Richtiges Verhalten nach Enddarmoperation

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Richtiges Verhalten nach Enddarmoperation
Zur Weiter- und Mitgabe an Patienten nach
proktologischen Operationen
Richtiges Verhalten nach einer Enddarmoperation
Liebe Patientin, lieber Patient,
bei Ihnen wurde eine Erkrankung des Enddarmes operativ behandelt,
z.B. ein Hämorrhoidalleiden, eine Fissur, eine Fistel, eine
Analthrombose, eine Drüsenentzündung oder ein Abszeß. Um eine
möglichst komplikationslose Heilung zu gewährleisten, aber auch um
ein Wiederauftreten der Beschwerden und der Erkrankung möglichst zu
verhindern, möchten wir Ihnen für die Zeit der Wundheilung und danach
einige Hinweise und Erklärungen mitgeben, damit Sie auch zu Hause
durch richtige Wundpflege und Verhaltensweisen zur Heilung aktiv
beitragen können.
K LINIK FÜR A LLGEMEINCHIRURGIE
UND K OLOPROKTOLOGIE
K OMPETENZZENTRUM FÜR C OLOPROKTOLOGIE
K OMPETENZZENTRUM FÜR C HIR . ENDOSKOPIE
Chefarzt:
Prof. Dr. h.c. (Tash PMI) Dr. med. Mathias
Löhnert
e-mail: [email protected]
An der Rosenhöhe 27
33647 Bielefeld
Telefon:
05 21.9 43 - 81 01
Telefax:
05 21.9 43 - 81 99
e-mail:
[email protected]
Sekretariat:
Frau Schimmel: 0521 / 943-8101
Nach der Operation:
Grundsätzlich gilt, dass Sie – auch wenn Sie am Tag der Operation entlassen werden können – 24 Stunden lang
nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen dürfen, d.h. zum Beispiel nicht selber Auto, Motorrad, Mofa oder
Fahrrad fahren und nicht an gefährlichen Maschinen arbeiten dürfen. Wenn Sie am Operationstag mit
öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren wollen, sollten Sie sich durch einen Verwandten oder Bekannten
begleiten lassen oder wenn dies nicht möglich ist, ein Taxi nehmen. Bei den meisten Operationen empfehlen wir
jedoch einen stationären Aufenthalt, dessen Länge in Abhängigkeit vom Befund variieren kann. Grundsätzlich
sollte nach einer Operation am After die Patientin / der Patient Wasser lassen können, den ersten Stuhlgang
gehabt haben und so schmerz- und beschwerdefrei sein, dass eine Versorgung zu Hause problemlos möglich ist,
ehe die Entlassung erfolgen kann.
Da der After und der den After mit dem Mastdarm verbindende Analkanal sehr empfindlich und mit einer Vielzahl
an Schmerznerven ausgestattet sind, ist leider ein Wundschmerz nach Abklingen der Betäubung oder Narkose
nicht zu vermeiden. Das Ausmaß des Schmerzes hängt nicht nur von der Operationsart und Größe der Wunde
ab, sondern wird auch von vielen individuellen Faktoren beeinflußt, die von Person zu Person unterschiedlich
sind. So kann der eine Patient nach einer Operation so gut wie keine Schmerzen haben, der Bettnachbar mit
derselben Operation dagegen bisweilen heftige Schmerzen empfinden. Aus diesem Grunde ist unsere
Schmerztherapie so ausgerichtet, dass alle Patienten ein schmerzstillendes und abschwellendes Medikament
erhalten, was bei den meisten ausreicht, um Schmerzfreiheit zu erzielen. Sollte bei Ihnen der Schmerz nicht
ausreichend behandelt sein, so wenden Sie sich bitte an eine Schwester, einen Pfleger oder Ihren Stationsarzt,
Sie werden dann weitere Medikamente erhalten. Zusätzlich zu den Schmerzmedikamenten bekommen Sie ein
Mittel, das den Stuhlgang weicher macht, um das Abführen zu erleichtern.
Bitte beachten Sie: Stuhlgang stört die Wundheilung nicht! Obwohl die Wunde nach Ihrer Operation täglich
oder auch mehrfach täglich mit Stuhlgang und somit mit Bakterien in Kontakt kommt, erfolgt normalerweise eine
komplikationslose Wundheilung, indem sich die Wunde langsam von innen nach außen schließt. Wenn
Komplikationen auftreten, entstehen diese meist dadurch, dass die Wunde außen verklebt oder sich schließt,
während innen noch offene Wundbereiche vorhanden sind. Dadurch staut sich innen Wundsekret, was zu
Beschwerden, Heilungsbehinderungen oder anderen Komplikationen führen kann.
Was können Sie selber für eine ungestörte Wundheilung tun?
Halten Sie Stuhlgang nicht zurück! Wie schon erklärt, stört dieser die Wundheilung im Afterbereich nicht. Wenn
Sie den Stuhlgang z.B. aus Angst vor Schmerzen zurück halten, wird er immer stärker eingedickt und fester, so
dass die Probleme beim Stuhlgang eher zunehmen werden. Sorgen Sie statt dessen für einen eher weichen
Stuhlgang, indem Sie ausreichend trinken (mehr als 2 Liter am Tag, wobei Kaffee und Alkoholgetränke nicht mit
zählen!), sich möglichst viel bewegen (Spazieren gehen) und sich faserreich mit viel Obst und Gemüse
ernähren. Bei zu festem Stuhlgang kann es auch nach der Entlassung manchmal sinnvoll sein, den Stuhl weich
machende Medikamente oder Klysmen zu benutzen. Eine besondere Diät ist nicht nötig!
Nach der Entlassung dürfen Sie körperlich machen, was Sie sich zutrauen und was Ihnen keine Schmerzen
bereitet, dies gilt für Sport genauso wie für Ihre Arbeit. Deshalb ist es schwer, die Dauer einer Arbeitsunfähigkeit
hier grundsätzlich anzugeben. Das Baden in öffentlichen Bädern sollten Sie aus hygienischen Gründen solange
vermeiden, bis die Wunde nicht mehr nässt. Gegen Baden im offenen Meer spricht auch mit nässender Wunde
nichts.
Klinikum Bielefeld gem. GmbH
Akademisches Lehrkrankenhaus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Amtsgericht Bielefeld HRB 35642 - Geschäftsführer: Michael Ackermann - Aufsichtsratsvorsitzender: Detlef Werner
www.klinikumbielefeld.de
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Reinigung der Wunde: Schon am Tag nach der Operation wird die Wunde mindestens 2 mal am Tag
ausgeduscht oder ausgebadet (Sitzbäder). Vermeiden Sie bei Sitzbädern zu langes Baden (nicht länger als 10
Minuten), da hierdurch die Haut um die Wunde herum aufweicht und anfälliger für Entzündungen wird. Das
Ausduschen oder Baden dient dazu, Wundsekret, Blut- und auch Stuhlreste wegzuspülen und somit die Wunde
zu reinigen. Wenn Sie Stuhlgang hatten, reinigen Sie die Wunde zusätzlich durch Ausduschen oder ein Sitzbad.
Die natürlichen Sekrete einer Wunde am After sehen oft grün-gelblich wie Eiter aus, riechen bisweilen
unangenehm, zeigen aber nur eine offene Wunde am After an, ohne dass so eine Sekretion alleine ein Zeichen
einer Komplikation ist. Die Sekretion hält solange an, bis die Wunde sich komplett verschlossen hat, was
normalerweise 6 – 8 Wochen dauert, im Einzelfall aber auch länger dauern kann. Bis zu einem halben Jahr nach
der Operation kann es immer wieder vorkommen, dass etwas Blut oder Schleim am Stuhlgang oder am
Toilettenpapier auftritt. Wenn jedoch Schmerzen nach anfänglicher Besserung wieder zunehmen oder neue
Schmerzen, Fieber ohne andere Ursache oder weitere Beschwerden hinzu treten, sollten Sie sich kurzfristig mit
uns in Verbindung setzen, gegebenenfalls auch nachts oder am Wochenende unsere Notfallaufnahme
aufsuchen.
Wichtig für die Wundheilung ist die regelmäßige Reinigung der Wunde durch Ausduschen oder Sitzbäder, ob Sie
einen Wasserzusatz benutzen (z.B. Kochsalz, Meersalz, Kamille oder medizinische Zusätze) hat auf die
Wundheilung in der Regel keinen Einfluß. Bei bestimmten Begleiterkrankungen oder –beschwerden empfehlen
wir manchmal für eine kurze Zeit Zusätze, um Beschwerden schneller zu lindern.
Nach dem Ausduschen / Bad sollten Sie die Wunde mit Verbands- oder Mullläppchen abdecken, gegebenenfalls
bei starker Sekretion zusätzlich die Wäsche durch Einlagen schützen. Bei tieferen Wunden kann es in der
Anfangszeit notwendig sein, in die Wunde eine Wundeinlage mit desinfizierenden Medikamenten einzubringen.
Hier muß Ihnen jemand behilflich sein: Im Krankenhaus die Schwester / der Pfleger / der Arzt, ambulant Ihr
Hausarzt / Proktologe oder Angehörige, nachdem den Angehörigen die Verbandstechnik durch unser
Pflegepersonal gezeigt wurde.
Worauf ist besonders zu achten?
Grundsätzlich gilt: Sollte Ihnen etwas seltsam vorkommen, fragen Sie das Pflegepersonal oder Ihren Stationsarzt.
Allgemein sind Komplikationen sehr selten, kommen aber vor, weshalb wir Ihnen hier darstellen möchten, wie Sie
sich in dem entsprechenden Fall zu verhalten haben:
Bitte melden Sie stärkere Blutungen sofort! Geringere Blutmengen auf dem Stuhl, in der Wundvorlage oder auf
dem Toilettenpapier sind bei offenen Wunden normal, wenn aber die Vorlage mehrfach innerhalb einiger Stunden
durchgeblutet oder die Toilettenschüssel mit Blut vollgespritzt ist, kann eine stärkere Nachblutung vorliegen.
Sollten Sie schon entlassen sein, wenn dies vorkommt, kommen Sie bitte unverzüglich zu uns in die Klinik.
Fahren Sie dann nicht selber Auto oder Motorrad, lassen Sie sich fahren oder rufen Sie einen Krankenwagen,
wenn Ihnen schwindelig geworden sein sollte!
Wenn die Schmerzen nach der Operation nicht besser werden oder wieder zunehmen, kann dies ein Zeichen für
beginnende Komplikationen sein. Auch hier gilt: Lieber einmal zuviel fragen oder wieder in die Klinik kommen!
Wenn alles in Ordnung ist, können wir Sie beruhigen und nach Hause schicken, ansonsten die Komplikationen
behandeln und damit weitere Beschwerden verhindern!
Manchmal kommt es nach Operationen am After zu Schwellungen oder Knoten, die durch Gewebswasser
entstehen, das sich im Wundbereich und Umgebung sammelt. Dies ist harmlos, kann aber Ursache von
Beschwerden sein. Selten entstehen Schwellungen durch Thrombosen im Wundrandbereich (was zwar sehr
schmerzhaft aber harmlos ist!) oder durch Eiterstau. Da wir in diesen Fälle etwas unternehmen können und
sollten, informieren Sie Ihren Stationsarzt oder kommen noch einmal in die Sprechstunde, wenn Sie derartiges
bemerken.
Auch anhaltende Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang sind nicht normal und müssen
behandelt werden, so dass Sie auch diese Ihrem Stationsarzt mitteilen oder uns, wenn Sie schon entlassen sind,
bitte wieder aufsuchen!
So erreichen Sie uns:
Telefonisch von 8 – 15.30 Uhr: 0521 – 943 8101 (Sekretariat Prof. Dr. Löhnert, Fr. Schimmel)
Telefonisch von 15:30 – 8 Uhr: 0521 – 943 50 (Zentrale, mit dem diensthabenden Chirurgen verbinden lassen)
Wenn Sie uns sofort aussuchen wollen: Notfallambulanz, rund um die Uhr erreichbar, im Erdgeschoss gelegen
Wir hoffen, Ihre Fragen für die Phase nach der Operation mit diesem Bogen ausreichend beantwortet zu haben.
Sollte noch etwas unklar sein, so sprechen Sie uns jederzeit an!
Danke, dass Sie das Vertrauen hatten, sich bei uns behandeln zu lassen,
Ihr Team der Chirurgie Rosenhöhe