Kostenvorteile der Middle East Carrier
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Kostenvorteile der Middle East Carrier
A Kostenvorteile der Middle East Carrier Eine Quantifizierung struktureller und strategischer Vorteile im Vergleich zu europäischen Netzwerk Carriern Inhalt I Vorwort 3 II Einleitung 4 III Aufstieg und Wachstumsstrategie der Middle East Airlines 7 IV Kostenvergleich Middle East versus Europa-Carrier 11 V Fazit des Vergleichs: Die Kostenvorteile der Golf-Carrier summieren sich auf ca. 30% 20 VI Wie können die EU-Carrier den Abstand verringern oder zumindest stabilisieren? 21 Wird das ausreichen? – Lassen Sie uns über die Zukunft der Luftfahrt diskutieren 23 Weitere Informationen 24 2 Kostenvorteile der Middle East Carrier Vorwort Die Luftfahrtbranche befindet sich derzeit in einer grundlegenden Neuordnungsphase – während im boomenden Billig-Flug-Sektor fast täglich eine neue Airline gegründet wird, befanden sich bis zum Frühjahr 2007 noch immer zahlreiche große US-Carrier im Insolvenzverfahren Chapter 11. Erst im Mai 2007 hat mit Northwest die letzte große Airline das Gläubigerschutzprogramm verlassen. Massiv wachsende Märkte auf der einen Seite (Asien, Low-Cost-Sektor) und steigender Kostendruck auf der anderen (Kerosinpreis, Gebühren). Sinkende Yields, Trend zur Economy Class (auch bei Geschäftsreisenden), steigender Wettbewerbsdruck, sowie lange überfällige Konsolidierungen verlangen zusätzlich Aufmerksamkeit. Die traditionellen europäischen Nationalcarrier hätten damit wahrlich schon genug zu tun. Clevere Geschäftsleute aus dem mittleren Osten haben diese Trends früh erkannt. Beinahe unbemerkt entstanden die möglicherweise neuen global dominierenden Anbieter in Middle East: Emirates, Etihad & Co. Sie können wohl überlegt aus den Fehlern der alteingesessenen Airlines weltweit lernen, sind finanziell gut ausgestattet und kennen das Problem historisch gewachsener Altlasten nicht. Wie können Lufthansa & Co. diesen Herausforderungen begegnen? Woher kommen die Vorteile der Middle East Airlines wirklich? Wie hoch sind die Kostenvorteile tatsächlich? Arthur D. Little liefert in dieser Studie erstmals Antworten und konkrete Zahlen auf diese Fragen. Die Bedrohung durch die Middle East Carrier ist messbar und absehbar – die Zeiten für die traditionellen Airlines werden sich schneller ändern, als es ihnen lieb ist. 3 Kostenvorteile der Middle East Carrier Einleitung Wachsende Märkte locken neue Player. Low Cost Airlines, asiatische Airlines und neu aufstrebende Airlines aus Middle East kämpfen gemeinsam mit den europäischen Netzwerk-Carriern um den wachsenden Kuchen. Markt – Wachstum und Struktur des Weltluftverkehrsmarktes Im Rahmen dieser Studie fokussieren wir auf die Verkehrsströme zwischen Europa und Asien – genau hier wird massives Wachstum vorhergesagt und durch das steigende Angebot von Middle East Airlines das Kräfteverhältnis verschoben. Der Weltluftverkehr musste in den vergangenen Jahren mehrere deutliche Rückschläge verkraften. Die Anschläge vom 11. September, die SARS-Epidemie, die Vogelgrippe und die vereitelten Anschläge in London führten zu deutlichen Rückgängen der Verkehrszahlen bzw. verhinderten ein weiteres Wachstum. Seit 2004 sind jedoch wieder stark steigende Verkehrszahlen zu verzeichnen, momentan herrscht ein regelrechter Boom in der Branche. Der Gesamtverkehr teilt sich derzeit auf in den großen Anteil des US-Domestic-Verkehrs (24%), den Inner-Europa-Verkehr (15%) sowie die großen internationalen Routen (ca. 25%) (Abb. 1): Wettbewerb – steigender Wettbewerbsdruck in allen Segmenten Die europäischen Netzwerk-Carrier sind in ihren drei Geschäftssegmenten unterschiedlich stark durch Wettbewerber und neue Geschäftsmodelle bedroht. (Abb. 3) Aktuelle Prognosen sehen ein weiteres jährliches Wachstum von 4,9% (Boeing) voraus – vorausgesetzt, dass keine weiteren Krisen, Epidemien oder Anschläge dieses verhindern. Dabei wird insbesondere der inner-asiatische Verkehr mit mehr als 6% überproportional stark wachsen. Auch die interkontinentalen Routen von und nach Asien werden stärker als der Markt wachsen. (Abb 2) Luftverkehrsströme 2006 (RPK in % des gesamten Luftverkehrs) InnerEuropa 15% 10% InnerNordamerika 24% Rest of World 14% 6% 1% 2% Mrd. RPK 4% 4,5 4,0 1% 2% Mittlerer WestOsten Asien 1% 1% 4% Mittel-/ Südamerika 2% 3,5 1% OstAsien 12% 5% 3% Ozeanien 2% 3,0 2000 2002 2004 2006 Quelle: Boeing Market Outlook 2006; 100% = 4018 Mrd. RPK Abb. 1: Luftverkehrsströme 2006 4 Inner-Europa: Ost-Asien: West-Asien: Europa, GUS China, Japan, Korea, Taiwan, Indonesia, Malaysia Indien, Bangladesch, Pakistan Kostenvorteile der Middle East Carrier Jährliche Wachstumsraten 2005-2025 (basierend auf RPK) InnerNordamerika 3,6% InnerEuropa 3,6% 4,5% 4,9% 4,9% Mrd. RPK 5 Mittel-/ Südamerika 6,9% 4 5,6% 5,7% 6,0% 6,2% 6,0% Mittlerer Osten 5,0% 5,0% CAGR 2005 – 2025 4,9% 6 Ost-Asien 6,9% 5,0% WestAsien 8,9% 4,6% Ozeanien 2,1% 3 2000 2005 2010 Inner-Europa: Ost-Asien: West-Asien: Europa, GUS China, Japan, Korea, Taiwan, Indonesia, Malaysia Indien, Bangladesch, Pakistan Quelle: Boeing Market Outlook 2006 Abb. 2: Jährliche Wachstumsraten 2005 - 2025 Domestic/Kont Die Low Cost Carrier (LCC) konnten in den vergangenen Jahren ihren Marktanteil in Europa deutlich ausbauen. Repräsentierten sie in 2000 noch 5% Marktanteil so stehen sie in 2006 bereits für rund 25% der durchgeführten Flüge. Ein weiter überdurchschnittliches Wachstum von 14% pro Jahr ist zu erwarten. Dieses wird durch angebotsinduzierte Nachfrageerhöhung in Zukunft schwerer zu realisieren sein. Ein weiterer Anstieg des Marktanteils ist somit vorprogrammiert. Die europäischen Netzcarrier haben auf diesen Trend unterschiedlich und meist sehr spät reagiert. Nur zögerlich wurden eigene Low-Cost-Töchter gegründet – der Markt wurde lange vorschnell den neu aufstrebenden LCC alleine überlassen. Gezielte Angebote ließen ebenfalls lange auf sich warten. Inzwischen wehren sich Carrier wie bspw. Lufthansa erfolgreich durch eigene Schnäppchenangebote – für 99 EUR ab Hamburg oder Düsseldorf werden zahlreiche Destinationen angeboten („betterFly“). Restkapazitäten werden durch wöchentlich wechselnde Specials („Ready to fly“) für Preise ab ca. 100 EUR vermarktet. Die jüngste richterliche Entscheidung, dass Unternehmen geschäftlich erflogene Bonusmeilen von den Mitarbeitern einfordern dürfen, reduziert zudem den Anteil der Flugreisen an den KurzstreckenGeschäftsreisen – der Anreiz bei gleicher Reisezeit das Flugzeug zu nutzen sinkt stark. Inzwischen verlangen laut VDR 32% aller Unternehmen eine dienstliche Verwendung der Bonusmeilen. Es verwundert daher nicht, dass der Anteil der Bahn-Reisen bei kurzen Dienstreisen in 2005 von 12% auf nunmehr 16% anstieg. Neueste Initiativen der europäischen Bahnen zur Gründung einer Airline-ähnlichen Bahn-Allianz bergen zusätzliche Herausforderungen. Verschärfte Sicherheitskontrollen tun ihr übriges, Flugreisen bei kurzen Distanzen weniger attraktiv werden zu lassen. Hinzu kommt, dass der Anteil der Business ClassGäste im Kurzstreckenverkehr seit Jahren sinkt. Steigender Kostendruck auf Seite der Unternehmen führt zu einem kontinuierlichen Rückgang der hochpreisigen Tickets. Nur 11% der innerdeutschen Flugtickets werden in der Business Class gekauft, im Europaverkehr sind es 15%. Lufthansa versuchte, diesen Trend durch eine deutliche Aufwertung der Business Class zu stoppen. Geblockte Mittelsitze und verbesserte Verkostung sind allerdings ein zweischneidiges Schwert: Der Ertrag von drei Sitzplätzen liegt beim Verkauf von 2 Business Class-Tickets und einem erlösneutralen freien Mittelsitz deutlich unter dem Ertrag von 3 voll flexiblen Economy-Tickets. 5 Kostenvorteile der Middle East Carrier Verteilung Umsatz und Gewinn je Geschäftssegment/Verkehrsgebiet (Durchschnitt EU-Netzcarrier) Herausforderungen in allen Verkehrsgebieten Umsatz 80 60 40 20 0 Domestic % 50 23 27 Domestic Kont % Interkont 15 Domestic Kont Kont Steigender Marktanteil Low Cost Carrier Niedrige Yields durch Kosten- und Wettbewerbsdruck 73 12 Niedrige Yields durch Kosten- und Wettbewerbsdruck Wettbewerb durch Bahn, u.a. durch Bonusmeilen-Diskussion und "Sprinter" Gewinn 80 60 40 20 0 Steigender Marktanteil Low Cost Carrier Direktanbindung durch Middle East Carrier Interkont Kapazitätsausweitung Nordatlantik durch Chapter 11-Airlines Deutliches Angebotswachstum asiatischer Airlines Interkont Massive Angebotsausweitung durch Middle East Airlines Quelle: Jahresabschlüsse, Interviews; Werte entsprechen einem durchschnittlichen EU-Netzcarrier Abb. 3: Verteilung Umsatz und Gewinn je Verkehrsgebiet Interkontinental Der Interkontinental-Verkehr hingegen ist für LCC deutlich weniger attraktiv. Ein höherer Anteil der nicht durch LCC-Strukturen beeinflussbaren Kosten (Kerosin, Gebühren, Abschreibungen) verhindert hier größere Vorteile in den Gesamtkosten. Dennoch bieten inzwischen zahlreiche Airlines Niedrigpreis-Angebote an – Condor bietet Plätze ab 99 EUR oneway auf Langstrecken. LTU, Air Lingus und andere Nischen-Carrier (Bsp: Oasis in Hong Kong, Air Asia X in Malaysia) verlangen wenig mehr. Meist handelt es sich hier aber um Lock- oder Last-Minute-Angebote. Nichtsdestotrotz bedeutet dies zusätzlichen Druck auf die Ertragssituation der traditionellen Carrier. Jüngste Ankündigungen von Ryanair, ab 2010 mit einer eigens gegründeten Langstreckentochter Flüge in die USA anzubieten, lassen die Branche aufhorchen. Bislang haben die Iren selbst ihren kühnsten Ankündigungen schnell Taten folgen lassen. Die grundsätzliche Herausforderung im Langstreckenverkehr liegt jedoch vielmehr im rapide wachsenden Wettbewerb durch Carrier im jeweiligen Lokalmarkt sowie durch die Interkont-Hub-andSpoke-Operator in Middle East. Lokalcarrier in den größten Wachstumsmärkten China und Indien stocken ihr Streckennetz massiv auf. Airlines wie Lufthansa verzeichnen auf den traditionell lukrativen Asien-Strecken inzwischen bereits einen Yield-Verfall 6 von rund 5% im Vergleich zu 2005 – erste Folge des starken Wettbewerbs. Besonderes Augenmerk verlangen Airlines in Middle East wie Emirates, Etihad und Gulf Air. Sie verfügen über keinen ausreichend großen Heimatmarkt und leben beinahe ausschließlich von Umsteigepassagieren. Nur geringfügig längere – und durch luxuriöse Stop-Over-Angebote garnierte – Reisezeiten für Flüge von Europa nach Asien führen zu zusätzlichem Wettbewerb auf diesen Routen. Die lukrativen Nordatlantik-Routen wurden in den letzten Jahren durch Niedrigpreis-Angebote von unter dem Gläubigerschutz Chapter 11 fliegenden US-Airlines dominiert. In 2006 konnten Lufthansa & Co. auf den Nordatlantikstrecken immerhin erstmals wieder Preissteigerungen – insbesondere im Hochpreissegment – durchsetzen. Liberalisierungen des Luftraums – Stichwort „open sky“ – lassen aber zunehmenden Wettbewerb und damit sinkende Preise erwarten. Auch neue Verbindungen (Bsp: Continental von New York nach Berlin und Hamburg) wurden aufgenommen, inzwischen aber mangels Nachfrage bereits teilweise wieder eingestellt. Airlines wie Emirates beginnen verstärkt, auch europäische Städte der „2. Reihe“ direkt anzufliegen (Bsp: Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Nizza, Venedig, etc.) – ein Bypassing der Kostenvorteile der Middle East Carrier großen Drehkreuze wie FRA und MUC. Zudem nutzen beispielsweise Emirates und Singapore Airlines bereits intensiv ihre Rechte der sogenannten „5. Freiheit“ und fliegen ex Deutschland mit zusteigenden Passagieren weiter in die USA. Für die europäischen Netzcarrier gilt es nun, nach den Rückschlägen im Kurz- und Mittelstreckenverkehr nicht auch noch das letzte lukrative Segment – die Langstrecke – an Wettbewerber zu verlieren. Neue Konzepte oder Kostenreduktionen sind nötig, um den neuen Playern ausreichend Paroli bieten zu können. Aufstieg und Wachstumsstrategie der Middle East Airlines den vergangenen Jahren ihre Flotten massiv ausgebaut und fokussieren dabei auf das lukrative Langstreckengeschäft. (Abb. 4) In den vergangenen sechs Jahren wuchs Emirates bereits im Durchschnitt um 24% pro Jahr. Qatar Airways konnte sogar um fast 40% pro Jahr zulegen. Schon heute betreibt Emirates mit 99 Geräten mehr Langstreckenflugzeuge als Lufthansa (82 Flugzeuge). Ehrgeizige Wachstumspläne unterstreichen die Ambitionen dieser Carrier. Bis 2010 planen die Airlines ein Wachstum von bis zu 200% gegenüber 2006. Dies kann nicht annähernd durch den jeweiligen Lokalmarkt erreicht werden. (Abb. 5) Rein rechnerisch müsste jeder Einwohner Deutschlands 1 mal pro Jahr mit dem Home-Carrier Lufthansa fliegen, um dessen Interkontinental-Angebot vollständig auszulasten. Bei Emirates liegt diese Quote bei 11 – ein klarer Beweis für die unabdingbare Notwendigkeit dieser Anbieter, sich als Umsteige-Carrier zu positionieren. Luftverkehrsmarkt Middle East Historie – Wachstum durch Umsteigerverkehr und Direktanbindung kleinerer Flughäfen Die bedeutendsten Middle East Airlines sind Emirates, Gulf Air, Qatar Airways und Etihad. Alle haben in Emirates wurde im Mai 1985 gegründet und nahm in den ersten Jahren hauptsächlich Verbindungen nach Bedeutendste Middle East Carrier Emirates Qatar Airways Dubai Doha Anzahl Flugzeuge 99 53 34 20 Langstrecke 95 27 15 19 Kurzstrecke 4 26 19 1 Anzahl Passagiere 2006 (Mio) 15 6 7 3 Wachstums prognose bis 2010* 60% 60% n/a 200% 2006 Gulf Air Etihad Logo Hub(s) 1000 km Bahrain, Abu Dhabi Muskat Quelle: Unternehmensberichte, Arthur D. Little Analyse; * bezogen auf ASK laut Unternehmensangaben Abb. 4: Bedeutendste Middle East Carrier 7 Kostenvorteile der Middle East Carrier Catchmentgröße im Vergleich zum Sitzangebot Mio. 80 Sitze p.a. / Catchment Jeder Einwohner Dubais müsste pro Jahr 11 Flüge absolvieren, um Emirates auszulasten 12 10 60 Jeder Einwohner Englands müsste pro Jahr 1 Flug absolvieren, um British Airways auszulasten 40 8 6 4 20 2 0 0 Golf Gruppe: Emirates, Qatar Airways, Gulf Air, Etihad Lufthansa Sitze pro Jahr Air France/KLM Catchment-Area British Airways Sitze p.a./Catchment Catchment-Größe gemessen in Einwohnern im Umkreis von 200 des/der jeweiligen Hubs. Ermittlung der Sitze p.a. über die Anzahl der Sitze der Aircraft der jeweiligen Flotte (nur Interkontinentalflotte) sowie den Annahmen 2 legs/Tag und 330 Einsatztage p.a. Abb. 5: Catchmentgröße im Vergleich zum Sitzangebot Indien auf. Anschließend begann eine beeindruckende Wachstumsstory – in jedem Jahr wurde das Streckennetz um weitere Ziele erweitert. Bei der Expansion ging Emirates äußerst aggressiv vor, neue Verbindungen wurden i.d.R. ab Beginn mit einem täglichen Dienst von/nach Dubai angebunden. (Abb. 6) Die durchschnittliche Einwohnerzahl der neu hinzukommenden Strecken sank dabei im Laufe der Jahre – nach der Anbindung der Mega-Metropolen Karachi, Mumbai, Delhi begann Emirates später auch Städte der „3. Reihe“ wie bspw. Hamburg oder Nizza direkt an Dubai anzubinden. Scheich Ahmed Bin Saeed Al Maktoum, CEO der Emirates dazu im Mai 2006: „Wir bringen unseren Service in Städte, die bisher von den großen Airlines vernachlässigt wurden“. Genau hier liegt die Gefahr für die europäischen Netz-Carrier: Direktanbindung der Städte an die Interkontinental-Drehkreuze in Middle East und damit Umgehung der traditionellen Drehkreuze in Europa. Strategie – Profilierung als Qualitätscarrier Emirates positionierte sich zudem seit Markteintritt als Qualitätscarrier mit dem Anspruch, höchste Kundenzufriedenheit zu erreichen. Außergewöhnliche 8 Services wie bspw. der Chauffeur-Dienst für Business- und First Class-Gäste unterstreichen diesen Anspruch bis heute. Emirates will als eine der ersten Airlines Mobilfunk an Bord anbieten und wird in Kooperation mit Apple den Gästen einen iPodAnschluß am Sitz anbieten – die eigenen Filme können so in das Bordunterhaltungssystem eingespeist und auf dem eigenen In-Screen-Monitor angesehen werden. Zufriedenheitsbefragungen zeigen, dass diese Strategie bei den Gästen ankommt – Emirates liegt seit Jahren in der Spitzengruppe. (Abb. 7) Eine gewichtete Bewertung der objektiven ServiceElemente zeigt, dass die Kundeneinschätzung letztendlich ein in vielen Bereichen tatsächlich im Marktvergleich besseres Produkt wieder spiegelt. Überragender Service und ein Image als Qualitätscarrier ist für Airlines wie Emirates essentiell. Längere Reisewege durch Umsteigen in Middle East werden bei entsprechendem Rahmenprogramm tendenziell gerne in Kauf genommen. Die seit 2004 in Abu Dhabi operierende Etihad Airways wie auch Gulf Air und Qatar Airways verfolgen sehr ähnliche Wachstumsstrategien: Überdurchschnittlicher Service gepaart mit aggressiven Wachstumszielen. Kostenvorteile der Middle East Carrier Entwicklung Streckennetz Emirates (Anzahl Ziele und durchschnittliche Größe der Ziele) Anzahl direkt ex/an DXB angebundene Ziele Durchschnittliche Einwohnerzahl der angebundenen Zielstädte (in Millionen) 100 80 60 40 20 +3 +4 +4 +1 +2 +6 +3 +4 +2 +3 +2 +4 +3 +1 +2 +7 +3 +6 +6 +8 +7 +3 12 +4 10 8 6 4 2 Zusätzliche Ziele im jeweiligen Jahr Bisherige bediente Ziele 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 0 1985 0 ø Einwohnerzahl Quelle: Emirates Airlines; Arthur D. Little Research; Einwohnerzahlen der jeweiligen Kernregionen Abb. 6: Entwicklung Streckennetz Emirates Kundenzufriedenheiten und objektive Produktqualität Subjektive Kundenzufriedenheiten Objektive Produktqualität Schulnotenbewertung: Note 1,5 Sitzabstand: 2,0 2,5 1 SQ 1 EK 2 EK 2 SQ 3 TG 3 TG 3 CX 4 CX 5 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Lufthansa Singapore Airlines Air Canada 6 LH AC 5 6 Emirates Thai Airways Cathay Pacific LH AC Neigungswinkel: Unterhaltungsprogramm: Satellitentelefon: Stromanschluss am Sitz: Speisen und Getränke: Chauffeurservice Flughafenlounges: Gewichtung: 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 25% 25% 3 4 5 6 10% 1% 3% 20% 1% 15% Quelle: Capital; Unternehmens-Websites; Gewichtung der Kriterien auf Basis Aussagen von Branchenexperten Abb. 7: Kundenzufriedenheiten und objektive Produktqualität 9 Kostenvorteile der Middle East Carrier Allianzen erfolgen. Emirates sieht in ihrer aktuellen Situation keinen wirtschaftlichen Sinn in Allianzen und fürchtet die zähen Entscheidungswege dieser Kooperationsform. Auch die üblichen Code-Shares werden nur begrenzt genutzt, bspw. mit South African Airways auf den Südafrika-Routen. Ausblick: Massives Wachstum absehbar Emirates hat das erklärte Ziel, die „Nummer 1 im Langstreckenverkehr“ zu werden. Bereits heute ist die Airline nach Angaben der Schweizer Bank UBS die profitabelste jenseits des Billigsektors. Die Scheich-Familie Dubais – in deren Hand Emirates sich befindet – scheut dabei keine Kosten. Massive Marketing-Budgets in Höhe von ca. 3,5% des Umsatzes unterstreichen diese Ambitionen (bspw. 40 Mio. EUR für die WM-Partnerschaft 2006). Wo genau liegen nun die Kostenvorteile der Middle East Airlines? Stellen sie nur aufgrund besserer Service-Konzepte und günstiger geografischer Lage eine Gefahr da oder unterstreichen weitere Standortvorteile die Gefährlichkeit der Airlines für die europäischen Traditionscarrier? „Wir wollen zur größten Verkehrsdrehscheibe der Welt werden“ sagte Emirates-Manager Tim Clark schon 2005: Dubai als Umsteigepunkt zwischen Europa, Asien, Afrika und sogar Nord- und Südeuropa. Direktverbindungen nach Nordamerika können dabei dank neuer Flugzeuge wie dem A350-500 und der A380 ebenfalls angeboten werden. Nicht ohne Grund haben die Middle East Airlines die mit Abstand meisten Großraumjets der neuen Generation geordert – eine massive Ausweitung der angebotenen Sitzplätze ist absehbar. Fast 40% aller Bestellungen stammen von Airlines aus der Golf-Region. (Abb. 8) Das Wachstum soll dabei – zumindest im Falle Emirates – ohne die in der Luftfahrt seit 1997 üblichen Anzahl Bestellungen A380 58 12 15 20 6 Europa 4 Middle East 33 Quelle: Unternehmensangaben Abb. 8: Anzahl Bestellungen A380 10 5 67 5 5 19 6 5 Rest der Welt 76 6 10 Kostenvorteile der Middle East Carrier Kostenvergleich Middle East versus Europa-Carrier Weitgehende Steuerfreiheit In Dubai existiert weder Mehrwertsteuer noch Einkommensteuer oder Körperschaftssteuer. Diese Subventionierung durch den Staat macht den Standort insbesondere für hochqualifiziertes Fachpersonal interessant: Um einem Angestellten dasselbe Brutto-Einkommen wie in Deutschland zahlen zu können, entstehen dem Unternehmen in Dubai durchschnittlich 23% weniger Personalvollkosten. Die fehlende Mehrwertsteuer führt zu einem zusätzlichen Anreiz für den Arbeitnehmer i.H.v. 19% im Vergleich zu Deutschland. Personalkosten: 48% Kostenvorteil Ein internationaler Vergleich der Personalkosten zeigt die Kostenvorteile von Dubai deutlich. Die durchschnittlichen Personalkosten in Dubai liegen um 48% unter Frankfurt und um 58% unter Zürich. (Abb. 9) Index Lohnkosten 2005 Allgemein (indexiert: FRA:100%) in % Arbeitgeber-Vollkosten pro Jahr in % 140 -64% Ground Handling DXB -47% DXB Check In 80 Flugbegleiter 60 Sachbearbeiter DXB Zürich Frankfurt Dubai DXB 0 FRA FRA 50 100 120 13 % 100 40 % 80 10 % ZRH 10 % ZRH 140 3% 11 % ZRH FRA DXB Abteilungsleiter 0 ZRH FRA DXB Pilot 20 ZRH FRA DXB Angestellter 40 ZRH FRA DXB 10 % ZRH FRA Index Lohnkosten 2005 Airline (indexiert: FRA:100%) in % ZRH FRA Call Center Agent 120 100 Anteil am Gesamtpersonalkörper1) Aviation-relevante Tätigkeiten (indexiert: FRA:100%) 3% -58% -48% 60 40 20 0 150 Zürich Frankfurt Dubai Quelle: UBS; 1) ADL-Schätzung auf Basis typischer Verteilung bei EU-Netz-Airlines Abb. 9: Vergleich der Personalkosten Mit 66% ist der Anteil gering qualifizierter Beschäftigter bei Airlines sehr hoch. Für diese Beschäftigtengruppe betragen die Personalkosten in Dubai gerade einmal 44% des deutschen Niveaus. Zu den direkten Kostenvorteilen kommen weiter hinzu: das weitgehende Fehlen von Pensionsverpflichtungen und Stufenanpassungen, wie sie in europäischen Tarifverträgen üblich sind. Mehrere Faktoren sind für die Kostenvorteile ursächlich und zeigen gleichzeitig die Schattenseite der glitzernden Luxuswelt am Golf: Hohe Gastarbeiter-Quote Dubai setzte früh auf die Kostenvorteile durch Gastarbeiter. 75% der Arbeitnehmer in Dubai sind derzeit Gastarbeiter. Inder und Pakistani stellen dabei den Großteil der Arbeiter, die meist einfachen Tätigkeiten nachgehen. Minimale soziale Sicherungssysteme Krankenversicherung, Kündigungsschutz und Lohnfortzahlung sind den meisten einfachen Arbeitern in Dubai nur aus Erzählungen bekannt. Praktisch unbegrenzte Flexibilität auf Seiten der Arbeitgeber sorgt für eine unausgewogene Risiko- 11 Kostenvorteile der Middle East Carrier verteilung. Bewusst wird auf Betriebsräte, Gewerkschaften und ähnliches verzichtet. Diese sind zwar möglich, in der Realität jedoch fast nie anzutreffen. Treibstoffkosten: ca. 20% Kostenvorteil Emirates CEO Tim Clarks wird nicht müde zu betonen, dass Emirates keine Vergünstigungen beim Kerosin erhält. Nachprüfen lässt sich dies nur schwer – hartnäckig halten sich Gerüchte, dass Emirates in Dubai Sonderpreise bei den meist in Hand der Regentenfamilie befindlichen Tankdienstleistern erhält. Auch ohne Subventionen dürfte der Treibstoff-Einkaufspreis in Dubai unter dem europäischen Niveau liegen. Fehlende Transportkosten durch die Nähe zu Raffinerien und Fördergebieten, günstigere Lohnund Lagerkosten am Flughafen DXB sowie wiederum reduzierte Steuern auf das Kerosin wirken ganz sicher nicht als Preistreiber. Durch den Wegfall von Transportkosten nach Europa reduziert sich der Kilo-Preis um etwa 6%. Niedrigere Raffinerie-Kosten in Middle East schaffen weitere 3%. Günstigere Vertriebs-, Lager- und Logistikkosten am Hub DXB können den Kerosinpreis im Vergleich zu Europa um zusätzlich etwa 11% senken. In Summe liegt der Endpreis für Emirates am Flughafen DXB somit um etwa 20% unter den Kosten eines europäischen Großflughafens. Diese Kostenvorteile gelten natürlich nur für 50% der Gesamtkerosin-Kosten, da Emirates für die Flüge nach DXB im Ausland zu den dort üblichen Konditionen tanken muss. Eine effiziente, moderne Flotte sowie die durch die geografische Lage möglichen stückkostenoptimalen Fluglängen ermöglichen Emirates zusätzliche Einsparungen im Kostenblock Kerosin. Wir taxieren den Gesamtvorteil auf rund 20% im Vergleich zu europäischen Hub-Carriern. Die Branche mutmaßt sogar, dass Emirates auf Flügen zu europäischen Destinationen schon in Dubai für den Rückflug Treibstoff an Bord lädt und in Europa entsprechend weniger zutankt. Dies würde sich jedoch nur lohnen, wenn der Einkaufspreis des Kerosins in Dubai um mindestens ca. 40% unter dem in Europa üblichen liegen würde – schließlich erfordert der Transport von einem Kilogramm Gewicht bspw. von Dubai nach Frankfurt etwa 0,4kg zusätzliches Kerosin. 12 Geografische Lage und Flotte: ca. 20% Kostenvorteil Dubai liegt in einem trikontinentalen Drehkreuz. In einem Umkreis von 8 Flugstunden leben 4 Milliarden Menschen. Fast alle Teile der Welt sind von hieraus nonstop zu erreichen – neue Flugzeugtypen wie der A340-500 ermöglichen bis zu 18 Stunden Flugzeit. (Abb. 10) Dubai und die übrigen Middle East Airports positionieren sich als Interkontinental-Drehkreuze. Die heimischen Airlines bieten von dort aus hochfrequente Langstreckenverbindungen in die großen Wirtschaftszentren. Die Strategie ist klar: Umsteigen in Dubai als Alternative zu klassischem Feeder-Langstrecken-Verkehr ex Europa. (Abb. 11) Gäste, die bspw. von Paris nach Singapur fliegen, steigen heute oft in eine Lufthansa-Maschine nach Frankfurt und fliegen von dort weiter nach Singapur. Die Verbindung mit Emirates über Dubai benötigt ebenso zwei Flugstrecken, führt in Summe zu einer um im Mittel 2 Stunden längeren Reisezeit. Dem entgegen stehen aber meist Kostenersparnisse durch niedrigere Ticketpreise sowie die Möglichkeit, in Dubai einen kostengünstigen und touristisch reizvollen Zwischenstopp einzulegen. Durch die geografische Lage kann Emirates fast vollständig auf das Betreiben einer kostenintensiven Kurzstreckenflotte verzichten. Klassische Feederverkehre wie in Europa seit jeher üblich, sind nicht notwendig. Dies führt zu einem gravierenden Kostenvorteil für Emirates: Die durchschnittlichen Kosten je Kilometer Flugstrecke liegen bei sehr kurzen und bei sehr langen Flugstrecken deutlich höher. Bei kurzen Flugstrecken entstehen hohe Kerosinverbräuche und hohe anteilige Start-, Abfertigungs- und Passagiergebühren. Bei Ultralangstrecken hingegen steigen die Kosten wieder an, da jedes Kilogramm Kerosin für die letzten Meilen den gesamten bisherigen Flugverlauf über transportiert werden musste. Ein Kilogramm Gewicht von Frankfurt nach Los Angeles benötigt fast 1 Kilogramm zusätzliches Kerosin. Zudem ist bei ultralangen Flugzeiten i.d.R. eine höhere Anzahl Crewmitglieder erforderlich. Das Streckennetz von Emirates weist durch die geografische Lage von Dubai einen außerordentlich hohen Anteil an Verbindungen mit kostenoptimalen Fluglängen auf. (Abb. 12) Emirates wird in wenigen Jahren zudem durch die größte A380-Bestellung über eine Flotte verfügen, Kostenvorteile der Middle East Carrier Geografische Lage DXB: im 15h-Radius sind fast alle Ziele nonstop erreichbar DME LHR FRA CDG ATH JFK IST CAI 10 h Reichweiten (Stand 2007) 5h BEY DXB NRT ICN PVG PEK DEL BKK SAH CMB SIN JKT MRU JNB 15 h PER BNE SYD Quelle: Arthur D. Little Analyse, Werksangaben; 1) Ab August 2008 (plus 7-15 Optionen) A330-200 – Anzahl EK: – Reichweite in km: 29 11.800 A340-500 – Anzahl EK: – Reichweite in km: 10 16.600 A340-300 – Anzahl EK: – Reichweite in km: 8 13.700 B777-200 – Anzahl EK: – Reichweite in km: 6 17.446 B777-300ER – Anzahl EK: – Reichweite in km: 36 14.594 A380-800 – Anzahl EK: – Reichweite in km: 581) 15.200 Abb. 10: Dubai als Non-Stop-Zentrum Flugzeitenvergleich Verglichen mit den großen Allianzen weist Emirates in 70% der Fälle längere Reisezeiten auf Flugzeit in % Aufenthalt in DXB 3,5 h 160 Aufenthalt in DXB 2,55 h Aufenthalt in DXB 3,25 h Aufenthalt in DXB 3,35 h 140 120 Ø Flugzeit 100 80 60 40 20 0 CDG-SIN NYC-DXB LHR-SYD Star Alliance FRA-PVG HAM-DXB Sky Team LHR-OSA One World CDG-JNB MAN-BKK JFK-PER FRA-PEK Emirates Airlines Quelle: Amadeus, Arthur D. Little Analyse Abb. 11: Flugzeitenvergleich 13 Kostenvorteile der Middle East Carrier Optimale Fluglängen Emirates profitiert von der geografischen Lage des Hubs HAM illustrativ FRA Die Gesamtkosten von 2 mittellangen Flügen (EK) liegen deutlich günstiger PVG DXB Kosten pro Pax und km Hohe Kosten für Takeoff Geringer Anteil effizienter Reiseflug Hoher Anteil Approach (ggf. Holding) HAM-PVG kann durch zwei mittellange Flüge oder der Kombination aus einem kurzen Zubringer und einem Ultralangflug erreicht werden Überproportional steigender Kerosinverbrauch Jedes Kilo Kerosin für die letzten Kilometer muss die gesamte Reise über transportiert werden Teilweise zusätzliche Crew nötig Emirates kann durch die Hub-Lage in Middle East systematische Kostenvorteile gegenüber europäischen Hub-Carriern erzielen Kosten 90 80 70 60 50 1x ultralang 40 30 kurz 1.000 km mittel 5.000 km ultralang 9.000 km Quelle: Arthur D. Little Analyse 20 Streckenlänge 10 1x kurz 1 x mittel 1 x mittel 0 Lufthansa Emirates Abb. 12: Optimale Fluglängen deren Durchschnittskosten deutlich unter den heute üblichen Flottenmixen liegt. (Abb. 13) Gebühren an seinem Heimat-Hub unter denen der Haupt-Hubs der Wettbewerber liegen. Beispiel: Die A380 kann ca. 13% günstiger betrieben werden als die weit verbreiteten B747-400. Zusätzliche Kostenersparnisse für Emirates sind die Folge. Mit Low Cost Carriern vergleichbare Stückkosten bei erheblich längeren durchschnittlichen Flugstrecken unterstreichen die Kostenvorteile. Das Beispiel Emirates bringt es auf den Punkt: Die Gebühren liegen pro Passagier am Flughafen Dubai ca. 78% niedriger als in Frankfurt (am Beispiel eines voll beladenen Airbus A340). (Abb. 14) Neben enormen Rabatten, die Emirates durch die großen Sammelbestellungen bei Airbus und Boeing aushandeln konnte, profitiert die Scheich-Airline zusätzlich davon, kurz nach dem 11. September 2001 eine Reihe von Großbestellungen aufgegeben zu haben – auf dem Höhepunkt der Krise wurden die wohl höchsten Rabatte aller Zeiten gewährt. Entgelte: ca. 39% Kostenvorteil Entgelte stellen mit inzwischen ca. 12% der Gesamtkosten eines Interkontinental-Carriers einen bedeutenden Kostenblock. Die Entgelte sind Flughafenabhängig und gelten i.d.R. für alle dort landenden Airlines gleichermaßen. Ein Kostenvorteil für einen Carrier kann somit nur dadurch entstehen, dass die 14 Vereinfacht gesagt fallen 50% aller Gebühren von Emirates am Hub Dubai an. Vereinzelte Flüge bspw. von Hamburg nach New York sind hier nicht berücksichtigt. Die Gesamtersparnis im Bereich Gebühren liegt somit für Emirates im Vergleich zu Lufthansa bei ca. 39%, der Hälfte von 78%. Die Passagier-abhängigen Entgelte stellen den größten Kostenblock an den Gesamtgebühren. Gerade hier wird in DXB deutlich weniger berechnet. Dabei profitiert Emirates doppelt, auch das ein mögliches Resultat der stark vernetzten Gesellschafterbeziehungen in Dubai. Grund sind deutliche Nachlässe für Transferpassagiere, die mit 70-75% über die in FRA bzw. ZRH üblichen 53% bzw. 57% hinausgehen. Auch bei den Flugzeug-abhängigen Entgelten weist Dubai deutliche Kostenvorteile auf. Die in FRA und ZRH zusätzlich anfallenden Lärmschutz- und Emissionsentgelte fehlen völlig. Auch Abstellentgelte fallen Kostenvorteile der Middle East Carrier Kostenvergleich Flugzeugtypen (Stückkosten) Emirates und Qatar profitieren von günstigen durchschnittlichen Stückkosten in der Langstreckenflotte Stückkosten # Flugzeuge Stückkosten/ km LH EK BA -25% 100% US-Cents/ASK AF 95% 60 50 90% US 80% 30 75% 20 Ryanair 10 65% A340300 B747400 A340600 LH1) 28 30 24 EK1) 8 QR 1) 4 19 7 LH AF BA KL IB 15 70% AF1) AZ 20 40 85% 60% Netzwerk Carrier 25 10 UA DL NW Easyjet Southwest A380 B787 EK QR 0 B777 AA Low Cost Carrier 5 15 42 58 49 5 42 12 0 500 60 700 900 1.100 1.300 1.500 1.700 1.900 2.100 Streckenlänge (Kilometer) Quelle: Unternehmensberichte, Arthur D. Little Analyse; 1) Geplanter Flottenbestand in 2010 Abb. 13: Kostenvergleich Flugzeugtypen (Stückkosten) Entgeltvergleich EU versus Dubai Entgelte pro Pax, A340 Passagier-abhängige Entgelte 40 € Passagierentgelte Sicherheitsentgelte - 78% 30 € Flugzeug-abhängige Entgelte 20 € 10 € Variable Lande- und Startentgelte Basisentgelte Landung/Start Abstellentgelte Entgelte für zentrale Infrastruktur Navigationsentgelte Flugsicherungs-An- und Abfluggebühren 0€ ZRH FRA DXB Quelle: Entgeltkataloge, Interviews, Arthur D. Little Analyse; 1) 50% von 78%, da alle Flüge von Emirates in Dubai starten/enden Entgelte in DXB liegen um 78% unter FRA – Kostenvorteil für Emirates: 39%1) Abb. 14: Entgeltvergleich EU versus Dubai 15 Kostenvorteile der Middle East Carrier kaum ins Gewicht, da diese in Dubai erst ab einem Mindestaufenthalt von 6 Stunden anfallen. Die unvermeidbaren Navigationsdienstleistungen werden in Dubai ebenfalls deutlich günstiger erbracht. Die Gebühren der Anbieter Skyguide in ZRH und der Deutschen Flugsicherung in FRA liegen mit 2,84€ bzw. 1,66€ pro Passagier deutlich höher als die der General Civil Aviation Authority in Dubai mit nur 0,31€ pro Passagier. Stationen: ca. 25% Kostenvorteil Ein effizientes Drehkreuz ist für Hub-and-Spoke Carrier der Schlüssel zum Erfolg. Die europäischen Hubs sind historisch gewachsen und liegen meist in stark bebautem Gebiet. Das starke Wachstum kann nicht mehr abgebildet werden, Ausbaupläne kommen nur schleppend voran. Voll ausgelastete Airportsysteme operieren an der Grenze ihrer Kapazität, sinkende operationelle Qualität ist die Folge. Selbst zu Tagesrandzeiten gibt es in FRA und MUC kaum freie Slots, das Eckwertgerüst gleicht eher einem Hochplateau denn einem klassischen Peak-Ansatz. (Abb. 15) Kriterium Dubai erweitert derzeit den bestehenden Airport (4,1 Mrd. USD), baut parallel aber bereits an einem neuen Airport der Superlative (8,2 Mrd. USD, Inbetriebnahme ab 2008). Aus den Fehlern der Vergangenheit an anderen Airports lernend wird der neue Dubai World Central International Airport (DWC) neue Dimensionen bezüglich Effizienz und Qualität aufstellen. Emirates kann dadurch die einzige Airline weltweit werden, die einen hocheffizienten Umsteigeflugplan realisieren und in starken Peak- und Non-Peak-Phasen planen kann. Bessere Pünktlichkeitswerte, keine kerosinfressenden Holdings, kurze Umsteigezeiten und ein hochproduktiver Einsatz der Flugzeuge sind die Folge. Mangels Nachtflugverbot kann der Airport im 24-Betrieb operieren – ein weiterer Vorteil der Lage und Strukturen Dubais. (Abb. 16) Der neue Airport soll bis 2017 nicht nur 120 Millionen Passagiere jährlich abfertigen können (zum Vergleich: FRA kann derzeit bis zu 56 Millionen Passagiere abfertigen), sondern setzt auch konzeptionell neue Maßstäbe: ein Großteil der Abfertigung wird unterirdisch stattfinden und so einen effizienteren Betrieb an den Gates ermöglichen. Die Baustelle ist nach Angaben der Bauunternehmen das nach der Diamantenmiene in Afrika größte von Menschenhand geschaffene Loch der Erde. Europa Middle East Kapazität Sämtliche Großflughäfen operieren bereits an der Kapazitätsgrenze (FRA, MUC, CDG, AMS, LHR) Sinkende Pünktlichkeiten und gebremstes Wachstum sind die Folge Bestehende Flughäfen teilweise an der Kapazitätsgrenze (DXB) Ausbau Langwierige Genehmigungsprozesse bremsen Ausbaupläne (Bsp: FRA begann in 2000 mit der Planung, die 4. Bahn wird in 2011 erwartet) Flughäfen liegen i.d.R. in dicht bebautem Gebiet Kurzfristige Ausbauvorhaben, hohes Ausbautempo (Bsp: DXB erweitert den bestehenden Airport während ein neuer bereits im Bau ist – Eröffnung: 20081) Große Freiflächen ermöglichen optimalen Ausbau Rahmenbedingungen Historisch gewachsene Airportlandschaften Lange Wege Suboptimale Verkehrsmittelvernetzung (Schiene, Straße,...) “Grüne Wiese”-Planung möglich Learnings aus bestehenden Airports können perfekt eingearbeitet werden Vorbildliche Vernetzung (Hafen, Straße, Schiene,...) AMS FRA DXB Layouts „Reißbrettplanung“ historisch gewachsen Bewertung Airports mit langen Wegen, unzureichender Anbindung und sinkender operationeller Qualität Hoch effiziente Drehkreuze – kostengünstig und operationell hoch performant Quelle: Unternehmensberichte, Arthur D. Little Analyse; 1) In 2008 wird die erste Ausbaustufe eröffnet, vollständiger Betrieb ca. ab 2017 Abb. 15: Standortvergleich 16 Kostenvorteile der Middle East Carrier Dubai World Central International Airport, DWC The World Palm Island I Innenstadt DWC DWC (Dubai World Central Intl. Airport) DXB (Dubai Intl. Airport) 23 A380-fähige Gatepositionen Investitionsvolumen: USD 8,2 Mrd. 6 parallele Start- und Landebahnen Weltgrößter Flughafen auf 140 km² 3 Passagier Terminals (120 Mio. Passagiere) Möglichkeit 4 paralleler Landungen 16 Cargo Terminals (12 Mio. Tonnen Kapazität) Support-Bereiche großteils unterirdisch Quelle: Arthur D. Little Recherche, Unternehmensangaben Abb. 16: Dubai World Central International Airport, DWC Das Gesamtvolumen der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) für Flughafenausbau bzw. Neuprojektierung beläuft sich in den kommenden 20 Jahren auf rund 20 Mrd. USD. Darin enthalten ist neben den Megaprojekten in DXB bspw. auch ein Flughafenneubau in Doha (Katar) i.H.v. 5,5 Mrd. USD. Gesellschafterstrukturen: Kosten- und Qualitätsvorteile Emirates ist zu 100% in staatlicher Hand und liegt im Besitz der Herrscherfamilie Dubais. Die Al-MaktoumFamilie setzt wichtige unternehmerische Entscheidungen meist innerhalb weniger Wochen um und führt Emirates strategisch als Teil eines gigantischen Masterplans, um die Abhängigkeit von den schwindenden Ölreserven zu reduzieren. Neben Emirates (Airline) steuern Mitglieder der Herrscherfamilie auch die Luftfahrtbehöre (Air Navigation), den Flughafenbetreiber Dnata (Airport), das Dubai Cargo Village (Air Cargo), die Dubai Duty Free, den Dubai International Hotel and Aviation Club, die Dubai Aviation Corporation (Investments), die Dubai Aerospace Enterprise (Aircrafts), das Dubai Executive Coucil, das Tourismus- und Verkehrsministerium, das Wirtschaftsentwicklungs-Ministerium sowie zahllose weitere Regierungseinheiten. Auch die meisten der neu errichteten Hotelkomplexe und Industrieviertel unterliegen den Weisungen der Herrscherfamilie. (Abb. 17) Die optimale Vernetzung führt zu hervorragend aufeinander abgestimmten Wachstumsplänen, einer hohen Gesamteffizienz der verschiedenen Segmente und bildet zwangsläufig ein schier undurchschaubares Netz. Reibereien zwischen Airport und Airline, wie sie in Europa an der Tagesordnung sind, werden in Dubai unter Verwandten kurzfristig gelöst. Die Grenze zu gegenseitigen Subventionierungen ist dabei auf Dauer fließend. Diese in Anlehnung an den Herrscher Scheich Ahmed Bin Saeed Al Maktoum mitunter als „Achmedisierung“ bezeichnete Verbindung ermöglicht Effizienzgewinne wie sie in der westlichen Welt nicht möglich sind. Neben drastisch verkürzten Entscheidungswegen (eine Ausbaudiskussion wie in Frankfurt, die sich über knapp 10 Jahre zieht, ist in Dubai ausgeschlossen) können diese Verbindungen ohne Zweifel auch genutzt werden, um dem Heimatcarrier 17 Kostenvorteile der Middle East Carrier „Achmedisierung“ Die Herrscherfamilie von Dubai steuert die gesamte Aviation-Wertschöpfungskette aus einer Hand Kernelemente Aviation-Business Flughafen Airline Security Tourismusministerum & Travel/ Transportation Support/Services Verkehrsministerium & Flugsicherung Hotels Ground Handling 9 9 Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum Herrscher/Präsident, Vize-Präsident, Minister, Chairman, CEO Dubai International Airport Emirates Airline Emirates Sky Cargo SriLankan Airways 44% 9 Transguard 9 Skywards 9 Roads and Transport Authority 9 9 Department of Tourism & Commerce Marketing EmQuest Congress Solutions International Emirates Holidays Department of Civil Aviation Arabian Adventures Jumeirah Group Dubailand Emirates Hotels and Resorts Dnata Mercator Quelle: Arthur D. Little Recherche, Unternehmensangaben Abb. 17: „Achmedisierung“ Emirates grundlegende Vorteile zu sichern. Kostenvorteile resultieren aus kürzeren Entscheidungsprozessen sowie verbesserter operationeller Qualität (Luftraum und Airport) – kostentreibende Holdings und Wartezeiten können durch optimale Infrastrukturgestaltung auf ein Minimum reduziert werden. Attraktiver Hub-Standort: klares Verkaufsargument und Auslastungsoptimierung Emirates positioniert sich aufgrund der vorteilhaften geografischen Lage als interkontinentaler Hub-andSpoke Carrier. Ein minimaler Heimatmarkt trägt nur geringfügig zur Auslastung der Flugzeuge bei. Durch spektakuläre Tourismusprojekte versucht Dubai seit Jahren, zusätzlichen Verkehr nach Dubai zu locken. Gleichzeitig wird so den Umsteigepassagieren, die einen mitunter deutlich längeren Reiseweg via Dubai in Kauf nehmen, der Aufenthalt durch zahlreiche Annehmlichkeiten versüßt. Große Bauprojekte sind in Dubai an der Tagesordnung. In jeder Dimension wird alles andere weltweit verfügbare in den Schatten gestellt. Das höchste Gebäude, eine Ski-Halle in der Wüste, künstliche 18 Inselwelten und gigantische Stadtentwicklungsprojekte sind nur einige Beispiele. Die Folgen sind eindeutig: Ein massiver Anstieg der Touristen soll Dubai auch in der Nach-Öl-Ära ein stetiges Einkommen sichern. (Abb. 18) Bereits heute werden ca. 30% des Bruttoinlandprodukts durch Tourismus erwirtschaftet, der Anteil des Öls liegt nur noch bei ca. 8% - noch vor 20 Jahren war Dubai mit über 50% des BIP massiv vom Öl abhängig. Noch ist die Wirtschaftlichkeit der gigantischen Bauprojekte nicht bewiesen. Investitionskosten von 20 Mrd. USD und mehr (Downtown-Projekt) müssen refinanziert werden. Staatliche Subventionierung verzerrt hier den Wettbewerb – praktisch alle Wirtschaftszweige profitieren so von der stratewgischen und oft direkt oder indirekt staatlich finanzierten Fokussierung auf Wachstum und Tourismus. Kostenvorteile der Middle East Carrier Tourismusprojekte Dubai Spektakuläre Bauten locken Gäste Burj Al Arab – 1999 Ski Dubai – 2005 Wahrzeichen und höchstes Hotel der Welt (321m) Palm Island – ab 2007 Skihalle mit 400m Abfahrten Burj Dubai – 2008 Drei künstliche Inselgruppen in Form von Palmen >800 Meter hoher Wolkenkratzer ($ 1 Mrd. ) Millionen Gäste p.a. Tourismuszahlen Dubai 15 10 5 0 1990 1992 The World – 2008 1994 1996 1998 2000 Downtown – 2008 Abbild der Weltkugel mit 300 Inseln 100 Wolkenkratzer >300m ($ 20 Mrd.) 2002 2004 2006 2008 Dubailand – 2008-2015 Erlebnispark ($ 5 Mrd; 200 Mio m2) 2010 2012 2014 Hotelpläne – 2010 Neu: 16.000 Zimmer/40.000 Apartments Quelle: World Travel & Tourism Council, Unternehmensangaben Abb. 18: Tourismusprojekte Dubai 19 Kostenvorteile der Middle East Carrier Fazit des Vergleichs: Die Kostenvorteile der Golf-Carrier summieren sich auf ca. 30% Alle identifizierten Kostenvorteile zusammen zeigen das Delta zwischen EU-Netzcarriern und den neuen Golf-Airlines. (Abb. 19) Zu den quantifizierbaren objektiven Kostenvorteilen kommen die genannten qualitativen Vorteile wie geografische Lage, touristisches Rahmenprogramm und staatliche Gesamtstrategie hinzu. Der Abstand zu den europäischen Carriern ist gewaltig. Die durchschnittliche EBIT-Marge der größten EU-Carrier betrug in 2006 gerade einmal ca. 7%, Tendenz dank starker Konjunkturlage steigend. Dauerhafte Kostenvorteile der Middle East Airlines sind vorhersehbar – die Bedrohung für die Europa-Airlines wächst weiter. Kostenvergleich EU-Carrier versus Golf-Carrier: 30% Gesamtkostenvorteil der Golf-Carrier Kostenblock Anteil an Gesamtkosten1) Kerosin 23% Gebühren 12% Personal 32% Flotte 15% Stationen Geografische Lage Kurze Transportwege reduzieren Kerosinpreis Effizienter Einsatz durch meist optimale Flugstreckenlänge 5% Catering 3% Flughafen (Heimat-Hub) Kostenvorteil GolfAirlines2) Sonstiges Effiziente Flugzeugmuster, junge Flotte Steuervergünstigungen, möglicherweise Subventionen Niedrige Abfertigungskosten (bspw. Betankung) -20% Geringe Anzahl Landungen, da kaum Kurzstreckenverkehr Möglicherweise Quersubventionen über den Flughafenbetreiber Niedrige Lande-/Abfertigungsgebühren, etc. -39% Kaum KurzstreckenFeederverkehr Steuerbefreiung, hohe Gastarbeiterquote insbes. bei operativen Tätigkeiten Günstige Kostenposition des Airports -48% Optimaler Einkaufszeitpunkt, junge Flotte (geringe Wartungskosten) Fast ausschließlich große Flugzeuge, dabei optimale Umlage der Einmalkosten 10% Vertrieb Staatliche Strukturen Flottenstruktur Kein kostenintensives Kurzstrecken-Feedersystem Optimale Schnittstellen zwischen Airport, Flugsicherung, Airline Geringe Personalkosten für externes Personal (Handling, etc.), optimale operationelle Bedingungen -25% Market-Entry-Strategie verursacht hohe Provisionsund Marketing-Kosten Geringe Personalkosten -20% +20% -5% Geringe Personalkosten EU-Carrier -30% Golf-Carrier 0 20 Kerosin Gebühren 40 Personal 60 Flugzeug Quelle: Arthur D. Little Analyse; 1) Typische Verteilung bei Netz-Carriern mit hohem Langstreckenanteil; 2) Arthur D. Little Analyse & Experteninterviews mit europäischen Airlines Abb. 19: Kostenvergleich EU-Carrier versus Golf-Carrier 20 % 100 80 Station Vertrieb Catering Kostenvorteile der Middle East Carrier Wie können die EUCarrier den Abstand verringern oder zumindest stabilisieren? Die dargestellten Kostenvorteile i.H.v. 30% basieren weitgehend auf strukturellen und geografisch bedingten Vorteilen. Die Möglichkeiten der europäischen Traditionslinien sind daher beschränkt – Erfolgsrezepte aus Middle East können nicht übernommen werden. Um gegen die drohende Übermacht des Mittleren Ostens bestehen zu können, sind die Europa-Carrier gut beraten, sich auf ihre Stärken zu fokussieren: Ein qualitativ hochwertiges Produkt und kontinuierliche Effizienzsteigerungen. (Abb. 20) Konsolidierung Die europäischen Airlines sind in eine Phase der zunehmenden Konsolidierung eingetreten. Große Fluggesellschaften wie Iberia und Alitalia stehen derzeit zum Verkauf. Swiss ist bereits mit Lufthansa fusioniert, KLM hat sich mit Air France verbündet. Europäische Fluggesellschaften sollten sich alle Mühe geben, den europäischen Markt gegen Airlines des Nahen Ostens während dieser Phase der Konsolidierung zu verteidigen. Sie wären vielleicht sogar gut beraten, in eine Airline aus dem Nahen Osten zu investieren und so die Möglichkeit zu haben, deren Kostenvorteile und Strukturen zu nutzen und davon zu profitieren. Europäische Airlines sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass eine Konsolidierung innerhalb Europas nur von begrenzter Wirkung bezüglich eines Abbaus der Kostendifferenz zu den Airlines im Nahen Osten sein wird. Ein Großteil der Kostenvorteile wie Flotte, Treibstoff, Steuern & Löhne wird von einer Konsolidierung nicht beeinflusst. Dennoch werden klassische Synergiepotentiale sowie die Harmonisierung der Flugpläne die wirtschaftliche Situation einer fusionierten Airline verbessern. Es sind jedoch weitere Hebel notwendig, um Marktanteile zu sichern. Fokus auf Kundenloyalität Europäische Airlines haben die besten Kundenbindungsprogramme seit diese vor 10 Jahren von Lufthansa in den Markt gebracht wurden. Der Einfluss auf die Kaufentscheidung des Kunden ist überwältigend groß. Die Programme sollten mit Bedacht optimiert werden, um ihre Attraktivität zu erhalten. Insbesondere bei der Einlösung von Bonusmeilen zeigt sich Raum für Verbesserungen, da die attraktivsten Ziele fast nie unter Einsatz von Meilen gebucht werden können. Hierdurch gefährden Air- Wege zur Kostenreduktion und Steigerung der Kundenbindung für europäische Airlines Einfluss auf Kundenbindung Kundenbindungsprogramme Netzwerk Flughäfen Qualität Konsolidierung Tarifstruktur Kostenposition Verbesserung der Einlösemöglichkeiten/Verfügbarkeiten Gezielte Steigerung der Kooperationen zum Sammeln der Meilen Engere Abstimmung der Flugzeiten mit Allianz-Partnern Positionierung des Ultra-Long-Leg als Produktvorteil Verbesserung der Infrastruktur: Kapazität und Terminal-Qualität Vertikale Integration durch Beteiligung an Flughafenbetreibern Kontinuierliche Qualitätsverbesserung auf allen Stufen der Reisekette Fokus auf hochqualitative Boden- und Kabinen-Crews Übernahmen in Europa durch Middle East Carrier zu verhindern Übernahme eines Middle East Carriers zu prüfen Reduktion Einstiegsgehälter, Schaffung von “Deckelungen” Verstärkte Reduktion von automatisierten Gehaltssteigerungssystemen Abb. 20: Wege zur Kostenreduktion und Steigerung der Kundenbindung für europäische Airlines 21 Kostenvorteile der Middle East Carrier lines den guten Ruf ihrer Meilenprogramme und mindern einen ihrer größten Differenzierungsvorteile. Fokus auf das Netzwerk Kurze Reisezeiten sowie hoch-frequente Anschlüsse sind die wichtigsten Aspekte im Entscheidungsprozess des Kunden bei einer Flugbuchung. Ein klug geplantes Netzwerk ist hier der Schlüssel, insbesondere im Segment der ertragreichen Geschäftskunden. Die Mitgliedschaft in einer der großen AirlineAllianzen kann hier einen starken Vorteil darstellen. Europäische Fluggesellschaften müssen in Bezug auf Häufigkeit, Abflugzeiten und Flugdauer die besten Verbindungen nach Asien und Nordamerika anbieten. Sie müssen diese Flüge (ein kurzer Zubringerflug, ein sehr langer Interkontinentalflug) als echten Vorteil für den Kunden vermarkten – die Langstrecke ermöglicht es zu arbeiten oder zu schlafen, entsprechende Ausstattung und Services vorausgesetzt. Fokus auf die Flughäfen Nahezu alle Länder im Mittleren Osten planen und bauen derzeit brandneue Flughäfen, von denen einige bis dato unbekannte Dimensionen in Service und Effizienz erreichen. Die meisten europäischen Flughäfen sind eher kümmerlich im Vergleich zu diesen neuen Hubs. Europäische Fluggesellschaften sollten die Anstrengungen, ihre Hubs zügig zu optimieren, gemeinsam mit Flughafenbetreibern intensivieren und vorantreiben. Ihr Einfluss sollte über die Prozessoptimierung der Terminals hinausgehen und ebenso luftseitige Optimierung, Planung der Infrastruktur sowie die Langfriststrategie umfassen. Wie können Airlines auf Europas ohnehin überfüllten Hubs, wo sie um jeden Slot kämpfen müssen, erfolgreich sein, wenn die neuen Fluggesellschaften im Mittleren Osten auf maßgeschneiderten, brandneuen Mega-Hubs operieren können? Fokus auf Qualität Fliegen ist heute ein Commodity – Passagiere werden von A nach B transportiert, sie werden mit Bonusmeilen belohnt und ihnen werden Liegesitze in der Business Class sowie ausgefeilte Bordunterhaltungssysteme angeboten. Airlines wie Emirates stellen Qualität in den Mittelpunkt und bieten in Europa sogar Besonderheiten wie einen Chaffeurservice. Europäische Fluggesell- 22 schaften sollten versuchen, Vorsprünge bei Serviceangeboten herauszuarbeiten oder mindestens gleichzuziehen, da kleinste Unterschiede/Abweichungen ausschlaggebend für die Entscheidung des Kunden sein können. Den bedeutendsten Aspekt stellt jedoch ein freundlicher und professioneller Bordservice dar. Europäische Fluggesellschaften sollten ihre Anstrengungen auf gut ausgebildetes Kabinenpersonal richten, versuchen Muttersprachler auf allen Routen einzusetzen und Kunden das besondere Empfinden des Willlkommenseins und Verstandenwerdens geben. Vergütungsstrukturen Alle etablierten europäischen Fluggesellschaften sind mit ernsthaften Problemen in ihren Vergütungsstrukturen konfrontiert. Viele US Airlines haben Chapter 11 genutzt, um Vergütungen zu reduzieren, zu straffen und historisch gewachsene Bonussysteme abzuschaffen. Nur einige wenige europäische Fluglinien haben begonnen, die Spielräume neu zu definieren, niedrigere Vergütungen an Neueinsteiger zu zahlen, die Obergrenzen in der Gehaltsentwicklung zu reduzieren und einige kleinere Zusatzleistungen, z.B. durch die Reduzierung von Urlaubstagen, abzuschaffen. Gleichwohl hat ein grundsätzlicher Wandel noch nicht stattgefunden. Drastische Einschnitte bei den Vergütungen sind weder realistisch noch empfehlenswert. Airlines sollten sich stattdessen auf die Neujustierung der Vergütungspläne konzentrieren – Handlungsbedarf besteht hier insbesondere bei der Ausrichtung der Systeme nach den Anforderungen des Geschäfts und nicht an liebgewonnenen Eigenheiten einzelner Berufs- oder Altersgruppen. Kostenvorteile der Middle East Carrier Wird das ausreichen? – Lassen Sie uns über die Zukunft der Luftfahrt diskutieren Während die meisten Fluggesellschaften des Mittleren Ostens vergleichbare Strategien verfolgen, unterscheiden sich Zukunftsorientierung und Ambitionen europäischer Airlines erheblich. Wir möchten gerne mit Ihnen Ihre individuelle Situation und Strategie diskutieren und dabei unsere tiefen Einblicke in die Luftfahrtbranche einbringen. Welche Wege sind für die Weiterentwicklung Ihres Geschäfts die richtigen? Welche Strategie sollte Ihre Airline verfolgen, um sich für den wachsenden Wettbewerb aus Mittle East zu wappnen? Mit welchen funktionalen Kernkompetenzen sollte Ihre Gesellschaft ausgestattet sein, um an der weiterhin spannenden und herausfordernden Entwicklung dieser Industrie angemessen zu partizipieren? 23 Kostenvorteile der Middle East Carrier Weitere Informationen Das Arthur D. Little Aviation Competence Center steht für Fragen und Diskussionen jederzeit gerne zur Verfügung. Axel Boss ist Director und Leiter des Arthur D. Little Aviation Kompentenzzentrums in Zentraleuropa. Während der vergangenen 12 Jahre bei Arthur D. Little hat er sich in seiner Arbeit auf strategische und organisatorische Fragestellungen verschiedenster Akteure in der Luftfahrtindustrie fokussiert, u.a. Fluggesellschaften, Flughäfen, Bodendienste und weitere Unternehmen der Reise- und Transportbranche sowie deren Lieferanten. Telefon: +49 175 5806 666 Nathan Zielke ist Manager in der Travel and Transportation Practice im Wiesbadener Büro von Arthur D. Little. Während der vergangenen zwei Jahre unterstützte und leitete er zahlreiche Projekte im Aviation-Business, darunter Projekte bei Fluglinien, Flughäfen und Flugsicherungen. Der Fokus lag dabei auf Strategie-Entwicklung, Organisations-Optimierung, Kostensenkung und Monitoring-Systemen. Vor seiner Zeit bei Arthur D. Little war Nathan Zielke für die Deutsche Lufthansa AG tätig. Er war Mitglied des konzernweiten Führungsnachwuchsprogrammes und verantwortlich für zahlreiche Projekte weltweit in verschiedenen Geschäftsbereichen. Telefon: +49 175 5806 437 24 Kostenvorteile der Middle East Carrier 25 About Arthur D. Little Arthur D. Little, founded in 1886, is a global leader in management consultancy; linking strategy, innovation and technology with deep industry knowledge. We offer our clients sustainable solutions to their most complex business problems. Arthur D. Little has a collaborative client engagement style, exceptional people and a firm-wide commitment to quality and integrity. The firm has over 30 offices worldwide. With its partners Altran Technologies and Cambridge Consultants Ltd, Arthur D. Little has access to a network of over 16,000 professionals. Arthur D. Little is proud to serve many of the Fortune 100 companies globally, in addition to many other leading firms and public sector organisations. For further information please visit www.adl.com Copyright © Arthur D. Little 2008. All rights reserved. www.adl.com 26