2 - Die Novum

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2 - Die Novum
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DIE NOVUM
Politik und Wirtschaft
9. Oktober 2013
Muezzin an der Pleisse
Moscheebau in Leipzig geplant
ohlis, ein Stadtteil im Leipziger
Norden, in dem 7.400 Menschen leben. Hier plant die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde (AMJ)
den Bau der ersten Großmoschee in
Mitteldeutschland. Der Stadt Leipzig
liegen Baupläne vor, in der von Minaretten die Rede ist, deren Kuppeln
zwei bis zwölf Meter hoch werden
sollen. Stadtrat Wolf-Dietrich Rost
(CDU) sieht das Ergebnis des Bauantrags noch als völlig offen an. Für ihn
sind weiterhin zu viele Fragen ungeklärt, „sowohl zum städtebaulichen
Konzept als auch zum Hintergrund
der Antragsteller“, betont er.
Im Moment leben circa 5.000 Muslime in Leipzig, davon gehören jedoch
lediglich 1,7 Prozent der AhmadiyyaGemeinde an, die den Neubau stemmen will. Die Ahmadiyya unterhält
deutschlandweit bereits 36 Moscheen
mit Minaretten und Kuppeln. Die
geplante Moschee in Gohlis soll im
Zuge einer großen Neubauwelle entstehen, bei der die AMJ bundesweit
über 100 neue muslimische Gebetshäuser errichten will.
Die Gohliser selbst sind zwiegespalten. Während besorgte Bürger in
Flugzetteln „den Bedarf an weiteren
Moscheen derzeit nicht gegeben“ sehen, stören sich andere nicht am geplanten Moschee-Bau. So Adrian
Graßhof, der seit 23 Jahren in Gohlis
wohnt: „Der Islam ist eine interessante Religion und bietet auch in Sachen
Kultur einiges“. Außerdem erkennt er
Positives für das Viertel: „Die Straße
hat einige Häuser, die nicht ansehnlich sind“ – die neue Moschee soll auf
www.ptext.de, SteffenKnüdel
G
Der Uni-Riese und das Rathaus zieren bisher die Leipziger Skyline – in Zukunft könnte auch eine Moschee den Blick über Leipzig prägen.
einem Brachgelände in der GeorgSchumann-Straße entstehen. Mit ihrem orientalischen Stil könnte sie das
Bild des Stadtteils aufpeppen. „Ich
denke, dass es nicht schaden könnte“,
meint Adrian Graßhof. Doch bereits
im Jahr 2006 scheiterte die Ahmadiyya mit einem Bauantrag für eine
Moschee. Damals war der Grundstückspreis zu hoch. Dieser ist sieben
Jahre später wohl kein Problem mehr,
die Volksbank als Grundstückseigner
will das verwucherte Gelände loswerden. Fehlt nur noch die Genehmigung der Stadt. Sie muss entscheiden,
ob der orientalische Bau in das städDie Ahmadiyya wurde in den 1880ern in Britisch-Indien gegründet. Sie versteht sich als Sondergemeinschaft und Reformbewegung des Islam. Gläubige
leiten „Ahmadiyya“ vom Namen „Ahmed“ ab, der im
Koran für „Mohamed“ genannt wird. Am 9. Oktober
tebauliche Konzept passt. Bis Ende
2013 soll über die Voranfrage entschieden werden.
Thomas Kraftschenko
1924 legte sie in Berlin den Grundstein für die älteste
erhaltene Moschee Deutschlands. In Hessen hat die
Ahmadiyya als einzige muslimische Vereinigung in
Deutschland den gleichen Rechtsstatus wie die großen christlichen Kirchen.
Bitte Lächeln! Prävention.
Ein Kommentar von Erik Lindner
W
ackel-Dackel raus, Entspannungsmusik rein und immer
schön langsam! Im gesamten Bundesgebiet schwärmen am Donnerstag rund 15.000 Polizisten und
kommunale Mitarbeiter aus. In der
24-stündigen Präsenzzeit ab sechs
Uhr früh sind die 8.600 Blitzer für
mehr Sicherheit im Straßenverkehr
im Einsatz. An den einschlägigen
„Rennstrecken“ von Geschwindigkeits-Enthusiasten, typischen RaserHochburgen wie Bundes- und
Landstraßen, stehen die Staatsbediensteten für Sie bereit, um in aufklärenden Gesprächen an Ihr Sicherheitsbedürfnis zu appellieren.
Nun gut, der ein oder andere Knöllchen-Euro wird wohl auch raus-
springen. Primär soll es aber um die
Prävention gehen! Daher werden
reichlich Einsatzfahrzeuge, egal ob zivil oder in Polizei-Kolorit, bepackt mit
allerhand Technik zur Geschwindigkeitskontrolle, zu finden sein. Zudem
ist die Beweisführung durch kurze Videoclips geplant. Dem ein oder anderen Beobachter dürfte die Anti-RaserKampagne sehr realitätsnah und medienwirksam vermitteln: Füße weg
vom Gaspedal, die Unkosten sind uns
egal.
Ok, ganz unbegründet sind derartige
Maßnahmen nicht. Überhöhte Geschwindigkeit belegt in den UrsachenCharts des statistischen Bundesamtes,
einen vorderen Rang – 37 Prozent aller
2012 erfassten Verkehrstoten lassen
sich darauf zurückführen. Allerdings
ist die Zahl der Autounfälle mit Todesfolge in den meisten Bundesländern
rückläufig. Zu den Ausnahmen gehört
neben Hessen auch Sachsen. Die Verkehrspolizei betont deshalb, dass es
ausschließlich um die Sicherheit ginge.
Demnach ist im Rückschluss zu erwarten, dass mehrere Hundertschaften in
einem nächtlichen Großeinsatz leere
Zugwaggons bewachen und kriminelle
Graffiti-Vandalen durch Vor-Ort-Gesprächsrunden aufgeklärt werden?
Da lob ich mir unseren trendigen Freistaat. Das sächsische Ministerium des
Innern zeigt sich auch bei uns spendabel, wenn es um „angepasste Geschwindigkeit“ geht – nur irgendwie
sinnstiftender. Zum 19. Mal veranstal-
ten die sächsischen Polizeireviere die
„Blitz for Kids“-Aktionstage. Im gesamten Freistaat verteilen sich zwischen dem 7. und 18. Oktober zukunftsbewusste Beamte an Problemzonen wie Schulen und Kindergärten, um Gaspedal-Durchdrückern die gelbe Karte zu zeigen.
Gut, streng genommen setzt die Polizei auf minderjährige, schulpflichtige Hilfsarbeiter um die Karten
und Mahnungen zu verteilen. Ist ja
auch effektiver – Wer würde Sie
zum Bremsen bewegen, der 55-jährige Polizeibeamte, der Geldstrafen
verteilt, oder ein 10-jähriger
Grundschüler, der von Ihnen wissen will, warum Sie leichtfertig sein
Leben gefährden?
9. Oktober 2013
Hintergrund
DIE NOVUM
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„Es geht um demokratische Standards für alle“
Alexander Heidel
Die deutsche Pressefreiheit auf dem Abstieg
U
nbequeme Fragen? „Darüber
können wir Ihnen keine Auskunft geben“. Kritische Recherchen?
„Gegenwärtig stehen uns keine Informationen zur Verfügung“.
Die international anerkannte Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht jährlich eine Rangliste der Pressefreiheit. Deutschland wurde von dieser
Rangliste 2013r um eine Stufe auf
Platz 17 (von insgesamt 179) herabgesetzt. In dieser Liste werden Faktoren
wie Gewalt gegen Journalisten, Zensur
in den Medien, Zugang zu Informationsmöglichkeiten oder die Medienvielfalt untersucht.
Abnehmende Pressevielfalt
Kritik gab es durch das abnehmende
Spektrum der deutschen Presselandschaft. Aus Kostengründen arbeiten
immer weniger Zeitungen mit einer
gänzlich eigenständigen Redaktion.
Vor allem die komplette Schließung
mehrerer Zeitungshäuser, wie beispielsweise die Financial Times
Deutschland trugen zur Herabstufung
bei.
Zudem greifen viele Verlage auf Reporterpools zurück, die identische Inhalte an verschiedene Redaktionen liefern. Auch die Vermischung von kommerzieller Werbung und redaktionellem Beitrag – die für den Leser nicht
immer ersichtlich ist – schmälern die
Qualität einer Zeitung deutlich. Die
Auflagenstärke sank in den letzten
zehn Jahren um 30 Prozent. Folglich
sind in vielen Regionen wenig bis gar
keine konkurrierenden Printmedien
mehr anzutreffen.
Ebenso besteht auch immer noch das
jahrelang andauernde Problem, Informationen durch Behörden zu erlangen. Die Landesbehörden haben sich
den Landespressegesetzen unterzuordnen. Ein solches Pendant gibt es für
die Bundesbehörden bisher noch
nicht. Kritik dazu kommt auch von
Ulrich Janßen, dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Journalistinnenund Journalisten-Union (dju): „Die
Menschen müssen durchschauen können was läuft, auch was hinter den Kulissen läuft. Und wir müssen durchschaubar machen, wer da offenbar lieber im Verborgenen schalten und walten will. So gesehen geht es um demokratische Standards für uns alle.“ Nach
einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig, entstand in diesem
Jahr eine Richtlinie für den Auskunftsanspruch auf Bundesebene. Die Anfrage eines BILD-Journalisten, wie viel
Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) Mitglied der NSDAP,
SS, Gestapo oder der Abteilung Fremde Heere Ost waren, wurde vom BND
abgeblockt. Daraufhin stellte der Reporter eine Untätigkeitsklage gegen
die Behörde.
Fehlende Regelungen
Da es zur Zeit keine gesetzliche Festlegung für einen presserechtlichen Auskunftsanspruch auf Bundesebene gibt,
wird dieser unmittelbar aus dem Pressefreiheitsgesetz - Artikel 5 des Grundgesetzes - hergeleitet. Das Urteil des
Bundesverwaltungsgerichtes ist laut
Michael Konken, dem Bundesvorsitzendem des Deutschen JournalistenVerbandes (DJV) jedoch sehr zwiespältig. Einerseits bestätigt es die
Wichtigkeit von Journalisten und den
Medien in Deutschland, da die Pressefreiheit direkt im Grundgesetz verankert ist. „Das ist positiv, denn damit
bekommen die Fragen der Journalisten
gewissermaßen Verfassungsrang“, so
Michael Konken.
Auskunft als lästige Pflicht
Andererseits sind die Bundesbehörden
zwar der Auskunft gegenüber den Medien verpflichtet, müssen aber nur einen „Minimalstandard“ an Auskunft
gewährleisten. „Bei kritischen Fragen
besteht die Gefahr, dass die Behörden
nur das Notwendigste beantworten,
um einer lästigen Pflicht nachzukommen“, folgert der DJV-Bundesvorsitzende.
Die Klage des BILD-Journalisten gegen den Bundesnachrichtendienst
wurde dennoch abgelehnt, denn die
Auskunftspflicht bezieht sich nur auf
Informationen, die den Behörden aktuell vorliegen. Informationen zu beschaffen bleibt somit Aufgabe der
Journalisten und kann nicht auf die
Ämter übertragen werden.
Im Magazin journalist heißt es: „Die
Arbeit der Bundesbehörden verschwimmt im Nebel. In den Amtsstuben kann künftig völlig legal gekungelt, verschwiegen und vertuscht werden. Es ist ein Freifahrtsschein für alle
Bundesbehörden.“
Bereits eine Lösung hat Michael Konken: „Wir fordern daher vom Gesetzgeber ein Presseauskunftsrecht auf
Bundesebene, das Schluss macht mit
dem Minimalstandard.“ Bisher hat der
Bund seine Gesetzgebungskompetenz
nicht genutzt, um hier Klarheit zu
schaffen und um den Journalisten
mehr Einblick in die Arbeit der Bundesbehörden zu gewährleisten. Nun
sind die regierenden Parteien gefordert
zu handeln.
In der Kritik steht neben den schwer
zu erlangenden Informationen auch
der Quellen- und Informationsschutz.
Die so genannte „Vorratsdatenspeicherung“, bei der Verbindungsdaten von
Computern und Mobiltelefonen zu
Fahndungszwecken gespeichert werden, wird ebenfalls als Angriffspunkt
auf die Pressefreiheit bewertet. Das
führt dazu, dass Informanten nicht
mehr mit Journalisten in Kontakt treten, da sie Angst um ihre Anonymität
haben.
Bürgerrecht auf Internet
Dies sind Gründe, warum Deutschland im internationalen Vergleich trotz
einer guten Platzierung abrutscht. Die
Rangliste wird seit Jahren von Finnland angeführt – gefolgt von den Niederlanden auf Platz zwei und Norwegen an dritter Stelle. Nach Angaben
der Reporter ohne Grenzen ermöglichen
die nordischen Länder ihren Medienschaffenden, einen einfachen Zugang
zu Behördeninformationen und tragen
zum Schutz journalistischer Quellen
bei. In Finnland haben nicht nur die
Journalisten, sondern auch jeder Einwohner das Recht auf eine bezahlbare
Breitbandverbindung ins Internet.
Selbst Goethe wusste schon zu seiner
Zeit: „Es ist nicht genug zu wissen –
man muss auch anwenden. Es ist nicht
genug zu wollen – man muss auch
tun.“
Simon Grübler
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DIE NOVUM
Hochschule und Wissenschaft
9. Oktober 2013
Ohne Zuhause
Wohnungssuche gestaltet sich für Studenten immer problematischer
ie Wohnung zu klein, keine Badewanne oder die Küche im
Flur: Wenn Mittweidaer Studenten eine Wohnung suchen, stoßen sie eher
auf Luxusprobleme. Doch in den großen Studentenstädten sind viele schon
froh, überhaupt eine Bleibe zu finden.
Viele der rund 2,5 Millionen Studenten bundesweit müssen deshalb bei der
Wohnungssuche kreativ werden – und
bekommen dabei reichlich Unterstützung vom freien Markt. In Städten wie
Frankfurt, Leipzig oder auch Lübeck
ergänzen jetzt Luxuswohnheime die
Angebote der Studentenwerke. Der
Student bekommt hier ein RundumPaket mit moderner Einrichtung, Internet, Waschsalon und Einbauküche.
Der
Haken:
An
die
430 Euro verlangen die Immobilienfirmen monatlich für 20 Quadratmeter. Die gleiche Wohnfläche im
normalen Studentenwohnheim kostet
gerade mal die Hälfte. Damit bleibt
der Luxus eine attraktive, aber eben
teure Option.
Eine ausgefallene Wohnvariante gibt
es ab jetzt für alle Studenten, die in die
Hauptstadt ziehen wollen. In BerlinTreptow setzt derzeit Jörg Duske eine
aus Amsterdam stammende Idee um.
dpa: Presto46
D
Containerstädte sollen in Deutschland bald der studentischen Wohnungsnot entgegenwirken.
Er baut Frachtschiffcontainer zu
Wohncontainern um – und will damit
ein ganzes Studentendorf schaffen.
Die ersten Container sind bereits
bezugsfertig. Das Projekt „Eba 51“ soll
mit insgesamt 400 Containern im
Sommer 2014 eröffnen. Interessierte
gibt es genug – 160 Anfragen hat
Duske für die ersten 15 Container erhalten. Auf circa 26 Quadratmetern
sind diese mit Küche, Bad, Schlafzimmer, einem Wohn- und Arbeitsbereich
ausgestattet. Die Miete liegt zwischen
350 Euro (unmöbliert) und 400 Euro
(möbliert).
Hannover, Kiel und Saarbrücken bieten eine weitere, ausgefallene Wohnmöglichkeit. Seit 2011 werden hier
Projekte realisiert, bei denen angehende Akademiker im Seniorenheim unterkommen können. „Derzeit sind alle
unsere 16 Studentenappartements vermietet“, so Susanne Hartsuiker, Stiftsdirektorin des Eilenriedestifts in Hannover. „Studenten und Senioren leben
in einem nachbarschaftlichen Verhältnis. Wir haben hier zum Beispiel einen
Jura-Studenten, der sich um einen
pensionierten Staatsanwalt kümmert.
Im Gegenzug hilft dieser ihm bei Studienfragen.“ Außerdem ansprechend
für die Studenten: Das Preis-/Leistungsverhältnis. In Kiel zahlt ein Student 200 Euro inklusive Nebenkosten
für 25 Quadratmeter.
Aber auch in der Politik wird nach Lösungsansätzen für die studentische
Wohnungsnot gesucht. Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Peter Ramsauer, berief Ende
2012 deshalb einen Runden Tisch ein.
Sein Vorschlag zur Verbesserung der
Situation: Der Ausbau leer stehender
Bundeswehr-Kasernen zu Studentenwohnheimen. Das Deutsche Studentenwerk (DSW) hält Ramsauers Vorschlag jedoch für unrealistisch. Ein
Grund dafür ist die finanzielle Seite.
Laut DSW sollten 2014 ein Teil der
518 Millionen Euro für den sozialen
Wohnungsbau vom Bund an das studentische Wohnen ausgegeben werden. Im Juli folgte jedoch der Beschluss, dass die Mittel für alle Investitionen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus verwendet werden können.
Aufgrund dessen seien keine wirklichen Effekte zu erwarten. Das DSW
stellt bundesweit 180.000 öffentlich
geförderte Wohnheimplätze zur Verfügung. Nicht jeder Student braucht ein
Wohnheimzimmer, einige wohnen
noch im Elternhaus oder haben bereits
eine andere Wohnung gefunden.
Doch trotzdem fehlen in Deutschland
70.000 Wohnheimplätze. Das besagt
eine Schätzung des Generalsekretärs
des DSW, Achim Meyer auf der
Heyde. Besonders in den Studienmetropolen Berlin, Frankfurt, Hamburg,
Köln und München werden die Wartelisten für die Wohnheimplätze immer länger. Das Berliner Studentenwerk verzeichnet zur Zeit 1.100 wartende Bewerber, das sind über 200
mehr als im Vorjahr.
Die angehenden Studenten sind somit
gezwungen, auf die oben genannten
Möglichkeiten auszuweichen oder auf
private Vermieter und Immobiliengesellschaften zurückzugreifen. Letzteres
führt oft erst zu einem Bewerbungsverfahren für die potentiellen Mieter.
Erscheint der junge Student nicht gut
genug, wird er von der Liste gestrichen. „Ich habe mich gegenüber fünf
anderen Bewerbern durchsetzten
können“, erklärt Michael Felber, Lehramts-Student aus Dresden. Laut seiner
Immobilienmaklerin fehlten bei den
anderen Interessenten Unterlagen,
oder sie wirkten nicht vertrauenswürdig. Aber auch die Bewerber haben ihre Vorstellungen, vor allem suchen sie
ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis: „Die Mieten sind hier relativ
hoch und es wird auch viel Katastrophales angeboten – alte Badeinrichtung und dreckige Zimmer“, so Felber.
Nach all diesen Alternativen bleibt
noch eine letzte Möglichkeit: Die Unterkunft bei Privatpersonen. Für die
Kieler Medizinstudentin Janina Herklotz hieß das, das Gästezimmer bei einem Ehepaar zu beziehen. „Die Familie nahm mich zu einem freundschaftlichen Preise solange bei sich auf, bis
ich eine eigene Wohnung gefunden
hatte.“ Das ist auch das Ziel der
Aachener Kampagne „Extraraum“. Sie
appelliert an Familien, Alleinstehende
oder auch Senioren. Dafür hat sie jetzt
eigens eine Wohnbörse eingerichtet.
Diese enthält für das kommende Wintersemester immerhin schon 200 Angebote für Aachen und Umland.
Sarah Albrecht
Lokales
9. Oktober 2013
DIE NOVUM
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Wiedersehen macht Freude
Neun Klassen aus vier Schulen trafen sich vergangenes Wochenende wieder – nach 25 Jahren.
ürgen, altes Haus!“ Zwei reifere
Herren fallen sich lachend in die Arme. Eine Gruppe Frauen beobachtet
die Szene und kichert. Während sie ihre Zigaretten rauchen, begutachten sie
die anderen Ehemaligen, die angekommen sind zum Treffen der Superlative. Neun Klassen des Abschlussjahrgangs 1988 aus vier Mittweidaer
Schulen sind nach 25 Jahren erstmals
vereint. Geplant, koordiniert und umgesetzt hat das Ganze eine kleine
Gruppe Absolventen um Thomas
Leichsner. Der sympathische Sachse
steht vor dem Eingang des „Schwanenschlösschens“, die Jacke bis oben
zugezogen. Vor einigen Jahren zog er
wieder in die Gegend. Ab und an traf
er auf alte Klassenkameraden und da
kam ihm die Idee: „Ich wollte es packen, nach 25 Jahren alle Leute zu einem großen Treffen zusammenzutrommeln“, verrät Leichsner grinsend.
Wie er es schaffte, alle zu erreichen?
„Facebook! Wir eröffneten die Gruppe
„Jahrestreffen 1988 MW“. Das wurde
zum absoluten Selbstläufer.“
Im „Schwanenschlösschen“ ist der
Teufel los. Alle reden durcheinander,
es ist laut. Eine Frage beherrscht die
Gesellschaft besonders: „Wo ist die
Johannes Krüger
J
Ozapfts is! Bei einem „kühlen Blonden“ wurden alte Bande in Mittweida neu geknüpft.
Zeit geblieben?“ Am Tisch der POS
„Ernst Thälmann“-Absolventen wird
gelacht und gejohlt. Sandro unterhält
den halben Saal – das war schon zu
Schulzeiten nicht anders. Neben ihm
sitzt sein Kumpel Rico: „Wir gingen
gemeinsam zur Schule, studierten zusammen hier in Mittweida Angewandte Informatik und sind nun Arbeitskollegen.“ Andere Ehemalige
treffen sich zum ersten Mal seit vielen
Jahren wieder, schwelgen in Erinnerungen und stoßen anschließend mit
frisch gezapftem Pils und sprudelndem Sekt an.
Michael Müller studierte in Mittweida
ebenfalls Angewandte Informatik und
ist Keyboarder bei den „Brothers of
Feinripp“, der Band um Medien-Dekan Professor Michael Hösel. Er war
damals zusammen mit Thomas
Leichsner in einer Klasse an der POS
„Erich Weinert“. „Das muss man sich
mal überlegen, die Leute reisen aus der
ganzen Republik an: Hamburg, Berlin, Stuttgart. Es ist schön, sie alle in
Mittweida zu treffen.“, so Müller.
„Jetzt gehen unsere Kinder hier gemeinsam auf das Gymnasium. Unglaublich, wie die Zeit vergeht.“
Eine Blondine, Absolventin der Fichte-Schule, schlägt mit der flachen
Hand auf den Tisch und kreischt „Sören, ich bitte dich!“ und der gesamte
Tisch bricht in schallendes Gelächter
aus. Fast vergessene Geschichten werden wiederbelebt und lassen die Gesellschaft Tränen lachen. Ein Mann
stellt fünf Bier auf dem Tisch der Pestalozzi-Schule und wird gefeiert wie
ein König. Ausgelassen sind die Leute
und sie genießen das Wiedersehen –
jeder auf seine Art. An der Bar lehnt
ein zufriedener Thomas Leichsner.
Um ihn herum brummt es wie in einem Bienenstock. Der Barmann zapft
um sein Leben. Immer mehr Leute
kommen nun an, zum Klassentreffen
der Superlative. Aber dieser eine Moment, als er mit einem stillen Lächeln
in die um ihn versammelte Runde
blickt, der gehört nur ihm allein.
Anne C. Brantin
Mit viel Liebe für den Käse
Individuelles Einkaufsvergnügen in Mittweida
n der Rochlitzer Straße in Mittweida sind gerade in den letzten zwei
Jahren viele Läden gekommen und gegangen. Allerdings gibt es auch Geschäfte, die auf eine längere Geschichte zurückblicken können – zum Beispiel die Käsetheke von Jürgen Voigt
und seiner Frau. Diese existiert bereits
seit 1992 – trotz anspruchsvoller
Preise und starken Konkurrenten wie
LIDL, Netto, Simmel oder Kaufland.
Die Novum hat sich auf der Einkaufsstraße umgehört und festgestellt, dass
nur wenige Mittweidaer das Käsegeschäft kennen. Dennoch setzt sich
der Traditionsladen gegen die Konkurrenz durch, die laut Voigt ein übersichtliches und durchaus kostengünstigeres Angebot bietet.
„Persönliches Engagement und viel
Liebe zum Beruf“, darin sieht Jürgen
Voigt sein Rezept für den beständigen
Erfolg am Markt. Als weiteren Vorteil
seines Geschäftes gegenüber den großen Ketten sieht er die Nähe zum
Kunden. „Bei uns erfahren die Käseliebhaber im Gegensatz zu den meisten Supermärkten, wo die Produkte
herkommen“, so der Käsefachmann.
Der Besitzer der Käsetheke setzt au-
Julian Mevius
I
Seit 20 Jahren mit einem Lächeln für Mittweidaer Käseliebhaber: Voigts Käsetheke.
ßerdem sehr viel Wert auf Kundenberatung und Verkostung vor Ort. „Neben dem normalen Verkauf von Waren bieten wir auch Catering-Service
für Geburtstage oder Betriebsfeiern“,
erklärt der Eigentümer.
Wie man sich als Unternehmer in
Mittweida durchsetzt, haben aber
längst nicht alle verstanden. Laut Gewerbeamt mussten die meisten Läden
schlichtweg wegen Unwirtschaftlich-
keit schließen und deshalb gibt es so
manchen Leerstand auf der Rochlitzer
Straße. Einige Geschäfte konnten jedoch durch Übernahme oder Neugründung wiederbelebt werden. André Siegmund, Inhaber von „Siegmund’s Schlüssel-Schuhservice“, hat
seinen Laden auch übernommen. Der
53-Jährige liefert einen möglichen
Grund für die Ladenschließungen: „In
Mittweida steht die Miethöhe in kei-
nem gerechtfertigten Verhältnis zum
Umsatz der meisten Geschäfte.“ Auch
er versucht mit der Zeit zu gehen und
sein Angebot immer ein wenig zu erweitern, damit er ständig neue Kunden locken kann.
Neue Ideen und unermüdlicher Einsatz – wenn in der Mittweidaer Innenstadt wirtschaftlicher Erfolg möglich
ist, dann sind das die Schlüssel. Von
viel Einsatz weiß auch das Ehepaar
Voigt zu berichten: „Wenn wir wegfahren, dann sind es meist nur wenige
Tage“. Mehr Urlaub ist für die Geschäftsleute nicht drin. „Damit eigenständige Unternehmen Bestand haben, müssen die Eigentümer berufliches vor privates stellen“, erklären die
Voigts. Ihr Lohn: ein fester Kundenstamm, der ihre Existenz sichert. Um
ihren Interessenten immer wieder
neue Käsesorten anbieten zu können,
sind Voigts oft auf Messen unterwegs.
So werden sie auf der nächsten „inter
Mopro“ unterwegs sein, einer internationalen Fachmesse für Molkereiprodukte in Düsseldorf. Dort werden sie
wieder versuchen, die neuesten Köstlichkeiten nach Mittweida zu holen.
Martin Wolf
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DIE NOVUM
Sport
9. Oktober 2013
Sepp Blatter und die FIFA: Foulspiel am Fußball
D
er Bau der Stadien für die
FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2022 in Katar wird für viele
Beteiligte zum Albtraum. Bei den
Arbeiten starben zwischen Juni und
August bereits über 40 nepalesische
Gastarbeiter durch Unfälle oder
Herzversagen. Auf den Baustellen
des arabischen Emirats herrschen,
laut Berichten der britischen Zeitung „The Guardian“, menschenunwürdige Zustände und Zwangsarbeit. Den überforderten Menschen fehlt es bei 50 Grad an Trinkwasser und Hygiene in den überfüllten Unterkünften. Zu allem
Übel werden den Arbeitern bei ihrer Einreise die Pässe entzogen und
keine Löhne ausgezahlt.
Dem Weltfußballverband FIFA waren diese Verhältnisse durchaus bekannt. Darum forderte sie im November 2011 bessere Bedingungen
für die Arbeiter vom WM-Gastgeber. Geschehen ist bis dato nichts.
Stellt sich die Frage, wieso FIFA
Präsident Blatter und sein Exekutivkomitee die Fußball-WM 2022
an Katar gegeben haben, dem
reichsten Land der Welt, das nach politischem Einfluss und mehr Bekanntheit strebt und den Fußball augenscheinlich als Instrument dafür benutzen will. Wieso erhält ein Land den
Zuschlag, dessen gesellschaftliche Bedingungen ebenso fragwürdig sind wie
seine fußballerische Tradition und die
klimatischen Bedingungen? Warum
wird nach den jüngsten Skandalen Katar nicht die WM entzogen? Die Antwort ist einfach: Bestechung, Korruption, Amtsmissbrauch. Katar hat sich
die Weltmeisterschaft erkauft und nun
büßt nicht nur der Fußball dafür. Blut
klebt an den Händen der FIFA-Funktionäre, allen voran Sepp Blatter. Den
Präsidenten der FIFA verfolgen seit
seiner ersten Wahl 1998 Korruptionsvorwürfe. „Ich hab nicht verloren, ich
wurde betrogen“, so der ehemalige
Präsident der UEFA, des europäischen
Fußballverbandes, Lennart Johansson
nach seiner überraschenden Wahlniederlage gegen Blatter 1998.
Geld und bessere Posten für BlatterWähler. Der Fußball bleibt dabei auf
der Strecke. Das Spiel steht schon lange nicht mehr im Vordergrund der FI-
Kristin Jacob
Ein Kommentar von Maximilian Desczyk
Fair play? – Nicht mit FIFA-Boss Sepp Blatter!
FA, eines Konzerns, der als Monopolist im Milliardengeschäft Fußball
fungiert.
Keine Ethik, keine Moral, die FIFA
mutiert zum Zirkus – dem Fair Play,
Respekt und der Sport egal zu sein
scheint. Sepp Blatter spielt ein abgekartetes Spiel. Sinnbildlich dafür
steht das Projekt „Goal“, das den
Fußball in unterentwickelten Staaten fördern soll. Gelder fließen,
doch Fortschritt, neue Fußballplätze oder Ausrüstung sind weit und
breit nicht zu sehen. „Goal“ ist
nichts weiter als Geldschieberei, um
dem Präsidenten die Loyalität der
Delegierten der Staaten zu sichern.
Dabei geht es im Sumpf von Lügen,
Intrigen und Betrug beinahe unter,
dass sich, laut Blatter, auch
Deutschland die WM 2006 erkauft
haben soll.
Die FIFA braucht einen Konkurrenten, eine Alternative für den
Fußball auf dem Weltmarkt. Denn
das „System Blatter“ hat längst die
FIFA unterwandert und wird auch
ohne ihn weiter funktionieren –
sollte er denn irgendwann tatsächlich zurücktreten.
Fußball. Das ist Faszination, Leidenschaft und Gefühl. Die FIFA
hat damit nichts mehr zu tun. Sie
vergeht sich an ihrem eigenen Kind
– ein Foulspiel am Fußball.
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Leben & Gesellschaft
9. Oktober 2013
DIE NOVUM
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Coole Brause
Wie ein Tee zum begehrten Kultgetränk wurde
E
s ist braun, hat zunächst einen ungewöhnlichen Geschmack und einen hohen Koffeingehalt. Die Rede ist
nicht etwa von Kaffee oder Energydrinks, sondern einem mit Kohlensäure
versetzten Tee.
Mate – ein Erfrischungsgetränk, das je
nach Hersteller die Bezeichnung
„Club-Mate“, „Rio Mate“ oder gar
„Flora Power“trägt. Wer glaubt, dieser
Eistee habe seinen Ursprung in deutschen Großstädten und wird nur von
Hipstern, einer dem Mainstream trotzenden Generation, getrunken, der
irrt. Schon im 16. Jahrhundert lernten
spanische Eroberer von Indianervölkern Mate kennen. Als „Sekt-Bronte“
wird der Mate-Tee dann erstmals 1924
im fränkischen Dietenhofen bekannt.
Bis schließlich eine Brauerei in den
90er Jahren die Lizenz zur Herstellung
dieses Getränks erwarb, es in „ClubMate“ umtaufte und ihm dem Weg
vom bayerischen Dorf in die Großstadt wies.
Traditionell wird der Tee aus einem
hohlen Flaschenkürbis getrunken.
Dies erklärt auch seine Bezeichnung,
denn Mate bedeutet ursprünglich im
indischen „Kürbis“.
Die große Unbekannte – nur wenige Konsumenten wissen, woher ihr Lieblingsgetränk stammt.
Seine Teeblätter werden „Yerba“ genannt und in Südamerika angebaut.
Indische Mediziner setzten die Teeblätter wegen ihrer heilenden Wirkung
gegen Gelbsucht, Gicht und Fieber
ein. Durch den erhöhten Koffeingehalt wirken sie aktivierend und kreislaufstärkend und regen außerdem
auch noch die Nerven, die Muskeln
und den Stoffwechsel an. Club-Mate
beinhaltet beispielsweise 20 mg Koffein pro 100 mg. Das sind zwar 10 mg
mehr als in einem Cola-Getränk, aber
15 mg weniger als in schwarzem Tee
und sogar 60 mg weniger als in Kaffee.
Im „Computer Chaos Club“ wurde
hauptsächlich wegen der aufweckenden Wirkung die „Hackerbrause“ in
großen Mengen konsumiert. Der
Club-Mate-Geschäftsführer Marcus
Mensaplan
Donnerstag, den 10.10.2013
Schlemmerfilet mit Broccoli, Kartoffelpüree,
Bröselbutter | gebackene Zwiebelringe, SojaAioli-Dip, Wedges, Salatgarnitur | Schweinefilet,
Pfefferrahmsauce, Waldpilzpfanne mit Pfifferling und Steinpilzchampignons, Schupfnudeln |
mensaVital Hirschragout mit Rotwein und Birnen, Bohnen, Kartoffelklöße
Freitag, den 11.10.2013
Schweineschnitzel Wiener Art, Buttererbsebgemüse, Pommes frites | 4 Kartoffeltaschen mit
Frischkäsefüllung, Quark, Hirtensalat | Garnelenpfanne mit Wok-Gemüse, Tagliatelle |mensaVital Kichererbsen-Tomaten Eintopf mit Pinienkernen, Vollkornbrot
Montag, den 14.10.2013
Pfannengyros, Zatziki, Fladenbrot, griechischer
Salat | Vegetarisches Schnitzel Toscana, Tomatenconfit, Gnocchi | Thai-Hähnchenbrustfilet XL,
Wokgemüse, Yasmin-Duftreis, Wok-Soße | mensaVital Tagliatelle mit Lauch-Sojasahne-Soße,
gehackte Walnüsse
Dienstag, den 15.10.2013
Jägerschnitzel, Tomatensoße, Makkaronilocken |
3 Rösti, Getreide, Mais-Lauch, Kürbis dazu Salsa
und Coloradosalat | Schweinesteak, Paprikaletscho, Leipziger Allerlei, Pommes frites | mensaVital Orientalische Gemüsepfanne mit Dinkel,
Sojasoße und geröstetem Sesam
Die Novum wünscht guten Appetit!
Loscher setzt bewusst auf „Mund-zuMund-Propaganda“ und verfügt nach
eigenen Angaben weder über ein Vertriebskonzept noch eine Marketingstrategie. Umso erstaunlicher, dass
Club-Mate jetzt in breiteren Massen
seine Beliebtheit feiert. Im Jahr 2011
traten sogar für einige Monate Lieferengpässe auf. Auf Facebook wurde deshalb die Veranstaltung „Matacalypse
Now“ gegründet mit dem Ziel, die gehorteten Pfandflaschen wieder zurückzubringen, um weiter produzieren zu
können. Der Club-Mate-Hersteller
selbst produziert nun auch Cola und
Eistee auf Mate-Basis.
Von dem „Mate-Boom“ hierzulande
wollten auch andere Unternehmen
profitieren. So auch einer der größten
Abfüller für Pepsi in Deutschland, der
mit der „Mio Mio Mate“ an den Getränkemarkt ging. Andere Firmen, wie
beispielsweise „Kolle Mate“, produzieren glutenfreie, vegane und biologische Mate und gewannen damit neue
Zielgruppen. Neuerdings gibt es sogar
dank einer Berliner Brauerei „Mier“,
das erste mit Mate versetzte Bier
Deutschlands.
Louisa Harter
Impressum
Grüße
Ich grüße den verplanten Seifert, den chilligen Purche,
den dynamischen Pole, den Aggro-Basti, die bezaubernde Lorraine und alle die das vergangene Stück zu
dem gemacht haben was es ist. Danke.
Wir sehen uns beim DVD-Abend.
Euer Franz
Ich grüße das ganze TopfKoch-Team! Ihr wart großartig und ohne euch wäre die Produktion nicht so lustig
und schön gewesen! Ich bin stolz auf euch und finde es
fantastisch was in nur 3 Monaten aus einer Schnapsidee entstanden ist, danke dafür Mella! :) Danke Basti
für deine Geduld mit mir und danke Max für die tägliche Motivation und dafür das du die Idee von Anfang
an ernst genommen hast! das-was-mit-medien-studierende-Trampeltier ;)
Ich grüße den liebsten Siggi, der mir das Schönste
Lebkuchenherz von den ganzen Wasen mitgebracht hat. Great Success, Baby! Piew
Grüße an das Trapezgesicht! Meister Reier.
Hinweis
Ihren Gruß schicken Sie bitte an:
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Des Weiteren weisen wir darauf hin, dass Grüße keine
fremdenfeindlichen, rassistischen, persönlichkeitsverletzenden oder in anderer Art gegen bestehendes
Recht verstoßende Inhalte aufweisen dürfen. Bei Verletzung dieser Richtlinien behalten wir uns rechtliche
Schritte vor.
Kinoprogramm
Folgende Filme werden in der Filmbühne Mittweida, in der Woche vom
10. bis 16. Oktober gezeigt:
Planes
Samstag und Sonntag 14:45 Uhr
Keinohrhasen & Zweiohrküken
Donnerstag bis Mittwoch 16:45 Uhr
Feuchtgebiete
Sonntag bis Mittwoch 18:15 Uhr
Gravity 3D
Donnerstag bis Mittwoch 18:30 + 20:15 Uhr
Freitag und Samstag auch 22:15 Uhr
Riddick
Donnerstag bis Mittwoch 20:15 Uhr
Freitag und Samstag auch 22:30 Uhr
Turbo 3D
Donnerstag bis Mittwoch 16:45 Uhr
Samstag und Sonntag auch 14:45 Uhr
Filmbühne Mittweida
Theaterstraße 1
Telefon: 0 37 27 / 31 42
Die Novum ist eine Ausbildungszeitung der
Fakultät Medien / Die Novum Print der Hochschule Mittweida, unterstützt von: AMAK AG
und Medieninstitut Mittweida e.V., Verleger
gemäß SächsPresseG vom 3. April 1992:
Mittweida Research, Division GmbH / AMAK
AG, Technikumplatz 17, 09648 Mittweida,
www.amak.ag
Geschäftsführerin: Silke Knauer
Vorstand: Prof. Dr. Otto Altendorfer
Anschrift: Hochschule Mittweida,
Redaktion Die Novum-Print,
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E-Mail: [email protected],
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Herausgeber: Fakultät Medien
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Michael Hösel
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Andreas Wrobel-Leipold
Chefredaktion: Stefan Kirsten, Nicole Grimm
CvD: Sandra Winnik
Politik: Erik Lindner
Hintergrund: Simon Grübler
Lokales: Eric Klapper, Claudia Metzner
Hochschule/Wissenschaft: Christina Honig
Sport: Maximilian Desczyk
Leben & Gesellschaft: Susann Schadebrodt
Feuilleton: Corinna Robertz
Marketing: Annabell Saupe
Anzeigen: Marcus Winkler
Grafik: Sara Bieder
Layout: Philipp List, Ulrike Dorn
Foto: Marie-Luis Langfeld, Alexander Heidel
Online: Felix Aue
Technik & Druck: Christian Greim,
Sindy Herrmann, Markus Linz
Vertrieb: Nancy Matschke
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DIE NOVUM
Feuilleton
9. Oktober 2013
Die Kunst der Heilung
Weltweit wird jede dritte Frau in ihrem Leben sexuell missbraucht. Trotzdem schweigen die Opfer. Ein Fotoprojekt rüttelt auf.
enn das Schweigen endlich gebrochen ist, stellen sich die Opfer vor eine Kamera und lassen sich fotografieren. In den Händen halten sie
ein Schild, beschriftet mit den Worten
ihrer Peiniger. Worte, die sie vor, während, oder nach der Tat zu hören bekamen und nicht mehr vergessen können. Hinter der Kamera steht die
21-jährige
Amerikanerin
Grace
Brown. Wie die meisten Menschen
hat auch sie von sexueller Misshandlung viel gehört und gelesen. Von anonymen Figuren mit erschreckenden
Geschichten, aber eben ohne greifbare
Gesichter. Deren Erlebnisse machen
betroffen, aber genauso schnell gehen
sie im Strudel der Zeit auch wieder
verloren. An einem Samstagabend
trifft sich Grace mit einer Freundin,
die ihr genau eine solche Geschichte
erzählt. Aus anonymen Figuren wird
plötzlich eine bekannte Person, deren
Erlebnisse die Fotografin nicht mehr
vergessen kann. Am nächsten Morgen
entsteht die Idee zu „Project Unbreakable“, einem Fotoprojekt für mehr Bewusstsein für sexuellem Missbrauch in
der Gesellschaft.
Obwohl weltweit jede dritte Frau die
Erfahrung von sexuellem Missbrauch
macht, werden 15 von 16 Tätern nie
einen Tag im Gefängnis verbringen.
Grace Brown
W
Betroffene zeigen sich bewusst der Öffentlichkeit. Ihre Bilder gehen um die halbe Welt. Sexueller Missbrauch bekommt endlich ein Gesicht.
Viele Leidtragende schweigen aus
Scham und Angst. Grace Brown will
das ändern. Sie beginnt die Betroffenen zu fotografieren. Es sind schlichte
Fotos, die den Betrachter gerade deshalb nicht mehr loslassen. Da steht eine Frau, wie man sie täglich sieht und
der nicht anzumerken ist, dass auch
sie ein Opfer ist. Vergewaltigt im Kindesalter von ihrem älteren Bruder. Mit
überraschender Ehrlichkeit und Of-
fenheit werden die Geschichten greifbar gemacht, die bisher anonymen
Personen dahinter bekommen endlich
ein Gesicht. Aufmerksamkeit und Bewusstsein für ein sonst so stillgeschwiegenes Thema.
Es passiert aber weitaus mehr. Das
Niederschreiben von nicht vergessenen Worten und das anschließende
Fotografieren helfen den betroffenen
Menschen bei der Verarbeitung. „Pro-
ject Unbreakable“ wird zum Selbstläufer, löst sogar eine ganze Welle aus.
Opfer senden selbst Fotografien ein,
Blogger berichten über das Projekt,
die Bilder werden geteilt, gehen um
die Welt, während sich jeden Tag neue
Betroffene melden. Anonymität gegen
Aufmerksamskeit und Bewusstsein.
Betroffene gehen den Tausch bereitwillig ein.
Corinna Robertz
„Leipzig ohne Tille ist wie ‘ne Platte ohne Rille“
Der älteste Technoclub Ostdeutschlands und sein Kampf gegen das Ende
n den Kellern von Leipzig, wo das
Wasser von den Wänden tropft und
der Bass mit voller Wucht gegen die
Brust hämmert, dort fühlen sich
Nachtschwärmer zu Hause. Dort können sie sich selbst verlieren, beim Tanzen bis in die frühen Morgenstunden.
Als Vorreiter der Leipziger Clubszene
hat die Distillery nun schon 21 Jahre
auf dem Buckel. Ein Jungspund in
Menschenjahren, als ältester Technoclub Ostdeutschlands ein wahrliches
Urgestein. Doch die Zukunft des Szeneschuppens steht gerade auf der Kippe. Hinter besprühten Mauern auf der
Kurt-Eisner-Straße in der Leipziger
Südvorstadt schlummert sie bei Tag, in
der Nacht tummeln sich Tanzbegeisterte aus allen Ecken der Stadt, um
ausgelassen zu feiern und alles um sich
herum zu vergessen. „Leipzig ohne Tille ist wie ‘ne Platte ohne Rille“ prangert auf einem Schild über dem Eingang des Clubgeländes. Und das nicht
ohne Grund. Das Areal gehört der
Deutschen Bahn und diese schmiedet
gemeinsam mit der Stadt Leipzig große
Pläne. Im künftigen Stadtraum Bayri-
Tom Schulze, www.tom-schulze.de
I
Ein altehrwürdiger Technoschuppen soll neuen Wohnhäusern weichen. Ein Zuhause in Gefahr.
scher Bahnhof sollen neue Wohnhäuser entstehen. Dabei ist die Distillery
nicht mehr vorgesehen. Doch ein Umzug ist für die Betreiber keine Option.
Zu groß ist die Angst, der Laden könne an einem anderen Standort nicht
ebenso gut laufen, zu groß wären die
anfallenden Kosten und Investitionen.
Man hat es sich dort schließlich auch
gemütlich gemacht, mit den angrenzenden Nachbarn arrangiert, eben ein
zu Hause geschaffen. Im Klartext heißt
das für alle Szeneliebhaber: Etwas bewegen oder sang- und klanglos untergehen. Doch ganz wie es sich für alte
Partyhasen gehört, halten sie die Füße
nicht still: So tanzten im September
unter „Save the Distillery“ etwa 2.000
Menschen im friedlichen Protest auf
der Straße. Die dazugehörige Onlinepetition fand schon über 6.100 Unterzeichner und ist noch bis zum 28. Oktober aktiv. Unterstützung im Stadtrat
gibt es dabei seitens der SPD, Grünen
und Linken, die in ihrem Antrag die
Berücksichtigung des Clubs in der
Neubebauung als schützenswerte Kultureinrichtung an ihrem bisherigen
Standort fordern.
Bis im November eine Entscheidung
fällt, heißt es also nicht abwarten und
Tee trinken, sondern auf in die Distillery, zu elektronischen Beats das Tanzbein schwingen und beim Poetry Slam
lyrischen Ergüssen lauschen. Oder aber
dem Kino einen Besuch abstatten: Seit
einigen Wochen läuft der Dokumentationsfilm „Willkommen zu Hause“ in
den Leipziger Programmkinos. Er beleuchtet die feuchtfröhliche Clubgeschichte und zeigt, warum der Technoclub das moderne Wohnzimmer einer
ganzen Generation ist.
Mareike Rückert