Ausgabe Nr. 162 - März 2014 - Evangelische Kirche Frankfurt am Main
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Ausgabe Nr. 162 - März 2014 - Evangelische Kirche Frankfurt am Main
EVANGELISCHE KIRCHE Frankfurt am Main INTERN Für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden, Dekanaten und Einrichtungen Nr. 162 - März 2014 EDITORIAL Guten Tag, willkommen zur März-Ausgabe von Kirche Intern. In der Redaktion gibt es Neuigkeiten: Sandra HoffmannGrötsch ist jetzt im Mutterschutz und freut sich auf ihr zweites Kind. Jutta Diehl wird die Öffentlichkeitsarbeit Ende März verlassen. Neu begrüßen wir Birgit Schulmeyer, die seit Mitte Februar in der Öffentlichkeitsarbeit arbeitet und auch unsere Mitarbeiterinnen- und MitarbeiterZeitung übernehmen wird. Ein Foto von ihr finden Sie auf der Personalseite. Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen Ihre Redaktion THEMEN DIESER AUSGABE Foto: colourbox.com Nicht auf Kosten der Kinder leben Kirche macht jungen Menschen Mut, eine lebenswerte Zukunft zu gestalten Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kirchengemeinden und den Einrichtungen des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt (ERV) setzen sich für alle Menschen in der Stadt ein – egal welcher Herkunft, welcher Religion und welchen Alters. Ein Thema, über das wir in diesem Jahr besonders berichten möchten, ist das Engagement der evangelischen Kirche für die jüngere Generation. In Deutschland sind mehr als 1,6 Millionen Kinder auf Hartz IV angewiesen. Mit einer Kinderarmutsquote von 8,3 Prozent liegt Deutschland damit in einer Reihe von 29 „reichen“ Staaten weit vorne. Für die Zukunft unserer Kinder heißt das: weniger Chancen – in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt und beim Einkommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Vergleichsstudie der Bertelsmann Stiftung über Generationengerechtigkeit. Deutschland lebe seinen Wohlstand in erheblichem Maße auf Kosten der nachfolgenden Generationen aus, heißt es in der Studie. Jedes deutsche Kind müsse bereits heute rund 192 000 Euro an öffent- lichen Verpflichtungen schultern. Die deutsche Gesellschaft verbrauche darüber hinaus mehr ökologische Ressourcen, als es die Kapazitäten hergeben und belaste damit auch die nachfolgenden Generationen. Die Fakten sind beunruhigend. Aber soziale, ökonomische und ökologische Generationengerechtigkeit bedeutet für uns als evangelische Kirche kein „Krieg der Generationen“, kein „Jung gegen Alt“. Stattdessen möchten wir jungen Menschen Mut machen, für sich und ihre Generation eine lebenswerte Zukunft zu gestalten. Einige der Einrichtungen und Projekte der evangelischen Kirche, vor allem aber Menschen, die sich für Kinder und Jugendliche engagieren, möchten wir Ihnen regelmäßig vorstellen. In dieser Ausgabe lesen Sie auf Seite 5 über die Kinder- und Jugendarbeit der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Weitere interessante Berichte finden Sie auf unseren Sonderseiten im Internet unter www.frankfurt-evangelisch.de/zukunft.html Jutta Diehl Glaube und Kirche machen ihr Spaß Zehn Fragen an Irmela von Schenck, die neue Präses der Evangelischen Stadtsynode. Ihre AntSeite 3 worten lesen Sie auf Ein offenes Haus für alle Kulturen und Religionen Der Jugendtreff der Paul-Gerhardt-Gemeinde ist für Jugendliche im Stadtteil Niederrad eine wichtige Anlaufstelle. Kirche Intern stellt Seite 5 die Einrichtung vor auf Smartphone-Rallyes statt E-Mails Wenn man Jugendliche erreichen will, kommt man an sozialen Netzwerken wie Facebook kaum vorbei. Wie das funktioniert, konnten Mitarbeitende aus Gemeinden und Jugendeinrichtungen bei einem Seminar in Seite 8 sankt peter lernen. 1 KURZ NOTIERT Stadtdekanat bildet geschäftsführenden Vorstand und Bereichsvorstände Auf seiner ersten Sitzung im Januar hat der Vorstand des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt den Geschäftsführenden Vorstand gebildet. Ihm gehören Stadtdekan Horst Peter Pohl, die Präses der Stadtdekanatssynode, Dr. Irmela von Schenck, der Stellvertreter des Stadtdekans, Jürgen Moser, sowie Beate Schwartz-Simon an. Den Bereichsvorstand des Dekanatsbereichs Süd-Ost bilden Dekanin Dr. Ursula Schoen (Vorsitzende), Wolfram Schmidt und Stefan Majer, dem Bereichsvorstand Nord-West gehören an Dekan Dr. Achim Knecht (Vorsitzender), Michael Rösner und Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn. Korrektur zur Februar-Ausgabe von Kirche Intern In der Februar-Ausgabe ist bei der Bildunterschrift zu dem Foto auf Seite 1 mit dem neuen Dekanatssynodalvorstand leider ein Fehler unterlaufen. Auf dem Bild zu sehen ist in der hinteren Reihe als zweiter von rechts Michael Rösner. Ebenfalls in den Vorstand gewählt wurde Wolfram Schmidt, der auf dem Foto fehlt. Wir bitten, dies zu entschuldigen. Die korrigierte Ausgabe finden Sie unter www.frankfurt-evangelisch.de Thomas W. Stephan ist neuer Pfarrer der Paul-Gerhardt-Gemeinde Seit 1. Februar ist Thomas W. Stephan Pfarrer der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Stephan hat Theologie und Sozialpädagogik studiert und ist seit seiner Konfirmation in der kirchlichen Kinderund Jugendarbeit aktiv. Nach seinem Studium arbeitete er unter anderem als Eventmanager im Kulturbereich und als liaison officer bei der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME) in Brüssel. Während seines Vikariats war er für die jugendkultur-kirche sankt peter und als Gemeindepfarrer in Rüsselsheim tätig. 2 GEISTLICH LEBEN Durch Fasten sich selbst bereichern Pfarrer Wilfried Steller über den Sinn der Fastenzeit Ein „leichtes“ Mittagessen bewahrt die Konzentrationsfähigkeit am Büronachmittag eher als Fast food. Gezielter Verzicht kann guttun, denn dadurch werden fatale Gewohnheiten unterbrochen, und die Lebensweise wird bewusster. In den Kirchen zielt die Zeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag, die „Fastenzeit“, auf eine tiefgehende innere Erneuerung: Eine intensivere Hinwendung zu Gott will das eigene Dasein bereichern und mehr Zuwendung zu Mitmenschen bewirken. Bei den Katholiken geht dabei der Weg von außen nach innen: Besondere Speisegebote, Askese, stärkere Teilnahme am gottesdienstlichen Leben, mehr Beten und gute Werke gehören zur „österlichen Bußzeit“ und bringen den ganzen Menschen auf einen neuen Weg. In der protestantischen Freiheit werden verordnete Übungen skeptisch betrachtet. Luther sah die Gefahr, dass man sich zwar äußerlich an die Regeln hält, innerlich aber ganz der Alte bleibt. Das Fasten, der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, kann ein individueller Weg sein, um den Kopf frei zu kriegen, es besitzt jedoch keinen Wert an sich und ist auch keine Leistung gegenüber Gott, weil der Mensch von sich aus den Abstand zu ihm nicht prinzipiell verringern kann. Der Protestantismus hat sich daher für den – durchaus nicht immer einfachen – Weg von innen nach außen entschieden, von der frohen Botschaft zur tätigen Nachfolge Jesu. Die „Passionszeit“ ist dabei ganz der Betrachtung des Leidens und Sterbens Christi gewidmet. Es geht um den Kern des Protestantismus, um Schuld und Vergebung, um Kreuz und Auferstehung. Bei allem Schmerz über Jesu Tod ist dessen Frucht die Freude über Gottes Liebe zum Sün- der und die Dankbarkeit für die durch ihn gewährte Gemeinschaft, verbunden mit dem Gefühl, Gott immer noch etwas schuldig zu sein. Hier hat die protestantische Ethik ihre Quelle: Der Mensch will von sich aus sein Leben neu auf Gottes Willen hin ausrichten, weil der ihm eine neue Perspektive geschenkt hat. Zum Beispiel kann ihm daran liegen, seine Verantwortung in der Welt ernstzunehmen und Solidarität mit den Leidenden und Zukurzgekommenen zu üben. Auch der Verzicht auf Fleisch kann eine persönliche Konsequenz darstellen, um das Leiden der Kreatur unter den vorherrschenden Mast- und Schlachtbedingungen nicht mehr mitverantworten zu müssen, und weniger Fleischkonsum käme auch der Welternährung zugute. Weniger kann durchaus mehr sein. Dieser Gedanke leitet auch die protestantische Initiative „7 Wochen ohne“. Sie zerlegt das den Einzelnen oft überfordernde große und abstrakte Ganze in konkrete, nachvollziehbare Schritte und setzt bei einzelnen „Sünden“ an. Jahr um Jahr werden genau benannte Fehlhaltungen aufs Korn genommen und möglichst auf das Individuum heruntergebrochen. So will die Aktion bei Wahrung persönlicher Freiheit und Verantwortung neue Sichtweisen bewirken und zu alternativen Lebensentwürfen ermutigen. Bisher gab es „7 Wochen ohne“ Geiz, Zaudern, Scheu, Ausreden, falschen Ehrgeiz, Vorsicht - in diesem Jahr ohne falsche Gewissheiten. Dazu lassen sich in „Fastengruppen“ Erfahrungen austauschen. Gemeinsam mit anderen etwas zu lassen, was nicht guttut, ist motivierender, als alleine gegen den Strom zu schwimmen. Näheres unter www.7-wochen-ohne.de. Wilfried Steller EVANGELISCHES STADTDEKANAT Kirche und Glaube machen ihr Spaß Zehn Fragen an die frisch gewählte neue Präses der Stadtsynode, Dr. Irmela von Schenck Dr. Irmela von Schenck in ihrem Lieblingscafé, dem Siesmayer am Palmengarten. Sie wurde im Januar von der Synode des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt zur Stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt. Die 52 Jahre alte Unternehmensberaterin steht, so sagt sie, für Transparenz, für einen gradlinigen Arbeitsstil und wünscht sich „eine lebendige Synode“. Zu ihren Aufgaben gehört es, das Parlament zu leiten und die Arbeit der Ausschüsse zu koordinieren. Foto: Rolf Oeser Als ich zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde, war mein erster Gedanke ... Cool! Die größte Herausforderung, vor der die evangelische Kirche in Frankfurt aktuell steht, ist ... zusammenzuwachsen. Mir gefällt eine Kirchengemeinde ... in der lebendige Gottesdienste gefeiert werden. Mein Lieblingstelle in der Bibel ist ... „Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31, 3) Richtig geärgert habe ich mich über meine Kirche, als ... ich die erste Impulspost von der EKHN bekam; das Thema war „Weihnachten ist Geburtstag“. Ich bin evangelisch, weil ... ich evangelisch getauft bin und deshalb auch in geistlichen Dingen für voll genommen werde. Ein Gottesdienst gefällt mir besonders gut, wenn ... ich schöne Lieder singen kann, Viele aktiv beteiligt sind und wenn der Gottesdienst gut vorbereitet ist. Meine Lieblingskirche in Frankfurt ist ... die Kirche meiner Gemeinde, die Epiphaniaskirche. Die evangelische Kirche in Frankfurt sollte sich mehr kümmern um ... eine angemessene Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher in unseren Kindergärten. Ich engagiere mich für die evangelische Kirche, weil ... mir mein Glauben und meine Kirche wichtig sind und weil es mir Spaß macht. 3 TIPPS & TERMINE Fullmoon Concerts SERVICE Was bringt eine freiwillige Zusatzversorgung? Entgeltumwandlung und Riester-Förderung bessern die Rente auf Improvisierte und experimentelle Musik für Konserve, Hang (ein Schlaginstrument) und Orgel ist am Sonntag, 16. März, um 21 Uhr, im Rahmen der Fullmoon Concerts in der evangelischen Epiphaniaskirche, Oeder Weg/Ecke Holzhausenstraße, Nordend, zu hören. Rafael Sotomayor (Art of Fusion/Frankfurt) am Hang und der Offenbacher Tonkünstler Jörg Simon lassen sich von der Videoinstallation, die Eva Weingärtner in der Kirche zeigt, inspirieren. Kantor Michael Riedel ergänzt Kunst und Musik der Gäste an der Orgel. Gott auf den Punkt gebracht „Gott auf den Punkt gebracht" haben Alexandra Neubauer, M.A, vom IkonenMuseum und David Schnell, evangelischer Pfarrer für Stadtkirchenarbeit am Museumsufer, die Ikonenbegegnung am Mittwoch, 19. März, genannt. Um „Die Kirchenväter", russische Ikonen, die um 1900 gemalt wurden, geht es an dem Abend. Die Veranstaltung im Ikonen-Museum, Brückenstraße 3-7, Sachsenhausen, dauert von 19 bis 20 Uhr, sie kombiniert die Erläuterung des Bildes mit Gespräch, ein Pianist spielt dazu passende Musik. Neben Vertretern des Museums sind bei den Ikonenbegeg- nungen abwechselnd katholische und evangelische Theologen beteiligt. „Licht-Einfall“ in der Thomaskirche Im Rahmen der Luminale wird die evangelische Sankt Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstraße 2b am Eröffnungstag, Sonntag 30. März, von dem Thema „Licht-Einfall“ geprägt. Los geht das Programm um 20 Uhr mit Video Poetry und konzertanter Improvisation, um 21 Uhr tritt Susanne Kohnen, Oboe/Saxophon, auf. Zum Abschluss, um 22 Uhr, haben sich der Organist Tobias Koriath und die Thomaskantorei zu dem Motto etwas einfallen lassen. 4 Ist meine Rente wirklich sicher? Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die noch am Anfang ihres Berufslebens stehen, stellen sich diese Frage noch nicht. Aber mit zunehmendem Alter wird das Thema Rente immer drängender. Denn die gesetzliche Rente bietet oft keine ausreichende Sicherheit mehr. In zwanzig Jahren wird es fast ebenso viele Rentner geben wie Erwerbstätige. Um so wichtiger ist es, sich rechtzeitig Gedanken über eine zusätzliche Altersvorsorge zu machen. Als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter der Kirche steht Ihre Altersversorgung schon auf zwei Säulen: neben den gesetzlichen Rentenbeiträgen zahlt Ihr Arbeitgeber, der Evangelische Regionalverband Frankfurt (ERV), in der Regel für Sie vom ersten Tag Ihrer Beschäftigung an Beiträge in die Evangelische Zusatzversorgungskasse (EZVK). Waren Sie mindestens 60 Monate in einer öffentlichen/kirchlichen Zusatzversorgungskasse versicherungspflichtig, erhalten Sie eine Zusatzversorgungsrente auch, wenn Sie bei Erreichen der Altersgrenze nicht mehr beim ERV beschäftigt sind. Wenn Sie die Wartezeit nicht erfüllen oder die gesetzliche und betriebliche Rente voraussichtlich nicht hoch sein werden, lohnt es sich, über eine zusätzliche Vorsorge nachzudenken. Auf dem Markt gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl von Möglichkeiten, die Rente aufzustocken. Wer es sich leisten kann, investiert in Immobilen, andere schließen eine Lebensversicherung ab, wieder andere schwören auf Investmentfonds. Und immer noch gibt es viele Mit einer guten Vorsorge lässt sich der Ruhestand genießen. Menschen, die auf den altbewährten Sparstrumpf vertrauen. Einer hohen Rendite stehen dabei oft unkalkulierbare Risiken gegenüber. Oder die Anlage ist sicher, aber bringt nicht viel ein. Eine sichere Alternative dazu bietet die freiwillige Zusatzversorgung über das Gehalt. Dafür wird entweder ein Teil Ihres Bruttogehaltes eventuell steuerfrei oder steuerbegünstigt in Beiträge für die Altersversorgung umgewandelt. Oder Sie nutzen die so genannte Riester-Förderung, d.h. Sie zahlen die Beiträge aus Ihrem Nettoentgelt und erhalten dafür Zulagen vom Staat. Ihr Arbeitgeber ist verpflichtet, Ihrem Wunsch nach Entgeltumwandlung oder Riester-Förderung zu entsprechen. Wenn Sie den Arbeitgeber wechseln, können Sie die freiwillige Zusatzversorgung weiterführen oder übertragen. Vor Abschluss eines Vertrages sollten Sie jedoch genau prüfen, ob eine Zusatzversorgung für Sie überhaupt möglich und notwendig ist. Reichen Ihre gesetzliche Rente und die Betriebsrente aus, um Ihren Lebensstandard im Alter zu halten? Verfügen Sie noch über anderes Vermögen? Können Sie sich zusätzliche Beiträge trotz Steuervorteile und staatlicher Förderung leisten? Wenn Sie sich für eine Zusatzversorgung entscheiden, haben Sie die Auswahl zwischen unzähligen Anbietern. Neben der EZVK bieten auch fast alle Versicherungsgesellschaften eine freiwillige Zusatzversorgung an. Wichtig ist in jedem Fall: vergleichen Sie die Angebote und wählen Sie das für Ihre Bedürfnisse beste Angebot aus. Jutta Diehl Foto: colourbox.com ZUKUNFT FÜR KINDER UND JUGENDLICHE Ein offenes Haus für alle Kulturen und Religionen Die Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad betreibt seit Jahrzehnten Kinder- und Jugendarbeit Benno Mayer und Ina Vehlies leiten den Jugendtreff in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad. Halit hat es sich auf dem schwarzen Ledersofa bequem gemacht. Er ist der erste Besucher an diesem Montagabend im Jugendtreff der Niederräder Paul-Gerhardt-Gemeinde. Mit einer Wasserflasche in der Hand, wartet der 16-Jährige auf seine Kumpels. „Ich komme seit zwei Jahren hierher, ein Freund wusste, dass es das hier gibt“, erzählt der Junge mit Wurzeln in Deutschland und der Türkei. Seitdem kommt er regelmäßig zwei, drei Mal in der Woche, genießt die „schöne Atmosphäre“, spielt Tischtennis, chillt mit seinen Freunden. Benno Mayer im blau-weiß-karierten Hemd hebt die Hand, um Halit zu begrüßen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Ina Vehlies leitet er den Jugendtreff. „Wir begleiten die Jugendlichen in der Schulphase, die meisten sind zwischen 13 und 18 Jahre alt“, sagt Mayer. Zur Beratung und in Krisen kommen aber auch Ältere, ergänzt Vehlies. Dann geht es um „Berufswahl, schulische Weiterqualifikation, aber auch um bezahlbare Wohnungen“. Die beiden Diplompädagogen spüren in ihren Beratungen deutlich: „Viele Fir- men, die Auszubildende suchen, haben sich von Haupt- und Realschülern verabschiedet.“ Jugendliche mit Realschulabschluss landeten vermehrt bei Bildungsinstitutionen in der Berufsvorbereitung. Bei den jüngeren Besuchern des Jugendtreffs geht es vor allem um den Schulalltag und die Pubertät, „sie kommen mit allen Höhen und Tiefen“, sagt Vehlies freundlich. Im Jugendtreff finden sie Unterstützung bei Hausaufgaben und Klausuren, können kochen und Kickern, in einer Band spielen, Ausflüge und Reisen machen. „Die Paul-Gerhardt-Gemeinde macht schon seit zwei Jahrzehnten Jugendarbeit, wir waren von Anfang an ein offenes Haus für Jugendliche mit unterschiedlichen kulturellen, religiösen und sozialen Hintergründen“, fasst Mayer zusammen. Er beobachtet, dass Jugendliche heutzutage „unter einem unglaublichen Leistungsdruck stehen. Und ihre Unsicherheit ist größer, ich würde mir wünschen, dass sie mehr ausprobieren, mehr Lust auf Veränderung haben, auch gesellschaftlich.“ Und noch eines kommt hinzu: Foto: Rolf Oeser „Jugendliche sind bevorzugtes Ziel von Werbestrategien, sie haben einen viel höheren Geldbedarf als früher.“ Im Jugendtreff finden sie das Gegenmodell, dort wird ihnen Zeit geschenkt: für Gespräche, Spiele, für Genießen und Lachen. 30 bis 50 Jugendliche kommen im Schnitt pro Woche. Direkt neben dem Jugendtreff liegt das Kinderhaus der Gemeinde. Pfarrer Thomas Stephan ist umgeben von Kinderstimmen und Lachen als er sagt: „Kinder- und Jugendarbeit ist eine christliche Kernaufgabe.“ In Niederrad ist es eine ganz besonders bunte: „Wir sind ein Abbild unserer Stadt.“ Ohne die christlichen Wurzeln zu vernachlässigen, öffnet sich das Kinderhaus für rund 80 Kindergarten- und Hortkinder aller Konfessionen und Kulturen. „Wir feiern Gottesdienste zu Weihnachten, Ostern und Erntedank, aber wir begehen auch andere Feste, wie zum Beispiel das Zuckerfest“, sagt Stephan. Die Kinder erfahren so Wertschätzung und „erweitern ihren Horizont von klein auf“. Susanne Schmidt-Lüer 5 WIR GRATULIEREN WIR BEGRÜSSEN UND VERABSCHIEDEN Neu Geburtstage 50 Jahre Monika Schiemann, Fachbereich I, Suchtberatung, 3.3. Annette Strack, Fachbereich II, Pädagogische Frühförderung für blinde und sehbehinderte Kinder, 4.3. Jürgen Wolf, Leiter der Abteilung II des ERV, 8.3. Holger Prasse, Abteilung II des ERV, MOW, 13.3. Gabriele Dincher, Fachbereich II Diakonie Frankfurt, Sozialdienst Wohnen und Betreuen, 14.3. Jens Schultheiss, Fachbereich II, Ökumenische Schreinerwerkstatt, 31.3. Birgit Schulmeyer, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Arbeitsstelle Evangelische Öffentlichkeitsarbeit des ERV, 17.2. Susanne Thier, pädagogische Mitarbeiterin, Fachbe- Paola Andrea Rodriguez Fernandes, Erzieherin, Kindertagesstätte der Gemeinde Unterliederbach, 1.2. Maria Irene Prados Lopez, Hauswirtschaftskraft, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Kindertagesstätte Riedberg, 15.1. Lisa Geaney, Erzieherin, Kindertagesstätte der Evangelischen Kirchengemeinde Höchst, 29.1. Maria Barbara Usai, pädagogische Mitarbeiterin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Kindertagesstätte Weltentdecker, 1.2. Svenja Klier, pädagogische Mitarbeiterin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Kindertagesstätte Villa Kunterbunt, 1.2. Lupe Raquel Thorner, pädagogische Hilfskraft, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube Habakuk, 1.2. Viktoria Boukli Hacene, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte I der Evangelischen Sankt Thomasgemeinde in Heddernheim, 27.1. Oxana Prepelita, Erzieherin, Kindertagesstätte der Evangelischen Andreasgemeinde in Eschersheim, 1.2. Daniel Siepe, Erzieher, Kindertagesstätte der Evangelischen Kirchengemeinde Nied, 1.2. Kathrin Post, pädagogische Hilfskraft, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Spiel- und Lernstube Hausen, 7.1. Tanja Misof, pädagogische Mitarbeiterin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Pädagogische Frühförderung, 15.2. Baiba Vilhelma, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Evangelischen Kirchengemeinde Fechenheim, 1.2. Marion Roth Pawletko, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Evangelischen Kirchengemeinde Bornheim, 1.2. Harold Andreas Zellner, pädagogischer Mitarbeiter, Kindertagesstätte der Evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde in Sachsenhausen, 17.2. Monika de Bruijn, Diplom-Sozialarbeiterin, Fachbereich I Beratung, Bildung, Jugend, Zentrum für Beratung und Therapie, 1.3. Kirsten Raatz-Reinmann, Erzieherin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Kindertagesstätte Villa Kunterbunt, 1.3. Nina Zeiler, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Kirchengemeinde Frieden und Versöhnung, 15.3. Milena Ivanova, pädagogische Hilfskraft, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube Aaron, 1.3. Die Personalseitereich istII Diakonisches aus Datenschutzgründen nur in der gedruckten Werk für Frankfurt, Kindertagesstätte Kirchwiese, 1.12. Ausgabe enthalten 60 Jahre Gerhard Schwalm, Fachbereich II Diakonie Frankfurt, EDV, 25.3. 65 Jahre Waltraud Geis, früher Abteilung I des ERV, 1.3. 70 Jahre Brigitte Richter-Koc, früher Fachbereich II, Flughafensozialdienst, 15.3. Pfarrerin i.R. Karin Faller, früher Kirchengemeinde Friedenau-Taunusblick, 15.3. Helga Stakemann, früher Abteilung III des ERV, 28.3. 85 Jahre Ilse Kreß, früher Abteilung II des ERV, Wirtschaftsbetrieb, 6.3. 90 Jahre Pfarrer i.R. Dr. Ludwig Schmidt, früher Ostergemeinde, 1.3. Jubiläum 10 Jahre Kerstin Riemer, Fachbereich II, Kita Am Bügel, 16.2. 20 Jahre Helma Klier, FB II, KKL, 1.3. 40 Jahre Günter Reuter, früher DekanatNord, Verwaltung, 1.1. 6 Julia Sohn, Erzieherin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube Habakuk, 6.1. Jasmin Abu Awwad, Erzieherin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube Moses, 1.1. Manuela Aust, pädagogische Hilfskraft, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube Habakuk, 1.1. Maia Gertel, pädagogische Hilfskraft, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube David, 1.1. Frauke Chevallier, Köchin, Kindertagesstätte der Evangelischen Auferstehungsgemeinde in Praunheim, 1.2. Brigitte Angel, pädagogische Mitarbeiterin,Kindertagesstätte der Evangelischen Bethaniengemeinde, 15.1. Katrin Pithan, Diplom-Pflegewirtin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Blindenarbeit, 15.1. Monika Rickert, Dipl.-Sozialpädagogin, Fachbereich I Beratung, Bildung, Jugend, Zentrum für Beratung und Therapie, 1.2. Rata Jakobi, pädagogische Hilfskraft, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube Jakob, 1.2. Nicole Wich-Knoten, Erzieherin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt, Krabbelstube David, 1.1. Patric Landzettel, Verwaltungsangestellter, Verwaltung des Evangelischen Regionalverbandes, MOW, Pforte, 1.3. Gisela Sigle, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte Fuchshohl der Bethlehemgemeinde, 1.1. Daniela Regelein, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Evangelischen Dankeskirchengemeinde in Goldstein, 15.2. Thuy Linh Nguyen, pädagogische Mitarbeiterin, Kindertagesstätte der Evangelischen Dreikönigsgemeinde in Sachsenhausen, 15.1. Nezahat Turan, pädagogische Mitarbeiterin, Fachbereich II Diakonisches Werk für Frankfurt des Evangelischen Regionalverbandes, Kinder- und Familienzentrum Innenstadt, 1.2. KIRCHE UND MIGRATION SERVICE Christsein ist woanders anders Pfarrer Dietmar Burkhardt erforscht das Thema „Evangelische Kirche und Migration“ Pfarrer Dietmar Burkhardt leistet Pionierarbeit mit seinem Projekt im Frankfurter Westen. Das Fremde, ihm Unverständliche, zieht ihn an. Er knobelt, bis er weiß, woran er ist. Und so ließ der evangelische Theologe Dietmar Burkhardt auch nicht locker, bis aus einer brennenden Frage ein Forschungsprojekt wurde: Wie Evangelische Kirche mit Migration umgehen soll. 2011 begann Burkhardt mit dieser Pionierarbeit für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Evangelische Theologie an der Goethe-Universität. Projektsitz ist der Frankfurter Westen. Eines der Ergebnisse aus seinem Zwischenbericht: Einwanderer der ersten Generation finden in muttersprachlichen Gemeinden Orte der Integration. Ob und wie das aber für die zukünftigen Generationen gilt, ist offen. Gleichzeitig beobachtete Burkhardt: Migranten docken auch an landeskirchliche Gemeinden an. Mit biografischen Interviews werden Studierende aus Burkhardts Seminar „Migration und Religion“ dieses Phänomen in Griesheim weiter erforschen. Burkhardt wollte nämlich von Anfang an „nicht Migranten zählen, sondern ihre Geschichten hören“. Der 57-Jährige forscht nicht nur, er begibt sich auch in die Praxis. In Griesheim predigte er vor einer multikulturellen Gemeinde, in der Syrer neben Afrikanern saßen und die Organistin aus Japan stammte. Ein Buch über Rassismus in der Predigtsprache diente ihm als Vorbereitung, zusätzlich scannte er während des Gottesdienstes „alle Texte durch, denn viele Sätze bezeichnen Gott als das Helle, das Licht und die Hölle als schwarz“. „In der evangelischen Kirche ist die Einwanderung Foto: Rolf Oeser längst Realität“, betont Burkhardt. Russischsprachige Christen beten in der deutschen Gemeinde in Höchst, syrische und afrikanische Christen gehen in Griesheim zum Abendmahl. Muttersprachliche Gemeinden werden sich auflösen, sobald für Einwanderer „Deutsch die Muttersprache ist und sie sich zur ethnischen Gemeinde nicht mehr zugehörig fühlen“, vermutet der Theologe. Infolgedessen ist die Frage, wie ein interkulturell geöffneter Gottesdienst aussehen kann: „Müssen alle alles verstehen oder kann jeder zum Beispiel das Glaubensbekenntnis oder das Vater Unser in seiner Sprache beten?“ Zum Projektende im Sommer 2015 will Burkhardt der EKHN fünf Felder für Anschlussprojekte nennen. Eine Idee ist, eine internationale interkulturelle Gemeinde zu gründen. Die Mitglieder dieser neuen Gemeinde müssten beispielsweise die Form ihrer Gottesdienste miteinander aushandeln, von der Kirchenleitung bedürfte es dazu eines rechtlichen Rahmens. Ein anderes Themenfeld: das aus der Zeit der Religionskriege stammende Territorialprinzip für die Konstitution von Gemeinden, die Parochie, aufzulösen – sie definiert zu enge Grenzen. Und eine Arbeitsgruppe sollte die theologische Ausbildung im transnationalen Kontext weiterentwickeln: Zum einen damit ausländische Theologieabschlüsse in Deutschland anerkannt werden. Zum anderen sollte Mehrsprachigkeit für deutsche Pfarrer ebenso Voraussetzung sein wie ein Auslandsaufenthalt, „damit sie sich irgendwo mal fremd fühlen und die Erfahrung machen, Christsein ist woanders anders.“ Susanne Schmidt-Lüer Nachhaltigkeitspreis 2014 Die Evangelische Kreditgenossenschaft (EKK) lobt den EKK-Nachhaltigkeitspreis 2014 zum Thema "Schöpfung bewahren, MehrWert erfahren" aus. Der Nachhaltigkeitspreis prämiert drei diakonische und kirchliche Einrichtungen mit insgesamt 20.000 Euro, deren soziales Engagement der Jury besonders förderungswürdig erscheint. Bewerbungen sind bis 30. April möglich. Informationen unter www.ekk.de/ekkmehrwert/ekk-zukunftsfoerderung/ nachhaltigkeitspreis-2014 Poster und Flyer für den Jugendkirchentag bestellen Das Programm für den Jugendkirchentag steht vollständig zur Verfügung. Anmeldungen sind ab dem 3. März möglich. Poster und Anmeldeflyer können unter [email protected] bestellt werden. Bitte Stückzahl und Adresse angeben. Aktuelle Informationen zum Jugendkirchentag der Landeskirche, der vom 19. bis 22. Juni in Darmstadt gefeiert wird, gibt es im Internet unter www.good-days.de Gemeindebriefvorlagen für den Gospelkirchentag Zum 7. Internationalen Gospelkirchentag vom 19. bis 21. September in Kassel treffen sich 5000 Sängerinnen und Sänger aus über 200 Chören, um gemeinsam zu singen, zu feiern und Gleichgesinnte zu treffen. Für die Ankündigung und Anmeldung gibt es Gemeindebriefvorlagen unter www.frankfurt-evangelisch.de/interne-neuigkeiten. Weiter Informationen unter www.gospelkirchentag.de IMPRESSUM HERAUSGEBER: Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main, Kurt-Schumacher-Straße 23, 60311 Frankfurt am Main, Vorstandsvorsitzende: Esther Gebhardt REDAKTION: Evangelischer Regionalverband Frankfurt, Redaktion Evangelische Kirche Intern, KurtSchumacher-Straße 23, 60311 Frankfurt am Main, Telefon 069 2165-1388, E-Mail [email protected] Ralf Bräuer (verantwortlich), Jutta Diehl (Geschäftsführung), Brigitte Babbe, Martin Vorländer, Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn, Helmut Völkel ISSN 1437-4102 Nächster Redaktionsschluss: 15.3.2014 7 PREUßER LIEST Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki Eines vorweg: Müsste ich mich unzumutbarer Weise auf einen Autor als Lieblingsschriftsteller festlegen, wäre die Antwort seit Jahren „Murakami“. Auch sein aktuelles Buch war ein großes Lesevergnügen. Tsukuru Tazaki ist Mitte 30 und führt ein eintöniges, zurückgezogenes Leben ohne nennenswerte soziale Kontakte. Seine Einsamkeit hat einen traumatischen Grund. Seit seiner frühen Jugend gehörte Tazaki zu einem exklusiven Freundeskreis von fünf Personen. Alles ändert sich, als man ihn ohne die Angabe eines Grundes ausschließt - Tazaki ist dem Selbstmord nahe. Erst seine erste ernstzunehmende Liebe bringt ihn 17 Jahre später dazu, sich der Vergangenheit zu stellen, um das Rätsel der Trennung zu lösen. Seine Suche führt ihn in die komplexe Struktur zwischenmenschlicher Beziehungen. Er erfährt die Diskrepanz zwischen dem Selbstbild und dem Bild, das andere von ihm haben. Während die anderen vier Freunde Namen tragen, in denen eine Farbe vorkommt, ist das bei Tazaki nicht der Fall. Im Laufe der Zeit kommt es ihm ganz natürlich vor, dass er ob seines farblosen Lebens auch einen solchen Namen trägt und man sich gerade von ihm, dem „Farblosen“ getrennt hat. Ob diese Selbstsicht begründet ist, wird Tazaki auf seiner Reise feststellen. Andere Fragen werden unbeantwortet bleiben. Auch in diesem Buch scheint hinter der Realität eine zweite, unheimliche zu existieren. Der Leser kann sich nicht sicher sein, ob es sich dabei lediglich um die verstörende Traumwelt der Hauptfigur handelt. Tazaki jedenfalls erscheint die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit so unsicher, dass er es nicht für ausgeschlossen hält, einen berechtigten Grund für die Ächtung aus dem Freundeskreis verschuldet zu haben. Ihr Michael Preußer Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki. Dumont Verlag, Köln, 350 Seiten, 22,99 Euro 8 JUGENDARBEIT Bei dem Seminar konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Gemeinden und Jugendeinrichtungen lernen, wie man Jugendliche über Social Media möglichst treffsicher erreicht. Foto: Rolf Oeser Smartphone-Rallyes statt E-Mails schreiben Social Media-Seminar in der jugend-kultur-kirche sankt peter Samstagmorgen im Medienraum der jugend-kulturkirche sankt peter: Neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Gemeinden und Jugendeinrichtungen sind zum Tagesseminar des Evangelischen Stadtjugendpfarramts gekommen. Gleich bei der Vorstellungsrunde wird klar: Wenn man Jugendliche erreichen möchte, kommt man an sozialen Netzwerken wie Facebook oder Diensten wie WhatsApp kaum vorbei. „E-Mails liest einfach keiner mehr“, fasst es eine Teilnehmerin zusammen. Trotzdem ist bei vielen eine vorsichtige Haltung spürbar: Angst vor dem großen Zeitaufwand oder vor der Technik werden häufig genannt. Und auch rechtliche Bedenken sind schnell Thema: „Ich mag Facebook und seine Datenfischerei nicht – aber ich weiß, ich sollte da sein.“ Die Referenten Yvonne Opaterny und Frank Daxer vom Evangelischen Stadtjugendpfarramt boten zum Einstieg einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, von Facebook über Twitter hin zu Blogs oder anderen Projekten wie etwa der Erstellung von Rallyes mit QR-Codes. Dazu gab es viele praktische Tipps, zum Beispiel für sinnvolle Posts bei Facebook oder Programme zur Erstellung von Blogs, und zahlreiche Ausflüge auf Internetseiten mit guten Anregungen für eigene Projekte. Rund um rechtliche Fragen wurden die Veröffentlichungen der Landeskirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland kurz vorgestellt und einzelne Unsicherheiten diskutiert. Schnell kam die Gruppe untereinander ins Gespräch: Eine hatte schon einmal eine Rallye mit Smartphones organisiert, andere hatten Erfahrungen mit kritischen Äußerungen im Netz, und einige hatten bereits ein Facebook-Profil angelegt und erste Begegnungen mit den diversen Einstellungen gehabt. „Wir haben bei diesem Thema gemerkt, wie gut man voneinander lernen kann. Das gilt auch für die sozialen Medien: Es gibt im Netz so viel, was die eigene Arbeit bereichern kann, ohne dass ich das Rad neu erfinden muss“, sagt Yvonne Opaterny, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Stadtjugendpfarramt. Anhand von einigen Leitfragen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann ihr eigenes Social Media-Projekt planen oder direkt an den PCs angehen. Im Fokus stand dabei immer wieder die Frage: Was ist interessant für meine Jugendlichen? „Ein Video, das fünf Minuten dauert, ist für Jugendliche zu lang“, gab ein Teilnehmer zu bedenken. Wie junge Menschen ihr Smartphone nutzen und wie viel Aufmerksamkeit sie einzelnen Meldungen widmen, sollte also auf jeden Fall in die Überlegungen einfließen. Wer immer online ist, der sieht auch ständig etwas Neues, das dann schnell wieder vergessen ist. Sich in dieser Flut abzuheben, originell und gleichzeitig authentisch, präsent und doch nicht nervig zu sein, ist dabei die große Kunst. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden am Ende des Tages, dass sie nun viel mehr darüber wissen, was alles möglich ist. Und dass sie Lust darauf haben, etwas davon auszuprobieren. Yvonne Opaterny