Erfahrungsberichte_nach Laendern2013
Transcription
Erfahrungsberichte_nach Laendern2013
Erfahrungsberichte von Schülern des Landkreises MOL, die in den Schuljahren 2001/02 bis 2012/13 durch ein Stipendium des Landkreises Märkisch-Oderland oder der Sparkasse Märkisch-Oderland ein Schuljahr im Ausland verbracht haben USA Seite 1 Slowakei Seite 65 Dänemark Seite 66 Frankreich Seite 67 England Seite 69 Kanada Seite 70 Irland Seite 71 Ecuador Seite 77 Niederlande Seite 79 Südafrika Seite 81 Russland Seite 84 Australien Seite 85 Seit 2001 haben 47 Schüler ein Stipendium durch den Landkreis Märkisch-Oderland erhalten. Auch die Sparkasse Märkisch-Oderland unterstützt Schüler bei Auslandsaufenthalten. Aus der Zusammenarbeit mit der Sparkasse resultieren auch Erfahrungsberichte in diesem Heft von Schülern, die ein Stipendium über diese Einrichtung erhielten. 1 USA One year in "The Giant Side of Texas" (2012/13 – Organisation AIFS) So fing alles an: Nach Wochen langen warten habe ich eine E-Mail von dem Veranstalter über meine Gastfamilie bekommen. Ich öffnete die E-Mail und erhoffte mir einen Ort mit Strand und Palmen oder wenigstens einen Ort neben einer bekannten Stadt, wie Los Angeles, San Francisco, etc. Doch ich bekam eine Familie in Lubbock, Texas. Meine Begeisterung hielt sich erstmal in Grenzen, denn diese Gegend ist alles andere als grün, keine Bäume, Sandsturm und bei 40 Grad im Schatten wollte ich eigentlich auch nicht dort leben. Wie auch immer es war schließlich mein Traum seit dem ich klein war in den USA zu leben. Also entschied ich mich, es wenigstens einmal zu probieren. Fakten zu Lubbock: Mit rund 237.000 Einwohnern ist Lubbock die elfgrößte Stadt von Texas. Außerdem hat Lubbock unter anderem die größten Baumwollfelder von den ganzen USA. Die niedrigste Temperatur liegt durchschnittlich bei -4° C und die höchste Temperatur bei 38° C. Daraus kann man schon ableiten, dass es eher eine trockene Gegend ist. Das Abenteuer beginnt: Am 21. August 2012, stand ich nun auf dem Flughafen und hatte eigentlich noch gar nicht so richtig realisiert, dass es in wenigen Minuten losgeht. Trotzdem fiel mir der Abschied schwer. Mein Flug startete von Berlin nach Frankfurt (am Main) und dann nach New York, wo wir für 4 Tage ein weiteres Vorbereitungstreffen hatten. Im Hotel erfolgte die Einteilung der Zimmer in Abhängigkeit von unserem Staat, wo wir hinkommen. Im meinem Zimmer waren dann noch zwei weitere Mädels, die nach Texas gehen und eine davon war Anna, sie kam sogar in die gleiche Stadt. Nach diesem Treffen ging es dann für mich und Anna weiter über Houston nach Lubbock. Während des Fluges erzählte sie mir total viel von ihrer Gastfamilie, wie sie aussieht und was sie schon geplant hatten. Ich war schon ein bisschen neidisch, denn von meiner Gastfamilie hatte ich noch gar nichts gehört. Der erste Eindruck: Angekommen am extrem kleinen Flughafen wurden wir dann mit Fahnen und Plakaten überrascht. Da ich noch nicht wirklich was von meiner Gastfamilie wusste, hatte ich auch keine Ahnung wer jetzt genau vor mir steht. Total euphorisch sind wir dann raus aus dem Flughafen und wurden von 45°C Hitze erschlagen. Am gleichen Tag haben wir dann noch eine kleine Stadtrundfahrt gemacht und sind zur Schule gefahren um dort alle Formulare auszufüllen. Mein erster Eindruck: trotz Hitze und Trockenheit konnte ich es mir sehr gut vorstellen dort zu leben. Vielleicht lag es daran, dass Lubbock einfach so unterschiedlich ist als Deutschland. 27.08.12 – Erster Schultag: Wenn ich Texas höre, denke ich immer an Cowboys, die mit ihren Pferden überall hin reiten. Das stimmte aber nur zum Teil, es gab Cowboys, die auch mit ihren normalen Cowboysachen zur Schule gingen, aber auf einem Pferd reiten sie nicht. Wie auch immer war der erste Schultag total aufregend. In meiner Schule gingen rund 3000 Schüler zur Schule, davon war ein großer Teil mexikanisch, wegen Mexico. Ein anderer großer Teil war schwarz, die anderen waren weiß, welche zu 89 % deutsche Wurzeln haben, weil irgendein Urur-urgroßvater in Deutschland geboren wurde. Und es stimmt die Schule sieht echt so bunt und groß aus, wie in den ganzen High School Movies. Als Erstes bin ich zu meinem persönlichen Berater gegangen, der auch meinen Stundenplan erstellt hatte. Viel mehr ist am ersten Schultag eigentlich nicht passiert. Zurück ging es dann mit dem typischen gelben Schulbus, der übrigens sehr kleine Sitze hat und im Winter war es recht kalt. Unterricht: Ich wurde ein Junior, das entspricht der 11.Klasse hier. In Deutschland hat man 1014 verschiedene Fächer und jeden Tag eine andere Anordnung. In Amerika ist das komplett anders, ich habe eine Liste bekommen mit ungefähr 70 verschiedenen Arten an Kursen und 2 konnte mir von der Liste acht Fächer auswählen. Diese acht Fächer hatte ich dann jeden einzelnen Tag. Wenn man die Klasse bzw. den Kurs nicht mochte, hatte man die Möglichkeit den Kurs zu wechseln. Sport: Um sich Fit zu halten gibt es viele Möglichkeiten. Die Schule bietet Sportarten für die Sommer- und Wintersaison an. Als die Schule anfing begann auch gleich die Wintersaison, also hatte ich mich für Basketball entschieden. Doch bevor ich dort mitmachen konnte, hatte ich so genannte Try Outs, da wirst du getestet, ob du gut genug bist. Diese Try Outs gingen eine Woche lang. Als die Sommersaison anfing, so ungefähr ab Februar, hatte ich mich für „Track&Field“ entschieden, was hier der Leichtathletik entspricht. Allgemein ist der Sport in Amerika eines der wichtigsten Sachen, sodass der Schulsport verglichen werden kann mit dem Niveau einer Sportschule. Wie auch immer, wenn man Freunde kennengelernt hatte, dann meistens vom eigenen Sportteam, denn man verbringt so gut die meiste Schulzeit mit ihnen. Tagesablauf: Die Schule fing um 8.25 Uhr an und endete um 16.10 Uhr und das galt für alle Schüler! Als die Basketballsaison anfing musste ich schon um 6.30 Uhr zum Basketballtraining in der Schule sein und nach dem Unterricht hatte ich noch einmal Training bis 17.30 Uhr. Am Abend geht man dann mit der Familie zusammen Essen, da das Familienleben eine sehr große Rolle spielt. Aus diesem Grund bleibt leider auch keine Zeit, um Freunde zu treffen. Nach einigen Monaten trat bei mir die Normalität ein. Die Schule war so einfach wie noch nie, Basketballsaison war voll im laufen und wurde härter und härter. Essen: In Texas ist es üblich, dass man abends irgendwo Essen geht oder wenn man nicht das Haus verlassen wollte, hatte man eben zu Hause Abendbrot gegessen, was zu 90% ungesund war. Dadurch, dass Mexico das Nachbarland ist, ist das Essen dementsprechend mexikanisch (zum Beispiel gab es: quesadillas, tacos, tortillas, burritos und vieles mehr). Gastfamilie: Als ich die Info bekommen hatte, dass eine Gastfamilie sich für mich entschieden hatte, war ich natürlich voll aufgeregt und habe sie auch gleich angeschrieben. Doch sie antworteten nie und das gab mir schon ein schlechtes Gewissen, ob es die richtige Familie für mich sei. Nichtsdestotrotz ließ ich mich auf diese Erfahrung ein und wurde enttäuscht. Nach ein paar Wochen kamen die ersten Probleme! Anna's Gastmutter war die Mutter von meiner Gastmutter also hatten wir auch alle Aktivitäten zusammen unternommen. Anna und mir viel es dann immer schwieriger nicht Deutsch zu sprechen. Wir hatten uns geeinigt, wenn wir in der Gegenwart von anderen Personen waren, reden wir Englisch. Doch unsere Gastmütter fanden es überhaupt nicht gut, dass wir überhaupt Deutsch sprachen, deshalb hatten wir später eine erste Krisensitzung. Danach dachte ich, dass jetzt alles besser werden würde, aber es kamen immer mehr und mehr Probleme zusammen. Mein Endschluss nach den ersten zwei Monaten stand fest, ich wollte die Gastfamilie wechseln. Die gleichen Probleme hatte auch Anna, also hatten wir uns mit Kim (unsere Betreuerin vor Ort) getroffen und darüber gesprochen. Am gleichen Tag hatte sie dann noch alle wichtigen Papiere zu der Organisation gesendet und gehofft, dass wir wechseln dürfen. Aber wenige Tage später kam dann die Antwort, dass unsere Probleme keine schlimmen Probleme sind und man sie noch ändern kann. Kim unterhielt sich mit der Gastfamilie und sie meine dann zu uns, dass wir es noch mal probieren sollten. Nach diesem ganzen Drama wurde es ein wenig besser und dann wieder schlechter. Da ich nicht wechseln konnte, musste ich mich entscheiden, ob ich nach Hause fliege oder dort bleibe. Ich blieb natürlich dort und wie durch ein Wunder, hatte sich meine Gastfamilie entschieden umzuziehen, und zwar nach Dallas. Da ich unbedingt auf der Schule bleiben wollte, musste für mich jetzt eine neue Gastfamilie gesucht werden. Am Ende hatte mein Basketball Coach und seine Frau sich entschieden mich aufzunehmen. Ich wechselte kurz nach Weihnachten und von dort an ging es nur noch Berg auf. Es war eine sehr junge Familie, was ich vorteilhafter fand, da sie echt alles Mögliche mit mir unternahmen! Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ein Familienwechsel meistens die bessere Entscheidung ist und man nie enttäuscht wird. 3 Meine Gastfamilie und ich, wir haben uns so gut verstanden, dass wir immer noch Kontakt haben. Sie wollen im nächsten Jahr (in den Ferien) zu mir kommen und Deutschland kennen lernen. Ich werde ihnen Deutschland zeigen, so wie sie mir Texas. Sprache: Am ersten Tag war die Verständigung noch relativ schwierig, da die Amis oder vor allem die Texaner einen sehr undeutlichen Akzent haben. Nach den ersten Wochen konnte ich schon alles verstehen und nach zwei Monaten sprach ich schon fließend Englisch. In den restlichen Monaten habe ich mir automatisch das fachliche Englisch angeeignet und spätestens nach einem halben Jahr hatte man gar keine Probleme mehr. Um nicht so aufzufallen konzentrierte ich mich auf den texanischen Slang. Die Texaner meinten: Hätte ich nicht den deutschen Akzent, dann würde es nicht auffallen, dass ich eigentlich Deutsch als Muttersprache spreche. Um einfach noch besser Englisch zu sprechen, hatte ich angefangen englische Bücher zu lesen. Zu Hause angekommen fiel mir das Deutsch sprechen relativ schwer, so dass ich mit meinen Freunden nur Englisch sprach. Cowboys, Sandstürme und 45°C → Texas: Aus irgendeinem Grund wird Texas immer so negative beschrieben. Wenn man mal Texas oberflächlich betrachtet sind die ganzen großen Städte, wie San Antonio, Austin, Dallas oder Houston total schön, sehr grün und auch nicht so heiß wie man eigentlich von Texas erwartet. Außerdem ist Texas der zweitgrößte Staat in den USA, der nicht nur aus sehr viel Landschaft besteht, sondern auch viele Sehenswürdigkeiten bietet. Es gibt natürlich auch die trockenen Seiten von Texas, so wie man es aus Filmen kennt. In so einer Gegend ist es viel interessanter zu sehen wie die einheimischen Menschen dort leben, anstatt nach Florida zu gehen, wo schon jeder zweite seinen Urlaub verbracht hatte und nur Touristen leben. In Filmen wird immer gezeigt, dass Cowboys in Texas auf ihrem Pferd durch die Gegend reiten. Doch das stimmt nur zum Teil. Es gibt immer noch Cowboys, die dann auf der Farm leben und dort rumreiten. Außerdem tragen sie auch ihre Cowboysachen überall wo sie hingehen und das stört niemanden, denn man ist in Texas. Doch durch die Stadt reiten sieht man leider keinen mehr, stattdessen wurden die Pferde durch einen „Chevy Truck“ ersetzt. 31.05.2013 – letzter Schultag: Der letzte Schultag war einerseits sehr lustig, weil jeder so froh war endlich Ferien zu haben und anderseits sehr traurig, weil man die ganzen Leute nie wieder sehen würde. Deshalb kann ich nur empfehlen, ein Jahrbuch zu holen und einfach jeden darin unterschreiben zu lassen, damit man wenigstens noch eine kleine Erinnerung hat. Letzter Tag in Texas: Erst dann wird einem klar, dass man jetzt 10 Monate nicht zu Hause war. Man blickt nochmal zurück und kann gar nicht begreifen, wie schnell die 10 Monate um sind. Trotz Schwierigkeiten war es ein unvergessliches Jahr. Und der Abschied von allem, besonders von der Gastfamilie fiel sehr schwer. Was ich nur empfehlen kann, ist ein Tagebuch zu schreiben. Gerade in den letzten Tagen ist mir aufgefallen, dass man nur noch so stückweise sich an alles erinnert und wenn man ein Tagebuch geschrieben hat und erneut darin liest, hat man das Gefühl noch einmal dagewesen zu sein. Dankeschön: Ein großes Dankeschön geht an das Schulamt von MOL für das Teilstipendium. Man braucht im Durchschnitt $ 300 im Monat und ohne das Stipendium hätte ich nicht die Dinge machen können, die es einfach nur in Amerika zu machen gibt. Ein weiteres Dankeschön geht an meine Familie sowie an meine Gastfamilie, die mir immer beistanden. 4 Zusammenfassung: So eine Chance ins Ausland zu gehen, dort ein Jahr zur Schule zu gehen, bekommt man nur einmal im Leben. An alle, die noch unsicher sind, ob sich das überhaupt lohnt oder Angst haben dort hinzukommen, wo echt nichts los ist, kann ich eigentlich nur sagen: es lohnt sich auf jeden Fall und meiner Meinung nach ist es viel interessanter dort hinzugehen, wo noch nie jemand war, als dort hinzugehen wo schon jeder zweite Tourist seinen Urlaub verbracht hatte!! Durch dieses Jahr kann ich nicht nur besser Englisch sprechen, sondern bin auch selbstbewusster geworden, was für mein späteres Leben sehr wichtig sein wird. Ich kann nur sagen, es war ein unvergessliches Jahr in Amerika und ich würde es jeder Zeit wieder machen. Ich werde außerdem so oft wie möglich zurück fliegen und vielleicht entscheide ich mich nach dem Abitur dort zu studieren. Maria Ein Jahr in Washington State, USA (2012-13 – Organisation AYUSA) Nach monatelangen Warten startete meine Reise am Flughafen Tegel mit dem Aufbruch in ein neues Leben. Ziel war Washington State, der regenreichste Bundesstaat der USA. Ich hatte gespaltene Gefühle zwischen Abschiedsschmerz und Vorfreude. Obwohl ich nie zuvor geflogen war und ich nicht wusste wer und was mich dort erwarten würde, überwog die Abenteuerlust. Nach einem neunstündigen Flug erreichte ich New York und wurde passenderweise von der „Statue of liberty“ begrüßt. Weitere fünf Stunden Wartezeit und sechs Stunden Flug kam ich völlig erschöpft in Portland an der Westküste an. Dort erwartet mich meine Gastmutter Natalie, eine alleinlebende Frau, mit meiner Betreuerin und Rosalie, ihrer deutschen Austauschschülerin. Dass Natalie nur eine Welcome family für mich war, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Mit Natalie fuhr ich weitere zwei Stunden, bis wir die typische Westenküstenkleinstadt „Chehalis“ erreichten, in der sie lebte. Am nächsten Tag ging es gleich wieder zum Flughafen um meine brasilianische Gastschwester Bela abzuholen. Natalie war anfangs sehr freundlich und wir lebten uns schnell bei ihr ein. Mit Bela (1 Jahr jünger als ich) habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden und in kürzester Zeit war sie eine richtige „kleine“ Schwester für mich. In Chehalis besuchte ich die W.F. West Highschool. Am ersten Schultag war ich froh das ich zumindest Bela schon kannte und nicht vollkommen allein war. Ich wählte in meinem ersten Semester Fächer wie Drafting (technisches Zeichnen), US history, American literatur, photography, graphic designe und geometry. Es ist weit verbreitet das öffentliche amerikanische Highschools kein hohes Lernniveau haben. Ich kann das bestätigen. Nach anfänglichen Sprachproblemen stellte die Schule für mich so gut wie keine Schwierigkeiten dar. Schwieriger war es wirkliche Freunde zu finden. Die meisten Schüler wirkten recht freundlich, auch wenn sie wenig Interesse zeigten und nur wenige den Mut hatten „die fremde Deutsche“ anzusprechen. So verbrachte ich die ersten Wochen nur mit meiner Gastschwester und weiteren Austauschschülern der Schule. Ich begann zu zweifeln, ob das Ganze so eine gute Idee war. Nach etwa vier Wochen fand ich die ersten richtigen Freunde bei einem „Football Game“. Nach und nach verbesserte sich auch mein Englisch und ich brachte nur noch sehr gute Leistungen in der Schule. Schon nach kurzer Zeit wurde die Beziehung von Bela und mir zu unserer Gastmutter zunehmend schlechter. Natalie begann sich vor uns zurückzuziehen und wir sahen sie nur noch selten. Wir suchten Hilfe bei den Regionalvertretern unserer Organisation Ayusa, welche sich aber nicht im Geringsten um uns kümmerten. Nach etwa drei Monaten gab Natalie Bela und mich für andere Gastfamilien frei, da sie uns aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen nicht mehr behalten konnte. Da Bela und ich unbedingt zusammenbleiben wollten und wir die Familie unserer gemeinsamen Freundin Lizzie schon gut kannten, konnten wir es einrichten bei ihnen zu leben. 5 Sie waren eine großartige und liebevolle Gastfamilie, die es sichtlich genoss uns ihr Land, ihre Sitten und Bräuche zu zeigen. Meine Gastmutter Kathy und ihr Mann Arlie haben zwei gemeinsame Töchter von denen nur noch die Jüngste (17 Jahre alt) zu Hause lebt. Aus einer früheren Ehe hat Kathy noch zwei weitere Töchter und zwei Söhne, welche oft mit ihren Kindern zu besuch kamen. Für mich als Einzelkind war das Großfamilienleben etwas vollkommen Neues und hat mich sehr bereichert. Auch neu war es für mich in einem Haushalt mit zwei Hunden und vier Katzen zu leben, was ich jedoch schätzen und lieben lernte. Wir gingen oft wandern, sie zeigten uns die Umgebung und schlossen uns in das Familienleben ein. Da Kathy eine begabte Köchin ist, hatte ich oft Gelegenheit die amerikanische Küche zu genießen, wobei mexikanische Gerichte auf dem Speiseplan vorherrschten. Wir verbrachten drei Tage in Seattle und besichtigten die Space Needle und andere Sehenswürdigkeiten. Wir machten Ausflüge in die eindrucksvolle, steppenartige Landschaft auf der östlichen Seite der Cascade Range oder nach Oregon. Im Januar bin ich mit meiner Gastfamilie dem regnerischen, kalten Wetter in Washington entflohen und habe zehn Tage Urlaub auf Hawaii gemacht. Dort besichtigte ich Pearl Harbor, konnte mit Seeschildkröten schwimmen und lernte surfen am berühmten „Waikiki beach“. An Feiertagen wie Thanksgiving oder Weihnachten ist die ganze Familie zusammen gekommen und es wurden ausgiebig Truthahn und andere typisch amerikanische Gerichte verzehrt. Anlässlich des „Independence Day“ waren wir für ein paar Tage Campen und haben am Lagerfeuer S`mores (Marchmellows mit Schokolade und Keksen) gemacht. Zehn Monate später und zurück in Deutschland kann ich sagen, dass sich das Auslandsjahr gelohnt hat und meine beste bisherige Entscheidung war. Es ist eine Bereicherung für mein Leben. Ich sammelte viele neue Eindrücke, welche mir für immer in Erinnerung bleiben werden. Ich habe eine tolle Familie kennengelernt und neue Freunde gewonnen. Nicht nur meine Englischkenntnisse haben sich enorm verbessert. Die gemachten Erfahrungen haben meine Toleranz, mein Selbstbewusstsein und meine Selbstständigkeit gestärkt. Im Großen und Ganzen bin ich reifer und erwachsener geworden. An diesem Punkt möchte ich mich nochmals beim Landkreis Märkisch-Oderland für die finanzielle Unterstützung bedanken und wünsche auch allen zukünftigen Auslandsschülern viel Glück und ein spannendes Jahr. Anna Sweet Home Alabama...? (2011/12 – Organisation travelworks)) Kaum vorstellbar, dass ich vor genau einem Jahr einen Monat Schule in Amerika hinter mir hatte. Wow. Angefangen hatte alles eigentlich ziemlich gut. Ich hatte meine Familie sehr knapp (2 Tage) vor meinem Flugtermin bekommen, und daher nicht viel Zeit mich zu entscheiden. Die Familie kam mir nahezu perfekt vor. Ich hatte eine Gastschwester in meinem Alter, ihre Mom war so genauso alt wie meine, und hatte sogar einen ähnlichen Job. Der Vater genauso. Ziemlich gruselig. Das einzige Problem was es zur der Zeit gab, war dass ich auf eine Privatschule musste, da die anderen Schulen in der Umgebung keine Austauschschüler annehmen wollten. Das Problem war bloß, das die Schule natürlich extra kostete. 5000$ mussten meine Eltern für das Schuljahr noch drauf zahlen. Doch da ich zu viel Angst hatte doch keine Familie abzubekommen, sagte ich einfach zu und hoffte das Beste. Tja, zu früh gefreut. In Amerika angekommen, hatte ich als Erstes eine Woche in NYC vor mir. Meine Organisation hat uns dort noch zusätzliche Tipps zum Thema Kulturschock und dem Leben in unserer Gastfamilie gegeben. Es war wirklich schön, einerseits wegen der Stadt, und andererseits weil man dort mit vielen anderen Austauschschülern zusammen war, und sich über vieles austauschen konnte. 6 Eine Woche später ging dann also endlich mein Flug weiter nach Huntsville, Alabama. Ich musste zum Glück nicht allein fliegen, da Huntsville anscheinend zu Hause von vielen gastfreundlichen Familien ist, was also bedeutete, dass man als Austauschschüler dort wohl nicht wirklich etwas Besonderes war. Meine Gastfamilie hatte leider noch nicht viel Erfahrung mit Austauschschülern gehabt, wie ich später feststellen musste. Nach einem Wochenende mit Jet Lag, musste ich leider auch schon sofort zur Schule. Und, naja, ein bisschen entsetzt war ich schon. Es stellte sich heraus, dass meine Schule eine sehr christliche Schule war. Es gab Bibelunterricht, eine Kapelle, und ich durfte sogar eine halbe Stunde pro Tag nach der 2. Stunde beten gehen. Aber mir so etwas zu erzählen erschien meiner Organisation wohl eher unwichtig, nachdem ich in meine Bewerbung ausdrücklich ATHEIST geschrieben habe. Und um die Sache noch abzurunden, gab es auf die insgesamt 440 Schüler (7.-12. Klasse) 5 Austauschschüler, die auch nicht weiter beachtet wurden, da es dort eigentlich jedes Jahr vor allem deutsche Austauschschüler gab. Nachdem ich an dieser, wohl nicht so ganz perfekten Schule, keine guten Start hatte, kamen auch immer mehr Probleme mit meiner Gastfamilie dazu. Sie selber waren streng religiös, hatten aber soweit ich dachte keine Probleme mit meinem „Glauben“. Doch nachdem ich mich über meine Schule beschwert hatte, fing meine Gastschwester an, mich immer mehr zu ignorieren. Ich stellte sie zur Rede, und fragte sie ob ich etwas falsch gemacht hätte, und sie antwortete, sie verstehe nicht, wie ich nicht an Jesus glauben könnte. Da ich also ihren Glauben nicht teilen konnte, war ich für sie nur noch wie ein lästiger Ausschlag. Na super. Als dann auch noch meine Gastmutter anfing mich nur noch anzuschreien, und ich nur noch mit meinem Gastvater normal reden konnte, bekam ich langsam Zweifel, ob es eine gute Idee war, das ganze Jahr bei dieser Familie zu bleiben. Ich kontaktierte also meine Agentur, wobei ich sagen muss, ich hatte natürlich einen Lokal Koordinator, welcher aber zu meinem Glück mit meiner Gastfamilie befreundet war, und fragte ob es möglich sei die Familie zu wechseln. Wir hatten viele Telefonkonferenzen, unter anderem mit meiner Gastfamilie, und meine Organisation entschied, dass die Gründe, die ich genannt habe, ja kein Grund wären zu wechseln. Es hieß also, ich solle mich gefälligst besser anpassen, und nicht wegen jedem kleinen Problem die Agentur mit reinziehen. Nachdem es aber leider nicht besser wurde, hatte meine Gastfamilie auch irgendwann keine Lust mehr, und wollten eine neue Gastfamilie für mich. Und tatsächlich, innerhalb von 2 Tagen musste ich packen und zu einem anderen Lokal Koordinator und seiner Familie ziehen. Von da an, ging es endlich wieder bergauf. Meine neue Familie, die schon so viel Erfahrung mit Austauschschülern hatte wie keine andere in Huntsville, nahm mich auf wie ihre eigene Tochter. Und ich fühlte mich endlich wieder willkommen. Da wir so viele Austauschschüler in dieser Region waren, und mein neuer Gastvater so was wie der Chefkoordinator war, haben wir fast jeden Monat, mit allen Austauschschüler etwas unternommen. Wir gingen bowlen, haben Trips in andere Staaten gemacht, und vieles mehr. Ich fand das echt gut, vor allem weil ich dadurch jetzt immer noch Kontakt zu meinen Freunden, nicht nur aus Alabama, sondern auch aus Ägypten, Spanien, Georgien und vielen anderen Ländern habe. Und ich habe auch viele verschiedene Kulturen kennengelernt, nicht nur die amerikanische. Also, alles in allem war das mein „Bestes Jahr meines Lebens“. Ich meine natürlich, es gab auch so viele schöne Sachen (ich durfte zum Beispiel mit meiner Gastfamilie Weihnachten in Walt Disney World verbringen), aber, ich habe das Gefühl, ich bin ein perfektes Beispiel dafür, dass solche Auslandsjahre auch nach hinten losgehen können. Jessica Mein Aufenthalt in den USA (2011/12 – Organisation YFU) 7 Bevor ich nach Amerika gehen konnte musste ich eine einwöchige Vorbereitungstagung meiner Organisation absolvieren. Dafür bin ich in einer größeren Gruppe auf ein Landschloss mit allem drum und dran gefahren. Dort habe ich dann mit ungefähr 30 anderen Schülern an kleineren Seminaren, in kleinen Gruppen teilgenommen Diese sollten uns auf das Jahr in Amerika vorbereiten. Die Seminare wurden von Jugendlichen geleitet, die schon mal im Ausland waren. Durch diese Veranstaltung hatte ich die Möglichkeit, schon im Vorfeld viele Freunde zu finden. Auf dem Flug in die USA wurden wir dann auch noch von Betreuern begleitet und hatten keine Probleme bei der Anreise. Es wurde alles sehr ausführlich erklärt und man wurde gut vorbereitet. Am 4. August 2011 landete ich in den USA. Mein Flugzeug hatte mehr als 3 Stunden Verspätung in Chicago. Mein Gastvater wartete die ganze Zeit auf mich. Nicht nur, dass das Flugzeug sich verspätet hatte, auch mussten wir meinen Koffer suchen, da er nicht auf dem Laufband war. Nachdem wir dann im Haus meines Gastvaters angekommen waren, war ich so müde, dass ich nicht einmal richtig das Essen genießen konnte. Die ersten Tage waren sehr anstrengend, da er mir alles zeigen musste. Mein Gastvater hatte seine eigene Vorstellung von Ordnung, wie ich das Geschirr sauber machen oder wo ich es hin packen soll und natürlich hat er mir auch ein wenig die Umgebung gezeigt. Jeden Abend kochte er für uns oder bestellte eine Pizza. In meiner Nachbarschaft gab es ein “Clubhouse” mit einem „Hot top“ und einem Pool. Da es noch Sommer war und ich noch 4 Wochen Zeit hatte, bevor die Schule anfangen würde, verbrachte ich viel Zeit in diesem Pool. Eine Woche später gingen wir zur Schule, um mich registrieren zu lassen. Da hier in Amerika die Schulen eng mit Sport verbunden sind, musste ich mich sehr früh entscheiden, was ich machen will. Ich konnte mich entscheiden zwischen American Football oder Fußball. Am Ende habe ich mich für American Football entschieden, das heißt, ich musste jeden Tag zum Training gehen. Da ich in Deutschland Fußball gespielt hatte, war ich sehr gut im “ Kicking” und wurde der “Kicker”. Ich war zuständig für die “Fieldgoals“ nach einem „Touchdown“. Sie haben mich “Das Booth” genannt. Das war aber auch nicht die einzige Position, ich trainierte auch „Wide Reciever“. Am 1. September war dann mein erster amerikanischer Schultag. Es war nicht das Schlimmste, da ich schon viele Leute aus dem Football - Team kannte. Jeder in der Schule war sehr freundlich zu mir und hat mir geholfen, wenn ich Hilfe brauchte. In Amerika habe ich versucht die normalen Fächer zu wählen, da ich ja die 10. Klasse überspringen wollte. So hatte ich Mathe, Englisch, Französisch, Biologie, Kunst und Geschichte. Ich wollte so viele Fächer wie möglich abdecken, aber in dem 2. Semester habe ich dann von Geschichte zu Kochen gewechselt. Dieses Fach machte mir sehr viel Spaß. Mein Tipp ist, wenn du nicht in der Position bist, dass du zum Überspringen einer Klasse bestimmte Fächer wählen musst, dann informiere dich gut, was es für Fächer gibt dort an deiner Schule, denn High-Schools bieten viele coole Fächer an. Da kannst du dich richtig ausprobieren und was Neues versuchen, wie zum Beispiel statt Französisch, Spanisch zu nehmen. Zur Not kannst du das Fach immer noch wechseln. Das Wichtigste ist, in solch einem Jahr, so viel Spaß wie möglich zu haben und für neue Sachen offen zu sein. Ich hatte nicht viele Hausaufgaben, aber nach der Schule musste ich jeden Tag zum Training, so war ich dann erst am späten Abend zuhause, wo ein schönes Essen auf mich wartete. Die Zeit verging sehr schnell, da war auch schon der “Home Coming Dance”. Es ist ein sehr großer Schulball, an dem alle Schüler teilnehmen können. Entweder man hat ein Date oder man geht in einer großen Gruppe. Ich bin mit einer Gruppe gegangen. Bevor wir uns dann auf den Weg machten, haben wir einige Fotos geschossen und etwas gegessen. Es war ein sehr lustiger Abend. Die Woche davor war eine Themenwoche. Jeden Tag musste jede Jahrgangstufe etwas Bestimmtes tragen und dann am Freitag kam es zu einem der wichtigsten Footballspiele in der Saison, dem “ Homecoming Game“, bei dem niemand verlieren will. Trotz all dieser Feierlichkeiten musste man immer noch für Tests lernen und gute Leistungen in der Schule ablegen. 8 Gleichzeitig hatte ich ein paar Probleme mit meinem Gastvater, welche dann zu einem Familienwechsel führten. Es hatte nicht wirklich funktioniert zwischen ihm und mir. Ich habe dann aus persönlichen Gründen gewechselt. Auch beim Familienwechsel gab es keine Probleme mit meiner Organisation. Es ist alles sehr schnell von statten gegangen, was mich sehr freute. Ich hatte Glück, dass mich ein sehr guter Freund aufnahm. Nach dem Wechsel habe ich viel mehr unternommen, da mich mein Freund Jake zu seinen Freunden mitgenommen hatte. Es wurde eine sehr schöne Zeit. Wir sind zusammen mit Freunden essen gegangen und auch mit seiner Familie, spielten Football in einem Park oder Basketball in der Einfahrt. Nachdem die Footballsaison vorbei war, habe ich mich entschieden dem Wrestling - Team beizutreten. Dies war sehr aufregend. Es besteht aus hartem Training, jeden Tag. Es dauerte nicht lange, da hatte ich schon mein erstes Match, das war ein sehr cooles Gefühl auf der Matte zu stehen, unglaublich. Am Ende der Saison habe ich abgeschlossen mit 12-6 und ich bin Conference Champion geworden. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Auch war ich mit dem Team auf einer großen Reise nach Louisiana wo wir an einem Turnier teilgenommen haben. Danach besuchten wir ein sehr großes Footballspiel und es war ein einzigartiges Gefühl dort im Stadium zu sitzen und das Team anzufeuern. Weihnachten habe ich mit der Familie zu Hause verbracht. Die Familie hatte sich sehr viel Mühe gemacht mit den Geschenken, sie waren sehr schön. Wir konnten aber nichts wirklich machen, da sie alle arbeiten mussten. Das neue Jahr habe ich mit Familie und Freunden gefeiert. Es gab einmal ein verlängertes Wochenende an dem meine Gastfamilie mit mir in die “Dells” fuhr. Da sie ein größeres Apartment gemietet hatten durften Jake und ich Freunde mitnehmen. Die meiste Zeit haben wir in dem Wasserpark und in den Spielhallen verbracht. Der Abschied war mir dann am Ende sehr schwer gefallen. Manuel Mein Abenteuer in den USA – Wisconsin (2010/11 – Organisation Eurovacances) Ich konnte nicht glauben, meine Familie für so eine lange Zeit nicht zu sehen. Der Abschied fiel mir sehr schwer, aber ich wusste, dass es sich lohnen wird. Die kommenden zehn Monate, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ohne Eltern, sollten mein größtes Abenteuer werden. In Milwaukee, Wisconsin gelandet, traf ich sofort auf meine zukünftige Gastfamilie. Meine Gasteltern und meine zwei Jahre jüngere Gastschwester zeigten mir ihr wundervolles Haus und ich hab mich am Anfang super wohl gefühlt. In den letzten Wochen der Ferien habe ich nicht wirklich viel unternommen und mich dann auch sehr schnell gelangweilt. Als dann endlich die Schule anfing, sollte alles besser werden denn hier findet man schließlich am schnellsten neue Freunde, nur irgendwie stellte sich das als sehr schwierig heraus, da ich keine feste Klasse hatte, sondern immer andere Schüler traf und kennenlernte. Schüler die man zuvor im Unterricht kennengelernte, ignorierten einen plötzlich und alles sah danach aus, als wenn ich mich dort nie einleben würde. Natürlich gab es auch Ausnahmen und ich fand ein paar Mädchen mit denen ich zum Lunch und zu vielen Football Games ging. Brianna und Erin gehörten zu meinen besten Freunden und wir verbrachten viel Zeit mit einander. Die Schule stellte so gut wie keine Schwierigkeiten dar und somit kann auch ich bestätigen, dass die amerikanische High School kein hohes Lernniveau hat. Die Unterrichtsthemen sind nicht umfangreich und die Tests regen auch nicht zum Nachdenken an, da man in vielen Fächern auf einem A4-Zettel Notizen und Informationen schreiben darf. Das Schuljahr war in vollem Gange und dazu gehörten auch die Football Games an jedem Freitagabend. Die halbe Schule kam, um unsere Mannschaft anzufeuern. Es war unglaublich, zu sehen wie viel Zusammenhalt dort herrscht. 9 Anfang Oktober freute sich jeder auf die Homecoming Week, das Homecoming Football Game und den darauf folgenden Homecoming Dance. Es ist zu vergleichen mit dem Abi Ball in Deutschland, allerdings finden solche Bälle bis zu vier Mal im Jahr statt und fast jede Jahrgangstufe kann dort hingehen. Dort traf ich auf Mike. Ich hatte ihn vorher bei einem Football Game kennen gelernt und verstand mich von Anfang an sehr gut mit ihm. Es war ein super Abend mit Freunden. Es wurde allmählich Herbst und ich fand mich immer häufiger alleine zuhause. Deshalb verbrachten Mike und ich viel Zeit miteinander und er wurde mein bester Freund. Meine Gastfamilie war so gut wie nie da und ich hab mich nicht wie ein Familienmitglied gefühlt. Auch mein Geburtstag war relativ langweilig. Ich war es von Zuhause gewöhnt, dass mir meine Familie einen schönen Tag machen möchte, aber meine Gastschwester hatte meinen Geburtstag vergessen und meine Gasteltern waren auch an diesem Tag erst sehr spät zuhause. Allerdings hatten meine Freunde in der Schule meinen Locker sehr schön geschmückt und ich hatte mich riesig darüber gefreut. Ich suchte später Trost bei einer Betreuerin und erzählte ihr, dass die Familienzugehörigkeit nicht vorhanden war und ich mich oft sehr alleine gelassen fühlte. Sie konnte mich verstehen und sagte, dass einem Familienwechsel nichts im Wege stehe. Es wäre aber sehr hilfreich, wenn ich versuche eine Gastfamilie zu finden. Ich versuchte es bei meiner besten Freundin Erin. Sie war total begeistert von der Idee. Also zog ich innerhalb einer Woche bei ihr und ihrer Familie ein. Ich hatte nun eine Gastschwester, zwei ältere Gastbrüder die auf dem College waren und meine Gasteltern. Ich hatte eine sehr schöne Zeit mit meiner Gastfamilie, doch zum Ende meines Aufenthaltes hatte ich einige Schwierigkeiten mit meiner Gastschwester und unser Verhältnis hat darunter sehr gelitten. Wir waren vorher zwar sehr gute Freunde, jedoch hat sich herausgestellt, dass wir nicht die gleichen Interessen hatten und auf den jeweils anderen nur noch genervt reagierten. Nichts desto trotz bereue ich den Familienwechsel nicht. Im Januar fuhr ich mit Brianna und ihrer Familie in den Winterurlaub nach Michigan. Es war noch kälter als in Wisconsin und das Ski fahren wurde zu einer echten Herausforderung. Wir hatten aber trotz der kalten Temperaturen (-30° C) eine super Zeit und sehr viel Spaß. Kurz danach begann das neue Semester und ich fing an Track und Field zu machen (Leichtathletik). Es war unglaublich wie viel Zeit und Energie jeder investierte. Jeden Tag trainierten wir für mindestens zwei Stunden und selbst in den Ferien hieß es um 7 Uhr morgens auf dem Sportlatz zu erscheinen. Mein Aufenthalt neigte sich dem Ende zu. Es war Ende April und ich verbrachte Ostern in South Dakota mit meiner Organisation und 90 anderen Austauschschülern aus der ganzen Welt. Dort traf ich dann auf Georg. Er war ein Freund aus Deutschland und wir beide konnten es nicht glauben als wir uns sahen. Da fliegt man acht Stunden über den Atlantischen Ozean und dann trifft man mitten in den USA einen Freund aus Deutschland. Wir erzählten viel über unseren Aufenthalt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und stellten fest, dass sich unsere Erfahrungen ähnelten. Es gab viele gute und schlechte Momente, doch die Guten überwogen und werden uns ein Leben lang prägen. Von da an verging die Zeit wie im Fluge. Meine Freunde und ich verbrachten viel Zeit zusammen und genossen den Sommer. Die letzten Tests wurden geschrieben und jeder freute sich auf die bevorstehenden Sommerferien. Doch bevor es soweit war, durfte ich endlich zum Flughafen fahren und meine Mama abholen. Sie kam für zwei Wochen nach Wisconsin um meine Familie und Freunde kennenzulernen. Zusammen flogen wir für vier Tage nach New York und ich war einfach nur glücklich nicht mehr auf mich allein gestellt zu sein. Der letzte Tag meines Abenteuers war gekommen und ich verabschiedete mich von meinen Freunden. Es fiel mir sehr schwer, mein neues Leben einfach so zurückzulassen, aber natürlich war die Vorfreude auf meine Familie in Deutschland viel größer. Trotz der vielen Probleme und Niederlagen die mich das Jahr über begleitet haben, bereue ich mein Auslandsjahr in keinster Weise. Es hat mir meine Grenzen gezeigt und mir bewiesen, dass ich auch alleine Schwierigkeiten meistern kann, auch wenn es manchmal aussichtslos 10 erschien. Es war die bisher prägendste Zeit meines Lebens und ich werde mein Abenteuer nie vergessen. Aufgrund des 12-jährigen Abiturs muss ich die elfte Klasse wiederholen. Anfangs hat mich das sehr geärgert, doch mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Ich habe mich sehr schnell und problemlos in Deutschland wieder eingelebt. Meine Familie und Freunde waren mir sofort wieder vertraut und auch die Schule fällt mir zum Glück leichter als erwartet. Ich denke, dass ich mich in vielerlei Hinsicht verändert habe. Zum einen habe ich eine komplett andere Kultur und Gesellschaftsform kennengelernt und zum anderen habe ich viel über mich selbst gelernt. Meine Denkweise ist sehr viel tiefgründiger geworden, es fällt mir leichter auf fremde Menschen zuzugehen und ich habe gelernt, mir selbst treu zu bleiben. Außerdem steht für mich fest, dass das nicht mein letzter Auslandsaufenthalt war. Für die Zukunft könnte ich mir vorstellen, für ein Jahr andere faszinierende Länder dieser Welt zu bereisen und später vielleicht im Ausland zu arbeiten. Meine Organisation hat mich vor, während und nach meiner Reise sehr gut in Form von Einzelgesprächen, Gruppengesprächen, einem Vorbereitungsseminar in Deutschland und einem Vorbereitungsseminar in Chicago betreut. Während meines Aufenthaltes hat sich meine Betreuerin jeden Monat mit meinen Gasteltern und mir in Verbindung gesetzt und sich erkundigt, wie es mir geht. Auch nach dem Auslandsjahr hatte ich die Möglichkeit an diversen Veranstaltungen teilzunehmen, um mich dort mit anderen Ehemaligen auszutauschen. Ich kann die Organisation definitiv weiterempfehlen. Ich wünsche dir viel Erfolg auf deiner Reise und hoffe, dass es für dich auch ein unvergessliches Abenteuer wird. Wenn es einmal sehr schwer werden sollte, dann trau dich und sprich mit deiner Familie darüber. Kommunikation ist das Wichtigste während dieser Zeit. Alles Gute und viel Glück! Maxi Meine Erfahrungen in den USA (2009/10 - Organisation AIFS) Ich habe mich bereits in der 9. Klasse mit dem Gedanken beschäftigt ein Highschooljahr in den USA zu verbringen und deshalb probehalber von meiner Schule aus an einem einwöchigen Schüleraustausch mit einer holländischen Partnerschule teilgenommen. Mir hat die Erfahrung gefallen, die ich dabei gesammelt hatte, und so habe ich mich dann in der 10. Klasse ausführlich über einen Schüleraustausch informiert. Ich wusste, dass es, wenn überhaupt, die USA sein sollten, da ich seit ich klein war schon immer mal in die USA wollte. Im Fernsehen sind die USA täglich präsentiert und in Filmen wird einem suggeriert wie toll „das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ und zugleich auch noch „das Land der krassen Gegensätze“ sei. Mich faszinierte, dass dort Armut und Luxus ebenso aufeinander treffen wie Ballungsgebiete, mit ihren erdrückenden Bergen aus Stahl, Glas und Beton, die gähnenden Weiten des mittleren Westens und der unberührten Natur, wie der Grand Canyon oder die Rocky Mountains, in den ländlichen Gegenden. Zudem haben bereits einige meiner Schulfreunde die Schule im Ausland für eine gewisse Zeit besucht, meistens 3 Monate, ein halbes oder ein ganzes Schuljahr. Sie haben mir geholfen, eine Entscheidung zu treffen und nach langen, ausführlichen und echt anstrengenden Vorbereitungen bin ich dann im August schon auf dem Weg in die USA gewesen. Ich hatte richtig Bammel, dass die Entscheidung doch vielleicht nicht die richtige gewesen sein könnte für eine so lange Zeit in das Ausland zu gehen. Zum einen würde ich viel in der deutschen Schule verpassen und meine Freundin, meine Familie und meine Freunde für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen. Nun saß ich aber schon im Flugzeug und jetzt gab es auch kein zurück mehr. Es war alles aufregend und ich konnte gar nicht richtig glauben, dass ich für so eine lange Zeit in den USA, weg von zu Hause, sein würde. Ich habe an einer Orientierung in New York von meiner Austauschorganisation teilgenommen, bei der mir und den anderen Austauschschülern gesagt wurde, worauf wir während unseres Austausches zu achten haben. 11 Wir sind in New York City unterwegs gewesen, waren im Hard Rock Cafe und auf dem Top of the Rock. Dann ging es weiter nach Seattle, wo mich meine Gastfamilie abholen sollte, aber anstatt meiner Gastfamilie war mein Local Cordinator da, bei dem ich die nächsten Tage mit um die zehn anderen Austauschschülern in seiner viel zu kleinen und schmutzigen Wohnung wohnte, bis mich dann meine Gastfamilie abgeholte. Meine Gasteltern waren über 50 und hatten zwei Töchter, 23 und 15 Jahre alt. Die ältere war nur selten zu Hause und die jüngere war total verzogen und unfreundlich. Des Weiteren hatten sie zwei Hunde, die nicht stubenrein waren. Da noch Ferien waren und ich dort noch keinen kannte, bin ich immer alleine unterwegs gewesen oder habe meiner Gastfamilie geholfen irgendwelche Dinge zu erledigen. Die Gasteltern nahmen sich keine Zeit für mich, obwohl sie zumindest anfangs noch nett waren. Sie war eigentlich nur meine Willkommensfamilie, die mich für ein paar Wochen aufnehmen sollte, bis meine Austauschorganisation eine andere Gastfamilie gefunden hätte. Aber nachdem ich da fleißig mitgeholfen habe einen um die 50 Meter langen Graben für eine Wasserleitung zu buddeln, bei dem ich mir mit Spitzhacke und Motorsäge weiterhelfen musste, weil so viele, große Steine und Wurzeln waren – eigentlich habe ich das fast alleine gemacht und meine Gasteltern haben in der Zeit irgendetwas anderes mit Verwandten und Bekannten gemacht – haben sie meinen Local Cordinator angerufen und meinten, dass die mich behalten würden. Zu meinen Aufgaben bei denen haben Geschirr abwaschen, Müll raus bringen, mit den Hunden raus gehen und andere Sachen gehört. Später habe ich bei ihnen auch noch Fliesen gelegt, ein Apartment gestrichen und einen Berg Müll und alte Fenster bei einer Mülldeponie entsorgt. Eigentlich sollte ich auf eine recht gute Schule nahe meines Wohnortes gehen, wie mir meine deutsche Austauschorganisation mitgeteilt hatte. Doch der Seattle School District war der Meinung davon nichts zu wissen und hatte mich mit der Begründung, dass sie keinen weiteren Austauschschüler in dieser Schule aufnehmen können, zur rund 32 km entfernten Highschool in Rainior Beach geschickt, in einer Schule wo 98% Schwarze waren, ich womöglich der einzige Weiße gewesen wäre und ich täglich vier Stunden mit dem Bus unterwegs gewesen wäre, nur um zur Schule und wieder zurück zu kommen. Noch dazu war die Schule mitten in einem Ganggebiet, was meiner Gastmutter so gar nicht passte. Die einzig gute Aktion, die sie gestartet hatte war, dass sie ein paar Anrufe getätigt hatte, dass ich auf eine andere Highschool zur Schule gehen könnte. Am ersten Schultag konnte ich mich dann doch noch auf einer anderen Schule einschreiben lassen, die zwar lange nicht so gut war wie die Schule wo ich eigentlich hin sollte, aber nicht so schlecht war wie die Schule im Ganggebiet. Ich habe da auch ein paar Freunde gefunden, die mir später gut über die Runden geholfen haben. Ich habe mich an der Schule beim Wrestling und beim Schwimmen versucht. Meistens bin ich aber joggen gegangen. Die Schule war im Verglich mit einem deutschen Gymnasium viel einfacher. Man konnte sich aber auch schwere Fächer wählen, bei denen man echt viele Hausaufgaben aufbekam. Viele meiner Freunde haben den ganzen Tag lang nur Hausaufgaben gemacht, weswegen sie häufig keine Zeit hatten, irgendwas zu machen. Es hatte aber auch häufig gereicht, erst in der Schule damit anzufangen und man hat trotzdem sein „A“ bekommen, wenn man einen leichten Kurs hatte. Ich habe auch sehr oft bis spät abends Hausaufgaben gemacht und bin darüber eingeschlafen. Wenn man sich mit niemandem austauschen kann, ist es verdammt schwer. Meine Gasteltern waren totale Scrabblefanatiker und haben jeden Tag Scrabble gespielt und waren auch ein paar mal in der Woche auswärts spielen. So haben wir nie wirklich etwas zusammen gemacht, außer es hieß ich sollte ihnen irgendwo arbeiten helfen und auch da habe ich meistens alles alleine machen müssen. Gemeinsame Mahlzeiten gab es so gut wie nie, auch nicht an den Wochenenden. Meine Gasteltern waren auch so drauf, dass sie mir verboten hatten von ihren Lebensmitteln zu nehmen, ein paar Stullen zum Frühstück und zum Abendbrot und ein Glas Milch war in Ordnung, aber nicht mehr. So bin ich immer irgendwo hingefahren und habe mir da etwas zu 12 essen geholt. Manchmal hatte meine Gastmutter aber auch etwas zubereitet und dann war es nicht genießbar. Sie hatte mir auch verboten, den Computer zu benutzen und ist sogar so weit gegangen, dass sie mir verboten hat, mit meiner Freundin, meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland auf irgendeiner Weise zu kommunizieren. Im zweiten und dritten Monat ging es mir richtig schlecht und ich wollte nur noch zurück. Zwischendurch habe ich mich zwar nach vielen Gesprächen mit meiner Mutter wieder etwas erholt und mir vorgenommen, dass ich schon durchhalten werde, da die schwerste Eingewöhnungsphase nun vorbei war, aber es ging dann soweit, dass ich nicht mehr schlafen konnte und jede Nacht wach lag. In der Schule konnte ich mich nicht konzentrieren, konnte keine Hausaufgaben mehr machen und hatte immer Angst, dass ich bei meiner Gastfamilie etwas falsch mache. Als meine Mutter das erfahren hat, kümmerte sie sich sofort bei der Austauschorganisation in Deutschland um einen möglichst kurzfristigen Rückflug und somit die Beendigung meines Aufenthaltes in Amerika. Sie meinte auch, dass ich trotzdem für die verbleibende Zeit die Gastfamilie wechseln sollte, damit ich nicht nur negative Erfahrungen mitnehme. Das war auch gut so. Ich habe mit meinem Local Cordinator gesprochen, dass ich meine Gastfamilie wechseln wollte und zurück nach Hause möchte und er meinte nur, dass er mir zwar helfen würde und hinter mir stände, er aber keine andere Gastfamilie haben würde und auch nicht wisse wo er eine her kriegen solle. Selbst, als ich ihm gesagt hatte, dass ich schon eine habe, meinte er, dass es mindestens noch zwei Wochen dauern würde, bis er anfangen könnte, die Familie und ihre Hintergründe zu kontrollieren und selbst dann würde es ewig dauern, bis die ganze Sache über den Tisch wäre. Eine Schulfreundin hatte mich zu sich und ihrer Familie über Thanks Giving nach Portland eingeladen, als ich ihr erzählt hatte, wie meine Gastfamilie drauf war. Da waren alle richtig nett und die ganze Familie war richtig gut drauf. Über diese Familie hatte ich auch meine zweite Gastfamilie kennen gelernt, welche vor 13 Jahren aus Deutschland in die USA immigrierten. Sie haben mich mit offenen Armen empfangen und als ich meiner alten Gastmutter sagte, dass ich morgen ausziehen würde, meinte sie nur zu mir: „Schade, dass es für dich nicht geklappt hatte!“ Sie hatte mich noch gefragt, warum ich umziehen würde und als ich ihr meine Gründe nannte, wie zum Beispiel, dass sie sich rein gar nicht für mich interessiert hatten und dass sie mir den Kontakt mit meiner Familie unterbunden hatten und ich nichts von denen zu Essen nehmen durfte und ihr weitere Gründe aufzählte, hatte sie nur alles abgestritten, als ob ich blöd wäre und mir den ganzen Mist nur ausdenken würde. Meine neue Gastfamilie hatte einen 13-jährigen Sohn, mit dem ich fast täglich was unternommen hatte und auch mit meiner Gastfamilie habe ich in den letzten drei Wochen meines USA-Aufenthalts mehr unternommen, als in den guten 3 Monaten mit meiner ersten Gastfamilie. Ich bin unter anderem zum ersten mal Langlaufski gefahren und da mein neuer Gastvater Architekt war, habe ich ihn einen Tag auf der Arbeit besucht und mir alles angeguckt, was man so als Architekt zu tun hat, da ich selber mit dem Gedanken gespielt habe, Architekt zu werden. Mein Local Cordinator und die amerikanische Partnerorganisation meiner deutschen Austauschorganisation AIFS hatten noch Stress gemacht und meinten, dass ich nicht einfach umziehen könne, obwohl alles mit meiner deutschen Austauschorganisation abgesprochen war. Mein Cordinator wollte sich eigentlich mit meiner neuen Gastmutter treffen, doch als er nicht auftauchte, erreichte sie nur eine E-Mail, in der er schrieb, dass er es vergessen hätte. Ich bin auch nicht der einzige gewesen, der sich mit dem rumschlagen musste. Eine andere deutsche Austauschschülerin und Freundin von mir hatte auch ihre Familie gewechselt und auch Probleme mit ihm gehabt, genauso wie andere Austauschschüler, er meinte - glaube ich etwas von sechs Personen, die umgezogen sind. Er hat viele Ausflüge mit den Schülern gemacht, welche allerdings total überteuert waren, weswegen ich nur zur Hälfte der Ausflüge konnte. Aber wenn es wirklich drauf ankam, konnte man keine Hilfe von ihm erwarten. Er wollte 13 mich auch noch zum Flughafen bringen und sich bei mir melden, was er auch nicht gemacht hatte. In den letzten drei Wochen habe ich gemerkt wie unterschiedlich so ein Austausch verlaufen kann, wenn man in einer guten oder weniger guten Gastfamilie unterkommt. Mein Flug ging dann am 23.12.2009 von Seattle nach Berlin. Zurück bei meiner Freundin und bei meiner Familie. Meine Freundin war natürlich auch ein Grund, warum ich unbedingt wieder nach Hause wollte und es war die Hölle über vier Monate von ihr getrennt zu sein. Für mich war es mit Abstand das schönste Geschenk, das ich bekommen konnte: an Weihnachten wieder zu Hause bei meiner Familie zu sein. Mein Fazit ist: Man sollte nur einen Austausch machen, wenn man sich wirklich zu 100% sicher ist, was man macht und es mit ganzem Herzen durchziehen soll. Wenn du dir nicht sicher bist, ob es richtig ist, dann lass es bleiben! Und wenn du eine Freundin hast, dann kann ich dir nur sagen, dass es sehr schwer wird. Oliver Mein Schuljahr in Henryville - USA (2008/09 Organisation GIVE) Ich verbrachte mein Austauschjahr in Henryville, Indiana (USA), welches mir hauptsächlich durch ein Vollstipendium des Landkreises Märkisch-Oderland ermöglicht wurde, wofür ich mich hiermit noch einmal rechtherzlich bedanken möchte. Den ersten Monat meines Jahres verbrachte ich in Illinois, wo ein Vorbereitungscamp stattfand, welches wirklich sehr viel Spaß machte, zudem wurden wir gut auf unser großes Abenteuer vorbereitet. Ende August flog ich dann nach Indiana, wo mein Austauschjahr ja erst so richtig beginnen sollte. Bei meiner ersten Gastfamilie gab es Probleme, die mich dazu brachten, die Familie zu wechseln. Ich habe monatelang versucht, mich dort einzuleben, doch es wurde mir schwer gemacht, unter anderem dadurch, dass ich wirklich keinen Draht zu meiner Gastschwester hatte. Wir haben selten etwas unternommen, da wir überhaupt keine gemeinsamen Interessen hatten, bis auf eine. Zusammen haben wir jeden Sonntag freiwillig in einem Animal Rehab Center gearbeitet, und uns um die Säuberung von Tigerkäfigen, die Fütterung von kleineren Raubkatzen und das Wohlergehen zweier Tigerbabies und einem Löwenbaby gekümmert. Das war immer mein Highlight, das, was mein Herz für kurze Zeit hat aufgehen lassen. Des Weiteren kam ich nicht mit dem Zustand im Haus zurecht. Der Teppich war voller Hundehaare, welche auch sehr oft im Essen zu finden waren, im Inneren des Kühlschrankes sah es nicht sehr ansprechend aus, was sich nicht auf das Essen bezieht, und das Haus an sich war total separiert von allem. Außer Bäumen gab es dort nicht viel. Ich war wirklich sehr unglücklich in dieser Zeit, doch habe mir immer selber eingeredet, dass es schon besser werden würde, doch insgeheim wusste ich, dass es nie dazu kommen wird. Ich hatte keine hohen Ansprüche oder Erwartungen gehabt, daran lag es nicht, ich habe mich dort einfach nur nicht wohlgefühlt. Anfang Januar setzte ich mich dann mit meiner Gastmutter zusammen und schüttete mein Herz aus. Was ich als Antwort bekam? Nun, ich durfte mir Dinge anhören wie "Lügnerin", "du bist nicht reif genug", "du hast nie versucht dich anzupassen", und vieles mehr. Natürlich ging mein Wunsch, die Familie zu wechseln sofort zu meiner Organisation durch. Aber die haben sich überhaupt nicht darum gekümmert, wie es mir bei der ganzen Sache ging, es war immer nur die Familie, die ja so verletzt war. Auf meine Betreuerin hätte ich auch gut verzichten können, sie nahm immer nur die Familie in Schutz. Sie fragte mich sogar, ob ich psychische Probleme hätte und schon einmal daran gedacht hätte, mir Hilfe zu suchen. Lachhaft. Am Ende war ich dann das böse Mädchen. Mir wurde eine Woche gegeben, um mir eine neue Familie zu suchen, der Druck wuchs von Tag zu Tag mehr, da meine Organisation auch nach einer Möglichkeit Ausschau hielt, es mich aber in die Weite der ganzen Vereinigten 14 Staaten hätte verschlagen können, oder zurück nach Deutschland. Ich hatte eigentlich schon eine Familie gehabt, mit dieser war ich über die Winterferien in Florida, doch genau dann hat der Sohn Mist gebaut und wurde verhaftet, wodurch diese Familie dann gestrichen war für mich. In dieser Woche habe ich so viele Menschen in meiner Schule gefragt, ob sie nicht ein Zuhause für mich hätten. Ich hatte dort sehr viele Freunde und war beliebt, aber durch die wirtschaftliche Situation war es sehr schwer, denn viele hatten mit dem Geld zu kämpfen. Oft wurde mir Hoffnung gemacht, doch nicht lange und diese Hoffnung auf ein schönes Ende des Austauschjahres wurde wieder durch Absagen zerstört. Die Zeit verging so schnell, bis zum letzten Tag suchte ich vergebens. Als ich dann wieder Cheerleading Training hatte, unterhielt ich mich mit einer guten Freundin namens Megan. Ich erzählte ihr von meinem Kummer, sie wollte ihre Eltern fragen, ob ich bei ihnen wohnen könne. Große Hoffnungen habe ich mir nicht mehr gemacht, nach allem. Trotzdem war dies meine allerletzte Chance. Ich hatte Glück und wurde eingeladen, zuhause bei ihnen vorbeizukommen. Mit ihren Eltern habe ich mich von Anfang an gut verstanden. So gut, dass ihr Vater sofort in die Küche ging und die Bewerbung ausfüllte. So glücklich war ich seit dem Vorbereitungscamp nicht mehr gewesen. Es dauerte zwar noch ein wenig, doch letztendlich zog ich bei ihnen ein. Durch diesen Umzug hat sich dann alles geändert. Ich war wieder fröhlich, was sich natürlich auch positiv auf meine Freundschaften ausgewirkt hat. Bei dieser Familie ging es mir so gut, ich hatte zwei supertolle Gasteltern, eine sehr liebe Gastoma, eine Schwester, mit der ich mir das Zimmer teilte, und zwei jüngere Brüder. Mit allen habe ich mich verstanden, sogar mir den beiden Hunden. Ich bin dieser Familie wirklich sehr dankbar für alles. Im Haushalt musste natürlich mitgeholfen werden, Geschirrspüler ausräumen, Bad putzen, Zimmer sauber halten und die eigene Wäsche waschen. An den Wochenenden habe ich oft mit meiner Schwester etwas unternommen, mit meiner Gastmutter, oder mit allen zusammen. Zweimal ging mein Gastpapa mit uns zu einem Pferderennen, das ist wirklich spannender als wie ich zuerst dachte. Mit den Gray's fuhr ich dann auch noch einmal für ein paar Tage nach Florida, wir wohnten dort in einem sehr edlen Haus und ließen es uns einfach gut gehen. In meiner Schule, die sich Henryville Junior/Senior High School nennt, wurde ich sehr gut aufgenommen. Ich hatte das Glück, in der zwölften Klasse zu sein, womit ich Graduation, Senior Trip und andere tolle Sachen miterleben durfte. Die Fächerauswahl war kaum zu vergleichen mit der in Deutschland, ich wählte Kurse wie Nutrition/Wellness, Sociology, Art Advanced, French AP, US History, Child Development und English 11. Der Unterricht gestaltet sich dort ganz anders, bei Tests kriegte man meistens nur Multiple Choice fragen zum ankreuzen, oder das Buch durfte benutzt werden. Natürlich war die Bücherbenutzung nicht in allen Fächern gestattet, aber es wurde den Schülern immer sehr leicht gemacht. Die Klassenstufen waren meist gemischt in einem Kurs zu finden. Wenn mal nichts zu tun war, aber auch selbst wenn, legten sich viele Schüler mit dem Kopf auf den Tisch und schliefen, oder hörten Musik. Ich tat es auch irgendwann, es gab ja sowieso meist nichts zu tun :). Freunde hatte ich viele, mit den engsten stehe ich natürlich noch in Kontakt. Am Anfang war es bei mir so, dass viele neugierig waren und mir Fragen stellten, welche manchmal nicht ganz ohne waren. Da fragten doch glatt einige Schüler, ob die Mauer noch stünde, Hitler noch lebe, oder ich Deutsch spreche. Von Zeit zu Zeit verfestigten sich die Freundschaften natürlich, ich war bei vielen sehr beliebt und bekannt als "German Jo". Meine Gemeinde war wirklich sehr freundlich und offen gegenüber anderen, was mir den Einstieg und im Allgemeinen das Leben dort ein wenig leichter machte. Auch mit den Lehrern habe ich mich gut verstanden, ich hatte mit ihnen ein viel engeres und freundschaftliches Verhältnis als wie mit meinen Lehrern in Deutschland. Viele standen mir bei der Suche, und auch allgemein während des Jahres mit Rat und Tat zur Seite, was mir sehr geholfen hat. Sprachliche Barrieren gab es nicht wirklich, natürlich war da mal das ein oder andere Wort das ich nicht verstand, aber im allgemeinen kam ich jedoch sehr gut zurecht. Wenn ich den Anfang und das Ende des Austauschjahres miteinander vergleiche, hat sich mein Englisch wirklich um einiges verbessert. Die Regeln an meiner Schule waren sehr streng, fand ich. Zum Beispiel durfte man laut "Dress Code" keine Shirts ohne Ärmel, keine kurzen Hosen und keine Röcke tragen, die nicht knielang 15 waren. Des Weiteren war es untersagt, schrille Haarfarben und Piercings zu haben. Da ich selber ein Piercing besitze, bin ich manchmal in kleine Schwierigkeiten geraten wenn ich mal vergessen habe, es rauszunehmen. Da war dann eine Stunde Nachsitzen angesagt. Schüler brauchten sogar eine Genehmigung, einen sogenannten "Hall Pass", um auf die Toilette zu gehen oder um anderweitig das Klassenzimmer zu verlassen. An bestimmten Tagen, bzw. Wochen, durften manche der vielen Regeln gebrochen werden. Mal hieß es "Back to the 80's", oder "Twin Day", an diesen besonderen Tagen dann durfte man sich passend zum Thema verkleiden. In der sogenannten "Spirit Week", wo jeder Tag ein anderes Thema hat, wurden fleißig Punkte für die Jahrgangsstufe gesammelt. Wir Seniors haben gewonnen, wodurch wir eine Pizza Party spendiert bekamen. Außerschulische Highlights in dem Jahr waren unter anderem die Feier- und Festtage. Miterleben durfte ich Halloween, Weihnachten, den Valentinstag und Ostern, was jedesmal ein Erlebnis war. Gar nicht mal so sehr durch den Tag an sich, aber durch das drum herum. Es wurde dekoriert und umgestaltet was das Zeug hielt, auch in den Läden wurde mit nichts zurückgehalten. Ich fand diesen ganzen Trubel sehr aufregend, zwar manchmal etwas übertrieben aber so war es nun mal. Sobald ein Event vorbei war, wurden schon wieder die Kisten für das nächste ausgepackt. Einfach nur Irre, mit welchem Elan die Amerikaner ihre Häuser und Gärten, und eben alles was zum Schmücken geeignet war, dekorierten. Ein weiteres Highlight war der alljährliche "Senior Trip" unserer Schule, welcher uns im März nach New York und Washington D.C. führte. Ich werde ihn nie vergessen, denn wir hatten so viel Spaß und konnten so einiges erleben, wie zum Beispiel den Ausblick auf New York vom Empire State Building oder den Anblick auf das Weiße Haus. Wo ich schon beim Weißen Haus bin, die Wahl des neuen Präsidenten war wirklich spannend. Ich fand diese Zeit sehr aufregend, vor allen Dingen auch weil ich so viele gespaltene Meinungen zu hören bekam. Ein weiteres Erlebnis war die 5-tägige Reise nach California, welche einfach traumhaft war. Ich hätte mir nie im Leben diesen Staat so wunderschön vorgestellt. Natürlich bekam ich nicht die ganze Vielfalt zu sehen, doch ich erlebte so einiges. Highlights waren Hollywood, die Universal Studios, Disneyland und Los Angeles und San Francisco. Einfach traumhaft, wenn ich könnte würde ich natürlich sofort wieder hinfliegen, denn California ist wirklich eine Reise wert. Des Weiteren durfte ich als Senior die Graduation miterleben. Es war wirklich sehr feierlich, ich mochte den Moment als alle ganz stolz ihre Kappen in die Luft warfen. Auch ich als ausländischer Schüler bekam ein Diploma, welches sehr edel aussieht. Als zukünftiger Austauschschüler sollte man wirklich nicht allzu viel Gepäck mitnehmen, denn dort gibt es so viele schöne Dinge zu kaufen, meist auch viel billiger als hier in Deutschland. Ich habe auch kräftig zugeschlagen und musste zwischendurch mehrere Pakete nach Hause schicken. Meist kosteten sie mich rund 60 Dollar. Natürlich sollte man der Gastfamilie auch mal etwas Schönes kaufen oder sie zum Essen einladen, denn schließlich wird man von ihnen ja (hoffentlich) gut aufgenommen. Wenn es Probleme gibt, nicht alles in sich hineinfressen. Es ist wirklich besser sich Ansprechpartner zu holen, selbst wenn es vielleicht nicht gerade der eigene Betreuer ist. Es ist wichtig, sich wirklich nicht unterkriegen zu lassen, sondern offen und ehrlich seine Meinung zu sagen, aber natürlich nicht so, dass es jemanden verletzt, denn besonders die Amerikaner können ganz schön gekränkt sein. Im Allgemeinen sollte man lieber aufpassen, nicht einfach etwas zu sagen, dass gegen die Vereinigten Staaten geht, denn sonst kann man sich schnell "Feinde" machen. Die Amerikaner sind wirklich sehr stolz auf ihr Land und zeigen dies auch offen und oft. Auf der einen Seite ist das wirklich beeindruckend, auf der anderen wurde ich jedoch auch nachdenklich, besonders wenn ich Sprüche hörte wie "God bless America". Da fragte ich mich wirklich, wo der Rest der Welt bleibt. Zum Thema Glauben wird sicher einiges anfallen. In Deutschland bin ich vorher nie in die Kirche gegangen, in den USA jedoch habe ich es geliebt, zumal die Kirchen dort nicht vergleichbar sind zu dem, was ich vorher gesehen hab. Ich ging mit meiner Gastschwester Megan und ihrem Freund Billy jeden Sonntag zur "Northside Christian Church", welche von außen nicht einmal annähernd aussah wie eine Kirche. Von innen sah sie aus wie ein großer Theatersaal. Das Programm war wirklich toll und auch sehr lustig, es bestand nicht nur aus 16 Beten, es wurde christliche Rockmusik live gespielt, was wirklich sehr toll war. Auf großen Monitoren wurde alles wie im Fernsehen gezeigt. Es gibt in den Staaten wirklich vieles zu Entdecken, mir kam vieles am Anfang so überwältigend und groß vor. Letztendlich war ich schon so daran gewöhnt, dass mir nach der Heimkehr in Deutschland vieles winzig vorkam. Durch meine deutsche Austauschorganisation bin ich ziemlich gut auf das große Abenteuer vorbereitet worden. Ich habe in Abständen viel Infomaterial bekommen, es wurde zudem auch ein Vorbereitungsseminar durchgeführt, welches jedoch kostete. Meine Familie und Freunde unterstützten mich bei der Vorbereitung sehr, alle waren neugierig und stellten schon vorab viele Fragen. Im Allgemeinen bin ich von beiden Partnerorganisationen wirklich enttäuscht, muss ich sagen. Das klingt jetzt sehr negativ und wahrscheinlich auch ein wenig abschreckend, ich weiß ja nun nicht wie es bei anderen Organisationen ist, aber trotzdem sollte das euch niemals davon abhalten, euren Traum vom Austauschjahr zu verwirklichen! Falls ihr ein ähnliches Problem haben werdet wie ich, kann ich euch echt nur raten, das Ding trotz allem durchzuziehen! Mag es noch so schwer sein, aufgeben dürft ihr niemals, denn schließlich ist das euer Jahr, das ihr allein zu etwas ganz besonderem machen werdet. Es ist eine Bereicherung fürs Leben, nicht nur durch die sprachlichen Kenntnisse, sondern auch durch die persönliche Entwicklung und die Erfahrungen, die euch sicherlich zum Vorteil sein werden. Josephine Mein Jahr in Amerika (Nevada) (2007/08 – Organisation EF) Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich den Brief bekam, in dem mir meine Gastfamilie bekannt gemacht wurde. Es stellte sich heraus, dass meine Gasteltern sehr jung waren. Meine Gastmutter war gerade 36 und mein Gastvater 40 Jahre alt. Sie hatten 2 Kinder namens Orey und Tryston. Orey war nur ein Jahr jünger als ich, also 15, und Tryston war 12. Zuerst war ich geschockt das ich 2 Brüder haben würde, weil ich ja normalerweise Einzelkind bin, aber es stellte sich heraus dass das alles kein Problem war. Danach begann ich meiner Familie E-Mails zuschreiben, sodass ich mehr über sie in Erfahrung bringen konnte. Schon der Flug nach Amerika erwies sich als nicht einfach. In Frankfurt (am Main) verpasste ich beinnahe meinen Flug, da ich noch nie auf so einem großen Flughafen gewesen bin und daher nicht wusste, dass es Züge zu den einzelnen Terminals gibt. Leider war ich die einzigste Austauschschülerin auf meinem Flug. Als ich dann endlich in Las Vegas ankam, war ich überglücklich und erschöpft. Meine Gastfamilie empfing mich sofort am Ausgang. Sie waren sehr nett und hilfsbereit auch, wenn ich sie in den ersten paar Tagen kaum verstehen konnte. Da ich erst um 22 Uhr ankam, konnte ich leider nicht mehr viel von meiner Umgebung wahrnehmen. Als ich am nächsten Morgen erwachte, waren es geschlagene 45 Grad Celsius im Schatten. Am Anfang traute ich mich kaum mit meiner Familie zu reden, da ich einige Sprachprobleme hatte, aber nach einer Weile wurde es immer besser und ich gewann immer mehr Vertrauen zu ihnen. Nach meiner ersten Nacht traute ich mich kaum aus meinem Zimmer zu kommen, immerhin befanden sich hinter meiner Zimmertür Leute die ich nicht kannte, die nun aber meine Familie sein sollten. Es stellte sich heraus, dass ich nun in einem Dorf mit ca. 15 000 Einwohnern lebte. Gleich in der ersten Woche nahmen mich meine Gasteltern mit zur Kirche, wo ich neue Bekanntschaften machen konnte. Schon nach einigen Wochen hatte ich sehr gute 17 Freunde gefunden, die auch versuchten mich überall mit hinzunehmen und mich vielen Leuten vorzustellen. Nach einer Woche begann dann für mich die Schule. Meine Schule war die einzigste Oberschule in unserer Stadt und wir waren ca. 600 Schüler, darunter auch viele Mexikaner und Hawaiianer. Ich belegte unter anderem Fächer wie Physik, Algebra, Politik und Geschichte. Die Auswahl dieser Fächer machte es mir möglich hier in Deutschland die 11. Klasse zu überspringen. In Amerika besuchte ich die 11. Jahrgangsstufe, war aber hauptsächlich in Kursen der 12. Ich änderte jedoch meine Englischklasse nach einigen Wochen, da sich meine Erste als zu kompliziert erwies. Wir mussten fast jeden Tag einen Text von 10 Seiten lesen und am Anfang verstand ich kaum etwas von dem Inhalt dieser Texte. In meiner Schule waren weitere 8 Austauschschüler, was den Einsteig in die neue Umgebung stark vereinfachte. Der Schulsport wurde an unserer Schule sehr wichtig genommen. Ich spielte in den ersten 3 Monaten Fußball. Ich lernte dadurch viele neue Leute kennen, aber nach der Fußballsaison merkte ich, dass ich ein besserer Zuschauer bin, also spielte ich für den Rest des Jahres keine weiteren Sportarten. Am Anfang war ich natürlich etwas traurig, dass ich nicht in Las Vegas lebte, aber nach einigen Monaten war ich sehr froh darüber nicht auf eine Schule gehen zu müssen mit 6.000 Schülern. Ich liebte die Verbundenheit zur Schule von jedem einzelnen Schüler. Auf Sportevents kämpften sie nicht nur für sich selber, sondern für die ganze Schule. American Football wurde ganz schnell zu meinem Lieblingssport nicht nur, wegen dem Sport an sich, sondern weil die ganze Stadt kam um dabei zuzuschauen. Ich lebte mich sehr schnell ein und fühlte mich schon nach einigen Wochen wie zu Hause. Ich hatte Schulschluss um 13.35, was sich als sehr positiv erwies, da man so noch viel Freizeit hatte. In unserem Haushalt hatte ich kaum Aufgaben, ich sollte nur mein Zimmer sauber halten, aber ich half trotzdem sehr oft und versuchte meine Gastfamilie regelmäßig mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Ich backte ihnen zum Beispiel sehr oft Kekse oder machte unangenehme Aufgaben im Haushalt, die sonst keiner machen wollte. So merkten sie, dass ich es zu würdigen wusste, dass sie mich aufgenommen hatten, ohne dabei viel Geld auszugeben. Ich besuchte auch NewYork City, Boston, Washington D.C., Florida, und Californien. Vieles davon wurde mir durch Freunde ermöglicht. Ich habe festgestellt, dass viele von den Bekannten in Amerika dazu bereit sind, dich auf ihren Reisen mitzunehmen, solange du natürlich deine eigenen Kosten übernimmst. Ich finde es hat mir sehr viel gebracht so viele verschiedene Gegenden von Amerika zu erleben, da die Kultur überall etwas anders ist. Ich liebte die Mentalität der Amerikaner. In Nevada waren sie sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Jeder wollte alles über mich wissen und redete mit mir, obwohl sie mich ja überhaupt nicht kannten. Was mich jedoch sehr schockiert hat, war die Unwissenheit der Amerikaner über andere Länder und Kontinente. Sie haben keine Ahnung welche Länder wo liegen oder in welchem Kontinent sie sich befinden. Ich lebte bis zum Schluss nur bei einer Familie. Sie war die perfekte Gastfamilie für mich und es fühlte sich an, als ob es meine eigene Familie wäre, aber ich denke man sollte auch nicht allzu traurig sein, wenn das mit der Familie nicht gleich auf Anhieb so gut funktioniert. Ich bin mit der Organisation EF geflogen, mit der ich eigentlich sehr zufrieden bin. Meine Betreuerin behandelte mich teilweise sehr ungerecht, da ich nicht zur Kirche ging (sie war sehr religiös) und auch sonst mochte sie mich nicht besonders, aber ich suchte mir andere Ansprechpartner in meiner Organisation. Durch mein Jahr in Amerika bin ich viel selbstbewusster geworden und auch offener für neue Dinge. Es macht mir keine Probleme mehr auf unbekannte Menschen zuzugehen und ich nehme viele Dinge anders auf, wie früher. 18 Nachdem Auslandsjahr hat sich vieles für mich verändert, auch meine Pläne für die Zukunft. Ich weiß zwar immer noch nicht genau, was ich später machen möchte, aber ich weiß, dass es etwas Internationales sein muss. Für mich steht fest, dass Amerika und Englisch immer ein fester Bestandteil meines Lebens bleiben sollen. Julia Die warmen Südstaaten der USA – Texas (2007/08 – Organisation AYUSA) Auch ich hatte mir zuerst, wie viele andere vor mir, etwas anderes vorgestellt. Zum Beispiel, dass ich irgendwo nach Kalifornien gehe und die berühmtesten Städte der USA sehen werde. So kam es nicht und ich bin froh darüber. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, entscheidend ist nicht der Bundesstaat oder die Landschaft, entscheidend ist die Familie und natürlich auch die Schule und damit die Freunde. Meiner Meinung nach, ist es wichtig, dass man keine riesigen Erwartungen hat, vielleicht sollte man einfach viel gelassener an die Sache heran gehen, auch wenn es schwer fällt. Ansonsten ist man eventuell enttäuscht, weil die Erwartungshaltung einfach zu groß war. Alles in allem war mein Austauschjahr unvergesslich, ich hatte sehr viel Spaß, habe viele Freunde gefunden, mit denen ich jetzt noch Kontakt habe und ich habe viel Neues gelernt und erfahren. Ein Leben soweit weg von zu Hause, mit „fremden Menschen“, anderen Regeln und nicht zuletzt mit einer Fremdsprache als „neue Muttersprache“ ist Aufregung, nicht immer leicht und braucht Zeit zur Eingewöhnung und ist dann irgendwann auch Alltag. Ich war bis zum Abflug nicht sehr aufgeregt, einen kurzen Moment beim Einchecken am Flughafen war ich traurig, aber dann siegte die Neugier und Aufregung. Nach New York flog ich mit etwa 40 anderen Austauschschülern aus ganz Deutschland. Der Flug war super, da wir so viele waren und ich hatte 4 unvergessliche, interessante und anstrengende Tage in New York. Danach musste jeder alleine zu seiner Gastfamilie weiterfliegen. Ich hatte noch 3 Inlandflüge bis nach Corpus Christi in Süd Texas, die ich alle verpasste, da der erste Flug stundenlang Verspätung hatte – also Stress pur gleich zu Beginn. Meine Gastfamilie erwartete mich geduldig auf dem Flughafen mitten in der Nacht. Natürlich war es komisch wild fremden Leuten gegenüber zu stehen und erst dann wird einem so richtig bewusst, hier lebe ich jetzt fast ein Jahr, dass sind meine engsten Vertrauten für diese Zeit. Die ersten 2 Wochen habe ich wenig gesprochen und musste erst noch einige kleine Sprachbarrieren überwinden, aber ansonsten war alles super. Wir wohnten auf einer riesigen Ranch zwischen zwei kleinen Dörfern, Falfurrias und Premont. Meine Gastgeschwister kamen nur an den Wochenenden und so lebte ich vorrangig mit meiner Gastmutter, zwei Hunden, Katzen, endlos vielen Rindern ziemlich weit weg von allem. Mein Gastvater arbeitete das ganze Jahr auf den Ölfeldern und war daher sehr viel unterwegs. Die Schule begann 3 Wochen später in Premont. Es gab nur etwa 300 Studenten. Ich konnte mich sehr schnell eingewöhnen und Freunde finden. Es gab verschiedene Möglichkeiten nach der Schule Sport, wie Tennis oder Fitness zu treiben. Da ich mich aber nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln (die gibt es auf dem Land so gut wie nicht) oder mit dem Fahrrad fortbewegen konnte, sondern nur auf das Auto meiner Gastmutter angewiesen war, konnte ich mich oft nicht mit Freunden treffen. Aus vielleicht teilweise schlechten Erfahrungen mit Vorgängern war es mir auch nicht erlaubt im Auto von Freunden mit zu fahren, so dass ich so gut wie nichts unternehmen konnte. Party, Kino, Shopping lies sich nicht organisieren. Am Anfang konnte ich mich damit abfinden, weil ich mich anpassen wollte und es eben so entschieden war. Ich arbeitete viel auf der Ranch. Manchmal gingen wir nachts jagen, was richtig cool war oder fuhren in die umliegenden Städte oder auch mal nach Mexiko. Leider lagen unsere Interessen weit auseinander, sie wollten Shoppen und Essen gehen, ich wäre gern am Strand vom Golf von Mexiko baden und Wasserski fahren gegangen. Ich lebte so mit meinen Gasteltern zusammen bis nach zwei bis drei Monaten die Unzufriedenheit wahrscheinlich auf beiden Seiten wuchs. Ich langweilte mich, fühlte mich 19 ausgeschlossen und hatte immer mehr das Gefühl, dass meine Gasteltern, die nun schon so viele Jahre Austauschschüler betreuten, eigentlich zu träge und inaktiv geworden waren. Mit der Schule lief alles super, außer dass ich nie am Nachmittag Zeit für meine Freunde hatte, weil mich meine Gasteltern immer mehr auf ihrer Ranch arbeiten ließen. Immer wenn ich von der Schule zurückkam, arbeitete ich für zwei bis drei weitere Stunden (Kühe melken, Gras schneiden, Tiere füttern, Zaun bauen und vieles mehr) Irgendwann im Dezember sprach ich mit meinem Regionaldirektor, der mir anbot die Familie zu wechseln, was ich dann auch kurzfristig tat. Ich kam ca. 300 Meilen nördlich in die 1,5 Millionen Einwohnerstadt San Antonio zu einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern, die auch Lehrerin war. Die Tochter(29) kam häufig mit ihren Kindern (4 Jahre und einem Monat) zu Besuch. In dem 17 jährigen Sohn Jorden, mit dem ich in einem Zimmer wohnte, fand ich einen Freund und Bruder, wie ich es mir gewünscht hatte. Wir gingen auf die gleiche Schule, teilten uns die Hausarbeit und unternahmen viel in der Freizeit. Mit dieser Großfamilie, zu der noch Großeltern gehörten, die mit uns an den Wochenenden zu ihren Häusern nach New Mexiko und nach Rockport ans Meer fuhren, verbrachte ich den Rest meiner Zeit (5 Monate) und war zufrieden. Ich kam zur „Karen Wagner High School“ mit rund 3700 Studenten, einer gigantischen Schule, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Die Schule war fast wie eine eigene kleine Stadt, ganz neu erbaut und auf dem modernsten Standard in jeder Beziehung. Kein Vergleich mit den Schulen in Deutschland. Auch hier war der Anteil der Weißen etwa nur bei 10-15%, die Trennung auf dem Schulhof nicht zu übersehen, die ethnischen Gruppen bleiben unter sich, während im Unterricht darauf nicht geachtet wurde. Es dauerte etwas Zeit ehe ich neuen Kontakt fand, aber letztendlich sind alle hier Ausländern gegenüber sehr aufgeschlossen und ich fand auch hier Freunde. Am Wochenende gingen wir regelmäßig in die Kirche, da meine Gastmutter sich sehr engagierte. Hier traf ich dann auch andere Austauchschüler der Organisation aus Thailand, Iran und Kuwait. Manchmal wurden kulturelle oder sportliche Veranstaltungen organisiert, aber auch Community-Treffen, an denen wir teilnahmen und die Kirche unterstützten. An meinem letzten Treffen wurde ich als Bowlingmeister der Kirchengemeinde mit meinem Gastbruder ausgezeichnet. Abschließend kann ich einschätzen, dass dieses Jahr mir unheimlich viel Neues über das Leben allgemein und über mich selbst gelehrt hat. Ich gehe viel mehr auf Menschen zu, versuche Probleme zu lösen und bin viel offener geworden. Ich übernehme die Verantwortung für mein Handeln und kann verschiedene Dinge anders werten. Ich mag die Mentalität der Amerikaner und ihre Art zu leben - relaxter und stressfreier. Ich weiß, dass ich sehr gerne nach der Schule nochmal ins Ausland gehen würde, die Sprache ist ja kein Problem mehr und Zutrauen würde ich es mir jetzt ohne zögern. Das ich jetzt diese Ziel habe, ist auch der Verdienst derjenigen, die mir dieses Jahr ermöglicht haben. Deshalb danke ich nochmals dem Landkreis Märkisch – Oderland für seine finanzielle Unterstützung. Zu guter Letzt möchte ich jedem sagen, der zurzeit noch darüber nachdenkt, ob solch ein Austauschjahr für ihn in Frage kommt. „Macht es!!!!“ Wenn ihr die Möglichkeit habt es zu machen, macht es auf jeden Fall! Es ist in dieser Form die einzige Möglichkeit als „Kind“ in einer anderen Familie, in einer fremden Kultur zu leben – Urlaub, Dienstreisen, Studium, Jobs oder Au pair sind spätere Möglichkeiten aber nicht annähernd damit zu vergleichen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Willi Mein Austauschjahr in den USA (2007/08 – Organisation EF)) (Teilstipendium der Sparkasse MOL) 20 Mein Name ist Steven, ein Junge, der das riesige Glück hatte, die Möglichkeit zu erhalten ein Schuljahr im Ausland als Austauschschüler zu verbringen und nun darüber berichten möchte. Ich besuchte eine High School in Stockton, welches sich ungefähr eine Autostunde südlich Sacramentos, der Hauptstadt Kaliforniens befindet. Der Name meiner Schule war Amos Alonzo Stagg HS. Für jeden Amerikaner war das eine ganz normale Schule, aber für mich war es ein echtes Abenteuer. Schon am ersten Schultag musste ich feststellen, dass Schule in Deutschland und Schule in den USA zwei völlig unterschiedliche Dinge sind und es schwer fällt, sie miteinander zu vergleichen. Mindestens 2000 andere Jugendliche durfte ich als meine Mitschüler bezeichnen. Das Schulgelände war extrem groß und deshalb kam es in der Anfangszeit nicht selten vor, dass ich mich verlief. Die Unterrichtsfächer waren frei wählbar, mit Ausnahme von einer Mathematik-, Englisch- und Geschichtsklasse, die für Austauschschüler Pflicht waren. Ansonsten entschied ich mich für einen Spanisch-Anfängerkurs, eine Sportklasse, die mit Gewichtstraining vergleichbar war, und eine Ingenieurklasse, in der wir uns mit physikalischen Formeln auseinander setzten, aber auch viel selber konstruierten, um mit unseren Entwicklungen gegen andere Schulen zu konkurrieren. Das kostenlose Angebot an außerschulischen Aktivitäten war riesig, erstreckte sich von Football über Wasserpolo, von Softball über Basketball hin zu mindestens 50 verschiedenen Clubs, die fast jedes erdenkliche Interessengebiet abdeckten. Ich persönlich fand im „Soccer“ meinen Freizeitausgleich. Jeden Tag nach der Schule trafen wir uns auf dem schuleigenen Spielfeld, um für 2 bis 3 Stunden zu trainieren, einen Gegner zum Spiel zu empfangen oder, um mit dem Mannschaftsbus zu anderen Schulen im Umkreis von rund 50 Meilen (80 km) zu fahren. Ich lernte eine ganze Menge neuer Leute kennen, gewann viele neue Freunde, mit denen ich immer noch in Kontakt stehe und hatte natürlich auch ganz viel Spaß. Doch das Vergnügen musste sich erst verdient werden. Ganz besonders in meiner Gastfamilie. Meine Gastfamilie bestand aus meinem Gastvater Peter Grüttner, einem viel beschäftigen 52jährigen Geschäftsmann im Bau- und Konstruktionswesen, meiner Gastmutter Astrid Grüttner, einer 49jährigen Dialysekrankenschwester und meiner kleinen, neunjährigen Gastschwester Viktoria, die zu diesem Zeitpunkt die 4. Klasse einer „Elementary School“ (amerikanische Grundschule) besuchte. Zusammen hatten wir besonders in der Anfangszeit eine Menge Spaß. Wir machten Boot- bzw. Jet Ski-Ausflüge, gingen Campen und besuchten Städte wie San Francisco und Las Vegas. Besonders meine Frühlingsferien waren ein voller Erfolg. Ich hatte die Möglichkeit mir mit zwei Freunden und einem Elternteil Los Angeles für 4 Tage anzuschauen. Glücklicherweise befand sich unser Hotel nur 3 Minuten vom berühmten „Walk of Fame“ entfernt, wo es jeden Abend eine neue Attraktion zu bewundern gab. Von dort wurde ich von meinen Gasteltern abgeholt, die mir dann noch Las Vegas etwas genauer zeigen wollten. Da meine Gasteltern selber Deutsche waren, die vor 16 Jahren in die USA immigrierten, hatte ich die Möglichkeit jede Tag neben Englisch auch meine Muttersprache sprechen zu können. Das half mir besonders zu Beginn meines Austauschjahres sehr viel, obwohl ich im Nachhinein oft darüber nachdenken musste, ob ich im Vergleich mit anderen Austauschschülern weniger Englisch gelernt habe. Doch dieser Zweifel verflog schnell beim Zusammentreffen mit anderen Austauschschülern auf den monatlichen Treffen der Gastfamilien einer bestimmten Region, die von meiner Austauschorganisation organisiert wurden und zum Erfahrungsaustausch der Schüler und Eltern dienten. Natürlich gab es aber nicht nur Friede, Freude und Heiterkeit. Nein, besonders mit meinem Gastvater hatte ich des Öfteren stundenlange Diskussionen und unter anderem auch Streits wegen ganz banaler Dinge. Ich will mich jetzt auch nicht über meine Gastfamilie auslassen, denn sie haben wirklich versucht, mir eine schöne Zeit zu machen und sicherlich war ich auch nicht gerade einfach und 21 pflegeleicht, aber irgendwie waren wir einfach nicht auf einer Wellenlänge. Es ist halt „nicht alles Gold, was glänzt“. Abschließend möchte ich sagen, dass solch ein Austauschjahr eine tolle Sache ist und von meiner Seite stark weiterempfohlen werden kann. Ich bin zwar der Meinung, dass dies nicht für jeden Typ Mensch geeignet ist, aber der, der eine solche Herausforderung annimmt, es garantiert nicht bereuen wird. Erfahrungen wie diese macht man nur einmal im Leben. Du entwickelst dich weiter, wirst selbstständiger und verantwortungsbewusster, erlebst Sachen von denen du deinen Enkeln erzählst und lernst so ganz nebenbei gleich noch die Weltsprache Nummer 1. Ich persönlich würde solch ein Austauschjahr mit Vergnügen immer wieder machen. Für diese Möglichkeit, ein Schuljahr im Ausland verbringen zu dürfen, möchte ich vor allem meinen Eltern danken, ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre und natürlich der Sparkasse MOL, die mir mit einem Teilstipendium ganz schön unter die Arme gegriffen hat ein solches Jahr im Ausland zu verbringen. Vielen Dank! Steven Mein Jahr auf der anderen Seite der Welt (2007/08 – Organisation EF) (Teilstipendium der Sparkasse MOL) Ich wollte schon immer mal in ein anderes Land reisen, um eine völlig neue Kultur kennen zu lernen und selbst zu erleben. Als ich dann 16 Jahre alt war, war es dann auch soweit, ich hatte die Möglichkeit, nach Amerika zu fliegen für ein ganzes Schuljahr. Es war total aufregend für mich, aber meine Familie und Freunde würde ich eine lange Zeit nicht mehr sehen. Ich wusste, dass es schwer werden würde, doch ich entschied mich immer noch für dieses Auslandsjahr. Mein Gastland war Oregon, das liegt genau an der Westküste. Es ist ein wunderschöner Staat und ich war glücklich, dass ich so nah an der Küste wohnte. Vor meiner Abreise war ich noch nicht ganz so aufgeregt, ich wusste zwar nicht, was auf mich zukommen würde und wie die Menschen dort sind, aber ich freute mich dennoch. Ich wurde zu einer allein stehenden Mutti geschickt, die eine Tochter und einen Sohn hatte, die aber schon längst aus dem Haus waren. Am Anfang war alles ziemlich neu, die Gerüche, die Umgebung, die Leute und vor allem die Sprache. Mein Heimweh war sehr groß und ich wollte am liebsten in den nächsten Flieger und ab nach Hause. Doch ich blieb stark und zog die ganze Sache einfach durch, ich wusste ja, dass es schwer werden würde. Meine Gastmutti allerdings war super lieb und nett zu mir und ich hatte anfangs viel Spaß. Aber dann musste sie nur noch arbeiten und war selten zu Hause und unternahm auch nicht gerade viel mit mir. Ich mochte das überhaupt nicht und wollte auch nicht, dass es so weitergeht. In der Schule war es hingegen immer lustig. Ich hatte viele neue Freunde kennen gelernt, die viel mit mir unternahmen. Ein Mädchen – Marcie – mit der ich mich am besten verstand, bemerkte, dass mich etwas bedrückte und frage mich danach. Also erzählte ich ihr alles, wie allein ich mich fühle und dass ich am liebsten meine Gastfamilie wechseln möchte. Sie verstand mich sofort, denn sie war auch mal eine Austauschschülerin in Deutschland gewesen. Wir kamen dann auf die Idee, dass ich bei ihrer Familie leben kann, und so geschah es dann auch. Sie nahmen mich mit offenen Armen in ihre Familie auf und ich war am ersten Tag ein Mitglied und wurde auch nicht als „Fremde“ behandelt. Sie hatten 4 Kinder – Zach und Amanda waren die Ältesten und hatten schon Kinder. Dann noch Marcie, wie beide waren Seniors in der Schule, und noch Jenny, die in der Middle School war. Es war also immer was los im Haus, wir hatten immer was zu tun und machten auch gerne was zusammen. Wir waren in den Ferien an der Küste mit der ganzen Familie, fuhren Bekannte besuchen, hatten Feste zu Hause etc. 22 Mit meiner Organisation EF fuhr ich sogar einmal nach Kalifornien, San Franzisco. Das war auch total schön gewesen mit den anderen Austauschschülern zu reden und sich auszutauschen. In der Schule war ich ja in der 12. Klasse, also ein Senior und durfte den Abschluss machen. Es gab am Ende des Schuljahres eine riesige Zeremonie, wo man dann ein Diplom bekam und seine Hüte hoch in die Luft werfen musste. Das war einer meiner schönsten Momente, so was mitzuerleben war einfach nur toll. Sonst sah ich das nur im Fernsehen und in Filmen. Genauso unglaublich war der Abschlussball, Prom genannt. Wir waren so 138 Seniors und jeder Junge musste ein Mädchen zum Ball bitten. Ich hatte sogar ein Date und wir gingen zusammen mit Freunden in einer Gruppe. Vor dem Tanz waren wir im Restaurant essen, dann fuhren wir zum Ball. Es war richtig schön, es wurde getanzt, Fotos gemacht, Queen und King wurden ernannt und wir gingen nach dem Tanz Bowlen. Meine Schule war sehr groß, sie hatte so an die 1000 Schüler und es war nicht schwer, sich zu verlaufen. Die Lehrer und Schüler gehen immer sehr locker miteinander um, sie sind wir beste Kumpels. Das hat mich wirklich erstaunt. Allgemein hat der Unterricht Spaß gemacht, weil die Lehrer sehr lässig und lustig sind. Am Anfang hatte ich zwar Probleme zu folgen, wegen der Sprache und weil die Amerikaner an der Küste einen ganz anderen Akzent haben, aber nach einem Monat ging es schon viel besser. Nach der Schule hatte ich auch viele andere Aktivitäten, wie Schwimmen und Tennis. Das war mit am Schönsten, denn in Sportteams lernst du noch mehr Menschen kennen und schließt auch neue Freundschaften. Ich kann wirklich nur empfehlen, sich am Sport zu beteiligen, denn der wird in Amerika ganz groß geschrieben und außerdem macht’s auch noch Spaß und man nimmt nebenbei nicht so viel zu. In meiner Familie wurde jeden Tag gekocht und in der Schule gab es auch immer Fast Food zum Mittag. Bei meiner Gastfamilie musste ich natürlich auch mal mit anpacken und das Haus putzen, also da sollte man schon mithelfen und fragen, ob man was machen kann. Sie sind auch jeden Sonntag mit mir in die Kirche gefahren und ich musste zu zwei Gottesdiensten, was mir am Anfang schon komisch war, weil ich nicht wirklich gläubig bin. Aber das hat sich dann im Laufe meines Jahres geändert. Ich wurde sogar getauft und diesen Tag werde ich niemals vergessen. Ich musste vor ca. 500 Menschen in der Kirche eine Rede halten und danach wurde ich im Wasser getauft. Ein wunderschönes Erlebnis für mich und meine Gastfamilie. Ich wurde zusammen mit meiner Freundin Felicia aus der Schweiz, die auch in meiner Organisation war, getauft und wir haben uns auch fast jeden Tag getroffen und was unternommen. Auch heute noch haben wir Kontakt. Genauso wie mit meiner Freundin Muffy aus Thailand, die auch auf meine High School ging. Ich hatte ne Menge Sleepover mit Freunden und lernte so auch ihre Familien kennen. Es war ein außergewöhnlich schönes Jahr für mich mit Höhen und Tiefen, wobei die Höhen überwiegen, und ich möchte gern wieder zurück. Mein Englisch hat sich um 1000es verbessert und ich kann nun fließend englisch sprechen. Ich habe Freunde auf der ganzen Welt und weiß, wie die Menschen in den USA ihren Alltag verbringen und wie es in der Schule abgeht. Ich vermisse meine Familie und Freunde dort sehr, doch wir schreiben und telefonieren so oft wir können. Nach fast 11 Monaten bin ich schon froh wieder zu Hause zu sein und meine Familie und Freunde in den Arm zu nehmen. Ich bin wirklich stolz auf mich, dass ich dieses Jahr durchgestanden habe und möchte allen, die einen Austausch machen wollen, sagen, dass man nur flexibel sein sollte und auf sich selbst vertrauen muss. Die Zeit verging leider viel zu schnell, also nehmt alles, was ihr könnt, an Erinnerungen mit. Ich habe fast jeden Tag ins Tagebuch geschrieben, so dass ich mich in 10 Jahren noch an meinen Auslandsaufenthalt erinnern kann. Macht vor allem viele Fotos. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Auslandsjahr ist einfach du selbst zu sein und sich auf gar keinen Fall zu verstellen, denn so kommt man am besten voran im Leben. Anne 23 Mein Jahr in Texas (2006/07 – Organisation GIVE) (Teilstipendium der Sparkasse MOL) Mit 10 Jahren habe ich mich dazu entschlossen, ein Jahr in den USA zu verbringen. Damals wollte ich einfach mal von zu Hause weg und auf eine richtige High School, wie man sie aus dem Fernseher kennt, gehen. An das Erlernen der wichtigsten Weltsprache und an eine völlig neue Kultur hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Natürlich träumt jeder davon in die berühmten Staaten wie Kalifornien, Florida oder New York zu kommen. Auch ich malte mir meine 10 Monate im Strand oder in einer Großstadt aus. Als meine Mutter mir dann aber erzählte, sie hätten eine Familie in Texas für mich gefunden, war ich erst einmal nicht so begeistert. Man stellt sich dann Hitze, trockene Felder, Cowboys und eine Menge Langeweile vor. So war es bei mir jedenfalls. Meine Vorfreude stieg aber als ich mich mit meiner Stadt beschäftigte und so viel über Texas gelernt hatte. Auch der Kontakt zu meiner künftigen Gastfamilie half mir, ein besseres Bild von Texas zu bekommen. Bald schon konnte ich es gar nicht mehr erwarten, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu gehen und es für ein Jahr mein Zuhause zu nennen. Mich verschlug es nach New Braunfels, eine Stadt, die damals von Deutschen gegründet wurde. Demzufolge sprachen auch einige Leute ein wenig deutsch. New Braunfels ist nur ungefähr eine halbe Stunde von San Antonio, einer sehr bekannten Stadt Texas’ entfernt. Am Flughafen von San Antonio angekommen, hielt ich Ausschau nach all den dicken Amerikanern, wie es mir vorhergesagt wurde. Aber ich fand, dieses Vorurteil hatte sich zumindest am Flughafen noch nicht bestätigt. Als ich meine Gastfamilie begrüßte wurde mir sehr mulmig. Schließlich waren diese fremden Leute die Menschen, die ich nach 10 Monaten „Familie“ nennen sollte. Im Parkhaus spürte ich die drückende und schwüle Hitze Texas. Alle schienen hier große Autos zu fahren, denn ich hatte noch nie zuvor so viele Trucks auf einmal gesehen. Meine Familie sprach auf der Hinfahrt nicht sehr viel mit mir, das lag vielleicht auch daran, dass ich anfänglich viele Schwierigkeiten mit der Sprache hatte. An manchen Tagen fühlte ich mich, als hätte ich noch nie zuvor ein Wort englisch gesprochen. Doch mit der Zeit meisterte ich auch diese Hürde. Das Eingewöhnen in eine neue Umgebung und einen völlig anderen Lebensstil war sehr ungewohnt. Leider gab es nach und nach viele Probleme mit meiner Gastfamilie, so dass ich nach vier Monaten das erste Mal die Familie wechseln musste. Es war sehr schwer für mich, diese Entscheidung zu treffen, doch wenn man ganz auf sich alleine gestellt ist, kann man nicht alles in sich hinein fressen. Mein Abschied war sehr schockierend. Ich wurde alleine in einen Bus nach Houston gesetzt und von dort aus sollte ich nach Orange/Texas fahren. Orange ist eine Kleinstadt und etwa 5 Stunden von New Braunfels entfernt. Nun musste ich also noch einmal von vorne anfangen: eine neue Schule, neue Freunde finden und natürlich wieder eine neue Familie kennen lernen. Ich hatte diese selben Gefühle und Ängste wie am Anfang. Natürlich kam das Heimweh auch dazu, denn wenn man so weit weg in einer anderen Familie schlecht behandelt wird, lernt man seine eigene Familie erst richtig zu schätzen. In Orange lebte ich nun in einem Trailerpark, wie man es aus dem Film „8 Mile“ kennt, doch das störte mich nicht. Für mich war die Familie die Hauptsache. Es stellte sich aber heraus, dass auch diese Familie ungeeignet für einen Austauschschüler war. Meine Gastmutter hatte starke Stimmungsschwankungen und Depressionen. Auch hier fiel es mir nicht leicht, die Koffer zu packen, aber ich konnte es einfach nicht länger ertragen. Meine dritte Gastfamilie kannte ich zum Glück schon. Es waren die Nachbarn einer sehr guten Freundin von mir. Ich war so froh, dass ich sie hatte. Ohne Freunde geht im Leben überhaupt gar nichts. Das stellte ich auch sehr schnell fest, denn es war nicht so leicht Freunde in der Schule zu finden. Man war zwar offen und hat immer 24 versucht, ein Gespräch zu führen, doch die Leute waren untereinander so eingespielt und brauchten nicht wirklich andere Freunde. Also musste man selbst dafür sorgen, dass man ein paar bekommt, denn von alleine ist niemand auf dich zugekommen. Bei meiner letzten Familie lief dann alles super. Ich fühlte mich gleich in der ersten Woche wie ein Familienmitglied. Mein Gastvater teilte die Leidenschaft am Schwimmen mit mir und meine Gastmutter und ich schossen Tausende von Bildern zusammen. Da ich ein Einzelkind bin, bekam ich zu spüren, wie es ist eine kleine Schwester zu haben. Ich finde es super und kann jetzt nicht mehr sagen, dass ich mich als Einzelkind betrachte. Ich unternahm in meinem Austauschjahr auch viele Reisen. Unter anderem nach Florida, Kalifornien, New Orleans, Las Vegas und viele andere Städte in Texas. Ich hätte mir nie träumen lassen, in so jungen Jahren schon so viel von der Welt zu sehen. Ich war beeindruckt von der Vielfältigkeit Amerikas und werde diese Erinnerungen noch mein ganzes Leben mit mir tragen. In den letzten zehn Tagen kam mich meine Mutter besuchen. Wir hatten meinen Rückflug so verschoben, dass wir beide zusammen zurück fliegen konnten. Als ich sie das erste Mal in die Arme schloss, flossen die Freudentränen bei mir in Strömen. Meine eigene Mutter kam mir in diesem Moment aber auch fremd vor. Wir unternahmen viele schöne Dinge mit ihr, so dass sie einen guten Einblick in mein Leben bekommen konnte. Es war sehr anstrengend für mich zwischen deutsch und englisch hin und her zu übersetzen, immerhin hatte ich mittlerweile schon in englisch gedacht und vergaß einige deutsche Wörter. Da meine Mutter auch kein Wort englisch sprach, erschwerte dies die Sache ein wenig. Aber mit Händen und Füssen kann man sich ja schließlich auch verständigen. Der Tag der Abreise rückte immer näher und ich verdrängte diesen Gedanken so gut es ging, denn ich wollte es noch nicht wahr haben. Natürlich freute ich mich, meine Familie und Freunde endlich wieder in die Arme schließen zu können, doch eigentlich wollte ich viel lieber in Texas bleiben. Man glaubt gar nicht, wie schnell diese 10 Monate an einem vorbei rasen. Am Anfang kommt es einem noch vor als hätte man eine Ewigkeit und dann hält man schon das Rückflugticket in der Hand. Der Abschied von meiner Gastfamilie am Flughafen fiel mir fast schwerer als der von meiner deutschen Familie. Ich hatte ja im Hinterkopf, dass ich irgendwann nach Deutschland zurück kehren musste. Aber wann ich wieder nach Texas komme, weiß ja keiner. In Deutschland angekommen, bemerkte ich erst einmal die Unfreundlichkeit der Deutschen. Auch das im ständigen Stress leben, ging mir auf die Nerven. Unsere Supermärkte kamen mir wie kleine Dorfkioske vor und unsere Straßen waren so eng, dass ich manchmal Angst hatte, im Auto mitzufahren. Schwierigkeiten mit meinen eigenen Eltern blieben natürlich auch nicht aus. Sie nahmen immer noch an, ich wäre das selbst kleine, unerfahrene Mädchen, was sie vor 10 Monaten am Flughafen verabschiedet hatten. Am liebsten wollte ich die Zeit zurückdrehen, um wieder ganz schnell in Amerika zu sein. Im Großen und Ganzen war dieses Jahr sehr vorteilhaft für mich und ich würde es immer wieder machen. Durch den Familienwechsel und alle anderen Probleme bin ich sehr selbstbewusst, erwachsener und viel offener anderen Menschen gegenüber geworden. Ich war ein Jahr lang Zeuge einer völlig anderen Lebenseinstellung und kann von mir aus sagen, ein zweites Zuhause und eine zweite Familie gefunden zu haben. Das Erlernen der englischen Sprache ist ein Vorteil, der mir schon jetzt bewusst geworden ist. Ich werde nächsten Sommer hoffentlich wieder nach Texas fliegen, um meine Freunde und meine Familie zu besuchen. Ich danke GIVE, der Sparkasse, meinen Eltern und allen anderen, die mir diesen Traum ermöglicht haben. Josefine 25 The Californian Experience (2006/07 – Organisation One World GmbH) Wenn das Wort „Kalifornien“ fällt, denkt jeder an Sommer, Strand und Palmen, dabei steckt soviel mehr in dem „Goldenen Staat“. Als Staat mit der größten Population Amerikas kann man alles vorfinden: Von endlosen Sandstränden im Süden bis zu steilen Felsküsten im Norden; Vom tiefsten Canyon (Kings Canyon) bis zu Gebirgen höher als die Alpen (Ich sollte in den Sierras sogar zum ersten Mal Ski fahren) bis hin zu wunderschönen Wasserfällen in Yosemite und uralten Mammutbäumen. Neben den Metropolen Los Angeles, San Francisco und dem Surferparadies San Diego sollte ich auch alte Westernstädte mit richtigen Cowboys in Saloons kennen lernen. Als mein Flugzeug in San Francisco landete ist mir sofort die gute Laune und freundliche Art der Amerikaner aufgefallen. Weiter ging es nach Clovis/Fresno in Central California, wo mir die Hitze gleich entgegenkam: Über 45° C im Sommer ist keine Seltenheit. Da meine Organisation noch keine Familie für mich gefunden hatte, musste ich in eine so genannte „Welcomefamily“, mit der ich auch immer noch jetzt in Kontakt bin. Nach ein paar Tagen Vorbereitung konnte ich endlich zu meiner neuen Schule: Clovis East High School! CEHS ist die neueste Schule im Clovis Unified District und auch wie die anderen 3 Schulen „state distinguished“: Alle Clovis Schulen gehören zu den Top 10% Schulen in ganz Kalifornien. Natürlich war ich überwältigt von der Größe und der Schüleranzahl von ca. 3500 Schülern. Die Auswahl von Kursen war unglaublich: Von Psychologie und Chor bis Autoreparatur und Hmong-Sprache war wirklich alles vorhanden, sodass ich mich nach einigem Hin und Her für AP-Französisch, Spanisch 1, Dance Repertory, Zoologie, Wirtschaft und Politik, Advanced Math Analysis, Teamsport und Englisch 12 entschied. Zu dem Punkt muss gesagt werden, dass ich, wie man sieht, keine leichten Kurse gewählt habe und ich somit dass Schuljahr nicht einfacher fand als Schule in Deutschland, sowie es die meisten Austauschschüler von den USA behaupten. Offensichtlich kommt es wirklich auf die Kurswahl an: Wenn man nur Kunst und Sportklassen wählt, ist es klar, dass da keine Herausforderung besteht. Also der Mythos, dass Schule in den USA so leicht ist, sollte echt nicht zu ernst genommen werden. Trotzdem stand neben dem Lernen natürlich Sport an erster Stelle. Im Herbst habe ich mich mit Tennis angefreundet, im Frühjahr habe ich täglich zwei bis vier Stunden mit dem Schwimmteam an unserer Schule trainiert: by the way, im größten Schulpool Kaliforniens! Schwimmen ist dort ein großer Teil meines Tagesablaufs gewesen, nicht nur nach der Schule, manchmal wurde schon früh um halb sechs in den Pool gesprungen, aber es lohnte sich, denn ich konnte an Wettkämpfen mit bis zu über 1500 Schwimmern teilnehmen. Ebenso bin ich in der Footballsaison an Freitagen zu jedem Spiel unserer Mannschaft gegangen so dass ich auch einen Tag vor meinem Geburtstag im Dezember als ein „Timberwolf“ den Sieg des „Valley Championship’s“ mitfeiern konnte. Unser Footballteam wurde somit #1 im Cantral Valley, #6 in Kalifornien und #9 in ganz West USA! Ungefähr genauso erfolgreich waren wir im Basketball, Golf und Leichtathletik. Die Vielfalt der Nationalitäten war auch eine ganz neue Erfahrung. Unsere Schule hatte einen 30-prozentigen Anteil an Hmong Schülern (Hmong ist eine asiatische Kultur: ein Stamm, der keinen bestimmten Staat besiedelt, den man aber vor allem in Südostasien vorfindet), schwarze Schüler gingen auch zur Schule und, wie es in Kalifornien fast selbstverständlich ist, gab es eine große Anzahl an mexikanischen Schülern. Immer wieder konnte ich mir Diskussionen über illegale Einwanderer anhören: ein ziemlich ernstes Problem in den Vereinigten Staaten. Trotzdem habe ich mich mit vielen Mexikanern angefreundet und war sogar das einzige weiße Mädchen im Salsa-Tanz Club unserer Schule. Wenn ich zu meiner Situation mit meinen Gastfamilien gefragt werde, muss ich sagen, dass nur das zweite Semester vollkommen ohne Probleme ablief. Wie schon erwähnt, hatte ich noch keine permanente Familie als ich in die USA kam und ich wohnte für einen Monat bei der lieben 26 Mary-Ann Hill, ihrem Sohn und seiner Verlobten bis ich endlich selber eine neue Familie gefunden hab. Noelle Hauck aus meiner Englischklasse, die das Jahr davor eine Austauschschülerin in Italien war, wollte unbedingt jemanden aufnehmen und fragte mich, ob ich bei ihr wohnen würde. Das passte natürlich gut und blind sagte ich ja: Der größte Fehler meiner Zeit in Amerika. Zuerst kam mir die Familie sehr nett vor: Die Eltern Elaine und Ross und deren Kinder Noelle und die jüngeren Nick und Veronica. Es gab nicht viel Platz und es war ein bisschen unordentlicher als gewohnt, was mich ja nicht unbedingt stören sollte. Das erste, was mir die Eltern sagten, war dass ich mir nicht über irgendwelche Regeln den Kopf zerbrechen sollte: Sie würden sich um alles kümmern. Trotzdem machte ich alles, was an Arbeit so anfiel: Ich arbeitete im Garten, ging mit dem Hund raus, putzte, kochte einmal die Woche; eben typische Hausarbeiten (sogar mehr als die eigenen Kinder je verrichten würden). Nach anderthalb Monaten erzählte mir dann mein kleiner Gastbruder jedoch, dass sich jeder in der Familie über mich beschwerte: Ich solle faul sein, zu viel essen und zu viel Zeit im Badezimmer verbringen. Initiative ergreifend sprach ich am selben Abend mit meiner Gastmutter darüber: Einige Sachen verleugnete sie, bei anderen meinte sie, dass wir schon daran arbeiten werden. Komischerweise war es nur ein paar Tage später, als meine Betreuerin mich von der Schule abholte und mir sagte, dass ich eine halbe Stunde Zeit hätte, um meine Sachen zu packen: Ich wurde einfach rausgeschmissen. Meine Betreuerin war wütend, glaubte mir einfach nicht meine Seite der Geschichte und somit verbrachte ich Weihnachten wieder bei meiner früheren Willkommensfamilie. Also als Tipp an spätere Austauschschüler: Problemen immer entgegentreten und auf jeden Fall versuchen Regeln im Haushalt schon am Anfang des Aufenthaltes genau zu setzen. Auch wenn die Familie zu Beginn alles locker sieht, liegt es wahrscheinlich daran, dass sie noch keine Vorstellung davon haben, wie es ist, einen weiteren Mitbewohner und –Esser im Hause zu haben. Jedenfalls hatte ich nach diesem Fiasko mehr Erfahrung und wusste genau, dass ich eine andere Beziehung zu meiner nächsten Gastfamilie aufbauen werden muss. Im Januar zog ich zu meiner Französischlehrerin Debbie und ihrem Mann Bruce Fremming und es begann die beste Zeit in den Staaten. Wir besuchten San Francisco, Long Beach, die Berge und die Nordküste, sämtliche Weingebiete und Sacramento. Diese Familie konnte mir auch mehr über Kaliforniens Geschichte und Kultur erzählen, ich lernte die mexikanische Küche kennen und da Debbie noch nie eine Tochter hatte (nur zwei Söhne die schon längst aus dem Haus sind) konnten wir beide den Shopping-Himmel Kaliforniens entdecken. Zum Ende des Jahres kam dann auch der ganze Spaß auf mich zu: Nach harten Schulstunden und Schwimmtraining war es endlich soweit für Prom Anfang Mai und Gradnite am ersten Juni. Zu Gradnite fuhren alle Seniors in 10 Bussen ganze 6 Stunden nach LA um nach Disneyland zu gehen: Party mit Mickey und guter Music von 22 Uhr bis morgens um 6 Uhr! Am 6. Juni war es dann soweit: Unsere 480 Seniors feierten ihre Graduation im Lamonica Stadion (wo wir vor 6 Monaten unser letztes Footballspiel gewonnen hatten) und ich stand mit meiner weißen Kutte und Kappe direkt in der Klasse. Komischerweise ist mir keine Träne über die Wange gerollt, als zum Schluss unser Seniorsong „A Best Time“ gespielt wurde, alle aus dem Stadion auf das Baseballfeld gingen und ihre Familien und Freunde empfingen. Ebenso weinte ich nicht am Flughafen drei Wochen später, als Debbie und Bruce mich verabschiedeten und ich versichern musste anzurufen, sobald ich zu Hause ankam - Es kullerte erst eine Träne, als das Flugzeug abhob und ich auf meine amerikanische Heimatstadt schaute, die ich erst mal für eine kleine Weile nicht sehen sollte. Aber es ist ja nichts aus der Welt. Christin Ein Schuljahr in den USA – Massachusetts (2006/07 - One World GmbH) Auf und davon und nach 10 Monaten wieder zurück. Nun sitze ich hier im Flugzeug auf meinen Weg zurück nach Hause. Meine Gedanken sind immer noch in Massachusetts, jedoch mein Körper kommt immer näher nach Brandenburg. Ich hatte so lange auf diesen Moment gewartet, doch jetzt wo ich kurz davor bin meine Familie und Freunde wieder zu sehen, ist es doch sehr komisch und nicht mehr so einfach, wie ich es mir die ganze Zeit vorgestellt habe. 27 Meine letzten 10 Monate waren im Gegensatz von zu Hause sehr verschieden. Mal hatte ich gute Tage, und mal schlechte. Jedoch eins weiß ich, es hat sich auf jeden Fall gelohnt diese Reise anzutreten… Als ich am 4.9.2006 in Boston angekommen war, hatte ich noch das Gefühl einfach nur auf einem Urlaubstrip zu sein, jedoch schon einige Zeit später, musste ich feststellen, dass es kein Urlaub, sondern ein Austauschjahr war. Keine Freunde, keine gewohnte Familie und noch nicht einmal jemand Bekannten. Meine Gastfamilie war super lieb und hat mir sofort die Gegend gezeigt, als ich ankam. Meine Schule hatte 2500 Schüler und 400 Lehrer. In der ersten Woche habe ich mich ständig verlaufen und habe mich auch oftmals gefragt, was ich hier eigentlich mache… Die Fächerauswahl war unglaublich. Ich habe mich dann entschieden: English, Mathe, Astronomie, Geschichte, Sport, Kochen und ESL (English als zweite Sprache) zu nehmen. Eines der schwierigsten Sachen war Freunde zu finden, jedoch gerade weil man ein Austauschschüler ist, sind sehr viele Schüler und Lehrer an dir interessiert. Viele Leute kannten meinen Namen, aber ich habe diese Leute noch nie in meinem Leben gesehen. ☺ Doch richtige Freunde zu finden kann trotzdem manchmal ziemlich schwer sein. Nach 3 ½ Monaten habe ich mich dann entschieden meine Gastfamilie zu wechseln. Ich habe mich dort nicht mehr wohl gefühlt und mit meiner Gastschwester (17Jahre) habe ich mich auch nicht mehr verstanden. Zuerst hatte ich Angst gehabt zu wechseln, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, aber ohne Grund. Es sollte für mich ein unvergessliches Jahr werden und deshalb musste ich mich auch überhaupt nicht rechtfertigen, weil ich alles dafür machen wollte, um es eins werden zu lassen. Für die restliche Zeit habe ich nur mit einer Gastmutter zusammen gewohnt. Sie war die Tante einer Freundin aus der Schule und ihre Kinder waren schon erwachsen und haben in anderen Staaten gelebt. Ihr Ehemann ist leider verstorben und deshalb habe ich mich auch dazu entschieden bei ihr einzuziehen. Ich würde sagen, dass das die beste Entscheidung war die ich hätte treffen können. Terry’s (Gastmutter) Familie hat mich auch sofort ins Herz geschlossen. Im Februar bin ich mit Terry und drei weiteren Familienmitgliedern nach Florida geflogen. Florida und Massachusetts sind zwei grundverschiedene Staaten, aber sehenswert. Wir haben in Florida eine Woche verbracht und sind in Disneyland und den Universalstudios gewesen. Im März war ich dann noch für ein verlängertes Wochenende in Delaware gewesen und habe meine Gastschwester besucht. Als wir dort in der Gegend waren, sind wir noch nach Pennsylvania rüber gefahren und dort konnte ich mir die Amish People, Leute die ohne Strom leben, angucken. Es war sehr interessant und ich habe wieder einen anderen Staat und eine andere Mentalität kennen gelernt. Mit meiner zweiten Gastfamilie wurde mein Austauschjahr doch noch ein voller Erfolg und ich möchte es nicht mehr missen Auch durch die anderen Austauschschüler, die in der Gegend gewohnt haben, konnte ich mir gut die Zeit vertreiben. Wir haben uns oftmals alleine getroffen oder mit unserer Betreuerin zusammen. Wir haben zusammen Halloween und eine Weihnachtsfeier gehabt und sind zusammen nach New York City gefahren. Zu Geburtstagen haben wir uns auch ab und zu versucht zu treffen. Auch dort hatte ich immer einen Ansprechpartner gehabt. Jeder wird seine eigenen Erfahrungen machen und ein Grund verschiedenes Jahr verbringen. Ich persönlich werde jedem raten, den Schritt zu wagen, wenn er die Möglichkeit hat. Franziska (Fast) ein Jahr in Oklahoma (2005/06 – Organisation AYUSA) Mein Schüleraustausch in Oklahoma (USA) war sicherlich das beste Jahr meines Lebens. In dieser Zeit habe ich beispielsweise gelernt, Englisch fast wie ein Amerikaner zu sprechen, außerdem habe ich Einblicke in eine fremde Kultur erhalten und musste zum ersten Mal in 28 meinem Leben auf eigenen Füßen stehen. Ich habe zwar immer bei einer Gastfamilie gelebt, aber dennoch konnte mir dort nie so geholfen werden wie es in meiner richtigen Familie selbstverständlich gewesen wäre. Trotzdem war es ein einmaliges Erlebnis, das mich erfahrener gemacht und mein Selbstvertrauen gestärkt hat, und außerdem viele neue Freunde brachte. Ungefähr zwei Wochen vor meinem Abflug fing ich an, Angst vor dem Austausch zu bekommen. Schließlich sollte ich ganz alleine auf meinen ersten Flug gehen und mich zurechtfinden. Selbst am Tag der Abreise habe ich mich gar nicht wohlgefühlt und war verwirrt, da ich nicht wusste was auf mich zu kam. Dementsprechend war mein Flug auch alles andere als angenehm und sehr chaotisch. Nach Bauchkrämpfen, einem verpassten Flieger, einer Übernachtung in Cincinnatti und einer geplatzten Tasche kam ich einen Tag später als geplant in Oklahoma an. Meine Gastfamilie begrüßte mich stürmisch und von da an begann für mich die Zeit des Kulturschocks. Amerika ist, mit einem Wort, anders. Einfach alles. Da es jeden Tag etwas Neues, Fremdes und Aufregendes zu entdecken gab, vergaß ich meine Familie in Deutschland ziemlich schnell und dachte, ich hätte mich bereits eingelebt. Mein erster Schultag war ganz anders als ich ihn mir ausgemalt hatte. Schon allein der Stundenplan, der jeden Tag gleich bleibt, überraschte mich, genauso wie die Tatsache, dass mich alle Lehrer so ganz anders behandelten als Lehrer es in Deutschland tun. (Wenn man nicht sowieso "you" sagen würde, hätte ich die Lehrer sicherlich "duzen" dürfen.) Sehr überraschte mich, dass jeden Tag in der zweiten Stunde die "Pledge of Allegiance" aufgesagt werden musste: Aus einem Lautsprecher an der Wand kam plötzlich eine Ansage, und alle Schüler erhoben sich, blickten zur Fahne (die in jedem Klassenzimmer hängt), legten ihre rechte Hand aufs Herz und sagten gemeinsam mit der Stimme aus dem Lautsprecher einen Spruch auf. Noch überraschender war, dass mich die Schüler gar nicht wahrzunehmen schienen, im Gegensatz zu Anna, der japanischen Austauschschülerin, die überall wo sie hin kam, im Mittelpunkt stand. Das verwirrte mich ein bisschen, bis mir nach ungefähr einer Woche klar wurde, dass die meisten Schüler einfach nicht wussten dass ich nicht aus den USA war. Das änderte sich im Laufe der Zeit, und am Ende des Schuljahres war ich, genau wie Anna, zu einer Berühmtheit an meiner Schule geworden. Freunde finden ist wirklich nicht schwer gewesen, sondern kam irgendwie fast von selbst, anders als es manchmal in Deutschland geschieht. Es ist mir oft passiert dass Leute einfach auf mich zu kamen und fragten: "Bist du nicht die deutsche Austauschschülerin? Ich bin zu einem Achtel deutsch!" oder: "Kannst du mir Deutsch beibringen? Meine Oma spricht noch ein bisschen Deutsch!" Vor allem hat mich natürlich der kulturelle Unterschied für die Schüler dort sehr interessant gemacht, da die meisten sich sehr für den Hintergrund ihrer Abstammung interessieren. Meine erste Gastfamilie war zu Anfang (wie eigentlich alles) sehr spannend und aufregend. Nach einiger Zeit allerdings wurde alles Neue zur Normalität, die Begeisterung flaute ab und die Probleme begannen. Das anfängliche Verständnis meiner Gasteltern entpuppte sich als gespielt und unecht, der Alltag bot kaum Abwechslung und ich fand mich jeden Tag vor dem Herd wieder, um meinen Gastgeschwistern ein Mittagessen zu kochen, was sie sonst nicht bekommen hätten. Ansonsten beschäftigte ich mich mit meinen Hausaufgaben oder den Hausaufgaben meiner kleinen Schwester oder war auf meinem Zimmer und hörte Musik. Nur die Gottesdienste jeden Samstagabend und Sonntagmorgen waren die interessanten Höhepunkte meiner Woche. Dann passierte leider das Unvermeidliche: Nach zwei Monaten setzte das Heimweh ein. Ich telefonierte wieder mehr mit meiner Familie und meine Gastmutter fasste das anscheinend als Beleidigung auf. Dann kam dazu noch, dass ich eines Tages mit meiner kleinen Schwester über eine Nebensächlichkeit diskutiert hatte (die Amis hassen Diskussionen!), und schließlich einen Selbstmord aus der Nähe miterlebte, was mich für ein paar Tage depressiv machte. Die Familie schien sich immer weiter von mir zurückzuziehen und es geschah kaum noch, dass man miteinander redete. Ich dachte mir nicht viel dabei (schließlich hatte ich die Amis noch längst 29 nicht durchschaut), bis mich eines Tages die Verantwortliche meiner Austauschorganisation in der Schule ansprach und mir mitteilte, dass meine Gastfamilie mich raus geworfen hatte. Da sie das während der Mittagspause tat, musste ich noch drei Schulstunden aushalten und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Das war sicher der schlimmste Tag den ich je überleben musste. Als ich schließlich im Haus meiner Gastfamilie ankam, hatte ich noch genau zwei Stunden Zeit zum packen. Ich hätte nie gedacht dass das möglich wäre, aber nach einer Stunde war ich bereits fast fertig. Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass weder meine Gastgeschwister noch mein Gastvater wussten, dass ich rausgeworfen worden war. Kurz bevor ich von der Verantwortlichen meiner Organisation abgeholt wurde, riefen meine Eltern an, die als Einzige von meiner Gastmutter informiert worden waren. Nach dieser Sache blieb ich für den Rest meines Schüleraustausches bei der Frau, die von meiner Organisation her für mich verantwortlich war. Zuerst war mein Vertrauen in alle Amerikaner natürlich tief erschüttert, aber nach einigen Monaten hatte ich mich endlich richtig eingelebt. Von da an, von einigen Kleinigkeiten abgesehen, ging es ganz gut. Meine Freunde in der Schule hatten sich natürlich große Sorgen um mich gemacht, nachdem ich meine Gastfamilie wechseln musste. Deshalb versuchten alle, für mich eine neue Familie zu finden und plötzlich war ich Gesprächsthema Nummer eins in meiner Schule. Viele Schüler wurden zum ersten Mal auf mich aufmerksam und ich gewann neue Freunde, beispielsweise eine Lehrerin mit der ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre und ihre Tochter, die nun meine beste Freundin auf der Erde ist. Mit meiner zweiten Gastfamilie hatte ich viel mehr Glück als mit der Ersten. Renee, meine Gastmutter, und Elliot, mein großer Lieblingsbruder, haben mir die restlichen Monate zu einer großartigen Zeit gemacht. Zusammen waren wir Sheree (Renees Tochter) in Las Vegas besuchen, haben Weihnachten, Feiertage und Geburtstage gefeiert und natürlich den Alltag verbracht. Eine Besonderheit an meiner zweiten Familie ist, dass jeden Tag ein Abendessen gekocht wird. Viele Familien kochen in den USA gar nicht oder nur sehr selten. Dort habe ich auch gelernt, dass die Amerikaner geschlossene Zimmertüren nicht leiden können und dass sich das Leben vor dem Fernseher abspielt. Renee hat dafür gesorgt, dass ich in der Grundschule den Kindern von Deutschland erzählen konnte, bei Freunden und Verwandten übernachtet habe und viel Spaß hatte. Meine neue Kirche war leider überhaupt nicht so schön wie die Gemeinde meiner ersten Gastfamilie, aber nach einiger Zeit hatte ich mich auch daran gewöhnt. Kurz vor Ende des Schuljahres hatte ich sogar die Gelegenheit mit meinem Schulchor in Dallas beim größten Schulchorwettbewerb der USA aufzutreten. Ich weiß leider immer noch nicht, welchen Platz wir letztendlich belegt haben, aber der Auftritt war einmalig. Als ich vor einigen Tagen mein Abschlusszeugnis erhielt, war ich sehr zufrieden mit meinen Leistungen. Ich habe nur Einsen und eine Zwei bekommen, was gar nicht so schwierig war. Der Unterricht in den USA ist sehr einfach für einen deutschen Schüler, trotz der Sprachprobleme. Auf der einen Seite wünschte ich, ich könnte noch einmal an meiner High School lernen, andererseits bin ich auch froh, endlich wieder an einem Ort zu sein, an den ich gehöre. Trotzdem werde ich immer im Herzen auch ein bisschen zu Oklahoma gehören und alles anders sehen als vor einem Jahr. Carina Auslandsbericht USA – Nevada (2005/06 –Youth for Unterstanding) Angefangen mit dem Gedanken zu spielen, ein Schuljahr im Ausland zu absolvieren, habe ich als meine ältere Schwester im Jahre 2003/2004 als Austauschschülerin nach Irland gegangen ist. Ich war damals 15 Jahre alt und habe es mir einfach nur schön vorgestellt auf mich allein gestellt zu sein, neue Leute, eine mir fremde Kultur und auch mich selbst sowie eine ´neue` Sprache besser kennen zu lernen. So habe ich mich dann also bei verschiedenen 30 Austauschorganisationen beworben. Unter anderem bei YFU und EF. Da meine englischen Sprachkenntnisse einige Schwächen aufwiesen und es auch eine sehr wichtige Sprache ist, habe ich mich dazu entschlossen in ein englischsprachiges Land zu gehen. Als ich dann allerdings die Information bekommen habe, dass ich die nächsten 10 Monate meines Lebens in den USA verbringen sollte, war ich zunächst einmal ziemlich niedergeschlagen. Durch die vielen Vorurteile, die ja gerade hier in Deutschland durch vielerlei Medien bestätigt werden, standen die “United States of America“ nämlich ganz unten auf meiner Wahlländerliste. Nach einer gewissen Zeit sind dann aber auch beinahe alle meine Sorgen in Luft aufgegangen, weil ich nähere Informationen über meine Gastfamilie und dem Ort in dem ich leben würde, bekommen habe. Als ich den Brief, den ich von meiner Organisation zugeschickt bekommen habe öffnete und darin las, dass ich nach Las Vegas kommen würde, habe ich erst einmal große Augen bekommen und mich einfach nur noch gefreut. Obwohl ich mich zu anfangs um ehrlich zu sein schon gewundert hatte, warum ich in eine Stadt kommen würde in der es sowieso nur Casinos gab. Naja, es war halt noch eines meiner Vorurteile welches durch Unwissenheit hervorgerufen worden war. In den folgenden Wochen habe ich mich vor allem mit dem Gedanken befasst, welche Art von Gastgeschenken ich meiner neuen Familie mitbringen könnte. Allerdings hat mein eigentliches packen des Koffers bis zum Abend vor meiner Abreise am 24.08.2005 warten müssen, da ich noch auf dem Weltjugendtag in Köln war, und mich dann auch noch von meinen Freunden hier in Deutschland verabschieden wollte. Heute würde ich sagen, dass ich mich dadurch unnötigem Stress ausgesetzt habe, jedenfalls würde ich mir nun wahrscheinlich etwas mehr Zeit dafür nehmen. Von YFU wurden uns Geschenke wie zum Beispiel Milkaschokolade, Deutschlandbücher, Fotoalben, aber auch Spiele oder Füller(in den USA haben sie diese eher selten)empfohlen. Ich kann mich noch ziemlich genau an die traurige Verabschiedung meiner Familie auf dem Flughafen erinnern, an den 12-stündigen Flug und die steigende Spannung im Flugzeug von Chicago nach Las Vegas. Mir sind verschiedene Englischvokabeln durch den Kopf geschossen von denen ich der Meinung war, dass sie wohl wichtig seien, aber auch zum wiederholten male alle Dinge die ich mit eingepackt hatte, sowie Bilder meiner zukünftigen Familie. Ich war so gespannt auf die neue Lebensweise. Hinzu kam nämlich, dass meine Gastfamilie ursprünglich aus Mexiko stammte, und ich so einen Mix aus der mexikanischen und der amerikanischen Kultur kennen lernen würde. Dann war es so weit! Endlich würde ich zum ersten Mal nach so langem Warten Las Vegas-Luft atmen und auf dem Boden dieser bekannten Stadt stehen dürfen. Als ich die Gangway durchquerte sah ich auch schon meine Gastmutter wartend auf einem Stuhl sitzen. Dieser Anblick war so schön und ich habe mich so sehr gefreut sie zu sehen, dass ich denke diesen Moment lange in Erinnerung zu behalten. Zusammen sind wir beide dann zu der Gepäckabholstelle gegangen, an der ich von dem Rest meiner neuen Familie herzlich begrüßt wurde. In den folgenden Tagen waren wir dann alle sehr beschäftigt. Mir wurden neue Leute vorgestellt, ich wurde an einer Schule mit rund 3000 Schülern angemeldet und übers Wochenende sind wir nach San Diego\Californien gefahren. Hinzu kam ja auch noch diese ganz andere Lebensweise und dieses heiße Wetter. Da ich beschäftigt war die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten und mich daran zu gewöhnen, dass ich nun in gewisser Weise auf mich allein gestellt war, hatte ich ziemliches Heimweh. Ich fühlte mich hin und her gescheucht und war es bisher eher gewohnt mein eigenes Tempo zu wählen und mich nach Belieben zurückzuziehen. Ich konnte allerdings nur für kurze Zeit mit dieser Familie zusammen leben, da Probleme aufgetreten sind mit denen mich meine Familienmitglieder nicht konfrontieren wollten. Ich bin also nach 2 Wochen zu meiner Verantwortlichen YFU Mitarbeiterin gezogen, welche sich dann auch gleich auf die Suche nach einer neuen Gastfamilie gemacht hat. Zu der Zeit hatte ich nicht wirklich Probleme damit die Familie zu wechseln, sondern eher die Schule und 31 damit auch die Bekanntschaften wieder aufzugeben, welche ich nach dieser kurzen Zeit schon geschlossen hatte. Natürlich hatte ich in diesen 2 Wochen noch keine richtige Freundschaft zu jemandem aufbauen können, aber es gab doch ein paar Leute die ich gerne näher kennen gelernt hätte! Meine neue Gastfamilie habe ich dann das erste Mal in einer Kirche am anderen Ende von Las Vegas in einem Sonntagsgottesdienst getroffen. Sie waren so nett, dass sie mich noch am selben Abend zu sich eingeladen haben um das Haus zu sehen und zum Essen auszugehen. Das kommende Wochenende bin ich dann also noch einmal umgezogen und wurde in einer neuen Schule mit “nur“ 2500 Schülern angemeldet. Das einzig negative an dieser Schule war nur dieser sehr ausgefallene “Dresscode“, den es ja in gewisser Art und Weise eigentlich an jeder amerikanischen Highschool gibt. Aber an der „Spring Valley Highschool“ war er eben doch sehr gewöhnungsbedürftig. So durfte man zum Beispiel keine blauen Jeans oder die Farben rosa, lila, rot, orange und pink tragen. Außerdem mussten die Hemden immer mit einem Kragen versehen sein und keine Spuren von Gewalt (Risse oder Aufdrücke) aufweisen. Die erste Schulwoche habe ich als sehr hektisch empfunden, da ich eben noch nicht genau wusste zu welchem Raum ich als Nächstes gehen musste, die Kleiderordnung etwas schwierig war und ich mich eben auf Englisch verständigen musste. Aber zur selben Zeit war es auch angenehm, da viele Leute mit großem Interesse auf mich zu kamen und Fragen gestellt haben. Außerdem haben mir meine Fächer ziemlich viel Spaß gemacht. Am Anfang hatte ich zwar einige Probleme, aber dann sind meine Noten ganz schnell besser geworden, und ich habe erkannt dass die meisten meiner Klassen die ich gewählt hatte doch eher einfach waren. Ich hatte zum Beispiel Biologie1, Algebra2/Trigonometrie, Band, Orchester und Tanzen. Zur Band muss ich sagen, dass es durchaus eine gute Wahl für jemanden sein kann der sich mit Blasinstrumenten oder schon einmal ein Percussion-Instrument gespielt hat. Für mich als Anfänger war es in der Saison der „Marching-Band“ sehr förderlich und zeitaufwendig, dann aber in „Konzert- Band“ eher langweilig und frustrierend. Zu dem Schulsystem wäre noch zu sagen, dass es durchaus die Möglichkeit gibt die Fächer, innerhalb der ersten 3 Wochen sowie nach einem halben Jahr zu wechseln. Man sollte das auch wirklich ausnutzen, da man so viele unterschiedliche Fächer kennen lernen kann, die hier in Deutschland gar nicht angeboten werden. Zum Beispiel durch meine Fächerwahl, die ja den deutschen Anforderungen nicht nachkommen, muss ich noch einmal die 11 Klasse wiederholen. Amerikanische Schulen sind ja auch bekannt für den „School-spirit“ den Schulgeist. In meiner Schule war es so üblich alle zwei Monate möglichst alle Schüler in der Turnhalle zusammen zu trommeln um Lehrer gegen Schüler bei kleinen Wettkämpfen antreten zu lassen und verschiedene Veranstaltungen näher zu erläutern. Jedes halbe Jahr gab es eine „Spirit-week“. Man musste sich jeden Tag passend zu einem Thema anziehen Im Großen und Ganzen wird es für die Schüler so angenehm wie möglich gemacht, zur Schule zu kommen und etwas zu lernen. Für mich war es auch sehr interessant zu sehen wie viele verschiedene Jugendliche aus unterschiedlichsten Familienverhältnissen an einem Punkt aufeinander stoßen und dass dabei doch positive Ergebnisse möglich sind. In meiner Schule war es üblich von Zeit zu Zeit die Türen, welche zu gewissen Trakten der Schule führten, am Ende der Pause zu verriegeln. Dadurch wurden alle Schüler abgefangen die zu spät zum Unterricht kamen. Denselbigen wurden dann Ermahnungen von den `Securities` ausgeschrieben. Mit meiner neuen Gastfamilie lief es auch ganz gut, nur leider brauchte ich doch eine ziemlich lange Zeit um mich einzugewöhnen. Mit „Schuld „ daran war wahrscheinlich meine Einstellung. Ich habe mir immer eingeredet, dass 10 Monate keine lange Zeit wären und habe zu anfangs häufig Dinge auf den nächsten Tag verschoben. Jetzt muss ich wirklich sagen, dass das ein sehr großer Fehler ist! Die ersten 5 bis 6 Monate mögen ja noch langsam vorübergehen, aber sobald man die verbleibende Zeit quasi an einer Hand abzählen kann fliegt sie nur so an einem 32 vorbei und man kommt sich teilweise sehr verloren vor. Da gibt es dann auf einmal so viele Dinge die man noch gerne sehen oder machen würde. Im Nachhinein mache ich mir manchmal selber noch ein paar Vorwürfe, dass ich am Anfang so viel für die Schule gemacht habe anstatt einfach rauszugehen um mich mit anderen Leuten zu treffen oder einfach nur die Gegend zu erkunden. Im Vergleich zu anderen Austauschschülern die wirklich nach Mexiko, Hawaii oder Kanada gereist sind habe ich nicht sehr viel von Amerika gesehen. In meiner Familie lag es daran, dass wir in ein neues Haus am anderen Ende von Las Vegas gezogen sind .Es war zwar nur für die letzten 3 Monate aber das war genau die Zeit in der ich die meisten Menschen kennen gelernt hatte, da ich in unserem Schulmusical mitgewirkt hatte. Ich würde es jedem wärmstens ans Herz legen in irgendwelchen Gruppen außerhalb der Schule aktiv zu werden, einfach nur weil es Spaß macht und man richtig nette Leute treffen kann. Es gibt wirklich vielseitige Angebote von Sport über Kultur, Kunst, Musik bis hin zu Religion. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich durch die große finanzielle Unterstützung überhaupt die Möglichkeit hatte in die USA, nach Las Vegas in meine Familie und in die Spring Valley Highschool gehen zu können. Da ich sonst nicht die Menschen kennen gelernt hätte welche mich ja doch im Laufe dieser 10 Monate unterstützt, beeinflusst und auch geprägt haben. Manchmal überlege ich noch, was gewesen wäre, wenn ich in ein anderes Land oder in eine andere Familie gekommen wäre. Dann kommt mir wiederum der Gedanke, dass ich dadurch in andere Situationen gekommen wäre, die mich anders geprägt hätten. Ich streite nicht ab, dass gewisse Wünsche offen geblieben sind, aber genau diese Wünsche sehe ich nun als Grund oder auch als Chance nochmals die United States of America zu besuchen. Ich halte weiterhin guten Kontakt zu meinen Freunden und meiner Familie in Nevada, und bin sehr dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit hatte durch diese Zeit viele Vorurteile zu beseitigen und mich dadurch auch persönlich zu entwickeln. Falls es noch unbeantwortete Fragen oder aufkommende Zweifel gibt, könnt ihr euch gerne an mich wenden. Ansonsten wünsche ich euch eine gute Entscheidung und ein Jahr voller guter Erfahrungen und Erlebnisse. Marta [email protected] Der Traum von Freiheit?! (2005/06 – Organisation Team) (Teilstipendium Sparkasse MOL) Schon als ein kleines Kind hatte ich davon geträumt irgendwann einmal die USA zu bereisen. Während meiner Schulzeit erfuhr ich dann, dass es auch möglich ist, in den USA Highschools für ein Jahr zu besuchen. 2004 entschied ich mich dann nach Abschluss der 10.Klasse für ein Jahr in die USA zu gehen. Ich bewarb mich bei Team! (meiner Organisation) und bekam nach einem Test dann die Zusage. Daraufhin hielt ich Ausschau nach Stipendien und wurde durch einen Tipp einer Freundin auf die Sparkasse MOL aufmerksam. Ich bewarb mich und hatte Erfolg. Alles lief nach Plan und es sollte auch so weitergehen. Kurz vor Weihnachten erhielt ich dann einen Anruf von Team!, dass es schon eine interessierte Familie für mich gäbe. Jedoch handele es sich um einen außergewöhnlichen Fall, denn meine Gastfamilie bestand aus einem alleinstehenden Mann, welcher, was sich später herausstellte jedes Jahr einen Gastschüler aufnimmt. Nach Gesprächen mit anderen Gastschülern, die schon beim ihm untergebracht waren, entschied ich mich dem Angebot zuzusagen. Montana hieß mein Bundesstaat - bloß wo war der? Ich hatte noch nie zuvor davon gehört und schaute im Internet nach. Er lag im Nord-Westen der USA an der Grenze zu Kanada direkt in den Rocky Mountains mit einigen kleineren Skigebieten. Mein Ort hieß Butte jedoch fand man dazu nicht all zu viele Informationen. Das war jedoch kein Problem denn ich hatte schon den E- 33 Mail Kontakt zu meinem Gastvater aufgebaut und hatte somit auch gleich einige Fragen unter anderem auch zu dem Ort. Die Monate verstrichen und der Tag des Abfluges kam. Ich war aufgeregt. Nach etlichen Stunden fliegen und einer 4 Tage Städte Reise meiner Organisation durch New York und Washington kam ich endlich in meinem Heimatort an. Einen eigenen Flughafen hat nicht jeder Ort. Dort angekommen entstand auch schon ein kleines Problem, was erzählt mir dieser Mann da eigentlich?! Ja klar ich hatte einige Bruchstücke verstanden, aber zu diesem Tageszeitpunkt war ich müde, ausgepowert, der Akzent war recht schwierig zu verstehen und außerdem war ich sowieso kein Englisch-Könner. In meinem neuen Zuhause angekommen wurde ich auch sofort in mein Zimmer geführt wo ich dann die Gastgeschenke herausholte und sie meinem Gastgeber übergab. Ich hatte mich zuvor erkundigt, ob es etwas Bestimmtes aus Deutschland gab, was er sich wünschte. Danach machte ich mich ans auspacken, noch immer hatte ich nicht alles realisiert. Denn ich war angekommen an dem Ort, wo ich für 10 Monate leben würde. Es war ein komisches Gefühl und auch war noch der Abschied von meiner Familie in meinem Kopf, die ich für die nächsten Monate nicht mehr sehen würde. Die Wochen verstrichen und ich lernte noch einen Gastschüler aus Moldawien kennen und verbrachte mit ihm die restliche Zeit bis zum Schulanfang. Nach 2 ½ Wochen war es dann soweit, die Schule fing an. Als erstes sollte ich meine Kurse wählen. Da gab es bei mir jedoch nicht viel zu wählen, denn mein Gastvater hatte es geschafft, dass ich genau wie die amerikanischen Mitschüler den Abschluss machen durfte, wofür ich jedoch noch Punkte sammeln musste und ich mir nur 2 Fächer auswählen durfte. Ich nahm Mathe und Spanisch, da ich in Deutschland sofort mit der 12.;Klasse weitermachen wollte. Mittlerweile klappte das verstehen der Sprache auch schon recht gut, bis auf gelegentliche Probleme mit Vokabeln oder Redewendungen. Aber auch das gab sich nach einigen Monaten. Die Schultage verstrichen und ich lernte nach anfänglichen Schwierigkeiten neue Freunde kennen. Denn auch die Amis hatten etwas Angst auf mich zuzugehen, sodass ich dann die Initiative ergriff und mich eines Tages zu mir bekannten Gesichtern an den Mittagstisch setzte. Sofort gab es viele Fragen und auch die allseitig bekannten Fragen nach Schimpfwörtern und Ausdrücken. In meinem Fall kam auch noch hinzu, dass die Leute meinten ich höre mich so an wie Arnold Schwarzenegger und mich oft baten Sätze aus Filmen zu wiederholen wie „I’ll be back!“ Auch das brachte mir Pluspunkte in Punkto Freunde. Alles in allem waren die Amis sehr begeistert von dem deutschen Akzent und auch sonst was ich zu erzählen hatte. Oft wurde mir erzählt, dass sie meine Offenheit liebten. Denn ich hatte mich schnell an meine neue Umgebung gewöhnt und kam mit meinen neuen Mitschülern super zurecht. Kurz darauf folgte auch ein Artikel in der Schülerzeitung, wodurch jeder der vier Gastschüler aus meiner Schule bekannt wurde. Des Weiteren wurde das Aushelfen in den deutschen Klassen dankend angenommen und machte mir ebenfalls viel Spaß mal Amis mit deutschem Akzent zu hören. Das Zugehen auf andere Leute brachte mir viele neue Freunde das ganze Jahr über. Der regelmäßige Besuch von Football-, Basketball- oder Volleyballspielen gehörte dazu, denn das war, wo man sich traf. Sport ist bei vielen Amerikanern beliebt, egal ob spielen oder zuschauen. Des Weiteren war es auch ratsam in Deutschland nicht viele Filme zu schauen, denn ein gemeinsamer Filmeabend mit Freunden stand öfters einmal an, so dass man auch gleich Vokabeltraining hatte, was mir sehr geholfen hatte zumal ich all diese Filme sowieso einmal gucken wollte. Ebenfalls erwies sich der Besuch von Talent Shows in den High Schools als super Entscheidung. Denn auf diesen Shows traten Künstler/Musiker der Schule auf, die auch was auf dem Kasten hatten, von Punk-Rock bis hin zur Liebes-Ballade war alles dabei. Ebenfalls empfehle ich die Teilnahme an der Abschluss-Zeremonie (Graduation). Denn dieses einmalige Erlebnis ist Wahnsinn. Seinen eigenen Namen zu hören und über diese Bühne zu laufen, während 5 000 Leute einen beobachten, war der absolute Adrenalinkick. Im gleichen Atemzug wären auch die großen Tänze zu nennen, wie Prom oder Coronation (eine Art von Prom nur fand dieser im Herbst statt, ist von der besuchten Schule abhängig). Dazu lädt man als Herr die Dame ein mit ihr nett essen zu gehen und sich danach bei dem eigentlichen Tanz 34 zu vergnügen und nach dem Tanz begibt man sich eventuell auf weitere Partys. Diese Tänze sind von den Amerikanern beliebt und werden sehr ernst genommen. Dabei wählt der Herr seinen Anzug passend zu dem Kleid seiner Partnerin. Bezahlung und Transport sowie der Eintritt gehen dabei auf den Herrn. Große Probleme traten während meines Aufenthaltes nicht auf. Vielleicht blieb ich verschont oder hatte mich meiner Umgebung entsprechend angepasst. Das Jahr brachte mir neben den sprachlichen Vorteilen auch die Erfüllung meines Traumes. Ich hatte meinen Kindheitstraum in die Tat umgesetzt. An dieser Stelle wünsche ich allen weiteren Gastschülern egal in welches Land sie sich begeben einen wunderschönen Aufenthalt auf das auch bei euch alles glatt läuft. Viel Spaß und Viel Erfolg! Steve Mein Jahr in den USA (2004/05 – Organisation EF) Ich wurde immer nervöser, als das Flugzeug immer tiefer flog und schließlich landete. Als ich das Flugzeug verließ konnte ich schon ein großes Schild sehen, wo drauf stand 'WELCOME TO THE USA DHANA'. Das musste also meine neue Familie für das kommende Jahr sein. Meine Gasteltern Mike und Lynn, meine gleichaltrige Schwester Jamie, meine älteste Schwester Stacy und ihr Verlobter Aaron haben mich vom Flughafen Evansville, IN abgeholt. Wir fuhren dann nach Bridgeport, IL ungefähr 1 Stunde von Evansville entfernt. Ich war schon erstaunt von den vielen Leuten, die mich abgeholt haben, aber der Schock kam dann erst als wir zu Hause waren. Ich habe ja nicht schlecht gestaunt, als ich dann noch meine andere Schwester, Tashia, kennen gelernt habe. Sie ist ein Jahr älter als ich. Und natürlich meine kleineren Brüder Lance und Chase, die jetzt 6 und 7 Jahre alt sind. Es war schon eine große Umstellung als Einzelkind in eine große Familie zu ziehen. Wir waren sieben Menschen im Haus. Bridgeport ist eine kleine Gemeinde mit nur ungefähr 2800 Einwohnern. Es hat nicht viel zu bieten, was Freizeitmöglichkeiten betrifft. Wenn ich also am Wochenende etwas mit Freunden unternehmen wollte, wie zum Beispiel ins Kino gehen, mussten wir zwanzig Minuten nach Vinncenns, IN fahren. In einem Gebiet wie Bridgeport, wo alles mit Maisfeldern umschlossen ist, macht es sich gut ein Auto zu haben. In Kleinstädten wie Bridgeport gibt es nämlich keine öffentlichen Verkehrsmittel. Ich hatte dann noch ungefähr zwei Wochen, bevor die Schule anfing. In diesen zwei Wochen hatte ich die Möglichkeit mich an das große Haus und die Sprache zu gewöhnen. Ich war sehr beschäftigt und deshalb hatte ich nur wenig Heimweh. Ich habe viel mit meiner Schwester Jamie unternommen und habe durch sie auch schon ein paar Leute von meiner Schule kennen gelernt. Ich hatte natürlich auch einen Riesenbammel vor der Schule, weil ich ja nicht wusste, was mich erwartet. Die ersten Wochen in der Schule waren gewöhnungsbedürftig. Ich kannte ja keinen und ich hatte jeden Tag die gleichen Stunden, was ich auch nicht gewohnt bin beziehungsweise war. Aber nach einigen Wochen kannte ich schon viele Leute und konnte mich schon ziemlich gut auf Englisch verständigen. Meine Schule hatte ja auch nur 350 Schüler, was natürlich ganz schön klein ist. Der Unterricht an sich war eigentlich sehr einfach. Es hat eigentlich immer Spaß gemacht, weil das Verhältnis zwischen den Lehrern und Schülern sehr locker war. Ich habe nach der Schule Sport betrieben, wie Volleyball, Basketball und Softball. Durch den Sport wurde mir nie langweilig und ich habe noch die Mädchen kennen gelernt, die ich noch nicht kannte. Wir hatten jeden Tag nach der Schule Training oder Spiele gegen andere Schulen. Das wahrscheinlich Schönste an der USA war aber meine neue Familie. Meine Familie war einfach riesig. Es war nie langweilig zu Hause und man hatte immer einen zum Reden oder 35 Spielen. Es war für mich eine wunderbare Erfahrung mal kleine Brüder und ältere Schwester zu haben. Auch die Familie, die nicht im Haus gewohnt hat, war riesig. Bei Feiertagen wie Thanksgiving, Weihnachten oder Muttertag war die ganze Familie versammelt und man hat gegessen und geredet. Natürlich waren auch die ganze Familie und Freunde erfreut, als Stacy ihr erstes Kind bekommen hat und sie und Aaron sich am 9. Juli das Ja-Wort gegeben haben. Für mich war das alles neu. Ich war dabei als Stacy hochschwanger war und ihre erste Tochter bekommen hat. Und die Hochzeit war auch eine absolute neue Erfahrung. Ich war sogar Brautjungfer und damit natürlich in der Hochzeit, was mir sehr gefallen hat. In spring break, den Frühlingsferien, war ich in Disney World in Florida. Ich bin auch viel an der Ostküste herumgekommen und habe dadurch die Metropolen New York, Philadelphia und Washington D.C. kennen gelernt. Es ist Wahnsinn der große Unterschied zwischen einer Kleinstadt und den Weltmetropolen. Ich bin sehr froh, dass ich das im vergangenen Jahr kennen lernen durfte. Ich denke, dass mir das Jahr viele Erfahrungen gebracht hat. Ich sehe viele Dinge anders und habe mich in einiger Hinsicht verändert. Ich glaube, ich bin durch das Jahr und die vielen neuen Menschen um mich herum noch offener geworden und gehe demzufolge mehr auf die Menschen zu. Ich habe mein Leben mehr zu schätzen gelernt und möchte keine Minute für schlechte Laune oder Menschen mit schlechter Laune verschwenden. Außerdem möchte ich soviel wie möglich miterleben und so wenig wie möglich verpassen. Natürlich freut es mich auch, dass ich jetzt fließend Englisch sprechen kann. Ich würde jedem ein Austauschjahr in einem anderen Land empfehlen. Dhana Alles ok in OK?? (2004/05 – Organisation Kompass) Am 5. August 2004 begann meine große Reise. Sowohl Trauer als auch Spannung ergriffen meine Gefühle. Trauer meine Liebsten für zehn Monate nicht sehen zu können und Spannung auf das so bekannte "unbegrenzte Land der Möglichkeiten". Nach der Verabschiedung, mit sämtlichen Tränen, ging es dann los. Ich flog über Frankfurt, über Atlanta, bis nach Oklahoma City, wo meine Gastfamilie auf mich wartete. Meine Gedanken spielten mit mir Fange. "Ob sie mich wohl mögen werden?", "Hab ich auch alles dabei, was ich brauche?", "Werde ich sie überhaupt verstehen können?". Fragen über Fragen gingen durch meinen Kopf. Nun war es soweit. Ich lief über den Flughafen in Oklahoma City und sah von Weitem ein Schild `Welcome Laureen`. Mein erster Gedanke: OH MY GOD. Natürlich sollte man sich niemals oberflächlich an Menschen annähern, was sich jedoch nach einigen Wochen als richtiger erster Eindruck entwickelte. Mutter arbeitslos, eine so bekannte `Hausfrau`, die allerdings nie wirklich etwas im Haus anstellte. Eine zehn Zentimeter dicke Staubschicht auf dem Fernseher und anderen Möbeln. Überall im Haus standen irgendwelche Sachen rum, mit denen man einen Floh-Markt eröffnen konnte. Vater Elektriker, der Tagsüber zu Hause war und am späten Nachmittag zur Arbeit fuhr. Zwei Schwestern - eine war 25 Jahre alt und hat nichts auf die Reihe bekommen. Sie lebte die ersten sechs Monate mit ihrem Ehemann auch im gleichen Haus. Als rausgekommen war, dass sie schwanger sei, suchten sie sich glücklicher Weise eine eigene Wohnung, welche jedoch von meinen Gasteltern abbezahlt wurde. Meine andere Gastschwester war die Normalste in der ganzen Familie. 23 Jahre alt, im Laufe der Zeit wurde sie geschieden, aber unheimlich nett und witzig. Fünf Hunde, vier draußen im mülligen Backyard und einer drinnen, der allerdings haufenweise Flöhe hatte, die mich jedes Mal befallen hatten. Aber mein Glück in der Familie war, dass ich noch Ingvil, Austauschschülerin aus Norwegen, hatte. Wir hielten zusammen und gingen durch dick und dünn. 36 Natürlich hatten wir einige Probleme, aber wer hat sie nicht!? Somit hatte ich kaum Kontakt zu meiner Organisation. Zu bestimmten Zeiten, wie kurz vor Christmas, wurde ein Treffen für alle Austauschschüler in Oklahoma organisiert. Ich liebte diese Treffen. Man konnte neue Bekanntschaften knüpfen und hatte nebenbei viel Spaß. Die erste Zeit mussten Ingvil und ich uns ein Zimmer teilen, da sie unsere Zimmer oben auf dem Dach noch nicht fertig hatten. Immerzu meinte Family Smith, dass wir in ungefähr zwei Wochen unsere Zimmer beziehen könnten. Doch aus zwei Wochen wurden mehr als zwei Monate. Uns wurden einige Pflichten im Haushalt zu geteilt • Bad säubern mit allem Drum und Dran • Müll raus bringen • Geschirrspüler ein- und ausräumen. Das waren zunächst die ersten 3 Aufgaben, die wir zu erfüllen hatten, wobei noch eigene Wäsche waschen und aller Wäsche zusammenlegen dazu gekommen war. Ab und zu mal saugen, da man vor lauter Dreck und Krümel nicht mehr ordentlich laufen konnte und die schwerfälligen Versuche, Ordnung in das Haus zu kriegen, welche jedoch fehl geschlagen sind, da man einfach nicht wusste wo man anfangen sollte. Durch den Schrecken im Haus, gefiel uns allerdings die Schule ziemlich gut. Nette Lehrer und eine Menge Freunde. Leider war ich nur ein Junior, was ich allerdings nicht verstanden habe, da ich meine Graduation trotz alledem hatte. Das Schulsystem und der Lehrstoff waren leicht zu erfüllen. Im ersten Semester belegte ich English 3, Algebra 2, Choir und Band. Es lief für mich zwar pretty good, wobei ich auch einige Hürden hatte - die Verständigung. Zum Anfang fiel es mir deutlich schwer mit dem Englischen in Oklahoma klar zu kommen. Ein Dialekt vom Feinsten. Doch mit der Zeit, bis hin zum zweiten Semester, wo ich American History, Biology 2, PE and still Band hatte, lief es immer besser. Im Allgemeinen hatten sich meine Noten ausschließlich nur auf A´s beruht. Unser erster Ausflug war ein Wochenendausflug nach Dallas/Texas. Well, nicht besonders aufregend. Die ganze Zeit im Auto gesessen und rum gefahren, wobei wir auf der Rücktour an einem Botanischen Garten anhielten und dort mehr als 3 Stunden verbrachten. Unser zweiter Ausflug war ein Wochenend-Campingtrip irgendwo in Oklahoma. Die Ausflüge liefen am Anfang unseres 10-monatigen Aufenthaltes ab. Von diesem Zeitpunkt an, kam gar nichts mehr. Immerzu hatten sie uns versprochen, dass wir wohl entweder nach Florida oder nach Las Vegas fahren würden, inklusive Bootsfahrt. Was ist passiert. NICHTS! Unsere Freizeit hielt sich auch in Grenzen. Die meiste Zeit waren Ingvil und ich alleine im großen finsteren Haus festgehalten, da unsere Gasteltern am Wochenende meist irgendwelche Versicherungsaufträge fertig bringen mussten und somit die ganze Zeit nicht daheim waren. In der Woche allerdings `durften` wir zur Schule gehen, die gegen drei Uhr endete. Doch ab drei bis zum Schlafen gehen verblieb unser Tag auch im Haus. Rumlaufen wurde uns regelrecht verboten, unsere Freunde konnten sie nicht leiden und das Treffen mit Kumpels wurde auch im Rahmen gehalten. Beispiel: Ingvil und ich haben unsere Gastmutti gefragt, ob wir nicht vielleicht zu einem Kumpel dürften, der uns natürlich auch abholen würde. Die ersten fünf Minuten keine Antwort. Gleiche Frage ein paar Minuten später - wieder keine Antwort. Dieses Spiel lief ungefähr fünf Mal ab, bis sie sich dann endlich ein JA raus gezwungen hat. Es gab aber auch Zeiten, wo sie uns entweder keine Antwort gab oder uns sogar so spät mitteilte, dass wir dürfen oder nicht, dass wir entweder nur noch eine halbe Stunde Zeit hatten oder es generell zu spät war. Zweites Beispiel: An einem zauberhaften, sonnigen Sonntag hatte ich meinen Gastpapa gefragt, ob Ingvil und ich nicht vielleicht zu einer Veranstaltung mit unseren Freunden könnten. Noch bevor ich meine Frage richtig formuliert hatte, platzte ein dickes NEIN aus seinem Mund. Seine Begründung ... wir haben schon etwas vor. Gut ich hätte es verstanden, wenn wir tatsächlich etwas vorgehabt hätten. Dieses so genannte `Vorhaben´ hieß: Saubermachen und Streichen, also harte Arbeit, bei ihrem Bed and Breakfast, dass sie schon seit zwei Jahren eröffnen wollten. Ich war stinksauer und war so ausgepowert vom Ackern, dass ich nach circa vier Stunden dann nach Hause und in mein Bett wollte. Verständlich, oder? Doch es kam ganz anders. Mein Gastpapa hielt mir vor, dass ich wohl anscheinend nicht helfen will und doch 37 einfach abhauen sollte. Es hatte mir gereicht. Nun schufftet man sich Einen ab und wird dann noch mit irgendwelchen Vorwürfen belagert. Somit beschränkten sich unsere Ausflüge auf Saubermachen und Streichen. Die Feiertage ... Feiertage wie Geburtstag, Weihnachten, Thanksgiving und Ostern wurde in meiner Familie sehr ernst genommen. Bei Geburtstagen, Weihnachten und Ostern spielte sich alles nur um Geschenke. Vor allem Weihnachten, das in der Welt gefeierte `Fest der Liebe`. Keine Spur von Liebe, nur jämmerliches Aufreißen von Geschenken. Und Thanksgiving, das Fest des Essens. Wir mussten drei Mal am gleichen Tag zu unseren Verwandten, mit denen ich übrigens im ganzen Aufenthalt so gut wie nichts zu tun hatte. Man wurde vollgestopft von oben bis unten, ein bisschen beten und aus. Eine besondere Erfahrung jedoch waren Prom und meine Graduation. Schick anziehen und tanzen und am Ende ein Diplom in die Hand zu bekommen, ist echt ein schönes Gefühl. Jeden Monat hatte ich ein Budget von etwa 250 Dollar. Ein echtes Finanzproblem von meiner Seite gesehen. Essen, während des Tages, Schulzeug, Geschenke und natürlich Dinge, die man für sich selber besorgen musste. Öfter war Ingvil so gütig gewesen, mir etwas Kleingeld zu leihen, was mir sehr unangenehm war. Selbstverständlich habe ihr alles zurück gezahlt. Im Allgemeinen war mein 10-monatiger Aufenthalt, in dem so bekannten `Land der unbegrenzten Möglichkeiten` etwas Besonderes. Jeder hat ab und zu mit etwas zu kämpfen, was ihm ganz und gar nicht gefällt. Jedoch sollte man sich durchbeißen und etwas zu Ende bringen, was man angefangen hat. Bis auf den regelrechten Müllberg im Haus und die Seltsamkeiten meiner Familie, hat es mir im Nachhinein ziemlich gut gefallen. Es gab immerhin auch sehr gute Erfahrungen, wie neue Menschen und ihre Gewohnheiten kennen zu lernen, deren Kultur und Besonderheiten. Meine Ziele für die Zukunft haben sich nicht besonders, durch meinen Aufenthalt in den USA, verändert, wobei ich mir ein Ziel gesetzt habe: Ein Studium an einer Universität in den United States und vielleicht wird sich dieser Traum verwirklichen. Laureen Mein Jahr im Ausland - USA (2004/05 – Organisation EF) Ich verbrachte mein Jahr in Albuquerque, New Mexico, USA. Ich ging, wie alle anderen auch, mit gemischten Gefühlen zum Flughafen. Wie wird meine Gastfamilie sein? Werden sie mich mögen? Werde ich in der Schule Freunde finden? Werde ich meine Familie und Freunde in Deutschland sehr vermissen? Mich beschäftigten genau dieselben Fragen, wie alle anderen auch. Nervosität ist normal, keine Sorge. Die ersten zwei Wochen verbrachte ich in einem Eingewöhnungscamp. Ich lernte viele Austauschschüler aus der ganzen Welt kennen, mit denen ich immer noch in Kontakt stehe. Das Camp hat mir jedoch nicht sehr viel gebracht. Da 90% der Austauschschüler Deutsche waren, sprach die Mehrheit auch Deutsch und nicht Englisch. Der Unterricht gab Tipps und Ratschläge, doch eigentlich hatten wir das alles schon zigmal gehört. Spaß gemacht hat es trotzdem. Nachdem meine Gastfamilie mich vom Flughafen abholte, fuhren wir zu Applebee’s. Mit einigem Hin und Her und wirren Versuchen mir etwas zu erklären was ich nicht verstand, gelang es uns dann doch noch mir etwas zu essen zu bestellen. Nach dem Essen ging es ab in mein neues Zuhause. Ich hatte ein eigenes Zimmer und sollte mir das Bad mit meinem 5jährigen Gastbruder teilen. Wir hatten einen großen Hof und viele Pferde. Im Grunde hört sich das alles sehr schön an, und doch habe ich im Oktober die Familie gewechselt. Meine Gasteltern wollten mir verbieten in der Schule Sport mitzumachen, wollten mich nie zu Freunden fahren oder abholen und schrieben mir vor die Ställe auszumisten und einen Großteil der Wohnung sauber zu halten (u.a. auch das Zimmer meiner Gasteltern). Zudem fing mein Gastvater an, mich zu ignorieren. Außer wenn er wollte, dass ich etwas erledige, redete er nicht 38 mit mir. Ich bekam Angst vor ihm, da er auch schnell mal laut wurde. So zog ich vorübergehend zu der Gastfamilie der anderen deutschen Austauschschülerin. Nach zwei Wochen fand sich dann eine Familie, die bereit war, mich für den Rest des Jahres aufzunehmen. Eine Tochter, 11 Jahre, ein Sohn, 2 Jahre. Alles lief ziemlich gut. Ich verstand mich besonders gut mit meinen Gastgroßeltern. Nach einiger Zeit bemerkte ich, wie „toll“ mein Gastvater seine Kinder erzog. Meine Gastschwester bekam strikte Regeln, auch wie sie sich anzuziehen hatte! Mein 2jähriger Gastbruder konnte jedoch solange aufbleiben wie er wollte und wenn er etwas haben wollte hat er gebrüllt und sofort sprang jemand und brachte ihm was er wollte (Er trug übrigens mit 3 Jahren immer noch Windeln!!!). Meine Gastschwester tat mir leid und sie kam öfters zu mir um sich über ihren Stiefvater auszulassen. Eine weitere seiner Macken war sein Glaube. Ich habe nichts gegen Religion, ganz im Gegenteil, ich finde es interessant. Aber er war einfach so besessen davon und redete über nichts anderes. Oft redete ich mit meinem „Opa“ über ihn und wir waren immer einer Meinung. Er verstand immer meine Probleme und unterstützte mich in allem was ich tat. Es war gut jemanden wie ihn an meine Seite zu haben. Es ist wichtig, dass ihr jemanden habt der euch zur Seite steht und euch zuhört. Meine Schule (2500 Schüler) war ein Witz! Die Schule die ich besuchte war wahrscheinlich die mit dem niedrigsten Niveau in ganz America! Trotz „schwerer“ Fächer schrieb ich nur A’s. Meistens kontrollierte ich Tests und Arbeitsblätter anderer Schüler oder wurde als Hilfslehrer eingesetzt. Das Verhältnis zu den Lehrern ist allerdings wahnsinnig toll! Du kannst hingehen und über deine Probleme reden, deine Lehrer kommen auch zu dir und reden über ihre Probleme, der Lehrer ist mehr ein Freund als alles andere. Außerdem kannst du in allen Pausen und auch nach der Schule zu ihnen kommen wenn du Probleme mit dem Unterrichtsstoff hast. Mit manchen gehst du vielleicht auch Bowlen oder Essen. Ihr habt ein lockeres Verhältnis solange du sie respektierst. Dass heißt nicht, dass du dich durchschlagen kannst wenn du dich mit dem Lehrer verstehst, anstrengen musst du dich trotzdem. Anfangs wurde mir gesagt ich könnte nicht in die zwölfte Klasse gehen, doch Mitte März erfuhr ich, dass ich meinen Abschluss doch machen konnte. So kam ich einen Monat früher aus der Schule, und die Zeremonie zur Graduation war der Wahnsinn! Ich hab die Zeremonie auf Video aufnehmen lassen und jeder, dem ich das Video zeige, meint es wäre wie im Fernsehen. Es ist ein krasses Gefühl, wenn alle um dich herum die Mützen in die Luft werfen und sich alle in die Arme fallen! Wenn ihr die Möglichkeit habt, Sport zu machen, nehmt sie wahr! Beim Sport lernt ihr so viele Schüler eurer Schule kennen, bekommt neue Freunde. Außerdem ist Sport nicht nur Sport! Wir hatten samstags immer Wettkämpfe und das hieß: Freitags ist Pasta Party! Also waren wir jeden Freitag bei einem aus dem Team und haben gefeiert. Das Training ist natürlich nicht so wie hier in irgendeiner Sport-AG. Ich hatte jeden Tag 3-4 Stunden Training, und das war kein Zuckerschlecken! Aber es hat Spaß gemacht! Natürlich hatten wir auch einige „Zicken“ im Team und es gab manchmal Streit, aber so was ist schnell vergessen. Heimweh hatte ich, bis auf das eine Mal als ich umgezogen bin, gar nicht. Solange du viel zu tun hast und nicht den ganzen Tag zu Hause sitzt, hast du keine Probleme. Ich habe mir immer so geholfen: Meine Familie in Deutschland sehe ich wieder, also brauch ich kein Heimweh haben. Viel schlimmer wurde es dann beim Abschied meiner Gastfamilie und Freunde drüben, weil man nicht weiß, ob man sie je wiedersehen wird. Wenn ihr doch mal Heimweh bekommt, sagt es euren Freunden, sie werden euch helfen! Letztendlich war es doch ein schönes Jahr. Ich würde es auf jeden Fall wieder machen! Was ich dir raten würde: Hab Spaß! Sei offen und lache viel! Ihr habt bestimmt schon von vielen gehört, dass anfangs alle auf euch zukommen, weil ihr Austauschschüler seid und ihr später selbst auf Leute zugehen müsst. Das stimmt, ihr müsst selbst zu Freundschaften beitragen, das versteht sich von selbst. Macht euch einfach nicht so viele Gedanken und seid ganz ihr selbst. Verstellt euch nicht, sagt aber auch, wenn ihr mit etwas unzufrieden seid. Verdrängt eure Probleme nicht, sondern redet drüber! Viel Spaß!!! Susanne 39 Erfahrungsbericht – USA (2004/05 – Organisation YFU) Wie das Sprichwort lautet, alle schönen Dinge haben ein Ende, so ist es auch für mich. Ich bin von meinem aufregenden Austauschjahr zurück und mit mir habe ich unvergessliche Erinnerungen gebracht. Freunde, Bekannte und andere Leute, die mich kennen, nehmen zur Kenntnis, dass sich mein Englisch weiter entwickelt hat und sind erfreut, denn sie wissen, dass ich mit der Anwendung große Vorteile haben werde. Sie sagen mir, dass meine neuen Sprachkenntnisse in der Schule oder zur Kontaktaufnahme mit Anderen eine große Hilfe sind und mich durchaus flexibler machen. All die aufgeführten Dinge sind durchaus richtig und dafür bin ich auch dankbar. Doch das einfache Erlernen der englischen Sprache war nicht das, was das Jahr so besonders für mich machte. Es war die Art und Weise wie ich die amerikanische Kultur kennen lernte, die Menschen die ich kennen lernte, die Erfahrungen des Schullebens und der wohl wichtigste Punkt für mich sind meine Gasteltern. Die viele Hilfe, die mir entgegen kam, um den amerikanischen Lebensstiel kennen zu lernen, war unglaublich. In der Schule wussten Klassenkameraden meinen Name eher als ich ihren und alle waren bemüht, mir Aufmerksamkeit zu schenken, um Fragen zu beantworten. Aus diesem Grund war Schule ein großer Bestandteil meines Jahres und ich verstand mich mit Mitschülern und Lehren hervorragend. Ich hatte jede Menge Erfolg in meinen Schulfächern und Schule war eine Spaß machende Beschäftigung. Ich hatte das große Glück in die Eastern-Volleyballmannschaft im zweiten Teil meines Jahres aufgenommen zu werden. Durch die Mitgliedschaft der Mannschaft traf ich noch mehr Leute und mein Freundeskreis wurde noch mal größer. Ich hatte von nun an jeden Tag drei Stunden hartes Training, welches mit dem Einzug in die New Jersey Championship belohnt wurde. Obwohl Schule so viel Spaß machte, war ich noch glücklicher zuhause zu sein. Seit dem ersten Treffen am Flughafen mit meinen Gasteltern bestand eine Verbindung miteinander. Es hat nicht viel Zeit gedauert, um uns gegenseitig kennen zu lernen. Sie zeigten mir am Anfang des Jahres jede Menge und so kam ich in den Genuss, Philadelphia, New York, Washington, Teile von Pennsylvania und New Jersey kennen zu lernen. Ich fand meine Position in der Familie. Für mich persönlich war die Abendbrotzeit die schönste Zeit an meinem Tag, da wir uns über die aufregenden Dinge des Tages austauschten... Mit meinem Gastvater verbrachte ich viel Zeit und er war eine gute Hilfe, um Fragen zu beantworten. Meine Gastmutter war Sängerin an der Philadelphia Oper und so war mir die Möglichkeit gegeben viele Opernauftritte zu besuchen. Ich lernte eine Menge von meinen Gasteltern und ich bin bemüht, vieles davon in mein Leben einzubinden. Durch mein Austauschjahr wurde ich selbstverantwortlicher und es fällt mir nun leichter, Entscheidungen zu treffen. Ich lernte, mich an andere Gegebenheiten zu gewöhnen und zu leben, doch zugleich lernte ich auch, eigene Gewohnheiten anderen nahe zu bringen. Mit viel Ausdauer habe ich das Jahr durchschritten und ich bin neu gestärkt, einen neuen Abschnitt meines Lebens zu beschreiten. So besuche ich nun die Katholische Schule Sankt Marien in Berlin, um mein Abitur zu machen. Ich bin von ganzem Herzen dankbar für das Jahr und sehe es als ein großes Geschenk an. Ich möchte allen danken, die mir das Jahr ermöglicht haben. Aus diesen Gunde möchte ich dem Komitee danken, dass mir ein Stipendium verliehen hat. Philipp 40 10 Monate im Land der 'begrenzten Unmöglichkeiten' (2004/05 – GIVE) Als ich am 17. August 2004 meine Reise über den so genannten 'großen Teich' antrat, war mir noch nicht ganz klar, worauf ich mich eigentlich einlasse…- 10 Monate voller Höhen und Tiefen. Ich wohnte bei einer Familie Windle in West Lampeter, Pennsylvania. Dort angekommen bin ich praktisch gesehen sofort ins Bett gefallen (Es war 12am –Ortszeit- und ich war seit 3Uhr morgens in Deutschland auf den Beinen.) und habe erst am nächsten Morgen das Haus zu sehen bekommen. Ich hatte mein eigenes Zimmer, mit Wasserbett und Stereoanlage, welches ansonsten aber eher spartanisch eingerichtet war, wie der Rest des Hauses auch. Meine Gastfamilie bestand aus den Eltern und ihren 2 Kindern, welche ungefähr in meinem Alter waren und auch mit mir zur Schule gingen. Außerdem kam im Oktober noch ein anderer Austauschschüler aus Tschechien dazu. Leider hatte die Familie auch zwei Hunde, welche im Haus wohnten, was weniger erfreulich war, da ich Angst vor Hunden habe und diese Hunde noch mehr oder weniger andere Probleme machen sollten. Zwei Wochen nach meiner Ankunft in den USA begann mein Schuljahr an der LampeterStrasburg High School. Die Schule befand sich gerade im Umbau, deshalb wurde das ganze Jahr über immer mal wieder ein Flur geschlossen und andere geöffnet, was ganz schön verwirrend war, zumal die Schule ohnehin schon riesig genug war, um sich zu verlaufen. An meiner Schule wurde in Blöcken unterrichtet, was bedeutet, dass ich pro Halbjahr 4 Fächer pro Tag hatte, die jeweils 80 Minuten dauerten. Dies war eigentlich sehr vorteilhaft, denn man hatte dementsprechend nicht für 8 Fächer Hausaufgaben zu machen, sondern nur für 4 (die aber trotzdem sehr umfangreich waren) - wobei man durch die längeren Stunden mehr schaffte und somit öfter Tests hatte. Im ersten Halbjahr hatte ich Calculus (entspricht unserem Mathe 11), Sociology, Applied Communications 12 (English) und Independent Living gewählt, wobei man letzteres eher nicht nehmen sollte. Am Anfang war es ganz schön gewöhnungsbedürftig, so viele Hausaufgaben machen zu müssen, da ja alles kontrolliert und eingesammelt wird. An sich war der Unterricht schon relativ anspruchsvoll, allerdings ist das Ganze eher auf die späteren Berufe der Schüler ausgerichtet. Im Oktober war dann der Homecoming Ball, zu welchem ich mit einem Jungen meiner Schule ging. Er hatte mich gefragt und ich wollte das Ganze mal mitgemacht haben... Diese Art Verabredung ist den Amerikanern wohl sehr wichtig, denn alle waren teuer angezogen, ich bekam ein Blumengesteck (sehr klein aber edel zum um den Arm binden) und zum Essen eingeladen wurde ich auch. Die Veranstaltung in der Schule dann war allerdings eher nüchtern und wenig aufregend. Kurz vor Thanksgiving, nachdem ich mich an das System und die Gewohnheiten der Lehrer gewöhnt hatte, begann ich im Winter Track and Field Team mitzuwirken. Thanksgiving war sehr interessant aber auch langweilig muss ich sagen. Am Morgen sahen wir uns im Fernsehen die Parade in New York an, dann stand meine Gastmutter für den Rest des Tages in der Küche und wir hatten nicht wirklich etwas zu tun außer aufs Essen zu warten, welches dann gegen 3pm fertig war. Das Angebot war allerdings sehr reichlich. Weihnachten lief ungefähr genauso ab - erst war ja nicht einmal klar, ob wir überhaupt einen Weihnachtsbaum haben würden, da das Geld fehlte, aber irgendwie haben sie es dann doch hinbekommen. Wir haben dann also wieder TV geschaut, danach Geschenke ausgepackt, wobei ich praktisch die einzige war, die etwas auszupacken hatte, denn meine Familie und Freunde hatten viel geschickt, doch die Gastfamilie hatte eben kaum etwas... Dann wieder Essen und nichts tun. Im zweiten Halbjahr hatte ich mich dann für die Fächer Calculus AP (Mathe 12), American Cultures (Geschichte), Psychology und Intro to Law entschieden, welche alle sehr interessant waren. Während des Wechsels der Kurse hatte ich dann allerdings ziemlich viele Probleme mit meiner Gastfamilie. Der Gastvater war den Winter über zu faul zum Arbeiten, da es ihm zu kalt war und meine Gastmutter funktionierte als Taxi für die Amish, was nicht besonders lukrativ war. Die Familie hatte dann den Winter über praktisch kein Geld, teilweise haben sie es dann von mir geborgt oder das Telefon wurde eben abgestellt, wir hatten kein warm Wasser bzw. Essen, 41 weswegen ich mich teilweise nur vom Cafeteria Essen ernährte bzw. bei Freunden aß, während mein Gastvater weiter seiner Alkoholsucht nachging und meine Gastmutter rauchte als hätte sie sonst nichts zu tun. Außerdem störte mich nach einer Weile, dass außer mir niemand sauber zu machen schien, nicht einmal wenn die Tiere alles 'voll gesaut' hatten. Meine Gastmutter war außerdem der Meinung, dass ich mir neue Freunde suchen müsste, da ich jetzt andere Fächer hätte und andere solcher Sachen. Kurz gesagt: Ich hatte Mitte Februar genug von deren Problemen und sah mich nach einer neuen Familie um. Meine Freunde hatten allerdings alle nicht wirklich Platz, bis auf eine Freundin, bei der ich aber hätte auf der Couch schlafen müssen. Ich habe dann also mit meiner Gastmutter darüber geredet, worauf hin sie alles tat, um mich dort zu behalten (Sie war Area Rep bei meiner Organisation und hatte Angst um ihre Reputation.). Da meine Area Rep im Dezember gekündigt hatte, musste ich dann bei ASSE anrufen und fragen, ob ich einen Area Rep bekommen könnte, da sich darum bis zu diesem Zeitpunkt niemand gekümmert hatte. Bis zum März war bei der Gastfamilie aber wieder alles beim Alten, also fragte ich die Eltern einer Freundin, ob ich bei ihnen wohnen könnte und rief dann meinen neuen Area Rep an. Der war allerdings der Meinung, dass dies für die kurze Zeit, die ich noch da bleiben würde, ein zu großer Aufwand wäre und ich ohnehin mein eigenes Zimmer bei der neuen Familie haben müsste, um umzuziehen. Ich habe mich dann damit abgefunden und mehr dem Sport gewidmet, so dass ich so viel wie möglich von dort wegbleiben konnte. In dieser Zeit hat mir auch mein Guidance Councellor viel Beistand geleistet und mich unterstützt, wenn ich Probleme hatte, weil man eben immer zu diesen Menschen gehen kann, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Während im Winter Track and Field eher der Vorbereitung auf den Frühling diente, war die Spring Season mehr darauf orientiert in Wettkämpfen erfolgreich zu sein, und so nahm ich auch daran teil, obwohl das Angebot an sportlichen Aktivitäten am Nachmittag sehr umfangreich ist. Ende des Schuljahres fand dann auch noch Prom statt, bei der man sich wieder schick und vor allem teuer anziehen musste - allein die Frisur kostete schon um die 40$!! Die Veranstaltung war aber sehr viel besser als Homecoming, vielleicht auch weil ich dann schon viel mehr Leute kannte und ich mich besser ausdrücken konnte als zu Beginn des Austauschjahres. Glücklicherweise habe ich im Mai, trotz ständiger Verbote meiner Gastmutter, doch noch ein paar Dinge zu sehen bekommen. Wir sind mit einem Reiseveranstalter nach New York und hatten einen Tag Zeit um uns die Stadt anzusehen, was natürlich nicht gereicht hat- ich wäre zu gern da geblieben! Mitte Mai sind wir dann für 8 Tage nach Florida. Man fragt sich zwar, wie die Familie sich das leisten konnte, aber egal. Dort waren wir dann für ganze 5 Tage in den Universal Studios in Orlando und haben den Rest des Aufenthaltes am Pool verbracht. Kurz darauf (also ungefähr 2 Tage nachdem wir zurück kamen) fuhr ich mit der Familie einer Freundin an die Niagarafälle in Kanada. Das war ungefähr so atemberaubend wie der Tagestrip nach New York. Als ich wieder bei meiner Gastfamilie ankam, lag die 'Gastoma' im Sterben, weswegen es in den letzten Wochen noch mal ein wenig drunter und drüber ging. Wir hatten dann unsere Finals und am 8. Juni war die 'Graduation Ceremony'. Da ich in der 12. Klasse und somit ein Senior war, durfte ich daran teilnehmen und bekam auch ein 'Diploma'. Die ganze Veranstaltung war total einzigartig, aber auch sehr traurig, da ich die meisten meiner Freunde das letzte Mal sah, denn viele fuhren schon einen Tag später in den Urlaub. In der letzten Woche habe ich dann Freunde getroffen, die noch nicht weggefahren waren, meine Sachen sortiert und einiges (!!!) weggeschmissen und versucht meinen Kram in meinen Koffer zu bekommen. Und obwohl ich mich bereits von so vielen Dingen getrennt hatte, musste ich am Tag meiner Abreise doch noch ein Paket mit Wintersachen nach Hause schicken. Und obwohl ich froh bin, wieder bei den Menschen zu sein, die ich kenne und denen ich vertrauen kann (Die Amerikaner können unter Umständen trotz ausgeprägtem Interesse an den Religionen sehr oberflächlich sein!), habe ich letztendlich aus den Tiefen gelernt und die Höhen während meines Aufenthaltes in den USA genossen. Josefine 42 Schüleraustausch in „Dairy“ Wisconsin (USA) (2003/04 – Organisation IST) „Veränderungen“ Auf die Idee, ein Jahr ins Ausland zu gehen, brachte mich meine Lehrerin. Mein Jahr in den USA startete am Donnerstag, den 21. August 2004, diesen Tag werde ich nie vergessen. Monatelang fieberte ich der Abreise entgegen, doch als es am Flughafen tatsächlich Zeit zum Verabschieden war, konnte ich es nicht fassen. Für Abschiedstränen blieb mir kaum Zeit auf dem Flughafen in Berlin/ Tegel, denn nun saß ich im Flugzeug und das Abenteuer konnte beginnen. USA ich komme!!! Neben dem Jetlag und der unfassbaren Vorstellung nun tatsächlich am Beginn dieses Jahres zu sein, erschien alles unwirklich. Mit geplanten Zwischenstopps in Frankfurt am Main und dem internationalen Flughafen Chicago O’Hare, mit Pass und Visumkontrolle, ging es dann am nächsten Morgen, Freitag, auf zum Zielflughafen! Mit großen Plakaten, strahlenden Gesichtern und offenen Armen empfingen mich die Lane’s. Mein Ziel hieß Sparta, Wisconsin. Das Gefühl, der fremden Familie plötzlich gegenüberzustehen ist einfach unbeschreiblich. Ein Mix aus Freude, Aufregung, Unsicherheit und auch ein bisschen „Bammel“. Die ersten Tage waren die Schwersten. Glücklicherweise hatte ich keine Verständigungsprobleme mit der englischen Sprache. Alle neuen Eindrücke aufzunehmen, zu versuchen alles richtig zu machen, sich alles zu merken, war hingegen schon ein wenig anspruchsvoller. „Hier soll ich nun ein Jahr bleiben?“, fragte ich mich immer wieder. Zu Beginn beschloss ich daher für mich, lieber nicht mit der Heimat zu telefonieren, da ich befürchtete aus dieser Erschöpfung heraus Heimweh zu bekommen. E-mailen ist aber eine geniale Möglichkeit und in den meisten Familien kein Problem. Ich hatte mir vor meiner Abreise nie richtig vorgestellt, wie es denn genau werden würde, sondern ließ einfach alles auf mich zukommen. Das hatte den Vorteil, dass ich weder positiv noch negativ überrascht war. Trotzdem lag ich jeden Abend wieder ungläubig im Bett und dachte: „So ist es jetzt also wirklich!?“ Mit meinen Gasteltern habe ich mich gut verstanden, dennoch waren sie hauptsächlich arbeiten, so war die erste Zeit, die Eingewöhnungszeit, etwas komplizierter als gedacht. Aber nach den ersten Wochen in der Schule stellte es auch kein Problem mehr dar. Die Schüler der Sparta High School, die ich besuchte, waren sehr kontaktfreudig und interessiert an mir, mich als deutschen Austauschschüler kennen zu lernen. Schnell lernte ich neue Menschen, die jetzt meine Freunde sind, kennen. Außerdem gab es eine große Auswahl an Clubs, wie International Club, FFA (Future Farmers of America), Earth Club, Culture Club und Show Choir (Musical), an denen ich natürlich auch mitgewirkt habe. Neben mir besuchten noch andere Austauschschüler die High School, sie kamen aus Brasilien, der Mongolei, Thailand, Kirkistan und Deutschland. Die Bibliothekarinnen hatten für uns monatlich ein Essen organisiert, wo wir zusammen kamen und uns über unsere Erlebnisse sowie Probleme sprachen. Tagesablauf: Mein Tag fing 6am an und war meistens nicht vor 11pm (23 Uhr) zu Ende. Täglich hatte ich den gleichen Unterrichtsplan, aber Langeweile ist nie aufgekommen, weil täglich etwas Neues und Unerwartetes auf mich zukam. Die Schule ging von 7:45 Uhr bis 15:06 Uhr, mit einer Stunde Pause zwischendurch; jede Unterrichtsstunde war etwa 45 Minuten lang. Ich belegte Fächer wie Team Sports, Algebra 2, Biologie, Spanisch, American Government, US History, Concert Choir etc.. Nach dem Unterricht ging es dann weiter zu den Nachmittagsaktivitäten, im Herbstquartal war ich im Cross Country Team und später in Leichtathletik. Diese beiden Sportarten haben mir persönlich viel gebracht und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht... oft auch mal bis 19 Uhr in der Schule zu sein. Alle zwei Wochen hatten wir auch „morning practices“, das hieß von 6 Uhr bis 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn Training. Zweimal wöchentlich hatten wir Wettkämpfe, wir sind dort gegen andere Schulen angetreten und haben unseren Teamgeist und Schul - Spirit gezeigt, indem wir für unser Schulteam gelaufen sind, um natürlich auch Bestzeiten zu erzielen. 43 Das Essen und seine Tücken: Um die Essgewohnheit der Amerikaner genau zu beschreiben, lässt man es lieber gleich ganz sein, weil von Esskultur, kann man in diesem Fall nicht reden. So ist es mir ergangen, als ich das erste Mal zum Frühstück pancakes mit sausage und Sirup gegessen habe und mir die Übelkeit im Gesicht geschrieben stand. Anfangs ging es noch manchmal einen Chickenburger zu essen, aber als es fast täglich auf der Speisekarte stand, fand ich das bald nicht mehr lustig. Aber mit Freunden geht man gern einmal in einer der tausend Fastfood Restaurants, wie Taco Bell, ‚McDonalds, Burger King, KFC, Wendy’s, Hardies und wie sie nicht alle heißen. Meine Gastmama hat auch Salate gemacht und viel Diätprodukte eingekauft. Die Gastfamilie(n): Meine erste Gastfamilie habe ich Ende November gewechselt, die erste Woche vor Thanksgiving. Ich habe es letztendlich nicht bereut, weil das Klima auch nicht mehr das Beste war. Der eigentliche Grund, wenn ich das so formulieren kann, lag darin, dass ich mit meinem Gastvater nicht klar gekommen bin. Erstens war er nur arbeiten und spät zu Hause, aber wenn er dann wirklich einmal im Haus war, hat er nicht mit mir reden können aus welchem kuriosen Grund auch immer. Dazu war er Computerfanatiker und hat viel Selbstgespräche geführt, seine Motorräder fand er manchmal viel interessanter als eine nette Unterhaltung mit mir. Trotzdem ich nicht wechseln wollte, habe ich dann doch die Initiative ergriffen und habe meinen Area Representative angerufen und ihr von meinen Problemen erzählt. In wenigen Tagen hatten wir ein Zusammenkommen mit Marion und uns dreien vereinbart. Später habe ich bei meinen Freunden gefragt, ob sie eine Familie kennen, welche mich eventuell aufnehmen würde. Es war schon fast abzusehen, dass sich keine gefunden hat, also bin ich Not gedrungen zu meiner Freundin gezogen. Eine gute Woche später hat mir ein Freund erzählt, dass er eine Familie für mich gefunden hat, ein junges Ehepaar und die Frau war ebenfalls Deutschlehrerin an unserer High School. Nach Weihnachten und Silvester bin ich dann also in meine neue Familie gezogen mit Vorfreude und Nervosität. Meine neue Familie bestand aus meinem Gastvater Jason, meiner Gastmutter Heidi Jo und Baxter (der Hund), Gastgeschwister hatte ich nicht. Wir sind oft zu meinen Großeltern nach Fairfax/ Minnesota gefahren, des Weiteren viele Fahrten gemacht. Die Feiertage, wie Thanksgiving, Christmas Eve, Christmas Day, Eastern und so weiter, habe ich typisch amerikanisch erlebt. Trotzdem habe ich mich gefragt, was ist hier ähnlich wie in Deutschland? Was ist mir vollkommen fremd? Oder besser, was kenne ich sonst nur aus dem Fernsehen? Es ist so aufregend, denn all dies lernt man nicht annähernd kennen, wenn man hier nur für ein paar Wochen zu Besuch ist. Zu Weihnachten habe ich noch nie so viele Geschenke auf einmal gesehen, wie das Weihnachten 2003, die Boxen und Schokoladenweihnachtsmänner haben sich in Türmen um den Weihnachtsbaum gestapelt. Das Geschenkpapier hat sich schließlich im gesamten Haus verteilt. Wir hatten sehr viel Spaß, auch wenn es schwer war, nicht in Deutschland zu sein an einem Fest der Familie, habe ich mit meiner amerikanischen Familie ein schönes Weihnachten erlebt. Silvester hingegen war etwas rar und eintönig! Mit meiner Freundin und ihrer Mama, sind wir nach Madison (Hauptstadt von Wisconsin) gefahren, um dort ein großes Feuerwerk zu bestaunen, was sich aber letztendlich als Kleines herausstellte! Ostern wurde auch nicht so gefeiert, hingegen haben wir zu Thanksgiving und Halloween viel Spaß gehabt. Halloween wurde natürlich in einem Kostüm gefeiert und wir sind um die Häuser gestreift und haben Süßigkeiten verlangt... später sind wir noch durch eine Corn Maze - ein Maisfeld - gezogen, wo „Geister“ und unheimliche Gesellen wohnen sollten. Mit Kettensägen und anderen komischen Dingen sind verkleidete Menschen um die Ecke geschossen. Beinahe sind wir auf einem Friedhof gelandet, aber eine alte Frau mit weißem Schleier im Rollstuhl hat uns in die andere Richtung vertrieben. Es war einfach eine super spannende Nacht und mit Citre (heißer Apfelsaft) und Decken haben wir am Lagerfeuer später noch ausgehaart!!! Die Organisation: Im November 2003 habe ich mich bei mehreren Organisationen, darunter IST, beworben. Ich wurde im Dezember dann mit der freudigen Nachricht in Kenntnis gesetzt, 44 dass ich erfolgreich angenommen bin und mein Traum nun in Erfüllung gehen kann. Im Folgemonat habe ich gleich Bescheid bekommen, dass man eine Gastfamilie für mich gefunden hat, Familie Lane in Sparta, Wisconsin. Die deutsche sowohl die amerikanische Organisation ASSE haben mich gut betreut, daher gibt es keinerlei Mängel oder Schlechtes zu berichten. Ich wurde auch gut unterstützt, als es um den Familienwechsel ging. IST (International Student Travel - deutsch: Internationale Schüler- und Studienreisen) ist weiter zu empfehlen, ich habe auch nicht bereut, dass ich diese unter 10 anderen gewählt habe. Was das Taschengeld angelangte, bin ich gut zu Recht gekommen. Es klingt wahrscheinlich obszön, aber man benötigt schon zwischen 200 bis 300 Dollar jeden Monat. Gerade wenn es um Weihnachten oder das Ausgehen mit den Freunden geht, Prom (der Abschlusstanz) oder Graduation oder das Jahrbuch, was oft nicht mit 20 Dollar bezahlt ist. Spezielles Dankeschön: Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich ein Vollstipendium vom Landkreis Märkisch-Oderland bekommen habe, ohne diesen Zuschuss wäre es unrealisierbar gewesen. Hiermit, auch von meiner Familie, noch einmal ein kräftiges DANKESCHÖN!!! Und zum Schluss: Am wichtigsten waren mir persönlich immer meine Freunde und Team Kolleginnen. Schon alleine Fotos und andere Erinnerungen machen es schnell zu deiner Heimat. Zusammenfassend kann ich echt nur sagen, dass dieses Jahr ein einmaliges Erlebnis war und ich dankbar für jeden Tag bin. Doch die Zeit vergeht auch wie im Fluge! Amerikaner kennen zu lernen, mit ihnen Tür an Tür zu leben und sie jetzt als beste Freunde zu haben, ist einfach totaler Wahnsinn und ich bin sehr FROH diesen Schritt gewagt zu haben. Es hat mein Horizont erweitert, ich bin weltoffener und eine verantwortungsvollere Person geworden. Garantiert wird deine Geschichte anschließend vollkommen anders klingen, aber das ist ja gerade das Spannende: Ergreife die Chance und erlebe ein unvorhersehbares, aufregendes und unvergessliches Jahr in den USA!!! Maria Mein Jahr in Amerika (2003/04 – Organisation GIVE) Vom 18.09.2003 bis 12.06.2004 war ich ein Austauschschüler in Santa Fe, New Mexiko. Nach einem ungefähr 23-stündigen Flug wurde ich von meiner Gastfamilie am Flughafen Albuquerque empfangen. Obwohl ich anfangs einige Probleme hatte sie zu verstehen, haben wir uns gleich gut vertragen! Meine 14- jährige Gastschwester, Roxanne, hatte mich am ersten Tag in der Stadt rum geführt und mich ihren Freunden vorgestellt. Nachdem mich mein neuer Schulleiter 2 Wochen später auch noch der ganzen Schule vorgestellt hatte, gab es kaum noch Zeit mal ein Buch auf dem Schulhof zu lesen. Ich wurde von fast jedem Schüler gefragt wie ich heiße, was ich mache, welcher Religion ich angehöre und wie mir Amerika bis jetzt gefällt. Sie waren alle sehr nett und offen und hatten für meine noch nicht so gut vorhandenen Sprachkenntnisse vollstes Verständnis. Meine Schule bestand aus rund 300 Schülern und war eine kreativ orientierte private Schule, hatte Unterrichtsfächer wie Theater, Yoga und amerikanische Zeichensprache, die mir sehr viel Spaß bereiteten. Natürlich standen auch Mathe, Englisch und Naturwissenschaften auf dem Stundenplan! Unter anderem hatte ich, wie auch jeder andere Schüler, einen Mentor. Ich habe mich also jeden Mittwoch mit einem Künstler in seinem Atelier getroffen und mit ihm zusammen gearbeitet. Wir beschäftigten uns mit Aktzeichnungen, Portraits und Ölfarben. Nach ungefähr drei Monaten fing ich an „ Englisch“ zu denken und nach drei Monaten „ Englisch zu Träumendes“ war eine komische Erfahrung, als mir einige Wörter in meiner Muttersprache nicht mehr einfielen! Meine Gasteltern waren beide sehr beschäftigte Leute, die 45 ständig auf Geschäftsreisen waren. Somit hatte ich das Glück mir Hawaii und LA mal näher anzugucken. Es war sehr schön auch mal andere Staaten von Amerika zu sehen, da Santa Fe mehr Mexiko war als Amerika. Anfangs hatte ich einige Probleme mit dem Essen klar zukommen, aber zum Ende hin habe ich auch den Chili zum Frühstück vertragen. Gewichtsprobleme hatte ich, wie viele andere Austauschschüler, die ich kennen lernte, natürlich auch!! Ich bin mit 57 kg hingefahren und mit 62;kg wiedergekommen. Meine Freizeit habe ich mit Kino, sonnen, malen und Volleyball verbracht! Natürlich standen auch die Freunde auf der Tagesordnung. Im Großen und Ganzen war es für mich eine einmalige Erfahrung und ich würde jedem, der die Möglichkeit hat, zu einem Austauschjahr raten. Man lernt weniger schulisch, doch umso mehr fürs Leben. Ich würde einfach jedem raten für alles offen zu sein, jeden zu akzeptieren wie er ist und positiv denken!! Man kann von jedem Menschen lernen. Anne-Christin Das beste Jahr meines Lebens (2003/2004 – Organisation EF)) Bevor ich am 02.08.2003 auf dem Flughafen in Lexington, Kentucky landete, hatte ich noch keine Ahnung davon, was ich von diesem Jahr in den USA erwarten sollte… Als ich das erste Mal den Personen gegenüberstand, die für ein Jahr meine Eltern sein sollten, hatte ich doch ein komisches Gefühl im Magen. Aber schon am selben Abend wusste ich, dass dieses Jahr nur toll werden konnte. Auch wenn meine Mom und mein Dad von Montag bis Freitag arbeiten mussten, fanden sie doch irgendwie noch Zeit für meinen kleinen Baby-Bruder und mich. An Wochenenden ging es meistens zu den jeweiligen Verwandten meiner Eltern. Meistens wurde dann auch auswärts gegessen. Fast jeden Sonntagabend traf sich die ganze Familie meiner Mom zum Abendessen und einfach nur zum Erzählen… Kentucky ist ein Staat, in dem Familie sehr groß geschrieben wird. Jeder ist stolz auf seine Familie, was man schon daran gemerkt hat, dass man am Ende eines Telefongespräches (mit einem Familienmitglied) immer „I love you!“ gesagt hat. Auch Kirche war eine große Sache in den USA und besonders in KY. In meiner kleinen Stadt gab es allein schon ca. 10 verschiedene Kirchen, die auch jeden Sonntag und Mittwoch voll besetzt waren. Ich lebte in einem wunderschönen Haus ca. 15 Meilen von meiner High School entfernt. Deshalb durfte ich wie ein echtes amerikanisches Schulkind mit den berühmten gelben Schulbussen fahren. Und natürlich gab es in der Schule auch die Dinge, an die man sich erst gewöhnen musste. Ich meine damit nicht nur, dass man nach jeder Unterrichtsstunde zu seinem Locker gehen musste, sondern auch, dass man einen so genannten „Hallpass“ brauchte. Egal ob man sich nur kurz etwas aus dem Locker holen wollte oder auf die Toilette musste. Auch musste ich mich in Kentucky erst an die ungewöhnliche Freundlichkeit der Menschen gegenüber Fremden gewöhnen. Zum Beispiel im Supermarkt, im Einkaufszentrum, bei Wal Mart oder in der Schule. Man hat einfach jeden der einem entgegengekommen ist gegrüßt, selbst wenn man diese Person vorher noch nie gesehen hatte. Dann gibt es in Amerika den bekannten „School Spirit“, jeder ist stolz auf die Schule auf die man geht und zeigt es. Aber trotz all dieser schönen Dinge muss man auch in den USA lernen und Hausaufgaben machen. Nach der Schule war es, anders als hier in Deutschland, nicht üblich nach Hause zu fahren, sondern noch dazubleiben für diverse Clubs oder Training. 46 Schulsport ist in Amerika sehr angesehen, viele Leute gehen zu den so genannten „Try-Outs“, um in ein Team zu kommen. Dann wird jeden Tag nach der Schule trainiert, es sei denn man hat ein Spiel. Viele Leute kommen zu den Heimspielen der Schulmannschaft, auch wenn man selbst nichts spielt, nur um die Mannschaft anzufeuern. Innerhalb so einer Mannschaft schließt man viele neue Freundschaften, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch viele der engsten, die man in diesem Jahr machen wird, da man ja fast tagtäglich mit den Leuten zusammen ist. Auch in den Ferien (außer Weihnachten) gibt es immer wieder irgendwelche Turniere, an denen man teilnimmt, da die meisten Eltern keinen Urlaub bekommen. Bei mir war das jedoch anders, meine Eltern sind mit mir in den Herbst-, Weihnachts- und Osterferien nach Ft. Myers, Florida gefahren. In Amerika fährt man überall mit dem Auto hin, egal ob es nur 10min bis zum nächsten Kroger sind oder 16 Stunden bis in den Urlaub. Aber man gewöhnt sich an alles und wenn man drüber nachdenkt, ist es auch richtig schön so wie es ist… Ich jedenfalls würde dieses Jahr immer wieder aufs Neue machen, wenn ich die Chance dazu hätte. Und ich kann auch nur jedem raten, der darüber nachdenkt ein Jahr im Ausland zu verbringen: „Tu es, du wirst es nicht bereuen!!!“ Christin Ein Jahr in Amerika – Eindrücke und Erfahrungen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (2003/04 – Organisation GIVE) Wie andere deutsche Teenager steckte auch ich in einer Orientierungsphase, man weiß noch nicht so recht, was man nach der Schule anfangen soll. Ich wollte mich auch nicht zu früh festlegen, aber einfach mal was ganz Neues – nur für mich – beginnen. So stellte ich mich der Herausforderung das 11. Schuljahr in den USA bei einer Gastfamilie zu verbringen und damit einen großen Schritt in ein neues Leben zu wagen und mir den American Dream zu erfüllen. Ich war neugierig auf das große Land, die fremde Kultur und die Lebensweise der Menschen dort. Also bewarb ich mich im September 2002 bei GIVE, für ein High School Jahr in den Staaten. Im Oktober wurde ich dann nach Berlin zu einem Auswahlgespräch eingeladen, als ich dieses überstanden hatte, musste ich dann nur noch auf meine Bestätigung warten. Ich wurde in das Programm aufgenommen. Zunächst musste ich eine Mappe (Application Froms und eine Foto Collage) erstellen, welche die Suche nach einer passenden Gastfamilie erleichtern sollte. In dieser Mappe waren viele Fragebögen, ein Lebenslauf in englischer Sprache und eine Bildergeschichte über mich und mein Leben in Deutschland. Mit Hilfe dieser Unterlagen sollte jetzt die Partnerorganisation ASSE in den USA eine passende Gastfamilie für mich finden. Nach erfolgreicher Bewerbung und persönlichem Interview, begann das Warten auf meine neue amerikanische Gastfamilie. In welche Ecke des Landes wird es mich verschlagen? Werde ich Gastgeschwister haben? Wo werden meine neuen Gasteltern arbeiten? Wie werde ich wohnen? usw. Solche und ähnliche Fragen stellten sich mir. Während meiner Wartezeit wurde ich von GIVE regelmäßig durch Infobriefe auf das Jahr vorbereitet. Es gab auch noch ein Returneetreffen, auf dem Ehemalige über ihre Erfahrungen und Erlebnisse berichteten und sich die neuen Teilnehmer kennen lernen konnten. Meine Abreise kam immer näher. Endlich bekam ich den ersehnten Anruf, für mich hatte sich eine Gastfamilie gefunden. Ich nahm sofort Kontakt auf, denn die Neugier war groß, was mich im nächsten Jahr erwartet. Einer meiner geheimsten Wünsche, meinen Aufenthalt in den USA in Kalifornien oder in Florida zu verbringen, ist in Erfüllung gegangen und mein zu Hause für das nächste Jahr war in einer 2,7 Millionen Stadt, die zweitgrößte in Kalifornien und eine ideale Gegend für Wassersportler mit 295 Sonnentagen im Jahr, also auf zum Schwimmen und Surfen das ganze Jahr durch. 47 Wir telefonierten regelmäßig bis zu meiner Abreise, um uns etwas näher zu kommen. Am 24. Juli war es dann soweit, ich flog von Berlin nach Frankfurt/Main, wo sich alle Austauschschüler trafen. Gemeinsam mit einem Betreuer von GIVE sind wir dann nach Chicago geflogen und von dort weiter nach Moline, in ein Sprachcamp. Nach einem vierwöchigen Aufenthalt ging es dann endlich zu meiner Gastfamilie nach San Diego in Kalifornien. Niemand kannte mich - ich war zum ersten mal für längere Zeit auf mich alleine gestellt und musste mich in einer anderen Sprache verständigen. Es war ein ganz neuer Anfang und es war manchmal auch nicht einfach für mich und den Rest meiner neuen Familie gewesen. Trotz der Fotos und E-Mails, die mir meine Gastfamilie geschickt hatte, war ich sehr gespannt sie in natura zu sehen und kennen zulernen. Auf dem Flughafen in San Diego wurde ich herzlich in Empfang genommen und fühlte mich während des gesamten Aufenthalts wie ein Familienmitglied, das heißt natürlich auch dass ich genauso wie alle anderen in der Familie Aufgaben und Pflichten hatte. Mir ist sofort der ungezwungene Umgangston und das Interesse am Menschen füreinander aufgefallen. How are you und Where do you come from? wird man häufig von fremden Menschen gefragt. Ungefähr eine Woche nach meiner Ankunft fing die Schule an. Diese Zeit nutzte ich, um mich zunächst ein bisschen an die neue Umgebung zu gewöhnen. Ich stellte mich in der Schule vor und wählte meine Kurse, Web Programing/3-D Animation, Kunst (war eine ganz neue Erfahrung und viel besser als in Deutschland), Mathe, Englische Literatur, Amerikanische Geschichte, Sport (man konnte eine Sportart auswählen und die hatte man dann für eine Season, wie z.B. American Football, Tennis, Baseball, Schwimmen, Wasserball etc.). Ich besuchte dort die 11 Klasse ( Junior). Der Unterricht begann um 7:30 Uhr und dauerte bis 14:13 Uhr. Mittagessen gab es in der schuleigenen Cafeteria. Nach dem Unterricht fing der amerikanische School Spirit an, in Form von Sport, Bandproben, Theater und dergleichen. Die Schule zu vertreten,, auf Meetings gegen andere Schulen oder Veranstaltungen wie Homecoming etc. gehörten einfach dazu. Das Leben der Schüler spielte sich größten teils in der Schule ab. Im Gegensatz zu Deutschland, was nicht negativ klingen soll, ging ich gerne zur Schule, ich fand sehr schnell viele neue Freunde, welche mir alles viel leichter machten, das gleiche gilt für die Lehrer. Die Lehrer-Schüler Beziehung ist viel stärker gewesen als es in Deutschland ist, was ich persönlich sehr gut fand und was sich auch positiv auf die Leistungen im Unterricht und auswirkte. An den Wochenenden und Feiertagen (z.B. Thanksgiving), gab es ein großes Essen mit der ganzen Familie und Freunden. An den Feiertagen wurde viel gemeinsam unternommen. Sie zeigten mir mein neues zu Hause, denn San Diego ist sehr groß. Es erstreckt sich über 32 Meilen entlang der Küste. Wir machten auch viele Ausflüge nach San Francisco – Große kleine Stadt Hier trifft amerikanisches Großstadtleben trifft auf europäisches Kleinstadtflair. Mit nur knapp über 700.000 Einwohnern ist die Mini-Metropole an der nordkalifornischen Pazifikküste so überschaubar, dass sich ihre Highlights und Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden lassen. Futuristische Wolkenkratzer, Straßenschluchten und chaotische Verkehrsverhältnisse auf sechsspurigen Highways, das war schon ein Erlebnis. Ich unternahm auch eine Reise in den Osten der USA, welche von der Partnerorganisation ASSE organisiert wurde. Dieser Trip führte mich nach New York, Washington D.C. und Philadelphia. New York – um den Big Apple zu erleben brauchte ich gute Kondition. Denn neben Manhattan gab es auch noch Brooklyn, die Bronx, Queens und Staten island zu entdecken. Und das am besten zu Fuß. Die Skyline von Manhattan bekommt man dabei aus verschiedensten Blickwinkeln immer wieder vor die Linse. New York - das ist die Stadt, die niemals schläft, der Inbegriff des “American Dream” und die Hauptstadt des Kommerzes und Entertainments. New York – hat über 7-Millionen Einwohner 48 Die Betreuer und die Organisation der Reise war sehr gut, was ich von meinem persönlichen Betreuer oder AREA Rep. nicht sagen konnte. Er organisierte ein Treffen mit allen Austauschstudenten der Gegend, als ich vor Ort ankam war ich der Einzigste, alle anderen hatten aus irgendwelchen Gründen abgesagt. Der Zweck der Veranstaltung, uns kennen zu lernen war damit völlig verfehlt und ich war sauer, dass man mich nicht informierte und ich mich umsonst auf den Weg gemacht hatte. Eine völlig neue Situation war für mich das Großfeuer in Kalifornien, in meiner Gegend war die Beeinträchtigung durch den Rauch so groß, dass es für uns eine Woche Schulfrei gab. Ehe ich mich versah, hatte ich Bergfest und die zweite Hälfte verging noch viel schneller als die erste. Der Abschied von San Diego und Kalifornien viel mir sehr schwer. Ich hatte mich an das amerikanische Leben, die Umgebung und meine Gastfamilie sehr gewöhnt. Aber eins ist sicher, ich komme zurück. Den Kontakt zu meinen neu gewonnenen Freunden und meiner Gastfamilie wird durch E-Mails, Telefon und Briefe bis zu meinem nächsten Besuch aufrechterhalten. Rückblickend denke ich, dass dieses Jahr in Amerika mein Leben bereichert hat und mir neue Zukunftsziele gibt. Ich sammelte viele neue Eindrücke, welche mir in ganz unterschiedlicher Weise für immer in Erinnerung bleiben werden. Dieses Jahr bildete für mich einen Grundstein für meine weitere Zukunft. Ich habe gelernt mit Unbekanntem umzugehen. Es war eine gute Entscheidung 1 Jahr in die USA zugehen, weil es mich verändert (manche Menschen brauchen eine Veränderung) hat und ich habe viel fürs Leben gelernt, nicht nur die englische Sprache. Sicher wäre es falsch zu sagen, das es immer einfach war. Es gab Höhen und Tiefen, aber es war für mich eine Herausforderung diese alleine zu meistern. Ich kann nur jedem empfehlen sich dieser Herausforderung zu stellen. Für mich war es auf jeden Fall eine positive Erfahrung, die ich nicht missen möchte Benjamin Mein Jahr in den USA (2003/ 04 – Organisation GIVE) Amerikaner sind hochnäsig, prüde, fett und überhaupt dümmer als alle anderen. Vorurteile und Stereotypen sind schnell gefasst und auch äußerst verbreitet. Auch mir waren diese Sachen zu Ohren gekommen (und zwar zuhauf), als ich mich um ein Stipendium für ein Austauschjahr bewarb. Doch durch dieses Jahr konnte ich tiefe Einblicke in dieses Land – und auch mich selbst – gewinnen, und Vorurteile abbauen. Natürlich war ich unheimlich aufgeregt, als ich allein in den Flieger von Berlin nach Frankfurt stieg. Nicht nur war ich auf dem Weg in ein mir völlig unbekanntes Land; es war auch gleichzeitig mein erster Flug überhaupt. In Frankfurt kam dann aber gleich ein Dämpfer: Mein Flug nach Pittsburgh hatte mehrere Stunden Verspätung! Zum Glück war am Flughafen eine große Gruppe anderer Austauschschüler, so dass wir uns die Zeit mit Quatschen und Mutmachen über das Gastland vertreiben konnten. In Pittsburgh mussten der Betreuer von der Organisation, zwei andere Mädchen und ich im Hotel übernachten, da unsere neuen Anschlussflüge nun erst am nächsten Tag gingen. Als ich dann schließlich am Kansas City Airport ankam, wartete auch schon mein Gastvater Glenn und meine Gastschwester Sara auf mich. Innerhalb der nächsten zwei Tage wurde ich auch direkt der kompletten Verwandtschaft vorgestellt. Und das war auch direkt einer der ersten positiven Eindrücke, die ich gewann. Ausnahmslos hatte jeder aus der Familie ein freundliches Lächeln, oder gar eine Umarmung für mich. Außerdem schlugen mir viele, viele interessierte Fragen entgegen. Davon könnten sich die Deutschen mal ein Stückchen abschneiden. Soviel Interesse findet man hier eher selten. Auch an meinem ersten Schultag schlug mir Interesse von allen Seiten entgegen. Das machte es natürlich denkbar einfach, Anschluss zu finden. Ich sage es unverhohlen: Wer schulisch weiter kommen möchte, sollte lieber nach Japan oder Frankreich gehen. Das Niveau an 49 amerikanischen (öffentlichen) Schulen ist relativ niedrig. Vielmehr ging es mir ja um das Kennen lernen der USA und ihrer Menschen. Ich habe bewusst nur einfache Fächer gewählt, wie Schreibmaschinenschreiben oder „Health“ (Gesundheitskunde). Um besser Anschluss zu finden, sei jedem empfohlen sich an den so genannten „extracurricular activities“ zu beteiligen. Diese Aktivitäten finden nach der Schule statt und umfassen diverse Sportarten (Football, Volleyball, Fußball, Bowling und andere) sowie andere Clubs (z.B. Fotografie oder Theater). Unsportlich wie ich bin, waren jegliche Sportarten tabu für mich. Aber ich war an anderen Aktivitäten beteiligt, z.B. Forensics (man muss bei Wettbewerben seine rhetorischen/ schauspielerischen Fähigkeiten beweisen). Es ist eigentlich völlig egal was man macht, solange man irgendetwas macht. Nur so lernt man Leute kennen. Wie heißt es doch: Man kann sich seine Freunde aussuchen, seine Familie nicht. Bedingt trifft das auch auf die Gastfamilie zu. Es ist natürlich eine große (wenn nicht sogar riesige) Umstellung für einen, wenn man plötzlich mehrere Monate mit einer Familie zusammen lebt, die ganz andere Angewohnheiten und Werte hat, als die eigenen Eltern. Und das meine ich nicht nur im Großen (z.B. Kirchgang); vor allem Details und vermeintliche Bagatellen können des Öfteren zum Streit führen. Hierbei kommt es darauf an, flexibel und tolerant zu bleiben. Das wird (zu Recht) von einem erwartet und ist essentiell für das Zusammenleben. Ohne überheblich klingen zu wollen, bin ich doch in gewissem Maße stolz auf mich, dass mein Jahr relativ reibungslos abgelaufen ist. Und das, obwohl meine Gasteltern so ziemlich das Gegenteil von meinen Vorstellungen und Werten repräsentierten. Beide Eltern waren praktizierende Christen, womit ich als Atheist bei ihnen fast schon Exot war. Vor allem der Gastvater war äußerst intolerant, ignorant und konservativ eingestellt. Mit ihm hatte ich so meine Problemchen, die sich jedoch mit Diplomatie meinerseits lösen ließen. Auch wenn sie nicht perfekt zu mir passten, ließ es sich doch aushalten in der Familie Courtwright. Schließlich waren sie ja doch ehrliche und anständige Menschen. Ich glaube, dass das eine der Sachen ist, die ich gelernt habe. Man sollte Menschen nach ihren positiven Aspekten beurteilen und nicht gleich in irgendeine Schublade packen. Natürlich hätte ich sagen können: „Ach, sind die alle doof hier. Ich fliege wieder nach Hause“. Doch stattdessen habe ich mich auf ihren Lebensstil eingelassen und dabei interessante Leute kennen gelernt. Was ich aber vor allem aus dieser Zeit mitnehme, sind die Freundschaften, die ich geschlossen habe. Ich habe dort andere Teenager getroffen, die so sind wie ich und die mir zahlreiche Denkanstöße gegeben haben. Insgesamt gesehen bin ich auf mehreren Ebenen reifer und erwachsener geworden. Zum einen bin ich offener und selbstbewusster geworden. Zum anderen denke ich jetzt über bestimmte Dinge nach, die mir vorher weniger wichtig waren, z.B. Weltpolitik und Gesellschaft. Außerdem habe ich es geschafft, ein Jahr ohne meine Eltern auszukommen und das fast ohne Heimweh (wobei ich selbst staune, wie ich das geschafft habe). Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Schritt zu wagen. Zwar ist meine Gastfamilie nicht mit mir herum gereist, um tolle Sehenswürdigkeiten anzuglotzen, aber ich konnte einen Blick auf die USA werfen, der tiefer geht als die Freiheitsstatue und Mount Rushmore: Ich habe die Leute kennen gelernt, die dieses Land ausmachen. Und ich habe dabei auch wichtige Dinge für das Leben gelernt. Man kann nur gewinnen! Christian Ein Jahr „Cheesehead“ und zurück (2003/ 04 – Organisation Open Door) Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem meine Organisation mir mitteilte, dass sie eine Familie für mich gefunden hatte. Ich würde nach Wisconsin bei den großen Seen, in einem 50 Ort mit ca. 64000 Einwohnern namens Waukesha kommen. Dies war am 10. Juni, circa 10 Wochen bevor es losgehen sollte. Die folgende Woche bekam ich auch schon das erste Mal Post von meiner „neuen“ Familie und von da an schrieben wir uns fast täglich. Als ich mich dann auch nach einiger Zeit überwunden hatte bei meiner Gastfamilie anzurufen und sie mir erzählte, wie sehr sie sich freuten und was wir alles machen werden, war ich so aufgeregt, dass ich es kaum noch erwarten konnte bis ich endlich da sein würde. Am 21. August war es endlich soweit, die große Reise nach Amerika sollte beginnen. Wir, die Schüler, die mit Open Door für ein Jahr in die USA flogen, wurden von der Partnerorganisation Nacel Open Door International betreut und hatten somit auch alle zusammen ein Orientierungsseminar vom 21.08. bis 23.08.03 in Chicago, welches sehr interessant war, weil wir Boot - und Stadtrundfahrten machten und uns den Navy Pier ankucken konnten. Dort wurden wir sehr gut von unserer Organisation betreut, die uns dann auch das restliche Jahr bei Fragen und Problemen zur Seite stand. In Chicago realisierte ich auch das erste Mal, dass ich jetzt in Amerika war, weil alles einfach unglaublich groß war. Welcome Tina - Am nächsten Tag ging es dann für mich von Chicago nach Milwaukee/ Wisconsin. Nach circa 35 Minuten Flug landeten wir auch schon wieder und nun war ich richtig nervös geworden. Aber als ich aus dem Flugzeug stieg, und ich sah, dass es meiner Gastfamilie nicht anders ging, da sie vor lauter Aufregung mein Willkommensschild verkehrt herum hielten, legte sich die Nervosität ein bisschen und ich freute mich einfach meine neue Familie kennen zu lernen. Meine Familie, das waren meine Gasteltern Janet und Leonard, meine Gastschwester Katie, mein Gastbruder Matt und die beiden Katzen Valentino und Kiki. Wir wohnten in einem ziemlich kleinen Haus und ich habe mir mit meiner Gastschwester ein Zimmer geteilt, aber das war in Ordnung, weil wir uns beide super verstanden haben. Schulanfang - Nachdem ich noch eine Woche Ferien hatte, in der Janet und Katie mir alles Mögliche zeigten und mich auf die Schule vorbereiten, ging auch hier der Unterricht los. Meine Schule, die „South High School“, wirkte zu Beginn mit 1600 Schülern etwas verwirrend auf mich, entpuppte sich im Laufe der Zeit aber als immer kleiner werdend und auch das schier unüberwindbare Problem des Öffnens meines „Lockers“ (Schließfach) löste sich irgendwann in Luft auf. Mein Unterricht fing 7:20 an und endete 14:45 Uhr, die Stunden gingen 47 Minuten und dazwischen war immer fünf Minuten Pause. Als Fächer hatte ich Biologie, Kunst, Mathe, Englisch, Study Hall (das war wie eine Freistunde, in der man Hausaufgaben machen oder in die Bibliothek gehen kann), Französisch, US Geschichte und Sport. Wobei Sport mein Lieblingsfach war, weil man die Möglichkeit hatte, viele verschiedene Sportarten, wie Bogenschießen, Softball, Hockey uvm. auszuprobieren. Sport und Tanzbälle - Neben Snowboard fahren, bin ich von der Schule aus mit dem Gymnastikteam ständig in Wisconsin unterwegs gewesen. Wir hatten auch jeden Tag drei Stunden Training und Wettkämpfe in der Woche. Nach dem Training sind wir dann meistens noch zu Baseball oder Basketball spielen gegangen, um da unsere Mannschaft spielen zu sehen. Überhaupt wird Sport und Nationalbewusstsein in Amerika sehr groß geschrieben. So werden in Wisconsin bei Football – Spielen Hüte, die aussehen wie ein großes Stück Käse, als Symbol der Zugehörigkeit getragen. Wisconsin ist ein Staat mit einer ausgeprägten Landwirtschaft und bekannt für seine Käseproduktion, daher werden sie oft „Cheeseheads“ (Käsekopf) genannt. Auch in der Schule haben sich die Schüler vor jedem Football- oder Basketballspiel zu einem bestimmten Thema verkleidet und somit unsere Schulmannschaft angefeuert. Wir hatten Themen, wie Beachparty, Zirkus, Cowboy/ Girl, Superhelden usw. 51 Im Oktober war dann Homecoming, welches das letzte Footballspiel der Saison ist und mit einem Tanzball abgeschlossen wird. Vor Homecoming war dann noch Spirit Week gewesen, wo man sich jeden Tag zu einem bestimmten Thema verkleiden sollte. Die Lehrer haben dann in der 3. Stunde gezählt, wie viele Schüler sich aus den entsprechenden Jahrgängen verkleidet haben und diese haben Punkte bekommen, welche dem gewonnenen Jahrgang die Möglichkeit gaben, nach dem Homecomingspiel kostenlos soviel Eis zu essen, wie sie wollten. Am Samstag war der Homecomingball. Alle hatten sich schick gemacht und dann ging es, nach dem Essen im Restaurant, zum Tanzen in die Schule. Im Laufe des Jahres gab es noch zwei Bälle; Sadies und Prom. Prom war dabei der Umfangreichste von allen Bällen. Dieser findet meistens am Ende des Schuljahres statt, aber schon zum Beginn des zweiten Halbjahres fangen alle an, darüber zu reden. Insgesamt ist Prom auch eine eher teure Sache, denn schon die Karten kosten meist über 50 $ pro Person. Letzter Schultag und Graduation - Die Zeit schien förmlich zu rasen, schon bald war der letzte Schultag. Alle machten noch einmal Fotos, unterschrieben in meinem Jahrbuch und schon war auch dieser Tag vorbei. Am Samstag war Graduation für alle Seniors, also auch für mich. Alle Seniors, Lehrer, Eltern und Freunde hatten sich in der Turnhalle versammelt. Dann wurden wir nacheinander aufgerufen und haben unser Diplom bekommen, zum Ende wurden noch die Hüte in die Luft geworfen und somit war die Highschoolzeit beendet. Am Abend haben sich alle Seniors noch mal in der Schule getroffen zum sogenannten Project Graduation. Wir wurden über Nacht in die Schule eingeschlossen und man konnte sich beim Bullenreiten, Boxen, Billard spielen und vielem mehr vergnügen. Zum Ende hatten wir sogar einen Hypnotiseur, der die Schüler hypnotisiert hat. Bye Bye - Nun war es soweit, es sollte wieder nach Hause gehen, na ja fast jedenfalls. Meine Eltern hatten mich von Wisconsin abgeholt und dann haben wir, zusammen mit meiner Gastschwester, noch drei Wochen Urlaub in Florida gemacht. Ich kann nur sagen, es war ein wunderschönes Jahr in Amerika und ich würde es jeder Zeit wieder machen. Vielleicht werde ich nach dem Abitur auch in Amerika studieren. Jedenfalls fliege ich bestimmt bald wieder zu meinen Gasteltern und Waukesha zurück, denn irgendwie tief in mir drin bleibe ich jetzt wohl für den Rest meines Lebens ein „Cheesehead“... Tina Über meinen Auslandsaufenthalt in den USA im Jahr 2002/03 (GIVE) Als ich endlich im September 2002 den lang erwarteten Brief bekam, in dem meine neue Adresse für ein Jahr stand, war die Aufregung natürlich sehr groß. Ich würde vier Tage später im Flieger nach Chico, Kalifornien sitzen. Mein Glück konnte ich natürlich noch gar nicht fassen. Der Sonnenstaat Kalifornien. Mein Traum wurde wahr, ich werde wirklich dazugehören zur High School, dem Sport, dem School Spirit und natürlich auch dem alltäglichen amerikanischen Leben. Schon im Flugzeug hatte ich das Glück die Offenheit der Amerikaner kennen zu lernen, denn der nette Herr der neben mir saß half mir sofort alles auf dem fremden Flughafen zu finden. Als ich schließlich nach über 30 Stunden auf den Beinen in Chico ankam, musste ich gleich mit dem ersten Problem kämpfen. Als ein hilfsbereiter Mann auf dem Flughafen nach dem Nachnamen meiner Gastfamilie fragte, meldete sich eine Frau. Als ich dann als ihre neue Gasttochter vorgestellt wurde, verzog sie ihr Gesicht und sagte sie erwarte keinen Austauschschüler. Das war ein Schock. Zum Glück löste sich mein Problem als nur wenige Minuten später meine Gastfamilie erschien und mich Willkommen hieß. In dem neuen Haus angekommen war ich sofort überwältigt, es sah 52 fast genau so aus wie in den Filmen. Das lustige war aber, dass mir zwei Dackel entgegen rannten und mich erst einmal anknurrten. Das war also die Familie die mich in ihr Heim aufnahmen. Eine Gastmutter, Gastvater und zwei Dackel. Gleich am nächsten Tag ging meine Gastfamilie mit mir zur Schule um zu entscheiden, in welche Klassenstufe ich kommen und wie mein Stundenplan aussehen sollte. Beim Stundenplan hatte ich nicht all zu viele Freiheiten, da ich ja hier in Deutschland die 11. Klasse anerkannt haben wollte, nichtsdestotrotz stand Tanzen und Theater mit auf dem Stundenplan. Die nächsten Wochen hatte ich vor allem mit dem Jet Lag zu tun, aber daran kann man ja nichts ändern. Mit der Sprache hatte ich nicht all zu große Schwierigkeiten da ich mit meinem recht guten Wortschatz fast alles (wenn auch in etwas primitiver Weise) umschreiben konnte. Dennoch, nach einigen Wochen konnte ich schon fließend Englisch, wenn auch noch mit einigen grammatikalischen Fehlern und vokabularen Lücken, aber wenn man nur noch Englisch spricht gewöhnt man sich schnell an die neue Sprache. In der Schule bin ich auch recht schnell hinterhergekommen auch wenn ich erst einen Monat zu spät kam, aber die meisten Lehrer erließen mir den Stoff nachzuholen. Das waren also meine ersten Eindrücke von den USA. Nun möchte ich ein wenig auf meine Betreuung durch die Austauschorganisation eingehen. Eigentlich hatte mir die Organisation mitgeteilt, dass ich meinen Area Rep (Betreuer) entweder am Flughafen oder innerhalb einiger Tage sehen sollte, das war nicht der Fall. Als sich mein Area Rep dann nach gut einem Monat meldete, stellte sich heraus, dass ein Missverständnis innerhalb der Organisation vorlag, aber auch ohne sie habe ich die ersten Wochen ohne Probleme gemeistert. Den Rest des Aufenthaltes wurde ich super betreut und hatte immer einen Ansprechpartner, wenn nötig. Es wurden mehrere Treffen mit den Austauschschülern der Region organisiert und man konnte sich über Erfahrungen austauschen. Das Wichtigste, was für ein gutes Zusammenleben mit der Gastfamilie zu beachten ist, ist immer über Probleme zu reden und gemeinsam eine Lösung zu finden. Denn das war der Hauptgrund weshalb ich meine Familie gewechselt habe. Nach ca. 3 Monaten stellte sich heraus, dass meine Gasteltern einige Probleme mit mir hatten. Nach einigen Gesprächen mit meinem Area Rep und der Gastfamilie wurde ich dann in eine andere Familie vermittelt. Die Zeit bis zum Wechsel haben wir eigentlich alle versucht so normal wie möglich zu reagieren um es nicht unnötig schwer zu machen. Am 16.12.02 bin ich dann in die neue Gastfamilie gekommen. Diese hatte auch zwei kleine Kinder mit denen ich mich auf Anhieb gut verstand. Dort blieb ich dann auch den Rest des Jahres. In allem war mein Jahr in den Staaten ein super Erlebnis, welches ich nicht rückgängig machen will. Ich kann nur jedem sagen der vor hat ins Ausland zu gehen, auch im Ausland gibt es Probleme und zu jedem Problem gibt es eine Lösung. Ihr müsst nur Ausdauer zeigen und die "Krisenzeiten" überstehen, dann wird euer Jahr sicher ein großer Erfolg. Ines Abschlussbericht über ein Schuljahr in den USA (2002/03 – Organisation STS) 10 Monate sind eine sehr lange Zeit! Das glaubte ich zu mindest, als ich mich dazu entschieden habe ein Jahr nach Amerika zu gehen. Meine Organisation war STS und ich bin sehr zufrieden mit denen gewesen. Man hat mich von Anfang an gut betreut und mich auf meinem Aufenthalt in den USA vorbereitet, indem sie mir viele Informationen über das Land, Kulturen und Sitten zu schickten Wenn ich Fragen hatte, konnte ich mich auch gleich telefonisch bei den Betreuern melden. 53 Endlich im Gastland angekommen, wurde ich von meiner Gastfamilie freundlich am Flughafen empfangen. Vom Flughafen aus sind wir dann gleich in den nächsten Supermarkt gefahren und ich bin fast umgefallen, denn so eine Auswahl an Essen hatte ich vorher noch nie gesehen. Sonst habe ich mich aber schnell an meine Gastfamilie gewöhnt und ich hatte auch weiter keine Probleme mit ihnen. Ich habe mich gleich mit ihnen gut verstanden, vor allem mit meiner Gastmutter. Wenn ich Probleme hatte, bin ich immer gleich zu ihr gegangen und habe mit ihr darüber geredet. Den ersten Schultag in einer High School werde ich nie vergessen. In der Schule um 7:15 a.m. angekommen, wusste ich nicht, wo ich eigentlich hingehen sollte. Doch zum Glück, ging meine Gastschwester, die ein Jahr jünger ist als ich, auf die gleiche Schule und somit hat sie mir bei vielen Dingen geholfen. Was ich an den High Schools so toll finde, sind die Schließschränke. Doch das mit dem Schloss öffnen hätte ich mir leichter vorgestellt. Jedenfalls, bin ich dann den ganzen Tag mit meinen Büchern rumgerannt, doch den nächsten Tag hatte ich dann den Trick raus, wie das Schloss nun aufgeht. Meine Kurse hatte ich dort so belegt, dass ich die 11. Klasse nicht noch mal wieder holen brauche. Das einzige Problem war nur, dass kein Französisch an dieser Schule unterrichtet wurde. Die Feiertage waren sehr schön, denn ich konnte endlich mal eine andere Kultur kennen lernen. Zu Weihnachten habe ich noch nie so viele Geschenke bekommen. Was mich aber sehr enttäuscht hat, war Sylvester. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird nicht in das neue Jahr reingefeiert. Kein Feuerwerk, keine Partys, einfach nichts. Wir haben dann am 31.12 nur rumgesessen und ferngesehen- wie spannend. Das war aber das einzige was mich enttäuscht hat. Meine schönsten Erlebnisse waren meine Reisen nach Los Angeles, Houston und Washington D.C.. Die Reise nach Los Angeles habe ich von meinem Gasteltern geschenkt bekommen. Die ganze Familie ist nach LA geflogen. Wir haben uns dort ein Auto gemietet und sind damit bis zum Grand Canyon gefahren. Diesen „ Road Trip“ werde ich nie vergessen. Die Reise nach Houston, Texas und Washington D.C. wurde mir dadurch ermöglicht, dass Verwandte von meiner Gastfamilie dort wohnen und ich sie besucht habe. Den Flug habe ich alleine bezahlt, was ich auch wollte, und ich wollte es auch alleine bezahlen, denn meine Gasteltern haben schon so viel für mich getan. Bevor ich in die Staaten geflogen bin, habe ich Bafög beantragt gehabt und erhalten. Dadurch konnte ich mir vieles Leisten was ich sonst nicht hätte machen können, z.B. die Flüge nach Houston und Washington. Sonst bin ich aber recht sparsam mit meinem Geld umgegangen. Nur zum Ende des Schuljahres habe ich noch mal viel ausgegeben, weil dort der Schulball stattgefunden hat. Die 10 Monate sind wie im Flug vergangen. Was ich jedem empfehle ist, dass wenn man die Möglichkeit hat in ein Sportteam zu kommen, sollte man das unbedingt machen. An kleinen schulen, gibt es keine Tests um Teammitglied zu werden, denn dadurch lernt man viele Leute kennen und man lebt sich schnell ein. Man denkt dann nicht so oft an Zuhause. Das Jahr in Amerika war eine Erfahrung, die ich nicht missen will. Ich werde meine Freunde nie vergessen und spare jetzt schon für ein Flugticket, sodass ich nächsten Sommer wieder für einige Wochen dort hin kann, was für 10 Monate mal mein Zuhause war. Franziska 10 Monate in den Vereinigten Staaten von Amerika (2002/03 – GIJK) Der 28. August 2002 war mein Stichtag. Um 4 Uhr morgens begann meine Reise ins Unbekannte. 10 Monate im Ausland, genauer in den United States of America, standen vor mir. Was genau ich erwartete, wusste ich nicht. Als ich im Flugzeug saß, war ich einfach nur verzweifelt und verstand nicht ganz, worauf ich mich da eingelassen hatte. Von Berlin ging es nach Frankfurt, wo ein großes Treffen, all derer, statt fand, die sich auch für ein Auslandsjahr entschieden hatten. Allgemeine Nervosität war deutlich zu erkennen und nachdem dann auch 54 die Letzten eingecheckt hatten, konnte das Flugzeug, mit dem Ziel New Jersey, endlich starten. Nach 8 Stunden und 15 Minuten erreichten wir unser Ziel und damit begann für mich eine Reise mit vielen Abenteuern, Hoch und Tiefs und vielen Trauer- und Freudentränen. Ich lebte in einem kleinen Dorf, genannt Lawtons, im Staat New York in der Nähe von Buffalo am Eriesee. Zusammen mit meinem Gastpapa John, meiner Gastmama Arlene und meinem Bruder Zachery lebte ich in einem schönen alten Haus mit einem riesengroßen Grundstück mit Wald, Felder und einem Badeteich. Mein Zimmer war sehr klein und ich brauchte einige Zeit bis ich mich so eingerichtet hatte, dass ich mich dort wohl fühlte. Die High School lag im benachbarten Ort und war im Gegensatz zu meiner deutschen Schule mit 374 Schülern sehr klein. Jeden Morgen wurde ich von einem typisch gelben Schulbus abgeholt mit Countrymusic im Hintergrund. Jeden Tag fuhren wir die gleiche Strecke und sammelten dieselben Leute ein. Ich war vom ersten Tag an bekannt wie ein bunter Hund, obwohl ich nicht der einzige “Ausländer” war. Noch ein Junge, auch aus Deutschland, war schon einige Wochen vor mir angekommen und deshalb schon bekannt und beliebt. Störte mich allerdings nicht wirklich, da ich sehr viel mit mir selber zu tun hatte. Von allen wurde ich ausgequetscht, immer dieselben Fragen und neugierigen Blicke. Trotz der vielen Aufmerksamkeit fiel es mir sehr schwer mich einer Gruppe anzuschließen. Ich hatte mir das Freunde finden leichter vorgestellt. Doch die ersten 3-5 Monate hatte ich sehr große Schwierigkeiten mich anzupassen und die Zeit zu genießen. Ich vermisste meine Familie, meine Freunde und meinen Freund. Einmal die Woche telefonierte ich mit Deutschland. Ob das zu viel war, weiß ich nicht. Mir tat es jedenfalls sehr gut, denn der Kontakt, mit den Menschen, die ich liebte war mir in dieser Zeit am Wichtigsten. Meine Gastfamilie gab sich sehr viel Mühe mir alles so leicht wie möglich zu machen, trotzdem musste ich selber lernen, offen auf alles zu zugehen und auch Freunde zu finden, Menschen mit denen ich reden konnte, die mich verstanden und denen ich vertraute. Was in Amerika sehr hoch angesehen wird, ist der Sport, spielst du in der Schulmannschaft bist du beliebt und wirst auch gut aufgenommen. Ob man als Ausländer in die Schoolteams reinkommt, hängt von der Größe der Schule und von den Trainern ab. Ich hatte großes Glück, an einer so kleinen Schule zu sein. Dort durfte jeder, der wollte, ins Team und auch ich war mehr als willkommen. So spielte ich in den ersten 3 Monaten Volleyball, wir hatten jeden Tag in der Woche Training und alle 3 Tage ein Spiel gegen eine andere Schule zu bestreiten. Waren diese Spiele außerhalb, wurde mit dem Schulbus gefahren und nach alter Tradition nach jedem Spiel bei Burger King angehalten. In den weiteren Monaten erlebte ich viele tolle Sachen. Ich wurde ins Basketballteam aufgenommen, was für mich eine völlig neue Erfahrung war. Ich war auch reichlich schlecht, das stellte aber kein Problem dar, ich durfte halt alles neu lernen und Spielerfahrung sammeln. Dann spielte ich Softball, was auch total super war. Ich kann nur jedem raten, dass, wenn er kann, er sich in alle Aktivitäten einklinkt, ob nun Sport, oder Computerclub, Drama oder Kunst. Ganz egal, versucht alles mitzunehmen, denn nur so lernt ihr Leute kennen, und lernt “the American Way Of Life” zu leben. Ich begann mich also mehr zu integrieren, lernte auch endlich ein paar Freunde kennen und lernte auch mich dort wohl zu fühlen, mich mit meiner Situation abzufinden. Ich denke, jeder der nach Amerika fährt, wird die Freundlichkeit der Menschen dort zu schätzen lernen. Alle sind offen und hilfsbereit, manchmal ein wenig egoistisch was ihr eigens Land angeht. Ich bekam oft zu hören: “Warum sollte ich mich für ein Land interessieren, das kleiner ist, als der Staat, in dem ich lebe?” Ein, für einen Außenstehenden, unverständlicher Kommentar. Für mich, heute, nachvollziehbar aber trotzdem noch keinesfalls verständlich. Die Amerikaner haben alles, und von vielem zu viel. Ein Beispiel ist das Essen. Jeder, der sich auf den Weg dorthin macht, sollte mit großer Wahrscheinlichkeit damit rechnen, mehr als 4 Kilo zuzunehmen. Sie essen zu einer Mahlzeit mehr, als manch ein Deutscher den ganzen Tag isst. Aber selbst daran gewöhnt man sich mit der Zeit. 55 Ich lernte sehr viel, nicht nur in der englischen Sprache, sondern auch über mich und über andere Kulturen, Meinungen und Einstellungen. Ich ging auf Bälle, spielte Theater, machte Vorträge und schrieb Tests und Aufsätze. Ich machte Urlaub in Florida, sah mehrere Male die Niagarafälle, beobachtete viele Tierarten, die ich nicht kannte, und bekam den Irakkrieg aus einer amerikanischen Sicht mit. Ich litt und lernte wieder neu zu vertrauen. Ich fand mich in einer fremden Welt zurecht und am Ende wollte ich auch gar nicht mehr nach Hause. Amerika ist nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und manchmal muss man wirklich aufpassen, was man den Leuten so erzählt, aber es ist ein Land, in dem man viel entdecken kann. Ich machte dort meinen amerikanischen High School Abschluss und könnte damit jetzt dort studieren, doch ob ich noch mal dort für so eine lange Zeit leben wollte, weiß ich nicht genau. Ich verbrachte einen Teil meines Lebens dort und möchte es auch nicht missen. Aber jeder, der sich auch auf diesen Weg macht, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es nicht immer einfach wird. Ich wurde auf so ziemlich alles vorbereitet, aber geholfen hat es mir nicht. Niemand kann euch genau sagen, wie es wirklich wird, denn das hängt nicht nur von euch, sondern auch von eurer Umgebung ab. Geht mit einem offenen und freundlichen Kopf dort rüber, akzeptiert und respektiert und vor allem präsentiert euer Land würdevoll. Versucht die Welt ein bisschen kleiner zu machen. Wenn ihr nach 10 oder 12 Monaten wieder zu Hause ankommt, werdet ihr viele Dinge anders sehen. Eure Freunde werden nicht mehr dieselben sein. Nichts wird mehr wie früher sein. Man bezahlt einen hohen Preis, wenn man seine Heimat für einige Zeit verlässt. Man verliert und man gewinnt und lernt sehr viel fürs Leben. Ich habe jetzt noch viel Kontakt zu meinen amerikanischen Freunden und meiner Gastfamilie. Diese Reise war es wert und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch. Ich kann euch nur alles Gute wünschen und hoffen, dass ihr den Kopf oben behaltet. Bye and have a nice day! Juliane Ein Schuljahr in den USA (2002/03 - Organisation YFU) Ich habe im Jahr 2002 ein Vollstipendium vom Schulamt des Landkreises Märkisch-Oderland erhalten, was mir ermöglicht hat, mein Austauschjahr in den Vereinigten Staaten von Amerika im Schuljahr 2002/2003 zu bezahlen. Dieses Austauschjahr ist nun leider bereits vorüber und nun möchte ich gerne einige meiner Erfahrungen und Erlebnisse mit ihnen teilen und zukünftigen Austauschschülern ein paar Tipps mitgeben, die ihnen einige Ängste, wenn vorhanden, nehmen sollen und vielleicht die Vorfreude verstärken soll. Dabei will ich keine Verhaltenstipps geben, da ich der Meinung bin, dass jeder seine eigene Erfahrung machen sollte. Die häufigste und auch oft erste Frage, die mir gestellt wurde, war: „Hast du denn keine Angst vor der Sprachbarriere?“ Diese Frage habe ich dann mit einem klaren „Nein“ beantwortet, weil für mich die Sprache keine Barriere darstellte. Sie ist vielleicht eine Herausforderung, aber genauso sind Gastfamilie, Schule und Heimweh Herausforderungen, die sich in einem Austauschjahr ergeben. Angst hatte ich vor keinem dieser Dinge. Im Gegenteil, ich habe mich auf alles gefreut. Na gut, vielleicht nicht so sehr auf das Heimweh, aber das war lange nicht so schlimm, wie ich erwartet hätte. Alles in allem hat mir diese positive Einstellung geholfen, offen und locker mit allem umzugehen. Als erstes musste ich mich natürlich mit meiner Gastfamilie auseinander setzen. Ich hatte eine Gastmutter, einen Gastvater, einen 13-jährigen Gastbruder und zwei Schwestern im alter von 16 und 19 Jahren. Alle hatten sich schon im Vorfeld auf mich gefreut, obwohl wir noch keinen 56 direkten Kontakt miteinander aufgenommen hatten. Dies erwies sich als Vorteil, da ich so gut wie ohne Erwartungen in diese Familie hineingekommen bin, was die Gefahr von enttäuschten Erwartungen natürlich auf ein Minimales verringerte. Es hat dann auch nicht lange gedauert und ich hab mich zwar nicht wie zu Hause gefühlt, aber schon, als hätte ich plötzlich ein zweites Zuhause , zu dem ich gehen kann, wann immer ich möchte. Alltag zog dann auch dort nach einer Weile ein und ich habe mich, wie jeder andere, an den häuslichen Pflichten beteiligt und nach ihren Regeln gelebt. Es gab zwar immer wieder Kleinigkeiten, bei denen ich erst Hilfe brauchte, um sie zu verstehen, aber es gab zum Glück immer jemanden, der mir zugehört hat und hilfsbereit alles erklärt hat. Als nächstes fing eine Woche nachdem ich ankam die schon die Schule an. In Deutschland ist meine Schule ca. 800 Schüler groß und in den USA war sie doppelt so groß. Das war eine große Umstellung für mich, ganz abgesehen von dem vollkommen anderen Schulsystem in den Staaten. Aber auch hier kann man sich auf die Hilfe der Schule, Gasteltern und die der Organisation, mit der man gefahren ist, verlassen. Denn wenn man in diesem Bereich Probleme hat, sollte man wirklich nach Hilfe fragen. Schließlich verbringt man über 50% seiner Zeit in der Schule. Das hört sich im ersten Augenblick vielleicht Angst einjagend an, aber erstens sind die Ansprüche in einer amerikanischen Schule nicht besonders hoch und zweitens lernt man doch dort seine Freunde kennen. Besonders, wenn man sich an den vielen angebotenen nachmittäglichen Aktivitäten beteiligt, lernt man viele Leute kennen und hat das typische amerikanische Erlebnis. Ich z.B. habe im Herbst Volleyball gespielt, im Winter Basketball angefangen und dann später aufgehört, weil ich am Musical mitarbeiten wollte. Dort habe ich dann getanzt, geschauspielert und gesungen. Training und Spiele bzw. Vorstellungen nahmen zwar viel zeit in Anspruch, da man ja auch noch Hausaufgaben machen musste, aber wenigsten verschwendet man so sein Austauschjahr nicht vor dem Fernseher. Ich persönlich hatte immer viel zu tun, aber auch jede Menge Spaß. Zum Schluss möchte ich noch sagen, was mir sehr wichtig ist: Man kann von nichts erwarten, dass es so ist, wie zu Hause. Die Mentalität, Gewohnheiten und Wertvorstellungen der Menschen des Landes (egal welches man als Austauschland wählt) sind einfach anders als die, des Heimatlandes. Das sagt sich jetzt natürlich leicht, aber diesen Fakt musste ich mir jeden Tag neu vor Augen führen und Toleranz durch Verständnis üben. Man denkt öfter mal: „Oh Gott, wie können die das denn jetzt so machen?“ Aber für sie macht es Sinn und schließlich ist es unsere Aufgabe als Austauschschüler, diesen Sinn zu verstehen und neue Wege bzw. Denkmuster, anders als die unseren zu erforschen. Ich kann nur sagen: Viel Spaß damit und habt ein tolles Jahr! Steffi Erfahrungen während meines Austauschjahres in den USA (2002/2003 – EF) Schon seit der fünften Klasse war es mein sehnlichster Wunsch ein Jahr lang in den Vereinigten Staaten zur Schule gehen zu können. Im Sommer 2002 wurde dieser Traum endlich für mich wahr als ich die Möglichkeit bekam für 10 Monate im Süden Ohios zur High School zu gehen und bei einer Gastfamilie leben zu können. Die Reise dorthin war nicht so anstrengend oder kompliziert wie ich erwartet hatte und trotzdem konnte ich mir noch immer nicht vorstellen, dass ich jetzt ein Jahr lang bei einer fremden Familie leben und dort zur Schule gehen würde, selbst dann nicht als ich nach 17 Stunden endlich an meinem Zielflughafen ankam – Cincinnati, Ohio. Mit Luftschlangen und Luftballons wurde ich überschwänglich und begeistert von meiner Gastfamilie und meinen Koordinator und seiner Familie am Flughafen empfangen. Von allen Seiten wurde neugierig, aber freundlich auf mich eingeredet. Um zu verbergen, dass ich kaum ein Wort verstand habe ich die ganze Zeit einfach nur mit dem Kopf geschüttelt. Nach zwei 57 Wochen hatte sich das jedoch gelegt und ich verstand schon fast alles und habe sogar schon in Englisch gedacht. Leider haben meine Gastfamilie und ich gar nicht zueinander gepasst, obwohl ich mich mit meiner gleichaltrigen Gastschwester ganz gut verstanden habe. Es machte mir sehr zu schaffen, dass ich 5mal die Woche die Gottesdienste zweier Kirchen besuchen musste, und weder das Haus alleine verlassen durfte noch allein zuhause bleiben durfte. 4 Wochen nach meiner Ankunft hatte ich endlich die Gelegenheit mit meinem Koordinator darüber zu reden. Er holte mich sofort zu sich, wo ich mich zum ersten Mal seit meiner Ankunft richtig wohl fühlte. Mein Koordinator und seine Familie wollten, dass ich weiterhin den Rest des Jahres bei ihnen lebte, doch das war nicht möglich. Die Organisation duldete es nicht, da sie bereits einen Austauschschüler aus Deutschland bei sich hatten. Doch das war nicht weiter schlimm, denn nach 3 Tagen hatte ich schon eine neue Familie in Aussicht. Weitere 4 Tage später zog ich bei ihnen ein. Es war das Beste was ich tun konnte, denn wir verstanden uns auf Anhieb. Meine Gasteltern waren etwas jünger als die meisten anderen, er 36, und sie 38. Sie hatten einen kleinen Adoptivsohn, der erst 5 war, als ich ankam. Mit der Gastfamilie wechselte ich auch die Schule, von Privatschule zur öffentlichen High School. Auch das war extrem positiv für mein Auslandsjahr, denn dort fand ich viele Freunde fürs Leben, die ich nie vergessen werde. Und ich habe Fächer belegen dürfen, die in Deutschland undenkbar sind. Zum Beispiel hatte ich nur Englisch und Amerikanische Geschichte als Pflichtfächer und konnte mir die restlichen 5 Kurse selbst zusammen stellen. Ich wählte also neben Psychologie 4 verschiedene Kunstkurse. Mit meinen Lehrern habe ich mich auch sehr gut verstanden und wir halten immer noch Kontakt. Obwohl Schule meinen Alltag bestimmte hatte ich Gelegenheit die Stadt Cincinnati zu erkunden. Cincinnati liegt so sehr im Süden Ohios, dass man innerhalb weniger Minuten 2 angrenzende Staaten besuchen kann, Kentucky und Indiana. Eine andere Besonderheit Cincinnatis ist, dass viele deutsche Einwanderer dorthin kamen um dort zu leben, was man auch heute noch an verschiedenen deutschen Vereinen, Bäckereien, und Restaurants merkt. Die Mutter meiner Gastmutter kam zum Beispiel nach Amerika als sie knapp 20 war um ihren ebenfalls deutscher Herkunft stammenden Ehemann dorthin zu folgen. Das hat uns natürlich sehr verbunden und ich habe die beiden oft besucht und wir haben über Deutschland, Amerika und unsere gegenseitigen Erfahrungen gesprochen, oft sogar in Deutsch. Ich war sehr deprimiert als die 10 Monate zu Ende gingen, denn ich habe auch dort ein Leben geführt und mich nicht als Gast oder Urlauber gefühlt. Ich hätte nie geglaubt das mal zu sagen, aber ich bin der Meinung mein Zuhause ist in Deutschland und in Amerika. In beiden Ländern, die auf der einen Seite so gegensätzlich sind und auf der anderen doch wieder so viel gemeinsam haben, gibt es Leute, die mir wichtig sind und die ich liebe und die ich niemals aufgeben möchte. Sarah Mein Austauschjahr in den Vereinigten Staaten von Amerika (2001/02 – EF) Am 2. August 2001 begann mein Austauschjahr in den USA. Ich flog früh morgens gegen 8.00 Uhr vom Flughafen Berlin Tegel los, und war sehr aufgeregt, denn jetzt hatte mein neues Leben begonnen. Ich war 2 Tage unterwegs bis ich endlich am Zielflughafen in Ft. Smith, Arkansas ankam. Meine neue Familie wartete schon auf mich und in mir überstürzten sich meine Gefühle. Von Aufregung, über Sprachlosigkeit bis zu Zweifeln war alles dabei, wobei das letzte schnell verflog, nachdem ich so herzlich von meiner Gastfamilie, den Gossows, empfangen wurde. Schon allein an die Zeitumstellung musste ich mich erst gewöhnen. 58 Die ersten Tage waren sehr anstrengend, da ich mich erst einmal einleben musste. Für mich war vieles neu, die Gastfamilie, die Schule, die Stadt Paris und vor allem die Sprache. Meine Gastfamilie versuchte mir die Eingewöhnungsphase so angenehm wie möglich zu gestalten, so dass ich nicht sehr lange brauchte, bis ich mich bei Ihnen wohl fühlte. Es war für mich immer ein beruhigendes Gefühl, als ich merkte, wie sehr doch meine Gasteltern um mich besorgt waren. Wir unternahmen einige Ausflüge, damit ich die Gegend kennen lernte und besuchten Kinoveranstaltungen, um mich an die englische Sprache zu gewöhnen. Im August hatte ich auch noch meinen 16. Geburtstag und meine Gasteltern hatten extra nur für mich ein Fest organisiert. Ich war überwältigt davon. Von Anfang an hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Gastfamilie und Gastgeschwistern. Zu meiner Gastfamilie gehören die Gasteltern selbst und vier Kinder, wobei zwei der Kinder nicht mehr in der elterlichen Wohnung der Gossows leben. Sie haben bereits einen eigenen Hausstand. Ich teilte mir während des Austauschjahres das Zimmer mit der 14-jährigen Zwillingstochter Heather und wir haben uns sehr gut verstanden. Ich hatte nach meiner Ankunft in Paris zwei Wochen Zeit, um mich in meinem neuen zu Hause einzugewöhnen und dann fing auch die Schule an. Mein erster Schultag war wirklich sehr anstrengend für mich, denn ich war ja voller neuer Eindrücke und ich war natürlich sehr aufgeregt, was mich erwarten würde. Meine Gastmutti fuhr meine beiden Gastgeschwister und mich gegen 8.00 Uhr morgens zu unseren jeweiligen Schulen. Ich musste mich dann erst einmal in dem Schulbüro des Schulleiters melden, wo mir ein „Student counselor“ zugewiesen wurde, der mich am ersten Tag durch die Schule führen sollte, damit ich das Schulgebäude kennen lerne. Er machte mich auch mit dem Schulablauf vertraut. Vorab wählte ich noch die Kurse, denn in Deutschland hatte ich gemeinsam mit dem Schulkoordinator des Wriezener Gymnasiums festgelegt, welche Fächer ich während meines Austauschjahres belegen muss, damit dieses Schuljahr anerkannt wird und ich nach dem Austauschjahr, weiter zur Schule gehen kann, um mein Abitur abzulegen. Ich habe folgende Unterrichtsfächer in den USA belegt: Englisch, Biologie, Mathematik, Amerikanische Geschichte, Kunst, Band und Tastaturschreiben. Obwohl die Paris High School ungefähr 300 Schüler besuchen, konnte man sich schnell verlaufen, und daher half es mir sehr, jemanden zu haben, der genau wusste, wo er mich hinführte. Alle Lehrer und auch Schüler waren sehr höflich und sehr nett zu mir. Anfangs stellten sie mir viele Fragen, wo ich herkomme und wie es in Deutschland ist und ich hatte Mühe alle Fragen zu beantworten, denn ich musste immer in der englischen Sprache antworten und erzählen. Die englische Umgangssprache unterscheidet sich von meinem bisherigen Schulenglisch und deshalb hieß es für mich immer schön nach fragen, falls ich etwas nicht gleich verstanden habe. Von Tag zu Tag ging es aber mit der Verständigung besser und bald war die englische Sprache meine Umgangssprache. Gegen 15:30 Uhr war ich dann zu Hause, und ich war froh, den ersten Schultag hinter mich gebracht zu haben, und auch zufrieden, dass ich es geschafft hatte. Am zweiten Schultag wusste ich ja schon, wie der Schulablauf ist und ich freute mich schon sehr auf die Schule. Ich hatte besonders viel Spaß an meiner ersten Kunststunde, denn meine Lehrerin hatte den Unterricht sehr interessant gestaltet. Dazu kam, dass ich mich nur auf das Zeichnen konzentrieren musste, nicht auf das Verstehen der englischen Sprache. Was ich sehr interessant fand war, dass wir jeden Tag die ersten 20 min. der ersten Unterrichtsstunde dafür nutzten, „Channel One“ zu gucken, eine spezielle Fernsehsendung, die extra für Schulen ausgesendet wird. Nach amerikanischen Schulregeln war es Pflicht diese Sendung in jeder ersten Unterrichtsstunde zu gucken. Das Programm dieser Sendung enthielt Anti-Drogenkampagnen und alltägliche Probleme, die es anscheinend in den USA immer öfter gibt. Ich fand es eine gute Idee, so eine Sendung jeden Tag auszustrahlen, da sie mich und auch die anderen Schüler zum Überlegen und Nachdenken anregte. 59 Dann folgte der eigentlich richte Anfang der ersten Unterrichtsstunde, und das richtige Lernen. Danach hatte ich zwei Stunden Englisch. Meine Englischlehrerin nahm sehr viel Rücksicht auf mich, und erklärte mir anfangs alles mehrmals, damit ich alles verstand, was im Unterricht durchgenommen wurde. Ich konnte so dem Unterricht besser folgen Auch meine Mitschüler zeigten Verständnis für meine Anfangsschwierigkeiten und halfen mir mich einzugewöhnen und vor allem ein Mitglied ihrer Klasse zu werden. Wichtig fand ich es von Anfang an, auf die amerikanischen Schüler zu zugehen und vor allem immer zu reden, also offen zu sein. Ich musste mich von Anfang an durchfragen, das half mir mich einzuleben. Nach der zweiten Unterrichtsstunde erwartete ich eine Frühstückspause, so wie ich es von Deutschland gewöhnt war, aber wie ich schnell feststellen musste, gab es so etwas in Amerika nicht. Ich konnte mich nur schwer daran gewöhnen bis 11.45 Uhr nichts zu essen. Es war eine große Umstellung für mich. Unsere Cafeteria war ziemlich groß für so eine kleine Schule, aber meine Mitschüler der Klasse halfen mir, mich zu Recht zu finden, darüber habe ich mich sehr gefreut. Nach 45 min Mittagspause ging es weiter zu Amerikanischer Geschichte. Dieses Schulfach hatte mir die meisten Probleme während des Austauschjahres bereitet, aber ich habe dieses Fach nach anfänglichen Schwierigkeiten und mit vielen Bemühungen gemeistert. Eine meiner Lieblingsstunden folgte gleich danach, Mathematik. Mein Lehrer war sehr jung, und verstand es sehr gut, sein Wissen an uns Schüler weiter zu geben. Am besten gefiel mir aber, dass es sich nur um Zahlen drehte, und ich keine englischen Vokabeln anwenden musste. Das war immer sehr entspannend für mich an einem komplett englischsprachigen Tag, zumindest in der Anfangsphase, als ich mich an die englische Umgangssprache gewöhnen musste. Das allerdings legte sich mit der Zeit. In der siebten Unterrichtsstunde war dann die Bandprobe angesagt, an der ich auch teilnahm, da ja mein Bestreben war, weiterhin Klarinette zu spielen, wie ich es in meiner Heimatstadt Bad Freienwalde tue. Die Bandprobe war ein Unterrichtsfach an der Paris High School und somit fester Bestandteil des Unterrichtsplanes. Meine Gastmama holte mich und ihre leiblichen Kinder, die Zwillinge von der Schule ab, und dann ging es nach Hause zu den Gossows. So vergingen die gesamten Schulwochen, wie ich es anfangs beschrieben habe. Jeder Schultag verlief vollkommen gleich, somit konnte ich mich schnell eingewöhnen. Von 8.05 bis 15.15 Uhr hatte ich Unterricht. Im Anschluss daran verbrachte ich ca. 1 ½ Stunden mit Freizeitaktivitäten wie Klarinette spielen oder Softballtraining, ehe es nach Hause ging. Bei meiner Gastfamilie hatte ich es mir zu Aufgabe gemacht den Abwasch zu erledigen, der täglich anfiel. Ich war ja ein festes Mitglied der Familie und deshalb beteiligte ich mich auch an der Hausarbeit. Im gesamten Austauschjahr habe ich die meiste Zeit in der Schule verbracht. Gegen 17 Uhr war ich jeden Tag zu Hause, wo ich dann noch lernen musste und meine Hausarbeiten anfertigte. In Amerika läuft vieles in der Gemeinschaft ab. so dass auch Freizeitaktivitäten in der Schule absolviert werden. Während meiner Schulzeit an der Paris High School habe ich das schreiben am PC nach dem 10-Fingersystem erlernt und ich bin sehr glücklich darüber, denn es war ein zusätzliches Fach, das ich absolvierte. Hinzukommt, dass ich mich englisch sehr gut verständigen kann und dass ich lernte, mich in einen für mich völlig neuen und unbekanntem Leben zu recht zu finden. Für meine Entwicklung hat mir dieses Austauschjahr sehr viel gebracht. Ich habe eine mir fremde Kultur und Sprach kennen gelernt und mich mit einen Amerikanischen Schulsystem vertraut gemacht. Des Weiteren habe ich gelernt mit fremden Menschen zu Recht zu kommen und Freundschaften aufgebaut. Ich habe viel über mein Leben in Deutschland erzählt und versucht meiner Gastfamilie, meinen Lehrern und Schülern ein Stück deutsch Geschichte zu vermitteln. Am letzten Donnerstag im November feierten wir „Thanksgiving“. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, die ganze Familie war anwesend, und es war echt sehr schön. Wir hatten 2 Truthähne, und es dauerte ewig, ehe das Essen fertig war. Wir hatten eine Menge Salate, und Nachtische, so viel wir essen wollten. Da meine Gastmama zu dieser Zeit sehr krank war, konnte sie uns nicht helfen, die Speisen anzurichten, aber das war kein Problem, denn mein Gastpapa, ich und die anderen haben das auch gut alleine geschafft. Als wir dann am 60 Essentisch saßen, ging es der Reihe nach und jedes Familienmitglied sollte sagen, für was er dankbar sei, genau wie man es immer im Fernsehen sehen kann. So richtig traditionell eben. Ich verbrachte einen wunderschönen Tag im Kreise meiner Gastfamilie. Das waren die einzigen freien Tage, die wir vom Schulbeginn bis Weihnachten haben sollten. In den verbleibenden 4 Wochen bis Weihnachten gingen schon alle Vorbereitungen für dieses Fest an. Meine Gasteltern waren schon dabei Geschenke einzukaufen und konnten es gar nicht erwarten, dass das Fest begann. Dazu kam, dass wir mit der Tanzgruppe von meiner Gastschwester gleich nach Weihnachten nach Nashville/Tennessee wollten, da dort ein wichtiger Wettbewerb für die 15 Mädchen der Teams angesetzt war. In dieser Zeit hatten wir alle sehr viel Stress, aber es sollte sich lohnen, wie sich dann Weihnachtstag herausstellte. Meine Gastschwester und ich teilten uns ihr Kinderzimmer und am 24. Dezember 2001 hatten wir so viel Spaß, dass wir uns die ganze Nacht unterhielten. Wir konnten es gar nicht erwarten, endlich die Geschenke aufmachen zu können. Wir spielten Spiele, und durften aber nicht mehr in unsere Wohnstube, da dort alles noch einmal bis auf das letzte Geschenk eingepackt wurde. Das war alles so aufregend. Morgens gegen 4 Uhr in der früh sind wir dann aufgestanden und haben Geschenke ausgepackt. Ich habe mich sehr über alles gefreut, und es war ein richtig schönes Fest. Wir hatten viel mehr Geschenke, als ich es für möglich gehalten hätte, eben genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Im Laufe des Tages fingen wir dann noch an, unsere Sachen zu packen, und uns startklar zu machen für unseren „Urlaub“, der nach Nashville/Tennessee ging. Wir verbrachten dort ca. 7 Tage und hatten eine Menge Spaß bei dem Wettbewerb von meiner Gastschwester Heather. Es gab eine Menge u sehen, und wir hatten nicht wirklich genug Zeit, da wir natürlich immer auch als Fans des Tanzteams fungierten. Alles in allem hatte ich eine sehr schöne Zeit dort, denn ich konnte sehr viel Zeit mit meiner Gastfamilie verbringen, und das war es, worauf es bei mir ankam. Am 31.12.2001 gingen wir dann abends, immer noch sehr erschöpft von der langen Fahrt, die wir am vorherigen Abend zurückgelegt hatten, zu meiner EF-Betreuerin Vernette, um Silvester zu feiern. Nun sollte auch schon das zweite Semester meines Austauschjahres anfangen. Ich entschied mich, aus der Band auszutreten, und mich in sportlichen Aktivitäten zu engagieren, wobei ich Softball wählte. Eigentlich fing das Training schon vor den Weihnachtsferien an, aber so richtig startet es erst Anfang Januar. Unser Trainer übte so oft wie möglich mit uns, und nachdem ich herausfand, wie man diesen Sport spielte, war ich sehr glücklich, ihn gewählt zu haben. Meine Gastmama fing zu dieser Zeit auch an in meiner Schule zu arbeiten, was ich sehr schön fand. Sie betreute an der Paris High School einen autistischen Jungen. Ich hatte so auch in der Schule Kontakt zu meiner Gastmutti, zumindest in den Pausen. So vergingen die Wochen der Schulzeit, mit Softballtraining nach der Schule sehr schnell, bis dann am 14. Februar Valentinstag war. Ich hatte ja schon viel darüber gehört, aber wie es in Amerika sein würde, hätte ich nie gedacht. Die ganze Bibliothek füllte sich im Laufe des Tages mit Blumen und Geschenken, und es war wirklich unglaublich. Viele Leute nutzten den Tag, um ihren Kindern ein Geschenk zu schicken, denn das ist der einzige Tag, an dem das Schulgesetz es zu ließ. Ich bekam auch ein kleines Geschenk von meinen Gasteltern und darüber habe ich mich sehr gefreut, es war ein Teddybär und eine Rose. Zwischen Januar und April hatten wir, die 11 und 12-Klässler in der Schule dann auch eine Menge Sachen zu organisieren, was den Abschlussball Ende April betraf. Dafür gab es eine spezielle Gruppe von freiwilligen Schülern, die sich um den Saal, die Platzierung, das Essen, usw. kümmerten, zu denen ich auch zählte. Es kostete uns auch die kommenden 3 Monate, um alles unter Dach und Fach zu bringen, aber es hatte sich gelohnt. Am 27. April 2002 war es dann soweit, unser Abschlussball. Es war alles wie im Traum, die wunderschönen Kleider, alle Mädchen perfekt geschminkt und zurechtgemacht, einfach unbeschreiblich. Der Abend verflog wie im Schlaf, und danach wussten alle, dass sich der Aufwand, und die viele Organisation gelohnt hatte. 61 Am 13. und 14. April 2002 sind meine Gastfamilie und ich nochmals mit der gesamten Tanzgruppe zu einem Tanzwettbewerb gefahren, dieses Mal aber nach Oklahoma City/Oklahoma. Diese Fahrt war etwas ganz besonders für mich, da wir einen Ausflug zu dem Denkmal von dem Bombenanschlag machten, und ich habe mich sehr für dieses schreckliches Ereignis interessiert, vor allem nach dem 11. September 2001. Es war sehr ergreifend für mich, sich dieses Denkmal anzuschauen und die Hintergründe der Tat zu erfahren. Ich war froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, als Austauschschüler, dieses Denkmal besuchen zu können. Am 10. Mai 2002 war dann mein letzter Schultag als Senior (Zwölfklässler) an der Paris High School in Paris, Arkansas, da alle 12.-Klässler das Privileg hatten, eineinhalb Wochen früher aus der Schule zu kommen, vorausgesetzt, sie haben die 12. Klasse bestanden. Wir hatten an dem Tag Sportfest und ich fand es sehr ergreifend, sich von allen Schüler, und auch Freunden zu verabschieden, denn ich habe die meisten von ihnen danach nicht mehr sehen können. In der darauf folgenden Woche hatten wir am Donnerstag noch eine Graduationsprobe, bei der wir übten, wie wir uns bei der Graduation zu verhalten hatten, wo wir lang zu laufen hatten und vor allem, wo wir unser Diplom bekommen würden. Ich war so aufgeregt und auf der anderen Seite auch traurig, denn schon bald war mein Austauschjahr vorbei. Am 17. Mai 2002 war es dann soweit, der Tag auf den ich die ganzen 10 Monate gewartet hatte, war gekommen, meine Graduation. Ich konnte es nicht fassen, ich stand dort in meiner blauen Robe, mit meinem kleinen Hütchen auf dem Kopf und ich sollte schon bald mein Diplom bekommen, das schien so unwirklich. Alle waren so aufgeregt und wollten es hinter sich bringen, und dann ging alles so schnell. Wir liefen alle in die Turnhalle, wie den Tag zuvor geplant und dann fing es auch schon an. Nach ein paar Reden bekamen wir endlich unser Diplom. Ich konnte es gar nicht realisieren, denn jetzt hatte ich nur noch knapp eine Woche mit meiner Familie. Ich war so glücklich, dass ich mein Austauschjahr erfolgreich abgeschlossen hatte, und meine Gastfamilie war so stolz auf mich. Ich werde nie vergessen, wie meine Gastmama sich für mich gefreut hat und im gleichen Moment weinen musste, da ich bald wieder meine Heimreise antreten musste. Es war nie ein Thema bei meiner Gastfamilie, wann ich nach Hause fliegen würde, denn sie wollten auch nie darüber reden, sie haben es immer gut verstanden es zu verdrängen. Ich fand das nicht gerade gut, aber es half uns sehr, wenigstens die letzten Tage zusammen zu genießen. Wir hatten an dem letzten Tag vor meiner Abreise noch eine kleine Party, bei der ich mich noch von meinen engeren Freunden verabschieden konnte. Wir hatten ein Beisammensein geplant und so war es dann auch. Der Tag meiner Abreise war wohl der schlimmste Tag in meinem ganzen Austauschjahr, aber das hatte ich auch schon angenommen. Natürlich hatte ich ein Abschiedsgeschenk gekauft für meine Gastfamilie, denn sie waren in den zehn Monaten für mich da und haben mir geholfen, mich in dem neuen Land zu Recht zu finden. Ich wollte mich mit meinem Abschiedsgeschenk für alles bedanken. Ich habe mich bei Ihnen sehr wohl gefühlt. Bevor wir am Abflugstag zu Flughafen fuhren, hatten meine Gasteltern und ich noch ein Gespräch in ihrem Wohnzimmer und dort bedankte ich mich noch einmal für alles, was sie mir in den vergangenen 10 Monaten gegeben hatte an Wärme, Zuneigung, Geduld und Zugehörigkeitsgefühl. Nicht nur, das sie mich in ihrer Familie ohne irgendwelche Bedenken aufgenommen hatte, aber besonders dafür, dass sie mich so behandelt haben, als wäre ich eines von ihren eigenen Kindern, das werde ich nie vergessen. Wir haben an diesem Tag auch sehr viel geweint und ich konnte mir nicht vorstellen, von meiner dortigen Heimat weg zu müssen, da ich es auch gar nicht wollte. Unsere Beziehung war sehr eng geworden, fast schon familiär. Am 29. Mai 2002 hieß es Abschied nehmen, denn meine Eltern und meine Schwester warteten zu Hause in Deutschland auf mich und das Austauschjahr war beendet. Ich habe noch zwei Schuljahre zu absolvieren und jetzt heißt es für mich erst einmal, mich in meiner Heimat einzuleben und meine letzten beiden Schuljahre zu 62 absolvieren. Ich halte weiterhin Kontakt zu meiner Gastfamilie und zu einigen meiner Klassenkameraden in Paris. Ich hoffe und wünsche mir, sie einmal wieder sehen zu können. Ich war und bin sehr, sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, ein Jahr als Austauschschülerin in Amerika verbracht zu haben, denn dieses Jahr hat sehr zu meiner Persönlichkeitsentfaltung beigetragen. Ich habe Freundschaften über die Ländergrenzen hinaus knüpfen können und was auch wichtig für mich ist, dass ich meine englischen Sprachkenntnisse erweitert und vervollkommnet habe. Jacqueline Ein Bericht über meinen USA-Aufenthalt (2001/02 – Organisation EF) Als aller erstes möchte ich sagen: „Es lohnt sich an einem Austauschjahr teil zunehmen!“. Man lernt eine neue Lebensweise, die Geschichte, die Gewohnheiten der Menschen in einem anderen Land kennen und natürlich eine neue Sprache! Außerdem lernt man sich selbstständiger im Leben zu bewegen, wird selbstbewusster und aufgeschlossener. Ich fing erst wenige Tage vor meiner Abreise an, zu überlegen, was ich denn alles für ein ganzes Jahr einpacken sollte. Als ich dann alles beisammen hatte, wunderte ich mich, dass nur ein Koffer voll war. Den haben wir dann mit Mühe und Not Draufsetzen und Drauflehnen zu bekommen. Ich habe schon wochenlang vorher die Tage bis zur Abreise gezählt, konnte es kaum erwarten. Auf der anderen Seite hatte ich auch immer ein komisches Gefühl, die Eltern und das gewohnte Leben zu verlassen. An den letzten paar Tagen hab ich mich mit einer „goodbye-party“ von meinen Freunden und Verwandten verabschiedet. Das alles war aber wie weg und vergessen, als ich in Oklahoma City mit Verspätung als Erste aus dem Flugzeug stieg und meine Gastmutter meinen Namen rief. Ich ließ all mein Handgepäck fallen und hab erst einmal jeden einzelnen umarmt. Ich kannte meine Gastfamilie von einem Foto, das ich per Internet von meiner Regionalbetreuerin zugeschickt bekommen habe und ein paar unverständlichen Telefonaten. Ich habe also bei den Bullers in Oklahoma gelebt, wo es relativ kalte Winter und heiße Sommer gibt. Am Anfang sah ich nur Felder ringsum, doch die ländliche Gegend gefiel mit immer mehr. Meine Gasteltern, zwei Gastbrüder und eine Gastschwester und der ganze Rest der großen Familie haben es mir leicht gemacht mich einzuleben und mich schon nach einiger Zeit wie ein richtiges Familienmitglied zu fühlen. Ich hatte immer so viel zu tun, dass ich gar keine Zeit hatte, jemanden aus Deutschland zu vermissen. Die Zeit verging wie im Fluge: Schule, Sport, Feiertage, Familienfeiern, cruisen, shoppen, Rodeos, Konzerte und Vieles mehr ... Auch Weihnachten war ein ganz besonderes Erlebnis für mich. Da meine Großmutter 4 Töchter und Söhne und auch 5 Geschwistern hatte, haben wir durch die riesig große Familie mindestens 7mal Weihnachten gefeiert. Wir haben sehr viel gegessen, Spiele gemacht und sehr viel herumgeplaudert. Wenige Tage bevor die Schule anfing, hat mir mein damals zukünftiger Direktor geholfen, meinen ganz eigenen Stundenplan zusammenzustellen. Die Schule hat mir sehr viel Freude bereitet. Sehr überrascht war ich vom Lehrer-Schüler Verhältnis. Die Lehrer waren immer für uns Schüler da und auch bei allen Freizeitveranstaltungen dabei. In der Schule ist immer was los. Ich war zum Beispiel im Showchoir, im Softball-, Basketball-, und Trackteam. Man sollte sich auf jeden Fall sportlich betätigen, denn macht man Sport in Amerika ist man bekannt. Außerdem macht Sport im Team sowieso sehr viel mehr Spaß und man findet schnell Freunde und kommt viel rum. So haben wir zum Beispiel bei den statefinals in Oklahoma City im Basketball mitgespielt und sind dritter geworden. Sogar einige Schüler, Eltern, Verwandte und Lehrer sind hinterher gereist um das Schulteam anzufeuern. 63 Schoolspirit wird eben ganz groß geschrieben. Ganz besondere events waren unter anderem auch Football- und Basketballhomecomming, der Christmasball und natürlich am Schuljahresende die Prom. Das tagelange shopping mit meinen Freundinnen um auch ja das richtige Kleid zu finden war echt toll. Dieses Jahr ist ein so wertvolles Erlebnis! Ihr solltet alles Mögliche mitmachen und Erfahrungen sammeln. Die Freunde und Eindrücke kann Euch keiner nehmen und man wird diese auch nicht schnell vergessen. Zu meinem Aufenthalt muss ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin, wie alles abgelaufen ist. Es gab gute wie auch schlechte Zeiten, aber letztendlich zählt nur die Erfahrung. Pauline Abschlussbericht über meinen Aufenthalt in den USA (2001/02 – GIVE) In meinem folgenden Bericht, werde ich versuchen auf meine gesammelten Erkenntnisse, Erlebnisse, sowie auf meine Zukunftspläne einzugehen und zu beschreiben. Zuerst möchte ich Ihnen meine Vorfreude auf die lange Reise in die USA schildern. Ich empfand es als sehr aufregend, das erste Mal meine Sachen zu packen, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, was mich erwarten würde. Trotz dieser Ungewissheit und Anspannung, freute ich mich sehr auf die Reise. Am meisten freute ich mich, die amerikanische Lebensweise, die Menschen, die High School und das typische amerikanische Essen kennen zu lernen. 24. August 2001, der Tag meines Abflugs war gekommen. Der Flug war okay. Die Ankunft war etwas ganz besonderes, ich sah das erste mal meine Gasteltern. Wir begrüßten uns, machten uns bekannt, aber alles lief sehr freundlich und offen ab. Das machte mir Mut. Meine Gasteltern welche in New York lebten, waren, wie ich dachte, sehr nette Menschen. Sie zeigten mir New York, gingen mit mir zu den US Open, gingen mit mir Essen, machten mit mir Hausaufgaben und noch einige andere schöne Dinge. Auch die Schule machte mir keine Probleme. Ich fand schnell Freunde, auch dadurch begründet, weil Austauschschüler immer für die Amerikaner etwas Besonderes sind. Der 1. Monat war wirklich schön, ich hatte kein Heimweh und fühlte mich wohl. Doch dann begann eine sehr schwere und harte Zeit für mich. Meine Gasteltern waren sehr streng zu mir, ich durfte nicht telefonieren, mich nur unter Kontrolle mit Freunden treffen, den Computer selten benutzen und einfach nichts alleine unternehmen. Ich fühlte mich wie in einem goldenen Käfig. Dennoch die größten Probleme machte mir leider meine Gastmutter. Ich hatte Gefühl sie mochte mich nicht und dass sie mir nicht vertraute. Warum sie sich so merkwürdig verhielt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall fühlte ich mich immer anders, aber nie wirklich akzeptiert. Sie versuchten mich zu erziehen, obwohl ich mich sehr bemühte, sie nicht zu enttäuschen und das Vertrauen in mich wachsen zu lassen. Aber anstatt das sich de Situation besserte, wurde es immer schlimmer. Ein Beispiel möchte ich an dieser Stelle erzählen. Da ich nicht nach Deutschland telefonieren durfte, bzw. sehr selten, vertiefte ich meine Freundschaft mit einem von Pat´s Schülern (er ist Lehrer), sein Name war Lou. Er war mein bester Freund und fast wie ein Bruder für mich. Mit ihm durfte ich ab und zu telefonieren. Ich hatte eine halbe Stunde, länger durfte ich nicht telefonieren. An diesem Tag, telefonierte ich mit ihm und ständig fühlte ich mich belauscht. Ich telefonierte 33min. Daraufhin kam meine Gastmutter und war so böse auf mich so dass sie mich als Strafe, zur Schule laufen ließ. Der Weg war ungefähr 2 Kilometer lang. Ich war sehr traurig darüber. Mein Gastvater war an diesem Wochenende verreist und wusste von all dem nichts. Zwischen mir und meiner Gastmutter kam es immer wieder zum Streit. Ich weinte viel. Es war so schlimm. 64 Als ich von der Schule wiederkam, sagte mir meine Gastmutter aus heiterem Himmel, dass sie mich in ihrem Haus nicht mehr haben möchte und dass sie mir nicht vertrauen würde. Sie schmiss mich raus. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hatte niemanden zu dem ich hätte gehen können, aber sie bestand darauf, dass ich noch am gleichen Tag das Haus verlasse. Also packte ich meine Sachen und musste zu meinem Verantwortlichen Area Rep. gehen. Das war der schlimmste Tag in den USA für mich. Als mein Gastvater davon erfuhr, war er sehr traurig, aber es war zu spät, ich wollte nicht mehr zurück. Das Problem war nur, dass sich keine neue Gastfamilie so schnell finden lies. Also blieb ich bei Donna und Lenny, die auch sehr lieb zu mir waren. Doch für mich war alles nicht mehr so, wie es zum Anfang war. Ich litt mittlerweile darunter, dass ich auf Grund der neuen Situation meiner Freunde aus den Augen verlor, weil sie einfach nur zu weit weg wohnten, ich musste die Schule wechseln und fand keine so richtigen Freunde mehr. Es wurde immer schlimmer für mich, obwohl alle sehr nett zu mir waren. Ich kam aus meinem Tief nicht mehr raus und beschloss das Programm schon nach 6 Monaten abzubrechen. Als ich diese Entscheidung fällte, war ich bereits 2 Monate bei meinem Area Rep., also insgesamt schon 5 Monate in den USA. Donna und Lenny hatten auch einen Gastschüler aus Deutschland, er hieß Nils, er war schon ziemlich lustig, also sehr nett. Was aber auch vorschrieb, dass ich nicht dort bleiben durfte, weil 2 deutsche Austauschschüler nicht in einem Haus leben durften. Aber ich hatte Glück. Ein Nachbarpärchen war bereit mich aufzunehmen, wenn ihre Austauschschülerin Marina, (mit der ich mich sehr gut verstand) nach einem halben Jahr wieder nach Deutschland zurück kehren würde. Sie hatte nämlich von vornherein nur ein Semester als Austauschschülerin geplant. Ihre Gasteltern waren ebenfalls sehr nett und auch sie waren über meinen Entschluss, vorzeitig zu gehen sehr traurig, aber sie verstanden es. Weihnachten kam und ich muss sagen, dass war wirklich eine schöne Zeit. Den Weihnachtsbaum schmücken, Geschenke einkaufen gehen und überhaupt war das mit die schönste Zeit für mich. Wir fuhren sogar nochmals nach New York, trotz des Anschlages vom 11. September. Zu diesem Tag noch einmal ein paar Sätze. Ich war erst einen halben Monat dort da passierte es. Es war ein furchtbarer Tag. In meiner Schule war alles außer Rand und Band, viele weinten, brachen zusammen oder waren einfach nur still. Auch ich war sehr traurig, am nächsten Tag konnte man vor unserem Haus den Rauch riechen es waren schwere Tage für alle. Aber zurück zu Weihnachten. New York ist eine wunderschöne Stadt, besonders zur Weihnachtszeit. Ich werde diese Bilder nie vergessen z.B. den großen Weihnachtsbaum am Rockefellercenter oder den Central Park. Dann kam die Bescherung am 25.12.2001. Alle schenkten und freuten sich, wenn der andere sich über sein Geschenk freute. Obwohl es ein komisches Gefühl war, am frühen morgen Geschenke auszupacken. Dennoch es war ein schöner Morgen. Aber nun raste die Zeit davon. Der Abschied von Lou, TJ, Justin, Brie und Beth und meinen Area Rep. praktisch meine zweite Gastfamilie fiel mir schwer, aber ich bin froh und war froh wieder zu Hause zu sein. Alles in allem war mein Aufenthalt eine wirkliche Bereicherung für mein Leben, trotz der Strapazen und Anspannungen. Ich bin stärker und selbstbewusster geworden und habe gelernt, mit mir selbst richtig umzugehen und nicht das zu tun, was andere wollen oder erwarten. Mein Tipp für andere zukünftige Schüler: Du musst dich anpassen und in der Lage sein Kritik einzustecken, außerdem musst du versuchen Deutschland zu „vergessen“, damit du dort leben kannst. Lass dich dennoch niemals unterdrücken und schlucke nicht alles, sondern genieße die Zeit, die du hast. Romy 65 Slowakei Môj rok na Slovensku (2012/13 – YFU) (Teilstipendium der Sparkasse MOL) Ein Jahr in der Slowakei. Als dies meine Freunde hörten, bekam ich nur eine Frage: „Warum Slowakei?“ Hmm ganz einfach! Für mich ging es nicht darum in ein bestimmtes Land zu fahren, sondern einfach nur irgendwohin. Also nahm ich mir eine Europakarte und tippte auf die Slowakei. Mitte August startete für mich die Reise ins Ungewisse. Nach einer 10stündigen Zugfahrt bin ich mit anderen Austauschschülern aus Deutschland und Estland in Bratislava angekommen, wo wir unser 10tägiges Ankunftsseminar hatten und uns elementare Sprachgrundkenntnisse aneigneten, denn keiner von uns konnte auch nur ein Wort slowakisch sprechen. Nach 10 Tagen ging es dann für uns zu unseren Gastfamilien, für mich nach Prešov, der drittgrößten Stadt der Slowakei im Osten des Landes. Ich lebte dort in einem Haus mit meinen zwei Gastgeschwistern, Gasteltern sowie Gastgroßeltern. Für mich war dies eine große Umstellung, da ich noch nie zuvor mit so einer Großfamilie unter einem Dach gelebt hatte. Zur Schule ging ich mit einer meiner Gastschwestern auf ein evangelisches Gymnasium in meiner Stadt. Der erste Schultag war ein Gottesdienst in der Kirche. Auch weiterhin mussten wir jeden Mittwochmorgen zur Kirche gehen, da dies fest im Stundenplan verankert war. Allgemein gab es einen riesigen Unterschied zur Schule hier in Deutschland. Die Klassen waren viel kleiner und familiärer und auch die Lehrer-Schüler-Beziehungen waren so angenehm, dass man sehr gerne zur Schule gegangen ist. Das Ungewöhnlichste war, dass in den Pausen immer Musik aus den Lautsprechern kam und dass man sich immer kostenlose Suppe in der Kantine holen konnte. In meiner Freizeit bin ich je zweimal die Woche zu einer Zeichenschule sowie zu einer Schauspielschule gegangen. Mit der Schauspielschule sind wir sogar das zweitbeste alternative Jugendtheater in der Slowakei in dem Jahr geworden. Ansonsten hatte ich mich immer an Wochenenden mit Freunden in der Stadt in Bars und Cafés getroffen, in denen ich auch die meisten meiner Freunde kennenlernte. Die zuerst nicht vorhandenen Sprachkenntnis war natürlich ein Problem für mich. Slowakisch ist keine leichte Sprache und so brauchte ich auch meine Zeit um diese zu erlernen. In der Anfangszeit hatte ich fast ausschließlich auf Englisch kommuniziert. Da ich aber ein relativ offener Mensch bin, hatte ich jeden Tag etwas Neues hinzugelernt und so kommunizierte ich ab Januar schon fast ausschließlich auf slowakisch. Von meiner Organisation wurde ich ausgezeichnet betreut. Es gab eine Vorbereitungstagung, immer wieder während des Auslandsaufenthaltes gab es Treffen und auch nach meinem Auslandsjahr werden wir noch weiter unterstützt, um uns bei dem nicht ganz so leichten Einstieg wieder zurück in Deutschland zu begleiten. Ich empfehle wirklich jedem ein Auslandsjahr zu absolvieren, da man das ganze Leben danach aus einer anderen Perspektive sieht. Vielen Dank an den Landkreis und die Sparkasse Märkisch-Oderland, da sie mich bei der Verwirklichung dieser Reise unterstützt hatten. Alex 66 Dänemark Erfahrungsbericht Dänemark (2012/13 – Organisation YFU) Mein Abenteuer begann im letzten Jahr. Die Aufregung, wie ich von meiner Gastfamilie aufgenommen werden würde, war riesengroß. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mit anderen Austauschschülern Entspannungsübungen gemacht habe, um kurz danach vor allen dänischen Familien meinen Namen, mein Alter und meine Herkunft auf Dänisch kund zu geben. Meine Gastfamilie hatte bereits einen Austauschschüler vor mir beherbergt und dieser war in den ersten zwei Wochen auch noch da. Genau wie er habe ich immer noch Kontakt mit meiner Gastfamilie und wir haben uns versprochen uns auch nach dem Austauschjahr zu besuchen. Für Hanne und Bent, das sind meine Gasteltern, ist es eine große Aufgabe Gasteltern zu sein. Es ging für sie nie darum nur Herberge für mich zu sein. Ich habe meine dänische Verwandtschaft kennengelernt, habe viel von Dänemark gesehen und geschmeckt. Da meine älteren Gastgeschwister bereits ausgezogen sind, war ich sozusagen ein Jahr lang Einzelkind. In Deutschland hatte ich mindestens noch zwei kleine Schwestern um mich. Ich habe beide Situationen zu schätzen gelernt. Doch ich denke, meine Geschwister sind mir dann doch wichtiger als meine Privatsphäre, die von Geschwistern ja bekanntlich immer gestört wird. Im Vergleich zu Deutschland ist vor allem die Schule ein großer Unterschied. Am Anfang war es schwer mit all der Selbstverantwortung klar zu kommen. Mir wurde und wird viel unter die Arme gegriffen, doch so etwas wie Vokabeltests oder klare Daten für Arbeiten gibt es nicht. In Dänemark ist es so, dass du so viel Zeit, wie du selber möchtest, in deine Hausaufgaben investieren kannst. Manche investieren auch gar keine. Allerdings regen sie sich dann auch nicht über ihre Noten auf. Manche der Hausaufgaben werden abgegeben und benotet und am Ende des Jahres werden große Arbeiten geschrieben, ansonsten sind alle Noten mündlich. Jeder Lehrer muss mindestens einmal im Jahr persönlich mit jedem seiner Schüler über seine Leistungen reden. Und die Frage, die mich am Meisten überrascht hatte, war die meines Geschichtslehrers, der fragte, wie er mich unterstützen könne. Diese Frage hatte ich an meiner alten Schule nie gehört und ich hatte den Beruf des Lehrers auch nie in so einem Zusammenhang verstanden. Seine Lehrer duzt man übrigens und da die Initialen meines Englischlehrers D.J. sind, wird er von der ganzen Klasse, wir sind ja eine Musikklasse, schlicht weg DJ. Für Deutsche ist es eigentlich recht leicht die dänische Sprache zu lernen, da sie sowohl dem Deutschen als auch Englischen sehr ähnlich ist. Mein Englisch war Anfang des Jahres allerdings so schlecht, so dass ich mich bereits nach zwei Wochen auf Dänisch und mit Händen und Füßen unterhalten habe. Mein Tipp an alle Austauschschüler, die nach Dänemark gehen: Nehmt die deutschen Worte und nuschelt - denkt bloß nicht zu kompliziert. Ich habe auch einen Kurs besucht, doch da dort viele Asiaten waren und die es viel schwerer mit dem Sprachenlernen hatten, habe ich den Kurs aufgegeben und habe mir lieber ein paar gute Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Zum Beispiel die Harry Potter Bände waren sehr leicht zu lesen, da ich sie mehrmals auf Deutsch gelesen hatte. Es ist ja auch viel leichter Freunde zu finden, wenn man in der Sprache des Landes spricht, in dem man sich befindet. Es ist auch total egal, wenn man am Anfang Fehler macht und ab und zu ein mitleidiges Lächeln erntet. In meinem Austauschland waren die meisten Leute auch eher angetan davon, dass ich es probiert habe, denn die Dänen halten sich selber für keine sehr wichtige Nation im internationalen Kontext und dass jemand freiwillig ihre Sprache lernte finden sie schon ziemlich nett. Allerdings haben sie dennoch einen unglaublichen Nationalstolz und hissen zu allen möglichen (und unmöglichen) Begebenheiten ihre Dannebrog (das ist übrigens die älteste Fahne der Welt, genauso wie das dänische Königshaus das älteste der Welt ist). Es gibt zum Beispiel zum Hissen der Fahne ganz bestimmte Regeln. Die Fahne darf nie den Boden berühren, nie unter anderen Fahnen hängen (auch nicht der europäischen) und muss vor Sonnenuntergang wieder runtergenommen werden. Die Fahne hängt auch manchmal auf Halbmast (zum Beispiel wenn man sich an den Tag erinnert, an dem die Deutschen Dänemark besetzt hatten oder jemand 67 gestorben ist). Zu Weihnachten war der ganze Baum mit dieser kleinen Fahne geschmückt und auch an allen Geburtstagsfesten traf man sie an. Meine Organisation, YFU, hat mir drei Kontaktpersonen zur Verfügung gestellt. Davon war eine meine Juniorkontaktperson. Ich hatte jedoch nicht viel Kontakt zu ihr, da sie einen ganz anderen Charakter hatte als ich. Meine Seniorkontaktpersonen haben sich die ganze Zeit über sehr gewundert, dass ich mich nur ab und zu meldete, um zu sagen, dass es mir gut ginge. Aber was sollte ich auch sonst machen, ich hatte keine nennenswerten Probleme. Es wurden auch mehrer Treffen angeboten, die teilweise nur meine Region und teilweise alle Austauschschüler in Dänemark betrafen. Einige davon waren auch Pflicht. Für mich war es besonders am Anfang hilfreich, doch mit der Zeit recht irritierend, da ich ja keine Probleme hatte und dann zu „Problemwochenenden“ musste. Ich hatte/habe glücklicherweise gute Freunde unter den Austauschschülern und habe mich blendend amüsiert. Zudem haben mir die Gesprächsgruppen noch mal aufgezeigt, wie glücklich ich war, dass ich wirklich keines dieser teilweise schwerwiegenden Probleme hatte. Ich hatte ein tolles Jahr und als es sich dem Ende zuneigte, konnte ich nicht glauben, dass ich wirklich zurück nach Deutschland musste, meine tollen Freunde, meine liebe Gastfamilie und meine super Schule hinter mir lassen sollte und irgendwie zurück auf Start gehen sollte. Seltsamer weise wäre mein Austauschjahr in Deutschland auch nicht anerkennt worden, obwohl ich es bestanden habe. Ich hatte und habe auch noch das Gefühl, dass ich hier noch nicht fertig bin, ich glaube das Abenteuer geht noch weiter. Ohne die finanzielle Unterstützung, die mir zu teil wurde, hätte ich all diese schönen Sachen nicht erleben können und ich bedanke mich von Herzen dafür. Ich wurde geprägt und verändert, habe viel über mich selbst, meine Familie und Gott und die Welt nachgedacht. So viele Denkanstöße wie in meinem Austauschjahr habe ich selten bekommen. Meine Zukunft sieht noch recht verschleiert aus. Ich suche immer noch Arbeit, was sich – wider erwarten - etwas schwierig gestaltet. Vor allem möchte ich gerne mein Abitur bestehen. Danach will ich eigentlich irgendwann einmal studieren, vielleicht werde ich ein Jahr vor meinem Studium aber noch Reisen und noch andere Kulturen kennen lernen. Das würde mich sehr interessieren. Auch mein Studium wird wahrscheinlich in Richtung Sprachen, Kommunikation oder Musik gehen, denn das sind die Sachen, die mich glücklich machen und die mich interessieren. Für jeden Austauschschüler habe ich nur einen guten Rat: Denk immer positiv und sei freundlich zu allen und du wirst es tausendmal zurück bekommen und ein tolles Austauschjahr haben. Rachel Frankreich Einmal leben wie „Gott in Frankreich“ (2008/09 – Organisation AYUSA) Meine Entscheidung, für ein Schuljahr nach Frankreich zu gehen, fiel nachdem ich feststellte, dass die wenigsten Schüler sich für ein europäisches Land und noch weniger für Frankreich entscheiden. Warum auch immer, hatten die meisten wahrscheinlich Angst vor der schwer zu erlernenden Sprache. Heute, drei Wochen nachdem ich wieder zurück gekehrt bin, kann ich allen nur sagen: Auch, wenn einiges nicht perfekt war; das Land ist wunderschön, meine Freunde sind cool, das Essen exzellent und Französisch spreche ich fast akzentfrei, jedenfalls konnte ich selbst Einheimische „täuschen“! Die letzten Monate habe ich immer nur gedacht, dass sie nur nicht so schnell vergehen soll, ich wollte doch noch länger bleiben… aber am Besten, ich beginne am Anfang. 68 Ich bin bei den Vorbereitungen für mein Austauschjahr schon vorinformiert gewesen, da sowohl mein Bruder als auch Freunde bereits im Ausland waren - aber es ist trotzdem bei jedem anders. Durch meinen Veranstalter AYUSA hatte ich verschiedene Infohefte zugesandt bekommen und ein großes Vorbereitungswochenende in Wannsee verbracht. Im Mai schrieben mich meine Gasteltern an und stellten sich vor. Ich reiste Ende August per Flug und TGV über Paris nach Limoges und wurde von meinen Eltern, einem älteren Ehepaar mit Hund (Titou) abgeholt. Leider hatte ich keine Gastgeschwister und lebte etwas außerhalb von Limoges, einer Stadt im Limousin. Meine Gasteltern haben seit über 15 Jahren Schüler aus vorrangig den Niederlanden und Deutschland. Sie waren also gerade zu Beginn geübt im Umgang mit noch Sprachgehemmten und Fremden. Jedes zweite Wochenende verbrachten wir in ihrem Zweithaus in Montondre. Die Eingewöhnung fiel mir leicht, dank meiner Eltern, die mich in den Haushalt und ihr Umfeld schnell integrierten. In Frankreich wird das Familienleben groß geschrieben, das heißt, der Abend und das Wochenende wird in Familie verbracht. Da meine Gasteltern nicht sehr unternehmungslustig und bewegungsarm sind, wurde die Zeit oft lang für mich. Auch ist es nicht höflich, wenn man sich in sein Zimmer mal zurückziehen und allein Musik hören will, so dass ich die meiste Zeit zu Hause mit Hausaufgaben und vor dem Fernseher verbracht habe. Manchmal konnte ich mit dem Hund raus in den Garten. Während der Ferien unternahmen wir einen Tagesausflug nach Nantes und im Frühjahr in die Pyrenäen. Letztlich bin ich ihnen trotzdem dankbar für dieses eine Jahr, habe aber gesehen, dass in anderen Familien durchaus mehr unternommen und damit mehr erlebt wurde. Das große „Plus“ in Frankreich war die Schule, meine Klassenkameraden und neuen Freunde, von denen zwei mich bereits hier in Berlin besucht haben. Mein Lyzeum war wunderschön nostalgisch alt mit modernen Teilbereichen, Teich im Garten, ca. 2000 Schülern. Ich besuchte die „Premiere“ – in Frankreich die 12. Klasse, die mit dem Vorabitur abschließt. In der Zeit belegte ich Geografie, Geschichte, Mathe/Mathewahlpflicht, Sport (Leichtathletik), Französisch, Deutsch, Englisch und Biologie-Chemie-Physik-Kombination. Das Schuljahr schloss ich mit Einsen und Zweien ab. Bis Weihnachten nahmen die Lehrer Rücksicht auf meinen Austauschstatus, danach habe ich alles gesprochen und verstanden. Der Unterricht ging von morgens 8.00 Uhr bis meistens abends 17.00 Uhr mit Freizeit für Hausaufgaben oder Treffen mit Freunden zwischendurch. Mit einem Bus konnte ich zur Schule fahren und war dadurch relativ unabhängig. Manchmal und als Ausnahme konnte ich mit Freunden am Freitag ausgehen – ansonsten wird hier sehr streng darauf geachtet, dass man so viel Zeit wie möglich zu Hause ist. Vielleicht ein Grund, warum viele Franzosen zeitig, wenn sie volljährig sind, selbständig werden und ausziehen. Da ich einen großen Freundeskreis hatte und von Beginn an mit einbezogen wurde, war mein Schulalltag abwechslungs- und kommunikationsreich. Deshalb hatte ich wenig Sprachprobleme. Bereits zu Hause in Deutschland habe ich gerne gekocht und hier vor allem durch meinen Gastvater viel Neues gelernt und ausprobiert. Mein dort angelegtes Kochbuch nutze ich bereits hier wieder und zeige, wie man in Frankreich isst. Zurzeit versuche ich bei einem Schülerhilfeverein als Nachhilfelehrer für Französisch zu arbeiten, um die Sprache öfter zu sprechen und mein Wissen weiterzugeben. Ich wünsche mir und versuche, dass auch andere die Schönheit und Vielfalt dieser Sprache erkennen und lernen. Nach wie vor ist mein Berufswunsch Ärztin zu werden, worauf Frankreich keinen Einfluss hatte. Ich möchte aber so oft wie möglich in den Ferien dorthin reisen und meine Freunde besuchen. Zu guter Letzt möchte ich jedem sagen, dass ich, obwohl nie alles optimal ist, es ein ganz tolles Jahr für mich hatte. Ich musste mehr Selbständigkeit lernen, auch mal zurück stecken, wenn man anderer Meinung ist oder Ungerechtigkeit akzeptieren. Diese Erfahrungen haben mich „wachsen“ lassen, was mich schon von meinen Freunden jetzt hier in Deutschland, unterscheidet. 69 Ich denke, man kann sich mit genügend Toleranz an eine fremde Kultur und Lebensweise, Sprache und Umgebung anpassen, Freunde finden – und Gasteltern sind eben nur zeitweilig und machen auch nur einen Teil des Ganzen aus. Ich danke dem Landkreis an dieser Stelle nochmals für die Unterstützung durch das erhaltene Stipendium und wünsche allen, die nach mir ein Austauschjahr erleben können genauso viel Spaß und Erlebnisse. Josefine England Auslandsjahr in England 2002/2003 Der endgültige Tag kam näher und näher - unaufhaltsam. Trotz aller Freude war der Vorabend dieses Projekts der wohl schlimmste bis dahin gekannte Tag. Von meinen Freunden konnte ich mich noch mit wenigen Tränen verabschieden, doch der Abschied am nächsten Tag war verdammt schwer. Nicht des Abschiedes wegen, sondern wegen der Angst vor dem Ungewissen. Auch wenn die Vorbereitungen genug schienen - unzählige Gespräche mit Freunden und Familie - hat sich vor der Flughafentür alles geändert. Alle Erwartungen wurden zunichte gemacht, da sich dieses komische Gefühl bereits eingeschlichen hatte. Irgendwie bekam man sofort das Gefühl, dass irgendwie doch alles anders wird, als man es sich vorgestellt hat. Am Vorabend, wo ich mich noch intensiv mit dem Kofferpacken beschäftigen musste, haben die letzten Gespräche noch versucht, meinem Gewissen nur positive Gedanken mit auf den Weg zu geben. Neben dem Kampf mit der Waage, schließlich sollte ich es schaffen ein ganzes Zimmer in einen Koffer mit maximal 24 Kilogramm zu packen, fasste ich mit meinen Eltern nochmals alle Gedanken zum Thema "10 Monate Ausland" zusammen. Doch wie schon gesagt, es kam dann doch alles anders als vorher gedacht. Nachdem ich mich dann also meinem Koffer unterwarf, hoffnungslose zehn Kilo Übergewicht alle Wintersachen schon wieder in den Schrank gepackt - rauchte ich meine Zigarette um dann meine letzte Nacht in meinem Bett zu schlafen. Zum Glück war ich so erschöpft von all dem Stress, dass ich einfach durchgeschlafen habe, um am nächsten Morgen von meiner Mami mit einer Tasse Tee geweckt zu werden. Sozusagen als Einstimmung auf die Insel. Und dahin ging es nun. Glücklicherweise hatte die Frau am Flughafenschalter Nachsicht und mich nicht für das Übergewicht der Gepäcksachen bezahlen zu lassen. Da zeigte sich dann wieder, dass Billigflüge nicht nur schlecht sind. Ja, Billigflug, denn ich wollte mich nicht einer Geld schlingenden Organisation unterwürfig machen. Auch wenn es günstige Umstände für mich waren, dass ich Familie im Ausland habe, haben meine Familie und ich von Anfang versucht dieses Auslandsjahr privat zu organisieren - teils aus Protest aber doch hauptsächlich aus Geldgründen. Dies erwies sich zwar nicht immer als einfach, schließlich mussten wir Schule, Aufenthalt und Flug selbst organisieren. Die Behausung war schnell gefunden - meine Tante gab ihr Einverständnis – die Schule war nicht allzu weit entfernt und erklärte sich bereit. Flüge kann man dann am einfachsten bekommen. Doch nach einem Jahr konnte man leicht im Vergleich feststellen, wie viel ich sparte. Ich gab meiner Tante 150 Euro Lebenskosten im Monat, was plus Flugkosten nach wie vor ein gehöriger Unterschied zwischen meinen Ausgaben und denen, die mit einer Organisation unterwegs waren. Alles in allem war dieses Jahr eine riesengroße Erfahrung, die denkbar jedem neue und bis daher ungeahnte Perspektiven geöffnet. Auch wenn ich mich persönlich nicht noch einmal für so lange Zeit von meinen Freunden trennen würde, ist solch ein Auslandsjahr das Beste, was einem Menschen in diesem Alter passieren kann. Solch ein Jahr diente mir zur Wertschätzung von Freunden und dem eigenen Leben. Auch wenn zehn Monate immer länger zu werden 70 scheinen, bleibt es eine zu empfehlende Erfahrungsreise, so schwer sie auch sein mag. Am Ende kommt man nach Hause und merkt schon nach wenigen Monaten nicht mehr, die Zeit, die zwischen all den Freundschaften und Erlebnissen zu Hause liegt. Benny Kanada Ein aufregendes und wundervolles Jahr in Kanada (2005/06 – GIVE) Vom 2. September 2005 bis zum 3. Juli 2006 hatte ich dank eines Stipendiums des Landkreises Märkisch-Oderland die Chance in Kanada bei einer tollen Gastfamilie zu leben, dort zur Schule zu gehen und Land und Leute kennen zu lernen. Ich wohnte in Maple Ridge – einer Stadt mit etwa 80 000 Einwohnern, nahe Vancouver und der US-Amerikanischen Grenze gelegen. Meine Gastfamilie war eine sehr lustige, gemütliche und fürsorgliche Familie, bestehend aus meinen Gasteltern, zwei älteren Gastgeschwistern und einer Austauschschülerin aus Japan. Ich habe mich dort immer wohl gefühlt, selbst wenn es am Anfang komisch war, sich vorzustellen mit wildfremden Menschen für 10 Monate unter einem Dach zu wohnen. Aber ich habe schnell festgestellt, dass alles nur eine Frage der Gewohnheit ist. Wie auch in Deutschland hatte ich das Glück nur 3 Minuten von der Schule entfernt zu wohnen. In der Schule belegte ich Fächer wie Concert Band, Kochen, Buchhaltung, Design, Outdoor Sport und Pflichtfächer wie English, Französisch und Mathe. Die Schulfächer betreffend empfehle ich euch sehr Outdoor Physical Education zu belegen - sofern ihr gerne Ausflüge macht und somit auch öfter mal einen entschuldigten Tag schulfrei haben wollt. Wir haben beispielsweise während der Winterzeit mehrere Ski- und Snowshoeingtrips in die Rocky Mountains unternommen, haben Kanutouren gemacht, sind Beachvolleyball spielen gegangen und vieles andere mehr, was sehr lustig als auch erlebnisreich war zumal man zu Hause diese Möglichkeiten vielleicht nicht immer geboten bekommt. Auch nach der Schule ist es empfehlenswert sich Sportteams oder anderen Aktivitäten anzuschließen, denn dadurch lernt man die meisten Leute/Freunde kennen. Ich selbst machte bei Cross Country und Track & Field mit. Aufgrund der Nähe zu Vancouver und der USA machten meine Freunde oder meine Gastfamilie und ich an Wochenenden und in den Ferien öfter Ausflüge in die Umgebung, wobei man die wunderschöne Landschaft Kanada’s entdecken kann und viel Spaß hat. Organisiert wurde meine Reise von GIVE. Diese Organisation hat mir recht gut gefallen obwohl ich meinen Area Rep (Auslandsverantwortlichen) nie kennen gelernt habe. Das hängt aber wahrscheinlich auch damit zusammen, dass ich nie Probleme hatte, die ich nicht selber in den Griff bekommen habe und es deshalb auch nicht unbedingt notwendig war mich an ihn zu wenden. Schon vor der Reise wurde ein Wochenende organisiert an dem uns Ehemalige von ihrer Reise berichtet haben und in den ersten Tagen in Kanada hatten wir auch noch ein Treffen mit allen Austauschschülern unserer Region. Mein Auslandsjahr in Kanada war ein unvergessliches Erlebnis an das ich mich sehr gerne und oft zurück erinnere, aus dem ich viele Erfahrungen sammeln konnte und das ich auf keinen Fall missen möchte. Ich habe Freundschaften für mein Leben geknüpft und natürlich auch meine englischen Sprachkenntnisse verbessert. Deswegen appelliere ich an all diejenigen, die sich noch nicht vollkommen entschieden haben: Don’t dream it - Do it!!! Da dies nur ein grober Überblick über mein Jahr in Kanada ist, könnt ihr euch bei weiteren Fragen und näheren Informationen auch gerne unter [email protected] an mich wenden. Karin 71 Ein Schuljahr in Kanada (2002/03 – Veranstalter STS) Ich wurde von meiner Organisation STS Sprachreisen GmbH sehr gut betreut. Ich habe mich an meine Gastfamilie gewöhnt, in dem ich mich größtenteils ihrem Rhythmus angepasst habe. Probleme gab es eigentlich nicht, trotzdem sechs Kinder zu Hause gewohnt haben. Die Schule war einzigartig und sehr gut. Ich habe möglichst viele Fächer belegt, die ich auch in Deutschland gehabt hätte. Wenn es die Kurse nicht gab, habe ich etwas Ähnliches belegt. Meine 2.,Fremdsprache wurde ziemlich gut abgedeckt, da französisch zweite Amtssprache in Kanada ist. Das nachhaltigste Erlebnis war wahrscheinlich Weihnachten. Da es am außergewöhnlichsten war. Ich habe alle Feiertage so viel, wie möglich genossen und auch versucht so wenig wie möglich an meine Familie zu denken, denn wenn ich es gemacht habe, habe ich Heimweh bekommen. Ich habe Bafög beantragt und ich habe es erhalten. Ein Austauschjahr ist schon eine sehr große Investition. Ich möchte keine genauen Beträge nennen, aber eines und das wäre das es sich trotz großer finanzieller Aufwände lohnt, zu fahren. Für meine Zukunft sehe ich, dass ich im Ausland studieren werde, wahrscheinlich auch in Kanada, weil ich dort die größten Möglichkeiten sehe, etwas zu erreichen und auch glücklich zu werden. Nähere Informationen unter e-mail: [email protected] Matthias Irland Tagebuch einer Ausreisenden - Irland 2003/04 (Organisation experiment) Vom 29. August 2003 bis zum 4. Juni 2004 werde ich mein trautes Heim im Brandenburgischen verlassen und mein Lager auf einer grünen Insel aufschlagen. Die dreifache Mutter Mrs. Carroll wird mich verwöhntes Einzelkind zehn Monate lang versorgen. In der schier unaussprechlichen Schule Colaiste Mhuire werde ich ein Schuljahr lang fleißig lernen, wie ich es auch in Deutschland immer getan habe. Das hört sich alles ganz problemlos an. Doch wird sich so einiges für mich verändern. Das fängt mit der neuen Familie an, geht über Schuluniform und ganz andere Unterrichtsform und reicht bis zu den mir unbekannten Gepflogenheiten des Otto-Normal Iren. Zu guter letzt sprechen die Leute da drüben kein Deutsch! Nun sprechen sie auch nicht ausschließlich Irisch, was eigentlich Gälisch ist. Diese Sprache hat in Irland ungefähr den Stellenwert wie das Plattdeutschen in Deutschland, nur, dass es mehr gefördert wird. Es gibt zum Beispiel auch das Schulfach Gälisch. Ich denke aber nicht, dass ich es belegen werde. Ich habe sprachtechnisch ein paar Verpflichtungen, die ich für das Abitur einhalten muss. Leider. Denn so was werde ich hier nie wieder haben. Wo wir gerade bei Schule sind. Da drängt sich der Gedanke der Schuluniform auf. Über Vorund Nachteile lässt sich streiten. Die Neugierde schlägt aber nicht nur bei mir Bugwellen. Alle Freunde und Bekannte sind sehr begierig, mich in Schuluniform zu sehen. Ich werde Fotos ohne Ende nach Hause schicken. Bekannt ist Irland beim Bundesdeutschen Biertrinker vor allem für seine Pubs. Diese genießen dort einen weitaus höheren Stellenwert als vergleichbare Etablissements in Deutschland. Kann 72 man den Iren nicht verdenken. Dort findet schließlich alles statt. Von Frühschoppen vorm Kirchengang, über eine Stärkung am Mittag und das Feierabend Guiness bis zu etliche festlichen Anlässen (Ostern und Weihnachten eingeschlossen). An Alkohol wird es mir wohl nicht mangeln. Doch da kommt schon wieder diese Schuluniform daher. Wird man nämlich mit Alkohol und bekleidet mit Uniform erwischt, muss man sich eine neue Schule suchen. Mit Tabakwaren das Selbe. Gewisse Laster kann man sich in gewisser Kleidung also nicht erlauben. Meine Güte! Ich werde mir Mühe geben! Einmal habe ich schon mit ihr telefoniert. Kurz. Ich war sehr aufgeregt und habe so einiges nicht verstanden und wohl auch so einiges falsch gesagt. Meine Gastmutter! Nun hat sie wie gesagt schon drei Kinder, die alle noch zu Hause rumwuseln, und dann holt sie sich auch noch mich ins Haus! Die Frau muss einen guten Riecher gehabt haben. Bin ich doch das liebste Kind, was ohne zu Murren und oft auch ohne Aufforderung den Haushalt in Stand hält. Nur hatte ich noch nie drei weitere Engel mit im Haus. Wovon das eine Engelchen gerade mal anfangen wird zu Laufen. Man wird sehn! Befürchtungen habe ich keine. Aber die Neugier ist immens! So sehe ich nach vorne. Doch was lasse ich zurück? Damit mag ich mich gar nicht beschäftigen, wird es mir doch nur Kummer bringen. Viele Freunde sind traurig. Jeder Abschied, auch wenn er nur für 10 Monate ist, wird durch so was erschwert. Von den Verwandten ganz zu schweigen. Meine Eltern baten mich doch mit ihnen in den Urlaub zu fahren, was mir sonst freigestellt war. Nur, damit sie noch die restliche Zeit mit mir verbringen können. Die Großeltern wollen beständig helfen und würden das am Besten tun, wenn sie nicht so lange Gesichter ziehen würden. Flüchtige Bekannte reagieren anders. Sie wünschen mir viel Glück und bewundern Mut und Leistung, dort hinzufahren. Locker gehen sie damit um. So locker wünsche ich mir auch damit umzugehen. Doch ein wenig viel Herzklopfen habe ich insgeheim schon. 25. August 2003 - Wenigstens keine Schule! Nun sind es gerade mal noch vier Tage, die mir zum Packen und Vorbereitungen treffen bleiben. Alle Verwandte und Freunde möchten auch verabschiedet werden. Das eine Großelternpaar plus Tante, Onkel und Cousin hatte ich schon. Den Großcousin mütterlicherseits hatte ich auch schon gesprochen. Bleiben noch das zweite Paar Großeltern, die anderen Großcousins und -cousinen, dazu noch die passenden Großtanten und -onkel. Das wäre die Familie. Zumindest der Teil, den ich nicht vergessen habe. Dann kommen die Freunde. Da gilt es zu unterscheiden zwischen den Freunden der Eltern, und den Freunden der Tochter, also mir. Meine Jugendfreunde haben eigentlich schon eine Abschiedsfeier genossen, soweit sie da waren. Da müsste man ja sagen, der Rest hat Pech gehabt, aber das möchte ich dann doch nicht. Wenn man gerade im Urlaub war, konnte man ja nichts dafür. (In der Bilder-Rubrik findet ihr ein paar ausgewählte Aufnahmen der erwähnte Feier, für alle, die es verpasst haben.) In die Schule möchte man, beurlaubt und beschäftigt, wie man ist, auch nicht mehr gehen. Was also tun? Gemeinschaftliches Abschiedskaffeekränzchen für die ü23 (über 23-jährigen) und Übrigbleiber? Oder jeden einzeln noch mal anrufen oder treffen um sich zu verabschieden? Letzteres würde einem eine Menge Fresserei ersparen... Nun, ich werde mir etwas Hübsches überlegen. Bis Freitagmorgen habe ich Zeit. Ein kleiner Zwischenstand in Sachen Packen: Der erste Koffer ist voll und wiegt 16,4 kg. Es steht und liegt noch ganz viel Zeug drum herum, was nicht mehr rein gepasst hat. Hoffentlich sind das nur 3,6 kg, sonst muss ich bezahlen am Flughafen. Sieht allerdings schlecht aus, denn die Sachen, die nicht gepasst haben waren Schuhe, Bücher, CD's und etlicher Kleinkram, der nicht Kleidungsstück ist. Muss wohl doch UPS herhalten. 28. August 2003 - Abschied So viel Aufregung hatte ich ehrlich schon lange nicht mehr. Die vielen Abschiede wurden langsam zu viel und die ersten Tränen wurden auch schon vergossen. Für die diversen Abschieds- und Gastgeschenke wurde jeweils noch ein Plätzchen im Koffer frei gemacht. Ich habe gedacht, dass ich diese Nacht nicht schlafen kann, doch jetzt ist es 22:16 Uhr und ich bin ganz schön müde. Das wird die Aufregung sein. Der Aufregung schiebe ich auch meine Erkältung in die Schuhe, die zum schier ungünstigsten Moment kam. Dieser ungehobelte Gast 73 Aufregung war dann wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, dass ich vergessen habe Handtücher einzupacken. Meine Güte! Ich kann nur beten, dass der Aufregung im Laufe der Nacht langweilig wird und sie zu jemanden anders zieht. Bis jetzt sieht es allerdings so aus, als ob sie die Nacht über noch mehr Kraft für den morgigen Tag sammeln will. So ein fieses Miststück!!! Am Besten, man ignoriert sie. Ja genau, das werde ich jetzt machen! Ich ignoriere sie. Das gefällt ihr bestimmt nicht und dann geht sie. Das ist gut, so mach ich das! Liebe Freunde und Verwandte, die ihr dies liest! Macht euch ein hübsches Jahr, ich mach es mir auch. Bis denn! Es ist alles gepackt, was nicht vergessen wurde. Es wurde allen Tschüss gesagt, die nicht vergessen wurden. Es wurden alle Dokumente weggeschickt, die nicht vergessen wurden. Es wurde jede Träne geweint, die nicht vergessen wurde. Und ich werde alles vermissen, vergessen wird nichts. 27. Dezember 2003 – Weihnachten, Fest der Freude und Familie. Familien habe ich jetzt zwei und da ich die deutsche Familie schon so lange nicht mehr gesehen hatte, entschloss ich mich Weihnachten nach Hause zu fahren. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich all das hier dann wieder verlassen soll (da werden bestimmt wieder Tränen fließen aber hier zu sein ist wunderschön. Den größten Part am Gelingen eines Auslandsaufenthaltes hat die Gastfamilie. Danach die Organisation mit der man reist. Schule spielt wohl auch noch eine große Rolle, aber die zu wechseln oder zu Hause zu vergessen ist einfacher als eine Familie zu ignorieren, in der man wohnt. Ich habe in der Zeit jetzt schon Geschichten gehört, in der entweder Familie oder Organisation ein Riesenproblem wurden, wo Mädchen das Programm abgebrochen haben oder Betreuer einfach nicht zu erreichen waren. Die schlimmen Geschichten sind immer die, die weiter erzählt werden. Ich kann (Gott sei Dank) keine solche Geschichte erzählen. Meine Familie ist fantastisch, die Organisation ist da, wenn ich sie brauche. Nun ja, es ist irgendwie immer noch ein Glücksspiel. Meine Erfahrungen sind durchweg positiv. Die ersten Tage im neuen Heim habe ich nicht wirklich begriffen, was da vor sich ging. Ich bin einfach in ein neues Haus gekommen mit einer neuen Familie, alle waren furchtbar nett und haben mich herzlich aufgenommen und alle Aufregung war einfach weg. In den folgenden Monaten hatte ich ab und zu etwas wie einen Geistesblitz, in dem mir aufging, was ich eigentlich in Irland mache. Ich bin weißichnichtwieviel Kilometer entfernt von Zuhause, spreche eine andere Sprache, besuche eine andere Schule, mit Leuten, bei deren Namen ich teilweise noch nicht mal eine Idee habe, wie man sie schreibt, und ich werde hier noch viel länger bleiben Schreib es dick und fett in deinen Kopf und vergesse es nie: „Enjoy your time!“ Man bekommt das nie wieder, es ist großartig! Man überlebt Heimweh, Verwirrung oder Sprachschwierigkeiten binnen kürzester Zeit. 10. Juni 2004 - A Toast To Hulda Liebe (Gast)Mutter und Freundin, du warst mir so gut und nah wie eine echte Mutter. Ich weine dir nach und kann gar nicht fassen, dass ich dich einfach so verlassen konnte. Die Zeit mit dir, deinen Kindern und deiner Familie war ein wunderschöne und unvergessliche Zeit. Ich hoffe dich und meine kleinen Schwestern bald wieder sehen zu können und wünsche dir alles erdenklich Gute und Liebe auf deinem weiteren Weg. Und nun erheben wir unsere mit Murphy's gefüllten Gläser zum Munde und widmen diesen Moment der großartigsten Frau mit der ich mir in dem hinter mir liegenden Jahr Heim und Leben geteilt habe. Fad saol chugat! 11. Juni 2004 – Reflektion Nun, da ich wieder zu Hause bin, ist es an der Zeit die hinter mir liegende Zeit zu resümieren und auszuwerten. Ich bin nun endgültig zurück von einem 10-monatigen Aufenthalt in Irland. Ich habe viele neue Freunde gefunden (Standartantwort) und gerade in meiner Gastfamilie ein neues Zuhause entdeckt. Ich habe neue Sitten und Gebräuche kennen gelernt (Standartantwort), ein neues Schulsystem für mich erkundet und eine Fremdsprache zu einer weniger fremden Sprache 74 gemacht. Ich habe viel gelernt und mich in vieler Hinsicht geändert (so was von Standartantwort!). Ich könnte anfangen liebenswürdige kleine Geschichten zu erzählen, um meinen Aufenthalt ein wenig bildlicher zu gestalten und von den Standartantworten wegzukommen. Die Familie, in die ich so hineingepurzelt* bin, stellte sich als weniger Irisch aber dafür umso großherziger heraus. Wie der Familienname Baumann schon verraten lässt, sind die Ursprünge nicht vollkommen Irisch. Mein Gastopa kommt ursprünglich aus der Schweiz. Er ist Chefkoch und heiratete eine Irische Dame, die eine sehr talentierte Bäckerin und Köchin ist. Ihr Ältester ist auch ursprünglich gelernter Koch, der Zweitälteste handelt mit Indischen Möbeln und hat eine Französische Frau geheiratet, was noch mehr Geschmacksrichtungen reinbringt. Der Jüngste ist bei einem Deutschsprachigen Weinhändler angestellt und ist jetzt erst seit 4 Monaten verheiratet. Alle 5 Kinder mögen Essen, wissen es zu schätzen und zu zubereiten. Eine Gasttante wohnt in Texas und sendet recht oft Päckchen nach Irland, auch mit Essen. Und nun kam ich als Deutsche noch dazu und hatte Eltern im Heimatland, die fleißig Nudeln, Vanillezucker, Puddingpulver, Salami, Wein und Käsefondue sendeten. Es gab also von Couscoussalat, über so was von professionellen Steaks bis zu Irish Stew alles und oft mit einem guten Glas Wein. * Wenn man so lange Englisch spricht, entdeckt man Wörter im Deutschen, die einem vorher nie so bewusst waren. Purzeln ist so ein Wort, wo ich in meinem englisch-sprachigen Gehirn denke, meine Güte, dass klingt ja lustig. Ein anderes Wort ist Löffel. Da bin ich lange nicht darüber hinweg gekommen. Das macht das Leben natürlich sehr viel einfacher und schöner. Trotz diesen Einflüssen habe ich mich in bestimmte Irische Lebensmittel verliebt. Da wäre die Angewohnheit dauernd Tee zu trinken, das Buttermilch- und Vollkornbrot, Cracker mit gesalzener Butter, Wheatabix und Penguin Schokoladenriegel. Nun könnte man argumentieren, dass Essen bei weitem nicht das Wichtigste ist und die Schule und meine Erfahrungen dort weitaus wichtiger sind. Da würde ich dann zurück argumentieren, dass mir auch in der Schule nichtgekannte Essgewohnheiten auffielen. Jeder kennt doch hier in Deutschland solche Dinge wie Chio Chips oder wie sie auch heißen. In Irland heißen diese Tayto oder Walkers, werden in ich glaube 125g Päckchen verkauft und in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeliefert. Am exotischsten ist immer noch Salz & Essig, woran man sich aber, glaubt mir, gewöhnen kann. Nun also nehmen man sich die durchschnittliche Schulstulle, die aus ungetoastetem Toastbrot, Butter und Käse oder Kochschinken zusammen gesetzt ist, esse den Käse oder Schinken raus und packe stattdessen die Halbe Tüte Chips pro halbe Stulle rein. Man kann die Chips natürlich auch so essen. Oder Popcorn. Süßes Popcorn gibt es nicht, dafür aber salziges oder mit Käsegeschmack. Ich muss gestehen, dass ist viel besser als das süße Zeug. Nun könnte man argumentieren, dass ich nur Essen im Kopf hätte und es doch so viel mehr zu erzählen geben müsste als Essen. Da würde ich dann zurück argumentieren das er ja selber nach Irland gehen soll um das rauszufinden, was ihn interessiert oder mit einfach ordentlich Fragen stellen. Aber nun gut, ich versuche mein Bestes. Unvorteilhafter Weise besteht Schule hier wie dort auch nicht nur aus Mittagspausen. Man trägt Schuluniformen, geht ab und an vielleicht auch mal ins Theater, schreibt zweimal im Jahr große Examen in jedem Fach und macht alle diese Sachen, die man auch hier macht. Natürlich ist Schule anders, katholisch und auf Englisch, aber es ist immer noch dasselbe Prinzip. Viele Leute haben mich gefragt, was ich denn immer so nach der Schule mache. Und ich antwortete immer: Nicht viel. Nicht das mir langweilig war. Ich bin die große Schwester für drei kleine blonde Hausgeister und die halten einem mit links beschäftigt. Dann gab es Hausaufgaben, einkaufen gehen und auch mal einfach nur den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher hängen. Alles wie zu Hause. Und an den Wochenenden konnte man mit Freunden in die Stadt fahren, mit der Familie Ausflüge unternehmen oder Filme drehen. 75 Tja, was kann ich noch sagen. Vielleicht dass, als ich diese ganz normale Welt verlassen habe alles ganz besonders wurde. Viele tausend Tränen rollten auf beiden Seiten und rollen immer noch. Das war der letzte unhinderlich Beweis gewesen, dass das Jahr ein Erfolg auf der ganzen Linie war und ich Freunde fürs Leben gefunden habe. 10. August 2004 - Zum Glück gibt es Marianne Ihr habt so ein Schwein! Es tut mir Leid, dass ich mich hier so vulgär ausdrücken muss, aber so ist es nun mal. Erstens habt ihr Schwein, dass die Telekom (Gott habe sie gnädig) es nach drei Wochen geschafft hat den Gewitterschaden zu beseitigen und ich wieder meine geliebte ISDNLeitung zurück habe. Des Weiteren, lieber Leser, hast du außerordentliches Schwein, dass es Marianne gibt. Marianne schrieb mir aufgrund dieser Seite und stellte Fragen. Das kommt natürlich auch jedem anderen Leser zu Gute, da er/sie jetzt auch noch mehr erfährt. Zurück zu Marianne und ihrer Vorgeschichte: Sie wird demnächst auch die Colaiste Mhuire besuchen und in Carrigaline wohnen. Hier also ihre Fragen und meine Antworten. Welche Sachen für die Schule wie z.B. Blöcke, Hausaufgabenheft oder Federtasche kann ich aus Deutschland mitnehmen und was sollte ich lieber in Irland kaufen? Hausaufgabenheft gibt es direkt von der Schule zu kaufen, Federtasche mit Stiften und allem kannst du mitnehmen, gibt es dort aber natürlich alles zu kaufen. Am meisten wird mit Kugelschreiber geschrieben. Hefter und damit Blöcke werden nur in Ausnahmefällen benutzt. Allgemein im Gebrauch sind die kleinen A5 Hefte, oder Hardcoverbücher. Da hat jeder Lehrer seine Vorlieben, die er dir dann mitteilen wird. Aber auch das gibt es da natürlich alles im Zeitungsladen oder Supermarkt zu kaufen. Wenn du noch Platz hast, kannst du ja zwei oder drei solcher Hardcoverdinger mitnehmen, da dort alles teurer ist, musst aber nicht. Mit der Schuluniform das Gleiche. Was sollte ich da mitnehmen? Die Schuluniform gibt es dort im Schuluniformladen Little Rascals zu kaufen, das wird man dir aber sicherlich noch zeigen. Du solltest dir für die Uniform mit Hemd, Pullover, Rock, Strumpfhosen, Socken, Hosen und Schlips 200 Euro zurücklegen. Du kannst auch nur Rock oder Hose nehmen, musst nur wissen, dass es im Sommer doch hübsch warm und im Winter schweinekalt ist. Die Materialien sind alle nicht sehr angenehm zu tragen aber darauf kommt es ja nicht an. Außerdem hab ich in den Schulregeln gelesen, dass man kein Make-up benutzen darf. Wie streng wird das gesehen, darf man sich noch nicht einmal einen Pickel abdecken? So streng wird das mit dem Make-up nicht genommen. Gerade bei den Älteren nicht. Manche Lehrer nehmen es etwas genauer, andere nicht. Wegen Lidschatten und Abdeckstift wird dich da keiner anscheißen. Hast du eigentlich das Jahr in der Schule in Deutschland übersprungen? Ja, ich habe das Jahr übersprungen und fange schon an zu rudern, wie ich vieles nacharbeiten soll. Aber so schlimm ist es dann doch nicht. Hört sich im ersten Moment nur so an. Das hängt auch sehr stark von der Schule ab. 19. August 2004 - Die praktischen Fragen des Lebens Hier noch ein paar weitere Fragen von Marianne und meine Antworten dazu. Viel Spaß beim schmökern! Weißt du zufällig wann die Schule in Irland wieder anfängt? Die Schule fängt in Irland erst Ende August wieder an. Glaube ich zumindest. Am besten mal im Internat nachforschen. Werden alle Austauschschüler in das 4.Jahr eingestuft? Die Austauschschüler bekommen im Normalfall in den ersten ein bis zwei Wochen die Möglichkeit zu kucken, was besser geht, um sich dann erst endgültig zu entscheiden. 76 Welche Farben haben denn das Hemd, die Krawatte und die Strumpfhosen/Socken? Das Hemd war außerdem auf manchen Bildern weiß und auf anderen so mit blauen Streifen. So eins mit blau hab ich zufällig bei H&M gesehen und gleich gekauft. Mit der Hoffnung, dass es passt. Kann man eigentlich irgendwas von der Schuluniform hier kaufen oder fällt das zu doll auf? Das Hemd ist weiß mit grauen und blauen Streifen, das H&M Hemd geht also leider nicht. Die Krawatte ist blau, so wie der Pullover. Der Rock, die Hose und die Kniestrümpfe sind allesamt grau, die Strumpfhosen wahlweise schwarz oder hautfarben. Die Strumpfhosen wären so ziemlich das Einzigste, was du hier kaufen könntest. Leider. Musstest du dir die Schulbücher kaufen? Haben diese Schreibbücher A4 oder A5 Format, liniert oder kariert? Die Schulbücher bekommst du alle von der Schule. Ich habe mir ein paar gekauft, um sie mit nach Hause nehmen zu dürfen. Die Hefte haben A5 Format und sind liniert, sogar für den Matheunterricht. In welchen Fächern musst du denn jetzt so viel nacharbeiten? Am meisten muss ich in Französisch und Informatik nacharbeiten. In Mathe nur Einiges. Die Differentialrechnung wurde behandelt, nur eben, wie sollte es anders sein, mit einem anderem Lösungsweg. Gibt’s an der Schule Internet? Es gibt Internet an der Schule, an das man sich leider nicht so sehr verlassen kann. Du kannst allerdings auch die Bibliothek in Carrigaline benutzen. Man bezahlt 2,50 Euro im Jahr oder so und kann dann (fast) uneingeschränkt das Internet benutzen. Ich fliege mit Experiment e.V. Womit bist du geflogen? Experiment e.V.! Sie mal einer an! Mit denen bin ich auch geflogen. Wenn du dein Jahr maximal auskosten willst, solltest du Bobby, der Frau vor Ort, nicht so viel erzählen. Zumindest wenn es darum geht mal bei einer Freundin zu schlafen, Ohne Gasteltern irgendwo hinzufahren oder nach 9 Uhr noch in ein Pub zu gehen. Ansonsten ist sie eigentlich ganz nett. Weißt du wie teuer die Fahrt mit den Schulbus ist? (Carrigaline-Crosshaven) Und ob man die Strecke auch mit dem Fahrrad fahren könnte, bzw. ist es überhaupt üblich in Irland mit dem Fahrrad zu fahren oder geht das wegen dem Regen gar nicht?? Mit dem öffentlichen Linienbus kostet eine Fahrt 1,40 €, ein Wochenticket 10,50 € und ein Schülermonatsticket für Cork und Umgebung 50,00 €. Es gibt auch einen Schulbus, was es da kostet weiß ich allerdings nicht. Es soll jedoch bei weitem billiger sein. Du könntest die Strecke auch mit dem Fahrrad fahren, wenn du Wert darauf legst jeden Morgen eine Stunde Schulweg zu haben und dich zum Deppen abgestempelt zu werden. Fahrrad ist eigentlich weniger üblich. Zu Freizeitzwecken ja, aber nicht so sehr im täglichen Gebrauch. Wahrscheinlich wirklich wegen dem Regen. Wäre zumindest plausibel. Wie sieht’s überhaupt mit dem Sport an der Schule aus? Laut Prospekt soll’s ja Tennis, Basketball, Football... und was weiß ich nicht alles geben. Ich habe nicht am Sport teilgenommen aber im Unterricht selbst werden verschiedene Mannschaftsspiele gespielt. Sportmäßig gibt es tatsächlich eine ganze Menge an der Schule, vieles außerschulisch, also nachmittags. Soweit ich mich erinnere waren die Basketballmädchen sehr erfolgreich. Ich habe keine Ahnung! Ich bin der absolute "Sport ist Mord"-Typ. Was darf man in der Schule eigentlich für Schuhe anziehen? Zur Schuluniform ausschließlich schwarze Schuhe. Keine Turnschuhe. Und natürlich auch nicht die sexy Schnürstiefel oder schwarzen All Stars. Neutrale schwarze Schuhe. Wie sieht’s mit Nachmittags/abend"aktivitäten" aus (Vereine, AGs, Kino, Disko, Clubs...)? 77 Nachmittags- und Abendaktivitäten haben eine gewisse Bandbreite. Was du schon mal gleich ausklammern kannst sind öffentliche Partys, Discotheken und Konzerte, es sei denn du bist schon 18. Hauspartys sind natürlich hoch im Trend. Aber da solltest du vorsichtig sein. Die kippen sich da grundlos zu. Die ganze Sache kann schon mal gerne ausufern. Und sei vor allem vorsichtig solltest du zu einer Party von Domenic Holloway gehen, der ist der Schlimmste! Vereine gibt es für vieles, politische, kirchliche Vereine am meisten. Kino gibt es in Cork oder auch schon in Douglas, was ein Vorort von Cork ist und näher dran an Carrigaline. In Carrigaline selber gibt es viele Gymnastik-, Fitness- und Tanzangebote, wo man dann Kurse für alles Mögliche belegen kann. Außerdem gibt es noch ein kleines Schwimmbad mit einem kleinen Fitnessklub darüber im Hotel. Gibt’s an der Schule so was wie ne Cafeteria oder Schulessen? Schulessen oder Cafeteria gibt es nicht. Es gibt einen von Schülern unterhaltenen Laden, der allerlei Süßkram verkauft, aber nichts Vernünftiges. Hanna Ecuador Erfahrungsbericht – Ecuador (2004/05 – Organisation YFU) Schon früh hat mich das Fernweh geplagt. Ich wollte ein Abenteuer erleben und eine völlig andere Kultur kennen lernen. Mit diesen eher naiven Vorstellungen gehen wohl viele in ihr Austauschjahr. Seit der 7. Klasse wollte ich die 11. Klasse in den USA verbringen, letztendlich habe mich jedoch entschieden nach Ecuador im Westosten Lateinamerikas zu fahren. Oft wurde ich gefragt „Ecuador?, „Wo liegt das denn?“ oder „Warum fährst du da denn hin?“ Ehrlich gesagt war ich mir zu diesem Zeitpunkt darüber selber nicht ganz klar. Meine Motivationen waren Spanisch zu lernen (was übrigens sehr gut klappt auch ohne jeglichen Vorkenntnisse) und in eine völlig fremde Welt einzutauchen. Also, mein Tipp: Macht eurer Austauschland nicht von der Sprache, die ihr sprechen oder nicht sprechen könnt, abhängig, sondern sucht euch das Land heraus, was euch am meisten interessiert. Und, ja, es gibt viele interessante Länder, die sich für ein Austauschjahr eignen und nicht USA heißen. Als ich realisierte, dass ich in einem Land angekommen war, dessen Sprache ich nicht beherrschte und das auch sonst nicht den Anschein machte große Gemeinsamkeiten mit meinem Heimatland zu haben, war ich vor eine Herausforderung gestellt, mich auf das einzulassen, was ich sah und täglich erlebte. Dazu muss man sagen, dass die Umstände in meinem Fall doch etwas unglücklich waren, denn schon nach den ersten zwei Wochen hatte ich in drei verschiedenen Familien gelebt. Nach diesen anfänglichen Turbulenzen hatte ich doch das Glück mit lieben Menschen leben zu dürfen. Die Integrationsphase, die für mich der härteste Teil des Austauschjahres war, ist für jeden Einzelnen unterschiedlich schwierig. Ich habe meine Organisation YFU (Youth for Understanding) gründlich ausgesucht und war sehr beruhigt, weil ich wusste, dass unsere Betreuer gerade in der Anfangszeit, in der man niemanden kennt, für uns da sind. Man darf die Wichtigkeit der Organisation nicht unterschätzen, denn wenn man erst mal tausende Kilometer von den Eltern und der gewohnten Umgebung entfernt ist, braucht man Vertrauenspersonen. Und auch Menschen, die verstehen, was man da gerade durchmacht. Natürlich hat man seine Eltern, aber die sind mit dieser Situation meist überfordert und machen sich nur unnötige Sorgen. YFU ist eine gemeinnützige Organisation, dass heißt sie machen keinen Profit. Man wird während der ganzen Vorbereitungsphase, im Austauschjahr und sehr wichtig auch danach betreut. Ich kann diese Organisation nur sehr empfehlen, weil sehr intensiv (Vorbereitung, Betreuung im Gastland, Nachbereitung) etwas für interkulturelles Verständnis getan wird. Nach den ersten zwei Wochen, in denen mir vieles sehr fremdartig vorkam, hatte ich mich doch so langsam an den Umstand, dass ich jetzt für ein Jahr hier leben werde, gewöhnt. Und auf einem Mal stellte sich bei mir große Neugier und Glücklichkeit ein, denn es fing an Spaß zu 78 machen jeden Tag nur bei den kleinsten Dingen auf Entdeckungstour zu sein. Der einzige Stolperstein war noch die Sprache, von der hatte ich so gar keinen Schimmer. Das sollte sich aber in den kommenden Wochen schnell ändern. Im Unterschied zu Deutschland leben in Ecuador alle Generationen einer Familie zusammen. So lebte ich mit meinen Gasteltern, deren Sohn und mit den beiden Großmüttern in einem Haus. Mein älterer Gastbruder wohnte im Haus neben an mit seiner Frau und seiner 2jaehrigen Tochter. Mein ältester Bruder wohnte als ich kam, noch drei Monate mit seiner französischen Frau im Haus gegenüber. Eine wahre Großfamilie, wo immer was los war. Generell sind Mädchen im Alter von 17 Jahren sehr eingeschränkt. Man muss immer fragen, ob man mal etwas einkaufen gehen kann oder sich mit Freunden treffen darf. Das kann schon nervig werden in der ersten Zeit, doch man gewöhnt sich daran und als Austauschschülerin genießt man etwas mehr Freiheit als die einheimischen Mädels. Familie spielt eine große Rolle. Man ist immer gemeinsam Mittag und am Wochenende gibt es hin und wieder Familientreffen. Das geht natürlich ganz anders zu als in Deutschland. Man isst viel Fleisch, trinkt gern einen, zwei oder auch drei und es wird volkstümlicher Cumbia gespielt. Die Mädchenschule, die ich besuchte war nur fünf Minuten von meinem Haus entfernt und gehörte eher zu den schlechten Schulen der Stadt. Das soziale Niveau der Schülerinnen war sehr niedrig und es war sehr schwer Gemeinsamkeiten zu finden und Freundschaften aufzubauen. Die Schule war in Zweige unterteilt: Soziales, Chemie-Biologie, Sekretärin, Wirtschaft. Die Austauschschüler wurden in die Abschlussklasse des Zweiges Soziales eingeteilt, weil wir alle kein Spanisch konnten. Die Schule war für mich ein nicht so wichtiger Teil des Jahres, erstens weil sie sehr einfach war und ich das meiste schon aus Deutschland konnte und weil man sich nicht sehr gut um uns gekümmert hat. Anfangs blieben wir auch in unserer Austausch-Schülerclique, weil wir uns alle so am wohlsten fühlten und ich habe mich eigentlich nur unter Deutschen wohlgefühlt. Das änderte sich jedoch sehr schnell. Die meiste Zeit habe ich dann mit meiner Gastcousine, meinem Gastbruder und anderen Ecuadorianern verbracht. Nach den ersten Monaten merkte ich auch einfach, dass man sich wirklich nur richtig wohl und heimisch fühlen kann, wenn man so nach und nach Wurzeln schlägt. Das geht nur wenn man sich stark mit seiner Familie identifiziert und wenn man den Kontakt zu jungen Leuten sucht. In Ecuador sind alle sehr aufgeschlossen und neugierig und es verging nicht ein Tag an dem ich die Fragen „Wo kommst du her?“, „Und was machst du hier eigentlich?“, „Wie lange bist du denn schon hier?“, „Und gefällt es dir auch?“ nicht beantworten musste. Menschen zu finden, die echte Freunde werden, ist aber immer schwer im Leben und auch als Austauschschüler nur bedingt leichter. Cuenca, die drittgrößte Stadt Ecuadors hat die ideale Größe. Generell ist Südamerika um einiges gefährlicher als Europa. Cuenca gilt als sehr friedlich und ist überschaubar und es machte oft den Anschein als wären alle irgendwie miteinander verwandt, das ist natürlich nicht so, aber jeder kennt jeden. Binnen kurzer Zeit hatte ich mir das Busnetz erschlossen und kannte mich gut aus in der Stadt. Die Busse halten auch überall, sie fahren zwar eine festgelegt Strecke aber es gibt keine Haltestellen. Man stellt sich einfach an den Straßenrand und winkt. Aussteigen kann man ebenfalls, wo man will. Nach den ersten vier Monaten konnte ich mich auch schon richtig gut verständigen und hatte schon den Akzent der Cuencaner übernommen. Unsere Austauschschülergruppe war bis zum Schluss ein fester Anlaufpunkt für uns. Wir sind echte Freunde geworden und sind den Weg des Integrierens und des Erlernen der Sprache zusammen gegangen, was oft vieles erleichtert hat. Dieses Jahr wird niemals aus meiner Erinnerung erlöschen. Ich habe so viel über mich selbst gelernt und bin an meine Grenzen gekommen. Ich habe Ecuador und speziell Cuenca sehr in mein Herz geschlossen. Es strahlt für mich die gleiche Sicherheit und das Gefühl von Heimat aus wie Deutschland. Das ist etwas sehr Besonderes und jeden Tag muss ich daran denken, dass 10.000 Kilometer entfernt es noch einen Ort gibt, wo ich mich heimisch fühle und wo es Leute gibt, die an mich denken und für die ich ein Teil ihres alltäglichen Lebens war. 79 Wieder zurück zu Hause wartet die nächste Herausforderung: Die Re-Integration. Das ist noch mal wie ein kleines Austauschjahr, weil man sich wieder an sein zu Hause gewöhnen muss und seinen Platz finden muss. Ich habe das alles gar nicht so realisiert bis die Schule wieder anfing. Die ersten Wochen waren nicht einfach für mich, doch in Ecuador habe ich gelernt, dass man sich an alles gewöhnt. Jenny Niederlanden Ein Jahr in den Niederlanden (2002/03 – Organisation YFU) Es begann alles mit harmlosen Unterhaltungen in der Schule über Schüleraustausche und irgendwann und irgendwie fing ich dann auch selbst an, mit diesem Gedanken zu spielen. Ich sah darin viele Vorteile. Ich würde sicher viel selbstständiger und verantwortungsbewusster zurückkehren und ich würde auf jeden Fall viel lernen in dem Jahr. Vielleicht würde ich nach meiner Rückkehr die Welt sogar aus einer anderen Perspektive sehen. Jedenfalls war ich über eine Freundin an eine Broschüre einer Austauschorganisation gekommen und meine Mutter brachte mir Unterlagen einer anderen Organisation mit. Ich wählte eine der Broschüren aus und bewarb mich bei YFU (Youth for Understanding). Man konnte bei dieser Bewerbung Wunschländer äußern. Mein Erstwunsch war Südafrika. Kurz darauf bekam ich eine Einladung zu einem Auswahlgespräch. Bei diesem Gespräch sollte man mit einer Gruppe zusammen über verschiedene Situationen diskutieren. Am Ende erfuhren wir, dass wir einen Brief bekommen würden, der uns mitteilen sollte, ob und in welchem Land wir unseren Austausch antreten könnten. Einige Zeit später kam dann der Brief mit der Mitteilung, dass sie mich für einen Platz in den Niederlanden ( mein Drittwunsch ) hätten. wo genau erfuhr ich allerdings noch nicht. In diesem Brief befand sich dann auch die Einladung zu einer Vorbereitungswoche. In dieser einen Woche war ich mit anderen angehenden Austauschschülern, die hauptsächlich Skandinavien als Ziel hatten, zusammen und wir lernten viel über Kultur, Kommunikation und Identität. So eine Vorbereitungstagung kann ich jedem empfehlen, der vor hat, einen Austausch zu machen. Nach dieser Woche bekam ich dann endlich sie Adresse meiner zukünftigen Gastfamilie zugeschickt. Ich war so aufgeregt, weil ich schon Wochen, ja sogar Monate darauf gewartet hatte. Mein Gastvater ist Kapitän und meine Gastmutter Hausfrau. Sie wohnen zusammen in Apeldoorn und haben 4 Kinder, von denen 3 nicht mehr zu Hause wohnen. Das 4. Kind wird dieses Jahr in Amerika sein. So stand es ungefähr in dem Brief. Natürlich suchte ich sofort dieses Apeldoorn auf der Niederland- Karte und probierte, so viel wie möglich darüber heraus zu finden. Am 4. August 2002 war es dann so weit: Die Reise sollte beginnen. Meine Familie und meine beste Freundin kamen mit zum Bahnhof, denn ich fuhr mit dem Zug. Während der Fahrt wurde mir erst bewusst, dass es nun wirklich kein Zurück mehr gab. Ich war total gespannt und tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Meine „Arearepresentative“ ( meine Ansprechpartnerin für das ganze Jahr und auch Vermittlerin zwischen mir und meiner Gastfamilie ) holte mich in Amersfoort ab, weil meine Gastfamilie noch im Urlaub war. Außer mir waren dort noch ein Mädchen aus Estland, dass mit mir in dieselbe Gastfamilie kommen sollte und eine Südafrikanerin, deren Gasteltern ebenfalls noch im Urlaub waren. Natürlich erkannten sie mich sofort an meinem schweren Gepäck und begrüßten mich freundlich mit einem Willkommensluftballon. Im Haus meiner Betreuerin angekommen, stellte sie mich erst mal ihren drei erwachsenen Töchtern und ihren Schwiegersöhnen vor. Dann veranstaltete sie eine kleine Willkommensgrillparty für uns drei. Alle Familiemitglieder wollten viel über uns und unser Land wissen und es wurde ein langer Abend, an dessen Ende wir alle drei glücklich in unsere Betten fielen. In dieser ersten Woche, die wir bei unserer Betreuerin und ihrem Mann verbrachten, zeigt sie uns viel von den Niederlanden. Wir besichtigten Städte und Museen und unterhielten uns auf englisch. Unsere Betreuerin wollte uns schon ein bisschen mit der Sprache vertraut 80 machen und klebte an alle Gegenstände Zettelchen mit ihren Bezeichnungen. So wussten wir schon am Ende der ersten Woche eine Menge niederländischer Wörter. Zu unserer Betreuerin hatten wir das ganze Jahr über Kontakt und sie hat viel für uns getan und organisiert. Wir haben zum Beispiel Weihnachtsgebäck mit ihr gebacken oder sie einfach mal so zwischendurch besucht. auch YFU- Benelux generell hat mehrere Treffen mit den Austauschschülern organisiert. Wir waren zum Beispiel im September im „ Kröller-MüllerMuseum“ in Hoenderlo ( Nähe Apeldoorn ), im November in Antwerpen und im April in Delft. Die meisten dieser Treffen waren freiwillig. Die zweite Woche verbrachten wir aber verpflichtet mit allen anderen Austauschschülern, die über YFU in den Niederlanden waren. Wir bekamen Basissprachkurse und wurden in der niederländischen Kultur unterrichtet. Das war sehr interessant und wir hatten alle viel Spaß zusammen. Am Ende dieser Woche wurden ich und die Estin von unseren Gasteltern abgeholt. Wir waren beide sehr gespannt, aber auch ziemlich müde von der Woche zuvor. Also schliefen wir erst einmal, nachdem wir unser Gepäck in unsere Zimmer gebracht hatten. Danach überreichten wir unserer Gastmutter die Gastgeschenke, die wir mitgebracht hatten. Am Abend grillten wir mit der Familie und gingen anschließend mit unserer Gastschwester ins Stadtzentrum und danach ins Kino. Der Tag war wieder bis auf die letzte Minute ausgefüllt und wir gingen zufrieden ins Bett. Meine Gastfamilie war christlich, also gingen wir jeden Sonntag zur Kirche. Erst dachte ich, dass es für mich ganz normal sein würde, da ich genau wie meine Gastfamilie evangelisch bin, aber es war dann doch ein bisschen anders als erwartet. Der Gottesdienst wurde immer von einer Band begleitet und der Prediger stand immer auf einer Bühne. Am Anfang fand ich das ziemlich komisch, doch mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit in der Gastfamilie fing die Schule an. Der erst Schultag bestand nur aus einer Jahreseröffnung ( ich besuchte eine christliche Schule ) und einer Stunde, in der wir von unserem Klasselehrer die Stundenpläne bekamen. Am nächsten Tag ging es richtig los. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten beim Verstehen der Lehrer , aber nach ein bis zwei Woche verstand ich schon das Wichtigste. Meine Mitschüler waren sehr hilfsbereit und haben mich auch bewundert. Sie konnten sich gar nicht vorstellen, dass man ein Jahr weggeht und ohne seine Eltern zu besuchen in einem anderen Land zur Schule geht. Obwohl Deutsche in den Niederlanden nicht sehr beliebt sind, waren alle sehr nett und offen zu mir. Wenn man eine Deutsche persönlich kennt, ist das eben anders. Natürlich musst man sich dann schon einmal den einen oder anderen Deutschen- Witz, aber Witze über Nachbarn gibt es, glaube ich, in jedem Land. Das Schulsystem unterscheidet sich ein bisschen vom deutschen. Die niederländischen Kinder werden mit 4 eingeschult. In der 3. Klasse lernen sie Lesen, Schreiben und Rechnen ( vergleichbar mit der deutschen 1. Klasse ). Nach der 8. Klasse, also im Alter von 12 Jahren wechseln sie zur Sekundarschule und beginnen dort mit der ersten Klasse. Ich ging also in die vierte Klasse. In der Sekundarstufe 2 kann man sich ein Profil aussuchen. Es gibt Kultur und Gesellschaft, Natur und Gesundheit, Ökonomie und Gesellschaft, Natur und Technik. Ich war im Profil Kultur und Gesellschaft, in dem man Fremdsprachen, Kunst, Musik, Geschichte, Geographie und natürlich die Hauptfächer hat. Dadurch hatte ich keinen Naturwissenschaftlichen Unterricht. Aber dafür konnte ich Vielen im Deutschunterricht helfen. Das Profil hat meine Gastmutter schon bevor ich ankam für mich ausgesucht. Durch die Unterlagen und Zeugnisse, die sie von mir hatte, konnte sie das sehr gut beurteilen. In den Herbstferien fuhren wir mit unserer Gastmutter an die Nordsee. Sie hatte dort für uns drei eine Ferienwohnung gemietet. Unsere Gastschwester war inzwischen schon in Amerika und unser Gastvater auf hoher See. Es war ein sehr schöner Urlaub. Wir gingen viel am Strand spazieren und fuhren mit dem Fahrrad, was wir auch in der Schulzeit oft taten. Nach den Herbstferien kam meine Gastschwester aus Amerika zurück. Sie war schwanger und das veränderte die Situation eines jeden Familienmitglieds. Nach Weihnachten zog Triin ( das 81 Mädchen aus Estland ) in eine andere Gastfamilie, weil die Familiesituation sehr schwierig für sie war. Weihnachten hat in den Niederlanden in den meisten Familien weniger Bedeutung als bei uns. Dafür wird der Nikolaustag umso mehr gefeiert. In meiner Gastfamilie war das jedoch nicht so. Wir haben Weihnachten, wenn auch erst am 2. Feiertag, sehr gemütlich gefeiert. Im Februar bekam ich mein Halbjahreszeugnis und freute mich sehr darüber, dass ich im Klassendurchschnitt lag. Ende April fuhr ich mit einer Freundin und ihrer Gastfamilie auf eine der niederländischen Watteninseln. So konnte ich auch eine andere niederländische Familie kennen lernen. Der Urlaub war sehr schön. Ende Mai haben wir, als krönenden Abschluss unseres Aufenthaltes in den Niederlanden gemeinsam mit allen Austauschschülern eine fünftägige Segeltour gemacht. Wir waren auf zwei Schiffe verteilt und haben einander noch besser kennen gelernt. Jeden Abend sind wir zusammen an Land ausgegangen, was ich super fand. Doch für viele begann dort schon der Abschied. Durch die zahlreichen Aktionen und Treffen mit all den anderen Austauschschülern habe ich jetzt Adressen in aller Welt. Am Ende des Austauschjahres habe ich noch eine Geburt miterlebt und ein Baby fünf Wochen lang aufwachsen sehen. Ende Juni musste ich mich von meiner Gastfamilie verabschieden. Danach bin ich noch eine Woche in die Schweiz gefahren, wo ich alle Austauschschüler getroffen habe, die mit YFU in Europa waren. Dort traf ich eine Schulfreundin, die das Jahr in Lettland verbrachte. Wir hatten uns viel zu erzählen und fühlten uns durch unsere alte Bekanntschaft der Heimat schon ein Stück näher. Am 2. Juli 2003 bin ich dann in Berlin angekommen und wurde von meinen Eltern und Geschwistern wieder begrüßt. Ich habe das Jahr keinen Moment bereut. Luise Südafrika Abenteuer Südafrika (2006/07 – Organisation into) (Teilstipendium der Sparkasse MOL) Mein Name ist Carolin, ich bin Schülerin der 11.Klasse am Gymnasium auf den Seelower Höhen und wohne in Seelow. Heute möchte ich als Austauschschüler über meinen aufregenden Besuch in der Regenbogennation berichten. Die Mehrzahl der Austauschschüler zieht es in die USA, doch bei mir sollte es anders kommen. Ich las ein Buch über eine Familie, die in einer Wildhüterstation im Krüger- Nationalpark lebte; der Vater arbeitete dort als Game Ranger und seine Frau schrieb über ihre gemeinsame Arbeit; das fand ich interessant und bekam richtig Lust auf Safari. Dass sich mein Traum bald erfüllen sollte, verdanke ich einer Aneinanderkettung mehrerer Zufälle. Mitfinanziert wurde mein Schulaufenthalt u. a. durch ein Teilstipendium von der Sparkasse Märkisch-Oderland. Mein Aufbruch ins Unbekannte begann am 27. Juli 2006 nach drei Tagen Vorbereitungsseminar in Südafrika (SA) durch die Partnerorganisation vor Ort. Vorab in Deutschland waren viele Formulare auszufüllen und ich hatte unzählige Fragen. Um möglichst viele davon zu beantworten, flog ich vor meiner Abreise ein Wochenende nach Bonn. Schlau geschult wurde ich zu meiner ersten Gastfamilie entlassen. Ich fuhr mit einem etwas klapprigen, aber funktionierenden Auto mit meiner Gastmutter und Gastschwester nach Sebokeng (unweit von Johannesburg). Damals wusste ich noch nicht, dass dieser Gastfamilie noch weitere vier folgen sollten. 82 Was ist eigentlich ein Township? Diese Frage wurde schnell beantwortet, noch am selben Tag. Townships kennt man aus dem Fernsehen, aber fast ein Jahr dort leben? Nein, leben kann ich als weißes Mädchen in diesen Vierteln nicht, es ist einfach zu gefährlich. Mein Local Coordinator vor Ort sah alles ganz anders, versprach mir aber, eine neue Familie zu besorgen. Auf seine „guten Kontakte“ wollte ich mich jedoch nicht noch einmal verlassen. Mein Fall machte in der Schule seine Runde, sofort half mir meine Afrikaanslehrerin, das war mein Glück. Ich zog von Sebokeng nach Vereeniging, war nah an meiner Schule und musste nicht mehr um 5°° Uhr aufstehen, um eine Stunde mit dem Schulbus zu fahren. Doch für viele Kinder ist ein weiter Schulweg selbstverständlich. Ich kam in eine holländisch-indische Familie, die mich spontan für zwei Monate aufnahm. Diese Familie hatte ein richtiges Haus, was ich gleich zu schätzen wusste. Der Vater war erfolgreich im Handygeschäft tätig. In vielen weißen Familien ist es üblich, dass eine Nanny mit im Haus wohnt und im Haushalt arbeitet. Ich kann also nicht sagen, dass ich hier mehr Pflichten habe als zu Hause. Im September feierte ich meinen 17.Geburtstag mit selbstgebackenem Käsekuchen und Apfelstrudel. Da ich fast keinen kannte, kamen zu meiner Gastfamilie noch fünf Mädels aus meiner Klasse hinzu. Mein Kuchen war harmlos gegen die indische Küche, hier werden sehr scharfe und feurige Gewürze verwendet, ich biss mich durch. Mit meiner indischen Schwester Nastassja ging ich in dieselbe Klasse, wo ich meine nächsten Gastgeber fand. Nastassjas jüngerer Bruder Christopher ging auf eine Privatschule. Ich zog zu einer schottischen Familie mit zwei Töchtern, Oma und einem Hund. In SA leben Menschen unterschiedlicher Herkunft. Familien mit deutschen Vorfahren sind keine Seltenheit. Mein schottischer Vater handelte mit Tabak. Die ältere Tochter Lindsey ist während meiner Besuchszeit gerade zur Ausbildung nach Schottland übergesiedelt, die jüngere Tochter heißt Ashley und ging in meine Klasse. Hier lebte ich vier Wochen und Lindsey hat sich schon auf einen Abstecher nach Deutschland gefreut. In der Schule ist es für mich gut angelaufen, schwarze und weiße Schüler gehen in meine Klasse, die gesamte Schule hat ca. 700 Schüler und Zickenterror kennt man hier auch. Eine Schuluniform macht es am Morgen einfach vor dem Kleiderschrank. Bei einem Gesamtgepäck von 20 kg, das ich mitnehmen durfte, kommt sie mir sehr entgegen. Weitere deutsche Schüler gibt es an meiner High School nicht. Wir hatten für kurze Zeit ein Mädchen aus Holland und einen US-boy für ein Jahr. Er wäre fast von der Schule geflogen, weil er auf einer Schulfete Cannabis geraucht hatte. Durch meine häufigen Umzüge lernte ich immer wieder neue Familien mit unterschiedlichsten Kulturen kennen. SA hat ca. 45 Millionen Einwohner und 10 Million illegale Einwohner. Davon sind 75 % schwarz, 13 % weiß, 9 % farbig und 3 % indisch. Meine Mitschüler sprachen sich ab, wo ich als nächstes wohnen könnte. Die Stadt blieb dieselbe, ich zog in eine englische, typisch südafrikanische Familie. Auch sie war neugierig auf Deutschland und meine Berichte fingen wieder von vorn an, ebenso meine Backrezepte. Meine Mutter war hier Schwimmlehrerin und mein Vater kümmerte sich um Turbinen in Kraftwerken. Ich hatte wieder eine Schwester Robyn, einen Bruder Peter, einen Opa und zwei Hunde. Hunde leben hier in fast jeder Familie; so war ich ständig damit beschäftigt, sie zu erziehen. Mit dieser naturverbundenen Familie verbrachte ich Weihnachten am Meer in der Nähe von Durban. Es gab sogar einen frischen Weihnachtsbaum. Der Weihnachtsmann kommt hier im Sommer bei großer Hitze, bei über 30 Grad im Schatten. Robyn und ich nutzten gleich die Geschenke der Kinder und probierten die neuen Wasserpistolen aus. Von der Weihnachtstour zurück, packten wir für Silvester. Ich konnte mein Glück kaum fassen, meine Familie plante eine Tour durch den berühmten Krüger - Nationalpark. Wir campten 11 Tage im Park und gingen auf Safari. Übernachtet wurde in Zelten, doch es ist schwer, Schlaf zu finden, wenn in der Wildnis Hyänen heulen und Löwen brüllen. Zu schaffen machten mir Temperaturen über 40 Grad, was keine Seltenheit war, und doch war diese Zeit einmalig schön. Afrikas Tierwelt ist einzigartig. Löwen brauchen große Jagdreviere, weshalb man sie in kleinen Parks nicht antrifft, doch hier sah ich die gesamte Palette und ich live mittendrin – Safari ist klasse! Der weltberühmte, fast 2 Mio. Hektar große Wildpark, 1898 von Paul Kruger gegründet, beherbergt die größte Vielfalt an Tieren auf dem afrikanischen Kontinent. Übrigens, die Gastfreundschaft des Handyvertreters und des Tabakhändlers durfte ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genießen. 83 Auf einem Schießplatz lernte ich Ende März 07 durch meinen vorigen Gastvater meine wohl letzte Familie kennen. Mein Englisch wurde besser, doch meine neue Familie spricht Afrikaans. In SA werden 11 offizielle Sprachen gesprochen. Die wichtigsten sind Englisch, Afrikaans und Zulu. Mein jetziger Gastvater ist Polizist, seine Frau arbeitet im Büro unserer Schule, der Hoërskool Drie Riviere. Zur Familie gehören Tochter Amanda, 7 Jahre und Sohn Ludolf, 9 Jahre alt, ein Polizeihund + ein kleiner Hund. Über Ostern war ich mit dieser Familie für zwei Wochen nach Port Elisabeth. Dieser Ort liegt direkt am Meer und ist von Vereeniging ca.1050 km entfernt. Hier wohnten wir bei einem Fischer. Fische, die bei uns in die Pfanne kommen, werden dort als Köder verwendet, um damit 1-2 m lange und bis zu 100kg schwere Exemplare zu fangen. Da man sich hier am Indischen Ozean befindet, besteht Haialarm. Die Strömung ist sehr stark und es war mir sehr unheimlich, hier zu baden. In allen Gastfamilien wurde ich herzlich und unkompliziert aufgenommen, auch in meiner ersten, schwarzen Familie. Ein Mädchen aus meiner Austauschgruppe, sie ging an einer anderen Schule, ist nach wenigen Tagen wieder zurück nach Deutschland geflogen. Sie kam nicht klar, nicht alles so vorzufinden, wie wir es von deutschen Standards her gewohnt sind; sie hatte auch Angst. Hier versagte die Partnerorganisation vor Ort. In Deutschland gibt es im Anschluss dieser Reise ein Nachbereitungsseminar, da werde ich meine Kritik anbringen. Der Kontakt zu meinem LocalCoordinator vor Ort beschränkte sich darauf, dass ich ihm meine z. Z. aktuelle Adresse mitteilte. Ein Wort zur Sicherheit: Frei bewegen kann ich mich nur in ganz bestimmten Gebieten; meine Gasteltern müssen sich 100 % auf mich verlassen können. Die Sicherheit steht bei allen Aktivitäten an erster Stelle, ich fühlte mich in meinen Familien aber immer gut aufgehoben. Südafrika ist einerseits kein Entwicklungsland mehr, aber fast 3 Mio. Schwarze sind unterernährt und mehr als ein Drittel davon sind Kinder. Das größte Problem im Land ist der Kampf gegen Aids. Bereits über 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind HIV positiv; die Zahl der Aidswaisen liegt bei über 5 Millionen. Landschaftlich ist SA sehr kontrastreich, einzigartig und wunderschön. SA ist flächenmäßig 4 mal größer als Deutschland, es gibt Bergspitzen 3370 Meter hoch und über 3000 Küstenkilometer. In meinen großen Sommerferien im Dezember, hatte ich die Gelegenheit, eine Woche die Region um Kapstadt zu besuchen, es ist noch schöner als im Fernsehen, live ist live. Diese Tour machte ich zusammen mit anderen Austauschschülern aus Deutschland. Afrikas Wachstumsbranche ist der Tourismus, kein anderer Sektor schafft so viele Arbeitsplätze, und das erste Mal in der Geschichte ist der afrikanische Kontinent auch Gastgeber für eine Sportveranstaltung. Es gab Freudentränen bei Alt-Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela über die WM-Vergabe für das Jahr 2010 nach SA. Von 1994-1999 war er Präsident des Landes. Er ist Symbolfigur des schwarzen Widerstandes gegen die Apartheid. N. Mandela wurde am 18. Juli 1918 geboren und nach 27 Gefängnisjahren als über Siebzigjähriger 1990 entlassen. Straßen und Plätze sind nach ihm benannt; durch seinen Kampf gegen Unrecht wurde er eine Legende zu Lebzeiten. Meine Schule, meine tolle Lehrerin, Frau Boshof, dem ich meine Gitarre vererben werde, und ganz besonders meine Gastfamilien haben zum Gelingen meines Aufenthaltes beigetragen. Durch sie habe ich das Land nicht nur als Tourist kennen gelernt, ich lernte Leute kennen, die dieses Land ausmachen. Toleranz und Anpassungsbereitschaft erleichterten mir die Integration in das Umfeld. Meine Familie rief mich einmal in der Woche an, das ist nicht oft, musste aber reichen. In der Schule fühlte ich mich immer wohl und entspannt, liegt es vielleicht wirklich an der Schuluniform? Es gibt Aktivitäten, wie z.B. Rugby, Cricket, Tennis, Golf; sogar ein eigenes Orchester existiert und ich habe die Möglichkeit, Klavier zu spielen, ohne zusätzliche Kosten. Es finden Schülerfeste statt, wo es zugeht wie bei einem Modelwettbewerb, aber den Unterricht finde ich in Deutschland interessanter. Was ich so extrem fand: Unser Direktor kommt an seinem Geburtstag in einem offenen Porsche zur Schule vorgefahren, wir jubeln ihm zu und gratulieren auch brav, er winkt zurück in die Menge und gibt für den Rest des Tages der gesamten Schule frei. Das nur mal so am Rande für Frau Mielitz, meine Schulleiterin in Deutschland, falls sie noch keine coole Idee für ihren nächsten Geburtstag hat. 84 Realistisch muss ich einschätzen: Anfängliche Sprachschwierigkeiten sind verflogen, schulisch habe ich mich richtig angestrengt, auch gute Ergebnisse erzielt, aber sie hat mich nicht wirklich schlauer gemacht; jedoch mein gesamter Aufenthalt in Südafrika - reich an Erfahrungen fürs Leben. Jeder Austauschschüler wird seine Erfahrungen machen, dazugelernt haben wir alle. Also, Leute, weg von der Glotze, raus aus dem Kinderzimmer, auch wenn ein Start bei Null oft schwergefallen! Am 30.06.2007 landete ich wieder in Berlin-Schönefeld und hätte ich in den ersten Tagen aufgegeben, hätte ich eine wunderbare Zeit nie erlebt. Carolin Russland Mein Auslandsjahr in Moskau (2005/06) (Teilstipendium Sparkasse MOL) Mein Auslandsjahr begann am 24.August 2004. Am späten Nachmittag erreichten wir den Moskauer Flughafen „Vnukovo“. Danach fuhren wir in einer hektischen Art und Weise quer durch die ganze Stadt. Wir erreichten unsere Wohnung, und staunten nicht schlecht, als wir sahen, wie alt und vor allem wie klein diese Wohnung war. Nichts desto trotz richteten wir uns, in den nächsten Tagen, diese Wohnung nach unseren Bedürfnissen ein und schauten uns einwenig in der Stadt um. An einem Tag, kurz vor Schulbeginn, besuchten wir schon einmal unsere Schule, welche ein linguistisches Gymnasium ist, wo Deutsch erste Fremdsprache ist. So hatten wir erst mal einen positiven Eindruck von der Schule, was uns den Start am 1.September erleichterte, denn durch die Deutschkenntnisse der Anderen konnten wir anfängliche Hürden leicht überwinden. Aber der gewöhnliche Unterricht wurde natürlich in russischer Sprache durchgeführt und in einem sehr hohem Lerntempo, was sich auf uns negativ auswirkte, da es bis zum 2.Schulhalbjahr ziemlich schwer, bzw. unmöglich war dem Unterricht zu folgen. Ab dem zweiten Halbjahr circa, konnte man dem Unterricht dann richtig folgen, aber nun brachten einen die Lehrer nicht mehr in den Unterricht ein. Als Muttersprachler wurden wir an diesem Gymnasium, was die deutsche Sprache angeht, natürlich ausgebeutet. In einem speziellen Fach namens „Textanalyse“ wurden wir immer zu Rat gezogen und natürlich wenn es Deutschhausaufgaben zu erledigen gab. Da nach einem halben Jahr mein Russisch-Verstehen besser geworden war, aber ich immer noch nicht fließend sprechen konnte, beschloss ich die gemeinsame Wohnung mit meinem Freund aufzugeben und in eine russische Gastfamilie zu gehen. In der ersten Gastfamilie lebte ich ab Mitte Januar. Dort verbesserte sich mein Russisch deutlich, da ich nun nur noch mit den Deutschen in Moskau deutsch sprach. Diese Familie musste ich, nachdem mir meine gesamte Geldbörse in der Wohnung entnommen wurde, verlassen, was so Ende Februar war. Also ging ich in eine zweite, gastfreundlichere, jüngere Gastfamilie. Dort wurde ich, im Gegensatz zu der anderen Gastfamilie, wie ein Familienmitglied aufgenommen, wodurch ich mich dort sehr schnell heimisch fühlte. In dieser Familie konnte ich mein Russisch noch weiter profilieren und ich erfuhr ebenfalls noch viel über die russische Kultur und Mentalität. Erstaunlich war für mich, wie lange in Russland der Winter andauerte. Er begann schon Mitte Oktober und endete erst Ende März. Gerade in diesem Winter erfuhr auch Moskau, einen der kältesten Winter, mit Temperaturen bis - 40 Grad Celsius. Nicht zu vergessen ist, dass man in Moskau sehr auf sein Eigentum achten sollte, da die Straßen und die öffentlichen Verkehrsmittel, vor allem die Metro, überfüllt sind. Beeindruckend war auch, die große Kluft 85 zwischen arm und reich. Es ist schlimm, dass zum Beispiel auf der Straße die reichen Leute in ihren Prunkautos an dir vorbeifahren, aber auf dem Bürgersteig knien die Armen und flehen einen an ihnen doch zu helfen. Alles in Allem kann ich aber sagen, ich habe in Moskau ein zweite Heimat gefunden, da die Russen ein sehr gastfreundliches Volk sind, ich habe dort neue Freunde gefunden, zu denen ich hin und wieder Kontakt habe und mir die russische Mentalität sehr zugesagt hat. Genau am Monatsende des Mais endete dann mein Aufenthalt in Moskau, aber ich wusste da schon, irgendwann kommst du mal wieder zurück, worauf auch meine Gastfamilie sehnsüchtig wartet. Aber ebenso groß war die Freude auf die Rückkehr in die richtige Heimat, wo ich ebenfalls sehnsüchtig erwartet wurde. Christoph Australien Meine Zeit in Australien: 2005/06 (Teilstipendium Sparkasse MOL) Am 5. August 2005 flog ich von Frankfurt aus über Singapur und Sydney nach Melbourne. Hier wollte ich die nächsten drei Monate in einer Gastfamilie verbringen. Doch leider verlief mein Aufenthalt nicht so wie ich es gehofft hatte. Meine Gasteltern holten mich mit einer meiner Gastschwestern vom Flughafen ab und es folgten weitere drei Stunden Autofahrt. Meine Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter und deren Lebensgefährte sowie ihren 7 Kindern, von denen 3 schon nicht mehr zu Hause wohnten. Leider nahm sich schon am Tag meiner Ankunft niemand so richtig Zeit für mich, was sich auch in den nächsten Tagen so fortsetzte. Für meine Gastgeschwister waren gerade die letzten Ferientage angebrochen und jeder beschäftigte sich mit sich selbst, schaute Fernsehen oder saß vor der Spielekonsole. Ich versuchte mich einzureihen, was jedoch nicht so Recht Erfolg hatte. Denn besonders in den ersten Tagen braucht man natürlich etwas Zuwendung und Unterstützung der Gastfamilie um sich in seinem „neuen“ Leben zu recht zu finden. Nach ca. einer Woche stand ein Treffen mit den neu eingetroffenen Gastschülern aus der Region rings um Melbourne an. Meine Gasteltern setzten mich dort ab und verbrachten den Tag mit den jüngsten Kindern in Melbourne. Für mich war es schön endlich wieder einige bekannte Gesichter zu sehen, doch ihre ersten Eindrücke waren so ganz anders als meine. Sie hatten in den ersten Tagen sofort Besuch von ihrem Regionalen Betreuer erhalten und auch ihre Gastfamilien unternahmen sehr viel mit ihnen und zeigten ihnen die Umgebung. Mein Betreuer lag leider schon seit längerer Zeit im Krankenhaus und war somit für mich nicht zu erreichen. Dann fing auch schon die Schulzeit an. An australischen Schulen ist es Pflicht, eine Schuluniform zu tragen, die man zum größten Teil gestellt bekommt. Doch die Erwartung, die viele haben, nämlich dass es durch die Schuluniform keine Unterschiede zwischen den sozialen Klassen gibt, hat sich nicht erfüllt. Die Schüler versuchten sich durch Markenrucksäcke und alles was nicht zur gestellten Uniform gehörte zu unterscheiden. An sich waren die Schüler schon sehr interessiert als sie hörten, dass ich aus Deutschland komme. Sie stellten viele Fragen, wie zum Beispiel, ob wir auch Fernsehen und Mc Donalds haben. Doch eine ernsthafte Unterhaltung kam trotz vieler Bemühungen leider nicht zu Stande, denn die Australier sind doch meist für ihre Oberflächlichkeit bekannt. Ich erkundigte mich auch, was die Jugendlichen in der Umgebung abends und am Wochenende so unternehmen, doch leider stellte sich heraus, dass sie eigentlich eher selten weggehen und viel Zeit mit der Familie verbringen. Natürlich sollte man das alles nicht verallgemeinern, da andere Austauschschüler, mit denen ich weiterhin in Kontakt stand, ganz andere Erfahrungen gemacht haben. 86 Doch auch weiterhin fühlte ich mich in der Gastfamilie immer unwohler und versuchte daher über einen Deutschen, der bei meiner State-Koordinatorin wohnte, mit dieser Kontakt aufzunehmen. Leider war sie sehr selten erreichbar und hatte auch überhaupt kein Verständnis für meine Situation. Als ich mich mit ihr über die Möglichkeit eines Gastfamilienwechsels unterhielt, sagte sie mir jedoch, dass diese Möglichkeit nur Schüler haben, die ein halbes oder ein ganzes Jahr in Australien bleiben. Auch nach Gesprächen mit meiner Familie verfestigte sich bei mir immer mehr der Gedanke meinen Aufenthalt abzubrechen. Natürlich hatte ich auch Angst davor, weil ich das Gefühl hatte besonders meine Familie damit zu enttäuschen. Doch auch der Gedanke an mein bevorstehendes Abitur bekräftigte mich dann in meiner Entscheidung, da der Unterrichtstoff der dortigen Elften Klasse nicht wie versprochen dem unseren glich sondern eher dem der Achten bis Neunten Klasse. Leider wurde ich dann erneut von meiner Agentur enttäuscht, denn zum einen hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand bei mir sehen lassen und der Gastfamilie wurde trotz meiner Probleme sofort ein neuer Austauschschüler vermittelt. Bevor ich meine Heimreise antreten konnte, bekamen meine Eltern dann noch eine auf Englisch verfasste Verzichtserklärung, die sie unterschreiben mussten, und mit der sie von jeglichen Ansprüchen gegenüber der Agentur zurücktraten. Wieder zu Hause kann ich auch nachdem nun ein Jahr vergangen ist sagen, dass ich meine Entscheidung nicht bereue, da es mir nach wie vor schwer fällt darüber zu sprechen ich und mir weitere Monate in Australien unter diesen Umständen nicht vorstellen konnte. Sandra