Ausgabe Nr. 146 - Mai 2012 - Evangelische Kirche Frankfurt am Main

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Ausgabe Nr. 146 - Mai 2012 - Evangelische Kirche Frankfurt am Main
EVANGELISCHE KIRCHE
Frankfurt am Main
INTERN
Für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der evangelischen Kirche in Frankfurt
Nr. 146 - Mai 2012
LIEBE KOLLEGINNEN UND
KOLLEGEN,
die Strukturreform unserer Frankfurter Kirche und die Zukunft der gemeindepädagogischen Arbeit waren
Schwerpunktthemen der Regionalversammlung im April, über die Kirche
Intern in dieser Ausgabe berichtet.
Aber wir sind als Kirche nicht nur mit
uns selbst beschäftigt: Am Pfingstmontag feiern wir den großen Openair-Gottesdienst auf dem Römerberg
und Carla Diehl berichtet über die
Studienreise einer Frankfurter Gruppe
nach Ghana. Eine interessante Lektüre der neuen Ausgabe wünscht
Ihnen
Ihre Redaktion
THEMEN DIESER
AUSGABE
Ein Fest mit Kirchentagsstimmung
Am 28. Mai feiert die evangelische Kirche das Pfingstfest auf dem Römerberg
„Rühr Herz und Lippen an“ lautet in diesem Jahr
das Motto des ökumenischen Gottesdienstes am
Pfingstmontag, 28. Mai, der wie immer unter freiem
Himmel auf dem Römerberg in Frankfurt gemeinsam von den Gemeinden und Dekanaten der Propstei Rhein-Main sowie Gästen aus der heimischen
und weltweiten Ökumene gefeiert wird. Ein Fest mit
Kirchentagsstimmung, wie das Foto zeigt.
Das Vorprogramm beginnt um 10.15 Uhr. Mit Talk
und Liedern zum Jahr der Kirchenmusik erwartet
Moderator Eugen Eckert die Besucherinnen und Besucher. Den Gottesdienst um 11 Uhr gestalten die
Pröpstin für Rhein-Main, Gabriele Scherle, und Yunita Rondonuwu-Lasut, Pfarrerin der Evangelischen
Indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main. Für die
Musik sorgen die Frankfurter Band Habakuk unter
der Leitung von Eugen Eckert, Blech Pur und die
Posaunenchöre der Propstei Rhein-Main unter der
Leitung von Frank Vogel sowie der Jugendchor der
Burgkirchengemeinde Dreieichenhain. Für die Kinder gibt es während des Gottesdienstes eine besondere Aktion.
Im Anschluss an den Gottesdienst laden der Evangelische Regionalverband Frankfurt am Main und
Dietmar Will, Pfarrer für Ökumene der Dekanate
Mitte-Ost und Süd, ab 12.30 Uhr zum Internationalen Fest in das Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23, ein. 25 Gemeinden aus Afrika,
Asien, Amerika und Europa erwarten die Gäste mit
kulinarischen Köstlichkeiten aus vielerlei Küchen
dieser Welt sowie einem Kultur- und einem Kinderprogramm im Klosterhof. Das Gotteslob mit biblischen Texten und Gebeten in vielen Sprachen sowie
Chören und Liedern aus der weltweiten Ökumene
beschließt das Fest um 16.15 Uhr in der Heiliggeistkirche.
Ralf Bräuer
Gemeindepädagogischer Dienst
Die Regionalversammlung hat
am 18. April
einen neuen Beschluss zu den
Stellenplangrundsätzen für den gemeindepädagogischen Dienst gefasst. Jürgen
Mattis erklärt, was beschlossen wurde
und wie es weiter geht auf
Seite 2
Burnout: Drüber sprechen ist wichtig
Woran erkennt
man „Burnout“
und was kann
man dagegen
tun? Unser Psychologe Dr. Wolfgang Schrödter gibt
dazu Antworten auf
Seite 4
Was macht eigentlich ...?
Kirche Intern
hat Jürgen Telschow besucht,
der früher Leiter
der Verwaltung
und Vorstandsmitglied im Evangelischen Regionalverband war.
Seite 8
1
KURZ NOTIERT
Bauprioritätenliste 2013 verabschiedet
ZUR SACHE VON JÜRGEN MATTIS
Jede halbe Stelle ist wichtig
Zur Zukunft und den Herausforderungen des gemeindepädagogischen Dienstes
Die Evangelische Regionalversammlung
hat am 18. April die Bauprioritätenliste für das Jahr 2013 beschlossen. Die
Leiterin der Bauabteilung des Evangelischen Regionalverbandes (ERV), Friederike Rahn-Steinacker (Foto), stellte
die Liste den Delegierten vor. Insgesamt gibt der ERV im kommenden Jahr
über 11 Millionen Euro für Baumaßnahmen aus. Davon entfallen 5,5 Millionen Euro auf Kirchen und Gemeindehäuser, 2,8 Millionen Euro auf Kindertagesstätten und Krabbelstuben
sowie knapp eine halbe Million Euro
auf die Pfarrhäuser in Frankfurt.
Regionalversammlung hat gewählt
Auf der Tagung der Evangelischen Regionalversammlung am 18. April wurden Monika Kumant, Auferstehungsgemeinde, in den Ausschuss für den
Fachbereich I und Ilse Werner, Riedberggemeinde, in den Benennungsausschuss nachgewählt, weil Pfarrerin
Dagmar Kreider durch ihren Wechsel in
die Badische Landeskirche aus beiden
Ausschüssen ausgeschieden ist. In den
Verwaltungsrat der Diakonie-Stiftung
Frankfurt am Main wurde Brigitte
Lüben gewählt.
Lüben-Stiftung wurde errichtet
Unter dem Dach der Diakonie-Stiftung
Frankfurt am Main errichtet das Ehepaar Brigitte und Wolf Lüben aus
Frankfurt die Lüben-Stiftung für Seelsorge. Im April unterzeichneten sie im
Beisein von ERV-Vorstandsvorsitzender
Esther Gebhardt und Diakonie-Chef Dr.
Michael Frase die Errichtungsunterlagen zu der unselbstständigen, nicht
rechtsfähigen treuhänderischen Stiftung. Brigitte und Wolf Lüben sind
beide pensioniert und arbeiten ehrenamtlich als Seelsorger. Daher rührte
der Wunsch, die ehrenamtliche Arbeit
in Seelsorge und Trauerbegleitung
durch eine Stiftung zu unterstützen.
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Unser Kirchenpräsident Dr. Volker Jung bezeichnete
unlängst die Gemeindepädagogik als einen modernen
Beruf, in dem man „Kirche mitten im Alltag der Menschen“ gestalten könne. Diese hohe Bedeutung des
Berufsstandes gerade für unsere Frankfurter Kirchengemeinden konnten wir in den heiß umkämpften Beratungen zu den Stellenplangrundsätzen für die
Frankfurter Gemeindepädagogik ab 2013 erfahren. Die
Regionalversammlung hat nach kontroverser Debatte
und Beschlussfassung im Dezember 2011 das Thema
nach Einsprüchen eines Dekanats und einzelner Kirchengemeinden am 18. April 2012 erneut beraten und
nun mit großer Mehrheit die Rahmenbedingungen für
die Zeit ab 2013 festgelegt.
Nun werden entsprechend die Stellen in den Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Erwachsenenbildung für alle Kirchengemeinden in
hierfür gebildeten Planungsbezirken noch vor den
Sommerferien neu ausgeschrieben und in Vorbereitung der Stellenplanung ab 2013 neu verteilt. Dabei
soll sowohl die Kontinuität eines nachhaltigen Aufbaus der „gemeindepädagogischen Zusammenarbeit
Frankfurter Kirchengemeinden“ gewahrt werden als
auch die derzeitige Verteilung überprüft und eine
nachvollziehbare Verteilungsgerechtigkeit neu begründet werden.
Es stehen dem zuständigen Fachausschuss und dem
Vorstand des ERV nach den Stellenplanvorgaben der
EKHN (15 Planstellen für die 4 Dekanate, zusätzlich
2,75 Stellen für Krankenhausseelsorge, 1,25 Stellen
für das EJW Frankfurt e.V. und 0,75 Stellen für hin und
weg – Evangelische Jugendreisen) wieder eine „Verteilung des Mangels“ bevor. Auch die Aufstockung
eines „Härtefallfonds“ aus eigenen Mitteln des ERV
(2,0 Stellen für Offene Kinder- und Jugendtreffs in
Kirchengemeinden und 2,0 Stellen für das EJW Frankfurt e.V.), zunächst finanziell abgesichert bis einschließlich 2015, schafft hier keine wirkliche
Entlastung.
Seit die EKHN die Bemessung und Verteilung der gemeindepädagogischen Stellen allein nach Zahl der
evangelischen Kirchenmitglieder vornimmt, ist die
Unterversorgung der Frankfurter Kirchengemeinden
Programm. „Kirche mitten im Alltag der Menschen“
heißt für die Frankfurter Kirchengemeinden, das Evangelium in Wort und Tat zu bezeugen in einer von sozialer und kultureller Diversität geprägten Bevölkerung von annähernd 700.000 Einwohnern aus rund
180 Herkunftsländern. Nicht zu sprechen von der gleichen Anzahl von Menschen, die täglich in unsere
kleine Metropole pendeln.
Aber wir wollen eine missionarische Kirche für alle
Menschen der Stadt sein! Die Debatten haben gezeigt,
dass die Frankfurter evangelischen Kirchengemeinden
um jede halbe Stelle für die Kinder- und Jugendarbeit
sowohl für die Planungsbezirke als auch für das Evangelische Jugendwerk (EJW) kämpfen. Genauso für die
Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit, den Arbeitsfeldern, in denen aufgrund der demografischen Entwicklung und den völlig neuen Anforderungen und
Bedarfen der älteren Menschen eine immense Herausforderung auf die kirchliche Arbeit zukommt.
Jede halbe Stelle ist wichtig. Aufgrund der Evaluationen des Jahres 2011 wurde deutlich: Von jeder ganzen gemeindepädagogischen Stelle in der Kinder- und
Jugendarbeit werden durchschnittlich rund 42 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen kontinuierlich begleitet
und dadurch etwa 365 Kinder und Jugendliche in Kirchengemeinden erreicht! Im Bereich der Erwachsenenbildung/Seniorenarbeit können mit jeder halben
Stelle durchschnittlich 56 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und rund 3.700 Teilnehmende ganz unterschiedlicher kirchengemeindlicher Angebote unterstützt werden!
Ich stelle die Frage: Können wir im ERV nicht noch
zulegen und nicht nur für Gebäude, sondern auch für
den gemeindepädagogischen Dienst in den Kirchengemeinden aus Rücklagen in eine missionarische Kirche „mitten im Alltag der Menschen“ investieren?
Jede halbe Stelle gemeindepädagogischer Dienst unterstützt in vielfältiger Weise die vorhandenen Potenziale kirchengemeindlicher Arbeit für die Menschen in
unserer Stadt und unterstützt eine neue Kultur der Zusammenarbeit und des Miteinanders! Jede halbe Stelle
tut uns gut und wäre „wachsen gegen den Trend“.
Pfarrer Jürgen Mattis
Leiter des Fachbereichs I Beratung, Bildung, Jugend
im Evangelischen Regionalverband
Jürgen Mattis leitet den Fachbereich I im ERV. Foto: Oeser
FRANKFURTER STRUKTURREFORM
Das Stadtdekanat und neue Pläne in Darmstadt
ERV-Vorstandsvorsitzende Esther Gebhardt stellte das Reformmodell der Regionalversammlung vor
Spät war’s, als die Vorstandsvorsitzende des
Evangelischen Regionalverbandes, Esther Gebhardt, am 18. April die Delegierten der Regionalversammlung über den aktuellen Stand des
Strukturreformmodells, das ab 2014 in Frankfurt
umgesetzt werden soll, informierte. Eine Kommission, die aus Vertretern der vier Dekanate
und des ERV sowie der Kirchenleitung und Kirchenverwaltung der Landeskirche gebildet
wurde, hat dieses Modell entwickelt. Es hat zum
Ziel, die vier Frankfurter Dekanate und den Regionalverband in einer Körperschaft zusammenzuführen. Der Entwurf einer „Evangelischen
Stadtkirche Frankfurt am Main“ sieht vor, dass es
einen Vorstand mit einem Stadtdekan oder einer
Stadtdekanin an der Spitze gibt, dem weiterhin
sieben ehrenamtliche Mitglieder, zwei oder drei
sogenannte „Bereichsdekane“ sowie die Verwaltungsleitung und die beiden Fachbereichsleitungen (mit beratender Stimme) angehören.
Dieser Vorstand unterteilt sich noch einmal in
sogenannte „Bereichsvorstände“, um die Vorstandsarbeit handhabbar zu machen. Gewählt
wird dieser Vorstand von der Stadtsynode, in die
alle Frankfurter evangelischen Kirchengemeinden je einen ehrenamtlichen Vertreter entsenden. Dazu kommen noch 17 gemeindliche und
12 übergemeindliche Pfarrerinnen und Pfarrer,
die in eigenen Wahlversammlungen der Pfarrer-
schaft gewählt werden. Nimmt man noch die berufenen Mitglieder hinzu, hat die Stadtsynode
nach diesem Modell eine Stärke von bis zu 92
Mitgliedern. So also sieht das von der Strukturkommission entwickelte Modell aus.
Eine heftige Debatte gab es in der Regionalversammlung, nachdem Vorstandsvorsitzende Esther
Gebhardt die Delegierten über ein Impulspapier
zur Neuordnung der Dekanatsgebiete der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau informiert
hatte. Dieses sieht vor, dass es ab 2016 nur noch
25 bis 28 statt aktuell 47 Dekanate geben soll. In
diesem Papier wird der Vorschlag gemacht, dass
Frankfurt und Offenbach gemeinsam ein Dekanat
bilden sollen. „Das bedeutet, Frankfurt als eigenständige Größe wird es nicht mehr geben“,
sagte Gebhardt. Der angestoßene Reformprozess
in Frankfurt und die Pläne der Landeskirche müssten, so Gebhardt, synchronisiert werden. Deshalb
sprach sie sich in ihrer Rede dafür aus, nicht
schon 2014 eine neue Struktur in Frankfurt einzuführen, sondern erst die neue Situation zu analysieren, die vielen damit einhergehenden Fragen
zu klären, um dann zu schauen, wie die Frankfurter Kirche sich positioniert und organisiert.
In der anschließenden Debatte wurde Gebhardt
für diese Ausführungen heftig kritisiert. Die Delegierte Irmela von Schenck, die auch Mitglied
der Strukturkommission ist, warf Gebhardt ein
destruktives Vorgehen vor, das die Arbeit der
Kommission gefährde. Dekan Horst Peter Pohl
kritisierte, dass sie sich nicht an die Vereinbarungen gehalten hätte, die in der Strukturkommission getroffen worden waren. Außerdem, so
Pohl weiter, stelle es das Papier der EKHN den
Frankfurtern anheim, wie sie mit dem Vorschlag
der Landeskirche umgehen. Andere Delegierte
konnten die Kritik nicht nachvollziehen. Gerhard
Kneier sagte in seinem Beitrag, „die Informationspolitik von Frau Gebhardt sei absolut richtig“. Und Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn,
Vorstandsmitglied und Präses im Dekanat Nord,
kritisierte die Landeskirche, denn „die EKHN
lässt uns in der Kommission arbeiten und sagt
nicht ein Mal, dass es auch Überlegungen gibt,
die in die andere Richtung gehen“. Dekan Dr.
Achim Knecht hingegen äußerte, dass das Papier der EKHN „den Zug nicht auf ein anderes
Gleis setzt“. Er erwarte, dass die Frankfurter für
ihren Reformprozess auch weiterhin Rückenwind
aus Darmstadt erhalten. Und die Tatsache, dass
sich bekanntlich die Frankfurter und Offenbacher nicht besonders mögen, brachte bei manchem Wortbeitrag wenigstens eine Prise Humor
und Heiterkeit in die Debatte. Oder wie es der
Delegierte Max Schumacher in der ihm eigenen
Art formulierte: „Ein Dekanat Frankfurt/Offenbach ist einfach dummes Zeug.“
Ralf Bräuer
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TIPPS UND TERMINE
Gottesdienst mit Bachs Messe g-moll
Am Pfingstsonntag, 27. Mai, um 10
Uhr, wird im Gottesdienst der St. Katharinengemeinde Johann Sebastian
Bachs Messe g-moll BWV 235 aufgeführt. Unter der Leitung von Michael
Graf Münster musizieren Annika Gerhards, Sopran, Jennifer Kreßmann,
Mezzosopran, Sören Richter, Tenor,
Philipp Brömsel, Bass, und das BachCollegium Frankfurt. Die Orgel spielt
Martin Lücker, und Stadtkirchenpfarrer
Werner Schneider-Quindeau hält die Liturgie und Predigt. In St. Katharinen
werden jeweils an Pfingsten bis 2014
alle sogenannten „Lutherischen Messen“ Bachs aufgeführt.
Gottesdienst im Grünen an Christi
Himmelfahrt
Die evangelischen Gemeinden der Innenstadt laden ein zum Open-Air-Gottesdienst um 10.30 Uhr im
Holzhausenpark im Nordend und gemeinsamen Essen und Trinken im Anschluss. Bei schlechtem Wetter findet
der Gottesdienst in der Kirche der
Frankfurter Diakonissenhausgemeinde,
Cronstettenstraße 57-61, statt.
Meditatives Konzert
„O aeterne deus - O ewiger Gott“ ist
der Titel eines meditativen Konzerts
mit Lesung am Sonntag, 13. Mai, um
18 Uhr, in der Neuen Sankt Nicolai-Kirche, Waldschmidtstraße/Ecke Rhönstraße. Es stellt die Spiritualität in
Wort und Lied der zwei wohl bekanntesten mittelalterlichen Mystiker Deutschlands in den Vordergrund: Hildegard
von Bingen und Meister Eckart. Der
Abend lädt ein, sich von Text und
Musik berühren zu lassen. Der Eintritt
ist frei. Um eine Spende zur Deckung
der Kosten wird am Ausgang gebeten.
Weitere Informationen auch unter
www.marisa-music.com.
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GESUNDHEIT AM ARBEITSPLATZ
Wichtig ist, offen darüber zu sprechen
Wie man „Burnout“ erkennt und was man dagegen tun kann
Es begann damit, dass Stefan K. nicht mehr einschlafen konnte. Die Gedanken kreisten um seinen
Beruf als Sozialarbeiter, morgens fühlte er sich wie
erschlagen. Dann fiel eine Kollegin aus, der Dienstplan änderte sich, von „oben“ gab es Druck. Obwohl
Stefan K. Überstunden machte, hatte er das Gefühl,
seine Arbeit nicht mehr zu schaffen. Irgendwann
ging es nicht mehr, sein Hausarzt schrieb ihn krank.
Er sei ausgebrannt, habe ein „Burnout“.
„Burnout“ - ein moderner Begriff für ein seit Jahrtausenden bekanntes Phänomen. Schon im Alten Testament der Bibel flüchtet der Prophet Elias, erschöpft
vom Wunderwirken im Namen Gottes, in die Wildnis,
stürzt in Verzweiflung und verfällt schließlich in tiefen Schlaf. Das Leiden wurde „Elias-Müdigkeit“ genannt, später dann Erschöpfungssyndrom. Neu ist,
dass es sich heute um ein Massenphänomen handelt.
Ist Burnout deshalb eine „Modediagnose“?
„Nein“, sagt Dr. Wolfgang Schrödter, Leiter des Evangelischen Zentrums für Beratung in Höchst. Er habe
in seiner Arbeit schon „seit ewigen Zeiten“ damit zu
tun. Allerdings nehme der Beratungsbedarf ständig
zu. Grund dafür sei die moderne Arbeitswelt mit Leistungsverdichtung, ständigen Umstrukturierungen
und Personalreduzierungen. Aber auch die Diskrepanz zwischen den objektiven Fähigkeiten und dem
eigenen Selbstbild. Gerade bei jüngeren Arbeitnehmern stelle er eine starke Tendenz zur Selbstüberschätzung fest. Da ist der Schritt nicht weit zu dem
Gefühl, nicht anerkannt zu werden. Und mangelnde
Anerkennung, verbunden mit dem Anspruch, alles
schaffen zu müssen, führt zur Überforderung. „Die
Ratsuchenden sind erstaunt, dass sie abends um
neun vor dem Fernseher einschlafen.“ Dabei sei das
nach einem anstrengenden Arbeitstag durchaus normal.
Kritisch wird es, wenn die Angst zu versagen überhand nimmt und körperliche Symptome wie Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen oder Herzprobleme hinzukommen. Viele Menschen scheuen sich dennoch, rechtzeitig Hilfe zu suchen. Nicht belastbar
oder gar psychisch krank zu sein, gilt vielen immer
noch als Schwäche. Während Menschen aus sozialen
Berufen ein Gespür für seelische Belastungen hätten und offener damit umgingen, seien Betroffene
aus anderen Branchen häufig „überrascht von den
Symptomen“, sagt Dr. Schrödter.
Dabei ist eine langwierige Psychotherapie oft gar
nicht notwendig. In vielen Fällen genüge schon eine
Beratung mit 10 bis 15 Gesprächen. So war es auch
bei Stefan K. Gemeinsam mit Dr. Schrödter suchten er
und seine Frau nach Wegen aus der Krise. Schließlich
entschied sich das Paar, eine Betreuung für die Kinder zu organisieren. Stefan K. reduzierte seine Arbeitszeit, seine Frau stockte ihre Stundenzahl auf.
Heute geht es beiden wieder gut. Es muss also nicht
gleich ein neuer Arbeitsplatz oder Beruf sein. „Man
muss sich auch einfach mal entlasten können“, sagt
Dr. Schrödter. Und wie geht er selbst mit dem Thema
in seinem Arbeitsumfeld, mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um? Dr. Schrödter: „Es ist wichtig, dass man offen darüber spricht.“
Jutta Diehl
Beratung und Hilfe finden Sie in unsereren Beratungszentren am Weißen Stein, Telefon 069 5302222, und Höchst, Telefon 069 7593672-10.
STUDIENREISE
„If you love me, then you come!“
Studien- und Partnerschaftsreise nach Ghana / Ein Resümee
Ghana-Tagebuch
Während der Studienreise nach Ghana
vom 10. bis 21. April hat Carla Diehl
täglich aus Ghana berichtet.
Das Tagebuch steht im Internet
unter www.frankfurt-evangelisch.de
/ghana-tagebuch.html
Bäuerin auf dem Markt in Tamale
Wo fange ich an? Zehn Tage Ghana in 60 Zeilen
pressen? Zehn Tage unvergessliche Begegnungen
und Erfahrungen? Die Hitze und die weite Steppe,
die hupenden Autos und blökenden Ziegen, der
dreistündige Gottesdienst und das karge Krankenhaus für die Armen in Tamale, die neugierigen Kinder und die stolzen Frauen in ihren farbenprächtigen Kleidern, die vielen Gebete und der viele
Müll, das Backhaus in Damongo und die Schule, die
Straßenhändler und Moses, der uns zum Essen in
seinen Hof einlud, die unzähligen Informationen
über Religion und Migration, Wirtschaft und Hexerei in unserem Einführungskurs im Tamale Institute
for Cross-Cultural Studies? Unmöglich.
Deshalb hier nur der intensivste Eindruck: Gott und
Glaube sind in Ghana allgegenwärtig. Und er vermischt sich mit dem traditionellen Glauben an die
Ahnen, an Zauberei, an Übersinnliches aller Art.
Atheisten sind selten in Ghana, Glauben ist einfach
da. Geschäftsnamen beziehen sich auf Gott und
Jesus, aus tiefstem Herzen singen die Menschen
christliche Lieder, riesige Plakate werben überall für
Gottesdienste und Kirchengemeinden. Beeindruckend
vor allem, wie friedlich Menschen verschiedener Religionen miteinander leben, im Land, im Dorf, sogar
in einer Familie. „Gye Nyame – nichts geht ohne
Gott“, sagt man in Ghana, und ein „God bless you“
bekommt man nach jeder Begegnung mit auf den
Weg.
Zum Beispiel nach unserem Besuch in Damongo,
neben Wa und Salaga einer der Partnerdistrikte der
Frankfurter Kirche im ländlichen und armen Norden
Foto: Carla Diehl
Ghanas. Seit mehr als 20 Jahren unterstützt die
Frankfurter Ghana-Partnerschaftsgruppe die Presbyterian Church of Ghana (PCG). Ein Backhaus ist
entstanden, ein Buchladen, eine Kirche. Derzeit
setzt die Presbyterianische Kirche auf den Aufbau
von so genannten „Income generating projects“,
also Projekten, die Arbeitsplätze schaffen und
einen Ertrag für die Gemeinden abwerfen.
Finanzielle Hilfe, sagt Dietmar Will, soll aber nicht
im Vordergrund der Partnerschaft zwischen ghanaischen und Frankfurter Kirchengemeinden stehen.
„Auf Augenhöhe“ wünscht sich der Pfarrer für Ökumene den Kontakt: per Brief- und E-Mail, gegenseitigen Fürbitten und Unterstützung bei kleinen
Projekten. Und: „Wir dürfen nicht nur Heiapopeia
machen, wir müssen auch über heikle Themen wie
Homosexualität und Kirche sprechen können.“ Die
andere Kultur kennenzulernen ist dafür die Basis.
Deshalb besucht alle zwei bis drei Jahre eine
Gruppe aus Deutschland Ghana, dazwischen gibt es
einen Gegenbesuch der Ghanaer. Wie wichtig diese
direkten Kontakte sind, merken wir in Damongo. „If
you love me, then you come“, sagt der Propst Dr.
Martin Nabor, und der Empfang ist so herzlich wie
überall in Ghana.
Im Juni kommen ghanaische Jugendliche für zwei
Wochen nach Frankfurt. Sie leben in deutschen Familien, besuchen das Global Youth Village in Michelstadt im Odenwald, erleben Alltags- und
Gemeindeleben. Sie werden ihre ganz persönlichen
Eindrücke von Deutschland mit nach Hause nehmen. Hoffentlich gute.
Carla Diehl
Ghana-Partnerschaft
Die Ghana-Partnerschaftsgruppe
freut sich über Gemeinden, Gruppen
und Einzelpersonen, die sich engagieren möchten. Interessierte können sich wenden an:
Dietmar Will, Pfarrer für Ökumene
in Frankfurt am Main, Dekanat
Mitte-Ost und Süd, Neue Kräme 26,
60311 Frankfurt am Main, Telefon
069 427261715, E-Mail:
[email protected]
Gastfamilien gesucht
Für zwei jugendliche Gäste aus
Ghana werden vom 27. Mai bis 12.
Juni noch Gastfamilien aus Frankfurt gesucht. Englischkenntnisse
sind Voraussetzung, Kinder im Alter
zwischen 15 und 25 von Vorteil.
Vom 4. bis 9. Mai sind die Jugendlichen im Global Youth Village. Interessierte können sich wenden an:
Dietmar Will, Pfarrer für Ökumene
in Frankfurt am Main, Dekanat
Mitte-Ost und Süd, Neue Kräme 26,
60311 Frankfurt am Main, Telefon
069 427261715, E-Mail:
[email protected]
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WIR GRATULIEREN
WIR BEGRÜSSEN UND VERABSCHIEDEN
Neu
Geburtstage
Karen Haag, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Evangelischen Kirchengemeinde Höchst
am Main, 1.4.
50 Jahre
Zoi Koliva, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt am Main
des ERV, Geschäftsstelle, 5.5.
Dirk Nawrocki, nebenamtlicher Kirchenmusiker im
Chorleiterdienst der Erlösergemeinde, 15.4.
Katharina Feyll, Fachbereich I Beratung Bildung, Jugend des ERV,
Evangelische Familienbildung
Frankfurt, 19.5.
Pfarrerin Bettina Tarmann, Evangelische Kirchengemeinde Frankfurt-Nied, 24.5.
Pfarrerin Dr. Ursula Schoen, Dekanin des Evangelischen Dekanats
Frankfurt Mitte-Ost, 28.5.
Daniela Kokrazki, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte
der Evangelischen Dreikönigsgemeinde, 1.4.,
Stefanie Helfrich, Erzieherin, Kindertagesstätte der
Evangelischen Martinusgemeinde, 1.4.
Jessica Kopp, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Evangelischen Philippusgemeinde, 1.3.
Brigitte Burkholz, Erzieherin, Kindertagesstätte der
Evangelischen Wicherngemeinde, 15.3.
Aliya Arleth, pädagogische Mitarbeiterin, Fachbereich II, Krabbelstube Deborah in Ginnheim, 1.5.
Alexandra Schön, Erzieherin, Kindertagesstätte der
Evangelischen Michaelisgemeinde, 1.5.
Dirk Kahler, Erzieher, Kinderhort „Wilde Watze“ der
Kirchengemeinde Cantate Domino, 1.5.
Ester Sole, Kinderpflegerin, Fachbereich II, Krabbelstube Anna in Sachsenhausen, 1.4.
Clara Michel, Sozialassistentin, Epiphaniaskindertagesstätte der Sankt Petersgemeinde, 1.4.
Pfarrerin Angela Rascher, Bethaniengemeinde, 25.3.
60 Jahre
Helmut Müller, Abteilung II Finanzen Organisation und Wirtschaftsangelegenheiten des ERV, Referat
Meldewesen, Organisation und Wirtschaftsangelegenheiten, 12.5.
Emine Erkan, Kinderpflegerin, Fachbereich II, Krabbelstube Lukas in Nied, 1.4.
Tatjana Zech, Reinigungskraft, Kindertagesstätte der
Kirchengemeinde Frieden und Versöhnung, 1.4.
Nicole Weiße, Erzieherin, Kindertagesstätte der
Evangelischen Philippusgemeinde, 1.5.
Christine Wondra, Erzieherin, Kindertagesstätte der
Evangelischen Auferstehungsgemeinde, 1.5.
Ruhestand
Marianne Adler, Fachbereich II
Diakonisches Werk für Frankfurt am
Main des ERV, Müttergenesung,
19.5.
Tatiana Schenner, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Dreifaltigkeitsgemeinde, 1.4.
Julian Schima, pädagogischer Mitarbeiter und Hauswirtschaftskraft, Kita der Erlösergemeinde, 1.4.
Diakon Karl-Heinz Schulz, Rechtlicher Betreuer im
Evangelischen Verein für Jugend- und Erwachsenenhilfe wurde nach 38 Dienstjahren am 20. April in den
Ruhestand verabschiedet.
Jürgen Fegebeitel, Fachbereich II
Diakonisches Werk für Frankfurt am
Main des ERV, Koordination und Organisation von Arbeitsgelegenheiten, 27.5.
Jubiläum
10 Jahre
Britta Seume-Zine, Verwaltungsangestellte, Fachbereich I Beratung,
Bildung, Jugend des ERV, Evangelisches Frauenbegegnungszentrum,
1.5
Mit einem Betrag von 2.500 Euro fördert die Diakonie-Stiftung Frankfurt am Main das „Wohnprojekt Hoffnung“ der Niederräder Kirchengemeinden. Einen Scheck in entsprechender Höhe überreichten Stiftungsvertreter am Dienstag an Projekt-Verantwortliche. V.l.n.r: Helmut Helbich, „Wohnprojekt Hoffnung“, Angelika Detrez, Pfarrerin Paul-GerhardtGemeinde, Dr. Karsten von Köller und Pfarrer Dr. Michael Frase, Diakonie-Stiftung.
Foto: Rolf Oeser
6
JUGENDARBEIT
SERVICE
„Jugend erzieht Jugend“ ist das Motto
Ein Porträt des Evangelischen Jugendwerks in Frankfurt
Das Team des EJW (v.l.n.r.): Conny Habermehl, Regina Flömer-Sting, Hans-Conrad Blendermann, Piet Henningsen, Frauke
Schindler, Kai Sohrmann, Gaby Keller.
Foto: Rolf Oeser
Ein lachendes Kreuz symbolisiert das Evangelische
Jugendwerk (EJW). Es prangt als Graffiti an der Außenwand des ehemaligen Gemeindehauses der Emmausgemeinde an der Haeberlinstraße. Dort sind die
sechs hauptamtlichen Jugendreferenten des Ortswerks Frankfurt beheimatet. Von hier schwärmen sie
aus in die 22 Kirchengemeinden, deren Kinder- und
Jugendarbeit sie gestalten. Mit Erfolg, sagt Geschäftsführer Piet Henningsen und zählt auf: „2011
haben wir uns mit 412 Teilnehmenden und Ehrenamtlichen aus Frankfurt an Bildungs- und Ferienmaßnahmen des EJW Hessen beteiligt.“ Hinzu kamen
Wochenend- und Kurzfreizeiten für rund 1150 Frankfurter Kinder und Jugendliche.
Doch will das 1898 von dem Frankfurter Kaufmann
Albert Hamel gegründete Jugendwerk weiter erfolgreich sein, muss es immer neue Wege gehen. Klar ist
es in den sozialen Netzwerken vertreten, in Facebook zu sein, ist Pflicht. Doch es geht auch um Breitenwirkung: Mitten im Nordwestzentrum, dort wo
viele einkaufen, wird es im kommenden Jahr zu
einem offenen Kindertag einladen. Und im jüngsten
Jugendgottesdienst zum aktuellen Thema Stress und
Burnout warfen die den Gottesdienst gestaltenden
Jugendlichen die Frage auf „brennen oder ausgebrannt?“
Es ist eher das „Brennen“, das Hans-Conrad Blendermann spürt, wenn er mit Teens und Twens zusammenarbeitet. Zwar haben sich in Zeiten von G8 und
zunehmendem Schulstress die Gewichte verschoben.
Der Trend geht weg von regelmäßigen wöchentlichen
Gruppentreffen hin zu projektbezogener Zusammenarbeit, also dem einen Kindertag in der Gemeinde
beispielsweise oder den beliebten „Überlebenswochenenden“. Das Interesse von Jugendlichen, sich als
Teil der Persönlichkeitsentwicklung ehrenamtlich zu
engagieren, ist aber nach wie vor ungebrochen. 44
Ehrenamtliche wurden im vergangenen Jahr neu ausgebildet, 256 Jugendliche engagieren sich insgesamt
im EJW. Traditionell ist es von der Idee „Jugend erzieht Jugend“ geleitet.
Damit Teenager schon gleich nach der Konfirmation
weiter mitmachen können, gibt es neuerdings Starterkurse für angehende Konfi-Teamer. „Der Zuspruch
ist hoch“, sagt Blendermann. Konfirmierte gestalten
mit bereits ausgebildeten Jugendleitern Kindergruppen und Jugendgottesdienste, leiten Pfadfindergruppen oder arbeiten mit den neuen Konfirmanden.
Für Fortbildungen der Jugendleiter hat das EJW ein
eigenes Programm aufgelegt. Moderation von Gesprächs- und Kleingruppen, Gesprächsführung, aber
auch Kochen für Freizeiten gehört dazu. Eine „Schule
fürs Leben“, sagt Henningsen. Er weiß von ehemaligen Ehrenamtlichen, die das Jugendwerk regelmäßig
einlädt, dass sie heute noch im Beruf anwenden, was
sie einst im EJW lernten: „Mit Menschen kommunizieren, sie einbeziehen, mit Konflikten umgehen.“
Qualifizierte Jugendliche, die zusammen mit anderen
Jugendlichen, Pfarrern und Ehrenamtlichen in ihrer
Gemeinde Angebote machen, werden in Zukunft
immer wichtiger werden, sind Henningsen und Blendermann überzeugt.
Susanne Schmidt-Lüer
Zum Chase-Lauf anmelden
„Die Letzten werden die Ersten sein.“
Unter diesem Motto startet am 14.
Juni wieder ein Team der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
und des Diakonischen Werks in Hessen
und Nassau beim J.P. Morgan Corporate Challenge Lauf in Frankfurt. Teilnehmen können alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der EKHN und des
DWHN, die eine Mindestarbeitszeit von
20 Stunden wöchentlich haben und
am Tag des Laufes mindestens 18
Jahre alt sind. Anmeldeschluss ist am
4. Mai bei der Öffentlichkeitsarbeit der
EKHN, Rita Berberich, E-Mail [email protected], Telefon 06151
405-288.
Infos zur Pfarrstellenbemessung
Die Kirchenleitung legte der Kirchensynode auf der diesjährigen Frühjahrstagung einen Gesetzesentwurf zur
Änderung des Pfarrstellengesetzes vor.
Der Entwurf sieht unter anderem vor,
dass die Dekanate in Zukunft ein
„Budget“ an Pfarrstellen erhalten.
Unter www.ekhn.de/pfarrstellenbemessung gibt es Materialien und weitere
Infos dazu.
Aktiv in der Gemeinde
Die Gemeindepädagogin Gaby DeibertDam hat zusammen mit anderen Autoren ein Handbuch für Ehrenamtliche in
den Gemeinden verfasst. Das Buch informiert auf 256 Seiten verständlich
über die Kernthemen gemeindlicher Arbeit und ermutigt zum Umgang damit.
Und weil Jesus selbst, wie Autor
Schulze-Berndt anschaulich schreibt,
der erste Religionspädagoge war, lernen Ehrenamtliche von ihm, wie man
Menschen zum Glauben einlädt und
mit ihnen lebt. Aktiv in der Gemeinde,
Vandenhoeck & Ruprecht, 24,95 Euro
7
KULTURTIPP
WAS MACHT EIGENTLICH ... ?
Wer bist du?
Mehr als tausend Antworten bekam die
Redaktion des evangelischen Magazins
„Chrismon“ auf die Frage „Wer bist
du?“. Die Antworten sind anrührend,
erschütternd, witzig. „Ich bin ein
Chaot”, schreibt Lisa, elf Jahre alt.
„Ich bin wahrscheinlich ein mit mir
befreundeter Fremder”, spekuliert der
Schriftsteller Friedrich Ani. „Ich bin
Deutsche seit 2008”, sagt die gebürtige Iranerin. „Ich bin dick, aber doch
dünn. Ich bin Frau, Mama, Tochter
und Schülerin. Ich bin berufstätig,
aber berufslos. Ich bin Deutsche, aber
Ausländerin. Ich habe kein Geld auf
meinem Konto, ich bin aber nicht
arm“, schreibt Juliet Rübsam. – Umerzogene Linkshänderinnen, glückliche
Lehrerinnen, promovierte Wirtschafts-
„Zu viel“ kommt ihm selten über die Lippen
Oberkirchenrat i.R. Jürgen Telschow schreibt Bücher und ist seinen Ehrenämtern treu
wissenschaftler, trockene Alkoholiker,
fromme Dichter, ganze Schulklassen,
alles dabei. Chrismon hat daraus ein
Buch gemacht.
Wer bist Du?, Verlag edition chrismon,
12,90 Euro
IMPRESSUM
HERAUSGEBER:
Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main, Kurt-Schumacher-Straße 23, 60311 Frankfurt, Vorstandsvorsitzende: Esther Gebhardt
REDAKTION:
Evangelischer Regionalverband Frankfurt am
Main, Redaktion Evangelische Kirche Intern,
Kurt-Schumacher-Straße 23, 60311 Frankfurt, Telefon 069 2165-1388, E-Mail [email protected]
Ralf Bräuer (verantwortlich), Jutta Diehl
(Geschäftsführung), Brigitte Babbe, Martin
Vorländer, Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn
ISSN 1437-4102
Nächster Redaktionsschluss: 15.5.2012
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Langsam wird es wärmer in Kreisau. Auf der Webseite von Jürgen Telschow lässt sich das ganz leicht
nachvollziehen. „Ein Gag des Schwiegersohns“, lacht
der Oberkirchenrat in Rente, der bis 2001 Leiter der
Verwaltung und hauptamtliches Vorstandsmitglied
des Evangelischen Regionalverbandes war. Und doch
ist es viel mehr, denn das Wettersymbol erinnert an
eine Zeit, als der heute 76-Jährige mit Freunden regelmäßig sechs bis acht Mal im Jahr in das polnische Dorf fuhr, in dem einst im Kreisauer Kreis der
Widerstand gegen die Nazi-Diktatur blühte. Bis vor
zwei Jahren war Telschow Aufsichtsratsvorsitzender
der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung.
Für den Wiederaufbau des Gutshofes der Familie
Moltke als internationale Begegnungsstätte hat er
sich tatkräftig eingesetzt. Inzwischen wurde ihm
„das Reisen zu viel“.
„Zu viel“ - das kommt Telschow sonst eher nicht über
die Lippen. Es ist ein reiches Leben, das er in seinen
Ledersessel gelehnt, die linke Hand manchmal an der
braunen Strickjacke spielend, aufscheinen lässt.
Während der bei Potsdam und in Berlin aufgewachsene Jurist in jungen Jahren vor allem das Thema:
„wie wird man satt“ kannte, freut er sich heute an
den ganz anderen Fragen, die seine beiden Enkel beschäftigen. „Der Kleine hat mit fünf Jahren mitbekommen, dass wir nach Potsdam fahren wollen. ‚Da
ist Friedrich der Große, der hatte die Kartoffel nach
Deutschland gebracht‘, antwortete er damals.“ Telschow lacht, wenn er daran denkt. Und genauso wie
er und seine Frau Barbara durch das Leben mit ihren
vier Kindern „unheimlich bereichert und an Dinge
herangeführt wurden, an die wir sonst nicht herangekommen wären“, ist es jetzt auch wieder mit den
Enkeln.
Einigen Ehrenämtern ist Telschow dennoch treu: Er
ist stellvertretender Vorsitzender von „Zeichen der
Hoffnung“, dem deutsch-polnischen Versöhnungswerk der evangelischen Kirche mit Sitz in Frankfurt.
Um überlebende Opfer der Nazidiktatur zu unterstützen und Austausch und Begegnung auch junger
Polen und Deutscher zu ermöglichen, wurde es 1977
gegründet.
In jüngster Zeit konzentriert sich Telschow, der mit
seiner Frau in der Nordweststadt lebt, „mehr auf
Frankfurt“. Im Herbst kommt sein Buch über die
evangelische Kirche in Frankfurt in der Zeit zwischen
1933 und 1945 heraus. Mehr als vier Jahre hat er
daran gearbeitet und „Quellen erschließen können,
die bisher nicht erschlossen waren“. Die Geschichte
der evangelischen Kirche Frankfurts zu pflegen ist
auch das Ziel der Exkursionen und Veranstaltungen
des Evangelisch-lutherischen Predigerministeriums.
Die Vereinigung mit dem altmodisch klingenden
Namen war einst der Zusammenschluss der evangelisch-lutherischen Pfarrer. Telschow ist Vorsitzender
des Seniorrates, des Leitungsgremiums.
Doch eine Woche ist nicht gelungen, wenn sie ohne
Sport verläuft. „Ein bis zwei Mal joggen im Taunus
und Gerätetraining im Kraftraum“ gehören unbedingt
dazu. Schließlich hat Telschow nicht umsonst 34 Mal
das Goldene Sportabzeichen gemacht. Vorne, neben
dem Hauseingang, lehnen die Walking-Stöcke.
Susanne Schmidt-Lüer/Foto: Rolf Oeser