Leitlinien Proktologie
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Leitlinien Proktologie
Die hier aufgeführten Leitlinien sind ein Leitfaden zur Standardisierung von diagnostischen und therapeutischen Prozeduren. Die Indikationsstellung und Durchführung sind in jedem Fall eine ärztliche Tätigkeit und unterliegen der individuellen Verantwortung, die klinikinternen Leitlinien sollen dabei eine Entscheidungshilfe geben. Bei Unklarheiten oder abweichenden Situationen ist Rücksprache mit einem Oberarzt oder dem Chefarzt zu halten! PD Dr. M .Löhnert Leitlinien zur Therapie proktologischer Erkrankungen 1. Diagnostik 1.1 Notwendige Diagnostik K LINIK FÜR A LLGEMEINCHIRURGIE UND K OLOPROKTOLOGIE K OMPETENZZENTRUM FÜR C OLOPROKTOLOGIE K OMPETENZZENTRUM FÜR C HIR . ENDOSKOPIE Chefarzt: Prof. Dr. h.c. (Tash PMI) Dr. med. Mathias Löhnert e-mail: [email protected] An der Rosenhöhe 27 33647 Bielefeld Telefon: 05 21.9 43 - 81 01 Telefax: 05 21.9 43 - 81 99 e-mail: [email protected] Sekretariat: Frau Schimmel: 0521 / 943-8101 Anamnese: Kriterien (welche, wie lange): Juckreiz Schmerzen und Schmerzcharakter Abhängigkeit der Schmerzsymptomatik von der Defäkation Blutbeimengungen zum Stuhl Fremdkörpergefühl, Prolapsgefühl Inkontinenz Allgemeinbefinden, Gewichtsverlust proktologische Vorbehandlungen / -operationen Klinische Untersuchung: Inspektion - Kriterien (cave: immer die Nates auseinander spreizen!): sichtbarer Tumor Schwellungen Hautveränderung (Dermatosen, Rötungen, Schuppungen, Marisken, Vorpostenfalten etc.) Fistelostien verstrichener Damm beim Preßversuch: Hämorrhoidal- oder Rektumprolaps Digitale Untersuchung - Kriterien: Sphinktertonus in Ruhe und bei Kontraktion intraanale Resistenzen (Tumoren, Papillitiden etc.) oder Einziehungen (Fistelostien, Kryptitiden) Druckdolenzen Schwellungen palpabler Rektumtumor Verschieblichkeit von Resistenzen / Tumor gegen / mit dem Untergrund Proktoskopie (mit Seitblick- oder Geradeausoptik): Kriterien: Veränderungen des Anoderms (Fissuren, Erosionen, Dermatosen) Vergrößerung des Plexus hämorrhoidalis (ohne und mit Pressen) Veränderungen an der Linea dentata (vergrößerte Papillen („Katzenzahn“), Kryptitiden (ggf. Sondierung mit Häkchensonde), Fistelostien) tumoröse Veränderungen des Analkanals (Bezug zur Linea dentata festhalten!) Klinikum Bielefeld gem. GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Amtsgericht Bielefeld HRB 35642 - Geschäftsführer: Michael Ackermann - Aufsichtsratsvorsitzender: Detlef Werner www.klinikumbielefeld.de 2 Starre Rektoskopie: Kriterien: Tumoren des Rektums (Abstand zur Anocutangrenze und / oder zur Linea dentata, cave: Lokalisation der Linea dentata von Fall zu Fall sehr variabel! Der beste Bezugspunkt für die Höhenangabe stellt das orale Ende des Analkanals dar, das aber für den Unerfahrenen oft nur schwer erkennbar ist.) Proktitiden (kontinuierliche / diskontinuierliche Ausdehnung) Ulcerationen (Vorderwand / Hinterwand) Fistelostien Anamnese, Inspektion, digitale Untersuchung, Prokto- und Rektoskopie ermöglichen es, ca. 80 - 90% aller proktologischen Erkrankungen zu diagnostizieren und eine adäquate Therapie einzuleiten. Alle folgenden Untersuchungen sind fakultativ bei speziellen Krankheitsbildern und sollten durch einen versierten Proktologen vorgenommen werden: 1.2 Ergänzende Untersuchungen: Endorektale Sonographie: Indiziert bei Malignomverdacht, Fisteln, Abszessen und bei Kontinenzstörungen, Kriterien: Tumorausdehnung (Bezug zum Sphinkterapparat und Levatorschlinge, Infiltrationstiefe und Lymphknotenbefall => Staging nach TNM- System) Fistelverlauf Abszeßlokalisation und ggf. Drainage supralevatorischer Abszesse Sphinkterkontinuität Descensus perinei, Levatorfunktion (Puboanalwinkel in Ruhe, beim Kneifen und Pressen) Celenbildung Reservoirfunktion des Rektums (Lumenweite und Wanddurchmesser bei Füllung mit 60 ml Wasser) Punktion zur Histologie-, Cytologie- oder Abstrichmaterialgewinnung bei pararektalen Raumforderungen Sphinktermanometrie: Indiziert bei Kontinenzstörungen oder vor geplanten Pouch- analen Anastomosen, Kriterien: Internusfunktion (Ruhedruck, Sphinkterlänge) Externusfunktion (maximaler willkürlicher Kneifdruck, Distensionsquotient, Streßquotient) Reservoirfunktion (Distensionsquotient, Compliance) Sensorik und Reflexbögen (Sphinkterrelaxation bei Rektumdistension, Anocutanreflex, Streßquotient) Coloskopie / Sigmoidoskopie mit PE: Indiziert bei Blutbeimengungen zum Stuhl, Tumornachweis im Rektum, Proktitiden, Kriterien: Histologiegewinnung zur Diagnosesicherung Zweittumoren, Polypen, Entzündungen Elektromyographie (EMG) und Pudentuslatenzzeitbestimmung (PNLT): Indiziert nur bei wenigen neurologischen Grunderkrankungen zur Differenzierung myogene - neurogene Schädigung, Kriterien: Aufbau eines Interferenzmusters pathologische Aktionspotentiale Denervierungspotentiale Verlängerung der PNLT Defäkographie: Indiziert nur bei V.a. Intussusception oder okkultem, klinisch nicht sicher nachweisbarem Rektumprolaps 3 Anorektalwinkel (in Ruhe, beim Kneifen und Pressen) Descensus perinei (in Ruhe, beim Kneifen und Pressen) Celenbildung Intussusception oder Prolaps Colonpassagezeitbestimmung: Indiziert bei chronischer Obstipation, Kriterien slow-transit Segment des Colons gesamtes slow-transit Colon Anmerkung: Die Vorbereitung zur proktologischen Untersuchung ist je nach Untersuchungsmethode unterschiedlich. Die üblichen Vorbereitungsmethoden werden hier aufgelistet, ein Abweichen ist bei speziellen Fällen nach Rücksprache / Anweisung mit der Endoskopie / Proktologie möglich: Digitale Untersuchung und Proktoskopie: keine spezielle Vorbereitung Rektoskopie, Endorektale Sonographie, Klysma ca. 15 min. vorher Manometrie EMG, PNLT keine spezielle Vorbereitung Sigmoidoskopie 1 Yal-Klysma ca. 30 min. vorher Coloskopie Routine: Rektosol, Minimum 4l zusätzlich mindestens 2l Tee / Wasser / Saft. Es muß solange gespült werden, bis der ausgeschiedene Stuhl ohne feste Bestandteile ist, klar herauskommt, Farbe wie Urin, cave: Bei Herzinsuffizienz oder Stenose gegebenenfalls auf Prepacol, X-Prep oder Schwenkeinläufe ausweichen (ggf. Rücksprache mit der Endoskopie oder CA), Braunüle Defäkographie wie zur Coloskopie Colonpassagezeitbestimmung keine spezielle Vorbereitung 2. Therapie Da es zum einen eine Vielzahl an proktologischen Krankheitsbildern gibt, und zum anderen jedes mit unterschiedlichen Behandlungsmethoden erfolgreich therapiert werden kann, soll hier nur eine Auflistung der gängigsten Erkrankungen mit den im Haus am häufigsten durchgeführten Therapiemodi erfolgen: 2.1 OP-Vorbereitung Die Vorbereitung zur Reinigung des Darmes ist je nach Krankheitsbild und Befund unterschiedlich und wird im Folgenden unter den einzelnen Krankheitsbildern abgehandelt. Soweit vorhanden, sollen Peri-Med-Aufklärungsbögen verwendet werden. Grundsätzlich muß vor jeder proktologischen Operation neben den üblichen chirurgischen Komplikationen zusätzlich über folgende spezifische Komplikationen aufgeklärt und die Aufklärung gesondert dokumentiert werden: Fistelentstehung / -persistenz Inkontinenzentstehung / -persistenz / Zunahme der Inkontinenzsymp-tomatik Erneutes Auftreten der vorbestehenden Beschwerden 2.2 Hämorrhoidalleiden Routinediagnostik: Anamnese, Inspektion, digitale Untersuchung, Prokto- und Rektoskopie Grundsätzlich sollte eine Behandlung von Hämorrhoiden erst dann erfolgen, wenn der Pat. Beschwerden hat, d.h. ein Hämorrhoidalleiden vorliegt. Die Behandlung basiert auf: Regulierung des Stuhlgangs (ballaststoffreiche Kost, Flüssigkeitszufuhr > 2,5 l / die) Vermeidung von starkem Pressen bei der Defäkation 4 Zur Reposition des prolabierten und ggf. Verkleinerung des vergrößerten Hämorrhoidalplexus kommen stadienadaptiert unterschiedliche Verfahren zur Anwendung: Stadium I: Sklerosierung, alternativ Infrarotkoagulation Stadium II: Gummibandligatur, alternativ Sklerosierung oder Operation nach Longo Stadium III: Gummibandligatur oder Operation nach Longo, alternativ: Operation nach Parks oder Milligan-Morgan Stadium IV: Operation nach Fenseler-Arnold oder Parks, alternativ nach Milligan-Morgan; Ausweichtherapieoptionen mit postoperativ verbleibenden Marisken: OP nach Longo oder Gummibandligaturen Inkarzerierter Hämorrhoidalprolaps: Absolute OP-Indikation! OP-Vorbereitung: Klysma (Abweichung nach Rücksprache mit Operateur möglich), stationäre Aufnahme am Tag vor der OP, postoperativer stationärer Aufenthalt mindestens bis nach dem ersten Wasserlassen und ersten Stuhlgang, sowie bis zur Toleranz der Schmerzen, in der Regel zwischen 2- 5 Tage post OP Besonders zum Beginn einer konservativen Therapie kann die supportive Gabe von Suppositorien, Lokalanästhetika-haltigen Gelen oder Analdehnern indiziert sein, da eine Beschwerdebesserung meist erst nach mehreren Wochen durch Gummibänder oder Sklerosierung zu erzielen ist. Je nach führendem Begleitsymptom können folgende Medikamentengruppen verordnet werden: Blutung: Adstringierende Zäpfchen Juckreiz: Kombinationspräparate aus Lokalanästhetika und Adstringentien, kurzzeitig (< 10 Tage) auch lokale Corticoidapplikation, ggf. antimykotische Therapie Schmerz: Lokalanästhetika - haltige Salben oder Zäpfchen, Analdehner 2.3 Perianalvenenthrombose Routinediagnostik: Anamnese, Inspektion und digitale Untersuchung Die Behandlung hängt vom Leidensdruck der Pat. ab: Bei geringem Leidensdruck konservativ: Stuhlgangsregulation (z.B. Mucofalk Btl, Bifiteral) ggf. lokal anästhesierende Salben Bei erheblichem Leidensdruck operativ: Exzision in LA (cave: In Lehrbücher wird meist die Inzision empfohlen, die aber mit einer hohen Rezidivrate belastet ist, deshalb immer eine lanzett- oder dreieckförmige Exzision vornehmen!) Nachbehandlung mit Sitzbädern 3x tgl., Mucofalk/Bifiteral und regelmäßigen Wundkontrollen 2.4 Kryptoglanduläre Infektionen Routinediagnostik: Anamnese, Inspektion, digitale Untersuchung, Prokto- und Rektoskopie, Sondierung, endorektale Sonographie Analpapillitis: Konservativ: adstringierende Anotamps, ev. mit lokalanästhetischem oder Corticoidzusatz (Cave: keine Langzeittherapie mit Corticoiden lokal!) Analdehner Stuhlgangsregulation Operativ: OP-Vorbereitung : Klysma ca. 60 min vor OP Papillenabtragung in LA über ein Proktoskop 5 Analkryptitis: Analfissur: Papillenabtragung in LA mit der Schlinge über ein invertiertes Coloskop Papillenabtragung in ITN (bes., wenn andere, operativ zu sanierende Erkrankungen vorliegen) Konservativ: adstringierende Anotamps, ev. mit lokalanästhetischem oder Corticoidzusatz (Cave: keine Langzeittherapie mit Corticoiden lokal!) Analdehner Stuhlgangsregulation Operativ bei starken Beschwerden oder Beschwerdepersistenz: OP-Vorbereitung : Klysma ca. 60 min vor OP Kryptenspaltung in LA über einer Häkchensonde, die durch das Proktoskop in die Krypte eingeführt wird Kryptektomie in ITN Akute Analfissur (meist gutes Ansprechen auf konservative Therapie): Aktumaßnahme: Unterspritzung mit Bupivacain + Suprareninzusatz adstringierende Anotamps, ev. mit lokalanästhetischem oder Corticoidzusatz (cave: keine Langzeittherapie mit Corticoiden lokal!) Analdehner bei Sphinkterspasmus auch lokale Triglyceridtherapie Besserung meist innerhalb einer Woche, Ausheilung meist innerhalb von 2 Monaten zu erwarten Chronische Analfissur: konservativer Therapieversuch wie bei akuter Analfissur für 1 - 2 Wochen gerechtfertigt, wenn bisher noch keine adäquate Therapie durchgeführt wurde Beschwerdepersistenz: Fissurexzision, Sphinkterdehnung und ggf. Abtragung der Vorpostenfalte in ITN OP-Vorbereitung : Klysma ca. 60 min vor OP cave: Bei Fissurpersistenz > 2 Monate unter konsequenter Therapie muß die Fissur exzidiert und das Resektat zum Ausschluß eines Analkarzinoms histologisch untersucht werden! Analfistel: Fistelspaltung, falls dies ohne Gefährdung der Kontinenz möglich ist, ansonsten: Fistelgangsexzision mit plastischer Deckung des inneren Ostiums ev. vorhandene Abszesse müssen in gleicher Sitzung freigelegt werden in seltenen Fällen (bes. bei M. Crohn - Patienten) kann die Einlage einer Fadendrainage zur Vermeidung einer Abszedierung anstatt einer kontinenzgefährdenden Operation erwogen werden Cave: Kein schneidender Faden, dieser ist absolut kontraindiziert! 6 OP-Vorbereitung : In Abhängigkeit von dem Befund ein Klysma ca. 60 min vor OP oder Vorbereitung wie zur Coloskopie (vorher Rücksprache mit Operateur) Analabszeß bei infralevatorischer Lage Spaltung in ITN simultan entdeckte Fisteln können einzeitig mit saniert werden, sofern keine starke entzündliche Begleitreaktion im Sphinkterbereich vorhanden ist. In diesem Fall ist ein zweizeitiges Vorgehen vorzuziehen bei supralevatorischer Lage erfolgt die Einlage einer doppellumigen Pigtail - Drainage in LA unter endosonographischer Führung, ev. vorhandene Fisteln werden zweizeitig operativ versorgt OP-Vorbereitung : Klysma ca. 60 min vor OP Wird keine Fistel entdeckt, ist 4-6 Wochen post-OP eine ambulante Fistelsuche mit endorektale Sonographie indiziert 2.5 Sinus pilonidalis Routinediagnostik: Anamnese, Inspektion, digitale Untersuchung Keine spezielle OP-Vorbereitung, ggfls. Rasur der Nates und der Rima ani infizierter Sinus: großzügige Exzision und Offenbelassen der Wunde regelmäßige Wundkontrollen nichtinfizierter Sinus: Exzision aller Sinusgrübchen, wahlweise Offenbelassen der Wunde oder Deckung durch gluteale Verschiebelappen 2.6 Stuhlinkontinenz Routinediagnostik: Anamnese, Inspektion, digitale Untersuchung, endorektale Sonographie, Manometrie OP-Vorbereitung: wie zur Coloskopie, bei transabdominellen Eingriffen Kreuzblut und 2 Erythrozytenkonz. Muskulär bedingt: Sphinkterrekonstruktion (bei Sphinkterkontinuitätsstörung) Pre- oder Postanal repair (bei „ideopathischer“ isolierter Sphinkter-insuffizienz) laparoskopische anteriore und posteriore Levatorplastik (z. B. bei Descending perineum syndrome (DPS) oder kombinierten muskulären Störungen) Sensorisch bedingt: Rekonstruktion des Anoderms durch perianale Verschiebeplastiken Rektumprolaps: Meist liegt kein isolierter Rektumprolaps, sondern ein Kombinationsbild aus Prolaps, DPS und oft auch Sigma elongatum vor. Die Therapie ist entsprechend auszurichten: bei isoliertem Prolaps => laparoskopische Rektopexie bei Prolaps mit Sigma elongatum => laparoskopisch assistierte Sigmaresektion bei Prolaps mit DPS => laparoskopische Rektopexie mit anteriorer und posteriorer Levatorplastik bei Prolaps mit Sigma elongatum und DPS => laparoskopische anteriore und posteriore Levatorplastik und laparoskopisch assistierte Sigmaresektion bei schlechtem AZ des Patienten => transanale Prolapsresektion (z.B. nach Rehn-Delorme), bei 7 ausgeprägter Levatorinsuffizienz in Kombination mit Pre(Rektocele?) oder Postanal repair 2.7 Condylomata acuminata Routinediagnostik: Anamnese, Inspektion, digitale Untersuchung, Proktoskopie OP-Vorbereitung: Klysma ca. 60 min vor OP Extraanale Herde können lokal mit Podophyllin therapiert oder chirurgisch exzidiert werden Intraanale Herde müssen vollständig exzidiert oder mit dem Laser abgetragen werden, um kontralaterale Abklatschrezidive zu verhindern Aufgrund der hohen Rezidivrate sind regelmäßige (zunächst 3-monatige) Kontrolluntersuchungen inclusive Proktoskopie notwendig Cave: Auf dem Pathologieanforderungsschein Virustypisierung anfordern! Werden im resezierten Gewebe bereits entartete Bereiche histologisch festgestellt, so ist der Pat. analog zum Analkarzinom zu behandeln. Low-risk Virustypen: 6 und 11, high-risk Virustypen: 16 und18 (Gefahr der Anal-CaEntstehung und der Cervix-Ca- Entstehung) 2.8 Analkarzinom Routinediagnostik: Anamnese, Inspektion, digitale Untersuchung, Prokto- und Rektoskopie, endorektale Sonographie, Sonographie der Leber und beider Leisten, Röntgenthorax in 2 Ebenen, Coloskopie, Tumormarker (je nach histologischem Differenzierungsgrad) Die Therapie des Analkarzinoms sollte heutzutage primär kontinenzerhaltend erfolgen. Dazu ist es nötig, zwischen Analrand- und Analkanalkarzinomen zu differenzieren: Analrandkarzinome: Kleine Tumoren ohne Lymphknotenbefall: Ist eine chirurgische Exzision in sano mit einem Sicherheitsabstand von mindestens 2 cm möglich, so ist dies als alleinige Therapie onkologisch ausreichend (unabhängig vom T-Stadium), OP-Vorbereitung: Klysma ca. 60 min vor OP Tumoren mit Bezug zum Sphinkterapparat oder Lymphknotenbefall inguinal, paraanal oder pararektal: - T1 oder T2 No- Tumoren: Radiatio mit 54 Gy percutan oder alternativ Radiatio mit 45 Gy percutan in 3-Feldertechnik und 2x4 Gy als interstitielle Boost-High-dose-Brachytherapie nach endosonographischer Bestrahlungsplanung - T3 oder 4 Nx- Tumoren und alle Tx N pos.- Tumoren: Radiochemotherapie: 5 - Fluorouracil und Mitomycin C und Kombinationsstrahlentherapie aus percutaner und interstitieller Radiatio wie oben angeführt Analkanalkarzinome: Da eine operative Kuration unter Kontinenzerhalt nicht möglich ist, wird stets eine Strahlentherapie vorgenommen: T1 oder T2 No- Tumoren: Radiatio mit 54 Gy percutan oder alternativ Radiatio mit 45 Gy percutan in 3-Feldertechnik und 2x4 Gy als interstitielle Boost-High-dose-Brachytherapie nach endosonographischer Bestrahlungsplanung T3 oder T4 Nx und Tx Npos.- Tumoren: Radiochemotherapie: 5 - Fluorouracil und Mitomycin C und Kombinationsstrahlentherapie aus percutaner und interstitieller Radiatio wie oben angeführt Rezidivtherapie: 8 Rektumamputation mit TME, ggf. mit intraoperativer Afterloadingsonden-einlage (OP-Vorbereitung wie zur Coloskopie) in Ausnahmefällen (z.B. Therapieverweigerung durch Pat., unzulängliche vorherige Strahlentherapie) interstitielle Radiatio durch Endosonographie - gesteuerte High-doseBrachytherapiesitzungen zu je 4 Gy bis zur Tumorregression mit simultaner Chemotherapie (5 - Fluorouracil und Mitomycin C) Nachsorge: 3-monatig klinische Untersuchung, Rektoskopie und Endosonographie nach OP: Siehe Patienteninfo: Richtiges Verhalten nach einer Enddarmoperation jährlich Sonographie der Leber und beider Leisten, Röntgen Thorax: 3 6 9 12 15 18 21 24 30 36 48 60 Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. Mon. klin. Unters. x x x x x x x x x x x x endor. x x x x x x x x x x x x Sonogr. Sono x x x x x x x Leisten Sono Leber. x x x x x x x Rö- Thorax x x x x x x x Von diesem Schema kann und soll bei Beschwerden und / oder Rezidivverdacht abgegangen werden und fallorientiert weitere Diagnostik eingeleitet werden