BGFA-Info - IPA - Ruhr

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BGFA-Info - IPA - Ruhr
03/2006
BGFA-Info
Rapsöl
Der günstige Ersatz für
Biodiesel birgt
Gesundheitsgefahren
Kreuzreaktionen
Büroluft
Abgrenzung beruflicher Allergien von
umweltbedingten Sensibilisierungen
Verwaltungs-Berufsgenossenschaft
prüft raumlufttechnische Anlagen
BGFA
Berufsgenossenschaftliches
Forschungsinstitut
für Arbeitsmedizin
Institut der
Ruhr-Universität Bochum
BGFA
Berufsgenossenschaftliches
Forschungsinstitut
für Arbeitsmedizin
Institut der
Ruhr-Universität Bochum
EDITORIAL
Wissen kommunizieren
Berufsgenossenschaftliche Forschung generiert Wissen für
einen nachhaltigen Arbeitsschutz. Wissen, das den Versicherten
und Arbeitgebern in der Praxis zu Gute kommt. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse müssen gezielt kommuniziert werden,
um verstanden zu werden. Die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis ist nicht immer einfach. Die Berufsgenossenschaften sind genauso wie ihre Forschungsinstitute ständig
bemüht, neue Erkenntnisse transparent und zeitnah in die Praxis
zu transferieren.
Gerade berufsgenossenschaftliche Forschungsthemen werden heute stärker denn je kommuniziert. Es entwickelt sich derzeit eine rege Diskussionskultur – nicht nur innerhalb der Berufsgenossenschaften, sondern
auch darüber hinaus. Die Berufsgenossenschaften stellen sich immer wieder den aktuellen Herausforderungen im Arbeitsschutz. Relevante Probleme werden in die Forschungsinstitute getragen und in enger Abstimmung zwischen den Beteiligten bearbeitet. Ein Beispiel dafür ist die Studie zu raumlufttechnischen Anlagen,
die das BGFA gemeinsam mit der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft und dem Berufsgenossenschaftlichen
Institut für Arbeitsschutz (BGIA) umgesetzt hat (Seite 22).
Doch die Zusammenarbeit beschränkt sich heute längst nicht nur auf die berufsgenossenschaftlichen Einrichtungen: Europa wächst auf politischer und wissenschaftlicher Ebene täglich stärker zusammen. Berufsgenossenschaftliche relevante Fragestellungen enden nicht an der deutschen Grenze. Fachgespräche und Symposien zeigen dies: Ein aktuelles Beispiel ist der Wood-Dust-Kongress in Straßburg, auf dem Erkenntnisse
europäischer Forschungseinrichtungen und Unfallversicherungsträger zur Gesundheitsgefährdung durch
Holzstaub ausgetauscht wurden (Seite 26). FIRE und ATHON sind Studien zu berufsgenossenschaftlich relevanten Fragestellungen, die das BGFA gemeinsam mit anderen europäischen Instituten umgesetzt hat beziehungsweise derzeit durchführt (Seite 20).
Berufsgenossenschaftliche Forschung kann und muss gesundheitliche Fragen aus der Arbeitswelt beantworten – und die daraus resultierenden Ergebnisse zugänglich machen. Was wir dazu brauchen ist ein gemeinsames Verständnis zur Kommunikation, um den Dialog mit allen betroffenen Gruppen zu führen. Die
berufsgenossenschaftliche Kompetenz ist akzeptiert und gefragt. Wir müssen sie zukünftig noch stärker nutzen.
Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Ihr
3
Inhalt
3 Editorial
5 Meldungen
6 Arbeitsmedizinischer Fall
0 Exogen allergische Alveolitis: Diagnose ist nicht immer
eindeutig zu stellen
Das BGFA begutachtete einen erkrankten Bäcker. Seite 8
12 Forschung
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Kreuzreaktionen: Abgrenzung beruflicher Allergien von
umweltbedingten Sensibilisierungen
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie: Jahrestagung
in Greifswald bringt internationalen Austausch
FIRE und ATHON: EU geförderte Studien zur Wirkung von
halogenierten Kohlenwasserstoffen
18 Interview
Rapsöl – (K) Eine saubere Alternative: Rapsöl als Ersatz für
Biodiesel birgt krebserregendes Risiko
22 Aus der Praxis
Halogenierte Kohlenwasserstoffe kamen vielfach in der Elektroindustrie
zum Einsatz. Seite 20
Raumlufttechnische Anlagen: Verwaltungs-Berufsgenossenschaft prüft Büroräume auf Qualität der Luft
26 Kongress
Wood Dust: Internationaler Kongress in Straßburg zu
Holzstaub als Gesundheitsrisiko in der Industrie
29
33
34
35
Holzstaub kann für Beschäftigte der
Holzindustrie zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Seite 26
4
Für Sie gelesen
Impressum
Termine
Publikationen
Aktueller BK-Report
Synkanzerogenese
Im November 2005 fand in Hennef
ein Fachgespräch des HVBG und
der DGAUM zur Synkanzerogenese
statt (wir berichteten 01/2006).
Vor dem Hintergrund der offenen
Fragen war es das erklärte Ziel
des Fachgesprächs im interdisziplinären Gespräch die aktuellen
medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse und deren rechtliche
Einordnung im Hinblick auf ihre
Bedeutung für Verordnungsgeber,
Rechtsanwendung der UV-Träger
und der Gerichte zu erörtern. Aktuell ist jetzt der BK-Report 2/2006
erschienen, der die Beiträge und
die Diskussion des Fachgesprächs
zuammenfasst. Der Report berücksichtigt ergänzend auch den
bereits im Februar 2004 von der
DGAUM in Berlin zum Thema
Synkanzerogenese durchgeführten Workshop. Der Report kann
über den HVBG bezogen werden
(www.hvbg.de Webcode: 574117).
Internationale Allergologen tagten in Wien
Das Kompetenz-Zentrum Allergologie /Immunologie präsentierte sich
im Rahmen des 25. Kongresses der European Academy of Allergology
and Clinical Immunology (EAACI) in Wien mit mehreren Beiträgen: PD
Dr. Monika Raulf-Heimsoth sprach über die Bedeutung von spezifischen Antikörpern als prädiktive beziehungsweise prognostische Faktoren für berufsbedingte Allergien sowie zum Thema Latexallergie. Dr.
Vera van Kampen und Dr. Ingrid Sander stellten die Exposition und die
Sensibilisierungshäufigkeit gegen Mehle und Enzyme bei Bäckern dar.
Der Vortrag von Dr. Sabine Kespohl hatte die Quantifizierung von
Allergenen aus Abachiholz zum Thema. Während des Kongresses fand
eine Sitzung der interest group „Occupational Allergy“ statt, auf der PD
Dr. Monika Raulf-Heimsoth und Dr. Vera van Kampen die Konzeption
einer Erweiterung des BGFA-Verbundprojektes zur standardisierten
Diagnostik IgE-vermittelter obstruktiver Atemwegserkrankungen auf
europäischer Ebene vorstellten (STADOCA).
Akademie für ärztliche Weiterbildung
Die Kurse A1 und A2 der Akademie für Ärztliche Fortbildung der
Ärztekammer Westfalen-Lippe, die Bestandteil zum Abschluss der
Bezeichnung „Arbeitsmedizin“ und der Zusatzweiterbildung „Betriebsmedizin“ sind, wurden im BGFA im November von rund 30 Teilnehmern erfolgreich abgeschlossen. Die darauf aufbauenden und für den
Abschluss notwendigen Kursteile B und C werden 2007 in Bochum
stattfinden (Seite 34).
Synkanzerogenese – Europaweite Studie
IARC-Gebäude in Lyon
Anfang 2007 wird unter wissenschaftlicher Koordination des BGFA und
des Internationalen Krebsforschungszentrums der WHO in Lyon (IARC)
eine europaweite Studie zur Bedeutung der kombinierten Wirkung von
Karzinogenen am Arbeitsplatz bei der Entwicklung von Lungenkrebs
starten. Neben dem BGFA und der IARC sind an der Studie mit dem Titel SYNERGY acht weitere europäische Forschungseinrichtungen beteiligt. Im Rahmen des Projekts soll eine gepoolte Analyse von sechs Lungenkrebsstudien mit rund 10 000 Lungenkrebsfällen und mindestens
ebenso vielen Kontrollen zum Zusammenwirken von Gefahrstoffkombinationen am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Für die harmonisierte
Expositionsbewertung der betrachteten Gefahrstoffe werden geeignete
Expositionsdatenbanken (beispielsweise MEGA Datenbank, COLCHIC
Datenbank) zur Erstellung einer Job-Exposure-Matrix genutzt. Auf der
Grundlage der umfangreichen Datensätze soll eine statistische Modellierung der Kombinationseffekte unter Berücksichtigung des Rauchverhaltens erfolgen. Das internationale Projekt wird finanziell durch den
HVBG gefördert.
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INHALT /MELDUNGEN
Meldungen
Diagnostische Kriterien
Gibt es Kriterien für die Interpretation von
Expositionstests bei der exogen allergischen Alveolitis?
Schleifvorgang unter Einsatz von Kühlschmierstoffen
Rolf Merget, Monika Raulf-Heimsoth, Isabel Warfolomeow, Thomas Brüning
Das BK-Recht schreibt vor, für die Anerkennung
als Berufskrankheit eine exogen allergische
Alveolitits (EAA) zweifelsfrei zu diagnostizieren.
Dies stellt die Gutachter in manchen Fällen vor
große Herausforderungen. Die beiden nachfol genden Fälle zeigen, wie schwierig es sein
kann, eine zweifelsfreie Diagnose zu stellen.
Der erste Fall befasste sich mit einem 55jährigen Metallschleifer, der seit 1968 an mehreren
Schleifmaschinen mit unterschiedlichem Kapselungsgrad im Nassschliffverfahren arbeitete. Er
wurde im Juni 2006 im BGFA begutachtet. Die Maschinen wurden über eine zentrale Kühlschmierstoff (KSS)-Versorgung betrieben. Atemschutz wurde nicht verwendet.
Es lagen detaillierte Expositionsmessungen von
Schimmelpilzen und Bakterien vor. Im KSS konnte
zum Zeitpunkt der Probenahme von zwei Laboren
eine zu vernachlässigende mikrobielle Belastung
nachgewiesen werden. Die Firma verfügte über eine raumlufttechnische Anlage (RLTA) mit Luftbefeuchtung. Im Befeuchterwasser wurde von zwei
unabhängigen Laboren eine deutlich erhöhte bakterielle Belastung nachgewiesen. Die Belastung mit
Schimmelpilzen war dagegen minimal. In Luftproben wurden Bakterien in Konzentrationen bis zu
2 000 KBE/m3, Schimmelpilze bis 110 KBE/m3 gemessen (kein Außenluftreferenzwert). Abstrichpro-
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ben (Tupfer) zeigten eine bakterielle Belastung der
Kassettenfilter und Wäscherkammern der RLTA von
mehr als 10 000 KBE/Tupfer; Schimmelpilze waren
bis 1000 KBE/Tupfer nachweisbar.
Stetige Beschwerden am Arbeitsplatz
Er entwickelte im Frühjahr 2004 Husten, Auswurf, behinderte Nasenatmung, Ziehen in der
Brust, Dyspnoe und Abgeschlagenheit. Die Beschwerden traten ganzjährig und ausschließlich bei
der Arbeit auf, dabei häufiger gegen Ende der Arbeitswoche sowie vermehrt nachmittags und
abends. Er klagte vor allem über Beschwerden,
wenn er vermehrt an ungekapselten Maschinen gearbeitet hatte. 2005 nahmen die Beschwerden zu:
Fieber, Halskratzen und Heiserkeit. Aus gesundheitlichen Gründen gab er die Tätigkeit im März
2005 auf. Anschließende Arbeitsversuche im Sommer 2005 sowie im März 2006 mussten jeweils
nach wenigen Stunden abgebrochen werden. Zur
Begutachtung stellte sich der Versicherte mit seit 14
Tagen abgesetzter topischer Steroidmedikation vor.
Er war ansonsten gesund, Nieraucher und litt lediglich nach Einwirkung von Zigarettenrauch und
Autoabgasen sowie in einigen Geschäften an leichten Atembeschwerden. Bei körperlicher Anstrengung klagte er nicht über Atemnot. Die Lungenfunktion wie auch der CO-Transferfaktor und der
Schimmelpilzspezifische IgG-Antikörper
Im Serum des Versicherten wurden erhöhte spezifische IgG-Antikörper gegen verschiedene Schimmelpilze nachgewiesen, nicht aber gegen aus den
KSS vom Arbeitsplatz gezüchtete Bakterien. Tests
mit Schimmelpilzen vom Arbeitsplatz konnten aufgrund fehlender Verfügbarkeit nicht durchgeführt
werden. Sämtliche Befunde hinsichtlich einer IgEvermittelten Reaktion waren unauffällig. Anhand
dieser Befunde war die zweifelsfreie Diagnose einer exogen allergischen Alveolitis nicht zu stellen,
insbesondere fehlte der Nachweis einer hohen Exposition sowie einer restriktiven Ventilationsstörung
oder einer pathologischen Bildgebung. Deshalb
führten wir eine bronchoalveoläre Lavage (BAL)
durch. Diese zeigte, bei ansonsten unauffälligem
Zellbild, einen erhöhten Lymphozyten- und NKZellanteil von 22,5 Prozent und 34,6 Prozent (normal bis 13 beziehungsweise 14 Prozent). Der
CD4/CD8-Quotient lag mit 1,3 im unteren Normbereich.
EAA weiterhin nicht eindeutig
Damit war die Diagnose einer EAA noch immer
nicht eindeutig zu stellen, so dass mit Einverständnis
des Versicherten eine Expositionstestung durchgeführt wurde. Zunächst wurde er mit einem Extrakt
aus angezüchteten Bakterien des KSS exponiert.
Die Testung erfolgte mittels eines APSpro Dosimeters (Viasys, Würzburg) und eines DeVilbiss 646
Verneblers mit einer kumulativen Gesamtdosis von
216 ng Protein nachdem sichergestellt war, dass
mit dem Extrakt kein Bakterienwachstum mehr zu
erzielen war. Der Versicherte klagte nach etwa drei
Stunden über leichte Erkältungssymptome und
leichten Husten, die Körpertemperatur stieg von
37,1 °C vor auf maximal 38,6 °C. Atemmechanik,
CO-Transferfaktor und Blutgase zeigten jedoch keine wesentlichen Veränderungen.
Am nächsten Tag war die Symptomatik verschwunden, der Versicherte fühlte sich wieder beschwerdefrei. Wir entschlossen uns jetzt zu einem
nicht-standardisierten Expositionstest mit gebrauchtem KSS, das der Versicherte am Arbeitsplatz eine Woche zuvor entnommen und gekühlt
mitgebracht hatte. Das KSS wurde über einen Zeitraum von 90 Minuten mit einem Pariboy Vernebler
(Pari, Starnberg) in einer Expositionskabine vernebelt (vernebelte Menge rund 70 mL).
Exogen allergische Alveolitis (EAA)
Mit dem Begriff exogen allergische Alveolitis wird eine Gruppe von seltenen Lungenerkrankungen bezeichnet, die charakterisiert ist durch eine allergisch bedingte Entzündungsreaktion der Alveolarwand und des Interstitiums mehrere
Stunden nach der Inhalation von Antigenen. Die EAA ist eine seltene Krankheit, deren bevölkerungsbezogene Häufigkeit nicht bekannt ist. Auch die arbeitsbedingte EAA ist selten: In Deutschland werden pro Jahr rund 50 Fälle als
Berufskrankheit 4201 anerkannt, davon die überwiegende Zahl aus der Landwirtschaft. Da einzelne Berufsgruppen
besonders betroffen sind, wurden die Krankheitsbilder häufig entsprechend der Tätigkeit oder Berufsgruppe benannt,
wie beispielsweise die Käsewäscherlunge, Farmerlunge, Korkarbeiterlunge oder Pilzzüchterlunge. Schimmelpilze und
Bakterien dominieren als Ursache, aber auch Proteine von Vögeln (Vogelhalterlunge) stellen häufige Ursachen dar. In
seltenen Fällen sind niedermolekulare Substanzen wie Diisocyanate ursächlich. Eine Besonderheit stellt die sehr seltene EAA durch Diisocyanate mit Hämorrhagie dar [1]. Kürzlich wurde am BGFA Cabreuva-Holz als Auslöser einer EAA
identifiziert [2]. Während die Diagnostik einer akuten EAA bei Landwirten vergleichsweise einfach ist und allenfalls die
Abgrenzung des „organic dust toxic Syndroms“ (ODTS) eine diagnostische Herausforderung darstellt, finden sich in
der täglichen Gutachterpraxis häufig Fälle, bei denen weder eine EAA zweifelsfrei darzustellen ist, noch eine offensichtliche Antigenexposition dokumentiert ist. „Problemtätigkeiten“ sind zum Beispiel Drucker, Textilarbeiter, Zerspaner,
Müllsortierer oder auch Tätigkeiten in schimmelpilzbefallenen Gebäuden.
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ARBEITSMEDIZINISCHER FALL
Methacholintest waren normal. Die Blutgase in Ruhe
und nach 6 Minuten Belastung am Fahrradergometer mit 150 Watt waren ebenso wie eine hochauflösende Computertomografie des Thorax unauffällig.
Bereits nach einer Stunde wurden leichte Atembeschwerden und Husten angegeben, nach vier
Stunden imponierte starker Husten und Schüttelfrost. Die Körpertemperatur stieg von 36,0 °C vor
Exposition auf maximal 39,8 °C elf Stunden nach
Exposition, die Leukozyten im Blut stiegen von
7,4 /nL vor Exposition auf 11,8 /nL sechs Stunden
nach Exposition. Die Vitalkapazität fiel von 5,24 L
auf minimal 4,37 L, (also um 17 Prozent) vier Stunden
nach Expositionsende. Der PaO2 fiel von 71 mmHg
auf minimal 55 mmHg (die arteriellen Blutgase zeigten allerdings zu diesem Zeitpunkt einen PaO2 von
63 mmHg). Eine wesentliche Änderung des COTransferfaktors war im Zeitverlauf nicht darstellbar.
Da diese Reaktion als hin- aber nicht beweisend
für einen EAA auf Schimmelpilze im KSS interpretiert
wurde, entschlossen wir uns am Tag nach dieser
Expositionstestung zu einer zweiten BAL, die nunmehr eine schon makroskopisch sichtbare diffuse
Vermehrung der bronchialen Schleimproduktion
zeigte. Die Differenzialzytologie wies 20 Prozent
Lymphozyten, und 53 Prozent Neutrophile nach,
der CD4/CD8-Quotient sistierte bei 1.3 und auch
der NK-Zellanteil war mit 39,4 Prozent weiter deutlich erhöht. Der Versicherte wurde am Abend mit
noch leicht vermehrtem Husten und Auswurf ohne
Allgemeinsymptome nach Hause entlassen.
Grundsätzliche Geeignetheit für EAA
Die Tätigkeit des Versicherten ist grundsätzlich
geeignet, eine EAA zu verursachen: Der Mann
stammt aus einer Berufsgruppe, in der bisher eine
EAA in der Literatur wiederholt beschrieben wurde,
teilweise mehrere Fälle in einem Betrieb [5,6]. In
diesem Fall konnte die Information von technischer
Seite keine hohe Exposition gegen Schimmelpilze
zeigen. Bezogen auf die erhöhten IgG-Konzentrationen gegen Fusarium sp. im Serum des Versicherten
kann festgestellt werden, dass zwar nicht in jeder
Probe, aber in jeder Art von Probenahmematerial
vom Arbeitsplatz minimale Mengen an Fusarien
nachweisbar waren – KSS-Emulsion, Befeuchterwasser, Luft und Abstrichproben.
Hinsichtlich der quantitativen Exposition ist die
Krankheit des Versicherten nicht geklärt. Der Nieraucherstatus und die typischen Beschwerden passen zur Diagnose. Die normale Bildgebung und
Lungenfunktion sind durch die Expositionskarenz
erklärbar. Die Diagnose einer EAA wird gestützt
durch den Nachweis erhöhter spezifischer IgG-Antikörper gegen Schimmelpilze im Serum des Versicherten und den Expositionstest mit einer gebrauchten KSS-Probe vom Arbeitsplatz. Im Rahmen
der Expositionstestung traten eine eindeutige systemische und eine geringere pulmonale Reaktion
auf, wobei die Interpretation durch fehlende Untersuchungen von Nicht-Exponierten erschwert wird.
Befunde sprechen ingesamt für EAA
Im Serum des Patienten wurden Antikörper gegen verschiedene Schimmelpilze gefunden, wie hier Aspergillus
versicolor.
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Der Versicherte wies eine eindeutige systemische Reaktion und eine vergleichsweise schwache
pulmonale Reaktion auf. Der Abfall des arteriellen
Sauerstoffpartialdrucks in den pathologischen Bereich ist hinsichtlich seiner Validität bei repetitiven
kapillären Blutentnahmen aus dem Ohrläppchen
und bei normalem CO-Transferfaktor während des
gesamten Überwachungszeitraumes zu hinterfragen. Die geringe, aber nicht signifikante BAL-Lymphozytose vor der Expositionstestung ist ebenfalls
durch die lange Expositionskarenz erklärbar. Der
ARBEITSMEDIZINISCHER FALL
erniedrigte CD4/CD8-Quotient und der erhöhte
NK-Zellanteil sprechen für eine EAA. Die BAL-Neutrophilie am Tag nach der Provokation ist ebenfalls
hinweisend auf eine EAA [7], aber nicht für die
Krankheit beweisend. Nach der Arbeit von Lacasse
et al. [3] ergäbe sich bei der Befundkonstellation
des Versicherten eine Wahrscheinlichkeit für eine
EAA von 87 Prozent (ohne pathologischen Auskultationsbefund). Angesichts der Expositionskarenz
von mehr als einem Jahr vor der Begutachtung,
abgesehen von den vergeblichen Arbeitsversuchen,
erachteten wir diese Befunde jedoch für ausreichend („zweifelsfrei“) und empfahlen eine Berufskrankheit nach Nr. 4201 zur Anerkennung ohne
Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE).
2.Fall: EAA-Verdacht bei Bäcker
Im zweiten Fall wurde ein 42jähriger Bäcker
begutachtet, der seit 1979 in verschiedenen Kleinund Mittelbetrieben arbeitete, zuletzt überwiegend
als Teigmacher in einem Mittelbetrieb. Seit September 2005 bestand Arbeitsunfähigkeit. Die Begutachtung erfolgte Im Mai 2006. Expositionsdaten
lagen nicht vor, insbesondere nicht Schimmelpilze
betreffend. Er entwickelte zum Jahreswechsel
2001/2002 Atemnot, die immer morgens nach Arbeitsende auftrat (Arbeitszeit: 2 bis 9 Uhr). Danach
kam es wiederkehrend mit mehrwöchigen beschwerdefreien Intervallen zu Husten und „Kribbeln“ im Rachen. Im November 2004 traten verstärkter Husten, Brustschmerzen sowie Atemnot in
Ruhe und unter Belastung auf.
Eine auswärtige Diagnostik wurde bereits im
Mai 2005 durchgeführt. Dabei wurde der Verdacht
auf eine EAA geäußert: Er stützte sich auf eine Lymphozytose in der BAL von 21 Prozent sowie den
Nachweis von Präzipitinen gegen Roggen- und
Weizenmehl. Bildgebend und funktionsanalytisch
wurden Normalbefunde beschrieben.
Ein Arbeitsbezug wurde vom Versicherten erst
nach dieser initialen Diagnostik bemerkt, als die
Symptome im Urlaub fast völlig verschwanden und
nach Wiederbeginn der Arbeit erneut auftraten. Er
Der am BGFA begutachtete Bäcker war mehr als 25 Jahre in Bäckereien tätig.
gab die Tätigkeit auf ärztliches Anraten aus gesundheitlichen Gründen im September 2005 auf.
Zur Begutachtung stellte er sich ohne atemwegswirksame Medikation beschwerdefrei vor. Er war
bis auf eine milde arterielle Hypertonie, die mit einem Beta-Blocker behandelt wurde, gesund und
Nieraucher. Die Auskultation der Lunge war normal.
Die Lungenfunktion einschließlich CO-Transferfaktor und Methacholintest waren normal. Die Blutgase in Ruhe und nach sechs Minuten Belastung am
Fahrradergometer mit 150 Watt waren ebenso wie
eine Röntgenaufnahme des Thorax unauffällig.
Es ließen sich mittels ImmunoCAP im Serum gering erhöhte spezifische IgG-Antikörper gegen Penicillium notatum nachweisen, ebenso gegen Roggenund Weizenmehl. Die Konzentration Roggenmehlspezifischer IgG-Antikörper wurde mit 79 mg/L gemessen, Weizenmehl-spezifischer IgG-Antikörper mit
82 mg/L. Als Kontrollen wurden Seren von fünf exponierten Bäckern ohne Alveolitis untersucht. Bei Rog-
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genmehl variierten die IgG-Konzentrationen zwischen
4 und 52 mg/L, bei Weizenmehl zwischen 4 und 37
mg/L und lagen damit deutlich niedriger als im Falle
des Versicherten. Sämtliche Befunde hinsichtlich einer
IgE-vermittelten Reaktion waren unauffällig.
Noch keine zweifelsfreie Diagnose
Anhand dieser Befunde war die zweifelsfreie
Diagnose einer EAA nicht zu stellen, insbesondere
fehlte der Nachweis einer restriktiven Ventilationsstörung oder einer pathologischen Bildgebung. Eine BAL war normal. Nach Einverständnis des Versicherten wurde eine Expositionstestung mit (nicht
patienteneigenem) Roggenmehl Typ 1150 durchgeführt. Die Testung erfolgte in der Mehlkammer in
drei Stufen von jeweils 15 Minuten. Obwohl der
Versicherte sowohl unter Puderzucker (Placebo) als
auch unter Roggenmehl Atembeschwerden entwikkelte, konnten keinerlei systemische oder pulmonale pathologische Befunde erhoben werden.
Auch bei diesem Versicherten ist eine grundsätzliche Geeignetheit für eine EAA gegeben, obwohl wir in der medizinischen Literatur bisher keine Hinweise auf eine EAA durch Mehl gefunden
haben. Dieser Versicherte war ebenfalls Nieraucher und wies mit einer EAA vereinbare arbeitsbezogene pulmonale, jedoch keine systemischen Beschwerden auf. Allerdings war der Arbeitsbezug
nicht direkt, die Beschwerden waren nur im Urlaub
gebessert.
Verzicht auf invasive Diagnostik
Auffällig war eine zeitnah zur Exposition dargestellte geringe auswärtige BAL-Lymphozytose sowie
ein reproduzierbarer Nachweis mehlspezifischer
IgG-Antikörper im Serum. Bei Beschwerdefreiheit
nach mehrmonatiger Expositionskarenz wurde auf
eine erneute BAL verzichtet, aber ein Expositionstest mit Roggenmehl durchgeführt, der trotz des
Auftretens von Atembeschwerden – allerdings auch
nach Placebo – messtechnisch negativ verlief. Bei
dieser Befundkonstellation wurde ebenfalls auf ei-
10
ne BAL nach dem Expositionstest verzichtet.
Bei der synoptischen Beurteilung konnte die Anerkennung einer BK 4201 nicht empfohlen werden.
Allerdings ist unseres Erachtens die konkrete Gefahr für eine BK 4201, aufgrund der auffälligen
mehlspezifischen IgG-Antikörper, der BAL-Lymphozytose und der arbeitsbezogenen pulmonalen Beschwerden, die nicht durch eine andere Krankheit
zu erklären waren und nach Expositionskarenz verschwanden, begründbar.
Welches diagnostische Programm?
In der medizinischen Literatur finden sich keine
validen Informationen zu Antigenkonzentrationen
am Arbeitsplatz, die eine EAA verursachen können.
Kürzlich beschrieben wir eine EAA durch Isocyanate bei einer Sekretärin einer Autolackiererei [8]. Allerdings handelt es sich hierbei um niedermolekulare Substanzen mit möglicherweise völlig
differenter Dosis-Wirkungs-Beziehung.
Überraschend ist beim Fall des Metallschleifers
der fehlende Nachweis erhöhter Schimmelpilzkonzentrationen am Arbeitsplatz. Einschränkend ist
darauf hinzuweisen, dass das Expositionsmonitoring nicht zeitgleich mit den Beschwerden des Versicherten erfolgte, insofern kann eine frühere höhere
Exposition nicht ausgeschlossen werden. Angesichts des qualitativen Nachweises von Schimmelpilzen in verschiedenen Proben vom Arbeitsplatz
und der Fülle der sonstigen Befunde – insbesondere dem als positiv interpretierten Expositionstest mit
Material vom Arbeitsplatz – ist die fehlende Darstellung einer hohen Antigenexposition für die Prävention nicht hilfreich, aber für die Anerkennung
als BK nicht hinderlich.
In beiden Fällen entschlossen wir uns zu invasiven Untersuchungen (BAL und Expositionstests), da
die Diagnose nicht anders zu stellen war. Im ersten
Fall ist mit der Diagnose einer EAA bei letztlich
nicht geklärter Antigenquelle die Empfehlung einer
Tätigkeitsaufgabe und damit vermutlich die Beendigung des aktiven Erwerbslebens verbunden. Im
zweiten Fall ist eine berufliche Umorientierung
sicher vorausgesagt werden, ob sich bei Fortführung der Bäckertätigkeit tatsächlich eine EAA entwickelt hätte. Dieser Fall demonstriert eindrücklich,
wie wichtig eine zeitnahe, vor Tätigkeitsaufgabe
durchzuführende Diagnostik bei dieser Krankheit ist.
Die Autoren:
Prof. Dr. Thomas Brüning, Prof. Dr. Rolf Merget,
PD Dr. Monika Raulf-Heimsoth
BGFA
Dr. Isabel Warfolomeow
BG Metall Süd, Mainz
Literatur
1. Merget R, Marczynski B, Chen Z, Remberger K,
Raulf-Heimsoth M, Willroth PO, Baur X. Hemorrhagic
hypersensitivity pneumonitis due to naphthylene-1,5di-isocyanate (NDI). Eur Respir J 2002;19:377-380
2. Baur X, Gahnz G, Chen Z. Extrinsic allergic alveolitis caused by cabreuva wood dust. J Allergy Clin Immunol 2000;106:780-781
3. Lacasse Y, Selman M, Costabel U, Dalphin JC, Ando M, Morell F, Erkinjuntti-Pekkanen R, Muller N, Colby TV, Schuyler M, Cormier Y; HP Study Group. Clinical diagnosis of hypersensitivity pneumonitis. Am J
Respir Crit Care Med 2003;168:952-958
4. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie. Empfehlungen zur inhalativen Provokationstestung bei exogen allergischer Alveolitis. Pneumologie 1998; 52:
444-446
5. Gupta A, Rosenman KD. Hypersensitivity pneumonitis due to metal working fluids: Sporadic or under
reported? Am J Ind Med 2006;49:423-33.
6. Fox J, Anderson H, Moen T, Gruetzmacher G, Hanrahan L, Fink J. Metal working fluid-associated hypersensitivity pneumonitis: an outbreak investigation and
case-control study. Am J Ind Med 1999;35:58-67
7. Costabel U. Atlas der bronchoalveolären Lavage.
Thieme Verlag, Stuttgart, 1994
8. Schreiber J, Knolle J, Heerdt S, Schulz KT, Schreiber
C, Sennekamp J, Merget R. Primär chronischer Verlauf
einer exogen allergischen Alveolitis durch Diisozyanate bei einer Sekretärin infolge indirekter Exposition.
Atemw-Lungenkrkh 2006;32:160-166
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ARBEITSMEDIZINISCHER FALL
möglich. Auch aus diesem Grund wurde die invasive Diagnostik beschränkt. Insofern stellen wir die
individuellen Entscheidungen zu diagnostischen invasiven Verfahren im Rahmen des BK-Verfahrens zur
Diskussion.
Beide Fälle demonstrieren, dass strenge Testkriterien problematisch sind und in jedem Fall eine
synoptische Betrachtung erfolgen muss. Insofern
sollten die Kriterien der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie für einen positiven Testausfall [4] als
Hinweise und nicht als strenge Kriterien interpretiert werden.
Ein möglicherweise relevanter Einflussfaktor auf
diagnostische Tests bei der EAA ist in der Expositionskarenz zu sehen. Es liegen nur wenige Daten
zur Prognose der EAA und zur Beeinflussung diagnostischer Tests durch die Expositionskarenz vor, es
ist aber bekannt, dass die IgG-Antikörperkonzentrationen nach Antigenkarenz schnell abnehmen
können. Einige diagnostische Tests beziehungsweise
Kriterien wie zum Beispiel BAL-Neutrophilie nach
einem Expositionstest oder IgG-Nachweis gegen
Mehle sind insbesondere hinsichtlich der Spezifität
schwer zu interpretieren, auch wenn bei fünf exponierten Bäckern ohne EAA wesentlich geringere
IgG-Konzentrationen gemessen wurden.
Schließlich gilt es auch, Testartefakte zu erkennen und zu beurteilen. War die Hypoxie im Rahmen der Exposition beim ersten Fall real oder
durch wiederholte Blutentnahmen aus dem maltraitierten Ohrläppchen und/oder das Fieber zu erklären? Sollte man primär (auch) arterielle Blutgasanalysen vorsehen?
Für die Annerkennung einer Berufskrankheit
fordert das BK-Recht die zweifelsfreie Diagnose einer EAA. Dies ist bei einer Scorediagnose eine hohe Hürde. Insofern bedarf es grundsätzlich einer
Diskussion, was in diesem Zusammenhang „zweifelsfrei“ bedeutet. Während in beiden Fällen die
Entscheidung für oder gegen eine BK 4201 für
recht eindeutig gehalten wurde, ist die Empfehlung
von §3-Maßnahmen im zweiten Fall diskutabel.
Denn es gibt nur Hinweise, dass die konkrete Gefahr einer BK 4201 drohte, aber letztlich kann nicht
Kreuzreaktionen
Abgrenzung beruflicher Allergien
von umweltbedingten
Sensibilisierungen
Ingrid Sander, Monika Raulf-Heimsoth
nen Organsystem – als Nesselausschlag, Bindehautentzündung, Schnupfen oder Asthma in Erscheinung treten.
Kreuzreaktionen
Werden Verdachtsfälle auf eine durch allergisie rende Stoffe verursachte Berufskrankheit begut achtet, muss entschieden werden, ob ein Arbeits platzallergen für die Erkrankung ursächlich ist.
Der Nachweis ist oftmals sehr schwierig. Denn
ein kausaler Zusammenhang zwischen Beschwerden und diagnostizierten Sensibilisierungen ist
aufgrund von Kreuzreaktivitäten zwischen Ar beitsstoffen und den praktisch überall vorkom menden Umweltallergenen nicht immer eindeu tig. Das BGFA beschäftigte sich in einer Studie
mit Möglichkeiten, beruflich bedingte Allergien
von umweltbedingten zu unterscheiden.
Allergische Erkrankungen haben in den letzten
Jahrzehnten zugenommen, ohne dass die Ursachen dafür bekannt sind [1]. Eine Voraussetzung
bei der Entstehung einer Allergie ist die Sensibilisierung gegen körperfremde Substanzen, den Allergenen, und die verstärkte spezifische Abwehrreaktion
des Immunsystems bei erneutem Allergenkontakt.
Dabei spielen Antikörper der Immunglobulin Klasse E
(IgE) eine besondere Rolle. Diese erkennen Strukturen des Allergens (Epitope) und initiieren die Entzündungsprozesse, die – abhängig vom betroffe-
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Neben der Reaktion mit dem Allergen, das die
Bildung des IgE ausgelöst hat, treten auch so genannte „Kreuzreaktionen“ auf. Kreuzreaktion bedeutet, das IgE bindet auch an Strukturen, die dem
primären Allergen nur ähnlich sind. Sie tritt bevorzugt bei Proteinen aus verwandten Spezies auf,
kommt aber auch bei evolutionär weit entfernten
Arten vor. Dabei spielen über fast alle Lebewesen
konservierte Proteinstrukturen oder Kohlenhydratketten eine Rolle. Die Kohlenhydratketten sind nicht
so variabel wie Proteinstrukturen und finden sich in
ähnlicher Form auch an Proteinen, die funktionell
miteinander nichts zu tun haben.
Als Ursache von Kreuzreaktionen werden sie in
der internationalen Literatur als „CCD – carbohydrate crossreactive determinants“ abgekürzt. Dabei
sind nicht alle Kreuzreaktionen, die bei der in-vitroDiagnostik zu einem positiven Befund führen, auch
mit Beschwerden bei Allergenkontakt verbunden.
Einige Kreuzreaktionen erweisen sich als klinisch
ohne Bedeutung. Die Gründe:
• IgE-Antikörper haben in der Regel eine niedrigere
Affinität zu einem nur ähnlichen Kreuzreagenz.
• Allergene mit nur einer Bindungsstelle lassen keine
Quervernetzung der mit IgE besetzten Rezeptoren
auf der Mastzelle zu und lösen daher keine Ausschüttung von Entzündungsmediatoren aus.
FORSCHUNG
Berufsbedingte Allergien
dung an ein festphasengebundenes Allergen durch
die Zugabe löslichen Allergens (Inhibitor) dosisabViele Allergene sind ubiqitär, kommen also
hängig unterbunden werden kann. Um herauszufinpraktisch überall vor. Daher sind
den, welches von zwei kreuzreasie kaum zu vermeiden. Allerdings
gierenden Agenzien das primäre
Kreuzreaktion und Kreuzallergie
gibt es einige Allergene, die fast
Allergen ist, werden beide sowohl
Die vom Immunsystem bei einer
ausschließlich am Arbeitsplatz in
festphasen-gebunden als auch als
Allergie gebildeten IgE-Antikörper
erkennen neben dem primären Allöslicher Inhibitor eingesetzt.
relevanten Konzentrationen vorlergen, das die Bildung der AntiDie Ergebnisse der autologen
kommen. Dazu gehören beispielskörper ausgelöst hat, auch Ober(Inhibitor und Festphasenallergen
weise Naturlatexallergene, Laborflächenstrukturen ähnlicher Stoffe.
sind gleich) und der heterologen
tierallergene sowie Weizen- und
Dieses Phänomen wird als Kreuzre(Inhibitor und Festphasenallergen
Roggenmehlallergene, Enzyme wie
aktivität bezeichnet. Dadurch kann
es im Allergietest zu einem positiven
sind verschieden) Inhibitionsexpealpha-Amylasen, Xylanasen, CelluTestergebnis
kommen,
sogar
wenn
rimente werden anschließend mitlasen und Proteasen [2]. Im under Patient niemals zuvor Kontakt
einander verglichen. Dabei sind
günstigsten Fall kann die Inhalatimit dem getesteten Allergen hatte.
sowohl die maximal erreichbare
on von Allergenen am Arbeitsplatz
Kreuzreaktionen sind unter andeInhibition als auch die dafür noteine Berufskrankheit auslösen, wie
rem häufig zwischen Baumpollen
wendige Inhibitorkonzentration redie BK4301 – durch allergisierenund verschiedenen Nahrungsmitteln, Naturlatex und Früchten oder
levant. Für ein primäres Allergen
de Stoffe verursachte obstruktive
Graspollen und Getreidemehl. Nur
ist bei diesem Experiment zu erAtemwegserkrankung einschließeinige dieser Kreuzreaktionen hawarten, dass es als Inhibitor bei
lich Rhinopathie.
ben klinische Bedeutung, das heißt,
optimaler Konzentration die AntiDas erfolgreichste Präventionsder Patient hat auch Beschwerden
körperbindung komplett unterbinkonzept bei Berufsallergien ist die
bei Kontakt mit dem kreuzreagierenden Stoff. In diesem Fall spricht
det und im Vergleich zum kreuzkonsequente Meidung des Allerman von Kreuzallergie.
reagierenden Agenz der bessere
genkontakts. Dafür kann sogar die
Inhibitor ist.
Aufgabe des Berufs erforderlich
sein. In der Begutachtung von Verdachtsfällen auf
eine BK4301 ist zu klären, ob die berufliche Tätigkeit ursächlich für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit
ist. Der Nachweis eines kausalen Zusammenhangs
zwischen Beschwerden und diagnostizierten Sensibilisierungen ist aber aufgrund von Kreuzreaktivitäten zwischen Arbeitsstoffen und ubiquitär vorkommenden Umweltallergenen nicht immer einfach zu
führen.
Nachweis durch Inhibitionstests
Unverzichtbar zum Nachweis von Kreuzreaktionen sind Inhibitionstests. Dabei wird untersucht, ob
das Allergen und das auf Kreuzreaktivität zu untersuchende Agenz um die Antikörperbindung konkurrieren (Kompetitionstest), also die Antikörperbin-
Bäcker, die bei ihrer Arbeit Mehlstaub einatmen, können
eine Allergie gegen Getreidemehl entwickeln.
13
Getreidemehl und Graspollen
Getreideproteine weisen Strukturverwandtschaft
zu Graspollenallergenen auf, so dass IgE gegen
Getreidemehle auch bei einigen Patienten mit Heuschnupfen nachzuweisen ist [3]. Ziel einer im BGFA
durchgeführten Studie mit je elf Bäckern und Heu-
schnupfenpatienten war es zu prüfen, ob sich die
sensibilisierten Bäckern von letzteren Fällen durch
autologe und heterologe Inhibitionstests abgrenzen lassen [4].
Ergebnis: Es wurden in fast allen Fällen komplette Autoinhibitionen erzielt und in der Regel eine
geringe Inhibition der Bindung an Graspollen
Kreuzreaktivität und Inhibitionsexperimente schematisch dargestellt:
(1) Graspollen und Weizenmehle haben gemeinsame Strukturen.
(2) Bei Exposition und Sensibilisierung bilden sich IgE-Antikörper, die an charakteristische Oberflächenstrukturen (Epitope) der Allergene binden.
(3) Im IgE-Test binden die IgE-Antikörper des Weizenmehl-Sensibilisierten an Weizenmehl. Aufgrund gemeinsamer Epitope und kreuzreagierender Antikörper gibt es auch bei einigen Graspollen-Sensibilisierten eine IgE-Bindung an Weizenmehl.
(4) Im Inhibitionsexperiment konkurrieren löslicher Inhibitor und Festphasen-Allergen um die Bindung der Antikörper.
Beim Weizenmehl-Sensiblilisierten führt die Inhibition mit Graspollen nur zu einer partiellen Inhibition.
14
FORSCHUNG
durch Roggen- oder Weizenmehl in beiden Gruppen. Das heißt, in beiden Gruppen sind Graspollen
primäre Allergene für die Graspollensensibilisierung. Umgekehrt konnten Graspollen als Inhibitor
die Bindung an Roggen- oder Weizen-Strukturen
unter Graspollensensibilisierten zu im Mittel 86 Prozent inhibieren, während in der Bäcker-Gruppe im
Mittel nur eine Inhibition von 23 Prozent erreicht
wurde. Diese heterologe Inhibition mit Graspollen
gelang bei Graspollensensibilisierten sogar mit
deutlich geringerer Konzentration als die Autoinhibition mit Getreideprotein. Das bedeutet, Getreidemehle sind nur in der Gruppe der Bäcker primäre
Allergene aber Kreuzallergene bei den Heuschnupfenpatienten.
Das Ergebnis der Studie: Die Inhibitionstests
waren in 20 von 22 Fällen geeignet, zwischen Bäkker und Heuschnupfenpatient zu unterscheiden.
Berufsanfänger auf Sensibilisierung testen
Auch Graspollensensibilisierte ohne Mehlstaubexposition haben in einigen Fällen aufgrund der
Kreuzreaktivität ihrer IgE-Antikörper positive Befunde auf Weizen- oder Roggenmehl. Zur Klärung der
klinischen Relevanz dieser Befunde wurden Expositionstests mit Mehlstaub bei solchen Personen
durchgeführt [5]. Dabei trat in fünf von neun Fällen
eine bronchiale Reaktion auf Mehlstaub auf, wie
sie auch bei der Begutachtung eines berufskranken
Bäckers beobachtet wird. Daraus ist zu schließen,
dass Kreuzreaktionen zu Mehlallergenen klinisch
relevant sind und ein Problem für die Ausübung
des Bäckerberufs sein können. Empfehlenswert ist
es, grundsätzlich vor dem Eintritt in den Bäckerberuf einen in-vitro-IgE-Test durchzuführen, um eine
Sensibilisierung des Berufsanfängers auf Mehlallergene auszuschließen.
Die Autoren:
Dr. Ingrid Sander, PD Dr. Monika Raulf-Heimsoth
BGFA
Literatur
1. Epidemiologie allergischer Erkrankungen. In: Weißbuch Allergie in Deutschland. München: Urban & Vogel
Medien und Medizin Verlagsgesellschaft, 2004: 19-48.
2. van Kampen V, Merget R, Baur X. Occupational airway sensitizers: an overview on the respective literature. Am J Ind Med 2000; 38:164-218.
3. Sander I, Raulf-Heimsoth M, Düser M, Flagge A,
Czuppon AB, Baur X. Differentiation between co-sensitization and cross-reactivity of wheat flour and grass
pollen allergens. Int Arch Allergy Immunol 1997;
112:378-85.
4. Sander I, van Kampen V, Fleischer C, Meurer U,
Brüning T, Merget R, Raulf-Heimsoth M. Crossreactivity between wheat and rye flour and grass pollen allergens. Allergy and Clinical Immunology International 2005; Supplement 1, 389-90.
5. Merget R, Sander I, Raulf-Heimsoth M, Heinze E,
Beckmann U, Brüning T. Untersuchungen zur Spezifität standardisierter Mehlstaubexpositionen. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2006; 41, 116.
15
Perspektiven in Epidemiologie
und Gesundheitsforschung
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie
Sylvia Rabstein, Anne Spickenheuer, Dirk Taeger, Beate Pesch
Unter dem Titel „Kontinuität und Zukunft: Bevöl kerung – Versorgung – Evidenz“ diskutierten rund
300 Wissenschaftler vom 21.-23. September bei
der 1. Jahrestagung der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi)
in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald
in Mecklenburg-Vorpommern. Neben den klas sischen Fächern Krebsepidemiologie und Epide miologie in der Arbeitswelt wurden auch neueste
statistische und epidemiologische Methoden,
Forschungsprojekte sowie Beispiele internationaler Kooperationen vorgestellt. Die Mitarbeiter des
Kompetenz-Zentrums Epidemiologie des BGFA
waren besonders mit Beiträgen in den Berei chen statistische Methoden in der Epidemiolo gie, arbeitsbedingte Krebserkrankungen und
genetische Epidemiologie vertreten.
Die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie
ging 2005 aus der Deutschen Arbeitsgemeinschaft
für Epidemiologie (DAE) hervor. Sie ist insbesondere der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V.
(GMDS), der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e.V. (DGSMP) und der Deutschen Region der internationalen biometrischen
Gesellschaft (IBS-DR) als damalige Trägerorganisationen der DAE verbunden.
Die erste Tagung der noch jungen Gesellschaft
fand nicht nur die räumliche, sondern auch die inhaltliche Nähe zu den osteuropäischen Nachbarn.
So stellte Ellen Nolte von der London School of Hygiene and Tropical Medicine die gesundheitlichen
Entwicklungen in den neuen Ländern der Europäischen Union sowie deren Implikationen für ganz
Europa sowohl unter gesundheitlichen als auch
wirtschaftlichen Aspekten dar. Die anschließende
Diskussion zeigte die politische Relevanz und Aktualität der vorgetragenen epidemiologischen Themen.
Neben den rund 140 Vorträgen und mehr als
170 Posterbeiträgen wurden Plenarveranstaltungen
und Podiumsdiskussionen, Tutorien, Workshops sowie Sitzungen verschiedener Arbeitsgemeinschaf-
16
ten angeboten. Die Wissenschaftler des BGFA waren mit Vorträgen, Postern und Sessionsleitungen
vertreten sowie an der Begutachtung der eingereichten Beiträge beteiligt.
Deutsch-polnisches Symposium
Beim deutsch-polnischen Symposium wurden
Möglichkeiten für gemeinsame epidemiologische
Studien im Bereich der Arbeitsmedizin diskutiert.
Für spezifische arbeitsmedizinische Fragestellungen fehlen derzeit jedoch geeignete prospektive
Kohortenstudien wie beispielsweise die 1992 in
Europa unter dem Motto „Europe against Cancer“
etablierte EPIC-Kohorte mit 520 000 Personen zu
Ernährungsfragen. Eine solche Längsschnittstudie
mit einer Probenbank ist die derzeit beste Studienform, um Krankheitsursachen auch Mechanismus
bezogen untersuchen zu können.
In der Arbeitsmedizin sind jedoch die Voraussetzungen für solche Studien durch die umfangreichen
arbeitsmedizinischen Untersuchungsprogramme
gegeben, wie beispielsweise die nachgehenden
Untersuchungen für ehemals Asbestexponierte sowohl in Deutschland als auch in Polen. Das BGFA
ist bemüht, für Asbestexponierte entsprechende Kohorten aufzustellen, um Marker für eine Früherkennung von Mesotheliomen zu untersuchen.
Epidemiologische Forschung gehört zu den federführenden Disziplinen bei internationalen Kooperationen. Eine erfolgreiche Prävention setzt voraus, dass der Vorhersagewert von Risikofakoren
und geeigneten Biomarkern für die spätere Entstehung der betrachteten Krankheiten zuverlässig ermittelt werden.
Beiträge des BGFA
Dr. Beate Pesch, Leiterin des Kompetenz-Zentrums Epidemiologie am BGFA, stellte erste Ergebnisse einer Fall-Kontroll-Studie zu Holzstaubbelastungen und Adenokarzinomen der Nase vor. Dabei
erklärte sie, dass die berufliche Exposition gegen-
FORSCHUNG
Sylvia Rabstein (li.) bei der Leitung der Postersession „Genetische Epidemiologie und Statistische Methoden“.
über Holzstaub ein signifikanter Risikofaktor sein
kann (Seite 26).
Epidemiologiemitarbeiterin Sylvia Rabstein hielt
einen Vortrag zur industriell und umweltbedingten
Bleibelastung von Frauen in Rumänien. Bislang
wurde für beruflich belastete Kollektive wiederholt
berichtet, dass eine bestimmte Genvariante zu einem höheren Blutbleispiegel führen kann und eine
hohe Bleibelastung die Hämbildung hemmt. Obwohl die rumänischen Frauen eine deutlich höhere
Bleibelastung haben als die deutsche Allgemeinbevölkerung, konnte für diesen Polymorphismus kein
nachweisbarer Einfluss auf den Blutblei- und Hämoglobinspiegel gezeigt werden.
Anne Spickenheuer, ebenfalls aus dem Kompetenz-Zentrum Epidemiologie, stellte ein statistisches
Verfahren vor, das aus vorgegebenen möglichen
statistischen Modellen mit vielen Einflussvariablen
das beste Modell auswählt. Denn eine geeignete
Modellbildung ist ein unverzichtbares Instrument
für die statistische Auswertung.
Ein weiteres Thema in Greifswald waren die
epidemiologischen Forschungen an Uranbergarbeitern der WISMUT: Diese Studien mit Expositionsund Erkrankungsdaten der Bergarbeiter zählen zu
den weltweit größten Analysen für ausgewählte arbeitsmedizinische Fragestellungen. Das Bundesamt
für Strahlenschutz führt eine umfangreiche Kohortenstudie mit knapp 60 000 Uranbergarbeitern
durch, für die erste Ergebnisse zum Lungenkrebsrisiko von Radonbelastungen vorgetragen wurden.
Dirk Taeger, Dipl.-Statistiker aus dem BGFA, trug
die Ergebnisse von Analysen des WISMUT-Archivs
zur Latenzzeitberechnung vor. Sein Vortrag fokussierte sich dabei auf die methodischen Aspekte zum
Wachstumsverhalten von Subtypen des Lungenkrebses nach Strahlenexposition.
Zukunft der Epidemiologie
Das vielfältige Programm der Tagung deckte
große Bereiche aktueller Forschungsthemen in
Deutschland ab. Die erfolgreiche erste Jahrestagung der neu gegründeten Gesellschaft für Epidemiologie wird ihren Fortgang im September 2007
in Augsburg finden. Die gesamte Tagung wurde
durch eine gehobene Diskussionskultur zwischen
den verschiedenen Fachgebieten der Epidemiologie, der Medizin und der Statistik in einem interdisziplinären Rahmen geprägt. Diese fruchtbare und
offene Diskussionskultur ist insbesondere notwendig, wenn zukünftig vermehrt große interdisziplinäre
Projekte in internationalen Kooperationen durchgeführt werden.
Dem Erzielen belastbarer Ergebnisse stehen oft
nur begrenzte Fördermittel gegenüber. In einer Podiumsdiskussion mit Zuwendungsgebern wie der
Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde erörtert,
wie in Zukunft epidemiologische Forschung besser
unterstützt werden kann. Durch Einbeziehung moderner molekularbiologischer Methoden, die zur
Aufdeckung von Mechanismen notwendig sind,
verteuert sich die Forschung. Kohortenstudien bieten zwar das beste Studiendesign sind aber gleichzeitig die kostenaufwändigste Form.
Die Autoren:
Dr. Beate Pesch, Sylvia Rabstein,
Anne Spickenenheuer, Dirk Taeger
BGFA
17
Rapsölkraftstoff – (K)Eine saubere
Günstiger Dieselersatz ist schädlich für Gesundheit und Umwelt
Statt teuren Biodiesel in den Tank zu füllen, ver wenden immer mehr Großabnehmer, wie Spe ditionen, landwirtschaftliche Betriebe oder Taxi unternehmen, das günstige Rapsöl. Aber die
Verbrennung dieses Naturproduktes schadet
langfristig nicht nur dem Fahrzeug, sondern vor
allem der Gesundheit. Dr. Jürgen Bünger, Ar beitsmediziner am BGFA beschäftigt sich seit
einiger Zeit mit der Wirkung von Abgasen ver schiedener Dieselkraftstoffe. Das Ergebnis: Das
Krebspotenzial von Rapsöl als Kraftstoff liegt
weit über dem von herkömmlichem Diesel.
in der Regel aus Raps gewonnen. Aus dem Raps
wird das Rapsöl herausgepresst und in einem aufwendigen Verfahren zu Rapsölmethylester, dem
Biodiesel, weiterverarbeitet. Die Umwandlung des
Rapsöls in Biodiesel hebt den Preis fast auf das Niveau von Dieselkraftstoff.
Sie haben zusammen mit Kollegen der Universität
Göttingen, der Bundesanstalt für Landwirtschaft
und der FH Coburg herausgefunden, dass Rapsöl
als Kraftstoff ein erhöhtes Krebsrisiko birgt?
Ja, wir haben die Emissionen eines Lkw-Dieselmo-
Warum läuft Rapsöl als Kraftstoff dem Biodiesel
gerade den Rang ab?
Rapsöl ist extrem günstig, es kostet etwa die Hälfte
des Biodieselpreises. Auf Biodiesel wird inzwischen
auch Steuer erhoben, so dass sich die im Moment
noch 10 Cent günstigeren Kosten in den nächsten
Jahren stufenweise an den Dieselpreis anpassen.
Rapsöl ist derzeit noch steuerfrei. Gerade Speditionsunternehmen stehen durch die hohen Spritpreise unter einem enormen Kostendruck. Und für die
rechnet es sich.
Wo liegt der Unterschied zwischen Biodiesel und
Rapsöl?
Rapsöl ist die Vorstufe von Biodiesel. Biodiesel wird
18
Speditionen setzen für ihre Laster immer häufiger Rapsöl
als Ersatz für Diesel oder Biodiesel ein.
INTERVIEW
Alternative?
tors beim Betrieb mit Mineralöldiesel, Biodiesel
und zwei Rapsölqualitäten gemessen und auf ihre
mutagene Wirkung hin verglichen. Diese ist ein
Maß für das Krebspotenzial der Abgase. Dieselmotoremissionen wurden von der MAK-Kommission
bereits vor Jahren als wahrscheinlich kanzerogen
eingestuft. Das Krebspotenzial bei der Verbrennung von Diesel oder Biodiesel liegt etwa auf
gleich niedrigem Niveau. Das Risiko der Rapsöle ist
im Vergleich dazu um das Zehnfache höher.
Das klingt nicht nach dem sauberen, biologischen
Image, das Rapsöl verspricht.
Es ist ein alarmierendes Ergebnis. Seit den 90er
Jahren sind die Dieselmotorabgase sehr viel sauberer geworden, vor allem durch die Entwicklung
moderner Motoren aber auch durch bessere Kraftstoffe. Jetzt wird dieser mit Milliardenaufwand erzielte Fortschritt durch das Verwenden von Rapsöl
als Brennstoff wieder rückgängig gemacht. Der
Ausstoß von krebserregenden Substanzen insbesondere von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) im Abgas steigt damit wieder
auf den Stand von vor 10 bis 15 Jahren.
Wer ist durch die Abgase besonders gefährdet?
Vor allem Personen, die täglich mit den Emissionen
zu tun haben, wie Berufskraftfahrer. Aber auch generell sind Arbeitsplätze betroffen, an denen Dieselmotoren unter einer Überdachung, in Hallen
oder unter Tage genutzt werden. Dort sind die Beschäftigten den Abgasen direkt ausgesetzt. Da
Rapsöl bislang fast ausschließlich im Speditionsbereich und der Landwirtschaft als Kraftstoff eingesetzt wird, sind vor allem Versicherte der Berufsgenossenschaften betroffen.
Abgasgrenzwerte sind gesetzlich festgelegt. Wa rum kann der Staat hier nicht eingreifen?
Es gibt limitierte Grenzwerte für die Masse der Abgaspartikel, für Kohlenmonoxid, Stickoxide und
Gesamtkohlenwasserstoffe. Die Höhe der PAKEmissionen und damit der Mutagenität ist bisher
aber nicht limitiert.
Der Arbeitsmediziner PD Dr. Jürgen Bünger untersucht
die Wirkungen von Dieselkraftstoffen.
Kann Rapsöl durch technische Verfahren risikoär mer umgesetzt werden?
Ich betrachte das als kritisch. Rapsöl ist zu dickflüssig. Gerade für moderne Motoren ist das eine
schlechte Voraussetzung.
Aber mittlerweile werden auch umgebaute Moto ren angeboten, die für die Verwendung von Raps öl geeignet sein sollen?
Bislang wurde uns ein solcher Motor nicht zur Verfügung gestellt. Daher konnten wir die entsprechenden Abgasuntersuchungen nicht vornehmen.
Wir hoffen, dass sich das bald ändern wird. Ob
aber durch umgerüstete Motoren das Krebspotenzial von Rapsölkraftstoff auf das Niveau von Diesel
und Biodiesel zu senken ist, bleibt abzuwarten.
Was sollte Ihrer Meinung nach passieren?
Die Verwendung von Rapsöl als Kraftstoff muss solange zurückgestellt werden, bis die gesundheitlichen
Risiken geklärt sind. Wenn sich herausstellt, dass
die Grenzwerte der EU eingehalten und auch die
PAK-Emissionen zurückgefahren werden können,
ist Rapsöl als Kraftstoff akzeptabel. Aber das sehe
ich als Wissenschaftler derzeit noch pessimistisch.
19
EU-Projekte FIRE und ATHON
Studien zur Wirkung von halogenierten Kohlenwasserstoffen
Hellmuth Lilienthal
Halogenierte Kohlenwasserstoffe werden auf grund ihrer chemischen Eigenschaften in vielen
Industriebereichen eingesetzt. Dort können sie eine Belastung für die Mitarbeiter darstellen. Spe ziell in der elektronischen Industrie und Gummi fabrikation können Beschäftigte bromierten
Flammschutzmitteln ausgesetzt sein, während bei
Arbeitern in der Abfall- und Recyclingwirtschaft
auch Belastungen mit chlorierten Kohlenwasser stoffen auftreten können. Die EU-Kommission
hat mehrfach internationale Projekte gefördert,
die die Verbreitung dieser Substanzen sowie to xische Wirkungen der Exposition des Menschen
und der Umwelt untersuchen. Das BGFA ist ak tuell an zwei dieser Projekte mit experimentel len Studien zur Neurotoxikologie beteiligt: Das
kurz vor dem Abschluss stehende FIRE, in dem
bromierte Flammschutzmittel untersucht wur den, sowie das gerade begonnene ATHON,
das sich mit toxischen Wirkungen nicht dioxin artiger polychlorierter Biphenyle beschäftigt.
Von den weltweit 470000 Tonnen jährlich produzierten Broms entfällt der überwiegende Teil auf
die Herstellung von Flammschutzmitteln. Unter den
verschiedenen Flammschutzmitteltypen haben bromierte Verbindungen weltweit den höchsten Marktanteil, in Europa steht ihre Verwendung an vierter
Stelle. Bei toxikologischen Untersuchungen standen zunächst die polybromierten Diphenylether
(PBDE) im Mittelpunkt, nachdem Ende der 1990er
Jahre Berichte aus Skandinavien über rapide ansteigende PBDE-Konzentrationen in Humanmilch publiziert worden waren. Anschließende Studien, darunter auch ein von der EU finanziertes Projekt über
neurotoxische Wirkungen, haben zahlreiche Daten zur
Exposition beim Menschen und zur Wirkung von
PBDE im Tierversuch ergeben.
20
In diesem bereits 2003 abgeschlossenen EUProjekt führte das BGFA eine Teilstudie durch. Neben
geschlechtsspezifischen neurotoxischen Wirkungen
fanden die Neurotoxikologen einen reduzierten
Steroidhormonspiegel und Störungen der sexuellen
Entwicklung PBDE-belasteter Versuchstiere. Andere
Arbeitsgruppen fanden Einflüsse auf Steroidrezeptoren im Gehirn und in den Reproduktionsorganen
sowie ausgeprägte Wirkungen auf Schilddrüsenhormone. Im Gegensatz zu den PBDE weist der
Kenntnisstand über andere Flammschutzmittel wie
Tetrabrombisphenol A (TBBPA) und Hexabromzyklododekan (HBCD) deutliche Lücken auf.
Verwendung von Flammschutzmitteln
TBBPA ist das mengenmäßig häufigste Flammschutzmittel. Es wird reaktiv gebunden in Kunststoffen
eingesetzt, die zur Herstellung von Fernsehgeräten
und Stereoanlagen, Computern, Druckern, Kopierern, Mobiltelefonen und anderen elektronischen
Geräten verwendet werden. HBCD wird rein additiv
in zur Thermoisolierung gebrauchten Polystyrolschäumen und bei der Textilfaserbehandlung beispielsweise
von Polsterstoffen eingesetzt. Aufgrund der bestehenden Wissenslücken wurde von der EU das Projekt
Flame redardants Integrated Risk assessment
FIRE (F
für Endocine effects) mit 19 Partnern aus 7 Ländern
gefördert, in dem die Untersuchung neurotoxischer
und endokriner Effekte von TBBPA und HBCD im
Mittelpunkt stand. Das Projektziel war, eine Risikoabschätzung beider Flammschutzmittel sowohl für
den Menschen als auch für die Umwelt zu liefern.
Wirkungen auf das Hörsystem
An FIRE ist die Arbeitsgruppe Neurotoxikologie
des BGFA mit experimentellen Untersuchungen be-
FORSCHUNG
teiligt, die in Zusammenarbeit mit dem Nationalen
Institut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) in Bilthoven, Niederlande durchgeführt worden sind. Im
Vordergrund stand die Verarbeitung akustischer
Reize im Hörsystem von TBBPA-exponierten Ratten,
die neurophysiologisch anhand auditorischer Potenziale untersucht wurde. Die wichtigsten Ergebnisse waren eine Erhöhung der Reizschwelle im
niederfrequenten Hörbereich bei weiblichen Tieren
sowie bei beiden Geschlechtern eine verzögerte
Reizantwort, die insbesondere bei den späten Wellen des auditorischen Potenzials auftrat.
Da die Entwicklung des Hörsystems von einer
ausreichenden Versorgung mit Schilddrüsenhormonen abhängt, deren Spiegel ebenfalls durch
TBBPA verändert waren, sind die beobachteten
Schädigungen des auditorischen Systems wahrscheinlich eine indirekte Folge dieser Veränderungen im endokrinen System. Daher bilden beide
Wirkungen zusammen die Grundlage für die toxikologische Bewertung von TBBPA im Projektteil
„risk assessment“.
Die Untersuchung der Wirkung von HBCD auf das
Hörsystem ergab bei männlichen Ratten ebenfalls erhöhte Schwellen und verzögerte Reizantworten nach
auditorischer Stimulation. Im Gegensatz zu TBBPA waren diese bei späteren Wellen des Potenzials jedoch
nicht stärker ausgeprägt. Dies deutet auf Veränderungen vor allem im Innenohr bei HBCD-Exposition
hin, während bei TBBPA neben Innenohrveränderungen zusätzlich neuronale Wirkungen auftreten.
Wirkungen beim Menschen?
Insgesamt konnte durch die tierexperimentellen
Untersuchungen am BGFA ein Zusammenhang
zwischen der Belastung mit TBBPA und HBCD sowie spezifischen neurophysiologischen und endokrinen Veränderungen erhärtet werden. Auch wenn
Untersuchungen der inneren Belastung des Menschen mit HBCD und insbesondere mit TBBPA noch
spärlich sind, wurden die beobachteten Wirkungen
auf das Hörsystem bei Konzentrationen gefunden,
die etwa drei Größenordnungen über den entsprechenden Werten beim über die Umwelt exponierten
Menschen liegen. Allerdings ist anzunehmen, dass
Expositionen an bestimmten Arbeitsplätzen mit
Umgang von TBBPA /HBCD höher sind. Hierzu liegen jedoch unzureichende Daten vor. Mehr Informationen zu dem Gesamtprojekt FIRE sind im Internet zu finden: www.rivm.nl/fire
EU-Projekt ATHON
Assessing the
Das aktuelle EU-Projekt ATHON (A
Toxicity and Hazard Of Non-dioxinlike PCBs present in food), in dem ebenfalls die Neurotoxikologie des BGFA involviert ist, hat im Sommer diesen
Jahres begonnen. Dabei wird die Toxizität von nichtdioxinartigen polychlorierten Biphenylen (NDL-PCB)
in einer Vielzahl von Wirkungsbereichen in vitro und
in vivo untersucht.
PCB sind Industriechemikalien, die zunächst für
den Einsatz als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen und Kunststoffen verboten wurden, dann
auch für die Verwendung in Transformatoren, elektrischen Kondensatoren und in Hydraulikanlagen
im Bergbau. Seit 2001 gilt das Verbot weltweit. Gesundheitliche Gefahren drohen heute vor allem Arbeitern, die in der Abfallwirtschaft tätig sind, wo sie
Kontakt mit Elektroschrott, Baustoffen und Altölen
haben. Da PCB eine lange biologische Halbwertszeit besitzen und in der Umwelt praktisch überall
vorhanden sind, stellen sie darüber hinaus ein umweltmedizinisches Problem dar.
Während dioxinartige PCB gut untersucht sind,
fehlen für NDL-PCB Erkenntnisse über die Wirkungen auf den Menschen und im Tierversuch. Im
Rahmen von ATHON untersucht das BGFA experimentell die Neurotoxizität bestimmter NDL-PCB,
die an spezifische Rezeptoren binden. Dabei gibt
es eine enge Kooperation mit dem Nationalen Institut für Gesundheit von Finnland in Kuopio (KTL).
Koordinatorin des Projekts mit 14 Partnern aus 11
Ländern ist Prof. Helen Hakansson vom Karolinska
Institut in Stockholm. Mehr Informationen unter:
www.athon-net.eu
Der Autor:
Dr. Hellmuth Lilienthal
BGFA
21
Die Luft ist rein
Verwaltungs-BG
untersucht
raumlufttechnische
Anlagen
auf Belastungen
Vicki Marschall
Raumlufttechnische Anlagen sind gerade in Bü rogebäuden häufig zu finden. Sie sollen eine
gleichmäßige Zufuhr an Frischluft in den Räumen
gewährleisten. Doch diese Anlagen werden von
Mitarbeitern teilweise als unangenehm empfun den. Nicht selten klagen sie über brennende
Augen oder Atemwegsbeschwerden. Das BGFA
beiteiligte sich zusammen mit dem Berufsgenos senschaftlichen Institut für Arbeitsschutz (BGIA)
an einer Studie der Verwaltungs-Berufsgenossen schaft (VBG), um so genannte raumlufttechnische
Anlagen (RLTA) genauer zu untersuchen. Im
Mittelpunkt stand die Hygiene des Befeuchter wassers: Es wurde vermutet, dass schlecht gewartete RTLA mit mikrobiell verunreinigtem Wasser
zu Belastungen der Raumluft, beispielsweise mit
Bakterien, führen und verschiedene Erkrankun gen hervorrufen können.
Die 1998 veröffentlichte Richtlinie des Vereins
Deutscher Ingenieure (VDI) 6022 „Hygiene-Anforderungen an Raumlufttechnische Anlagen und Geräte“ ist im April dieses Jahres in überarbeiteter
Form erschienen. Sie stellt konkrete Anforderungen, wie RLTA geplant, aufgebaut und instand gehalten werden sollten. Gerade die Wartung setzt
besondere Kenntnisse und Fähigkeiten voraus, um
für einen dauerhaften, hygienisch einwandfreien
Betrieb der Anlagen zu sorgen. Mängel in der Wartung können beispielsweise für die Gesundheit der
Angestellten und Patienten in Krankenhäusern ungeahnte Folgen haben.
22
Gerade in Büroräumen, in denen die Angestellten viele Stunden täglich verbringen, werden die
raumlufttechnischen Anlagen teilweise als lästig
empfunden. „Im Volksmund ist dann von ‘Bakterienschleudern’ die Rede“, sagt Dr. Klaus Pohl, Leiter des messtechnischen Dienstes der VBG und Verantwortlicher der Studie, „erstaunlicherweise ist die
Klimaanlage im Auto besser angesehen“. Manche
Mitarbeiter klagen sogar über körperliche Beschwerden oder Erkrankungen: Meist Brennen in
den Augen oder Probleme mit den Atemwegen.
Einhaltung der Richtlinien
Die Studie der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft sollte herausfinden, ob die RTLA tatsächlich
Erkrankungen begünstigen können. Dabei wurde
im ersten Teil der Studie geprüft, ob die Richtlinie
6022 des VDI in Bürobetrieben überhaupt eingehalten wird. 16 Mitgliedsunternehmen der VBG
wurden dafür ausgesucht, wobei es sich ausschließlich um Verwaltungsbetriebe handelte, also
Unternehmen mit reiner Bürotätigkeit.
Eine raumlufttechnische Anlage definiert sich
über „die Gesamtheit der Bauelemente, die zur
ventilatorgestützten Lüftung erforderlich sind“. Dazu zählen beispielsweise auch Klimaanlagen. Um
die Ergebnisse der untersuchten Geräte besser vergleichen zu können, blieben Klimaanlagen genauso wie Dampfbefeuchter oder Luftreinigungsgeräte
bei dieser Studien unberücksichtigt.
Ein Bestandteil der Anlagen sind die Befeuchter-
AUS DER PRAXIS
einheiten. Für die Studie wurde das darin befindliche Befeuchterwasser untersucht und auf Verunreinigungen geprüft. Denn es wurde vermutet, dass
schlecht gewartete RTLA mit mikrobiell verschmutztem Wasser zu Belastungen der Raumluft mit Bakterien und Endotoxinen führen können. Atmen Mitarbeiter diese Stoffe ein, können sie sich
Lungenerkrankungen zuziehen, wie in seltenen Fällen beispielsweise die exogen allergische Alveolitis
(Seite 7) oder das Organic Dust-Toxic Syndrome
(ODTS).
Untersuchung von 54 Materialproben
Insgesamt wurden 54 Proben aus 35 Befeuchteranlagen und den zugehörigen Wasserzuleitungen
entnommen. Das anschließende Aufbereiten und
Untersuchen übernahmen das BGFA und das BGIA.
Im Kompetenz-Zentrum Allergologie /Immunologie des BGFA wurden der Proteingehalt, die pyrogene Aktivität, welche die Konzentration von Endotoxinen wiedergibt, sowie die Antigenität, die
IgG-bindende Komponenten nachweist, bestimmt.
Im mikrobiologischen Labor des BGIA wurden die
Proben auf ihren Gehalt an Bakterien und auf ihre
Bestandteile, den Endotoxinen, untersucht, sowie
auf das Vorhandensein von Legionellen.
gehalts konnten lediglich in neun Proben Abweichungen gefunden werden. Die anderen Untersuchungen brachten zum Teil ebenfalls positive Ergebnisse, allerdings gibt es nicht für alle Stoffe eine
VDI-Richtlinie.
Untersuchung der Raumluft
In vier Betrieben, deren Befeuchterwasser in den
Voruntersuchungen eine hohe mikrobielle Belastung zeigten, wurde zusätzlich die Raumluft in den
Büros untersucht. Die angefeuchtete Luft wird in
den RLTA durch mehrere Filtersysteme befördert,
bevor sie in die Büroraumluft abgegeben wird.
Auch hier war das Ergebnis überraschend: Die
Belastung des Befeuchterwassers selbst ist in der
Raumluft nicht wiederzufinden. Vielmehr entspricht
Häufiges Überschreiten der Richtlinie
Die Ergebnisse waren teilweise sehr unterschiedlich und die vorgeschriebene Richtlinie für
die Konzentration von Bakterien wurde in manchen
Betrieben weit überschritten: Bis zu 1 000 koloniebildende Einheiten pro ml (KBE/ml) sind erlaubt.
17 von 35 Proben lagen über diesem Wert, in 11
wurden sogar über 500 000 KBE/ml festgestellt.
Die höchste Bakterienkonzentration lag bei 7,5 Mio.
KBE/ml. Nachträgliche Recherchen ergaben allerdings, dass die Anlage zu diesem Zeitpunkt ohne
die sonst übliche Zugabe von Desinfektionsmitteln
betrieben wurde.
Die Untersuchung auf Antigeniät zeigte sich bei
18 Proben positiv, bei der Bestimmung des Protein-
Das untersuchte Befeuchterwasser der Anlagen zeigte
eine erhöhte Belastung.
23
die Konzentration an Bakterien und Endotoxinen
am Lüftungsauslass und im Raum der Außenluftkonzentration. „Das Ergebnis passt aber durchaus
zu den Erfahrungen der Arbeitsmediziner“, so PD
Dr. Monika Raulf-Heimsoth, Leiterin des Kompetenz-Zentrums Allergologie /Immunolgie des
BGFA, „in den vergangenen Jahren gab es aus den
Büro- und Verwaltungsbetrieben keine entsprechenden Anzeigen auf Berufskrankheiten und auch keine Hinweise auf andere Erkrankungen“.
Unternehmen nehmen Test ernst
Trotzdem nahmen die Betriebe, die sich für die
Messungen bereit erklärt hatten, die Testergebnisse
ernst. „Sie haben die Untersuchung als Dienstleistung der VBG verstanden“, meint Dr. Klaus Pohl,
„und waren sehr überrascht, wie hoch die einzel-
nen Messwerte waren“. Die betroffenen Betriebe
recherchierten umgehend. Der Fall der extrem hohen
Bakterienwerte konnte auf diese Weise schnell geklärt und der Mangel umgehend behoben werden.
Die VBG empfahl den betroffenen Unternehmen zusätzlich, eine Grundreinigung ihrer Anlagen
vorzunehmen und sie anschließend erneut zu überprüfen. Es konnten zwar Verbesserungen festgestellt werden, allerdings nicht bei allen Anlagen.
Zudem initiiert die VBG Gespräche mit den Anlagenherstellern, um Mängel von vornherein durch
eine geänderte Bauweise zu vermeiden.
Gefährdung bei Wartung der Geräte
Für die Angestellten, die in den belüfteten Räumen arbeiten, konnte durch die Studie eine Gefährdung ausgeschlossen werden. Dies gilt aber
Versuchsaufbau der Studienreihe in den Verwaltungsgebäuden: Geräte messen Belastungen der Raumluft.
24
AUS DER PRAXIS
wie persönlicher Atemschutz: eine eng anliegende,
so genannte FFP2-Maske. Neben der Ausrüstung
benötigen die Mitarbeiter regelmäßige Informationsveranstaltungen, Weiterbildungen und Unterweisungen, um mit den entsprechenden raumlufttechnischen Anlagen umgehen zu können.
Spezielle Vorsorguntersuchungen
Raumlufttechnische Anlage
nicht für das Wartungspersonal. Für sie sind in der
Richtlinie des VDI ausdrücklich Maßnahmen beschrieben. „Da das Wartungspersonal bei der Reinigung einer Gefährdung durch biologische Arbeitsstoffe wie Bakterien ausgesetzt sein kann,
unterliegt diese Tätigkeit der Biostoffverordnung“,
erklärt Dr. Pohl, „Unternehmer müssen deshalb
Schutzmaßnahmen ergreifen“.
Besonders bei der Grundreinigung von Befeuchteranlagen ist mit einer erhöhten Aerosolkonzentration von Mikroorganismen in der Atemluft zu
rechnen. Ebenso ist eine Aufnahme von biologischen Arbeitsstoffen durch den Mund möglich. Entsprechende Schutzkleidung ist daher unverzichtbar.
Dazu gehören Schutzkleidung, Sicherheitsschuhe,
geeignete Schutzhandschuhe, eine Schutzbrille so-
Ein gestecktes Ziel der Studie betrifft die langfristige Gesundheit der beschäftigten Wartungsarbeiter:
Für sie soll der Unternehmer spezielle Vorsorgeuntersuchungen anbieten. „Die Untersuchungen entsprechen der Biostoff- und Gefahrstoffverordnung
für Feuchtearbeiten“, so Dr. Pohl, „sie sollen sowohl
vor der Beschäftigung, als auch anschließend in regelmäßigen Abständen durch den Betriebsarzt angeboten werden“. Bisher gibt es Angebotsuntersuchungen ab zwei Stunden Feuchtarbeiten täglich
und Pflichtuntersuchungen ab vier Stunden täglich.
Das Ergebnis der Studie wird zurzeit in Fachkreisen vorgestellt und diskutiert. Die VBG setzt sich
für die Einhaltung der Richtlinien des VDI in den Mitgliedsunternehmen ein. Weitere Messungen könnten klären, ob sich das Ergebnis auch bei einer
größeren Zahl von Unternehmen bestätigt.
Die Autorin:
Vicki Marschall
BGFA
25
Holzstaub in
der Diskussion
Internationaler Kongress
„Wood Dust“ in Straßburg
Holzstaub gilt als ein Risikofaktor für allergische,
irritative und bösartige Erkrankungen der Atem wege. Mit der beruflichen Belastung gegenüber
Holzstaub befassten sich rund 300 Wissen schaftler von Universitäten, staatlichen Behörden
und Industrie aus Europa und Übersee beim in ternationalen Kongress „Wood Dust“ in Straß burg vom 25. bis 27. Oktober. Schwerpunkte
waren Holzstaubmessungen, Expositionsabschätzung, biologische Wirkungsmechanismen, Risikoabschätzung, -management und -kontrolle. Die
Tagung wurde vom Institut National de Recherche
et de Securite (INRS) organisiert in Kooperation
mit der Holz-Berufsgenossenschaft, dem BGIA,
dem BGFA sowie weiteren Institutionen.
In den 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen
Union (EU-25) sind derzeit rund 3,6 Millionen Beschäftigte beruflich gegenüber inhalierbarem Holzstaub exponiert – davon allein in Deutschland
mehr als 700 000 Beschäftigte. Insgesamt sind europaweit etwa 40 Prozent dieser Beschäftigten
Holzstaubkonzentrationen über 2mg/m3 ausgesetzt. Etwa 16 Prozent der Belasteten sind gegenüber Holzstaubkonzentrationen über 5mg/m3 exponiert, allein in Deutschland etwa 110 000
Beschäftigte. Der Anteil von Hartholz und Weichholz variiert zwischen den Ländern und lässt sich
schwierig ermitteln. Etwa 80 Prozent aller Beschäftigten haben Mischexpositionen, insbesondere in
der Möbelindustrie auch gegenüber Spanplatten.
Das sind Ergebnisse des EU-Projektes WOODEX,
die während des Kongresses von Timo Kauppinen
vom Finish Institute of Occupational Health (FIOH)
vorgestellt wurden.
Isabell Groß vom Kompetenz-Zentrum Epidemiologie des BGFA präsentierte das deutsche Teilprojekt von WOODEX. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Holz-BG “Exposure to Inhalable
Wood Dust in German Wood Industries“, das unter
anderem den Zeitverlauf der Belastungen mit inhalierbarem Holzstaub darstellt. Danach hat die
durchschnittliche Exposition von 2,24mg/m3 im
26
Jahr 1986 auf 1,38mg/m3 im Jahr 1999 abgenommen. Dieser Rückgang ist vor allem auf das
Absaugen von Holzstaub während des Arbeitsprozesses zurückzuführen. Die in der Vergangenheit
eingeleiteten Präventionsmaßnahmen führen heute
dazu, dass in auch kleineren Betrieben die Belastungen gegenüber Holzstaub am Arbeitsplatz
deutlich gesenkt werden konnten.
Gesundheitliche Wirkungen
Eine erhöhte berufliche Exposition gegenüber
Holzstaub kann in den Atemwegen zu irritativen
und allergischen Reaktionen führen. Hartholzstaub
(Eiche und Buche) kann daneben bei entsprechender Exposition zu bösartigen Tumoren im Bereich
der Nase führen. Schätzungen gehen pro Jahr von
etwa 25 bis 60 diesbezüglichen Nasenkrebsfälle
europaweit aus. Der kanadische Wissenschaftler
Professor Paul Demers sprach besonders die irritativen und allergischen Reaktionen der Atemwege
an, die durch spezifische Holzarten hervorgerufen
werden. Fazit seines Beitrages: Es ist äußerst
schwierig festzulegen, ab welcher Holzstaubkonzentration sowohl gut- als auch bösartige Erkrankungen der Atemwege auftreten können. Dabei ist
gleichfalls auch offen, welche Partikelfraktionen
bedeutsam sind.
Während bösartige Tumoren der Nase durch
Belastungen gegenüber Hartholzstaub entstehen
können, werden irritative und allergische Reaktionen der Atemwege durch eine Vielzahl von Hartund Weichholzstäube hervorgerufen. So können
beispielsweise bei Sägewerkarbeitern neben Holzstäuben auch andere Komponenten des organischen Staubes, wie Endotoxine, ursächlich für die
Atemwegsbeschwerden sein.
Dr. Beate Pesch, Leiterin des Kompetenz-Zentrums Epidemiologie am BGFA stellte erste Ergebnisse einer industriebasierten Fall-Kontroll-Studie
von Versicherten der Holz-BG vor. Mit den vorhandenen und nachgestellten Messungen für inhalierbaren Holzstaub wurde eine Job-Expositions-Matrix aufgestellt, um quantitative Expositionsdaten
KONGRESS
Beate Pesch, Monika Raulf-Heimsoth, Sabine Kespohl,
Peter Rozynek, Thomas Brüning
sundheitsbasierten Holzstaubgrenzwert, den tatsächlichen Allergengehalt am Arbeitsplatz zu messen
und Maßnahmen zur Prävention oder Reduktion
der Allergenbelastung zu verifizieren.
Die erstmalige Entdeckung der sensibilisierenBiologische Wirkungsmechanismen
den Wirkung von Robinienholzstaub bei zwei exponierten Beschäftigten präsentierte PD Dr. Monika
In einem Übersichtsvortrag stellte Professor Fritz
Raulf-Heimsoth, Leiterin des Kompetenz-Zentrums
Krombach, LMU München, die aktuelle Daten zu holzAllergologie/Immunologie am BGFA in ihrem Beitrag.
staubinduzierten Entzündungen am Bronchialtrakt
Die Arbeitsgruppe von Dr. Kirsti Husgafvel-Purim Ratten-/Mausmodell dar. Dabei fanden insbesianen am Finish Institute of Occupational Health
sondere proinflammatorische Cytokine und Chestellte Untersuchungen zur Analyse von Mutationen
mokine nach Hart- und Weichholzexposition Beim Tumor-Supressor-Gen TP53 bei sino-nasalen
rücksichtigung. Eine vorherige Hitzebehandlung
des Holzes, beispielsweise durch technische TrockTumoren von Holzstaubexponierten vor. Die Arnung, reduzierte den oxidativen Stress auf Lungenbeitsgruppe untersuchte insgesamt mehr als 400
makrophagen.
Nasenkrebsfälle aus den jeweiligen nationalen
Die nachfolgenden Vorträge stellten die allergiKrebsregistern von Frankreich, Dänemark und
schen und kanzerogenen Mechanismen vor, die
Finnland auf TP53-Mutationen. Die analysierten
durch Holzstaubexposition verursacht werden könProben zeigten eine Mutationsfrequenz im TP53nen: So präsentierte Dr. Sabine Kespohl vom
Gen von 70-85 Prozent. Mutationen fanden sich
BGFA-Kompetenz-Zentrum Allergologie/Immunobevorzugt im Exon 5 des Gens. Die Ergebnisse belogie die Daten zur IgE-vermittelten Sensibilisiezüglich Mutationen im RAS-Onkogen in den gleichen
rung durch Abachiholz.
Proben wurden von Jette
Durch die Identifizierung
Bornholdt vom National
des Hauptallergens aus
Institute of Occupational
Abachiholz als Klasse I
Health, Kopenhagen vorChitinase konnte eine pogestellt. Hierbei wurden in
tentielle Kreuzreaktion zu
Adenokarzinomen der Nase Mutationen der Codons
anderen pflanzlichen Stof12 und/oder 13 in 7 Profen wie Latex gezeigt werzent der Fälle gefunden.
den. Basierend auf dem
identifizierten HauptallerTrotz umfangreicher Daten
gen war es möglich, einen
unter anderem zur Arsensitiven und zuverlässibeitshistorie konnten bisgen Quantifizierungstest Wissenschaftler des BGFA und Vertreter der Berufsgenos- her keine expositionsspezu entwickeln, mit dem senschaften beim Wood-Dust-Kongress in Straßburg.
zifischen Mutationsmuster
der tatsächliche Abachialfestgestellt werden.
lergengehalt im Holzstaub gemessen werden
Untersuchungen zu TP53- und KRAS-Genalterakonnte. Dabei zeigt sich, dass der Allergengehalt
tionen wurden auch in einer von Dipl.-Biol. Peter
eines Holzes nicht nur speziesabhängig ist, sonRozynek, BGFA, vorgestellten Studie an 48 Adenodern ebenfalls innerhalb der verarbeiteten Holzenkarzinomen bei Beschäftigten der Holzindustrie
titäten variiert.
nach einer Laser-Mikrodissektion mittels DirektseMit dem vorgestellten Testsystem ist es zukünftig
quenzierung untersucht. Die entsprechenden Expomöglich, insbesondere im Hinblick auf einen gesitionsdaten und Arbeitsanamnesen wurden von
für die Abschätzung von Dosis-Wirkungs-Beziehungen bereitzustellen. Unsicherheiten bestehen derzeit in der Abschätzung der historischen Belastung.
27
der Holz-BG zur Verfügung gestellt. Die Mutationsrate in TP53 lag bei 40 Prozent, wobei zu beachten
ist, dass im Gegensatz zur finnischen Arbeitsgruppe bislang nur Exon 7 und 8 untersucht werden
konnten. Bei KRAS lag die Mutationsrate mit 14
Prozent in dem bisher in anderen Studien berichteten Bereich von 3 bis 15 Prozent. Auch in dieser
Studie konnte bisher kein Mutationsmuster in Abhängigkeit von einer Exposition festgestellt werden.
Risikoabschätzung
Der Vorsitzende des „Scientific Committee on
Occupational Exposure Limits“ (SCOEL) Professor
Vito Foa stellte die aktuelle Risikobewertung von
Holzstaub vor. Für Nasenkrebs ist Holzstaub aufgrund der epidemiologischen Studien ein gesicherter Risikofaktor, jedoch kann nach Einschätzung
von SCOEL derzeit aufgrund unzureichender Expositionsdaten kein gesundheitsbasierter Arbeitsplatzgrenzwert hergeleitet werden.
Besonders hoch sei das Risiko für Adenokarzinome der Nasenhöhlen und –nebenhöhlen. Dagegen
sind die Befunde für Plattenepithelkarzinome weniger deutlich. Besondere Probleme stellen sich bei
der Bewertung von gemischt differenzierten Tumoren
mit adenoiden und plattenepithelialen Strukturen
dar. Eine klare Unterscheidung der Wirkung nach
Hart- und Weichholz kann nach SCOEL derzeit
nicht gegeben werden. Tierexperimentelle Daten
lieferten hier bisher keine geeigneten Informationen.
Neben dem allergischen Asthma, das häufig
aber nicht ausschließlich durch tropische Hölzer
verursacht wird, können auch Symptome einer allergischen Alveolitis, die primär durch Kontaminationen des Holzes mit Schimmelpilzen hervorgerufen werden, sowie Husten, chronische Bronchitis
und Veränderungen der Lungenfunktionen bis hin
zur idiopatischen Lungenfibrose auftreten.
Risikomanagement und Risikokontrolle
Die Vorträge der letzten Sektion befassten sich
mit Präventionsmaßnahmen: Dazu gehören tech-
28
nologische Veränderungen wie Abkapselung von
Prozessen und verbesserte Raumbelüftung und Absaugung. Insbesondere Lasertechnologien liefern
präzisere Produkte, die Nacharbeiten wie Schleifen
reduzieren. Thomas von der Heyden aus dem
BGIA berichtete anschaulich, dass nur zwei Stück
Würfelzucker einer Konzentration von 0,2 mg/m3
in einem großen Vortragsraum entsprechen. Derartig geringe Staubkonzentration können zum Beispiel durch den „dust exctractor“ erzielt werden,
der eingehender auf dem Kongress vorgestellt wurde.
Insgesamt gab die Konferenz einen fundierten
Überblick zu vielen Fragen im Zusammenhang mit
beruflichen Holzstaubexpositionen. Die konstruktive
Arbeitsatmosphäre regte darüber hinaus intensive
Diskussionen an. Alle fünf Beiträge des BGFA fanden
eine positive Resonanz und waren Anknüpfungspunkte für zukünftige Kooperationen mit anderen
Wissenschaftlern, insbesondere aus Skandinavien.
Die Autoren:
Prof. Dr. Thomas Brüning, Dr. Sabine Kespohl,
Dr. Beate Pesch, PD Dr. Monika Raulf-Heimsoth,
Peter Rozynek
BGFA
Die Beiträge des BGFA:
Groß IM, Pierl CB, Brüning T, Pesch B, Schulze J: Exposure to Inhalable Wood Dust in German Wood Industries
Kespohl S, Sander I, Schulze J, Wolf J, Poppe M, Brüning T, Raulf-Heimsoth M: Identification and Assessment of Workplace Related Obeche Wood Allergens
Pesch B, Pierl CB, Meier M, Lepentsiotis V, Schulze J,
Wolf J, Brüning T: Inhalable wood dust and chemical
exposures and nasal adenocarcinoma – Results of a
German industry-based case-control study
Raulf-Heimsoth M, Kespohl S, Merget R, Overlack A,
Brüning T: Locust Wood Dust (Robinia Pseudoacacia L.)
was detected as a Novel Occupational Wood Allergen
Rozynek P, Johnen G, Stockmann H, Wolf J, Schulze J,
Hannig H, Pierl C, Hattenberger S, Donhuijsen K,
Pesch B, Brüning T: Analysis of TP53 und KRAS gene
mutations in nasal adenocarcinomas of wood dust-exposed workers
Literatur aus dem BGFA
Monika Zaghow
Auswirkungen beruflicher Exposition
gegenüber Dämpfen aus Bitumen bei der
Heißverarbeitung
Marczynski B, Raulf-Heimsoth M, Preuss R, Kappler
M, Schott K, Pesch B, Zoubek G, Hahn JU, Mensing
T, Angerer J, Käfferlein HU, Brüning T. Assessment of
DNA Damage in WBCs of Workers Occupationally
exposed to fumes and aerosols of bitumen. Cancer
Epid Biomarkers Prev 2006; 15: 645-651
Der im Baugewerbe vielfach eingesetzte Gussasphalt besteht aus dem Erdölprodukt Bitumen sowie Splitt und Sand. Dämpfe aus heiß verarbeitetem Bitumen stehen im Verdacht Krebs erregend zu
sein. Die potenzielle kanzerogene Wirkung von Bitumen wird der Anwesenheit von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) zugerechnet.
In der Studie von Marczynski et al. wurden vorund nach der Schicht (Cross-Shift-Studie) 66 Gussasphaltierer mit und 49 gleichaltrige Bauarbeiter
ohne Exposition gegenüber Bitumen untersucht.
Zweidrittel der Bitumenexponierten waren Raucher.
In der Referenzgruppe waren es 40 Prozent.
Für die einzelnen Arbeiter wurden im Rahmen
des Ambient Monitorings die Konzentration von
Dämpfen aus Bitumen in der Luft sowie die innere
Exposition durch die Bestimmung verschiedener
PAK-Metabolite im Urin gemessen. Um die möglicherweise genotoxische Wirkung von Dämpfen aus
Bitumen zu bestimmen, wurden die weißen Blutzellen der Beschäftigten auf nichtspezifischen DNAAddukte (8-oxo-7,8-dihydro-2’deoxyguanosin),
DNA-Strangbrüche und alkalilabile Stellen der
DNA untersucht.
Die Konzentrationen der PAK-Metabolite (1-Hydroxypyren und Hydroxyphenanthrene) im Urin
korrelierten gut mit den Konzentrationen von
Dämpfen aus Bitumen in der Luft.
Bitumen exponierte Beschäftigte wiesen sowohl
vor als auch nach der Schicht mehr DNA-Strangbrüche auf als die Personen der Kontrollgruppe.
Außerdem konnte hier auch eine signifikante Korrelation mit der inneren Belastung durch PAK-Me-
tabolite ermittelt werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass an Arbeitsplätzen
mit einer Exposition gegenüber Dämpfen aus Bitumen eine Schädigung der DNA auftreten kann.
Bessere Prävention allergischer Erkrankungen im Bäckerhandwerk durch standardisier te Messmethoden
Bogdanovic J, Wouters IM, Sander I, Raulf-Heimsoth
M, Elms J, Rodrigo J, Heederik DJJ, Doekes G. Airborne exposure to wheat allergens: measurement by
human immunoglobulin G4 and rabbit immunoglobulin G immunoassays. Clin Exp Allergy 2006; 36:
1168-1175
In Bäckereien und Getreidemühlen kommen
Weizenallergene in der Luft vor. Sie stellen häufig
die Ursache für berufsbedingte Rhinitis und Asthma
bei den dort beschäftigten Personen dar. Einfache
und verlässliche Methoden zur Messung dieser Allergene sind eine Voraussetzung, um die Allergenkonzentrationen zu bestimmen und mögliche präventive Maßnahmen zu ergreifen.
In der Studie von Bogdanovic et al, die zu dem
von der EU geförderten MOCALEX-Projekt gehört,
an dem auch das BGFA beteiligt war, wurden drei
verschiedene Verfahren zum Nachweis von Weizenallergenen miteinander verglichen.
Neu entwickelt wurden auf polyklonalen Kaninchen IgG basierende Enzymimmunoassays (EIA)
für Weizenallergene, zum einen ein Inhibitionstest,
zum anderen ein Sandwich-EIA. Beide wurden miteinander und mit dem bisher eingesetzten humanen IgG4 Inhibitionsassay verglichen. Getestet
wurden 432 Luftstaubproben aus Bäckereien und
Getreidemühlen aus den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Großbritannien.
Es zeigte sich, dass die drei verschiedenen Testverfahren gut übereinstimmende Ergebnisse liefern. Allerdings war der Sandwich-EIA empfindli-
29
KONGRESS/ FÜR SIE GELESEN
Für Sie gelesen
cher, als die beiden Inhibitionstests.
Somit stellt der Kaninchen IgG EIA eine valide
Alternative zum human IgG4 Inhibitions-EIA dar.
Empfohlen wird der Inhibitions-EIA für Routinemessungen von Weizenallergenen. Der Sandwich-EIA
eignet sich hingegen gut für den Nachweis geringer Allergenmengen, wie sie z.B. bei Kurzzeitexpositionen vorkommen.
Neue beruflich bedingte Holzallergene
entdeckt
Kespohl S, Merget R, Overlack A, Brüning T, RaulfHeimsoth M: Detection of a novel occupational
wood allergens in locust wood dust (Robinia pseudoacacia L.). J Allergy Clin Immunol 2006; 118:
522-523
In der Holz verarbeitenden Industrie wird immer
wieder über Allergien berichtet, die durch Holzstaubexposition verursacht werden. Im Folgenden
werden die Fälle von zwei beruflich gegenüber Robinienholzstaub exponierten, erkrankten Patienten
beschrieben.
Patient 1 war als Schlosser in einem Betrieb, der
Spielgerüste herstellt, tätig. Er hatte in der Regel
keinen Kontakt zu Robinienholzstaub. Jedoch nach
einer einmalig erhöhten Exposition klagte er über
Kurzatmigkeit, Augenbrennen und Schnupfen. In
einem Hautpricktest reagierte er positiv auf verschiedene Umweltallergene und auf Robinienholzextrakt. Gegenüber anderen Hölzern zeigte der Patient
keine
Reaktionen.
Im
spezifischen
Provokationstest reagierte er auf den im BGFA hergestellten Robinienholz-Extrakt mit einem signifikanten Anstieg des Atemwegswiderstandes.
Der zweite Patient arbeitete als Schreiner ebenfalls in einem Betrieb, der Spielgeräte herstellt. Er
war gegenüber Stäuben unterschiedlicher Hölzer
exponiert. Er berichtete über arbeitsplatzbezogene
Kurzatmigkeit, die auch in seiner Freizeit andauer-
30
te. Bei ihm wurden lediglich Umweltallergene im
Hautpricktest untersucht. Auf einen spezifischen
Provokationstest mit Robinienholz wurde verzichtet,
da bereits die Spirometrie eine schwere Atemwegsobstruktion gezeigt hatte.
Um eine allergische Erkrankung vom Typ I gegen
Robinienholz abzuklären, wurde das spezifische
IgE in vitro untersucht. Hierzu wurden die Seren der
Patienten mit einem eigens im BGFA hergestellten
ImmunoCAP Robinienholzstaubextrakt getestet. Dabei zeigte sich, dass beide Patienten gegen Robinienholz sensibilisiert waren, jedoch nicht gegen
andere Hölzer. Im Rahmen von ImmunoCAP Inhibitionsexperimenten konnte keine Kreuzreaktion
der Seren zwischen Robinienholz und anderen Umweltallergenen oder Kohlenhydratdeterminanten
festgestellt werden.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine IgE-vermittelte Allergie gegen Robinienholz ein verstärktes
Risiko in sich birgt, ein berufsbedingtes Asthma zu
entwickeln.
FÜR SIE GELESEN
Für Sie gelesen
Internationale Literatur
PAK-DNA-Adduktbestimmung mittels
– Jahrzehntelang fehler haft interpretierte Forschungsergebnisse?
32 P-postlabeling
Jamal M. Arif, Carolyn Dresler, Margie L. Clapper, C.
Gary Gairola, Cidambi Srinivasan, Ronald A. Lubet
und Ramesh C. Gupta: Lung DNA Adducts Detected in
Human Smokers Are Unrelated to Typical Polyaromatic
Carcinogens. Chem Res Toxicol, 2006, 19, 295-299
Seit Beginn der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts werden Reaktionsprodukte Polyzyklischer
Aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) mit der
Erbsubstanz (DNA) mittels 32P-Postlabeling nachgewiesen (Gupta et al., Carcinogensis 1982, 3:
1081; Reddy und Randerath, Carcinogenesis
1986, 7: 1543). Mit der beschriebenen Methodik
lassen sich beeindruckende Nachweisgrenzen von
nur einem PAK-DNA-Addukt pro 109 normalen
DNA-Nukleotiden erzielen. Die Methode erlangte
„Berühmtheit“, als damit erstmals eine positive Assoziation zwischen PAK-DNA-Addukten in menschlichem Lungengewebe und den Rauchgewohnheiten
festgestellt werden konnte, und somit PAK als verursachende Agenzien für Lungenkrebs in den Mittelpunkt des Interesses rückten (Phillips et al., Nature 1988, 366: 790).
Obwohl es aufgrund der Reproduzierbarkeit
der Methode und der Nichtverfügbarkeit von DNAAddukt-Standards zur quantitativen Standardisierung sowie unklarer Dosis-Wirkungsbeziehungen
schon immer Kritiker des 32P-Postlabeling gab,
wurden die grundlegenden Ergebnisse – nämlich
die Identität der PAK-DNA-Addukte – nicht angezweifelt. Die neuesten Ergebnisse der Arbeitsgruppe um einen der Erfinder des 32P-Postlabeling, Ramesh Gupta selbst, werfen nun allerdings einen
Schatten auf die Methodik. Und damit auch auf die
Aussagen zum Zusammenhang zwischen PAK und
der Entstehung von Lungenkrebs, die aus Studien
des 32P-Postlabeling gezogen werden: Aufgrund
experimenteller Fortschritte in der Chromatographie sowie der synthetischen Herstellung von spezifischen PAK-DNA-Adduktstandards in-vitro konnte
die Arbeitsgruppe um Jamal Arif und Ramesh Gupta
in Lungengewebe von Rauchern zeigen, dass DNAAddukte, die man mit der bisherigen Methode des
32P-Postlabeling für PAK-DNA-Addukte hielt, nicht
unbedingt mit PAK assoziiert sind.
Die Auswertung von menschlichem Lungengewebe mit neuen Methoden zeigte – wie bereits im
Tierversuch vor längerer Zeit (Gupta et al., Cancer
Res. 1989, 49: 1916; Arif et al., Int. J. Oncol. 1997,
11: 1227) – dass die festgestellten Addukte nicht
durch PAK verursacht wurden, sondern ihren Ursprung in einer Exposition gegenüber DNA-verknüpfenden Verbindungen, wie Formaldehyd, Acetaldheyd, 1,3-Butadien und Katechole hatten: Alles
Verbindungen, die um ein Vielfaches höher im Zigarettenrauch enthalten sind als PAK.
Kommentar: Mit dieser Erkenntnis könnten 30
Jahre Forschung, die einen Zusammenhang zwischen PAK-DNA-Addukten auf Basis von 32P-Postlabeling und Lungenkrebs diskutierten, in Frage
gestellt werden – und das sogar aufgrund von Erkenntnissen, die der „Erfinder“ des 32P-Postlabelings selbst publizierte. Ramesh Gupta ist damit als
selbstkritischer Wissenschaftler wohl wesentlich reflektierter mit seinen eigenen Methoden umgegangen als all die Forscher, die seine Methode ungeprüft und kritiklos nutzten und damit letztendlich
ihre eigenen Studien mit hoher Wahrscheinlichkeit
fehlinterpretierten.
Dr. Heiko U. Käfferlein
Asbest in Deutschland
O. Hagemeyer, H. Otten, T. Kraus: Asbestos consumption, asbestos exposure and asbestos-related occupational diseases in Germany. Int Arch Occup Environ Health, 2006, 79: 613-620.
In Deutschland und zahlreichen anderen Industrienationen gilt Asbest als eine der Hauptursachen von Berufskrankheiten, insbesondere bösartige Erkrankungen. Hagemeyer et al. geben in
31
Für Sie gelesen
Internationale Literatur
ihrem in der Zeitschrift International Archives of
Occupational and Environmental Health erschienenen Beitrag eine umfassende Übersicht zu Asbestverbrauch, Asbestexpositionen und asbestassoziierten Berufskrankheiten in Deutschland.
Bereits 1938 wurde erstmals ein kausaler Zusammenhang zwischen Asbest und bösartigen Lungentumoren vermutet. Dennoch dauerte es über
50 Jahre bis in Deutschland 1993 ein generelles
Verbot für den Umgang mit Asbest in Kraft trat.
Nahezu drei Viertel der beruflich bedingten Krebserkrankungen sind heute Asbest assoziiert. Und die
Anzahl der Erkrankungen stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an. Zurückzuführen ist dies auf
die zum Teil lange Latenzzeit zwischen einer Asbestexposition und der Manifestation der Erkrankung,
bei Mesotheliomen beispielsweise bis zu 40 Jahre.
Kontinuierliche arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen von Asbestexponierten sind daher
heute zentraler Bestandteil der Präventionsarbeit
der Berufsgenossenschaften. Von entscheidender
Bedeutung war die Gründung der Zentralstelle zur
Erfassung asbeststaubgefährdeter Arbeitnehmer
(ZAs), die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen nicht nur während der Ausübung von gefährdenden Tätigkeiten, sondern auch nach dem
Ausscheiden aus dem Arbeitsleben ermöglicht. Eine weitere zentrale Einrichtung der Berufsgenossenschaften ist das Deutsche Mesotheliomregister,
das Aufgaben im Bereich der Dokumentation und
Diagnosesicherung von Mesotheliomen wahrnimmt, Lungenstaubanalysen durchführt und wissenschaftliche Fragestellungen zu asbestassoziierten
Erkrankungen bearbeitet. Für die Arbeitsmedizin
spielen diese etablierten Strukturen in Deutschland
eine Schlüsselrolle, da die gesammelten Daten als
Grundlage für die weitere wissenschaftliche Forschung der asbestassoziierten Erkrankungen dienen.
Kommentar: Hagemeyer et al. geben in ihrer
Übersicht einen chronologischen Überblick über
die Bedeutung von Asbest, die Quantifizierung der
Exposition und die Entwicklung des gesetzlichen
Regelwerks in Deutschland. Darüber hinaus befas-
32
sen sie sich wesentlich mit den arbeitsmedizinischen Aspekten asbestassoziierter Erkrankungen,
insbesondere bei Mesotheliomen.
Die Autoren fassen wichtige, bislang vornehmlich deutschsprachig publizierte Daten zu asbestassoziierten Erkrankungen zusammen, die bisher im
internationalen Schrifttum so kaum bekannt waren.
Wichtigster Aspekt ist dabei, dass die Autoren international einmalige Einrichtungen wie die ZAs und
die nachgehenden Untersuchungen hervorheben,
ohne die die bisherige Forschung nicht möglich gewesen wäre. Auch zukünftige Forschung und Fortschritte werden von diesen einmaligen Einrichtungen profitieren.
Der Beitrag ist dazu geeignet, zukünftig verstärkt internationale Kooperationen anzuregen. Ein
vielversprechender Ansatz ist dabei die Aufstellung
eines großen Hochrisiko-Kollektivs, beispielsweise
zur Evaluierung von neuen diagnostischen Methoden in prospektiven Studien. Vor allem neue molekulare Marker werden hier eine wichtige Rolle bei
der Früherkennung maligner Erkrankungen spielen. In Zukunft werden somit bedeutende Beiträge
zur Prävention, Diagnose und letztendlich auch
verbesserten Therapie zu erwarten sein.
Dr. Daniel G. Weber /Dr. Georg Johnen
Kardiovaskuläre Erkrankungen im
Uranbergbau
M. Kreuzer, M. Kreisheimer, M. Kandel, M. Schnelzer,
A. Tensche, B. Grosche: Mortality from cardiovascular
diseases in the German uranium miners cohort study,
1946-1998. Radiat Environ Biophys, 2006, 45 (3): 159-166
Strahlung erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken – dies ist seit Jahrzehnten eine bekannte Tatsache. Eine erhöhte Sterblichkeit durch Erkrankungen
des Herz-Kreislaufsystems durch ionisierende Strahlung wurde erstmals bei den japanischen Atombombenüberlebenden beobachtet. Falls niedrig dosierte ionisierende Strahlung tatsächlich für eine
Kommentar: Die Deutsche Uranbergarbeiterstudie ist aufgrund ihrer Größe und mittels der Einmaligkeit ihrer Expositionserfassung geeignet,
durch ionisierende Strahlung verursachte Erkrankungen aufzudecken. Die Resultate dieser Untersuchung bestätigen die Ergebnisse der meisten anderen Bergarbeiterstudien in diesem Bereich. Zu
beachten ist, dass Uranbergarbeiter außer Strahlung auch gegenüber Staub und Quarz exponiert
waren, die möglicherweise ebenfalls von Strahlung
unabhängige Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem
hatten. Ebenfalls ist die Qualität der erhobenen Todesursachen durch Totenscheine zu bemängeln, zu
der es in der Bundesrepublik leider derzeit keine Alternative gibt. Insgesamt scheinen sich aber die Hinweise zu verdichten, dass Strahlung keinen Effekt
auf die Herz-Kreislaufmortalität hat.
Dipl. Stat. Dirk Taeger
Impressum
Herausgeber
Berufsgenossenschaftliches
Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA)
Institut der Ruhr-Universtität Bochum
Redaktio n
Vicki Marschall, Dr. Thorsten Wiethege
Gestaltung
Vicki Marschall, Bernd Naurath
Bildnachweis
Bernd Naurath, Andreas Ren, Dirk Taeger,
Britta Zurstraßen, HVBG, VBG, enius AG,
IARC, photocase.com, PixelQuelle.de
Druck
Druckzentrum Hußmann, Bochum
Auflage:
1500 Exemplare
ISSN
ISSN 1612-9857
Erscheinungsweise
3x jährlich
Kontakt
BGFA
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
D- 44789 Bochum
Telefon: (0234) 302-4501
Fax:
(0234) 302-4505
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.bgfa.de
33
FÜR SIE GELESEN /IMPRESSUM
Erhöhung der Herz-Kreislaufmortalität verantwortlich ist, hätte dies eine große gesundheitspolitische
Bedeutung. Allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz dafür nicht gegeben. Wissenschaftliche Untersuchungen an beruflich belasteten Kollektiven
sind ebenfalls nicht eindeutig, weisen aber eher auf
keinen vorhandenen Effekt hin. Kreuzer et al. versuchen anhand der Deutschen Uranbergarbeiterstudie des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) der
Frage nachzugehen, ob Bergleute, die einer ionisierenden Strahlung ausgesetzt waren, ein erhöhtes
Risiko haben, an kardiovaskulären Erkrankungen
zu sterben. In ihrer Kohorte von knapp 60 000
Bergleuten, die zwischen 1946 und 1989 bei der
Wismut beschäftigt waren, einer Job-Expositionsmatrix die Radon und ihre Folgeprodukte, Gamma-Strahlung und langlebige Alpha-Strahlung berücksichtigt und einem Mortalitäts Follow-Up bis
zum Jahr 1998, fanden die Autoren mittels Regressionsmodellen keinen Zusammenhang zwischen
kardiovaskulärer Mortalität und Strahlenexposition.
Termine
Arbeitsmedizin /Betriebsmedizin Kurse 2006 /2007
AKADEMIE FÜR ÄRZTLICHE FORTBILDUN G / ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE
Die Kurse (A /B /C) sind Bestandteil zur Erlangung der Gebietsbezeichnung „Arbeitsmedizin“ und der Zusatz-Weiterbildung „Betriebsmedizin“ gemäß Weiterbildungsordnung der ÄKWL vom 26.07.2005. Die Kurse sind zudem gemäß Kursbuch „Arbeitsmedizin“ der Bundesärztekammer ausgerichtet und mit 60 Punkten pro Abschnitt zertifiziert. Kursteil A (propädeutischer Grundkurs) wurde im November beendet und wird voraussichtlich 2008 wieder angeboten.
Ort: Bochum, BGFA /BG Kliniken Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
Gesamtleitung :
Prof. Dr. med. Thomas Brüning ,
Direktor des BGFA
Leitung der Abschnitte A, B und C 1:
Prof. Dr. med. Thomas Brüning ,
Direktor BGFA, Dr. med. Peter Cze schinski, Ltd. Arzt des Arbeitsmedizinischen Dienstes des Universitätsklinikums Münster, Dr. med. Volker
Harth, MPH, BGFA, Prof. Dr. med.
Rolf Merget, Leitender Arzt des BGFA,
Leitung der Abschnitte C 2:
Dr. med. Bernd Schubert, Ärztlicher
Direktor des Werksärztlichen Dienstes, Veba Oel VerarbeitungsGmbH, Gelsenkirchen
Teilnehmergebühren pro Abschnitt:
Euro 395,00 (Mitgl. der Akademie)
Euro 450,00 (Nichtmitglieder)
Euro 350,00 (Arbeitslose Ärzte/innen)
Auskunft unter Tel. 0251/ 929-2202 oder Fax 0251/ 929-2249. Schriftliche Anmeldung erforderlich an: Akademie für ärztliche Fortbildung der ÄKWL und der
KVWL, Postfach 4067, 48022 Münster, E-Mail: [email protected]
Nutzen Sie den Online-Fortbildungskatalog um sich für die Veranstaltungen Ihrer
Wahl per E-Mail anzumelden: www.aekwl.de
Termine Kursteil B:
Abschnitt B1:
Mo., 16.04. bis Fr., 20.04.07 und
Mo., 23.04. bis Mi., 25.04.07
Abschnitt B2:
Mo., 11.06. bis Fr., 15.06.07 und
Mo., 18.06. bis Mi., 20.06.07
Termine Kursteil C:
Abschnitt C1:
Mo., 10.09. bis Fr., 14.09.07 und
Mo., 17.09. bis Mi., 19.09.07
Abschnitt C2:
Mo., 05.11. bis Fr., 09.11.07 und
Mo., 12.11. bis Mi., 14.11.07
Arbeitsmedizin/Toxikologie
„Deutsch-Niederländischer Occupational Toxicology Course“ vom 18.-29.06.2007
Der zweiwöchige Kurs wird 2007 an der niederländischen Universität Nijmegen, am Institut für Arbeitsmedizin an der
Universität Dortmund (IfADo) und am BGFA stattfinden: Vom 18. und 19.06.07 in Nimwegen und vom 20.-29.06.07
am IfADo. Am 25.06.07 ist eine Exkursion zum BGFA geplant. Der Kurs verfolgt das Ziel, einen Überblick über die Arbeitstoxikologie zu geben. Inhaltlich beschäftigt er sich mit Prinzipien der toxikologischen Grenzwertsetzung, mit biologischem Monitoring, sowie mit Strategien zur Verhütung und Entschädigung von beruflich bedingten Erkrankungen.
Arbeitsmedizin/Pneumologie
48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin vom 14.-17.03.07
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) tagt 2007 vom 14.-17.03. im Congress Center Rosengarten in Mannheim. Die Sektion „Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin“, deren Sprecher seit diesem Jahr der Arbeitsmediziner Dr. Frank Hoffmeyer aus dem BGFA ist, wird sich unter anderem mit folgenden Inhalten beschäftigen:
Pneumologische Radiologie, Pleuramesotheliom, Modulation der pulmonalen Immunabwehr durch Umweltaerosole,
Feinstaub, Begutachtung des Berufsasthmas sowie Asthma und Allergien bei Jugendlichen. Einige dieser Themen werden in Kooperation mit anderen Sektionen durchgeführt. Weitere Informationen unter: www.dgp-kongress.de
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Brasch F, Schimanski S, Muhlfeld C, Barlage S, Lang mann T, Aslanidis C, Boettcher A, Dada A, Schroten H,
Mildenberger E, Prueter E, Ballmann M, Ochs M, Joh nen G, Griese M, Schmitz G: Alteration of the Pulmonary Surfactant System in Full-Term Infants with Hereditary ABCA3 Deficiency. Am J Respir Crit Care Med
2006; 174: 571-80
Bünger J: Erdgaskraftstoffe senken Partikelemission
und Mutagenität von Dieselmotorabgasen. Symposium
Medical 2006; 6: 16-7
Criee CP, Berdel D, Heise D, Kardos P, Kohler D, Leu pold W, Magnussen H, Marek W, Merget R, Mitfessel
H, Rolke M, Sorichter S, Worth W, Wuthe H: [Recommendations on spirometry by Deutsche Atemwegsliga].
Pneumologie 2006; 60: 576-84
Emmert B, Bünger J, Keuch K, Muller M, Emmert S,
Hallier E, Westphal GA: Mutagenicity of cytochrome
P450 2E1 substrates in the Ames test with the metabolic
competent S. typhimurium strain YG7108pin3ERb(5).
Toxicology 2006; 228, 66-76
Jappe U, Raulf-Heimsoth M, Hoffmann M, Burow G,
Hubsch-Muller C, Enk A: In vitro hymenoptera venom
allergy diagnosis: improved by screening for cross-reactive carbohydrate determinants and reciprocal inhibition. Allergy 2006; 61: 1220-9
Kleine-Tebbe J, Merget R: [IgE-mediated allergic airway
diseases]. Dtsch Med Wochenschr 2006; 131: 2017-26
Koets M, Sander I, Bogdanovic J, Doekes G, Ameron gen A: A rapid lateral flow immunoassay for the detection of fungal alpha-amylase at the workplace. J Environ Monit 2006; 8: 942-6
Korinth G, Weiss T, Angerer J, Drexler H: Dermal absorption of aromatic amines in workers with different
skin lesions: a report on 4 cases. J Occup Med Toxicol
2006; 1:17
Kranig A, Brüning T, Harth V: Wann ist eine Erkrankung eine Berufskrankheit? Grundlagen der deutschen
BK-Systematik. DMW 2006; 131: 2202-3
Krismann M, Thattamparambil P, Simon F, Johnen G:
[Differential diagnosis of preneoplastic lesions of the
pleura and of early mesothelioma: immunohistochemical and morphological findings.]. Pathologe 2006;
27: 99-105
Lilienthal H, Hack A, Roth-Harer A, Grande SW, Talsness
CE: Effects of Developmental Exposure to 2,2,4,4,5Pentabromodiphenyl Ether (PBDE-99) on Sex Steroids,
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in Rats. Environ Health Perspect 2006; 114: 194-201
Raulf-Heimsoth M, Liebers V: Aus der Arbeitsschutzforschung Endotoxine am Arbeitsplatz - genau messen,
sicher beurteilen. Die BG 2006; 94-5
Renz H, Becker WM, Bufe A, Kleine-Tebbe J, RaulfHeimsoth M, Saloga J, Werfel T, Worm M: [In vitro allergy diagnosis. Guideline of the German Society of
Asthma and Immunology in conjunction with the German Society of Dermatology]. J Dtsch Dermatol Ges
2006; 4: 72-85
Taeger D, Johnen G, Pesch B, Wiethege T, Tannapfel
A, Brüning T: Das Wismut-Sektionsarchiv: Wertvolle
Quelle für die berufsgenossenschaftliche Forschung.
Die BG 2006; 356-7
van der Ven L, Piersma A, Lilienthal H, Hamers T, Ha kansson H: Disruption of the thyroid hormone system
by brominated flame retardants. CREDO Newsletter
2006; 6: 1-2
Weisbach V, Koch HM, Angerer J, Eckstein R: Di(2ethylhexyl)phthalate exposure of apheresis donors is
procedure-related. Transfusion 2006; 46: 1457-8
Yeang HY, Hamilton RG, Bernstein DI, Arif SA, Chow
KS, Loke YH, Raulf-Heimsoth M, Wagner S, Breitene der H, Biagini RE: Allergen concentration in natural
rubber latex. Clin Exp Allergy 2006; 36: 1078-86
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TERMINE /PUBLIKATIONEN
Faxanforderung
Deutsche Gesellschaft für
Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.
47. Wissenschaftliche Jahrestagung
21.- 24. März 2007 in Mainz
In Zusammenarbeit mit:
• Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V.
– Berufsverband Deutscher Arbeitsmediziner –
• Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e.V.
Hauptthemen:
• Wie lange können wir gesund arbeiten – Wissenschaftliche Antworten der
Arbeitsmedizin
• Universitäre Ausbildung – Verpflichtung und Chancen für die Arbeitsmedizin
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13.30 - 2. März 2007
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Tagungsort:
Rheingoldhalle Mainz
Rheinstraße 66, 55116 Mainz
Tagungspräsident:
Univ.-Prof. Dr. med. Dipl.-Ing.
Stephan Letzel
Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und
Umweltmedizin der Johannes GutenbergUniversität Mainz
Tagungsorganisation:
Institut für Arbeits-, Sozial- und
Umweltmedizin:
Dipl.-Psych. Isabel Löffler
Tel: 0 6131/ 39 -312 86
E-Mail: [email protected]
VDBW Geschäftsstelle:
Jochen Protzer
Friedrich-Eberle-Str. 4a
76227 Karlsruhe
Tel: 0 721/ 93 38 18 -0
Fax: 0 721/ 93 38 18 -8
Tagungssekretariat:
Debora Brückbauer
Tel: 0 61 31/ 39 -332 33
Fax: 0 61 31/ 39 -366 80
E-Mail: [email protected]
Allgemeine Informationen: www.dgaum.de
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Forschungsinstitut
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Institut der
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