d.h. sie baut auf einer für mobile Geräte optimierten Website auf.
Kunden können somit über den Browser ihres Mobilgeräts die ganze Angebotspalette
des herkömmlichen Online Bankings, ausser Auslandszahlungen, nutzen (Weber,
2012). Die Raiffeisen-Apps für iOS und Android sind zwar weiterhin verfügbar, enthalten aber lediglich einen Link zur mobilen Website, die dann im Browser geöffnet wird
(Weber, 2012).
Die Aargauische, die St. Galler und die Thurgauer Kantonalbanken wählten ebenfalls
eine webbasierte Lösung. Im April / Mai 2012 schalteten sie mit dem Mobile Banking
der CREALOGIX eine mobile Variante ihres Online Bankings auf (CREALOGIX,
2012). Kunden mit einem E-Banking-Zugang können sowohl Konto- und Depotauszüge
prüfen als auch Zahlungen, E-Rechnungen, Banküberweisungen und Börsengeschäfte
tätigen (Vogt, 2012).
11
Im Mai 2012 erweiterte die Credit Suisse ihre Mobile Banking-App um die Funktion
„Scan & Pay“ (Credit Suisse, 2012). Seither Können Kunden mit der Kamera des iPhones Einzahlungsscheine scannen und anschliessend die Zahlung direkt über die App
auslösen. Das Abtippen der Referenznummern entfällt.
Die App der Zürcher Kantonalbank, welche im April 2011 lanciert wurde, erlaubte bis
dato lediglich das Abfragen von Börsen- und Währungskurse, Wirtschaftsnews und
Informationen über die Bank (Heib, 2011). Seit Anfang 2012 können Kunden mit einem
iPhone den aktuellen Kontostand, die letzten Buchungen, die pendenten Zahlungen, die
aktuellen Depotpositionen und den Status der Börsenaufträge abrufen. Diese Funktionen wurden Mitte Mai um Kontoüberträge und Börsentransaktionen erweitert. Seit Januar 2013 enthält die App zudem die Funktion „Scan & Pay“ und steht auch als
Android Version zur Verfügung.
3.2
Mobile Payment in der Schweiz
Erste entscheidende Schritte im Mobile Payment machte die Swisscom im Jahr 2002
mit der Einführung des mobilen Bezahlens an über 50 Coca-Cola Automaten (Swisscom, 2002). Der Kunde muss lediglich eine am Automaten angebrachte Nummer auf
seinem Handy eingeben und das Produkt auswählen. Nach Bezug der Ware erhält er
eine SMS als Kaufbestätigung. Der Kaufpreis plus 25 Rappen werden der Mobiltelefonrechnung zugeschlagen oder vom Prepaid-Guthaben abgebucht. Im 2003 folgte das bargeldlose Bezahlen der Parkgebühr im Bahnhof-Parking Luzern (Neue Zürcher Zeitung
[NZZ], 2005) und im Jahr darauf wurden Selecta-Automaten für das mobile Bezahlen
aufgerüstet (Presseportal, 2011). Möglich machte diese Zahlungsmethode für Verkaufsautomaten die Berner Firma Smarcom AG (Presseportal, 2011).
Bis ins Jahr 2004 war der elektronische Handel (E-Commerce), d.h. das Kaufen bzw.
die Bestellung von Waren und Dienstleistungen via Internet, in der Schweiz von geringer Bedeutung. Die jährlichen Ausgaben stellten weniger als 1 Prozent der Konsumausgaben der privaten Haushalte dar (BFS, 2008: 6). In den folgenden sechs Jahren hatte
sich jedoch die Zahl der Personen, die mindestens einmal im Internet etwas bestellt haben, von 1,8 auf 3,5 Millionen beinahe verdoppelt (BFS, 2012: 32). Das gebräuchlichste
Zahlungsmittel im Internet ist die Kreditkarte. Doch nicht alle potentiellen OnlineKunden sind im Besitz einer Kreditkarte. Bei einer Umfrage des Bundesamts für Statistik (2012: 39) im Jahre 2010 gaben 37 Prozent der Internetnutzerinnen und –nutzern als
12
Grund für den Verzicht auf Online-Einkäufe an, dass sie keine Kreditkarten besitzen.
Deshalb wurden neue Zahlungsverfahren für das Einkaufen im Internet gefordert. Im
Jahr 2000 brachte PostFinance zusammen mit Yellowworld die elektronische Zahlungslösung „Yellowpay“ auf den Markt. Kunden mit einem Postkonto können im Internet
mit der Debitkarte bezahlen und der Betrag wird direkt dem Postkonto belastet. Ansonsten konnten die Konkurrenten in der Schweiz nicht mit Online-Zahlungsverfahren überzeugen. Dafür etablierte sich zunehmend die amerikanische Zahlungsplattform PayPal
(Britschgi, 2005). PayPal ermöglicht ein vereinfachtes Zahlungsverfahren in über
40‘000 Online-Shops (Fonti, 2007). Für die Eröffnung eines PayPal-Kontos müssen
einmalig die Versand- und Kreditkartendaten erfasst werden. Anschliessend kann durch
die Eingabe von Benutzername und Passwort bezahlt werden. Der Betrag wird dem
PayPal-Guthaben abgezogen oder der hinterlegten Kreditkarte belastet.
Zwischen Juli und Dezember 2005 führte die PostFinance einen ersten Pilotversuch für
das mobile Bezahlen in Geschäften durch (Jäggi Talary, 2005). In der Stadt Bern konnten Kunden verschiedener Partner, wie zum Beispiel McDonald’s, Migros oder Coop,
an der Kasse ihre Handynummer einlesen lassen. Nachdem der Kunde die persönliche
Identifikationsnummer eingetippt hatte, bekam er einen Barcode auf den Bildschirm
zugeschickt. Der Kaufbetrag wurde durch scannen des Barcodes beglichen. Gleichzeitig
wurde die Belastung des Postkontos vorgenommen. Das Vorgehen war jedoch zu kompliziert und konnte sich nicht durchsetzen (M. Hentschel, persönliches Gespräch, 15.
März 2013).
Am 1. Dezember 2005 lancierten die Schweizerische Bundesbahnen [SBB] eine Lösung
für das Bezahlen von Tickets via Mobiltelefon. Bahnreisende mit einem MMS-fähigen
Mobiltelefon konnten, nach einer einmaligen Registrierung übers Internet, Bahnbillette
direkt aufs Mobiltelefon bestellen. Nach einem Anruf beim Rail Service wird das Ticket
als codiertes MMS-Bild aufs Mobiltelefon geschickt (Schweizerische Bundesbahnen
[SBB], 2005). Die Abrechnung erfolgt über eine Kreditkarte.
Die PostFinance erweiterte im September 2006 die bestehende Internet-Zahlungslösung
„Yellowpay“ für die Nutzung mit dem Handy (PostFinance, 2006). Dadurch können
Kunden, die mit ihrem Mobiltelefon in einem der über 1‘000 Online-Shops ein Produkt
oder eine Dienstleistung beziehen, direkt mit dem Mobiltelefon bezahlen (PostFinance,
2006). Der Betrag wird entweder direkt dem Postkonto oder einer Kreditkarte belastet.
13
Ende 2006 bis Anfangs 2007 rüstete Selecta weitere Automaten für das Bezahlen mit
einem Mobiltelefon auf. Kunden von Swisscom Mobile können seither an rund 200
Automaten im Raum Zürich und Bern bargeldlos bezahlen (Selecta, 2007). Trotzdem
wurden 2009 nur gerade 10 bis 20 Prozent der Bezüge bargeldlos bezahlt (Koch, 2009).
Dies könnte unter anderem daran liegen, dass der Dienst nur von Swisscom-Kunden
genutzt werden konnte und Zusatzkosten von 25 Rappen pro Bezug verursachte.
Mit der Dienstleistung „Handyzahlung PostFinance“ lancierte PostFinance 2007 eine
neue Art des bargeldlosen Bezahlens (PostFinance, 2007). Unter den ersten Anbietern
waren vor allem Zeitschriften und Informationsdienste sowie die Handyparkuhr Park24
(PostFinance, 2007). Um den Service zu nutzen müssen sich Kundinnen und Kunden
einmalig registrieren. Ihre Mobiltelefonnummer wird dadurch mit dem Postkonto verbunden. Anschliessend können Produkte und Dienstleistungen entweder mittels SMS an
eine Kurzwahlnummer oder mit einem Telefonanruf auf eine Gratisnummer bestellt
werden. Der Kaufbetrag wird direkt dem Postkonto belastet (M. Hentschel, persönliches
Gespräch, 15. März 2013). Nach und nach kamen weitere Anbieter hinzu. Seit April
2008 ist es beispielweise möglich, in mehreren Hofläden mit dem Mobiltelefon zu bezahlen (NZZ, 2008). Mittlerweile bieten mehr als 300 Partner das Bezahlen mit dem
Mobiltelefon an. Der entscheidende Unterschied zu den Lösungen von SBB und Selecta
ist, dass die „Handyzahlung PostFinance“ nicht auf Produkte eines einzelnen Unternehmens beschränkt ist (Koch, 2009).
Die SBB überarbeiteten ihre mobile Ticket-Lösung und lancierte 2009 den „SBB MobileTicket Shop“ (SBB, 2009). Mit dieser Applikation können Bahnkunden, nach einer
einmaligen Registrierung, ihr Billett auf dem Mobiltelefon auswählen und gleich bezahlen. Das mobile Ticket wird anschliessend auf dem Mobiltelefon angezeigt und der
Kaufpreis der Kreditkarte belastet.
Seit 2010 können nicht mehr nur Swisscom-Kunden, sondern Kunden aller Mobilfunkanbieter mit dem Mobiltelefon an den rund 200 Selecta-Automaten im Raum Zürich
und Bern bargeldlos bezahlen. Nebst der Belastung über die Telefonrechnung oder das
Prepaid-Guthaben ist seither auch die direkte Belastung des Postkontos möglich
(PostFinance, 2010). Im Herbst 2011 rüstete Selecta dann rund 2‘200 Automaten in der
ganzen Schweiz mit Smarpay, einer spezifischen Handy-Software der Firma Smarcom,
aus (Presseportal, 2011). Gemäss Selecta und Smarcom handelte es sich dabei um den
europaweit grössten Rollout dieser Zahlungsmethode für Verkaufsautomaten.
14
PayPal baute im März 2011 ihre Online-Zahlungslösung für die Nutzung mit mobilen
Endgeräten aus und brachte „PayPal Express Mobile“ auf den Schweizer Markt. Der
Service ermöglicht, sowohl innerhalb von Apps als auch über den mobilen Browser,
einen vereinfachten Kaufabschluss für Einkäufe im mobilen Internet (PayPal, 2011).
Sowohl MasterCard mit „PayPass“ als auch Visa mit „payWave“ bieten seit einigen
Jahren NFC-fähige Kreditkarten an, die das kontaktlose Bezahlen am Point of Sale ermöglichen. In der Schweiz waren 2011 bereits über 700‘000 NFC-fähige Kreditkarten
im Umlauf (Comtesse, 2011). Trotzdem nutzen nur sehr wenige Konsumenten die neue
Technologie, denn viele wissen gar nicht, dass ihre Kreditkarte mit dieser Funktion ausgerüstet ist (Comtesse, 2011). Zudem waren 2012 erst rund 3‘500 Verkaufsterminals
von Valora und McDonald’s NFC-fähig (Moinat, 2012). Das sich NFC noch nicht
durchgesetzt hat, liegt in einer Art Huhn-Ei-Problematik. Detailhändler schaffen keine
NFC-Zahlterminals an, weil die Nachfrage nicht genügend gross ist und die Nachfrage
wird erst steigen, wenn die Bezahlung via NFC auf breitere Akzeptanz stösst. Ende
2012 haben Migros und Coop bekanntgegeben, dass sie im 2013 ihre Kartenlesegeräte
mit der NFC-Technologie aufrüsten werden (Städeli, 2012). Auch die neuen Billettautomaten des Zürcher Verkehrsverbunds sind NFC-fähig (Städeli, 2012).
Die NFC-fähigen Kreditkarten sind ein erster Schritt in Richtung kontaktlosem Bezahlen mit einem Mobiltelefon. Zukünftig sollen die Kreditkartendaten auf NFC-fähige
Smartphones geladen werden (Städeli, 2012). Somit wird das Mobiltelefon zum elektronischen Portemonnaie. Swisscom, Orange und Sunrise haben 2012 eine Arbeitsgruppe gebildet, um NFC-Standards zu implementieren (Moinat, 2012). Gleichzeitig arbeiten Swisscom und Sunrise unabhängig voneinander an Pilotprojekten für ein Mobile
Wallet, die im Jahr 2013 auf den Markt kommen sollen (Städeli, 2012). Ein Mobile
Wallet ist eine App, die das mobile Bezahlen ermöglicht. Nebst den Mobilfunkanbietern
sind auch Internetunternehmen wie Google und PayPal sowie die Kreditkartengesellschaften MasterCard und Visa auf dem Markt für mobile Bezahlsysteme vertreten. Im
Januar 2013 gab SIX Payment Services bekannt, dass man sich ebenfalls mit einem
Mobile Wallet auf dem Markt positionieren wolle (Zaugg, 2013).
15
3.3
Mobile Banking in den USA
Als erste Bank in den USA lancierte Wells Fargo 2001 das Mobile Banking (ClarkDickson, 2007). Es meldeten sich jedoch nur gerade 2‘500 Kunden an, sodass Wells
Fargo den Service ein Jahr später bereits wieder einstellte (Morrison, 2012). Die Bedienung war mit den damaligen Handys zu umständlich und die Datenübertragung zu langsam. Wie in der Schweiz gewann auch in den USA das Mobile Banking erst mit dem
Aufkommen von funktionsfähigeren Smartphones und schnelleren Datenübertragungsnetzwerken an Bedeutung.
Ende 2006 lancierte Wachovia 1 eine Mobile Banking-Lösung. Über den mobilen Browser konnten Kunden mit einem internetfähigen Mobilgerät Saldo und Kontobewegungen
abfragen sowie Kontoüberträge tätigen (The Business Journals, 2006). Im März 2007
folgte die Bank of America ebenfalls mit einem browserbasierten Mobile Banking. Neben Saldoabfragen und Kontoüberträgen konnten die 21 Millionen Online BankingKunden mit ihrem Mobilgerät zudem Rechnungen bezahlen (Rosencrance, 2007).
Knapp einen Monat später gab Citibank bekannt, dass sie eine Mobile BankingApplikation auf den Markt bringen (Bigda, 2007). Diese konnte auf den gängigsten
Mobilgeräten installiert werden und ermöglichte das Abfragen von Kontobewegungen,
Kontoüberträge, das Zahlen von Rechnungen, das Suchen von Filialen und Bancomaten
sowie die direkte Kontaktaufnahme mit dem Kundenservice. Im Juli lancierte Wells
Fargo ein browserbasiertes Mobile Banking-Angebot (Wells Fargo, 2007a). Das erste
SMS-basierte Mobile Banking wurde im September von Chase entwickelt. Um den
Service zu nutzen, musste die Mobiltelefonnummer online registriert werden. Anschliessend konnten Kunden eine SMS mit einem Code an die Bank schicken und erhielten daraufhin die gewünschten Kontoinformationen, wie Saldo oder die letzten fünf
Buchungen (JPMorgan Chase & Co., 2007). Im Oktober erweiterte Wells Fargos ihr
mobiles Angebot um einen SMS-basierten Service (Wells Fargo, 2007b).
Aufgrund der Bestrebungen, insbesondere der 15 grössten Banken, stiess das Mobile
Banking bei den amerikanischen Konsumenten zunehmend auf Akzeptanz (Hamblen,
2007). Trotzdem lag die USA hinsichtlich Mobile Banking im Jahre 2008 noch deutlich
hinter Europa und Asien zurück (Sybase 365, 2008: 4). Gemäss der Sybase 365 Studie
zum weltweiten Mobile Banking 2008 (2008: 4) boten damals nur gerade 10 Prozent
1
Wachovia Corporation wurde 2008 von Wells Fargo & Company akquiriert
16
der befragten US-amerikanischen Banken Mobile Banking an, im Vergleich zu 57 Prozent in Europa. Gleichzeitig gaben 53 Prozent der Banken in den USA an, dass sie in
den nächsten 12 bis 24 Monaten Mobile Banking-Services anbieten werden (Sybase
365, 2008: 4).
Mit zunehmender Popularität von Smartphones und der steigenden Anzahl an Mobile
Banking-Angeboten, nutzten immer mehr Kunden den mobilen Service ihrer Bank (Vyas, 2009: 1). Die Bank of America verzeichnete im September 2008 über 1,2 Million
Mobile Banking-Nutzer (Bordonaro, 2008). Den Durchbruch schaffte das Mobile Banking dann im Jahre 2009. Ein entscheidender Faktor war die wirtschaftliche Unruhe, die
die Konsumenten dazu veranlasste, ihre Finanzen besser unter Kontrolle zu haben (Vyas, 2009: 1). Im 2012 boten 81 der 100 grössten Banken in den USA in irgendeiner
Form Mobile Banking an (First Annapolis, 2012). Das Mobile Banking der Bank of
America wurde im Dezember 2012 von 12 Millionen Kunden genutzt (Adams, 2012).
Über die Jahre bauten die Banken ihr Mobile Banking-Angebot laufend aus und entwickelten neue Funktionen in Richtung Mobile Payment. Immer mehr Banken boten Person-to-Person-Zahlungen (P2P-Zahlungen) oder Bonus- und Loyalitäts-Funktionen an
(First Annapolis, 2012).
Seit Sommer 2012 können Kunden der Bank of America und Wells Fargo Checks einlösen, indem sie diese mit dem Mobiltelefon fotografieren und an die Bank übermitteln
(Rothacker, 2012). Die Konkurrenten JPMorgan Chase und Citigroup Inc boten diesen
„Mobile Check Deposit“-Service bereits seit einiger Zeit an (Rothacker, 2012). Die
Bank of America führte zudem ein Gutschein-Programm ein, bei dem die Kunden Spezialangebote von Händlern direkt in ihren Online-Banking-Account zugesandt bekommen (Rothacker, 2012). Die Kunden sollen ermutigt werden, die Debit- und Kreditkarte
öfters einzusetzen.
Die U.S. Bank lancierte im März 2013 als erste Bank in den USA das „Mobile Photo
Bill Pay“ (Sposito, 2013). Kunden können mit der Kamera ihres Smartphones oder
Tablets eine Rechnung fotografieren und dadurch bezahlen.
3.4
Mobile Payment in den USA
Hinsichtlich des Mobile Payment wurden in den USA bereits 2005 erste Versuche unternommen. JPMorgan Chase führte im Dezember 2005 mit mehreren anderen branchenführenden Unternehmen einen Pilotversuch für das mobile Bezahlen mittels NFC17
Technologie durch (Visa, 2006). Eine Gruppe von 150 Saisonkarteninhaber der Philips
Arena in Atlanta, die über ein Visa-Kreditkartenkonto und einen Mobilfunkvertrag mit
Cingular verfügten, konnten an Imbissständen kontaktlos mit dem Mobiltelefon bezahlen (Bradford, 2006).
Im Gegensatz zu der Schweiz, wo Banküberweisungen schnell und kostengünstig abgewickelt werden können, ist das Senden von Geld in den USA schwieriger. Banküberweisungen dauern in der Regel zwischen einem und zwei Tagen und es fallen Gebühr an. Deshalb wird häufig Bargeld oder ein Check per Post verschickt. Um Geldüberweisungen an andere Personen zu vereinfachen, traten bankenfremde Konkurrenten
wie PayPal mit Person-to-Person-Zahlungsdiensten auf den Markt. Das Start-up Obopay lancierte 2005 den ersten mobilen Zahlungsservice, der das Senden und Empfangen
von Geldbeträgen über ein Mobiltelefon ermöglicht. (Obopay, 2013). Seit März 2006
bietet der Online-Zahlungsanbieter PayPal seinen P2P-Zahlungsservice auch auf mobilen Endgeräten an (Arrington, 2006). Mit dem Service PayPal Mobile können Nutzer
ihre Mobiltelefonnummer mit ihrem PayPal-Konto verknüpfen und anschliessend, entweder via SMS oder mittels eines Anrufs, Geldbeträge an andere Mobiltelefonnummern
schicken (Bradford, 2006). Das PayPal-Konto kann mit einem Bankkonto, einer Kreditoder einer Debitkarte verknüpft werden. Zudem beinhaltet PayPal Mobile den Service
„Text to Buy“, der das Bestellen und Zahlen von Waren mittels SMS ermöglicht (Bradford, 2006).
Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Mobile Banking und Payment war die
Lancierung des App Stores von Apple im Juli 2008 (Apple, 2008). Bei der Eröffnung
des App Stores war die Bank of America mit ihrer Banking-App als einzige Bank vertreten (Bruene, 2008). Ebenfalls in der Kategorie Finance war eine App von PayPal
gelistet (Bruene, 2008). Nach und nach kamen weitere Banken wie Chase oder Wells
Fargo mit einer eigenen iPhone-App dazu. Für kleinere Banken haben die Telekommunikationsgesellschaft AT&T und der Mobile Banking-Provider Firethorn im November
2008 eine iPhone-App entwickelt, die für einzelne Banken unterschiedlich ausgestaltet
werden kann (Richardson, 2009).
Die Banken haben sich anfangs vor allem auf Kontoinformationen und das Bezahlen
von Rechnungen fokussiert. Im Oktober 2008 testete Citibank in Zusammenarbeit mit
dem mobilen Zahlungsdienst Obopay einen Service für P2P-Zahlungen. Dieser ermöglichte es den Kunden der Citibank über eine App, den mobilen Browser oder mit einer
18
SMS, Geld an eine Mobiltelefonnummer zu überweisen (Telecompaper, 2008). Der
Markt war jedoch noch nicht reif für Mobile Payment, deshalb wurde das Pilotprojekt
im Dezember 2009 wieder eingestellt (Wolfe, 2010).
Im Juni 2009 stellte CashEdge den P2P-Zahlungsservice „Popmoney“ vor, der von
Banken in das Mobile Banking integriert werden kann (Paymentsnews.com, 2009).
„Popmoney“ ermöglicht das Senden von Geldbeträgen über das Mobiltelefon an beliebige Personen. Dazu wird nur der Name sowie die E-Mailadresse, Mobiltelefonnummer
oder Kontonummer des Empfängers benötigt. Als erstes lancierten PNC Bank und First
Hawaiian Bank im Dezember 2009 diesen mobilen P2P-Zahlungsservice (Butcher,
2009). Kurz darauf folgten weitere Banken, wie zum Beispiel Citibank und US Bank.
Bis im März 2013 boten über 1‘800 Finanzinstitute „Popmoney“ an (Popmoney, 2013).
CashEdge wurde im September 2011 von Fiserv übernommen (Fiserv, 2011).
Kunden von Wells Fargo können seit September 2009 via Mobiltelefon Beträge bis täglich $1‘000 an andere Wells Fargo-Kunden senden (Wells Fargo, 2009). Die Überweisung kann entweder über den mobilen Browser oder eine SMS abgewickelt werden.
Amazon Payments erweiterte im Oktober 2009 ihr Online-Zahlungsservice um die Nutzung mit einem mobilen Endgerät (Perez, 2009). Online-Händler können „Amazon
Mobile Payments Service“ entweder in eine App oder in ihre mobile Website integrieren. Der Service ermöglicht, nach einer einmaligen Erfassung von Versand- und Zahlungsinformationen, eine vereinfachte Bezahlung im mobilen Internet.
PayPal brachte im März 2010 eine „Send Money“-App für das iPhone auf den Markt
(PayPal, 2010). PayPal-Kunden können seither mit dem iPhone nicht nur auf ihr Konto
zugreifen und Geldbeträge überweisen, sondern weiter Funktionen wie „Split Check“
und „Collect Money“ nutzen. Zusätzlich bietet die App eine „Bump“-Funktion. Damit
können Geldbeträge durch das aneinanderstossen zweier iPhones von einem PayPalKonto auf das andere überwiesen werden (PayPal, 2010). Seit Oktober können Checks
mit dem iPhone fotografiert und dadurch auf das PayPal-Konto einbezahlt werden
(Chambers, 2010).
Im Mai 2010 stellte Chase eine neue Funktion für ihr Mobile Bankings vor. Per SMS
wird eine Benachrichtigung auf das Mobiltelefon des Kunden geschickt, sobald der
Kontostand unter eine bestimmte Limite fällt. Der Kunde kann darauf mit einer SMS
antworten und sofort Geld auf das Konto transferieren (Gunn, 2010). Ein ähnlicher Ser-
19
vice bieten seit März auch Wells Fargo und Visa ihren Kunden an. Sobald eine Transaktion gewisse, vom Karteninhaber definierte, Trigger berührt, wird ein Rapid Alert ausgelöst (Butcher, 2010).
Die erste umfassende Mobile Payment-Lösung bietet seit Januar 2011 Starbucks ihren
Kunden an (Starbucks, 2011). Die Lösung basiert auf einem QR-Code. Um in über
6‘800 Starbucks Coffee-Shops mit einem BlackBerry Smartphone oder einem iPhone
zu bezahlen, muss die Starbucks Card Mobile App heruntergeladen werden. Die Bezahlung wird ausgelöst indem der Kunde an der Kasse einen QR-Code auf dem Bildschirm
seines Smartphones scannen lässt. Neben dem Bezahlen umfasst die App weitere Funktionen, wie das Abfragen des Kundenkontostands und der Treuepunkten, das Aufladen
der Karte mittels Kreditkarte sowie das Finden von Starbucks Coffee-Shops (Starbucks,
2011). Seit November 2012 akzeptiert Starbucks zusätzlich die mobile Bezahlungs-App
von Square (Starbucks, 2012). Die Bezahlung mit dem „Square Wallet“ funktioniert
ebenfalls durch das Scannen eines QR-Codes. Im Gegensatze zu der „Starbucks Card
Mobile App“, ist das „Square Wallet“ jedoch direkt mit einer Kreditkarte verknüpft. Im
März 2013 wurden bei Starbucks über drei Millionen Transaktionen pro Woche mit
dem Mobiltelefon abgewickelt (Kats, 2013).
Um Banküberweisungen zu vereinfachen, gründeten die Bank of America, Wells Fargo
und JPMorgan Chase im Mai 2011 das Zahlungsnetzwerk clearXchange, das P2PÜberweisungen ermöglicht (Smith & Ellis, 2011). Kunden der Mitgliederbanken können sich untereinander via E-Mailadresse oder Mobiltelefonnummer Geldbeträge direkt
vom Bankkonto überweisen.
Im September 2011 brachte Google ihre mobile Zahlungslösung „Google Wallet“ auf
den Markt (Chen, 2011). Mit dem mobilen Wallet soll das Mobiltelefon zum Portemonnaie werden. Die App ermöglicht das Bezahlen in Online-Shops via Computer und Mobilgerät sowie das mobile Bezahlen im stationären Handel. Für die Bezahlung am Point
of Sale wird die NFC-Technologie eingesetzt. Im „Google Wallet“ können Kreditkarten, Kundenkarten und Coupons abgespeichert werden. Beim Bezahlen können gleichzeitig Rabatte eingelöst und Treuepunkte gesammelt werden (von Behren & Wall,
2011).
AT&T Mobility, T-Mobile USA und Verizon Wireless gründeten das Joint Venture Isis
und lancierten im Oktober 2012 das „Isis Mobile Wallet“ (Isis, 2012). Das Wallet er-
20
möglicht das mobile Bezahlen via NFC. Vorläufig ist das Wallet erst in Salt Lake City
und Austin verfügbar. In der App können die Prepaid-Karte „Isis Cash Card“, Kreditkarten sowie Coupons und Treuekarten verwaltet werden.
Am Mobile World Congress in Barcelona im Februar 2013 stellte MasterCard und Visa
je eine Mobile Payment-Plattform vor (Goldman, 2013). MasterPass von MasterCard
ermöglicht das Bezahlen sowohl im Internet wie auch am Point of Sale (MasterCard,
2013). Der MasterPass Checkout-Service vereinfacht das Einkaufen im Internet, da
Zahlungs- und Versandinformationen hinterlegt werden können. Im stationären Handel
unterstützt MasterPass NFC, QR-Codes, Tags und Karten. MasterPass ist ein offenes
System, deshalb können auch Karten anderer Anbieter abgespeichert werden. Neben
dem Bezahlen bietet MasterPass weitere Dienste, wie zum Beispiel Kontostandinformationen, Benachrichtigungen, Treueprogramme oder Spezialangebote, an. Die Markteinführung in den USA ist im Frühling 2013 geplant (MasterCard, 2013). Visas Service
heisst V.me und funktioniert ähnlich wie der Dienst von MasterCard. Das Bezahlen am
Point of Sale ist jedoch vorerst noch nicht möglich (Perez, 2012).
4
Beobachtungen und Hypothesen
Mobile Banking und Mobile Payment ist zumindest in der Fachliteratur schon seit Jahren aktuell. Während Mobile Banking den Durchbruch inzwischen sowohl in den USA
als auch in der Schweiz geschafft hat, lassen massentaugliche Mobile PaymentLösungen weiter auf sich warten. Dieses Kapitel fasst die gemachten Beobachtungen
zusammen und leitet Hypothesen über das Mobile Banking und Payment in der Schweiz
ab.
4.1
Mobile Banking
Aus Kundensicht sind mobile Finanzdienstleistungen nur attraktiv, wenn sie einen
Mehrwert schaffen. Im Hinblick auf das zunehmende Bedürfnis nach Mobilität, erlaubt
Mobile Banking die zeit- und ortsunabhängige Abwicklung von Bankgeschäften. Zudem können Banken über den mobilen Kanal Funktionen, wie beispielsweise das „Scan
& Pay“ oder das „Mobile Check Deposit“, anbieten, die im Online Banking nicht möglich sind. Es lässt sich folgende Hypothese aufstellen:
Hypothese 1: Kunden verlangen Mobile Banking von ihrer Bank
21
Sowohl in den USA als auch in der Schweiz bietet ein Grossteil der Banken mittlerweile in irgendeiner Form Mobile Banking an. Die Angebote reichen vom blossen Abfragen von Finanzinformationen bis hin zu umfangreichen Lösungen mit denselben Funktionen wie im Online Banking. Der Aufwand, das bestehende Online Banking auf mobile Endgeräte auszuweiten, ist für Banken verhältnismässig klein (Mumm, 2009: 236).
Die Gründe für die Implementierung von Mobile Banking sind vielfältig und reichen
von Kundenbindung über Imagegewinn bis hin zu Kosteneinsparungen.
Um die Kunden stärker an das Unternehmen zu binden und neue Kunden zu gewinnen,
bieten viele Banken eine Multikanal-Strategie an. Mobile Banking wird neben den Filialen, dem Online Banking und dem Telefon zu einem weiteren Vertriebskanal über
den Banken mit ihren Kunden kommunizieren und Cross-Selling betreiben können
(Georgi & Pinkl, 2005).
Da Mobile Banking von immer mehr Kunden verlangt wird, können vor allem „First
Mover“ mit innovativen Mobile Banking-Angeboten einen Imagegewinn erzielen (Georgi & Pinkl, 2005). Die Bank kann sich dadurch positiv von den Konkurrenten differenzieren und Neukunden gewinnen.
Eine weitere Motivation liegt in den Kosteneinsparungen. Wie in Abbildung 2 ersichtlich, können die Kosten für eine Transaktion via Mobile Banking zehnmal tiefer sein als
an einen Bancomaten und 50-mal tiefer als in einer Filiale.
Kosten pro Transaktion
Branch
$4.00
Call Center
$3.75
Interactive Voice Response
$1.25
ATM
Online
Mobile
$0.85
$0.17
$0.08
Abbildung 2: Kosten pro Transaktion je Kanal (Fiserv, 2009: 5)
Die Banken in den USA sehen, nebst den tieferen Transaktionskosten, weiteres Potenzial für Kosteneinsparungen. Je mehr Funktionen über den mobilen Kanal angeboten
werden, desto weniger sind die Kunden auf Bancomaten und Filialen angewiesen.
Wenn Transaktionen, wie Remote Check Deposit oder P2P-Zahlungen, zunehmend
22
über Mobilgeräte abgewickelt werden, können Banken das Filial- und Bancomatnetz
reduzieren (Deloitte, 2010: 4). Die Bank of America hat im Jahr 2011 bereits 9 Prozent
ihrer Bancomaten aufgegeben und wird in den nächsten Jahren 750 Filialen schliessen
(Rothacker, 2012). Daraus lässt sich die folgende Hypothese ableiten:
Hypothese 2: Die Motivation von Banken, Mobile Banking anzubieten, liegt
vor allem in den Kosteneinsparungen
4.2
Remote Mobile Payment
In den USA entstand Mobile Payment aus dem Bedürfnis, Geld an andere Personen zu
überweisen. Da die Banken in den USA, über kein einheitliches Zahlungssystem verfügen, ist eine Geldüberweisung an eine andere Person eine umständliche Prozedur. Aus
diesem Grund traten bankenfremde Unternehmen wie PayPal mit P2P-Zahlungsdiensten
auf den Markt. Mittlerweile wird in den USA ein Grossteil der P2P-Zahlungen über
Non-Banks abgewickelt. In der Schweiz sind die Banken, dank einem einheitlichen
Zahlungssystem, bei P2P-Zahlungen klar im Vorteil gegenüber bankenfremden Wettbewerbern.
Der eigentliche Treiber für das Remote Mobile Payment in der Schweiz ist das mobile
Einkaufen. Immer mehr Online-Händler nutzen für den Verkauf ihrer Produkte zusätzlich den mobilen Absatzkanal. Um für den Kunden einen Mehrwert zu generieren, muss
der Zahlungsprozess in die App oder die mobile Website integriert werden. Der Vorteil
für den Kunden ist, dass es für die Bezahlung nicht zu einem Medienbruch kommt. Wie
bei Online-Einkäufen, ist auch bei Einkäufen über den mobilen Kanal die Kreditkarte
das gebräuchlichste Zahlungsmittel. Das Problem beim mobilen Bezahlen ist, dass die
Eingabe von Versand- und Kreditkartendaten auf den kleinen Bildschirmen der Mobilgeräte umständlich ist. Deshalb sind bequemere Bezahlsysteme gefragt. Zusammenfassend kann folgende Hypothese aufgestellt werden:
Hypothese 3: Kunden verlangen einfache, schnelle und sichere Zahlungsverfahren im mobilen Internet
4.3
Proximity Mobile Payment
Der Trend weg vom Bargeld hin zum Bezahlen mit Karten ist bekannt. In den USA sind
Kartenzahlungen schon seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. In Schweden wird sogar
darüber diskutiert, das Bargeld vollständig abzuschaffen, denn Kreditkarten gehören
selbst bei kleinsten Einkäufen längst zum Standard (Tagesanzeiger, 2012). Bereits heute
23
zahlen 330 der 1200 schwedischen Bankfilialen kein Bargeld mehr aus (t-online.de,
2013). Zudem werden in den meisten schwedischen Städten in den Bussen und Geschäften keine Münzen und Banknoten mehr akzeptiert (Tagesanzeiger, 2012). Auch in
der Schweiz werden immer mehr Einkäufe bargeldlos bezahlt. Im 2012 wurde 162 Millionen Transaktionen über eine Kreditkarte und 425 Millionen über eine Debitkarte abgewickelt (SNB, 2013: 35). Zum Vergleich waren es im 2004 noch 82 bzw. 244 Millionen Transaktionen (SNB, 2013: 35). Zudem werden Karten vermehrt für kleinere Beträge eingesetzt. Der durchschnittliche Betrag, der mit einer Debitkarte bezahlt wurde,
betrug 2012 rund 75 Franken (SNB, 2013: 35). Die Vorteile von bargeldlosen Bezahlsystemen sind vielfältig. Zum Beispiel bieten sie Konsumenten ein einfaches und
schnelles Bezahlen und kürzere Wartezeiten an der Kasse. Die Händler profitieren von
Umsatzsteigerungen durch Spontankäufe und sinkende Kosten für die Bargeldabwicklung. Der Vorteil für die Banken liegt darin, dass die Schaltermitarbeiter mehr Zeit für
die Beratung der Kunden haben, wenn Ein- und Auszahlungen entfallen.
Seit ein paar Jahren ist in der Schweiz das kontaktlose Bezahlen mit Kreditkarten möglich. Für die Bezahlung wird lediglich die Kreditkarte an ein speziell ausgerüstetes
Terminal gehalten. Bis 40 Franken braucht es dazu weder PIN noch Unterschrift. Möglich macht dies ein in der Karte integrierter NFC-Chip. Das kontaktlose Zahlen soll
einst das Bargeld ablösen. Sowohl MasterCard mit „PayPass“ als auch Visa mit „payWave“ bieten das kontaktlose Bezahlen an. Im Jahr 2011 waren in der Schweiz bereits
über 700‘000 NFC-fähige Kreditkarten im Umlauf (Comtesse, 2011).
Noch einen Schritt weiter geht das Proximity Mobile Payment. Dabei kann zwischen
den zwei Technologien NFC und QR-Code unterschieden werden. Beim mobilen Bezahlen via NFC werden die Kreditkartendaten auf das NFC-fähige Mobiltelefon geladen. Der Kunde braucht dann weder Bargeld noch Kreditkarte, sondern nur noch sein
Mobiltelefon. Für die Bezahlung wird das Mobiltelefon an das entsprechende Terminal
gehalten und der Betrag wird automatisch vom Kreditkartenkonto abgebucht. Eine andere Möglichkeit des Proximity Mobile Payment basiert auf einem QR-Code. Für die
Bezahlung wird der QR-Code entweder an der Kasse angezeigt und vom Kunden mit
dem Mobilgerät gescannt oder er wird auf dem Bildschirm des Mobilgeräts angezeigt
und von einem Lesegerät an der Kasse gescannt. Der Betrag kann einer Prepaid- oder
Kreditkarte belastet werden. Etwas optimistisch lässt sich folgende Hypothese ableiten:
Hypothese 4: Mobile Payment wird langfristig das Bargeld ablösen
24
4.4
Bankenfremde Konkurrenz
Seit einiger Zeit versuchen Internetunternehmen, Kreditkartengesellschaften, Mobilfunkanbieter und Start-ups mit integrierten Lösungen das Bezahlen sowohl im mobilen
Internet als auch am Point of Sale zu vereinfachen. Dadurch gerät der traditionelle Zahlungsverkehr der Schweizer Banken unter Druck. Trotzdem handeln die Banken bis
anhin nur zögerlich und laufen Gefahr, Marktanteile im Zahlungsverkehr an bankenfremde Wettbewerber zu verlieren. Wenn der Zahlungsverkehr vom Konto entkoppelt
wird, lockert sich die Kundenbeziehung und es droht den Banken nicht nur ein Rückgang der Einnahmen aus dem Zahlungsverkehr, sondern auch ein Verlust der Kundenschnittstelle. Deshalb kann die folgende Hypothese aufgestellt werden:
Hypothese 5: Banken müssen eine Strategie für Mobile Payment entwickeln, sonst verlieren sie im Zahlungsverkehr Marktanteile
an Non-Banks
4.5
Mobile Wallet
Einer der wichtigsten Treiber in der Entwicklung von Mobile Banking und Payment ist
das Aufkommen der Smartphones und mit ihnen der Apps. Die kleinen Programme für
Mobilgeräte verliehen den mobilen Finanzdienstleistungen einen Schub. Seit der Eröffnung des Apple App Stores im Juli 2008, ist die Anzahl an heruntergeladenen Apps
rasant gestiegen. Ende Oktober 2012 wurden im Apple App Store und bei Google Play
je über 700‘000 Apps angeboten. „There is an App for everything“, wie der Slogan von
Apple sagt (Rosemann & Moormann, 2010).
Das Mobile Wallet ist eine App, die das physische Portemonnaie ablösen soll. Das
Mobey Forum (2011: 5) definiert das Mobile Wallet als „functionality on a mobile device that can securely interact with digitized valuables”. Diese bewusst breit gewählte
Definition schliesst künftige Anwendungsmöglichkeiten, die heute noch unbekannt
sind, mit ein. Ein Mobile Wallet vereint Funktionen des Remote Mobile Payments und
des Proximity Mobile Payments. Wie Abbildung 3 zeigt, kann ein Mobile Wallet nebst
dem mobilen Bezahlen aber auch noch viele weitere Aufgaben übernehmen. Um für den
Konsumenten einen maximalen Nutzen zu schaffen, muss das Mobile Wallet eine offene Plattform sein. Konsumenten sollen selber bestimmen können, welche Dienste und
Marken sie in ihr Mobile Wallet integrieren möchten (Mobey Forum, 2011: 5).
25
Mobile Payment
Mobile Banking
Identität
Mobile Commerce
- Remote Mobile Payments
- Kontoinformationen
- digitale Unterschrift
- finanzielle Transaktionen (Geldüberträge,
Bezahlen von Rechnungen, Wertschriftentransaktionen)
- Hausschlüssel
- Gutscheine und Spezialangebote
- Mitgliederkarte
- Kundenkarten
- Bordkarte
- Bahn- und Bustickets
- Führerausweis
- elektronische Quittungen
- Proximity Mobile
Payments
- mobile Werbung
- Benachrichtigungen
Abbildung 3: Anwendungsmöglichkeiten eines Mobile Wallets
(in Anlehnung an Mobey Forum, 2011: 7)
Es stellt sich die Frage, wer dieses Mobile Wallet in Zukunft anbieten wird. Zurzeit
künden internationale Akteure wie Google, PayPal oder MasterCard, laufend neue Mobile Wallets an. Auch in der Schweiz arbeiten Mobilfunkanbieter, Kreditkartengesellschaften, Acquirer und Banken an verschiedenen Lösungen für ein Mobile Wallet. Bisher hat sich jedoch noch keine Lösung durchgesetzt, weil sich die verschiedenen Akteure nicht auf ein gemeinsames Geschäftsmodell einigen konnten.
26
Empirischer Teil
5
Methodisches Vorgehen
Empirie bedeutete „auf Erfahrung beruhend“. Die empirische Forschung ist eine wissenschaftliche Methodik um Erfahrungen über die Realität zu sammeln, zu systematisieren und sie dann anzuwenden (i-literacy, 2010a). Im Folgenden wird zuerst die Ausgangslage und die Zielsetzung der empirischen Untersuchung aufgezeigt. Danach folgt
die Beschreibung des Forschungsdesigns. Zum Schluss wird auf die Durchführung der
gewählten Methoden eingegangen.
5.1
Ausgangslage und Zielsetzung
Im Hinblick auf die Zielsetzung dieser Arbeit wurden im vorhergehenden Kapitel die
Beobachtungen aus dem theoretischen Teil zusammengefasst und daraus fünf Hypothesen abgeleitet. Anhand einer empirischen Untersuchung sollen nun die aufgestellten
Hypothesen überprüft und Trends für das Mobile Banking und Payment festgehalten
werden. Das Ziel der empirischen Untersuchung ist es, Implikationen für Schweizer
Banken aufzuzeigen.
5.2
Forschungsdesign
Das Forschungsdesign beschreibt in einem weiten Sinn „die Gesamtheit aller Entscheidungen über das Vorgehen bei einer empirischen Untersuchung“ (Jacob, Eirmbter &
Ludwig-Mayerhofer, 2006a). Dies umfasst die Methoden der Datenerhebung, das Auswahlverfahren und das Verfahren der Datenauswertung.
In einem engeren Sinn geht es um die Entscheidung, ob ein experimentelles, quasiexperimentelles oder nicht-experimentelles Design gewählt werden soll. Das Ex-postfacto-Design (nicht-experimentell) ist die in den Sozialwissenschaften verbreitetste Untersuchungsform. Dieses Design kommt zur Anwendung, wenn Experimente nicht möglich sind. Da sowohl unabhängige als auch abhängige Variablen gemessen werden, ermöglichen Ex-post-facto-Designs
nur
korrelative
Aussagen.
Ziel
des
nicht-
experimentellen Designs ist die Beschreibung und nicht die Erklärung (Schreier, 2003:
45). Bei nicht-experimentellen Designs können zwischen Längsschnitt- und Querschnittstudien unterschieden werden (Evalguide, 2013a). Im Gegensatz zu der Querschnittstudie, bei der die Untersuchung einmalig durchgeführt wird, findet bei der
Längsschnittstudie dieselbe Untersuchung in mehreren Zeitpunkten statt (Evalguide,
27
2013a). In dieser Arbeit wurde, sowohl für die qualitative als auch für die quantitative
Erhebungsmethode, eine Querschnittstudie gewählt.
5.2.1 Methoden
Bei der Datengewinnung kann zwischen der Primär- und Sekundärforschung unterschieden werden. Während bei der Sekundärforschung bereits vorhandenes, früher erhobenes Datenmaterial verwendet wird, werden bei der Primärforschung neue Informationen erhoben (Wübbenhorst, 2013). Die Primärforschung hat gegenüber der Sekundärforschung den wesentlichen Vorteil, dass sie aktuelle Ergebnisse für einen bestimmten Untersuchungszweck liefert. Dafür ist der Zeit- und Kostenaufwand bei der Primärforschung erheblich grösser.
Die wichtigsten Erhebungsmethoden in der Primärforschung sind Befragung, Beobachtung, Experiment und Panel. Die Befragung wird definiert als das planmässige Vorgehen mit der wissenschaftlichen Zielsetzung, eine Person mit gezielten Fragen zu Angaben der gewünschten Informationen zu bewegen (Thommen & Achleitner, 2009: 163).
Die Befragung kann entweder persönlich, schriftlich, telefonisch oder online durchgeführt werden (Wübbenhorst & Maier, 2013). Zudem kann zwischen qualitativer und
quantitativer Befragung unterschieden werden, wobei es auch Mischformen gibt, da
eine klare Abgrenzung nicht immer möglich ist. Die qualitative Befragung ist ein offener Forschungsprozess, der auf das Zustandekommen eines freien Gesprächs zu dem
festgelegten Thema abzielt. Dadurch kann einerseits ein breites Spektrum an Perspektiven, Meinungen und Haltungen erfasst werden und andererseits ein hoher Wahrheitsund Informationsgehalt erreicht werden (SDI-Research, 2013b). Im Gegensatz dazu ist
die quantitative Befragung ein vorbestimmter, standardisierter Forschungsprozess und
wird eingesetzt, um genaue Aussagen über die Verteilung der abgefragten Eigenschaften zu erhalten (SDI-Research, 2013a). Im Weiteren können Befragungen auch nach der
Zahl der zu untersuchenden Themen, nach dem befragten Personenkreis und nach dem
Grad der Standardisierung kategorisiert werden (Tabelle 3).
In dieser Arbeit werden qualitative und quantitative Befragungen eingesetzt. Für die
qualitativen Befragungen wurden Experten persönlich interviewt. Als Erhebungsinstrument diente ein teilstandardisierter Interviewleitfaden. Die quantitativen Befragungen wurden als vollstandardisierte Online-Befragungen durchgeführt.
28
Kategorie
Medium
Methoden
Themen
Standardisierung
Ausprägung
persönlich
schriftlich
qualitative Methode
telefonisch
Mischform
Personenkreis
quantitative Methode
Mehrthemenbefragung
(Omnibus- Befragung)
Einthemenbefragung
nicht standardisiert
online
teilstandardisiert
Expertenbefragung
vollstandardisiert
Abnehmerbefragung (Verbraucherbefragung, Händlerbefragung)
Tabelle 3: Varianten der Befragung
Das Problem bei Befragungen ist, dass die Antworten falsch oder verzerrt sein können.
Es kann sein, dass die Befragten keine wahre Auskunft geben möchten, dass sie sich
nicht mehr richtig erinnern, dass sie die Frage falsch verstehen oder dass durch die Art
der Befragung das Antwortverhalten systematisch beeinflusst wird (Wübbenhorst &
Maier, 2013).
5.2.2 Auswahlverfahren
Im Bezug auf das Auswahlverfahren kommt entweder eine Vollerhebung oder eine Teilerhebung in Frage. Eine Vollerhebung, bei der die ganze Population (Grundgesamtheit)
untersucht wird, ist meist nicht möglich, aber auch nicht erforderlich. Stattdessen beschränkt sich die Untersuchung bei der Teilerhebung auf eine Stichprobe der Grundgesamtheit (Holland & Scharnbacher, 2010). Die Stichprobe muss die Population hinsichtlich der interessierenden Merkmale möglichst gut widerspiegeln, d.h. repräsentativ sein
(Beller, 2004: 86). Grundsätzlich kann der Auswahlprozess zufällig, bewusst oder willkürlich erfolgen (Jacob, Eirmbter & Ludwig-Mayerhofer, 2006b). Bei einer Zufallsstichprobe hat jedes Element der Grundgesamtheit die gleiche Chance gewählt zu werden. Die Stichproben können auch bewusst nach vorgegebenen Regeln oder unkontrolliert gezogen werden. Jedoch garantiert nur eine Zufallsauswahl eine repräsentative
Stichprobe.
5.2.3 Aufbereitungs- und Auswertungsverfahren
Der Prozess für eine effiziente Datenauswertung unterscheidet sich nach der eingesetzten Erhebungsmethode. Grundsätzlich lässt sich das Auswertungsverfahren in die fol-
29
genden Schritte einteilen: 1. Daten dokumentieren, 2. Daten analysieren und 3. Daten
interpretieren (Evalguide, 2013b).
Die Dokumentation bei qualitativen Daten besteht in der Transkription der aufgezeichneten Gespräche. Unter Transkription versteht man die Übertragung von gesprochener
Sprache in eine schriftliche Form (Mayring, 2002: 89). Quantitative Daten hingegen
müssen für die Analyse in einer Tabelle erfasst und kodiert werden.
In einem zweiten Schritt können die Daten mittels unterschiedlichster statistischer oder
inhaltsanalytischer Verfahren ausgewertet werden. Eine qualitative Inhaltsanalyse wird
eingesetzt, um relevante Informationen aus einem Text zu entnehmen und separat weiterzuverarbeiten (i-literacy, 2010c). Die inhaltsanalytischen Verfahren können drei verschiedene Ziele verfolgen: Zusammenfassung, Explikation oder Strukturierung (Evalguide, 2013c). Quantitative Daten werden meist mit statistischen Verfahren ausgewertet,
welche in deskriptive Statistik und Inferenzstatistik unterteilt werden können. Bei der
deskriptiven Statistik geht es um die Zusammenfassung von Daten und die Präsentation
aussagekräftiger Kennzeichen der Datenmenge (Lederer, 2013: 2). Die Inferenzstatistik
hingegen befasst sich mit der Frage, ob den Ergebnissen der Zufall oder eine wissenschaftlichen Gesetzmässigkeit zugrunde liegt (Lederer, 2013: 12).
5.3
Durchführung der leitfadengestützten Experteninterviews
Um ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge zu erlangen und einzelne Aspekte
der theoretischen Recherche zu überprüfen, wurden leitfadengestützte Experteninterviews eingesetzt. Das Experteninterview wird gemäss Mieg & Näf (2005: 8) vereinfacht
definiert als „jemanden zu seinem/ihrem Wissen befragen“. Ziel des Experteninterviews
ist es, über bestimmte Sachverhalte Informationen zu gewinnen, die auf andere Weise
nicht, oder nicht so leicht, beschafft werden können (Blancke, 2002). Das Interesse gilt
in erster Linie dem Expertenwissen und nicht der befragten Person. Aufgrund der kleinen Zahl der Befragten und der Offenheit der Fragen zählen Experteninterviews zu den
qualitativen Methoden der Datenerhebung (Mieg & Näf, 2005: 5). Qualitative Befragungen dienen dazu, grundlegende Informationen über Eigenschaften und Eigenschaftsmuster eines Untersuchungsraums zu erlangen (SDI-Research, 2013a). Als Erhebungsinstrument wird ein Interviewleitfaden eingesetzt, der ein themenfokussiertes Gespräch in Gang bringen soll, aber das Interview nicht einengen darf (Mieg & Näf, 2005:
10). Der vorbereitete Interviewleitfaden (Anhang A) enthält Fragen zur Entstehung,
30
dem aktuellen Stand und der zukünftigen Entwicklung des Mobile Banking beim jeweiligen Finanzinstitut. Zudem sind Fragen betreffend die Haltung des Finanzinstitutes
gegenüber Mobile Payment von Interesse.
Als Experten kamen Mitarbeitende von Schweizer Finanzinstituten, die im Rahmen
dieser Arbeit untersucht wurden, in Frage. Die Mitarbeitenden sollten im Bereich des
Mobile Banking tätig sein. Einer der beiden Interviewpartner wurde durch den betreuenden Dozenten vermittelt, der andere konnte mittels einer Anfrage beim Finanzinstitut
gefunden werden. Das erste Interview fand am 15. März 2013 am Hauptsitz des Finanzinstituts statt und dauerte rund 60 Minuten. Das zweite, deutlich kürzere Interview,
konnte am 19. März via Skype durchgeführt werden.
Die Interviews wurden aufgezeichnet und direkt nach der Durchführung transkribiert. In
Anlehnung an eine quantitative Inhaltsanalyse wurde die Transkription zusammengefasst. Ziel der Zusammenfassung ist gemäss Mayring (2010: 65) „das Material so zu
reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch Abstraktion einen überschaubaren Corpus zu schaffen, der immer noch Abbild des Grundmaterials ist.“ Das überarbeitete Interview wurde anschliessend den Experten zur Autorisierung zugestellt. Für
die Analyse und Interpretation wurden die Interviews anonymisiert.
Das Problem bei Experteninterviews liegt in der sozialen Interaktion zwischen fragender und befragter Person (Mieg & Näf, 2005: 5 Es besteht die Gefahr, dass Informationen selektiv oder verzerrt übermittelt werden, da der Experte subjektive Wahrnehmungen und Meinungen hat, über eigene oder institutionelle Interessen verfügt oder taktische Ziele verfolgt (Blancke, 2002). Deshalb muss bei der Interpretation und Auswertung des Interviews das persönliche und institutionelle Interesse der Befragten berücksichtigt werden.
5.4
Durchführung der Online-Befragung
Die Online-Befragung ist eine Methode der quantitativen Forschung, bei der es darum
geht, „Verhalten in Form von Modellen, Zusammenhängen und zahlenmässigen Ausprägungen möglichst genau zu beschreiben und vorhersagbar zu machen“ (Winter,
2000). In dieser Arbeit soll anhand einer Online-Befragung die Einstellungen der Konsumenten in Bezug auf Mobile Banking und Mobile Payment in der Schweiz und den
USA beschrieben werden. Es wird versucht, Unterschiede zwischen dem Konsumentenverhalten in den beiden Ländern zu identifizieren. Ziel der Online-Befragung ist es,
31
eine Prognose über die zukünftige Akzeptanz von Mobile Banking und Payment von
Schweizer Konsumenten zu wagen. Eine Online-Befragung ermöglicht eine relativ
schnelle und kostengünstige Durchführung mit einer hohen Teilnehmerzahl (i-literacy,
2010b). Andererseits ist die Repräsentativität bei einer Online-Befragung nicht gegeben,
da die Stichprobe selbstselektierend ist und nur Personen mit einem Internetzugang erreicht werden (i-literacy, 2010b). Jedoch spielt die Repräsentativität bei der deskriptiven
Statistik keine Rolle. Der Unterschied zwischen einer zufälligen oder nicht-zufälligen
Stichprobenauswahl besteht in der Verallgemeinerung. Bei einer nicht-zufälligen Auswahl kann die Verallgemeinerung auf die Grundgesamtheit nur verbal erfolgen (Von
der Lippe & Kladroba, 2002: 4).
Die Online-Umfrage wurde in Google Drive erstellt. In der Umfrage werden zuerst einige einleitende Fragen betreffend Internetzugang gestellt. Danach folgen Fragen über
die Nutzung von Mobile Banking und Mobile Payment. Am Schluss wurden die Teilnehmer gebeten, einige persönliche Angaben anzugeben. Für die genaue Ausgestaltung
des Fragebogens sei auf die Anhänge B und C verwiesen. Die Umfrage wurde in deutscher und englischer Sprache verfasst.
Die Umfrage in der Schweiz wurde zwischen dem 22. März und dem 24. April 2013
durchgeführt. Die Aufforderung an der Online-Befragung teilzunehmen wurde per EMail an Studierende und Mitarbeitende der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften des Departements W verschickt. Gleichzeitig wurde der Link zur Teilnahme an der Umfrage auf dem sozialen Netzwerk Facebook gepostet. Die Umfrage wurde
von 438 Personen vollständig ausgefüllt.
In den USA fand die Umfrage zwischen dem 26. März und dem 29. April 2013 statt und
es nahmen 60 Personen teil. Der Link für die Teilnahme an der Umfrage wurde an Studierende der University of West Florida in Pensacola FL gesendet. Die angeschriebenen
Personen wurden aufgefordert, den Link an weitere Personen in den USA weiterzuleiten. Die Teilnehmerzahl von 60 Personen lässt zwar keine Verallgemeinerung zu, trotzdem können die Ergebnisse als Vergleichsdaten herangezogen werden. Ein Vorteil von
Online-Befragungen ist, dass die Daten für die Auswertung bereits elektronisch eingegeben wurden und sofort verfügbar sind. Google Drive speichert die Ergebnisse in einer
Tabelle ab. Diese wurden in Microsoft Excel exportiert und für die Auswertung kodiert.
32
6
Ergebnisse
Dieses Kapitel zeigt die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Zuerst wird näher
auf die Experteninterviews eingegangen. Es folgt die Darstellung der Ergebnisse aus der
Online-Befragung. Anschliessend werden die aufgestellten Hypothesen überprüft.
6.1
Auswertung der Experteninterviews
Im Folgenden werden die Erkenntnisse aus den beiden Experteninterviews zusammenfassend dargestellt. Das Ziel der Interviews war, ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge zu erlangen und einzelne Aspekte der theoretischen Recherche zu überprüfen. Die Experteninterviews lassen jedoch keine allgemeingültigen Schlussfolgerungen
zu, da sie die Meinungen der Experten widerspiegeln.
6.1.1 Aktuelle Situation
Der Grund für die Einführung von Mobile Banking war für eines der Finanzinstitute
ganz klar die Positionierung als innovativer Partner gegenüber seinen Kunden. Der
Grossteil der Finanzinstitute in der Schweiz verfolgt in Bezug auf Mobile Banking jedoch eine Follower-Strategie. Man gibt sich eher zurückhaltend, aber will mit der Konkurrenz mithalten.
Die beliebtesten Funktionen des Mobile Banking sind die Saldoabfragen und die Abfrage der letzten Buchungen, gefolgt von Zahlungsfunktionen. Das gleiche kann auch im
Online Banking festgestellt werden. Die Anzahl der via Mobiltelefon ausgeführten
Transaktionen ist im Vergleich zu Online-Zahlungen zwar noch sehr bescheiden, doch
rechnet man im Mobile Banking mit einer höheren Wachstumsrate. Im Gegensatz zum
Online Banking ist der Durchbruch beim Mobile Banking noch lange nicht geschafft.
Das Mobile Banking wird von den Kunden sehr geschätzt. Je einfacher die Handhabung, desto besser kommt es bei den Kunden an. Das gilt sowohl für die Installation der
App, das Login-Verfahren sowie die einzelnen Funktionen. Der Mehrwert für den Kunden liegt vor allem in der zeit- und ortsunabhängigen Verfügbarkeit. Zudem entfällt
dank der Funktion „Scan & Pay“ das mühsame Abtippen der Referenznummer. Die
grösste Herausforderung für Finanzinstitute bei der Entwicklung von Mobile BankingLösungen ist es, die Benutzerfreundlichkeit und die Sicherheit zu vereinbaren. Dabei
steht die Sicherheit an erster Stelle.
33
6.1.2 Ausblick
Die Mobile Banking-Angebote werden laufend verbessert und es kommen neue Funktionen dazu. Zurzeit arbeiten beide Finanzinstitute an einer Mobile Banking-Lösung für
Tablets, die noch in diesem Jahr auf den Markt kommen sollten.
Im Hinblick auf Mobile Payment hat man erkannt, dass etwas getan werden muss, um
die eigene Marktstellung gegenüber bankenfremden Konkurrenten wie Google zu verteidigen. Deshalb wird beim einen Finanzinstitut an einem eigenen Mobile Wallet gearbeitet. Doch nicht alle scheinen eine solch klare Strategie zu verfolgen. Der Grossteil
gibt sich eher zurückhaltend und scheint vorerst einmal abzuwarten. Insbesondere bezüglich NFC gehen die Meinungen auseinander. Während die einen überzeugt sind,
dass sich NFC durchsetzen wird, hegen die anderen grosse Zweifel. Einigkeit herrscht
einzig darüber, dass es entsprechende Akzeptanzstellen braucht, bevor Banken in NFCTechnologien investieren.
Um Fortschritte zu erzielen, müssen Banken die Kunden vom Mobile Payment überzeugen. Es muss viel darüber gesprochen werden, damit Kunden bereit sind, eine neue
Technologie auszuprobieren. Der Kunde muss überzeugt sein, dass ihm Mobile Payment einen Mehrwert bringt.
6.2
Analyse der Online-Befragung
Das Ziel der Online-Befragung war die Einstellung der Konsumenten gegenüber Mobile
Banking und Payment zu untersuchen und Trends zu erkennen. In den folgenden Abschnitten werden die aussagekräftigsten Erkenntnisse in komprimierter Form präsentiert.
6.2.1 Internetzugang
Die Stichprobe der Befragung in der Schweiz umfasst 438 Personen. Davon sind 51%
weiblich und 49% männlich. Der Grossteil der Befragten ist unter 35 Jahren alt: 3%
sind unter 20 Jahren, 53% sind zwischen 20-25 Jahren und 31% sind zwischen 26-35
Jahren. Die restlichen 13% sind 36 Jahre oder älter. Abbildung 4 zeigt das Geschlecht
und die Altersstruktur der Stichprobe in der Schweiz.
34
Geschlecht
Altersstruktur
(in Prozent der
Befragten)
(Anzahl der Befragten)
119
112
125
100
7066
75
49%
50
51%
25
9
8
3
18
13 9
2 7
1 1
56-65
> 65
0
< 20
weiblich
20-25
männlich
26-35
36-45
weiblich
46-55
männlich
n = 438
n = 438
Abbildung 4: Geschlecht und Altersstruktur der Stichprobe in der Schweiz
In Abbildung 5 ist die Aufteilung des Geschlechts und die Altersstruktur der Stichprobe
in den USA ersichtlich. Insgesamt haben 60 Personen an der Befragung teilgenommen.
Der Anteil an weiblichen Teilnehmerinnen beträgt 53% und der der männlichen Teilnehmer 47%. Die Altersstruktur gestaltet sich ähnlich wie diejenige der Stichprobe in
der Schweiz. Die grosse Mehrheit (87%) ist ebenfalls unter 35 Jahre alt, wobei der Anteil der 20- bis 25-Jährigen 67% ausmacht.
Geschlecht
Altersstruktur
(in Prozent der
Befragten)
(Anzahl der Befragten)
23
25
20
17
15
47%
10
5 6
53%
5
1 0
2 3
1 1
0 1
0 0
36-45
46-55
56-65
> 65
0
< 20
female
20-25
male
26-35
female
male
n = 60
n = 60
Abbildung 5: Geschlecht und Altersstruktur der Stichprobe in den USA
Die Teilnehmer wurden gefragt, wann sie das letzte Mal auf einer Bankfiliale waren und
ob sie Online Banking benutzen. Abbildung 6 zeigt, dass etwas mehr als ein Drittel
(36%) der Befragten im letzten Monat eine Bankfiliale besucht haben. Zwei Drittel wa-
35
ren schon mehrere Monate nicht mehr auf einer Bankfiliale, 17% der Teilnehmenden
sogar schon länger als ein Jahr nicht mehr. Online Banking hingegen ist weit verbreitet
und wird von 97% der Befragten benutzt. Auch in den USA nutzen fast alle Befragten
(95%) Online Banking.
Letzter Besuch einer Bankfiliale
Online Banking
(in Prozent der Befragten)
(in Prozent der
Befragten)
50%
40%
3%
40%
30%
21%
20%
17%
15%
7%
10%
97%
0%
vor einer vor einem
vor
vor einem
schon
Woche
Monat
mehreren
Jahr
länger nicht
Monaten
mehr
Ja
Nein
n = 438
n = 438
Abbildung 6: Genutzte Vertriebskanäle in der Schweiz
Eine Voraussetzung für die Nutzung von Mobile Banking und Mobile Payment ist der
Besitz eines internetfähigen Mobilgeräts. In der Schweiz besitzen 93% der Befragten
ein internetfähiges Mobilgerät (Abbildung 7). In den USA sind es 88%.
Internetfähiges Mobilgerät
Schweiz
Internetfähiges Mobilgerät
USA
(in Prozent der Befragten)
(in Prozent der Befragten)
7%
12%
88%
93%
Ja
Nein
Yes
n = 438
No
n = 60
Abbildung 7: Besitz eines internetfähigen Mobilgeräts
36
6.2.2 Mobile Banking
Wie Abbildung 8 zeigt, nutzen in der Schweiz bereits 41% der Befragten Mobile Banking. Im Vergleich zu den USA ist der Anteil jedoch klein. Dort nutzen gleich doppelt
so viele Befragte Mobile Banking (82%).
Mobile Banking
Schweiz
Mobile Banking
USA
(in Prozent der Befragten)
(in Prozent der Befragten)
18%
41%
59%
82%
Ja
Nein
Yes
n = 438
No
n = 60
Abbildung 8: Nutzung von Mobile Banking
Von den 179 Mobile Banking-Anwendern in der Schweiz, nutzen mehr als die Hälfte
(52%) mindestens einmal in der Woche Mobile Banking (Abbildung 9). Rund 5% der
Befragten wenden Mobile Banking sogar täglich an. Der Zugriff erfolgt am häufigsten
via eine App. Von den Mobile Banking-Nutzern setzen 62% eine App ein, gefolgt von
53%, die den mobilen Browser für das Mobile Banking benützen. Nur gerade 14% der
Mobile-Banking-Nutzern tätigen Mobile Banking via SMS. In den USA sind Apps
ebenfalls die verbreitetste Form für Mobile Banking und werden von 84% der Nutzer
verwendet. SMS hingegen werden nur gerade von 8% der Mobile Banking-Nutzern
eingesetzt.
37
Häufigkeit der Nutzung
(in Prozent der Mobile Banking-Nutzer)
32%
35%
30%
26%
25%
21%
20%
15%
10%
9%
7%
5%
5%
0%
täglich
mehrmals pro 1x pro Woche 2-3x pro Monat 1x pro Monat weniger als 1x
Woche
pro Monat
n = 179
Form der Nutzung
(in Prozent der Mobile Banking-Nutzer)
via App
62%
via Browser
53%
via SMS
14%
0%
20%
40%
60%
80%
n = 179 (Mehrfachnennungen möglich)
Abbildung 9: Häufigkeit und Form der Nutzung von Mobile Banking in der Schweiz
Bei den Gründen, weshalb Mobile Banking nicht benutzt wird, wurden Bedenken
betreffend Sicherheit am häufigsten genannt (Abbildung 10). Von den 259 Befragten,
die Mobile Banking nicht nutzen, gaben 135 Personen diesen Grund an. Zudem haben
120 Teilnehmer keinen Bedarf an Mobile Banking. Weiter haben 37 Befragte noch nie
von Mobile Banking gehört und 36 der Befragten gaben schlechte Benutzerfreundlichkeit als Ablehnungsgrund an. Von den 30 Personen, die weitere Gründe nannten, tätigen
viele ihre Bankgeschäfte lieber über Online Banking. Mehrfach wurde auch aufgeführt,
dass die Befragten zu wenig über Mobile Banking informiert seien.
In den USA sind Bedenken betreffend Sicherheit nicht mit Abstand der grösste Ablehnungsgrund. Kosten für die Internetverbindung und kein Bedarf wurden gleich oft genannt. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass in den USA keine Person angab, noch nie von
Mobile Banking gehört zu haben.
38
Ablehnungsgründe
(Anzahl der Nennungen)
ich habe noch nie von Mobile Banking gehört
37
meine Bank bietet kein Mobile Banking an
12
Bedenken betreffend der Sicherheit
135
Kosten für die Internetverbindung
16
schlechte Benutzerfreundlichkeit
36
kein Bedarf
120
ich habe kein internetfähiges Mobilgerät
17
Other
30
n = 259 (Mehrfachnennungen möglich)
Abbildung 10: Ablehnungsgründe von Mobile Banking in der Schweiz
Die Teilnehmer wurden gefragt, welche Funktionen sie im Mobile Banking nutzen, oder
sich vorstellen können zu nutzen. Abbildung 11 zeigt, dass das Abfragen von Kontostand und Bewegungen an oberster Stelle steht (80%), gefolgt von Kontoüberträgen
(50%). Ebenfalls beliebt sind Funktionen im Bereich der mobilen Finanzinformationen.
49% der Befragten nutzen einen Währungsrechner und 45% die Filialen- und Bancomatensuche. Danach folgen In- und Auslandzahlungen sowie E-Rechnungen, die je bei
39% der Befragten Anklang finden. Funktionen der mobilen Depotführung werden eher
seltener benutzt.
39
Mobile Banking-Funktionen
(in Prozent der Befragten)
Ja
Nein
0%
100%
Kontostand und Bewegungen abfragen
80%
Kontoübertrag
20%
50%
50%
In- und Auslandzahlungen
39%
61%
E-Rechnungen
39%
61%
Scan & Pay
Gesprächsguthaben aufladen
25%
9%
Portfolioübersicht (Depotauszug)
Wertschriftentransaktionen
Auftragsbuch verwalten
Watchlist
91%
25%
75%
17%
83%
9%
91%
15%
aktuelle Markt- und Finanzinformationen
85%
29%
Währungsrechner
71%
49%
Filialen- und Bancomatensuche
keine
75%
51%
45%
10%
55%
90%
n = 438 (Mehrfachnennungen möglich)
Abbildung 11: Genutzt Funktionen im Mobile Banking in der Schweiz
6.2.3 Mobile Payment
Im Gegensatz zum Mobile Banking scheint Mobile Payment in der Schweiz weitverbreiteter zu sein. Rund zwei Drittel (64%) gaben an, schon einmal Mobile Payment benutzt zu haben (Abbildung 12). In den USA hat die Hälfte der Befragten bereits einmal
Mobile Payment eingesetzt.
40
Mobile Payment
Schweiz
Mobile Payment
USA
(in Prozent der Befragten)
(in Prozent der Befragten)
36%
50%
50%
64%
Ja
Nein
Yes
No
n = 438
n = 60
Abbildung 12: Nutzung von Mobile Payment
Wie Abbildung 13 verdeutlicht, spielt SMS beim Mobile Payment eine grosse Rolle.
Von den 281 Personen, die bereits einmal Mobile Payment benutzt haben, erfolgte dies
bei 67% über SMS. Am zweitmeisten (61%) setzen Mobile Payment-Nutzer eine App
für das mobile Bezahlen ein. Nur gerade 2% der Nutzer gaben an, schon einmal Mobile
Payment via NFC getätigt zu haben. In den USA zeigt sich ein etwas anderes Bild. Keiner der Befragten hat bis jetzt NFC für die Bezahlung via Mobiltelefon eingesetzt und
nur gerade 3% der Mobile Payment-Nutzer setzten SMS ein. Der grösste Teil der Nutzer tätigen Mobile Payment via App (70%) oder mobilem Browser (53%).
Form der Nutzung
(in Prozent der Mobile Payment-Nutzer)
via NFC
2%
via einer App
61%
via mobilem Webbrowser
17%
via SMS
67%
0%
20%
40%
60%
80%
n = 281 (Mehrfachnennungen möglich)
Abbildung 13: Form der Nutzung von Mobile Payment in der Schweiz
Von den Befragten haben 157 noch nie Mobile Payment benutzt. Als Grund dafür nannten 88 Personen, dass sie andere Zahlungsmittel bevorzugen (Abbildung 14). Etwa halb
so viele, nämlich 43 der Befragten, hatten bis jetzt noch keine Gelegenheit Mobile
Payment zu nutzen. Zudem haben 49 Personen Bedenken betreffend der Sicherheit von
41
Mobile Payment und 16 Teilnehmer haben noch nie von Mobile Payment gehört. In den
USA sieht es ähnlich aus. Die Hauptgründe, weshalb 50% die Befragten noch nie Mobile Payment genutzt haben sind, dass sie andere Zahlungsmitteln bevorzugen, dass sie
bis jetzt noch keine Möglichkeit dazu hatten und Bedenken betreffend der Sicherheit.
Ablehnungsgründe
(Anzahl der Nennungen)
ich habe noch nie von Mobile Payment gehört
16
ich hatte bis jetzt keine Gelegenheit dazu
43
ich bevorzuge andere Zahlungsmittel
88
Bedenken betreffend der Sicherheit
zu hohe Transaktionskosten
49
3
schlechte Benutzerfreundlichkeit
15
ich habe kein internetfähiges Mobilgerät
18
Other
5
n = 157 (Mehrfachnennungen möglich)
Abbildung 14: Ablehnungsgründe von Mobile Payment in der Schweiz
Die Teilnehmer wurden weiter gefragt, in welchen Situationen sie sich vorstellen können, mit einem Mobilgerät zu bezahlen. Abbildung 15 zeigt, dass ein grosses Potenzial
für Mobile Payment vorhanden ist. 88% der Befragten können es sich vorstellen, ihr
Mobilgerät für den Kauf von Fahrkarten einzusetzen oder haben das bereits getan. Weiter wurde der Einsatz von Mobile Payment für den Kauf von Tickets (77%) und den
Erwerb digitaler Güter / Applikationen (63%) bejaht. Fast die Hälfte (46%) der Befragten können sich vorstellen, Einkäufe über das mobile Internet via Mobilgerät zu bezahlen. Das Bezahlen von Waren an einem Automaten ziehen 42% der Befragten in Betracht. Immerhin für etwas mehr als ein Drittel der Befragten kommt das mobile Bezahlen an der Kasse (39%), respektive in einem Restaurant / Bar (37%) in Frage. In den
USA ist die Akzeptanz von Mobile Payment trotzdem deutlich grösser. Ausser für das
Bezahlen an einem Automaten, kann sich die Mehrheit der Befragten vorstellen, ihr
Mobilgerät in all den genannten Situationen einzusetzen.
42
Potenzial von Mobile Payment
(in Prozent der Befragten)
Ja
Nein
0%
100%
Kauf von Tickets
77%
Kauf von Fahrkarten
Bezahlen von Ware an einem Automaten
88%
42%
Erwerb digitaler Güter / Applikationen
Bezahlen an der Kasse
12%
58%
63%
39%
Einkauf über mobiles Internet
Bezahlen in einem Restaurant / einer Bar
23%
46%
37%
37%
61%
54%
63%
n = 438 (Mehrfachnennungen möglich)
Abbildung 15: Potenzial von Mobile Payment in der Schweiz
In der Schweiz bevorzugen 58% der Befragten die Abrechnung von Mobile Payment
über ein Bank- oder Postkonto, gefolgt von einer Kreditkartenbelastung (46%). Je ein
Viertel der Befragten können sich eine Abrechnung über ein Prepaid-Guthaben oder die
Telefonrechnung vorstellen. Nur gerade 11% wollen mobile Zahlungen über einen
Payment-Anbieter, wie zum Beispiel PayPal, abwickeln. Abbildung 16 verdeutlicht die
bevorzugten Abrechnungsarten. In den USA bevorzugen die Befragten ebenfalls die
Belastung des Bankkontos (63%) und die Kreditkartenbelastung (55%). Hingegen befürworten knapp ein Viertel (23%) die Abrechnung über einen Payment Anbieter.
43
Bevorzugte Art der Abrechnung
(in Prozent der Befragten)
Ja
Nein
0%
100%
Bank- oder Postkontobelastung
58%
Kreditkartenbelastung
Prepaid-Guthaben
Abwicklung über einen Payment Anbieter
Belastung über die Telefonrechnung
42%
46%
25%
11%
54%
75%
89%
25%
75%
n = 438 (Mehrfachnennungen möglich)
Abbildung 16: Bevorzugte Art der Abrechnung von Mobile Payment in der Schweiz
6.3
Überprüfung der Hypothesen
Mittels der oben dargestellten Ergebnisse, werden im Folgenden die fünf aufgestellten
Hypothesen überprüft. Dabei ist zu erwähnen, dass sich die Hypothesen auf die Situation in der Schweiz beziehen.
Hypothese 1: Kunden verlangen Mobile Banking von ihrer Bank
Das Online Banking hat sich in der Schweiz mittlerweile durchgesetzt und wird von
97% der Befragten benutzt. Zudem nimmt aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung,
insbesondere der Globalisierung, das Bedürfnis nach Mobilität stetig zu. In der Schweiz
besitzen mittlerweile 93% der Befragten ein internetfähiges Mobilgerät, das zeit- und
ortsunabhängige Dienste ermöglicht. Trotzdem nutzen erst 41% der Befragten Mobile
Banking. Die Hauptgründe, weshalb Mobile Banking nicht genutzt wird, sind Bedenken
betreffend der Sicherheit und kein Bedarf an Mobile Banking. Vielen reicht das Online
Banking für die Abwicklung ihrer Bankgeschäfte aus. Dies könnte damit zu tun haben,
dass die Kunden teilweise zu wenig über Mobile Banking wissen oder sich dem Angebot gar nicht bewusst sind. So haben 8% der Befragten noch nie von Mobile Banking
gehört. Andererseits wird Mobile Banking von Personen, die den Service nutzen, sehr
geschätzt und regelmässig genutzt. Rund 84% dieser Personen nutzen Mobile Banking
mehrmals im Monat, 5% sogar täglich. Am beliebtesten sind Funktionen die schnell und
einfach ausgeführt werden können. Dazu gehören das Abfragen von Kontostand und
44
Bewegungen sowie Kontoüberträge. Zudem wird die Funktion „Scan & Pay“ von den
Kunden geschätzt, da dadurch das Abtippen der Referenznummer entfällt.
Hypothese 2: Die Motivation von Banken, Mobile Banking anzubieten, liegt vor
allem in den Kosteneinsparungen
Gemäss der Sybase 365 Studie zum weltweiten Mobile Banking 2008 (2008: 11) sind
für die Banken die drei meistgenannten Gründe Mobile Banking einzuführen, die Kundenzufriedenheit zu verbessern, das Online Banking zu erweitern oder einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. In den USA ist zudem das Potenzial für Kosteneinsparungen
eine wichtige Motivation für die Implementierung von Mobile Banking. Schon heute
wird in den USA überwiegend bargeldlos bezahlt. Wenn nun Transaktionen wie Remote Check Deposit und P2P-Zahlungen über Mobilgeräte abgewickelt werden, können
Banken das Filial- und Bancomatennetz reduzieren. In der Schweiz wird dieses Potenzial jedoch nicht genutzt. Banken, die Mobile Banking anbieten, tun dies hauptsächlich
aus Imagegründen oder weil sie mit der Konkurrenz mithalten wollen.
Hypothese 3: Kunden verlangen einfache, schnelle und sichere Zahlungsverfahren
im mobilen Internet
Dank der weiten Verbreitung von internetfähigen Mobilgeräten und der steigenden Anzahl an mobilen Angeboten, wird das Einkaufen über den mobilen Kanal immer beliebter. Von Tickets für Events und den öffentlichen Verkehr über Kleider bis hin zu Lebensmittel kann alles über das mobile Internet gekauft werden. Während ein Grossteil
der Befragten bereits Fahrkarten (88%) und Tickets (77%) über den mobilen Kanal gekauft hat, oder es sich zumindest vorstellen kann, sind es beim Einkaufen im mobilen
Internet immerhin noch 46%. Wie bei Online-Einkäufen, ist auch bei Einkäufen über
den mobilen Kanal die Kreditkarte das gebräuchlichste Zahlungsmittel. Um den Kaufabschluss zu vereinfachen, bieten Online-Zahlungsanbieter wie PayPal und Amazon
Payments sogenannte elektronische Wallets (E-Wallets) an. Ein E-Wallet ist ein elektronisches Portemonnaie, in dem Kreditkartendaten und Versandadresse gespeichert
werden können. Anschliessend genügt für den Kaufabschluss die Eingabe von Benutzername und Passwort. Trotz der Einfachheit solcher Zahlungsverfahren, kommt nur
gerade für 11% der Befragten eine Abwicklung über einen Payment-Anbieter in Frage.
Im Gegensatz dazu befürworten 46% der Befragten eine direkt Abrechnung über die
Kreditkarte. Am beliebtesten ist die Abwicklung über ein Bank- oder Postkonto (58%).
45
Dies kann unter anderem daran liegen, dass gerade in der Schweiz zwar viele ein internetfähiges Mobilgerät, aber keine Kreditkarte besitzen. Es zeigt sich, dass Konsumenten
den Banken und Kreditkartengesellschaften im Vergleich zu Online-Zahlungsanbietern
mehr Vertrauen entgegenbringen.
Im Bereich der P2P-Zahlungen sind die Schweizer Banken dank dem einheitlichen Zahlungssystem gut positioniert. So gaben 39% der Befragten an, dass sie In- und Auslandzahlungen bereits über Mobile Banking abwickeln, oder es sich vorstellen können,
künftig zu tun. Ein Beispiel, um P2P-Zahlungen weiter zu vereinfachen, bietet PostFinance mit ihrem mobilen Schnellservice, der das Versenden von Kleinbeträgen an Mobiltelefonnummern ermöglicht.
Hypothese 4: Mobile Payment wird langfristig das Bargeld ablösen
In der Schweiz waren 2011 5,5 Millionen Kreditkarten und 8,6 Millionen Debitkarten
im Umlauf (SNB, 2013). Bereits über 700‘000 Kreditkarten waren mit der NFCTechnologie ausgestattet, die das kontaktlose Bezahlen ermöglicht (Comtesse, 2011).
Trotzdem beträgt der Anteil an kontaktlosen Zahlungen bei Kiosken, gemäss ValoraSprecher Mladen Tomic, nur etwa 2-3% (Moinat, 2012). Grund dafür ist einerseits, dass
vielen Konsumenten nicht bewusst ist, dass ihre Karte mit einem NFC-Chip ausgestattet
ist und andererseits, dass es noch zu wenig Akzeptanzstellen gibt. Das soll sich jedoch
bald ändern. Im Rahmen einer periodischen Erneuerung der Geräte aus Sicherheitsgründen, rüstet derzeit der Detailhandel die Kassen mit NFC-fähigen Terminals auf
(Kircher, 2013). Dank der Verbreitung von NFC-fähigen Karten und der steigenden
Anzahl an Akzeptanzstellen ist anzunehmen, dass Zahlungen am Point of Sale zunehmend kontaktlos abgewickelt werden.
Doch NFC-fähige Karten sind nur ein Zwischenschritt. Zukünftig sollen die Kreditkartendaten aufs NFC-fähige Mobiltelefon geladen werden. Gemäss der Online-Befragung
haben in der Schweiz 2% der Teilnehmer schon einmal mit einem Mobiltelefon via
NFC bezahlt. Bis anhin sind erst wenige Mobilgeräte mit einem NFC-Chip ausgestattet.
In diesem Jahr sollen jedoch mindestens zehn NFC-fähige Smartphones auf den Markt
kommen (Santschi, 2013). Die Frage ist, was für einen Mehrwert das Bezahlen mit einem Mobiltelefon schafft. Ob für die Bezahlung das Mobiltelefon oder eine Karte an
das Terminal gehalten wird, ist für den Kunden kaum entscheidend. Erst wenn weitere
Dienstleistungen wie elektronische Quittungen, Marketing-Angebote oder Produktin-
46
formationen auf das Mobiltelefon geladen werden können, wird das mobile Bezahlen
interessant. In der Praxis ist man sich nicht einig, ob sich die NFC-Technologie durchsetzten wird. Deshalb warten die Banken vorerst ab und schauen, wie sich der Markt
entwickeln wird.
Ein erfolgreiches Beispiel von Proximity Mobile Payment ist dasjenige von Starbucks.
Die Lösung basiert nicht auf NFC, sondern auf dem Scannen eines QR-Codes. Mittlerweile werden in den USA pro Woche mehr als 3 Millionen Mobile PaymentTransaktionen abgewickelt (Kats, 2013). Das Beispiel zeigt, dass Insellösungen kurzfristig schneller umgesetzt werden können. Doch langfristig braucht es einen Standard,
der eine einheitliche Lösung für Proximity Mobile Payment erlaubt. Denn wenn jedes
Unternehmen seine eigene App auf den Markt bringt, führt dies zu einem App-Chaos
und dem Kunden ist wenig geholfen.
Die Bereitschaft für Proximity Mobile Payment ist in der Schweiz relativ gross. Mehr
als ein Drittel (39%) der Befragten können sich das mobile Bezahlen in einem Geschäft
vorstellen. Zudem sind 37% der Befragten bereit, mit ihrem Mobilgerät in einem Restaurant oder einer Bar zu bezahlen.
Hypothese 5: Banken müssen eine Strategie für Mobile Payment entwickeln, sonst
verlieren sie im Zahlungsverkehr Marktanteile an Non-Banks
Bei der Umsetzung von integrierten Lösungen, die das Bezahlen im mobilen Internet
und im stationären Handel vereinen, ist vermehrt von sogenannten Mobile Wallets die
Rede. Ein Mobile Wallet ist eine App, die nebst dem mobilen Bezahlen weitere Funktionen wie Gutscheine und Treueprogramme übernehmen kann. Zurzeit drängen Internetunternehmen, Kreditkartengesellschaften, Mobilfunkanbieter und Start-ups mit eigenen
Mobile Wallets auf den Markt. Den Banken wird zunehmend bewusst, dass sie ihr Geschäft gegenüber bankenfremden Wettbewerbern verteidigen müssen, um im Zahlungsverkehr keine Marktanteile zu verlieren. Dabei profitieren Banken davon, dass ihnen
einerseits ein grosses Kundenvertrauen entgegengebracht wird und sie andererseits bereits über eine gut ausgebaute Zahlungsverkehrsinfrastruktur verfügen. Wie bereits erwähnt, wollen 58% der Befragten, dass ihre mobilen Einkäufe über ein Bank- oder
Postkonto abgerechnet werden und nur gerade 11% befürworten eine Abwicklung über
einen Payment-Anbieter. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Von den Befragten, die Mobile Payment nicht nutzen, haben 31% Bedenken betreffend Sicherheit.
47
Aus Sicht vieler Kunden stehen Banken für Sicherheit und Vertrauen (Lerner, 2013:
26). Die Banken haben also gute Voraussetzungen, sich im Zahlungsverkehr gegen
bankenfremde Wettbewerber zu behaupten. Doch müssen sie mit innovativen Lösungen
auf den digitalen Strukturwandel reagieren. Bis jetzt ist bei den meisten Schweizer Banken noch keine klare Strategie für ein mobiles Bezahlsystem ersichtlich.
7
Diskussion
Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zusammen und zeigt
Implikationen für Schweizer Banken auf. Es folgen eine kritische Stellungnahme und
weiterführende Gedanken.
7.1
Implikationen für Schweizer Banken
Obwohl mittlerweile die meisten Schweizer Banken in irgendeiner Form Mobile Banking anbieten, nutzen erst eine Minderheit der Kunden den mobilen Kanal. Die Gründe
dafür sind, dass die Kunden Bedenken betreffend der Sicherheit haben oder sich dem
mobilen Angebot zu wenig bewusst sind. Banken sollten deshalb vermehrt in Marketing-Aktivitäten für ihr mobiles Angebot investieren. Es muss viel über Mobile Banking
gesprochen werden, damit die Kunden mit dem neuen Angebot vertraut werden. Bis
anhin haben Banken vor allem Funktionen des Online Bankings für den mobilen Kanal
erschlossen. Um die Kunden von den Vorteilen von Mobile Banking zu überzeugen,
müssen jedoch neuartige Funktionen entwickelt werden. Die Eigenschaften der mobilen
Endgeräte bieten komplett neue Einsatzmöglichkeiten, wie zum Beispiel das Scannen
von Einzahlungsscheinen. Aber auch die Personifikation und standortbezogene Dienste
bieten Potenzial für neue Funktionen. Ein weiterer Vorteil von Mobile Banking liegt in
der zeit- und ortsunabhängigen Verfügbarkeit. Da Mobile Banking vor allem unterwegs
genutzt wird und es oftmals an Zeit und Konzentration mangelt, ist eine intuitive Handhabung erforderlich. Vor allem einfache und schnell auszuführende Funktionen, wie das
Abfragen von Kontostand und Bewegungen, werden von den Kunden sehr geschätzt.
Das sollte bei der Ausgestaltung des Mobile Banking-Angebots berücksichtigt werden.
Im Bereich der P2P-Zahlungen sind die Schweizer Banken gut positioniert. Nun geht es
darum, den Prozess der Geldüberweisungen für den Kunden weiter zu vereinfachen.
Zum Beispiel, in dem Geldbeträge an Mobiltelefonnummern statt an Kontonummern
geschickt werden können, weil die Telefonnummern sowieso im Mobiltelefon abge-
48
speichert sind. Für das Einkaufen im mobilen Internet werden einfache, schnelle und
sichere Zahlungsverfahren gefordert. Trotzdem ist die Abwicklung über ein PaymentAnbieter nicht beliebt, da die Konsumenten den Finanzdienstleistern im Zahlungsverkehr mehr Vertrauen entgegenbringen. Deshalb sollten Banken Lösungen entwickeln,
bei denen die Abrechnung entweder direkt über ein Bankkonto oder über eine Kreditkarte erfolgt.
Damit das Mobile Banking den Durchbruch schafft, braucht es eine sogenannte „Killerapplikation“. Eine Killerapplikation ist eine Anwendung, die einer neuen Technologie
zum Durchbruch verhilft. Eine solche Anwendung könnte das mobile Bezahlen via
NFC sein. Zurzeit fehlt es zwar noch an NFC-fähigen Mobiltelefonen, doch das sollte
sich aufgrund der technologischen Entwicklung der Mobilgeräte bald ändern. Als Übergangslösung können Kreditkarten mit integriertem NFC-Chip dienen. Diese sind in der
Schweiz bereits seit einigen Jahren im Umlauf. Zudem rüstet der Detailhandel derzeit
die Kassen mit NFC-fähigen Terminals auf. Somit sind die Voraussetzungen für das
kontaktlose Bezahlen gegeben. Nun liegt es an den Kreditkartenunternehmen und Banken, die neue Technologie den Konsumenten bekannt zu machen. In der Schweiz ist die
Bereitschaft für das mobile Bezahlen am Point of Sale relativ gross. Damit das kontaktlose Bezahlen mit einem Mobilgerät jedoch einen Mehrwert gegenüber der NFCfähigen Karte bietet, müssen weitere Dienstleistungen auf das Mobilgerät geladen werden können.
Eine mögliche Umsetzung für das mobile Bezahlen am Point of Sale ist ein Mobile
Wallet. Das Mobile Wallet kann zusätzlich weitere Funktionen wie das Bezahlen im
mobilen Internet oder Gutscheine und Treueprogramme übernehmen. Banken sind in
einer guten Ausgangsposition, ein eigenes Mobile Wallet anzubieten. Einerseits wird
ihnen im Zahlungsverkehr ein grosses Kundenvertrauen entgegengebracht und andererseits verfügen sie bereits über eine gut ausgebaute Zahlungsverkehrsinfrastruktur. Zudem können Banken ihr bestehendes Mobile Banking als Plattform für Mobile Payment-Funktionen nutzen.
Bei der Realisierung eines Mobile Wallets sind jedoch noch weitere Akteure involviert,
die sich bis jetzt nicht auf ein einheitliches Geschäftsmodell einigen konnten. Neben der
Entwicklung eines eigenen Mobile Wallets, können Banken auch eine Kooperation mit
anderen Akteuren, wie beispielsweise Mobilfunkanbietern oder Kreditkartengesellschaften, eingehen. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Mobile Wallet eines unabhängi49
gen Infrastrukturdienstleister. In der Schweiz könnte dies zum Beispiel SIX Payment
Services sein. Die Banken haben erst ein Problem, wenn der Zahlungsverkehr nicht
mehr über ein Bankkonto abgewickelt wird. Denn dann droht ihnen nicht nur ein Rückgang der Zahlungsverkehrsgebühren, sondern auch der Verlust der Kundenschnittstelle.
Deshalb sind Banken gut beraten, wenn sie die Angebote von bankenfremden Wettbewerbern im Auge behalten und mit innovativen Lösungen auf den digitalen Strukturwandel reagieren.
Mobile Banking und Payment bieten den Banken grosses Potenzial für Kosteneinsparungen. In der Schweiz wird dies bis anhin jedoch nicht genutzt. Banken sollten möglichst viele Funktionen über den mobilen Kanal anbieten, sodass die Kunden immer
weniger auf Bancomaten und Filialen angewiesen sind. Wenn weniger Transaktionen
über den Schalter abgewickelt werden, bleibt den Bankmitarbeitenden mehr Zeit für
beratende Tätigkeiten und Cross-Selling. Zudem wird dank Mobile Payment der Anteil
an bargeldlosen Transaktionen weiter steigen, sodass langfristig Bancomaten reduziert
und Filialen für die Kundenberatung umgestaltet werden können. Die persönliche Beratung wird weiterhin entscheidend für eine langfristige Kundenbindung sein.
7.2
Kritische Stellungnahme
Das gewählten Forschungsdesign sowie die Methoden waren für die gestellte Zielsetzung dieser Arbeit geeignet. Anhand der Literaturrecherche konnte die Entwicklung und
der aktuelle Stand der Angebote von mobilen Finanzdienstleistungen aufgezeigt werden. Eine etwas strukturiertere Recherche würde sicherstellen, dass keine wichtigen
Ereignisse in der Entwicklung ausgelassen werden. Die Experteninterviews trugen zu
einem tieferen Verständnis der Thematik bei und lieferten erste Erkenntnisse für die
Überprüfung der Hypothesen. Weiter wurden die Hypothesen mittels der OnlineBefragung überprüft. In der Schweiz war die Befragung zweckmässig und brachte innerhalb kurzer Zeit viele Antworten hervor. Aufgrund der Charakteristik einer OnlineBefragung sind die Ergebnisse jedoch nicht repräsentativ. In den USA war die Anzahl
der ausgefüllten Umfragen eher bescheiden. Für die Auswertung der Untersuchung war
dies jedoch nicht entscheidend, da die Ergebnisse ausschliesslich als Vergleichsdaten
benutzt wurden.
Die Ergebnisse zeigen eine Momentaufnahme basierend auf den derzeit verfügbaren
Technologien. Mobile Banking und Payment befindet sich jedoch in einem raschen
50
Wandel. Aufgrund der schnellen technologischen Entwicklung und den sich ändernden
Kundenbedürfnissen, könnten sich schon bald neue Implikationen für die Schweizer
Banken ergeben.
7.3
Weiterführende Gedanken
Mobile Banking und Mobile Payment ist ein sehr aktuelles Thema und bietet grosses
Potenzial für weitere Untersuchungen. Diese Arbeit fokussiert vor allem auf den mobilen Zahlungsverkehr. Aus Bankensicht wären Forschungen im Bezug auf die mobile
Depotführung ebenfalls interessant. Zudem wäre für Banken eine Studie über das Potenzial für Kosteneinsparungen aufgrund von Mobile Banking und Payment von grossem Interesse. Ganz allgemein wären die Auswirkungen einer bargeldlosen Gesellschaft
ein spannendes Forschungsgebiet.
51
8
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65
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17.
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Weshalb-Six-der-ideale-Anbieter-eines-Mobile-Wallets-ist.aspx [15.05.2013].
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67
9
Anhang
Anhang A: Interviewleitfaden ..................................................................................... 69
Anhang B: Online-Befragung DE................................................................................ 70
Anhang C: Online-Befragung EN................................................................................ 73
68
Anhang A: Interviewleitfaden
Interviewpartner:
_________________________
Datum:
_________________________
Ort:
_________________________
1.
Was waren die Gründe für Ihr Institut Mobile Banking einzuführen?
-
2.
Wie viele Kunden nutzen das Mobile Banking? Welche Funktionen werden am häufigsten genutzt?
-
3.
Reputation
Konkurrenzdruck
Verbesserung der Kundenbindung
Gewinnung von Neukunden
Entwicklung Anzahl Nutzer
Anzahl ausgeführter Zahlungen mittels App
Anzahl ausgeführter Zahlungen mittels „Scan & Pay“
Anzahl Wertschriftentransaktionen
Anzahl Nutzer von SMS-Schnellservice
Was sind typische Kundenreaktionen?
- Reklamationen
- Haben sich die Kundenreaktionen über die Zeit verändert?
4.
Was sind die Stärken und Schwächen des Mobile Bankings Ihres Instituts gegenüber
dem der Konkurrenz?
- Mehrwert für den Kunden?
5.
Wie steht es um die Sicherheit beim Mobile Banking Ihres Instituts?
- Gab es schon Betrugsfälle?
6.
Wie sieht das Mobile Banking Ihres Instituts in Zukunft aus?
- neue Funktionen?
- Tablet-Lösung?
7.
Wie steht Ihr Institut gegenüber Mobile Payment?
- Angebote?
- Reaktionen von Kunden
- Zukunftspläne (Mobile Wallet, Allianzen)
8.
Was halten Sie von den Angeboten der Konkurrenz im Bereich des Mobile Payment?
- Kreditkarten
- Mobile Wallets (z.B. Google Wallet, PayPal)
9.
Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit das Mobile Payment für die Kunden interessanter wird?
10. Was ist die strategische Bedeutung des Mobile Banking / Payment für Ihr Institut?
69
Anhang B: Online-Befragung DE
Mobile Banking und Mobile Payment
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit führe ich eine Umfrage zum Thema Mobile Banking und
Mobile Payment in der Schweiz und den USA durch. Ich bin für jede Teilnahme dankbar. Dauer: max. 5 Minuten. Vielen Dank!
Internetzugang
Wann waren Sie zum letzten Mal in einer Bankfiliale?*





vor einer Woche
vor einem Monat
vor mehreren Monaten
vor einem Jahr
schon länger nicht mehr
Benutzen Sie Onlinebanking?*
 Ja
 Nein
Besitzen Sie ein internetfähiges Mobilgerät (z.B. Smartphone, Tablet)?*
 Ja
 Nein
Mobile Banking
Unter dem Begriff „Mobile Banking“ wird die Abwicklung von Bankgeschäften mittels eines
mobilen Endgerätes (z.B. Smartphone, Tablet usw.) verstanden.
Benutzen Sie Mobile Banking?* (z.B. Kontostand abfragen, Bancomat suchen usw.)
 Ja
 Nein
Wenn Ja: In welcher Form benutzen Sie Mobile Banking?*
 via SMS
 via Browser
 via App
Wenn Ja: Wie häufig benutzen Sie Mobile Banking?*






täglich
mehrmals pro Woche
1x pro Woche
2-3x pro Monat
1x pro Monat
weniger als 1x pro Monat
70
Wenn Nein: Was sind die Gründe, weshalb Sie Mobile Banking nicht nutzen?*







ich habe noch nie von Mobile Banking gehört
meine Bank bietet kein Mobile Banking an
Bedenken betreffend der Sicherheit
Kosten für die Internetverbindung
schlechte Benutzerfreundlichkeit
kein Bedarf
ich habe kein internetfähiges Mobilgerät
Welche Funktionen des Mobile Banking nutzen Sie / können Sie sich vorstellen in Zukunft
zu nutzen?*














Kontostand und Bewegungen abfragen
Kontoübertrag
In- und Auslandzahlungen
E-Rechnungen
Scan & Pay
Gesprächsguthaben aufladen
Portfolioübersicht (Depotauszug)
Wertschriftentransaktionen
Auftragsbuch verwalten
Watchlist
aktuelle Markt- und Finanzinformationen abrufen
Währungsrechner
Geschäftsstellen und Bancomaten in der Nähe finden
keine
Mobile Payment
Unter Mobile Payment versteht man das Bezahlen von Produkten, Services und Rechnungen
mit einem mobilen Endgerät (z.B. Smartphone, Tablet usw.).
Haben Sie schon einmal Mobile Payment benutzt?*
z.B. SBB-Nachtzuschlag via SMS oder Kauf eines Tickets via App
 Ja
 Nein
Wenn Ja: In welcher Form haben Sie Mobile Payment benutzt?*




via SMS
via mobilem Webbrowser
via einer App
via NFC (Bezahlung durch Halten des Mobilgeräts vor ein Lesegerät im Geschäft)
Wenn Nein: Was sind die Gründe, weshalb Sie Mobile Payment nicht nutzen?*
 ich habe noch nie von Mobile Payment gehört
 ich hatte bis jetzt keine Gelegenheit dazu
 ich bevorzuge andere Zahlungsmittel (z.B. Bargeld, Kreditkarte)
71




Bedenken betreffend der Sicherheit
zu hohe Transaktionskosten
schlechte Benutzerfreundlichkeit
ich habe kein internetfähiges Mobilgerät
Können Sie sich vorstellen, Ihr Mobilgerät in folgenden Situationen zu benutzen?








Kauf von Tickets
Kauf von Fahrkarten
Bezahlen von Ware an einem Automaten
Erwerb digitaler Güter / Applikationen (z.B. Musik oder kostenpflichtige Apps)
Bezahlen an der Kasse
Einkauf über mobiles Internet
Bezahlen in einem Restaurant / einer Bar
Other:
Welche Art der Abrechnung würde Ihnen beim Bezahlen mit Ihrem Mobilgerät am ehesten zusagen?*





Bank- oder Postkontobelastung
Kreditkartenbelastung
Prepaid-Guthaben
Abwicklung über einen Payment Anbieter (z.B. Konto bei PayPal)
Belastung über die Telefonrechnung
Persönliche Angaben
Vielen Dank, dass Sie an der Umfrage teilgenommen haben!
Bitte geben Sie Ihr Geschlecht an.*
 weiblich
 männlich
Bitte geben Sie Ihr Alter an.*







< 20
20-25
26-35
36-45
46-55
56-65
> 65
In welchem Land haben Sie ihre Bank-/Postkonten?
 Schweiz
 USA
 Others:
Anmerkungen: ________________
72
Anhang C: Online-Befragung EN
Mobile Banking und Mobile Payment
I am writing my bachelor thesis regarding mobile banking and mobile payment. I would appreciate it if you could fill in the questions of my online survey! Length: max. 5 minutes.
Internet access
When was the last time you visited a branch bank?*





a week ago
a month ago
several months ago
a year ago
more than a year ago
Do you use online banking?*
 Yes
 No
Do you have a web-enabled mobile device (e.g. smart phone, tablet)?*
 Yes
 No
Mobile Banking
The term “mobile banking” is defined as any banking transactions using a mobile device (e.g.
smart phone, tablet, etc.).
Do you use mobile banking?*
 Yes
 No
If yes: How do you perform mobile banking?
 via SMS
 via mobile web browser
 via app
If yes: How often do you use mobile banking?






daily
several times a week
once a week
several times a month
once a month
less than once a month
73
If no: What are your reasons for not using mobile banking?*








I have never heard of mobile banking
My bank does not offer mobile banking
I am concerned about the security
Costs for Internet connection
Poor usability
I have no need for mobile banking
I do not have a web-enabled mobile device
Other:
What functions of mobile banking do you use or can you imagine using in the future?*










Requesting account balance or recent transactions
Money transfer between two accounts
Domestic or foreign payments
Bill payments
Depositing a check using your mobile device's camera
Portfolio overview
Managing your investments
Watchlist
Requesting current market and financial information
Locating a branch bank or an ATM
Mobile Payment
Mobile payment is defined as any payment for goods, services, and bills with a mobile device
(e.g. smart phone, tablet).
Have you ever used mobile payments?*
 Yes
 No
If yes: What form of mobile payment have you used?*




via SMS
via mobile web browser
via app
via NFC (near field communication)
If no: What are the reasons you have never used mobile payments?*








I have never heard of mobile payment
I have not had a chance to use mobile payments
I prefer other means of payment (e.g. cash, credit card)
I am concerned about the security
Transaction costs
Poor usability
I do not have a web-enabled mobile device
Other:
74
Could you imagine using your mobile device in one of the following situations?








Purchasing of admission tickets (e.g. concert, event)
Purchasing of public transport tickets
Paying for goods from a vending machine
Purchasing of digital goods / applications (e.g. music)
Paying in a shop
Shipping via mobile Internet
Paying in a restaurant / bar
Other:
What type of billing for purchases via mobile devices would you prefer?*





Bank debit
Credit card
Prepaid card
Execution through a payment service (e.g. PayPal account)
Charging your phone bill
Personal data
Please state your gender.*
 female
 male
Please state your age.*







< 20
20-25
26-35
36-45
46-55
56-65
> 65
In which of the mentioned countries do you have your bank account?
 USA
 Switzerland
 Others:
Any remarks:________________
75