A9 Die Zeit 1933 – 1945
Transcription
A9 Die Zeit 1933 – 1945
A9 Die Zeit 1933 – 1945 Um 1933 Zusätzlicher Lehrer in Mardorf ist Herr Gewecke (SA-Mann aus Hagen). 1933 Regierungspräsident von Hannover wird Dr. Ulrich von Stapenhorst. Neuer evangelisch-lutherischer Pastor für Mardorf und Schneeren: Friedrich Karl Wilhelm August Lunde (*25.6.1903 in Horst als Sohn des Pastors H.F.Karl Lunde / oo Elisabeth / vorher Pastor in Bentheim und bis 1968 hier / +8.11.1976 Bad Nenndorf). Ihm zu Ehren ist um 1995 der Fußweg von der Mardorfer Straße zum Friedhof Pastor-Lunde-Weg benannt worden. Besonders in Erinnerung bleiben werden aber auch seine für damalige Verhältnisse sehr großen Füße – Größe 48, mit von hand verlängerten Spitzen. 2009 erhält der Weg ein Erläuterungsschild: Friedrich Karl Wilhelm August Lunde (geb.25.6.1903 Horst+8.11.1976) Ev.Luth. Pastor für Mardorf/Schn. 1933-1968 (Eheleute Lunde – Foto um 1955) Eine neue kleine Hofstelle entsteht in Mardorf: Die „Niedersächsische Heimstätte“ baut das erste Haus in Mardorf Nr.141 an der Rehburger Straße. Wilhelm Thürnau (Nr.70 *1908+1978) ist gelernter Zimmermann und Landwirt gründet eine Zimmerei mit „Gatter“ zum Schneiden. Durch die vielen Schuppenanbauten wird er „Schuppenwilli“ genannt. Tochter Ilse oo W.Hahn („Timmermanns“). ? in 1933 ist auch auf dem Lindenberg die Nr.142 entstanden. Der Schneidermeister Heinrich Hüper (*18.4.1905 Nr.87/103 +1985 / oo Dora Feldmann, Schneeren / 3 Töchter / später Rintelmann) übernimmt das Haus von H.Nülle (Nr.44). Er ist auch Kleinlandwirt, Verköppelungsteilnehmer, Gemeindebrandmeister, 1.Vors. TSV und Wiedergründer des Schützenvereins. Der Kriegerverein Mardorf wird „gleichgeschaltet“ und in Reichskriegerbund umbenannt. daraufhin treten viele Mitglieder aus. Albrecht Bretthauer (Steinhude Nr.142) erwirbt die Nr.145 am Weißen Berg. Um 1941 wird hier aber schon der Hannoversche Architekt Wilhelm Hübotter (Nordufer-Planer) erwähnt. An der heutigen Meerstraße 63 entsteht die Nr.146 am Weißen Berg durch Heinrich Stieber aus Hannover. Um 1940 wird der Zahnarzt Dr. O.Mayring und Günther Berlin aus Hannover erwähnt. Anfang 1933 Gau Süd-Hannover-Braunschweig mit Hauptstadt Hannover. Oberpräsident Provinz Hannover ist Viktor Lutze bis 1941. SA und Arbeitsdienst (RAD) werden zum Alltag. Die NSDAP übernimmt endgültig die Macht in Deutschland und damit in Mitteleuropa. Reichsgesetz zur Zentralisierung des Fremdenverkehrs. Es wird der Landesverkehrsverband (LVV) mit freiwilligen Mitgliedsvereinen gegründet. Mardorf hat 633 Einwohner bei ca. 145 Hausnummern. Es gibt ca. 70 kleinere landwirtschaftliche Betriebe im Vollerwerb und die „27 Bauern“. 30.1.1933 Adolf „Hitler“ wird Reichskanzler und am 1.8.1934 „Führer“ (später des Großdeutschen Reiches bis zu seinem Selbstmord am 30.4.1945). 5.3.1933 Reichstags-Wahlen in Neustadt a. Rbge. erbringen erste große Mehrheiten für die „extremen“ Parteien: NSDAP 13.851 Stimmen, KPD 1.157, SPD 4.359, DNVP 1.677, DVP 162 und DHP (Deutsche Hannoversche Partei) 383. 12.3.1933 Gemeinde- und Kreistagstagswahlen im Gau Südhannover. Bürgermeister in Mardorf, Gemeindevorsteher und Standesbeamter bleibt vorerst F.Meyer (Nr.23 *1887) und 1.Beigeordneter H.Niemeyer (Nr.37 *1885). Landrat in Neustadt a. Rbge. wird Johannes Specht (-1945). SAKreisführer Neustadt ist Rahlfs. 125 4.4.1933 Großdemonstration der SS und SA in Mardorf: (Leine – Zeitung 5.4.33) „So etwas hat Mardorf noch nicht gesehen!“ hieß es, als in den Spätnachmittagsstunden des Sonntags die schmucken Braunhemden der SA-Formationen unseres Kreises unter Vorantritt der SS-Kapelle und des Trommler- und Pfeiferkorps durch die Straßen unserer Ortschaft marschierten. Ganz Mardorf war in diesem Augenblick auf den Beinen, um Zeuge zu sein von diesem herrlichen und musterhaften Bilde, welches unsere braunen Jungen uns boten. Auf dem Schulhofe endete der wunderbare Zug. Nach einer kernigen Ansprache des Führers Rahlfs-Neustadt und einem Konzert der SS-Kapelle fand die Nachmittagsveranstaltung ihr Ende. Um 8 Uhr begann der deutsche Abend im Saale des Gastwirts August Asche, der von der hiesigen SA-Mannschaft gut vorbereitet war. Für Bekränzung und Blumenschmuck hatte die hiesige Frauenabteilung Sorge getragen. SAMann Schlüsselburg eröffnete die abendliche Veranstaltung. Nach ihm sprach Lehrer Gewecke-Hagen in ganz begeisterten Worten zu den versammelten Mardorfern und forderte alle auf, mitzuwirken in dieser großen deutschen Volksgemeinschaft, in der Gemeinnutz vor Eigennutz zu gelten habe. Alsdann würde auch das große Opfer der Millionen, derer das deutsche Volk am Volkstrauertage gedacht habe, nicht vergebens gebracht sein. Treffend wies er auf unsern großen Führer Adolf Hitler hin und wünschte, unter ihm wieder zu werden ein einig Volk von Brüdern. Seine Worte zündeten in allen Herzen und so sang dann die Versammlung die erste Strophe des Deutschlandliedes und das Horst-Wessel-Lied. Im Anschluß daran trugen die Schulkinder unter Leitung ihrer Lehrer Gedichte und Lieder vor. Die Pausen wurden ausgefüllt von Darbietungen der SS-Kapelle. Zum Schluß gelangte eine humoristische Szene: Wir halten fest und treu zusammen! zur Aufführung. Die Spieler, welche nur drei Tage Zeit zum Ueben hatten, zeigten, daß mit Aufwendung aller Energie auch in kürzester Zeit ein guter Erfolg möglich ist! Die Zuhörer spendeten für alle Darbietungen reichsten Beifall. Sodann blieb man noch gemütlich beieinander. Uns Mardorfern wird dieser Tag unvergesslich sein!“ 12.-14.6.1933 Schützenfest (wieder ohne Winterkönig) mit König Wilhelm Heidorn (*1903 Nr.113/170). Juni 1933 Im Monat fällt über 160 mm Niederschlag (normal 60). „Sommersonnenwendfeier“ der NS-Frauenschaft Schneeren/ Mardorf in alten Trachten. 13.9.1933 Reichsnährstandsgesetz (RNST – siehe Schild oben) macht neben einem Kreis- auch einen Ortsbauernführer nötig. In Mardorf sind es u. a. Heinrich Förthmann (Nr.12 *~1873 und Otto Struckmann (Nr.21 *1900). Das rechte Emaille-Schild ist am jeweiligen Haus angebracht. 1933/34 Die neue Reichs-Autobahn 2 zwischen Ruhrgebiet und Berlin soll in einem ersten Entwurf nördlich von Mardorf (etwa Vehrenheide – Golfplatz – Kohlenberg – Totes Moor) verlaufen (siehe Karte 1890). 1934 „Trockenjahr“ – niedrigster jemals bis dahin Wasserstand im Steinhuder Meer mit 37,41 m üNN. „Zwangsmitgliedschaft“ aller Touristik-Orte (auch Steinhude) im Landesverkehrsverband Hannover. gemessener Mardorf und 1.Vors. im TSV Mardorf wird Otto Gerberding (*6.11.1910 Nr.84). Er bleibt es bis zur Einstellung der Aktivitäten Ende 1939. Am heutigen Wasserkampweg 6 entsteht das Haus Nr.143 von Ernst Schlüsselburg aus Hannover. Er ist auch SA-Ortsführer in Mardorf. A.Frommold (Frommhold) aus Hannover erwirbt an der heutigen Meerstraße 61 (Weißer Berg) einen Teil der Nr.147. Ab 1940 wird Dr.jur. Bernhard Sprengel (*1899+1985) Fabrikant für Schokolade und Pralinen in Hannover erwähnt (später Nr.263). Unter der gleichen Hausnummer 147 (aber Meerstraße 51) erwirbt Dr. Wilhelm Blase (*6.1.1902 Lübbecke/Westf. oo Hertha / Ruth – Tochter *1970 / später Nr.158) ein Grundstück. Er wird für viele Jahre Jagdpächter in Mardorf und wegen seiner Verdienste im Schützenwesen zum Ehrenoberst des Schützenvereins ernannt. An der heutigen Ladenstraße 3 (Weißer Berg) erwirbt 1934 der Mindener Fabrikant August Hohmeyer die Nr.148. Ab 1941 wird Heinrich Schrader aus Hannover-Herrenhausen genannt. Familie Emil Jannssen (*1881+1955 oo Helene Fesing 1885+1976 – Sohn Adalbert*1913) aus Hannover betreibt die Gaststätte und Pension „Meeresblick“ (Nr.149) noch bis nach 1960. 126 1934 Georg Erdmann sen. (Herren-Bekleidungshaus in Hannover) erbaut direkt am Ufer an der heutigen Roten-Kreuz-Str.36 das östl. von Nr.129 gelegene Haus Nr.150. Am heutigen Wasserkampweg 9 entsteht durch Dipl.Ing. Hermann Dörrner und Helmut Koch aus Hannover das Haus Nr.151. 1936 übernimmt es der Hannoversche Postbeamte Willy Wiedenroth (*1896 oo Holdine*1894). Richard Könecke aus Hannover-Misburg erbaut das Haus Nr.152 am Weißen Berg (Erlenweg?). 1936 wird Brunhild Borgmann (*1924 Minden) dort erwähnt. An der Meerstr.(49) baut der Hannoversche (Schuh-)Kaufmann Friedrich Görtz die Nr.158. 15.1.1934 Das Preußische Feuerlöschgesetz tritt in Kraft: Auch in Mardorf ist bis dahin der Brandschutz Privatsache und liegt bei den Einwohnern, die sich gegenseitig helfen müssen und selbst für ihre Sicherheit verantwortlich sind. Die Gemeinde Mardorf hat natürlich auch schon vorher ihren Teil mit einer kleinen „Pflichtwehr“, Wehrführer (F.Ohlhagen Nr.89 *1904), Gerät und Material beigetragen. Mit dem Gesetz wird aber die Stellung der Feuerwehr in der Gesellschaft neu geregelt. So wird die Wehr aus dem reinen Vereinswesen herausgehoben und unter den Schutz des Staates gestellt. Gleichzeitig werden die Brandschützer in die Amts-Hierarchie des Ortes eingegliedert. Bei den Aufgaben erweitert das Gesetz auch das Spektrum der Aufgaben. Neben der reinen Löschaufgabe kommt nun auch die allgemeine Not- und Katastrophenhilfe hinzu. 26.8.1934 Um die Hilfe im Mardorf weiterhin sicher zu stellen, gründet sich „zwangsweise“ in der Gastwirtschaft Kahle Nr.7 die Freiwillige Feuerwehr Mardorf. Von den 39 Gründungs-Männern sind u. a. H.Förthmann (12), H.Kahle (17), Otto Heidorn (20), F.Meyer (23), August Struckmann (30), H.Meier (48), W.Syrup (69), W.Kahle (82), F.Ohlhagen (89), W.Nortmeier (91), Albert Struckmann (109) und H.Hüper (142) noch lange nach dem Krieg aktiv. 17.9.1934 Es gehören der neuen Feuerwehr schon 45 Männer an. Friedrich Ohlhagen (Nr.89 *1904) wird Gemeindebrandmeister (bis 1945) und F.Wiebking (Nr.83 *~1896) sein Stellvertreter (bis 1945). 26.-28.5.1934 Schützenfest mit König Friedrich Meier (*1912 Nr.35). 23.7.1934 Großes Unwetter über Mardorf. Das Regenwasser steht 1 m hoch auf der Dorfstraße. Am Mühlenberg (Haubarg) können die herunterschießenden Wassermassen nur durch einschlagen einer Hauswand wieder herausgelassen werden. 1934/35 Rekordbestand von Kaulbarsch im Steinhuder Meer. Führerschein 1935 ausgestellt (F.Meyer Nr.23) 127 1935 Schrittweise Einführung der Deutschen Volksschrift (-1941) als Schulausgangsschrift – eine Weiterentwicklung des Sütterlin. Stilllegung der Steinhuder Meerbahnstrecke Stadt Rehburg-Uchte wegen mangelnder Rentabilität. Großes Brassensterben im Steinhuder Meer. Wilhelm Krecke aus Hannover baut am Weißen Berg ? die Nr.155 und Friedrich Ahrend aus Hannover die Nr.156. Am Erlenweg (11) entsteht durch Franz oo Else Roever (*1904 Hannover) die Nr.157. Auch ihre Kinder wohnen hier später. Der Polizeibeamte Willy Dietmann (*1904 oo Brunhilde / Sohn Gerd*1944) erbaut die Nr.159 (Wasserkampweg 13). Polsterer und Sattler Leo Oesterwinter (*2.7.1911+1975 / Emilie*29.8.1911 Schadberg) baut am Wasserkamp(weg 16) die Nr.160. Fritz und Elise Hildebrand bauen am Weißen Berg „An den Eichen“ (am heutigen Wasserkampweg 3) die Nr.161. Bau der kleinen Kneipe „Goldige Freiheit“ (Büchner) am Weißen Berg (später Nr.176 / Sperberweg 13). Eröffnung der kleinen Kneipe „Dünenschänke“ am Weißen Berg (später entsteht dort am Kiefernweg das Strandhotel Nr.326). Baubeginn der Gaststätte „Waldschänke“ (später Nr.366 am Pferdeweg) durch Ludwig (Ludschen) Brühmann (*11.5.1899+1973) und Helene (Leni / *27.9.1904+1993). Ihre 2 Söhne: Ludwig jun. (oo Else in Nr.111 „Blaue Grotte“) und Oskar (oo Gertrud in Nr.144, 188 „Moorhütten“).Der Betrieb der kleinen Kneipe läuft bis 1975. „Landjahr“ – Lehrgänge am Nordufer Mardorf. Gastwirt Ostermeyer im Seestern (Nr.115) verpachtet seine Gaststätte an den Kreis Neustadt als NS-Landjahr-Heim. Es gibt viele negative Vorkommnisse über Brutalitäten an den Jugendlichen. Hofgebäude und Gastwirtschaft mit Pension Mardorf Nr.18 (Haus 1835 neu gebaut / Laterne / Rechnung von 1932) 15.-17.6.1935 Schützenfest mit König Gustav Vogeler (*1912 Nr.93). 1936 Regierungspräsident von Hannover wird SS-Standartenführer Rudolf Diels (-1942). Der Kreis Neustadt a. Rbge. wird zum Landkreis Neustadt a. Rbge. (1.1.). Inbetriebnahme des nahe gelegenen Fliegerhorstes Wunstorf (Bau ab 1934 / 1935 Militär). Ein „Kampfgeschwader“ mit „Ju52“ und ab 1937 mit „He111“-Bombern wird hierher verlegt. Das Telefon-Ortsnetz „Schneeren“ mit Mardorf entsteht. Die Verbindungen kommen noch per Handstöpselung zu Stande. Mardorf hat laut amtl. Statistik 536 Einwohner! „2 Einbäume“ werden im Bannsee und bei Lütjen Mardorf (Nr.164) gefunden – leider sind sie im II.Weltkrieg verbrannt. Großes Brassensterben im Steinhuder Meer. 128 1936 Walter Heidmann aus Bielefeld wohnt in der Nr.162 (von Dr.Fricke erbaut – Dr.Fricke-Weg 8). Die Nr.163 wird gebaut am Weißen Berg ? (von ?). Evtl. ist es die „Strandgaststätte“ bei Lütjen Mardorf, die im März 1936 errichtet wird und seit 1969 Nr.662 „Fischerstübchen“ ist. Das Badehotel Weißer Berg (Nr.110) hat zu der Zeit: Gastzimmer, Klubzimmer, großen Garten, Saal, Verkaufspavillon direkt am Strand, 103 Tische, 426 Stühle, 9 Fremdenzimmer mit 18 Betten, Saisonkräfte: 1 Köchin, 1 Kellner, 1 Zimmermädchen, 1Aufwaschmädchen, 1 Hausmädchen (ständig beschäftigt). Die neue Gaststätte Kahle von 1936 an der Dorfstraße (das Gebäude steht noch) Reichsfremdenverkehrsverband (RFVV) mit LFVV (Niedersachsen - Weserbergland) und aller Fremdenverkehrsgemeinden als Pflichtmitglieder. Mardorf zahlt zu dieser Zeit für Gemeinschaftswerbung an Steinhude 200 RM. Seestern (Nr.115 / Landjahrheim) wird jetzt HJ-Heim für die Marine-HJ und den BDM. Eine erste Holzbaracke (Nr.133) des Kanuverbandes Kreis Weser-Ems (45 Vereine im DKV) entsteht auf dem heutigen Gelände am Mardorfer Nordufer. Schon ab 1931 werden einzelne Parzellen (1.877 m² für 305 RM/Jahr) als Pachtfläche von der Realgemeinde erworben. Am 18.8.1935 kommen noch mal 1.200 m² hinzu. Jetzt beträgt die jährl. Pacht 485 RM. 6.-8.6.1936 Zum Schützenfest werden 3 Brüder Könige: Fritz Dankenbring (*1923 Nr.63) Jugendkönig im Gewehrschießen, Bruder Willi (*1926) Kinderkönig und Helmut mit 7 Jahren König im „Lederballschmeißen“. Der Ball wird dabei 5x durch einen 30m entfernten Reifen geworfen. Schützenkönig ist Friedrich Heidorn (*1917 Nr.64). Sommer 1936 Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885 / bis 1936 noch 1.Beigeordneter) wird als Bürgermeister und Standesbeamter (bis 1946) in Mardorf eingesetzt. Gemeindevorsteher wird Fritz Wehrmann (Nr.119 „Warte“). Vorgänger F:Meyer (Nr.23 *1887) muss nach mehr als 22 Jahren zurücktreten. Die Verwaltung der Realgemeindeflächen geht zwangsweise an die politische Gemeinde. Deren Vorsitzender wird Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885), der Bürgermeister. 1.12.1936 Gesetz über die Hitler-Jugend (HJ ab 15.Lebensjahr). Ab 10. bis 14. Lebensjahr werden nun die Jungen im Jungvolk (DJ / „Pimpfe“) und die Mädchen im Bund Deutscher Mädel (BDM / Jungmädel) zusammengefasst und uniformiert. Ab 25.3.1939 ist es eine Zwangsmitgliedschaft. Mit dem 18.Geburtstag gibt es für die Jungen den Wechsel in die SA (Sturmabteilung), die 17 bis 21 jährigen Mädel sind im BDM-Werk „Glaube und Schönheit“ organisiert. Anfang 1937 Der Jahresanfang ist sehr kalt! 1937 Eröffnung des Rehburger Heimatmuseums in der Form eines Dreiständerbürgerhauses (Architekt Ernst Meßwarb). Die Postagentur Mardorf erhält eine neue Adresse: ??? Heinrich Harmening, Händler aus Hannover-Linden baut am Weißen Berg ? die Nr.165. 129 1937 „Gebietsausschuß Steinhuder Meer“ im LFVV Niedersachsen-Weserbergland mit allen umliegenden Gemeinden als Mitglied. Fritz Wehrmann baut am Nordufer eingeschossige Wochenendhäuser mit Flachdach, aus Holz. Architekt Flügel baut für Gartenarchitekt W.Hübotter Strandhäuser. Erste „Siedler“ sind Familie Hübotter, Zahnarzt Dr. Mayring, Dr. Frombold(Frommold), Schokoladenfabrikant Bernhard Sprengel. Dr. (med.prakt.Arzt) Winfried Fricke aus Hannover baut das heute noch stehende Holzblockhaus (Nr.166 – Foto rechts) am Nordufer auf einem schon 1931 erworbenen Grundstück (Dr.Fricke-Weg 8). Landwirt Wilhelm Meyer (von Nr.26) oo Erna Langhorst (Nr.2 – Nr.227) bauen sich am Nordufer die Nr.167 (Dr.Fricke-Weg ?). 22.-24.5.1937 Schützenfest mit König Ernst Freese (*1920 Nr.112). Sommer 1937 Das Gemeinde-Grundstück (heute: Auf dem Lindenberg 10) wird vom Händler Wilhelm Heidorn (*1903 Nr.113 / oo Herta Hofrage / Sohn) erworben und erhält als letzte vergebene Hausnummer vor dem Krieg die Nr.170! Das schöne (noch heute vorh.) Klinkerhaus wird erst um 1955 gebaut. Das Marine HJ-Heim im Seestern hat schon viele Boote u. a. einen Ausbildungskutter. Leiter ist der Hannoversche Tischler Friedrich Klaproth (seit 1931 auch Betreiber des Hotels). Herbst 1937 Der Schützenverein Mardorf beteiligt sich erstmals am Erntefest der Gemeinde mit einem Unkostenbeitrag von 19,85 RM. Um 1938 Fam. Dumont /später Nr.278) aus Lemgo baut am Weißen Berg ? ein Wochenendhaus (Nr.168). Am „Fillerberg“ (1954 Nr.186 - Auf dem Mummrian 29) entsteht ein kleines Haus (Gustav Peters*1913 in Kattenvenne/Iburg+gef.1944 oo Marie Stadtländer*1915 / 2 K.: Horst und Edith). Im Gastgeberverzeichnis des Landesfremdenverkehrsverbandes Niedersachsen-Weserbergland, Hannover stehen 2 Mardorf Gästebetten-Anbieter: Badehotel (Weißer Berg) mit 22 (2,50 Mark in der Saison ohne Bad) und Otto Meier (Lütjen Mardorf) mit 10 (1,50 M. pro Nacht, Frühstück je 1 Mark). Bad Rehburg hat gleichzeitig 112 Betten. Im amtlichen Telefonbuch sind für das Ortsnetz Schneeren (üb. Neustadt a.Rbge.) unter den gesamten 23 Rufnummern (alle 2-stellig) für Mardorf vermerkt: Wählvermittlung und Fernamt Wunstorf / Zeitangabe Asche, August, Gastwirt, Mardorf [üb. Wunstorf] Nr.78 Badehotel „Weißer Berg“ Hotel, Pension, Weißer Berg [P. Mardorf üb. Wunstorf] 16 Bürgermeister Mardorf [üb Wunstorf] Nr.37 07 Gend.-Einzelposten Schneeren 25 Lunde, Pastor 26 Mardorfer Warte, Hotel u. Strandrestaurant am Steinhuder Meer, Inh. Architekt Fritz Wehrmann, Luthe (Tel. Wunstorf 215), Mardorf [üb. Wunstorf] 24 Meier, Müllerei u. Güternahverkehr, Mardorf [üb. Wunstorf] Nr.94 21 Meyer, Gebr., Kraftverkehr, Mardorf [üb. Wunstorf] 03 23 22 Anfang 1938 Bürgermeister Ernst Meßwarb in Rehburg tritt mit 65. Jahren ab, dafür kommt NSDAP-Mann Seppl Günther an die Stadtspitze. In Mardorf geht zunächst alles etwas langsamer und zurückhaltender. Der Bürgermeisterposten ist mit Heinrich Niemeyer Nr.37 zwar schon 1936 neubzw. „umbesetzt“ worden, aber die NS-Führungspositionen im Dorf kommen erst nach und nach zur Geltung. Wichtigster NS-Mann vor Ort ist der Lehrer Heinrich Dannenberg Nr.22. Er wird unterstützt vom Ortsgruppenleiter NSDAP (rechts sein Ärmelabzeichen), dem Kirchkötner Heinrich Heidorn Nr.24 und dem Ortsbauernführer. Weiter gibt es eine NS-Ortsgruppe der „Pimpfe, Hitlerjugend, Bund Deutscher Mädchen, Frauenschaft, Reichsarbeitsdienst“. 130 1938 Beginn eines großen Eichensterbens in Mitteleuropa. Mardorf hat 628 Einwohner. Die Übernachtszahl der Beherbergungsbetriebe übersteigt 865 pro Jahr! Das auffällige Haus auf der Düne (Nr.169 / heute Ecke Holunderweg 25/Uferweg – blauer Anstrich) wird gebaut. Es beherbergt auch eine Seglergemeinschaft. Nach 1945 wohnen hier Frau Meyer (Nr.175) und später Franziska Fuhrmann (*24.5.1905 / oo Landgrebe). Sie sind über Jahrzehnte im Gemeinderat und der Ortspolitik aktiv. Werbung für das Steinhuder Meer 1938 Anfang 1938 Nordbachverlegung (Karte rechts: rote Markierung ehemaliges Bett) von westlich des Meerbachtrichters weiter nach Norden (siehe auch 1957). Hans-Werner Bosse (Nr.129 / Zigarrenkistenund Holzfabrikant) aus Stadthagen baut in Mardorf ein Betriebserholungsheim an der Rote-Kreuz-Str. 1944 wird das Heim für staatl. Zwecke beschlagnahmt. Auf einem Grundstück von Nr.18 entsteht westlich der Kräheninsel direkt am Ufer das idyllisch gelegene Wochenendhaus (Nr.195 / „Stiller Winkel“) mit Reetdach von Sievers aus Hannover. Es wird von Valentin Klein (Unternehmer Hannover) übernommen. 1.Vors. bei „Concordia“ Mardorf ist Wilhelm Dankenbring (*1871 Nr.80) bis 1941 (Einstellung). Sein Chorleiter ist von 1937-1939 H.Kleine (Nr.106). Der Schützenverein Mardorf wird Mitglied im Deutschen Schützen-Verband. 8.1.1838 Briefträger auch für Mardorf ist Dietrich Rode jun. Dessen Familie baut große Postagentur in Rehburg (Gebäude an der Hauptstraße noch heute). 11.-13.6.1938 Schützenfest mit König Gustav Vogeler (*1912 Nr.93) als einer der aktivsten Schützen im Ort. Sommer 1938 Im HJ-Heim (Seestern Nr.115) sind jetzt laufend ca. 50 Schüler untergebracht mit einer eigenen Rettungsstation (DLRG). 1.10.1938 Trennung der 2.Lehrerstelle in der Mardorfer Schule von der Kirche! 10.11.1938 „Kristallnacht“! Die jüdischen Geschäfte, Einrichtungen und Synagogen werden auch in Rehburg Wunstorf und Neustadt verwüstet („Reichs-Progrom-Nacht“). Die jüdischen Mitmenschen werden in Konzentrationslager (u. a. Buchenwald) verschleppt und kaum einer überlebt die Zeit bis 1945. 131 1938/39 Gemeinsame Werbung für das ganze Steinhuder Meer mit 30.000 Prospekten. In Liebenau wird eine „Gestapo“-Zentrale mit angegliedertem „Arbeitserziehungslager“ eingerichtet. Die „Konzentrationslager“ (KZ) in Norddeutschland entstehen: Neuengamme/Hamburg, BergenBelsen und Niederhagen/Paderborn. Daneben gibt es aber in der Nähe auch noch viele kleinere „Außenlager“, die z. T. zeitlich begrenzt oder nur für ein Projekt den großen KZ angegliedert sind. Im Landeskrankenhaus Wunstorf erleiden erste Patienten die „Eutanasie“. 1939 Für die noch wenigen Katholiken dieser Gegend ist jetzt das Bistum Hildesheim zuständig. Im Bereich südliche Häfern werden 16 Hügelgräber gezählt und kartiert. Es sind einfache Gräber, ohne Eichensärge oder besondere Steineinfassungen; nur zentrale Holzhohlräume. Erst jetzt wird beim TSV Mardorf eine Fußballsparte gegründet. Dank des Schießwartlehrgangs von Heinrich Rusche (Nr.47) 1938 kann der Schützenverein jetzt am Kreismeisterschaftsschiessen teilnehmen. Die „Genossenschaftliche Treuhand Gesellschaft“ Hannover übernimmt die Windmühle Nr.75. 1940 wird W.Meier (*1886 Nr.94) dort Müllermeister. 1.4.1939 Die Poststelle I in Neustadt wird eingerichtet – Mardorf bleibt aber weiterhin Post Rehburg. 17.5.1939 Mardorf hat 639 Einwohner (lt. einer amtl. Statistik in Hannover nur 514). Die Zahl in Schneeren geht dagegen zurück auf 781. Zuständiges Amtsgericht ist Neustadt a. Rbge. und Finanzamt Nienburg/Weser. 3.-5.6.1939 Letztes Friedens-Schützenfest (eine Woche nach Pfingsten; Kinderfest am Montag) in Mardorf mit dem 3maligen Schützenkönig August Nortmeier (*1905 Nr.42). Alle Festlichkeiten und der Schießsport im Ort kommen zum erliegen („der Verein ruht“), da keine rechte Feierstimmung mehr aufkommen will. 1.Sept.1939 Der Zweite Weltkrieg (bis 8.5.1945) beginnt mit dem Angriff auf Polen. Die „Gestellungsbefehle“ erreichen zuerst die Jahrgänge 1894-1899. In der allgemeinen „Euphorie“ melden sich viele freiwillig. Andere kommen zunächst zum Reichsarbeitsdienst. 3./4.9.1939 Erstes englisches Flugzeug (evtl. Hawker „Hurricane“ – Foto rechts) über Mardorf gesichtet. Danach gibt es immer öfter „Fliegeralarm“ und die Luftschutzüberwachung verlangt nachts strenge Verdunklung. Das Steinhuder Meer als größtes Gewässer Norddeutschlands vor den Toren Hannovers und Braunschweigs ist auch in der Nacht gut zu erkennen wird zum Sammelplatz für einfliegende alliierte Bomberverbände. Sept.1939 In Mardorf wird die Feuermeldestelle bei Bürgermeister Niemeyer Nr.37 eingerichtet. Bei Luftalarm wird eine Handsirene betätigt. Okt.1939 Winterbeginn mit geschlossener Schneedecke. Erste polnische Zwangsarbeiter kommen zur Arbeit in der Landwirtschaft nach Mardorf, darunter auch „Zivilarbeiter“ (eigentlich Kriegsgefangene). kommen erste polnische Zwangsarbeiter zur Arbeit in der Landwirtschaft nach Mardorf. Die Lager befinden sich in Rehburg-Stadt, Loccum und Neustadt. Unter anderem werden sie für die Verlegung des Nordbachs und den Bau des später sogen. „Polendammes“ (Foto rechts um 2005) eingesetzt. 300 vorwiegend polnische Zwangsarbeiter und ab 1941 einige Kriegsgefangene sind mit Unterbrechung bis 1945 mit den Baumaßnahmen beschäftigt. Schwerpunktmäßig wird im sehr langen und kalten Winter 1941/42 der Damm südl. des jetzigen Nordbaches zwischen Meerland und Heudamm, bis zur Meerbachbrücke und weiter entlang der „Beeke“ (Meerbach) errichtet. Er dient auch dem Hochwasserschutz für die umliegenden Wiesen. Als Füllsand wird eine ehemalige Sanddüne im Bereich Hegebusch / Hinter dem Lindenberge (der später sogen. „Polenkuhle“) abgetragen. 132 (Polen) Mit Schmalspur-Elektroloks und Loren wird auf dem Schienenweg der Sand für weitere Dämme bis kurz vor Rehburg transportiert. Einige Arbeitskräfte sind in Mardorf auf dem Saal von Nr.78 bzw. auf Höfen (z. B. Franz ? bei Nr.84) untergebracht. Ein Pole wird bei den Bauarbeiten von Aufsehern erschossen. Der Damm überdauert völlig in Takt die Zeit und ist für Wanderer lange beliebte Strecke. Aus Naturschutzgründen ist der Damm seit ca. 2000 gesperrt. Ein paralleler „neuzeitlicher“ millionenteurer Ersatzbau Anfang der 1980er Jahre ist inzwischen wieder im „Großen Dreckmoor“ versunken. Ende 1939 Mehrere Aushilfslehrer unterrichten in der Volksschule Mardorf u. a Marie Langer (*1921 bei Nr.7/ oo Robert Dankenbring, später Winningen). Strenger Winter mit viel Schnee! Kälterekorde im Januar mit bis zu -32°C. Bis Febr.1940 bleibt es extrem kalt. Es gibt die ersten Mardorfer Kriegsopfer an der Westfront. Winter 1939/40 Für den kleinen winterlichen Binnenhandel (Lebensmittel gegen Leinen) mit Steinhude nutzen einige Mardorfer auch Schlittschuhe und zum Transport Rodelschlitten. Um schneller über das zugefrorene Eis zu kommen, werden große Leinentücher am Gürtel befestigt und mit beiden Händen zum steuern in den Wind gehalten (die ersten Winter-"Kiter"?). Winter 1939/40 am Ortsausgang Mardorf nach Schneeren (links Nr.96) Jan./Febr.1940 Anfang 1940 Kälteeinbruch mit bis zu -30°C und vielen Schneeverwehungen. Weitere Jahrgänge müssen in den Kriegseinsatz. Verwundete kommen zur Erholung in die „Mardorfer Warte“. Die Mardorfer Beherbergungsbetriebe haben in dieser Zeit aber trotzdem auch für andere Gäste geöffnet. So haben das „Hotel Weißer Berg“ (Nr.110) 22 und die „Mardorfer Warte“ (Nr.119) über 100 Betten anzubieten! Mit den ersten kleineren deutschen Luftangriffen und Bombardierungen beginnt die „Luftschlacht um England“ mit großen Zerstörungen und führt schließlich zur Gegenoffensive der Alliierten. 11./12.5.1940 beginnt mit dem nächtlichen Angriff auf Mönchengladbach der „Bombenkrieg gegen Deutschland“: Zunächst aber nur mit britischen Flugzeugen der Royal Air Force „RAF“ (Bomber Command) von England aus und nur in Nachteinsätzen. Neben dem britischen Premierminister Winston Churchill wichtigster Mann ist dabei Air Chief Marshal Arthur Harris. 18./19.5.1940 Um kurz nach Mitternacht trifft ein Bombenangriff in Norddeutschland auch Hannover. Im Turm der Mardorfer Windmühle Nr.75 wird eine „Funkleitstelle“ der Wehrmacht zur Flugabwehr von Hannover installiert. Auf dem Kohlenberg (Nr.1)ist eine „Scheinwerfer“-Anlage. 133 (Kleiderkarte 1940) 15./16.7.1940 Hannover wird erstmals bei einem Bombenangriff schwer getroffen. 26./27.8.1940 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF. Alliierte Luftstreitkräfte (u. a. britische Bomber vom Typ: Avro „Lancaster“ mit 7 MannBesatzung, DeHavilland „Mosquito“ mit 2 Mann und 2 Motoren – Foto unten links, HP „Halifax“ mit 7 Mann – Foto unten Mitte, Short „Stirling“ mit 7-8 Mann – Foto unten rechts) / ab 17.8.1942 auch amerikanische B-17 mit bis zu 10 Besatzungsmitgliedern) verwechseln öfter das Steinhuder Meer mit dem Maschsee in Hannover, das damals ein häufiges Ziel ist. Sie entladen ihre tödliche Fracht also über dem Gebiet im und rund ums Meer. Auch die großen angrenzenden Moore erhalten ihren Teil fehlgeleiteter Bombenfracht. Um die gegnerischen Flugzeuge irre zu führen, werden auf dem Steinhuder Meer für Tarnzwecke 800 Radarstörungsflöße installiert. Sommer 1940 Am Nachthimmel kann man sehen wie Hannover nach verheerenden Bombenangriffen brennt. Die sogenannten „Tannen- oder Christbäume“ (rot und grüne Zielmarkierungs- Leuchtbomben die langsam an kleinen Fallschirmen zu Boden gleiten) zeigen den Bomben-Flugzeugen den Weg. 7.9.1940 Beginn des „Blitz“ (konzentrierte Bomberangriffe auf England) bis 16.5.1941. 16.12.1940 Die RAF beginnt mit verheerenden „Area Bombing“ (Flächenbombardierungen) über Deutschland. 1940/1941 Schwarzschlachten, Buttern und Handeln sichern das Überleben auf dem Lande. Dazu kommen Versuche selbst Tabak anzubauen und Schnaps zu brennen. Aber darüber hinaus wird alles immer knapper und dann auch zunehmend rationiert. Der Wirtschaftsplan Mardorf führt zum ersten Bebauungsplan am Weißer Berg (1941) und Freigabe des 3,5 km langen Uferabschnitts zwischen Mardorfer Warte und Hotel Weißer Berg. Es gelten nun auch in Mardorf die NS-Bauvorschriften u. a.: ..... der Eigenart des Landschaftsbildes und des Baumbestandes einzuordnen .... Außenwände in Fachwerk- oder Blockbauweise ...... Sprossenfenster ...... Dach aus Rohr oder Stroh / in Waldgebieten braune bzw. bodenständige Ziegel ....... Parzellengröße 1.500 m² .... Hecke- oder Holzzäune ...... keine Werbe- und Firmenschilder ..... kein Stacheldraht ...... 134 Anfang 1941 Langer und sehr kalter Winter! Polizeiverordnung zur Regelung der Bebauung des Geländes am Weißen Berg am Steinhuder Meer sowie Platzordnung für Zeltlagerplätze. Dazu kommt ein weiterer W.Hübotter-Plan zur Gestaltung und Bebauung des Nordufers zwischen Mardorfer Warte und Weißem Berg. Dauerwohnungen z. B. im Bereich Erlengrund (1943 Nr.182) und Wasserkamp entstehen. 1941 Einführung der Deutschen Normalschrift. Sie bleibt bis 1952 schulische Ausgangsschrift. Oberpräsident der Provinz Hannover ist Hartmann Lauterbacher bis 1945. Beginn des Ernte-Kindergartens Mardorf mit Ida Meier (*1922 Nr.94) im alten Haus von Nülle Nr.1 (östl. von Nr.47). Schon aus dieser Zeit stammt der begriff „Tante Ida“. Einstellung der Betreuung mit 1945, da jetzt einfach zu viele Kinder im Ort sind. Junge Mädchen aus Polen und der Ukraine werden vereinzelt auch auf Mardorfer Bauernhöfe zwangsverpflichtet, um bei der täglichen Arbeit zu helfen. Die als 16-jähriges Mädchen aus der Ukraine auf den Hof Nr.37 deportierte Nadja Samnius muss aufgrund von internationalen Verträgen schon im April 1945 in ihre Heimat zurückkehren. Dennoch denkt sie in Dankbarkeit an diese Zeit und hält mit ihrer Familie weiterhin Kontakt zum Hof Niemeyer in Mardorf. Einige französische Kriegsgefangene werden (ab Mai 1940) in Mardorf anstelle der Kriegsdienst leistenden Männer zur landwirtschaftlichen und gemeindlichen Hilfe eingesetzt und auf dem Saal von Nr.18 einquartiert. Die russischen Kriegsgefangenen haben (ab Mitte 1941) bei der Unterbringung in auswärtigen Behelfsbaracken nicht soviel Glück. 10./11.2.1941 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF. 23./24.3.1941 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF. 15./16.5.1941 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF. 15./16.6.1941 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF. 22.6.1941 Deutscher („Achsenmächte“) Angriff („Barbarossa“) auf die Sowjetunion! Sommer 1941 ist sehr verregnet und ein Großteil der Ernte auch in Mardorf geht verloren. 19./20. u. 25./26.7.1941 Hannover ist Ziel von schweren Nachtbombardierungen der RAF. 12./13.8.1941 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF. 7.12.1941 Überfall (des deutschen Verbündeten) Japan auf den US-Stützpunkt „Pearl Harbor“ (Hawaii) führt am 8.12. zum Kriegseintritt der USA (11.12. Deutsche Kriegserklärung), die bis dahin die Alliierten in Europa „nur“ mit Kriegsmaterial unterstützt hatten. 135 1941/42 Der strenge Winter ist von Dez. bis Febr. extrem kalt und schneereich – Mardorf ist längere Zeit von der Außenwelt abgeschnitten. 1942 Das Konzentrationslager Arbeitsdorf/Wolfsburg entsteht. Regierungspräsident von Hannover wird Dr. Kurt Binding. 26./27.1.1942 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF. Alliierte Jagdbomber (auffällig ist die Lockheed P38“Lightning“ – Foto rechts) werden bei Kämpfen mit der deutschen Luftwaffe gesichtet. Febr./März 1942 Viel Schnee und Temperaturen bis -20°C. 31.3.1942 Als letzte verbliebene jüdische Familie in Rehburg-Stadt werden Max oo Emmy Goldschmidt über das Sammellager Ahlem weiter nach Warschau deportiert. Sie überleben den Holocaust nicht. 4.5.1942 Maria Sabat (*19.12.1909 in Sarny bei Lemberg/Lwow/Lwiw in Galizien – im strittigen Grenzgebiet zwischen Polen und der Ukraine) kommt nach der deutschen Besetzung mit einem 4tägigen Bahntransport nach Deutschland und wird ab 8.5. auf einem Spargelhof in Liebenau eingesetzt (siehe Arbeitskarte rechts). Ab 5.8.1942 wird sie der Hofstelle Nr.8 in Mardorf zugewiesen. Vom griechischkatholischem Pfarramt wird ihr im gleichen Jahr ein Geburtschein als „Volksdeutsche“ (Vater war in der österr.-ungar.Armee, Mutter eine geborene Wolf) ausgestellt. Daraufhin erhält sie ein Arbeitsbuch (Abbildung rechts unten). Ihr muss es wohl trotz der schweren Arbeit relativ gut gegangen sein, denn sie will nach Ende des Krieges nicht in ihre inzwischen sowjetische Heimat zurückkehren. Sie bekommt 1961 eine unbefristete Arbeitserlaubnis, erhält später Rente und wird am 9.5.1977 schließlich eingebürgert. Sie verstirbt am 22.5.1987 in einem Seniorenheim in Rehburg. 4.7.1942 Der Luftkrieg über Deutschland wird jetzt von der „8th US-Air Force“ unter GenMaj Carl A. Spaatz in Zusammenarbeit mit der RAF gesteuert (1944 folgt ihm LtGen James H. Doolittle). 7.7.1942 beginnt die „Schlacht um Stalingrad“. Insgesamt 650.000 Menschen verlieren in diesem „Kessel“ bis 2.2.1943 ihr Leben. Viele der 6.Deutschen Armee gehen in russische Gefangenschaft, aus der bis 1956 nur die wenigsten zurückkehren. Für die Ostfront ist es auch der Wendepunkt. Der Krieg bewegt sich jetzt vollends Richtung Deutschland. 18.9.1942 Die Deutsche Luftschutzraum-Ordnung gewährt nur Deutschen den Zutritt zum rettenden Bunker! Dez.1942 Der Brief eines in Stalingrad eingeschlossenen deutschen Soldaten (Gottfried Mäder*1920) an seine verwitwete Mutter in Mardorf (Nr.63) vom 29.12.1942. Mit Bleistift geschrieben und erst nach seinem frühen Tod im Januar 1943 in die ferne Heimat gelangt. (Der Schreiber hatte eine gute Schulbildung, aber wegen der schlechten Ernährung und extremen Kälte an der Front ergeben sich viele Rechtschreibfehler und zum Schluss wirkt auch alles etwas „zerfahren“): 136 (Brief) „Meine Lieben! Mein liebes sorgendes Mütterlein, heute abend komme wieder zu, u. sende dir die aller recht herzlichsten Grüße. Sitze wiedermal an dem kleinen Tischchen, das kleine Tischchen, das mir so manchesmal als Unterlage diente, wenn ich an meine liebe Mutter schrieb. U. so tut der kleine Tisch es auch heute wieder. Wärend ich jetzt an meine liebe Mutter schreibe, hoffe ich, das ich wärend der Zeit nicht gestört werde u. mögte doch auch hoffen dass Du meine liebe Mutter, wie auch Onkel u. Fml. Dankenbring noch alle gesund und munter seit. Das ich von mir mit Gottes-Hilfe gesundheitlich auch noch sagen darf. Wie habt Ihr den Weihnachten verlebt? War der kleine Fritz zu Weihnachten noch da? Hoffentlich!’’ Wie war den im Algemeinen die Stimmung zu Weihnachten in Mardorf?’’ Was für’n Weihnachten wir in Stalingrad gehabt haben, glaub ich, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Vielleicht habt Ihr auf’n Heiligabend Radio gehört, wenn ja, dan wisst Ihr es ja. Heiligabend stand ich auf Posten, schönes Gefühl, u. dan keine Post, rein gar nichts hatten wir zu Weihnachten, im Gegenteil. Wir haben nur ein Wunsch, mögten doch Päkchen’s ankommen, damit man sich doch mal wieder satt essen kann, aber wir wollen alles in Gottes Händen legen, möge Er geben das wir hier aus’n Kessel bald erlöst werden aber mache Dir liebe Mutter keine Sorgen. Wir lassen den Kopf nicht hängen, u. das bringt ja schließlich auch nichts ein. Wir müssen es alles in Gottes Handen, der wird uns uns schon führen denk ich. U. nun meine liebe Mutter schließe ich für heute wieder mein Schreiben, u. wünsche Dir meine liebe Mutter, wie auch Onkel u. Fml. Dankenbring ins neue Jahr alles Gute, möge Gott Euch Liebe ins neue Jahr Zufriedenheit u. Frieden schenken. Diese zwei Wünsche, wünsch ich Euch Lieben, von ganzen herzen: Euer Gottfried Gute Nacht.“ Anfang 1943 Bereits am 6.2.1943 beeilt sich der Leutnant und Resteinheitsführer des Pz.Grd.Regt.26 über die Feldpost an die Mutter zu schreiben: „...dass der O’gefr. August (Taufname) Mäder am Heldenkampf in der Festung Stalingrad teilgenommen und den heroischen Endkampf gegen eine erdrückende Übermacht mitgekämpft hat“. Das wirkliche Schicksal klärt sich für die Mutter aber erst Jahre später. 1943 Regierungspräsident von Hannover wird Paul Kanstein. Der inzwischen Reichskriegerbund genannte ehemalige Kriegerverein Mardorf wird mangels Mitgliedern aufgelöst. Der letzte Mardorfer Nachtwächter „Slösser Willi“ stirbt. Wilhelm Meier (*um 1880 in Bremerhaven / Abbauer in Mardorf Nr.127). (Foto mit dem „Kuhhorn“ = Signalhorn) Seit ca. 1910 Amts- und Gemeindediener, Schließer („Slösser“) in Mardorf bis 1943. (oo Lene ? aus Sachsenhagen / 2 Töchter). An früheren Silvesterabenden ist er gewöhnlich mit seiner Frau, die vorsorglich eine Torfkarre mitführt, von Haus zu Haus gegangen und beide singen nach einem kräftigen „tuuten mit’n hörn“ (Signalhorn = im Mardorfer Wappen verewigt) den traditionellen Neujahrsglückwunsch: „Oh wie laufen doch die Jahre, wie verschwindet doch die Zeit ...!“. Bei Jungverheirateten: „Ik wünsk jük’n nyt joor un’n lütjen jung mit kruusen (swarten) hoor!“ Für seine treuen Dienste im vergangenen Jahr erhält er jedes Mal zum Dank „’n kloorn un’ne knapwost“. Um Mitternacht muss seine Frau ihn dann oft beherzt auf die Karre packen, um die Runde fortzusetzen. 3.2.1943 Der Hof Mardorf Nr.67 (H.Nülle, damals noch zw. Nr.78 und 82) brennt nach einem Luftangriff mit Brand– u. Phosphorbomben, der wohl Hannover treffen sollte, ab. Bei diesem irrtümlichen Brandbomben-abwurf mit insgesamt 150 Stück werden auch noch weitere Wirtschaftsgebäude getroffen (Nr.11 Garagen und Nr.102 Scheune). Menschen kommen nicht zu Schaden. Ab Juni 1943 fliegt die US Air Force jetzt auch am Tage großangelegte Bombenangriffe auf Deutschland. Die RAF kommt weiterhin nachts. Auch kleinere Jagdbomberverbände (Foto rechts: z. B. Republic P47“Thunderbolt“) werden über Mardorf gesichtet. 24./25.7.1943 Hamburg erlebt nach einem schweren Nachtangriff, einem am Tage und einer weiteren Nachtbombardierung am 27. mit dem Unternehmen „Gomorrha“ einen vernichtenden „Feuersturm“. 26.7.1943 Hannover ist ebenfalls Ziel eines ersten schweren amerikanischen Bombardements am Tage. 21.8.1943 Hitzerekord mit +38°C! 137 22./23. u. 27./28.9.1943 Hannover ist Ziel von schweren Nachtbombardierungen der RAF. (Foto: Nach einer Brandbombe 1943 – Französische Kriegsgefangene beim Aufräumen vor den Garagen von Nr.11) 8./9.10.1943 Hannover wird durch nächtliche Bombenangriffe stark zerstört. Selbst in Mardorf sind Detonationen, Feuer und Rauch zu spüren. Nachdem schon Kinder aus Hamburg nach Mardorf verschickt worden sind, kommen nun auch Flüchtlinge aus Hannover dazu. 18./19.10.1943 Ein alliierter Bomber (vom Typ „Liberator“ – englische Version der amerikanischen Consolidated B-24 mit 12 Mann Besatzung – Foto rechts) stürzt nach Beschuss beim Anflug auf Hannover nördl. von Mardorf über dem Buchholz ab. Ein Besatzungsmitglied (von vier? Gefundenen) überlebt und wird nach Wunstorf (Fliegerhorst) zur Internierung gebracht. (B17-Bomber im Anflug - Fotos: Ray Dankenbring St.Louis, MO, USA) (typische Kondensstreifen) 138 Ab 1943 Unterbringung von ausgebombten Städtern in Wochenendhäusern und Herbergen in Mardorf. Erste Flüchtlinge aus Westdeutschland (Raum Aachen) sind dabei. 1943/1944 Jugendliche (auch unter 15 Jahren) und „Greise“ (über 65) aus Mardorf werden vor allem zum Ende des Krieges als Flakhelfer in Hannover eingesetzt. Über Mardorf wird ein amerikanischer Bomber-Begleitjäger abgeschossen (NorthAmerican-P51„Mustang“ – Foto links / auch die „Spitfire“ – Foto Mitte links – ist öfter über Mardorf zu sehen). Insgesamt 5 deutsche Jäger (4 Messerschmidt „Bf109“ vom nahen Fliegerhorst Wunstorf – Foto Mitte rechts und evtl. auch eine Junkers Ju87„Stuka“ mit 2 Mann Besatzung – Foto rechts) werden bei Luftkämpfen über Mardorf bis Kriegsende zum Absturz gebracht. 1944 Die immer größer werdenden menschlichen zivilen und militärischen Verluste an allen Fronten fordern auch viele Mardorfer Opfer. Postleitzahl für Raum Mardorf (Hannover) „20“. Anfang 1944 Durch Zusammenlegung der Ämter ist jetzt der Bürgermeister (H.Niemeyer, Nr.37), Vorsteher der Gemeinde und gleichzeitig Vorsitzender der Realgemeinde Mardorf. 11.1.1944 Aus einem alliierten Verband auf dem Weg nach Halberstadt wird ein Bomber (wahrscheinlich eine englische Avro „Lancaster“ – Foto rechts) von der Flak abgeschossen und stürzt nördl. von Mardorf in die Buchholz-Forst. Von der achtköpfigen Besatzung kann sich einer mit dem Fallschirm retten, versteckt sich bei Nr.86, wird angezeigt und als Gefangener nach Wunstorf zum Fliegerhorst gebracht. 30.1.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs. März 1944 (Vermutlich am 9.3.) Ein amerikanischer Großbomber (Boeing B-17 „Flying Fortress“ – Foto rechts unten) muss beim Anflug auf Nienburg, Hannover, Braunschweig im Winzlarer Streitbruch notlanden. Die Besatzung versucht sich in den schwimmenden Wiesen zu verstecken, muss sich aber schließlich ergeben und kommt nach Wunstorf (Fliegerhorst). 28./29.5.1944 (Pfingsten) Mitten im Krieg kommen Tausende Erholung suchende Menschen ans Steinhuder Meer, insbesondere zur „Mardorfer Warte“ und an den Weißen Berg. 6.6.1944 Landung der Alliierten an der Küste der Normandie („Overlord“)! 12.6.1944 Fliegende Bomben („Wunderwaffen“) werden jetzt als „Vergeltungswaffen“ gegen England eingesetzt. Die V1 fliegt bis 29.3.1945 und die V2 von Sept.1944-27.3.1945. 18.6.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs. Mitte 1944 Musterung für die Jahrgänge 1927/28: Die 17jährigen Jugendlichen hätten eigentlich zunächst den 6monatigen Reichsarbeitsdienst (RAD) leisten müssen. Wegen der hohen Kriegsverluste geht es nun aber gleich als Rekrut in die verkürzte Wehrausbildung und dann gleich an die Front. Sie glauben noch an den „Endsieg“ und sehnen den Einsatz herbei. Viele ideologisch verführte Jugendliche melden sich darüber hinaus freiwillig und oft auch zur Waffen-SS. Ihre Ausbildung findet in den Dörfern und in der Nähe von Nienburg statt. Sept.1944 „Propaganda-Offensive“ des III.Reichs: Die Untergrundbewegung „Werwolf“ findet allerdings keinen Anklang in der deutschen Zivilbevölkerung. 18.10.1944 Der Volkssturm aus älteren Männern über 60 Jahre und Jugendlichen der Jahrgänge 1926/27 soll jetzt den unaufhaltsamen Vormarsch der Amerikaner, Briten und Kanadier aufhalten. Auf dem Brink in Mardorf werden „Wehrübungen“ durch aktive (oft versehrte) Offiziere abgehalten. 22.10.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs. 4.11.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs. 12./13.12.1944 Hannover ist Ziel eines nächtlichen schweren Bombenangriffs. 139 Anfang Jan.1945 Musterung für die Jahrgänge 1928/29: Die ehemaligen Jungvolkkinder im Alter von 15-17 Jahren müssen für 6 Wochen in das Ausbildungslager Eystrup-Hämelheide. Dort sind in 4 Kompanien ca. 400 Jungen untergebracht. Wegen der nahenden Front von Westen wird die Ausbildung auf 3 Wochen verkürzt. Am Mittwoch (4.4.) gerade wieder zu Hause wartet aber schon der „Gestellungsbefehl“ (ein harmloses einfaches Blatt Papier) für Montag (9.4.) in HannoverBothfeld. Zum Glück kommen die Ereignisse dazwischen! 5./6.1.1945 Hannover ist Ziel eines nächtlichen schweren Bombenangriffs. 3.2.1945 Berlin erlebt den 300. Bombenangriff aus der Luft. Dresden bekommt noch eine ganze Angriffswelle mit vielen Toten ab (13.-15.3.1945). 3./14. u. 17.3.1945 Hannover ist Ziel mehrerer schwerer Bombenangriffe durch alliierte Flugzeuge. Das nördliche Stadtgebiet wird hart getroffen. Die Luftangriffe enden, aber Hannover ist zu 80 % (vor allem im Zentrum) zerstört. Der Bombenkrieg aus der Luft hat in Deutschland schätzungsweise einer halben Million Zivilisten das Leben gekostet. April 1945 Aus dem Nahrungsmittellager Bokeloh erhält Mardorf keine Lieferung mehr. 4.4.1945 (Mittwoch) Minden ist schon zum größten Teil von britischen Truppen besetzt. Über den WeserElbe-Kanal (Mittellandkanal) führt hier noch eine wichtige intakte Brücke. 5.4.1945 (Donnerstag) Englische und Kanadische Streitkräfte (8th UK-Army Corps / 6th UK-Airborne Div. / 1st Canadian-Airborne Bat. (Canadian 1st Army) / 11th UK Tank Div.) nähern sich zuerst nördlich von Minden der Weser. Sie setzen mit Faltsturmbooten über und legen eine Pontonbrücke über die Weser bei Petershagen (sie trägt 40 Tonnen – Zeitungsfoto rechts mit „CromwellPanzer“). Die Brücke bei Heisterholz (9 Tonnen tragend) wird nicht zerstört. Dort und bei Wietersheim können kleine Brückenköpfe gebildet werden und so können sie mit ihren Truppen jetzt schnell weiter Richtung Hannover vorrücken. Weiter nördlich Richtung Nienburg sprengen deutsche Sprengkommandos die Weserbrücke zwischen Leese und Stolzenau, in der Stadt Nienburg (um 11 Uhr). In Steyerberg werden am gleichen Tag auf dem Bahnhof noch sechs V1 und V2 Raketen gesprengt. Z. T. Jugendliche des SS-Pz.Gren.Ausb.u.Ers.Btl.12 (mit Kommandeur HSturmFhr. Peinemann) leisten dann auf der rechten Weserseite hartnäckigen Widerstand. Der anglo-kanadische Angriffsschwerpunkt liegt bei Stolzenau. Dort verteidigt lediglich die 1.Batt. des RAD-Flak-Reg.531. Trotzdem kann das 8.Bat. der Rifle Brigade mit Schlauchbooten übersetzen und einen ersten kleinen Brückenkopf (Gut Vorwerk) bilden. Das „Corps of Royal Engineers“ baut danach eine Kriegsbrücke. 6.4.1945 (Freitag) Im Morgengrauen führen junge SS-Soldaten einen Gegenschlag, der ab Mittag auf britische Elite Einheiten trifft. Sie halten sie auf und zwingen die Alliierten am 7.4. 17 km weiter südlich bei Petershagen über die abgebildete Kriegsbrücke (Zeitungsfoto oben) überzusetzen. Ebenfalls am 6.4. rückt zwischen „Weser-Elbe-Kanal“ (Mittellandkanal) und Deister entlang der R65 (B65) die 84th US-Infantry-Div. (US 9th Army) weiter Richtung Hannover vor. Sie treffen bei Kolenfeld und Dedensen (schwere Flak-Stellung) auf die deutsche „Kampfgruppe Wiking“ der 5.SSPz.Div. (Waffen SS mit gepanzerten SPW, Sd.Kfz.251 und Panther-Panzer), Einheiten des Volkssturms und bei Wunstorf auf die lokale Fliegerhorstverteidigung. Die Leinebrücken bei Schloß Ricklingen, Bordenau (bleibt intakt), Luthe sind besonders vom 7.-9.4. schwer umkämpft. Die vorrückenden Alliierten erleiden durch Gegenangriffe herbe Verluste. Der Vormarsch kann aber allenfalls nur verzögert werden. Weiter nördlich erreicht abends das 12th Devonshire Reg. Raderhorst und Wiedensahl und die 159.Brig. mit 2 Inf.Bat. und einem Pz. und Pz.Aufkl.Bat. rückt gegen Loccum vor. 140 7.4.1945 Von zwei Seiten treffen somit die Alliierten vor Loccum auf die 5.SS-Kompanie, die bis in die Nacht Widerstand leistet und sich dann nach Rehburg absetzt. (Samstag) Am Morgen rücken über Steinhude / Großenheidorn britisch-kanadische Stoßtrupps weiter nach Norden vor und besetzen ohne Gegenwehr den Fliegerhorst Wunstorf, wo sich noch am gleichen Tag die RAF in den fast unbeschädigten Anlagen einrichtet. In Neustadt werden 24 junge britische Fallschirmjäger (7th Bat., Light Infantry of the Airborne Forces) beim vorschnellen Passieren der Löwenbrücke über die Leine durch Hand-Zündung einer Fliegerbombe zerfetzt und viele weitere verwundet. Das englischen Jagdflugzeug „Typhoon / Tempest“ (Foto rechts) kommt bei den letzten Kämpfen an der Weser zum Einsatz. Dagegen hält sporadisch nochmal ein deutscher „Stuka“. Die Kampfhandlungen dauern im Raum Nienburg/W. auch wegen der gesprengten Weserbrücken von der Nacht 7./8.4. bis zum 9.4. an, wobei die Stadt Nienburg als „offene Stadt“ kampflos übergeben wird. Leese wird aber wegen des erbitterten SS-Widerstandes besonders stark zerstört. Die deutsche Resttruppe zieht sich nach Nordosten zurück. 141 8.4.1945 (Sonntag) Die Rehburger Einwohner erreichen am Morgen, dass die 5.SS-Kompanie ihre neuen Panzerabwehrstellungen (Panzerfäuste mit 30 m Reichweite) weiter nördlich des Friedhofs einrichten. Britische und kanadische Truppen (3rd Royal Tank Rgt. and 23rd Hussars of the 29th Armd.Bde. mit Major-General George Roberts, 11th Armd.Div., 8 Corps, 21st Army Group) und später auch mit Field Marshal Bernhard Montgomery rücken von Loccum kommend in Rehburg ein. Sie haben englische „Churchill“ (Foto oben links) und „Cromwell / Comet“ (Foto oben Mitte / Original-Foto vom 8.4.1945) Panzer. Der Spitzenpanzer (ein „Comet“) des 2.Bat. der „Fife and Forfar“ rattert durch die Hauptstraße Rehburgs und am Ortsausgang nach Husum wird der Kompaniechef Major E.Loram von einer vorschnellen Karabinerkugel tödlich getroffen. Es gibt ein kurzes Feuergefecht und Flammenwerfer (auch mit „Churchill-Crocodile“ Panzern) verbrennen die Landschaft. Danach ziehen sich die Truppen in den Ort zurück. Ein nachfolgendes Infanterie Bat. des „Herefordshire“ Rgt. nimmt 15 abgekämpfte z. T. 17jährige SS-Soldaten gefangen (großes Foto unten – mit noch brennenden Bäumen und Jeep). Am Morgen des 9.4. werden diese von Mitgliedern des „Cheshire“ Inf.Bat. im Wilden Moor (500 m nordöstl. des Krähenberges, Rehburg) erschossen. (Original-Foto vom 8.4.1945 – Imperial War Museum of London) 142 8.4.1945 Die britische 29.Panzer-Brigade bricht später aber doch noch durch und gerät in Husum in ein schweres Gefecht. Die 5.SS-Kompanie und das Marine Bat. aus Nienburg (2.Mar.Inf.Div.) verteidigen das Dorf bis zum Abend. Am 9.4. bewegen sich die alliierten Truppen Richtung Linsburg. Auch hier sind viele Tote, brennende Häuser und Ruinen (Flammenwerfer) das Resultat des sinnlosen Endkampfes. Der alliierte Kampfverband mit dem 1.Bat. des „Cheshire Reg.“ an der Spitze der 159.Brigade wendet noch am Morgen seine Stoßrichtung in Richtung Mardorf und erreicht kurz darauf über die „Rehburger Chaussee“ den Ortskern. Die Bewohner der zuerst passierten Häuser wissen nicht, wie sie sich am besten verhalten sollen, denn in Mardorf halten sich noch versprengte deutsche Soldaten auf. Die nationalsozialistischen „Ortsgrößen“ sind auch noch im Amt und die heranrückenden Truppen sind durch die Rehburger Vorfälle in höchster Anspannung und haben zudem die Aktion „Werwolf“ im Kopf, wodurch sie noch immer Hinterhalte der Zivilbevölkerung erwarten. Aber Großmütter mit Lebenserfahrung nehmen kurzerhand ein weißes Tischtuch und schütteln es unverdächtig vor der Haustür aus. So sind alle auf der sicheren Seite und die anglo-kanadischen Verbände können zügig weiter vorrücken. Da unter den durchfahrenden Panzern auch „Sherman“ (amerikanischer Bauart – Foto rechts) sind und z. T. noch den weißem Stern tragen, meinen wohl einige Mardorfer, dass es sich um amerikanische Streitkräfte handeln müsse. Montgomery persönlich durchquert im Laufe des Tages Mardorf. Er bewegt sich mit den alliierten Hauptkampftruppen hinter der sich schnell verändernden Frontlinie her. In Mardorf geht der 2.Weltkrieg zu Ende. Die meisten Einwohner haben sich mit Habseligkeiten auf Leiterwagengespannen in Richtung Ohlhagen Moor in Sicherheit gebracht. Es kommt zum Glück nur zu vereinzelter deutscher Gegenwehr versprengter Soldaten. Mindestens ein deutscher Deserteur wird bei diesen letzten sinnlosen Kämpfen nordwestlich von Mardorf von eigenen Truppenteilen erschossen. In der Lehmkuhle hat sich ein deutscher Offizier hinter einer Karre verschanzt und will mit einer Panzerfaust (Einschlag in einem Strommasten bei Nr.5) allein die heranrückenden Engländer aufhalten. Mit einem Kopfschuss ist er zumindest in Mardorf das letzte Opfer. Der Vormarsch aber geht schnell weiter. Der Tag, an dem der Krieg zu Ende war (erzählt von Otto Gerberding, Mardorf Nr.84 mit Zeichnung von damals) Ein paar Wochen zuvor im Jahre 1945 hatte es auch unser kleines Dorf erwischt. Ein angeschossener amerikanischer Bomber entlud seine Bombenfracht direkt über uns. Vier Gebäude wurden getroffen, drei davon brannten bis auf die Grundmauern nieder. Gott sei Dank gab es keine Toten. Wir lebten mit der Angst. Jeden Tag und jede Nacht war der Himmel rot von der brennenden Stadt Hannover. Bei Südostwind ging bei uns dann oft ein Aschenregen nieder. Wir Kinder waren auf „Deckung suchen“ gedrillt. Wenn wir Flugzeuge hörten, lagen wir flach auf dem Boden. Mit Hoheitsabzeichen an den Maschinen kannten wir uns aus. Einige Monate vorher wurde einem Freund von mir beim Schlittschuhlaufen auf dem Steinhuder Meer von einem Tiefflieger ein Bein weggeschossen. Einzelne Maschinen griffen auch die Zivilbevölkerung an, es war eine schlimme Zeit. Ich erinnere mich noch genau an die letzten Kriegstage. Vater war wegen seiner Verwundung schon zu Hause und musste den „Volkssturm“ führen. "Wat schall ik den bloos mit düssen opas un krüppeln anfangen, mit 3 jagdflinten“ sagte Vater. Man hörte schon den Kanonendonner, so nahe war die Front an unserem Dorf. Vater musste mit dem Volkssturm außerhalb unseres Dorfes Panzersperren bauen. Die Strasse wurde aufgerissen und Palisaden eingegraben. Vater sagte: "Soen blöödsin, 'n bund stroo up`r straate helpet genauso feel. Dor ballert dy yn rin und föert den dür." Es half nichts - er musste los mit seinen Opas. Als er ging, sagte er: "Jie blievet hier, ik bin balle wir in'n huuse." Wir beluden inzwischen den Heuwagen mit allem Lebensnotwendigen. Betten, Planen. Verpflegung, Hausrat, Werkzeug und die wichtigsten Dokumente wurden verstaut. Franz, unser polnischer Kriegsgefangener, half mit. Er hielt zu uns. Er hatte es soweit auch immer gut gehabt, war ein Teil der Familie geworden. Meine Eltern hatten schon öfter deswegen Scherereien gehabt. Er saß mit uns am gleichen Tisch. Das war verboten. Franz kümmerte sich immer besonders um mich, er war mein bester Freund. Gegen Morgen kam Vater zurück. Der Geschützlärm war inzwischen bedenklich laut geworden. Einige deutsche Soldaten kamen angelaufen und baten um Zivilkleidung. Mutter suchte alles zusammen, was greifbar war. Sogar die alten Klamotten für die Feldarbeit gingen mit drauf. Wir erfuhren, daß die Panzer noch etwa 20 Kilometer entfernt seien. "Dy Kreisleiter woll mie noch doodschyten" sagte Vater "as ik dy opas naa huuse schicket hef. Hy was aaver dy ierste, dy sik ferkrüümelt het, ik heve siene uniform förhen in'n büsken 'fun." Nun wurde es aber höchste Zeit. Wir spannten zwei Kühe vor den Wagen, die dritte wurde hinten dran gebunden. Oma und ich kamen oben drauf, zwischen die Betten. Vater trieb die Kühe an, es dauerte trotzdem eine Stunde, bis wir außerhalb des Dorfes zwischen einigen hohen Sandhügeln anhielten. Eine Kuh war krank, sie hatte einen ganz dicken Bauch und konnte nur langsam gehen. „Hier künt üsk dy granaaten nig dräpen“ sagte Vater, „dy barge sind dor för“. 143 (Kriegsende) Zitternd vor Angst saß ich auf dem Wagen. Mutter machte Essen, Brote und Tee, aber niemand wollte etwas. Die Ballerei wurde immer lauter, Geschosse pfiffen über uns hinweg. „O god, o god, dy schytet dat ganse dörp in`n klump“ sagte Mutter mit zitternder Stimme. Wie lange wir dort waren, als es allmählich ruhiger wurde, weiß ich nicht mehr. Es war wohl gegen Abend, als wir aufbrachen. Wir kamen über den Hügel und konnten das Dorf sehen und waren überrascht. Es waren keine zerstörten oder brennenden Häuser zu sehen. Alles schien unversehrt. Überall standen Panzer und Lastwagen herum. Soldaten liefen umher. „Jets wültse üsk wol filtsen“, meinte Vater, als wir näher kamen, aber es geschah nichts. Man ließ uns ziehen. Ja, man sah uns eher amüsiert zu, als wir mit unserem Zigeunerwagen durch das Dorf zogen. Aber wir waren nicht die einzigen, die zurückkamen. Unser Haus stand noch. Auf dem Hof parkten Lastwagen und an der Ecke stand ein Panzer. Auf dem Pflaster wurde in einer Grube Feuer gemacht und Essen gekocht – wohl einige unserer Hühner. „Dat sind Kanadier“, sagte Vater. Jetzt wurden wir doch noch durchsucht. Ein Soldat verlangte Papiere und bekam von Vater wohl alles, was er wollte. Wir konnten dann unser Haus wieder betreten. Die Zimmer waren zwar durchsucht worden, aber nicht demoliert. Wir hatten alle Türen offen gelassen. Vater verbrannte noch heimlich Kriegsfotos, die den „Besatzern“ nicht in die fallen sollten. Er wurde in seinen sonstigen Aktivitäten überwacht. Ein junger Soldat wich ihm nicht von der Seite. Nach einigen Tagen beruhigte sich die Situation. Ich lief zwischen den Soldaten herum. Es war ganz interessant, was die so alles machten. Einer deutete mir an, dass er Eier haben wolle. Ich ging in den Hühnerstall und holte ihm eines. Dafür bekam ich Bonbons – etwas, was wir Kinder damals wohl mit Gold aufgewogen hätten. Richtige süße Bonbons, einzeln in Papier verpackt! Ich holte weitere Eier und bekam mehr Bonbons. Es entwickelte sich spontan ein reger Tauschhandel. Die Sache flog dann auf, als Mutter hinter der Brotkiste mein Bonbonlager entdeckte. Von dem Zeitpunkt an musste ich meinem Geschäftspartner öfter einen Korb geben. Die Soldaten blieben, aber es kam, soweit ich mich erinnern kann zu keinen größeren Komplikationen. Einige Wochen später war plötzlich große Aufregung draußen. Vater kam auf den gelaufen, griff mich, rannte auf Mutter zu und drückte uns in seine Arme. „Et is förbie, de krieg is förbie“, sagte er. Ich habe das wohl alles nicht richtig begriffen. Ich fragte Vater: „Wer het den dän krieg e`wun?“ Ich bekam keine Antwort. Vater wandte sich ab. Ich sah ihn zum ersten Mal weinen, ich wusste damals noch nicht warum. 8.4.1945 In Schneeren trifft der alliierte Kampfverband auf die 1.SS-Kompanie. Ein einziges MG verursacht erneute Verluste. Nachdem dieser Widerstand gebrochen ist, führt der weitere Vorstoß ohne größere Zwischenfälle über Eilvese, Himmelreich, Empede, Mariesee bis nach Mandelsloh (Nachmittag). Alle Brücken über die Leine bei Mariensee-Basse, Mandelsloh-Helstorf (Original-Foto rechts: Imperial War Museum of London), Niedernstöcken-Esperke, Schwarmstedt und Bothmer sind vorher gesprengt worden. 8./9.4.1945 Einer der letzten großangelegten Bomberangriffe trifft den Hamburger Hafen. 15.4.1945 Der Vormarsch der Alliierten (British Canadian 21st Army Group) geht über Rethem/Aller weiter bis unter anderem das Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit werden kann. 26.4.1945 Bei Torgau treffen amerikanische und sowjetische Truppen an der Elbe zusammen! 30.4.1945 Hitler begeht im Berliner Führerbunker Selbstmord. Großadmiral Karl Dönitz wird testamentarisch ernanntes deutsches Staatsoberhaupt. 8.Mai 1945 Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet im sowjetischen Hauptquartier in BerlinKarlshorst die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte und damit des Großdeutschen Reiches! 144 Ab Mai 1945 wird in Bad Rehburg das britische „Rot-KreuzHospital Montgomery“ in den Kuranlagen eingerichtet (noch bis 1949 in Betrieb). Jack Smith (rechts im Bild, später Nr.106) und Ben ? bei ihrer Ankunft in Mardorf. Ihre Einheit soll ein „Camp“ (Lager, Unterkünfte, Lazarett etc.) am Nordufer zu errichten. Die britischen Streitkräfte nehmen Quartier in vielen der größeren Gebäude in Mardorf: In „Lütjen Mardorf“ (Nr.164) und der „Mardorfer Warte (Nr.119) ist jeweils ein Offizierscasino untergebracht. Unterkünfte sind auch vorübergehend in den beiden Schulen (Nr.50 und 97). Dafür muss der Schulunterricht für ein halbes Jahr auf den Saal von Thürnau Nr.18 verlegt werden. In Mardorf wird von der brit. Militärverwaltung der bisherige Bürgermeister Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885) wieder eingesetzt und zudem Standesbeamter. Er ist auch der erste Gemeindedirektor nach englischem Vorbild. Es wird auch ein Verwaltungsausschuss bestimmt, der die kommenden Wahlen vorbereiten soll – die neue Gemeindeverfassung hält sich ebenfalls eng an angelsächsisches Recht. Im Badehotel (Nr.110 – Betreiber ist zu der Zeit Richard Fischer) wird das „Mary Knoll“ Catholic Retreat Centre untergebracht. Bis zu 30 Soldaten pro Woche werden hier behandelt und können sich erholen. Besonders beliebt ist fischen, baden, Boot fahren und die „excellente“ Küche. Es gibt eine eigene kleine Kapelle mit „Father Foley of Plymouth“ (Sen.Cath.Chaplain), 30 „Corps“ und welfare officer to the centre Miss J.T.Mullen of Cambridge (Member of the Cath.Women’s League). (Original-Fotos: Imperial War Museum of London: Mardorf Nr.110 „Badehotel“ – Bild oben der östlich gelegene Stall – Bild unten der Weg von der Meerstraße her) 145 Die Mardorfer Kriegstoten von 1939 bis nach 1945 (Mit Hausnummern / auch gefallene Angehörige von Ostflüchtlingen, die in Mardorf nach 1945 lebten) Kroner, Josef 219 Alfons, Paul ? Kühn, Max ? Asche, August 78 Meier, Friedrich 35 Asche, Erwin 88 Meier, Heinrich 94 Bittner, Franz 195 Meier, Karl 94 Brase, Heinrich 3 Meier, Wilhelm 57 Brase, Karl 3 Nortmeier, Friedrich 19 Dankenbring, Wilhelm 63 Nortmeier, Wilhelm 14 Dinter, Herbert 12 Nülle, Heinrich 44 Eiselt, Kurt 17 Ohlhagen, Heinrich 16 Fischer, Otto 31 Peters, Gustav 186 Förthmann, Heinrich 45 Polarski, Georg 165 Förthmann, Wilhelm 32 Röhrmund, Ernst 107 Franke, Alfred 195 Rusche, Wilhelm 47 Gallmeyer, August 114 Schlombs, Josef 50 Grages, Hermann 164 Schmidt, Heinrich 34 Heidorn, Friedrich 64 Schmidt, Wilhelm 127 Heidorn, Friedrich 68 Schulz, Kurt Mdf. ? Heidorn, Heinrich 24 Seeger, Heinrich 26 Heidorn, Wilhelm 128 Stadtländer, Heinrich 69 Herrmann, Paul 127 Stadtländer, Wilhelm 69 Hilbig, Alfred 196 Struckmann, Heinrich 21 Hoffmann, Wilhelm 137 Struckmann, Otto 21 Kahle, Heinrich 77 Thiele, Heinrich 31 Kahle, Wilhelm 74 Thiele Wilhelm 46 Koberg, Wilhelm 65 Vogeler, Wilhelm 93 Krause, Alfred 185 Wolter, Leonhard 29 146