Interview mit Dr. Olsen: Auf der Suche nach der Weltformel

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Interview mit Dr. Olsen: Auf der Suche nach der Weltformel
Interview mit Dr. Olsen: Auf der Suche nach der Weltformel
Autor: Harald Weygand, Head of Trading bei GodmodeTrader | 02.09.2007 18:00 | Copyright BörseGo AG 2000-2017
„Aus Forschersicht sind die Devisenmärkte mit einem großen Kernreaktor vergleichbar.“ Richard Olsen
betrachtet den Forex-Markt aus einer Forscherperspektive. Gerade der 24-Stundenhandel und die hohe
Liquidität machen den Devisenhandel für ihn zum idealen Ort, an dem „das Finanzmarktgeschehen ohne
verfälschende Einflüsse untersucht werden kann“.
Dr. Richard Olsen ist Gründer und Vorsitzender der Olsen Group. Nachdem er in Oxford und Zürich Jura und
Wirtschaft studiert hatte, arbeitete er zwei Jahre lang als Devisenhändler bei einer Bank. 1996 gründete er
zusammen mit Michael Stumm OANDA (www.oanda.com), einen FX-Broker, dessen Technologie heute von vielen
Brokern und Instituten angewendet wird. Außerdem ist er Gründer der Firma Olseninvest,
(www.olseninvest.com), die Managed Accounts anbietet. Richard Olsens Sicht der Märkte ist stark von einer
naturwissenschaftlichen Perspektive geprägt. Im Prinzip gibt es für ihn keine Unterschiede zwischen den „harten“
Naturwissenschaften und dem Finanzmarkt. Mittels komplexer Modelle auf Basis von Tick-Daten versucht er,
Kursbewegungen zu prognostizieren. Seine Ideen hat er mitunter in dem Buch „An Introduction to HighFrequency Finance“ (2001) dargelegt. Olsen kennt den Devisenmarkt seit über 20 Jahren. Damals wurde noch
ausschließlich über das Telefon gehandelt. Die Volumina waren ein Bruchteil dessen, was heute um den Globus
fließt. Die Zeiten haben sich geändert und heute besitzt der Devisenmarkt „das größte Ertragspotenzial aller
Finanzmärkte.“
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Frage: Seit 1985 beschäftigen Sie sich mit dem Devisenhandel – können Sie kurz skizzieren, was sich in diesem
Markt in den letzten 20 Jahren getan hat?
Olsen: Der Markt hat sich grundlegend geändert. Anfangs war Devisenhandel reiner Telefonhandel mit einer
Vielzahl von Market Makern. Zu jener Zeit waren die Volumina klein. Die Vielzahl der Market Maker wirkte sich
stabilisierend auf das Kursverhalten der Devisenmärkte aus und machte das damalige Defizit an effizienter
Kommunikationstechnologie wett. Heute ist dies anders: wir haben eine sehr effiziente Informationsübermittlung
– News werden in Sekundenschnelle weltweit übermittelt –, aber die Kapazität der Market Maker, um
Devisengeschäfte abzuwickeln, ist zu gering. Heute gibt es weltweit noch etwa zehn Market Maker, die bereit sind
im größeren Stil Devisengeschäfte abzuwickeln. Da diese Market Maker die Preisfindung manuell vornehmen, ist
die Preisgestaltung viel zu statisch. Dies hat zur Folge, dass es bei größeren Volumina zu unerwünschter
Volatilität kommt. Das Endresultat ist, dass wir trotz des Fortschrittes an Informationstechnologie instabilere
Devisenmärkte haben.
Frage: Woher kommt es, dass es nur noch so wenige große Market Maker gibt?
Olsen: Die Ursache liegt auf der einen Seite im Konsolidierungsprozess der Banken begründet. Auf der anderen
Seite hat es mit dem Verhalten großer Hedgefonds und einzelner Banken zu tun – diese Institute versuchen mit
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gezielten Handelsstrategien große Kursbewegungen auszulösen. Gelingt ihnen dies, erleiden kleinere Market
Maker in Sekundenschnelle große Verluste, was dazu geführt hat, dass viele Market Maker sich aus dem
Geschäft zurückgezogen haben.
Frage: Wie kamen Sie zum Forex-Handel?
Olsen: Ganz intuitiv habe ich mich auf den Devisenmarkt spezialisiert. Im Hinterkopf dachte ich mir, dass die
Devisenmärkte das Herz unserer Weltwirtschaft sind und deshalb sicher interessant sein müssten. Aus
Forscherperspektive sind die Devisenmärkte aus folgendem Grund interessant: Sie sind rund um die Uhr aktiv
und nicht durch bestimmte Börsenöffnungszeiten zeitlich eingeschränkt, was die wissenschaftliche Analyse
erleichtert. Da die Devisenmärkte die sogenannten effizientesten Finanzmärkte der Welt sind, sollten deren
statistische Eigenschaften im Einklang mit der klassischen Ökonomie sein. Entdeckt man Abweichungen, so sind
diese Erkenntnisse von besonderer Bedeutung.
Frage: Was reizt Sie besonders an diesem Markt (im Vergleich zum Aktien- oder Terminmarkt)?
Olsen: Aus Forschersicht sind die Devisenmärkte mit einem großen Kernreaktor vergleichbar, wo das
Finanzmarktgeschehen ohne verfälschende Einflüsse untersucht werden kann. Gleichzeitig habe ich die
Möglichkeit, Produkte zu entwickeln, die ein großes Marktpotenzial haben und gleichzeitig einen Beitrag zur
Stabilität des Wirtschaftssystems leisten können.
Frage: Können Sie Ihren Handelsansatz beschreiben?
Olsen: Der Grundansatz ist einfach zu erklären – ähnlich wie komplexe Wetterprognosemodelle versuchen wir
durch die Analyse großer Mengen an Marktdaten, die Strömungen im Markt zu analysieren und Rückschlüsse auf
die Kauf- und Verkaufentscheidungen und Positionen der Marktteilnehmer machen. Stellen wir fest, dass
gewisse Gruppen zu große Positionen aufgebaut haben, gehen wir Gegenpositionen ein.
Frage: Woher wissen Sie, wer zu große Positionen hat?
Olsen: Wir wissen dies nicht genau, können aber rein statistisch aus der Kursbewegung im entsprechenden
Zeitfenster Rückschlüsse auf die Größe der Positionen der entsprechenden Gruppen ziehen.
Frage: Handeln Sie systematisch? Gibt es diskretionäre Elemente?
Olsen: Unser Ansatz ist völlig systematisch. Pro Währung machen wir in etwa 40 Trades pro Tag (wir handeln 20
Wechselkurse). Dies ist nur mit einem systematischen Ansatz überhaupt machbar.
Frage: Wie lange dauerte es, bis Sie diesen Ansatz entwickelten?
Olsen: Ich arbeite schon 20 Jahre daran. Schließe ich mein Studium ein, wo ich gewisse Grundideen entwickelt
habe, sind es bald 30 Jahre. Anders als bei anderen Managern handelt es sich bei mir um einen ganzheitlichen
Ansatz und nicht um eine Anzahl von verschieden Tradingregeln, die nicht direkt miteinander in Beziehung
stehen.
Frage: Weshalb arbeiten Sie mit Tick-Daten? Enthalten nicht gerade diese besonders viel „Noise“?
Olsen: Völlig im Gegenteil. Macht man die richtigen Vorbereitungsarbeiten ist der Noise in Tick-Daten viel
geringer als in Tagesdaten. Dies ist eines unserer wichtigsten Erkenntnisse.
Frage: Ihr Verständnis der Märkte ist stark von einer naturwissenschaftlichen Perspektive geprägt. Worin
unterscheiden sich die Finanzmärkte von den Naturwissenschaften? Wo sind Gemeinsamkeiten?
Olsen: Für mich ist es ein rein naturwissenschaftliches Phänomen. Ich muss aber eingestehen, dass mein
Verständnis von Naturwissenschaften viel breiter als üblich ist. Problemstellungen wie Händlerpsyche,
Fundamentals und politische Ereignisse sind Teil der Fragestellung.
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Frage: Heißt das, Sie arbeiten an einer Marktformel, die all diese genannten Faktoren zu integrieren versucht?
Olsen: Ähnlich wie ein Gießer, der Duplikate herstellt und nicht direkt vom Original ein Duplikat machen kann,
sondern zuerst ein Negativ erstellen muss. Wir lassen die Händlerpsyche, fundamentale Faktoren und politischen
Ereignisse nicht direkt einfließen, sondern führen sie ein, indem wir zuerst ein Negativ oder einen Abdruck dieser
Einflüsse machen. In unserem Fall dient als Gussform die sogenannte ‚Intrinsic Time’. Aus unserem persönlichen
Erleben können wir die Bedeutung des Zeitempfindens als Gradmesser für die Relevanz von Ereignissen gut
nachempfinden. Geschehen wichtige Ereignisse, so empfinden wir diese Ereignisse als lang, während unwichtige
Ereignisse kurz erscheinen. Ein Beispiel – in einem Verkehrsunfall können Bruchteile einer Sekunde wie ein
ganzes Leben erscheinen.
Frage: Erstellen Sie damit Charts, wobei die Intrinsic Time auf der Y-Achse steht oder wie muss man sich das
vorstellen?
Olsen: Wir arbeiten nicht mit Charts – es sind alles abstrakte Computerprogramme. Würde man unsere
Algorithmen graphisch aufzeichnen, so wäre die Intrinsic Time auf der Y-Achse an denjenigen Stellen wo viel Zeit
abläuft „gedehnt“. Beträgt die gesamte Kursänderung innerhalb von 24 Stunden 2,1 Prozent, so entspricht dies
auf unserer Intrinsic-Time-Achse drei Tagen.
Frage: Muss man sich das in etwa so vorstellen wie das „Equivolume-Konzept“? Dabei wird bei einem Balkenoder Candlechart der Balken einfach entsprechend des Volumens in die Breite gezogen.
Olsen: Im Prinzip ja. Allerdings arbeiten wir wie gesagt nicht mit Charts. Charts haben auch keinen anderen Sinn
und Zweck, als mathematischen Fakten graphisch darzustellen.
Frage: Wie lassen sich Phänomene wie die Händlerpsyche quantifizieren?
Olsen: Wiederum benutzen wir die Intrinsic Time um die Händlerpsyche einzufangen – wir glauben, dass die
starken Kursbeschleu-nigungen, die intraday stattfinden, zu einer Verzerrung der Wahrnehmung der Realität
führen und für die Händlerpsyche verantwortlich sind. Die Intrinsic Time ist ein effizientes Hilfsmittel, um die
Kursbeschleunigungen mathematisch zu erfassen und auf diese indirekte Art und Weise die Händlerpsyche ins
Modell zu integrieren.
Frage: Seit 1996 gibt es den Forex-Broker OANDA. Was ist das Besondere daran? Worin unterscheidet sich die
Datenversorgung von Konkurrenzprodukten?
Olsen: OANDA ist die erste vollautomatisierte Devisenhandelsplattform der Welt. OANDA’s Transaktionskosten
sind somit nur ein kleiner Bruchteil dessen, was die Verarbeitung von Transaktionen unserer Konkurrenz kostet.
OANDA ist deshalb in der Lage, auch kleinste Beträge von zum Beispiel nur einem US-Dollar mit dem gleichen
Geld- und Briefkurs zu handeln, wie Großtransaktionen von zehn Millionen US-Dollar. Will ein Kunde neue
Strategien ausprobieren, ist dies ein großer Vorteil. OANDA zahlt im Sekundentakt Zins. Somit können
Zinsdifferenzen auch innerhalb eines Tages genutzt werden. Die Handelsplattform ist sehr benutzerfreundlich.
Ähnlich wie bei einem Auto – mit guter Sicht und übersichtlichem Armaturenbrett lässt es sich erfolgreicher
Traden. Schließlich unterhalten wir ein Forum, wo unsere Kunden sich über die Marktentwicklungen austauschen.
Frage: Welches Klientel bedient OANDA? Eher Daytrader oder Positions-Trader?
Olsen: Das Spektrum unserer Kunden ist sehr breit – vom Daytrader, Positions-Trader bis zum Profi mit seinem
Hedgefund.
Frage: Was bieten Sie auf www.olseninvest.com an?
Olsen: Wir sind ein Currency Manager und verwalten für unsere Kunden Geld, sei dies im Rahmen von Currency
Funds oder als Managed Currency Accounts.
Frage: Worin unterscheiden sich die verschiedenen Accounts?
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Olsen: Alle Konten werden mit dem gleichen Modell gehandelt, d.h. die Kauf und Verkaufsignale sind überall die
gleichen. Die einzige Unterscheidung ist das Risikoprofil, d.h. der Leverage oder anders ausgedrückt die
Hebelwirkung.
Frage: Betrachtet man die Equity-Kurve, so fällt auf, dass diese zwar sehr stetig verläuft, aber von wenigen,
dafür heftigen Drawdowns begleitet wird. Wie kommt es zu diesen Einbrüchen? Und warum werden diese in
kürzester Zeit wieder ausgeglichen?
Olsen: Die Finanzmärkte werden immer wieder von, wie wir es nennen, Erdbeben geschüttelt. Es ist schwierig, das
Abklingen dieser Beben richtig zu prognostizieren. So entstehen diese Einbrüche. Gerade in dieser Hinsicht haben
wir in den letzten Monaten große Fortschritte erzielt und ich erwarte, dass die Einbrüche in Zukunft um einiges
geringer ausfallen werden.
Frage: Welche Rolle spielt Money-Management, ganz allgemein und speziell bei Olseninvest?
Olsen: Money-Management ist immer ein zentrales Element einer jeden Trading-Strategie. Das MoneyManagement muss aber gut an den Trading-Ansatz angepasst sein. Selbstredend ist für uns das MoneyManagement von zentraler Bedeutung, so ist der Einsatz pro Trade klar limitiert und ebenfalls der maximale
Verlust.
Frage: Ist der Forex-Markt Anfängern zu empfehlen oder prinzipiell etwas für erfahrene Händler?
Olsen: Der Devisenmarkt hat das größte Ertragspotenzial aller Finanzmärkte. Vergleicht man die Volatilität mit
den Transaktionskosten, so ist das Gewinnpotenzial im Verhältnis zu den Transaktionskosten am größten. Ein
Nachteil ist aber, dass die Kursbewegungen sehr schnell und auch über Nacht erfolgen können.
Frage: Ist der Forex-Markt speziell für Daytrader geeignet?
Olsen: Ich glaube, dass sich der Devisenmarkt für alle Arten von Trader eignet. Jeder hat die Möglichkeit mit
seinem spezifischen Tradingstyle Geld zu verdienen.
Frage: Welchen Hebel würden Sie Beginnern empfehlen?
Olsen: Der Hebel kann nicht klein genug sein. Es ist sehr gefährlich, mit einem zu großen Hebel zu traden.
Grundsätzlich empfehle ich Positionen mit ein Zehntel des Kapitals oder sogar weniger zu eröffnen.
Frage: Welchen Hebel benutzen Sie?
Olsen: Für unser Standardprogramm benutzen wir den Hebel 1.
Frage: Welche Währungspaare handeln Sie bevorzugt?
Olsen: Wir traden alle Wechselkurse, die bei OANDA FXTrade zur Verfügung stehen. Grundsätzlich habe ich keine
Vorliebe, da die verschiedenen Wechselkurse helfen, das Risiko zu streuen.
Frage: Forex – der Markt der Zukunft? Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung ein?
Olsen: Ich glaube, dass das Volumenwachstum des Devisenmarktes sich beschleunigen wird und die GeldBriefspanne immer enger und somit der Devisenhandel für den Trader noch profitabler werden wird.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www. olseninvest.com oder per Email an
[email protected].
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B1) Performance-Kurve des Olsen Invest Managed-Accounts
Die rote Linie markiert den Handelsstart, während die schwarze Linie Ergebnisse des Backtestings zeigt.
B2) Managed-Account mit Risikoprofil 4
Quelle: Traders-Magazin
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Stand: Oktober 2016
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